DIN A5 - Katja Erdmann-Rajski
DIN A5 - Katja Erdmann-Rajski DIN A5 - Katja Erdmann-Rajski
Programmheft Fall aus der Zeit Die Stimme(n) Ingeborg Bachmanns Tanztheater von Katja Erdmann-Rajski
- Seite 2 und 3: Fall ab, Herz Fall ab, Herz, vom Ba
- Seite 4 und 5: Fall aus der Zeit. Die Stimme(n) In
- Seite 6 und 7: Mitwirkende 4
- Seite 8 und 9: Katja Erdmann-Rajski (Konzeption, C
- Seite 10 und 11: Daniela Pöllmann (Sprache) 1999 Di
- Seite 12 und 13: Mein Mekka 10
- Seite 14 und 15: „Malina” von Ingeborg Bachmann
- Seite 16 und 17: mehr, weil das Wiener Telefonnetz f
- Seite 20 und 21: Ich möchte das Briefgeheimnis wahr
- Seite 22 und 23: Die Stimme 20
- Seite 24 und 25: Von Anbeginn ihrer Schriftstellerka
- Seite 28 und 29: Immer wieder tauchen sie auf, „di
- Seite 30 und 31: an Höhen und Tiefen auszumessen gi
- Seite 32: Ze.M. Tanzprojekte Katja Erdmann-Ra
Programmheft<br />
Fall<br />
aus<br />
der<br />
Zeit<br />
Die Stimme(n) Ingeborg Bachmanns<br />
Tanztheater von <strong>Katja</strong> <strong>Erdmann</strong>-<strong>Rajski</strong>
Fall ab, Herz<br />
Fall ab, Herz, vom Baum der Zeit,<br />
fallt, ihr Blätter, aus den erkalteten Ästen,<br />
die einst die Sonne umarmt’,<br />
fallt, wie Tränen fallen aus dem geweiteten Aug!<br />
Fliegt noch die Locke tagelang im Wind<br />
um des Landgotts gebräunte Stirn,<br />
unter dem Hemd preßt die Faust<br />
schon die klaffende Wunde.<br />
Drum sei hart, wenn der zarte Rücken der Wolken<br />
sich dir einmal noch beugt,<br />
nimm es für nichts, wenn der Hymettos die Waben<br />
noch einmal dir füllt.<br />
Denn wenig gilt dem Landmann ein Halm in der Dürre,<br />
wenig ein Sommer vor unserem großen Geschlecht.<br />
Und was bezeugt schon dein Herz?<br />
Zwischen gestern und morgen schwingt es,<br />
lautlos und fremd,<br />
und was es schlägt,<br />
ist schon sein Fall aus der Zeit.<br />
Ingeborg Bachmann, Sämtliche Gedichte, Piper: München 2005,<br />
ISBN 3-492-23985-4
Ingeborg Bachmann<br />
geb. am 25. Juni 1926. 1945-49 Studium der<br />
Philosophie u.a. in Wien. Dissertation über<br />
Heidegger. 1948 Beginn einer lebenslangen<br />
Freundschaft und intensiven poetischen<br />
Korrespondenz mit Paul Celan. 1951 Script-<br />
Writer und Redakteurin beim US-Sender<br />
Rot-Weiß-Rot in Wien. 1953 erhält sie den Preis der „Gruppe 47” für<br />
ihren ersten Gedichtband „Die gestundete Zeit”. Eine Spiegel-Titelstory<br />
(1954) und ihr Lyrikband „Anrufung des Großen Bären”<br />
(1956) legen die Grundlage ihres Aufstiegs zur wichtigsten deutschsprachigen<br />
Dichterin der Nachkriegszeit, aber auch ihrer öffentlichen<br />
Stilisierung zur „auratischen Lyrikerin”. Ermutigt durch ihren<br />
Erfolg in Deutschland, bricht Bachmann 1953 auf Einladung des<br />
Komponisten Hans Werner Henze nach Italien auf, um als freie<br />
Schriftstellerin zu arbeiten. Die Freundschaft und Zusammenarbeit<br />
mit Henze schlägt sich u.a. in den Opernlibretti „Der Prinz von<br />
Homburg” (1958) und „Der junge Lord” (1965) sowie in theoretischen<br />
Überlegungen zum Verhältnis von Musik und Dichtung nieder.<br />
In den Jahren nach dem Aufbruch aus Wien, in denen Bachmann in<br />
Rom (1953-57), München/Neapel (1957/58) sowie (zusammen mit<br />
Max Frisch) abwechselnd in Zürich und Rom wohnt (1958–63), entstehen<br />
neben Gedichten, Hörspielen und Essays die Frankfurter<br />
Vorlesungen, in denen sie ihre poetologischen Überlegungen erstmals<br />
systematisch zusammenfasst und in der literarischen Moderne<br />
verortet. Trotz des kritischen Echos, auf das Bachmanns erster<br />
Erzählband „Das dreißigste Jahr” (1961) vor dem Hintergrund ihres<br />
Ruhms als Lyrikerin stößt, konzentriert sich Bachmann in ihren<br />
Berliner Jahren (1963-65) und dann wieder in Rom (1965-73) fast<br />
ausschließlich auf Prosa. Die Trennung von Frisch (1962) fällt mit<br />
einer Lebenskrise zusammen, die persönlich zu einer Alkohol- und<br />
Medikamentenabhängigkeit mit zahlreichen Klinikaufenthalten<br />
führt, zugleich aber zu einem literarischen Neuansatz: der Darstellung<br />
der verborgenen „Verbrechen” unserer Gesellschaft, die unter<br />
dem Arbeitstitel „Todesarten” von nun an ihr Schreiben bestimmt.<br />
1964 erhält sie den bedeutendsten deutschen Literaturpreis, den<br />
Georg-Büchner-Preis. Neben dem Roman „Malina” (1971) und<br />
mehreren posthum veröffentlichten Romanfragmenten gehört der<br />
Erzählband „Simultan” (1972) in den weiteren Zusammenhang des<br />
Todesarten-Projekts, das nicht mehr zum Abschluss kommt. Am<br />
17. Oktober 1973 erliegt Ingeborg Bachmann in einem römischen<br />
Krankenhaus den (durch Medikamentenentzug noch erschwerten)<br />
Folgen eines Brandunfalls.
