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Heft 1 - Institut für Zeitgeschichte

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98 Eugene C. Murdock<br />

liche Verschwörung vorauszuplanen. Er war Pragmatiker und stets nur auf den<br />

Augenblick eingestellt. Improvisation ist das Kennzeichen seiner Politik, nicht weite<br />

Voraussicht 28 . Morison beschuldigt an dieser Stelle Beard der mangelnden Logik.<br />

Noch 1936 habe er vor der primitiven Vorstellung gewarnt, als gehe alles Unglück<br />

in der Welt auf „böse Politiker" zurück. Später sei Roosevelt bei ihm zu solch<br />

einem „bösen Politiker" geworden 29 .<br />

Ein wichtiger Streitgegenstand in der Diskussion ist das Problem der nationalen<br />

Sicherheit, und die Frage, bis zu welchem Maße sie von den Achsenmächten bedroht<br />

war. Die Revisionisten leugnen, daß die Gefahr einer Invasion der westlichen<br />

Hemisphäre durch Deutschland vorlag. Barnes etwa findet <strong>für</strong> eine solche<br />

Vermutung keinen Anhaltspunkt in den deutschen Dokumenten. Hitler plante<br />

nicht einmal, in Großbritannien zu landen. Im Gegenteil, er „liebte" die<br />

Engländer, was er bewies, indem er den alliierten Truppen aus Dünkirchen zu<br />

entkommen erlaubte 30 . Roosevelt log daher, wenn er von einer Bedrohung der<br />

amerikanischen oder der britischen nationalen Existenz durch die Nazis sprach.<br />

Entsprechend verweist Tansill auf verzweifelte Bemühungen Hitlers, einem Krieg<br />

mit den USA zu entgehen. Die Kriegsmarine hatte strenge Anweisung, Zwischenfälle<br />

zu vermeiden. So gelang es Roosevelt nicht, Deutschland zu provozieren. Die<br />

Wendung zum Fernen Osten, die Einleitung von Pearl Harbor entspringt diesem<br />

Fehlschlag 31 . Hitler bedrohte nicht „Iowa über Dakar und Brasilien", seine Angriffspläne<br />

waren auf den Osten gerichtet. Wenn das zu einer deutsch-japanischen<br />

Herrschaft über Eurasien geführt hätte, so wäre diese Nachbarschaft in den Augen<br />

Chamberlins der Koexistenz mit dem Kommunismus bei weitem vorzuziehen gewesen<br />

32 . Warum war es denn nötig, die „alliierten Kastanien" aus dem Feuer zu<br />

holen, wo doch eine solche Politik klärlich im Widerspruch zu George Washingtons<br />

„Abschiedsbotschaft" stand und das amerikanische Interesse verletzte? Die<br />

Antwort sieht Sanborn in Roosevelts romantischer Liebe <strong>für</strong> die Briten 33 .<br />

Für die Regularisten ist die Tatsache, daß Hitler noch keine spezifischen Invasionspläne<br />

hinsichtlich der westlichen Hemisphäre besaß, <strong>für</strong> die Problemstellung<br />

irrelevant. Bemis, Bailey und Morison betonen, daß die amerikanische Freiheit in<br />

jedem Falle von dem deutsch-japanischen Hegemonialstreben bedroht sein mußte 34 .<br />

So auch Perkins: „Das amerikanische Volk oder doch ein großer Teil fühlte sich<br />

28<br />

Griffin, American Historical Review 54 (Januar 1949) S. 384; Schlesinger, Roosevelt<br />

and his Detractors, Harpers 200 (Juni 1950), S. 64.<br />

29<br />

Morison, By Land and Sea, S. 335-36.<br />

30<br />

Die Revisionisten akzeptieren gern diese umstrittene These. Für die wirklichen Vorgänge<br />

siehe: L. F. Ellis, The War in France and Flanders, 1939-40, 346-352. New York Times,<br />

24. Jan. 1954 und den Artikel von H. Meier-Welcker in dieser Zeitschrift 2 (1954), S. 274.<br />

31<br />

Tansill, Back Door to War, S. 614f. Perpetual War for Perpetual Peace, S. 161f.<br />

32<br />

Chamberlin, Perpetual War for Perpetual Peace, S. 490 f, 500 f, 523 f.<br />

33<br />

Sanborn, Design for War, S. 199-251. Perpetual War, S. 193.<br />

34<br />

Bemis, New York Times, 15. Okt. 1950 und 20. Jan. 1952; Bailey a. a. O., S. 782;<br />

Morison, a. a. O., S. 337.

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