GTZ InDesign-Vorlage für Publikationen – DIN A4 hoch
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Abteilung Wasser, Energie, Transport<br />
TERNA Windenergieprogramm<br />
Energiepolitische Rahmen-<br />
bedingungen <strong>für</strong> Strommärkte<br />
und erneuerbare Energien<br />
16 Länderanalysen<br />
Eschborn, November 2009<br />
Studienreihe Energiepolitische Rahmenbedingungen,<br />
Kompetenzfeld »Energie und Transport«
Energiepolitische Rahmenbedingungen <strong>für</strong><br />
Strommärkte und erneuerbare Energien<br />
16 Länderanalysen<br />
Eschborn, November 2009<br />
Studienreihe Energiepolitische<br />
Rahmenbedingungen, Kompetenzfeld<br />
»Energie und Transport«<br />
Herausgeber:<br />
Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong><br />
Technische Zusammenarbeit (<strong>GTZ</strong>) GmbH<br />
Abteilung Wasser, Energie, Transport<br />
Postfach 5180<br />
65726 Eschborn<br />
Deutschland<br />
Internet: http://www.gtz.de<br />
Redaktion:<br />
Rolf Posorski und Daniel Werner<br />
<strong>GTZ</strong>, TERNA Windenergieprogramm<br />
Autor:<br />
ECOFYS Germany GmbH<br />
Gestaltung:<br />
Bosbach Kommunikation & Design GmbH,<br />
Internet: www.bosbach.de<br />
ABTEILUNG WASSER, ENERGIE, TRANSPORT TERNA WINDENERGIEPROGRAMM
Inhalt<br />
4 Neuauflage der TERNA Länderstudie<br />
5 Rechtlicher Hinweis<br />
6 Windenergieprogramm TERNA<br />
Lateinamerika<br />
7 Argentinien<br />
30 Brasilien<br />
51 Karibische Staaten<br />
95 Chile<br />
117 Mexiko<br />
139 Panama<br />
156 Peru<br />
Afrika / Mittlerer Osten<br />
177 Ägypten<br />
199 Marokko<br />
221 Namibia<br />
237 Senegal<br />
259 Südafrika<br />
291 Tunesien<br />
Asien<br />
312 Indonesien<br />
336 Pakistan<br />
354 Vietnam
Neuauflage der TERNA Länderstudie<br />
Seit der Erstauflage der TERNA-Länderstudie im Jahre<br />
1999 hat sich das öffentliche und politische Bewusstsein<br />
<strong>für</strong> die Folgen des Klimawandels und die Energieversorgung<br />
als Schlüsselfaktor <strong>für</strong> nachhaltige Entwicklung<br />
deutlich geschärft.<br />
Politischer Rückenwind, wirksame Fördermechanismen<br />
und steigende Energiepreise haben in Deutschland und<br />
anderen Industrieländern einen dynamischen Markt<br />
mit hohen Zuwachsraten der erneuerbaren Energien im<br />
Energiemix ermöglicht. Über weite Teile des Jahres 2008<br />
bewältigte die erneuerbare Energien Branche die Finanzkrise<br />
erfolgreicher als viele andere Sektoren. Globale<br />
Neuinvestitionen in erneuerbare Energien beliefen sich<br />
auf $ 120 Mrd. <strong>–</strong> ein Anstieg von 16% gegenüber 2007.<br />
Die robuste Wirtschaftsentwicklung in vielen Schwellenländern<br />
hat einen stark steigenden Energiebedarf und<br />
einen Wettbewerb auf dem internationalen Ölmarkt ausgelöst.<br />
Vor dem Hintergrund steigender Preise <strong>für</strong> fossile<br />
Energieträger, Versorgungsrisiken und Umweltschäden<br />
wächst die Bedeutung von regenerativen Energieträgern<br />
zur Stromerzeugung auch in Entwicklungsund<br />
Schwellenländern: Nach Analysen des Renewable<br />
Energy Policy Network for the 21st Century<br />
(REN 21), veröffentlicht Anfang 2009, sind in 73 Ländern<br />
Ausbauziele <strong>für</strong> erneuerbare Energiequellen festgelegt<br />
und in mindestens 64 Ländern Fördermechanismen<br />
vorhanden. Systeme zur Einspeisevergütung wurden im<br />
Jahr 2008 und Anfang 2009 in mindestens 5 Ländern eingeführt,<br />
darunter Kenia, die Philippinen und Südafrika.<br />
Im Jahr 2008 stieg die installierte Leistung von Windener-<br />
DIE LÄNDER<br />
gie auf 121 GW an, was einem Zuwachs von 29 % entspricht.<br />
Der US-amerikanische und europäische Markt<br />
ist Motor und unverzichtbarer Erfahrungshintergrund<br />
<strong>für</strong> die Windbranche. Das Branchenwachstum findet zunehmend<br />
jedoch auch in Entwicklungs- und Schwellenländern<br />
statt. China konnte bereits zum fünften Jahr in<br />
Folge seine Windenergiekapazitäten verdoppeln. China<br />
erreichte 2008 eine installierte Gesamtleistung von 12<br />
GW und erfüllte damit frühzeitig das eigentlich <strong>für</strong> das<br />
Jahr 2010 geplante Entwicklungsziel von 10 GW. Es sind<br />
die Erfolge in Ländern wie Indien, China und Ägypten,<br />
die Mut <strong>für</strong> Engagement über die Grenzen der Industrieländer<br />
hinaus machen. Dort erfolgt die Fertigung von<br />
Anlagen mit steigenden lokalen Anteilen <strong>–</strong> und dies nicht<br />
nur zur Versorgung des eigenen Marktes.<br />
Aber auch in zahlreichen anderen Ländern werden erste<br />
Windparks realisiert und damit die Erfahrungsbasis <strong>für</strong><br />
zukünftige Märkte gelegt. Um interessierten Akteuren<br />
den Einstieg in die neuen Märkte zu erleichtern, stellt<br />
diese Studie die energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />
<strong>für</strong> Strommärkte und erneuerbare Energien in 16<br />
Entwicklungs- und Schwellenländern detailliert dar.<br />
Die aktuelle Länderstudie sowie die vorherigen Auflagen<br />
sind auf der Homepage www.gtz.de/wind verfügbar. Die<br />
Studie ist ebenfalls auf CD-ROM erhältlich. Informationen<br />
hierzu sind auf der Homepage zu finden. Für die<br />
Unterstützung bei der Zusammenstellung der Informationen<br />
sei einer Vielzahl von <strong>GTZ</strong>-Mitarbeiterinnen und<br />
-Mitarbeitern sowie weiteren Experten und Expertinnen<br />
gedankt.<br />
Eschborn, November 2009<br />
Lateinamerika Afrika/Mittlerer Osten Asien<br />
Argentinien<br />
Brasilien<br />
Karibische Staaten<br />
Chile<br />
Mexiko<br />
Panama<br />
Peru<br />
Ägypten<br />
Marokko<br />
Namibia<br />
Senegal<br />
Südafrika<br />
Tunesien<br />
Indonesien<br />
Pakistan<br />
Vietnam
Rechtlicher Hinweis<br />
1.<br />
Die in dieser Studie verwandten Daten basieren sowohl<br />
auf öffentlich zugänglichen Informationsquellen (<strong>Publikationen</strong>,<br />
Fachartikeln, Internetdarstellungen, Konferenzpapieren<br />
etc.) als auch auf nicht öffentlichen Papieren<br />
(z. B. internen Gutachten von Förderinstitutionen) sowie<br />
persönlichen Befragungen von Fachleuten (z. B. Beamten<br />
der Energieministerien der untersuchten Länder,<br />
Projektmitarbeitern von Förderinstitutionen). Obwohl<br />
alle Informationen, soweit möglich, überprüft wurden,<br />
können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Weder die<br />
<strong>GTZ</strong> noch die Autoren übernehmen daher eine Garantie<br />
<strong>für</strong> die Richtigkeit der in dieser Studie enthaltenen<br />
Daten; jegliche Haftung <strong>für</strong> etwaige Schäden, die durch<br />
eine Verwendung der in dieser Studie enthaltenen Daten<br />
entstehen, ist ausgeschlossen.<br />
2.<br />
Ausschließlicher Nutzungsberechtigter dieser Studie <strong>für</strong><br />
alle Nutzungsarten ist die <strong>GTZ</strong>. Die vollständige und<br />
auszugsweise Vervielfältigung und Verbreitung (einschließlich<br />
der Übertragung auf Datenträger) zu nicht<br />
kommerziellen Zwecken ist gestattet, sofern die <strong>GTZ</strong> und<br />
das TERNA-Windenergieprogramm als Quelle genannt<br />
werden. Sonstige Nutzungen, einschließlich der vollständigen<br />
oder auszugsweisen Vervielfältigung oder Verbreitung<br />
zu kommerziellen Zwecken, bedürfen der vorherigen<br />
schriftlichen Zustimmung der <strong>GTZ</strong>.
Windenergieprogramm TERNA<br />
In vielen Entwicklungs- und Schwellenländern existieren<br />
große Potenziale zur Stromerzeugung aus erneuerbaren<br />
Energieträgern. Hindernisse <strong>für</strong> ihre Nutzung bilden u. a.<br />
mangelnde Kenntnisse der energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />
sowie unzureichende Transparenz der<br />
Vorerfahrungen und Interessenlagen der nationalen Akteure.<br />
Um Partner in Entwicklungs- und Schwellenländern bei<br />
der Planung und Entwicklung von Windkraftprojekten zu<br />
unterstützen, führt die <strong>GTZ</strong> das Windenergieprogramm<br />
TERNA (Technical Expertise for Renewable Energy Application)<br />
im Auftrag des Bundesministeriums <strong>für</strong> wirtschaftliche<br />
Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)<br />
durch. Seit 1988 werden im Rahmen von TERNA zum<br />
einen die Grundlagen <strong>für</strong> fundierte Investitionsentscheidungen<br />
gelegt und zum anderen die Partner befähigt,<br />
Windenergiepotenziale zu bewerten, Windenergieprojekte<br />
zu planen und energiepolitische Rahmenbedingungen<br />
<strong>für</strong> erneuerbare Energien zu verbessern.<br />
Partner des Windenergieprogramms TERNA sind Institutionen<br />
in Entwicklungs- und Schwellenländern, die an<br />
einer kommerziellen Nutzung der Windkraft interessiert<br />
sind: z. B. Ministerien oder staatliche Institutionen, die<br />
das Mandat haben, BOT/BOO-Projekte zu entwickeln,<br />
staatliche oder private Energieversorger (EVU) und private<br />
Unternehmen (Independent Power Producers).<br />
TERNA bietet seinen Partnern Know-how und Erfahrung:<br />
Um Windkraftprojekte zu initiieren, müssen günstige<br />
Standorte erkannt und deren Windenergiepotenzial<br />
ermittelt werden. Dazu werden Windmessungen i.d.R.<br />
über einen Zeitraum von mindestens zwölf Monaten<br />
durchgeführt und Windgutachten erstellt. Liegen Erfolg<br />
versprechende Windgeschwindigkeiten vor, folgen<br />
Projektstudien zur technischen Auslegung und zur<br />
Wirtschaftlichkeit. Auch in Finanzierungsfragen berät<br />
TERNA die Partner und schließt so die Lücke zwischen<br />
potenziellen Investoren und Finanzierungsangeboten<br />
nationaler und internationaler Geber. Bei Bedarf können<br />
CDM-Baseline-Studien erstellt werden. Zur Erzielung<br />
eines möglichst hohen Know-how-Transfers wird eine<br />
Zusammenarbeit zwischen internationalen und lokalen<br />
Fachkräften z. B. bei der Erstellung der Studien angestrebt.<br />
Im Erfolgsfall initiiert TERNA auf diese Weise<br />
investitionsreife Windparkprojekte. An der Finanzierung<br />
selbst beteiligt sich TERNA nicht.<br />
Neben diesen an konkrete Standorte gebundenen Aktivitäten<br />
berät TERNA die Partner bei der Schaffung<br />
von geeigneten Rahmenbedingungen <strong>für</strong> die Förderung<br />
erneuerbarer Energieträger. Bis 2009 wurde TERNA in<br />
mehr als zehn Ländern weltweit aktiv. Weitere Informationen<br />
zum TERNA-Windenergieprogramm der <strong>GTZ</strong>,<br />
dem Antragsverfahren etc. finden Sie unter: www.gtz.de/<br />
wind oder direkt bei:<br />
Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Technische<br />
Zusammenarbeit (<strong>GTZ</strong>) GmbH<br />
Postfach 5180<br />
65726 Eschborn | G ermany<br />
Dr. Rolf Posorski<br />
Tel.: +49 (0)6196 79-4205<br />
Fax: +49 (0)6196 7980-4205<br />
E-Mail: rolf.posorski@gtz.de<br />
Daniel Werner<br />
Tel.: +49 (0)6196 79-6203<br />
Fax: +49 (0)6196 7980-6203<br />
E-Mail: daniel.werner@gtz.de<br />
Hans-Gerd Huehn<br />
Tel.: +49 (0)6196 79-6243<br />
Fax: +49 (0)6196 7980-6243<br />
E-Mail: hans-gerd.huehn@gtz.de
ARGENTINIEN<br />
Abkürzungsverzeichnis<br />
ADEERA Asociación de Distribuidores de Energía<br />
Eléctrica de la República de Argentina<br />
[Verband der Stromversorger der<br />
Republik Argentinien]<br />
AGEERA Asociación de Generadores de Energía<br />
Eléctrica de la República de Argentina<br />
[Verband der Stromerzeuger der<br />
Republik Argentinien]<br />
AGUEERA Asociación de Grandes Usuarios de<br />
Energía Eléctrica de la República de<br />
Argentina [Verband der Stromgroßverbraucher<br />
der Republik Argentinien]<br />
ARD Argentinischer Dollar<br />
ATEERA Asociación de Transportistas de Energía<br />
Eléctrica de la República de Argentina<br />
[Verband der Übertragungsnetzbetreiber<br />
der Republik Argentinien]<br />
BIP Bruttoinlandsprodukt<br />
CAF Corporación Andina de Fomento<br />
[Andische Entwicklungscorporation]<br />
CAMMESA Compañía Administradora del Mercado<br />
Eléctrico Mayorista SA [Verwaltungsgesellschaft<br />
des Stromgroßmarktes]<br />
CDM Clean Development Mechanism<br />
CFEE Bundesrat <strong>für</strong> Elektroenergie<br />
CNEGH Comisión Nacional de Estudios Geo-<br />
Heliofisicos [National Commission for<br />
Geo-Heliophysical Studies]<br />
DNA Designated National Authority [<strong>für</strong><br />
CDM zuständige nationale Behörde]<br />
ENARSA Energía Argentina SA<br />
ENRE Ente Nacional Regulador de la Energía<br />
[Nationale Energieregulierungsbehörde]<br />
EUR Euro<br />
FAC Fondo Argentino de Carbono [<br />
Argentinischer Klimaschutzfond]<br />
GENREN Generación Renovable<br />
[Erzeugung erneuerbarer Energie]<br />
GWh Gigawattstunde<br />
IADB Interamerican Development Bank<br />
IAU International Astronomical Union<br />
Ktoe Kilotonne Öleinheiten<br />
kV Kilovolt<br />
MEM Mercado Eléctrico Mayorista<br />
[Stromgroßmarkt]<br />
MEMSP Mercado Eléctrico Mayorista Sistema<br />
Patagónico [Stromgroßmarkt der<br />
Region Patagonien]<br />
MW Megawatt<br />
NGO Non-governmental Organisation<br />
[Nichtstaatliche Organisation]<br />
PAEPRA Programa de Abastecimiento Eléctrico<br />
a la Población Rural Dispersa de Argentina<br />
[Programm zur Stromversorgung<br />
in entlegenen ländlichen Gebieten<br />
Argentiniens]<br />
PERMER Proyecto de Energías Renovables en el<br />
Mercado Rural [Projekt <strong>für</strong> erneuerbare<br />
Energien im ländlichen Markt]<br />
PJ Petajoule<br />
PRONUREE Programa Nacional de Uso Racional<br />
y Eficiente de la Energía [Nationales<br />
Programm zur rationalen und effizienten<br />
Energienutzung]<br />
PV Photovoltaik<br />
SA Sociedad Anónima [Aktiengesellschaft]<br />
SADI Sistema Argentino de Interconexión<br />
[Argentinisches Verbundnetz]<br />
SIP Sistema Interconectado Patagónico<br />
[Patagonisches Verbundnetz]<br />
THG Treibhausgas<br />
TWh Terawattstunde<br />
UNESCO United Nations Educational, Scientific<br />
and Cultural Organization<br />
UNESCO UNESCO International Association of<br />
-IAU Universities<br />
UNFCC United Nations Framework Convention<br />
on Climate Change<br />
USD United States Dollars<br />
WTE Waste to Energy [(Rück-)Gewinnung<br />
von Energie aus Abfällen und Rest-<br />
stoffen]<br />
7
ARGENTINIEN<br />
1.1 Einleitung<br />
ABBILDUNG 1:<br />
ARGENTINIEN<br />
Quelle: CGIAR 2009<br />
Argentinien ist im südlichen Teil von Südamerika gelegen<br />
und grenzt an Bolivien, Brasilien, Chile, Paraguay, Uruguay<br />
und den Südatlantik. Argentinien verfügt über eine<br />
TABELLE 1:<br />
STATISTISCHE INFORMATIONEN ZU ARGENTINIEN (STAND: 2008)<br />
Vielfalt an Landschaften, die von arktischen Regionen im<br />
Süden bis zu bewaldeten Dschungelregionen im Norden<br />
und schroffen Gebirgen (Anden) entlang der 4.000 km<br />
langen Grenze zu Chile reichen.<br />
Das politische System Argentiniens ist eine föderale demokratische<br />
Republik, in der der Präsident des Landes<br />
(seit den Wahlen vom Dezember 2007 Cristina Fernandez<br />
de Kirchner) die Position des Staats- und Regierungschefs<br />
innehat. Argentinien, das in der ersten Hälfte des 20.<br />
Jahrhunderts eine der reichsten Nationen der Welt war, erfuhr<br />
einen jahrzehntelangen, konstanten wirtschaftlichen<br />
Niedergang, der im Jahr 2001 zum Staatsbankrott führte.<br />
Seither wurden im Bereich der Wirtschaftsentwicklung<br />
gute Fortschritte erzielt (jährliche BIP-Wachstumsraten<br />
um 7%), aber das Land hat nach wie vor mit strukturellen<br />
wirtschaftlichen Problemen wie hoher Staatsverschuldung,<br />
Inflationsrisiko, einem schwachen Steuersystem,<br />
hoher Abhängigkeit von Weltmarktpreisen <strong>für</strong> Rohstoffe<br />
und einem Mangel an Investitionen in die Infrastruktur<br />
und verschiedene Wirtschaftszweige, wie z. B. die Öl- und<br />
Gasindustrie 1 .<br />
Der industrielle Sektor macht derzeit 31% des BIP des<br />
Landes aus. Der Großteil der Produktionen umfasst Eisen<br />
und Stahl, Zement, diverse Kfz-Teile und landwirtschaftliche<br />
Geräte. 11% des nationalen BIP werden durch den<br />
Export von Energie und Brennstoffen nach Brasilien und<br />
Chile erzeugt.<br />
Nach der wirtschaftlichen Krise litt die Öl- und Gas-<br />
Industrie unter mangelnden Investitionen, obwohl hier<br />
in den letzten Jahren eine Entspannung stattgefunden<br />
hat. Biokraftstoffe gewinnen immer mehr an Bedeutung,<br />
aber immer noch in begrenztem Umfang. Der Landwirtschaftssektor<br />
(8% des BIP) macht ein Drittel der gesam-<br />
Fläche Bevölkerung BIP* BIP pro Kopf Import ) Export )<br />
2 780 400 km 2 41 Millions 221 970 Billion R 5 585 R 39 035 Million R 47 994 Million R<br />
* Platz 31 von nach BIP gelisteten Ländern (nominal)<br />
Quellen: Instituto nacional y de estadísticas de Argentina; Fondo Monetario Internacional<br />
1 Econométrica SA Economic Research and Forecast. Informe Económica<br />
Especial. »La Triple Tenaza Energética« (2007)<br />
8
ten Beschäftigung aus. Die Ausfuhr von landwirtschaftlichen<br />
Erzeugnissen wie Soja, Weizen, Mais, Fleisch und<br />
anderen Produkten stellen 54% der Gesamteinnahmen<br />
aus dem Export. Die Länder, die diese Produkte hauptsächlich<br />
importieren, sind Brasilien, Chile, China und die<br />
USA. Die Mehrheit der eingeführten Waren gehören den<br />
folgenden Sektoren an: Fahrzeuge, elektrische Geräte und<br />
Brennstoffe (insbesondere Öl und Erdgas).<br />
Die meisten Importe stammen aus Brasilien, China, der<br />
EU und den USA. Seit 1991 ist Argentinien Mitglied des<br />
Mercosur 2 . Der Mercosur ist der wichtigste Wirtschaftspartner<br />
der argentinischen Wirtschaft. Länder, die Teil<br />
dieser Organisation sind, erhalten 23% der Exporte des<br />
Landes und liefern 16% der Importe Argentiniens. Die<br />
Mitgliedschaft Argentiniens und Brasiliens im Mercosur<br />
hat zur Stärkung der wirtschaftlichen Beziehungen beider<br />
Ländern beigetragen, die bilaterale Abkommen unterzeichneten,<br />
um ihre wirtschaftliche Zusammenarbeit und<br />
Transaktionen zu erleichtern.<br />
1.2 <br />
Übersicht Energiemarkt<br />
Seit 2001 war die Energieversorgung in Argentinien mit<br />
einigen strukturellen Problemen konfrontiert. Langfristig<br />
kann jedoch ein stetes Wachstum verzeichnet werden, insbesondere<br />
bei Erdöl und Erdgas.<br />
Die Zahlen <strong>für</strong> das Jahr 2007 sind von der nationalen<br />
Regulierungsbehörde (ENRE) abrufbar, jedoch werden<br />
etwas andere Kategorien verwendet als bei der IEA, auf<br />
deren Angaben Abbildung 2 basiert. ENRE zufolge be-<br />
2 MERCOSUR (Mercado Común del Sur): regionales Handelsabkommen<br />
zwischen Argentinien, Brasilien, Paraguay, Uruguay, Bolivien, Chile, Kolumbien,<br />
Ekuador und Peru<br />
ARGENTINIEN | 9<br />
TABELLE 2:<br />
ENTWICKLUNG DES BIP ARGENTINIENS (2000 <strong>–</strong> 2008)<br />
Jahr<br />
BIP (USD;<br />
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />
aktuelles<br />
Preisniveau<br />
in Mrd.)<br />
284 204 268 697 97 732 127 571 151 958 181 549 212 710 260 402 326 474<br />
BIP (Euro;<br />
aktuelles<br />
Preisniveau<br />
in Mrd.)<br />
Quelle: International Monetary Fund<br />
307 713 300 019 103 354 112 775 122 163 145 928 169 409 190 005 221 970<br />
ABBILDUNG 2:<br />
GESAMTE PRIMÄRENERGIEBEREITSTELLUNG<br />
IN ARGENTINIEN, 2006<br />
Gesamte Primärenergiebereitstellung 2006: 3 151.6 PJ<br />
1 4027.0<br />
46 %<br />
Nuklear<br />
Gas<br />
Goethermie / Solar, etc.<br />
Wasser<br />
Quelle: IEA 2008<br />
83.9<br />
3 %<br />
136.7<br />
4 %<br />
0.3<br />
0 %<br />
107.0<br />
3 %<br />
1 357.1<br />
43 %<br />
8.5<br />
0 %<br />
31.1<br />
1 %<br />
Kohle und Torf<br />
Strom<br />
Rohöl<br />
Brennbare Erneuerbare /<br />
Abfall<br />
lief sich Argentiniens Primärenergie im Jahr 2007 auf<br />
1.771 PJ Erdgas, 1.264 PJ Öl, 147 PJ Wasserkraft, 91 PJ<br />
Kernenergie, 48 PJ Holz, 42 PJ Bagasse, 16 PJ Kohle und<br />
25 PJ andere Energieträger.<br />
Aufgrund der wirtschaftlichen Krise und dem Mangel<br />
an Investitionen verringerte sich die Gasproduktion, was<br />
bei den Übertragungs- und Verteilernetzen zu Kapazitätsengpässen<br />
führte. Besonders im Jahr 2004 führten die<br />
häufigen Versorgungsunterbrechungen zu schwerer Gasknappheit<br />
und Stromausfällen bei Industrie und Privat-
TABELLE 3:<br />
GESAMTENERGIEVEBRAUCH IN ARGENTINIEN 2007 (KTOE; VORLÄUFIGE DATEN)<br />
Sektor Industrie Transport<br />
haushalten. Die Zentralregierung stellte mehrere Aktionspläne<br />
wie das Programm <strong>für</strong> rationelle Gasnutzung und<br />
das Programm <strong>für</strong> rationelle Stromnutzung auf, um die<br />
Energiekrise zu bewältigen. Der Gesamtenergieverbrauch<br />
in Argentinien belief sich im Jahr 2007 auf 52.966 ktoe 3 .<br />
Tabelle 3 zeigt den Energieverbrauch der verschiedenen<br />
Sektoren des Landes.<br />
Im Jahr 2007 hat die Zentralregierung einen nationalen<br />
Plan zur Energieeinsparung aufgestellt, um der steigenden<br />
Nachfrage gerecht zu werden, die noch nicht vollständig<br />
von der derzeitigen Energieversorgung abgedeckt<br />
wird. Die Energienachfrage hat sich im Jahr 2008 zudem<br />
erneut um 4,9% erhöht. Argentinien ist derzeit mit<br />
schwerwiegenden Engpässen bei der Energieversorgung<br />
konfrontiert, was die Regierung zwingt, Maßnahmen 4 zur<br />
Verringerung des Energieverbrauchs durchzuführen. Das<br />
Land verringerte zudem Gaslieferungen nach Chile und<br />
verstärkte Ölimporte aus Bolivien und begann die Einfuhr<br />
von Öl aus Venezuela, um so Erdgas als Quelle <strong>für</strong><br />
die Energieerzeugung zu ersetzen.<br />
Das Stromnetz<br />
Die Stromversorgung besteht aus zwei miteinander verbundenen<br />
Netzen: SADI, das im nördlichen und zentralen<br />
Argentinien in Betrieb ist und von Stromerzeugungsunternehmen<br />
des Mercado Eléctrico Mayorista (MEM;<br />
Stromgroßhandelsmarkt) genutzt wird, und dem Sistema<br />
Interconectado Patagónico (SIP) in Patagonien, das den<br />
produzierten Strom der Mitglieder des Mercado Eléctrico<br />
Mayorista Sistema Patagónico (MEMSP) transportiert.<br />
Beide Netze werden durch die Companía Administradora<br />
del Mercado Mayorista Eléctrico Sociedad Anónima<br />
(CAMMESA), ein Privatunternehmen, verwaltet 5 .<br />
3 Entspricht 2.333 PJ bzw. 647.866 GWh<br />
4 Maßnahmen wir z. B. PRONUREE (Programa Nacional de Uso Racional y<br />
Eficiente de la Energía)<br />
5 80% der Firmenanteile gehören den verschiedenen Teilnehmern des Stromhandels,<br />
während 20% der Zentralregierung gehören.<br />
Privathaus-<br />
halte<br />
Öffentlich/<br />
kommerziell<br />
Landwirtschaft<br />
PJ 772 521 501 160 131 249<br />
% 33 22 21 7 6 11<br />
Gesamt 3 404<br />
Quelle: Secretaría de Energía<br />
ARGENTINIEN | 10<br />
nicht-<br />
energetisch<br />
ABBILDUNG 3:<br />
KARTE DER ELEKTRIZITÄTSNETZE IN ARGENTINIEN<br />
Quelle: CGIAR 2004<br />
Die nationale Nachfrage konzentriert sich auf drei<br />
Hauptgebiete: die Regionen Gran Buenos Aires und Litoral<br />
und die Provinz Buenos Aires 6 . Auf diese Bereiche<br />
entfällt 65% des nationalen Strombedarfs. Die Erzeugungskapazität<br />
ist in diesen Gebieten bemerkenswert<br />
niedrig im Vergleich zu ihrem Verbrauch, die Stromerzeugung<br />
beläuft sich auf nur 43% des gesamten Verbrauchs.<br />
6 Durch das Gebiet Gran Buenos Aires wird die Mega-City bezeichnet, die sich<br />
aus den unabhängigen Städten Buenos Aires zusammensetzt und 24 »departments«,<br />
die im städtischen Ballungsgebiet um Buenos Aires liegen.
Im Rest des Landes ist die Stromerzeugungsleistung<br />
größer als der Verbrauch, wodurch die Hauptleitung des<br />
Stromes aus diesen energieexportierenden Regionen in<br />
die Provinz Buenos Aires entsteht. Was die Einspeisung<br />
von Strom aus erneuerbaren Energien angeht, so sind<br />
die Stromnetzbedingungen <strong>für</strong> Windkraftprojekte in<br />
den Provinzen Buenos Aires, Comahue und Patagonien<br />
günstig. Ihre Übertragungsnetze werden ohne zusätzliche<br />
Investitionen in die Infrastruktur <strong>für</strong> die Installation<br />
von verschiedenen kleinen und mittleren Windparks<br />
ausreichen.<br />
Im April 2008 wurde die 500-kV-Leitung zwischen den<br />
patagonischen Städten Puerto Madryn und Pico Truncado<br />
eingeweiht. Diese 550 Kilometer lange Verbindung<br />
soll die Entwicklung der Windenergie in der Region Patagonien<br />
ermöglichen und fördern. Allerdings erschließt<br />
diese neue Verbindung nur einen geringen Prozentsatz<br />
des gesamten Windenergiepotenzials in Patagonien. Die<br />
Region ist an das nationale Stromnetz über eine 500-kV-<br />
Verbindungsleitung zwischen den Städten Puerto Madryn<br />
und Choele-Choel verbunden (Projekt im April 2008<br />
abgeschlossen). Eine Erweiterung der Netzkapazität wird<br />
erwartet, da im Juli 2009 eine öffentliche Ausschreibung<br />
zur Konstruktion einer zusätzlichen 500-kV-Leitung<br />
stattfand, welche die Regionen Pico Truncado und Río<br />
Gallegos verbinden soll.<br />
Installierte Leistung<br />
Ende 2007 war in Argentinien eine Gesamtleistung von<br />
25 890 MW installiert, was einen Anstieg von 1% im Vergleich<br />
zum Vorjahr bedeutet. Davon machen thermische<br />
Kraftwerke (mit Erdgas, Heizöl und Kohle betrieben)<br />
ARGENTINIEN | 11<br />
TABELLE 4:<br />
INSTALLIERTE LEISTUNG IN ARGENTINIEN NACH ENERGIEQUELLEN 2000 <strong>–</strong> 2007<br />
