01.03.2013 Aufrufe

Wie sind die neuen Ziele der Berufsausbildung in der ... - BiBB

Wie sind die neuen Ziele der Berufsausbildung in der ... - BiBB

Wie sind die neuen Ziele der Berufsausbildung in der ... - BiBB

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Berufsbildung für e<strong>in</strong>e globale Gesellschaft<br />

Perspektiven im 21. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

<strong>Wie</strong> <strong>s<strong>in</strong>d</strong> <strong>die</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ziele</strong> <strong>der</strong> <strong>Berufsausbildung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Berufsschule umzusetzen?<br />

Dr.-Ing. Peter Kukl<strong>in</strong>ski<br />

1 E<strong>in</strong>führung: Neue <strong>Ziele</strong> <strong>der</strong> <strong>Berufsausbildung</strong><br />

Ausgehend von dem mir vorgegebenen Titel me<strong>in</strong>es Beitrages werde ich zunächst <strong>die</strong> <strong>neuen</strong><br />

<strong>Ziele</strong> <strong>der</strong> <strong>Berufsausbildung</strong> bei <strong>der</strong> Neuordnung <strong>der</strong> Elektroberufe <strong>in</strong> Industrie und Handwerk<br />

benennen. Me<strong>in</strong>e Vorredner (Herr Müller vom Zentralverband <strong>der</strong> Elektrotechnik- und Elektronik<strong>in</strong>dustrie<br />

(ZVEI) und Herr Drewes von <strong>der</strong> Industriegewerkschaft Metall) haben mir dazu e<strong>in</strong>ige<br />

„Vorlagen“ geliefert. Ich versuche darzustellen, wie <strong>die</strong>se <strong>neuen</strong> <strong>Ziele</strong> nach unserem <strong>der</strong>zeitigen<br />

Kenntnis- und Erkenntnisstand von <strong>der</strong> Berufsschule umzusetzen <strong>s<strong>in</strong>d</strong>. Ich schicke voraus, dass<br />

ich <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Zusammenhang <strong>die</strong> Berufsschule nicht nur als den schulischen Lernort verstehe,<br />

<strong>in</strong> dem e<strong>in</strong> vorgegebener Rahmenlehrplan umzusetzen ist. Ich will vielmehr versuchen, den<br />

Rahmen weiterzufassen und <strong>die</strong> Berufsschule als dualen Partner mit ihren Möglichkeiten und<br />

Grenzen von <strong>der</strong> Entwicklung des Rahmenlehrplans bis h<strong>in</strong> zur Mitwirkung bei <strong>der</strong> Abschlussprüfung<br />

darzustellen.<br />

Zunächst zu den <strong>neuen</strong> <strong>Ziele</strong>n <strong>der</strong> <strong>Berufsausbildung</strong> bei <strong>der</strong> Neuordnung <strong>der</strong> Elektroberufe <strong>in</strong><br />

Industrie und Handwerk. Die <strong>neuen</strong> <strong>Ziele</strong> lassen sich (im Überblick) auf drei Komplexe zurückführen.<br />

Erstens:<br />

Es werden neue Berufe mit <strong>neuen</strong> Berufsprofi len entwickelt. Dieses triff t für <strong>die</strong> <strong>in</strong>dustriellen und<br />

<strong>die</strong> handwerklichen Elektroberufe zu.<br />

Zweitens:<br />

Es wird für <strong>die</strong> <strong>in</strong>dustriellen Elektroberufe das neue Strukturmodell für <strong>die</strong> Ausbildungsberufe zugrunde<br />

gelegt, dass bei <strong>der</strong> Neuordnung <strong>der</strong> IT-Berufsfamilie e<strong>in</strong>geführt und erfolgreich erprobt<br />

wurde. Es stellt ab auf e<strong>in</strong>e konsequent arbeits- und geschäftsprozessorientierte <strong>Berufsausbildung</strong><br />

und strukturiert <strong>die</strong> Berufe nach Kern- o<strong>der</strong> geme<strong>in</strong>samen Qualifi kationen, nach Fach- o<strong>der</strong><br />

berufsspezifi schen Qualifi kationen und e<strong>in</strong>e Spezialisierung nach E<strong>in</strong>satzgebieten. Für <strong>die</strong> handwerklichen<br />

Berufe werden bisherige Strukturmodelle beibehalten.<br />

Drittens:<br />

Für <strong>die</strong> <strong>in</strong>dustriellen Elektroberufe <strong>s<strong>in</strong>d</strong><br />

l das neue Prüfungskonzept <strong>der</strong> IT-Berufe mit e<strong>in</strong>em betrieblichen Auftrag als Kern <strong>der</strong> Abschlussprüfung<br />

und alternativ dazu e<strong>in</strong>e von den zuständigen Stellen (IHK) entwickelte überbetriebliche<br />

Prüfungsaufgabe sowie<br />

l <strong>die</strong> gestreckte Abschlussprüfung<br />

vorgesehen.<br />

Bei den handwerklichen Elektroberufen bleibt es bei <strong>der</strong> bisherigen Abschlussprüfung.<br />

Es geht bei <strong>die</strong>ser Neuordnung um neue Berufsprofi le und m. E. vor allem um neue Strukturen<br />

<strong>der</strong> Ausbildung und um e<strong>in</strong>e neue Abschlussprüfung. Dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong>geschlossen <strong>s<strong>in</strong>d</strong> natürlich auch<br />

neue Inhalte.<br />

Neue Strukturen ergeben sich <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e aus den Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> den betrieblichen Abläufen<br />

und <strong>der</strong> dadurch gewandelten Facharbeit. Die künftige Ausbildung wird <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

gekennzeichnet se<strong>in</strong> durch<br />

l ihre Prozessorientierung,<br />

l <strong>die</strong> noch stärkere Ausrichtung auf <strong>die</strong> Vermittlung berufl icher Handlungskompetenz und <strong>die</strong><br />

Befähigung <strong>der</strong> Auszubildenden zu eigenverantwortlichem Handeln,<br />

11_1_12A.pdf<br />

Dokumentation 4. BIBB-Fachkongress 2002


– 2 –<br />

Berufsbildung für e<strong>in</strong>e globale Gesellschaft<br />

Perspektiven im 21. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

l <strong>die</strong> Vermittlung von Kompetenzen im Bereich <strong>der</strong> Informations- und Kommunikationstechnik<br />

und<br />

l <strong>die</strong> Integration ausgewählter betriebswirtschaftlicher Sachverhalte mit dem Bezug auf <strong>die</strong><br />

Kundenorientierung.<br />

Die neue Prüfungsform soll passfähig zur prozessorientierten Ausbildung <strong>die</strong> berufl iche Handlungskompetenz<br />

prüfen.<br />

Im Weiteren werde ich <strong>die</strong> Sicht des Dualpartners Berufsschule auf <strong>die</strong>se <strong>neuen</strong> <strong>Ziele</strong> darstellen<br />

und <strong>die</strong> Möglichkeiten und Grenzen <strong>der</strong> Umsetzbarkeit durch <strong>die</strong> Berufsschule erläutern.<br />

2 Zu den neue Berufen und Berufsprofi len<br />

Berufe und ihre Profi le werden durch <strong>die</strong> Wirtschaft o<strong>der</strong> genauer durch <strong>die</strong> Sozialpartner bestimmt.<br />

Fe<strong>der</strong>führend bei <strong>der</strong> Neuordnung <strong>der</strong> Elektroberufe <strong>s<strong>in</strong>d</strong> für <strong>die</strong> Arbeitnehmerseite <strong>die</strong><br />

IG Metall und für <strong>die</strong> Arbeitgeberseite <strong>der</strong> Fachverband ZVEI mit dem Mandat von Gesamtmetall.<br />

Die Berufsschule o<strong>der</strong> besser <strong>die</strong> schulische Seite hat dabei ke<strong>in</strong>e Mitbestimmungs- und kaum<br />

Mitwirkungsrechte. Für <strong>die</strong> Neuordnung <strong>der</strong> Elektroberufe wurde allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e durch<br />

<strong>die</strong> Koord<strong>in</strong>atoren <strong>der</strong> Sozialpartner und <strong>die</strong> Projektleiter des Bundes<strong>in</strong>stituts für Berufsbildung<br />

<strong>der</strong> Schulseite <strong>die</strong> Beteiligung an den Betriebserkundungen ermöglicht und damit frühzeitig Informationen<br />

über <strong>die</strong> Erarbeitung <strong>der</strong> Qualifi kationskataloge und <strong>der</strong> Berufsprofi le geliefert.<br />

