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Fortbildung zur Interkulturellen Kompetenz für Lehrerinnen und ...

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<strong>Fortbildung</strong> <strong>zur</strong> <strong>Interkulturellen</strong> <strong>Kompetenz</strong> <strong>für</strong> <strong>Lehrerinnen</strong> <strong>und</strong><br />

Lehrer der Region Hannover im Rahmen des Projekts<br />

„Ges<strong>und</strong> essen – täglich bewegen“<br />

Teilnehmermaterial<br />

Elena Kromm-Kostjuk & Anna-Lena Krahn<br />

Ethno-Medizinisches Zentrum e.V.<br />

Königstraße 6 • 30775 Hannover<br />

Tel.: 0511/16841020 • ethno@onlinehome.de<br />

www.ethno-medizinisches-zentrum.de<br />

Förderhinweis: „ Das dieser Veröffentlichung zugr<strong>und</strong>e liegende Projekt wird aus Mitteln<br />

des B<strong>und</strong>esministeriums <strong>für</strong> Ernährung, Landwirtschaft <strong>und</strong> Verbraucherschutz (BMELV) gefördert.“


Inhalt<br />

1. Migration ............................................................................................................... 2<br />

2. Migration <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit ................................................................................... 4<br />

Soziale <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitliche Belastungen sowie Ressourcen der Migranten............. 5<br />

Migration <strong>und</strong> Übergewicht bei Kindern.................................................................... 11<br />

3. Kulturspezifische Besonderheiten bei Ernährung, Bewegung <strong>und</strong><br />

Selbststeuerung ..................................................................................................... 13<br />

Ernährung & Bewegung ........................................................................................... 14<br />

Selbststeuerung........................................................................................................ 18<br />

4. Interkulturelle <strong>Kompetenz</strong>.................................................................................. 20<br />

5. Praktische Einheiten .......................................................................................... 21<br />

Hinweise <strong>für</strong> den Eltern-Dialog ................................................................................. 21<br />

Türöffner bei Elterngesprächen ................................................................................ 22<br />

Stolpersteine bei Elterngesprächen.......................................................................... 23<br />

Türöffner bei Informationsabenden........................................................................... 25<br />

Stolpersteine bei Informationsabenden .................................................................... 27<br />

Türöffner bei Hausbesuchen .................................................................................... 29<br />

Stolpersteine bei Hausbesuchen: ............................................................................. 30<br />

Eltern <strong>und</strong> Ernährung ............................................................................................... 31<br />

Spaß beim Schnippeln, bunte Nudeln – Kinder <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>es Kochen ............ 31<br />

Spielideen zum Thema Ernährung & Bewegung............................................... 33<br />

Literatur:.................................................................................................................. 34


1. Migration<br />

Nach Angaben des Statistischen B<strong>und</strong>esamtes lebten 2005 15,3 Millionen Menschen mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> in Deutschland. Am höchsten ist ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung<br />

in Großstädten, vor allem in Stuttgart mit 40%, in Frankfurt am Main mit 39,5% <strong>und</strong> in<br />

Nürnberg mit 37%. Bei den unter 5-Jährigen liegt dieser Anteil in sechs Städten bei über<br />

60%, unter anderem in Nürnberg (67%), Frankfurt (65%), Düsseldorf <strong>und</strong> Stuttgart (jeweils<br />

64%). Insgesamt hat knapp ein Drittel aller Kinder unter fünf Jahren in Deutschland einen<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Fast 62% der nach Deutschland Zugewanderten kommen aus Europa. Die neun wichtigsten<br />

Herkunftsländer sind die Türkei (mit 14,2% aller Zugewanderten), die Russische Föderation<br />

(9,4%), Polen (6,9%), Italien (4,2%), Rumänien sowie Serbien <strong>und</strong> Montenegro (jeweils<br />

3,0%), Kroatien (2,6%), Bosnien <strong>und</strong> Herzegowina (2,3%) sowie Griechenland (2,2%).<br />

In Niedersachsen leben r<strong>und</strong> 460.000 ausländische Staatsangehörige; das entspricht einem<br />

Anteil an der Gesamtbevölkerung von 5,6 %. Sie kommen aus fast allen Ländern der Welt,<br />

gehören unterschiedlichen Religionen <strong>und</strong> Konfessionen an <strong>und</strong> haben ihre Heimat aus ganz<br />

verschiedenen Gründen verlassen. Viele Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten wurden zwischen 1955<br />

<strong>und</strong> 1973 als so genannte „Gastarbeiter“ angeworben. Die meisten von ihnen sind in ihre<br />

Herkunftsländer <strong>zur</strong>ückgekehrt, andere blieben <strong>und</strong> holten ihre Ehepartner <strong>und</strong> Kinder nach<br />

Deutschland. Eine andere Gruppe der in Niedersachsen lebenden Ausländerinnen <strong>und</strong><br />

Ausländer ist als Asylsuchende oder als Flüchtlinge gekommen. Knapp 50.000 ausländische<br />

Staatsangehörige leben <strong>zur</strong>zeit in Niedersachsen mit einer befristeten<br />

Aufenthaltsgenehmigung oder einer Duldung. Eine weitere größere Gruppe von<br />

Zuwanderinnen <strong>und</strong> Zuwanderern kommt zu uns, um an einer der Universitäten oder<br />

Fachhochschulen zu studieren. Schätzungen zufolge leben in Niedersachsen über 200.000<br />

Menschen muslimischen Glaubens. Deutschlandweit sind es ca. 3,3 Millionen, mit steigender<br />

Tendenz, von denen etwa eine Million deutsche Staatsbürger sind.<br />

Bei der Beschäftigung mit Daten zum Thema Migration ist stets zu beachten, dass es keine<br />

einheitliche Definition <strong>für</strong> den Begriff „Migranten“ gibt. In offiziellen Erhebungen ist von<br />

„Ausländern“ die Rede. Unter diese Bezeichnung fallen alle, die nicht die deutsche<br />

Staatsbürgerschaft haben, folglich die Nationalität ihres Herkunftslandes haben. Deutsche<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> sind somit nicht erfasst <strong>und</strong> dieser Aspekt muss immer einbezogen<br />

werden. So sind etwa Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> in der dritten Generation, die als<br />

„Gastarbeiter“ nach dem Krieg nach Deutschland kamen <strong>und</strong> ihre Nachkommen nicht<br />

erhoben. Deshalb kann nur ein wenig realistisches Bild der Zusammensetzung der<br />

deutschen Bevölkerung abgebildet werden. Wären Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> z.B.<br />

Teilnehmermaterial – Lehrerfortbildung – EMZ 2009 2


is in die zweite oder dritte Generation in die Berechnungen eingeschlossen, ergäbe sich ein<br />

anderes Bild.<br />

Abbildung 1: Ausländische Bevölkerung am 31.12. 2008 in Niedersachsen nach<br />

ausgewählten Staatsangehörigkeiten<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt:<br />

Ausländerstatistik 2009<br />

Teilnehmermaterial – Lehrerfortbildung – EMZ 2009 3


Abbildung 2: Anteil der EU-Ausländer an der ausländischen Gesamtbevölkerung –<br />

Veränderungen 31.12.2008 gegenüber 31.12.2007 in den Kreisfreien Städten <strong>und</strong><br />

Landkreisen.<br />

Neuste Datenerhebungen zeigen, dass der Anteil der „ausländischen Bevölkerung“ in<br />

einigen B<strong>und</strong>esländern im Vergleich 2007 zu 2008 zugenommen, in wenigen anderen<br />

B<strong>und</strong>esländern hingegen abgenommen hat (Sachsen-Anhalt <strong>und</strong> Schleswig-Holstein) <strong>und</strong> in<br />

einigen gleich geblieben ist. In Niedersachsen kamen 2007 auf 1000 deutsche Staatsbürger<br />

66,5 Ausländer, 2008 sind es 67.<br />

2. Migration <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt:<br />

Ausländerstatistik 2009<br />

Die Mehrheit der Migranten müssen zu den sozial benachteiligten Gruppen der Bevölkerung<br />

gerechnet werden, die ebenso wie vergleichbare „einheimische“ Populationen unter<br />

überdurchschnittlicher Arbeitslosigkeit, nachteiligen Bildungsvoraussetzungen, finanziellen<br />

Krisen <strong>und</strong> schlechten Wohnverhältnissen leiden. Dazu kommen<br />

Verständigungsschwierigkeiten auf unterschiedlichen Ebenen: auf sprachlicher mit dem<br />

Umfeld des Aufnahmelands <strong>und</strong> auf familiärer durch sich rasch wandelnde Vorstellungen<br />

über die Generationen- <strong>und</strong> Geschlechterrollen. Umso beachtlicher ist, wie gut die große<br />

Teilnehmermaterial – Lehrerfortbildung – EMZ 2009 4


Mehrheit von ihnen die Anforderungen der Integration bewältigt <strong>und</strong> <strong>zur</strong> Kreativität <strong>und</strong><br />

Vielfalt unseres Landes beiträgt!<br />

Soziale <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitliche Belastungen sowie Ressourcen der<br />

Migranten<br />

Migrationsprozesse sind bei einem hohen Anteil der Migranten durch vielfältigste<br />

Überforderungssituationen gekennzeichnet. Die Vielfalt neuer Aspekte, Verlusterlebnisse,<br />

rechtliche Unsicherheit, Diskriminierungserfahrungen, unsichere Zukunftsaussichten oder<br />

Sprachprobleme führen zu Stress <strong>und</strong> zu ges<strong>und</strong>heitsgefährdenden Belastungen. Das<br />

Erleben dieser Erfahrungen über lange Zeiträume vertieft Überforderungssituationen <strong>und</strong><br />

begünstigt die Chronifizierung von Leiden. Wenn die Migration noch von traumatischen<br />

Ereignissen begleitet wird, bei denen auch Folter, Misshandlung oder andere Übergriffe eine<br />

Rolle spielen, gilt dies in ganz besonderer Weise.<br />

Nach den Ergebnissen der Stressforschung (Lazarus u. Launier 1981; Collatz 1995) wirken<br />

sich vor allem plötzlich auftretende, einschneidende Lebensereignisse <strong>und</strong> Verluste (lifeevents)<br />

sowie chronische Stressoren in Verbindung mit alltäglichen Ereignissen, Ärgernissen<br />

oder Bedrängnissen negativ auf die Ges<strong>und</strong>heit der Menschen aus. Soziale <strong>und</strong> psychische<br />

Ereignisse, die den normalen Lebenslauf unterbrechen <strong>und</strong> erhöhte Anpassungsleistungen<br />

erfordern, ohne dass die bisher bewährten Bewältigungsmethoden zum Einsatz gebracht<br />

werden können, zählen zu solchen Stressoren. Die Betroffenen erleben einen Orientierungs<strong>und</strong><br />

Kontrollverlust. Weder können Sie auf externe vertraute Unterstützungs-Systeme<br />

zugreifen, noch auf internalisierte <strong>und</strong> erlernte Bewältigungsstrategien (Thomas 1996; Tuna<br />

1999). Ohnmachtgefühle, Identitätskrisen, Entwurzelung, Rollendiffusionen,<br />

Generationskonflikte <strong>und</strong> innerfamiliäre Zerrissenheit sind dann schnell die Folge. Je mehr<br />

sich solche Ereignisse anhäufen <strong>und</strong> je intensiver diese auf die Betroffenen einwirken, desto<br />

größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass große Belastungen mit den normalen<br />

Bewältigungspotentialen nicht mehr verarbeitet werden können. Als Folge treten emotionale<br />

Spannungszustände auf, die sich psychisch <strong>und</strong> körperlich ausdrücken können. In diesem<br />

Zusammenhang wurden in der wissenschaftlichen Literatur bisher Herz-Kreislauf-, Magen-<br />

Darm-, Rheuma- <strong>und</strong> psychiatrische oder psychosomatische Erkrankungen beschrieben<br />

(Collatz u. Fischer 1998).<br />

Die von Migranten zu bewältigenden Anpassungsleistungen sind beachtlich. In der Fremde<br />

werden viele bisher bestimmende kulturelle <strong>und</strong> gesellschaftliche Haltungen – je nach<br />

Bildung <strong>und</strong> Herkunftsregion in unterschiedlichem Ausmaß - in Frage gestellt. Dies betrifft,<br />

um nur einige zu nennen, Essgewohnheiten, Kleiderordnung, Wohn- <strong>und</strong><br />

Hygienevorstellungen, Arbeitsgewohnheiten, die Gestaltung sexueller Beziehungen, Trauer-<br />

Teilnehmermaterial – Lehrerfortbildung – EMZ 2009 5


<strong>und</strong> Bestattungszeremonien, das Feiern von Festen, die Gestaltung von Ruhe- <strong>und</strong><br />

Urlaubszeiten, den Umgang mit Krankheiten <strong>und</strong> die Haltung zu Ges<strong>und</strong>heit, Krankheit <strong>und</strong><br />

dem Körper ganz allgemein. Viele erleben eine große Spannung, möglichst viel der eigenen<br />

Kultur zu wahren <strong>und</strong> sich dennoch fremden Gegebenheiten zu öffnen <strong>und</strong> Verhaltensweisen<br />

schrittweise zu modifizieren.<br />

Viele Migranten können diese Spannung gut bewältigen <strong>und</strong> finden kreative neue Lösungen<br />