MW 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />
Thermische<br />
Energie<br />
11 382 13 075 13 407 13 555 13 530 13 962 13 439 13 669<br />
Wasserkraft 10 834 10 834 10 931 10 931 11 003 11 164 11 164 11 216<br />
Kernkraft 1 005 1 005 1 005 1 005 1 005 1 005 1 005 1 005<br />
Gesamt 23 221 24 914 25 343 25 491 25 538 26 131 25 608 25 890<br />
Quelle: Ente Nacional Regulador de la Electricidad. Informe Anual 2007<br />
13.669 MW aus (52,79%). Die installierte nukleare Leistung<br />
lag bei 1.005 MW (3,89%), während Wasserkraft<br />
einen Anteil von 11.216 MW (43,32%) darstellte. Der<br />
Strombedarf im Land steigt (über 6% jährlich), weshalb<br />
die nationale Regierung den Bau von großen Energieerzeugungsprojekten<br />
beauftragt (insbesondere Wasserkraft).<br />
Es wurde geschätzt, dass etwa 1.000 MW an zusätzlicher<br />
Energieerzeugungsleistung pro Jahr benötigt<br />
werden, um die Energieversorgung zu gewährleisten. Eine<br />
große Anzahl der Projekte werden durch öffentliche Mittel<br />
finanziert werden (von der nationalen Regierung oder<br />
internationalen öffentlichen Einrichtungen wie z. B. multilateralen<br />
Banken), während die privatwirtschaftlichen<br />
Initiativen noch gering ausfallen.<br />
Die installierte Leistung, die sowohl mit MEM als auch<br />
mit MEMSP verbunden ist, hat sich in den letzten Jahren<br />
wie folgt geändert:<br />
Der Beitrag der erneuerbaren Energien (ohne Wasserkraft)<br />
ist im Vergleich zur gesamten Energieerzeugung<br />
sehr gering (weniger als 0,1%). Es ist wahrscheinlich,<br />
dass sich diese Situation in den kommenden Jahren wegen<br />
der mangelhaften Erdgasversorgung als Folge von<br />
Engpässen in der Erkundung und Erschließung neuer<br />
Erdgasfelder und Schwachstellen bei Erdgaspipelines<br />
ändern wird.<br />
Im Jahr 2005 verminderte sich die Quote der Gasgewinnung<br />
zum ersten Mal 7 . Dies beeinträchtige die Gesamtsituation,<br />
da nach wie vor keine Gasabkommen mit Bolivien<br />
geschlossen wurden und keine neuen regionalen<br />
Erdgaspipelines errichtet worden sind.<br />
Kurzfristig (bis 2010) wird eine Reihe von Investitionsmaßnahmen<br />
von der Nationalregierung durchgeführt, die<br />
7 Das erklärt den Rückgang der 2006 und 2007 installierten Leistung.
TABELLE 5:<br />
BRUTTO-ENERGIEERZEUGUNG NACH ENERGIEQUELLE IN GWh; ARGENTINIEN 2000 <strong>–</strong> 2008<br />
auf die Sicherung der Energieversorgung im ganzen Land<br />
abzielt. Diese Investitionen beinhalten die Errichtung<br />
neuer Wasserkraftwerke (La Barrancosa, Condir Cliff,<br />
Punta Negra, Portezuelo del Viento, Los Blancos, Chihuido<br />
I und II). Die zu entwickelnden Projekte schließen<br />
auch den Bau von 2.020 km neuer Stromleitungen ein.<br />
Auch die Fertigstellung des Kernkraftwerks von Atucha<br />
II und der Bau von zwei Blockheizkraftwerken 8 gehört<br />
hierzu, was 840 MW an zusätzlicher Kapazität bringt.<br />
Die Regierung will die Bemühungen zur Gas- und Ölförderung<br />
im ganzen Land mit den Programmen »Petróleo<br />
Plus« und »Gas Plus« erhöhen 9 .<br />
Stromerzeugung<br />
Im Jahr 2007 belief sich der Gesamtbetrag von erzeugtem<br />
Strom auf 108.482 GWh. Die Stromerzeugung basierte<br />
auf Wasserkraft 10 (34% der gesamten Stromerzeugung)<br />
8 Von einem Konsortium von argentinischen Unternehmen und der spanischen<br />
Firma Isolux (mit einem Volumen von 569 Mio. EUR und einer Gesamtkapazität<br />
von 840 MW<br />
9 Mehr Informationen sind beim Energieministerium erhältlich<br />
(www.energia3.mecon.gov.ar).<br />
10 Die Stromerzeugung durch Wasserkraft ging um 12% im Vergleich zum Vorjahr<br />
zurück, was auf die geringeren Wasserressourcen der hierzu angezapften Seen<br />
zurückzuführen ist.<br />
ARGENTINIEN | 12<br />
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />
Thermische<br />
Energie<br />
43 248 36 510 32 642 39 466 49 399 51 351 53 928 61 012 66 877<br />
Wasserkraft 33 760 41 507 41 090 38 717 35 133 39 213 42 987 37 290 36 882<br />
Nuklear 6 541 5 393 7 025 7 313 6 374 7 153 6 721 6 849 6 541<br />
Importe 1 011 1 450 2 210 1 234 1 441 1 222 559 3 459 1 774<br />
Gesamt 83 750 86 007 81 334 86 442 93 286 98 160 104 627 108 482 112 382<br />
Source: CAMMESA<br />
TABELLE 6:<br />
STROMVERBRAUCH NACH BENUTZERGRUPPE 2001 <strong>–</strong> 2007 [ TWh, %]<br />
Sektor 2003 2004 2005 2006 2007<br />
Privathaushalte TWh 107 115 118 124 139<br />
% 18 19 20 20 23<br />
Handel TWh 37 39 39 42 45<br />
% 18 19 19 21 22<br />
Industrie TWh 149 123 128 186 214<br />
% 19 15 16 23 27<br />
Andere TWh 201 245 253 259 250<br />
% 17 20 21 21 21<br />
Gesamt TWh 495 523 538 610 648<br />
Quelle: Secretaria de Energía<br />
und thermischer Energie 11 (60% der gesamten Stromerzeugung),<br />
Kernenergie trug zu 6% bei.<br />
In diesem Jahr fand eine bemerkenswerte Zunahme der<br />
Stromimporte statt (208% Steigerung im Vergleich zum<br />
Vorjahr) 12 , die aus Beschränkungen der Regierung resultieren,<br />
die wegen der schwierigen Situation in der Strom-<br />
und Gasversorgung und wegen des Energieverbrauches<br />
des Landes in den letzten Jahren auferlegt wurden. Die<br />
Energieexporte wurden im Vergleich zum Vorjahr um<br />
73% reduziert.<br />
Erneuerbare Energien<br />
Als Ergebnis der Energiepolitik der letzten Jahrzehnte,<br />
die durch die Zentralregierung entwickelt wurde, und der<br />
Arbeit der früheren staatlichen Unternehmen die in den<br />
90er Jahren privatisiert wurden 13, spielt die Wasserkraft<br />
eine wichtige Rolle im aktuellen Energiemix Argentini-<br />
11 Die Stromerzeugung aus termischer Energie stieg in diesem Jahr um 14%, um<br />
den Rückgang der Erzeugung von Strom durch Wasserkraft zu kompensieren.<br />
12 Die Gesamtsumme der durch Argentinien importierten Energie beträgt dieses<br />
Jahr 3.459 GWh (3% der absoluten Energieerzeugung des Landes).<br />
13 Wie z. B. Agua y Energía Eléctria and Hidronor
ens. Argentinien verfügt über mehrere Ressourcen zur<br />
Erzeugung von Energie aus Wasserkraft und Wind, aber<br />
auch aus Sonneneinstrahlung, Biomasse und Erdwärme.<br />
Wie bereits erwähnt, ist der aktuelle Beitrag der erneuerbaren<br />
Energien zur Stromerzeugung in Argentinien<br />
sehr gering und existiert vor allem im Rahmen von Programmen<br />
der Regierung, die Bewohnern von abgelegenen<br />
Gebieten ohne Anschluss an das nationale Stromnetz Zugang<br />
zur Energieversorgung verschaffen soll. Erneuerbare<br />
Energien (außer Wasserkraft) werden bislang noch nicht<br />
in das Stromnetz eingespeist.<br />
In der Solarthermie-Branche existieren keine nennenswerten<br />
Maßnahmen, um diese Technologie zu fördern.<br />
Die Nutzung von Solarthermie ist wegen der hohen Installationskosten<br />
und den niedrigen Preisen <strong>für</strong> Erdgas<br />
wirtschaftlich unattraktiv. In ländlichen Gebieten decken<br />
Holz und andere Arten der Biomasse den Bedarf <strong>für</strong><br />
Warmwasserbereitung. Der Einsatz von Biomasse macht<br />
fast 5,5% des Endenergieverbrauchs aus und wird hauptsächlich<br />
in Industrie, Land- und Forstwirtschaft genutzt.<br />
Brennholz und Bagasse werden <strong>für</strong> die Herstellung von<br />
Holzkohle eingesetzt. Biomasseprojekte zur Stromerzeugung<br />
wurden trotz günstiger Bedingungen noch nicht<br />
eingeführt.<br />
Der erhöhte Energiebedarf der letzten Jahre und die mangelnde<br />
nationale Erzeugungsleistung stellen große Hürden<br />
<strong>für</strong> die Entwicklung des Sektors erneuerbare Energien<br />
<strong>–</strong> mit Ausnahme der etablierten Wasserkraft <strong>–</strong> dar, da andere<br />
Energiequellen (wie z. B. Wasserkraft) und Energieimporte<br />
(z. B. Erdgas) als kurzfristige Lösungen <strong>für</strong> die<br />
gegenwärtige Energiekrise angesehen werden.<br />
Dennoch schätzt das Energiesekretariat des zuständigen<br />
Ministeriums (Ministro de Planificación Federal, Inversión<br />
Pública y Servicios), dass bis 2016 weitere 2.500<br />
MW Leistung durch erneuerbare Energie installiert sein<br />
werden, um die Ziele, die durch das Gesetz 26190/06<br />
gesetzt worden sind, zu erfüllen und 8% des nationalen<br />
Stromverbrauchs durch erneuerbare Energien zu decken.<br />
Der Minister plant darüber hinaus die Installation weiterer<br />
1.000 MW bis 2025, wovon Windenergie die Hälfte<br />
ausmachen soll.<br />
ARGENTINIEN | 13<br />
Strompreise<br />
Der Strompreis basiert auf zwei Komponenten: Eine<br />
Komponente spiegelt Preise wider, zu denen Energie und<br />
Elektrizität durch Firmen vom Großhandelsstrommarkt<br />
eingekauft werden, die auch die Übertragungskosten beinhalten<br />
14 . Die zweite Komponente spiegelt die Kosten <strong>für</strong><br />
Dienstleistungen der Versorgungsunternehmen wider und<br />
enthält die Kosten <strong>für</strong> Entwicklung und Investitionen in<br />
das Netz, Betrieb, Wartung, Vermarktung von Strom und<br />
die Rendite des investierten Kapitals. Der Strompreis ist<br />
in den letzten Jahren stetig gestiegen. Während der durchschnittliche<br />
Preis in MEM-Strommarkt 13,2 EUR/MWh<br />
im Jahr 2004 betrug, belief er sich auf 30,02 EUR/MWh<br />
im Jahr 2009. Eine Erklärung <strong>für</strong> diesen rasanten Anstieg<br />
ist die mangelnde Verfügbarkeit von Wasserkraft und die<br />
Substituierung von Erdgas durch andere Kraftstoffe als<br />
Antwort auf den heimischen Energiebedarf, der die nationale<br />
Erdgasproduktion übersteigt.<br />
Liberalisierung<br />
Bis 1989 war der argentinische Elektrizitätssektor durch<br />
den Staat oder staatliche Stromunternehmen gekennzeichnet.<br />
Die größten Werke waren Ayee (1957 gegründet),<br />
Hodronor (1957 gegründet) und Segba (1962 gegründet).<br />
Zudem waren 19 weitere regionale Firmen (hauptsächlich<br />
Versorger) und verschiedene Elektrizitätskooperativen<br />
am Markt aktiv. 1992 privatisierte Argentinien<br />
seinen Energiesektor als Folge schlechten Managements<br />
und unzureichender Investitionen in das Stromnetz 15 .<br />
Die verbundenen Staatsbetriebe wurden entflochten und<br />
durch das Elektrizitätsgesetz von 1992 privatisiert und in<br />
die Bereiche Erzeugung, Übertragung und Versorgung<br />
aufgeteilt. Während im Bereich der Erzeugung Wettbewerbsstrukturen<br />
entstanden, wurde der Übertragungs-<br />
und Versorgungssektor auf der Basis von Privatmonopolen<br />
eingerichtet. Im Juni 1995 waren bereits mehr als 25<br />
ehemals staatliche Firmen privatisiert.<br />
Heute basiert der Erzeugungssektor auf einem preisorientierten<br />
Bieterverfahren, was zu Preisobergrenzen im Großhandel<br />
führte, um die Preise zu stabilisieren. Diese werden<br />
durch ENRE festgelegt, eine unabhängige Regulierungsinstanz<br />
des Sektors. Der Strom kann entweder über bila-<br />
14 Diese Preise werden durch das Energiesekretariat des zuständigen Ministeriums<br />
(Ministro de Planificación Federal, Inversión Pública y Servicios) festgelegt und<br />
alle drei Monate angepasst.<br />
15 Lokey 2009
terale Verträge, saisonale Kaufverträge oder kurzfristige<br />
Verträge verkauft werden. Mehr als die Hälfte des Stroms<br />
wird auf kurzfristiger Basis gehandelt.<br />
Stromübertragung und -verteilung werden auf nationaler<br />
und regionaler Ebene durch CAMMESA, dem wichtigsten<br />
Akteur bei der Marktregulierung, abgewickelt. Die<br />
Hauptaufgaben dieser Einrichtung beinhalten neben des<br />
Echtzeitbetriebs des Energiesystems auch die Einsatzplanung<br />
und -steurung der Kraftwerke, die Preiskalkulation<br />
am Spotmarkt und die Abwicklung sämtlicher geschäftliche<br />
Transaktionen im Elektrizitätsmarkt. Energieerzeuger<br />
sind nicht berechtigt, größere Anteile an Übertragungsunternehmen<br />
zu erwerben. Grundsätzlich haben alle<br />
Stromerzeuger freien und gleichen Zugang zum Netz.<br />
Allerdings erheben die Übertragungsfirmen eine Gebühr<br />
<strong>für</strong> ihre Übertragungsdienstleistungen.<br />
Ländliche Elektrifizierung<br />
Einige Regionen haben verschiedene Ansätze zur Lösung<br />
des Problems der ländlichen Energieversorgung in Betracht<br />
gezogen. In einigen Provinzen wurde das Problem<br />
durch die Verwendung von Stromaggregaten (wie z. B.<br />
in Juyjuy, Río Negro und Neuquén), Mini-Wasserkraftwerken<br />
(in den Provinzen Misiones, Salta und Neuquén),<br />
PV-Systemen (in Juyjuy, Catamarca, Santa Fe, La Rioja,<br />
Neuquén und Río Negro), Windturbinen (in den Provinzen<br />
Chubut, Neuquén und San Juan) und durch die<br />
Ausweitung regionaler Stromnetze gelöst (hauptsächlich<br />
in der Provinz Neuquén).<br />
Nach dem letzten Einwohner- und Wohnungszensus, der<br />
vom National Institute of Census and Statistics 16 durchgeführt<br />
wurde, haben 5% der gesamten Bevölkerung in<br />
Argentinien keinen Zugang zu Elektrizität. In den ländlichen<br />
Gebieten haben jedoch über 30% der Bevölkerung<br />
keinen Zugang zu Elektrizität. Dementsprechend haben<br />
die nationale Regierung und die Provinzregierungen spezielle<br />
Programme <strong>für</strong> die Elektrifizierung in ländlichen<br />
Gebieten eingerichtet. Da unzureichende Übertragungsmöglichkeiten<br />
einer Anbindung in das öffentliche Stromnetz<br />
häufig entgegenstehen, gibt es ein starkes Interesse an<br />
autonomen Lösungen, die auch erneuerbare Energien <strong>für</strong><br />
entlegene Gebiete umfassen. Die beiden Programme, die<br />
16 INDEC (Instituto Nacional de Estadísticas y Censos). Weiter Informationen<br />
unter http://www.indec.gov.ar/<br />
ARGENTINIEN | 14<br />
<strong>für</strong> die Förderung der ländlichen Elektrifizierung relevant<br />
sind, sind PAEPRA und PERMER 17 .<br />
PAEPRA<br />
In Argentinien gibt es derzeit zwischen zwei und drei Millionen<br />
Bewohner in ländlichen Gebieten, die keinen Zugang<br />
zu Elektrizität haben. Ähnliche Bedingungen gelten<br />
auch <strong>für</strong> etwa 6.000 Gebäude der öffentlichen Hand in<br />
diesen Regionen (Schulen, medizinische Einrichtungen,<br />
Polizei usw.).<br />
Mit dem Ziel, technische Lösungen zu finden, die eine<br />
netzunabhängige Lösung zulassen, hat der Energieminister<br />
im Jahr 1995 das Programm PAEPRA (Programa de<br />
Abastecimiento Eléctrico de la Población Rural) ins Leben<br />
gerufen. Das Programm gewährt über ein Ausschreibungsverfahren<br />
Zuschüsse an private Konzessionsinhaber,<br />
die Strom in ländlichen Gebieten zum niedrigsten<br />
Subventionstarif garantieren, auch wenn da<strong>für</strong> netzunabhängige<br />
Lösungen umgesetzt werden müssen.<br />
Die ersten beiden Provinzen, in denen der ländliche<br />
Strommarkt nach diesem Modell etabliert wurde, waren<br />
Juluy und Salta im Nordwesten des Landes. Der größte<br />
Teil der Elektrifizierung erfolgt auf der Basis von isolierten<br />
Netzen oder netzunabhängigen Ansätzen, die auf fossilen<br />
Brennstoffe und/oder erneuerbaren Energien basieren.<br />
PERMER<br />
Im Jahr 1999 wurde das Programm PAEPRA um eine<br />
Komponente erweitert, die speziell auf die Nutzung erneuerbarer<br />
Energien <strong>für</strong> die Elektrifizierung ländlicher<br />
Gebiete ausgerichtet ist (Proyecto de Energías Renovables<br />
de Mercados Rurales <strong>–</strong> PERMER). Das Projekt zielt<br />
auf die Erweiterung des privaten Marktes um alternative<br />
Energieversorgungssysteme ab und soll die Stromversorgung<br />
in den ländlichen Regionen nachhaltig gestalten<br />
und konzentriert sich auf entlegene Siedlungen, Häuser<br />
und Einrichtungen.<br />
Zu Beginn des Projekts war geplant, Elektrizität <strong>für</strong> 1,8<br />
Millionen Menschen in 314.000 Haushalten bereitzustellen<br />
und 6.000 Institutionen wie Schulen, medizinische<br />
Zentren und Polizeistationen zu versorgen. Bis September<br />
2006 erhielten jedoch nur 2.235 Haushalte und 556<br />
17 Weitere Informationen über PAEPRA und PERMER unter http://energia.<br />
mecon.gov.ar/permer/permer.html
öffentliche Einrichtungen durch die Ausweitung des öffentlichen<br />
Netzes oder durch isolierte, netzunabhängige<br />
Lösungen Strom 18 . Bislang sind 3.440 PV-Anlagen auf<br />
privaten Gebäuden und 690 Anlagen an öffentlichen Gebäuden<br />
in den Provinzen Catamarca, Río Negro, Jujuy,<br />
Santiago del Estero, Salta und Tucumán installiert worden.<br />
1.3 <br />
Ministro de Planificación Federal,<br />
Inversión Pública y Servicios <strong>–</strong> Secretaría de Energía<br />
[Energiesekretariat]<br />
Als Unterabteilung des Ministeriums <strong>für</strong> Planung, öffentliche<br />
Investitionen und Dienstleistungen ist das Secretaría<br />
de Energia <strong>für</strong> die Energiesicherheit und den Zugang zu<br />
Energie verantwortlich. Zu den zentralen Aufgaben dieser<br />
Einrichtung gehören die Ausarbeitung, Formulierung und<br />
Durchführung der nationalen energierelevanter Politiken<br />
in Abstimmung mit den regionalen Regierungen. Darüber<br />
hinaus ist das Sekretariat da<strong>für</strong> verantwortlich, die<br />
Energiemärkte zu beobachten und zu analysieren, um die<br />
strategische Planung im Bereich Strom und Brennstoffe<br />
sowie die Kontrolle und Überwachung der angemessenen<br />
Nutzung von Energie auf dem Land voranzutreiben. Das<br />
Sekretariat unterteilt sich in die nachgeordneten Einheiten<br />
<strong>für</strong> Brennstoffe und <strong>für</strong> Strom, die Generaldirektion<br />
<strong>für</strong> wirtschaftliche Zusammenarbeit und Finanzhilfen sowie<br />
die Generaldirektion <strong>für</strong> Energiepolitikplanung und<br />
-Koordination.<br />
Ente Nacional Regulador de la Energía<br />
Eléctrica (ENRE)<br />
[Nationale Energieregulierungsbehörde]<br />
Diese Einrichtung wurde im Jahr 1993 im Zuge der Liberalisierung<br />
gegründet (Rahmengesetz Nr. 24.065 vom<br />
16. Januar 1992 <strong>–</strong> »Elektrizitätsgesetz«) und ist eine unabhängige<br />
Organisation innerhalb des Energieministeriums,<br />
welche die Umsetzung des Regulierungsrahmens<br />
durch das Gesetz Nr. 26.046 von 1991 verantwortet.<br />
ENRE vermittelt bei Konflikten zwischen Energieversorgern,<br />
sorgt <strong>für</strong> die Umsetzung von Gesetze und Ver-<br />
18 Mit Blick auf den aktuellen Status des PERMER-Projektes, siehe: energia.<br />
mecon.gov.ar/permer/Estado.html; Status: September 2008<br />
ARGENTINIEN | 15<br />
ordnungen und überwacht den Abschluss von Konzessionsverträgen.<br />
ENRE setzt auch die Standards <strong>für</strong> die<br />
Energieverteilung, die Strompreise sowie die Preise der<br />
Übertragung und Verteilung und überwacht zudem die<br />
Energieerzeugungsunternehmen und die CAMMESA.<br />
CAMMESA (Compañía Administradora del<br />
Mercado Mayorista Eléctrico)<br />
Diese Einrichtung wurde als ein privates, nicht-kommerzielles<br />
Unternehmen gegründet, das <strong>für</strong> die Verwaltung<br />
der Bereiche des nationalen Großhandelsmarkt <strong>für</strong> Strom<br />
zuständig ist, die nicht durch bilaterale Abkommen abgedeckt<br />
sind. Der Verband der Stromerzeuger (AGEERA),<br />
der Verband der Stromgroßverbraucher (AGUEERA) 19 ,<br />
der Verband der Stromversorger (ADEERA), der Verband<br />
der Verbundnetzbetreiber (ATEERA) und das Energieministerium<br />
sind mit jeweils 20% an CAMMESA beteiligt.<br />
Die zentralen Aufgaben von CAMMESA sind Energieerzeugung<br />
und -verteilung sowie die Preiskalkulation<br />
auf dem Spotmarkt, der Echtzeitbetrieb des Stromnetzes<br />
und die Verwaltung der kommerziellen Transaktionen auf<br />
dem Strommarkt.<br />
Consejo Federal de la Energía Eléctrica (CFEE)<br />
[Bundesrat <strong>für</strong> Elektroenergie]<br />
Der Bundesrat <strong>für</strong> Elektroenergie (CFEE) ist eine 1960<br />
gegründete Einrichtung, die finanzielle Mittel der Regierung<br />
verwaltet (z. B. den »Nationalen Fonds <strong>für</strong> elektrische<br />
Energie« 20 und den »Fonds <strong>für</strong> benötigte Investitionen,<br />
um die Bereitstellung von Energie im Strommarkt<br />
zu erhöhen«). Der CFEE ist auch beratend <strong>für</strong> die nationale<br />
Regierung und die Provinzregierungen in Fragen<br />
der Energiewirtschaft, öffentlicher und privater Energiedienstleistungen,<br />
der Prioritäten bei der Durchführung<br />
neuer Projekte und Studien, der Konzessionen und Genehmigungen<br />
sowie der Stromtarife und Strompreise<br />
tätig. Es ist außerdem Ratgeber <strong>für</strong> Gesetzesänderungen<br />
in der Energiewirtschaft. Das Gremium ist aus einem Exekutivkomitee<br />
und Regionalkomitees in den Provinzen<br />
Córdoba, Catamarca, Misiones, Río Negro und Buenos<br />
Aires zusammengesetzt.<br />
19 Kunden, die mindestens 2.000 MWh pro Jahr verbrauchen<br />
20 Dieser Hauptfond bedient folgende Fonds: Unterfond <strong>für</strong> regionalen Tariffausgleich<br />
<strong>für</strong> Endverbreaucher (FCT); Fond zur elektrischen Entwicklung des<br />
Inneren (FEDEI); Treuhandfond <strong>für</strong> die Bundesenergieübertragung (FFTEF)<br />
und Windenergiefond.
ENARSA (Energía Argentina SA)<br />
ENARSA ist eine öffentliche Gesellschaft, die 2004 von<br />
der Regierung zur Suche, Förderung, Raffinerie und zum<br />
Verkauf von Öl und dessen Nebenprodukten geschaffen<br />
wurde. Ihre Existenz verdankt sie der politischen Notwendigkeit,<br />
ein regulatives staatliches Unternehmen in einem<br />
nahezu vollständig privatisierten Ölmarkt einzurichten<br />
(nachdem das größte Ölunternehmen des Landes, YPF,<br />
1990 privatisiert worden war, wurde es ein Teil der Gruppe<br />
Repsol). Neben der Sicherung des Einflusses der Regierung<br />
auf das Oligopol der Öl- und Gasmärkte wurde das Unternehmen<br />
angewiesen, die Verfügbarkeit der Grundversorgung<br />
zu gewährleisten. Seiner Satzung zufolge besitzt der<br />
Staat 53% und die Provinzen 12% der Anteile. Die verbleibenden<br />
35% wurden über die Börse an private Investoren<br />
verkauft. Derzeit weitet ENARSA ihre Aktivitäten im Sektor<br />
der erneuerbaren Energien aus. Die Gesellschaft wurde<br />
im Zuge des GENREN-Progamms vom Bundesministerium<br />
<strong>für</strong> Plannung, öffent liche Investitionen und Dienstleistungen<br />
ermächtigt, 1.000 MW durch erneuerbare Ressourcen<br />
erzeugte Energie zu verkaufen. Das Unternehmen<br />
beteiligt sich auch aktiv an der Entwicklung von Projekten<br />
zur Erzeugung von Wasserstoff- und Windenergie (über<br />
ihre Tochtergesellschaft „Vientos de la Patagonia I», die<br />
derzeit einen Windpark in der Provinz Chubut baut).<br />
Asociación Argentina de Energías Renovables y<br />
Ambiente [Argentinischer Verband <strong>für</strong> erneuerbare<br />
Energien und Umwelt]<br />
Der Verband wurde 1974 gegründet und entstand während<br />
einer von UNESCO-IAU (International Association<br />
of Universities) und der CNEGH (National Commission<br />
for Geo-Heliophysical Studies) organisierten<br />
Schule <strong>für</strong> junge Astronomen und lateinamerikanische<br />
Wissenschaftler im Bereich Solarphysik am Solar Observatory<br />
of Cosmic Physics. Derzeit zählt er rund 300<br />
Mitglieder aus öffentlichen Institutionen, Universitäten,<br />
Laboratorien, Umwelt-NGOs und dem privaten Sektor.<br />
Die Organisation ist in der nationalen Förderung erneuerbarer<br />
Energien aktiv (insbesondere durch die Organisation<br />
von Veranstaltungen 21 und Veröffentlichungen 22 )<br />
und fungiert zudem als Berater <strong>für</strong> die Landesämter sowie<br />
21 Die letzte Veranstaltung fand im Jahr 2006 statt.<br />
22 Neben Studien und Berichten veröffentlicht die Organisation zwei Zeitschriften<br />
zum Thema erneuerbare Energien und Umwelt.<br />
ARGENTINIEN | 16<br />
<strong>für</strong> nationale und internationale Organisationen.<br />
Asociación Argentina de Energía Eólica<br />
[Argentinischer Verband <strong>für</strong> Windenergie]<br />
Diese Organisation bündelt verschiedene Einrichtungen<br />
und Unternehmen zur Förderung und Entwicklung der<br />
Windenergie. In Zusammenarbeit mit institutionellen<br />
Partnern, die in der Windenergieförderung tätig sind, und<br />
dem privaten Sektor ist diese Einrichtung ein aktives Zentrum<br />
von Dienstleistungen mit dem Ziel der Förderung<br />
und Entwicklung der Windenergie in Argentinien. Die<br />
Aktivitäten reichen von der Beratung und Evaluierung<br />
von Ressourcen zur Realisierung von Windenergieprojekten.<br />
Centro Regional de Energía Eólica<br />
[Regionalzentrum <strong>für</strong> Windenergie]<br />
Das Zentrum wurde im Jahre 1985 von der Provinz Chubut,<br />
der Nationalen Universität in Patagonien und dem<br />
Energieminister gegründet und wird von sechs Personen<br />
betrieben, die Experten in den Bereichen Windvorhersage,<br />
Windauswertung und der sozialen Auswirkungen<br />
der Windtechnologie sind. Das Zentrum arbeitet in den<br />
folgenden Bereichen: Management von Windprojekten,<br />
technisch-wirtschaftlich-finanzielle Aspekte der Windtechnik,<br />
Organisation der Anfragen <strong>für</strong> Genehmigungen,<br />
Betrieb und Wartung, Windparkdesign, Konzeption<br />
und Entwicklung von Programmen zur Elektrifizierung<br />
ländlicher Gebiete und Aufbau von Kapazitäten in der<br />
Windenergie.<br />
Cámara Argentina de Generadores Eólicos<br />
[Kammer argentinischer Windkrafterzeuger]<br />
Diese Einrichtung wurde 1999 gegründet und besteht<br />
aus Unternehmern und Fachleuten aus den Bereichen<br />
Windvorhersage und Windpotentialbestimmung, angewandte<br />
Forschung, Entwicklung und Anwendung sowie<br />
Verwaltung und Betrieb von Windenergieanlagen. Ziel<br />
dieser Einrichtung ist die Förderung von Maßnahmen,<br />
die die Nutzung der Wind-Ressourcen innerhalb des<br />
Landes erleichtern und entwickeln. Darüber hinaus hat<br />
sie sich als Aufgabe gesetzt, Institutionen und Akteure<br />
der Windenergiebranche <strong>–</strong> wie z. B. Projektentwickler,
Hersteller und Lieferanten von Windkraftanlagen und<br />
Serviceunternehmen im Bereich von Windenergieprojekten<br />
<strong>–</strong> zusammenzubringen. Derzeit stellt diese Einrichtung<br />
zusammen mit dem argentinischen Verband <strong>für</strong><br />
Windenergie einen aktiven Verbund zur Förderung der<br />
Windenergie im Land dar.<br />
Private Akteure<br />
Bis Ende 2007 waren insgesamt 48 Energieerzeugungsunternehmen,<br />
14 Eigenproduzenten, 3 Co-Erzeuger,<br />
76 Vertriebsgesellschaften und 2.248 Stromgroßverbraucher<br />
an die zwei miteinander verbundenen Netzen<br />
angeschlossen. Im Bereich der Energieerzeugung entfallen<br />
die größten Marktanteile auf drei Unternehmen:<br />
Endesa Costanera, Central Puerto und Yacyretá. Von<br />
den Vertriebsgesellschaften lieferten die beiden größten,<br />
EDENOR und EDESUR, etwa 40% der gesamten Stromerzeugung<br />
im Jahr 2007. Eine Konzession <strong>für</strong> die Stromübertragung<br />
über Hochspannungsleitungen wurde im<br />
Jahr 1990 an Trasener SA mit einer Vertragsdauer von 95<br />
Jahren vergeben. Die Niederspannungsnetze werden von<br />
sechs überregionalen Unternehmen betrieben. Zusätzlich<br />
zu den Stromerzeugern, die ins SADI- und SIP-Netz integriert<br />
sind, gibt es auch eine Reihe von lokalen Versorgungsunternehmen,<br />
die ebenfalls mit dem Netz verbunden sind,<br />
die jedoch nicht am Stromverteilungsprozesses beteiligt<br />
sind. Darüber hinaus gibt es unabhängige Stromerzeuger,<br />
die in isolierte Netze einspeisen oder <strong>für</strong> den Eigenbedarf<br />
produzieren.<br />
1.4 <br />
<br />
PRONUREE und andere nationale<br />
Energiestrategien<br />
Im Dezember 2007 hat die Regierung das Nationale<br />
Programm zur rationellen und effizienten Nutzung von<br />
Energie23 initiiert, das in die Verantwortung des Energieministers<br />
fällt. Dieses Programm zielt auf die Steigerung<br />
der Energieeffizienz in den Energie verbrauchenden Sektoren<br />
ab. Die dazu eingesetzten Maßnahmen umfassen<br />
23 PRONUREE; Dekret 140/2007. Weitere Informationen unter: http://www.<br />
energy-strategies.org/focusfiles/D_140-07_PNUREE_Argentina.pdf<br />
ARGENTINIEN | 17<br />
Bildungsprogramme zu Energieeffizienz, bessere Rahmenbedingungen<br />
<strong>für</strong> Kraft-Wärme-Kopplung, Kennzeichnungspflicht<br />
<strong>für</strong> Energie verbrauchende Geräte und<br />
Zubehör, Verbesserung der Energieeffizienzverordnung<br />
und die Förderung einer breiteren Nutzung von CDM<br />
zur Unterstützung der Entwicklung von Energieeffizienz-<br />
Projekten. Ziel des Programms ist es, den Stromverbrauch<br />
um 6% zu reduzieren.<br />
Weitere wichtige Strategien der Regierung zur Verbesserung<br />
der Rahmenbedingungen zur Energieerzeugung<br />
sind in den Programmen Energy Plus und Gas-Plus definiert.<br />
Das erste Programm wurde im Jahr 2006 vom<br />
Energieministerium ins Leben gerufen. Es hat das Ziel,<br />
die nationale Erzeugungskapazität zu steigern, um dem<br />
erhöhten Strombedarf Rechnung zu tragen. Im Rahmen<br />
dieses Programms fordert CAMMESA alle Großverbraucherauf,<br />
die Differenz zwischen ihrem aktuellen Bedarf<br />
und dem im Jahr 2005 verzeichneten von einem deregulierten<br />
Markt (dem Energie-Plus-Markt) zu beziehen,<br />
dessen Energie aus neuen Erzeugungsanlagen stammt. So<br />
garantiert das Programm dem Endverbraucher ein zusätzliches<br />
Angebot und fördert eine höhere und effizientere<br />
Energieerzeugung <strong>–</strong> insbesondere durch die Nutzung von<br />
BHKW-Technologie <strong>für</strong> die Stromerzeugung. Zum anderen<br />
ermutigt es den industriellen Sektor, in Energieerzeugungsprojekte<br />
zur Stromeigenversorgung zu investieren.<br />
Der Gas-Plus-Markt wurde von der Regierung im Jahr<br />
2008 initiiert, um private Investitionen in die Erdgassuche<br />
und -produktion durch die Einführung eines Sondertarifs<br />
<strong>für</strong> das neue, auf dem Inlandsmarkt vertriebene Gas,<br />
zu fördern24.<br />
Für den Bereich Übertragung wird der »Nationale Plan <strong>für</strong><br />
Stromtransport auf 500-kV-Basis« vom „Treuhandfond<br />
<strong>für</strong> nationalen Stromtransport» umgesetzt, der auf den<br />
Aufbau und die Vernetzung von Stromleitungen zwischen<br />
den verschiedenen Erzeugungsregionen des Landes abzielt.<br />
Der ergänzende »Nationale Plan <strong>für</strong> Stromübertragung<br />
II« (2003 eingeführt und 2006 aktualisiert) koordiniert<br />
alle Aktivitäten im Zusammenhang mit der Netzentwicklung,<br />
um Einschränkungen innerhalb der regionalen<br />
Übertragungsnetzen bis zum Jahr 2010 zu beseitigen.<br />
Der rechtliche Rahmen <strong>für</strong> die Stromerzeugung ist durch<br />
24 Der Gaspreis ist nicht in der derzeit gültigen »Vereinbarung mit Erdgasproduzenten<br />
2007<strong>–</strong>2011« festgesetzt, sondern richtet sich nach den tatsächlichen<br />
Kosten und einem angemessenem Profit.
