Frohe Weihnachten und Prosit 2012! - Österreich Journal
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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 114 / 21. 12. <strong>2012</strong><br />
Bürgeranfragen direkt vom zuständigen Regierungsmitglied<br />
beantwortet werden“, so<br />
Kopf.<br />
Weiters wurde die Stärkung der Persönlichkeitselemente<br />
bei der Nationalratswahl<br />
durch die Absenkung der Kriterien für eine<br />
Listenvorreihung präsentiert, wie eingangs<br />
bereits erwähnt. „Dadurch haben die Wahlberechtigten<br />
künftig deutlich mehr Einfluß<br />
darauf, von wem sie im Parlament vertreten<br />
werden“, so Kopf abschließend.<br />
Stefan: Beruhigungspille für die<br />
Wahl statt Bürgerbeteiligung<br />
„Dieser Entwurf mag ja ein netter kleiner<br />
Schritt in die richtige Richtung sein, mehr<br />
als die kosmetische Aufbereitung bereits bestehender<br />
Instrumente ist er nicht“, kritisierte<br />
der freiheitliche Verfassungssprecher Harald<br />
Stefan das „sogenannte Demokratiepaket“<br />
der Regierungsparteien. Eine Aufwertung<br />
der Vorzugstimmen sei prinzipiell in<br />
Ordnung, es dürfe dabei aber nicht zu derartigen<br />
Auswüchsen kommen, wie in Niederösterreich,<br />
wo die Vorzugstimme vor der Listenstimme<br />
gereiht sei. Außerdem sei darauf<br />
zu achten, daß hier nicht jene Personen bevorteilt<br />
würden, die über das nötige Geld für<br />
einen Vorzugstimmenwahlkampf verfügen<br />
könnten, es müsse Chancengleichheit gewahrt<br />
werden.<br />
Bei den beabsichtigten Änderungen bezüglich<br />
der Volksbegehren sehe er, Stefan,<br />
keinen wirklichen Fortschritt. Bisher seien<br />
beinahe alle Volksbegehren von den Regierungsparteien<br />
SPÖ <strong>und</strong> ÖVP schubladisiert<br />
worden, für die Initiatoren sei es bestimmt<br />
kein Fortschritt, künftig in Sondersitzungen<br />
des Nationalrats den gleichen Effekt zu<br />
erreichen. In diesem Bereich müsse das freiheitliche<br />
Modell bevorzugt werden, wonach<br />
ein Volksbegehren bei der dementsprechenden<br />
Unterstützung automatisch einer Volksabstimmung<br />
unterzogen werden müsse.<br />
Auch die sogenannte Bürgeranfrage sei<br />
ein Instrument, das ja bereits bestünde, schon<br />
jetzt müßten laut Auskunftspflichtgesetz<br />
Organe des B<strong>und</strong>es, zu denen ja auch Minister<br />
zählten, sowie die Organe der durch die<br />
B<strong>und</strong>esgesetzgebung zu regelnden Selbstverwaltung<br />
über Angelegenheiten ihres Wirkungsbereiches<br />
jedermann binnen acht Wochen<br />
Auskünfte erteilen, soweit eine gesetzliche<br />
Verschwiegenheitspflicht dem nicht<br />
entgegenstehe, so Stefan.<br />
Weiters stelle sich bei der Behauptung<br />
der Regierungsparteien, durch dieses „Demokratiepaket“<br />
komme es laut Experten zu<br />
mehr Wahlbeteiligung, die Frage, ob es sich<br />
Politik<br />
dabei um die gleichen Experten handle, die<br />
auch mehr Wahlbeteiligung durch die Briefwahl<br />
prophezeiten, wobei die Wahlbeteiligung<br />
trotz gleichzeitiger Absenkung des<br />
Wahlalters auf 16 jedoch stagnierte, ja teilweise<br />
sogar sank.<br />
Insgesamt zeige dieser Entwurf, daß die<br />
Regierungsparteien vor dem Großwahljahr<br />
2013 aus Angst vor enormen Stimmverlusten<br />
aufgr<strong>und</strong> ihrer verfehlten Politik, der<br />
Bevölkerung eine Beruhigungspille verpassen<br />
wollten, im Gr<strong>und</strong>e jedoch nicht daran<br />
dächten, die Bürger verstärkt in die politische<br />
Entscheidungsfindung einzubinden.<br />
„Mit diesem Entwurf ist bewiesen, daß die<br />
einzige Partei, die bestrebt ist, die direkte Demokratie<br />
in <strong>Österreich</strong> zu stärken, die FPÖ<br />
ist. Die Bürger werden das bei den kommenden<br />
Wahlen auch zu schätzen wissen“,<br />
schloß Stefan.<br />
Bucher: Positive Ansätze,<br />
aber kein großer Wurf<br />
„Das von SPÖ <strong>und</strong> ÖVP angekündigte<br />
Demokratiepaket ist alles andere als ein grosser<br />
Wurf. Die von der Regierung im Vorjahr<br />
groß angekündigte Verkleinerung des Nationalrates<br />
wurde gleich wieder fallen gelassen.<br />
Einige Punkte wie die elektronische Unterstützung<br />
der Volksbegehren oder die Bürgeranfrage<br />
