Effizientes Effizientes - ZA Justiz
Effizientes Effizientes - ZA Justiz
Effizientes Effizientes - ZA Justiz
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
€ 2,50 Ausgabe 2/2007<br />
• Vorbereitung auf<br />
den Kongress<br />
• <strong>ZA</strong> aktuell<br />
• Firmenbuch neu<br />
• Gerichtsgebühren<br />
<strong>Effizientes</strong><br />
Controlling
ÖBV Zukunftsvorsorge ’08<br />
13,5% vom<br />
Staat geschenkt!<br />
> Das doppelte Geschenk vom Staat: Staatliche Prämie 9,5%*<br />
(bis zu € 292,–) und Nachlass der Versicherungssteuer von 4%<br />
> Kapitalgarantie + zusätzliche Ertrags-Chancen<br />
> Ab € 20,– im Monat sind Sie dabei<br />
ServiceTel: (kostenlos)<br />
0800/20 11 30<br />
mail@oebv.com<br />
www.oebv.com<br />
Nehmen Sie das<br />
Geschenk an – für eine<br />
sichere Zukunft Ihrer Familie!<br />
> Absolut steuerfrei – keine KESt, keine Erbschaftssteuer etc.<br />
> Monatliche Rentenzahlung – lebenslang einkommensteuerfrei<br />
*Die zukünftige Höhe der staatlichen Förderung wird jährlich neu festgelegt und liegt zwischen 8,5% und 13,5%.<br />
Mit der ÖBV durchs Leben
Der Österreichische Recht§pfleger Editorial<br />
Werner<br />
Gschwandtner<br />
Chefredakteur<br />
E-Mail:<br />
werner.gschwandtner@justiz.gv.at<br />
Geschlossenheit …<br />
„Die Welt wird jenen gehören, die am meisten Hoffnung<br />
zu bieten haben“, meint ein französischer Literat.<br />
Weise Worte, die allzu oft ungehört bleiben.<br />
Weder Neid, Eifersucht oder Dickköpfigkeit<br />
noch Sturheit und schon gar nicht Streit<br />
sind die richtigen Zutaten für optimales und<br />
erfolgreiches Arbeiten.<br />
Erfolg ist messbar<br />
Richtiges Handeln bedarf Klugheit, Entschlossenheit<br />
und Schaffenskraft. Faktoren die eine ausgewogene<br />
Energiebilanz und das Wollen voraussetzen.<br />
Klar ist, dass der Erfolg stets viele Väter hat.<br />
Eine effektive Interessensvertretung für die Österreichischen<br />
Rechtspfleger und Leitenden <strong>Justiz</strong>bediensteten<br />
ist heute wichtiger denn je. Was wir<br />
dabei sicherlich nicht brauchen können, sind<br />
Energieverluste durch rivalisierende Gruppen.<br />
Dafür hat außer den handelnden Personen niemand<br />
Verständnis und bringt nur Ressourcenund<br />
Energieverluste.<br />
Gemeint sind die Missverständnisse und Auffassungsunterschiede<br />
der Vergangenheit zwischen<br />
der privaten Österreichischen Rechtspfleger Vereinigung<br />
(VdRÖ) und der gesetzlichen Personalvertretung.<br />
Erfreulich ist, dass diese jetzt ausgeräumt werden<br />
konnten. Die Vorstandsmitglieder der VdRÖ und<br />
die Personalvertreter trafen sich kürzlich in Wien<br />
zu einer konstruktiven Sitzung. Sehr rasch war<br />
klar, dass beide Interessensvertretungen ziemlich<br />
genau dieselben Ziele verfolgen. Themen, wie<br />
die Weiterentwicklung des Berufsstandes, die Verbesserung<br />
der Aus- und Fortbildung, die Schaffung<br />
einer Fachhochschule und eine konstruktive<br />
Aufgabenkritik, aber auch eine gewisse Vorsicht<br />
bei Reformvorhaben des <strong>Justiz</strong>ressorts beherrschten<br />
die Gespräche. Über den Weg zur Umsetzung<br />
herrschte schnell Einigkeit. Ein Ergebnis, dass<br />
die Notwendigkeit für ein gemeinsames und geschlossenes<br />
Vorgehen deutlich macht.<br />
Gemeinsam<br />
Harmonisch und in einem sehr guten Gesprächsklima<br />
wurden die weiteren Schritte festgelegt.<br />
Im Team haben dabei alle Beteiligten ihre klar<br />
definierten Aufgaben. In aller<br />
Entschlossenheit stellen wir<br />
uns gemeinsam dieser Herausforderung.<br />
Und damit es auch<br />
funktioniert, gibt es künftig<br />
laufend Koordinierungsgespräche<br />
auf „Chefebene“.<br />
Ziel ist die gemeinsame optimale<br />
Interessensvertretung<br />
unseres Berufsstandes. Um<br />
Hoffnung geben zu können,<br />
brauchen wir Vertrauen, Erfolge,<br />
Zuversicht und wahrscheinlich<br />
auch ein wenig<br />
Glück. Diese Grundsätze<br />
gelten auch für die Standesarbeit,<br />
meint<br />
Ihr<br />
Werner Gschwandtner<br />
1
Inhalt Der Österreichische Recht§pfleger<br />
Inhalt<br />
Editorial ............................................................................. 1<br />
Impressum......................................................................... 2<br />
Zentralausschuss aktuell................................................... 3<br />
Kongress 2008................................................................... 4<br />
Die Innere Revision.......................................................... 6<br />
Kurse................................................................................ 23<br />
Außerstreit ....................................................................... 9<br />
- Diskussionspunkte und Ergebnisse............................... 9<br />
- Rechtsmittelentscheidungen Außerstreit ..................... 13<br />
Firmenbuch.................................................................... 25<br />
- Die Umsetzung des HaRÄG in der<br />
Firmenbuchpraxis ......................................................... 25<br />
Impressum:<br />
DER ÖSTERREICHISCHE RECHTSPFLEGER<br />
Herausgeber und Medieninhaber:<br />
Sozialwerk für <strong>Justiz</strong>bedienstete<br />
Verein zur Förderung der <strong>Justiz</strong>bediensteten<br />
Hersteller: Mayrhofer & Partner Drucktechnik GmbH<br />
Chefredakteur:<br />
Werner GSCHWANDTNER<br />
4010 Linz, Gruberstraße 20, Tel.: 0676/89 89 41 111<br />
E-Mail: werner.gschwandtner@justiz.gv.at<br />
Fachredakteure:<br />
Außerstreit: Siegmund GRUBER<br />
Firmenbuchsachen: Rainer JÄGER<br />
Grundbuchsachen: Johannes KUSTER<br />
Zivilprozess-, Exekutionsund<br />
Insolvenzsachen: Martin METZ<br />
<strong>Justiz</strong>verwaltung: Walter <strong>ZA</strong>UNMÜLLER<br />
2<br />
Grundbuch..................................................................... 30<br />
- Rechtsmittelentscheidungen Grundbuch..................... 30<br />
Zivilprozess-, Exekutions- und<br />
Privatinsolvenzrecht....................................................... 35<br />
- Rechtsmittelentscheidungen......................................... 35<br />
<strong>Justiz</strong>verwaltung............................................................. 41<br />
- Aktuelles im Gerichtsgebührenrecht ........................... 41<br />
Grundlegende Richtung: Juristische Fachpublikation für<br />
Rechtspfleger sowie für sonstige interessierte Personen,<br />
Organisationen und Firmen.<br />
Inhalt der Zeitschrift sind insbesondere juristische Fachinformationen<br />
(Rechtsmittelentscheidungen, Fachbeiträge<br />
u. Ä.) sowie standespolitische Informationen für Rechtspfleger.<br />
Zitierweise: „ÖRPfl“<br />
Kontaktadresse:<br />
1016 Wien, Schmerlingplatz 11<br />
Tel.: 01/52 152-3430<br />
Fax: 01/52 152-3401<br />
E-Mail: susanne.mazura@justiz.gv.at<br />
Bankverbindung:<br />
Raiffeisenbank Wels<br />
BLZ 34680, Kto.Nr. 641019
Der Österreichische Recht§pfleger Zentralausschuss aktuell<br />
Gerhard<br />
Scheucher<br />
Vorsitzender des Zentralausschusses<br />
beim Bundesministerium<br />
für <strong>Justiz</strong><br />
E-Mail:<br />
gerhard.scheucher@justiz.gv.at<br />
Liebe Kolleginnen<br />
und Kollegen!<br />
Als Vorsitzender des Zentralausschusses beim Bundesministerium<br />
f. <strong>Justiz</strong> freut es mich im „Österreichischen Recht§pfleger“<br />
über Themen, die den Rechtspfleger bzw. Bedienstete<br />
des gehobenen Dienstes betreffen, zu informieren.<br />
Planstellensituation –<br />
Arbeitsbedingungen<br />
„PAR-Auslastung weit über 110 %“ – diese Aussage<br />
ist der offiziellen PAR-Berechnung 2006 zu<br />
entnehmen.<br />
Der Zentralausschuss beim Bundesministerium f.<br />
<strong>Justiz</strong> fordert eine Entlastung der RechtspflegerInnen<br />
durch folgende Maßnahmen:<br />
1) Tatsächliche Besetzung von Rechtspflegerplanstellen<br />
mit Rechtspflegern.<br />
Durch den ständigen Einsatz von Kollegen<br />
und Kolleginnen im Schulungsbereich bzw<br />
in der Verwaltung werden dem Rechtsprechungsbereich<br />
wertvolle Kapazitäten entzogen.<br />
2) Maßnahmen, um Kollegen und Kolleginnen<br />
– insbesondere in der Sparte Außerstreit –<br />
entsprechend ihrer Ausbildung dauernd<br />
einsetzen zu können.<br />
Solche Maßnahmen beginnen mit einer den<br />
Vorschriften entsprechenden Ganztages-Ausbildung<br />
(eine andauernde 1/2-tägige Anwärtertätigkeit<br />
in der 3-jährigen Ausbildungszeit) trägt nicht<br />
zu einer soliden Basis für die später geforderte<br />
Selbständigkeit bei. Weitere Fortbildungsangebote<br />
im Softkill’s-Bereich und der Persönlichkeitsbildung<br />
sind zu forcieren und flächendeckend<br />
anzubieten.<br />
Eine Entlastung auf unter 110 %<br />
PAR im gesamten Bundesgebiet<br />
ist anzustreben.<br />
Die Arbeitsbedingungen müssen durch Überprüfung<br />
der Rahmenbedingungen – genügend<br />
ausgebildetes Personal in den Gerichtskanzleien<br />
– verbessert werden, damit die Erhaltung der<br />
Sonderstellung des österreichischen Rechtspflegers<br />
im Gerichtsbetrieb künftig gewährleistet bleibt.<br />
Erst durch funktionierende Rahmenbedingungen<br />
kann das notwendige Wohlfühlklima bei den<br />
Dienststellen geschaffen werden.<br />
Damit wird auch der<br />
hohe Standard der Leistungen<br />
der RechtspflegerInnen und<br />
der Leitenden <strong>Justiz</strong>bediensteten<br />
weiterhin gehalten werden<br />
können.<br />
In der Hoffnung, auf ein schönes,<br />
friedvolles Weihnachtsfest<br />
und den besten Wünschen für<br />
das Jahr 2008 verbleibe ich<br />
unter der Tel.: 01/52 152-3491<br />
oder 3430 für weitere Auskünfte<br />
gerne zur Verfügung.<br />
Ihr<br />
Gerhard Scheucher<br />
3
Kongress 2008 Der Österreichische Recht§pfleger<br />
Franz<br />
Gschiel<br />
Vorsitzender des Fachausschusses<br />
beim Oberlandesgericht<br />
Wien<br />
Verantwortlich für die Organisation<br />
des Kongresses der<br />
Österreichischen Rechtspfleger<br />
und Leitenden <strong>Justiz</strong>bediensteten<br />
vom 24. bis 26. September<br />
2008, in Wien.<br />
4<br />
Kongress 2008<br />
Bericht zur Vorbereitung auf den Kongress der<br />
Österreichischen Rechtspfleger und Leitenden <strong>Justiz</strong>bediensteten<br />
vom 24. bis 26. September 2008 im<br />
<strong>Justiz</strong>palast, Wien.<br />
Im Jahre 2000 durfte ich den Kongress der<br />
Österreichischen Rechtspfleger im Kongresszentrum<br />
Eisenstadt organisieren. Damals wurde<br />
die Festveranstaltung durch den BM Dr. Böhmdorfer<br />
und den leider schon verstorbenen LH<br />
von Burgenland Stix eröffnet. Der Kongressablauf<br />
blieb durch ein hervorragendes Arbeitsprogramm<br />
in den Arbeitskreisen, als auch durch die Ankündigung<br />
des Herrn BM Dr. Böhmdorfer zur Schließung<br />
und Zusammenlegung von Gerichten in<br />
Erinnerung. Auch die Einladung des Herrn LH<br />
von Burgenland im Schloss Esterhazy mit Haydn-<br />
Konzert und festlichem Empfang für die TeilnehmerInnen<br />
ist unvergesslich.<br />
Nun ist es wieder so weit, der Kreis hat sich<br />
geschlossen. Für das nächste Jahr ist der nächste<br />
Rechtspflegerkongress zu organisieren.<br />
Der Termin ist fixiert:<br />
Mittwoch 24. 9. bis Freitag 26. 9. 2008<br />
Ort des Kongresses:<br />
<strong>Justiz</strong>palast – Oberlandesgericht, 1016 Wien<br />
Da der <strong>Justiz</strong>palast seit Jahren der Generalsanierung<br />
wieder im vollen Glanz erstrahlt, ist es mir<br />
ein Anliegen, diesen Kongress in den ehrwürdi-<br />
gen Räumen abzuhalten. Die<br />
Verantwortlichen dieser Fortbildungsveranstaltung<br />
sind gerade<br />
dabei, das Programm in<br />
den Arbeitskreisen zu erstellen.<br />
Die Fachtagungsleiter wurden<br />
bereits bestellt, sie haben sich<br />
dankenswerter Weise hiefür<br />
zur Verfügung gestellt.<br />
• Außerstreit<br />
ADir. Siegmund Gruber<br />
ADir. Wilhelm Geistler<br />
• Grundbuch<br />
ADir. Karl-Ernst Stocker<br />
ADir. Reinhard Bayer<br />
• Firmenbuch<br />
ADir. Wilhelm Birnbauer<br />
ADir. Walter Szöky<br />
• Exekution<br />
ADir. Alfred Laschober<br />
ADir. Michael Lackenberger<br />
• <strong>Justiz</strong>verwaltung<br />
RgR ADir. Franz Berger<br />
RgR ADir. Irene Pulzer ➤
Der Österreichische Recht§pfleger Kongress 2008<br />
Die Arbeitskreise werden im<br />
<strong>Justiz</strong>palast bzw. im Palais<br />
Trautson untergebracht.<br />
Am Eröffnungstag, dem 24. 9.<br />
2008 wird die Frau BM für<br />
<strong>Justiz</strong> Dr. Maria Berger wie in<br />
den Vorjahren zum Ministerempfang<br />
einladen.<br />
Für den 2. Tag, dem 25. 9. 2008<br />
wird der LH und Bürgermeister<br />
von Wien Dr. Michael<br />
Häupl eine Einladung in das<br />
Rathaus aussprechen.<br />
Frohe Weihnachten und<br />
ein gutes Neues Jahr<br />
wünscht<br />
das Redaktionsteam!<br />
Genauere Details werden in der Einladung für<br />
den Kongress zu finden sein. Die Bestellung der<br />
Zimmer ersuche ich über das Verkehrsbüro Wien<br />
abzuwickeln, hiezu wird ein Anmeldeformular<br />
auf der Homepage des Zentralausschusses zur<br />
Verfügung stehen (www.za-justiz.at).<br />
Die MitarbeiterInnen der Organisation werden<br />
sich bemühen, eine festliche Veranstaltung mit<br />
interessanten Themen, sowie ein gemütliches<br />
Rahmenprogramm, auf die Beine zu stellen.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Für die Organisation:<br />
Franz Gschiel ■ <strong>Justiz</strong>palast, Wien<br />
5
Innenrevision Der Österreichische Recht§pfleger<br />
Die Innere Revision<br />
als Dienstleistung für die <strong>Justiz</strong><br />
Die Abteilung Pr 2 des<br />
Bundesministeriums für<br />
<strong>Justiz</strong> ist im Jahr 1992 mit dem<br />
Auftrag geschaffen worden, im<br />
<strong>Justiz</strong>ressort eine Innere Revision<br />
einzurichten und diese<br />
sukzessive zu einem zeitgemäßen<br />
Steuerungsinstrument für<br />
die Ressortleitung auszubauen.<br />
Dabei ist festgelegt worden,<br />
die Innere Revision in den<br />
Verbund der Präsidialsektion<br />
einzugliedern und nicht als<br />
dem/r Minister/in unmittelbar<br />
unterstellte Stabsstelle auszugestalten.<br />
Zur besseren rechtlichen Absicherung<br />
ist die Innere Revision<br />
in der Folge gesetzlich<br />
besonders verankert worden,<br />
und zwar im Jahr 1994 für die<br />
Gerichte und Staatsanwaltschaften<br />
in den §§ 78a und<br />
78b GOG und im Jahr 1997<br />
für die <strong>Justiz</strong>anstalten im § 14a<br />
StVG. Nach dieser Regelung<br />
hat die Innere Revision im<br />
Wesentlichen alle Organisationseinheiten<br />
regelmäßig und<br />
umfassend zu untersuchen,<br />
festgestellte Abweichungen<br />
vom Sollzustand zu analysieren,<br />
über das Ergebnis der<br />
Prüfung zu berichten sowie<br />
Empfehlungen zur Wahrnehmung<br />
der Dienstaufsicht und<br />
besseren Aufgabenerfüllung<br />
an die jeweils zuständigen<br />
Stellen zu richten.<br />
Jährlich finden etwa 25 bis 30<br />
Revisionen von Landes- und<br />
Bezirksgerichten sowie durchschnittlich<br />
4 Revisionen von<br />
<strong>Justiz</strong>anstalten statt. Allein im<br />
Gerichtsbereich sind bisher an<br />
die 400 Einzelempfehlungen<br />
abgegeben worden.<br />
Im Bereich der Gerichte ist<br />
die Innere Revision aufgaben-<br />
6<br />
teilig und dezentral organisiert. Bei den Oberlandesgerichten<br />
sind Revisionsstellen eingerichtet.<br />
Geleitet werden diese Revisionsstellen derzeit<br />
von den SenPräs. Dr. Gabriele Fink-Hopf (OLG<br />
Wien), Dr. Thomas Hofmann (OLG Graz), Dr.<br />
Andreas Mittermayr (OLG Linz) und Dr. Wigbert<br />
Zimmermann (OLG Innsbruck). Die Leitenden<br />
Visitatoren werden bei ihrer Revisionstätigkeit<br />
von hoch qualifizierten sonstigen Mitarbeitern<br />
(vorwiegend Rechtspfleger) und in der Regel von<br />
den Vizepräsidenten der Landesgerichte unterstützt.<br />
Insgesamt werden derzeit für die Gerichtsrevision<br />
bei den Oberlandesgerichten knapp 4,5<br />
und bei den Landesgerichten knapp 4 richterliche<br />
Arbeitskapazitäten eingesetzt. Dazu kommen bei<br />
den Oberlandesgerichten noch nichtrichterliche<br />
Revisionsmitarbeiter im Ausmaß von rund 8<br />
Arbeitskapazitäten.<br />
Anders ist es im Strafvollzug: Hier führt die Abteilung<br />
Pr 2 die Revisionen der <strong>Justiz</strong>anstalten zentral<br />
und unmittelbar durch, wobei allen diesen Revisionen<br />
erfahrene Mitarbeiter aus den Bereichen<br />
anderer Anstaltsleitungen zugezogen werden.<br />
Aufgabe der Abteilung Pr 2 im Gerichtsbereich ist<br />
es, in Abstimmung mit den Leitungsorganen und<br />
Revisionsmitarbeitern das jeweilige Arbeitsprogramm<br />
festzulegen, die Revisionsberichte auszuwerten,<br />
die Umsetzung der Revisionsempfehlungen<br />
zu betreiben und die Revisionsergebnisse in<br />
Jahresbilanzen darzustellen. Daneben obliegt es<br />
der Abteilung Pr 2, die Gerichtsrevision administrativ<br />
zu betreuen, die Revisionsaktivitäten durch<br />
regelmäßige Treffen zu koordinieren und geeignete<br />
Fortbildungsmaßnahmen für die Revisionsmitarbeiter<br />
zu organisieren. Hervorzuheben sind<br />
hier etwa die wiederkehrenden Jahrestagungen<br />
und die abgehaltenen Kommunikations- und<br />
Gesprächsführungsseminare, an denen richterliche<br />
und sonstige Revisionsmitarbeiter gemeinsam<br />
teilgenommen haben.<br />
Das besondere Wesensmerkmal der Inneren Revision<br />
liegt darin, dass sie eine von der Dienstaufsicht<br />
losgelöste und unabhängig agierende Prüfinstanz<br />
ist. Das bedeutet, dass sie in Bezug auf<br />
den Inhalt und den Umfang ihrer Feststellungen<br />
an keine Weisungen gebunden ist und selbst<br />
keine Anordnungen oder Aufträge erteilen darf.<br />
Das bedeutet aber auch, dass die Innere Revision<br />
ausschließlich durch Überzeugungsarbeit und die<br />
LStA Dr. Josef Bosina<br />
Bundesministerium für <strong>Justiz</strong><br />
Abt. Pr 2<br />
Kraft ihrer Argumente etwas<br />
bewirken kann.<br />
Ein wichtiges – bei dieser<br />
Gelegenheit zu vermittelndes –<br />
Anliegen der Abteilung Pr 2<br />
ist es, dass die Leiter der<br />
geprüften Einheiten bei der<br />
Weitergabe der Revisionsergebnisse<br />
die nötige Balance<br />
zwischen Transparenz und<br />
Vertraulichkeit finden bzw.<br />
einhalten. Während die allgemeinen<br />
Revisionsergebnisse<br />
möglichst allen Bediensteten<br />
zugänglich gemacht werden<br />
sollen, ist sicherzustellen, dass<br />
die personenbezogenen Inhalte<br />
der Revisionsberichte nur<br />
den jeweils davon betroffenen<br />
Bediensteten zur Kenntnis<br />
gelangen.<br />
Ursprünglich war die Innere<br />
Revision vorwiegend darauf<br />
ausgelegt, die Ordnungsmäßigkeit<br />
des Verwaltungshandelns<br />
zu prüfen und zu diesem<br />
Zweck das vorgefundene<br />
Ist mit dem vorgesehenen Soll<br />
im Nachhinein zu vergleichen.<br />
Diese Ausrichtung hat sich<br />
jedoch im Laufe der Zeit insofern<br />
gewandelt, als die Ansprüche<br />
der geprüften Einheit<br />
und die Erwartungen der Entscheidungsorgane<br />
in Bezug<br />
auf die Leistungen der Inneren<br />
Revision deutlich gestiegen<br />
sind. Diesen geänderten Anforderungen<br />
hat die Abteilung<br />
Pr 2 mit der Neuauflage des<br />
Handbuchs für die Revision<br />
der Gerichte im September<br />
2006 Rechnung getragen.<br />
Die Umorientierung kommt in<br />
einer stärkeren Hinwendung<br />
zu System- und Strukturfragen<br />
sowie darin zum Ausdruck,<br />
dass den Bediensteten der<br />
geprüften Einheit mehr ➤
Der Österreichische Recht§pfleger Innenrevision<br />
Gelegenheit gegeben wird,<br />
ihre Arbeitssituation gemeinsam<br />
mit der Inneren Revision<br />
zu reflektieren. Die Revisionsmitarbeiter<br />
stehen den Bediensteten<br />
vermehrt für ein<br />
Feedback zur Verfügung,<br />
honorieren die Qualität der<br />
erbrachten Leistungen und<br />
offerieren eine partnerschaftliche<br />
Problemlösung in einer<br />
offenen Gesprächsatmosphäre.<br />
Die von der geprüften Einheit<br />
geäußerten Sorgen und Nöte<br />
werden ernst genommen und<br />
die von ihr vorgebrachten Anliegen<br />
werden dann, wenn sie<br />
von der Inneren Revision unterstützt<br />
werden können, an die<br />
zuständigen Stellen weitertransportiert.<br />
Nicht zuletzt werden<br />
auch Anstöße für eine bessere<br />
Selbstorganisation gegeben.<br />
In diesem Sinn ist die Innere<br />
Revision auch eine Dienstleistung<br />
an der <strong>Justiz</strong>. Sie gibt<br />
Rückmeldung über die Qualität<br />
der Aufgabenerfüllung, ist<br />
aber auf der anderen Seite<br />
auch selbst daran interessiert,<br />
zu erfahren, wie ihre Prüftätigkeit<br />
bei den Empfängern der<br />
Revisionsleistungen ankommt.<br />
Es ist daher ein Fragebogen<br />
entwickelt worden, der dem<br />
geprüften Gericht (Behörden-<br />
Kurzporträt der Abteilung:<br />
leiter, Vorsteher der Geschäftsstelle sowie Leiter<br />
der Gerichts- und Geschäftsabteilungen) nach<br />
Erhalt des Revisionsberichts auf anonyme Weise<br />
eine Gelegenheit zum Feedback gibt. Schon die<br />
ersten Erfahrungen mit diesem Fragebogen sind<br />
vielversprechend.<br />
Insgesamt versteht sich die Innere Revision als<br />
justizinterne Prüfeinrichtung, die ordnungsgemäße<br />
Abläufe sichert, nach organisatorischen Verbesserungen<br />
sucht, die Mitarbeiter und Leitungsorgane<br />
berät sowie Reformprozesse initiiert. So<br />
arbeitet die Abteilung Pr 2 derzeit zur Verbesserung<br />
der Gebarungssicherheit bei den Gerichten<br />
im Rahmen eines Revisionsprojekts an einem<br />
Konzept für einen einheitlichen, gefahrenorientierten<br />
und effektiven Prüfeinsatz der Revisoren.<br />
Dieses Konzept wird neben der eigentlichen<br />
Prüftätigkeit unter Verwendung automatisierter<br />
Prüfroutinen auch die Aus- und Fortbildung<br />
sowie die organisatorische Einbindung der Revisoren<br />
umfassen. Des Weiteren wird geprüft werden,<br />
inwieweit das Aufgabengebiet der Revisoren<br />
auch auf andere Bereiche ausgeweitet werden<br />
könnte.<br />
Nach dem Verständnis der Abteilung Pr 2 zielt<br />
die Revision letztlich darauf ab, dass nach Beendigung<br />
der Prüfung die jeweilige Einheit noch<br />
besser funktioniert und die Motivation der Bediensteten<br />
gestärkt ist. Die Abteilung Pr 2 kennt<br />
nämlich nicht nur die Rolle als Prüfer, sondern<br />
weiß auch, wie es ist, selbst geprüft zu werden.<br />
So hat der Rechnungshof die Revisionseinrichtungen<br />
der Bundesverwaltung bereits dreimal querschnittsartig<br />
geprüft. Der Inneren Revision des<br />
<strong>Justiz</strong>ressorts hat er dabei – auch im Vergleich zu<br />
• Sternzeichen: Zwilling (Erschaffungsdatum 25. Mai 1992)<br />
• Angehörige: LStA Dr. Josef Bosina, OStA Mag. Andrea Hahn, OStA Mag.<br />
Christoph Lukits, Ri Mag. Peter Martschini, RiAA immer wieder neu<br />
• Lieblingsakt: jeder, der bereits erledigt ist<br />
• Stärken: ausgeprägte Kommunikation (Abteilungskaffee), Vielseitigkeit<br />
(Themenbogen von A.nstalt bis Z.entralstelle), Sprachenvielfalt<br />
• Schwächen: Gummibären, Schokolade und fast alles andere Essbare,<br />
kann Sonderaufgaben nicht ablehnen, immer erreichbar<br />
• Leitfigur: Mr. Monk (dissenting opinion: Columbo)<br />
• Freizeit: Was ist das?<br />
• Lieblingsbuch: Revisionshandbuch mit Checklisten<br />
• Familienstand: in der Geschäftseinteilung eingetragene Partnerschaft<br />
• Hobbys: Österreichrundreisen mit Gefängnissightseeing<br />
den anderen Ressorts – ein<br />
sehr gutes Zeugnis ausgestellt.<br />
Schließlich sei noch darauf<br />
hingewiesen, dass die Gerichtsrevision<br />
vorerst ihre Strukturen<br />
den seit Anfang November<br />
dieses Jahres eingerichteten<br />
<strong>Justiz</strong>-Ombudsstellen zur Verfügung<br />
stellt. Die Gründe für<br />
die organisatorische Anbindung<br />
an die Innere Revision<br />
sind, dass dadurch Parallelstrukturen<br />
vermieden und die<br />
Erfahrungen mit dem Erkennen<br />
und Aufgreifen von Systemmängeln<br />
genützt werden können.<br />
Die Innere Revision steht<br />
außerdem für eine eigenständige<br />
(objektive) Aufgabenbesorgung<br />
und hat gelernt, mit<br />
Kritik umzugehen. Die derzeitige<br />
erlassmäßige Regelung soll<br />
zumindest bis zu einer gesetzlichen<br />
Absicherung der Ombudsstellen<br />
aufrecht bleiben.<br />
Die Abteilung Pr 2 benützt<br />
abschließend die Gelegenheit,<br />
sich auf diesem Weg bei allen<br />
(hauptberuflichen und freiwilligen)<br />
Revisionsmitarbeitern und<br />
ganz besonders bei den in der<br />
Inneren Revision mitwirkenden<br />
Rechtspflegern für den hohen<br />
Einsatz und das große Engagement<br />
zu bedanken. ■<br />
Anmerkung:<br />
Die Innere Revision ist bestrebt, die Transparenz ihrer Aufgaben und die Akzeptanz ihrer Ergebnisse zu steigern. Aus diesem Grund präsentiert<br />
sich die Innere Revision der Gerichte seit kurzem im Intranet im Themenbereich Daten & Fakten >> Innere Revision. Zu finden<br />
sind hier nähere Informationen über die Grundlagen und Mitarbeiter sowie über die Aufgaben (Online-Revisionshandbuch, Revisionspläne<br />
und -schwerpunkte) und Ergebnisse (Statusberichte, Vorschlags- und Maßnahmenkataloge) der Revision.<br />
7
Österreich braucht uns. Jeden Tag.<br />
Gewerkschaft Öffentlicher Dienst
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />
ADir.<br />
Siegmund<br />
Gruber<br />
Fachredakteur Außerstreit<br />
BG Mattersburg<br />
E-Mail:<br />
siegmund.gruber@justiz.gv.at<br />
* Mag. Michael Reiter ist Richter und<br />
Referent in der Legistativabteilung für<br />
Familienrecht und Zivilverfahrensrecht<br />
im Bundesministerium für <strong>Justiz</strong>.<br />
Fachbereich<br />
Außerstreit<br />
Diskussionspunkte<br />
und Ergebnisse (Teil 1) Mag. Michael Reiter*<br />
Die wesentlichen Diskussionspunkte und<br />
Ergebnisse der Praxisseminare zum Außerstreitgesetz<br />
in Traunkirchen 2006 und St. Gilgen<br />
2007<br />
I. Einleitung<br />
Im Zuge des In-Kraft-Tretens des Außerstreitgesetzes<br />
idF BGBl. I Nr. 111/2003 mit 1. 1. 2005<br />
veranstaltet das Bundesministerium für <strong>Justiz</strong><br />
seit Herbst 2004 einmal jährlich ein zweitägiges<br />
Praxisseminar, welches RichterInnen und<br />
RechtspflegerInnen, die das Außerstreitgesetz<br />
anzuwenden haben, Gelegenheit zu einem<br />
Erfahrungsaustausch über die Anwendung des<br />
Gesetzes bieten soll. Der Großteil des Seminarprogramms<br />
ist der Diskussion aktueller Praxisfragen<br />
zwischen den TeilnehmerInnen in Kleingruppen<br />
sowie der Präsentation und neuerlichen<br />
Diskussion der Themen im Plenum<br />
gewidmet. Dieser diskursive Prozess innerhalb<br />
der Gruppe, welcher durch deren „gemischte“<br />
Zusammensetzung aus RichterInnen und<br />
RechtspflegerInnen merkbar bereichert wird,<br />
bringt Jahr für Jahr eine Reihe interessanter<br />
Ergebnisse zur besseren Handhabung und zur<br />
Interpretation ausgewählter Bereiche des<br />
Außerstreitgesetzes sowie Anregungen an den<br />
Gesetzgeber zu dessen punktueller Verbesserung<br />
hervor.<br />
Die im nachfolgenden Text wiedergegebenen<br />
„Ergebnisse“ der Gruppenarbeit im Rahmen der<br />
Seminare, thematisch gegliedert in die Bereiche<br />
„Allgemeiner Teil und Rechtsmittelverfahren“,<br />
„Besonderer Teil“ und „Verlassenschaftsverfahren“,<br />
stellen freilich keine abschließende Beurteilung<br />
der dahinterstehenden Anwendungs- und<br />
Interpretationsfragen dar, sondern sind Ausfluss<br />
des (juristischen) Meinungsbildungsprozesses<br />
der SeminarteilnehmerInnen.<br />
In diesem Heft werden die Ergebnisse des Seminars<br />
in Traunkirchen 2006 dargestellt, in der<br />
nächsten Ausgabe werden jene des Seminars in<br />
St. Gilgen 2007 folgen.<br />
