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Sozialraumorientierte und arbeitsweltbezogene Teilhabe für ...

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Tagesstätten müssen sich verändern -<br />

können sie das auch?<br />

Heinz Becker<br />

ASB-Tagesförderstätte Bremen<br />

Elisabeth-Selbert-Str. 4, 28307 Bremen<br />

h.becker@asb-sozialehilfen-bremen.de<br />

Werkstätten:Messe Nürnberg 8.3.2012


Wie Sie bemerken werden, habe<br />

ich viele Fotos aus der<br />

Präsentation entfernt, da mir<br />

keine Vollmachten der<br />

abgebildeten Personen zur<br />

schriftlichen Veröffentlichung<br />

vorliegen.<br />

Heinz Becker 8.3.12<br />

Arbeitsplätze <strong>für</strong> "nicht-werkstattfähige" Menschen<br />

h.becker@asb-sozialehilfen-bremen.de


1 Einleitung 1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

Die Theorie I.: Arbeit 1<br />

Die Theorie II.: 1 Der Sozialraum<br />

Die Praxis: Die ASB-<br />

1<br />

Tagesförderstätte Bremen<br />

Die Theorie, die Praxis <strong>und</strong><br />

1<br />

die Vision<br />

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1 1<br />

Einleitung<br />

Arbeit <strong>und</strong> Bildung <strong>für</strong> Menschen mit<br />

schwersten Behinderungen in der BRD<br />

Tagesförderstätten <strong>und</strong> die<br />

Behindertenrechtskonvention<br />

Heinz Becker 8.3.12<br />

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2011 21.000 Menschen in Tfs<br />

1980<br />

1970<br />

1960<br />

1950<br />

Tagesförderstätten, FBB, FuB…<br />

Werkstatt <strong>für</strong> Behinderte<br />

Beschützende Werkstatt<br />

Wirtschaftsw<strong>und</strong>er<br />

Schwachsinn - Krankheit<br />

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„…das gleiche Recht von Menschen mit<br />

Behinderungen auf Arbeit“, einen „offenen,<br />

integrativen <strong>und</strong> <strong>für</strong> Menschen mit<br />

Behinderungen zugänglichen Arbeitsmarkt“<br />

(Artikel 27 Abs. 1 BRK)<br />

„…gleichberechtigt mit anderen Zugang zu …<br />

Berufsausbildung, Erwachsenenbildung <strong>und</strong><br />

zum lebenslangem Lernen“<br />

(Artikel 24, Abs. 5 BRK)<br />

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„…die Einbeziehung in die Gemeinschaft <strong>und</strong><br />

die Gesellschaft in allen ihren Aspekten<br />

sowie die <strong>Teilhabe</strong> daran zu unterstützen“<br />

<strong>und</strong> „so gemeindenah wie möglich zur<br />

Verfügung“ zu stellen.<br />

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(Artikel 26, Abs.1 UN-Behindertenrechtskonvention)


1 Einleitung 1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

Die Theorie I.: Arbeit 1<br />

Die Theorie II.: 1 Der Sozialraum<br />

Die Praxis: Die ASB-<br />

1<br />

Tagesförderstätte Bremen<br />

Die Theorie, die<br />

1<br />

Praxis <strong>und</strong> die<br />

Vision<br />

Heinz Becker 8.3.12<br />

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1<br />

2 Die Theorie I.: Arbeit<br />

Arbeit als <strong>Teilhabe</strong> – Der Rechtsanspruch<br />

Arbeit: Die Beschreibung<br />

Arbeit als anthropologische Kategorie<br />

Arbeit <strong>und</strong> Bildung<br />

Arbeit <strong>und</strong> Bildung <strong>für</strong> Menschen mit<br />

schwersten Behinderungen?<br />

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<strong>Teilhabe</strong><br />

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Zeitstruktur<br />

Soziale Kontakte<br />

Status<br />

Sinn<br />

Identität<br />

…<br />

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Gegenstand<br />

Mittel /<br />

Werkzeug<br />

Tätigkeit<br />

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„Eine untere Grenze der<br />

Arbeitsfähigkeit erscheint<br />

genauso wenig festlegbar wie<br />

die der Bildungsfähigkeit.“<br />

Otto Speck 1974<br />

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„Menschen gelten als behindert <strong>und</strong> in<br />

ihren Fähigkeiten –gerade auch den<br />

sozialen- eingeschränkt, <strong>und</strong> doch<br />

werden von ihnen ganz<br />

selbstverständlich enorme Leistungen<br />

in Bezug auf Anpassung,<br />

Rücksichtnahme <strong>und</strong> Verständnis im<br />

Zusammenleben erwartet –Leistungen,<br />

die ‚normale’ Menschen nicht ohne<br />

weiteres in diesem Ausmaß zu<br />

erbringen bereit wären.“<br />

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Marlis Pörtner


„Es ist schon erstaunlich, dass<br />

in der Behindertenhilfe<br />

Entwicklungen mitunter erst<br />

dann Bedeutung gewinnen,<br />

wenn sie in anderen Feldern<br />

der sozialen Arbeit schon fast<br />

‚ein alter Hut‘ sind.“<br />

(Christian Bradl)<br />

In Franz, Daniel; Beck, Iris (2007): Umfeld- <strong>und</strong> Sozialraumorientierung in der Behindertenhilfe. Hamburg: Deutsche<br />