Fall aus der Zeit. Die Stimme(n) Ingeborg Bachmanns<br />
Tanzthetaer von <strong>Erdmann</strong>-<strong>Rajski</strong><br />
<strong>Katja</strong> <strong>Erdmann</strong>-<strong>Rajski</strong>s Tanztheater „Fall aus der Zeit” setzt sich tänzerisch<br />
mit dem Mythos Bachmann auseinander, mit Werk und<br />
Persönlichkeit der wohl bedeutendsten deutschsprachigen Schriftstellerin,<br />
die 2006 achtzig Jahre alt geworden wäre.<br />
Aus der Originalstimme Bachmanns–dem Rhythmus, der<br />
Modulation, den sprachlosen Momenten–entwickelt <strong>Katja</strong><br />
<strong>Erdmann</strong>-<strong>Rajski</strong> das Stück. Im eigentümlich brüchigen Stimm-Fall<br />
der Autorin spürt sie tänzerisch der „Stimme” und dem „Fallen” als<br />
zentrale Chiffren in Bachmanns Werk nach–verortet zwischen<br />
Utopie und Verzweiflung. Choreografie, Musik, Sprache und Raum<br />
greifen in der Kopräsenz zahlreicher Stimmen die musikalische<br />
Kompositions- und Erzähltechnik Bachmanns auf. Im Tanz tauchen<br />
die traumatischen Bilder ihres Werks auf, in denen das Ungeheuerliche<br />
der Welt ebenso aufbricht wie ekstatische Liebessehnsucht.<br />
„Fall aus der Zeit” ertanzt sich in einer eindringlichen Sprache die<br />
Polyphonie der Stimme(n) Ingeborg Bachmanns– sie als Lektüreund<br />
Erregungsspuren in den bewegten Körper einschreibend.<br />
Veranstaltungsdaten<br />
RotebühlTheater<br />
Kartentelefon 07 11/66 07-120<br />
Rotebühlplatz 28, 70173 Stuttgart<br />
19. Okt. 2006, 20.00 (Premiere)<br />
20.-21. Oktober 2006, 20.00<br />
22. Oktober 2006, 15.00<br />
4.-6. Januar 2007, 20.00<br />
7. Januar 2007, 15.00<br />
theater rampe<br />
Kartentelefon 07 11/6 49 00 94<br />
Filderstr. 47, 70180 Stuttgart<br />
14.-18. Nov. 2006, 20.00<br />
Mit einer Einführung von Ulrich Fleischmann<br />
jeweils 45 Minuten vor Vorstellungsbeginn<br />
2
3<br />
Texte und Musik<br />
Verwendete Texte Ingeborg Bachmanns<br />
Gedichte: Exil, Strömung, Dunkles zu sagen, An die Sonne, Fall ab<br />
Herz, Das Spiel ist aus, Die gestundete Zeit, Delikatessen, Ihr Worte,<br />
Wie soll ich mich nennen?, Böhmen liegt am Meer<br />
Romane und Erzählungen: Malina, Undine geht, Ein Wildermuth<br />
Essays: Die wunderliche Musik<br />
Kompositionen<br />
Matthias Schneider-Hollek: plan B<br />
Pei-Yu Shi: Zwei singende Klarinetten für Tonband (nach dem<br />
Gedicht „Fall ab, Herz” von Ingeborg Bachmann)<br />
Zitierte Musik<br />
Gesamtkomposition und Klangregie von Matthias Schneider-Hollek<br />
unter Verwendung von: Hans Werner Henze: Arioso 4 (Estro),<br />
Richard Wagner: Tristan und Isolde, Gaetano Donizetti: Ti voglio<br />
bene assai, Jacques Offenbach: Hoffmanns Erzählungen, Thomas<br />
Koschat: Verlassen verlassen bin i (Kärntner Volkslied, op. 4 Nr. 1),<br />
Auprès de ma blonde (Chanson), W. A. Mozart: Kyrie aus „Große<br />
Messe” c-moll (KV 427), W. A. Mozart: Exsultate, jubilate (KV 165),<br />
Gustav Mahler: Symphonie Nr. 2 c-moll, Miles Davis: Ascenseur<br />
pour l’échafaud, Arnold Schönberg: Pierrot Lunaire (op. 21), Gustav<br />
Mahler: Symphonie Nr. 3 d-moll, Alban Berg: Altenberg-Lied 4<br />
(Nichts ist gekommen), op.4
Mitwirkende<br />
4
5<br />
Konzeption/Choreografie/Regie<br />
<strong>Katja</strong> <strong>Erdmann</strong>-<strong>Rajski</strong><br />
Tanz<br />
Antonella Anaclerio, Eva Baumann,<br />
Julia Brendle, <strong>Katja</strong> <strong>Erdmann</strong>-<strong>Rajski</strong><br />
Sprache<br />
Ingeborg Bachmann (Originalstimme),<br />
Daniela Pöllmann<br />
Musik<br />
Matthias Schneider-Hollek, Pei-Yu Shi<br />
Lichtgestaltung<br />
Doris Schopf<br />
Konzeptionelle Mitarbeit<br />
Ulrich Fleischmann, Doris Schopf<br />
Dramaturgische Begleitung<br />
Ulrich Fleischmann<br />
Text<br />
Ingeborg Bachmann<br />
Kostüme<br />
Susanne Landis
<strong>Katja</strong> <strong>Erdmann</strong>-<strong>Rajski</strong><br />
(Konzeption, Choreografie, Regie, Tanz)<br />
Professorin für Kulturpädagogik und Kulturelle<br />
Bildung an der EFH Darmstadt, studierte<br />
an der Stuttgarter Hochschule für Musik<br />
und Darstellende Kunst Musikerziehung mit<br />
dem Hauptfach Rhythmik. In der anschließenden<br />
Tanzausbildung mit den Schwerpunkten zeitgenössischer<br />
Tanz, Tanztheater und Ausdruckstanz arbeitete sie u.a. mit Rosalia<br />
Chladek (Wien), Fe Reichelt (Frankfurt/Berlin) und Susanne Linke<br />
(Bremen). Sie war Mitglied im Tanztheater Fe Reichelt Frankfurt/<br />
Berlin sowie in der Compagnie Dance Art Stuttgart. 1999 promovierte<br />
sie über den Tanz Gret Paluccas an der Universität Stuttgart.<br />
Mit Solo-Arbeiten und eigenen Choreografien hat sie sich in den<br />
vergangenen Jahren einen Namen als freie Tänzerin und Choreografin<br />
gemacht. Sie zeigt ihre Arbeiten auf zahlreichen Gastspielen<br />
in ganz Deutschland. Seit 2001 produziert sie ihre eigenen Stücke<br />
unter dem Label Ze.M. Tanzprojekte.<br />
Als Dozentin, als Choreografin und als Tänzerin bewegt sich<br />
<strong>Katja</strong> <strong>Erdmann</strong>-<strong>Rajski</strong> seit vielen Jahren in den Grenzbereichen von<br />
Musik und Tanz. In ihrer choreografischen Arbeit geht sie von Bewegungsideen,<br />
tänzerischer Improvisation und von der Musik aus. Die<br />
idealen musikalischen Vorlagen findet sie bei zeitgenössischen<br />
Komponisten im Bereich der Neuen Musik.<br />
Abendfüllende Produktionen (Auswahl): ZweierGeschichten<br />
(UA Stuttgart 2003), Die Kontrabass (UA Stuttgart 2004), Stabat<br />
Mater (UA Herrenberg 2004), WasserZeichen (UA Stuttgart 2005),<br />
Spiel(t)räume (UA Darmstadt 2005), LichtBlicke (UA Darmstadt<br />
2005), Frau im Quadrat (UA Stuttgart 2005), Fall aus der Zeit. Die<br />
Stimme(n) Ingeborg Bachmanns (UA Stuttgart Oktober 2006).<br />
Doris Schopf (Lichtgestaltung)<br />
Grafikerin und Fotodesignerin. Studium<br />
Theaterwissenschaften in Giessen und<br />
Wien. Seit den 80er Jahren als Lichtdesignerin<br />
und Beleuchtungsmeisterin<br />
tätig, u.a. im Staatstheater Stuttgart,<br />
Theaterhaus Stuttgart. Zusammenarbeit<br />
(auch dramaturgisch) mit freien Theatern, Festivals, Choreografen,<br />
