S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS
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te aller bisherigen Gesellschaft ist eine Geschichte von Klassenkämpfen.“<br />
Und es endet: Die Bourgeoisie „produziert vor allem ihre eigenen Totengräber.<br />
Ihr Untergang und <strong>der</strong> Sieg des Proletariats sind gleich unvermeidlich.“ 1<br />
Der Gedanke an den Klassenkampf als die treibende Kraft <strong>der</strong> Geschichte<br />
zieht sich wie ein roter Faden durch dieses Kapitel, durch unsere Weltanschauung<br />
überhaupt. Diese for<strong>der</strong>t von ihren Anhängern revolutionäre Wachsamkeit<br />
und Unduldsamkeit gegenüber allen Feinden des Fortschritts und<br />
gipfelt im Bekenntnis zur Diktatur des Proletariats als <strong>der</strong> unbedingt notwendigen<br />
Zwischenstufe auf dem Wege zur klassenlosen kommunistischen Gesellschaft.<br />
Verstand ich meinen Lehrauftrag richtig, so hatte ich die vietnamesischen Offiziere<br />
in eben diesem Sinne zu unterrichten und zu erziehen. Anfänglich sah<br />
ich darin kein Problem. Da ich aber, wie vorstehend geschil<strong>der</strong>t, im Interesse<br />
einer überzeugenden Lehre alle erreichbaren Bücher zur Geschichte Indochinas<br />
sowie Reden und Schriften von Ho Chi Minh und seiner Mitstreiter studierte,<br />
än<strong>der</strong>te sich das. Die aus diesen Arbeiten gewonnenen Erkenntnisse<br />
und Einsichten kamen meinem Unterricht sehr zugute und festigten meine<br />
Autorität. Aber sie hatten auch noch einen an<strong>der</strong>en Effekt. Ich begann immer<br />
mehr zu überlegen und an meiner eigenen Lehre zu zweifeln.<br />
In <strong>der</strong> Chronik von 1942 hatte Ho Chi Minh geschrieben: „Die Geschichte<br />
unseres Volkes hat uns folgendes gelehrt: Unser Vaterland ist frei und unabhängig<br />
nur dann, wenn es Solidarität übt, untereinan<strong>der</strong>, einer für alle und alle<br />
für einen. Wenn wir diese Solidarität verlieren, dann wird unser Land den<br />
Eindringlingen zum Opfer fallen. Deswegen müssen wir die Solidarität üben<br />
und sie immer weiter verstärken.“ Schon vorher, im Jahre 1941, hieß es in<br />
seinem Aufruf an das Volk: „Um die Franzosen und die Japaner aus unserem<br />
Land zu vertreiben, brauchen wir vor allem eines: umfassende Solidarität. In<br />
dieser Phase hat das Interesse des Volkes an <strong>der</strong> Befreiung den höchsten Stellenwert,<br />
deswegen müssen wir uns solidarisieren. Denn die Rettung des Vaterlandes<br />
ist eine Sache, die nur gemeinsam bewältigt werden kann. Alle Vietnamesen<br />
haben die Verpflichtung, an dieser Aufgabe mitzuwirken.“ Den Begriff<br />
<strong>der</strong> Solidarität gebraucht Ho Chi Minh hier im Sinne eines festen nationalen<br />
Zusammenschlusses <strong>der</strong> Bürger über alle bestehenden Klassenschranken<br />
hinweg. Und er for<strong>der</strong>t, in diese Einheitsfront auch die Angehörigen <strong>der</strong> nationalen<br />
Min<strong>der</strong>heiten in Vietnam einzubeziehen. In <strong>der</strong> Augustrevolution von<br />
1 K. Marx, F. Engels, Manifest <strong>der</strong> Kommunistischen Partei, in: Marx/Engels, Werke, Bd. 4,<br />
Berlin 1959, S. 462, 474.