zu vorgeschichte des lanolins - Deutsche Lanolin Gesellschaft
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ZU VORGESCHICHTE DES LANOLINS<br />
Das angefochtene Patent ist ein Kombinationspatent. Das beschriebene Verfahren zerfällt in zwei<br />
Hauptabschnitte : das Reinigungsverfahren und das Einkneten von Wasser in das gereinigte Wollfett.<br />
Das Reinigungsverfahren besteht wiederum in mehreren Operationen, unter denen namentlich die<br />
Behandlung der Ausgangsstoffe in der Centrifuge hervortritt.<br />
Dass dieses Verfahren als Gesammtanordnung der Neuheit entbehre, haben die Kläger nicht dar<strong>zu</strong>thun<br />
vermocht. Was insbesondere das Recept <strong>des</strong> Dioskori<strong>des</strong> angeht, welches auch in anderen<br />
griechischen und römischen Schrifstellern und in älteren Pharmacopöen mitgetheilt wird, so vermag<br />
dasselbe vielleicht dem Erfinder als Anreger gedient <strong>zu</strong> haben, es bestehen aber so erhebliche<br />
Verschiedenheiten zwischen den Anordnungen der Patentschrift und der Anweisung <strong>des</strong> Dioskori<strong>des</strong>,<br />
dass in den Druckschriften, durch welche letztere überliefert wird, eine die Neuheit <strong>des</strong> patentirten<br />
Verfahrens ausschliessende Veröffentlichung nicht gefunden worden kann."<br />
Zu derselben Anschauung wie der englische Richter und der erste Civilsenat <strong>des</strong><br />
deutschen Reichsgerichts, deren Aussprüche in Acten entnommen habe, die mir von<br />
Herrn Dr. Darmstädter bei der Gelegenheit der Ausarbeitung zweier pharmacologischchemischer<br />
Gutachten über die aufgeworfene Frage, ob das in den letzten Jahren von<br />
der obengenannten Actiengesellschaft in Delmenhorst in den Handel gebrachte, als<br />
Adeps lanae bezeichnete Product gereinigtes Wollfett und die durch Verreiben mit<br />
Wasser daraus entstehenden Salben, Kühlsalben und Crêmes <strong>Lanolin</strong> im Sinne <strong>des</strong><br />
Reichspatents seien, vorgelegt wurden, bin ich auch durch eingehendere Studien <strong>des</strong><br />
Dioskoridischen Oesypum gelangt. In No. 11 der Göttinger Gelehrten Anzeigen von<br />
1894 S. 880 habe ich bei Gelegenheit einer Besprechung der Huber-Lüneburg'schen<br />
Ueberset<strong>zu</strong>ng <strong>des</strong> Soranus das nach der Anweisung <strong>des</strong> Dioskori<strong>des</strong> aus der Schafwolle<br />
dargestellte Product zwar als einen Vorläufer <strong>des</strong> <strong>Lanolin</strong>s, aber von diesem so<br />
verschieden "wie eine Ballista der Alten von einer Krupp'schen Kanone" bezeichnet.<br />
Ich halte auch heute noch diesen Vergleich aufrecht, denn <strong>Lanolin</strong> ist eine als<br />
Salbenconstituens vortrefflich geeignete Emulsion von reinem Wollfett d. h. von<br />
Cholesterin und Isocholesterinestern, <strong>des</strong> Dioskori<strong>des</strong> Schafwollfett dagegen ein von<br />
Verunreinigungen nur unvollkommen befreites, flüchtige Fettsäuren neben Cholesterin-<br />
und Isocholesterinverbindungen enthalten<strong>des</strong>, somit höchstens halbreines Wollfett, das<br />
den Anforderungen der Reinlichkeit, welche die Gegenwart an die Basis einer Salbe<br />
stellt, in keiner Weise Genüge leistet.<br />
Dass die Vorschrift <strong>des</strong> Dioskori<strong>des</strong> Liebreich als "Anreger" <strong>zu</strong>r Erfindung <strong>des</strong><br />
<strong>Lanolin</strong>s gedient habe, wie das oben besprochene Reichsgerichtserkenntniss als<br />
möglich betont, ist nicht sehr wahrscheinlich. Seine erste Publication in der Berliner<br />
klinischen Wochenschrift vom 23 Nov. 1885 deutet viel wahrscheinlicher auf die<br />
Untersuchungen von Fr. Hartmann und E. Schulze über die Cholesterinester der<br />
Schafwolle als den Ausgangspunkt und das Anregungsmittel <strong>zu</strong> den Liebreich`schen<br />
Versuchen hin. Jedenfalls hat aber der Entdecker <strong>des</strong> <strong>Lanolin</strong>s von dem Oesypum <strong>des</strong><br />
Dioskori<strong>des</strong> frühzeitig Kenntniss besessen, und er selbst ist es gewesen, der die längst<br />
vergessene Kunde vom Oesypum auf einem Meeting der British Medical Association<br />
wieder auffrischte. In seinem im British Medical Journal vom 23 October 1896<br />
veröffentlichten Vortrage gibt er an, dass das ungereinigte Wollfett lange Zeit den<br />
ackerbauenden und viehzüchtenden Völkern bekannt gewesen und dass deren alte<br />
Bezeichnung Oesypus sei. "Ich werde Ihnen einfach erzählen, dass Oesypus schon in