II. Ergebnisse der<br />
Arbeitsgruppe<br />
Allgemeiner Teil und Rechtsmittelverfahren:<br />
1. Präzisierung des<br />
Antrags – § 9 AußStrG<br />
Es gibt Fälle, in denen ein nicht<br />
bezifferter Antrag von vornherein<br />
unzulässig ist. Das wäre<br />
etwa ein Unterhaltsherabsetzungsantrag,<br />
der auf das Vorbringen<br />
gestützt wird, das Einkommen<br />
sei gesunken. Die für<br />
die begehrte Herabsetzung relevanten<br />
Parameter sind dem<br />
Antragsteller selbst bekannt.<br />
2. Rücknahme des<br />
Antrags – § 11 AußStrG<br />
In Fällen, in denen wie im<br />
UVG bei Antragsrücknahme<br />
der Anspruch ex lege erloschen<br />
ist, braucht es entgegen<br />
dem Wortlaut des Gesetzes für<br />
eine zulässige Antragsrücknahme<br />
weder die Zustimmung<br />
des Antragsgegners noch<br />
einen ausdrücklichen Verzicht<br />
auf den Anspruch.<br />
Liegt sonst eine Antragsrücknahme<br />
vor, ohne einen ausdrücklichen<br />
Verzicht auf den<br />
Anspruch zu erklären oder die<br />
Zustimmung des Verfahrensgegners<br />
darzutun, so ist in<br />
einem Verbesserungsverfahren<br />
aus Kostengründen zunächst<br />
die Frage des Verzichts auf<br />
den Anspruch abzuklären.<br />
3. Verbindung von<br />
Verfahren:<br />
Eine Verbindung von Verfahren<br />
ist nach § 13 AußStrG<br />
9
Ministerinterview Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />
möglich, auch wenn dies<br />
weder in den Erläuterungen<br />
noch im Kommentar<br />
(Fucik/Kloiber) ausdrücklich<br />
angesprochen wird.<br />
Beispiel: Ein Erhöhungsantrag<br />
und ein in etwa zeitgleich eingebrachterHerabsetzungsantrag<br />
werden in Unterhaltssachen<br />
eines volljährigen Kindes<br />
im FAM-Register derzeit getrennt<br />
eingetragen und bilden daher<br />
zwei verschiedene Akten, die<br />
auch in unterschiedlichen<br />
Abteilungen anfallen können.<br />
In diesem Fall ist eine Verbindung<br />
zweckmäßig.<br />
Eine Anregung an die Personalsenate,<br />
für diese Fälle<br />
Regelungen schon in der<br />
Geschäftsverteilung vorzusehen,<br />
wäre wünschenswert.<br />
4. Säumnisfolgen –<br />
§ 17 AußStrG<br />
Fallbeispiel: In einem Unterhaltsbemessungsverfahren<br />
speiste sich das Einkommen<br />
des Verpflichteten aus zwei<br />
Quellen. Auf die Mitteilung<br />
der Erhebungsergebnisse nach<br />
§ 17 AußStrG äußerte er sich<br />
lediglich zu einer der beiden.<br />
Nach einer Entscheidung des<br />
OGH soll dennoch auch die<br />
zweite Einkommensquelle von<br />
Amts wegen erhoben werden<br />
müssen; § 17 AußStrG könne<br />
auf Teilsachverhalte nicht<br />
Anwendung finden.<br />
Die Arbeitsgruppe äußert Zweifel<br />
an dieser Aussage und an<br />
der Einschlägigkeit des § 17<br />
AußStrG für dieses Problem;<br />
§ 49 AußStrG müsste hier zur<br />
Anwendung gelangen.<br />
§ 17 AußStrG bewirkt im Übrigen<br />
keine Präklusion späteren<br />
Vorbringens.<br />
5. Säumnisfolgen nach<br />
§ 17 AußStrG – Doppelstellung<br />
der Eltern als<br />
gesetzliche Vertreter<br />
Wer sich nach § 17 AußStrG<br />
verschweigt, verschweigt sich<br />
nur hinsichtlich seiner eigenen<br />
Parteirolle; es bleibt ihm unbenommen,<br />
einen Beschluss<br />
unter Hinweis auf das Kindes-<br />
10<br />
wohl dessen ungeachtet anzufechten. Dies ist der<br />
Situation vergleichbar, in der Eltern zu Gunsten<br />
eines Kindes den von ihnen selbst zuvor geschlossenen<br />
Scheidungsvergleich anfechten.<br />
6. Vergleich – § 30 AußStrG<br />
Werden in einen Vergleich auch bislang nicht im<br />
Verfahren verfangene Ansprüche aufgenommen<br />
(„Generalvergleich“), so hat dies gebührenrechtliche<br />
Auswirkungen (s TP 1 Anm 2a GGG). Für<br />
anwaltlich vertretene Parteien kann dieser Umstand<br />
nicht als überraschend gewertet werden. Bei unvertretenen<br />
Parteien wird das Gericht wohl eine<br />
Hinweispflicht treffen. Das Gericht muss aber<br />
keine besonderen Überlegungen zur gerichtsgebührenrechtlich<br />
optimalen Gestaltung des Vergleichs<br />
anstellen.<br />
7. Leistungsfrist, Ratenzahlungen –<br />
§ 37 AußStrG<br />
Es ist fraglich, ob außerhalb des Aufteilungsverfahrens<br />
die Möglichkeit besteht, aus Gründen der<br />
Billigkeit Ratenzahlungen auszusprechen. Die<br />
entsprechende Kommentierung in Fucik/Kloiber<br />
ist differenziert zu lesen. Es fehle außerhalb des<br />
Aufteilungsverfahrens eine materielle Rechtsgrundlage<br />
für verzögerte Zahlungen; der in § 37<br />
AußStrG angesprochene angemessene Zeitrahmen<br />
sei wohl für die technische Bewirkung der<br />
Zahlung und nicht für die Berücksichtigung der<br />
wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit gedacht. Die<br />
Probleme zeigen sich deutlich bei der fehlenden<br />
Möglichkeit, Wertsicherung und Terminverlust<br />
auszusprechen.<br />
8. § 49 AußStrG (Vorbringen zur Verspätung)<br />
Geteilte Ansichten gab es zur Frage, ob bei<br />
unvertretenen Parteien stets ein Verbesserungsverfahren<br />
durchzuführen sei, wenn es gänzlich<br />
an Ausführungen dazu fehle, weshalb ein bestimmter<br />
Umstand erst jetzt releviert werde. Es<br />
gibt Argumente für eine differenzierte Betrachtung<br />
im Einzelfall (enthält der Schriftsatz bereits<br />
Andeutungen, handelt es sich um jedermann einleuchtende<br />
Komponenten der Unterhaltsbemessung<br />
(Sorgepflichten, Schulden,...). Es wurde aber<br />
mehrheitlich die Auffassung vertreten, dass nahezu<br />
immer ein Verbesserungsverfahren angebracht<br />
sei. Das bisherige Verhalten im Verfahren könne<br />
freilich insbesondere in problematischen Einzelfällen<br />
zur Differenzierung herangezogen werden.<br />
9. Beugestrafen – § 79 AußStrG<br />
Beugestrafen können für die Vergangenheit nur<br />
so lange in Vollzug gesetzt werden, als das Besuchsrecht<br />
noch abstrakt verletzt werden kann.<br />
Kommt es etwa zu einem Obsorgewechsel, so<br />
wäre die Beugestrafe wohl auch dann aufzuheben,<br />
wenn nicht ausgeschlossen werden kann,<br />
dass der Bestrafte sich auch in der neuen Rolle<br />
nicht kooperativ verhält, weil es sich bei der<br />
Beugestrafe nicht um eine<br />
Strafe für „contempt of court“<br />
(Missachtung des Gerichts)<br />
handelt, sondern sie immer<br />
eine entsprechende Willensbeeinflussung<br />
im Auge hat. Sie<br />
ist daher bei deren Wegfall<br />
aufzuheben.<br />
10. Anfechtbarkeit der<br />
SV-Bestellung im<br />
SW-Verfahren<br />
a) Die Bestellung eines Sachverständigen<br />
ist nach der<br />
Rechtsprechung des OGH<br />
nicht anfechtbar (4 Ob<br />
137/05h).<br />
b) Dies gilt auch für das SW-<br />
Verfahren. Der Beschluss,<br />
einen Sachverständigen zu<br />
bestellen ist auch nicht<br />
wegen seines Charakters<br />
als „Fortsetzungsbeschluss“<br />
bekämpfbar. Erst durch<br />
einen Einstellungsantrag<br />
kann man einen Beschluss<br />
des Gerichts provozieren,<br />
der dann anfechtbar ist. Ein<br />
unzulässiges Rechtsmittel<br />
gegen einen nicht anfechtbaren<br />
Beschluss, einen<br />
Sachverständigen zu bestellen,<br />
ist daher bei entsprechender<br />
Begründung als<br />
Einstellungsantrag umzudeuten.<br />
c) Ein besonderes Problem<br />
der Bestellung eines einstweiligen<br />
Sachwalters vor<br />
Erstanhörung stellt sich nur<br />
dort, wo der Betroffene<br />
nichts vom Verfahren weiß<br />
und es an Substrat fehlt;<br />
gerade dort, wo eine Eingabe<br />
des Betroffenen vorliegt,<br />
ist seine Kenntnis vom Verfahren<br />
belegt und liegt verwertbares<br />
Substrat für eine<br />
Entscheidung in Form seiner<br />
Eingabe vor.<br />
11. Parteibegriff, mehrere<br />
Testamente – §§ 2,<br />
152 Abs. 2 AußStrG<br />
Liegen mehrer Testamente vor,<br />
so zählen durch einen schlichten<br />
Größenschluss außer den<br />
gesetzlichen Erben auch die in<br />
den derzeit nicht maßgeblichen<br />
Testamenten als Erben einge
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />
setzten Personen zum Kreis<br />
der zu verständigenden Personen,<br />
ohne dadurch Parteistellung<br />
zu genießen. Beide<br />
Gruppen können durch eine<br />
entsprechende Erbantrittserklärung<br />
aber jederzeit zu<br />
Parteien werden.<br />
II. Ergebnisse der<br />
Arbeitsgruppe<br />
Besonderer Teil:<br />
1. SW-Verfahren:<br />
a) Die Erstanhörung des Betroffenen<br />
im Rechtshilfeweg<br />
wird durch § 118 Abs. 3<br />
AußStrG unter der Voraussetzung<br />
von durch die unmittelbare<br />
Erstanhörung<br />
durch das zuständige Gericht<br />
verursachten unverhältnismäßigenSchwierigkeiten<br />
oder Kosten nunmehr<br />
ermöglicht. Das SW-<br />
Verfahren stellt strengere<br />
Anforderungen an den<br />
Grundsatz der Unmittelbarkeit,<br />
weshalb der Anwendungsbereich<br />
der zitierten<br />
Bestimmung eng zu ziehen<br />
ist. Das zuständige Gericht<br />
hat sich grundsätzlich um<br />
eine unmittelbare Erstanhörung<br />
zu bemühen. Allenfalls<br />
kann im Falle mehrerer<br />
gewöhnlicher Aufenthalte<br />
des Betroffenen die Möglichkeit<br />
der Zuständigkeitsübertragung<br />
geprüft werden.<br />
Es ist zu fragen, wo<br />
der Lebensmittelpunkt des<br />
Betroffenen tatsächlich<br />
besteht. Sollte der Betroffene<br />
etwa voraussichtlich für<br />
sechs Monate in einer<br />
<strong>Justiz</strong>anstalt untergebracht<br />
sein, so kann die Zuständigkeitsübertragung<br />
an das<br />
Bezirksgericht am Sitz der<br />
<strong>Justiz</strong>anstalt zweckmäßig<br />
sein.<br />
b) Vorgehensweise, wenn der<br />
Betroffene im SW-Bestellungsverfahren<br />
nicht zur<br />
mündlichen Verhandlung/<br />
zur SV-Begutachtung kommt<br />
und auch eine Vorführung<br />
erfolglos bleibt: Zur Besorgung<br />
dringender Angele-<br />
genheiten kann ein einstweiliger Sachwalter<br />
(§ 120 AußStrG) bestellt werden. Dies ist bei<br />
ansonsten auftretenden erheblichen Nachteilen<br />
für den Betroffenen auch ohne Erstanhörung<br />
möglich. Da das Bestellungsverfahren in<br />
einem solchen Fall weiterhin unerledigt bleibt,<br />
sollten in regelmäßigen Abständen Ladungsversuche<br />
erfolgen. Das Nicht-Erscheinen des<br />
Betroffenen allein ist kein Einstellungsgrund.<br />
Ist jedoch keine Angelegenheit gerichtsbekannt,<br />
für die ein Sachwalter erforderlich<br />
wäre, so ist die Einstellung des Bestellungsverfahrens<br />
möglich.<br />
2. JWT:<br />
a) Wann ist JWT Partei im Obsorge- und<br />
Besuchsrechtsverfahren?<br />
Dies ist immer dann der Fall, wenn der JWT<br />
eigene Rechte verfolgt (zB. wenn er Obsorgeprätendent<br />
nach § 215 ABGB ist). Ist der JWT<br />
hingegen bloß „zu hören“ (etwa § 106 AußStrG),<br />
so hat er keine (Legal-)Parteistellung im Verfahren.<br />
b) Trifft den JWT die Pflicht zur Kostentragung<br />
im Obsorge- und Besuchsrechtsverfahren,<br />
etwa für ein SV-Gutachten, wenn er Partei ist?<br />
Nein, da er nicht im eigenen Interesse im Verfahren<br />
auftritt.<br />
c) Abgrenzung der Stellung des JWT im Verfahren:<br />
Partei: s. oben<br />
Stellungnahme des JWT im Verfahren versus<br />
Mitarbeiter des JWT sagt als Zeuge im Verfahren<br />
aus: Diese Abgrenzung ist relevant etwa<br />
hinsichtlich der Amtsverschwiegenheit, die für<br />
Mitarbeiter des JWT gilt. Sagt ein Mitarbeiter<br />
als Zeuge aus, so hat er mangels Entbindung<br />
von der Amtsverschwiegenheit ein Entschlagungsrecht.<br />
Dies gilt nicht für Stellungnahmen<br />
des JWT, weil er in dieser Funktion gleichsam<br />
als Sachverständiger auftritt. Wird ein Mitarbeiter<br />
zu über die Stellungnahme hinausgehenden<br />
dienstlichen Wahrnehmungen befragt, so<br />
stellt dies wohl eine Zeugeneinvernahme dar.<br />
d) Hinsichtlich der JWT-Stellungnahmen besteht<br />
keine Möglichkeit der Beschränkung der Akteneinsicht,<br />
außer allenfalls nach § 141 AußStrG.<br />
3. Adoption:<br />
a) Unterfertigt die leibliche Mutter als gesetzliche<br />
Vertreterin des Wahlkindes für dieses den Adoptionsvertrag<br />
mit den Annehmenden, so gilt dies<br />
iSd ABGB auch als Zustimmung zur Adoption<br />
im eigenen Namen (§ 181 Abs. 2 ABGB).<br />
Selbst wenn die Verfahrensvorschriften für die<br />
Zustimmungserklärung der leiblichen Eltern<br />
gemäß § 86 Abs. 1 AußStrG erfüllt sein sollten,<br />
haben diese trotzdem gemäß § 87 Abs. 1<br />
AußStrG die Möglichkeit, ihre Zustimmung bis<br />
zur Entscheidung I. Instanz im Adoptionsbewilligungsverfahren<br />
zu widerrufen.<br />
b) Eine künftige gesetzliche<br />
Fixierung eines Besuchsrechts<br />
der leiblichen Eltern<br />
zum adoptierten Wahlkind<br />
wurde auf Grund des<br />
hohen Konfliktpotentials<br />
eines solchen etwa bei<br />
Stiefkindadoption von der<br />
Arbeitsgruppe abgelehnt.<br />
4. Mediation:<br />
a) Wird im Vorfeld einer einvernehmlichen<br />
Scheidung<br />
der Scheidungsvergleich im<br />
Rahmen einer Mediation<br />
der Ehepartner erstellt und<br />
dann dem Gericht vorgelegt,<br />
so erscheint dieses<br />
Vorgehen zwar nicht inhaltlich,<br />
jedoch aus Sicht des<br />
Verbots der Winkelschreiberei<br />
bedenklich.<br />
III. Ergebnisse der<br />
Arbeitsgruppe<br />
Verlassenschaftsverfahren:<br />
1. Grenzen der internationalen<br />
Zuständigkeit<br />
im Verlassenschaftsverfahren:<br />
a) Todesfallaufnahme beim<br />
Touristen: Wenn kein<br />
§ 106 JN-Fall: inländische<br />
Gerichtsbarkeit besteht nur<br />
für TFA, Ausfolgung, Sicherung<br />
(§ 107 JN).<br />
Die Todesfallaufnahme ist<br />
durchzuführen (allerdings<br />
uU nur durch Anfrage bei<br />
der Gemeinde; RH-Erhebungen<br />
sind nicht erforderlich).Sicherungsmaßnahmen<br />
sind selten nötig;<br />
Fahrnisse sind idR den<br />
Angehörigen mitzugeben<br />
(Ausnahme: Forderungen<br />
Dritter; Zurückbehaltungsrecht<br />
des Wirts).<br />
Wegen Gebühren ist die<br />
Rechtsverfolgung im Ausland<br />
iaR nicht unmöglich<br />
(zum strengen Maßstab vgl<br />
10 Ob 17/06g EvBl<br />
2006/138). Als Legitimation<br />
wird ein „beschränkter<br />
Erbschein“ ausreichen. Ob<br />
Ausfolgungsbegehren ohne<br />
Legitimation abzuweisen<br />
oder zu verbessern sind:<br />
11
Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />
der Grundsatz der Amtswegigkeit<br />
verlangt zumindest<br />
eine Anleitung. UU ist es<br />
einfacher, gleich beim<br />
deutschen Amtsgericht<br />
nachzufragen.<br />
b) Seit dem neuen Verständigungserlass<br />
ist keine Unbedenklichkeitsbescheinigung<br />
für die Ausfolgung nötig.<br />
2. Ergänzung der TFA:<br />
Falls im Laufe des Verfahrens<br />
weitere Erben bekannt werden,<br />
ist die TFA um diese<br />
Personen zu ergänzen. Die<br />
TFA ist jedoch nicht zu vervollständigen,<br />
falls weiteres<br />
Vermögen bekannt wird.<br />
Ergänzungsgrund: Die TFA<br />
bleibt länger aufbewahrt als<br />
sonstige Aktenteile.<br />
3. Überlassung an<br />
Zahlungs statt:<br />
a) Gibt es mehrere Gläubiger,<br />
so ist nicht nur denen, die<br />
einen Antrag gestellt haben,<br />
zu überlassen. Allerdings<br />
wird iaR zumindest eine<br />
Anmeldung erforderlich<br />
sein. Den GKoär wird insoweit<br />
auch eine Belehrungspflicht<br />
treffen.<br />
b) Einfaches Begräbnis: Beurteilung<br />
hängt nicht unbedingt<br />
von Gegenäußerungen<br />
ab; die Auslegung dieses<br />
Gesetzesbegriffes bildet<br />
eine Rechtsfrage. Derzeitige<br />
Rsp: ein solches umfasst<br />
Kosten zw. 3.000,– und<br />
5.500,– EURO.<br />
4. Akteneinsicht des Erben<br />
im SW-Verfahren:<br />
a) Gemäß herrschender Rechtsprechung<br />
(s etwa 4 Ob<br />
125/97d) ist der Erbe nach<br />
der verstorbenen besachwalterten<br />
Person nicht Partei<br />
des Sachwalterschaftsverfahrens,<br />
sondern eine<br />
dritte Person, die nur unter<br />
den im Gesetz genannten<br />
Voraussetzungen in den Akt<br />
Einsicht nehmen darf.<br />
Soweit es sich um höchstpersönliche<br />
Daten des<br />
Erblassers handelt (z. B.<br />
12<br />
die Krankengeschichte), folgt aus der Stellung<br />
als Erbe noch kein berechtigtes Interesse, von<br />
diesen Daten durch Akteneinsicht Kenntnis zu<br />
erlangen.<br />
b) Akteneinsicht richtet sich beim A-Akt grundsätzlich<br />
nach § 219 ZPO (Voraussetzung: Parteistellung,<br />
Zustimmung aller Parteien, rechtliches<br />
Interesse), beim SW-Akt gilt überdies<br />
§ 141 AußStrG (keine „Auskünfte“ an Dritte).<br />
c) Zuständiger A-Richter und GKoär sind nicht<br />
Dritte, sondern andere Amtspersonen, die<br />
ihrerseits die Geheimnisse nach außen wahren<br />
müssen.<br />
d) Sozialhilfeträger agieren in Privatwirtschaftsverwaltung,<br />
daher ist diesen keine Amtshilfe,<br />
sondern nur Einsichtnahme wie Dritten zu<br />
gewähren.<br />
5. Inventar:<br />
Die Entscheidung iSd § 166 AußStrG betrifft die<br />
Frage, ob eine Sache in das Inventar aufzunehmen<br />
ist, nicht wem ein Gut endgültig zusteht.<br />
Maßgeblich ist grundsätzlich der Besitz des<br />
Erblassers am Todestag. Sollen Sachen mangels<br />
Besitz in das Inventar bzw. trotz Besitzes heraus<br />
genommen werden, dann nur durch Beweis mit<br />
unbedenklicher Urkunde!<br />
6. Einantwortung:<br />
a) Noch immer ist Vieles im Beschluss enthalten,<br />
was unnötig ist; zB Freigabebeschlüsse;<br />
getrennte Kontenauszahlungsanordnungen.<br />
„Verbücherungsanordnung“: ist allenfalls bei<br />
Erbteilungsübereinkommen erforderlich.<br />
b) Verbücherung: idR keine Überwachungspflicht<br />
des A-Gerichts (allenfalls wenn offenbar wird,<br />
dass GKoär grundsätzlich nichts überwacht,<br />
muss er überwacht werden); keine Verständigung<br />
des A-Gerichts durch das Buchgericht<br />
nötig.<br />
Kosten der Verbücherung: „Entgelt“ (§ 267<br />
Abs 1 ABGB) als ex-lege Saumsalkurator.<br />
Tarif: idR TP 2 RAT. Bei sehr komplizierten<br />
Verbücherungen allenfalls TP 3A.<br />
7. Befangenheit des GKoär:<br />
a) Der/Die RichterIn/RechtspflegerIn entscheidet<br />
über die Ablehnung, nicht der Vorsteher.<br />
b) Allenfalls besteht eine Vertretungsregelung in<br />
der Verteilungsordnung.<br />
8. Zustellungen (RSa, RSb, „grün“)<br />
a) Rechtsgrundlagen: § 24 AußStrG verweist auf<br />
die §§ 87 ff ZPO und auf das Zustellgesetz.<br />
Eine Anordnung der Art der Zustellung findet<br />
sich selten. Wann „wie eine Klage“ (also RSa)<br />
zuzustellen ist, ist gelegentlich normiert, nie<br />
aber, dass sonst mit Zustellnachweis (also RSb)<br />
zuzustellen wäre. § 126 Geo. bestimmt für Ver-<br />
fahren außer Streitsachen<br />
grundsätzlich Zustellungen<br />
ohne Zustellnachweis.<br />
b) Einzelfälle im AußStrG:<br />
• § 153 Abs 1: Verständigungen<br />
auf Anfrage: „grün“,<br />
telefonisch, per E-Mail<br />
• § 153 Abs 2: „grün“ (bei<br />
sofortiger Vollstreckbarkeit<br />
gem § 44 AußStrG: auch<br />
gleich an Bank!)<br />
• § 154: unter 4 000 €: idR<br />
„grün“, außer bei bekannt<br />
„strittigen“ Fällen<br />
• § 154: 4 000 bis 20 000 €:<br />
„grün“, außer bei strittigen<br />
Fällen<br />
• § 154: über 20 000 €: RSb<br />
• Einantwortung: an Bank<br />
(wenn überhaupt nötig):<br />
„grün“ mit Bestätigung der<br />
Rechtskraft und Vollstreckbarkeit;<br />
wenn GKoär seine<br />
Gebühren nicht im Abhandlungsprotokoll<br />
mit den<br />
Parteien erörtert hat (nicht<br />
bundesweit einheitliche<br />
Praxis): „rechtskräftig und<br />
vollstreckbar mit Ausnahme<br />
der Gebühren des Gerichtskommissärs“.<br />
■
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />
Rechtsmittelentscheidungen<br />
zusammengestellt von ADir. Siegmund Gruber<br />
1) Rechtspflegersammlung<br />
AußerStreit<br />
Die in der Sammelmappe der<br />
Rechtspflegerbesprechung abgedruckten<br />
Entscheidungen<br />
werden nur auszugsweise angeführt.<br />
Sollte Interesse an<br />
Bezug der Sammelmappe mit<br />
den anonymisierten Volltextentscheidungen<br />
bestehen,<br />
kann diese entweder bei<br />
ADir. Walter Tatzber, BG Innere<br />
Stadt Wien: 01/51528/545 oder<br />
ADir. Siegmund Gruber: 02626/<br />
62715/21 bestellt werden.<br />
a) RpflSlgA 9034<br />
LG St. Pölten vom<br />
20. 4. 2006, 10 R 18/06 h<br />
Überlassung an Zahlungsstatt:<br />
Schenkung an den<br />
Todesfall<br />
Zur Beurteilung der Frage, ob<br />
eine Überlassung an Zahlungsstatt<br />
in Betracht kommt oder<br />
nicht, kommt es nicht einmal<br />
drauf an, ob die auf den Todesfall<br />
geschenkte Liegenschaft<br />
nachlasszugehörig ist oder<br />
nicht, da in jedem Fall eine<br />
Überschuldung des Nachlasses<br />
vorliegt, scheint die Liegenschaft<br />
mit gleichem Wert<br />
sowohl als Aktivum als auch<br />
als Passivum auf. Die Einbeziehung<br />
der Liegenschaft in<br />
die Verlassenschaft stellt insoweit<br />
daher ein „Nullsummenspiel“<br />
dar, und ändert sich an<br />
der Überschuldung der Verlassenschaft.<br />
Die Auffassung,<br />
eine Überlassung an Zahlungsstatt<br />
komme wegen der<br />
Haftung des Geschenknehmers<br />
auf den Todesfall nach<br />
§ 692 ABGB nicht in Betracht,<br />
wird vom Rekursgericht nicht<br />
geteilt. Der aufgrund einer<br />
Schenkung auf den Todesfall<br />
Beschenkte hat nämlich weder<br />
zur Deckung der Nachlass-<br />
verbindlichkeiten noch zur Deckung der Vermächtnisse<br />
beizutragen (EFSlg 84.311).<br />
b) RpflSlgA 9036<br />
OGH vom 9. 11. 2006, 6 Ob 233/06 t<br />
Haftvorschuss: Kommt ein in Österreich<br />
inhaftierter Strafgefangener seiner Arbeitspflicht<br />
nach § 44 StVG nach, ist er als<br />
Arbeitnehmer im Sinn des Art 1 lit a der<br />
VO 1408/71 anzusehen.<br />
Kommt ein in Österreich inhaftierter Strafgefangener<br />
seiner Arbeitspflicht nach § 44 StVG nach, ist<br />
er gemäß § 66a AIVG im System der sozialen<br />
Sicherheit gegen Arbeitslosigkeit versichert; er ist<br />
als Arbeitnehmer im Sinn des Art 1 lit a der VO<br />
1408/71 anzusehen (ebenso EuGH 20. 1. 2005,<br />
C-302/02-Effing) und vermittelt daher gemäß Art<br />
3 der VO 1408/71 seinen Kindern als seinen<br />
Familienangehörigen einen Unterhaltsvorschussanspruch<br />
nach § 4 Z 3 UVG (10 Ob 53/06 a).<br />
c) RpflSlgA 9039<br />
LG für ZRS Wien vom 23. 11. 2006,<br />
48 R 267/06 d<br />
Verlassenschaftsverfahren: Einen Dritten<br />
kann Akteneinsicht und Abschriftnahme nur<br />
gestattet werden, wenn er ein rechtliches<br />
Interesse glaubhaft macht, wobei ein reines<br />
Informationsbedürfnis nicht ausreicht.<br />
Einem Dritten kann Einsichtnahme und Abschriftnahme<br />
von Prozessakten gestattet werden, wenn<br />
er ein rechtliches Interesse glaubhaft macht,<br />
wobei ein reines Informationsbedürfnis des Einsichtbegehrenden<br />
selbst nicht ausreicht. Das<br />
rechtliche Interesse muss ein in der Rechtsordnung<br />
begründetes und von ihr gebilligtes Interesse<br />
sein, das über das bloß wirtschaftliche Interesse<br />
oder über Interessen der Information, der Pietät,<br />
des Anstands oder der Ethik hinausreicht<br />
(RIS-<strong>Justiz</strong> RS0079198). Eigene Interessen sind<br />
den in § 291 Abs. 2 ZPO geforderten rechtlichen<br />
Interessen nicht gleichzusetzen (RIS-<strong>Justiz</strong><br />
RS0037272).<br />
d) RpflSlgA 9041<br />
LG für ZRS Wien vom 25. 10. 2006,<br />
48 R 218/06 y<br />
Unterhalt Volljähriger: Ernsthaftigkeit,<br />
Zielstrebigkeit bei durchschnittlicher<br />
Studiendauer unter Betrachtung der<br />
Gesamtstudiumszeit<br />
Ein noch nicht selbsterhaltungsfähiges, studierendes<br />
Kind habe so lange Anspruch auf Unterhalt<br />
entsprechend den Einkommens- und Vermögens-<br />
verhältnissen des Unterhaltspflichtigen,<br />
als es sein Studium<br />
ernsthaft und zielstrebig<br />
betreibe. Nach ständiger Rechtsprechung<br />
sei das Vorliegen<br />
der Ernsthaftigkeit und Zielstrebigkeit<br />
zu bejahen, wenn<br />
die durchschnittliche Studiendauer<br />
für das betreffende Studium<br />
nicht überschritten werde,<br />
wobei im Regelfall auf die<br />
durchschnittliche Studiendauer<br />
für die einzelnen Studienabschnitte<br />
abzustellen sei. Durch<br />
diesen Grundsatz werde<br />
jedoch kein starres und unabänderlichesBeurteilungsschema<br />
vorgegeben. Dass der<br />
Unterhaltsanspruch eines nicht<br />
selbsterhaltungsfähigen Kindes<br />
solange bestehe, als dieses<br />
sein Studium ernsthaft und<br />
zielstrebig betreibe, lasse<br />
durchaus Raum für abweichende<br />
Lösungen für die von den<br />
typischen Regelfällen abweichenden<br />
Fallkonstellationen.<br />
e) RpflSlgA 9044<br />
LG für ZRS<br />
Wien vom 21. 11. 2006,<br />
43 R 516/06 b<br />
Verlassenschaft: Für die<br />
Ausstellung einer Amtsbestätigung,<br />
bei schriftlicher<br />
Abhandlungspflege, über<br />
die Vertretungsbefugnis<br />
gemäß § 810 ABGB ist<br />
nur der Gerichtskom-<br />
missär berufen.<br />
Für die Ausstellung einer Amtsbestätigung<br />
über die Vertretungsbefugnis<br />
gemäß § 810<br />
ABGB ist nur der Gerichtskommissär,<br />
nicht jedoch das Verlassenschaftsgericht<br />
berufen.<br />
f) RpflSlgA 9045<br />
LG St. Pölten vom<br />
11. 10. 2006,<br />
23 R 249/06 z<br />
Sonderbedarf: Projektwochen<br />
sind gem. § 13 Abs.<br />
2 Schulunterrichtsgesetz<br />
13
Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />
keine verpflichtenden<br />
Veranstaltungen, sondern<br />
es besteht die Möglichkeit<br />
an einem Ersatzunterricht<br />
teilzunehmen.<br />
Im Zusammenhang mit Projektwochen<br />
hat der Oberste<br />
Gerichtshof ausgeführt, dass<br />
Schüler gemäß § 13 Abs. 3<br />
Schulunterrichtsgesetz zur<br />
Teilnahme an Schulveranstaltungen,<br />
die mit einer Nächtigung<br />
außerhalb der Wohnung<br />
verbunden sind, nicht verpflichtet<br />
sind, sondern nach<br />
Möglichkeit an einem Ersatzunterricht<br />
in einer anderen<br />
Klasse teilzunehmen haben.<br />
Daraus folge, dass die Mutter<br />
auf Grund der ihr bekannten<br />
finanziellen Beengtheit die<br />
Teilnahme ihres Sohnes an<br />
dieser Schulveranstaltung<br />
(Schulprojektwoche) jedenfalls<br />
hätte ablehnen dürfen, sodass<br />
der Vater nicht verpflichtet<br />
werden könne, zur Finanzierung<br />
dieser Sprachwoche im<br />
Ausland einen zusätzlichen<br />
Unterhaltsbeitrag zu leisten<br />
(8 Ob 505/95 = EFSlg. 77.003).<br />
g) RpflSlgA 9048<br />
OGH vom 19. 12. 2006,<br />
1 Ob 228/06 w<br />
Kraftlosenerklärungsverfahren:<br />
Kann die Sparurkunde<br />
vorgelegt werden<br />
und hat der Vorlegende<br />
nur das Losungswort<br />
vergessen, ist eine Kraftloserklärung<br />
infolge Nichtvorliegen<br />
der im § 1 Abs.<br />
1 KEG genannten Erfordernisse<br />
unzulässig.<br />
Der Zweck des Kraftloserklärungsverfahrens<br />
liegt in der<br />
Verhinderung des Missbrauchs<br />
eines abhanden gekommenen<br />
Papiers sowie in der Wahrung<br />
der Rechte des Eigentümers<br />
aus dem Papier (Bachmayer,<br />
Die Kraftloserklärung von Urkunden,<br />
XV). Die Einleitung<br />
eines Aufgebotsverfahren nach<br />
dem Kraftloserklärungsgesetz<br />
1951 setzt somit voraus, dass<br />
die für kraftlos zu erklärende<br />
Urkunde dem Antragsteller<br />
„abhanden gekommen“ oder<br />
vernichtet worden ist (§ 1 Abs.<br />
14<br />
1 KEG). Dies ist nur dann der Fall, wenn die<br />
Urkunde unauffindbar und ihr gegenwärtiger<br />
Inhaber nicht bekannt oder nicht erreichbar bzw.<br />
die Urkunde vollständig zerstört oder maßgeblich<br />
beschädigt ist. Kann – wie hier – zwar die Sparurkunde<br />
vorgelegt werden, hat aber – nach seiner<br />
Behauptung – der Vorlegende das Losungswort<br />
vergessen, ist eine Kraftloserklärung infolge<br />
Nichtvorliegens der im § 1 Abs. 1 KEG genannten<br />
Erfordernisse des „Abhandenkommens“ oder der<br />
Vernichtung der Urkunde unzulässig. Die aus<br />
dem Vergessen des Losungsworts resultierenden<br />
Rechtsfolgen sind in § 31 Abs. 3 BWG geregelt.<br />
h) RpflSlgA 9049<br />
LG St. Pölten vom 30. 11. 2006, 48 R 229/06 s<br />
Unterhaltsvorschuss: Keine Gewährung nach<br />
§ 4 Z 2 UVG wenn sich die (Einkommens)<br />