Ausgehend von <strong>der</strong> Aufgabenverteilung und Zuständigkeit kann und werde ich ke<strong>in</strong>e speziellen<br />

Ausführungen zu den <strong>neuen</strong> Elektroberufen machen. Die grundsätzlichen Positionen <strong>der</strong> Kultusseite<br />

<strong>s<strong>in</strong>d</strong> jedoch <strong>in</strong> verschiedenen Materialien <strong>der</strong> KMK formuliert (KMK 1998; ASMK,KMK,WMK<br />

2000). Die Kultusseite orientiert auf<br />

l breitprofi lierte Berufe,<br />

l prozessorientierte, gestaltungsorientierte und fl exible Berufsstrukturen,<br />

l prozessorientierte Prüfungsstrukturen und <strong>die</strong> E<strong>in</strong>beziehung berufsschulischer Leistungsfeststellung<br />

<strong>in</strong> das Gesamtergebnis.<br />

Die Neuordnung sieht fünf <strong>in</strong>dustrielle und zwei handwerkliche Elektroberufe vor. Außerdem<br />

wird <strong>der</strong> <strong>in</strong>dustrielle Elektroberuf Elektromasch<strong>in</strong>enmonteur mit dem handwerklichen Elektroberuf<br />

Elektromasch<strong>in</strong>enbauer zusammengeführt (PowerPo<strong>in</strong>t-Präsentation ET_4<strong>BiBB</strong>.pps, Folie<br />

2: Vorgesehene Neuordnungen).<br />

Folie 3 verweist auf weitere Elektroberufe, <strong>die</strong> ggf. noch <strong>in</strong> <strong>die</strong> laufende Neuordnung e<strong>in</strong>bezogen<br />

werden:<br />

l Prozessleitelektroniker,<br />

l Fernmeldeanlagenelektroniker,<br />

l Elektroanlagenmonteur und<br />

l Fluggerätelektroniker.<br />

Nach bisherigem Kenntnisstand ist vorgesehen, den Beruf Prozessleitelektroniker <strong>in</strong> den Beruf<br />

Elektroniker für Automatisierungstechnik und den Beruf Fernemeldeanlagenelektroniker <strong>in</strong> den<br />

Beruf Serviceelektroniker/Fachrichtung Kommunikations- und Sicherheitstechnik zu <strong>in</strong>tegrieren.<br />

Der Beruf Elektroanlagenmonteur wird auslaufen. Der Beruf Fluggerätelektroniker soll neu geordnet<br />

werden.<br />

Die Neuordnung <strong>der</strong> Elektroberufe wurde mit dem Antragsgespräch im April 2002 und <strong>der</strong><br />

Bestätigung des Projektantrages mit den Eckwerten <strong>der</strong> geplanten Berufe durch <strong>die</strong> Sozialpartner<br />

und durch das Bundesm<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft als Verordnungsgeber im E<strong>in</strong>vernehmen<br />

mit dem Bundesm<strong>in</strong>isterium für Bildung und Forschung e<strong>in</strong>geleitet. Die Kultusvertreter<br />

<strong>der</strong> Län<strong>der</strong> stimmten dem Projektantrag <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sitzung des Koord<strong>in</strong>ierungsausschuss<br />

„Ausbildungsordnungen/Rahmenlehrpläne“ im Mai 2002 zu. Erst seit <strong>die</strong>sem Zeitpunkt <strong>s<strong>in</strong>d</strong> <strong>die</strong><br />

Län<strong>der</strong> formell beteiligt.<br />

Nach Zustimmung im Koord<strong>in</strong>ierungsausschuss beg<strong>in</strong>nt <strong>die</strong> Schulseite auf Grundlage <strong>der</strong> Eckwerte<br />

des Projektantrages und hier <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Kataloge <strong>der</strong> Qualifi kationen, d. h. <strong>der</strong><br />

Kataloge <strong>der</strong> Fertigkeiten und Kenntnisse für jeden Beruf, <strong>die</strong> Rahmenlehrplanarbeit. Zu berück-<br />

11_1_12A.pdf<br />

Dokumentation 4. BIBB-Fachkongress 2002


– 3 –<br />

Berufsbildung für e<strong>in</strong>e globale Gesellschaft<br />

Perspektiven im 21. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

sichtigen und erschwerend ist, dass <strong>die</strong> Kataloge <strong>der</strong> Qualifi kationen als sogenannte „weiche“<br />

Eckwerte o<strong>der</strong> „weiche Faktoren“ bezeichnet werden, <strong>die</strong> im Bearbeitungsprozess noch Verän<strong>der</strong>ungen<br />

unterliegen können. Zum an<strong>der</strong>en <strong>s<strong>in</strong>d</strong> <strong>die</strong> Berufsprofi le noch nicht <strong>in</strong> jedem Falle ausgeschärft.<br />

Das triff t <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für <strong>die</strong> Berufe Elektroniker für Gebäude- und Infrastruktursysteme<br />

und Informatiker für <strong>in</strong>dustrielle Systeme zu. Zum an<strong>der</strong>n gibt es Schnittmengen zwischen<br />

den <strong>in</strong>dustriellen und handwerklichen Berufen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e zwischen dem Elektroniker für<br />

Automatisierungstechnik und dem Serviceelektroniker/Fachrichtung Automatisierungstechnik,<br />

dem Beruf Elektroniker für Betriebstechnik und dem Serviceelektroniker/Fachrichtung Energie-<br />

und Gebäudetechnik sowie zwischen den Berufen Elektroniker für Geräte und Systeme und<br />

Systemelektroniker.<br />

Es ist im Übrigen nicht immer leicht, allen Beteiligten verständlich zu machen, dass wir uns bei<br />

e<strong>in</strong>em Neuordnungsverfahren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Iterationsprozess befi nden.<br />

E<strong>in</strong> Fazit: In <strong>der</strong> Vorbereitungsphase <strong>der</strong> Neuordnung wurde e<strong>in</strong>e gute Arbeit geleistet; Verbesserungen<br />

<strong>der</strong> vorauslaufenden Entwicklungsarbeit <strong>s<strong>in</strong>d</strong> aber durchaus möglich. Es reicht nicht<br />

immer aus, „weiche“ Eckwerte zum Antragsgespräch vorzulegen. „Weiche“ Eckwerte <strong>s<strong>in</strong>d</strong> <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

dann problematisch, wenn <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Jahres Rahmenlehrpläne entstehen sollen.<br />

Die Schulseite braucht mehr; sie benötigt <strong>die</strong> sogenannten Handlungsfel<strong>der</strong>, also <strong>die</strong> repräsentativen<br />

berufl ichen Handlungen, Tätigkeiten, Arbeits- und Geschäftsprozesse, aus denen <strong>die</strong><br />

Lernfel<strong>der</strong> für den Rahmenlehrplan entwickelt werden können. Wir setzen uns deshalb für e<strong>in</strong>e<br />

kont<strong>in</strong>uierliche Anfor<strong>der</strong>ungsarbeit e<strong>in</strong>. Die Schulseite hat sich bereits früher für <strong>die</strong> Bildung von<br />

Berufsfachgruppen unter E<strong>in</strong>beziehung von Berufsschullehrern als e<strong>in</strong> geeignetes Instrument<br />

ausgesprochen (ASMK, WMK, KMK 2000), um <strong>die</strong> Früherkennung von arbeitsmarktgerechten<br />

und zukunftssicheren Ausbildungsprofi len zu beför<strong>der</strong>n.<br />

3 Zur <strong>neuen</strong> Berufsstruktur<br />

Für <strong>die</strong> neuzuordnenden <strong>in</strong>dustriellen Elektroberufe wird das Konzept <strong>der</strong> IT-Berufe aufgegriffen.<br />

Es werden „Monoberufe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Berufsgruppe mit geme<strong>in</strong>samen o<strong>der</strong> Kernqualifi kationen“<br />

konzipiert (s. auch Lennartz 2001). Die Berufe <strong>s<strong>in</strong>d</strong> durch <strong>die</strong> Kernqualifi kationen breitprofi liert.<br />

Die Berufsspezifi k bildet sich <strong>in</strong> den Fachqualifi kationen ab. E<strong>in</strong>e betriebsspezifi sche Ausprägung<br />

des Berufsprofi ls wird durch <strong>die</strong> wählbaren E<strong>in</strong>satzgebiete ermöglicht. Die Begründung für <strong>die</strong>ses<br />

Strukturmodell wurde häufi g geliefert und muss deshalb hier nicht wie<strong>der</strong>holt werden.<br />