<strong>für</strong> das eigene Leben <strong>und</strong> das ihrer Familie. In diesem Anpassungsprozess treten aber auch<br />

Gefühle der Ratlosigkeit, Angst oder Scham auf. Die Anpassung an veränderte<br />

Kleiderordnungen <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsvorstellungen kann zu Schamgefühlen führen; die<br />

Veränderung der Geschlechterrollen können Fragen der persönlichen Ehre aufwerfen.<br />

Kulturelle <strong>und</strong> ethnische Herkunft beeinflussen <strong>und</strong> bestimmen auch ges<strong>und</strong>heitliche<br />

Vorstellungen. Sie beeinflussen das Schmerzempfinden, sie bestimmen, welche Zustände<br />

wir als ges<strong>und</strong> oder als krank bezeichnen, wie wir diese zum Ausdruck bringen, welche<br />

Ursachen wir <strong>für</strong> welche Krankheiten <strong>für</strong> akzeptabel halten (Littlewood 2001).<br />

Migration ist auf der individuellen Ebene ein im Kern psychisch vermittelter Prozess des sich<br />

Anpassens (Sluzki 2001) <strong>und</strong> auf der gesellschaftlichen Ebene ein Prozess der Veränderung<br />

von gesellschaftlichen Machtdifferenzialen (Hettlage-Vargas 1992; Salman 1995). In diesem<br />

Prozess wird der psychische Haushalt <strong>und</strong> die Gesamtheit affektiver Valenzen der<br />

MigrantInnen ebenso neu strukturiert wie ihr gesellschaftliches <strong>und</strong> familiäres<br />

Beziehungsgefüge. Immer wieder müssen die Veränderungen des persönlichen<br />

Beziehungsgefüges in Interaktion mit der eigenen Umwelt in eine neue Balance gebracht<br />

werden. Zugleich verändern sich die aus der Herkunftsgesellschaft importierten familiären<br />

Machtverhältnisse, meistens zugunsten von Frauen <strong>und</strong> Jugendlichen. Diese<br />

Veränderungen – so sehr sie auch aus der Perspektive westlicher Denkstile erwünscht sein<br />

mögen – bedeuten nicht <strong>für</strong> alle Beteiligten eine angenehme Entwicklung. Beispielsweise<br />

können <strong>für</strong> patriarchalisch sozialisierte Männer beschriebene Veränderungen zu heftigen –<br />

nicht selten schmerzhaften – Herausforderungen <strong>und</strong> zu Anpassungsdruck führen.<br />

Teilnehmermaterial – Lehrerfortbildung – EMZ 2009 6


Abbildung 3: Belastungen der Migration nach Sluzki<br />

Die meisten Migranten werden auch von der <strong>für</strong> westliche Gesellschaften typischen<br />

Veränderung der Familienstrukturen in Richtung einer zunehmenden Individualisierung <strong>und</strong><br />

Ausdünnung privater familiärer Hilfenetze unvorbereitet getroffen. Schubert (1990) stellte<br />

fest, dass insbesondere im Bedarfsfall die Dichte von Hilfeoptionen im Alter drastisch bis auf<br />

weniger als die Hälfte sinkt, obwohl im Alter der Bedarf an Hilfen erheblich steigt.<br />

Die Mehrzahl der Migranten stammt aus Kulturen, in denen das Familienleben von weit<br />

verbindlicheren Regelungen der Beziehungsgestaltung geprägt ist als bei den<br />

„Einheimischen“. Der Grad der individuellen Freiheiten variiert dabei sehr stark je nach<br />

Herkunftsregion, Bildungsstand, Alter der Eltern bei der Migration, Migrationsalter,<br />

Geburtsland, verwandtschaftlichen Bindungen <strong>und</strong> Subgruppen in der Migration. Alle<br />

Familienmitglieder stehen unter Druck, den unterschiedlichen Anpassungsanforderungen<br />

gerecht werden zu wollen oder zu müssen. Die Umsetzung kann in der Praxis jedoch von<br />

mehreren Faktoren behindert werden (Salman 1995). Als wichtigster Faktor kann hierbei der<br />

Widerspruch zwischen kulturellen Normen, Werten, Traditionen <strong>und</strong> geschlechtlichen sowie<br />

generativen Machtverhältnissen angeführt werden. Dies trifft besonders auf jüngere<br />

Menschen zu. Als selbstständiges Individuum zu agieren - beispielsweise wichtige<br />

Entscheidungen im persönlichen Beziehungsleben zu treffen - mag in der<br />

Aufnahmegesellschaft die gesellschaftlich bevorzugte Handlungs- <strong>und</strong> Erziehungsmaxime<br />

sein. In der Herkunftsgesellschaft, welche von den Eltern repräsentiert <strong>und</strong> durchgesetzt<br />

wird, könnte ein solches Verhalten eher sanktioniert werden, wie beispielsweise bei<br />

türkischen Familien zu beobachten ist. In bestimmten Zusammenhängen kann ein solches<br />

Teilnehmermaterial – Lehrerfortbildung – EMZ 2009 7


Lebensgefüge sehr harte Konsequenzen verlangen, wenn den Interessen des<br />

Familiensystems als Ganzem höhere Priorität eingeräumt wird als denen des einzelnen<br />

Individuums.<br />

Die Tabellen 1-4 geben eine Übersicht zu Unterschieden in den Werten <strong>und</strong> Normen<br />

zwischen individualistischen <strong>und</strong> kollektivistischen Kulturen nach Pavkovic (1999).<br />

Tab. 1: Gesellschaftliche Faktoren individualistischer <strong>und</strong> kollektivistischer Kulturen<br />

Gesellschaftliche<br />

Faktoren<br />

Bildungsniveau Hoch, umfassende<br />

Allgemeinbildung<br />

Soziale<br />

Absicherung<br />

Ges<strong>und</strong>heitsversorgung<br />

Gesellschaftliche<br />

Ziele<br />

Gesellschaftlicher<br />

Keim<br />

Individualistische Kulturen Kollektivistische Kulturen<br />

Umfassend, staatlich gut<br />

geregelte Gr<strong>und</strong>versorgung<br />

Staatlich geregelte<br />

Gr<strong>und</strong>versorgung („Ges<strong>und</strong>heit<br />

<strong>für</strong> alle“)<br />

Weiterentwicklung. der<br />

Gesellschaft<br />

Erfolg durch Leistung<br />

Glück des einzelnen durch<br />

Verwirklichung seines Potentials<br />

<strong>und</strong> seiner Wünsche<br />

(Selbstrealisation)<br />

Das Individuum Die Familie<br />

Große Schwankungen, hoher Anteil<br />

gering gebildeter Bevölkerung,<br />

Einkommensabhängig<br />

Un<strong>zur</strong>eichend, staatliche Regulierung<br />

fehlt oder funktioniert nicht<br />

ausreichend<br />

Un<strong>zur</strong>eichend, Zugang <strong>zur</strong> Versorgung<br />

nach Einkommen<br />

Bewahrung der Tradition<br />

Erfolg d. Gemeinschaftsansehen<br />

Glück des Einzelnen durch<br />

Verwirklichung seiner Rolle <strong>und</strong> seiner<br />

Wünsche im Kollektiv<br />

(„Aufgehen im Ganzen“)<br />

Teilnehmermaterial – Lehrerfortbildung – EMZ 2009 8


Tab. 2: Ges<strong>und</strong>heitliche Gr<strong>und</strong>werte in verschiedenen Kulturen<br />

Ges<strong>und</strong>heit/<br />

Krankheit<br />

Gr<strong>und</strong>konzepte<br />

Ges<strong>und</strong>heitsförde<br />

rung<br />

Ges<strong>und</strong>heitsaufklärung<br />

Individualistische Kulturen Kollektivistische Kulturen<br />

Naturwiss. Körpermedizin:<br />

Ges<strong>und</strong>heit wird verstanden als<br />

Nichtvorhandensein von Schmerz<br />

oder Krankheit; Medikamente<br />

bewirken Genesung.<br />

Ganzheitliche Konzepte:<br />

Ges<strong>und</strong>heit wird verstanden als<br />

biopsychosoziales Gleichgewicht<br />

<strong>und</strong> als Zustand umfassenden<br />

Wohlbefindens<br />

Naturheilk<strong>und</strong>liche Verfahren:<br />

Genesung durch Heilkräuter etc.<br />

Ges<strong>und</strong>e Ernährung, Hygiene,<br />

optimale Lebensverhältnisse,<br />

Vermeidung von<br />

Belastungsfaktoren wie<br />

Umweltgiften, Lärm, Stress etc.<br />

Wohlbefinden als Individuum<br />

durch Entspannung, Sport etc.<br />

Akzeptanz von<br />

Vorsorgeuntersuchungen.<br />

Meistens über Medien wie<br />

Broschüren, Bücher, Fernseher,<br />

Radio <strong>und</strong> persönlich über Ärzte,<br />

Ges<strong>und</strong>heitsämter, Schulen,<br />

Kindergärten,<br />

Elternbildungskurse.<br />

Religiöse Vorstellungen: Ges<strong>und</strong>heit<br />

wird verstanden als Leben im Einklang<br />

mit göttlichen Geboten oder Krankheit<br />

als Folge bzw. (Strafe) bei<br />

Fehlverhalten.<br />

Magische, traditionelle Vorstellungen:<br />

Ges<strong>und</strong>heit wird als durch andere<br />

Menschen oder Geister beeinflussbar<br />

verstanden.<br />

Ausreichende Ernährung, Hygiene,<br />

Einhalten von kulturspezifischen<br />

Geboten wie religiösen Vorschriften.<br />

Vermeidung von negativen externen<br />

Einflüssen.<br />

Wohlbefinden im Kollektiv durch bspw.<br />

zusammen essen oder feiern („Süß<br />

essen & süß reden“)<br />

Hauptsächlich über persönliche<br />

Zugänge, Hebammen, Kinderärzte,<br />

Schulen, religiöse Gemeindezentren,<br />

Vertrauenspersonen der Familie.<br />

Teilnehmermaterial – Lehrerfortbildung – EMZ 2009 9


Tab. 3: Kommunikative Unterschiede in verschiedenen Kulturen<br />

Komm. In individualistischen Kulturen Kommunikation in kollektivistische Kulturen<br />

Eher sachbezogen Eher beziehungsbezogen<br />

Zielorientiert (auf Lösungsfindung bezogen) Personenzentriert (gutes „Beziehungsklima“)<br />

Direkt, konkret, sachlich, teilweise mit<br />

berufsspezifischem Fachjargon<br />

Indirekt, bildhaft, emotional, persönlich gefärbt,<br />

Sachthemen werden „nebenbei“ besprochen<br />

eher zeitlich fest strukturiert („kürzer ist besser“) Eher flexible Zeitstruktur<br />

Sachliche Ebene ist strukturiert („Step by step“) Auf sachl. Ebene werden Themen eher über<br />

„Umwege“ intuitiv gestaltet; im Fordergr<strong>und</strong><br />

steht der Beziehungsaufbau, erst danach Inhalt<br />

Beziehungsebene wird teils ritualisiert <strong>und</strong> teils<br />

intuitiv gestaltet<br />

Beziehungsebene wird stark ritualisiert <strong>und</strong><br />

Rangordnungen eher eingehalten<br />

Partnerschaftlich, alle kommen zu Wort Respekt gegenüber dem Ranghöheren, die<br />

bestimmen, wer sprechen darf <strong>und</strong> zu Wort<br />

kommt<br />

Einbeziehung der Frauen („Ladies first“) Der Patriarch ist erste Ansprechperson<br />

Geschlechtsspezifische Kommunikationscodes<br />

weniger ausgeprägt<br />

(häufig Männer unter sich, Frauen unter sich)<br />

Geschlechtsspezifische Rollenmuster stark<br />

ausgeprägt<br />

Wenig Mimik <strong>und</strong> Gestik Mehr Ausdruck in Mimik <strong>und</strong> Gestik<br />

Körperhaltungen sind Ausdruck vom<br />

persönlichen Stil des einzelnen<br />

Körperhaltungen sind Ausdruck von indirekt<br />

mitgeteilten Botschaften an den anderen<br />

Teilnehmermaterial – Lehrerfortbildung – EMZ 2009 10


Tab. 4: Familie& Erziehung in individual- & kollektivistischen Kulturformen<br />

