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Effizientes Effizientes - ZA Justiz

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€ 2,50 Ausgabe 2/2007<br />

• Vorbereitung auf<br />

den Kongress<br />

• <strong>ZA</strong> aktuell<br />

• Firmenbuch neu<br />

• Gerichtsgebühren<br />

<strong>Effizientes</strong><br />

Controlling


ÖBV Zukunftsvorsorge ’08<br />

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*Die zukünftige Höhe der staatlichen Förderung wird jährlich neu festgelegt und liegt zwischen 8,5% und 13,5%.<br />

Mit der ÖBV durchs Leben


Der Österreichische Recht§pfleger Editorial<br />

Werner<br />

Gschwandtner<br />

Chefredakteur<br />

E-Mail:<br />

werner.gschwandtner@justiz.gv.at<br />

Geschlossenheit …<br />

„Die Welt wird jenen gehören, die am meisten Hoffnung<br />

zu bieten haben“, meint ein französischer Literat.<br />

Weise Worte, die allzu oft ungehört bleiben.<br />

Weder Neid, Eifersucht oder Dickköpfigkeit<br />

noch Sturheit und schon gar nicht Streit<br />

sind die richtigen Zutaten für optimales und<br />

erfolgreiches Arbeiten.<br />

Erfolg ist messbar<br />

Richtiges Handeln bedarf Klugheit, Entschlossenheit<br />

und Schaffenskraft. Faktoren die eine ausgewogene<br />

Energiebilanz und das Wollen voraussetzen.<br />

Klar ist, dass der Erfolg stets viele Väter hat.<br />

Eine effektive Interessensvertretung für die Österreichischen<br />

Rechtspfleger und Leitenden <strong>Justiz</strong>bediensteten<br />

ist heute wichtiger denn je. Was wir<br />

dabei sicherlich nicht brauchen können, sind<br />

Energieverluste durch rivalisierende Gruppen.<br />

Dafür hat außer den handelnden Personen niemand<br />

Verständnis und bringt nur Ressourcenund<br />

Energieverluste.<br />

Gemeint sind die Missverständnisse und Auffassungsunterschiede<br />

der Vergangenheit zwischen<br />

der privaten Österreichischen Rechtspfleger Vereinigung<br />

(VdRÖ) und der gesetzlichen Personalvertretung.<br />

Erfreulich ist, dass diese jetzt ausgeräumt werden<br />

konnten. Die Vorstandsmitglieder der VdRÖ und<br />

die Personalvertreter trafen sich kürzlich in Wien<br />

zu einer konstruktiven Sitzung. Sehr rasch war<br />

klar, dass beide Interessensvertretungen ziemlich<br />

genau dieselben Ziele verfolgen. Themen, wie<br />

die Weiterentwicklung des Berufsstandes, die Verbesserung<br />

der Aus- und Fortbildung, die Schaffung<br />

einer Fachhochschule und eine konstruktive<br />

Aufgabenkritik, aber auch eine gewisse Vorsicht<br />

bei Reformvorhaben des <strong>Justiz</strong>ressorts beherrschten<br />

die Gespräche. Über den Weg zur Umsetzung<br />

herrschte schnell Einigkeit. Ein Ergebnis, dass<br />

die Notwendigkeit für ein gemeinsames und geschlossenes<br />

Vorgehen deutlich macht.<br />

Gemeinsam<br />

Harmonisch und in einem sehr guten Gesprächsklima<br />

wurden die weiteren Schritte festgelegt.<br />

Im Team haben dabei alle Beteiligten ihre klar<br />

definierten Aufgaben. In aller<br />

Entschlossenheit stellen wir<br />

uns gemeinsam dieser Herausforderung.<br />

Und damit es auch<br />

funktioniert, gibt es künftig<br />

laufend Koordinierungsgespräche<br />

auf „Chefebene“.<br />

Ziel ist die gemeinsame optimale<br />

Interessensvertretung<br />

unseres Berufsstandes. Um<br />

Hoffnung geben zu können,<br />

brauchen wir Vertrauen, Erfolge,<br />

Zuversicht und wahrscheinlich<br />

auch ein wenig<br />

Glück. Diese Grundsätze<br />

gelten auch für die Standesarbeit,<br />

meint<br />

Ihr<br />

Werner Gschwandtner<br />

1


Inhalt Der Österreichische Recht§pfleger<br />

Inhalt<br />

Editorial ............................................................................. 1<br />

Impressum......................................................................... 2<br />

Zentralausschuss aktuell................................................... 3<br />

Kongress 2008................................................................... 4<br />

Die Innere Revision.......................................................... 6<br />

Kurse................................................................................ 23<br />

Außerstreit ....................................................................... 9<br />

- Diskussionspunkte und Ergebnisse............................... 9<br />

- Rechtsmittelentscheidungen Außerstreit ..................... 13<br />

Firmenbuch.................................................................... 25<br />

- Die Umsetzung des HaRÄG in der<br />

Firmenbuchpraxis ......................................................... 25<br />

Impressum:<br />

DER ÖSTERREICHISCHE RECHTSPFLEGER<br />

Herausgeber und Medieninhaber:<br />

Sozialwerk für <strong>Justiz</strong>bedienstete<br />

Verein zur Förderung der <strong>Justiz</strong>bediensteten<br />

Hersteller: Mayrhofer & Partner Drucktechnik GmbH<br />

Chefredakteur:<br />

Werner GSCHWANDTNER<br />

4010 Linz, Gruberstraße 20, Tel.: 0676/89 89 41 111<br />

E-Mail: werner.gschwandtner@justiz.gv.at<br />

Fachredakteure:<br />

Außerstreit: Siegmund GRUBER<br />

Firmenbuchsachen: Rainer JÄGER<br />

Grundbuchsachen: Johannes KUSTER<br />

Zivilprozess-, Exekutionsund<br />

Insolvenzsachen: Martin METZ<br />

<strong>Justiz</strong>verwaltung: Walter <strong>ZA</strong>UNMÜLLER<br />

2<br />

Grundbuch..................................................................... 30<br />

- Rechtsmittelentscheidungen Grundbuch..................... 30<br />

Zivilprozess-, Exekutions- und<br />

Privatinsolvenzrecht....................................................... 35<br />

- Rechtsmittelentscheidungen......................................... 35<br />

<strong>Justiz</strong>verwaltung............................................................. 41<br />

- Aktuelles im Gerichtsgebührenrecht ........................... 41<br />

Grundlegende Richtung: Juristische Fachpublikation für<br />

Rechtspfleger sowie für sonstige interessierte Personen,<br />

Organisationen und Firmen.<br />

Inhalt der Zeitschrift sind insbesondere juristische Fachinformationen<br />

(Rechtsmittelentscheidungen, Fachbeiträge<br />

u. Ä.) sowie standespolitische Informationen für Rechtspfleger.<br />

Zitierweise: „ÖRPfl“<br />

Kontaktadresse:<br />

1016 Wien, Schmerlingplatz 11<br />

Tel.: 01/52 152-3430<br />

Fax: 01/52 152-3401<br />

E-Mail: susanne.mazura@justiz.gv.at<br />

Bankverbindung:<br />

Raiffeisenbank Wels<br />

BLZ 34680, Kto.Nr. 641019


Der Österreichische Recht§pfleger Zentralausschuss aktuell<br />

Gerhard<br />

Scheucher<br />

Vorsitzender des Zentralausschusses<br />

beim Bundesministerium<br />

für <strong>Justiz</strong><br />

E-Mail:<br />

gerhard.scheucher@justiz.gv.at<br />

Liebe Kolleginnen<br />

und Kollegen!<br />

Als Vorsitzender des Zentralausschusses beim Bundesministerium<br />

f. <strong>Justiz</strong> freut es mich im „Österreichischen Recht§pfleger“<br />

über Themen, die den Rechtspfleger bzw. Bedienstete<br />

des gehobenen Dienstes betreffen, zu informieren.<br />

Planstellensituation –<br />

Arbeitsbedingungen<br />

„PAR-Auslastung weit über 110 %“ – diese Aussage<br />

ist der offiziellen PAR-Berechnung 2006 zu<br />

entnehmen.<br />

Der Zentralausschuss beim Bundesministerium f.<br />

<strong>Justiz</strong> fordert eine Entlastung der RechtspflegerInnen<br />

durch folgende Maßnahmen:<br />

1) Tatsächliche Besetzung von Rechtspflegerplanstellen<br />

mit Rechtspflegern.<br />

Durch den ständigen Einsatz von Kollegen<br />

und Kolleginnen im Schulungsbereich bzw<br />

in der Verwaltung werden dem Rechtsprechungsbereich<br />

wertvolle Kapazitäten entzogen.<br />

2) Maßnahmen, um Kollegen und Kolleginnen<br />

– insbesondere in der Sparte Außerstreit –<br />

entsprechend ihrer Ausbildung dauernd<br />

einsetzen zu können.<br />

Solche Maßnahmen beginnen mit einer den<br />

Vorschriften entsprechenden Ganztages-Ausbildung<br />

(eine andauernde 1/2-tägige Anwärtertätigkeit<br />

in der 3-jährigen Ausbildungszeit) trägt nicht<br />

zu einer soliden Basis für die später geforderte<br />

Selbständigkeit bei. Weitere Fortbildungsangebote<br />

im Softkill’s-Bereich und der Persönlichkeitsbildung<br />

sind zu forcieren und flächendeckend<br />

anzubieten.<br />

Eine Entlastung auf unter 110 %<br />

PAR im gesamten Bundesgebiet<br />

ist anzustreben.<br />

Die Arbeitsbedingungen müssen durch Überprüfung<br />

der Rahmenbedingungen – genügend<br />

ausgebildetes Personal in den Gerichtskanzleien<br />

– verbessert werden, damit die Erhaltung der<br />

Sonderstellung des österreichischen Rechtspflegers<br />

im Gerichtsbetrieb künftig gewährleistet bleibt.<br />

Erst durch funktionierende Rahmenbedingungen<br />

kann das notwendige Wohlfühlklima bei den<br />

Dienststellen geschaffen werden.<br />

Damit wird auch der<br />

hohe Standard der Leistungen<br />

der RechtspflegerInnen und<br />

der Leitenden <strong>Justiz</strong>bediensteten<br />

weiterhin gehalten werden<br />

können.<br />

In der Hoffnung, auf ein schönes,<br />

friedvolles Weihnachtsfest<br />

und den besten Wünschen für<br />

das Jahr 2008 verbleibe ich<br />

unter der Tel.: 01/52 152-3491<br />

oder 3430 für weitere Auskünfte<br />

gerne zur Verfügung.<br />

Ihr<br />

Gerhard Scheucher<br />

3


Kongress 2008 Der Österreichische Recht§pfleger<br />

Franz<br />

Gschiel<br />

Vorsitzender des Fachausschusses<br />

beim Oberlandesgericht<br />

Wien<br />

Verantwortlich für die Organisation<br />

des Kongresses der<br />

Österreichischen Rechtspfleger<br />

und Leitenden <strong>Justiz</strong>bediensteten<br />

vom 24. bis 26. September<br />

2008, in Wien.<br />

4<br />

Kongress 2008<br />

Bericht zur Vorbereitung auf den Kongress der<br />

Österreichischen Rechtspfleger und Leitenden <strong>Justiz</strong>bediensteten<br />

vom 24. bis 26. September 2008 im<br />

<strong>Justiz</strong>palast, Wien.<br />

Im Jahre 2000 durfte ich den Kongress der<br />

Österreichischen Rechtspfleger im Kongresszentrum<br />

Eisenstadt organisieren. Damals wurde<br />

die Festveranstaltung durch den BM Dr. Böhmdorfer<br />

und den leider schon verstorbenen LH<br />

von Burgenland Stix eröffnet. Der Kongressablauf<br />

blieb durch ein hervorragendes Arbeitsprogramm<br />

in den Arbeitskreisen, als auch durch die Ankündigung<br />

des Herrn BM Dr. Böhmdorfer zur Schließung<br />

und Zusammenlegung von Gerichten in<br />

Erinnerung. Auch die Einladung des Herrn LH<br />

von Burgenland im Schloss Esterhazy mit Haydn-<br />

Konzert und festlichem Empfang für die TeilnehmerInnen<br />

ist unvergesslich.<br />

Nun ist es wieder so weit, der Kreis hat sich<br />

geschlossen. Für das nächste Jahr ist der nächste<br />

Rechtspflegerkongress zu organisieren.<br />

Der Termin ist fixiert:<br />

Mittwoch 24. 9. bis Freitag 26. 9. 2008<br />

Ort des Kongresses:<br />

<strong>Justiz</strong>palast – Oberlandesgericht, 1016 Wien<br />

Da der <strong>Justiz</strong>palast seit Jahren der Generalsanierung<br />

wieder im vollen Glanz erstrahlt, ist es mir<br />

ein Anliegen, diesen Kongress in den ehrwürdi-<br />

gen Räumen abzuhalten. Die<br />

Verantwortlichen dieser Fortbildungsveranstaltung<br />

sind gerade<br />

dabei, das Programm in<br />

den Arbeitskreisen zu erstellen.<br />

Die Fachtagungsleiter wurden<br />

bereits bestellt, sie haben sich<br />

dankenswerter Weise hiefür<br />

zur Verfügung gestellt.<br />

• Außerstreit<br />

ADir. Siegmund Gruber<br />

ADir. Wilhelm Geistler<br />

• Grundbuch<br />

ADir. Karl-Ernst Stocker<br />

ADir. Reinhard Bayer<br />

• Firmenbuch<br />

ADir. Wilhelm Birnbauer<br />

ADir. Walter Szöky<br />

• Exekution<br />

ADir. Alfred Laschober<br />

ADir. Michael Lackenberger<br />

• <strong>Justiz</strong>verwaltung<br />

RgR ADir. Franz Berger<br />

RgR ADir. Irene Pulzer ➤


Der Österreichische Recht§pfleger Kongress 2008<br />

Die Arbeitskreise werden im<br />

<strong>Justiz</strong>palast bzw. im Palais<br />

Trautson untergebracht.<br />

Am Eröffnungstag, dem 24. 9.<br />

2008 wird die Frau BM für<br />

<strong>Justiz</strong> Dr. Maria Berger wie in<br />

den Vorjahren zum Ministerempfang<br />

einladen.<br />

Für den 2. Tag, dem 25. 9. 2008<br />

wird der LH und Bürgermeister<br />

von Wien Dr. Michael<br />

Häupl eine Einladung in das<br />

Rathaus aussprechen.<br />

Frohe Weihnachten und<br />

ein gutes Neues Jahr<br />

wünscht<br />

das Redaktionsteam!<br />

Genauere Details werden in der Einladung für<br />

den Kongress zu finden sein. Die Bestellung der<br />

Zimmer ersuche ich über das Verkehrsbüro Wien<br />

abzuwickeln, hiezu wird ein Anmeldeformular<br />

auf der Homepage des Zentralausschusses zur<br />

Verfügung stehen (www.za-justiz.at).<br />

Die MitarbeiterInnen der Organisation werden<br />

sich bemühen, eine festliche Veranstaltung mit<br />

interessanten Themen, sowie ein gemütliches<br />

Rahmenprogramm, auf die Beine zu stellen.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Für die Organisation:<br />

Franz Gschiel ■ <strong>Justiz</strong>palast, Wien<br />

5


Innenrevision Der Österreichische Recht§pfleger<br />

Die Innere Revision<br />

als Dienstleistung für die <strong>Justiz</strong><br />

Die Abteilung Pr 2 des<br />

Bundesministeriums für<br />

<strong>Justiz</strong> ist im Jahr 1992 mit dem<br />

Auftrag geschaffen worden, im<br />

<strong>Justiz</strong>ressort eine Innere Revision<br />

einzurichten und diese<br />

sukzessive zu einem zeitgemäßen<br />

Steuerungsinstrument für<br />

die Ressortleitung auszubauen.<br />

Dabei ist festgelegt worden,<br />

die Innere Revision in den<br />

Verbund der Präsidialsektion<br />

einzugliedern und nicht als<br />

dem/r Minister/in unmittelbar<br />

unterstellte Stabsstelle auszugestalten.<br />

Zur besseren rechtlichen Absicherung<br />

ist die Innere Revision<br />

in der Folge gesetzlich<br />

besonders verankert worden,<br />

und zwar im Jahr 1994 für die<br />

Gerichte und Staatsanwaltschaften<br />

in den §§ 78a und<br />

78b GOG und im Jahr 1997<br />

für die <strong>Justiz</strong>anstalten im § 14a<br />

StVG. Nach dieser Regelung<br />

hat die Innere Revision im<br />

Wesentlichen alle Organisationseinheiten<br />

regelmäßig und<br />

umfassend zu untersuchen,<br />

festgestellte Abweichungen<br />

vom Sollzustand zu analysieren,<br />

über das Ergebnis der<br />

Prüfung zu berichten sowie<br />

Empfehlungen zur Wahrnehmung<br />

der Dienstaufsicht und<br />

besseren Aufgabenerfüllung<br />

an die jeweils zuständigen<br />

Stellen zu richten.<br />

Jährlich finden etwa 25 bis 30<br />

Revisionen von Landes- und<br />

Bezirksgerichten sowie durchschnittlich<br />

4 Revisionen von<br />

<strong>Justiz</strong>anstalten statt. Allein im<br />

Gerichtsbereich sind bisher an<br />

die 400 Einzelempfehlungen<br />

abgegeben worden.<br />

Im Bereich der Gerichte ist<br />

die Innere Revision aufgaben-<br />

6<br />

teilig und dezentral organisiert. Bei den Oberlandesgerichten<br />

sind Revisionsstellen eingerichtet.<br />

Geleitet werden diese Revisionsstellen derzeit<br />

von den SenPräs. Dr. Gabriele Fink-Hopf (OLG<br />

Wien), Dr. Thomas Hofmann (OLG Graz), Dr.<br />

Andreas Mittermayr (OLG Linz) und Dr. Wigbert<br />

Zimmermann (OLG Innsbruck). Die Leitenden<br />

Visitatoren werden bei ihrer Revisionstätigkeit<br />

von hoch qualifizierten sonstigen Mitarbeitern<br />

(vorwiegend Rechtspfleger) und in der Regel von<br />

den Vizepräsidenten der Landesgerichte unterstützt.<br />

Insgesamt werden derzeit für die Gerichtsrevision<br />

bei den Oberlandesgerichten knapp 4,5<br />

und bei den Landesgerichten knapp 4 richterliche<br />

Arbeitskapazitäten eingesetzt. Dazu kommen bei<br />

den Oberlandesgerichten noch nichtrichterliche<br />

Revisionsmitarbeiter im Ausmaß von rund 8<br />

Arbeitskapazitäten.<br />

Anders ist es im Strafvollzug: Hier führt die Abteilung<br />

Pr 2 die Revisionen der <strong>Justiz</strong>anstalten zentral<br />

und unmittelbar durch, wobei allen diesen Revisionen<br />

erfahrene Mitarbeiter aus den Bereichen<br />

anderer Anstaltsleitungen zugezogen werden.<br />

Aufgabe der Abteilung Pr 2 im Gerichtsbereich ist<br />

es, in Abstimmung mit den Leitungsorganen und<br />

Revisionsmitarbeitern das jeweilige Arbeitsprogramm<br />

festzulegen, die Revisionsberichte auszuwerten,<br />

die Umsetzung der Revisionsempfehlungen<br />

zu betreiben und die Revisionsergebnisse in<br />

Jahresbilanzen darzustellen. Daneben obliegt es<br />

der Abteilung Pr 2, die Gerichtsrevision administrativ<br />

zu betreuen, die Revisionsaktivitäten durch<br />

regelmäßige Treffen zu koordinieren und geeignete<br />

Fortbildungsmaßnahmen für die Revisionsmitarbeiter<br />

zu organisieren. Hervorzuheben sind<br />

hier etwa die wiederkehrenden Jahrestagungen<br />

und die abgehaltenen Kommunikations- und<br />

Gesprächsführungsseminare, an denen richterliche<br />

und sonstige Revisionsmitarbeiter gemeinsam<br />

teilgenommen haben.<br />

Das besondere Wesensmerkmal der Inneren Revision<br />

liegt darin, dass sie eine von der Dienstaufsicht<br />

losgelöste und unabhängig agierende Prüfinstanz<br />

ist. Das bedeutet, dass sie in Bezug auf<br />

den Inhalt und den Umfang ihrer Feststellungen<br />

an keine Weisungen gebunden ist und selbst<br />

keine Anordnungen oder Aufträge erteilen darf.<br />

Das bedeutet aber auch, dass die Innere Revision<br />

ausschließlich durch Überzeugungsarbeit und die<br />

LStA Dr. Josef Bosina<br />

Bundesministerium für <strong>Justiz</strong><br />

Abt. Pr 2<br />

Kraft ihrer Argumente etwas<br />

bewirken kann.<br />

Ein wichtiges – bei dieser<br />

Gelegenheit zu vermittelndes –<br />

Anliegen der Abteilung Pr 2<br />

ist es, dass die Leiter der<br />

geprüften Einheiten bei der<br />

Weitergabe der Revisionsergebnisse<br />

die nötige Balance<br />

zwischen Transparenz und<br />

Vertraulichkeit finden bzw.<br />

einhalten. Während die allgemeinen<br />

Revisionsergebnisse<br />

möglichst allen Bediensteten<br />

zugänglich gemacht werden<br />

sollen, ist sicherzustellen, dass<br />

die personenbezogenen Inhalte<br />

der Revisionsberichte nur<br />

den jeweils davon betroffenen<br />

Bediensteten zur Kenntnis<br />

gelangen.<br />

Ursprünglich war die Innere<br />

Revision vorwiegend darauf<br />

ausgelegt, die Ordnungsmäßigkeit<br />

des Verwaltungshandelns<br />

zu prüfen und zu diesem<br />

Zweck das vorgefundene<br />

Ist mit dem vorgesehenen Soll<br />

im Nachhinein zu vergleichen.<br />

Diese Ausrichtung hat sich<br />

jedoch im Laufe der Zeit insofern<br />

gewandelt, als die Ansprüche<br />

der geprüften Einheit<br />

und die Erwartungen der Entscheidungsorgane<br />

in Bezug<br />

auf die Leistungen der Inneren<br />

Revision deutlich gestiegen<br />

sind. Diesen geänderten Anforderungen<br />

hat die Abteilung<br />

Pr 2 mit der Neuauflage des<br />

Handbuchs für die Revision<br />

der Gerichte im September<br />

2006 Rechnung getragen.<br />

Die Umorientierung kommt in<br />

einer stärkeren Hinwendung<br />

zu System- und Strukturfragen<br />

sowie darin zum Ausdruck,<br />

dass den Bediensteten der<br />

geprüften Einheit mehr ➤


Der Österreichische Recht§pfleger Innenrevision<br />

Gelegenheit gegeben wird,<br />

ihre Arbeitssituation gemeinsam<br />

mit der Inneren Revision<br />

zu reflektieren. Die Revisionsmitarbeiter<br />

stehen den Bediensteten<br />

vermehrt für ein<br />

Feedback zur Verfügung,<br />

honorieren die Qualität der<br />

erbrachten Leistungen und<br />

offerieren eine partnerschaftliche<br />

Problemlösung in einer<br />

offenen Gesprächsatmosphäre.<br />

Die von der geprüften Einheit<br />

geäußerten Sorgen und Nöte<br />

werden ernst genommen und<br />

die von ihr vorgebrachten Anliegen<br />

werden dann, wenn sie<br />

von der Inneren Revision unterstützt<br />

werden können, an die<br />

zuständigen Stellen weitertransportiert.<br />

Nicht zuletzt werden<br />

auch Anstöße für eine bessere<br />

Selbstorganisation gegeben.<br />

In diesem Sinn ist die Innere<br />

Revision auch eine Dienstleistung<br />

an der <strong>Justiz</strong>. Sie gibt<br />

Rückmeldung über die Qualität<br />

der Aufgabenerfüllung, ist<br />

aber auf der anderen Seite<br />

auch selbst daran interessiert,<br />

zu erfahren, wie ihre Prüftätigkeit<br />

bei den Empfängern der<br />

Revisionsleistungen ankommt.<br />

Es ist daher ein Fragebogen<br />

entwickelt worden, der dem<br />

geprüften Gericht (Behörden-<br />

Kurzporträt der Abteilung:<br />

leiter, Vorsteher der Geschäftsstelle sowie Leiter<br />

der Gerichts- und Geschäftsabteilungen) nach<br />

Erhalt des Revisionsberichts auf anonyme Weise<br />

eine Gelegenheit zum Feedback gibt. Schon die<br />

ersten Erfahrungen mit diesem Fragebogen sind<br />

vielversprechend.<br />

Insgesamt versteht sich die Innere Revision als<br />

justizinterne Prüfeinrichtung, die ordnungsgemäße<br />

Abläufe sichert, nach organisatorischen Verbesserungen<br />

sucht, die Mitarbeiter und Leitungsorgane<br />

berät sowie Reformprozesse initiiert. So<br />

arbeitet die Abteilung Pr 2 derzeit zur Verbesserung<br />

der Gebarungssicherheit bei den Gerichten<br />

im Rahmen eines Revisionsprojekts an einem<br />

Konzept für einen einheitlichen, gefahrenorientierten<br />

und effektiven Prüfeinsatz der Revisoren.<br />

Dieses Konzept wird neben der eigentlichen<br />

Prüftätigkeit unter Verwendung automatisierter<br />

Prüfroutinen auch die Aus- und Fortbildung<br />

sowie die organisatorische Einbindung der Revisoren<br />

umfassen. Des Weiteren wird geprüft werden,<br />

inwieweit das Aufgabengebiet der Revisoren<br />

auch auf andere Bereiche ausgeweitet werden<br />

könnte.<br />

Nach dem Verständnis der Abteilung Pr 2 zielt<br />

die Revision letztlich darauf ab, dass nach Beendigung<br />

der Prüfung die jeweilige Einheit noch<br />

besser funktioniert und die Motivation der Bediensteten<br />

gestärkt ist. Die Abteilung Pr 2 kennt<br />

nämlich nicht nur die Rolle als Prüfer, sondern<br />

weiß auch, wie es ist, selbst geprüft zu werden.<br />

So hat der Rechnungshof die Revisionseinrichtungen<br />

der Bundesverwaltung bereits dreimal querschnittsartig<br />

geprüft. Der Inneren Revision des<br />

<strong>Justiz</strong>ressorts hat er dabei – auch im Vergleich zu<br />

• Sternzeichen: Zwilling (Erschaffungsdatum 25. Mai 1992)<br />

• Angehörige: LStA Dr. Josef Bosina, OStA Mag. Andrea Hahn, OStA Mag.<br />

Christoph Lukits, Ri Mag. Peter Martschini, RiAA immer wieder neu<br />

• Lieblingsakt: jeder, der bereits erledigt ist<br />

• Stärken: ausgeprägte Kommunikation (Abteilungskaffee), Vielseitigkeit<br />

(Themenbogen von A.nstalt bis Z.entralstelle), Sprachenvielfalt<br />

• Schwächen: Gummibären, Schokolade und fast alles andere Essbare,<br />

kann Sonderaufgaben nicht ablehnen, immer erreichbar<br />

• Leitfigur: Mr. Monk (dissenting opinion: Columbo)<br />

• Freizeit: Was ist das?<br />

• Lieblingsbuch: Revisionshandbuch mit Checklisten<br />

• Familienstand: in der Geschäftseinteilung eingetragene Partnerschaft<br />

• Hobbys: Österreichrundreisen mit Gefängnissightseeing<br />

den anderen Ressorts – ein<br />

sehr gutes Zeugnis ausgestellt.<br />

Schließlich sei noch darauf<br />

hingewiesen, dass die Gerichtsrevision<br />

vorerst ihre Strukturen<br />

den seit Anfang November<br />

dieses Jahres eingerichteten<br />

<strong>Justiz</strong>-Ombudsstellen zur Verfügung<br />

stellt. Die Gründe für<br />

die organisatorische Anbindung<br />

an die Innere Revision<br />

sind, dass dadurch Parallelstrukturen<br />

vermieden und die<br />

Erfahrungen mit dem Erkennen<br />

und Aufgreifen von Systemmängeln<br />

genützt werden können.<br />

Die Innere Revision steht<br />

außerdem für eine eigenständige<br />

(objektive) Aufgabenbesorgung<br />

und hat gelernt, mit<br />

Kritik umzugehen. Die derzeitige<br />

erlassmäßige Regelung soll<br />

zumindest bis zu einer gesetzlichen<br />

Absicherung der Ombudsstellen<br />

aufrecht bleiben.<br />

Die Abteilung Pr 2 benützt<br />

abschließend die Gelegenheit,<br />

sich auf diesem Weg bei allen<br />

(hauptberuflichen und freiwilligen)<br />

Revisionsmitarbeitern und<br />

ganz besonders bei den in der<br />

Inneren Revision mitwirkenden<br />

Rechtspflegern für den hohen<br />

Einsatz und das große Engagement<br />

zu bedanken. ■<br />

Anmerkung:<br />

Die Innere Revision ist bestrebt, die Transparenz ihrer Aufgaben und die Akzeptanz ihrer Ergebnisse zu steigern. Aus diesem Grund präsentiert<br />

sich die Innere Revision der Gerichte seit kurzem im Intranet im Themenbereich Daten & Fakten >> Innere Revision. Zu finden<br />

sind hier nähere Informationen über die Grundlagen und Mitarbeiter sowie über die Aufgaben (Online-Revisionshandbuch, Revisionspläne<br />

und -schwerpunkte) und Ergebnisse (Statusberichte, Vorschlags- und Maßnahmenkataloge) der Revision.<br />

