27.02.2013 Aufrufe

Städtetouren 2009 Teil 1.qxd - Ferienregion Allgäu - Urlaub, Wetter ...

Städtetouren 2009 Teil 1.qxd - Ferienregion Allgäu - Urlaub, Wetter ...

Städtetouren 2009 Teil 1.qxd - Ferienregion Allgäu - Urlaub, Wetter ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Augsburgs Tourismusziel Nr. 1<br />

Die Fuggerei – älteste<br />

Sozialsiedlung der Welt<br />

Die Augsburger Fuggerei ist<br />

die älteste bestehende Sozialsiedlung<br />

der Welt. Sie wurde<br />

1521 von dem Augsburger<br />

Kaufherrn und Bankier Jakob<br />

Fugger dem Reichen gestiftet.<br />

Das Fuggereimuseum mit Museumsfilm, Infotafeln<br />

und Exponaten sowie eine „self-guided-tour“ durch<br />

die Sozialsiedlung erklären die Geschichte der weltberühmten<br />

Sehenswürdigkeit. Die Schauwohnung<br />

zeigt das Leben in der Fuggerei heute, das Museum<br />

im „Weltkriegsbunker in der Fuggerei“ dokumentiert<br />

die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg sowie<br />

den Wiederaufbau der<br />

Sozialsiedlung.<br />

Fürstlich und Gräflich<br />

Fuggersche Stiftungs-Administration<br />

Fuggerei 56 · 86152 Augsburg<br />

Telefon 08 21/31 98 81-0<br />

Telefax 08 21/31 98 81-12<br />

www.fugger.de · info@fugger.de<br />

geöffnet: Montag – Sonntag<br />

April – September 8 – 20 Uhr<br />

Oktober – März 9 – 18 Uhr<br />

In den <strong>Urlaub</strong>sregionen <strong>Allgäu</strong> und Bayerisch-Schwaben:<br />

33 <strong>Städtetouren</strong> zu Sehenswürdigkeiten,<br />

Geschichte(n) und großen Namen<br />

Die Fuggerstadt Augsburg, Ulm und<br />

der höchste Kirchturm der Welt, das<br />

von Römern, Bürgern und Bischöfen<br />

geprägte Kempten, das mittelalterliche<br />

Nördlingen im Ries oder die<br />

Donaustadt Günzburg mit dem Legoland<br />

Deutschland – sie sind nur<br />

ein paar Beispiele für das „Erlebnis<br />

Stadt“ in den beiden <strong>Urlaub</strong>sregionen<br />

<strong>Allgäu</strong> und Bayerisch-Schwaben.<br />

Der Reiseführer „<strong>Städtetouren</strong> vom<br />

<strong>Allgäu</strong> über Augsburg an die Donau<br />

und ins Ries“ stellt 33 Städte, ihre<br />

Sehenswürdigkeiten und Geschichte(n)<br />

vor. Außerdem informiert dieser<br />

Guide zu ihren Kultur-, Freizeitund<br />

Wellnessangeboten, zu Zielen<br />

für die junge Familie, zu Gastronomie<br />

und Übernachtung, Museen,<br />

Veranstaltungen, Literatur, Ausflugszielen<br />

und Ferienstraßen.<br />

context<br />

m e d i e n u n d<br />

verlag<br />

Von Aichach in Altbaiern bis Bad<br />

Wurzach im Westallgäu reicht die<br />

Reihe der hier vorgestellten Städte<br />

im Westen Bayerns und im angrenzenden<br />

Baden-Württemberg. Ihre<br />

Geschichte reicht zum <strong>Teil</strong> 2000<br />

Jahre zurück und rankt sich um so<br />

prominente Gestalten wie Jakob<br />

Fugger, die schwäbischen Mozarts,<br />

Bert Brecht, die heilige Crescentia,<br />

Albert Einstein, Kaiserin Elisabeth,<br />

Pfarrer Kneipp sowie um Habsburger<br />

und Wittelsbacher.<br />

144 Seiten, 146 Fotos, 8 Karten<br />

Herausgeber:<br />

Tourismusverband<br />

<strong>Allgäu</strong>/Bayerisch-Schwaben<br />

Martin Kluger<br />

context verlag<br />

context verlag Augsburg<br />

<strong>Städtetouren</strong> – vom <strong>Allgäu</strong> über Augsburg an die Donau und ins Ries<br />

<strong>Städtetouren</strong><br />

<strong>Städtetouren</strong><br />

vom <strong>Allgäu</strong> <strong>Allgäu</strong> über Augsburg Augsburg<br />

an die Donau und ins Ries<br />

Routen, Sehenswürdigkeiten, Kultur und Genuss<br />

EINE DER FASZINIERENDSTEN STÄDTE DEUTSCHLANDS:<br />

AUGSBURG<br />

Herzlich willkommen im von den Römern gegründeten Augsburg, einer<br />

der ältesten Städte Deutschlands. Augsburg ist die Stadt der Fugger und<br />

der Fuggerei, der Künstlerfamilie Mozart, die Geburtsstadt Bertolt Brechts<br />

und die Heimat der Augsburger Puppenkiste. Kurz: Augsburg ist ein Erlebnis.<br />

Die Regio Augsburg Tourismus GmbH sagt Ihnen gerne, wo, wann und wie.<br />

www.augsburg-tourismus.de<br />

Was Sie sonst noch alles wissen wollen zu Prospekten und Reiseführern,<br />

Führungen und Fahrten, Sehenswürdigkeiten und Veranstaltungen, Über-<br />

nachtungen und Gastronomie, Messe, Tagung und Kongress finden Sie<br />

ebenfalls auf dieser Website. Wir freuen uns natürlich auch auf Ihren Anruf.<br />

Regio Augsburg Tourismus GmbH<br />

Schießgrabenstraße 14<br />

86150 Augsburg<br />

Telefon 08 21/5 02 07-0<br />

Telefax 08 21/5 02 07-45<br />

REGIO<br />

www.augsburg-tourismus.de<br />

AUGSBURG<br />

tourismus@regio-augsburg.de TOURISMUS


Die <strong>Urlaub</strong>sregion <strong>Allgäu</strong><br />

und Bayerisch-Schwaben<br />

■ Region Augsburg<br />

(Augsburg,<br />

Landkreis Aichach-Friedberg,<br />

Landkreis Augsburg)<br />

■ Landkreis Dillingen<br />

■ Landkreis Donau-Ries<br />

■ Landkreis Günzburg<br />

■ Oberallgäu<br />

(Kempten und der<br />

Landkreis Oberallgäu)<br />

■ Ostallgäu<br />

(Kaufbeuren und der<br />

Landkreis Ostallgäu)<br />

■ Ulm/Landkreis Neu-Ulm<br />

■ Unterallgäu<br />

(Memmingen und der<br />

Landkreis Unterallgäu)<br />

■ Westallgäu<br />

(Landkreis Lindau/Bodensee,<br />

Landkreis Ravensburg)<br />

Ravensburg<br />

96<br />

Nonnenhorn<br />

Wasserburg<br />

Lindau<br />

Bodensee<br />

Landkreis<br />

Ravensburg<br />

Westallgäu<br />

Bregenz<br />

A7 Richtung<br />

Lindau<br />

96<br />

12<br />

Oberstaufen<br />

A7 Richtung<br />

Würzburg<br />

Kleinwalsertal<br />

7<br />

Bad Grönenbach<br />

Iller<br />

25<br />

Romantische Straße<br />

Kirchheim<br />

Babenhausen<br />

Günz Kammel<br />

19<br />

Wallerstein<br />

Donau<br />

Leipheim<br />

Günzburg<br />

Burgau<br />

Iller<br />

16<br />

Ottobeuren<br />

7<br />

12<br />

Bad Hindelang<br />

Fischen<br />

Oberstdorf<br />

Oettingen<br />

Ulm<br />

Neu-Ulm<br />

Ichenhausen<br />

Kammel<br />

Mindel<br />

Senden<br />

Günz<br />

Weißenhorn 16<br />

Landkreis<br />

Günzburg<br />

Donau<br />

Iller 7<br />

Vöhringen<br />

Illertissen<br />

Roggenburg<br />

Landkreis<br />

Neu-Ulm<br />

Krumbach<br />

Heilbad<br />

Krumbad<br />

Mindel<br />

Bad Wurzach<br />

Wangen<br />

Lindenberg<br />

Isny<br />

Landkreis<br />

Lindau<br />

Leutkirch<br />

Nördlingen<br />

8<br />

10<br />

Kessel<br />

Wörnitz<br />

Schmutter<br />

96<br />

25<br />

300<br />

Wertach<br />

Nesselwang<br />

Pfronten<br />

Harburg<br />

Wemding<br />

Landkreis Höchstädt a. d. Donau<br />

Dillingen<br />

Dillingen a. d. Donau<br />

Lauingen (Donau) Wertingen<br />

Gundelfingen a. d. Donau<br />

16<br />

Mindelheim<br />

Memmingen<br />

Kempten<br />

Landkreis<br />

Oberallgäu<br />

Sonthofen<br />

Landkreis<br />

Unterallgäu<br />

Immenstadt<br />

16<br />

Landkreis<br />

Augsburg Gersthofen<br />

Neusäß<br />

Bad Wörishofen<br />

Kaufbeuren<br />

Landkreis<br />

Ostallgäu<br />

12<br />

Marktoberdorf<br />

16<br />

Wertach<br />

Lech<br />

2<br />

Stadtbergen<br />

Buchloe<br />

Füssen<br />

2<br />

17<br />

Lech<br />

B2 Richtung<br />

Nürnberg<br />

Lech<br />

16<br />

Rain<br />

Königsbrunn<br />

Schwabmünchen<br />

Schwangau<br />

Monheim<br />

Landkreis<br />

Donau-Ries<br />

Donauwörth<br />

Augsburg<br />

Lech<br />

17<br />

Donau<br />

B16 Richtung<br />

Ingolstadt<br />

Landkreis<br />

Aichach-Friedberg<br />

Aichach<br />

Friedberg<br />

300<br />

8<br />

A96 Richtung<br />

München<br />

Ulm<br />

A8 Richtung<br />

München<br />

B300 Richtung<br />

Ingolstadt<br />

Bayern<br />

Nördlingen<br />

Bayerisch<br />

Schwaben<br />

Augsburg<br />

München<br />

Memmingen<br />

<strong>Allgäu</strong><br />

Kaufbeuren<br />

Kempten<br />

Radwanderwege im <strong>Allgäu</strong><br />

und in Bayerisch-Schwaben<br />

■ Donauradwanderweg<br />

■ Romantische Straße – Radweg<br />

■ Via Claudia Augusta – Radweg<br />

■ Via Julia<br />

■ Via Danubia<br />

■ <strong>Allgäu</strong>-Radweg<br />

Radwanderweg <strong>Allgäu</strong><br />

■<br />

■ Radwanderweg Bodensee<br />

■ Bodensee-Königssee-Radweg<br />

■ Dampflokrunde<br />

■ Kneipp-Radweg<br />

Westallgäuer Käsestraße<br />

■<br />

■ 7-Schwaben-Tour<br />

■ Günztal-Radweg<br />

■ Iller-Radwanderweg<br />

■ Kammeltal-Radweg<br />

■ Mittelschwaben-Radweg<br />

Ravensburg<br />

96<br />

Nonnenhorn<br />

Wasserburg<br />

Lindau<br />

Bodensee<br />

Landkreis<br />

Ravensburg<br />

Westallgäu<br />

Bregenz<br />

A7 Richtung<br />

Lindau<br />

96<br />

A7 Richtung<br />

Würzburg<br />

12<br />

Oberstaufen<br />

Kleinwalsertal<br />

7<br />

Bad Grönenbach<br />

Iller<br />

Romantische Straße<br />

25<br />

Kirchheim<br />

Babenhausen<br />

Günz Kammel<br />

19<br />

Wallerstein<br />

Donau<br />

Leipheim<br />

Günzburg<br />

Burgau<br />

Iller<br />

16<br />

Ottobeuren<br />

7<br />

Oberstdorf<br />

12<br />

Bad Hindelang<br />

Fischen<br />

Oettingen<br />

Ulm<br />

Neu-Ulm<br />

Ichenhausen<br />

Kammel<br />

Mindel<br />

Senden<br />

Günz<br />

Weißenhorn 16<br />

Landkreis<br />

Günzburg<br />

Donau<br />

Iller 7<br />

Vöhringen<br />

Illertissen<br />

Roggenburg<br />

Landkreis<br />

Neu-Ulm<br />

Krumbach<br />

Heilbad<br />

Krumbad<br />

Mindel<br />

Bad Wurzach<br />

Wangen<br />

Lindenberg<br />

Leutkirch<br />

Isny<br />

Landkreis<br />

Lindau<br />

Nördlingen<br />

8<br />

10<br />

25<br />

Kessel<br />

96<br />

Wertach<br />

Pfronten<br />

Wörnitz<br />

300<br />

Nesselwang<br />

Harburg<br />

Wemding<br />

Landkreis Höchstädt a. d. Donau<br />

Dillingen<br />

Dillingen a. d. Donau<br />

Lauingen (Donau) Wertingen<br />

Gundelfingen a. d. Donau<br />

16<br />

Mindelheim<br />

Memmingen<br />

Kempten<br />

Landkreis<br />

Oberallgäu<br />

Sonthofen<br />

Landkreis<br />

Unterallgäu<br />

Immenstadt<br />

Landkreis<br />

Ostallgäu<br />

Marktoberdorf<br />

16<br />

Landkreis<br />

Augsburg Gersthofen<br />

Neusäß<br />

Schmutter<br />

Schwabmünchen<br />

Bad Wörishofen<br />

Kaufbeuren<br />

12<br />

16<br />

Wertach<br />

Lech<br />

2<br />

Stadtbergen<br />

Buchloe<br />

Füssen<br />

2<br />

Donauwörth<br />

17<br />

Schwangau<br />

B2 Richtung<br />

Nürnberg<br />

Monheim<br />

Landkreis<br />

Donau-Ries<br />

Augsburg<br />

Lech<br />

16<br />

Rain<br />

Königsbrunn<br />

Lech<br />

17<br />

Lech<br />

300<br />

Donau<br />

B16 Richtung<br />

Ingolstadt<br />

Landkreis<br />

Aichach-Friedberg<br />

Aichach<br />

Friedberg<br />

8<br />

A96 Richtung<br />

München<br />

A8 Richtung<br />

München<br />

B300 Richtung<br />

Ingolstadt


Martin Kluger<br />

<strong>Städtetouren</strong><br />

vom <strong>Allgäu</strong> über Augsburg<br />

an die Donau und ins Ries<br />

Routen, Sehenswürdigkeiten, Kultur und Genuss<br />

Herausgeber:<br />

Tourismusverband <strong>Allgäu</strong>/Bayerisch-Schwaben<br />

mit freundlicher Unterstützung durch den<br />

Bezirk Schwaben


2 Blindtext<br />

<strong>Städtetouren</strong><br />

vom <strong>Allgäu</strong> über Augsburg<br />

an die Donau und ins Ries<br />

Routen, Sehenswürdigkeiten, Kultur und Genuss<br />

Blindtext<br />

3


Inhalt<br />

Augsburg, Landkreise Aichach-Friedberg und Augsburg<br />

Aichach: Altbaierische Stadt, Stammburg<br />

der Wittelsbacher und ein „Sisi-Schloss“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .8<br />

Augsburg: Römer und Renaissance,<br />

Fugger und Mozarts, Diesel und Brecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .12<br />

Friedberg: Stadtmauern, ein Schloss<br />

und eine Glanzzeit als Uhrmacherstadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .21<br />

Gersthofen: Römer, Mozart, Ballonfahrt<br />

und das erste Wasserkraftwerk am Lech . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .24<br />

Landkreis Dillingen<br />

Dillingen: Das „Schwäbische Rom“ war<br />

Residenzstadt der Augsburger Bischöfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .26<br />

Gundelfingen: Die alte Staufer-Stadt<br />

zwischen Legoland und Steiff-Teddys . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .30<br />

Höchstädt: Ein Renaissanceschloss<br />

und die Spuren einer epochalen Schlacht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .32<br />

Landkreis Donau-Ries<br />

Donauwörth: Städteromantik,<br />

beliebte Puppen und ein Kinderfest . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .36<br />

Harburg: Ein romantisches Schloss hoch<br />

über dem idyllischen Wörnitzstädtchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .40<br />

Nördlingen: Auf der Stadtmauer um die<br />

mittelalterliche Stadt unter dem „Daniel“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .44<br />

Oettingen: Wo „evangelisches“ Barock<br />

auf „katholisches“ Fachwerk trifft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .51<br />

Rain: Das Tilly-Denkmal erinnert an<br />

eine Schlacht im Dreißigjährigen Krieg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .54<br />

Wemding: Eine Postkartenansicht und<br />

eine Marienwallfahrt in der Fuchsienstadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .56<br />

Landkreis Günzburg<br />

Günzburg: Alte Stadt mit großer Geschichte<br />

und ein Land der kleinen bunten Steine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .60<br />

Krumbach: Das älteste Heilbad Schwabens<br />

und ein stadtbildprägendes Ensemble . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .63<br />

Landkreis Oberallgäu (und die kreisfreie Stadt Kempten)<br />

Immenstadt: Die junge alte Stadt<br />

war ein Zentrum der Textilindustrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .66<br />

Kempten: Reichsstadt zwischen römischer<br />

Provinzhauptstadt und Residenzstadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .69<br />

Sonthofen: Vom Bergdorf zum Luftkurort<br />

und zur südlichsten Stadt Deutschlands . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .75<br />

Inhalt<br />

Landkreis Ostallgäu (und die kreisfreie Stadt Kaufbeuren)<br />

Füssen: Fürstbischöfe und ein Kaiser<br />

schätzten die Stadt an der Römerstraße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .78<br />

Kaufbeuren: Stadt der heiligen Crescentia<br />

und des Schriftstellers Ludwig Ganghofer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .83<br />

Marktoberdorf: Augsburger Fürstbischöfe<br />

prägten die junge Ostallgäuer Stadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .89<br />

Ulm und Landkreis Neu-Ulm<br />

Illertissen: Das mächtige Schloss der<br />

reichen Vöhlin prägte die kleine Stadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .92<br />

Neu-Ulm: Die junge bayerische Schwester<br />

des baden-württembergischen Ulms . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .94<br />

Ulm: Der höchste Kirchturm der Welt,<br />

gotische Meister und moderne Architektur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .97<br />

Weißenhorn: Fuggerstadt mit je zwei<br />

Schlössern, Rathäusern und Stadttoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .104<br />

Landkreis Unterallgäu (und die kreisfreie Stadt Memmingen)<br />

Bad Wörishofen: Das weltberühmte<br />

Kneipp-Heilbad Nummer eins . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .106<br />

Memmingen: Eine Stadt der Kaufleute,<br />

sieben Wahrzeichen und die „Zwölf Artikel“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .109<br />

Mindelheim: Der Vater der Landsknechte<br />

und der größte Faschingsnarr der Welt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .114<br />

Westallgäu (Landkreise Lindau und Ravensburg)<br />

Bad Wurzach: Kuren in der ehemaligen<br />

Residenzstadt eines fürstlichen Hauses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .118<br />

Isny: Stadttore und Stadtmauern, ein<br />

Schloss und Störche auf dem Rathaus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .121<br />

Leutkirch: Historischer Stadtkern,<br />

Fürstenschloss und Glasmacherdorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .126<br />

Lindenberg: Die Bergstadt im <strong>Allgäu</strong><br />

war einst ein Zentrum der Hutmacherei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .130<br />

Wangen: Die Brunnenstadt mit einem der<br />

schönsten Straßenzüge Süddeutschlands . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .132<br />

Mehr zum Thema: Landschaften (S. 6), Bayern in Schwaben (S. 11),<br />

Reiche Fugger (S. 20), Schwäbische Mozarts (S. 35), Ferienstraßen (S. 43),<br />

Römer (S. 50), Essen und Trinken (S. 125), Jakobus-Pilgerwege (S. 128)<br />

Außerdem: Wichtige Adressen (S. 138), Impressum, Bildnachweis (S. 143)<br />

4 5<br />

Inhalt


Die Landschaft(en)<br />

Das bayerische Schwaben: Gebilde zwischen Alpen und Ries, Lech und Iller<br />

Kulturelle Fülle als Resultat geografischer<br />

Kleinteiligkeit und vieler Landesgrenzen<br />

Landschaften im bayerischen Schwaben: Wer hier nur an Berge, Hügel und<br />

Flusstäler denkt, springt zu kurz. Der mitunter kuriose Verlauf der Geschichte,<br />

Konfessionsstreitigkeiten sowie eine ausgeprägte Kleinstaaterei und Kultur-,<br />

Sprach- und andere Grenzen, Abneigungen und Abhängigkeiten haben das<br />

Land zwischen Alpen und Ries vielfältig und facettenreich werden lassen.<br />

Das bayerische Schwaben, einer der<br />

sieben Regierungsbezirke Bayerns, ist<br />

in so mancher Hinsicht ein bunter<br />

Flickenteppich. Grundsätzlich teilt<br />

sich das bayerische Schwaben in zwei<br />

große Regionen auf – in das <strong>Allgäu</strong><br />

und in Nordschwaben, wobei zum<br />

Letzteren heute auch der Landkreis<br />

Aichach-Friedberg gehört. Doch der<br />

ist (eines der Mirakel der bayerischen<br />

Gebietsreform der 1970er Jahre) altbaierisch<br />

– tiefstes Bayern also.<br />

Kaum etwas trifft die Altbaiern um<br />

Aichach und Friedberg so tief, wie<br />

wenn man sie Schwaben nennt. Darin<br />

sind sie mit dem <strong>Allgäu</strong>er verwandt,<br />

den man ebenfalls mit nichts mehr<br />

kränkt als mit der Bezeichnung<br />

„Schwabe“. Wobei sich der „Bergallgäuer“<br />

im Oberallgäu heftigst vom<br />

Unterallgäuer distanziert. Was aber<br />

6 Landschaften<br />

die <strong>Allgäu</strong>er und Altbaiern eint: Die<br />

Schwaben, das sind alle anderen –<br />

die Nordschwaben. Sie leben in und<br />

um Augsburg, Dillingen, Günzburg<br />

und Neu-Ulm oder auch im Landkreis<br />

Donau-Ries, wobei der Rieser mit<br />

einem Neu-Ulmer ungefähr so viel<br />

gemeinsam hat wie ein Finne mit<br />

einem Italiener. Immerhin leidet ein<br />

rechter Rieser bereits darunter, dass<br />

„sein“ Landratsamt im Zuge der bereits<br />

erwähnten Gebietsreform ins<br />

„ferne“ Donauwörth abwanderte.<br />

Augsburg ist sowieso etwas ganz<br />

Eigenes. Als drittgrößte Stadt in<br />

Bayern, ausgestattet mit dem stolzen<br />

Bewusstsein der einzigartigen Geschichte<br />

einer Welthandelsmacht der<br />

Frühen Neuzeit und starken Minderwertigkeitskomplexen<br />

in Richtung<br />

München, sieht sich Augsburg als das<br />

(häufig unverstandene) kulturelle<br />

Zentrum der Region. Und weil „Nordschwaben“<br />

einerseits zu sehr nach<br />

Husum klingt und andererseits doch<br />

arg nach Tuttlingen, nennen sich die<br />

Nordschwaben im Tourismus lieber<br />

„Bayerisch-Schwaben“. Schwaben<br />

heißt zwar eigentlich der ganze bayerische<br />

Regierungsbezirk, doch sein<br />

Süden nennt sich selbstbewusst und<br />

bundesländerübergreifend nur <strong>Allgäu</strong>,<br />

denn das Westallgäu gehört bereits<br />

zu Baden-Württemberg. Das alles ist<br />

ein bisschen arg kompliziert? Macht<br />

nichts. Versuchen wir es mal andersherum,<br />

über die Geschichte und die<br />

Geografie. Zur Historie: Alle bayerischen<br />

Schwaben (einschließlich der<br />

<strong>Allgäu</strong>er und der Altbaiern) sind im<br />

Grunde ihres Herzens Partikularisten.<br />

Das hat die Historie bewirkt, die das<br />

Gebiet zwischen Bodensee, <strong>Allgäu</strong>er<br />

und Lechtaler Alpen im Süden sowie<br />

der Donau und dem Ries im Norden,<br />

dem Lech im Osten und der Iller im<br />

Westen bis in das 18. Jahrhundert<br />

in immer noch kleinere Herrschaftsgebilde<br />

und -gebietchen aufspaltete.<br />

Die Augsburger Stadtmauern zum<br />

Beispiel umschlossen gleich drei<br />

völlig eigenständige Staatsgebilde.<br />

Augsburg war seit 1276 eine Freie<br />

Reichsstadt, seit der Spätantike aber<br />

auch der Mittelpunkt des Bistums<br />

Augsburg. Und das Benediktinerstift<br />

St. Ulrich und Afra wurde 1643/44<br />

ein Klosterstaat. Um das Ganze noch<br />

zu steigern: Die Augsburger Fugger<br />

lebten in dieser Stadt – juristisch betrachtet<br />

– quasi exterritorial. Heutige<br />

Augsburger Stadtteile wie Pfersee<br />

oder Göggingen waren habsburgischvorderösterreichisch,<br />

Lechhausen<br />

war bayerisch, Oberhausen gehörte<br />

dem Bischof und Haunstetten dem<br />

Reichsstift St. Ulrich und Afra.<br />

In Kempten zerstörten sich die<br />

evangelische Bürgerstadt und die<br />

Residenz der katholischen Fürstäbte<br />

im Dreißigjährigen Krieg mithilfe von<br />

kaiserlichen beziehungsweise schwedischen<br />

Truppen lieber gegenseitig,<br />

als miteinander auszukommen. In<br />

Oettingen, bis heute eine Kleinstadt,<br />

gab es sogar zwei Schlösser. Östlich<br />

der Straße glaubte man evangelisch,<br />

im Westen katholisch. Erst Napoleon<br />

und die Zeit haben diesem Irrwitz<br />

ein Ende gemacht. Beinahe ist man<br />

geneigt, zu sagen: leider. Wie viele<br />

deutsche Landschaften haben eine<br />

solche Kulturvielfalt zu bieten wie<br />

die Region zwischen <strong>Allgäu</strong> und Ries?<br />

Vielfalt in die Vielfalt bringt freilich<br />

auch die Landschaft selbst. Das <strong>Allgäu</strong><br />

– eine der beliebtesten <strong>Urlaub</strong>sregionen<br />

Deutschlands – und seine<br />

Berge und Seen zwischen Nebelhorn<br />

und Auerberg zu beschreiben, ist vermutlich<br />

überflüssig. Weit weniger bekannt<br />

ist dagegen die nördlich anschließende<br />

Landschaft, die sich in<br />

Richtung Donau auf engstem Raum<br />

mal als brettflach, mal als höchst<br />

hügelig erweist, bis dieses Alpenvorland<br />

am Südufer der Donau endet.<br />

Der Lech und die Iller sowie etliche<br />

kleinere Flüsschen durchziehen dieses<br />

sanfte Terrain.<br />

Nördlich der Donau wird es nochmals<br />

spektakulär. Wo der Fränkische Jura<br />

und die Schwäbische Alb zusammenstoßen,<br />

hat vor 15 Millionen Jahren<br />

ein Meteorit einen fast kreisrunden<br />

Krater mit 25 Kilometern Durchmesser<br />

geformt. Dadurch ist eines der<br />

eigentümlichsten Landschaftsbilder<br />

Deutschlands entstanden – mit interessanten<br />

geologischen Formationen<br />

an den Rändern des Rieskraters, der<br />

von der mäandrierenden Wörnitz in<br />

Richtung Donau durchzogen wird. Die<br />

Alpen sieht man bei klarer Sicht und<br />

Föhn auch im „tiefen Norden“ – zum<br />

Beispiel sogar noch vom Turm des<br />

Donauwörther Liebfrauenmünsters.<br />

Landschaften<br />

7


Aichach<br />

Hier begann ein entscheidendes Kapitel der bayerischen Geschichte<br />

Aichach: Altbaierische Stadt, Stammburg<br />

der Wittelsbacher und ein „Sisi-Schloss“<br />

In Aichach dreht sich vieles um die Wittelsbacher. Kaiser Ludwig der Bayer<br />

verlieh Aichach das Stadtrecht. Die Stammburg der Wittelsbacher stand bis<br />

1209 im heutigen Aichacher Stadtteil Oberwittelsbach. Im Stadtteil Unterwittelsbach<br />

erwarb Herzog Max in Bayern 1838 das „Sisi-Schloss“.<br />

Stadtbild<br />

Rathaus zwischen zwei Stadttoren<br />

Aichach ist ein typisch altbaierisches<br />

Landstädtchen. Mittelpunkt der Stadt<br />

ist das barocke Rathaus. Um den langgestreckten<br />

Stadtplatz gruppieren<br />

sich zwischen den beiden Stadttoren<br />

Bürgerhäuser und die Spitalkirche<br />

Heilig Geist. Östlich des Stadtplatzes<br />

liegt der Schlossplatz: Dort steht die<br />

Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt.<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

Burghügel und „Sisi-Schloss“<br />

Sowohl das Untere wie das Obere Tor<br />

wurden von 1331 bis 1347 erbaut.<br />

1697 wurde das im Dreißigjährigen<br />

Krieg (1634) zerstörte Obere Tor wiederhergestellt.<br />

Nach der Zerstörung<br />

im Spanischen Erbfolgekrieg wurde<br />

das barocke Rathaus über dem goti-<br />

schen Vorgängerbau 1704/05 errichtet.<br />

Ab dem 12. Jahrhundert entstand<br />

die Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt.<br />

1861/63 wurde sie neugotisch<br />

umgestaltet. Die Spitalkirche Heilig<br />

Geist wurde 1634 durch einen Brand<br />

teilweise zerstört und bis 1642 wiederhergestellt.<br />

1734 und 1789 erhielt<br />

ihr barocker Turm die heutige Form.<br />

Die namensgebende Stammburg der<br />

Wittelsbacher im heutigen Stadtteil<br />

Oberwittelsbach wurde 1115 erstmals<br />

genannt. Weil Pfalzgraf Otto VIII.<br />

1208 den deutschen König Philipp<br />

von Schwaben ermordet hatte, wurde<br />

die Burg 1209 geschleift. Nur wenige<br />

Mauerreste sind erhalten. Über dem<br />

früheren Bergfried entstand die Wallfahrts-<br />

und Burgkirche Maria im Siege.<br />

Auf dem Burgplatz wurde anno 1832<br />

ein bayerisches Nationaldenkmal im<br />

neugotischen Stil errichtet.<br />

Zwischen 1331 und<br />

1347 entstand das<br />

Untere Tor am nördlichen<br />

Ende des<br />

zentralen Aichacher<br />

Stadtplatzes. Auf<br />

diesem Platz steht<br />

das barocke Rathaus.<br />

Das im Kern über tausend Jahre alte<br />

Wasserschloss im heutigen Stadtteil<br />

Unterwittelsbach gehörte ab 1838<br />

Herzog Max in Bayern. Seine „Sisi“<br />

gerufene Tochter Elisabeth soll sich<br />

dort aufgehalten haben. Die Wittelsbacherin<br />

wurde später Kaiserin von<br />

Österreich und Königin von Ungarn.<br />

Geschichte & Geschichten<br />

Die Stammburg der Wittelsbacher<br />

Um 1120 wurde Aichach erstmalig<br />

urkundlich genannt. 1208 wurde es<br />

zum Hauptort des wittelsbachischen<br />

Landgerichts. Im Jahr 1347 verlieh<br />

Kaiser Ludwig der Bayer Aichach das<br />

Münchner Stadtrecht. Bis ins Jahr<br />

1506, als die bayerischen <strong>Teil</strong>herzogtümer<br />

zusammengelegt wurden, gehörte<br />

die Stadt zu Niederbayern.<br />

Da die Grafen von Scheyern ihre Burg<br />

1119 den Benediktinern überlassen<br />

Die Wallfahrtskirche<br />

im kleinen Stadtteil<br />

Oberwittelsbach steht<br />

auf den Resten der<br />

namensgebenden<br />

Stammburg der Wittelsbacher.<br />

Bei der<br />

Kirche erinnert an<br />

sie ein bayerisches<br />

Nationaldenkmal.<br />

hatten, nannten sie sich seither nach<br />

Wittelsbach. Die Wittelsbacher lenkten<br />

von 1180 bis 1918 die Geschicke Bayerns.<br />

Steine der 1209 zerstörten Burg<br />

wurden in der Aichacher Stadtmauer<br />

verbaut: Sie half wenig, als die Stadt<br />

1634 im Dreißigjährigen Krieg und<br />

1704 im Spanischen Erbfolgekrieg<br />

zerstört wurde. Dem Krieg von 1704<br />

fiel auch das herzogliche Schloss zum<br />

Opfer. Das im Mittelalter errichtete,<br />

mehrfach umgestaltete Wasserschloss<br />

in Unterwittelsbach gehörte bis 1958<br />

dem Haus Wittelsbach. Heute zählt<br />

die Stadt Aichach 21 000 Einwohner.<br />

Museen<br />

Das Stadtmuseum Aichach<br />

Das neu gestaltete Stadtmuseum<br />

Aichach vermittelt einen Überblick<br />

über die Kunst- und Kulturgeschichte<br />

der Stadt. Zudem sind hier attraktive<br />

Sonderausstellungen zu sehen.<br />

Landkreis Aichach-Friedberg<br />

Landkreis Aichach-Friedberg<br />

8 9


Buchen & erleben<br />

Zu drei Kindheitsschlössern<br />

der Kaiserin Elisabeth<br />

Neben dem Wasserschloss in Unterwittelsbach<br />

gehörten auch das nahe<br />

Schloss in Kühbach sowie das Jagdschlösschen<br />

Rapperzell Herzog Max<br />

in Bayern. Die Regio Augsburg führt<br />

Gruppen „Zu Kindheitsschlössern<br />

der Kaiserin Sisi“. Die fünfstündige<br />

Führung kostet 205 Euro.<br />

Erlebnis & Event<br />

Ausstellungen im „Sisi-Schloss“<br />

Im „Sisi-Schloss“ im Stadtteil Unterwittelsbach<br />

finden Jahr für Jahr Ausstellungen<br />

statt, die mit wechselnden<br />

Themen zahlreiche „Sisi“-Fans und Geschichtsinteressierte<br />

anziehen. Sehr<br />

idyllisch ist der Weihnachtsmarkt der<br />

Stadt. Das Rathaus wird in der Vorweihnachtszeit<br />

zum Adventskalender,<br />

dessen Fenster der Nikolaus öffnet.<br />

Essen & Trinken<br />

Spezialitätenwirte und Spargel<br />

Der „Tavernwirt“ im Aichacher Stadtteil<br />

Sulzbach bietet feine Küche und<br />

Schloss Unterwittelsbach gehörte<br />

„Sisis“ Vater, Herzog Max in Bayern.<br />

Landkreis Aichach-Friedberg<br />

feines Ambiente. In den Monaten Mai<br />

und Juni kommt in und um Aichach<br />

der dort angebaute Spargel frisch<br />

gestochen auf den Tisch. Gehobene<br />

Küche mit Produkten aus der Region<br />

findet man in und um Aichach bei<br />

den preisgekrönten „Spezialitätenwirten<br />

im Wittelsbacher Land“.<br />

Umland<br />

Zwei barocke Wallfahrtskirchen<br />

Nur wenige Kilometer von Aichach<br />

entfernt liegt Inchenhofen. Zur dortigen<br />

Wallfahrtskirche St. Leonhard<br />

führte früher die viertgrößte Wallfahrt<br />

der Christenheit. Der jährliche<br />

Leonhardiritt ist wohl der älteste und<br />

einer der schönsten in Bayern. In<br />

Sielenbach sieht man eine der originellsten<br />

Schöpfungen des bayerischen<br />

Barock, die Wallfahrtskirche Maria<br />

Birnbaum. Nach 1716 entstand hier<br />

ein Zentralbau mit drei hintereinander<br />

angeordneten Kuppelräumen.<br />

Ferienstraßen<br />

Auf der „Sisi-Straße“<br />

„Sisi“ war Kaiserin von Österreich und<br />

Königin von Ungarn. Darum führt die<br />

„Sisi-Straße“ von Augsburg über den<br />

Aichacher Stadtteil Unterwittelsbach<br />

nach Bad Ischl (Kaiservilla) und Wien<br />

(Schönbrunn, Hofburg und Laxenburg)<br />

sowie bis Budapest und Gödöllö. Die<br />

Ferienroute leitet zudem durch Norditalien<br />

(bis Schloss Miramare) sowie<br />

in die Schweiz – an den Genfer See.<br />

Auskunft & Prospekte<br />

Stadt Aichach/Info-Büro<br />

Stadtplatz 48<br />

86551 Aichach<br />

Telefon 0 82 51/9 02-24<br />

Telefax 0 82 51/9 02-71<br />

rathaus@aichach.de<br />

www.aichach.de<br />

Der Lech war tausend Jahre lang die Grenze zwischen Bayern und Schwaben<br />

Altbaierische Wurzeln der Wittelsbacher<br />

Dass die Wurzeln der Wittelsbacher heute im bayerischen Regierungsbezirk<br />

Schwaben liegen, ist ein Ergebnis der bayerischen Gebietsreform von 1972.<br />

Bis um 1800 war der Lech tausend Jahre lang die Grenze zwischen Bayern und<br />

Schwaben. Konflikte und Kriege zwischen den Nachbarn waren nicht selten.<br />

Nicht nur die Reste der Stammburg<br />

der Wittelsbacher im Aichacher Stadtteil<br />

Oberwittelsbach und das dortige<br />

Nationaldenkmal oder das nahe „Sisi-<br />

Schloss“ Unterwittelsbach erinnern an<br />

die Rolle der Wittelsbacher und des<br />

Herzog- und späteren Kurfürstentums<br />

sowie Königreichs Bayern im bayerischen<br />

Regierungsbezirk Schwaben.<br />

Wittelsbacher machten Aichach und<br />

Friedberg zur Stadt. Friedberg war zudem<br />

eine Festung gegen die zumeist<br />

mit dem österreichischen Kaiserhaus<br />

Habsburg verbundene Freie Reichsstadt<br />

Augsburg: Die Bayern bekämpften<br />

die reiche Stadt jahrhundertelang.<br />

Überhaupt waren sich die Schwaben<br />

und die Bayern meist nicht grün. Als<br />

1704 in der „Schlacht bei Höchstädt“<br />

Österreicher, Engländer und Niederländer<br />

gegen die Franzosen und die<br />

mit ihnen verbündeten Truppen des<br />

ehrgeizigen und skrupellosen Wittelsbachers<br />

Max Emanuel siegten, hielten<br />

die Letzteren eben die Freien Reichsstädte<br />

Augsburg und Ulm besetzt.<br />

Nach der Niederlage gegen die vom<br />

englischen Herzog Marlborough und<br />

Prinz Eugen von Savoyen befehligte<br />

Armee ging der „Blaue Kurfürst“ aus<br />

Bayern zwölf Jahre lang ins Exil.<br />

Noch hundert Jahre blieben Augsburg,<br />

Ulm, Nördlingen, Memmingen,<br />

Kaufbeuren und Lindau Freie Reichsstädte,<br />

gehörten Günzburg, Burgau,<br />

Krumbach und Weißenhorn noch zu<br />

Vorderösterreich. Als 1806 das von<br />

Napoleon besetzte Augsburg an das<br />

Königreich Bayern fiel, plünderte man<br />

seine Kunstsammlungen und Bibliotheken<br />

aus: Augsburger Kunstschätze<br />

„wanderten“ so nach München.<br />

Damals endete die tausendjährige<br />

Rolle des Lechs als politische, Kulturund<br />

Sprachgrenze zwischen Altbaiern<br />

und Schwaben. Nahe der Mündung<br />

des Lechs in die Donau war um 1250<br />

Rain als Grenzstadt gegen Schwaben<br />

von den Wittelsbachern gegründet<br />

worden. Schon seit dem Mittelalter<br />

gehörten die Donaustädte Höchstädt,<br />

Gundelfingen und Lauingen den Wittelsbachern,<br />

Letztere war 1505 sogar<br />

die zweite Residenz des wittelsbachischen<br />

Pfalz-Neuburg. An Herzog Ludwig<br />

den Reichen von Bayern-Landshut<br />

wurde Wemding 1467 von den Grafen<br />

Oettingen verkauft. Derart friedlich<br />

liefen die Besitzwechsel manchmal<br />

nicht ab: In Donauwörth (1608) und<br />

Mindelheim (1614) marschierten die<br />

Truppen der Wittelsbacher ein und<br />

machten sie mit Gewalt bayerisch.<br />

Das Tilly-Denkmal in Rain: Erinnerung<br />

an ein Kapitel bayerischer Geschichte.<br />

Bayern in Schwaben<br />

10 11<br />

Bayern in Schwaben


Augsburg<br />

Die Stadt der Puppenkiste und der Fuggerei ist voller Geschichte(n)<br />

Augsburg: Römer und Renaissance,<br />

Fugger und Mozarts, Diesel und Brecht<br />

Augsburg zählt neben Trier und Kempten zu den ältesten Städten Deutschlands.<br />

Die Sehenswürdigkeiten der wohl 8 vor Christus von Römern gegründeten<br />

Renaissancestadt erzählen die Geschichte der Fugger und Welser, der Mozarts,<br />

Rudolf Diesels und Bert Brechts. Die bekanntesten Augsburger neben Jakob<br />

Fugger dem Reichen sind die Marionetten der Augsburger Puppenkiste.<br />

Stadtbild<br />

Das Rathaus ist das Zentrum<br />

der Renaissancestadt Augsburg<br />

Als Amerika entdeckt wurde, hatte<br />

Augsburg seine große, „goldene“ Zeit.<br />

Der von Jakob Fugger aus dem Süden<br />

importierte Stil der Renaissance führte<br />

im reichen Augsburg zu prächtigen<br />

Bauten und Brunnen. Das Augsburger<br />

Renaissancerathaus, eines der bedeutendsten<br />

profanen Bauwerke dieser<br />

Zeit nördlich der Alpen, ist das<br />

unübersehbare Zentrum der Stadt.<br />

Die Maximilianstraße („Kaisermeile“<br />

nennt Augsburg seine „gute Stube“)<br />

reicht vom Rathaus im Norden bis zu<br />

den beiden Ulrichskirchen im Süden –<br />

beiderseits flankiert von Patrizierpalästen<br />

und den Häusern der reichen<br />

Kaufleute und Bankiers. Die Fugger-<br />

häuser und das Schaezlerpalais, ein<br />

Stadtpalast des Rokoko, zählen zu<br />

den wichtigsten unter vielen sehenswerten<br />

Bauten. In der Maximilianstraße<br />

sieht man drei Prachtbrunnen<br />

der Renaissance, jeder für sich ein<br />

Kunstwerk von europäischem Rang.<br />

Der Augustusbrunnen, der Merkurbrunnen<br />

sowie der Herkulesbrunnen<br />

entstanden in den Jahren zwischen<br />

1588 und 1602.<br />

Aus dem Spätmittelalter und aus der<br />

Frühen Neuzeit stammen die Stadtmauern<br />

und die mächtigen Wallanlagen,<br />

die Augsburg vor allem noch<br />

im Osten der Innenstadt umgeben.<br />

Am Südende der Wälle findet man die<br />

Bastion am Roten Tor, wo nun auf der<br />

größten Freilichtbühne Süddeutschlands<br />

gespielt wird. Entlang der Stadtmauern<br />

und Wassergräben zieht sich<br />

Einer von drei<br />

Prachtbrunnen: der<br />

Augustusbrunnen<br />

vor dem imposanten<br />

Renaissancerathaus<br />

und dem benachbarten<br />

Perlachturm.<br />

die idyllisch an Lechkanälen gelegene<br />

Augsburger Handwerkeraltstadt.<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