Erziehungsziele & -<br />

stile<br />

Familie als<br />

Vorbereitung auf die<br />

Gesellschaft<br />

Familie als<br />

Gegengewicht <strong>zur</strong><br />

Gesellschaft<br />

Individualistische Kulturen Kollektivistische Kulturen<br />

Stärkung der individuellen<br />

Persönlichkeit durch Förderung<br />

von Selbständigkeit,<br />

Unabhängigkeit,<br />

Eigenverantwortung,<br />

Entscheidungskraft, Flexibilität<br />

Stärkung der sozialen<br />

<strong>Kompetenz</strong>, der Liebes- <strong>und</strong><br />

Genussfähigkeit um Erfüllung in<br />

privaten Beziehungen zu finden.<br />

Förderung Selbstverwirklichung<br />

Erziehungsmotto „Jeder ist seines Glückes<br />

Schmid“ (Eigenverantwortung)<br />

Regelung &<br />

Einhaltung von<br />

Verantwortlichkeiten,<br />

Richtlinien <strong>und</strong><br />

Verboten<br />

Idealtypische<br />

Erziehungsstile<br />

Hoher Internalisierungsgrad<br />

(Moral <strong>und</strong> Gewissen des<br />

Einzelnen)<br />

Fre<strong>und</strong>lich, fest <strong>und</strong> eher<br />

konsequent. Förderung des<br />

eigenverantwortlichen Handelns<br />

<strong>und</strong> persönlicher Freiräume<br />

Migration <strong>und</strong> Übergewicht bei Kindern<br />

An- <strong>und</strong> Einpassung in das<br />

Kollektivgefüge (um dieses zu<br />

erhalten). Vermittlung von tradierten<br />

Regeln <strong>und</strong> Rollen, welche die<br />

Stellung Einzelner im Kollektiv<br />

bestimmen <strong>und</strong> Verpflichtung zu<br />

Gehorsam <strong>und</strong> Respekt vor<br />

Ranghöheren<br />

Stärkung der Fürsorge <strong>für</strong> die<br />

Familie um sie in der<br />

Mangelgesellschaft zu unterstützen.<br />

Motivation <strong>zur</strong><br />

Existenzsicherung<br />

„Eine Hand wäscht die andere“<br />

(gegenseitige Hilfe)<br />

Hoher Externalisierungsgrad<br />

(strenge Kontrolle der situativen<br />

Faktoren durch soziale Gruppe)<br />

Im Kleinkindalter eher verwöhnend<br />

<strong>und</strong> gewährend. Später bei Pubertät<br />

<strong>und</strong> Jugendphase eher autoritär <strong>und</strong><br />

durch feste geschlechtsspezifische<br />

Rollenmuster geprägt.<br />

Aus dem Kinder- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heitssurvey (KIGGS) 2003-2006 geht hervor, dass<br />

zwischen dem Grad der Integration <strong>und</strong> Übergewicht bei Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen ein<br />

Zusammenhang besteht. Weniger gut integrierte MigrantInnen haben sehr häufig aufgr<strong>und</strong><br />

ihrer geringeren Bildung <strong>und</strong> Sprachkenntnisse einen niedrigen sozialen Status. Folglich<br />

Teilnehmermaterial – Lehrerfortbildung – EMZ 2009 11


lässt sich sagen, dass es zwischen niedrigem Sozialstatus <strong>und</strong> Übergewicht eine Verbindung<br />

gibt.<br />

Die Adipositas-Prävalenz ist bei Kindern mit Migrationshintergr<strong>und</strong> auf allen Stufen höher, als<br />

bei den Kindern ohne Migrationserfahrung (s. Abb. 4).<br />

12%<br />

10%<br />

8%<br />

6%<br />

4%<br />

2%<br />

0%<br />

Migrant Nicht-Migrant<br />

4,9%<br />

2,4%<br />

11,0%<br />

5,4%<br />

10,0%<br />

6,4%<br />

9,4%<br />

3-6 J 7-10 J 11-13 J 14-17 J<br />

Abbildung 4: Adipositas-Prävalenz bei Kindern mit <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> (Kurth,<br />

2007)<br />

Allerdings bilden die Migrantenkinder keine homogene Gruppe. Je nach Herkunftsland<br />

unterscheiden sich die Prävalenzzahlen erheblich. Am meisten sind Kinder aus der Türkei,<br />

Polen, Mittel- <strong>und</strong> Südeuropa <strong>und</strong> aus arabisch-islamischen Ländern vom Übergewicht<br />

betroffen (Abb. 5).<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

ohne<br />

einseitig<br />

beidseitig<br />

Herkunftsland<br />

Deutschland<br />

Türkei<br />

Ehem. SU-Staaten<br />

Polen<br />

Mittel- <strong>und</strong> Südeuropa<br />

Westeuropa, USA, Kanada<br />

Arabisch-islamische Länder<br />

Restwelt<br />

Prozent<br />

8,3%<br />

0 5 10 15 20 25 30<br />

Abbildung 5: Übergewichtige Kinder nach Herkunft <strong>und</strong> Geschlecht (RKI, 2008)<br />

Mädchen<br />

Jungen<br />

Teilnehmermaterial – Lehrerfortbildung – EMZ 2009 12


3. Kulturspezifische Besonderheiten bei Ernährung,<br />

Bewegung <strong>und</strong> Selbststeuerung<br />

Ernährung <strong>und</strong> Bewegung <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>ene Verhaltensweisen <strong>und</strong> Traditionen sind<br />

immer – genau wie alle anderen Bereiche des täglichen Lebens – vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />

kulturspezifischer Besonderheiten zu betrachten.<br />

Eigenarten, Verhaltensweisen, Ge- <strong>und</strong> Verbote, die das Essen betreffen, sind äußerst<br />

vielfältig. Von Zutaten über Zubereitung <strong>und</strong> Situation bis zum Rahmen, in dem die Mahlzeit<br />

eingenommen wird, gibt es zahlreiche Variationen. Diesbezüglich gibt es schon<br />

deutschlandweit Unterschiede, wie viel größer diese innerhalb Europas <strong>und</strong> dann weltweit<br />

sein können, ist leicht vorstellbar. Am Beispiel der Frühstückszutaten in verschiedenen<br />

Teilen der Welt wird dies im Folgenden veranschaulicht:<br />

Im Norden Afghanistans wird warmer Brei mit Beeren <strong>und</strong> Nüssen oder auch Fleisch zum<br />

Frühstück gereicht. Die Bolivianer genießen Tamales (gefüllte Maisteigtaschen) oder Pastel<br />

de Choclo (Maisauflauf mit Fleischfüllung) mit Ananassaft <strong>und</strong> leche de tigre („Tigermilch“),<br />

die aus Limettensaft <strong>und</strong> rohem Fisch gemacht wird. Typische Frühstücksgerichte in<br />

Indonesien sind Bubur Ayam (Reis mit Hühnerfleisch) <strong>und</strong> Nasi Goreng. Für die Menschen in<br />

Mittelamerika spielt Mais eine besondere Rolle, da sie im Popol Vuh als von den Göttern<br />

erschaffene „Menschen aus Mais“ bezeichnet werden. So ist nahe liegend, dass auch <strong>zur</strong><br />

ersten Mahlzeit des Tages etwa Pupusas (geröstete Maisfladen) mit Bohnen Chili oder Yuca<br />

gegessen werden. Auf Zypern besteht ein Frühstück traditionellerweise aus Brot oder<br />

Zwieback, Oliven <strong>und</strong> Halloumikäse, Gurken <strong>und</strong> Tomaten.<br />

Teilnehmermaterial – Lehrerfortbildung – EMZ 2009 13


Bei der Betrachtung von Essgewohnheiten in anderen Kulturen ist wichtig, im Hinterkopf zu<br />

behalten, dass Ge- <strong>und</strong> Verbote sich aus gewachsenen Traditionen ableiten, die sich nicht<br />

ohne Gr<strong>und</strong> herauskristallisiert haben <strong>und</strong> solch eine lange Zeit überdauert haben. Die<br />

meisten Nahrungstabus haben religiöse Hintergründe.<br />

Ernährung & Bewegung<br />

Im Folgenden wird zunächst auf die Ernährungsgewohnheiten bei Muslimen, Buddhisten <strong>und</strong><br />

Juden eingegangen, um die Besonderheiten der Anhänger verschiedener Kulturen <strong>und</strong><br />

Religionen in Bezug auf Ernährung zu verdeutlichen.<br />

Ernährung bei Muslimen<br />

Momentan leben etwa 3,5 Millionen Muslime in Deutschland. Wie das Juden- <strong>und</strong><br />

Christentum kennt auch der Islam Speisegebote <strong>und</strong> – tabus. Sie basieren auf dem Koran<br />

<strong>und</strong> sind durch Auslegung im Laufe der Zeit modifiziert worden. Manche Lebensmittel sind<br />

erlaubt, andere hingegen nicht. Weiterhin sollten sich Muslime an bestimmte Schlachtvorschritften<br />

halten <strong>und</strong> das Fasten im Monat Ramadan vollziehen. Die Umsetzung dieser<br />

Gebote ist unterschiedlich, einige Muslime halten sich sehr streng daran, andere gehen<br />

weniger strikt damit um.<br />

Alle Ernährungsgebote der Scharia (Die Gesamtheit der Gebote <strong>und</strong> Verbote im Islam)<br />

haben das Ziel, die Ges<strong>und</strong>heit des Menschen zu schützen. Die Mehrheit der Muslime legt<br />

Wert auf die Einhaltung dieser Gebote. Ohne Einschränkung erlaubt sind folgende<br />

Nahrungsmittel: Alle Arten von Fisch, Eier, Milch <strong>und</strong> Milchprodukte sowie Obst <strong>und</strong><br />

Gemüse. Mit Einschränkung sind erlaubt: Fleisch von Haustieren außer Schweinen <strong>und</strong> von<br />

Wildtieren außer Raubtieren.<br />

Verboten ist vor allem Schweinefleisch inklusive aller Wurstsorten aus Schwein, Schinken,<br />

Schmalz <strong>und</strong> Speck, aber auch aus Schwein hergestellte Produkte, wie z.B. Gelatine.<br />

Weiterhin untersagt sind alle Produkte, die Blut enthalten <strong>und</strong> Fleisch von Tieren, die nicht<br />

rituell geschlachtet wurden. Alkohol in jeder Form <strong>und</strong> alle Drogen sind verboten.<br />

Nach dem Gr<strong>und</strong>satz „die Notwendigkeit erlaubt Ausnahmen“ akzeptieren die meisten<br />

muslimischen Patienten eine Kost, die Alkohol <strong>und</strong> aus Schwein hergestellte Produkte<br />

vermeidet. Orthodoxen Muslimen sollte eine lacto-vegetarische Kost angeboten werden.<br />

Im Umgang mit islamischen Patienten hat sich gezeigt, dass die meisten Moslems bei<br />

Krankenhausaufenthalten eine Ernährung akzeptieren, die auf aus Schwein hergestellte<br />

Produkte sowie auf Alkohol verzichtet (Wagemann 2005:86). Dies gilt – je nach Intensität<br />

<strong>und</strong> Auslegung des Glaubens – sicherlich auch <strong>für</strong> den Alltag vieler Moslems in Deutschland.<br />

Teilnehmermaterial – Lehrerfortbildung – EMZ 2009 14


Durch Unkenntnis der islamischen Gebote werden teilweise falsche Schlüsse gezogen.<br />

Manche Menschen gehen davon aus, dass schmackhafte, z.B. fette <strong>und</strong> süße Speisen dem<br />

Körper gut tun, gerade wenn er krank ist. Über die Durchführbarkeit einer Diät sollte<br />

unbedingt mit dem Betroffenen <strong>und</strong>/oder den Angehörigen gesprochen werden (ebd.)<br />

„Essen wird als etwas Ges<strong>und</strong>machendes gesehen, hat einen sehr hohen Stellenwert <strong>und</strong> ist<br />

mit Gastfre<strong>und</strong>schaft verknüpft“ (IQ 1). Bei vielen Muslimen besteht das Schönheitsideal der<br />

wohl genährten Frau, d.h. dass mit dieser Frau eine finanziell gut situierte Familie, ein<br />

ges<strong>und</strong>er Körper <strong>und</strong> ein guter Geist assoziiert werden.<br />

Sehr wichtig <strong>für</strong> jeden gläubigen Moslem ist das rituelle Fasten im Monat Ramadan. Neben<br />

dem Glauben, dem täglichen Gebet, Almosengeben <strong>und</strong> der Pilgerfahrt nach Mekka gehört<br />

das Fasten zu den fünf Säulen des Islam, also zu den Hauptpflichten, die ein Moslem<br />

erfüllen sollte. In dieser Zeit wird jeweils nach Sonnenauf- <strong>und</strong> vor Sonnenuntergang weder<br />

gegessen noch getrunken. Diese Zeit ist sehr anstrengend <strong>für</strong> die Beteiligten <strong>und</strong> fordert<br />

sowohl körperliche als auch geistige Stärke <strong>und</strong> Durchhaltevermögen, zumal der Ramadan<br />

meistens in die heißen Sommermonate mit langen Tagen fällt. 2009 beginnt der Ramadan<br />

am 21. August <strong>und</strong> geht bis zum 19. September.<br />

Ernährung bei Buddhisten<br />

Viele Buddhisten sind aus Respekt vor allen Lebewesen Vegetarier. Manche essen auch<br />

keinen Fisch <strong>und</strong> keine Eier. Die Gerichte sollten fettarm sein, rohes Gemüse wird oft nicht<br />

geschätzt, es darf aber nur kurz gegart werden. Der Genuss von Alkohol <strong>und</strong> anderen<br />

berauschenden Mitteln ist zwar nicht ausdrücklich verboten, wird aber meistens abgelehnt,<br />

weil er Leib <strong>und</strong> Seele schadet.<br />

Vielen Menschen asiatischer Herkunft fehlt die biologische Voraussetzung zum Abbau von<br />