7


Österreich braucht uns. Jeden Tag.<br />

Gewerkschaft Öffentlicher Dienst


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />

ADir.<br />

Siegmund<br />

Gruber<br />

Fachredakteur Außerstreit<br />

BG Mattersburg<br />

E-Mail:<br />

siegmund.gruber@justiz.gv.at<br />

* Mag. Michael Reiter ist Richter und<br />

Referent in der Legistativabteilung für<br />

Familienrecht und Zivilverfahrensrecht<br />

im Bundesministerium für <strong>Justiz</strong>.<br />

Fachbereich<br />

Außerstreit<br />

Diskussionspunkte<br />

und Ergebnisse (Teil 1) Mag. Michael Reiter*<br />

Die wesentlichen Diskussionspunkte und<br />

Ergebnisse der Praxisseminare zum Außerstreitgesetz<br />

in Traunkirchen 2006 und St. Gilgen<br />

2007<br />

I. Einleitung<br />

Im Zuge des In-Kraft-Tretens des Außerstreitgesetzes<br />

idF BGBl. I Nr. 111/2003 mit 1. 1. 2005<br />

veranstaltet das Bundesministerium für <strong>Justiz</strong><br />

seit Herbst 2004 einmal jährlich ein zweitägiges<br />

Praxisseminar, welches RichterInnen und<br />

RechtspflegerInnen, die das Außerstreitgesetz<br />

anzuwenden haben, Gelegenheit zu einem<br />

Erfahrungsaustausch über die Anwendung des<br />

Gesetzes bieten soll. Der Großteil des Seminarprogramms<br />

ist der Diskussion aktueller Praxisfragen<br />

zwischen den TeilnehmerInnen in Kleingruppen<br />

sowie der Präsentation und neuerlichen<br />

Diskussion der Themen im Plenum<br />

gewidmet. Dieser diskursive Prozess innerhalb<br />

der Gruppe, welcher durch deren „gemischte“<br />

Zusammensetzung aus RichterInnen und<br />

RechtspflegerInnen merkbar bereichert wird,<br />

bringt Jahr für Jahr eine Reihe interessanter<br />

Ergebnisse zur besseren Handhabung und zur<br />

Interpretation ausgewählter Bereiche des<br />

Außerstreitgesetzes sowie Anregungen an den<br />

Gesetzgeber zu dessen punktueller Verbesserung<br />

hervor.<br />

Die im nachfolgenden Text wiedergegebenen<br />

„Ergebnisse“ der Gruppenarbeit im Rahmen der<br />

Seminare, thematisch gegliedert in die Bereiche<br />

„Allgemeiner Teil und Rechtsmittelverfahren“,<br />

„Besonderer Teil“ und „Verlassenschaftsverfahren“,<br />

stellen freilich keine abschließende Beurteilung<br />

der dahinterstehenden Anwendungs- und<br />

Interpretationsfragen dar, sondern sind Ausfluss<br />

des (juristischen) Meinungsbildungsprozesses<br />

der SeminarteilnehmerInnen.<br />

In diesem Heft werden die Ergebnisse des Seminars<br />

in Traunkirchen 2006 dargestellt, in der<br />

nächsten Ausgabe werden jene des Seminars in<br />

St. Gilgen 2007 folgen.<br />

II. Ergebnisse der<br />

Arbeitsgruppe<br />

Allgemeiner Teil und Rechtsmittelverfahren:<br />

1. Präzisierung des<br />

Antrags – § 9 AußStrG<br />

Es gibt Fälle, in denen ein nicht<br />

bezifferter Antrag von vornherein<br />

unzulässig ist. Das wäre<br />

etwa ein Unterhaltsherabsetzungsantrag,<br />

der auf das Vorbringen<br />

gestützt wird, das Einkommen<br />

sei gesunken. Die für<br />

die begehrte Herabsetzung relevanten<br />

Parameter sind dem<br />

Antragsteller selbst bekannt.<br />

2. Rücknahme des<br />

Antrags – § 11 AußStrG<br />

In Fällen, in denen wie im<br />

UVG bei Antragsrücknahme<br />

der Anspruch ex lege erloschen<br />

ist, braucht es entgegen<br />

dem Wortlaut des Gesetzes für<br />

eine zulässige Antragsrücknahme<br />

weder die Zustimmung<br />

des Antragsgegners noch<br />

einen ausdrücklichen Verzicht<br />

auf den Anspruch.<br />

Liegt sonst eine Antragsrücknahme<br />

vor, ohne einen ausdrücklichen<br />

Verzicht auf den<br />

Anspruch zu erklären oder die<br />

Zustimmung des Verfahrensgegners<br />

darzutun, so ist in<br />

einem Verbesserungsverfahren<br />

aus Kostengründen zunächst<br />

die Frage des Verzichts auf<br />

den Anspruch abzuklären.<br />

3. Verbindung von<br />

Verfahren:<br />

Eine Verbindung von Verfahren<br />

ist nach § 13 AußStrG<br />

9


Ministerinterview Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />

möglich, auch wenn dies<br />

weder in den Erläuterungen<br />

noch im Kommentar<br />

(Fucik/Kloiber) ausdrücklich<br />

angesprochen wird.<br />

Beispiel: Ein Erhöhungsantrag<br />

und ein in etwa zeitgleich eingebrachterHerabsetzungsantrag<br />

werden in Unterhaltssachen<br />

eines volljährigen Kindes<br />

im FAM-Register derzeit getrennt<br />

eingetragen und bilden daher<br />

zwei verschiedene Akten, die<br />

auch in unterschiedlichen<br />

Abteilungen anfallen können.<br />

In diesem Fall ist eine Verbindung<br />

zweckmäßig.<br />

Eine Anregung an die Personalsenate,<br />

für diese Fälle<br />

Regelungen schon in der<br />

Geschäftsverteilung vorzusehen,<br />

wäre wünschenswert.<br />

4. Säumnisfolgen –<br />

§ 17 AußStrG<br />

Fallbeispiel: In einem Unterhaltsbemessungsverfahren<br />

speiste sich das Einkommen<br />

des Verpflichteten aus zwei<br />

Quellen. Auf die Mitteilung<br />

der Erhebungsergebnisse nach<br />

§ 17 AußStrG äußerte er sich<br />

lediglich zu einer der beiden.<br />

Nach einer Entscheidung des<br />

OGH soll dennoch auch die<br />

zweite Einkommensquelle von<br />

Amts wegen erhoben werden<br />

müssen; § 17 AußStrG könne<br />

auf Teilsachverhalte nicht<br />

Anwendung finden.<br />

Die Arbeitsgruppe äußert Zweifel<br />

an dieser Aussage und an<br />

der Einschlägigkeit des § 17<br />

AußStrG für dieses Problem;<br />

§ 49 AußStrG müsste hier zur<br />

Anwendung gelangen.<br />

§ 17 AußStrG bewirkt im Übrigen<br />

keine Präklusion späteren<br />

Vorbringens.<br />

5. Säumnisfolgen nach<br />

§ 17 AußStrG – Doppelstellung<br />

der Eltern als<br />

gesetzliche Vertreter<br />

Wer sich nach § 17 AußStrG<br />

verschweigt, verschweigt sich<br />

nur hinsichtlich seiner eigenen<br />

Parteirolle; es bleibt ihm unbenommen,<br />

einen Beschluss<br />

unter Hinweis auf das Kindes-<br />

10<br />

wohl dessen ungeachtet anzufechten. Dies ist der<br />

Situation vergleichbar, in der Eltern zu Gunsten<br />

eines Kindes den von ihnen selbst zuvor geschlossenen<br />

Scheidungsvergleich anfechten.<br />

6. Vergleich – § 30 AußStrG<br />

Werden in einen Vergleich auch bislang nicht im<br />

Verfahren verfangene Ansprüche aufgenommen<br />

(„Generalvergleich“), so hat dies gebührenrechtliche<br />

Auswirkungen (s TP 1 Anm 2a GGG). Für<br />

anwaltlich vertretene Parteien kann dieser Umstand<br />

nicht als überraschend gewertet werden. Bei unvertretenen<br />

Parteien wird das Gericht wohl eine<br />

Hinweispflicht treffen. Das Gericht muss aber<br />

keine besonderen Überlegungen zur gerichtsgebührenrechtlich<br />

optimalen Gestaltung des Vergleichs<br />

anstellen.<br />

7. Leistungsfrist, Ratenzahlungen –<br />

§ 37 AußStrG<br />

Es ist fraglich, ob außerhalb des Aufteilungsverfahrens<br />

die Möglichkeit besteht, aus Gründen der<br />

Billigkeit Ratenzahlungen auszusprechen. Die<br />

entsprechende Kommentierung in Fucik/Kloiber<br />

ist differenziert zu lesen. Es fehle außerhalb des<br />

Aufteilungsverfahrens eine materielle Rechtsgrundlage<br />

für verzögerte Zahlungen; der in § 37<br />

AußStrG angesprochene angemessene Zeitrahmen<br />

sei wohl für die technische Bewirkung der<br />

Zahlung und nicht für die Berücksichtigung der<br />

wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit gedacht. Die<br />

Probleme zeigen sich deutlich bei der fehlenden<br />

Möglichkeit, Wertsicherung und Terminverlust<br />

auszusprechen.<br />

8. § 49 AußStrG (Vorbringen zur Verspätung)<br />

Geteilte Ansichten gab es zur Frage, ob bei<br />

unvertretenen Parteien stets ein Verbesserungsverfahren<br />

durchzuführen sei, wenn es gänzlich<br />

an Ausführungen dazu fehle, weshalb ein bestimmter<br />

Umstand erst jetzt releviert werde. Es<br />

gibt Argumente für eine differenzierte Betrachtung<br />

im Einzelfall (enthält der Schriftsatz bereits<br />

Andeutungen, handelt es sich um jedermann einleuchtende<br />

Komponenten der Unterhaltsbemessung<br />

(Sorgepflichten, Schulden,...). Es wurde aber<br />

mehrheitlich die Auffassung vertreten, dass nahezu<br />

immer ein Verbesserungsverfahren angebracht<br />

sei. Das bisherige Verhalten im Verfahren könne<br />

freilich insbesondere in problematischen Einzelfällen<br />

zur Differenzierung herangezogen werden.<br />

9. Beugestrafen – § 79 AußStrG<br />

Beugestrafen können für die Vergangenheit nur<br />

so lange in Vollzug gesetzt werden, als das Besuchsrecht<br />

noch abstrakt verletzt werden kann.<br />

Kommt es etwa zu einem Obsorgewechsel, so<br />

wäre die Beugestrafe wohl auch dann aufzuheben,<br />

wenn nicht ausgeschlossen werden kann,<br />

dass der Bestrafte sich auch in der neuen Rolle<br />

nicht kooperativ verhält, weil es sich bei der<br />

Beugestrafe nicht um eine<br />

Strafe für „contempt of court“<br />

(Missachtung des Gerichts)<br />

handelt, sondern sie immer<br />

eine entsprechende Willensbeeinflussung<br />

im Auge hat. Sie<br />

ist daher bei deren Wegfall<br />

aufzuheben.<br />

10. Anfechtbarkeit der<br />

SV-Bestellung im<br />

SW-Verfahren<br />

a) Die Bestellung eines Sachverständigen<br />

ist nach der<br />

Rechtsprechung des OGH<br />

nicht anfechtbar (4 Ob<br />

137/05h).<br />

b) Dies gilt auch für das SW-<br />

Verfahren. Der Beschluss,<br />

einen Sachverständigen zu<br />

bestellen ist auch nicht<br />

wegen seines Charakters<br />

als „Fortsetzungsbeschluss“<br />

bekämpfbar. Erst durch<br />

einen Einstellungsantrag<br />

kann man einen Beschluss<br />

des Gerichts provozieren,<br />

der dann anfechtbar ist. Ein<br />

unzulässiges Rechtsmittel<br />

gegen einen nicht anfechtbaren<br />

Beschluss, einen<br />

Sachverständigen zu bestellen,<br />

ist daher bei entsprechender<br />

Begründung als<br />

Einstellungsantrag umzudeuten.<br />

c) Ein besonderes Problem<br />

der Bestellung eines einstweiligen<br />

Sachwalters vor<br />

Erstanhörung stellt sich nur<br />

dort, wo der Betroffene<br />

nichts vom Verfahren weiß<br />

und es an Substrat fehlt;<br />

gerade dort, wo eine Eingabe<br />

des Betroffenen vorliegt,<br />

ist seine Kenntnis vom Verfahren<br />

belegt und liegt verwertbares<br />

Substrat für eine<br />

Entscheidung in Form seiner<br />

Eingabe vor.<br />

11. Parteibegriff, mehrere<br />

Testamente – §§ 2,<br />

152 Abs. 2 AußStrG<br />

Liegen mehrer Testamente vor,<br />

so zählen durch einen schlichten<br />

Größenschluss außer den<br />

gesetzlichen Erben auch die in<br />

den derzeit nicht maßgeblichen<br />

Testamenten als Erben einge


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />

setzten Personen zum Kreis<br />

der zu verständigenden Personen,<br />

ohne dadurch Parteistellung<br />

zu genießen. Beide<br />

Gruppen können durch eine<br />

entsprechende Erbantrittserklärung<br />

aber jederzeit zu<br />

Parteien werden.<br />

II. Ergebnisse der<br />

Arbeitsgruppe<br />

Besonderer Teil:<br />

1. SW-Verfahren:<br />

a) Die Erstanhörung des Betroffenen<br />

im Rechtshilfeweg<br />

wird durch § 118 Abs. 3<br />

AußStrG unter der Voraussetzung<br />

von durch die unmittelbare<br />

Erstanhörung<br />

durch das zuständige Gericht<br />

verursachten unverhältnismäßigenSchwierigkeiten<br />

oder Kosten nunmehr<br />

ermöglicht. Das SW-<br />

Verfahren stellt strengere<br />

Anforderungen an den<br />

Grundsatz der Unmittelbarkeit,<br />

weshalb der Anwendungsbereich<br />

der zitierten<br />

Bestimmung eng zu ziehen<br />

ist. Das zuständige Gericht<br />

hat sich grundsätzlich um<br />

eine unmittelbare Erstanhörung<br />

zu bemühen. Allenfalls<br />

kann im Falle mehrerer<br />

gewöhnlicher Aufenthalte<br />

des Betroffenen die Möglichkeit<br />

der Zuständigkeitsübertragung<br />

geprüft werden.<br />

Es ist zu fragen, wo<br />

der Lebensmittelpunkt des<br />

Betroffenen tatsächlich<br />

besteht. Sollte der Betroffene<br />

etwa voraussichtlich für<br />

sechs Monate in einer<br />

<strong>Justiz</strong>anstalt untergebracht<br />

sein, so kann die Zuständigkeitsübertragung<br />

an das<br />

Bezirksgericht am Sitz der<br />

<strong>Justiz</strong>anstalt zweckmäßig<br />

sein.<br />

b) Vorgehensweise, wenn der<br />

Betroffene im SW-Bestellungsverfahren<br />

nicht zur<br />

mündlichen Verhandlung/<br />

zur SV-Begutachtung kommt<br />

und auch eine Vorführung<br />

erfolglos bleibt: Zur Besorgung<br />

dringender Angele-<br />

genheiten kann ein einstweiliger Sachwalter<br />

(§ 120 AußStrG) bestellt werden. Dies ist bei<br />

ansonsten auftretenden erheblichen Nachteilen<br />

für den Betroffenen auch ohne Erstanhörung<br />

möglich. Da das Bestellungsverfahren in<br />

einem solchen Fall weiterhin unerledigt bleibt,<br />

sollten in regelmäßigen Abständen Ladungsversuche<br />

erfolgen. Das Nicht-Erscheinen des<br />

Betroffenen allein ist kein Einstellungsgrund.<br />

Ist jedoch keine Angelegenheit gerichtsbekannt,<br />

für die ein Sachwalter erforderlich<br />

wäre, so ist die Einstellung des Bestellungsverfahrens<br />

möglich.<br />

2. JWT:<br />

a) Wann ist JWT Partei im Obsorge- und<br />

Besuchsrechtsverfahren?<br />

Dies ist immer dann der Fall, wenn der JWT<br />

eigene Rechte verfolgt (zB. wenn er Obsorgeprätendent<br />

nach § 215 ABGB ist). Ist der JWT<br />

hingegen bloß „zu hören“ (etwa § 106 AußStrG),<br />

so hat er keine (Legal-)Parteistellung im Verfahren.<br />

b) Trifft den JWT die Pflicht zur Kostentragung<br />

im Obsorge- und Besuchsrechtsverfahren,<br />

etwa für ein SV-Gutachten, wenn er Partei ist?<br />

Nein, da er nicht im eigenen Interesse im Verfahren<br />

auftritt.<br />

c) Abgrenzung der Stellung des JWT im Verfahren:<br />

Partei: s. oben<br />

Stellungnahme des JWT im Verfahren versus<br />

Mitarbeiter des JWT sagt als Zeuge im Verfahren<br />

aus: Diese Abgrenzung ist relevant etwa<br />

hinsichtlich der Amtsverschwiegenheit, die für<br />

Mitarbeiter des JWT gilt. Sagt ein Mitarbeiter<br />

als Zeuge aus, so hat er mangels Entbindung<br />

von der Amtsverschwiegenheit ein Entschlagungsrecht.<br />

Dies gilt nicht für Stellungnahmen<br />

des JWT, weil er in dieser Funktion gleichsam<br />

als Sachverständiger auftritt. Wird ein Mitarbeiter<br />

zu über die Stellungnahme hinausgehenden<br />

dienstlichen Wahrnehmungen befragt, so<br />

stellt dies wohl eine Zeugeneinvernahme dar.<br />

d) Hinsichtlich der JWT-Stellungnahmen besteht<br />

keine Möglichkeit der Beschränkung der Akteneinsicht,<br />

außer allenfalls nach § 141 AußStrG.<br />

3. Adoption:<br />

a) Unterfertigt die leibliche Mutter als gesetzliche<br />

Vertreterin des Wahlkindes für dieses den Adoptionsvertrag<br />

mit den Annehmenden, so gilt dies<br />

iSd ABGB auch als Zustimmung zur Adoption<br />

im eigenen Namen (§ 181 Abs. 2 ABGB).<br />

Selbst wenn die Verfahrensvorschriften für die<br />

Zustimmungserklärung der leiblichen Eltern<br />

gemäß § 86 Abs. 1 AußStrG erfüllt sein sollten,<br />

haben diese trotzdem gemäß § 87 Abs. 1<br />

AußStrG die Möglichkeit, ihre Zustimmung bis<br />

zur Entscheidung I. Instanz im Adoptionsbewilligungsverfahren<br />

zu widerrufen.<br />

b) Eine künftige gesetzliche<br />

Fixierung eines Besuchsrechts<br />

der leiblichen Eltern<br />

zum adoptierten Wahlkind<br />

wurde auf Grund des<br />

hohen Konfliktpotentials<br />

eines solchen etwa bei<br />

Stiefkindadoption von der<br />

Arbeitsgruppe abgelehnt.<br />

4. Mediation:<br />

a) Wird im Vorfeld einer einvernehmlichen<br />

Scheidung<br />

der Scheidungsvergleich im<br />

Rahmen einer Mediation<br />

der Ehepartner erstellt und<br />

dann dem Gericht vorgelegt,<br />

so erscheint dieses<br />

Vorgehen zwar nicht inhaltlich,<br />

jedoch aus Sicht des<br />

Verbots der Winkelschreiberei<br />

bedenklich.<br />

III. Ergebnisse der<br />

Arbeitsgruppe<br />

Verlassenschaftsverfahren:<br />

1. Grenzen der internationalen<br />

Zuständigkeit<br />

im Verlassenschaftsverfahren:<br />

a) Todesfallaufnahme beim<br />

Touristen: Wenn kein<br />

§ 106 JN-Fall: inländische<br />

Gerichtsbarkeit besteht nur<br />

für TFA, Ausfolgung, Sicherung<br />

(§ 107 JN).<br />

Die Todesfallaufnahme ist<br />

durchzuführen (allerdings<br />

uU nur durch Anfrage bei<br />

der Gemeinde; RH-Erhebungen<br />

sind nicht erforderlich).Sicherungsmaßnahmen<br />

sind selten nötig;<br />

Fahrnisse sind idR den<br />

Angehörigen mitzugeben<br />

(Ausnahme: Forderungen<br />

Dritter; Zurückbehaltungsrecht<br />

des Wirts).<br />

Wegen Gebühren ist die<br />

Rechtsverfolgung im Ausland<br />

iaR nicht unmöglich<br />

(zum strengen Maßstab vgl<br />

10 Ob 17/06g EvBl<br />

2006/138). Als Legitimation<br />

wird ein „beschränkter<br />

Erbschein“ ausreichen. Ob<br />

Ausfolgungsbegehren ohne<br />

Legitimation abzuweisen<br />

oder zu verbessern sind:<br />

11


Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />

der Grundsatz der Amtswegigkeit<br />

verlangt zumindest<br />

eine Anleitung. UU ist es<br />

einfacher, gleich beim<br />

deutschen Amtsgericht<br />

nachzufragen.<br />

b) Seit dem neuen Verständigungserlass<br />

ist keine Unbedenklichkeitsbescheinigung<br />

für die Ausfolgung nötig.<br />

2. Ergänzung der TFA:<br />

Falls im Laufe des Verfahrens<br />

weitere Erben bekannt werden,<br />

ist die TFA um diese<br />

Personen zu ergänzen. Die<br />

TFA ist jedoch nicht zu vervollständigen,<br />

falls weiteres<br />

Vermögen bekannt wird.<br />

Ergänzungsgrund: Die TFA<br />

bleibt länger aufbewahrt als<br />

sonstige Aktenteile.<br />

3. Überlassung an<br />

Zahlungs statt:<br />

a) Gibt es mehrere Gläubiger,<br />

so ist nicht nur denen, die<br />

einen Antrag gestellt haben,<br />

zu überlassen. Allerdings<br />

wird iaR zumindest eine<br />

Anmeldung erforderlich<br />

sein. Den GKoär wird insoweit<br />

auch eine Belehrungspflicht<br />

treffen.<br />

b) Einfaches Begräbnis: Beurteilung<br />

hängt nicht unbedingt<br />

von Gegenäußerungen<br />

ab; die Auslegung dieses<br />

Gesetzesbegriffes bildet<br />

eine Rechtsfrage. Derzeitige<br />

Rsp: ein solches umfasst<br />

Kosten zw. 3.000,– und<br />

5.500,– EURO.<br />

4. Akteneinsicht des Erben<br />

im SW-Verfahren:<br />

a) Gemäß herrschender Rechtsprechung<br />

(s etwa 4 Ob<br />

125/97d) ist der Erbe nach<br />

der verstorbenen besachwalterten<br />

Person nicht Partei<br />

des Sachwalterschaftsverfahrens,<br />

sondern eine<br />

dritte Person, die nur unter<br />

den im Gesetz genannten<br />

Voraussetzungen in den Akt<br />

Einsicht nehmen darf.<br />

Soweit es sich um höchstpersönliche<br />

Daten des<br />

Erblassers handelt (z. B.<br />

12<br />

die Krankengeschichte), folgt aus der Stellung<br />

als Erbe noch kein berechtigtes Interesse, von<br />

diesen Daten durch Akteneinsicht Kenntnis zu<br />

erlangen.<br />

b) Akteneinsicht richtet sich beim A-Akt grundsätzlich<br />

nach § 219 ZPO (Voraussetzung: Parteistellung,<br />

Zustimmung aller Parteien, rechtliches<br />

Interesse), beim SW-Akt gilt überdies<br />

§ 141 AußStrG (keine „Auskünfte“ an Dritte).<br />

c) Zuständiger A-Richter und GKoär sind nicht<br />

Dritte, sondern andere Amtspersonen, die<br />

ihrerseits die Geheimnisse nach außen wahren<br />

müssen.<br />

d) Sozialhilfeträger agieren in Privatwirtschaftsverwaltung,<br />

daher ist diesen keine Amtshilfe,<br />

sondern nur Einsichtnahme wie Dritten zu<br />

gewähren.<br />

5. Inventar:<br />

Die Entscheidung iSd § 166 AußStrG betrifft die<br />

Frage, ob eine Sache in das Inventar aufzunehmen<br />

ist, nicht wem ein Gut endgültig zusteht.<br />

Maßgeblich ist grundsätzlich der Besitz des<br />

Erblassers am Todestag. Sollen Sachen mangels<br />

Besitz in das Inventar bzw. trotz Besitzes heraus<br />

genommen werden, dann nur durch Beweis mit<br />

unbedenklicher Urkunde!<br />

6. Einantwortung:<br />

a) Noch immer ist Vieles im Beschluss enthalten,<br />

was unnötig ist; zB Freigabebeschlüsse;<br />

getrennte Kontenauszahlungsanordnungen.<br />

„Verbücherungsanordnung“: ist allenfalls bei<br />

Erbteilungsübereinkommen erforderlich.<br />

b) Verbücherung: idR keine Überwachungspflicht<br />

des A-Gerichts (allenfalls wenn offenbar wird,<br />

dass GKoär grundsätzlich nichts überwacht,<br />

muss er überwacht werden); keine Verständigung<br />

des A-Gerichts durch das Buchgericht<br />

nötig.<br />

Kosten der Verbücherung: „Entgelt“ (§ 267<br />

Abs 1 ABGB) als ex-lege Saumsalkurator.<br />

Tarif: idR TP 2 RAT. Bei sehr komplizierten<br />

Verbücherungen allenfalls TP 3A.<br />

7. Befangenheit des GKoär:<br />

a) Der/Die RichterIn/RechtspflegerIn entscheidet<br />

über die Ablehnung, nicht der Vorsteher.<br />

b) Allenfalls besteht eine Vertretungsregelung in<br />

der Verteilungsordnung.<br />

8. Zustellungen (RSa, RSb, „grün“)<br />

a) Rechtsgrundlagen: § 24 AußStrG verweist auf<br />

die §§ 87 ff ZPO und auf das Zustellgesetz.<br />

Eine Anordnung der Art der Zustellung findet<br />

sich selten. Wann „wie eine Klage“ (also RSa)<br />

zuzustellen ist, ist gelegentlich normiert, nie<br />

aber, dass sonst mit Zustellnachweis (also RSb)<br />

zuzustellen wäre. § 126 Geo. bestimmt für Ver-<br />

fahren außer Streitsachen<br />

grundsätzlich Zustellungen<br />

ohne Zustellnachweis.<br />

b) Einzelfälle im AußStrG:<br />

• § 153 Abs 1: Verständigungen<br />

auf Anfrage: „grün“,<br />

telefonisch, per E-Mail<br />

• § 153 Abs 2: „grün“ (bei<br />

sofortiger Vollstreckbarkeit<br />

gem § 44 AußStrG: auch<br />

gleich an Bank!)<br />

• § 154: unter 4 000 €: idR<br />

„grün“, außer bei bekannt<br />

„strittigen“ Fällen<br />

• § 154: 4 000 bis 20 000 €:<br />

„grün“, außer bei strittigen<br />

Fällen<br />

• § 154: über 20 000 €: RSb<br />

• Einantwortung: an Bank<br />

(wenn überhaupt nötig):<br />

„grün“ mit Bestätigung der<br />

Rechtskraft und Vollstreckbarkeit;<br />

wenn GKoär seine<br />

Gebühren nicht im Abhandlungsprotokoll<br />

mit den<br />

Parteien erörtert hat (nicht<br />

bundesweit einheitliche<br />

Praxis): „rechtskräftig und<br />

vollstreckbar mit Ausnahme<br />

der Gebühren des Gerichtskommissärs“.<br />


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />

Rechtsmittelentscheidungen<br />

zusammengestellt von ADir. Siegmund Gruber<br />

1) Rechtspflegersammlung<br />

AußerStreit<br />

Die in der Sammelmappe der<br />

Rechtspflegerbesprechung abgedruckten<br />

Entscheidungen<br />

werden nur auszugsweise angeführt.<br />

Sollte Interesse an<br />

Bezug der Sammelmappe mit<br />

den anonymisierten Volltextentscheidungen<br />

bestehen,<br />

kann diese entweder bei<br />

ADir. Walter Tatzber, BG Innere<br />

Stadt Wien: 01/51528/545 oder<br />

ADir. Siegmund Gruber: 02626/<br />

62715/21 bestellt werden.<br />

a) RpflSlgA 9034<br />

LG St. Pölten vom<br />

20. 4. 2006, 10 R 18/06 h<br />

Überlassung an Zahlungsstatt:<br />

Schenkung an den<br />

Todesfall<br />

Zur Beurteilung der Frage, ob<br />

eine Überlassung an Zahlungsstatt<br />

in Betracht kommt oder<br />

nicht, kommt es nicht einmal<br />

drauf an, ob die auf den Todesfall<br />

geschenkte Liegenschaft<br />

nachlasszugehörig ist oder<br />

nicht, da in jedem Fall eine<br />

Überschuldung des Nachlasses<br />

vorliegt, scheint die Liegenschaft<br />

mit gleichem Wert<br />

sowohl als Aktivum als auch<br />

als Passivum auf. Die Einbeziehung<br />

der Liegenschaft in<br />

die Verlassenschaft stellt insoweit<br />

daher ein „Nullsummenspiel“<br />

dar, und ändert sich an<br />

der Überschuldung der Verlassenschaft.<br />

Die Auffassung,<br />

eine Überlassung an Zahlungsstatt<br />

komme wegen der<br />

Haftung des Geschenknehmers<br />

auf den Todesfall nach<br />

§ 692 ABGB nicht in Betracht,<br />

wird vom Rekursgericht nicht<br />

geteilt. Der aufgrund einer<br />

Schenkung auf den Todesfall<br />

Beschenkte hat nämlich weder<br />

zur Deckung der Nachlass-<br />

verbindlichkeiten noch zur Deckung der Vermächtnisse<br />

beizutragen (EFSlg 84.311).<br />

b) RpflSlgA 9036<br />

OGH vom 9. 11. 2006, 6 Ob 233/06 t<br />

Haftvorschuss: Kommt ein in Österreich<br />

inhaftierter Strafgefangener seiner Arbeitspflicht<br />

nach § 44 StVG nach, ist er als<br />

Arbeitnehmer im Sinn des Art 1 lit a der<br />

VO 1408/71 anzusehen.<br />

Kommt ein in Österreich inhaftierter Strafgefangener<br />

seiner Arbeitspflicht nach § 44 StVG nach, ist<br />

er gemäß § 66a AIVG im System der sozialen<br />

Sicherheit gegen Arbeitslosigkeit versichert; er ist<br />

als Arbeitnehmer im Sinn des Art 1 lit a der VO<br />

1408/71 anzusehen (ebenso EuGH 20. 1. 2005,<br />

C-302/02-Effing) und vermittelt daher gemäß Art<br />

3 der VO 1408/71 seinen Kindern als seinen<br />

Familienangehörigen einen Unterhaltsvorschussanspruch<br />

nach § 4 Z 3 UVG (10 Ob 53/06 a).<br />

c) RpflSlgA 9039<br />

LG für ZRS Wien vom 23. 11. 2006,<br />

48 R 267/06 d<br />

Verlassenschaftsverfahren: Einen Dritten<br />

kann Akteneinsicht und Abschriftnahme nur<br />

gestattet werden, wenn er ein rechtliches<br />

Interesse glaubhaft macht, wobei ein reines<br />

Informationsbedürfnis nicht ausreicht.<br />

Einem Dritten kann Einsichtnahme und Abschriftnahme<br />

von Prozessakten gestattet werden, wenn<br />

er ein rechtliches Interesse glaubhaft macht,<br />

wobei ein reines Informationsbedürfnis des Einsichtbegehrenden<br />

selbst nicht ausreicht. Das<br />

rechtliche Interesse muss ein in der Rechtsordnung<br />

begründetes und von ihr gebilligtes Interesse<br />

sein, das über das bloß wirtschaftliche Interesse<br />

oder über Interessen der Information, der Pietät,<br />

des Anstands oder der Ethik hinausreicht<br />

(RIS-<strong>Justiz</strong> RS0079198). Eigene Interessen sind<br />

den in § 291 Abs. 2 ZPO geforderten rechtlichen<br />

Interessen nicht gleichzusetzen (RIS-<strong>Justiz</strong><br />

RS0037272).<br />

d) RpflSlgA 9041<br />

LG für ZRS Wien vom 25. 10. 2006,<br />

48 R 218/06 y<br />

Unterhalt Volljähriger: Ernsthaftigkeit,<br />

Zielstrebigkeit bei durchschnittlicher<br />

Studiendauer unter Betrachtung der<br />

Gesamtstudiumszeit<br />

Ein noch nicht selbsterhaltungsfähiges, studierendes<br />

Kind habe so lange Anspruch auf Unterhalt<br />

entsprechend den Einkommens- und Vermögens-<br />

verhältnissen des Unterhaltspflichtigen,<br />

als es sein Studium<br />

ernsthaft und zielstrebig<br />

betreibe. Nach ständiger Rechtsprechung<br />

sei das Vorliegen<br />

der Ernsthaftigkeit und Zielstrebigkeit<br />

zu bejahen, wenn<br />

die durchschnittliche Studiendauer<br />

für das betreffende Studium<br />

nicht überschritten werde,<br />

wobei im Regelfall auf die<br />

durchschnittliche Studiendauer<br />

für die einzelnen Studienabschnitte<br />

abzustellen sei. Durch<br />

diesen Grundsatz werde<br />

jedoch kein starres und unabänderlichesBeurteilungsschema<br />

vorgegeben. Dass der<br />

Unterhaltsanspruch eines nicht<br />

selbsterhaltungsfähigen Kindes<br />

solange bestehe, als dieses<br />

sein Studium ernsthaft und<br />

zielstrebig betreibe, lasse<br />

durchaus Raum für abweichende<br />

Lösungen für die von den<br />

typischen Regelfällen abweichenden<br />

Fallkonstellationen.<br />

e) RpflSlgA 9044<br />

LG für ZRS<br />

Wien vom 21. 11. 2006,<br />

43 R 516/06 b<br />

Verlassenschaft: Für die<br />

Ausstellung einer Amtsbestätigung,<br />

bei schriftlicher<br />

Abhandlungspflege, über<br />

die Vertretungsbefugnis<br />

gemäß § 810 ABGB ist<br />

nur der Gerichtskom-<br />

missär berufen.<br />

Für die Ausstellung einer Amtsbestätigung<br />

über die Vertretungsbefugnis<br />

gemäß § 810<br />

ABGB ist nur der Gerichtskommissär,<br />

nicht jedoch das Verlassenschaftsgericht<br />

berufen.<br />

f) RpflSlgA 9045<br />

LG St. Pölten vom<br />

11. 10. 2006,<br />

23 R 249/06 z<br />

Sonderbedarf: Projektwochen<br />

sind gem. § 13 Abs.<br />

2 Schulunterrichtsgesetz<br />

13


Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />

keine verpflichtenden<br />

Veranstaltungen, sondern<br />

es besteht die Möglichkeit<br />

an einem Ersatzunterricht<br />

teilzunehmen.<br />

Im Zusammenhang mit Projektwochen<br />

hat der Oberste<br />

Gerichtshof ausgeführt, dass<br />

Schüler gemäß § 13 Abs. 3<br />

Schulunterrichtsgesetz zur<br />

Teilnahme an Schulveranstaltungen,<br />

die mit einer Nächtigung<br />

außerhalb der Wohnung<br />

verbunden sind, nicht verpflichtet<br />

sind, sondern nach<br />

Möglichkeit an einem Ersatzunterricht<br />

in einer anderen<br />

Klasse teilzunehmen haben.<br />

Daraus folge, dass die Mutter<br />

auf Grund der ihr bekannten<br />

finanziellen Beengtheit die<br />

Teilnahme ihres Sohnes an<br />

dieser Schulveranstaltung<br />

(Schulprojektwoche) jedenfalls<br />

hätte ablehnen dürfen, sodass<br />

der Vater nicht verpflichtet<br />

werden könne, zur Finanzierung<br />

dieser Sprachwoche im<br />

Ausland einen zusätzlichen<br />

Unterhaltsbeitrag zu leisten<br />

(8 Ob 505/95 = EFSlg. 77.003).<br />

g) RpflSlgA 9048<br />

OGH vom 19. 12. 2006,<br />

1 Ob 228/06 w<br />

Kraftlosenerklärungsverfahren:<br />

Kann die Sparurkunde<br />

vorgelegt werden<br />

und hat der Vorlegende<br />

nur das Losungswort<br />

vergessen, ist eine Kraftloserklärung<br />

infolge Nichtvorliegen<br />

der im § 1 Abs.<br />

1 KEG genannten Erfordernisse<br />

unzulässig.<br />

Der Zweck des Kraftloserklärungsverfahrens<br />

liegt in der<br />

Verhinderung des Missbrauchs<br />

eines abhanden gekommenen<br />

Papiers sowie in der Wahrung<br />

der Rechte des Eigentümers<br />

aus dem Papier (Bachmayer,<br />

Die Kraftloserklärung von Urkunden,<br />

XV). Die Einleitung<br />

eines Aufgebotsverfahren nach<br />

dem Kraftloserklärungsgesetz<br />

1951 setzt somit voraus, dass<br />

die für kraftlos zu erklärende<br />

Urkunde dem Antragsteller<br />

„abhanden gekommen“ oder<br />

vernichtet worden ist (§ 1 Abs.<br />

14<br />

1 KEG). Dies ist nur dann der Fall, wenn die<br />

Urkunde unauffindbar und ihr gegenwärtiger<br />