Für <strong>die</strong> neuzuordnenden handwerklichen Elektroberufe wird auf <strong>die</strong> bekannten Strukturmodelle<br />

zurückgegriff en: Für den Serviceelektroniker wird das Strukturmodell „Ausbildungsberuf mit<br />

Spezialisierung durch Fachrichtungen“, für den Systemelektroniker das Strukturmodell „Ausbildungsberuf<br />

ohne Spezialisierung (Monoberuf)“ gewählt.<br />

Die unterschiedlichen Strukturmodelle (Folie 4) <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Neuordnungsverfahren erleichtern<br />

nicht <strong>die</strong> Arbeit <strong>der</strong> Berufsschule, da <strong>die</strong> Berufsschule, unabhängig davon ob <strong>die</strong> Wirtschaft es<br />

für sachgerecht hält o<strong>der</strong> nicht, neben den schulfachlichen <strong>in</strong>haltlichen und didaktischen Fragen<br />

immer auch <strong>die</strong> Schulorganisation berücksichtigen muss. H<strong>in</strong>ter <strong>die</strong>ser Schulorganisation stehen<br />

<strong>die</strong> Bildungsökonomie und <strong>der</strong> Steuerzahler.<br />

Unabhängig von den unterschiedlichen Strukturmodellen wird bei <strong>der</strong> Neuordnung <strong>der</strong><br />

Elektroberufe für weitere anerkannte Ausbildungsberufe <strong>der</strong> Übergang <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e arbeits- und<br />

geschäftsprozessorientierte <strong>Berufsausbildung</strong> vollzogen. Für den Lernort Betrieb sollte <strong>die</strong>se<br />

prozessorientierte <strong>Berufsausbildung</strong> selbstverständlich se<strong>in</strong>. Die Herausfor<strong>der</strong>ung ist größer für<br />

den Lernort Berufsschule.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs bestehen günstige Ausgangsbed<strong>in</strong>gungen, um <strong>die</strong> prozessorientierte Ausbildungsstruktur<br />

auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufsschule umzusetzen. Seit 1997 werden <strong>die</strong> KMK-Rahmenlehrpläne für<br />

den berufsbezogenen Unterricht nach Lernfel<strong>der</strong>n strukturiert. Lernfel<strong>der</strong> <strong>s<strong>in</strong>d</strong> durch Zielformulierungen,<br />

Inhalte und Zeitrichtwerte beschriebene thematische E<strong>in</strong>heiten, <strong>die</strong> an berufl ichen<br />

Aufgabenstellungen und Handlungsabläufen orientiert <strong>s<strong>in</strong>d</strong> (KMK 2000). Damit wurde <strong>die</strong> bisherige<br />

fachsystematische Strukturierung <strong>der</strong> <strong>Ziele</strong> und Inhalte <strong>in</strong> den Rahmenlehrplänen abgelöst<br />

durch e<strong>in</strong>e didaktische Strukturierung, <strong>die</strong> auf Handlungssystematik abstellt mit dem Ziel berufliche<br />

Handlungskompetenz zu vermitteln.<br />

11_1_12A.pdf<br />

Dokumentation 4. BIBB-Fachkongress 2002


– 4 –<br />

Zur Gestaltung <strong>der</strong> Lernfel<strong>der</strong>:<br />

11_1_12A.pdf<br />

Berufsbildung für e<strong>in</strong>e globale Gesellschaft<br />

Perspektiven im 21. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

(1) Die berufl iche Arbeit ist didaktischer Bezugspunkt für beide Lernorte. Diese berufl iche Wirklichkeit<br />

(<strong>die</strong> berufl iche Tätigkeit und <strong>der</strong> Gegenstand <strong>der</strong> Arbeit) als Grundlage für <strong>die</strong> Berufsbildpositionen<br />

im Ausbildungsrahmenplan und <strong>in</strong> den Lernfel<strong>der</strong> des Rahmenlehrplans ist<br />

<strong>die</strong>selbe (Rauner 2001).<br />

(2) Wir müssen <strong>in</strong> den Lernfel<strong>der</strong>n den Bezug zur Facharbeit ausweisen, das heißt zu berufl ichen<br />

Arbeitsprozessen und zum betrieblichen Geschäftsprozess herstellen. Bei <strong>der</strong> Lehrplanerarbeitung<br />

<strong>s<strong>in</strong>d</strong> <strong>die</strong> Lernfel<strong>der</strong> aus den Kern- und Fachqualifi kationen und/o<strong>der</strong> Berufsbildpositionen<br />

zu entwickeln. Spätestens bei <strong>der</strong> Erstellung <strong>der</strong> Entsprechungslisten von Ausbildungsrahmenplan<br />

und Rahmenlehrplan wird sich zeigen, ob <strong>die</strong>ses sachgerecht geschehen<br />

ist.<br />

(3) Wir müssen <strong>in</strong> den Lernfel<strong>der</strong>n Lernprozesse und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesamtheit <strong>der</strong> Lernfel<strong>der</strong> <strong>die</strong> Lernprogression<br />

ausweisen und wir müssen <strong>die</strong> <strong>Ziele</strong> und Inhalte <strong>der</strong> Lernfel<strong>der</strong> lernortspezifi sch,<br />

also komplementär zu den Berufsbildpositionen formulieren. Zur Er<strong>in</strong>nerung: Berufsschule<br />

soll handlungsleitend, handlungsrefl ektierend und handlungserklärend wirksam werden;<br />

Berufsschule soll Kenntnisse und Fähigkeiten systematisieren, verallgeme<strong>in</strong>ern und vertiefen<br />

(Rauner 2000 und 2001).<br />

(4) Wir müssen <strong>in</strong> den Lernfel<strong>der</strong>n <strong>die</strong> zum Berufshandeln notwendigen Inhalte <strong>der</strong> relevanten<br />

Bezugswissenschaften, also <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Elektrotechnik und ihrer Teilgebiete vermitteln.<br />

(5) Wir haben <strong>in</strong> den Lernfel<strong>der</strong>n nicht nur <strong>die</strong> Komponente Fachkompetenz darzustellen, son<strong>der</strong>n<br />

entsprechend dem ganzheitlichen Bildungsauftrag <strong>der</strong> Berufsschule auch <strong>die</strong> Sozial-<br />

und Personalkompetenz deutlich auszuweisen. Anregungen hierzu werden u. a. von Ba<strong>der</strong><br />

und Müller (2002) und Müller und Zöller (2002) gegeben.<br />

Soweit zu den Prämissen. <strong>Wie</strong> ist <strong>der</strong> Stand <strong>der</strong> Arbeit an den KMK-Rahmenlehrplänen?<br />

3.1 Kernqualifi kationen/berufl iche Grundbildung<br />

Für <strong>die</strong> Umsetzung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufsschule sehe ich <strong>der</strong>zeit Probleme <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gestaltung des ersten<br />

Ausbildungsjahres. Wir bewegen uns z. T. gedanklich noch <strong>in</strong> klassischen/tra<strong>die</strong>rten/bewährten<br />

Strukturen mit <strong>der</strong> l<strong>in</strong>earen Abfolge von Grund- und Fachbildung. Wir haben schulorganisatorische<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen zu berücksichtigen. So for<strong>der</strong>n Flächenlän<strong>der</strong> berechtigt Voraussetzungen<br />

für <strong>die</strong> geme<strong>in</strong>same Beschulung von Lehrl<strong>in</strong>gen aus <strong>in</strong>dustriellen und handwerklichen<br />

Elektroberufen. Dieses ist e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für <strong>die</strong> Umsetzung durch <strong>die</strong><br />

Berufsschule. Übrigens erwarten auch viele Unternehmen e<strong>in</strong>e wohnortnahe Beschulung und<br />

akzeptieren dafür e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Grundstufe. Und wir haben e<strong>in</strong> Berufsgrundbildungsjahr zu<br />

konzipieren.<br />

Modelle und Denkansätze für <strong>die</strong> verän<strong>der</strong>te Gestaltung <strong>der</strong> Ausbildung e<strong>in</strong>schließlich e<strong>in</strong>er<br />

„Grundbildung“ <strong>s<strong>in</strong>d</strong> vorhanden. Ich er<strong>in</strong>nere an das Konzept von Rauner (2000), nach <strong>der</strong> ausgehend<br />

von <strong>der</strong> Vermittlung von Orientierungs- und Überblickswissen e<strong>in</strong> Übergang zur Vermittlung<br />

von Detail- und Funktionswissen erfolgt (Folie 5: Inhaltliche Strukturierung berufl icher<br />