Komponisten, Filmemachern und bildenden Künstlern; eigene Projekte:<br />
künstlerisches Lichtexperiment, Fotodesign und<br />
Crossoverperformance.<br />
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7<br />
Antonella Anaclerio (Tanz)<br />
Tanzausbildung: Hochschule für Musik und<br />
Darstellende Kunst Frankfurt a.M., Professioneller<br />
Kurs für junge Tänzer des CDR<br />
Aterballetto, Reggio Emilia; Erster Platz bei<br />
Stars of tomorrow 2000; Auftritte (Auswahl):<br />
Oper Frankfurt a.M. „La Traviata”,<br />
Oper Leipzig „Die Trojaner”, Projekt „ImproPerformance” mit Paul<br />
Estabrook, Amsterdam, und Drag Queen Hedda Lettuce, New York.<br />
Eva Baumann (Tanz)<br />
Tänzerin und Choreografin. Tanzstudium<br />
u.a. an der Rotterdamse Dansacademie und<br />
der Hochschule für Musik und Darstellende<br />
Kunst Frankfurt a.M. In Rotterdam auch<br />
Choreografiestudium. Als Tänzerin u.a. mit<br />
Anouk van Dijk, Paul Selwyn Norton, Sjoerd<br />
Vreugdenhil und der Magpie Music Dance Company (Amsterdam)<br />
gearbeitet. Seit 1998 eigene Choreografien, mit Schwerpunkt Soloarbeit.<br />
Mehrjährige Erfahrung in der Improvisation als eigenständige<br />
Performance-Form. 2003 Einladung zum 7. Internationalen Solo-<br />
Tanztheater-Festival in Stuttgart, Gastspiele in Klaipeda (Litauen)<br />
und im Mousonturm (Frankfurt a.M.). 2003 Produktionspreis des<br />
Niederländischen Prins Bernhard Cultuurfonds für junge Theatermacher.<br />
Premiere ihres neuen Solos „Mutterseelenallein” im<br />
November 2006 auf dem Cadance-Festival in Den Haag.<br />
Julia Brendle (Tanz)<br />
Tanzausbildung beim Telos-Tanzstudio in<br />
Stuttgart, an der Paluccaschule, Hochschule<br />
für Tanz, in Dresden und der Rotterdamse<br />
Dansacademie. Mitwirkung beim Telos-<br />
Tanzensemble und Palucca Tanzstudio.<br />
Zusammenarbeit u.a. mit Regina Neuffer,<br />
Gabrielle Staiger, Anke Glasow, Felix Ruckert (auch während des<br />
Studiums). Auftritte u.a. in München, Dresden, Stuttgart, Ulm, Sylt,<br />
Niederlande, USA, Italien und der Schweiz.
Daniela Pöllmann (Sprache)<br />
1999 Diplomabschluss an der Staatlichen<br />
Hochschule für Musik und Darstellende<br />
Kunst in Stuttgart/Fachbereich Sprechen.<br />
Freiberuflich tätig als Schauspielerin<br />
(Engagements u.a. Forum Theater Stuttgart,<br />
Studio Theater Stuttgart, Theater der<br />
Altstadt Stuttgart, Wallgraben Theater Freiburg, Theater Kosmos<br />
Bregenz). Seit 2001 vielseitige Produktionen in Zusammenarbeit<br />
mit Musikern und Bildenden Künstlern. Dozentin für Phonetik an<br />
der Universität Stuttgart/Sprachenzentrum. Gründungs- und<br />
Ensemblemitglied von den WORTISTEN.<br />
Matthias Schneider-Hollek (Musik)<br />
1982-1988 Querflötenstudium in Stuttgart<br />
(K. Strobel). 1988-1992 Kompositionsstudium<br />
(Schwerpunkt Elektronische Musik)<br />
in Stuttgart (Prof. Ulrich Süße) frühzeitige<br />
Abscheu vor und Abkehr von einer Konzertsaalkomponistenkarriere,<br />
daher vor allem:<br />
(Dokumentar-)Filmmusiken (mit K. Burger) für ARD/ARTE/SWR/<br />
MDR, etc.<br />
Theaterarbeiten (Dancer in the Dark, aktuell „Café Umberto”, „The<br />
New Electric Ballroom”, Schauspielhaus Düsseldorf, „Stiller”,<br />
Schauspiel Frankfurt, Marilyn-Monroe-Theatre, Los Angeles,<br />
Puschkin-Theater in St. Petersburg, GUS)<br />
Klangregie und LiveElektronik – eclat (seit 1994) und „attacca”,<br />
Stuttgart, u.a. Nono: Quando stanno morendo, Deutschlandradio<br />
Köln (Nominierung für den Preis der Deutschen Schallplattenkritik)<br />
CDs und (bis 2004) Commercials für/von Groß und/bis Klein<br />
Lehrtätigkeiten/Workshops: University of Natal, Durban, Südafrika,<br />
Musikakademie Basel, Kunstakademie Stuttgart, Universität<br />
Greifswald, Merz-Akademie Stuttgart, Musikhochschule Stuttgart<br />
Live- und Studioprojekte, u.a. „durban poison”, „skip all fades”.<br />
Pei-Yu Shi (Musik)<br />
In Taipeh (Taiwan) geboren. Studierte<br />
Chinesisches Musik von 1988 bis 1995 an<br />
der National Taiwan Academy of Art und der<br />
Chinese Culture University in Taipei. Von<br />
1995 bis 1998 studierte sie Komposition<br />
bei Prof. Hwang-long Pan an der Graduate<br />
School of Music of National Institute of the Art. Seit 1999 studiert 8
9<br />
sie an der Karlsruher Musikhochschule in der Kompositionsklasse<br />
von Prof. Dr. Wolfgang Rihm sowie elektronische Kompositionsund<br />
Aufführungspraxis bei Prof. Dr. Thomas A. Troge. 1996 und<br />
1998 gewann sie den Kompositionswettbewerb „literature and art<br />
award of the Ministry of Education” in Taiwan. 1997 Stipendiatin<br />
des Ministry of Education in Taiwan. 2001-2002 Stipendiatin des<br />
Landes Baden-Württemberg. Stipendium des ZKM Karlsruhe. Erster<br />
Kompositionsauftrag vom Taipei Chinese Orchestra, Uraufführung<br />
1997 in Taipei. Erster Kompositionsauftrag in Deutschland von<br />
MaerzMusik, 2002 in Berlin uraufgeführt. Ihre Werke wurden aufgeführt<br />
anlässlich des 18./19. „Conference and Festival of Asian Composer’s<br />
League”, der ISCM 1997, „A?Devantgarde 6”, „14. Karlsruher<br />
Künstlermesse”, in Taiwan, China, auf den Philippinen, in Japan,<br />
Korea, in den USA, in Frankreich und in Deutschland.<br />
Ulrich Fleischmann (dramaturgische<br />
Beratung). Germanistik- und Geschichtsstudium<br />
an der Universität Stuttgart und an<br />
der École des Hautes Études en Sciences<br />
Sociales, Paris. Nach einem kurzen Ausflug<br />
in den akademischen Bereich (Promotionsstudium<br />
Historische Verhaltensforschung,<br />
Lehrbeauftragter in Neuerer Geschichte) arbeitet er heute als<br />
Texter, Konzeptionist und Kommunikationsdesigner in dem 1995<br />
von ihm mitbegründeten Büro „Fleischmann & Kirsch Verbale und<br />
visuelle Kommunikation”. Die Arbeiten des Büros wurden mehrfach<br />
ausgezeichnet (red dot award, DDC, Corporate Design Preis, if,<br />
Berliner Type, u.a.). Designpublikationen. Seit 2005 begleitet er die<br />
Arbeit der Tänzerin und Choreografin <strong>Katja</strong> <strong>Erdmann</strong>-<strong>Rajski</strong> in<br />
Kommunikation und Dramaturgie.