Verhältnisse bzw. die Erwerbsmöglichkeiten<br />
iS einer „Anspannung“ des Unterhaltsschuldners<br />
gegenüber den der seinerzeitigen Unterhaltsfestsetzung<br />
zugrunde liegenden Umständen<br />
offenbar nicht verbessert haben.<br />
Mangels Aufklärbarkeit des Ausmaßes der (somit<br />
gesetzlich vermuteten) Erhöhung der Unterhaltsbemessungsgrundlage<br />
sollen nach verbreiterter<br />
Auffassung (vgl. dazu nur Neumayr in Schwi<br />
mann 2 , § 4 UVG Rz 25 mwN) im Zweifel Unterhaltsvorschüsse<br />
in Höhe des Richtsatzes gewährt werden,<br />
dies selbst dann, wenn die Richtsatzvorschüsse<br />
wahrscheinlich höher sind als (fiktive)<br />
Titelvorschüsse für den Fall, dass eine Titelerhöhung<br />
gelungen wäre. Diese Rechtsfolge ist nach<br />
der insoweit deutlichen gesetzlichen Anordnung<br />
allerdings dann nicht gerechtfertigt, wenn sich<br />
die (Einkommens) Verhältnisse – bzw. die Erwerbsmöglichkeiten<br />
iS einer „Anspannung“ – des Unterhaltsschuldners<br />
gegenüber den der seinerzeitigen<br />
Unterhaltsfestsetzung zugrunde liegenden Umständen<br />
offenbar nicht verbessert haben (1 Ob<br />
262/03 s).<br />
i) RpflSlgA 9050<br />
OGH vom 1. 2. 2007, 2 Ob 175/06 h<br />
Verlassenschaften: Aktenübersendung<br />
§ 141 AußStrG ist daher im Verlassenschaftsverfahren<br />
nicht anzuwenden.<br />
j) RpflSlgA 9054<br />
OGH vom 8. 3. 2007, 2 Ob 187/05 x<br />
Unterhalt: Existenzminimum<br />
Bei der Unterhaltsbemessung ist jedoch eine<br />
absolute Leistungsgrenze zu berücksichtigen, die<br />
nicht zu Lasten des Unterhaltsschuldners überschritten<br />
werden darf. Ihm hat jener Betrag zu<br />
verbleiben, der zu Erhaltung seiner Körperkräfte<br />
und seiner geistigen Persönlichkeit unbedingt<br />
notwendig ist (vgl. 6 Ob 184/06 m; 2 Ob 569/94).<br />
Hilfestellung für die Ermittlung dieser Leistungsgrenze<br />
im Einzelfall bieten die Bestimmungen<br />
über das Existenzminimum nach §§ 291a, 292b<br />
EO. Dabei ist zunächst der<br />
erhöhte allgemeine Grundbetrag<br />
nach § 291a Abs. 2 Z 1<br />
EO maßgeblich, weil im<br />
Unterhaltsrecht grundsätzlich<br />
sämtliche Jahreseinkünfte auf<br />
zwölf Monate umgelegt werden.<br />
Nach § 291a Abs. 2 Z 1<br />
EO erhöht sich der Betrag<br />
nach § 291a Abs. 1 EO iVm<br />
§ 293 Abs. 1 lit a ASVG um<br />
ein Sechstel, wenn der Verpflichtete<br />
keine Leistungen<br />
nach § 290b EO erhält.<br />
k) RpflSlgA 9058<br />
LG St. Pölten vom<br />
9. 3. 2007, 44 R 80/07 a<br />
Unterhaltsvorschuss:<br />
Eine auf einen berechtigt<br />
erscheinenden Unterhaltsherabsetzungsantrag<br />
gestützte Innehaltung ist<br />
anfechtbar.<br />
Das Gericht kann nicht nur im<br />
Fall des § 16 Abs. 2 UVG, sondern<br />
auch aufgrund eines ihm<br />
berechtigt erscheinenden<br />
Unterhaltsherabsetzungsantrags<br />
gemäß § 19 Abs. 3 UVG<br />
eine Innehaltung anordnen.<br />
Eine darauf gestützte Innehaltung<br />
ist allerdings entgegen<br />
dem in § 16 Abs. 2 UVG normierten<br />
Rechtsmittelausschluss<br />
nach ständiger Rechtsprechung<br />
schon im Hinblick auf das<br />
zeitaufwendige Verfahren anfechtbar<br />
(Neumayr in Schwimann<br />
ABB 3 , Band 1, § 16 UVG,<br />
Rz 5). Die mit der Unanfechtbarkeit<br />
der gerichtlichen Verfügung<br />
über das Innehalten<br />
begründete Praxis, wonach<br />
die Innehaltung ihren schriftlichen<br />
Niederschlag nur in<br />
einem Amtsvermerk über die<br />
Verständigung des Präsidenten<br />
des Oberlandesgerichtes findet<br />
und eine Beschlussfassung<br />
oder sonstige Verständigung<br />
an die Partei nicht erfolgt<br />
(Neumayr in Schwimann<br />
ABB 3 , Band 1, § 16 UVG, Rz<br />
6), ist jedenfalls dann nicht<br />
zulässig, wenn die Anordnung<br />
wie hier anfechtbar ist.<br />
l) RpflSlgA 9062<br />
LG St. Pölten vom<br />
28. 2. 2007, 23 R 54/07 z
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />
Unterhaltsvorschuss: Eine<br />
endgültige Unterhaltsfestsetzung<br />
verwandelt einen<br />
„unechten Titelvorschuss“<br />
nach § 4 Z 5 UVG nicht in<br />
einen „Titelvorschuss“<br />
nach § 4 Z 1 UVG<br />
Eine endgültige Unterhaltsfestsetzung<br />
in Höhe der vorläufigen,<br />
der die Aufhebung einer<br />
einstweiligen Verfügung nach<br />
§ 382a EO auf Gewährung<br />
eines vorläufigen Vorschusses<br />
folgt, verwandelt einen „unechten<br />
Titelvorschuss“ nach<br />
§ 4 Z 5 UVG nicht in einen<br />
Titelvorschuss nach § 4 Z 1<br />
UVG (7 Ob 194/01 g = SZ<br />
74/163). Bei Vorschüssen nach<br />
§ 4 Z 5 UVG handelt es sich<br />
um „unechte Titelvorschüsse“,<br />
die als Titel eine einstweilige<br />
Verfügung nach § 382 a EO<br />
voraussetzen. Fällt der Titel<br />
weg, sind die Vorschüsse nach<br />
§ 20 Abs. 1 Z 4 lit a, Abs. 2<br />
UVG einzustellen. Das Gesetz<br />
stellt klar, dass die Einstellung<br />
nicht erst mit der gerichtlichen<br />
Beschlussfassung, sondern<br />
(rückwirkend) mit dem<br />
Eintritt des Einstellungsgrundes<br />
wirksam werden soll, wie<br />
im Falle des § 20 Abs. 1 Z 4 lit<br />
a der Wegfall der Voraussetzungen<br />
für die Gewährung<br />
der Vorschüsse. Ein solcher<br />
Einstellungsgrund liegt insbesondere<br />
vor, wenn der Unterhaltstitel<br />
seine Rechtswirksamkeit<br />
verliert (10 Ob 82/05 i).<br />
m) RpflSlgA 9064<br />
OGH vom 31. 1. 2007,<br />
7 Ob 293/06 y<br />
Unterhalt: Irrtum und ein<br />
darauf beruhender Willensmangel,<br />
anlässlich<br />
eines Unterhaltsvergleiches<br />
kann gegen die<br />
materielle Rechtskraft,<br />
zum Gegenstand eines<br />
Unterhaltserhöhungsantrages<br />
– auch für die<br />
Vergangenheit – gemacht<br />
werden<br />
Bei unrichtigen Angaben des<br />
Unterhaltspflichtigen über sein<br />
Einkommen ist eine Unterhaltserhöhung<br />
trotz eines vorliegenden<br />
rechtskräftigen Unter-<br />
haltstitels (pflegschaftsgerichtlich genehmigter<br />
Vergleich; Unterhaltsbeschluss) unter Heranziehung<br />
der Umstandsklausel zulässig. Dazu bedarf<br />
es keiner Anfechtung des Unterhaltsvergleiches<br />
im streitigen Verfahren (1 Ob 524/90, RZ<br />
1990/117). Die materielle Rechtskraft der Entscheidung<br />
setzt voraus, dass dem Gericht alle für<br />
die Unterhaltsbemessung maßgebenden Umstände<br />
bekannt sein müssen, im Fall der Genehmigung<br />
eines Unterhaltsvergleiches oder bei der<br />
gleichzuhaltenden Unterhaltsfestsetzung, die den<br />
Vergleich als tragende Begründung heranzieht,<br />
also auch der Umstand, dass eine für die Bejahung<br />
einer anfechtungsfesten Willenseinigung<br />
erforderliche Vergleichsgrundlage vorlag. Der Irrtum<br />
einer Partei und der darauf beruhende Willensmangel<br />
kann daher im Sinn der weiten Auslegung<br />
der Umstandsklausel gegen die materielle<br />
Rechtskraft ins Treffen geführt und zum Gegenstand<br />
eines Unterhaltserhöhungsantrages – auch<br />
für die Vergangenheit – gemacht werden (6 Ob<br />
18/97 h; 4 Ob 319/98 k; 6 Ob 120/03 w; RIS-<br />
<strong>Justiz</strong> RS 0107666; Reischauer, Unterhalt für die<br />
Vergangenheit und materielle Rechtskraft, JBl<br />
2000, 421 [428]).<br />
n) RpflSlgA 9065<br />
OGH vom 30. 5. 2007, 9 Ob 15/07 g<br />
Sachwalterschaftsverfahren: Das Recht<br />
des Noterben auf Akteneinsicht gem.<br />
§ 141 AußStrG in den SW-Akt des Betroffenen<br />
kann nicht bejaht werden.<br />
Das rechtliche Interesse muss ein in der Rechtsordnung<br />
gegründetes und von ihr gebilligtes<br />
Interesse sein, das über ein bloß wirtschaftliches<br />
Interesse oder über ein reines Informationsbedürfnis<br />
des Einsichtbegehrenden hinausreicht<br />
(7 Ob 48/03 i; RIS-<strong>Justiz</strong> RS0079198 ua.). Ein<br />
Sachwalterschaftsverfahren wird als amtswegiges<br />
Rechtsfürsorgeverfahren geführt, um den besonderen<br />
Schutz der betroffenen Person zu gewährleisten<br />
(§ 21 Abs. 1 ABGB), nicht aber um Dritten<br />
Möglichkeiten einzuräumen, die ihnen sonst nicht<br />
zukommen. Demzufolge wird in ständiger Rechtsprechung<br />
etwa auch die Akteneinsicht des künftigen<br />
Prozessgegners verneint (vgl. Fucik/Kloiber<br />
aaO § 22 Rz. 4; 7 Ob 69/04 d; RIS-<strong>Justiz</strong><br />
RS0005812 ua.).<br />
o) RpflSlgA 9073<br />
LG für ZRS Wien vom 16. 1. 2007,<br />
45 R 650/06 f<br />
Unterhalt: Es kann nicht im Belieben der<br />
Eltern stehen, durch Eingehung von Kreditverbindlichkeiten,<br />
die gesetzlichen Unterhaltsansprüche<br />
der Kinder zu schmälern.<br />
Es kann nicht im Belieben der Eltern stehen,<br />
durch Eingehung von Kreditverbindlichkeiten, die<br />
nicht unter die vom Erstgericht angeführten Ausnahmefälle<br />
fallen, die gesetzlichen Unterhaltsansprüche<br />
der Kinder zu schmälern.<br />
p) RpflSlgA 9074<br />
LG für ZRS Wien vom<br />
30. 1. 2007,<br />
44 R 45/07 d<br />
Unterhalt: Der Antrag auf<br />
Einstweilige Verfügung<br />
§ 382a EO während eines<br />
anhängigen Abstammungsverfahrens<br />
ist zurückzuweisen.<br />
Das Provisorialverfahren nach<br />
§ 382a EO ist besonders schnell<br />
zu erledigen, weil ohne Anhörung<br />
des Gegners unverzüglich<br />
zu entscheiden ist. Es liefe<br />
dem Wortlaut und dem Zweck<br />
des § 382a EO zuwider, würde<br />
man ein Zuwarten mit der<br />
Entscheidung über Monate<br />
oder gar Jahr tolerieren.<br />
q) RpflSlgA 9077<br />
LG für ZRS Wien vom<br />
9. 3. 2007, 44 R 23/07 v<br />
Unterhalt: Berücksichtigung<br />
eines das übliche<br />
Ausmaß überschreitendes<br />
Besuchsrecht mit 10 %<br />
pro wöchentlichen<br />
Besuchstag.<br />
Nach der Rechtsprechung des<br />
OGH kann ein über das übliche<br />
Ausmaß hinausgehendes<br />
Besuchsrecht zu einer Reduzierung<br />
der Unterhaltspflicht<br />
führen, wobei nicht von den<br />
Aufwendungen des Unterhaltspflichtigen,<br />
sondern ausschließlich<br />
von den ersparten<br />
Aufwendungen des anderen<br />
Elternteils auszugehen ist<br />
(RIS-<strong>Justiz</strong> RS0047452). Üblich<br />
ist die Betreuung im Rahmen<br />
eines Besuchsrechts von zwei<br />
Tagen alle zwei Wochen<br />
sowie von vier Wochen in<br />
den Ferien. In der Entscheidung<br />
10 Ob 11/04 x führte<br />
der OGH aus, dass eine<br />
Ermittlung der konkreten<br />
Ersparnis nicht notwenig ist,<br />
sondern eine pauschalierte<br />
Anrechnung der Ersparnis<br />
durch eine vereinfachende<br />
und schematisierende Ermittlung<br />
gebilligt wird. Der<br />
Unterhaltsanspruch ist demnach<br />
um 10 % pro wöchentlichen<br />
Besuchstag, der über<br />
ein übliches Ausmaß hinausgeht,<br />
zu reduzieren.<br />
15
Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />
r) RpflSlgA 9078<br />
OGH vom 28. 3. 2007,<br />
9 Ob 14/07 k<br />
Verlassenschaften:<br />
Kann das Verlassenschaftsgericht<br />
Rechtsgrund, Höhe<br />
und Fälligkeit einer Forderung<br />
unschwer feststellen,<br />
hat es diese in das Inventar<br />
als Passivum aufzunehmen<br />
§ 167 Abs. 3 AußStrG ist so<br />
auszulegen, dass Schulen<br />
dann in das Inventar aufzunehmen<br />
sind, wenn ihre ziffernmäßigen<br />
Rückstände samt<br />
Nebengebühren zum Todestag<br />
bekannt sind bzw. soweit<br />
deren Anführung ohne weitläufige<br />
Erhebungen und großen<br />
Zeitverlust möglich ist.<br />
Kann das Verlassenschaftsgericht<br />
Rechtsgrund, Höhe und<br />
Fälligkeit einer Forderung<br />
unschwer feststellen, hat es<br />
diese in das Inventar als Passivum<br />
aufzunehmen. Es kann<br />
jedoch nicht Aufgabe des Verlassenschaftsgerichtes<br />
sein,<br />
über Einwendungen eines<br />
Beteiligten an sich für unbedenklich<br />
erachtete Forderungsanmeldungen<br />
mit weiteren<br />
Beweisen belegen zu lassen,<br />
zumal dies in der Regel<br />
ohne weitläufige Erhebungen<br />
nicht möglich wäre und es so<br />
im Ermessen Verfahrensbeteiligter<br />
stünde, regelmäßig die<br />
Aufnahme angemeldeter Forderungen<br />
in das Inventar zu<br />
verhindern.<br />
s) RpflSlgA 9084<br />
LG für ZRS Wien vom<br />
27. 2. 2007,<br />
45 R 748/06 f<br />
Unterhalt: Zuständigkeit<br />
des Außerstreitverfahrens<br />
bei gewöhnlichem Aufenthalt<br />
des Kindes im Ausland.<br />
Für gesetzliche Unterhaltsansprüche<br />
sonstiger in gerader<br />
Linie verwandter Personen ist<br />
das Gericht zuständig, in dessen<br />
Sprengel der Unterhaltsberechtigte<br />
seinen allgemeinen<br />
Gerichtsstand in Streitsachen<br />
hat, mangels eines solchen im<br />
Inland das Gericht, in dessen<br />
16<br />
Sprengel der in Anspruch genommene seinen allgemeinen<br />
Gerichtsstand in Streitsachen hat (§ 114<br />
Abs. 2 JN). Seit der Reform des § 114 JN durch<br />
Art. III Z 6 AußstrBeglG (Übergangsbestimmung<br />
Art. XXII § 3 Abs. 1), fallen jedoch sämtliche<br />
Unterhaltsansprüche zwischen in gerader Linie<br />
verwandten Personen in das Außerstreitverfahren<br />
(nur Ehegatten- und Scheidungsunterhalt ist<br />
weiterhin im Zivilprozess geltend zu machen).<br />
Für diese (außerstreitigen) Angelegenheiten war<br />
daher eine eigene allgemeine Zuständigkeitsregelung<br />
in der JN notwendig (Mayer in Rechberger,<br />
JN-ZPO 3 , Rz 1 zu § 114 JN).<br />
t) RpflSlgA 9085<br />
LG Korneuburg vom 12. 4. 2007,<br />
25 R 21/07 a<br />
Sachwalterschaften: Im Rahmen der Entschädigung<br />
kein weiterer Zuspruch an Umsatzsteuer<br />
an einen Rechtsanwalt<br />
Für eine Sachwaltertätigkeit im üblichen Umfang<br />
das – wie oben angeführt – das Gesetz aber eine<br />
Grenze insofern, als maximal 5 % der reinen Einkünfte<br />
als Entschädigung gewährt werden können.<br />
Damit zieht das Gesetz eine Obergrenze<br />
und bietet keine Grundlage, um den Entschädigungsbetrag<br />
auf § 266 ABGB durch Hinzurechnung<br />
der USt, die der Sachwalter aus der Entschädigung<br />
zu leisten hätte, weil er umsatzsteuerpflichtig<br />
ist, zu erhöhen. Bereits aus dem Wortlaut<br />
ist der Zuspruch von weiterer USt nicht<br />
berechtigt, zumal die Bestimmung des § 266 Abs.<br />
2 erster Satz ABGB vor allem unter dem<br />
Gesichtspunkt des Schutzes der Betroffenen und<br />
der Sparsamkeit der Kuratelsführung zu beurteilen<br />
ist. Der Rekurssenat übersieht bei seinem<br />
Rechtsstandpunkt nicht, dass umsatzsteuerpflichtige<br />
Rechtsanwälte dadurch eine geringere Entschädigung<br />
erhalten als Sachwalter, deren Leistung<br />
nicht der USt unterliegt. Umgekehrt wären<br />
aber auch Betroffene, die umsatzsteuerpflichtige<br />
Sachwalterleistungen in Anspruch nehmen,<br />
benachteiligt, weil für sie ein höherer Grenzbetrag<br />
gelten würde (vgl. EF-Z 2006-14 mit Anmerkung<br />
von Gitschthaler mwN).<br />
2) Der österreichische Amtsvormund<br />
a) ÖA Heft 196, U 503<br />
LG Innsbruck vom 30. 8. 2006, 7 Ob 164/06 b<br />
Unterhaltsbemessung: indirekte Unterhaltspflicht<br />
des Ehepartners<br />
Der Geldunterhaltsanspruch des Vaters gegenüber<br />
seiner wesentlich besser verdienenden Gattin ist<br />
in die Unterhaltsbemessungsgrundlage für dessen<br />
mj. Kind einzubeziehen. Auf die Geltendmachung<br />
dieses Geldunterhaltsanspruchs kann nicht verzichtet<br />
werden.<br />
b) ÖA Heft 196, UV 256<br />
LG Klagenfurt vom 12. 10. 2006, 6 Ob 197/06 y<br />
Unterhaltsvorschuss:<br />
Voraussetzungen der<br />
Anspannung<br />
Die Anspannung darf nicht zu<br />
einer bloßen Fiktion führen.<br />
Auch im Falle eines verschuldeten<br />
Arbeitsplatz- oder Berufswechsels<br />
ins Ausland darf<br />
bei Anwendung des Anspannungsgrundsatzes<br />
nicht ohne<br />
weiteres davon ausgegangen<br />
werden, dass das verlorene<br />
Einkommen dem Unterhaltspflichtigen<br />
weiterhin zur Verfügung<br />
steht.<br />
c) ÖA Heft 196, S 90<br />
LG Linz vom 31. 8. 2006,<br />
6 Ob 183/06 i<br />
Neuerungsverbot:<br />
Prozess- und Verfahrenskosten<br />
als Sonderbedarf<br />
Die Durchbrechung des Neuerungsverbotes<br />
in Revisionsrekursverfahren<br />
kann aus Gründen<br />
des Kindeswohls nur in<br />
Obsorge- und Besuchsrechtsverfahren<br />
erwogen werden. In<br />
Unterhaltsverfahren können<br />
Prozess- und Verfahrenskosten<br />
als Sonderbedarf nur geltend<br />
gemacht werden, wenn eine<br />
anwaltliche Vertretung des<br />
Kindes aufgrund der besonderen<br />
Schwierigkeiten des Falles<br />
für notwendig angesehen werden<br />
muss.<br />
d) ÖA Heft 196, S 91<br />
LGZ Wien vom<br />
27. 9. 2006,<br />
7 Ob 119/06 k<br />
Zustellungen: Abgabestelle,<br />
Änderung<br />
Eine Änderung der Abgabestelle<br />
liegt bereits vor, wenn die<br />
Partei an der bisherigen Abgabestelle<br />
zumindest einen unverhältnismäßig<br />
längeren Zeitraum<br />
nicht mehr anzutreffen ist.<br />
3) Notariatszeitung<br />
a) NZ 2007/2<br />
OGH vom 24. 8. 2005,<br />
3 Ob 49/05 k<br />
§§ 77 f, 128 f, 131<br />
AußStrG (alt) – Abwesenheitskurator<br />
für Noterben<br />
Die gesetzlich nicht ausdrücklich<br />
geregelte Beiziehung
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />
eines unbekannten Noterben<br />
hat nicht durch Bestellung<br />
eines Kurators für unbekannte<br />
Teilnehmer an einem<br />
Geschäft, sondern mit den<br />
vom Gesetzgeber vorgesehenen<br />
Mitteln des Verlassenschaftsverfahrens<br />
selbst zu<br />
erfolgen.<br />
b) NZ 2007/3<br />
OGH vom 25. 8. 2005,<br />
6 Ob 160/05 f<br />
§§ 266 f, 271 ABGB –<br />
Kollisionskurator für Sachwalterentschädigung<br />
Grundsätzlich bedarf es im<br />
Verfahren zur Festsetzung der<br />
Sachwalterbelohnung zur<br />
Vertretung des Betroffenen<br />
keiner Bestellung eines Kollisionskurators.<br />
Aus besonderem<br />
Anlass, etwa bei besonders<br />
hohen Ansprüchen<br />
auf Belohnung und Aufwandersatz,<br />
kann aber eine solche<br />
Bestellung notwendig<br />
sein.<br />
c) NZ 2007/12<br />
OGH vom 25. 8. 2005,<br />
6 Ob 158/05 m<br />
§ 1278 ABGB, §§ 187 ff<br />
AußStrG (alt) – PflegschaftsgerichtlicheGenehmigung<br />
eines Erbschaftskaufvertrages<br />
Die pflegschaftsgerichtliche<br />
Genehmigung eines Erbschaftskaufvertrags-Entwurfes<br />
bedeutet nicht, dass der Pflegschaftsrichter<br />
bei Vorlage des<br />
abgeschlossenen Vertrags<br />
nicht neuerlich prüfen müsste,<br />
ob die Voraussetzungen der<br />
Genehmigung nach wie vor<br />
vorliegen, um danach die<br />
Genehmigung zu erteilen oder<br />
zu versagen.<br />
d) NZ 2007/13<br />
OGH vom 31. 8. 2005,<br />
7 Ob 185/05 i<br />
§ 578 ABGB – Gültigkeit<br />
des eigenhändigen Testaments<br />
Eine wirksame Erbeinsetzung<br />
muss dem eigenhändigen<br />
Testament objektiv, allenfalls<br />
mit Hilfe eines Schriftsachverständigen,<br />
entnehmbar sein.<br />
e) NZ 2007/15<br />
LG Wiener Neustadt vom 30. 6. 2006,<br />
16 R 190/06 i<br />
§ 13 GKTG – Gebührenermittlung für die<br />
Nachtragsabhandlung<br />
Die Gerichtskommissionsgebühr für die Nachtragsabhandlung<br />
ist nicht nach der sogenannten<br />
„Differenzmethode“, sondern nach neuerer<br />
Rechtssprechung auf Basis des nachträglich hervorgekommenen<br />
Vermögens zu berechnen.<br />
f) NZ 2007/23<br />
OGH vom 31. 1. 2006, 1 Ob 244/05 x<br />
§ 116 ZPO – Mangelhafte Zustellung im<br />
Verlassenschaftsverfahren<br />
Trifft das Verlassenschaftsgericht trotz Beendigung<br />
gem. § 72 AußStrG (alt) nach bloßem Vorliegen<br />
einer negativen Meldeauskunft keine weiteren<br />
Vorkehrungen zur Ausforschung eines Erben<br />
unbekannten Aufenthaltes, so hat es seine Verpflichtung<br />
zu Vornahme zumutbarer Erhebungen<br />
in unvertretbarer Weise verletzt. Es sind damit die<br />
Voraussetzungen für die Bejahung einer Amtshaftung<br />
gegeben (hier: Verjährung von Ansprüchen<br />
aus Schenkungsanrechnung).<br />
g) NZ 2007/38<br />
OGH vom 4. 11. 2005, 5 Ob 105/05 k<br />
§§ 785, 951 ABGB – Deckung des<br />
Schenkungspflichtteils<br />
Für den Umstand, dass der Nachlass zur Deckung<br />
des Schenkungspflichtteils nicht ausreicht, trifft den<br />
Anrechnungsberechtigten die Behauptungs- und<br />
Beweislast.<br />
h) NZ 2007/39<br />
OGH vom 24. 10. 2005, 9 Ob 54/05 i<br />
23 AngG – Auszahlung der Todfalls-<br />
Abfertigung<br />
Es liegt außerhalb der Kompetenz des Pflegschaftsgerichts,<br />
den Gerichtskommissär anzuweisen, die –<br />
vom ehemaligen Arbeitgeber des Verstorbenen –<br />
zu Unrecht auf das Anderkonto des Gerichtskommissärs<br />
überwiesene Todfallsabfertigung direkt an<br />
den unterhaltsberechtigten Erben auszuzahlen.<br />
i) NZ 2007/54<br />
OGH vom 29. 3. 2006, 3 Ob 315/05 b<br />
§ 786 ABGB – Teileinklagung des Pflichtteils<br />
Bei der gerichtlichen Geltendmachung von<br />
Pflichtteilsansprüchen durch den Noterben steht<br />
einer Teileinklagung grundsätzlich kein Hindernis<br />
entgegen. Stellt sich aber zu einem späteren Zeitpunkt<br />
heraus, dass der Pflichtteilsanspruch zum<br />
Zuteilungszeitpunkt höher gewesen wäre, kann<br />
der überschießende Teil nachgefordert werden.<br />
j) NZ 2007/62<br />
OGH vom 14. 3. 2006, 4 Ob 17/06 p<br />
§§ 721, 723 ABGB – Stillschweigender<br />
Widerruf eines Testaments<br />
§ 721 Satz 2 ABGB enthält nur<br />
die gesetzliche Vermutung,<br />
dass aus der Vernichtung einer<br />
von mehreren gleichlautenden<br />
Urkunden für sich allein nicht<br />
auf den Widerruf der Verfügung<br />
geschlossen werden<br />
kann. Diese Vermutung kann<br />
widerlegt werden.<br />
k) NZ 2007/63<br />
OGH vom 11. 5. 2006,<br />
8 Ob 6/06 z<br />
§ 589 ABGB – Rechtspraktikum<br />
als „Gerichtsperson“<br />
iSd § 589 ABGB<br />
Das Gericht, welches eine<br />
gerichtliche letztwillige Anordnung<br />
aufnimmt, muss gem.<br />
§ 589 ABGB ua. aus zwei<br />
Gerichtspersonen bestehen.<br />
Ein Rechtspraktikant ist als<br />
geeignete Gerichtsperson im<br />
Sinne dieser Bestimmung<br />
anzusehen.<br />
4) Österreichische<br />
Juristenzeitung<br />
a) ÖJZ-EvBl 2007/12<br />
OGH vom 31. 8. 2006,<br />
6 Ob 184/06 m<br />
Existenzminimum und<br />
gemeinsamer Haushalt<br />
§ 292b Z 1 EO (§ 140 ABGB)<br />
Im Rahmen der vom Gericht<br />
bei Herabsetzung des Existenzminimums<br />
gem. § 292b<br />
Z 1 EO zu treffenden Ermessensentscheidung<br />
ist auch zu<br />
berücksichtigen, ob der Verpflichtete<br />
alleine lebt oder<br />
nicht, mindert dies doch,<br />
wenn sein Ehepartner oder<br />
Lebensgefährte sich an den<br />
regelmäßigen Fixkosten beteiligt,<br />
die eigene finanzielle<br />
Belastung des Unterhaltspflichtigen<br />
deutlich.<br />
b) ÖJZ-EvBl 2007/20<br />
OGH vom 3. 10. 2006,<br />
10 Ob 51/06 g<br />
Geltendmachung von<br />
Unterhaltsansprüchen<br />
nach dem NYÜbk<br />
§ 56 Abs. 1 AußStrG 2005<br />
(§ 40 a JN)<br />
Durch § 56 Abs. 1 AußStrG<br />
2005, wonach ein angefochtener<br />
Beschluss über eine<br />
17
Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />
Sache, die nicht auf den<br />
außerstreitigen Rechtsweg<br />
gehört, vom Rekursgericht<br />
aufzuheben, das vorangegangene<br />
Verfahren für nichtig zu<br />
erklären und der ihm allenfalls<br />
vorangegangene Antrag zurückzuweisen<br />
ist, wurde dem<br />
§ 40 a JN nicht derogiert.<br />
Art 6 Abs. 3 NYÜbk (BG zur<br />
Durchführung des NYÜbk)<br />
Weder das New Yorker Übereinkommen<br />
vom 20. 6. 1956<br />
über die Geltendmachung von<br />
Unterhaltsansprüchen im Ausland<br />
BGBl 1969/316<br />
(„NYÜbk“) noch das dazu<br />
ergangene Durchführungsgesetz<br />
BGBl 1969/317 idF BGBl<br />
1986/377 erhalten eine Anordnung<br />
über den einzuhaltenden<br />
Rechtsweg. Art 6 Abs. 3<br />
NYÜbk, der auch für Anträge<br />
auf Abänderung einer Unterhaltsentscheidung<br />
gilt (Art 8<br />
NYÜbk), betont, dass der<br />
Unterhaltsanspruch und seine<br />
prozessuale Geltendmachung<br />
einschließlich des internationalen<br />
Privatrechts nach dem<br />
Recht des Staats des<br />
Anspruchsgegners zu beurteilen<br />
ist.<br />
c) ÖJZ-EvBl 2007/57 =<br />
E-FZ 2007/69<br />
OGH vom 19. 12. 2006,<br />
4 Ob 214/06 h<br />
Verjährung des Anspruchs<br />
auf Schenkungspflichtteil<br />
§ 785 ABGB (§ 1487 ABGB)<br />
Die kurze Verjährungsfrist des<br />
§ 1487 ABGB gilt auch für den<br />
Schenkungspflichtteilsanspruch<br />
eines gesetzlichen<br />
Erben gegen einen Miterben.<br />
d) ÖJZ-EvBl 2007/79<br />
OGH vom 30. 1. 2007,<br />
2 Ob 131/06 p<br />
Der materielle Parteibegriff<br />
im Außerstreitverfahren<br />
§ 2 Abs. 1 Z 3 AußStrG<br />
(§ 810 Abs. 2 ABGB)<br />
Vertragspartnern des ruhenden<br />
Nachlasses kommt im abhandlungsgerichtlichenVertragsgenehmigungsverfahren<br />
auch<br />
nach den Bestimmungen des<br />
AußStrG nF weiterhin keine<br />
Parteistellung zu, weil der<br />
18<br />
Schutz ihrer rechtlichen Stellung nicht Verfahrenszweck<br />
des Verlassenschaftsverfahrens ist. Dies gilt<br />
auch für Nachlassgläubiger, denen im Verlassenschaftsverfahren<br />
nur insoweit Parteistellung<br />
zukommt, als sie von ihren Rechten nach den<br />
§§ 811 bis 813 ABGB Gebrauch machen.<br />
e) ÖJZ-EvBl 2007/84<br />
OGH vom 31. 1. 2007, 2Ob 192/06 h<br />
Unterhalt im Anschöpfungsverfahren<br />
§ 140 ABGB (§§ 199 ff ABGB)<br />
Im Abschöpfungsverfahren mit Restschuldbefreiung<br />
(§§ 199 ff KO) sind die vom unterhaltspflichtigen<br />
Schuldner dem Treuhänder abgetretenen<br />
Forderungen aus einem Arbeitsverhältnis<br />
(Abschöpfungsbeträge) von der Unterhaltsbemessungsgrundlage<br />
ebenso abzuziehen, wie die aufgrund<br />
eines gerichtlich bestätigten Zahlungsplans<br />
geleisteten Schuldenzahlungen. Dem Unterhaltsberechtigten<br />
steht aber jedenfalls ein monatlicher<br />
Unterhalt in der Höhe zu, wie er sich aufgrund<br />
einer Berechnung nach der sogenannten Differenzmethode<br />
aus der Differenz der Existenzminima<br />
nach den §§ 291a und 291b Abs. 2 EO ergibt<br />
(RIS-<strong>Justiz</strong> RS0119114), auch wenn eine Unterhaltsberechnung<br />
nach der sogenannten Prozentsatzmethode<br />
wegen der grundsätzlichen Abzugsfähigkeit<br />
der Abschöpfungsbeträge einen geringeren<br />
Unterhaltsbeitrag ergäbe.<br />
f) ÖJZ-EvBl 2007/91 = E-FZ 2007/84<br />
OGH vom 27. 2. 2007, 10 Ob 4/07 x<br />
Berücksichtigung der (verbilligten)<br />
Dienstwohnung bei Unterhaltsbemessung<br />
§ 140 ABGB<br />
Da der Unterhaltsschuldner keinen Einfluss darauf<br />
hat, welche Dienstwohnung ihm vom Dienstgeber<br />
zur Verfügung gestellt wird oder überhaupt<br />
zur Verfügung steht, ist diesem Umstand bei der<br />
Bemessung des Unterhalts dadurch Rechnung zu<br />
tragen, dass als Wert der verbilligten Wohnungsmöglichkeit,<br />
also des Sachbezugs, nicht der ortsübliche<br />
Mietzins für eine vergleichbare Wohnung,<br />
sondern die Differenz zwischen dem Mietzins,<br />
den er auf dem örtlichen Wohnungsmarkt für<br />
eine seinem Lebensstandard entsprechende angemessene<br />
kleinere Wohnung zahlen müsste, und<br />
dem für die Dienstwohnung zu zahlenden Entgelt<br />
herangezogen wird. Die Ersparnis des Unterhaltsschuldners<br />
aufgrund der Vorteile, die sich allenfalls<br />
aus der Lage der Dienstwohnung ergeben,<br />
bildet keine Zuwendung des Dienstgebers und<br />
ist daher nicht als geldwerte Leistung zu berücksichtigen.<br />
g) ÖJZ-EvBl 2007/103<br />
OGH vom 15. 3. 2007, 8 Ob 10/07 i<br />
Fremdhändige Testamentsergänzung<br />
§ 578 ABGB<br />
Fremdhändige Einfügungen nehmen dem eigenhändigen<br />
Teil eines Testaments unabhängig<br />
davon, ob sie mit oder ohne<br />
Wissen und Willen des Testators<br />
erfolgt sind, nicht die<br />
Gültigkeit. Der Text ist so zu<br />
lesen, als ob die fremde<br />
Schrift nicht vorhanden wäre.<br />
Ergibt der eigenhändige Text<br />
einen Sinn und ist er als solcher<br />
als gültiges eigenhändiges<br />
Testament anzusehen, so<br />
liegt eine wirksame letztwillige<br />
Verfügung vor.<br />
h) ÖJZ-EvBl 2007/116<br />
OGH vom 28. 3. 2007,<br />
9 Ob 14/07 k<br />
Wirkung des Verlassenschaftsinventars<br />
§ 167 Abs. 2 AußStrG<br />
Weist das Forderungsschreiben<br />
eines Verlassenschaftsgläubigers<br />
der in § 167 Abs. 3<br />