Gesetz Nr. 24.065 (»Stromgesetz«) und der Durchführungsverordnung<br />
(Verordnung 1398/92 vom August<br />
1992) geregelt. Diese Neuregelung hat den Stromsektor<br />
umstrukturiert und liefert das Fundament <strong>für</strong> die Privatisierung<br />
nahezu aller gewerblichen Tätigkeiten, die früher<br />
durch staatseigene Unternehmen ausgeführt wurden.<br />
Das Gesetz schaffte die Grundlage <strong>für</strong> die Regulierungsbehörde<br />
und andere Institutionen in diesem Sektor sowie<br />
<strong>für</strong> die Verwaltung des Großhandelsmarktes <strong>für</strong> Strom,<br />
<strong>für</strong> Preise im Spotmarkt, <strong>für</strong> die Tarifgestaltung in regulierten<br />
Bereichen sowie <strong>für</strong> die Evaluierung von zu privatisierendem<br />
Vermögen. In diesem Gesetz gibt es keinen<br />
Hinweis auf die Förderung und den Einsatz erneuerbarer<br />
Energien. Die Stromerzeugung im Bereich erneuerbare<br />
Energien wurde durch Gesetz 25.019 aus dem Jahr 1998<br />
und Gesetz 26.190 von 2007 berücksichtigt (hierzu mehr<br />
in dem folgendem Kapitel).<br />
1.5 Rahmenbedingungen <strong>für</strong><br />
erneuerbare Energien<br />
Gesetzliche Rahmenbedingungen und<br />
Förderung erneuerbarer Energien<br />
Die wichtigsten Instrumente <strong>für</strong> die Förderung erneuerbarer<br />
Energien innerhalb des Landes sind das Gesetz Nr.<br />
25.019 aus dem Jahr 1998 und das Gesetz Nr. 26.190 aus<br />
dem Jahr 2007 25 . Das Gesetz aus dem Jahr 1998, bekannt<br />
als »Nationale Wind- und Solarenergiebestimmungen«,<br />
erklärt die Nutzung von Wind- und Sonnenenergie zum<br />
Projekt von nationalem Interesse und garantiert eine Einspeiseprämie<br />
pro erzeugter kWh, die im Jahr 1998 einen<br />
40%igen Aufschlag auf den Marktpreis betrug. Darüber<br />
hinaus gewährt es bestimmte Steuerbefreiungen <strong>für</strong> einen<br />
Zeitraum von 15 Jahren nach Inkrafttreten des Gesetzes.<br />
Aufgrund der Wirtschaftskrise und der damit verbundenen<br />
Beschränkungen hatte das Gesetz von 1998 bislang<br />
keine messbare Auswirkung.<br />
Das Gesetz 26.190 besagt, dass Stromerzeugung aus erneuerbaren<br />
Energien von »nationalem Interesse« ist und<br />
legt einen Einspeisetarif von 2,67 EUR pro MWh 26 , die<br />
aus erneuerbaren Ressourcen gewonnen wurde, fest. Der<br />
25 Das Gesetz 26.190 wurde 2009 durch Beschluss 562/2009 implementiert.<br />
26 Der Tarif <strong>für</strong> Solar-PV liegt bei 1,60 EUR pro MWh.<br />
ARGENTINIEN | 18<br />
Tarif wird durch den »Treuhandfonds <strong>für</strong> erneuerbare<br />
Energien« 27 garantiert, der speziell <strong>für</strong> diesen Zweck<br />
eingerichtet wurde und durch den Bundesrat <strong>für</strong> Elektroenergie<br />
verwaltet wird. Ziel dieses Gesetzes ist es, bis<br />
2016 8% des nationalen Stromverbrauchs durch Energie<br />
aus erneuerbaren Ressourcen zu decken, was einer Kapazität<br />
von 2.500 entspricht. In diesem Gesetz gibt es auch<br />
andere Anreize wie z. B. Befreiung von der Mehrwertsteuer<br />
bei Kauf, Herstellung, Bau oder Einfuhr von Kapitalgütern<br />
und Ausrüstung <strong>für</strong> die Infrastruktur, sowie<br />
eine schnellere Amortisierung der Einnahmen durch die<br />
Produktion von erneuerbarer Energie.<br />
Auf der Grundlage der Ziele, die durch das Gesetz 26.190<br />
aus dem Jahr 2007 formuliert worden sind, wurde im Mai<br />
2009 von der nationalen Regierung über das Ministerium<br />
<strong>für</strong> Planung, öffentliche Investitionen und Dienstleistungen<br />
das Programm GENREN initiiert (Generación Renovable),<br />
das den alten »Plan de Energías Renovables«<br />
<strong>für</strong> Argentinien wiederbelebt. Dieses Programm, das ist<br />
immer noch in der Entwicklung ist, dient als Rahmen<br />
zur Einrichtung einer Verordnung zur Förderung erneuerbarer<br />
Energie im Land durch steuerliche Regelungen,<br />
Steuerbefreiungen und andere Anreize <strong>für</strong> alle Investitionen,<br />
die entweder mit der Erzeugung von Energie<br />
aus erneuerbaren Ressourcen oder der Produktion von<br />
Ausrüstung zur Nutzung erneuerbarer Energie verbunden<br />
sind. Die Regierung hat das nationale Energieunternehmen<br />
ENARSA dazu ermächtigt, eine öffentliche<br />
Ausschreibung durchzuführen. Da<strong>für</strong> schreibt ENARSA<br />
Kapazitäten <strong>für</strong> private Akteure aus. Dieses Ausschreibungsverfahren<br />
stimmt mit Argentiniens Ziel überein, bis<br />
2016 mindestens 8% Strom aus erneuerbaren Ressourcen<br />
zu produzieren. Der Prozess soll es privaten Investoren<br />
ermöglichen, im Rahmen eines auf 15 Jahre angelegten<br />
Vertrages eine Leistung von 1.000 MW an erneuerbarer<br />
Energie zu installieren. Die Regierung rechnet mit Investitionen<br />
in Höhe von 1.769 Mio. EUR aus dem privaten<br />
Sektor , um alle Projekte des Programmes zu implementieren,<br />
die sich auf die folgenden Bereiche konzentrieren:<br />
Windenergie (500 MW), Biokraftstoffe (150 MW),<br />
WTE 28 (120 MW), Biomasse (100 MW), Mini-Wasserkraft<br />
(60 MW), Erdwärme (30 MW), Sonnenenergie<br />
27 Fondo Ficudidario de Energías Renovables<br />
28 Energiegewinnung aus Abfall
(20 MW) und Biogas (20 MW). Diese Regelung und der<br />
Einspeisetarif, der durch das Gesetz bestimmt wird, sollen<br />
Meilensteine zur Beschleunigung der Anwendung von erneuerbaren<br />
Energien in Argentinien sein.<br />
Der Biokraftstoff-Sektorund insbesondere die Produktion<br />
von Biodiesel und Bioethanol haben in Argentinien<br />
ein deutliches Wachstum verzeichnet. Allerdings gibt es<br />
nur ungenügende Maßnahmen zur Förderung dieses Sektors.<br />
Dem Gesetz Nr. 26.093 (Biokraftstoff-Gesetz), das<br />
festlegt, dass Benzin und Diesel mit 5% Biokraftstoffen<br />
gemischt werden soll, mangelt es an der notwendigen Unterstützung<br />
und entsprechenden Maßnahmen, um dieses<br />
Ziel zu erreichen. Bislang hat die Regierung lediglich Vorgaben<br />
<strong>für</strong> die Produktion von Ethanol gemacht (bezüglich<br />
Preisen und oder die Auswahlkriterien <strong>für</strong> geplante<br />
Projekte), nicht aber <strong>für</strong> Biodiesel.<br />
Das Gesetz Nr. 26.123 aus dem Nationalen Programm <strong>für</strong><br />
Wasserstoff, das 2006 erlassen wurde und die Entwicklungen<br />
und Investitionen im Bereich der Wasserstoffproduktion<br />
fördert und reguliert, wurde nach wie vor nicht<br />
umgesetzt.<br />
Die Provinz Santa Cruz hat ein Landesgesetz (Ley Provincial<br />
2.796) verabschiedet, das Steuererleichterungen<br />
und Subventionen <strong>für</strong> Anlagen im Bereich erneuerbare<br />
Energie während der ersten 10 Jahre vorgibt. Die Steuervorteile,<br />
die durch diese Verordnung gewährt werden, variieren<br />
zwischen 50% und 100%, je nach Anteil der lokal<br />
produzierten Komponenten 29 . Der Zuschuss folgt dem<br />
gleichen Muster und reicht von 0,01 ARD (0,0018 EUR)<br />
bis 0,03 ARD (0,0054 EUR) pro kWh. Dieser Zuschuss<br />
bedeutet eine Ergänzung zur Einspeisetarifregelung, die<br />
durch das nationale Gesetz Nr. 26.190 geregelt ist.<br />
Die erfolgreiche Förderung und Bereitstellung von Anlagen<br />
<strong>für</strong> erneuerbare Energien innerhalb des Landes hängt<br />
weitgehend von verlässlichen Maßnahmen zur Integration<br />
dieser Quellen in den nationalen Energiemix ab, um<br />
potenzielle Investoren bei der Minderung langfristiger<br />
Risiken zu unterstützen und <strong>für</strong> leichteren Zugang zu Finanzmitteln<br />
zu sorgen, um so die höheren Kosten <strong>für</strong> die<br />
benötige Technologie aufzufangen.<br />
Die regulatorischen Rahmenbedingungen <strong>für</strong> erneuerbare<br />
Energien in Argentinien sind derzeit ausschließlich<br />
29 Seit 1. Januar 2007 gibt es 100% Steuererlass auf alle Teile, die innerhalb des<br />
Landes produziert wurden.<br />
ARGENTINIEN | 19<br />
durch Gesetz 26.190 gegeben, da der ursprünglich definierte<br />
Plan <strong>für</strong> erneuerbare Energien in Argentinien überholt<br />
ist. Die Fertigstellung und effiziente Anwendung des<br />
GENREN Programms zur Installation von 1.000 MW<br />
Leistung aus erneuerbaren Ressourcen ist der erste Schritt,<br />
die Akteure im Bereich erneuerbare Energie wieder zu<br />
motivieren, die ihre Tätigkeit nach ersten Aktivitäten in<br />
2002 auf Grund der Wirtschaftskrise in Argentinien eingestellt<br />
haben.<br />
Clean Development Mechanism<br />
Argentinien ratifizierte das Kyoto-Protokoll im Jahr<br />
2001. Das Büro <strong>für</strong> den Clean Development Mechanism<br />
OAMDL (Oficina Argentina de Cambio Climático) berichtet<br />
an das Sekretariat <strong>für</strong> Umwelt und nachhaltige<br />
Entwicklung und dient als Nationale Aufsichtsbehörde<br />
(DNA) des Landes. Dekret Nr. 1.070 vom September<br />
2005 verabschiedete einen nationalen CO2-Fond (Fondo<br />
Argentino del Carbono <strong>–</strong> FAC), der auf die Entwicklung<br />
und Umsetzung von CDM-Projekten abzielt. Zu den<br />
Aufgaben der Organisation gehört ein breites Spektrum<br />
von Aktivitäten wie z. B.:<br />
• Technische Unterstützung <strong>für</strong> Projektentwickler, die an<br />
der Evaluierung des Minderungspotenzials ihrer Projekte<br />
interessiert sind (inklusive Machbarkeitsstudien,<br />
Due-Diligence-Prüfungen etc.) sowie die Möglichkeit,<br />
als Kandidat <strong>für</strong> den CDM-Prozess berücksichtigt zu<br />
werden<br />
• Identifizierung potenzieller Projekte und Bereiche zur<br />
Vermeidung von CO2-Emissionen (durch Sektorstudien,<br />
nationale Kommunikation, Minderungsstrategien<br />
etc)<br />
• Entwicklung von Kapazitäten in Bezug auf Klimaschutzstrategien<br />
(Entwicklung von Kommunikations-<br />
Tools, Kampagnen und Veranstaltungen)<br />
Bis September 2009 wurden 26 Projekte von der DNA<br />
bewilligt, die als CDM-Projekte in das UNFCCC-Programm<br />
integriert werden sollen. Fünfzehn dieser CDM-<br />
Projekte wurden bereits <strong>für</strong> das UNFCCC-Programm<br />
registriert. Von den Projekten, die beim UNFCCC eingereicht<br />
wurden, kamen nur sieben aus dem Bereich Strom-
TABELLE 7:<br />
VERABSCHIEDETE UND GEPLANTE CDM PROJEKTE IM BEREICH ERNEUERBARE ENERGIEN IN ARGENTINIEN<br />
Projekt Ort Typ<br />
Antonio Moran Windpark<br />
in Patagonien<br />
Bio-energy in Geeral Deheza <strong>–</strong><br />
<strong>–</strong>Stromerzeugung aus<br />
Erdnuss- und Sonnen-<br />
blumenkernschalen<br />
Complejo Industrial La Plata <strong>–</strong><br />
Projekt »Rückgewinnung und<br />
Nutzung von Verbrennungsrückständen«<br />
Pindó Erzeugung von<br />
Biomassenergie aus<br />
Waldbiomasse<br />
6 MW Elektrizitätswerk mit<br />
Biomasse aus der Geflügel-<br />
industrie<br />
Biogasrückgewinnung und<br />
thermische Energieproduktion<br />
im CITRUSVIL Werk<br />
(Werk zur Herstellung von<br />
Zitronen-säureprodukten)<br />
Anaerobe Vergärung und<br />
Energieerzeugung im<br />
Semino Stärkewerk Projekt<br />
Comodoro<br />
Rivadavia<br />
<strong>–</strong> Provinz-<br />
Chubut<br />
General<br />
Deheza <strong>–</strong><br />
Provinz<br />
Córdoba<br />
Ensenada<br />
<strong>–</strong> Provinz<br />
Buenos Aires<br />
Stadt Puerto<br />
Esperanza-<br />
Department<br />
von Iguazú<br />
<strong>–</strong> Provinz<br />
Misiones<br />
District of<br />
Lobos <strong>–</strong><br />
Provinz<br />
Buenos Aires<br />
Cevil Pozo<br />
<strong>–</strong> Provinz<br />
Tuscumán<br />
Caracañá<br />
Stadt <strong>–</strong><br />
San Lorenzo<br />
Department <strong>–</strong><br />
Provinz<br />
Santa Fe<br />
erneuerbare<br />
Energien<br />
erneuerbare<br />
Energien<br />
produzierende<br />
Industrie<br />
erneuerbare<br />
Energienen<br />
erneuerbare<br />
Energien<br />
produzierende<br />
Industrie<br />
Müllverarbeitung<br />
und<br />
<strong>–</strong>entsorgung<br />
Quelle: Oficina Argentina del Mecanismo para un Desarrollo Limpio 2009<br />
erzeugung durch erneuerbare Energiequellen (siehe Tabelle<br />
7) und lediglich eines aus dem Bereich Windenergie.<br />
Sieben CDM-Projekte sind im Sektor der Abfallbehandlung<br />
und <strong>–</strong>entsorgung angesiedelt, vor allem im Bereich<br />
der Verwertung von Deponiegas und der Verringerung<br />
des Methanausstoßes.<br />
Derzeit gibt es keine spürbaren Auswirkungen der CDM-<br />
Regelung auf die Planung und Durchführung von Projekten<br />
<strong>für</strong> erneuerbare Energie im Land. Die Investitionsbedingungen<br />
und rechtlichen Rahmenbedingungen müssen<br />
noch von der zentralen Regierung entwickelt werden, um<br />
den erneuerbaren Energien eine wichtige Rolle innerhalb<br />
des Energiemixes des Landes zu sichern 30 . Die konse-<br />
30 Die stringente Anwendung des GENREN Programms innerhalb des Landes<br />
würde die gegenwärtigen Konditionen <strong>für</strong> den Einsatz erneuerbarer Energien<br />
stark verändern. Diese Form der Energie würde dann nämlich eine weitaus<br />
wichtigere Rolle in Argentiniens Energiemix spielen als bisher.<br />
Geplante<br />
Einsparung<br />
(t CO2 eq)<br />
MW Status<br />
ARGENTINIEN | 20<br />
Termin der<br />
Bewilligung<br />
Termin der<br />
Regis-<br />
trierung<br />
185.483 10.56 registriert 19-07-05 29-12-05<br />
585.760.9 10 registriert 11-10-06 09-04-07<br />
1.977.056 n.v.<br />
491.197 4<br />
1.102.793 6<br />
338.993 9.20<br />
203.073 10.05<br />
noch nicht<br />
registriert<br />
noch nicht<br />
registriert<br />
noch nicht<br />
registriert<br />
noch nicht<br />
registriert<br />
noch nicht<br />
registriert<br />
31-01-07<br />
18-03-08<br />
24-06-09<br />
19-03-09<br />
19-03-09<br />
quente Anwendung einer nationalen CDM-Strategie<br />
würde als Katalysator <strong>für</strong> die breite Nutzung erneuerbarer<br />
Energien im Land dienen und sollte darum parallel zum<br />
Marktgeschehen weiterentwickelt werden.<br />
Biomasse und Biogasressourcen werden derzeit im Land<br />
nicht genutzt, obwohl Argentinien über umfangreiche<br />
Ressourcen verfügt. Ein großes Potenzial zur Minderung<br />
von CO2-Emissionen würde sich durch die Umstellung auf<br />
Biodiesel im Verkehrs- und Agrarsektor und die Nutzung<br />
von Biomasse <strong>für</strong> die Energieerzeugung ergeben 31 . Projekte<br />
aus beiden Bereichen, so sie denn weiterentwickelt<br />
werden, kommen <strong>für</strong> die CDM-Registrierung in Frage.<br />
Im Bereich Solarenergie ist diese Lösung nur <strong>für</strong> isolierte<br />
31 Weitere Informationen in: »Klimaschutz in Argentinien und Brasilien. Marktpotenziale<br />
und Ratgeber <strong>für</strong> CDM Projekte« der Cámara Argentino Alemana
Siedlungen gedacht, wo der Anschluss an das nationale<br />
Versorgungsnetzentweder schwer realisierbar oder zu<br />
teuer ist. Die Entwicklung größerer Solar-PV-Projekte<br />
befindet sich noch in der Anfangsphase und ist aufgrund<br />
des kleinen Potentials sehr begrenzt.<br />
Aktivitäten Internationaler Geber<br />
The Japan International Cooperation Agency ( JICA)<br />
Die JICA ist eine Institution der japanischen Regierung<br />
und <strong>für</strong> die Ausführung von Programmen der technischen<br />
Zusammenarbeit in Entwicklungsländern verantwortlich.<br />
Seit 2007 arbeitet diese Einrichtung insbesondere im Bereich<br />
der Forstwirtschaft mit dem Sekretariat <strong>für</strong> Umwelt<br />
und nachhaltige Entwicklung an der Identifizierung und<br />
Entwicklung von CDM-Projekten in Argentinien. Derzeit<br />
wird das Projekt »Durchsetzung von Technologien<br />
<strong>für</strong> die Anwendung des CDM in der Aufforstung und<br />
Wiederaufforstung (CDM F/R) in Argentinien» durchgeführt.<br />
Carbon Finance-Assist Program<br />
Die Carbon Finance-Assist-Programm (CF-Assist) ist<br />
eine Initiative der Weltbank aus dem Jahr 2005. Ziel dieses<br />
Projektes ist es, Entwicklungs- und Schwellenländer<br />
im Prozess der CDM-Projektentwicklung und -durchführung<br />
zu unterstützen. Argentinien wurde 2006 durch<br />
die Unterzeichnung eines Abkommens zwischen der<br />
Weltbank und dem argentinischen Minister <strong>für</strong> Umwelt<br />
und nachhaltige Entwicklung Teil dieses Programms. Ein<br />
Arbeitsplan wurde zwischen den beiden Partnern ausgearbeitet,<br />
der die folgenden Arbeitsbereiche definiert:<br />
• Entwicklung von Strategien <strong>für</strong> den argentinischen<br />
CO2-Fond<br />
• Entwicklung eines Projekt-Portfolios des argentinischen<br />
CO2-Fond<br />
• Technische Unterstützung <strong>für</strong> CDM-Projekte<br />
• Kapazitätsaufbau<br />
• Teilnahme Argentiniens an der Carbon Expo<br />
2006<strong>–</strong>2007<br />
ARGENTINIEN | 21<br />
Inter-American Development Bank<br />
2006 erhielt Argentinien Mittel der Inter-American Development<br />
Bank (IADB) in Form eines Darlehens über<br />
580 Mio. USD zur Realisierung des »Norte Grande<br />
Stromübertragungsprogramms». Das Projekt konzentriert<br />
sich auf den Bau einer Hochspannungsleitung<br />
(500 kV) zur Verbindung der nordöstlichen (NOA) und<br />
nordwestlichen (NEA) Regionen des Landes sowie auf<br />
die elektrische Übertragung von Hoch- und Mittelspannungsnetzen<br />
(unter 500 kV) <strong>für</strong> die ergänzenden regionalen<br />
Übertragungsnetze beiden Regionen.<br />
Andean Entwicklungs-Gesellschaft<br />
Die Corporación Andina de Fomento (CAF) wurde als<br />
eine multilaterale Finanzinstitution gegründet, um Bankdienstleistungen<br />
<strong>für</strong> öffentliche und private Kunden insbesondere<br />
aus der Andenregion bereitzustellen. Im Jahr<br />
2006 finanzierte diese Einrichtung zwei Projekte in Argentinien:<br />
die Verbindung Comahue-Cuyo und die Verbindung<br />
Rincón Santa Maria-Rodriguez. Im selben Jahr<br />
wurden 210 Mio. USD bereitgestellt, um die landesweite<br />
Wasserinfrastruktur zu modernisieren. Im Juni 2007 genehmigte<br />
die CAF ein Darlehen von 45 Mio. USD <strong>für</strong><br />
die Provinz Buenos Aires zur teilweisen Finanzierung der<br />
Ausweitung von Stromübertragungskapazitäten im nördlichen<br />
Teil der Region.<br />
1.6 <br />
Windenergiepotential<br />
Die Windenergiegewinnung stellt die vielversprechendste<br />
Form der Stromerzeugung aus erneuerbaren Ressourcen<br />
im Land dar. Die Zentralregierung hat bereits die ersten<br />
Schritte zur Bewertung, Analyse und Nutzung des<br />
Windpotenzials im Land getan. In dem aktuellen Bericht<br />
zum Status der Windindustrie in Argentinien, den die<br />
Cámara Argentina de Energías Renovables ausgearbeitet<br />
hat, wurden 70% des Landes mit einer jährlichen durchschnittlichen<br />
Windgeschwindigkeit von 6 m/s (50 Meter<br />
Höhe) als geeignete Regionen zur Windenergienutzung<br />
eingeschätzt 32 . Die besten Standorte <strong>für</strong> Windparks be-<br />
32 »Estado de la Industria Eólica en Argentina« (2009). Cámara Argentina de<br />
Energías Renovables.
finden sich im südlichen Teil des Landes, insbesondere im<br />
mittleren und südlichen Patagonien, wo die durchschnittlichen<br />
Windgeschwindigkeiten Werte von 9 m/s bzw.<br />
12 m/s erreichen (http://argentinaeolica.org.ar/portal/<br />
images/stories/Eolica%20en%20Argentina.pdf ). Eines<br />
der Hauptprobleme bei der Entwicklung von Windparks<br />
liegt darin, dass die geeignetsten Standorte weit von dicht<br />
besiedelten Gebieten und industriellen Zentren entfernt<br />
sind, wodurch Netzprobleme entstehen (Netzverbindungen,<br />
Netzkapazitäten, hohe Kosten <strong>für</strong> die Übertragungsleitungen,<br />
große Leitungsverluste etc.). Windkarten gibt<br />
es derzeit <strong>für</strong> zwei Provinzen im südlichen Teil des Landes<br />
(Chubut und La Pampa). Die Erstellung eines umfassenden<br />
Windatlasses <strong>für</strong> das gesamte Land ist ein wesentlicher<br />
Bestandteil des nationalen Windenergieplans. Um<br />
die Planung von Windenergie-Projekten zu erleichtern<br />
wurde das Regionale Zentrum <strong>für</strong> Windenergie (CREE)<br />
in der Provinz Chubut 2005 mit der Erstellung eines solchen<br />
Atlas beauftragt, der 2006 fertig gestellt wurde. Der<br />
Atlas kann unter www.eeolica.com.ar abgerufen werden.<br />
Die argentinische Regierung geht davon aus, dass bis 2012<br />
300 MW an Windenergiekapazitäten errichtet werden<br />
können.<br />
Rahmenbedingungen <strong>für</strong> Windenergie<br />
Die prekäre wirtschaftliche Lage in den Jahren 2001<strong>–</strong><br />
2002 hat die Entwicklung der Windenergiebranche stark<br />
gefährdet und viele Studien und Projekte blockiert. Mittlerweile<br />
hat die Regierung eine ganzheitliche Strategie<br />
entwickelt (Nationale Windenergiestrategie, PENEE),<br />
um die Windenergiebranche auf nationaler Ebene zu<br />
stärken. So soll nicht nur die installierte Kapazität erhöht,<br />
sondern die gesamte Windenergieproduktion des Landes<br />
gefördert werden, die bislang eine nahezu unerschlossene<br />
wirtschaftliche Nische war.<br />
Das PENEE beinhaltet das offizielle Entwicklungsprogramm<br />
<strong>für</strong> Windparks und soll zum Bau von mindestens<br />
300 MW an Windenergieprojekten führen. Zu den ersten<br />
Maßnahmen zur Erreichung dieses Ziels gehört die<br />
Ausarbeitung des Windatlas und die Realisation der Projekte<br />
Vientos de la Patagonia 1 und 2. Beide Windparks<br />
werden von der Regierung mit zusätzlichen Mitteln aus<br />
ARGENTINIEN | 22<br />
den Provinzen, in denen sie installiert sind, finanziert. Der<br />
Windpark Vientos de la Patagonia 1 ist zu 80% Eigentum<br />
der ENARSA und zu 20% Eigentum der Provinz Chubut.<br />
Die Umsetzung des Projekts ist in zwei Phasen aufgeteilt:<br />
Phase 1, die bereits angelaufen ist und voraussichtlich bis<br />
Ende 2009 abgeschlossen sein wird, umfasst die Installation<br />
und Zertifizierung von zwei Prototyp-Turbinen<br />
argentinischer Hersteller (IMPSA Wind und NRG Patagonia).<br />
In Phase 2 wird ein 60 MW-Windpark mit den<br />
zertifizierten Turbinen der Phase 1 in Chubut installiert.<br />
Der Windpark Vientos de Patagonia 2 33 mit einer Kapazität<br />
von 20 MW liegt in der Provinz Santa Cruz. Studien<br />
zur Erschließung und zur Analyse der Windressourcen<br />
werden zurzeit durchgeführt.<br />
Gesetzgebungen <strong>für</strong> Windenergieprojekte<br />
• Gesetz Nr. 26.190: Wie bereits erwähnt gewährt dieses<br />
Gesetz wirtschaftliche Unterstützung <strong>für</strong> Energie aus<br />
erneuerbaren Ressourcen. Im Falle der Windenergie<br />
gibt es eine kleine Unterstützung (0,26 EUR ct./kWh<br />
<strong>für</strong> Wind) und steuerliche Vorteile (z. B. die beschleunigte<br />
Amortisierung oder Befreiung von der Mehrwertsteuer)<br />
<strong>für</strong> Windenergieprojekte.<br />
• Gesetz der Provinz Chubut (Ley Provincial 4.389):<br />
Diese Verordnung legt zusätzliche Subventionen und<br />
Steuervergünstigungen fest und bestimmt auch den<br />
Anteil 33 der Windenergieanlagen-Komponenten, die<br />
in der Provinz hergestellt oder dort montiert werden<br />
müssen. Die Zuschüsse belaufen sich auf 0,089 EUR ct/<br />
kWh (zusätzlich zu den nationalen Subventionen).<br />
• Gesetz der Provinz von Buenos Aires (Ley Provincial<br />
12.603): Dieses Gesetz gewährt zusätzliche Subventionen<br />
<strong>für</strong> Windenergie. Die Zuschüsse belaufen sich<br />
auf 0,089 EUR ct/kWh,(zusätzlich zu den nationalen<br />
Subventionen).<br />
• Gesetzt der Provinz Santa Cruz (Ley Provincial<br />
2.796): Wie im vorhergehenden Kapitel dargestellt,<br />
legt diese Regulierung die Steuervorteile (50<strong>–</strong>100%<br />
je nach lokaler Bestimmung) und kleine Subventionen<br />
(0,18 <strong>–</strong> 0,54 EUR ct, je nach lokaler Bestimmung) <strong>für</strong><br />
Projekte im Bereich erneuerbare Energien fest.<br />
33 Seit dem 1. Januar 2007 100%.
TABELLE 8:<br />
INSTALLIERTE WINDPARKS IN ARGENTINIEN<br />
Derzeitige Nutzung von Windenergie und<br />
geplante Projekte<br />
Die derzeit installierte Windenergieleistung beträgt<br />
30 MW aus Projekten, die hauptsächlich im Zeitraum<br />
von 1994 bis 2002 34 entwickelt und durch Stromgenossenschaften<br />
realisiert wurden. 35 Die letzte Windanlage,<br />
die im Land installiert wurde, ist eine 2-MW-Turbine, die<br />
<strong>für</strong> das Unternehmen Barrick in der Mine in der Provinz<br />
San Juan installiert wurde. Die nachfolgende Tabelle zeigt<br />
eine kurze Beschreibung der bestehenden Windprojekte<br />
in Argentinien.<br />
Nach einigen Jahren der Stagnation aufgrund der Wirtschaftskrise<br />
hat die Windenergieentwicklung an Dynamik<br />
gewonnen, was an der eindrucksvollen Projektpipeline<br />
zu sehen ist. Außer dem zuvor beschriebenen Projekt<br />
Vientos de Patagonia sind folgende Projekte geplant:<br />
Die Arauco Wind Farm ist ein Projekt in der Provinz La<br />
Rioja und wurde vom Unternehmen IMPSA entwickelt.<br />
Das Projekt sieht die Errichtung von 12 Windenergieanlagen<br />
vor (mit je 2,1 MW Leistung), die eine Gesamtka-<br />
34 In den Jahren 2001<strong>–</strong>2002 ließ die Wirtschaftskrise die Investitionen in die<br />
Windenergie sinken. Da sich die argentinische Wirtschaft langsam erholt,<br />
steigen diese Investitionen allmählich wieder an.<br />
35 In Elektrizitätsgenossenschaften schließen sich einzelne Investoren zusammen,<br />
um ihre wirtschaftliche Leistungsfähigkeit zu steigern (und so an großen Projekten<br />
teilnehmen zu können) und um eine schlagkräftige Lobby zur Vertretung<br />
der Interessen aller Mitglieder zu haben.<br />
ARGENTINIEN | 23<br />
Aufstellungsort Tag der Inbetriebnahme<br />
Installierte<br />
Kapazität (MW)<br />
Eigentümer<br />
Claromecó Dezember 98 0.8 Cooperative Claromecó<br />
Darragueira September 97 0.8 Cooperative Darragueira<br />
M. Buratovich Oktober 97 1.2 Cooperative M. Buratovich<br />
Punta Alta Februar 95 0.4 Cooperative Punta Alta<br />
Punta Alta Dezember 98 1.8 Cooperative Punta Alta<br />
Tandil Mai 95 0.8 Cretal Cooperative Ltd. Cooperative Tandil<br />
C. Rivadavia Januar 94 0.5 Pecorsa<br />
C. Rivadavia September 97 6.0 Soc. Coop. Comodoro Rivadavia<br />
C. Rivadavia Oktober 01 10.6 Soc. Coop. Comodoro Rivadavia<br />
R. Tilly März 96 0.4 Coagua<br />
Gral. Acha November 02 1.8 Cosega<br />
Cutral Có Oktober 94 0.4 Copelco<br />
Pico Truncado März 01 2.4 Municipality Pico Truncado<br />
Veladero August 08 2.0 Barrick<br />
Gesamt 29.8<br />
Quelle: Cámara Argentina de Energías Renovables 2009<br />
pazität von 25,2 MW erreichen sollen, und soll in zwei<br />
Schritten bis Mai 2010 fertig gestellt werden. In einem<br />
weiteren Schritt wird die Installation von 90 MW Leistung<br />
projektiert. Das Malaspina-Projekt wird von der<br />
Firma Central Eólica de Malaspina SA entwickelt. Es sind<br />
40 Windkraftanlagen geplant (Vestas V-80 mit je 2 MW).<br />
Das Projekt ist in der Pampa Malaspina gelegen, ca. 130<br />
km nördlich der Stadt Comodoro Rivaldiva in Chubut.<br />
Es ist vorgesehen, dass der Windpark bis 2010/2011 in<br />
Betrieb genommen wird.<br />
Das Vientos del Secano Projekt wird von der Firma ABO<br />
Wind entwickelt und soll in der Nähe der Gemeinde<br />
Ing. Buratovich (Region Villarino) aufgestellt werden.<br />
Der Park wird über eine Gesamtkapazität von 50 MW<br />
verfügen,die Arbeiten sollen bis Ende 2010 beginnen. Es<br />
ist geplant, dass der Park 2011 in Betrieb genommen wird.<br />
Ein weiteres Projekt in Planung ist der Bau des Windparks<br />
Diadema, der sich in der Nähe der Stadt Comodoro Rivadavia<br />
befindet. Der Windpark ist auf eine Gesamtkapazität<br />
von 6,3 MW (aus 7 ENERCON-E-44-Turbinen<br />
mit je 900 kW) und eine geplante durchschnittlichen Er-
zeugung von 22 GWh pro Jahr angelegt. Zusätzlich zum<br />
Windpark ist der Bau einer Wasserstoffanlage vorgesehen.<br />
Es ist geplant, dass das Projekt bis zum Jahr 2010 anläuft,<br />
jedoch deutet manches darauf hin, dass das Projekt bis auf<br />
weiteres ausgesetzt wird.<br />
Geschäftsklima<br />
Auf dem argentinischen Wind-Markt gibt es zurzeit drei<br />
lokale Hersteller von Windkraftanlagen:<br />
Das Unternehmen IMPSA besitzt eine Produktionsstätte,<br />
die Windkraftanlagen produziert (≥ 1,5 MW). Die<br />
in Mendoza gelegene Anlage kann pro Jahr 75 Windkraftturbinen<br />
inklusive Rotorblätter bauen. Das Unternehmen<br />
hat verschiedene Arten von Turbinen <strong>für</strong> unterschiedliche<br />
Windverhältnisse entwickelt (1 MW, 1,5 MW und<br />
2,1 MW). IMPSA arbeitet zurzeit an der Entwicklung<br />
von Turbinen mit einer Nennleistung von über 4 MW.<br />
IMPSA Wind ist der größte brasilianische Wind-Technologieentwickler<br />
mit 13 Windparks, die eine eine Gesamtkapazität<br />
von 317 MW haben und im Nordosten<br />
und Süden des Landes verteilt sind. In Argentinien ist<br />
das Unternehmen an Projekten in den Provinzen Buenos<br />
Aires, Chubut, Córdoba, Neuquén, San Luis und Santa<br />
Cruz beteiligt. In Patagonien hat IMPSA bislang eine<br />
Turbine installiert (1,5 MW) und plant einen Windpark<br />
(90 MW) in der Provinz La Rioja, der 45% des Strombedarfs<br />
der Provinz produzieren würde.<br />
Die Firma NRG Patagonia vermarktet das Modell NRG<br />
1.500 mit 1,5 MW Leistung. Diese Technologie (die üblicherweise<br />
als IEC Typ I+ oder Typ »S» bezeichnet wird)<br />
wurde speziell <strong>für</strong> den Einsatz bei starkem Wind, wie er<br />
beispielsweise in einigen Regionen Patagoniens herrscht,<br />
in Deutschland entwickelt und klassifiziert NRG Patagonia<br />
hat die Struktur der Turbine Typ 1+ verstärkt und daraus<br />
einen Typ II mit einem Rotor mit 77 m Durchmesser<br />
sowie einen Typ I mit einem Rotor mit 70 m Durchmesser<br />
entwickelt. Derzeit ist NRG Patagonia in der Endphase<br />
der Entwicklung einer ersten Einheit, die nun installiert<br />
werden soll und <strong>für</strong> die Entwicklung des Projekts Vientos<br />
de Patagonia I zertifiziert wird.<br />
ARGENTINIEN | 24<br />
Das Unternehmen INVAP entwickelt meist große und<br />
mittlere Turbinen. INVAP ist in der Entwicklung einer<br />
1,5-MW-Turbine (EOLIS 15) <strong>für</strong> starke Winde (Klasse<br />
1) sehr weit fortgeschritten. Die Turbine ist besonders in<br />
den zentralen und südlichen Regionen Patagoniens sowie<br />
an der Atlantikküste in der Provinz Buenos Aires von<br />
Nutzen. INVAP hat auch die Entwicklung einer 2-MW-<br />
Turbine geplant, die <strong>für</strong> Winde der Klasse 2 (also weniger<br />
starke als die in Patagonien) geeignet sind.
1.7 <br />
CAMMESA (Compañía Administradora del Mercado<br />
Eléctrico Mayorista SA)<br />
Avda. Madero 942- Piso 1ª<br />
Buenos Aires (C1106ACW)<br />
Tel.: +54 (11) 4319- 3700<br />
www.cammesa.com.ar<br />
Nationale Stromregulierungsbehörde<br />
Ente Nacional Regulador de la Electricidad (ENRE)<br />
Avda. Madero 1020 <strong>–</strong> Piso 10º<br />
Buenos Aires (C1106ACX)<br />
Tel.: + 54 (11) 4510-4600<br />
www.enre.gov.ar<br />
Energía Argentina SA (ENARSA)<br />
Av. Libertador 1068 <strong>–</strong> Piso 2º<br />
Buenos Aires (C1112ABN)<br />
Tel. / Fax: +54 (11) 4801-9325<br />
www.enarsa.com.ar<br />
Vereinigung der Stromversorger<br />
Asociación de Distribuidores de Energía Eléctrica de la<br />
República Argentina (ADEERA)<br />
Tacuarí 163- Piso 8º<br />
Buenos Aires (1071AAC)<br />
Tel. / Fax: +54 (11) 4331-0900<br />
E-Mail: adeera@adeera.org.ar<br />
www.adeera.org.ar<br />
Vereinigung der Stromerzeuger<br />
Asociación de Generadores de Energía Eléctrica de la<br />
República Argentina (AGEERA)<br />
Av. Callao <strong>–</strong> 1604 piso 4º<br />
Buenos Aires (C1024AAP)<br />
Tel./Fax: +54 (11) 4807-3310<br />
www.ageera.com.ar<br />
ARGENTINIEN | 25<br />
Argentinische Vereinigung <strong>für</strong> Erneuerbare Energien<br />
und Umwelt<br />
Asociación Argentina de Energías Renovables<br />
y Ambiente (ASADES)<br />
President: Ing. Alfredo Esteves<br />
CC 478 No. 162<br />
La Plata (1900) (Prov. Buenos Aires)<br />
E-Mail: www.asades.org.ar<br />
Argentinische Kammer <strong>für</strong> Erneuerbare Energien<br />
Cámara Argentina de Energías Renovables<br />
Viamonte 524, Suite 102<br />
Buenos Aires (C1053ABL)<br />
Tel. +54 (11) 4515-0517<br />
E-Mail: info@cader.org.ar<br />
www.argentinarenovables.org<br />
Ministerium <strong>für</strong> Planung, öffentliche Investitionen<br />
und Dienstleistungen/Energieministerium<br />
Ministry of Federal Planning, Public Investment<br />
and Services/Secretary of Energy<br />
Ing. Daniel Cameron<br />
Av. Paseo Colón 171 <strong>–</strong> Piso 5º of. 504<br />
Buenos Aires (C1063ACB)<br />
Tel.: +54 (11) 4349-5000<br />
E-Mail: energia@minplan.gov.ar<br />
www.energia.gov.ar<br />
Ministrium <strong>für</strong> Umwelt und Entwicklung<br />
Secretaría Ambiente y Desarrollo Sustentable.<br />
San Martín 451<br />
Buenos Aires (C10004AAI)<br />
Tel.: +54 (11) 4348-8200<br />
Fax: +54 (11 4348-8300<br />
www.ambiente.gov.ar
Bundeskomission <strong>für</strong> Elektrizitä<br />
Consejo Federal de Energía Eléctrica (CFEE)<br />
Av. Pte Julio A. Roca 651 <strong>–</strong> Piso 8º Sector 25<br />
Buenos Aires (C1067ABB)<br />
Tel.: +54 (11) 4349-3068/4445<br />
Fax: +54 (11) 4349-3060<br />
President: Ing. Daniel Omar Cameron<br />
E-Mail: cfee@cfee.gov.ar<br />
www.cfee.gov.ar<br />
Argentinischer Windenergieverband<br />
Asociación Argentina de Energía Eólica (AAEE)<br />
President: Prof. Erico Spinadel<br />
Jose Maria Paz 1131<br />
RA1602 Florida<br />
Buenos Aires<br />
Tel. / Fax: +54 (11) 4362-9266<br />
E-Mail: gencoeol@cvtci.com.ar<br />
Argentinischer Verband <strong>für</strong> Windkraftturbinen<br />
Cámara Argentina de Generadores Eólicos<br />
President: Alejandro Tubal García<br />
Esmeralda 356_P9 Of.29<br />
Buenos Aires (C1035)<br />
Tel.: +54 (11) 5411-1444<br />
www.cadege.org.ar<br />
Japan International Cooperation Agency ( JICA)<br />
Agencia de Cooperación Internacional de Japón<br />
Maipú 1300 <strong>–</strong> Piso 21<br />
Buenos Aires (C1006ACT)<br />
Tel.: +54 (11) 4313-8901<br />
Fax: +54 (11) 4313-5778<br />
E-Mail: ag_oso_rep@jica.go.jp<br />
www.jica.org.ar<br />
ARGENTINIEN | 26<br />
Deutsch-Argentinische Industrie- und Handelskammer<br />
Cámara de Industria y Comercio Argentino-Alemana<br />
Av. Corrientes 327- Piso 23<br />
Buenos Aires (C1043AAD)<br />
Tel.: +54 (11) 5219-4000<br />
Fax.: +54 (11) 5219-4001<br />
E-Mail: ahkargentina@cadicaa.com.ar<br />
www.cadicaa.com.ar<br />
Vereinigung <strong>für</strong> andische Entwicklung<br />
(Argentinisches Büro)<br />
Corporación Andina de Fomento<br />
(Oficina en Argentina)<br />
Av. Eduardo Madero nº 900<br />
Edificio Catalinas Plaxza <strong>–</strong> Piso 9<br />
Buenos Aires (C1106ACV)<br />
Tel.: +54 (11) 4310-1111<br />
E-Mail: argentina@caf.com<br />
www.caf.com<br />
Argentinisches Büro <strong>für</strong> den Clean Development<br />
Mechanism<br />
Oficina Argentina del Mecanismo de Desarrollo<br />
Limpio Secretary for the Environment and Sustainable<br />
Development<br />
Secretaría de Ambiente y Desarrollo Sustentable<br />
San Martín 451 <strong>–</strong> Piso 1º Of. 130<br />
Buenos Aires (C1004AAI)<br />
Coordinator: Lic. Nazareno Castillo<br />
Tel. : +54 (11) 4348-8665<br />
E-Mail: ncastillo@medioambiente.gov.ar<br />
www.2medioambiente.gov.ar<br />
Ministerio de Planificación Federal, Inversión Pública<br />
y Servicios <strong>–</strong>Secretaría de Energía <strong>–</strong> Consejo Federal<br />
de la Energía Eléctrica<br />
Av. Pte. Julio Roca 651, Piso 8, Sector 25<br />
(C1067ABB) Buenos Aires<br />
Argentina<br />
Tel.: + 54 (11) 4349-3068<br />
Fax: +54 (11) 4349-3060
Centro Regional de Energía Eólica<br />
Chubut Province<br />
Central office<br />
Lewis Jones nº 280<br />
(U9103CUF) Rawson<br />
Chubut-Argentina<br />
Tel.: + 54 2695-481572<br />
E-Mail: mail@eeolica.com.ar<br />
www.eeolica.com.ar<br />
IMPSA Argentina<br />
Carril Rodriguez Peña<br />
2451 (M5503AHY)<br />
Godoy Cruz<br />
Tel.: +54 (261) 4131-300<br />
E-Mail: marketing@impsa.com<br />
http://www.impsa.com.ar/<br />
ARGENTINIEN | 27<br />
NRG Patagonia<br />
Central office.<br />
Almirante 456<br />
1º Piso, Of »3«<br />
CP (9000)<br />
Argentina<br />
Tel. / Fax: + 54 (0297) 446-7848<br />
http://www.nrgpatagonia.com/espanol.htm<br />
INVAP<br />
Central offices<br />
F. P. Moreno 1089 <strong>–</strong> C.C. 961<br />
(R8400 AMU)<br />
San Carlos de Bariloche<br />
Río Negro<br />
Argentina<br />
Tel.: +54 (2944) 44-5400<br />
Fax: +54 (2944) 42-3051<br />
E-Mail: info@invap.com.ar<br />
http://www.invap.com.ar/
1.8 <br />
Asociación Argentina de Energía Eólica<br />
www.argentinaeolica.org.ar<br />
Asociación Argentina de Energías Renovables y<br />
Ambiente (ASADES) www.asades.org.ar<br />
Cámara Argentina de Energías Renovables (CADER)<br />
www.argentinarenovables.org<br />
Cámara Argentina de Energías Renovables (CADER).<br />
Estado de la Industria Eólica en Argentina. (2009)<br />
Cámara Argentino-Alemana. Protección Ambiental<br />
en Argentina y Brasil. Potencial de mercado y guía para<br />
proyectos MDL. (2008)<br />
CAMMESA (Comapañía Administradora del Mercado<br />
Eléctrico Mayorista) www.cammesa.com<br />
CGIAR Consortium for Spatial Information<br />
(CGIAR-CSI), http://srtm.csi.cgiar.org,<br />
Gesichtet: 1. August 2009<br />
Comisión de Integración Energética Regional<br />
[www.cier.org.uy/a03-ccnn/ar.htm]<br />
Coordinación de energías renovables. Potencial<br />
de los aprovechamientos energéticos en la República<br />
Argentina. (2006)<br />
Covarrubias, Alvaro J. & Reiche, Kilian. A case study<br />
of exclusive concessions for rural off-grid service in<br />
Argentina.<br />
Econométrica S.A. Economic Research and Forecast.<br />
Informe Económico Especial. »La Triple Tenaza<br />
Energética«. (2007).<br />
ARGENTINIEN | 28<br />
Encyclopedia of Earth. Energy Profile of Argentina.<br />
(2008)<br />
Energía Argentina SA (ENARSA)<br />
www.enarsa.com.ar<br />
Energía Eólica. La energía eólica en Argentina<br />
e-eolica.blogstpot.com /2008/12/la-energa-elica-en-laargentina.html<br />
Energy Information Administration. Official Energy<br />
Statistics from the US Government. Argentina Energy<br />
Profile. http://tonto.eia.doe.gov/country/country_<br />
energy_data.cfm?fips=AR<br />
Ente Nacional Regulador de la Electricidad (ENRE)<br />
www.enre.gov.ar<br />
Ente Nacional Regulador de la Electricidad (ENRE).<br />
El mercado eléctrico mayorista. (2007)<br />
Ente Nacional Regulador de la Electricidad (ENRE).<br />
Experiencia Argentina con la Revisión Tarifaria Integral.<br />
(2005)<br />
Ente Nacional Regulador de la Electricidad (ENRE).<br />
La calidad del servicio público de transporte. (2007)<br />
Fundación para el Desarrollo Eléctrico (FUNDELEC).<br />
Sustentabilidad y Seguridad del Sistema Eléctrico<br />
Argentino. (2004)<br />
Germany Trade & Invest. Kojunkturprogramme<br />
weltweit-Chancen in der Krise. Argentinien. (2009)<br />
Global Renewable Energy www.iea.org<br />
Guzowski, Carina & Recalde, Marina. El Problema del<br />
Abastecimiento Energético en Argentina: Diagnóstico y<br />
Perspectivas. (2006)
INDEC. Instituto Nacional de Estadísticas y Censos<br />
http://www.indec.gov.ar/<br />
International Monetary Fund<br />
http://www.imf.org/external/index.htm<br />
La Nacion. Digital newspaper<br />
http://buscador.lanacion.com.ar/<br />
Lokey, Elizabeth 2009. Renewable Energy Project<br />
Development Under the Clean Development Mechanism:<br />
A Guide for Latin America, Earthscan, July 2009<br />
Ministerio Federal de Planificación Federal, Inversión<br />
Pública y Servicios. Secretaría de Energía www.energia3.<br />
mecon.gov.ar<br />
Oficina Argentina del Mecanismo para un desarrollo<br />
limpio, Presented and registered projects to the<br />
UNFCCC. (2009)<br />
Página del Gobierno de Argentina<br />
www.argentina.gov.ar<br />
ARGENTINIEN | 29<br />
RECIPES Project. Developing Renewables. Argentinean<br />
Country Study: Part B- Energy and Policy. (2006)<br />
Secretaría de Ambiente y Desarrollo Sustentable.<br />
»Portfolio de Proyectos MDL en Argentina«. (2006)<br />
Secretaría de Energía. Balance Energético Nacional.<br />
Serie 1960 <strong>–</strong> 2007. (2007)<br />
Secretaría de Energía. Programa GENREN. Licitación<br />
de generación eléctrica a partir de fuentes renovables<br />
(Presentation May 2009).<br />
World Bank. Benchmarking Data of the Electricity<br />
Distribution Sector in the Latin America and Caribbean<br />
Region 1995 <strong>–</strong> 2005<br />
World Wind Energy Association. Wind Energy International<br />
2009 <strong>–</strong> 2010. Country Report Latin America.<br />
Argentina. (2009)
BRASILIEN<br />
Abkürzungsverzeichnis<br />
ABEEólica Brasilianische Windenergievereiningung<br />
Abrace Brasilianische Vereinigung der<br />
Stromgroßverbraucher und freien<br />
Konsumenten<br />
Abradee Brasilianische Vereinigung der Stromverteiler<br />
Abrage Brasilianische Vereinigung der Strom-<br />
erzeuger<br />
Abrate Brasilianische Vereinigung der großen<br />
Netzbetreiber<br />
Aneel Brasilianische Stromregulierungs-<br />
behörde<br />
ANP Nationale Behörde <strong>für</strong> Öl, Erdgas und<br />
Biokraftstoffe<br />
BEN Nationale Energiebilanz<br />
BIG Aneel-Informationsdatenbank zum<br />
Thema Stromerzeugung<br />
BNDES Brasilianische Entwicklungsbank<br />
CCEE Handelskammer <strong>für</strong> Stromvermarktung<br />
CEEE GT Energieversorgungsunternehmen aus<br />
Rio Grande do Sul<br />
CEMIG Energieversorgungsunternehmen aus<br />
Minas Gerais<br />
CESP Energieversorgungsunternehmen aus<br />
São Paulo<br />
CHESF Wasserkraftwerksbetreiber am São<br />
Francisco Fluss<br />
CMSE Überwachungsgremium des Energie-<br />
sektors<br />
CNPE Nationaler Rat <strong>für</strong> Energiepolitik<br />
COPEL Energieversorgungsuntenehmen aus<br />
Paraná<br />
CPFL Energieversorgungsunternehmen aus<br />
São Paulo<br />
30<br />
CRESESB Referenzzentrum <strong>für</strong> Solar- und Windenergie<br />
CTEEP Netzbetreiber aus São Paulo<br />
ECLAC Wirtschaftskommission <strong>für</strong> Latein-<br />
amerika und die Karibik<br />
EPE Energieplanungsinstitution EPE<br />
(untersteht dem Energieministerium)<br />
<strong>GTZ</strong> Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Technische<br />
Zusammenarbeit<br />
GW Gigawatt<br />
GWh Gigawattstunde<br />
km Kilometer<br />
kv Kilovolt<br />
Labsolar Labor <strong>für</strong> Solarenergie der Bundes-<br />
univeristät von Santa Catarina<br />
MME Ministerium <strong>für</strong> Bergbau und Energie<br />
ONS Verbundnetzbetreiber<br />
Petrobrás Petróleo Brasileiro S.A. (brasilianisches<br />
Ölunternehmen)<br />
PJ Petajoule<br />
PNPB Nationales Programm zur Herstellung<br />
und Nutzung von Biodiesel<br />
PNE 2030 Nationaler Energieplan <strong>für</strong> 2030<br />
Procel Nationales Programm <strong>für</strong> Energie-<br />
effizienz<br />
PROINFA Programm zur Förderung alternativer<br />
Stromquellen<br />
SI isolierte Energiesysteme<br />
SIN Sistema Interligado Nacional<br />
(nationales Verbundnetz)<br />
UNFCCC Klimarahmenkonvention der Vereinten<br />
Nationen<br />
WTO Welthandelsorganisation
BRASILIEN<br />
2.1 Einleitung<br />
ABBILDUNG 1:<br />
WICHTIGSTE STÄDTE UND TOPOGRAPHIE<br />
Quelle: CGIAR 2004<br />
Brasilien ist das fünftgrößte Land der Erde und befindet<br />
sich in Südamerika. Brasilien liegt auf dem Äquator,<br />
wobei der größte Teil des Landes sich über die südliche<br />
Hemisphäre erstreckt. Nachbarstaaten sind: Argentinien,<br />
Bolivien, Kolumbien, Französisch Guyana (Frankreich),<br />
Guyana, Paraguay, Peru, Suriname, Uruguay und Venezuela.<br />
Seit dem 16. Jahrhundert bis zur Unabhängigkeit im<br />
Jahr 1822 war Brasilien eine portugiesische Kolonie. Die<br />
Amtssprache ist portugiesisch. Nach Angaben der Wirtschaftskommission<br />
<strong>für</strong> Lateinamerika und die Karibik<br />
(ECLAC) werden bis zum Jahr 2010 85% der Bevölkerung<br />
in städtischen Gebieten leben 1 .<br />
Im Nordosten des Landes herrscht überwiegend trockenes<br />
und im Norden äquatoriales Klima. Der mittlere<br />
Westen und Teile des Südostens zeigen dagegen Merkmale<br />
tropischen Klimas, während der Süden subtropisch<br />
geprägt ist. Im Nordosten Brasiliens bestimmen Sonne<br />
und Wind ganzjährig das Klima.<br />
Seit 2002 ist Luiz Inácio Lula da Silva Präsident von Brasilien,<br />
seine Amtsperiode dauert noch bis 2011. Brasilien<br />
ist unter anderem Mitglied in folgenden Organisationen:<br />
Mercosur 2 , Unasur 3 , G-20 und WTO. Das Land stellt<br />
1 ECLAC, 2008<br />
2 Mercosur ist eine 1991 zwischen Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay<br />
geschlossene, regionale Wirtschaftsunion, die den freien Handel und den freien<br />
Verkehr von Gütern, Menschen und Geld fördern soll. Weitere assoziierte<br />
Mitglieder sind Bolivien, Chile, Kolumbien, Ecuador und Peru. Venezuela<br />
unterzeichnete am 17. Juni 2006 ein Abkommen zur Vollmitgliedschaft, jedoch<br />
fehlt dazu noch die notwendige Ratifizierung durch das brasilianische und<br />
paraguayanische Parlament.<br />
3 Unasur (Union Südamerikanischer Nationen) ist eine zwischenstaatliche<br />
31<br />
die größte Volkswirtschaft Lateinamerikas und laut Weltbank<br />
4 die achtgrößte weltweit mit einem umfangreichen<br />
und gut entwickelten Landwirtschafts-, Bergbau-, Produktions-<br />
und Dienstleistungssektor. Die wichtigsten<br />
Handelspartner Brasiliens sind die USA, Argentinien,<br />
China, Deutschland, Japan und die Niederlande. Die<br />
Entwicklung des Bruttoinlandproduktes und weitere<br />
wichtige Daten sind in Tabelle 1 aufgeführt.<br />
Im Jahr 2008 war die Arbeitslosenquote mit 7,9% die<br />
niedrigste seit 2002 5 . 2007 lebten 30% der Menschen in<br />
Brasilien in Armut und 8,5% in extremer Armut 6 .<br />
2.2 Energiemarkt<br />
Übersicht Energiemarkt<br />
Die jüngste Untersuchung des brasilianischen Ministeriums<br />
<strong>für</strong> Bergbau und Energie (MME) zeigt, dass der<br />
Primärenergieverbrauch auf 10 531 PJ im Jahr 2008 ge-<br />
ABBILDUNG 2:<br />
GESAMTE PRIMÄRENERGIEBEREITSTELLUNG 2008:<br />
10 531 PJ<br />
1158<br />
11 %<br />
1474<br />
14 %<br />
1790<br />
17 %<br />
Erdölderivate<br />
Gas<br />
Kohle und Torf<br />
Nuklear<br />
316<br />
3 %<br />
211<br />
2 % 633<br />
6 %<br />
Quelle: MME Energy Review 2008.<br />
3896<br />
37 %<br />
1053<br />
10 %<br />
Wasser<br />
Holz/-kohle<br />
Zuckerrohr<br />
Andere Erneuerbare<br />
Vereinigung, die die beiden bestehenden Bündnisse (Mercosur und Andengemeinschaft)<br />
als Teil des kontinuierlichen Prozesses der Südamerikanischen Integration<br />
miteinander verbinden soll.<br />
4 http://siteresources.worldbank.org/DATASTATISITCS/Resources/GDP.pdf<br />
5 IBGE b<br />
6 Als in Armut lebend wird der Anteil der Bevölkerung definiert, dessen<br />
Einkommen weniger als das doppelte der Kosten <strong>für</strong> einen durchschnittlichen<br />
Warenkorb an Grundnahrungsmitteln ausmacht; extreme Armut ist gegeben,<br />
wenn das verfügbare Einkommen geringer als die Kosten <strong>für</strong> einen Warenkorb<br />
an Grundnahrungsmitteln ist. Quelle: Eclac, 2008.
