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News<br />
Rechtsexperte Gerhard Predeschly informiert<br />
Thema: Verkauf von Darlehen durch Banken<br />
In jeder <strong>Ausgabe</strong> von<br />
„Sikkens aktuell“ informiert<br />
Lackhersteller Sikkens seine<br />
Kunden über aktuelle Rechtsfragen.<br />
Dieses Mal gibt<br />
Gerhard Predeschly Auskunft<br />
über die Rechtsgrundlage<br />
für den Verkauf bzw. die<br />
Weitergabe von Darlehen.<br />
Besonders durch ein Mitte des<br />
Jahres 2007 bekannt gewordenes<br />
Urteil des Bundesgerichtshofes<br />
(BGH) ist einer größeren<br />
Öffentlichkeit bewusst, dass<br />
Banken – zum Zwecke der Geldbeschaffung<br />
– Darlehen veräußern.<br />
Dem ahnungslosen Kunden<br />
steht dann statt seiner bisherigen<br />
Hausbank plötzlich ein<br />
unbekannter Gläubiger gegenüber,<br />
dessen Interessen nicht<br />
unbedingt darin liegen, die<br />
üblichen Bankgeschäfte zu tätigen,<br />
sondern der vorrangig an<br />
einer schnellen Verwertung bestehender<br />
Sicherheiten interessiert<br />
ist. Ins Interesse der Öffentlichkeit<br />
gerückt sind solche Fälle<br />
nicht zuletzt durch die derzeitige<br />
Bankenkrise.<br />
Die Rechtsgrundlage für den<br />
Verkauf und die Weitergabe<br />
von Forderungen findet sich in<br />
§ 398 BGB. Dieser bestimmt,<br />
dass eine Forderung vom Gläubiger<br />
durch einen Vertrag mit<br />
einem anderen auf diesen übertragen<br />
werden kann. Klarzustellen<br />
ist, dass sich durch eine<br />
solche Abtretung zunächst nichts<br />
ändert: Wer seinen Darlehenspflichten<br />
nachkommt, hat nichts<br />
6 SIKKENS aktuell 1/<strong>2009</strong><br />
zu befürchten. Der neue Gläubiger<br />
hat keine weiter gehenden Rechte<br />
als der alte. Problematisch wird<br />
eventuell die Anschlussfinanzierung,<br />
also wenn eine bestimmte<br />
Laufzeit mit einem festen Zinssatz<br />
neu verhandelt werden muss. Ist<br />
der neue Gläubiger an einer Verlängerung<br />
des Darlehens nicht<br />
interessiert, muss umgeschuldet<br />
werden. Das Problem: Dass auf den<br />
Gläubiger, an den die Bank die<br />
Darlehensforderung abgetreten<br />
hat, gemäß § 401 BGB, auch für<br />
das Darlehen bestellte Sicherungsrechte<br />
– wie z. B. eine Bürgschaft<br />
– übergegangen sind. Diese<br />
Sicherheiten können der „neuen“<br />
Bank, mit der umgeschuldet werden<br />
soll, nicht bzw. noch nicht angeboten<br />
werden.<br />
Ein ausdrückliches Abtretungsverbot<br />
war in dem vom BGH entschiedenen<br />
Fall zwischen der Bank<br />
und den Darlehensnehmern nicht<br />
vereinbart worden. Daher haben<br />
die Schuldner die Auffassung vertreten,<br />
ein vertraglicher Ausschluss<br />
der Abtretung würde sich aus dem<br />
Bankgeheimnis ergeben. Dies hat<br />
der BGH verneint. Auch ein gesetzliches<br />
Abtretungsverbot hat das<br />
Gericht nicht gesehen.<br />
Fazit<br />
Im Ergebnis ist die Praxis der<br />
Banken, sich durch den Verkauf<br />
oder die Abtretung von Darlehensforderungen<br />
zu refinanzieren, damit<br />
von der Rechtsprechung gebilligt<br />
worden. Schützen dagegen kann<br />
man sich nur dadurch, dass bereits<br />
in den Darlehensvertrag die Bestimmung<br />
aufgenommen wird,<br />
dass die Bank ihre Forderungen<br />
aus dem Darlehensvertrag nicht<br />
abtreten wird. Dabei ist Wert<br />
darauf zu legen, dass eine solche<br />
Formulierung auch die im Zusammenhang<br />
mit dem Darlehen<br />
gegebenen Sicherheiten einschließt.<br />
Sollte sich die Bank auf<br />
ein solch umfassendes Abtretungsverbot<br />
nicht einlassen,<br />
kann immer noch in Erwägung<br />
gezogen werden, ob die Bank<br />
nicht wenigstens zu der Erklärung<br />
bereit ist, dass die<br />
Forderung jedenfalls dann und<br />
solange nicht verkauft oder<br />
abgetreten wird, wenn bzw. wie<br />
das Darlehen ordnungsgemäß<br />
zurückgezahlt wird. ■<br />
Info<br />
Rechtsanwalt Gerhard Predeschly<br />
trat nach Studium in Tübingen und<br />
Referendariat in Stuttgart Anfang<br />
1980 in die überwiegend zivil- und<br />
wirtschaftsrechtlich ausgerichtete<br />
Kanzlei Heine ein. Seit 1984 ist er<br />
Partner in der jetzigen Kanzlei<br />
Heine Predeschly & Kollegen in<br />
Stuttgart.<br />
Rechtsanwälte<br />
Heine Predeschly & Kollegen<br />
Feuerseeplatz 5, 70176 Stuttgart<br />
Telefon +49 711 6153354<br />
E-Mail:<br />
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Informationen:<br />
www.heine-predeschly-kollegen.de