Curricula). Rauner for<strong>der</strong>t e<strong>in</strong>e entwicklungslogische Orientierung an <strong>der</strong> berufl ichen Kompetenzentwicklung<br />

(Rauner, Petersen, 2000) und e<strong>in</strong>en kontextgebundenen Berufsschulunterricht<br />

auch im ersten Ausbildungsjahr.<br />

Die Sozialpartner orientieren mit <strong>der</strong> modifi zierten Zeitrahmenmethode auf <strong>die</strong> Verb<strong>in</strong>dung von<br />

Kern- und Fachqualifi kationen im Lern- und Arbeitsprozess (Müller 2002). Die Kernqualifi kationen<br />

stehen im ersten Ausbildungsjahr im Vor<strong>der</strong>grund, werden aber grundsätzlich <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />

mit Fachqualifi kationen vermittelt. Müller legt e<strong>in</strong>en sogenannten Zeitrahmen (schematisch als<br />

Rechteck) quer über Kern- und Fachqualifi kationen des Berufsprofi ls (Folie 5: Schematische Darstellung<br />

zur Zeitrahmenmethode).<br />

Zur Zeitrahmenmethode: Sie ist e<strong>in</strong>e pädagogisch orientierte Umsetzungshilfe für <strong>die</strong> Praxis.<br />

Sie ermöglicht es, <strong>in</strong>haltliche Schwerpunkte zu bilden und zu verteilen. Es werden Lern<strong>in</strong>halte<br />

aus e<strong>in</strong>em o<strong>der</strong> auch aus verschiedenen Ausbildungsjahren zu Schwerpunkten mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

verknüpft. Damit ermöglicht <strong>die</strong> Zeitrahmenmethode e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrierte arbeitsplatzbezogene<br />

Vermittlung von Wissen und Anwendungen (BMWi 1997).<br />

Dokumentation 4. BIBB-Fachkongress 2002


– 5 –<br />

Berufsbildung für e<strong>in</strong>e globale Gesellschaft<br />

Perspektiven im 21. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

Ich habe große Sympathie für erkenntnisför<strong>der</strong>nde Strukturmodelle, aber ich habe auch, ob<br />

wir nun „im Quadrat“ nach Rauner o<strong>der</strong> „im Rechteck“ nach Müller denken, beachtliche Sorgen,<br />

wenn ich bei <strong>der</strong> Umsetzung an <strong>die</strong> Lernvoraussetzungen (Schüler und Schüler<strong>in</strong>nen mit Hauptschulabschluss),<br />

<strong>die</strong> Lehrvoraussetzungen (Fortbildungsbedarf <strong>der</strong> Lehrkräfte) und <strong>die</strong> Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

(Schul- und Unterrichtsorganisation) denke.<br />

Ausgangspunkt für <strong>die</strong> konkrete Lehrplanarbeit für das erste Ausbildungsjahr <strong>s<strong>in</strong>d</strong> <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

nachfolgende geme<strong>in</strong>same o<strong>der</strong> Kernqualifi kationen (<strong>BiBB</strong> 2002; Folie 6):<br />

„Allgeme<strong>in</strong>e“ Kernqualifi kationen<br />

l Planen und Organisieren <strong>der</strong> Arbeit, Bewerten <strong>der</strong> Arbeitsergebnisse, Qualitätsmanagement;<br />

l Betriebliche und technische Kommunikation (<strong>in</strong> Deutsch und Englisch);<br />

l Beraten und Betreuen <strong>der</strong> Kunden, Erbr<strong>in</strong>gen von Serviceleistungen;<br />

l Präsentation von Sachverhalten und Lösungsvarianten, Erarbeitung von Entscheidungen im<br />

Team, Erstellen und Aktualisieren von Dokumentationen;<br />

l Arbeit mit dem Computer bei <strong>der</strong> Durchführung von Dienstleistungen (Term<strong>in</strong>verfolgung,<br />

Kalkulation).<br />

„Elektrotechnische“ Kernqualifi kationen<br />

l Messen und Analysieren von elektrischen Funktionen und Systemen;<br />

l Montieren und Anschließen elektrischer Betriebsmittel;<br />

l Beurteilen <strong>der</strong> Sicherheit von elektrischen Anlagen und Betriebsmitteln;<br />

l Installieren und Konfi gurieren von <strong>in</strong>formationstechnischen Systemen.<br />

Zudem <strong>s<strong>in</strong>d</strong> mit Blick auf <strong>die</strong> Inhalte von Teil 1 <strong>der</strong> Abschlussprüfung o<strong>der</strong> auf <strong>die</strong> Zwischenprüfung<br />

für alle Berufe Kenntnisse und Erfahrungen zu vermitteln, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>e Elektrofachkraft aufweisen<br />

muss, d. h. Fachkenntnisse über elektrische Anlagen und Betriebsmittel, Kenntnisse über<br />

<strong>die</strong> Bestimmungen zum Errichten und Betreiben <strong>der</strong> elektrischen Anlagen des Arbeitsgebietes,<br />

Kenntnisse über <strong>die</strong> Gefahren des elektrischen Stromes usw.<br />

Zur Umsetzung <strong>in</strong> Lernfel<strong>der</strong> des ersten Ausbildungsjahres: Es existieren Entwürfe <strong>der</strong> vier Lernfel<strong>der</strong><br />

des ersten Ausbildungsjahres (Folie 7):<br />

l Lernfeld: Elektrotechnische Systeme analysieren und elektrische Funktionen prüfen<br />

l Lernfeld 2: Aufträge für elektrische Installationen planen und ausführen<br />

l Lernfeld 3: Steuerungen für Anlagen planen und ausführen<br />

l Lernfeld 4: Informationstechnische Systeme bereitstellen<br />

Hierzu e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis: Wenn <strong>in</strong> den Bezeichnungen und Zielformulierungen <strong>der</strong> Lernfel<strong>der</strong> vom<br />

„Planen“ gesprochen wird, ist darunter <strong>die</strong> Planung im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Antizipation (Vorwegnahme)<br />

<strong>der</strong> konkreten Berufshandlung zu verstehen, nicht <strong>die</strong> vollständige Konzipierung (Konstruktion,<br />

Projektierung) von Geräten, Anlagen o<strong>der</strong> Anlagenteilen.<br />

Zu den bereits angedeuteten Bedenken: Wir <strong>s<strong>in</strong>d</strong> e<strong>in</strong>erseits <strong>der</strong> didaktischen Strukturierung<br />

nach Lernfel<strong>der</strong>n auch im ersten Ausbildungsjahr verpfl ichtet und wir wollen auch im ersten<br />

Ausbildungsjahr e<strong>in</strong>e Prozessorientierung und e<strong>in</strong>e kontextgebundene Grundbildung. Wir müssen<br />

aber an<strong>der</strong>erseits <strong>in</strong> ausreichendem Maße elektrotechnischen Grundwissen vermitteln.<br />

O<strong>der</strong> an<strong>der</strong>s formuliert: Wir wollen bestimmte grundlegende Qualifi kationen für das gesamte<br />

Berufsfeld im ersten Ausbildungsjahr vermitteln, wollen also weg von <strong>der</strong> re<strong>in</strong> materialen Auff assung<br />

e<strong>in</strong>er berufl ichen Grundbildung, wie sie sich aus geme<strong>in</strong>samen Inhalten mehrerer Berufe<br />

defi niert, müssen aber zugleich „materiale M<strong>in</strong>dest<strong>in</strong>halte“ vermitteln, damit alles Nachfolgende<br />

„funktioniert“. Wir haben im Übrigen sächsische Lehrpläne <strong>der</strong> Mittelschule für <strong>die</strong> Fächer Physik,<br />

Informatik, Mathematik und des Profi lfachs Technik analysiert und festgestellt, dass wir h<strong>in</strong>sichtlich<br />

<strong>der</strong> Vorleistungen für <strong>die</strong> Elektrotechnik nicht so sehr viel voraussetzen können.<br />

E<strong>in</strong> Fazit: Lernfel<strong>der</strong> des ersten Ausbildungsjahres müssen den Bezug zur Facharbeit und zu<br />

elektrotechnischen Grundqualifi kationen aufweisen. Bei e<strong>in</strong>er Prioritätensetzung sollten <strong>die</strong>se<br />

beiden Sachverhalte m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>e Gleichsetzung erfahren.<br />

11_1_12A.pdf<br />

Dokumentation 4. BIBB-Fachkongress 2002


– 6 –<br />

Berufsbildung für e<strong>in</strong>e globale Gesellschaft<br />

Perspektiven im 21. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

Abschließend zu den Grundqualifi kationen e<strong>in</strong>e Anmerkung zur Berücksichtigung e<strong>in</strong>er Fremdsprache<br />