Inhaber nicht bekannt oder nicht erreichbar bzw.<br />

die Urkunde vollständig zerstört oder maßgeblich<br />

beschädigt ist. Kann – wie hier – zwar die Sparurkunde<br />

vorgelegt werden, hat aber – nach seiner<br />

Behauptung – der Vorlegende das Losungswort<br />

vergessen, ist eine Kraftloserklärung infolge<br />

Nichtvorliegens der im § 1 Abs. 1 KEG genannten<br />

Erfordernisse des „Abhandenkommens“ oder der<br />

Vernichtung der Urkunde unzulässig. Die aus<br />

dem Vergessen des Losungsworts resultierenden<br />

Rechtsfolgen sind in § 31 Abs. 3 BWG geregelt.<br />

h) RpflSlgA 9049<br />

LG St. Pölten vom 30. 11. 2006, 48 R 229/06 s<br />

Unterhaltsvorschuss: Keine Gewährung nach<br />

§ 4 Z 2 UVG wenn sich die (Einkommens)<br />

Verhältnisse bzw. die Erwerbsmöglichkeiten<br />

iS einer „Anspannung“ des Unterhaltsschuldners<br />

gegenüber den der seinerzeitigen Unterhaltsfestsetzung<br />

zugrunde liegenden Umständen<br />

offenbar nicht verbessert haben.<br />

Mangels Aufklärbarkeit des Ausmaßes der (somit<br />

gesetzlich vermuteten) Erhöhung der Unterhaltsbemessungsgrundlage<br />

sollen nach verbreiterter<br />

Auffassung (vgl. dazu nur Neumayr in Schwi<br />

mann 2 , § 4 UVG Rz 25 mwN) im Zweifel Unterhaltsvorschüsse<br />

in Höhe des Richtsatzes gewährt werden,<br />

dies selbst dann, wenn die Richtsatzvorschüsse<br />

wahrscheinlich höher sind als (fiktive)<br />

Titelvorschüsse für den Fall, dass eine Titelerhöhung<br />

gelungen wäre. Diese Rechtsfolge ist nach<br />

der insoweit deutlichen gesetzlichen Anordnung<br />

allerdings dann nicht gerechtfertigt, wenn sich<br />

die (Einkommens) Verhältnisse – bzw. die Erwerbsmöglichkeiten<br />

iS einer „Anspannung“ – des Unterhaltsschuldners<br />

gegenüber den der seinerzeitigen<br />

Unterhaltsfestsetzung zugrunde liegenden Umständen<br />

offenbar nicht verbessert haben (1 Ob<br />

262/03 s).<br />

i) RpflSlgA 9050<br />

OGH vom 1. 2. 2007, 2 Ob 175/06 h<br />

Verlassenschaften: Aktenübersendung<br />

§ 141 AußStrG ist daher im Verlassenschaftsverfahren<br />

nicht anzuwenden.<br />

j) RpflSlgA 9054<br />

OGH vom 8. 3. 2007, 2 Ob 187/05 x<br />

Unterhalt: Existenzminimum<br />

Bei der Unterhaltsbemessung ist jedoch eine<br />

absolute Leistungsgrenze zu berücksichtigen, die<br />

nicht zu Lasten des Unterhaltsschuldners überschritten<br />

werden darf. Ihm hat jener Betrag zu<br />

verbleiben, der zu Erhaltung seiner Körperkräfte<br />

und seiner geistigen Persönlichkeit unbedingt<br />

notwendig ist (vgl. 6 Ob 184/06 m; 2 Ob 569/94).<br />

Hilfestellung für die Ermittlung dieser Leistungsgrenze<br />

im Einzelfall bieten die Bestimmungen<br />

über das Existenzminimum nach §§ 291a, 292b<br />

EO. Dabei ist zunächst der<br />

erhöhte allgemeine Grundbetrag<br />

nach § 291a Abs. 2 Z 1<br />

EO maßgeblich, weil im<br />

Unterhaltsrecht grundsätzlich<br />

sämtliche Jahreseinkünfte auf<br />

zwölf Monate umgelegt werden.<br />

Nach § 291a Abs. 2 Z 1<br />

EO erhöht sich der Betrag<br />

nach § 291a Abs. 1 EO iVm<br />

§ 293 Abs. 1 lit a ASVG um<br />

ein Sechstel, wenn der Verpflichtete<br />

keine Leistungen<br />

nach § 290b EO erhält.<br />

k) RpflSlgA 9058<br />

LG St. Pölten vom<br />

9. 3. 2007, 44 R 80/07 a<br />

Unterhaltsvorschuss:<br />

Eine auf einen berechtigt<br />

erscheinenden Unterhaltsherabsetzungsantrag<br />

gestützte Innehaltung ist<br />

anfechtbar.<br />

Das Gericht kann nicht nur im<br />

Fall des § 16 Abs. 2 UVG, sondern<br />

auch aufgrund eines ihm<br />

berechtigt erscheinenden<br />

Unterhaltsherabsetzungsantrags<br />

gemäß § 19 Abs. 3 UVG<br />

eine Innehaltung anordnen.<br />

Eine darauf gestützte Innehaltung<br />

ist allerdings entgegen<br />

dem in § 16 Abs. 2 UVG normierten<br />

Rechtsmittelausschluss<br />

nach ständiger Rechtsprechung<br />

schon im Hinblick auf das<br />

zeitaufwendige Verfahren anfechtbar<br />

(Neumayr in Schwimann<br />

ABB 3 , Band 1, § 16 UVG,<br />

Rz 5). Die mit der Unanfechtbarkeit<br />

der gerichtlichen Verfügung<br />

über das Innehalten<br />

begründete Praxis, wonach<br />

die Innehaltung ihren schriftlichen<br />

Niederschlag nur in<br />

einem Amtsvermerk über die<br />

Verständigung des Präsidenten<br />

des Oberlandesgerichtes findet<br />

und eine Beschlussfassung<br />

oder sonstige Verständigung<br />

an die Partei nicht erfolgt<br />

(Neumayr in Schwimann<br />

ABB 3 , Band 1, § 16 UVG, Rz<br />

6), ist jedenfalls dann nicht<br />

zulässig, wenn die Anordnung<br />

wie hier anfechtbar ist.<br />

l) RpflSlgA 9062<br />

LG St. Pölten vom<br />

28. 2. 2007, 23 R 54/07 z


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />

Unterhaltsvorschuss: Eine<br />

endgültige Unterhaltsfestsetzung<br />

verwandelt einen<br />

„unechten Titelvorschuss“<br />

nach § 4 Z 5 UVG nicht in<br />

einen „Titelvorschuss“<br />

nach § 4 Z 1 UVG<br />

Eine endgültige Unterhaltsfestsetzung<br />

in Höhe der vorläufigen,<br />

der die Aufhebung einer<br />

einstweiligen Verfügung nach<br />

§ 382a EO auf Gewährung<br />

eines vorläufigen Vorschusses<br />

folgt, verwandelt einen „unechten<br />

Titelvorschuss“ nach<br />

§ 4 Z 5 UVG nicht in einen<br />

Titelvorschuss nach § 4 Z 1<br />

UVG (7 Ob 194/01 g = SZ<br />

74/163). Bei Vorschüssen nach<br />

§ 4 Z 5 UVG handelt es sich<br />

um „unechte Titelvorschüsse“,<br />

die als Titel eine einstweilige<br />

Verfügung nach § 382 a EO<br />

voraussetzen. Fällt der Titel<br />

weg, sind die Vorschüsse nach<br />

§ 20 Abs. 1 Z 4 lit a, Abs. 2<br />

UVG einzustellen. Das Gesetz<br />

stellt klar, dass die Einstellung<br />

nicht erst mit der gerichtlichen<br />

Beschlussfassung, sondern<br />

(rückwirkend) mit dem<br />

Eintritt des Einstellungsgrundes<br />

wirksam werden soll, wie<br />

im Falle des § 20 Abs. 1 Z 4 lit<br />

a der Wegfall der Voraussetzungen<br />

für die Gewährung<br />

der Vorschüsse. Ein solcher<br />

Einstellungsgrund liegt insbesondere<br />

vor, wenn der Unterhaltstitel<br />

seine Rechtswirksamkeit<br />

verliert (10 Ob 82/05 i).<br />

m) RpflSlgA 9064<br />

OGH vom 31. 1. 2007,<br />

7 Ob 293/06 y<br />

Unterhalt: Irrtum und ein<br />

darauf beruhender Willensmangel,<br />

anlässlich<br />

eines Unterhaltsvergleiches<br />

kann gegen die<br />

materielle Rechtskraft,<br />

zum Gegenstand eines<br />

Unterhaltserhöhungsantrages<br />

– auch für die<br />

Vergangenheit – gemacht<br />

werden<br />

Bei unrichtigen Angaben des<br />

Unterhaltspflichtigen über sein<br />

Einkommen ist eine Unterhaltserhöhung<br />

trotz eines vorliegenden<br />

rechtskräftigen Unter-<br />

haltstitels (pflegschaftsgerichtlich genehmigter<br />

Vergleich; Unterhaltsbeschluss) unter Heranziehung<br />

der Umstandsklausel zulässig. Dazu bedarf<br />

es keiner Anfechtung des Unterhaltsvergleiches<br />

im streitigen Verfahren (1 Ob 524/90, RZ<br />

1990/117). Die materielle Rechtskraft der Entscheidung<br />

setzt voraus, dass dem Gericht alle für<br />

die Unterhaltsbemessung maßgebenden Umstände<br />

bekannt sein müssen, im Fall der Genehmigung<br />

eines Unterhaltsvergleiches oder bei der<br />

gleichzuhaltenden Unterhaltsfestsetzung, die den<br />

Vergleich als tragende Begründung heranzieht,<br />

also auch der Umstand, dass eine für die Bejahung<br />

einer anfechtungsfesten Willenseinigung<br />

erforderliche Vergleichsgrundlage vorlag. Der Irrtum<br />

einer Partei und der darauf beruhende Willensmangel<br />

kann daher im Sinn der weiten Auslegung<br />

der Umstandsklausel gegen die materielle<br />

Rechtskraft ins Treffen geführt und zum Gegenstand<br />

eines Unterhaltserhöhungsantrages – auch<br />

für die Vergangenheit – gemacht werden (6 Ob<br />

18/97 h; 4 Ob 319/98 k; 6 Ob 120/03 w; RIS-<br />

<strong>Justiz</strong> RS 0107666; Reischauer, Unterhalt für die<br />

Vergangenheit und materielle Rechtskraft, JBl<br />

2000, 421 [428]).<br />

n) RpflSlgA 9065<br />

OGH vom 30. 5. 2007, 9 Ob 15/07 g<br />

Sachwalterschaftsverfahren: Das Recht<br />

des Noterben auf Akteneinsicht gem.<br />

§ 141 AußStrG in den SW-Akt des Betroffenen<br />

kann nicht bejaht werden.<br />

Das rechtliche Interesse muss ein in der Rechtsordnung<br />

gegründetes und von ihr gebilligtes<br />

Interesse sein, das über ein bloß wirtschaftliches<br />

Interesse oder über ein reines Informationsbedürfnis<br />

des Einsichtbegehrenden hinausreicht<br />

(7 Ob 48/03 i; RIS-<strong>Justiz</strong> RS0079198 ua.). Ein<br />

Sachwalterschaftsverfahren wird als amtswegiges<br />

Rechtsfürsorgeverfahren geführt, um den besonderen<br />

Schutz der betroffenen Person zu gewährleisten<br />

(§ 21 Abs. 1 ABGB), nicht aber um Dritten<br />

Möglichkeiten einzuräumen, die ihnen sonst nicht<br />

zukommen. Demzufolge wird in ständiger Rechtsprechung<br />

etwa auch die Akteneinsicht des künftigen<br />

Prozessgegners verneint (vgl. Fucik/Kloiber<br />

aaO § 22 Rz. 4; 7 Ob 69/04 d; RIS-<strong>Justiz</strong><br />

RS0005812 ua.).<br />

o) RpflSlgA 9073<br />

LG für ZRS Wien vom 16. 1. 2007,<br />

45 R 650/06 f<br />

Unterhalt: Es kann nicht im Belieben der<br />

Eltern stehen, durch Eingehung von Kreditverbindlichkeiten,<br />

die gesetzlichen Unterhaltsansprüche<br />

der Kinder zu schmälern.<br />

Es kann nicht im Belieben der Eltern stehen,<br />

durch Eingehung von Kreditverbindlichkeiten, die<br />

nicht unter die vom Erstgericht angeführten Ausnahmefälle<br />

fallen, die gesetzlichen Unterhaltsansprüche<br />

der Kinder zu schmälern.<br />

p) RpflSlgA 9074<br />

LG für ZRS Wien vom<br />

30. 1. 2007,<br />

44 R 45/07 d<br />

Unterhalt: Der Antrag auf<br />

Einstweilige Verfügung<br />

§ 382a EO während eines<br />

anhängigen Abstammungsverfahrens<br />

ist zurückzuweisen.<br />

Das Provisorialverfahren nach<br />

§ 382a EO ist besonders schnell<br />

zu erledigen, weil ohne Anhörung<br />

des Gegners unverzüglich<br />

zu entscheiden ist. Es liefe<br />

dem Wortlaut und dem Zweck<br />

des § 382a EO zuwider, würde<br />

man ein Zuwarten mit der<br />

Entscheidung über Monate<br />

oder gar Jahr tolerieren.<br />

q) RpflSlgA 9077<br />

LG für ZRS Wien vom<br />

9. 3. 2007, 44 R 23/07 v<br />

Unterhalt: Berücksichtigung<br />

eines das übliche<br />

Ausmaß überschreitendes<br />

Besuchsrecht mit 10 %<br />

pro wöchentlichen<br />

Besuchstag.<br />

Nach der Rechtsprechung des<br />

OGH kann ein über das übliche<br />

Ausmaß hinausgehendes<br />

Besuchsrecht zu einer Reduzierung<br />

der Unterhaltspflicht<br />

führen, wobei nicht von den<br />

Aufwendungen des Unterhaltspflichtigen,<br />

sondern ausschließlich<br />

von den ersparten<br />

Aufwendungen des anderen<br />

Elternteils auszugehen ist<br />

(RIS-<strong>Justiz</strong> RS0047452). Üblich<br />

ist die Betreuung im Rahmen<br />

eines Besuchsrechts von zwei<br />

Tagen alle zwei Wochen<br />

sowie von vier Wochen in<br />

den Ferien. In der Entscheidung<br />

10 Ob 11/04 x führte<br />

der OGH aus, dass eine<br />

Ermittlung der konkreten<br />

Ersparnis nicht notwenig ist,<br />

sondern eine pauschalierte<br />

Anrechnung der Ersparnis<br />

durch eine vereinfachende<br />

und schematisierende Ermittlung<br />

gebilligt wird. Der<br />

Unterhaltsanspruch ist demnach<br />

um 10 % pro wöchentlichen<br />

Besuchstag, der über<br />

ein übliches Ausmaß hinausgeht,<br />

zu reduzieren.<br />

15


Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />

r) RpflSlgA 9078<br />

OGH vom 28. 3. 2007,<br />

9 Ob 14/07 k<br />

Verlassenschaften:<br />

Kann das Verlassenschaftsgericht<br />

Rechtsgrund, Höhe<br />

und Fälligkeit einer Forderung<br />

unschwer feststellen,<br />

hat es diese in das Inventar<br />

als Passivum aufzunehmen<br />

§ 167 Abs. 3 AußStrG ist so<br />

auszulegen, dass Schulen<br />

dann in das Inventar aufzunehmen<br />

sind, wenn ihre ziffernmäßigen<br />

Rückstände samt<br />

Nebengebühren zum Todestag<br />

bekannt sind bzw. soweit<br />

deren Anführung ohne weitläufige<br />

Erhebungen und großen<br />

Zeitverlust möglich ist.<br />

Kann das Verlassenschaftsgericht<br />

Rechtsgrund, Höhe und<br />

Fälligkeit einer Forderung<br />

unschwer feststellen, hat es<br />

diese in das Inventar als Passivum<br />

aufzunehmen. Es kann<br />

jedoch nicht Aufgabe des Verlassenschaftsgerichtes<br />

sein,<br />

über Einwendungen eines<br />

Beteiligten an sich für unbedenklich<br />

erachtete Forderungsanmeldungen<br />

mit weiteren<br />

Beweisen belegen zu lassen,<br />

zumal dies in der Regel<br />

ohne weitläufige Erhebungen<br />

nicht möglich wäre und es so<br />

im Ermessen Verfahrensbeteiligter<br />

stünde, regelmäßig die<br />

Aufnahme angemeldeter Forderungen<br />

in das Inventar zu<br />

verhindern.<br />

s) RpflSlgA 9084<br />

LG für ZRS Wien vom<br />

27. 2. 2007,<br />

45 R 748/06 f<br />

Unterhalt: Zuständigkeit<br />

des Außerstreitverfahrens<br />

bei gewöhnlichem Aufenthalt<br />

des Kindes im Ausland.<br />

Für gesetzliche Unterhaltsansprüche<br />

sonstiger in gerader<br />

Linie verwandter Personen ist<br />

das Gericht zuständig, in dessen<br />

Sprengel der Unterhaltsberechtigte<br />

seinen allgemeinen<br />

Gerichtsstand in Streitsachen<br />

hat, mangels eines solchen im<br />

Inland das Gericht, in dessen<br />

16<br />

Sprengel der in Anspruch genommene seinen allgemeinen<br />

Gerichtsstand in Streitsachen hat (§ 114<br />

Abs. 2 JN). Seit der Reform des § 114 JN durch<br />

Art. III Z 6 AußstrBeglG (Übergangsbestimmung<br />

Art. XXII § 3 Abs. 1), fallen jedoch sämtliche<br />

Unterhaltsansprüche zwischen in gerader Linie<br />

verwandten Personen in das Außerstreitverfahren<br />

(nur Ehegatten- und Scheidungsunterhalt ist<br />

weiterhin im Zivilprozess geltend zu machen).<br />

Für diese (außerstreitigen) Angelegenheiten war<br />

daher eine eigene allgemeine Zuständigkeitsregelung<br />

in der JN notwendig (Mayer in Rechberger,<br />

JN-ZPO 3 , Rz 1 zu § 114 JN).<br />

t) RpflSlgA 9085<br />

LG Korneuburg vom 12. 4. 2007,<br />

25 R 21/07 a<br />

Sachwalterschaften: Im Rahmen der Entschädigung<br />

kein weiterer Zuspruch an Umsatzsteuer<br />

an einen Rechtsanwalt<br />

Für eine Sachwaltertätigkeit im üblichen Umfang<br />

das – wie oben angeführt – das Gesetz aber eine<br />

Grenze insofern, als maximal 5 % der reinen Einkünfte<br />

als Entschädigung gewährt werden können.<br />

Damit zieht das Gesetz eine Obergrenze<br />

und bietet keine Grundlage, um den Entschädigungsbetrag<br />

auf § 266 ABGB durch Hinzurechnung<br />

der USt, die der Sachwalter aus der Entschädigung<br />

zu leisten hätte, weil er umsatzsteuerpflichtig<br />

ist, zu erhöhen. Bereits aus dem Wortlaut<br />

ist der Zuspruch von weiterer USt nicht<br />

berechtigt, zumal die Bestimmung des § 266 Abs.<br />

2 erster Satz ABGB vor allem unter dem<br />

Gesichtspunkt des Schutzes der Betroffenen und<br />

der Sparsamkeit der Kuratelsführung zu beurteilen<br />

ist. Der Rekurssenat übersieht bei seinem<br />

Rechtsstandpunkt nicht, dass umsatzsteuerpflichtige<br />

Rechtsanwälte dadurch eine geringere Entschädigung<br />

erhalten als Sachwalter, deren Leistung<br />

nicht der USt unterliegt. Umgekehrt wären<br />

aber auch Betroffene, die umsatzsteuerpflichtige<br />

Sachwalterleistungen in Anspruch nehmen,<br />

benachteiligt, weil für sie ein höherer Grenzbetrag<br />

gelten würde (vgl. EF-Z 2006-14 mit Anmerkung<br />

von Gitschthaler mwN).<br />

2) Der österreichische Amtsvormund<br />

a) ÖA Heft 196, U 503<br />

LG Innsbruck vom 30. 8. 2006, 7 Ob 164/06 b<br />

Unterhaltsbemessung: indirekte Unterhaltspflicht<br />

des Ehepartners<br />

Der Geldunterhaltsanspruch des Vaters gegenüber<br />

seiner wesentlich besser verdienenden Gattin ist<br />

in die Unterhaltsbemessungsgrundlage für dessen<br />

mj. Kind einzubeziehen. Auf die Geltendmachung<br />

dieses Geldunterhaltsanspruchs kann nicht verzichtet<br />

werden.<br />

b) ÖA Heft 196, UV 256<br />

LG Klagenfurt vom 12. 10. 2006, 6 Ob 197/06 y<br />

Unterhaltsvorschuss:<br />

Voraussetzungen der<br />

Anspannung<br />

Die Anspannung darf nicht zu<br />

einer bloßen Fiktion führen.<br />

Auch im Falle eines verschuldeten<br />

Arbeitsplatz- oder Berufswechsels<br />

ins Ausland darf<br />

bei Anwendung des Anspannungsgrundsatzes<br />

nicht ohne<br />

weiteres davon ausgegangen<br />

werden, dass das verlorene<br />

Einkommen dem Unterhaltspflichtigen<br />

weiterhin zur Verfügung<br />

steht.<br />

c) ÖA Heft 196, S 90<br />

LG Linz vom 31. 8. 2006,<br />

6 Ob 183/06 i<br />

Neuerungsverbot:<br />

Prozess- und Verfahrenskosten<br />

als Sonderbedarf<br />

Die Durchbrechung des Neuerungsverbotes<br />

in Revisionsrekursverfahren<br />

kann aus Gründen<br />

des Kindeswohls nur in<br />

Obsorge- und Besuchsrechtsverfahren<br />

erwogen werden. In<br />

Unterhaltsverfahren können<br />

Prozess- und Verfahrenskosten<br />

als Sonderbedarf nur geltend<br />

gemacht werden, wenn eine<br />

anwaltliche Vertretung des<br />

Kindes aufgrund der besonderen<br />

Schwierigkeiten des Falles<br />

für notwendig angesehen werden<br />

muss.<br />

d) ÖA Heft 196, S 91<br />

LGZ Wien vom<br />

27. 9. 2006,<br />

7 Ob 119/06 k<br />

Zustellungen: Abgabestelle,<br />

Änderung<br />

Eine Änderung der Abgabestelle<br />

liegt bereits vor, wenn die<br />

Partei an der bisherigen Abgabestelle<br />

zumindest einen unverhältnismäßig<br />

längeren Zeitraum<br />

nicht mehr anzutreffen ist.<br />

3) Notariatszeitung<br />

a) NZ 2007/2<br />

OGH vom 24. 8. 2005,<br />

3 Ob 49/05 k<br />

§§ 77 f, 128 f, 131<br />

AußStrG (alt) – Abwesenheitskurator<br />

für Noterben<br />

Die gesetzlich nicht ausdrücklich<br />

geregelte Beiziehung


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />

eines unbekannten Noterben<br />

hat nicht durch Bestellung<br />

eines Kurators für unbekannte<br />

Teilnehmer an einem<br />

Geschäft, sondern mit den<br />

vom Gesetzgeber vorgesehenen<br />

Mitteln des Verlassenschaftsverfahrens<br />

selbst zu<br />

erfolgen.<br />

b) NZ 2007/3<br />

OGH vom 25. 8. 2005,<br />

6 Ob 160/05 f<br />

§§ 266 f, 271 ABGB –<br />

Kollisionskurator für Sachwalterentschädigung<br />

Grundsätzlich bedarf es im<br />

Verfahren zur Festsetzung der<br />

Sachwalterbelohnung zur<br />

Vertretung des Betroffenen<br />

keiner Bestellung eines Kollisionskurators.<br />

Aus besonderem<br />

Anlass, etwa bei besonders<br />

hohen Ansprüchen<br />

auf Belohnung und Aufwandersatz,<br />

kann aber eine solche<br />

Bestellung notwendig<br />

sein.<br />

c) NZ 2007/12<br />

OGH vom 25. 8. 2005,<br />

6 Ob 158/05 m<br />

§ 1278 ABGB, §§ 187 ff<br />

AußStrG (alt) – PflegschaftsgerichtlicheGenehmigung<br />

eines Erbschaftskaufvertrages<br />

Die pflegschaftsgerichtliche<br />

Genehmigung eines Erbschaftskaufvertrags-Entwurfes<br />

bedeutet nicht, dass der Pflegschaftsrichter<br />

bei Vorlage des<br />

abgeschlossenen Vertrags<br />

nicht neuerlich prüfen müsste,<br />

ob die Voraussetzungen der<br />

Genehmigung nach wie vor<br />

vorliegen, um danach die<br />

Genehmigung zu erteilen oder<br />

zu versagen.<br />

d) NZ 2007/13<br />

OGH vom 31. 8. 2005,<br />

7 Ob 185/05 i<br />

§ 578 ABGB – Gültigkeit<br />

des eigenhändigen Testaments<br />

Eine wirksame Erbeinsetzung<br />

muss dem eigenhändigen<br />

Testament objektiv, allenfalls<br />

mit Hilfe eines Schriftsachverständigen,<br />

entnehmbar sein.<br />

e) NZ 2007/15<br />

LG Wiener Neustadt vom 30. 6. 2006,<br />

16 R 190/06 i<br />

§ 13 GKTG – Gebührenermittlung für die<br />

Nachtragsabhandlung<br />

Die Gerichtskommissionsgebühr für die Nachtragsabhandlung<br />

ist nicht nach der sogenannten<br />

„Differenzmethode“, sondern nach neuerer<br />

Rechtssprechung auf Basis des nachträglich hervorgekommenen<br />

Vermögens zu berechnen.<br />

f) NZ 2007/23<br />

OGH vom 31. 1. 2006, 1 Ob 244/05 x<br />

§ 116 ZPO – Mangelhafte Zustellung im<br />

Verlassenschaftsverfahren<br />

Trifft das Verlassenschaftsgericht trotz Beendigung<br />

gem. § 72 AußStrG (alt) nach bloßem Vorliegen<br />

einer negativen Meldeauskunft keine weiteren<br />

Vorkehrungen zur Ausforschung eines Erben<br />

unbekannten Aufenthaltes, so hat es seine Verpflichtung<br />

zu Vornahme zumutbarer Erhebungen<br />

in unvertretbarer Weise verletzt. Es sind damit die<br />

Voraussetzungen für die Bejahung einer Amtshaftung<br />

gegeben (hier: Verjährung von Ansprüchen<br />

aus Schenkungsanrechnung).<br />

g) NZ 2007/38<br />

OGH vom 4. 11. 2005, 5 Ob 105/05 k<br />

§§ 785, 951 ABGB – Deckung des<br />

Schenkungspflichtteils<br />

Für den Umstand, dass der Nachlass zur Deckung<br />

des Schenkungspflichtteils nicht ausreicht, trifft den<br />

Anrechnungsberechtigten die Behauptungs- und<br />

Beweislast.<br />

h) NZ 2007/39<br />

OGH vom 24. 10. 2005, 9 Ob 54/05 i<br />

23 AngG – Auszahlung der Todfalls-<br />

Abfertigung<br />

Es liegt außerhalb der Kompetenz des Pflegschaftsgerichts,<br />

den Gerichtskommissär anzuweisen, die –<br />

vom ehemaligen Arbeitgeber des Verstorbenen –<br />

zu Unrecht auf das Anderkonto des Gerichtskommissärs<br />

überwiesene Todfallsabfertigung direkt an<br />

den unterhaltsberechtigten Erben auszuzahlen.<br />

i) NZ 2007/54<br />

OGH vom 29. 3. 2006, 3 Ob 315/05 b<br />

§ 786 ABGB – Teileinklagung des Pflichtteils<br />

Bei der gerichtlichen Geltendmachung von<br />

Pflichtteilsansprüchen durch den Noterben steht<br />

einer Teileinklagung grundsätzlich kein Hindernis<br />

entgegen. Stellt sich aber zu einem späteren Zeitpunkt<br />

heraus, dass der Pflichtteilsanspruch zum<br />

Zuteilungszeitpunkt höher gewesen wäre, kann<br />

der überschießende Teil nachgefordert werden.<br />

j) NZ 2007/62<br />

OGH vom 14. 3. 2006, 4 Ob 17/06 p<br />

§§ 721, 723 ABGB – Stillschweigender<br />

Widerruf eines Testaments<br />

§ 721 Satz 2 ABGB enthält nur<br />

die gesetzliche Vermutung,<br />

dass aus der Vernichtung einer<br />

von mehreren gleichlautenden<br />

Urkunden für sich allein nicht<br />

auf den Widerruf der Verfügung<br />

geschlossen werden<br />

kann. Diese Vermutung kann<br />

widerlegt werden.<br />

k) NZ 2007/63<br />

OGH vom 11. 5. 2006,<br />

8 Ob 6/06 z<br />

§ 589 ABGB – Rechtspraktikum<br />

als „Gerichtsperson“<br />

iSd § 589 ABGB<br />

Das Gericht, welches eine<br />

gerichtliche letztwillige Anordnung<br />

aufnimmt, muss gem.<br />

§ 589 ABGB ua. aus zwei<br />

Gerichtspersonen bestehen.<br />

Ein Rechtspraktikant ist als<br />

geeignete Gerichtsperson im<br />

Sinne dieser Bestimmung<br />

anzusehen.<br />

4) Österreichische<br />

Juristenzeitung<br />

a) ÖJZ-EvBl 2007/12<br />

OGH vom 31. 8. 2006,<br />

6 Ob 184/06 m<br />

Existenzminimum und<br />

gemeinsamer Haushalt<br />

§ 292b Z 1 EO (§ 140 ABGB)<br />

Im Rahmen der vom Gericht<br />

bei Herabsetzung des Existenzminimums<br />

gem. § 292b<br />

Z 1 EO zu treffenden Ermessensentscheidung<br />

ist auch zu<br />

berücksichtigen, ob der Verpflichtete<br />

alleine lebt oder<br />

nicht, mindert dies doch,<br />

wenn sein Ehepartner oder<br />

Lebensgefährte sich an den<br />

regelmäßigen Fixkosten beteiligt,<br />

die eigene finanzielle<br />

Belastung des Unterhaltspflichtigen<br />

deutlich.<br />

b) ÖJZ-EvBl 2007/20<br />

OGH vom 3. 10. 2006,<br />

10 Ob 51/06 g<br />

Geltendmachung von<br />

Unterhaltsansprüchen<br />

nach dem NYÜbk<br />

§ 56 Abs. 1 AußStrG 2005<br />

(§ 40 a JN)<br />

Durch § 56 Abs. 1 AußStrG<br />

2005, wonach ein angefochtener<br />

Beschluss über eine<br />

17


Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />

Sache, die nicht auf den<br />

außerstreitigen Rechtsweg<br />

gehört, vom Rekursgericht<br />

aufzuheben, das vorangegangene<br />

Verfahren für nichtig zu<br />

erklären und der ihm allenfalls<br />

vorangegangene Antrag zurückzuweisen<br />

ist, wurde dem<br />

§ 40 a JN nicht derogiert.<br />

Art 6 Abs. 3 NYÜbk (BG zur<br />

Durchführung des NYÜbk)<br />

Weder das New Yorker Übereinkommen<br />

vom 20. 6. 1956<br />

über die Geltendmachung von<br />

Unterhaltsansprüchen im Ausland<br />

BGBl 1969/316<br />

(„NYÜbk“) noch das dazu<br />

ergangene Durchführungsgesetz<br />

BGBl 1969/317 idF BGBl<br />

1986/377 erhalten eine Anordnung<br />

über den einzuhaltenden<br />

Rechtsweg. Art 6 Abs. 3<br />

NYÜbk, der auch für Anträge<br />

auf Abänderung einer Unterhaltsentscheidung<br />

gilt (Art 8<br />

NYÜbk), betont, dass der<br />

Unterhaltsanspruch und seine<br />

prozessuale Geltendmachung<br />

einschließlich des internationalen<br />

Privatrechts nach dem<br />

Recht des Staats des<br />

Anspruchsgegners zu beurteilen<br />

ist.<br />

c) ÖJZ-EvBl 2007/57 =<br />

E-FZ 2007/69<br />

OGH vom 19. 12. 2006,<br />

4 Ob 214/06 h<br />

Verjährung des Anspruchs<br />

auf Schenkungspflichtteil<br />

§ 785 ABGB (§ 1487 ABGB)<br />

Die kurze Verjährungsfrist des<br />

§ 1487 ABGB gilt auch für den<br />

Schenkungspflichtteilsanspruch<br />

eines gesetzlichen<br />

Erben gegen einen Miterben.<br />

d) ÖJZ-EvBl 2007/79<br />

OGH vom 30. 1. 2007,<br />

2 Ob 131/06 p<br />

Der materielle Parteibegriff<br />

im Außerstreitverfahren<br />

§ 2 Abs. 1 Z 3 AußStrG<br />

(§ 810 Abs. 2 ABGB)<br />

Vertragspartnern des ruhenden<br />

Nachlasses kommt im abhandlungsgerichtlichenVertragsgenehmigungsverfahren<br />

auch<br />

nach den Bestimmungen des<br />

AußStrG nF weiterhin keine<br />

Parteistellung zu, weil der<br />

18<br />

Schutz ihrer rechtlichen Stellung nicht Verfahrenszweck<br />

des Verlassenschaftsverfahrens ist. Dies gilt<br />

auch für Nachlassgläubiger, denen im Verlassenschaftsverfahren<br />

nur insoweit Parteistellung<br />

zukommt, als sie von ihren Rechten nach den<br />

§§ 811 bis 813 ABGB Gebrauch machen.<br />

e) ÖJZ-EvBl 2007/84<br />

OGH vom 31. 1. 2007, 2Ob 192/06 h<br />

Unterhalt im Anschöpfungsverfahren<br />

§ 140 ABGB (§§ 199 ff ABGB)<br />

Im Abschöpfungsverfahren mit Restschuldbefreiung<br />

(§§ 199 ff KO) sind die vom unterhaltspflichtigen<br />

Schuldner dem Treuhänder abgetretenen<br />

Forderungen aus einem Arbeitsverhältnis<br />

(Abschöpfungsbeträge) von der Unterhaltsbemessungsgrundlage<br />

ebenso abzuziehen, wie die aufgrund<br />

eines gerichtlich bestätigten Zahlungsplans<br />

geleisteten Schuldenzahlungen. Dem Unterhaltsberechtigten<br />

steht aber jedenfalls ein monatlicher<br />

Unterhalt in der Höhe zu, wie er sich aufgrund<br />

einer Berechnung nach der sogenannten Differenzmethode<br />

aus der Differenz der Existenzminima<br />

nach den §§ 291a und 291b Abs. 2 EO ergibt<br />

(RIS-<strong>Justiz</strong> RS0119114), auch wenn eine Unterhaltsberechnung<br />

nach der sogenannten Prozentsatzmethode<br />

wegen der grundsätzlichen Abzugsfähigkeit<br />

der Abschöpfungsbeträge einen geringeren<br />

Unterhaltsbeitrag ergäbe.<br />

f) ÖJZ-EvBl 2007/91 = E-FZ 2007/84<br />

OGH vom 27. 2. 2007, 10 Ob 4/07 x<br />

Berücksichtigung der (verbilligten)<br />

Dienstwohnung bei Unterhaltsbemessung<br />

§ 140 ABGB<br />

Da der Unterhaltsschuldner keinen Einfluss darauf<br />

hat, welche Dienstwohnung ihm vom Dienstgeber<br />

zur Verfügung gestellt wird oder überhaupt<br />

zur Verfügung steht, ist diesem Umstand bei der<br />

Bemessung des Unterhalts dadurch Rechnung zu<br />

tragen, dass als Wert der verbilligten Wohnungsmöglichkeit,<br />

also des Sachbezugs, nicht der ortsübliche<br />

Mietzins für eine vergleichbare Wohnung,<br />

sondern die Differenz zwischen dem Mietzins,<br />

den er auf dem örtlichen Wohnungsmarkt für<br />

eine seinem Lebensstandard entsprechende angemessene<br />

kleinere Wohnung zahlen müsste, und<br />

dem für die Dienstwohnung zu zahlenden Entgelt<br />

herangezogen wird. Die Ersparnis des Unterhaltsschuldners<br />

aufgrund der Vorteile, die sich allenfalls<br />

aus der Lage der Dienstwohnung ergeben,<br />

bildet keine Zuwendung des Dienstgebers und<br />

ist daher nicht als geldwerte Leistung zu berücksichtigen.<br />

g) ÖJZ-EvBl 2007/103<br />

OGH vom 15. 3. 2007, 8 Ob 10/07 i<br />

Fremdhändige Testamentsergänzung<br />

§ 578 ABGB<br />

Fremdhändige Einfügungen nehmen dem eigenhändigen<br />

Teil eines Testaments unabhängig<br />

davon, ob sie mit oder ohne<br />

Wissen und Willen des Testators<br />

erfolgt sind, nicht die<br />

Gültigkeit. Der Text ist so zu<br />

lesen, als ob die fremde<br />

Schrift nicht vorhanden wäre.<br />

Ergibt der eigenhändige Text<br />

einen Sinn und ist er als solcher<br />

als gültiges eigenhändiges<br />

Testament anzusehen, so<br />

liegt eine wirksame letztwillige<br />

Verfügung vor.<br />

h) ÖJZ-EvBl 2007/116<br />

OGH vom 28. 3. 2007,<br />

9 Ob 14/07 k<br />

Wirkung des Verlassenschaftsinventars<br />

§ 167 Abs. 2 AußStrG<br />

Weist das Forderungsschreiben<br />

eines Verlassenschaftsgläubigers<br />

der in § 167 Abs. 3<br />

AußStrG genannten Mindesterfordernisse<br />

auf, sodass das<br />

Verlassenschaftsgericht Rechtsgrund,<br />

Höhe und Fälligkeit<br />

der Forderung unschwer feststellen<br />

kann, ist die Forderung<br />

– nur für das Verlassenschaftsverfahren<br />

bindend – ohne<br />

weiteres Beweisverfahren als<br />

Passivum in das Inventar aufzunehmen.<br />

i) ÖJZ-EvBl 2007/117<br />

OGH vom 28. 3. 2007,<br />

7 Ob 43/07 k<br />

Zur Erbunwürdigkeit<br />

§ 540 ABGB<br />

Nur eine zu Lebzeiten des<br />

Erblassers begangene strafbare<br />

Handlung kann Erbunwürdigkeit<br />

bewirken.<br />

§ 542 SBGB<br />

Erbunwürdigkeit ist nur dann<br />

anzunehmen, wenn ein Sachverhalt<br />

vorliegt, der den in<br />

§ 542 ABGB – nicht erschöpfend<br />

– aufgezählten Gründen<br />

gleichkommt. Es muss eine<br />

Gefährdung der gewillkürten<br />

Erbfolgeordnung beabsichtigt<br />

sein.<br />

j) ÖJZ-EvBl 2007/126<br />

OGH vom 23. 4. 2007,<br />

4 Ob 69/07 m<br />

Berechnung des Haftvorschusses<br />

§ 4 Z 3 UVG (§ 6 Abs. 2, § 7<br />

UVG; § 89 Abs. 1 und 5 ASVG)


