Heft 4, 2006 (PDF, 652KB) - Bundesamt für Bevölkerungsschutz und ...
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NV 4/<strong>2006</strong><br />
Die Zeitschrift <strong>für</strong> <strong>Bevölkerungsschutz</strong><br />
<strong>und</strong> Katastrophenhilfe<br />
NOTFALLVORSORGE<br />
Themenheft: Gigabytes im Katastropheneinsatz<br />
– die Rolle der EDV in der Stabsarbeit
Jederzeit Herr der Lage sein.<br />
Drägerware.act ist ein EDV-gestütztes Katastrophenschutz- <strong>und</strong> Krisenmanagementsystem,<br />
das den Führungsvorgang von Stäben <strong>und</strong> Technischen Einsatzleitungen bei<br />
Großschadens- <strong>und</strong> Katastrophenlagen unterstützt. Es kann dem Bedarf der unterschiedlichen<br />
Führungsebenen angepasst werden <strong>und</strong> ist über diese Ebenen vernetzbar.<br />
Die Stäbe <strong>und</strong> die Technische Einsatzleitung sowie deren Sachgebiete <strong>und</strong> Fachberater<br />
werden durch das integrierte Meldewesen ständig über die aktuelle Lage sowie die<br />
verfügbaren Ressourcen informiert.<br />
Drägerware.act ermöglicht eine schnelle <strong>und</strong> übersichtliche Lagedarstellung <strong>und</strong> hilft so,<br />
Entscheidungen zielorientiert zu treffen. Die Dokumentation wird durch die Tagebuchfunktion<br />
<strong>und</strong> die Aufzeichnung des Lagefilms übernommen.<br />
Mehr dazu unter: www.draeger.com/act<br />
www.draeger.com<br />
PIONEERING SOLUTIONS >><br />
Gasmesstechnik<br />
Personenschutztechnologie<br />
Tauchtechnik<br />
Systemlösungen<br />
Dienstleistungen<br />
5584-<strong>2006</strong>
4<br />
7<br />
8<br />
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32<br />
32<br />
34<br />
Inhalt<br />
SACHGEBIETE IN DER EINSATZLEITUNG<br />
Möglichkeiten <strong>und</strong> Grenzen der Führung bei Anwendung<br />
der EDV<br />
EDV – Entlastung, Verstärkung oder Sicherheitsrisiko<br />
in der Stabsarbeit?<br />
Anforderungen der Anwender an EDV-Führungssysteme<br />
Erfahrungen aus der „Vernetzten Operationsführung“<br />
umgesetzt<br />
S1 PERSONAL/INNERER DIENST<br />
Möglichkeiten <strong>und</strong> Grenzen eines EDV-Einsatzes<br />
im Sachgebiet S1<br />
S2 LAGE<br />
Die Digitale Lagedarstellung in der Stabsarbeit<br />
Geographische Informationssysteme<br />
Meldewesen <strong>und</strong> Einsatzdokumentation<br />
Netzwerk gestützte Einsatzführung bei<br />
sanitäts- <strong>und</strong> rettungsdienstlicher Absicherung<br />
von Großveranstaltungen<br />
S3 EINSATZ<br />
Blick zu den Nachbarn in die Niederlande:<br />
Ausbilden <strong>und</strong> Üben mit Hilfe der EDV<br />
S4 VERSORGUNG<br />
deNIS IIplus – IT-Lösung <strong>für</strong> Krisenstäbe bei<br />
B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Ländern<br />
S5 PRESSE- UND MEDIENARBEIT<br />
Es geht nichts mehr ohne moderne Kommunikationstechnik<br />
– vor allem in der Krisenkommunikation<br />
S6 INFORMATIONS- UND KOMMUNIKATIONSWESEN<br />
Planung <strong>und</strong> Einsatz bei Großveranstaltungen aus Sicht<br />
des Sanitäts <strong>und</strong> Rettungsdienstes<br />
Sicherheitsfragen <strong>für</strong> EDV-Systeme: Was ist, wenn ...?<br />
Katastrophenschutz – Einheitlicher <strong>und</strong> effizienter auf<br />
Katastrophen reagieren<br />
GLOSSAR<br />
Katastrophenschutz in Europa – Einheitlicher<br />
<strong>und</strong> effizienter auf Katastrophen reagieren<br />
Verstehen wir uns richtig?<br />
Definierte Begriffe <strong>für</strong> eine klare Kommunikation/Teil 4<br />
FÜR SIE GELESEN UND EMPFOHLEN<br />
Rezensionen<br />
www.WALHALLA.de/notfallvorsorge<br />
Impressum<br />
Die Autoren dieser Ausgabe<br />
• Klaus Albert, Referent <strong>für</strong> Zivil-, Katastrophenschutz<br />
<strong>und</strong> Rettungsdienst, Malteser Hilfsdienst<br />
e.V. – Generalsekretariat, Köln<br />
Peter Buchner, Fregattenkapitän, Dozent am<br />
Zentrum Innere Führung, Koblenz<br />
Bernhard Corr, Fachbereichsleiter, BBK, Bonn<br />
Ralf Etzler, Brandamtmann, verantwortlich <strong>für</strong> das<br />
Sachgebiet Lage im Gemeinamen Melde- <strong>und</strong> Lagezentrum<br />
(GMLZ) von B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Ländern im BBK, Bonn<br />
Dr. Wolfram Geier, Bonn<br />
Dipl.-Geogr. Susanne Lenz, M.Sc., Köln<br />
Steven Lohman, Direktor, Fa. E-Semble BV Delft/NL<br />
Sascha Lüdemann, B.Sc., Leiter Strategisches<br />
Marketing, EDV-COMPAS GmbH, Lübeck, Produktmanager,<br />
Dräger Safety AG, Lübeck<br />
Dipl. Ing. Stefan Mikus, BBK, Schutz Kritischer<br />
Infrastrukturen, Bonn<br />
Thomas Mitschke, Regierungsdirektor, Leiter des<br />
Gemeinsamen Melde- <strong>und</strong> Lagezentrum (GMLZ)<br />
von B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Ländern im BBK, Bonn<br />
Frank Recktenwald, SOS Crisis Mangagement &<br />
Crisis Communication GmbH, Saarbrücken<br />
Jürgen Schreiber, ASB Deutschland, B<strong>und</strong>esbeauftragter<br />
<strong>für</strong> die Ausbildung<br />
von Führungskräften in ASB-Einheiten, Bremen<br />
Isabell Wagner, SOS Crisis Mangagement & Crisis<br />
Communication GmbH, Saarbrücken<br />
Dipl.-Ing. Hans-Georg Wein, verantwortlich <strong>für</strong><br />
BOS-Dienste, ESG-GmbH, München<br />
Gerhard Weisschnur, Leitender Polizeidirektor,<br />
Leiter der Abteilung <strong>für</strong> Katastrophen-, Brand- <strong>und</strong><br />
<strong>Bevölkerungsschutz</strong> in der Behörde <strong>für</strong> Inneres,<br />
Hamburg<br />
Notfallvorsorge<br />
Die Zeitschrift <strong>für</strong> <strong>Bevölkerungsschutz</strong> <strong>und</strong><br />
Katastrophenhilfe<br />
ISSN 0948-7913, 37. Jahrgang<br />
Begründet von Rolf Osang<br />
Die in den Beiträgen dieser Zeitschrift vertretenen<br />
Auffassungen der Autoren stellen deren Meinung<br />
dar. Sie müssen nicht identisch sein mit denen ihrer<br />
Institution, der Redaktion oder des Verlages.<br />
Verlag/Redaktion/K<strong>und</strong>enbetreuung<br />
Walhalla Fachverlag, Haus an der Eisernen Brücke,<br />
93042 Regensburg, Tel.: 0941 / 56 84-0, Fax: 56 84 111<br />
E-Mail: steckenleiter.eva-maria@WALHALLA.de<br />
Internet: www.WALHALLA.de/notfallvorsorge<br />
Wissenschaftliche <strong>und</strong> fachliche Beratung:<br />
Dr. Wolfram Geier, Bonn; Winfried Glass, Meckenheim<br />
Manuskripte, ausschließlich Erstveröffentlichungen,<br />
nimmt die Redaktion gerne entgegen.<br />
Erscheinungsweise <strong>und</strong> Bezugsbedingungen<br />
Die „Notfallvorsorge“ erscheint 4-mal jährlich.<br />
Bestellungen direkt beim Verlag. Jahresbezugspreis<br />
35 Euro zzgl. Porto. Die Aufnahme des Abonnements<br />
ist jederzeit möglich. Irrtum <strong>und</strong> Preisänderungen vorbehalten.<br />
Copyright <strong>und</strong> Nachdruck<br />
© Walhalla u. Praetoria Verlag GmbH & Co. KG,<br />
Regensburg/Berlin. Alle Rechte, insbesondere das<br />
Recht zur Vervielfältigung <strong>und</strong> Verbreitung sowie<br />
der Übersetzung, vorbehalten.<br />
Druck: Grafischer Betrieb Don Bosco, Ensdorf<br />
Printed in Germany<br />
Titelfoto: Der Pressebeauftragte der Feuerwehr im Einsatz.<br />
Abdruck mit fre<strong>und</strong>licher Genehmigung von SOS<br />
Crisis Management & Crisis Communication GmbH,<br />
Saarbrücken.<br />
Notfallvorsorge 4/<strong>2006</strong> www.WALHALLA.de/notfallvorsorge 3
Sachgebiete in der Einsatzleitung<br />
Die Aufgaben der Einsatzleiterin<br />
oder des Einsatzleiters lassen<br />
sich in die Sachgebiete gliedern:<br />
Personal/lnnerer Dienst –<br />
Sachgebiet 1 (S1)<br />
Lage – Sachgebiet 2 (S2)<br />
Einsatz – Sachgebiet 3 (S3)<br />
Versorgung – Sachgebiet 4 (S4)<br />
Möglichkeiten <strong>und</strong> Grenzen der<br />
bei Anw<br />
Fregattenkapitän Peter Buchner, Dozent am Zentrum Innere Führung,<br />
ehrenamtlicher Helfer S3 einer Fachgruppe Führung & Kommunikation<br />
des THW, Koblenz<br />
Erfahrungsberichte von Einsätzen dokumentieren Kritik an der Gefahrenabwehr.<br />
Zuletzt führt der Bericht der Kirchbach-Kommission Defizite auf<br />
Schwächen der Führung zurück. Bei der Suche nach Verbesserungsmöglichkeiten<br />
ist der Einsatz von EDV bzw. IT ein wichtiger Aspekt.<br />
Führung in der<br />
Gefahrenabwehr<br />
„Führung ist die Einflussnahme auf<br />
die Entscheidungen <strong>und</strong> das Verhalten<br />
anderer Menschen mit dem<br />
Zweck, mittels steuerndem <strong>und</strong> richtungsweisendem<br />
Einwirken vorgegebene<br />
<strong>und</strong> aufgabenbezogene Ziele zu<br />
verwirklichen. Das bedeutet andere<br />
zu veranlassen, das zu tun, was zur<br />
Erreichung des gesetzten Zieles erforderlich<br />
ist.“ 2<br />
Als Hilfsmittel der Führung haben<br />
die Einsatzleiter <strong>und</strong> Einheitsführer<br />
das Führungssystem an der Hand. Es<br />
ist in unterschiedlichen Ausgaben der<br />
Dv 100 von Feuerwehr bis THW <strong>und</strong><br />
DRK bis SKK dargestellt.<br />
Es besteht aus dem Regelkreis des<br />
Führungsvorganges als wiederkehrendem<br />
Denkprozess mit den Elementen<br />
Lage, Planung, „Befehlsgebung“<br />
<strong>und</strong> Kontrolle. Führung kann<br />
damit auf einer konkreten Gr<strong>und</strong>lage<br />
Entscheidungen treffen trotz unsicherer<br />
<strong>und</strong> unvollständiger Infos, die mit<br />
dem Einsatz untrennbar verb<strong>und</strong>en<br />
sind.<br />
Als Führungsorganisation <strong>für</strong> die<br />
Gefahrenabwehr ist wenigstens <strong>für</strong><br />
Bei Bedarf können darüber hinaus<br />
weitere Sachgebiete eingerichtet<br />
werden; insbesondere sind dies:<br />
Presse- <strong>und</strong> Medienarbeit –<br />
Sachgebiet 5 (S5)<br />
Informations- <strong>und</strong> Kommunikationswesen<br />
– Sachgebiet 6<br />
(S6) 1<br />
die „Helfenden Hände“ die Form der<br />
Einlinien-Stabs-Organisation festgelegt.<br />
3 Die vom Einsatz getrennten Verwaltungsaufgaben<br />
werden nicht weiter<br />
betrachtet, weil es unvorstellbar<br />
erscheint, dass sie im Einsatz anders<br />
laufen als im Alltag. 4<br />
Führungsmittel werden nach ihrem<br />
Zweck <strong>für</strong> die Infogewinnung, -verarbeitung<br />
<strong>und</strong> -übertragung differenziert.<br />
Kernelemente <strong>für</strong> die Stabsarbeit<br />
sind die Mittel der Infoverarbeitung<br />
wie Lagekarte <strong>und</strong> -infos, Geographie<br />
<strong>und</strong> Schadensdarstellungen<br />
sowie Daten zu Material <strong>und</strong> Personal<br />
sowohl als Betroffene wie Helfer.<br />
Dabei wäre es reizvoll, die zu-nächst<br />
getrennten Infos ineinander zu überführen.<br />
Die Daten der Lagefeststellung<br />
durchlaufen automatisch den<br />
Regelkreis; an die Kontrolle erinnert<br />
die automatische Statusüberwachung.<br />
Der Objektplan wird zur Lagekarte,<br />
das Schadenskonto geht<br />
direkt an die Bekämpfenden weiter<br />
<strong>und</strong> die Stärkemeldung läuft als Bestellung<br />
beim Schnellrestaurant um<br />
die Ecke in ein „Drive In“-Verfahren.<br />
Dabei bedeutet der EDV-Einsatz<br />
noch nicht, dass man alle Daten red<strong>und</strong>anz-<br />
<strong>und</strong> widerspruchsfrei vor-<br />
liegen hat. Dies würde eine Aufgabe<br />
der Führungsunterstützung beim S6<br />
darstellen.<br />
Soziale Aspekte<br />
der Einsatzführung<br />
Neben diesen organisatorischen<br />
Aspekten berührt EDV auch das Zwischenmenschliche.<br />
Die Militärsoziologie<br />
zeigt, dass die sozialen Beziehungen<br />
in der Militärischen Gruppe<br />
<strong>und</strong> das Vertrauen zu Führungskräften<br />
den Einsatzerfolg verbessern.<br />
Dies muss in der Schadensabwehr<br />
<strong>für</strong> das Vertrauen in die Einheitsführer,<br />
aber auch Einsatz-, -abschnittsleiter<br />
<strong>und</strong> ihre Stäbe gelten. Es bildet<br />
sich im persönlichen Kontakt. Der<br />
Einsatz von EDV reduziert diese Kontakte<br />
bzw. verhindert sie ganz.<br />
Datenverarbeitung & IT<br />
EDV verarbeitet Daten automatisiert.<br />
Sortieren oder Rechnen erfolgt<br />
außerordentlich schnell, meistens<br />
ohne Ermüden. In Schnelligkeit <strong>und</strong><br />
Zuverlässigkeit gilt sie Menschen<br />
überlegen. Schwächen sind die linear<br />
sukzessive Programmabwicklung,<br />
fehlende Kreativität mangels Musterverarbeitung<br />
wie beispielweise<br />
Schlüsseziehen aus Taktischen Zeichen<br />
oder graphischer Befehlsgebung.<br />
EDV ist im Allgemeinen nicht<br />
in der Lage, komplizierte Zusammenhänge<br />
zu bearbeiten wie z. B. eine<br />
Auftragsanalyse. EDV ist auf die Bediener<br />
angewiesen.<br />
Ein Blick ins Nachbarbüro verrät:<br />
EDV verleitet zum Spielen. Wer kennt<br />
4 www.WALHALLA.de/notfallvorsorge<br />
Notfallvorsorge 4/<strong>2006</strong>
nicht Solitär, das der Kollege zur Entspannung<br />
spielt? Sublimer ist der<br />
Stabstäter, der am elektronischen<br />
Nachrichtenvordruck mit großem<br />
Engagement versucht die vielen Datumsangaben<br />
zu automatisieren <strong>und</strong><br />
vergisst, dass jetzt eigentlich die Helfer<br />
verpflegt werden müssten. 5<br />
Heute beinhaltet IT moderne Anwendungen<br />
wie Internet <strong>und</strong> ermöglicht<br />
schnelle Kommunikation. Briefkästen<br />
sind Postfächer, E-Mail ist das<br />
Mittel der Wahl. E-Commerce <strong>und</strong><br />
Online-Banking sind state of the art.<br />
Zur Verteilung <strong>und</strong> Generierung von<br />
Wissen stehen Foren <strong>und</strong> Newsgroups,<br />
Wikis <strong>und</strong> Weblogs hoch im<br />
Kurs. Sie sind empfängerselektiv.<br />
Post- & Pull 6 -Verfahren <strong>und</strong> subscribe-Prinzip<br />
7 sind neue Wege, die über<br />
die Tabellen wie z. B. S1-Übersichten,<br />
Nachschlagewerke wie Hommel<br />
oder den Lieferstatus der Versorgungsgüter<br />
<strong>und</strong> Einsatztagebuch-<br />
Vordrucke hinausgehen. Die B<strong>und</strong>eswehr<br />
erfasst diese Entwicklung mit<br />
dem Begriff Vernetzte Operationsführung.<br />
8 Programmunterstützung wie<br />
Routenplaner, GeoMap oder Microsoft<br />
Project <strong>für</strong> die Planung liegen auf<br />
der Hand. Einsatzpläne, Hydrantenbücher<br />
oder Merkblätter legt man auf<br />
dem Laptop der Büroausstattung ab.<br />
Vordrucke sind maschinell ausgefüllt.<br />
Nicht zuletzt der Zugriff auf alle nur<br />
denkbaren Infos im Internet lässt keine<br />
Wünsche offen. Schließlich ermöglicht<br />
SAP 9 mit Modulen als einheitliche<br />
IT-Plattform das gesamte<br />
Spektrum der Führung mit einheitlicher<br />
Datenbasis zu nutzen. 10<br />
Sachgebiete in der Einsatzleitung<br />
Führung<br />
endung der EDV<br />
Zukunftsaussichten<br />
Berücksichtigt man die Eigenschaften<br />
der IT im Führungssystem, eröffnen<br />
sich Chancen, aber auch Risiken:<br />
Im sozialen Bereich besteht die Gefahr,<br />
dass die zwischenmenschlichen<br />
Bezüge verloren gehen. Mitarbeiter<br />
lassen sich mit Spielereien verleiten<br />
<strong>und</strong> verlieren das Ziel aus dem Auge.<br />
Die IT wirkt auf das Führungssystem<br />
zurück, indem es die operative Krea-<br />
Informationsgewinnung<br />
Pläne<br />
Handbücher<br />
Internet<br />
Datenbanken<br />
Soziale Aspekte<br />
Führungsmittel<br />
Informationsverarbeitung<br />
Lagekarte<br />
Übersichten<br />
Tabellen<br />
Computer &<br />
Netzwerke<br />
tivität beschneidet, Auftragstaktik<br />
beschränkt <strong>und</strong> über Hierarchieebenen<br />
hinweg wirkt – Durchgriff. Damit<br />
würde sich das ganze Führungssystem<br />
wandeln 11 . Schließlich muss im<br />
Technischen entschieden werden,<br />
wie viel Aufwand <strong>für</strong> Netzkonfiguration<br />
betrieben werden soll <strong>und</strong> wie<br />
viel man in den Zugriff aufs Internet<br />
wahrscheinlich über SatCom investiert.<br />
12 Aber selbst wenn die offenen<br />
Fragen beantwortet sind, bleibt das<br />
Informationsübertragung<br />
Funk<br />
Telefon<br />
E-Mail<br />
SatCom<br />
Verlust zwischenmenschlicher Kontakte<br />
aufwendige Vorbereitung von Lagevorträgen, z.B. als animierte<br />
Präsentation statt zeitsparender Nutzung der Lagekarte<br />
Beschränkung Ehrenamtlicher auf Handlangerdienste<br />
Lähmung des Handelns durch bürokratische Analyse mit langer<br />
Info-Sammlung statt zügiger Entscheidung mit „predict & correct“<br />
nach dem Regelkreis<br />
Notfallvorsorge 4/<strong>2006</strong> www.WALHALLA.de/notfallvorsorge 5
Sachgebiete in der Einsatzleitung<br />
Veränderungen im Führungssystem<br />
Durchgriffsmöglichkeit über Führungsebenen<br />
Außerkraftsetzung 3 ... 5er Regel<br />
Aushebelung der Auftragstaktik mit Mikromanagement<br />
Beschränkung auf vorgeplante Einzelschritte vergleichbar<br />
„Textbausteinen“ entsprechend der Befehlstaktik<br />
Steigerung der InfoFlut statt Filterung in den Hierarchien<br />
<strong>und</strong> übersichtliche Darstellung<br />
Organisation folgt IT statt Strategie<br />
Auflösung der Unterstützungsdienstleistungen, so dass nur<br />
noch der EL mit Laptop statt Stab <strong>und</strong> FüSt bleibt<br />
Projektion des gemeinsamen Lagebildes in der FüSt<br />
Einsatzbewältigung mit „handwerklichen Mitteln“<br />
nach Ausfall der IT<br />
Technische Rahmenbedingungen<br />
Fokussierung auf technische Spielereien<br />
Netz-Konfiguration, Verfügbarkeit der Dienste <strong>und</strong> des<br />
Internetzugangs<br />
Bereitschaft zur Finanzierung des SatCom-Zugriffs, wenn GSM in<br />
Großschadenslagen überlastet ist<br />
Operative Denken mangels Kreativität<br />
<strong>und</strong> der Fähigkeit zur Auftragsanalyse<br />
der Automatisierung mit IT verschlossen.<br />
Damit kann man zusammenfassen,<br />
dass IT ihre Wirkung erst entfaltet,<br />
wenn sie die Vernetzung nachzeichnet,<br />
die die Organisationstheorie vorgibt.<br />
Vorher wirkt IT nur wie Funkverbindung<br />
oder Nachschlagewerk.<br />
Die systematischen operativen Überlegungen<br />
sind jedoch heute noch<br />
nicht abgeschlossen, vielleicht nicht<br />
einmal begonnen. Deshalb ist IT in<br />
der Führung von Großschadenslagen<br />
zurzeit nicht viel mehr als ein Vierfach-Vordruck;<br />
allerdings mit vielfachem<br />
Ausdruck.<br />
Fußnoten<br />
1 Wörtlicher Auszug aus der KatS DV<br />
Anlage 2.<br />
2 Dv 100 Führung <strong>und</strong> Leitung im Einsatz.<br />
Führungssystem. Vorschlag der<br />
SKK, Dezember 1999, S. 6<br />
3 Einzelaspekte in Peter Buchner: Jenseits<br />
des Alltäglichen. In: Notfallvorsorge<br />
4/2005, S. 26 ff.<br />
4 Eine Vielzahl aus Verfassersicht offener<br />
Fragen zur Funktion der Büro-<br />
kratie in der Schadensabwehr <strong>und</strong> zu<br />
Störeffekten trägt Lenk in seinem Eingangsreferat<br />
bei der Veranstaltung<br />
Sicherheitskommunikation in Großräumen<br />
vor.<br />
5 ... <strong>und</strong> Hand aufs Herz, wer hat sich<br />
nicht schon einmal dabei ertappt,<br />
wenn sie/er einen schwierigen Sachverhalt<br />
bearbeitet <strong>und</strong> dann erst nach<br />
langer Zeit bemerkt, dass er/sie gerade<br />
ein neues Problem im Internet<br />
sucht ...<br />
6 Jeder zieht sich („pullt“) die Info,<br />
die er aktuell benötigt i. Ggs. zum Befehlsformat<br />
der Dv 100, das an sich<br />
senderselektiv ist <strong>und</strong> in S1 „Lage“<br />
nur die Infos aufnimmt, die der Empfänger<br />
zur Umsetzung des Befehls<br />
braucht. Hierzu: Sebastian Schäfer:<br />
Netzwerkorientiertes Denken in der<br />
Vernetzten Operationsführung. In:<br />
Europäische Sicherheit 2/<strong>2006</strong>,<br />
S. 35ff.<br />
7 Wiederkehrende Abfragen lassen<br />
sich durch Abos („publish & subscribe“)<br />