Ins Rathaus, in die Fuggerei und<br />

in die Augsburger Puppenkiste<br />

Zwei Sehenswürdigkeiten Augsburgs<br />

kennt man weltweit. Die Augsburger<br />

Puppenkiste spielt im Heilig-Geist-<br />

Spital beim Roten Tor. Die zweite<br />

große Sehenswürdigkeit erinnert an<br />

Jakob Fugger. Er stiftete 1521 die<br />

Fuggerei, die heute älteste Sozialsiedlung<br />

der Welt. In dieser kleinen<br />

Stadt in der Stadt mit 67 Häusern<br />

und 140 Wohnungen leben bis heute<br />

150 hilfsbedürftige Augsburger Bürger<br />

für 0,88 Euro Jahres(kalt)miete – als<br />

Gegenleistung dafür sprechen sie täglich<br />

drei Gebete für den Stifter und<br />

die Stifterfamilie. Auch der Urgroßvater<br />

Wolfgang Amadé Mozarts hat in<br />

der Fuggerei gelebt.<br />

Der Spiegelsaal im<br />

Schaezlerpalais zeigt<br />

den Stil des Rokoko<br />

in Reinkultur. In dem<br />

Stadtpalast entdeckt<br />

man Ausstellungen<br />

der Kunstsammlungen<br />

und Museen Augsburg<br />

und die Staatsgalerie<br />

Altdeutsche<br />

Meister.<br />

Zwei weitere wichtige Augsburger<br />

Sehenswürdigkeiten haben ebenfalls<br />

mit Jakob Fugger zu tun. Die Fuggerkapelle<br />

in der Annakirche – die wohl<br />

von Albrecht Dürer geplante Grabkapelle<br />

Jakob Fuggers und seiner<br />

Brüder – ist der erste und wohl vollkommenste<br />

Renaissancebau Deutschlands.<br />

Als der erste profane Bau der<br />

Renaissance in Deutschland entstand<br />

in den bis 1515 von Jakob Fugger erbauten<br />

Fuggerhäusern der Damenhof.<br />

Unbedingt anschauen sollte man den<br />

atemberaubend schönen Goldenen<br />

Saal im Rathaus, dessen Pracht die<br />

Bedeutung Augsburgs als ein europaweit<br />

führendes Finanzhandelszentrum<br />

zwischen 1470 und Dreißigjährigem<br />

Krieg erahnen lässt. Neben dem Rathaus<br />

steht der Perlachturm: Von einer<br />

Aussichtsplattform aus genießt man<br />

dort den Blick über die ganze Stadt<br />

und an Föhntagen bis zu den Alpen.<br />

Stadt Augsburg<br />

Stadt Augsburg<br />

12 13


14<br />

Ein paar Schritte vom Rathaus entfernt<br />

ragt der im Kern über tausend<br />

Jahre alte romanisch-gotische Mariendom<br />

zum Himmel. Am angrenzenden<br />

Fronhof liegt die frühere Residenz der<br />

Augsburger Fürstbischöfe. Dort lernte<br />

Agnes Bernauer ihren Bayernherzog<br />

kennen und lieben. Er heiratete sie,<br />

weshalb ihr Schwiegervater sie später<br />

in Straubing als Hexe in der Donau<br />

ertränken ließ. Heute steht in der<br />

Parkanlage vor der Barockfassade<br />

das Mozart-Doppeldenkmal, das an<br />

Leopold Mozart und dessen Sohn<br />

Wolfgang Amadé erinnert. Leopolds<br />

Geburtsort, das Augsburger Mozarthaus<br />

im Domviertel in der Frauentorstraße,<br />

ist ein Museum.<br />

Am südlichen Ende der Altstadt steht<br />

die mächtige spätgotische Ulrichsbasilika:<br />

Im zweitgrößten Sakralbau<br />

Augsburgs entdeckt man eine heraus-<br />

Stadt Augsburg<br />

In 67 Häusern und<br />

140 Wohnungen der<br />

Fuggerei leben heute<br />

150 unterstützungsbedürftige<br />

Augsburger<br />

Bürger für jährlich<br />

0,88 Euro Miete und<br />

täglich drei Gebete.<br />

ragende Ausstattung – die drei mehr<br />

als 20 Meter hohen Altäre, die fünf<br />

fürstlich ausgestatteten Grabkapellen<br />

der Fugger sowie die Fuggerorgel.<br />

In der Unterkirche entdeckt man den<br />

römischen Sarkophag, in dem die<br />

Überreste der heiligen Afra vermutet<br />

werden, sowie eine barocke Tumba, in<br />

der der heilige Ulrich bestattet liegt.<br />

Geschichte & Geschichten<br />

Die Mozarts, Diesel und Brecht in<br />

der Stadt der Fugger und Welser<br />

Um 8 vor Christus gründeten römische<br />

Legionen Augsburg, das im 2. Jahrhundert<br />

nach Christus zur glanzvollen<br />

Hauptstadt der Provinz Rätien aufstieg.<br />

Anno 955 verteidigte der später<br />

heiliggesprochene Bischof Ulrich die<br />

Stadtmauern gegen die Ungarn: Nahe<br />

der Stadt fand die epochale Schlacht<br />

auf dem Lechfeld statt.<br />

Jim Knopf, Lukas<br />

und die Lokomotive<br />

Emma sowie viele<br />

andere Fernsehstars<br />

können Besucher<br />

des Museums der<br />

Augsburger Puppenkiste<br />

aus nächster<br />

Nähe betrachten.<br />

Im 15. und 16. Jahrhundert war das<br />

sprichwörtlich prächtige Augsburg<br />

eine der reichsten Städte Europas und<br />

ein „New York der Frühen Neuzeit“.<br />

Der Augsburger Kaufherr, Bankier und<br />

Montanunternehmer Jakob Fugger der<br />

Reiche finanzierte die Päpste in Rom<br />

und den Aufstieg der Habsburger zur<br />

Weltmacht. Die Wahl Karls V. zum<br />

Kaiser (in dessen Weltreich die Sonne<br />

niemals unterging) wurde 1519 mit<br />

Fugger‘schen Krediten entschieden.<br />

Jakob Fugger war damals der reichste<br />

Unternehmer Europas: Er lenkte ein<br />

Imperium, das mit Handel, Textilherstellung,<br />

Montan- und Bankgeschäften<br />

in halb Europa Geld verdiente.<br />

Der Augsburger beteiligte sich aber<br />

auch an ersten Handelsfahrten nach<br />

Indien und zu den Molukken. Sein<br />

Neffe und Nachfolger Anton wurde<br />

sogar noch reicher, er handelte mit<br />

Amerika und Afrika und gab selbst<br />

den reichen Medici Kredite. Es gab<br />

aber noch eine Reihe weiterer reicher<br />

Augsburger – den Welsern gehörte<br />

von 1528 bis 1556 sogar das heutige<br />

Venezuela, das die Augsburger Firma<br />

(erfolglos) zu kolonisieren versuchte.<br />

Der Dreißigjährige Krieg verwüstete<br />

und entvölkerte die Stadt, die zuvor<br />

in „orientalischem Luxus“ geschwelgt<br />

haben soll. Die halb verhungerten<br />

Menschen aßen Hunde, Katzen, Ratten<br />

und Leichen, um zu überleben.<br />

Doch Augsburg erholte sich, wurde<br />

ein Zentrum des Rokoko, den man<br />

den „Augsburger Geschmack“ nannte.<br />

Die Gold- und Silberschmiede der<br />

Stadt waren an vielen Höfen Europas<br />

gefragt, Augsburg wurde zur Kunsthauptstadt<br />

Süddeutschlands. 1719<br />

wurde hier Leopold Mozart (der Vater,<br />

Entdecker, Erzieher und Musiklehrer<br />

Wolfgang Amadé Mozarts) geboren.<br />

Napoleon machte Augsburg im Jahr<br />

1806 bayerisch. Im Industriezeitalter<br />

Jakob Fugger der Reiche – porträtiert<br />

von Albrecht Dürer – finanzierte die<br />

Kurie, Kaiser und Könige.<br />

nannte man die Stadt wegen ihrer<br />

zahlreichen Textilfabriken „deutsches<br />

Manchester“. Ingenieur Rudolf Diesel<br />

entwickelte für die MAN den nach ihm<br />

benannten Motor. 1898 wurde Bertolt<br />

Brecht in der Handwerkeraltstadt geboren:<br />

Der Schriftsteller verbrachte<br />

die ersten 20 Jahre seines Lebens in<br />

Augsburg. Später schuf er Werke wie<br />

die „Mutter Courage und ihre Kinder“<br />

und die „Dreigroschenoper“. Heute<br />

ist Augsburg die drittgrößte Stadt in<br />

Bayern, ein bayerisches Umweltkompetenzzentrum<br />

und eine Universitätssowie<br />

eine Messestadt mit mehr als<br />

260 000 Einwohnern.<br />

Buchen & erleben<br />

Fürstliche Tage auf den<br />

Augsburger Spuren der Fugger<br />

Ein verlängertes Wochenende führt<br />

zu den Schauplätzen des „goldenen<br />

Augsburg der Renaissance“, als die<br />

Stadt ein Wirtschafts- und Kunstzentrum<br />

war: Man sieht das Rathaus<br />

mit dem Goldenen Saal, die Fuggerei<br />

und die Fuggerhäuser in der prächtigen<br />

Maximilianstraße. Drei Tage<br />

mit zwei Übernachtungen im Innenstadthotel<br />

bucht man ab 95 Euro.<br />

Weitere Auskünfte erhält man bei<br />

der Regio Augsburg Tourismus GmbH.<br />

Stadt Augsburg<br />

15


16<br />

Museen<br />

Über Puppenkiste und Fuggerei<br />

zu Rokoko und Industriekultur<br />

20 Museen locken nach Augsburg. Zu<br />

den Höhepunkten zählt das Puppentheatermuseum<br />

„Die Kiste“, wo man<br />

die TV-Stars der Augsburger Puppenkiste<br />

bewundert. Es zeigt Marionetten<br />

wie Jim Knopf und das Urmel, den<br />

Löwen und Bill Bo, Kasperl und den<br />

Räuber Hotzenplotz und viele mehr.<br />

Zu den bestbesuchten Museen Augsburgs<br />

gehören das 2006 neugestaltete<br />

und erweiterte Fuggereimuseum und<br />

das 2008 eröffnete Museum im „Weltkriegsbunker<br />

in der Fuggerei“.<br />

Das Römische Museum zeigt Bayerns<br />

bedeutendste Sammlung römischer<br />

Steindenkmäler sowie Keramiken und<br />

Gläser, Münzen und Waffen. Kunstfreunde<br />

zieht es ins Schaezlerpalais,<br />

wo man die Barockgalerie mit Werken<br />

Stadt Augsburg<br />

Auge in Auge mit<br />

den Römern: Das<br />

Römische Museum<br />

Augsburg zeigt die<br />

bedeutendste Sammlung<br />

römischer Steindenkmäler<br />

in Bayern.<br />

Augsburger Meister, aber auch von<br />

Rubens, van Dyck und Tiepolo sowie<br />

den prächtigen Rokokofestsaal sieht.<br />

In der angrenzenden Kirche des ehemaligen<br />

Katharinenklosters zeigt die<br />

Staatsgalerie Altdeutsche Meister<br />

Malerei von Hans Holbein d. Ä., Hans<br />

Burgkmair d. Ä. oder Jörg Breu d. Ä.<br />

Der Höhepunkt ist freilich das Porträt<br />

Jakob Fuggers, das Albrecht Dürer um<br />

1520 schuf. Die Originalbronzen der<br />

Prachtbrunnen sieht man im Viermetzhof<br />

des preisgekrönten Maximilianmuseums,<br />

das Gemälde und Bildhauerei,<br />

Augsburger Silber, Instrumente,<br />

Möbel und Keramiken zeigt.<br />

Das Diözesanmuseum St. Afra belegt<br />

tausend Jahre der Geschichte des<br />

Bistums Augsburg. Die Lutherstiege<br />

bei St. Anna erinnert an die Reformation<br />

und Luthers Aufenthalte in der<br />

Stadt. Die Synagoge beherbergt das<br />

Jüdische Kulturmuseum. Augsburgs<br />

Ein Blick in das<br />

Geburtshaus Bert<br />

Brechts „Auf dem<br />

Rain 7“, heute eine<br />

Gedenkstätte für<br />

den Schriftsteller.<br />

Die größte FreilichtbühneSüddeutschlands<br />

und eine der<br />

schönsten Deutschlands:<br />

die Freilichtbühne<br />

am Roten Tor.<br />

Rolle als ein europaweit bedeutendes<br />

Zentrum der Textilindustrie dokumentiert<br />

das neue Bayerische Textil- und<br />

Industriemuseum (tim) in einer der<br />

ältesten Fabriken Bayerns. Gedenkstätten<br />

erinnern an W. A. Mozart und<br />

seine Augsburger Vorfahren (das 2006<br />

neu gestaltete Mozarthaus steht in<br />

der Frauentorstraße) und an Bertolt<br />

Brecht. Im Brechthaus in der Altstadt<br />

kam der Schriftsteller zur Welt.<br />

Erlebnis & Event<br />

Freilichtbühne, Kabarett, Mozarts<br />

Musik und ein Christkindlesmarkt<br />

Das Theater Augsburg ist ein Drei-<br />

Sparten-Haus mit Schauspiel, Musikund<br />

Tanztheater. Im Sommer bespielt<br />

es die Freilichtbühne am Roten Tor<br />

mit Oper und Operette in den Wallanlagen.<br />

Die „Kabarett Tage“ und der<br />

„Kabarett Herbst“ in der Kresslesmühle<br />

zählen zu den größten Kleinkunstreihen<br />

Deutschlands. Die jährlichen<br />

„Mozartfeste“ und die „Konzerte<br />

im Fronhof“ sind der Mozartstadt gewidmet.<br />

Zu den sommerlichen Musikreihen<br />

zählt der jährliche „Internationale<br />

Augsburger Jazzsommer“. Die<br />

leichte Muse ist das ganze Jahr im<br />

Kurhaus Augsburg-Göggingen, einem<br />

„Palast aus Licht und Glas“, zu Hause.<br />

Den Augsburger Plärrer nennt man das<br />

„Schwäbische Oktoberfest“ – er zieht<br />

jeweils an Ostern und im Spätsommer<br />

die Massen an. Stimmungsvoll ist der<br />

romantische Christkindlesmarkt, einer<br />

der schönsten Weihnachtsmärkte in<br />

Deutschland, vor dem Renaissancerathaus<br />

und dem Perlachturm.<br />

Essen & Trinken<br />

Zwei-Sterne-Küche und<br />

schwäbische Klassiker<br />

Zwei-Sterne-Küche gibt es nicht oft<br />

in Bayern – in Augsburg findet man<br />

sie im „August“ (nahe Mozarthaus).<br />

Für feine Küche sind aber auch das<br />

„Haupt im Prinz-Karl-Palais“, das<br />

Restaurant „Die Ecke“ beim Rathaus,<br />

„Meders Restaurant“ (beim Mozarthaus)<br />

und „Feinkost Kahn“ (bei St.<br />

Anna) bekannt. Augsburg lockt zudem<br />

mit etlichen klassisch-schwäbischen<br />

Restaurants und viel Freiluftgastronomie<br />

– zum Beispiel auch auf dem<br />

Rathausplatz oder in der Fuggerei.<br />

Übernachten<br />

Eine Fürstenherberge und Schick<br />

der 1970er Jahre im „Maiskolben“<br />

Im ältesten und ersten Haus am Platz,<br />

dem „Hotel Drei Mohren“, stiegen<br />

(zweimal) die Familie Mozart, König<br />

Friedrich I. von Preußen, Goethe und<br />

Fürst Metternich, Paganini, Richard<br />

Wagner und Präsident Franklin Roosevelt<br />

ab. Im Hotelturm beherbergt das<br />

„Dorint“: 1972 war der „Maiskolben“<br />

mit 35 Stockwerken und 118 Metern<br />

der höchste Hotelturm Deutschlands.<br />

Auf 500 Jahre Tradition schaut das<br />

„DomHotel“ zurück, Gäste blicken auf<br />

Stadt Augsburg<br />

17


die Domtürme. Ein feines Haus ist<br />

das „Romantikhotel Augsburger Hof“.<br />

Kinder- & Familienziele<br />

Die Puppenkiste und der Zoo<br />

Ein Besuch des Puppentheatermuseums<br />

„Die Kiste“ (das Museum<br />

der Puppenkiste) begeistert auch die<br />

Kinder. Im Augsburger Zoo tummeln<br />

sich rund 1500 Tiere aus 250 Arten:<br />

Elefanten, Nashörner, Giraffen, Zebras,<br />

Affen, Löwen, Tiger, Bären…<br />

Führungen<br />

Zu den reichen Fuggern<br />

„Auf den Spuren der Fugger“ heißt<br />

die tägliche Stadtführung um 14 Uhr<br />

ab Tourist-Info am Rathausplatz (von<br />

November bis März jeweils nur an<br />

den Samstagen und Sonntagen).<br />

Lesetipps<br />

Stadtführer, Fugger und Mozarts<br />

Den Reiseführer „Augsburg – Stadtführer<br />

durch 2000 Jahre Geschichte“<br />

(192 Seiten, 230 Fotos, 9,80 €) gibt<br />

die Regio Augsburg Tourismus GmbH<br />

heraus. Die Geschichte Jakob Fuggers<br />

und der Familie erzählt und zeigt der<br />

(Kultur-)Reiseführer „Die Fugger. Die<br />

deutschen Medici in und um Augsburg“<br />

(216 Seiten, 281 Abbildungen,<br />

9,80 €). Durch die Familiengeschichte<br />

der schwäbischen Mozarts und zu etlichen<br />

Mozartstätten leitet der Führer<br />

Stadt Augsburg<br />

18<br />

Die Augsburger<br />

Maximilianstraße<br />

mit Blick auf den<br />

Herkulesbrunnen,<br />

das Rathaus und<br />

den Perlachturm.<br />

„W. A. Mozart und Augsburg: Vorfahren,<br />

Vaterstadt und erste Liebe“.<br />

Umland<br />

Klöster, Kirchen und ein Naturpark<br />

Im Westen Augsburgs liegt der „Naturpark<br />

Augsburg – Westliche Wälder“,<br />

einer der größten Naturparks Bayerns.<br />

Wallfahrtskirchen, Barock und Biergärten<br />

locken bei den Klöstern Oberschönenfeld,<br />

Holzen und Thierhaupten.<br />

Im Osten liegt die altbaierische<br />

Stadt Friedberg in Sichtweite.<br />

Ferienstraßen<br />

Von der Romantischen Straße<br />

zu den Straßen der Römer<br />

Augsburg gilt als eine „Perle“ der<br />

Romantischen Straße. Die Stadt liegt<br />

außerdem an den touristisch wiederbelebten<br />

Römerstraßen Via Claudia<br />

Augusta und Via Julia sowie an der<br />

„Sisi-Straße“. Durch die Stadt leitet<br />

darüber hinaus der Jakobus-Pilgerweg.<br />

Auskunft & Prospekte<br />

Regio Augsburg Tourismus GmbH<br />

Schießgrabenstraße 14<br />

Tourist-Info: Rathausplatz 1<br />

86150 Augsburg<br />

Telefon 08 21/5 02 07-0<br />

Telefax 08 21/5 02 07-45<br />

tourismus@regio-augsburg.de<br />

www.augsburg-tourismus.de<br />

hardstraße<br />

Georgenstraße<br />

Alte Gasse<br />

adelLudwigstraße<br />

haezlerstraße<br />

aße<br />

-Straße<br />

Burgkmairstraße<br />

ere<br />

Volkhartstraße<br />

Gutenbergstraße<br />

Lange Gasse<br />

Auf dem Kreuz<br />

Heilig-Kreuz-Straß e<br />

Holbeinstraße<br />

Bahnhofstraße<br />

Schrannenstraße<br />

Kohlergasse<br />

Kasernstraße<br />

Theaterstraße<br />

Kennedy-<br />

Platz<br />

Schaezlerstraße<br />

Halderstraße<br />

Hermanstraße<br />

Beim Hafnerberg<br />

Völkstraße<br />

Gratzmüllerstraße<br />

Sebastian-<br />

Kneipp-Gasse<br />

Fuggerstraße<br />

Jesuitengasse<br />

Hafnerberg<br />

Im Thäle<br />

Beethovenstraße<br />

Kleine Grottenau<br />

Königsplatz<br />

Frohsinnstraße<br />

Alpenstraß<br />

Kuhgasse<br />

Kornhausgasse<br />

Kesselmarkt<br />

Ernst-<br />

Reuter-<br />

Platz<br />

Bleigässchen<br />

Kapuzinergasse<br />

Neidhartstraß<br />

Karmelitengasse<br />

Grottenau Karlstraße<br />

Völkstraße<br />

Im Annahof<br />

Stadtmarkt<br />

Völkstraß<br />

Mozartstraße<br />

Stettenstraße<br />

Frauentorstraße<br />

Hoher Weg<br />

Peutingerstraße<br />

Annastraße<br />

Steingasse<br />

Unter dem<br />

Bogen<br />

Phill.-Welser-Straße<br />

Bgm.-Fischer-Straße<br />

Konrad-Adenauer-Allee<br />

Schießgrabenstraße<br />

Obstmarkt<br />

Zeuggasse<br />

Katharinengasse<br />

Hallstraße<br />

Stephansplatz<br />

Äußeres Pfaffengässchen<br />

Mittleres Pfaffengässchen<br />

Karolinenstraße<br />

Armenhausgasse<br />

Weite Gasse<br />

Schmiedberg<br />

Maximilianstraße<br />

Theodor-Heuss-<br />

Platz<br />

Karmelitenmauer<br />

Beim<br />

Pfaffenkeller<br />

Inneres Pfaffengässchen<br />

Kustosgässchen<br />

Spenglergässchen<br />

Kitzenmarkt<br />

sse<br />

Am Schwalbeneck<br />

Mauer b erg<br />

Leonhardsberg<br />

Hunoldsgraben<br />

Springergässchen<br />

Afrawald<br />

Schwedenweg<br />

Wintergasse Dominikanergasse Pr edigerberg<br />

Ulrichsplatz<br />

Kappelberg<br />

Auf<br />

dem<br />

Rain<br />

Pfladergasse<br />

Baumgärtleingässchen<br />

Karmelitengässchen<br />

Schmiedgasse<br />

Bei den<br />

sieben<br />

Kindern<br />

Barfüßer<br />

straße<br />

llerstraße<br />

Am Rösslemarkt<br />

Mittlerer Graben<br />

Sc hleifergasse<br />

Kirchgasse<br />

Ulri c hsgasse<br />

Am Eser<br />

Bert-Brecht-Straße<br />

Pulvergässchen<br />

Henisiusstraße<br />

I<br />

II<br />

III<br />

IV<br />

V<br />

Pilgerhausstraße<br />

Hinterer Lech<br />

Mittlerer Lech<br />

Bäckergasse<br />

Quergässchen<br />

Jakoberstraße<br />

Oberer Graben<br />

Schlossermauer<br />

Am Schwall<br />

Spitalgasse<br />

Am Roten Tor<br />

Franziskanergasse<br />

Vorderer Lech Forsterstraße<br />

Hunoldsberg<br />

Hl.-Grab-<br />

Gasse<br />

Milchberg<br />

Afragässchen<br />

Zwerchgasse<br />

Eserwallstraße<br />

Reitmayrgässchen<br />

Am Brunn enlech<br />

Schwibbogengasse<br />

Lauterlech<br />

Langes<br />

Sachsengässchen<br />

Karrengässchen<br />

e<br />

Riedlerstraße<br />

Bei St. Max<br />

Hasengasse<br />

Jakokspl a tz<br />

Meister-Ve its-Gasse<br />

Im Sack<br />

Schwibbogenmauer<br />

Schwibbogenplatz<br />

Margaretenstraße<br />

Beim<br />

Rabenbad<br />

Schroeckstraße<br />

Bei der<br />

Jakobskirche<br />

Kettengasse<br />

Auf dem<br />

Plätzchen<br />

Remboldstraße<br />

� Rathaus, Goldener Saal und Perlachturm � Augustusbrunnen � Merkurbrunnen<br />

� Herkulesbrunnen � Dom � Fronhof � Mozarthaus � St.-Anna-Kirche<br />

� Maximilianmuseum � Synagoge � Fuggerhäuser � Schaezlerpalais<br />

� St. Ulrich und Afra � Augsburger Puppenkiste mit Museum � Römisches<br />

Museum � Fuggerei mit Fuggereimuseum und Weltkriegsbunker � Brechthaus<br />

Ob<br />

Gänsbü<br />

Paracelsus<br />

Lochgässchen<br />

Rau<br />

Ka<br />

Vogelmau<br />

Jakoberwallst<br />

Wolfsgässchen<br />

Vesaliusstraße<br />

Paradiesgässchen<br />

Wag enh<br />

Provino<br />

Prinzs<br />

Friedb<br />

Straße/<br />

Rot T wall-Straße<br />

Stadt Augsburg<br />

19


Die reichen Fugger<br />

Keine Familie prägte das bayerische Schwaben so sehr wie die Fugger<br />

Zwischen Sozialsiedlung und Schlössern<br />

Im bayerischen Schwaben sind zwei Baudenkmäler weltberühmt: Schloss Neuschwanstein<br />

und die Augsburger Fuggerei, die älteste bestehende Sozialsiedlung<br />

der Welt. Heute leben in den 140 Wohnungen der Fuggerei 150 bedürftige<br />

Augsburger für jährlich 0,88 Euro. Jakob Fugger hat diese Sozialsiedlung<br />

1521 gestiftet. Mit ihren Stiftungen, etlichen Schlössern und Kirchen haben<br />

er und spätere Fugger die Region wie keine zweite Familie geprägt.<br />

Christliches Gedankengut des späten<br />

Mittelalters dürfte Jakob Fugger zur<br />

Stiftung der Fuggerei bewogen haben.<br />

Vielleicht sollte auch der Neid der Mitbürger<br />

besänftigt werden. Denn der<br />

Augsburger hatte einen kometenhaften<br />

Aufstieg hinter sich: Jakob Fugger<br />

hatte aus einem Familienunternehmen<br />

einen Handels-, Textil-, Finanz- und<br />

Montan-„Konzern“ gemacht. Barchent<br />

aus Schwaben, Bankgeschäfte mit der<br />

Kurie, mit Kaisern, Königen, Kur- und<br />

Kirchenfürsten, Abbau von Silber in<br />

Tirol, Kupfer in der Slowakei, Gold in<br />

Schlesien und Quecksilber in Spanien<br />

sowie der Metallhandel machten die<br />

Fugger reich. Die Firma besaß Niederlassungen<br />

in Venedig, Nürnberg, Mailand,<br />

Innsbruck, Rom, Lissabon, Wien,<br />

Krakau, Breslau, Budapest, in der Slowakei,<br />

an der Ostsee und in Spanien.<br />

Jakob Fugger gab für die Schweizergarde<br />

der Päpste ebenso Kredit wie<br />

Die Augsburger Fuggerei wurde 1521<br />

von Jakob Fugger gestiftet.<br />

Die Fugger<br />

für den Aufstieg der Habsburger. Als<br />

sich Maximilian I. 1508 zum Kaiser<br />

ausrief, war ebenso Fuggergeld im<br />

Spiel wie 1519, als die Kapitalkraft<br />

Jakob Fuggers die Wahl Karls V. zum<br />

römisch-deutschen Kaiser entschied.<br />

1507 erwarb Jakob Fugger von Maximilian<br />

I. die Grafschaft Kirchberg bei<br />

Ulm und die Herrschaft Weißenhorn<br />

mit einer kleinen Stadt. Der Aufstieg<br />

der Fugger in den Adel begann. In<br />

Augsburg ließ Jakob Fugger ab 1509<br />

in der Annakirche die wohl von Dürer<br />

geplante und dann von hochrangigen<br />

Künstlern gestaltete Fuggerkapelle als<br />

ersten deutschen Renaissancebau errichten.<br />

Mit den Fuggerhäusern entstand<br />

1515 der Damenhof als erster<br />

deutscher Profanbau der Renaissance.<br />

Um 1520 malte Dürer den Kaufherrn:<br />

Das Porträt Jakob Fuggers ist in der<br />

Augsburger Staatsgalerie Altdeutsche<br />

Meister zu sehen. Die 1521 gestiftete<br />

Fuggerei ließ er ab 1516 bauen.<br />

Weil sich die Fugger während der<br />

Reformationszeit und nach 1648 aus<br />

Augsburg zurückzogen, erinnern fast<br />

überall im bayerischen Schwaben Baudenkmäler<br />

an diese Familie. Um die<br />

Fuggerschlösser Babenhausen (Fuggermuseum)<br />

und Kirchheim (Zedernsaal)<br />

im Unterallgäu liegen zahlreiche weitere<br />

Schlösser, Kirchen und Fuggerhäuser.<br />

Fugger‘sche Bauwerke findet<br />

man heute in Dillingen, Donauwörth,<br />

Mindelheim und Memmingen, an der<br />

Donau und der Iller wie im Lechtal, in<br />

Altbaiern ebenso wie im Oberallgäu.<br />

Eine Station an der Romantischen Straße und ein Wallfahrtsort<br />

Friedberg: Stadtmauern, ein Schloss<br />

und eine Glanzzeit als Uhrmacherstadt<br />

Friedberg ist eine altbaierische Station der Romantischen Straße. Romantisch<br />

sind nicht nur das Barockrathaus und das Schloss der Wittelsbacher, sondern<br />

auch die Stadtmauern und die engen Handwerkergässchen der ehemaligen<br />

Uhrmacherstadt. Eine der ältesten Wallfahrten Bayerns führt zur Kirche St. Afra<br />

im Felde, auch die barocke Kirche Herrgottsruh wurde zum Ziel einer Wallfahrt.<br />

Stadtbild<br />

Rathaus und Handwerkergassen<br />

Die Altstadt weist den typisch rechteckigen<br />

Grundriss einer Gründungsstadt<br />

der Wittelsbacher auf. <strong>Teil</strong>e der<br />

Stadtmauer und ein Dutzend Wehrtürme<br />

sind erhalten. Von Osten nach<br />

Westen führt die mehrfach geknickte<br />

Ludwigstraße, die von zwei zentralen<br />

Plätzen unterbrochen wird, durch die<br />

Stadt. Am Marienplatz, dem Mittelpunkt<br />

Friedbergs, stehen das barocke<br />

Rathaus, ein Giebelbau mit schlankem<br />

Türmchen, und der Marienbrunnen,<br />

ebenfalls ein Werk des 17. Jahrhunderts.<br />

Am östlichen St.-Jakobs-Platz<br />

überragt die originelle neuromanische<br />

Pfarrkirche St. Jakob (bis 1873 erbaut)<br />

die Stadt. Über die Jungbräustraße<br />

und die Bauernbräustraße –<br />

hier stehen die „gutbürgerlichen“<br />

Häuser dieser Stadt – führt der Weg<br />

in Richtung Stadtmauern und zu den<br />

verwinkelten Handwerkergässchen, in<br />

denen die weithin bekannten Friedberger<br />

Uhrmacher des Barock und des<br />

Rokoko arbeiteten.<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

Schloss und Wallfahrtskirche<br />

Einige der größten Sehenswürdigkeiten<br />

Friedbergs liegen außerhalb<br />

der Stadtmauern. Im Norden ist dies<br />

das von den Wittelsbachern erbaute<br />

Renaissanceschloss. In der massigen<br />

Vierflügelanlage sind noch Relikte des<br />

Bergfrieds der von Herzog Ludwig II.<br />

von Wittelsbach errichteten Burg erhalten.<br />

Heute ist dort das Museum<br />

der Stadt mit einer Sammlung Friedberger<br />

Uhren untergebracht. Östlich<br />

der Altstadt findet man die barocke<br />

Landkreis Aichach-Friedberg<br />

20 21<br />

Friedberg


Wallfahrtskirche Herrgottsruh. Die ab<br />

1731 erbaute Kirche überrascht durch<br />

ihre Größe, Helligkeit und das reiche<br />

Dekor. Fresken von Cosmas Damian<br />

Asam und Matthäus Günther sowie<br />

Stuck von Franz Xaver Feichtmayer<br />

sind zu sehen. Zu St. Afra im Felde –<br />

unweit der Stelle, an der die Heilige<br />

im Jahr 304 verbrannt worden sein<br />

soll – führte eine der ältesten Wallfahrten<br />

Bayerns. Der heutige Sakralbau<br />

wurde von 1701 bis 1709 erbaut.<br />

Um 1695 entstand die kleine Wallfahrtskirche<br />

Maria Alber.<br />

Geschichte & Geschichten<br />

Wittelsbacher und Wallfahrer<br />

Gegründet wurde Friedberg zum<br />

Schutz der Zollstelle an einer Lechbrücke<br />

der Wittelsbacher Herzöge in<br />

Sichtweite von Augsburg – das war<br />

damals feindliches Ausland. Herzog<br />

Ludwig II. baute deshalb 1257 eine<br />

Burg, Ludwig der Gebartete machte<br />

Friedberg 1404 zur Stadt und baute<br />

es ab 1409 zur Festung aus. Von hier<br />

aus bekriegte Bayern das reiche Augsburg<br />

– des Öfteren ging es um das<br />

Wasser des Lechs, für das man die<br />

Nachbarn immer wieder zahlen ließ.<br />

Im 14. Jahrhundert hatte ein Friedberger<br />

Bürger nach seiner glücklichen<br />

Heimkehr aus dem Heiligen Land eine<br />

Kapelle gestiftet, aus der später die<br />

Wallfahrtskirche Herrgottsruh entstehen<br />

sollte. Im 17. und 18. Jahrhun-<br />

Landkreis Aichach-Friedberg<br />

Größere <strong>Teil</strong>e der<br />

Friedberger Stadtmauern<br />

sowie ein<br />

Dutzend Wehrtürme<br />

sind erhalten. Im<br />

Hintergrund ist der<br />

markante Turm der<br />

Pfarrkirche St. Jakob<br />

zu erkennen.<br />

Buchen & erleben<br />

Zu den Wallfahrtskirchen<br />

im Wittelsbacher Land<br />

Friedberg bietet seinen Besuchern<br />

kostenlose öffentliche Führungen zu<br />

den unterschiedlichsten Themen an.<br />

Bei diesen Rundgängen lernt man<br />

die Kirchen der Stadt oder die Uhren<br />

im Museum im Schloss, alte Stadtmauern<br />

oder kühle Brauereikeller<br />

kennen. Mehr zu diesen Stadtführungen<br />

unter www.friedberg.de.<br />

dert war Friedberg eine europaweit<br />

exportierende, bekannte Uhrmacherstadt.<br />

Im Schloss bestand zwischen<br />

1754 und 1766 auch eine Manufaktur<br />

für kostbare Friedberger Fayencen. Die<br />

heutige Stadt zählt 29 000 Einwohner.<br />

Museen<br />

Ein Uhrenmuseum im Schloss<br />

Die prunkvollen Produkte der Friedberger<br />

Uhrmacherkunst des 17. und<br />

18. Jahrhunderts finden Besucher im<br />

Museum im Wittelsbacherschloss.<br />

Erlebnis & Event<br />

Alle drei Jahre „Friedberger Zeit“<br />

Das Altstadtfest „Friedberger Zeit“<br />

findet nur alle drei Jahre statt, dann<br />

jedoch sind die Holzbänke vor den<br />

Buden der Wirte in der Regel bis zum<br />

letzten Platz besetzt. Die Friedberger<br />

Die Wallfahrtskirche<br />

Herrgottsruh ist eine<br />

der herausragenden<br />

Schöpfungen des<br />

bayerischen Barock.<br />

schlüpfen in Kostüme des Barock und<br />

des Rokoko – nicht nur als vornehme<br />

Bürger und biedere Handwerker, sondern<br />

auch als brave Bauern und böse<br />

Buben. Die Letzteren werden in kaltes<br />

Wasser getaucht oder an den Pranger<br />

gestellt. Marketenderinnen, Musikanten,<br />

Stadtsoldaten und sogar ein<br />

Nachtwächter bevölkern die Stadt.<br />

Beim Friedberger Skulpturenpfad stellen<br />

Bildhauer ihre Skulpturen entlang<br />

der Friedberger Stadtmauer auf – ein<br />

spannender Kontrast zwischen Städteromantik<br />

und zeitgenössischer Kunst.<br />

Und der Friedberger Advent-Markt ist<br />

nicht zuletzt wegen der idyllischen<br />

Umgebung der Altstadt reizvoll.<br />

Essen & Trinken<br />

Altbaierische Spezialitätenwirte<br />

„Spezialitätenwirte im Wittelsbacher<br />

Land“ sind in Friedberg das „Gasthaus<br />

Goldener Stern“, der „Landgasthof<br />

Lindermayr“ und der „Gasthof Zum<br />

Schloss“. Zu den Gastronomen, die<br />

mit Produkten von Direktvermarktern<br />

aus der Region bewirten, gehört auch<br />

der „Brauereigasthof St. Afra“ neben<br />

der gleichnamigen Wallfahrtskirche.<br />

Umland<br />

Augsburg in Sichtweite<br />

Augsburg liegt in Sichtweite. Ins<br />

Zentrum der benachbarten Großstadt<br />

braucht man wenige Autominuten.<br />

Ferienstraßen<br />

Station der Romantischen Straße<br />

Friedberg liegt an der Romantischen<br />

Straße, zudem am Jakobspilgerweg,<br />

am „Altbaierischen Oxenweg“ und<br />

neuerdings auch am „Jesuitenweg“<br />

zwischen Augsburg und Kissing.<br />

Auskunft & Prospekte<br />

Touristinformation<br />

der Stadt Friedberg<br />

Marienplatz 5, 86316 Friedberg<br />

Telefon 08 21/60 02-6 11<br />

Telefax 08 21/60 02-1 90<br />

touristinfo@friedberg.de<br />

www.friedberg.de<br />

Alle drei Jahre feiert die Uhrmacherstadt<br />

die „Friedberger Zeit“.<br />

Landkreis Aichach-Friedberg<br />

22 23


Gersthofen<br />

Aus dem boomenden „Industriedorf“ wurde eine junge Stadt<br />

Gersthofen: Römer, Mozart, Ballonfahrt<br />

und das erste Wasserkraftwerk am Lech<br />

Am nördlichen Stadtrand des alten Augsburg liegt die junge Stadt Gersthofen.<br />

Auch wenn man hier an die Römer und die Mozarts erinnert wird, faszinieren<br />

in Gersthofen vor allem zwei Stationen der jüngeren Geschichte: Das deutschlandweit<br />

einzigartige Ballonmuseum ist Pionieren der Luftfahrt gewidmet. Vom<br />

sehenswerten frühesten Wasserkraftwerk am Lech ging die Elektrifizierung der<br />

Region und die Entstehung des einstigen „Industriedorfs“ Gersthofen aus.<br />

Stadtbild<br />

Alter Wasserturm im Zentrum<br />

Im Zentrum von Gersthofen erinnert<br />

nur noch der alte Wasserturm – heute<br />

<strong>Teil</strong> des Ballonmuseums – an das ehemalige<br />

„Industriedorf“. In den letzten<br />

Jahrzehnten hat das aufstrebende und<br />

1969 zur Stadt erhobene Gersthofen<br />

rund um den angrenzenden Rathausplatz<br />

ein urbanes Zentrum gestaltet.<br />

Gersthofens grüne Stadtteile sind jedoch<br />

bis heute ländlich geblieben.<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

Ein einzigartiges Museum<br />

Der 1906 erbaute Gersthofer Wasserturm<br />

zählt zu den heute ältesten Bauwerken<br />

der jungen Stadt. Hier liegen<br />

die Anfänge des angrenzenden hoch-<br />

Landkreis Augsburg<br />

24<br />

modernen Ballonmuseums Gersthofen,<br />

das ein deutschlandweit einmaliges<br />

Museum der Ballonfahrt mit 1200<br />

Quadratmetern Fläche beherbergt: In<br />

seiner Kuppel hängt der Nachbau des<br />

Ballons „Erdlieb“ des deutschen Luftfahrtpioniers<br />

Maximilian Freiherr von<br />

Lütgendorf. Das Museum informiert<br />

zur Geschichte, zu Technik, Rekorden<br />

und Katastrophen der Ballonfahrt.<br />

Das älteste erhaltene Bauwerk der<br />

Stadt ist die 1722 errichtete barocke<br />

Kapelle St. Emmeram. Das für die<br />

Stadtgeschichte wohl bedeutendste<br />

Bauwerk Gersthofens liegt in einem<br />

Gewerbegebiet am Lech, wo ab 1899<br />

ein „Tempel der Industriekultur“, das<br />

erste Wasserkraftwerk der Region, entstand.<br />

Im sehenswerten Historismusbau<br />

wird noch heute Strom gewonnen<br />

(Außenbesichtigung ist möglich).<br />

Ein „Tempel der<br />

Industriekultur“ ist<br />

das Wasserkraftwerk<br />

Gersthofen – es war<br />

das erste der Region.<br />

Von hier aus wurden<br />

Augsburg und die<br />

Gegend zwischen<br />

Donau und <strong>Allgäu</strong><br />

elektrifiziert.<br />

Geschichte & Geschichten<br />

Von den Römern zur Wasserkraft<br />

Gersthofen wurde 969 erstmalig urkundlich<br />

erwähnt. In dem einstigen<br />

Straßendorf fand man aber Spuren der<br />

Römer. An sie erinnert am nördlichen<br />

Stadtrand die Nachbildung eines Merkurtempels.<br />

1786 versuchte Ballonfahrtpionier<br />

Freiherr von Lütgendorf<br />

(ohne Erfolg erst in Augsburg, dann<br />

in Gersthofen) den ersten Ballonstart<br />

Deutschlands. Am Gebirgsfluss Lech<br />

entstand von 1899 bis 1901 das erste<br />

Wasserkraftwerk in der Region – die<br />

„Geburt“ des „Industriedorfs“ Gersthofen,<br />

das exakt 1000 Jahre nach der<br />

ersten Nennung zur Stadt wurde. Die<br />

stark wachsende Stadt am Rande der<br />

A8 zählt heute 21 000 Einwohner.<br />

Erlebnis & Event<br />

Stadthalle und Wintertraum<br />

Die Stadthalle Gersthofen ist eine<br />

Spielstätte für Konzerte, Theater und<br />

Kleinkunst. Auf dem angrenzenden<br />

Rathausplatz sind der Weihnachtsmarkt<br />

und der „Wintertraum“ – eine<br />

große Eislaufbahn mitten in der Stadt<br />

– mehrwöchige Attraktionen.<br />

Essen & Trinken<br />

Traditionsgasthof im Zentrum<br />

Am Rathausplatz bewirtet der alteingesessene<br />

Gasthof „Strasser“ im seit<br />

1667 entstandenen Gebäudekomplex.<br />

Übernachten<br />

Drei Hotels an der Romantikroute<br />

Die Stadt liegt nicht nur an der Route<br />

der Romantischen Straße, sondern<br />

auch an einer Römerstraße – daran<br />

erinnern die Hotels „Via Claudia“ und<br />

„Römerstadt“. Am Rathausplatz steht<br />

das neue „Stadthotel“.<br />

Kinder- & Familienziele<br />

Badespaß in der Gerfriedswelle<br />

Wellenbecken und Großwasserrutsche<br />

locken ins Freibad „Gerfriedswelle“.<br />

Umland<br />

Mozartkirche und Fuggerstadt<br />

Gersthofen liegt am Rand des „Naturparks<br />

Augsburg – Westliche Wälder“.<br />

Im ländlichen Stadtteil Hirblingen<br />

stößt man auf die Blasiuskirche, die<br />

1731 Hans Georg Mozart, ein Urgroßonkel<br />

W. A. Mozarts, errichtete. Das<br />

Zentrum der Fuggerstadt Augsburg<br />

ist nur wenige Autominuten entfernt.<br />

Auskunft & Prospekte<br />

Stadt Gersthofen<br />

Rathausplatz 1<br />

86368 Gersthofen<br />

Telefon 08 21/2 49-1 01<br />

Telefax 08 21/2 49-1 04<br />

tourismus@stadt-gersthofen.de<br />

www.gersthofen.de<br />

Landkreis Augsburg<br />

25


Dillingen a. d. Donau<br />

Erinnerungen an Kirchenfürsten, an Fugger, die Mozarts und Sebastian Kneipp<br />

Dillingen: Das „Schwäbische Rom“ war<br />

Residenzstadt der Augsburger Bischöfe<br />

Dillingen a. d. Donau nennt man auch „Schwäbisches Rom“. Die Augsburger<br />

Fürstbischöfe, die ab 1543 wegen der Glaubensstreitigkeiten der Reformationszeit<br />

fast 150 Jahre lang in Dillingen ihre Hauptresidenz hatten, prägten die<br />

Stadt mit dem Schloss und der früheren Universität. Darüber hinaus erinnert<br />

die Donaustadt an große Namen – unter anderem an die Fugger, an einen<br />

Baumeister aus der schwäbischen Familie Mozart und an den „Wasserdoktor“<br />

Sebastian Kneipp. Wilhelm Bauer aus Dillingen entwickelte das erste U-Boot.<br />

Stadtbild<br />

Hier Bischöfe, dort Bürgerstadt<br />

Dillingens Altstadt hat zwei Gesichter.<br />

Kommt man von Osten her durch das<br />

Mittlere Tor, stößt man an der Königstraße<br />

zunächst auf die Bürgerstadt<br />

mit ihren vornehmen Fassaden aus<br />

der Zeit des Barock und des Rokoko.<br />

Betritt man die Altstadt von Westen,<br />

wird deutlich, weshalb man Dillingen<br />

auch „Schwäbisches Rom“ nennt. Die<br />

barocken Fassaden der Studienkirche,<br />

des Jesuitenkollegs und der früheren<br />

Universität an der Kardinal-von-Waldburg-Straße<br />

belegen die frühere Bedeutung<br />

der Stadt. An die Residenz<br />

der Augsburger Fürstbischöfe erinnert<br />

südlich der Königstraße auch das vormalige<br />

Bischofsschloss. Nördlich der<br />

Landkreis Dillingen<br />

26<br />

Königstraße – direkt gegenüber dem<br />

Schloss – stehen die Stadtpfarrkirche<br />

St. Peter und die Klosterkirche der<br />

Dillinger Franziskanerinnen.<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

Prachtbauten der Bischöfe<br />

Bis weit ins Donautal sieht man das<br />

Dillinger Schloss. Dort war schon im<br />

12. Jahrhundert eine Burg aus Stein<br />

errichtet worden. Seit 1258 im Besitz<br />

des Hochstifts Augsburg, wurde die<br />

Anlage immer wieder ausgebaut, doch<br />

ihren Wehrcharakter hat sie bewahrt.<br />

Zwischen 1485 und 1520 wurde die<br />

Wehrburg zum Burgschloss. Damals<br />

entstanden das Burgtor („Brucktörle“)<br />

und der kleine Hof im Westen des<br />

Schlosses. Die Sandsteinmadonna in<br />

Das Dillinger Schloss<br />

gehörte ab 1258 dem<br />

Hochstift Augsburg.<br />

Die Augsburger Fürstbischöfe<br />

bauten es<br />

jahrhundertelang<br />

immer weiter aus.<br />

Um 1520 entstand<br />

das Burgtor westlich<br />

des Schlosses.<br />

einem Aufbau zwischen den beiden<br />

Türmchen des Tors wurde um 1520/25<br />

geschaffen. Über die Königstraße<br />

gelangt man durch einen barocken<br />

Ehrenhof zum Nordportal. Im ehemaligen<br />

Schloss ist heute das Finanzamt<br />

untergebracht. Der Schlossgarten<br />

östlich der unregelmäßigen Vierflügelanlage<br />

ist öffentlich zugänglich.<br />

Den zweiten dominierenden Baukomplex<br />

in der Stadt bilden die Studienkirche<br />

(die ehemalige Jesuitenkirche<br />

Mariä Himmelfahrt), das Jesuitenkolleg<br />

und die einstige Universität<br />

(Letztere dienen heute als Akademie<br />

für Lehrerfortbildung und Personalführung)<br />

an der Kardinal-Waldburg-<br />

Straße. Das Priesterseminar sowie die<br />

Apotheke und das einstige Gymnasium<br />

auf der anderen Straßenseite vervollständigen<br />

das imposante barocke Ensemble.<br />

Wegen des schlichten Äußeren<br />

der 1617 geweihten Studienkirche<br />

überrascht das Innere: Von 1750 bis<br />

1765 wurden die verspielte Ausstattung<br />

und der Wessobrunner Stuck im<br />

Stil des Rokoko geschaffen.<br />

An die ehemalige Jesuitenkirche<br />

schließt der Südtrakt des bis 1568<br />

errichteten einstigen Jesuitenkollegs<br />

an. Dessen Fassade wurde 1732 an die<br />

bereits 1689 vollendete Fassade der<br />

1549 gegründeten, im Osten angrenzenden<br />

ehemaligen Universität angeglichen.<br />

Das Universitätsgebäude<br />

beherbergt eines der kunsthistorisch<br />

bedeutendsten Ziele in der Stadt: Der<br />

dortige Goldene Saal erhielt zwischen<br />

1761 und 1764 seine prachtvolle<br />

Rokokoausstattung.<br />

Unter zahlreichen weiteren Sakralbauten<br />

Dillingens ragen die Stadtpfarrkirche<br />

St. Peter sowie die Kirche des<br />

Klosters der Franziskanerinnen heraus.<br />

Die 1299 erstmalig erwähnte Kirche<br />

St. Peter wurde zur zweiten Bischofskirche<br />

– 1619 wurde sie neu errichtet,<br />

1628 geweiht. 1669/70 erhöhte<br />

Baumeister David Mozart, der erste<br />

Augsburger Vorfahre W. A. Mozarts,<br />

den im Untergeschoss romanischen<br />

quadratischen Turm von St. Peter um<br />

ein Oktogon mit einer Zwiebelhaube.<br />

Auf dem stillen Platz vor der Kirche<br />

steht auf einem schlanken Sockel die<br />

Sandsteinfigur der Immaculata, die<br />

1754 für einen ehemaligen Rathausbrunnen<br />

geschaffen wurde.<br />

Das bis heute bestehende Franziskanerinnenkloster<br />

wurde wohl 1241 gegründet.<br />

Direkt neben St. Peter ließ<br />

dieses Kloster ab 1736 die barocke<br />

Klosterkirche Mariä Himmelfahrt erbauen<br />

(1740 geweiht). Im Inneren<br />

ist neben der Ausstattung aus dieser<br />

Zeit ein überlebensgroßes spätgotisches<br />

Kruzifix zu sehen: Die Schnitzarbeit<br />

entstand wahrscheinlich um<br />

1520/30 im nahen Augsburg.<br />

An zwei mit Augsburg verbundene<br />

große Namen erinnern in Dillingen<br />

Landkreis Dillingen<br />

27


drei Wohnhäuser. Der barocke Bau<br />

Königstraße 44 wurde vermutlich von<br />

David Mozart zwischen 1661 und 1666<br />

errichtet. Den Fuggern gehören das<br />

Große Fuggerhaus (seit 1749) sowie<br />

das Kleine Fuggerhaus (seit 1853) am<br />

westlichen Ende der Kardinal-Waldburg-Straße.<br />

Insbesondere entlang der<br />

Königstraße findet man eine ganze<br />

Reihe weiterer sehenswerter Wohnund<br />

Gasthäuser aus dem 16. und 17.<br />

Jahrhundert. Das dortige Mittlere Tor<br />

wurde 1428 erstmals erwähnt. Seine<br />

barocke Form erhielt es 1702.<br />

Geschichte & Geschichten<br />

Residenz- und Universitätsstadt<br />

Im 13. Jahrhundert wurde die Stadt<br />

durch die Grafen von Dillingen gegründet.<br />

Bekanntestes Mitglied des<br />

Geschlechts war der heiliggesprochene<br />

Augsburger Bischof Ulrich. Hartmann,<br />

der Letzte der Familie, wurde ebenfalls<br />

Augsburger Bischof und schenkte die<br />

Stadt 1257 dem Hochstift Augsburg.<br />

Weil Augsburg protestantisch wurde,<br />

war Dillingen von 1543 bis 1690 die<br />

Hauptresidenz der Augsburger Fürstbischöfe.<br />

Kardinal Otto Truchsess von<br />

Waldburg bekannte 1548, dass er „auf<br />

dem Erdreich an keinem Ort lieber<br />

sein wollt‘ als zu Dillingen“. Die 1549<br />

von ihm gegründete Hohe Schule erhob<br />

Papst Julius III. zur Universität:<br />

Sie wurde zwischen 1564 und 1773<br />

von den Jesuiten geleitet und bestand<br />

bis 1971 als Hochschule fort.<br />

Landkreis Dillingen<br />

28<br />

Das Mittlere Tor<br />

an der Königstraße<br />

bildet den östlichen<br />

Abschluss der Dillinger<br />

Altstadt. 1702<br />

bekam dieses mittelalterliche<br />

Stadttor<br />

seine barocke Form.<br />

1771 wurde der Räuberhauptmann<br />

Matthäus Klostermayr, der „Bayerische<br />

Hiasl“, in der Stadt gefangengehalten,<br />

zum Tod verurteilt und gerädert. Der<br />

1822 in Dillingen geborene Wilhelm<br />

Bauer konstruierte das erste betriebsfähige<br />

U-Boot. 1849 „erfand“ der Dillinger<br />

Student Sebastian Kneipp im<br />

Selbstversuch in der Donau seine Anwendungen<br />

mit kaltem Wasser. Eine<br />

Bronzeskulptur am Ufer der Donau<br />

erinnert an den berühmten „Wasserdoktor“.<br />

Seit 1802 ist Dillingen eine<br />

bayerische Stadt. Heute zählt sie rund<br />

18 500 Einwohner und ist das Zentrum<br />

des gleichnamigen Landkreises.<br />

Museen<br />

Von den Römern zum Erfinder<br />

Von vorgeschichtlichen Funden über<br />

alemannische Grabbeigaben bis zu<br />

300 Jahren Militärgeschichte in der<br />

Stadt reichen die Exponate des Stadtund<br />

Hochstiftmuseums. Der Wilhelm-<br />

Bauer-Gedenkraum dokumentiert das<br />

Leben und Werk des U-Boot-Pioniers.<br />

Die Abteilung zur Strafjustiz erinnert<br />

an den „Bayerischen Hiasl“ und an<br />

die Hinrichtung dieses Wilderers und<br />

Räuberhauptmanns im Jahr 1771.<br />

Erlebnis & Event<br />

Tauchen lernen im Baggersee<br />

Die Stadt lädt unter anderem zum<br />

Volksfest „Dillinger Frühling“ sowie<br />

zum Töpfermarkt im September und<br />

zum Christkindlesmarkt ein. Für die<br />

Tauchschule bei der Nusseralm wurde<br />

in einem Baggersee sogar ein Schiff<br />

versenkt. An den Priester und Hydrotherapeuten<br />

Sebastian Kneipp erinnert<br />

der Dillinger Kneipp-Rundweg.<br />

Essen & Trinken<br />

Speziell: Stark und Storchennest<br />

Das feine „Restaurant Stark“ in<br />

der Altstadt ist ein Geheimtipp. Mit<br />

gediegener schwäbischer Küche verwöhnt<br />

das Hotel „Convikt“. Gourmets<br />

schätzen die gehobene Küche des<br />

Restaurants „Storchennest“ im ländlichen<br />

Stadtteil Fristingen. Sehr beliebt<br />

ist der Biergarten des Gasthofs<br />

„Zur Sonne“ im Dillinger Stadtteil<br />

Hausen.<br />

Übernachten<br />

Convikt oder Campingplatz<br />

Das „Convikt“ in der Altstadt ist ein<br />

Hotel mit langer Tradition und kurzen<br />

Wegen in die Altstadt. Nur zehn bis<br />

15 Minuten vom Stadtzentrum entfernt<br />

liegt ein Camping- und Zeltplatz<br />

mit jugendherbergsähnlichen<br />

Übernachtungsmöglichkeiten und<br />

einem Restaurant mit Biergarten.<br />

Führungen & Fahrten<br />

In den Goldenen Saal<br />

Öffentliche Stadtführungen finden in<br />

Dillingen von April bis Oktober jeden<br />

Sonntag um 14 Uhr ab Rathaus statt.<br />

Der Goldene Saal in der ehemaligen<br />

Universität kann in diesen Monaten<br />

samstags, sonntags und feiertags jeweils<br />

von 10 bis 17 Uhr besichtigt<br />

werden.<br />

Lesetipps<br />

Ein Stadtführer zu Dillingen<br />

„Dillingen an der Donau“ heißt der<br />

Stadtführer aus dem Verlag Bernd<br />

Einen Spaziergang von der Altstadt<br />

entfernt erinnert ein Denkmal an der<br />

Donau an Sebastian Kneipp, der in<br />

Dillingen Schüler und Student war.<br />

Brenner (im Buchhandel und bei der<br />

Tourist-Information Dillingen, 6,80 €).<br />

Umland<br />

Donaustädte und ein Kloster<br />

Die Donaustädte Höchstädt und Lauingen<br />

sind von Dillingen aus in wenigen<br />

Autominuten erreichbar. Neben<br />

der Dillinger Studienkirche ist das<br />

nahe Kloster Maria Medingen ein<br />

weiterer kunsthistorischer Höhepunkt<br />

im Landkreis Dillingen a. d. Donau.<br />

Ferienstraßen<br />

Radeln entlang der Donau<br />

Dillingen liegt am Donauradwanderweg,<br />

der in Donaueschingen beginnt<br />

und (in Bayern) in Passau endet.<br />

Auskunft & Prospekte<br />

Tourist-Information<br />

Dillingen a. d. Donau<br />

Königstraße 37/38<br />

(Rathaus, Erdgeschoss)<br />

89407 Dillingen a. d. Donau<br />

Telefon 0 90 71/54-1 08, -1 09<br />

Telefax 0 90 71/54-1 99<br />

touristinfo@dillingen-donau.de<br />

www.dillingen-donau.de<br />

Landkreis Dilllingen<br />

29


Gundelfingen a. d. Donau<br />

Zu einem Rosenschloss in der Blumenstadt im Donautal<br />

Gundelfingen: Die alte Staufer-Stadt<br />

zwischen Legoland und Steiff-Teddys<br />

Auf dem Weg zu den nahen Familienzielen Legoland in Günzburg und Steiff<br />

in Giengen kann man Gundelfingens kleine Altstadt auf einer Umgehungsstraße<br />

umfahren. Doch ein Aufenthalt lohnt sich: Der Untere Torturm und<br />

Stadtmauerreste erinnern an die Staufer und die Wittelsbacher Herzöge.<br />

Stadtbild<br />

Drei Türme und ein Türmchen<br />

Die kleine Altstadt von Gundelfingen<br />

ist höchst übersichtlich. Drei Türme<br />

und ein Türmchen mit Zwiebelhaube<br />

auf dem Dach des dreigeschossigen<br />

Rathausbaus bestimmen die Ansicht<br />

der Altstadt. Die Hauptstraße liegt<br />

zwischen dem Rathaus und der Stadtpfarrkirche<br />

St. Martin. Nordwestlich<br />

des Rathauses sieht man den Turm<br />

der Spitalkirche Mariä Himmelfahrt.<br />

Ein malerischer Abschluss im Osten<br />

der Altstadt – in Richtung des nahen<br />

Lauingen – ist das Untere Tor.<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

Zwei Kirchen und ein Schlösschen<br />

Das Untere Tor ist ein Stadttor wie<br />

aus einem Märchenbuch. Bei diesem<br />

Torturm, der zwischen dem 13. Jahr-<br />

Landkreis Dillingen<br />

30<br />

hundert (der Sockel) und dem 18.<br />

Jahrhundert (die Zwiebelhaube) erbaut<br />

wurde, plätschert eine moderne<br />

Brunnenanlage. Nahe dem Unteren<br />

Tor stößt man auf das Rosenschloss:<br />

Hier werden Floristen ausgebildet.<br />

Nach 700 entstanden erste steinerne<br />

Vorgängerbauten der Stadtpfarrkirche<br />

St. Martin. Mehrere Bauperioden sind<br />

erkennbar – eine romanische Phase,<br />

der spätgotische Ausbau, der Anbau<br />

der Leonhardskapelle aus dem Jahr<br />

1733 sowie weitere Baumaßnahmen<br />

bis 1949. Eine gotische Madonna und<br />

ein römischer Meilenstein zählen dort<br />

zu den sehenswerten Details.<br />

Die ursprünglich gotische Spitalkirche<br />

Mariä Himmelfahrt wurde bis 1722<br />

erneuert. Dieser einschiffige Sakralbau<br />

zeigt barocke Stuckarbeiten sowie<br />

Fresken und Gemälde am Hoch-<br />

altar und an den Seitenaltären. In<br />

den Jahren 1677/78 entstand der<br />

dreigeschossige barocke Satteldachbau<br />

des Gundelfinger Rathauses.<br />

Geschichte & Geschichten<br />

Von den Staufern zu den Bayern<br />

Gundelfingen wurde im 8. Jahrhundert<br />

erstmals urkundlich genannt. Die<br />

Staufer erhoben es 1251 zur Stadt.<br />

Sie fiel 1268 an die Wittelsbacher und<br />

kam so 1382 an Bayern-Ingolstadt,<br />

1449 an Bayern-Landshut und 1505<br />

an Pfalz-Neuburg, das 1543 die Reformation<br />

einführte. 1806 verleibte<br />

sich das Königreich Bayern die alte<br />

Donaustadt ein. In der Gärtnerstadt<br />

Gundelfingen a. d. Donau – sie ist von<br />

fruchtbaren Feldern der Donauebene<br />

umgeben – leben 7800 Einwohner.<br />

Museen<br />

In der Walkmühle<br />

Das Heimathaus Walkmühle wurde in<br />

einem denkmalgeschützten Gebäude<br />

aus dem Jahr 1730 untergebracht.<br />

Die Walkmühle ist ein Museum mit<br />

original eingerichteter Bauernstube,<br />

Magdkammer und der Dauerausstellung<br />

„Omas Küche“, aber auch eine<br />

Kulturstätte für Konzerte und Theater.<br />

In Gundelfingen entdeckt man außerdem<br />

ein privates Automuseum.<br />

Essen & Trinken<br />

Feines vom Angusrind<br />

Der „Landgasthof Sonne“ zählt zur<br />

Vorzeigegastronomie des Landkreises<br />

Dillingen a. d. Donau. Die Spezialität<br />

des Hauses ist Feines vom selbst gezüchteten<br />

Angusrind.<br />

Umland<br />

Steinchen und Kuscheltiere<br />

Nur wenige Städte verwöhnen junge<br />

Familien mit einem Umland, das Kin-<br />

Der Untere Torturm ist das letzte<br />

erhaltene von früher drei Gundelfinger<br />

Stadttoren. Es spiegelt fünf<br />

Jahrhunderte einer wechselvollen<br />

Stadtgeschichte wider.<br />

der derart begeistert. Gundelfingen<br />

ist die Nachbarstadt von Legoland<br />

Deutschland in Günzburg. Ebenfalls<br />

nur ein paar Autominuten entfernt<br />

findet man das „Steiff Museum“ im<br />

baden-württembergischen Giengen an<br />

der Brenz (mit Werksverkauf).<br />

Lauingen (mit dem Römertempel im<br />

Stadtteil Faimingen) liegt praktisch<br />

in Sichtweite. Sehenswert ist das hart<br />

an der Grenze zu Baden-Württemberg<br />

gelegene frühere Dominikanerkloster<br />

Obermedlingen mit seiner barocken<br />

Klosterkirche Mariä Himmelfahrt. Ein<br />

Besuch der Klosterkirche und des ehemaligen<br />

Dominikanerinnenklosters bei<br />

Mödingen ist ebenso zu empfehlen<br />

wie ein Abstecher zum Härtsfeld mit<br />

Sehenswürdigkeiten wie dem Kloster<br />

Neresheim oder Schloss Taxis.<br />

Auskunft & Prospekte<br />

Stadtverwaltung Gundelfingen<br />

Prof.-Bamann-Straße 22<br />

89423 Gundelfingen a. d. Donau<br />

Telefon 0 90 73/9 99-1 18<br />

Telefax 0 90 73/9 99-1 69<br />

stadt@gundelfingen-donau.de<br />

www.gundelfingen-donau.de<br />

Landkreis Dillingen<br />

31


Höchstädt a.d. Donau<br />

Tausend Jahre Geschichte und Erinnerungen an den Spanischen Erbfolgekrieg<br />

Höchstädt: Ein Renaissanceschloss<br />

und die Spuren einer epochalen Schlacht<br />

Eine der blutigsten Schlachten der Weltgeschichte machte die Donaustadt<br />

Höchstädt weltweit bekannt. 1704 kämpften beim nahen Dorf Blindheim eine<br />

kaiserliche, englische und niederländische Armee im Spanischen Erbfolgekrieg<br />

gegen ein Heer der Franzosen und Bayern. Das Geschehen auf dem Schlachtfeld<br />

dokumentieren Zinnfiguren-Dioramen im Heimatmuseum. Am Rand der<br />

Altstadt liegt ein sehenswertes Renaissanceschloss der Wittelsbacher.<br />

Stadtbild<br />

Zwischen Marktplatz<br />

und Renaissanceschloss<br />

Ein Kupferstich von Merian zeigte<br />

1643 Höchstädt, wie es im Stadtkern<br />

noch heute aussieht. Die Pfarrkirche<br />

Mariä Himmelfahrt beherrscht mit ihrem<br />

wuchtigen 65 Meter hohen Turm<br />

den Marktplatz der Stadt. Der zentrale<br />

Platz wird von den gotischen und<br />

barocken Fassaden der Bürgerhäuser,<br />

dem Alten Rathaus (in dem sich heute<br />

das Heimatmuseum befindet) und der<br />

einstigen Landvogtei gefasst. Vom<br />

Marktplatz folgt man der Herzogin-<br />

Anna-Straße nach Osten. An ihrem<br />

Ende führt der Weg zum Renaissanceschloss<br />

hinauf. In den vergangenen<br />

Jahren wurde der mächtige Komplex<br />

mit hohem Aufwand renoviert.<br />

Landkreis Dillingen<br />

32<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

9000 Zinnfiguren dokumentieren<br />

eine blutige Schlacht<br />

Zwei Dinge sollte man sich auf jeden<br />

Fall ansehen, wenn man Höchstädt<br />

besucht – das Schloss und rund 9000<br />

Zinnfiguren im Heimatmuseum. Um<br />

mit dem Renaissanceschloss zu beginnen:<br />

Der mächtige Bau, das Wahrzeichen<br />

der Stadt am östlichen Rand<br />

von Höchstädt, ist eine fast exakt<br />

quadratische Vierflügelanlage mit vier<br />

massigen Rundtürmen sowie einem<br />

mächtigen dreigeschossigen Baukörper.<br />

Der zentrale Turm über dem Eingangstor<br />

ist der Bergfried der mittelalterlichen<br />

Vorgängerburg. Die Ausmaße<br />

dieses Bauwerks erschließen<br />

sich erst bei einem Spaziergang um<br />

den Hügel, auf dem Herzog Philipp<br />

9000 Zinnfiguren<br />

im Heimatmuseum<br />

beim Marktplatz<br />

dokumentieren die<br />

epochale „Schlacht<br />

bei Höchstädt“, die<br />

in Großbritannien als<br />

„Battle of Blenheim“<br />

legendär wurde.<br />

Ludwig von Pfalz-Neuburg ab 1589 die<br />

imposante Anlage errichten ließ.<br />

Ein „Muss“ ist aber auch das Heimatmuseum<br />

im Alten Rathaus, wo zwei<br />

Dioramen mit 9000 Zinnfiguren auf<br />

24 Quadratmetern die „Schlacht bei<br />

Höchstädt“ realitätsnah dokumentieren.<br />

Nur ein paar Schritte sind es über<br />

den Marktplatz, wenn man sich das<br />

Innere der spätgotischen Stadtpfarrkirche<br />

Mariä Himmelfahrt anschaut.<br />

Fresken der Gotik und der Renaissance<br />

sowie die überwiegend barocke Ausstattung<br />

prägen diese dreischiffige<br />

Hallenkirche.<br />

Geschichte & Geschichten<br />

Die Stadt der epochalen<br />

„Schlacht bei Höchstädt“<br />

Seit rund 1000 Jahren ist Höchstädt<br />

besiedelt. Die Staufer erhoben den<br />

Der wuchtige Turm<br />

der Stadtpfarrkirche<br />

Mariä Himmelfahrt<br />

überragt den Marktplatz<br />

in Höchstädt.<br />

Zwischen 1576 und<br />

1579 erhielt der<br />

Turm dieser Kirche<br />

seine heutige Form.<br />

Ort vor 1250 zur Stadt. 1268 kam<br />

die Stadt an die Wittelsbacher, 1505<br />

wurde sie <strong>Teil</strong> des neu geschaffenen<br />

Pfalz-Neuburg. Diese Epoche prägt<br />

Höchstädt bis heute. Während der<br />

Reformation (1542 bis 1632) erlebte<br />

Höchstädt seine Blütezeit, die erst<br />

der Dreißigjährige Krieg beendete.<br />

Das alles überragende Ereignis in der<br />

Stadtgeschichte ist die „Schlacht bei<br />

Höchstädt“, bei der sich am 13. August<br />

1704 zwischen den Ortschaften<br />

Blindheim und Lutzingen 100 000<br />

Soldaten gegenüberstanden. 20 000<br />

Mann kamen ums Leben, 12 000 in<br />

Gefangenschaft. In Großbritannien<br />

wurde diese Schlacht als „Battle of<br />

Blenheim“ legendär. Ein Vorfahre von<br />

Winston Churchill – Lord Marlborough<br />

– war neben Prinz Eugen von Savoyen<br />

einer der beiden Feldherrn, die über<br />

Franzosen und Bayern siegten. 1806<br />

Landkreis Dillingen<br />

33


wurde Höchstädt <strong>Teil</strong> des bayerischen<br />

Landkreises Dillingen a. d. Donau.<br />

Museen<br />

Die Schlacht, Fayencen und ein<br />

Forum der Geschichte im Schloss<br />

Im Schloss sieht man eine Dauerausstellung<br />

zur „Schlacht bei Höchstädt“<br />

im Jahr 1704 und zum Ringen<br />

der Großmächte um die Vorherrschaft<br />

in Europa. Der Bezirk Schwaben präsentiert<br />

hier Wechselausstellungen zur<br />

Geschichte Schwabens und zu dessen<br />

Kulturgeschichte. Und das Deutsche<br />

Fayencenmuseum gibt mit Exponaten<br />

zumeist südwestdeutscher Manufakturen<br />

Einblick in die Tafel- und Wohnkultur<br />

des 17. und 18. Jahrhunderts<br />

(Infos zu Öffnungszeiten und Führungen<br />

unter www.schloesser-bayern.de).<br />

Erlebnis & Event<br />

Klassikkonzerte in der Kapelle<br />

Ein Tipp für Musikfreunde sind die<br />

Veranstaltungen im Schlosshof, im<br />

Rittersaal und in der Schlosskapelle.<br />

„Spuren der Schlacht von 1704“ folgt<br />

man auf einem 23 Kilometer langen<br />

Themenweg bei Höchstädt – zu Fuß,<br />

mit dem Fahrrad oder mit dem Auto.<br />

Essen & Trinken<br />

Schloss hier, Schloss da<br />

Besondere Gastronomie in Höchstädt?<br />

Da geht es gleich wieder ins<br />

Landkreis Dillingen<br />

34<br />

Das Wasserschloss<br />

Kalteneck im Dorf<br />

Schwenningen nahe<br />

Höchstädt ist ein Tipp<br />

für Feinschmecker<br />

und Übernachtungsgäste.<br />

Höchstädter Schloss: Der Schlosskeller<br />

ist für Gruppenveranstaltungen buchbar.<br />

Ein Restaurant verwöhnt auch<br />

im um 1570 erbauten Wasserschloss<br />

Kalteneck im benachbarten Dorf<br />

Schwenningen – dort ist auch Übernachten<br />

möglich. Bei der Schlacht<br />

von 1704 war dieses Schloss übrigens<br />

teilweise zerstört worden. Ein Tipp<br />

ist zudem das „Klosterbräu“ in Unterliezheim.<br />

Umland<br />

Donaustädte und Rieskrater<br />

Höchstädt liegt zwischen Donauwörth<br />

und Dillingen. Ganz nah und<br />

sehenswert ist die jüdische Synagoge<br />

in Binswangen. Bis in das Ries ist es<br />

von hier aus nicht mehr weit.<br />

Ferienstraßen<br />

Radeln entlang der Donau<br />

Auch Höchstädt liegt am Donauradwanderweg<br />

zwischen Donaueschingen<br />

und Passau.<br />

Auskunft & Prospekte<br />

Stadt Höchstädt a. d. Donau<br />

Herzog-Philipp-Ludwig-Straße 10<br />

89420 Höchstädt a. d. Donau<br />

Telefon 0 90 74/44-12<br />

Telefax 0 90 74/44-55<br />

info@hoechstaedt.de<br />

www.hoechstaedt.de<br />

Spurensuche in der Mozartstadt Augsburg, entlang der Donau und im Ries<br />

Die Vorfahren Mozarts waren Schwaben<br />

Augsburg ist die „Vaterstadt der Mozarts“, die Geburtsstadt Leopold Mozarts<br />

und der Schauplatz des ersten Liebesabenteuers seines genialen Sohns Wolfgang<br />