Heilpädagogische Gesellschaft, S. 7<br />

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1 Einleitung 1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

Die Theorie I.: Arbeit 1<br />

Die Theorie II.: 1 Der Sozialraum<br />

Die Praxis: Die ASB-<br />

1<br />

Tagesförderstätte Bremen<br />

Die Theorie, die<br />

1<br />

Praxis <strong>und</strong> die<br />

Vision<br />

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1<br />

3 Die Theorie II.: Der Sozialraum<br />

Die Inklusion, die Arbeit <strong>und</strong> der Sozialraum<br />

Vom Fall zum Feld: Sozialraumorientierung<br />

Der Sozialraum <strong>für</strong> Menschen mit<br />

schwersten Behinderungen<br />

Die Sache mit der Selbstbestimmung<br />

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ist immer die Umwelt, das Feld, in dem sich die<br />

jeweiligen Akteure mit ihren Interessen <strong>und</strong><br />

Lebensentwürfen bewegen.“<br />

Sie will „soziale Räume verändern <strong>und</strong> nicht<br />

psychische Strukturen von Menschen. Wir<br />

akzeptieren, dass es unendlich viele Lebensstile<br />

gibt, mit denen Menschen zufrieden sein<br />

können.“<br />

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Wolfgang Hinte:<br />

Sozialraumorientierung<br />

geht es „nicht darum,<br />

Menschen zu verändern,<br />

sondern Arrangements zu<br />

schaffen <strong>und</strong> Verhältnisse<br />

zu gestalten. Der Fokus


1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

die Orientierung am Willen der Menschen,<br />

nicht an deren Wunsch<br />

die Unterstützung von Eigeninitiative<br />

die Konzentration auf Ressourcen:<br />

a)der Menschen <strong>und</strong> b) des Sozialraums<br />

eine Zielgruppen- <strong>und</strong><br />

bereichsübergreifende Sichtweise<br />

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1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

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die individuelle Ebene<br />

die Netzwerkebene<br />

die Organisationsebene<br />

die sozialpolitische Ebene


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äumlich abstrakt<br />

K<strong>und</strong>e Wohnort,<br />

Nachbarschaft<br />

Mitbewohner<br />

Mitarbeiter<br />

Einrichtung Umgebung<br />

Nachbarn<br />

Organisationen<br />

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Familie<br />

Fre<strong>und</strong>e<br />

Leistungsträger<br />

Firmen<br />

Mitbewerber<br />

Mitarbeiter<br />

überregionale<br />

Organisationen


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„Die Demokratie<br />

hört am Werkstor<br />

auf.“


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„Meide die Lehren jener<br />

Forscher,<br />

deren Beweisgründe<br />

durch die Erfahrung<br />

nicht bestätigt werden.“<br />

Leonardo da Vinci<br />

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1 Einleitung 1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

Die Theorie I.: Arbeit 1<br />

Die Theorie II.: 1 Der Sozialraum<br />

Die Praxis: Die ASB-<br />

1<br />

Tagesförderstätte Bremen<br />

Die Theorie, die<br />

1<br />

Praxis <strong>und</strong> die<br />

Vision<br />

Heinz Becker 8.3.12<br />

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4<br />

Allgemeines<br />

Das Konzept<br />

Die Angebote<br />

Die Praxis: Die ASB-<br />

1<br />

Tagesförderstätte Bremen<br />

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Die Tagesförderstätte der ASB-Gesellschaft <strong>für</strong> soziale Hilfen<br />

mbH in Bremen ist 1989 aus der in Deutschland erst- <strong>und</strong><br />

bisher einmaligen vollständigen Auflösung einer<br />

psychiatrischen Langzeitklinik, dem Kloster Blankenburg<br />

entstanden.<br />

Die ersten K<strong>und</strong>en unserer Tagesförderstätte waren deren ehemalige Patienten.<br />

Das waren in der Mehrzahl Menschen, deren primäre Behinderung dadurch<br />

entstanden ist, dass sie zum Teil jahrzehntelang in psychiatrischen<br />

Langzeitkliniken als „harter Kern der Psychiatrie“ unter „elenden, zum Teil als<br />

menschenunwürdig zu bezeichnenden Umständen“ leben mussten .<br />

Im konzeptionellen Mittelpunkt unserer Einrichtung stand von Beginn an das<br />

Selbstverständnis als Arbeitsplatz <strong>für</strong> unsere K<strong>und</strong>en.<br />