automatisieren. Vgl. Schäfer<br />
aaO<br />
8 Die B<strong>und</strong>eswehr arbeitet auf der<br />
Gr<strong>und</strong>lage technischer Möglichkeiten<br />
der IT an der Einführung der Vernetzten<br />
Operationsführung. NetOpFü be-<br />
deutet Führung <strong>und</strong> Einsatz im streitkräftegemeinsamen,führungsebenenübergreifenden<br />
<strong>und</strong> interoperablen<br />
Informations- <strong>und</strong> Kommunikationsverb<strong>und</strong>,<br />
der alle relevanten<br />
Personen, Stellen, Truppenteile <strong>und</strong><br />
Einrichtungen sowie Sensoren <strong>und</strong><br />
Effektoren miteinander verbindet (...)<br />
NetOpFü ist ein neues Führungs- <strong>und</strong><br />
Organisationsprinzip (bezogen auf<br />
das bekannte Führungssystem/Führungsunterstützung<br />
im Heer, wie es<br />
in der bekannten HDv 100/200 beschrieben<br />
ist: d.V.) der SK. Im Einzelnen:<br />
Schäfer aaO<br />
9 SAP wird hier weiter gefasst als Firmenname.<br />
Es ist der Maßstab, um IT-<br />
Lösungen zu bewerten. Dieser Standard<br />
beschreibt die Qualität der Daten<br />
als red<strong>und</strong>anzfrei <strong>und</strong> konsistent,<br />
sodass jeder Datensatz nur einmal<br />
vorliegt. Die Verarbeitung erfolgt in<br />
Echtzeit. Dies erlaubt einmalige Erfassung<br />
der Daten, erleichterte Korrektur<br />
<strong>und</strong> vereinfachte Änderung.<br />
10 In der B<strong>und</strong>eswehr läuft derzeit das<br />
Projekt SASPF: Standard Anwendungs<br />
Software Produkt Familie. Damit<br />
werden alle IT-Verfahren durch<br />
ein einheitliches Programm ersetzt<br />
<strong>und</strong> arbeiten mit einer red<strong>und</strong>anzfreien,<br />
kompatiblen Datenbasis.<br />
11 Die Entwicklung zu einer amorphen<br />
Führungsorganisation, wie sie NetOpFü<br />
vermuten lässt, dürfte <strong>für</strong> den<br />
KatS mit Blick auf die aufwendige<br />
Publikation von Dv 100 nicht gewünscht<br />
sein.<br />
12 Lösungsmöglichkeiten bieten Kreutzer/Becker/Hartl:<br />
Ausfallsicherheit<br />
von Informationssystemen. In: Sicherheitskommunikation<br />
in Großräumen,<br />
Workshop E-Goverment <strong>für</strong> die<br />
Innere Sicherheit, S. 32ff. Die Autoren<br />
entwickeln Netzwerke <strong>für</strong> Feldkrankenhäuser<br />
des DRK in Krisengebieten,<br />
die ohne Konfigurationsaufwand<br />
betrieben werden können.<br />
Da<strong>für</strong> wird ein mobiles multihop Ad<br />
hoc Netz (MANET) empfohlen. Aufgr<strong>und</strong><br />
geringerer Mobilitätsanforderungen<br />
in einer FüSt erscheint da<strong>für</strong><br />
jedoch auch ein WLAN ausreichend,<br />
das größere Bandbreite bietet <strong>und</strong> <strong>für</strong><br />
das die Energieversorgung ohne großen<br />
Aufwand zur Verfügung gestellt<br />
werden kann.<br />
6 www.WALHALLA.de/notfallvorsorge<br />
Notfallvorsorge 4/<strong>2006</strong>
EDV<br />
Entlastung, Verstärkung oder<br />
Gerhard Weisschnur, Leitender Polizeidirektor, Leiter der Abteilung<br />
<strong>für</strong> Katastrophen-, Brand- <strong>und</strong> <strong>Bevölkerungsschutz</strong> in der Behörde<br />
<strong>für</strong> Inneres, Hamburg<br />
Wenn wir über EDV, oder besser IT, in der Stabsarbeit des Katastrophenschutzes<br />
reden, dann sprechen wir über Strukturen <strong>und</strong> Veränderungen,<br />
die erst am Beginn der Entwicklung stehen. Irrtümlich werden häufig IT-<br />
Produkte, die zur Bewältigung von operativ-taktischen Aufgaben einer Leitstelle<br />
entwickelt wurden, von Polizei <strong>und</strong> Feuerwehr als Katastrophenschutzsoftware<br />
bezeichnet. Tatsächlich sind diese Produkte <strong>für</strong> die Bewältigung<br />
der strategischen Herausforderungen einer Katastrophe oder eines<br />
Großschadensfalles auf der politisch-administrativen Ebene (Landrat, Regierungspräsident<br />
etc.) aber nicht geeignet.<br />
Dass die Katastrophenschutzorganisationen<br />
in der IT-Entwicklung erst<br />
am Beginn einer Entwicklung stehen,<br />
ist maßgeblich darauf zurückzuführen,<br />
dass insbesondere in den 90er<br />
Jahren bei den politisch Verantwortlichen<br />
die Auffassung vertreten wurde,<br />
an dieser Stelle Einsparungen erzielen<br />
zu können, die man heute „vornehm“<br />
mit dem Wort „Friedensdividende“<br />
umschreibt. Spätestens<br />
nach dem 11. September 2001 wurden<br />
aber die dadurch entstandenen<br />
Defizite erkannt. In der Industrie <strong>und</strong><br />
bei Softwareentwicklern gibt es nun<br />
das ernsthafte Bemühen, Produkte<br />
speziell <strong>für</strong> die Bedarfe des Katastrophenschutzes<br />
zu entwickeln.<br />
Wenn man sich in einem zusammenwachsenden<br />
Europa z. B. die vernetzten<br />
Strukturen der Polizeien oder<br />
den Wissensaustausch zwischen den<br />
Berufsfeuerwehren ansieht, lässt sich<br />
erkennen, dass wir auf der Ebene der<br />
politisch-administrativen Stäbe im<br />
Sachgebiete in der Einsatzleitung<br />
Sicherheitsrisiko in der Stabsarbeit?<br />
Katastrophenschutz im letzten Jahrzehnt<br />
ins Hintertreffen gelangt sind.<br />
Es ist daher unumgänglich, dass<br />
die Einführung der elektronischen<br />
Datenverarbeitung in die Stabsarbeit<br />
der Katastrophenschutzstäbe Einzug<br />
finden muss, um dieses Defizit perspektivisch<br />
auszugleichen.<br />
Diese moderne Art der Informationsgewinnung<br />
<strong>und</strong> Verarbeitung<br />
birgt aber auch die uns allen bekannten<br />
Risiken. Es wird daher darauf ankommen,<br />
eine auf den Katastrophenschutz<br />
zugeschnittene Sicherheitsarchitektur<br />
aufzubauen, die den Mehrwert<br />
der Einführung einer EDV mit den<br />
Risiken eines möglichen Ausfalles auf<br />
ein Minimum reduziert.<br />
Die Aufgabe von Stäben des Katastrophenschutzes<br />
ist die umfassende<br />
Lageerfassung, Lagedarstellung<br />
<strong>und</strong> Entwicklung von Lösungsstrategien<br />
sowie deren Umsetzung <strong>und</strong><br />
Erfolgskontrolle <strong>für</strong> den Leiter der<br />
Katastrophenabwehr.<br />
Damit die Stabsmitglieder ihren<br />
Auftrag erfüllen können, ist ein umfassendes,<br />
lückenloses <strong>und</strong> aktuelles<br />
Lagebild erforderlich. Dieses Lagebild<br />
setzt sich u. a. zusammen aus<br />
den Informationen aus dem Einsatzraum<br />
den eingesetzten <strong>und</strong> den noch<br />
verfügbaren Ressourcen<br />
dem Verhalten der Bevölkerung<br />
<strong>und</strong> der Medien <strong>und</strong><br />
der Wirkung des Ereignisses auf<br />
die betroffene Region im nationalen<br />
oder internationalen Kontext.<br />
Um diese Informationen schnell<br />
<strong>und</strong> umfassend allen Stabsmitgliedern<br />
zur Verfügung stellen zu können,<br />
bietet sich der Einsatz der EDV<br />
geradezu an. Wie schnell heute in einer<br />
vernetzten Welt alle Informationen<br />
jedermann zur Verfügung stehen,<br />
erleben wir täglich beim Blick in unser<br />
E-Mailfach. Leider ist diese Form<br />
der Informationsverbreitung nicht nur<br />
Segen, sondern zum Teil auch Fluch.<br />
Es muss also bei einer Stabssoftware<br />
<strong>für</strong> den Katastrophenschutz darauf<br />
geachtet werden, dass unkontrollierte<br />
Informationsflüsse verhindert <strong>und</strong><br />
mit einem intelligenten Rechte- <strong>und</strong><br />
Rollenkonzept ebenen- <strong>und</strong> aufgabengerecht<br />
bereitgestellt werden.<br />
In 99,9 Prozent aller Fälle wird diese<br />
schnelle <strong>und</strong> effektive Informationsverarbeitung<br />
die Basis <strong>für</strong> weitreichende<br />
strategische Entscheidungen<br />
in kürzester Zeit sein. Damit kann<br />
das Stabspersonal von vielen Standardaufgaben<br />
wie z. B. der Verteilung<br />
Notfallvorsorge 4/<strong>2006</strong> www.WALHALLA.de/notfallvorsorge 7<br />
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Sachgebiete in der Einsatzleitung<br />
der Meldezettel, der Suche nach den<br />
benötigten Karten <strong>und</strong> Ressourcen<br />
sowie der Informationsverarbeitung<br />
entlastet werden. Damit werden Arbeitskapazitäten<br />
<strong>für</strong> die Problemlösung<br />
freigesetzt, die bisher <strong>für</strong> „Nebentätigkeiten“<br />
vergeudet wurden.<br />
Ein Risiko bleiben die letzten<br />
0,1 Prozent. Jedem muss klar sein,<br />
dass Technik nicht immer uneingeschränkt<br />
zur Verfügung steht. Auch<br />
red<strong>und</strong>ant ausgelegte Systeme können<br />
ausfallen, ob durch Softwareprobleme<br />
oder den Handwerker, der die<br />
entscheidenden Drähte durchtrennt.<br />
Eine h<strong>und</strong>ertprozentige Verfügbarkeit<br />
wird man nie erreichen.<br />
Durch geschulte Stabsmitglieder,<br />
die ihr Wissen immer wieder bei<br />
Übungen oder auch Einsätzen anwenden<br />
müssen <strong>und</strong> denen bewusst ist,<br />
dass Technik immer nur unterstützend<br />
wirken kann <strong>und</strong> niemals den<br />
Menschen ersetzen wird, kann dieses<br />
Risiko jedoch in Kauf genommen<br />
werden. Wer mit Papier, Bleistift <strong>und</strong><br />
Karte auch noch heute nahezu jede<br />
Lage bewältigen kann, wird die Technik<br />
als Entlastung <strong>und</strong> Bereicherung<br />
empfinden, durch die ggf. die noch<br />
bessere Lösung gef<strong>und</strong>en werden<br />
kann. Die Gr<strong>und</strong>lagen der Stabsarbeit<br />
<strong>und</strong> die jeweilige Aufgabe im Stab<br />
müssen allerdings beherrscht werden,<br />
um auch ohne Technik zu Lösungen<br />
zu kommen.<br />
Fazit<br />
Für den Einsatz von EDV-/IT-Systemen<br />
im Katastrophenschutz gibt es<br />
keine Alternative. Nur auf diesem<br />
Weg lassen sich die immer komplexeren<br />
Sachverhalte <strong>und</strong> die bedrohliche<br />
Informationsflut gerade bei Katastrophen<br />
oder Großschadenfällen<br />
bewältigen. Technik kann <strong>und</strong> darf<br />
stets nur ein unterstützender Faktor<br />
sein <strong>und</strong> deshalb erscheint es erforderlicher<br />
denn je, dass die Menschen<br />
hinter dieser Technik auch ohne<br />
Technikunterstützung die Expertise<br />
besitzen, die erforderlich ist, um<br />
schwierige Lagen notfalls ohne dieses<br />
Hilfsmittel zu bewältigen. Indem<br />
wir auch ohne Technikunterstützung<br />
persönliche Expertise besitzen, minimieren<br />
wir die Sicherheitsrisiken, die<br />
bei technischen Systemen, trotz<br />
höchster Sicherheitsstandards, nie<br />
auszuschließen sind.<br />
Anforderungen der<br />
Ein Generationenwechsel<br />
Moderne Softwarelösungen versprechen<br />
hier eine Verbesserung der<br />
Situation. Die Einführung solcher Lösungen<br />
ist organisatorisch <strong>und</strong> inhaltlich<br />
ein sinnvoller, aber nicht einfacher<br />
Weg. Insbesondere verfügen<br />
nicht alle heute in Stäben eingesetzten<br />
Personen über ausreichende<br />
Kenntnisse im Umgang mit Computern<br />
<strong>und</strong> Software oder scheuen sich,<br />
in diese <strong>für</strong> sie neue Welt einzutauchen.<br />
Die Bereitschaft, mit Softwarelösungen<br />
zu arbeiten wird aber in den<br />
nächsten Jahren kontinuierlich zunehmen.<br />
Der Einsatz von Software<br />
zur Bewältigung der Probleme ist mit<br />
hoher Sicherheit der richtige Weg.<br />
Aus der Praxis ergeben sich aber<br />
vielfältige Anforderungen, die Anwender<br />
an solche Softwarelösungen<br />
stellen <strong>und</strong> stellen müssen, wenn ein<br />
erkennbarer Nutzen dauerhaft entstehen<br />
soll.<br />
an EDV-<br />
Sascha Lüdemann, B.Sc., Leiter Strategisches Marketing, EDV-COMPAS<br />
GmbH, Lübeck, Produktmanager, Dräger Safety AG, Lübeck<br />
Durch die umfangreiche Organisation, kontinuierliche Ausbildung <strong>und</strong> die<br />
weitgehende Verfügbarkeit hochwertiger technischer Ausrüstung sollte<br />
der operativ taktische Bereich in Deutschland <strong>für</strong> die Abwehr von Gefahrenlagen<br />
gut vorbereitet sein. Dennoch zeigen sich bei großen Übungen<br />
<strong>und</strong> Großschadenslagen insbesondere bei der stabsmäßigen Zusammenarbeit<br />
in Technischen Einsatzleitungen oder Verwaltungsstäben deutliche<br />
Verbesserungspotenziale. Besonders der enorme Papierberg in länger dauernden<br />
Einsätzen sowie die Abstimmung <strong>und</strong> Aktualität von Lageinformationen<br />
zwischen verschiedenen Instanzen stellen die jeweiligen Stabsmitglieder<br />
vor erhebliche Probleme. Ein Großteil der Zeit wird investiert <strong>für</strong><br />
das Erstellen von Lageberichten, die nachvollziehbare Dokumentation des<br />
Einsatzes <strong>und</strong> der ein- <strong>und</strong> ausgehenden Meldungen. Dabei treten ganz<br />
simple Probleme auf, wie nachlassend leserliche Handschriften, die permanente<br />
Überlastung einzelner Stabsfunktionen oder die Kommunikation<br />
unterschiedlicher, oft nicht aktueller Information an die Öffentlichkeit. Die<br />
nachträgliche Auswertung der Einsatzdokumente ist zeitintensiv <strong>und</strong> unübersichtlich,<br />
einzelne Entscheidungen nicht nachvollziehbar <strong>und</strong> schwer<br />
rekonstruierbar. Unter der Anspannung <strong>und</strong> dem zeitlichen Druck des laufenden<br />
Einsatzes ist die Recherche von Informationen aus Einsatztagebuch<br />
oder Briefbuch oft wenig Erfolg versprechend.<br />
Jederzeit – überall<br />
Zuallererst müssen IT-gestützte<br />
Führungssysteme autark lauffähig<br />
sein: Wenn z. B. eine Technische Einsatzleitung<br />
in einer Hochwasserlage<br />
im Außenbereich konstituiert wird<br />
<strong>und</strong> vorübergehend oder dauerhaft<br />
keine Online-Verbindung besteht,<br />
muss die Technische Einsatzleitung<br />
im Rahmen eines lokalen Netzwerkes<br />
oder als Einzelarbeitsplatz handlungsfähig<br />
bleiben. Verwendete digitale<br />
Karten, Einsatzdaten <strong>und</strong> Ressourcendatenbanken<br />
müssen jederzeit<br />
verfügbar sein. Die Software darf<br />
also nicht als Webanwendung realisiert<br />
werden, da ohne Online-Verbindung<br />
keine Anwendung verfügbar<br />
wäre. Nichtsdestotrotz ist der Abgleich<br />
von Informationen über eine<br />
Online-Verbindung wichtiger Bestandteil<br />
der Gesamtlösung, um den<br />
elektronischen Austausch von Lagedaten<br />
<strong>und</strong> Meldungsdaten zu ermög-<br />
8 www.WALHALLA.de/notfallvorsorge<br />
Notfallvorsorge 4/<strong>2006</strong>
Beispiel eines EDV-Führungssystems: Drägerware.act!<br />
lichen <strong>und</strong> so einen effektiven Umgang<br />
in allen Bereichen zu ermöglichen.<br />
Hier sollten hybride Konzepte<br />
zum Einsatz kommen, die eine automatische<br />
Erkennung von Arbeitsplätzen<br />
<strong>und</strong> verfügbaren Netzwerken ermöglichen<br />
<strong>und</strong> automatisch im Hintergr<strong>und</strong><br />
Daten aktualisieren, ohne<br />
den Benutzer der Software zu beeinträchtigen.<br />
Als Notfalllösung sollte ein<br />
Datenaustausch z. B. über einen USB-<br />
Stick vorgesehen werden. Die Softwarelösung<br />
muss jederzeit damit<br />
umgehen können, dass Daten online<br />
oder per Boten transportiert wurden.<br />
Personalunion<br />
Konstituierende Stäbe <strong>und</strong> Personalunion<br />
verschiedener Stabsfunktion<br />
mit entsprechender Auswirkung<br />
auf z. B. das Meldewesen müssen<br />
möglich sein. Die Lösung muss unterscheiden<br />
können, ob der Anwender<br />
als S2 <strong>und</strong> S5 eine Meldung erhalten<br />
hat <strong>und</strong> dennoch den Anwender<br />
nicht mit doppelten Meldungen<br />
belasten. Ist der Sichter zugleich<br />
Fernmelder in Personalunion, muss<br />
der Arbeitsablauf der Sichtung auf<br />
eine Person optimiert sein.<br />
Der Werkzeugkasten<br />
Sachgebiete in der Einsatzleitung<br />
Anwender<br />
Führungssysteme<br />
Generell muss eine Softwarelösung<br />
eine Werkzeug-Metapher erfüllen.<br />
Der Anwender soll in seiner gewohnten<br />
Arbeit unterstützt werden,<br />
neue Möglichkeiten durch die Anwendung<br />
erhalten, aber nicht „entantwortet“<br />
werden. Er hat die Verantwortung<br />
<strong>für</strong> sein Sachgebiet bzw.<br />
Fachgebiet <strong>und</strong> soll durch Verwendung<br />
einer Softwarelösung unterstützt<br />
<strong>und</strong> seiner Verantwortung gerecht<br />
werden können. Dies ist heute<br />
ohne den Einsatz moderner Technik<br />
<strong>und</strong> Software nur schwer möglich,<br />
weil Informationen <strong>für</strong> eine gesicherte<br />
Entscheidung nicht oder nicht in<br />
angemessener Zeit zur Verfügung<br />
stehen, Abläufe des Einsatzes auf<br />
Gr<strong>und</strong> von Übergaben im Detail<br />
schwer nachvollziehbar werden <strong>und</strong><br />
bei der Weitergabe von Informationen<br />
Fehler passieren können.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich ergibt sich aus der<br />
Werkzeug-Metapher, dass die Software<br />
den Anwender nicht behindern darf<br />
– also nicht zu eng führen darf.<br />
Weiterhin soll die Anwendung keine<br />
überflüssigen Barrieren aufbauen. Jeder<br />
sollte im organisatorisch zulässigen<br />
Rahmen bei der Stabsarbeit mitwirken<br />
können, ohne dass erst Administratoren<br />
neue Benutzer zulassen.<br />
Bei jedem Werkzeug gilt: Übung<br />
macht den Meister, aber das Werkzeug<br />
muss erkennbar einfachen Regeln<br />
gehorchen, ohne den Anwender<br />
einzuschränken:<br />
oberster Gr<strong>und</strong>satz: Viele Wege<br />
zum Ziel – wenn ein Anwender z.B.<br />
eine Stärkemeldung an der Einheit<br />
vermerken möchte, muss das auf<br />
verschiedenen Wegen möglich<br />
sein: über die Einsatzmittelübersicht,<br />
über das Symbol auf der<br />
Karte, über die Übersicht der Ereigniskonten<br />
...<br />
einfachste Gr<strong>und</strong>konzepte <strong>und</strong><br />
Benutzeroberflächen: so wenig<br />
wie möglich Pflichtfelder als Orientierung<br />
<strong>für</strong> den Benutzer, durchgängige<br />
Position von Bedienelementen,<br />
Kontextmenüs <strong>für</strong> Objekte<br />
in Karten <strong>und</strong> Listen<br />
Fazit<br />
Aus fachlicher Sicht ergibt sich eine<br />
sehr große Anzahl an Anforderungen,<br />
die hier im Detail nicht aufgeführt werden<br />
sollen. Die Kunst einer praxisnahen<br />
Anwendung besteht in der Vereinbarkeit<br />
der oben aufgeführten Gr<strong>und</strong>voraussetzungen<br />
mit der fachlichen<br />
Komplexität <strong>und</strong> Flexibilität, die im<br />
täglichen Einsatzgeschehen ebenso<br />
wie in unregelmäßig auftretenden<br />
Großschadenslagen entstehen.<br />
Es gilt kritisch zu prüfen, ob diese<br />
Kriterien neben den fachlichen Anforderungen<br />
in den angebotenen Softwarelösungen<br />
erfüllt werden. Nur so<br />
kann eine dauerhafte <strong>und</strong> durchgängige<br />
Lösung sichergestellt werden.<br />
Notfallvorsorge 4/<strong>2006</strong> www.WALHALLA.de/notfallvorsorge 9<br />
Quelle: Dräger Safety AG
Sachgebiete in der Einsatzleitung<br />
Erfahrungen<br />
aus der „Vernetzten Operationsführung“<br />
umgesetzt<br />
Dipl. Ing. Hans-Georg Wein,<br />
verantwortlich <strong>für</strong> BOS-Dienste,<br />
ESG-GmbH, München<br />
Im Bereich des Katastrophenschutzes<br />
<strong>und</strong> des Krisenmanagements besteht<br />
aufgr<strong>und</strong> der physikalischen<br />
Gegebenheiten von Großschadenslagen<br />
immer mehr die Notwendigkeit,<br />
über die Verantwortungsbereiche<br />
der Polizeien, Feuerwehren <strong>und</strong><br />
der anderen BOS sowie über Ländergrenzen<br />
hinweg miteinander zu<br />
kommunizieren <strong>und</strong> zu kooperieren.<br />
