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S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS

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Soldaten haben sie die Aufgaben zur Gewährleistung <strong>der</strong> internationalen Sicherheit<br />

und Vertrauensbildung, zur Reduzierung <strong>der</strong> Rüstungen sowie zur<br />

Vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> militärischen Konfrontation überzeugend dargelegt und<br />

für jeden nachvollziehbar begründet. Bekanntlich hatte die DDR bei den Rüstungsbegrenzungen<br />

und Abrüstungsmaßnahmen aktiv mitgewirkt, was angesichts<br />

<strong>der</strong> realen Bedrohung nicht immer einfach zu vermitteln war.<br />

Bedeutsam war die politische Arbeit für die Entwicklung und Festigung einer<br />

bewussten militärischen Disziplin. Zu den grundlegenden Aufgaben <strong>der</strong> Absolventen<br />

gehörte ebenso die Sorge um das Wohl und Wehe, das Denken und<br />

Fühlen <strong>der</strong> unterstellten Offiziere, Fähnriche, Unteroffiziere, Soldaten und<br />

Zivilbeschäftigten und beson<strong>der</strong>s um die Beweggründe ihres Handelns. Die<br />

politische Arbeit war integraler Bestandteil <strong>der</strong> Führungstätigkeit jedes Absolventen.<br />

Eine absichtsvolle Amnesie <strong>der</strong> gesellschaftspolitischen Ausbildung<br />

als wesentlicher Bestandteil <strong>der</strong> militärakademischen Qualifizierung ist deshalb<br />

völlig unangebracht.<br />

Wenn heute, dem Zeitgeist geschuldet, die politische Arbeit als Indoktrination<br />

dargestellt wird, 10 so ist das in jeglicher Hinsicht unzutreffend. Das heutige<br />

Beharren auf einer angeblich unredlichen politischen Beeinflussung <strong>der</strong> NVA-<br />

Soldaten ignoriert damit auch das persönliche Engagement <strong>der</strong> damaligen gesellschaftswissenschaftlichen<br />

Lehrkräfte. Ihr Lehrauftrag war sowohl inhaltlich<br />

als auch methodisch auf die Befähigung <strong>der</strong> Offiziershörer zur Führung<br />

<strong>der</strong> politischen Arbeit in <strong>der</strong> Truppe ausgerichtet. Da je<strong>der</strong> Mensch die Würde<br />

besitzt, frei zu denken und zu handeln, liegt es doch an ihm selbst, ob er<br />

sich überzeugen lässt und was sein Handeln motiviert. Die Absolventen besaßen<br />

jedenfalls die Intelligenz und konnten sich kritisch mit Lehrmeinungen,<br />

die ihnen übermittelt wurden, auseinan<strong>der</strong>setzen. Schließlich wurden während<br />

des Studiums gleichsam die Fähigkeiten zum selbstständigen und schöpferischen<br />

Denken <strong>der</strong> künftigen Kommandeure, Polit- und Stabsoffiziere weiter<br />

entwickelt. Ihr Studium führte letztendlich zu soliden Erkenntnissen, die ihre<br />

ganz persönlichen Überzeugungen prägten. In <strong>der</strong> Truppenpraxis war die politische<br />

Arbeit jedenfalls für sie eine echte Herausfor<strong>der</strong>ung, um den unterstellten<br />

Soldaten täglich nahe zu bringen, dass ihre militärischen Anstrengungen<br />

sinnvoll und notwendig sind.<br />

Insgesamt waren die Bewährungsfel<strong>der</strong> <strong>der</strong> Absolventen im Truppendienst,<br />

nicht zuletzt durch die außermilitärischen Aufgaben, weitaus umfassen<strong>der</strong><br />

10 Siehe H. Ehlert (Hrsg.), Armee ohne Zukunft. Das Ende <strong>der</strong> NVA und die deutsche Einheit,<br />

Berlin 2002, S. 11, 226, 420.

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