Was tun mit leer stehenden Ladenflächen in Neben und ... - IVD
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<strong>Was</strong> <strong>tun</strong> <strong>mit</strong> <strong>leer</strong> <strong>stehenden</strong> <strong>Ladenflächen</strong> <strong>in</strong> <strong>Neben</strong> <strong>und</strong> Streulagen?<br />
Der E<strong>in</strong>zelhandelsstandort Deutschland erfreut sich zunehmender Beliebtheit.<br />
Internationale <strong>und</strong> deutsche Filialisten liefern sich e<strong>in</strong>en Wettbewerb um die Toplagen <strong>in</strong><br />
den Städten, was sich <strong>in</strong> den steigenden Mieten spiegelt. Währenddessen geraten<br />
E<strong>in</strong>zelhandelsflächen <strong>in</strong> den <strong>Neben</strong>lagen <strong>und</strong> Randgebieten weiter <strong>in</strong>s Abseits. Immer<br />
mehr Vermietern stellt sich die Frage: <strong>Was</strong> <strong>tun</strong> <strong>mit</strong> diesen Flächen, die den Format- <strong>und</strong><br />
Lageanforderungen der E<strong>in</strong>zelhändler offenbar nicht mehr genügen? Mit welchen<br />
Strategien kann man dem drohenden beziehungsweise herrschendem Leerstand<br />
begegnen?<br />
Ist vielleicht der demografische Wandel e<strong>in</strong>e Chance, weil Flächen <strong>in</strong> <strong>Neben</strong>- <strong>und</strong><br />
Randlagen wieder mehr Bedeu<strong>tun</strong>g bekommen, um die Nahversorgungsfunktion des<br />
Handels für die älter werdende Gesellschaft zu gewährleisten? Kaum, me<strong>in</strong>t Norbert<br />
Mewis, E<strong>in</strong>zelhandelsspezialist bei Michael Schick Immobilien <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. „Handelsketten<br />
<strong>und</strong> Filialisten verlassen die Rand- <strong>und</strong> <strong>Neben</strong>lagen zugunsten der Agglomerationen,<br />
bestehende Mietverträge werden nicht verlängert. Das hat zur Folge, dass ältere<br />
Menschen, die zunehmend ihre Mobilität e<strong>in</strong>büßen, ke<strong>in</strong>en Supermarkt mehr um die<br />
Ecke haben. Die Antwort der Filialisten auf den demografischen Wandel ist die<br />
tendenzielle Umkehrung des Pr<strong>in</strong>zips: Die Ware kommt zum Menschen. Fast jeder<br />
große Nahversorger bietet heute schon Lieferservices - auch ohne Internet – an.“ Dem<br />
stimmt auch Magnus Danneck von Jones Lang LaSalle zu. Zwar gehe pr<strong>in</strong>zipiell der<br />
demographische Wandel <strong>und</strong> <strong>in</strong>sbesondere der wieder zunehmende Wunsch nach<br />
<strong>in</strong>nerstädtischem Wohnen tatsächlich <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em steigenden Nahversorgungsbedarf <strong>in</strong><br />
den Innenstädten e<strong>in</strong>her. Dabei stünden aber eher die 1A-Lagen im Fokus, weniger die<br />
Randlagen. Lediglich bei den regionalen Nahversorgungskonzepten sei e<strong>in</strong> gewisses<br />
Interesse an <strong>Neben</strong>lagen zu erwarten. Aber auch dieses ziele eher ab auf gut<br />
entwickelte Standorte wie die Stadtteillagen <strong>in</strong> den Metropolen.<br />
Überbürokratisierung killt <strong>Neben</strong>lagen<br />
Aber selbst, wenn E<strong>in</strong>zelhändler <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Angebot zur Deckung des täglichen Bedarfs<br />
Flächen <strong>in</strong> <strong>Neben</strong>lagen anmieten wollen, stehen häufig sehr hohe Auflagen im Wege,<br />
wie He<strong>in</strong>z Schneier von Schneier & Co <strong>in</strong> München kritisiert. Selbst da, wo zuvor e<strong>in</strong><br />
Metzgergeschäft oder e<strong>in</strong>e Re<strong>in</strong>igung waren, kann nicht e<strong>in</strong> Metzger oder e<strong>in</strong>e<br />
Re<strong>in</strong>igung nachfolgen. Die Investitionen, die nötig wären, um die strengen EUrechtlichen<br />