BRASILIEN | 32<br />
TABELLE 1:<br />
BIP, BEVÖLKERUNG, GRÖSSE<br />
Jahr 2000 2002 2004 2006 2008<br />
BIP (in Mrd. €) 438 344 451 729 1132<br />
Einwohner (in Millionen) 171 280 176 391 181 586 186 771 191 870<br />
BIP (pro Kopf in €)<br />
Landesgröße: 8 514 877 km2<br />
2 558 1 949 2 485 3 904 5 899<br />
Wechselkurs: 1€ = US $ 1,4708 (Deutsche Bundesbank, 1.10.2008)<br />
Quelle: IMF<br />
stiegen ist. Dies ist ein Anstieg um 5,3% im Vergleich zu<br />
2007 7 .<br />
Die wachsende Energienachfrage wurde durch fossile<br />
Energiequellen gedeckt, welche einen Produktionszuwachs<br />
von 6,4% verzeichneten. Die Abhängigkeit von<br />
Energieimporten stieg im Jahr 2008 auf 10,4% (im Vergleich<br />
zu 8% in 2007) aufgrund höherer Importe von Erdgas<br />
aus Bolivien und Elektrizität aus Paraguay (aus dem<br />
Wasserkraftwerk Itaipú 8 , an dem Paraguay beteiligt ist).<br />
Erdgas ist die Energieressource, die den größten Anstieg<br />
im brasilianischen Energiemix verzeichnete. Besonders<br />
im Jahr 2008 erhöhte sich der Verbrauch von Erdgas zur<br />
Elektrizitätsgewinnung um 81%.<br />
Der Anstieg der Energiegewinnung aus erneuerbaren Ressourcen<br />
von 2007 auf 2008 betrug nur 4,1%, wodurch<br />
sich der Marktanteil im brasilianischen Energiemix verringerte.<br />
Die jeweiligen Anteile der verschiedenen Energiequellen<br />
werden in Abbildung 2 gezeigt.<br />
Die Bedeutung der Wasserkraft ist gesunken, während die<br />
produzierte Energie durch Feuerholz konstant geblieben<br />
ist. Der Beitrag von Zuckerrohrderivaten führt seinen<br />
Wachstumstrend fort.<br />
Das Stromnetz<br />
Sistema Interligado Nacional (SIN) ist das nationale<br />
Energieverbundsystem bestehend aus Kraftwerken und<br />
den Verteilungs- und Übertragungsnetzen und ist mit den<br />
dazugehörigen Übertragungskomponenten in Abbildung<br />
4 dargestellt. Das SIN breitet sich über nahezu das gesamte<br />
Land aus und wurde durch den Zusammenschluss<br />
von verschiedenen ehemals unabhängigen regionalen Systemen<br />
(Süd, Südost, mittlerer Westen, Nordosten und<br />
7 MME, Energy Review 2008<br />
8 Itaipú ist das größte Wasserkraftwerk der Welt.<br />
Weitere Informationen unter: www.Itaipu.gov.br<br />
ABBILDUNG 3:<br />
ENERGIEVERBRAUCH NACH SEKTOR 2008<br />
2 %<br />
4 %<br />
7 %<br />
10 %<br />
3 %<br />
Industrie<br />
Transport<br />
Energiesektor<br />
nicht-energetisch<br />
Quelle: MME Energy Review 2008.<br />
10 %<br />
28 %<br />
36 %<br />
Landwirtschaft<br />
Öffentlich<br />
Handel<br />
Privathaushalte<br />
Teilen des Nordens) geschaffen. Neben dem SIN gibt es<br />
noch einzelne isolierte Systeme (SI), die den Energiebedarf<br />
im Amazonasgebiet decken, das wegen seiner besonderen<br />
geografischen Gegebenheiten nicht mit dem SIN<br />
verbunden ist. Der Regenwald und die zahlreichen Nebenflüsse<br />
des Amazonas machen den Aufbau von Übertragungsleitungen<br />
extrem schwierig.<br />
Das Übertragungsnetz besteht aus mehr als 90 000 km<br />
Leitungen und wird von 64 verschiedenen Unternehmen<br />
betrieben, welche die jeweilige Nutzungsberechtigung<br />
über öffentliche Ausschreibungen von der Brasilianischen<br />
Stromregulierungsbehörde (Aneel) erworben haben. Die
ABBILDUNG 4:<br />
STROMNETZ, VEREINFACHTE DARSTELLUNG<br />
Source: CGIAR 2004<br />
Nutzungsberechtigung wird <strong>für</strong> 30 Jahre ausgestellt und<br />
kann um weitere 30 Jahre verlängert werden. Während<br />
dieser Zeit sind die Unternehmen <strong>für</strong> den Bau und den<br />
Betrieb des Netzes verantwortlich. Die größten daran<br />
beteiligten Unternehmen sind Companhia Energética<br />
de Minas Gerais (CEMIG), Company de Transmissão<br />
de Energia Elétrica Paulista (CTEEP), Companhia Hidro<br />
Elétrica do São Francisco (CHESF), Companhia<br />
Paranaense de Energia (COPEL), Eletronorte, Furnas<br />
Centrais Elétricas, Companhia Estadual de Geração e<br />
Transmissão de Energia Elétrica (CEEE GT) und Eletrosul<br />
Centrais Elétricas.<br />
Die unabhängigen Systeme werden meist von thermi-<br />
BRASILIEN | 33<br />
schen, mit Diesel oder Heizöl betriebenen Anlagen und<br />
einigen kleinen Wasserkraftanlagen und thermischen Anlagen,<br />
die mit Biomasse betrieben werden, gespeist. 2007<br />
war eine Netzerweiterung um rund 11 500 km Übertragungsleitungen<br />
geplant (siehe Abbildung 4).<br />
Den Stromversorgungsmarkt teilen sich 63 Unternehmen,<br />
die <strong>für</strong> die Stromverteilung an mehr als 61 Millionen<br />
Konsumenten zuständig sind. Die fünf größten<br />
Unternehmen, bezogen auf den verkauften Strom, sind 9 :<br />
Eletropaulo, CEMIG, CPFL, COPEL und Light. Zusammen<br />
liefern sie über 40 % der verkauften Elektrizität in<br />
Brasilien. Diese haben sowohl öffentliche als auch private<br />
Anteilseigner. Die öffentlichen Hauptanteilseigner sind<br />
die Bundesregierung, Bundesstaaten und/oder Stadtverwaltungen,<br />
zu den privaten Anteilseignern gehören<br />
sowohl nationale als auch internationale Investoren (z. B.<br />
AES, Endesa oder EDP). Aneel reguliert die Aktivitäten<br />
der jeweiligen Unternehmen mit Hauptaugenmerk auf<br />
Tarifgestaltung und Servicequalität.<br />
Installierte Leistung<br />
Nach der Aneel Stromerzeugungsdatenbank (Stand:<br />
August 2009) 10 hat Brasilien 2 101 Kraftwerke mit einer<br />
installierten Leistung von 107 GW in Betrieb (ohne<br />
den Anteil, der über das Wasserkraftwerk Itaipú bezogen<br />
wird). Insgesamt gibt es 1 263 thermische Anlagen, von<br />
denen 90 mit Erdgas, 334 mit Biomasse, 799 mit Diesel<br />
und Heizöl und 44 mit anderen fossilen Brennstoffe betrieben<br />
werden. Tabelle 2 listet die existierenden Anlagen<br />
nach Energiequellen.<br />
TABELLE 2:<br />
ANLAGEN UND INSTALLIERTE LEISTUNG IN BRASILIEN, STAND: AUGUST 2009.<br />
Anzahl der Anlagen Zugelassene Leistung (MW)<br />
Wasser 802 38 % 77 969 73 %<br />
Wind 33 2 % 417 0.4 %<br />
Solar 1 0 % 0.02 0 %<br />
Thermisch 1 263 60 % 26 826 25 %<br />
Nuklear 2 0 % 2 007 2 %<br />
Total 2 101 100 % 107 219 100 %<br />
Quelle: Aneel, BIG<br />
9 Quelle: Liste der Mitgliedsunternehmen von Abradee<br />
10 Quelle: Aneel, BIG
Tabelle 3 stellt die Entwicklung der installierten Leistung<br />
zur Stromerzeugung seit 2000 nach den wichtigsten<br />
Energiequellen dar. Zwischen 2000 und 2008 hat sich die<br />
installierte Leistung von thermischen Anlagen mehr als<br />
verdoppelt, während die Kapazität der Wasserkraft in der<br />
gleichen Zeit nur um 27% anstieg. Somit stieg der Marktanteil<br />
des aus thermischen Anlagen gewonnenen Stroms<br />
von 14% auf 22%, während der Anteil der Wasserkraft<br />
von 83% auf 76% sank.<br />
Stromerzeugung<br />
Laut Aneel 11 sind Companhia Hidro Elétrica do São Francisco<br />
(CHESF), Furnas Centrais Elétricas, Eletronorte,<br />
Cia Energética de São Paulo (CESP) und Itaipú Binacio-<br />
11 Quelle: Aneel, BIG<br />
BRASILIEN | 34<br />
TABELLE 3:<br />
INSTALLIERTE LEISTUNG DER STROMERZEUGUNG (IN MW)<br />
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 (2) 11<br />
Wasser 61 063 62 523 65 311 67 793 68 999 70 858 73 434 76 871 77 694<br />
Thermisch 10 642 11 725 15 140 16 705 19 727 20 264 20 957 21 324 22 550<br />
Wind (1) 29 237 247 322<br />
Nuklear 2 007 2 007 2 007 2 007 2 007 2 007 2 007 2 007 2 007<br />
Total 73 712 76 255 82 458 86 505 90 733 93 158 96 634 100 449 102 573<br />
(1) Daten seit 2005 berücksichtigt<br />
(2) Quelle <strong>für</strong> 2008: MME, Energy Review 2008<br />
Quelle: MME BEN 2008<br />
nal die fünf größten Stromproduzenten des Landes. 2007<br />
wurden mehr als 440.000 GWh Strom, hauptsächlich aus<br />
Wasserkraft (84%), produziert. Die Bedeutung von Zuckerrohrrückständen<br />
<strong>für</strong> die Energiegewinnung nimmt<br />
zu, denn immer mehr Zuckerrohrmühlen erzeugen Strom<br />
aus ihren eigenen Beständen. Ihr Beitrag zur Stromerzeugung<br />
erhöhte sich zwischen 2000 und 2007 um das<br />
2,5-fache. Des Weiteren ist der Beitrag von Windkraft<br />
zur Stromerzeugung in den letzten fünf Jahren auf 559<br />
GWh gestiegen und hat sich im Jahre 2007 verneunfacht.<br />
Tabelle 4 stellt die Entwicklung der Stromproduktion aus<br />
verschiedenen Ressourcen dar.<br />
Der Stromverbrauch im Jahr 2008 wird vom industriellen<br />
Sektor dominiert, der 46% des Gesamtverbrauchs<br />
TABELLE 4:<br />
STROMPRODUKTION (IN GWh).<br />
Jahr 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 (1)<br />
Wasser 304 403 267 876 286 092 305 616 320 797 337 457 348 805 374 015 363 800<br />
Wind 1 35 61 61 61 93 237 559 559<br />
Thermisch<br />
Biomasse<br />
und Abfall 10 896 12 276 13 736 15 459 16 348 18 274 18 687 22 499 24 000<br />
Kohle (inklusive<br />
Gaskoks) 8 250 8 218 6 020 5 900 7 034 6 802 7 188 6 771 7 200<br />
Gas, Öl<br />
und andere 19 312 25 824 25 926 23 945 31 604 30 549 30 666 28 851<br />
45 000<br />
(2)<br />
Nuklear 6 046 14 279 13 836 13 358 11 611 9 855 13 754 12 350 13 900<br />
Gesamt erneuerbar 33 608 48 321 45 782 43 203 50 249 47 207 51 608 47 972 66 100<br />
Gesamt 348 908 328 508 345 671 364 339 387 455 403 030 419 336 444 583 454 459<br />
(1) Vorläufige Daten von MME, BEN 2009.<br />
(2) Die Stromproduktion aus Erdgas verdoppelte sich fast zwischen 2007 und 2008 (von 15 500 GWh to 29 900 GWh).<br />
Quelle: MME, BEN 2008
enötigt. Sein Bedarf ist somit seit 2000 um über 45%<br />
gestiegen. Tabelle 5 zeigt den Stromverbrauch von 2000<br />
bis 2008 nach Wirtschaftssektoren.<br />
Wachstumsprognose<br />
Um eine Vorhersage über die zukünftige Entwicklung des<br />
brasilianischen Strommarktes treffen zu können, hat das<br />
Ministerium <strong>für</strong> Bergbau und Energie mehrere mögliche<br />
Szenarien entwickelt (Nationaler Energie Plan <strong>–</strong> PNE<br />
2030). Unterschiedliche Entwicklungstendenzen auf globaler<br />
sowie auch auf nationaler Ebene wurden dabei berücksichtigt.<br />
Eine Wachstumsprognose des Elektrizitätsmarktes<br />
wurde dabei <strong>für</strong> jedes einzelne Szenario erstellt.<br />
In Tabelle 6 sind die berechneten Durchschnittswerte<br />
dargestellt.<br />
BRASILIEN | 35<br />
TABELLE 5:<br />
STROMVERBRAUCH NACH WIRTSCHAFTSSEKTOREN (IN GWh)<br />
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 (1)<br />
Energiesektor 10 479 11 154 11 635 12 009 13 199 13 534 14 572 17 269 18 561<br />
Privathaushalte 83 613 73 770 72 752 76 143 78 577 83 193 85 810 90 881 94 680<br />
Gewerblich/<br />
Öffentlich<br />
76 710 71 804 73 465 78 082 80 174 86 223 88 271 92 253 96 843<br />
Landwirtschaft 12 856 12 395 12 922 14 283 14 895 15 685 16 417 17 536 18 422<br />
Transporte 1 250 1 200 940 980 1 039 1 188 1 462 1 575 1 605<br />
Industrie 146 730 139 406 152 651 160 716 172 061 175 370 183 418 192 616 198 675<br />
Gesamtverbrauch<br />
an Energie<br />
331 638 309 729 324 365 342 213 359 945 375 193 389 950 412 130 428 786<br />
(1) Vorläufige Daten von MME, BEN 2009.<br />
Quelle: MME, BEN 2008<br />
TABELLE 6:<br />
WACHSTUMSPROGNOSE DES STROMBEDARFS (IN GWH) .<br />
Erneuerbare Energien<br />
Aufgrund historischer und geographischer Gegebenheiten<br />
ist der Beitrag von Wasserkraftwerken zur gesamten<br />
Stromproduktion mit 84% sehr <strong>hoch</strong> (77 694 MW in<br />
2008). Im September 2009 waren 300 Wasserkraftwerke<br />
mit einer Leistung unter 1 MW installiert, die zusammen<br />
169 MW Strom lieferten. Die Gesamtleistung der<br />
Wasserkraftwerke zwischen 1 MW und 30 MW liegt bei<br />
2 874 MW. Die verbleibenden 74 926 MW Leistung verteilen<br />
sich auf 162 Wasserkraftwerke mit Einzelleistungen<br />
von mehr als 30 MW 12 . Die brasilianische Nutzung des<br />
Wasserkraftwerks Itaipú (50%) entspricht einer Leistung<br />
von 7 000 MW.<br />
Biomasse, hauptsächlich Zuckerrohrrückstände und<br />
Schwarzlauge, hat einen Gesamtanteil an der Stromproduktion<br />
von 5%. Viele Zuckermühlen (Hersteller von<br />
Zucker und/oder Ethanol) benutzen die anfallenden<br />
Sektor 2005 2010 2020 2030<br />
12 Quelle: Aneel, BIG<br />
durchschnitt-<br />
liches, jährliches<br />
Wachstum<br />
Industrie 175 400 237 000 338 500 460 300 3.9 %<br />
Landwirtschaft 15 700 17 900 24 600 36 600 3.5 %<br />
Privathaushalte 83 200 105 300 169 600 285 500 5.1 %<br />
Gewerblich / Öffentlich 86 200 107 300 158 200 262 700 4.6 %<br />
Transport 1 200 1 100 1 400 1 700 1.3 %<br />
Quelle: MME, PNE 2030
Rückstände, um Energie und Wärme <strong>für</strong> den Eigenbedarf<br />
herzustellen.<br />
Dank seiner Lage in Äquatornähe verfügt Brasilien in allen<br />
Teilen des Landes über gute Voraussetzungen zur Gewinnung<br />
von Solaarenergie. In verschiedenen Regionen<br />
werden mehrere Versuchsprojekte durchgeführt, unter<br />
anderem in dem Dorf Araras in Bundesstaat Roraima.<br />
Dort wird seit 2001 eine 20,5 kW Solar-Diesel-Anlage<br />
betrieben (die in Tabelle 2 aufgeführte Solaranlage). Das<br />
Projekt wurde durch eine Kooperation von Aneel, Labsolar<br />
13 und Guascor initiiert.<br />
Die Regierung scheint allerdings nicht auf Solarenergie<br />
als eine Diversifizierungsmöglichkeit ihres Energiemixes<br />
zu setzen. In den von der EPE veröffentlichen Studien<br />
(Nationaler Energieplan 2030 und Zehnjahresplan Energieausbau)<br />
ist die Nutzung von Photovoltaikanlagen oder<br />
anderen Solarkraftwerken mittel- oder langfristig nicht<br />
als Alternative zur netzgebundenen Stromversorgung<br />
vorgesehen. Die Nutzung der Windkraft zur Stromgewinnung<br />
befindet sich in Brasilien zurzeit noch in der<br />
Anfangsphase. Ende 2008 lag die installierte Leistung bei<br />
359 MW. Im November 2009 findet die erste Ausschreibung<br />
<strong>für</strong> Windenergie über eine Leistung von mehr als<br />
13 000 MW statt. Allerdings muss der tatsächliche Bedarf<br />
an Windenergie <strong>für</strong> die Novemberausschreibung<br />
noch bestimmt werden. Die Regionen mit den größten<br />
Windpotentialen liegen im Nordosten sowie im Süden<br />
des Landes.<br />
Strompreise<br />
In den letzten zehn Jahren sind die Strompreise in jedem<br />
Sektor gestiegen. Zwischen Januar 2003 und Juni 2009<br />
stiegen die durchschnittlichen Preise <strong>für</strong> Privathaushalte<br />
um 30%, im Industriesektor verdoppelten sie sich und im<br />
Handels- und Dienstleistungssektor stiegen sie um 38%.<br />
Die Preise von Juni 2009 sind in Tabelle 7 zu sehen.<br />
13 Labsolar ist das Solarenergielabor der Bundesuniveristät von Santa Catarina<br />
(http://www.lepten.ufsc.br/english/home/solar.html)<br />
BRASILIEN | 36<br />
Liberalisierung<br />
Seit den 1990er Jahren hat der brasilianische Energiesektor<br />
zwei wichtige politische Reformen erlebt. Die erste<br />
fand im Jahr 1996 als Konsequenz auf Gesetz 9427 statt.<br />
Bis zu diesem Zeitpunkt wurde der gesamte Energiesektor<br />
von staatlichen Unternehmen verschiedener Ebenen<br />
bestimmt. Der Schwerpunkt der Energiemarktreform lag<br />
darin, die verschiedenen Geschäftsbereiche der Energievermarktung,<br />
-erzeugung, -übertragung und -verteilung<br />
voneinander zu trennen. Mit dem Gesetz 9427 wurde im<br />
Jahre 1996 die Brasilianische Stromregulierungsbehörde<br />
(Aneel) initiiert. Unter der Kontrolle von Aneel wurde<br />
1998 der Verbundsnetzbetreiber ONS gegründet. Als<br />
Folge dieser Entwicklungen ist eine neue Struktur des<br />
Stromsektors entstanden. ONS ist dabei <strong>für</strong> die Koordination<br />
und Kontrolle der Erzeugungs- und Übertragunseinrichtungen<br />
innerhalb des SIN verantwortlich.<br />
Die zweite Reform fand im Jahre 2004 statt, nachdem das<br />
Land die harte Energierationierungsphase der Jahre 2001<br />
und 2002 überwunden hatte. Der Privatisierungs- und<br />
Liberalisierungsprozess war beendet und führte zu einem<br />
Energiesektor, in dem sowohl private als auch öffentliche<br />
Unternehmen tätig sind.<br />
Durch die Gesetze 10847 und 10848 wurde die die Gesellschaft<br />
<strong>für</strong> Energieforschung (EPE) ins Leben gerufen,<br />
welche <strong>für</strong> Studien zum Energiemix des Landes und der<br />
Entwicklung des Sektors zuständig ist.<br />
Die Energieversorgungsunternehmen wurden in Erzeugungs-,<br />
Übertragungs- und Verteilungsunternehmen getrennt<br />
und es wurden zwei Stromhandelssysteme eingeführt.<br />
Somit kann Strom auf dem freien Markt gehandelt<br />
werden <strong>–</strong> mit bilateralen Verträgen zwischen Verkäufer<br />
und Käufer <strong>–</strong> oder auf dem regulierten Markt (von einem<br />
»Pool») oder in Auktionen, in denen die Verteilungsunternehmen<br />
Strom kaufen und Stromerzeuger Strom<br />
verkaufen dürfen. Diese regulierte Form ist der einzige<br />
TABELLE 7:<br />
DURCHSCHNITTLICHE STROMPREISE, STAND: JUNI 2009<br />
Privathaushalte Industrie Handel und Dienstleistung<br />
Preis (€ / MWh) 106.09 85.57 103.77<br />
Quelle: Aneel Energy Prices
Weg <strong>für</strong> Händler, hohe Stromkontingente mit langfristigen<br />
Verträgen zu erhalten. In den Auktionen sind zwei<br />
Arten, Strom zu verkaufen, vorgesehen: einmal auf dem<br />
Spotmarkt (Lieferung über ein Jahr) oder durch Terminverträge<br />
(Lieferung über drei oder fünf Jahre). Der<br />
frühere Großhandelsmarkt <strong>für</strong> Strom wurde durch die<br />
Handelskammer <strong>für</strong> Stromvermarktung (CCEE) ersetzt.<br />
Aneel und CCEE sind <strong>für</strong> die Durchführung der Auktionen<br />
verantwortlich. Dieses neue 2004 eingeführte Modell<br />
grenzt die Handelsaktivitäten auf dem freien Markt ein,<br />
so dass 2008 nur noch 30% des verfügbaren Stroms auf<br />
dem freien Markt gehandelt wurde.<br />
Darüber hinaus wurde mit dem CMSE ein Überwachungsgremium<br />
<strong>für</strong> den Stromsektor geschaffen, das <strong>für</strong><br />
eine die kontinuierliche und zuverlässige Elektrizitätsversorgung<br />
im gesamten brasilianischen Gebiet sorgt.<br />
Ländliche Elektrifizierung<br />
Ende 2003 startete die Regierung ein nationales Programm<br />
mit dem Namen »Luz para Todos» 14 (Licht <strong>für</strong><br />
Alle) mit dem erklärten Ziel, bis 2008 zehn Millionen<br />
Menschen bzw. zwei Millionen Haushalte, vorrangig in<br />
ländlichen Gebieten, mit Elektrizität zu versorgen. Da dieses<br />
Ziel noch nicht erreicht wurde, wurde das Programm<br />
bis 2010 verlängert. Die zwei Millionen Anschlüsse sollen<br />
nun im Juni 2009 erreicht werden 15 und es wird erwartet,<br />
dass bis Ende 2010 fünf Millionen weitere Haushalte an<br />
das Stromnetz angeschlossen werden können.<br />
Laut ECLAC waren 2007 97,9% der brasilianischen<br />
Haushalte an das Stromnetz angeschlossen 16 . In den ländlichen<br />
Gegenden lag der Wert dagegen etwas niedriger mit<br />
nur 89,1% angeschlossenen Haushalten.<br />
In den Regionen, in denen der Netzausbau technisch<br />
schwierig bis unmöglich ist, finden Solar Home Systeme<br />
Verwendung, um eine Grundstromversorgung bieten zu<br />
können. Die wichtigsten Programme zur Installation dieser<br />
Systeme wurden in den Bundesstaaten Bahia und Minas<br />
Gerais durchgeführt. Einige Pilotprojekte <strong>für</strong> netzunabhängige<br />
Stromversorgung wurden in der Amazonasregion<br />
durchgeführt, welche zu einer breiteren Anwendung dieser<br />
Lösungen in den nächsten Jahren führen könnten.<br />
14 Weitere Informationen unter: http://luzparatodos.mme.gov.br/luzparatodos/<br />
asp/default.asp?id=1<br />
15 Siehe Veröffentlichung: http://luzparatodos.mme.gov.br/luzparatodos/downloads/Informativo_19_CDR.pdf<br />
16 ECLAC, 2008<br />
2.3 Marktakteure<br />
BRASILIEN | 37<br />
Ministrium <strong>für</strong> Bergbau und Energie (MME)<br />
Das MME ist <strong>für</strong> die Formulierung und Umsetzung der<br />
Politik im Energiesektor verantwortlich, wie sie in den<br />
Richtlinien der CNPE festgelegt wurde. Das MME spielt<br />
eine zentrale Rolle in der Entwicklung des Energiesektors,<br />
indem es Angebot und Nachfrage im Rahmen eines geregelten<br />
Strommarktes (nach dem von EPE vorgeschlagenen<br />
Modell) koordiniert. Des Weiteren ist MME da<strong>für</strong><br />
verantwortlich, dass auch im Falle eines Ungleichgewichts<br />
von Angebot und Nachfrage die Energieversorgung gewährleistet<br />
ist.<br />
Nationaler Rat <strong>für</strong> Energiepolitik (CNPE)<br />
Der CNPE (Conselho Nacional de Politica Energética)<br />
ist ein Gremium, das den Präsidenten in allen energiepolitischen<br />
Fragen berät. Der Rat besteht aus Mitgliedern<br />
verschiedener Ministerien, wobei das Energieministerium<br />
den Präsidenten stellt, einem Vertreter der Bundesländer<br />
und einem des Bundesdistrikts (ein vom Energieministerium<br />
bestimmter Staatssekretär), einem brasilianischen<br />
Zivilexperten in Energiefragen und einem Vertreter der<br />
brasilianischen Universitäten, der auch ein Experte in<br />
Energiefragen sein muss (wobei die letzten beiden Vertreter<br />
ebenfalls durch das Energieministerium bestimmt<br />
werden). Die Geschäftsführer von Petrobrás, Eletrobrás<br />
und der Brasilianischen Entwicklungsbank (BNDES)<br />
dürfen ebenfalls an den Treffen teilnehmen, besitzen jedoch<br />
kein Stimmrecht.<br />
Der CNPE ist <strong>für</strong> die durchgeführte Energiepolitik sowie<br />
die Leitlinien <strong>für</strong> eine effiziente Nutzung der Energieressourcen<br />
zuständig, um die Energieversorgung auch in entlegenen<br />
Regionen Brasiliens sicherzustellen und die Energiematrix<br />
in vier Regionen zu überwachen. Des Weiteren<br />
gehört das Festlegen von Leitlinien <strong>für</strong> Spezialprogramme<br />
<strong>für</strong> den Gebrauch von Erdgas, Kohle, Nuklearenergie,<br />
Biokraftstoffen, Solarenergie, Windkraft und anderen<br />
alternativen Energiequellen zu den Aufgaben des CNPE.