Amadé. Der Komponist und seine Familie haben nicht nur Augsburg besucht.<br />

Bei ihren Reisen durch das heutige bayerische Schwaben kamen sie auch<br />

nach Donauwörth, Nördlingen, Dillingen, Günzburg und Ulm.<br />

Bücher zum Leben Wolfgang Amadé<br />

Mozarts beginnen meist mit dessen<br />

Geburt 1756 in Salzburg. Dass sein<br />

Vater aus Augsburg stammt, wird<br />

höchstens als Randnotiz erwähnt.<br />

Dabei war Augsburg neben Salzburg<br />

und Wien die dritte prägende Stadt<br />

im Leben des genialen Komponisten.<br />

Schließlich kam dort 1719 Leopold<br />

Mozart, Vize-Kapellmeister, Komponist,<br />

Musikerzieher und stolzer Papa<br />

des „Wolferl“, im Mozarthaus zur Welt.<br />

Seit 1643 hatten sich die Augsburger<br />

Mozarts als Barockbaumeister, Bildhauer<br />

und Buchbinder hohes Ansehen<br />

erworben. Noch heute sind neben dem<br />

Mozarthaus mehrere Sehenswürdigkeiten<br />

zu sehen, die im Leben von<br />

Leopold und Wolfgang Amadé Mozart<br />

eine Rolle spielten: der Dom und die<br />

Ulrichsbasilika, das Rathaus und die<br />

Fuggerhäuser – und die Fuggerei, wo<br />

Wolfgang Amadés Urgroßvater Franz<br />

ab 1681 lebte und 1694 verstarb.<br />

Wolfgang Amadé kam (allein oder<br />

mit seiner Familie) nicht nur 1763<br />

und 1766, 1777 und 1778, 1781<br />

und 1790 in die Vaterstadt, sondern<br />

bei den damit verbundenen Reisen<br />

auch nach Donauwörth, Nördlingen,<br />

Günzburg und Ulm (wo er auf der<br />

Orgel des Ulmer Münsters spielte).<br />

1766 konzertierten die Wunderkinder<br />

„Wolferl“ und Schwester „Nannerl“ im<br />

Bischofsschloss in Dillingen. Neben<br />

diesem Schloss steht die Pfarrkirche<br />

St. Peter, deren Turm der erste nach<br />

Augsburg eingewanderte Mozart, Baumeister<br />

David Mozart, erhöht hatte.<br />

Augsburg ist deshalb von so großer<br />

Bedeutung für Wolfgang Amadé, weil<br />

sein Vater hier jene schulische und<br />

musikalische Erziehung genoss, die er<br />

später an den Sohn weitergab. Denn<br />

Leopold war nicht nur der Entdecker,<br />

sondern auch der Musiklehrer, Mentor<br />

und Manager Wolfgang Amadés. Leopold<br />

war bei „Wolferls“ Geburt noch<br />

immer Augsburger „Staatsbürger“.<br />

Deshalb sei sein Sohn „ein halber<br />

Augsburger gewesen“, befand einst<br />

Bundespräsident Theodor Heuss.<br />

1777 erlebte der 21-jährige Musikus<br />

aus Salzburg sein erstes erotisches<br />

Abenteuer mit seinem „Bäsle“ Anna<br />

Maria Thekla Mozart in Augsburg.<br />

Ein Mozartweg führt heute mit sechs<br />

Stationen durch den Landkreis Augsburg.<br />

Die Augsburger Mozartfeste<br />

und mehrere Konzertreihen zwischen<br />

Augsburg und Ries halten die Erinnerung<br />

an die Familie Mozart und ihre<br />

schwäbischen Vorfahren lebendig.<br />

In der deutschen Mozartstadt Augsburg:<br />

das Doppeldenkmal beim Dom.<br />

Familie Mozart<br />

35<br />

Schwäbische Mozarts


Donauwörth<br />

Die bewegte Geschichte hat viele Sehenswürdigkeiten hinterlassen<br />

Donauwörth: Städteromantik,<br />

beliebte Puppen und ein Kinderfest<br />

Rathaus, Tanzhaus und Fuggerhaus, das Liebfrauenmünster und das Kloster<br />

Heilig Kreuz mit seiner Rokokokirche, die Stadttore und Stadtmauern belegen<br />

die einstige Bedeutung Donauwörths. Beim Schwäbischwerder Kindertag spielentausend<br />

Kinder die bewegte Historie der romantischen Donaustadt nach.<br />

Stadtbild<br />

Romantik in der Reichsstraße<br />

In Donauwörth entdeckt man „eines<br />

der schönsten Stadtbilder Deutschlands“,<br />

schrieb eine Dichterin. Diese<br />

Stadt lernt man am besten bei einem<br />

Spaziergang durch die Reichsstraße<br />

kennen, die vom Rathaus – vorbei<br />

am gotischen Liebfrauenmünster und<br />

am Tanzhaus – bis zum Fuggerhaus<br />

ansteigt. Wenige Schritte seitab der<br />

von den Fassaden barocker Bürgerhäuser<br />

gesäumten Reichsstraße stößt<br />

man auf das Kloster Heilig Kreuz.<br />

Südlich des im Kern romanischen<br />

neugotischen Rathauses findet man<br />

das Rieder Tor. Von dort aus kann man<br />

entlang idyllischer Reste der Stadtmauer<br />

spazieren – zum Beispiel zum<br />

westlich davon gelegenen Färbertörl<br />

oder auch über die Wörnitzinsel Ried.<br />

Landkreis Donau-Ries<br />

36<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

Stadttore, Kirchen und ein Palast<br />

Wohl kaum etwas anderes belegt den<br />

einstigen Reichtum Donauwörths so<br />

sehr wie das massige gotische Münster<br />

Zu Unserer Lieben Frau. Die imposante<br />

dreischiffige Hallenkirche entstand<br />

zwischen 1444 und 1467. Im unverputzten<br />

quadratischen Turm mit aufgesetztem<br />

Oktogon und einem Zeltdach<br />

führen 200 Stufen zur lange Zeit<br />

größten Turmglocke Schwabens, der<br />

„Pummerin“, und an Föhntagen zum<br />

Blick auf die Alpen. Eine der sehenswertesten<br />

spätbarocken Kirchen in<br />

Schwaben – die des einstigen, seit<br />

1070 entstandenen Benediktinerklosters<br />

Heilig Kreuz – wurde ab 1717<br />

erbaut. Prachtvolle Altäre, Régence-<br />

Stuck und das Grabmal der Maria von<br />

Brabant sind in der weiträumigen und<br />

lichtdurchfluteten Kirche zu sehen.<br />

Nur wenige Schritte<br />

südlich des Donauwörther<br />

Rathauses<br />

stößt man auf Reste<br />

der alten Stadtmauer<br />

mit dem Rieder Tor<br />

(im Hintergrund)<br />

und dem mittelalterlichen<br />

Färbertörl.<br />

Die strategische Bedeutung der oft<br />

umkämpften Stadt im Dreistammeseck<br />

zwischen Schwaben, Bayern und<br />

Franken bezeugen nicht nur die Reste<br />

der ab 1218 erbauten Stadtmauer mit<br />

dem 1810 erneuerten Rieder Tor und<br />

dem Färbertörl (15. Jahrhundert). Das<br />

Fuggerhaus wurde 1537 als Sitz der<br />

Reichspflege Donauwörth erbaut: Der<br />

Kaiser setzte die katholischen Fugger<br />

als „Aufpasser“ in die reformatorisch<br />

gesinnte Reichsstadt. Der Fugger‘sche<br />

Renaissancepalast sei eines Königs<br />

würdig, urteilten Zeitgenossen.<br />

Geschichte & Geschichten<br />

Eine oft umkämpfte Donaustadt<br />

Im Umfeld der Stadt hatten bereits<br />

Römer gesiedelt. Um 950 entstanden<br />

hier eine Brücke und eine (1301 zerstörte)<br />

Burg auf dem Mangoldfelsen.<br />

Anno 1193 verlieh Kaiser Heinrich IV.<br />

„Schwäbischwörth“ das Stadtrecht.<br />

Das neugotische<br />

Rathaus liegt am<br />

östlichen Ende der<br />

Reichsstraße. Von<br />

dort führt sie vorbei<br />

an barocken Giebeln,<br />

dem Tanzhaus und<br />

dem gotischen Liebfrauenmünster<br />

zum<br />

Fuggerhaus hinauf.<br />

1256 ermordete der eifersüchtige<br />

Bayernherzog Ludwig II. „der Strenge“<br />

seine (unschuldige) Ehefrau Maria<br />

von Brabant und einige Hofdamen.<br />

Damals wurde Donauwörth durch den<br />

Salzhandel reich und 1301 zur Freien<br />

Reichsstadt. Ihre Blütezeit erlebte sie<br />

unter Kaiser Maximilian I., der 1500<br />

im Tanzhaus die Geburt seines Enkels,<br />

des späteren Kaisers Karl V., feierte.<br />

1606 war eine gestörte Prozession<br />

einer der Auslöser jener Auseinandersetzungen,<br />

aus denen der Dreißigjährige<br />

Krieg entstand. 1608 besetzte<br />

der bayerische Kurfürst Maximilian<br />

deshalb die Stadt, die 1714 endgültig<br />

an Bayern fiel. Im Dreißigjährigen<br />

Krieg residierte der Schwedenkönig<br />

Gustav II. Adolf 1632 im Fuggerhaus.<br />

Ein Spaziergang auf den Kalvarienberg<br />

entlang von Kreuzwegstationen<br />

und Kapelle erinnert an die Schlacht<br />

am Schellenberg im Spanischen Erbfolgekrieg<br />

(1704) – 8000 Menschen<br />

Landkreis Donau-Ries<br />

37


starben. 1945 wurde Donauwörth bei<br />

einem Luftangriff zerstört. Heute<br />

leben 18 000 Menschen in der Stadt.<br />

Museen<br />

Zu Käthe Kruse und Werner Egk<br />

Kunstvoll gestaltete Szenen zeigen im<br />

Käthe-Kruse-Puppen-Museum (Pflegstraße)<br />

mehr als 100 Spielpuppen<br />

der bekanntesten Puppenmutter der<br />

Welt und ihrer Tochter Hanne Adler-<br />

Kruse. 50 Soldaten-, Puppenstubenund<br />

Schaufensterpuppen runden die<br />

Sammlung ab. Im gleichen Haus erinnert<br />

die Werner-Egk-Begegnungsstätte<br />

an den bei Donauwörth geborenen<br />

Komponisten (1901 – 1983).<br />

Erlebnis & Event<br />

Tausend Kinder spielen Geschichte<br />

Jahr für Jahr lockt der Umzug des<br />

Schwäbischwerder Kindertags durch<br />

Jahr für Jahr führt<br />

der bunte Festzug<br />

des Schwäbischwerder<br />

Kindertags durch die<br />

romantische Reichsstraße<br />

und durch<br />

das Rieder Tor.<br />

Landkreis Donau-Ries<br />

38<br />

Für die Schöpfungen<br />

der Puppenmacherin<br />

Käthe Kruse hat die<br />

Stadt ein vielbesuchtes<br />

Puppenmuseum<br />

eingerichtet.<br />

die Reichsstraße viele Besucher in<br />

die Stadt. Alle zwei Jahre findet das<br />

Historienspiel im Heilig-Kreuz-Garten<br />

statt. Historisch gekleidete Kinder<br />

spielen die Stadtgeschichte nach.<br />

Ritter bewachen Burg Mangoldstein,<br />

Kaiser Maximilian I., Kaiserin Maria<br />

Theresia und Mozart besuchen die<br />

Stadt, Napoleon erobert Donauwörth,<br />

Fischer, Mönche, Bürger und Äbte<br />

spielen mit. Vorläufer des Kinderfests<br />

(jeweils im Juli) reichen bis ins frühe<br />

17. Jahrhundert. Der Mangoldfelsen<br />

ist die romantische Kulisse der Freilichtbühne.<br />

Ein Erlebnis ist auch die<br />

Fahrt mit der „Zille“, einem flachen<br />

Fischerkahn, auf Wörnitz und Donau.<br />

Essen & Trinken<br />

Tafeln mit Blick über die Stadt<br />

Ein weiter Blick über die Stadt würzt<br />

den Restaurantbesuch im „Parkhotel<br />

Donauwörth“. Im „Tanzhaus-Restau-<br />

Die Wörnitz fließt<br />

um die Insel Ried,<br />

ehe das Flüsschen<br />

in Donauwörth in<br />

den großen Strom<br />

mündet. Die beiden<br />

Flüsse kann man bei<br />

einer Zillenfahrt um<br />

das Ried erkunden.<br />

rant“ an der Reichsstraße speist man<br />

in jenem Bau, in dem Kaiser Maximilian<br />

I. im März 1500 das größte Fest<br />

der Stadtgeschichte gab. Im „Posthotel<br />

Traube“ rastete W. A. Mozart<br />

1777 nach seiner Abreise von Augsburg.<br />

Das „Café Engel“ bewirtet im<br />

ältesten Haus der Stadt (von 1227).<br />

Kinder- & Familienziele<br />

Kruse-Museum und Kindertag<br />

Das Käthe-Kruse-Puppen-Museum und<br />

der Schwäbischwerder Kindertag sind<br />

ideale Ausflugsziele für Familien.<br />

Lesetipps<br />

Kleiner historischer Spaziergang<br />

„Kleiner historischer Spaziergang<br />

durch Donauwörth“ ist ein Prospekt,<br />

der in Deutsch, Englisch, Französisch,<br />

Italienisch und Japanisch erhältlich<br />

ist. „Donauwörth. Der offizielle Stadtführer<br />

der bayerisch-schwäbischen<br />

Donaustadt“ informiert umfassend<br />

über die Stadt, ihre Sehenswürdigkeiten<br />

und ihre bewegte Geschichte.<br />

Umland<br />

Stadt, Land, Burg und Schloss<br />

Eine der schönsten Burgen Süddeutschlands<br />

liegt wenige Autominuten<br />

nördlich von Donauwörth:<br />

die von Staufern errichtete Harburg<br />

hoch über der Wörnitz und dem<br />

Städtchen Harburg. Ein lohnendes<br />

Buchen & erleben<br />

Unter Hubschrauberflügeln<br />

Donauwörth ist ein Standort der<br />

Hubschrauber-Produktion von Eurocopter.<br />

Betriebsbesichtigungen für<br />

Gruppen sind dort möglich.<br />

Ziel an der Donau – auch wegen der<br />

Schlosskonzerte – ist Schloss Leitheim,<br />

ein Rokokojuwel mit Aussicht<br />

auf Donau- und Lechtal. Ein Tipp ist<br />

Rain mit dem „Dehner BlumenPark“.<br />

Ferienstraßen<br />

Donau, Romantik und Römer<br />

Donauwörth ist eine Station der<br />

Romantischen Straße. Die Stadt ist<br />

aber auch nördlicher Endpunkt der<br />

Tourismusstraße Via Claudia Augusta,<br />

die von hier bis Venetien oder in die<br />

Poebene führt. Und natürlich zählt<br />

Donauwörth zu den sehenswerten<br />

Stationen der „Deutschen Donau“.<br />

Auskunft & Prospekte<br />

Städtische Tourist-Information<br />

Donauwörth<br />

Rathausgasse 1<br />

86609 Donauwörth<br />

Telefon 09 06/7 89-1 51<br />

Telefax 09 06/7 89-1 59<br />

tourist-info@donauwoerth.de<br />

www.donauwoerth.de<br />

Landkreis Donau-Ries<br />

39


Harburg<br />

Eine Postkartenansicht in der sehenswerten Landschaft am Riesrand<br />

Harburg: Ein romantisches Schloss hoch<br />

über dem idyllischen Wörnitzstädtchen<br />

Die Harburg wuchs im Lauf von sieben Jahrhunderten zur heutigen Größe –<br />

sie ist eine der schönsten Burgen Deutschlands und steht auf einem steil aufragenden<br />

Jurafelsen über dem idyllisch mäandrierenden Flüsschen Wörnitz<br />

und dem verwunschen wirkenden Städtchen. Äußerst romantisch ist der Blick<br />

vom östlichen Wörnitzufer auf die steinerne Brücke und das Schloss.<br />

Stadtbild<br />

Harburg – die steinerne Brücke<br />

unter dem alten Schloss<br />

Den Blick auf die Harburg und die<br />

darunter liegende kleine Stadt Harburg<br />

kann man von zwei Seiten genießen.<br />

Die Stadt, die mittelalterlich<br />

wirkende steinerne Wörnitzbrücke sowie<br />

das Schloss sieht man am besten<br />

vom östlichen Flussufer: Die romantische<br />

Ansicht fordert geradezu zum<br />

Fotografieren auf. Am stadtseitigen<br />

Ufer prägen die Pfarrkirche St. Barbara<br />

und der Giebel der ehemaligen Synagoge<br />

die Stadtsilhouette. Über der<br />

Stadt ragt die Burg empor, die man<br />

aber auch von oben, von einem noch<br />

höher gelegenen Jurahügel, dem sogenannten<br />

„Bock“, betrachten kann.<br />

Die engen Gassen der Stadt sind ein<br />

Idyll – wenn auch nicht für Autofahrer.<br />

Landkreis Donau-Ries<br />

40<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

Eine Burg wie aus dem Bilderbuch<br />

So hübsch das Städtchen Harburg<br />

auch liegt: Wer Harburg sagt, meint<br />

vor allem das Schloss – es ist eine<br />

der ältesten, größten und schönsten<br />

Burganlagen Süddeutschlands. Die<br />

Bauten der Harburg entstanden überwiegend<br />

im 16. sowie 18. Jahrhundert,<br />

ihre ältesten Mauern stammen<br />

jedoch aus dem 13. Jahrhundert.<br />

Beim Aufstieg zur Burg erkennt man<br />

ihre ehemalige Wehrhaftigkeit. Durch<br />

das Untere Tor von 1594 geht der Weg<br />

durch die Vorburg hinauf zum 1616<br />

erneuerten Oberen Tor mit dem Fallgitter<br />

aus dem 18. Jahrhundert. Über<br />

dessen Torbogen ist der mumifizierte<br />

Schädel des letzten in der Gegend erlegten<br />

Wolfs angenagelt.<br />

Das romantische<br />

Harburg liegt an der<br />

Wörnitz – über das<br />

Flüsschen führt die<br />

jahrhundertealte<br />

steinerne Brücke.<br />

Im malerischen Hof der Hauptburg<br />

stößt man auf die Burgvogtei von<br />

1562, in der heute eine Burgschenke<br />

bewirtet. Das mächtige, 1594/95 errichtete<br />

dreigeschossige Kastenhaus<br />

schließt sich südlich an. Im Burghof<br />

entdeckt man den 50 Meter tiefen<br />

Brunnenschacht. Der Diebsturm ist<br />

der älteste <strong>Teil</strong> der Harburg: Der Bergfried<br />

mit dem massigen Buckelmauerwerk<br />

entstand im 13. Jahrhundert.<br />

Ebenfalls noch aus dem 13. Jahrhundert<br />

stammen die Grundmauern<br />

des hohen rechteckigen Fürstenbaus,<br />

der vom 16. bis ins 18. Jahrhundert<br />

immer wieder umgestaltet wurde. Das<br />

Untergeschoss des angrenzenden Saalbaus<br />

entstand 1496, die zwei oberen<br />

Stockwerke wurden 1717 aufgesetzt,<br />

damals erhielt der Bau die erhaltene<br />

Innenausstattung. Der zweite Bergfried,<br />

der Faulturm, wurde seinerzeit<br />

zum Treppenhaus des Saalbaus umfuntioniert.<br />

1720/21 wurde auch die<br />

Schlosskirche St. Michael umgebaut.<br />

Eingezwängt zwischen dem Burgfelsen<br />

und der Wörnitz liegt die kleine Stadt.<br />

In sieben Bögen überwindet die 1729<br />

erbaute, 1784 und 1946 teils erneuerte<br />

steinerne Brücke den Fluss. An ihrer<br />

Ostseite entstand 1762 die barocke<br />

Bruckmühle. Unweit davon steht am<br />

Ufer der Wörnitz die frühere Synagoge<br />

(1752). Die evangelische Pfarrkirche<br />

St. Barbara wurde 1612 errichtet. Das<br />

Rathaus, ein Fachwerkbau, entstand<br />

ab dem 15. Jahrhundert.<br />

Geschichte & Geschichten<br />

Von der Stauferburg zum Schloss<br />

der Fürsten Oettingen-Wallerstein<br />

1150 wurde Harburg erstmals als<br />

staufischer Stützpunkt am Riesrand<br />

urkundlich erwähnt. 1299 erhielten<br />

die Grafen von Oettingen die Burg als<br />

Pfand. 1418 ging sie ganz in den Besitz<br />

der Familie Oettingen über, die<br />

sie ab 1493 kurzzeitig zur Residenz<br />

machte. Als die Linie 1731 ausstarb,<br />

kamen die mächtigen Mauern in den<br />

Besitz des Hauses Oettingen-Wallerstein.<br />

Da die Bevölkerung weitgehend<br />

dem Dreißigjährigen Krieg zum Opfer<br />

fiel, wurde in Harburg, das 1849 aufs<br />

Neue zur Stadt erhoben wurde, 1671<br />

eine jüdische Gemeinde zugelassen.<br />

Erlebnis & Event<br />

Schwertkämpfer beim Burgfest<br />

Alle zwei Jahre findet auf der Harburg<br />

ein Burgfest mit mittelalterlichem<br />

Treiben statt – wenn es so weit ist,<br />

drängen sich Massen in den massiven<br />

Mauern. Unter anderem zeigen dann<br />

wilde Schwertkämpfer im Burghof ihr<br />

schweißtreibendes Können.<br />

Essen & Trinken<br />

Bier mit Burgblick<br />

In der Burgvogtei bewirtet die „Fürstliche<br />

Burgschenke“ im Biergarten und<br />

in ihren Gasträumen. Einen labenden<br />

Trunk aus dem Fürstlichen Brauhaus<br />

Landkreis Donau-Ries<br />

41


in Wallerstein genießt man mit Aussicht<br />

auf den Burghof. In einem der<br />

drei Brückenhäuschen der Wörnitzbrücke<br />

bewirtet ein kleines Café.<br />

Übernachten<br />

Auf der Harburg, in Harburg<br />

In der „Fürstlichen Burgschenke“<br />

kann man auch übernachten. Die<br />

kleinen Gasthöfe in der Stadt bieten<br />

zwar nur wenig Luxus, dafür jedoch<br />

viel Ruhe und teilweise den Blick auf<br />

die Burg oder auf die Wörnitz.<br />

Kinder- & Familienziele<br />

Schilde, Schwerter, Hellebarden<br />

Die Burg ist ein Kinderziel par excellence.<br />

In der früheren Pfisterei bietet<br />

der Burgladen (hölzerne) Schwerter,<br />

Hellebarden, Streitäxte und Schilde.<br />

Führungen<br />

Fast täglich durchs Burggemäuer<br />

Führungen sind auf Schloss Harburg<br />

von Mitte März bis Ende Oktober täglich<br />

außer Montag stündlich von 10<br />

bis 17 Uhr möglich. Man besichtigt<br />

dabei die Kirche und den Festsaal,<br />

das Gerichtsgebäude, den Wehrgang,<br />

den Weißen Turm, den Diebsturm und<br />

den Faulturm. Der Weg führt dabei<br />

auch in das Lochgefängnis, wo noch<br />

einige arme Teufel – verkörpert durch<br />

Schaufensterpuppen – auf grausige<br />

Foltern warten.<br />

Landkreis Donau-Ries<br />

42<br />

Wilde Ritter prallen<br />

alle zwei Jahre beim<br />

Burgfest in voller<br />

Rüstung aufeinander.<br />

Der romantische<br />

Burghof ist jedoch<br />

auch ohne Kampfspektakel<br />

äußerst<br />

sehenswert.<br />

Umland<br />

Wanderlandschaft und Ruinen<br />

Vom „Bock“, dem Jurahügel über Harburg,<br />

schaut man weit ins Ries und<br />

bis nach Donauwörth. Ein Abstecher<br />

zum Barockkloster Mönchsdeggingen<br />

und zur Wallfahrtskirche St. Martin<br />

lohnt. Mittelalterromantik erlebt man<br />

nahe Hürnheim in den Ruinen Hochhaus<br />

und Niederhaus sowie bei der<br />

Ruine der Kartause Christgarten.<br />

Ferienstraßen<br />

An der Romantischen Straße<br />

Harburg ist zwar klein, aber zweifellos<br />

ein Höhepunkt auf der Route der<br />

Romantischen Straße. Nördlingen und<br />

Donauwörth sind die benachbarten<br />

Stationen auf der Ferienstraße. Harburg<br />

liegt am Jakobus-Pilgerweg in<br />

Bayerisch-Schwaben. Der „Rieskrater<br />

Planetenweg“, der in Nördlingen beginnt<br />

und die Dimensionen des Alls<br />

verdeutlicht, endet auf dem „Bock“.<br />

Auskunft & Prospekte<br />

Verkehrsamt Harburg<br />

Schlossstraße 1<br />

86655 Harburg<br />

Telefon 0 90 80/96 99-24<br />

Telefax 0 90 80/96 99-30<br />

fremdenverkehrsamt@stadtharburg-schwaben.de<br />

www.stadt-harburg-schwaben.de<br />

Tourismusrouten – die Romantische Straße und die Via Claudia Augusta<br />

Zu Städteromantik und Römerstraßen<br />

Die Romantische Straße ist die bekannteste Ferienstraße Deutschlands. Über<br />

350 Kilometer führt sie vom Main zu den Alpen. Zwei Drittel ihrer Route verlaufen<br />

durch das bayerische Schwaben. Von Wallerstein und Nördlingen im Norden führt<br />

sie über Donauwörth, Augsburg und Friedberg bis nach Füssen. In Donauwörth<br />

beginnt zudem die Tourismusstraße Via Claudia Augusta, die entlang<br />

der alten Römerstraße über Augsburg und Füssen bis nach Norditalien leitet.<br />

Kommt man von Norden, führt der<br />

bayerisch-schwäbische Streckenabschnitt<br />

der Romantischen Straße über<br />

den kleinen, ehemaligen Residenzort<br />

Wallerstein ins mittelalterliche Nördlingen:<br />

Der Blick vom „Daniel“, dem<br />

Turm der Georgskirche, ein Rundgang<br />

auf der Stadtmauer und ein Blick auf<br />

den Stein vom Mond gehören zu den<br />

Nördlinger Höhepunkten. Die nächsten<br />

Stationen sind das Städtchen Harburg<br />

mit einer der schönsten Burgen Süddeutschlands<br />

und Donauwörth – die<br />

einzige Donaustadt an der Romantikroute.<br />

Von dort geht es über die altbaierische<br />

Stadt Rain durchs Lechtal<br />

nach Augsburg – die Stadt der Römer<br />

und der Renaissance. Augsburg liegt<br />

schon in Sichtweite der Uhrmacherstadt<br />

Friedberg, von wo aus Bayern<br />

Augsburg jahrhundertelang über den<br />

Lech hinweg im Auge behielt.<br />

Friedberg liegt im „Wittelsbacher<br />

Land“, dem altbaierischen Landkreis<br />

Aichach-Friedberg. Nach dieser Stadt<br />

wechselt die Romantische Straße auf<br />

oberbayerisches Terrain über – erst<br />

nach der Wieskirche bei Steingaden,<br />

eine der weltberühmten „Ikonen“ des<br />

Bayern-Tourismus, leitet die Romantische<br />

Straße bei Halblech wiederum<br />

in den bayerischen Regierungsbezirk<br />

Schwaben und damit ins <strong>Allgäu</strong>. Dort<br />

bildet Schwangau mit seinen beiden<br />

Königsschlössern Neuschwanstein und<br />

Hohenschwangau sowie die einstige<br />

Bischofsstadt Füssen den glanzvollen<br />

Abschluss der Romantischen Straße.<br />

Schon die Römer hatten die Strecke<br />

(von Süden aus gesehen von Füssen<br />

über die Provinzhauptstadt Augusta<br />

Vindelicum, das heutige Augsburg)<br />

bis zur Donau begangen und befahren.<br />

Deshalb deckt sich der Verlauf<br />

der Romantischen Straße ab Donauwörth<br />

mit der (touristisch wiederbelebten)<br />

Römerstraße Via Claudia<br />

Augusta zwischen der Donau und<br />

Norditalien. Die Kulturroute kann man<br />

sich per Bus und Pkw, aber auch per<br />

Fahrrad erschließen.<br />

Mehr Information zur Romantischen<br />

Straße erhält man bei der Arbeitsgemeinschaft<br />

Romantische Straße,<br />

Telefon 0 98 51/55 13 87 oder im<br />

Web www.romantischestrasse.de. Zur<br />

Via Claudia Augusta geben die Tourist-<br />

Informationen in Donauwörth, Augsburg<br />

oder Füssen Auskunft.<br />

Die Romantische Straße im Süden:<br />

Füssen mit dem Hohen Schloss und<br />

dem Kloster St. Mang.<br />

Ferienstraßen<br />

Ferienstraßen<br />

43


Nördlingen<br />

Eine der sehenswertesten Stationen der Romantischen Straße<br />

Nördlingen: Auf der Stadtmauer um die<br />

mittelalterliche Stadt unter dem „Daniel“<br />

Nördlingen im Ries ist eine mittelalterliche Stadt wie aus dem Bilderbuch.<br />

Der Dreißigjährige Krieg hat dieser Stadt ihre einstige Bedeutung gekostet –<br />

dadurch blieb das historische Stadtbild bewahrt. So kann man heute – das<br />

ist deutschlandweit einmalig – den komplett erhaltenen Stadtmauerring um<br />

die Stadt begehen. Vom „Daniel“, dem 90 Meter hohen Turm der St.-Georgs-<br />

Kirche, auf dem noch heute Türmer Dienst tun, sieht man die Stadt von oben.<br />

Stadtbild<br />

Der „Daniel“ und die Stadtmauer<br />

Es gibt kaum eine Stadt zwischen dem<br />

Rieskrater und den Alpen, die man<br />

sich derart schnell erschließen kann:<br />

Der Blick vom „Daniel“, dem 90 Meter<br />

hohen Kirch- und Glockenturm der<br />

Georgskirche, erlaubt nach dem Aufstieg<br />

über 350 Stufen den Blick auf<br />

die Dächer, Straßen und Gassen innerhalb<br />

des intakten Stadtmauerrings.<br />

Wie das Modell einer mittelalterlichen<br />

Stadt gruppieren sich das Rathaus,<br />

Brot- und Tanzhaus und Hohe Haus,<br />

das Gerberviertel sowie fünf Stadttore<br />

und elf Mauertürme um die zentrale<br />

Kirche. Alternativ kann man Nördlingen<br />

beim einstündigen Spaziergang<br />

auf der fast kreisrunden Stadtmauer<br />

erkunden – dabei hat man immer den<br />

Landkreis Donau-Ries<br />

44<br />

„Daniel“ im Blick. Wer auf der oder<br />

um die Stadtmauer spaziert, kommt<br />

an den 16 malerischen Nördlinger<br />

Stadttoren und Stadtmauertürme vorbei.<br />

Unbedingt umsehen sollte man<br />

sich in den engen Gassen um das<br />

gotische Rathaus, eines der ältesten<br />

Deutschlands. In den Fachwerkhäusern<br />

des Gerberviertels am Rand des<br />

Flüsschens Eger lebten und arbeiteten<br />

einstmals fleißige Handwerker.<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

Von der Georgskirche zum Rathaus<br />

50 000 Besucher ersteigen jährlich<br />

den „Daniel“, den 90 Meter hohen<br />

Turm der St.-Georgs-Kirche. Der ist<br />

schon deswegen etwas Besonderes,<br />

weil dort noch immer Türmer ihren<br />

Dienst verrichten. Zwischen 22 und<br />

Auf dem 90 Meter<br />

hohen „Daniel“, dem<br />

Turm der St.-Georgs-<br />

Kirche, verrichten bis<br />

heute Türmer ihren<br />

Dienst. Am nahen<br />

gotischen Rathaus<br />

sieht man die 1618<br />

angebaute steinere<br />

Treppe.<br />

24 Uhr rufen sie jede halbe Stunde ihr<br />

„So, G‘sell, so“ und erinnern damit an<br />

eine Stadtsage, die aufgrund etlicher<br />

Nördlinger Fehden mit den Grafen von<br />

Oettingen entstand. Die Georgskirche<br />

ist eine der größten Hallenkirchen<br />

Süddeutschlands. Von 1427 bis 1539<br />

wurde sie erbaut. Äußerlich schmucklos,<br />

ist die 93,5 Meter lange und dreischiffige<br />

Georgskirche im Inneren ein<br />

beeindruckendes Beispiel spätgotischer<br />

Baukunst. Zur hochrangigen Ausstattung<br />

gehören Malereien von 1497 und<br />

das um 1500 entstandene Chorgestühl<br />

mit Propheten und Heiligen, Fabelwesen<br />

und grotesken Gesichtern. An<br />

den Wänden dieser Kirche sieht man<br />

zahlreiche Grabsteine, Epitaphe und<br />

prachtvolle Wappenschilde.<br />

Nur ein paar Schritte von St. Georg<br />

entfernt steht der gotische Bau, der<br />

Deutschlandweit einzigartig:<br />

Rundherum<br />

erhalten ist die fast<br />

kreisrunde Stadtmauer<br />

um das mittelalterliche<br />

Nördlingen.<br />

im 13. Jahrhundert als Messekaufhaus<br />

errichtet wurde und seit 1382 als Rathaus<br />

dient. Die prächtige steinerne<br />

Außentreppe entstand 1618. Unter<br />

dieser Treppe erinnert der „Narrenspiegel“,<br />

das Relief eines Mannes mit<br />

Schellenkappe und der Inschrift „Nun<br />

sind unser zwey“ daran, dass sich<br />

dort die Arrestzelle der Stadt befand.<br />

Auf der anderen Seite des Rathauses<br />

steht das Tanzhaus. An der Fassade<br />

des Fachwerkbaus erinnert seit 1513<br />

eine Skulptur Kaiser Maximilians I.<br />

daran, wie gern sich der Habsburger<br />

in Reichsstädten wie Nördlingen aufgehalten<br />

hat. Das benachbarte neunstöckige<br />

„Hohe Haus“ stammt wohl<br />

aus dem 13. Jahrhundert.<br />

Drum herum reiht sich Sehenswürdigkeit<br />

an Sehenswürdigkeit: Das Winter‘sche<br />

Haus in der Bräugasse zum<br />

Landkreis Donau-Ries<br />

45


Beispiel gilt wegen des üppig verzierten<br />

barocken Fachwerks und seines<br />

aufwendig geschnitzten Portals als<br />

das schönste Fachwerkhaus der Stadt.<br />

Der Maria-Holl-Brunnen ist als Kunstwerk<br />

zwar nicht sonderlich bedeutend,<br />

doch seine Geschichte erinnert an ein<br />

finsteres Kapitel der Frühen Neuzeit.<br />

Das Denkmal ehrt die tapfere Kronenwirtin,<br />

die in der Zeit der Hexenprozesse<br />

(1589 bis 1598) während ihrer<br />

Kerkerhaft (1593/94) 62-mal schwere<br />

Folterungen überstand und mit ihrem<br />

Durchhaltevermögen dazu beitrug,<br />

dass die Hexenverfolgungen endeten.<br />

Geschichte & Geschichten<br />

Römer, Messen und eine Schlacht<br />

Schon die Römer siedelten im heutigen<br />

Nördlingen entlang einer Straße<br />

Buchen & erleben<br />

„Schwabensteinen“ auf der Spur<br />

Vor 15 Millionen Jahren entstand<br />

durch den Einschlag eines Meteoriten<br />

die Rieslandschaft. Die Wucht<br />

des Aufpralls formte ein neues Gestein,<br />

den Suevit („Schwabenstein“).<br />

Die <strong>Teil</strong>nehmer der Gruppenführung<br />

„Dem Schwabenstein auf der Spur“<br />

erleben das Rieskrater-Museum und<br />

den Stadtrundgang „Steine und Geschichte“<br />

und erhalten einen Suevit<br />

mit Zertifikat. Auskünfte zu dieser<br />

Führung bei der Tourist-Information.<br />

Landkreis Donau-Ries<br />

46<br />

Der Blick in das<br />

Netzrippengewölbe<br />

der St.-Georgs-Kirche.<br />

Die spätgotische<br />

Hallenkirche wurde<br />

ab 1427 errichtet.<br />

zum Limes. Im 9. Jahrhundert wurde<br />

der Ort erstmalig erwähnt, um 1200<br />

erhielt Nördlingen das Stadtrecht.<br />

Seit 1219 gab es die Pfingstmesse,<br />

die im 14. und 15. Jahrhundert neben<br />

Frankfurt bedeutendste oberdeutsche<br />

Fernhandelsmesse. 1327 entstand auf<br />

Befehl Ludwigs des Bayern die Nördlinger<br />

Stadtmauer. Die seit 1552/55<br />

protestantische Stadt wurde 1634<br />

im Dreißigjährigen Krieg durch das<br />

kaiserliche Heer belagert, damals kam<br />

es zur „Schlacht bei Nördlingen“. Von<br />

1600 bis 1652 verlor die Stadt die<br />

Hälfte ihrer fast 9000 Einwohner. 300<br />

Jahre brauchte Nördlingen (bis 1803<br />

Freie Reichsstadt, seitdem bayerisch)<br />

um diese Einwohnerzahl wieder zu<br />

erreichen. Der Verlust der vormaligen<br />

Bedeutung ist gewissermaßen auch<br />

ein Glücksfall: Nur deshalb blieb das<br />

mittelalterliche Stadtbild erhalten.<br />

Museen<br />

Römerfunde und Mondgestein<br />

Ein Flöte spielender römischer Satyr,<br />

mittelalterliche Tafelbilder und ein<br />

Diorama der Schlacht bei Nördlingen<br />

mit 6000 Zinnfiguren sind die Höhepunkte<br />

des Stadtmuseums im früheren<br />

Heilig-Geist-Spital. Das prominenteste<br />

Exponat des Rieskrater-Museums ist<br />

ein Stück Mondgestein. Hauptthema<br />

ist jedoch die Entstehung des Rieskraters,<br />

des besterhaltenen und besterforschten<br />

Meteoritenkraters der Welt<br />

mit 24 Kilometern Durchmesser. Beim<br />

Ein Stück Stein vom<br />

Mond ist der große<br />

„Star“ im Rieskrater-<br />

Museum Nördlingen:<br />

Das Museum erklärt<br />

die Entstehung des<br />

Meteoritenkraters vor<br />

15 Millionen Jahren.<br />

Rieskrater-Museum findet man auch<br />

ein Geopark-Infozentrum. Mehr dazu<br />

im Web unter www.geopark-ries.de.<br />

In historischen Hallen des einstigen<br />

Lokdepots der Königlich Bayerischen<br />

Staatsbahn befindet sich heute das<br />

Bayerische Eisenbahnmuseum. Über<br />

200 Originalfahrzeuge sind dort ausgestellt<br />

– darunter sind 25 Dampflokomotiven<br />

vom „Rangierbockerl“ bis<br />

zur Schnellzuglok. Funktionierende<br />

Anlagen und Werkstätten vermitteln<br />

die Technik des Eisenbahnzeitalters.<br />

Im Löpsinger Torturm dokumentiert<br />

das Stadtmauermuseum auf sechs<br />

Stockwerken die Bedeutung der Stadtmauer<br />

und ihrer Befestigungsanlagen.<br />

Das „augenblick“-Museum im Fachwerkhäuschen<br />

am Fuß des „Daniels“<br />

zeigt die Vorläufer von Kino und TV:<br />

Guckkästen, Laterna magica, Panoramen,<br />

Moritaten, Stummfilme sowie<br />

Drehorgeln, Spieldosen und mehr.<br />

Erlebnis & Event<br />

Zwischen Stadtmauerfest<br />

und Scharlachrennen<br />

Feste und Veranstaltungen spiegeln<br />

die große Vergangenheit wider. Alle<br />

drei Jahre findet das „Historische<br />

Stadtmauerfest“ im September statt.<br />

Jährlich im Mai wird das Stabenfest<br />

gefeiert. Die Nördlinger Pfingstmesse<br />

ist ein großes Volksfest (mit Rieser<br />

Verbraucherausstellung). Die „Alte<br />

Bastei“ an der Stadtmauer wird bei<br />

den Sommerfestspielen zur Freilichtbühne.<br />

Das Scharlachrennen auf der<br />

Kaiserwiese fand erstmals 1438 statt.<br />

Essen & Trinken<br />

Rieser Gans und Spitzenküche<br />

Die Rieser Gans ist eine gastronomische<br />

Spezialität der Region. Was man<br />

daraus alles machen kann, zeigt zum<br />

Beispiel Gastronom Joachim Kaiser<br />

im Gourmetrestaurant „Meyer‘s Keller“.<br />

Der kreative Kochkünstler ist Mitglied<br />

der „Jeunes Restaurateurs d‘Europe“<br />

und hat einen früheren Bierkeller mit<br />

feinem Ambiente veredelt. Ein Tipp<br />

sind auch die „Brauereigaststätte Zum<br />

Fuchs“ und das „Sixenbräustüble“.<br />

Übernachten<br />

Vom Klösterle zum Kaiserhof<br />

Das Klösterle nördlich des Rathauses<br />

war ursprünglich eine Klosterkirche<br />

und seit 1587 ein Kornhaus. Hinter<br />

seinem Renaissanceportal verbergen<br />

sich heute ein Stadtsaal sowie ein<br />

Hotel. Auf der anderen Seite des Rathauses<br />

übernachtet man im „Kaiserhof<br />

Hotel Sonne“. Der Name deutet es<br />

schon an: Die Habsburgerkaiser Friedrich<br />

III., Maximilian I. (um 1500) und<br />

Karl V. (1548) haben hier genächtigt.<br />

Und Goethe logierte dort anno 1788.<br />

Ein Tipp ist außerdem das „Hotel am<br />

Ring“ wegen seiner Pauschalangebote<br />

(etwa zum „Rieser Dampfwochenende“<br />

oder zu „Radeltrips durchs Ries“).<br />

Landkreis Donau-Ries<br />

47


Kinder- & Familienziele<br />

Ausguck, Rundgang, Dampftage<br />

Der Aufstieg auf den „Daniel“ und der<br />

Ausblick vom Turm begeistert auch<br />

Kinder, und zum Rundgang auf der<br />

Stadtmauer lassen sich sogar sonst<br />

eher lauffaule Sprösslinge bewegen.<br />

Dampf ablassen kann der Nachwuchs<br />

zudem im Eisenbahnmuseum – bei<br />

den „Rieser Dampftagen“, die Fahrten<br />

mit der historischen Dampflok<br />

anbieten. In der Tourist-Information<br />

liegen Kinder-Stadtpläne aus.<br />

Führungen<br />

Viele Themen, viele Führungen<br />

Nördlingen ist voller Geschichte,<br />

Geschichten und Themen. Deshalb<br />

bietet die Tourist-Information (gleich<br />

Der „Narrenspiegel“ ist eine Station<br />

der Stadtführung durch Nördlingen.<br />

Landkreis Donau-Ries<br />

48<br />

25 Dampfloks zeigt<br />

das Bayerische<br />

Eisenbahnmuseum<br />

Nördlingen in den<br />

historischen Hallen<br />

des Lokdepots der<br />

Königlich Bayerischen<br />

Staatsbahn.<br />

neben dem Rathaus im historischen<br />

Leihhaus) eine Reihe von Themenführungen<br />

an. Hier ist der Treffpunkt<br />

für die Stadtführungen (14 Uhr und<br />

20.30 Uhr), bei denen man sich Nördlingen<br />

von Mitte Mai bis Mitte September<br />

ohne Voranmeldung zeigen<br />

lassen kann. Diese Führungen dauern<br />

zirka eine Stunde. Gruppen mit mehr<br />

als 15 Personen werden um Voranmeldung<br />

gebeten.<br />

Lesetipps<br />

Nördlingen in 90 Bildern<br />

„Nördlingen – im Ries an der Romantischen<br />

Straße“ heißt ein mit 90<br />

Fotos illustrierter Stadtführer in verschiedenen<br />

Sprachen. Außerdem gibt<br />

es den Stadtführer „Nördlingen. Ein<br />

historischer Rundgang“.<br />

Umland<br />

Höhlen, Hügel, Schlösser, Burgen<br />

Rund um Nördlingen verwöhnt die abwechslungsreiche<br />

<strong>Urlaub</strong>slandschaft<br />

im und um das Ries. Harburg, Oettingen,<br />

Wemding und Wallerstein sind<br />

nur wenige Kilometer entfernt. Von<br />

der Aussichtsplattform des „Daniels“<br />

aus schaut man auf Schloss Baldern,<br />

die „Perle des Rieses“, oder auf das<br />

Kloster Mönchsdeggingen.<br />

Der Ipf bei Bopfingen und der nahe<br />

Goldberg bei Utzmemmingen sind zwei<br />

mächtige Hügel, die bereits in vor-<br />

Ulmer Straße<br />

Strelgasse<br />

B 25/Würzburger Straße Baldinger Straße<br />

An der Berger Mauer<br />

Kuhgasse<br />

Am Berger Graben<br />

Kornlach<br />

Berger Straße<br />

An der Baldinger Mauer<br />

Eger<br />

Herrengasse<br />

Weinmarkt<br />

Lange Gasse<br />

Polizeigasse<br />

Bräugasse<br />

Neubaugasse<br />

Mittlere Gerbergasse<br />

Vordere Gerbergasse<br />

Postgasse<br />

Beim Klösterle<br />

Hallgasse<br />

Eisengasse<br />

geschichtlicher Zeit besiedelt waren.<br />

Die Villa rustica bei Holheim zeigt die<br />

Grundmauern eines römischen Gutshofs.<br />

Direkt darüber findet man die<br />

von Steinzeitmenschen bewohnten<br />

Ofnethöhlen, in denen 1906 ein Kreis<br />

aus 33 Menschenschädeln entdeckt<br />

wurde. Auf Burgruinen und Schlösser<br />

stößt man in Hürnheim, Hohenaltheim<br />

und Bopfingen. Im Rieser Bauernmuseum<br />

des Bezirks Schwaben in<br />

Maihingen sind ein dörflicher Kaufladen,<br />

eine Milchhandlung, Maschinen,<br />

Möbel, Trachten und mehr zu sehen.<br />

Ferienstraßen<br />

Auf dem Planetenweg durchs Ries<br />

Nördlingen ist mit Sicherheit einer<br />

der Höhepunkte der Romantischen<br />

Obstmarkt<br />

Marktplatz<br />

Salvatorgasse<br />

Tändelmarkt<br />

Hafenmarkt<br />

Nonnengasse<br />

Schäfflesmarkt<br />

Judengasse<br />

Brettermarkt<br />

Bauhofgasse<br />

Schrannenstraße<br />

Kohlenmarkt<br />

An der Löpsinger Mauer<br />

Mühlgasse<br />

Hintere Reimlinger Gasse<br />

Drehergasse<br />

Bei der Kornschrannen<br />

Löpsinger Straße<br />

Reimlinger Straße<br />

Münzgasse<br />

Hansengasse<br />

Frauengasse<br />

Deininger Straße<br />

B 466<br />

Bürgermeister-Rieger-Straße<br />

B 25/Augsburger Straße<br />

� St.-Georgs-Kirche mit Kirchturm „Daniel“ � Rathaus � Leihhaus � Brot- und<br />

Tanzhaus � Winter‘sches Haus � Klösterle � Spital zum Heiligen Geist und<br />

Spitalkirche � Alte Bastei � komplett erhaltene Stadtmauer mit Wehrgang<br />

Straße. Auch der Fernwanderweg vom<br />

Main bis zur Donau führt hier vorbei.<br />

In Nördlingen beginnt der „Rieskrater<br />

Planetenweg“, der Dimensionen des<br />

Weltalls aufzeigt: Der „Daniel“ ist die<br />

Sonne, die Umlaufbahnen von Merkur,<br />

Venus und Erde befinden sich noch in<br />

der Stadt. Letzter Planet ist der Pluto:<br />

Er liegt auf dem „Bock“ in Harburg.<br />

An der Deininger Mauer<br />

Auskunft & Prospekte<br />

Löpsinger Graben<br />

Tourist-Information Nördlingen<br />

Marktplatz 2<br />

86720 Nördlingen<br />

Telefon 0 90 81/8 41 16<br />

Telefax 0 90 81/8 41 13<br />

tourist-information@noerdlingen.de<br />

www.noerdlingen.de<br />

Landkreis Donau-Ries<br />

49<br />

Lerchenstraße<br />

Wemdinger Straße


Römer in Schwaben<br />

Vom Römischen Museum in Augsburg zum Römer-Park in Kempten<br />

Römerspuren zwischen Alpen und Ries<br />

Es sollte noch 900 beziehungsweise über tausend Jahre dauern, bis Nürnberg<br />

und München gegründet wurden, als im heutigen bayerischen Schwaben schon<br />

blühende Städte entstanden. Gebaut wurden sie von den Römern. Relikte dieser<br />

Epoche entdeckt man in und bei Augsburg, Kempten oder Lauingen, aber auch<br />

in und bei anderen Städten und Gemeinden zwischen <strong>Allgäu</strong> und Rieskrater.<br />

Bereits 46 nach Christus zog sich die<br />

Römerstraße Via Claudia Augusta von<br />

Norditalien und Tirol kommend über<br />

Füssen und Augsburg beinahe bis zur<br />

Donau. Augsburg war 8 vor Christus<br />

im Mündungsdreieck von Wertach und<br />

Lech gegründet worden – es ist damit<br />

eine der ältesten Städte Deutschlands.<br />

Spätestens unter Kaiser Trajan<br />

(98 – 117) löste das neue, bald als<br />

überaus glanzvoll beschriebene Verwaltungszentrum<br />

der Provinz Rätien –<br />

„Augusta Vindelicum“ – das südlicher<br />

gelegene Kempten („Cambodunum“)<br />

als Provinzhauptstadt ab.<br />

Der vergoldete Helm eines römischen<br />

Offiziers und ein bronzener Pferdekopf<br />

(wohl ein <strong>Teil</strong> eines Kaiserdenkmals),<br />

Steindenkmäler, Gläser, Münzen und<br />

Waffen im Römischen Museum Augsburg<br />

zeugen von dieser römischen<br />

Stadt. Wer Augsburgs Dom besucht,<br />

Die größte Tempelanlage nördlich der<br />

Alpen – der Apollo-Grannus-Tempel –<br />

liegt im dörflichen Lauinger Stadtteil<br />

Faimingen unweit der Donau.<br />

Römer in Schwaben<br />

50<br />

stößt auf dem Domplatz auf die sogenannte<br />

Römermauer, an der eine<br />

Reihe von Abgüssen römischer Steindenkmäler<br />

darauf verweist, dass hier<br />

die Südgrenze der Römerstadt lag<br />

und die Via Claudia Augusta von dort<br />

nordwärts zur Donau und durch das<br />

Ries zum nahen Limes verlief.<br />

Zahlreiche Siedlungsreste des römischen<br />

Augsburgs liegen noch unter<br />

der Erde. Mehr zu besichtigen von den<br />

Spuren römischer Bautätigkeit ist in<br />

Kempten. Der „Archäologische Park<br />

Cambodunum“ hoch über der Iller<br />

zeigt einen gallo-römischen Tempelbezirk,<br />

Überreste einer Thermenanlage<br />

und Fundamente des römischen<br />

Forums. Zahlreiche Ausgrabungsfunde<br />

sieht man im Zumsteinhaus in der<br />

Stadtmitte von Kempten.<br />

An der Donau findet man die <strong>Teil</strong>rekonstruktion<br />

der größten römischen<br />

Tempelanlage nördlich der Alpen –<br />

der Apollo-Grannus-Tempel steht im<br />

kleinen Lauinger Stadtteil Faimingen.<br />

In der Stadt Königsbrunn bei Augsburg<br />

stößt man auf die Fundamente<br />

eines Mithrastempels. Imposante<br />

Überreste eines römischen Kastells<br />

entdeckt man in Kellmünz nahe Illertissen,<br />

eine Villa rustica in Holheim<br />

nahe Nördlingen sowie in Schwangau<br />

nahe Füssen. Museen in Nördlingen,<br />

Donauwörth, Lauingen und Günzburg<br />

erinnern mit etlichen Exponaten an<br />

jene Zeit, als das Land zwischen den<br />

Alpen und dem Limes eine blühende<br />

Provinz des römischen Reichs war.<br />

Eine ehemalige Residenzstadt mit komplizierter Vergangenheit<br />

Oettingen: Wo „evangelisches“ Barock<br />

auf „katholisches“ Fachwerk trifft<br />

Oettingen ist ein Musterbeispiel für ein Residenzstädtchen jener Zeit, in der<br />

die deutsche Kleinstaaterei bizarrste Blüten trieb. Ab 1522 herrschten dort je<br />

eine evangelische und eine katholische Linie des Hauses Oettingen, und in der<br />

Stadt gab es zwei Schlösser. Die konfessionelle <strong>Teil</strong>ung sieht man der Stadt<br />

bis heute an: Östlich der Schloßstraße war Oettingen evangelisch und barock,<br />

westlich davon war man katholisch und lebte in Fachwerkhäusern.<br />

Stadtbild<br />

Vom Schloss zum Königstor<br />

Die einstige Residenzstadt Oettingen<br />

kann man recht gemütlich zu Fuß<br />

erkunden. Dass die Stadt nicht groß<br />

war, hinderte die Grafen zu Oettingen<br />

allerdings nicht, sie aufgrund von<br />

Erbfällen und Glaubensstreitigkeiten<br />

aufzuteilen. Dies führte dazu, dass<br />

es hier sogar zwei Schlösser gab, von<br />

denen das von 1679 bis 1687 erbaute<br />

Neue Schloss erhalten ist. Von hier<br />

aus führt die zentrale Schloßstraße<br />

vorbei an der evangelischen Pfarrkirche<br />

St. Jakob, dem Alten Gymnasium,<br />

dem Marktplatz und dem Rathaus<br />

zum Königstor. Auf dem Weg<br />

dorthin ist ein Oettinger Kuriosum<br />

nicht zu übersehen. Auf der vormals<br />

von Katholiken bewohnten Westseite<br />

stehen Fachwerkhäuser. Im Osten,<br />

wo die Protestanten lebten, sind die<br />

Fassaden barock. Die Schloßstraße<br />

endet am Königsturm, einem Wahrzeichen<br />

der Stadt. Es ist das letzte<br />

erhaltene Tor der alten Stadtbefestigung.<br />

Die Stadtmauer der Stauferzeit<br />

ist nahezu durchgängig erhalten.<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

Schloss, Rathaus und zwei Kirchen<br />

Das Schloss entstand während des<br />

Barock, auch wenn es von außen wie<br />

ein strenger Renaissancepalast wirkt.<br />

Innen aber findet man üppige Wohnund<br />

Prunkräume, in denen einst die<br />

fürstliche Familie residierte. Besonders<br />

sehenswert sind hier der Festsaal<br />

(Schmuzer-Stuck) sowie die prächtig<br />

stuckierten Repräsentationsräume im<br />

Landkreis Donau-Ries<br />

51<br />

Oettingen


zweiten Stock. Den Schlosshof ziert<br />

der Brunnen mit der barocken Mariensäule.<br />

Westlich vom Schloss führt der<br />

Weg in den Hofgarten: Er wurde im<br />

19. Jahrhundert als englischer Landschaftsgarten<br />

angelegt. Im nicht<br />

öffentlich zugänglichen <strong>Teil</strong> liegt die<br />

ehemalige Orangerie, die der heutige<br />

Wohnsitz der fürstlichen Familie zu<br />

Oettingen-Spielberg ist.<br />

Auf dem Marktplatz dominiert ein<br />

Fachwerkbau das Stadtbild: Das Rathaus,<br />

ein dreistöckiges Bauwerk mit<br />

vorkragenden Dachgeschossen, zählt<br />

zu den schönsten Fachwerkhäusern<br />

im bayerischen Schwaben. Es wurde<br />

jahrhundertelang als Verkaufshalle,<br />

Schranne und Getreidelager genutzt.<br />

Direkt neben dem Schloss überragt<br />

der schlanke Turm der evangelischen<br />

Pfarrkirche St. Jakob den historischen<br />

Stadtkern. Die Kirche stammt im Kern<br />

aus dem 14. Jahrhundert, der Turm<br />

wurde in zwei Etappen zwischen 1461<br />

und 1565 errichtet. Sehenswert ist die<br />

barocke Ausstattung mit Wessobrunner<br />

Stuckaturen, die Kreuzigungsgruppe<br />

auf dem Hochaltar (eine schwäbischfränkische<br />

Arbeit um 1500) und der<br />

Taufstein in Form einer Jakobsmuschel<br />

von 1689. Die katholische Pfarrkirche<br />

St. Sebastian wurde im 15. Jahrhundert<br />

aufgrund eines Blutwunders als<br />

Wallfahrtskapelle erbaut. Diese Kirche<br />

ist heute weitgehend ein Bau des 19.<br />

Jahrhunderts, nur noch der Turm, die<br />

Krypta und der Chor sind erhalten.<br />

Landkreis Donau-Ries<br />

52<br />

Direkt neben dem<br />

Oettinger Schloss<br />

ragt der Turm der<br />

evangelischen Pfarrkirche<br />

St. Jakob<br />

empor.<br />

Geschichte & Geschichten<br />

Vom Klosterbesitz zum Kleinstaat<br />

Als Besitz des Klosters Fulda wurde<br />

„Otingen“ im frühen 9. Jahrhundert<br />

erstmals erwähnt. Im 12. Jahrhundert<br />

übernahmen Edelfreie das Gebiet, sie<br />

nannten sich seitdem nach ihrem Besitz.<br />

Die „von Oettingen“ überzogen<br />

das Ries mit Burgen und Schlössern.<br />

Ihr Stammsitz, eine Burg wohl aus<br />

dem 12. Jahrhundert, stand auf dem<br />

heute freien Platz bei der Sebastianskirche.<br />

Er wurde im 15. und 16. Jahrhundert<br />

zum Schloss ausgebaut, dem<br />

späteren Unteren oder evangelischen<br />

Schloss. Um das Jahr 1850 wurde es<br />

abgebrochen. Durch Erbteilung war<br />

es zu Beginn des 15. Jahrhunderts<br />

an Graf Ludwig XI. gekommen. Sein<br />

Bruder Graf Friedrich III. erhielt das<br />

Münzhaus, das zum Oberen Schloss<br />

wurde. Im Unteren Schloss saß die<br />

Linie Oettingen-Oettingen, im Oberen<br />

Schloss die Linie Oettingen-Alt-Wallerstein.<br />

Und die Stadt wurde geteilt.<br />

Während der Reformation gab es eine<br />

weitere Spaltung: Ein <strong>Teil</strong> der Familie<br />

blieb katholisch, der andere – Oettingen-Oettingen<br />

– wurde evangelisch.<br />

Doch damit nicht genug: Das katholische<br />

Haus Oettingen-Wallerstein<br />

teilte sich um 1600 in die Linien Oettingen-Spielberg,Oettingen-Wallerstein<br />

und Oettingen-Baldern. Anno<br />

1734 wurden die Oettingen-Spielberg<br />

gefürstet, die Oettingen-Wallerstein<br />

(sie residieren heute in Hohenaltheim)<br />

erst 1774. Und die Oettingen-Baldern<br />

starben 1798 aus.<br />

Zwei Episoden der Stadtgeschichte<br />

bezeugen Gedenktafeln am Marktplatz.<br />

Der Dichter Goethe und der<br />

Maler Spitzweg hielten sich einst in<br />

der Residenzstadt Oettingen auf.<br />

Museen<br />

Völkerkunde im Schloss<br />

Das Fürstliche Residenzschloss ist<br />

von Palmsonntag bis Allerheiligen<br />

zugänglich (täglich außer Montag um<br />

14 Uhr Führungen). Im Erdgeschoss<br />

des Schlosses zeigt das Staatliche<br />

Völkerkundemuseum München Kunst,<br />

Kultur und Alltag außereuropäischer<br />

Völker. Das Heimatmuseum erklärt<br />

die Geschichte der Region von den<br />

Römern bis zur konfessionellen Zweiteilung<br />

von Stadt und Fürstentum.<br />

Die Entstehung des Rieses und seine<br />

Besiedlung dokumentiert das Geopark-<br />

Infozentrum im Rathaus.<br />

Erlebnis & Event<br />

Schlosskonzerte, Anglerfreuden<br />

Die Oettinger Residenzkonzerte hört<br />

man im barocken Festsaal. Die Reihe<br />

wird von Mai bis Oktober veranstaltet.<br />

Die Oettinger Musiktage und der Historische<br />

Markt finden jeweils alle zwei<br />

Jahre statt. Die Petri-Jünger schätzen<br />

den Fischreichtum der Wörnitz: Die<br />

Tourist-Information bietet ihnen ein<br />

idyllisch liegendes Angelgewässer an.<br />

Kinder- & Familienziele<br />

Ein Naturflussbad an der Wörnitz<br />

Im großen Park auf der Oettinger<br />

Wörnitzinsel liegt das Naturflussbad<br />

(unter anderem mit einem Planschbecken<br />

sowie einem Spielplatz für<br />

die Kleinen). Es zählt zu den letzten<br />

Flussbädern in Bayern.<br />

Die Büste an einer barocken Fassade<br />

blickt auf das Haus gegenüber, wo<br />

sich der Maler Carl Spitzweg aufhielt.<br />

Umland<br />

Das Ries vor der Haustür<br />

Die ehemalige Synagoge im nahen<br />

Hainsfarth erinnert an eine der größten<br />

jüdischen Gemeinden im Ries.<br />

Von Oettingen aus liegt natürlich das<br />

ganze Ries vor der Haustür. Nördlingen<br />

und Wemding sind nur ein paar<br />

Kilometer entfernt und laden zu einer<br />

Fahrradtour durch die Riesebene ein.<br />

Ferienstraßen<br />

Auf dem Jakobus-Pilgerweg<br />

Oettingen liegt an der Ferienroute<br />

Alpen-Ostsee, und die Romantische<br />

Straße ist wenige Kilometer entfernt.<br />

In Oettingen beginnt der Jakobus-<br />

Pilgerweg durchs bayerische Schwaben,<br />

der bis zum Bodensee führt.<br />

Die Skulptur eines Jakobspilgers vor<br />

der Jakobskirche erinnert daran.<br />

Auskunft & Prospekte<br />

Tourist-Information Oettingen<br />

Schloßstraße 36<br />

86732 Oettingen i. Bay.<br />

Telefon 0 90 82/7 09 52<br />

Telefax 0 90 82/7 09 88<br />

tourist-information@oettingen.de<br />

www.oettingen.de<br />

Landkreis Donau-Ries<br />

53


Rain (Lech)<br />

Einst eine bayerische Gründung zur Grenzsicherung, heute „Blumenstadt“<br />

Rain: Das Tilly-Denkmal erinnert an<br />

eine Schlacht im Dreißigjährigen Krieg<br />

Seit dem Jahr <strong>2009</strong> ist auch Rain am Lech eine Station der Romantischen<br />