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />

Leistungen aus der Pensionsversicherung,<br />

die ein unterhaltsberechtigtes<br />

Kind aufgrund<br />

eines eigenen<br />

Anspruchs nach § 89 Abs. 5<br />

ASVG erhält, sind bei Berechnung<br />

des Unterhaltsvorschusses<br />

nach § 4 Z 3 UVG („Haftvorschuss“)<br />

vom Richtsatz in<br />

Abzug zu bringen.<br />

5) Juristische Blätter<br />

a) JBl 4/2007<br />

OGH vom 6. 4. 2006,<br />

6 Ob 52/06 z<br />

Unterhaltsbemessung im<br />

Konkurs des Unterhaltspflichtigen<br />

§§ 291a und 291b EO:<br />

Zur Bemessung des Unterhalts<br />

für mehrere Kinder im Konkurs(Schuldenregulierungsverfahren)<br />

des Unterhaltspflichtigen.<br />

b) JBl 5/2007<br />

OGH vom 31. 8. 2006,<br />

6 Ob 183/06 i<br />

Prozesskostenersatz als<br />

Sonderbedarf des Kindes/<br />

Kosten des Unterhaltsprozesses<br />

§§ 140 und 212 Abs. 2 ABGB:<br />

Ein Kind kann die ihm in<br />

einem Verfahren außer Streitsachen,<br />

das es zur Durchsetzung<br />

seiner Unterhaltsansprüche<br />

nach § 140 ABGB führt(e),<br />

erwachsenden Prozess- und<br />

Vertretungskosten grundsätzlich<br />

nicht aus dem Titel des<br />

Unterhaltssonderbedarfs<br />

gegenüber dem Geldunterhaltsschuldner<br />

geltend<br />

machen. Dies wäre nur dann<br />

der Fall, wenn in diesem Verfahren<br />

aus besonderen Gründen<br />

Anhaltspunkte für die<br />

Notwenigkeit der Beiziehung<br />

eines Rechtsanwalts bestanden<br />

hätten, eine anwaltliche Vertretung<br />

des Kindes also ausnahmsweise<br />

auf Grund der<br />

besonderen Schwierigkeit des<br />

Falls für notwendig angesehen<br />

werden müsste.<br />

Jedem unterhaltsberechtigten<br />

Kind bzw. seinem obsorgeberechtigten<br />

Elternteil steht ja im<br />

Hinblick auf § 212 Abs. 2<br />

ABGB die Möglichkeit offen, sich bei der Durchsetzung<br />

der Unterhaltsansprüche vom Jugendwohlfahrtsträger<br />

vertreten zu lassen.<br />

c) JBl 7/2007<br />

OGH vom 21. 12. 2006, 6 Ob 282/06 y<br />

Unterhaltsbemessung im Konkurs<br />

§ 140 ABGB; §§ 199 ff KO:<br />

Der OGH hat in jüngerer Zeit durch seinen 1.<br />

und seinen 7. Senat mehrfach ausgesprochen,<br />

die Unterhaltsbemessungsgrundlage ändere sich<br />

aufgrund eines im Schuldenregulierungsverfahren<br />

festgelegten Zahlungsplans; die danach zurückzuzahlenden<br />

Schulden seien grundsätzlich als<br />

außergewöhnliche Belastung abzugsfähig, diene<br />

doch der Zahlungsplan gerade dazu, die Arbeitskraft<br />

und Leistungsfähigkeit des Unterhaltspflichtigen<br />

nach dessen Erfüllung wieder herzustellen.<br />

Auch wenn die an dieser Rsp in der Literatur<br />

geübte Kritik durchaus beachtenswert ist, bedarf<br />

es dennoch im vorliegenden Fall einer grundsätzlichen<br />

Auseinandersetzung mit der kritisierten<br />

Rsp des 1. und 7. Senats nicht: Wie der Revisionsrekurs<br />

nämlich selbst erkennt, sind Schulden,<br />

die vor Konkurseröffnung bei der Unterhaltsbemessung<br />

abzugsfähig gewesen wären,<br />

auch nach Konkursaufhebung zu berücksichtigen.<br />

d) JBl 7/2007 = E-FZ 2007/64<br />

OGH vom 31. 1. 2007, 2 Ob 192/06 h<br />

Unterhaltsbemessung im Konkurs<br />

§§ 55a und 69a EheG; §§ 199 ff KO;<br />

§§ 291a und 291b Abs. 2 EO:<br />

Die Kernmassage der neuen Lehre und Rsp, dass<br />

nach Annahme des Zahlungsplans eines unterhaltspflichtigen<br />

Schuldners unter Aufhebung des<br />

Schuldenregulierungsverfahrens die Differenzberechnung<br />

der Existenzminima für die Unterhaltsmessung<br />

nicht mehr von Bedeutung sei, vielmehr<br />

die Verbindlichkeiten aus dem Zahlungsplan von<br />

der Unterhaltsbemessungsgrundlage abzuziehen<br />

seien, wird ua damit begründet, dass die Möglichkeit<br />

zur Entschuldung des Unterhaltspflichtigen<br />

nach den Normen über das Schuldenregulierungsverfahren<br />

nicht nur für diesen, sondern<br />

auch für seine unterhaltsberechtigten Kinder eine<br />

„Chance“ sei, „die ein pflichtbewusster Unterhaltsschuldner<br />

zu ergreifen in der Regel zweifellos<br />

sogar verpflichtet sei“, weil ein solches Verfahren<br />

für Schuldner der einzige Weg sei, jemals<br />

wieder über ein unbelastetes Einkommen zu verfügen,<br />

um damit auch wieder Unterhaltspflichten<br />

„in einem befriedigenden Maß“ nachkommen zu<br />

können. Nicht nur der Unterhaltspflichtige selbst,<br />

sondern auch dessen Familie „müsste, sich eben<br />

nach der Decke strecken“. Der erkennende Senat<br />

vermag diesen auf die Maßstabfigur eines normgerechten,<br />

pflichtbewussten Unterhaltspflichtigen<br />

abstellenden Aussagen durchaus zu folgen,<br />

erachtet aber die gänzliche Eliminierung der Differenzrechnung<br />

bei der Berechnung des auch<br />

nach Billigkeitserwägungen<br />

festzusetzenden Unterhalts als<br />

nicht sachgerecht: Im<br />

Abschöpfungsverfahren mit<br />

Restschuldbefriedigung (§§ 199<br />

ff KO) sind die vom unterhaltspflichtigen<br />

Schuldner dem<br />

Treuhänder abgetretenen Forderungen<br />

aus einem Arbeitsverhältnis(Abschöpfungsbeträge)<br />

von der Unterhaltsbemessungsgrundlage<br />

ebenso abzuziehen<br />

wie die aufgrund eines<br />

gerichtlich bestätigten Zahlungsplans<br />

geleisteten Schuldenzahlungen.<br />

Dem Unterhaltsberechtigen<br />

steht aber<br />

jedenfalls ein monatlicher<br />

Unterhalt in der Höhe zu, wie<br />

es sich aufgrund einer Berechnung<br />

nach der sogenannten<br />

Differenzmethode nach der<br />

Differenz der Existenzminima<br />

nach den §§ 291 a und 291b<br />

Abs. 2 EO ergibt, auch wenn<br />

eine Unterhaltsberechnung<br />

nach der sogenannten Prozentsatzmethode<br />

wegen der<br />

grundsätzlichen Abzugsfähigkeit<br />

der Abschöpfungsbeträge<br />

einen geringeren Unterhaltsbeitrag<br />

ergäbe.<br />

e) JBl 7/2007<br />

OGH vom 31. 8. 2006,<br />

6 Ob 184/06 m<br />

Existenzminimum des<br />

Unterhaltspflichtigen,<br />

dessen Wohnungskosten<br />

teilweise von einem Partner<br />

getragen werden<br />

§§ 291a ff EO; § 140 ABGB:<br />

Im Rahmen der vom Gericht<br />

nach § 291b EO zu treffenden<br />

Ermessensentscheidung ist<br />

auch zu berücksichtigen, ob<br />

der Verpflichtete allein lebt<br />

oder nicht, mindert doch,<br />

wenn sich sein Ehepartner<br />

oder Lebensgefährte an den<br />

regelmäßigen Fixkosten beteiligt,<br />

die eigene finanzielle<br />

Belastung des Unterhaltspflichtigen<br />

deutlich.<br />

Das Existenzminimum nach<br />

§ 291a EO steht grundsätzlich<br />

unabhängig davon zu, ob der<br />

Verpflichtete allein lebt oder<br />

nicht. Anderes gilt allerdings<br />

im Rahmen der hier – vorzunehmenden<br />

Prüfung der Mög-<br />

19


Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />

lichkeit der angemessenen<br />

Herabsetzung nach § 292b EO.<br />

Aus der Regelung des § 293<br />

Abs. 1 lit a ASVG ergeben sich<br />

Anhaltspunkte für eine Summe<br />

von 461,99 Euro als absolute<br />

Untergrenze des Geldunterhaltsbedarfs<br />

eines Unterhaltspflichtigen,<br />

der nicht für seine<br />

gesamten Wohnungskosten<br />

selbst aufzukommen hat.<br />

f) JBl 7/2007<br />

OGH vom 30. 5. 2006,<br />

3 Ob 307/05 a<br />

Zustellbestätigungen der<br />

Post keine öffentlichen<br />

Urkunden<br />

§ 292 ZPO:<br />

Anders als die Zustellnachweise<br />

nach § 22 ZustellG, der<br />

wie dieses Gesetz überhaupt<br />

nur für Zustellungen von<br />

Schriftstücken von Gerichten<br />

und Verwaltungsbehören gilt,<br />

sind Übernahmsbestätigungen<br />

bei von Privaten aufgegebenen<br />

Briefen weder öffentliche<br />

noch öffentlich beglaubigte<br />

Urkunden. Nichts anderes<br />

kann aber für Vermerke wie<br />

jenen gelten, auf den sich<br />

hier der Betreibende beruft<br />

(„nicht angenommen“). Die<br />

Österreichische Post AG selbst<br />

ist keine Behörde. Bei Zustellvorgängen<br />

zwischen Privaten<br />

fehlt somit jegliche Rechtsgrundlage<br />

für Bestätigungen<br />

oder Vermerke in Form öffentlicher<br />

Urkunden.<br />

6) Zeitschrift für Eheund<br />

Familienrecht<br />

a) EF-Z 2007/13<br />

OGH vom 12. 9. 2006,<br />

10 Ob 56/06 t<br />

Neues von der absoluten<br />

Leistungsfähigkeit<br />

§ 140 ABGB; §§ 292 b EO<br />

Es entspricht nicht der Rsp.,<br />

dass das Unterhaltsexistenzminimum<br />

nach § 291 b EO nur<br />

dort unterschritten werden<br />

dürfte, wo eine subsidiäre<br />

Unterhaltspflicht des betreuenden<br />

Elternteils nicht besteht.<br />

Eine teilweise oder sogar<br />

gänzliche Befreiung des an<br />

sich geldunterhaltspflichtigen<br />

20<br />

Elternteils, der über ein Einkommen nahe dem<br />

Existenzminimum verfügt, ist nur dann denkbar,<br />

wenn der betreuende Elternteil über ein beträchtlich<br />

höheres Einkommen verfügt, sodass die dem<br />

anderen Teil zumutbare Alimentierung im Vergleich<br />

dazu bei lebensnaher Betrachtung aller<br />

Umstände nicht mehr ins Gewicht fällt.<br />

b) EF-Z 2007/17<br />

OGH vom 17. 10. 2006, 1 Ob 189/06 k<br />

Bei Festsetzung der Sachwalterentschädigung<br />

Kollisionskurator nicht notwendig<br />

§§ 266, 271 ABGB<br />

Es hat bei den Grundsätzen der bisherigen, vor<br />

Inkrafttreten des KindRÄG 2001 ergangenen Rsp.<br />

des OGH zu bleiben, dass es im Allgemeinen in<br />

Verfahren zur Festsetzung der Sachwalterentschädigung<br />

für die Vertretung des Betroffenen keiner<br />

Bestellung eines Kollisionskurators bedarf.<br />

c) EF-Z 2007/19<br />

OGH vom LG Salzburg vom 30. 8. 2006,<br />

21 R 460/06 b<br />

Der „Erbrechtsstreit“ im Verlassenschaftsverfahren<br />

§§ 161 ff AußStrG<br />

Nach neuem Außerstreitverfahrensrecht hat das<br />

Abhandlungsgericht bei widersprechenden Erbantrittserklärungen<br />

– im Verlassenschaftsverfahren –<br />

das Erbrecht der Berechtigten festzustellen und<br />

die übrigen Erbantrittserklärungen abzuweisen.<br />

Im Verfahren über das Erbrecht gelten die aus<br />

dem Streitverfahren bekannten Beweislastregeln.<br />

d) EF-Z 2007/23<br />

OGH vom LG Salzburg vom 11. 10. 2006,<br />

21 R 342/06 z<br />

Keine Rechtspflegerzuständigkeit für die<br />

Festsetzung einstweiligen Unterhalts<br />

§ 140 ABGB, § 382 Abs. 1 Z 8 lit a EO; § 19 RPflG<br />

In Unterhaltssachen besteht funktionelle Zuständigkeit<br />

des Rechtspflegers für alle Unterhaltsansprüche<br />

von Kindern mit Ausnahme der Bestimmung<br />

einstweiligen Unterhalts nach § 382 Abs. 1<br />

Z 8 lit a EO.<br />

e) EF-Z 2007/49<br />

LG Feldkirch vom 17. 11. 2006, 1 R 253/06 y<br />

Verfahrenshilfe – Absehen von der<br />

Nachzahlungspflicht<br />

§§ 71 f ZPO<br />

§ 71 Abs. 1 ZPO bietet keine Grundlage für<br />

einen Beschluss, mit dem infolge Verfahrenshilfe<br />

gestundete Beträge für uneinbringlich erklärt<br />

werden.<br />

f) EF-Z 2007/64 = JBl 7/2007<br />

OGH vom 31. 1. 2007, 2 Ob 192/06 h<br />

Unterhaltspflichtige im Schuldenregulierungsverfahren<br />

und deren Unterhaltsbemessungsgrundlage<br />

§ 69 a EheG<br />

Die Entscheidungen, der aufgrund<br />

eines Zahlungsplans<br />

zurückzuzahlenden Schulden<br />

als außergewöhnliche Belastung<br />

als von der Unterhaltsbemessungsgrundlageabzugsfähig<br />

zu erachten, stellen eine<br />

tiefgreifende Änderung der<br />

Rsp. dar; daher können titulierte<br />

Unterhaltsansprüche<br />

auch ohne (sonstige) Änderung<br />

der Sachverhaltsgrundlagen<br />

neu bemessen werden.<br />

Diese neue Rsp. gilt sowohl<br />

im Kindes- als auch im Ehegattenunterhaltsrechts.<br />

Im Abschöpfungsverfahren mit<br />

Restschuldbefreiung (§§ 199 ff<br />

KO) sind die vom unterhaltspflichtigen<br />

Schuldner dem<br />

Treuhänder abgetretenen Forderungen<br />

aus einem Arbeitsverhältnis(Abschöpfungsbeträge)<br />

von der Unterhaltsbemessungsgrundlage<br />

ebenso abzuziehen<br />

wie die aufgrund eines<br />

gerichtlich bestätigten Zahlungsplans<br />

geleistete Schuldenzahlungen.<br />

Dem Unterhalsberechtigten<br />

steht aber<br />

jedenfalls ein monatlicher<br />

Unterhalt in der Höhe zu, wie<br />

er sich aufgrund einer Berechnung<br />

nach der sog. Differenzmethode<br />

nach der Differenz<br />

der Existenzminima nach den<br />

§§ 291 a und 291 b Abs. 2 EO<br />

ergibt, auch wenn eine Unterhaltsberechnung<br />

nach der Prozentsatzmethode<br />

wegen der<br />

grundsätzlichen Abzugsfähigkeit<br />

der Abschöpfungsbeträge<br />

einen geringeren Unterhaltsbeitrag<br />

ergäbe.<br />

g) EF-Z 2007/69 = ÖJZ-EvBl<br />

2007/57 und FamZ 85/07<br />

OGH vom 19. 12. 2006,<br />

4 Ob 214/06 h<br />

Verjährung des Schenkungspflichtteilsanspruchs<br />

§ 1487 ABGB<br />

Die kurze Verjährungsfrist des<br />

§ 1487 ABGB gilt auch für den<br />

Schenkungspflichtteilsanspruch<br />

eines gesetzlichen<br />

Erben gegen einen Miterben.<br />

h) EF-Z 2007/70<br />

OGH vom 21. 12. 2006,


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />

2 Ob 132/06 k<br />

Die gesetzliche Erbfolge<br />

ist kein Vorkaufsfall<br />

§§ 1072, 1078 ABGB<br />

Der Vorkaufsfall wird nicht<br />

durch jeden Übergang der<br />

belasteten Liegenschaft auf<br />

einen neuen Eigentümer, sondern<br />

nur dann ausgelöst,<br />

wenn dieser Übergang, auf<br />

einem „Geschäft“, also auf<br />

einer rechtsgeschäftlichen,<br />

allenfalls auch letztwilligen<br />

Verfügung des Vorkaufsverpflichteten<br />

beruht. Ein Vorkaufsrecht<br />

hindert daher den<br />

Eigentumserwerb im Wege der<br />

gesetzlichen Erbfolge nicht,<br />

setzt doch deren Eintritt gerade<br />

voraus, dass der Erblasser<br />

keine (gültige) Verfügung über<br />

sein Vermögen zu Gunsten<br />

des Erben getroffen hat.<br />

i) EF-Z 2007/83<br />

OGH vom 27. 2. 2007,<br />

10 Ob 8/07 k<br />

Lebensaufwand des Vaters<br />

durch Schenkung der<br />

Großeltern finanziert.<br />

§ 140 ABGB<br />

Grundsätzlich erhöhen nur<br />

solche Zuwendungen an den<br />

Unterhaltspflichtigen die<br />

Bemessungsgrundlage, auf die<br />

er einen Rechtsanspruch hat;<br />

ohne Rechtsanspruch erbrachte<br />

(d.h. freiwillige) Leistungen<br />

kommen ihm allein zugute, es<br />

sei denn, diese sollen nach<br />

dem Willen, des Zuwendenden<br />

auch dem Unterhaltsberechtigten<br />

zugute kommen.<br />

j) EF-Z 2007/84 = ÖJZ-EvBl<br />

2007/91<br />

OGH vom 27. 2. 2007,<br />

10 Ob 4/07 x<br />

Zur Anrechnung einer luxuriösen<br />

Dienstwohnung des<br />

Unterhaltspflichtigen<br />

§ 140 ABGB<br />

Hat der Unterhaltspflichtige<br />

keinen Einfluss darauf, welche<br />

Dienstwohnung ihm sein<br />

Dienstgeber zur Verfügung<br />

stellt, ist als Wert der verbilligten<br />

Wohnmöglichkeit (des<br />

Sachbezugs) die Differenz<br />

zwischen dem Mietzins, den<br />

er auf dem örtlichen Woh-<br />

nungsmarkt für eine seinem Lebensstandard entsprechende<br />

angemessene kleinere Wohnung zahlen<br />

müsste, und dem für die Dienstwohnung zu<br />

zahlenden Entgelt, heranzuziehen.<br />

k) EF-Z 2007/86<br />

OGH vom 16. 3. 2007, 6 Ob 44/07 z<br />

Anrechnung der Familienbeihilfe auf den<br />

Kindesunterhalt und Steuerreform 2005<br />

§ 140 ABGB; § 12 a FamLAG<br />

Durch das SteuerreformG 2005 ist ein Systemwandel<br />

nicht eingetreten. Daher hat sich auch<br />

an der Vorgehensweise bei der Anrechnung von<br />

Familienbeihilfe und Kinderabsetzbeträge auf den<br />

Kindesunterhalt zwecks steuerlicher Entlastung<br />

des Unterhaltspflichtigen mit Ausnahme<br />

der Grenzsteuersätze nichts geändert.<br />

l) EF-Z 2007/87<br />

OGH vom 9. 5. 2007, 9 Ob 129/06 w<br />

Wer hat Parteistellung im UV-Verfahren?<br />

§ 15 UVG<br />

Das ErstG bewilligte dem Minderjährigen Unterhaltsvorschüsse<br />

gem. §§ 3, 4 Z 1 UVG; das RekG<br />

wies den Antrag ab. Im RevRekVerfahren sind<br />

neben dem Mj. auch seine Mutter als Zahlungsempfängerin,<br />

der Vater als Unterhaltsschuldner<br />

und der Bund, vertreten durch den örtlich<br />

zuständigen Präsidenten des OLG, Parteien iSd<br />

§ 2 Abs. 1 UVG; ihnen ist eine Gleichschrift des<br />

RevRek. des Minderjährigen zwecks Einbringung<br />

einer RevRekBeantwortung zuzustellen.<br />

m) EF-Z 2007/92<br />

OGH vom 31. 1. 2007, 2 Ob 131/06 p<br />

Parteistellung im Verlassenschaftsverfahren<br />

§ 2 Abs. 1 Z 3 AußStrG nF<br />

Der Vertragspartner des ruhenden Nachlasses ist<br />

(weiterhin) nicht Partei des Verfahrens zur Entscheidung<br />

über die abhandlungsgerichtliche Vertragsgenehmigung.<br />

Nachlassgläubiger haben im Verlassenschaftsverfahren<br />

(weiterhin) nur insoweit Parteistellung, als<br />

sie von ihren Rechten nach §§ 811 ff ABGB bzw.<br />

§ 174 AußStrG nF Gebrauch machen.<br />

n) EF-Z 2007/93<br />

OGH vom 13. 2. 2007, 4 Ob 235/06 x<br />

Zu den Kürzungsmöglichkeiten eines<br />

Legatsanspruchs<br />

§§ 692, 783 ABGB<br />

Das österreichische Erbrecht kennt zwei verschiedene,<br />

voneinander unabhängige Formen der<br />

Legatsreduktion, nämlich einmal nach § 692<br />

ABGB, wenn die Vermächtnisse den Reinnachlass<br />

übersteigen, und zum anderen nach § 783 ABGB,<br />

wenn dem Noterben der gebührende Pflichtteil<br />

nicht oder nicht vollständig ausgemessen wurde.<br />

Sie überschneiden sich, § 783 geht über § 692<br />

ABGB hinaus.<br />

o) EF-Z 2007/108<br />

OGH vom 18. 4. 2007,<br />

8 Ob 14/07 b<br />

Unterhaltsrückstand<br />

im Konkurs<br />

§ 140 ABGB; § 7 KO;<br />

§ 25 AußStrG<br />

Ansprüche auf rückständigen<br />

Unterhalt sind Konkursforderungen<br />

und nach Maßgabe<br />

der Bestimmungen der KO zu<br />

behandeln. Ein Pflegschaftsverfahren,<br />

soweit es bis zur<br />

Konkurseröffnung geschuldeten,<br />

rückständigen Unterhalt<br />

zum Gegenstand hat, wird<br />

durch die Eröffnung des<br />

Schuldenregulierungsverfahrens<br />

über das Vermögen des<br />

Unterhaltspflichtigen unterbrochen.<br />

Die Unterbrechung tritt<br />

ex lege ein. Der sich aufgrund<br />

der bisherigen Unterhaltstitel<br />

ergebende Rückstand ist als<br />

Konkursforderung im Schuldenregulierungsverfahren<br />

des<br />

Unterhaltspflichtigen anzumelden.<br />

Bei Konkursforderungen,<br />

die der Anmeldung unterliegen,<br />

kann das Verfahren nur<br />

aufgenommen werden, wenn<br />

der Anspruch im Konkurs<br />

angemeldet, dort der Prüfung<br />

unterzogen und bestritten<br />

wurde. Dies gilt auch im Fall<br />

der Unterbrechung eines<br />

außerstreitigen Verfahrens.<br />

Auch die Aufnahme eines<br />

gem. § 7 Abs. 1 KO unterbrochenen<br />

außerstreitigen Verfahrens<br />

bedarf eines Aufnahmeantrags<br />

und eines aufgrund<br />

eines solchen Antrags gefassten<br />

Gerichtsbeschlusses.<br />

Bis ein solcher Aufnahmebeschluss<br />

gefasst wird, besteht<br />

die durch die Konkurseröffnung<br />

eingetretene Unterbrechungswirkung<br />

fort. Daran<br />

ändert auch die Aufhebung<br />

des Konkurses nichts, weil<br />

auch in diesem Fall die Aufnahme<br />

des Verfahrens eines<br />

Parteiantrags und eines Aufnahmebeschlusses<br />

bedarf.<br />

p) EF-Z 2007/109<br />

OGH vom 19. 4. 2007,<br />

6 Ob 64/07 s<br />

Unterhaltspflichtiger muss<br />

21


Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />

sich auch Behandlungen<br />

unterziehen<br />

§ 140 ABGB<br />

Bei geistigen Störungen und<br />

Erkrankungen ist bei Anwendung<br />

der Anspannungstheorie<br />

zu klären, ob die Weigerung<br />

des Unterhaltspflichtigen, sich<br />

einer medikamentösen Therapie<br />

zu unterziehen, Folge<br />

einer gerade durch die Krankheit<br />

bzw. geistigen Störung<br />

bedingten zumindest insoweit<br />

fehlenden oder verminderten<br />

Einsichtsfähigkeit ist, oder ob<br />

der Unterhaltspflichtige in der<br />

Lage wäre, die Notwendigkeit<br />

der Behandlung zu erkennen<br />

und nach dieser Einsicht zu<br />

handeln.<br />

q) EF-Z 2007/113<br />

OGH vom 15. 3. 2007,<br />

8 Ob 10/07 i<br />

Fremdhändige Testamentszusätze<br />

§ 587 ABGB<br />

Fremdhändige Einfügungen<br />

nehmen dem eigenhändigen<br />

Teil eines Testaments die Gültigkeit<br />

nicht. Dies gilt unabhängig<br />

davon, ob diese mit<br />

oder ohne Wissen und Willen<br />

des Testators erfolgt sind.<br />

r) EF-Z 2007/114<br />

OGH vom 23. 4. 2007,<br />

4 Ob 27/07 k<br />

Hohes Alter und Gebrechlichkeit<br />

– kein Nottestament<br />

§ 597 ABGB<br />

Nur unmittelbar drohende<br />

Todesgefahr oder Verlust der<br />

Testierfähigkeit ermöglichen<br />

wirksames Nottestament.<br />

6) Interdisziplinäre<br />

Zeitschrift für<br />

Familienrecht<br />

a) FamZ 3/07<br />

OGH vom 30. 8. 2006,<br />

7 Ob 164/06 b<br />

Der Geldunterhaltsanspruch<br />

des Vaters gegenüber<br />

seiner Gattin fällt in<br />

die Bemessungsgrundlage<br />

für den Kindesunterhalt<br />

§ 140 ABGB<br />

Der Geldunterhaltsanspruch<br />

22<br />

des Vaters gegenüber seiner wesentlich besser<br />

verdienenden Gattin ist in die Unterhaltsbemessungsgrundlage<br />

für das Kind einzubeziehen. Auf<br />

den Anspruch kann iSd § 94 Abs. 3 ABGB nicht<br />

verzichtet werden; wird er nicht geltend gemacht,<br />

ist er im Wege der Anspannung zu berücksichtigen.<br />

Die Führung des gemeinsamen Haushaltes<br />

ist nicht Voraussetzung dieses Anspruchs.<br />

b) FamZ 4/07<br />

OGH vom 30. 8. 2006, 7 Ob 178/06 m<br />

Unterhaltsreduktion bei beträchtlicher<br />

Mitbetreuung des Kindes<br />

§ 140 ABGB<br />

Wenn das Kind unter Berücksichtigung des<br />

Ferienbesuchsrechts insgesamt zu einem Drittel<br />

der Zeit vom geldunterhaltspflichtigen Elternteil<br />

mitbetreut wird, ist eine Reduktion des Unterhalts<br />

um 20 % vertretbar (Zurückweisung des Revisionsrekurses).<br />

Nach der Judikatur kann ein<br />

Besuchstag pro Woche als unterhaltsneutral angesehen<br />

werden; für jeden weiteren Tag ist eine<br />

Minderung um 10 % angemessen.<br />

c) FamZ 23/07<br />

LG St. Pölten vom 17. 5. 2006, 10 R 23/06 v<br />

Gerichtskommissionsgebühr für die Amtsbestätigung<br />

über die Vertretungsbefugnis des<br />

Erben<br />

§ 17 GKTG<br />

Wie schon das LG Salzburg (FamZ 23/06) und<br />

das LG für ZRS Wien (NZ 2006/31) geht auch das<br />

LG St. Pölten davon aus, dass dem Gerichtskommissär<br />

für die Ausstellung einer Amtsbestätigung<br />

über die Vertretungsbefugnis des Erben gem.<br />

§ 172 AußStrG nF eine Gebühr nach § 17 GKTG<br />

zusteht.<br />

d) FamZ 24/07<br />

LGZ Wien vom 22. 11. 2005, 42 R 420/05 h<br />

Zwischen rechtlichem Gehör und materieller<br />

Berechtigung ist zu unterscheiden<br />

§ 153 AußStrG<br />

Eines der beiden Kinder des Erblassers beantragte<br />

die Überlassung der 4.000 Euro nicht übersteigenden<br />

Nachlassaktiven. Das zweite – durchaus<br />

aktenkundige – Kind wurde nicht beigezogen.<br />

Dem Rekurs dieses Kindes wurde mit der<br />

Begründung Folge gegeben, dass zwar gem.<br />

§ 153 Abs. 1 letzter Satz AußStrG eine Verständigung<br />

(anderer Berechtigter) nicht vorgesehen ist.<br />

Wer aber mit einer solchen Erledigung nicht einverstanden<br />

ist, kann eine Erbantrittserklärung<br />

abgeben. Wer sich hingegen nur gegen die<br />

Ermächtigung wendet, kann Rekurs erheben,<br />

wenn er selbst Befriedigung aus den Verlassenschaftsaktiven<br />

anstrebt (Fucik/Kloiber, AußStrG<br />

2005 § 153 Rz 7). Daraus ergibt sich, dass im vorliegenden<br />

Fall Gericht und Gerichtskommissär<br />

verfahrensrechtlich richtig gehandelt haben, weil<br />

„es einer Verständigung nicht bedarf“ und hievon<br />

eben die materielle Berechtigung<br />

zu unterscheiden ist.<br />

e) FamZ 25/07<br />

LG Salzburg vom<br />

18. 10. 2006,<br />

42 R 420/05 h<br />

Verständigung gem. § 155<br />

AußStrG ausschließlich<br />

durch Gerichtskommissär<br />

§ 155 AußStrG<br />

Die in § 155 Abs. 1 AußStrG<br />

angeordnete Verständigung<br />

der aktenkundigen Gläubiger<br />

und jener aktenkundigen Personen,<br />

die als Erben oder Noterben<br />

in Frage kommen,<br />

obliegt alleine dem Gerichtskommissär<br />

und kann nicht<br />

wirksam durch andere Verfahrensbeteiligte,<br />

etwa den<br />

Erbenmachthaber, vorgenommen<br />

werden.<br />

f) FamZ 32/07<br />

OGH vom 9. 11. 2006,<br />

6 Ob 209/06 p<br />

Innehaltung mit den Unterhaltsvorschüssen<br />

bei<br />

Arbeitslosigkeit des Vaters<br />

§ 7 Abs. 1 Z 1, § 16 Abs. 2 UVG<br />

Das aufgrund der Mitteilung,<br />

dass der Unterhaltsschuldner<br />

seinen Arbeitsplatz verloren<br />

hat und Arbeitslosengeld<br />

bezieht, veranlasste (teilweise)<br />

Innehalten mit der Auszahlung<br />

der bewilligten Unterhaltsvorschüsse<br />

ist nicht zu<br />

beanstanden.<br />

Die Innehaltung ist jedoch<br />

nicht berechtigt, wenn der<br />

Unterhaltsschuldner im Zeitpunkt<br />

der erst- und zweitinstanzlichen<br />

Entscheidungen<br />

nicht (mehr) arbeitslos, sondern<br />

als Arbeiter sozialversicherungsrechtlich<br />

gemeldet<br />

war und die nach der Prozentmethode<br />

für den titulierten<br />

Unterhalt erforderliche Bemessungsgrundlage<br />

unter dem<br />

Medianeinkommen von männlichen<br />

Arbeitern (2004: 1.772,–<br />

Euro brutto) liegt.<br />

g) FamZ 38/07<br />

OGH vom 17. 10. 2006,<br />

1 Ob 189/06 k<br />

Kollisionskurator im<br />

Verfahren zur Festsetzung


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />

der Sachwalterentschädigung<br />

im Allgemeinen entbehrlich<br />

§ 266 Abs. 3, § 271 ABGB<br />

Im Allgemeinen ist es entbehrlich,<br />

im Verfahren zur Festsetzung<br />

der Sachwalterentschädigung<br />

einen Kollisionskurator<br />

zur Vertretung der Interessen<br />

des Betroffenen zu bestellen.<br />

Dies gilt auch für die Fälle des<br />

§ 266 Abs. 3 ABGB. Eine<br />

Bestellung kann insbesondere<br />

dann notwendig sein, wenn<br />

besonders hohe Ansprüche zu<br />

beurteilen sind oder Verzicht<br />

oder Verjährung vom Betroffenen<br />

nicht selbst geltend<br />

gemacht werden könnten.<br />

Beantragt ein Sachwalter zwar<br />

die nach § 266 Abs. 3 ABGB<br />

höchstmögliche Entschädigung<br />

von 10 % der Einkünfte des<br />

Betroffenen, liegt jedoch der<br />

Gesamtbetrag in einer Größenordnung,<br />

bei der die Wahrung<br />

der Interessen des<br />

Betroffenen im Wege der<br />

amtswegigen Prüfung durch<br />

den Richter gewährleistet<br />

erscheint, ist kein Kollisionskurator<br />

zu bestellen.<br />

h) FamZ 60/07<br />

OGH vom 14. 2. 2007,<br />

7 Ob 253/06 s<br />

In der Regel Selbsterhaltungsfähigkeit<br />

während<br />

der Ableistung des Zivildienstes<br />

§ 140 ABGB<br />

Bei bloß durchschnittlichen<br />

Lebensverhältnissen (hier<br />

würde der nach der Prozentmethode<br />

berechnete Unterhaltsanspruch<br />

nur geringfügig<br />

über den Regelbedarf Gleichaltriger<br />

hinausgehen) muss ein<br />

Zivildienst leistendes Kind als<br />

selbsterhaltungsfähig angesehen<br />

werden.<br />

i) FamZ 62/07<br />

OGH vom 16. 1. 2007,<br />

4 Ob 223/06 g<br />

Kein Unterhaltsvorschussanspruch<br />

bei unbekanntem<br />

Aufenthalt des Kindes<br />

§ 2 Abs. 1 UVG<br />

Unabhängig davon, wann von<br />

einem gewöhnlichen Aufent-<br />

halt des Kindes im Inland gesprochen werden<br />

kann und wie weit der Inlandsbegriff mit Rücksicht<br />

auf das EU-Ausland und auf Staaten des<br />

EWR zu fassen ist, setzt die Prüfung der<br />

Anspruchsvoraussetzung des inländischen Aufenthalts<br />

jedenfalls dessen Bekanntheit voraus. Die<br />

bloße Vermutung eines nunmehrigen gewöhnlichen<br />

Aufenthalts des Kindes in Griechenland<br />

kann die Weitergewährung des Unterhaltsvorschusses<br />

nicht rechtfertigen.<br />

j) FamZ 84/07<br />

LG Wiener Neustadt vom 30. 6. 2006,<br />

16 R 190/06 i<br />

Gebühren des Gerichtskommissärs für die<br />

Durchführung der Nachtragsabhandlung<br />

§ 13 GKTG<br />

Die Gebühren des GK für die Durchführung der<br />

Nachtragsabhandlung sind auf der Basis des<br />

nachträglich hervorgekommenen Vermögens zu<br />

berechnen und nicht nach der (früher judizierten)<br />

Differenzmethode zu ermitteln. Gegen die Differenzmethode<br />

spricht insbesondere schon der<br />

Wortlaut des § 13 GKTG, wonach die Gebühr des<br />

GK nach dieser Gesetzesstelle „für die Durchführung<br />

einer Nachtragsabhandlung“ zu bemessen ist.<br />

Kurse im JZB Schwechat<br />

Grundlehrgang:<br />

26. 02. – 26. 06. 2008<br />

20. 08. – 11. 12. 2008<br />

Arbeitsgebietslehrgang<br />

für Außerstreitsachen:<br />

26. 08. – 21. 11. 2008<br />

Arbeitsgebietslehrgang<br />

für Firmenbuchsachen:<br />

03. 09. – 18. 11. 2008<br />

Arbeitsgebietslehrgang<br />

für Grundbuchs- und<br />

Schiffsregistersachen:<br />

19. 02. – 13. 05. 2008<br />

24. 09. – 12. 12. 2008<br />

Arbeitsgebietslehrgang für<br />

Zivilprozess-, Exekutionsund<br />

Insolvenzsachen:<br />

16. 01. – 21. 04. 2008<br />

k) FamZ 85/07 = E-FZ<br />

2007/69 und<br />

ÖJZ-EvBl 2007/57<br />

OGH vom 19. 12. 2006, 4<br />

Ob 214/06 h<br />

Verjährungsfrist für den<br />

Schenkungspflichtteilsanspruch<br />

eines gesetzlichen<br />

Erben<br />

§§ 785, 1487 ABGB<br />

Die Verjährungsfrist für den<br />

Schenkungspflichtteil bei<br />

gesetzlicher Erbfolge beginnt<br />

nach herrschender Auffassung<br />

mit dem Tod des Erblassers zu<br />

laufen, und zwar unabhängig<br />

von der Kenntnis des Berechtigten,<br />

es sei denn, der<br />

Schuldner hätte diese arglistig<br />

verhindert. Die kurze Verjährungsfrist<br />

des § 1487 ABGB<br />

gilt auch für den Schenkungspflichtteilsanspruch<br />

eines<br />

gesetzlichen Erben gegen<br />

einen Miterben. ■<br />

23


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Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Firmenbuch<br />