Brasilianische Stromregulierungsbehörde<br />
(Aneel)<br />
Aneel vermittelt, reguliert und kontrolliert den Betrieb<br />
des Stromsystems. Weitere Aufgaben der Aneel sind die<br />
Erarbeitung von Vorschlägen zur Erteilung von Konzessionen<br />
<strong>für</strong> die Stromerzeugung und -verteilung, zur Festlegung<br />
von Tarifen <strong>für</strong> Endkunden und zur Erteilung von<br />
Netzzugangsgenehmigungen.<br />
Verbundnetzbetreiber (ONS)<br />
Das ONS ist <strong>für</strong> die Gewährleistung eines gleichberechtigten<br />
Zugangs <strong>für</strong> alle Marktteilnehmer zu dem nationalen<br />
Energienetz (Sistema Interligado Nacional <strong>–</strong> SIN) zuständig<br />
und kontrolliert darüber hinaus die Erzeugungs-,<br />
Übertragungs- und Verteilungssysteme. Die Stromversorgungsunternehmen,<br />
Verteiler, Händler, Großverbraucher<br />
und Vertreter anderer Konsumentengruppen halten Anteile<br />
an ONS, welches ein privatwirtschaftliches Unternehmen<br />
ist.<br />
Gesellschaft <strong>für</strong> Energieforschung (EPE)<br />
Die EPE führt Studien und Forschungen durch, um das<br />
MME in ihrer politischen Arbeit zu unterstützen. Der<br />
Schwerpunkt der EPE besteht in der Entwicklung von<br />
Strategien <strong>für</strong> den Energiesektor und Prognosen zum brasilianischen<br />
Energiemix, in der Forschung zur effizienten<br />
Nutzung aller verfügbaren Energieressourcen und der Erstellung<br />
von Studien, die den Ausbau von Energieanlagen<br />
und Verteilernetzen kurz-, mittel- und langfristig unterstützen.<br />
Die EPE kann außerdem Vorschläge zum Bau<br />
neuer Kraftwerke, die sich an der zukünftigen Nachfrage<br />
orientieren, ausarbeiten. Ein Großteil der öffentlichen Informationen<br />
über den brasilianischen Energiemarkt wird<br />
durch die EPE veröffentlicht.<br />
Handelskammer <strong>für</strong> Stromvermarktung<br />
(CCEE)<br />
Im Jahr 2004 setzte das Gesetz 10484 ein neues Modell<br />
<strong>für</strong> den Energiesektor durch und genehmigte die<br />
Gründung der Handelskammer <strong>für</strong> Stromvermarktung<br />
(CCEE), wie in Dekret 5 177 vom 12. August 2004 festgelegt.<br />
Die CCEE ist eine gemeinnützige, private und<br />
BRASILIEN | 38<br />
nicht-staatliche Vereinigung, der Vertreter aus den Bereichen<br />
Erzeugung, Verteilung und Vermarktung angehören.<br />
Der Zweck der CCEE besteht in Durchführung von<br />
Großhandelstransaktionen und der Vermarktung von<br />
Strom im Rahmen des Nationalen Verbundsystems, sowohl<br />
<strong>für</strong> den regulierten Markt und den freien Markt<br />
als auch den Spot-Markt. Darüber hinaus ist die CCEE<br />
federführend bei der finanziellen Abwicklung der Spot-<br />
Markt-Transaktionen. Diese Aufgaben beinhalten die<br />
Energieabrechnung und den finanziellen Abwicklungsprozess.<br />
Die Vermarktungsregeln und Verfahren, welche<br />
die von der CCEE durchgeführten Tätigkeiten regeln,<br />
werden durch Aneel festgelegt und genehmigt.<br />
Überwachungsgremium des Energiesektors<br />
(CMSE)<br />
Der CMSE wurde als Teil des MME als Reaktion auf frühere<br />
Stromkrisen geschaffen und hat das vorrangige Ziel,<br />
Angebot und Nachfrage auf dem Strommarkt kurzfristig<br />
(d. h. die nächsten 5 Jahre) durch den gezielten und ökonomisch<br />
sinnvollen Ausbau des Erzeugungs-, Übertragungs-<br />
und Versorgugnsnetzes sicherzustellen. Sind Defizite<br />
absehbar, kann das CMSE beispielsweise entscheiden,<br />
bestimmte Preisanreize einzuführen um so zusätzliche Erzeugungskapazitäten<br />
auf den Markt zu bringen.<br />
Nationale Behörde <strong>für</strong> Öl, Erdgas und<br />
Biokraftstoffe (ANP)<br />
Das ANP untersteht dem MME und ist die Aufsichtsbehörde<br />
<strong>für</strong> die Branchen Öl, Erdgas und Biokraftstoffe.<br />
Des Weiteren ist es verantwortlich <strong>für</strong> die Umsetzung der<br />
nationalen Energiepolitik <strong>für</strong> die genannten Brennstoffe<br />
und kontrolliert und reguliert die Aktivitäten dieser Industrie.<br />
Centrais Elétricas Brasileiras S.A. <strong>–</strong><br />
ELETROBRÁS<br />
Eletrobrás ist die nationale Holdinggesellschaft der nationalen<br />
Stromunternehmen und ist u. a. <strong>für</strong> die Vermarktung<br />
der produzierten Strommenge des Itaipú-Kraftwerks<br />
sowie die Vermarktung der erneuerbaren Energien, die<br />
im Rahmen des PROINFA-Programms erzeugt werden,
verantwortlich. Die Erzeugungsleistung von Eletrobrás,<br />
einschließlich den brasilianischen 50% Stromanteil<br />
am Itaipú-Wasserkraftwerk, beläuft sich auf annähernd<br />
40 000 MW. Dies entspricht einem Anteil am nationalen<br />
Markt von 39%. Die Übertragungsleitungen, die zu Eletrobrás<br />
gehören, besitzen eine Gesamtlänge von ungefähr<br />
59.856 km.<br />
Folgende Unternehmen sind Teil der Eletrobrás: Itaipú<br />
(Süden; Erzeugung), Eletronorte (Norden; Erzeugung<br />
und Übertragung), CHESF (Nordosten; Erzeugung und<br />
Übertragung), Furnas (alle Regionen außer Nordosten;<br />
Erzeugung und Übertragung), Eletronuclear (Südosten;<br />
Kernkraftwerke), CGTEE (Süden; Erzeugung), Eletrosul<br />
(Süden und Mittlerer Westen; Übertragung und Verteilung),<br />
CERON (Norden; Erzeugung, Übertragung und<br />
Verteilung), Eletroacre (Norden; Verteilung), Manaus<br />
Energia (Norden; Erzeugung), CEAL (Nordosten; Verteilung)<br />
and Boa Vista Energia (Norden; Verteilung).<br />
Brasilianische Windenergievereinigung<br />
(ABEEólica)<br />
ABEEólica ist ein gemeinnütziger Verein, in dem Unternehmen<br />
aus dem Windkraftsektor zusammengeschlossen<br />
sind. Sein Ziel ist es, die Produktion von Strom aus Windkraft<br />
als zusätzlichen Beitrag zum nationalen Energiemix<br />
zu fördern und zur Stärkung und Wettbewerbsfähigkeit<br />
des Windenergiesektors, vor allem durch ein langfristiges<br />
Programm der Regierung, beizutragen. Es haben sich insgesamt<br />
47 Unternehmen der Vereinigung angeschlossen.<br />
Brasilianische Vereinigung der Stromerzeuger<br />
(Abrage)<br />
Abrage ist ein Zusammenschluss der großen Stromerzeugungsunternehmen,<br />
von denen die meisten Wasserkrafterzeuger<br />
sind. Die Gesamtproduktion aller Mitglieder<br />
entspricht 70% des innerhalb von SIN produzierten<br />
Stroms einschließlich der 50% von Itaipú.<br />
Brasilianische Vereinigung der großen Netzwerk-<br />
betreiber (Abrate)<br />
Abrate besteht aus acht Mitgliedern, die zusammen<br />
87 024 km Übertragungsleitungen besitzen, was nahezu<br />
BRASILIEN | 39<br />
50% des gesamten brasilianischen Übertragungsnetzes<br />
entspricht. 80% der Übertragungsleitungen mit einer<br />
Spannung von mindestens 230 kV sind im Besitz von Abrate<br />
Mitgliedern. Folgende Unternehmen sind Mitglieder<br />
bei Abrate: CEMIG (6%), CTEEP (10%), CHESF<br />
(20%), COPEL (2%), ELETRONORTE (8%), Furnas<br />
Centrais Elétricas (19%), CEEE GT (6%) und ELETRO-<br />
SUL (19%) 17 .<br />
Brasilianische Vereinigung der Stromversorger<br />
(Abradee)<br />
Abradee ist ein Zusammenschluss von 48 sowohl staatlichen<br />
als auch privaten Vertriebsgesellschaften, die zusammen<br />
99% des nationalen Markts bedienen.<br />
Brasilianische Vereinigung der Stromgroßverbraucher<br />
und freien Konsumenten (Abrace)<br />
Abrace ist eine Vereinigung industrieller Großabnehmer<br />
und freier Konsumenten, die zusammen 45% der Elektrizität<br />
und 40% der thermischen Energie im brasilianischen<br />
Industriesektor verbrauchen.<br />
Brasilianisches Windenergiezentrum (CBEE)<br />
Das brasilianische Windenergiezentrum (CBEE) wurde<br />
im März 1996 mit Unterstützung des Ministeriums <strong>für</strong><br />
Wissenschaft und Technologie, des Ministeriums <strong>für</strong><br />
Umwelt, Wasserressourcen und die Region Legal Amazon,<br />
des Sekretariats <strong>für</strong> Wissenschaft, Technologie und<br />
Umwelt von Pernambuco und der Bank of Northeast of<br />
Brazil ins Leben gerufen. Es wird von den Mitarbeitern<br />
der Windenergiegruppe der Bundesuniversität von Pernambuco,<br />
einer anerkannten Forschungsgruppe im Bereich<br />
der Windenergie, geleitet.<br />
Das Zentrum besitzt an der Küste in der Nähe der Stadt<br />
Olinda ein eigenes Testgebiet <strong>für</strong> Windturbinen. Darüber<br />
hinaus entwickelt das CBEE Projekte in folgenden<br />
Bereichen: Bestimmung des Windenergiepotentials (mit<br />
computergestützen Windschreibern); Entwicklung von<br />
Windenergiesystemen, Entwicklung von Hybridsystemen<br />
(Wind, Solar, Diesel); Entwerfen von Windparks,<br />
Simulation von Stromerzeugungen und ökonomische<br />
Analysen.<br />
17 Die Prozentsätze entsprechen dem Anteil an den Übertragungsleitungen<br />
≥ 230kV innerhalb des nationalen Stromnetzes.
2.4 <br />
<br />
Die Gesellschaft <strong>für</strong> Energieforschung (EPE) hat eine<br />
Reihe von Studien veröffentlicht, die dem Ministerium<br />
<strong>für</strong> Bergbau und Energie die Entwicklung und Umsetzung<br />
einer nationalen Energiestrategie nahelegen. Eine<br />
der Studien ist der Zehnjahresplan zum Energieausbau<br />
(Plano Decenal de Expansão de Energia), der jährlich<br />
aktualisiert wird. Die letzte Version befasst sich mit dem<br />
Zeitraum von 2008 bis 2017.<br />
Der Plan berücksichtigt neben sozio-ökonomischen auch<br />
ökologische Faktoren und ermittelt aus den gewonnenen<br />
Daten den zukünftig benötigten Strombedarf sowie den<br />
notwendigen Ausbau der Erzeugungs-, Übertragungs-<br />
und Verteilungskapazitäten. Neben einer breit angelegten<br />
Analyse zum brasilianischen Energiemarkt bietet der Plan<br />
auch detaillierte Angaben zur prognostizierten Entwicklung<br />
jeder einzelnen Energieressource. Ein weiteres <strong>für</strong> die<br />
nationale Energieentwicklungsstrategie wichtiges Papier<br />
ist der Nationale Energieplan 2030 (PNE 2030), welcher<br />
genau abbildet, wie sich die Nutzung der verschiedenen<br />
Energiequellen bis 2030 voraussichtlich entwickeln wird.<br />
Er besagt, dass sich der Marktanteil der Wasserkraft (Verringerung<br />
um 2%) 18 und der anderen Energieressourcen<br />
bis 2030 nur geringfügig verändern wird. Allerdings liefert<br />
der Nationale Energieplan den Entscheidungsträgern<br />
wenige Argumente, einen Strukturwandel in der brasilianischen<br />
Energieerzeugung durchzuführen.<br />
2.5 <br />
<br />
Strategien und Ziele <strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />
Derzeit gibt es keine verbindlichen Rahmenbedingungen<br />
<strong>für</strong> erneuerbare Energien. Das Programm zur Förderung<br />
alternativer Stromquellen (PROINFA, siehe nächstes<br />
Unterkapitel) war das letzte seiner Art. Derzeit existieren<br />
lediglich einige besondere Richtlinien <strong>für</strong> bestimmte Rohstoffe.<br />
18 Quelle: Kissel, 2009<br />
BRASILIEN | 40<br />
PROINFA wird mit Abschluss der dort beschriebenen<br />
Projekte auslaufen. Im Bereich Windenergie entschied<br />
sich die Regierung auf gezielte Windenergieauktionen,<br />
welche erstmals <strong>für</strong> November 2009 geplant sind. Es<br />
ist noch nicht entschieden worden, wie viel MW versteigert<br />
werden sollen, jedoch sind bislang über 13 GW<br />
projektiert.<br />
Regelungen und Fördermechanismen <strong>für</strong><br />
erneuerbare Energien<br />
Das Ziel des PROINFA Programmes 19 ist es, den Aufbau<br />
und Anschluss von weiteren 3 300 MW Leistung an<br />
das nationale Netz zu erreichen. Dabei sollen ein Drittel<br />
durch Windenergie, ein weiteres Drittel durch kleine<br />
Wasserkraftwerke und das letzte Drittel durch Biomassekraftwerke<br />
gedeckt werden. Der produzierte Strom wird<br />
ab Betriebsbeginn über eine Vertragslaufzeit von 20 Jahren<br />
durch das staatliche Unternehmen Eletrobrás aufgekauft.<br />
Das PROINFA-Programm wurde im Jahr 2002 durch<br />
das Gesetz 10438/02 eingeführt, als Frist <strong>für</strong> das Erreichen<br />
der Ziele war das Jahr 2006 festgesetzt. Als jedoch<br />
deutlich wurde, dass die von öffentlicher Hand und dem<br />
privatem Sektor vorgestellten Projekte nicht die erwarteten<br />
Werte erreichen würden, wurde die Frist bis zum 30.<br />
Dezember 2010 verlängert.<br />
Gemäß Gesetz 10438/2002 und 10762/2003 (welches<br />
das Gesetz 10438 teilweise veränderte) beabsichtigt die<br />
Regierung, <strong>für</strong> die von Eletrobrás aus dem PROINFA-<br />
Programm aufgekauften Strommengen Bezugspreise festzulegen.<br />
Diese Preise werden von der MME <strong>für</strong> jede Technologie<br />
und jede Energiequelle separat bestimmt. Für<br />
Windenergie beträgt der Referenzpreis ca. 105 €/MW.<br />
Aneel-Beschluss 77 vom 18. August 2004 ordnet eine Verringerung<br />
der Netzgebühren <strong>für</strong> Anlagen <strong>für</strong> erneuerbare<br />
Energien (Solarkraft, Wind, Biomasse oder Kraft-Wärme-<br />
Kopplung) mit Leistungen bis zu 30 MW um mindestens<br />
50% an. Dies wird bis heute als wichtigster Anreiz <strong>für</strong> die<br />
Produktion erneuerbarer Energien angesehen.<br />
19 Weitere Informationen unter: http://www.mme.gov.br/programas/PROINFA
Luz para Todos<br />
Ein wichtiger Baustein der Energiepolitik Brasiliens ist<br />
das Projekt »Luz para Todos«. Sein Hauptziel ist es, bis<br />
2010 rund 10 Millionen Menschen in ländlichen Gegenden<br />
Menschen mit Strom zu versorgen. Das Projekt wird<br />
zum Teil durch ein Kooperationsprojekt zwischen Electrobrás<br />
und der <strong>GTZ</strong> gefördert, das die Nutzung erneuerbarer<br />
Energien einschließlich der Windenergie über die<br />
Elektrifizierung ländlicher Gebiete in den nördlichen und<br />
nordöstlichen Regionen bewirbt und unterstützt.<br />
Besonders in Regionen, in denen die Anbindung an SIN<br />
aufgrund geographischer Besonderheiten problematisch<br />
erscheint (z. B. in Regenwaldgebieten und im Bereich<br />
von Nebenflüssen des Amazonas, wo nur schwer Leitungen<br />
verlegt werden können), setzt »Luz para Todos»<br />
Anreize zur Entwicklung neuer Kraftwerke auf Basis erneuerbarer<br />
Resourcen: Wasser (kleine Wasserkraftwerke<br />
und hydrokinetische Systeme), Biokraftstoffe, Solar- und<br />
Windenergie.<br />
Subventionen von bis zu 85% der direkten Projektkosten<br />
können beantragt werden. Ein »Handbuch <strong>für</strong> Spezialprojekte»<br />
wurde entwickelt und stellt die Bedingungen<br />
<strong>für</strong> diese Projekttypen dar. 20<br />
Nationales Programm <strong>für</strong> die Herstellung und<br />
Nutzung von Biodiesel (PNPB)<br />
Seit 2005 hat Brasilien damit angefangen, einen Biodieselmarkt<br />
mithilfe des PNPB zu entwickeln. Seit Juli<br />
2009 müssen landesweit verkauftem Diesel mindestens<br />
4% Biodiesel beigemischt sein, bis 2013 soll der Anteil<br />
TABELLE 8:<br />
EINGETRAGENE CDM WINDPROJEKTE<br />
Projekt Standort Größe (MW)<br />
Projekt 0843 : Petrobrás Windkraftprojekt<br />
<strong>für</strong> Ölpumpen<br />
Projekt 0575 : Água Doce Projekt zur Erzeugung<br />
von Windkraft<br />
Projekt 0603 : Osório Wind<br />
Windkraftwerkprojekt<br />
Projekt 0486 : Horizonte<br />
Projekt zur Erzeugung von Windkraft<br />
Quelle: UNFCCC 2009<br />
20 Das Handbuch ist auf der Website vom MME unter dem Namen »Manual de<br />
Projetos Especiais« zu finden: http://www.mme.gov.br/mme/galerias/arquivos/legislacao/portaria/Portaria_n_060-2009.pdf<br />
BRASILIEN | 41<br />
auf 5% erhöht werden. Biodieselhersteller erhalten unterschiedliche<br />
Steueranreize und verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten,<br />
besonders wenn sie über den »Sozialen<br />
Stempel» verfügen. Um diesen zu erhalten, müssen<br />
die Hersteller sicherstellen, dass ein Minimalanteil der<br />
Rohstoffe von landwirtschaftlichen Familienbetrieben<br />
stammt. Dieser Anteil schwankt je nach Region; im Norden<br />
sind es 50%, während es im Süden und Südosten<br />
nur 30% und im Norden und Mittleren Westen sogar<br />
nur 10% sind. Dies führte zwischen 2006 und 2007 zu<br />
einem enormen Wachstumsschub <strong>für</strong> die brasilianische<br />
Biokraftstoffindustrie. Die Biodieselproduktion stieg von<br />
69 002 m³ auf 402 154 m³, während die Ethanolproduktion<br />
im gleichen Zeitraum um 27% auf eine Produktion<br />
von 388,7 bbl/Tag im Jahr 2007 anstieg.<br />
Clean Development Mechanism<br />
Brasilien ratifizierte die Klimarahmenkonvention der Vereinten<br />
Nationen (UNFCCC) im Februar 1994 und das<br />
Kyoto Protokoll im August 2002. Ein erster nationaler<br />
Bericht zum Klimawandel wurde erstim November 2004,<br />
einige Jahre später als geplant, eingereicht. Seit Juli 1999<br />
ist eine interministerielle Kommission (Comissão Interministerial<br />
de Mudança Global do Clima) durch das Ministerium<br />
<strong>für</strong> Wissenschaft und Technologie eingerichtet<br />
worden. Diese beschäftigt sich mit der Bekämpfung des<br />
Klimawandels und damit auch mit CDM-Projekten.<br />
Diese Kommission erhielt außerdem den Status einer<br />
»Designated National Authority« (DNA) von Brasilien.<br />
Nach der UNFCCC-Website gibt es in Brasilien aktuell<br />
jährliche<br />
Einsparung<br />
(tCO2)<br />
Jahr der<br />
Registrierung<br />
Macau, Brazil 1.8 1 277 2007<br />
Santa Catarina 9.0 13 704 2006<br />
R. Grde Sul 150 148 325 2006<br />
Santa Catarina 4.8 6 227 2006
ein Portfolio von 190 CDM-Projekten. Davon wurden 21<br />
abgelehnt, zwei zurückgezogen, drei beantragen die Zulassung,<br />
vier werden überprüft und 160 sind erfolgreich<br />
registriert worden. Brasilien kann 44% der zertifizierten<br />
Emissionsreduktion in Lateinamerika, die durch CDM-<br />
Projekte erzielt wird, verzeichnen.<br />
Die folgende Tabelle stellt die derzeit registrierten Windenergieprojekte<br />
vor. Sechs der Projekte werden zurzeit<br />
noch überprüft, <strong>für</strong> ein weiteres Projekt ist die Überprüfung<br />
abgeschlossen.<br />
Aktivitäten internationaler Geber<br />
<strong>GTZ</strong><br />
Die Zusammenarbeit der Deutschen Gesellschaft <strong>für</strong><br />
Technische Zusammenarbeit (<strong>GTZ</strong>) mit Brasilien beschränkt<br />
sich hauptsächlich auf zwei Gebiete der Entwicklungspolitik:<br />
Tropischer Regenwald sowie erneuerbare<br />
Energien und Energieeffizienz. Das TA-Programm »Erneuerbare<br />
Energien und Energieeffizienz« unterstützt<br />
die Umsetzung der brasilianischen Politik. Schwerpunkte<br />
des Programms (in Zusammenarbeit mit Eletrobrás und<br />
EPE) sind Maßnahmen zur Kompetenzförderung von<br />
staatlichen Institutionen, professionelle Trainingskurse<br />
<strong>für</strong> technische Experten, Strategieentwicklung auf Bundesebene<br />
und die Unterstützung von Pilotprojekten. Das<br />
Programm ist Teil eines Deutsch-Brasilianischen Energieabkommens,<br />
welches im Mai 2008 von Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel und Präsident da Silva unterschrieben<br />
wurde.<br />
Kf W<br />
Die deutsche Entwicklungsbank Kf W führt gerade im<br />
Namen der deutschen Regierung ein Erneuerungsprojekt<br />
<strong>für</strong> kleine Wasserkraftwerke durch und unterstützt in Zusammenarbeit<br />
mit der brasilianischen Entwicklungsbank<br />
BNDES den Aufbau von Windparks, die eine Gesamtleistung<br />
von 80 MW und ein Gesamtvolumen von 200<br />
Mio. US $ aufweisen.<br />
BRASILIEN | 42<br />
2.6 <br />
Windenergiepotenziale<br />
Brasiliens Windpotential wird auf 143 GW geschätzt 21 .<br />
Im Rahmen des PROINFA-Programms sind bis heute 1,4<br />
GW in Auftrag gegeben worden, bis zum August 2009<br />
konnten allerdings erst 414 MW Leistung ans Netz angeschlossen<br />
werden. 22 Das Brasilianische Windenergiezentrum<br />
veröffentlichte 2001 einen Windatlas <strong>für</strong> Brasilien,<br />
welcher <strong>für</strong> die Windenergiestudien der PNE 2030 verwendet<br />
wurde (http://www.cresesb.cepel.br). Der Atlas<br />
liefert Informationen zu den Windenergiebedingungen<br />
in einer Höhe von 50 m und deckt alle Gebiete mit Windgeschwindigkeiten<br />
über 7 m/s ab. Diese Werte sind jedoch<br />
eher theoretischer Natur. Im Nordosten wird in der<br />
PNE 2030 Studie beispielsweise ein Potential von 75 GW<br />
angenommen, während andere glaubwürdige Studien von<br />
einem Potential von nur 12 GW ausgehen.<br />
Rahmenbedingungen <strong>für</strong> Windenergie<br />
PROINFA ist das derzeit wichtigste Förderprogramm<br />
<strong>für</strong> Windenergie (plus Biomasse und kleine Wasserkraftwerke).<br />
Die Regierung hat jedoch beschlossen, zukünftig<br />
durch die Förderung von Windenergieauktionen einen<br />
anderen Weg zu gehen. Sie hat angekündigt, ein bis zwei<br />
Windenergieauktionen pro Jahr durchzuführen.<br />
Die erste Auktion <strong>für</strong> Windenergie findet im Rahmen des<br />
regulierten Marktes im November 2009 statt. Nach Angaben<br />
der Brasilianischen Windenergievereinigung waren<br />
bis Juli 2009 441 Projekte mit einer Gesamtkapazität von<br />
13 341 MW registriert, die an den Auktionen teilnehmen<br />
wollten. Betrachtet man im Vergleich die zurzeit installierte<br />
Leistung von nur 359 MW, ist dies ein außerordentlich<br />
hoher Wert. Diese Projekte befinden sich im Süden,<br />
Südosten und Nordosten, den Regionen mit dem größten<br />
Windpotential im Land. Die in der Auktion verkaufte<br />
Energiemenge muss ab Juli 2012 über einen Zeitraum von<br />
bis zu 20 Jahren bereitgestellt werden.<br />
Ein beträchtliches Hindernis <strong>für</strong> die Entwicklung des<br />
Windenergiemarktes mit den Vergünstigungen des<br />
PROINFA-Programms besteht darin, dass 60% der <strong>für</strong><br />
die Produktionsanlagen verwendeten Teile im Land her-<br />
21 Quelle: Brasilianisches Windenergiezentrum (CBEE). Bedingungen: 50m<br />
Höhe und eine durchschnittliche Windgeschwindigkeit von mindestens 7 m/s<br />
22 Aneel, BIG
gestellt werden müssen. Dies war als ein Anreiz <strong>für</strong> die<br />
heimische Industrie gedacht, wird jedoch nun von vielen<br />
Projektentwicklern als Hemmnis betrachtet. Diese Frage<br />
wird derzeit diskutiert und es wird erwartet, dass bei der<br />
Auktion im November 2009 die Entwickler die Möglichkeit<br />
erhalten, Windenergieanlagen mit einer Nennleistung<br />
von mehr als 1 500 kW zu importieren. Für kleinere<br />
Anlagen wird die Einfuhrbeschränkung jedoch bestehen<br />
bleiben (bislang lag der Grenzwert bei 2 000 kW, was bedeutet,<br />
dass die importierten Industrieprodukte mit 14%<br />
besteuert werden.<br />
In dieser Hinsicht ist auch das Programm »Luz para Todos«<br />
(Einzelheiten dazu in Kapitel 1.5) zu erwähnen, bei<br />
dem Subventionen von bis zu 85% der direkten Projektkosten<br />
beantragt werden können.<br />
Kraftwerke einschließlich Windenergieanlagen fallen unter<br />
die Kategorie von Unternehmen, die sich einer Umweltverträglichkeitsprüfung<br />
