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DIE WALLFAHRT NACH MEKKA - HADSCH Einmal im ... - Kerber-Net

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<strong>DIE</strong> <strong>WALLFAHRT</strong> <strong>NACH</strong> <strong>MEKKA</strong> - <strong>HADSCH</strong><br />

<strong>Einmal</strong> <strong>im</strong> Leben soll jeder Musl<strong>im</strong> nach <strong>MEKKA</strong> pilgern und<br />

bei der KAABA und an den anderen geheiligten Stätten die<br />

Riten vollziehen, die die Tradition vorschreibt, sofern ihn nicht<br />

finanzielle, gesundheitliche, politische oder andere Gründe<br />

davon abhalten. Diese fünfte Säule ist die Vollendung des<br />

religiösen Lebens. Sie ist zwar keine unbedingte Pflicht, aber<br />

doch eine nachdrückliche Aufforderung an jeden Musl<strong>im</strong>, der<br />

die Mittel dazu aufbringen kann. Arme und Kranke sind von<br />

diesem Gebot befreit, und natürlich gilt es auch nicht für die<br />

Frauen. Viele Gläubige sparen ihr Leben lang Geld, um eines<br />

Tages die Pilgerfahrt antreten zu können. Etwa jeder zehnte<br />

Musl<strong>im</strong> untern<strong>im</strong>mt einmal in seinem Leben diese Wallfahrt.<br />

Die Pilgerfahrt soll <strong>im</strong> zwölften Monat erfolgen, zehn Wochen<br />

nach dem Fastenbrechen am Ende des Monats Ramadan. Im<br />

Mittelpunkt der Wallfahrt steht die Erinnerung an den Bau der<br />

Kaaba durch Abraham und Ismael (s. Kaaba.doc).<br />

Siebenmaliges Umrunden der<br />

Kaaba in Mekka<br />

„Das erste Gotteshaus, das den Menschen aufgesstellt worden ist,<br />

liegt in Mekka zum Segen und zur Rechtleitung der Menschen in aller<br />

Welt [...] Es ist der heilige Platz Abrahams. Wer ihn betritt, ist in<br />

Sicherheit. Und die Menschen sind Gott gegenüber verpflichtet, die<br />

Wallfahrt nach dem Haus zu machen, sofern sie dazu eine Möglichkeit<br />

finden. [...]“ (Sure 3,96)<br />

Ist eine Pilgergruppe nach dem Besuch von anderen vorgeschriebenen Orten am Stadtrand<br />

von Mekka angekommen, so vollziehen die Gläubigen die vorgeschriebenen Waschungen<br />

von Kopf bis Fuß. Von jetzt an darf der Pilger sich nicht mehr rasieren, Haare oder Nägel<br />

dürfen nicht mehr geschnitten werden. Er legt seine weltliche Kleidung ab und hüllt sich in zwei<br />

Streifen weißen Tuches (das Pilgergewand) ein, das keine Naht säumen darf, den ihram.<br />

Be<strong>im</strong> Anlegen der Kleider spricht der Pilger besondere Gebete und versichert dabei, dass er mit<br />

seinem <strong>HADSCH</strong> Gottes Befehl befolgt. Nun begibt er sich auf dem kürzesten Weg<br />

zur KAABA (s. Kaaba.doc). Die Wallfahrtszeremonie selbst besteht aus mehreren Teilen: Bei<br />

der Kaaba angekommen,<br />

küsst der Pilger, wenn es ihm möglich ist, den Schwarzen Stein, der in einer Ecke<br />

eingemauert ist; wenn möglich, trinkt er auch Wasser aus dem Zemzem - Brunnen,<br />

umkreist siebenmal die Kaaba und spricht dabei die für diesen Anlass vorgesehenen<br />

Gebete. Anschließend<br />

eilt der Pilger siebenmal zwischen den beiden nahe gelegenen Hügeln Safa und<br />

Marwa hin und her (700 m Entfernung / dre<strong>im</strong>al hin und zurück und einmal wieder hin<br />

[Sure 2,158] ). Mohammed fand wesentliche Elemente dieses Brauchtums schon vor. Es<br />

stammt aus altarabischer Zeit. Der Prophet ließ nach seiner Rückkehr nach Mekka die<br />

