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Ausgabe Landkreis Böblingen - PR Presseverlag Süd GmbH

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<strong>Landkreis</strong> <strong>Böblingen</strong><br />

Sindelfingen <strong>Böblingen</strong><br />

Die Geschichte des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Böblingen</strong><br />

Die <strong>Landkreis</strong>e nehmen von<br />

Anbeginn ihrer Geschichte<br />

eine bedeutsame Rolle innerhalb<br />

des Staatswesens<br />

ein. Zugleich ist ihre Geschichte eng<br />

mit jener des Landes Württemberg<br />

verbunden. Könnten wir die Vorgänger<br />

der heutigen Landräte – die Vögte<br />

und Oberamtmänner – bis ins späte<br />

Mittelalter hinein über ihre weit gespannten<br />

Aufgaben befragen, so erschlösse<br />

sich uns ein eindrucksvolles<br />

Panorama der jeweiligen Zeit. Die<br />

<strong>Landkreis</strong>e bildeten die Nahtstelle<br />

zwischen dem württembergischen<br />

Herrscherhaus und den Gemeinden<br />

bzw. Untertanen.<br />

Die Anfänge der <strong>Landkreis</strong>e gehen<br />

bis in die zweite Hälfte des 13. Jahrhundert<br />

zurück. 1441/42 findet man<br />

die Grafschaft in 38 Ämter eingeteilt.<br />

Zu einem Amt gehörte in der Regel<br />

eine Stadt und eine Anzahl von umliegenden<br />

Dörfern. An der Spitze<br />

stehen Vögte, zunächst noch adliger<br />

Herkunft, sehr bald aber überwiegen<br />

Vögte aus der bürgerlichen Ehrbarkeit.<br />

Der Vogt ist Bezirksbeamter und<br />

Stadtvorsteher der Amtsstadt zugleich.<br />

Vogt Gottfried Friedrich Heß, 1724<br />

– 1759 Oberamtmann im Oberamt<br />

Herrenberg<br />

Die Vögte vereinigten sämtliche herrschaftlichen<br />

Befugnisse für den Bezirk<br />

in ihrer Hand: Sie sind militärische<br />

Befehlshaber und Gerichtsvorsitzende<br />

in einem, sie handhaben die Polizeigewalt<br />

und nehmen die Aufgabe<br />

eines Finanzbeamten wahr, der die<br />

herrschaftlichen Natural- und Geldabgaben<br />

bei den Amtsuntertanen einzieht.<br />

Diese altwürttembergischen Ämter<br />

nehmen schon sehr früh gemeinschaftliche<br />

Aufgaben der Selbstverwaltung<br />

wahr – so etwa den Bau von<br />

Wehranlagen oder die Organisation<br />

von militärischen Wachdiensten. Die<br />

Finanzierung erfolgte über den Amtsschaden,<br />

der auf die einzelnen Amtsorte<br />

umgelegt wurde, ein Vorläufer<br />

der heutigen Kreisumlage.<br />

Soweit das Amt herrschaftlicher Verwaltungsdistrikt<br />

war, heiß es Vogtei<br />

oder Amt – später Oberamt (1759) -,<br />

soweit es genossenschaftlicher Ver-<br />

band war, bürgerte sich dafür die Bezeichnung<br />

„Stadt und Amt“ – später<br />

Amtskorporation – ein. Diese Doppelnatur<br />

hat in ihren Grundsätzen bis<br />

heute Bestand.<br />

Die Gesamtheit der „Städte und<br />

Ämter“ nimmt als „Landschaft“ ein<br />

politisches Mandat im württembergischen<br />

Landtag wahr und wirkt auf<br />

diese Weise aktiv an der Landespolitik<br />

mit.<br />

Der heutige Kreis <strong>Böblingen</strong> geht auf<br />

die Ämter Herrenberg, Leonberg, Sindelfingen<br />

und <strong>Böblingen</strong> zurück, die<br />

alle ihren Ursprung im ausgehenden<br />

Mittelalter haben.<br />

Mit der napoleonischen Umgestaltung<br />

der politischen Landkarte finden<br />

Anfang des 19. Jahrhunderts weitreichende<br />

Gebietsreformen statt: Das<br />

Amt Sindelfingen wird mit <strong>Böblingen</strong><br />

zusammengelegt, die Freie Reichsstadt<br />

Weil der Stadt bildet kurzfristig<br />

ein eigenes Oberamt, das dann aber<br />

1807 in das Oberamt Leonberg eingegliedert<br />

wird.<br />

Mit dieser territorialen Neuordnung<br />

geht auch eine funktionale Reform<br />

der Verwaltung nach französischem<br />

Vorbild einher: Der Oberamtmann<br />

verliert die Finanzgeschäfte an die Kameralämter<br />

(1806), das Richteramt an<br />

die Oberamtsgericht (1818) sowie die<br />

Position des Stadtvorstehers (1818) an<br />

einen Schultheißen.<br />

Die zu einem Oberamtsbezirk vereinigten<br />

Gemeinden bilden wie bisher<br />

eine geschlossene Körperschaft des<br />

öffentlichen Rechts.<br />

Als Vertreter der Amtskörperschaft<br />

wird die Amtsversammlung (vergleichbar<br />

mit dem Kreistag) bestimmt.<br />

Sie besteht unter dem Vorsitz des<br />

Oberamtmannes aus zwanzig bis<br />

dreißig Abgeordneten der Oberamtsstadt<br />

und der übrigen Amtsorte. Unter<br />

den Vertretern (Amtsdeputierten) jeder<br />

Gemeinde ist stets der Ortsvorsteher.<br />

Im Bereich der Selbstverwaltung treten<br />

im 19. Jahrhundert wichtige neue<br />

<strong>Landkreis</strong> <strong>Böblingen</strong><br />

Aufgaben hinzu: der Bau und Unterhalt<br />

von Krankenhäusern und die<br />

Gründung von Oberamtssparkassen.<br />

Das 20. Jahrhundert ist von tiefgreifenden<br />

Gebietsreformen im Jahre<br />

1938 und 1973 geprägt: dabei entstehen<br />

zuletzt 35 neue <strong>Landkreis</strong>e von<br />

einer Größe, die in <strong>Süd</strong>westdeutschland<br />

bisher unbekannt waren.<br />

1938 findet zudem die Umbenennung<br />

der Oberämter in <strong>Landkreis</strong>e<br />

statt. 1938 wird das Oberamt Herrenberg,<br />

1973 der größte Teil des Kreises<br />

Leonberg in den Kreis <strong>Böblingen</strong> eingegliedert.<br />

Der Kreis <strong>Böblingen</strong> erlangt<br />

damit seine heutige Gestalt mit<br />

618 km 2 Fläche und 26 Städten und<br />

Gemeinden.<br />

Seit dem Ende des Dritten Reiches<br />

haben die <strong>Landkreis</strong>e Wandlungen<br />

durchlebt, die in der Vergangenheit<br />

ihres gleichen suchen.<br />

So kam ihnen in der unmittelbaren<br />

Nachkriegszeit eine tragende Rolle im<br />

Wiederaufbau zu, sowohl was das all-<br />

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