AußStrG genannten Mindesterfordernisse<br />
auf, sodass das<br />
Verlassenschaftsgericht Rechtsgrund,<br />
Höhe und Fälligkeit<br />
der Forderung unschwer feststellen<br />
kann, ist die Forderung<br />
– nur für das Verlassenschaftsverfahren<br />
bindend – ohne<br />
weiteres Beweisverfahren als<br />
Passivum in das Inventar aufzunehmen.<br />
i) ÖJZ-EvBl 2007/117<br />
OGH vom 28. 3. 2007,<br />
7 Ob 43/07 k<br />
Zur Erbunwürdigkeit<br />
§ 540 ABGB<br />
Nur eine zu Lebzeiten des<br />
Erblassers begangene strafbare<br />
Handlung kann Erbunwürdigkeit<br />
bewirken.<br />
§ 542 SBGB<br />
Erbunwürdigkeit ist nur dann<br />
anzunehmen, wenn ein Sachverhalt<br />
vorliegt, der den in<br />
§ 542 ABGB – nicht erschöpfend<br />
– aufgezählten Gründen<br />
gleichkommt. Es muss eine<br />
Gefährdung der gewillkürten<br />
Erbfolgeordnung beabsichtigt<br />
sein.<br />
j) ÖJZ-EvBl 2007/126<br />
OGH vom 23. 4. 2007,<br />
4 Ob 69/07 m<br />
Berechnung des Haftvorschusses<br />
§ 4 Z 3 UVG (§ 6 Abs. 2, § 7<br />
UVG; § 89 Abs. 1 und 5 ASVG)
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />
Leistungen aus der Pensionsversicherung,<br />
die ein unterhaltsberechtigtes<br />
Kind aufgrund<br />
eines eigenen<br />
Anspruchs nach § 89 Abs. 5<br />
ASVG erhält, sind bei Berechnung<br />
des Unterhaltsvorschusses<br />
nach § 4 Z 3 UVG („Haftvorschuss“)<br />
vom Richtsatz in<br />
Abzug zu bringen.<br />
5) Juristische Blätter<br />
a) JBl 4/2007<br />
OGH vom 6. 4. 2006,<br />
6 Ob 52/06 z<br />
Unterhaltsbemessung im<br />
Konkurs des Unterhaltspflichtigen<br />
§§ 291a und 291b EO:<br />
Zur Bemessung des Unterhalts<br />
für mehrere Kinder im Konkurs(Schuldenregulierungsverfahren)<br />
des Unterhaltspflichtigen.<br />
b) JBl 5/2007<br />
OGH vom 31. 8. 2006,<br />
6 Ob 183/06 i<br />
Prozesskostenersatz als<br />
Sonderbedarf des Kindes/<br />
Kosten des Unterhaltsprozesses<br />
§§ 140 und 212 Abs. 2 ABGB:<br />
Ein Kind kann die ihm in<br />
einem Verfahren außer Streitsachen,<br />
das es zur Durchsetzung<br />
seiner Unterhaltsansprüche<br />
nach § 140 ABGB führt(e),<br />
erwachsenden Prozess- und<br />
Vertretungskosten grundsätzlich<br />
nicht aus dem Titel des<br />
Unterhaltssonderbedarfs<br />
gegenüber dem Geldunterhaltsschuldner<br />
geltend<br />
machen. Dies wäre nur dann<br />
der Fall, wenn in diesem Verfahren<br />
aus besonderen Gründen<br />
Anhaltspunkte für die<br />
Notwenigkeit der Beiziehung<br />
eines Rechtsanwalts bestanden<br />
hätten, eine anwaltliche Vertretung<br />
des Kindes also ausnahmsweise<br />
auf Grund der<br />
besonderen Schwierigkeit des<br />
Falls für notwendig angesehen<br />
werden müsste.<br />
Jedem unterhaltsberechtigten<br />
Kind bzw. seinem obsorgeberechtigten<br />
Elternteil steht ja im<br />
Hinblick auf § 212 Abs. 2<br />
ABGB die Möglichkeit offen, sich bei der Durchsetzung<br />
der Unterhaltsansprüche vom Jugendwohlfahrtsträger<br />
vertreten zu lassen.<br />
c) JBl 7/2007<br />
OGH vom 21. 12. 2006, 6 Ob 282/06 y<br />
Unterhaltsbemessung im Konkurs<br />
§ 140 ABGB; §§ 199 ff KO:<br />
Der OGH hat in jüngerer Zeit durch seinen 1.<br />
und seinen 7. Senat mehrfach ausgesprochen,<br />
die Unterhaltsbemessungsgrundlage ändere sich<br />
aufgrund eines im Schuldenregulierungsverfahren<br />
festgelegten Zahlungsplans; die danach zurückzuzahlenden<br />
Schulden seien grundsätzlich als<br />
außergewöhnliche Belastung abzugsfähig, diene<br />
doch der Zahlungsplan gerade dazu, die Arbeitskraft<br />
und Leistungsfähigkeit des Unterhaltspflichtigen<br />
nach dessen Erfüllung wieder herzustellen.<br />
Auch wenn die an dieser Rsp in der Literatur<br />
geübte Kritik durchaus beachtenswert ist, bedarf<br />
es dennoch im vorliegenden Fall einer grundsätzlichen<br />
Auseinandersetzung mit der kritisierten<br />
Rsp des 1. und 7. Senats nicht: Wie der Revisionsrekurs<br />
nämlich selbst erkennt, sind Schulden,<br />
die vor Konkurseröffnung bei der Unterhaltsbemessung<br />
abzugsfähig gewesen wären,<br />
auch nach Konkursaufhebung zu berücksichtigen.<br />
d) JBl 7/2007 = E-FZ 2007/64<br />
OGH vom 31. 1. 2007, 2 Ob 192/06 h<br />
Unterhaltsbemessung im Konkurs<br />
§§ 55a und 69a EheG; §§ 199 ff KO;<br />
§§ 291a und 291b Abs. 2 EO:<br />
Die Kernmassage der neuen Lehre und Rsp, dass<br />
nach Annahme des Zahlungsplans eines unterhaltspflichtigen<br />
Schuldners unter Aufhebung des<br />
Schuldenregulierungsverfahrens die Differenzberechnung<br />
der Existenzminima für die Unterhaltsmessung<br />
nicht mehr von Bedeutung sei, vielmehr<br />
die Verbindlichkeiten aus dem Zahlungsplan von<br />
der Unterhaltsbemessungsgrundlage abzuziehen<br />
seien, wird ua damit begründet, dass die Möglichkeit<br />
zur Entschuldung des Unterhaltspflichtigen<br />
nach den Normen über das Schuldenregulierungsverfahren<br />
nicht nur für diesen, sondern<br />
auch für seine unterhaltsberechtigten Kinder eine<br />
„Chance“ sei, „die ein pflichtbewusster Unterhaltsschuldner<br />
zu ergreifen in der Regel zweifellos<br />
sogar verpflichtet sei“, weil ein solches Verfahren<br />
für Schuldner der einzige Weg sei, jemals<br />
wieder über ein unbelastetes Einkommen zu verfügen,<br />
um damit auch wieder Unterhaltspflichten<br />
„in einem befriedigenden Maß“ nachkommen zu<br />
können. Nicht nur der Unterhaltspflichtige selbst,<br />
sondern auch dessen Familie „müsste, sich eben<br />
nach der Decke strecken“. Der erkennende Senat<br />
vermag diesen auf die Maßstabfigur eines normgerechten,<br />
pflichtbewussten Unterhaltspflichtigen<br />
abstellenden Aussagen durchaus zu folgen,<br />
erachtet aber die gänzliche Eliminierung der Differenzrechnung<br />
bei der Berechnung des auch<br />
nach Billigkeitserwägungen<br />
festzusetzenden Unterhalts als<br />
nicht sachgerecht: Im<br />
Abschöpfungsverfahren mit<br />
Restschuldbefriedigung (§§ 199<br />
ff KO) sind die vom unterhaltspflichtigen<br />
Schuldner dem<br />
Treuhänder abgetretenen Forderungen<br />
aus einem Arbeitsverhältnis(Abschöpfungsbeträge)<br />
von der Unterhaltsbemessungsgrundlage<br />
ebenso abzuziehen<br />
wie die aufgrund eines<br />
gerichtlich bestätigten Zahlungsplans<br />
geleisteten Schuldenzahlungen.<br />
Dem Unterhaltsberechtigen<br />
steht aber<br />
jedenfalls ein monatlicher<br />
Unterhalt in der Höhe zu, wie<br />
es sich aufgrund einer Berechnung<br />
nach der sogenannten<br />
Differenzmethode nach der<br />
Differenz der Existenzminima<br />
nach den §§ 291 a und 291b<br />
Abs. 2 EO ergibt, auch wenn<br />
eine Unterhaltsberechnung<br />
nach der sogenannten Prozentsatzmethode<br />
wegen der<br />
grundsätzlichen Abzugsfähigkeit<br />
der Abschöpfungsbeträge<br />
einen geringeren Unterhaltsbeitrag<br />
ergäbe.<br />
e) JBl 7/2007<br />
OGH vom 31. 8. 2006,<br />
6 Ob 184/06 m<br />
Existenzminimum des<br />
Unterhaltspflichtigen,<br />
dessen Wohnungskosten<br />
teilweise von einem Partner<br />
getragen werden<br />
§§ 291a ff EO; § 140 ABGB:<br />
Im Rahmen der vom Gericht<br />
nach § 291b EO zu treffenden<br />
Ermessensentscheidung ist<br />
auch zu berücksichtigen, ob<br />
der Verpflichtete allein lebt<br />
oder nicht, mindert doch,<br />
wenn sich sein Ehepartner<br />
oder Lebensgefährte an den<br />
regelmäßigen Fixkosten beteiligt,<br />
die eigene finanzielle<br />
Belastung des Unterhaltspflichtigen<br />
deutlich.<br />
Das Existenzminimum nach<br />
§ 291a EO steht grundsätzlich<br />
unabhängig davon zu, ob der<br />
Verpflichtete allein lebt oder<br />
nicht. Anderes gilt allerdings<br />
im Rahmen der hier – vorzunehmenden<br />
Prüfung der Mög-<br />
19
Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />
lichkeit der angemessenen<br />
Herabsetzung nach § 292b EO.<br />
Aus der Regelung des § 293<br />
Abs. 1 lit a ASVG ergeben sich<br />
Anhaltspunkte für eine Summe<br />
von 461,99 Euro als absolute<br />
Untergrenze des Geldunterhaltsbedarfs<br />
eines Unterhaltspflichtigen,<br />
der nicht für seine<br />
gesamten Wohnungskosten<br />
selbst aufzukommen hat.<br />
f) JBl 7/2007<br />
OGH vom 30. 5. 2006,<br />
3 Ob 307/05 a<br />
Zustellbestätigungen der<br />
Post keine öffentlichen<br />
Urkunden<br />
§ 292 ZPO:<br />
Anders als die Zustellnachweise<br />
nach § 22 ZustellG, der<br />
wie dieses Gesetz überhaupt<br />
nur für Zustellungen von<br />
Schriftstücken von Gerichten<br />
und Verwaltungsbehören gilt,<br />
sind Übernahmsbestätigungen<br />
bei von Privaten aufgegebenen<br />
Briefen weder öffentliche<br />
noch öffentlich beglaubigte<br />
Urkunden. Nichts anderes<br />
kann aber für Vermerke wie<br />
jenen gelten, auf den sich<br />
hier der Betreibende beruft<br />
(„nicht angenommen“). Die<br />
Österreichische Post AG selbst<br />
ist keine Behörde. Bei Zustellvorgängen<br />
zwischen Privaten<br />
fehlt somit jegliche Rechtsgrundlage<br />
für Bestätigungen<br />
oder Vermerke in Form öffentlicher<br />
Urkunden.<br />
6) Zeitschrift für Eheund<br />
Familienrecht<br />
a) EF-Z 2007/13<br />
OGH vom 12. 9. 2006,<br />
10 Ob 56/06 t<br />
Neues von der absoluten<br />
Leistungsfähigkeit<br />
§ 140 ABGB; §§ 292 b EO<br />
Es entspricht nicht der Rsp.,<br />
dass das Unterhaltsexistenzminimum<br />
nach § 291 b EO nur<br />
dort unterschritten werden<br />
dürfte, wo eine subsidiäre<br />
Unterhaltspflicht des betreuenden<br />
Elternteils nicht besteht.<br />
Eine teilweise oder sogar<br />
gänzliche Befreiung des an<br />
sich geldunterhaltspflichtigen<br />
20<br />
Elternteils, der über ein Einkommen nahe dem<br />
Existenzminimum verfügt, ist nur dann denkbar,<br />
wenn der betreuende Elternteil über ein beträchtlich<br />
höheres Einkommen verfügt, sodass die dem<br />
anderen Teil zumutbare Alimentierung im Vergleich<br />
dazu bei lebensnaher Betrachtung aller<br />
Umstände nicht mehr ins Gewicht fällt.<br />
b) EF-Z 2007/17<br />
OGH vom 17. 10. 2006, 1 Ob 189/06 k<br />
Bei Festsetzung der Sachwalterentschädigung<br />
Kollisionskurator nicht notwendig<br />
§§ 266, 271 ABGB<br />
Es hat bei den Grundsätzen der bisherigen, vor<br />
Inkrafttreten des KindRÄG 2001 ergangenen Rsp.<br />
des OGH zu bleiben, dass es im Allgemeinen in<br />
Verfahren zur Festsetzung der Sachwalterentschädigung<br />
für die Vertretung des Betroffenen keiner<br />
Bestellung eines Kollisionskurators bedarf.<br />
c) EF-Z 2007/19<br />
OGH vom LG Salzburg vom 30. 8. 2006,<br />
21 R 460/06 b<br />
Der „Erbrechtsstreit“ im Verlassenschaftsverfahren<br />
§§ 161 ff AußStrG<br />
Nach neuem Außerstreitverfahrensrecht hat das<br />
Abhandlungsgericht bei widersprechenden Erbantrittserklärungen<br />
– im Verlassenschaftsverfahren –<br />
das Erbrecht der Berechtigten festzustellen und<br />
die übrigen Erbantrittserklärungen abzuweisen.<br />
Im Verfahren über das Erbrecht gelten die aus<br />
dem Streitverfahren bekannten Beweislastregeln.<br />
d) EF-Z 2007/23<br />
OGH vom LG Salzburg vom 11. 10. 2006,<br />
21 R 342/06 z<br />
Keine Rechtspflegerzuständigkeit für die<br />
Festsetzung einstweiligen Unterhalts<br />
§ 140 ABGB, § 382 Abs. 1 Z 8 lit a EO; § 19 RPflG<br />
In Unterhaltssachen besteht funktionelle Zuständigkeit<br />
des Rechtspflegers für alle Unterhaltsansprüche<br />
von Kindern mit Ausnahme der Bestimmung<br />
einstweiligen Unterhalts nach § 382 Abs. 1<br />
Z 8 lit a EO.<br />
e) EF-Z 2007/49<br />
LG Feldkirch vom 17. 11. 2006, 1 R 253/06 y<br />
Verfahrenshilfe – Absehen von der<br />
Nachzahlungspflicht<br />
§§ 71 f ZPO<br />
§ 71 Abs. 1 ZPO bietet keine Grundlage für<br />
einen Beschluss, mit dem infolge Verfahrenshilfe<br />
gestundete Beträge für uneinbringlich erklärt<br />
werden.<br />
f) EF-Z 2007/64 = JBl 7/2007<br />
OGH vom 31. 1. 2007, 2 Ob 192/06 h<br />
Unterhaltspflichtige im Schuldenregulierungsverfahren<br />
und deren Unterhaltsbemessungsgrundlage<br />
§ 69 a EheG<br />
Die Entscheidungen, der aufgrund<br />
eines Zahlungsplans<br />
zurückzuzahlenden Schulden<br />
als außergewöhnliche Belastung<br />
als von der Unterhaltsbemessungsgrundlageabzugsfähig<br />
zu erachten, stellen eine<br />
tiefgreifende Änderung der<br />
Rsp. dar; daher können titulierte<br />
Unterhaltsansprüche<br />
auch ohne (sonstige) Änderung<br />
der Sachverhaltsgrundlagen<br />
neu bemessen werden.<br />
Diese neue Rsp. gilt sowohl<br />
im Kindes- als auch im Ehegattenunterhaltsrechts.<br />
Im Abschöpfungsverfahren mit<br />
Restschuldbefreiung (§§ 199 ff<br />
KO) sind die vom unterhaltspflichtigen<br />
Schuldner dem<br />
Treuhänder abgetretenen Forderungen<br />
aus einem Arbeitsverhältnis(Abschöpfungsbeträge)<br />
von der Unterhaltsbemessungsgrundlage<br />
ebenso abzuziehen<br />
wie die aufgrund eines<br />
gerichtlich bestätigten Zahlungsplans<br />
geleistete Schuldenzahlungen.<br />
Dem Unterhalsberechtigten<br />
steht aber<br />
jedenfalls ein monatlicher<br />
Unterhalt in der Höhe zu, wie<br />
er sich aufgrund einer Berechnung<br />
nach der sog. Differenzmethode<br />
nach der Differenz<br />
der Existenzminima nach den<br />
§§ 291 a und 291 b Abs. 2 EO<br />
ergibt, auch wenn eine Unterhaltsberechnung<br />
nach der Prozentsatzmethode<br />
wegen der<br />
grundsätzlichen Abzugsfähigkeit<br />
der Abschöpfungsbeträge<br />
einen geringeren Unterhaltsbeitrag<br />
ergäbe.<br />
g) EF-Z 2007/69 = ÖJZ-EvBl<br />
2007/57 und FamZ 85/07<br />
OGH vom 19. 12. 2006,<br />
4 Ob 214/06 h<br />
Verjährung des Schenkungspflichtteilsanspruchs<br />
§ 1487 ABGB<br />
Die kurze Verjährungsfrist des<br />
§ 1487 ABGB gilt auch für den<br />
Schenkungspflichtteilsanspruch<br />
eines gesetzlichen<br />
Erben gegen einen Miterben.<br />
h) EF-Z 2007/70<br />
OGH vom 21. 12. 2006,
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />
2 Ob 132/06 k<br />
Die gesetzliche Erbfolge<br />
ist kein Vorkaufsfall<br />
§§ 1072, 1078 ABGB<br />
Der Vorkaufsfall wird nicht<br />
durch jeden Übergang der<br />
belasteten Liegenschaft auf<br />
einen neuen Eigentümer, sondern<br />
nur dann ausgelöst,<br />
wenn dieser Übergang, auf<br />
einem „Geschäft“, also auf<br />
einer rechtsgeschäftlichen,<br />
allenfalls auch letztwilligen<br />
Verfügung des Vorkaufsverpflichteten<br />
beruht. Ein Vorkaufsrecht<br />
hindert daher den<br />
Eigentumserwerb im Wege der<br />
gesetzlichen Erbfolge nicht,<br />
setzt doch deren Eintritt gerade<br />
voraus, dass der Erblasser<br />
keine (gültige) Verfügung über<br />
sein Vermögen zu Gunsten<br />
des Erben getroffen hat.<br />
i) EF-Z 2007/83<br />
OGH vom 27. 2. 2007,<br />
10 Ob 8/07 k<br />
Lebensaufwand des Vaters<br />
durch Schenkung der<br />
Großeltern finanziert.<br />
§ 140 ABGB<br />
Grundsätzlich erhöhen nur<br />
solche Zuwendungen an den<br />
Unterhaltspflichtigen die<br />
Bemessungsgrundlage, auf die<br />
er einen Rechtsanspruch hat;<br />
ohne Rechtsanspruch erbrachte<br />
(d.h. freiwillige) Leistungen<br />
kommen ihm allein zugute, es<br />
sei denn, diese sollen nach<br />
dem Willen, des Zuwendenden<br />
auch dem Unterhaltsberechtigten<br />
zugute kommen.<br />
j) EF-Z 2007/84 = ÖJZ-EvBl<br />
2007/91<br />
OGH vom 27. 2. 2007,<br />
10 Ob 4/07 x<br />
Zur Anrechnung einer luxuriösen<br />
Dienstwohnung des<br />
Unterhaltspflichtigen<br />
§ 140 ABGB<br />
Hat der Unterhaltspflichtige<br />
keinen Einfluss darauf, welche<br />
Dienstwohnung ihm sein<br />
Dienstgeber zur Verfügung<br />
stellt, ist als Wert der verbilligten<br />
Wohnmöglichkeit (des<br />
Sachbezugs) die Differenz<br />
zwischen dem Mietzins, den<br />
er auf dem örtlichen Woh-<br />
nungsmarkt für eine seinem Lebensstandard entsprechende<br />
angemessene kleinere Wohnung zahlen<br />
müsste, und dem für die Dienstwohnung zu<br />
zahlenden Entgelt, heranzuziehen.<br />
k) EF-Z 2007/86<br />
OGH vom 16. 3. 2007, 6 Ob 44/07 z<br />
Anrechnung der Familienbeihilfe auf den<br />
Kindesunterhalt und Steuerreform 2005<br />
§ 140 ABGB; § 12 a FamLAG<br />
Durch das SteuerreformG 2005 ist ein Systemwandel<br />
nicht eingetreten. Daher hat sich auch<br />
an der Vorgehensweise bei der Anrechnung von<br />
Familienbeihilfe und Kinderabsetzbeträge auf den<br />
Kindesunterhalt zwecks steuerlicher Entlastung<br />
des Unterhaltspflichtigen mit Ausnahme<br />
der Grenzsteuersätze nichts geändert.<br />
l) EF-Z 2007/87<br />
OGH vom 9. 5. 2007, 9 Ob 129/06 w<br />
Wer hat Parteistellung im UV-Verfahren?<br />
§ 15 UVG<br />
Das ErstG bewilligte dem Minderjährigen Unterhaltsvorschüsse<br />
gem. §§ 3, 4 Z 1 UVG; das RekG<br />
wies den Antrag ab. Im RevRekVerfahren sind<br />
neben dem Mj. auch seine Mutter als Zahlungsempfängerin,<br />
der Vater als Unterhaltsschuldner<br />
und der Bund, vertreten durch den örtlich<br />
zuständigen Präsidenten des OLG, Parteien iSd<br />
§ 2 Abs. 1 UVG; ihnen ist eine Gleichschrift des<br />
RevRek. des Minderjährigen zwecks Einbringung<br />
einer RevRekBeantwortung zuzustellen.<br />
m) EF-Z 2007/92<br />
OGH vom 31. 1. 2007, 2 Ob 131/06 p<br />
Parteistellung im Verlassenschaftsverfahren<br />
§ 2 Abs. 1 Z 3 AußStrG nF<br />
Der Vertragspartner des ruhenden Nachlasses ist<br />
(weiterhin) nicht Partei des Verfahrens zur Entscheidung<br />
über die abhandlungsgerichtliche Vertragsgenehmigung.<br />
Nachlassgläubiger haben im Verlassenschaftsverfahren<br />
(weiterhin) nur insoweit Parteistellung, als<br />
sie von ihren Rechten nach §§ 811 ff ABGB bzw.<br />
§ 174 AußStrG nF Gebrauch machen.<br />
n) EF-Z 2007/93<br />
OGH vom 13. 2. 2007, 4 Ob 235/06 x<br />
Zu den Kürzungsmöglichkeiten eines<br />
Legatsanspruchs<br />
§§ 692, 783 ABGB<br />
Das österreichische Erbrecht kennt zwei verschiedene,<br />
voneinander unabhängige Formen der<br />
Legatsreduktion, nämlich einmal nach § 692<br />
ABGB, wenn die Vermächtnisse den Reinnachlass<br />
übersteigen, und zum anderen nach § 783 ABGB,<br />
wenn dem Noterben der gebührende Pflichtteil<br />
nicht oder nicht vollständig ausgemessen wurde.<br />
Sie überschneiden sich, § 783 geht über § 692<br />
ABGB hinaus.<br />
o) EF-Z 2007/108<br />
OGH vom 18. 4. 2007,<br />
8 Ob 14/07 b<br />
Unterhaltsrückstand<br />
im Konkurs<br />
§ 140 ABGB; § 7 KO;<br />
§ 25 AußStrG<br />
Ansprüche auf rückständigen<br />
Unterhalt sind Konkursforderungen<br />
und nach Maßgabe<br />
der Bestimmungen der KO zu<br />
behandeln. Ein Pflegschaftsverfahren,<br />
soweit es bis zur<br />
Konkurseröffnung geschuldeten,<br />
rückständigen Unterhalt<br />
zum Gegenstand hat, wird<br />
durch die Eröffnung des<br />
Schuldenregulierungsverfahrens<br />
über das Vermögen des<br />
Unterhaltspflichtigen unterbrochen.<br />
Die Unterbrechung tritt<br />
ex lege ein. Der sich aufgrund<br />
der bisherigen Unterhaltstitel<br />
ergebende Rückstand ist als<br />
Konkursforderung im Schuldenregulierungsverfahren<br />
des<br />
Unterhaltspflichtigen anzumelden.<br />
Bei Konkursforderungen,<br />
die der Anmeldung unterliegen,<br />
kann das Verfahren nur<br />
aufgenommen werden, wenn<br />
der Anspruch im Konkurs<br />
angemeldet, dort der Prüfung<br />
unterzogen und bestritten<br />
wurde. Dies gilt auch im Fall<br />
der Unterbrechung eines<br />
außerstreitigen Verfahrens.<br />
Auch die Aufnahme eines<br />
gem. § 7 Abs. 1 KO unterbrochenen<br />
außerstreitigen Verfahrens<br />
bedarf eines Aufnahmeantrags<br />
und eines aufgrund<br />
eines solchen Antrags gefassten<br />
Gerichtsbeschlusses.<br />
Bis ein solcher Aufnahmebeschluss<br />
gefasst wird, besteht<br />
die durch die Konkurseröffnung<br />
eingetretene Unterbrechungswirkung<br />
fort. Daran<br />
ändert auch die Aufhebung<br />
des Konkurses nichts, weil<br />
auch in diesem Fall die Aufnahme<br />
des Verfahrens eines<br />
Parteiantrags und eines Aufnahmebeschlusses<br />
bedarf.<br />
p) EF-Z 2007/109<br />
OGH vom 19. 4. 2007,<br />
6 Ob 64/07 s<br />
Unterhaltspflichtiger muss<br />
21
Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />
sich auch Behandlungen<br />
unterziehen<br />
§ 140 ABGB<br />
Bei geistigen Störungen und<br />
Erkrankungen ist bei Anwendung<br />
der Anspannungstheorie<br />
zu klären, ob die Weigerung<br />
des Unterhaltspflichtigen, sich<br />
einer medikamentösen Therapie<br />
zu unterziehen, Folge<br />
einer gerade durch die Krankheit<br />
bzw. geistigen Störung<br />
bedingten zumindest insoweit<br />
fehlenden oder verminderten<br />
Einsichtsfähigkeit ist, oder ob<br />
der Unterhaltspflichtige in der<br />
Lage wäre, die Notwendigkeit<br />
der Behandlung zu erkennen<br />
und nach dieser Einsicht zu<br />
handeln.<br />
q) EF-Z 2007/113<br />
OGH vom 15. 3. 2007,<br />
8 Ob 10/07 i<br />
Fremdhändige Testamentszusätze<br />
§ 587 ABGB<br />
Fremdhändige Einfügungen<br />
nehmen dem eigenhändigen<br />
Teil eines Testaments die Gültigkeit<br />
nicht. Dies gilt unabhängig<br />
davon, ob diese mit<br />
oder ohne Wissen und Willen<br />
des Testators erfolgt sind.<br />
r) EF-Z 2007/114<br />
OGH vom 23. 4. 2007,<br />
4 Ob 27/07 k<br />
Hohes Alter und Gebrechlichkeit<br />
– kein Nottestament<br />
§ 597 ABGB<br />
Nur unmittelbar drohende<br />
Todesgefahr oder Verlust der<br />
Testierfähigkeit ermöglichen<br />
wirksames Nottestament.<br />
6) Interdisziplinäre<br />
Zeitschrift für<br />
Familienrecht<br />
a) FamZ 3/07<br />
OGH vom 30. 8. 2006,<br />
7 Ob 164/06 b<br />
Der Geldunterhaltsanspruch<br />
des Vaters gegenüber<br />
seiner Gattin fällt in<br />
die Bemessungsgrundlage<br />
für den Kindesunterhalt<br />
§ 140 ABGB<br />
Der Geldunterhaltsanspruch<br />
22<br />
des Vaters gegenüber seiner wesentlich besser<br />
verdienenden Gattin ist in die Unterhaltsbemessungsgrundlage<br />
für das Kind einzubeziehen. Auf<br />
den Anspruch kann iSd § 94 Abs. 3 ABGB nicht<br />
verzichtet werden; wird er nicht geltend gemacht,<br />
ist er im Wege der Anspannung zu berücksichtigen.<br />
Die Führung des gemeinsamen Haushaltes<br />
ist nicht Voraussetzung dieses Anspruchs.<br />
b) FamZ 4/07<br />
OGH vom 30. 8. 2006, 7 Ob 178/06 m<br />
Unterhaltsreduktion bei beträchtlicher<br />
Mitbetreuung des Kindes<br />
§ 140 ABGB<br />
Wenn das Kind unter Berücksichtigung des<br />
Ferienbesuchsrechts insgesamt zu einem Drittel<br />
der Zeit vom geldunterhaltspflichtigen Elternteil<br />
mitbetreut wird, ist eine Reduktion des Unterhalts<br />
um 20 % vertretbar (Zurückweisung des Revisionsrekurses).<br />
Nach der Judikatur kann ein<br />
Besuchstag pro Woche als unterhaltsneutral angesehen<br />
werden; für jeden weiteren Tag ist eine<br />
Minderung um 10 % angemessen.<br />
c) FamZ 23/07<br />
LG St. Pölten vom 17. 5. 2006, 10 R 23/06 v<br />
Gerichtskommissionsgebühr für die Amtsbestätigung<br />
über die Vertretungsbefugnis des<br />
Erben<br />
§ 17 GKTG<br />
Wie schon das LG Salzburg (FamZ 23/06) und<br />
das LG für ZRS Wien (NZ 2006/31) geht auch das<br />
LG St. Pölten davon aus, dass dem Gerichtskommissär<br />
für die Ausstellung einer Amtsbestätigung<br />
über die Vertretungsbefugnis des Erben gem.<br />
§ 172 AußStrG nF eine Gebühr nach § 17 GKTG<br />
zusteht.<br />
d) FamZ 24/07<br />
LGZ Wien vom 22. 11. 2005, 42 R 420/05 h<br />
Zwischen rechtlichem Gehör und materieller<br />
Berechtigung ist zu unterscheiden<br />
§ 153 AußStrG<br />
Eines der beiden Kinder des Erblassers beantragte<br />
die Überlassung der 4.000 Euro nicht übersteigenden<br />
Nachlassaktiven. Das zweite – durchaus<br />
aktenkundige – Kind wurde nicht beigezogen.<br />
Dem Rekurs dieses Kindes wurde mit der<br />
Begründung Folge gegeben, dass zwar gem.<br />
§ 153 Abs. 1 letzter Satz AußStrG eine Verständigung<br />
(anderer Berechtigter) nicht vorgesehen ist.<br />
Wer aber mit einer solchen Erledigung nicht einverstanden<br />
ist, kann eine Erbantrittserklärung<br />
abgeben. Wer sich hingegen nur gegen die<br />
Ermächtigung wendet, kann Rekurs erheben,<br />
wenn er selbst Befriedigung aus den Verlassenschaftsaktiven<br />
anstrebt (Fucik/Kloiber, AußStrG<br />
2005 § 153 Rz 7). Daraus ergibt sich, dass im vorliegenden<br />
Fall Gericht und Gerichtskommissär<br />
verfahrensrechtlich richtig gehandelt haben, weil<br />
„es einer Verständigung nicht bedarf“ und hievon<br />
eben die materielle Berechtigung<br />
zu unterscheiden ist.<br />
e) FamZ 25/07<br />
LG Salzburg vom<br />
18. 10. 2006,<br />
42 R 420/05 h<br />
Verständigung gem. § 155<br />
AußStrG ausschließlich<br />
durch Gerichtskommissär<br />
§ 155 AußStrG<br />
Die in § 155 Abs. 1 AußStrG<br />
angeordnete Verständigung<br />
der aktenkundigen Gläubiger<br />
und jener aktenkundigen Personen,<br />
die als Erben oder Noterben<br />
in Frage kommen,<br />
obliegt alleine dem Gerichtskommissär<br />
und kann nicht<br />
wirksam durch andere Verfahrensbeteiligte,<br />
etwa den<br />
Erbenmachthaber, vorgenommen<br />
werden.<br />
f) FamZ 32/07<br />
OGH vom 9. 11. 2006,<br />
6 Ob 209/06 p<br />
Innehaltung mit den Unterhaltsvorschüssen<br />
bei<br />
Arbeitslosigkeit des Vaters<br />
§ 7 Abs. 1 Z 1, § 16 Abs. 2 UVG<br />
Das aufgrund der Mitteilung,<br />
dass der Unterhaltsschuldner<br />
seinen Arbeitsplatz verloren<br />
hat und Arbeitslosengeld<br />
bezieht, veranlasste (teilweise)<br />
Innehalten mit der Auszahlung<br />
der bewilligten Unterhaltsvorschüsse<br />
ist nicht zu<br />
beanstanden.<br />
Die Innehaltung ist jedoch<br />
nicht berechtigt, wenn der<br />
Unterhaltsschuldner im Zeitpunkt<br />
der erst- und zweitinstanzlichen<br />
Entscheidungen<br />
nicht (mehr) arbeitslos, sondern<br />
als Arbeiter sozialversicherungsrechtlich<br />
gemeldet<br />
war und die nach der Prozentmethode<br />
für den titulierten<br />
Unterhalt erforderliche Bemessungsgrundlage<br />
unter dem<br />
Medianeinkommen von männlichen<br />
Arbeitern (2004: 1.772,–<br />
Euro brutto) liegt.<br />
g) FamZ 38/07<br />
OGH vom 17. 10. 2006,<br />
1 Ob 189/06 k<br />
Kollisionskurator im<br />
Verfahren zur Festsetzung
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />
der Sachwalterentschädigung<br />
im Allgemeinen entbehrlich<br />
§ 266 Abs. 3, § 271 ABGB<br />
Im Allgemeinen ist es entbehrlich,<br />
im Verfahren zur Festsetzung<br />
der Sachwalterentschädigung<br />
einen Kollisionskurator<br />
zur Vertretung der Interessen<br />
des Betroffenen zu bestellen.<br />
Dies gilt auch für die Fälle des<br />
§ 266 Abs. 3 ABGB. Eine<br />
Bestellung kann insbesondere<br />
dann notwendig sein, wenn<br />
besonders hohe Ansprüche zu<br />
beurteilen sind oder Verzicht<br />
oder Verjährung vom Betroffenen<br />
nicht selbst geltend<br />
gemacht werden könnten.<br />
Beantragt ein Sachwalter zwar<br />
die nach § 266 Abs. 3 ABGB<br />
höchstmögliche Entschädigung<br />
von 10 % der Einkünfte des<br />
Betroffenen, liegt jedoch der<br />
Gesamtbetrag in einer Größenordnung,<br />
bei der die Wahrung<br />
der Interessen des<br />
Betroffenen im Wege der<br />
amtswegigen Prüfung durch<br />
den Richter gewährleistet<br />
erscheint, ist kein Kollisionskurator<br />
zu bestellen.<br />
h) FamZ 60/07<br />
OGH vom 14. 2. 2007,<br />
7 Ob 253/06 s<br />
In der Regel Selbsterhaltungsfähigkeit<br />
während<br />
der Ableistung des Zivildienstes<br />
§ 140 ABGB<br />
Bei bloß durchschnittlichen<br />
Lebensverhältnissen (hier<br />
würde der nach der Prozentmethode<br />
berechnete Unterhaltsanspruch<br />
nur geringfügig<br />
über den Regelbedarf Gleichaltriger<br />
hinausgehen) muss ein<br />
Zivildienst leistendes Kind als<br />
selbsterhaltungsfähig angesehen<br />
werden.<br />
i) FamZ 62/07<br />
OGH vom 16. 1. 2007,<br />
4 Ob 223/06 g<br />
Kein Unterhaltsvorschussanspruch<br />
bei unbekanntem<br />
Aufenthalt des Kindes<br />
§ 2 Abs. 1 UVG<br />
Unabhängig davon, wann von<br />
einem gewöhnlichen Aufent-<br />
halt des Kindes im Inland gesprochen werden<br />
kann und wie weit der Inlandsbegriff mit Rücksicht<br />