Im Krisenfall sollen alle Stabsstellen<br />
über die gleichen umfassenden<br />
Informationen verfügen, um effizient<br />
<strong>und</strong> aufeinander abstimmt agieren<br />
zu können. Ob im Rathaus einer<br />
betroffenen Kleinstadt, bei der Polizeieinsatzleitstelle<br />
der Kreisstadt<br />
oder der 50 Kilometer entfernten<br />
Universitätsklinik: Überall sollen zur<br />
gleichen Zeit die gleichen Informationen<br />
zur Verfügung stehen.<br />
Dass die Realität heute meist noch<br />
anders aussieht, ist bekannt. Im Katastrophenschutz<br />
agiert eine Vielzahl<br />
von Akteuren mit unterschiedlich gewachsener<br />
IT-Infrastruktur. Polizei,<br />
Feuerwehren, Rettungsdienste, Technisches<br />
Hilfswerk, Ämter oder Energieversorger<br />
arbeiten zwar im Krisenfall<br />
eng zusammen, ein übergreifendes<br />
IT-basiertes Führungs- <strong>und</strong> Informationssystem<br />
gibt es aber bisher<br />
nicht.<br />
Die Idee, alle Beteiligten sinnvoll<br />
miteinander zu vernetzen <strong>und</strong> sie im<br />
Einsatzfall in Echtzeit mit allen relevanten<br />
Daten zu versorgen, ist im<br />
militärischen Bereich seit mehreren<br />
Jahren aktuell. Unter dem Stichwort<br />
„Vernetzte Operationsführung“ läuft<br />
hier eine Vielzahl von Projekten, die<br />
auf Effizienzsteigerung durch Informationsüberlegenheit<br />
zielen. Eine<br />
sinnvolle Vernetzung bestehender<br />
Systeme verspricht große Erfolge bei<br />
vergleichsweise geringen Kosten.<br />
Ihre Erfahrungen aus der Vernetzten<br />
Operationsführung setzt das Mün-<br />
Übungssystem MESIS<br />
chener Unternehmen ESG Elektroniksystem-<br />
<strong>und</strong> Logistik-GmbH nun im<br />
<strong>Bevölkerungsschutz</strong> ein. Die bestehenden<br />
IT-Systeme der verschiedenen<br />
Akteure sollen durch eine Art<br />
Klammersystem, das unter dem Arbeitsnamen<br />
MOSIS entwickelt wird,<br />
miteinander verknüpft werden.<br />
Schnittstellen sollen dabei eine<br />
schnelle <strong>und</strong> sichere Übertragung<br />
von Daten ermöglichen. Alle Beteiligten<br />
verfügen dadurch stets über aktuelle<br />
Informationen <strong>und</strong> können mit<br />
einem einheitlichen <strong>und</strong> übergreifenden<br />
Lagebild arbeiten. Eine Studie hat<br />
kürzlich die technische Machbarkeit<br />
von MOSIS untersucht.<br />
Durch ein einheitliches System<br />
kann der gesamte Einsatz mit allen<br />
Maßnahmen aller Kräfte zentral in einer<br />
Datenbank gespeichert <strong>und</strong> archiviert<br />
werden, die nach Abschluss des<br />
Einsatzes versiegelt werden kann. Mit<br />
dieser Datenbank – vergleichbar mit<br />
einem Fahrtenschreiber in einem LKW<br />
oder einer Black Box in einem Flugzeug<br />
– kann der gesamte Ablauf ei-<br />
nes Einsatzes noch lange Zeit später<br />
detailliert nachvollzogen <strong>und</strong> ausgewertet<br />
werden. Dies bietet den beteiligten<br />
Stellen einen rechtlichen Schutz<br />
bei eventuellen Schadensersatzklagen.<br />
MOSIS baut dabei auf einem System<br />
auf, das bereits in einigen B<strong>und</strong>esländern<br />
im Einsatz war: das Übungssystem<br />
MESIS, das alle Vorgänge eines<br />
Katastropheneinsatzes virtuell<br />
abbildet. Einsatz-, Führungs- <strong>und</strong><br />
Stabskräfte können damit am Computer<br />
räumlich getrennt den Ernstfall<br />
<strong>und</strong> ihre Entscheidungsfindung üben.<br />
MESIS ist flexibel <strong>und</strong> modular aufgebaut<br />
<strong>und</strong> auf allen Ebenen des B<strong>und</strong>es<br />
<strong>und</strong> der Länder einsetzbar. Eine<br />
Besonderheit des Systems ist der Einsatz<br />
von Web-Technologien. Über das<br />
Internet können Teilnehmer an unterschiedlichen<br />
Standorten an der Übung<br />
beteiligt werden. Mit geringem Aufwand<br />
können so kurzfristig organisationsübergreifende<br />
Übungen durchgeführt<br />
werden. Die Zusammenarbeit<br />
im Katastrophenschutz wird nachhaltig<br />
verbessert.<br />
10 www.WALHALLA.de/notfallvorsorge<br />
Notfallvorsorge 4/<strong>2006</strong><br />
Quelle: ESG-GmbH, München
Bereitstellen der Einsatzkräfte<br />
Alarmieren von Einsatzkräften<br />
Heranziehen von Hilfskräften<br />
Alarmieren <strong>und</strong> Anfordern von<br />
S1<br />
Ämtern <strong>und</strong> Behörden, Organisationen<br />
Möglichkeiten <strong>und</strong> Grenzen<br />
eines EDV-Einsatzes<br />
im Sachgebiet S1<br />
Jürgen Schreiber, Arbeiter-Samariter-B<strong>und</strong> Deutschland, B<strong>und</strong>esbeauftragter<br />
<strong>für</strong> die Ausbildung von Führungskräften in ASB-Einheiten, Bremen<br />
S1 im EDV-Einsatz<br />
Schnell, sicher, angemessen sind<br />
die Attribute, an denen sich die Arbeit<br />
der ganzheitlichen Gefahrenabwehr,<br />
also auch der Stäbe als Führungseinheiten<br />
messen lassen muss.<br />
Das als „Teamleistung“ definierte Arbeiten<br />
in einem Stab setzt voraus,<br />
dass Verfahren, Werkzeuge, Arbeitsmittel<br />
<strong>und</strong> interne Kommunikation<br />
genauso zueinander abgestimmt sind<br />
wie Aufgaben, Kompetenzen, Verantwortlichkeiten<br />
der Handelnden. Der<br />
Einfluss von Großschadenslagen auf<br />
vulnerable infrastrukturelle Arbeitsmittel<br />
<strong>und</strong> Prozesse wie dem „EDV-<br />
Online-Einsatz“ ist bei jeder Einsatzsituation<br />
vorausschauend durch das<br />
– S1 – in seiner Aufgabe zur Organisation<br />
des inneren Dienstes zu beurteilen.<br />
In den Geschäftsordnungen<br />
von Stäben ist ein „manuelles“ Arbeitsverfahren<br />
mit herkömmlichen<br />
Arbeitsmitteln vorbereitet <strong>und</strong> sichergestellt,<br />
bevor EDV-Komponenten<br />
wie beispielsweise ein „stabsinternes<br />
EDV-Netzwerk“ die Prozesse des Stabes<br />
unterstützen oder beschleunigen.<br />
Durch das S1 ist sicherzustellen, dass<br />
eine EDV-Nutzung nicht das<br />
schwächste Glied in der Prozesskette<br />
der Stabsarbeit ist.<br />
Anfordern von fach-, orts- <strong>und</strong><br />
betriebsk<strong>und</strong>igen Personen<br />
Bereitstellen von Reserven<br />
Einrichten von Lotsenstellen <strong>für</strong><br />
ortsunk<strong>und</strong>ige Kräfte<br />
Einrichten von Bereitstellungsräumen<br />
Führen von Kräfteübersichten<br />
S1 mit EDV-Einsatz<br />
Das S1 wird im Einsatz ganz sicher<br />
nicht als einziges Sachgebiet mit<br />
EDV-Unterstützung arbeiten, wenn<br />
das andere Sachgebiete nicht tun.<br />
Allerdings setzen neueste Programmentwicklungen<br />
stabsinterne Netzwerke<br />
mit unterschiedlichen Funktionen<br />
um. Zudem werden dem S1 im Bereich<br />
des Personalmanagements <strong>für</strong><br />
S1 Personal / Innerer Dienst<br />
Führen des inneren Stabsdienstes<br />
Festlegen <strong>und</strong> Sicherstellen des<br />
Geschäftsablaufs<br />
Einrichten <strong>und</strong> Sichern der<br />
Führungsräume<br />
Bereitstellen der Ausstattung<br />
den Einsatz zahlreiche Programme<br />
angeboten, damit Helferdaten verwaltet,<br />
Organisationslisten mit Einheitszuordnungen<br />
im Einsatzbereich<br />
vorbereitet, Alarmierungslisten erstellt<br />
<strong>und</strong> Alarmstrukturen festgelegt<br />
oder auch personengenaue Alarmierungen<br />
durchgeführt <strong>und</strong> dokumentiert<br />
werden können. Häufig scheitert<br />
der Einsatz solcher Programme<br />
entweder an den Kosten <strong>für</strong> Anschaffung<br />
<strong>und</strong> erforderlichen Support oder<br />
an dem Aufwand <strong>für</strong> die Datenpflege.<br />
Dazu kommt, dass der Umgang<br />
Notfallvorsorge 4/<strong>2006</strong> www.WALHALLA.de/notfallvorsorge 11<br />
Foto: Getty images
Foto: Getty images<br />
S1 Personal / Innerer Dienst<br />
mit solchen Programmen einen<br />
Kenntnis- <strong>und</strong> Fertigkeitsanspruch<br />
hat, dem nur mit einer regelmäßigen<br />
<strong>und</strong> häufigen Anwendung Rechnung<br />
getragen werden kann. Diesem Anspruch<br />
können ehrenamtlich arbeitende<br />
Stäbe nur selten gerecht werden.<br />
Einsatz vorbereitend ist die Arbeit<br />
mit der EDV kaum noch wegzudenken.<br />
Wer nutzt nicht <strong>für</strong> seine<br />
tägliche Büroarbeit einen netzgeb<strong>und</strong>enen<br />
Rechner, einen PC oder auch<br />
mobile EDV? Liegt es da nicht nahe,<br />
mit der EDV Einsatzunterlagen anzufertigen<br />
oder Checklisten zu erzeugen,<br />
mit denen das Personalmanagement<br />
im Einsatz erheblich einfacher<br />
handhabbar wird?<br />
Am Arbeitsauftrag „Bereitstellen<br />
von Einsatzkräften“ wird deutlich,<br />
welchen Nutzen solche Hilfsmittel<br />
haben können, die den S1 bei seiner<br />
Aufgabenerfüllung unterstützen:<br />
Ein umfangreiches Referenzwerk<br />
mit Angaben über zur Verfügung<br />
stehende Einsatzkader aller Fachdienste,<br />
von Sonder- oder Spezialkräften,<br />
von einsatzrelevanten<br />
privatwirtschaftlichen Unternehmungen,<br />
jeweils mit Einsatzoptionen,<br />
Einsatzwerten <strong>und</strong> Einsatzgrenzen<br />
hilft, die richtigen Kräfte<br />
zu identifizieren. Hierbei sind angrenzende<br />
überörtliche Daten mit<br />
zu erheben.<br />
Adressdatenlisten mit Erreichbarkeiten<br />
von Sonder- <strong>und</strong> Spezialkräften,<br />
Fachberatern, von zuständigen,<br />
tangierenden oder übergeordneten<br />
Behörden.<br />
Alarmierungslisten <strong>für</strong> die manuelle<br />
oder automatisierte Alarmierung<br />
von Einsatz- <strong>und</strong> Hilfskräften.<br />
Raum- <strong>und</strong> zeitorientierende Übersichtslisten<br />
<strong>für</strong> Kräfte nach Alarmierung,<br />
auf der Anfahrt, einsatzbereit<br />
im Bereitstellungsraum, im<br />
Einsatz, nicht einsatzbereit, in Ruhe<br />
nach einem Einsatz.<br />
Identifikationslisten mit Fahrzeugkennungen,<br />
Funkrufnamen <strong>und</strong><br />
Stärkenachweis.<br />
Objektlisten <strong>für</strong> die Einrichtung von<br />
Bereitstellungsräumen einschließlich<br />
nötiger Kontaktdaten zu verantwortlichen<br />
Personen.<br />
Objektlisten geeigneter Orte mit<br />
Koordinaten <strong>für</strong> die Einrichtung<br />
von Lotsenstellen.<br />
Diese Beispiele verdeutlichen klar<br />
die Sinnhaftigkeit des EDV-Einsatzes<br />
in der S1-Funktion eines Stabes.<br />
S1 <strong>für</strong> EDV-Einsatz<br />
Schnell, sicher <strong>und</strong> angemessen<br />
als S1 zu arbeiten bedeutet, bereits<br />
vor einem Einsatz, in Zusammenarbeit<br />
mit allen Beteiligten im Stab<br />
durch ein EDV-Leistungsverzeichnis<br />
den Anforderungskatalog der Nutzer<br />
zu definieren, einen Marktüberblick<br />
herzustellen <strong>und</strong> den Verantwortlichen<br />
<strong>für</strong> die Gefahrenabwehr den bedarfsgerechten<br />
EDV-Einsatz im Stab<br />
mit ausgewählten Komponenten zu<br />
empfehlen. Das S1 sollte den EDV-<br />
Einsatz mit planen <strong>und</strong> organisieren,<br />
damit es den Stand der Umsetzung<br />
sowie die Funktionsfähigkeit der eingesetzten<br />
Systeme immer wieder auditiert<br />
<strong>und</strong> testen kann. Vor der EDV-<br />
Einführung in der Stabsarbeit ist die<br />
Qualifikation der Stabsmitglieder <strong>für</strong><br />
die Arbeit mit der EDV durchzuführen<br />
um eine sichere Handhabung der<br />
Systeme zu gewährleisten. Auch hier<br />
sollte das S1 verantwortlich Planung,<br />
Organisation <strong>und</strong> Durchführung der<br />
Schulungsmaßnahmen sein.<br />
Wenn S1 in der Lage ist, diese<br />
Aufgaben zur vollsten Zufriedenheit<br />
aller Beteiligten umzusetzen, wird es<br />
die eigene Vorbereitung sicherlich<br />
auch unter Verwendung üblicher<br />
EDV-Anwendungen schon längst erledigt<br />
haben.<br />
Lagefeststellung<br />
Beschaffen von Informationen<br />
Einsetzen von Erk<strong>und</strong>erinnen<br />
oder Erk<strong>und</strong>ern<br />
Anfordern von Lagemeldungen<br />
Auswerten <strong>und</strong> Bewerten von<br />
Informationen<br />
S2<br />
Ralf Etzler, Brandamtmann,<br />
verantwortlich <strong>für</strong> das Sachgebiet<br />
Lage im GMLZ des BBK;<br />
Thomas Mitschke, Regierungsdirektor,<br />
Leiter des GMLZ im BBK<br />
Dass ein Bild mehr sagt als tausend<br />
Worte ist eine alt bekannte Tatsache.<br />
Die Visualisierung der Gefahren-Schadenlage<br />
sowie der Maßnahmen<br />
der Gefahren- <strong>und</strong> Schadenabwehr<br />
stellt in der Ablauforganisation<br />
von Führungsstäben der<br />
Gefahrenabwehr <strong>und</strong> des Katastrophenschutzes<br />
ein wesentliches Mittel<br />
zur Entscheidungsfindung dar.<br />
Während traditionell vor allem in<br />
mobilen Führungsstellen die Lagekarte<br />
„von Hand“ erstellt wurde <strong>und</strong><br />
noch wird, hält in das Sachgebiet 2<br />
„Lage“ wie in alle Sachgebiete die<br />
IT-gestützte Daten- <strong>und</strong> Informationsverarbeitung<br />
zunehmend Einzug.<br />
Gerade im Bereich der Lagedarstellung<br />
eröffnen zahlreiche Software-<br />
<strong>und</strong> Hardwareprodukte völlig<br />
neue Optionen der Visualisierung von<br />
Lagen. Hierdurch wird es u.a. möglich,<br />
dem <strong>für</strong> die Wahrnehmung so<br />
wichtigen Gr<strong>und</strong>satz der multimedialen<br />
Aufbereitung <strong>und</strong> Darbietung<br />
von Informationen <strong>für</strong> Entscheidungsträger<br />
Rechnung zu tragen. Bei<br />
allen Vorteilen dieser Art der Lagedarstellung<br />
müssen jedoch auch die<br />
Grenzen <strong>und</strong> Nachteile gesehen werden.<br />
Der folgende Beitrag will daher<br />
Möglichkeiten <strong>und</strong> Grenzen der digitalen<br />
Stabsarbeit <strong>für</strong> den Bereich<br />
„Lage“ aufzeigen. Es geht also nicht<br />
um ein „Entweder-Oder“, sondern<br />
vielmehr um die bewusste Auswahl<br />
der richtigen <strong>und</strong> sinnvollsten Führungsmittel<br />
zur Lagedarstellung in<br />
12 www.WALHALLA.de/notfallvorsorge<br />
Notfallvorsorge 4/<strong>2006</strong>
Lagedarstellung<br />
Führen einer Lagekarte<br />
Führen von Einsatzübersichten<br />
Beschreiben der Gefahrenlage<br />
Darstellen von Anzahl, Art <strong>und</strong><br />
Umfang der Schäden<br />
Darstellen der Einsatzabschnitte<br />
<strong>und</strong> -schwerpunkte<br />
Darstellen der eingesetzten,<br />
bereitgestellten <strong>und</strong> noch<br />
dem jeweiligen konkreten Einsatzkontext<br />
<strong>und</strong> unter den jeweiligen Rahmenbedingungen<br />
in den Führungsstäben<br />
auf den unterschiedlichen<br />
Führungsebenen.<br />
Entwicklung<br />
Die Führung von Lagekarten hat<br />
sich seit Jahren in den verschiedensten<br />
Einsatzstäben etabliert. Im Zuge<br />
der fortschreitenden Technisierung in<br />
den Stäben kommt auch vermehrt die<br />
digitale Lagekarte zum Einsatz <strong>und</strong><br />
löst vielerorts die analoge Lagekarte<br />
ab. Die digitale Lagekarte hat gegenüber<br />
der analogen Lagekarte entscheidende<br />
Vorteile. So kann jederzeit<br />
ein Abbild der Karte gespeichert<br />
werden <strong>und</strong> dadurch eine Dokumentation<br />
des Lageverlaufs erfolgen. Ein<br />
Abbild dieser Karte kann schnell an<br />
weitere zuständige Stellen (z. B. E-<br />
Mail, Fax) übermittelt werden. Bei<br />
analogen Karten war eine Dokumentation<br />
bzw. ein Nachverfolgen nur<br />
über die Nachrichtenvordrucke möglich.<br />
Ein Nachweis, ob tatsächlich alle<br />
Inhalte der Nachrichtenvordrucke<br />
auch in der Darstellung aufgenommen<br />
waren, konnte nicht erfolgen.<br />
Die Dokumentation war nur durch<br />
Fotografieren der Lagekarte möglich,<br />
wurde jedoch nur in wenigen Stäben<br />
praktiziert.<br />
Neben diesen Vorteilen muss jedoch<br />
berücksichtigt werden, dass bei<br />
einem Ausfall der Technik es jederzeit<br />
möglich sein muss, die Lagekarte<br />
analog weiterzuführen. Dies be-<br />
erforderlichen Einsatzmittel<br />
<strong>und</strong> -kräfte<br />
Vorbereiten von Lagebesprechungen<br />
<strong>und</strong> Lagemeldungen<br />
Information<br />
Melden an vorgesetzte Stellen<br />
Unterrichten nachgeordneter<br />
Stellen<br />
Die Digitale Lagedarstellung<br />
in der Stabsarbeit<br />
deutet die unumgängliche Vorhaltung<br />
analoger Karten <strong>und</strong> entsprechender<br />
taktischer Zeichen in geeigneter<br />
Ausführung (z. B. als Magnetzeichen<br />
oder vorbereitete Zeichen<br />
auf Papier/Karton).<br />
Technik<br />
Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> die digitale Lagekarte<br />
bilden zunächst digitale topographische<br />
Karten. Hier werden häufig<br />
die Karten der Landesvermessungsämter,<br />
ergänzt durch Karten des örtlich<br />
zuständigen Katasteramtes genutzt.<br />
Als Software zur Lagedarstellung<br />
sind unterschiedlichste Produkte<br />
auf dem Markt. Daher soll hier nicht<br />
auf einzelne Produkte eingegangen<br />
werden. Beispielhaft werden hier<br />
Abbildungen von fiktiven Lagekarten<br />
des Gemeinsamen Melde- <strong>und</strong> Lagezentrums<br />
von B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Ländern<br />
(GMLZ) aus der B<strong>und</strong>esdatenbank<br />
deNIS II plus verwendet. In der digitalen<br />
Lagekarte wird in der so genannten<br />
„Layertechnik“ gearbeitet. In verschiedenen<br />
Ebenen erfolgt vor dem<br />
Hintergr<strong>und</strong> der topografischen Karte<br />
die Darstellung der Lage mit Hilfe<br />
der taktischen Zeichen. Die einzelnen<br />
Layer können dann an beteiligte Stellen<br />
versandt werden (Abb. 1). Dadurch<br />
wird die Dateigröße auf ein<br />
Minimum reduziert. Hierbei ist sicherzustellen,<br />
dass gleiche Software verwendet<br />
wird.<br />
Die taktischen Zeichen werden aus<br />
einer Bibliothek aufgerufen <strong>und</strong> nach<br />
Bedarf eingefügt. In einer solchen Bi-<br />
S2 Lage<br />
Unterrichten anderer Stellen<br />
Unterrichten der Bevölkerung<br />
Einsatzdokumentation<br />
Führen des Einsatztagebuches<br />
Sammeln, Registrieren <strong>und</strong><br />
Sicherstellen aller Informationsträger<br />
(Vordrucke, Tonbänder,<br />
Datenträger)<br />
Erstellen des Abschlussberichts<br />
bliothek (Abb. 2) können alle taktischen<br />
Zeichen hinterlegt werden. Es<br />
muss jedoch möglich sein, diesen<br />
Zeichensatz durch neue taktische<br />
Zeichen zu ergänzen. Diese werden<br />
dann mit entsprechenden Zeichentools<br />
erstellt <strong>und</strong> abgelegt. Mit welchem<br />
Detailgehalt dann auf der Karte<br />
gearbeitet wird, ist in erster Linie<br />
von der Führungsebene abhängig, in<br />
der die Lage genutzt wird. Gr<strong>und</strong>satz<br />
ist, je höher die Ebene, desto weniger<br />
Details in der Darstellung. Wird<br />
die Lagekarte auch von „Nicht-Stabs-<br />
Personal“ gelesen, ist zum Verständnis<br />
der taktischen Zeichen eine Legende<br />
unumgänglich (Abb. 3). Um<br />
die Lagekarte übersichtlich zu halten,<br />
sollte die Anzahl der taktischen Zeichen<br />
begrenzt werden. So ist es vielfach<br />
sinnvoll, neben der topografischen<br />
Lagekarte weitere Übersichten<br />
(z. B. Schadenskonten etc.) getrennt<br />
von der Karte zu führen.<br />
Schadenskonten<br />
Bietet die verwendete Software zur<br />
Lagedarstellung keine Möglichkeit<br />
der Führung von Schadenskonten, so<br />
kann zur Darstellung von Schadens<strong>und</strong><br />
Kräfteübersichten Standardsoftware<br />
<strong>für</strong> die Erstellung von Präsentationen,<br />
Tabellenkalkulationen <strong>und</strong><br />
Schreibsoftware genutzt werden.<br />
Gr<strong>und</strong>voraussetzung ist die Möglichkeit<br />
Grafiken einzufügen <strong>und</strong> mit ergänzendem<br />