Mein Mekka<br />
10
11<br />
Mein Mekka und mein Jerusalem!<br />
Ein Telefonat zwischen Ingeborg Bachmann und Roland Barthes<br />
Ingeborg Bachmann und Roland Barthes sind sich nie begegnet.<br />
Wahrscheinlich kannten sie sich nicht einmal. Und doch scheint<br />
sich eine imaginäre Korrespondenz zu entspinnen zwischen dem<br />
„Ich” aus Bachmanns „Malina” (1971) und Barthes’ 1977, lange<br />
nach Bachmanns Tod veröffentlichten „Fragmenten einer Sprache<br />
der Liebe”. Über die räumliche und zeitliche Distanz hinweg verbindet<br />
sie das Telefon–als Medium und Thema ihrer Kommunikation.<br />
Die folgenden Doppelseiten stellen beide Lesarten gegenüber:<br />
den objektivierten und doch betroffenen Blick des französischen<br />
Philosophen und die wortwörtlich subjektive, erleidende Sicht des<br />
Roman-Ich der österreichischen Dichterin. Ein fiktives Telefongespräch<br />
wird zum poetischen Dialog über den Geliebten, die Sehnsucht,<br />
das Warten und den Verlust.<br />
Ingeborg Bachmann, Malina. Roman (Mit einem Nachwort von Elfriede Jelinek),<br />
Suhrkamp: Frankfurt a.M. 2006 (geb. Sonderausgabe), ISBN 3-518-41770-3<br />
Roland Barthes, Fragmente einer Sprache der Liebe, Suhrkamp: Frankfurt a.M.<br />
1988 (suhrkamp taschenbuch 1586), ISBN 3-518-38086-9
„Malina” von Ingeborg Bachmann<br />
Es bleibt mir der Blick auf das schwarze Telefon, beim Lesen,<br />
vor dem Schlafengehen, wenn ich es neben das Bett stelle. Austauschen<br />
lassen könnte ich es freilich gegen ein blaues oder rotes<br />
oder weißes, nur wird es nicht mehr dazu kommen, denn es darf<br />
sich nichts mehr in meiner Wohnung verändern, damit außer Ivan,<br />
dem einzig Neuen, mich nichts ablenkt, und nichts von dem<br />
Warten, wenn das Telefon sich nicht rührt. [...]<br />
Aber heute rauche ich und warte und rauche ich vor dem<br />
Telefon bis nach Mitternacht. [...] Da es klingelt, girrt, surrt, greife<br />
ich nach dem Telefon, ich will schon ‚Hallo‘ sagen, denn es könnte<br />
Ivan sein, aber dann lege ich den Hörer leise nieder, weil mir für<br />
heute kein letzter Anruf erlaubt war. Es läutet noch einmal, hört<br />
aber gleich auf, es war ein vorsichtiges Läuten, es war vielleicht<br />
Ivan, es kann nur Ivan gewesen sein, und ich will nicht gestorben<br />
sein, noch nicht, wenn es wirklich Ivan war. [...]<br />
Aber ich knie auf dem Boden vor dem Telefon und hoffe, dass<br />
auch Malina mich nie überrascht in dieser Stellung, auch er soll nie<br />
sehen, wie ich niederfalle vor dem Telefon, wie ein Moslem auf<br />
seinen Teppich, die Stirn auf den Parkettboden gedrückt. [...]<br />
Mein Mekka und mein Jerusalem! Und so auserwählt bin ich vor<br />
allen Telefonabonnenten und so werde ich gewählt, mein 723144,<br />
denn Ivan weiß mich schon auswendig auf jeder Wählscheibe zu<br />
finden und sicherer findet er meine Nummer als mein Haar und<br />
meinen Mund und meine Hand. [...]<br />
Solange ich ihn höre und mich von ihm gehört weiß, bin ich am<br />
Leben. Solang das Telefon, auch wenn wir unterbrechen müssen,<br />
wieder läutet, schrillt, klingelt, wütet, […]–aber wenn es doch ruft,<br />
und wer weiß schon, was ein Telefon tut und wie seine Ausbrüche<br />
zu nennen sind? solange es mir jedoch seine Stimme zukommen<br />
lässt, ob wir nun einander verstehen, kaum verstehen oder nicht 12
13<br />
„Fragmente einer Sprache der Liebe” von Roland Barthes<br />
Die Erwartung ist Verzauberung: ich habe Weisung erhalten,<br />
mich nicht zu rühren. Das Warten auf einen Telefonanruf ist, ad infinitum,<br />
ohne dass man es sich einzugestehen wagte, mit kleinen<br />
Verboten belegt: ich versage es mir, das Zimmer zu verlassen, auf<br />
die Toilette zu gehen, selbst zu telefonieren (um die Leitung freizuhalten):<br />
ich leide (aus demselben Grunde) darunter, dass man mich<br />
anrufen könnte. [...] Alle diese Ablenkungen, die mich locken, wären<br />
somit für das Warten verlorene Augenblicke, Angst-Verunreinigungen.<br />
Denn die Erwartungsangst in ihrer reinen Form will mich in<br />
einem Sessel in Reichweite des Telefons finden, untätig. [...]<br />
Nun gibt es aber keine andere Abwesenheit als die des Anderen:<br />
der Andere macht sich davon, ich bleibe da. Der Andere ist im<br />
Zustand immerwährenden Aufbruchs, im Zustande der Reise; er ist,<br />
seiner Bestimmung nach, Wanderer, Flüchtiger; ich, der ich liebe,<br />
bin meiner umgekehrten Bestimmung nach sesshaft, unbeweglich,<br />
verfügbar, in Erwartung, an Ort und Stelle gebannt, nicht abgeholt<br />
wie ein Paket in einem verlassenen Bahnhofswinkel. [...]<br />
Einen Telefonanruf erwarten ist eine gewissermaßen zu grobe<br />
Abhängigkeit; ich muss sie über alle Grenzen hinaus verfeinern:<br />
also werde ich mich über alles aufregen, das mich aufhält und<br />
meine Rückkehr an den Apparat verzögert, dem ich dienstbar bin;<br />
und wie dieser Telefonanruf, den ich nicht verfehlen will, mir eine<br />
neue Gelegenheit zur Unterwerfung bietet, könnte man sagen: [...]<br />
ich bin verwirrt vor Abhängigkeit, aber überdies – eine weitere<br />
Stufe – von dieser Verwirrung gedemütigt. [...]<br />
Das Wesen, das ich erwarte, ist kein reales. [...] der Andere<br />
taucht da auf, wo ich ihn erwarte, da, wo ich ihn bereits erschaffen<br />
habe. Und wenn er nicht kommt, halluziniere ich ihn: die Erwartung<br />
ist ein Wahnzustand. [...]<br />
Manchmal gelingt es mir, die Abwesenheit leidlich zu ertragen.<br />
[...] Diese leidlich ertragene Abwesenheit ist nichts anderes als das<br />
Vergessen. Ich bin gelegentlich untreu. Das ist die Bedingung<br />
meines Überlebens. [...]