auf das EU-Ausland und auf Staaten des<br />
EWR zu fassen ist, setzt die Prüfung der<br />
Anspruchsvoraussetzung des inländischen Aufenthalts<br />
jedenfalls dessen Bekanntheit voraus. Die<br />
bloße Vermutung eines nunmehrigen gewöhnlichen<br />
Aufenthalts des Kindes in Griechenland<br />
kann die Weitergewährung des Unterhaltsvorschusses<br />
nicht rechtfertigen.<br />
j) FamZ 84/07<br />
LG Wiener Neustadt vom 30. 6. 2006,<br />
16 R 190/06 i<br />
Gebühren des Gerichtskommissärs für die<br />
Durchführung der Nachtragsabhandlung<br />
§ 13 GKTG<br />
Die Gebühren des GK für die Durchführung der<br />
Nachtragsabhandlung sind auf der Basis des<br />
nachträglich hervorgekommenen Vermögens zu<br />
berechnen und nicht nach der (früher judizierten)<br />
Differenzmethode zu ermitteln. Gegen die Differenzmethode<br />
spricht insbesondere schon der<br />
Wortlaut des § 13 GKTG, wonach die Gebühr des<br />
GK nach dieser Gesetzesstelle „für die Durchführung<br />
einer Nachtragsabhandlung“ zu bemessen ist.<br />
Kurse im JZB Schwechat<br />
Grundlehrgang:<br />
26. 02. – 26. 06. 2008<br />
20. 08. – 11. 12. 2008<br />
Arbeitsgebietslehrgang<br />
für Außerstreitsachen:<br />
26. 08. – 21. 11. 2008<br />
Arbeitsgebietslehrgang<br />
für Firmenbuchsachen:<br />
03. 09. – 18. 11. 2008<br />
Arbeitsgebietslehrgang<br />
für Grundbuchs- und<br />
Schiffsregistersachen:<br />
19. 02. – 13. 05. 2008<br />
24. 09. – 12. 12. 2008<br />
Arbeitsgebietslehrgang für<br />
Zivilprozess-, Exekutionsund<br />
Insolvenzsachen:<br />
16. 01. – 21. 04. 2008<br />
k) FamZ 85/07 = E-FZ<br />
2007/69 und<br />
ÖJZ-EvBl 2007/57<br />
OGH vom 19. 12. 2006, 4<br />
Ob 214/06 h<br />
Verjährungsfrist für den<br />
Schenkungspflichtteilsanspruch<br />
eines gesetzlichen<br />
Erben<br />
§§ 785, 1487 ABGB<br />
Die Verjährungsfrist für den<br />
Schenkungspflichtteil bei<br />
gesetzlicher Erbfolge beginnt<br />
nach herrschender Auffassung<br />
mit dem Tod des Erblassers zu<br />
laufen, und zwar unabhängig<br />
von der Kenntnis des Berechtigten,<br />
es sei denn, der<br />
Schuldner hätte diese arglistig<br />
verhindert. Die kurze Verjährungsfrist<br />
des § 1487 ABGB<br />
gilt auch für den Schenkungspflichtteilsanspruch<br />
eines<br />
gesetzlichen Erben gegen<br />
einen Miterben. ■<br />
23
Für ein sorgenfreies Lächeln<br />
Das Raiffeisen Vorsorge-Zertifikat<br />
Sie wollen Ihr Leben unbeschwert genießen? Dann sichern Sie bereits jetzt Ihren Lebensstandard mit dem Raiffeisen Vorsorge-Zertifikat<br />
– mit staatlicher Prämie und Kapitalgarantie. Das Raiffeisen Vorsorge-Zertifikat wird heuer mit 9 % gefördert. Das bedeutet für Sie bis<br />
zu 190 Euro staatliche Prämie. Ihr eingezahltes Kapital wird ertragreich veranlagt und ist am Ende der Laufzeit zu 100 % garantiert. Ein<br />
Einstieg ist bereits ab 10 Euro monatlich möglich.<br />
Kommen Sie in Ihre Bankstelle der Raiffeisenlandesbank OÖ – und holen Sie sich jetzt mit der Vorsorge FlexibelPLUS bis zu 30 Euro!<br />
www.rlbooe.at<br />
Holen<br />
€ 30,-<br />
Sie sich<br />
jetzt bis zu
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Firmenbuch<br />
ADir.<br />
Rainer Jäger<br />
Fachredakteur Firmenbuch<br />
LG Wels<br />
E-Mail:<br />
rainer.jaeger@justiz.gv.at<br />
Fachbereich<br />
Firmenbuch<br />
Die Umsetzung des HaRÄG<br />
in der Firmenbuchpraxis<br />
I. Vorbemerkungen<br />
Das Handelsrechts-Änderungsgesetz (HaRÄG),<br />
BGBl I 2005/120, mit welchem das bisherige<br />
Handelsgesetzbuch in Unternehmensgesetzbuch<br />
(UGB) umbenannt und durchgreifend geändert<br />
wurde, ist grundsätzlich (für bestimmte Normen<br />
bestehen Übergangsfristen) am 1. Jänner 2007<br />
in Kraft getreten.<br />
Im Wesentlichen bereitet das neue Recht im<br />
Bereich der Firmenbuchpraxis uE keine großen<br />
Schwierigkeiten; in einigen Bereichen stellen sich<br />
jedoch Detailfragen. Der Beitrag fasst ua die<br />
Besprechungen bei den Seminaren dieses Jahres<br />
im April in Linz sowie im Oktober in Schwechat<br />
zusammen und beschäftigt sich mit ausgewählten<br />
praxisrelevanten Fragen.<br />
Wenn in der Folge von Einzelunternehmern<br />
gesprochen wird, sind damit auch Einzelunternehmerinnen<br />
gemeint.<br />
II. Die Änderungen im Bezug auf das<br />
Firmenbuchverfahren im Überblick<br />
• Jeder Unternehmer kann sich freiwillig ins<br />
Firmenbuch eintragen lassen; Anmeldepflicht<br />
besteht für bilanzierungspflichtige Einzelunternehmer.<br />
• Eine Neugründung von Erwerbsgesellschaften<br />
ist nicht mehr möglich; die neuen Personengesellschaften<br />
nach UGB sind die OG und die KG.<br />
• Das Firmenrecht wurde grundlegend geändert;<br />
jeder Rechtsträger hat einen Rechtsformzusatz<br />
zu führen; die Rechtsformzusätze sind bis 1. 1.<br />
2010 an das neue Recht anzupassen.<br />
• Jeder in das Firmenbuch eingetragene Unternehmer<br />
oder dessen gesetzlicher Vertreter kann<br />
Prokura erteilen.<br />
• Die Haftung bei einem Unternehmensübergang<br />
wird neu geregelt; der Haftungsausschluss ist weiterhin<br />
ein Eintragungstatbestand im Firmenbuch.<br />
• § 14 HGB (nunmehr UGB – Pflichtangaben auf<br />
Geschäftsbriefen) wurde geändert und ist ab<br />
ADir. Wilhelm Birnbauer<br />
ADir. Rainer Jäger<br />
1. 1. 2010 auf alle in das<br />
Firmenbuch eingetragenen<br />
Unternehmer anzuwenden.<br />
• Die Offenlegungspflicht<br />
(Jahresabschluss) besteht<br />
künftig für alle unternehmerisch<br />
tätigen Personengesellschaften,<br />
bei denen kein<br />
unbeschränkt haftender<br />
Gesellschafter eine natürliche<br />
Person ist.<br />
• Der Sitz der GmbH wurde<br />
legal definiert.<br />
• Bei der Anmeldung eines<br />
ausländischen Rechtsträgers<br />
samt inländischer Zweigniederlassung<br />
ist der Nachweis<br />
der erfolgten „gerichtlichen<br />
Veröffentlichung“ (der Auslandsgesellschaft)<br />
nicht<br />
mehr zu erbringen.<br />
• Wird eine GmbH oder AG<br />
nach den Bestimmungen<br />
des UmwG durch Errichtung<br />
einer Personengesellschaft<br />
umgewandelt, kann<br />
die Firma der übertragenden<br />
Gesellschaft in jedem Fall<br />
ohne einen Rechtsnachfolgevermerk<br />
fortgeführt werden.<br />
III. EinzelunternehmerInnen<br />
1. Anzahl der Neueintragungen<br />
2006/2007<br />
In den ersten drei Quartalen<br />
2007 (1. Jänner bis 30. September<br />
2007) wurden österreichweit<br />
1.374 Einzelunternehmen<br />
in das Firmenbuch<br />
eingetragen. Im Vergleichszeitraum<br />
2006 wurden 66 Einzelkaufleute<br />
eingetragen.<br />
25
Fachbereich Firmenbuch Der Österreichische Recht§pfleger<br />
Im Vergleich dazu wurden im<br />
gleichen Zeitraum 2006 6942<br />
und 2007 6823 (= minus 119)<br />
Gesellschaften mit beschränkter<br />
Haftung sowie 2006 3503<br />
und 2007 3070 (= minus 433)<br />
Personengesellschaften ins<br />
Firmenbuch eingetragen.<br />
Genaue Angaben liegen nicht<br />
vor, jedoch kann man aufgrund<br />
von Erfahrungen aus<br />
der Praxis davon ausgehen,<br />
dass sich die Mehrzahl dieser<br />
Einzelunternehmer auf freiwilliger<br />
Basis eintragen ließ.<br />
2. Chronologie der Gründung<br />
eines Einzelunternehmens<br />
Problem:<br />
In der Praxis stellt sich das<br />
Problem, dass oftmals im<br />
ersten Schritt die Eintragung<br />
des Einzelunternehmers in das<br />
Firmenbuch begehrt, und im<br />
zweiten Schritt um die Gewerbeberechtigung<br />
angesucht<br />
wird. Diese Vorgangsweise<br />
wird nach Aussagen einiger<br />
Antragsteller von örtlichen<br />
Interessensvertretungen und<br />
Gewerbebehörden empfohlen.<br />
Diese Vorgangsweise zeigt sich<br />
auch, wenn bei der Anmeldung<br />
des Einzelunternehmers angeführt<br />
wird, dass eine Gewerbeberechtigung<br />
noch nicht besteht<br />
(siehe § 16 Abs. 2 FBG).<br />
Exkurs:<br />
Einzelunternehmer/in im<br />
Rechtssinn<br />
a) Gesetzliche Definition<br />
Unternehmer ist, wer ein<br />
Unternehmen betreibt<br />
(§ 1 Abs. 1 UGB).<br />
Ein Unternehmen ist jede auf<br />
Dauer angelegte Organisation<br />
selbständiger wirtschaftlicher<br />
Tätigkeit, mag sie auch nicht<br />
auf Gewinn gerichtet sein.<br />
Der Unternehmerbegriff<br />
umfasst Unternehmer und<br />
Unternehmerinnen gleichermaßen<br />
(§ 1 Abs. 2 UGB).<br />
Diese gesetzliche Definition<br />
deckt sich mit der Bestimmung<br />
des § 1 Abs. 2 KSchG.<br />
§ 182 KO geht vom Unternehmerbegriff<br />
des § 1 Abs. 2<br />
KSchG aus (OGH 25. 10. 2001,<br />
8 Ob217/01x).<br />
26<br />
ErlRV (1058 BlgNr 22. GP)<br />
[...] Daher liegt eine auf Dauer angelegte Organisation<br />
selbständiger wirtschaftlicher Tätigkeit vor,<br />
wenn planmäßig unter zweckdienlichem Einsatz<br />
materieller und immaterieller Mittel, in der Regel<br />
unter Mitwirkung einer arbeitsteilig kooperierenden<br />
Personengruppe, auf einem Markt laufend<br />
wirtschaftlich werthafte Leistungen gegen Entgelt<br />
angeboten und erbracht werden.<br />
b) „auf Dauer angelegt“<br />
Das UGB spricht lediglich von „auf Dauer“<br />
angelegter Tätigkeit. Eine bestimmte zeitliche<br />
Dauer schreibt das Gesetz nicht vor. Nach der<br />
hier heranzuziehenden Rsp zum Gewerbebegriff<br />
ist der Begriff des „dauernden Betriebes“ nicht<br />
mit „lang dauernd“ oder „auf unbestimmte Zeit“<br />
gleichzusetzen: auch kurzzeitige, unterbrochene<br />
oder befristete Tätigkeiten können als auf „Dauer<br />
angelegt“ angesehen werden (Straube in Straube,<br />
HGB I3 Rz 5 zu § 1 HGB). Beschränkte Dauer<br />
schadet daher nicht, es kann daher auch ein<br />
Unternehmen vorliegen, wenn die Tätigkeit auf<br />
die Dauer einer Messe, einer Ausstellung oder<br />
einer Saison beschränkt ist. Entscheidend ist, dass<br />
das Unternehmen auf Dauer angelegt ist, nicht,<br />
ob es in der Folge auch tatsächlich dauerhaft<br />
ausgeübt wird.<br />
Die Absicht des Handelnden muss sich auf eine<br />
Vielzahl von Geschäften als Ganzes richten und<br />
ein solcher Wille muss auch gegenüber Dritten<br />
hervortreten, es darf nicht nur eine Mehrzahl von<br />
einzelnen Gelegenheitsgeschäften erkennbar sein<br />
(Baumbach/Hopt, dHGB-Komm32, Rz 13 zu<br />
§ 1 dHGB).<br />
c) Organisation<br />
Der Begriff „Organisation“ ist im Wortzusammenhang<br />
„auf Dauer angelegte Organisation selbständiger<br />
wirtschaftlicher Tätigkeit“ zu verstehen.<br />
Damit ist die Teilnahme am allgemeinen wirtschaftlichen<br />
Verkehr, die nach außen erkennbare<br />
professionelle Teilnahme am wirtschaftlichen<br />
Leben in Form des Güter- und Leistungsaustausches<br />
zu verstehen (vgl. Straube in Straube, HGB<br />
I3, Rz 10 zu § 1 HGB). Es muss ein organisatorischer<br />
Zusammenhang der einzelnen Geschäfte<br />
nach der Verkehrsanschauung erblickt werden<br />
können.<br />
Praxisproblem:<br />
In diesem Zusammenhang ist die Frage der<br />
Unternehmereigenschaft der besonders in Oberösterreich<br />
sehr beliebten Infrastrukturgesellschaften<br />
(in Form von Personengesellschaften) der<br />
Gemeinden zu sehen. Treten sie am Markt auf<br />
bzw. machen sie vom Recht des Vorsteuerabzuges<br />
Gebrauch, wird die Unternehmereigenschaft<br />
anzunehmen sein. Die Unternehmereigenschaft<br />
ist nicht für die Ersteintragung einer Personengesellschaft<br />
(OG oder KG) von Bedeutung,<br />
aufgrund der Zweckoffenheit<br />
einer Personengesellschaft<br />
nach UGB kann eine solche<br />
Gesellschaft auch für einen<br />
nicht unternehmerischen<br />
Zweck gegründet werden. Die<br />
Unternehmereigenschaft wird<br />
aber bei der Frage der Offenlegungspflicht<br />
(§ 277 ff UGB)<br />
interessant. (Nur) unternehmerisch<br />
tätige Personengesellschaften,<br />
bei denen kein<br />
unbeschränkt haftender Gesellschafter<br />
eine natürliche Person<br />
unbeschränkt haftet, sind<br />
rechnungslegungs- (§ 189 Abs.<br />
1 Z 1 UGB) und offenlegungspflichtig<br />
(§ 221 Abs. 5 UGB).<br />
Eine generelle Lösung dieser<br />
Frage wird jedoch nicht möglich<br />
sein, man wird jede einzelne<br />
Personengesellschaft<br />
(bei der kein unbeschränkt<br />
haftender Gesellschafter eine<br />
natürliche Person ist) genau<br />
(auf die Unternehmereigenschaft)<br />
prüfen müssen.<br />
d) „Selbständigkeit“<br />
Die unternehmerische Tätigkeit<br />
muss selbständig ausgeübt<br />
werden, dh auf eigene<br />
Rechnung und Gefahr (vgl.<br />
§ 1 Abs 3 GewO). Maßgebliches<br />
Kriterium dafür ist, ob<br />
das Geschäftswagnis getragen<br />
wird (OGH, JBl 1964, 566).<br />
Ob eine selbstständige Tätigkeit<br />
vorliegt, ist in Frage zu<br />
stellen, wenn der formelle<br />
Unternehmer von einem anderen<br />
Unternehmer wirtschaftlich<br />
stark abhängig ist (vgl. HS<br />
12.002 zum Tankstellenpächter<br />
oder HS 12.003 zum sog.<br />
freien Handelsvertreter).<br />
Wer in rechtlich abhängiger<br />
Position die Geschäfte für<br />
einen anderen tätigt, ohne<br />
selbst das Unternehmerrisiko<br />
zu tragen ist kein Unternehmer.<br />
e) „wirtschaftliche Tätigkeit“<br />
Unter „wirtschaftlicher Tätigkeit“<br />
ist das Anbieten wirtschaftlich<br />
werthafter Leistungen<br />
(Waren oder Dienstleistungen)<br />
auf einem Markt zu<br />
verstehen. Wer auf dem Markt<br />
nur als Nachfrager von Gütern<br />
auftritt, erbringt keine wirt-
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Firmenbuch<br />
schaftlich werthaften Leistungen<br />
(vgl. OGH 5. 8. 2003, 7<br />
Ob 155/03z der Lehrmeinung<br />
Schauers, Schauer, Wohnungseigentümergemeinschaft<br />
und<br />
KSch, wbl 2000, 220 folgend).<br />
f) Gewinnerzielungsabsicht<br />
Der Unternehmerbegriff des<br />
§ 1 Abs 2 UGB gilt nach dem<br />
klaren Gesetzeswortlaut unabhängig<br />
davon, ob das Unternehmen<br />
auf Gewinn gerichtet<br />
ist oder nicht; es muss aber<br />
eine Kostendeckungsabsicht<br />
gegeben sein. Um die Kostendeckung<br />
durch Leistung erzielen<br />
zu können muss Entgeltlichkeit<br />
gegeben sein. Wer<br />
seine Leistungen verschenkt<br />
ist kein Unternehmer.<br />
Wer seine Leistungen ausschließlich<br />
oder weitgehend<br />
nur über Spenden und Subventionen<br />
finanziert und ohne<br />
solche gar nicht in der Lage<br />
ist, seine Leistungen zu betreiben<br />
und zu erhalten, entspricht<br />
nicht den eigentlichen<br />
Vorstellungen einer wirtschaftlichen<br />
Tätigkeit (Krejci in<br />
Dehn/Krejci [Hrsg], Das neue<br />
UGB, 22 f).<br />
Nur eine unternehmerisch tätige<br />
(siehe oben „Exkurs“)<br />
natürliche Person ist in das<br />
Firmenbuch einzutragen (§ 8<br />
Abs. 1 leg. cit.). Geschäfte, die<br />
eine natürliche Person vor<br />
Aufnahme des Betriebes ihres<br />
Unternehmens zur Schaffung<br />
der Voraussetzungen dafür<br />
tätigt, gelten noch nicht als<br />
unternehmensbezogene<br />
Geschäfte (§ 343 Abs. 3 UGB).<br />
Dass der (einzutragende)<br />
Unternehmer noch nicht über<br />
eine Gewerbeberechtigung<br />
verfügt schadet grundsätzlich<br />
nicht (siehe § 6 UGB). Damit<br />
die Eintragung bewilligt werden<br />
kann, muss aber ein<br />
Unternehmen im Rechtssinn<br />
vorliegen.<br />
Die Erteilung der Gewerbeberechtigung<br />
erfolgt durch Eintragung<br />
des Unternehmers in<br />
das Gewerberegister, welcher<br />
von der Eintragung durch die<br />
Übermittlung eines Auszuges aus dem Gewerberegister<br />
verständigt wird (§ 340 Abs. 1 GewO). In<br />
das Gewerberegister ist ua die Firma und die Firmenbuchnummer<br />
des Einzelunternehmers einzutragen<br />
(§ 365a Abs. 1 Z 11 GewO).<br />
Conclusio<br />
Den gesetzlichen Vorschriften entsprechend muss<br />
der Unternehmer zuerst um die Gewerbeberechtigung<br />
ansuchen (sofern für den Betriebsgegenstand<br />
eine solche erforderlich ist), wobei er als<br />
natürliche Person in das Gewerberegister einzutragen<br />
wäre. Wenn er dann das Unternehmen tatsächlich<br />
betreibt, kann er die Eintragung ins Firmenbuch<br />
begehren. Danach wären die Daten im<br />
Gewerberegister durch Aufnahme der Firma und<br />
der Firmenbuchnummer zu ergänzen.<br />
Mag diese Vorgangsweise auch unpraktisch<br />
erscheinen, entspricht sie der geltenden Rechtsordnung.<br />
IV. Geschäftszweig<br />
§ 3 Abs. 1 Z 5 FBG bestimmt, dass bei jedem Rechtsträger<br />
„eine kurze Bezeichnung des Geschäftszweiges<br />
nach eigener Angabe“ einzutragen ist.<br />
In den Gesetzesmaterialen (AB 23 BlgNr 18. GP)<br />
wird dazu ausgeführt: „[...] Es handelt sich hiebei<br />
um ausschließlich freiwillige, also fakultative und<br />
auch nicht in den materiell-rechtlichen Vorschriften<br />
des HGB oder seiner Nebengesetze vorgesehene<br />
Angaben. [...].“<br />
Mit dem HaRÄG wurden in den §§ 28 (Einzelunternehmer)<br />
und 106 UGB (OG – auch auf KG<br />
anzuwenden – § 161 Abs. UGB) materiell-rechtliche<br />
Bestimmungen geschaffen, welche die Pflicht<br />
normieren, den Geschäftszweig in der Anmeldung<br />
anzugeben (Verweis auf § 3 Z 5 FGB – dass nicht<br />
richtig auf § 3 Abs. 1 Z 5 FBG verwiesen wird,<br />
rührt daher, dass zeitlich nach dem HaRÄG mit<br />
dem PuG in § 3 FBG Absätze eingefügt wurden).<br />
Die Wortfolge „nach eigener Angabe“ in § 3 Abs.<br />
1 Z 5 FBG ist uE nicht so zu interpretieren, dass<br />
damit keine Angabe gemeint ist.<br />
Fragt man nach dem telos (teleologische Interpretation)<br />
der Bestimmung wäre Folgendes denkbar:<br />
Nachdem keine Verpflichtung zur Führung einer<br />
Sachfirma besteht, könnte der Normzweck in der<br />
Offenlegung des Tätigkeitsbereiches der eingetragenen<br />
Firma liegen. Dieser Gedankenansatz ist<br />
aber bei den Einzelunternehmern und Personengesellschaften<br />
nach UGB verfehlt, da schon bisher<br />
bei diesen Rechtsformen keine Verpflichtung<br />
bestand, eine Sachfirma zu führen.<br />
Bei anderen Rechtsträgern fehlt eine materiellrechtliche<br />
Norm, welche die Anmeldung des<br />
Geschäftszweiges normiert (§§ 11 GmbHG, 29<br />
AktG, 6 GenG ua).<br />
Bei den im Eingang erwähnten Veranstaltungen<br />
wurde auch die Meinung vertreten, dass § 28<br />
UGB auf alle Unternehmer anzuwenden sei,<br />
was sich aus der allgemeinen<br />
Formulierung am Beginn des<br />
zweiten Satzes „Der Unternehmer<br />
hat in der Anmeldung […]<br />
anzugeben“ ergäbe. Dem<br />
kann entgegen gehalten werden,<br />
dass in weiterer Folge in<br />
diesem Satz auf § 3 FBG (allgemeineEintragungstatbestände)<br />
und § 4 (besondere Eintragungstatbestände<br />
für Einzelunternehmer<br />
und Personengesellschaften)<br />
verwiesen wird,<br />
nicht aber auf besondere Eintragungstatbestände<br />
für andere<br />
Rechtsträger (etwa § 5 FBG –<br />
für AG und GmbH).<br />
Gegen eine analoge Anwendung<br />
der Bestimmungen auf<br />
andere Rechtsträger könnte<br />
sprechen, dass mit dem<br />
HaRÄG mehrere Spezialgesetze<br />
wie das GmbHG, das AktG<br />
ua geändert wurden und bei<br />
diesen Änderungen eine<br />
Anmeldepflicht des Geschäftszweiges<br />
nicht normiert wurde.<br />
V. Firmenrecht –<br />
Einzelfragen<br />
1. Unterscheidungskraft<br />
Der Begriff Unterscheidungskraft<br />
in § 18 UGB zielt auf die<br />
Individualisierung, also auf die<br />
Identifikation des Unternehmers<br />
(Heidinger in Münchner<br />
Kommentar zum Handelsgesetzbuch,<br />
2. Aufl. [2005], Rz 9<br />
zu § 18 dHGB). Die Firma<br />
muss also geeignet sein, einen<br />
bestimmten Unternehmer zu<br />
bezeichnen; außerdem muss<br />
die Firma die Fähigkeit besitzen,<br />
den Unternehmer von<br />
anderen zu unterscheiden,<br />
also im Rechtsverkehr die<br />
gedankliche Verbindung zu<br />
einem ganz bestimmten Unternehmen<br />
herzustellen. Unterscheidungskräftig<br />
ist eine<br />
Firma grob gesagt immer<br />
dann, wenn sie geeignet ist,<br />
die bezeichnete Firma von<br />
anderen abzugrenzen und<br />
identifizierbar zu machen.<br />
Der Begriff „Unterscheidungskraft“<br />
steht nicht im Widerspruch<br />
zu der von § 29 UGB<br />
geforderten deutlichen Unterscheidung<br />
von Firmen am<br />
27
Fachbereich Firmenbuch Der Österreichische Recht§pfleger<br />
selben Ort oder in derselben<br />
Gemeinde. Die beiden Bestimmungen<br />
verfolgen jeweils<br />
einen anderen Normzweck;<br />
während der Begriff „Unterscheidungskraft“<br />
nur die<br />
Fähigkeit zur Unterscheidung<br />
fordert, bestimmt § 29 UGB,<br />
dass sich die Firmen (am selben<br />
Ort oder in der selben<br />
Gemeinde) deutlich unterscheiden<br />
müssen. Die „Unterscheidungskraft“<br />
muss nur<br />
generell und abstrakt gegeben<br />
sein (Dehn in Krejci [Hrsg]<br />
Reformkommentar<br />
UGB/ABGB, Rz 24 zu § 18<br />
UGB mN).<br />
An Unterscheidungskraft fehlt<br />
es nach herrschender Ansicht<br />
reinen Sach- und Gattungsbezeichnungen,<br />
aber auch bloß<br />
geschäftlichen Bezeichnungen.<br />
So wurde jüngst die Frage der<br />
Zulässigkeit der Firma „ManagementKompetenz<br />
GmbH“ an<br />
den OGH herangetragen: Wie<br />
das Rekursgericht völlig<br />
zutreffend ausgeführt habe,<br />
spreche nicht nur die mangelndeIndividualisierungswirkung,<br />
sondern auch das Freihaltebedürfnis<br />
des Rechtsverkehrs<br />
an den verwendeten<br />
Begriffen und die im Firmenwortlaut<br />
liegende unzulässige<br />
Selbstrühmung gegen die<br />
Zulässigkeit dieses Firmenwortlautes<br />
(OGH 13. 9. 2007,<br />
6 Ob188/07a, OLG Graz<br />
19. 6. 2007, 4 R 81/07z).<br />
2. Einschränkung der Prüfpflicht<br />
– § 18 Abs. 2 UGB<br />
Im Verfahren vor dem Firmenbuchgericht<br />
ist die Irreführung<br />
nur zu berücksichtigen, wenn<br />
sie ersichtlich ist (§ 18 Abs. 2<br />
letzter Satz UGB). Eine solche<br />
Irreführung wird anzunehmen<br />
sein, wenn das Täuschungspotenzial<br />
nicht allzu fern liegt<br />
oder ohne umfangreiche<br />
Beweisaufnahmen angenommen<br />
werden kann (Schauer,<br />
Reform 79; Baumbach/Hopt,<br />
dHGB, 32. Aufl. Rz 20 und<br />
15zu § 18 dHGB). Mit dieser<br />
Bestimmung wird zum Ausdruck<br />
gebracht, dass im Registerverfahren<br />
keine aufwendi-<br />
28<br />
gen Ermittlungen über die Zulässigkeit eines Firmenwortlautes<br />
durchgeführt werden sollen, sondern<br />
– im Dienst der Raschheit des Eintragungsverfahrens<br />
(s ErläutRV, Allg Teil, Pkt III.3.b.cc) –<br />
nur eine grobe Prüfung der einzutragenden Firma<br />
stattfinden soll. Andererseits kann in zweiter<br />
Instanz die Ersichtlichkeit auch gegeben sein,<br />
wenn aufgrund (zu umfangreicher) Ermittlungen<br />
der ersten Instanz die Irreführungseignung aktenkundig<br />
ist (Dehn in Krejci [Hrsg] Reformkommentar<br />
UGB/ABGB, Rz 45 zu § 18 UGB).<br />
Als Verfahren „vor dem Firmenbuchgericht“ ist uE<br />
auch das in § 24 Abs. 1 FBG geregelte Firmenmissbrauchsverfahren<br />
anzusehen. Kein Verfahren<br />
vor dem „Firmenbuchgericht“ ist uE die Unterlassungsklage<br />
nach § 37 UGB, sowie eine Klage<br />
nach den Bestimmungen des UWG (vgl OGH<br />
17. 3. 1981, 4 Ob 312/81 uva: „Der Gebrauch<br />
einer gewählten Firma darf nicht gegen wettbewerbsrechtliche<br />
Bestimmungen verstoßen; dies<br />
gilt auch dann, wenn die beanstandende Firma<br />
im Handelsregister eingetragen ist.“). Wird vom<br />
Firmenbuchgericht nur eine „grobe Prüfung“ vorgenommen,<br />
könnte die Zulässigkeitsprüfung der<br />
Firma in das streitige Verfahren verlagert werden.<br />
3. Unzulässige Verwendung fremder Namen –<br />
GmbH & Co KG (OG)<br />
In die Firma einer eingetragenen Personengesellschaft<br />
(KG, OG) darf der Name einer anderen<br />
Person als der eines unbeschränkt haftenden<br />
Gesellschafters nicht aufgenommen werden<br />
(s § 20 UGB).<br />
Darf also zB bei der Firma einer GmbH & Co KG<br />
oder OG nur die Firma der unbeschränkt haftenden<br />
GmbH in die Firma der KG oder OG aufgenommen<br />
werden?<br />
Unter dem Begriff „Namen“ ist uE auch die<br />
„Firma“ des unbeschränkt haftenden Gesellschafters<br />
zu verstehen. Nach der Legaldefinition des<br />
§ 17 Abs. 1 UGB ist die Firma der in das Firmenbuch<br />
eingetragene Name eines Unternehmers,<br />
unter dem er seine Geschäfte bereibt und die<br />
Unterschrift abgibt. Die Firma ist also der Name<br />
des Unternehmers.<br />
Unter dem Begriff „Person“ sind uE nicht nur<br />
natürliche Personen, sondern auch juristische Personen<br />
oder sonstige rechtsfähige Gebilde (etwa<br />
Gesamthandschaften) zu verstehen.<br />
Unter Beachtung dieses Auslegungsergebnisses<br />
würde die Bestimmung lauten: „In die Firma<br />
einer eingetragenen Personengesellschaft (KG,<br />
OG) darf die Firma einer anderen Person (auch<br />
einer juristischen Person oder sonstigen rechtsfähigen<br />
Gebildes) als der eines unbeschränkt haftenden<br />
Gesellschafters nicht aufgenommen werden.<br />
Es muss also eine andere Person geben, welche<br />
die namensgebende Firma führt. Die Aufnahme<br />
dieser Firma in die Firma der KG oder OG wäre<br />
nach der wörtlichen Interpretation der Bestimmung<br />
unzulässig.<br />
Gibt es aber keine solche<br />
Firma, kann die Bezeichnung<br />
aufgenommen werden, da<br />
eine Verpflichtung, den<br />
Namen (die Firma) der Komplementär-Gesellschaft<br />
in der<br />
Firma der KG oder OG zu<br />
führen, seit Inkrafttreten des<br />
HaRÄG nicht mehr besteht.<br />
Beim Begriff „Namen“ anderer<br />
Personen ist uE auch eine<br />
restriktive Auslegung geboten:<br />
Wenn nach der Verkehrsanschauung<br />
ein Name nicht als<br />
solcher angesehen wird (sondern<br />
zB als Fantasie bezeichnung)<br />
sollte uE die Verwendung<br />
zulässig sein (zB wenn<br />
ein Familienname auch ein<br />
Vorname ist – vgl zum alten<br />
Recht „Cocktailbar Felix<br />
GmbH“ – OLG Wien 23. Juni<br />
2006, 28 R 69/06g).<br />
4. Nichtssagende (zB fremdsprachige)<br />
Begriffe<br />
Der OGH (23. 5. 1985, 6 Ob<br />
15/98; 11. 7. 1985, 6 Ob<br />
22/85) hat zu der Bildung<br />
einer Gesellschaftsfirma durch<br />
Heranziehung einer englischsprachigen<br />
Firma einer ausländischen<br />
Gesellschafterin ausgeführt:<br />
„Wer sich nichts Konkretes<br />
vorstellen kann, mag<br />
sich mangelhaft unterrichtet<br />
fühlen, kann sich aber nicht<br />
als getäuscht erachten“.<br />
5. Aussprechbarkeit von<br />
Buchstabenkombinationen<br />
Judikatur aus Deutschland:<br />
Die Firma „AKDV GmbH“<br />
wurde abgelehnt, da nicht<br />
aussprechbare Buchstabenaneinanderreihungen,<br />
die im<br />
Verkehr keine Kennzeichnungsfunktion<br />
haben, die<br />
Namensfunktion nicht erfüllen<br />
(OLG Celle 6. 7. 2006, 9 W<br />
61/06 – unter Verweis auf<br />
OLG Celle 19. 11. 1998, 9 W<br />
150/98 = DB 1999, S. 40; OLG<br />
Frankfurt NJW 2002, 2400 –<br />
hier zustimmend<br />
Baumbach/Hopt, dHGB32,<br />
Rz § 18 dHGB.<br />
Dieser E ist uE aus den folgenden<br />
Gründen nicht zu folgen:
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Ministerinterview<br />
Firmenbuch<br />
Mitlaute (Konsonanten) wie<br />
hier K, D und V werden im<br />
Sprachgebrauch üblicherweise<br />
mit (nachfolgenden) Selbstlauten<br />
(Vokale) ausgesprochen,<br />
sodass die Firma mit A KA DE<br />
VAU GmbH ausgesprochen<br />
werden würde. In diesem<br />
Sinne wäre die Firma aussprechbar.<br />
Andernfalls wäre<br />
möglicherweise auch die<br />
Firma „EVN AG“ nicht aussprechbar.<br />
6. Aktuelles zu der Eintragung<br />
von Bildzeichen<br />
Mit seiner Entscheidung vom<br />
13. 8. 2007, 6 R 129/07v hat<br />
das OLG Linz die Rechtsansicht<br />
des Erstgerichtes gebilligt,<br />
wonach dem Zeichen „*“<br />
keine Eintragungsfähigkeit<br />
zukommt. Aufgrund des dagegen<br />
anhängigen Revisionsrekurses<br />
darf der richtungweisenden<br />
Entscheidung des<br />
sechsten Senates des OGH mit<br />
Spannung entgegengeblickt<br />
werden.<br />
VI.„Beginn“ der Personengesellschaft<br />
–<br />
Aufhebung des<br />
§ 4 Z 4 FBG<br />
Nach der mit dem HaRÄG<br />
aufgehobenen Bestimmung<br />
des § 4 Z 4 FBG war bei Personengesellschaften<br />