Straße. An die große Vergangenheit als bayerische Grenz- und Brückenstadt<br />

erinnern das Rokokorathaus und das Tilly-Denkmal im historischen Stadtkern.<br />

Wegen der hier ansässigen bundesweit bekannten Firma Dehner nennt sich<br />

Rain am Lech, wenige Kilometer vor der Mündung des Gebirgsflusses in die<br />

Donau gelegen, heute auch „Blumenstadt“.<br />

Stadtbild<br />

Postkartenmotiv beim Rathaus<br />

Dank seines historischen Stadtkerns<br />

wurde Rain am Lech <strong>2009</strong> zur Stadt<br />

an der Romantischen Straße. Kaum<br />

ein Fotograf lässt sich das Postkartenmotiv<br />

des Tilly-Denkmals vor dem<br />

zierlich geschwungenen Giebel des<br />

Rokokorathauses entgehen. Das Rathaus<br />

steht mitten im langgestreckten<br />

Stadtplatz, der die frühere Funktion<br />

Rains als Verkehrsknotenpunkt belegt.<br />

Die geschichtliche Bedeutung<br />

Rains als bayerische Grenzstadt zeigen<br />

das ehemalige Schloss und die<br />

Reste der Stadtmauer. Am Rand der<br />

Altstadt liegt die Firma Dehner mit<br />

dem „Dehner BlumenPark“. Der einstmals<br />

reißende Gebirgs- und Grenzfluss<br />

Lech liegt außerhalb der Stadt.<br />

Landkreis Donau-Ries<br />

54<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

Gotische Malereien in der Kirche<br />

Das markante Tilly-Denkmal wurde<br />

1914 auf dem Rathausplatz aufgestellt.<br />

Es steht vor dem von 1759 bis<br />

1762 im Stil des Rokoko mit einem<br />

quadratischen Türmchen erbauten<br />

Rathaus. Die katholische Stadtpfarrkirche<br />

St. Johannes der Täufer entstand<br />

im 15. Jahrhundert als Erweiterung<br />

einer spätromanischen Kirche.<br />

Dort entdeckt man gotische Deckenund<br />

Wandmalereien (um 1500).<br />

Geschichte & Geschichten<br />

Seit der Gründung eine Stadt<br />

1257 wurde Rain erstmals in einer<br />

Urkunde des nahen Klosters Niederschönenfeld<br />

erwähnt. Mit seiner Grün-<br />

Der Besuchermagnet<br />

in der altbaierischen<br />

Stadt Rain: Zwischen<br />

Frühjahr und Herbst<br />

blühen im „Dehner<br />

BlumenPark” bunte<br />

Blüten.<br />

dung – vermutlich um 1250 durch den<br />

Bayernherzog Otto II. – erhielt Rain<br />

das Stadtrecht. Dadurch sicherten die<br />

Wittelsbacher die Grenze des Herzogtums<br />

Bayern am Ostufer des Lechs.<br />

Als während des Landshuter Erbfolgekriegs<br />

im Jahr 1505 Pfalz-Neuburg<br />

gegründet wurde, wurde Rain jedoch<br />

auch nach Osten hin zur Grenzstadt.<br />

Am 14./15. April 1632 überquerten<br />

die Schweden im Dreißigjährigen<br />

Krieg während der Schlacht bei Rain<br />

den Lech. Die bayerische Armee unter<br />

Graf von Tilly hatte vergeblich versucht,<br />

den Vormarsch König Gustavs<br />

II. Adolf von Schweden abzuwehren.<br />

Süddeutschland lag nun schutzlos vor<br />

den schwedischen Truppen, die kurz<br />

darauf Augsburg eroberten. Der bayerische<br />

Generalissimus Tilly starb in<br />

Ingolstadt an seiner am Lech erlittenen<br />

Verwundung. Seit der bayerischen<br />

Gebietsreform (1972) gehört Rain<br />

zum neuen Landkreis Donau-Ries.<br />

Museen<br />

Erinnerung an musikalische Brüder<br />

Gegenüber der Stadtpfarrkirche liegt<br />

das Gebrüder-Lachner-Museum. Im<br />

Geburtshaus der „Musik-Geschwister“<br />

erinnert es an Franz, Vinzenz und<br />

Ignaz Lachner. Sie zählten zu den bedeutenden<br />

bayerischen Komponisten<br />

und Musikern des 19. Jahrhunderts.<br />

In Rain findet man auch ein Heimatmuseum<br />

und das Jean-Daprai-Museum.<br />

Erlebnis & Event<br />

Stadtfest und Blumenlandschaft<br />

An jedem zweiten Wochenende im<br />

Juli findet das Rainer Stadtfest statt.<br />

Der „Dehner BlumenPark“ zieht mit<br />

Blumenmeeren, Teichlandschaften und<br />

bunten Beeten zwischen Frühjahr und<br />

Herbst zahllose Gartenfreunde an.<br />

Übernachten<br />

Vier Sterne und ein Restaurant<br />

Das „Dehner BlumenHotel“ bietet 189<br />

Betten mit dem Service eines Vier-<br />

Sterne-Hauses und ein Restaurant.<br />

Umland<br />

Das Lechtal und historische Städte<br />

Das Lechtal ist ein europaweit bedeutender<br />

Naturraum. Mit Donauwörth<br />

und der einstigen Residenzstadt Neuburg<br />

liegen zwei sehenswerte historische<br />

Städte quasi vor der Haustür.<br />

Ein lohnendes Ziel ist auch das nahegelegene<br />

Barockschloss in Leitheim.<br />

Auskunft & Prospekte<br />

Stadt Rain<br />

Hauptstraße 60<br />

86641 Rain<br />

Telefon 0 90 90/7 03-0<br />

Telefax 0 90 90/7 03-1 39<br />

info@rain.de<br />

www.rain.de<br />

Landkreis Donau-Ries<br />

55


Wemding<br />

Mittelalterliches Stadtbild um die Pfarrkirche St. Emmeram und das Rathaus<br />

Wemding: Eine Postkartenansicht und<br />

eine Marienwallfahrt in der Fuchsienstadt<br />

Wemding liegt in der Ecke des Rieses, wo Schwaben, Franken und Bayern<br />

zusammenstoßen. Ein mittelalterliches Stadtbild, die teilweise erhaltene<br />

Stadtmauer sowie sehenswerte Kirchen prägen diese Stadt. Der berühmteste<br />

Sohn Wemdings ist der Humanist, Arzt und Botaniker Leonhart Fuchs, nach<br />

dem die Fuchsie benannt wurde. Zur Wallfahrtskirche Maria Brünnlein führt<br />

eine bedeutende Marienwallfahrt.<br />

Stadtbild<br />

Eine wuchtige Pfarrkirche<br />

und ein zierliches Rathaus<br />

Wer Wemding kennt, hat eine Postkartenansicht<br />

vor Augen – den Blick<br />

über den zentralen Marktplatz auf die<br />

wuchtige Pfarrkirche St. Emmeram<br />

und auf die historische Häuserzeile<br />

mit dem vergleichsweise zierlich wirkenden<br />

Zinnengiebel des historischen<br />

Rathauses. Aus der Vogelperspektive<br />

gleicht der Grundriss von Wemding,<br />

der den Verlauf der Stadtbefestigung<br />

immer noch bestens erkennen lässt,<br />

einem aufgeschnittenen Apfel, dessen<br />

Kern – der Marktplatz – leicht<br />

nach Osten verschoben ist. Von den<br />

ehemals 33 Türmen in der 1817 abgebrochenen<br />

oder seitdem teilweise<br />

überbauten Stadtmauer rund um die<br />

Landkreis Donau-Ries<br />

56<br />

Altstadt sind heute noch drei Wehrund<br />

zwei Tortürme erhalten. Den ehemaligen<br />

Reichtum der Stadt lassen<br />

barocke Giebel zahlreicher stattlicher<br />

Bürgerhäuser erkennen. Große <strong>Teil</strong>e<br />

des mittelalterlichen Stadtbilds sind<br />

noch immer erhalten.<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

Fuchshaus und Maria Brünnlein<br />

Zwei Sehenswürdigkeiten sind es vor<br />

allem, die Wemding weit über das<br />

bayerische Schwaben hinaus bekannt<br />

machen. Die erste ist eine „Pilgerstätte”<br />

für botanisch Interessierte<br />

und Blumenfreunde. Sie alle zieht es<br />

zum Fuchshaus, dem Geburtshaus des<br />

Wemdinger Humanisten, Arztes und<br />

Botanikers Leonhart Fuchs. Der 1501<br />

geborene Gelehrte gilt als einer der<br />

Barocke Giebel von<br />

Wemdinger Bürgerhäusern<br />

beim Amerbacher<br />

Torturm: Er<br />

ist <strong>Teil</strong> der Stadtbefestigung,<br />

die die<br />

Grafen von Oettingen<br />

im 14. Jahrhundert<br />

errichten ließen.<br />

„Väter der deutschen Botanik“. Die<br />

schmale Fassade des kleinen Geburtshauses<br />

– nur ein Nebengebäude des<br />

angrenzenden Bürgerhauses – zeigt<br />

eine Gedenktafel für Fuchs und eine<br />

üppige Fuchsienblüte drum herum.<br />

Die zweite große Wemdinger Attraktion<br />

ist die Wallfahrtsbasilika Maria<br />

Brünnlein, die nordwestlich der Stadt<br />

an der Straße nach Oettingen liegt.<br />

Seit 1692 gibt es diese Wallfahrt zum<br />

geschnitzten Gnadenbild einer Maria<br />

mit Kind, das ein Rompilger in seine<br />

Heimat mitbrachte. Zwischen 1748<br />

und 1752 wurde die frühere Kapelle<br />

durch den heutigen Bau ersetzt. Seine<br />

äußerliche Strenge lässt nur wenig<br />

von der verspielten Rokokodekoration<br />

des Inneren erahnen. Der prachtvolle<br />

Hochaltar, der Gnadenaltar mit der<br />

Madonna, Fresken von Johann Baptist<br />

Zimmermann und elegante Stuckdekorationen<br />

gehören zu den Höhepunkten<br />

des Rokokojuwels, das jährlich<br />

von vielen tausend Wallfahrern<br />

besucht wird.<br />

Doch Wemding hat noch viel mehr<br />

zu bieten. Die katholische Stadtpfarrkirche<br />

St. Emmeram errichtete man<br />

ab dem Jahr 1030. Seit 1308 und bis<br />

1669 schuf man (abgesehen von späteren<br />

Um- und Anbauten) die heutige<br />

Kirche. Die Ausstattung stammt aus<br />

der Zeit zwischen 1450 (eine Wandmalerei<br />

zeigt die drei Stände unter<br />

einer Kreuzigungsgruppe) und dem<br />

frühen 18. Jahrhundert (der Stuck).<br />

Ein hübsches Ensemble neben der<br />

Emmeramskirche bilden die Giebel des<br />

1551/52 errichteten dreigeschossigen<br />

Renaissancerathauses sowie des angrenzenden<br />

zweigeschossigen „Gasthauses<br />

zur Krone”. Daran schließt die<br />

dreigeschossige Metzg an. In diesem<br />

1482 errichteten, 1540 erweiterten<br />

traufseitigen Bau arbeitet heute die<br />

Stadtverwaltung. Das „Gasthaus zum<br />

Weißen Hahn” (Wallfahrtstraße) entstand<br />

Mitte des 16. Jahrhunderts.<br />

Geschichte & Geschichten<br />

Von den Alemannen zu den Bayern<br />

Die alemannische Siedlung Wemding<br />

schenkte König Karl der Große 798<br />

dem Regensburger Kloster St. Emmeram.<br />

1306 erwarben die Grafen von<br />

Oettingen den Ort, der bereits 1318<br />

das Stadtrecht erhielt. 1467 ging die<br />

Buchen & erleben<br />

Wemdinger Radltage<br />

zwischen Ries und Altmühltal<br />

In Wemding kreuzen sich sechs<br />

ausgeschilderte Radwanderwege,<br />

die von der historischen Stadt in<br />

das Umland führen. Übernachtungsbetriebe<br />

in Wemding stellen radlergerechte<br />

Zusatzleistungen und bieten<br />

Pauschalen zu „Wemdinger Radltagen<br />

zwischen Ries und Altmühltal“<br />

an. Infos beim Verkehrsamt.<br />

Landkreis Donau-Ries<br />

57


Stadt an Herzog Ludwig den Reichen<br />

von Bayern-Landshut und blieb von<br />

da an bayerisch.<br />

Neben stattlichen Bürgerhäusern erinnern<br />

auch etliche Gedenktafeln an<br />

Wemdinger Bürger und erzählen von<br />

der Bedeutung der Stadt in den folgenden<br />

Jahrhunderten. Im Dreißigjährigen<br />

Krieg belagerten Schweden<br />

Wemding, und drei Kanonenkugeln im<br />

Mauerwerk des Nördlinger Torturms<br />

erinnern an den Beschuss der Stadtmauer<br />

durch die Franzosen während<br />

des Spanischen Erbfolgekriegs. Eine<br />

Steintafel an der Fassade des „Gasthauses<br />

Zur Sonne” verweist auf die<br />

im letzten Jahrhundert prominentesten<br />

Besucher: Drei US-amerikanische<br />

Leonhart Fuchs – ein „Vater der<br />

Botanik“ – war Wemdinger.<br />

Landkreis Donau-Ries<br />

58<br />

Das Fuchshäuschen<br />

am Marktplatz: Hier<br />

wurde der Humanist,<br />

Arzt und Botaniker<br />

Leonhart Fuchs<br />

geboren.<br />

Astronauten speisten hier 1970 bei<br />

einem Aufenthalt. Zu Wemdings Geschichte<br />

gehören aber auch schwefelhaltige<br />

Quellen, die ab dem 16. Jahrhundert<br />

zur Heilung genutzt wurden.<br />

Der berühmteste Gast in den Kureinrichtungen<br />

des kleinen Wildbads<br />

im Südwesten von Wemding war im<br />

19. Jahrhundert der Dichter Mörike.<br />

Erlebnis & Event<br />

Fuchsienstadt mit Fuchsienmarkt<br />

Wemding wird seinem Namen als<br />

Fuchsienstadt gerecht: Bei einem<br />

Rundgang können die Besucher verschiedenste<br />

Fuchsienpflanzungen und<br />

-sorten sehen. Und jährlich am ersten<br />

Wochenende im Juni wird die ganze<br />

Altstadt zum romantischen Rahmen<br />

für einen Fuchsien- und Kräutermarkt.<br />

Essen & Trinken<br />

Preisträger und Altmühltal-Lamm<br />

Direkt neben der Wallfahrtskirche<br />

Maria Brünnlein steht der „Gasthof<br />

zur Wallfahrt“, der als Landkreissieger<br />

im Wettbewerb „Bayerische Küche“<br />

ausgezeichnet wurde. Die gleiche<br />

Ehrung erhielt das „Minotel Meerfräulein”,<br />

das zwischen dem Marktplatz<br />

und dem mittelalterlichen Amerbacher<br />

Torturm bewirtet. Das Altmühltal ist<br />

von Wemding aus nicht weit entfernt:<br />

„Altmühltaler Lamm” findet sich darum<br />

regelmäßig auf den Speisekarten<br />

von Wemdinger Gaststätten.<br />

Die Wallfahrtskirche<br />

Maria Brünnlein in<br />

Wemding gilt als<br />

die nach Altoetting<br />

zweitwichtigste Wallfahrtskirche<br />

Bayerns.<br />

Übernachten<br />

Wemding, Wildbad und Waldsee<br />

Wemding ist ein staatlich anerkannter<br />

Erholungsort und zudem ein beliebtes<br />

Ziel für Naturfreunde, Radwanderer<br />

und Wallfahrer. Darum bieten Hotels<br />

und Gasthöfe zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten.<br />

Außerdem findet<br />

man ein Hotel im Wildbad Wemding<br />

und einen großen (ganzjährig geöffneten)<br />

Campingpark am Waldsee.<br />

Museen<br />

Heimatmuseum und Kunstmuseum<br />

Das „Haus des Gastes“ liegt gleich<br />

neben der Pfarrkirche St. Emmeram.<br />

Dort finden Besucher das Heimatmuseum<br />

der Stadt. Im Kunstmuseum<br />

Donau-Ries sieht man (Sonntag nachmittags<br />

oder nach Vereinbarung) drei<br />

Gemäldeausstellungen, Skulpturen<br />

und wechselnde Sonderschauen.<br />

Führungen<br />

Grausige Geschichte im Folterturm<br />

Landschaft und Natur um Wemding<br />

kann man mit naturkundlichen Führungen<br />

im Schutzgebiet Wemdinger<br />

Ried oder bei geologischen Führungen<br />

im Ries erkunden. Die Führungen in<br />

den fünfeckigen Folterturm informieren<br />

zur Anlage der Stadtmauer und zu<br />

den peinlichen Befragungen im Turm<br />

während der Hexenprozesse in der Zeit<br />

des Dreißigjährigen Kriegs: Von 1628<br />

bis 1631 brachte ein einziger Wemdinger<br />

Hexenkommissar 39 Menschen<br />

auf den Scheiterhaufen.<br />

Umland<br />

Ries, Altmühltal und Mittelfranken<br />

Wemding liegt günstig, wenn man<br />

neben den Nachbarn im Ries auch das<br />

nahe Mittelfranken (Altmühltherme<br />

Treuchtlingen, Römerfunde in Weißenburg)<br />

und das Radlerparadies im Altmühltal<br />

kennenlernen will.<br />

Ferienstraßen<br />

Am Jakobus-Pilgerweg<br />

Wemding liegt an der Ferienroute<br />

Alpen-Ostsee. Auch die Romantische<br />

Straße verläuft nur einige wenige<br />

Kilometer von dieser sehenswerten<br />

Stadt entfernt. Über Wemding leitet<br />

der Jakobus-Pilgerweg in Bayerisch-<br />

Schwaben vom nahen Oettingen in<br />

Richtung Bodensee.<br />

Auskunft & Prospekte<br />

Verkehrsamt/Tourist-Information<br />

Wemding<br />

Haus des Gastes<br />

86650 Wemding<br />

Telefon 0 90 92/82 22<br />

Telefon 0 90 92/96 90 35<br />

Telefax 0 90 92/96 90 50<br />

tourismus@wemding.de<br />

www.wemding.de<br />

Landkreis Donau-Ries<br />

59


Günzburg<br />

Von den Römern gegründet, von den Habsburgern zur Residenzstadt gemacht<br />

Günzburg: Alte Stadt mit großer Geschichte<br />

und ein Land der kleinen bunten Steine<br />

Die Römer haben Günzburg gegründet, 500 Jahre war die Stadt habsburgischösterreichisch.<br />

Barock und Fachwerk prägen heute den zentralen Marktplatz, der<br />

Komplex um das einstige Residenzschloss belegt die große Geschichte Günzburgs<br />

unter den Habsburgern. Doch nicht deshalb strömen Besucher hierher –<br />

sie kommen meist wegen des Freizeitparks Legoland Deutschland in die Stadt.<br />

Stadtbild<br />

Ein Hauch von Österreich<br />

im bayerischen Schwaben<br />

Im Sommer stellen die Cafés am<br />

Günzburger Marktplatz die Stühle ins<br />

Freie. Die Besucher schauen dann, je<br />

nach Blickrichtung, auf das Untere<br />

Tor im Westen, das barocke Brentanohaus<br />

im Osten oder andere Barockund<br />

Fachwerkfassaden. Bis heute ist<br />

die nahezu quadratische Anlage der<br />

einst ummauerten Stadt erkennbar,<br />

die der Marktplatz von Ost nach West<br />

durchzieht. Südlich des Unteren Tors<br />

liegt der Komplex um das ehemalige<br />

Schloss, die Schlosskirche, das frühere<br />

Piaristenkolleg (heute Museum<br />

und Archiv) und die einstige vorderösterreichische<br />

Münze. In der Letzteren<br />

– von 1764 bis 1767 von Joseph<br />

Dossenberger errichtet – findet man<br />

Landkreis Günzburg<br />

60<br />

heute das Günzburger Rathaus. Einen<br />

Gegenpol am nordöstlichen Ende der<br />

Stadt bilden das frühere Franziskanerinnenkloster<br />

und die Frauenkirche.<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

Günzburgs bekannte Frauenkirche<br />

Wer sich für Architektur und Kunst<br />

interessiert, sucht in Günzburg meist<br />

zuerst den Weg zur Frauenkirche. Sie<br />

gilt als Vorläuferin der Wieskirche. Der<br />

Wessobrunner Baumeister Dominikus<br />

Zimmermann errichtete die Frauenkirche<br />

nach dem Stadtbrand im Jahr<br />

1735 von 1736 bis 1741 neu. Der<br />

doppelte Hochaltar im Inneren gilt<br />

als Vorläufer des Altars in der Wieskirche.<br />

Erzherzog Ferdinand II. ließ<br />

von 1577 bis 1580 das Schloss bauen.<br />

Es ist die einzige Habsburgerresidenz<br />

im heutigen Deutschland.<br />

Ein Rokokojuwel in<br />

der nordöstlichen<br />

Ecke der Günzburger<br />

Altstadt: die Frauenkirche,<br />

die Dominikus<br />

Zimmermann als Vorläufer<br />

der berühmten<br />

Wieskirche erbaute.<br />

Der Habsburger ließ zudem die Hofkirche<br />

St. Trinitatis bauen – sie ist<br />

eine der wenigen erhaltenen süddeutschen<br />

Kirchen im Stil des Manierismus.<br />

Sehenswert sind die Reste der Stadtbefestigung,<br />

von der noch mehrere<br />

Stadttore und -türme erhalten sind.<br />

Geschichte & Geschichten<br />

Mit den Römern fing alles an<br />

Um 77/78 sicherten die Römer mit<br />

ihrem Kastell Guntia einen Donauübergang.<br />

Die daraus entstehende<br />

Siedlung wurde 1065 erstmalig genannt.<br />

1274 wurde Günzburg vom<br />

Bischof in Augsburg an die Markgrafschaft<br />

Burgau verpfändet, mit der es<br />

1301/07 an Österreich fiel. Die Habsburger<br />

ihrerseits verpfändeten das vor<br />

1328 zur Stadt erhobene Günzburg<br />

mehrfach weiter, ehe sie es 1559 wieder<br />

völlig in Besitz nahmen. 1609 bis<br />

Römische Festungsmauern<br />

ziehen sich<br />

durch ein Hotelfoyer:<br />

Der Blick ins „Hotel<br />

Römer“ erinnert an<br />

das Kastell „Guntia“,<br />

das der Donaustadt<br />

den Namen gab.<br />

1618 war Günzburg die Residenzstadt<br />

des Markgrafen Karl von Burgau. Karl<br />

war das Kind der Augsburger Patrizierin<br />

Philippine Welser mit dem Sohn<br />

des Kaisers, Erzherzog Ferdinand von<br />

Habsburg. Als Karl kinderlos starb,<br />

wurde die Donaustadt zum Amtssitz<br />

der habsburgischen Statthalter in<br />

Vorderösterreich. In der Münze prägte<br />

man Maria-Theresia-Taler. 1806<br />

wurde Günzburg (nur sehr widerwillig)<br />

bayerisch. Heute ist es die Kreisstadt<br />

des gleichnamigen Landkreises.<br />

Erlebnis & Event<br />

Kultursommer und Guntiafest<br />

Am letzten Juniwochenende ist das<br />

traditionelle Guntiafest, ein Stadtfest<br />

mit Kulinarischem und Musik. Im<br />

Rahmen des „Kultursommers“ von Mai<br />

bis August finden Livemusik, Theater<br />

und Lesungen statt. Adventsstimmung<br />

Landkreis Günzburg<br />

61


escheren der Nikolausmarkt und der<br />

Weihnachtsmarkt der Donaustadt.<br />

Übernachten<br />

Übernachtung mit Römermauer<br />

So etwas gibt es im bayerischen<br />

Schwaben nur in Günzburg: Durch<br />

das Foyer des „Hotel Römer“ ziehen<br />

sich die Reste einer Mauer des römischen<br />

Kastells, errichtet aus Zement.<br />

Museen<br />

Römerfunde im Heimatmuseum<br />

In Günzburg entdeckte man ein riesiges<br />

römisches Gräberfeld. Funde aus<br />

der Römerzeit findet man im Heimatmuseum<br />

der Stadt.<br />

Kinder- & Familienziele<br />

50 Millionen bunte Steine<br />

Für Legoland Deutschland wurden<br />

50 Millionen bunte Steine verbaut.<br />

Das „Miniland“, Saurier, Ritter und<br />

Drachen aus Bauklötzchen, das „Land<br />

der Piraten“ und die Unterwasserwelt<br />

locken in den Freizeitpark an der<br />

Autobahn A 8.<br />

Führungen<br />

Eine Zeitreise durch „Klein-Wien“<br />

Führungen bringen Römer, Kirchen,<br />

Wasser und Wirtshäuser näher. Eine<br />

„Zeitreise für Kinder“ bietet Günzburg<br />

von April bis Oktober. Sie erfahren<br />

Landkreis Günzburg<br />

62<br />

Schloss Neuschwanstein<br />

im Kleinformat<br />

steht im Donautal:<br />

Das Traumschloss<br />

König Ludwigs II.<br />

kann man in Günzburg<br />

im „Miniland“<br />

des Legoland in Günzburg<br />

bewundern.<br />

dabei mehr zu den Habsburgern und<br />

jenen Maria-Theresia-Talern, die in<br />

„Klein-Wien“ geprägt wurden.<br />

Umland<br />

Barockwinkel und Schulmuseum<br />

Im Barockwinkel im Landkreis Günzburg<br />

lohnt unter anderem das nahe<br />

Stift Wettenhausen. Nördlich der<br />

Donau liegt das Naturschutzgebiet<br />

Donaumoos. Im nahen Ichenhausen<br />

besichtigt man die ehemalige Synagoge<br />

sowie das Bayerische Schulmuseum<br />

im Unteren Schloss.<br />

Ferienstraßen<br />

Donauradweg und Römerstraßen<br />

An der Donau verläuft der Donauradwanderweg<br />

und verbindet die Donaustädte<br />

zwischen Ulm und Donauwörth.<br />

Sowohl die touristisch wiederbelebte<br />

Römerstraße Via Julia Augusta als<br />

auch die Via Danubia beginnt beziehungsweise<br />

endet in Günzburg.<br />

Auskunft & Prospekte<br />

Regionalmarketing Günzburg GbR<br />

Wirtschaft und Tourismus<br />

An der Kapuzinermauer 1<br />

89312 Günzburg<br />

Telefon 0 82 21/95-1 40<br />

Telefax 0 82 21/95-1 45<br />

service@landkreis-guenzburg.de<br />

www.familien-und-kinderregion.de<br />

Das Zentrum Mittelschwabens verbindet Kultur und Wellnessangebote<br />

Krumbach: Das älteste Heilbad Schwabens<br />

und ein stadtbildprägendes Ensemble<br />

Krumbach ist das Zentrum Mittelschwabens – und gehörte über 500 Jahre zu<br />

Vorderösterreich. Das Ensemble eines Renaissanceschlosses und einer Rokokokirche<br />

prägen die Stadt, in der man ein weiteres Schloss – eines der ältesten<br />

bestehenden Bauwerke Bayerns – entdeckt. Das staatlich anerkannte Heilbad<br />

Krumbad in Krumbach ist das älteste Heilbad Schwabens.<br />

Stadtbild<br />

Die Altstadt liegt zwischen<br />

Kammel und Krumbächlein<br />

Die Altstadt von Krumbach entstand<br />

in dem unregelmäßigen Halbbogen,<br />

den der Zusammenfluss der Kammel<br />

und des Krumbächleins bildet. In der<br />

Mündungsschleife liegt der Stadtpark,<br />

am östlichen Ufer der Kammel<br />

steht die kleine Mühlkapelle, die zwar<br />

barock aussieht, aber erst 1830 entstand.<br />

Das historische Zentrum Krumbachs<br />

schließt südlich an den Stadtpark<br />

an. Dort stehen das imposante<br />

Lichtensteinschloss und die Stadtpfarrkirche<br />

St. Michael. Südlich des<br />

stadtbildprägenden Ensembles führt<br />

der Weg über die Franz-Aletsee-<br />

Straße oder über die Kirchenstraße<br />

zum Marktplatz und zum Alten Rathaus,<br />

einem Fachwerkbau von 1679.<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

Vom Lichtensteinschloss<br />

zum Hürbener Wasserschloss<br />

Buchstäblich überragende Bauten<br />

auf einem Hügel zwischen Kammel<br />

und Krumbächlein sind das Schloss<br />

der Herren von Lichtenstein und die<br />

St.-Michaels-Kirche. Das kubische,<br />

hohe Renaissanceschloss entstand in<br />

der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts<br />

und wurde nach 1632 und zu Beginn<br />

des 18. Jahrhunderts umgestaltet.<br />

Direkt neben dem massigen Bauwerk<br />

stehend, wirkt die 1753 fertiggestellte<br />

Michaelskirche nahezu filigran. Der<br />

viersäulige Hochaltar, die Fresken des<br />

Weißenhorner Künstlers Franz Martin<br />

Kuen und der reiche Rokokostuck der<br />

Kirche sind bemerkenswert. Aus der<br />

Zeit um 1510/20 stammt ein lebensgroßes<br />

gotisches Kruzifix.<br />

Landkreis Günzburg<br />

63<br />

Krumbach


Wenige Schritte außerhalb des Stadtkerns<br />

stößt man im ehemaligen Dorf<br />

Hürben auf das frühere Wasserschloss.<br />

Das im Kern wohl um 1400 erbaute<br />

Schloss mit vier schrägen Stützpfeilern<br />

und spitzem Satteldach ist heute<br />

eines der ältesten Gebäude Bayerns.<br />

Die Dekorationsmalerei am Südgiebel<br />

entstand im späten 18. Jahrhundert.<br />

Geschichte & Geschichten<br />

500 Jahre österreichisch<br />

Der Ort wurde seit der Hallstattzeit<br />

(800 vor Christus) besiedelt. Im Jahr<br />

1156 wurde Krumbach erstmalig urkundlich<br />

erwähnt. Von 1300 bis 1805<br />

Der Blick über das Flüsschen Kammel<br />

auf den barocken Turm der Stadtpfarrkirche<br />

St. Michael.<br />

Landkreis Günzburg<br />

64<br />

Nicht weit entfernt<br />

vom Stadtkern steht<br />

das kleine Hürbener<br />

Schloss. Das frühere<br />

Wasserschloss zählt<br />

heute zu den ältesten<br />

Gebäuden Bayerns.<br />

gehörte es zur vorderösterreichischen<br />

Markgrafschaft Burgau. Der Dreißigjährige<br />

Krieg und die Plünderung<br />

Krumbachs durch die Franzosen im<br />

Jahr 1800 waren die beiden größten<br />

Katastrophen in seiner Geschichte.<br />

Eine Kanonenkugel in der Mauer des<br />

Gasthofs „Munding“ erinnert an die<br />

Beschießung der Stadt. Krumbach<br />

wurde 1805 bayerisch, 1895 erfolgte<br />

die Stadterhebung, 1902 die Eingemeindung<br />

von Hürben. Heute ist die<br />

Stadt mit rund 13 000 Einwohnern<br />

das Zentrum Mittelschwabens.<br />

Museen<br />

Kunst und Krippen<br />

Das Mittelschwäbische Heimatmuseum<br />

ist in einem ehemaligen jüdischen<br />

Bürgerhaus von 1810 untergebracht.<br />

Jährlich im Mai findet hier die Ausstellung<br />

des Kult e.V. statt, bei der<br />

sich regionale wie auch überregionale<br />

Künstler um den Kunstpreis der Stadt<br />

bewerben. Im Dezember und Januar<br />

werden hier überregional bedeutende<br />

Weihnachtskrippen ausgestellt.<br />

Erlebnis & Event<br />

Kuren, kneippen und wandern<br />

Im Osten der Stadt befindet sich das<br />

staatlich anerkannte Heilbad Krumbad,<br />

das älteste Heilbad Schwabens.<br />

Es wird auch „Schwäbisches Ischia“<br />

genannt und nutzt die Wirkung des<br />

eisenhaltigen Wassers und des außer<br />

Ein Blick in die<br />

historische Gartenanlage<br />

des Heilbads<br />

Krumbad, das zum<br />

Krumbacher Stadtteil<br />

Edenhausen gehört.<br />

in Bad Homburg deutschlandweit nur<br />

hier abgebauten Badsteins. Steinschlammbäder,<br />

Schlammpackungen<br />

und Kneipp-Therapie finden im Heilbad<br />

Anwendung. Kurzbesucher schätzen<br />

das 2008 eröffnete Panoramarestaurant<br />

mit Wintergarten und die<br />

historische Grünanlage ums Kurhaus.<br />

In Krumbach werden auf einem etwa<br />

vier Kilometer langen Rundweg mit<br />

einem Armbad, einem Barfußpfad<br />

und Wassertreten im Krumbächlein<br />

Ideen der Gesundheitslehre Pfarrer<br />

Kneipps aufgegriffen und erklärt. Zu<br />

Wanderungen und Radausflügen rund<br />

um Krumbach und in die Umgebung<br />

laden ausgeschilderte Wanderwege<br />

und Rundtouren entlang der Flusstäler<br />

der Kammel und der Mindel ein.<br />

Essen & Trinken<br />

Essen mit Ehrenpreis<br />

Mit dem Ehrenpreis der Bayerischen<br />

Staatsregierung wurde der Gasthof<br />

„Traubenbräu“ am Krumbacher Marktplatz<br />

beim Wettbewerb „Bayerische<br />

Küche“ ausgezeichnet. Dort munden<br />

regionaltypische Spezialitäten wie<br />

die „Krumbacher Buabaspitzla“.<br />

Übernachten<br />

Schlafen mit drei Sternen<br />

Drei-Sterne-Häuser sind das Hotel<br />

„Traubenbräu“ am Marktplatz (ganz<br />

nah am Alten Rathaus) und der „Post-<br />

keller“ in der Nattenhauser Straße.<br />

Ebenfalls zu empfehlen ist der „Grüne<br />

Baum“ im Stadtteil Niederraunau.<br />

Weitere Drei-Sterne-Betriebe sind der<br />

„Gasthof Diem“, der „Gasthof Falk“<br />

und „Hotel & Gasthof Munding“.<br />

Umland<br />

Kirchen, Schlösser und Legoland<br />

Nahe bei Krumbach liegen die Wallfahrtskirche<br />

Maria Vesperbild mit dem<br />

Gnadenbild des Hochaltars und der<br />

Fatimagrotte, die Prämonstatenserklöster<br />

in Ursberg und Roggenburg,<br />

das Schulmuseum und die Synagoge<br />

in Ichenhausen, die beiden Schlösser<br />

in der Fuggerstadt Weißenhorn sowie<br />

die Therme Bedernau im Süden von<br />

Krumbach. In Neuburg an der Kammel<br />

entdeckt man nicht nur ein Schloss,<br />

sondern auch die Hammerschmiede<br />

in Naichen – sie ist eine Außenstelle<br />

des Schwäbischen Volkskundemuseums<br />

in Oberschönenfeld. Und Legoland<br />

Deutschland in Günzburg ist nur rund<br />

25 Kilometer entfernt.<br />

Auskunft & Prospekte<br />

Stadt Krumbach (Schwaben)<br />

Nattenhauser Straße 5<br />

86381 Krumbach (Schwaben)<br />

Telefon 0 82 82/9 02-0<br />

Telefax 0 82 82/9 02-33<br />

rathaus@stadt.krumbach.de<br />

www.krumbach.de<br />

Landkreis Günzburg<br />

65


Immenstadt im <strong>Allgäu</strong><br />

Ein Bilderbuch-Ensemble vor der Bergkulisse des „Mittag“<br />

Immenstadt: Die junge alte Stadt<br />

war ein Zentrum der Textilindustrie<br />

Das historische Immenstadt findet man im Stadtkern rund um den Marienplatz.<br />

Die Mariensäule, das Stadtschloss, das Rathaus und die Pfarrkirche bilden<br />

zusammen mit den bunten Hausfassaden der Bürgerhäuser aus dem 19. Jahrhundert<br />

ein sehenswertes Ensemble.<br />

Stadtbild<br />

Vom Marienplatz zum Klosterplatz<br />

Das alte Immenstadt ist ein Bilderbuch-Ensemble.<br />

Auf dem Marienplatz<br />

steht die ganz im Rokokostil gestaltete<br />

Mariensäule zwischen dem Stadtschloss<br />

und der Pfarrkirche St. Nikolaus,<br />

zwischen dem Rathaus und dem<br />

alten Amtshaus.<br />

Ein Schmuckstück ist der nördlich<br />

angrenzende Klosterplatz. Die neubarocke<br />

Fassade der Kapuzinerkirche<br />

St. Josef, die frühere Klosterbäckerei<br />

– das Hörmannhaus, heute eine Töpferei<br />

– und der Geißenbrunnen umstehen<br />

den Platz. Wenige Schritte<br />

entfernt liegt der ehemalige Klostergarten,<br />

heute eine Grünanlage mit<br />

dem verspielten Entenbrunnen. Der<br />

1452 Meter hohe Mittagberg bildet<br />

im Süden die Kulisse der Altstadt.<br />

Landkreis Oberallgäu<br />

66<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

Zu Kapuzinern und Fabrikanten<br />

Das stadtbildprägende ehemalige<br />

Schloss am Marienplatz entstand ab<br />

1550 unter Hugo von Montfort. Vom<br />

17. bis in das frühe 20. Jahrhundert<br />

wurde es immer wieder umgebaut.<br />

Ähnlich häufig – vom 15. bis ins 19.<br />

Jahrhundert – wurde die Stadtpfarrkirche<br />

St. Nikolaus umgestaltet. In<br />

dieser Kirche entdeckt man eine geschnitzte<br />

gotische Muttergottes aus<br />

der Zeit um 1470 sowie die Heiligen<br />

Rochus und Sebastian (um 1520).<br />

Das Rathaus auf der Südseite des<br />

Marienplatzes wurde anno 1649 errichtet.<br />

1753 wurde es zum Rathaus<br />

umgebaut, 1866 mit einem Erkertum<br />

in neugotischem Stil umgestaltet.<br />

Damals war Immenstadt eine Stadt<br />

der Textilindustrie. Zwei Fabrikanten-<br />

Ab dem Jahr 1550<br />

entstand das stadtbildprägende<br />

Schloss<br />

am Marienplatz.<br />

villen – die Villa Edelweiß und die<br />

Villa Probst – erinnern südlich des<br />

Marienplatzes daran.<br />

An die frühere Bedeutung der Kapuzinermönche<br />

für Immenstadt erinnert<br />

die Skulptur eines Kapuziners am<br />

Klosterplatz, wo zudem ein zweiter<br />

Klosterbruder die Last des Balkons<br />

eines Hauses trägt. Am 1988 geschaffenen<br />

Brunnen der Mariensäule<br />

von 1773 stehen Bronzefiguren für<br />

die traditionellen Berufe in der Stadt:<br />

Ein Hütebub, eine Weberin und ein<br />

Zimmermann sind zu erkennen. Generell<br />

spielen in der Stadt zahlreiche<br />

Figuren und Skulpturen auf die Vergangenheit<br />

an. Über den erhaltenen<br />

Bierkellern des 1765 abgebrannten<br />

ehemaligen gräflichen Brauhauses<br />

wurde 1774 eine Reitschule errichtet.<br />

Dieses Gebäude wurde 1990 von der<br />

Stadt erworben und bis 2008 zum<br />

„Literaturhaus <strong>Allgäu</strong>“ umgebaut. Dabei<br />

wurde ein <strong>Teil</strong>stück der westlichen<br />

Stadtmauer freigelegt und saniert.<br />

Geschichte & Geschichten<br />

Alte Stadt mit junger Altstadt<br />

„Imendorf“ ist die älteste überlieferte<br />

Schreibweise. Die erste urkundliche<br />

Nennung erfolgte 1275. 1360<br />

erhielt Immenstadt sein Stadtrecht,<br />

es ist die älteste Stadt im Landkreis<br />

Oberallgäu. 1332 hatte Graf Heinrich<br />

von Montfort die Herrschaft Immenstadt<br />

erworben, ab 1567 herrschten<br />

die Grafen Königsegg-Rothenfels in<br />

der Stadt, die 1804 zu Österreich und<br />

1805 zu Bayern kam.<br />

Das Leinweberhandwerk blühte nach<br />

1536 auf, der Ausbau der Handelsund<br />

Salzstraße zum Bodensee machte<br />

die Stadt zum Handelszentrum im<br />

südlichen Oberallgäu. Im Dreißigjährigen<br />

Krieg, in dem über zwei Drittel<br />

der Bevölkerung starben, endete der<br />

wirtschaftliche Aufschwung. Mehrere<br />

Katastrophen prägten auch in den<br />

folgenden Jahrhunderten Geschichte<br />

und Stadtbild. Die überwiegend aus<br />

Holz gebauten Bürgerhäuser fielen<br />

regelmäßig Bränden zum Opfer, sodass<br />

Immenstadt nach 1805 und 1844<br />

sein heutiges Gesicht erhielt.<br />

Museen<br />

<strong>Allgäu</strong>er Bergbauern erleben<br />

In Immenstadt-Diepolz – früher das<br />

höchstgelegene Pfarrdorf Deutschlands<br />

– wurde 2002 das „<strong>Allgäu</strong>er<br />

Bergbauernmuseum“ eröffnet. Es belegt<br />

das harte Leben der Bergbauern<br />

und ihren Existenzkampf in einer<br />

Region, in der bis zu sechs Monate<br />

lang Schnee liegt. Ein Bauernhof mit<br />

Haustieren, der historische Sattlerhof<br />

und eine Bergkäserei liegen auf dem<br />

Museumsareal. Den Nachwuchs führt<br />

„Kuhnigunde“ zum Kinderheustock,<br />

ins Kinderkino oder zu einem ungewöhnlichen<br />

Spielplatz. Das „Museum<br />

Hofmühle“ wurde mit dem schwäbi-<br />

Landkreis Oberallgäu<br />

67


schen Museumspreis ausgezeichnet –<br />

äußerst sehenswert ist die Abteilung<br />

„Immenstadt im Industriezeitalter“.<br />

Erlebnis & Event<br />

Viehscheid und Langlaufparadies<br />

Typisch für das <strong>Allgäu</strong> ist der Immenstädter<br />

Viehscheid, der jeweils am<br />

dritten Samstag im September stattfindet.<br />

Ein sommerlicher Höhepunkt<br />

ist das Bühler Seenachtsfest am Großen<br />

Alpsee. Außerdem ist Immenstadt<br />

ein Eldorado für Wanderer und<br />

Sportler. Im Sommer sind Segeln,<br />

Surfen und Baden möglich – das<br />

Freibad Kleiner Alpsee ist von Ende<br />

Mai bis Anfang September geöffnet.<br />

Der (zugefrorene) Große Alpsee ist<br />

der größte Natureisplatz des Oberallgäus.<br />

Die Mittag-Schwebebahn (eine<br />

Rodelbahn führt nach Immenstadt)<br />

oder das Langlaufparadies Knottenried-Diepolz<br />

locken die Wintersportler.<br />

Essen & Trinken<br />

Kaffeehaus beim Kloster<br />

Weinstube und Kaffeehaus neben der<br />

Kapuzinerkirche wurden schon 1694<br />

erwähnt. 1903 übernahm Max Kohlhund<br />

das „Café Kohlhund“, das heute<br />

das älteste Immenstädter Café im<br />

Familienbesitz ist. Die dortige Prinzregententorte<br />

gilt als Geheimtipp.<br />

Das nahe Gasthaus „Deutsches Haus“<br />

gibt es schon seit 1874 – seine Spezialität<br />

sind frische Bodenseefische.<br />

Landkreis Oberallgäu<br />

68<br />

Übernachten<br />

In zentraler Altstadtlage<br />

Das „Hotel Lamm“ (bekannt seit 1687)<br />

ist eine traditionsreiche Übernachtungsmöglichkeit<br />

im Zentrum von<br />

Immenstadt. Direkt am Marienplatz<br />

steht der „Gasthof Drei König“.<br />

Umland<br />

Seen und Berge um die Stadt<br />

Der Große und der Kleine Alpsee liegen<br />

vor den Toren Immenstadts. Im<br />

Nordwesten der Stadt entdeckt man<br />

die beiden Burgruinen Rothenfels<br />

und Hugofels.<br />

Ferienstraßen<br />

An der Alpenstraße<br />

Beschwingtes Barock:<br />

die Kapuzinerkirche<br />

St. Josef am Klosterplatz.<br />

Immenstadt liegt an der Deutschen<br />

Alpenstraße. Sie führt vom Bodensee<br />

bis Berchtesgaden und ist die älteste<br />

Ferienstraße Deutschlands. Auf der<br />

gleichen Route verläuft der Bodensee-Königssee-Radweg.<br />

Auskunft & Prospekte<br />

Gästeinformation Immenstadt<br />

Marienplatz 12<br />

87509 Immenstadt i. <strong>Allgäu</strong><br />

Telefon 0 83 23/91 41 76<br />

Telefax 0 83 23/91 41 95<br />

info@immenstadt.de<br />

www.immenstadt.de<br />

Die Stadt an der Iller wurde von Römern, Bürgern und Äbten geprägt<br />

Kempten: Reichsstadt zwischen römischer<br />

Provinzhauptstadt und Residenzstadt<br />

So lang ist die Geschichte Kemptens, dass die Stadt heute nicht nur ein Gesicht,<br />

sondern gleich drei Stadtbilder präsentieren kann. Die Bürgerstadt um den<br />

Rathausplatz wird von Gotik geprägt, Barock dominiert die mächtige Residenz<br />

der Fürstäbte. Über der Stadt, auf der anderen Seite der Iller, erlebt man das<br />

Cambodunum der Römer, das die erste Provinzhauptstadt Rätiens war.<br />

Stadtbild<br />

Vom Burgturm zum Barockjuwel<br />

Stadtführungen durch Kempten beginnen<br />

bei der Tourist-Information am<br />

Rathausplatz. Um den zentralen Platz<br />

stehen die schönsten Patrizierhäuser<br />

der Stadt, darauf das ab 1474 errichtete<br />

Rathaus. Über eine Freitreppe<br />

beim „Schlössle“ erreicht man über<br />

die Fußgängerzone (Fischerstraße und<br />

Klostersteige) die Stiftsstadt sowie<br />

den Residenzplatz. Die Fürstäbtliche<br />

Residenz, deren Wirkung durch die<br />

angrenzende St.-Lorenz-Basilika noch<br />

gesteigert wird, ist der Gegenpol zur<br />

kleinteiligen Bürgerstadt. Westlich<br />

davon liegt der Große Kornhausplatz<br />

mit dem 1700 erbauten Kornhaus.<br />

Wer sich vom Rathausplatz aus nach<br />

Westen und damit zur Iller hin be-<br />

wegt, stößt auf den stillen, von alten<br />

Bürgerhäusern umstandenen St.-Mang-<br />

Platz mit der namensgebenden Kirche.<br />

Die nur ein paar Schritte entfernte<br />

St.-Mang-Brücke führt über die Iller.<br />

Nur ein paar Schritte sind es auch<br />

bis zur südlich gelegenen Burghalde:<br />

Der einstige Standort eines römischen<br />

Kastells wird heute durch einen gotischen<br />

Turm markiert, bei dem seit<br />

1950 die Freilichtbühne spielt. Der<br />

Weg zur Burghalde führt an Resten<br />

der Stadtbefestigung vorbei.<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

Eine Stadt mit zwei Zentren<br />

Die ganze Kemptener Altstadt ist<br />

sehenswert – angefangen beim gotischen<br />

Rathaus, einem schmalen, eleganten<br />

Bau mit Treppengiebel und<br />

Zwiebelhaube, über prunkvolle neu-<br />

Stadt Kempten<br />

69<br />

Kempten


arocke Fassaden bis hin zu romantischen<br />

Winkeln wie dem Ankergässele<br />

bei der Bäckerstraße. Der Rathausplatz<br />

ist wie kein anderer Platz in<br />

Kempten von sehenswerten Fassaden<br />

gesäumt. Das ursprünglich als Kornhaus<br />

errichtete Rathaus wurde 1474<br />

neu erbaut. Zwischen 1562 und 1567<br />

erhielt der gotische Bau ein östliches<br />

und westliches Glockentürmchen, 1568<br />

den Treppenvorbau an der Westseite.<br />

Der benachbarte St.-Mang-Platz wird<br />

vom 66 Meter hohen Turm der evangelischen<br />

Pfarrkirche St. Mang überragt.<br />

Nach 1426 wurde die heutige<br />

Kirche St. Mang errichtet. Im Chor<br />

sind Malereien aus der Zeit um 1427<br />

erhalten. Das Äußere der seit 1525<br />

evangelischen Kirche wurde 1857 im<br />

Stil der Neugotik umgestaltet. Das<br />

beeindruckende Alter der Vorgängerbauten<br />

dieser Kirche belegen Relieffragmente<br />

aus dem 8. Jahrhundert.<br />

Stadt Kempten<br />

70<br />

Nur wenige Schritte<br />

westlich vom Illerufer<br />

liegt der stille<br />

St.-Mang-Platz mit<br />

der namensgebenden<br />

evangelischen Pfarrkirche<br />

St. Mang.<br />

Weit prunkvoller als die evangelische<br />

Pfarrkirche ist die katholische Basilika<br />

St. Lorenz ausgestattet. St. Lorenz,<br />

gleichermaßen Kloster- und Pfarrkirche,<br />

wurde ab 1652 als erster großer<br />

süddeutscher Kirchenbau nach dem<br />

Dreißigjährigen Krieg errichtet und<br />

1784 geweiht. Die Doppelturmfassade<br />

und das mächtige Langhaus mit Rundkapellen<br />

und einer hohen achteckigen<br />

Kuppel prägen das markante Äußere<br />

der Basilika. Die direkt anschließende<br />

Residenz der Fürstäbte wurde – zeitgleich<br />

mit der Kirche – an der Stelle<br />

niedergebrannter Vorgängerbauten<br />

errichtet. Die viergeschossige Residenz<br />

mit über 200 Räumen um zwei<br />

annähernd quadratische Innenhöfe<br />

ist die erste süddeutsche Klosteranlage<br />

des Barock.<br />

Die Prunkräume der schlossartigen,<br />

langgestreckten Vierflügelanlage (ein<br />

Quertrakt schafft zwei fast gleich<br />

Die Prunkräume<br />

in der Residenz der<br />

Kemptener Fürstäbte<br />

können im Rahmen<br />

von Führungen besichtigt<br />

werden.<br />

Vor der Westfront<br />

der barocken Residenz<br />

der Kemptener<br />

Fürstäbte steht die<br />

mächtige Basilika<br />

St. Lorenz.<br />

große quadratische Innenhöfe) können<br />

besichtigt werden. Der Fürstensaal<br />

mit 22 Porträts der Kemptener<br />

Fürstäbte ist ebenso zu sehen wie der<br />

Thronsaal. Letzteren bezeichnete ein<br />

Kunstführer als einen „der qualitätsvollsten<br />

Räume des bayerisch-schwäbischen<br />

Rokoko“. Der Blick über den<br />

nördlich gelegenen Hofgarten lässt<br />

erahnen, wie stark die Klosteranlage<br />

einst das Kemptener Stadtbild dominiert<br />

hat. Den nördlichen Abschluss<br />

des Hofgartens bilden die 1780 erbaute<br />

Orangerie und der westlich gelegene<br />

benachbarte Marstall (heute<br />

der Sitz des Alpinmuseums). Südlich<br />

der Residenz findet man eines der<br />

prächtigsten Bürgerhäuser der Stadt,<br />

das sogenannte Zumsteinhaus.<br />

Eine für das ganze <strong>Allgäu</strong> und das<br />

bayerische Schwaben einzigartige<br />

Sehenswürdigkeit ist der Archäologische<br />

Park Cambodunum auf dem<br />

anderen Illerufer – mit einer weiten<br />

Aussicht über die ganze Stadt. Der<br />

Gallorömische Tempelbezirk zeigt<br />

original Grundmauern, rekonstruierte<br />

Tempelbauten und Altäre. In einer<br />

Schutzhalle präsentiert das römische<br />

Kempten die Überreste der Kleinen<br />

Thermen, vormals die Badeanlage<br />

des römischen Statthalters. Diese<br />

beiden Abschnitte des Archäologischen<br />

Parks sind zu den täglichen<br />

Öffnungszeiten (außer Montag, nicht<br />

von Mitte Dezember bis Mitte März)<br />

zu besichtigen. Ein dritter Abschnitt<br />

ist ganzjährig öffentlich zugänglich<br />

und zeigt in einem Park <strong>Teil</strong>e der<br />

Grundmauern des Forums. Die Nachbildung<br />

einer Statue des Kaisers<br />

Augustus begrüßt die Besucher.<br />

Geschichte & Geschichten<br />

Stadt und Stift – zwei Streithähne<br />

Die größte Stadt des <strong>Allgäu</strong>s besitzt<br />

das älteste schriftliche Zeugnis einer<br />

deutschen Stadt: Der griechische Geschichtsschreiber<br />

Strabon nennt in<br />

Berichten (um 18/23 nach Christus)<br />

eine Keltenstadt „Kambódounun“. Die<br />

Römer, die an der Iller ihre Siedlung<br />

anlegten, machten „Cambodunum“<br />

vermutlich zur ersten Provinzhauptstadt<br />

Rätiens. Das heutige Kempten<br />

zählt also mit Trier und Augsburg zu<br />

den ältesten Städten Deutschlands.<br />

Mitte des 3. Jahrhunderts beendeten<br />

Alemannen die Zeit der Römer. Im 8.<br />

Jahrhundert errichteten zwei Mönche<br />

aus St. Gallen die Missionszelle, aus<br />

der das Benediktinerkloster Kempten<br />

entstand, dem eine Marktsiedlung im<br />

Flusstal unterhalb des Klosters folgte.<br />

1213 wurde der Abt des Stifts<br />

mit der Grafschaft Kempten belehnt,<br />

doch 1289 erhob König Rudolf I.<br />

von Habsburg die Altstadt zur Freien<br />

Reichsstadt. Das war der erste Schritt<br />

auf einem langen, nicht immer friedlichen<br />

Weg der Ablösung vom alten<br />

Stadtherrn. Doch erst 1525 wurde die<br />

Reichsstadt durch den „Großen Kauf“,<br />

Stadt Kempten<br />

71


der Abgeltung letzter fürstäbtlicher<br />

Rechte, wirklich selbstständig. 1527<br />

schloss sich die Reichsstadt der Reformation<br />

an, was die Konflikte mit<br />

dem Fürststift verstärkte. Im Dreißigjährigen<br />

Krieg zerstörten sich Fürststift<br />

und Reichsstadt mit der Hilfe<br />

kaiserlicher und schwedischer Truppen<br />

gegenseitig.<br />

Aus dem wiederaufgebauten katholischen<br />

Stift wurde eine Stiftsstadt<br />

mit eigenem Stadtrecht: Jetzt gab es<br />

zwei direkt aneinander angrenzende<br />

Städte mit dem Namen Kempten. Das<br />

Fürststift Kempten war bis 1803 das<br />

nach dem Hochstift Augsburg zweitgrößte<br />

geistliche Territorium im heutigen<br />

bayerischen Schwaben. Dann<br />

jedoch fielen beide Kempten an das<br />

Königreich Bayern, das sie im Jahr<br />

1818 in einer Stadt vereinte. Heute<br />

leben 65 000 Einwohner in der kreisfreien<br />

Stadt Kempten, der zweitgrößten<br />

Stadt im bayerischen Schwaben.<br />

Buchen & erleben<br />

Kempten kennenlernen<br />

Kempten bietet diverse Pauschalen.<br />

Man kann die Stadt an der Iller über<br />

ein Genießer-Wochenende kennen-<br />

lernen oder mit der sechstägigen<br />

Pauschale „<strong>Allgäu</strong> pur“. Ein Cambodunum-Wochenende<br />

bringt Gästen<br />

das römische Kempten näher. Auskünfte<br />

bei der Tourist-Information.<br />

Stadt Kempten<br />

72<br />

Museen<br />

Römersiedlung und barocke<br />

Prunkräume der Residenz<br />

Höhepunkte unter den Museen in der<br />

Stadt sind der Archäologische Park<br />

Cambodunum und die Prunkräume der<br />

Fürstäbtlichen Residenz. Weil Kempten<br />

die „Hauptstadt“ des <strong>Allgäu</strong>s ist,<br />

haben das <strong>Allgäu</strong>-Museum im Kornhaus<br />

(Kultur, Kunst und Geschichte<br />

der Stadt und des <strong>Allgäu</strong>s), das Alpinmuseum<br />

(Mensch und Gebirge) und<br />

die Alpenländische Galerie (sakrale<br />

Kunst des Alpenraums) im Marstall<br />

einen passenden Standort gefunden.<br />

Die Kunsthalle Kempten zeigt wechselnde<br />

Austellungen. Das <strong>Allgäu</strong>er<br />

Burgenmuseum auf der Burghalde erklärt<br />

die Geschichte früherer Burgen.<br />

Erlebnis & Event<br />

Zwischen Jazz-Frühling<br />

und Weihnachtsmarkt<br />

Der Blick über den<br />

Hofgarten auf die<br />

Residenz sowie auf<br />

die Kuppel und die<br />

Türme von St. Lorenz.<br />

Die <strong>Allgäu</strong>er Festwoche findet jeweils<br />

im August statt. Sie ist mit 400 Ausstellern<br />

die größte Wirtschaftsmesse<br />

der Region (die schon mal mehr als<br />

180 000 Besucher anzieht) und das<br />

größte Sommerfest im <strong>Allgäu</strong>. Der<br />

Weihnachtsmarkt vor dem Rathaus ist<br />

im <strong>Allgäu</strong> die „Nummer eins“. Erstes<br />

der Großereignisse im Jahreslauf ist<br />

der „Kempten 1/2 Marathon“ im Frühjahr.<br />

Im April und im Mai bringt der<br />

Jazz-Frühling international bekannte<br />

Bands und Solisten in die Stadt. Der<br />

APC-Sommer ist eine Reihe mit Musikund<br />

Theaterterminen im Archäologischen<br />

Park Cambodunum. Die Multifunktionshalle<br />

„Big Box <strong>Allgäu</strong>“ bietet<br />

ganzjährig Veranstaltungen.<br />

Essen & Trinken<br />

Aussicht auf Rathaus oder Berge<br />

Ein Treffpunkt unter freiem Himmel<br />

sind die Straßencafés beim Rathaus.<br />

Bei der St.-Lorenz-Basilika lockt die<br />

traditionsreiche Gaststätte „Zum Stift“<br />

mit heimischer Küche und regionalen<br />

Spezialitäten. Regionale und internationale<br />

Küche plus Aussicht bietet<br />

das „Restaurant Skyline“.<br />

Übernachten<br />

Zentral oder mit Ausblick<br />

Besonders zentral liegt das „Stadthotel<br />

Fürstenhof“ neben dem Rathaus.<br />

Eine atemberaubende Aussicht über<br />

Kempten auf die Berge des <strong>Allgäu</strong>s<br />

bietet das „ParkHotel Kempten“.<br />

Für den detaillierten Überblick über<br />

Kemptens Angebote vom 4-Sterne-<br />

Hotel bis zur Ferienwohnung sorgt<br />

die Broschüre „Gästezimmer-Katalog<br />

für Kempten und Umgebung“.<br />

Kinder- & Familienziele<br />

Badespaß und Kinderpfad<br />

Schwimmlagune, Strömungskanal<br />

und Sprudelgrotte erwarten die Besucher<br />

im Freizeitbad „CamboMare“.<br />

Während die Kinder auf der 93 Meter<br />

langen Black-Hole-Rutsche und in<br />

der 122 Meter langen Doppel-Reifen-<br />

Rutsche, im Planschbecken oder im<br />

Schiffchenkanal Spaß haben, können<br />

Eltern in der Saunalandschaft relaxen.<br />

Im <strong>Allgäu</strong>-Museum wurde auf sechs<br />

Etagen ein „Kinderpfad“ eingerichtet,<br />

auf dem der Nachwuchs aktiv sein<br />

kann – bayernweit einmalig. Kempten<br />

bietet zudem Kinder-Stadtführungen<br />

und Kinder-Stadtpläne an.<br />

Nachbildung einer Statue des Kaisers<br />

Augustus im Archäologischen Park<br />

Cambodunum.<br />

Führungen & Fahrten<br />

Brot-Zeit auf römisch<br />

So etwas gibt es nur in Kempten:<br />

„Brot-Zeit“ ist eine Gruppenführung,<br />

die vom Getreide bis zum Backofen<br />

leitet. Mit Mahlversuchen auf dem<br />

Nachbau einer römischen Handmühle,<br />

einer Führung durch den Römerpark<br />

und einer römischen Brotzeit mit<br />

frischem Brot aus dem Lehmbackofen,<br />

römischem Büfett und (fallweise)<br />

römischem Würzwein. Ganzjährig<br />

werden Stadt-, Themen- und Radführungen<br />

angeboten. Stadtführungen<br />

ab der Tourist-Information beginnen<br />

(jeweils ganzjährig) samstags um 11<br />

Uhr und montags um 14 Uhr; Mai bis<br />

Oktober zudem donnerstags, 14 Uhr.<br />

Lesetipps<br />

Lust auf Kempten<br />

Die sehr übersichtliche Broschüre<br />

„Lust auf Kempten – ein Spaziergang<br />

durch Geschichte und Kultur“<br />

zeigt Kemptens schönste Seiten auf<br />

einen Blick – ein handlicher Führer<br />

für einen ersten Rundgang durch die<br />

Stadt. Über das römische Kempten,<br />

zur Bedeutung und Wiederentdeckung<br />

informiert das reich bebilderte Buch<br />

„Cambodunum – Kempten“.<br />

Stadt Kempten<br />

73


Frühlingstraße<br />

Fürstenstraße<br />

Poststraße<br />

Großer Kornhausplatz<br />

Eberhardstraße<br />

Salzstraße<br />

Bodmannstraße<br />

Lindauer Straße<br />

Memminger Straß<br />

Landwehrstraße<br />

Stiftsplatz<br />

Hildegardplatz<br />

Residenzplatz<br />

Königstraße<br />

Beethovenstraße<br />

Stadt Kempten<br />

74<br />

Königsplatz<br />

Herrenstraße<br />

Friedendsplatz<br />

Hofgartenstraße<br />

Königstraße<br />

Linggstraße<br />

Rottachstraße<br />

Pfeilergraben<br />

Klostersteige<br />

Zwingerstraße<br />

Hirnbeinstraße<br />

Fischerstraße<br />

Bahnhofstraße<br />

Gerberstraße<br />

Kronenstraße<br />

An der Sutt<br />

Weidacher Weg<br />

Vogtstraße<br />

Freudenberg<br />

Freudental<br />

Illerdamm<br />

Illerstraße<br />

Iller<br />

Rathausplatz<br />

Illerstraße<br />

St.-Mang-Platz<br />

An der Stadtmauer<br />

Jahnweg<br />

Bäckerstraße<br />

Kaufbeurer Straße<br />

Burgstraße St.-Mang-Brücke<br />

Weberg. Pulvergasse<br />

Burghaldegasse<br />

� Rathaus � Rathausplatz � St.-Mang-Kirche � König’sche Häuser<br />

� Residenz � St.-Lorenz-Basilika � Orangerie � Kornhaus � Zumsteinhaus<br />

� Burghalde mit <strong>Allgäu</strong>er Burgenmuseum � Archäologischer Park Cambodunum<br />