(Englisch) bei <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> KMK-Rahmenlehrpläne für <strong>die</strong> Elektroberufe. Die<br />

Berufsbildpositionen erheben e<strong>in</strong>en beachtlich hohen Anspruch im H<strong>in</strong>blick auf <strong>die</strong> Fremdsprachenkenntnisse.<br />

Beispiele hierfür <strong>s<strong>in</strong>d</strong> (<strong>BiBB</strong> 2002):<br />

l Handbücher usw. <strong>in</strong> englischer Sprache lesen;<br />

l Dokumentationen <strong>in</strong> englischer Sprache erstellen, zusammenstellen und ergänzen;<br />

l Schriftwechsel <strong>in</strong> Englisch führen;<br />

l Daten und Sachverhalte <strong>in</strong> Englisch erstellen und Sachverhalte präsentieren.<br />

Derartige Kenntnisse und Fähigkeiten erfor<strong>der</strong>n u. E. <strong>die</strong> Vermittlung von Englisch als Fachsprache<br />

mit <strong>der</strong> entsprechenden fachsprachlichen Lexik, Syntax und Morphologie. Als Kompetenzbereiche<br />

<strong>s<strong>in</strong>d</strong> nicht nur <strong>die</strong> Rezeption (z. B. Lesen sowie Hören und Verstehen fachsprachlicher<br />

Texte), son<strong>der</strong>n auch <strong>die</strong> Kompetenzbereiche Produktion (z. B. Dokumentationen erstellen, englischsprachiger<br />

Schriftverkehr) und darüber h<strong>in</strong>aus ggf. Interaktion (mündliches Sprachmitteln)<br />

und Mediation (neutrales Sprachmitteln, Übersetzen) notwendig.<br />

Von <strong>der</strong> Schulseite <strong>s<strong>in</strong>d</strong> <strong>der</strong>zeit grundsätzlich zwei Varianten zur E<strong>in</strong>beziehung e<strong>in</strong>er Fremdsprache<br />

<strong>in</strong> <strong>die</strong> KMK-Rahmenlehrpläne vorgesehen (KMK 2002):<br />

Variante I ist für Ausbildungsberufe vorgesehen, für <strong>die</strong> <strong>in</strong> den Ausbildungsordnungen fremdsprachige<br />

Fachbegriff e unterhalb <strong>der</strong> Kommunikationsebene als Ziel verankert <strong>s<strong>in</strong>d</strong>: Im Rahmenlehrplan<br />

ist hierfür e<strong>in</strong> Umfang von 40 Stunden vorzusehen.<br />

Variante II ist für Ausbildungsberufe vorgesehen, für <strong>die</strong> <strong>in</strong> den Ausbildungsordnungen fremdsprachige<br />

Kommunikationsfähigkeit als Ziel verankert ist: Die Vermittlung von fremdsprachlichen<br />

Qualifi kationen gemäß <strong>der</strong> Ausbildungsordnung zur Entwicklung entsprechen<strong>der</strong><br />

Kommunikationsfähigkeit ist mit 40 Stunden <strong>in</strong> <strong>die</strong> Lernfel<strong>der</strong> (des abgestimmten Teils des KMK-<br />

Rahmenlehrplans) zu <strong>in</strong>tegrieren. Darüber h<strong>in</strong>aus können 80 Stunden berufspezifi sche Fremdsprachenvermittlung<br />

als freiwillige Ergänzung <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> angeboten werden.<br />

Vom Unterausschuss für berufl iche Bildung wurde <strong>in</strong> <strong>der</strong> 233. Sitzung (Sept. 2002) entschieden,<br />

für <strong>die</strong> Elektroberufe <strong>die</strong> Variante I vorzusehen. Es wird <strong>der</strong>zeit we<strong>der</strong> <strong>die</strong> Notwendigkeit noch<br />

<strong>die</strong> Möglichkeit gesehen, für alle neuzuordnenden Berufe des Berufsfeldes Elektrotechnik e<strong>in</strong>e<br />

an<strong>der</strong>e Entscheidung zu treff en, weil im vorgegebenen Umfang des berufsbezogenen Berufsschulunterrichts<br />

we<strong>der</strong> ausreichend Zeit verfügbar ist noch genügend Lehrkräfte zur Verfügung<br />

stehen.<br />

Zur Vermittlung ausgewählter betriebswirtschaftlicher Kenntnisse und Fähigkeiten: Durch <strong>die</strong><br />

Orientierung <strong>der</strong> Ausbildung am betrieblichen Geschäftsprozess <strong>s<strong>in</strong>d</strong> auch ausgewählte betriebswirtschaftliche<br />

Qualifi kationen Gegenstand des Berufsschulunterrichts. Geschäftsprozesse<br />

<strong>s<strong>in</strong>d</strong> materielle, wert-, und <strong>in</strong>formationsbezogene Transaktionen <strong>in</strong> sogenannten Wertketten;<br />

sie <strong>s<strong>in</strong>d</strong> gekennzeichnet durch zusammenhängende Ablaufschemata von Tätigkeiten, <strong>die</strong> zum<br />

Erreichen e<strong>in</strong>er unternehmerischen Zielsetzung beitragen (Müller, Zöller 2002). Entsprechendes<br />

Wissen und Qualifi kationen sollten <strong>in</strong>tegrativ im geschäftsprozessorientierten Berufsschulunterricht<br />

<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung z. B. mit <strong>der</strong> Auftragsabwicklung, <strong>der</strong> E<strong>in</strong>gangslogistik, <strong>der</strong> Kalkulation<br />

und dem Kundenservice vermittelt werden. Die Absicherung <strong>die</strong>ses <strong>in</strong>tegrative Ansatz for<strong>der</strong>t<br />

von <strong>der</strong> Berufsschule e<strong>in</strong>e entsprechende Fortbildung <strong>der</strong> Lehrkräfte und ggf. schulspezifi sche<br />

Maßnahmen des Lehrere<strong>in</strong>satzes und <strong>der</strong> Unterrichtsorganisation. Im Zusammenhang mit <strong>der</strong><br />

bisherigen Diskussionen um <strong>die</strong> Realisierung <strong>die</strong>ser Aufgabe ist es notwendig, darauf h<strong>in</strong>zuweisen,<br />

dass damit ke<strong>in</strong>e Betriebswirtschaftlehre an sich zu vermitteln ist.<br />

11_1_12A.pdf<br />

Dokumentation 4. BIBB-Fachkongress 2002


– 7 –<br />

3.2 Fachqualifi kationen<br />

11_1_12A.pdf<br />

Berufsbildung für e<strong>in</strong>e globale Gesellschaft<br />

Perspektiven im 21. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

Die Sachverständigen des Bundes arbeiten <strong>der</strong>zeit an den Fachqualifi kationen. Die Schulseite<br />

hat zunächst auf Grundlage<br />

l <strong>der</strong> Informationen aus den Erkundungen bei den Betriebsbesuchen,<br />

l <strong>der</strong> Kataloge <strong>der</strong> Qualifi kationen (den sogenannten „weichen“ Eckwerten) <strong>in</strong> den Projektanträgen<br />

und<br />

l <strong>der</strong> Erkenntnisse aus Modell- und Schulversuchen<br />

e<strong>in</strong> Lernfeldgerüst für das zweite bis vierte Ausbildungsjahr entwickelt.<br />

Wenn <strong>die</strong> Begriffl ichkeit <strong>der</strong> Pädagogik genutzt wird, können wir davon sprechen, e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>duktiven<br />

Ansatz gewählt zu haben.<br />

Aus me<strong>in</strong>er Sicht ist das noch nicht ausreichend. Der <strong>in</strong>duktive Ansatz ist deshalb durch e<strong>in</strong>en<br />

deduktiven Ansatz zu verifi zieren. Hierzu ist <strong>die</strong> Orientierung am Arbeitsprozess e<strong>in</strong>e geeignete<br />

Grundlage. Arbeitsprozesse <strong>s<strong>in</strong>d</strong> i.w.S. als Abfolge von Produktions- und Dienstleistungstätigkeiten<br />

zum Erreichen bestimmter <strong>Ziele</strong> zu verstehen (Müller, Zöller 2002). Diese Arbeitsprozesse<br />

korrespon<strong>die</strong>ren <strong>in</strong> den Unternehmen mit kaufmännischen Tätigkeiten im Geschäftsprozess.<br />