Obwohl sich seitdem das Klientel stark verändert hat, ist dieser Schwerpunkt<br />

geblieben. Von Anfang an war unser primäres Ziel nicht die Förderung von<br />

Eigenschaften oder Fähigkeiten nach unseren Vorstellungen oder „geselliger<br />

Zeitvertreib“, sondern Tätigkeit im Sinne von Arbeit, die dem Tag in der<br />

Tagesförderstätte einen Sinn <strong>und</strong> eine Struktur gibt.<br />

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Wir haben in der Tagesförderstätte eine klare Struktur, die sich aus vier<br />

Elementen zusammensetzt:<br />

1. die Arbeitsangebote<br />

2. Nebenangebote<br />

3. die Pflege <strong>und</strong> Begleitung in lebenspraktischen Bereichen<br />

4. Pausen, Muße, Entspannung<br />

Daneben führen wir Projekte durch, bieten Urlaubsfahrten an, veranstalten<br />

Basare <strong>und</strong> feiern Feste.<br />

Dabei stellt sich immer wieder die Herausforderung, den Schwerpunkt<br />

„Arbeit“ <strong>für</strong> Menschen mit sehr schweren Behinderungen zu begründen<br />

<strong>und</strong> zu entwickeln.<br />

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Es ist nicht sinnvoll, den Begriff „Arbeit“ übermäßig<br />

auszuweiten. Wenn wir aber, wie in der UN-<br />

Behindertenrechtskonvention gefordert, <strong>arbeitsweltbezogene</strong><br />

<strong>Teilhabe</strong> <strong>für</strong> alle Menschen umsetzen wollen,<br />

brauchen wir einen erweiterten Begriff von Arbeit. Es geht<br />

darum, die Bedeutung der <strong>Teilhabe</strong> an Arbeit zu erkennen,<br />

sie als Gr<strong>und</strong>aufgabe der Tagesförderstätten zu sehen <strong>und</strong><br />

entsprechende Strukturen <strong>und</strong> Angebote vorzuhalten <strong>und</strong><br />

weiter zu entwickeln.<br />

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40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

1<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

1: schwere geistige Behinderung / 2: Sprache / 3: schwere körperliche<br />

Behinderung / 4: Augen / 5: Gehör / 6: Verhalten / 7: innere Organe / 8:<br />

Mediz. Behandlung daheim / 9: Sondenernährung<br />

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6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

H<br />

M<br />

B<br />

-<br />

W<br />

4<br />

5<br />

100 %<br />

75 %<br />

50 %<br />

25%


Fachliche<br />

Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Personzentriertes<br />

Konzept<br />

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Rehistorisierung<br />

Arbeitweltorientierte<br />

<strong>Teilhabe</strong><br />

Persönliche<br />

Lagebesprechung<br />

Sozialraum-<br />

orientierung


Arbeitsbereich<br />

Pflege<br />

Nebenangebot<br />

Pause<br />

Projekte Urlaubsfahrten Märkte Feiern<br />

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Garten<br />

Seidenmalerei<br />

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Tonwerkstatt<br />

Hauswirtschaft<br />

Papier<br />

Werkgruppe


Tierpflege I.<br />

Tierpflege II.<br />

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Fuhrparkpflege<br />

Backen<br />

Recycling<br />

Ind. Einzelarb.


Tanz,Bewegung<br />

Musikgruppe<br />

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Blaumeier<br />

Reiten<br />

Malwerkstatt<br />

Schwimmen


„Disco"<br />

basale Erfahrung<br />

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Besucherrat<br />

Neben den täglichen Arbeitsangeboten haben wir eine zweite<br />

Gruppe von festen „Nebenangeboten“, die nachmittags regelmäßig<br />

wöchentlich stattfinden. Das sind feste Gruppenangebote, die<br />

überwiegend im musisch-kreativen oder körpertherapeutischen<br />

Bereich liegen.


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Einen großen Raum nimmt die<br />

Pflege ein.<br />

Pflege, mit den notwendigen<br />

personellen <strong>und</strong> qualifizierten<br />

Ressourcen würdevoll ausgeführt,<br />

ist notwendige Voraussetzung<br />

<strong>und</strong> kein Hindernis <strong>für</strong><br />

die Wirksamkeit sinnvoll erlebter<br />

Arbeitserfahrung.<br />

Sie bietet ebenfalls Möglichkeiten,<br />

Bildung <strong>und</strong> Kultur zu<br />

vermitteln.<br />

Wir bemühen uns, auch die<br />

Pflege personzentriert zu<br />

gestalten <strong>und</strong> den Wünschen <strong>und</strong><br />

Bedarfen der K<strong>und</strong>en entgegenzukommen<br />

(keine durch Einrichtungsabläufe<br />

vorgegebenen<br />

„Toilettenzeiten“, kultur- <strong>und</strong><br />

geschlechtssensible Pflege).