Auflagen zu erfüllen, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Regel viel zu hoch, so Schneier. Nicht<br />
zuletzt seien es Gesetze <strong>und</strong> Satzungen, die dazu beitragen, dass <strong>Neben</strong>lagen<br />
absterben. Diesen Trend bestätigt auch Christoph Grohmann von City Jung Immobilien<br />
<strong>in</strong> Ellwangen. Er nennt das Beispiel der Tüb<strong>in</strong>ger Innenstadt, wo Imbiss-Läden jeglicher<br />
Art nicht mehr genehmigt werden. Dazu zählen auch Bäckereien, Eisdielen <strong>und</strong><br />
sonstige Anbieter von Lebens<strong>mit</strong>teln zum Sofortverzehr. Fe<strong>in</strong>kost-Läden s<strong>in</strong>d davon<br />
ebenfalls betroffen, wenn geplant ist, dort Verkos<strong>tun</strong>gen vorzunehmen. Grohmann: „E<strong>in</strong><br />
Fe<strong>in</strong>kost-Geschäft, <strong>in</strong> dem man nicht probieren kann, ist wie e<strong>in</strong>e Parfümerie ohne<br />
Schaufenster. Es kann e<strong>in</strong>fach nicht se<strong>in</strong>, dass Döner-Buden <strong>und</strong> Delikatess-Geschäfte<br />
über e<strong>in</strong>en Kamm geschert werden.“<br />
Themen kreieren, Konzepte entwickeln<br />
Denn gerade die Fachgeschäfte s<strong>in</strong>d es, die e<strong>in</strong>e Lage „machen“. <strong>Neben</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Metzger macht sich e<strong>in</strong>e Bäckerei gut <strong>und</strong> kommen dann noch e<strong>in</strong> Fe<strong>in</strong>kost-Laden <strong>und</strong>
e<strong>in</strong> We<strong>in</strong>händler dazu, hat man bereits e<strong>in</strong> Thema kreiert, <strong>mit</strong> dem man<br />
Frequenzströme positiv bee<strong>in</strong>flussen kann. Schneier berichtet von e<strong>in</strong>em verme<strong>in</strong>tlich<br />
hoffnungslosen Fall, der sich zum Guten wendete, als es gelang, e<strong>in</strong>e Fläche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Streulage an den Betreiber e<strong>in</strong>es Reha-Centers zu vermieten. In der Folge siedelten<br />
sich <strong>in</strong> der un<strong>mit</strong>telbaren Nachbarschaft weitere physio-mediz<strong>in</strong>ische <strong>und</strong> kosmetische<br />
Dienstleister an – <strong>und</strong> „schon“ war die Lage für e<strong>in</strong>e bestimmte Zielk<strong>und</strong>schaft attraktiv.<br />
Auf Laufk<strong>und</strong>schaft kann man <strong>Neben</strong>- <strong>und</strong> Streulagen ohneh<strong>in</strong> nicht hoffen. „Die<br />
Laufk<strong>und</strong>en werden <strong>in</strong> den A-Lagen abgegriffen. In allen anderen Lagen muss man<br />
Zielk<strong>und</strong>en gew<strong>in</strong>nen durch Konzepte. E<strong>in</strong> Vermieter alle<strong>in</strong>e kann da nur wenig<br />
ausrichten“, erklärt Bert Pfeffer, Prokurist bei Brockhoff & Partner <strong>in</strong> Essen. Er verweist<br />
auf gelungene Beispiele von Bus<strong>in</strong>ess Improvement Districts (BID) <strong>und</strong> den E<strong>in</strong>satz von<br />
City-Managern. In <strong>Neben</strong>lagen müsse es letztlich genauso sicher <strong>und</strong> sauber se<strong>in</strong> wie<br />
im Shopp<strong>in</strong>g-Center. Die Egoismen e<strong>in</strong>zelner Vermieter, e<strong>in</strong>e möglichst hohe Miete auf<br />
Kosten der Attraktivität e<strong>in</strong>er Lage durchzusetzen, liefen diesem Ziel jedoch häufig<br />
zuwider. E<strong>in</strong>-Euro-Shops, deren Betreiber vergleichsweise hohe Mieten zu zahlen bereit<br />
s<strong>in</strong>d, seien der Anfang vom Ende e<strong>in</strong>er <strong>Neben</strong>lage <strong>und</strong> setzten e<strong>in</strong>e Abwärts-Spirale <strong>in</strong><br />
Gang.<br />
Zehn Prozent weniger Miete pro Stufe<br />