Arbeitsprozesse <strong>in</strong> technischen Berufsfel<strong>der</strong>n lassen sich mit <strong>der</strong> Ablaufstruktur <strong>in</strong> sozio-technischen<br />

Handlungssystemen z. B. von <strong>der</strong> Konstruktion über <strong>die</strong> Fertigungsvorbereitung, <strong>der</strong><br />

Fertigung/Herstellung, dem Gebrauch <strong>der</strong> Produkte bis zu ihrer Entsorgung darstellen (Folie 8:<br />

Schematische Darstellung zur Abfolge von Arbeitsprozessen). Im Arbeitsprozess können typische<br />

Tätigkeiten hervorgehoben werden, z. B. das Herstellen, das Montieren o<strong>der</strong> Installieren, <strong>die</strong><br />

Inbetriebnahme, das Betreiben (Produktnutzung) und das Instandhalten (Warten, Inspizieren,<br />

Instandsetzen).<br />

Müller (2002) hat <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Zusammenhang von e<strong>in</strong>er „Clusterung“ typischer vergleichbarer<br />

Tätigkeiten zu Arbeitsfel<strong>der</strong>n (z. B. Montieren/Installieren, Betreiben o<strong>der</strong> Instandhalten) gesprochen<br />

und auf <strong>die</strong> Notwendigkeit <strong>der</strong> Synchronisation <strong>die</strong>ser Arbeitsfel<strong>der</strong> mit den Lernfel<strong>der</strong>n<br />

h<strong>in</strong>gewiesen. Diese Arbeitsfel<strong>der</strong> stellen zugleich <strong>die</strong> Grundlage für <strong>die</strong> Zeitrahmen dar, mit<br />

denen <strong>in</strong>haltliche Schwerpunkte gebildet und Fach- und Kernqualifi kationen mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verknüpft<br />

werden. Wir können den Begriff „Arbeitsfeld“ auch durch den Begriff „Handlungsfeld“ ersetzen<br />

und <strong>s<strong>in</strong>d</strong> damit bei <strong>der</strong> Trias aus „Handlungsfeld – Lernfeld – Lernsituation“, <strong>die</strong> durch <strong>die</strong><br />

e<strong>in</strong>schlägigen Unterstützungsmaterialien für <strong>die</strong> Lehrplanarbeit bekannt ist (z. B. HELP 2001).<br />

Diese Arbeits- o<strong>der</strong> Handlungsfel<strong>der</strong> <strong>s<strong>in</strong>d</strong> zu verb<strong>in</strong>den mit den jeweiligen Gegenständen<br />

<strong>der</strong> (Fach-)Arbeit. In e<strong>in</strong>er Metaebene können wir uns noch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hierarchie „System,<br />

Anlage, Masch<strong>in</strong>e/Gerät, Baugruppe/Komponente, Bauelement“ bewegen. Sobald <strong>die</strong><br />

Fachqualifi kationen/Berufsbildpositionen endgültig vorliegen, sollten <strong>die</strong> Metaebene verlassen<br />

und konkrete Technikbereiche und Arbeitsgegenstände benannt werden.<br />

Die Abfolge von Tätigkeiten im berufl ichen Arbeits- und betrieblichen Geschäftsprozess liefert<br />

den deduktiven Ansatz zur Bestimmung des Lernfeldgerüstes. Aus dem Abgleich des <strong>in</strong>duktiven<br />

und des deduktiven Ansatzes erwarten wir e<strong>in</strong> tragfähiges Lernfeldgerüst für <strong>die</strong> neuzuordnenden<br />

Elektroberufe.<br />

3.3 E<strong>in</strong>satzgebiete<br />

Die Eckwerte aus dem Projektantrag für <strong>die</strong> <strong>neuen</strong> <strong>in</strong>dustriellen Elektroberufe enthalten für<br />

jeden Ausbildungsberuf E<strong>in</strong>satzgebiete o<strong>der</strong> Handlungsfel<strong>der</strong>. Beispiele für zwei Berufe <strong>s<strong>in</strong>d</strong> <strong>in</strong><br />

Folie 9 aufgeführt. Über <strong>die</strong> E<strong>in</strong>satzgebiete wird <strong>die</strong> Spezialisierung, ggf. auch betriebsspezifi sch,<br />

ermöglicht.<br />

Die Schulseite geht davon aus, dass <strong>die</strong> E<strong>in</strong>satzgebiete wie bei den IT-Berufen als e<strong>in</strong>e Berufsbildposition<br />

„Fachaufgaben im E<strong>in</strong>satzgebiet“ ausgewiesen werden. Über den zeitlichen Rahmen<br />

wurden u. E. bisher noch ke<strong>in</strong>e Festlegungen getroff en. Bei e<strong>in</strong>er Analogie zu den IT-Berufen ist<br />

von e<strong>in</strong>er Zeit von 8 bis 10 Monaten auszugehen. Zu beachten ist, dass nach dem Strukturmodell<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriellen Elektroberufe auch <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser Zeit sowohl Fach- als auch Kernqualifi kationen zu<br />

vermitteln <strong>s<strong>in</strong>d</strong>.<br />

Dokumentation 4. BIBB-Fachkongress 2002


– 8 –<br />

Berufsbildung für e<strong>in</strong>e globale Gesellschaft<br />

Perspektiven im 21. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

Zum Umgang <strong>der</strong> Berufsschule mit den E<strong>in</strong>satzfel<strong>der</strong>n wird auf <strong>die</strong> Län<strong>der</strong>positionen zum Beschluss<br />

<strong>der</strong> Arbeitsgruppe Aus- und Weiterbildung „Strukturelle Weiterentwicklung <strong>der</strong> dualen<br />

<strong>Berufsausbildung</strong>“ verwiesen (ASMK, KMK, WMK 2000). In <strong>die</strong>sem Positionspapier wird zwar<br />

nicht speziell auf <strong>die</strong> E<strong>in</strong>satzgebiete als Strukturelement <strong>der</strong> Ausbildung e<strong>in</strong>gegangen, aber<br />

e<strong>in</strong>e Aussage zum Berufsschulunterricht bei Ausbildungsberufen mit Wahlpfl ichtbauste<strong>in</strong>en (z.<br />

B. bei den Me<strong>die</strong>nberufen) getroff en. Ich zitiere: „Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass <strong>die</strong><br />

geme<strong>in</strong>samen Qualifi kationen und <strong>die</strong> Wahlpfl ichtbauste<strong>in</strong>e sich auch im Unterrichts<strong>in</strong>halt <strong>der</strong><br />

Berufschule fi nden. Das heißt aber nicht, dass sie sich auch 1:1 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Organisation des Berufsschulunterrichts<br />

abbilden.“<br />

Derzeit ist <strong>in</strong> den Entwürfen <strong>der</strong> Rahmenlehrpläne für das 7. Ausbildungshalbjahr e<strong>in</strong> Lernfeld<br />

mit 140 Ustd. geplant, <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong>e komplexe Aufgabenstellung (Beispiele: Komplexes Gebäude-<br />

und Infrastruktursystem betreiben und warten; Planung und Realisierung e<strong>in</strong>es automatisierten<br />

Systems; Projekt E<strong>in</strong>familienhaus) zu Grunde gelegt wird. Derartige Aufgabenstellungen bieten<br />

<strong>die</strong> Möglichkeit, <strong>in</strong> <strong>der</strong> bisherigen Ausbildung vermittelte Qualifi kationen zusammenfassend und<br />

projektbezogen zu nutzen, zu erweitern und zu vertiefen. Die Inhalte <strong>s<strong>in</strong>d</strong> ggf. im Rahmen <strong>der</strong><br />

Vorgaben durch <strong>die</strong> Berufsbildposition „Fachaufgaben im E<strong>in</strong>satzgebiet“ mit den Ausbildungsbetrieben<br />

abzustimmen. Darüber h<strong>in</strong>aus ist <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Zeitraum e<strong>in</strong> Beitrag zur Vorbereitung auf<br />

<strong>die</strong> Abschlussprüfung zu leisten.<br />

4 Zum <strong>neuen</strong> Prüfungskonzept<br />

E<strong>in</strong> Reformbedarf besteht aus Sicht <strong>der</strong> Berufsschule auch h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> Abschlussprüfung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> dualen <strong>Berufsausbildung</strong>. Ich er<strong>in</strong>nere <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Zusammenhang an den<br />

Beschluss <strong>der</strong> Arbeitsgruppe Aus- und Weiterbildung im Bündnis für Arbeit, Ausbildung und<br />