Umland<br />

Wasseradern und Freilichtbühne<br />

Natürlich liegt das ganze <strong>Allgäu</strong> vom<br />

Schloss Neuschwanstein bis zum<br />

Bodensee vor der Kemptener Haustür.<br />

Der über 900 Meter hohe Maria-<br />

Auskunft & Prospekte<br />

Tourist Information Kempten<br />

Rathausplatz 24<br />

87435 Kempten (<strong>Allgäu</strong>)<br />

Telefon 08 31/25 25-2 37<br />

und 08 31/1 94 33<br />

Telefax 08 31/25 25-4 27<br />

touristinfo@kempten.de<br />

www.kempten.de<br />

berg ist ein Aussichtspunkt mit Blick<br />

über Kempten und in die Alpen. Die<br />

<strong>Allgäu</strong>er Freilichtbühne in Altusried<br />

ist Schauplatz von Theater und Konzerten.<br />

Der Markt Buchenberg bietet<br />

einen „Wasserschmeckerweg“, bei<br />

dem Besucher mit der Wünschelrute<br />

selbst Wasseradern und Erdverwerfungen<br />

aufspüren können. Ebenfalls<br />

sehenswert: die romantische Burgruine<br />

Sulzberg, die größte Ruinenanlage<br />

im Oberallgäu.<br />

Ferienstraßen<br />

An der Barockstraße<br />

Kempten liegt an der Ostroute der<br />

Oberschwäbischen Barockstraße. Sie<br />

führt von Ulm bis zum Bodensee.<br />

Der Mittelpunkt der <strong>Ferienregion</strong> ist eine „Internationale Alpenstadt“<br />

Sonthofen: Vom Bergdorf zum Luftkurort<br />

und zur südlichsten Stadt Deutschlands<br />

Sonthofen ist die südlichste Stadt Deutschlands. Im Jahr 2005 wurde sie zur<br />

„Internationalen Alpenstadt“ gewählt. Kulturell, sportlich und touristisch ist<br />

hier das Zentrum der <strong>Ferienregion</strong> Oberallgäu. Der Mittelpunkt der Stadt liegt<br />

um die Fußgängerzone. An das frühere Bergdorf erinnern die Stadtpfarrkirche<br />

St. Michael, das denkmalgeschützte Heimathaus und ein Marktbrunnen.<br />

Stadtbild<br />

Ein Marktbrunnen erinnert<br />

an riesige Viehmärkte<br />

Um den Marktbrunnen in der Fußgängerzone<br />

liegt der historische Ortskern<br />

Sonthofens. Ein kleiner Brunnen<br />

erinnert hier an die Markttradition,<br />

die mit den großen internationalen<br />

Viehmärkten im 19. Jahrhundert ihren<br />

Höhepunkt erreichte. Trotz vieler<br />

Einkaufsmöglichkeiten und Gastronomiebetriebe<br />

um diesen Brunnen ist<br />

Sonthofen – eine noch junge Stadt –<br />

auch im Kern ländlich geblieben. Wie<br />

wenig jedoch heutige alpenländische<br />

Hausfassaden an der Fußgängerzone<br />

mit dem alten Sonthofen vergleichbar<br />

sind, belegt das Heimathaus bei der<br />

St.-Michaels-Kirche. Das Bauernhaus<br />

aus dem 18. Jahrhundert lässt noch<br />

den ortstypischen Baustil erkennen.<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

NS-Ordensburg und Öko-Kurpark<br />

In den letzten Monaten des Zweiten<br />

Weltkriegs wurde Sonthofen durch<br />

Luftangriffe stark zerstört. Grund für<br />

diese Angriffe war die NS-Ordensburg<br />

am Ostrand des Stadtzentrums:<br />

1935 wurde die monumentale mehrgeschossige<br />

Anlage als „Schulungsburg“<br />

der NSDAP erbaut, später die Adolf-<br />

Hitler-Schule für die Ausbildung von<br />

Eliteeinheiten eingerichtet. Vom<br />

Frühjahr bis zum Herbst werden hier<br />

Führungen angeboten.<br />

Auf dem benachbarten Kalvarienberg<br />

befindet sich der vielfach prämierte<br />

Ökologische Kurpark. Ein Wiesengrundstück<br />

wurde zum Feuchtbiotop<br />

mit seltenen heimischen Pflanzen.<br />

Im Zentrum der Stadt steht die katho-<br />

Landkreis Oberallgäu<br />

75<br />

Sonthofen


lische Pfarrkirche St. Michael, die<br />

1449 nach einem Brand neu erbaut<br />

und in der Folge immer wieder umgestaltet<br />

wurde. Im Kern aus dem 15.<br />

Jahrhundert stammen auch die Frauenkapelle<br />

südlich der Stadtpfarrkirche<br />

und die Spitalkirche Heilig Kreuz.<br />

Geschichte & Geschichten<br />

Erst seit 1963 eine Stadt<br />

Sonthofen ist die südlichste Stadt<br />

Deutschlands – vom früheren Wort<br />

„sunt“ für Süden leitet sich auch der<br />

Name ab. Im 7. Jahrhundert besiedelten<br />

die Alemannen das Gebiet,<br />

die erste urkundliche Nennung geht<br />

auf das 9. Jahrhundert zurück. Kaiser<br />

Sigismund gewährte Sonthofen anno<br />

1429 Jahr- und Wochenmärkte und die<br />

eigene Gerichtsbarkeit. Eine wichtige<br />

Rolle spielte Sonthofen 1525: Der<br />

„Sonthofer Tag“, zu dem sich aufständische<br />

<strong>Allgäu</strong>er Bauern versammelten,<br />

gilt als Auftakt der Bauernkriege. 1803<br />

wurde Sonthofen – seit 1466 war es<br />

im Besitz des Hochstifts Augsburg<br />

gewesen – bayerisch.<br />

Bis 1863 wurde in und um Sonthofen<br />

über 300 Jahre lang Erz abgebaut und<br />

Eisen produziert. Zwei weitere Wirtschaftszweige<br />

waren der Flachsanbau<br />

und die Leinenweberei, was die drei<br />

blau blühenden Flachspflanzen im<br />

Stadtwappen zeigen. Mitte des 19.<br />

Jahrhunderts wurde die Grünlandwirtschaft<br />

zum vorherrschenden Erwerbs-<br />

Landkreis Oberallgäu<br />

76<br />

Sehenswürdigkeit<br />

gleich neben der<br />

Kirche St. Michael:<br />

das Heimathaus –<br />

ein Sonthofener<br />

Bauernhaus des<br />

18. Jahrhunderts.<br />

zweig. Im Ersten Weltkrieg und ab<br />

1935 war Sonthofen Garnisonsstandort.<br />

Seit 1963 ist Sonthofen Stadt.<br />

2005 wurde es zur „Internationalen<br />

Alpenstadt“ gewählt.<br />

Museen<br />

Heimathaus, Modelle, Gebirgsjäger<br />

Das Heimathaus gleich neben der<br />

Stadtpfarrkirche St. Michael – ein<br />

Bauernhaus des 18. Jahrhunderts –<br />

zeigt Exponate traditioneller Wohnkultur<br />

und der Stadtgeschichte. Dort<br />

ist auch die größte Weihnachtskrippe<br />

des <strong>Allgäu</strong>s zu sehen.<br />

Ein Verkehrsmuseum im Kleinen ist<br />

die Modellausstellung „mini-mobil“<br />

(Oberstdorfer Straße). Tausende von<br />

Modellen geben einen Überblick über<br />

die Entwicklung von Straßenverkehr,<br />

See-, Luft- und Raumfahrt. Das einzige<br />

Gebirgsjägermuseum Deutschlands<br />

dokumentiert die Geschichte dieser<br />

Gebirgstruppe.<br />

Erlebnis & Event<br />

Wasserspaß im „Wonnemar“<br />

Über 300 000 „Wasserratten“ zieht<br />

jährlich das Sonthofer „Familien- und<br />

Freizeitbad Wonnemar“ an. Dieses Bad<br />

lockt auf 36 000 Quadratmetern Gesamtfläche<br />

mit seinen sechs Säulen<br />

Sport und Erlebnis, Gesundheit und<br />

Wellness, der Gastronomie und dem<br />

großen Freibereich. Rasant geht es im<br />

Die Fußgängerzone<br />

Sonthofens liegt im<br />

historischen Kern<br />

der Stadt, die 2005<br />

zur „Internationalen<br />

Alpenstadt“ gekürt<br />

wurde.<br />

Wellenbecken, im Strömungskanal<br />

und auf diversen Rutschen zu. Für<br />

den Nachwuchs gibt es ein spezielles<br />

Kinderbad mit Wasserspieleinrichtungen<br />

sowie eine Babymulde.<br />

Alle drei Jahre wird am Sonntag nach<br />

dem Fasching das „Eggaspiel“ aufgeführt.<br />

Die Pantomime geht auf einen<br />

heidnischen Brauch zurück. Junge<br />

Sonthofener stellen mit hölzernen<br />

Masken Menschen und Tiere eines<br />

Bauernhofs dar – die Naturkräfte und<br />

eine Hexe spielen dabei eine Rolle.<br />

Am zweiten Dezembersonntag findet<br />

der traditionelle Nikolausballonstart<br />

statt. Begleitet von etlichen (nur an<br />

diesem Tag zahmen) „Rumpelklausen“<br />

entschwindet der heilige Mann nach<br />

der Geschenkverteilung an die Kinder<br />

per Heißluftballon in den Himmel.<br />

Übernachten<br />

Größtes <strong>Urlaub</strong>shotel im Süden<br />

Das „<strong>Allgäu</strong>SternHotel“ im Stadtteil<br />

Staig ist das größte <strong>Urlaub</strong>shotel in<br />

Süddeutschland. Gäste lassen sich<br />

von der dortigen Bade- und Wellnesslandschaft<br />

begeistern. Begeisternd<br />

ist zudem der Blick auf den nahen<br />

Grünten, den „Wächter des <strong>Allgäu</strong>s“.<br />

Umland<br />

Malerwinkel und Gratis-Fahrräder<br />

Im Sonthofener Stadtteil Winkel liegt<br />

die sehenswerte Starzlachklamm. Im<br />

„Malerwinkel“ im Nachbardörfchen<br />

Hinang findet man nicht nur einen<br />

Wasserfall, sondern auch einen ganz<br />

besonders schönen Ausblick auf die<br />

Berge des <strong>Allgäu</strong>s. Im benachbarten<br />

Altstädten lockt „<strong>Allgäu</strong>er Keramik“<br />

auf 1000 Quadratmetern Ausstellungsfläche.<br />

Schaukäsereien findet man in<br />

Gunzesried und Hüttenberg. Der Alpsee<br />

bei Immenstadt ist elf Kilometer<br />

entfernt. Nach Oberstdorf sind es<br />

gerade mal 14 Kilometer, nach Bad<br />

Hindelang zehn, ins Kleinwalsertal<br />

20 und ins Tannheimer Tal in Tirol<br />

nur 25 Kilometer.<br />

Wer mit dem Fahrrad die Gegend um<br />

Sonthofen entdecken will, wird hier<br />

verwöhnt. Beim Gästeamt können Besucher<br />

Fahrräder gratis ausleihen.<br />

Ferienstraßen<br />

An der Alpenstraße<br />

Sonthofen liegt an der Deutschen<br />

Alpenstraße, die zwischen Bodensee<br />

und Berchtesgaden verläuft.<br />

Auskunft & Prospekte<br />

Gästeamt Sonthofen<br />

Rathausplatz 1<br />

87527 Sonthofen<br />

Telefon 0 83 21/61 52 91<br />

Telefax 0 83 21/61 52 93<br />

gaesteinfo@sonthofen.de<br />

www.sonthofen.de<br />

Landkreis Oberallgäu<br />

77


Füssen<br />

Eine idyllische alte Stadt zwischen der Lechschlucht und dem Forggensee<br />

Füssen: Fürstbischöfe und ein Kaiser<br />

schätzten die Stadt an der Römerstraße<br />

Füssens Altstadt wird vom Ensemble des Klosters St. Mang und des Hohen<br />

Schlosses geprägt. Auf dem Burgberg über dem Lech hatten schon die Römer<br />

ein Militärlager erbaut – sie nutzten die strategisch wichtige Lage am Übergang<br />

von den Alpen ins <strong>Allgäu</strong>. Spektakuläre Landschaftsbilder, Seen und das<br />

nahe Märchenschloss Neuschwanstein machen Füssen zum beliebten Reiseziel.<br />

Stadtbild<br />

Entlang der Straße der Römer<br />

Das römische Militärlager „Foetibus“<br />

gab Füssen wohl den Namen. Wo die<br />

Reichenstraße verläuft, zogen einst<br />

römische Legionäre und Händler auf<br />

der Via Claudia Augusta in Richtung<br />

Augsburg. Heute ist die Reichenstraße<br />

die „gute Stube“ der Stadt: Vom zentralen<br />

Kaiser-Maximilian-Platz aus<br />

geht es durch den von Bürgerhäusern<br />

zwischen Gotik und Jugendstil gesäumten<br />

Straßenzug – vorbei an der<br />

Kirche St. Nikolaus – geradeaus zum<br />

Magnusplatz und zum Stadtbrunnen.<br />

Dort beginnt das Zentrum der Stadt.<br />

Links geht es vorbei am Rathaus im<br />

barocken früheren Benediktinerkloster<br />

St. Mang zur gleichnamigen Basilika,<br />

rechts bergauf zum spätmittelalterlichen<br />

Hohen Schloss. Gegenüber dem<br />

Landkreis Ostallgäu<br />

78<br />

Hauptportal der mächtigen Basilika<br />

führt der mäßig steile Aufgang durch<br />

zwei Tore nach wenigen Gehminuten<br />

in den Schlosshof.<br />

Vom Magnusplatz bergab geht der<br />

Weg über die Lechhalde in Richtung<br />

Lechbrücke und zum Lech. Man stößt<br />

so auf die über und über mit Fresken<br />

bemalte Rokokofassade der Heilig-<br />

Geist-Spitalkirche. Am Lechufer geht<br />

es flussabwärts bis zum Bleichertörle,<br />

einem erhaltenen Turm der Stadtmauer,<br />

hinter dem das Franziskanerkloster<br />

(mit schöner Aussicht über<br />

die Altstadt und die Berge) und die<br />

Friedhofskirche St. Sebastian liegen.<br />

Der Sebastiansfriedhof steht komplett<br />

unter Ensembleschutz.<br />

Zurück zur Stadtmitte geht man vom<br />

Franziskanerplatz über die Franziska-<br />

Illusions- und Architekturmalereien<br />

am<br />

Nordflügel und am<br />

Torturm des spätgotischen<br />

Füssener<br />

Hohen Schlosses, das<br />

die Sommerresidenz<br />

der Augsburger Fürstbischöfe<br />

war.<br />

nergasse, vorbei an liebevoll sanierten<br />

Altstadthäusern, und über die Brunnengasse<br />

mit dem Wohnhaus des<br />

Barockbildhauers Anton Sturm zum<br />

Schrannenplatz (mit Kornhaus und<br />

früherer Vogtei). Zentrum der mittelalterlichen<br />

Bürgerstadt ist der Brotmarkt:<br />

Dort stehen der Lautenmacherbrunnen<br />

und auch das Wohnhaus des<br />

Füsseners Franz Geißenhof, der Wiens<br />

bedeutendster Geigenmacher wurde.<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

St. Mang und das Hohe Schloss<br />

Das Kloster St. Mang, eine beeindruckende<br />

Anlage im Stil des italienischen<br />

Barock, entstand von 1701 bis<br />

1726 nach Plänen von Johann Jakob<br />

Herkomer als einheitlicher repräsentativer<br />

Komplex um drei Höfe, der<br />

mittelalterliche Bauteile einbezog. Da<br />

Herkomer nicht nur der Architekt der<br />

Anlage war, sondern großteils auch<br />

die Festsäle der Abtei und die frühere<br />

Benediktinerklosterkirche als Maler<br />

und Stuckateur gestaltete, präsentiert<br />

sich das Gesamtkunstwerk St. Mang –<br />

abgesehen von seinem spätromanischen<br />

Kirchturm – in einer für das<br />

bayerische Schwaben einzigartigen<br />

Einheitlichkeit. Das Innere der Abtei<br />

kann beim Besuch des Museums der<br />

Stadt Füssen besichtigt werden.<br />

Bei Kirchenführungen sieht man in<br />

der Magnuskrypta Reste der vermutlich<br />

schon Mitte des 8. Jahrhunderts<br />

durch den heiligen Magnus erbauten<br />

Salvatorkapelle: Diese Krypta ist der<br />

älteste <strong>Teil</strong> der Anlage und beherbergt<br />

Fragmente einer um 980 entstandenen<br />

Wandmalerei. Sie wurde 1950 wiederentdeckt<br />

und gilt als älteste Bayerns.<br />

Aus dem 9. Jahrhundert stammen die<br />

Fundamente der St.-Anna-Kapelle. In<br />

der Kapelle sieht man den berühmten<br />

„Füssener Totentanz“ Jakob Hiebelers<br />

von 1602, bei dem auf 20 Bildtafeln<br />

der Tod die Reichen und Mächtigen<br />

wie die Armen – vom Kaiser bis zum<br />

Künstler – zum „letzten Tanz“ führt.<br />

Das Hohe Schloss entstand ursprünglich<br />

unter Herzog Ludwig von Bayern<br />

(1269 bis 1292). 1393 wurde es in<br />

die Stadtbefestigung einbezogen, der<br />

Augsburger Fürstbischof Friedrich II.<br />

von Zollern ließ es von 1486 bis 1505<br />

erweitern. Das Schloss wurde nun die<br />

Sommerresidenz der Bischöfe. Sein<br />

spätgotisches Äußeres blieb erhalten.<br />

Sehenswert sind die Illusions- und<br />

Architekturmalereien aus der Zeit um<br />

1499 an den Fassaden im Schlosshof.<br />

Umbauten im Jahr 1680 betrafen vor<br />

allem das Innere der Anlage.<br />

Geschichte & Geschichten<br />

Römer, Fürstbischöfe und Flößer<br />

Schon um 260 stand auf dem Schlossberg<br />

wohl das Militärlager „Foetibus“.<br />

Durch die Via Claudia Augusta war<br />

Füssen mit Augsburg und den Städten<br />

jenseits der Alpen verbunden. Eine<br />

Landkreis Ostallgäu<br />

79


vom heiligen Magnus 748 gegründete<br />

Zelle verfiel nach dessen Tod. Vermutlich<br />

um 830 gründeten Benediktiner<br />

das Kloster St. Mang. Als Stadt wurde<br />

Füssen erstmals 1295 bezeichnet. Von<br />

1313 an waren die Augsburger Fürstbischöfe<br />

fast fünf Jahrhunderte lang<br />

die Herren der Stadt. Die Jagdreviere<br />

um Füssen schätzte Kaiser Maximilian,<br />

der sich fast 40-mal im Hohen Schloss<br />

aufhielt und Füssen sein „liebes Klein-<br />

Augsburg“ nannte. Die Blütezeit des<br />

Handelsplatzes Füssen, wo man von<br />

Süden kommende Waren auf Flöße<br />

umlud und lechabwärts transportierte,<br />

endete im Dreißigjährigen Krieg,<br />

als die Schweden die Stadt stürmten.<br />

Die Napoleonischen Kriege zogen die<br />

Stadt noch einmal stark in Mitleidenschaft.<br />

1802 wurde Füssen bayerisch.<br />

Buchen & erleben<br />

Königlich kneippen und kuren<br />

Füssen ist Kneippkurort – wie der<br />

Stadtteil Bad Faulenbach, der zudem<br />

Mineral- und Moorheilbad ist.<br />

Hopfen am See ist Kneipp- und<br />

Luftkurort, Weissensee Luftkurort.<br />

Die dortigen Gastgeber bieten ganzjährig<br />

Pauschalen für Gesundheits-,<br />

Wellness- und Wanderurlaub an,<br />

darunter auch zertifizierte Premiumangebote<br />

im Präventionsbereich<br />

sowie für Wellness mit Gütesiegel.<br />

Weitere Informationen dazu bei<br />

Füssen Tourismus und Marketing.<br />

Landkreis Ostallgäu<br />

80<br />

Wenige hundert<br />

Meter südlich der<br />

Füssener Altstadt<br />

stürzt der Lech in<br />

eine enge Schlucht –<br />

ein spektakuläres<br />

Naturschauspiel.<br />

Museen<br />

Museen in Kloster und Schloss<br />

Im ehemaligen Benediktinerkloster<br />

St. Mang befindet sich das Museum<br />

der Stadt Füssen. In dem 1250 Jahre<br />

alten Kloster sind Exponate von der<br />

Romanik bis zum Rokoko zu sehen.<br />

Auch die barocken Repräsentationsräume<br />

sind zu sehen – vom Festsaal<br />

über die Bibliothek bis zum Papstzimmer.<br />

Außerdem wird die Bedeutung<br />

Füssens für den Lauten- und<br />

Geigenbau in Europa dokumentiert.<br />

Das Museum im Hohen Schloss beherbergt<br />

zwei Sammlungen. Die Staatsgalerie<br />

– eine Zweiggalerie der Bayerischen<br />

Staatsgemäldesammlungen –<br />

zeigt Kunst der Spätgotik und der<br />

Renaissance aus dem allgäu-schwäbischen<br />

und fränkischen Raum. Kunst<br />

des 19. Jahrhunderts – zum Beispiel<br />

Malerei der Münchner Schule – stellt<br />

die Städtische Gemäldegalerie aus.<br />

Erlebnis & Event<br />

Musikfestivals und Märchenkönig<br />

International renommierte Solisten<br />

und Ensembles präsentieren von Juni<br />

bis September bei den Fürstensaalkonzerten<br />

Klassik, Jazz und Moderne<br />

im barocken Festsaal des Klosters<br />

St. Mang. Das Saiteninstrumentenfestival<br />

„vielsaitig“ im September<br />

erinnert an Füssens Bedeutung als<br />

Wiege des europäischen Lautenbaus.<br />

Den Geburtstag König Ludwigs II.<br />

Bei Füssen enden die<br />

Berge und beginnt<br />

das <strong>Allgäu</strong>: Vor diesem<br />

Landschaftsbild<br />

ließ Märchenkönig<br />

Ludwig II. Schloss<br />

Neuschwanstein<br />

errichten – Schloss<br />

Hohenschwangau<br />

liegt in Sichtweite.<br />

feiert man um den 25. August am<br />

Festspielhaus am Forggensee. Im<br />

Sommer finden das Kaiserfest und<br />

der Kaisermarkt im Baumgarten am<br />

Hohen Schloss statt. Beide erinnern<br />

an fast 40 Besuche Kaiser Maximilians<br />

I. von Habsburg in Füssen. Der<br />

Füssener Weihnachtsmarkt findet im<br />

Klosterhof von St. Mang statt.<br />

Essen & Trinken<br />

Wahlweise Altstadt oder Natur<br />

Im Sommer genießt man die Freiluftgastronomie<br />

in der Füssener Altstadt.<br />

Am „Busen der Natur“ lässt man sich<br />

in Restaurants an den Füssener Seen<br />

und im Faulenbacher Tal verwöhnen.<br />

Übernachten<br />

Vom Nobelhotel zum Campingplatz<br />

Das Angebot reicht vom 4-Sterne-Haus<br />

bis zur Jugendherberge. Sehr zentral<br />

liegen das „Hotel Hirsch“, das „Hotel<br />

Sonne“, das „Hotel Luitpoldpark“, das<br />

„Hotel Kurcafé“ und das „Altstadthotel<br />

Hechten“. Camper finden Stellplätze<br />

am vom ADAC ausgezeichneten<br />

Campingplatz Hopfensee und beim<br />

Bauernhof Guggemos. Für Wohnmobile<br />

gibt es in Füssen drei Stellplätze.<br />

Führungen & Fahrten<br />

Durch die Stadt und ins Kloster<br />

Führungen durch Füssens Altstadt<br />

gibt es jeden Samstag (ab 9.30 Uhr,<br />

ab Tourist-Information). Führungen<br />

durch das Museum der Stadt Füssen<br />

im Kloster St. Mang beginnen dienstags<br />

und donnerstags um 14.30 Uhr.<br />

Umland<br />

Naturspektakel Lechschlucht und<br />

das Märchenschloss Ludwigs II.<br />

In Sichtweite der Altstadt durchbricht<br />

der Gebirgsfluss Lech den Fels<br />

und stürzt über fünf Stufen zwölf<br />

Meter tief in die enge Lechschlucht<br />

hinab. Die einzige Schlucht Deutschlands,<br />

durch die sich ein größerer<br />

Alpenfluss zwängt, zeigt ein spektakuläres<br />

Naturschauspiel. In einem<br />

Fels beim Lechfall entdeckt man auch<br />

den „Magnustritt“: Die fußförmige<br />

Auswitterung einer versteinerten<br />

Muschel interpretierte man als den<br />

Fußabdruck des heiligen Magnus, der<br />

sich mit einem Sprung über die Lechschlucht<br />

vor den Heiden rettete.<br />

Am Nordrand der Stadt entstand 1954<br />

der Forggensee als Kopfspeicher für<br />

23 Wasserkraftwerke bis vor Augsburg.<br />

Auf dem künstlich entstandenen See –<br />

heute der fünftgrößte Bayerns – lädt<br />

die Forggenseeschifffahrt von Anfang<br />

Juni bis Mitte Oktober auf die Route<br />

zwischen Füssen und Roßhaupten ein.<br />

Alpsee und Bannwaldsee, Hopfensee<br />

und Weissensee, Alatsee und Schwansee<br />

sind Ziele für Wasserratten und<br />

Wanderer. Die nahe Tegelbergbahn<br />

bringt per Kabinenseilbahn auf den<br />

Landkreis Ostallgäu<br />

81


Hintere Gasse<br />

Ritterstraße<br />

Faulenbachgässchen<br />

Bahnhofstraße<br />

Luitpoldstraße<br />

1720 Meter hohen Aussichtspunkt.<br />

Wenige Kilometer von Füssen entfernt<br />

steht Schloss Neuschwanstein,<br />

oberhalb der Gemeinde Schwangau.<br />

In Sichtweite liegt Hohenschwangau,<br />

das erste der Königsschlösser, das bereits<br />

Ludwigs Vater Maximilian II. im<br />

neugotischen Stil einer Tudorburg<br />

errichten ließ. Ein beliebtes Foto-<br />

Auskunft & Prospekte<br />

Jesuitergasse<br />

Magnusplatz<br />

Füssen Tourismus und Marketing<br />

Tourist Information Füssen<br />

Kaiser-Maximilian-Platz 1<br />

87629 Füssen<br />

Telefon 0 83 62/93 85-0<br />

Telefax 0 83 62/93 85-20<br />

tourismus@fuessen.de<br />

www.fuessen.de<br />

Landkreis Ostallgäu<br />

82<br />

Augsburger<br />

Straße<br />

Kaiser-<br />

Maximilian-<br />

Platz<br />

Reichenstraße<br />

Lechhalde<br />

Schrannengasse<br />

Brunengasse<br />

Franziskanergasse<br />

An der Stadtmauer<br />

Lech<br />

motiv vor der Kulisse dieser Schlösser<br />

ist die Barockkirche St. Coloman.<br />

Bei Pfronten liegt Burg Falkenstein,<br />

die höchstgelegene deutsche Burgruine<br />

(1268 Meter), auf dem Gipfel<br />

des Falkensteins. Ludwig II. hatte die<br />

Ruine 1884 erworben, um das romantische<br />

Gegenstück zu Neuschwanstein<br />

zu bauen. Es blieb beim Plan.<br />

■ Ferienstraßen<br />

Schulhausstraße<br />

S ebastianstraße<br />

Drehergasse<br />

Spitalgasse<br />

Flößergasse<br />

Römerstraße und Romantikstraße<br />

In Füssen beginnt die Romantische<br />

Straße bis Würzburg. Die Stadt ist<br />

eine Station der Via Claudia Augusta<br />

von Donauwörth bis nach Venetien<br />

und in die Poebene. Über Füssen führen<br />

auch die Deutsche Alpenstraße<br />

und der Bodensee-Königssee-Radweg.<br />

Theresienstraße<br />

Klosterstraße<br />

Franziskanerplatz<br />

Schwangauer Straße<br />

� Hohes Schloss � Kloster St. Mang � Basilika St. Mang � Heilig-Geist-Spitalkirche<br />

� Bleichertörle � Franziskanerkloster � Sebastiansfriedhof und -kirche<br />

� Reichenstraße � Schrannenplatz � Brunnengasse � Brotmarkt<br />

Hochstiftstraße<br />

Blutangerweg<br />

Stadtbleiche<br />

Das Tänzelfest ist das älteste historische Kinderfest in Bayern<br />

Kaufbeuren: Stadt der heiligen Crescentia<br />

und des Schriftstellers Ludwig Ganghofer<br />

Kaufbeuren ist eine Stadt voller Geschichte und Geschichten. An die frühere<br />

Bedeutung und den Reichtum der Freien Reichsstadt erinnern Kirchen, Stadtmauern<br />

und das Tänzelfest, das älteste historische Kinderfest Bayerns. An<br />

vielen Orten findet man die Spuren der heiligen Crescentia. Sie wurde wie der<br />

meistgelesene und meistverfilmte Heimatschriftsteller Deutschlands, Ludwig<br />

Ganghofer, in Kaufbeuren geboren.<br />

Stadtbild<br />

Von der Kaiser-Max-Straße<br />

zum Fünfknopfturm<br />

Einen Rundgang durch Kaufbeuren<br />

startet man am besten in der Kaiser-<br />

Max-Straße, der „guten Stube“ der<br />

Stadt. Im Zentrum stehen jene zwei<br />

Kirchen, die den Glaubensstreit der<br />

Reformationszeit widerspiegeln. Die<br />

evangelische Dreifaltigkeitskirche<br />

ließen reiche lutherische Kaufleute<br />

1604 im vormaligen Kaiserhaus (hier<br />

hatte sich Kaiser Maximilian I. von<br />

Habsburg bei Besuchen in der Stadt<br />

aufgehalten) zur Kirche ausbauen,<br />

als ihnen der Besuch der gegenüberliegenden<br />

St.-Martins-Kirche verboten<br />

worden war. Vorbei an einem vor<br />

der Dreifaltigkeitskirche stehenden<br />

steinernen Neptunbrunnen führt der<br />

Weg zum Kirchplatz und zur katholischen<br />

Stadtpfarrkirche St. Martin,<br />

die von 1438 bis 1443 entstand. Die<br />

Dimensionen des Inneren der heute<br />

neugotischen Kirche verdeutlichen<br />

den früheren Reichtum der Stadt.<br />

Zurück in der Kaiser-Max-Straße sieht<br />

man am östlichen Ende die Fassade<br />

des Rathauses, das zwar geschichtsträchtig<br />

wirkt, aber erst von 1879<br />

bis 1881 im Stil der Neurenaissance<br />

errichtet wurde. Wesentlich älter ist<br />

das benachbarte Hörmannhaus: Eine<br />

Gedenktafel beim Renaissanceportal<br />

von 1542 erinnert daran, dass dort<br />

Georg Hörmann lebte. Er war der Verwalter<br />

der Tiroler Silberbergwerke der<br />

Augsburger Fugger und ein von Kaiser<br />

Karl V. geadelter Ratgeber des deutschen<br />

Königs Ferdinand I.<br />

Stadt Kaufbeuren<br />

83<br />

Kaufbeuren


Zurück in Richtung Westen kommt<br />

man an Hausgiebeln wie dem des<br />

„Café Weberhaus“ vorbei, das bis<br />

1805 das Weberzunfthaus war. An<br />

dessen Südostecke befindet sich die<br />

älteste Skulptur Kaufbeurens – ein<br />

Männlein hockt dort zwischen zwei<br />

romanischen Löwen. Direkt neben<br />

der Dreifaltigkeitskirche zeigt die<br />

Fassadenmalerei am „Gasthaus Traube“<br />

den Einzug Kaiser Maximilians in die<br />

Stadt – versehen mit dem stolzen<br />

Hinweis, dass der Habsburger von<br />

1499 bis 1518 „oftmals in seiner<br />

Reichsstadt zu Gaste“ war.<br />

Am Ende der Straße findet man zwei<br />

steile Wege zur Stadtmauer mit dem<br />

Hexenturm oder direkt zum Fünfknopfturm,<br />

dem Wahrzeichen Kaufbeurens,<br />

hinauf. Unter der dortigen, mit einem<br />

Wehrgang versehenen Stadtmauer<br />

(auf den Wehrgang kommt man im<br />

Rahmen von Stadtführungen) spaziert<br />

man in Richtung St.-Blasius-Kirche<br />

und genießt dabei den besten Blick<br />

über die Stadt und bis zu den Alpen.<br />

Ins Zentrum zurück leitet die Gasse<br />

„Unter dem Berg“. Dort erinnern der<br />

gotische Turm der Franziskanerinnenklosterkirche<br />

St. Franziskus und das<br />

dreiflügelige Klostergebäude an die<br />

1900 selig- und 2001 heiliggesprochene<br />

Schwester Crescentia Höß. Die<br />

Kaufbeurer Webertochter wirkte dort<br />

von 1703 bis 1744. Parallel zur Gasse<br />

„Unter dem Berg“ führen sowohl die<br />

Stadt Kaufbeuren<br />

84<br />

An der Stelle der<br />

evangelischen Dreifaltigkeitskirche<br />

stand vormals ein<br />

Wohnhaus Kaiser<br />

Maximilians I. Im<br />

Jahr 1604 wurde es<br />

zur evangelischen<br />

Kirche umgebaut.<br />

Schmiedgasse (Fußgängerzone) – vorbei<br />

am Zollhäuschen und am Tänzelfestbrunnen<br />

– als auch die Neue<br />

Gasse – vorbei am Geburtshaus der<br />

heiligen Crescentia – zum Kirchplatz<br />

und damit zur zentralen Kaiser-Max-<br />

Straße zurück.<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

Gotische Schnitzkunst<br />

und Rokokostuck<br />

Wenige Schritte von der Kaiser-Max-<br />

Straße entfernt steht spätestens seit<br />

1191 die katholische Stadtpfarrkirche<br />

St. Martin. Romanische Reste der von<br />

1403 bis 1443 im gotischen Stil umgestalteten<br />

Kirche sind erhalten. Ihre<br />

Ausstattung reicht bis in das 13. Jahrhundert<br />

zurück. Mehrere geschnitzte<br />

Apostel- und Heiligenfiguren stammen<br />

vom Ende des 15. Jahrhunderts.<br />

Kunsthistorisch bietet Kaufbeuren<br />

herausragende Ziele. Die St.-Blasius-<br />

Kirche an der Wehrmauer über der<br />

Stadt ist wegen der Stilreinheit des<br />

Gebäudes und ihrer gotischen Innenausstattung<br />

aus dem 15. und 16.<br />

Jahrhundert bekannt – vor allem<br />

durch den Flügelaltar Jörg Lederers,<br />

ein Kruzifix am Baumkreuz aus der<br />

Mitte des 14. Jahrhunderts, ein Reliquienaltärchen<br />

und 66 Bildtafeln zu<br />

Heiligenlegenden. Im Stadtteil Oberbeuren<br />

steht die kleine Wallfahrtskirche<br />

St. Cosmas und Damian. Sie<br />

wurde bereits 1494 geweiht, jedoch<br />

Der Blick auf die<br />

katholische Pfarrkirche<br />

St. Martin.<br />

Am benachbarten<br />

Kirchplatz findet<br />

man das Geburtshaus<br />

des Schriftstellers<br />

Ludwig Ganghofer.<br />

in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts<br />

im Stil des Rokoko umgestaltet.<br />

Im Inneren besticht der in Gelb, Grün<br />

und Grau gehaltene Stuck mit rokokotypischen<br />

Muscheln sowie Gitter- und<br />

Blumenwerk. Sowohl St. Blasius als<br />

auch St. Cosmas und Damian sind in<br />

der Regel tagsüber zugänglich.<br />

Abseits der Hauptwege bietet Kaufbeuren<br />

noch etliche Sehenswürdigkeiten<br />

– etwa den runden Sywollenturm<br />

im Norden der Altstadt oder das<br />

Stadttheater (1805 errichtet) hinter<br />

dem Rathaus, wo heute der älteste<br />

Theatervorhang Deutschlands den<br />

Blick auf die Vorstellungen freigibt.<br />

Am westlichen Ende der Ludwigstraße<br />

erkennt man den Stufengiebel und<br />

den Erker des Irseer Hofs: Er war die<br />

Kaufbeurer Stadtresidenz der Mönche<br />

des Klosters Irsee. Am anderen Ende<br />

der Ludwigstraße, der südlichen<br />

Parallelstraße zur Kaiser-Max-Straße,<br />

Der Fünfknopfturm<br />

an der mittelalterlichen<br />

Stadtmauer ist<br />

das markante Wahrzeichen<br />

Kaufbeurens.<br />

steht – nur wenige Schritte vom Rathaus<br />

entfernt – das Geburtshaus von<br />

Sophie von La Roche. Sie verfasste<br />

den ersten deutschen Frauenroman<br />

und war die Jugendfreundin Wielands<br />

sowie die Großmutter Clemens von<br />

Brentanos und Bettina von Arnims.<br />

Am Kirchplatz (unter dem Turm der<br />

Martinskirche) findet man das Haus,<br />

in dem 1855 Ludwig Ganghofer geboren<br />

wurde. Er ist der bis heute noch<br />

immer meistgelesene und meistverfilmte<br />

deutsche Schriftsteller.<br />

Geschichte & Geschichten<br />

Seit anno 1240 eine Stadt<br />

Kaufbeuren entwickelte sich aus<br />

einer im 8. Jahrhundert gegründeten<br />

Siedlung. 1126 wurde dieser Ort – der<br />

Sitz der Herren von Beuren – erstmals<br />

urkundlich erwähnt. Zum ersten Mal<br />

als Stadt bezeichnet wurde er 1240.<br />

1286 gewährte ihr König Rudolf I.<br />

Stadt Kaufbeuren<br />

85


Überall in der Kaufbeurer Altstadt<br />

stößt man auf Erinnerungen an die<br />

heilige Crescentia – vom Geburtshaus<br />

bis zur Gedenkstätte.<br />

von Habsburg die Privilegien einer<br />

Freien Reichsstadt. Eine Zeit der wirtschaftlichen<br />

Blüte brachte im frühen<br />

15. Jahrhundert die Leinenweberei.<br />

Der Habsburgerkaiser Maximilian I.<br />

kam oft in die Stadt an der Wertach,<br />

14 Besuche sind belegt. Er galt lang<br />

als der Stifter des Tänzelfests, des<br />

ältesten historischen Kinderfests in<br />

Bayern. Für Maximilians Enkel und<br />

Nachfolger – Kaiser Karl V. – übte die<br />

Reichsstadt das Münzrecht aus.<br />

Nach einer weiteren Blüte des Handwerks<br />

während der Frühen Neuzeit,<br />

als sich die Weberzunft durch Verarbeitung<br />

des im <strong>Allgäu</strong> angebauten<br />

Flachses einen Namen machte, fiel<br />

Kaufbeuren 1802 an Bayern. Heute<br />

leben 44 000 Menschen in der Stadt.<br />

Buchen & erleben<br />

Zum Tänzelfest nach Kaufbeuren<br />

Mit ihren Pauschalen laden Hotels<br />

in Kaufbeuren zum Tänzelfest ein.<br />

Drei Tage lang (bei zwei Übernachtungen)<br />

kann man die einstige Freie<br />

Reichsstadt und ihr traditionelles<br />

Kinderfest kennenlernen. Weitere Informationen<br />

gibt es bei Kaufbeuren<br />

Tourismus- und Stadtmarketing.<br />

Stadt Kaufbeuren<br />

86<br />

Museen<br />

Heilige und Marionetten<br />

In der Klosterkirche des Franziskanerinnenklosters<br />

sieht man den vollständig<br />

erhaltenen Reliquienschrein<br />

der heiligen Crescentia. Im Kloster<br />

gewährt die Crescentia-Gedenkstätte<br />

Einblick in das Leben der ersten im<br />

dritten Jahrtausend heiliggesprochenen<br />

Deutschen – von dem von Kaiserin<br />

Maria Theresia gestifteten Messgewand<br />

bis zu silbernen Votivgaben.<br />

Im Spielberger Hof an der Stadtmauer<br />

sieht man das Puppentheater-<br />

Museum mit europäischen Marionetten,<br />

Puppen, Schattenspielfiguren,<br />

Masken und Papiertheater aus Fernost,<br />

Drehorgeln und Musikapparaten.<br />

Vom Feuerlöschwesen des Mittelalters<br />

über ein hölzernes Gerätehaus des<br />

19. Jahrhunderts bis zum Luftschutzkeller<br />

des Zweiten Weltkriegs reichen<br />

die Themen im Feuerwehrmuseum.<br />

Ein markanter Neubau beherbergt das<br />

„kunsthaus kaufbeuren“, das zeitgenössische<br />

Kunst und kulturhistorische<br />

Themen vermittelt.<br />

Im Isergebirgs-Museum wird die Vorgeschichte<br />

des Stadtteils Neugablonz<br />

lebendig, der von Vertriebenen aus<br />

dem nordböhmischen Gablonz gegründet<br />

wurde. Das Museum bezeugt<br />

400 Jahre Kultur- und Industriegeschichte,<br />

die Vertreibung im Jahr<br />

1945 sowie den Neuanfang der Neugablonzer<br />

Glas- und Schmuckindustrie.<br />

Man erfährt, dass Ferdinand Porsche,<br />

Otfried Preußler und Daniel Swarovski<br />

aus dem Isergebirge stammen.<br />

Erlebnis & Event<br />

Lange Tradition – das Tänzelfest<br />

Das Tänzelfest ist das älteste historische<br />

Kinderfest Bayerns. Jährlich<br />

spielen über 1500 Kaufbeurer Kinder<br />

die Geschichte ihrer Heimatstadt – in<br />

Vom Blasiusturm<br />

und der Blasiuskirche<br />

aus genießen die<br />

Besucher den weiten<br />

Blick über die ganze<br />

Stadt Kaufbeuren.<br />

Kostümen von der Karolinger- bis zur<br />

Biedermeierzeit – von der Gründung<br />

im Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert<br />

nach. Kaiser Maximilian I. ist die zentrale<br />

Figur, doch auch Stauferkönig<br />

Konradin, Bürger, Bauern, Handwerker<br />

und Nonnen sind vertreten. Jeweils<br />

Mitte Juli lockt das Kaufbeurer Tänzelfest<br />

mit zehntägigem Programm und<br />

einem großen Festumzug.<br />

Im „<strong>Allgäu</strong> Event Center“ findet man<br />

die größte Hallenkartbahn im <strong>Allgäu</strong><br />

(mit 6000 Quadratmetern Rennlandschaft).<br />

Direkt gegenüber vergnügt<br />

man sich im „Corona Cineplex“, dem<br />

mit acht Kinosälen und 1500 Sitzplätzen<br />

größten Kino in der Region.<br />

Essen & Trinken<br />

Tafeln in der „Ganghofer-Stuben“<br />

Im „Lebenslauf eines Optimisten“,<br />

seiner Autobiografie, beschrieb Lud-<br />

Jährlich im Juli<br />

feiern mehr als 1500<br />

Kinder das älteste<br />

historische Kinderfest<br />

Bayerns, das Kaufbeurer<br />

Tänzelfest.<br />

wig Ganghofer auch die heutige<br />

„Ganghofer-Stuben“ im „Hotel Goldener<br />

Hirsch“ in der Kaiser-Max-Straße.<br />

Übernachten<br />

Schlafen an der Stadtmauer<br />

Das 3-Sterne-Superior-Hotel „Goldener<br />

Hirsch“ blickt auf eine lange Tradition<br />

bis ins 16. Jahrhundert zurück. Das<br />

Hotel „Am Turm garni“ (drei Sterne)<br />

ist an die Stadtmauer angebaut. In<br />

einigen Hotelzimmern ist das historische<br />

Mauerwerk sichtbar.<br />

Führungen & Fahrten<br />

Heilige, Literaten, Modeschmuck<br />

Kaufbeuren bietet Einzelreisenden ein<br />

ganzjähriges Führungsangebot – von<br />

Mai bis Oktober jeweils mittwochs und<br />

samstags (um 11 Uhr), von November<br />

bis April jeweils sonntags (um 14.30<br />

Uhr). Spezialführungen informieren<br />

Stadt Kaufbeuren<br />

87


Bergstraße<br />

Kemptener Straße<br />

Kemptener Tor Josef-Landes-Straße<br />

Blatterbachweg<br />

Hölzlestraße<br />

Hohe Buchleuthe<br />

Unter dem Berg<br />

Blasiusberg<br />

Afraberg<br />

Schmiedgasse<br />

Am Breiten Bach<br />

Kappenec k<br />

Alleeweg<br />

Obstmarkt<br />

Neue Gasse<br />

Stadt Kaufbeuren<br />

88<br />

Salzmarkt<br />

Kaisergässchen<br />

Kaiser-Max-<br />

Ludwigstraße<br />

Ledergasse<br />

Plärrer<br />

Hafenmarkt<br />

Kirchplatz<br />

Schraderstraße<br />

Baumgarten<br />

Schlosser-<br />

Pfarrgasse<br />

halde<br />

Straße<br />

Sedan- straße<br />

Ringweg<br />

Spitaltor<br />

Rosental<br />

Am Graben<br />

Ganghoferstraße<br />

Bismarkstraße<br />

Neugablonzer Straße<br />

Am Mühlbach<br />

Gutenbergstraße<br />

� Rathaus � Hörmannhaus � Dreifaltigkeitskirche � Neptunbrunnen<br />

� St.-Martins-Kirche � Hexenturm � Fünfknopfturm � St.-Blasius-Kirche<br />

� Blasiusturm � Sywollenturm � Crescentia-Kloster (Franziskanerinnenkloster)<br />

zu Themen wie „Crescentia und ihre<br />

Stadt“, „Auf Ganghofers Spuren“ und<br />

zu den Kaufbeurer Literaten – auch<br />

der Lyriker und Essayist Hans Magnus<br />

Enzensberger wurde hier geboren.<br />

Von Mai bis Oktober (jeweils zweiter<br />

Samstag im Monat, 15 Uhr) werden<br />

Stadtführungen durch den größten<br />

Stadtteil Neugablonz angeboten.<br />

Umland<br />

Das Kloster Irsee, ein Römerturm<br />

und eine „Kleine Wies“<br />

Glanzpunkte im näheren Umland sind<br />

das nur sieben Kilometer entfernte<br />

ehemalige Benediktinerkloster Irsee<br />

mit der barocken Klosterkirche Mariä<br />

Himmelfahrt. In Untergermaringen<br />

führt der Weg vorbei an Wegkapellen<br />

und alten Linden zur St.-Georgs-Kirche<br />

auf dem Georgiberg. Die romanische<br />

Kirche wurde schon 1180 erbaut. 1420<br />

entstand ihr Christopherusfresko. Die<br />

Apsismalerei aus dem 12. Jahrhundert<br />

ist schwabenweit einmalig. In Großkemnat<br />

findet man den „Römerturm“,<br />

den urigen Bergfried der ehemaligen<br />

Burg mit einem weiten Ausblick. In<br />

Mühlbach<br />

Aitrang lohnt die Wallfahrtskirche<br />

St. Alban, nur zwei Kilometer weiter<br />

liegt der Elbsee. Ein Höhepunkt im<br />

Osten von Kaufbeuren ist Stöttwang:<br />

Die dortige Barockkirche wird „Kleine<br />

Wies“ genannt.<br />

Ferienstraßen<br />

Pilgerweg und Dampflokrunde<br />

Kaufbeuren ist der Ausgangspunkt<br />

des Crescentia-Pilgerwegs, der über<br />

Irsee, Ottobeuren und Mindelheim<br />

führt. Die Radwanderer schätzen die<br />

„Dampflokrunde“, die sich rund 80<br />

Kilometer durch das Ostallgäu zieht.<br />

Auskunft & Prospekte<br />

Kaufbeuren Tourismus-<br />

und Stadtmarketing e. V.<br />

Tourist-Information<br />

Kaiser-Max-Straße 1/Rathaus<br />

87600 Kaufbeuren<br />

Telefon 0 83 41/4 04 05<br />

Telefax 0 83 41/7 39 62<br />

tourist-info@kaufbeuren.de<br />

www.kaufbeuren-marketing.de<br />

Der einstige Markt Oberdorf wuchs unter dem Schloss der Kirchenfürsten<br />

Marktoberdorf: Augsburger Fürstbischöfe<br />

prägten die junge Ostallgäuer Stadt<br />

Obwohl noch immer etliche ländliche <strong>Allgäu</strong>er Häuser um den Marktplatz<br />

stehen, ist Marktoberdorf kein Dorf mehr, sondern eine junge Stadt. Auf dem<br />

Schlossberg erinnern die St.-Martins-Kirche und das Schloss an die Augsburger<br />

