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Das Dokument des Grauens - Band 1 - Als der Horror laufen lernte

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23. Frankenstein (1910)<br />

Doch werfen wir jetzt einen genaueren Blick auf den Film selbst.<br />

Der Film beginnt, wie damals allgemein<br />

üblich, mit einer Titelkarte, welche<br />

auf den Filmtitel hinweist. Der relativ<br />

schlichte Schriftzug „Frankenstein“<br />

ist von einem Rahmen umgeben, <strong>des</strong>sen<br />

Ecken durch vier Darstellungen <strong>des</strong><br />

Buchstaben „E“ markiert werden. <strong>Das</strong><br />

„E“ steht für „Edison“ und ist Edisons<br />

offizielles Symbol. Im Film selbst wird<br />

dieses auch als Wasserzeichen verwendet,<br />

und zwar in sowohl <strong>der</strong> linken oberen<br />

als auch <strong>der</strong> rechten unteren Ecke.<br />

Hier haben Sie gleich zu Beginn ein<br />

gutes Beispiel dafür, wie vorsichtig (o<strong>der</strong><br />

Abbildung 23.2: Die Titelkarte <strong>des</strong> Films<br />

vielleicht inzwischen auch ein wenig paranoid)<br />

Edison zu diesem Zeitpunkt war, wenn es um die Wahrung seiner Urheberrechte<br />

ging. Zusätzlich zu den vier Initialen prangt oberhalb <strong>des</strong> Filmtitels Edisons<br />

Warenzeichen mit dem „Thomas A. Edison“-Schriftzug. <strong>Das</strong> gleiche Warenzeichen<br />

befindet sich in verkleinerter Form unten rechts. Und unten links sehen wir den Hinweis<br />

„Copyright 1910“. Wir haben also in einer einzigen Titelkarte sieben Hinweise<br />

auf den Urheber <strong>des</strong> Films.<br />

Die nächste Textkarte ist hier etwas dezenter. Diese Karte informiert uns, dass es<br />

sich bei dem Film um „Eine liberale Adaption von Mrs. Shelleys berühmter Geschichte“<br />

handelt - und um die Herkunft wie<strong>der</strong> eindeutig klarzustellen, endet <strong>der</strong> Satz mit<br />

dem Hinweis, dass diese Adaption „für Edison Productions“ angefertigt wurden. Darunter<br />

befindet sich wie<strong>der</strong>um <strong>der</strong> Copyright-Schriftzug, <strong>der</strong> Filmtitel sowie Edisons<br />

Warenzeichen.<br />

Der Text auf dieser Einblendung lügt nicht. Der Film hat eine Länge von etwas<br />

mehr als 12 Minuten und selbstverständlich müssen hier Abstriche an <strong>der</strong> Vorlage vorgenommen<br />

werden, um ihn in dieses enge Laufzeitkorsett zu quetschen. James Searle<br />

Dawley kürzte die Originalgeschichte massiv auf einige wenige Szenen ein, welche<br />

sich auf die wesentlichen Momente <strong>der</strong>selben konzentrieren. Dawley hat hier gute Arbeit<br />

geleistet und das Ergebnis funktioniert sogar noch dann recht gut, wenn ein Zuschauer<br />

die Romanvorlage nicht kennt. <strong>Das</strong> ist wichtig, denn auch wenn heute nahezu<br />

je<strong>der</strong>mann mit <strong>der</strong> Geschichte um Dr. Frankenstein und sein Geschöpf vertraut sein<br />

mag, dürften nur die wenigsten Personen auch wirklich den Roman gelesen haben.<br />

<strong>Das</strong> Bild in den Köpfen heutiger Zuschauer wurde vornehmlich von Filmen geprägt.<br />

Diesen Bonus hatte Frankenstein (1910) als erste Verfilmung <strong>des</strong> Stoffes naturgemäß<br />

nicht. Daher verdient sich <strong>der</strong> Film die Anerkennung, hier Mary Wollstonecraft Shelleys<br />

relativ originalgetreu eingefangen zu haben, anstelle eine Kenntnis <strong>der</strong> Romanvorlage<br />

einfach vorauszusetzen und einzelne Szenen in bewegten Bil<strong>der</strong>n zu zeigen,<br />

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