Alkohol, so dass sie weniger Alkohol vertragen. Sie nehmen oft auch keine Milchprodukte zu<br />

sich, vielleicht weil ihnen das Laktose-Enzym fehlt, die meisten essen gern zwei- bis dreimal<br />

am Tag warm, Brot zum Abendessen liegt ihnen schwer im Magen, Ihr Hauptnahrungsmittel<br />

ist Reis. Für Thai gehören scharfe Gewürze wie z.B. Chili zum Essen.<br />

Ernährung bei Juden<br />

Die Tora (Weisung) enthält eine Vielzahl von Speisevorschriften. Nicht alle Juden beachten<br />

diese Gebote genau. Für die Strenggläubigen müssen alle Nahrungsmittel „koscher“, d.h.<br />

geeignet sein. Es darf nur Fleisch von wiederkäuenden Säugetieren mit gespaltenen Hufen<br />

gegessen werden, z.B. vom Rind <strong>und</strong> Lamm. Dagegen sind Schweine-, Pferde- oder<br />

Kamelfleisch verboten. Das Fleisch muss geschächtet, d. h. unter rabbinischer Aufsicht<br />

geschlachtet werden <strong>und</strong> sofort ausbluten können. Geflügel ist erlaubt, wenn es geschächtet<br />

wurde. Fische mit Gräten <strong>und</strong> Schuppen dürfen gegessen werden, aber keine Schalentiere<br />

Teilnehmermaterial – Lehrerfortbildung – EMZ 2009 15


wie Krabben oder Muscheln. Milch <strong>und</strong> Milchprodukte sind erlaubt, wenn sie von koscheren<br />

Tieren stammen. Das gleichzeitige Essen von Fleisch- <strong>und</strong> Milchprodukten ist verboten,<br />

Milch vor Fleisch ist erlaubt, Milch nach Fleisch erst nach sechs St<strong>und</strong>en.<br />

Bewegung<br />

Körperliche Betätigung ist ein Schlüssel zu Wohlergehen <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit. Jeder Fünfte in<br />

der EU hat keine oder zu wenig Bewegung, noch höher ist der Anteil im Osten der Region.<br />

(IQ 2).<br />

Der sozioökonomische Status beeinflusst eindeutig das Ausmaß, in dem Menschen sich<br />

bewegen. Leute mit geringem Einkommen leidern unverhältnismäßig häufig an bestimmten<br />

chronischen Krankheiten <strong>und</strong> an Übergewicht, wo<strong>für</strong> neben anderem Bewegungsmangel <strong>und</strong><br />

unges<strong>und</strong>e Essgewohnheiten verantwortlich sind. Trotz der Tatsache, dass Menschen mit<br />

wenig Geld häufiger zu Fuß <strong>zur</strong> Arbeit oder zum Einkaufen gehen, bewegen sie sich in ihrer<br />

Freizeit deutlich weniger. „Die Mechanisierung der Arbeit hat zwischen den verschiedenen<br />

sozialen Schichten zu einer weitgehenden Angleichung des arbeitsbedingten<br />

Bewegungspensums auf niedrigem Niveau geführt“ (IQ).<br />

Wichtige Faktoren beim Umgang mit gezielter Bewegung sind Bildung <strong>und</strong> das soziale<br />

Umfeld. Sowohl der häufig beschränkte Zugang (räumlich <strong>und</strong> finanziell) zu Angeboten im<br />

Bereich des Sports, als auch das Unwissen über den positiven Nutzen eines aktiven<br />

Lebensstils, verhindern das Einbauen von Bewegung in den Alltag.<br />

Folgende Gruppen sind besonders von Bewegungsmangel bedroht:<br />

⇒ Kinder <strong>und</strong> sehr alte Menschen<br />

⇒ Behinderte<br />

⇒ Familien in schwierigen Lebensumständen<br />

⇒ Migranten<br />

⇒ Angehörige ethnischer Minderheiten<br />

⇒ Frauen<br />

Dem Eurobarometer von 2003 <strong>und</strong> 2006 zufolge sind Frauen in ganz Europa weniger<br />

körperlich aktiv als Männer. Es hat sich gezeigt, dass „[…] die Adipositasprävalenz unter<br />

Frauen in benachteiligten Bevölkerungsgruppen, vor allem unter Migrantinnen am höchsten<br />

ist“ (IQ 2).<br />

Allgemein betrachtet werden Bewegung <strong>und</strong> Sport in fast allen Kulturen positiv bewertet.<br />

Sehr selten findet man Kulturen oder Religionen, die Fettleibigkeit (Fidschi) oder<br />

Teilnehmermaterial – Lehrerfortbildung – EMZ 2009 16


Bewegungseinschränkung (China) als Schönheit betrachten. In einer modernen vernetzten<br />

Weltgesellschaft sind solche Vorbilder kaum noch möglich.<br />

Interessant <strong>und</strong> aufschlussreich sind in diesem Zusammenhang die Auffassungen vom<br />

Körper, der körperlichen Bewegung <strong>und</strong> dem Sport, die in den jeweiligen Religionen<br />

vorherrschen.<br />

Im Christentum wird der Mensch aus einer ganzheitlichen Perspektive betrachtet, also als<br />

Einheit aus Körper, Seele <strong>und</strong> Geist. Die Bewegung wird hierbei als eine Möglichkeit <strong>zur</strong><br />

Leibsorge betrachtet <strong>und</strong> gehört zum Menschsein dazu. Als bewegungsintensivste Beispiele<br />

können im Christentum die Pilgerwanderungen <strong>und</strong> Wallfahrten genannt werden, die dem<br />

Leib <strong>und</strong> der Seele gleichermaßen dienlich sind (Dahl, 2008).<br />

In f<strong>und</strong>amentalistischen Kirchenkreisen früher Zeiten wurde der Körper der Seele<br />

untergestellt. Diese Auffassung stand damals im engen Zusammenhang mit dem kulturell<br />

verankerten Verständnis von Sexualität. Die Kirche zeigte sich dabei als Machtinstanz, die<br />

den Menschen sagt, was erlaubt <strong>und</strong> was verboten ist.<br />

„Kirche sagt dir, was gut ist – körperliches, leibfre<strong>und</strong>liches Leben ist sündhaft“ (Dahl, 2008).<br />

Zur der Beziehung zwischen dem Christentum <strong>und</strong> dem Sport äußern die Vertreter des<br />

Christentums heutzutage, dass eine ausgewogene Balance in den Beziehungen zu Gott,<br />

dem Schöpfer, dem eigenen Körper <strong>und</strong> zu den Mitmenschen wichtig ist. Ist diese Balance<br />

gegeben, kann der Sport als positives Phänomen menschlicher Lebensgestaltung <strong>und</strong><br />

Lebensentfaltung bewertet werden <strong>und</strong> lässt den Schluss zu, dass Sport <strong>und</strong> Christentum<br />

sich positiv miteinander verbinden lassen (Dahl, 2008).<br />

Auch im Islam wird der Mensch als Ganzes gesehen. Der Körper wird dabei als Geschenk<br />

Gottes <strong>und</strong> Träger der Seele betrachtet, den man bewahren <strong>und</strong> pflegen muss. Durch den<br />

Anblick seines schönen, ges<strong>und</strong>en <strong>und</strong> gepflegten Körpers erhält der Mensch einen<br />

zufriedenen Geist <strong>und</strong> eine positive Einstellung, die er auch nach außen trägt. Generell wird<br />

dem Körper im Islam eine erhebliche Bedeutung zugestanden, sowohl in der Beziehung zu<br />

Gott, als auch zu einem selbst <strong>und</strong> zu den Mitmenschen (Dahl, 2008).<br />

Die Bewegung gehört im Islam zu der Pflege des Körpers. Bewegung wird als ein Zeichen <strong>für</strong><br />

Schöpfung <strong>und</strong> Leben gesehen. Eindrucksvolle Beispiele <strong>für</strong> die Rolle der Bewegung im<br />

Islam erkennt man z.B. in Bewegungen beim Beten, Pilgerfahrten nach Mekka oder in<br />

rituellen Tänzen.<br />

Sportliche Aktivitäten werden auch im Islam positiv beurteilt. Dabei stehen das Wohlbefinden,<br />

die Ges<strong>und</strong>heitserhaltung <strong>und</strong> die Ertüchtigung von Körper <strong>und</strong> Seele im Zentrum. Wichtig ist<br />

dabei, dass der Sport die Gläubigen nicht von den religiösen Pflichten abhält.<br />

„The strong believer is better and more beloved to Allah than the weak believer” (Dahl, 2008).<br />

Teilnehmermaterial – Lehrerfortbildung – EMZ 2009 17


Die Stellung der Frau im Islam unter dem Aspekt von Körper, Bewegung <strong>und</strong> Sport ist dabei<br />

kontrovers <strong>und</strong> wird überwiegend durch unterschiedliche Kulturtraditionen geprägt.<br />

In konservativen Kreisen werden häufiger folgende Aspekte angesprochen, die gegen die<br />

Beteiligung von Frauen am Sport gerichtet sind – z. B. Verletzung des Hymen durch<br />

bestimmte sportliche Bewegungen; Vermännlichung der Musliminnen durch<br />

frauenuntypische Sportarten oder die Ablehnung des gemeinsamen Sporttreibens (Frauen<br />

<strong>und</strong> Männer getrennt).<br />

Generell sollen im Islam auch die Frauen Sport treiben, um die Ges<strong>und</strong>erhaltung <strong>und</strong> Pflege<br />

des Körpers aufrecht zu halten. Wichtig ist hierbei die „anständige Bekleidung“. „Wie viel<br />

anständig genug ist, hängt vom kulturellen <strong>und</strong> sozialen Kontext ab. Strengen<br />

Bekleidungsvorschriften steht prinzipiell die im Koran in Sure 2,156 verankerte Doktrin: „Kein<br />

Zwang in der Religion!“ gegenüber“ (Dahl, 2008, S. 226).<br />

Selbststeuerung<br />

Um auf das Ess- <strong>und</strong> Bewegungsverhalten von übergewichtigen <strong>und</strong> gefährdeten Kindern<br />

positiv einzuwirken, ist es notwendig, auch die Selbststeuerung der Kinder entsprechend zu<br />

beeinflussen.<br />

Selbststeuerung ist „die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, eigene (selbstkongruente)<br />

Ziele zu bilden <strong>und</strong> sie gegen innere <strong>und</strong> äußere [sic] Widerstände umzusetzen“<br />

(Fröhlich/Kuhl 2003).<br />

Im Selbststeuerungstraining des Projekts „Ges<strong>und</strong> essen, täglich bewegen“ der Region<br />

Hannover wird ein besonderer Schwerpunkt auf den Zusammenhang zwischen<br />

Selbststeuerung <strong>und</strong> Emotionen der Kinder gelegt. Hierbei spielen das Erkennen <strong>und</strong> das<br />

Beeinflussen der Gefühle eine wichtige Rolle.<br />

Besondere Bedeutung muss auch dem kulturspezifischen Erleben von Gefühlen<br />

beigemessen werden. So sind aufgr<strong>und</strong> von unterschiedlichen Traditionen spezifische Werte<br />

wichtig oder unwichtig, was sich auf das Einschätzen von <strong>und</strong> das Verhalten in<br />

verschiedenen Situationen auswirkt. Laut „[…] Bateson beruht individuelles Verhalten auf<br />

kulturell geprägten <strong>und</strong> sanktionierten kognitiven Mustern (eidos) <strong>und</strong> emotionalen Mustern<br />

(ethos)“ (Schulz 2001:27). Je nach Sozialisation, Region, Umstand, kultureller Tradition,<br />

Ethnie, können die sozial anerkannten Muster mit Gefühlen umzugehen, sehr vielgestaltig<br />

sein.<br />

Wie erkennen wir die unterschiedlichen Emotionen/Gefühle, die eine Person gerade<br />

empfindet? Eine der effektivsten Formen der Kommunikation von Emotionen läuft über den<br />

emotionalen Ausdruck des Gesichts. Der heutige Forschungsstand auf diesem Gebiet liefert<br />

Teilnehmermaterial – Lehrerfortbildung – EMZ 2009 18


edeutende Hinweise darauf, dass wenigstens sechs Emotionen weltweit in gleicher Weise<br />

erkannt <strong>und</strong> ausgedrückt werden – Fröhlichkeit, Traurigkeit, Wut, Furcht, Überraschung <strong>und</strong><br />

Ekel. Allerdings wird der Ausdruck der Emotionen durch bestimmte Regeln kontrolliert, die<br />

Bedingungen festlegen, unter denen das Zeigen bestimmter Gefühle sozial angemessen ist.<br />

Diese Regeln sind von einer Kultur <strong>zur</strong> anderen sehr verschieden.<br />

Beispiele:<br />

Mitteleuropa: „Ein Mann weint nicht“; Europa <strong>und</strong> weite Teile der Welt: „Man zeigt keine<br />

Abscheu gegenüber Behinderten“; In Korea lachen die Ladenbesitzer nie ihre K<strong>und</strong>en an:<br />

„Ein Mann der lächelt, ist kein rechter Mann“ (Payer, 1942).<br />

In Japan werden Stressreaktionen im Gesicht nicht gezeigt, wenn man sich beobachtet fühlt<br />

(Ekman & Friesen, 1972). Kulturelle Unterschiede gibt es auch bezüglich der Ereignisse, die<br />

eine Gefühlsregung hervorrufen. So kann z. B. der Anblick eines Gerichtes aus Insekten in<br />

einer Kultur Ekel hervorrufen, obwohl es in einer anderen ein Leckerbissen ist.<br />

Unpünktlichkeit kann in einer Kultur Zorn hervorrufen, in einer anderen zum Alltag gehören.<br />

