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abends - DRUCK UND VERLAG ZIMMERMANN GmbH

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jenes Gemüse, von dem unsere<br />

Eltern stets behauptet haben,<br />

dass es für ein besseres Augenlicht<br />

sorgt. Würde dies stimmen,<br />

gäbe es im Saarland, wo<br />

der Verzehr pro Kopf und Jahr<br />

am höchsten ist (6,7 kg), keine<br />

Fielmann-Filialen. Besonders<br />

lecker sind Möhren aus Ecuador.<br />

Dort sehr billig, aber der<br />

Transport per Flugzeug nach<br />

Europa macht sie teuer, wobei<br />

es natürlich unsinnig ist,<br />

Karotten mit dem Flugzeug<br />

zu transportieren. Aber Sie<br />

sollten trotzdem wissen, dass,<br />

wenn man von der Hauptstadt<br />

Quito Richtung Süden fährt<br />

und nach etwa 150 Kilometer<br />

das Hochland erreicht, man<br />

Möhren-Bauern findet, die so<br />

geschmacksintensive Produkte<br />

produzieren, dass man<br />

eine rohe Karotte gegen jede<br />

knusprige Büffel-Bratwurst<br />

tauschen würde. Das Gemüse<br />

wächst in einer Höhe von<br />

über 3500 Meter in sandigen<br />

Böden, hat eine kräftig rote<br />

Farbe und mundet angeblich<br />

Curry ist kein Gewürz,<br />

sondern eine mischung<br />

deshalb so gut, weil die Felder<br />

mit den Hinterlassenschaften<br />

von zähen Hochlandschafen<br />

und -ziegen gedüngt werden.<br />

Eines der besten Gerichte mit<br />

ecuadorianischen Karotten ist<br />

Caldo de Gallina. Eine Hühnersuppe,<br />

die neben Möhren auch<br />

Reis, Erbsen, Koriander und<br />

Petersilie enthält. Außerdem<br />

findet man Karotten in Empanadas<br />

do Morocho, frittierten<br />

Teigtaschen, das jede Fami-<br />

lie dort oben in den Anden<br />

nach einer eigenen Rezeptur<br />

zubereitet. Man bekommt<br />

sie für einen Euro überall am<br />

Straßenrand, was gut ist, weil<br />

wir Europäer auf dieser Höhe<br />

ein permanentes Hungergefühl<br />

verspüren.<br />

Würde man von diesem<br />

südamerikanischen Land<br />

aus ein tiefes Loch graben,<br />

käme man irgendwo in Asien<br />

heraus, der Heimat des Curry-<br />

Pulvers. Wenn man nicht<br />

gerade Gold-Glitzer darunter<br />

mischt, bekommt man sehr<br />

gute Sorten ab 10 Euro je 100<br />

Gramm. Curry ist übrigens<br />

kein Gewürz, sondern eine<br />

Gewürzmischung, die aus<br />

Pfeffer, Gelbwurz, Koriander<br />

und Kreuzkümmel besteht. In<br />

Indien, wo Curry seit 5000 Jahren<br />

bekannt ist, heißt er Mar-<br />

tipp!<br />

Noch ein bisschen<br />

pikanter (aber tabu<br />

für Vegetarier)<br />

wird die Suppe durch<br />

Speck<br />

Es gibt Leute, die<br />

nur aus dem Grund<br />

in jeder Suppe<br />

ein Haar finden, weil<br />

sie davor sitzen<br />

und so lange den<br />

Kopf schütteln, bis<br />

eines hineinfällt.<br />

Friedrich hebbel<br />

sala. In der thailändischen<br />

Küche ist nicht die Pulverform<br />

sondern Currypaste üblich.<br />

Auch mit der kann man die<br />

Kartoffelsuppe abschmecken,<br />

muss aber darauf ach-<br />

ten, dass sie nicht zu<br />

scharf wird, weil diese<br />

Mischungen oft viel<br />

Chili enthalten.<br />

Ebenfalls in Asien<br />

beheimatet ist Ingwer.<br />

Ein Gemüse, das<br />

1997 in das Deutsche<br />

Arzneibuch aufgenommen<br />

wurde, weil es Reisekrankheiten<br />

verhindern soll. Sehr gut<br />

ist Ingwer aus Afrika, aber<br />

auch teuer, weil er in etwa<br />

2000 Meter Höhe gedeiht und<br />

umständlich zum Hafen Dar<br />

es Salaam in Tansania transportiert<br />

werden muss. Und:<br />

Das Angebot von dort ist seit<br />

Jahren knapp, weil ein Pilz<br />

viele Felder vor allem in Uganda<br />

zerstört hat. Sehr schmackhaft<br />

ist zudem Ingwer aus Sri<br />

Lanka, allerdings nur, wenn er<br />

aus dem Hochland kommt.<br />

Fassen wir also zusammen:<br />

Kartoffeln von einer französischen<br />

Miniinsel, Zwiebeln aus<br />

Japan, Karotten aus Ecuador,<br />

Currypulver aus Indien und<br />

Ingwer aus Afrika in einer<br />

guten Mischung vereinigt, ergeben<br />

eine sehr gute deutsche<br />

Kartoffelsuppe. Ehe Sie nun<br />

allerdings in irgendwelchen<br />

Gourmet-Geschäften nach all<br />

dem Zeug fragen: Gehen Sie<br />

zum Gemüsehändler um die<br />

Ecke, holen Sie sich, was Sie<br />

brauchen. Gut wird's dann,<br />

wenn Sie es gut machen.<br />

F r e u d e 0 1 1 2<br />

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