ADir.<br />

Rainer Jäger<br />

Fachredakteur Firmenbuch<br />

LG Wels<br />

E-Mail:<br />

rainer.jaeger@justiz.gv.at<br />

Fachbereich<br />

Firmenbuch<br />

Die Umsetzung des HaRÄG<br />

in der Firmenbuchpraxis<br />

I. Vorbemerkungen<br />

Das Handelsrechts-Änderungsgesetz (HaRÄG),<br />

BGBl I 2005/120, mit welchem das bisherige<br />

Handelsgesetzbuch in Unternehmensgesetzbuch<br />

(UGB) umbenannt und durchgreifend geändert<br />

wurde, ist grundsätzlich (für bestimmte Normen<br />

bestehen Übergangsfristen) am 1. Jänner 2007<br />

in Kraft getreten.<br />

Im Wesentlichen bereitet das neue Recht im<br />

Bereich der Firmenbuchpraxis uE keine großen<br />

Schwierigkeiten; in einigen Bereichen stellen sich<br />

jedoch Detailfragen. Der Beitrag fasst ua die<br />

Besprechungen bei den Seminaren dieses Jahres<br />

im April in Linz sowie im Oktober in Schwechat<br />

zusammen und beschäftigt sich mit ausgewählten<br />

praxisrelevanten Fragen.<br />

Wenn in der Folge von Einzelunternehmern<br />

gesprochen wird, sind damit auch Einzelunternehmerinnen<br />

gemeint.<br />

II. Die Änderungen im Bezug auf das<br />

Firmenbuchverfahren im Überblick<br />

• Jeder Unternehmer kann sich freiwillig ins<br />

Firmenbuch eintragen lassen; Anmeldepflicht<br />

besteht für bilanzierungspflichtige Einzelunternehmer.<br />

• Eine Neugründung von Erwerbsgesellschaften<br />

ist nicht mehr möglich; die neuen Personengesellschaften<br />

nach UGB sind die OG und die KG.<br />

• Das Firmenrecht wurde grundlegend geändert;<br />

jeder Rechtsträger hat einen Rechtsformzusatz<br />

zu führen; die Rechtsformzusätze sind bis 1. 1.<br />

2010 an das neue Recht anzupassen.<br />

• Jeder in das Firmenbuch eingetragene Unternehmer<br />

oder dessen gesetzlicher Vertreter kann<br />

Prokura erteilen.<br />

• Die Haftung bei einem Unternehmensübergang<br />

wird neu geregelt; der Haftungsausschluss ist weiterhin<br />

ein Eintragungstatbestand im Firmenbuch.<br />

• § 14 HGB (nunmehr UGB – Pflichtangaben auf<br />

Geschäftsbriefen) wurde geändert und ist ab<br />

ADir. Wilhelm Birnbauer<br />

ADir. Rainer Jäger<br />

1. 1. 2010 auf alle in das<br />

Firmenbuch eingetragenen<br />

Unternehmer anzuwenden.<br />

• Die Offenlegungspflicht<br />

(Jahresabschluss) besteht<br />

künftig für alle unternehmerisch<br />

tätigen Personengesellschaften,<br />

bei denen kein<br />

unbeschränkt haftender<br />

Gesellschafter eine natürliche<br />

Person ist.<br />

• Der Sitz der GmbH wurde<br />

legal definiert.<br />

• Bei der Anmeldung eines<br />

ausländischen Rechtsträgers<br />

samt inländischer Zweigniederlassung<br />

ist der Nachweis<br />

der erfolgten „gerichtlichen<br />

Veröffentlichung“ (der Auslandsgesellschaft)<br />

nicht<br />

mehr zu erbringen.<br />

• Wird eine GmbH oder AG<br />

nach den Bestimmungen<br />

des UmwG durch Errichtung<br />

einer Personengesellschaft<br />

umgewandelt, kann<br />

die Firma der übertragenden<br />

Gesellschaft in jedem Fall<br />

ohne einen Rechtsnachfolgevermerk<br />

fortgeführt werden.<br />

III. EinzelunternehmerInnen<br />

1. Anzahl der Neueintragungen<br />

2006/2007<br />

In den ersten drei Quartalen<br />

2007 (1. Jänner bis 30. September<br />

2007) wurden österreichweit<br />

1.374 Einzelunternehmen<br />

in das Firmenbuch<br />

eingetragen. Im Vergleichszeitraum<br />

2006 wurden 66 Einzelkaufleute<br />

eingetragen.<br />

25


Fachbereich Firmenbuch Der Österreichische Recht§pfleger<br />

Im Vergleich dazu wurden im<br />

gleichen Zeitraum 2006 6942<br />

und 2007 6823 (= minus 119)<br />

Gesellschaften mit beschränkter<br />

Haftung sowie 2006 3503<br />

und 2007 3070 (= minus 433)<br />

Personengesellschaften ins<br />

Firmenbuch eingetragen.<br />

Genaue Angaben liegen nicht<br />

vor, jedoch kann man aufgrund<br />

von Erfahrungen aus<br />

der Praxis davon ausgehen,<br />

dass sich die Mehrzahl dieser<br />

Einzelunternehmer auf freiwilliger<br />

Basis eintragen ließ.<br />

2. Chronologie der Gründung<br />

eines Einzelunternehmens<br />

Problem:<br />

In der Praxis stellt sich das<br />

Problem, dass oftmals im<br />

ersten Schritt die Eintragung<br />

des Einzelunternehmers in das<br />

Firmenbuch begehrt, und im<br />

zweiten Schritt um die Gewerbeberechtigung<br />

angesucht<br />

wird. Diese Vorgangsweise<br />

wird nach Aussagen einiger<br />

Antragsteller von örtlichen<br />

Interessensvertretungen und<br />

Gewerbebehörden empfohlen.<br />

Diese Vorgangsweise zeigt sich<br />

auch, wenn bei der Anmeldung<br />

des Einzelunternehmers angeführt<br />

wird, dass eine Gewerbeberechtigung<br />

noch nicht besteht<br />

(siehe § 16 Abs. 2 FBG).<br />

Exkurs:<br />

Einzelunternehmer/in im<br />

Rechtssinn<br />

a) Gesetzliche Definition<br />

Unternehmer ist, wer ein<br />

Unternehmen betreibt<br />

(§ 1 Abs. 1 UGB).<br />

Ein Unternehmen ist jede auf<br />

Dauer angelegte Organisation<br />

selbständiger wirtschaftlicher<br />

Tätigkeit, mag sie auch nicht<br />

auf Gewinn gerichtet sein.<br />

Der Unternehmerbegriff<br />

umfasst Unternehmer und<br />

Unternehmerinnen gleichermaßen<br />

(§ 1 Abs. 2 UGB).<br />

Diese gesetzliche Definition<br />

deckt sich mit der Bestimmung<br />

des § 1 Abs. 2 KSchG.<br />

§ 182 KO geht vom Unternehmerbegriff<br />

des § 1 Abs. 2<br />

KSchG aus (OGH 25. 10. 2001,<br />

8 Ob217/01x).<br />

26<br />

ErlRV (1058 BlgNr 22. GP)<br />

[...] Daher liegt eine auf Dauer angelegte Organisation<br />

selbständiger wirtschaftlicher Tätigkeit vor,<br />

wenn planmäßig unter zweckdienlichem Einsatz<br />

materieller und immaterieller Mittel, in der Regel<br />

unter Mitwirkung einer arbeitsteilig kooperierenden<br />

Personengruppe, auf einem Markt laufend<br />

wirtschaftlich werthafte Leistungen gegen Entgelt<br />

angeboten und erbracht werden.<br />

b) „auf Dauer angelegt“<br />

Das UGB spricht lediglich von „auf Dauer“<br />

angelegter Tätigkeit. Eine bestimmte zeitliche<br />

Dauer schreibt das Gesetz nicht vor. Nach der<br />

hier heranzuziehenden Rsp zum Gewerbebegriff<br />

ist der Begriff des „dauernden Betriebes“ nicht<br />

mit „lang dauernd“ oder „auf unbestimmte Zeit“<br />

gleichzusetzen: auch kurzzeitige, unterbrochene<br />

oder befristete Tätigkeiten können als auf „Dauer<br />

angelegt“ angesehen werden (Straube in Straube,<br />

HGB I3 Rz 5 zu § 1 HGB). Beschränkte Dauer<br />

schadet daher nicht, es kann daher auch ein<br />

Unternehmen vorliegen, wenn die Tätigkeit auf<br />

die Dauer einer Messe, einer Ausstellung oder<br />

einer Saison beschränkt ist. Entscheidend ist, dass<br />

das Unternehmen auf Dauer angelegt ist, nicht,<br />

ob es in der Folge auch tatsächlich dauerhaft<br />

ausgeübt wird.<br />

Die Absicht des Handelnden muss sich auf eine<br />

Vielzahl von Geschäften als Ganzes richten und<br />

ein solcher Wille muss auch gegenüber Dritten<br />

hervortreten, es darf nicht nur eine Mehrzahl von<br />

einzelnen Gelegenheitsgeschäften erkennbar sein<br />

(Baumbach/Hopt, dHGB-Komm32, Rz 13 zu<br />

§ 1 dHGB).<br />

c) Organisation<br />

Der Begriff „Organisation“ ist im Wortzusammenhang<br />

„auf Dauer angelegte Organisation selbständiger<br />

wirtschaftlicher Tätigkeit“ zu verstehen.<br />

Damit ist die Teilnahme am allgemeinen wirtschaftlichen<br />

Verkehr, die nach außen erkennbare<br />

professionelle Teilnahme am wirtschaftlichen<br />

Leben in Form des Güter- und Leistungsaustausches<br />

zu verstehen (vgl. Straube in Straube, HGB<br />

I3, Rz 10 zu § 1 HGB). Es muss ein organisatorischer<br />

Zusammenhang der einzelnen Geschäfte<br />

nach der Verkehrsanschauung erblickt werden<br />

können.<br />

Praxisproblem:<br />

In diesem Zusammenhang ist die Frage der<br />

Unternehmereigenschaft der besonders in Oberösterreich<br />

sehr beliebten Infrastrukturgesellschaften<br />

(in Form von Personengesellschaften) der<br />

Gemeinden zu sehen. Treten sie am Markt auf<br />

bzw. machen sie vom Recht des Vorsteuerabzuges<br />

Gebrauch, wird die Unternehmereigenschaft<br />

anzunehmen sein. Die Unternehmereigenschaft<br />

ist nicht für die Ersteintragung einer Personengesellschaft<br />

(OG oder KG) von Bedeutung,<br />

aufgrund der Zweckoffenheit<br />

einer Personengesellschaft<br />

nach UGB kann eine solche<br />

Gesellschaft auch für einen<br />

nicht unternehmerischen<br />

Zweck gegründet werden. Die<br />

Unternehmereigenschaft wird<br />

aber bei der Frage der Offenlegungspflicht<br />

(§ 277 ff UGB)<br />

interessant. (Nur) unternehmerisch<br />

tätige Personengesellschaften,<br />

bei denen kein<br />

unbeschränkt haftender Gesellschafter<br />

eine natürliche Person<br />

unbeschränkt haftet, sind<br />

rechnungslegungs- (§ 189 Abs.<br />

1 Z 1 UGB) und offenlegungspflichtig<br />

(§ 221 Abs. 5 UGB).<br />

Eine generelle Lösung dieser<br />

Frage wird jedoch nicht möglich<br />

sein, man wird jede einzelne<br />

Personengesellschaft<br />

(bei der kein unbeschränkt<br />

haftender Gesellschafter eine<br />

natürliche Person ist) genau<br />

(auf die Unternehmereigenschaft)<br />

prüfen müssen.<br />

d) „Selbständigkeit“<br />

Die unternehmerische Tätigkeit<br />

muss selbständig ausgeübt<br />

werden, dh auf eigene<br />

Rechnung und Gefahr (vgl.<br />

§ 1 Abs 3 GewO). Maßgebliches<br />

Kriterium dafür ist, ob<br />

das Geschäftswagnis getragen<br />

wird (OGH, JBl 1964, 566).<br />

Ob eine selbstständige Tätigkeit<br />

vorliegt, ist in Frage zu<br />

stellen, wenn der formelle<br />

Unternehmer von einem anderen<br />

Unternehmer wirtschaftlich<br />

stark abhängig ist (vgl. HS<br />

12.002 zum Tankstellenpächter<br />

oder HS 12.003 zum sog.<br />

freien Handelsvertreter).<br />

Wer in rechtlich abhängiger<br />

Position die Geschäfte für<br />

einen anderen tätigt, ohne<br />

selbst das Unternehmerrisiko<br />

zu tragen ist kein Unternehmer.<br />

e) „wirtschaftliche Tätigkeit“<br />

Unter „wirtschaftlicher Tätigkeit“<br />

ist das Anbieten wirtschaftlich<br />

werthafter Leistungen<br />

(Waren oder Dienstleistungen)<br />

auf einem Markt zu<br />

verstehen. Wer auf dem Markt<br />

nur als Nachfrager von Gütern<br />

auftritt, erbringt keine wirt-


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Firmenbuch<br />

schaftlich werthaften Leistungen<br />

(vgl. OGH 5. 8. 2003, 7<br />

Ob 155/03z der Lehrmeinung<br />

Schauers, Schauer, Wohnungseigentümergemeinschaft<br />

und<br />

KSch, wbl 2000, 220 folgend).<br />

f) Gewinnerzielungsabsicht<br />

Der Unternehmerbegriff des<br />

§ 1 Abs 2 UGB gilt nach dem<br />

klaren Gesetzeswortlaut unabhängig<br />

davon, ob das Unternehmen<br />

auf Gewinn gerichtet<br />

ist oder nicht; es muss aber<br />

eine Kostendeckungsabsicht<br />

gegeben sein. Um die Kostendeckung<br />

durch Leistung erzielen<br />

zu können muss Entgeltlichkeit<br />

gegeben sein. Wer<br />

seine Leistungen verschenkt<br />

ist kein Unternehmer.<br />

Wer seine Leistungen ausschließlich<br />

oder weitgehend<br />

nur über Spenden und Subventionen<br />

finanziert und ohne<br />

solche gar nicht in der Lage<br />

ist, seine Leistungen zu betreiben<br />

und zu erhalten, entspricht<br />

nicht den eigentlichen<br />

Vorstellungen einer wirtschaftlichen<br />

Tätigkeit (Krejci in<br />

Dehn/Krejci [Hrsg], Das neue<br />

UGB, 22 f).<br />

Nur eine unternehmerisch tätige<br />

(siehe oben „Exkurs“)<br />

natürliche Person ist in das<br />

Firmenbuch einzutragen (§ 8<br />

Abs. 1 leg. cit.). Geschäfte, die<br />

eine natürliche Person vor<br />

Aufnahme des Betriebes ihres<br />

Unternehmens zur Schaffung<br />

der Voraussetzungen dafür<br />

tätigt, gelten noch nicht als<br />

unternehmensbezogene<br />

Geschäfte (§ 343 Abs. 3 UGB).<br />

Dass der (einzutragende)<br />

Unternehmer noch nicht über<br />

eine Gewerbeberechtigung<br />

verfügt schadet grundsätzlich<br />

nicht (siehe § 6 UGB). Damit<br />

die Eintragung bewilligt werden<br />

kann, muss aber ein<br />

Unternehmen im Rechtssinn<br />

vorliegen.<br />

Die Erteilung der Gewerbeberechtigung<br />

erfolgt durch Eintragung<br />

des Unternehmers in<br />

das Gewerberegister, welcher<br />

von der Eintragung durch die<br />

Übermittlung eines Auszuges aus dem Gewerberegister<br />

verständigt wird (§ 340 Abs. 1 GewO). In<br />

das Gewerberegister ist ua die Firma und die Firmenbuchnummer<br />

des Einzelunternehmers einzutragen<br />

(§ 365a Abs. 1 Z 11 GewO).<br />

Conclusio<br />

Den gesetzlichen Vorschriften entsprechend muss<br />

der Unternehmer zuerst um die Gewerbeberechtigung<br />

ansuchen (sofern für den Betriebsgegenstand<br />

eine solche erforderlich ist), wobei er als<br />

natürliche Person in das Gewerberegister einzutragen<br />

wäre. Wenn er dann das Unternehmen tatsächlich<br />

betreibt, kann er die Eintragung ins Firmenbuch<br />

begehren. Danach wären die Daten im<br />

Gewerberegister durch Aufnahme der Firma und<br />

der Firmenbuchnummer zu ergänzen.<br />

Mag diese Vorgangsweise auch unpraktisch<br />

erscheinen, entspricht sie der geltenden Rechtsordnung.<br />

IV. Geschäftszweig<br />

§ 3 Abs. 1 Z 5 FBG bestimmt, dass bei jedem Rechtsträger<br />

„eine kurze Bezeichnung des Geschäftszweiges<br />

nach eigener Angabe“ einzutragen ist.<br />

In den Gesetzesmaterialen (AB 23 BlgNr 18. GP)<br />

wird dazu ausgeführt: „[...] Es handelt sich hiebei<br />

um ausschließlich freiwillige, also fakultative und<br />

auch nicht in den materiell-rechtlichen Vorschriften<br />

des HGB oder seiner Nebengesetze vorgesehene<br />

Angaben. [...].“<br />

Mit dem HaRÄG wurden in den §§ 28 (Einzelunternehmer)<br />

und 106 UGB (OG – auch auf KG<br />

anzuwenden – § 161 Abs. UGB) materiell-rechtliche<br />

Bestimmungen geschaffen, welche die Pflicht<br />

normieren, den Geschäftszweig in der Anmeldung<br />

anzugeben (Verweis auf § 3 Z 5 FGB – dass nicht<br />

richtig auf § 3 Abs. 1 Z 5 FBG verwiesen wird,<br />

rührt daher, dass zeitlich nach dem HaRÄG mit<br />

dem PuG in § 3 FBG Absätze eingefügt wurden).<br />

Die Wortfolge „nach eigener Angabe“ in § 3 Abs.<br />

1 Z 5 FBG ist uE nicht so zu interpretieren, dass<br />

damit keine Angabe gemeint ist.<br />

Fragt man nach dem telos (teleologische Interpretation)<br />

der Bestimmung wäre Folgendes denkbar:<br />

Nachdem keine Verpflichtung zur Führung einer<br />

Sachfirma besteht, könnte der Normzweck in der<br />

Offenlegung des Tätigkeitsbereiches der eingetragenen<br />

Firma liegen. Dieser Gedankenansatz ist<br />

aber bei den Einzelunternehmern und Personengesellschaften<br />

nach UGB verfehlt, da schon bisher<br />

bei diesen Rechtsformen keine Verpflichtung<br />

bestand, eine Sachfirma zu führen.<br />

Bei anderen Rechtsträgern fehlt eine materiellrechtliche<br />

Norm, welche die Anmeldung des<br />

Geschäftszweiges normiert (§§ 11 GmbHG, 29<br />

AktG, 6 GenG ua).<br />

Bei den im Eingang erwähnten Veranstaltungen<br />

wurde auch die Meinung vertreten, dass § 28<br />

UGB auf alle Unternehmer anzuwenden sei,<br />

was sich aus der allgemeinen<br />

Formulierung am Beginn des<br />

zweiten Satzes „Der Unternehmer<br />

hat in der Anmeldung […]<br />

anzugeben“ ergäbe. Dem<br />

kann entgegen gehalten werden,<br />

dass in weiterer Folge in<br />

diesem Satz auf § 3 FBG (allgemeineEintragungstatbestände)<br />

und § 4 (besondere Eintragungstatbestände<br />

für Einzelunternehmer<br />

und Personengesellschaften)<br />

verwiesen wird,<br />

nicht aber auf besondere Eintragungstatbestände<br />

für andere<br />

Rechtsträger (etwa § 5 FBG –<br />

für AG und GmbH).<br />

Gegen eine analoge Anwendung<br />

der Bestimmungen auf<br />

andere Rechtsträger könnte<br />

sprechen, dass mit dem<br />

HaRÄG mehrere Spezialgesetze<br />

wie das GmbHG, das AktG<br />

ua geändert wurden und bei<br />

diesen Änderungen eine<br />

Anmeldepflicht des Geschäftszweiges<br />

nicht normiert wurde.<br />

V. Firmenrecht –<br />

Einzelfragen<br />

1. Unterscheidungskraft<br />

Der Begriff Unterscheidungskraft<br />

in § 18 UGB zielt auf die<br />

Individualisierung, also auf die<br />

Identifikation des Unternehmers<br />

(Heidinger in Münchner<br />

Kommentar zum Handelsgesetzbuch,<br />

2. Aufl. [2005], Rz 9<br />

zu § 18 dHGB). Die Firma<br />

muss also geeignet sein, einen<br />

bestimmten Unternehmer zu<br />

bezeichnen; außerdem muss<br />

die Firma die Fähigkeit besitzen,<br />

den Unternehmer von<br />

anderen zu unterscheiden,<br />

also im Rechtsverkehr die<br />

gedankliche Verbindung zu<br />

einem ganz bestimmten Unternehmen<br />

herzustellen. Unterscheidungskräftig<br />

ist eine<br />

Firma grob gesagt immer<br />

dann, wenn sie geeignet ist,<br />

die bezeichnete Firma von<br />

anderen abzugrenzen und<br />

identifizierbar zu machen.<br />

Der Begriff „Unterscheidungskraft“<br />

steht nicht im Widerspruch<br />

zu der von § 29 UGB<br />

geforderten deutlichen Unterscheidung<br />

von Firmen am<br />

27


Fachbereich Firmenbuch Der Österreichische Recht§pfleger<br />

selben Ort oder in derselben<br />

Gemeinde. Die beiden Bestimmungen<br />

verfolgen jeweils<br />

einen anderen Normzweck;<br />

während der Begriff „Unterscheidungskraft“<br />

nur die<br />

Fähigkeit zur Unterscheidung<br />

fordert, bestimmt § 29 UGB,<br />

dass sich die Firmen (am selben<br />

Ort oder in der selben<br />

Gemeinde) deutlich unterscheiden<br />

müssen. Die „Unterscheidungskraft“<br />

muss nur<br />

generell und abstrakt gegeben<br />

sein (Dehn in Krejci [Hrsg]<br />

Reformkommentar<br />

UGB/ABGB, Rz 24 zu § 18<br />

UGB mN).<br />

An Unterscheidungskraft fehlt<br />

es nach herrschender Ansicht<br />

reinen Sach- und Gattungsbezeichnungen,<br />

aber auch bloß<br />

geschäftlichen Bezeichnungen.<br />

So wurde jüngst die Frage der<br />

Zulässigkeit der Firma „ManagementKompetenz<br />

GmbH“ an<br />

den OGH herangetragen: Wie<br />

das Rekursgericht völlig<br />

zutreffend ausgeführt habe,<br />

spreche nicht nur die mangelndeIndividualisierungswirkung,<br />

sondern auch das Freihaltebedürfnis<br />

des Rechtsverkehrs<br />

an den verwendeten<br />

Begriffen und die im Firmenwortlaut<br />

liegende unzulässige<br />

Selbstrühmung gegen die<br />

Zulässigkeit dieses Firmenwortlautes<br />

(OGH 13. 9. 2007,<br />

6 Ob188/07a, OLG Graz<br />

19. 6. 2007, 4 R 81/07z).<br />

2. Einschränkung der Prüfpflicht<br />

– § 18 Abs. 2 UGB<br />

Im Verfahren vor dem Firmenbuchgericht<br />

ist die Irreführung<br />

nur zu berücksichtigen, wenn<br />

sie ersichtlich ist (§ 18 Abs. 2<br />

letzter Satz UGB). Eine solche<br />

Irreführung wird anzunehmen<br />

sein, wenn das Täuschungspotenzial<br />

nicht allzu fern liegt<br />

oder ohne umfangreiche<br />

Beweisaufnahmen angenommen<br />

werden kann (Schauer,<br />

Reform 79; Baumbach/Hopt,<br />

dHGB, 32. Aufl. Rz 20 und<br />

15zu § 18 dHGB). Mit dieser<br />

Bestimmung wird zum Ausdruck<br />

gebracht, dass im Registerverfahren<br />

keine aufwendi-<br />

28<br />

gen Ermittlungen über die Zulässigkeit eines Firmenwortlautes<br />

durchgeführt werden sollen, sondern<br />

– im Dienst der Raschheit des Eintragungsverfahrens<br />

(s ErläutRV, Allg Teil, Pkt III.3.b.cc) –<br />

nur eine grobe Prüfung der einzutragenden Firma<br />

stattfinden soll. Andererseits kann in zweiter<br />

Instanz die Ersichtlichkeit auch gegeben sein,<br />

wenn aufgrund (zu umfangreicher) Ermittlungen<br />

der ersten Instanz die Irreführungseignung aktenkundig<br />

ist (Dehn in Krejci [Hrsg] Reformkommentar<br />

UGB/ABGB, Rz 45 zu § 18 UGB).<br />

Als Verfahren „vor dem Firmenbuchgericht“ ist uE<br />

auch das in § 24 Abs. 1 FBG geregelte Firmenmissbrauchsverfahren<br />

anzusehen. Kein Verfahren<br />

vor dem „Firmenbuchgericht“ ist uE die Unterlassungsklage<br />

nach § 37 UGB, sowie eine Klage<br />

nach den Bestimmungen des UWG (vgl OGH<br />

17. 3. 1981, 4 Ob 312/81 uva: „Der Gebrauch<br />

einer gewählten Firma darf nicht gegen wettbewerbsrechtliche<br />

Bestimmungen verstoßen; dies<br />

gilt auch dann, wenn die beanstandende Firma<br />

im Handelsregister eingetragen ist.“). Wird vom<br />

Firmenbuchgericht nur eine „grobe Prüfung“ vorgenommen,<br />

könnte die Zulässigkeitsprüfung der<br />

Firma in das streitige Verfahren verlagert werden.<br />

3. Unzulässige Verwendung fremder Namen –<br />

GmbH & Co KG (OG)<br />

In die Firma einer eingetragenen Personengesellschaft<br />

(KG, OG) darf der Name einer anderen<br />

Person als der eines unbeschränkt haftenden<br />

Gesellschafters nicht aufgenommen werden<br />

(s § 20 UGB).<br />

Darf also zB bei der Firma einer GmbH & Co KG<br />

oder OG nur die Firma der unbeschränkt haftenden<br />

GmbH in die Firma der KG oder OG aufgenommen<br />

werden?<br />

Unter dem Begriff „Namen“ ist uE auch die<br />

„Firma“ des unbeschränkt haftenden Gesellschafters<br />

zu verstehen. Nach der Legaldefinition des<br />

§ 17 Abs. 1 UGB ist die Firma der in das Firmenbuch<br />

eingetragene Name eines Unternehmers,<br />

unter dem er seine Geschäfte bereibt und die<br />

Unterschrift abgibt. Die Firma ist also der Name<br />

des Unternehmers.<br />

Unter dem Begriff „Person“ sind uE nicht nur<br />

natürliche Personen, sondern auch juristische Personen<br />

oder sonstige rechtsfähige Gebilde (etwa<br />

Gesamthandschaften) zu verstehen.<br />

Unter Beachtung dieses Auslegungsergebnisses<br />

würde die Bestimmung lauten: „In die Firma<br />

einer eingetragenen Personengesellschaft (KG,<br />

OG) darf die Firma einer anderen Person (auch<br />

einer juristischen Person oder sonstigen rechtsfähigen<br />

Gebildes) als der eines unbeschränkt haftenden<br />

Gesellschafters nicht aufgenommen werden.<br />

Es muss also eine andere Person geben, welche<br />

die namensgebende Firma führt. Die Aufnahme<br />

dieser Firma in die Firma der KG oder OG wäre<br />

nach der wörtlichen Interpretation der Bestimmung<br />

unzulässig.<br />

Gibt es aber keine solche<br />

Firma, kann die Bezeichnung<br />

aufgenommen werden, da<br />

eine Verpflichtung, den<br />

Namen (die Firma) der Komplementär-Gesellschaft<br />

in der<br />

Firma der KG oder OG zu<br />

führen, seit Inkrafttreten des<br />

HaRÄG nicht mehr besteht.<br />

Beim Begriff „Namen“ anderer<br />

Personen ist uE auch eine<br />

restriktive Auslegung geboten:<br />

Wenn nach der Verkehrsanschauung<br />

ein Name nicht als<br />

solcher angesehen wird (sondern<br />

zB als Fantasie bezeichnung)<br />

sollte uE die Verwendung<br />

zulässig sein (zB wenn<br />

ein Familienname auch ein<br />

Vorname ist – vgl zum alten<br />

Recht „Cocktailbar Felix<br />

GmbH“ – OLG Wien 23. Juni<br />

2006, 28 R 69/06g).<br />

4. Nichtssagende (zB fremdsprachige)<br />

Begriffe<br />

Der OGH (23. 5. 1985, 6 Ob<br />

15/98; 11. 7. 1985, 6 Ob<br />

22/85) hat zu der Bildung<br />

einer Gesellschaftsfirma durch<br />

Heranziehung einer englischsprachigen<br />

Firma einer ausländischen<br />

Gesellschafterin ausgeführt:<br />

„Wer sich nichts Konkretes<br />

vorstellen kann, mag<br />

sich mangelhaft unterrichtet<br />

fühlen, kann sich aber nicht<br />

als getäuscht erachten“.<br />

5. Aussprechbarkeit von<br />

Buchstabenkombinationen<br />

Judikatur aus Deutschland:<br />

Die Firma „AKDV GmbH“<br />

wurde abgelehnt, da nicht<br />

aussprechbare Buchstabenaneinanderreihungen,<br />

die im<br />

Verkehr keine Kennzeichnungsfunktion<br />

haben, die<br />

Namensfunktion nicht erfüllen<br />

(OLG Celle 6. 7. 2006, 9 W<br />

61/06 – unter Verweis auf<br />

OLG Celle 19. 11. 1998, 9 W<br />

150/98 = DB 1999, S. 40; OLG<br />

Frankfurt NJW 2002, 2400 –<br />

hier zustimmend<br />

Baumbach/Hopt, dHGB32,<br />

Rz § 18 dHGB.<br />

Dieser E ist uE aus den folgenden<br />

Gründen nicht zu folgen:


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Ministerinterview<br />

Firmenbuch<br />

Mitlaute (Konsonanten) wie<br />

hier K, D und V werden im<br />

Sprachgebrauch üblicherweise<br />

mit (nachfolgenden) Selbstlauten<br />

(Vokale) ausgesprochen,<br />

sodass die Firma mit A KA DE<br />

VAU GmbH ausgesprochen<br />

werden würde. In diesem<br />

Sinne wäre die Firma aussprechbar.<br />

Andernfalls wäre<br />

möglicherweise auch die<br />

Firma „EVN AG“ nicht aussprechbar.<br />

6. Aktuelles zu der Eintragung<br />

von Bildzeichen<br />

Mit seiner Entscheidung vom<br />

13. 8. 2007, 6 R 129/07v hat<br />

das OLG Linz die Rechtsansicht<br />

des Erstgerichtes gebilligt,<br />

wonach dem Zeichen „*“<br />

keine Eintragungsfähigkeit<br />

zukommt. Aufgrund des dagegen<br />

anhängigen Revisionsrekurses<br />

darf der richtungweisenden<br />

Entscheidung des<br />

sechsten Senates des OGH mit<br />

Spannung entgegengeblickt<br />

werden.<br />

VI.„Beginn“ der Personengesellschaft<br />

–<br />

Aufhebung des<br />

§ 4 Z 4 FBG<br />

Nach der mit dem HaRÄG<br />

aufgehobenen Bestimmung<br />

des § 4 Z 4 FBG war bei Personengesellschaften<br />

der Tag<br />

ihres Beginns in das Firmenbuch<br />

einzutragen. Nach der<br />

Übergangsbestimmung des Art<br />

XXIV trat der bisherige<br />

§ 4 Z 4 FBG mit Ablauf des<br />

31. 12. 2006 außer Kraft;<br />

jedoch ist die Bestimmung auf<br />

Personengesellschaften, die<br />

vor diesem Zeitpunkt entstanden<br />

sind, weiter anzuwenden.<br />

Faktisch wurde nach altem<br />

Recht folgendes eingetragen:<br />

„Rechtsform besteht seit<br />

(Datum)“.<br />

Mit 1. Jänner 2007 wurden die<br />

Rechtsformen (Offene Handelsgesellschaft,<br />

Offene<br />

Erwerbsgesellschaft und Kommandit-Erwerbsgesellschaft)<br />

automationsunterstützt angepasst,<br />

dh auf „Offene Gesell-<br />

schaft“ bzw. Kommanditgesellschaft“ geändert<br />

(vgl. § 907 Abs. 1 UGB).<br />

Demnach kann folgende Eintragung im Firmenbuch<br />

gegeben sein:<br />

Rechtsform: Offene Gesellschaft<br />

Rechtsform besteht seit: 15. 2. 1992<br />

Diese Eintragung erweckt den unrichtigen Eindruck,<br />

die Rechtsform „Offene Gesellschaft“ bestehe<br />

seit 15. 2. 1992; richtig besteht die Rechtsform<br />

seit 1. 1. 2007. Bei einer Neueintragung ist der<br />

Tag des Beginns nicht mehr einzutragen.<br />

Auch unter Beachtung der Übergangsvorschrift<br />

des Art XXIV des HaRÄG ist es uE zulässig, den<br />

Beginn der Rechtsform bei der Anpassung des<br />

Rechtsformzusatzes zu löschen, dh in die historische<br />

Version des Firmenbuch zu setzen, damit<br />

der Firmenbuchstand der Wahrheit entspricht;<br />

auch der Beginn der früheren Rechtsform ist im<br />

Auszug mit historischen Daten ersichtlich.<br />

Technisch ist diese Eintragung (derzeit) nur so<br />

möglich, als in der Maske FIR der Button<br />

„Sonderform“ anzuklicken ist. Dadurch wird der<br />

Beginn der Rechtsform auf der Maske ersichtlich<br />

und kann gelöscht (in die Historie gesetzt) werden.<br />

Danach ist das Hackerl auf dem Button<br />

„Sonderform“ wieder zu entfernen.<br />

VII. Rechtsnachfolgevermerk bei<br />

Kommanditistenwechsel<br />

Was zuvor Übung der Praxis (Sonderrechtsnachfolge)<br />

und Rsp (vgl. OGH 29. 4. 2004, 6 Ob<br />

235/03g) war, wurde mit dem HaRÄG Gesetz:<br />

Nach § 4 Z 6 FBG ist bei der Eintragung eines<br />

Kommanditisten gegebenenfalls ein Rechtsnachfolgevermerk<br />

in das Firmenbuch einzutragen.<br />

Diese gesetzliche Bestimmung bleibt – wie die<br />

Praxis zeigt – von den Einschreiten oftmals unbeachtet.<br />

Da das Gesetz allgemein von „Rechtsnachfolge“<br />

spricht, ist sowohl im Falle einer Einzel-<br />

als auch einer Gesamtrechtsnachfolge ein<br />

Rechtsnachfolgevermerk einzutragen.<br />

VIII. Rechtsfolge eines unzulässigen<br />

GmbH-Satzungssitzes<br />

Als Sitz der Gesellschaft ist der Ort zu bestimmen,<br />

an dem die Gesellschaft einen Betrieb hat,<br />

an dem sich die Geschäftsleitung befindet oder<br />

an dem die Verwaltung geführt wird. Von dieser<br />

Vorschrift darf aus wichtigem Grund abgewichen<br />

werden (§ 5 Abs. 2 GmbHG).<br />

An den Tatbestand dieses Rechtssatzes ist keine<br />

ausdrückliche Rechtsfolge geknüpft. Entspricht<br />

der Sitz der Gesellschaft nicht mehr § 5 Abs. 2<br />

GmbHG liegt uE eine unzulässig gewordene Eintragung<br />

iSd § 10 Abs. 2 FBG vor. Demnach kann<br />

das Gericht eine Eintragung in das Firmenbuch<br />

von Amts wegen löschen, wenn diese wegen<br />

Mangels einer wesentlichen Voraussetzung<br />

unzulässig geworden ist.<br />

Denkbare Lösung ist daher ein<br />

Auflösungsbeschluss des Handelsgerichtes<br />

(§§ 10 Abs. 2<br />

FBG, 84 Z 6 GmbHG), mit<br />

einem vorangegangenen Verfahren<br />

nach § 18 FBG.<br />

Eine Nichtigkeit iSd § 216 Abs.<br />

1 AktG (vgl. § 10 Abs. 3 FBG)<br />

liegt bei unzulässigem Sitz<br />

nicht vor.<br />

IX. Exkurs: Haftsummen<br />

in Euro – OGH<br />

9. 11. 2006,<br />

6 Ob 244/06k<br />

Bei den eingangs angeführten<br />

Veranstaltungen wurde die<br />

Entscheidung des OGH 6 Ob<br />

244/06k, wonach Änderungen<br />

(Erhöhungen oder Herabsetzungen)<br />

der Haftsummen der<br />

Kommanditisten ausschließlich<br />

in Eurobeträgen einzutragen<br />

sind, ausführlich diskutiert.<br />

Dass im Einzelfall Haftsummen<br />

einerseits in Schillingbeträgen<br />

sowie andererseits in<br />

Eurobeträgen im Firmenbuch<br />

eingetragen sind, ist grundsätzlich<br />

unbedenklich; im Hinblick<br />

auf die Übersichtlichkeit<br />

der Eintragung könnte man<br />

die Einschreiter jedoch anleiten,<br />

alle in Schilling eingetragenen<br />

Haftsummen auf Euro<br />

umzustellen und anzumelden.<br />

Eine analoge Anwendung dieser<br />

Entscheidung auf Gesellschaften<br />

mit beschränkter Haftung<br />

ist nach einhelliger<br />

Ansicht der Kollegenschaft in<br />

Hinblick auf die im 1. Euro-<br />

JuBeG normierten Spezialvorschriften<br />

nicht in Betracht zu<br />

ziehen. ■<br />

29


Fachbereich Grundbuch Der Österreichische Recht§pfleger<br />

ADir.<br />

Johannes<br />

Kuster<br />

Fachredakteur Grundbuch<br />

BG Graz-Ost<br />

E-Mail:<br />

johannes.kuster@justiz.gv.at<br />

30<br />

Fachbereich<br />

Grundbuch<br />

Rechtsmittelentscheidungen<br />

zusammengestellt von ADir. Johannes Kuster<br />

Heft 6/2007<br />

NZ 2007/45<br />

§ 14 WEG 2002, § 178 AußStrG aF – Übergang<br />

des Wohnungseigentums der Partner im Todesfall<br />

1. Dem Erben ist eine Amtsbestätigung für den<br />

Erwerb des gesamten Mindestanteils einer<br />

Eigentumswohnung auszustellen, wenn er die<br />

eine Hälfte des Mindestanteils im Erbweg und<br />

die andere Hälfte durch eine im Rahmen des<br />

Verlassenschaftsverfahrens getroffene Vereinbarung<br />

unter Lebenden erhält.<br />

2. Eine Amtsbestätigung nach § 178 AußStrG aF,<br />

nunmehr § 182 Abs 3 AußStrG, kann nur für<br />

die Übertragung von Rechten ausgestellt werden,<br />

nicht aber dann, wenn ein Recht, das bisher<br />

an der Liegenschaft nicht bestanden hat,<br />

erst begründet werden soll.<br />

OGH 10. 1. 2006, 5 Ob 200/05 f (LG Klagenfurt<br />

20. 5. 2005, 1 R 83/05 h, BG Klagenfurt 29. 3. 2005,<br />

3 A 473/04 v)<br />

AGS 678<br />

§ 26 Abs 2, § 94 Abs 1 Z 1 GBG; § 1054 ABGB<br />

Bei einem Kaufvertrag als Rechtsgrund muss der<br />

Kaufpreis bestimmt oder zumindest bestimmbar<br />

sein. Die im Kaufvertrag beurkundete Erklärung,<br />

der Kaufvertrag werde einvernehmlich mit einem<br />

angemessenen Pauschalkaufpreis vereinbart, der<br />

entsprechend der schriftlichen Zusatzvereinbarung<br />

festgehalten werde, genügt nicht als Nachweis<br />

einer bereits stattgefundenen Willenseinigung<br />

über einen bestimmten oder bestimmbaren<br />

Kaufpreis; die Verbücherung kann daher nur<br />

bewilligt werden, wenn auch die Zusatzvereinbarung<br />

vorgelegt wird.<br />

OGH 29. 8. 2006, 5 Ob 187/06 w (LG Salzburg<br />

9. 6. 2006, 53 R 229/06 t; BG Salzburg 10. 4. 2006,<br />

TZ 2336/06)<br />

AGS 679<br />

§ 86 GBG; §§ 35, 45, 88 EO<br />

Der Antrag auf Einverleibung eines Pfandrechts<br />

kann nicht mit dem Antrag auf Einverleibung der<br />

Löschung eines Zwangspfandrechts kumuliert<br />

werden, solange das diesbezügliche Exekutions-<br />

Verf nicht eingestellt ist; hierfür<br />

ist ausschließlich das Exekutionsgericht<br />

zuständig.<br />

OGH 24. 10. 2006, 5 Ob 103/06<br />

t (LG Klagenfurt 1. 3. 2006,<br />

3 R 443/05 i; BG St. Veit/Glan<br />

7. 12. 2005, TZ 4684/05)<br />

AGS 680<br />

§ 94 Abs 1 Z 1, 3 GBG;<br />

§§ 137, 138, 208 EO<br />

Ab Anm der Einleitung des<br />

ZwangsversteigerungsVerf ist<br />

die Absonderung von Teilwald-<br />

und Mitgliedschaftsrechten<br />

an einer Agrargemeinschaft<br />

von der in Exekution<br />

gezogenen Stammsitzliegenschaft<br />

nur mit Zustimmung<br />

des betreibenden Gläubigers<br />

zulässig (hier nach dem TirolerFlurverfassungslandesgesetz<br />

– TFLG).<br />

OGH 3. 10. 2006, 5 Ob 163/06<br />

s (LG Innsbruck 10. 2. 2006,<br />

53 R 83/05 b; BG Silz 28. 10.<br />

2005, TZ 2817/05)<br />

AGS 681<br />

§ 94 Abs 1 Z 3 GBG; § 3<br />

Abs 2, § 5 Abs 4 WrAuslGEG<br />

Die Bestimmungen des WienerAusländergrunderwerbsgesetzes<br />

(WrAuslGEG), die für<br />

grundbücherliche Eintragungen<br />

mit Beziehung auf Baugrundstücke<br />

für EU-Ausländer<br />

strengere Voraussetzungen als<br />

für Inländer vorsehen (sog<br />

Nachweismodell), widersprechen<br />

der europarechtlichen<br />

Regelung der Kapitalverkehrsfreiheit<br />

und sind daher nicht<br />

anzuwenden; statt dessen ist<br />

die zuständige Grundverkehrsbehörde<br />

I. Instanz von der


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Grundbuch<br />

Bewilligung der Eintragung zu<br />

verständigen.<br />

OGH 24. 10. 2006, 5 Ob<br />

212/06 x (LGZ Wien 26. 7.<br />

2006, 47 R 273/06 d, 47 R<br />

247/06 a; BG Leopoldstadt 22.<br />

3. 2006, TZ 1174/06, 1175/06)<br />

AGS 682<br />

§ 4 LiegTeilG<br />

Besteht der Grundbuchskörper<br />

nur aus einem einzigen<br />

Grundstück, dann ist das AufforderungsVerf<br />

nach § 4 Lieg-<br />

TeilG auf die Abschreibung<br />

dieses Grundstücks nicht<br />

anwendbar.<br />

OGH 24. 10. 2006, 5 Ob<br />

179/06 v (LG Leoben 8. 6. 2006,<br />

1 R 187/06 a; BG Liezen 11. 4.<br />

2006, 5 Nc 61/06 t, TZ 665/06)<br />

Heft 8/2007<br />

NZ 2007/56<br />

§§ 31 ff, 136 GBG; § 142<br />

HGB; § 76 Abs 1 lit j, § 89a<br />

Abs 1 NO – Grundbuchsberichtigung<br />

nach Anwachsung<br />

des § 142 HGB<br />

1. Als Grundlage der Eintragung<br />

genügt im Fall des<br />

§ 136 GBG der Nachweis<br />

der Unrichtigkeit des<br />

Grundbuchsstands; er tritt<br />

an die Stelle der sonst<br />

geforderten urkundlichen<br />

Unterlagen.<br />

2. Dieser Nachweis ist dann<br />

erbracht, wenn die Unrichtigkeit<br />

offenkundig oder<br />

durch öffentliche Urkunden<br />

nachgewiesen ist.<br />

3. Ein auf § 136 GBG gestützter<br />

Antrag, der sich auf das<br />

Eigentumsrecht bezieht, ist<br />

als Antrag auf Einverleibung<br />

des Eigentums zu stellen.<br />

4. Durch das Ausscheiden<br />

eines von zwei Gesellschaftern<br />

aus der OHG oder der<br />

KG geht das Unternehmen<br />

ohne Liquidation mit seinen<br />

Aktiven und Passiven auf<br />

den verbleibenden Gesellschafter<br />

über.<br />

5. Dies führt zu einer Gesamtnachfolge<br />

des Übernehmers<br />

im Weg der Anwachsung;<br />

dies gilt auch für Liegenschaftseigentum,<br />

weshalb<br />

es in diesem Fall keines besonderen Übertragungsakts<br />

bedarf.<br />

6. Dieser Vorgang ist der Berichtigung im Grundbuch<br />

gem § 136 GBG grundsätzlich zugänglich.<br />

7. Aus § 142 HGB ist keine Grundlage für Ausnahmeregelungen<br />

iS einer dinglich wirkenden<br />

Rechtsnachfolge im Eigentum an einzelnen<br />

Sachen zu erkennen.<br />

8. Eine ausdrückliche Bestätigung über die<br />

Gesamtrechtsnachfolge in Liegenschaftsanteile<br />

bei einer Rechtsnachfolge nach § 142 HGB ist<br />

nicht erforderlich, weil sich die Gesamtrechtsnachfolge<br />

unmittelbar aus dem Gesetz ergibt<br />

und daher keines weiteren Nachweises bedarf.<br />

OGH 3. 10. 2006, 5 Ob 204/06 w (LGZ Wien<br />

14. 7. 2006, 46 R 346/06 g; BG Fünfhaus 11. 4.<br />

2006, TZ 1754/06)<br />

NZ 2007/57<br />

§§ 2, 16 WEG 2002; § 8 Krnt GplG 1995; §<br />

364 Abs 2 ABGB – Widmung von Wohnungseigentumsobjekten<br />

1. Für die Frage der Widmung eines Wohnungseigentumsobjekts<br />

ist auf die privatrechtliche Einigung<br />

der Wohnungseigentümer abzustellen;<br />

baurechtliche oder raumordnungsrechtliche<br />

„Widmungen“ definieren die privatrechtlichen<br />

Rechtsverhältnisse der Wohnungseigentümer<br />

untereinander nicht.<br />

2. Grundverkehrsrechtliche Beschränkungen des<br />

Baugrundverkehrs verfolgen andere Ziele als<br />

die Gestaltung eines Rechtsverhältnisses zwischen<br />

Wohnungseigentümern.<br />

3. Adressat der Raumordnungsvorschrift des<br />

§ 8 Krnt GemeindeplanungsG 1995 sind die<br />

Gemeinderäte. Eine privatrechtliche Verfügungsbeschränkung<br />

hinsichtlich der Vermietung<br />

von Objekten, die keiner Sonderwidmung<br />

als Ferienwohnung unterliegen, resultiert aus<br />

diesen raumordnungsrechtlichen Vorgaben nicht.<br />

4. Allein die Tatsache der Vermietung als Ferienwohnung<br />

an wechselnde Personen begründet<br />

noch keinen gesetzlichen Abwehranspruch<br />

nach § 364 Abs 2 ABGB.<br />

OGH 16. 5. 2006, 5 Ob 106/06 h (LG Klagenfurt<br />

10. 2. 2006, 2 R 20/06 b-21)<br />

NZ 2007/58<br />

§§ 87, 94 GBG – Umfang des Erfordernisses<br />

der Vorlage von Originalurkunden<br />

1. Grundbuchsurkunden des § 87 Abs 1 GBG, die<br />

dem Gericht bei der Entscheidung über ein<br />

Eintragungsbegehren im Original vorliegen<br />

müssen, sind jene, die in materieller und formeller<br />

Hinsicht die konstitutiven Voraussetzungen<br />

der vorzunehmenden Grundbuchshandlung<br />

enthalten.<br />

2. Folgt aus dem vorgelegten Handelsregisterauszug<br />

der Existenz- und Identitätsnachweis einer<br />

der Parteien sowie die Zeichnungsbefugnis des<br />

für sie einschreitenden Organs, handelt es sich<br />

um eine für die Bewilligung<br />

erforderliche, aber nicht<br />

eine Eintragungsgrundlage<br />

darstellende Urkunde. Es<br />

genügt daher eine amtlich<br />

beglaubigte Fotokopie zur<br />

Bewilligung.<br />

OGH 16. 5. 2006, 5 Ob 73/06 f<br />

(LG Wiener Neustadt 30. 12.<br />

2005, 17 R 299/05 z; BG Wiener<br />

Neustadt 27. 7. 2005, TZ<br />

5160/05)<br />

NZ 2007/59<br />

§§ 2, 9, 56 Abs 1 und 4<br />

WEG 2002 – Überführung von<br />

Kraftfahrzeugabstellflächen in<br />

Wohnungseigentumsobjekte<br />

bei Neuparifizierung wegen<br />

Zukaufs von Gartenfläche<br />

nicht zwingend<br />

Aus § 56 Abs 4 WEG 2002<br />

kann nicht abgeleitet werden,<br />

dass auch im Fall der Neufestsetzung<br />

von Nutzwerten bei<br />

schon bestehendem Wohnungseigentum<br />

für Kraftfahrzeug-Abstellplätze<br />

gesondertes<br />

Wohnungseigentum begründet<br />

werden muss.<br />

LG St. Pölten 10. 8. 2004, 7 R<br />

81/04 y (BG St. Pölten 26. 4.<br />

2004, 9 MSch 4/04 b)<br />

AGS 683<br />

§ 12 GBG<br />

Eine Dienstbarkeit kann auch<br />

in der Form auf bestimmte<br />

räumliche Grenzen beschränkt<br />

sein, dass sie auf bestimmte<br />

Grundstücke eines aus mehreren<br />

Grundstücken bestehenden<br />

Grundbuchskörpers beschränkt<br />

wird. Auch wenn es<br />

sich um eine Leitungsdienstbarkeit<br />

handelt, ist in diesem<br />

Fall weder die Vorlage eines<br />

Lageplans noch eine sonstige<br />

Präzisierung der Lage erforderlich.<br />

Der Servitutsberechtigte<br />

erhält dadurch das uneingeschränkte<br />

Recht, die Leitungen<br />

auf dem gesamten Grundstück<br />

zu verlegen.<br />

OGH 28. 11. 2006, 5 Ob<br />

239/06 d (LG Klagenfurt 24. 8.<br />

2006, 2 R 194/06 s; BG Villach<br />

14. 6. 2006, TZ 4457/06)<br />

AGS 684<br />

§ 56 Abs 3 GBG; §§ 2, 13 KO<br />

31


Fachbereich Grundbuch Der Österreichische Recht§pfleger<br />

Der nach § 56 Abs 3 GBG und<br />

§ 13 KO maßgebliche Zeitpunkt<br />

der Konkurseröffnung<br />

ist der Zeitpunkt, in dem nach<br />

§ 2 Abs 1 KO die Rechtswirkungen<br />

der Konkurseröffnung<br />

eintreten, also der Beginn des<br />

Tages, der der öffentlichen<br />

Bekanntmachung des<br />

Konkursedikts folgt.<br />

OGH 28. 11. 2006, 5 Ob 256/06<br />

t (LG Salzburg 6. 10. 2006, 53 R<br />

318/06 f; BG Neumarkt bei<br />

Salzburg 14. 7. 2006, TZ<br />

1709/06)<br />

AGS 685<br />

§ 86 GBG<br />

§ 86 GBG ist weder auf einen<br />

Antrag auf Urkundenhinterlegung<br />

noch auf einen Antrag<br />

auf Einbücherung eines<br />

Grundstücks anwendbar; solche<br />

Anträge können daher gemeinsam<br />

eingebracht werden.<br />

OGH 29. 12. 2006, 5 Ob 203/06<br />

y (LGZ Graz 21. 4. 2006, 4 R<br />

458/05 k; BG Graz 14. 10. 2005,<br />

23 Nc 1162/04 s, UH 25/06)<br />

AGS 686<br />

§§ 93, 94 Abs 1 Z 1,<br />

§ 128 GBG<br />

Hängt die Bewilligung eines<br />

Folgegesuches von der positiven<br />

Erledigung eines noch<br />

nicht rechtskräftig abgewiesenen<br />

Grundbuchsgesuchs ab,<br />

ist der Eintritt der Rechtskraft<br />

der Vorentscheidung abzuwarten,<br />

statt sofort mit Abweisung<br />

vorzugehen.<br />

OGH 13. 2. 2007, 5 Ob 292/06<br />

m (LGZ Wien 5. 10. 2006,<br />

46 R 719/06 k; BG Josefstadt<br />

4. 9. 2006, TZ 2998/2006)<br />

AGS 687<br />

§ 122 GBG; Art 2 HypothekenbankEV;<br />

§ 34a Abs 2<br />

HypBG<br />

Durch die Anmerkung des<br />

Kautionsbands werden bücherliche<br />

Rechte des Liegenschaftseigentümers<br />

nicht berührt;<br />

er ist daher nicht zum Rekurs<br />

gegen den Beschluss berechtigt,<br />

mit dem eine solche Anmerkung<br />

bewilligt wird. Daran<br />

hat sich durch die Einführung<br />

eines Aufrechnungsverbots<br />

32<br />

gegen, in das Hypothekenregister eingetragene<br />

Forderungen durch § 34a Abs 2 HypBG nichts<br />

geändert.<br />

OGH 30. 1. 2007, 5 Ob 8/07 y (LGZ Wien<br />

20. 10. 2006, 47 R 636/06 m; BG Innere Stadt<br />

Wien 24. 8. 2006, TZ 9152/06)<br />

Heft 9/2007<br />

NZ 2007/64<br />

§ 94 Abs 1 Z 3 GBG; Art 56 EGV; § 3 Z 2 und<br />

3, § 5 Abs 4 WrAuslGEG – Normen des WrAusl-<br />

GEG, die der europarechtlichen Regelung der<br />

Kapitalverkehrsfreiheit für EU-Ausländer widersprechen,<br />

sind nicht anzuwenden<br />

1. Das Grundverkehrsrecht der Länder darf<br />

wegen des Anwendungsvorrangs des<br />

EU-Rechts mit diesem nicht in Widerspruch<br />

stehen.<br />

2. Nationale Beschränkungen des Grunderwerbs<br />

durch EU-Bürger sind nach der Rechtsprechung<br />

des EuGH wegen der grundlegenden<br />

Freiheiten des Gemeinschaftsrechts nur zulässig,<br />

wenn sie im allgemeinen Interesse gelegen<br />

sind, nicht diskriminierend angewandt werden<br />

und das gleiche Ergebnis nicht mit gelinderen<br />

Mitteln erreicht werden kann.<br />

3. Ein „Erklärungsmodell“ ist nur dann gemeinschaftsrechtskonform,<br />

wenn gänzlich auf eine<br />

materielle Prüfung der grundbücherlichen<br />

Durchführung des Liegenschaftserwerbs verzichtet<br />

wird, nicht aber ein Verfahren, in dem<br />

der EU-Ausländer der Grundverkehrsbehörde<br />

das Vorliegen der Ausübung einer der Grundfreiheiten<br />

nachzuweisen hat und nur „gegebenenfalls“<br />

eine Negativbestätigung erteilt werde.<br />

4. Ein „Nachweismodell“ mit vorhergehender<br />

Negativbestätigung widerspricht der europarechtlichen<br />

Regelung über die Kapitalverkehrsfreiheit<br />

(Art 56 EGV).<br />

5. Schon die Gefahr einer diskriminierenden Verwaltungspraxis<br />

löst die Unvereinbarkeit der<br />

anzuwendenden Gesetzesbestimmung mit dem<br />

Gemeinschaftsrecht aus; damit ist der Ausweg<br />

versperrt, § 5 Abs 4 WrAuslGEG gemeinschaftsrechtskonform<br />

dahin auszulegen, dass die<br />

Behörde bloß die formellen Voraussetzungen<br />

zu prüfen hätte.<br />

6. Daraus folgt die Unanwendbarkeit der gesetzlichen<br />

Bestimmung über die Vorlagepflicht<br />

einer Negativbestätigung in der Versteigerungstagsatzung<br />

durch EU-Ausländer.<br />

7. Der EU-Ausländer, der seine Zulassung als<br />

Bieter anstrebt, hat seine EU-Staatsbürgerschaft<br />

nachzuweisen und eine Erklärung dahin<br />

abzugeben, welche der im EGV oder im EWR-<br />

Abkommen garantierten Freiheiten er in<br />

Anspruch nimmt.<br />

OGH 21. 12. 2006, 3 Ob 258/06 x (LGZ Wien<br />

25. 9. 2006, 46 R 681/06 x; BG Innere Stadt Wien<br />

21. 6. 2006, 74 E 103/05 h)<br />

NZ 2007/66<br />

§§ 431 bis 433 ABGB; §§<br />

26, 31f GBG – Beglaubigungserfordernis<br />

bei Ergänzungsurkunden<br />

1. § 433 ABGB normiert den<br />

gesamten Inhalt der zur<br />

Einverleibung notwendigen<br />

Urkunde, wozu auch die<br />

Aufsandungserklärung zählt.<br />

2. Bei gesonderter Ausfertigung<br />

der Aufsandungserklärung<br />

bedürfen die Unterschriften<br />

einer notariellen<br />

oder gerichtlichen Beglaubigung.<br />

3. Ist die Aufsandungserklärung<br />

von beiden Parteien<br />

mit gerichtlicher oder notarieller<br />

Beglaubigung unterfertigt,<br />

ist dem Erfordernis<br />

des § 31 Abs 1 GBG Genüge<br />

getan; wird ein Nachtrag<br />

erforderlich, so bedarf dieser<br />

nur dann einer neuerlichen<br />

Beglaubigung der<br />

Unterschriften der Parteien,<br />

wenn eine Aufsandungserklärung<br />

mit neuem Inhalt<br />

erforderlich wird. Bei einem<br />

Nachtrag, der im Wesentlichen<br />

nur den Rechtsgrund<br />

der Übereignungsgeschäfte<br />

bezeichnet, trifft dies nicht<br />

zu.<br />

OGH 6. 3. 2007, 5 Ob 36/07 s<br />

(LG Klagenfurt 13. 12. 2006, 3<br />

R 350/06 i; BG St. Veit an der<br />

Glan 14. 9. 2006, TZ 3198/06)<br />

Heft 10/2007<br />

AGS 688<br />

§ 12 GBG; § 40 Abs 4 WEG<br />

Wenn es sich bei den Belastungen,<br />

die nach § 40 Abs 4<br />

WEG gelöscht werden können,<br />

um eine Grunddienstbarkeit<br />

handelt, kann (und muss)<br />

auch der einzelne Wohnungseigentümer<br />

die Löschung hinsichtlich<br />

der gesamten Liegenschaft<br />

beantragen, da eine<br />

Grunddienstbarkeit nur auf<br />

dem ganzen Grundbuchskörper,<br />

nicht aber auf einzelnen<br />

Anteilen lasten kann. Wenn es<br />

sich um Lasten handelt, die<br />

einen Anwendungsfall des<br />

§ 40 Abs 4 Z 2 WEG plausibel<br />

erscheinen lassen (hier: Grund


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Grundbuch<br />

dienstbarkeit zur Versorgung<br />

der Wohnungseigentumsanlage),<br />

muss der Antragsteller<br />

auch den Kaufvertrag mit dem<br />

Liegenschaftseigentümer vorlegen,<br />

nach dem das Grundbuchsgericht<br />

das Vorliegen<br />

oder Fehlen der Voraussetzungen<br />

des § 40 Abs 4 Z 2 WEG<br />

beurteilen kann.<br />

OGH 28. 11. 2006, 5 Ob<br />

168/06 a (LGZ Wien 28. 2. 2006,<br />

47 R 822/05 b; BG Donaustadt<br />

11. 10. 2005, TZ 4107/05)<br />

AGS 689<br />

§§ 4, 12, 51 GBG<br />

1. Der Eintragungsgrundsatz<br />

gilt nicht nur für den<br />

Erwerb von Dienstbarkeiten,<br />

sondern auch für ihr<br />

Erlöschen infolge Verzichts.<br />

2. § 51 GBG ist nicht nur auf<br />

Hypotheken anwendbar,<br />

sondern auch auf andere<br />

belastete bücherliche Rechte,<br />

etwa ein verpfändetes<br />

Fruchtgenussrecht.<br />

OGH 30. 1. 2007, 5 Ob 1/07 v<br />

(LGZ Wien 10. 8. 2006, 46 R<br />

480/06 p; BG Leopoldstadt<br />

24. 5. 2006, TZ 2195/06)<br />

AGS 690<br />

§§ 26, 27, 31, 94 Abs 1 Z 3<br />

u 4 GBG<br />

Die vertragliche Bestimmung,<br />

dass der Urkundenverfasser<br />

die Verbücherung des Kaufvertrags<br />

erst mit nachgewiesener<br />

Zahlung des vereinbarten<br />

Kaufpreises vornehmen<br />

darf, lässt auch die Auslegung<br />

zu, dass die Parteien<br />

beabsichtigt haben, den<br />

Anspruch des Käufers auf<br />

Verbücherung seines Eigentums<br />

vom Nachweis der Zahlung<br />

des Kaufpreises abhängig<br />

zu machen; dieser Nachweis<br />

ist durch eine den<br />

§§ 26 ff GBG entsprechende<br />

Urkunde zu erbringen.<br />

OGH 30. 1. 2007, 5 Ob 253/06<br />

a (LG Salzburg 22. 3. 2006,<br />

53 R 19/06 k; BG Zell am See<br />

27. 10. 2005, TZ 4291/05)<br />

AGS 691<br />

§§ 26, 27, 31, 94 Abs 1 Z 3<br />

u 4 GBG; §§ 33, 34 EisbEG<br />

Da Bezahlung bzw. Erlag der Entschädigungssumme<br />

eine Voraussetzung des Rechtserwerbs<br />

durch Enteignung sind, bedarf es zu dessen Verbücherung<br />

des urkundlichen Nachweises dieser<br />

Erwerbsvoraussetzungen durch eine den §§ 26 ff<br />

GBG entsprechende Urkunde; die Unterschrift<br />

unter der Bestätigung der Leistung der Entschädigungssumme<br />

muss daher beglaubigt sein.<br />

OGH 28. 11. 2006, 5 Ob 216/06 k (LGZ Wien<br />

23. 6. 2006, 46 R 396/06 k; BG Hietzing<br />

4. 5. 2006, TZ 953/06)<br />

AGS 692<br />

§ 122 GBG; §§ 13, 81, 81a KO<br />

Der Masseverwalter ist nicht zum Rekurs gegen<br />

die Bewilligung einer vom Gemeinschuldner vor<br />

Konkurseröffnung beantragten Grundbuchseintragung<br />

berechtigt.<br />

OGH 29. 12. 2006, 5 Ob 259/06 h (LGZ Graz<br />

24. 7. 2006, 4 R 263/06 k; BG Fürstenfeld<br />

27. 4. 2006, TZ 438/06)<br />

Immolex 2007<br />

2007/111<br />

§§ 431 ABGB;<br />

§ 26 § 75 Abs 2, § 94 Abs 1 Z 2 GBG<br />

Eintragungshindernis der beschränkten Handlungsfähigkeit<br />

Die grundbücherliche Eintragung darf nicht<br />

bewilligt werden, wenn gegründetes Bedenken<br />

gegen die Geschäftsfähigkeit eines Vertragsteils<br />

bestehen. Solche Bedenken liegen auch bei einer<br />

erst (hier über 5) Jahre nach dem Vertragsabschluss<br />

erfolgten Sachwalterbestellung vor, wenn<br />

der im Sachwalterschaftsverfahren beigezogene<br />

SV zum Schluss kam, die Einschränkung der<br />

Geschäftsfähigkeit bestehe bereits seit Jahren.<br />

Im Grundbuchsverfahren findet weiterhin kein<br />

Kostenersatz statt.<br />

OGH 30. 1. 2007, 5 Ob 253/06 a<br />

Juristische Blätter<br />

Heft 5<br />

§§ 15 ff LiegTeilG; § 49 Abs 1 AußStrG<br />

Im vereinfachten Verfahren nach den §§ 15 ff<br />

LiegTeilG sind Verbücherungen von Grundabtretungen<br />

und Besitzübertragungen im Zuge der<br />

erfolgten Herstellung von Straßen-, Weg-, Eisenbahn-<br />

oder Wasserbauanlagen bloß aufgrund<br />

eines Anmeldungsbogens der Vermessungsbehörde<br />

nach der Vorstellung des historischen Gesetzgebers<br />

nur zulässig, wenn die rechtlichen Fragen<br />

im Zusammenhang mit Grundabtretungen, Ablösen<br />

und Besitzübertragungen bereits geregelt<br />

sind. Nur bei Einvernehmen über die Rechtsabtretung<br />

bzw. den Rechtsverlust oder bereits<br />

erfolgter förmlicher Enteignung ist die vereinfachte<br />

Verbücherung unter Vernachlässigung des<br />

sonst förmlich vorgesehenen materiell- und ver-<br />

fahrensrechtlichen Schutzes<br />

der Buchberechtigten mit der<br />

verfassungsrechtlichen Eigentumsgarantie<br />

vereinbar.<br />

Gem. § 49 Abs 1 AußStrG<br />

können betroffene Buchberechtigte<br />

die Nichtbeachtung<br />

dieser Voraussetzungen noch<br />

im Rekursverfahren einwenden.<br />

Auf diesen Einwand hin<br />

hat das Grundbuchsgericht<br />

den Beteiligten die Möglichkeit<br />

zum urkundlichen Nachweis<br />

des erzielten Einvernehmens<br />

oder der erfolgten Enteignung<br />

zu eröffnen. Unterbleibt<br />

dieser Nachweis, hat es<br />

gemäß § 28 LiegTeilG die Herstellung<br />

der Grundbuchsordnung<br />

zu veranlassen.<br />

OGH 28. 11. 2006, 5 Ob<br />

108/06b (LG St. Pölten<br />

2. 3. 2006, 21 R 53/06 m; BG<br />

Amstetten 4. 1. 2006,<br />

5 Nc 278/05 y, TZ 50/06)<br />

Wohnrechtliche Blätter<br />

Heft 6/2007<br />

§ 40 Abs 2 und 4 WEG 2002<br />

(§ 24a Abs 2 und 3 WEG<br />

1975); § 12, § 57 Abs 1, §<br />

94 Abs 1 GBG; § 14 ZPO<br />

Wird nach angemerktem Rang<br />

der Einräumung von WE<br />

zugunsten eines (oder mehrerer)<br />

WE-Bewerber(s) auf der<br />

ganzen WE-Liegenschaft eine<br />

Dienstbarkeit einverleibt, so<br />

kann jeder einzelne frühere<br />

WE-Bewerber und nunmehrige<br />

Wohnungseigentümer in<br />

sinngemäßer Anwendung von<br />

§ 57 Abs 1 GBG die grundbücherliche<br />

Löschung dieser<br />

Zwischeneintragung begehren.<br />

Dies folgt nach dem Gesetzeszweck<br />

dieser Bestimmung aus<br />

der erforderlichen Sicherung<br />

des Rangs zum Schutz gegen<br />

eine nachfolgende Veräußerung<br />

oder Belastung.<br />

Da eine Grunddienstbarkeit<br />

immer nur auf dem ganzen<br />

Grundbuchskörper lasten<br />

kann, gilt dies auch für deren<br />

Löschung, weshalb eine<br />

Dienstbarkeit bloß hinsichtlich<br />

einzelner Mindestanteile von<br />

Wohnungseigentümern nicht<br />

rechtswirksam gelöscht wer-<br />

33


Ministerinterview Fachbereich Grundbuch Der Österreichische Recht§pfleger<br />

den kann. Ebenso wenig müssen<br />

sämtliche Wohnungseigentümer<br />

als einheitliche Streitpartei<br />

iSd § 14 ZPO die<br />

Löschung begehren.<br />

Lediglich in den Fällen des<br />

§ 40 Abs 4 WEG 2002/§ 24a<br />

Abs 3 WEG 1975 (hier Z 2:<br />

vom Liegenschaftseigentümer<br />

mit den WE-Bewerbern vertraglich<br />

vereinbarte Belastungen<br />

der künftigen WE-Liegenschaft)<br />

ist die grundbücherliche<br />

Löschung der Dienstbarkeit<br />

ausgeschlossen. Der<br />

Inhalt des vorgelegten Kaufvertrags<br />

gem § 94 Abs 1 GBG<br />

entscheidet darüber, ob die<br />

Zwischeneintragung zu<br />

löschen ist oder nicht.<br />

OGH 28. 11. 2006, 5 Ob 169/06<br />

a (LGZ Wien 47 R 822/05 p;<br />

BG Donaustadt TZ 4107/05):<br />

EvBl 2007/49 = immolex<br />

2007/58 = Zak 2007, 53/76<br />

Heft 7/8/2007<br />

§ 3 Abs 1 Z 3 WEG 2002 (§<br />

2 Abs 2 Z 2 WEG 1975 idF<br />

3. WÄG); § 364c, §§ 447 ff,<br />

§§ 509 ff, § 847, § 848, §<br />

1295 Abs 2 ABGB; § 351 EO<br />

Teilungsklage und -urteil gem<br />

§ 3 Abs 1 Z 3 WEG 2002 müssen<br />

als Sonderform der Naturalteilung<br />

nur auf Teilung<br />

durch Begründung von WE<br />

lauten, während eine bestimmte<br />

Art dieser Teilung<br />

entbehrlich ist, da diese dann<br />

im Exekutionsverfahren nach<br />

§ 351 EO zu erfolgen hat.<br />

Nach kontradiktorischer Verhandlung<br />

fasst der Exekutionsrichter<br />

einen rechtsgestaltenden<br />

Teilungsbeschluss samt<br />

Nutzwertfestsetzung.<br />

Obwohl die §§ 841 bis 853 im<br />

Teilungsverfahren durch WE-<br />

Begründung überwiegend<br />

unanwendbar sind, gelten die<br />

§§ 847, 848 ABGB über die verpflichtende<br />

Berücksichtigung<br />

von Rechten Dritter auch dort.<br />

Hat ein Pfandgläubiger bloß<br />

von einzelnen schlichten Liegenschaftsanteilen<br />

bereits bei<br />

Pfandrechtserwerb gewusst,<br />

dass die WE-Begründung einschließlich<br />

durch Nutzwertfest-<br />

34<br />

setzung geänderter Anteile, denen er zugestimmt<br />

hat, beabsichtigt ist oder leidet seine Sicherheit<br />

deshalb nicht, weil die Anteile durch die Parifizierung<br />

nur unbedeutend geändert werden oder<br />

durch die WE-Begründung erhöhte Sicherheit für<br />

ihn entsteht, so kann im Rechtsstreit eine dann<br />

unberechtigt verweigerte Zustimmung des Pfandgläubiges<br />

(hier: des buchberechtigten 2.-Bekl auf<br />

Grund eines eingetragenen Belastungs- und Veräußerungsverbots<br />

sowie eines Fruchtgenussrechts)<br />

erzwungen werden.<br />

Wegen der §§ 847, 848 ABGB darf der Buchberechtigte<br />

allerdings im Teilungsverfahren vorab<br />

und pauschal zur Abgabe aller für die WE-<br />

Begründung erforderlichen Erklärungen bei<br />

sonstiger Rechtsunwirksamkeit nicht verhalten<br />

werden. Vor Kenntnis aller mit der WE-Begründung<br />

zusammenhängenden Teilungsmodalitäten<br />

ist er nämlich außer Stande zu beurteilen, ob<br />

seine bücherlichen Rechte dadurch beeinträchtigt<br />

werden könnten oder nicht.<br />

Zur Schadenersatzpflicht wegen vereitelter Leistungsbewirkung<br />

nach § 1295 Abs 2 ABGB.<br />

OGH 29. 12. 2006, 5 Ob 198/06 p – Zurückweisung<br />

der ao Revision (OLG Wien 15 R 159/05 w);<br />

Immolex 2007, 100/LS 20<br />

Heft 10/2007<br />

§ 40 Abs 2 WEG 2002<br />

(§ 24a Abs 2 WEG 1975)<br />

Die grundbücherliche Anmerkung der schriftlichen<br />

Zusage der Einräumung von WE an den<br />

WE-Bewerber durch den WE-Organisator ist auch<br />

für erst zu schaffende WE-Objekte (hier: durch<br />

Teilung bestehender Objekte sowie Dachbodenausbau)<br />

zulässig. In diesem Fall sind die Objekte<br />

möglichst genau, idR durch Bezugnahme auf den<br />

behördlich genehmigten Bauplan, zu bezeichnen,<br />

ohne allerdings allzu strenge Anforderungen an<br />

den „Nachweis“ der Identifizierbarkeit (hier: lokale<br />

Beschreibung ausreichend) zu stellen.<br />

Nach § 40 Abs 2 WEG 2002 muss die Zustimmung<br />

des Grundeigentümers zur grundbücherlichen<br />

Anmerkung der Zusage nicht mehr öffentlich<br />

beglaubigt sein.<br />

OGH 20. 3. 2007, 5 Ob 91/07 f (LGZ Wien 47 R<br />

476/06 g; BG Josefstadt TZ 2123/06); Zak<br />

2007.235/414 = immolex 2007, 197/LS 50 ■


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Zivilprozess-, Exekutions- und Privatinsolvenzrecht<br />