Ein Kompliment über das Essen kann in einer Kultur Freude hervorrufen, in einer anderen<br />

eine Beleidigung sein (Payer, 1942).<br />

Weitere Beispiele:<br />

Liebe<br />

„Ist Liebe überhaupt ein Gefühl, oder besteht sie nicht vielmehr aus einem Netz von<br />

Gefühlen, Empfindungen <strong>und</strong> Einstellungen, die wir alle unter dem Begriff Liebe bündeln“<br />

(Rötter-Rössler 2006:10). Ob in vormals belächelten Bollywood-Filmen <strong>für</strong> den westlichen<br />

Geschmack poppig, kitschig <strong>und</strong> übertrieben dargestellt, in nüchtern-ästhetischen Videoclips<br />

inszeniert oder auch mit einem vielleicht bieder anmutenden Küsschen auf die Wange<br />

ausgedrückt, das Gefühl dahinter bleibt dasselbe.<br />

Wut<br />

In manch einer kulturellen Gruppe wird toleriert, dass jemand, der wütend ist, in Rage gerät<br />

<strong>und</strong> dies auch <strong>zur</strong> Schau trägt, andernorts <strong>und</strong> -zeits kann dies zu wüsten<br />

Auseinandersetzungen führen. Mancherorts wird es eher geschätzt, den Ärger zu<br />

unterdrücken, so gehört es zum „guten Ton“, sich zusammen zu reißen. Ob reglementiertes<br />

Verhalten oder nicht (dies hängt sicherlich auch von der jeweiligen Sozialisation ab), so ist<br />

doch all dies Ausdruck desselben Gefühls.<br />

Teilnehmermaterial – Lehrerfortbildung – EMZ 2009 19


Kulturvergleichende Studien<br />

⇒ Im Verständnis der Bantu in Kenia signalisieren die Kinder als Gefühl nur Hunger <strong>und</strong><br />

Unbehagen. Für alle anderen möglichen Situationen <strong>und</strong> daraus resultierende<br />

Emotionen muss es also feste Regeln <strong>und</strong> Muster <strong>für</strong> angemessenes Verhalten geben.<br />

⇒ Im Euro-amerikanischen Raum (also in individualistischen Gesellschaften) gilt eine<br />

hohe Wertschätzung gegenüber den positiv konnotierten Gefühlen Selbstständigkeit<br />

<strong>und</strong> Autonomie. In kollektivistischen Gesellschaften hingegen wird Autonomie eher mit<br />

Unvermögen, Einsamkeit <strong>und</strong> Ausstoß aus der Gemeinschaft assoziiert.<br />

⇒ In Java werden Emotionen streng kontrolliert <strong>und</strong> man gilt erst dann als „echter<br />

Javanese“, wenn man dies beherrscht.<br />

⇒ Bei den Ifaluk in der Südsee ist das gezielte Erzeugen von Angst ein Bestandteil des<br />

täglichen Lebens.<br />

⇒ Bei den Yanomami wird den Kindern von Anfang an beigebracht, dass Aggressionen<br />

gut sind, die es zu steigern gilt. Für das Überleben im Amazonasgebiet ist dies<br />

sicherlich angebracht, kulturell aber sicher nicht von vielen akzeptiert.<br />

⇒ In Japan gilt das Prinzip der Besänftigung <strong>und</strong> Linderung. Damit ist die Erwartung<br />

verb<strong>und</strong>en, emotionale Impulse zu kontrollieren.<br />

Auch schichtspezifische Unterschiede hinsichtlich der emotionalen Sozialisation müssen<br />

berücksichtigt werden. So wird Ärger in Familien mit bürokratischen Systemen eher<br />

unterdrückt, besonders dann, wenn die Eltern Arbeit haben. Feinfühligkeit <strong>und</strong> gute Kontrolle<br />

über Stimmung <strong>und</strong> Temperament werden gefördert. In der Arbeiterschicht werden<br />

Aggression <strong>und</strong> Ärger anders sozialisiert. Gegenüber Stärkeren äußert man sich nicht. Die<br />

Eltern unterstützen hier eher Emotionen, die das Gefühl von Macht <strong>und</strong> „im-Recht-Sein“<br />

vermitteln.<br />

Wie die aufgeführten Beispiele zeigen, hält man in verschiedenen Kulturen unterschiedliche<br />

Emotionen <strong>für</strong> wichtig <strong>und</strong> sozialisierungswürdig. Auch in der Sprache spiegelt sich dies<br />

wieder: Im Wortschatz sind Emotionen je nach ihrer Wichtigkeit über- oder unterrepräsentiert<br />

(ähnlich wie bei den 1000 Begriffen <strong>für</strong> Schnee bei den Inuit).<br />

4. Interkulturelle <strong>Kompetenz</strong><br />

Gr<strong>und</strong>lage interkultureller <strong>Kompetenz</strong> ist die Fähigkeit, über kulturelle Grenzen hinweg<br />

kommunizieren zu können. Sie erfordert Aufmerksamkeit <strong>für</strong> die sozialen Dimensionen des<br />

Lebens. Über Fachkompetenz der eigenen Branche hinaus erfordert dies im Speziellen:<br />

Teilnehmermaterial – Lehrerfortbildung – EMZ 2009 20


Die Bereitschaft von Professionellen, über die eigene Person <strong>und</strong> Position zu reflektieren<br />

<strong>und</strong> sich darüber klar zu werden, dass Selbstbeschreibungen nicht losgelöst von kulturellen<br />

Umfeldern sind. Weiterhin gehört dazu, sich darüber klar zu werden, wie man über<br />

Normalität oder Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> über Abweichungen davon denkt.<br />

Eine zweite Vorraussetzung ist die Bereitschaft der Menschen, die mit Migranten arbeiten,<br />

ihr Wissen über Werte <strong>und</strong> Ansichten der Kulturen, mit denen sie am häufigsten zu tun<br />

haben, zu erweitern. Gr<strong>und</strong>kenntnisse darüber, was es <strong>für</strong> die individuelle <strong>und</strong> familiäre<br />

Entwicklung bedeutet, beispielsweise in einer islamischen oder einer kommunistischen<br />

Gesellschaft aufgewachsen zu sein, sollten jedem in diesem Bereich Tätigen geläufig sein.<br />

Es gibt ganz unterschiedliche Möglichkeiten, sich mehr Wissen über Kulturen zuzulegen:<br />

Aufsuchen, Reisen, Lesen, Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung.<br />

Die letzte <strong>und</strong> wichtigste Voraussetzung ist es, über dieses Wissen zu reflektieren, um nicht<br />

stereotypen Vorstellungen zu erliegen. Islamisch/kommunistisch/türkisch kann <strong>für</strong> Einzelne<br />

etwas ganz Unterschiedliches bedeuten. Migranten beispielsweise waren häufig schon in<br />

ihrem Herkunftsland in einer Minderheitensituation <strong>und</strong> wollen nicht mit generalisierten<br />

Vorstellungen über dieses Land <strong>und</strong> seine Kultur gesehen werden. Menschen übernehmen<br />

nicht nur die überlieferten Sichtweisen, Werte, Ansichten <strong>und</strong> Haltungen ihrer<br />

Herkunftskultur. Sie können auch wählen, wie sie diese Möglichkeiten modifizieren <strong>und</strong> sie<br />

auch in konkreten sozialen <strong>und</strong> wirtschaftlichen Kontext in Abhängigkeit von eigenen Stärken<br />

<strong>und</strong> Schwächen auf ganz individuelle Weise weiterentwickeln wollen. Für Migranten erfolgt<br />

diese Weiterentwicklung üblicherweise anders als bei Menschen, die in ihrer Herkunftskultur<br />

verbleiben.<br />

5. Praktische Einheiten<br />

Im Folgenden werden einige Informationen <strong>und</strong> Tipps von Ahmet Toprak (2004) aufgeführt,<br />

die die Zusammenarbeit mit Eltern aus unterschiedlichen Kulturen (nicht nur im Rahmen des<br />

Ges<strong>und</strong>heitsprojekts) erleichtern können.<br />

Hinweise <strong>für</strong> den Eltern-Dialog<br />

Für einen gelungenen Dialog mit den Eltern gilt es, einige Verhaltensweisen zu beachten.<br />

Am wichtigsten ist es, den Eltern Wertschätzung zu zeigen, um Ihnen das Misstrauen zu<br />

nehmen, dass sie teilweise mitbringen. Dieses Misstrauen rührt daher, dass Lehrer als<br />

Vertreter einer Institution wahrgenommen werden <strong>und</strong> viele Familien mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> mit Institutionen <strong>und</strong> Behörden eher schlechte Erfahrungen gemacht<br />

haben.<br />

Teilnehmermaterial – Lehrerfortbildung – EMZ 2009 21


In interkulturellen Begegnungen ist es unerlässlich, dass man sich immer klar darüber ist,<br />

dass alles (tatsächlich ohne Ausnahme alles) von jedem zu jederzeit durch eine „kulturelle<br />

Brille“ gesehen wird!<br />

So halten Sie – <strong>und</strong> mit Ihnen zahlreiche Deutsche – es wahrscheinlich <strong>für</strong> widerwärtig,<br />

Meerschweinchen zu essen, in Peru stehen diese (bei uns als possierliche Haustierchen<br />

wahrgenommen) jedoch seit langer Zeit auf dem Speiseplan der Menschen. Andererseits<br />

kommt es <strong>für</strong> die meisten Inder in keinem Fall in Frage, eine Kuh zu essen, das deutsche<br />

Verlangen nach (dem heiligen) Fleisch der Kuh, muss den Hindu als besonders ekelhaft <strong>und</strong><br />

noch dazu religiös frevelhaft vorkommen.<br />

Beispiele dieser Art lassen sich leicht in allen Bereichen des täglichen Lebens ausmachen,<br />

die Liste wäre zu lang, um sie hier auszuführen. Gelingt es einem, diese elementare<br />

Erkenntnis im Hinterkopf zu behalten, ist der Gr<strong>und</strong>stein <strong>für</strong> eine offene Begegnung mit der<br />

anderen Kultur gelegt. Und dies ist die Voraussetzung <strong>für</strong> eine erfolgreiche Zusammenarbeit.<br />

Folgende Kapitel beinhalten zahlreiche „Türöffner <strong>und</strong> Stolpersteine“ innerhalb der<br />

interkulturellen Elternarbeit von Ahmet Toprak (2004), die besonders im Umgang mit<br />

traditionell geprägten türkischen Familien zu beachten sind.<br />

Türöffner bei Elterngesprächen<br />

Die Hand geben: Als Begrüßung ist es wichtig, den Eltern die Hand zu geben. Dieses kleine<br />

Ritual gibt den Eltern die Botschaft, dass sie willkommen sind. Im Gr<strong>und</strong>e gibt es keine<br />

Reihenfolge, wem zuerst die Hand gegeben werden soll. Achtung: Bei strenggläubigen<br />

Muslimen (Kopfbedeckung) begrüßen Sie als Lehrerin nur die Frau mit Handschlag, als<br />

Lehrer nur den Mann. Gegengeschlechtliche BesucherInnen begrüßen Sie fre<strong>und</strong>lich ohne<br />

Körperkontakt, (siehe auch: Stolpersteine.) Das zeigt, dass Sie die Sitten Ihrer Besucher<br />

respektieren <strong>und</strong> ernst nehmen.<br />

Positives Feedback: Anerkennung <strong>und</strong> Wertschätzung bauen eine positive Beziehung auf:<br />

Bedanken Sie sich <strong>für</strong> das Kommen, erk<strong>und</strong>igen Sie sich nach der Befindlichkeit. Sagen Sie<br />

etwas Erfreuliches über das Kind etc. Elternarbeit mit türkischen Familien wird erst dann<br />

erfolgreich, wenn die Eltern die Beraterin/den Berater besser kennen lernen <strong>und</strong> vertrauen.<br />

Entspanntes Gesprächsklima schaffen: Sorgen Sie <strong>für</strong> ein entspanntes Gesprächsklima.<br />

Setzen Sie sich mit den Besuchern an einen Tisch <strong>und</strong> bieten Sie etwas zum Trinken an.<br />

Nehmen Sie sich Zeit: Bitten Sie die Besucher herein. Wenn sie spüren, dass Sie sich Zeit<br />

<strong>für</strong> sie nehmen, werden sie weitere Termine mit Ihnen absprechen <strong>und</strong> einhalten.<br />

Regeln klar formulieren: Formulieren Sie Regeln klar <strong>und</strong> verständlich. Benennen Sie auch<br />

die Konsequenzen bei Nichteinhaltung von Regeln. Türkische Eltern sind durchaus bereit,<br />

Teilnehmermaterial – Lehrerfortbildung – EMZ 2009 22


Regeln zu akzeptieren, wenn sie deutlich, verständlich <strong>und</strong> klar formuliert sind. Es ist darüber<br />

hinaus hilfreich, wenn die Betreuer betonen, dass sie sich ebenfalls an die Regeln halten<br />

werden.<br />

Beide Elternteile einbeziehen: Es ist in einem Elterngespräch durchaus möglich, dass - je<br />

nach Kontext - nur ein Elternteil aktiv ist. Wenden Sie sich mit gezielten Fragen an den<br />

passiven Elternteil. Beide Elternteile in die Beratung einzubeziehen, bedeutet, dass beide<br />

gleichwertige Gesprächspartner <strong>für</strong> den Berater sind <strong>und</strong> gleichberechtigt an der<br />

