S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS
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ten Gründen zu einem Strukturelement <strong>der</strong> Landesverteidigung. Die Unverletzlichkeit<br />
<strong>der</strong> Grenze zwischen beiden Militärblöcken war im Kalten Krieg<br />
zu einem Element <strong>der</strong> Aufrechterhaltung des labilen militärischen Gleichgewichts<br />
geworden und damit auch ein Erfor<strong>der</strong>nis <strong>der</strong> Friedenserhaltung.<br />
Unter den gegebenen Bedingungen war nunmehr eine militärische Befähigung<br />
<strong>der</strong> Führungskräfte <strong>der</strong> Grenztruppen unausweichlich – und auch aus heutiger<br />
Sicht zwingend erfor<strong>der</strong>lich. Der Umstand, dass in <strong>der</strong> BRD als NATO-<br />
Mitglied das Grenzschutzorgan BGS an<strong>der</strong>s in das Gesamtkonzept <strong>der</strong> damaligen<br />
Sicherheitspolitik eingeordnet wurde, hebt diese Aussage nicht auf.<br />
Auch auf Seiten <strong>der</strong> NATO handelten bis 1989 militärische Kräfte mit schwerer<br />
Technik in Gestalt <strong>der</strong> Panzeraufklärungsregimenter <strong>der</strong> US-Armee und<br />
<strong>der</strong> Panzeraufklärungsbataillone <strong>der</strong> britischen <strong>Streitkräfte</strong> unmittelbar an <strong>der</strong><br />
Staatsgrenze. Eine ausführliche Auseinan<strong>der</strong>setzung mit den beiden unterschiedlichen<br />
militärischen Handlungskonzepten an <strong>der</strong> Trennlinie zwischen<br />
NATO und Warschauer Vertrag ist im Rahmen dieses <strong>Beitrag</strong>es nicht möglich.<br />
Unbestritten ist jedoch, dass sich unmittelbar an dieser Trennlinie militärische<br />
Kräfte gegenüber standen, die handlungsbereit und handlungsfähig waren.<br />
Die militärakademische Ausbildung für Führungskräfte <strong>der</strong> Grenzpolizei bzw.<br />
Grenztruppen begann in Dresden sofort mit Gründung <strong>der</strong> Akademie. Eine<br />
grenzspezifische Ausbildung gab es jedoch zunächst noch nicht. Die studierenden<br />
Grenzoffiziere wurden zu allgemeinen Truppenkommandeuren qualifiziert.<br />
Mit Wirkung vom 01.09.1964 wurde auf Befehl des MfNV an <strong>der</strong> Militärakademie<br />
ein Lehrstuhl Taktik <strong>der</strong> Grenztruppen eingerichtet und mit <strong>der</strong><br />
Ausbildung in <strong>der</strong> Fachrichtung Allgemeine Kommandeure und Stabsoffiziere<br />
<strong>der</strong> Grenztruppen begonnen.<br />
Der Lehrstuhl wurde als Profillehrstuhl in die Fakultät bzw. Sektion Landstreitkräfte<br />
eingeordnet. Das war von Anfang an nicht unproblematisch, da<br />
die Grenztruppen eben nicht zu den Landstreitkräften gehörten und we<strong>der</strong><br />
eine Waffengattung noch eine Teilstreitkraft im streng militärwissenschaftlichem<br />
Sinne darstellten. Der Lehrstuhl hatte im Stellvertreter des Ministers<br />
und Chef <strong>der</strong> Grenztruppen auch immer einen an<strong>der</strong>en Fachvorgesetzten als<br />
die Sektion Landstreitkräfte. So gab es eigentlich immer sowohl theoretische<br />
als auch praktische Reibungspunkte, zu denen in gegenseitigem Einvernehmen<br />
meist Kompromisslösungen erreicht wurden. Beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong> Anfangsphase<br />
gab es sowohl an <strong>der</strong> Akademie als auch in den Grenztruppen Auffassungen,<br />
dass eine allgemein-militärische Ausbildung im Sinne einer Ausbildung<br />
als Kommandeur eines Mot.-Schützen-Regiments für die Grenzer sowohl<br />
zweckmäßig als auch ausreichend sei. Selbst nach Bildung des Grenzer-<br />
Lehrstuhls blieb die allgemein militärische Befähigung lange Zeit dominant.