ADir.<br />

Martin Metz<br />

Fachredakteur Zivilprozess-,<br />

Exekutions- und Privatinsolvenzrecht<br />

BG Steyr<br />

E-Mail:<br />

martin.metz@justiz.gv.at<br />

Fachbereich<br />

Zivilprozess-, Exekutionsund<br />

Privatinsolvenzrecht<br />

Rechtsmittelentscheidungen<br />

zusammengestellt von ADir. i.R. RR Alfred Trautmann<br />

RpflSlgE 2007/55<br />

LG f. ZRS Wien vom 19. 7. 2006, 47 R 347/06m<br />

Beim Zahlungsplan kann in bestimmten Fällen<br />

nachträglichen Änderungen in den Einkommensund<br />

Vermögensverhältnissen des Schuldners<br />

Rechnung getragen werden. § 198 KO erfasst nur<br />

deren unverschuldete Verschlechterung. Dies ergibt<br />

sich zweifelsfrei aus der im § 198 Abs 1 KO normierten<br />

Einschränkung, dass die Änderung der<br />

Einkommens- und Vermögensverhältnisse dazu<br />

führen muss, dass der Schuldner fällige Verbindlichkeiten<br />

des Zahlungsplans nicht erfüllen kann.<br />

RpflSlgE 2007/56<br />

LG f. ZRS Wien vom 20. 9. 2006,<br />

47 R 547/06y und 47 R 576/06p<br />

Wird der Verpflichtete in der Exekutionsbewilligung<br />

in völliger Übereinstimmung mit dem Exekutionstitel<br />

bezeichnet, wird aber in der Folge die<br />

Exekution gegen eine Person vollzogen, auf die<br />

zwar die im Exekutionstitel und in der Exekutionsbewilligung<br />

übereinstimmend genannten Individualisierungsmerkmale<br />

zutreffen, die aber jedoch<br />

nicht jene ist, gegen die sich der Exekutionstitel<br />

richtet, ist der Tatbestand des § 39 Abs 1 Z 10 EO<br />

nicht gegeben. Hier liegt eine „abgeirrte Exekution“<br />

vor, die von der betroffenen Person mit Beschwerde<br />

nach § 68 EO bekämpft werden kann.<br />

RpflSlgE 2007/57<br />

LG f. ZRS Wien vom 20. 9. 2006, 47 R 546/06a<br />

Auch für einen ergebnislosen Vollzug der betreibenden<br />

Partei, etwa weil die verpflichtete Partei<br />

verzogen ist, stehen der betreibenden Partei<br />

Kosten nach TP 7 RATG (entgegen Mohr, ecolex<br />

2005/08) zu. Erhebungen, ob die verpflichtete<br />

Partei an der angegebenen Adresse Gewahrsame<br />

hat, stellen jedenfalls Amtshandlungen dar, die<br />

als Teil eines – gegebenenfalls – fortzuführenden<br />

Vollzuges anzusehen sind.<br />

RpflSlgE 2007/58<br />

LG f. ZRS Wien vom 20. 9. 2006,<br />

47 R 561/06g<br />

Eine Nachforschungspflicht des Gerichts zugunsten<br />

des betreibenden Gläubigers, die über die<br />

Anfrage an den Hauptverband<br />

der österr. Sozialversicherungsträger<br />

nach § 294 a Abs 1 Z 2<br />

EO hinausgeht (hier: Anfrage<br />

an die Wiener Gebietskrankenkasse<br />

über die Zustelladresse<br />

des derzeitigen Arbeitgebers<br />

des Verpflichteten) ist<br />

im Gesetz nicht vorgesehen.<br />

Es ist auch keine Bestimmung<br />

ersichtlich, aus welcher eine<br />

derartige Verpflichtung abgeleitet<br />

werden könnte.<br />

RpflSlgE 2007/60<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

21. 9. 2006, 47 R 467/06h<br />

u. 47 R 468/06f<br />

Ein Auftrag an den betreibenden<br />

Gläubiger, bei sonstiger<br />

Einstellung des Verkaufsverfahrens<br />

den Ort bekannt zu<br />

geben, wo sich die Pfandsachen<br />

befinden, ist entgegen<br />

der alten Rechtslage nicht<br />

mehr vorgesehen. Gelingt es<br />

nicht, den Ort der Gegenstände<br />

festzustellen, wird die Exekution<br />

ohne förmliche Einstellung<br />

nicht fortgesetzt. Es ist<br />

zwar weiterhin Sache des betreibenden<br />

Gläubigers, den<br />

angeführten Ort zu ermitteln<br />

und die Fortsetzung der Exekution<br />

zu beantragen – hiefür<br />

besteht keine Frist – es ist<br />

jedoch auf das Erlöschen des<br />

Pfandrechts zu achten (§ 256<br />

Abs 2 EO).<br />

RpflSlgE 2007/61<br />

Entsch. d. LG f. ZRS Wien<br />

vom 25. 9. 2006,<br />

46 R 694/06h<br />

§ 292 b Z 3 EO ermöglicht die<br />

Herabsetzung des unpfändba-<br />

35


Ministerinterview Fachbereich Zivilprozess-, Exekutions- und Privatinsolvenzrecht Der Österreichische Recht§pfleger<br />

ren Freibetrags um jenen Betrag,<br />

den der Verpflichtete an<br />

freiwilligen Leistungen (Trinkgelder)<br />

neben seinem Arbeitseinkommen<br />

bezieht; aus der<br />

Unpfändbarkeit der zusätzlichen<br />

freiwilligen Leistungen<br />

soll keine Besserstellung des<br />

Verpflichteten gegenüber<br />

einem Schuldner resultieren,<br />

dessen gleich hohe Einkünfte<br />

zur Gänze pfändbar sind.<br />

RpflSlgE 2007/62<br />

Entsch. d. LG f. ZRS Wien<br />

vom 29. 9. 2006,<br />

46 R 418/06w<br />

Auf Leasingverträge sind im<br />

Konkursverfahren (Schuldenregulierungs-Verfahren)<br />

die<br />

Bestimmungen der §§ 21 ff KO<br />

über die Erfüllung zweiseitiger<br />

Rechtsgeschäfte anzuwenden.<br />

Im Schuldenregulierungsverfahren<br />

obliegt daher dem<br />

Schuldner nach § 187 Abs 1 Z<br />

2 KO die Entscheidung, ob er<br />

nach § 21 KO einen noch nicht<br />

voll erfüllten Vertrag erfüllen<br />

oder von diesem zurücktreten<br />

will. Für den Fall der beabsichtigten<br />

Weiterführung des<br />

Vertrages durch den Schuldner<br />

(hier: Leasingvertrag bzgl.<br />

eines Pkws) wird dieser eine<br />

entsprechende Erklärung über<br />

die Finanzierung der Leasingraten<br />

(aus dem konkursfreien<br />

Vermögen) abzugeben haben.<br />

RpflSlgE 2007/63<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

6. 10. 2006, 46 R 724/06w<br />

Zwar ist die zwangsweise<br />

Pfandrechtsbegründung am<br />

vorgemerkten Eigentum zulässig,<br />

doch kommt der Anmerkung<br />

der Erteilung des Zuschlags<br />

nicht die Wirkung<br />

einer Vormerkung zu. Eintragungen<br />

gegen den Ersteher,<br />

wie die Veräußerung und<br />

Belastung der Liegenschaft<br />

sind erst zulässig, wenn sein<br />

Eigentumsrecht einverleibt ist.<br />

RpflSlgE 2007/64<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

10. 10. 2006, 46 R 590/06i<br />

Auch wenn die in Aussicht<br />

genommene Amtshandlung,<br />

36<br />

der Vollzug der Fahrnisexekution wegen versperrter<br />

Wohnung, nicht stattgefunden hat, liegt<br />

ein vom Vollstreckungsorgan durchgeführter,<br />

wenn auch ergebnisloser Vollzug einer Exekutionshandlung<br />

vor. Der betreibenden Partei stehen<br />

daher Kosten nach TP 7 RATG und nicht nur<br />

nach TP 9 RATG zu (entgegen Mohr in ecolex<br />

2005, 602 (605)).<br />

RpflSlgE 2007/66<br />

LG f. ZRS Wien vom 17. 10. 2006, 46 R 730/06b<br />

Vereinbarungen über die Leistung des Unterhalts<br />

eines Minderjährigen, die vor dem Jugendwohlfahrtsträger<br />

oder von ihm geschlossen und von<br />

ihm beurkundet wurden, haben die Wirkung<br />

eines gerichtlichen Vergleiches. Die betreibende<br />

Partei muss (und darf) bei einem Antrag, über<br />

den im vereinfachten Bewilligungsverfahren zu<br />

entscheiden ist, unter der Rubrik „Vollstreckbarkeitsbestätigung<br />

vom“ keine Angaben in den<br />

Exekutionsantrag aufnehmen, allenfalls ist unter<br />

Bezug auf § 54 Abs 2 EO darauf hinzuweisen,<br />

dass die Vollstreckbarkeitsbestätigung hier nicht<br />

erforderlich ist.<br />

RpflSlgE 2007/67<br />

LG f. ZRS Wien vom 20. 10. 2006, 46 R 760/06i<br />

Vor Beschlussfassung über die Entziehung der<br />

Eigenverwaltung hat das Gericht den Schuldner<br />

jedenfalls dann einzuvernehmen, wenn die Entziehung<br />

erst nachträglich erfolgt. Die Verletzung<br />

des gerichtlichen Gehörs ist nicht nur als Verfahrensmangel,<br />

sondern als Nichtigkeitsgrund zu<br />

beurteilen.<br />

RpflSlgE 2007/68<br />

LG f. ZRS Wien vom 30. 10. 2006, 46 R<br />

487/06t, 46 R 488/06i<br />

Forderungen, die später als 14 Tage vor der<br />

Schlussrechnungstagsatzung (§§ 105 Abs 1, 107<br />

Abs 1 Satz 3 KO) angemeldet werden, sind nicht<br />

zu beachten. Diese Bestimmung soll verhindern,<br />

dass verspätete Forderungsanmeldungen die<br />

Schlussverteilung und damit letztlich auch den<br />

Abschluss des Verfahrens verzögern. Maßgebend<br />

ist das Einlangen beim Konkursgericht.<br />

RpflSlgE 2007/70<br />

LG Steyr vom 29. 12. 2006, 1 R 285/06i<br />

Dem betreibenden Gläubiger steht es zwar frei,<br />

trotz der Möglichkeit einer Anfrage nach § 294 a<br />

EO an den Hauptverband der österreichischen<br />

Sozialversicherungsträger selbst den Drittschuldner<br />

bekanntzugeben. Wird jedoch der Drittschuldner<br />

im Exekutionsantrag nach § 294 EO<br />

falsch bezeichnet, so kann in Anbetracht der<br />

Möglichkeit, Exekution nach § 294 a EO zu führen,<br />

der Antrag nach § 294 EO nicht als zur<br />

Rechtsverwirklichung notwendig angesehen werden.<br />

In analoger Anwendung der Bestimmung<br />

des § 75 EO sind die Kosten hiefür abzuerkennen.<br />

RpflSlgE 2007/72<br />

LG Steyr vom 22. 5. 2007,<br />

1 R 83/07k<br />

Wenn das Schuldenregulierungsverfahren<br />

nach rechtskräftiger<br />

Bestätigung des Zahlungsplans<br />

aufgehoben und<br />

dem betreibenden Gläubiger<br />

zur Hereinbringung einer<br />

Konkursforderung antragsgemäß<br />

der neuerliche Vollzug<br />

der Fahrnisexekution bewilligt<br />

wurde, ist die Exekution<br />

gemäß § 197 Abs 3 KO ohne<br />

Vernehmung der Parteien einzustellen,<br />

wenn dem Exekutionsantrag<br />

eine Ausfertigung<br />

eines Beschlusses nach § 197<br />

Abs 2 KO nicht angeschlossen<br />

war und der betreibende<br />

Gläubiger die Anmeldung seiner<br />

Forderung auch nicht dargetan<br />

hat. Dem betreibenden<br />

Gläubiger sind gemäß § 75 EO<br />

die für den Antrag auf neuerlichen<br />

Vollzug zugesprochenen<br />

Kosten wieder abzuerkennen.<br />

RpflSlgE 2007/73<br />

LG St. Pölten vom<br />

21. 2. 2007, 21 R 41/07y-13<br />

Wenn der Beklagte behauptet,<br />

im Zeitpunkt der Zustellung des<br />

Zahlungsbefehls unerkannt prozessunfähig<br />

gewesen zu sein,<br />

ist dies kein Umstand, der dem<br />

Eintritt der formellen Rechtskraft<br />

der Entscheidung entgegensteht,<br />

es liegt kein Fall einer<br />

gesetzwidrig oder irrtümlich<br />

erteilten Bestätigung der Vollstreckbarkeit<br />

vor (zur Frage der<br />

kumulierten Wahlmöglichkeit<br />

zwischen der Nichtigkeitsklage<br />

und dem Antrag auf Aufhebung<br />

der Vollstreckbarkeitsbestätigung<br />

gemäß § 7 Abs 3 EO).<br />

RpflSlgE 2007/76<br />

LG Wels vom 9. 5. 2007, 23<br />

R 79/07t<br />

Die Sperrfrist nach § 252 e EO<br />

gilt dann nicht, wenn ein Verpflichteter<br />

bei vorangehenden<br />

Vollzugsversuchen überwiegend<br />

Teilzahlungen leistete.<br />

Dann sind nämlich freiwillige<br />

Teilzahlungen bzw. pfändbare<br />

Gegenstände (nämlich Geld)<br />

auch bei weiteren Vollzugsterminen<br />

durchaus zu erwarten,


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Zivilprozess-, Exekutions- und Privatinsolvenzrecht<br />

womit die Sperrfrist des § 252 e<br />

EO nicht zur Anwendung<br />

kommt (siehe auch RpflSlgE<br />

2005/55 LG Salzburg).<br />

RpflSlgE 2007/78<br />

LG Linz vom 21. 12. 2006,<br />

37 R 253/06b<br />

Für die Entscheidung über ein<br />

Abgehen von der Regelentlohnung<br />

des Treuhänders ist das<br />

Gesamtbild des Verfahrens<br />

maßgebend. Unter dem Begriff<br />

„Regelentlohnung“ (§ 82 c KO)<br />

wird auch die Mindestentlohnung<br />

subsumiert. Ein Abgehen<br />

von der Regelentlohnung kommt<br />

nur bei Vorliegen außergewöhnlicher<br />

Umstände in Betracht,<br />

entscheidend ist, ob die Einfachheit<br />

des Verfahrens zu<br />

einer ungewöhnlich geringen<br />

Arbeitsbelastung geführt hat.<br />

(Zur Frage der Entlohnung<br />

des Masseverwalters und des<br />

Treuhänders mit ausführlicher<br />

Erörterung der Rechtslage unter<br />

Zitierung der einschlägigen<br />

Literatur und Rechtsprechung).<br />

RpflSlgE 2007/79<br />

LG Linz vom 29. 3. 2007,<br />

14 R 146/06y<br />

Das Exekutionsgericht hat die<br />

vom Drittschuldner gemäß<br />

§ 307 EO erlegten Beträge<br />

nach den Bestimmungen der<br />

Fahrnisexekution (§§ 285–287<br />

EO) zu verteilen. Es hat daher<br />

im Gegensatz zur früheren<br />

Rechtslage vor der EO-Novelle<br />

1991 zu klären, wer der Forderungsberechtigte<br />

ist. Es sind<br />

nicht nur betreibende Gläubiger<br />

in das Verfahren einzubeziehen,<br />

sondern auch Zessionare<br />

und Verpfändungsgläubiger.<br />

Jedem Gläubiger (also<br />

auch den Zessionaren und<br />

Verpfändungsgläubigern) steht<br />

das Widerspruchsrecht gegen<br />

den Bestand, den Rang oder<br />

die Höhe der Forderung zu,<br />

dem Verpflichteten allerdings<br />

nur gegen die Berücksichtigung<br />

solcher Ansprüche, für<br />

die ein Exekutionstitel nicht<br />

vorliegt. (Hier: Zusammentreffen<br />

von gerichtlichen Pfandrechten<br />

mit einer (zweifelhaften)<br />

Forderungsabtretung).<br />

RpflSlgE 2007/82<br />

LG Eisenstadt vom 12. 4. 2007, 37 R 4/07y<br />

Auch nach Einfügung des § 1333 Abs 3 ABGB<br />

(Zinsrechtsänderungsgesetz) gilt § 23 RATG als<br />

speziellere Norm für rechtsanwaltliche Leistungen.<br />

Mit § 1333 Abs 3 ABGB wurde daher keine<br />

Anspruchsgrundlage betreffend den Ersatz<br />

anwaltlicher Kosten für außergerichtliche Betreibungs-<br />

und Einbringungsmaßnahmen geschaffen.<br />

Solange solche Kosten in Akzessorität zum Hauptanspruch<br />

stehen, sind sie durch Rechtsanwälte<br />

weiterhin als vorprozessuale Kosten im Kostenverzeichnis<br />

geltend zu machen, sodass ihrer<br />

klagsweisen Geltendmachung die Unzulässigkeit<br />

des Rechtsweges entgegensteht. Eine Wahlmöglichkeit<br />

für deren Geltendmachung besteht nicht,<br />

weil insoweit die öffentlich-rechtlichen prozessualen<br />

Kostenersatzregeln vorrangig sind (ausführliche<br />

Gegenüberstellung von § 23 RATG zu § 1333<br />

Abs 3 ABGB mit umfangreicher Judikatur).<br />

RpflSlgE 2007/84<br />

LG Ried/Innkreis vom 20. 3. 2007, 6 R 27/07y<br />

1. Dem Vermögensbekenntnis in Verfahrenshilfeangelegenheiten<br />

kommt ganz zentrale Bedeutung<br />

zu, gemäß § 66 Abs 1 ZPO stellt es auch<br />

für vor österreichischen Gerichten Verfahrenshilfe<br />

beanspruchende Ausländer eine unabdingbare<br />

Voraussetzung für die Bewilligung<br />

der Verfahrenshilfe dar.<br />

2. Bei Fehlen dieses Vermögensbekenntnisses ist<br />

die betreibende Partei im Wege eines Verbesserungsauftrages<br />

zur Vorlage aufzufordern. Der<br />

Umstand, dass im Hinblick auf den eingebrachten<br />

Antrag auf Exekution zur Sicherstellung<br />

durch bücherliche Pfandrechtsvormerkung<br />

(§§ 370, 374 EO) das im Grundbuchsverfahren<br />

zu beachtende Verbot von Zwischenerledigungen<br />

zum Tragen komme, ergibt sich nur aus der<br />

Notwendigkeit des bücherlichen Rangprinzips.<br />

Eine Beschlussfassung über den unabhängig von<br />

diesem Verfahrenshilfeantrag gestellten Exekutionsantrag<br />

hat daher unabhängig von der Frage<br />

der Bewilligung der Verfahrenshilfe zu erfolgen.<br />

RpflSlgE 2007/86<br />

LG Salzburg vom 6. 6. 2007, 53 R 171/07i-46<br />

Im Zuge des Schuldenregulierungsverfahrens hervorgekommene<br />

Ungereimtheiten und unvollständige<br />

Angaben des Schuldners im Vermögensverzeichnis<br />

sind ein Grund für die Entziehung der<br />

Eigenverwaltung und die Bestellung eines Masseverwalters.<br />

Die Pflicht zur Prüfung der Kostendeckung<br />

besteht nicht nur im Eröffnungsstadium,<br />

sondern während des gesamten Verfahrens. Dies<br />

ergibt sich auch aus § 183 Abs 5 KO, wonach<br />

§ 166 KO nicht anzuwenden ist, solange die Voraussetzungen<br />

nach § 183 Abs 1 KO vorliegen.<br />

RpflSlgE 2007/87<br />

LG f. ZRS Wien vom 21. 7. 2006, 46 R 476/06z<br />

Ein Antrag auf Befriedigungsexekution<br />

umfasst nicht auch<br />

jenen auf Sicherungsexekution.<br />

Das Bewilligungsgericht ist<br />

daher grundsätzlich nicht<br />

berechtigt, auf Grund eines<br />

Exekutionsantrages zur Hereinbringung<br />

als minus eine<br />

Exekution zur Sicherung dieser<br />

Geldforderung zu bewilligen,<br />

sondern hat, wenn die<br />

Voraussetzung für die Bewilligung<br />

der Befriedigungsexekution<br />

nicht vorliegen, den Antrag<br />

abzuweisen. Die beantragte<br />

Exekution zur Sicherstellung<br />

kann auch zu einem Zeitpunkt<br />

bewilligt werden, in dem der<br />

Titel bereits vollstreckbar<br />

geworden ist, sie geht in diesem<br />

Fall schon mit der Bewilligung<br />

von selbst in eine Hereinbringungsexekution<br />

über.<br />

RpflSlgE 2007/89<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

11. 9. 2006, 46 R 255/06 z<br />

Die Voraussetzungen für die<br />

Zulässigkeit des neuerlichen<br />

Zahlungsplans sind als „zwingende<br />

Rechtsvorschrift“ im<br />

Sinne des § 194 Abs 2 Z 3 KO<br />

von Amts wegen zu prüfen.<br />

Ein verspäteter oder sonst<br />

unzulässiger Antrag ist zurückzuweisen.<br />

Stellt sich die Verspätung<br />

erst im Bestätigungsverfahren<br />

heraus, so ist die<br />

Bestätigung aus diesem Grund<br />

zu versagen. Maßgeblicher<br />

Beurteilungszeitpunkt für die<br />

Prüfung, ob eine unverschuldete<br />

Verschlechterung der Einkommens-<br />

und Vermögenslage<br />

eingetreten ist, ist grundsätzlich<br />

der Zeitpunkt der Annahme<br />

des Zahlungsplans.<br />

RpflSlgE 2007/90<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

26. 2. 2007, 46 R 108/07 h<br />

Ein beim Pflegschaftsgericht<br />

eingebrachter Antrag des Verpflichteten<br />

auf Herabsetzung<br />

seiner monatlichen Unterhaltspflicht<br />

gegenüber der minderjährigen<br />

betreibenden Partei<br />

ist mit einer unter § 42 Abs 1<br />

Z 1 EO zu subsumierenden<br />

Klage auf Herabsetzung des<br />

titelmäßigen Unterhaltsanspru-<br />

37


Fachbereich Zivilprozess-, Exekutions- und Privatinsolvenzrecht Der Österreichische Recht§pfleger<br />

ches gleichzusetzen, beide<br />

sind als Aufschiebungsgrund<br />

iSd § 42 Abs 1 Z 1 EO zu werten.<br />

(Die in der Entscheidung<br />

RpflSlgE 1999/93 vertretene<br />

gegenteilige Rechtsansicht<br />

wird nicht aufrecht erhalten).<br />

RpflSlgE 2007/92<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

27. 2. 2007, 46 R 139/07 t<br />

Die Bestimmung des § 14 Abs<br />

1 EO, wonach die gleichzeitige<br />

Anwendung mehrerer Exekutionsmittel<br />

gestattet ist, die<br />

Bewilligung jedoch auf einzelne<br />

Exekutionsmittel beschränkt<br />

werden kann, ist zwar nach<br />

dem eindeutigen Gesetzeswortlaut<br />

bei Bewilligung der<br />

Exekution (und nicht erst im<br />

weiteren Verfahren) zu beachten,<br />

wird aber im Stadium der<br />

Exekutionsbewilligung für das<br />

Gericht mit ausreichender<br />

Sicherheit nicht erkennbar<br />

sein. Eine Überdeckung und<br />

damit die Voraussetzung für<br />

die Einschränkung nach § 41<br />

Abs 2 EO ist allerdings nur<br />

dann gegeben, wenn mit<br />

Sicherheit angenommen werden<br />

kann, dass nicht alle bisher<br />

angeordneten oder gesetzten<br />

Vollzugsmaßnahmen zur<br />

Befriedigung des betreibenden<br />

Gläubigers binnen angemessener<br />

Zeit erforderlich sind.<br />

RpflSlgE 2007/93<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

7. 3. 2007, 46 R 81/07 p<br />

Ein Antrag des betreibenden<br />

Gläubigers auf Umwandlung<br />

der Sicherstellungsexekution<br />

in eine Befriedigungsexekution<br />

dient der Rechtsverwirklichung,<br />

zumal der Fortgang<br />

des Vollzugsverfahrens, vor<br />

allem die Einleitung des Verwertungsverfahrens<br />

(bzw. die<br />

Ausfolgung der bei Gericht<br />

erlegten Beträge) nicht von<br />

Amts wegen erfolgt, sondern<br />

nur auf Antrag des betreibenden<br />

Gläubigers (Honorierung<br />

nach TP 2 RATG).<br />

RpflSlgE 2007/95<br />

LG F. ZRS Wien vom<br />

22. 3. 2007, 46 R 129/07 x<br />

38<br />

Ein Unterhaltsgläubiger kann auch auf das konkursfreie<br />

Vermögen des Unterhaltsschuldners<br />

dann Exekution führen, wenn er die betriebene<br />

Forderung überdies im Konkurs des Unterhaltsschuldners<br />

als Konkursforderung angemeldet hat.<br />

Gleiches gilt auch nach der Einleitung des Abschöpfungsverfahrens,<br />

welches gem. § 206 Abs 1<br />

KO eine Fortdauer der Exekutionssperre bewirkt.<br />

Die Exekutionssperre des Konkursverfahrens<br />

(§ 10 Abs 1 KO), die mit Eintritt der Rechtskraft<br />

des Konkursaufhebungsbeschlusses endet, dauert<br />

somit lückenlos im Abschöpfungsverfahren an.<br />

(Siehe auch RpflSlgE 2001/88 = 3 Ob 205/00,<br />

RpflSlgE 2005/64 LG Innsbruck).<br />

RpflSlgE 2007/96<br />

LG f. ZRS Wien vom 26. 3. 2007, 47 R 104/07 b<br />

Die Leistung des Verpflichteten an den Gerichtsvollzieher<br />

wirkt schuldtilgend gegenüber dem<br />

betreibenden Gläubiger. Verwendet der Gerichtsvollzieher<br />

den ihm übergebenen Betrag oder<br />

Leistungsgegenstand widmungswidrig, ändert sich<br />

nichts an der Schuldbefreiung des Verpflichteten.<br />

RpflSlgE 2007/98<br />

LG f. ZRS Wien vom 28. 3. 2007, 46 R 187/07 a<br />

Die Frage, ob nach einem vorangegangenen Exekutionsantrag<br />

nach § 294a EO auch nach Ablauf<br />

eines Jahres die betreibende Partei zur Zulässigkeit<br />

des neuen Antrages Vorbringen zu erstatten<br />

hat, wurde in der Rechtsprechung bisher nicht<br />

einheitlich beurteilt. Vor Ablauf eines Jahres hat<br />

die betreibende Partei glaubhaft zu machen, dass<br />

der Verpflichtete inzwischen eine Forderung nach<br />

§ 290a EO erworben hat, nach Ablauf der Jahresfrist<br />

entfällt diese Verpflichtung (entgegen:<br />

RpflSlgE 1989/38 LG f. ZRS Graz, im selben Sinn<br />

wie oben RpflSlgE 1992/47 LG St. Pölten).<br />

RpflSlgE 2007/107<br />

LG f. ZRS Wien vom 18. 4. 2006, 46 R 247/06 y<br />

Wenn nach der Schlussverteilung oder nach der<br />

Aufhebung des Konkurses Vermögensstücke<br />

ermittelt werden, die zur Konkursmasse gehören<br />

(hier: Lebensversicherungsvertrag), sind die hieraus<br />

resultierenden Beträge auf Grund des<br />

Schlussverteilungsentwurfes vom Masseverwalter<br />

mit Genehmigung des Konkursgerichtes – bei<br />

Eigenverwaltung durch das Konkursgericht selbst<br />

– zu verteilen. Die Realisierung erfolgt durch<br />

Kündigung des Versicherungsvertrages und Zahlung<br />

des Rückkaufswertes an die Konkursmasse<br />

(§ 176 Abs 3 VersVG).<br />

RpflSlgE 2007/105<br />

LG f. ZRS Wien vom 30. 5. 2006, 46 R 227/06 g<br />

Im Zusammenrechnungsantrag (§ 292 Abs 2 EO)<br />

müssen noch keine Beweismittel für den Bestand<br />

der zusammenzurechnenden Forderungen angeboten<br />

werden. Bei der zwingend anzuordnenden<br />

Einvernahme der Parteien (§ 292 k Abs 4 EO) ist<br />

sodann Beweis über Bestand<br />

der Forderungen zu erheben.<br />

Dabei kann das Gericht dem<br />

Verpflichteten auch die Vorlage<br />

von Urkunden auftragen,<br />

ebenso kann es entsprechende<br />

Anfragen an die Drittschuldner,<br />

von denen noch<br />

keine Erklärungen vorliegen,<br />

stellen. Ein allfälliger Verzicht<br />

des betreibenden Gläubigers<br />

auf eine Drittschuldnererklärung<br />

ist im Verfahren über<br />

einen Zusammenrechnungsantrag<br />

ohne Bedeutung.<br />

RpflSlgE 2007/106<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

9. 6. 2006, 46 R 380/06 g<br />

Ein nicht anmeldender Gläubiger<br />

(im Schuldenregulierungsverfahren)<br />

hat keinen Anspruch<br />

auf die Quote, soweit der<br />

Schuldner den unpfändbaren<br />

Teil seiner Bezüge angreifen<br />

müsste. Es ist eine umfassende<br />

Prüfung vorzunehmen, die die<br />

gesamte Einkommenssituation<br />

des Schuldners in der siebenjährigen<br />

Laufzeit des Zahlungsplans<br />

berücksichtigt. Gelangt<br />

der Schuldner innerhalb dieses<br />

Zeitraumes zu Vermögen, so<br />

ist die Quote ganz oder teilweise<br />

nachzuzahlen. Schließlich<br />

ist die Entscheidung nach<br />

§ 197 Abs 2 KO immer nur<br />

eine vorläufige.<br />

RpflSlgE 2007/108<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

27. 6. 2006, 47 R 366/06 f<br />

Der Geschäftsanteil des<br />

Gesellschafters einer GmbH ist<br />

der „Inbegriff der Rechte und<br />

Pflichten“ oder die „Gesamtheit<br />

der Rechte“, die dem<br />

GmbH-Gesellschafter zukommen.<br />

Zwischen dem „Geschäftsanteil“,<br />

dem „Gesellschaftsanteil“<br />

oder den<br />

„Ansprüchen als Gesellschafter“<br />

besteht daher kein Unterschied.<br />

Insbesonders bleiben<br />

die im Geschäftsanteil enthaltenen<br />

Mitgliedschaftsrechte/<br />

Verwaltungsrechte (etwa das<br />

Stimmrecht in der Generalversammlung)<br />

durch die Pfändung<br />

eines GmbH-Geschäftsanteils<br />

unberührt.