unterziehen müssen. Gesetz<br />
Nr. 6938/1981 bestimmt die Nationale Umweltpolitik<br />
(AMPP) und legt Standards und Kriterien bezüglich des<br />
Umfangs der zulässigen Emissionen.<br />
Bezüglich der Netzanbindung muss der Konzessionsinhaber<br />
oder der Verbundnetzbetreiber ONS eine Möglichkeit<br />
zum Anschluss an das Verteilungs- oder Leitungsnetzwerk<br />
an einer passenden Stelle <strong>für</strong> den Windpark<br />
anbieten. Der Windparkbetreiber muss die Kosten <strong>für</strong><br />
Kabel vom Windpark zum Netzanschlusspunkt bezahlen.<br />
In this respect, also the programme »Luz para Todos«<br />
(see chapter 1.5 for details) needs to be mentioned, providing<br />
subsidies of up to 85 % of direct project cost.<br />
Power plants, including wind energy plants, are included<br />
in the category of enterprises that have to undergo an environmental<br />
licensing process. Law No. 6938 / 1981, which<br />
provides the National Policy on Environment (AMPP),<br />
establishes standards and sets criteria for the licensing of<br />
actual or potentially polluting activities.<br />
With regard to grid connection, the concessionaire or the<br />
ONS has to offer an entry point to the distribution or<br />
transmission network at a convenient knot for the wind<br />
park; the wind park owner has to pay for the cable from<br />
the park to the entry point (shallow connection costs).<br />
BRASILIEN | 43<br />
Aktuelle Nutzung von Windenergie und<br />
geplante Projekte<br />
Die Regionen im Süden und Nordosten Brasiliens besitzen<br />
im Land das größte Windpotential, weshalb die<br />
Mehrzahl der bereits umgesetzten Projekte dort angesiedelt<br />
ist. Anhang I zeigt in einer Liste alle Windparks in<br />
Brasilien, die eine Gesamtleistung von 414 MW aufweisen.<br />
Fast 250 MW sind in 25 Windparks im Nordosten<br />
installiert. 7 Windparks mit insgesamt 167 MW sind im<br />
Süden gelegen und eine 1 MW Anlage befindet sich im<br />
Südosten des Landes.<br />
Laut Aneel befanden sich zum Zeitpunkt des Verfassens dieses<br />
Berichts 13 neue Windkraftwerke im Bau. Eine Übersicht<br />
dazu gibt Tabelle 11 im Anhang. Zwölf von ihnen<br />
liegen im Nordosten Brasiliens (davon acht im Staat Ceará<br />
und vier in Pernambuco) und eines im Bundesstaat Rio de<br />
Janeiro. Sie erreichen zusammen eine Gesamtleistung von<br />
442 MW. Weiteren 45 Windkraftwerken (mit einer Gesamtleistung<br />
von 2 300 MW) wurde bereits eine Genehmigung<br />
erteilt, sie befinden sich jedoch noch nicht im Bau 23 .<br />
Tabelle 9 zeigt die Unternehmen, welche bestehende<br />
Windfarmen besitzen, mit dem jeweiligen Anteil an der<br />
installierten Gesamtleistung:<br />
TABELLE 9: WINDKRAFTWERKSBETREIBER UND DEREN<br />
ANTEIL AN DER INSTALLIERTEN GESAMTLEISTUNG<br />
(STAND: AUGUST 2009, 414 MW)<br />
Betreiber Anteil<br />
Enerfin Enervento / Wobben Wind Power Enercon 36.2 %<br />
Pacific Hydro 13.3 %<br />
Enerbrasil / Iberdrola 11.9 %<br />
SIIF 11.7 %<br />
Tractebel Energia / GDF Suez 10.5 %<br />
Wobben Wind Power Enercon 4.3 %<br />
Servtec 4.0 %<br />
EDP / CENAEEL 3.3 %<br />
Martifer 3.3 %<br />
COPEL 0.6 %<br />
Petrobrás 0.4 %<br />
CEMIG 0.2 %<br />
Centro Brasileiro de Energia Eólica - FADE / UFPE 0.1 %<br />
Foum El Oued 2011<br />
Quelle: Aneel, BIG.<br />
23 Quelle: Aneel, BIG.
Geschäftsklima<br />
Die Windenergieindustrie im Land ist relativ etabliert.<br />
Das Unternehmen »Wobben Wind Power« (eine Tochtergesellschaft<br />
der Enercon GmbH <strong>–</strong> einem der Weltmarktführer<br />
in der Windenergietechnologie) produziert<br />
und installiert qualitativ <strong>hoch</strong>wertige Windkraftanlagen<br />
und übernimmt auch die Wartung. Daher sind viele Experten<br />
der Meinung, dass es keine Notwendigkeit <strong>für</strong> den<br />
Import von Bauteilen gibt. Jedoch würden Importe den<br />
Wettbewerb auf den Märkten erhöhen.<br />
Auf der anderen Seite sind Fachkräfte und technische<br />
Experten weiterhin Mangelware auf dem brasilianischen<br />
Markt und es ist abzusehen, dass der Bedarf an weiteren<br />
Experten, die Wartungsarbeiten durchführen können, ansteigt;<br />
insbesondere, wenn der Aufbau der letzten PRO-<br />
INFA-Anlagen abgeschlossen ist. An dieser Stelle setzt<br />
das <strong>GTZ</strong> Energieprogramm <strong>für</strong> Brasilien an, das ein Weiter-<br />
und Ausbildungsprogramm beinhaltet, in welchem<br />
das Wissen über das Bedienen und Warten der Anlagen<br />
gefördert werden soll.<br />
Die Brasilianische Entwicklungsbank (BNDES) bietet<br />
spezielle Finanzierungsprogramme <strong>für</strong> die Errichtung von<br />
Windparks an. Diese wurden u. a. auch schon bei den in<br />
Osório-RS liegenden Windparks beansprucht. Außer den<br />
bekannten internationalen Finanzorganisationen gibt es<br />
neben dem BNDES keine weiteren in Frage kommenden<br />
Alternativen zur Finanzierung solcher Projekte.<br />
BRASILIEN |<br />
44
2.7 <br />
Ministerium <strong>für</strong> Bergbau und Energie (MME)<br />
Esplanada dos Ministérios Bloco »U«<br />
CEP 70065-900 Brasília <strong>–</strong> DF<br />
Tel.: +55 61 3319-5555<br />
Internet: www.mme.gov.br<br />
Brasilianische Stromregulierungsbehörde (Aneel)<br />
SGAN 603 módulo J<br />
CEP 70830-030 Brasília DF<br />
Tel.: +55 61 2192 8600<br />
Internet: www.aneel.gov.br<br />
Verbundnetzbetreiber (ONS)<br />
Rua da Quitanda 196 <strong>–</strong> Centro<br />
CEP 20091-005 <strong>–</strong> Rio de Janeiro <strong>–</strong> RJ<br />
Tel.: +55 21 2203-9400<br />
Internet: www.ons.org.br<br />
Eletrobrás<br />
Avenida Presidente Vargas, 409 / 13º<br />
CEP 20071-003 - Rio de Janeiro, RJ<br />
Tel.: +55 21 2514-5151<br />
Internet: www.eletrobras.com<br />
Gesellschaft <strong>für</strong> Energieforschung (EPE)<br />
Av. Rio Branco, 1 <strong>–</strong> 11º andar, Centro<br />
CEP 20.090-003 Rio de Janeiro <strong>–</strong> RJ<br />
Tel.: +55 21 3512-3100<br />
www.epe.gov.br<br />
Brasilianische Vereinigung der Stromerzeuger (Abrage)<br />
Rua Alvarenga Peixoto, 1408 - Room 906<br />
CEP 30180 121 Belo Horizonte <strong>–</strong> MG<br />
Tel.: +55 31 3292-4805<br />
Internet: www.abrage.com.br<br />
BRASILIEN |<br />
45<br />
Brasilianische Vereinigung der großen Netzbetreiber<br />
(Abrate)<br />
Address: Rua Deputado Antonio Edu Vieira, 999<br />
CEP: 88040-901 Florianópolis / SC <strong>–</strong> Brasil<br />
Tel.: +55 48 3231-7215<br />
Internet: www.abrate.org.br<br />
Brasilianische Vereinigung der Stromversorger<br />
(Abradee)<br />
Rua da Assembléia Nº 10 - Grupo 3201 - Ed.<br />
Cândido Mendes<br />
CEP: 20011-901- Rio de Janeiro <strong>–</strong> RJ<br />
Tel.: + 55 21 2531-2053<br />
E-Mail: abradee@abradee.org.br<br />
Internet: www.abradee.org.br<br />
Brasilianische Vereinigung der Stromgroßverbraucher<br />
und freien Konsumenten (Abrace)<br />
Rua Gomes de Carvalho, 1510 <strong>–</strong> cj. 41 <strong>–</strong> 4º andar<br />
CEP 04547-005 <strong>–</strong> São Paulo <strong>–</strong> SP<br />
Internet: www.abrace.org.br<br />
Tel.: +55 11 2139-7550<br />
Banco do Brasil<br />
Tel.: +55 800 729 0722<br />
Internet: www.bb.com.br<br />
Handelskammer <strong>für</strong> Stromvermarktung (CCEE)<br />
Alameda Santos, 745 / 9º<br />
CEP 01419-001 São Paulo <strong>–</strong> SP<br />
Tel.: +55 800 10 00 08<br />
E-Mail: atendimento@ccee.org.br<br />
Internet: www.ccee.org.br<br />
Nationale Behörde <strong>für</strong> Öl, Erdgas und Biokraftstoffe<br />
(ANP)<br />
Av. Rio Branco, 65 / 12° to 22 °<br />
CEP: 20.090-004 Rio de Janeiro / RJ<br />
Tel.: +55 21 2112-8100<br />
Internet: www.anp.gov.br
Kompetenzzentrum <strong>für</strong> Solar- und Windenergie<br />
(CRESESB)<br />
Av. Horácio Macedo, 354 <strong>–</strong> Cidade Universitária<br />
CEP 21941-911 Rio de Janeiro <strong>–</strong> RJ<br />
Tel.: +55 21 2598-6174<br />
E-Mail: crese@cepel.br<br />
Internet: www.cresesb.cepel.br<br />
Brasilianische Entwicklungsbank (BNDES)<br />
Tel.: +55 21 2172-8888<br />
E-Mail: faleconosco@bndes.gov.br<br />
Internet: http://inter.bndes.gov.br/english/<br />
Banco do Nordeste<br />
clienteconsulta@bnb.gov.br<br />
Av. Paranjana,<br />
5700 <strong>–</strong> Passaré <strong>–</strong> Bloco E1 (Superior)<br />
CEP 60740-000 Fortaleza <strong>–</strong> Ceará<br />
Tel.: +55 800 728 3030<br />
Internet: www.bnb.gov.br<br />
Gesellschaft <strong>für</strong> Technische Zusammenarbeit (<strong>GTZ</strong>)<br />
Brasilia Office<br />
Country Director : Mr Ulrich Krammenschneider<br />
Edificio Brasilia Trade Center / SCN Quadra 01 Bloco<br />
C / Sala 1501 / Zona Central / Caixa Postal 01991<br />
70259-970 Brasilia / DF, Brazil<br />
Tel.: +55 (61) 21012170<br />
Fax: +55 (61) 21012166<br />
E-Mail: gtz-brasilien@gtz.de<br />
Kf W Office Brasília<br />
Director: André Ahlert<br />
SCN Quadra 01-Bloco C-No. 85<br />
Edifício Trade Center / Sala 1706<br />
CEP 70711-902 Brasília DF - Brazil<br />
Tel.: +55 (61) 33 28 00 49<br />
Fax: +55 (61) 33 28 07 49<br />
E-Mail: kfwbrasil@uol.com.br<br />
2.8 Informationsquellen<br />
BRASILIEN |<br />
46<br />
Aneel, BIG (Generation Information Data Base)<br />
(http://www.aneel.gov.br/aplicacoes/capacidadebrasil/<br />
capacidadebrasil.asp), Gesichtet: im August 2009<br />
Aneel, Energy Prices, (http://www.aneel.gov.br/area.<br />
cfm?idArea=550), Gesichtet: im August 2009<br />
Bundesbank, Euro reference exchange rate<br />
(http://www.bundesbank.de/statistik/statistik_zeitreihen.php?lang=de&open=devisen&func=row&tr<br />
=WJ5636), Gesichtet: im August 2009<br />
Central Bank of Brazil (Banco Central do Brasil),<br />
A Economia Brasileira (The Brazilian Economy),<br />
2009,(http://www.bcb.gov.br/pec/boletim/banual2008/rel2008cap1p.pdf<br />
), Gesichtet: im August<br />
2009<br />
Brazilian Wind Energy Center (CBEE) (http://www.<br />
eolica.org.br/index_ing.html), Gesichtet: im August<br />
2009<br />
CIA World Fact Book, Brazil (https: // www.cia.gov/<br />
library/publications/the-world-factbook/geos/br.html),<br />
Gesichtet: im August 2009<br />
CGIAR <strong>–</strong> Consortium for Spatial Information<br />
(CGIAR-CSI) (http://srtm.csi.cgiar.org/SELEC-<br />
TION/inputCoord.asp), Gesichtet: im Oktober 2009<br />
CRESESB, Wind Potential (www.cresesb.cepel.br),<br />
Gesichtet: im August 2009<br />
ECLAC, Statistical Yearbook for Latin America and<br />
Caribbean, (http://www.eclac.cl/cgi-bin/getProd.<br />
asp?xml=/publicaciones/xml/7/35327/P35327.<br />
xml&xsl=/deype/tpl/p9f.xsl&base=/tpl/top-bottom.<br />
xsl), Gesichtet: im August 2009
IBGE a, Summary of the Statistical Data Available<br />
(http://ibge.gov.br/brasil_em_sintese/default.htm),<br />
Gesichtet: im August 2009<br />
IBGE b, Monthly Employment Research<br />
(http://www.ibge.gov.br/home/estatistica/indicadores/<br />
trabalhoerendimento/pme_nova/defaultestudos.shtm) ,<br />
Gesichtet: im August 2009<br />
IMF (International Monetary Fund), World Economic<br />
Outlook Database, October 2008 (http://www.imf.<br />
org/external/pubs/ft/weo/2008/02/weodata/weoselgr.<br />
aspx), Gesichtet: im August 2009<br />
Kissel, J.M. et al., Cornerstones of a renewable energy<br />
law for emerging markets in South America, Energy<br />
Policy 37, 2009<br />
MME, Energy Review 2008 <strong>–</strong> Preliminary (Resenha<br />
Energética 2008 - Preliminar) (http://www.mme.gov.<br />
br/mme/menu/todas_publicacoes.html), Gesichtet: im<br />
August 2009<br />
BRASILIEN |<br />
47<br />
MME, BEN 2008 (National Energy Balance 2008)<br />
(http://www.mme.gov.br/mme/menu/todas_publicacoes.html),<br />
Gesichtet: im August 2009<br />
MME, BEN 2009 (National Energy Balance 2009) <strong>–</strong><br />
PRELIMINARY (http://www.mme.gov.br/mme/menu/<br />
todas_publicacoes.html), Gesichtet: im August 2009<br />
MME, PNE 2030 (National Energy Plan 2030)<br />
(http://www.mme.gov.br/mme/menu/todas_publicacoes.html),<br />
Gesichtet: im August 2009<br />
ONS, SIN Maps (http://www.ons.org.br/conheca_sistema/mapas_sin.aspx#),<br />
Gesichtet: im August 2009<br />
UNFCCC, CDM projects (http://cdm.unfccc.int/<br />
Projects/projsearch.html), Gesichtet: im August 2009
2.9 Anhang<br />
TABELLLE 1: WINDKRAFTANLAGEN IN BETRIEB (STAND AUGUST 2009)<br />
Betreiber<br />
Centro Brasileiro de Energia<br />
Eólica - FADE / UFPE<br />
CEMIG<br />
COPEL<br />
EDP / CENAEEL<br />
Enerbrasil / Iberdrola<br />
Enerfin Enervento / Wobben<br />
Wind Power Enercon<br />
Pacific Hydro<br />
Namer der<br />
Anlage<br />
Eólica de Fernando<br />
de Noronha<br />
Betreiber-gesellschaft<br />
Centro Brasileiro<br />
de<br />
Energia Eólica -<br />
FADE / UFPE<br />
Leistung<br />
(kW)<br />
% der<br />
Gesamt-<br />
leistung<br />
225 0.1 %<br />
BRASILIEN | 48<br />
Ort Region<br />
Fernando de<br />
Noronha - PE<br />
Nordosten<br />
Eólica Olinda 225 0.1 % Olinda - PE Nordosten<br />
Eólica-Elétrica<br />
Experimental<br />
do Morro do<br />
Camelinho<br />
Eólio - Elétrica de<br />
Palmas<br />
Parque Eólico do<br />
Horizonte<br />
CEMIG Geração<br />
e Transmissão<br />
S / A<br />
Centrais Eólicas<br />
do Paraná Ltda.<br />
Central Nacional<br />
de Energia<br />
Eólica Ltda<br />
1 000 0.2 % Gouveia - wMG Südosten<br />
2 500 0.6 % Palmas - PR Süden<br />
4 800 1.2 % Água Doce - SC Süden<br />
Eólica Água Doce 9 000 2.2 % Água Doce - SC Süden<br />
RN 15 -<br />
Rio do Fogo<br />
Parque Eólico de<br />
Osório<br />
Parque Eólico<br />
Sangradouro<br />
Parque Eólico dos<br />
Índios<br />
Millennium<br />
Presidente<br />
Energias<br />
Renováveis do<br />
Brasil S.A.<br />
Ventos do Sul<br />
Energia S / A<br />
SPE Millennium<br />
Central Geradora<br />
Eólica S/A<br />
49 300 11.9 % Rio do Fogo - RN Nordosten<br />
50 000 12.1 % Osório - RS Süden<br />
50 000 12.1 % Osório - RS Süden<br />
50 000 12.1 % Osório - RS Süden<br />
10 200 2,5% Mataraca <strong>–</strong> PB Nordosten<br />
4 500 1,1% Mataraca <strong>–</strong> PB Nordosten<br />
Camurim 4 500 1,1% Mataraca <strong>–</strong> PB Nordosten<br />
Albatroz 4 500 1,1% Mataraca <strong>–</strong> PB Nordosten<br />
Coelhos I 4 500 1,1% Mataraca <strong>–</strong> PB Nordosten<br />
Coelhos III Vales dos Ventos<br />
Geradora Eólica<br />
4 500 1,1% Mataraca <strong>–</strong> PB Nordosten<br />
Atlântica<br />
S.A<br />
4 500 1,1% Mataraca <strong>–</strong> PB Nordosten<br />
Caravela 4 500 1,1% Mataraca <strong>–</strong> PB Nordosten<br />
Coelhos II 4 500 1,1% Mataraca <strong>–</strong> PB Nordosten<br />
Coelhos IV 4 500 1,1% Mataraca <strong>–</strong> PB Nordosten<br />
Mataraca 4 500 1,1% Mataraca <strong>–</strong> PB Nordosten
Betreiber<br />
Namer der<br />
Anlage<br />
Petrobrás Macau<br />
Martifer<br />
Eólica Canoa<br />
Quebrada<br />
Servtec Taíba Albatroz<br />
SIIF<br />
Tractebel Energia/GDF<br />
Suez<br />
Wobben Wind Power<br />
Enerco<br />
Betreibergesellschaft<br />
Petróleo<br />
Brasileiro<br />
S/A<br />
Rosa dos<br />
Ventos Geração<br />
e Com-<br />
Leistung<br />
(kW)<br />
% der<br />
Gesamt-<br />
leistung<br />
BRASILIEN | 49<br />
Ort Region<br />
1 800 0,4% Macau <strong>–</strong> RN Nordosten<br />
10 500 2,5% Aracati <strong>–</strong> CE Nordosten<br />
ercialização<br />
Lagoa do Mato de Energia<br />
S.A.<br />
3 230 0,8% Aracati <strong>–</strong> CE Nordosten<br />
Eólica Paracuru<br />
Foz do Rio Choró<br />
Parque Eólico<br />
de Beberibe<br />
Pedra do Sal<br />
Eólica de Bom<br />
Jardim<br />
Bons Ventos<br />
Geradora de<br />
Energia S.A.<br />
Eólica Paracuru<br />
Geração<br />
e Comercialização<br />
de<br />
Energia S.A.<br />
SIIF Cinco<br />
Geração<br />
e Comercialização<br />
de<br />
Energia S.A.<br />
Eólica Beberibe<br />
S.A.<br />
Eólica Pedra<br />
do Sal S.A.<br />
Parque<br />
Eólico de<br />
Santa Catarina<br />
Ltda<br />
16 500 4,0%<br />
São Gonçalo do<br />
Amarante <strong>–</strong> CE<br />
Nordosten<br />
23 400 5.6 % Paracuru - CE Nordosten<br />
25 200 6.1 % Beberibe - CE Nordosten<br />
25 600 6,2% Beberibe <strong>–</strong> CE Nordosten<br />
18 000 4,3% Parnaíba <strong>–</strong> PI Nordosten<br />
600 0,1%<br />
Eólica de<br />
Prainha Wobben<br />
Wind Power<br />
Eólica de Taíba Industria e<br />
Comércio<br />
Ltda<br />
5 000 1,2%<br />
Bom Jardim da<br />
Serra <strong>–</strong> SC<br />
Süden<br />
10 000 2,4% Aquiraz <strong>–</strong> CE Nordosten<br />
São Gonçalo do<br />
Amarante <strong>–</strong> CE<br />
Nordosten<br />
Mucuripe 2 400 0,6% Fortaleza <strong>–</strong> CE Nordosten<br />
Gesamt<br />
Quelle: eigene Berechnung mit Daten von Aneel, BIG<br />
414 480 100,0%
TABELLE 2:<br />
WINDPARKS IM BAU<br />
BRASILIEN | 50<br />
Fabrikname Betreibergesellschaft Leistung (MW)<br />
Praia do Morgado Central Eólica Praia do Morgado S/A 28,80<br />
Volta do Rio Central Eólica Volta do Rio S/A 42,00<br />
Praia Formosa Eólica Formosa Geração e Comercialização de Energia S.A. 104,40<br />
Eólica Icaraizinho Eólica Icaraizinho Geração e Comercialização de Energia S.A. 54,00<br />
Eólica Praias de Parajuru Central Eólica Praia de Parajuru S/A 28,80<br />
Gargaú SeaWest do Brasil Projetos e Participações Ltda 28,05<br />
Parque Eólico Enacel Bons Ventos Geradora de Energia S.A. 31,50<br />
Canoa Quebrada Bons Ventos Geradora de Energia S.A. 57,00<br />
Bons Ventos Bons Ventos Geradora de Energia S.A. 50,00<br />
Xavante Eólica Gravatá <strong>–</strong> Geradora de Energia S.A. 4,25<br />
Mandacaru Eólica Gravatá <strong>–</strong> Geradora de Energia S.A. 4,25<br />
Santa Maria Eólica Gravatá <strong>–</strong> Geradora de Energia S.A. 4,25<br />
Gravatá Fruitrade Eólica Gravatá <strong>–</strong> Geradora de Energia S.A. 4,25<br />
Gesamt 441,55<br />
Quelle: Aneel, BIG
KARIBIK<br />
Abkürzungsverzeichnis<br />
Landesunabhängig:<br />
ACS Association of Caribbean States<br />
BSP Bruttosozialprodukt<br />
CARICOM Caribbean Community<br />
CREDP Caribbean Renewable Energy<br />
Development Programme<br />
ESA Electricity Supply Act<br />
GSEII Global Sustainable Energy Islands<br />
Initiative<br />
GWh Gigawattstunden<br />
MW Megawatt<br />
OAS Organisation of American States<br />
OECS Organisation of<br />
Eastern Caribbean States<br />
PV Photovoltaik<br />
UNDP United Nations Development Program<br />
[Entwicklungsprogramm der Vereinten<br />
Nationen]<br />
UNEP/GEF Globale Umweltfazilität, verwaltet<br />
vom Umweltprogramm der Vereinten<br />
Nationen<br />
USAID U.S. Agency for International<br />
Development [US-Agentur <strong>für</strong> Inter-<br />
nationale Entwicklung]<br />
WTO World Trade Organization<br />
[Welthandelsorganisation]<br />
Barbados<br />
BL&P Barbados Light & Power Company Ltd.<br />
DNA Designated National Authority<br />
FTC Fair Trading Commission<br />
L&PH Light & Power Holdings Ltd.<br />
Dominica<br />
DOMLEC Dominica Electricity Services Ltd.<br />
IRC Independent Regulatory Commission<br />
Grenada<br />
GRENLEC Grenada Electricity Services Ltd.<br />
St. Lucia<br />
BIT Banana Industry Trust‘s<br />
LUCELEC Saint Lucia Electricity Services Limited<br />
| 51<br />
St. Vincent und Grenadines<br />
SVG St. Vincent and Grenadines<br />
VINLEC St. Vincent Electricity<br />
Services Limited<br />
Dominikanische Republik<br />
CDE Dominican Electricity Company<br />
CDEE Dominican Corporation of State-<br />
Owned Power Companies<br />
CNE Comisión Nacional de Energía<br />
EDEESTE Eastern Power Distribution Company<br />
EDENORTE Northern<br />
Power Distribution Company<br />
EDESUR Southern<br />
Power Distribution Company<br />
EGEHaina Electricity Generating Company<br />
Haina S. A.<br />
EGEHID Empresa de Generación<br />
Hidro-eléctrica Dominicana<br />
ETED Empresa de Transmisión Eléctrica<br />
Dominicana<br />
HIC Haina Investment Company Ltd.<br />
IIBI Instituto de Innovación en Biotecno-<br />
logía e Industira<br />
INDRHI Instituto Nacional de Recursos<br />
Hidráulicos<br />
ITBIS Taxes on transfers of industrial goods<br />
NRECA National Rural Electric Cooperative<br />
Association<br />
NREL U.S. National Renewable Energy<br />
Laboratory<br />
OC Coordination group for<br />
the wholesale market<br />
PROFER Proyecto de Fomento de Energías<br />
Renovables<br />
REGAE Renewable Energy Growth<br />
Assistance Entity<br />
REGAE Renewable Energy Growth<br />
Assistance Entity<br />
SIE Superintendencia de Electricidad<br />
SINE Dominican electricity system<br />
TCW Trust Company of the West
KARIBIK<br />
3.1 Einleitung<br />
ABBILDUNG 1:<br />
ALLGEMEINER ÜBERBLICK ÜBER DIE REGION.<br />
Quelle: CGIAR 2004<br />
Die Karibik ist eine Region in Mittelamerika, die das<br />
Karibische Meer, seine Inseln und die umliegenden Küsten<br />
umfasst. Die Inseln umfassen dreizehn unabhängige<br />
Länder und mehrere Überseedepartements, Besitztümer<br />
und Kolonien. Die größten Inseln sind Kuba, Jamaika, La<br />
Española, bestehend aus Haiti und der Dominikanischen<br />
Republik, und Puerto Rico. Die anderen unabhängigen<br />
Inseln sind Antigua und Barbuda, die Bahamas, Barbados,<br />
Dominica, Grenada, St. Kitts und Nevis, St. Vincent<br />
TABELLE 1:<br />
GRUN<strong>DIN</strong>FORMATIONEN<br />
| 52<br />
und die Grenadinen, St. Lucia und Trinidad und Tobago.<br />
Die <strong>für</strong> diese Studie ausgewählten Länder sind: Barbados,<br />
Dominica, Dominikanische Republik, Grenada,<br />
St. Lucia, St. Vincent und die Grenadinen (SVG).<br />
Das Klima der Region ist tropisch, Regenfälle variieren jedoch<br />
nach Höhe, Größe und Wasserströmungen. Warme,<br />
feuchte Nordostpassatwinde wehen stetig von Osten her,<br />
die Region verfügt daher über ein gutes Potenzial <strong>für</strong><br />
Windkraft.<br />
Land Barbados Dominica<br />
Dominikanische<br />
Republik<br />
Grenada St. Lucia SVG<br />
Fläche (km²) 431 754 48 442 344 616 389<br />
Sprache Englisch,<br />
Bajan<br />
Hindi/Bhojpur<br />
Währung 1€ = 2.81<br />
(BBD) Barbados<br />
Dollar<br />
Quelle: CARICOM, www.caricom.org<br />
Englisch,<br />
Patois<br />
1€ = 3.80<br />
(XCD) Ost-<br />
karibische<br />
Dollar<br />
Spanisch Englisch,<br />
Patois<br />
1€ = 51,29 (DOP)<br />
Dominikanische<br />
Peso<br />
1€ = 3.80<br />
(XCD) Ost-<br />
karibischen<br />
Dollar<br />
Englisch,<br />
Patois<br />
1€ = 3.80<br />
(XCD) Ost-<br />
karibischen<br />
Dollar<br />
Englisch,<br />
Patois<br />
1€ = 3.80<br />
(XCD) Ost-<br />
karibischen<br />
Dollar
Dominica, Grenada, St. Lucia und St. Vincent sind Mitglieder<br />
in der Organisation Ostkaribischer Staaten (Organization<br />
of Eastern Caribbean States) und haben eine<br />
gemeinsame Währung. Alle ausgewählten Länder sind<br />
Mitglieder der Welthandelsorganisation (WTO) und des<br />
Verbandes Karibischer Staaten (Association of Caribbean<br />
States (ACS) und bis auf die Dominikanische Republik<br />
auch Mitglieder der Karibischen Gemeinschaft (Caribbean<br />
Community (CARICOM). Tabelle 2 zeigt BIP und<br />
Einwohnerzahl der jeweiligen Länder.<br />
TABELLE 2:<br />
BIP UND EINWOHNERZAHL DER AUSGEWÄHLTEN LÄNDER<br />
BIP, Tages-<br />
kurse (Mrd. €)<br />
BIP pro Kopf,<br />
Tageskurse (€)<br />
Barbados<br />
Dominica<br />
Dominikanische Republik<br />
Grenada<br />
St. Lucia<br />
St. Vincent und<br />
die Grenadinen<br />
Barbados<br />
Dominica<br />
Dominikanische Republik<br />
Grenada<br />
St. Lucia<br />
St. Vincent und<br />
die Grenadinen<br />
Einwohnerzahl Barbados<br />
Dominica<br />
Dominikanische Republik<br />
Grenada<br />
St. Lucia<br />
St. Vincent und<br />
die Grenadinen<br />
Quelle: IMF 59 ,kursive Werte sind Schätzungen<br />
Da alle Länder der Karibik in hohem Maße von importierten<br />
Energieträgern abhängig sind, spielen erneuerbare<br />
Energien eine wichtige Rolle bei der Planung einer<br />
diversifizierteren Versorgungsstruktur und verminderter<br />
Abhängigkeit. Das Caribbean Renewable Energy Development<br />
Programme (CREDP), das alle Länder der<br />
CARICOM unterstützt, hat den Zweck, die Barrieren<br />
<strong>für</strong> die Nutzung erneuerbarer Energieressourcen zu beseitigen<br />
und dadurch ihre Entwicklung und Kommerzialisierung<br />
zu fördern. Das Programm wurde auf Initaitive<br />
der Energieminister der CARICOM ins Leben gerufen,<br />
1 Quelle: IWF (Internationaler Währungsfonds), World Economic Outlook<br />
Database, October 2008, (http://www.imf.org/external/pubs/ft/weo/2008/02/<br />
weodata/weoselgr.aspx ) Abgerufen im August 2009<br />
KARIBIK | 53<br />
um das Marktumfeld <strong>für</strong> erneuerbare Energien in der<br />
gesamten Region zu verändern. Finanziert wird es von<br />
UNEP/GEF (mit ca. 3,8 Mio. €), der <strong>GTZ</strong> (mit ca. 1,7<br />
Mio. €) und UNDP TRAC (ca. 68 000 €) und erhält<br />
Unterstützung in Form von Sachleistungen von regionalen<br />
Regierungen und Institutionen der OAS. CREDP<br />
bietet Unterstützung bei der Entwicklung von Politiken<br />
und Richtlinien, der Bereitstellung von Informationen<br />
und Maßnahmen zum Capacity Building, sowie technische<br />
Hilfe bei der Projektvorbereitung. Es verfolgt das<br />
Ziel »Hindernisse, einer stärkeren Nutzung erneuerbarer<br />
2000 2002 2004 2006 2008<br />
1.74<br />
0.18<br />
16.32<br />
0.29<br />
0.48<br />
0.23<br />
6 460<br />
2 551<br />
2 055<br />
2 909<br />
3 084<br />
2 143<br />
269 000<br />
72 000<br />
7 939 000<br />
100 000<br />
156 000<br />
106 000<br />
1.68<br />
0.17<br />
15.16<br />
0.30<br />
0.48<br />
0.25<br />
6 217<br />
2 417<br />
1 856<br />
2 903<br />
3 012<br />
2 335<br />
271 000<br />
72 000<br />
8 170 000<br />
102 000<br />
159 000<br />
106 000<br />
1.92<br />
0.19<br />
14.66<br />
0.32<br />
0.54<br />
0.28<br />
7 049<br />
2 705<br />
1 744<br />
3 035<br />
3 353<br />
2 642<br />
272 000<br />
72 000<br />
8 407 000<br />
105 000<br />
162 000<br />
107 000<br />
Energien abzubauen und somit unabhängiger von fossilen<br />
Brennstoffen zu werden und zu einer Verminderung der<br />
Treibhaus gasemmissionen beizutragen.» 2<br />
3.2 Länderübersichten<br />
Barbados<br />
Barbados liegt östlich des Karibischen Meeres und ist ein<br />
unabhängiger kontinentaler Inselstaat im westlichen Atlantik.<br />
Seine nächstgelegenen Inselnachbarn sind St. Vin-<br />
http://www.ca rg/jsp/projects/credp-bankers.pdf<br />
2.17<br />
0.22<br />
23.99<br />
0.38<br />
0.63<br />
0.34<br />
7 918<br />
3 008<br />
2 773<br />
3 619<br />
3 803<br />
3 192<br />
274 000<br />
72 000<br />
8 651 000<br />
106 000<br />
167 000<br />
107 000<br />
2.57<br />
0.25<br />
31.06<br />
0.45<br />
0.70<br />
0.41<br />
9 315<br />
3 457<br />
3 489<br />
4 203<br />
4 123<br />
3 794<br />
276 000<br />
72 000<br />
8 902 000<br />
106 000<br />
170 000<br />
107 000
cent und die Grenadinen und St. Lucia im Westen. Im<br />
Süden liegen Trinidad und Tobago. Barbados hat eine Gesamtfläche<br />
von etwa 430 Quadratkilometern (166 Quadratmeilen),<br />
die hauptsächlich aus Flachland mit einigen<br />
höheren Regionen im Landesinneren besteht.<br />
Das Land hat Potenzial zur Gewinnung von Energie aus<br />
Wind, Sonne und Biomasse. Die neuen Richtlinien zur<br />
nationalen Energiepolitik sehen vor, dass etwa 20 bis 40<br />
MW installierter Leistung durch Windenergie, zwischen<br />
5 und 10 MW durch Abfälle (durch Verwertung von Deponiegas),<br />
1 bis 5 MW durch Photovoltaik und 30 MW<br />
durch Blockheizkraftwerke erzeugt werden. Außerdem<br />
wird eine 30-MW-Vergasungsanlage in Erwägung gezogen.<br />
Weitere 10 bis 20 MW sollen durch andere Technologien<br />
generiert werden.<br />
Dominica<br />
Der unabhängige Staat Dominica liegt zwischen den französischen<br />
Inseln Guadeloupe und Martinique in der östlichen<br />
Karibik. Es handelt sich hierbei um die größte und<br />
gebirgigste der Windward Islands. Dominica ist vulkanischen<br />
Ursprungs und hat Berge, Regenwälder mit mehr<br />
als 365 Flüssen, Wasserfälle, kochende Seen und Korallenriffe.<br />
Auf Dominica befindet sich der zweitgrößte kochende<br />
See der Welt.<br />
Dominica hat ein riesiges ungenutztes Potenzial an fast<br />
allen erneuerbaren Energieressourcen: Windkraft, Solarenergie,<br />
Wasserkraft, Geothermie und Deponiegas.<br />
Geothermische Energie ist die vielversprechendste der<br />
erneuerbaren Energieressourcen der Insel, vor allem in der<br />
Region Wotten Waven, die ein Potenzial von 120 MW<br />
zur Stromerzeugung hat.<br />
2008 wurde die erste Windturbine auf Dominica installiert,<br />
diese soll 596 GWh pro Jahr erzeugen.<br />
Grenada<br />
Grenada liegt nördlich von Trinidad und Tobago und<br />
Venezuela und südlich von St. Vincent und den Grenadinen.<br />
Es besteht aus den Inseln Grenada, Carriacou und<br />
Petit Martinique, die zur Inselgruppe der Grenadinen gehören.<br />
Grenada wird auch »The Spice Isle» (Gewürzinsel)<br />
genannt, weil es ein führender Hersteller und Expor-<br />
KARIBIK | 54<br />
teur verschiedener Gewürze, vor allem Muskatnuss, ist.<br />
Die Grenada Electricity Services Ltd (GRENLEC) erweitert<br />
derzeit ihre Aktivitäten zur Bemessung der Geothermieressourcen<br />
und zukünftigen Windkraftprojekte. Das<br />
Unternehmen plant, demnächst eine 80 kW Windturbine<br />
in Betrieb zu nehmen.<br />
GrenSolar besaß Ende 2008 21 installierte Photovoltaiksysteme<br />
von weniger als 10 kW. Diese Systeme sind an das<br />
GRENLEC-Netz angeschlossen.<br />
St. Lucia<br />
Die vulkanische Insel St. Lucia ist gebirgiger als die meisten<br />
anderen karibischen Inseln. Ihr höchster Punkt, der<br />
Mount Gimie, liegt 950 Meter über dem Meeresspiegel.<br />
St. Lucia ist auch eine der wenigen Inseln der Welt, die einen<br />
»Drive-in-Vulkan» besitzt. Zum vulkanischen Komplex<br />
gehört ein geothermales Feld mit Schwefelfumarolen<br />
und heißen Quellen.<br />
Die wichtigsten erneuerbaren Energieressourcen auf der<br />
Insel sind Windkraft, Solarenergie und Geothermie. St.<br />
Lucia Electricity Services Ltd. plant den Bau eines Windparks<br />
mit 12 MW Leistung und hat 2008 eine Initiative<br />
<strong>für</strong> kleine netzgekoppelte Photovoltaik-Anlagen gestartet.<br />
Das Unternehmen verhandelt außerdem momentan<br />
mit der Regierung über die Durchführung von Studien<br />
zu geothermalen Energiequellen.<br />
St. Vincent und die Grenadinen<br />
St. Vincent und die Grenadinen (SVG) liegen zwischen<br />
St. Lucia und Grenada und gehören zu den Windward<br />
Islands der Kleinen Antillen. Zu St. Vincent und den Grenadinen<br />
gehören die Hauptinsel St. Vincent und sieben<br />
kleinere bewohnte Inseln, sowie ca. 30 unbewohnte Inseln<br />
und Riffe, die sich südlich von St. Vincent bis Grenada<br />
erstrecken.<br />
SVG steht zur Entwicklung von Projekten mit erneuerbaren<br />
Energien ein großes Potenzial an Ressourcen zur Verfügung:<br />
Biomasse, Wind, Geothermie, Wasserkraft und<br />
Solarenergie. Wasserkraft hat auf den Inseln eine lange<br />
Tradition, dennoch gibt es nach wie vor ein ungenutztes<br />
Potenzial von geschätzten 5 bis 10 MW.
St. Vincent Electricity Services Ltd. (VINLEC) entwickelt<br />
derzeit einen Windpark mit 7,2 MW Leistung auf<br />
dem südlichen Teil der Insel. Das Potenzial <strong>für</strong> Geothermie<br />
wird auf ca. 100 MW geschätzt.<br />
In Hotels und größeren Wohnanlagen wird Solarenergie<br />
bereits zum Erwärmen von Brauchwasser verwendet.<br />
Dennoch könnte die Nutzung solcher Anlagen weiter<br />
ausgebaut werden.<br />
Dominikanische Republik<br />
Die Dominikanische Republik ist ein Land auf der Insel<br />
Hispaniola, die Teil der Inselgruppe der Großen Antillen<br />
in der Karibik ist. Das westliche Drittel der Insel nimmt<br />
Haiti ein. Die Dominikanische Republik ist das zweitgrößte<br />
Land der Karibik (nach Kuba). Das Land hat vier<br />
wichtige Bergketten. Die nördlichste ist die Cordillera<br />
Septentrional (nördlicher Gebirgszug), die sich von der<br />
nord-westlichen Küstenstadt Monte Cristi in der Nähe<br />
der haitischen Grenze bis zur Halbinsel Samaná im Osten<br />
parallel zur Atlantikküste erstreckt. Die höchste Gebirgskette<br />
in der Dominikanischen Republik ist die Cordillera<br />
Central (zentraler Gebirgszug). Sie erstreckt sich nach Süden<br />
und endet nahe der Stadt Azua an der karibischen<br />
Küste.<br />
KARIBIK |<br />
55<br />
Biomasse wird in Zuckerfabriken bereits zur Wärme- und<br />
Stromerzeugung eingesetzt. Außerdem hat das Land die<br />
Möglichkeit, aus Bananenstauden und aus den Schalen<br />
und Blättern von Reispflanzen Biogas herzustellen. Darüber<br />
hinaus könnte Biogas auch in der Viehwirtschaft<br />
sowie aus kommunalen Abfällen gewonnen werden.<br />
Generell sind die höchsten Windstärken auf Hügeln,<br />
Bergkämmen und in den Küstenregionen zu verzeichnen,<br />
die den vorherrschenden Winden aus dem Osten optimal<br />
ausgesetzt sind. Die Regionen ganz im Südwesten und<br />
Nordwesten haben Schätzungen zufolge die meisten Gebiete<br />
mit gutem Windpotential.<br />
Die Dominikanische Republik hat eine Sonneneinstrahlung<br />
von ca. 5 kWh pro m² und Tag, welche allerdings<br />
noch weitgehend ungenutzt ist. Bisher nutzen nur Hotels<br />
Solarenergie zur Brauchwassererwärmung. Die Stromerzeugung<br />
aus Solarenergie befindet sich ebenfalls noch in<br />
einem frühen Entwicklungsstadium. Bis Februar 2009<br />
waren Aufträge <strong>für</strong> fünf Photovoltaikprojekte, mit einer<br />
geplanten Gesamtkapazität von 300 MW bewilligt.
1. BARBADOS / KARIBIK<br />
3.1.1 Energiemarkt<br />
Übersicht Energiemarkt<br />
Die Hauptenergiequelle in Barbados sind fossile Brennstoffe.<br />
Andere Ressourcen, die in geringerem Ausmaß genutzt<br />
werden, sind Solarenergie und in sehr begrenztem<br />
Maße Bagasse. Ca. 30 000 Haushalte verwenden Solarenenergieanlagen<br />
zur Wärmegewinnung.<br />
Barbados gewinnt Erdöl und Erdgas aus Onshore-Bohrungen<br />
in und um das Woodbourne- Ölfeld in St. Philip.<br />
Der Gesamtertrag dieser Ölquellen lag 2007 bei etwa<br />
16 000 m³ Erdöl und etwa 8 500 m³ Erdgas.<br />
Da der Energiebedarf 2008 viel höher als die inländische<br />
Produktion war, gab Barbados über 250 Millionen € <strong>für</strong><br />
den Import von Energie aus. 2007 waren es noch 150<br />
Mio. € und 2006 lediglich knapp 130 Mio. €. Dies schuf<br />
zusätzliche Haushaltsprobleme, da bei der Preisentwicklung<br />
<strong>für</strong> 2008 Ölpreise von mehr als 100 € pro Barrel zu<br />
Buche schlugen 3 .<br />
TABELLE 3:<br />
STROMERZEUGUNG VON 2004 BIS 2008, WERTE IN GWH.<br />
3 Quelle: http://www.barbadosadvocate.com/newsitem.<br />
asp?more=business&NewsID=5536<br />
| 56<br />
Installierte Leistung und Stromerzeugung<br />
Die installierte Gesamtleistung zur Stromerzeugung belief<br />
sich 2008 auf 239,1 MW mit Spitzenbelastungen<br />
von bis zu 164 MW. Erzeugt wurde der Strom durch<br />
Diesel- (113,1 MW), Kohle-Dampfturbinen- (40 MW)<br />
und Gasturbinenkraftwerke (86 MW), die sich in Spring<br />
Garden, Garrison und Seawell befinden. Der Großteil<br />
des Stroms wird aus heimischem Öl produziert 4 . Die<br />
folgende Tabelle zeigt die Entwicklung der Stromerzeugung<br />
zwischen 2004 und 2008 und die Auswirkung der<br />
unterschiedlichen Energieträger und Erzeugungsarten<br />
auf den Preis.<br />
Industrie und Gewerbe verbrauchen in Barbados über<br />
50% des Stroms. Zusammen stellen sie 19 798 Kunden,<br />
während es 99 000 Privatkunden gibt. Tabelle 4 zeigt die<br />
Entwicklung und den Verbrauch beider Sektoren.<br />
Aufgrund höherer Preise nahm der Verbrauch zwischen<br />
2007 und 2008 nur um 0,34% zu. Die Zunahme war viel<br />
geringer als in den vergleichbaren Zeiträumen zwischen<br />
2004 und 2007. Während dieses gesamten Zeitraums<br />
stieg der Verbrauch um ca. 14%.<br />
Bruttoerzeugung 2004 2005 2006 2007 2008<br />
Dampf 256.9 239.1 210 261.9 204.7<br />
Diesel 369.3 568.3 706.5 663.4 658.6<br />
Gasturbinen 302.6 185.4 103.9 123.9 190.4<br />
Gesamt 928.8 992.8 1 020.40 1 049.20 1 053.70<br />
Nettoerzeugung 896.4 953.4 976.4 1 002.90 1 010.50<br />
Quelle: L&PH<br />
TABELLE 4:<br />
STROMVERBRAUCH NACH SEKTOREN, WERTE IN GWH.<br />
Verbrauch 2004 2005 2006 2007 2008<br />
Privathaushalte 275.7 293.7 294.8 300 301<br />
Gewerblich 555.6 591 608.6 640.8 643<br />
Gesamt 831.3 884.7 903.4 940.8 944<br />
Quelle: L&PH<br />
4 Quelle: L&PH
Liberalisierung<br />
Die momentan geltenden Bestimmungen sehen keine<br />
Energieerzeugung durch unabhängige Unternehmen vor.<br />
Der Energieversorger Barbados Light & Power Company<br />
Ltd. ist Monopolist bei Erzeugung, Übertragung und Verteilung<br />
von Elektrizität.<br />
Strompreise<br />
Die Strompreise werden entsprechend den Bestimmungen<br />
des Utilities Regulation Acts festgesetzt. Der Strompreis<br />
<strong>für</strong> Haushalte 5 besteht aus einem monatlichen<br />
Grundpreis von 1,07 € und den folgenden Tarifgruppen<br />
(bei einem maximalen monatlichen Verbrauch von 2 000<br />
kWh)<br />
Die gesetzlich vorgeschriebenen 15% Mehrwertsteuer<br />
sind nicht mit inbegriffen. Außerdem wird eine zusätzliche<br />
Preisanpassungsklausel <strong>für</strong> Kraftstoffe 6 von 8,33 € in<br />
Rechnung gestellt.<br />
TABELLE 5: STROMPREISE IN BARBADOS<br />
Monatlicher Verbrauch Grundpreis (Euro/kWh)<br />
Erste 100 kWh 0.0626<br />
Nächste 900 kWh 0.0698<br />
Über 1000 kWh 0.0769<br />
Verwendeter Wechselkurs: 1€ = 2.81 BBD<br />
Quelle: BL&P 2009<br />
Großkunden sind von einer festen Grundgebühr befreit<br />
und zahlen 1 € pro kW sowie eine verbrauchsabhängigen<br />
Tarif von 69,80 €/MWh. Kleine gewerbliche Nutzer (bis<br />
zu einem maximalen Verbrauch von 5 kW und/oder einem<br />
monatlichen Verbrauch von 1 000 kWh) haben eine<br />
ähnliche Tarifstruktur, sie zahlen eine feste Grundgebühr<br />
von 1,78 € und einen an den Verbrauch gekoppelten Preis<br />
von 0,0804 €/kWh. Große Verbraucher zahlen keine<br />
Grundgebühr, aber zahlen einen Energiepreis von 1 €/<br />
kW sowie einen an den Verbrauch gekoppelten Preis von<br />
69,80 €/MWh.<br />
5 Quelle: http://www.blpc.com.bb/cus_dtar.cfm<br />
6 Die Kraftstoffanpassungsklausel wird monatlich aktualisiert. Die hier verwendeten<br />
Werte sind vom 5. September 2009.<br />
1. BARBADOS / KARIBIK | 57<br />
Erneuerbare Energien<br />
Die solare Brauchwassererwärmung ist die einzige Nutzung<br />
erneuerbarer Energien, die in Barbados weit verbreitet<br />
ist. Etwa 30 000 Haushalte auf der Insel haben Solaranlagen<br />
zur Warmwasserbereitung.<br />
Die Barbados Light & Power Company Ltd. trifft Vorkehrungen<br />
<strong>für</strong> den Anschluss kleiner kundeneigener<br />
Photovoltaiksysteme an das Netz. Diese Anlagen, die in<br />
der Regel kleiner als 5 Kilowatt sind, sind so konstruiert,<br />
dass sie direkt an das Elektrizitätssystem eines Kunden<br />
angeschlossen werden können. Der überschüssig erzeugte<br />
Strom kann an das Netz verkauft werden. Das Unternehmen<br />
geht davon aus, dass die erforderlichen technischen<br />
und rechtlichen Rahmenbedingungen bis Ende 2009 vorhanden<br />
sind.<br />
BL&P plant den Bau eines Windparks mit 10 MW Leistung<br />
in Lamberts, St. Lucy.