Damit ist der Tag nicht ausgefüllt. Nicht jeder nimmt an jedem Nachmittag ein<br />

Nebenangebot wahr, nicht alle arbeiten gleich viel am Vormittag. Es gibt Zeit <strong>für</strong><br />

Pausen, Erholung, Spiele.<br />

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Feste feiern<br />

Basare<br />

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Projekte Urlaub<br />

Märkte Feiern<br />

Tierbesuch<br />

Urlaub<br />

Musikprojekt<br />

Film<br />

Wir feiern Feste <strong>und</strong> veranstalten Basare. Für jeweils zwei bis drei K<strong>und</strong>en bieten<br />

wir mehrtägige Urlaubsfahrten an. Mehrmals im Jahr führen wir Projekte durch, so<br />

eine Zusammenarbeit mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen oder dem<br />

„Institut <strong>für</strong> soziales Lernen mit Tieren“.


„<strong>Teilhabe</strong> am Arbeitsleben außerhalb<br />

von Sondereinrichtungen scheint sich<br />

<strong>für</strong> Menschen mit hohem<br />

Unterstützungsbedarf bislang kaum<br />

realisieren zu lassen. Auch die<br />

derzeitigen politischen Aktivitäten in<br />

diesem Bereich (…) beschränken sich<br />

auf Menschen mit eher geringem<br />

Unterstützungsbedarf.“<br />

B<strong>und</strong>esverband evangelische Behindertenhilfe 2010<br />

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1 Einleitung 1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

Die Theorie I.: Arbeit 1<br />

Die Theorie II.: 1 Der Sozialraum<br />

Die Praxis: Die ASB-<br />

1<br />

Tagesförderstätte Bremen<br />

Die Theorie, die Praxis <strong>und</strong> die<br />

1<br />

Vision<br />

Heinz Becker 8.3.12<br />

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5<br />

Die Theorie, die Praxis <strong>und</strong> die<br />

1<br />

Vision<br />

Modelle: Die virtuelle Tagesstätte /<br />

Unterstützte Beschäftigung<br />

! Tagesförderstätten können sich verändern –<br />

<strong>und</strong> das müssen sie auch<br />

…aber wie?<br />

Heinz Becker 8.3.12<br />

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Heinz Becker 8.3.12<br />

Arbeitsplätze <strong>für</strong> "nicht-werkstattfähige" Menschen<br />

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Tagesstätten können sich<br />

verändern –<br />

<strong>und</strong> das müssen sie auch!<br />

Heinz Becker 8.3.12<br />

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Tagesförderstätten müssen sich<br />

verändern. Sie müssen sich auf den<br />

Weg in den Sozialraum der<br />

Arbeitswelt machen um ihrem<br />

Auftrag unter den sich wandelnden<br />

fachlichen <strong>und</strong> (menschen)rechtlichen<br />

Voraussetzungen gerecht<br />

zu werden.<br />

Unsere Einrichtung ist aus der<br />

Auflösung einer Anstalt entstanden.<br />

In dieser Tradition der Abkehr von der<br />

totalen Institution fühlen wir uns<br />

verpflichtet, jetzt die nächsten Schritte<br />

zu gehen.<br />

Heinz Becker 8.3.12<br />

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Auch heutige Heime,<br />

Werkstätten <strong>und</strong><br />

Tagesförderstätten tragen noch<br />

Merkmale totaler Institutionen<br />

in sich. Sie müssen weiter<br />

überw<strong>und</strong>en werden. Inklusion<br />

ist kein Zustand, sondern ein<br />

Prozess, <strong>und</strong> wir müssen uns<br />

fragen, in welcher Rolle wir an<br />

diesem Prozess beteiligt sein<br />

wollen.