Wettbewerbsfähigkeit „Strukturelle Weiterentwicklung <strong>der</strong> dualen Berufsaubildung - Grundlagen<br />

und Orientierungen“ vom Oktober 1999 (Arbeitsgruppe 1999). In <strong>die</strong>sem Beschluss <strong>s<strong>in</strong>d</strong> zur<br />

Abschlussprüfung <strong>in</strong> <strong>der</strong> dualen <strong>Berufsausbildung</strong> e<strong>in</strong>e Grundorientierung und zwei Prüfaufträge<br />

enthalten (Folie 10: Zitate aus dem Beschluss Strukturelle Weiterentwicklung <strong>der</strong> dualen<br />

<strong>Berufsausbildung</strong>):<br />

(1) „Handlungsorientierte <strong>Berufsausbildung</strong> und ... betriebliche Prozesse ... müssen ... stärker als<br />

bisher auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abschlussprüfung ihre Entsprechung fi nden ...“ (Pkt. 4.2)<br />

(2a) „Zwischenprüfungen ... haben nach Auff assung <strong>der</strong> Bündnispartner <strong>in</strong> ihrem bisherigen Zuschnitt<br />

an Bedeutung verloren ... Bundesregierung und Sozialpartner werden ... prüfen, ob<br />

Zwischenprüfungen zukünftig noch notwendig <strong>s<strong>in</strong>d</strong>.“ (Pkt 4.4)<br />

(2b) „Die Bündnispartner prüfen, ob und ggf. <strong>in</strong> welcher Weise Leistungsfeststellungen <strong>der</strong> verschiedenen<br />

Lernorte <strong>in</strong> <strong>die</strong> Abschlussprüfung e<strong>in</strong>bezogen werden können.“ (Pkt. 4.3)<br />

Zu (1) und (2a)<br />

E<strong>in</strong>e prozessorientierte Ausbildung mit <strong>der</strong> Zielrichtung „Vermittlung von berufl icher Handlungskompetenz“<br />

muss sich auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abschlussprüfung wi<strong>der</strong>spiegeln. Mit den Vorgaben <strong>der</strong><br />

Eckwerte aus dem Projektbeschluss werden zum<strong>in</strong>dest für <strong>die</strong> <strong>in</strong>dustriellen Elektroberufe aus<br />

Schulsicht <strong>die</strong> richtigen Orientierungen gegeben.<br />

Teil 1 <strong>der</strong> gestreckten Abschlussprüfung umfasst komplexe praktische Aufgaben zur Prüfung<br />

fachpraktischer Qualifi kationen und schriftliche Aufgaben zur Prüfung <strong>der</strong> Kernqualifi kationen.<br />

Teil 2 <strong>der</strong> gestreckten Abschlussprüfung umfasst<br />

l im Teil 2A den betrieblichen Auftrag aus dem jeweiligen E<strong>in</strong>ssatzgebiet als Variante 1 o<strong>der</strong><br />

alternativ als Variante 2 <strong>die</strong> überbetrieblich entwickelte betriebsübergreifende Praktische<br />

Aufgabe (IHK 2002) und<br />

l im Teil 2B <strong>die</strong> schriftlich zu lösenden handlungsorientierten Aufgaben.<br />

Zur Umsetzung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufsschule:<br />

Die Berufsschulen haben mit dem <strong>neuen</strong> Prüfungsmodell bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> IT-Berufe Erfahrungen<br />

gesammelt. Es wurde festgestellt, dass aus Sicht <strong>der</strong> Berufsschule ke<strong>in</strong>e unlösbaren <strong>in</strong>haltlich-fachlichen<br />

Probleme auftreten (Ebb<strong>in</strong>ghaus 2001). Da jedoch <strong>die</strong> Berufschullehrer auch<br />

11_1_12A.pdf<br />

Dokumentation 4. BIBB-Fachkongress 2002


– 9 –<br />

Berufsbildung für e<strong>in</strong>e globale Gesellschaft<br />

Perspektiven im 21. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

als Prüfer tätig <strong>s<strong>in</strong>d</strong>, schlägt <strong>der</strong> höhere personelle, organisatorische und zeitliche Aufwand auch<br />

auf <strong>die</strong> Berufsschule durch.<br />

Die Berufsschule ist <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auf <strong>die</strong> schriftlichen Teile <strong>der</strong> Abschlussprüfung ausgerichtet.<br />

Die Schwächen des schriftlichen Teils <strong>der</strong> Zwischenprüfung und <strong>der</strong> Ganzheitlichen Aufgaben <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Abschlussprüfung bei den IT-Berufen <strong>s<strong>in</strong>d</strong> bekannt (Ebb<strong>in</strong>ghaus 2001). Die Berufsschule hat<br />

zudem Probleme mit den zentral erstellten Prüfungsaufgaben und <strong>der</strong> kaum möglichen E<strong>in</strong>fl ussnahme<br />

<strong>der</strong> Prüfungsausschüsse auf <strong>die</strong> Aufgabenstellungen. Zudem ist zu erwarten, dass wie bei<br />

den IT-Berufen Stoff kataloge für <strong>die</strong> Zwischenprüfung bzw. Teil 1 <strong>der</strong> Abschlussprüfung sowie<br />

Prüfungskataloge für <strong>die</strong> Abschlussprüfung entstehen werden, <strong>die</strong> als heimliche Lehrpläne sowohl<br />

den Ausbildungsrahmenplan als auch den Rahmenlehrplan verdrängen.<br />

Für den Teil 1 <strong>der</strong> gestreckten Abschlussprüfung könnte durch <strong>die</strong> Zusammenführung des praktischen<br />

und des schriftlichen Prüfungsteiles, d. h. durch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrierte Fertigkeits- und Kenntnisprüfung<br />

<strong>die</strong>ser Entwicklung entgegengesteuert und e<strong>in</strong>e Verbesserung erreicht werden.<br />

E<strong>in</strong>e grundsätzliche Anmerkung zur gestreckten Abschlussprüfung: Die Schulseite bedauert es,<br />

dass es nicht gelungen ist, <strong>die</strong> handwerklichen Elektroberufe <strong>in</strong> <strong>die</strong> Erprobung <strong>der</strong> gestreckten<br />

Abschlussprüfung e<strong>in</strong>zubeziehen. Da <strong>in</strong> Flächenlän<strong>der</strong>n Auszubildende aus <strong>in</strong>dustriellen und<br />

handwerklichen Elektroberufen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Grundstufe geme<strong>in</strong>sam beschult werden, befürchten wir<br />

nicht nur Motivationsprobleme bei den Auszubildenden mit Blick auf <strong>die</strong> unterschiedliche Prüfungsbewertung<br />

zum Ende des zweiten Ausbildungsjahres.<br />

Zur gestreckten Abschlussprüfung: Da <strong>die</strong> Bewertung aus Teil 1 <strong>der</strong> gestreckten Abschlussprüfung<br />

<strong>in</strong> das Gesamtergebnis <strong>der</strong> Abschlussprüfung mit m<strong>in</strong>desten 20 % e<strong>in</strong>gehen wird, müssen<br />

wir sehr viel konsequenter als bisher sichern, dass <strong>der</strong> vorgegebene Stoff aus den ersten 18 Monaten<br />

wirklich im Zeitraum bis zum Teil 1 <strong>der</strong> Abschlussprüfung vermittelt wird.<br />

Zu (2b)<br />

Die Berufsschule hat mit Bezug auf <strong>die</strong> Abschlussprüfung e<strong>in</strong>e zweite „Baustelle“: Die E<strong>in</strong>beziehung<br />

e<strong>in</strong>er Leistung aus e<strong>in</strong>er kont<strong>in</strong>uierlichen Leistungsbewertung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufsschule <strong>in</strong><br />

das Gesamtergebnis <strong>der</strong> Abschlussprüfung. Hierzu nur wenige Anmerkungen. Nachdem mit<br />

e<strong>in</strong>em Gutachten festgestellt wurde, dass ke<strong>in</strong>e verfassungsrechtlichen Bedenken gegen <strong>die</strong><br />

E<strong>in</strong>beziehung e<strong>in</strong>er Leistung aus <strong>der</strong> Berufsschule <strong>in</strong> das Gesamtergebnis <strong>der</strong> Abschlussprüfung<br />

bestehen, hat <strong>die</strong> Schulseite durchaus noch Visionen zur Gestaltung <strong>der</strong> Abschlussprüfung und<br />

<strong>der</strong> Teilleistungen, <strong>die</strong> im Gesamtergebnis zu berücksichtigen <strong>s<strong>in</strong>d</strong>. Angestrebt werden sollte e<strong>in</strong><br />

