S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS
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denker in Fragen <strong>der</strong> Sicherheitspolitik verstanden. Es waren Dr. Klaus Benjowski,<br />
Sekretär des WRFF; Dr. sc. Andre Brie, Institut für Internationale Beziehungen<br />
in Potsdam-Babelsberg; Dr. Siegfried Geiger, Dr. sc. Hans-Joachim<br />
Gießmann, IPW und Mitglied des WRFF; Dr. Lutz Kleinwächter, Karl-<br />
Marx-Universität Leipzig; Prof. Dr. Siegfried Schreiber, Militärpolitische<br />
Hochschule <strong>der</strong> NVA in Berlin und Mitglied des WRFF und Dr. sc. Wolfgang<br />
Schwarz, IPW. Sie alle hatten sich dem neuen Denken verschrieben, das<br />
in <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> Tätigkeit des WRFF Platz gegriffen hatte. In ihren Thesen<br />
spiegelte sich <strong>der</strong> Erkenntnisprozess wie<strong>der</strong>, den wir im WRFF und bei den<br />
Wissenschaftlern <strong>der</strong> Militärakademie in den Fragen von Krieg, Frieden und<br />
<strong>Streitkräfte</strong>n durchlaufen hatten.<br />
Sie alle sind aus meiner Sicht auf diesem Fundament gewachsen und nicht im<br />
Januar 1990 wie Phönix aus <strong>der</strong> Asche emporgestiegen. Ich sage das, weil ich<br />
sie alle persönlich und in ihrer wissenschaftlichen Laufbahn gut kannte. Sie<br />
verstanden sich als Reformer und wurden auch so genannt. Ihre Initiativen<br />
sprechen sicher dafür. Gewachsen sind sie aber aus den guten Traditionen des<br />
WRFF und <strong>der</strong> Wissenschaftlergruppe um Rolf Lehmann, denen das Prädikat<br />
Reformer mit Recht zukommt. Ich darf Wolfgang Scheler auch direkt zitieren,<br />
<strong>der</strong> darauf hinweist, dass sich „Bürgerbewegung und Reformkräfte in<br />
dem Bemühen um eine neue Sicherheitspolitik trafen, denn ihre gemeinsame<br />
Basis war ein neues Denken über Frieden und Sicherheit.“ Und weiter: „Vieles<br />
von dem, was das Umdenken über Frieden, Krieg und <strong>Streitkräfte</strong> an Einsichten,<br />
Erfahrungen und Haltungen hervorgebracht hatte, wirkte als geistige<br />
Vorbereitung für die demokratische Militärreform.“ 9<br />
Die acht jungen Wissenschaftler hatten sich als Studiengruppe ein kühnes<br />
Projekt vorgenommen. Auf <strong>der</strong> am 27. März 1990 an <strong>der</strong> Militärpolitischen<br />
Hochschule in Berlin abgehaltenen Konferenz zum Thema Notwendigkeit, Möglichkeiten,<br />
Bedingungen und Folgen einer Entmilitarisierung <strong>der</strong> DDR hielt das Hauptreferat<br />
Kapitän zur See Dr. Siegfried Fischer von <strong>der</strong> Militärakademie. Sie<br />
verfolgten zwei Ziele: Einmal nahmen sie eine scharfe Abrechnung mit dem<br />
„stark ideologisch motivierten Verteidigungsbündnis“ des Warschauer Vertrages<br />
und „<strong>der</strong> Militarisierung des gesellschaftlichen Lebens“ in <strong>der</strong> DDR<br />
vor. Zum an<strong>der</strong>n verfolgten sie das Anliegen, eine Entmilitarisierung <strong>der</strong><br />
DDR als <strong>Beitrag</strong> zur Sicherheit in <strong>der</strong> europäischen Region zu beför<strong>der</strong>n.<br />
9 W. Scheler, Die Umwälzungen im sicherheitspolitischen Denken <strong>der</strong> achtziger Jahre, a.a.O.,<br />
S. 20.