Verbesserung der persönlichen Situation mitwirken können.<br />

Gemeinsames Interesse (das Wohl des Kindes) betonen: Betonen Sie bei der Klärung<br />

des Problems, dass sie gemeinsam mit den Eltern dem Kind helfen wollen. Fragen Sie, wie<br />

die Eltern das Problem sehen. Erk<strong>und</strong>igen Sie sich, wie sich das Kind zu Hause verhält.<br />

Fragen Sie nach den Lösungsvorschlägen der Eltern <strong>und</strong> besprechen Sie mit ihnen, ob sie<br />

realisierbar sind.<br />

Praktische Anwendbarkeit eigener Lösungsvorschläge besprechen: Klären Sie mit den<br />

Eltern, ob Ihre Lösungsvorschläge auch in den Alltag der Familie passen. Beachten Sie die<br />

Struktur <strong>und</strong> die Rollenverteilung in der Familie <strong>und</strong> versuchen Sie, das Problem aus dieser<br />

Perspektive zu sehen.<br />

Die Eltern als Verbündete gewinnen: Versuchen Sie, die Eltern als Verbündete zu<br />

gewinnen <strong>und</strong> nicht als Gegner zu sehen. Respektieren Sie die Wert- <strong>und</strong><br />

Normvorstellungen <strong>und</strong> zeigen Sie Verständnis <strong>für</strong> die Lebensumstände. Achten Sie auf die<br />

Erwartungen der Eltern gegenüber Ihrer Einrichtung. Weisen Sie auf Widersprüche hin <strong>und</strong><br />

suchen Sie nach Möglichkeiten, wie Loyalitätskonflikte reduziert werden können.<br />

Zukunftsperspektive einbringen: Besprechen Sie, welche Konsequenzen das<br />

problematisches Verhalten des Kindes auf die Schullaufbahn haben kann.<br />

Stolpersteine bei Elterngesprächen<br />

Als Mann einer streng muslimischen Frau die Hand geben/als Frau einem streng<br />

muslimischen Mann die Hand geben: Um den Eltern das Gefühl zu vermitteln, dass sie<br />

willkommen sind, ist es zwar von Bedeutung, ihnen die Hand zu geben. Aber das hat seine<br />

Tücken. Die meisten strenggläubigen Muslime vermeiden den gegengeschlechtlichen<br />

Körperkontakt außerhalb der Ehe/Familie. Sollte ein deutscher Pädagoge einer bedeckten<br />

Frau die Hand geben, wird die Frau zwar aus Höflichkeit auch ihm die Hand schütteln, aber<br />

sie würde das am liebsten vermeiden.<br />

Direkt mit dem Problem beginnen/konfrontativ vorgehen: Kommen Sie nicht gleich am<br />

Anfang des Gespräches auf den Gr<strong>und</strong> des Gespräches - hier das Problem des Kindes.<br />

Teilnehmermaterial – Lehrerfortbildung – EMZ 2009 23


Nach dem Verhaltenskodex des türkischen Milieus werden Kritikpunkte <strong>und</strong> negative<br />

Sachverhalte beiläufig <strong>und</strong> blumig - d.h. mit viel Vorlob <strong>und</strong> positivem Feedback - formuliert.<br />

Unmittelbar mit dem Problem anzufangen, wird als Konfrontation erlebt. Aus Höflichkeit <strong>und</strong><br />

Scheu vor Autoritäten - auch Beratungsinstitutionen werden als Autoritäten wahrgenommen -<br />

akzeptieren die Eltern zwar die Konfrontation. Dieses Vorgehen erschwert aber eine<br />

kooperative Zusammenarbeit auf lange Sicht. Die Klienten werden ihre Unkooperative<br />

Haltung nicht direkt ausdrücken aber da<strong>für</strong> umso mehr (latent) merken lassen.<br />

Schuldzuweisung: Schuldzuweisung ist ein klassischer Stolperstein in der Arbeit mit<br />

türkischen Eltern. Gegenüber Kritik an der eigenen Person <strong>und</strong> den eigenen Fähigkeiten sind<br />

die türkischen Migranten besonders empfindlich. Die meisten Eltern haben das Gefühl,<br />

besonders in der Migration, gut funktionieren zu müssen <strong>und</strong> intakte Familienverhältnisse<br />

nach außen präsentieren zu müssen, weil sie einerseits im „Heimatland", andererseits in<br />

Deutschland unter besonderer Beobachtung stehen. Schuldzuweisung in Bezug auf<br />

Erziehungsdefizite wird als persönlicher Angriff <strong>und</strong> Inkompetenz interpretiert <strong>und</strong> erschwert<br />

die Arbeit.<br />

Hinter dem Schreibtisch sitzen: Ein Gespräch hinter Ordnern <strong>und</strong> Unterlagen am<br />

Schreibtisch erschwert den Kontakt zu den Eltern. Diese Sitzordnung erinnert stark an<br />

Behörden. Türkische Eltern sind - wie oben erwähnt - den Behörden gegenüber misstrauisch<br />

<strong>und</strong> nehmen Behördentermine nur in äußersten Notfällen wahr.<br />

Fachbegriffe: Auf alle Fachworte, auch wenn sie <strong>für</strong> Sie noch so alltäglich sind, sollten Sie<br />

verzichten oder sie notfalls erläutern. Denn die Eltern werden aus Scheu <strong>und</strong> Höflichkeit<br />

nicht von sich aus sagen, dass sie die Begriffe nicht verstanden haben.<br />

Während des Gespräches das Verhalten des (anwesenden) Kindes kritisieren: Wenn<br />

Sie während eines Beratungsgespräches das Verhalten des Kindes tadeln, wird das als<br />

Kritik an der eigenen Person interpretiert. Die Kritik am Kind impliziert das Versagen der<br />

Eltern, die ihrem Kind nicht beibringen können, wie man sich richtig verhält.<br />

Vorurteile ins Spiel bringen: Mit Vorurteilen argumentieren, wie z. B. „die türkischen Väter<br />

sind autoritär", „die Mädchen werden unterdrückt" oder „alle türkischen Jungen werden wie<br />

die Paschas behandelt", erschwert die Arbeit mit Eltern ungemein. Diese Vorurteile werden<br />

nicht nur als Kritik <strong>und</strong> Schuldzuweisung interpretiert, sondern als nicht repräsentative<br />

Einzelfälle wahrgenommen, die sie nicht betreffen.<br />

Vom deutschen Verständnis ausgehen: Deutschstämmige pädagogische <strong>und</strong><br />

psychologische Fachkräfte repräsentieren ein bestimmtes soziales Milieu <strong>und</strong> ein<br />

bestimmtes Verständnis. Ihre Argumentation repräsentiert in der Regel die Vorstellungen<br />

dieses Milieus. Viele Pädagoginnen können sich beispielsweise nicht vorstellen, warum eine<br />

Frau, die von ihrem Mann geschlagen wird, ihn nicht verlässt. Die sozialen, wirtschaftlichen<br />

Teilnehmermaterial – Lehrerfortbildung – EMZ 2009 24


<strong>und</strong> kulturellen Rahmenbedingungen der türkischen Eltern sind meistens nicht mit denen der<br />

deutschen Pädagogen <strong>und</strong> Eltern zu vergleichen.<br />

Vergleichen: Vergleiche mit anderen türkischen Eltern sind kontraproduktiv, weil die Eltern<br />

als Individuen wahrgenommen werden wollen. Eine Maßnahme, die bei einer türkischen<br />

Familie oder bei einem türkischen Kind wirksam war, muss nicht bei allen anderen Familien<br />

oder Kindern ebenso wirksam sein.<br />

Werte <strong>und</strong> Normen der Eltern in Frage stellen/abwerten: Wenn Sie die Werte <strong>und</strong><br />

Normen der Eltern in Frage stellen, bedeutet das <strong>für</strong> diese, dass der Lehrer/ Lehrerin diese<br />

Werte als schlecht erachtet. Das führt zu Minderwertigkeitsgefühlen, aus denen heraus die<br />

Eltern nicht handlungsfähig sind.<br />

Inkompetenz: Institutionen, wie die Schule, haben in der türkischen Bevölkerung einen<br />

hohen Stellenwert. Wenn die türkischen Eltern sich an die pädagogischen <strong>und</strong><br />

psychologischen Fachkräfte wenden, um Hilfe zu holen, dann haben sie auch höhere<br />

Ansprüche an sie. Die Fachkräfte müssen den Eltern deutlich zeigen, über welche<br />

<strong>Kompetenz</strong>en sie verfügen <strong>und</strong> worüber sie nicht entscheiden können. Wenn diese Grenzen<br />

im Vorfeld mit den Eltern nicht besprochen werden, glauben die Eltern, mit inkompetenten<br />

Fachleuten zu tun zu haben.<br />

Türöffner bei Informationsabenden<br />

Die Tagesordnung übersichtlich <strong>und</strong> einfach gestalten: Die Tagesordnung der<br />

Veranstaltung soll kurz <strong>und</strong> prägnant sein <strong>und</strong> nur ein Thema beinhalten. Mehrere Vorträge<br />

im Plenum <strong>und</strong> Workshops zu unterschiedlichen Schwerpunkten sind <strong>für</strong> türkische Eltern mit<br />

eher geringem Bildungsniveau nicht geeignet.<br />

Zweisprachige Werbung: Wenn <strong>für</strong> eine Veranstaltung oder einen Elternabend geworben<br />

wird, sollte das in Deutsch <strong>und</strong> Türkisch geschehen. Durch eine schriftliche Einladung fühlen<br />

sich die meisten türkischen Eltern nicht angesprochen, weil sie nicht lesen können oder<br />

wollen. Am erfolgreichsten ist eine mündlich-persönliche Einladung. Wenn Eltern andere<br />

Eltern ansprechen <strong>und</strong> einladen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass viele zu einer<br />

Veranstaltung kommen.<br />

Muttersprachliche Referenten: Die Chancen sind gut, dass die Eltern an einer<br />

Informationsveranstaltung teilnehmen, wenn der Referent/die Referentin türkischsprachig ist.<br />

Auch wenn die Eltern gut Deutsch sprechen, fühlen sie sich im Türkischen wohler. Der<br />

Einsatz der türkischsprachigen Referentin vermittelt den Eltern das Gefühl, dass auf ihre<br />

Bedürfnisse <strong>und</strong> Wünsche eingegangen wird. Die Eltern können dadurch ihre Fragen <strong>und</strong><br />

Wünsche einer türkischsprechenden Referentin gegenüber ohne sprachliche <strong>und</strong> kulturelle<br />

Hemmschwelle artikulieren. Eine zweisprachige Elternveranstaltung (Deutsch/Türkisch) ist<br />

Teilnehmermaterial – Lehrerfortbildung – EMZ 2009 25


kontraproduktiv, weil durch die Übersetzung <strong>und</strong> Übersetzungsschwierigkeiten von<br />

Fachwörtern der ungestörte Ablauf der Veranstaltung beeinträchtigt wird.<br />

Muttersprachliche Begrüßung: Wenn organisatorisch der Einsatz einer muttersprachlichen<br />

Referentin nicht möglich ist, sollte zumindest eine muttersprachliche Begrüßung erfolgen.<br />

Dadurch fühlen sich die Eltern willkommen, weil sie durch diese Begrüßung annehmen<br />

dürfen, dass die Veranstalter sich inhaltlich <strong>und</strong> formal auf die Bedürfnisse der Eltern<br />

eingestellt haben. Die muttersprachliche Begrüßung kann beispielsweise von einem<br />

türkischen Lehrer, von türkischen Eltern aus dem Elternbeirat oder aber von einem<br />

deutschsprachigen Veranstalter, der etwas Türkisch spricht, erfolgen.<br />

Themen positiv formulieren: Die inhaltlichen Themen positiv formulieren, um die Eltern<br />

nicht abzuschrecken. Positiv formulierte Titel können folgendermaßen aussehen: „Wie kann<br />

ich als Mutter/Vater mein Kind am besten unterstützen?", „Kindererziehung verbessern -<br />

Fragen an einen Fachmann/Fachfrau" oder „Die Phasen der Kindererziehung“ etc. Durch<br />

Formulierungen wie, „In der Erziehung auf Gewalt verzichten", „Gewaltfreie Erziehung" oder<br />

„Gewaltprävention in der Erziehung" fühlen sich die Eltern nicht angesprochen. Wenn die<br />

Eltern solche Veranstaltungen besuchen. würden sie zugeben, dass sie in der Erziehung<br />

Gewalt anwenden.<br />

Fachvorträge kurz halten: Auch wenn die Veranstalter sich nur <strong>für</strong> ein Thema entschieden<br />

haben, sollte der fachliche Input kurz sein, d.h. maximal 45 Minuten dauern. Wenn die Eltern<br />

eine Veranstaltung besuchen, haben sie in der Regel ein persönliches Motiv, das sie mit der<br />

Referentin besprechen wollen. Beachten Sie bei der Planung, der Diskussion <strong>und</strong> den<br />

Fragen der Eltern sehr viel Zeit ein<strong>zur</strong>äumen.<br />

Maximale Teilnehmerzahl 30: Begrenzen Sie die maximale Teilnehmerzahl auf 30 Personen,<br />

damit die Eltern sich einbringen <strong>und</strong> diskutieren können. Die Eltern wollen konkrete Fragen<br />

stellen. Bei großen Veranstaltungen ist vor allem bei Teilnehmerinnen die Hemmschwelle<br />

groß, sich zu Wort zu melden.<br />

Auf praktische Fragen eingehen: Die Referenten sollten auf die praktischen Fragen der<br />

