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Treff punkt Klinik Treff punkt Klinik<br />

Bundesdirektoren für fl exible<br />

Finanzierung in der Psychiatrie<br />

70 leitende Ärztinnen und Ärzte aus Kliniken<br />

für Psychiatrie und Psychotherapie<br />

trafen sich am 20. und 21. Oktober 2011<br />

zur Herbsttagung und Vollversammlung<br />

ihres Verbandes, der Bundesdirektorenkonferenz,<br />

im Asklepios Fachklinikum<br />

Brandenburg. Die Freude über die Wahl<br />

des Veranstaltungsortes war nicht nur<br />

beim Gastgeber groß. Auch Staatssekretär<br />

Dr. Daniel Rühmkorf aus dem Landes-<br />

Gesundheitsministerium und Oberbürgermeisterin<br />

Dr. Dietlind Tiemann hießen die<br />

Gäste in Brandenburg willkommen.<br />

Brandenburg. Das bewusst provokante<br />

Tagungsmott o „Warum denn<br />

überhaupt noch stationäre Behandlung?“<br />

sorgte für kontrovers formulierte<br />

Thesen und eine lebendige Diskussion.<br />

Perspektiven ambulanter,<br />

tagesklinischer und stationärer Behandlung<br />

wurden in drei Referaten<br />

aus unterschiedlichen Blickwinkeln<br />

beleuchtet, Vertreterinnen von Betroff<br />

enen- und Angehörigenorganisationen<br />

kamen zu Wort. Nicht das<br />

Ausspielen einer bestimmten Behandlungsform<br />

gegen eine andere war das<br />

Anliegen der BDK mit ihrem Tagungsthema,<br />

sondern die Sensibilisierung<br />

10<br />

<strong>aktuell</strong> Winter 2011/12<br />

für die jeweils angemessenen<br />

und optimalen<br />

Behandlungsmöglichkeiten<br />

in<br />

einem fl exiblen<br />

Miteinander.<br />

„Auch und gerade<br />

Menschen mit<br />

psychischen Erkrankungenhaben<br />

ein Recht auf<br />

vollstationäre Behandlung.Natürlich<br />

müssen wir<br />

dieses Angebot<br />

weiter vorhalten.<br />

Es wird immer Zustände geben, wo<br />

ambulante Behandlung nicht ausreicht,<br />

wo der Schutz des Patienten und<br />

unter Umständen der Rückzug aus<br />

dem häuslichen Umfeld für die Genesung<br />

nötig sind. Wir brauchen in allen<br />

Bereichen intensive Komplexbehandlungen,<br />

sowohl vollstationär, teilstationär<br />

als auch ambulant. Dabei muss es<br />

möglich sein, das Sett ing sehr fl ießend<br />

zu handhaben und die Wünsche der<br />

Betroff enen zu berücksichtigen. Das<br />

erfordert fl exible Finanzierungsmodel-<br />

Lebendiger Austausch prägte die Konferenz der Bundesdirektoren<br />

im Asklepios Fachklinikum Brandenburg.<br />

le“, resümierte Dr. Iris Hauth, die Vorstandsvorsitz<br />

ende der BDK. Das Hilfesuchverhalten<br />

der Menschen habe sich<br />

verändert. „Wir haben es zunehmend<br />

mit anderen Diagnosegruppen zu tun<br />

– Menschen mit Depressionen, mit<br />

„Burn-out“, trauen sich heute durch<br />

die Entstigmatisierung der Psychiatrie<br />

eher Hilfe in Anspruch zu nehmen“, so<br />

die Ärztliche Direktorin und Geschäftsführerin<br />

des St. Joseph-Krankenhauses<br />

der Gesellschaft der Alexianerbrüder<br />

in Berlin-Weißensee.<br />

BDK dankt für „perfekte Organisation“<br />

Brandenburg. Nach einer langen<br />

Konferenz, die vor allem den Intellekt<br />

forderte, klang der Hauptveranstaltungstag<br />

der BDK mit einem Abend<br />

für alle Sinne aus. Als die Gäste von<br />

einer kurzen Pause in ihrem Hotel ins<br />