Komplementäranbieter<br />

Neue Wettbewerber<br />

Alternative Dienstleister<br />

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gesättigter<br />

Konkurrenzdruck<br />

Markt<br />

Verhandlungsmacht<br />

der<br />

K<strong>und</strong>en<br />

Nach J. Hinderberger: Werkstätten müssen sich verändern – das können sie<br />

auch. <strong>Teilhabe</strong> 4/2010


Mitarbeiter<br />

K<strong>und</strong>en, Eltern<br />

Erk<strong>und</strong>ung des Sozialraums<br />

Bestandsaufnahme<br />

Kontakte knüpfen, Vernetzungen<br />

Austausch<br />

Auftragsvergabe<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Kommunaler Index <strong>für</strong> Inklusion<br />

Heinz Becker 8.3.12<br />

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Arbeitsplätze <strong>für</strong> "nicht-werkstattfähige" Menschen<br />

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Wohnorte<br />

der K<strong>und</strong>en


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Wohnorte<br />

der<br />

Mitarbeiter


Mitarbeiter<br />

K<strong>und</strong>en, Eltern<br />

Erk<strong>und</strong>ung des Sozialraums<br />

Bestandsaufnahme<br />

Kontakte knüpfen, Vernetzungen<br />

Austausch<br />

Auftragsvergabe<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Kommunaler Index <strong>für</strong> Inklusion<br />

Heinz Becker 8.3.12<br />

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Heinz Becker 8.3.12<br />

Arbeitsplätze <strong>für</strong> "nicht-werkstattfähige" Menschen<br />

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„Es geht nicht an, das als utopisch<br />

zu bezeichnen, woran wir unsere<br />

Kraft noch nicht erprobt haben.“<br />

(Martin Buber)<br />

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<strong>Sozialraumorientierte</strong> <strong>und</strong> <strong>arbeitsweltbezogene</strong> <strong>Teilhabe</strong> <strong>für</strong> Menschen<br />

mit schwersten <strong>und</strong> mehrfachen Behinderungen<br />

Gedanken zur Weiterentwicklung des Angebots der ASB-Tagesförderstätte<br />

1. Tagesförderstätten müssen sich verändern. Sie müssen sich auf den Weg in den Sozialraum der Arbeitswelt machen um ihrem<br />

Auftrag unter den sich wandelnden fachlichen <strong>und</strong> (menschen)-rechtlichen Voraussetzungen gerecht zu werden.<br />

2. Die Nutzer von Tagesförderstätten haben ein großes gemeinsames Merkmal: Ihnen wird bescheinigt, nicht „werkstattfähig“ <strong>und</strong><br />

nicht in der Lage zu sein, ein „Mindestmaß“ an „wirtschaftlich verwertbarer Arbeitsleistung“ zu erbringen. Es sind häufig Menschen mit<br />

schwersten <strong>und</strong> mehrfachen Behinderungen. Aber es finden sich bei uns auch Menschen mit Symptomen aus dem sogenannten<br />

autistischen Spektrum, Menschen im Wachkoma, Menschen, deren Verhalten uns stark herausfordert oder die neben ihrer geistigen<br />

Behinderung psychische Störungen haben.<br />

3. Die Werkstatt <strong>für</strong> behinderte Menschen kann diesem Personenkreis nicht gerecht werden. Verschiedene Veröffentlichungen der<br />

letzten Zeit zeigen, dass dies auch nicht im Fokus der WfbM steht <strong>und</strong> stehen wird:<br />

Die Handlungsempfehlung <strong>und</strong> Geschäftsanweisung der B<strong>und</strong>esagentur <strong>für</strong> Arbeit (BfA) „<strong>Teilhabe</strong> am Arbeitsleben, Fachkonzept <strong>für</strong><br />

Eingangsverfahren <strong>und</strong> Berufsbildungsbereich in Werkstätten <strong>für</strong> behinderte Menschen (WfbM)“ (HEGA) [1] vom Juni 2010 schlägt<br />

Maßnahmen zur Verbesserung der beruflichen Bildung vor, die ausschließlich auf „werkstattfähige“ Personen zutreffen.<br />

Ausdrücklich Bezug auf die UN-Behindertenrechtskonvention (BRK) nimmt das Strategiepapier der BAG:WfbM „Maßarbeit“ von 2011.<br />

Die Werkstätten sehen sich darin als die Instanz, die eine „schnelle, effiziente <strong>und</strong> kostenneutrale Inklusion“ ermöglichen kann. [2] Auch<br />

hier finden sich außer einer allgemeinen Bek<strong>und</strong>ung, auch schwerstbehinderte Menschen in WfbM aufnehmen zu wollen keine<br />

Anhaltspunkte zur Umsetzung dieses Vorhabens.<br />

4. Für den hier angesprochenen Personenkreis geht es nicht um das Erlernen eines Berufes. Trotzdem haben die Menschen einen<br />

Anspruch auf <strong>arbeitsweltbezogene</strong> <strong>Teilhabe</strong> <strong>und</strong> Bildung.<br />

[1] B<strong>und</strong>esagentur <strong>für</strong> Arbeit (2010): HEGA 06/10 - 02 -<strong>Teilhabe</strong> am Arbeitsleben – Fachkonzept <strong>für</strong> Eingangsverfahren <strong>und</strong> Berufsbildungsbereich in Werkstätten <strong>für</strong><br />

behinderte Menschen (WfbM). URL: http://www.arbeitsagentur.de/nn_165870/ zentraler-Content/HEGA-Internet/A03-Berufsberatung/ Dokument/HEGA-06-2010-<br />