klingen gr<strong>und</strong>sätzlich vernünftig.<br />
Ein Internet-Volksbegehren wurde vom BZÖ<br />
bereits gefordert. Das BZÖ ist gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
gesprächsbereit. Wir werden jedoch nur<br />
einer Regelung zustimmen, welche den Bürgern<br />
echte Mitbestimmung ermöglicht. Für<br />
ein rot-schwarzes Alibi-Paket stehen wir<br />
jedenfalls nicht zur Verfügung“, so BZÖ-<br />
Chef Klubobmann Josef Bucher.<br />
Musiol: Demokratiepaket ist<br />
nicht einmal ein kleiner Wurf<br />
„Nachdem über das Demokratiepaket<br />
ewig diskutiert wurde, ist nun nicht einmal<br />
ein kleiner Wurf herausgekommen“, kritisiert<br />
die demokratiepolitische Sprecherin der<br />
Grünen, Daniela Musiol. „Das demokratiepolitische<br />
Signal ist außerdem verheerend,<br />
wenn nicht einmal die Oppositionsparteien,<br />
geschweige denn demokratiepolitische Initiativen<br />
in diese Verhandlung eingeb<strong>und</strong>en<br />
wurden <strong>und</strong> SPÖ <strong>und</strong> ÖVP quasi hinter verschlossenen<br />
Türen einen Minientwurf ausgehandelt<br />
haben.“<br />
„Mit diesem Paketchen sind wir noch<br />
weit von einer echten Volksgesetzgebung<br />
entfernt“, meint Musiol. Die Grünen sind<br />
etwa für eine zwingende Volksabstimmung,<br />
wenn ein Volksbegehren eine bestimmt An-<br />
»<strong>Österreich</strong> <strong>Journal</strong>« – http://www.oesterreichjournal.at<br />
zahl an Unterschriften erreicht hat <strong>und</strong> es<br />
beim Dialog zwischen VolksbegehrerInnen<br />
<strong>und</strong> Parlament zu keinem Ergebnis im Sinne<br />
des Volksbegehrens gekommen ist. „Obwohl<br />
die ÖVP in der Person von Sebastian Kurz<br />
<strong>und</strong> die SPÖ in Person von Barbara Prammer<br />
das ebenfalls immer gefordert haben,<br />
wurde es nicht umgesetzt. Offensichtlich<br />
wurden die fortschrittlichen Kräfte in den<br />
beiden Parteien von den jeweiligen Klubobleuten<br />
zurückgepfiffen.“<br />
„Zu begrüßen ist die angekündigte Aufwertung<br />
der Vorzugsstimmen. Allerdings<br />
muß sichergestellt werden, wie die Vorzugsstimmen<br />
am Stimmzettel zu vergeben sind.<br />
Wird der Name angekreuzt oder muß der<br />
Name hingeschrieben werden. Darüber hinaus<br />
muß darauf geachtet werden, daß man<br />
mit diesem System ein geschlechtergerechtes<br />
Ergebnis fördert. Dies wäre etwa durch<br />
doppelte Vorzugsstimmen – eine für einen<br />
Kandidaten, eine für eine Kandidatin – denkbar“,<br />
erläutert Musiol.<br />
Erfreut zeigt sich Musiol, daß zumindest<br />
einige Forderungen der Grünen erfüllt wurden,<br />
wie etwa die Möglichkeit Volksbegehren<br />
im Internet zu unterstützen, die Einführung<br />
der zentralen WählerInnenevidenz <strong>und</strong><br />
BürgerInnenanfragen an MinisterInnen.<br />
Lugar: Erster Schritt in<br />
die richtige Richtung<br />
„Rot <strong>und</strong> Schwarz haben einen ersten<br />
Schritt in die richtige Richtung gemacht“,<br />
kommentiert der stellvertretende Obmann<br />
des Team Stronach, Robert Lugar, das von<br />
SPÖ <strong>und</strong> ÖVP präsentierte Paket zur Stärkung<br />
der Demokratie. „Das Paket beinhaltet<br />
Verwaltungsreformen <strong>und</strong> mehr direkte<br />
Demokratie da stimmen wir gerne zu“, verspricht<br />
Lugar, dem die Reformen aber noch<br />
nicht weit genug gehen.<br />
„Das System der Vorzugsstimmen auch<br />
auf B<strong>und</strong>esebene macht die Wahlen transparenter<br />
<strong>und</strong> bürgernäher, weil es auch mehr<br />
Möglichkeiten gibt, um Einfluß zu nehmen“,<br />
so Lugar. Er wünscht sich aber, daß für eine<br />
Vorreihung durch Vorzugsstimmen schon unter<br />
fünf Prozent möglich ist. „Das wäre ein<br />
echter Schritt zu mehr Demokratie – <strong>und</strong><br />
brächte sicher auch mehr Engagement der<br />
Kandidaten“, erklärt Lugar.<br />
Die elektronische Unterstützung von<br />
Volksbegehren begrüßt Lugar, verlangt aber<br />
ab 300.000 Unterstützungserklärungen auch<br />
eine zwingende Volksabstimmung. In der angekündigten<br />
zentralen Wählerevidenz sieht<br />
der Team Stronach Obmannstellvertreter<br />
eine sinnvolle Verwaltungsvereinfachung. <br />
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