3.1.2. Marktakteure<br />
Ministry of Energy and Public Utilities (Ministerium<br />
<strong>für</strong> Energie und Öffentliche Einrichtungen)<br />
Das Ministerium <strong>für</strong> Energie und öffentliche Einrichtungen<br />
ist <strong>für</strong> Entscheidungen im Bereich Energie und<br />
Naturressourcen, öffentliche Einrichtungen, die National<br />
Petroleum Corporation und die Barbados National Oil<br />
Company zuständig.<br />
Barbados Light & Power Company Ltd.<br />
Die Barbados Light & Power Company Ltd (BL&P)<br />
versorgt Kunden in Barbados seit 1911 mit Strom. Der<br />
Energieversorger hat bis 2028 eine Generallizenz <strong>für</strong> die<br />
Erzeugung, Übertragung und Verteilung von Strom in<br />
Barbados. BL&P gehört der Light & Power Holdings.<br />
63% der Anteile werden von rund 2 800 Investoren aus<br />
Barbados gehalten, die restlichen 37% der Anteile gehören<br />
der Canadian International Power Co. Ltd., deren<br />
Muttergesellschaft die Leucadia National Corporation<br />
aus den USA ist. 2008 generierte BL&P 1 054 GWh<br />
Strom, 0,4% mehr als im Vorjahr.<br />
Fair Trading Commission (FTC)<br />
Die FTC ist seit 2001 <strong>für</strong> die Regulierung der verschiedenen<br />
Energieversorgungsunternehmen in Barbados<br />
verantwortlich. Ihre Aufgabe ist es sicherzustellen, dass<br />
regulierte Energieversorger wie BL&P sich an die Bestimmungen<br />
des Utilities Regulation Act und anderen<br />
Gesetzen zum Verbraucherschutz und fairem Wettbewerb<br />
halten. Vor kurzem hat die FTC eine Reihe von Servicestandards,<br />
die den Betrieb von BL&P betreffen, veröffentlicht;<br />
darunter einen Standard <strong>für</strong> die Qualität von<br />
Elektrizität.<br />
3.1.3 Politische Rahmenbedingungen<br />
im Energiesektor<br />
Im Dezember 2006 veröffentlichte das Ministerium <strong>für</strong><br />
Energie einen Entwurf <strong>für</strong> eine Nationale Energiepolitik<br />
(Energiestrategie), den das Parlament im Januar 2008 ver-<br />
1. BARBADOS / KARIBIK |<br />
58<br />
abschiedete. Das Dokument stellt mehrere Aktionspläne<br />
mit politischen Initiativen, z. B. zur Verringerung der<br />
Abhängigkeit von importierten Kraftstoffen und zur Diversifizierung<br />
des Energiesektors, vor, darunter auch ein<br />
Aktionsplan zur Förderung erneuerbarer Energien.<br />
Der Energiesektor unterliegt dem Electric Light and Power<br />
Act (1899) und wird durch den Fair Trading Commission<br />
Act, Kap. 2000-31, sowie den Utilities Regulation<br />
Act, Kap. 2000-2030, reguliert. Das Gesetz erlaubt zwar<br />
die Erzeugung von Strom zum Eigengebrauch, verbietet<br />
aber den Verkauf oder die Einspeisung ins Netz. Das Gesetz<br />
legt die Bestimmungen, Tarife und Servicestandards<br />
fest, nimmt Anpassungen vor, und überwacht die Beachtung<br />
des Gesetzes durch die Nutzer.<br />
3.1.4 Rahmenbedingungen <strong>für</strong><br />
erneuerbare Energien<br />
Erneuerbare Energien werden in der nationalen Energiepolitik<br />
berücksichtigt. Die Regierung hat Ziele und politische<br />
Initiativen festgelegt. Die beiden wichtigsten Ziele<br />
sind das Erreichen eines 10%igen Anteils der erneuerbaren<br />
Energien am Verbrauch von Primärenergie bis 2012<br />
und eines Anteils von 20% bis 2026. Etwa 20 bis 40 MW<br />
Erzeugungskapazität sollen aus Windenergie, zwischen 5<br />
und 10 MW aus der Verwertung von Abfällen (Nutzung<br />
von Deponiegas), 1 bis 5 MW aus Photovoltaik und 30<br />
MW aus Heizkraftwerken kommen. Darüber hinaus ist<br />
der Bau einer 30-MW-Vergasungsanlage geplant. 10 bis<br />
20 MW sollen mit Hilfe anderer Technologien erzeugt<br />
werden. Das wichtigste Motiv <strong>für</strong> den Ausbau erneuerbarer<br />
Energien ist die Verringerung der Abhängigkeit von<br />
importierten Kraftstoffen.<br />
Momentan wird über eine Änderung des Gesetzes <strong>für</strong><br />
Energieversorgungsunternehmen, die eine vergütete Einspeisung<br />
von Strom an das Netz zuließe, nachgedacht. Der<br />
Plan nennt aber keine Frist da<strong>für</strong>. Der Ausschuss <strong>für</strong> Versorgungsbetriebe<br />
der Fair Trading Commission wird den<br />
Preis <strong>für</strong> den Wiederverkauf im Oktober 2009 festsetzen.
Die Kunden werden dann in der Lage sein, überschüssig<br />
produzierten Strom aus erneuerbaren Energieressourcen<br />
an den Stromversorger (BL&P) zu verkaufen.<br />
Darüber hinaus hat die Inter-American Development<br />
Bank 1 Mio. US $ <strong>für</strong> die Entwicklung von Rahmenbedingungen<br />
<strong>für</strong> den Bereich nachhaltige Energie <strong>für</strong><br />
Barbados (Sustainable Energy Framework for Barbados<br />
<strong>–</strong> (SEFB) bewilligt, welche die Förderung erneuerbarer<br />
Energien und die Minimierung der Abhängigkeit<br />
von fossilen Brennstoffen zum Ziel haben. Dies erlaubt<br />
es der Regierung, Strategien zu den Themenkomplexen<br />
Energieeffizienz und erneuerbare Energien zu testen, alternative<br />
Ansätze wie Bio- und Solarenergie auszuarbeiten<br />
und rechtliche und finanzielle Anreize zur Förderung<br />
der nachhaltigen Energieversorgung zu entwickeln.<br />
Clean Development Mechanism (CDM)<br />
Barbados hat im August 2000 das Kyoto-Protokoll unterzeichnet<br />
und eine nationale Aufsichtsbehörde eingerichtet.<br />
Bisher wurden noch keine CDM-Energieprojekte<br />
angemeldet.<br />
1. BARBADOS / KARIBIK |<br />
59<br />
3.1.5 Marktpotenzial <strong>für</strong> Windenergie<br />
BL&P hat ein Projekt, das Windenergie in den Energiemix<br />
einführen soll, vorgestellt und wartet momentan<br />
auf eine Entscheidung 7 über den Antrag zum Bau eines<br />
Windparks mit 10 MW Leistung in Lamberts, St. Lucy<br />
(wo zu Beginn der 80-er Jahre eine Windturbine zu<br />
Versuchszwecken installiert wurde) durch das Town &<br />
Country Development Planning Office. Das Projekt wird<br />
mit der Hilfe des Caribbean Renewable Energy Development<br />
Programme (CREDP) der Deutschen Gesellschaft<br />
<strong>für</strong> Technische Zusammenarbeit (<strong>GTZ</strong>) entwickelt. Tatsächlich<br />
könnte der administrative Aufwand bei dem<br />
Town & Country Development Planning Office (in diesem<br />
Fall wurden die Beurteilungen zu den Auswirkungen<br />
auf die Umwelt Anfang 2007 geliefert) ein Hindernis <strong>für</strong><br />
Investoren sein, da Projekte sich stark verzögern oder ganz<br />
gestoppt werden könnten.<br />
7 BL&P muss noch eine weitere Sitzung mit Anwohnern abhalten, bevor über die<br />
Zukunft des Windparks in Lamberts, St. Lucy entschieden wird. http://www.<br />
barbadosadvocate.com/newsitem.asp?more=local&NewsID=5547
3.1.6 Adressen und Kontaktdaten<br />
The Barbados Light & Power Co. Ltd (BL&P)<br />
The Garrison/ St. Michael<br />
Barbados, W.I.<br />
Tel.: +1 (246) 430 43 00/436 18 00<br />
Fax: +1 (246) 429 60 00<br />
Internet: www.blpc.com.bb<br />
Designated National Authority (DNA)<br />
Ministry of Family, Youth, Sports and Environment<br />
1st Floor, S.P. Musson Building<br />
Hincks Street<br />
Bridgetown<br />
St. Michael<br />
Minister of Family, Youth, Sports and Environment<br />
Dr. The Hon. Esther Byer-Suckoo<br />
Email: minister_environment@gob.bb/doctor_esther@<br />
hotmail.com<br />
Tel.: (1-246)467-5710<br />
Fax: (1-246)437-8859<br />
Fair Trading Commission<br />
Good Hope, Green Hill<br />
St. Michael 246-4240300<br />
Barbados<br />
Tel.: (1-246) 4240260<br />
Fax: (1- 246) 4240300<br />
Internet: www.ftc.gov.bb/<br />
Ministry of Finance, Economic Affairs and Energy<br />
Energy Division<br />
2nd Floor-N.P.C Building<br />
Wildey<br />
St. Michael<br />
Tel.: (1-246) 429-5254<br />
or (246) 427-9806 or (246)427-8615<br />
Fax: (1-246)436-2004<br />
Internet: http://www.energy.gov.bb/<br />
1. BARBADOS / KARIBIK | 60<br />
Town and Country Development Planning Office<br />
Block »C«,<br />
The Garrison<br />
St. Michael<br />
BB14038<br />
Email: contact@townplanning.gov.bb<br />
Tel.: (1-246)467-3000<br />
Fax: (1-246)430-9392<br />
Internet: www.townplanning.gov.bb/<br />
3.1.7 Informationsquellen<br />
Barbados Light and Power ( BL&P )<br />
( http://www.blpc.com.bb/ ), Gesichtet: imSeptember<br />
2009<br />
Ministry of Energy and Environment, Barbados National<br />
Energy Policy <strong>–</strong> DRAFT, 2006<br />
Ministry of Finance, Economic Affairs and Energy<br />
( http://www.energy.gov.bb ), Gesichtet: imSeptember<br />
2009<br />
L&PH ( Light & Power Holdings Ltd ),<br />
Annual Report 2008, available at:<br />
http://www.blpc.com.bb /photos/E0431 %2BL&P %20<br />
Annual %20Report.pdf<br />
Utilities Regulation Act , available at:<br />
http://www.ftc.gov.bb/index.php?option=com_content<br />
&task=view&id=18&Itemid=45<br />
IMF ( International Monetary Fund ), World Economic<br />
Outlook Database, October 2008, ( http://www.imf.<br />
org/external/pubs/ft/weo/2008/02/weodata/weoselgr.<br />
aspx , Gesichtet: im August 2009
Barbados Advocate, 2009<br />
(http:/www.barbadosadvocate.com/newsitem.<br />
asp?more=business&NewsID=5536), Gesichtet: im<br />
September 2009<br />
Fair Trading Commission Act, available at:<br />
http://www.ftc.gov.bb/index.php?option=com_content<br />
&task=view&id=18&Itemid=45<br />
Electric Light and Power Act, available at:<br />
http://www.ftc.gov.bb/index.php?option=com_content<br />
&task=view&id=18&Itemid=45<br />
Utilities Regulation Act, Cap 2000 <strong>–</strong> 2030, available at:<br />
http://www.ftc.gov.bb/index.php?option=com_content<br />
&task=view&id=18&Itemid=45<br />
1. BARBADOS / KARIBIK | 61<br />
Barbados Draft National Energy Policy, available at:<br />
http://www.scribd.com/doc/18190048/Barbados-National-Energy-Policy-Draft-December-2006<br />
Sustainable Energy Framework for Barbados ( SEFB ),<br />
available at: http://cipore.org/sustainable-energy-framework-coming-for-barbados/CARICOM,<br />
http://www.<br />
caricom.org
2. DOMINICA / KARIBIK<br />
3.2.1 Energiemarkt<br />
Übersicht Energiemarkt<br />
Wie die Mehrzahl der karibischen Inseln hat auch Dominica<br />
keine Erdölressourcen und muss alle Ölprodukte,<br />
die im Land verbraucht werden, importieren. Allerdings<br />
besitzt das Land Wasserkraftwerke und ein beträchtliches<br />
Potenzial <strong>für</strong> Windkraft, Geothermie und Solarenergie.<br />
Die traditionelle Verwendung von Biomasse spielt im privaten<br />
Bereich zum Kochen und Heizen eine große Rolle,<br />
verlässliche quantitative Daten sind diesbezüglich jedoch<br />
nicht vorhanden.<br />
Das Stromnetz<br />
Dominica Electricity Services Ltd. (DOMLEC) ist der<br />
einzige lizenzierte Stromanbieter.<br />
DOMLEC gehört zum Großteil dem Unternehmen<br />
WRB Enterprises Inc. aus den USA (51%). Die Sozialversicherung<br />
Dominicas (Dominica Social Security (DSS) 8<br />
hält 20%, und örtliche Unternehmen und Privateigner<br />
besitzen die restlichen 29% der Anteile.<br />
Das Stromnetz, das ebenfalls DOMLEC gehört, verzeichnet<br />
hohe Leitungsverluste von 10 bis 14%, die auf das Alter<br />
und die schlechte Qualität der Verteilungsleitungen<br />
TABELLE 6:<br />
INSTALLIERTE LEISTUNG VON 2000 BIS 2008, WERTE IN MW.<br />
8 DSS ist das staatliche Sozialversicherungssystem in Dominica.<br />
Mehr Informationen: http://www.dss.dm<br />
| 62<br />
zurückzuführen sind. Der Bau einer 33 kV Übertragungsleitung<br />
entlang der Westküste soll planmäßig 2010 fertig<br />
gestellt werden 9 .<br />
Installed Capacity and Power Generation<br />
Dominicas Strom stammt hauptsächlich von Dieselgeneratoren,<br />
die mit importiertem Öl betrieben werden (69%<br />
des gesamten Stroms) und Wasserkraftwerken (31% des<br />
gesamten Stroms). 2008 wurden mehr als 3,8 Mio. US<br />
Gallonen Öl importiert.<br />
DOMLEC betreibt zwei Dieselkraftwerke (Fond Cole<br />
und Portsmouth) und drei Wasserkraftwerke (Laudat,<br />
Trafalgar und Padu).<br />
Kürzlich wurden im Fond Cole Kraftwerk 3 Generatoren<br />
mit mittlerer Geschwindigkeit und einem Maximum von<br />
4,2 MW Leistung als Ersatz <strong>für</strong> alte, unzuverlässige und<br />
ineffiziente Geräte installiert.<br />
Der Zuwachs bei der Stromproduktion ist auf Heizkraftwerke<br />
zurückzuführen. Zwischen 2007 und 2008 stieg die<br />
Bruttoproduktion um 1,3%. Die Produktion der Wasserkraftwerke<br />
nahm 2007 um 21% ab, weil das Padu-Kraftwerk<br />
durch Hurricane Dean beschädigt wurde und seitdem<br />
keinen Strom mehr produzieren kann. Infolgedessen<br />
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />
Wasserkraft 7.60 7.60 7.60 7.60 7.60 7.60 7.60 7.60 7.60<br />
Diesel 12.84 12.84 12.84 13.59 14.44 15.89 15.89 17.17 17.17<br />
Gesamt 20.44 20.44 20.44 21.19 22.04 23.49 23.49 24.77 24.77<br />
Spitzenbedarf 12.97 13.87 13.04 12.92 13.19 14.37 14.47 14.50 14.66<br />
Quelle: DOMLEC<br />
TABELLE 7:<br />
BRUTTOSTROMERZEUGUNG, WERTE IN MWh.<br />
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />
Wasserkraft 31 590 27 036 35 929 28 523 33 736 27 876 27 797 21 885 20 554<br />
Diesel 45 925 53 929 44 203 48 404 45 493 55 779 57 619 64 497 66 944<br />
Gesamt 77 515 80 965 80 132 76 927 79 229 83 655 85 416 86 382 87 498<br />
Quelle: DOMLEC<br />
9 Quelle: DOMLEC, 2007.
TABELLE 8:<br />
STROMVERBRAUCH NACH SEKTOREN, WERTE IN MWH.<br />
2. DOMINICA /KARIBIK | 63<br />
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />
Privathaushalte 30 872 31 772 32 856 32 942 33 062 33 492 34 176 33 732 34 051<br />
Gewerbe 16 052 17 068 22 758 21 669 24 017 24 993 26 469 28 788 30 278<br />
Hotel 3 154 4 026 2 839 2 473 2 704 2 649 2 439 2 002 6 004<br />
Industrie 4 420 2 801 4 607 4 354 5 508 5 504 5 357 5 600 2 028<br />
Straßenbeleuchtung 1 098 1 120 1 125 1 295 1 127 1 150 1 130 1 298 1 325<br />
Gesamt 55 596 56 787 64 185 62 733 66 418 67 788 69 571 71 420 73 686<br />
Quelle: DOMLEC<br />
stieg die Abhängigkeit von Diesel an, was allgemein zu<br />
einem höheren Kraftstoffverbrauch führte.<br />
Der private Sektor hat den größten Anteil am Stromverbrauch<br />
in Dominica (2008 verbrauchte er 46% des<br />
Stroms). Er besteht aus über 28 000 Kunden. Der Strombedarf<br />
des gewerblichen Sektors machte 41% aus. Dieser<br />
Sektor besteht aus ca. 4 000 Kunden. Der Sektor Straßenbeleuchtung<br />
verbrauchte 2% und der industrielle Sektor<br />
3% des Stroms. Es gibt insgesamt 27 Kunden aus der<br />
Industrie. Tabelle 8 zeigt die Entwicklung des Stromverbrauchs<br />
nach Sektoren:<br />
Ein langsames Wirtschaftswachstum über die letzten<br />
Jahre führte zu einem sehr langsamen Anwachsen des<br />
Strombedarfs, daher wurde wenig oder gar nichts in zusätzliche<br />
Erzeugungskapazitäten oder eine Verbesserung<br />
der Anlagen investiert.<br />
Zwischen 2007 und 2008 stieg der Verbrauch um 3,2%<br />
an, das höchste Wachstum seit 2004, während von 2000<br />
bis 2008 ein Anstieg von 33% zu verzeichnen war.<br />
Liberalisierung<br />
The country started the liberalization of the power sector<br />
in the beginning of 2007, when the new Electricity Supply<br />
Act (ESA) came into effect, but no change has occurred in<br />
the general supply pattern in the meantime.<br />
Strompreise<br />
Cost of electricity in Dominica has risen significantly in<br />
recent years and is subject to oil price development due<br />
to the dependence on diesel generators. Prices are among<br />
the highest in Latin America and the Caribbean: Residen-<br />
tial customers are charged approximately 10 0.15 €/kWh<br />
for the first 50 kWh and 0.175 €/kWh for each additional<br />
kWh (but subject to a minimum monthly charge of<br />
0.653 €). Fuel surcharge is calculated monthly and added<br />
to the total consumption. In May 2009 the surcharge was<br />
0.0588 €/kWh.<br />
DOMLEC has been unable to achieve the legally<br />
prescribed fuel efficiency level of 17.5 kWh/gallon 11 at<br />
16.7 kWh/gallon in 2008).<br />
Erneuerbare Energien<br />
Dominica hat ein großes ungenutztes Stromerzeugungspotential<br />
aus nahezu allen erneuerbaren Energieressourcen:<br />
Windkraft, Solarenergie, Wasserkraft, Geothermie<br />
und Deponiegas.<br />
Geothermische Energie ist die vielversprechendste erneuerbare<br />
Energie auf der Insel12. Im Rahmen des Interreg<br />
IIIB Programms der EU wurden in Zusammenarbeit mit<br />
der französischen Environment and Energy Management<br />
Agency (Agence de l‘Environnement et de la Maîtrise de<br />
l‘Energie) bereits mehrere Studien zum Potenzial der<br />
Insel durchgeführt. Dem Ministerium <strong>für</strong> Öffentliche<br />
Versorgungsbetriebe, Energie und Häfen zufolge werden<br />
die vorläufigen Ergebnisse eines Gutachtens über das geothermische<br />
Reservoir in Wotten Wave als am günstigsten<br />
erachtet. Hier wurde <strong>für</strong> die Stromerzeugung ein Potenzial<br />
von bis zu 120 MW ermittelt. Wotten Wave hat genügend<br />
Potenzial <strong>für</strong> bis zu 40 Anlagen zur Produktion und<br />
Reinjektionsschächte und verfügt über eine geschätzte<br />
Leistung von 120 MW.<br />
10 Values of last update in April 2009. Source: Domlec: http://www.domlec.dm<br />
11 Imperial gallon = 4.55 litres<br />
12 Quelle: Fadelle, 2009
Das Projekt sieht vor, mindestens 80 MW an Elektrizität<br />
an Guadeloupe und Martinique zu verkaufen. Mit der<br />
Produktion von geothermischer Energie (Elektrizität)<br />
kann in 5 Jahren begonnen werden. Falls das Projekt effektiv<br />
ist, könnte sich der Strompreis von 0,18 €/kWh auf<br />
0,04 €/kWh (ohne Kraftstoffzuschlag) reduzieren.<br />
3.2.2 <br />
Ministry of Public Utilities, Energy and Ports<br />
(Ministerium <strong>für</strong> Öffentliche Versorgungsbetriebe,<br />
Energie und Häfen)<br />
Das Ministerium <strong>für</strong> Öffentliche Versorgungsbetriebe,<br />
Energie und Häfen ist <strong>für</strong> die Überwachung und Koordinierung<br />
von Abläufen an den Flughäfen und Häfen,<br />
<strong>für</strong> die Bereiche Marine, Strom und Wasser sowie <strong>für</strong><br />
den Betrieb der Post zuständig. Die staatseigenen Wasser-<br />
und Abwasserunternehmen (Dominica Water and<br />
Sewage Company Ltd.) und die Dominica Air and Sea<br />
Ports Authority sind direkt dem Minister <strong>für</strong> Öffentliche<br />
Versorgungsbetriebe, Energie und Häfen unterstellt.<br />
Das Ministerium ist mit der Aufgabe betraut, ein Umfeld<br />
zu schaffen, das die Entwicklung des privaten Sektors<br />
ermöglicht. Außerdem überwacht und evaluiert es die<br />
Auswirkungen auf die verschiedenen Untersektorenund<br />
koordiniert alle von der Regierung geförderten Projekte<br />
in den Bereichen Strom, Wasser, Häfen sowie Katastrophenschutz<br />
und <strong>–</strong>eingrenzung.<br />
Die Abteilung »Energie» des Ministeriums ist <strong>für</strong> die<br />
Koordinierung von Abläufen zuständig, die mit der<br />
Entwicklung und dem Ausbau der Stromerzeugung und<br />
-verteilung zu tun haben. Dies schließt die Entwicklung<br />
von erneuerbaren Energieressourcen wie geothermische<br />
Energie, Solarenergie, Windkraft und Wasserkraft ein.<br />
Die Abteilung koordiniert darüber hinaus alle Aktiviäten<br />
im Bereich öffentlicher Beleuchtung.<br />
Independent Regulatory Commission (IRC)<br />
Die Unabhängige Regulierungskommision (IRC) wurde<br />
2006 im Rahmen des neuen Stromgesetzes (Electricity<br />
Act of 2006), das im Oktober 2006 in Kraft trat, gegrün-<br />
2. DOMINICA /KARIBIK | 64<br />
det. Mit der tatsächlichen Arbeit begann die IRC am 1.<br />
Juni 2007 nach der Ernennung ihrer fünf Kommissionsmitglieder,<br />
der dann ihre Amtseinführung am 22. Juni<br />
2007 folgte. Die IRC ist eine unabhängige Behörde. Ihre<br />
Hauptaufgaben liegen in der Regulierung aller Unternehmen<br />
und Lizenzinhaber auf dem Energiesektor, dem<br />
Schutz der Interessen aller Marktakteure und der Bewilligung<br />
der Strompreise. Strukturell besteht die IRC aus einem<br />
Vorsitzenden und vier Kommissionsmitgliedern, die<br />
vom Minister <strong>für</strong> öffentliche Versorgungsbetriebe ernannt<br />
werden. Die Kommission besteht aus sechs Abteilungen,<br />
denen je ein Kommissionsmitglied vorsitzt: Rechtliche<br />
Unterstützung und Lizenzierung; Ingenieurswesen,<br />
Sicherheit und Standards; Wettbewerb und Tarife; Finanzen<br />
und Unterstützungsleistungen; Regierungs- und<br />
Kundenangelegenheiten; Forschung und Entwicklung.<br />
Dominica Electricity<br />
Services Limited (DOMLEC)<br />
Zurzeit ist DOMLEC der einzige Stromversorger auf der<br />
Insel. Der Hauptanteilseigner ist WRB Enterprise Inc. mit<br />
Sitz in Florida. Als das neue Gesetz zur Stromversorgung<br />
(Electricity Supply Act) im November 2006 in Kraft trat,<br />
verlor DOMLEC jedoch sein Monopol und der Markt<br />
wurde <strong>für</strong> unabhängige Stromproduzenten geöffnet.<br />
3.2.3 Politische Rahmenbedingungen<br />
im Energiesektor<br />
Seit Januar 2007 ist ein neues Gesetz zur Stromversorgung<br />
in Kraft (Electricity Supply Act <strong>–</strong> ESA), das den Energiesektor<br />
in Dominica liberalisieren soll. Theoretisch endete<br />
damit die Monopolstellung von DOMLEC. Der Markt<br />
wurde <strong>für</strong> jedes Unternehmen, das Interesse an Ativitäten in<br />
den Bereichen Stromerzeugung, Stromvertrieb und Strommarketing<br />
im Land hat, geöffnet. Bisher ist DOMLEC aber<br />
immer noch das einzige Energieunternehmen auf der Insel.<br />
Momentan wird das neue Gesetz im Rahmen des Programms<br />
zur Entwicklung Erneuerbarer Energien in der<br />
Karibik, das von der <strong>GTZ</strong> und CREDP gemeinsam<br />
durchgeführt wird, überarbeitet. Darüber hinaus werden
auch weitergehende Richtlinien <strong>für</strong> das ESA erarbeitet.<br />
Die Überarbeitung soll das Problem beheben, dass das bestehende<br />
Gesetz die Einspeisung von Energie aus erneuerbaren<br />
Ressourcen in das bestehende Netz nicht erlaubt.<br />
Parallel zur Überarbeitung des ESA wird intensiv an der<br />
Entwicklung einer neuen nationalen Energiepolitik gearbeitet.<br />
Mit ihr soll da<strong>für</strong> Sorge getragen werden, dass sich<br />
die Situation auf dem Energiesektor nicht verschlechtert,<br />
weil eine langfristige Versorgungsstrategie fehlt.<br />
3.2.4 <br />
<br />
Dominica hat keine gesetzlichen Richtlinien <strong>für</strong> den Umgang<br />
mit erneuerbaren Energien. Die einzige Maßnahme,<br />
die bislang Anwendung findet, ist die Befreiung aller erneuerbaren<br />
Energiesysteme von Einfuhr- und Mehrwertsteuern.<br />
Um diese Gesetzeslücke zu schließen, hat das Energieministerium<br />
die Weltbank um technische Unterstützung im<br />
Rahmen des »Growth and Social Protection Technical<br />
Assistance Project» gebeten. Ziel ist dabei, Entwürfe <strong>für</strong><br />
Gesetze und Richtlinien zu entwickeln, die das rechtliche<br />
und behördliche Rahmenwerk zur Förderung alternativer<br />
Energien und der dazugehörigen Technologie in<br />
Dominica schaffen sollen. Dieser Prozess soll bis 2010<br />
abgeschlossen sein.<br />
Gleichzeitig entwickelt das Sekretariat der Caribbean<br />
Community (CARICOM) im Rahmen des CREDP <strong>für</strong><br />
Dominica einen Aktionsplan <strong>für</strong> nachhaltige Energie, der<br />
unter anderem die Global Sustainable Energy Islands Initiative<br />
(GSEII) mit einbezieht, die <strong>für</strong> einige Karibische<br />
Inseln bereits entwickelt wurde.<br />
Infolge der fehlenden gesetzlichen Richtlinien <strong>für</strong> erneuerbare<br />
Energien gibt es momentan keine klare Vorgehensweise<br />
<strong>für</strong> den Netzanschluss und den parallelen Betrieb<br />
von erneuerbaren Energiesystemen.<br />
2. DOMINICA /KARIBIK | 65<br />
Clean Development Mechanism (CDM)<br />
CDM-Maßnahmen befinden sich auf Dominica noch<br />
in einem sehr frühen Stadium. Dominica hat das Kyoto-<br />
Protokoll im Januar 2005 unterzeichnet, bisher aber noch<br />
keine nationale Aufsichtsbehörde eingerichtet. Bislang<br />
wurden keine Projekte auf CDM-Basis angemeldet.<br />
3.2.5 <br />
Die erste Windturbine in Dominica war eine Class 1<br />
Norwin (225 kW), die 2008 im Rosalia Naturschutzgebiet<br />
installiert wurde und die hohen Strompreise von<br />
DOMLEC auffangen soll13. Erwartet wird eine Leistung<br />
von 596 GWh pro Jahr.<br />
Seit 2006 ist DOMLEC auf der Suche nach geeigneten<br />
Orten und sammelt Windgeschwindigkeitsdaten, die<br />
Hinweise zu möglichen Standorten <strong>für</strong> kleine Windparks<br />
mit Leistungen zwischen 5 und 8 MW liefern sollen.<br />
Seit 2003 arbeitet <strong>GTZ</strong>/CREDP auf der Insel an einer<br />
Reihe von Projekten zum Thema Windenergie. Zwischen<br />
2003 und 2004 wurden die bereits existierenden Studien<br />
zu den Windregionen der Insel überarbeitet. 2004<br />
führte die <strong>GTZ</strong> eine Windenergiemessung <strong>für</strong> die Regierung<br />
durch. Diese Studie deckte neun Gebiete an der<br />
Südostküste und fünf Gebiete im Nordosten ab. Die abschließenden<br />
Berichte besagten, dass die Nordostküsten<br />
von Dominica die besten Bedingungen <strong>für</strong> die Entwicklung<br />
von Windkraft in großem Maßstab bieten, dass die<br />
schlechte Qualität des Stromverteilungssystems entlang<br />
der Ost- und Nordostküsten momentan jedoch keine<br />
Einspeisung von Strom in großen Mengen erlaubt. <strong>GTZ</strong>/<br />
CERDP hat außerdem in den Aufbau von Kapazitäten<br />
investiert, indem es die Teilnahme von Schlüsselpersonen<br />
an Windkraftveranstaltungen in Deutschland förderte<br />
und DOMLEC bei der Identifizierung von geeigneten<br />
Gebieten und bei Windmessungen unterstützte.<br />
Der CNE zufolge liegt das Potenzial <strong>für</strong> netzgekoppelte<br />
Windkraft bei 10 000 MW plus ca. 30 000 MW, die nicht<br />
ans Netz angeschlossen sind und <strong>für</strong> den Eigenverbrauch<br />
erzeugt werden.<br />
13 Quelle: Dominica Weekly - http://www.dominica-weekly.com/news/<br />
norwinas-installs-the-first-utility-scale-wind-turbine-in-the-eastern-caribbean/,<br />
Gesichtet: im September 2009
3.2.6 Adressen und Kontaktdaten<br />
Dominica Electricity Services Limited (DOMLEC)<br />
P.O. Box 1593<br />
Roseau<br />
Commonwealth of Dominica<br />
Tel.: +1 (767) 255 60 00/448 26 81<br />
Fax: +1 (767) 448 53 07<br />
E-Mail: support@domleconline.com<br />
Internet: www.domlec.dm/<br />
Ministry of Public Utilities, Energy and Ports<br />
Minister: Hon. Charles Savarin<br />
Ministry of Public Utilities, Energy and Ports<br />
3rd Floor, Government Headquarters,<br />
Kennedy Avenue, Roseau<br />
Tel.: +1 (767) 266-3298<br />
Fax: +1 (767) 448-0182<br />
E-Mail: publicutilities@cwdom.dm<br />
Internet: www.dominica.gov.dm/cms/index.<br />
php?q=node/197<br />
3.2.7 Informationsquellen<br />
2. DOMINICA /KARIBIK |<br />
66<br />
Domlec, Annual Report 2007,<br />
( http://www.domlec.dm/pdf/domlecannualreport2007.pdf<br />
) Gesichtet: September 2009<br />
Fadelle M., Energy Development Programme<br />
for Dominica, June 2009.<br />
Ministry for Public Utilities, Energy And Ports; Remarks<br />
by the Minister at government stakeholder<br />
meeting on the national energy policy and sustainable<br />
energy plan, March 2009 (http://cipore.org/download/27)<br />
Gesichtet: September 2009<br />
Electricity Supply Act ( ESA ) Electricity Supply Act<br />
(2006), http://www.dominica.gov.dm/laws/2003/<br />
act20-2003.pdf<br />
National Energy Policy, status information available<br />
at. http://www.dominica.gov.dm/cms/index.<br />
php?q=node/840<br />
Sustainable Energy Plan, available at:<br />
http://cipore.org/dominica-sustainable-energy-plandraft/
3. GRENADA / KARIBIK<br />
3.3.1 Energiemarkt<br />
Übersicht Energiemarkt<br />
Grenada ist, ähnlich wie die meisten anderen Länder der<br />
Karibik, in hohem Maße von importierten fossilen Brennstoffen<br />
als Energiequelle <strong>für</strong> die Insel abhängig. Andererseits<br />
hat die Insel das Potenzial, erneuerbare Energien wie<br />
Windkraft, Solarenergie und Biomasse (Reststoffe aus der<br />
Muskatproduktion) zu nutzen.<br />
Das Stromnetz<br />
GRENLEC besitzt ein Verteilernetz von etwa 350 km<br />
Länge. Im September 2009 nahm das Unternehmen zwei<br />
Umspannwerke und ein 33 kV-Übertragungsnetz in Betrieb,<br />
um die Kapazität im Süden von Grenada und die<br />
Zuverlässigkeit des Verteilernetzes zu verbessern. Diese<br />
neue 33-kV-Leitung überlagert die bestehenden 11 kV-<br />
Leitungen und ermöglicht somit die Aufrüstung aller<br />
Verteilerleitungen entlang des Verlaufs der neuen Leitung<br />
sowie deren Verlegung auf neue Übertragungsmaste.<br />
Im selben Jahr konzentrierte sich GRENLEC außerdem<br />
auf den Ausbau seines Verteilernetzes, um die steigende<br />
Nachfrage nach Strom zu befriedigen. Im Rahmen des<br />
TABELLE 9:<br />
STROMERZEUGUNG, WERTE IN MWh.<br />
| 67<br />
Ausbaus wurden über 1,5 km an 50 mm² Fernleitungsdraht<br />
ersetzt, außerdem wurden die Strommasten ersetzt,<br />
um den Spannungsgrad zu verbessern. Um neue Kunden<br />
beliefern und die steigende Nachfrage der bestehenden<br />
Kunden befriedigen zu können, wurde das Verteilernetz<br />
um rund 2,8 MVA an Transformatorleistung erhöht.<br />
Installierte Leistung und Stromerzeugung<br />
Die installierte Gesamtleistung liegt in Grenada momentan<br />
bei 49 MW Erzeugungsenergie <strong>für</strong> die gesamte Insel.<br />
Die Energie stammt aus dem ölbetriebenen Kraftwerk<br />
Queens Park, das eine Spitzenlastkapazität von 29,8 MW<br />
hat.<br />
Aufgrund der wachsenden Nachfrage erzeugte GREN-<br />
LEC 2008 fast 200 GWh, 6% mehr als 2007, was im<br />
Hinblick auf die letzten fünf Jahre ein Wachstum von<br />
fast 40% bedeutet. Der Bruttokraftstoffverbrauch lag in<br />
Queens Park 2007 mit 16,27 kWh/Gallone geringfügig<br />
unter dem des Vorjahres, was hauptsächlich auf Fehler im<br />
Brennstoffsystem der neueren Motoreinheiten zurückzuführen<br />
ist.<br />
Die Tabelle 9 zeigt sowohl die Brutto- als auch die Nettostromerzeugung:<br />
2 004 2005 2006 2007 2008<br />
Bruttoerzeugung 141 618 153 702 173 490 185 569 196 957<br />
Hilfseinrichtungen &<br />
Eigenverbrauch<br />
5 696 6 395 6 329 6 904 7 133<br />
Nettoerzeugung<br />
Quelle: GRENLEC<br />
135 922 147 307 167 162 178 665 189 825<br />
TABELLE 10:<br />
STROMVERBRAUCH NACH SEKTOREN, WERTE IN MWh.<br />
Sektor 2 004 2005 2006 2007 2008<br />
Privathaushalte 48 358 49 946 60 089 65 749 66 232<br />
Gewerbe 70 355 73 542 81 990 89 569 96 600<br />
Industrie 4 572 5 674 5 903 6 480 5 628<br />
Straßenbeleuchtung 2 226 2 409 3 026 3 427 4 041<br />
Absatz insgesamt 125 511 131 571 151 008 165 225 172 500<br />
Quelle: DOMLEC
56% des Stroms in Grenada wurde von den 5 330 Kunden<br />
aus dem gewerblichen Sektor verbraucht. Privathaushalte<br />
sind mit einem Bedarf von 38% des Stroms der zweitgrößte<br />
Konsument. Dieser Sektor besteht aus über 35 000<br />
Kunden. Die 36 Kunden aus der Industrie verbrauchten<br />
3%, und 2% wurden <strong>für</strong> die Straßenbeleuchtung verwendet.<br />
Die Entwicklung des Verbrauchs aller Sektoren zeigt<br />
Tabelle 10:<br />
GRENLECs Lastenprognose deutet darauf hin, dass der<br />
von der Nachfrage bestimmte Umsatz weiterhin auf dem<br />
gleichen Niveau wie im Jahr 2008 wachsen wird. Es wird<br />
mit einem jährlichen Wachstum von 4,2% und einem<br />
Wachstum des Spitzenbedarfs um 4,1% gerechnet. Der<br />
Verbrauch im gewerblichen und im industriellen Sektor<br />
wird voraussichtlich jeweils um 4,8% jährlich wachsen,<br />
während <strong>für</strong> den privaten Sektor ein Wachstum von 4,4%<br />
erwartet wird.<br />