Text zu versehen. Hierbei<br />
kann es erforderlich sein, eine zweite<br />
Bibliothek mit taktischen Zeichen vor-<br />
Notfallvorsorge 4/<strong>2006</strong> www.WALHALLA.de/notfallvorsorge 13
S2 Lage<br />
Quelle: BBK/GLMZ <strong>und</strong> TOP 50 NRW<br />
Maßstab 1:50.000 Landesvermessungsamt NRW<br />
Quelle: Microsoft Explorer<br />
Quelle: BBK/GMLZ<br />
Abb. 1: Karte Taktische Zeichen<br />
Abb. 2: Katalog Taktische Zeichen<br />
Abb. 3: <strong>B<strong>und</strong>esamt</strong> <strong>für</strong> <strong>Bevölkerungsschutz</strong> <strong>und</strong> Katastrophenhilfe;<br />
Gemeinsames Melde- <strong>und</strong> Lagezentrum von B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Ländern (GMLZ)<br />
zuhalten, die in der Pixelanzahl der<br />
einzelnen taktischen Zeichen auf die<br />
Verwendung in diesen Programmen<br />
abgestimmt ist. Dadurch muss jedes<br />
taktische Zeichen nicht noch einmal<br />
in der Größe angepasst werden. In<br />
der jeweils verwendeten Software<br />
können dann Vorlagen erstellt werden,<br />
welche im Einsatzfall zur Anwendung<br />
kommen.<br />
Resümee<br />
Die digitale Lagedarstellung ist in<br />
modern arbeitenden Stäben unumgänglich.<br />
Die Verwendung einer digitalen<br />
Lagekarte bedarf jedoch einer<br />
umfangreichen Vorbereitung. Ergänzend<br />
ist hier zu betrachten, dass<br />
der Umgang mit Software entsprechender<br />
Schulung <strong>und</strong> Übung bedarf.<br />
Die digitale Lagekarte ist somit aufwendiger<br />
in der Vorbereitung <strong>und</strong><br />
laufenden Unterhaltung. Sie bietet im<br />
Einsatz viele Vorteile <strong>und</strong> ermöglicht<br />
eine vielfältigere Nutzung im Stab als<br />
herkömmliche analoge Lagekarten.<br />
Dennoch verliert die manuelle Lagedarstellung<br />
nicht ihre Existenzberechtigung.<br />
Gerade in mobilen Führungsstellen<br />
unter oftmals widrigen<br />
Einsatzbedingungen muss jede/r Führungsstab<br />
oder Führungsgruppe bzw.<br />
-staffel nach wie vor in der Lage sein,<br />
manuell eine Lagekarte erstellen zu<br />
können. Gerade unter den oftmals im<br />
ehrenamtlichen Bereich eingeschränkten<br />
Rahmenbedingungen<br />
lässt sich der erhebliche Aufwand <strong>für</strong><br />
eine digitale Lagedarstellung nicht<br />
immer realisieren.<br />
Bei der digitalen Darstellung ist<br />
darüber hinaus der Gr<strong>und</strong>satz zu beachten,<br />
dass „Weniger oft Mehr ist“ .<br />
Die quasi unerschöpflichen Möglichkeiten<br />
zahlreicher Soft- <strong>und</strong> Hardwareprodukte<br />
dürfen nicht dazu verleiten,<br />
die digitale Lagekarte mit Informationsinhalten<br />
zu überfrachten.<br />
Die Beschränkung auf Wesentliches<br />
in der Karte oder die Nutzung der o.g.<br />
Layertechnik stellt somit ein ebenengerechtes<br />
Arbeiten im Bereich „Lage“<br />
sicher.<br />
Letztlich ist die digitale Lagedarstellung<br />
in erheblichem Maß von der<br />
Funktionsfähigkeit der eingesetzten<br />
Technik abhängig, so dass jeder Führungsstab<br />
gut beraten ist, bei der<br />
Stabsarbeit <strong>für</strong> ausreichende <strong>und</strong> von<br />
der IT-Technik unabhängige Red<strong>und</strong>anzen<br />
zu sorgen.<br />
14 www.WALHALLA.de/notfallvorsorge<br />
Notfallvorsorge 4/<strong>2006</strong>
Geographische<br />
Informationssysteme<br />
Dipl.-Geogr. Susanne Lenz, M.Sc., Köln<br />
Die unmittelbare Verfügbarkeit eines umfassenden <strong>und</strong> präzisen Lagebilds<br />
<strong>und</strong> entsprechender Hintergr<strong>und</strong>informationen ist entscheidend <strong>für</strong> die<br />
schnelle <strong>und</strong> erfolgreiche Bewältigung von Krisensituationen. Die Auswirkungen<br />
einer Katastrophe können signifikant reduziert werden, wenn den<br />
Entscheidungsträgern die erforderlichen Informationen zum richtigen Zeitpunkt<br />
<strong>und</strong> in geeigneter Form vorliegen (vgl. NCRST 2002). Geographische<br />
Informationssysteme können hier einen entscheidenden Beitrag leisten.<br />
Was ist ein GIS?<br />
Ein Geographisches Informationssystem<br />
(GIS) ist ein computergestütztes<br />
System, mit dem raumbezogene<br />
Daten erfasst, bearbeitet <strong>und</strong> analysiert<br />
sowie graphisch präsentiert werden<br />
können. Informationen zu Lage<br />
<strong>und</strong> Eigenschaften realer Objekte<br />
werden in einer Datenbasis gespeichert<br />
<strong>und</strong> in thematischen Ebenen<br />
mit einem gemeinsamen geographischen<br />
Bezugssystem dargestellt. Die<br />
Datenbasis ist dynamisch mit einer<br />
digitalen Karte auf dem Computermonitor<br />
verb<strong>und</strong>en, in der die Informationen<br />
durch entsprechende Symbole<br />
dargestellt werden. Veränderungen<br />
in der Datenbasis spiegeln sich<br />
unmittelbar in der Karte wider.<br />
Ein GIS ermöglicht komplexe<br />
räumliche Analysen <strong>und</strong> die Erzeugung<br />
neuer, bedarfsgerechter Informationen.<br />
Durch Überlagerung entsprechender<br />
Datenebenen können<br />
unterschiedliche Informationen miteinander<br />
kombiniert <strong>und</strong> in einer thematischen<br />
Karte dargestellt werden.<br />
Einsatz von<br />
GIS-Technologie<br />
zur Krisenbewältigung<br />
Der Einsatz von GIS-Technologie<br />
hat in vielen Bereichen die konventionelle<br />
Erstellung thematischer Karten<br />
ersetzt <strong>und</strong> durch neue Analysemöglichkeiten<br />
erweitert. So werden<br />
beispielsweise die Einsatzleitsysteme<br />
von Feuerwehr <strong>und</strong> Rettungswesen<br />
vielerorts durch GIS-Anwendungen<br />
unterstützt. Auf nationaler Ebene<br />
wurde mit dem deutschen Notfallvor-<br />
sorge-Informationssystem deNIS II plus<br />
ein GIS-basiertes Krisenmanagementsystem<br />
geschaffen, an das alle<br />
Lagezentren der B<strong>und</strong>esressorts <strong>und</strong><br />
der Innenministerien der Länder angeschlossen<br />
sind.<br />
Ein entscheidender Vorteil solcher<br />
Systeme ist die unmittelbare Veranschaulichung<br />
von Einsatzlagen durch<br />
die Bereitstellung eines umfassenden<br />
Gesamtüberblicks. Hierzu zählen<br />
insbesondere aktuelle Lagekarten im<br />
erforderlichen Maßstab, die z. B. Auskunft<br />
zum Ausmaß eines Schadensereignisses,<br />
zu Standorten von Einsatzkräften<br />
<strong>und</strong> möglichen Rettungswegen<br />
sowie zu verfügbaren Ressourcen<br />
<strong>und</strong> relevanten Einrichtungen geben.<br />
Diese können bei Bedarf durch<br />
Hintergr<strong>und</strong>informationen (z. B. zur<br />
Geographie des Einsatzgebiets, zur<br />
Verteilung von Bevölkerung <strong>und</strong> zur<br />
Lage von wichtigen Infrastrukturen)<br />
Darstellung einer Schadenslage in deNIS II plus<br />
ergänzt werden. Die entsprechenden<br />
Karten können interaktiv bearbeitet,<br />
ausgedruckt <strong>und</strong> elektronisch übermittelt<br />
sowie durch Luftbilder, Grafiken<br />
<strong>und</strong> Tabellen ergänzt werden.<br />
Wichtige Informationen sind somit<br />
sofort verfügbar <strong>und</strong> können wesentlich<br />
schneller dargestellt, aktualisiert<br />
<strong>und</strong> verbreitet werden.<br />
Bei einer zentralen Datenbasis ist<br />
es einer Vielzahl von Nutzern zeitgleich<br />
möglich, auf diese Informationen<br />
von unterschiedlichen Orten aus<br />
zuzugreifen. Dies ist insbesondere in<br />
Krisensituationen von Vorteil, in denen<br />
diverse Akteure miteinander interagieren,<br />
die auf vielfältige Informationen<br />
zur Entscheidungsunterstützung<br />
<strong>und</strong> Koordination ihrer Aktivitäten<br />
angewiesen sind.<br />
Voraussetzungen<br />
<strong>und</strong> Anforderungen<br />
S2 Lage<br />
Voraussetzung <strong>für</strong> die schnelle Bereitstellung<br />
der erforderlichen Informationen<br />
im Ereignisfall ist eine qualitativ<br />
hochwertige, umfassende <strong>und</strong> aktuelle<br />
Datenbasis mit allen <strong>für</strong> die<br />
Bewältigung des Ereignisses relevanten<br />
Informationen. Diese Daten müssen<br />
zugänglich sein, in ein GIS integriert<br />
<strong>und</strong> laufend aktualisiert werden.<br />
Notfallvorsorge 4/<strong>2006</strong> www.WALHALLA.de/notfallvorsorge 15<br />
Quelle: BBK
S2 Lage<br />
Das GIS muss einfach zu bedienen<br />
sein. Die mit seiner Hilfe erzeugten<br />
Ergebnisse müssen anschaulich <strong>und</strong><br />
selbsterklärend sein, so dass die wesentlichen<br />
Informationen auf einen<br />
Blick erkennbar sind. Das <strong>für</strong> die Erstellung<br />
dieser Produkte verantwortliche<br />
Personal ist entsprechend zu schulen,<br />
damit die benötigten Informationen<br />
im Ereignisfall zeitnah <strong>und</strong> routiniert<br />
bereitgestellt werden können.<br />
Werden diese Voraussetzungen<br />
erfüllt, bietet ein solches GIS die optimale<br />
Gr<strong>und</strong>lage zur Entscheidungsunterstützung<br />
im Krisenmanagement.<br />
Die eigentlichen Entscheidungen<br />
sind allerdings nach wie vor von<br />
den Verantwortlichen selbst zu treffen<br />
(vgl. Glass, 2002: 154).<br />
GIS in allen Phasen des<br />
Katastrophenmanagements<br />
GIS-Technologie kann <strong>und</strong> sollte<br />
jedoch nicht nur zur Krisenbewältigung,<br />
sondern auch in der Katastrophenvorsorge<br />
eingesetzt werden.<br />
Hierzu zählt z. B. die Erstellung von<br />
Gefährdungs- <strong>und</strong> Risikokarten. Diese<br />
können als Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> entsprechende<br />
Schutzmaßnahmen <strong>und</strong> <strong>für</strong><br />
eine breite Diskussion über den Umgang<br />
mit Risiken genutzt werden.<br />
Im Sinne des präventiven <strong>Bevölkerungsschutz</strong>es<br />
gilt es, das immense<br />
Potential der GIS-Technologie in<br />
etablierte Strukturen einzubinden <strong>und</strong><br />
zu nutzen. Denn gerade in einer Zeit,<br />
in der die Wandlung von einer Sicherheits-<br />
zu einer Risiko-Gesellschaft<br />
gefordert ist, gewinnt die Katastrophenvorsorge<br />
eine stetig wachsende<br />
Bedeutung.<br />
Literatur:<br />
Glass, W. (2002): Katastrophenschutz:<br />
Handbuch <strong>für</strong> EDV-gestützte<br />
Übung. Regensburg.<br />
National Consortium on Remote<br />
Sensing in Transportation (NCRST)<br />
(2002): Spatial Information Technologies<br />
in Critical Infrastructure<br />
Protection. A Research Agenda in<br />
CIP [online] http://www.ncgia.<br />
ucsb.edu/ncrst/research/cip/CIP<br />
Agenda.pdf.<br />
Meldewesen<br />
Sascha Lüdemann, B.Sc., Leiter Strategisches Marketing, EDV-COMPAS<br />
GmbH, Lübeck, Produktmanager, Dräger Safety AG, Lübeck<br />
Das Meldewesen wird heute weitestgehend auf Basis des leicht variierenden<br />
Vierfachvordrucks realisiert. Die Vorteile dieses Verfahrens liegen<br />
schlicht in der Verfügbarkeit. Sofern wirklich genügend Vordrucke vorrätig<br />
sind, kann dieses Verfahren an jedem beliebigen Ort eingesetzt werden<br />
ohne Stromanschluss oder andere elektronische Anbindung an zentrale<br />
Netzwerke.<br />
Ein langer<br />
Kommunikationsweg<br />
Als nachteilig hat sich herausgestellt,<br />
dass viele Anwender sich an<br />
die Handhabung dieses Verfahrens<br />
gewöhnen müssen oder gar nicht<br />
damit zurechtkommen. Große Probleme<br />
machen zudem Fehler, die<br />
durch Stille-Post-Effekte entstehen:<br />
Der S4 schreibt eine Anforderung an<br />
einen übergeordneten Stab. Der Meldezettel<br />
geht an den Fernmelder, der<br />
die Handschrift richtig erkennen muss<br />
<strong>und</strong> beim Durchsprechen keine Ablesefehler<br />
machen darf. Beim Durchsprechen<br />
der Anforderung könnten<br />
Verständigungsprobleme zwischen<br />
den beiden betroffenen Fernmeldern<br />
die Informationen verändern. Der<br />
Fernmelder, der die Anforderung<br />
empfängt, schreibt die Nachricht auf<br />
den Meldezettel, dabei kann er sich<br />
verschreiben. Durch die handschriftliche<br />
Erfassung der Anforderung<br />
kann der zuständige S4 im übergeordneten<br />
Stab beim Erhalt des Meldezettels<br />
weiteren Fehlinterpretationen<br />
beim Lesen der Nachricht erliegen.<br />
Nachlassende Handschriften<br />
<strong>und</strong> Heiserkeit bei länger andauernden<br />
Einsätzen verstärken diesen Effekt.<br />
Auf dem Weg von A nach B liegen<br />
also bis zu sieben Fehlerquellen.<br />
<strong>und</strong> Einsatz<br />
Ein hoher Anspruch<br />
an die Dokumentation<br />
Der Einsatz ist möglichst lückenlos<br />
zu dokumentieren, um <strong>für</strong> ggf. eintretende<br />
Regressansprüche eine vernünftige<br />
gerichtsverwertbare Basis<br />
zur Entscheidung zu bieten. Dazu gehört<br />
der komplette Meldeverkehr<br />
über den Vierfachvordruck, also alle<br />
eingehenden <strong>und</strong> ausgehenden Meldungen,<br />
die in einer gemeinsamen<br />
Ablage dem Briefbuch gesammelt<br />
werden ebenso, wie das durch den<br />
Einsatztagebuchführer zu führende<br />
Einsatztagebuch. Im Einsatztagebuch<br />
sollen alle wesentlichen Informationen<br />
aus dem Einsatzgeschehen dokumentiert,<br />
nur die wichtigsten Meldungen<br />
aufgenommen <strong>und</strong> alle Entscheidungen,<br />
aber auch unterschiedliche<br />
Ansichten der einzelnen Sachgebietsleiter<br />
festgehalten werden.<br />
Um die wichtigen Lageveränderungen<br />
zu dokumentieren, liegt die Entscheidung<br />
zur Integration einer Lagemeldung<br />
in das Einsatztagebuch<br />
heute in der Hoheit des S2. Das Führen<br />
der Lageinformation erfolgt oft<br />
nur rudimentär, um den Aufwand<br />
da<strong>für</strong> zu reduzieren. Das Einsatztagebuch<br />
insgesamt verantwortet letztendlich<br />
der Einsatzleiter, der dies<br />
nach Abschluss des Einsatzes mit<br />
16 www.WALHALLA.de/notfallvorsorge<br />
Notfallvorsorge 4/<strong>2006</strong>
dokumentation<br />
seiner Unterschrift im Einsatztagebuch<br />
gemeinsam mit dem Einsatztagebuchführer<br />
dokumentiert. Ein Einsatztagebuch<br />
kann in länger andauernden<br />
Einsätzen zwei bis vier große<br />
Aktenordner füllen, das Briefbuch<br />
sogar sechs bis acht Aktenordner.<br />
Nach oben sind aber im Gr<strong>und</strong>e keine<br />
Grenzen gesetzt. Die nachträgliche<br />
Auswertung dieser Dokumente<br />
oder gar das Nachschlagen von Informationen<br />
während des Einsatzes<br />
ist sehr zeitaufwändig.<br />
Das Meldewesen<br />
einmal ganz modern<br />
Moderne IT-Lösungen versuchen,<br />
genau an diesen Problemen anzusetzen<br />
<strong>und</strong> eine Verbesserung der Situation<br />
zu erreichen: Meldungen gehen,<br />
soweit dies möglich ist, auf elektronischem<br />
Wege von A nach B, um einzelne<br />
Stabsfunktionen zu entlasten<br />
<strong>und</strong> die Fehlermöglichkeiten einzuschränken.<br />
Eine Funktion des Sichters<br />
muss dabei jedoch immer berücksichtigt<br />
werden. Voraussetzung<br />
da<strong>für</strong> ist eine Luftschnittstelle. Die<br />
Lösung muss an dieser Stelle robuste<br />
Mechanismen aufweisen <strong>und</strong> mit Leitungsabbrüchen<br />
<strong>und</strong> ähnlichen Übermittlungsproblemen<br />
klar kommen.<br />
Auch langfristige Ausfallsituationen<br />
müssen durch eine halbmanuelle Arbeitsweise<br />
unterstützt werden. Dabei<br />
können IT-Lösungen überdies einfach<br />
zu bedienende Oberflächen zur Eingabe<br />
von Meldungen anbieten, die<br />
sich an heute gebräuchliche Anwendungen<br />
wie Microsoft Outlook ® oder<br />
ähnlichen Programmen orientieren,<br />
aber die erhöhten Anforderungen des<br />
Meldewesens quasi im Hintergr<strong>und</strong><br />
beachten <strong>und</strong> abbilden.<br />
Vierfachvordruck <strong>und</strong> Eingabeformular in einem IT-System. Die nicht <strong>für</strong> diesen<br />
Anwendungsschritt relevanten Informationen, wie z. B. Vermerk, Sichterfunktion<br />
<strong>und</strong> Fm-Informationen, werden dem Benutzer nicht angeboten <strong>und</strong> reduzieren so die<br />
Komplexität.<br />
Das Einsatztagebuch als<br />
lückenloses Dokument<br />
Die Führung des Einsatztagebuches<br />
sollte möglichst automatisiert<br />
über die Arbeit des S2 bzw. dem Lagekartenführer<br />
erfolgen <strong>und</strong> bei Bedarf<br />
durch die Übernahme von Meldungen<br />
in das Einsatztagebuch oder<br />
manuelle Eintragungen des Einsatztagebuchführers<br />
ergänzt werden. Da<br />
hier jetzt eine lückenlose Dokumentation<br />
erfolgt, entstehen jedoch<br />
zwangsweise noch mehr Informationen<br />
als bei der manuellen Führung<br />
des Einsatztagebuches, so dass<br />
wiederum umfangreiche Filter <strong>und</strong><br />
Suchfunktionen von der IT-Lösung<br />
gefordert sind.<br />
Fazit<br />
S2 Lage<br />
Erfüllt eine Anwendung diese Kriterien,<br />
stehen dem Stab <strong>und</strong> der späteren<br />
Auswertung effiziente Möglichkeiten<br />
zur Verfügung, diese Informationen<br />
auch tatsächlich <strong>und</strong> vor allem<br />
auch im Einsatzgeschehen zu recherchieren<br />
<strong>und</strong> die Klärung einer Situation<br />
zu erreichen. Zum Zugriff auf die<br />
Informationen des Einsatztagebuches<br />
oder des Briefbuches muss ein S1<br />
nicht die Arbeit des Einsatztagebuchführers<br />
behindern, sondern sucht mit<br />
den <strong>für</strong> ihn wichtigen Filtern <strong>und</strong> Begriffen<br />
in den Informationen, die allen<br />
Sachgebieten zur Verfügung stehen.<br />
Besonders nach der Ablösung<br />
von Stabsmitgliedern durch die<br />
nächste Schicht ist diese Unterstützung<br />
unerlässlich.<br />
Notfallvorsorge 4/<strong>2006</strong> www.WALHALLA.de/notfallvorsorge 17
S2 Lage<br />
Erfahrungen aus der Praxis<br />
Netzwerk gestützte<br />
Klaus Albert, Referent <strong>für</strong> Zivil-, Katastrophenschutz <strong>und</strong> Rettungsdienst,<br />
Malteser Hilfsdienst e.V. – Generalsekretariat, Köln<br />
Führungsfähigkeit<br />
<strong>und</strong> Netzwerk<br />
gestützte Einsatzführung<br />
Bei der sanitäts- <strong>und</strong> rettungsdienstlichen<br />
Absicherung von Großveranstaltungen<br />
wie den Katholikentagen,<br />
dem Weltjugendtag in Köln oder dem<br />
letzten Papstbesuch in Bayern überzeugen<br />
die zentral organisierten Einsatzkräfte<br />
der Malteser durch umfangreiche<br />
Erfahrung <strong>und</strong> hohe Qualität<br />
bei der Durchführung ihrer Tätigkeiten.<br />
Dies sicherzustellen ist nur<br />
möglich durch gut ausgebildetes Personal<br />
<strong>und</strong> dem Stand der Technik<br />
angepasster Ausstattung. Die Einsatzführung<br />
solcher Großveranstaltungen<br />
ist bei der Masse von Informationen<br />
<strong>und</strong> Meldungen in den verschiedensten<br />
Formen <strong>und</strong> in den unterschiedlichsten<br />
Führungsebenen keine leichte<br />
Aufgabe. Diese kann durch vernetzte,<br />
einfache sowie sichere<br />
IT-Lösungen effizienter <strong>und</strong> somit <strong>für</strong><br />
den verantwortlichen Einsatzleiter<br />
hilfreicher gestaltet werden. Für die<br />
„Führungsfähigkeit“ bietet die Netzwerk<br />
gestützte Einsatzführung mit einer<br />
neuen Form des Meldewesens<br />
einen hohen Nutzen. Ebenso werden<br />
bei sanitätsvon<br />
Großveranstal<br />
durch die elektronische Dokumentation<br />
die Rechtssicherheit <strong>und</strong> die Arbeitsprozesse<br />
verbessert.<br />
Meldewesen über<br />
mehrere Führungsebenen<br />
beim Einsatz zum<br />
Papstbesuch in Bayern<br />
Bereits zum Weltjugendtag 2005<br />
in Köln haben die Malteser erste Erfahrungen<br />
mit einer Netzwerk gestützten<br />
Einsatzführung über mehrere<br />