Fachkonzept-WfbM.html Datum des Zugriffs: 10.9.2011<br />

[2] BAG:WfbM B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft Werkstätten <strong>für</strong> behinderte Menschen (2011): Maßarbeit. Neue Chancen mit Sozialunternehmen. Frankfurt: BAG:WfbM.<br />

S. 6<br />

Heinz Becker 8.3.12<br />

Arbeitsplätze <strong>für</strong> "nicht-werkstattfähige" Menschen<br />

h.becker@asb-sozialehilfen-bremen.de


5. Es ist nicht sinnvoll, den Begriff „Arbeit“ übermäßig auszuweiten. Wenn wir aber, wie in der BRK gefordert, <strong>arbeitsweltbezogene</strong><br />

<strong>Teilhabe</strong> <strong>für</strong> alle Menschen umsetzen wollen, brauchen wir einen erweiterten Begriff von Arbeit. Es geht darum, die Bedeutung der<br />

<strong>Teilhabe</strong> an Arbeit zu erkennen, sie als Gr<strong>und</strong>aufgabe der Tagesförderstätten zu sehen <strong>und</strong> entsprechende Strukturen <strong>und</strong> Angebote<br />

vorzuhalten <strong>und</strong> weiter zu entwickeln. Dazu müssen wir den Spagat zwischen den biographisch anstehenden Lebensaufgaben, wie<br />

der Wechsel in die Arbeitswelt <strong>und</strong> den bei der einzelnen Person möglichen Formen des Lernens methodisch <strong>und</strong> didaktisch<br />

bearbeiten <strong>und</strong> nicht durch Ausschluss umgehen.<br />

Diese Aufgabe kann durch Tagesförderstätten geleistet werden. Dort ist die Fachkompetenz <strong>und</strong> Erfahrung vorhanden, um an Arbeit<br />

orientierte Tätigkeitsangebote <strong>für</strong> Menschen mit schwersten Behinderungen zu initiieren, zu gestalten <strong>und</strong> zu begleiten.<br />

6. Inklusion <strong>und</strong> sozialräumliche Orientierung stehen in engem Zusammenhang. Innerhalb einer Sondereinrichtung, die diejenigen<br />

aufnimmt, die eine andere Sondereinrichtung aussondert, ist Inklusion nicht möglich. Inklusion <strong>und</strong> <strong>arbeitsweltbezogene</strong> <strong>Teilhabe</strong><br />

können von ihrem Wesen her nur außerhalb der „vier Wände“ von Sondereinrichtungen <strong>und</strong> im Sozialraum stattfinden.<br />

Die Behindertenhilfe ist jedoch nicht sozialräumlich, sondern institutionell organisiert, auch im Bereich der Arbeit. Hier entwickeln<br />

sich zwar alternative Ansätze wie die Unterstützte Beschäftigung oder das Persönliche Budget <strong>für</strong> Arbeit, sie betreffen jedoch bislang<br />

nur wenige <strong>und</strong> leistungsstärkere Menschen.<br />

7. Die fachliche <strong>und</strong> sozialpolitische Entwicklung läuft (mal wieder) an Menschen mit schwersten Behinderungen vorbei. Es droht die<br />

Gefahr, dass sie in den Heimen verbleiben, während die anderen Bewohner mit geringerem Hilfebedarf „ambulantisiert“ werden,<br />

dass sie , als nicht „teilhabefähig“ diagnostiziert, in den Tagesförderstätten bleiben, wenn die anderen unterstützt beschäftigt<br />

werden. Unsere Einrichtung ist aus der Auflösung einer Anstalt entstanden. In dieser Tradition der Abkehr von der totalen Institution<br />

fühlen wir uns verpflichtet, jetzt die nächsten Schritte zu gehen. Auch heutige Heime <strong>und</strong> Tagesförderstätten tragen noch Merkmale<br />

totaler Institutionen in sich. Sie müssen weiter überw<strong>und</strong>en werden. Inklusion ist kein Zustand, sondern ein Prozess, der zu einem<br />

Systemwechsel führen muss, <strong>und</strong> wir müssen uns fragen, in welcher Rolle wir an diesem Prozess beteiligt sein wollen.<br />

8. Die fachliche Entwicklung der gesamten Sozialen Arbeit <strong>und</strong> auch zunehmend der Arbeit mit Menschen mit Behinderung<br />

entwickelt sich in Richtung person(en)zentrierter Sozialraumorientierung, zur Entwicklung inklusiver Gemeinwesen.<br />