Götzenbilder zerschlagen, reinigte die Kultstätte von allen polytheistischen Symbolen und<br />

gab der Wallfahrt zur Kaaba einen neuen,<br />

streng monotheistischen Sinn.<br />

Der Höhepunkt der Pilgerfahrt ist jeweils am<br />

neunten Tag erreicht. Die Gläubigen<br />

versammeln sich und ziehen in Gruppen zu<br />

dem drei Wegstunden von Mekka entfernten<br />

Berg Arafat. Nach Sonnenaufgang wird er<br />

bestiegen. Zehntausende, manchmal<br />

hunderttausende von Pilgern stehen hier mit<br />

vorbehaltloser Hingabe aufrecht „vor Gott",<br />

murmeln ihre Gebete oder lauschen der Predigt eines Imam, des geistlichen Leiters der<br />

musl<strong>im</strong>ischen Gemeinde. Die Erfahrung der überwältigenden Nähe drückt der Gläubige<br />

durch den mehrfach wiederholten Satz: „Da bin ich Herr!“ aus. Es ist der Augenblick, der<br />

einem Musl<strong>im</strong> in seinem Leben am meisten bedeutet. Hier empfängt er einen<br />

unauslöschlichen Eindruck von der Macht seiner Religion.


Wallfahrt.doc 2<br />

Nach Sonnenuntergang ziehen die Pilger über Muzdalifa zurück nach Mina, das auf<br />

halbem Weg zwischen Arafat und Mekka liegt.<br />

Bei Mina stehen Steinsäulen. Sie symbolisieren für den Musl<strong>im</strong> den Teufel und seine<br />

versucherische Macht. Die Pilger bewerfen diese Säulen mit Steinen. Damit sagen sie<br />

handgreiflich und unmissverständlich, dass sie mit dem Teufel und allem Versucherischen<br />

nichts mehr zu schaffen haben wollen. In Mina<br />

bringt dann jeder Pilger zur Erinnerung an das Opfer Abrahams (Sure 37,107) Gott ein<br />

Opfer dar. Das Opfer soll an Abrahams Opfer erinnern, der auf Geheiß Gottes seinen Sohn<br />

Isaak (nach musl<strong>im</strong>ischer Überlieferung Ismael) hat opfern sollen, dann aber statt dessen,<br />

als sein Gehorsam erprobt war, einen Widder opfern durfte.<br />

Bei dieser Opferhandlung wird einer Ziege, einem Schaf oder einem Kamel die Kehle<br />

durchgeschnitten. Schlachter helfen den Gläubigen, die ihre Tiere nicht selbst töten wollen.<br />

Einen Teil des Fleisches kochen die Pilger und essen es an Ort und Stelle, das Übrige<br />

schenken sie den Armen. Dieses Blutopfer wird gleichzeitig, am 10. Tag des Monats Dsul -<br />

Hidjia, von Musl<strong>im</strong>en in aller Welt mitvollzogen.<br />

Der Festtag wird das „Große Fest" genannt.<br />

Nach der Opferhandlung tauschen die<br />

Zurückgebliebenen Geschenke aus. Die<br />

Gläubigen tragen neue Kleider. Auch die Pilger<br />

dürfen sich jetzt rasieren, ihre Haare schneiden<br />

und wieder ihre weltliche Kleidung anlegen.<br />

Zum Abschluss der Wallfahrt wird wiederum die<br />

Kaaba siebenmal umschritten und siebenmal<br />

der Weg zwischen den beiden Hügeln<br />

zurückgelegt. Mit dem Ehrentitel Hadschi<br />

werden die Pilger ausgezeichnet, wenn sie in ihre<br />

He<strong>im</strong>at zurückkehren.<br />

Die Wallfahrt bringt allen Pilgern den Islam in<br />

seinen Ursprüngen und in seinen<br />

Grundauffassungen nahe. Hier erleben sie anschaulich, wo Mohammed gelebt und wo er<br />

gewirkt hat. Hier wird auch der Islam als große Völkergeminschaft erfahren. Durch die<br />

Wallfahrt werden sie zu einer internationalen Gemeinschaft verbunden. Im Laufe der Zeit<br />

wurde so der Hadsch zu einem Eckpfeiler islamischer Einheit.<br />

Gleichzeitig steht aber auch der Gedanke der Gleichheit <strong>im</strong> Mittelpunkt, was durch das<br />

gleiche Pilgergewand für Arm und Reich symbolisiert wird. Außerdem bietet die Wallfahrt die<br />

Möglichkeit für Musl<strong>im</strong>e in aller Welt, Gedanken auszutauschen und Kontakte zu pflegen.<br />

Nicht selten erfuhren Musl<strong>im</strong>e während der Wallfahrt neue Ideen und versuchten nach ihrer<br />

Rückkehr Reformen einzuleiten. Die Wallfahrt entwickelt also auch politisches Potential.<br />

Ungläubigen ist das Betreten Mekkas unter Todesstrafe verboten.<br />

[Bearbeitet auf der Grundlage von: Peter Fre<strong>im</strong>ark u.a (Hrsg.), Grosse fremde Religionen, Dortmund<br />

(Crüwell - Verlag) 1977, S. 81ff.]<br />

Wallfahrt.doc

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