Führungsebenen hinweg gemacht.<br />
Auf weiteren Großveranstaltungen<br />
wie dem Katholikentag in<br />
Saarbrücken, der Fußballweltmeisterschaft<br />
<strong>und</strong> dem Karneval in Köln<br />
wurden weitere Softwarelösungen<br />
parallel zum laufenden Betrieb getestet,<br />
um eine zentrale Lösung zu finden.<br />
Während des letzten Papstbesuchs<br />
in Bayern (München, Regensburg<br />
<strong>und</strong> Altötting) wurde eine<br />
Netzwerk gestützte Einsatzführung<br />
auf der Gr<strong>und</strong>lage der Software<br />
18 www.WALHALLA.de/notfallvorsorge<br />
Notfallvorsorge 4/<strong>2006</strong>
DMS-Pro (Euro-DMS Ltd.) realisiert.<br />
Die Größe dieses Einsatzes über<br />
mehrere Tage hinweg <strong>und</strong> mit mehr<br />
als 2.000 ehrenamtlichen Helferinnen<br />
<strong>und</strong> Helfern <strong>und</strong> über 250.000 Teilnehmern<br />
machte eine besondere<br />
Aufbauorganisation <strong>und</strong> Einsatzführung<br />
über mehrere Führungsebenen<br />
notwendig.<br />
Führungsebenen:<br />
Einsatzleitung (EL) mit Führungsstab<br />
(gemäß Dv 100)<br />
Technische Einsatzleitungen (TEL)<br />
Einsatzabschnittsleitungen (EAL)<br />
Neben den klassischen Führungshilfsmitteln<br />
(Telefon, Telefax, Funk,<br />
S2 Lage<br />
Einsatzführung<br />
<strong>und</strong> rettungsdienstlicher Absicherung<br />
tungen<br />
Mobiltelefon usw.) wurde eine Vernetzung<br />
der Führungseinrichtungen<br />
über eine gesicherte Internetverbindung<br />
(mittels DSL, ISDN, WLAN <strong>und</strong><br />
UMTS) in Kombination mit einem<br />
Zentralserver <strong>und</strong> einer Stabssoftware<br />
eingerichtet. Dabei lag der<br />
Schwerpunkt beim Einsatz dieser<br />
Technologie auf der Vernetzung der<br />
Notfallvorsorge 4/<strong>2006</strong> www.WALHALLA.de/notfallvorsorge 19
Foto: MHD<br />
S2 Lage<br />
Einsatzleitung des MHD<br />
Führungsebenen mit Hilfe einer einheitlichen<br />
Stabssoftware zur Verbesserung<br />
des Informations- <strong>und</strong> Kommunikationsmanagements.<br />
Diese<br />
Stabssoftware ersetzte unter anderem<br />
die herkömmliche Übermittlung<br />
von Meldungen mittels Meldezettel<br />
<strong>und</strong> Analog-Funk <strong>und</strong> ermöglichte so<br />
ein schnelles, standardisiertes Meldewesen<br />
mit einer lückenlosen elektronischen<br />
Dokumentation; das steigert<br />
die Führungsfähigkeit. Damit<br />
sind auch bereits die wesentlichen<br />
Vorteile dieser IT-Lösung genannt.<br />
Die modular aufgebaute Stabssoftware<br />
bietet zur Einsatzunterstützung<br />
jedoch noch weitaus mehr Möglichkeiten.<br />
Im Einsatz wurden neben der<br />
Nutzung der Übermittlungen von<br />
Meldungen in Form von Belegen<br />
(Belegsteuerung) weitere Softwaremodule<br />
genutzt:<br />
Einsatzkräfteverwaltung<br />
Lagedarstellung<br />
Patientenerfassung/-dokumentation<br />
Auftragsverwaltung<br />
Einsatzdokumentation<br />
Technische<br />
Voraussetzungen<br />
Zum Aufbau <strong>und</strong> Betrieb dieser<br />
Netzwerk gestützten Einsatzführung<br />
ist <strong>für</strong> jeden Arbeitsplatz eine Stabssoftware<br />
sowie ein PC bzw. Notebook<br />
mit entsprechender Standard<br />
Software notwendig. Die Vernetzung<br />
der Arbeitsplätze erfolgt über eine<br />
gesicherte Internetverbindung (DSL,<br />
ISDN, WLAN <strong>und</strong> UMTS) <strong>und</strong> einen<br />
Server, der ebenfalls mit der Stabssoftware<br />
ausgestattet sein muss. Da<br />
die gesamte Ausstattung mit hohen<br />
Kosten verb<strong>und</strong>en ist, konnte dies in<br />
diesem speziellen Einsatz nur durch<br />
Unterstützung einiger Sponsoren<br />
realisiert werden, die die entsprechende<br />
Ausstattung leihweise zur<br />
Verfügung gestellt haben. Allein in<br />
Regensburg wurden insgesamt 50<br />
Arbeitsplätze im Bereich der Einsatzleitung,<br />
in drei Technischen Einsatzleitungen<br />
<strong>und</strong> 15 Einsatzabschnittsleitungen<br />
eingerichtet <strong>und</strong> miteinander<br />
vernetzt. Neben den technischen<br />
Voraussetzungen sind darüber hinaus<br />
<strong>für</strong> den sicheren Aufbau <strong>und</strong> Betrieb<br />
dieser Technik im Bereich der<br />
Führungsunterstützung spezielle IT-<br />
Kenntnisse notwendig. Zum sicheren<br />
Bedienen von Stabssoftware ist eine<br />
entsprechende Schulung <strong>für</strong> die Anwender<br />
zu empfehlen, auch wenn<br />
die Bedienung der Programme meist<br />
intuitiv <strong>und</strong> relativ leicht ist.<br />
Zusammenfassung<br />
Es darf nicht vergessen werden,<br />
dass der Einsatz von IT-Lösungen als<br />
Führungshilfsmittel den eigentlichen<br />
Führungsprozess niemals ersetzen<br />
kann <strong>und</strong> abhängig von stabilen IT-<br />
Technologien <strong>und</strong> den Anwendern<br />
sein wird. Jedoch muss ebenso klar<br />
sein, dass der Einsatz solcher IT-Lösungen<br />
(Informations- <strong>und</strong> Kommunikationsmanagement)<br />
in Industrie<br />
<strong>und</strong> Wirtschaft schon lange Stand der<br />
Technik ist <strong>und</strong> zur effizienten Führungsunterstützung<br />
in der Notfallvorsorge<br />
dienen kann. Insbesondere die<br />
Übermittlung von Meldungen sowie<br />
die lückenlose Dokumentation werden<br />
durch die Nutzung von Netzwerk<br />
gestützten Einsatzführungssystemen<br />
wesentlich verbessert. Ebenso nützlich<br />
sind die Möglichkeiten zum Export<br />
der Daten in verschiedenste elektronische<br />
Dokumentformate (<strong>PDF</strong>,<br />
Excel-Tabellen usw.) zur Archivierung<br />
oder weiteren Verarbeitung. Die hohen<br />
Investitionskosten verhindern zur<br />
Zeit das Implementieren der modernen<br />
Netzwerk gestützten Einsatzführung,<br />
obgleich es der Qualitätsanspruch<br />
fordert.<br />
20 www.WALHALLA.de/notfallvorsorge<br />
Notfallvorsorge 4/<strong>2006</strong>
Foto: E-Semble BV Delft/NL<br />
Beurteilen der Lage<br />
Fassen des Entschlusses über die<br />
Einsatzdurchführung, zum<br />
Beispiel Festlegen von Einsatzschwerpunkten,<br />
Bestimmen<br />
S3<br />
erforderlicher Einsatzkräfte,<br />
Blick zu den Nachbarn in die Niederlande:<br />
Ausbilden <strong>und</strong> Üben<br />
Steven Lohman, Direktor, Fa. E-Semble BV Delft/NL<br />
Ausbilden <strong>und</strong> Einüben der Einsatzfähigkeit des Stabes sollte im direkten<br />
Verantwortungsbereich der Einsatzleitung,vornehmlich durch das Sachgebiet<br />
3 (S3), wahrgenommen werden. Da neben der Erfordernis optimaler<br />
Ausbildungs- <strong>und</strong> Übungsmethodik der Aufwand an Zeit, Geld <strong>und</strong> Ressourcen<br />
eine große Rolle spielt, machen sich mittlerweile EDV-gestützte<br />
Systeme auf dem Markt bemerkbar. Erfahren <strong>und</strong> eingeführt – nicht nur in<br />
den Niederladen – ist auf diesem Gebiet die Firma E-Semble aus Delft in<br />
den Niederlanden, die in den letzten Jahren bereits an deutsche Feuerwehr-<br />
<strong>und</strong> KatS-Schulen sowie Berufsfeuerwehren geliefert hat. Virtuelle<br />
Lehr- <strong>und</strong> Übungsunterstützung kann der Einsatzleitung bzw. dem S3 oder<br />
anderen mit der Aus- <strong>und</strong> Fortbildung des Stabes beauftragten Stellen<br />
kostengünstig <strong>und</strong> effizient helfen. Hierzu stellt E-Semble sein System CrisisSim<br />
als ein praktisches Beispiel vor.<br />
Übungsleiter bei virtueller Ausbildung in den Niederlanden<br />
Einsatzmittel <strong>und</strong> Reserven,<br />
Festlegen der Befehlsstelle<br />
Bestimmen <strong>und</strong> Einweisen von<br />
Führungskräften, zum Beispiel<br />
Einsatzabschnittsleiterinnen oder<br />
Einsatzabschnittsleiter<br />
Ordnen des Schadengebietes,<br />
zum Beispiel<br />
S3 Einsatz<br />
– Festlegen der Führungsorganisation<br />
– Festlegen der Befehlsstelle<br />
– Festlegen von Bereitstellungsräumen<br />
– Einrichten von Sammelstellen,<br />
zum Beispiel Verletztensammelstelle<br />
mit Hilfe der EDV<br />
Die Entwicklung, Ausführung <strong>und</strong><br />
Auswertung einer Voll- oder Stabsübung<br />
an mehreren Einsatzorten ist<br />
eine komplexe <strong>und</strong> schwierige Aufgabe.<br />
An der Gestaltung des Szenariodrehbuchs<br />
<strong>für</strong> Ausbildungs- <strong>und</strong><br />
Übungsvorhaben sind viele Fachleute<br />
aus unterschiedlichen Fachdisziplinen<br />
beteiligt.<br />
Für die Einhaltung des erarbeiteten<br />
Handlungsablaufes, der Kontrolle<br />
<strong>und</strong> Steuerung sind eine effiziente<br />
Zusammenarbeit <strong>und</strong> eine starke Führung<br />
unbedingte Voraussetzung. Die<br />
Übungsleitung <strong>und</strong> die Mitglieder des<br />
Übungsstabs müssen gemeinsam ein<br />
eingespieltes Team bilden <strong>und</strong> im<br />
entscheidenden Moment sich selbst<br />
<strong>und</strong> den vorliegenden Informationen<br />
vertrauen können um Übungsfehler,<br />
Fehlentscheidungen <strong>und</strong> sogar risikoreiche<br />
Situationen zu vermeiden.<br />
Die Beobachtung <strong>und</strong> Auswertung<br />
einer groß angelegten Übung ist eine<br />
weitere komplexe Aufgabe. In den<br />
meisten Übungen werden viele Beobachtungsdaten<br />
angesammelt, es<br />
gibt jedoch keinen Plan diese Daten<br />
zu einer aussagekräftigen Auswertung<br />
zusammenzufügen. Hieraus ergibt<br />
sich in der Folge oft, dass auf<br />
Gr<strong>und</strong> des Fehlens eines gut zusammengestellten<br />
After Action Reviews<br />
keine Konsequenzen benannt werden<br />
<strong>und</strong> die Übung von vornherein als<br />
„erfolgreich“ eingestuft wird. Ziel des<br />
AAR nach Wikipedia ist es, „Fehler<br />
<strong>und</strong> Erfolgsfaktoren des Einsatzes <strong>für</strong><br />
alle Mitglieder der Einheit sichtbar zu<br />
machen, Potenziale zu erkennen,<br />
Stärken auszubauen <strong>und</strong> Schwächen<br />
abzubauen.“<br />
Notfallvorsorge 4/<strong>2006</strong> www.WALHALLA.de/notfallvorsorge 21
Foto: E-Semble BV Delft/NL<br />
S3 Einsatz<br />
Virtuelle Darstellung eines Industriebrandes<br />
Die CrisisSim Software hat in einer<br />
Vielzahl groß angelegter Übungen<br />
bewiesen, dass sie in der Lage<br />
ist, die Übungsleitung bei der Vorbereitung,<br />
Leitung <strong>und</strong> Auswertung der<br />
Übung optimal zu unterstützen. Die<br />
Software enthält eine Reihe unterstützender<br />
Funktionen, die die verschiedenen<br />
auszuführenden Aufgaben bei<br />
der Er-stellung einer komplexen<br />
Übung einfacher <strong>und</strong> effizienter gestalten<br />
lassen.<br />
Unterstützung während<br />
der Entwurfsphase<br />
Die Ausbilder können zu Beginn<br />
der Übung ein Übungsszenario vorgeben<br />
<strong>und</strong> da<strong>für</strong> das CrisisSim Exercise<br />
Management System einsetzen.<br />
Hierzu werden ähnlich wie in einer<br />
fortlaufend erzählten Geschichte ein<br />
oder mehrere Ereignisse <strong>und</strong> Handlungen<br />
eingeplant. Diese Ereignisse<br />
sind Vorfälle, die während der Übung<br />
gewisse Verhaltensmuster der Auszubildenden<br />
auslösen <strong>und</strong> die zeitlich<br />
oder als Auftrag begrenzt sind.<br />
Ein Beispiel hier<strong>für</strong> kann ein Telefongespräch<br />
sein, das zwischen Ausbilder<br />
<strong>und</strong> Auszubildenden geführt wird<br />
<strong>und</strong> dessen Inhalt eine bestimmte<br />
Folgemaßnahme auslösen soll. Ein<br />
anderes Ereignis könnte die Sprengung<br />
eines LKWs oder die Zündung<br />
eines Übungsobjekts sein.<br />
Für jedes geplante Ereignis gibt es<br />
eine Kurzbeschreibung, in der auch<br />
Abhängigkeiten darstellbar sind.<br />
Hierdurch ist man in der Lage alternative<br />
Übungsabläufe deutlich leichter<br />
zu entwickeln.<br />
Während der Übung sind die Entscheidungsträger<br />
in der Lage, bestimmte<br />
Handlungen oder Ereignisse<br />
zu stornieren <strong>und</strong>, z. B. im Falle<br />
des Ausfalls irgendeines Sonderfahrzeuges<br />
vor Ort, den Übungsablauf<br />
jederzeit zu verändern.<br />
Neben den Ereignissen, die der<br />
Übung vorangehen, sollten die Ausbilder<br />
ebenfalls Checklisten vorbereiten.<br />
Eine Checkliste dokumentiert die<br />
Aktivitäten der Auszubildenden, die<br />
beobachtet <strong>und</strong> bewertet werden<br />
müssen, sowie die Ausführungszeit<br />
<strong>und</strong> -dauer <strong>für</strong> Entscheidungen <strong>und</strong><br />
Handlungen.<br />
Ein Beispiel eines solchen Bewertungspunktes<br />
ist der Zeitpunkt während<br />
der Übung, an dem die Einsatzleitung<br />
zum ersten Mal zusammentrifft.<br />
22 www.WALHALLA.de/notfallvorsorge<br />
Notfallvorsorge 4/<strong>2006</strong>
Die CrisisSim CITE Software unterstützt<br />
die Szenario-Autoren beim<br />
übersichtlichen <strong>und</strong> flexiblen Aufbau<br />
eines komplexen Übungsdrehbuchs.<br />
Indem sie die gesicherte Szenario<br />
Datenbank, die über das Internet aufgerufen<br />
werden kann, benutzen, können<br />
mehrere Szenario-Autoren gemeinsam<br />
an einem Drehbuch arbeiten,<br />
ohne dass sie gemeinsam an<br />
einem Ort zusammenkommen müssen.<br />
Jeder kann von seinem eigenen<br />
Arbeitsplatz aus seinen Beitrag zu einem<br />
ihm angenehmen Zeitpunkt liefern.<br />
Da eine zentrale Datenbank <strong>für</strong><br />
den Entwurf benutzt wird, bleibt die<br />
Konsistenz des Szenarios erhalten.<br />
Übungsleitung<br />
mit CrisisSim –<br />
die Ausführungsphase<br />
Während der Übung wird das CrisisSim<br />
von den Ausbildern als<br />
Übungsmanagement-System benutzt.<br />
CrisisSim bietet der Übungsleitung<br />
einen Überblick über die<br />
verschiedenen Abläufe <strong>und</strong> Kapitel<br />
des Drehbuchs.<br />
Die Ausbilder dirigieren die Übung,<br />
indem sie Begebenheiten auslösen.<br />
Ausgelöste Begebenheiten können in<br />
verschiedener Weise Aktionen der<br />
Auszubildenden hervorrufen.<br />
CrisisSim macht das, durch die<br />
Übungseinlage aktivierte Ereignis auf<br />
dem Bildschirm des Ausbilderteam-<br />
Mitglieds (PC oder Pocket PC), der<br />
<strong>für</strong> das Gegenspiel verantwortlich ist,<br />
sichtbar. Dieser Ausbilder führt die<br />
gewünschte Gegenspiel-Aktion<br />
durch (zum Beispiel indem er den<br />
Auszubildenden anruft).<br />
CrisisSim zeigt das aktivierte Ereignis<br />
sofort auf dem Bildschirm (PC<br />
oder Pocket PC) eines oder einiger<br />
Auszubildende(n) an. In diesem Fall<br />
ist das Ereignis ein Diagramm (zum<br />
Beispiel ein MTM Bild), ein Ton- oder<br />
Videoausschnitt oder eine Textdatei<br />
(zum Beispiel ein Fax).<br />
CrisisSim speichert automatisch<br />
den Zeitpunkt, an dem das Ereignis<br />
ausgeführt wurde. Demzufolge wird<br />
eine detaillierte Logdatei der Zeiteinteilung<br />
des Szenarios erstellt. Auch<br />
wenn der Ausbilder einen Bewertungspunkt<br />
bereits als abgeschlossen<br />
markiert hat, wird dies ggf. weiterhin<br />
von CrisisSim aufgezeichnet.<br />
Die Ausbilder haben während der<br />
Übung eine permanente Gesamtübersicht<br />
der noch unerledigten Einlagen,<br />
der bereits durchgeführten<br />
Aufgaben <strong>und</strong> der abgeschlossenen<br />
Bewertungspunkte. Dies hat zur Folge,<br />
dass die Ausbilder den Ablauf der<br />
Übungshandlung rechtzeitig anpassen<br />
oder die Übung zum Zweck eines<br />
Feedbackmoments anhalten können.<br />
Die Übungsleitung kann die<br />
Übung temporisieren, d. h. weniger<br />
Ereignisse im Szenario einspielen<br />
oder gar die Komplexität der Übung<br />
erhöhen, indem mehr Ereignisse mit<br />
eingebracht werden.<br />
Die aufgebauten Logdateien der<br />
erledigten <strong>und</strong> unerledigten Einlagen<br />
<strong>und</strong> der festgestellten Beobachtungspunkte<br />
in den Checklisten können am<br />
Ende der Übung ausgedruckt werden<br />
<strong>und</strong> als Mittel <strong>für</strong> das After Action<br />
Review eingesetzt werden.<br />
After Action Review –<br />
die Nachbearbeitung<br />
CrisisSim speichert eine detaillierte<br />
Logdatei der Einlagen, Beobachtungen<br />
<strong>und</strong> Bewertungen. Diese Logdatei<br />
kann gedruckt werden <strong>und</strong> dient<br />
als dokumentierte Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> eine<br />
Auswertung. Mit dem CrisisSim CITE<br />
Einsatznachbearbeitungsmodul kann<br />
man eine erweiterte Auswertung<br />
durchführen.<br />
CrisisSim CITE kombiniert alle verfügbaren<br />
Daten bezüglich des Entscheidens<br />
<strong>und</strong> Handelns der Kursteilnehmer,<br />
die während der Übung gespeichert<br />
wurden. Das sind z. B.<br />
Aktivierte Einlagen<br />
Beobachtete <strong>und</strong> bewertete Aktivitäten<br />
Foto- <strong>und</strong> Videoaufzeichnungen<br />
während der Übung<br />
Tonaufzeichnungen von Telefongesprächen<br />
S3 Einsatz<br />
Bildschirmaufzeichnungen <strong>und</strong><br />
jegliche historische Daten von operativen<br />
Systemen<br />
GPS Ortungskoordinate der teilnehmenden<br />
Fahrzeuge <strong>und</strong> Einsatzkräfte<br />
Folgesystem <strong>für</strong> Unfallbeteiligte<br />
Die oben genannten Daten können<br />
nach der Übung von den Ausbildern<br />
in CrisisSim CITE importiert werden.<br />
CrisisSim CITE ordnet alle Daten auf<br />
einer einzigen Zeitlinie an, wonach<br />
die Ausbilder die Übung wieder abspielen<br />
können, indem sie eine benutzerfre<strong>und</strong>licheAuswertungsschnittstelle<br />
verwenden <strong>und</strong> zu spezifischen<br />
Lernmomenten aus der<br />
Übung wechseln können.<br />
Indem sie alle vorhandenen Daten<br />
miteinander kombiniert, ist es <strong>für</strong> die<br />
Übungsleitung relativ einfach, eine<br />
sehr schlüssige, informative <strong>und</strong> medienwirksame<br />
Auswertung der Übung<br />
zu erstellen. Beobachtungen <strong>und</strong> Fotos<br />
können mit GPS Koordinaten <strong>und</strong><br />
Aufnahmen der teilnehmenden Leitstellen<br />
kombiniert werden.<br />
Teilnehmer an einer Stabsrahmenübung<br />
vermissen oft den Realismus<br />
einer Außenübung. Das Szenario,<br />
das bei einer Stabsrahmenübung benutzt<br />
wird, wurde auf Papier ausgearbeitet<br />
<strong>und</strong> erfordert dadurch eine<br />
große Einfühlungsgabe der jeweiligen<br />
Teilnehmer.<br />
Um hier Schwachpunkte zu vermeiden,<br />
wird es in Kürze möglich<br />
sein, ein CrisisSim Szenario direkt an<br />
eine Virtual Reality Übungsumgebung<br />
zu koppeln. Eine Anzahl der<br />
Teilnehmer, die im Falle einer Außenübung<br />
am Unfallort anwesend sind,<br />
wird dann z. B. mit einer virtuellen<br />
Darstellung eines Flugzeugabsturzes<br />
konfrontiert. Das Übungsmanagementsystem<br />
ermöglicht es, die Steuerung<br />
der Ereignisse <strong>und</strong> das Speichern<br />
der Besprechungspunkte zu<br />
zentralisieren <strong>und</strong> mit dem Teil des<br />
Szenarios, das <strong>für</strong> die Entscheidungsträger<br />
hergestellt wurde, die in der<br />
Form einer klassischen Stabsrahmenübung<br />
ebenfalls beteiligt sind, zu synchronisieren.<br />
Notfallvorsorge 4/<strong>2006</strong> www.WALHALLA.de/notfallvorsorge 23
Quelle: BBK<br />
S4 Versorgung<br />
Anfordern weiterer Einsatzmittel<br />
Heranziehen von Hilfsmitteln,<br />
zum Beispiel Baustoffe, Abstützmaterial,<br />
Lastkraftwagen,<br />
Tankkraftwagen, Räum- <strong>und</strong><br />
Hebegeräte<br />
S4<br />
deNIS II plus<br />
IT-Lösung <strong>für</strong> Krisenstäbe<br />
bei B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Ländern<br />
Bernhard Corr, Fachbereichsleiter, <strong>B<strong>und</strong>esamt</strong> <strong>für</strong> <strong>Bevölkerungsschutz</strong> <strong>und</strong><br />