Fürstbischöfe, die mehr als 500 Jahre lang diesen Ort beherrschten. Dass hier<br />

bereits die Römer siedelten, belegen die Relikte eines Römerbads.<br />

Stadtbild<br />

Zentraler Marktplatz<br />

unter dem Schlossberg<br />

Am zentralen Marktplatz stehen neben<br />

moderner Architektur nach wie vor<br />

behäbige alte <strong>Allgäu</strong>er Häuser um die<br />

Frauenkirche und das Alte Rathaus.<br />

Vom Marktplatz aus sieht man bereits<br />

den schlanken Turm der St.-Martins-<br />

Kirche über der Stadt. Der Kirchturm<br />

zeigt den Weg zum Schlossberg. Die<br />

barocke Kirche steht dort neben dem<br />

Schloss, das die Augsburger Fürstbischöfe<br />

erbauen ließen.<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

Martinskirche und Bischofsschloss<br />

Die Stadtpfarrkirche St. Martin entstand<br />

etwa um 1200. Das romanische<br />

Bauwerk wurde im Stil der Gotik um-<br />

gestaltet und 1437 geweiht, der Turm<br />

wurde 1680 sowie 1722 erhöht. Von<br />

1732 bis 1738 entstand ein Neubau<br />

nach Plänen des Marktoberdorfers<br />

Johann Georg Fischer: Er schuf einen<br />

mächtigen Kirchenraum mit farbigen<br />

Fresken und zartem Rokokostuck. Vor<br />

der Ostwand des Chors steht die kleine<br />

achteckige Grabkapelle des letzten<br />

Fürstbischofs von Augsburg, Clemens<br />

Wenzeslaus von Sachsen. Er war zudem<br />

Kurfürst und Erzbischof von Trier.<br />

Johann Georg Fischer errichtete auch<br />

den Neubau des benachbarten ehemaligen<br />

Fürstbischöflichen Schlosses,<br />

der ein bis 1517 entstandenes Jagdschloss<br />

ersetzte. Das heutige Schloss<br />

ist eine schlichte, dreigeschossige<br />

Vierflügelanlage mit einem Sandsteinportal<br />

an der Westfassade. Der<br />

Komplex beherbergt ein Vermessungs-<br />

Landkreis Ostallgäu<br />

89<br />

Marktoberdorf


amt und die Bayerische Musikakademie.<br />

Bei der Kirche und beim Schloss<br />

beginnt eine mehr als 200 Jahre alte,<br />

zwei Kilometer lange Lindenallee. Das<br />

Naturdenkmal wird auch „Kurfürstenallee“<br />

genannt.<br />

Am früheren Amtshaus des bischöflichen<br />

Pflegers von 1748 (Marktplatz 1)<br />

sieht man das Wappen Fürstbischofs<br />

Joseph, Landgraf von Hessen-Darmstadt.<br />

Eine Büste des Fürstbischofs<br />

Clemens Wenzeslaus von 1791 sieht<br />

man am zweigeschossigen barocken<br />

Rathaus (Rathausplatz 1). Gegenüber<br />

davon steht die vor 1478 errichtete,<br />

1700 barockisierte Frauenkirche. Im<br />

Innern zeigt eine Kreuzigungsgruppe<br />

von 1500 Maria und Johannes sowie<br />

ein um 1520 geschaffenes Kruzifix.<br />

Geschichte & Geschichten<br />

Bis 1803 Besitz der Fürstbischöfe<br />

Schon die Römer siedelten auf dem<br />

Gebiet Marktoberdorfs. Dies belegt<br />

die Ausgrabung eines römischen Bads.<br />

Ab dem Ende des 13. Jahrhunderts<br />

gehörte der Ort Oberdorf dem Hochstift<br />

Augsburg, bis 1803 herrschten<br />

die Augsburger Fürstbischöfe über<br />

den Ort, der 1453 das Marktrecht erhielt.<br />

Fürstbischof Clemens Wenzeslaus<br />

begünstigte dessen wirtschaftliche<br />

Entwicklung. Er schuf Freiräume<br />

für Gewerbetreibende, baute Wasserleitungen<br />

sowie die Salzstraße von<br />

Schongau nach Oberdorf und enga-<br />

Landkreis Ostallgäu<br />

90<br />

Die Martinskirche<br />

birgt im Inneren<br />

einen mächtigen<br />

Kirchenraum mit<br />

sehenswerten Fresken<br />

und Rokokostuck.<br />

gierte sich im Volksschulwesen und<br />

in der Armenfürsorge. Nach der Säkularisierung<br />

fiel Oberdorf an das neue<br />

Königreich Bayern. Der Markt Oberdorf<br />

wurde 1953 zur Stadt erhoben<br />

und erhielt damals seinen heutigen<br />

Namen Marktoberdorf. Der staatlich<br />

anerkannte Erholungsort ist heute die<br />

Kreisstadt des Landkreises Ostallgäu.<br />

Museen<br />

Reihengrab und Riesengebirge<br />

Das Marktoberdorfer Martinsheim<br />

in der zentralen Eberle-Kögl-Straße<br />

beherbergt gleich drei Sammlungen:<br />

Das Paul-Röder-Museum erinnert mit<br />

70 Gemälden und Zeichnungen sowie<br />

seiner privaten Afrikasammlung an<br />

den aus Barmen bei Wuppertal stammenden<br />

impressionistischen Maler.<br />

Aus der Sammlung von Erinnerungsstücken<br />

Heimatvertriebener entstand<br />

das Riesengebirgsmuseum. Das Stadtmuseum<br />

zeigt Exponate vom alemannischen<br />

Reihengrab bis zum legendären<br />

„Fendt-Dieselross“.<br />

Das Heimatmuseum im Hartmannhaus,<br />

ein altes Bauernhaus mitten in<br />

der Stadt, erinnert an das bäuerliche<br />

Leben der Vergangenheit und an die<br />

Anfänge des Wintersports. Das 2001<br />

eröffnete „Künstlerhaus Marktoberdorf“<br />

präsentiert zeitgenössische<br />

Kunst. Sein Äußeres überrascht mit<br />

der kubischen Ziegelarchitektur renommierter<br />

Schweizer Architekten.<br />

Am Parkplatz neben<br />

dem Schloss und der<br />

St.-Martins-Kirche<br />

beginnt der Prälatenweg.<br />

Er führt durch<br />

die „Kurfürstenallee“:<br />

Dieses Naturdenkmal<br />

gilt als eine der<br />

schönsten Lindenalleen<br />

Deutschlands.<br />

Erlebnis & Event<br />

Kammerchöre und Musica Sacra<br />

Ein kultureller und gesellschaftlicher<br />

Höhepunkt der Stadt ist das Veranstaltungshaus<br />

„Modeon“. Opern und<br />

Operetten, Ballett, Theater, Kabarett<br />

und Konzerte setzen Glanzlichter. Im<br />

„Modeon“ finden auch Ausstellungen,<br />

Bälle und andere Großveranstaltungen<br />

statt. Ein Restaurant komplettiert<br />

das Angebot. Die Bayerische Musikakademie<br />

im Schloss veranstaltet<br />

jährlich internationale Festivals. In<br />

den Jahren mit ungerader Zahl findet<br />

der Internationale Kammerchor-Wettbewerb<br />

statt, in Jahren mit gerader<br />

Zahl die Musica Sacra International.<br />

Essen & Trinken<br />

Preiswürdiges Hotel<br />

Beim Wettbewerb „Bayerische Küche<br />

2001“ erhielt das „Hotel Sepp“ als<br />

Landkreispreisträger eine Auszeichnung<br />

für besondere Leistungen um<br />

Erhalt und Förderung von regionaler<br />

Küche und Wirtshaustradition. Mit<br />

90 Betten ist das „Hotel Sepp“ zugleich<br />

der größte Übernachtungsbetrieb<br />

in Marktoberdorf.<br />

Umland<br />

Auf dem Auerberg<br />

Marktoberdorf liegt verkehrsgünstig<br />

zwischen Kaufbeuren, der Stadt der<br />

heiligen Crescentia, und Füssen sowie<br />

den Königsschlössern bei Schwangau.<br />

Im Südosten der Stadt liegt der über<br />

tausend Meter hohe Auerberg, von wo<br />

man nach Osten in Richtung Oberbayern,<br />

Peißenberg und der Ammerberge<br />

schaut. In Richtung Süden sieht man<br />

die <strong>Allgäu</strong>er Alpen. Auf dem Auerberg<br />

steht die gotische Georgskirche, in<br />

ihrem Inneren entdeckt man die von<br />

Jörg Lederer geschnitzte „Madonna<br />

mit der Mondsichel“ von 1520.<br />

Ferienstraßen<br />

Wandern und Radfahren<br />

Marktoberdorf liegt an den Ostallgäuer<br />

Wanderwegen sowie am 140<br />

Kilometer langen Jakobs-Pilgerweg<br />

aus Richtung Bregenz und Bodensee<br />

nach München. Der Prälatenweg führt<br />

ab Marktoberdorf 140 Kilometer lang<br />

über den Auerberg und die Wieskirche<br />

sowie bis nach Kochel am See durch<br />

die <strong>Allgäu</strong>er und oberbayerische Voralpenlandschaft.<br />

Radwanderer schätzen<br />

die 80 Kilometer lange „Dampflokrunde“<br />

rund um das Ostallgäu.<br />

Auskunft & Prospekte<br />

Touristikbüro Marktoberdorf<br />

Richard-Wengenmeier-Platz 1<br />

87616 Marktoberdorf<br />

Telefon 0 83 42/40 08 45<br />

Telefax 0 83 42/40 08 65<br />

touristik@marktoberdorf.de<br />

www.marktoberdorf.de<br />

Landkreis Ostallgäu<br />

91


Illertissen<br />

Die Residenz der erfolgreichsten Memminger Patrizier und Kaufherrn<br />

Illertissen: Das mächtige Schloss der<br />

reichen Vöhlin prägte die kleine Stadt<br />

Die Vöhlin waren die reichste Patrizier- und Handelsfamilie der nahen Freien<br />

Reichsstadt Memmingen. Fast alles, was Besucher in Illertissen entdecken,<br />

hat in irgendeiner Form mit dem Vöhlinschloss hoch über der Altstadt zu tun.<br />

Die Wasserratten zieht es jedoch in erster Linie ins Spaßbad „Nautilla“.<br />

Stadtbild<br />

Zwischen Kirche und Rathaus<br />

Illertissens Altstadt ist übersichtlich:<br />

Sie liegt an der Hauptstraße zwischen<br />

Bahnhof, Marktplatz und dem neubarocken<br />

Rathaus „Am Reichshof“,<br />

das 1891 entstand. Am Marktplatz<br />

bilden die Pfarrkirche St. Martin, das<br />

Pfarrhaus und das Benefiziatenhaus<br />

(sein Fachwerk stammt aus dem Jahr<br />

1509) ein hübsches Ensemble. Über<br />

allem thront das Vöhlinschloss.<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

Stadtpfarrkirche und Schloss<br />

Im 12. und 13. Jahrhundert errichteten<br />

die Grafen von Kirchberg die Burg<br />

Tissen. Der Memminger Patrizier<br />

Erhard II. Vöhlin erwarb 1520 Burg<br />

und Herrschaft Illertissen und baute<br />

sich eine standesgemäße Residenz.<br />

Landkreis Neu-Ulm<br />

92<br />

Im 16. Jahrhundert wurde das Vordere<br />

Schloss erneuert und das Hintere<br />

Schloss neu erbaut. Die nördlich anschließende<br />

Steinbalustrade und der<br />

Französische Bau entstanden 1705.<br />

Die 1472 erbaute, 1751 umgestaltete<br />

Kapelle gilt als ein Rokokojuwel. Die<br />

Schlossanlage zieht sich um den mit<br />

Eibenkugeln, Buchs und Rosen bepflanzten<br />

Innenhof. Der älteste <strong>Teil</strong><br />

des Schlosses ist der stämmige Torturm,<br />

dessen Untergeschoss noch aus<br />

dem 15. Jahrhundert stammt.<br />

Das Stadtbild dominiert der Turm der<br />

Stadtpfarrkirche St. Martin. Die Vöhlin<br />

ersetzten 1590 einen Vorgängerbau<br />

durch die heutige Kirche. In der<br />

Gruftkapelle von St. Martin ließen<br />

sich die Vöhlin bestatten. Herausragendes<br />

Kunstwerk ist der Hochaltar,<br />

einer der wichtigsten geschnitzten<br />

Altäre der Hochrenaissance (1604).<br />

Direkt neben dem<br />

neubarocken Illertisser<br />

Rathaus sieht<br />

man den Fachwerkgiebel<br />

des feinen<br />

„Gasthofs Krone“.<br />

Geschichte & Geschichten<br />

Bayerisch durch einen Bankrott<br />

Illertissen ist erst seit 1954 Stadt<br />

und heute eine Kommune mit rund<br />

17 000 Einwohnern. Angelegt wurde<br />

die Siedlung „Tussa“ um 500 nach<br />

Christus von Alemannen. Die erste<br />

urkundliche Erwähnung fand 954<br />

statt. 1430 verlieh König Sigismund<br />

dem Dorf das Marktrecht. Ab 1520<br />

residierten die Vöhlin – sie arbeiteten<br />

eng mit den Augsburger Welsern<br />

zusammen – in Illertissen und prägten<br />

diese Stadt. Als die Vöhlin 1757<br />

bankrott gingen, verkauften sie Illertissen<br />

an den bayerischen Kurfürsten<br />

Maximilian III.<br />

Museen<br />

Ein Bienenmuseum im Schloss<br />

Im Vöhlinschloss führt der Weg ins<br />

Karl-August-Forster-Bienenmuseum,<br />

das die Bedeutung der Imkerei dokumentiert.<br />

Das Schloss beherbergt zudem<br />

das Illertisser Heimatmuseum.<br />

Erlebnis & Event<br />

Spaßbad und Freilichtbühne<br />

Das Illertisser Erlebnisbad „Nautilla“<br />

ist mit vier Becken, Strömungskanal,<br />

52 Meter langer Wasserrutsche und<br />

Saunen ganzjährig ein Familienziel.<br />

Neben dem Vöhlinschloss bespielt der<br />

Verein Roth- und Illertal das benachbarte<br />

Freilichttheater.<br />

Essen & Trinken<br />

Feines zum Fachwerk<br />

Beim Rathaus zeigt der „Gasthof<br />

Krone“ Fachwerk aus dem 17. Jahrhundert.<br />

Die „Krone“ ist eines der<br />

besten Restaurants der Region. Auch<br />

der „Dornweiler Hof“ ist ein Tipp.<br />

Übernachten<br />

Schloss-Hotel beim Schloss<br />

Nur wenige Schritte vom Schloss entfernt<br />

liegt das „Hotel am Schloss“, ein<br />

30-Betten-Haus mit drei Sternen.<br />

Umland<br />

Kloster, Fuggerstadt, Römerfunde<br />

Illertissen liegt zwischen Ulm und<br />

Memmingen. Ganz nah: das Fuggerstädtchen<br />

Weißenhorn, das an der<br />

Strecke zum sehenswerten barocken<br />

Kloster Roggenburg liegt. An die<br />

Römer im Illertal erinnern die mächtigen<br />

Mauerreste eines Kastells im<br />

nicht weit entfernten Kellmünz.<br />

Auskunft & Prospekte<br />

Stadt Illertissen/Kulturamt<br />

Hauptstraße 4<br />

89257 Illertissen<br />

Telefon 0 73 03/1 72 11<br />

Telefax 0 73 03/1 72 28<br />

stadt@illertissen.de<br />

www.illertissen.de<br />

Landkreis Neu-Ulm<br />

93


Neu-Ulm<br />

Die Garnisonsstadt entstand ab 1810 als eine Gründung am „Reißbrett“<br />

Neu-Ulm: Die junge bayerische Schwester<br />

des baden-württembergischen Ulms<br />

Ulm und Neu-Ulm sind eine baden-württembergisch/bayerische Doppelstadt.<br />

Zugegeben: Städtetouristen kommen meist wegen des alten Ulms. Doch das<br />

junge Neu-Ulm bietet einiges, was der große Nachbar nicht hat. Natürlich<br />

den schönsten Blick auf Ulm und die Donau, aber auch die großzügigen<br />

Parklandschaften um die Mauerreste der einstigen Bundesfestung.<br />

Stadtbild<br />

Durch rechtwinklige Straßenzüge<br />

An Neu-Ulm verrät die rechtwinklige<br />

Anlage der Straßenzüge sofort, dass<br />

hier eine Stadt „am Reißbrett“ entstanden<br />

ist. Neben Ludwigshafen ist<br />

Neu-Ulm die wichtigste planmäßig<br />

angelegte bayerische Stadtgründung<br />

des 19. Jahrhunderts. 1810 begann<br />

die Anlage der Siedlung „Ulm auf dem<br />

rechten Donauufer“. Die erhaltenen<br />

Anlagen der Bundesfestung, die ab<br />

1842 in Ulm und Neu-Ulm errichtet<br />

wurden, sind noch immer ein markanter<br />

Bestandteil des Stadtbilds.<br />

Der Stadtkern von Neu-Ulm besteht<br />

aus regelmäßig rechteckigen Straßenzügen<br />

zwischen der Donauinsel und<br />

dem Bahnhof. Der Petrusplatz ist die<br />

„gute Stube“ Neu-Ulms. Einen Stein-<br />

Landkreis Neu-Ulm<br />

94<br />

wurf entfernt steht das bedeutendste<br />

Bauwerk Neu-Ulms, die neuromanische<br />

Stadtpfarrkirche St. Johann Baptist.<br />

Östlich davon sieht man das Rathaus<br />

der Stadt, vor dem die Brunnenstele<br />

mit der Plastik „Drei Männer im Boot“<br />

des Neu-Ulmer Bildhauers Edwin<br />

Scharff zum Himmel ragt. Westlich<br />

von St. Johann Baptist findet man<br />

die evangelische Petruskirche: Diese<br />

Garnisonskirche wurde 1867 geweiht.<br />

Vom Donauufer, das den schönsten<br />

Blick auf Ulm gewährt, ist man hier<br />

nirgendwo weit weg. Die Grenze zu<br />

Ulm verläuft in der Mitte des Flusses<br />

und auf der Mitte der Donaubrücke.<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

Eine außergewöhnliche Kirche<br />

Die katholische Stadtpfarrkirche<br />

St. Johann Baptist ist eine architek-<br />

Das Wahrzeichen<br />

von Neu-Ulm ist<br />

der Wasserturm im<br />

Kollmannspark.<br />

tonische Rarität. Der ursprüngliche<br />

neuromanische Backsteinrohbau entstand<br />

von 1857 bis 1860. Zwischen<br />

1922 und 1927 wurde sie von Kirchenbaumeister<br />

Dominikus Böhm vollständig<br />

umgestaltet. Das lichtdurchflutete<br />

Innere der Kirche gilt als einer der<br />

ersten und auch bedeutendsten Versuche<br />

gotisierend-expressionistischer<br />

Sakralbaukunst. Der Markuslöwe auf<br />

einem Pfeiler vor der Kirche entstand<br />

1926/27.<br />

Zu den Sehenswürdigkeiten Neu-Ulms<br />

zählen aber auch die Überreste der<br />

militärischen Vergangenheit dieser<br />

Garnisonsstadt. Das Memminger Tor<br />

in der Dammstraße, <strong>Teil</strong> der Bundesfestung<br />

Ulm, ist die letzte noch bestehende<br />

Toranlage der Befestigungen,<br />

von denen hier noch der Wall,<br />

der Graben und das Glacis erhalten<br />

sind.<br />

Durch das Memminger Tor erreicht<br />

man die Villenstraße, wo der Neu-<br />

Ulmer Glacis-Stadtpark beginnt. Von<br />

hier aus führt der Weg in den nahen,<br />

1919 entstandenen Kollmannspark.<br />

Dort bekam 1900 ein früheres Pulvermagazin<br />

ein achteckiges Oberteil<br />

sowie eine Kuppel aufgesetzt und<br />

wurde so zum Wasserturm. Er ist das<br />

Wahrzeichen der Stadt. Östlich davon<br />

schließt sich heute das weitläufige<br />

Gelände der Landesgartenschau 2008<br />

an, das mittlerweile zu Wohn- und<br />

Freizeitzwecken genutzt wird.<br />

Geschichte & Geschichten<br />

Von Krautgärten zur Kreisstadt<br />

Wo heute Neu-Ulm liegt, waren einst<br />

die Krautgärten und Schießhäuser von<br />

Ulm. Die ehemalige Freie Reichsstadt<br />

fiel 1810 an Baden-Württemberg, die<br />

Siedlungen am rechten Donauufer kamen<br />

zu Bayern. Der Name „Neuulm“<br />

tauchte erstmalig 1814 auf. Unter<br />

König Ludwig I. von Bayern wurde<br />

die rasch wachsende Stadt in die von<br />

1844 bis 1857 errichtete Bundesfestung<br />

Ulm einbezogen, Neu-Ulm<br />

wurde Garnisonsstadt. 1869 erhielt<br />

Neu-Ulm das Stadtrecht. Heute ist<br />

Neu-Ulm die Kreisstadt des gleichnamigen<br />

Landkreises sowie ein prosperierender<br />

Wirtschaftsstandort mit<br />

über 50 000 Einwohnern, der eng mit<br />

dem Nachbarn Ulm zusammenarbeitet.<br />

Vor allem drei Neu-Ulmer kennt man<br />

auch außerhalb der Stadt: den hier<br />

geborenen Flugpionier Hermann Köhl,<br />

der 1928 als Erster in einem dramatischen<br />

36-Stunden-Flug von Irland<br />

nach Labrador den Atlantik in Ost-<br />

West-Richtung überflog, den Bildhauer<br />

Edwin Scharff und den populären<br />

TV-Entertainer Harald Schmidt.<br />

Museen<br />

Skulpturen und ein Kindermuseum<br />

Das „Edwin Scharff Museum“ in den<br />

Neu-Ulmer Museen am Petrusplatz<br />

ist dem 1887 in Neu-Ulm geborenen<br />

Landkreis Neu-Ulm<br />

95


Bildhauer gewidmet. Neben Ernst Barlach,<br />

Georg Kolbe und Wilhelm Lehmbruck<br />

gehörte Scharff zu den großen<br />

deutschen Bildhauern in der ersten<br />

Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Ausstellung<br />

zeigt Skulpturen, Gemälde<br />

und Grafiken Edwin Scharffs, Sonderausstellungen<br />

beleuchten Arbeit und<br />

Werke künstlerischer Wegbegleiter.<br />

Im gleichen Haus befindet sich das<br />

einzige Kinder- und Jugendmuseum<br />

zwischen München und Karlsruhe. ??<br />

????<br />

Essen & Trinken<br />

Ulms feine Küche<br />

Wenn Ulms Besucher besonders<br />

gediegen speisen wollen, wechseln<br />

sie auf die bayerische Seite. Denn<br />

die „Stephan‘s Stuben“ in der Neu-<br />

Ulmer Bahnhofstraße sind ein weithin<br />

bekanntes Feinschmeckerlokal.<br />

Übernachten<br />

Römer-Villa oder First-Class-Hotel<br />

Das „Hotel Römer-Villa“ ist ein kleines<br />

Drei-Sterne-Haus mit 23 Zimmern in<br />

einer Jugendstilvilla im Glacis-Park.<br />

Die Aussicht auf die Stadtsilhouette<br />

von Ulm bietet das moderne Neu-Ulmer<br />

„Mövenpick-Hotel“, das in einem<br />

Park am Donauufer liegt. Auch in den<br />

ländlichen Stadtteilen findet man<br />

empfehlenswerte Übernachtungsmöglichkeiten<br />

wie den „Hotel und Landgasthof<br />

Hirsch“ in Finningen und den<br />

„Landgasthof Meinl“ in Reutti.<br />

Landkreis Neu-Ulm<br />

96<br />

Führungen<br />

Stadterkundung per Bus<br />

Um die anno 1906<br />

zum Großteil abgebrochenen<br />

Mauern<br />

des Neu-Ulmer Parts<br />

der Bundesfestung<br />

Ulm entstanden ausgedehnteParklandschaften<br />

wie der<br />

Glacis-Park.<br />

Bequem mit dem Bus kann man die<br />

bayerisch/baden-württembergische<br />

Doppelstadt Neu-Ulm und Ulm erkunden.<br />

Die Ulm/Neu-Ulm Tourist-<br />

Information bietet diese rund zweistündige<br />

Stadtrundfahrt zu den größten<br />

Sehenswürdigkeiten an.<br />

Umland<br />

Schwäbisches Barock<br />

Der Landkreis Neu-Ulm lockt mit<br />

bayerisch-schwäbischem Barock, beispielsweise<br />

mit dem Kloster Roggenburg.<br />

Der Weg dorthin führt über<br />

die Fuggerstadt Weißenhorn (Reste<br />

der Stadtbefestigungen sowie zwei<br />

Schlösser). Im Neu-Ulmer Stadtteil<br />

Reutti entdeckt man den spätgotischen<br />

Schnitzaltar von St. Margareta.<br />

Der Altar stand einstmals im Ulmer<br />

Münster. Von Neu-Ulm aus ist es mit<br />

dem Auto nur ein Abstecher ins nahe<br />

Legoland Deutschland.<br />

Auskunft & Prospekte<br />

Tourist-Information Ulm/Neu-Ulm<br />

Münsterplatz 50 (Stadthaus)<br />

89073 Ulm<br />

Telefon 07 31/1 61-28 30<br />

Telefax 07 31/1 61-16 41<br />

info@tourismus.ulm.de<br />

www.tourismus.ulm.de<br />

Das Ulmer Münster, das idyllische Fischerviertel und eine Neue Mitte<br />

Ulm: Der höchste Kirchturm der Welt,<br />

gotische Meister und moderne Architektur<br />

Ulm ist der weitaus ältere <strong>Teil</strong> der bayerisch/baden-württembergischen<br />

Doppelstadt Ulm/Neu-Ulm. 700 000 Touristen besuchen jährlich das Ulmer<br />

Münster, die zweitgrößte Kirche Deutschlands mit dem höchsten Kirchturm<br />

der Welt. Die ganze Altstadt ist voller Sehenswürdigkeiten, Geschichte und<br />

Geschichten – vom idyllischen Fischerviertel bis zu den berühmtesten Söhnen<br />

der Stadt, dem Schneider von Ulm und dem Nobelpreisträger Albert Einstein.<br />

Stadtbild<br />

Alte Stadt und die Neue Mitte<br />

Den Ausdruck „Stadtbild“ kann man<br />

in Ulm wörtlich nehmen: Wer vom<br />

Neu-Ulmer Donauufer aus auf Ulm<br />

schaut oder von hier aus die Stadt<br />

fotografiert, hat die ganze romantische<br />

Schauseite des alten Ulms vor<br />

sich – der alles überragende Turm des<br />

Ulmer Münsters, die Stadtmauer, die<br />

Giebel gotischer Bürgerhäuser und<br />

die Fachwerkfassaden des Fischerviertels,<br />

den schiefen Metzgerturm,<br />

das Dach des gotischen Rathauses<br />

und die Spitze der Glasypyramide der<br />

neuen Stadtbibliothek.<br />

In Ulm führt der Weg unweigerlich<br />

zum zentralen Münsterplatz und zum<br />

Ulmer Münster. Auf dem Weg dorthin<br />

kommt man an einigen der bedeutendsten<br />

Sehenswürdigkeiten von<br />

Ulm vorbei. Das gotische Rathaus<br />

und reichsstädtische Repräsentationsgebäude<br />

wie der „Neue Bau“ und das<br />

Schwörhaus sowie die futuristisch<br />

wirkende Glasfassade der neuen<br />

Stadtbibliothek, das Kornhaus und<br />

das Zeughaus nordöstlich des Münsterplatzes<br />

sind kaum zu übersehen.<br />

Auf dem Münsterplatz bezeugen die<br />

gotische Kirche und das im Jahr 1993<br />

vom amerikanischen Stararchitekten<br />

Richard Meier errichtete Stadthaus<br />

mit seiner strahlend weißen Fassade<br />

architektonisch die große Geschichte<br />

Ulms einerseits und die Zukunftsgewandtheit<br />

der Ulmer von heute andererseits.<br />

Um den höchsten Kirchturm<br />

der Welt entdeckt man die idyllischen<br />

Stadt Ulm<br />

97<br />

Ulm


Gassen mit zahlreichen historischen<br />

Fachwerkbauten. Den zeitgenössischen<br />

Kontrast bildet Ulms Neue<br />

Mitte mit spektakulären Neubauten<br />

weiterer renommierter Architekten<br />

entlang der Neuen Straße.<br />

Zurück zum Rathaus: Von hier aus<br />

fällt das Gelände südlich zur Donau<br />

hin ab. Vorbei an der Staufenmauer<br />

von 1220 führt der Weg in das Viertel<br />

der Fischer und Gerber, wo Fachwerkbauten<br />

wie das „Schiefe Haus“ von<br />

1443, die „Ulmer Münz“ von 1620 und<br />

das Zunfthaus der Schiffleute stehen.<br />

Vom Fischerplätzle aus fuhren Ulmer<br />

Schiffleute ihre Waren und zahllose<br />

deutsche Auswanderer in den sogenannten<br />

Schwabenzügen in ferne<br />

Länder Südosteuropas. Die Kleine<br />

Blau und die Große Blau durchziehen<br />

das Viertel mit den engen Gässchen.<br />

Früher war das Fischerviertel das „Ulm<br />

der kleinen Leute“, heute ist es ein<br />

beliebtes Wohngebiet mit abwechslungsreicher<br />

Gastronomieszene.<br />

Zwischen der Stadtmauer und der<br />

Donau lohnt zudem ein Spaziergang<br />

entlang der Stadtmauerpromenade und<br />

des Donauschwabenufers zwischen<br />

der Oberen Donaubastion und der<br />

Adlerbastei. Von ihrer Mauer sprang<br />

1811 der legendäre „Schneider von<br />

Ulm“ mit seinem Flugapparat, als er<br />

versuchte, über die Donau zu schweben.<br />

Der Flugversuch des Luftfahrtpioniers<br />

Albrecht Ludwig Berblinger<br />

Stadt Ulm<br />

98<br />

Eine außergewöhnlich<br />

reich bemalte<br />

Fassade und eine<br />

astronomische Uhr<br />

sieht man am gotischen<br />

Rathaus. Links<br />

ist die Glaspyramide<br />

der Stadtbibliothek<br />

zu erkennen.<br />

endete in der Donau. Um die Ulmer<br />

Altstadt findet man etliche Gebäude<br />

und Verteidigungsbauten der früheren<br />

Bundesfestung. Die Stadt kann<br />

deshalb heute die größte erhaltene<br />

Festungsanlage Europas aus dem 19.<br />

Jahrhundert präsentieren.<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

Zweitgrößte Kirche Deutschlands<br />

und ein einzigartiges Rathaus<br />

Nach dem Kölner Dom ist das Ulmer<br />

Münster die zweitgrößte Kirche in<br />

Deutschland. Sie ist 124 Meter lang,<br />

49 Meter breit und 42 Meter hoch.<br />

Sie bot Raum für 20 000 Gläubige,<br />

die früher im Stehen beteten. 1377<br />

begann der Bau, bis 1543 wurde die<br />

heute evangelische Kirche errichtet.<br />

Der Kirchturm, mit exakt 161,53<br />

Metern der höchste der Welt, war da<br />

noch lange nicht fertiggestellt. 1844<br />

wurde die Münsterbauhütte wieder<br />

eröffnet. Und erst 1890 – nach einer<br />

Bauzeit von 513 Jahren – wurde eine<br />

der bedeutendsten Kirchen der Gotik<br />

vollendet. Einige der schönsten und<br />

zugleich kostbarsten Schnitzwerke<br />

Deutschlands (zum Beispiel das Chorgestühl<br />

aus Eichenholz, das wichtige<br />

Männer und Frauen der Antike darstellt)<br />

sind dort zu sehen. Der Choraltar,<br />

das „Weltgericht“, das 26 Meter<br />

hohe Sakramentshaus und Chorfenster<br />

aus dem 15. Jahrhundert locken jährlich<br />

rund 700 000 Besucher ins Ulmer<br />

Jörg Syrlin d. Ä.<br />

schuf das gotische<br />

Chorgestühl des<br />

Ulmer Münsters. Die<br />

aus Eiche geschnitzten<br />

Büsten antiker<br />

Künstler, Gelehrter<br />

und weissagender<br />

Sybillen entstanden<br />

bis 1474.<br />

Münster. Die Orgel mit ihren 100<br />

Registern und 8920 Orgelpfeifen ist<br />

die zweitgrößte Deutschlands. Nach<br />

dem Aufstieg im Hauptturm über 768<br />

Treppenstufen bietet sich aus 141<br />

Metern Höhe bei klarer Sicht der<br />

weite Ausblick auf die Alpenkette<br />

zwischen der bayerischen Zugspitze<br />

und dem Säntis in der Schweiz.<br />

Unter all den anderen Sehenswürdigkeiten<br />

rund um dieses Münster ragt<br />

das nur wenige Schritte entfernte<br />

gotische Rathaus heraus. Es passt zur<br />

Kaufmannsstadt Ulm, dessen Reichtum<br />

im Spätmittelalter sprichwörtlich<br />

wurde, dass man keinen Neubau erstellte,<br />

sondern im Jahr 1419 in ein<br />

1370 erbautes ehemaliges Kaufhaus<br />

einzog.<br />

Das heutige Rathaus entstand durch<br />

mehrere Aus- und Umbauten. Gotische<br />

Ziergiebel und Zierfenster, Eckfresken,<br />

Erker und Huldigungskanzel,<br />

astronomische Uhr und Renaissancearkaden<br />

gestalten diesen von allen<br />

Seiten sehenswerten Bau. Der Giebel<br />

auf der Südseite zeigt das Gemälde<br />

einer „Ulmer Schachtel“: So hießen<br />

jene Donauschiffe, auf denen Kaufund<br />

Schiffleute flussabwärts fuhren.<br />

Diese Giebelseite zeigt außerdem 31<br />

Wappen von Städten und Regionen,<br />

mit denen Ulm Handel trieb. Vor der<br />

Fassade erinnert der Fischkasten (ein<br />

gotischer Brunnen von 1482 mit Ritterfiguren)<br />

daran, dass die Donau die<br />

heimischen Fischer nährte. Im Treppenhaus<br />

des Rathauses hängt eine<br />

Nachbildung des Flugapparats des<br />

„Schneiders von Ulm“.<br />

Die Keimzelle Ulms findet man vom<br />

Rathaus aus durch die angrenzende<br />

Kronengasse im Weinhof, wo das<br />

Schwörhaus über der Königlichen<br />

Pfalz errichtet wurde. Im Schwörhaus<br />

ist das „Haus der Stadtgeschichte“<br />

mit einer sehenswerten Dauerausstellung<br />

beheimatet.<br />

An den berühmtesten Sohn der Stadt,<br />

den Physiker, Schöpfer der Relativitätstheorie<br />

und Nobelpreisträger Albert<br />

Einstein, erinnert das Einstein-<br />

Haus am Kornhausplatz neben dem<br />

namensgebenden Renaissancebau. In<br />

der Bahnhofstraße westlich des Münsterplatzes<br />

findet man das Albert-Einstein-Monument,<br />

mit dem Ulm das<br />

1879 hier geborene Genie ehrt. Der<br />

freche Einsteinbrunnen steht vor dem<br />

Zeughaus, einem Renaissancebau.<br />

Geschichte & Geschichten<br />

Staufer-Pfalz und Donauschiffe<br />

Nach Augsburg und Nürnberg war<br />

Ulm die drittgrößte unter den bedeutenden<br />

Freien Reichsstädten Süddeutschlands.<br />

Dabei ist die Donaustadt<br />

vergleichsweise jung. Erst 854<br />

wurde Ulm als Königspfalz urkundlich<br />

erwähnt. Im 12. Jahrhundert<br />

wurde Ulm der Hauptstützpunkt der<br />

Stadt Ulm<br />

99


Staufer. 1165 erteilte Kaiser Friedrich<br />

Barbarossa das Stadt- und Münzrecht.<br />

1316 wurde die Donaustadt mit einer<br />

Doppelmauer befestigt. Eine Belagerung<br />

führte 1376 dazu, dass eine Kirche<br />

außerhalb der Stadtmauern abgebrochen<br />

und 1377 der Grundstein für<br />

das Ulmer Münster gelegt wurde.<br />

Der Kirchenbau wurde ausschließlich<br />

aus Mitteln der durch Handel und<br />

Donauschifffahrt reich gewordenen<br />

Bürgerschaft bestritten. Das 14. und<br />

15. Jahrhundert war die Blütezeit<br />

Ulms: Die 21 000 Einwohner zählende<br />

Stadt exportierte Barchent, ein Mischgewebe<br />

aus Baumwolle und Leinen,<br />

sowie Erzeugnisse des Buchdrucks.<br />

Auch der Münsterbau zog bedeutende<br />

Künstler an. Als ständiger Versammlungsort<br />

der schwäbischen Reichsstädte<br />

wurde Ulm ab 1376 und noch<br />

einmal seit 1500 auch ein politisches<br />

Zentrum. Drei Städte und 55 Dörfer<br />

zählten zum Ulmer Territorium – im<br />

heutigen Deutschland das zweitgrößte<br />

einer Reichsstadt nach Nürnberg.<br />

Der Schmalkaldische Krieg und die<br />

Eroberung durch Karl V. von Habsburg,<br />

der Dreißigjährige Krieg und<br />

der Spanische Erbfolgekrieg ließen<br />

Ulm verarmen, was zur Auswanderung<br />

der Donauschwaben beitrug.<br />

1570 bis 1897 war die Donauschifffahrt<br />

von Ulm nach Wien ein wichtiger<br />

Wirtschaftszweig der Stadt, die<br />

1802 bayerisch und 1810 (bis heute)<br />

Stadt Ulm<br />

100<br />

Ein Höhepunkt im<br />

Ulmer Museum ist<br />

der 30 000 Jahre alte<br />

Löwenmensch. Diese<br />

Elfenbeinschnitzerei<br />

wurde in einer der<br />

Höhlen der nahen<br />

Schwäbischen Alb<br />

gefunden.<br />

württembergisch wurde. Heute ist<br />

Ulm eine Universitätsstadt mit rund<br />

120 000 Einwohnern.<br />

Museen<br />

Von Schnitzern und Schachteln<br />

Rund 30 000 Jahre alt ist der aus<br />

einem Mammutzahn geschnitzte<br />

Löwenmensch im „Ulmer Museum“.<br />

Die älteste Tier-Mensch-Plastik der<br />

Welt ist ein Höhepunkt der städtischen<br />

Sammlungen für Kunst und<br />

Kunstgeschichte am Marktplatz, die<br />

außerdem die Ulmer Schnitzkunst<br />

der Spätgotik, Ulmer Schränke und<br />

Kunst und Design des 20. Jahrhunderts<br />

zeigen (zum Beispiel Picasso,<br />

Nolde, Marc, Kandinsky und Klee).<br />

2007 kam die Kunsthalle Weishaupt<br />

mit Kunst ab 1945 hinzu. Ein Steg<br />

Buchen & erleben<br />

Ein Wochenende ganz „spatzial“<br />

„ulm spatzial“ heißt ein Wochenende<br />

beim Ulmer Spatz, einem der<br />

Wahrzeichen der Stadt. Die zweibis<br />

viertägigen Pauschalen in der<br />

Doppelstadt Ulm/Neu-Ulm werden<br />

ganzjährig mit Übernachtung in<br />

der Bandbreite von guten bis First-<br />

Class-Hotels angeboten. Bestandteil<br />

des Arrangements ist die Ulm Card<br />

mit vielen besonderen Leistungen<br />

und Angeboten. Weitere Infos bei<br />

der Ulm/Neu-Ulm Tourist-Info.<br />

Ein Übernachtungs-<br />

Superlativ im idyllischen<br />

Fischerviertel:<br />

Das „Schiefe Haus“<br />

wirbt damit, das<br />

schiefste Hotel der<br />

Welt zu sein.<br />

über die Neue Straße verbindet den<br />

Neubau mit dem Ulmer Museum.<br />

Einzigartig ist das Museum der Brotkultur<br />

Ulm, das seit 1955 (und seit<br />

1981 im historischen Salzstadel) die<br />

kultur- und sozialgeschichtliche Bedeutung<br />

des Brots mit Exponaten aus<br />

40 Ländern belegt. Sonderausstellungen<br />

zeigen Hunderte von Objekten,<br />

darunter große Meister wie Breughel<br />

und Rembrandt, Barlach und Kollwitz.<br />

Das Donauschwäbische Zentralmuseum<br />

bezeugt die Geschichte der Donauschwaben<br />

– Auswanderung auf Ulmer<br />

Schachteln, Leben in der Vielvölkerregion<br />

sowie Flucht und Vertreibung<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg.<br />

Erlebnis & Event<br />

Ulmer Feste auf der Donau<br />

Die großen Ulmer Festtage binden<br />

die Geschichte dieser Stadt und die<br />

Donau in einzigartiger Weise ein. Der<br />

Schwörmontag, der Ulmer „Nationalfeiertag“,<br />

erinnert an die Stadtverfassung<br />

aus dem Jahr 1397. Er wird<br />

jährlich an jedem vorletzten Montag<br />

des Monats Juli gefeiert. Nach dem<br />

Schwur des Oberbürgermeisters aus<br />

dem Großen Schwörbrief folgt das<br />

„Nabada“ auf der Donau, ein Zug von<br />

Booten, ausgefallenen Wasserfahrzeugen<br />

und Hunderten Schwimmern.<br />

Alle vier bis fünf Jahre findet das<br />

Ulmer Fischerstechen statt. Die 16<br />

Stecherpaare auf Zillen (sie stellen<br />

historische Figuren sowie Ulmer Originale<br />

dar) fechten auf der Donau<br />

ein 90-minütiges Turnier aus. An den<br />

beiden Sonntagen vor dem Schwörmontag<br />

findet ein historischer Umzug<br />

durch Ulm statt. Der „Schneider<br />

von Ulm“, Ulmer Stadtsoldaten, Zunftmeister,<br />

Fischermädchen sowie die<br />

Stecherpaare wirken mit.<br />

Im September zeigen die Donaustädte<br />

Ulm und Neu-Ulm bei der gemeinsamen<br />

„Kulturnacht“ ihre ganze<br />

kulturelle Vielfalt. Im Advent lockt<br />

der Weihnachtsmarkt auf den Ulmer<br />

Münsterplatz.<br />

Essen & Trinken<br />

Im Zunfthaus der Schiffleute<br />

Das Zunfthaus der Schiffleute in der<br />

Fischergasse ist auch wegen seiner<br />

langen Geschichte ein Gastronomie-<br />

tipp. Eine Ulmer Schachtel ist das<br />

Motiv des Auslegers vor dem Restaurant<br />

im Fischerviertel. Das Restaurant<br />

„Zur Forelle“ ist in diesem Viertel das<br />

älteste. Atemberaubend ist die Aussicht<br />

aufs Ulmer Münster im Restaurant<br />

„Bellavista“ in der Neuen Mitte.<br />

Übernachten<br />

Im schiefsten Hotel der Welt<br />

Etwas für Menschen, die sonst schon<br />

alles kennengelernt haben, ist das<br />

kleine „Hotel Schiefes Haus“. Mitten<br />

Stadt Ulm<br />

101


Ulm ehrt seinen berühmtesten Sohn:<br />

Der Albert-Einstein-Brunnen steht vor<br />

dem Zeughaus, sein Geburtshaus in<br />

der Bahnhofstraße.<br />

im idyllischen Fischerviertel bietet<br />

es einen „schrägen Superlativ“ – es<br />

ist das schiefste Hotel der Welt. Das<br />

kleine „Hotel Schmales Haus“ in der<br />

Fischergasse auf der anderen Seite<br />

der beiden Blaukanäle ist ein Tipp in<br />

Sachen Originalität und Romantik.<br />

Kinder- & Familienziele<br />

Der „Luftikuss“, ein Tiergarten<br />

und Schiffe auf der Donau<br />

„Luftikuss“ ist – von Mai bis Juni –<br />

ein Kinder-Vergnügungspark in der<br />

Ulmer Friedrichsau. Dort finden junge<br />

Familien auch den Tiergarten Ulm mit<br />

Aquarium und Tropenhaus. Schiffsrundfahrten<br />

auf der Donau starten<br />

von Mai bis Oktober am Metzgerturm.<br />

Führungen<br />

Von der Stadtführung<br />

bis zur „Weißen Rose“<br />

Stadtführungen mit Ulmer Münster<br />

(oder mit Münster und Altstadt pur)<br />

sind die Renner bei Reisegruppen<br />

und Individualgästen. Doch Ulm bietet<br />

außerdem noch eine ganze Reihe<br />

von Spezial- und Erlebnisführungen:<br />

„Auf den Spuren Albert Einsteins“,<br />

„Frauengeschichte in Ulm“ oder auch<br />

„Die Schildwirtschaften“ sind nur drei<br />

Stadt Ulm<br />

102<br />

Beispiele. Es gibt noch Spezielleres –<br />

für Schulklassen Führungen zur KZ-<br />

Gedenkstätte Oberer Kuhberg oder<br />

zum Thema „Weiße Rose“ und den<br />

in Ulm aufgewachsenen Widerstandskämpfern<br />

Hans und Sophie Scholl.<br />

Lesetipps<br />

Der Schneider von Ulm<br />

„Ulm – liebenswerte Donaustadt“<br />

heißt der Titel eines 84-seitigen<br />

Buchs, das Autor Herbert Dörfler und<br />

Fotograf Reinhold Mayer gestalteten.<br />

Wer mehr Zeit aufbringen kann, sollte<br />

Max Eyths historischen Roman<br />

„Der Schneider von Ulm“ lesen.<br />

Umland<br />

Um Ulm und um Ulm herum…<br />

Der Zungenbrecher „In Ulm und um<br />

Ulm und um Ulm herum“ hat für die<br />

Besucher Ulms besondere Bedeutung.<br />

Auch um die Altstadt herum entdeckt<br />

man hochkarätige Ziele. Im Stadtteil<br />

Wiblingen ist das Kloster Wiblingen<br />

mit seiner barocken Bibliothek ein<br />

„Muss“. Die Landschaft der nahen<br />

Schwäbischen Alb hat es in sich:<br />

Dort liegt der Blautopf, die Quelle<br />

des Flüsschens Blau bei Blaubeuren.<br />

In der Karsthöhle „Hohe Fels“ bei<br />

Schelklingen (20 Kilometer westlich<br />

von Ulm) wurde die älteste Menschenfigur<br />

der Welt entdeckt. In den Höhlen<br />

im nördlich von Ulm gelegenen<br />

Lonetal hat man ebenfalls 30 000<br />

Jahre alte Elfenbeinschnitzereien der<br />

Steinzeitjäger (so auch den Ulmer<br />

„Löwenmenschen“) gefunden.<br />

Auf dem Weg dorthin kann man die<br />

neun Kilometer entfernte Rokokokirche<br />

der Benediktinerabtei Oberelchingen<br />

besichtigen. Auf der Autobahn<br />

A 8 sind die nahen Donaustädte<br />

Leipheim (Schloss) sowie Günzburg<br />

(Altstadt und Legoland) bald erreicht.<br />

Wengengasse<br />

Karlstraße<br />

Zeitblomstraße<br />

Ensinger Straße<br />

Olgastraße<br />

Stern gasse<br />

Ulmergasse<br />

Hirschstraße<br />

Karls-<br />

Neue Straße<br />

Fischergasse<br />

Pfauengasse<br />

plaz<br />

Platzgasse<br />

*<br />

Schwörhaus gasse<br />

Münsterplatz<br />

Sattlergasse<br />

Stadtmauer<br />

Zeitblomstraße<br />

Keplerstraße<br />

Herrenkellergasse<br />

Kronengasse<br />

Unter der Metzig<br />

Hafenbad<br />

Neu-Ulm<br />

Kramgasse<br />

Schützenstraße<br />

Frauenstraße<br />

Kornhausgasse<br />

Hafengasse<br />

Schulhausgasse<br />

Herdbruckerstraße<br />

Olgastraße<br />

Donaustraße<br />

Silcherstraße<br />

Frauenstraße<br />

Bockgasse<br />

Steingasse<br />

Marienstraße Friedenstraße<br />

Petrusplatz<br />

H.-Köhl-Straße<br />

Griesbadgasse<br />

Ulm<br />

Wielandstraße<br />

Schwambergerstraße<br />

Münchner Straße<br />

Augsburger Straße<br />

Donau<br />

Maximilianstraße<br />

Bahnhofstraße<br />

� Ulmer Münster � Stadthaus � Rathaus � Schwörhaus � Staufenmauer<br />

� Schiefes Haus � Fischer- und Gerberviertel � Museum der Brotkultur<br />

� Ulmer Museum � Kunsthalle Weishaupt � Metzgerturm und Stadtmauer<br />

� Adlerbastei � Kornhaus � Zeughaus, Einsteinbrunnen � St. Johann Baptist<br />

Ferienstraßen<br />

Barockstraße, Donauradwanderweg<br />

und eine Jakobspilger-Route<br />

Beim Barockkloster in Ulm-Wiblingen<br />

beginnt die Oberschwäbische Barockstraße,<br />

die zu Klöstern, Kirchen und<br />

Profanbauten im „Himmelreich des<br />

Barock“ zwischen der Donau und dem<br />

Bodensee führt. Ulm ist eine Station<br />

des Donauradwanderwegs, der von<br />

Donaueschingen bis nach Wien und<br />

Budapest zu befahren ist. In Ulm beginnt<br />

auch der Iller-Radwanderweg in<br />

Basteistraße<br />

Richtung <strong>Allgäu</strong>. Über die Stadt führt<br />

außerdem der Jakobsweg zwischen<br />

Nürnberg und dem Bodensee.<br />

Auskunft & Prospekte<br />

Tourist-Information Ulm/Neu-Ulm<br />

Münsterplatz 50 (Stadthaus)<br />

89073 Ulm<br />

Telefon 07 31/1 61-28 30<br />

Telefax 07 31/1 61-16 41<br />

info@tourismus.ulm.de<br />

www.tourismus.ulm.de<br />

Kasernstraße<br />

Ringstraße<br />

Stadt Ulm<br />

103<br />

Berblingerstraße


Weißenhorn<br />

Erinnerungen an die Zeit als Residenzort und an die Habsburger<br />

Weißenhorn: Fuggerstadt mit je zwei<br />

Schlössern, Rathäusern und Stadttoren<br />

Weißenhorn darf sich „Fuggerstadt“ nennen, weil es knapp 300 Jahre lang<br />

im Besitz der reichen Grafen Fugger war. Die Familie hat die Stadt nicht nur<br />

mit zwei Schlössern im Süden der Altstadt geprägt. Noch stärker wird das gut<br />

erhaltene mittelalterliche Stadtbild von den beiden Stadttoren dominiert.<br />

Stadtbild<br />

Ein Stadttor als Wahrzeichen<br />

Auch wenn Weißenhorn seine Stadtmauern<br />

im 19. Jahrhundert abgerissen<br />

hat, hat es sich den mittelalterlichen<br />

Grundriss bewahrt. Wo einst die Stadtmauer<br />

verlief, erstrecken sich Grünanlagen<br />

um das Oval des Altstadtkerns.<br />

Ein Wahrzeichen der Stadt ist<br />

das Obere Tor, das mit dem südlich<br />

benachbarten Neuen Rathaus und dem<br />

nördlich angrenzenden Waaghaus<br />

einen idyllischen Baukomplex bildet.<br />

Hinter dieser Postkartenansicht ragt<br />

der Turm der Stadtpfarrkirche Mariä<br />

Himmelfahrt empor. Sie liegt wie das<br />

Obere Tor und die zwei Weißenhorner<br />

Stadtschlösser beim Kirchplatz, von<br />

dem aus die Hauptstraße am Alten<br />

Rathaus vorbei in leicht gekrümmten<br />

Bogen zum Unteren Tor – dem nördlichen<br />

Abschluss der Altstadt – führt.<br />

Landkreis Neu-Ulm<br />

104<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

Zwei Schlösser der reichen Fugger<br />

Die dominierenden Bauten Weißenhorns<br />

stammen jeweils aus der Blütezeit<br />

im 15. und 16. Jahrhundert. Ab<br />

1470 entstanden sowohl das Obere<br />

als auch das Untere Tor. Das Obere<br />

Tor erhielt wohl 1482 sein Vortor mit<br />

zwei massigen Rundtürmen, dahinter<br />

ragt ein quadratischer Torturm auf.<br />

Das Sichtmauerwerk unter dem achtseitigen<br />

Spitzhelm trägt die Wappen<br />

der Habsburger (Doppeladler), der<br />

Fugger und der Stadt (drei Hörner).<br />

Wappen Bayerns und Polens erinnern<br />

an den Bauherrn, Herzog Georg den<br />

Reichen von Bayern-Landshut. Das<br />

Untere Tor wurde vermutlich ab 1527<br />

um zwei weitere Geschosse erhöht,<br />

die nunmehr von Satteldächern, den<br />

Treppengiebeln und einem hölzernen<br />

Glockentürmchen gekrönt werden.<br />

Vier Treppengiebel,<br />

Satteldächer und ein<br />

Glockenturm krönen<br />

das Untere Tor. An<br />

der Nordseite zeigt<br />

ein Fresko die Verleihung<br />

des Stadtrechts<br />

durch Herzog<br />

Ludwig von Bayern-<br />

Landshut anno 1474.<br />

Nach 1460 ließ Jörg von Rechberg das<br />

Alte Schloss errichten. Ein Mittelbau<br />

verbindet es mit dem Neuen Schloss,<br />

das Jakob Fugger der Reiche 1513/14<br />

bauen ließ. Die bis 1871 entstandene<br />

Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt<br />

gehört wegen ihrer byzantinischen,<br />

romanischen und gotischen Stilelemente<br />

zu den bedeutendsten Sakralbauten<br />

des Historismus in der Region.<br />

Geschichte & Geschichten<br />

Von der Burgsiedlung zur Stadt<br />

Weißenhorn entwickelte sich ab dem<br />

12. Jahrhundert aus einer Burgsiedlung<br />

zur Stadt, die lang den Herzögen<br />

von Bayern-Landshut gehörte. 1505<br />

fiel sie an König Maximilian I. von<br />

Habsburg, der sie aber 1507 an Jakob<br />

Fugger verkaufte. Ab 1533 entwickelte<br />

sich Weißenhorn zum Fugger‘schen<br />

Residenzort. Die Produkte der Weißenhorner<br />

Weber wurden bis in die Neue<br />

Welt exportiert. Von einer nur kurzen<br />

Unterbrechung abgesehen, gehörte<br />

die Stadt bis 1806 den Fuggern, ehe<br />

sie zu Bayern kam.<br />

Museen<br />

Ins Heimatmuseum im Waaghaus<br />

1534 ließen die Fugger das Woll- und<br />

Waaghaus erbauen. Dort zeigt heute<br />

das „Weißenhorner Heimatmuseum“<br />

Objekte aus hundert Jahren Stadtgeschichte<br />

sowie Sonderausstellungen<br />

zur Historie der Fuggerstadt.<br />

Erlebnis & Event<br />

Historisches Theaterjuwel<br />

Im ehemaligen Fugger‘schen Zehntstadel<br />

entstand das kleine Hoftheater<br />

des Residenzstädtchens. Im „Historischen<br />

Theater“ werden bis heute Konzerte,<br />

Opern und Theater aufgeführt.<br />

Essen & Trinken<br />

Ausgezeichnete Küche<br />

Der „Hotel-Gasthof zum Löwen“ und<br />

„Neumeiers Hirsch“ (Stadtteil Attenhofen)<br />

wurden im Wettbewerb „Bayerische<br />

Küche“ mit Gold prämiert.<br />

Umland<br />

Barock in Kirche und Kloster<br />

Westlich von Weißenhorn begeistert<br />

die Wallfahrtskirche Mariä Geburt in<br />

Witzighausen durch üppige barocke<br />

Ausstattung. Östlich der Stadt liegt<br />

das einstige Prämonstratenserkloster<br />

Roggenburg (Klosterkirche und -museum)<br />

hoch über dem Tal der Biber.<br />

Auskunft & Prospekte<br />

Stadt Weißenhorn<br />

Memminger Straße 59<br />

89264 Weißenhorn<br />

Telefon 0 73 09/84 54<br />

Telefax 0 73 09/84 50<br />

tourismus@weissenhorn.de<br />

www.weissenhorn.de<br />

Landkreis Neu-Ulm<br />

105


Bad Wörishofen<br />

Zwischen Kurpromenade und Kurpark: Erinnerungen an den „Wasserdoktor“<br />

Bad Wörishofen: Das weltberühmte<br />

Kneipp-Heilbad Nummer eins<br />

In Bad Wörishofen entwickelte Pfarrer Sebastian Kneipp vor mehr als hundert<br />

Jahren sein ganzheitliches Gesundheitskonzept. Heute prägt der Kurbetrieb<br />

die ganze Unterallgäuer Stadt: Kuranwendungen, Kurpromenade, Kurpark<br />

und viele Erinnerungen an den „Wasserdoktor“ lohnen den Weg in die weltberühmte<br />

„Pflegestätte“ der Kneipp‘schen Heilmethode.<br />

Stadtbild<br />

Kneipp hier, Kneipp da<br />

Den Stadtbummel in Bad Wörishofen<br />

beginnt man da, wo Pfarrer Kneipp<br />

wirkte: in der Pfarrkirche St. Justina<br />

an der Hauptstraße. Hier tat der Erfinder<br />

der Kneipp-Kur seinen (geistlichen)<br />

Dienst, im Deckenfresko der<br />

Kirche ist er seit 1932 verewigt, im<br />

Nachbarhaus wohnte und arbeitete<br />

er. Über den Klosterhof geht es zum<br />

gegenüberliegenden mächtigen Vierflügelbau<br />

des Dominikanerinnenklosters<br />

Maria Königin der Engel, wohin<br />

Kneipp 1855 als Beichtvater berufen<br />

worden war. In der Marienkapelle der<br />

Klosterkirche belegt ein Deckenfresko<br />

mit 60 Kräutern das Wirken Kneipps,<br />

eine Gedenktafel an der Fassade weist<br />

auf sein Sterbezimmer hin, und nah<br />

beim Kloster (hier besucht man das<br />

Landkreis Unterallgäu<br />

106<br />

Kneipp-Museum) findet man eine<br />

Nachbildung des Historischen Badehäuschens<br />

sowie der Historischen<br />

Wandelhalle. Der Städtische Friedhof<br />

(an der St.-Anna-Straße) beherbergt<br />

das Kneipp-Mausoleum.<br />

Nur ein paar Schritte vom Kloster entfernt<br />

verläuft die Kneipp-Straße: Die<br />

elegante Kurpromenade führt zum<br />

Kneipp-Denkmal am Denkmalplatz.<br />

Das „Sebastianum“ (die erste von<br />

Kneipp gegründete Krankenanstalt),<br />

Kurhaus, Kurtheater, Musikpavillon<br />

und die Kneipp-Anlage am Kurgarten<br />

sind nur ein paar Schritte entfernt.<br />

Wenige Fußminuten westlich der Kurpromenade<br />

geht der Weg vorbei am<br />

„Kneippianum“ und am „Familien&-<br />

Kindhaus“ (die frühere Kneippianische<br />

Kinderheilstätte) zum Kurpark –<br />

beide Häuser wurden ebenfalls vom<br />

Wörishofer „Wasserdoktor“ gegründet.<br />

Man stößt dabei immer wieder auf<br />

Erinnerungstafeln für Pfarrer Kneipp.<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

