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Dokument 1.pdf - OPUS - Universität Würzburg

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das Organ zu schlagen - und hört bis zum Tod<br />

des Individuums nicht mehr damit auf. Aber noch<br />

sind viele Entwicklungsschritte notwendig, um<br />

aus dem Schlauch ein Herz mit vier Kammern<br />

werden zu lassen.<br />

Das voll ausgebildete Herz besteht aus drei Ge­<br />

webeschichten (Abb. 1) . Am auffcilligsten ist das<br />

so genannte Myokard, das aus den Herzmuskel­<br />

zellen besteht und für das Sch lagen des Organs<br />

verantwortlich ist. Innen ist das Herz mit einer<br />

Lage von Zellen (Endokard) ausgekleidet, die für<br />

einen möglichst reibungsarmen Blutfluss sorgen.<br />

Auch nach außen ist es durch eine spezialisierte<br />

Zellschicht (Epikard) abgeschirmt. Diese sorgt<br />

dafür, dass sich das Herz möglichst reibungsarm<br />

im Herzbeutel bewegt.<br />

Zellen wandern über Gewebebrücke<br />

Die Wand des frühembryonalen Herzschlauchs<br />

besteht nur aus Myokard und innerer Zellschicht.<br />

Die äußere Hülle wird auf besonders spektakuläre<br />

Weise gebildet: Wo das Blut in den Herzschlauch<br />

hineinfließt, entsteht zunächst eine traubenförmige<br />

Struktur (Abb. 2), die sich während der weiteren<br />

Entwicklung vergrößert. Schließlich bildet sich<br />

von ihr aus eine Gewebebrücke zum Herzen. Über<br />

diesen Steg wandern Zellen auf die Oberfläche<br />

der primitiven Herzkammer und bilden dort die<br />

äußere Zellschicht.<br />

Durch Manipulationsversuche in Zusammenarbeit<br />

mit jörg Männer vom Anatomischen Institut der<br />

Uni Göttingen konnten wir zeigen, dass die äuße­<br />

re Schicht bei der Kontrolle des Wachstums der<br />

Kammerwand eine sehr wichtige Funktion ausübt.<br />

Verhindert man die Zellwanderung zum Herzen<br />

hin, so bleibt das Herzmuskelgewebe in seiner<br />

Entwicklung zurück und es kommt eine nur dünne<br />

Herzkammerwand zustande. Diese ist nicht dazu<br />

in der Lage, eine für das weitere Wachstum des<br />

Embryos ausreichende Pumpaktivität aufzubauen.<br />

Ziel unserer weiteren Untersuchungen wird es sein,<br />

die molekulare Kontrolle des Kammerwachstums<br />

zu analysieren und die dabei aktivierten Gene zu<br />

charakterisieren.<br />

Aus der äußeren Zellschicht leiten sich viele<br />

verschiedene Zelltypen ab (Abb. 1). Nachdem<br />

das Herz vollständig umkleidet wurde, lösen<br />

sich einzelne Zellen aus dem Gewebeverband<br />

und wandern in die Region ein, aus der später<br />

das Herzmuskelgewebe entsteht. Dort werden<br />

Forschungsschwerpunkt<br />

Wenige Signalmoleküle steuern<br />

Entwicklung von Embryonen<br />

45 BLICK<br />

Die Kommunikation zwischen Zellen ist insbesondere während der Embry­<br />

onalentwicklung sehr ausgeprägt. Dafür sind so genannte Signalmoleküle<br />

verantwortlich: Sie werden von einer Zelle ausgeschüttet und von einer<br />

benachbarten Zelle mit Hilfe von Rezeptoren gebunden. Dann lösen sie enzy­<br />

matische Prozesse aus, die in einer Veränderung der Genexpression gipfeln.<br />

Untersuchungen in den vergangenen Jahren haben gezeigt, dass es nur eine<br />

sehr begrenzte Zahl von Signalmolekülen gibt, die während der Embryonal­<br />

entwicklung in immer wieder neuem Zusammenhang Verwendung finden.<br />

Sie haben Namen wie Notch, Hedgehog oder Wnt und wurden häufig zuerst<br />

in der Taufliege entdeckt Mittlerweile ist klar, dass diese Signalmoleküle<br />

universell im Tierreich eingesetzt werden, um die Embryonalentwicklung zu<br />

steuern. Sie spielen aber auch bei Regenerationsprozessen und der Wundhei­<br />

lung eine Rolle und sind an der Entstehung von Krebs beteiligt.<br />

sie durch noch nicht näher charakterisierte<br />

Signalmoleküle dazu veranlasst, verschiedene<br />

Zelltypen zu bilden. Aus ihnen gehen zum Beispiel<br />

das gesamte Bindegewebe des Herzens und die<br />

Herzkranzgefäße hervor. Es ist eine interessante<br />

Frage, ob die Zellen von Anfang an das gleiche<br />

Entwicklungspotenzial besitzen oder ob sie schon<br />

verschieden spezialisiert sind.<br />

Eine weitere Frage, der wir uns widmen, ist der<br />

embryonale Ursprung der traubenförmigen Struk­<br />

tur, aus der die Zellbrücke zum Herzschlauch<br />

hervorgeht. Insbesondere untersuchen wir, welche<br />

Signalmoleküle für ihre Entstehung verantwortlich<br />

sind. Kürzlich konnten wir zeigen, dass auch hierfür<br />

BMP2, das wir bereits als wichtiges Signalmolekül<br />

für die Entstehung des Myokard identifiziert haben,<br />

ein essenzielles Signalmolekül ist. Außerdem inter-<br />

Abb. 2 : Entwicklung deräu­<br />

ßeren Zellschicht des Herzens<br />

bei einem Hühnerembryo.<br />

Zunächst entsteht an der Ein ­<br />

{lussbahn des Herzens eine<br />

traubenförmige Anlage (PE,<br />

links). Diese vergrößert sich<br />

im Verlauf der weiteren Ent­<br />

wicklung und baut schließlich<br />

eine direkte Verbindung mit<br />

dem Herzen auf (Pfeil, rechtes<br />

Bild). Ober diese Gewebebrü­<br />

cke gelangen dann Zellen auf<br />

die Oberfläche des Herzens<br />

(gelbbraun markiert). Foto:<br />

}örg Männer

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