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S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS

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demischen Ausbildung <strong>der</strong> Führungskräfte <strong>der</strong> Grenztruppen, führte allerdings<br />

spätestens in <strong>der</strong> zweiten Hälfte <strong>der</strong> 70er und in den 80er Jahren zu erheblichen<br />

Wi<strong>der</strong>sprüchen, die sich permanent verstärkten, aber bis zum Ende<br />

keiner Lösung zugeführt worden sind.<br />

Wenn die Grenztruppen in Spannungsperioden und im Verteidigungszustand<br />

auch bereit sein mussten, Verteidigungsaufgaben zu erfüllen, so war das bei<br />

weitem nicht ihre einzige Aufgabe. Sie hatten täglich die Staatsgrenze auf ihrer<br />

gesamten Länge zu sichern, ungesetzliche Grenzübertritte bei Tag und Nacht<br />

in beiden Bewegungsrichtungen, also DDR – BRD und BRD – DDR, und<br />

auch an<strong>der</strong>e Verletzungen <strong>der</strong> Hoheitsrechte <strong>der</strong> DDR zu Lande, zu Wasser<br />

und in <strong>der</strong> Luft zu unterbinden, zumindest aber die Voraussetzungen für ihre<br />

Unterbindung zu schaffen. Letzteres traf zum Beispiel auf Verletzungen des<br />

Luftraumes zu. Die damaligen Formulierungen lauteten: Die Unverletzlichkeit<br />

<strong>der</strong> Staatsgrenze <strong>der</strong> DDR zu wahren, Grenzdurchbrüche und die Ausdehnung<br />

von Provokationen auf das Hoheitsgebiet <strong>der</strong> DDR nicht zuzulassen.<br />

Diese täglichen, räumlich und zeitlich ununterbrochen zu lösenden Sicherungsaufgaben<br />

banden die Kräfte und Mittel <strong>der</strong> Grenztruppen nahezu vollständig.<br />

Das resultierte natürlich in erster Linie daraus, dass eine in den Jahren<br />

zwar stark unterschiedliche, aber insgesamt doch beträchtliche Anzahl von<br />

DDR-Bürgern versuchte, die Flucht aus <strong>der</strong> DDR über die Grenze außerhalb<br />

<strong>der</strong> Grenzübergangsstellen zu realisieren. Deshalb stand die Verhin<strong>der</strong>ung<br />

von Grenzdurchbrüchen aus Richtung DDR im Mittelpunkt des Denkens<br />

und Handelns <strong>der</strong> Führungskräfte <strong>der</strong> Grenztruppen. Auch die Wirksamkeit<br />

<strong>der</strong> Handlungen <strong>der</strong> Einheiten und Truppenteile wurde überwiegend daran<br />

gemessen. Eben bei diesen Handlungen kam es zu den zu beklagenden Toten<br />

an <strong>der</strong> Grenze. Die Mehrzahl <strong>der</strong> Führungskräfte hoffte zwar ständig, dass<br />

sich die innere Lage <strong>der</strong> DDR so stabilisieren möge, dass Fluchtversuche unterbleiben<br />

o<strong>der</strong> zumindest stark zurückgehen und die Grenztruppen damit<br />

sozusagen den Rücken frei bekämen, aber diese Hoffnung blieb schließlich illusorisch.<br />

An <strong>der</strong> Militärakademie mussten die Führungskräfte <strong>der</strong> Grenztruppen<br />

selbstverständlich auch befähigt werden, diese Sicherungsaufgaben an <strong>der</strong><br />

Grenze in Friedenszeiten zu realisieren. Etwa die Hälfte <strong>der</strong> für die grenzspezifische<br />

Befähigung zur Verfügung stehenden Zeit wurde dafür genutzt. Diese<br />

Ausbildungsinhalte für die täglichen Handlungen im Frieden passten nun aber<br />

in eine Sektion Landstreitkräfte, die auf Führung des bewaffneten Kampfes<br />

und des Gefechts orientiert war, nicht hinein. Diese, zunächst unwesentlich<br />

erscheinende strukturelle Lösung begünstigte tatsächlich folgenreiche Fehlentwicklungen.<br />

Die tägliche Sicherung bzw. Überwachung <strong>der</strong> Grenzabschnitte,<br />

also die Festnahme von Grenzverletzern beispielsweise, waren rein

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