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S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS

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<strong>der</strong> Infrastruktur, <strong>der</strong> personellen Gegebenheiten sowie <strong>der</strong> Liegenschaften<br />

und Militärstandorte. <strong>Konversion</strong> ist somit ein Gestaltungsfeld in <strong>der</strong> Politik,<br />

in <strong>der</strong> Wirtschaft, in den <strong>Streitkräfte</strong>n u.a. Bereichen. Wenn das doch später<br />

alles so gesehen worden wäre!<br />

<strong>Konversion</strong> durfte also nicht mit Abrüstung verwechselt o<strong>der</strong> gleichgesetzt<br />

werden. Abrüstung ist <strong>der</strong> politische Willensakt, <strong>der</strong> Militärpotenziale begrenzt.<br />

<strong>Konversion</strong> ist <strong>der</strong> dadurch mögliche und notwendige nachfolgende,<br />

selbständige Prozess <strong>der</strong> Umwandlung dieser Potenziale. Erst sie bringt die<br />

gewünschten positiven Wirkungen; vorausgesetzt es folgt eine entsprechende<br />

effektive <strong>Konversion</strong>spolitik. Der Wille zur Abrüstung verlangt also die Fähigkeit<br />

zur <strong>Konversion</strong>.<br />

Mit einem solchen <strong>Konversion</strong>sverständnis, wie es an <strong>der</strong> Militärakademie<br />

und vielen an<strong>der</strong>en DDR-Einrichtungen etwa in gleicher Weise vorhanden<br />

war, hätte es mit <strong>der</strong> Wende, mit <strong>der</strong> Militärreform bzw. dann mit den Abwicklungsprozessen<br />

<strong>der</strong> NVA gute Voraussetzungen gegeben, das DDR-<br />

Militärpotenzial abzubauen – und zwar militärisch wirkungsvoll, volkswirtschaftlich<br />

effizient, ökologisch sinnvoll und sozial verträglich. Im Vergleich<br />

zur alten BRD, die durch den Helsinki-Prozess und den Abzug von Stationierungstruppen<br />

auch vor komplizierten <strong>Konversion</strong>saufgaben stand, hatten wir<br />

einen gewissen Vorlauf. Die Dinge nahmen bekanntlich eine an<strong>der</strong>e Entwicklung.<br />

Wenn heute – mitunter etwas resignierend – festgestellt wird, dass nach<br />

Beendigung <strong>der</strong> Blockkonfrontation die in Aussicht gestellte Friedensdividende<br />

nicht eingetreten sei, dann liegt das mindestens an zwei Dingen: einer<br />

inkonsequenten bzw. nicht erfolgten Abrüstungspolitik und einer verfehlten<br />

<strong>Konversion</strong>sstrategie.<br />

Natürlich hatten wir uns dann 1990 und danach auf sich ständig än<strong>der</strong>nde politische<br />

Situationen einzustellen:<br />

� Konfö<strong>der</strong>ative Vorstellungen einer Zwei-Staaten-Existenz, einschließlich<br />

einer längeren Periode mit einer Zwei-Armeen-Konstellation, wichen dem<br />

Anschluss-Streben <strong>der</strong> DDR an die BRD.<br />

� Damit musste <strong>Konversion</strong> unter den Bedingungen <strong>der</strong> schnellen Transformation<br />

aller gesellschaftlichen Bereiche auf marktwirtschaftliche Strukturen<br />

erfolgen. Gesellschaftliche Transformation und militärische <strong>Konversion</strong><br />

fielen nach Raum und Zeit zusammen – eine historisch geradezu<br />

einmalige Situation.<br />

� Der Blutkreislauf <strong>der</strong> DDR-Wirtschaft, also das Währungssystem, wurde<br />

weit vor den notwendig gewesenen Strukturverän<strong>der</strong>ungen auf D-Mark<br />

umgestellt, ohne dass dafür – zum Beispiel unter dem Gesichtspunkt <strong>der</strong><br />

Außenhandelsbilanz – Voraussetzungen gegeben waren. Von heute auf

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