mehr, weil das Wiener Telefonnetz für Minuten zusammenbricht, ist<br />
mir alles gleichgültig, auch was er mir zu sagen hat, so voller<br />
Erwartung, am Aufleben, am Ableben, fange ich wieder an mit<br />
‚Hallo?‘. Nur Ivan weiß das nicht, er ruft an oder er ruft nicht an, er<br />
ruft doch an. [...]<br />
Ivan hat also keine Zeit, und der Hörer fühlt sich eiskalt an, nicht<br />
aus Plastik, denn ich höre, wie er einhängt, und ich wollte, dieses Geräusch<br />
wäre ein Schuss, kurz, schnell, damit es zu Ende sei. [...]<br />
Ein Tag wird kommen, an dem die Menschen rotgoldene Augen<br />
und siderische Stimmen haben, an dem ihre Hände begabt sein<br />
werden für die Liebe, und die Poesie ihres Geschlechts wird wiedererschaffen<br />
sein [...] und ihre Hände werden begabt sein für die Güte,<br />
sie werden nach den höchsten aller Güter mit ihren schuldlosen<br />
Händen greifen, denn sie sollen nicht ewig, denn es sollen die<br />
Menschen nicht ewig, sie werden nicht ewig warten müssen... [...]<br />
Ein Tag wird kommen. Ein Tag wird kommen, und es wird nur die<br />
trockene heitere gute Stimme von Malina geben, aber kein schönes<br />
Wort mehr von mir, in großer Erregung gesagt. [...]<br />
Meine flammenden Briefe, meine flammenden Aufrufe, meine<br />
flammenden Begehren, das ganze Feuer, das ich zu Papier gebracht<br />
habe, mit meiner verbrannten Hand – von allem fürchte ich,<br />
dass es zu einem verkohlten Stück Papier werden könnte. [...]<br />
Ich schreibe [...] heute in höchster Angst und fliegender Eile, ich<br />
bin völlig unfähig, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen, aber<br />
wer hat je einen klaren Gedanken gefasst? [...]<br />
14
15<br />
Mittels des Telefons versuche ich fraglos, die Trennung zu leugnen.<br />
[...] Aber die Telefonschnur [...] ist mit einer Bedeutung behaftet,<br />
die nicht die der Verbindung, sondern die der Distanz ist: geliebte,<br />
müde, am Telefon vernommene Stimme: das ist das Fading (das<br />
Verschwinden der geliebten Figur) in seiner ganzen Angst. [...] Ich<br />
werde dich verlassen, sagt jeden Augenblick die Stimme des<br />
Telefons. [...]<br />
Bin ich verliebt? – Ja, weil ich warte. Er, der Andere, wartet nie.<br />
Manchmal möchte ich den Nicht-Wartenden spielen; ich versuche<br />
mich anderweitig zu beschäftigen, zu spät zu kommen; aber bei diesem<br />
Spiel verliere ich immer; was ich auch tue, ich finde mich müßig,<br />
ich komme rechtzeitig, ja sogar zu früh. Die fatale Identität des<br />
Liebenden ist nichts anderes als dieses „ich bin der, der wartet”. [...]<br />
Das Fading des Anderen zeigt sich an seiner Stimme. Die Stimme<br />
unterstützt die Verflüchtigung des geliebten Wesens, macht sie<br />
kenntlich und besiegelt sie sozusagen, denn zur Stimme gehört das<br />
Ersterben. Was die Stimme ausmacht, ist, was an ihr mich aufgrund<br />
ihres nahen Verstummens erschüttert, so als ob sie alsbald Erinnerung<br />
wäre und nichts anderes sein könnte. Dieses Phantom-Wesen<br />
der Stimme ist die Modulation. Die Modulation, durch die sich jede<br />
Stimme abgrenzt, ist das, was im Begriff ist zu verstummen, ist jene<br />
Klangspur, die sich auflöst und verflüchtigt. Die Stimme des geliebten<br />
Wesens kenne ich nur als tote, erinnerte, im Innern meines<br />
Kopfes, jenseits des Ohres beschworene; schwache und doch monumentale<br />
Stimme, weil sie zu jenen Objekten zählt, die erst dann<br />
existieren, wenn sie einmal verschwunden sind. [...]<br />
Die Liebe schreiben wollen heißt dem Mörtel der Sprache die<br />
Stirn bieten; jener Zone von Betörung, wo die Sprache zugleich<br />
zuviel und zuwenig ist, wo sie (durch die grenzenlose Ausdehnung<br />
des Ich, durch die Gefühlsüberschwemmung) exzessiv und (durch<br />
die Codices, anhand deren die Liebe sie glättet und verflacht) arm<br />
ist. [...]
Ich möchte das Briefgeheimnis wahren. Aber ich möchte auch<br />
etwas hinterlassen. [...]<br />
Ich knie auf dem Boden, es sind nicht Mekka und nicht Jerusalem,<br />
in deren Richtung ich mich verbeuge. Ich verbeuge mich vor nichts<br />
mehr, ich muss nur die unterste Lade, die klemmt und so schwer zu<br />
öffnen ist, aus dem Sekretär ziehen. Damit Malina nicht merkt, für<br />
welchen Platz ich mich entschieden habe, darf ich kein Geräusch<br />
machen, aber nun geht die Spagatschleife auf, die Briefe rutschen<br />
durcheinander, ich binde sie ungeschickt wieder zusammen, zwänge<br />
sie in einen Spalt der Lade, ziehe sie aber sofort wieder heraus,<br />
vor Furcht, die Briefe könnten schon verschwunden sein. Ich habe<br />
vergessen, auf das Packpapier etwas zu schreiben, falls diese Briefe<br />
doch einmal gefunden werden. Eine Wichtigkeit müsste hervorgehen<br />
aus wenigen Worten. Jetzt also noch wenige Worte: Es sind dies<br />
die einzigen Briefe ... diese Briefe sind die einzigen Briefe ... die<br />
Briefe, die mich erreicht haben ... Meine einzigen Briefe. [...]<br />
Malina: Wenn jemand alles ist für einen anderen, dann kann er<br />
viele Personen in einer Person sein. Ich: Willst du damit sagen,<br />
jemand war einmal alles für mich? Was für ein Irrtum! Das ist ja das<br />
Bitterste. Malina: Ja. Aber du wirst handeln, du wirst etwas tun müssen,<br />
du wirst alle Personen in einer Person vernichten müssen. Ich:<br />
Ich bin doch vernichtet worden. [...]<br />
Ich habe in Ivan gelebt und ich sterbe in Malina. [...]<br />
Das Telefon läutet, Malina hebt es ab, er spielt mit meiner<br />
Sonnenbrille und zerbricht sie. […] Er hat meine Brille zerbrochen, er<br />
wirft sie in den Papierkorb, es sind meine Augen […] er zerreißt ein<br />
paar Briefe, er wirft mein Vermächtnis weg, es fällt alles in den<br />
Papierkorb. […]<br />
es ist etwas in der Wand, es kann nicht mehr schreien, aber es<br />
schreit doch: Ivan! [...] Es ist eine sehr alte, eine sehr starke Wand,<br />
aus der niemand fallen kann, die niemand aufbrechen kann, aus der<br />
nie mehr etwas laut werden kann. [...]<br />
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19<br />
Die Sprache ist eine Haut: ich reibe meine Sprache an einer<br />
anderen. So als hätte ich Worte anstelle von Fingern oder Finger an<br />
den Enden meiner Worte. Meine Sprache zittert vor Begierde. Die<br />
Unruhe erwächst aus einem doppelten Kontakt: einerseits bringt<br />
eine regelrechte Diskursaktivität [...] jenes „ich begehre dich” (zur<br />
Geltung), und setzt es frei, speist es, verästelt es, lässt es explodieren<br />
(die Sprache berührt genießerisch sich selbst); andererseits<br />
wickle ich den Anderen in meine Worte ein, streichle, berühre ihn<br />
sanft damit, fahre mit diesem Streicheln fort, verausgabe mich<br />
dabei. [...]<br />
Ich muss dem ähneln, den ich liebe. Ich postuliere (und eben<br />
das bereitet mir Genuss) eine Wesenskonformität zwischen dem<br />
Anderen und mir. Bild, Nachahmung: ich mache, soweit möglich,<br />
alles wie der Andere. Ich will der Andere sein, ich will, dass er ich ist,<br />
so als wären wir eins, eingeschlossen in dieselbe Hautfalte. [...]<br />
Das „Subjekt” ist für uns derjenige, der leidet: wo es eine Wunde<br />
gibt, gibt es auch ein Subjekt ... und je weiter die Wunde im Zentrum<br />
des Körpers aufklafft, desto mehr wird das Subjekt zum Subjekt:<br />
denn das Subjekt ist die Innerlichkeit. [...] Eben das ist die Wunde der<br />
Liebe: ein „gierendes Klaffen” (bis zu den „Wurzeln” des Seins), dem<br />
es nicht gelingt, sich zu schließen, und dem das Subjekt entströmt<br />
und sich in diesem Ausströmen erst eigentlich konstituiert. [...]<br />
Die Katastrophe im Bereich der Liebe [...] sind Situationen ohne<br />
Rest, ohne Wiederkehr; ich habe mich mit solcher Gewalt in den<br />
Anderen projiziert, dass ich mir, wenn er mir verlorengeht nicht<br />
mehr herauszuhelfen weiß, mich nicht mehr erholen kann; ich bin<br />
für immer verloren. [...]<br />
Ich versuche, mich vom Imaginären der Liebe loszureißen: das<br />
Imaginäre aber glimmt unterirdisch weiter wie schlecht gelöschter<br />
Torf; es entzündet sich von neuem; was entsagend aufgegeben<br />
wurde, taucht wieder auf; aus dem schlecht verschlossenen Grabe<br />
dringt jählings ein langer Schrei. [...]
