S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS
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chend unter Beweis. Selbstverständlich wurde durch den Lehrstuhl Taktik <strong>der</strong><br />
Grenztruppen ein erheblicher <strong>Beitrag</strong> geleistet.<br />
Anzumerken ist auch, dass <strong>der</strong> Lehrstuhl darüber hinaus große Anstrengungen<br />
unternahm, den Lehrkörper <strong>der</strong> Offiziersschule bzw. Hochschule <strong>der</strong><br />
Grenztruppen militärwissenschaftlich zu qualifizieren. Das geschah überwiegend<br />
durch Fernstudium <strong>der</strong> Lehroffiziere an <strong>der</strong> Akademie, was einen beträchtlichen<br />
Betreuungsaufwand seitens des Lehrstuhls mit sich brachte. Mehrere<br />
Lehroffiziere <strong>der</strong> Offiziershochschule promovierten auch an <strong>der</strong> Akademie<br />
unter Betreuung durch den dortigen Lehrstuhl.<br />
Glücklicherweise mussten die Absolventen ihre angeeigneten Kenntnisse und<br />
Fähigkeiten nicht in <strong>der</strong> Praxis anwenden. Es fand trotz <strong>der</strong> extremen militärischen<br />
Konfrontation über etwa 40 Jahre kein Gefecht an dieser Trennlinie<br />
statt. Ein Glück war das auch insofern, als die Grenztruppen <strong>der</strong> DDR mit<br />
<strong>der</strong> Realisierung <strong>der</strong> an sie gestellten Erwartungen im Rahmen <strong>der</strong> Landesverteidigung<br />
wohl überfor<strong>der</strong>t gewesen wären. Nicht wegen <strong>der</strong> Führungsfähigkeit<br />
ihrer Kommandeure und Stabsoffiziere, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> nicht ausreichenden<br />
Gefechtsmöglichkeiten. Sie verfügten außer an <strong>der</strong> Staatsgrenze zu Westberlin<br />
über nahezu keine gepanzerte Technik und über völlig unzureichende Artilleriebewaffnung.<br />
Damit war ein Grenzkonflikt nicht eigenständig zu bewältigen.<br />
Wilfried Hanisch ist zuzustimmen, wenn er, schon bezogen auf das Ende<br />
<strong>der</strong> 50er Jahre, schreibt: „Mit dem heutigen Wissen scheint die damalige Aufgabenstellung,<br />
speziell die für den akuten Verteidigungsfall, wohl beträchtlich<br />
überzogen. ... Selbst bei <strong>der</strong> Abwehr eines konventionell vorgetragenen Angriffs<br />
hätten die Grenzpolizisten wenig Chancen gehabt“. 5<br />
Für die spätere Zeit deutete das vorsichtig auch H.W. Deim an: „Die Gefechtsmöglichkeiten<br />
<strong>der</strong> Grenztruppen reichten nicht aus, um überlegenen<br />
Kräften des Gegners lang anhaltenden Wi<strong>der</strong>stand entgegensetzen zu können“.<br />
6 Es ist hier nicht die Stelle, um sich damit näher auseinan<strong>der</strong>zusetzen.<br />
Obgleich in Kriegsspielen, sie hießen tatsächlich so, und an<strong>der</strong>en angenommenen<br />
Lagen an <strong>der</strong> Akademie richtigerweise immer großer Wert auf die exakte<br />
Berechnung des Kräfteverhältnisses zwischen beiden handelnden Seiten<br />
gelegt wurde, wurden, wenn die Grenzeinheiten ins Spiel kamen, doch oft<br />
weniger reale Annahmen zugrunde gelegt. Die Dominanz des militärischen<br />
Aspekts beim Schutz <strong>der</strong> Staatsgrenze <strong>der</strong> DDR, und damit auch in <strong>der</strong> aka-<br />
5<br />
W. Hanisch, Zur Entwicklung <strong>der</strong> Grenzschutzorgane in den Jahren von 1949 – 1960, in:<br />
ebenda, S. 142.<br />
6<br />
H. W. Deim, Militärstrategische Planungen …, in: ebenda, S. 99.