„<strong>in</strong>telligenter Mix“ aus verschiedenen Leistungsfeststellungen und <strong>der</strong>en Zusammenfassung im<br />

Gesamtergebnis: Integrierte Fertigkeits- und Kenntnisprüfung (Teil 1 <strong>der</strong> Abschlussprüfung/<br />

Zwischenprüfung), Leistungsfeststellung über e<strong>in</strong>en betrieblichen Auftrag (Projektarbeit) und<br />

kont<strong>in</strong>uierliche Leistungsbewertung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufsschule. Dafür könnten schrittweise <strong>die</strong> Prüfungsteile,<br />

<strong>die</strong> mit Aufgaben von PAL abgeprüft werden, reduziert werden. Diese Visionen <strong>s<strong>in</strong>d</strong><br />

aber nicht Gegenstand <strong>der</strong> Neuordnung <strong>der</strong> Elektroberufe.<br />

Literatur<br />

ARBEITSGRUPPE Aus- und Weiterbildung im Bündnis für Arbeit, Ausbildung und Wettbewerbsfähigkeit:<br />

Beschluss „Strukturelle Weiterentwicklung <strong>der</strong> dualen <strong>Berufsausbildung</strong> – Geme<strong>in</strong>same<br />

Grundlagen und Orientierungen” vom 22. Okt. 1999. In: Bündnis für Arbeit, Ausbildung<br />

und Wettbewerbsfähigkeit – Ergebnisse <strong>der</strong> Arbeitsgruppe „Aus- und Weiterbildung“, S. 47-54.<br />

Presse- und Informationsamt <strong>der</strong> Bundesregierung. Berl<strong>in</strong>/Bonn 1999<br />

ASMK, WMK, KMK – Arbeits- und Sozialm<strong>in</strong>isterkonferenz, Wirtschaftsm<strong>in</strong>isterkonferenz, Kultusm<strong>in</strong>isterkonferenz:<br />

Län<strong>der</strong>positionen zu den Folgeaktivitäten aus dem Beschluss <strong>der</strong> Arbeitsgruppe<br />

Aus- und Weiterbildung im Bündnis für Arbeit, Ausbildung und Wettbewerbsfähigkeit<br />

„Strukturelle Weiterentwicklung <strong>der</strong> dualen <strong>Berufsausbildung</strong> - Geme<strong>in</strong>same Grundlagen und<br />

Orientierungen”. Bonn 2000<br />

BADER, R.; MÜLLER, M: Leitziel <strong>der</strong> Berufsbildung: Handlungskompetenz. In: Die berufsbildende<br />

Schule 54(2002)6, S. 176-182<br />

11_1_12A.pdf<br />

Dokumentation 4. BIBB-Fachkongress 2002


– 10 –<br />

Berufsbildung für e<strong>in</strong>e globale Gesellschaft<br />

Perspektiven im 21. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

BIBB – Bundes<strong>in</strong>stitut für Berufsbildung: Kernqualifi kationen für <strong>die</strong> neu zu ordnenden <strong>in</strong>dustriellen<br />

und handwerklichen Elektroberufe (unveröff entlichte Arbeitsergebnisse <strong>der</strong> Sachverständigen<br />

des Bundes). Bonn 2002<br />

BMWi - Bundesm<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft: Die <strong>neuen</strong> IT-Berufe – Zukunftssicherung durch neue<br />

Ausbildungsberufe <strong>in</strong> <strong>der</strong> Information und Telekommunikationstechnik. Hrsg.: BMWi, Referat<br />

Öff entlichkeitsarbeit. Bonn 1997<br />

EBBINHGHAUS, M.; GÖRNER, G.; STÖHR, A.: Evaluiert: Projektarbeit und Ganzheitliche Aufgaben<br />

(Ergebnisbericht zur Evaluation <strong>der</strong> Abschlussprüfung <strong>in</strong> den vier IT-Berufen). Schriftenreihe<br />

des Bundes<strong>in</strong>stituts für Berufsbildung. Bonn 2001<br />

HELP - Hessisches Landes<strong>in</strong>stitut für Pädagogik: Prozessleitfaden zur Entwicklung e<strong>in</strong>es lernfeldstrukturierten<br />

KMK-Rahmenlehrplans (Serviceleistung <strong>der</strong> Modellversuchsverbünde NELE<br />

und SELUBA für <strong>die</strong> Rahmenlehrplanausschüsse <strong>der</strong> KMK). <strong>Wie</strong>sbaden 2001<br />

IHK – Vorschlag für <strong>die</strong> Neuordnung <strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriellen Elektroberufe – Prüfungsaufgaben für<br />

e<strong>in</strong>en <strong>neuen</strong> Beruf <strong>in</strong> <strong>der</strong> Automationstechnik. Prüfungsaufgaben- und Lehrmittelentwicklun<br />

gsstelle(PAL). IHK Region Stuttgart 2002<br />

KMK – Kultusm<strong>in</strong>isterkonferenz: Überlegungen <strong>der</strong> KMK zur Weiterentwicklung <strong>der</strong> <strong>Berufsausbildung</strong>.<br />

Beschluss <strong>der</strong> Kultusm<strong>in</strong>isterkonferenz vom 23. Okt. 1998. Bonn 1998<br />

KMK – Sekretariat <strong>der</strong> Kultusm<strong>in</strong>isterkonferenz: Handreichung für <strong>die</strong> Erarbeitung von Rahmenlehrplänen<br />

<strong>der</strong> Kultusm<strong>in</strong>isterkonferenz (KMK) für den berufsbezogenen Unterricht <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Berufsschule und ihre Abstimmung mit Ausbildungsordnungen des Bundes für anerkannte<br />

Ausbildungsberufe (Stand 15.09.00). Bonn 2000<br />

KMK, WMK – Kultus- und Wirtschaftsm<strong>in</strong>isterkonferenz: Geme<strong>in</strong>same Eckpunkte zum Thema<br />

„Weiterentwicklung und Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong> Berufsbildung“. Beschluss <strong>der</strong> KMK und WMK<br />

vom 22. Sept. 1999. Bonn, 1999<br />

LENNARTZ, D.: Neue Strukturmodelle zur Flexibilisierung <strong>der</strong> <strong>Berufsausbildung</strong> bei <strong>der</strong> Neuordnung<br />

von Ausbildungsberufen. In: Zeitschrift für Bildungsverwaltung 17(2002)1, S. 62-78<br />

MÜLLER, K.: Unveröff entlichter Vortrag <strong>in</strong> <strong>der</strong> 2. Sitzung des Rahmenlehrplanausschusses Industrielle<br />

und handwerkliche Elektroberufe. Leipzig 2002<br />

MÜLLER, M.; ZÖLLER, A (Hrsg.): Arbeitshilfe für Rahmenlehrplankommissionen. Staats<strong>in</strong>stitut für<br />

Bildungsforschung. München 2002<br />

PETERSEN, W.; WEHMEYER, C.: Die <strong>neuen</strong> IT-Berufe auf dem Prüfstand (Evaluation <strong>der</strong> <strong>neuen</strong> IT-<br />

Berufe - E<strong>in</strong>e bundesweite Stu<strong>die</strong> im Auftrag des Bundes<strong>in</strong>stituts für Berufsbildung). Berufsbildungs<strong>in</strong>stitut<br />

Arbeit und Technik Universität Flensburg. Flensburg 2001<br />

RAUNER, F.: Gestaltungsorientierte Berufsbildung für e<strong>in</strong>e off ene dynamische Berufl ichkeit. In:<br />

Bremer, R./Jagla, H.-H. (Hrsg.): Berufsbildung <strong>in</strong> Geschäfts- und Arbeitsprozessen. Dokumentation<br />

und Ergebnisse <strong>der</strong> Fachtagung vom 14. und 15. Juni 1999 <strong>in</strong> Hannover, S. 48–61. Bremen<br />

2000<br />

RAUNER, F.: Neue Lernkonzepte <strong>in</strong> <strong>der</strong> dualen <strong>Berufsausbildung</strong> und <strong>der</strong>en Auswirkungen auf<br />

<strong>die</strong> Ordnungsmittel. In: Recht <strong>der</strong> Jugend und des Bildungswesens, Son<strong>der</strong>druck 4(2001)S.<br />

478-492<br />

RAUNER, F.; PETERSEN, W.: Memorandum - Neuordnung <strong>der</strong> Berufe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Berufsfeld Elektrotechnik-Informatik.<br />

Institut für Technik und Bildung. Bremen 2000<br />

11_1_12A.pdf<br />

Dokumentation 4. BIBB-Fachkongress 2002

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!