Haus 38 zurückkehrten, hatt e sich der<br />

Vortrags- in einen Festsaal verwandelt.<br />

Die Tische waren neu gestellt und stilvoll<br />

eingedeckt und ein Bechstein-Flügel<br />

wartete darauf, von Prof. Wilfried<br />

Günther aus Bamberg gespielt zu werden.<br />

Der Arzt und Musiker gab damit<br />

seine Abschiedsvorstellung im Kreis<br />

der Bundesdirektorenkonferenz. Mit<br />

ihm spielten Prof. Reinhard Steinberg<br />

aus Klingenmünster am Violoncello<br />

von links: Prof. Forchert, Prof. Günther<br />

und Prof. Steinberg.<br />

und Prof. Walter Forchert aus Bamberg<br />

an der Violine Johannes Brahms’<br />

Klavier-Trio Nr. 1.<br />

Eine nicht weniger ausgewogene<br />

Komposition erwartete die hungrigen<br />

Gäste am Buff et aus eigenem Hau-<br />

se. Auserlesene Speisen, farblich aufeinander<br />

abgestimmt, präsentiert in liebevoller<br />

herbstlicher Dekoration, verführten<br />

zum Schlemmen. Der Abend<br />

setz te das I-Tüpfelchen auf eine Veranstaltungsvorbereitung<br />

und -organisation,<br />

durch die sich die Teilnehmer<br />

der Bundesdirektorenkonferenz im<br />

Asklepios Fachklinikum Brandenburg<br />

bestens umsorgt fühlten. Sogar eine<br />

Sonderstraßenbahn als Hoteltransfer<br />

gehörte zum „Wohlfühlpaket“. Die<br />

Vorstandsvorsitz ende Dr. Iris Hauth<br />

bedankte sich im Namen der BDK bei<br />

den Gastgebern. Zur Organisation der<br />

Herbstt agung 2011 fi el ihr nur ein Wort<br />

ein: „Perfekt“.<br />

Den Kreislauf der Gewalt<br />

erkennen und verstehen<br />

Im Asklepios Fachklinikum Teupitz hat<br />

sich der jährliche Pfl egetag als Weiterbildung<br />

und Plattform zum Erfahrungsaustausch<br />

bewährt. Am 10. November<br />

2011 trafen sich Pfl egekräfte bereits<br />

zum neunten Mal zu dieser Veranstaltung.<br />

Die gewählten Themen waren nah<br />

am praktischen Alltag: kongruente Beziehungspfl<br />

ege, wichtige Aspekte der Pfl ege<br />

bei Diabetes mellitus und Schlaganfall,<br />

Reanimation.<br />

Teupitz . Das einführende Referat<br />

gab einen detaillierten Einblick in die<br />

psychiatrische Versorgungsstruktur<br />

im Landkreis Dahme Spreewald und<br />

zeigte Versorgungslücken auf. Eine davon<br />

werden die Asklepios Fachklinika<br />

Teupitz und Lübben in naher Zukunft<br />

mit einem ambulanten fachpsychiatrischen<br />

Pfl egedienst schließen, sobald<br />

die Verhandlungen mit den Krankenkassen<br />

abgeschlossen sind.<br />

Die Krankenschwestern Irena Sauer<br />

und Jana Drosdzol berührten mit ihren<br />

Einblicken in das Thema „Häusliche<br />

Gewalt gegen Frauen“. Seit über vier<br />

Jahren vermitt eln sie in Mitarbeiter-Seminaren<br />

Hintergrundwissen zu dieser<br />

Problematik und geben Anregungen,<br />

um betroff enen Patientinnen bestmöglich<br />

helfen zu können. Mit erschreckenden<br />

Zahlen verdeutlichten sie das<br />

Ausmaß des Problems. Jana Drosdzol<br />

zitierte eine bundesweite Repräsentativstudie,<br />

in der 10.264 Frauen befragt<br />

wurden. 37 Prozent von ihnen berichteten,<br />

ab dem 16. Lebensjahr mindestens<br />

einmal Gewalt erlebt zu haben.<br />

Jedes Jahr fl üchten in Deutschland<br />

etwa 40.000 Frauen mit ihren Kindern<br />

in Frauenhäuser. Im Jahr 2009 registrierte<br />

allein die Berliner Polizei einem<br />

