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S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS

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Heute zeigt eine Gesamtschau <strong>der</strong> vorliegenden Ergebnisse, dass insgesamt<br />

das eigene Theorieverständnis dadurch degenerierte. Sarkastisch ausgedrückt:<br />

Mehr o<strong>der</strong> weniger verdeutlichen viele Ergebnisse <strong>der</strong> im Hause vorliegenden<br />

Engelsrezeption ein Grasen in den Marx-Engels-Werken wie angepflockte<br />

Kühe auf <strong>der</strong> Weide. Es wurde oft nur genommen, was schmeckte und darauf<br />

jahrelang wie<strong>der</strong>gekäut. Viele Arbeiten müssen daher im Nachhinein als<br />

weitgehend hagiografisch, als beschreibend und einseitig eingeschätzt werden.<br />

Teils aus diesen Gründen und teils wegen einer starken legalistischen<br />

Tradition erweisen sich aus heutiger Sicht sehr viele Arbeiten von min<strong>der</strong>er<br />

Qualität, mit Normatismus, zu großen ideologischen Anreicherungen, Verwendung<br />

von sekundären und tertiären Quellen, oftmals überholten Daten,<br />

Journalismen und Ähnlichem. Entscheidende Vorteile eines materialistischen<br />

Herangehens an das Studium <strong>der</strong> komplexen Fragen des mo<strong>der</strong>nen Militärwesens<br />

wurden dadurch vergeben. Friedrich Engels schrieb im Jahre 1865,<br />

dass <strong>der</strong> entscheidende Vorteil <strong>der</strong> Sozialisten beim Studium von Militärfragen<br />

vom sozialen und politischen Desinteresse und von einer Unvoreingenommenheit,<br />

soweit dies das Objekt betrifft, stamme. Diese Unvoreingenommenheit<br />

sei die erfor<strong>der</strong>liche Voraussetzung für die wissenschaftliche<br />

Objektivität. 1 Eine solche Unvoreingenommenheit fehlte, stattdessen wurden<br />

in <strong>der</strong> Regel die mit Umsicht ausgewählten und politisch konvenierenden Zitate<br />

bis weit in die 80er Jahre hinein meist dazu benutzt, die vergangene Militärpolitik<br />

<strong>der</strong> SED zu rechtfertigen. Das stand im krassen Gegensatz zur Engelsschen<br />

Denktradition.<br />

Zweitens: Entsprechend <strong>der</strong> mit Gründung <strong>der</strong> Militärakademie übernommenen<br />

sowjetischen politischen Normen war von Beginn <strong>der</strong> militärakademischen<br />

Lehre und Forschung an eine öffentliche Behandlung sensibler Entwicklungsprobleme<br />

des Militärwesens stark eingeengt. Der Spielraum für<br />

diesbezügliche interne militär- und gesellschaftswissenschaftliche Untersuchungen<br />

konnte erst ab Mitte <strong>der</strong> 80er Jahre im Ergebnis <strong>der</strong> Friedensforschung<br />

und des Entstehens des neuen Denkens über Frieden – Krieg –<br />

<strong>Streitkräfte</strong> im Nuklearzeitalter zunehmend weiter ausgeschöpft werden.<br />

Drittens: Seit 1975 arbeitete an <strong>der</strong> Militärakademie eine Interessengemeinschaft<br />

zur historischen Würdigung des Engelsschen militärtheoretischen<br />

Schaffens. Von 1987 bis 1989 leitete ich diese Arbeitsgruppe Engelsforschung.<br />

Diese kurze Zeit des Wahrnehmens spezieller Aufgaben <strong>der</strong> Engelsforschung<br />

1 Siehe. F. Engels, Die preußische Militärfrage und die deutsche Arbeiterpartei, in: Marx/Engels,<br />

Werke, Bd. 16, Berlin 1962, S. 16-78.

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