der Tag<br />
ihres Beginns in das Firmenbuch<br />
einzutragen. Nach der<br />
Übergangsbestimmung des Art<br />
XXIV trat der bisherige<br />
§ 4 Z 4 FBG mit Ablauf des<br />
31. 12. 2006 außer Kraft;<br />
jedoch ist die Bestimmung auf<br />
Personengesellschaften, die<br />
vor diesem Zeitpunkt entstanden<br />
sind, weiter anzuwenden.<br />
Faktisch wurde nach altem<br />
Recht folgendes eingetragen:<br />
„Rechtsform besteht seit<br />
(Datum)“.<br />
Mit 1. Jänner 2007 wurden die<br />
Rechtsformen (Offene Handelsgesellschaft,<br />
Offene<br />
Erwerbsgesellschaft und Kommandit-Erwerbsgesellschaft)<br />
automationsunterstützt angepasst,<br />
dh auf „Offene Gesell-<br />
schaft“ bzw. Kommanditgesellschaft“ geändert<br />
(vgl. § 907 Abs. 1 UGB).<br />
Demnach kann folgende Eintragung im Firmenbuch<br />
gegeben sein:<br />
Rechtsform: Offene Gesellschaft<br />
Rechtsform besteht seit: 15. 2. 1992<br />
Diese Eintragung erweckt den unrichtigen Eindruck,<br />
die Rechtsform „Offene Gesellschaft“ bestehe<br />
seit 15. 2. 1992; richtig besteht die Rechtsform<br />
seit 1. 1. 2007. Bei einer Neueintragung ist der<br />
Tag des Beginns nicht mehr einzutragen.<br />
Auch unter Beachtung der Übergangsvorschrift<br />
des Art XXIV des HaRÄG ist es uE zulässig, den<br />
Beginn der Rechtsform bei der Anpassung des<br />
Rechtsformzusatzes zu löschen, dh in die historische<br />
Version des Firmenbuch zu setzen, damit<br />
der Firmenbuchstand der Wahrheit entspricht;<br />
auch der Beginn der früheren Rechtsform ist im<br />
Auszug mit historischen Daten ersichtlich.<br />
Technisch ist diese Eintragung (derzeit) nur so<br />
möglich, als in der Maske FIR der Button<br />
„Sonderform“ anzuklicken ist. Dadurch wird der<br />
Beginn der Rechtsform auf der Maske ersichtlich<br />
und kann gelöscht (in die Historie gesetzt) werden.<br />
Danach ist das Hackerl auf dem Button<br />
„Sonderform“ wieder zu entfernen.<br />
VII. Rechtsnachfolgevermerk bei<br />
Kommanditistenwechsel<br />
Was zuvor Übung der Praxis (Sonderrechtsnachfolge)<br />
und Rsp (vgl. OGH 29. 4. 2004, 6 Ob<br />
235/03g) war, wurde mit dem HaRÄG Gesetz:<br />
Nach § 4 Z 6 FBG ist bei der Eintragung eines<br />
Kommanditisten gegebenenfalls ein Rechtsnachfolgevermerk<br />
in das Firmenbuch einzutragen.<br />
Diese gesetzliche Bestimmung bleibt – wie die<br />
Praxis zeigt – von den Einschreiten oftmals unbeachtet.<br />
Da das Gesetz allgemein von „Rechtsnachfolge“<br />
spricht, ist sowohl im Falle einer Einzel-<br />
als auch einer Gesamtrechtsnachfolge ein<br />
Rechtsnachfolgevermerk einzutragen.<br />
VIII. Rechtsfolge eines unzulässigen<br />
GmbH-Satzungssitzes<br />
Als Sitz der Gesellschaft ist der Ort zu bestimmen,<br />
an dem die Gesellschaft einen Betrieb hat,<br />
an dem sich die Geschäftsleitung befindet oder<br />
an dem die Verwaltung geführt wird. Von dieser<br />
Vorschrift darf aus wichtigem Grund abgewichen<br />
werden (§ 5 Abs. 2 GmbHG).<br />
An den Tatbestand dieses Rechtssatzes ist keine<br />
ausdrückliche Rechtsfolge geknüpft. Entspricht<br />
der Sitz der Gesellschaft nicht mehr § 5 Abs. 2<br />
GmbHG liegt uE eine unzulässig gewordene Eintragung<br />
iSd § 10 Abs. 2 FBG vor. Demnach kann<br />
das Gericht eine Eintragung in das Firmenbuch<br />
von Amts wegen löschen, wenn diese wegen<br />
Mangels einer wesentlichen Voraussetzung<br />
unzulässig geworden ist.<br />
Denkbare Lösung ist daher ein<br />
Auflösungsbeschluss des Handelsgerichtes<br />
(§§ 10 Abs. 2<br />
FBG, 84 Z 6 GmbHG), mit<br />
einem vorangegangenen Verfahren<br />
nach § 18 FBG.<br />
Eine Nichtigkeit iSd § 216 Abs.<br />
1 AktG (vgl. § 10 Abs. 3 FBG)<br />
liegt bei unzulässigem Sitz<br />
nicht vor.<br />
IX. Exkurs: Haftsummen<br />
in Euro – OGH<br />
9. 11. 2006,<br />
6 Ob 244/06k<br />
Bei den eingangs angeführten<br />
Veranstaltungen wurde die<br />
Entscheidung des OGH 6 Ob<br />
244/06k, wonach Änderungen<br />
(Erhöhungen oder Herabsetzungen)<br />
der Haftsummen der<br />
Kommanditisten ausschließlich<br />
in Eurobeträgen einzutragen<br />
sind, ausführlich diskutiert.<br />
Dass im Einzelfall Haftsummen<br />
einerseits in Schillingbeträgen<br />
sowie andererseits in<br />
Eurobeträgen im Firmenbuch<br />
eingetragen sind, ist grundsätzlich<br />
unbedenklich; im Hinblick<br />
auf die Übersichtlichkeit<br />
der Eintragung könnte man<br />
die Einschreiter jedoch anleiten,<br />
alle in Schilling eingetragenen<br />
Haftsummen auf Euro<br />
umzustellen und anzumelden.<br />
Eine analoge Anwendung dieser<br />
Entscheidung auf Gesellschaften<br />
mit beschränkter Haftung<br />
ist nach einhelliger<br />
Ansicht der Kollegenschaft in<br />
Hinblick auf die im 1. Euro-<br />
JuBeG normierten Spezialvorschriften<br />
nicht in Betracht zu<br />
ziehen. ■<br />
29
Fachbereich Grundbuch Der Österreichische Recht§pfleger<br />
ADir.<br />
Johannes<br />
Kuster<br />
Fachredakteur Grundbuch<br />
BG Graz-Ost<br />
E-Mail:<br />
johannes.kuster@justiz.gv.at<br />
30<br />
Fachbereich<br />
Grundbuch<br />
Rechtsmittelentscheidungen<br />
zusammengestellt von ADir. Johannes Kuster<br />
Heft 6/2007<br />
NZ 2007/45<br />
§ 14 WEG 2002, § 178 AußStrG aF – Übergang<br />
des Wohnungseigentums der Partner im Todesfall<br />
1. Dem Erben ist eine Amtsbestätigung für den<br />
Erwerb des gesamten Mindestanteils einer<br />
Eigentumswohnung auszustellen, wenn er die<br />
eine Hälfte des Mindestanteils im Erbweg und<br />
die andere Hälfte durch eine im Rahmen des<br />
Verlassenschaftsverfahrens getroffene Vereinbarung<br />
unter Lebenden erhält.<br />
2. Eine Amtsbestätigung nach § 178 AußStrG aF,<br />
nunmehr § 182 Abs 3 AußStrG, kann nur für<br />
die Übertragung von Rechten ausgestellt werden,<br />
nicht aber dann, wenn ein Recht, das bisher<br />
an der Liegenschaft nicht bestanden hat,<br />
erst begründet werden soll.<br />
OGH 10. 1. 2006, 5 Ob 200/05 f (LG Klagenfurt<br />
20. 5. 2005, 1 R 83/05 h, BG Klagenfurt 29. 3. 2005,<br />
3 A 473/04 v)<br />
AGS 678<br />
§ 26 Abs 2, § 94 Abs 1 Z 1 GBG; § 1054 ABGB<br />
Bei einem Kaufvertrag als Rechtsgrund muss der<br />
Kaufpreis bestimmt oder zumindest bestimmbar<br />
sein. Die im Kaufvertrag beurkundete Erklärung,<br />
der Kaufvertrag werde einvernehmlich mit einem<br />
angemessenen Pauschalkaufpreis vereinbart, der<br />
entsprechend der schriftlichen Zusatzvereinbarung<br />
festgehalten werde, genügt nicht als Nachweis<br />
einer bereits stattgefundenen Willenseinigung<br />
über einen bestimmten oder bestimmbaren<br />
Kaufpreis; die Verbücherung kann daher nur<br />
bewilligt werden, wenn auch die Zusatzvereinbarung<br />
vorgelegt wird.<br />
OGH 29. 8. 2006, 5 Ob 187/06 w (LG Salzburg<br />
9. 6. 2006, 53 R 229/06 t; BG Salzburg 10. 4. 2006,<br />
TZ 2336/06)<br />
AGS 679<br />
§ 86 GBG; §§ 35, 45, 88 EO<br />
Der Antrag auf Einverleibung eines Pfandrechts<br />
kann nicht mit dem Antrag auf Einverleibung der<br />
Löschung eines Zwangspfandrechts kumuliert<br />
werden, solange das diesbezügliche Exekutions-<br />
Verf nicht eingestellt ist; hierfür<br />
ist ausschließlich das Exekutionsgericht<br />
zuständig.<br />
OGH 24. 10. 2006, 5 Ob 103/06<br />
t (LG Klagenfurt 1. 3. 2006,<br />
3 R 443/05 i; BG St. Veit/Glan<br />
7. 12. 2005, TZ 4684/05)<br />
AGS 680<br />
§ 94 Abs 1 Z 1, 3 GBG;<br />
§§ 137, 138, 208 EO<br />
Ab Anm der Einleitung des<br />
ZwangsversteigerungsVerf ist<br />
die Absonderung von Teilwald-<br />
und Mitgliedschaftsrechten<br />
an einer Agrargemeinschaft<br />
von der in Exekution<br />
gezogenen Stammsitzliegenschaft<br />
nur mit Zustimmung<br />
des betreibenden Gläubigers<br />
zulässig (hier nach dem TirolerFlurverfassungslandesgesetz<br />
– TFLG).<br />
OGH 3. 10. 2006, 5 Ob 163/06<br />
s (LG Innsbruck 10. 2. 2006,<br />
53 R 83/05 b; BG Silz 28. 10.<br />
2005, TZ 2817/05)<br />
AGS 681<br />
§ 94 Abs 1 Z 3 GBG; § 3<br />
Abs 2, § 5 Abs 4 WrAuslGEG<br />
Die Bestimmungen des WienerAusländergrunderwerbsgesetzes<br />
(WrAuslGEG), die für<br />
grundbücherliche Eintragungen<br />
mit Beziehung auf Baugrundstücke<br />
für EU-Ausländer<br />
strengere Voraussetzungen als<br />
für Inländer vorsehen (sog<br />
Nachweismodell), widersprechen<br />
der europarechtlichen<br />
Regelung der Kapitalverkehrsfreiheit<br />
und sind daher nicht<br />
anzuwenden; statt dessen ist<br />
die zuständige Grundverkehrsbehörde<br />
I. Instanz von der
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Grundbuch<br />
Bewilligung der Eintragung zu<br />
verständigen.<br />
OGH 24. 10. 2006, 5 Ob<br />
212/06 x (LGZ Wien 26. 7.<br />
2006, 47 R 273/06 d, 47 R<br />
247/06 a; BG Leopoldstadt 22.<br />
3. 2006, TZ 1174/06, 1175/06)<br />
AGS 682<br />
§ 4 LiegTeilG<br />
Besteht der Grundbuchskörper<br />
nur aus einem einzigen<br />
Grundstück, dann ist das AufforderungsVerf<br />
nach § 4 Lieg-<br />
TeilG auf die Abschreibung<br />
dieses Grundstücks nicht<br />
anwendbar.<br />
OGH 24. 10. 2006, 5 Ob<br />
179/06 v (LG Leoben 8. 6. 2006,<br />
1 R 187/06 a; BG Liezen 11. 4.<br />
2006, 5 Nc 61/06 t, TZ 665/06)<br />
Heft 8/2007<br />
NZ 2007/56<br />
§§ 31 ff, 136 GBG; § 142<br />
HGB; § 76 Abs 1 lit j, § 89a<br />
Abs 1 NO – Grundbuchsberichtigung<br />
nach Anwachsung<br />
des § 142 HGB<br />
1. Als Grundlage der Eintragung<br />
genügt im Fall des<br />
§ 136 GBG der Nachweis<br />
der Unrichtigkeit des<br />
Grundbuchsstands; er tritt<br />
an die Stelle der sonst<br />
geforderten urkundlichen<br />
Unterlagen.<br />
2. Dieser Nachweis ist dann<br />
erbracht, wenn die Unrichtigkeit<br />
offenkundig oder<br />
durch öffentliche Urkunden<br />
nachgewiesen ist.<br />
3. Ein auf § 136 GBG gestützter<br />
Antrag, der sich auf das<br />
Eigentumsrecht bezieht, ist<br />
als Antrag auf Einverleibung<br />
des Eigentums zu stellen.<br />
4. Durch das Ausscheiden<br />
eines von zwei Gesellschaftern<br />
aus der OHG oder der<br />
KG geht das Unternehmen<br />
ohne Liquidation mit seinen<br />
Aktiven und Passiven auf<br />
den verbleibenden Gesellschafter<br />
über.<br />
5. Dies führt zu einer Gesamtnachfolge<br />
des Übernehmers<br />
im Weg der Anwachsung;<br />
dies gilt auch für Liegenschaftseigentum,<br />
weshalb<br />
es in diesem Fall keines besonderen Übertragungsakts<br />
bedarf.<br />
6. Dieser Vorgang ist der Berichtigung im Grundbuch<br />
gem § 136 GBG grundsätzlich zugänglich.<br />
7. Aus § 142 HGB ist keine Grundlage für Ausnahmeregelungen<br />
iS einer dinglich wirkenden<br />
Rechtsnachfolge im Eigentum an einzelnen<br />
Sachen zu erkennen.<br />
8. Eine ausdrückliche Bestätigung über die<br />
Gesamtrechtsnachfolge in Liegenschaftsanteile<br />
bei einer Rechtsnachfolge nach § 142 HGB ist<br />
nicht erforderlich, weil sich die Gesamtrechtsnachfolge<br />
unmittelbar aus dem Gesetz ergibt<br />
und daher keines weiteren Nachweises bedarf.<br />
OGH 3. 10. 2006, 5 Ob 204/06 w (LGZ Wien<br />
14. 7. 2006, 46 R 346/06 g; BG Fünfhaus 11. 4.<br />
2006, TZ 1754/06)<br />
NZ 2007/57<br />
§§ 2, 16 WEG 2002; § 8 Krnt GplG 1995; §<br />
364 Abs 2 ABGB – Widmung von Wohnungseigentumsobjekten<br />
1. Für die Frage der Widmung eines Wohnungseigentumsobjekts<br />
ist auf die privatrechtliche Einigung<br />
der Wohnungseigentümer abzustellen;<br />
baurechtliche oder raumordnungsrechtliche<br />
„Widmungen“ definieren die privatrechtlichen<br />
Rechtsverhältnisse der Wohnungseigentümer<br />
untereinander nicht.<br />
2. Grundverkehrsrechtliche Beschränkungen des<br />
Baugrundverkehrs verfolgen andere Ziele als<br />
die Gestaltung eines Rechtsverhältnisses zwischen<br />
Wohnungseigentümern.<br />
3. Adressat der Raumordnungsvorschrift des<br />
§ 8 Krnt GemeindeplanungsG 1995 sind die<br />
Gemeinderäte. Eine privatrechtliche Verfügungsbeschränkung<br />
hinsichtlich der Vermietung<br />
von Objekten, die keiner Sonderwidmung<br />
als Ferienwohnung unterliegen, resultiert aus<br />
diesen raumordnungsrechtlichen Vorgaben nicht.<br />
4. Allein die Tatsache der Vermietung als Ferienwohnung<br />
an wechselnde Personen begründet<br />
noch keinen gesetzlichen Abwehranspruch<br />
nach § 364 Abs 2 ABGB.<br />
OGH 16. 5. 2006, 5 Ob 106/06 h (LG Klagenfurt<br />
10. 2. 2006, 2 R 20/06 b-21)<br />
NZ 2007/58<br />
§§ 87, 94 GBG – Umfang des Erfordernisses<br />
der Vorlage von Originalurkunden<br />
1. Grundbuchsurkunden des § 87 Abs 1 GBG, die<br />
dem Gericht bei der Entscheidung über ein<br />
Eintragungsbegehren im Original vorliegen<br />
müssen, sind jene, die in materieller und formeller<br />
Hinsicht die konstitutiven Voraussetzungen<br />
der vorzunehmenden Grundbuchshandlung<br />
enthalten.<br />
2. Folgt aus dem vorgelegten Handelsregisterauszug<br />
der Existenz- und Identitätsnachweis einer<br />
der Parteien sowie die Zeichnungsbefugnis des<br />
für sie einschreitenden Organs, handelt es sich<br />
um eine für die Bewilligung<br />
erforderliche, aber nicht<br />
eine Eintragungsgrundlage<br />
darstellende Urkunde. Es<br />
genügt daher eine amtlich<br />
beglaubigte Fotokopie zur<br />
Bewilligung.<br />
OGH 16. 5. 2006, 5 Ob 73/06 f<br />
(LG Wiener Neustadt 30. 12.<br />
2005, 17 R 299/05 z; BG Wiener<br />
Neustadt 27. 7. 2005, TZ<br />
5160/05)<br />
NZ 2007/59<br />
§§ 2, 9, 56 Abs 1 und 4<br />
WEG 2002 – Überführung von<br />
Kraftfahrzeugabstellflächen in<br />
Wohnungseigentumsobjekte<br />
bei Neuparifizierung wegen<br />
Zukaufs von Gartenfläche<br />
nicht zwingend<br />
Aus § 56 Abs 4 WEG 2002<br />
kann nicht abgeleitet werden,<br />
dass auch im Fall der Neufestsetzung<br />
von Nutzwerten bei<br />
schon bestehendem Wohnungseigentum<br />
für Kraftfahrzeug-Abstellplätze<br />
gesondertes<br />
Wohnungseigentum begründet<br />
werden muss.<br />
LG St. Pölten 10. 8. 2004, 7 R<br />
81/04 y (BG St. Pölten 26. 4.<br />
2004, 9 MSch 4/04 b)<br />
AGS 683<br />
§ 12 GBG<br />
Eine Dienstbarkeit kann auch<br />
in der Form auf bestimmte<br />
räumliche Grenzen beschränkt<br />
sein, dass sie auf bestimmte<br />
Grundstücke eines aus mehreren<br />
Grundstücken bestehenden<br />
Grundbuchskörpers beschränkt<br />
wird. Auch wenn es<br />
sich um eine Leitungsdienstbarkeit<br />
handelt, ist in diesem<br />
Fall weder die Vorlage eines<br />
Lageplans noch eine sonstige<br />
Präzisierung der Lage erforderlich.<br />
Der Servitutsberechtigte<br />
erhält dadurch das uneingeschränkte<br />
Recht, die Leitungen<br />
auf dem gesamten Grundstück<br />
zu verlegen.<br />
OGH 28. 11. 2006, 5 Ob<br />
239/06 d (LG Klagenfurt 24. 8.<br />
2006, 2 R 194/06 s; BG Villach<br />
14. 6. 2006, TZ 4457/06)<br />
AGS 684<br />
§ 56 Abs 3 GBG; §§ 2, 13 KO<br />
31
Fachbereich Grundbuch Der Österreichische Recht§pfleger<br />
Der nach § 56 Abs 3 GBG und<br />
§ 13 KO maßgebliche Zeitpunkt<br />
der Konkurseröffnung<br />
ist der Zeitpunkt, in dem nach<br />
§ 2 Abs 1 KO die Rechtswirkungen<br />
der Konkurseröffnung<br />
eintreten, also der Beginn des<br />
Tages, der der öffentlichen<br />
Bekanntmachung des<br />
Konkursedikts folgt.<br />
OGH 28. 11. 2006, 5 Ob 256/06<br />
t (LG Salzburg 6. 10. 2006, 53 R<br />
318/06 f; BG Neumarkt bei<br />
Salzburg 14. 7. 2006, TZ<br />
1709/06)<br />
AGS 685<br />
§ 86 GBG<br />
§ 86 GBG ist weder auf einen<br />
Antrag auf Urkundenhinterlegung<br />
noch auf einen Antrag<br />
auf Einbücherung eines<br />
Grundstücks anwendbar; solche<br />
Anträge können daher gemeinsam<br />
eingebracht werden.<br />
OGH 29. 12. 2006, 5 Ob 203/06<br />
y (LGZ Graz 21. 4. 2006, 4 R<br />
458/05 k; BG Graz 14. 10. 2005,<br />
23 Nc 1162/04 s, UH 25/06)<br />
AGS 686<br />
§§ 93, 94 Abs 1 Z 1,<br />
§ 128 GBG<br />
Hängt die Bewilligung eines<br />
Folgegesuches von der positiven<br />
Erledigung eines noch<br />
nicht rechtskräftig abgewiesenen<br />
Grundbuchsgesuchs ab,<br />
ist der Eintritt der Rechtskraft<br />
der Vorentscheidung abzuwarten,<br />
statt sofort mit Abweisung<br />
vorzugehen.<br />
OGH 13. 2. 2007, 5 Ob 292/06<br />
m (LGZ Wien 5. 10. 2006,<br />
46 R 719/06 k; BG Josefstadt<br />
4. 9. 2006, TZ 2998/2006)<br />
AGS 687<br />
§ 122 GBG; Art 2 HypothekenbankEV;<br />
§ 34a Abs 2<br />
HypBG<br />
Durch die Anmerkung des<br />
Kautionsbands werden bücherliche<br />
Rechte des Liegenschaftseigentümers<br />
nicht berührt;<br />
er ist daher nicht zum Rekurs<br />
gegen den Beschluss berechtigt,<br />
mit dem eine solche Anmerkung<br />
bewilligt wird. Daran<br />
hat sich durch die Einführung<br />
eines Aufrechnungsverbots<br />
32<br />
gegen, in das Hypothekenregister eingetragene<br />
Forderungen durch § 34a Abs 2 HypBG nichts<br />
geändert.<br />
OGH 30. 1. 2007, 5 Ob 8/07 y (LGZ Wien<br />
20. 10. 2006, 47 R 636/06 m; BG Innere Stadt<br />
Wien 24. 8. 2006, TZ 9152/06)<br />
Heft 9/2007<br />
NZ 2007/64<br />
§ 94 Abs 1 Z 3 GBG; Art 56 EGV; § 3 Z 2 und<br />
3, § 5 Abs 4 WrAuslGEG – Normen des WrAusl-<br />
GEG, die der europarechtlichen Regelung der<br />
Kapitalverkehrsfreiheit für EU-Ausländer widersprechen,<br />
sind nicht anzuwenden<br />
1. Das Grundverkehrsrecht der Länder darf<br />
wegen des Anwendungsvorrangs des<br />
EU-Rechts mit diesem nicht in Widerspruch<br />
stehen.<br />
2. Nationale Beschränkungen des Grunderwerbs<br />
durch EU-Bürger sind nach der Rechtsprechung<br />
des EuGH wegen der grundlegenden<br />
Freiheiten des Gemeinschaftsrechts nur zulässig,<br />
wenn sie im allgemeinen Interesse gelegen<br />
sind, nicht diskriminierend angewandt werden<br />
und das gleiche Ergebnis nicht mit gelinderen<br />
Mitteln erreicht werden kann.<br />
3. Ein „Erklärungsmodell“ ist nur dann gemeinschaftsrechtskonform,<br />
wenn gänzlich auf eine<br />
materielle Prüfung der grundbücherlichen<br />
Durchführung des Liegenschaftserwerbs verzichtet<br />
wird, nicht aber ein Verfahren, in dem<br />
der EU-Ausländer der Grundverkehrsbehörde<br />
das Vorliegen der Ausübung einer der Grundfreiheiten<br />
nachzuweisen hat und nur „gegebenenfalls“<br />
eine Negativbestätigung erteilt werde.<br />
4. Ein „Nachweismodell“ mit vorhergehender<br />
Negativbestätigung widerspricht der europarechtlichen<br />
Regelung über die Kapitalverkehrsfreiheit<br />
(Art 56 EGV).<br />
5. Schon die Gefahr einer diskriminierenden Verwaltungspraxis<br />
löst die Unvereinbarkeit der<br />
anzuwendenden Gesetzesbestimmung mit dem<br />
Gemeinschaftsrecht aus; damit ist der Ausweg<br />
versperrt, § 5 Abs 4 WrAuslGEG gemeinschaftsrechtskonform<br />
dahin auszulegen, dass die<br />
Behörde bloß die formellen Voraussetzungen<br />
zu prüfen hätte.<br />
6. Daraus folgt die Unanwendbarkeit der gesetzlichen<br />
Bestimmung über die Vorlagepflicht<br />
einer Negativbestätigung in der Versteigerungstagsatzung<br />
durch EU-Ausländer.<br />
7. Der EU-Ausländer, der seine Zulassung als<br />
Bieter anstrebt, hat seine EU-Staatsbürgerschaft<br />
nachzuweisen und eine Erklärung dahin<br />
abzugeben, welche der im EGV oder im EWR-<br />
Abkommen garantierten Freiheiten er in<br />
Anspruch nimmt.<br />
OGH 21. 12. 2006, 3 Ob 258/06 x (LGZ Wien<br />
25. 9. 2006, 46 R 681/06 x; BG Innere Stadt Wien<br />
21. 6. 2006, 74 E 103/05 h)<br />
NZ 2007/66<br />
§§ 431 bis 433 ABGB; §§<br />
26, 31f GBG – Beglaubigungserfordernis<br />
bei Ergänzungsurkunden<br />
1. § 433 ABGB normiert den<br />
gesamten Inhalt der zur<br />
Einverleibung notwendigen<br />
Urkunde, wozu auch die<br />
Aufsandungserklärung zählt.<br />
2. Bei gesonderter Ausfertigung<br />
der Aufsandungserklärung<br />
bedürfen die Unterschriften<br />
einer notariellen<br />
oder gerichtlichen Beglaubigung.<br />
3. Ist die Aufsandungserklärung<br />
von beiden Parteien<br />
mit gerichtlicher oder notarieller<br />
Beglaubigung unterfertigt,<br />
ist dem Erfordernis<br />
des § 31 Abs 1 GBG Genüge<br />
getan; wird ein Nachtrag<br />
erforderlich, so bedarf dieser<br />
nur dann einer neuerlichen<br />
Beglaubigung der<br />
Unterschriften der Parteien,<br />
wenn eine Aufsandungserklärung<br />
mit neuem Inhalt<br />
erforderlich wird. Bei einem<br />
Nachtrag, der im Wesentlichen<br />
nur den Rechtsgrund<br />
der Übereignungsgeschäfte<br />
bezeichnet, trifft dies nicht<br />
zu.<br />
OGH 6. 3. 2007, 5 Ob 36/07 s<br />
(LG Klagenfurt 13. 12. 2006, 3<br />
R 350/06 i; BG St. Veit an der<br />
Glan 14. 9. 2006, TZ 3198/06)<br />
Heft 10/2007<br />
AGS 688<br />
§ 12 GBG; § 40 Abs 4 WEG<br />
Wenn es sich bei den Belastungen,<br />
die nach § 40 Abs 4<br />
WEG gelöscht werden können,<br />
um eine Grunddienstbarkeit<br />
handelt, kann (und muss)<br />
auch der einzelne Wohnungseigentümer<br />
die Löschung hinsichtlich<br />
der gesamten Liegenschaft<br />
beantragen, da eine<br />
Grunddienstbarkeit nur auf<br />
dem ganzen Grundbuchskörper,<br />
nicht aber auf einzelnen<br />
Anteilen lasten kann. Wenn es<br />
sich um Lasten handelt, die<br />
einen Anwendungsfall des<br />
§ 40 Abs 4 Z 2 WEG plausibel<br />
erscheinen lassen (hier: Grund
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Grundbuch<br />
dienstbarkeit zur Versorgung<br />
der Wohnungseigentumsanlage),<br />
muss der Antragsteller<br />
auch den Kaufvertrag mit dem<br />
Liegenschaftseigentümer vorlegen,<br />
nach dem das Grundbuchsgericht<br />
das Vorliegen<br />
oder Fehlen der Voraussetzungen<br />
des § 40 Abs 4 Z 2 WEG<br />
beurteilen kann.<br />
OGH 28. 11. 2006, 5 Ob<br />
168/06 a (LGZ Wien 28. 2. 2006,<br />
47 R 822/05 b; BG Donaustadt<br />
11. 10. 2005, TZ 4107/05)<br />
AGS 689<br />
§§ 4, 12, 51 GBG<br />
1. Der Eintragungsgrundsatz<br />
gilt nicht nur für den<br />
Erwerb von Dienstbarkeiten,<br />
sondern auch für ihr<br />
Erlöschen infolge Verzichts.<br />
2. § 51 GBG ist nicht nur auf<br />
Hypotheken anwendbar,<br />
sondern auch auf andere<br />
belastete bücherliche Rechte,<br />
etwa ein verpfändetes<br />
Fruchtgenussrecht.<br />
OGH 30. 1. 2007, 5 Ob 1/07 v<br />
(LGZ Wien 10. 8. 2006, 46 R<br />
480/06 p; BG Leopoldstadt<br />
24. 5. 2006, TZ 2195/06)<br />
AGS 690<br />
§§ 26, 27, 31, 94 Abs 1 Z 3<br />
u 4 GBG<br />
Die vertragliche Bestimmung,<br />
dass der Urkundenverfasser<br />
die Verbücherung des Kaufvertrags<br />
erst mit nachgewiesener<br />
Zahlung des vereinbarten<br />
Kaufpreises vornehmen<br />
darf, lässt auch die Auslegung<br />
zu, dass die Parteien<br />
beabsichtigt haben, den<br />
Anspruch des Käufers auf<br />
Verbücherung seines Eigentums<br />
vom Nachweis der Zahlung<br />
des Kaufpreises abhängig<br />
zu machen; dieser Nachweis<br />
ist durch eine den<br />
§§ 26 ff GBG entsprechende<br />
Urkunde zu erbringen.<br />
OGH 30. 1. 2007, 5 Ob 253/06<br />
a (LG Salzburg 22. 3. 2006,<br />
53 R 19/06 k; BG Zell am See<br />
27. 10. 2005, TZ 4291/05)<br />
AGS 691<br />
§§ 26, 27, 31, 94 Abs 1 Z 3<br />
u 4 GBG; §§ 33, 34 EisbEG<br />
Da Bezahlung bzw. Erlag der Entschädigungssumme<br />
eine Voraussetzung des Rechtserwerbs<br />
durch Enteignung sind, bedarf es zu dessen Verbücherung<br />
des urkundlichen Nachweises dieser<br />
Erwerbsvoraussetzungen durch eine den §§ 26 ff<br />
GBG entsprechende Urkunde; die Unterschrift<br />
unter der Bestätigung der Leistung der Entschädigungssumme<br />
muss daher beglaubigt sein.<br />
OGH 28. 11. 2006, 5 Ob 216/06 k (LGZ Wien<br />
23. 6. 2006, 46 R 396/06 k; BG Hietzing<br />
4. 5. 2006, TZ 953/06)<br />
AGS 692<br />
§ 122 GBG; §§ 13, 81, 81a KO<br />
Der Masseverwalter ist nicht zum Rekurs gegen<br />
die Bewilligung einer vom Gemeinschuldner vor<br />
Konkurseröffnung beantragten Grundbuchseintragung<br />
berechtigt.<br />
OGH 29. 12. 2006, 5 Ob 259/06 h (LGZ Graz<br />
24. 7. 2006, 4 R 263/06 k; BG Fürstenfeld<br />
27. 4. 2006, TZ 438/06)<br />
Immolex 2007<br />
2007/111<br />
§§ 431 ABGB;<br />
§ 26 § 75 Abs 2, § 94 Abs 1 Z 2 GBG<br />
Eintragungshindernis der beschränkten Handlungsfähigkeit<br />
Die grundbücherliche Eintragung darf nicht<br />
bewilligt werden, wenn gegründetes Bedenken<br />
gegen die Geschäftsfähigkeit eines Vertragsteils<br />
bestehen. Solche Bedenken liegen auch bei einer<br />
erst (hier über 5) Jahre nach dem Vertragsabschluss<br />
erfolgten Sachwalterbestellung vor, wenn<br />
der im Sachwalterschaftsverfahren beigezogene<br />
SV zum Schluss kam, die Einschränkung der<br />
Geschäftsfähigkeit bestehe bereits seit Jahren.<br />
Im Grundbuchsverfahren findet weiterhin kein<br />
Kostenersatz statt.<br />
OGH 30. 1. 2007, 5 Ob 253/06 a<br />
Juristische Blätter<br />
Heft 5<br />
§§ 15 ff LiegTeilG; § 49 Abs 1 AußStrG<br />
Im vereinfachten Verfahren nach den §§ 15 ff<br />
LiegTeilG sind Verbücherungen von Grundabtretungen<br />
und Besitzübertragungen im Zuge der<br />
erfolgten Herstellung von Straßen-, Weg-, Eisenbahn-<br />
oder Wasserbauanlagen bloß aufgrund<br />
eines Anmeldungsbogens der Vermessungsbehörde<br />
nach der Vorstellung des historischen Gesetzgebers<br />
nur zulässig, wenn die rechtlichen Fragen<br />
im Zusammenhang mit Grundabtretungen, Ablösen<br />
und Besitzübertragungen bereits geregelt<br />
sind. Nur bei Einvernehmen über die Rechtsabtretung<br />
bzw. den Rechtsverlust oder bereits<br />
erfolgter förmlicher Enteignung ist die vereinfachte<br />
Verbücherung unter Vernachlässigung des<br />
sonst förmlich vorgesehenen materiell- und ver-<br />
fahrensrechtlichen Schutzes<br />
der Buchberechtigten mit der<br />
verfassungsrechtlichen Eigentumsgarantie<br />
vereinbar.<br />
Gem. § 49 Abs 1 AußStrG<br />
können betroffene Buchberechtigte<br />
die Nichtbeachtung<br />
dieser Voraussetzungen noch<br />
im Rekursverfahren einwenden.<br />
Auf diesen Einwand hin<br />
hat das Grundbuchsgericht<br />
den Beteiligten die Möglichkeit<br />
zum urkundlichen Nachweis<br />
des erzielten Einvernehmens<br />
oder der erfolgten Enteignung<br />
zu eröffnen. Unterbleibt<br />
dieser Nachweis, hat es<br />
gemäß § 28 LiegTeilG die Herstellung<br />
der Grundbuchsordnung<br />
zu veranlassen.<br />
OGH 28. 11. 2006, 5 Ob<br />
108/06b (LG St. Pölten<br />
2. 3. 2006, 21 R 53/06 m; BG<br />
Amstetten 4. 1. 2006,<br />
5 Nc 278/05 y, TZ 50/06)<br />
Wohnrechtliche Blätter<br />
Heft 6/2007<br />
§ 40 Abs 2 und 4 WEG 2002<br />
(§ 24a Abs 2 und 3 WEG<br />
1975); § 12, § 57 Abs 1, §<br />
94 Abs 1 GBG; § 14 ZPO<br />
Wird nach angemerktem Rang<br />
der Einräumung von WE<br />
zugunsten eines (oder mehrerer)<br />
WE-Bewerber(s) auf der<br />
ganzen WE-Liegenschaft eine<br />
Dienstbarkeit einverleibt, so<br />
kann jeder einzelne frühere<br />
WE-Bewerber und nunmehrige<br />
Wohnungseigentümer in<br />
sinngemäßer Anwendung von<br />
§ 57 Abs 1 GBG die grundbücherliche<br />
Löschung dieser<br />
Zwischeneintragung begehren.<br />
Dies folgt nach dem Gesetzeszweck<br />
dieser Bestimmung aus<br />
der erforderlichen Sicherung<br />
des Rangs zum Schutz gegen<br />
eine nachfolgende Veräußerung<br />
oder Belastung.<br />
Da eine Grunddienstbarkeit<br />
immer nur auf dem ganzen<br />
Grundbuchskörper lasten<br />
kann, gilt dies auch für deren<br />
Löschung, weshalb eine<br />
Dienstbarkeit bloß hinsichtlich<br />
einzelner Mindestanteile von<br />
Wohnungseigentümern nicht<br />
rechtswirksam gelöscht wer-<br />
33
Ministerinterview Fachbereich Grundbuch Der Österreichische Recht§pfleger<br />
den kann. Ebenso wenig müssen<br />
sämtliche Wohnungseigentümer<br />
als einheitliche Streitpartei<br />
iSd § 14 ZPO die<br />
Löschung begehren.<br />
Lediglich in den Fällen des<br />
§ 40 Abs 4 WEG 2002/§ 24a<br />
Abs 3 WEG 1975 (hier Z 2:<br />
vom Liegenschaftseigentümer<br />
mit den WE-Bewerbern vertraglich<br />
vereinbarte Belastungen<br />
der künftigen WE-Liegenschaft)<br />
ist die grundbücherliche<br />
Löschung der Dienstbarkeit<br />
ausgeschlossen. Der<br />
Inhalt des vorgelegten Kaufvertrags<br />
gem § 94 Abs 1 GBG<br />
entscheidet darüber, ob die<br />