Bericht des Tagesspiegel zufolge<br />

16.000 Fälle häuslicher Gewalt – z. B.<br />

Körperverletz ung, Stalking, Vergewaltigung.<br />

14.000 Opfer wurden namentlich<br />

erfasst, darunter 3000 Männer. Am<br />

häufi gsten betroff en sind Frauen zwischen<br />

30 und 40 Jahren.<br />

Mit einem einfachen Rollenspiel, zu<br />

dem einige Tagungsteilnehmer aufge-<br />

fordert wurden, demonstrierten Irena<br />

Sauer und Jana Drosdzol die Isolation<br />

einer betroff enen Frau. Ihr Hilferuf,<br />

der in einer Äußerung über das veränderte<br />

Verhalten des Lebenspartners<br />

steckt, wird nicht verstanden oder<br />

nicht ernst genommen. Familienangehörige,<br />

Freunde, Kollegen, Ärzte<br />

hören nicht richtig zu, schauen nicht<br />

hin, fragen nicht nach. So antwortet ihr<br />

z. B. die Schwester: Sei froh, dass Du<br />

einen Mann hast und nicht allein bist.<br />

„Es ist wichtig, dass gerade im Gesundheitswesen<br />

die Tür stets off en<br />

steht“, sagt Irena Sauer. Dazu aber<br />

müsse man das Ausmaß von Gewalt<br />

und die Auswirkungen auf die Gesundheit<br />

verstehen, erkennen und darauf<br />

eingehen können. Mit einer zweitägigen<br />

Fortbildung, die sie dreimal<br />

jährlich anbieten, leisten die Krankenschwestern<br />

ihren Beitrag zu einer besseren<br />

Unterstütz ung betroff ener Patientinnen.<br />

Die Seminare stehen allen<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der<br />

Asklepios Fachkliniken Brandenburg<br />

GmbH kostenlos off en. Für externe<br />

Teilnehmer entsteht ein Unkostenbeitrag<br />

von 100 Euro.<br />

Information & Kontakt:<br />

Irena Sauer<br />

Tel. (033766) 66-368<br />

i.sauer@asklepios.com<br />

Frauenhilfetelefon<br />

bis Ende 2012<br />

Das Bundeskabinett hat am<br />

20. Juli 2011 den von der Bundesministerin<br />

für Familie, Senioren,<br />

Frauen und Jugend, Dr. Kristina<br />

Schröder, vorgelegten Gesetz -<br />

entwurf zur Einrichtung eines<br />

Frauenhilfetelefons beschlossen.<br />

Damit soll erstmals ein bundesweites<br />

Hilfeangebot für Frauen,<br />

die von Gewalt betroff en sind,<br />

geschaff en werden, das jederzeit<br />

kostenlos und anonym erreichbar<br />

ist. Ein solches niedrigschwelliges<br />

Angebot fehlt derzeit im Netz<br />

von Unterstütz ungseinrichtungen<br />

noch. Zielgruppen sind neben den<br />

betroff enen Frauen auch Menschen<br />

aus ihrem sozialen Umfeld<br />

und Personen, die berufl ich oder<br />

ehrenamtlich gewaltbetroff ene<br />

Frauen beraten und unterstütz en.<br />

Am Telefon bieten qualifi zierte Beraterinnen<br />

anonym und vertraulich<br />

Erstberatung, Informationen<br />

und die Weitervermitt lung an Anlaufstellen<br />

vor Ort an. Das Hilfetelefon<br />

wird kostenfrei rund um die<br />

Uhr erreichbar sein. Die Beratung<br />

wird barrierefrei und bei Bedarf<br />

mehrsprachig angeboten. Die Freischaltung<br />

des Hilfetelefons ist für<br />

Ende 2012 geplant.<br />

(Quelle: Bundesministerium für<br />

Familie, Senioren, Frauen und Jugend)<br />

Das Rollenspiel „Silkes Geschichte“ verdeutlichte, wie schnell von häuslicher Gewalt<br />

betroffene Frauen isoliert dastehen.<br />

<strong>aktuell</strong> Winter 2011/12 11

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