S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS
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Rolf Ziegenbein<br />
Zur Ausbildung von Offizieren für die Grenztruppen<br />
<strong>der</strong> DDR an <strong>der</strong> Militärakademie „Friedrich Engels“<br />
145<br />
Hält man eine historisch-kritische Rückschau auf den Gesamtprozess <strong>der</strong><br />
Lehre und Forschung an <strong>der</strong> Militärakademie, so darf nicht unerwähnt bleiben,<br />
dass an <strong>der</strong> Militärakademie nicht nur Offiziere für die Nationale Volksarmee,<br />
son<strong>der</strong>n auch für die Grenztruppen <strong>der</strong> DDR ausgebildet wurden.<br />
Immerhin 18 Prozent aller Absolventen <strong>der</strong> Akademie waren Offiziere <strong>der</strong><br />
Grenztruppen und wurden als Führungskräfte in den Grenzregimentern, aber<br />
auch in den Grenzbrigaden bzw. Grenzkommandos an <strong>der</strong> Staatsgrenze <strong>der</strong><br />
DDR zur BRD bzw. zu Westberlin eingesetzt. 1 Da die Handlungen <strong>der</strong><br />
Grenztruppen im Zusammenhang mit den Toten an <strong>der</strong> Staatsgrenze nicht<br />
nur im Zentrum <strong>der</strong> aktuellen Auseinan<strong>der</strong>setzung über die Rolle <strong>der</strong> bewaffneten<br />
Kräfte in <strong>der</strong> DDR stehen, son<strong>der</strong>n eine generelle Grundlage für die<br />
Wertung <strong>der</strong> DDR als Unrechtsstaat bilden, ist eine Wertung <strong>der</strong> akademischen<br />
Ausbildung ihrer Führungskräfte nicht einfach. Sie kann hier auch nur<br />
in Ansätzen versucht werden.<br />
Zunächst erhebt sich die Frage, warum eine Ausbildung <strong>der</strong> Führungskräfte<br />
für die Grenztruppen überhaupt <strong>der</strong> Militärakademie zugeordnet wurde und<br />
inwieweit das aus heutiger Sicht für vertretbar gehalten werden kann. Dem<br />
Wesen nach ist Grenzschutz im Allgemeinen eine polizeiliche und keine militärische<br />
Aufgabe. In <strong>der</strong> Mehrzahl <strong>der</strong> Staaten existiert deswegen eine Grenzpolizei<br />
o<strong>der</strong> ein gleichgestelltes Grenzschutzorgan. Auch die sowjetische Besatzungsmacht<br />
und die DDR gingen zunächst von einer polizeilichen Überwachung<br />
<strong>der</strong> Grenze, später Staatsgrenze, aus. Sie hatten zu diesem Zweck<br />
am 01.01.1946 die Deutsche Grenzpolizei als Überwachungsorgan gegründet<br />
und realisierten bis Mitte <strong>der</strong> 50er Jahre, also etwa zehn Jahre, eine solche polizeiliche<br />
Überwachung. Ab Mitte <strong>der</strong> 50er Jahre aber wurden die Grenzpolizeikräfte<br />
an <strong>der</strong> Staatsgrenze zur BRD und zu Westberlin schrittweise in militärische<br />
Strukturen umgeglie<strong>der</strong>t und mit leichter Infanteriebewaffnung, teils<br />
mit gepanzerten Fahrzeugen, später an <strong>der</strong> Staatsgrenze zu Westberlin auch<br />
mit schwerer Panzer- und Artillerietechnik, ausgerüstet. Eine solche Entwicklung<br />
war eindeutig den Auswirkungen des Kalten Krieges auf die Lage an <strong>der</strong><br />
1 Siehe A. Burkhardt, Militär- und Polizeihochschulen in <strong>der</strong> DDR, Halle, Wittenberg 2000,<br />
Tabelle 22.