Die Stimme<br />
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21<br />
Ingeborg Bachmann Bewegt<br />
Gedanken zur Arbeit am Tanztheaterprojekt „Fall aus der Zeit“ von<br />
<strong>Katja</strong> <strong>Erdmann</strong>-<strong>Rajski</strong> unter Mitwirkung von Ulrich Fleischmann<br />
Die Stimme Bachmanns. Über Jahre hinweg habe ich immer wieder<br />
Bachmanns Gedichte, Erzählungen und ihren Roman „Malina”<br />
gelesen. Auf langen Autofahrten immer und immer wieder die von<br />
ihr selbst gesprochenen Gedichte gehört.<br />
2005 hatte ich eine antiquarische Erstausgabe des Gedichtbands<br />
„Anrufung des Bären” geschenkt bekommen, in dem sich<br />
ein Zeitungsartikel über den Tod Bachmanns fand, den offenbar der<br />
einstige Besitzer dieses Buches zu entfernen vergaß. Es handelte<br />
sich um einen ZEIT-Artikel Erich Frieds vom 26.10.1973. Die Überschrift<br />
„Mit scharfem Gehör für den Fall” war der eigentliche Auslöser<br />
für die Idee zu meinem neuen Tanztheaterprojekt.<br />
Bachmanns Stimme, das Thema „Hören”, das Thema „Fall”.<br />
Irgendetwas fügte sich da sofort für mich zusammen. [...] Sicher<br />
hängt meine tänzerische Annäherung an Bachmann mit der Suche<br />
zusammen, warum mich stets gerade ihre Stimme so berührt hat.<br />
Natürlich haben mich auch die emotionalen, sinnlichen Bilder ihrer<br />
Werke angesprochen, aber vor allem war und ist es ihre Stimme,<br />
mit der sie auf so unverwechselbare Weise ihre Gedichte, ihre<br />
Prosa spricht, die mich, seit ich sie das erste Mal hörte, mehr als<br />
nur fasziniert. In ihrer Stimme liegt für mich genauso Schonungslosigkeit,<br />
Abgeklärtheit wie auch Verzweiflung, Staunen oder Entsetzen<br />
über die Ungeheuerlichkeiten der Welt, der Menschen, als<br />
auch Sprödes wie hochgradig Emotionales. Eine hohe Stimme, zerbrechlich<br />
wirkend. Eine Stimme mit wenig Modulationsfähigkeit.<br />
Scheinbar nur, denn auf sehr subtile Weise gibt diese Stimme ihren<br />
Worten stets genau den Ausdruck, den sie in ihren Gedichten und<br />
Texten verlangen.<br />
Das mich stets aufs Neue faszinierende und sehr bewegende<br />
Moment ist das zwischen den einzelnen Worten und Sätzen Liegende<br />
in ihrer Stimme, etwas, das man manchmal kaum hören, aber<br />
deutlich spüren kann. Das Stocken, das nach Atem Ringen, das<br />
plötzliche Absacken der Stimme, als ob sie während des Sprechens<br />
„den Boden unter den Füßen verliert”, das Schlucken, das Warten,<br />
das ins Flüstern Gleiten und Vieles mehr. Hier vermittelt sich mir–<br />
auch in Verknüpfung mit dem Gesagten– ein Mensch mit einer<br />
immensen Angst zu sprechen; ein Konflikt zwischen persönlicher<br />
Scheu und dem Drang, Erkenntnisse, Gefühle, Erlebtes aussprechen<br />
zu wollen, zu müssen.