Tagesförderstätten mit einem verkürzten <strong>Teilhabe</strong>verständnis, das sich auf Ermöglichung sozialer Kontakte <strong>und</strong> eine Tagesstruktur<br />

beschränkt, werden in diese Landschaft nicht mehr hineinpassen. Durch die Anforderungen der BRK hat sich der Veränderungs- <strong>und</strong><br />

Legitimationsdruck weiter verstärkt.<br />

Heinz Becker 8.3.12<br />

Arbeitsplätze <strong>für</strong> "nicht-werkstattfähige" Menschen<br />

h.becker@asb-sozialehilfen-bremen.de


9. In der ASB-Tagesförderstätte stellen wir uns seit über 20 Jahren der Herausforderung, den Schwerpunkt „Arbeit“ <strong>für</strong> Menschen<br />

mit sehr schweren Behinderungen zu begründen <strong>und</strong> zu entwickeln. Wir haben ein sehr breites <strong>und</strong> umfangreiches Angebot. Wir<br />

halten jetzt die Zeit <strong>für</strong> gekommen, unsere Angebote nicht mehr nur in unseren Räumlichkeiten auszubauen <strong>und</strong> durchzuführen.<br />

Wir wollen uns an den Anforderungen der UN-Behindertenrechtskonvention <strong>und</strong> an Leitgedanken der Integration <strong>und</strong> Inklusion<br />

orientieren <strong>und</strong> uns mit unserem konzeptionellen Ansatz, dem Personenkreis unserer Tagesförderstätte <strong>und</strong> den gegebenen<br />

finanziellen <strong>und</strong> personellen Möglichkeiten in unseren Sozialraum, in unser Quartier begeben.<br />

Wer soll sich <strong>für</strong> eine personorientierte <strong>arbeitsweltbezogene</strong> Bildung <strong>und</strong> <strong>Teilhabe</strong> von Menschen mit schwersten Behinderungen<br />

einsetzen, wenn nicht die Tagesförderstätten mit ihrer Erfahrung. Sie müssen es nur tun.<br />

10. Wenn wir sozialraumorientierte Arbeitsplätze <strong>für</strong> Menschen mit schwersten Behinderungen schaffen wollen, dürfen wir unsere<br />

Einrichtung, wie sie jetzt ist, nicht als unveränderliche Rahmenbedingung ansehen. Wir müssen offen <strong>und</strong> bereit sein, am Einzelfall<br />

zu lernen, wie wir unsere Unterstützung weiterentwickeln können <strong>und</strong> uns in das Gemeinwesen öffnen.<br />

Das verlangt auf allen Ebenen der Einrichtung die Veränderung von Strukturen, Regeln <strong>und</strong> Maßnahmen. Eine Veränderung des<br />

professionellen Selbstverständnisses nicht nur auf dem Papier des Leitbilds sondern in der Praxis ist da<strong>für</strong> eine der ersten<br />

Bedingungen.<br />

11. Unsere ersten Schritte waren nicht ermutigend. Bei Gesprächen mit Behördenvertretern, Mitarbeitern der Arbeitsvermittlung<br />

oder des Versorgungamtes stießen wir durchweg auf Unverständnis <strong>und</strong> Kopfschütteln. „Nicht-Werkstattfähige“ auf dem<br />

Arbeitsmarkt? Unmöglich.<br />

Die Menschen denken in Institutionen <strong>und</strong> Maßnahmen. Und die vorhandenen Maßnahmen <strong>und</strong> Instrumente der <strong>Teilhabe</strong> am<br />

Arbeitsleben sind derzeit <strong>für</strong> Menschen mit schwersten Behinderungen nicht nutzbar, nicht das Persönliche Budget <strong>für</strong> Arbeit, nicht<br />

die Arbeitsassistenz, auch nicht die Unterstützte Beschäftigung.<br />

Die Orientierung in den Sozialraum muss aus den Tagesförderstätten heraus erfolgen.<br />

Dass das sehr ist schwer zu beginnen ist, merken wir täglich, weil auch immer das „Tagesgeschäft“ zu erledigen ist.<br />

12. Der alte Gedanke des BSHG, unsere K<strong>und</strong>en so lange zu fördern, bis sie in die WfbM eingegliedert werden können, die<br />

wiederum dann weiterfördert bis zur Eingliederungsfähigkeit in den allgemeinen Arbeitsmarkt hat erstens nicht funktioniert <strong>und</strong><br />

widerspricht zweitens den Gr<strong>und</strong>gedanken der Inklusion <strong>und</strong> der <strong>Teilhabe</strong>.<br />

Das primäre Ziel unserer Arbeit ist die Organisation <strong>arbeitsweltbezogene</strong>r <strong>Teilhabe</strong>. Das kann eine Eingliederung in die WfbM sein,<br />

muss es aber nicht. In vielen Fällen kann eine <strong>arbeitsweltbezogene</strong> <strong>Teilhabe</strong> „an der WfbM vorbei“ mit den Mitteln <strong>und</strong><br />