Zwischeneintragung zu<br />
löschen ist oder nicht.<br />
OGH 28. 11. 2006, 5 Ob 169/06<br />
a (LGZ Wien 47 R 822/05 p;<br />
BG Donaustadt TZ 4107/05):<br />
EvBl 2007/49 = immolex<br />
2007/58 = Zak 2007, 53/76<br />
Heft 7/8/2007<br />
§ 3 Abs 1 Z 3 WEG 2002 (§<br />
2 Abs 2 Z 2 WEG 1975 idF<br />
3. WÄG); § 364c, §§ 447 ff,<br />
§§ 509 ff, § 847, § 848, §<br />
1295 Abs 2 ABGB; § 351 EO<br />
Teilungsklage und -urteil gem<br />
§ 3 Abs 1 Z 3 WEG 2002 müssen<br />
als Sonderform der Naturalteilung<br />
nur auf Teilung<br />
durch Begründung von WE<br />
lauten, während eine bestimmte<br />
Art dieser Teilung<br />
entbehrlich ist, da diese dann<br />
im Exekutionsverfahren nach<br />
§ 351 EO zu erfolgen hat.<br />
Nach kontradiktorischer Verhandlung<br />
fasst der Exekutionsrichter<br />
einen rechtsgestaltenden<br />
Teilungsbeschluss samt<br />
Nutzwertfestsetzung.<br />
Obwohl die §§ 841 bis 853 im<br />
Teilungsverfahren durch WE-<br />
Begründung überwiegend<br />
unanwendbar sind, gelten die<br />
§§ 847, 848 ABGB über die verpflichtende<br />
Berücksichtigung<br />
von Rechten Dritter auch dort.<br />
Hat ein Pfandgläubiger bloß<br />
von einzelnen schlichten Liegenschaftsanteilen<br />
bereits bei<br />
Pfandrechtserwerb gewusst,<br />
dass die WE-Begründung einschließlich<br />
durch Nutzwertfest-<br />
34<br />
setzung geänderter Anteile, denen er zugestimmt<br />
hat, beabsichtigt ist oder leidet seine Sicherheit<br />
deshalb nicht, weil die Anteile durch die Parifizierung<br />
nur unbedeutend geändert werden oder<br />
durch die WE-Begründung erhöhte Sicherheit für<br />
ihn entsteht, so kann im Rechtsstreit eine dann<br />
unberechtigt verweigerte Zustimmung des Pfandgläubiges<br />
(hier: des buchberechtigten 2.-Bekl auf<br />
Grund eines eingetragenen Belastungs- und Veräußerungsverbots<br />
sowie eines Fruchtgenussrechts)<br />
erzwungen werden.<br />
Wegen der §§ 847, 848 ABGB darf der Buchberechtigte<br />
allerdings im Teilungsverfahren vorab<br />
und pauschal zur Abgabe aller für die WE-<br />
Begründung erforderlichen Erklärungen bei<br />
sonstiger Rechtsunwirksamkeit nicht verhalten<br />
werden. Vor Kenntnis aller mit der WE-Begründung<br />
zusammenhängenden Teilungsmodalitäten<br />
ist er nämlich außer Stande zu beurteilen, ob<br />
seine bücherlichen Rechte dadurch beeinträchtigt<br />
werden könnten oder nicht.<br />
Zur Schadenersatzpflicht wegen vereitelter Leistungsbewirkung<br />
nach § 1295 Abs 2 ABGB.<br />
OGH 29. 12. 2006, 5 Ob 198/06 p – Zurückweisung<br />
der ao Revision (OLG Wien 15 R 159/05 w);<br />
Immolex 2007, 100/LS 20<br />
Heft 10/2007<br />
§ 40 Abs 2 WEG 2002<br />
(§ 24a Abs 2 WEG 1975)<br />
Die grundbücherliche Anmerkung der schriftlichen<br />
Zusage der Einräumung von WE an den<br />
WE-Bewerber durch den WE-Organisator ist auch<br />
für erst zu schaffende WE-Objekte (hier: durch<br />
Teilung bestehender Objekte sowie Dachbodenausbau)<br />
zulässig. In diesem Fall sind die Objekte<br />
möglichst genau, idR durch Bezugnahme auf den<br />
behördlich genehmigten Bauplan, zu bezeichnen,<br />
ohne allerdings allzu strenge Anforderungen an<br />
den „Nachweis“ der Identifizierbarkeit (hier: lokale<br />
Beschreibung ausreichend) zu stellen.<br />
Nach § 40 Abs 2 WEG 2002 muss die Zustimmung<br />
des Grundeigentümers zur grundbücherlichen<br />
Anmerkung der Zusage nicht mehr öffentlich<br />
beglaubigt sein.<br />
OGH 20. 3. 2007, 5 Ob 91/07 f (LGZ Wien 47 R<br />
476/06 g; BG Josefstadt TZ 2123/06); Zak<br />
2007.235/414 = immolex 2007, 197/LS 50 ■
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Zivilprozess-, Exekutions- und Privatinsolvenzrecht<br />
ADir.<br />
Martin Metz<br />
Fachredakteur Zivilprozess-,<br />
Exekutions- und Privatinsolvenzrecht<br />
BG Steyr<br />
E-Mail:<br />
martin.metz@justiz.gv.at<br />
Fachbereich<br />
Zivilprozess-, Exekutionsund<br />
Privatinsolvenzrecht<br />
Rechtsmittelentscheidungen<br />
zusammengestellt von ADir. i.R. RR Alfred Trautmann<br />
RpflSlgE 2007/55<br />
LG f. ZRS Wien vom 19. 7. 2006, 47 R 347/06m<br />
Beim Zahlungsplan kann in bestimmten Fällen<br />
nachträglichen Änderungen in den Einkommensund<br />
Vermögensverhältnissen des Schuldners<br />
Rechnung getragen werden. § 198 KO erfasst nur<br />
deren unverschuldete Verschlechterung. Dies ergibt<br />
sich zweifelsfrei aus der im § 198 Abs 1 KO normierten<br />
Einschränkung, dass die Änderung der<br />
Einkommens- und Vermögensverhältnisse dazu<br />
führen muss, dass der Schuldner fällige Verbindlichkeiten<br />
des Zahlungsplans nicht erfüllen kann.<br />
RpflSlgE 2007/56<br />
LG f. ZRS Wien vom 20. 9. 2006,<br />
47 R 547/06y und 47 R 576/06p<br />
Wird der Verpflichtete in der Exekutionsbewilligung<br />
in völliger Übereinstimmung mit dem Exekutionstitel<br />
bezeichnet, wird aber in der Folge die<br />
Exekution gegen eine Person vollzogen, auf die<br />
zwar die im Exekutionstitel und in der Exekutionsbewilligung<br />
übereinstimmend genannten Individualisierungsmerkmale<br />
zutreffen, die aber jedoch<br />
nicht jene ist, gegen die sich der Exekutionstitel<br />
richtet, ist der Tatbestand des § 39 Abs 1 Z 10 EO<br />
nicht gegeben. Hier liegt eine „abgeirrte Exekution“<br />
vor, die von der betroffenen Person mit Beschwerde<br />
nach § 68 EO bekämpft werden kann.<br />
RpflSlgE 2007/57<br />
LG f. ZRS Wien vom 20. 9. 2006, 47 R 546/06a<br />
Auch für einen ergebnislosen Vollzug der betreibenden<br />
Partei, etwa weil die verpflichtete Partei<br />
verzogen ist, stehen der betreibenden Partei<br />
Kosten nach TP 7 RATG (entgegen Mohr, ecolex<br />
2005/08) zu. Erhebungen, ob die verpflichtete<br />
Partei an der angegebenen Adresse Gewahrsame<br />
hat, stellen jedenfalls Amtshandlungen dar, die<br />
als Teil eines – gegebenenfalls – fortzuführenden<br />
Vollzuges anzusehen sind.<br />
RpflSlgE 2007/58<br />
LG f. ZRS Wien vom 20. 9. 2006,<br />
47 R 561/06g<br />
Eine Nachforschungspflicht des Gerichts zugunsten<br />
des betreibenden Gläubigers, die über die<br />
Anfrage an den Hauptverband<br />
der österr. Sozialversicherungsträger<br />
nach § 294 a Abs 1 Z 2<br />
EO hinausgeht (hier: Anfrage<br />
an die Wiener Gebietskrankenkasse<br />
über die Zustelladresse<br />
des derzeitigen Arbeitgebers<br />
des Verpflichteten) ist<br />
im Gesetz nicht vorgesehen.<br />
Es ist auch keine Bestimmung<br />
ersichtlich, aus welcher eine<br />
derartige Verpflichtung abgeleitet<br />
werden könnte.<br />
RpflSlgE 2007/60<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
21. 9. 2006, 47 R 467/06h<br />
u. 47 R 468/06f<br />
Ein Auftrag an den betreibenden<br />
Gläubiger, bei sonstiger<br />
Einstellung des Verkaufsverfahrens<br />
den Ort bekannt zu<br />
geben, wo sich die Pfandsachen<br />
befinden, ist entgegen<br />
der alten Rechtslage nicht<br />
mehr vorgesehen. Gelingt es<br />
nicht, den Ort der Gegenstände<br />
festzustellen, wird die Exekution<br />
ohne förmliche Einstellung<br />
nicht fortgesetzt. Es ist<br />
zwar weiterhin Sache des betreibenden<br />
Gläubigers, den<br />
angeführten Ort zu ermitteln<br />
und die Fortsetzung der Exekution<br />
zu beantragen – hiefür<br />
besteht keine Frist – es ist<br />
jedoch auf das Erlöschen des<br />
Pfandrechts zu achten (§ 256<br />
Abs 2 EO).<br />
RpflSlgE 2007/61<br />
Entsch. d. LG f. ZRS Wien<br />
vom 25. 9. 2006,<br />
46 R 694/06h<br />
§ 292 b Z 3 EO ermöglicht die<br />
Herabsetzung des unpfändba-<br />
35
Ministerinterview Fachbereich Zivilprozess-, Exekutions- und Privatinsolvenzrecht Der Österreichische Recht§pfleger<br />
ren Freibetrags um jenen Betrag,<br />
den der Verpflichtete an<br />
freiwilligen Leistungen (Trinkgelder)<br />
neben seinem Arbeitseinkommen<br />
bezieht; aus der<br />
Unpfändbarkeit der zusätzlichen<br />
freiwilligen Leistungen<br />
soll keine Besserstellung des<br />
Verpflichteten gegenüber<br />
einem Schuldner resultieren,<br />
dessen gleich hohe Einkünfte<br />
zur Gänze pfändbar sind.<br />
RpflSlgE 2007/62<br />
Entsch. d. LG f. ZRS Wien<br />
vom 29. 9. 2006,<br />
46 R 418/06w<br />
Auf Leasingverträge sind im<br />
Konkursverfahren (Schuldenregulierungs-Verfahren)<br />
die<br />
Bestimmungen der §§ 21 ff KO<br />
über die Erfüllung zweiseitiger<br />
Rechtsgeschäfte anzuwenden.<br />
Im Schuldenregulierungsverfahren<br />
obliegt daher dem<br />
Schuldner nach § 187 Abs 1 Z<br />
2 KO die Entscheidung, ob er<br />
nach § 21 KO einen noch nicht<br />
voll erfüllten Vertrag erfüllen<br />
oder von diesem zurücktreten<br />
will. Für den Fall der beabsichtigten<br />
Weiterführung des<br />
Vertrages durch den Schuldner<br />
(hier: Leasingvertrag bzgl.<br />
eines Pkws) wird dieser eine<br />
entsprechende Erklärung über<br />
die Finanzierung der Leasingraten<br />
(aus dem konkursfreien<br />
Vermögen) abzugeben haben.<br />
RpflSlgE 2007/63<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
6. 10. 2006, 46 R 724/06w<br />
Zwar ist die zwangsweise<br />
Pfandrechtsbegründung am<br />
vorgemerkten Eigentum zulässig,<br />
doch kommt der Anmerkung<br />
der Erteilung des Zuschlags<br />
nicht die Wirkung<br />
einer Vormerkung zu. Eintragungen<br />
gegen den Ersteher,<br />
wie die Veräußerung und<br />
Belastung der Liegenschaft<br />
sind erst zulässig, wenn sein<br />
Eigentumsrecht einverleibt ist.<br />
RpflSlgE 2007/64<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
10. 10. 2006, 46 R 590/06i<br />
Auch wenn die in Aussicht<br />
genommene Amtshandlung,<br />
36<br />
der Vollzug der Fahrnisexekution wegen versperrter<br />
Wohnung, nicht stattgefunden hat, liegt<br />
ein vom Vollstreckungsorgan durchgeführter,<br />
wenn auch ergebnisloser Vollzug einer Exekutionshandlung<br />
vor. Der betreibenden Partei stehen<br />
daher Kosten nach TP 7 RATG und nicht nur<br />
nach TP 9 RATG zu (entgegen Mohr in ecolex<br />
2005, 602 (605)).<br />
RpflSlgE 2007/66<br />
LG f. ZRS Wien vom 17. 10. 2006, 46 R 730/06b<br />
Vereinbarungen über die Leistung des Unterhalts<br />
eines Minderjährigen, die vor dem Jugendwohlfahrtsträger<br />
oder von ihm geschlossen und von<br />
ihm beurkundet wurden, haben die Wirkung<br />
eines gerichtlichen Vergleiches. Die betreibende<br />
Partei muss (und darf) bei einem Antrag, über<br />
den im vereinfachten Bewilligungsverfahren zu<br />
entscheiden ist, unter der Rubrik „Vollstreckbarkeitsbestätigung<br />
vom“ keine Angaben in den<br />
Exekutionsantrag aufnehmen, allenfalls ist unter<br />
Bezug auf § 54 Abs 2 EO darauf hinzuweisen,<br />
dass die Vollstreckbarkeitsbestätigung hier nicht<br />
erforderlich ist.<br />
RpflSlgE 2007/67<br />
LG f. ZRS Wien vom 20. 10. 2006, 46 R 760/06i<br />
Vor Beschlussfassung über die Entziehung der<br />
Eigenverwaltung hat das Gericht den Schuldner<br />
jedenfalls dann einzuvernehmen, wenn die Entziehung<br />
erst nachträglich erfolgt. Die Verletzung<br />
des gerichtlichen Gehörs ist nicht nur als Verfahrensmangel,<br />
sondern als Nichtigkeitsgrund zu<br />
beurteilen.<br />
RpflSlgE 2007/68<br />
LG f. ZRS Wien vom 30. 10. 2006, 46 R<br />
487/06t, 46 R 488/06i<br />
Forderungen, die später als 14 Tage vor der<br />
Schlussrechnungstagsatzung (§§ 105 Abs 1, 107<br />
Abs 1 Satz 3 KO) angemeldet werden, sind nicht<br />
zu beachten. Diese Bestimmung soll verhindern,<br />
dass verspätete Forderungsanmeldungen die<br />
Schlussverteilung und damit letztlich auch den<br />
Abschluss des Verfahrens verzögern. Maßgebend<br />
ist das Einlangen beim Konkursgericht.<br />
RpflSlgE 2007/70<br />
LG Steyr vom 29. 12. 2006, 1 R 285/06i<br />
Dem betreibenden Gläubiger steht es zwar frei,<br />
trotz der Möglichkeit einer Anfrage nach § 294 a<br />
EO an den Hauptverband der österreichischen<br />
Sozialversicherungsträger selbst den Drittschuldner<br />
bekanntzugeben. Wird jedoch der Drittschuldner<br />
im Exekutionsantrag nach § 294 EO<br />
falsch bezeichnet, so kann in Anbetracht der<br />
Möglichkeit, Exekution nach § 294 a EO zu führen,<br />
der Antrag nach § 294 EO nicht als zur<br />
Rechtsverwirklichung notwendig angesehen werden.<br />
In analoger Anwendung der Bestimmung<br />
des § 75 EO sind die Kosten hiefür abzuerkennen.<br />
RpflSlgE 2007/72<br />
LG Steyr vom 22. 5. 2007,<br />
1 R 83/07k<br />
Wenn das Schuldenregulierungsverfahren<br />
nach rechtskräftiger<br />
Bestätigung des Zahlungsplans<br />
aufgehoben und<br />
dem betreibenden Gläubiger<br />
zur Hereinbringung einer<br />
Konkursforderung antragsgemäß<br />
der neuerliche Vollzug<br />
der Fahrnisexekution bewilligt<br />
wurde, ist die Exekution<br />
gemäß § 197 Abs 3 KO ohne<br />
Vernehmung der Parteien einzustellen,<br />
wenn dem Exekutionsantrag<br />
eine Ausfertigung<br />
eines Beschlusses nach § 197<br />
Abs 2 KO nicht angeschlossen<br />
war und der betreibende<br />
Gläubiger die Anmeldung seiner<br />
Forderung auch nicht dargetan<br />
hat. Dem betreibenden<br />
Gläubiger sind gemäß § 75 EO<br />
die für den Antrag auf neuerlichen<br />
Vollzug zugesprochenen<br />
Kosten wieder abzuerkennen.<br />
RpflSlgE 2007/73<br />
LG St. Pölten vom<br />
21. 2. 2007, 21 R 41/07y-13<br />
Wenn der Beklagte behauptet,<br />
im Zeitpunkt der Zustellung des<br />
Zahlungsbefehls unerkannt prozessunfähig<br />
gewesen zu sein,<br />
ist dies kein Umstand, der dem<br />
Eintritt der formellen Rechtskraft<br />
der Entscheidung entgegensteht,<br />
es liegt kein Fall einer<br />
gesetzwidrig oder irrtümlich<br />
erteilten Bestätigung der Vollstreckbarkeit<br />
vor (zur Frage der<br />
kumulierten Wahlmöglichkeit<br />
zwischen der Nichtigkeitsklage<br />
und dem Antrag auf Aufhebung<br />
der Vollstreckbarkeitsbestätigung<br />
gemäß § 7 Abs 3 EO).<br />
RpflSlgE 2007/76<br />
LG Wels vom 9. 5. 2007, 23<br />
R 79/07t<br />
Die Sperrfrist nach § 252 e EO<br />
gilt dann nicht, wenn ein Verpflichteter<br />
bei vorangehenden<br />
Vollzugsversuchen überwiegend<br />
Teilzahlungen leistete.<br />
Dann sind nämlich freiwillige<br />
Teilzahlungen bzw. pfändbare<br />
Gegenstände (nämlich Geld)<br />
auch bei weiteren Vollzugsterminen<br />
durchaus zu erwarten,
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Zivilprozess-, Exekutions- und Privatinsolvenzrecht<br />
womit die Sperrfrist des § 252 e<br />
EO nicht zur Anwendung<br />
kommt (siehe auch RpflSlgE<br />
2005/55 LG Salzburg).<br />
RpflSlgE 2007/78<br />
LG Linz vom 21. 12. 2006,<br />
37 R 253/06b<br />
Für die Entscheidung über ein<br />
Abgehen von der Regelentlohnung<br />
des Treuhänders ist das<br />
Gesamtbild des Verfahrens<br />
maßgebend. Unter dem Begriff<br />
„Regelentlohnung“ (§ 82 c KO)<br />
wird auch die Mindestentlohnung<br />
subsumiert. Ein Abgehen<br />
von der Regelentlohnung kommt<br />
nur bei Vorliegen außergewöhnlicher<br />
Umstände in Betracht,<br />
entscheidend ist, ob die Einfachheit<br />
des Verfahrens zu<br />
einer ungewöhnlich geringen<br />
Arbeitsbelastung geführt hat.<br />
(Zur Frage der Entlohnung<br />
des Masseverwalters und des<br />
Treuhänders mit ausführlicher<br />
Erörterung der Rechtslage unter<br />
Zitierung der einschlägigen<br />
Literatur und Rechtsprechung).<br />
RpflSlgE 2007/79<br />
LG Linz vom 29. 3. 2007,<br />
14 R 146/06y<br />
Das Exekutionsgericht hat die<br />
vom Drittschuldner gemäß<br />
§ 307 EO erlegten Beträge<br />
nach den Bestimmungen der<br />
Fahrnisexekution (§§ 285–287<br />
EO) zu verteilen. Es hat daher<br />
im Gegensatz zur früheren<br />
Rechtslage vor der EO-Novelle<br />
1991 zu klären, wer der Forderungsberechtigte<br />
ist. Es sind<br />
nicht nur betreibende Gläubiger<br />
in das Verfahren einzubeziehen,<br />
sondern auch Zessionare<br />
und Verpfändungsgläubiger.<br />
Jedem Gläubiger (also<br />
auch den Zessionaren und<br />
Verpfändungsgläubigern) steht<br />
das Widerspruchsrecht gegen<br />
den Bestand, den Rang oder<br />
die Höhe der Forderung zu,<br />
dem Verpflichteten allerdings<br />
nur gegen die Berücksichtigung<br />
solcher Ansprüche, für<br />
die ein Exekutionstitel nicht<br />
vorliegt. (Hier: Zusammentreffen<br />
von gerichtlichen Pfandrechten<br />
mit einer (zweifelhaften)<br />
Forderungsabtretung).<br />
RpflSlgE 2007/82<br />
LG Eisenstadt vom 12. 4. 2007, 37 R 4/07y<br />
Auch nach Einfügung des § 1333 Abs 3 ABGB<br />
(Zinsrechtsänderungsgesetz) gilt § 23 RATG als<br />
speziellere Norm für rechtsanwaltliche Leistungen.<br />
Mit § 1333 Abs 3 ABGB wurde daher keine<br />
Anspruchsgrundlage betreffend den Ersatz<br />
anwaltlicher Kosten für außergerichtliche Betreibungs-<br />
und Einbringungsmaßnahmen geschaffen.<br />
Solange solche Kosten in Akzessorität zum Hauptanspruch<br />
stehen, sind sie durch Rechtsanwälte<br />
weiterhin als vorprozessuale Kosten im Kostenverzeichnis<br />
geltend zu machen, sodass ihrer<br />
klagsweisen Geltendmachung die Unzulässigkeit<br />
des Rechtsweges entgegensteht. Eine Wahlmöglichkeit<br />
für deren Geltendmachung besteht nicht,<br />
weil insoweit die öffentlich-rechtlichen prozessualen<br />
Kostenersatzregeln vorrangig sind (ausführliche<br />
Gegenüberstellung von § 23 RATG zu § 1333<br />
Abs 3 ABGB mit umfangreicher Judikatur).<br />
RpflSlgE 2007/84<br />
LG Ried/Innkreis vom 20. 3. 2007, 6 R 27/07y<br />
1. Dem Vermögensbekenntnis in Verfahrenshilfeangelegenheiten<br />
kommt ganz zentrale Bedeutung<br />
zu, gemäß § 66 Abs 1 ZPO stellt es auch<br />
für vor österreichischen Gerichten Verfahrenshilfe<br />
beanspruchende Ausländer eine unabdingbare<br />
Voraussetzung für die Bewilligung<br />
der Verfahrenshilfe dar.<br />
2. Bei Fehlen dieses Vermögensbekenntnisses ist<br />
die betreibende Partei im Wege eines Verbesserungsauftrages<br />
zur Vorlage aufzufordern. Der<br />
Umstand, dass im Hinblick auf den eingebrachten<br />
Antrag auf Exekution zur Sicherstellung<br />
durch bücherliche Pfandrechtsvormerkung<br />
(§§ 370, 374 EO) das im Grundbuchsverfahren<br />
zu beachtende Verbot von Zwischenerledigungen<br />
zum Tragen komme, ergibt sich nur aus der<br />
Notwendigkeit des bücherlichen Rangprinzips.<br />
Eine Beschlussfassung über den unabhängig von<br />
diesem Verfahrenshilfeantrag gestellten Exekutionsantrag<br />
hat daher unabhängig von der Frage<br />
der Bewilligung der Verfahrenshilfe zu erfolgen.<br />
RpflSlgE 2007/86<br />
LG Salzburg vom 6. 6. 2007, 53 R 171/07i-46<br />
Im Zuge des Schuldenregulierungsverfahrens hervorgekommene<br />
Ungereimtheiten und unvollständige<br />
Angaben des Schuldners im Vermögensverzeichnis<br />
sind ein Grund für die Entziehung der<br />
Eigenverwaltung und die Bestellung eines Masseverwalters.<br />
Die Pflicht zur Prüfung der Kostendeckung<br />
besteht nicht nur im Eröffnungsstadium,<br />
sondern während des gesamten Verfahrens. Dies<br />
ergibt sich auch aus § 183 Abs 5 KO, wonach<br />
§ 166 KO nicht anzuwenden ist, solange die Voraussetzungen<br />
nach § 183 Abs 1 KO vorliegen.<br />
RpflSlgE 2007/87<br />
LG f. ZRS Wien vom 21. 7. 2006, 46 R 476/06z<br />
Ein Antrag auf Befriedigungsexekution<br />
umfasst nicht auch<br />
jenen auf Sicherungsexekution.<br />
Das Bewilligungsgericht ist<br />
daher grundsätzlich nicht<br />
berechtigt, auf Grund eines<br />
Exekutionsantrages zur Hereinbringung<br />
als minus eine<br />
Exekution zur Sicherung dieser<br />
Geldforderung zu bewilligen,<br />
sondern hat, wenn die<br />
Voraussetzung für die Bewilligung<br />
der Befriedigungsexekution<br />
nicht vorliegen, den Antrag<br />
abzuweisen. Die beantragte<br />
Exekution zur Sicherstellung<br />
kann auch zu einem Zeitpunkt<br />
bewilligt werden, in dem der<br />
Titel bereits vollstreckbar<br />
geworden ist, sie geht in diesem<br />
Fall schon mit der Bewilligung<br />
von selbst in eine Hereinbringungsexekution<br />
über.<br />
RpflSlgE 2007/89<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
11. 9. 2006, 46 R 255/06 z<br />
Die Voraussetzungen für die<br />
Zulässigkeit des neuerlichen<br />
Zahlungsplans sind als „zwingende<br />
Rechtsvorschrift“ im<br />
Sinne des § 194 Abs 2 Z 3 KO<br />
von Amts wegen zu prüfen.<br />
Ein verspäteter oder sonst<br />
unzulässiger Antrag ist zurückzuweisen.<br />
Stellt sich die Verspätung<br />
erst im Bestätigungsverfahren<br />
heraus, so ist die<br />
Bestätigung aus diesem Grund<br />
zu versagen. Maßgeblicher<br />
Beurteilungszeitpunkt für die<br />
Prüfung, ob eine unverschuldete<br />
Verschlechterung der Einkommens-<br />
und Vermögenslage<br />
eingetreten ist, ist grundsätzlich<br />
der Zeitpunkt der Annahme<br />
des Zahlungsplans.<br />
RpflSlgE 2007/90<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
26. 2. 2007, 46 R 108/07 h<br />
Ein beim Pflegschaftsgericht<br />
eingebrachter Antrag des Verpflichteten<br />
auf Herabsetzung<br />
seiner monatlichen Unterhaltspflicht<br />
gegenüber der minderjährigen<br />
betreibenden Partei<br />
ist mit einer unter § 42 Abs 1<br />
Z 1 EO zu subsumierenden<br />
Klage auf Herabsetzung des<br />
titelmäßigen Unterhaltsanspru-<br />
37
Fachbereich Zivilprozess-, Exekutions- und Privatinsolvenzrecht Der Österreichische Recht§pfleger<br />
ches gleichzusetzen, beide<br />
sind als Aufschiebungsgrund<br />
iSd § 42 Abs 1 Z 1 EO zu werten.<br />
(Die in der Entscheidung<br />
RpflSlgE 1999/93 vertretene<br />
gegenteilige Rechtsansicht<br />
wird nicht aufrecht erhalten).<br />
RpflSlgE 2007/92<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
27. 2. 2007, 46 R 139/07 t<br />
Die Bestimmung des § 14 Abs<br />
1 EO, wonach die gleichzeitige<br />
Anwendung mehrerer Exekutionsmittel<br />
gestattet ist, die<br />
Bewilligung jedoch auf einzelne<br />
Exekutionsmittel beschränkt<br />
werden kann, ist zwar nach<br />
dem eindeutigen Gesetzeswortlaut<br />
bei Bewilligung der<br />
Exekution (und nicht erst im<br />
weiteren Verfahren) zu beachten,<br />
wird aber im Stadium der<br />
Exekutionsbewilligung für das<br />
Gericht mit ausreichender<br />
Sicherheit nicht erkennbar<br />
sein. Eine Überdeckung und<br />
damit die Voraussetzung für<br />
die Einschränkung nach § 41<br />
Abs 2 EO ist allerdings nur<br />
dann gegeben, wenn mit<br />
Sicherheit angenommen werden<br />
kann, dass nicht alle bisher<br />
angeordneten oder gesetzten<br />
Vollzugsmaßnahmen zur<br />
Befriedigung des betreibenden<br />
Gläubigers binnen angemessener<br />
Zeit erforderlich sind.<br />
RpflSlgE 2007/93<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
7. 3. 2007, 46 R 81/07 p<br />
Ein Antrag des betreibenden<br />
Gläubigers auf Umwandlung<br />
der Sicherstellungsexekution<br />
in eine Befriedigungsexekution<br />
dient der Rechtsverwirklichung,<br />
zumal der Fortgang<br />
des Vollzugsverfahrens, vor<br />
allem die Einleitung des Verwertungsverfahrens<br />
(bzw. die<br />
Ausfolgung der bei Gericht<br />
erlegten Beträge) nicht von<br />
Amts wegen erfolgt, sondern<br />
nur auf Antrag des betreibenden<br />
Gläubigers (Honorierung<br />
nach TP 2 RATG).<br />
RpflSlgE 2007/95<br />
LG F. ZRS Wien vom<br />
22. 3. 2007, 46 R 129/07 x<br />
38<br />
Ein Unterhaltsgläubiger kann auch auf das konkursfreie<br />
Vermögen des Unterhaltsschuldners<br />
dann Exekution führen, wenn er die betriebene<br />
Forderung überdies im Konkurs des Unterhaltsschuldners<br />
als Konkursforderung angemeldet hat.<br />
Gleiches gilt auch nach der Einleitung des Abschöpfungsverfahrens,<br />
welches gem. § 206 Abs 1<br />
KO eine Fortdauer der Exekutionssperre bewirkt.<br />
Die Exekutionssperre des Konkursverfahrens<br />
(§ 10 Abs 1 KO), die mit Eintritt der Rechtskraft<br />
des Konkursaufhebungsbeschlusses endet, dauert<br />
somit lückenlos im Abschöpfungsverfahren an.<br />
(Siehe auch RpflSlgE 2001/88 = 3 Ob 205/00,<br />
RpflSlgE 2005/64 LG Innsbruck).<br />
RpflSlgE 2007/96<br />
LG f. ZRS Wien vom 26. 3. 2007, 47 R 104/07 b<br />
Die Leistung des Verpflichteten an den Gerichtsvollzieher<br />
wirkt schuldtilgend gegenüber dem<br />
betreibenden Gläubiger. Verwendet der Gerichtsvollzieher<br />
den ihm übergebenen Betrag oder<br />
Leistungsgegenstand widmungswidrig, ändert sich<br />
nichts an der Schuldbefreiung des Verpflichteten.<br />
RpflSlgE 2007/98<br />
LG f. ZRS Wien vom 28. 3. 2007, 46 R 187/07 a<br />
Die Frage, ob nach einem vorangegangenen Exekutionsantrag<br />
nach § 294a EO auch nach Ablauf<br />
eines Jahres die betreibende Partei zur Zulässigkeit<br />
des neuen Antrages Vorbringen zu erstatten<br />
hat, wurde in der Rechtsprechung bisher nicht<br />
einheitlich beurteilt. Vor Ablauf eines Jahres hat<br />
die betreibende Partei glaubhaft zu machen, dass<br />
der Verpflichtete inzwischen eine Forderung nach<br />
§ 290a EO erworben hat, nach Ablauf der Jahresfrist<br />
entfällt diese Verpflichtung (entgegen:<br />
RpflSlgE 1989/38 LG f. ZRS Graz, im selben Sinn<br />
wie oben RpflSlgE 1992/47 LG St. Pölten).<br />
RpflSlgE 2007/107<br />
LG f. ZRS Wien vom 18. 4. 2006, 46 R 247/06 y<br />
Wenn nach der Schlussverteilung oder nach der<br />
Aufhebung des Konkurses Vermögensstücke<br />
ermittelt werden, die zur Konkursmasse gehören<br />
(hier: Lebensversicherungsvertrag), sind die hieraus<br />
resultierenden Beträge auf Grund des<br />
Schlussverteilungsentwurfes vom Masseverwalter<br />
mit Genehmigung des Konkursgerichtes – bei<br />
Eigenverwaltung durch das Konkursgericht selbst<br />
– zu verteilen. Die Realisierung erfolgt durch<br />
Kündigung des Versicherungsvertrages und Zahlung<br />
des Rückkaufswertes an die Konkursmasse<br />
(§ 176 Abs 3 VersVG).<br />
RpflSlgE 2007/105<br />
LG f. ZRS Wien vom 30. 5. 2006, 46 R 227/06 g<br />
Im Zusammenrechnungsantrag (§ 292 Abs 2 EO)<br />
müssen noch keine Beweismittel für den Bestand<br />
der zusammenzurechnenden Forderungen angeboten<br />
werden. Bei der zwingend anzuordnenden<br />
Einvernahme der Parteien (§ 292 k Abs 4 EO) ist<br />
sodann Beweis über Bestand<br />
der Forderungen zu erheben.<br />
Dabei kann das Gericht dem<br />
Verpflichteten auch die Vorlage<br />
von Urkunden auftragen,<br />
ebenso kann es entsprechende<br />
Anfragen an die Drittschuldner,<br />
von denen noch<br />
keine Erklärungen vorliegen,<br />
stellen. Ein allfälliger Verzicht<br />
des betreibenden Gläubigers<br />
auf eine Drittschuldnererklärung<br />
ist im Verfahren über<br />
einen Zusammenrechnungsantrag<br />
ohne Bedeutung.<br />
RpflSlgE 2007/106<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
9. 6. 2006, 46 R 380/06 g<br />
Ein nicht anmeldender Gläubiger<br />
(im Schuldenregulierungsverfahren)<br />
hat keinen Anspruch<br />
auf die Quote, soweit der<br />
Schuldner den unpfändbaren<br />
Teil seiner Bezüge angreifen<br />
müsste. Es ist eine umfassende<br />
Prüfung vorzunehmen, die die<br />
gesamte Einkommenssituation<br />
des Schuldners in der siebenjährigen<br />
Laufzeit des Zahlungsplans<br />
berücksichtigt. Gelangt<br />
der Schuldner innerhalb dieses<br />
Zeitraumes zu Vermögen, so<br />
ist die Quote ganz oder teilweise<br />
nachzuzahlen. Schließlich<br />
ist die Entscheidung nach<br />
§ 197 Abs 2 KO immer nur<br />
eine vorläufige.<br />
RpflSlgE 2007/108<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
27. 6. 2006, 47 R 366/06 f<br />
Der Geschäftsanteil des<br />
Gesellschafters einer GmbH ist<br />
der „Inbegriff der Rechte und<br />
Pflichten“ oder die „Gesamtheit<br />
der Rechte“, die dem<br />
GmbH-Gesellschafter zukommen.<br />
Zwischen dem „Geschäftsanteil“,<br />
dem „Gesellschaftsanteil“<br />
oder den<br />
„Ansprüchen als Gesellschafter“<br />
besteht daher kein Unterschied.<br />
Insbesonders bleiben<br />
die im Geschäftsanteil enthaltenen<br />
Mitgliedschaftsrechte/<br />
Verwaltungsrechte (etwa das<br />
Stimmrecht in der Generalversammlung)<br />
durch die Pfändung<br />
eines GmbH-Geschäftsanteils<br />
unberührt.