Von Anbeginn ihrer Schriftstellerkarriere hat Bachmanns Stimme<br />
ihre Zeitgenossen beeindruckt, berührt. Schon ihre erste Lesung<br />
auf der Niendorfer Tagung der Gruppe 47 im Mai 1952, als ihre<br />
Stimme zu versagen drohte, hat zur Legendenbildung der „auratischen”<br />
Lyrikerin beigetragen. „Sie liest sehr leise, fast flüsternd.<br />
Einige sagten nachher ‚Sie weinte ihre Gedichte.’ Alle müssen näher<br />
rücken, um überhaupt ein Wort zu verstehen. Ingeborg Bachmann<br />
wird immer leiser, dann verstummt sie ganz” (Hans Werner Richter).<br />
Sie „flüsterte, stockend und heiser, einige Verse” (Walter Jens).<br />
„Von ihrer Lesung habe ich nicht viel mehr behalten als ihren<br />
Sound, ihren Ton, diese fast flüsternde Stimme, die dennoch überall<br />
durchdrang, diese Stimme aus seidenem Faden, von der Martin<br />
Walser sagte, sie habe ihn immer an die Stimmen der Frauenseite<br />
in der Wasserburger Kirche bei den Rosenkranzandachten seiner<br />
Jugend erinnert” (Peter Hamm).<br />
Ihre Stimme bestimmt meine Choreografie. Sie beeinflusst wie<br />
eine bestimmte Musik, ein bestimmter Rhythmus die Art, wie die<br />
Tänzer, die Sprecherin oder auch der Komponist mit den gestellten<br />
Themen umgehen – und dies auch unabhängig vom Textinhalt. In<br />
ihrem Entwurf „Auf den Spuren der Sprache” bringt Bachmann<br />
genau dies zur Sprache – das reine Hörerlebnis eines Gedichts,<br />
dessen Rhythmus und Musikalität man folgt, dessen Pausen und<br />
Nichtgesagtem man nachempfindet, ohne dauernd dem Wortgehalt<br />
nachdenken zu müssen:<br />
Die Spur zu einem Gedicht ist eine Spur der Sprache, führt<br />
durch die Sprache, ein Gespinst von Worten, Sätzen,<br />
Pausen. ‚Dieses Gedicht ist mir rätselhaft’, sagte einer und<br />
versank in Nachdenken. Es war nicht rätselhaft; es gibt<br />
überhaupt nicht sehr viel Rätselhaftes, mit Ausnahme der<br />
Sprache vielleicht. Insofern (ist) das Gedicht unauflösbar<br />
und kein Königswasser wird es zerstören. Kinder und Geisteskranke<br />
kennen den reinen Automatismus der Sprache,<br />
was etwas bedeutet, wissen sie noch nicht oder nicht mehr.<br />
Über die [...] Form des Gedichts, wo die Mitteilung nicht<br />
mehr flüssig wird, aus den sprachlosen Momenten, stoßen<br />
die Sprachpartikel zusammen, reiben sich, entzünden sich.<br />
Jeder, der fällt, hat Flügel. Eines der Themen, welches im Zusammenhang<br />
mit Bachmanns Stimm„fall” im Tanz entwickelt wird, ist<br />
das Fallen, das plötzliche oder langsame Fallen eines Körpers oder<br />
auch das plötzliche Fallen aus einem System. „Fallen” ist ein wiederkehrender<br />
Topos in Bachmanns Werk. Während die negative 22
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Konnotation von „Fallen” uns bereits seit biblisch-literarischem<br />
Urbeginn im Sündenfall und als arche-typische Urangst in unseren<br />
Träumen begleitet, spiegeln sich in Bachmanns „Fallen” sowohl<br />
ihre Problemkonstanten Tod und Ausgelöschtwerden als auch<br />
Erlösung und Hoffnung wider. In ihrem Vers „Jeder, der fällt, hat<br />
Flügel” („Das Spiel ist aus”) wird das Fallen geradezu utopisch aufgehoben<br />
im märchenhaften Zauber frühkindlicher Wunschwelten.<br />
und wir werden singen:<br />
Es ist eine schöne Zeit, wenn der Dattelkern keimt!<br />
Jeder, der fällt, hat Flügel.<br />
Im Gesang der Geschwister wird die Einheit von Fallen und<br />
Schweben, von Sturz und Geborgensein beschworen. „Das<br />
Gleichzeitige von Fall und Flügel. Darin liegt vielleicht auch eine<br />
biblische Reminiszenz. Der Engelssturz, Luzifer und die Engel mit<br />
Flügeln, die dennoch abgefallen und gestürzt sind. Eine Sündenfallgeschichte.<br />
[...] Die Vorwegnahme des eigenen Falls in die Zeit,<br />
in die Geschlechterdifferenz und in die Widersprüche der Existenz<br />
der Erwachsenen” (Peter Beicken). Der Sünden-Fall erscheint bereits<br />
in Bachmanns Gedicht „Anrufung des Großen Bären” im Bild der<br />
„Zapfen, die von den Tannen gefallen sind, den großen, geflügelten,<br />
die aus dem Paradiese stürzten.”<br />
In Bachmanns Werk meint man die ganze Welt fallen zu sehen.<br />
Fast scheint es, als ob sie den Satz, der ihren Wittgenstein-Essay<br />
ein-leitet, wörtlich aufgefasst hätte: „Die Welt ist alles, was der Fall<br />
ist”. Gegenstände oder Körper fallen bis hin zu kosmologischen<br />
Phänomenen wie Mond („Psalm”) oder Kometen („Nachtflug”).<br />
Selbst ihre poetischen Bilder, selbst die Liebesmetaphern fallen:<br />
„Die Rosenlast stürzt lautlos von den Wänden” („Hôtel de la Paix”).<br />
Der Mensch selbst fällt aus der Natur, dem realen Raum, in die<br />
„Bezirke des Vergessens” und die „Bergwerke des Traums” und<br />
zuletzt in das (rettende oder vernichtende?) Feuer.<br />
Du wirst fallen<br />
vom Berg ins Tal, mit den reißenden Gewässern<br />
in die Schluchten, auf den Grund der Fruchtbarkeit,<br />
in die Samen der Erde, dann in die Minen von Gold,<br />
in den Fluß des Erzes, aus dem die Standbilder<br />
der Großen gehämmert werden, in die tieferen Bezirke<br />
des Vergessens, Millionen Klafter von dort,<br />
und in die Bergwerke des Traums.<br />
Zuletzt aber in das Feuer.
Immer wieder tauchen sie auf, „die vielen Bilder eines Ich, das zu<br />
Boden geschlagen wird, niederstürzt – und dennoch sich erhebt,<br />
gegen die Nacht und gegen die Gewalt” (Hans Höller).<br />
Wenn du auferstehst,<br />
wenn ich aufersteh,<br />
hängt der Henker am Tor,<br />
sinkt der Hammer ins Meer.<br />
Einmal muß das Fest ja kommen!<br />
Selbst die hörbare Welt gerät ins Fallen: In ihrem Gedicht „Exil” fallen<br />
die Regentöne. Und in einem ihrer berührendsten poetischen<br />
Bilder fällt das lyrische Ich im Lied („Ich falle im Lied”), in der Kunstform,<br />
die Bachmann als höchste Form menschlichen Schaffens<br />
betrachtete, da hier Musik und Sprache zueinander kommen. Hier<br />
legt das Fallen alles Bedrohende, Gefährdende ab. Im Lied scheint<br />
selbst das Fallen geborgen, buchstäblich „aufgehoben” zu sein.<br />
Und wird nicht zuletzt in Bachmanns eigenem Stimmfall – beim<br />
Rezitieren ihrer Gedichte – das Fallen hörbar gemacht?<br />
Der Fall Malina. Szenisch, dramaturgisch wie kompositorisch<br />
ist mein Tanzstück besonders von Bachmanns Roman „Malina” inspiriert<br />
und beeinflusst. Hier erzählt sie die Themen „Stimme” und<br />
„Fallen” in eindringlichen Bildern geradezu körperlicher Präsenz.<br />
Man sprach gar von einer „Fallsucht” des Ich im Roman.<br />
Ich bin ins Zeitalter der Stürze gekommen ... Ich bin in ein<br />
kleines Grab gefallen ..., und ich muß diese Zeit in der Gruft<br />
zubringen, ich fürchte mich schon vor dem nächsten Sturz,<br />
aber ich weiß, da es eine Wahrsagung ist, daß ich dreimal<br />
