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S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS

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tung <strong>der</strong> Interessen <strong>der</strong> eigenen Berufssoldaten im Einigungsvertrag nicht nur<br />

gleichgültig war. Sie machten sich sogar zum Erfüllungsgehilfen <strong>der</strong> bundesdeutschen<br />

Seite, indem sie alle störenden Elemente wie Generale und Obristen<br />

schon vor <strong>der</strong> Einigung eliminierten. Den Namen des Hauptverantwortlichen<br />

Staatssekretärs will ich an dieser Stelle mit Schweigen übergehen. Der<br />

absolute Höhepunkt war die Maßgabe des Soldatengesetzes, wonach nach<br />

dem 3. Oktober zwischen Bundeswehr und ihren neu hinzugekommenen<br />

Soldaten aus <strong>der</strong> ehemaligen NVA kein gegenseitiges Treueverhältnis besteht.<br />

Die persönlichen Kontakte haben den Prozess <strong>der</strong> Abwicklung <strong>der</strong> NVA zu<br />

den Bedingungen des Siegers – gegen den <strong>der</strong> Anschluss Österreichs 1938 wie<br />

ein Abkommen unter Gentlemen wirkte –, nicht beeinflussen können. Sie haben<br />

sich ganz überwiegend nur im persönlichen Bereich und bei <strong>der</strong> Regelung<br />

von Einzelfällen ausgewirkt. Über Veröffentlichungen wurde hoffentlich eine<br />

begrenzte Langzeitwirkung erreicht (Skripta manent!). Das Bild vom NVA-<br />

Soldaten als eines seelenlosen Partei-Apparatschiks und Mauermör<strong>der</strong>s, <strong>der</strong> es<br />

eigentlich nicht wert sei, das Ehrenkleid <strong>der</strong> Bundeswehr zu tragen, blieb<br />

gleichwohl vielleicht nicht in vielen, aber immer noch in zu vielen Köpfen virulent.<br />

Die gedankenlose Begründung, im umgekehrten Fall wäre es uns viel<br />

schlechter gegangen, ist natürlich nicht akzeptabel.<br />

Das Urteil <strong>der</strong> Geschichte bleibt offen<br />

Das geschichtliche Urteil über die NVA und ihre Akademie halte ich in voller<br />

Übereinstimmung mit dem, was Prof. Scheler in einem Zeitungsinterview<br />

zum 50. Jahrestag <strong>der</strong> Militärakademie sagte, für offen. Ich halte auch die<br />

Feststellung in <strong>der</strong> Zeitung junge Welt, wonach die bürgerliche Geschichtsschreibung<br />

„doch längst den Stab über die NVA gebrochen“ habe, in dieser<br />

Form für unzutreffend. Es gibt, allerdings überwiegend im Ausland, durchaus<br />

ausgewogene Darstellungen. Ich verweise in diesem Zusammenhang etwa auf<br />

das 1998 erschienene Werk des konservativen US-Amerikaners Prof. Dale<br />

Herspring Requiem für eine Armee. 2<br />

Bezogen auf jene, die teils aus freien Stücken und eigenem Interesse, teils aus<br />

dienstlichem Anlass an deutsch-deutschen militärischen Begegnungen in <strong>der</strong><br />

Vorwende- und Wendezeit teilgenommen haben, sei abschließend eine verallgemeinernde<br />

Schlussfolgerung gewagt: Für die allermeisten Deutschen war<br />

die Teilung ihres Vaterlandes und das Leben o<strong>der</strong> Aufwachsen in einem Teilstaat<br />

ja nicht das Ergebnis eines freien Entschlusses. Aber die Annahme<br />

schien berechtigt, dass auch ein solches epochales Ereignis aus den Deut-<br />

2 D. R. Herspring, Requiem für eine Armee, Baden-Baden 2000.

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