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Zivilprozess-, Exekutions- und Privatinsolvenzrecht<br />
RpflSlgE 2007/111<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
31. 7. 2006, 46 R 975/05 f,<br />
302/06 m, 304/06 f<br />
Das Exekutionsgericht hat<br />
(hier auf Antrag des Drittschuldners)<br />
über den Umfang<br />
der Sorgepflichten des Verpflichteten<br />
zu entscheiden,<br />
wobei es den Verpflichteten<br />
aufzufordern hat, entsprechende<br />
Urkunden vorzulegen,<br />
allenfalls wird es sich als notwendig<br />
erweisen, sowohl den<br />
Verpflichteten als auch Unterhaltsberechtigte<br />
über deren<br />
Schulausbildung, Berufsausbildung,<br />
dzt. Tätigkeit, etc. einzuvernehmen.<br />
RpflSlgE 2007/112<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
11. 8. 2006, 46 R 479/06 s<br />
Die Prozessvollmacht wird<br />
durch den Tod des Vollmachtgebers<br />
nicht aufgehoben. Sie<br />
ermächtigt auch nach dem Tod<br />
des Vollmachtgebers sowohl<br />
zur Einleitung als auch – im<br />
Fall des Todes nach Einleitung<br />
– zur Fortsetzung des Exekutionsverfahrens.<br />
Dies gilt<br />
solange, als nicht an die Stelle<br />
des Verstorbenen (Vollmachtgebers)<br />
ein Rechtsnachfolger<br />
getreten ist. Die Rechtsnachfolge<br />
tritt erst mit der Einantwortung<br />
ein. Vor der Einantwortung<br />
kann der Bevollmächtigte<br />
nur im Namen der<br />
Verlassenschaft einschreiten.<br />
RpflSlgE 2007/113<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
6. 2. 2007, 46 R 46/07 s<br />
Das Anwartschaftsrecht des<br />
Wohnungseigentumswerbers<br />
auf Einräumung von Wohnungseigentum<br />
kann nach<br />
§ 331 EO der Exekution unterworfen<br />
werden.<br />
RpflSlgE 2007/115<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
21. 2. 2007, 47 R 717/06 y<br />
Falls der Verpflichtete an der<br />
im vereinfachten Bewilligungsverfahren<br />
bewilligten Fahrnisund<br />
Gehaltsexekution nach<br />
§ 294 a EO angegebenen<br />
inländischen Wohnanschrift<br />
nicht wohnhaft ist, sind sowohl der Antrag der<br />
betreibenden Partei auf Zustellung der Exekutionsbewilligung<br />
an einer ausländischen Adresse<br />
als auch auf neuerliche Anfrage an den Hauptverband<br />
der österreichischen Sozialversicherungsträger<br />
– die erste Anfrage war mangels gespeicherter<br />
Daten negativ – zurückzuweisen, da einerseits<br />
durch die von der betreibenden Partei<br />
richtiggestellte Adresse im Ausland und andererseits<br />
durch die Auskunft des Hauptverbandes<br />
klargestellt ist, dass im vorliegenden Fall mangels<br />
inländischer Gerichtsbarkeit keinerlei Inlandsbezug<br />
gegeben ist.<br />
RpflSlgE 2007/116<br />
LG f. ZRS Wien vom 26. 2. 2007, 47 R 16/07 m<br />
Wenn auch im Gesetz nicht ausdrücklich geregelt<br />
ist, wer als Treuhänder in Betracht kommt, so gehören<br />
hiezu jedenfalls alle jene Personen, die als<br />
Masseverwalter in Frage kommen. Das Gebot der<br />
Unabhängigkeit gilt auch hier. Auch ein bevorrechteter<br />
Gläubigerschutzverband kann zum Treuhänder<br />
bestellt werden, nicht jedoch eine Schuldnerberatung.<br />
Die Bestellung eines Rechtspflegers zum<br />
Treuhänder ist ebenfalls unzulässig (siehe auch LG<br />
f. ZRS Wien vom 6. 9. 2006, 46 R 499/06 g).<br />
RpflSlgE 2007/121<br />
LG Salzburg vom 9. 8. 2007, 53 R 218/07 a<br />
Die Regelung, dass der Schuldner über den<br />
unpfändbaren Teil des Einkommens auch während<br />
des Konkurses frei verfügen kann, bezieht<br />
sich auf das laufende Einkommen, weshalb auch<br />
§ 5 Abs 1 KO nur auf Tätigkeiten anzuwenden<br />
ist, aus denen der Schuldner während des Konkurses<br />
ein Einkommen bezieht. Bei einer Steuernachzahlung<br />
handelt es sich aber nicht um ein<br />
Einkommen des Schuldners aus einer Erwerbstätigkeit<br />
während aufrechtem Konkursverfahren.<br />
Auch wenn die Lehre im Exekutionsverfahren<br />
teilweise für eine nachträgliche Berechnung des<br />
Pfändungsfreibetrages bei Steuernachzahlungen<br />
eintritt, erscheint im Hinblick auf die Regelung<br />
des § 1 KO eine solche nachträgliche Berücksichtigung<br />
des Pfändungsschutzes nach Konkurseröffnung<br />
jedenfalls nicht zulässig (daher Überweisung<br />
der Steuernachzahlung auf Massekonto).<br />
RpflSlgE 2007/122<br />
LG Salzburg vom 16. 8. 2007, 53 R 264/07 s<br />
Wenn im vereinfachten Bewilligungsverfahren<br />
ungerechtfertigterweise Zinsen aus Kapital oder<br />
Zinsen von Kosten im Exekutionsantrag begehrt<br />
werden, obwohl sie im Exekutionstitel nicht vereinbart<br />
sind, ist die gesamte Exekution einzustellen.<br />
Der Fall einer teilweisen Einstellung nach<br />
§ 54 e Abs 2 EO tritt nur dann ein, wenn ein Exekutionsantrag<br />
mehrere Exekutionstitel betrifft und<br />
sich nur betreffend einzelner Titel eine Diskrepanz<br />
zwischen Exekutionsantrag und Exekutionstitel<br />
ergibt.<br />
RpflSlgE 2007/124<br />
LG Salzburg vom<br />
16. 8. 2007, 53 R 170/07 t<br />
Ein vom Rechtspfleger in<br />
Überschreitung der ihm vom<br />
Gesetz eingeräumten Entscheidungsgewalt<br />
erlassener<br />
Beschluss und das ihm vorangegangene<br />
Verfahren, soweit<br />
es vom Rechtspfleger durchgeführt<br />
wurde, leidet an einer<br />
Nichtigkeit iSd § 477 Abs 1 Z<br />
2 ZPO. Die Nichtigkeit ist,<br />
auch wenn sie im Rechtsmittel<br />
nicht geltend gemacht wurde,<br />
bis zur rechtskräftigen Beendigung<br />
des Verfahrens wahrzunehmen.<br />
Daran ändert sich<br />
auch nichts, wenn sich der<br />
Richter im Vorlagebericht nach<br />
§ 12 RpflG (nunmehr § 11 Abs<br />
4 RpflG) der Entscheidung des<br />
Rechtspflegers anschließt. ■<br />
39
Name<br />
ABO-Bestellung<br />
(für externe Interessenten aus dem Bereich der Rechtsberufe, Behörden, etc.)<br />
An das<br />
Sozialwerk für <strong>Justiz</strong>bedienstete<br />
Schmerlingplatz 11<br />
1016 Wien<br />
Ich bestelle hiermit die Zeitschrift<br />
„Der österreichische Recht§pfleger“<br />
zum Preis von € 4,00<br />
(€ 2,50 + € 1,50 Versand- und<br />
Bearbeitungsgebühr) pro Ausgabe.<br />
Diese Bestellung ist von mir jederzeit schriftlich aufkündbar.<br />
Zahlungsart: Erlagschein liegt jeder Ausgabe bei.<br />
Straße/Hausnummer/Stiege/Stock/Tür-Nr.<br />
Postleitzahl Ort<br />
Datum Unterschrift<br />
�
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich <strong>Justiz</strong>verwaltung<br />
ADir.<br />
Walter<br />
Zaunmüller<br />
Fachredakteur <strong>Justiz</strong>verwaltung<br />
BG Wels<br />
E-Mail:<br />
walter.zaunmueller@justiz.gv.at<br />
1 Referat bei der 46. gesamtösterreichischen<br />
Arbeitstagung der Revisorinnen<br />
und Revisoren am 9. und 10. Oktober<br />
2007 im <strong>Justiz</strong>bildungszentrum<br />
Schwechat.<br />
Fachbereich<br />
<strong>Justiz</strong>verwaltung<br />
Aktuelles im Gerichts-<br />
gebührenrecht 1<br />
Auch heuer habe ich Ihnen wieder einen –<br />
hoffentlich interessanten – Mix an bereits<br />
eingetretenen und noch bevorstehenden Änderungen<br />
im Gesetzesrecht einerseits und bemerkenswerten<br />
Höchstgerichtserkenntnissen andererseits<br />
zu bieten. Mit einigen Anmerkungen zu<br />
Abgrenzungsfragen und legislativen Vorschlägen<br />
werde ich meine Ausführungen abrunden.<br />
A. Neuerungen im Gesetzesrecht<br />
1. Das Budgetbegleitgesetz 2007<br />
Einer der ersten Gesetzgebungsschritte der neuen<br />
Legislaturperiode war die parlamentarische Verabschiedung<br />
des Budgets für die Jahre 2007 und<br />
2008 und damit im Zusammenhang des Budgetbegleitgesetzes<br />
2007, BGBl. I Nr. 24 (BBG 2007).<br />
Galionsfiguren dieses Begleitgesetzes – nämlich<br />
dessen Artikel 1 und 2 – waren die Änderung des<br />
Gerichtsgebührengesetzes und die nachfolgende<br />
Änderung des Gerichtlichen Einbringungsgesetzes<br />
1962, und das obwohl die damit bewirkten Neuerungen<br />
alles andere als spektakulär waren.<br />
a) Änderungen von Gebührenbeträgen<br />
a) Die für die Praxis wohl wichtigste Änderung in<br />
diesem Bereich betraf die Abschriftgebühr<br />
nach Tarifpost 15 lit. a GGG. Bei dieser<br />
Gebühr hatte sich im Jahr 2006 durch die<br />
gesetzliche Valorisierung und vor allem durch<br />
die Anwendung der auf volle Eurobeträge<br />
abzielenden Rundungsbestimmung des § 31a<br />
GGG eine Erhöhung von 1,40 Euro pro Kopie<br />
auf 2 Euro und damit um mehr als 40 % ergeben.<br />
Im Wesentlichen geht es bei dieser<br />
Gebühr um Kopien aus der Urkundensammlung<br />
des Grundbuchs. Verständlicherweise<br />
hatte diese exorbitante Gebührenerhöhung im<br />
gerichtlichen Alltag großen Unmut hervorgerufen.<br />
Und tatsächlich war der Gebührenbetrag<br />
von 2 Euro pro Kopie – selbst unter Berücksichtigung<br />
des Personalaufwandes, der etwa<br />
mit dem Aufsuchen der zu kopierenden<br />
Urkunde und der Herstellung der Kopie verbunden<br />
ist – nicht mehr adäquat. Deshalb<br />
Hon.-Prof. Dr. Johannes Stabentheiner<br />
Bundesministerium für <strong>Justiz</strong><br />
wurde diese Gebühr nun<br />
mit dem BBG 2007 drastisch<br />
abgesenkt, nämlich<br />
von 2 Euro auf 90 Cent pro<br />
Kopie. Zugleich wurde eine<br />
veränderte Rundungsbestimmung<br />
bei Valorisierung<br />
geschaffen, um derart überdimensionierteGebührensprünge<br />
künftig zu vermeiden.<br />
Damit sollte für die<br />
Zukunft das Konfliktpotential<br />
bei den Gebühren für<br />
Kopien erheblich vermindert<br />
worden sein.<br />
b) Aber auch an mehreren<br />
anderen Stellen des Gerichtsgebührenrechtswurden<br />
Gebührenbeträge<br />
durch den Gesetzgeber verändert,<br />
und zwar teilweise<br />
nach oben und teilweise<br />
nach unten. Solche Änderungen<br />
waren<br />
• die in Prozentzahlen<br />
geradezu gigantische<br />
Herabsetzung der Gebühr<br />
für die elektronische Einsicht<br />
in die Geschäftsregister<br />
gemäß § 6a Abs. 1<br />
GGG von früher 1 Euro<br />
pro Geschäftsfall auf<br />
nunmehr 20 Cent (eine<br />
Reduktion also um den<br />
Divisor 5),<br />
• die Anhebung der<br />
Höchstgrenze für den<br />
Mehrbetrag nach § 31<br />
Abs. 1 und 5 GGG von<br />
290 Euro auf 400 Euro,<br />
• bei der Beglaubigungsgebühr<br />
nach Tarifpost 11<br />
GGG die Anhebung des<br />
in der Gebührenstaffel<br />
niedrigsten Betrags von 2<br />
41
Ministerinterview Fachbereich <strong>Justiz</strong>verwaltung Der Österreichische Recht§pfleger<br />
42<br />
Euro (der durch die Valorisierung<br />
des Jahres 2006<br />
nach § 31a GGG wegen<br />
der Rundungsbestimmung<br />
nicht miterfasst wurde)<br />
auf 3 Euro sowie die Erhöhung<br />
des Gebührenbetrags<br />
für einen nicht bestimmbaren<br />
Wert von 4<br />
Euro auf 11 Euro,<br />
• die Erhöhung der Einhebungsgebühr<br />
nach § 6<br />
Abs. 1 GEG 1962 von<br />
7 Euro auf 8 Euro und<br />
• die Anhebung der<br />
Höchstgrenze für die<br />
Mutwillensstrafe nach<br />
§ 7 Abs. 2 GEG 1962 von<br />
290 Euro auf 400 Euro.<br />
b) Neuerliche Rodung des<br />
nachwuchernden Gebührenbefreiungsdschungels<br />
Mit der Euro-Gerichtsgebühren-Novelle<br />
wurden in § 10<br />
Abs. 1 und § 13 Abs. 1 GGG<br />
Regelungen zur materiellen<br />
Derogation sämtlicher bis dahin<br />
in Geltung gestandenen Gesetzesbestimmungen<br />
über die<br />
(persönliche oder sachliche)<br />
Befreiung von den Gerichtsund<strong>Justiz</strong>verwaltungsgebühren<br />
geschaffen. Von dieser<br />
„Regenschirmderogation“ wurden<br />
nur zwei Gruppen von<br />
Befreiungsbestimmungen ausgenommen,<br />
nämlich zum einen<br />
jene, deren Existenz in Staatsverträgen<br />
oder Art. 15a B-VG-<br />
Vereinbarungen verpflichtend<br />
vorgesehen ist, und zum anderen<br />
ein taxativ aufgezählter<br />
Katalog von Gebührenbefreiungen,<br />
die aus sachlichen<br />
Überlegungen ausnahmsweise<br />
aufrecht bleiben sollten. Diese<br />
materielle Derogation erfasste<br />
allerdings nur solche Abgabenbefreiungsregelungen,<br />
die<br />
vor dem 1. 1. 2002 in Kraft<br />
traten. Hingegen konnte sich<br />
die Derogationswirkung nach<br />
der lex posterior-Regel nicht<br />
auf solche Gesetzesbestimmungen<br />
über Abgabenbefreiungen<br />
erstrecken, die nach<br />
dem 31. 12. 2001 in Kraft treten.<br />
In den Jahren seit dem 1.<br />
1. 2002 hatte sich wieder eine<br />
stattliche Anzahl von allgemei-<br />
nen Abgabenbefreiungen „angesammelt“, die<br />
zum Teil nur implizit, zum Teil aber auch ausdrücklich<br />
auch die Gerichts- und <strong>Justiz</strong>verwaltungsgebühren<br />
umfassen. Diese reichen vom<br />
Bundesmuseen-Gesetz über das Bundesbahngesetz<br />
und das Zukunftsfonds-Gesetz bis hin zur<br />
Nationalstiftung für Forschung, Technologie und<br />
Entwicklung und zur Zukunftssicherung der<br />
BAWAG PSK. Um die mit der Euro-Gerichtsgebühren-Novelle<br />
herbeigeführte Rechtsbereinigung im<br />
Bereich der Gerichtsgebührenbefreiungen nicht<br />
wieder allmählich entschwinden zu lassen, wurde<br />
nun im Übergangsrecht des Gerichtsgebührengesetzes,<br />
nämlich im Artikel VI Z 28, eine neuerliche<br />
Derogationsanordnung für die im Zeitraum<br />
zwischen Jahresbeginn 2002 und 30. 6. 2007 in<br />
Kraft getretenen Abgabenbefreiungen geschaffen.<br />
Allerdings wurden auch von dieser Regenschirmderogation<br />
wieder zwei Gruppen von – auch aus<br />
justizieller Sicht gerechtfertigten – Abgabenbefreiungen<br />
ausgenommen, nämlich erstens jene Befreiungsregelungen,<br />
die auf Staatsverträgen basieren,<br />
und zweitens taxativ aufgezählte Befreiungen für<br />
Ausgliederungen und ähnliche Vorgänge, die beiden<br />
„Hochwassergebührenbefreiungen“ der Jahre<br />
2002 und 2005 sowie die firmenbuchrechtliche<br />
Übergangsregelung des § 907 Abs. 4 Z 3 UGB zur<br />
Handelsrechtsreform. Alle übrigen, nicht einer<br />
dieser beiden Ausnahmegruppen zugehörigen<br />
Befreiungsregelungen, die zwischen 1. 1. 2002<br />
und der Jahresmitte 2007 in Kraft traten, sind damit<br />
hinsichtlich der Gerichts- und <strong>Justiz</strong>verwaltungsgebühren<br />
unwirksam.<br />
c) Beseitigung der Gebührenbefreiungen<br />
zugunsten des Masse- und des Ausgleichsverwalters<br />
Und in noch einer weiteren Facette wurde das<br />
Gerichtsgebührenrecht von Gebührenbefreiungen<br />
entlastet, nämlich um die in § 10 Abs. 3 Z 1 und<br />
2 GGG vorgesehen gewesene Gebührenbefreiung<br />
zugunsten des Masseverwalters und des Ausgleichsverwalters.<br />
Angesichts der weitestgehenden Aufhebung<br />
von Befreiungsregelungen und im Besonderen<br />
auch im Hinblick auf die Beseitigung sogar<br />
der Gebührenbefreiung zugunsten des Bundes<br />
und der übrigen Gebietskörperschaften war diese<br />
Begünstigung der Insolvenzverwalter nämlich ein<br />
überkommenes Überbleibsel aus dem früheren<br />
Befreiungsdschungel gewesen. Im Übrigen hatten<br />
diese Begünstigungen in der Vergangenheit bereits<br />
Anlass zu Zweifeln über ihre Reichweite gegeben.<br />
Mit ihrer Aufhebung ist nun ein weiterer Schritt zur<br />
Vereinfachung des Gebührenrechts gesetzt worden.<br />
d) Pauschalierte Abgeltung der durch das<br />
Fehlschlagen von Abbuchungen und<br />
Einziehungen verursachten Bankspesen<br />
Wenn ein Zahlungspflichtiger von der Gebührenentrichtung<br />
durch Abbuchung und Einziehung<br />
Gebrauch macht oder diese Art der Gebührenent-<br />
richtung – wie im elektronischen<br />
Rechtsverkehr – obligatorisch<br />
ist, kann es geschehen,<br />
dass der Versuch des Bundes<br />
zur Einziehung fehlschlägt.<br />
Die Gründe für ein solches<br />
Misslingen können durchaus<br />
unterschiedlich sein; sie reichen<br />
von der Angabe eines falschen<br />
Bankkontos über die fehlende<br />
Deckung auf dem Konto bis<br />
hin zu einem Versehen des<br />
Kostenbeamten. Wenn die Ursache<br />
der unterbliebenen oder<br />
unvollständigen Gebührenentrichtung<br />
durch Abbuchung<br />
und Einziehung im Bereich<br />
des Gerichts liegt, so hat der<br />
Kostenbeamte gemäß § 13<br />
Abs. 2 AEV nochmals einen<br />
Gebühreneinzug zu veranlassen.<br />
Geht das Fehlschlagen<br />
des Einziehungsversuchs aber<br />
auf andere Ursachen zurück,<br />
so hat der Kostenbeamte nach<br />
dieser Bestimmung unter Bedachtnahme<br />
auf § 31 GGG –<br />
sogleich, also ohne vorherige<br />
Erlassung einer Zahlungsaufforderung<br />
(§ 14 Abs. 2 erster<br />
Satz GEG 1962) – einen Zahlungsauftrag<br />
zu erlassen. In<br />
einem solchen Fall einer misslungenen<br />
Einziehung entstehen<br />
dem Bund Aufwendungen an<br />
Bankspesen, zumal dafür von<br />
der Österreichischen Postsparkasse<br />
eine „Rückprovision“ in<br />
der derzeitigen Höhe von 5,22<br />
Euro angelastet wird. Nach<br />
bisheriger Rechtslage hatte der<br />
Bund keine Möglichkeit, vom<br />
Zahlungspflichtigen den Ersatz<br />
dieses Mehraufwandes für die<br />
Rückbuchung zu fordern (vgl.<br />
VwGH 18. 12. 2006, 2006/16/<br />
0147). Dieses Manko wurde<br />
nun durch die Anordnung in<br />
§ 6 Abs. 1 GEG 1962 behoben,<br />
dass in diesem Fall dem<br />
Zahlungspflichtigen ein weiterer<br />
Betrag von 6 Euro vorzuschreiben<br />
ist. Der Aufwandersatzbetrag<br />
wurde mit 6 Euro<br />
etwas höher angesetzt als die<br />
aktuelle Höhe der „Rückprovision“,<br />
um künftige Anhebungen<br />
derselben bereits vorweg<br />
zu berücksichtigen. Zur Klarstellung<br />
sei darauf hingewiesen,<br />
dass dieser Erhöhungsbe-
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich <strong>Justiz</strong>verwaltung<br />
trag von 6 Euro nur bei Erlassung<br />
eines Zahlungsauftrags<br />
und daher gemäß § 13 Abs. 2<br />
AEV nur dann zum Tragen<br />
kommt, wenn die Ursache des<br />
Fehlschlagens im Bereich des<br />
Zahlungspflichtigen lag.<br />
e) Weitere Neuerungen<br />
Die übrigen gerichtsgebührenrechtlichen<br />
Elemente des Budgetbegleitgesetzes<br />
2007 betrafen<br />
• Anpassungen an die Änderung<br />
des schiedsgerichtlichen<br />
Verfahrens durch das<br />
Schiedsrechts-Änderungsgesetz<br />
2006, und zwar durch<br />
entsprechende Adaptierung<br />
des § 15 Abs. 6 GGG sowie<br />
durch Schaffung einer neuen<br />
Gebührenposition in der<br />
Tarifpost 12 für die außerstreitigen<br />
Verfahren, die nun<br />
in diesem Zusammenhang<br />
möglich sind,<br />
• eine Veränderung der Rundungsregelung<br />
zur § 31a-<br />
Valorisierung für die Abschriftgebühr<br />
nach Tarifpost<br />
15 GGG, um künftig überdimensionaleGebührensprünge<br />
zu verhindern, und<br />
• eine Klarstellung in § 7 Abs.<br />
7 GEG 1962 darüber, dass<br />
auch gegen die Zurückweisung<br />
eines Berichtigungsantrags<br />
nach § 7 Abs. 1 dritter<br />
Satz GEG 1962 kein Rechtsmittel<br />
zulässig ist, sondern<br />
nur noch die Gerichtshöfe<br />
des öffentlichen Rechts angerufen<br />
werden können.<br />
f) Keine Änderung hinsichtlich<br />
des Zeitpunkts der<br />
Geltendmachung von<br />
Gebührenbefreiungen<br />
Ungeachtet der Gesetzesbestimmungen<br />
in § 10 Abs. 2<br />
und § 13 Abs. 2 GGG, wonach<br />
eine Gebührenbefreiung nur<br />
dann eintritt, wenn sie vom<br />
Zahlungspflichtigen (unter anderem)<br />
in der Eingabe unter<br />
Hinweis auf die gesetzliche<br />
Grundlage in Anspruch genommen<br />
wird, vertritt der Verwaltungsgerichtshof<br />
in ständiger<br />
Rechtsprechung die Auffassung,<br />
dass der Zahlungspflichtige<br />
eine ihm zustatten kommende<br />
Gebührenbefreiung durchaus noch im Verfahren<br />
zur Vorschreibung der Gebühr geltend machen<br />
könne. Vor diesem Hintergrund wurde überlegt,<br />
in die beiden genannten Gesetzesbestimmungen<br />
die Wendung „bei sonstiger Präklusion“ einzufügen,<br />
um damit zum Ausdruck zu bringen, dass<br />
der Zahlungspflichtige sich tatsächlich spätestens<br />
bei den darin genannten Verfahrensvorgängen<br />
auf die jeweilige Gebührenbefreiung berufen<br />
müsse, wenn er seinen Anspruch auf diese Begünstigung<br />
nicht verlieren wolle. Eine entsprechende<br />
Regelung wurde auch in den Begutachtungsentwurf<br />
für die gerichtsgebührenrechtlichen<br />
Module des Budgetbegleitgesetzes 2007 aufgenommen.<br />
Im Begutachtungsverfahren wurden<br />
dagegen jedoch von mehreren Seiten nachvollziehbare<br />
und berücksichtigungswürdige Einwände<br />
erhoben. So wurde darauf hingewiesen, dass<br />
diese Neuerung etwa im Fall der Gebührenbefreiung<br />
nach § 80 ASGG zu gravierenden Härten vor<br />
allem zu Lasten sozial schwacher Personen führen<br />
könnte. Deshalb wurde entschieden, von dieser<br />
Neuerung Abstand zu nehmen.<br />
2. Dunkle Wolken über den Grundbuchseintragungsgebühren<br />
a) Mit Erkenntnis vom 7. März 2007, G 54/06 ua,<br />
hat der Verfassungsgerichtshof mit Ablauf des<br />
31. Juli 2008 – vereinfacht gesagt – die Erbschaftssteuer<br />
aufgehoben. Er begründete dies<br />
im Wesentlichen damit, dass die Erbschaftssteuer<br />
nicht sachgerecht ausgestaltet sei, weil<br />
dabei die Besteuerung von unbeweglichem<br />
Vermögen an veraltete (und nicht adäquat aktualisierte)<br />
Einheitswerte anknüpfe. Der Verfassungsgerichtshof<br />
bemängelte, dass dadurch<br />
einerseits bewegliches und unbewegliches Vermögen<br />
bei der Besteuerung ungleich behandelt<br />
würden, andererseits sich aber unsachliche<br />
Belastungsdiskrepanzen auch innerhalb<br />
des Erwerbs von Grundbesitz ergäben. Am<br />
15. Juni 2007 folgte sodann das Erkenntnis des<br />
Verfassungsgerichtshofs zu G 23/07 ua, mit<br />
dem – wiederum vereinfacht ausgedrückt –<br />
korrespondierend auch die Schenkungssteuer<br />
mit Ablauf des 31. Juli 2008 als verfassungswidrig<br />
aufgehoben wurde.<br />
b) Von diesem Geschehen sind – sowohl direkt<br />
als auch indirekt – auch die Gerichtsgebühren<br />
betroffen, und zwar in dem für das gesamte<br />
Gebührenaufkommen der <strong>Justiz</strong> so wichtigen<br />
Segment der Grundbuchseintragungsgebühren<br />
für den Erwerb des Eigentumsrechts gemäß<br />
Tarifpost 9 lit. b Z 1 GGG. Gemäß § 26 Abs. 1<br />
GGG ist der für die Berechnung der Eintragungsgebühr<br />
maßgebende Wert mit dem Betrag<br />
anzusetzen, der der Ermittlung der Grunderwerbsteuer<br />
oder Erbschafts- und Schenkungssteuer<br />
zugrunde zu legen wäre. Wenn keine<br />
Selbstberechnung nach § 11<br />
des Grunderwerbsteuergesetzes<br />
1987 oder § 23a des<br />
Erbschafts- und Schenkungssteuergesetzes<br />
1955<br />
vorgenommen wurde, hat<br />
das Finanzamt diese Bemessungsgrundlage<br />
in der<br />
Unbedenklichkeitsbescheinigung<br />
anzugeben. Im Fall<br />
einer Selbstberechnung der<br />
jeweiligen Steuer durch<br />
Parteienvertreter ergibt sich<br />
die Bemessungsgrundlage<br />
für die Eintragungsgebühr<br />
aus der Selbstberechnungserklärung.<br />
All dies bedeutet,<br />
dass die <strong>Justiz</strong> die Bemessungsgrundlage<br />
für die<br />
Berechnung der Eintragungsgebühr<br />
bisher entweder<br />
von den die Grunderwerbsteuer,<br />
die Erbschaftssteuer<br />
und die Schenkungssteuer<br />
vollziehenden Finanzbehörden<br />
oder aber durch<br />
die jeweilige Selbstberechnungserklärung<br />
gleichsam<br />
„geliefert“ bekam. Eine<br />
eigenständige Initiative der<br />
das Gerichtsgebührenrecht<br />
vollziehenden <strong>Justiz</strong>verwaltungsorgane<br />
war bisher in<br />
diesem Kontext nur dann<br />
vonnöten, wenn sich nach<br />
den Umständen des jeweiligen<br />
Falles Bedenken gegen<br />
die bekannt gegebene Bemessungsgrundlage<br />
ergaben.<br />
Wenn es nun aber entsprechend<br />
den beiden VfGH-<br />
Erkenntnissen ab Jahresmitte<br />
2008 keine Erbschaftssteuer<br />
und keine Schenkungssteuer<br />
und möglicherweise<br />
in weiterer Folge –<br />
wegen der ja auch dort gegebenen<br />
Anknüpfung an<br />
die alten Einheitswerte, deren<br />
sachliche Rechtfertigung<br />
vom Verfassungsgerichtshof<br />
bereits verneint wurde –<br />
auch keine Grunderwerbsteuer<br />
mehr gäbe, fiele damit<br />
auch die bisherige Informationsquelle<br />
über die<br />
Bemessungsgrundlage für<br />
die Grundbuchseintragungsgebühr<br />
weg. Selbst<br />
wenn dann für die Eintra-<br />
43
Fachbereich <strong>Justiz</strong>verwaltung Der Österreichische Recht§pfleger<br />
44<br />
gungsgebühr eine eigenständige<br />
Regelung im Gerichtsgebührengesetzgeschaffen<br />
würde, die – so<br />
wie bisher mittelbar über<br />
diese Verkehrsteuern – ein<br />
Vielfaches des Einheitswerts<br />
als Bemessungsgrundlage<br />
vorsähe, müssten sich die<br />
Kostenbeamten der Grundbuchsgerichte<br />
die Informationen<br />
über diesen Einheitswert<br />
künftig selbst beschaffen,<br />
was mit beträchtlichem<br />
Mehraufwand verbunden<br />
wäre. Dies ist – komprimiert<br />
dargestellt – die direkte Wirkung<br />
der VfGH-Erkenntnisse<br />
auf die <strong>Justiz</strong>.<br />
c) Die indirekte Wirkung dieser<br />
Erkenntnisse auf die Grundbuchseintragungsgebühren<br />
für den Erwerb des Eigentumsrechts<br />
reicht aber noch<br />
wesentlich weiter. Aus ihnen<br />
ergibt sich nämlich, dass der<br />
Verfassungsgerichtshof Abgaben<br />
auf unbewegliches Vermögen<br />
(bzw. auf dessen<br />
Übertragung), deren Berechnung<br />
auf den alten Einheitswerten<br />
basiert, wegen einer<br />
sachlich nicht zu rechtfertigendenVerschiedenbehandlung<br />
von Liegenschaften<br />
gleichen Verkehrswerts für<br />
verfassungswidrig erachtet.<br />
Den Einheitswerten fehlt es<br />
nämlich nach Überzeugung<br />
des Verfassungsgerichtshofs<br />
an jeder nachvollziehbaren<br />
Relation zu den tatsächlichen<br />
Verkehrswerten der<br />
jeweiligen Liegenschaften,<br />
weshalb Abgaben, die sich<br />
nach den Einheitswerten<br />
bemessen, schon deshalb<br />
den Keim der Gleichheitswidrigkeit<br />
in sich tragen.<br />
Dieses Verdikt trifft auch<br />
jenen Teil der Eintragungsgebühren<br />
für den Erwerb<br />
des Eigentumsrechts, der<br />
hinsichtlich seiner Bemessungsgrundlage<br />
nicht – wie<br />
etwa bei Kaufverträgen – an<br />
eine Gegenleistung anknüpft,<br />
sondern bei dem eben ein<br />
Vielfaches des Einheitswerts<br />
zugrunde gelegt wird. Es<br />
wäre deshalb zu befürchten, dass einer Anfechtung<br />
der Grundbuchseintragungsgebühr beim<br />
Verfassungsgerichtshof bei diesem Segment der<br />
Anknüpfung an Einheitswerte kaum Erfolgversprechendes<br />
entgegengesetzt werden könnte.<br />
Der <strong>Justiz</strong> steht daher wohl auch nicht etwa ein<br />
Ausweg in die Richtung offen, dass eine eigenständige<br />
Norm geschaffen würde, mit der – wie<br />
bislang über die Erbschafts-, Schenkungs- oder<br />
Grunderwerbsteuer – die Einheitswerte oder ein<br />
Vielfaches derselben als Bemessungsgrundlage<br />
herangezogen würde. Eine solche Regelung<br />
würde wohl ebenfalls vor dem Verfassungsgerichtshof<br />
nicht bestehen.<br />
d) Nun bilden die Grundbuchseintragungsgebühren<br />
ja gleichsam das budgetäre Rückgrat der<br />
<strong>Justiz</strong>. Zwar sind nicht sämtliche Grundbuchseintragungsgebühren<br />
von der geschilderten<br />
Problematik betroffen, nämlich jedenfalls nicht<br />
die Gebühren für die Einverleibung von Pfandrechten.<br />
Dennoch muss für diese Problemlage<br />
eine adäquate Lösung gefunden werden, die<br />
auch längerfristig eine tragfähige Grundlage für<br />
stabile Gebühreneinkünfte der <strong>Justiz</strong> aus der<br />
Vornahme von Grundbuchseintragungen bildet.<br />
Die Frau Bundesministerin für <strong>Justiz</strong> Dr. Maria<br />
Berger ist deshalb im September 2007 mit einem<br />
Schreiben an den Finanzminister herangetreten,<br />
um ihn über den sich aus den beiden VfGH-<br />
Erkenntnissen ergebenden Lösungsbedarf für<br />
das <strong>Justiz</strong>budget zu informieren. In welche<br />
Richtung eine solche Lösung gehen könnte,<br />
lässt sich zur Zeit noch nicht sagen. Es wäre<br />
jedenfalls zu kurz gegriffen, nur auf das Weiterbestehen<br />
der Grunderwerbsteuer zu verweisen.<br />
Nach der – wohl zutreffenden – Rechtsmeinung<br />
des Finanzministeriums unterliegen zwar bei<br />
Wegfall der Erbschafts- und der Schenkungssteuer<br />
jene Vorgänge, die bisher nach diesen<br />
Normen besteuert wurden, der dadurch bislang<br />
ja nur überdeckten Grunderwerbsteuer. Es wäre<br />
daher für diese Vorgänge auch weiterhin eine<br />
Verkehrsteuer vorzuschreiben und eine Unbedenklichkeitsbescheinigung<br />
auszustellen, an die<br />
die <strong>Justiz</strong> mit ihren Eintragungsgebühren<br />
anknüpfen könnte. Allerdings ist diese Aussicht<br />
kein dauerhaftes Ruhekissen, weil ja auch die<br />
Grunderwerbsteuer in ihrer derzeitigen Konfiguration<br />
bei nichtentgeltlichen Vorgängen auf<br />
den alten Einheitswerten basiert und daher<br />
ebenfalls von einer Aufhebung durch den Verfassungsgerichtshof<br />
bedroht ist.<br />
e) Wie könnten also Lösungen der Problematik<br />
grundsätzlich aussehen? Ein tauglicher, freilich<br />
aber auch aufwändiger Weg läge darin, die<br />
Berechnung der Einheitswerte durch entsprechende<br />
Datensammlung auf aktuelle, aussagekräftige<br />
und mit dem Verkehrswert besser korrelierende<br />
Grundlagen zu stellen. Wenn derar-<br />
tige Sanierungsversuche<br />
über die Schaffung neuer<br />
Einheitswerte aber unterbleiben,<br />
bliebe längerfristig<br />
zur Rettung des Gebührenaufkommens<br />
aus den Eintragungsgebühren<br />
für den<br />
Erwerb des Eigentumsrechts<br />
nur ein eigenständiger<br />
Weg der <strong>Justiz</strong>. Das<br />
allerdings wäre für alle Beteiligten<br />
ein dorniger Weg.<br />
Dafür wären theoretisch<br />
zwei Varianten denkbar,<br />
nämlich entweder die Einführung<br />
von festen Gebühren<br />
oder die Anknüpfung<br />
an den Verkehrswert der<br />
Liegenschaft. Die erstgenannte<br />
Alternative wäre<br />
deshalb problematisch, weil<br />
einerseits eine einheitliche<br />
Gebührenhöhe angesichts<br />
der so sehr unterschiedlichen<br />
Liegenschaftswerte<br />
wohl kaum sachgerecht<br />
wäre, andererseits aber eine<br />
Differenzierung zwischen<br />
verschiedenen Liegenschaftsarten<br />
nicht praktikabel<br />
erschiene. Somit bliebe<br />
wohl nur die Möglichkeit,<br />
an den jeweiligen Verkehrswert<br />
der Liegenschaft anzuknüpfen.<br />
Man müsste dazu<br />
etwa die Erwerber einer<br />
Liegenschaft von Todes<br />
wegen bzw. auf Grund<br />
eines unentgeltlichen Rechtsgeschäfts<br />
dazu verpflichten,<br />
mit dem Eintragungsgesuch<br />
ein den Bestimmungen des<br />
Liegenschaftsbewertungsgesetzes<br />
entsprechendes<br />
Sachverständigengutachten<br />
über den Verkehrswert der<br />
Liegenschaft vorzulegen,<br />
der dann Bemessungsgrundlage<br />
für die Eintragungsgebühr<br />
wäre. Dies wäre für<br />
alle Seiten, besonders aber<br />
für die Gebührenpflichtigen,<br />
mit einem sehr hohen<br />
Aufwand verbunden. Ob<br />
angesichts dessen eine solche<br />
Lösung verfassungsrechtlich<br />
tragbar wäre, könnte<br />
wohl auch wiederum in<br />
Zweifel gezogen werden.<br />
Es bleibt also spannend im<br />
Gebührenrecht. ■
Exklusiv für alle Mitarbeiter der <strong>Justiz</strong> Österreich.<br />
T-Mobile Member.<br />
Wählen Sie die neuen FAIRPLAY Tarife mit Member Bonus!<br />
FAIRPLAY Basic FAIRPLAY Smart FAIRPLAY<br />
��0 Cent zu T-Mobile und Klax<br />
��0 Cent ins Festnetz<br />
��0 Cent zu T-Mobile und Klax<br />
��0 Cent ins Festnetz<br />
+ wahlweise<br />
��0 Cent in ein Mobilnetz oder<br />
��0 Cent pro SMS<br />
��0 Cent zu T-Mobile und Klax<br />
��0 Cent ins Festnetz<br />
��0 Cent zur T-Mobile Box<br />
��0 Cent in alle Mobilnetze<br />
statt 9,– € 7,– monatl. Gebühr statt 19,– € 15,– monatl. Gebühr statt 25,– 21,– monatl. Gebühr<br />
– statt 15,– € 13,– Partnerkarte –<br />
€ 0,– Aktivierungsgebühr € 0,– Aktivierungsgebühr € 0,– Aktivierungsgebühr<br />
Fairlimit: Ein Tarifangebot von „0 Cent“ gilt jeweils für 1000 Minuten und/oder 1000 SMS pro Abrechnungsperiode (Monat) und pro inkludiertem Netz.<br />
Anmeldbar bis 31.01.2008. Mindestvertragsdauer 24 Monate. Taktung 60/30. Verbindungsentgelte gelten österreichweit, ausgenommen Sonderrufnummern und Mehrwertdienste. Eine Übertragung der Freieinheiten in die nächste<br />
Abrechnungsperiode ist nicht möglich. Es gelten die AGB der T-Mobile Austria GmbH. Alle Preise verstehen sich in € inkl. USt. Vorbehaltlich Änderungen, Druck- und Satzfehler. Stand 11/07.<br />
SMS Paket<br />
1.000 SMS<br />
€ 10,–/Monat<br />
Und Sie als Member Kunde haben es noch besser.<br />
� Keine Aktivierungsgebühr in Höhe von € 49,–<br />
� Monat für Monat gilt der Member-Bonus. Ein Member Leben lang.<br />
� Jedes Mitglied kann auf seinen Namen bis zu 4 Anmeldungen durchführen.<br />
Dadurch profitieren auch Familie und Freunde vom Member-Angebot.<br />
Nähere Informationen erhalten Sie bei Ihrer Personalvertretung Hr. Werner<br />
Gschwandtner 0732/7601 11111 oder bei T-Mobile unter 0676/2000.<br />
Endgeräte funktionieren nur mit T-Mobile Austria SIM-Karte.<br />
Nokia 6070<br />
T-Mobile Edition<br />
um€ 0,–