S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS
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erste im deutschsprachigen Raum absolvierten unsere Militärka<strong>der</strong> eine militärökonomische<br />
Ausbildung. Selbst noch in den 1980er Jahren hatten wir einen<br />
Entwicklungsvorsprung, als zum Beispiel die Bundeswehr ihre Programme<br />
zur Kosten-Leistungs-Verantwortung (KLV) bzw. zum Kontinuierlichen Verbesserungsprogramm<br />
(KVP) einführte.<br />
Auch eine scheinbare Nebenrichtung im wissenschaftlichen Leben <strong>der</strong> Militärakademie,<br />
wie es die Militärökonomie für viele war, zeugt von Innovationswillen<br />
und Pioniergeist des Lehr- und Forschungspersonals und zeigt<br />
einmal mehr, dass wir uns keiner verordneten Vergangenheitsbewältigung<br />
nach den Regeln des Kalten Krieges zu unterwerfen brauchen. Im Gegenteil:<br />
Wir können unsere Geschichte annehmen, wohl wissend, dass auch mit temporär<br />
und partiell brauchbaren Wissenschaftsergebnissen kein Sozialismus gerettet<br />
werden konnte, <strong>der</strong> eigentlich nie einer war.<br />
Militärökonomen <strong>der</strong> Militärakademie <strong>der</strong> NVA stehen damit durchaus in <strong>der</strong><br />
Traditionslinie ihrer Ahnen und Urahnen, die neben <strong>der</strong> Hilfe Gottes immer<br />
auch den Sachverstand <strong>der</strong> Ökonomen anmahnten, wenn es um Kriegführung,<br />
Kriegsvorbereitung, o<strong>der</strong> später eben um Kriegsverhin<strong>der</strong>ung, geht und ging.<br />
Sun Tsu entwickelte schon ein halbes Jahrtausend vor <strong>der</strong> Zeitrechnung ökonomische<br />
Prinzipien für das Wirken <strong>der</strong> <strong>Streitkräfte</strong>. Aristoteles berücksichtigte<br />
bei seinen theoretischen und praktischen Arbeiten wirtschaftliche Überlegungen<br />
für den <strong>Streitkräfte</strong>einsatz. Leibniz schrieb gar eine militaria oekonomica.<br />
A. Smith kam in seinem Reichtum <strong>der</strong> Nationen nicht ohne militärökonomische<br />
Überlegungen aus. Auch bei Clausewitz spielte das Verhältnis von Materiellem<br />
und Ideellem in Fragen des Krieges eine große Rolle. Engels schuf<br />
Bleibendes, was die ökonomischen Vorbedingungen für die Funktion des Militärischen<br />
betrifft. 8<br />
Zu unserer militärökonomischen Innenansicht gehört es nun auch, selbstkritisch<br />
festzustellen, dass wir mit <strong>der</strong> Ausformung des Helsinki-Prozesses und<br />
später mit dem Neuen Denken über Krieg, Frieden und <strong>Streitkräfte</strong> von den<br />
militärökonomischen Konsequenzen, die sich daraus zweifelsfrei ergeben haben,<br />
doch etwas überrascht worden sind. So zum Beispiel auch von <strong>der</strong> Anfang<br />
1989 plötzlich und überstürzt angekündigten Reduzierung <strong>der</strong> NVA um<br />
10.000 Mann, <strong>der</strong> zehnprozentigen Senkung <strong>der</strong> Verteidigungsausgaben u.a.<br />
<strong>Konversion</strong>svorhaben, die ja zügig verwirklicht worden sind und ganz konkrete<br />
Prozesse in Truppe und Wirtschaft nach sich zogen.<br />
8 Siehe S. <strong>Schönherr</strong>, Militärökonomische Aspekte <strong>der</strong> europäischen Sicherheit, in:<br />
Militärökonomie …, a.a.O., Bd. II, S. 34 ff.