Katastrophenhilfe, Bonn<br />
Neue Herausforderungen <strong>für</strong> die Gefahrenabwehr<br />
Laut der Schadensbilanz der Münchner Rück Versicherung war das Jahr<br />
2005 mit Gesamtschäden in Höhe von 210 Milliarden US$ das bisher teuerste<br />
Jahr. Vor allem Wetterkatastrophen – <strong>und</strong> hier insbesondere durch<br />
Stürme verursachte Schäden – prägten diese Schadensbilanz. Auch in<br />
Deutschland mehren sich die Anzeichen <strong>für</strong> immer größere Schadensereignisse<br />
infolge extremer Wettersituationen. Aber nicht nur diese wetterbedingten<br />
Naturkatastrophen machen es notwendig, sich mit der Verbesserung<br />
des Krisenmanagements bei großflächigen Gefahrenlagen zu befassen,<br />
auch der internationale Terrorismus zwingt uns dazu. Vor diesem<br />
Hintergr<strong>und</strong> muss kritisch hinterfragt werden, ob wir auf allen Ebenen der<br />
Gefahrenabwehr mit den uns zur Verfügung stehenden Instrumenten diesen<br />
Herausforderungen gewachsen sind.<br />
Dezentrale Datenintegration in deNIS II plus<br />
Bereitstellen von Verbrauchsgütern<br />
<strong>und</strong> Einsatzmitteln, zum<br />
Beispiel Wasserversorgung,<br />
Löschmittel, Atemschutzge-räte,<br />
Kraftstoffe<br />
Bereitstellen <strong>und</strong> Zuführen<br />
der Verpflegung<br />
Sicherstellen der Materialerhaltung<br />
<strong>für</strong> das Gerät<br />
Festlegen der Versorgungsorganisation<br />
Bereitstellen von Rettungsmitteln<br />
zum Eigenschutz der<br />
Einsatzkräfte<br />
Bereitstellen von Unterkünften<br />
<strong>für</strong> Einsatzkräfte<br />
Erfahrungsberichte über Einsätze<br />
<strong>und</strong> Großübungen machen deutlich,<br />
dass insbesondere Defizite bei der<br />
Gewinnung <strong>und</strong> Aktualisierung eines<br />
umfassenden Lagebildes (Kenntniserlangung)<br />
sowie der Reaktionszeit<br />
bis zur Anforderung angemessener<br />
Ressourcen <strong>und</strong> deren zielgerichteten<br />
Einsatz bestehen.<br />
Die in Deutschland verfügbaren<br />
Hilfeleistungspotenziale verteilen sich<br />
auf die Feuerwehren, die verschiedenen<br />
Hilfsorganisationen, das THW,<br />
die B<strong>und</strong>espolizei oder auch die B<strong>und</strong>eswehr.<br />
Bei einer großflächigen<br />
Gefahrenlage ist es zwingend notwendig,<br />
diese Kräfte zu bündeln, um<br />
die Gefahren abzuwehren. Da die Hilfeleistungspotenziale<br />
in unterschiedliche<br />
Zuständigkeiten fallen, ist ein<br />
umfangreicher Koordinierungsbedarf<br />
notwendig, um sie zielgerichtet einsetzen<br />
zu können.<br />
Informationsmanagement<br />
als Basis einer effizienten<br />
Koordinierung<br />
Bei großflächigen Gefahrenlagen<br />
muss man davon ausgehen, dass<br />
Kommunikation <strong>und</strong> Interaktion zwischen<br />
allen Beteiligten in einem erheblichen<br />
Umfang zunehmen werden<br />
<strong>und</strong> sich dadurch die Fehlerquote<br />
exponentiell steigern wird. Viele Stäbe<br />
erfassen <strong>und</strong> verteilen die eingehenden<br />
Meldungen noch mit Vierfachvordrucken.<br />
Bei Schadenslagen,<br />
24 www.WALHALLA.de/notfallvorsorge<br />
Notfallvorsorge 4/<strong>2006</strong>
die in ihren Dimensionen Verwaltungsgrenzen<br />
überschreiten, kann die<br />
Flut von Nachrichten mit diesem Instrument<br />
jedoch nicht mehr bewältigt<br />
werden. Die Verantwortlichen der<br />
Gefahrenabwehr müssen daher neue<br />
Instrumente finden, um die Verarbeitung<br />
von Informationen zu beschleunigen.<br />
In vielen Bereichen unseres Lebens<br />
hat sich schon seit langem die<br />
Informationstechnik zur Unterstützung<br />
<strong>und</strong> Beschleunigung von Arbeitsabläufen<br />
durchgesetzt. Wir leben<br />
in einer vernetzten Welt, die Informationen<br />
schnell gewinnt, verarbeitet<br />
<strong>und</strong> zielgerichtet weiterleitet. Es ist<br />
dringend geboten, dieses Hilfsmittel<br />
auch zur Unterstützung des Krisenmanagements<br />
bei großflächigen Gefahrenlagen<br />
einzusetzen.<br />
Ziel einer solchen IT-Lösung muss<br />
es daher sein,<br />
schnell ein umfassendes Lagebild<br />
auf den unterschiedlichen Ebenen<br />
der Gefahrenabwehr gewinnen zu<br />
können,<br />
die Verfügbarkeit von Ressourcen<br />
festzustellen <strong>und</strong> deren Anforderung<br />
zu erleichtern,<br />
die Priorisierung <strong>und</strong> Synchronisierung<br />
von Hilfeleistung zu unterstützen,<br />
den Einsatz der Ressourcen am<br />
Ereignisort zu überwachen <strong>und</strong><br />
die Transparenz von Entscheidungen<br />
auf allen Ebenen zu erhöhen.<br />
deNIS – die Antwort<br />
des B<strong>und</strong>es auf die neuen<br />
Herausforderungen<br />
In den vergangenen Jahren gab es<br />
immer wieder Beispiele IT-gestützter<br />
Lösungen zur Unterstützung der<br />
Stabsarbeit. Leider blieb es oft nur bei<br />
Insellösungen, die sich nicht flächendeckend<br />
durchsetzten. Darüberhinaus<br />
fehlte auch die Möglichkeit der Vernetzung,<br />
da vorzugsweise individuelle<br />
Lösungen auf Kreisebene realisiert<br />
wurden. Solche Insellösungen sind jedoch<br />
nicht geeignet, um Krisenlagen<br />
zu bewältigen, die durch die veränderte<br />
Bedrohungslage drohen <strong>und</strong> an<br />
Verwaltungsgrenzen keinen Halt machen.<br />
In solchen Fällen muss die Möglichkeit<br />
bestehen, Informationen zu<br />
Schadenslagen nicht nur über Kreisgrenzen,<br />
sondern über alle Führungsebenen<br />
hinweg auszutauschen.<br />
Nach dem 11. September 2001 <strong>und</strong><br />
dem Elbehochwasser 2002 haben sich<br />
die Länder <strong>und</strong> der B<strong>und</strong> auf die „Neuen<br />
Strategien zum Schutz der Bevölkerung“<br />
verständigt. Vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />
der veränderten Bedrohungslage<br />
beschreiben sie die Notwendigkeit,<br />
die Hilfeleistungspotenziale<br />
der Länder <strong>und</strong> des B<strong>und</strong>es zur Bewältigung<br />
großflächiger Gefahrenlagen<br />
zu bündeln. Die neuen Strategien<br />
fordern daher neue Informations<strong>und</strong><br />
Koordinationsinstrumente. Das<br />
deutsche Notfallvorsorge-Informationssystem<br />
(deNIS) ist ein wesentliches<br />
Element des B<strong>und</strong>es, diesen<br />
Anforderungen gerecht zu werden.<br />
Netzwerk im<br />
<strong>Bevölkerungsschutz</strong><br />
Mit deNIS II wurde zunächst ein<br />
Informationsnetzwerk auf der oberen<br />
<strong>und</strong> obersten Verwaltungsebene aufgebaut,<br />
um die Lagezentren der B<strong>und</strong>esressorts<br />
<strong>und</strong> der Innenministerien<br />
der Länder zu verknüpfen. Um den<br />
Kreis der Nutzer zu erweitern <strong>und</strong> die<br />
Aktualität der Daten in deNIS deutlich<br />
zu erhöhen, wurden in diesem<br />
Jahr strukturelle Anpassungen durchgeführt.<br />
Hierbei wurde die Möglichkeit<br />
geschaffen, weitere Datenbankebenen<br />
auf Seiten der Länder oder<br />
anderer Institutionen aufzubauen.<br />
Diese Datenbankebenen können ihrerseits<br />
Nutzer (Clients) oder weitere<br />
Datenbanken anschließen. Auf diese<br />
Weise soll ein Netzwerk im <strong>Bevölkerungsschutz</strong><br />
über alle Führungsebenen<br />
der Gefahrenabwehr geschaffen<br />
werden, um Informationen zur aktuellen<br />
Schadenslage sowie über eingesetzte<br />
Hilfeleistungspotenziale<br />
quasi in Echtzeit auszutauschen.<br />
Wenn möglich soll dies mit der de-<br />
NIS-Technologie erfolgen, da hierbei<br />
keine Probleme hinsichtlich der Kompatibilität<br />
zu erwarten sind. Ein weiterer<br />
Vorteil ist, dass innerhalb von<br />
deNIS ein geographisches Informationssystem<br />
den Kern bildet, der ein<br />
erhebliches Ausbaupotenzial vor allem<br />
im Hinblick auf die Weiterentwicklung<br />
zu einem Entscheidungsunterstützungssystem<br />
besitzt. Alternativ<br />
besteht jedoch auch die Möglichkeit,<br />
andere Systeme an deNIS IIplus<br />
anzuschließen.<br />
Neben den strukturellen Anpassungen,<br />
die eine dezentrale Daten-<br />
S4 Versorgung<br />
integration auf der Ebene vor Ort ermöglichen<br />
soll, war es notwendig,<br />
auch die Funktionalitäten von deNIS<br />
zu erweitern. Gemeinsam mit der Behörde<br />
<strong>für</strong> Inneres der Freien <strong>und</strong> Hansestadt<br />
Hamburg wurde ein Pilotprojekt<br />
gestartet, um deNIS mit den<br />
Werkzeugen zu erweitern, die zur Unterstützung<br />
von Stäben notwendig<br />
sind. Hierzu wurden zunächst die Prozesse<br />
der Stabsarbeit in Hamburg<br />
aufgenommen, analysiert <strong>und</strong> anschließend<br />
in entsprechende Softwareanpassungen<br />
umgesetzt. Aus de-<br />
NIS II wurde so deNIS II plus .<br />
Die Kernelemente<br />
von deNIS II plus<br />
Die Kernelemente von deNIS II plus<br />
bilden drei Module, die das Lagemanagement,<br />
das Meldemanagement<br />
<strong>und</strong> das Ressourcenmanagement unterstützen.<br />
Weiterhin ist ein Basismodul<br />
vorhanden, welches Werkzeuge<br />
<strong>für</strong> die Benutzerverwaltung, die Systemadministration,<br />
eine Volltextsuche<br />
sowie eine E-Mail-Funktion enthält.<br />
Innerhalb des Moduls „Lagemanagement“<br />
sind Werkzeuge vorhanden,<br />
um Lagen zu Schadensereignissen<br />
zu eröffnen, zu bearbeiten <strong>und</strong><br />
abzuschließen. Hierbei besteht die<br />
Möglichkeit, das Ausmaß des Schadens<br />
hinsichtlich der eingetretenen<br />
Personen- <strong>und</strong> der materiellen Schäden<br />
über Bildschirmmasken zu erfassen.<br />
Darüber hinaus können die bisher<br />
eingeleiteten Maßnahmen erfasst<br />
<strong>und</strong> die Institutionen bzw. Funktionsplätze<br />
festgelegt werden, die diese<br />
Daten einsehen dürfen.<br />
Ein im System frei konfigurierbares<br />
Rollen- <strong>und</strong> Rechtekonzept ist ein<br />
weiteres Kernelement von deNIS IIplus<br />
. Es ermöglicht dem Nutzer in Abhängigkeit<br />
seiner Rolle <strong>und</strong> des eingetretenen<br />
Ereignisses ein spezifisches<br />
Lagebild zur Verfügung zu<br />
stellen. So kann beispielsweise dem<br />
Einsatzleiter der Polizei ein anderes<br />
– seiner Aufgabe entsprechendes –<br />
Lagebild zur Verfügung gestellt werden,<br />
als dem Leiter des Sachgebietes<br />
Presse- <strong>und</strong> Medienarbeit.<br />
Zur Vorbereitung auf Einsätze können<br />
bestimmte „Alarmierungsstichworte“<br />
angelegt werden, die mit vorhandenen<br />
Informationen oder vorbereiteten<br />
Lagebildern verknüpft wer-<br />
Notfallvorsorge 4/<strong>2006</strong> www.WALHALLA.de/notfallvorsorge 25
S4 Versorgung<br />
den. So ist es möglich, beispielsweise<br />
zu dem Alarmierungsstichwort<br />
„Hochwasser“ bestimmte Einsatzoder<br />
Alarmierungspläne sowie Lagebilder<br />
über zu erwartende Überschwemmungszonen<br />
im System zu<br />
hinterlegen. Darüber hinaus können<br />
auch zu möglichen Ereignisorten solche<br />
Dokumente im Rahmen einer präventiven<br />
Einsatzvorbereitung in de-<br />
NIS II plus hinterlegt werden.<br />
Zur Erstellung von Lagekarten stehen<br />
dem Nutzer die im System hinterlegten<br />
digitalisierten Karten in den<br />
unterschiedlichsten Maßstäben oder<br />
auch Luftbilder zur Verfügung. Vor<br />
diesem geographischen Hintergr<strong>und</strong><br />
können Schadenslagen über die Funktion<br />
„Ereignislayer“ mit unterschiedlichen<br />
geometrischen Figuren, Linien<br />
oder Punkten in verschiedenen Farben<br />
<strong>und</strong> Füllmustern gezeichnet werden.<br />
Darüber hinaus können auch festgelegte<br />
Symbole, z. B. <strong>für</strong> Landeplätze,<br />
Versorgungspunkte usw., in das<br />
Lagebild integriert werden.<br />
In einem Einsatzfall können nun die<br />
unter dem Alarmierungsstichwort<br />
oder dem Ereignisort vorbereiteten<br />
Lagekarten genutzt <strong>und</strong> weiter bearbeitet<br />
werden oder es wird ein neues<br />
Lagebild erstellt <strong>und</strong> im Verlauf des<br />
Ereignisses kontinuierlich aktualisiert.<br />
Die weiteren Informationen zur<br />
Lageentwicklung erfolgen über das<br />
Meldemanagement. Hierzu stehen<br />
Formulare als Bildschirmmasken zur<br />
Verfügung, die neben Meldungen<br />
auch konkrete Aufträge in deNIS II plus<br />
erfassen können. In einer Meldeliste<br />
werden alle Meldungen <strong>und</strong> erteilten<br />
Aufträge zur Lage mit dem aktuellen<br />
Status (z. B. „Auftrag erledigt“) übersichtlich<br />
dargestellt.<br />
Zur Erfassung von personellen,<br />
materiellen <strong>und</strong> infrastrukturellen Hilfeleistungspotenzialen<br />
steht ein umfangreiches<br />
Werkzeug zur Verfügung<br />
(Ressourcenmanagement). Es ermöglicht<br />
die Erfassung <strong>und</strong> Aktualisierung<br />
der Daten in der Datenbank<br />
sowie die automatische Übertragung<br />
der Daten an andere Institutionen. Die<br />
in der Datenbank erfassten Hilfeleistungspotenziale,<br />
aber auch wichtige<br />
Objekte, wie risikobehaftete Anlagen<br />
oder „Kritische Infrastrukturen“, können<br />
als Sachdaten ausgewählt <strong>und</strong><br />
zusätzlich zum Lagebild eingeblendet<br />
Netzwerk <strong>Bevölkerungsschutz</strong><br />
werden. Hierdurch wird mit einem<br />
Blick deutlich, in welcher Entfernung<br />
zum Ereignisort die Ressourcen verfügbar<br />
sind.<br />
Darüber hinaus steht noch das<br />
elektronische Einsatztagebuch zur<br />
Verfügung, um den Ablauf des Einsatzes<br />
zu dokumentieren. Nach Abschluss<br />
des Einsatzes wird die Lage<br />
im System beendet <strong>und</strong> im Lagearchiv<br />
hinterlegt. Hier kann man jederzeit<br />
darauf zugreifen, um den Ablauf<br />
zu analysieren <strong>und</strong> Rückschlüsse auf<br />
künftige Einsätze zu ziehen.<br />
Der Mehrwert<br />
<strong>für</strong> die Stabsarbeit<br />
Die Basis dieser Software wurde<br />
im Auftrag des B<strong>und</strong>es realisiert. Um<br />
das Ziel eines möglichst umfassenden<br />
Netzwerkes im <strong>Bevölkerungsschutz</strong><br />
zu erhalten, wird die Software<br />
durch das <strong>B<strong>und</strong>esamt</strong> <strong>für</strong> <strong>Bevölkerungsschutz</strong><br />
<strong>und</strong> Katastrophenhilfe<br />
den Behörden zur Verfügung gestellt,<br />
die in Deutschland mit Sicherheitsaufgaben<br />
betraut sind (BOS). Mit de-<br />
NIS II plus wurde die Basis geschaffen,<br />
einen Standard im Bereich der IT-Systeme<br />
zur Unterstützung der Stabsarbeit<br />
zu setzen. Der Mehrwert <strong>für</strong> die<br />
Nutzer liegt in der modernen Software-Technik<br />
(z. B. neueste Datenbanktechnologie<br />
von ORACLE) sowie<br />
dem Ausbaupotenzial eines geographischen<br />
Informationssystems. Darüber<br />
hinaus profitieren die angeschlossenen<br />
Nutzer von dem Informations-<br />
angebot des B<strong>und</strong>es, das künftig über<br />
deNIS II plus zur Verfügung gestellt<br />
wird. Hierzu zählen im Einzelnen:<br />
das vom Gemeinsamen Melde<strong>und</strong><br />
Lagezentrum von B<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />
Ländern (GMLZ) eingestellte nationale<br />
Lagebild,<br />
Risikoanalysen von B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Ländern<br />
in Form von Textdokumenten<br />
<strong>und</strong> Karten,<br />
aktuelle Satellitenfotos über Schadensgebiete<br />
in Deutschland, die<br />
vom GMLZ bei Katastrophen angefordert<br />
werden können,<br />
aktuelle Wetterinformationen des<br />
Deutschen Wetterdienstes sowie<br />
Daten der Gefahrenerfassungssysteme<br />
des B<strong>und</strong>es (Umweltradioaktivität,<br />
Pegelstände der B<strong>und</strong>eswasserstraßen<br />
usw.).<br />
Durch die Client-Server-Architektur<br />
bietet deNIS II plus die Möglichkeit,<br />
sich vom Arbeitsplatz aus im System<br />
anzumelden. Hierdurch kann der Einsatz<br />
auch außerhalb des jeweiligen<br />
Lagezentrums verfolgt <strong>und</strong> beeinflusst<br />
werden. Durch die Einrichtung<br />
dieses erweiterten „virtuellen Krisenstabes“<br />
kann die Größe von Einsatzräumen<br />
bzw. deren materielle Ausstattung<br />
reduziert werden.<br />
Im Ergebnis kann festgestellt werden,<br />
dass die neuen Herausforderungen<br />
ein besseres Zusammenwirken<br />
der Krisenstäbe in den Ländern <strong>und</strong><br />
beim B<strong>und</strong> zwingend notwendig machen<br />
<strong>und</strong> deNIS II plus ein geeignetes<br />
Instrument ist, dies mit modernster<br />
Technik zu unterstützen.<br />
26 www.WALHALLA.de/notfallvorsorge<br />
Notfallvorsorge 4/<strong>2006</strong><br />
Quelle: BBK
Foto: SOS Crisis Management & Crisis Communication GmbH<br />
Presse- <strong>und</strong> Medieninformationen<br />
Sammeln, Auswählen <strong>und</strong><br />
Aufbereiten von Informationen<br />
aus dem Einsatz<br />
Erfassen, Dokumentieren <strong>und</strong><br />
Auswerten der Presse- <strong>und</strong><br />
Medienlage<br />
Erstellen von Presse- <strong>und</strong><br />
Medieninformationen<br />
S5<br />
Es geht nichts mehr ohne moderne<br />
Kommunikationstechnik – vor allem in der<br />
Krisenkommunikation<br />
Isabell Wagner, Frank Recktenwald , SOS Crisis Management & Crisis<br />
Communication GmbH, Saarbrücken<br />
Die EDV hält Einzug in die Krisenstabsarbeit. Elektronisches Tagebuch,<br />
Lagedarstellung, EDV-gestützte Entscheidungshilfen, Aufgaben-, Kräfte- <strong>und</strong><br />
Einsatzmittelverwaltung sind nur einige Features, die die modernen Führungsmittel<br />
anbieten. Leider allzu oft vergessen wird allerdings dabei die<br />
Krisenkommunikation. Gerade sie muss aber mit der modernen Technik<br />
Schritt halten.<br />
Beep. Das Handy vibriert. Auf dem<br />
Display erscheint die Meldung: Großbrand<br />
in der Innenstadt. Dazu gibt es<br />
ein Bild von dem Unglück. Im Internet<br />
tickern bereits die ersten Informationen<br />
über das Schadensereignis.<br />
Auch Hörfunk <strong>und</strong> Fernsehen berichten<br />
wenig später. Kommunikation<br />
im Echtzeitmodus. Die St<strong>und</strong>e der<br />
Presse- <strong>und</strong> Medienbetreuung<br />
Informieren, Führen <strong>und</strong> Unterbringen<br />
der Presse- <strong>und</strong> Medienvertreterinnen<br />
<strong>und</strong> -vertreter<br />
Vorbereiten <strong>und</strong> Durchführen<br />
von Presse- <strong>und</strong> Medienkonferenzen<br />
Presse- <strong>und</strong> Medienkoordination<br />
Bündeln, Abstimmen <strong>und</strong> Steuern<br />
der Presse- <strong>und</strong> Medienarbeit,<br />
zum Beispiel mit den Pressesprecherinnen<br />
<strong>und</strong> -sprechern<br />
Krise ist die St<strong>und</strong>e der Massenmedien.<br />
Denn mit zunehmender Mobilität<br />
wollen immer mehr Menschen zuverlässige<br />
Informationen – auch unter-wegs<br />
<strong>und</strong> vor allem bei Krisen.<br />
Das Nachrichtengeschäft boomt <strong>und</strong><br />
die Medien liefern dabei das volle<br />
Programm: Meldungen, Fotos, Videosstreams<br />
<strong>und</strong> Audiobeiträge per<br />
S5 Presse- <strong>und</strong> Medienarbeit<br />
von anderen beteiligten Behörden,<br />
betroffener Betriebe <strong>und</strong><br />
insbesondere der Polizei<br />
Halten des ständigen Kontakts<br />
mit Presse <strong>und</strong> Medien<br />
Presse- <strong>und</strong> Medieneinbindung<br />
in die Schadenbekämpfung<br />
Veranlassen <strong>und</strong> Betreuen von<br />
Informationstelefonen<br />
Veranlassen von Warn- <strong>und</strong><br />
Suchhinweisen <strong>für</strong> die Bevölkerung<br />