Möglichkeiten der Tagesförderstätten gelingen gemäß dem Motto der Unterstützten Beschäftigung „Erst platzieren, dann<br />

qualifizieren.“<br />

Heinz Becker 8.3.12<br />

Arbeitsplätze <strong>für</strong> "nicht-werkstattfähige" Menschen<br />

h.becker@asb-sozialehilfen-bremen.de


13. Ein Beispiel: Frau M. hat in ihrer Kindheit <strong>und</strong> Jugend viel Gewalt <strong>und</strong> Missbrauch erfahren. Sie ist jetzt 22 Jahre alt <strong>und</strong> erscheint<br />

als geistig behindert. Vielleicht ist das Nicht-Wissen ein Schutz gegen die Erinnerungen aus der Vergangenheit. Schnell verliert sie den<br />

Boden unter den Füßen. Sie schreit dann sehr laut, schlägt gegen Türen <strong>und</strong> Wände <strong>und</strong> befreit sich durch selbstverletzende<br />

Verhaltensweisen von ihrem unerträglichen emotionalen Schmerz. Kurze Zeit war sie in einer WfbM, aber beide Parteien waren mit<br />

dieser Situation völlig überfordert. Es kam zu extremen Krisen bei Frau M. <strong>und</strong> heftigen handgreiflichen Auseinandersetzungen mit den<br />

Mitarbeitern. Seit einem Jahr besucht sie unsere Tagesförderstätte, bemalt dort Seidentücher <strong>und</strong> hilft bei der Pflege unserer<br />

Meerschweinchen. Bei den Einkäufen von Futter <strong>und</strong> Zubehör muss sie zwar manchmal ein bisschen weinen <strong>und</strong> die Hand vor die<br />

Augen halten, größere Zwischenfälle hat es aber nicht gegeben. In der Öffentlichkeit gelingt ihr ein deutlich anderes Verhalten als in<br />

der Tagesförderstätte.<br />

In einem Gespräch über ihre Wünsche sagte sie, dass sie gern in einem Restaurant arbeiten würde. Noch vor zwei Jahren hätten die<br />

Mitarbeiter/innen überlegt, dass Frau M. den Tisch im Gruppenraum decken oder das Geschirr abwaschen könnte. Vielleicht hätte<br />

man auch die Kolleginnen unserer Verteilküche gefragt, ob Frau M. dort mittags bei der Essenausgabe helfen kann. Jetzt überlegen<br />

wir, dass wir Kontakt zum benachbarten Altenpflegeheim aufnehmen um mit ihr dort zu arbeiten. Sicher nicht jeden Tag, aber wir<br />

könnten vielleicht zunächst einmal in der Woche <strong>für</strong> eine St<strong>und</strong>e mit Frau M. dorthin gehen <strong>und</strong> im Tagesraum den Tisch mit eindecken<br />

helfen.<br />

14. Inklusion ist auf dem besten Weg, zu einer „Konzeptvokabel“ zu werden, „immer wieder gut <strong>für</strong> einen Szenenapplaus auf einem<br />

Kongress – <strong>und</strong> die zwar leuchtet wie ein Fixstern, jedoch den Gang der weltlichen Dinge relativ wenig beeinflusst.“ Sich „auf eine<br />

unsichere Wirklichkeit jenseits von ambulant <strong>und</strong> stationär einzulassen, bringt ganze institutionelle Biografien durcheinander.“ Alle<br />

kriegen zwar „rote Backen <strong>und</strong> feuchte Augen“ wenn sie Inklusion hören <strong>und</strong> sagen, „die Mühsal der Umsteuerung jedoch <strong>und</strong> die<br />

Bereitschaft, sich auf einen zehn- bis 20-jährigen Prozess mit nicht unbedingt sicherem Ausgang einzulassen, ist nicht so ohne<br />

Weiteres zu erwarten.“ [1]<br />

Wir wollen uns auf den Weg machen.<br />

Bremen, den 12.1.2012<br />

Arbeiter-Samariter-B<strong>und</strong><br />

Tagesförderstätte<br />

Heinz Becker<br />

Elisabeth-Selbert-Str. 4<br />

28307 Bremen<br />

Tel. 0421 41 00 414<br />

h.becker@asb-sozialehilfen-bremen.de<br />

Heinz Becker 8.3.12<br />

Arbeitsplätze <strong>für</strong> "nicht-werkstattfähige" Menschen<br />

h.becker@asb-sozialehilfen-bremen.de<br />

[1] Hinte, Wolfgang (2011): Sozialräume gestalten statt Sondersysteme befördern.<br />

In: <strong>Teilhabe</strong> 50(2011)3, S. 100-106. S. 105f

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