Vom Kneipp-Denkmal zum Kurpark<br />

Das wuchtige Kneipp-Denkmal am<br />

Denkmalplatz ist wohl ein „Muss“.<br />

St. Justina (spätgotischer Backsteinturm<br />

und ein Stilmix von Barock bis<br />

Neobarock im Innern), das Sebastian-<br />

Kneipp-Museum und vor allem auch<br />

die Klosterkirche Maria Königin der<br />

Engel – ausgestattet von den Rokokomeistern<br />

Dominikus und Johann Baptist<br />

Zimmermann – sollte man sehen.<br />

Am Eingang des 163 000 Quadratmeter<br />

großen Kurparks empfängt der<br />

Kneipp-Brunnen, der älteste Brunnen<br />

in der Kurstadt. Duft- und Aromagarten,<br />

Rosengarten, Jakobsweiher<br />

und die Kneipp-Anlage sowie drei<br />

Kräutergärten im Stil des Mittelalters,<br />

der Renaissance und der Gegenwart<br />

verleiten zum Spazierengehen. Seit<br />

2008 gibt es hier auch ein Natursole-<br />

Freiluftinhalatorium (von April bis<br />

Oktober) und eine OsteoWalk-Station.<br />

Geschichte & Geschichten<br />

Vom Dorf zur Kurstadt<br />

Die Geschichte Bad Wörishofens verlief<br />

ruhig und friedlich. Im 18. Jahrhundert<br />

entwickelte sich ein florierendes<br />

Dominikanerinnenkloster, das<br />

später säkularisiert und 1847 erneut<br />

eingerichtet wurde. 1855 hatte der<br />

Ort gerade tausend Einwohner. Weltruhm<br />

erlangte Wörishofen nach der<br />

Ernennung Sebastian Kneipps zum<br />

Pfarrer im Jahr 1881. Gut zehn Jahre<br />

später waren seine Wasserkuren so erfolgreich,<br />

dass man den Kurbetrieb<br />

organisierte. 1891 zählte man rund<br />

5000 Kurgäste. Das Prädikat „Bad“<br />

wurde dem Ort 1920 verliehen: Erst<br />

seit 1949 ist Bad Wörishofen Stadt.<br />

Ein Spazierweg durch Düfte ermöglicht<br />

der Kräutergarten im Kurpark.<br />

Museen<br />

Ins Kneipp-Museum<br />

Von Mitte Januar bis Mitte November<br />

zeigt das Sebastian-Kneipp-Museum<br />

auch die Orts- und Klostergeschichte.<br />

Doch die meisten kommen wegen<br />

Kneipp sowie der Dokumentation der<br />

Lebensstationen des „Wasserdoktors“<br />

und der Darstellung seiner Therapie.<br />

Erlebnis & Event<br />

Südseelandschaft in der „Therme“<br />

Ende Oktober heißt es „Jazz goes to<br />

Kur“. Ganzjährig lockt die Bad Wörishofener<br />

„Therme“ zum Baden in einer<br />

Südseelandschaft mit wohlig-warmem<br />

Thermalwasser sowie in die im Jahr<br />

<strong>2009</strong> eröffneten 15 Sauna- und Wellnessbereiche<br />

unter der größten zu<br />

öffnenden Echtglaskuppel Europas.<br />

Buchen & erleben<br />

Kneipp zum Kennenlernen<br />

Bad Wörishofen offeriert eine Vielzahl<br />

von Pauschalen – von „Kneipp<br />

zum Kennenlernen“ über eine Radwanderwoche<br />

bis hin zum Thema<br />

„Therme und Wellness“. Im Gastgeberverzeichnis<br />

findet man insgesamt<br />

150 Pauschalangebote – anzufordern<br />

bei der Kurverwaltung.<br />

Landkreis Unterallgäu<br />

107


Essen & Trinken<br />

Gourmettreffs und die alte Mühle<br />

Bad Wörishofener Gourmettreffs sind<br />

die „Villa Angela“, das „Muschitz“ und<br />

das „Cafe-Restaurant-Hotel Sonnenbüchl“.<br />

Die urige „Katzbrui-Mühle“ (in<br />

einer 1538 erbaute Mühle) im nahen<br />

Apfeltrach verwöhnt mit Hausgemachtem<br />

und fangfrischen Forellen.<br />

Übernachten<br />

Hotels mit vielen Sternen<br />

Die Kurstadt bietet insgesamt drei<br />

5-Sterne-Hotels und etliche Häuser<br />

mit 4-Sternen. Ansonsten findet man<br />

viel Auswahl für jeden Geschmack –<br />

das Gastgeberverzeichnis offeriert<br />

allein 150 Pauschalen.<br />

Kinder- & Familienziele<br />

Zum „<strong>Allgäu</strong> Skyline Park“<br />

„Spannendster Erlebnispark Bayerns“<br />

nennt sich der „<strong>Allgäu</strong> Skyline Park“<br />

in Bad Wörishofen. Zwischen März und<br />

November finden Besucher mit eisernen<br />

Nerven atem(be)raubende Fahrgeschäfte,<br />

aber auch beschaulichere<br />

Fortbewegungsmittel wie ein Dampfkarussell<br />

und eine Kindereisenbahn.<br />

Führungen & Fahrten<br />

Der Weg zu den Düften<br />

Bad Wörishofen bietet sowohl Stadtführungen<br />

als auch Themenwande-<br />

Landkreis Unterallgäu<br />

108<br />

In der Kurpromenade<br />

von Bad Wörishofen:<br />

Überall in der Unterallgäuer<br />

Kurstadt<br />

stößt man auf die<br />

Spuren von Pfarrer<br />

Kneipp.<br />

rungen. Spezielle Führungen leiten<br />

durch den Duft- und Aromagarten des<br />

Kurparks.<br />

Umland<br />

Klöster, Kirchen, Radelwege<br />

Kulturelle Höhepunkte sind die frühere<br />

Benediktiner-Reichsabtei Irsee mit<br />

ihrer barocken Klosterkirche und Türkheim<br />

(Pfarrkirche, Klöster, Herzogsschloss).<br />

Im Bad Wörishofer Stadtteil<br />

Untergammenried lohnt die Rokokokirche<br />

St. Rasso. Mindelheim ist nur<br />

knapp zehn Kilometer entfernt. Ein<br />

250 Kilometer langes Radwandernetz<br />

führt durch Bad Wörishofens Umland.<br />

Ferienstraßen<br />

An der Schwäbischen Bäderstraße<br />

Bad Wörishofen ist eine Station der<br />

Schwäbischen Bäderstraße. Seit dem<br />

Kneipp-Jahr 1997 verbinden Kneipp-<br />

Wanderweg und Kneipp-Radweg die<br />

Kneippkurorte Bad Wörishofen, Bad<br />

Grönenbach und Ottobeuren.<br />

Auskunft & Prospekte<br />

Kurverwaltung<br />

Luitpold-Leusser-Platz 2<br />

86825 Bad Wörishofen<br />

Telefon 0 82 47/99 33 55 oder -56<br />

Telefax 0 82 47/99 33 59<br />

info@bad-woerishofen.de<br />

www.bad-woerishofen.de<br />

Der Handel mit Venedig und Indien brachte Geld in die Freie Reichsstadt<br />

Memmingen: Eine Stadt der Kaufleute,<br />

sieben Wahrzeichen und die „Zwölf Artikel“<br />

Fernhandelskaufleute haben die Freie Reichsstadt Memmingen reich gemacht.<br />

Seine frühere Bedeutung erahnt man auf dem zentralen Marktplatz, um den<br />

sich zahlreiche Sehenswürdigkeiten gruppieren. Kirchen, Patrizier- und Bürgerhäuser<br />

und die Reste der Stadtbefestigung machen die Memminger Altstadt zu<br />

einer der besterhaltenen Süddeutschlands. Die 1525 in Memmingen verfassten<br />

„Zwölf Artikel“ sind weltweit die älteste Erklärung der Menschenrechte.<br />

Stadtbild<br />

Immer am Stadtbach lang:<br />

vom Ulmer zum Kempter Tor<br />

Als Besucher kann man sich schwer<br />

tun mit der Orientierung in den teils<br />

engen Gassen der vormaligen Freien<br />

Reichsstadt. Am besten folgt man zunächst<br />

der Unteren und der Oberen<br />

Bachgasse, die den Stadtbach – der<br />

sich durch die ganze Länge der Altstadt<br />

zieht – zwischen dem Marktplatz<br />

und dem Schrannenplatz begleiten.<br />

Am mittelalterlichen Marktplatz, dem<br />

Zentrum der nördlichen Altstadt, sieht<br />

man das Rathaus (ein Bau mit Stilelementen<br />

der Gotik, der Renaissance<br />

und des Rokoko), das langgestreckte,<br />

farbig bemalte Steuerhaus mit seinem<br />

Laubengang und die Großzunft, das<br />

Gesellschaftshaus der reichen Patrizier<br />

Memmingens. Vom Marktplatz aus<br />

schaut man durch die Ulmer Straße<br />

auf das Ulmer Tor, das nördlichste der<br />

erhaltenen Stadttore. Westlich erkennt<br />

man den markanten Turm der evangelischen<br />

Stadtpfarrkirche St. Martin<br />

am Martin-Luther-Platz. An diesem<br />

Platz findet man das Antonierhaus<br />

und den massigen Fuggerbau.<br />

Östlich des Marktplatzes ragt der<br />

zierliche Turm der Kreuzherrnkirche<br />

empor. Südlich folgt man dem Stadtbach<br />

zum Weinmarkt, wo die Fassadenbemalung<br />

des Kramerzunfthauses<br />

davon erzählt, dass dort deutsche<br />

Geschichte geschrieben wurde. 1525<br />

formulierte eine Bauernversammlung<br />

jene „Zwölf Artikel“, die zur „Verfassung“<br />

des Bauernaufstands wurden.<br />

Die Obere Bachgasse führt in Richtung<br />

Memmingen<br />

Stadt Memmingen<br />

109


Süden zum Schrannenplatz, dem Zentrum<br />

der südlichen Altstadt. Von dort<br />

aus geht es zum Stadttheater am<br />

Theaterplatz, zum Siebendächerhaus<br />

am Gerberplatz und zur Frauenkirche<br />

am Frauenkirchplatz.<br />

Folgt man vom Schrannenplatz aus<br />

der Kempter Straße, stößt man auf<br />

das südliche Ende der Altstadt – das<br />

schlanke Kempter Tor mit dem kleinen<br />

Glockentürmchen, das in seiner Form<br />

auch Vorbild für das Ulmer Tor war.<br />

Nördlich und westlich der Stadt sind<br />

insgesamt zwei Kilometer der Stadtmauer,<br />

fünf Tore (neben dem Ulmer<br />

und dem Kempter Tor das Westertor<br />

nahe dem Martin-Luther-Platz, das<br />

Lindauer Tor und das Einlasstor) sowie<br />

fünf Türme erhalten.<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

Gotische Kirchenbauten und<br />

ein einzigartiges Barockjuwel<br />

Die sieben Wahrzeichen der Stadt<br />

lernt man im Rahmen einer Stadtführung<br />

kennen. Neben der Blauen<br />

Saul (die Ecksäule eines Patrizierhauses<br />

am Marktplatz), dem Siebendächerhaus<br />

am Gerberplatz und der<br />

Wasserkunst im Stadtbach sind dies<br />

die heilige Hildegard und Sagengestalten<br />

wie der Grüne Teufel, der Basilisk<br />

und der „Gaul in der Wiege“.<br />

Schon 1789 nannte ein Chronist die<br />

Martinskirche, die Frauenkirche und<br />

Stadt Memmingen<br />

110<br />

Die Frauenkirche<br />

am Südende der Altstadt<br />

ist vermutlich<br />

die älteste Kirche<br />

Memmingens.<br />

die Kreuzherrnkirche ganz besonders<br />

sehenswert: Die evangelische Pfarrkirche<br />

St. Martin mit ihrem wuchtigen<br />

Turm steht auf ältestem Memminger<br />

Boden. Unter der spätgotischen Kirche<br />

wurden die Relikte eines römischen<br />

Wachturms gefunden. Hauptschmuck<br />

des Inneren sind die Fresken aus dem<br />

15. und 16. Jahrhundert. Das Chorgestühl<br />

zählt zu den bedeutendsten<br />

in Deutschland – es ist ein Werk der<br />

berühmten Memminger Schule um<br />

Ivo Strigel. Der 66 Meter hohe Turm<br />

der Martinskirche, dessen einziger<br />

Außenschmuck das bemalte Zifferblatt<br />

der Turmuhr ist, kann im Rahmen<br />

von Führungen besichtigt werden.<br />

Im Südwesten – am anderen Ende der<br />

Altstadt – liegt die Frauenkirche, die<br />

1258 erstmals erwähnt wurde. Diese<br />

für Schwaben typische Stadtkirche<br />

der Spätgotik (die wohl älteste Memmingens)<br />

wird äußerlich von dem im<br />

14. Jahrhundert errichteten Turm geprägt.<br />

Im Langhaus überraschen bedeutende<br />

spätmittelalterliche Fresken.<br />

Sie zeigen die überlebensgroßen Darstellungen<br />

von Aposteln, Engeln und<br />

Evangelisten, der Klugen und der Törichten<br />

Jungfrauen, Szenen aus dem<br />

Leben Marias an der Turmwand und<br />

einen Weihnachts- und einen Kreuzigungszyklus<br />

in den Vorhallen. Diese<br />

Ausmalungen machen die evangelische<br />

Stadtpfarrkirche zu einem der<br />

bedeutendsten gotischen Kunstdenkmäler<br />

Süddeutschlands.<br />

Das Siebendächerhaus<br />

am Gerberplatz<br />

ist eines der sieben<br />

Wahrzeichen der<br />

Stadt im Unterallgäu.<br />

Als einmaliges Zeugnis barocker Kirchenkunst<br />

und eines der wichtigsten<br />

Baudenkmäler Bayerns gilt der Saal<br />

der Kreuzherrnkirche des 1212 gegründeten,<br />

wenige Schritte vom Rathaus<br />

entfernten Kreuzherrnklosters.<br />

Unter feinstem Wessobrunner Stuck<br />

und den Deckenbildern von Johann<br />

Friedrich Sichelbein finden hier Konzerte<br />

und Ausstellungen statt.<br />

Das reiche Memmingen verkörpert das<br />

Ensemble um den weiten Marktplatz.<br />

Das Rathaus entstand ab 1488, wurde<br />

1589 umgebaut und erhielt 1765<br />

seine heutige barocke Fassade. Das<br />

langgestreckte Steuerhaus wurde 1495<br />

errichtet, erhielt 1705 sein zweites<br />

Stockwerk und 1906/09 die Fassadenmalereien.<br />

Die zunächst 1453 erbaute<br />

ehemalige Großzunft – heute ein<br />

barockes zweigeschossiges Eckhaus –<br />

wurde 1718/19 erneuert. Neben den<br />

vielen Denkmälern der reichen Patrizier<br />

und Kaufherrn steht das Siebendächerhaus,<br />

ein Gerberhaus von 1601<br />

(Lindentorstraße), stellvertretend für<br />

viele sehenswerte Handwerkerhäuser.<br />

An das Memmingen der kleinen Leute<br />

erinnert das liebevoll sanierte ehemalige<br />

Hurenhaus (Weberstraße 54).<br />

Geschichte & Geschichten<br />

Handel mit Indien und Venezuela<br />

machte das alte Memmingen reich<br />

Römer und Alemannen, Franken und<br />

Welfen besiedelten Memmingen. Un-<br />

ter den Staufern baute die Stadt den<br />

Handel aus. König Rudolf I. von Habsburg<br />

machte Memmingen 1268 zur<br />

Freien Reichsstadt. Vom 14. bis zum<br />

16. Jahrhundert war Memmingen eine<br />

führende süddeutsche Handelsstadt.<br />

Noch vor 1400 waren seine Fernhandelskaufleute<br />

in Venedig vertreten.<br />

Patrizische Handelsgesellschaften<br />

entstanden – die bedeutendste war<br />

die der Familie Vöhlin, die sich mit<br />

den Augsburger Welsern zusammenschloss<br />

und dadurch auch in Indien<br />

und Venezuela handelte. Die Konkurse<br />

zahlreicher Handelsgesellschaften,<br />

die Verlagerung der weltwirtschaftlichen<br />

Zentren sowie die Auswirkungen<br />

des Dreißigjährigen Kriegs, des<br />

Spanischen Erbfolgekriegs und der<br />

Napoleonischen Kriege schwächten<br />

die oberschwäbische Freie Reichsstadt.<br />

Sie kam 1803 zu Bayern.<br />

Buchen & erleben<br />

Memminger Impressionen<br />

800 Jahre Stadtgeschichte, private<br />

Stadtführungen durch die Altstadt<br />

sowie ein Museumspass – mit der<br />

Pauschale „Memminger Impressionen“<br />

erforscht man die Stadt. Zwei<br />

Übernachtungen mit Frühstück im<br />

Doppelzimmer eines Hotels am Rand<br />

der Altstadt gibt es für 112 Euro pro<br />

Person (auch für Gruppen möglich).<br />

Infos bei der Stadtinformation.<br />

Stadt Memmingen<br />

111


Die Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg<br />

trafen Memmingen schwer. Heute<br />

ist die oberschwäbische Stadt mit<br />

42 000 Einwohnern die fünftgrößte<br />

im bayerischen Schwaben. Vor den<br />

Toren der Stadt liegt der Zivilflughafen<br />

<strong>Allgäu</strong> Airport.<br />

Museen<br />

Ausstellungen in Baudenkmälern<br />

Die Memminger Museen sind auch<br />

äußerlich sehenswerte Baudenkmäler.<br />

Das Stadtmuseum Memmingen (mit<br />

einer Spezialsammlung des Heimatmuseums<br />

von Freudenthal im sudetendeutschen<br />

Altvatergebirge) ist im<br />

Hermansbau bei der Martinskirche<br />

untergebracht. Nur ein paar Schritte<br />

weiter liegt in der Ulmer Straße das<br />

sogenannte Parishaus. Dieses Rokokopalais<br />

des Kaufmanns Anton Friedrich<br />

Paris von 1736 zeigt im sanierten<br />

Innern Reste seiner Originalausstattung<br />

und Wechselausstellungen.<br />

Im aufwendig sanierten Antonierhaus<br />

(Martin-Luther-Platz), heute europaweit<br />

die besterhaltene spätmittelalterliche<br />

Niederlassung des Antoniterordens,<br />

belegt das Antoniter-Museum<br />

die Bedeutung dieses Hospitalordens.<br />

Er behandelte ausschließlich den<br />

Mutterkornbrand, eine im Mittelalter<br />

epidemisch auftretende Roggenvergiftung.<br />

Das gleiche Haus beherbergt<br />

das Strigel-Museum: Es zeigt die Malund<br />

Bildhauerkünste der Memminger<br />

Stadt Memmingen<br />

112<br />

Im Kramerzunfthaus<br />

am Weinmarkt wurde<br />

deutsche Geschichte<br />

geschrieben. 1525<br />

formulierten dort<br />

aufständische Bauern<br />

die „Zwölf Artikel“,<br />

die erste Erklärung<br />

der Menschenrechte.<br />

Künstlerfamilie Strigel und ihres<br />

Umfelds – und damit herausragende<br />

Werke der schwäbischen Spätgotik.<br />

In einem sanierten klassizistischen<br />

Postgebäude von 1901 ist heute die<br />

„MeWo-Kunsthalle“ untergebracht.<br />

Dort werden Wechselausstellungen<br />

mit zeitgenössischer Kunst gezeigt.<br />

In der Kunsthalle ist darüber hinaus<br />

eine umfangreiche Grafiksammlung<br />

zu besichtigen.<br />

Erlebnis & Event<br />

Fischertag und Wallenstein-Spiele<br />

Der Memminger Fischertag entstand<br />

aus der Notwendigkeit, die Stadtbäche<br />

zu reinigen. 1572 wurde das<br />

jährliche Fest erstmals erwähnt. Mehr<br />

als tausend Freizeitfischer springen<br />

an diesem Festtag um 8 Uhr morgens<br />

auf einen Böllerschuss hin in den<br />

Stadtbach. Nach einer halben Stunde<br />

heftigen Fischens mit dem traditionellen<br />

Fischernetz – dem „Bären“ –<br />

sind bis zu 4000 Forellen gefangen.<br />

Fischerkönig wird, wer die schwerste<br />

Forelle ergattert hat. Zwei Tage vor<br />

dem Fest ziehen Memmingens Schulkinder<br />

fantasievoll ausstaffiert in<br />

einem Umzug durch die Stadt.<br />

Alle vier Jahre feiern mehr als 4000<br />

Memminger in historischen Kostümen<br />

ihre Wallenstein-Spiele – die Stadt<br />

wird in die Zeit des Dreißigjährigen<br />

Kriegs zurückversetzt. Mit historischem<br />

Freilichttheater, Reiterspielen,<br />

dem Einzug Wallensteins und dem<br />

originalgetreuen Lagerleben wird das<br />

Jahr 1632 nachgespielt, als der Generalissimus<br />

den Fuggerbau, den Stadtpalast<br />

der reichen Fugger, besetzte.<br />

Essen & Trinken<br />

Eine historische Weinstube<br />

„Zum Goldenen Löwen“ ist die seit<br />

dem 16. Jahrhundert bekannte älteste<br />

Weinstube Memmingens. Kreative<br />

deutsche Küche bietet das „Restaurant<br />

Klösterle“. Modernes Ambiente in alten<br />

Mauern findet man im „Moritz“,<br />

zugleich Restaurant, Café und Bar.<br />

Übernachten<br />

Zentral oder am See<br />

Im „Hotel Weisses Ross“ zeugt ein Gewölbekeller<br />

von der bis ins 15. Jahrhundert<br />

zurückreichenden Historie.<br />

Das „Hotel Falken“ bietet in zentraler<br />

Lage (nicht nur) Radwanderern ein<br />

Bett für die Nacht und einen Abstellplatz<br />

für das Fahrrad. In Buxheim ist<br />

auch Camping am See möglich.<br />

Führungen & Fahrten<br />

Gruselige Führungen für Gruppen<br />

Neben der konventionellen Stadtführung<br />

für Gruppen bietet Memmingen<br />

im Winter für Gruppen „Hexen, Henker<br />

und Gespenster – Gruselführung mit<br />

dem Nachtwächter“ an – ein Rundgang<br />

zu Tragischem und Komischem<br />

aus der Kriminalgeschichte der Stadt.<br />

Den Individualgästen wird von Mai bis<br />

Oktober wöchentlich ein Programm<br />

mit Stadtrundgängen und Themenführungen<br />

geboten.<br />

Lesetipps<br />

Zwei Führer durch Memmingen<br />

„Memmingen – Schlüssel zur Stadt“<br />

heißt ein Taschenbuch von Sabine<br />

Rogg und Christoph Engelhard, das<br />

Das Kempter Tor ist eines von fünf<br />

erhaltenen Memminger Stadttoren.<br />

auf über 140 Seiten auch über versteckte<br />

Seiten der Stadt informiert.<br />

Viele Details zu Stadt und Umland<br />

zeigt auch das über 120 Seiten starke<br />

Taschenbuch „Eine Stunde Zeit für<br />

Memmingen“ (Uli und Walter Braun).<br />

Umland<br />

Drei Höhepunkte ganz nah<br />

Ganz nah liegen die Kartause Buxheim<br />

mit ihrem berühmten Chorgestühl,<br />

die Basilika in Ottobeuren<br />

sowie das erste Freilichtmuseum<br />

Bayerns, das Schwäbische Bauernhofmuseum<br />

Kronburg-Illerbeuren.<br />

Ferienstraßen<br />

An der Barockstraße<br />

Memmingen liegt an der Oberschwäbischen<br />

Barockstraße – der Saal der<br />

Kreuzherrnkirche ist ein Höhepunkt<br />

dieser Kulturroute.<br />

Auskunft & Prospekte<br />

Stadtinformation<br />

Marktplatz 3<br />

87700 Memmingen<br />

Telefon 0 83 31/8 50-1 72, -1 73<br />

Telefax 0 83 31/8 50-1 78<br />

info@memmingen.de<br />

www.memmingen.de<br />

Stadt Memmingen<br />

113


Mindelheim<br />

Der „Vater der Landsknechte“ und seine Burg prägten Mindelheim<br />

Mindelheim: Der Vater der Landsknechte<br />

und der größte Faschingsnarr der Welt<br />

Überall in Mindelheim stößt man auf Georg I. von Frundsberg – „der Landsknechte<br />

lieben Vater“. Seine Burg schaut auf die Stadt, die ihn am Rathauserker<br />

mit einem Denkmal ehrt. Das historische Frundsbergfest zieht alle drei<br />

Jahre Gäste von weit her in die Altstadt. In Mindelheim findet man aber<br />

auch den vermutlich größten Faschingsnarren der Welt.<br />

Stadtbild<br />

Eine Stadt zwischen drei Toren<br />

Kommt man mit dem Auto über die<br />

Autobahn Landsberg-Memmingen nach<br />

Mindelheim, erkennt man die Mindelburg<br />

schon von weitem. Die Altstadt<br />

von Mindelheim nimmt man dagegen<br />

erst wahr, wenn man beim Oberen<br />

Tor ankommt, wo auch die Stephanskirche<br />

und der Malefizturm, ein ehemaliger<br />

Gefängnisturm, ins Blickfeld<br />

rücken. Durch das Obere Tor führt der<br />

Weg in die Maximilianstraße: In der<br />

Mitte liegt der Marienplatz mit dem<br />

Marienbrunnen, wo man eine Stadterkundung<br />

am besten beginnt.<br />

Kaum zu übersehen ist die braunrote<br />

Neurenaissancefassade des dortigen<br />

Rathauses – das 1897 umgebaute<br />

Weberzunfthaus. Am Rathauserker<br />

Landkreis Unterallgäu<br />

114<br />

wacht das Standbild Georgs I. von<br />

Frundsberg – des „Vaters der Landsknechte“,<br />

Herrn der Mindelburg und<br />

Siegers in der Schlacht bei Pavia im<br />

Jahr 1525 – über die Stadt.<br />

Vom Marienplatz aus schaut man<br />

durch die Kornstraße in Richtung<br />

Norden auf das quadratische, zinnenbekrönte<br />

Einlasstor. Das dritte erhaltene<br />

Stadttor im Westen der Altstadt<br />

lässt den Verlauf der unregelmäßig<br />

rechteckigen Anlage der ehemaligen<br />

Stadtbefestigung erkennen:<br />

Das Untere Tor könnte beim ersten<br />

Hinsehen als der Kirchturm der angrenzenden<br />

turmlosen Jesuitenkirche<br />

durchgehen.<br />

Neben den meist barocken Bürgerhäusern<br />

an der Maximilianstraße fallen<br />

mehrere kirchliche und klösterliche<br />

Den prominentesten<br />

Besitzer der Mindelburg<br />

hoch über der<br />

Stadt Mindelheim<br />

entdeckt man als<br />

Statue am Rathauserker.<br />

Der Söldnerführer<br />

Georg I. von<br />

Frundsberg wurde<br />

als „Vater der Landsknechte“<br />

populär.<br />

Bauten im Stadtbild auf. Beim Oberen<br />

Tor steht die katholische Stadtpfarrkirche<br />

St. Stephan neben dem Franziskanerinnenkloster<br />

Heilig Kreuz (heute<br />

auch der Sitz des Heimatmuseums)<br />

und der Gruftkapelle. Gegenüber dem<br />

Rathaus steht das ehemalige Heilig-<br />

Geist-Spital, und beim Einlasstor die<br />

ehemalige Silvesterkirche mit dem<br />

48 Meter hohen Kappelturm (heute<br />

der Sitz des Schwäbischen Turmuhrenmuseums).<br />

Beim Unteren Tor stößt<br />

man auf das einstige Jesuitenkolleg<br />

mit der Jesuitenkirche und das Institut<br />

der Maria-Ward-Schwestern.<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

Eine Burg und viele Kirchen<br />

Der Mittelpunkt der Stadt ist das Rathaus,<br />

das 1658 errichtet wurde. 1897<br />

wurde sein Äußeres umgestaltet, seit<br />

1903 sieht man die überlebensgroße<br />

Statue Georgs I. von Frundsberg am<br />

Südwesterker. Der Sitz der Herren von<br />

Frundsberg war die Mindelburg, die<br />

weithin sichtbar hoch über der Stadt<br />

steht. Die angeblich 1370 von Herzog<br />

Friedrich von Teck erbaute Burganlage<br />

erwarben die Frundsberger 1467 und<br />

besaßen sie bis 1586. Unter Georg I.<br />

von Frundsberg war auch der Habsburgerkaiser<br />

Maximilian I. zu Gast.<br />

Den Frundsbergern des 15. und 16.<br />

Jahrhunderts verdankt die Burganlage<br />

wohl ihr heutiges Erscheinungsbild.<br />

Die im Dreißigjährigen Krieg beschädigte<br />

Burg wurde 1670 erneuert, 1878<br />

um neugotische Bauten erweitert. Die<br />

Außenbesichtigung ist möglich. Der<br />

Aussichtsturm bietet den besten Blick<br />

auf die Stadt (April bis Oktober).<br />

Unter den zahlreichen Kirchen und<br />

Kapellen ragen St. Stephan, die Gruftkapelle<br />

bei St. Stephan, die Jesuitenkirche<br />

Mariä Verkündigung sowie die<br />

Liebfrauenkapelle (westlich der Mindel<br />

außerhalb der Altstadt) heraus. In<br />

der barocken Stephanskirche wurden<br />

1712/13 <strong>Teil</strong>e des spätgotischen Vorgängerbaus<br />

einbezogen. Hier findet<br />

man Tafeln eines Frundsbergaltars<br />

sowie Grabdenkmäler Georgs I. und<br />

Georgs II. von Frundsberg. Die benachbarte<br />

Gruftkapelle ist eine Doppelkapelle:<br />

Aus einem spätgotischen<br />

Beinhaus entstanden um 1700 die<br />

Unterkapelle Maria Schnee und die<br />

Oberkapelle St. Michael.<br />

Die geschwungenen Galerien der einschiffigen<br />

Wandpfeileranlage, elegante<br />

Ziergitter und zarter, in Weiß, Gelb<br />

und Rosa gehaltener Stuck prägen die<br />

Jesuitenkirche Mariä Verkündigung.<br />

Im 17. und 18. Jahrhundert hatten<br />

die Jesuiten die spätgotische Augustinerkirche<br />

vollständig umgebaut und<br />

barockisiert. Ebenfalls im 17. und 18.<br />

Jahrhundert wurde die wohl um 1455<br />

entstandene Liebfrauenkapelle umgebaut,<br />

ihr Inneres im Stil des Barock<br />

umgestaltet. Hier entdeckt man in<br />

einem Schrein von 1645 ein Hochrelief<br />

mit der „Mindelheimer Sippe“.<br />

Landkreis Unterallgäu<br />

115


Die bedeutende schwäbische Arbeit<br />

wurde um 1510/20 geschaffen.<br />

Geschichte & Geschichten<br />

Ein Vorfahr Winston Churchills<br />

Ursprünglich war Mindelheim vermutlich<br />

eine Siedlung der Alemannen.<br />

1046 wurde der Ort erstmals urkundlich<br />

erwähnt. Die Lage Mindelheims –<br />

seit 1250 Stadt – an der Salzstraße<br />

zwischen Memmingen und München<br />

förderte seine Entwicklung. 1467 erwarben<br />

Ulrich und Hans von Frundsberg<br />

aus Tirol die Herrschaft Mindelheim<br />

und die Mindelburg. Als 1586 der<br />

letzte Frundsberger kinderlos starb,<br />

erbten die Fugger die Herrschaft zu<br />

zwei Dritteln. Ein daraus resultierender<br />

Erbstreit endete damit, dass der<br />

bayerische Herzog Maximilian I. die<br />

Stadt an der Mindel 1616 besetzte.<br />

Während des Spanischen Erbfolgekriegs<br />

unterstand Mindelheim von<br />

1705 bis 1715 John Churchill Herzog<br />

von Marlborough, einem Vorfahren<br />

Winston Churchills, ehe es erneut zu<br />

Bayern kam. 1778 bis 1780 war die<br />

Stadt österreichisch, danach blieb sie<br />

bayerisch. Heute ist Mindelheim die<br />

Kreisstadt das Landkreises Unterallgäu.<br />

Museen<br />

Von Krippen, Textilien und Uhren<br />

Das Heimatmuseum im Kloster Heilig<br />

Kreuz zeigt die Geschichte der Stadt,<br />

Landkreis Unterallgäu<br />

116<br />

Nördlich des Mindelheimer<br />

Rathauses<br />

steht das Einlasstor<br />

und zeigt den Verlauf<br />

der teilweise<br />

abgerissenen oder<br />

überbauten früheren<br />

Stadtbefestigung.<br />

des Adels, der Bürger und Bauern,<br />

sakrale Kunst, Volkskunst, Hausrat<br />

und Trachten. Das Schwäbische Turmuhrenmuseum<br />

in der Silvesterkirche<br />

stellt 50 funktionsfähige Turmuhren<br />

von 1562 bis 1978, Taschenuhren<br />

und Sonnenuhren aus.<br />

Das frühere Jesuitenkolleg beherbergt<br />

ein Schwerpunktmuseum des Bezirks<br />

Schwaben mit gleich drei Museen.<br />

Das Schwäbische Krippenmuseum<br />

zeigt Weihnachtskrippen und Klosterarbeiten,<br />

das Textilmuseum Mode<br />

ab dem 18. Jahrhundert, Wohnkultur<br />

von 1850 bis 1920 sowie Paramente.<br />

Das Südschwäbische Archäologiemuseum<br />

ist ein Zweigmuseum der<br />

Archäologischen Staatssammlung<br />

in München und widmet sich der Besiedlung<br />

und Kultur Schwabens von<br />

der Eiszeit bis ins frühe Mittelalter.<br />

Erlebnis & Event<br />

Frundsbergfest und Faschingsnarr<br />

In der närrischen Zeit hat Mindelheim<br />

einen Superlativ – den wohl größten<br />

Fachingsnarren der Welt – zu bieten.<br />

Im Jahr 1909 verkleideten einige<br />

Mindelheimer erstmals spaßeshalber<br />

das Obere Tor. Die heute 21 Meter<br />

hohe Turmverkleidung aus bemaltem<br />

Sackleinen stellt den „Durahansl“ –<br />

einen Hanswurst mit blau-gelber<br />

Narrenkappe – dar: Er ist ein Wahrzeichen<br />

Mindelheims und der vermutlich<br />

größte Faschingsnarr der Welt.<br />

Seit mehr als hundert<br />

Jahren ziert der<br />

„Durahansl“ – ein<br />

Hanswurst mit blaugelber<br />

Kappe – in<br />

der Faschingszeit<br />

das Obere Tor. Die<br />

Turmverkleidung ist<br />

21 Meter hoch.<br />

Seit 1936 wird die „Amme“, das weibliche<br />

Pendant des „Durahansl“, an der<br />

Rückseite des Oberen Tors aufgezogen.<br />

Seit dem Jahr 1953 komplettiert die<br />

„Columbine“ an einer Hausfassade das<br />

närrische Dreigestirn. Am „Gumpigen<br />

Donnerstag“ ziehen die menschlichen<br />

Faschingsnarren durch Mindelheim.<br />

Alle drei Jahre feiert Mindelheim zu<br />

Ehren des „Vaters der Landsknechte“<br />

das Frundsbergfest. Im Juni und Juli<br />

ziehen Landsknechtshaufen und ihr<br />

Tross durch die Stadt. Die Mindelburg<br />

ist im Juli Schauplatz des Weinfests.<br />

Unterhalb der Burg findet im August<br />

ein „Mondlicht Open Air“ statt. „Jazz<br />

isch“ heißen die Jazztage im Frühjahr.<br />

In der Weihnachtszeit sieht man in<br />

der Jesuitenkirche die „Mindelheimer<br />

Krippe“ mit 80 barocken Figuren.<br />

Essen & Trinken<br />

Biergarten mit Ausblick<br />

Im Sommer sitzt man gern im Biergarten<br />

des „Restaurant-Café Weberhaus“<br />

in der Mühlgasse – mit Blick<br />

auf die angrenzende Mindel, auf das<br />

Untere Tor und die Jesuitenkirche.<br />

Das Haus bietet ambitionierte Küche.<br />

Übernachten<br />

Zentral mit langer Tradition<br />

Zentraler geht es kaum: Das „Hotel<br />

Alte Post“ (bis 1875 eine Posthaltestelle)<br />

ist bis in das 18. Jahrhundert<br />

belegt. 1796 bewahrte die Posthalterin<br />

Mindelheim vor der Plünderung.<br />

Führungen & Fahrten<br />

Abendführungen mit Nachtwächter<br />

Mindelheim und seine Geschichte<br />

kann man abends bei Rundgängen erkunden.<br />

Ein Nachtwächter führt durch<br />

stille Winkel und in festlich erleuchtete<br />

Kirchen. Von Mai bis Oktober<br />

werden an jedem zweiten und letzten<br />

Samstag im Monat Stadtrundgänge<br />

angeboten (14.30 Uhr, Theaterplatz).<br />

Umland<br />

Der Zedernsaal im Fuggerschloss<br />

Die Wallfahrtskapelle Maria Schnee<br />

im nahen Dörfchen Nassenbeuren ist<br />

ein Barockkleinod. Im Fuggerschloss<br />

Kirchheim staunt man über den berühmten<br />

Zedernsaal. In der benachbarten<br />

Kirche sieht man das Grabmal<br />

mit der lebensgroßen Liegefigur des<br />

Bauherrn Hans Fugger. Bad Wörishofen<br />

ist rund zehn Kilometer entfernt.<br />

Auskunft & Prospekte<br />

Tourist-Information Mindelheim<br />

Maximilianstraße 26/Rathaus<br />

87719 Mindelheim<br />

Telefon 0 82 61/99 15 20<br />

Telefax 0 82 61/99 15 42<br />

touristinfo@mindelheim.de<br />

www.mindelheim.de<br />

Landkreis Unterallgäu<br />

117


Bad Wurzach<br />

Das älteste Moorheilbad der Region ist das Relikt einer Eiszeit<br />

Bad Wurzach: Kuren in der ehemaligen<br />

Residenzstadt eines fürstlichen Hauses<br />

Bad Wurzach ist ein hübsches, übersichtliches Städtchen – und das älteste<br />

Moorheilbad im württembergischen <strong>Allgäu</strong>. Mitten in der Stadt erinnern das<br />

Alte und das Neue Schloss der Wurzacher Linien des Hauses Waldburg daran,<br />

dass hier einmal eine Residenzstadt war. Im Neuen Schloss entdeckt man das<br />

wohl schönste Barocktreppenhaus Oberschwabens.<br />

Stadtbild<br />

Von der Schloß- zur Schulstraße<br />

Übersichtlicher als in Bad Wurzach<br />

kann ein Stadtzentrum kaum sein.<br />

Fast alle für Besucher wesentlichen<br />

Ziele liegen an der Schloßstraße, der<br />

Markt- und der Schulstraße zwischen<br />

dem Spital zum Heiligen Geist und<br />

der Stadtpfarrkirche St. Verena. Der<br />

kaum zu übersehende Mittelpunkt der<br />

Kurstadt ist das Ensemble des Alten<br />

und des Neuen Schlosses. Vor den<br />

beiden Schlössern stehen das Rathaus<br />

und die Mariensäule.<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

Das schönste Barocktreppenhaus<br />

in Oberschwaben<br />

Die klar gegliederte Anlage des Neuen<br />

Schlosses mitten in Wurzach – eine<br />

Landkreis Ravensburg<br />

118<br />

Dreiflügelanlage mit zwei zur Stadt<br />

hin gelegenen Wachpavillons – ist<br />

in ihren Ausmaßen erstaunlich. Von<br />

1723 bis 1728 ließ Graf Ernst Jakob<br />

von Waldburg-Zeil-Wurzach das Neue<br />

Schloss mit dem zentralen Treppenhaus<br />

errichten: Diese Raumschöpfung<br />

eines unbekannten Meisters gilt wegen<br />

ihrer Stuckornamentik, Balustraden<br />

und Illusionsmalerei als das wohl<br />

schönste barocke Treppenhaus in<br />

Oberschwaben.<br />

Von einem Vorgängerbau – dem Alten<br />

Schloss – sind lediglich noch der 1691<br />

erneuerte Nebenflügel und die 1612<br />

erbaute, 1708/09 neu ausgestattete<br />

Kapelle St. Maria und Georg erhalten.<br />

Ein Grabdenkmal aus Sandstein zeigt<br />

den 1467 verstorbenen Truchsess<br />

Georg I. von Waldburg als überlebensgroße<br />

Standfigur.<br />

Das schönste barocke<br />

Treppenhaus in ganz<br />

Oberschwaben ist im<br />

Neuen Schloss in Bad<br />

Wurzach zu sehen.<br />

Die Stadtpfarrkirche St. Verena, ein<br />

klassizistischer, dreischiffiger Saalbau,<br />

entstand in den Jahren 1775 bis<br />

1777 über einem spätgotischen Vorgängerbau.<br />

In dieser Zeit schuf man<br />

auch die heutige Innenausstattung.<br />

In der Kirche entdeckt man aber eine<br />

Figurengruppe (Gottvater und Christus)<br />

aus der Zeit um 1480/90 sowie<br />

ein Grabdenkmal der 1515 verstorbenen<br />

Truchsessin Helena von Waldburg.<br />

Sie war die Stifterin des benachbarten<br />

einstigen Franziskanerinnenklosters<br />

Maria Rosengarten – und die Mutter<br />

des berühmt-berüchtigten „Bauernjörg“,<br />

der 1525 den Bauernaufstand<br />

in Schwaben blutig niederschlug.<br />

Am Stadtrand von Bad Wurzach liegt<br />

auf dem Gottesberg die Wallfahrtskirche<br />

Heilig Kreuz. Sie wurde 1712<br />

von Graf Ernst Jakob und Gräfin Anna<br />

Ludovica von Waldburg-Zeil-Wurzach<br />

gestiftet und 1718 geweiht. Der Weg<br />

Der Blick auf den<br />

Turm der Stadtpfarrkirche<br />

St. Verena.<br />

auf den Gottesberg lohnt allein schon<br />

wegen der schönen Aussicht auf Bad<br />

Wurzach und die Alpenkette.<br />

Geschichte & Geschichten<br />

Residenzstadt und Moorbad<br />

Erstmals besiedelt wurde Wurzach<br />

während der Karolingerzeit. Von den<br />

damaligen Waldrodungen leitete sich<br />

der Name des Orts ab. Nach den Karolingern<br />

und Welfen beherrschten die<br />

Staufer diese Ortschaft, deren Stadtwappen<br />

ein roter Krebs schmückt –<br />

ein Hinweis darauf, dass in der Ach<br />

lange Zeit Edelkrebse gefischt wurden.<br />

1273 wurde Bad Wurzach erstmals<br />

Stadt genannt. 1333 erhielt es das<br />

Memminger Stadtrecht.<br />

Eine Burg ist in Wurzach seit 1422<br />

belegt. Durch die <strong>Teil</strong>ung des Hauses<br />

Waldburg (1429) kam Wurzach zuerst<br />

an die Linie Waldsee, 1601/06 an die<br />

Landkreis Ravensburg<br />

119


Linie Zeil und 1803 an die fürstliche<br />

Linie Waldburg-Zeil-Wurzach. Das<br />

wohl bekannteste Mitglied der Familie<br />

ist der „Bauernjörg“, Truchsess Georg<br />

III., der 1525 den Aufstand der Bauern<br />

mit drakonischer Härte niederschlug.<br />

In Wurzach trieb er die Aufständischen<br />

mit Kanonen auseinander.<br />

Im 20. Jahrhundert wurde Wurzach<br />

ein friedliches Moorbad, seit 1950<br />

führt die Stadt den Zusatz „Bad“.<br />

Museen<br />

Ein Naturschutzzentrum fürs Moor<br />

Das Naturschutzzentrum kümmert sich<br />

um den Erhalt des Wurzacher Rieds,<br />

Vorträge und Exkursionen informieren<br />

die Gäste des Kurorts. Ausstellungen<br />

im Naturschutzzentrum erklären die<br />

Entstehung, die Funktion, Pflanzenund<br />

Tierwelt dieser nach der Eiszeit<br />

in 20 000 Jahren entstandenen Moorlandschaft.<br />

Das Torfmuseum im Zeiler<br />

Torfwerk bezeugt die harte Arbeit der<br />

Menschen im Wurzacher Ried. Das 16<br />

Quadratkilometer große Naturschutzgebiet,<br />

die größte intakte Hochmoor-<br />

Urlandschaft in Mitteleuropa, erhielt<br />

mehrfach das Europa-Diplom.<br />

Erlebnis & Event<br />

Rathaus-Sturm und Reiterwallfahrt<br />

Zum Ende des Faschings kann man<br />

in Bad Wurzach die typisch alemannische<br />

Fasnet erleben – mit urigen<br />

Holzmasken, dem Sturm aufs Rathaus<br />

und dem Rosenmontagsumzug. Jährlich<br />

im Sommer finden die Residenzkonzerte<br />

im Schloss statt. Bei der<br />

zweitgrößten Reiterprozession Mitteleuropas<br />

ziehen jedes Jahr am zweiten<br />

Freitag im Juli über 1500 Reiter und<br />

tausende Wallfahrer zur Heilig-Kreuz-<br />

Kirche auf dem Gottesberg.<br />

Die klassischen Anwendungen werden<br />

durch eines der jüngsten Thermalbäder<br />

in Baden-Württemberg, die<br />

Landkreis Ravensburg<br />

120<br />

„Gesundheits- und Wellnessoase<br />

Vitalium“, ergänzt. Das Kurprogramm<br />

aus Moor- und medizinischen Bädern,<br />

Bewegungs- und Entspannungstherapie,<br />

Massagen und Lymphdrainagen<br />

wird durch Thermalbaden, Sauna und<br />

Wellness-Anwendungen abgerundet.<br />

Essen & Trinken<br />

Ins Kurhaus im Kurpark<br />

Das Kurhaus am Kurpark bewirtet im<br />

Restaurant und im Café mit eigener<br />

Konditorei. Der gepflegte „Gasthof<br />

Adler“ liegt zentral in der Schloßstraße.<br />

Weitere Auskünfte über das<br />

breite Angebot (auch bei den Übernachtungen)<br />

bei der Kurverwaltung.<br />

Umland<br />

Drei Städte, drei Schlösser<br />

Bad Wurzach liegt zwischen den drei<br />

Städten Memmingen, Leutkirch und<br />

Bad Waldsee. Wer mehr über das Haus<br />

Waldburg-Zeil erfahren will, kann die<br />

drei Schlösser in Zeil, Wolfegg (mit<br />

Kunstsammlungen, Automuseum und<br />

Bauernhofmuseum) und Waldburg<br />

besichtigen. Und der Bodensee ist<br />

hier nur rund 45 Kilometer entfernt.<br />

Ferienstraßen<br />

Baden an der Barockstraße<br />

Bad Wurzach liegt am Kreuzungspunkt<br />

der Oberschwäbischen Barockstraße<br />

und der Schwäbischen Bäderstraße.<br />

Auskunft & Prospekte<br />

Kurverwaltung Bad Wurzach<br />

Mühltorstraße 1<br />

88410 Bad Wurzach/<strong>Allgäu</strong><br />

Telefon 0 75 64/30 21 50<br />

Telefax 0 75 64/30 21 54<br />

info@bad-wurzach.de<br />

www.bad-wurzach.de<br />

Eine mittelalterliche Stadtbefestigung um eine Altstadt mit viel Barock<br />

Isny: Stadttore und Stadtmauern, ein<br />

Schloss und Störche auf dem Rathaus<br />

Isny ist mit 14 500 Einwohnern die kleinste der früheren Freien Reichsstädte<br />

im <strong>Allgäu</strong>. Ein fast vollständig erhaltener mittelalterlicher Mauerring mit<br />

sechs Stadttoren und -türmen umgibt die Altstadt des Heilklimatischen Kurorts.<br />

In den Mauern der Stadt erinnern ein Schloss und eine Bibliothek, eine<br />

Münzwerkstatt und Gefängniskritzeleien an das Leben früherer Stadtbewohner.<br />

Stadtbild<br />

Vom alten Torturm über ein<br />

Residenzschloss zum Rathaus<br />

Isny könnte man als das „Nördlingen<br />

des <strong>Allgäu</strong>s“ bezeichnen. Die nahezu<br />

rundherum erhaltene Stadtbefestigung<br />

zieht sich um das Oval der Altstadt,<br />

deren Visitenkarte das Ensemble um<br />

das im Norden gelegene Wassertor<br />

mit der benachbarten evangelischen<br />

Nikolaikirche und der katholischen<br />

Stadtpfarrkirche St. Georg ist. Gleich<br />

neben St. Georg steht das dreiflügelige,<br />

1631 errichtete Benediktinerkloster,<br />

das 1802 säkularisiert wurde:<br />

Es fiel an die Reichsgrafen von Quadt-<br />

Wykradt und wurde damit zu einer<br />

weltlichen Residenz.<br />

Vom Wassertorturm aus erschließt man<br />

sich die Stadt entweder auf der nach-<br />

folgenden, kerzengeraden Wassertorstraße<br />

in Richtung Rathaus und von<br />

dort durch die Obertorstraße zum<br />

Süden der Altstadt. Oder man spaziert<br />

vom Wassertorturm in Richtung<br />

Westen zur Stadtmauer hinunter –<br />

vorbei am Steuerzahlerbrunnen und<br />

an der Kneipp-Anlage mit Blick auf<br />

das außerhalb der Mauern liegende<br />

Kurhaus – oder innerhalb der Altstadt<br />

bis zum romantischen Espantor.<br />

Vom Espantor sind es übrigens nur<br />

wenige Schritte bis zum Rathaus,<br />

dem aus mehreren Patrizierhäusern<br />

bestehenden Bau am Marktplatz, auf<br />

dessen Dach im Sommer die Störche<br />

brüten. Auf der anderen Seite dieses<br />

zentralen Platzes steht der Blaserturm<br />

aus dem 16. Jahrhundert, der<br />

vermutlich mit einem früheren Rathausbau<br />

verbunden war.<br />

Isny im <strong>Allgäu</strong><br />

Landkreis Ravensburg<br />

121


Sehenswürdigkeiten<br />

Zur Kunst ins Schloss<br />

Die gesamte Altstadt von Isny ist<br />

sehenswert. Beliebte Fotomotive sind<br />

natürlich die Stadttore und -türme,<br />

die Störche und der Steuerzahlerbrunnen.<br />

Kunsthistorisch sind sicherlich<br />

die beiden großen Kirchen und<br />

das Schloss die Höhepunkte. Nach<br />

einem Brand im Jahr 1284 entstand<br />

vier Jahre später die dreischiffige<br />

Basilika, von der heute noch die Umfassungsmauern<br />

des Langhauses der<br />

Nikolaikirche stammen. Die Gotik<br />

bestimmt das Innere dieser Kirche,<br />

über deren Chor man zu einem der<br />

Gleich hinter dem Rathaus von Isny<br />

stößt man auf das romantische<br />

Espantor.<br />

Landkreis Ravensburg<br />

122<br />

Nur wenige Schritte<br />

vom markanten<br />

Wassertorturm (links)<br />

entfernt steht das<br />

Schloss von Isny, das<br />

frühere Kloster des<br />

Benediktinerordens.<br />

schönsten Räume Isnys, der sogenannten<br />

Predigerbibliothek, gelangt.<br />

Die Bibliothek wurde um 1465 errichtet,<br />

ihre Drucke und Bücher im Lauf<br />

der Jahrhunderte zusammengetragen.<br />

Die Stadtpfarrkirche St. Georg, früher<br />

das Gotteshaus des Benediktinerklosters,<br />

wurde 1631 nach dem großen<br />

Stadtbrand erbaut. Der Hochaltar,<br />

die Seitenaltäre und die Kanzel sind<br />

Werke des Wurzacher Künstlers Johann<br />

J. W. Ruez (1758 bis 1764).<br />

Durch die dreischiffige Hallenkirche<br />

mit auffallend hohen und schlanken<br />

Pfeilern führt der Weg in die Marienkapelle,<br />

in der das Chorgestühl, die<br />

bemalte Kassettendecke und Porträts<br />

der 48 Äbte des Isnyer Klosters zu<br />

sehen sind. Das an die Georgskirche<br />

anschließende Kloster war nach der<br />

Säkularisation anderthalb Jahrhunderte<br />

lang fürstliche Residenz. Heute<br />

lockt das Refektorium – ein heller<br />

Rokokoraum – zu Konzerten in das<br />

Schloss. Malerei und Skulpturen zeigt<br />

die Kunsthalle im Schloss.<br />

Geschichte & Geschichten<br />

Eine Freie Reichsstadt<br />

mit barockem Stadtbild<br />

Noch während des 8. und 9. Jahrhunderts<br />

gehörte eine Siedlung, die<br />

1042 urkundlich als „Villa Ysinensi“<br />

erwähnt wurde, zum Lehensbesitz des<br />

Klosters St. Gallen. Isnys Marktrecht<br />

geht auf 1171 zurück. 1235 wurde<br />

Eine Ausstellung<br />

mit hochwertigen<br />

Replikaten antiker<br />

Skulpturenkunst<br />

zeigt die Kunsthalle<br />

im Schloss.<br />

Isny zur Stadt und wenig später durch<br />

Ablösung alter Rechte der Truchsessen<br />

von Waldburg zur Freien Reichsstadt.<br />

Wie seine Nachbarn blühte Isny<br />

durch den Handel mit qualitätsvoller<br />

Leinwand und deren Export durch<br />

die Ravensburger Handelsgesellschaft<br />

nach Süd- und Westeuropa wirtschaftlich<br />

auf. 1631 zerstörte ein Brand die<br />

Stadt fast völlig, die schon 1646 von<br />

den Schweden geplündert wurde. Sein<br />

barockes Stadtbild erhielt Isny erst im<br />

18. Jahrhundert. 1802 fiel die Freie<br />

Reichsstadt an den Reichsgrafen von<br />

Quadt, vier Jahre später nach einer<br />

neuen bayerisch-württembergischen<br />

Grenzziehung an Württemberg.<br />

Museen<br />

Bücher, Münzen und Kritzeleien<br />

70 mittelalterliche Handschriften,<br />

171 Inkunabeln (Werke aus der Zeit<br />

der Erfindung des Buchdrucks) sowie<br />

Schriften der Reformationszeit – zum<br />

Beispiel Melanchthons und Zwinglis –<br />

werden in der Predigerbibliothek aufbewahrt.<br />

Von Ostern bis zum Reformationstag<br />

finden jeden Mittwoch um<br />

10.30 Uhr Führungen statt. Mit Ausnahme<br />

der Montage zeigt die (an den<br />

Feiertagen immer geöffnete) Kunsthalle<br />

im Schloss neben wechselnden<br />

Ausstellungen und einer Werkschau<br />

des Künstlers Friedrich Hechelmann<br />

60 hochwertige Marmor- und Bronzerepliken<br />

hellenistischer Skulpturen.<br />

Um die Originale zu sehen, müsste<br />

man 15 europäische Museen besuchen.<br />

Im Museum am Mühlturm erfährt man<br />

etliches über das Leben der Bürger in<br />

der Freien Reichsstadt. Das Museum<br />

erklärt, warum man früher vom „blauen<br />

<strong>Allgäu</strong>“ sprach. Eine mittelalterliche<br />

Werkstatt vermittelt die Kunst<br />

des Münz- und Medaillenprägens.<br />

Das Wassertor-Museum befindet sich<br />

im Wassertorturm aus dem 13. Jahrhundert.<br />

Dieser <strong>Teil</strong> der Befestigung<br />

diente nicht nur als Wachturm, sondern<br />

auch als Gefängnis. Bis zu 500<br />

Jahre alte Wandkritzeleien bezeugen<br />

das düstere Schicksal der Gefangenen.<br />

In der Türmerwohnung versetzt die<br />

Aussicht auf die mittelalterliche Stadt<br />

in die Zeiten der Feuersbrünste und<br />

Bauernkriege zurück.<br />

Erlebnis & Event<br />

Schaukäsen und Skispringen<br />

Das Isnyer Kinderfest (jährlich im<br />

Juli) wurde 1620 erstmalig erwähnt.<br />

Im Juli und August finden in Isny<br />

Theater- und Opern-Festivals statt.<br />

Als ganzjähriges Erlebnis lockt die<br />

„Käsküche Isny“ an der Maierhöfener<br />

Straße jeden Freitag um 10.30 Uhr<br />

mit einer Führung. Auf den 15-, 30und<br />

60-Meter-Sprungschanzen trainieren<br />

Skispringer auch in den Sommermonaten<br />

– für Besucher Isnys eine<br />

Attraktion. Eine gemütlichere Art der<br />

Landkreis Ravensburg<br />

123


Beim Kneippbecken außerhalb der<br />

mittelalterlichen Stadtmauern Isnys.<br />

Fortbewegung vermittelt die historische<br />

Isnyer „PostillonTour“, die auf<br />

Wegen von Thurn und Taxis bis nach<br />

Ochsenhausen führt.<br />

Essen & Trinken<br />

Straßencafés mit Storchenblick<br />

Im Sommer verlocken die Straßencafés<br />

entlang der Wassertorstraße<br />

und der Espantorstraße zur Einkehr<br />

mit Blick aufs Stadttor oder das<br />

Storchennest auf dem Rathausdach.<br />

Außerhalb der Stadtmauern verwöhnen<br />

das „Berghotel Jägerhof“ (ein<br />

Fünf-Sterne-Hotel), das „Terrassenhotel<br />

Isnyland“ sowie „Schloss Neutrauchburg“<br />

(beide mit vier Sternen).<br />

Weitere Tipps sind der „Berggasthof<br />

Haldenhof“ sowie der historische<br />

„Gasthof Adler“ im Isnyer Stadtteil<br />

Großholzleute.<br />

Übernachten<br />

Jahrhundertelange Tradition<br />

Das „Hotel Bistro Restaurant Bären“<br />

findet man mitten in der Stadt am<br />

zentralen Marktplatz. Das 23-Betten-<br />

Haus blickt auf eine jahrhundertelange<br />

Tradition zurück: Die Chronik<br />

erzählt, dass 1599 Herzog Friedrich<br />

von Württemberg auf einer Reise<br />

nach Rom im „Schwarzen Bären“<br />

Quartier genommen habe.<br />

Landkreis Ravensburg<br />

124<br />

Führungen<br />

Durch die Stadtgeschichte<br />

Die Stadtführung „Isny erzählt Geschichte“<br />

startet jeden Samstag um<br />

9.45 Uhr ab Kurhaus (weitere Infos<br />

bei Isny Marketing).<br />

Lesetipp<br />

Bilderbuch einer <strong>Allgäu</strong>er Stadt<br />

„Isny“ heißt ein Bildband, der die<br />

<strong>Allgäu</strong>er Stadt und ihre Stadtteile<br />

auf 144 Seiten mit 221 Abbildungen<br />

vorstellt.<br />

Umland<br />

Eisiges Naturschauspiel<br />

Ein Naturschauspiel ist der Eistobel<br />

sieben Kilometer südlich von Isny. Die<br />

Argen fließt hier durch eine kilometerlange<br />

Schlucht. Direkt vor den Toren<br />

Isnys liegen die Naturschutzgebiete<br />

„Bodenmöser“ und „Taufach-Fetzach-<br />

Moos“ – zwei bedeutende Moorkomplexe.<br />

Von Großholzleute aus wandert<br />

man auf den Schwarzen Grat – er ist<br />

mit 1118 Metern der höchste Gipfel<br />

Württembergs.<br />

Ferienstraße<br />

An der Barockstraße<br />

Die Stadt Isny – sowohl Heilklimatischer<br />

Kurort als auch „DSV Nordic<br />

Aktiv Zentrum“ – liegt an der Oberschwäbischen<br />

Barockstraße.<br />

Auskunft & Prospekte<br />

Isny Marketing GmbH<br />

Büro für Tourismus<br />

Unterer Grabenweg 18<br />

88316 Isny im <strong>Allgäu</strong><br />

Telefon 0 75 62/9 75 63-0<br />

Telefax 0 75 62/9 75 63-14<br />

info@tourismus-isny.de<br />

www.isny.de<br />

Essen und Trinken – von der Gourmetküche zur Westallgäuer Käsestraße<br />

Rieser Gans, Spargel und Käsevielfalt<br />

Hunger und Durst? Die schwäbische Küchenlandschaft ist so vielseitig wie<br />

die (Kultur)Landschaft im bayerischen Schwaben – mittlerweile häufig auf<br />

erfreulich hohem Niveau und mit viel Liebe zu regionaltypischen Produkten.<br />

Das Donauried ist eine Gegend, die<br />

ländlicher kaum sein kann. Auwald,<br />

Wiesen und Äcker, hier und da ein<br />

Bauernhof. Bestenfalls eine Gegend<br />

für eine deftige Brotzeit – denkt<br />

man, bis man im dörflichen Dillinger<br />

Stadtteil Fristingen landet. Auf einem<br />

Wirtshausausleger steht „Storchennest“,<br />

und der Blick auf die Speisekarte<br />

verdeutlicht: Hier geht es zur<br />

Spitzenküche. Wenn man weiß, dass<br />

in der Dillinger Altstadt ein zweiter<br />

Spitzenkoch Gourmets von weit her<br />

anzieht, wird klar: Das bayerische<br />

Schwaben ist zwar noch immer nicht<br />

das Elsass – aber es hat aufgeholt.<br />

Immerhin bewirtet mit dem „August“<br />

in Augsburg eines von nur sechs Zwei-<br />

Sterne-Restaurants bayernweit.<br />

Gepflegte Gastronomie (teilweise in<br />

historischem Rahmen) und schattige<br />

bayerische Biergärten findet man<br />

überall in den Städten im bayerischen<br />

Schwaben. Daneben hat sich eine<br />

Reihe engagierter Köche etabliert,<br />

die auch hohen Ansprüchen genügen<br />

und dabei regionaltypische Produkte<br />

auf die Speisekarten bringen. Lechtallamm,<br />

Rieser Gans, Spargel aus dem<br />

„Wittelsbacher Land“ sowie typisch<br />

Schwäbisches wie Spätzle und Maultaschen<br />

bereichern die feine Küche.<br />

Geschichte oder feines Ambiente<br />

gibt es kostenlos zum Nachtisch: In<br />

Augsburg etwa verwöhnt die „Eckestuben“<br />

mit Fisch und Wild – und<br />

man is(s)t in einer Reihe mit Mozart<br />

und Brecht, Maler Holbein und Ingenieur<br />

Diesel, die hier bereits tafelten.<br />

In Wangen zählen gastronomische<br />

Ziele wie das „Café Walfisch“ (feine<br />

Torten und Pralinen) und der „Fidelisbäck“<br />

(exquisiter Leberkäs) zu den<br />

Anziehungspunkten der Stadt.<br />

Das bayerische Schwaben verbinden<br />

Gäste mit Kuh und Käse – was nicht<br />

ganz falsch ist. Denn das <strong>Allgäu</strong> ist<br />

für seine Käsevielfalt berühmt. Um<br />

Lindenberg besucht man sogar eine<br />

Westallgäuer Käsestraße. Prämierten<br />

Bio-Käse und eine Schaukäserei mit<br />

Produkten aus eigener Herstellung<br />

findet man in Isny, Bio-Käse gibt es<br />

auch in Wangen, das <strong>Allgäu</strong>er Bergbauernmuseum<br />

in Immenstadt-Diepolz<br />

macht die Geschichte des Käses und<br />

Genuss ab Museumsladen erlebbar.<br />

Eines haben alle Städte der Küchenlandschaft<br />

gemeinsam: Hier ist Bierland.<br />

Die regionale Vielfalt vom dunklen<br />

Starkbier bis zum perlenden Weizen<br />

ist groß. Etliche regionale Brauereien<br />

finden ein Auskommen. Was<br />

die Regionen gemeinsam haben: Jede<br />

schwört, dass ihr Bier das beste sei.<br />

Typisch fürs <strong>Allgäu</strong> – ganz viel Käse.<br />

Essen und Trinken<br />

Gastronomie und Genüsse<br />

125


Leutkirch im <strong>Allgäu</strong><br />

Bockturm und Rokokorathaus – Wahrzeichen der einstigen Freien Reichsstadt<br />

Leutkirch: Historischer Stadtkern,<br />

Fürstenschloss und Glasmacherdorf<br />

Die einstige Freie Reichsstadt Leutkirch im <strong>Allgäu</strong> liegt zwischen Kempten,<br />