Eltern eingehen. Es ist schwer, auf Einzelfälle, z. B. konkrete Erziehungsschwierigkeiten, im<br />

Rahmen der Veranstaltung eine befriedigende Antwort zu geben. Aber wenn die Referentin<br />

auf die Frage nicht eingeht, wird es als Missachtung der Fragenden oder ihres Problems<br />

bzw. als Inkompetenz der Referenten interpretiert.<br />

Die Schulleitung ist persönlich anwesend: Es muss ganz deutlich gemacht werden, dass<br />

solche Veranstaltungen eine Dienstleistung der Schule sind. Um diesen Ansatz zu<br />

unterstreichen, ist die Schulleitung persönlich anwesend <strong>und</strong> übernimmt die Begrüßung <strong>und</strong><br />

die Verabschiedung, auch wenn es schwer ist, einer türkischsprachigen Veranstaltung zu<br />

Teilnehmermaterial – Lehrerfortbildung – EMZ 2009 26


folgen. Fragen der Eltern an die Schule können direkt von der Schulleitung beantwortet<br />

werden.<br />

Die Eltern zum Mitdiskutieren ermuntern: Die Hauptaufgabe der Referentin bzw. der<br />

Moderatorin besteht darin, die Eltern <strong>zur</strong> Diskussion zu ermuntern, vor allem die Mütter. Die<br />

Mütter nehmen primär die Erziehungsaufgaben wahr, aber trauen sich oft nicht, in der<br />

Öffentlichkeit ihre Meinungen <strong>und</strong> Erfahrungen mitzuteilen. Die Aufforderung zum<br />

Meinungsaustausch trägt dazu bei, dass die Eltern ihre Fragen <strong>und</strong> Schwierigkeiten in der<br />

Erziehung leichter äußern.<br />

Väter ansprechen: In Erziehungsfragen sind vor allem die Mütter aktiv. Sie werden sehr<br />

häufig von ihren Männern alleine gelassen, weil traditionell denkende Männer die Erziehung<br />

der Kinder als Aufgabe der Mütter sehen. Zumindest der Fachvortrag müsste inhaltlich so<br />

aufgebaut sein, dass die Männer sich persönlich angesprochen <strong>und</strong> <strong>für</strong> die Erziehung der<br />

Kinder verantwortlich fühlen.<br />

Die Geschwister der Kinder als Ansprechpartner annehmen: Es ist es üblich, vor allem<br />

älteren Schwestern Erziehungsaufgaben zu überlassen. Wenn ältere Geschwister einen<br />

Elternabend oder einen Informationsabend besuchen, ist das ein Zeichen <strong>für</strong> die<br />

gemeinschaftliche Verantwortung der gesamten Familie.<br />

<strong>Fortbildung</strong>en zum Thema Interkulturelle Kommunikation besuchen: Um die Kinder <strong>und</strong><br />

deren Eltern besser zu verstehen, sollten die pädagogischen Fachkräfte regelmäßig<br />

<strong>Fortbildung</strong>en zu interkulturellen Themen besuchen. Wenn sich die Gelegenheit ergibt,<br />

können sie dies den Familien erzählen. Dadurch vermitteln Sie ihnen, dass Sie sich <strong>für</strong> sie<br />

interessieren <strong>und</strong> keine Gelegenheit auslassen, sie besser zu verstehen.<br />

Einfach strukturierte Leitfäden mitgeben: Es ist wichtig, den Eltern einfach strukturierte<br />

Leitfäden (türkisch/deutsch) mitzugeben. Die meisten Eltern sind nicht so schreibgewandt,<br />

dass sie Erläuterungen mitnotieren können.<br />

Mit migrationsspezifischen Einrichtungen kooperieren: Sie müssen nicht alles selber<br />

wissen! Um die Professionalität der Arbeit zu gewährleisten, empfiehlt es sich, mit<br />

migrationsspezifischen Einrichtungen zu kooperieren. Diese Einrichtungen kennen sich mit<br />

der Zielgruppe <strong>und</strong> ihren Bedürfnissen sehr gut aus <strong>und</strong> helfen, viele Stolpersteine aus dem<br />

Weg zu räumen.<br />

Stolpersteine bei Informationsabenden<br />

Termine an muslimischen Feiertagen: Wenn die Termine auf muslimische Feiertage oder<br />

in den Fastenmonat Ramadan gelegt werden, ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass die<br />

Eltern kommen. Zu beachten ist, dass die wichtigsten muslimischen Feiertage, Zucker- oder<br />

Teilnehmermaterial – Lehrerfortbildung – EMZ 2009 27


Opferfest, keine festen Termine haben - sie verschieben sich jedes Jahr um zehn Tage nach<br />

vorne. Bei den meisten Ausländerbeiräten (oder Ausländerbeauftragten der Gemeinden) gibt<br />

es einen Kalender, in dem alle wichtigen religiösen <strong>und</strong> nationalen Feiertage vermerkt sind.<br />

Komplizierte Fachsprache: Komplizierte Fachsprache, sei es in der türkischen oder<br />

deutschen Sprache, soll vermieden werden. Das Bildungsniveau der türkischen Community<br />

ist im Durchschnitt eher gering. Ein großer Teil verfügt nicht über eine abgeschlossene<br />

Berufsausbildung <strong>und</strong> das Lesen (sowohl in Türkisch als auch in Deutsch) ist ungewohnt.<br />

Interaktive Methoden: Auf das Schreiben <strong>und</strong> Vorstellen von Kärtchen sowie Erarbeiten<br />

von Plakaten in der Kleingruppe sollte man komplett verzichten. Der überwiegende Teil der<br />

Elternschaft kann zwar (gut) lesen <strong>und</strong> schreiben. Viele haben aber große Hemmungen<br />

gegenüber solchen Methoden, weil sie sich unter Druck gesetzt fühlen, besonders gut <strong>und</strong><br />

richtig schreiben <strong>und</strong> artikulieren zu müssen.<br />

Interaktive (körperbetonte) Übungen: Wie beim Händedruck beschrieben (s. Stolpersteine<br />

in der Beratungssituation), ist <strong>für</strong> viele jeglicher Körperkontakt in gegensätzlichen<br />

Geschlechterkonstellationen tabu. Bekannte Übungen, wie der gordische Knoten, tragen<br />

zwar dazu bei, die Gruppenatmosphäre aufzulockern. Aber solche Übungen schrecken vor<br />

allem ältere <strong>und</strong> streng muslimische Teilnehmer/-innen ab, weiterhin am Thema zu arbeiten.<br />

Die eigenen Normen <strong>und</strong> Werte als einzig richtige in den Raum stellen/ bewertend<br />

formulieren: Wie bei den Stolpersteinen im Elterngespräch ist es auch im Rahmen einer<br />

Veranstaltung oder eines Elternabends von Bedeutung, die eigenen Werte <strong>und</strong> Normen nicht<br />

als die einzig richtigen in den Raum zu stellen. Es ist darüber hinaus zu beachten, dass der<br />

Referent, vor allem wenn er türkischsprachig ist, nicht bewertend formuliert. Bewertende<br />

Formulierungen schüchtern die Eltern ein <strong>und</strong> sie trauen sich nicht, mitzudiskutieren bzw.<br />

Fragen zu stellen, weil sie <strong>für</strong>chten, in ihren Werten, Normen bzw. Einstellungen als<br />

minderwertig eingeschätzt zu werden.<br />

Die <strong>Kompetenz</strong> der Eltern in Frage stellen: Es ist ratsam, Meinungsäußerungen der Eltern<br />

nicht in Frage zu stellen. Bedanken Sie sich zunächst <strong>für</strong> die Frage oder <strong>für</strong> den<br />

Diskussionsbeitrag <strong>und</strong> betonen Sie, dass der Erfolg der Veranstaltung von <strong>Kompetenz</strong>en<br />

<strong>und</strong> Fragen der Eltern abhängig ist. In der Diskussion kann es bspw. auch darum gehen,<br />

welche Lösungsmöglichkeiten in den Herkunftsländern <strong>zur</strong> Verfügung standen.<br />

„Bei euch Türken ist...": Auf Vorurteile <strong>und</strong> verallgemeinernde Formulierungen <strong>und</strong><br />

Vorannahmen verzichten. Verallgemeinerungen, wie z. B. „Bei euch Türken darf man keinen<br />

Alkohol trinken" oder „Bei euch Türken darf man kein Schweinefleisch essen", kommen bei<br />

den Eltern nicht gut an. Nicht jeder aus der Türkei stammende Migrant muss streng<br />

muslimischen Glaubens sein <strong>und</strong> auf Schweinefleisch oder Alkoholkonsum verzichten.<br />

Teilnehmermaterial – Lehrerfortbildung – EMZ 2009 28


Türöffner bei Hausbesuchen<br />

Den Termin persönlich vereinbaren: Termine <strong>für</strong> einen Hausbesuch müssen unbedingt<br />

telefonisch oder in einem persönlichen Gespräch vereinbart werden. Gehen Sie auf die<br />

Terminvorstellung der Eltern ein <strong>und</strong> schlagen Sie keine Termine während des<br />

Fastenmonats oder religiöser Feiertage vor.<br />

Abendtermin: Legen Sie den Termin <strong>für</strong> einen Hausbesuch in die Abendst<strong>und</strong>en, um alle<br />

Beteiligten - beide Elternteile <strong>und</strong> Kind(er) - zu erreichen. Da die Angelegenheit eines Kindes<br />

nicht nur die Eltern betrifft, sondern auch die anderen Geschwister, wollen alle<br />

Familienmitglieder anwesend sein. Bei Hausbesuchen sollten Sie als Mann einen Termin<br />

allein mit der Mutter, <strong>und</strong> als Frau einen Termin allein mit dem Vater vermeiden. In<br />

traditionell-religiösen Familien besucht man sich in gegengeschlechtlicher Konstellation nur<br />

dann, wenn beide Ehepartner anwesend sind.<br />

Schuhe ausziehen: Unabhängig von der Jahreszeit sollten Sie bei einem Hausbesuch die<br />

Schuhe ausziehen, selbst wenn die Gastgeber Sie auffordern, diese anzubehalten; diese<br />

Aufforderung ist lediglich eine Höfflichkeitsfloskel. Der Gr<strong>und</strong> <strong>für</strong> das Schuhausziehen hat<br />

mehrere Gründe. Da die meisten gläubigen Muslime in der Wohnung beten, darf dieser<br />

Raum aus Reinheitsgründen nicht mit „Straßenschuhen" betreten werden, so wie auch die<br />

Moscheen. Der zweite Gr<strong>und</strong> ist praktischer Natur: Hausfrauen möchten eine saubere<br />

Wohnung haben <strong>und</strong> nicht nach jedem Besuch die gesamte Wohnung schrubben. Wer die<br />

Schuhe auszieht, möchte darüber hinaus den Gastgebern signalisieren, dass er oder sie die<br />

Wohnung wie ein Familienmitglied betritt.<br />

Smalltalks: Bevor das Hauptthema angesprochen wird, sollten Sie kurze, fre<strong>und</strong>liche<br />

Gespräche führen. Fragen Sie z. B. nach der Befindlichkeit, dem Arbeitsplatz <strong>und</strong> seit wann<br />

die Familie in Deutschland lebt. Sagen Sie etwas Positives <strong>zur</strong> Wohnung oder <strong>zur</strong> Lage der<br />

Wohnung. Diese kleinen „unverbindlichen" Gespräche sind immens wichtig, weil sie den<br />

persönlichen Kontakt herstellen <strong>und</strong> wichtige Impulse <strong>für</strong> das eigentliche Thema bieten.<br />

Sich nach den Kindern erk<strong>und</strong>igen: Um zu verdeutlichen, dass man Interesse an der<br />

gesamten Familie hat, ist es zu empfehlen, sich nach allen Kindern zu erk<strong>und</strong>igen, wie z. B.<br />

Alter, Schul- oder Berufsausbildung. Diese Informationen deuten u. a. daraufhin, welche<br />

anderen „Konfliktfelder" es in der Familie geben könnte, ohne ein bestimmtes Problem<br />

angesprochen zu haben.<br />

Interessen offen legen: Erklären Sie den Gr<strong>und</strong> des Hausbesuches, indem Sie Ihre<br />

Interessen formulieren. Betonen Sie, dass man ein gemeinsames Interesse hat, <strong>und</strong> zwar<br />

das Wohl des Kindes. Dies zu vermitteln gelingt am besten, wenn die Eltern als gleichwertige<br />

Kooperationspartner gewonnen werden können.<br />

Teilnehmermaterial – Lehrerfortbildung – EMZ 2009 29


Ressourcenorientierte Vorgehensweise: Die Lösungsvorschläge, die besprochen <strong>und</strong><br />

erarbeitet wurden, sind an den Stärken <strong>und</strong> Möglichkeiten der Eltern orientiert, um<br />

erfolgversprechend zu sein. Dieser Ansatz entspricht darüber hinaus dem Vorsatz, die Eltern<br />

als gleichberechtigte Kooperationspartner zu gewinnen.<br />

Zuverlässigkeit: Zuverlässigkeit ist das oberste Prinzip, um das Vertrauen der Eltern <strong>und</strong><br />

der anderen Familienmitglieder zu gewinnen. Versprechungen <strong>und</strong> Zusagen müssen<br />

eingehalten werden. Vermeiden Sie Versprechungen, die nicht eingehalten werden können.<br />

