Jahresbericht 2004 - Bayerisches Landesamt für Gesundheit und ...
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Projektarbeit<br />
Schutzmaßnahmen beim betrieblichen Umgang mit<br />
Epoxidharzprodukten<br />
Dipl.-Chem. Dr. Gerald Böhrer, GOR, Dipl.-Ing. Michael Groh, TAR, Elke Laritz, VAe, Dipl.-Chem. Dr. Armin Naß, GR z.A.,<br />
alle Regierung von Schwaben - Gewerbeaufsichtsamt<br />
Anlass<br />
In den letzten Jahren ist eine deutliche Zunahme von<br />
Fällen anerkannter Berufskrankheiten, die durch die<br />
Einwirkung von Epoxidharz-Komponenten verursacht<br />
werden, festzustellen. Beispielsweise wurden im Jahre<br />
2002 im B<strong>und</strong>esgebiet 275 entsprechende Erkrankungen<br />
anerkannt, wodurch Gesamtkosten in Höhe von<br />
9,1 Mio. € entstanden sind. Die Anzahl anerkannter<br />
Fälle von angezeigten Berufskrankheiten stellt sicherlich<br />
nur die Spitze des Eisberges dar. Die Folgen dieser<br />
berufsbedingten Hauterkrankungen sind gravierend:<br />
Sie zwingen einen hohen Anteil der Betroffenen<br />
dazu, die bisherige berufliche Tätigkeit aufzugeben<br />
<strong>und</strong> jeglichen Kontakt mit den betreffenden Epoxidharz-Komponenten<br />
zu meiden.<br />
Ziele der Projektarbeit<br />
Mit dieser Projektarbeit sollte die Arbeitsschutzsituation<br />
in diesem Bereich verbessert werden, um die Zahl<br />
der epoxidharzbedingten Erkrankungen zu senken.<br />
Durchführung<br />
Die bayerischen Gewerbeaufsichtsbeamten haben im<br />
Zeitraum von Juni bis September <strong>2004</strong> insgesamt 67<br />
Betriebe <strong>und</strong> 32 Baustellen auf Einhaltung der <strong>für</strong> den<br />
Umgang mit Epoxidharzprodukten erforderlichen Arbeitsschutzmaßnahmen<br />
überprüft. Die Hälfte der<br />
Überprüfungen fand im Bereich des Baugewerbes<br />
statt, die andere Hälfte verteilt sich auf eine Vielzahl<br />
unterschiedlicher Branchen.<br />
Ergebnisse<br />
Eine mängelfreie Arbeitsschutzsituation bei der Verarbeitung<br />
von Epoxidharzprodukten wurde lediglich bei<br />
11 von 99 Überprüfungen vorgef<strong>und</strong>en. In jedem<br />
zweiten Arbeitsbereich waren die Gr<strong>und</strong>anforderungen<br />
an die <strong>für</strong> den Umgang mit Epoxidharzprodukten nötigen<br />
Betriebsanweisungen <strong>und</strong> Unterweisungen nicht<br />
erfüllt.<br />
Die betroffenen Beschäftigten waren dort also offensichtlich<br />
nicht ausreichend über Gefährdungen,<br />
Schutzmaßnahmen, Verhaltensregeln <strong>und</strong> Entsorgung<br />
des Materials informiert. Außerdem waren in der Regel<br />
je Besichtigung mehrere Mängel gleichzeitig vorhanden,<br />
<strong>und</strong> zwar in folgenden Prüfpunkten:<br />
• Persönliche Schutzausrüstung, z. B. Schutzhandschuhe<br />
• Trennung von Straßenkleidung <strong>und</strong> benutzter Arbeitskleidung<br />
• Hautschutzmittel<br />
• Ermittlung der verwendeten Gefahrstoffe (Verzeichnis)<br />
• Berücksichtigung des allergenen Potenzials (TRGS<br />
540)<br />
• Sonstige Arbeitsschutzmängel, z. B. Explosionsschutz.<br />
Die Beseitigung der vorgef<strong>und</strong>enen Mängel haben die<br />
Gewerbeaufsichtsbeamten durch 47 mündliche Anordnungen<br />
<strong>und</strong> durch 41 Revisionsschreiben veranlasst.<br />
Die Arbeitgeber wurden dabei auch über den<br />
aktuellen Stand des Arbeitsschutzes beim Umgang mit<br />
Epoxidharzprodukten informiert.<br />
Schlussfolgerung<br />
Ein Ersatz von allergieauslösenden Epoxidharzprodukten<br />
durch weniger ges<strong>und</strong>heitsgefährdende Materialien<br />
erscheint aus wirtschaftlichen <strong>und</strong> technologischen<br />
Gründen nicht einmal mittelfristig erreichbar.<br />
Folglich ist der Problematik zunächst nur durch konsequente<br />
Umsetzung der Arbeitsschutzmaßnahmen<br />
beizukommen.<br />
Nach den bisherigen Erfahrungen dürfte eine weitere<br />
Motivation der Verantwortlichen derzeit am ehesten<br />
durch fortgesetzte Besichtigungstätigkeit der Arbeitsschutzbehörden<br />
zu erreichen sein. Damit könnte die<br />
mit dieser Projektarbeit erzielte kurzzeitige Verbesserung<br />
der Arbeitssicherheit <strong>und</strong> des <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sschutzes<br />
nachhaltig gesichert werden.<br />
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