SMS, E-Mail oder auf Internetseiten.<br />
24 St<strong>und</strong>en am Tag, 365 Tage im<br />
Jahr. Um diesem Anspruch gerecht<br />
werden zu können, haben sie bis hinunter<br />
zu den Lokalredaktionen ihre<br />
Arbeitsstrukturen umgekrempelt <strong>und</strong><br />
ihre Techniken den gestellten Anforderungen<br />
angepasst. Newsroom ist<br />
das Schlagwort. Newsrooms sind<br />
große Räume, in denen alle Fäden<br />
<strong>und</strong> Nachrichten zusammenlaufen.<br />
Hier sichten <strong>und</strong> entscheiden Redakteure<br />
am Desk, welche Geschichten<br />
in die Medien kommen <strong>und</strong> wer welche<br />
Beiträge noch liefern kann. Hier<br />
werden Beiträge gefertigt, Fotos, Videos,<br />
Audiobeiträge, Grafiken <strong>und</strong><br />
Kommentare <strong>für</strong> die unterschiedlichsten<br />
Kommunikationsmittel zusammengestellt.<br />
Und vom Newsroom aus<br />
werden die Nachrichten in Bruchteilen<br />
von Sek<strong>und</strong>en versendet – weltweit,<br />
wenn es sein muss. Der Newsroom<br />
als Kommandozentrale – oder<br />
besser als Krisenstab.<br />
Im Nu auf Sendung<br />
An der Einsatzstelle sind die Redakteure<br />
auch weitaus flexibler geworden:<br />
recherchieren, redigieren,<br />
informieren <strong>und</strong> aktualisieren – alles<br />
geschieht zwischenzeitlich über Kommunikationseinrichtungen<br />
im Taschenformat.<br />
Innerhalb weniger Minuten<br />
sind vor allem sie in der Lage,<br />
über Handy oder kleinen SNG (Satellite<br />
News Gathering / Übertragungs-<br />
Notfallvorsorge 4/<strong>2006</strong> www.WALHALLA.de/notfallvorsorge 27
Foto: SOS Crisis Management & Crisis Communication GmbH<br />
S5 Presse- <strong>und</strong> Medienarbeit<br />
einheiten) auf „Sendung“ zu gehen<br />
<strong>und</strong> die Meldungen zu vertickern.<br />
Aber nicht nur die Journalisten<br />
berichten innerhalb kürzester Zeit von<br />
der Unglücksstelle, sondern auch<br />
Augenzeugen. Dank Handy- <strong>und</strong> Digitalkameras<br />
sowie immer besseren<br />
EDV-Verbindungen machen auch sie<br />
im Nu die Krise allgegenwärtig. Vor<br />
allem das Internet wird dabei zu einem<br />
der wichtigsten Informationsmedien.<br />
Krisenherd Internet<br />
Auf privaten Websites, in Newsgroups<br />
<strong>und</strong> über Mailinglisten verbreiten<br />
sich die „Neuigkeiten“ wie ein<br />
Lauffeuer im Sek<strong>und</strong>entakt. Besonders<br />
in Weblogs, kurz „Blog“ genannten<br />
Websites, brodelt die virtuelle<br />
Gerüchteküche. Angelegt in Tagebuchform<br />
werden sie innerhalb von<br />
Sek<strong>und</strong>en per Mobiltelefon mit Texten<br />
<strong>und</strong> Fotos von Augenzeugen bestückt.<br />
Mit dem Eintreffen der ersten<br />
Einsatzkräfte stehen oft schon erste<br />
Bilder <strong>und</strong> inzwischen sogar Videos<br />
von Schadensereignissen einem<br />
Weltpublikum zur Verfügung.<br />
Krisenstäbe – der<br />
Entwicklung hinterher?<br />
Und die Gefahrenabwehrbehörden?<br />
Viele haben <strong>für</strong> ihre Krisenkommunikation<br />
jetzt gerade erst die E-<br />
Mail entdeckt. Dass es auch Internetseiten<br />
gibt, die man lange vor dem<br />
Eintritt eines Schadensereignisses<br />
mit Informationen bestücken <strong>und</strong> im<br />
Nu aktivieren kann, hat sich bisher<br />
wenig herumgesprochen. Auch dass<br />
die Kommunikation über Handy zwischenzeitlich<br />
eine gute Möglichkeit<br />
ist, Gerüchte <strong>und</strong> Spekulationen zu<br />
verhindern, haben sie bisher kaum<br />
bemerkt. Statt Informationen über<br />
alle verfügbaren Kanäle aus Erster<br />
Hand zu lancieren, mit der Öffentlichkeit<br />
den Kontakt aktiv zu suchen <strong>und</strong><br />
Vertrauen aufzubauen, verschanzen<br />
sie sich oftmals noch hinter einer<br />
schriftlichen Verlautbarung. Das dies<br />
dabei als Führungsschwäche des<br />
Managements empf<strong>und</strong>en wird, ist<br />
den wenigsten bewusst.<br />
Dabei liefert die EDV doch so viele<br />
Möglichkeiten, Schritt zu halten <strong>und</strong><br />
den Kontakt mit den Medien, der Bevölkerung,<br />
den Fachkreisen <strong>und</strong> internen<br />
Gruppen sicherzustellen. Ein<br />
gutes Beispiel da<strong>für</strong> ist der „SOS<br />
NewsDesk © “<br />
Kommunikation<br />
auf allen Wegen<br />
Der „SOS NewsDesk © “ ist ein multifunktionales<br />
Nachrichtentool, das<br />
speziell <strong>für</strong> die Krisenkommunikation<br />
bei Behörden <strong>und</strong> Unternehmen<br />
entwickelt wurde. Mit ihm können<br />
Nachrichten <strong>für</strong> unterschiedliche Ausgabekanäle<br />
gleichzeitig produziert<br />
werden: <strong>für</strong> Handys oder andere<br />
mobile Geräte, das Internet, das Radio<br />
oder beispielsweise die Krisenhotline.<br />
Auch zuvor erstellte Internet-<br />
Schattenseiten sind aktivierbar.<br />
Mit einer ganzen Reihe nützlicher<br />
Tools wartet das Programm auf:<br />
Im Redaktionsmodus können Texte<br />
einfach <strong>und</strong> schnell geschrieben<br />
werden. Für ungeübte Anwender<br />
steht eine Datenbank mit Textbausteinen<br />
<strong>und</strong> Hilfen zur Verfügung.<br />
Alle Nachrichten können nach den<br />
Ausgabekanälen selektiert werden:<br />
interne <strong>und</strong> externe Benutzergruppen,<br />
SMS, Mail oder Internet.<br />
Auf der eigenen Internetseite werden<br />
die Informationen problemlos<br />
<strong>und</strong> in Sek<strong>und</strong>enschnelle direkt<br />
online gestellt. Das System integriert<br />
sich automatisch in das Design,<br />
die Textformatierungen oder<br />
Farben ihrer bereits vorhandenen<br />
Homepage.<br />
Spezielle „Schattenseiten“ beispielsweise<br />
mit FAQ-Katalog, Presseinformationen<br />
<strong>und</strong> Hintergr<strong>und</strong>informationen<br />
lassen sich <strong>für</strong> die<br />
schnelle Kommunikation vorbereiten.<br />
Alle Nachrichten können plattformunabhängig<br />
direkt auf fremde<br />
Websites übertragen werden – sei<br />
es als Anreißer, Überschrift oder<br />
vollwertigen Beitrag.<br />
Meldungen lassen sich per Fax,<br />
per Mail als Newsletter oder per<br />
SMS versenden. Jeder, der Interesse<br />
an ihren Meldungen hat,<br />
kann sich bei einem automatischen<br />
Newsletterservice anmelden.<br />
Das System pflegt dabei die<br />
eingehenden Newsletterbestellungen<br />
<strong>und</strong> -kündigungen automatisch.<br />
In einer digitalen Pressemappe<br />
werden O-Töne <strong>und</strong> Statements,<br />
Bilder <strong>und</strong> Texte zum direkten Abruf<br />
bereitgestellt.<br />
Alle Informationen werden in einer<br />
internen Archivdatenbank <strong>und</strong><br />
in einer Onlinedatenbank selektiert<br />
abgelegt, geordnet nach Themen,<br />
Datum, Inhalten <strong>und</strong> versendetem<br />
Verteiler. Damit ist jederzeit die<br />
problemlose Recherche möglich.<br />
In einem „Newsroom“ können sich<br />
die beteiligten Pressestellen <strong>und</strong><br />
Verantwortlichen – sofern sie nicht<br />
in einer gemeinsamen Pressestelle<br />
versammelt sind – Informationen,<br />
Kommunikationsziele, Entwicklungen<br />
<strong>und</strong> Sprachregelungen<br />
austauschen. Das Tool unterstützt<br />
dabei auch die Arbeit im Krisenstab.<br />
Ein internes Recherchetool mit<br />
wichtigen Daten steht zur effizienteren<br />
Aufbereitung von Pressemeldungen<br />
<strong>und</strong> Texten zur Verfügung.<br />
Zahlreiche Checklisten unterstützen<br />
zusätzlich die organisatorische<br />
Arbeit der Pressesprecher.<br />
Das Tool kann von jedem Ort aus<br />
bedient werden: direkt aus dem Krisenstab<br />
über Computer oder auch<br />
von der Einsatzstelle über mobile<br />
Endgeräte.<br />
28 www.WALHALLA.de/notfallvorsorge<br />
Notfallvorsorge 4/<strong>2006</strong>
Planen des Informations- <strong>und</strong><br />
Kommunikationseinsatzes<br />
Feststellen des Ist-Zustands<br />
der Führungsorganisation<br />
Feststellen des Ist-Zustands<br />
der Fernmeldeorganisation<br />
Absprechen der Führungsorganisation<br />
mit S3<br />
Aufteilen der zugewiesenen<br />
Kanäle<br />
Anfordern von Sonderkanälen<br />
Ermitteln des Kräftebedarfs <strong>für</strong><br />
den Kommunikationsbetrieb<br />
S6<br />
Informations- <strong>und</strong><br />
Kommunikationsmittel<br />
heute<br />
Die Informations- <strong>und</strong> Kommunikationsmittel<br />
(Mobiltelefon, SMS,<br />
MMS, Internet <strong>und</strong> E-Mail z. B. per<br />
ISDN, GPRS, WLAN oder UMTS) haben<br />
sich in den letzten Jahren deutlich<br />
weiterentwickelt <strong>und</strong> in unserem<br />
Alltag vieles verändert. Doch im Bereich<br />
der Behörden <strong>und</strong> Organisationen<br />
mit Sicherheitsaufgaben (BOS)<br />
ist vieles dieser modernen Technik<br />
noch nicht so weit implementiert, wie<br />
es wünschenswert wäre. Bei der Planung<br />
<strong>und</strong> Durchführung sanitätsdienstlicher<br />
Absicherung von Großveranstaltungen<br />
durch die Hilfsorganisationen<br />
wird bereits nicht mehr auf<br />
die modernen Kommunikationsmittel<br />
<strong>und</strong> EDV verzichtet. Durch die<br />
immer komplexeren IT-Lösungen<br />
<strong>und</strong> stabilen Kommunikationstechniken<br />
steigt aber auch der Anspruch<br />
an den Sachgebietsleiter S6 sowie die<br />
Kräfte der Führungsunterstützung. In<br />
diesem Artikel wird bewusst nicht auf<br />
S6 Informations- <strong>und</strong> Kommunikationswesen<br />
Ermitteln des Materialbedarfs<br />
<strong>für</strong> den Kommunikationsbetrieb<br />
Feststellen der Einsatzmöglichkeiten<br />
von Funktelefonen<br />
Ermitteln der Einsatzmöglichkeiten<br />
von Kommunikationsverbindungen<br />
über Feldkabel <strong>und</strong><br />
anderer drahtgeb<strong>und</strong>ener Netze<br />
Erarbeiten eines Kommunikationskonzeptes<br />
einschließlich<br />
Fernmeldeskizze<br />
Sicherstellen der Kontakte mit<br />
den Informations- <strong>und</strong> Kommunikationsdiensten<br />
anderer<br />
Behörden, Organisationen <strong>und</strong><br />
Institutionen<br />
Planung <strong>und</strong> Einsatz<br />
bei Großveranstaltungen aus Sicht<br />
des Sanitäts- <strong>und</strong> Rettungsdienstes<br />
Klaus Albert, Referent <strong>für</strong> Zivil-, Katastrophenschutz <strong>und</strong> Rettungsdienst,<br />
Malteser Hilfsdienst e.V. – Generalsekretariat, Köln<br />
die Problematik der bevorstehenden<br />
Einführung des Digitalfunks eingegangen.<br />
Planung<br />
Das Planen der Informations- <strong>und</strong><br />
Kommunikationsmittel ist auf Gr<strong>und</strong><br />
des umfangreichen Angebotes <strong>und</strong><br />
der zum Teil hohen Kosten nicht<br />
leicht. Im Rahmen der Vorplanung<br />
von Einsätzen zur sanitäts- <strong>und</strong> rettungsdienstlichen<br />
Absicherung von<br />
Großveranstaltungen hat der Sachgebietsleiter<br />
S6 die wichtige Aufgabe,<br />
eine entsprechende Auswahl der<br />
richtigen Informations- <strong>und</strong> Kommunikationsmittel<br />
zu treffen. Die Schwierigkeit<br />
dabei ist, aus der Fülle der<br />
Kommunikationsmittel unter Berücksichtigung<br />
des Auftrags die sinnvollen<br />
Mittel auszuwählen. Ebenso muss<br />
im Vorfeld der Informationsfluss <strong>und</strong><br />
Informationsbedarf der einzelnen<br />
Führungsebenen definiert <strong>und</strong> eine<br />
entsprechende Vernetzung geplant<br />
werden. Hierzu müssen umfassend<br />
die Informationsquellen bestimmt<br />
Durchführen des Informations- <strong>und</strong><br />
Kommunikationseinsatzes<br />
Umsetzen der Planung<br />
Führen der Informations- <strong>und</strong><br />
Kommunikationseinheiten<br />
Gewährleisten der Kommunikationssicherheit<br />
(Red<strong>und</strong>anz)<br />
Übermitteln von Befehlen,<br />
Meldungen <strong>und</strong> Informationen<br />
Überwachen des Kommunikationsbetriebes<br />
Dokumentieren des Kommunikationsbetriebes<br />
(Nachweisung)<br />
Ausstattung der Befehlsstellen<br />
mit Bürokommunikation<br />
Einrichten von Meldediensten<br />
werden <strong>und</strong> den Entscheidern der<br />
verschiedenen Führungsebenen die<br />
gesicherten <strong>und</strong> ausgewerteten Informationen<br />
bereitgestellt/übermittelt<br />
werden.<br />
Schon in der Planungsphase ist<br />
auch auf die Kompatibilität der Systeme<br />
zu achten <strong>und</strong> die Sicherung<br />
der Daten während <strong>und</strong> am Ende des<br />
Einsatzes vorzubereiten.<br />
Planen des Informations- <strong>und</strong><br />
Kommunikationseinsatzes:<br />
Feststellen des Ist-Zustands der<br />
Führungsorganisation<br />
Feststellen des Ist-Zustands der<br />
Fernmeldeorganisation<br />
Absprechen der Führungsorganisation<br />
mit S3<br />
Aufteilen der zugewiesenen Kanäle<br />
Anfordern von Sonderkanälen<br />
Ermitteln des Kräftebedarfs <strong>für</strong> den<br />
Kommunikationsbetrieb<br />
Feststellen der Einsatzmöglichkeiten<br />
von Funktelefonen<br />
Ermitteln der Einsatzmöglichkeiten<br />
von Kommunikationsverbindungen<br />
über Feldkabel <strong>und</strong> andere<br />
drahtgeb<strong>und</strong>ene Netze<br />
Erarbeiten eines Kommunikationskonzeptes<br />
einschließlich Fernmeldeskizze<br />
Notfallvorsorge 4/<strong>2006</strong> www.WALHALLA.de/notfallvorsorge 29
Foto: Getty images<br />
S6 Informations- <strong>und</strong> Kommunikationswesen<br />
Sicherstellen der Kontakte mit den<br />
Informations- <strong>und</strong> Kommunikationsdiensten<br />
anderer Behörden,<br />
Organisationen <strong>und</strong> Institutionen<br />
Einsatz<br />
Die Malteser können auf Gr<strong>und</strong>lage<br />
der Erfahrungen mit neuen Informations-<br />
<strong>und</strong> Kommunikationsmitteln<br />
bei der Absicherung von Großveranstaltungen<br />
festhalten, dass der<br />
Einsatz einer Netzwerk gestützten Einsatzführung<br />
mit modernen Kommunikationsmitteln<br />
wie UMTS heute<br />
sehr stabil möglich ist. Das Nutzen<br />
von gesicherten Internetverbindungen<br />
ist auf jeden Fall eine praktikable<br />
<strong>und</strong> sinnvolle Ergänzung der herkömmlichen<br />
Kommunikationsmittel<br />
<strong>und</strong> stellt so eine stabile Vernetzung<br />
der Führungsebenen sicher. Dies<br />
setzt jedoch voraus, dass f<strong>und</strong>ierte<br />
Kenntnisse der Netzwerktechnik in<br />
den IuK-Einheiten vorhanden sind<br />
<strong>und</strong> im Einsatz ein IT-Support der<br />
Führungsunterstützung vor Ort verfügbar<br />
ist. Bewährt hat sich hierbei<br />
auch das Einrichten von Ausfallebenen,<br />
so dass z. B. die Daten bei einer<br />
Unterbrechung der Kommunikationsverbindung<br />
über Datenträger (z. B.<br />
USB-Stick) oder Formulare per Melder<br />
übermittelt werden können.<br />
Durchführen des Informations<strong>und</strong><br />
Kommunikationseinsatzes:<br />
Umsetzen der Planung; Führen der<br />
Informations- <strong>und</strong> Kommunikationseinheiten<br />
Gewährleistung der Kommunikationssicherheit<br />
(Red<strong>und</strong>anz)<br />
Übermitteln von Befehlen, Meldungen<br />
<strong>und</strong> Informationen<br />
Überwachung des Kommunikationsbetriebes<br />
Dokumentieren des Kommunikationsbetriebes<br />
(Nachweisung)<br />
Ausstatten der Befehlsstellen mit<br />
Bürokommunikation<br />
Errichten von Meldediensten<br />
Zusammenfassung<br />
Heute sollte nicht mehr die Frage<br />
gestellt werden, ob neue Fernmeldetechnologie<br />
kombiniert mit Netzwerk<br />
gestützter Informations- <strong>und</strong> Kommunikationstechnik<br />
bei der sanitätsdienstlichen<br />
Absicherung von (Groß-)<br />
Veranstaltungen eingesetzt werden<br />
soll, sondern vielmehr welche der<br />
vielen Lösungen genutzt werden soll!<br />
Dazu ist eine umfangreiche Planung<br />
<strong>und</strong> Definition des Informations- <strong>und</strong><br />
Kommunikationsbedarfs vor jedem<br />
Einsatz notwendig. Hierzu sind gut<br />
ausgebildete Führungsunterstützungsgruppen<br />
mit fachlich f<strong>und</strong>ierten<br />
Kenntnissen notwendig. Natürlich<br />
ist der Einsatz solcher Technologie<br />
zurzeit noch mit erheblich hohen Kosten<br />
verb<strong>und</strong>en, jedoch ist diese Technologie<br />
„state of the art“ <strong>und</strong> somit<br />
ist der Einsatz nicht nur gerechtfertigt,<br />
sondern sicherlich auch notwendig.<br />
30 www.WALHALLA.de/notfallvorsorge<br />
Notfallvorsorge 4/<strong>2006</strong>
Sicherheitsfragen <strong>für</strong> EDV-Systeme:<br />
Dipl. Ing. Stefan Mikus, <strong>B<strong>und</strong>esamt</strong> <strong>für</strong> <strong>Bevölkerungsschutz</strong> <strong>und</strong><br />
Katastrophenhilfe, Schutz Kritischer Infrastrukturen, Bonn<br />
Das gilt <strong>für</strong> eine Versicherung, eine<br />
Verwaltung, aber auch <strong>für</strong> Einrichtungen<br />
im Notfall- <strong>und</strong> Rettungswesen.<br />
Zu sehr sind die Arbeitsprozesse auf<br />
den effektiven Einsatz von EDV-Systemen<br />
abgestimmt. Eine Bearbeitung<br />
dieser Prozesse per Hand mit Papierformularen<br />
ist oftmals nicht mehr<br />
möglich. Es fehlt an dem Wissen um<br />
die Schnittstellen im Arbeitsprozess,<br />
ein eingeführtes Arbeitsverfahren<br />
ohne EDV-Unterstützung <strong>und</strong> ganz<br />
besonders an ausreichendem Personal<br />
<strong>für</strong> einen Rückfall in die „Alte Zeit<br />
der Papierformulare“. Ganz besonders<br />
trifft das auf die immer häufiger<br />
eingesetzten vernetzten EDV-Systeme<br />
zu. Der Arbeitsplatz PC dient nur<br />
noch als Eingabemedium. Die Bearbeitungssoftware<br />
liegt auf einem zentralen<br />
Server <strong>und</strong> bedient gleichzeitig<br />
eine Vielzahl von Nutzern. Die Verbindung<br />
zwischen Arbeitsplatz PC<br />
<strong>und</strong> Server erfolgt in der Regel über<br />
öffentliche Kommunikationsnetze.<br />
Diese Abhängigkeit von EDV-Systemen<br />
verlangt nach umfassenden<br />
Sicherheitsstrategien zum Schutz der<br />
Datenbestände sowie von Soft- <strong>und</strong><br />
Hardware.<br />
Jeder hat schon von den Gefahren<br />
aus dem Internet gehört. Systemausfälle<br />
aufgr<strong>und</strong> von Virenbefall, Datenspionage<br />
mit Trojanern oder die<br />
gezielte Überlastung von Systemen<br />
durch massenhafte Anfragen werden<br />
S6 Informations- <strong>und</strong> Kommunikationswesen<br />
Was ist, wenn ...?<br />
Datenverarbeitungssysteme, sei es nun massenhaft eingesetzte Bürokommunikationssoftware<br />
oder Speziallösungen <strong>für</strong> Datenbanksysteme, sind<br />
aus unserem Alltag nicht mehr herauszudenken. Der Bildschirm mit Tastatur<br />
sowie PC unter dem Tisch prägt den heutigen Arbeitsplatz. In nahezu<br />
allen Dienstleistungsbereichen ist der störungsfreie Tagesbetrieb ohne die<br />
EDV-Unterstützung nicht mehr denkbar.<br />
nahezu täglich gemeldet. Versuchten<br />
Hacker in der Vergangenheit oft aus<br />
Neugier <strong>und</strong> einem gewissen „sportlichem“<br />
Ehrgeiz in EDV-Systeme einzudringen<br />
ohne diese jedoch zu manipulieren,<br />
so sind die heutigen Hackerangriffe<br />
oft von wirtschaftlichem<br />
Interesse getrieben. Sie reichen von<br />
Wirtschaftsspionage, dem Ausspionieren<br />
von Zugangsdaten bis zum<br />
Manipulieren von Internetauftritten.<br />
Die Schäden, die durch solche Angriffe<br />
entstehen, können existenzbedrohend<br />
sein.<br />
Was ist, wenn ...<br />
... moderne Leitstellen nicht mehr<br />
auf die Einsatzleitsysteme zugreifen<br />
könnten oder die Kommunikationssysteme<br />