Stolpersteine bei Hausbesuchen:<br />

Als Mann einer streng religiösen muslimischen Frau die Hand reichen: (s. Stolpersteine<br />

im Kontext der Beratungssituation).<br />

Umfangreiche <strong>und</strong> dicke Ordner mitschleppen: In der Beratungssituation wurde betont,<br />

dass alles, was an Behörden erinnert, nicht vertrauensfördernd ist. Ein Hausbesuch sollte<br />

zumindest nach außen hin einen „unverbindlichen" Charakter haben. Wenn Sie mit vielen<br />

Unterlagen eine Wohnung betreten, betonen Sie die „Probleme", was den Anfang eines<br />

Gespräches erschweren kann.<br />

Die Einladung zum Essen/Trinken ablehnen: Um ihre Gastfre<strong>und</strong>lichkeit hervorzuheben,<br />

laden türkische Familien ihre Gäste zum Essen <strong>und</strong> Trinken ein, unabhängig davon, in<br />

welchem Kontext dieser Besuch steht. Im häuslichen Bereich kann die Trennung zwischen<br />

privatem <strong>und</strong> dienstlichem Besuch nicht scharf gezogen werden. Deshalb fühlen sich die<br />

Eltern beleidigt, wenn das Angebot zum Essen, vor allem aber zum Trinken, abgelehnt wird.<br />

Die Eltern vor den Kindern bloß stellen/Belehrungen: Vor allem im privaten Bereich sind<br />

die Eltern empfindlich, wenn sie in Anwesenheit der Kinder belehrt werden. Diese<br />

Belehrungen werden von Eltern als Bloßstellung vor den Kindern <strong>und</strong> als Autoritätsverlust<br />

des Vaters empf<strong>und</strong>en.<br />

Berufswünsche <strong>für</strong> die Kinder abwerten: Die Eltern haben häufig überzogene<br />

Berufswünsche <strong>für</strong> ihre Kinder, die in keiner Relation zu den Schulleistungen stehen. Es<br />

kann durchaus vorkommen, dass die Eltern von einem schlechten Hauptschüler erwarten,<br />

dass er Rechtsanwalt oder Arzt werden soll. Statt diese Wünsche rigoros als unsinnig zu<br />

bezeichnen, ist es zu empfehlen, mit den Eltern auszudiskutieren, was passieren muss,<br />

damit das Kind dieses Ziel erreicht.<br />

Probleme- oder Defizite in den Vordergr<strong>und</strong> stellen: Ausschließlich über die Probleme<br />

der Kinder bzw. der Familie reden, schreckt die Eltern ab. Im häuslich-privaten Bereich sind<br />

die Eltern empfindlicher als beispielsweise in einer Beratungssituation im Büro, weil die<br />

Initiative des Gespräches in der Wohnung nicht von den Eltern ausgeht. In diesem Kontext<br />

Teilnehmermaterial – Lehrerfortbildung – EMZ 2009 30


ist viel mehr Fingerspitzengefühl gefragt als im Büro. Deshalb sollten Vorverurteilungen <strong>und</strong><br />

Schuldzuweisungen in Bezug auf Kinder <strong>und</strong> Kindererziehung, wie z. B. den Eltern das<br />

Gefühl geben, in der Erziehung versagt zu haben, vermieden werden. (s.o. Türöffner:<br />

Ressourcenorientierte Vorgehensweise).<br />

Methodisches Vorgehen: Methodisches Arbeiten ist im Kontext der Hausbesuche<br />

kontraproduktiv. Eine methodische Vorgehensweise kann z. B. dadurch gestört werden, dass<br />

der Vater oder der Sohn nebenbei Fernsehen schaut oder aber die Mutter oder die Tochter<br />

Tee serviert etc. Bei Hausbesuchen muss man sich deshalb viel mehr Zeit nehmen als sonst<br />

<strong>und</strong> sich auf spontane <strong>und</strong> unkonventionelle Vorgehensweisen einstellen. Ein Hausbesuch in<br />

der türkischen Familie kann nicht h<strong>und</strong>ertprozentig vorbereitet werden.<br />

Eltern <strong>und</strong> Ernährung<br />

Wenn Eltern ihr Kind falsch ernähren, so geschieht das – besonders in niedrigen sozialen<br />

Schichten – häufig aus Unwissenheit. Oft ist der Beweggr<strong>und</strong> aber auch das Gefühl, dem<br />

Kind etwas Gutes tun zu wollen. Besonders wenn die Eltern selbst die Erfahrung gemacht<br />

haben, auf Schönes verzichten zu müssen, handeln sie im Sinne von „mein Kind soll nichts<br />

missen müssen“. Der Griff zu Süßigkeiten oder Fast Food liegt dabei nahe.<br />

Ein weiterer Gr<strong>und</strong> kann sein, das quengelnde Kind beruhigen zu wollen <strong>und</strong> deshalb zu<br />

Süßem <strong>und</strong> Fettigem zu greifen. Sehr früh wird das Kind sich merken, wie es an die<br />

geliebten Schmackhaftigkeiten kommt <strong>und</strong> der Teufelskreis hat begonnen. Denn die<br />

Sprösslinge von dieser (berechtigten) Erwartungshaltung wieder zu entwöhnen, wird nicht<br />

ohne Geschrei <strong>und</strong> den Verlust vieler Nerven (beider Seiten) vor sich gehen. Einfacher ist<br />

der wiederholte Griff in die Kekstüte.<br />

Umso wichtiger ist es, im Gespräch mit den Eltern nicht das Gefühl zu erwecken, sie würden<br />

alles falsch machen <strong>und</strong> müssten sich deshalb nun an völlig neue (ihnen auch teilweise<br />

unverständliche) Regeln halten. Vielmehr sollte der Tenor sein, dass man gemeinsam mit<br />

den Eltern <strong>zur</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Vorsorge der Nachkommen beitragen möchte. Die neuen<br />

Verhaltensweisen in Bezug auf Ernährung <strong>und</strong> Bewegung sollten stets transparent gemacht<br />

<strong>und</strong> möglichst genau mit den dazu gehörigen Hintergründen erklärt werden. Wenn die Eltern<br />

vom neuen Konzept überzeugt sind, ist es sehr viel einfacher, ein nachhaltiges Umdenken<br />

zu bewirken.<br />

Ein Schlüsselkonzept ist also die Wertschätzung <strong>und</strong> Aufklärung der Eltern.<br />

Spaß beim Schnippeln, bunte Nudeln – Kinder <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>es Kochen<br />

Die Hauptpersonen sind jedoch nach wie vor die Kinder, denn eine Veränderung ihres<br />

Verhaltens ist das Ziel. Wiederum kann mit dem vorgehaltenen Zeigefinger nicht annähernd<br />

Teilnehmermaterial – Lehrerfortbildung – EMZ 2009 31


so viel erreicht werden, als wenn die Jungen <strong>und</strong> Mädchen Spaß an der Sache gewinnen<br />

<strong>und</strong> sie sich zu Eigen machen. Dies geschieht am Besten über eine umfassende spielerische<br />

Einbeziehung der Kinder, wobei wichtig ist, dass man die Ideen <strong>und</strong> Anregungen der Jungen<br />

<strong>und</strong> Mädchen aufnimmt <strong>und</strong> wenn möglich umsetzt. Je mehr Spaß die Schüler bei der<br />

Zubereitung <strong>und</strong> generell der Beschäftigung mit ges<strong>und</strong>em Essen haben, desto größer ist<br />

die Chance, dass sie z.B. auch zu hause beim Kochen helfen wollen oder gerne eine<br />

„ges<strong>und</strong>e Frühstücksdose“ mit <strong>zur</strong> Schule nehmen <strong>und</strong> so das Thema in ihren Alltag<br />

integrieren.<br />

Vorweg: Bei allen Aktivitäten, die die Zubereitung von Nahrung einbeziehen, ist wichtig, von<br />

vorneherein eine zweifache Garnitur an Töpfen, Grillbesteck, Tellern etc. einzuplanen, da <strong>für</strong><br />

muslimische Kinder z.B. Salatbesteck etc. welches mit Schweinefleisch in Berührung<br />

gekommen ist, unrein <strong>und</strong> somit ekelerregend ist.<br />

Ebenso bedeutsam ist, beim Probieren von z.B. türkischen Speisen den Kindern ein Vorbild<br />

zu sein <strong>und</strong> vorzumachen, dass auch vielleicht Ungewohntes sehr lecker sein kann.<br />

Anregungen <strong>für</strong> den Unterricht<br />

⇒ Kinder probieren gezielt (auch vorher unbekannte) Obstsorten aus <strong>und</strong> beschreiben,<br />

was sie schmecken, bestimmen die verschiedenen „Süßegrade“.<br />

⇒ Hierzu kann gebastelt oder gemalt werden, z.B. aus Pappe verschiedene Früchte<br />

basteln/ausschneiden <strong>und</strong> einen Obstteller als Wandbild gestalten.<br />

⇒ Bei einem Unterrichtsgang zum Wochenmarkt mit der Klasse können die Schüler direkt<br />

bei den Händlern nachfragen, wie z.B. Spargel wächst, wie viele Kartoffelsorten es gibt<br />

etc. Dies Kann auch mit einem Quiz verb<strong>und</strong>en oder durch eine Unterrichtseinheit<br />

vorbereitet werden. (Durch eine vorherige Verabredung mit einem Standbetreiber<br />

umgeht man die Gefahr, dass viel los ist, <strong>und</strong> niemand bereit ist, Fragen zu<br />

beantworten, weil ihr/ihm sonst ein Geschäft entgeht.)<br />

⇒ Alternativ bietet sich der Besuch eines Obst- <strong>und</strong> Gemüsegeschäftes an. Hierzu können<br />

die Schüler Fragen r<strong>und</strong> ums Obst/Gemüse, das Geschäft, den Beruf des Verkäufers<br />

vorbereiten.<br />

⇒ Viele Supermärkte sind gerne bereit, Schulen <strong>für</strong> besondere Gelegenheiten<br />

(Projektwoche, Sportfest) kostenlos Gemüse <strong>und</strong> Obst <strong>für</strong> einen ges<strong>und</strong>en Snack <strong>zur</strong><br />

Verfügung zu stellen.<br />

⇒ Koch AG / Ernährungsnachmittag: Das zubereitete Essen sollte bunt sein <strong>und</strong> Dinge<br />

enthalten, die Kinder sowieso gerne mögen, z.B. Nudeln (Hälfte normale, Hälfte<br />

Vollkornnudeln, keine Eiernudeln) mit buntem Gemüse. Das Gemüse kann von den<br />

Teilnehmermaterial – Lehrerfortbildung – EMZ 2009 32


Schülern geschnitten werden z.B. rote Paprika, grüne Zucchini. (Andere Möglichkeiten:<br />

Gemüseauflauf, Hühnchen mit Reis <strong>und</strong> Gemüse…) Wichtig: Kinder machen, nachdem<br />

es ihnen gezeigt wurde, vieles selbst z. B. schnippeln, schälen, rühren, mischen…)<br />

⇒ Essen mit Kindern soll im Idealfall Spaß machen <strong>und</strong> bunt sein. <strong>für</strong> das Kochen mit<br />

Schülern bieten sich bunte Nudeln an, mit Gewürzen (z.B. Kurkuma) lässt sich Reis<br />

einfärben, aus Kartoffeln können die Kinder Figuren ausstechen.<br />

⇒ Süßes kann auch ges<strong>und</strong> sein! Interkulturelle Backnachmittage mit Karottenkuchen,<br />

Haferkeksen, Zucchinitorte…<br />

Spielideen zum Thema Ernährung & Bewegung<br />

⇒ Mit verb<strong>und</strong>enen Augen etwas Neues (vorher probiertes) kosten <strong>und</strong> erraten, was es ist<br />

(z.B. Sternfrucht)<br />

⇒ Ein Quiz vorbereiten, der Gewinner erhält eine schöne Kleinigkeit (nichts essbares)<br />

⇒ Malwettbewerb zum Thema Obst, Gemüse, ges<strong>und</strong>e Ernährung etc. (je nach Alter)<br />

⇒ Verborgene Dinge ertasten (Kartoffel, Maiskolben, Gurke, Apfel etc.) Hierzu benötigt<br />

man mehrere dunkelfarbige Stoffsäckchen zum Zubinden, in welche die Sachen getan<br />

werden.<br />

⇒ Hindernisparcour (in Absprache mit Sportlehrer)<br />

⇒ Je nach Schulhof/Geräteausstattung: Mini-Olympiade<br />

Teilnehmermaterial – Lehrerfortbildung – EMZ 2009 33


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Teilnehmermaterial – Lehrerfortbildung – EMZ 2009 34


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Teilnehmermaterial – Lehrerfortbildung – EMZ 2009 35


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IQ 3: Berliner Botschaften. Wie frühstückt die Welt?<br />

http://www.spiegel.de/reise/staedte/0,1518,563451,00.html<br />

Teilnehmermaterial – Lehrerfortbildung – EMZ 2009 36

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