Memmingen, Bad Wurzach, Isny und Wangen. Man kommt also an Leutkirch<br />

nicht vorbei. In der alten Stadt entdeckt man einen markanten Stadtturm,<br />

ein Rokokorathaus, ein fürstliches Schloss und ein Glasmacherdorf.<br />

Stadtbild<br />

Gänsbühl und Geistliches Viertel<br />

Der märchenhaft wirkende Bockturm<br />

ist der größere der beiden erhaltenen<br />

Türme der früheren Stadtbefestigung.<br />

Der hoch aufragende, rechteckige<br />

Turm führt direkt zum Gänsbühl. Hier<br />

ist das Zentrum der historischen Altstadt,<br />

und dort steht auch das bis<br />

1741 errichtete Rathaus. Der ganz in<br />

Rot gehaltene Verwaltungssitz zählt<br />

zu den eindrucksvollsten barocken<br />

Profanbauten in dieser Gegend. Ein<br />

bauhistorisches Kleinod ist auch das<br />

Gotische Haus aus dem 14. Jahrhundert<br />

(Marktstraße).<br />

Vom Rathaus führt der Weg in Richtung<br />

Süden zum Geistlichen Viertel<br />

der Stadt – mit der Stadtpfarrkirche<br />

St. Martin, dem Pfarrhaus und dem<br />

Alten Kloster. Hinter dem Pfarrhaus<br />

Landkreis Ravensburg<br />

126<br />

steht der Pulverturm, der zweite der<br />

erhaltenen Türme der Stadtmauer.<br />

Folgt man vom Rathaus dem westlichen<br />

Weg über den Marktplatz durch<br />

die Kornhausstraße, stößt man auf<br />

die evangelische Dreifaltigkeitskirche.<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

Kunstvoller Stuck im Rathaus<br />

Das barocke Rathaus ist ein repräsentativer<br />

zweigeschossiger Walmdachbau<br />

mit einer gewölbten Laube im<br />

Erdgeschoss. Prächtige Stuckdecken<br />

des Wessobrunner Meisters Johannes<br />

Schütz prägen das Innere des Rathauses.<br />

Sein schönster Raum ist der<br />

historische Sitzungssaal, zu dessen<br />

Wirkung nicht nur die reich stuckierte<br />

Decke, sondern auch die Wandtäfelung,<br />

ein Kachelofen, die Türen<br />

mit Messingbeschlägen und der gegliederte<br />

Boden beitragen.<br />

Auf einer Anhöhe<br />

nördlich der Leutkircher<br />

Altstadt<br />

liegt das Schloss des<br />

Fürsten Waldburg-<br />

Zeil. Die Schlosskirche<br />

und der<br />

Rosengarten sind<br />

öffentlich zugänglich.<br />

Die Kirche St. Martin ist ein Neubau<br />

von 1519, von deren Vorgängerbau<br />

(der „Leutekirche“, die der Stadt den<br />

Namen gab) noch der quadratische<br />

Sockel des Kirchturms erhalten ist.<br />

Die evangelische Dreifaltigkeitskirche<br />

war 1613 der erste evangelische Kirchenneubau<br />

der Region. Eine Sehenswürdigkeit<br />

außerhalb der Altstadt ist<br />

das Schlösschen Hummelsberg mit<br />

dem graziösen „Teehäuschen“.<br />

Geschichte & Geschichten<br />

Fünf Jahrhunderte Freie Reichsstadt<br />

Leutkirch blickt in seiner mehr als<br />

1200-jährigen Stadt- und Siedlungsgeschichte<br />

auf Kelten und Alemannen<br />

zurück. 1293 erhielt dieser Ort von<br />

König Adolf von Nassau das Stadtrecht.<br />

Bis 1802 war Leutkirch eine<br />

Freie Reichsstadt. Sie kam erst zu<br />

Bayern, 1810 dann zu Württemberg.<br />

Prächtige Stuckdecken<br />

entdeckt man<br />

im Rokokorathaus<br />

von Leutkirch.<br />

Seit 1974 ist Leutkirch eine Große<br />

Kreisstadt im Landkreis Ravensburg.<br />

Museen<br />

Vom „Bock“ zum Glasmacherdorf<br />

Auf drei Stockwerken ist im „Bock“-<br />

Gebäude das Heimatmuseum untergebracht.<br />

Hier zeigt die Heimatpflege<br />

Leutkirch in ständigen und wechselnden<br />

Ausstellungen die Geschichte der<br />

Stadt und ihrer acht Ortschaften. Die<br />

Galerien im Torhaus und im Kornhaus<br />

präsentieren zeitgenössische Kunst.<br />

Das Glasmuseum Schmidsfelden lässt<br />

im Ambiente des historischen Glasmacherdorfs<br />

die Geschichte der Glasmacherei<br />

im <strong>Allgäu</strong> lebendig werden,<br />

die 1898 zu Ende ging. Glasmacher<br />

Stefan Michaelis zeigt hier jedoch<br />

seine Handwerkskunst. Das Ensemble<br />

des Glasmacherdorfs ist vollständig<br />

erhalten und heute die wichtigste<br />

touristische Attraktion von Leutkirch.<br />

Landkreis Ravensburg<br />

127


Der Jakobus-Pilgerweg<br />

Wandern zu Städten, Kultur und Natur vom Ries bis ins Westallgäu<br />

Auf den Wegen der Jakobspilger<br />

Von Oettingen im Ries über die Donau und nach Augsburg, durchs <strong>Allgäu</strong> und<br />

über die Bergstadt Lindenberg bis zum Bodensee führt der mit dem Zeichen<br />

der Jakobsmuschel beschilderte „Jakobus-Pilgerweg in Bayerisch-Schwaben“.<br />

Wanderungen auf der Route mittelalterlicher Pilger leiten zu Jakobskirchen<br />

und -kapellen, zu Wallfahrtsorten, romantischen Städten und durch die sie<br />

umgebenden Landschaften. Der Fernwanderweg ist in 16 (über die Ostroute)<br />

oder 18 (über die Westroute) Tagesetappen mit je 20 Kilometern aufgeteilt.<br />

Vom Ries bis zum Bodensee führt<br />

der Jakobus-Pilgerweg auf 305 (Ostroute)<br />

beziehungsweise 345 (Westroute)<br />

Kilometern durch den bayerischen<br />

Regierungsbezirk Schwaben.<br />

Beschildert ist er mit der Jakobsmuschel,<br />

dem Symbol der Pilger. Aus<br />

Richtung Norden wandert man durch<br />

den Landkreis Donau-Ries und die<br />

romantischen Städte Oettingen,<br />

Wemding, Harburg und Donauwörth.<br />

Die nächste Station ist Augsburg, wo<br />

die Jakobervorstadt mit der Jakobskirche,<br />

dem Jakobertorturm und der<br />

Jakoberkirchweih an die mehr als<br />

tausendjährige Tradition der Stadt als<br />

Sammelpunkt der Wallfahrer erinnert.<br />

Eine altbaierische Route durch das<br />

„Wittelsbacher Land“ führt über Friedberg<br />

dorthin.<br />

Nach Augsburg leitet die östliche<br />

Variante des Jakobus-Pilgerwegs über<br />

Bei der Oettinger Jakobskirche steht<br />

diese Skulptur eines Jakobspilgers.<br />

128 Jakobspilger<br />

Bad Wörishofen und die westliche<br />

über Memmingen, bevor sich beide<br />

Strecken in Bad Grönenbach zu einer<br />

gemeinsamen Route wiedervereinen.<br />

Vorbei an Kempten leiten die Schilder<br />

mit der Jakobsmuschel durch das<br />

Oberallgäu und das Westallgäu über<br />

Lindenberg zum „Schwäbischen Meer“.<br />

Im Ries stößt der „Fränkische Jakobus-Pilgerweg“<br />

über Oettingen und<br />

Nördlingen auf den „Jakobus-Pilgerweg<br />

in Bayerisch-Schwaben“. Und der<br />

„Münchner Jakobsweg“ leitet über<br />

Marktoberdorf und Kempten auf die<br />

schwäbische Fernwanderroute.<br />

1987 hatte der Europarat den Pilgerweg<br />

nach Santiago de Compostela<br />

zur ersten europäischen Kulturstraße<br />

gekürt. Die Tradition des Pilgerwegs<br />

reicht bis in das Mittelalter zurück.<br />

Wallfahrtspatron ist Apostel Jakobus<br />

der Ältere: Seine Gebeine sollen an<br />

Spaniens Westküste gelangt sein.<br />

Seit dem 9. Jahrhundert machten<br />

sich deshalb Pilger aus ganz Europa<br />

auf den Weg nach Spanien. Heute<br />

hat man eher nicht mehr genug Zeit,<br />

um zu Fuß (und den ganzen Weg) zu<br />

pilgern. Aber bereits das ein- oder<br />

mehrtägige Wandern auf dem Pilgerweg<br />

entlässt aus der Alltagshektik.<br />

Die jeweils rund 20 Kilometer langen<br />

Tagesetappen lassen Zeit für Sightseeing,<br />

Museumsbesuch, Rast und<br />

Einkehr. Man kann im Süden wie im<br />

Norden beginnen, überall einsteigen,<br />

unterbrechen oder aufhören.<br />

Erlebnis & Event<br />

„Talk im Bock“ und Sommerjazz<br />

Weit über die Grenzen der Stadt hinaus<br />

bekannt ist der „Talk im Bock“.<br />

Jeden Monat kommen „Menschen mit<br />

Geschichten“ zu Wort. Die Gästeliste<br />

liest sich eindrucksvoll – Günther<br />

Schabowski, Michael Stich, Henry<br />

Maske, Frank Elstner, Gabriele Pauli,<br />

Friedrich Nowottny und Philipp Lahm<br />

waren beim „Talk im Bock“ zu Gast.<br />

Von Mai bis September spielen rund<br />

25 Musikgruppen mit 700 Musikanten<br />

jeden Freitagabend auf.<br />

Regional bekannte Musiker gastieren<br />

beim „Leutkircher Open Air Sommerjazz“<br />

im Museumshof. Höhepunkt des<br />

historischen Kinder- und Heimatfests<br />

(seit 1808) im Juli ist ein Umzug<br />

durch die Innenstadt. Kunst, Kultur<br />

und Attraktionen für Jugendliche und<br />

Kinder bietet das Altstadtsommerfestival<br />

im August. In der Festhalle<br />

Leutkirch gastieren Tourneetheater<br />

und Klassik-Ensembles. Der Kulturverein<br />

Larifari lädt zu Kabarettabenden,<br />

Rock-, Blues- und Jazzkonzerten.<br />

Essen & Trinken<br />

Vielfalt ist Trumpf<br />

Die Stadt bietet vielfältige Gastronomie<br />

von heimischen Spezialitäten bis<br />

zu mediterran oder fernöstlich.<br />

Führungen<br />

Die Stadt und das Glasmacherdorf<br />

Die Touristinfo Leutkirch bietet Stadtführungen,<br />

Führungen ins Museum<br />

im „Bock“ sowie Führungen durchs<br />

Glasmacherdorf Schmidsfelden an.<br />

Lesetipps<br />

Leutkirch zwischen Buchdeckeln<br />

„In und um Leutkirch“ heißt ein<br />

1993 erschienenes Buch zur Stadt.<br />

Das Glasmacherdorf Schmidsfelden<br />

gilt als die bedeutendste touristische<br />

Attraktion der Stadt Leutkirch.<br />

Umland<br />

Zum Fürstenschloss Zeil<br />

Schloss Zeil, der privat bewohnte Sitz<br />

des Fürstenhauses von Waldburg-Zeil,<br />

im Leutkircher Stadtteil Zeil ist mit<br />

dem Auto in nur wenigen Minuten erreicht.<br />

Öffentlich zugänglich sind die<br />

mit dem Schloss erbaute Pfarrkirche<br />

und ein Rosengarten mit einer Aussichtsplattform.<br />

Die Städte Bad Wurzach,<br />

Isny und Wangen sind wenige<br />

Autominuten entfernt. Der Bodensee<br />

ist von hier aus ganz nah.<br />

Ferienstraßen<br />

Barockstraße und Radwege<br />

Leutkirch liegt an der Oberschwäbischen<br />

Barockstraße, am Fern-Radwanderweg<br />

Donau – Bodensee und am<br />

Radwanderweg <strong>Allgäu</strong> sowie an der<br />

„Westallgäuer Käsestraße“.<br />

Auskunft & Prospekte<br />

Touristinfo Leutkirch<br />

Marktstraße 32<br />

88299 Leutkirch im <strong>Allgäu</strong><br />

Telefon 0 75 61/87-1 54<br />

Telefax 0 75 61/87-1 86<br />

touristinfo@leutkirch.de<br />

www.leutkirch.de<br />

Landkreis Ravensburg<br />

129


Lindenberg im <strong>Allgäu</strong><br />

Ein armes Bergbauerndorf wurde zum „Klein-Paris“ der Hutmode<br />

Lindenberg: Die Bergstadt im <strong>Allgäu</strong><br />

war einst ein Zentrum der Hutmacherei<br />

„Die Bergstadt im <strong>Allgäu</strong>“ nennt sich der bayerische Luftkurort Lindenberg.<br />

Das ehemalige Hutmacherzentrum – bekannt als „Klein-Paris der Hutmode“ –<br />

liegt 800 Meter hoch und ist von Bergen umgeben. Von hier aus sind es nur<br />

noch wenige Kilometer bis zum „Schwäbischen Meer“.<br />

Stadtbild<br />

Eine Kirche im Mittelpunkt<br />

Lindenbergs Mittelpunkt lässt sich<br />

kaum übersehen: Der neubarocke Bau<br />

der Pfarrkirche St. Peter und Paul mit<br />

seinen Doppeltürmen und der mächtigen<br />

Kuppel über dem Hauptportal<br />

überragt buchstäblich alles. Das Rathaus<br />

am Stadtplatz ist nur wenige<br />

Schritte entfernt. Drum herum zeigt<br />

die Stadt eine bunte Stilmischung<br />

aus allgäutypisch mit Holzschindeln<br />

verkleideten behäbigen Fassaden und<br />

kleinen herrschaftlichen Villen.<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

Von Kirche zu Kirche<br />

An der ortsbildprägenden Pfarrkirche<br />

St. Peter und Paul, die in den Jahren<br />

1912 bis 1914 entstand, kommt man<br />

schon wegen ihrer Dimensionen nicht<br />

Landkreis Lindau<br />

130<br />

vorbei. Kunsthistorisch bedeutender<br />

aber ist die für den nicht Ortskundigen<br />

leicht zu übersehende alte Pfarrkirche<br />

St. Aurelius.<br />

Geschichte & Geschichten<br />

Das „Klein-Paris der Hutmode“<br />

Wer hätte 857, als zwei Adelige ihre<br />

Besitzung „Lintiberc“ an das Kloster<br />

St. Gallen übertrugen, gedacht, dass<br />

Lindenberg im 18. Jahrhundert zum<br />

„Klein-Paris der Hutmode“ werden<br />

würde? Die für den Ort einstmals so<br />

wichtigen Pferdehändler brachten die<br />

Kunst des Strohhut-Flechtens im 17.<br />

Jahrhundert aus Italien ins <strong>Allgäu</strong>.<br />

Lange dominierten dieses Handwerk<br />

sowie der weltweite Hutexport die<br />

Entwicklung von Lindenberg. Ihren<br />

Höhepunkt erreichte die industrielle<br />

Produktion Anfang des 20. Jahrhun-<br />

derts mit einer Jahresleistung von<br />

acht Millionen Hüten. So gut ging es<br />

den Lindenbergern nicht immer: Seit<br />

1570 unter österreichischer Herrschaft,<br />

litt auch Lindenberg unter der<br />

Pest sowie unter Plünderungen und<br />

Brandschatzungen durch schwedische<br />

Soldaten im Dreißigjährigen Krieg.<br />

1784 wurde Lindenberg zum Markt,<br />

ab 1895 gehörte der Ort zu Bayern.<br />

Seit 1914 ist Lindenberg im Landkreis<br />

Lindau eine Stadt mit heute<br />

11 600 Einwohnern.<br />

Museen<br />

Von Filz- und Strohhüten<br />

In der ehemaligen Strohhutfabrik<br />

„Mercedes“, nur einige Schritte von<br />

der katholischen Pfarrkirche St. Peter<br />

und Paul entfernt, dokumentiert das<br />

Städtische Hutmuseum die Historie<br />

und Produktionstechnik der Hutfabrik,<br />

die sogar Matrosenhüte und Tropenhelme<br />

produzierte. Von Februar bis<br />

Oktober am Mittwoch nachmittags<br />

und am Sonntag vormittags geöffnet.<br />

Erlebnis & Event<br />

Zu Hüten und Käse<br />

Jährlich findet ein „Huttag“ mit Veranstaltungen<br />

rund um die Kopfbedeckung<br />

statt. Eher auf den Magen<br />

zielt jährlich das Käse- und Gourmetfest<br />

mit internationaler Käsemeile. An<br />

diesem Käsemarkt nehmen Rohmilchproduzenten<br />

aus ganz Europa teil.<br />

Essen & Trinken<br />

Löwe und Adler<br />

Das „Gasthaus zum Löwen“ ist eines<br />

der ältesten Häuser in Lindenberg<br />

(mit urigem Ambiente). Im „Gasthof<br />

Goldener Adler“ verwöhnen der Rahmen<br />

sowie die feine Speisekarte mit<br />

regionalen Spezialitäten. Das Restaurant<br />

im „Hotel Waldsee“ bietet eben-<br />

falls Gourmetqualität. Ein Tipp ist<br />

zudem der Biergarten des „Bräuhaus“.<br />

Übernachtung<br />

Ein Hotel am Waldsee<br />

Das „Hotel Waldsee“ liegt auf 761<br />

Metern Höhe direkt am höchstgelegenen<br />

Moorbadesee Deutschlands.<br />

Umland<br />

Wasenmoos und Berggipfel<br />

An den einzigartigen Waldsee<br />

schließt sich ein Naturschutzgebiet<br />

mit einem Moorgebiet – das sogenannte<br />

Wasenmoos – an. Generell<br />

ist Lindenberg von einer traumhaft<br />

schönen Landschaft umgeben. Die<br />

Berge bei Oberstaufen sind ebenso<br />

rund 15 Kilometer weit entfernt wie<br />

der Bodensee. Lohnende Ziele sind<br />

dort die alte Stadt Lindau und die<br />

Orte Wasserburg und Nonnenhorn.<br />

Das historische Zentrum von Weiler<br />

ist von Lindenberg ebenfalls nur ein<br />

paar Kilometer entfernt.<br />

Ferienstraßen<br />

An der Alpenstraße<br />

Lindenberg ist auch eine Station der<br />

Deutschen Alpenstraße. Vor allem ist<br />

Lindenberg jedoch eine Station der<br />

„Westallgäuer Käsestraße“, die hier zu<br />

Käsereien und Sennereien führt. Ihre<br />

„Käsehäppchen“ findet man außer in<br />

Lindenberg in Orten wie Weiler, Stiefenhofen,<br />

Grünenbach und Gestratz.<br />

Auskunft & Prospekte<br />

Tourist Information – Gästeamt<br />

Stadtplatz 1<br />

88161 Lindenberg i. <strong>Allgäu</strong><br />

Telefon 0 83 81/8 03-28<br />

Telefax 0 83 81/8 03-88<br />

touristinformation@lindenberg.de<br />

www.lindenberg.de<br />

Landkreis Lindau<br />

131


Wangen im <strong>Allgäu</strong><br />

Historische Bauten, witzige Brunnen und eine Museumsmeile<br />

Wangen: Die Brunnenstadt mit einem der<br />

schönsten Straßenzüge Süddeutschlands<br />

„In Wange bleibt man hange“ sagt ein Sprichwort. Wer hierher kommt, muss<br />

damit rechnen, dass er länger bleibt als gedacht. Zahlreiche historische<br />

Gebäude und etliche Brunnen, lauschige Gassen und stille Winkel lohnen das<br />

Bleiben. Die Altstadt des Luftkurorts Wangen ist sogar in der mit historischen<br />

Stadtbildern gesegneten Region zwischen Ries und Alpen ein Höhepunkt.<br />

Stadtbild<br />

Zwischen den Stadttoren<br />

Wangen ist ein „großes Geschichtsbuch“.<br />

Den Stadtkern erschließt man<br />

sich als Neuling deshalb am besten<br />

methodisch – zum Beispiel ab dem<br />

idyllischen Ravensburger Tor im Norden<br />

der Stadt. Von hier aus führt die<br />

Herrenstraße mit einigen der schönsten<br />

Häuser Wangens zum Marktplatz.<br />

Gleich neben dem im Stil der Renaissance<br />

verzierten Stadttor steht zum<br />

Beispiel das Ritterhaus (ein Kanzleigebäude<br />

des Bezirks <strong>Allgäu</strong>-Bodensee<br />

von 1789) mit einem sehenswerten<br />

Portal und einer beachtenswerten<br />

Fassade. Gleich am Beginn der Herrenstraße<br />

stößt man zudem auf den<br />

Adler- und den Marienbrunnen und<br />

damit auf eine weitere Wangener<br />

Landkreis Ravensburg<br />

132<br />

Besonderheit: Ein Dutzend historischer<br />

und witziger moderner Brunnen<br />

ziert hier Straßen und Plätze. Durch<br />

die Herrenstraße – sie zählt mit ihren<br />

teilweise gotischen Giebeln zu<br />

den schönsten Straßen Süddeutschlands<br />

– führt der Weg zum Marktplatz<br />

und einem Ensemble mit Rathaus,<br />

St.-Martins-Kirche, Pfaffenturm<br />

und Hinderofenhaus (ein massiger<br />

Renaissancebau mit schlichter Fassade,<br />

markantem Erker und Innenhof).<br />

Die barocke Vorderfront des Rathauses<br />

schaut auf das gotische, im Stil der<br />

Renaissance bemalte St.-Martins-Tor.<br />

Durch das „Ratloch“, ein Mauerdurchgang<br />

unterm Pfaffenturm, führt der<br />

Weg zur mittelalterlichen Rückseite<br />

des Rathauses und in die Unterstadt.<br />

Über die Spitalstraße kommt man so<br />

zum Kornhaus, zur Spitalkirche und<br />

Prächtiges Ensemble<br />

am zentralen Marktplatz:<br />

Martinskirche,<br />

Rathaus, Pfaffenturm<br />

und das Hinderofenhaus<br />

(von rechts<br />

nach links).<br />

zum Heilig-Geist-Spital sowie zu den<br />

Museen zwischen der Eselmühle und<br />

dem Pulverturm.<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

Alte Bauten, moderne Brunnen<br />

Die Wangener Altstadt steht seit Jahrzehnten<br />

unter Ensembleschutz und<br />

wird mit jeder Sanierung schöner. Das<br />

auch Liebfrauentor genannte Ravensburger<br />

Tor und das St.-Martins-Tor<br />

mit ihren bunten Fresken sollte man<br />

von beiden Seiten ansehen. Geschichte<br />

und Geschichten erzählen etliche<br />

der Hausfassaden: in der nach einem<br />

Brand ab 1539 entstandenen Herrenstraße<br />

zum Beispiel die vom Überfall<br />

des Truchsess von Waldburg auf die<br />

Stadt, und in der Schmiedstraße die<br />

von der Durchreise der Kaiserin Marie-<br />

Louise, der Gattin Kaiser Napoleons.<br />

In der Paradiesstraße zeigt ein Fresko<br />

die Geschichte von Jona und dem Wal,<br />

wobei der Prophet barfuß verschluckt<br />

und wundersamerweise mit Stiefeln<br />

an den Füßen ausgespuckt wird.<br />

Auch der Blick in die im Kern romanische<br />

St.-Martins-Kirche, eine gotische<br />

Rundpfeilerhalle (mit Kunstwerken<br />

verschiedenster Stilepochen), oder in<br />

die Kirche der Unterstadt, die spätbarocke<br />

Spitalkirche, lohnt. Kunsthistorisch<br />

herausragend aber ist die<br />

äußerlich wenig aufsehenerregende –<br />

außerhalb der Altstadt hinter dem St.-<br />

Martins-Tor gelegene – Rochuskapelle<br />

(Besichtigung bei Führungen möglich).<br />

Das Innere wurde kostbar ausgestattet.<br />

Die gewölbte, in Feldern aufgeteilte,<br />

bemalte Holzdecke von 1598<br />

erzählt auf 66 Tafeln als Bilderbibel<br />

das Leben und Wirken von Jesus und<br />

der Aposteln. 15 geschnitzte Rosenkranzmedaillons<br />

(von 1622) zählen<br />

wie das Wandkruzifix von 1593 zur<br />

Ausstattung.<br />

Das schönste Bauwerk Wangens ist<br />

das Rathaus, dessen barocke Fassade<br />

von der vergoldeten Kopie des Habsburger<br />

Doppeladlers gekrönt wird.<br />

Das Innere lernt man bei Stadtführungen<br />

kennen – etwa das barocke<br />

Treppenhaus und den Ratssaal, in<br />

dem Romanik, Gotik und Barock ihre<br />

Spuren hinterlassen haben. Eine 1973<br />

entdeckte spätromanische Fensternische<br />

mit dem um 1200 geschaffenen<br />

spätromanischen Kreuz sowie<br />

das Gemälde mit der Stadtansicht<br />

aus dem Jahr 1611 sind Höhepunkte<br />

einer Rathausführung.<br />

Ein Kapitel für sich sind die Brunnen<br />

von Wangen. Vor allem die modernen<br />

Figurenbrunnen, besonders das „Denkmal<br />

für den verdruckten <strong>Allgäu</strong>er“,<br />

der Amtsschimmelbrunnen, der Eselbrunnen<br />

und der Antoniusbrunnen<br />

sind häufig fotografierte Motive. Der<br />

kleine Führer „Rundgang durch die<br />

Altstadt“ erklärt neben den anderen<br />

Sehenswürdigkeiten Wangens auch<br />

seine Brunnen und Skulpturen.<br />

Landkreis Ravensburg<br />

133


Geschichte & Geschichten<br />

Blüte im 15. und 16. Jahrhundert<br />

„Wangun“ wurde 815 erstmals urkundlich<br />

erwähnt. Der Habsburgerkönig<br />

Rudolf I. von Habsburg verlieh der<br />

Stadt 1281 die Rechte einer Freien<br />

Reichsstadt. Wangen erlebte im 15.<br />

und 16. Jahrhundert seine Blüte: Die<br />

von Flachsbauern gelieferten Rohstoffe<br />

wurden von Leinenwebern verarbeitet<br />

und von ortsansässigen Kaufleuten<br />

bis nach Spanien exportiert.<br />

Die Pest und mehrere Plünderungen<br />

während des Dreißigjährigen Kriegs<br />

durch die Schweden machten dieser<br />

Epoche allerdings ein Ende. 1802<br />

fiel die einstige Freie Reichsstadt an<br />

Das witzige Wangener „Denkmal<br />

für den verdruckten <strong>Allgäu</strong>er“.<br />

Landkreis Ravensburg<br />

134<br />

Das St.-Martins-Tor<br />

mit dem Turm der<br />

Martinskirche im<br />

Hintergrund: Dazwischen<br />

liegt die<br />

Paradiesstraße mit<br />

dem Fidelisbäck und<br />

dem Café Walfisch.<br />

Bayern. 1810 kam Wangen zu Württemberg.<br />

Mit über 20 000 Einwohnern<br />

ist Wangen heute die zweitgrößte<br />

Stadt im Landkreis Ravensburg.<br />

Museen<br />

Museumsmeile und Badstube<br />

Die Eselmühle am Ende der Spitalstraße<br />

und der um 1400 errichtete,<br />

1596 umgebaute Pulverturm wären<br />

an und für sich bereits sehenswert.<br />

Hier ist in den letzten Jahrzehnten<br />

außerdem eine kleine Museumsmeile<br />

entstanden. Die Eselmühle beherbergt<br />

nicht nur das Heimatmuseum der<br />

Stadt, sondern auch ein „Museum für<br />

mechanische Musikinstrumente“ und<br />

das Käsereimuseum. Über den Wehrgang<br />

der Stadtmauer an der Oberen<br />

Argen geht es ins Deutsche Eichendorff-Museum<br />

und ins Gustav-Freytag-Museum.<br />

Die Museumsdruckerei<br />

schließt sich mit der originalgetreu<br />

eingerichteten Buchdruckerei an.<br />

Danach führt der Weg weiter in die<br />

benachbarte Historische Badstube.<br />

In dem 1589 erbauten Haus wurde<br />

bei Grabungen eine fast komplette<br />

Badstube aus dem Jahr 1589 gefunden,<br />

später wurde eine weitere, um<br />

180 Jahre ältere Einrichtung entdeckt.<br />

Die mittelalterliche Badhauseinrichtung<br />

unter dem auf vier Rundsäulen<br />

ruhenden Kreuzgewölbe stellt<br />

das Bade- und Gesundheitswesen der<br />

Zeit – vom öffentlichen Badezuber<br />

In der Herrenstraße,<br />

einem der schönsten<br />

Straßenzüge in Süddeutschland.<br />

bis zur Arbeit des Baders – anschaulich<br />

dar. Im Obergeschoss ist die<br />

Städtische Galerie in der Badstube,<br />

die Wechselausstellungen zeigt.<br />

Zehn Kilometer außerhalb der Altstadt<br />

wurde im Stadtteil Leupolz das<br />

„Museum für ländliches Kulturgut“ im<br />

Dorfstadel eröffnet. Es zeigt – verteilt<br />

über vier Stockwerke und tausend<br />

Quadratmeter Fläche – neben Geräten<br />

aus Landwirtschaft und Handwerk<br />

auch eine alte Dorfschmiede.<br />

Erlebnis & Event<br />

Vom Narrensprung zum Radrennen<br />

Alemannische Fasnacht erlebt man<br />

jährlich beim „Großen Narrensprung“<br />

am Rosenmontag. Der September<br />

gehört dem Radsport: Dann finden<br />

sowohl die Rad-Tourenfahrt „Oberschwäbische<br />

Barockstraße“ als auch<br />

das Rad-Kriterium um das „Goldene<br />

Rad“ von Wangen statt. An allen vier<br />

Adventssamstagen findet der Wangener<br />

Weihnachts- und Kunsthandwerksmarkt<br />

statt.<br />

Essen & Trinken<br />

Zu Fidelisbäck und Café Walfisch<br />

Im Sommer ist die gesamte Herrenstraße<br />

voller Freiluftgastronomie –<br />

zum Beispiel vor dem „Hinderofen-<br />

Café“ im Hinderofenhaus. Draußen<br />

wie drinnen verwöhnt auch das „Café<br />

Walfisch“ in der Paradiesstraße. Der<br />

benachbarte „Fidelisbäck“ offeriert<br />

Leberkäs, frische Laugenhörnle und<br />

„Wangener Seelen“ als Spezialitäten.<br />

Kleine Speisen bietet die historische<br />

Weinstube „Zum Kornhausmeister“.<br />

Übernachten<br />

Romantisch in der Herrenstraße<br />

Gleich hinter dem Rathaus bietet das<br />

„Romantikhotel Alte Post“ familiäre<br />

Atmosphäre. „Schwäbische Gastlichkeit<br />

mitten in der Natur“ verspricht<br />

der „Waldgasthof Zum Hirschen“ im<br />

Stadtteil Neuravensburg.<br />

Führungen<br />

Paradiesische Spuren<br />

Das Gästeamt bietet ganzjährig jeweils<br />

donnerstags um 15.30 Uhr eine<br />

Stadtführung an. Von Mai bis Oktober<br />

leitet jeweils samstags (10.30 Uhr)<br />

die Führung „Auf den Spuren ins<br />

Paradies“ auch in die Rochuskapelle.<br />

Buchen & erleben<br />

Wochenende in Wangen<br />

Die Stadt kann man im Rahmen<br />

einer Pauschale „Wangen genießen“<br />

mit zwei Übernachtungen, einer geführten<br />

Stadtbesichtigung und einer<br />

Vesper im „Fidelisbäck“ kennenlernen.<br />

Diese Pauschale wird ganzjährig<br />

angeboten. Mehr Informationen<br />

erhält man beim Gästeamt.<br />

Landkreis Ravensburg<br />

135


Bahnhofstraße<br />

136<br />

Poststraße<br />

Gegenbaustraße<br />

Klosterbergstraß<br />

Braugasse<br />

Frauentorplatz<br />

Paradiesstraße<br />

Herrenstraße<br />

Marktplatz<br />

Im Kellhof<br />

Am Metzigbach<br />

Brotlaube<br />

Webergass<br />

Zunfthausgasse<br />

Schmiedstraße<br />

Knöpflegasse<br />

Spitalstraße<br />

Hafnergasse<br />

Postplatz<br />

Saumarkt<br />

Georgentorgasse<br />

Bindstraß<br />

Kornhausgasse<br />

Auskunft & Prospekte<br />

Gästeamt Wangen<br />

Tourist-Information<br />

Bindstraße 10<br />

88239 Wangen im <strong>Allgäu</strong><br />

Telefon 0 75 22/74-2 11<br />

Telefax 0 75 22/74-2 14<br />

tourist@wangen.de<br />

www.wangen.de<br />

BuchwegSt.-Gallus-Brücke<br />

Eselberg<br />

Gerbergäßle<br />

Lange Gasse<br />

Peterstorplatz<br />

� Rathaus � Pfaffenturm � Hinderofenhaus � St.-Martins-Kirche<br />

� Ritterhaus � Frauentor � St.-Martins-Tor � Kornhaus � Eselmühle<br />

� Pulverturm � Heilig-Geist-Spital � Spitalkirche � St.-Rochus-Kapelle<br />

Lesetipps<br />

Kunstführer durch Wangen<br />

„Wangen im <strong>Allgäu</strong>“ ist der Titel<br />

eines Kunstführers. Otto Beck stellt<br />

darin auf rund 80 Seiten die Stadtgeschichte<br />

und Sehenswürdigkeiten<br />

von Wangen reich bebildert vor. Das<br />

Buch ist bundesweit im Handel erhältlich<br />

und kostet 14,90 Euro.<br />

Umland<br />

Burgruine, Barock und Bodensee<br />

Im Stadtteil Neuravensburg entdeckt<br />

man die gleichnamige Burgruine. Das<br />

Deutschordensschloss in Achberg<br />

zeigt herausragende barocke Stuckarbeiten.<br />

Isny und Leutkirch sind mit<br />

dem Auto schnell erreicht und auch<br />

der Bodensee (mit Lindau, Wasserburg<br />

und Nonnenhorn) ist nah.<br />

Landkreis Ravensburg<br />

Bindstraße<br />

Ferienstraßen<br />

An der Barockstraße<br />

Lange Gasse<br />

Am Argenufer<br />

Argen<br />

Am Argenufer<br />

Der baden-württembergische Luftkurort<br />

Wangen ist einer der Höhepunkte<br />

an der Oberschwäbischen<br />

Barockstraße. Die Stadt ist außerdem<br />

eine Station an der Haupt- und Ostroute<br />

des Radwanderwegs Donau-<br />

Bodensee.<br />

Bummel durch die Stadtgeschichte<br />

Die zauberhafte Füssener Altstadt lädt zu Zeitreisen in die mehr als 700jährige<br />

Stadtgeschichte ein. Führungen starten jeweils samstags um 09:30 Uhr an der Tourist<br />

Information Füssen. Man kann aber auch das eigene Handy als Stadtführer nutzen<br />

und an 12 gekennzeichneten Standorten Informationen und Geschichten zu Gebäuden<br />

und Plätzen der Altstadt abrufen.<br />

Logenplätze für die große Aussicht<br />

Füssen liegt im Zentrum der Burgenregion Ostallgäu – Außerfern. Die Burgruinen<br />

Hopfen, Eisenberg, Hohenfreyberg, Falkenstein und das Burgenensemble Ehrenberg<br />

locken nicht nur Mittelalterfans, sondern bieten alle einen grandiosen Panoramablick<br />

auf die Berge und die postkartenschöne Voralpenlandschaft.<br />

Kurze Wege ins Grüne<br />

Rund um die Füssener Altstadt liegen die Ortsteile im Grünen. Ein Geheimtipp ist<br />

Bad Faulenbach im seenreichen Faulenbacher Tal. Hopfen am See beeindruckt mit<br />

der „<strong>Allgäu</strong>er Riviera“ am Hopfensee. Weißensee mit seinen 23 romantischen Weilern<br />

wird vom ADAC als Familienurlaubsziel empfohlen.<br />

Ungewöhnliche Naturerlebnisse<br />

Das versteckte Faulenbacher Tal mit seinen kleinen Seen,<br />

artenreichen Blumenwiesen, Hangwäldern und schroffen Felsformationen<br />

lässt sich am besten auf dem „Pfad der Sinne“ entdecken.<br />

Er bietet außergewöhnliche Naturerfahrungen für alle<br />

fünf Sinne – Herausforderungen für den Tastsinn ebenso wie<br />

überraschende „Augenöffner“: ein Bilderrahmen fokussiert<br />

die schönste Aussicht, eine Sonnenuhr spielt mit Licht und<br />

Schatten. Geschmacks- und Geruchssinn werden beim Gang<br />

durch den Kräutergarten zu neuen Entdeckungen angeregt.<br />

Das Gehör vernimmt neue Töne beim Waldtelefon.<br />

Füssen Tourismus und Marketing · Kaiser-Maximilian-Platz 1 · 87629 Füssen<br />

Telefon +49 (0)8362 93850 · tourismus@fuessen.de · www.fuessen.de


Wichtige Adressen<br />

Tourismusverbände/-vereine<br />

Tourismusverband<br />

<strong>Allgäu</strong>/Bayerisch-Schwaben e.V.<br />

Schießgrabenstraße 14,<br />

86150 Augsburg<br />

Telefon 08 21/45 04 01-0<br />

Telefax 08 21/45 04 01-20<br />

info@tvabs.de<br />

www.allgaeu-bayerisch-schwaben.de<br />

<strong>Allgäu</strong> Marketing GmbH<br />

<strong>Allgäu</strong>er Straße 1,<br />

87435 Kempten/<strong>Allgäu</strong><br />

Telefon 0831/575 37 30<br />

Telefax 0831/575 37 33<br />

info@allgaeu.info<br />

www.allgaeu.info<br />

Regio Augsburg Tourismus GmbH<br />

Schießgrabenstraße 14,<br />

86150 Augsburg<br />

Telefon 08 21/5 02 07-0<br />

Telefax 08 21/5 02 07-46<br />

tourismus@regio-augsburg.de<br />

www.augsburg-tourismus.de<br />

Dillinger Land e.V.<br />

Hauptstraße 16, 89431 Bächingen<br />

Telefon 0 73 25/95 19 57<br />

Telefax 0 73 25/95 19 59<br />

info@dillingerland.de<br />

www.dillingerland.de<br />

Ferienland Donau-Ries<br />

Pflegstraße 2, 86609 Donauwörth<br />

Telefon 09 06/74-2 11<br />

Telefax 09 06/74-2 12<br />

info@ferienland.donau-ries.de<br />

www.ferienland.donau-ries.de<br />

Regionalmarketing Günzburg GbR<br />

Wirtschaft und Tourismus<br />

An der Kapuzinermauer 1,<br />

89312 Günzburg<br />

Telefon 0 82 21/95-1 40<br />

Telefax 0 82 21/95-1 45<br />

service@landkreis-guenzburg.de<br />

www.familien-und-kinderregion.de<br />

138 Kontakt<br />

Landratsamt Neu-Ulm<br />

Kantstraße 8, 89231 Neu-Ulm<br />

Telefon 07 31/70 40-1 19<br />

Telefax 07 31/70 40-6 90<br />

tourismus@lra.neu-ulm.de<br />

www.landkreis.neu-ulm.de<br />

Tourist-Information Ulm/Neu-Ulm<br />

Münsterplatz 50, 89073 Ulm<br />

Telefon 07 31/1 61 28 30<br />

Telefax 07 31/1 61 16 41<br />

info@tourismus.ulm.de<br />

www.tourismus.ulm.de<br />

Kneippland Unterallgäu<br />

Bad Wörishofer Straße 33,<br />

87719 Mindelheim<br />

Telefon 0 82 61/99 53 75<br />

Telefax 0 82 61/99 53 33<br />

tourismus@lra.unterallgaeu.de<br />

www.unterallgaeu.de<br />

Bayern Tourismus Marketing GmbH<br />

Leopoldstraße 146, 80804 München<br />

Telefon 0 89/21 23 97-0<br />

Telefax 0 89/21 23 97-99<br />

tourismus@bayern.info<br />

www.bayern.by<br />

Arbeitsgemeinschaft Deutsche Donau<br />

Ottheinrichplatz A 118,<br />

86633 Neuburg a. d. Donau<br />

Telefon 0 84 31/57-2 37<br />

info@deutsche-donau.de<br />

www.deutsche-donau.de<br />

Bayerische Verwaltung<br />

der staatlichen Schlösser,<br />

Gärten und Seen<br />

Schloss Nymphenburg, Eingang 16,<br />

80638 München<br />

Telefon 0 89/1 79 08-0<br />

Telefax 0 89/1 79 08-1 54<br />

www.schloesser.bayern.de<br />

Geopark Ries<br />

c/o Landkreis Donau-Ries<br />

Pflegstraße 2, 86609 Donauwörth<br />

Telefon 09 06/74-2 58<br />

Telefax 09 06/74-2 48<br />

info@geopark-ries.de<br />

www.geopark-ries.de<br />

Dillingen<br />

liebenswerte Stadt an der Donau<br />

Ehemalige Fürstbischöfliche<br />

Residenz- und Universitätsstadt<br />

Dillingen an der Donau – diese Stadt ist eine<br />

Entdeckungsreise wert. Sie werden begeistert<br />

sein – wie der Kardinal von Waldburg, der<br />

1548 bekannte, dass er „auf dem Erdreich an<br />

keinem anderen Ort lieber sein wollt“ als in<br />

seiner Residenzstadt Dillingen. Die Schönheit<br />

Dillingens kommt nicht von ungefähr: die<br />

Stadt war über Jahrhunderte Sitz der Regierung<br />

des Hochstifts Augsburg, Residenz der<br />

Augsburger Fürstbischöfe und eine bedeutende<br />

Universitätsstadt. Oft wird Dillingen auch<br />

liebevoll „schwäbisches Rom“ genannt.<br />

Die große geschichtliche Vergangenheit ist<br />

auch heute noch in den vielen historischen<br />

Sehenswürdigkeiten im Herzen der Stadt<br />

gegenwärtig.<br />

Besonders sehenswert: Studienkirche, ehemalige<br />

Universität mit Jesuitencolleg und<br />

„Goldenem Saal“, Schloss, Basilika St. Peter,<br />

Franziskanerinnen-Kirche, Königstraße mit<br />

Mitteltorturm, Rathaus, Stadt- und Hochstiftmuseum<br />

...<br />

Öffentliche Stadtführungen:<br />

April bis Oktober<br />

jeden Sonntag (14 Uhr ab Rathaus)<br />

Goldener Saal:<br />

April bis Oktober<br />

Samstag, Sonntag, Feiertag (10 bis 17 Uhr)<br />

Prospekte und Information:<br />

Touristinformation Dillingen a.d. Donau<br />

Königstraße 37/38 · 89407 Dillingen<br />

Telefon 0 90 71/5 41 08 · Fax 5 41 99<br />

touristinfo@dillingen-donau.de


Naturpark<br />

Augsburg – Westliche Wälder e. V.<br />

Fuggerstr. 10, 86830 Schwabmünchen<br />

Telefon 08 21/31 02-22 78<br />

Telefax 08 21/31 02-28 56<br />

info@naturpark-augsburg.de<br />

www.naturpark-augsburg.de<br />

Wittelsbacher Land e. V.<br />

Münchener Straße 9, 86551 Aichach<br />

Telefon 0 82 51/92-2 59<br />

Telefax 0 82 51/92-1 72<br />

info@wittelsbacherland.de<br />

www.wittelsbacherland.de<br />

Ferienstraßen/Reiseziele<br />

Crescentia-Pilgerweg<br />

Kaufbeuren Tourismus-<br />

und Stadtmarketing e. V.<br />

Kaiser-Max-Straße 1,<br />

87600 Kaufbeuren<br />

Telefon 0 83 41/4 04 05<br />

Telefax 0 83 41/7 39 62<br />

tourist-info@kaufbeuren.de<br />

www.kaufbeuren.de<br />

Touristikverein Deutsche Alpenstraße<br />

c/o Tourismusverband<br />

München-Oberbayern e. V.<br />

Radolfzeller Straße 15, 81243 München<br />

Telefon 0 89/82 92 18-0<br />

Telefax 0 89/82 92 18-28<br />

deutschealpenstrasse@oberbayern.de<br />

www.deutsche-alpenstrasse.de<br />

Romantische Straße<br />

Touristik Arbeitsgemeinschaft GbR<br />

Segringer Straße 19,<br />

91550 Dinkelsbühl<br />

Telefon 0 98 51/55 13 87<br />

Telefax 0 98 51/55 13 88<br />

info@romantischestrasse.de<br />

www.romantischestrasse.de<br />

Schwäbische Bäderstraße<br />

Mühltorstraße 1, 88410 Bad Wurzach<br />

Telefon 0 18 05/93 83 32<br />

Telefax 0 18 05/93 83 24<br />

info@schwaebische-baederstrasse.de<br />

www.schwaebischebaederstrasse.de<br />

140 Kontakt<br />

Sisi-Straße<br />

Regio Augsburg Tourismus GmbH<br />

Schießgrabenstraße 14,<br />

86150 Augsburg<br />

Telefon 08 21/5 02 07-0<br />

Telefax 08 21/5 02 07-45<br />

tourismus@regio-augsburg.de<br />

www.augsburg-tourismus.de<br />

www.sisi-strasse.info<br />

Via Claudia Augusta/Infozentrum<br />

Hauptstraße 10, 87672 Roßhaupten<br />

Telefon 0 83 67/3 64<br />

Telefon 0 83 67/6 42<br />

info@rosshaupten.de<br />

www.viaclaudia.de<br />

Westallgäuer Käsestraße<br />

Arge Westallgäuer Käsestraße<br />

Touristikverband Lindau-Westallgäu<br />

Stiftsplatz 4, 88131 Lindau<br />

Telefon 0 83 82/27 01 36<br />

Telefax 0 83 82/27 01 15<br />

info@westallgaeuer-kaesestrasse.de<br />

www.westallgaeuer-kaesestrasse.de<br />

Augsburger Puppenkiste<br />

Spitalgasse 15,<br />

86150 Augsburg<br />

Telefon 08 21/45 03 45-0<br />

Telefax 08 21/45 03 45-33<br />

info@diekiste.net<br />

www.augsburger-puppenkiste.de<br />

Fuggerei<br />

Fürstlich und Gräflich Fuggersche<br />

Stiftungs-Administration<br />

Fuggerei 56, 86152 Augsburg<br />

Telefon 08 21/31 98 81-14<br />

Telefax 08 21/31 98 81-12<br />

info@fugger.de<br />

www.fugger.de<br />

LEGOLAND Deutschland Freizeitpark<br />

Legoland Allee 2,<br />

89312 Günzburg<br />

Telefon 0 18 05/70 07 57 01<br />

Telefax 0 18 05/54 58 01<br />

info@legoland.de<br />

www.legoland.de<br />

Nächster Nachbar: LEGOLAND<br />

„Als Burgau noch bei Österreich war ...”<br />

– das ist mittlerweile mehr als 200 Jahre<br />

her. Aber vieles in der Stadt erinnert noch<br />

an die Zeit, als die Stadt als Mittelpunkt<br />

der habsburgisch-österreichischen Markgrafschaft<br />

Burgau ihre große Zeit hatte.<br />

Das habsburgische Schloss und das Stadttor,<br />

die Stadtpfarrkirche, das Alte Rathaus<br />

und der Marienbrunnen zählen zu den<br />

Sehenswürdigkeiten aus dieser Epoche.<br />

Und heute? Heute ist Burgau, verkehrsgünstig<br />

an der Autobahn A 8 München-<br />

Stuttgart gelegen, eine lebendige Stadt<br />

mit einem spannenden Nachbarn: Die<br />

nächste Autobahnausfahrt nach Burgau<br />

ist Günzburg mit LEGOLAND Deutschland.<br />

Zahlreiche Gäste nutzen deshalb<br />

familienfreundliche Übernachtungsmöglichkeiten<br />

und Gastronomiebetriebe<br />

Burgaus und seine vielfältigen Freizeit-,<br />

Sport- und Einkaufsangebote.<br />

Mehr wissen oder buchen?<br />

Stadt Burgau<br />

Telefon 0 82 22/40 06-0<br />

www.burgau.de


Archäologischer Park Cambodunum<br />

Cambodunumweg 3, 87437 Kempten<br />

Telefon 08 31/7 97 31<br />

www.apc-kempten.de<br />

<strong>Allgäu</strong> Skyline Park<br />

Im Hartfeld 1, 86825 Bad Wörishofen<br />

Telefon 0 82 45/96 69-0<br />

Telefax 0 82 45/96 69-12<br />

info@skylinepark.de<br />

www.skylinepark.de<br />

Der Bezirk Schwaben<br />

und seine Museen<br />

Bezirk Schwaben<br />

Hafnerberg 10, 86152 Augsburg<br />

Telefon 08 21/31 01-0<br />

Telefax 08 21/31 01-2 00<br />

info@bezirk-schwaben.de<br />

www.bezirk-schwaben.de<br />

Schwäbisches Bauernhofmuseum<br />

Illerbeuren<br />

Museumstraße 8<br />

87758 Kronburg (Illerbeuren)<br />

Telefon 0 83 94/14 55<br />

Telefax 0 83 94/14 54<br />

info@bauernhofmuseum.de<br />

www.bauernhofmuseum.de<br />

Die Fugger. Die deutschen<br />

Medici in und um Augsburg<br />

Die Story der sagenhaft<br />

reichen Fugger und hundert<br />

ihrer Sehenswürdigkeiten.<br />

216 Seiten, 271 Fotos, 9,80 €<br />

Rieser Bauernmuseum Maihingen<br />

Klosterhof 3 und 8<br />

86747 Maihingen<br />

Telefon 0 90 87/92 07 17-0<br />

Telefax 0 90 87/92 07 17-10<br />

verwaltung@rieserbauernmuseum.de<br />

www.rieser-bauernmuseum.de<br />

Hammerschmiede<br />

und Stockerhof Naichen<br />

86476 Neuburg/Kammel<br />

Ortsteil Naichen<br />

Telefon 0 82 83/92 86 06<br />

Telefax 0 82 83/92 86 08<br />

museum@schwaebischesvolkskundemuseum.de<br />

www.hammerschmiede-naichen.de<br />

Schwäbisches Volkskundemuseum<br />

Oberschönenfeld<br />

86459 Gessertshausen<br />

Telefon 0 82 38/30 01-0<br />

Telefax 0 82 38/30 01-10<br />

museum@schwaebischesvolkskundemuseum.dewww.schwaebischesvolkskundemuseum.de<br />

Erlebnisse im bayerischen Schwaben…<br />

W.A. Mozart und Augsburg:<br />

Vorfahren, Vaterstadt<br />

und erste Liebe<br />

Die schwäbischen Mozarts<br />

und die Mozartstätten.<br />

96 Seiten, 114 Fotos, 8,90 €<br />

Reise-Guides für die Region<br />

Die Fuggerei. Die älteste<br />

Sozialsiedlung der Welt<br />

Die Geschichte der Stiftung<br />

und des Stifters, die Sehenswürdigkeiten<br />

und Museen.<br />

72 Seiten, 88 Fotos, 4,90 €<br />

Impressum<br />

<strong>Städtetouren</strong><br />

vom <strong>Allgäu</strong> über Augsburg<br />

an die Donau und ins Ries<br />

Martin Kluger<br />

context verlag Augsburg<br />

Herausgeber:<br />

Tourismusverband<br />

<strong>Allgäu</strong>/Bayerisch-Schwaben<br />

Verantwortlich: Rolf Dehner<br />

ISBN 978-3-939645-19-1<br />

1. Auflage, Juli <strong>2009</strong><br />

Konzeption und Pläne,<br />

Grafik und Produktion:<br />

concret WA GmbH, Augsburg<br />

Alle Rechte vorbehalten.<br />

Bibliografische Information<br />

der Deutschen Bibliothek<br />

Die Deutsche Bibliothek<br />

verzeichnet diese Publikation in<br />

der Deutschen Nationalbibliografie,<br />

detaillierte bibliografische Daten sind<br />

im Internet über http://dnb.ddb.de<br />

abrufbar.<br />

Bildnachweis<br />

Thomas Baumgartner: 6<br />

Wolfgang B. Kleiner: 43<br />

Martin Kluger: 68<br />

Regio Augsburg Tourismus GmbH: 2<br />

Kurverwaltung Bad Wurzach: 1<br />

Füssen Tourismus und Marketing: 1<br />

Füssen Tourismus und Marketing/<br />

www.guenterstandl.de: 2<br />

Regionalmarketing Günzburg: 1<br />

Kaufbeuren Tourismus- und<br />

Stadtmarketing: 3<br />

Stadt Friedberg: 1<br />

Tourist Information Kempten: 1<br />

Touristinfo Leutkirch: 4<br />

Tourist-Information Lindenberg: 1<br />

Tourist-Information Nördlingen: 1<br />

Gästeamt Wangen: 2<br />

Verkehrsamt Wemding: 1<br />

concret Werbeagentur Augsburg: 8<br />

…zwischen Kulturrouten und Radwanderwegen<br />

Augsburg. Stadtführer<br />

durch 2000 Jahre Geschichte<br />

Der offizielle Guide der Regio<br />

Augsburg Tourismus GmbH:<br />

Sehenswertes, Routen, Tipps.<br />

192 Seiten, 230 Fotos, 9,80 €<br />

Radwandern<br />

in Bayerisch-Schwaben<br />

Der Führer zu 25 ausgewählten<br />

Touren um Augsburg,<br />

an der Donau und im Ries.<br />

72 Seiten, 50 Fotos, 8,90 €<br />

ISBN 978-3-939645-19-1<br />

© context verlag, Augsburg,<br />

Juli <strong>2009</strong><br />

Hinweis: Alle namentlichen<br />

Empfehlungen und wertenden Urteile<br />

sind Meinung des Verfassers.<br />

Noch mehr Buch? www.context-mv.de<br />

Deutsche Donau<br />

Natur und Kultur, Sehenswürdigkeiten<br />

und Genuss von<br />

Donaueschingen über Ulm<br />

und Regensburg bis Passau.<br />

144 Seiten, 151 Fotos, 9,80 €


egelmäßige<br />

führungen<br />

www.donauwoerth.de<br />

turmführung<br />

Führungen für Gruppen und Schulklassen sind jederzeit<br />

nach Vereinbarung möglich!<br />

Gruppenangebote: Eine speziell für Gruppen ausgearbeitete, vielseitige<br />

Broschüre mit Führungsangeboten, Betriebsbesich tigungen,<br />

Aktiv-Führungen u.v.a.m. kann kostenlos angefordert werden.<br />

Städt. Tourist-Information Donauwörth<br />

Rathausgasse 1, 86609 Donauwörth,<br />

Tel. 09 06 / 789-151, Fax -159,<br />

e-mail: tourist-info@donauwoerth.de<br />

historische stadtführung<br />

durch die ehemals<br />

Freie Reichsstadt<br />

von Mai bis September<br />

Montag bis Freitag, 18.00 Uhr<br />

Dauer: 1,5 Stunden<br />

Treffpunkt: Städt. Tourist-Information,<br />

Rathausgasse 1<br />

auf den Turm<br />

des Liebfrauenmünsters<br />

von Mai bis September<br />

Samstag/Sonntag/Feiertag, 13.30 Uhr<br />

Dauer: 45 Minuten<br />

Treffpunkt: Turmaufgang,<br />

Bushaltestelle in der Reichsstraße<br />

museumsführung<br />

durch das Käthe-Kruse-<br />

Puppen-Museum<br />

von Mai bis September<br />

jeden Sonntag, 15.00 Uhr<br />

Dauer: 45 Minuten<br />

Treffpunkt: Käthe-Kruse-Puppen-<br />

Museum, Pflegstraße 21 a<br />

donauwör th

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!