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Zivilprozess-, Exekutions- und Privatinsolvenzrecht<br />

RpflSlgE 2007/111<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

31. 7. 2006, 46 R 975/05 f,<br />

302/06 m, 304/06 f<br />

Das Exekutionsgericht hat<br />

(hier auf Antrag des Drittschuldners)<br />

über den Umfang<br />

der Sorgepflichten des Verpflichteten<br />

zu entscheiden,<br />

wobei es den Verpflichteten<br />

aufzufordern hat, entsprechende<br />

Urkunden vorzulegen,<br />

allenfalls wird es sich als notwendig<br />

erweisen, sowohl den<br />

Verpflichteten als auch Unterhaltsberechtigte<br />

über deren<br />

Schulausbildung, Berufsausbildung,<br />

dzt. Tätigkeit, etc. einzuvernehmen.<br />

RpflSlgE 2007/112<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

11. 8. 2006, 46 R 479/06 s<br />

Die Prozessvollmacht wird<br />

durch den Tod des Vollmachtgebers<br />

nicht aufgehoben. Sie<br />

ermächtigt auch nach dem Tod<br />

des Vollmachtgebers sowohl<br />

zur Einleitung als auch – im<br />

Fall des Todes nach Einleitung<br />

– zur Fortsetzung des Exekutionsverfahrens.<br />

Dies gilt<br />

solange, als nicht an die Stelle<br />

des Verstorbenen (Vollmachtgebers)<br />

ein Rechtsnachfolger<br />

getreten ist. Die Rechtsnachfolge<br />

tritt erst mit der Einantwortung<br />

ein. Vor der Einantwortung<br />

kann der Bevollmächtigte<br />

nur im Namen der<br />

Verlassenschaft einschreiten.<br />

RpflSlgE 2007/113<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

6. 2. 2007, 46 R 46/07 s<br />

Das Anwartschaftsrecht des<br />

Wohnungseigentumswerbers<br />

auf Einräumung von Wohnungseigentum<br />

kann nach<br />

§ 331 EO der Exekution unterworfen<br />

werden.<br />

RpflSlgE 2007/115<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

21. 2. 2007, 47 R 717/06 y<br />

Falls der Verpflichtete an der<br />

im vereinfachten Bewilligungsverfahren<br />

bewilligten Fahrnisund<br />

Gehaltsexekution nach<br />

§ 294 a EO angegebenen<br />

inländischen Wohnanschrift<br />

nicht wohnhaft ist, sind sowohl der Antrag der<br />

betreibenden Partei auf Zustellung der Exekutionsbewilligung<br />

an einer ausländischen Adresse<br />

als auch auf neuerliche Anfrage an den Hauptverband<br />

der österreichischen Sozialversicherungsträger<br />

– die erste Anfrage war mangels gespeicherter<br />

Daten negativ – zurückzuweisen, da einerseits<br />

durch die von der betreibenden Partei<br />

richtiggestellte Adresse im Ausland und andererseits<br />

durch die Auskunft des Hauptverbandes<br />

klargestellt ist, dass im vorliegenden Fall mangels<br />

inländischer Gerichtsbarkeit keinerlei Inlandsbezug<br />

gegeben ist.<br />

RpflSlgE 2007/116<br />

LG f. ZRS Wien vom 26. 2. 2007, 47 R 16/07 m<br />

Wenn auch im Gesetz nicht ausdrücklich geregelt<br />

ist, wer als Treuhänder in Betracht kommt, so gehören<br />

hiezu jedenfalls alle jene Personen, die als<br />

Masseverwalter in Frage kommen. Das Gebot der<br />

Unabhängigkeit gilt auch hier. Auch ein bevorrechteter<br />

Gläubigerschutzverband kann zum Treuhänder<br />

bestellt werden, nicht jedoch eine Schuldnerberatung.<br />

Die Bestellung eines Rechtspflegers zum<br />

Treuhänder ist ebenfalls unzulässig (siehe auch LG<br />

f. ZRS Wien vom 6. 9. 2006, 46 R 499/06 g).<br />

RpflSlgE 2007/121<br />

LG Salzburg vom 9. 8. 2007, 53 R 218/07 a<br />

Die Regelung, dass der Schuldner über den<br />

unpfändbaren Teil des Einkommens auch während<br />

des Konkurses frei verfügen kann, bezieht<br />

sich auf das laufende Einkommen, weshalb auch<br />

§ 5 Abs 1 KO nur auf Tätigkeiten anzuwenden<br />

ist, aus denen der Schuldner während des Konkurses<br />

ein Einkommen bezieht. Bei einer Steuernachzahlung<br />

handelt es sich aber nicht um ein<br />

Einkommen des Schuldners aus einer Erwerbstätigkeit<br />

während aufrechtem Konkursverfahren.<br />

Auch wenn die Lehre im Exekutionsverfahren<br />

teilweise für eine nachträgliche Berechnung des<br />

Pfändungsfreibetrages bei Steuernachzahlungen<br />

eintritt, erscheint im Hinblick auf die Regelung<br />

des § 1 KO eine solche nachträgliche Berücksichtigung<br />

des Pfändungsschutzes nach Konkurseröffnung<br />

jedenfalls nicht zulässig (daher Überweisung<br />

der Steuernachzahlung auf Massekonto).<br />

RpflSlgE 2007/122<br />

LG Salzburg vom 16. 8. 2007, 53 R 264/07 s<br />

Wenn im vereinfachten Bewilligungsverfahren<br />

ungerechtfertigterweise Zinsen aus Kapital oder<br />

Zinsen von Kosten im Exekutionsantrag begehrt<br />

werden, obwohl sie im Exekutionstitel nicht vereinbart<br />

sind, ist die gesamte Exekution einzustellen.<br />

Der Fall einer teilweisen Einstellung nach<br />

§ 54 e Abs 2 EO tritt nur dann ein, wenn ein Exekutionsantrag<br />

mehrere Exekutionstitel betrifft und<br />

sich nur betreffend einzelner Titel eine Diskrepanz<br />

zwischen Exekutionsantrag und Exekutionstitel<br />

ergibt.<br />

RpflSlgE 2007/124<br />

LG Salzburg vom<br />

16. 8. 2007, 53 R 170/07 t<br />

Ein vom Rechtspfleger in<br />

Überschreitung der ihm vom<br />

Gesetz eingeräumten Entscheidungsgewalt<br />

erlassener<br />

Beschluss und das ihm vorangegangene<br />

Verfahren, soweit<br />

es vom Rechtspfleger durchgeführt<br />

wurde, leidet an einer<br />

Nichtigkeit iSd § 477 Abs 1 Z<br />

2 ZPO. Die Nichtigkeit ist,<br />

auch wenn sie im Rechtsmittel<br />

nicht geltend gemacht wurde,<br />

bis zur rechtskräftigen Beendigung<br />

des Verfahrens wahrzunehmen.<br />

Daran ändert sich<br />

auch nichts, wenn sich der<br />

Richter im Vorlagebericht nach<br />

§ 12 RpflG (nunmehr § 11 Abs<br />

4 RpflG) der Entscheidung des<br />

Rechtspflegers anschließt. ■<br />

39


Name<br />

ABO-Bestellung<br />

(für externe Interessenten aus dem Bereich der Rechtsberufe, Behörden, etc.)<br />

An das<br />

Sozialwerk für <strong>Justiz</strong>bedienstete<br />

Schmerlingplatz 11<br />

1016 Wien<br />

Ich bestelle hiermit die Zeitschrift<br />

„Der österreichische Recht§pfleger“<br />

zum Preis von € 4,00<br />

(€ 2,50 + € 1,50 Versand- und<br />

Bearbeitungsgebühr) pro Ausgabe.<br />

Diese Bestellung ist von mir jederzeit schriftlich aufkündbar.<br />

Zahlungsart: Erlagschein liegt jeder Ausgabe bei.<br />

Straße/Hausnummer/Stiege/Stock/Tür-Nr.<br />

Postleitzahl Ort<br />

Datum Unterschrift<br />


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich <strong>Justiz</strong>verwaltung<br />

ADir.<br />

Walter<br />

Zaunmüller<br />

Fachredakteur <strong>Justiz</strong>verwaltung<br />

BG Wels<br />

E-Mail:<br />

walter.zaunmueller@justiz.gv.at<br />

1 Referat bei der 46. gesamtösterreichischen<br />

Arbeitstagung der Revisorinnen<br />

und Revisoren am 9. und 10. Oktober<br />

2007 im <strong>Justiz</strong>bildungszentrum<br />

Schwechat.<br />

Fachbereich<br />

<strong>Justiz</strong>verwaltung<br />

Aktuelles im Gerichts-<br />

gebührenrecht 1<br />

Auch heuer habe ich Ihnen wieder einen –<br />

hoffentlich interessanten – Mix an bereits<br />

eingetretenen und noch bevorstehenden Änderungen<br />

im Gesetzesrecht einerseits und bemerkenswerten<br />

Höchstgerichtserkenntnissen andererseits<br />

zu bieten. Mit einigen Anmerkungen zu<br />

Abgrenzungsfragen und legislativen Vorschlägen<br />

werde ich meine Ausführungen abrunden.<br />

A. Neuerungen im Gesetzesrecht<br />

1. Das Budgetbegleitgesetz 2007<br />

Einer der ersten Gesetzgebungsschritte der neuen<br />

Legislaturperiode war die parlamentarische Verabschiedung<br />

des Budgets für die Jahre 2007 und<br />

2008 und damit im Zusammenhang des Budgetbegleitgesetzes<br />

2007, BGBl. I Nr. 24 (BBG 2007).<br />

Galionsfiguren dieses Begleitgesetzes – nämlich<br />

dessen Artikel 1 und 2 – waren die Änderung des<br />

Gerichtsgebührengesetzes und die nachfolgende<br />

Änderung des Gerichtlichen Einbringungsgesetzes<br />

1962, und das obwohl die damit bewirkten Neuerungen<br />

alles andere als spektakulär waren.<br />

a) Änderungen von Gebührenbeträgen<br />

a) Die für die Praxis wohl wichtigste Änderung in<br />

diesem Bereich betraf die Abschriftgebühr<br />

nach Tarifpost 15 lit. a GGG. Bei dieser<br />

Gebühr hatte sich im Jahr 2006 durch die<br />

gesetzliche Valorisierung und vor allem durch<br />

die Anwendung der auf volle Eurobeträge<br />

abzielenden Rundungsbestimmung des § 31a<br />

GGG eine Erhöhung von 1,40 Euro pro Kopie<br />

auf 2 Euro und damit um mehr als 40 % ergeben.<br />

Im Wesentlichen geht es bei dieser<br />

Gebühr um Kopien aus der Urkundensammlung<br />

des Grundbuchs. Verständlicherweise<br />

hatte diese exorbitante Gebührenerhöhung im<br />

gerichtlichen Alltag großen Unmut hervorgerufen.<br />

Und tatsächlich war der Gebührenbetrag<br />

von 2 Euro pro Kopie – selbst unter Berücksichtigung<br />

des Personalaufwandes, der etwa<br />

mit dem Aufsuchen der zu kopierenden<br />

Urkunde und der Herstellung der Kopie verbunden<br />

ist – nicht mehr adäquat. Deshalb<br />

Hon.-Prof. Dr. Johannes Stabentheiner<br />

Bundesministerium für <strong>Justiz</strong><br />

wurde diese Gebühr nun<br />

mit dem BBG 2007 drastisch<br />

abgesenkt, nämlich<br />

von 2 Euro auf 90 Cent pro<br />

Kopie. Zugleich wurde eine<br />

veränderte Rundungsbestimmung<br />

bei Valorisierung<br />

geschaffen, um derart überdimensionierteGebührensprünge<br />

künftig zu vermeiden.<br />

Damit sollte für die<br />

Zukunft das Konfliktpotential<br />

bei den Gebühren für<br />

Kopien erheblich vermindert<br />

worden sein.<br />

b) Aber auch an mehreren<br />

anderen Stellen des Gerichtsgebührenrechtswurden<br />

Gebührenbeträge<br />

durch den Gesetzgeber verändert,<br />

und zwar teilweise<br />

nach oben und teilweise<br />

nach unten. Solche Änderungen<br />

waren<br />

• die in Prozentzahlen<br />

geradezu gigantische<br />

Herabsetzung der Gebühr<br />

für die elektronische Einsicht<br />

in die Geschäftsregister<br />

gemäß § 6a Abs. 1<br />

GGG von früher 1 Euro<br />

pro Geschäftsfall auf<br />

nunmehr 20 Cent (eine<br />

Reduktion also um den<br />

Divisor 5),<br />

• die Anhebung der<br />

Höchstgrenze für den<br />

Mehrbetrag nach § 31<br />

Abs. 1 und 5 GGG von<br />

290 Euro auf 400 Euro,<br />

• bei der Beglaubigungsgebühr<br />

nach Tarifpost 11<br />

GGG die Anhebung des<br />

in der Gebührenstaffel<br />

niedrigsten Betrags von 2<br />

41


Ministerinterview Fachbereich <strong>Justiz</strong>verwaltung Der Österreichische Recht§pfleger<br />

42<br />

Euro (der durch die Valorisierung<br />

des Jahres 2006<br />

nach § 31a GGG wegen<br />

der Rundungsbestimmung<br />

nicht miterfasst wurde)<br />

auf 3 Euro sowie die Erhöhung<br />

des Gebührenbetrags<br />

für einen nicht bestimmbaren<br />

Wert von 4<br />

Euro auf 11 Euro,<br />

• die Erhöhung der Einhebungsgebühr<br />

nach § 6<br />

Abs. 1 GEG 1962 von<br />

7 Euro auf 8 Euro und<br />

• die Anhebung der<br />

Höchstgrenze für die<br />

Mutwillensstrafe nach<br />

§ 7 Abs. 2 GEG 1962 von<br />

290 Euro auf 400 Euro.<br />

b) Neuerliche Rodung des<br />

nachwuchernden Gebührenbefreiungsdschungels<br />

Mit der Euro-Gerichtsgebühren-Novelle<br />

wurden in § 10<br />

Abs. 1 und § 13 Abs. 1 GGG<br />

Regelungen zur materiellen<br />

Derogation sämtlicher bis dahin<br />

in Geltung gestandenen Gesetzesbestimmungen<br />

über die<br />

(persönliche oder sachliche)<br />

Befreiung von den Gerichtsund<strong>Justiz</strong>verwaltungsgebühren<br />

geschaffen. Von dieser<br />

„Regenschirmderogation“ wurden<br />

nur zwei Gruppen von<br />

Befreiungsbestimmungen ausgenommen,<br />

nämlich zum einen<br />

jene, deren Existenz in Staatsverträgen<br />

oder Art. 15a B-VG-<br />

Vereinbarungen verpflichtend<br />

vorgesehen ist, und zum anderen<br />

ein taxativ aufgezählter<br />

Katalog von Gebührenbefreiungen,<br />

die aus sachlichen<br />

Überlegungen ausnahmsweise<br />

aufrecht bleiben sollten. Diese<br />

materielle Derogation erfasste<br />

allerdings nur solche Abgabenbefreiungsregelungen,<br />

die<br />

vor dem 1. 1. 2002 in Kraft<br />

traten. Hingegen konnte sich<br />

die Derogationswirkung nach<br />

der lex posterior-Regel nicht<br />

auf solche Gesetzesbestimmungen<br />

über Abgabenbefreiungen<br />

erstrecken, die nach<br />

dem 31. 12. 2001 in Kraft treten.<br />

In den Jahren seit dem 1.<br />

1. 2002 hatte sich wieder eine<br />

stattliche Anzahl von allgemei-<br />

nen Abgabenbefreiungen „angesammelt“, die<br />

zum Teil nur implizit, zum Teil aber auch ausdrücklich<br />

auch die Gerichts- und <strong>Justiz</strong>verwaltungsgebühren<br />

umfassen. Diese reichen vom<br />

Bundesmuseen-Gesetz über das Bundesbahngesetz<br />

und das Zukunftsfonds-Gesetz bis hin zur<br />

Nationalstiftung für Forschung, Technologie und<br />

Entwicklung und zur Zukunftssicherung der<br />

BAWAG PSK. Um die mit der Euro-Gerichtsgebühren-Novelle<br />

herbeigeführte Rechtsbereinigung im<br />

Bereich der Gerichtsgebührenbefreiungen nicht<br />

wieder allmählich entschwinden zu lassen, wurde<br />

nun im Übergangsrecht des Gerichtsgebührengesetzes,<br />

nämlich im Artikel VI Z 28, eine neuerliche<br />

Derogationsanordnung für die im Zeitraum<br />

zwischen Jahresbeginn 2002 und 30. 6. 2007 in<br />

Kraft getretenen Abgabenbefreiungen geschaffen.<br />

Allerdings wurden auch von dieser Regenschirmderogation<br />

wieder zwei Gruppen von – auch aus<br />

justizieller Sicht gerechtfertigten – Abgabenbefreiungen<br />

ausgenommen, nämlich erstens jene Befreiungsregelungen,<br />

die auf Staatsverträgen basieren,<br />

und zweitens taxativ aufgezählte Befreiungen für<br />

Ausgliederungen und ähnliche Vorgänge, die beiden<br />

„Hochwassergebührenbefreiungen“ der Jahre<br />

2002 und 2005 sowie die firmenbuchrechtliche<br />

Übergangsregelung des § 907 Abs. 4 Z 3 UGB zur<br />

Handelsrechtsreform. Alle übrigen, nicht einer<br />

dieser beiden Ausnahmegruppen zugehörigen<br />

Befreiungsregelungen, die zwischen 1. 1. 2002<br />

und der Jahresmitte 2007 in Kraft traten, sind damit<br />

hinsichtlich der Gerichts- und <strong>Justiz</strong>verwaltungsgebühren<br />

unwirksam.<br />

c) Beseitigung der Gebührenbefreiungen<br />

zugunsten des Masse- und des Ausgleichsverwalters<br />

Und in noch einer weiteren Facette wurde das<br />

Gerichtsgebührenrecht von Gebührenbefreiungen<br />

entlastet, nämlich um die in § 10 Abs. 3 Z 1 und<br />

2 GGG vorgesehen gewesene Gebührenbefreiung<br />

zugunsten des Masseverwalters und des Ausgleichsverwalters.<br />

Angesichts der weitestgehenden Aufhebung<br />

von Befreiungsregelungen und im Besonderen<br />

auch im Hinblick auf die Beseitigung sogar<br />

der Gebührenbefreiung zugunsten des Bundes<br />

und der übrigen Gebietskörperschaften war diese<br />

Begünstigung der Insolvenzverwalter nämlich ein<br />

überkommenes Überbleibsel aus dem früheren<br />

Befreiungsdschungel gewesen. Im Übrigen hatten<br />

diese Begünstigungen in der Vergangenheit bereits<br />

Anlass zu Zweifeln über ihre Reichweite gegeben.<br />

Mit ihrer Aufhebung ist nun ein weiterer Schritt zur<br />

Vereinfachung des Gebührenrechts gesetzt worden.<br />

d) Pauschalierte Abgeltung der durch das<br />

Fehlschlagen von Abbuchungen und<br />

Einziehungen verursachten Bankspesen<br />

Wenn ein Zahlungspflichtiger von der Gebührenentrichtung<br />

durch Abbuchung und Einziehung<br />

Gebrauch macht oder diese Art der Gebührenent-<br />

richtung – wie im elektronischen<br />

Rechtsverkehr – obligatorisch<br />

ist, kann es geschehen,<br />

dass der Versuch des Bundes<br />

zur Einziehung fehlschlägt.<br />

Die Gründe für ein solches<br />

Misslingen können durchaus<br />

unterschiedlich sein; sie reichen<br />

von der Angabe eines falschen<br />

Bankkontos über die fehlende<br />

Deckung auf dem Konto bis<br />

hin zu einem Versehen des<br />

Kostenbeamten. Wenn die Ursache<br />

der unterbliebenen oder<br />

unvollständigen Gebührenentrichtung<br />

durch Abbuchung<br />

und Einziehung im Bereich<br />

des Gerichts liegt, so hat der<br />

Kostenbeamte gemäß § 13<br />

Abs. 2 AEV nochmals einen<br />

Gebühreneinzug zu veranlassen.<br />

Geht das Fehlschlagen<br />

des Einziehungsversuchs aber<br />

auf andere Ursachen zurück,<br />

so hat der Kostenbeamte nach<br />

dieser Bestimmung unter Bedachtnahme<br />

auf § 31 GGG –<br />

sogleich, also ohne vorherige<br />

Erlassung einer Zahlungsaufforderung<br />

(§ 14 Abs. 2 erster<br />

Satz GEG 1962) – einen Zahlungsauftrag<br />

zu erlassen. In<br />

einem solchen Fall einer misslungenen<br />

Einziehung entstehen<br />

dem Bund Aufwendungen an<br />

Bankspesen, zumal dafür von<br />

der Österreichischen Postsparkasse<br />

eine „Rückprovision“ in<br />

der derzeitigen Höhe von 5,22<br />

Euro angelastet wird. Nach<br />

bisheriger Rechtslage hatte der<br />

Bund keine Möglichkeit, vom<br />

Zahlungspflichtigen den Ersatz<br />

dieses Mehraufwandes für die<br />

Rückbuchung zu fordern (vgl.<br />

VwGH 18. 12. 2006, 2006/16/<br />

0147). Dieses Manko wurde<br />

nun durch die Anordnung in<br />

§ 6 Abs. 1 GEG 1962 behoben,<br />

dass in diesem Fall dem<br />

Zahlungspflichtigen ein weiterer<br />

Betrag von 6 Euro vorzuschreiben<br />

ist. Der Aufwandersatzbetrag<br />

wurde mit 6 Euro<br />

etwas höher angesetzt als die<br />

aktuelle Höhe der „Rückprovision“,<br />

um künftige Anhebungen<br />

derselben bereits vorweg<br />

zu berücksichtigen. Zur Klarstellung<br />

sei darauf hingewiesen,<br />

dass dieser Erhöhungsbe-


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich <strong>Justiz</strong>verwaltung<br />

trag von 6 Euro nur bei Erlassung<br />

eines Zahlungsauftrags<br />

und daher gemäß § 13 Abs. 2<br />

AEV nur dann zum Tragen<br />

kommt, wenn die Ursache des<br />

Fehlschlagens im Bereich des<br />

Zahlungspflichtigen lag.<br />

e) Weitere Neuerungen<br />

Die übrigen gerichtsgebührenrechtlichen<br />

Elemente des Budgetbegleitgesetzes<br />

2007 betrafen<br />

• Anpassungen an die Änderung<br />

des schiedsgerichtlichen<br />

Verfahrens durch das<br />

Schiedsrechts-Änderungsgesetz<br />

2006, und zwar durch<br />

entsprechende Adaptierung<br />

des § 15 Abs. 6 GGG sowie<br />

durch Schaffung einer neuen<br />

Gebührenposition in der<br />

Tarifpost 12 für die außerstreitigen<br />

Verfahren, die nun<br />

in diesem Zusammenhang<br />

möglich sind,<br />

• eine Veränderung der Rundungsregelung<br />

zur § 31a-<br />

Valorisierung für die Abschriftgebühr<br />

nach Tarifpost<br />

15 GGG, um künftig überdimensionaleGebührensprünge<br />

zu verhindern, und<br />

• eine Klarstellung in § 7 Abs.<br />

7 GEG 1962 darüber, dass<br />

auch gegen die Zurückweisung<br />

eines Berichtigungsantrags<br />

nach § 7 Abs. 1 dritter<br />

Satz GEG 1962 kein Rechtsmittel<br />

zulässig ist, sondern<br />

nur noch die Gerichtshöfe<br />

des öffentlichen Rechts angerufen<br />

werden können.<br />

f) Keine Änderung hinsichtlich<br />

des Zeitpunkts der<br />

Geltendmachung von<br />

Gebührenbefreiungen<br />

Ungeachtet der Gesetzesbestimmungen<br />

in § 10 Abs. 2<br />

und § 13 Abs. 2 GGG, wonach<br />

eine Gebührenbefreiung nur<br />

dann eintritt, wenn sie vom<br />

Zahlungspflichtigen (unter anderem)<br />

in der Eingabe unter<br />

Hinweis auf die gesetzliche<br />

Grundlage in Anspruch genommen<br />

wird, vertritt der Verwaltungsgerichtshof<br />

in ständiger<br />

Rechtsprechung die Auffassung,<br />

dass der Zahlungspflichtige<br />

eine ihm zustatten kommende<br />

Gebührenbefreiung durchaus noch im Verfahren<br />

zur Vorschreibung der Gebühr geltend machen<br />

könne. Vor diesem Hintergrund wurde überlegt,<br />

in die beiden genannten Gesetzesbestimmungen<br />

die Wendung „bei sonstiger Präklusion“ einzufügen,<br />

um damit zum Ausdruck zu bringen, dass<br />

der Zahlungspflichtige sich tatsächlich spätestens<br />

bei den darin genannten Verfahrensvorgängen<br />

auf die jeweilige Gebührenbefreiung berufen<br />

müsse, wenn er seinen Anspruch auf diese Begünstigung<br />

nicht verlieren wolle. Eine entsprechende<br />

Regelung wurde auch in den Begutachtungsentwurf<br />

für die gerichtsgebührenrechtlichen<br />

Module des Budgetbegleitgesetzes 2007 aufgenommen.<br />

Im Begutachtungsverfahren wurden<br />

dagegen jedoch von mehreren Seiten nachvollziehbare<br />

und berücksichtigungswürdige Einwände<br />

erhoben. So wurde darauf hingewiesen, dass<br />

diese Neuerung etwa im Fall der Gebührenbefreiung<br />

nach § 80 ASGG zu gravierenden Härten vor<br />

allem zu Lasten sozial schwacher Personen führen<br />

könnte. Deshalb wurde entschieden, von dieser<br />

Neuerung Abstand zu nehmen.<br />

2. Dunkle Wolken über den Grundbuchseintragungsgebühren<br />

a) Mit Erkenntnis vom 7. März 2007, G 54/06 ua,<br />

hat der Verfassungsgerichtshof mit Ablauf des<br />

31. Juli 2008 – vereinfacht gesagt – die Erbschaftssteuer<br />

aufgehoben. Er begründete dies<br />

im Wesentlichen damit, dass die Erbschaftssteuer<br />

nicht sachgerecht ausgestaltet sei, weil<br />

dabei die Besteuerung von unbeweglichem<br />

Vermögen an veraltete (und nicht adäquat aktualisierte)<br />

Einheitswerte anknüpfe. Der Verfassungsgerichtshof<br />

bemängelte, dass dadurch<br />

einerseits bewegliches und unbewegliches Vermögen<br />

bei der Besteuerung ungleich behandelt<br />

würden, andererseits sich aber unsachliche<br />

Belastungsdiskrepanzen auch innerhalb<br />

des Erwerbs von Grundbesitz ergäben. Am<br />

15. Juni 2007 folgte sodann das Erkenntnis des<br />

Verfassungsgerichtshofs zu G 23/07 ua, mit<br />

dem – wiederum vereinfacht ausgedrückt –<br />

korrespondierend auch die Schenkungssteuer<br />

mit Ablauf des 31. Juli 2008 als verfassungswidrig<br />

aufgehoben wurde.<br />

b) Von diesem Geschehen sind – sowohl direkt<br />

als auch indirekt – auch die Gerichtsgebühren<br />

betroffen, und zwar in dem für das gesamte<br />

Gebührenaufkommen der <strong>Justiz</strong> so wichtigen<br />

Segment der Grundbuchseintragungsgebühren<br />

für den Erwerb des Eigentumsrechts gemäß<br />

Tarifpost 9 lit. b Z 1 GGG. Gemäß § 26 Abs. 1<br />

GGG ist der für die Berechnung der Eintragungsgebühr<br />

maßgebende Wert mit dem Betrag<br />

anzusetzen, der der Ermittlung der Grunderwerbsteuer<br />

oder Erbschafts- und Schenkungssteuer<br />

zugrunde zu legen wäre. Wenn keine<br />

Selbstberechnung nach § 11<br />

des Grunderwerbsteuergesetzes<br />

1987 oder § 23a des<br />

Erbschafts- und Schenkungssteuergesetzes<br />

1955<br />

vorgenommen wurde, hat<br />

das Finanzamt diese Bemessungsgrundlage<br />

in der<br />

Unbedenklichkeitsbescheinigung<br />

anzugeben. Im Fall<br />

einer Selbstberechnung der<br />

jeweiligen Steuer durch<br />

Parteienvertreter ergibt sich<br />

die Bemessungsgrundlage<br />

für die Eintragungsgebühr<br />

aus der Selbstberechnungserklärung.<br />

All dies bedeutet,<br />

dass die <strong>Justiz</strong> die Bemessungsgrundlage<br />

für die<br />

Berechnung der Eintragungsgebühr<br />

bisher entweder<br />

von den die Grunderwerbsteuer,<br />

die Erbschaftssteuer<br />

und die Schenkungssteuer<br />

vollziehenden Finanzbehörden<br />

oder aber durch<br />

die jeweilige Selbstberechnungserklärung<br />

gleichsam<br />

„geliefert“ bekam. Eine<br />

eigenständige Initiative der<br />

das Gerichtsgebührenrecht<br />

vollziehenden <strong>Justiz</strong>verwaltungsorgane<br />

war bisher in<br />

diesem Kontext nur dann<br />

vonnöten, wenn sich nach<br />

den Umständen des jeweiligen<br />

Falles Bedenken gegen<br />

die bekannt gegebene Bemessungsgrundlage<br />

ergaben.<br />

Wenn es nun aber entsprechend<br />

den beiden VfGH-<br />

Erkenntnissen ab Jahresmitte<br />

2008 keine Erbschaftssteuer<br />

und keine Schenkungssteuer<br />

und möglicherweise<br />

in weiterer Folge –<br />

wegen der ja auch dort gegebenen<br />

Anknüpfung an<br />

die alten Einheitswerte, deren<br />

sachliche Rechtfertigung<br />

vom Verfassungsgerichtshof<br />

bereits verneint wurde –<br />

auch keine Grunderwerbsteuer<br />

mehr gäbe, fiele damit<br />

auch die bisherige Informationsquelle<br />

über die<br />

Bemessungsgrundlage für<br />

die Grundbuchseintragungsgebühr<br />

weg. Selbst<br />

wenn dann für die Eintra-<br />

43


Fachbereich <strong>Justiz</strong>verwaltung Der Österreichische Recht§pfleger<br />

44<br />

gungsgebühr eine eigenständige<br />

Regelung im Gerichtsgebührengesetzgeschaffen<br />

würde, die – so<br />

wie bisher mittelbar über<br />

diese Verkehrsteuern – ein<br />

Vielfaches des Einheitswerts<br />

als Bemessungsgrundlage<br />

vorsähe, müssten sich die<br />

Kostenbeamten der Grundbuchsgerichte<br />

die Informationen<br />

über diesen Einheitswert<br />

künftig selbst beschaffen,<br />

was mit beträchtlichem<br />

Mehraufwand verbunden<br />

wäre. Dies ist – komprimiert<br />

dargestellt – die direkte Wirkung<br />

der VfGH-Erkenntnisse<br />

auf die <strong>Justiz</strong>.<br />

c) Die indirekte Wirkung dieser<br />

Erkenntnisse auf die Grundbuchseintragungsgebühren<br />

für den Erwerb des Eigentumsrechts<br />

reicht aber noch<br />

wesentlich weiter. Aus ihnen<br />

ergibt sich nämlich, dass der<br />

Verfassungsgerichtshof Abgaben<br />

auf unbewegliches Vermögen<br />

(bzw. auf dessen<br />

Übertragung), deren Berechnung<br />

auf den alten Einheitswerten<br />

basiert, wegen einer<br />

sachlich nicht zu rechtfertigendenVerschiedenbehandlung<br />

von Liegenschaften<br />

gleichen Verkehrswerts für<br />

verfassungswidrig erachtet.<br />

Den Einheitswerten fehlt es<br />

nämlich nach Überzeugung<br />

des Verfassungsgerichtshofs<br />

an jeder nachvollziehbaren<br />

Relation zu den tatsächlichen<br />

Verkehrswerten der<br />

jeweiligen Liegenschaften,<br />

weshalb Abgaben, die sich<br />

nach den Einheitswerten<br />

bemessen, schon deshalb<br />

den Keim der Gleichheitswidrigkeit<br />

in sich tragen.<br />

Dieses Verdikt trifft auch<br />

jenen Teil der Eintragungsgebühren<br />

für den Erwerb<br />

des Eigentumsrechts, der<br />

hinsichtlich seiner Bemessungsgrundlage<br />

nicht – wie<br />

etwa bei Kaufverträgen – an<br />

eine Gegenleistung anknüpft,<br />

sondern bei dem eben ein<br />

Vielfaches des Einheitswerts<br />

zugrunde gelegt wird. Es<br />

wäre deshalb zu befürchten, dass einer Anfechtung<br />

der Grundbuchseintragungsgebühr beim<br />

Verfassungsgerichtshof bei diesem Segment der<br />

Anknüpfung an Einheitswerte kaum Erfolgversprechendes<br />

entgegengesetzt werden könnte.<br />

Der <strong>Justiz</strong> steht daher wohl auch nicht etwa ein<br />

Ausweg in die Richtung offen, dass eine eigenständige<br />

Norm geschaffen würde, mit der – wie<br />

bislang über die Erbschafts-, Schenkungs- oder<br />

Grunderwerbsteuer – die Einheitswerte oder ein<br />

Vielfaches derselben als Bemessungsgrundlage<br />

herangezogen würde. Eine solche Regelung<br />

würde wohl ebenfalls vor dem Verfassungsgerichtshof<br />

nicht bestehen.<br />

d) Nun bilden die Grundbuchseintragungsgebühren<br />

ja gleichsam das budgetäre Rückgrat der<br />

<strong>Justiz</strong>. Zwar sind nicht sämtliche Grundbuchseintragungsgebühren<br />

von der geschilderten<br />

Problematik betroffen, nämlich jedenfalls nicht<br />

die Gebühren für die Einverleibung von Pfandrechten.<br />

Dennoch muss für diese Problemlage<br />

eine adäquate Lösung gefunden werden, die<br />

auch längerfristig eine tragfähige Grundlage für<br />

stabile Gebühreneinkünfte der <strong>Justiz</strong> aus der<br />

Vornahme von Grundbuchseintragungen bildet.<br />

Die Frau Bundesministerin für <strong>Justiz</strong> Dr. Maria<br />

Berger ist deshalb im September 2007 mit einem<br />

Schreiben an den Finanzminister herangetreten,<br />

um ihn über den sich aus den beiden VfGH-<br />

Erkenntnissen ergebenden Lösungsbedarf für<br />

das <strong>Justiz</strong>budget zu informieren. In welche<br />

Richtung eine solche Lösung gehen könnte,<br />

lässt sich zur Zeit noch nicht sagen. Es wäre<br />

jedenfalls zu kurz gegriffen, nur auf das Weiterbestehen<br />

der Grunderwerbsteuer zu verweisen.<br />

Nach der – wohl zutreffenden – Rechtsmeinung<br />

des Finanzministeriums unterliegen zwar bei<br />

Wegfall der Erbschafts- und der Schenkungssteuer<br />

jene Vorgänge, die bisher nach diesen<br />

Normen besteuert wurden, der dadurch bislang<br />

ja nur überdeckten Grunderwerbsteuer. Es wäre<br />

daher für diese Vorgänge auch weiterhin eine<br />

Verkehrsteuer vorzuschreiben und eine Unbedenklichkeitsbescheinigung<br />

auszustellen, an die<br />

die <strong>Justiz</strong> mit ihren Eintragungsgebühren<br />

anknüpfen könnte. Allerdings ist diese Aussicht<br />

kein dauerhaftes Ruhekissen, weil ja auch die<br />

Grunderwerbsteuer in ihrer derzeitigen Konfiguration<br />

bei nichtentgeltlichen Vorgängen auf<br />

den alten Einheitswerten basiert und daher<br />

ebenfalls von einer Aufhebung durch den Verfassungsgerichtshof<br />

bedroht ist.<br />

e) Wie könnten also Lösungen der Problematik<br />

grundsätzlich aussehen? Ein tauglicher, freilich<br />

aber auch aufwändiger Weg läge darin, die<br />

Berechnung der Einheitswerte durch entsprechende<br />

Datensammlung auf aktuelle, aussagekräftige<br />

und mit dem Verkehrswert besser korrelierende<br />

Grundlagen zu stellen. Wenn derar-<br />

tige Sanierungsversuche<br />

über die Schaffung neuer<br />

Einheitswerte aber unterbleiben,<br />

bliebe längerfristig<br />

zur Rettung des Gebührenaufkommens<br />

aus den Eintragungsgebühren<br />

für den<br />

Erwerb des Eigentumsrechts<br />

nur ein eigenständiger<br />

Weg der <strong>Justiz</strong>. Das<br />

allerdings wäre für alle Beteiligten<br />

ein dorniger Weg.<br />

Dafür wären theoretisch<br />

zwei Varianten denkbar,<br />

nämlich entweder die Einführung<br />

von festen Gebühren<br />

oder die Anknüpfung<br />

an den Verkehrswert der<br />

Liegenschaft. Die erstgenannte<br />

Alternative wäre<br />

deshalb problematisch, weil<br />

einerseits eine einheitliche<br />

Gebührenhöhe angesichts<br />

der so sehr unterschiedlichen<br />

Liegenschaftswerte<br />

wohl kaum sachgerecht<br />

wäre, andererseits aber eine<br />

Differenzierung zwischen<br />

verschiedenen Liegenschaftsarten<br />

nicht praktikabel<br />

erschiene. Somit bliebe<br />

wohl nur die Möglichkeit,<br />

an den jeweiligen Verkehrswert<br />

der Liegenschaft anzuknüpfen.<br />

Man müsste dazu<br />

etwa die Erwerber einer<br />

Liegenschaft von Todes<br />

wegen bzw. auf Grund<br />

eines unentgeltlichen Rechtsgeschäfts<br />

dazu verpflichten,<br />

mit dem Eintragungsgesuch<br />

ein den Bestimmungen des<br />

Liegenschaftsbewertungsgesetzes<br />

entsprechendes<br />

Sachverständigengutachten<br />

über den Verkehrswert der<br />

Liegenschaft vorzulegen,<br />

der dann Bemessungsgrundlage<br />

für die Eintragungsgebühr<br />

wäre. Dies wäre für<br />

alle Seiten, besonders aber<br />

für die Gebührenpflichtigen,<br />

mit einem sehr hohen<br />

Aufwand verbunden. Ob<br />

angesichts dessen eine solche<br />

Lösung verfassungsrechtlich<br />

tragbar wäre, könnte<br />

wohl auch wiederum in<br />

Zweifel gezogen werden.<br />

Es bleibt also spannend im<br />

Gebührenrecht. ■


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