stürzen werde, ehe ich wieder aufstehen kann.<br />
Das Ich fällt sowohl in tiefe Verzweiflung und Erschöpfung als auch<br />
in ekstatisches Liebeserleben: „Malina sagt noch einmal: Sei ganz<br />
ruhig, laß dich ganz fallen. Ich lasse mich fallen und ich denke an<br />
Ivan”. [...] Im Warten auf den Anruf des Geliebten Ivan verschmelzen<br />
die beiden Motive der „Stimme” und des „Fallens” miteinander.<br />
Das bittende (also betende) Niederfallen vor dem Telefon soll die<br />
Stimme des Geliebten herbeiflehen:<br />
Aber ich knie auf dem Boden vor dem Telefon und hoffe,<br />
daß auch Malina mich nie überrascht in dieser Stellung,<br />
26
27<br />
auch er soll nie sehen, wie ich niederfalle vor dem Telefon,<br />
wie ein Moslem auf seinen Teppich, die Stirn auf den<br />
Parkettboden gedrückt. ... Mein Mekka und mein Jerusalem!<br />
Und so auserwählt bin ich vor allen Telefonabonnenten<br />
und so werde ich gewählt, mein 72 31 44, denn Ivan weiß<br />
mich schon auswendig auf jeder Wählscheibe zu finden<br />
und sicherer findet er meine Nummer als mein Haar und<br />
meinen Mund und meine Hand.<br />
Die Stimme eines gefesselten Geschöpfs. Was hier individualisiert<br />
ist in der Liebessehnsucht des Ich nach der erlösenden (also<br />
heilbringenden) Stimme des Geliebten, was hier konkretisiert ist im<br />
Warten auf die kommende Erlösung findet in den immer wieder<br />
variierten Verkündungstexten „Ein Tag wird kommen” seine heilsgeschichtliche<br />
Ausweitung zu einer gesellschaftspolitischen Utopie.<br />
Ein Tag wird kommen, an dem die Menschen rotgoldene<br />
Augen und siderische Stimmen haben, an dem ihre Hände<br />
begabt sein werden für die Liebe, und die Poesie ihres<br />
Geschlechts wird wiedererschaffen sein ...<br />
mit einer Stimme, die noch nie jemand gehabt hat, mit der<br />
Sternstimme, der siderischen Stimme, erzeuge ich den<br />
Namen Ivan und seine Allgegenwart.<br />
Hier erhält die Stimme utopische Momente wie schon in Bachmanns<br />
frühen musik- und literaturtheoretischen Schriften. In ihrem 1959<br />
veröffentlichten Essay „Musik und Dichtung” definiert sie zum<br />
ersten Mal den emphatischen Begriff einer Stimme, die erklingt.<br />
Die Stimme wurde zu einer der wichtigsten Chiffren in Bachmanns<br />
Poetologie. In dem Essay entwirft sie ein leidenschaftliches Plädoyer<br />
für eine neue Vereinigung von Musik und Dichtung. Interessanterweise<br />
wird die Möglichkeit dieser Vereinigung nicht wie<br />
sonst über den Topos der Sprachähnlichkeit begründet, sondern<br />
über den Rhythmus. In Anlehnung an Hölderlins Wort, dass sich der<br />
Geist nur rhythmisch ausdrücken könne, schreibt Bachmann:<br />
Musik und Dichtung haben nämlich eine Gangart des<br />
Geistes. Sie haben Rhythmus, in dem ersten, dem gestaltgebenden<br />
Sinn.<br />
Wenn Bachmann dann fortfährt und die „Stimme des Menschen”<br />
als „Stimme eines gefesselten Geschöpfs” bezeichnet, „das nicht<br />
ganz zu sagen fähig ist, was es leidet, nicht ganz zu singen, was es
an Höhen und Tiefen auszumessen gibt”, dann erinnert mich umgekehrt<br />
die Vortragsweise Bachmanns an das „Geschöpf einer gefesselten<br />
Stimme” als Ausdruck eines Konflikts zwischen persönlicher<br />
Scheu und dem Drang, Erlebtes aussprechen zu müssen. Die<br />
Stimme wird zum Platzhalter für den Augenblick vollkommenen<br />
Erkennens, in dem Wahrheit und Liebe zusammenfallen.<br />
Es ist Zeit, dieser Stimme wieder Achtung zu erweisen, ihr<br />
unsere Worte, unsere Töne zu übertragen. Es ist Zeit, sie<br />
nicht mehr als Mittel zu begreifen, sondern als den Platzhalter<br />
für den Zeitpunkt, an dem Dichtung und Musik den<br />
Augenblick der Wahrheit miteinander haben. Wer würde da<br />
– wenn sie noch einmal erklingt, wenn sie für ihn erklingt!<br />
– nicht plötzlich inne, was das ist: Eine menschliche Stimme.<br />
Diese Stimme, in der sich Sprache und Musik trennen und vereinen,<br />
ist Thema meines Stücks. Die Stimme Bachmanns, die poetischen<br />
Stimmen ihres Werks werden tänzerisch verkörpert, in der stummen<br />
Sprache der Bewegung ebenso lautbar wie in der Sprechstimme,<br />
hörbar in der von Musikzitaten durchsetzten elektronischen Komposition<br />
und sichtbar gemacht in der Raumkonzeption: Die Akteure<br />
als fünf Stimmen einer „Spurensuche” beschreiben wie in einer<br />
polyphonen Komposition auf den fünf Linien einer Partitur eine<br />
endlos fortlaufende Bewegung von links nach rechts, der der „Fall<br />
aus der Zeit” nicht gelingen mag. Choreografie, Musik, Sprache und<br />
Raum greifen damit die musikalische Kompositionstechnik in<br />
„Malina” auf .<br />
„Ebenso häufig begegnet in ihrem Schreiben eine Spielart der<br />
Intertextualität, die in der Kopräsenz zahlreicher Stimmen aus unterschiedlichen<br />
Texten besteht, sei es in Form von Zitat oder Anspielung,<br />
als Nachhall von Lektürespuren oder Polyphonie” (Sigrid<br />
Weigel). „Der Intertext ist eine Musik von Figuren, Metaphern, Wort-<br />
Gedanken; es ist der Signifikant als Sirene” (Roland Barthes).<br />
Undine, meine Lieblingsfigur Bachmanns, taucht zwar nirgends<br />
in meinem Stück auf. Aber bis in die choreografische und dramaturgische<br />
Komposition des Stücks ist ihr Rufen, ihre Stimme lautlos zu<br />
vernehmen: „Komm! Komm! Nur einmal komm!”<br />
Auszüge aus der Erstveröffentlichung mit ausführlichen Literaturangaben in:<br />
Hände voll Lilien. 80 Stimmen zum Werk von Ingeborg Bachmann. Gedenkbuch<br />
zum 80. Geburtstag von Ingeborg Bachmann, hg. v. Magdalena Tzaneva, LiDi<br />
EuropEdition: Berlin 2006, ISBN: 3-00-018777-4, S. 225-233<br />
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Impressum<br />
Konzeption und Gestaltung<br />
Fleischmann & Kirsch, Backnang<br />
Fotografie Gudrun Bublitz, Stuttgart (Umschlag),<br />
Benjamin Jehle, Stuttgart (Inhalt)<br />
Reproduktion immedia23, Stuttgart<br />
Druck Leibfarth + Schwarz, Dettingen/Erms<br />
Gefördert von<br />
Kulturamt der Landeshauptstadt Stuttgart<br />
Fonds Darstellende Künste<br />
Stiftung Landesbank Baden-Württemberg<br />
Unterstützt von<br />
Treffpunkt Rotebühlplatz, Stuttgart<br />
theater rampe stuttgart<br />
Produktionszentrum Tanz und Performance Stuttgart<br />
Prinz Stuttgart<br />
Druckerei Leibfarth + Schwarz, Dettingen/Erms<br />
Modewerkstatt Susanne Landis, Stuttgart<br />
Gudrun Bublitz Fotografie, Stuttgart<br />
Benjamin Jehle, Stuttgart<br />
Mit freundlicher Genehmigung<br />
Piper Verlag, Suhrkamp Verlag, SWR
Ze.M. Tanzprojekte <strong>Katja</strong> <strong>Erdmann</strong>-<strong>Rajski</strong><br />
Mobil 0049-(0)160-8 05 01 84<br />
katja@erdmann-rajski.de<br />
www.erdmann-rajski.de