ausfallen? Patientendaten<br />
aus einer Datenbank verloren gehen<br />
oder manipuliert werden? Liebgewonnene<br />
Einsatzunterstützungssysteme<br />
nicht mehr zur Verfügung stehen?<br />
Sie sollten sich immer darüber<br />
bewusst sein,<br />
wie vertrauliche Informationen aus<br />
ihren EDV-Systemen missbraucht<br />
werden können.<br />
welche Folgen eintreten würden,<br />
wenn Informationen aus Ihren<br />
EDV-Systemen durch Unberechtigte<br />
verändert oder entfernt werden<br />
bzw. auf dem Übertragungsweg<br />
verändert werden.<br />
welche Auswirkungen ein plötzlicher<br />
Ausfall (Tage oder Wochen)<br />
Ihrer EDV-Systeme oder einzelner<br />
Komponenten auf die Funktionsfähigkeit<br />
Ihrer Organisation hat.<br />
Die Entwicklung von Sicherheitsstrategien<br />
<strong>für</strong> EDV-Systeme muss<br />
auch im Notfall- <strong>und</strong> Rettungswesen<br />
einen hohen Stellenwert einnehmen<br />
<strong>und</strong> kontinuierlich geänderten Bedrohungssituationen<br />
angepasst werden.<br />
Die EDV-Sicherheitsstrategie ist<br />
Chefsache!<br />
Oft ist dies gerade nicht der Fall,<br />
mit z. T. fatalen Folgen. EDV-Sicherheit<br />
wird bei Vorgesetzten <strong>und</strong> Beschäftigten<br />
eher als nachrangig betrachtet.<br />
Häufige Sicherheitslücken in<br />
EDV-Systemen ergeben sich durch<br />
fehlende Sorgfalt bei der Installation.<br />
Die Konfiguration der Systeme weist<br />
Sicherheitslücken bei der Vernetzung<br />
<strong>und</strong> den Verbindungen zum Internet<br />
auf. Sicherheitsmechanismen werden<br />
von den Anwendern umgangen.<br />
Die erforderliche Sorgfalt beim Umgang<br />
mit Passwörtern fehlt. Selbst<br />
Objektschutzmaßnahmen <strong>für</strong> zentrale<br />
Komponenten der EDV-Systeme<br />
sind nicht ausreichend bzw. der aktuellen<br />
Bedrohungssituation angepasst.<br />
Um die EDV-Systeme ausreichend<br />
gegen Angriffe von außen, aber auch<br />
gegen Fehlbedienungen <strong>und</strong> unzureichende<br />
Wartung zu schützen, bedarf<br />
es eines systematischen Herangehens.<br />
Organisationsleitung, Führungskräfte,<br />
Beschäftigte <strong>und</strong> der<br />
EDV-Service müssen bei der Erstellung<br />
eines EDV-Sicherheitskonzeptes<br />
beteiligt werden.<br />
Umfangreiche Informationen <strong>für</strong><br />
die Einrichtung eines EDV-Schutzkonzeptes<br />
erhält man auch vom <strong>B<strong>und</strong>esamt</strong><br />
<strong>für</strong> Sicherheit in der Informationstechnik<br />
(www.bsi.b<strong>und</strong>.de)<br />
Notfallvorsorge 4/<strong>2006</strong> www.WALHALLA.de/notfallvorsorge 31
Glossar<br />
Katastrophenschutz in Europa<br />
Einheitlicher <strong>und</strong> effizienter<br />
auf Katastrophen reagieren<br />
Natur- <strong>und</strong> von Menschen verursachte<br />
Katastrophen haben in den<br />
letzten Jahren beträchtliche Schäden<br />
verursacht: Sie forderten Menschenleben,<br />
zerstörten Kulturgüter,<br />
die wirtschaftliche <strong>und</strong> soziale Infrastruktur<br />
<strong>und</strong> schädigten die Umwelt.<br />
Ziel des Europäischen Parlaments<br />
ist es daher, einheitlicher <strong>und</strong><br />
effizienter zu reagieren, u.a. mittels<br />
eines Frühwarnsystems zur Aufklärung<br />
<strong>und</strong> Warnung der Bevölkerung<br />
<strong>und</strong> einer europäischen Zentrale zur<br />
strategischen Koordinierung des Katastrophenschutzes.<br />
In den vergangenen Jahren ist die<br />
Häufigkeit <strong>und</strong> Schwere von Katastrophen<br />
deutlich angestiegen. „Die weltweiten<br />
Verluste aufgr<strong>und</strong> von Naturkatastrophen<br />
scheinen sich gegenwärtig<br />
alle zehn Jahre zu verdoppeln“,<br />
so der <strong>für</strong> das „Gemeinschaftsverfahren<br />
<strong>für</strong> den Katastrophenschutz“ zuständige<br />
griechische Berichterstatter<br />
des EP Dimitrios Papadimoulis. „Sollte<br />
dieser Trend anhalten, werden sich<br />
die jährlichen Verluste im nächsten<br />
Jahrzehnt auf fast 150 Milliarden Euro<br />
belaufen“.<br />
Ein Gemeinschaftsverfahren <strong>für</strong><br />
den Katastrophenschutz soll nach<br />
Ansicht des EP „die Reaktion der Europäischen<br />
Union auf Katastrophen<br />
einheitlicher <strong>und</strong> effizienter gestalten“.<br />
Eine weitere Maßnahme soll die<br />
Entwicklung eines Frühwarnsystems<br />
auf Basis bestehender Informationsquellen,<br />
Beobachtungs- <strong>und</strong> Erkennungsmittel<br />
sein. Frühwarnung definieren<br />
die Parlamentarier als „eine<br />
rasche <strong>und</strong> wirksame Information, die<br />
Maßnahmen zur Risikovermeidung<br />
oder -senkung <strong>und</strong> wirksame Vorsorge<br />
<strong>für</strong> den Ernstfall ermöglicht“. Ein<br />
Frühwarnsystem soll nicht nur <strong>für</strong><br />
eine schnelle Reaktion der Mitgliedstaaten,<br />
sondern auch <strong>für</strong> die Aufklärung<br />
<strong>und</strong> Warnung der Bevölkerung<br />
in häufig von Naturkatastrophen heim-<br />
gesuchten Gebieten mittels gemeinschaftsweit<br />
verwendeter Signale <strong>und</strong><br />
Verfahren sorgen. Ein solches System<br />
müsse daher vier miteinander<br />
verb<strong>und</strong>ene Elemente umfassen:<br />
Kenntnis der Risiken <strong>und</strong> Schwachstellen,<br />
Kommunikation <strong>und</strong> Verbreitung,<br />
Bereitschaft <strong>und</strong> Reaktionsvermögen.<br />
Die verstärkte Zusammenarbeit<br />
sollte auf einer „europäischen Zentrale<br />
<strong>für</strong> die strategische Koordinierung des<br />
Katastrophenschutzes“ basieren, bestehend<br />
aus einem Beobachtungs<strong>und</strong><br />
Informationszentrum <strong>und</strong> einem<br />
von der Kommission <strong>und</strong> den operativen<br />
Mitgliedstaaten verwalteten gemeinsamen<br />
Kommunikations- <strong>und</strong><br />
Informationssystem.<br />
Die EU-Kommission sollte zudem<br />
mögliche Maßnahmen <strong>für</strong> eine kurzfristige<br />
Mobilisierung geeigneter Mittel<br />
<strong>und</strong> Ausrüstungen sowie den Aufbau<br />
<strong>und</strong> die Beförderung von mobilen<br />
Labors, mobilen Hochsicherheitseinrichtungen<br />
<strong>und</strong> medizinischer<br />
Schutzausrüstungen ergreifen.<br />
Darüber hinaus setzt sich das EP<br />
<strong>für</strong> eine stärkere Sensibilisierung der<br />
Bürger <strong>und</strong> die Verbreitung von Informationen<br />
über „sicherheitsrelevantes<br />
Verhalten bei erheblichen Gefahren<br />
in der Öffentlichkeit“ ein. Gut<br />
informierte <strong>und</strong> geschulte Bürger seien<br />
weniger anfällig <strong>für</strong> Gefährdungen;<br />
eine integrierte Strategie der<br />
Unfall- <strong>und</strong> Katastrophenvermeidung<br />
müsse besonderes Augenmerk auf<br />
die Schulung von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />
legen.<br />
Die Abgeordneten regen auch eine<br />
integrierte Bewirtschaftung der ökologischen<br />
<strong>und</strong> natürlichen Ressourcen<br />
Katastrophenvorsorge an: „Bodennutzung<br />
<strong>und</strong> -bewirtschaftung<br />
sind ein wichtiger Aspekt der Strategien<br />
<strong>und</strong> Pläne zur Verhütung von<br />
Katastrophen <strong>und</strong> Abfederung ihrer<br />
Auswirkungen“.<br />
EP-Pressemeldung vom 31.10.<strong>2006</strong><br />
Verstehen<br />
Definierte<br />
bearbeitet von Dr. Wolfram Geier,<br />
Bonn<br />
EDV, E-Learning, Intranet, Sat-<br />
Com, USB u. a. sind aktuelle Begriffe<br />
des modernen Informations- <strong>und</strong><br />
Kommunikationszeitalters. Die damit<br />
verb<strong>und</strong>enen Technologien <strong>und</strong><br />
Möglichkeiten haben auch im <strong>Bevölkerungsschutz</strong><br />
<strong>und</strong> im Katastrophenmanagement<br />
Eingang gef<strong>und</strong>en. Gemäß<br />
einschlägiger Definitionen aus<br />
der Fachliteratur werden die wichtigsten<br />
Begrifflichkeiten im Zusammenhang<br />
mit dem Themenschwerpunkt<br />
„Gigabytes im Katastropheneinsatz –<br />
die Rolle der EDV in der Stabsarbeit“<br />
in Kurzfassung vorgestellt.<br />
Ausfallsicherheit: definierte Sicherheit<br />
gegen einen Ausfall von<br />
technischen Systemen; durch den<br />
Einsatz von Red<strong>und</strong>anzen (s. u.) wird<br />
die Ausfallsicherheit erhöht; in<br />
besonders kritischen Bereichen wie<br />
beispielsweise der Informations- <strong>und</strong><br />
Kommunikationstechnik bzw. der<br />
EDV (s. u.) spricht man auch von<br />
Hochausfallsicherheit.<br />
Dienstvorschriften (DV): Regelungen<br />
zur Organisation <strong>und</strong> Durchführung<br />
bestimmter Dienste. Sie konkretisieren<br />
meist allgemeine Rechtsnormen<br />
durch Auslegung unter Einbeziehung<br />
der Rechtsprechung. Im<br />
Katastrophenschutz enthalten die<br />
Dienstvorschriften Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong><br />
Gr<strong>und</strong>sätze des nichtpolizeilichen<br />
Einsatzes in der Gefahrenabwehr; so<br />
z. B. die Katastrophenschutz-Dienstvorschrift<br />
100 (KatS-DV 100) über<br />
Führungsgr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Führungsgr<strong>und</strong>sätze<br />
im Einsatz der Feuerwehren<br />
<strong>und</strong> anderer im Katastrophenschutz<br />
mitwirkender Organisationen.<br />
32 www.WALHALLA.de/notfallvorsorge<br />
Notfallvorsorge 4/<strong>2006</strong>
wir uns richtig?<br />
Elektronische Datenverarbeitung<br />
(EDV): Sammelbegriff <strong>für</strong> die Erfassung<br />
<strong>und</strong> Bearbeitung von Daten<br />
durch elektronische Geräte, vor allem<br />
Computer.<br />
E-Learning (engl., Abkürzung <strong>für</strong><br />
„Electronic learning“) durch elektronische<br />
Medien unterstützte Formen<br />
des Lehrens <strong>und</strong> Lernens auf so genannten<br />
in der Regel internetbasierten<br />
E-Learning-Plattfomen. E-Learning<br />
dient der Präsentation <strong>und</strong> Verteilung<br />
von Lehr- <strong>und</strong> Lernmaterialien<br />
sowie der Kommunikation zwischen<br />
Lehreinrichtung bzw. Dozenten<br />
<strong>und</strong> Lernenden, wobei digitale<br />
Medien in Form von Schriften, Bildern,<br />
Videoclips etc. zum Einsatz<br />
kommen. E-Learning ermöglicht Lehren<br />
<strong>und</strong> Lernen über große räumliche<br />
Distanzen hinweg <strong>und</strong> ist heute<br />
Standardmethode bei Fernlehr- <strong>und</strong><br />
Fernstudiengängen.<br />
Hardware (engl., <strong>für</strong> „harte<br />
Ware“): Oberbegriff <strong>für</strong> die maschinelle<br />
technische Ausrüstung von<br />
Computersystemen wie Baugruppen,<br />
Komponenten, Prozessoren, Arbeitsspeichern<br />
oder Peripheriegeräten.<br />
Funkskizze: graphische Darstellung<br />
der Fernmeldeorganisation (z. B.<br />
Kanalzuweisungen) an einer Einsatzstelle<br />
des Katastrophenschutzes.<br />
Internet (engl., Abkürzung <strong>für</strong> „Interconnected<br />
Networks“, = zusammengeschaltete<br />
Netze): elektronische<br />
Verbindung von Computernetzwerken<br />
zwecks Datenaustausch über so<br />
genannte Server <strong>und</strong> technisch normierte<br />
Netzwerkprotokolle; im Prinzip<br />
können alle Computer weltweit<br />
miteinander verb<strong>und</strong>en werden.<br />
Teil 4 *<br />
Intranet: Computernetzwerk auf<br />
gleicher technischer Basis wie das<br />
Internet, das jedoch nur einer definierten<br />
Gruppe von Nutzern zugänglich<br />
ist.<br />
Red<strong>und</strong>anz: bezeichnet das mehrfache<br />
Vorhandensein identischer<br />
Strukturen <strong>und</strong> Ressourcen zum<br />
Zweck der Erhöhung der Ausfallsicherheit<br />
eines Systems; Red<strong>und</strong>anzen<br />
sind vor allem beim Einsatz moderner<br />
Informations- <strong>und</strong> Kommunikationstechnologien<br />
im Krisen- <strong>und</strong><br />
Katastrophenmanagement erforderlich.<br />
SatCom (engl. satellite communication):<br />
gebräuchliche abgekürzte<br />
Bezeichnung <strong>für</strong> satellitengestützte<br />
Kommunikation <strong>und</strong> Kommunikationssysteme;<br />
sie bestehen aus geostationärenKommunikationssatelliten<br />
sowie stationären <strong>und</strong> / oder mobilen<br />
terrestrischen Sende- <strong>und</strong><br />
Empfangsstationen.<br />
Software (engl., <strong>für</strong> „weiche<br />
Ware“): Oberbegriff <strong>für</strong> alle nichtmaschinellen<br />
Funktionsbestandteile eines<br />
Computers, bzw. <strong>für</strong> jeden technischen<br />
Gegenstand, der mindestens<br />
einen Mikroprozessor enthält wie<br />
Computerprogramme oder zur Verwendung<br />
mit Computerprogrammen<br />
bestimmte Daten.<br />
Stab: Beratungsgremium <strong>für</strong> verantwortliche<br />
Entscheidungsebenen<br />
außerhalb der normalen Linienorganisation<br />
von Behörden <strong>und</strong> Unternehmen.<br />
Im Katastrophenschutz ist der<br />
Stab eine spezielle Organisationsform,<br />
die selbst keine Führungsfunktionen<br />
übernimmt, jedoch den Leiter<br />
des Stabes sowie andere Entschei-<br />
Glossar<br />
Begriffe <strong>für</strong> eine klare Kommunikation<br />
dungsebenen bei der Beurteilung der<br />
Lage berät, Entscheidungen vorbereitet<br />
<strong>und</strong> die Ausführung koordiniert<br />
<strong>und</strong> überwacht; Stabsarbeit im Katastrophenschutz<br />
basiert zunehmend<br />
auf elektronischen Informations- <strong>und</strong><br />
Kommunikationstechnologien sowie<br />
entsprechender Software zur Entscheidungsunterstützung.<br />
Tool (engl., <strong>für</strong> „Werkzeug“): in der<br />
EDV wird damit ein Programm bezeichnet,<br />
mit dessen Hilfe das Programmieren<br />
bestimmter Abläufe erleichtert<br />
wird (Hilfsprogramm); im<br />
allgemeinen Sprachgebrauch so viel<br />
wie Hilfsmittel, Werkzeug, Instrument.<br />
USB (engl., Abkürzung <strong>für</strong> „Universal<br />
Serial Bus“): System zur Verbindung<br />
eines Computers mit Zusatzgeräten;<br />
USB-Anschlüsse belegen<br />
wenig Platz <strong>und</strong> können einfache Geräte<br />
wie Mäuse, Telefone oder Tastaturen<br />
mit Strom versorgen <strong>und</strong> im<br />
laufenden Betrieb miteinander verbinden;<br />
heutige Computer verfügen<br />
meist über zwei bis sechs USB-<br />
Schnittstellen.<br />
USB-Stick (engl., Abkürzung <strong>für</strong><br />
„Universal Serial Bus Stick“): Speicher-Stift,<br />
mit dem kleinformatige<br />
steckbare USB-Geräte bezeichnet<br />
werden, die am häufigsten als leistungsfähiges<br />
<strong>und</strong> mobil zu verwendendes<br />
Speichermedium Anwendung<br />
finden.<br />
* Teil 1 bis 3 siehe „Notfallvorsorge“<br />
01/<strong>2006</strong>, S. 32f, 02/<strong>2006</strong>, S. 29 sowie<br />
03/<strong>2006</strong>, S. 32f.<br />
Notfallvorsorge 4/<strong>2006</strong><br />
www.WALHALLA.de/notfallvorsorge<br />
33
Für Sie gelesen <strong>und</strong> empfohlen<br />
Gr<strong>und</strong>gesetz<br />
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Die größte Verfassungsänderung<br />
seit 1949!<br />
Von Peter Schade, Walhalla<br />
Fachverlag, Regensburg/Berlin <strong>2006</strong>,<br />
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Die 7., neu bearbeitete Auflage erläutert<br />
den neuesten Verfassungsstand,<br />
darunter so brisante Themen<br />
wie Föderalismusreform, Lauschangriff,<br />
Sterbehilfe, Klonen, Patientenverfügung,<br />
Nichtigkeit des Luftsicherheitsgesetzes,<br />
Folterverbot, ausuferndes<br />
Richterrecht, Entscheidung des<br />
B<strong>und</strong>esverfassungsgerichts zur vorzeitigen<br />
Auflösung des B<strong>und</strong>estages,<br />
Staatsverschuldung u.v.m.<br />
Die leicht verständliche Kommentierung<br />
zeichnet sich aus durch eine<br />
Fülle lebensnaher Beispiele <strong>und</strong> zahlreiche<br />
Querverweise.<br />
„Wer in handlicher Form <strong>und</strong> komprimiertem<br />
Inhalt die Verfassung mit<br />
Kommentierung parat haben will, ist<br />
mit diesem Buch bestens bedient.<br />
Das gilt auch <strong>für</strong> Studium, Aus- <strong>und</strong><br />
Fortbildung.“ Staatsanzeiger <strong>für</strong> das<br />
Land Hessen<br />
Katalog der Risiken<br />
Risiken <strong>und</strong> ihre Darstellung<br />
Von Dirk Proske<br />
Dirk Proske Verlag, Berlin 2004<br />
372 Seiten, 130 Abbildungen,<br />
101 Tabellen; 20,- Euro<br />
ISBN 3-00-014396-3<br />
Anlässlich des 7. Forums <strong>und</strong> Gefahrentages<br />
des Deutschen Komitees<br />
Katastrophenvorsorge e.V. in Eschborn<br />
im Hause der GTZ im Oktober<br />
<strong>2006</strong> kam der Rezensent mit dem<br />
Verfasser Dr. Dirk Proske ins Gespräch.<br />
Sein Buch „Katalog der Risiken“<br />
hilft in der Katastrophenvorsorge<br />
mit, den Interessierten über die<br />
zumeist übliche einfache Aufzählung<br />
von Risikoarten <strong>und</strong> -faktoren hinaus<br />
wissenschaftlich f<strong>und</strong>ierte Informationen<br />
zu vermitteln.<br />
Im Buch werden zunächst die Begriffe<br />
Sicherheit <strong>und</strong> Risiko erläutert.<br />
Im Anschluss daran werden die verschiedenen<br />
Arten von Risiken, denen<br />
ein Mensch im Laufe seines Lebens<br />
ausgesetzt ist, genannt <strong>und</strong> beschrieben.<br />
Hierbei wären zu nennen: Erdbeben,<br />
Überschwemmungen, Autoverkehr,<br />
Klimawechsel, Erkrankungen<br />
oder Kriege. Im Inhaltsverzeich-<br />
nis des Buches sind alle behandelten<br />
Risiken aufgezählt. Für diese Risiken<br />
werden Beispiele angegeben.<br />
Oft werden die Risiken auch ausführlich<br />
erklärt. Im zweiten Teil werden<br />
diese Risiken mit Parametern abgebildet.<br />
Dadurch werden Risiken vergleichbar.<br />
Dazu werden verschiedene<br />
Risikoparameter vorgestellt, wie<br />
z. B. die Sterbehäufigkeit bzw. Sterbewahrscheinlichkeit,<br />
die Familie der<br />
F-N-Diagramme, das Konzept der<br />
verlorenen Lebensjahre oder Lebensqualitätsparameter.<br />
Dabei wird<br />
der Entwicklung von einfachen Risikoparametern<br />
zu immer komplexeren<br />
Parametern gefolgt. Außerdem<br />
erläutert das Buch kurz die Entwicklung<br />
von Lebensqualitätsparametern<br />
in verschiedenen Wissenschaftsbereichen,<br />
wie z. B. der Medizin, in den<br />
Ingenieurwissenschaften oder den<br />
Wirtschaftswissenschaften. Das Buch<br />
beweist, dass soziale Risiken die<br />
höchsten Risiken <strong>für</strong> Menschen darstellen<br />
<strong>und</strong> der Kampf gegen diese<br />
<strong>für</strong> eine humanistische Gesellschaft<br />
zwingend ist. Deshalb sind Lebensqualitätsparameter<br />
auch Risikoparameter.<br />
Daneben wird ausführlich die Monetarisierung<br />
von Risikoschäden behandelt.<br />
So gibt es umfangreiche Literatur<br />
darüber, wie viel Geld man<br />
zum Schutz eines Menschen bei verschiedenen<br />
Handlungen, wie z. B.<br />
Auto fahren, investieren sollte. Umgangsprachlich<br />
werden solche Beträge<br />
auch als Wert eines Menschenlebens<br />
betrachtet. Im Buch werden<br />
über 100 solcher Werte genannt.<br />
Zum Abschluss wird am Beispiel der<br />
Verstärkung historischer Brücken gegen<br />
Schiffsanprall die Anwendung<br />
der Risikoparameter verdeutlicht. Für<br />
die Arbeit im Katastrophenmangement<br />
– von der Katastrophenvorsorge<br />
über Katastrophenschutz <strong>und</strong> -hilfe<br />
bis zum Wiederaufbau <strong>und</strong> der<br />
Wiederherstellung der Lebensverhältnisse<br />
– ist den Verantwortlichen<br />
dieses Buch zu empfehlen.<br />
34 www.WALHALLA.de/notfallvorsorge<br />
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