Die Lage e<strong>in</strong>er Fläche ist das e<strong>in</strong>e, die bauliche Situation das andere entscheidende<br />
Miet-Kriterium. E<strong>in</strong>ig s<strong>in</strong>d sich alle befragten Experten, dass Stufen das absolute No-Go<br />
für e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>zelhandelsfläche ist. Bei Brockhoff & Partner hat man diesen Malus sogar<br />
beziffert: Jede Stufe bedeutet zehn Prozent weniger Umsatz, das heißt auch zehn<br />
Prozent weniger Miete. Grohmann erzählt von e<strong>in</strong>er Fläche <strong>in</strong> der Offenburger<br />
Fußgängerzone <strong>mit</strong> drei Stufen. Erst, nachdem der dritte Mieter aufgegeben hatte, war<br />
der Vermieter zu e<strong>in</strong>er Absenkung bereit. Das Investment hat sich gelohnt – seit 15<br />
Jahren gibt es – bei regelmäßigen Mietanpassungen - ke<strong>in</strong>e Mieterfluktuation mehr.<br />
Seid flexibel!<br />
Und was, wenn sich tatsächlich ke<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelhändler mehr für e<strong>in</strong>e Ladenfläche f<strong>in</strong>det?<br />
Seid flexibel, rät Mewis se<strong>in</strong>en Auftraggebern. Es müsse geprüft werden, ob das<br />
Mietniveau auf dem anderer Flächenarten liegt <strong>und</strong> man aus diesen Segmenten<br />
Miet<strong>in</strong>teressenten gew<strong>in</strong>nen kann. Dazu zählen alle Dienstleister, die sich bislang <strong>in</strong><br />
Büros e<strong>in</strong>gemietet haben <strong>und</strong> die über K<strong>und</strong>enverkehr verfügen. „Schließlich gibt es<br />
auch Makler, die so angefangen haben“, sagt Mewis. Man könne auch über<br />
<strong>Ladenflächen</strong> als transparente E<strong>in</strong>trittsfläche e<strong>in</strong>er gewerblichen Nutzung nachdenken.<br />
Beispielsweise könnte e<strong>in</strong>e Steuerkanzlei im 1. OG e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>terne Erschließung zum <strong>leer</strong><br />
<strong>stehenden</strong> Laden im EG erhalten, um sich zu präsentieren <strong>und</strong> Gäste zu empfangen.<br />
Die Ansprache von Mietergruppen wie Tierärzte, Anwälte oder Nachhilfe-Institute hält<br />
auch Danneck von JLL für e<strong>in</strong>en gangbaren Weg aus dem dauerhaften Leerstand. „Die<br />
Situation <strong>in</strong> <strong>Neben</strong>lagen, die von E<strong>in</strong>zelhandelskonzepten mangels Umsatzpotenzial<br />
nicht mehr nachgefragt werden, wird sich aus unserer Sicht dauerhaft verfestigen.“<br />
Wie gut e<strong>in</strong>e solche Umwidmung funktionieren kann, weiß Grohmann, der die Fläche<br />
e<strong>in</strong>es ehemaligen NKD-Geschäftes an die „Pippilotta“-K<strong>in</strong>dertagesstätte ver<strong>mit</strong>telt hat.<br />
Die Stufen, die früher den K<strong>und</strong>enfluss zum Laden abschnitten, s<strong>in</strong>d für die K<strong>in</strong>der ke<strong>in</strong><br />
H<strong>in</strong>dernis. Allerd<strong>in</strong>gs musste die Miete natürlich nach unten angepasst werden.
Sollte man noch e<strong>in</strong>en Schritt weiter gehen <strong>und</strong> über e<strong>in</strong>e Wohnnutzung von<br />
ehemaligen <strong>Ladenflächen</strong> nachdenken? Möglich ist alles aber e<strong>in</strong>en echten Trend<br />
sehen die Experten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er solchen Umwandlung jedoch nicht. „Der Mensch ist aus<br />
me<strong>in</strong>er Sicht nicht gewillt, sich von jedem Passanten auf den Teller sehen zu lassen“,<br />
so Mewis. Allerd<strong>in</strong>gs könnte Danneck zufolge der wachsende Wunsch nach<br />
<strong>in</strong>nerstädtischem Wohnen die Chancen für e<strong>in</strong>e Umwandlung <strong>in</strong> Wohnraum vergrößern,<br />
wenngleich diese <strong>mit</strong> höheren Investitionen e<strong>in</strong>hergeht.<br />
Quelle: AIZ 04/2011<br />
Copyright: AIZ