Liberalisierung<br />
Obwohl das Land einen liberalisierten Energiemarkt hat,<br />
hat GRENLEC eine Monopolstellung in den Bereichen<br />
Stromerzeugung, -übertragung und -verteilung. Im Rahmen<br />
der Entwicklung der Energiepolitik des Landes plant<br />
GRENLEC den Netzanschluss von Solarkollektoren (des<br />
Unternehmens Grensol) und Windturbinen in naher Zukunft.<br />
Strompreise<br />
Der beispiellose Anstieg des Ölpreises im Jahr 2008 führte<br />
dazu, dass der allgemeine Strompreis <strong>für</strong> Privatkunden<br />
bis September 2008 auf beachtliche 0,30 Euro pro kWh<br />
anstieg. Im August begann der Ölpreis zu sinken, was zu<br />
niedrigeren Benzinpreisen und infolgedessen am Ende<br />
des Jahres zu einer Senkung des Strompreises auf 0,22 €<br />
pro kWh führte.<br />
Erneuerbare Energien<br />
Die Sonneneinstrahlung und die hohen Strompreise<br />
machen Grenada zu einem interessanten Markt <strong>für</strong> die<br />
Entwicklung von Solarenergieprojekten. Bis Ende 2008<br />
wurden 21 Photovoltaikanlagen mit weniger als 10 kW Leis-<br />
3. GRENADA / KARIBIK | 68<br />
tung von der Firma Grensolar an das Netz angeschlossen.<br />
GRENLEC hat Technologiestudien zu den wichtigsten<br />
erneuerbaren Energieressourcen durchgeführt und kam<br />
zu dem Schluss, dass Geothermie <strong>für</strong> Grenada die besten<br />
Aussichten bietet. Für 2009 sind die Ausweitung der Bemessungen<br />
der geothermischen Ressourcen und die Erweiterung<br />
der Erkundung der Windressourcen geplant.<br />
GRENLEC hat vor, eine Windturbine mit 80 kW Leistung<br />
in Auftrag zu geben.<br />
Die von Unterbrechungen geprägte Stromerzeugung aus<br />
Windkraft und Solarenergie gestaltet sich dem Unternehmen<br />
zufolge als schwierig 14 .<br />
3.3.2 Marktakteure<br />
Ministry of Finance, Economic Development, Energy<br />
and Foreign Trade (Ministerium <strong>für</strong> Finanzen, wirtschaftliche<br />
Entwicklung, Energie und Außenhandel)<br />
Das Ministerium <strong>für</strong> Finanzen, wirtschaftliche Entwicklung,<br />
Energie und Außenhandel ist <strong>für</strong> alle Angelegenheiten<br />
verantwortlich, die mit erneuerbaren Energien zu tun<br />
haben. Neben St. Lucia ist es das einzige Ministerium in<br />
allen OECS-Staaten (Organisation of Eastern Caribbean<br />
States) mit einer eigenen internen Energieagentur als Regierungsbehörde.<br />
Grenada Electricity Services Limited<br />
(GRENLEC)<br />
Das Unternehmen wurde durch ein Gesetz ins Leben gerufen,<br />
das am 7. November 1960 vom Gesetzgebungsrat<br />
von Grenada verabschiedet wurde und das GRENLEC<br />
die exklusive Lizenz zur Erzeugung, Übertragung, Verteilung<br />
und zum Verkauf von Strom in Grenada bis 2073 erteilte.<br />
Die Regierung war damals nur einer der Anteilseigner,<br />
aber 1982 kaufte sie die Anteile der Commonwealth<br />
Development Corporation und wurde somit alleiniger<br />
Eigentümer des Unternehmens. 1992 beschloss sie, ihre<br />
Anteile zu veräußern und verkaufte 50% davon an das Unternehmen<br />
WRB Enterprise Inc. mit Sitz in den USA.<br />
40% wurden von Mitarbeitern oder Bürgern von Grenada<br />
und anderer Staaten der Karibik gekauft, die Regierung<br />
14 Clive Hosten, 2009
ehielt die restlichen 10%. Derzeit ist GRENLEC der<br />
einzige Energieanbieter auf der Insel.<br />
3.3.3 Politische Rahmenbedingungen<br />
im Energiesektor<br />
Der Stromsektor wird entsprechend den Bestimmungen<br />
der Electricity Supply Ordinance von 1960 und des Electricity<br />
Supply Act (ESA) von 1974 reguliert. Seit 1993<br />
ist GRENLEC auch <strong>für</strong> die Stromversorgung der Inseln<br />
Carriacou und Petite Martinique verantwortlich.<br />
Eine Verordnung von 1961 erlaubt die Eigenproduktion<br />
von Strom durch Privaterzeuger, allerdings nur mit der<br />
Genehmigung von GRENLEC und nach Bewilligung<br />
durch die Regierung. Das gleiche gilt <strong>für</strong> andere Aktionen<br />
auf dem Strommarkt (Übertragung, Verteilung und/oder<br />
der Verkauf von Strom, sowie Stromerzeugung).<br />
3.3.4 Rahmenbedingungen <strong>für</strong><br />
erneuerbare Energien<br />
Die Regierung von Grenada sieht die Entwicklung und<br />
Einführung einer nachhaltigen Energiepolitik 15 als zwingend<br />
notwendig an. Die gesetzlichen Richtlinien werden<br />
momentan vorbereitet. Ihr Schwerpunkt liegt auf<br />
Energiesparmaßnahmen und der Nutzung vorhandener<br />
Energieressourcen des Landes, um die Abhängigkeit von<br />
importierten Kraftstoffen zu verringern.<br />
Im Bereich Energiesparen will die Regierung Energiemessungen<br />
in allen öffentlichen Gebäuden durchführen,<br />
um Schwachstellen in der effizienten Energienutzung zu<br />
identifizieren und im Anschluss daran entsprechende<br />
Verbesserungsmaßnahmen umzusetzen. Außerdem sollen<br />
Energieausschüsse in verschiedenen Ministerien gebildet<br />
werden, um mit der Abteilung <strong>für</strong> Energie und nachhaltige<br />
Entwicklung bei der Ausarbeitung, Umsetzung und<br />
Überwachung von Energiesparplänen zusammenzuarbeiten.<br />
Es ist geplant, die derzeitigen Aufwendungen <strong>für</strong><br />
15 Grenada, 2009<br />
3. GRENADA / KARIBIK | 69<br />
Strom der Regierung mit Hilfe dieser Maßnahmen um<br />
mindestens 10% zu senken.<br />
In der Landwirtschaft wird die Regierung die einheimische<br />
Produktion bzw. Installation von Solartrocknern<br />
anregen und darüber hinaus die Nutzung von Biogasanlagen<br />
zur energetischen Verwertung von tierischen und<br />
landwirtschaftlichen Abfallprodukten vorantreiben. Die<br />
Regierung wird eine Reihe von Anreizen <strong>für</strong> die zum Bau<br />
oder zur Installation dieser Technologien erforderlichen<br />
Mittel schaffen.<br />
Die Regierung plant darüber hinaus die Förderung von<br />
Energiesparlampen, -equipment und -geräten in Form<br />
von Steuersenkungen <strong>für</strong> Kompaktleuchtstofflampen und<br />
andere Produkte mit hoher Energieeffizienz. In jüngster<br />
Zeit wurden Maßnahmen zur Abschaffung der Mehrwertsteuer<br />
auf Technologien <strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />
getroffen.<br />
Die Diversifizierung des Energiemixes und die Nutzung<br />
alternativer Energieressourcen sind <strong>für</strong> GRENLEC strategische<br />
Ziele. Um dies zu erleichtern begann GRENLEC<br />
mit der Umsetzung von Bestimmungen, die klare Richtlinien<br />
<strong>für</strong> den Anschluss von Anlagen <strong>für</strong> erneuerbare<br />
Energie an das Netz des Unternehmens vorgeben und das<br />
Vorgehen zur Anmeldung, Bewilligung, Inbetriebnahme<br />
und der allgemeinen Verwaltung definieren. Um die Nutzung<br />
erneuerbarer Energien zu fördern, sehen diese Bestimmungen<br />
eine Einspeisevergütung <strong>für</strong> erneuerbaren<br />
Energiequellen mit bis 10 kW Leistung vor.<br />
Darüber hinaus hat GRENLEC folgende Ziele <strong>für</strong> erneuerbare<br />
Energien vorgegeben 16 :<br />
• Verringerung des Dieselverbrauchs auf Carriacou und<br />
Petite Martinique um 40% bis 2011<br />
• 10% der Kapazität soll bis 2013 aus erneuerbaren Energien<br />
erzeugt werden,<br />
• 20% der Kapazität soll bis 2017 aus erneuerbaren Energien<br />
erzeugt werden (soweit ausstehende Machbarkeitsstudien<br />
diese Prognose plausibel erscheinen lassen)<br />
16 GENLEC Annual Report 2007
Clean Development Mechanism (CDM)<br />
Die CDM-Maßnahmen in Grenada befinden sich noch<br />
in einem sehr frühen Stadium. Grenada hat das Kyoto-<br />
Protokoll im August 2002 unterzeichnet und kürzlich das<br />
Ministerium <strong>für</strong> Finanzen, Wirtschaftliche Entwicklung,<br />
Energie und Außenhandel (Ministry of Finance, Economic<br />
Development, Energy and Foreign Trade) als nationale<br />
Aufsichtsbehörde eingerichtet. Bisher wurden keine<br />
Projekte auf CDM-Basis angemeldet.<br />
3.3.5 Marktpotenzial <strong>für</strong> Windenergie<br />
GRENLEC arbeitet derzeit an einem bodengebundenen<br />
Kontrollnetzwerk und der Verbesserung des Programms<br />
zur Bemessung der Windressourcen, das fünf potenzielle<br />
Windstandorte auf Grenada umfasst. Auf Carriacou analysiert<br />
das Unternehmen Daten und schlägt der Regierung<br />
potenzielle Standorte <strong>für</strong> Windparks auf Crown Land<br />
vor. Ziel ist es, ein 1-MW-System zu installieren. Ähnliche<br />
Schritte werden <strong>für</strong> Petite Martinique vorbereitet.<br />
Im Laufe des Jahres 2008 führte GRENLEC Verhandlungen<br />
mit zwei Grundeigentümern fort, um die Details zur<br />
Nutzung von Standorten, die <strong>für</strong> die Installation von zwei<br />
Windparks geeignet sind, auszuhandeln. Die Verhandlungen<br />
über die langfristige Anmietung beider Standorte<br />
sind noch im Gange. Inzwischen haben die Eigentümer<br />
GRENLEC die Erlaubnis gegeben, Wind-Logger zu installieren<br />
und mit Messungen zu beginnen. Nach Angaben<br />
des Unternehmens sehen die Daten vielversprechend<br />
aus, beide Standorte weisen Windgeschwindigkeiten von<br />
durchschnittlich ca. 7,6 m/s auf.<br />
Im März 2007 installierte das Paradise Bay Resort eine<br />
Windturbine mit 80 kW Leistung und einem erwarteten<br />
jährlichen Ertrag von 180 000 kWh. Es ist die erste kommerzielle<br />
Windturbine in Caricom. Der überschüssige<br />
Strom wird an GRENLEC verkauft, wenn die Windturbine<br />
ans Netz angeschlossen ist.<br />
3. GRENADA / KARIBIK | 70
3.3.6 Adressen und Kontaktdaten<br />
Ministry of Finance, Economic Development,<br />
Energy and Foreign Trade<br />
Financial Complex, The Carenage<br />
St. George’s/Grenada<br />
Tel.: +1 (473) 440-2731/2732<br />
Fax: +1 (473) 440-4115<br />
E-Mail: finance@gov.gd<br />
Grenada Electricity Services Ltd. (GRENLEC)<br />
Halifax Street<br />
St. George’s/Grenada<br />
Tel.: +1 (473) 440 20 97<br />
Fax: +1 (473) 440 41 06<br />
E-Mail: customersupport@grenlec.com<br />
Internet: www.grenlec.com<br />
Grenada Solar Power Ltd. (GrenSol)<br />
P.O. Box 3521<br />
Grand Anse, St. George’s/Grenada<br />
Tel.: +1 (473) 439 67 75<br />
Internet: www.grensol.com<br />
Designated National Authority for CDM:<br />
Ministry of Finance, Planning, Economy,<br />
Energy, Foreign Trade and Cooperatives<br />
Energy Division<br />
The Carenage<br />
St. George’s<br />
Grenada, W.I.<br />
Mr. John Auguste<br />
E-Mail: john.auguste@gmail.com,<br />
energydivisionou@gmail.com)<br />
Tel.: +1 (473) 435 8708/+1 (473) 419 2354<br />
Fax: +1 (473) 440 4115/+1 (473) 435 9115<br />
3.3.7 Informationsquellen<br />
3. GRENADA / KARIBIK |<br />
71<br />
Grenada, Budget Speech 2009<br />
(http://www.cipore.org/), Gesichtet: im September<br />
2009<br />
GRENLEC, Annual Report 2007<br />
(http://www.grenlec.com/index.php?option=com_con<br />
tent&view=article&id=202&Itemid=101) ,<br />
Gesichtet: im September 2009<br />
GRENLEC, Annual Report 2008<br />
(http://www.grenlec.com/index.php?option=com_con<br />
tent&view=article&id=202&Itemid=101) ,<br />
Gesichtet: im September 2009<br />
Clive Hosten, GRENLEC Perspectives on Renewable<br />
Energy Opportunities in Grenada, July 2009<br />
(http://www.sepa-americas.net/descarga.php?l=data/<br />
eventos/94.pdf&a=Clive %20Hosten %20GRENLEC.<br />
pdf ), Gesichtet: im September 2009<br />
1960 Electricity Supply Ordinance , available at:<br />
http://www.gov.gd/ministries/finance.html#<br />
1974 Electricity Supply Act (ESA), available at:<br />
http://www.gov.gd/ministries/finance.html#
4. ST. LUCIA / KARIBIK<br />
3.4.1 Energiemarkt<br />
Überblick Energiemarkt<br />
St. Lucia ist eine vulkanische Insel in der Ostkaribik und<br />
nahezu vollständig abhängig von fossilen Brennstoffen.<br />
St. Lucia verbrauchte 2008 fast 18 Mio. Gallonen Öl allein<br />
zur Stromerzeugung.<br />
Das Stromnetz<br />
Der lokale Energieversorger St. Lucia Electricity Services<br />
Limited (LUCELEC) hat eine exklusive Lizenz zur Erzeugung<br />
und Verteilung von Strom und versorgt derzeit<br />
rund 98% der Bevölkerung. Fast der gesamte im Land verbrauchte<br />
Strom wird von Dieselgeneratoren produziert.<br />
LUCELEC hat 7 Umspannwerke, die sich in Cul de Sac,<br />
Castries, Union, Reduit, Soufriere, Vieux Fort und Praslin<br />
befinden. Es verfügt über 118 km Übertragungsleitungen<br />
mit 66 kV und 4 129 km Verteilerleitungen mit 11 kV.<br />
Installierte Leistung und Stromerzeugung<br />
Im Laufe des Jahres 2008 hat LUCELEC die Kraftstoffeffizienz<br />
insgesamt verbessert, weil neue und effizientere<br />
Kraftwerke betrieben wurden. Insgesamt wurden 2008<br />
302 GWh verkauft, was einem Wachstum von 1,4% gegenüber<br />
den 299 GWh, die 2007 verkauft wurden, entspricht.<br />
Der Spitzenbedarf stieg von 52,7 MW im Vorjahr<br />
TABELLE 11:<br />
INSTALLIERTE LEISTUNG, WERTE IN MW.<br />
| 72<br />
auf 54,1 MW an, die verfügbare Leistung lag 2008 bei insgesamt<br />
76 MW.<br />
Die folgende Tabelle 11 zeigt die Entwicklung der installierten<br />
Kapazität zwischen 2004 und 2008:<br />
TIn St. Lucia verbraucht der gewerbliche Sektor am meisten<br />
Strom. Er verbrauchte 57% des auf der Insel verkauften<br />
Stroms, der von 6 169 Kunden genutzt wurde. An<br />
Privathaushalte, die Nummer zwei im Stromverbrauch,<br />
gingen 34%, während 6% des Stroms von der Industrie<br />
gekauft wurden. Es gibt über 50 000 Privatkunden und<br />
98 Kunden aus der Industrie. 3% des Stroms wurden <strong>für</strong><br />
die Straßenbeleuchtung verwendet. Tabelle 12 zeigt die<br />
Entwicklung des Verbrauchs aller Sektoren.<br />
LUCELEC erwartet <strong>für</strong> die nächsten fünf Jahre ein jährliches<br />
Wachstum von 2,4% bei den Verkäufen und 2,3%<br />
bei der Nachfrage.<br />
Liberalisierung<br />
Der Power Supply Regulation von 1964 zufolge besitzt<br />
LUCELEC, das fünf öffentlichen Einrichtungen gehört<br />
(siehe unten), bis 2045 eine Generallizenz zur Stromerzeugung,<br />
-übertragung, -verteilung sowie zum Verkauf<br />
von Strom. Obwohl die Bestimmung von 1964 im Jahr<br />
1994 durch den Electricity Supply Act ersetzt wurde,<br />
2 004 2005 2006 2007 2008<br />
Verfügbare Leistung 56.8 65.8 65.8 76.0 76.0<br />
Quelle: LUCELEC, 2008<br />
TABELLE 12:<br />
STROMVERBRAUCH NACH SEKTOREN, WERTE IN GWh.<br />
Sektor 2004 2005 2006 2007 2008<br />
Privathaushalte 96 062 98 914 101 635 104 784 103 214<br />
Gewerbe 151 451 158 483 160 895 168 151 170 624<br />
Industrie 12 345 12 522 12 982 15 789 18 626<br />
Straßenbeleuchtung 6 544 7 480 8 886 9 117 9 510<br />
Absatz insgesamt 266 402 277 399 284 398 297 841 301 975<br />
Quelle: DOMLEC
lieb die exklusive Lizenz von LUCELEC bestehen.<br />
Der ESA von 1994 erlaubt zwar die Eigenezeugung (von<br />
Strom), aber nur mit Zustimmung und Lizenz von LU-<br />
CELEC und zu bestimmten Bedingungen und Auflagen.<br />
Strompreise<br />
Im Januar 2009 zahlten die Kunden von LUCELEC<br />
den niedrigsten Preis pro Stromeinheit seit Januar<br />
2005. Der Tarif wurde seit August 2008 sechsmal hintereinander<br />
gesenkt, weil ab diesem Zeitpunkt die Benzinpreise<br />
sanken.<br />
Tabelle 13 fasst die Tarife <strong>für</strong> die unterschiedlichen Kundengruppen<br />
zusammen:<br />
TABELLE: 13<br />
STROMPREISE IN ST. LUCIA. WERTE VOM JANUAR 2009.<br />
Kunde<br />
Tarif (€/<br />
kWh)<br />
Privathaushalte Bis 180kWh 0.18<br />
über180 kWh 0.19<br />
Gewerbe/<br />
Hotel/Industrie<br />
Niederspannung <strong>–</strong><br />
alle Einheiten<br />
Erneuerbare Energien<br />
Solarenergie ist die ergiebigste erneuerbare Energieressource<br />
in St. Lucia. Der nationale Plan <strong>für</strong> Nachhaltige<br />
Energie beinhaltet eine Initiative zu Solarthermie, welche<br />
die Nutzung von Solaranlagen zur Brauchwassererwärmung<br />
steigern soll. Dies wird die hohen Kosten der<br />
Warmwasserbereitung <strong>für</strong> Privathaushalte und den gewerblichen<br />
Bereich deutlich verringern. Steuervergünstigungen<br />
wurden eingeführt, um die hohen Anschaffungskosten<br />
<strong>für</strong> die Solaranlagen zur Brauchwassererwärmung<br />
auszugleichen. Außerdem werden Photovoltaiksysteme<br />
als Demonstrationsanlagen und zusätzliche Produktionsanlagen<br />
<strong>für</strong> Notfallsituationen gefördert 17 .<br />
Im Rahmen des projektierten Ausbaus plant LUCELEC<br />
die Errichtung eines Windparks mit 12 MW Leistung,<br />
um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden.<br />
17 Ministry of Planning: http://www.sovereign-publications.com/stlucia.htm<br />
0.22<br />
Hochspannung -<br />
alle Einheiten<br />
0.21<br />
Straßenbeleuchtung<br />
Quelle: Carilec Newsletter<br />
alle Einheiten 0.22<br />
4. ST. LUCIA / KARIBIK | 73<br />
Das Unternehmen hat 2008 mit einer Initiative <strong>für</strong> kleine<br />
netzgekoppelte Photovoltaiksysteme begonnen 18 . Dabei<br />
arbeitet es mit Solar St. Lucia Ltd. bei einem Pilotprojekt<br />
zusammen, das den Prozess zur Installation von Solartechnologie<br />
deutlich erleichtern soll. Im Rahmen des<br />
Projekts wird LUCELEC eine umfassende Empfehlung<br />
zum Betrieb netzgekoppelter Photovoltaikanlagen erarbeiten,<br />
die insbesondere Aspekte wie Sicherheit, Energiequalität,<br />
Schutz, Netzkopplung und die Erfassung von<br />
Messwerten berücksichtigt. LUCELEC konzentriert sich<br />
dabei auf Anlagen zwischen 1 und 10 kW , die auf private<br />
Nutzer zugeschnitten sind, die einen Teil ihres Strombedarfs<br />
mit Solarenergie decken wollen. Im Rahmen der<br />
Vereinbarung wird Solar St. Lucia Photovoltaikanlagen<br />
<strong>für</strong> rund zehn Orte auf der ganzen Insel anschaffen und<br />
installieren, während LUCELEC sich um den Netzanschluss<br />
kümmern und die Betriebsdaten überwachen und<br />
aufzeichnen wird.<br />
Das Unternehmen verhandelt außerdem mit der Regierung<br />
und anderen Anteilseignern über die Durchführung<br />
weiterer Untersuchungen, die mehr Gewissheit über die<br />
geothermischen Energieressourcen der Insel liefern sollen.<br />
Im August 2009 wurde ein Pilotprojekt zum Thema Photovoltaik<br />
offiziell aus der Taufe gehoben. Es ist geplant, dieses<br />
Photovoltaik-Projekt des Saint Lucia Banana Industry Trust<br />
(BIT), das vom Special Framework of Assistance (SFA)<br />
der EU <strong>für</strong> 2003 gefördert wird, ans Netz anzuschließen 19 .<br />
3.4.2 Marktakteure<br />
St. Lucia Electricity Services Ltd (LUCELEC)<br />
St. Lucia Electricity Services Ltd. (LUCELEC) wurde am<br />
9. November 1964 als GmbH »zum Zwecke der Stromerzeugung,<br />
und -verteilung und des Stromhandels (…)»<br />
gegründet. Am 22. August 1994 wurde das Unternehmen<br />
verstaatlicht. Im Dezember 2008 waren die fünf größten<br />
Anteilseigner Emera Inc. (20%), First Citizen Bank Ltd.<br />
(20%), National Insurance Corporation (16,79%), Castries<br />
City Council (16,36%) und die Regierung von Saint<br />
Lucia (12,44%).<br />
18 Quelle: Regierung von St. Lucia<br />
19 Quelle: CIPORE
Ministry of Planning, Development,<br />
Environment and Housing<br />
Das Ministerium <strong>für</strong> Planung, Entwicklung, Umwelt und<br />
Wohnungsbau ist <strong>für</strong> alle Belange im Bereich erneuerbare<br />
Energien zuständig. Es ist das einzige Ministerium aller<br />
OECS-Staaten mit einer eigenen internen Energieagentur<br />
als Regierungsbehörde.<br />
3.4.3 Politische Rahmenbedingungen<br />
im Energiesektor<br />
Seit 1999 hat die Regierung alle Einfuhrzölle und Verbrauchssteuern<br />
auf technisches Equipment und Materialien<br />
<strong>für</strong> erneuerbare Energien aufgehoben. Darüber<br />
hinaus entschied sie sich 2001 dazu, den Erwerb von Solaranlagen<br />
zur Brauchwassererwärmung von der Steuer<br />
absetzbar zu machen.<br />
Momentan arbeiten Energieexperten des Klimainstituts<br />
(Climate Institute) und der Organisation Amerikanischer<br />
Staaten (Organization of American States) gemeinsam<br />
mit dem Minsterium <strong>für</strong> Planung, Entwicklung, Umwelt<br />
und Wohnungsbau einen Aktionsplan <strong>für</strong> nachhaltige<br />
Energie <strong>für</strong> das Land aus. Der Plan stellt eine Strategie <strong>für</strong><br />
die Instandhaltung und das Wachstum des Energiesektors<br />
in St. Lucia bereit, um eine Reihe von Zielen <strong>für</strong> den Energiesektor<br />
zu erreichen. Dazu sollen Maßnahmen durchgeführt<br />
werden, die ein politisches und behördliches Rahmenwerk<br />
schaffen, das die Diversifizierung des örtlichen<br />
Energiemarktes und die Förderung von Energieeffizienz<br />
und Energiesparmaßnahmen unterstützt. CIPORE 20 zufolge<br />
ist das Ziel von St. Lucia, künftig 30% seiner Energie<br />
aus erneuerbaren Ressourcen zu erzeugen.<br />
Ein Entwurf <strong>für</strong> eine nationale Energiestrategie wurde im<br />
August 2009 mit Hilfe des <strong>GTZ</strong>/CREDP fertig gestellt<br />
und muss nun noch von der Regierung St. Lucias bewilligt<br />
werden. Der Plan fasst die Einrichtung eines »Energy Policy<br />
Advisory Committee» ins Auge, das Beratung zu Fragen<br />
und Maßnahmen im Energiebereich anbieten wird.<br />
Darüber hinaus wird es Empfehlungen und Vorschläge<br />
<strong>für</strong> adäquate Instrumente und Strategien machen.<br />
Darüber hinaus soll eine unabhängige Aufsichtskommis-<br />
20 Siehe Informationsquellen.<br />
4. ST. LUCIA / KARIBIK | 74<br />
sion unter dem Vorsitz eines designierten Regulationsorgans<br />
eingerichtet werden. Diese Kommission wird sich<br />
über Lizenz- und andere Servicegebühren weitgehend<br />
selbst finanzieren. Zunächst soll sie nur auf nationaler<br />
Ebene arbeiten, könnte in Zukunft jedoch in eine länderübergreifende<br />
Aufsichtsbehörde integriert werden, die<br />
auch andere staatliche Stromversorger in OECS-Staaten<br />
beaufsichtigt. Im Rahmen ihrer Aufgaben wird die Kommission<br />
dem zuständigen Ministerium Empfehlungen zu<br />
Laufzeiten und Konditionen <strong>für</strong> die Lizenzen zur Stromerzeugung,<br />
-übertragung und -verteilung und <strong>für</strong> den<br />
Verkauf an Endabnehmer aussprechen. Sie wird darüber<br />
hinaus Tarifstrukturen und Gebühren <strong>für</strong> alle Kunden bewilligen<br />
und Ausschreibungen <strong>für</strong> größere Investitionen<br />
im Energieerzeugungsbereich ausrichten und überwachen.<br />
3.4.4 Rahmenbedingungen <strong>für</strong><br />
erneuerbare Energien<br />
Der Entwurf der nationalen Energiestrategie schließt<br />
auch den Bereich erneuerbare Energien ein und gibt Ziele<br />
<strong>für</strong> deren kurz- und mittelfristige Anwendung vor.<br />
Als eines der ersten Ziele wurde die Vorgabe von Quoten<br />
definiert, nach denen 5% der im Jahr 2010 erzeugten und<br />
10% der im Jahr 2012 erzeugten Energie aus erneuerbaren<br />
Energieressourcen stammen sollen. Bis 2020 soll die<br />
Quote mindestens 25% betragen 21 .<br />
Der Betreiber des Übertragungsnetzes muss da<strong>für</strong> sorgen,<br />
dass diese Quote erreicht wird, indem er Strom aus<br />
erneuerbaren Energiequellen von Anlagen erwirbt, die<br />
eine Lizenz der Aufsichtsbehörde haben. LUCELEC darf<br />
<strong>für</strong> diesen Zweck eigene Kraftwerke bauen, Joint-Ventures<br />
einrichten oder geeignete Betreiber solcher Kraftwerke als<br />
Subunternehmer beauftragen.<br />
Wenn die Quote <strong>für</strong> ein bestimmtes Jahr nicht erreicht<br />
wird, so hat die Aufsichtskommission (Regulatory Commission)<br />
die Aufgabe, eine öffentliche Ausschreibung vorzubereiten,<br />
die unabhängigen Energieproduzenten (IPPs)<br />
erlaubt, Anlagen zur Stromerzeugung aus erneuerbaren<br />
Ressourcen zu installieren und zu betreiben.<br />
Der Betreiber des Übertragungsnetzes wird dazu ver-<br />
21 Quelle: St. Lucia National Energy Policy - Draft, 2009
pflichtet, allen unabhängigen Stromproduzenten freien<br />
Zugang zum Stromnetz zu gewähren. Falls die Übertragungsleitungen<br />
bis zum Ort des Anschlusses ausgebaut<br />
oder verstärkt werden müssen, liegt dies in der Verantwortung<br />
des unabhängigen Produzenten.<br />
Clean Development Mechanism (CDM)<br />
St. Lucia unterzeichnete das Kyoto-Protokoll 2003.<br />
Die entsprechende nationale Aufsichtsbehörde sitzt im<br />
Ministerium <strong>für</strong> technische Entwicklung, Umwelt und<br />
Wohnungsbau (Ministry of Physical Development, Environment<br />
and Housing). Bisher wurden jedoch keine<br />
CDM-Projekte angemeldet.<br />
3.4.5 Marktpotenzial <strong>für</strong> Windenergie<br />
Die Ausbaupläne von LUCELEC <strong>für</strong> das Jahr 2009 beinhalteten<br />
den Ankauf von Land im südöstlichen Teil der<br />
Insel und die Erhebung von Winddaten <strong>für</strong> die Entwicklung<br />
eines Windparks mit 12 MW Leistung. Anfang 2009<br />
erhielt LUCELEC nach jahrelangen Verhandlungen vorläufigen<br />
Zugang zu dem da<strong>für</strong> vorgesehenen Grundstück.<br />
Aktivitäten zur Datensammlung <strong>für</strong> dieses spezifische Gebiet<br />
sollten im dritten Quartal des Jahres 2009 beginnen.<br />
4. ST. LUCIA / KARIBIK | 75
3.4.6 Adressen und Kontaktdaten<br />
Ministry of Economic Affairs, Economic Planning,<br />
National Development and Public Service<br />
Price Waterhouse & Coopers Building<br />
Point Serephine, St. Lucia<br />
Tel.: +1 (758) 451 8746<br />
Fax: +1 (758) 453 0781<br />
E-Mail: estplanning@candw.lc<br />
Ministry of Planning, Development,<br />
Environment and Housing<br />
Sustainable Development and Environment Section<br />
Greaham Louisy Administrative Building<br />
The Waterfront<br />
P.O. Box 709<br />
Castries<br />
St. Lucia, West Indies<br />
Contact Person: Mrs Alison King-Joseph<br />
Permanent Secretary<br />
Tel.: (758) 468-4459/451-8746<br />
Fax: (758) 451-6958/452-2056<br />
E-Mail: estplanning@candw.lc<br />
Designated National Authority for CDM<br />
Ministry of Physical Development,<br />
Environment and Housing<br />
Greaham Lousy, Adminisrative Building,<br />
P. O. Box 709,<br />
Waterfront, Castries<br />
Saint Lucia, West Indies<br />
Mr. Martin Satney<br />
Permanent Secretary<br />
Tel.: (758) 468-4419/4418<br />
Fax: (758) 452-2506/4516958<br />
E-Mail: ps@planning.gov.lc<br />
LUCELEC<br />
St. Lucia Electricity Services Ltd<br />
P. O. Box 230,<br />
Sans Soucis, Castries,<br />
St. Lucia, West Indies<br />
Tel.: (758) 457 - 4400<br />
Fax: (758) 457 - 4409<br />
E-Mail: lucelec@candw.lc<br />
Internet: www.lucelec.com/<br />
4. ST. LUCIA / KARIBIK | 76<br />
Ministry of Physical Development and the Environment<br />
Greaham Louisy Administrative Building, Waterfront<br />
Castries, St. Lucia<br />
Tel.: +1 (758) (758) 468 4457/4438/4439/4461<br />
Fax: +1 (758) 456 0563<br />
Email: info@physicalplanning.gov.lc<br />
Internet: www.physicalplanning.gov.lc<br />
Organisation of Eastern Caribbean States (OECS)<br />
Morne Fortune/P.O. Box 1383<br />
Castries/St. Lucia<br />
Tel.: +1 (758) 453 62 08<br />
Fax: +1 (758) 452 21 94<br />
Internet: www.oecs.org<br />
Caribbean Electric Utility Service Corporation<br />
(CARILEC)<br />
Desire Avenue, Sans Souci<br />
P.O. Box CP 5907<br />
Castries<br />
St. Lucia<br />
Tel.: +1 (758) 452 01 40/1<br />
Fax: +1 (758) 452 01 42<br />
Internet: www.carilec.com
3.4.7 Informationsquellen<br />
Carilec Newsletter February 2009<br />
(http://www.carilec.com/), Gesichtet: im September<br />
2009<br />
Caribbean Information Platform on Renewable<br />
Energy <strong>–</strong> CIPORE (http://cipore.org/participatingcountries/st-lucia/),<br />
Gesichtet: im September 2009<br />
LUCELEC, Annual Report 2008<br />
(http://www.LUCELEC.com/investor_information/<br />
index.php), Gesichtet: im September 2009<br />
LUCELEC, Interim Report, June 2009<br />
(http://www.LUCELEC.com/investor_information/<br />
index.php), Gesichtet: im September 2009<br />
St. Lucia Government<br />
(http://www.stlucia.gov.lc), Gesichtet: im September<br />
2009<br />
Ministry of Physical Development and the Environment,<br />
St. Lucia National Energy Policy <strong>–</strong> Draft,<br />
August 2009.<br />
1994 Electricity Supply Act, available at:<br />
http://www.caricomlaw.org/doc.php?id=2474<br />
4. ST. LUCIA / KARIBIK | 77
5. ST. VINCENT UND DIE GRENA<strong>DIN</strong>EN / KARIBIK<br />
3.5.1 Energiemarkt<br />
Übersicht Energiemarkt<br />
St. Vincent und die Grenadinen (SVG) sind in den Bereichen<br />
Stromerzeugung, Transport, Kochen und anderen<br />
Bereichen, die Energie beanspruchen, in hohem Maße<br />
von importierten Erdölprodukten abhängig. SVG hat<br />
einen Energiemix, der zu über 96% auf Erdöl und zu 3%<br />
auf Wasserkraft basiert. Alle Inseln bis auf St. Vincent sind<br />
bei ihrer Stromversorgung vollständig von Dieselgeneratoren<br />
abhängig. Auf der Hauptinsel St. Vincent stammen<br />
nur 80% des Stroms von Dieselgeneratoren, die restlichen<br />
20% aus kleinen Wasserkraftwerken.<br />
Das Stromnetz<br />
Die St. Vincent Electricity Services Limited (VINLEC)<br />
beliefert fast 38 000 Kunden in St. Vincent, Bequia, Canouan,<br />
Union Island und Mayreau, wo das Unternehmen<br />
seine Kraftwerke betreibt, mit Strom. VINLEC versorgt<br />
seine Kunden über ein Netz, das über 560 km an 33 kV-,<br />
11 kV-, 400 V- und 230 V-Leitungen umfasst, mit Strom.<br />
TABELLE 14:<br />
INSTALLIERTE LEISTUNG NACH INSELN, WERTE IN KW.<br />
| 78<br />
Installierte Leistung und Stromerzeugung<br />
2007 erreichte die installierte Leistung von VINLEC auf<br />
folgenden Inseln mehr als 40 MW: St. Vincent, Bequia,<br />
Union Island, Canouan, Mayreau. Die Grundleistung des<br />
gleichen Jahres lag bei fast 32 MW und der Spitzenbedarf<br />
bei über 23 MW. Zwischen 2002 und 2007 nahm<br />
die installierte Kapazität um 9% zu, wobei das Wachstum<br />
zwischen 2005 und 2007 stagnierte. Die Stromerzeugung<br />
wird von Öl (97%) dominiert, nur 3% stammen aus Wasserkraft.<br />
Die Tabelle 14 zeigt die Entwicklung der installierten<br />
Leistung zwischen 2002 und 2007.<br />
2007 wurden 84% des gesamten Stroms durch Dieselgeneratoren<br />
produziert. Die restlichen 16% wurden durch<br />
Wasserkraft erzeugt (s. Tabelle 15).<br />
Der gewerbliche Sektor verbraucht in SVG 47% des<br />
Stroms, während Privathaushalte 45% verbrauchen. Der<br />
Bedarf der Industrie liegt bei 5%, 2% werden <strong>für</strong> die<br />
Straßenbeleuchtung benötigt. Tabelle 16 zeigt die Entwicklung<br />
des Verbrauchs aller Sektoren.<br />
2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />
St. Vincent 31 235 30 635 33 195 33 195 33 195 33 195<br />
Bequia 2 160 2 156 2 156 2 931 2 931 2 931<br />
Union Island 910 1 270 1 270 1 270 1 270 1 270<br />
Canouan 3 120 3 120 3 120 3 120 3 120 3 120<br />
Mayreau 0 180 180 180 180 180<br />
Gesamt 37 425 37 361 39 921 40 696 40 696 40 696<br />
Quelle: VINLEC 2007<br />
TABELLE 15:<br />
STROMERZEUGUNG NACH RESSOURCEN, WERTE IN MWH.<br />
Bruttoerzeugung (kWh) 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />
Wasserkraft 22 027 20 712 27 147 25 540 23 193 22 714<br />
Diesel 79 820 87 528 93 595 106 211 111 109 118 379<br />
Gesamt 101 846 108 240 120 742 131 751 134 302 141 093<br />
Eigenverbrauch 1 639 2 980 3 804 4 225 3 929 3 624<br />
Nettoerzeugung 100 208 105 260 116 938 127 526 130 373 137 469<br />
Quelle: VINLEC 2007.
TABELLE 16:<br />
STROMVERBRAUCH NACH SEKTOREN, WERTE IN MWH.<br />
Liberalisierung<br />
VINLEC ist ein staatlicher Energieversorger mit einer<br />
exklusiven Lizenz zur öffentlichen Stromversorgung in<br />
St. Vincent und den Grenadinen bis 2033. Die Lizenz<br />
wurde im Rahmen des Stromversorgungsgesetzes von<br />
1973 (Electricity Supply Act) erteilt.<br />
Im Rahmen des ESA ist es auch anderen Unternehmen erlaubt,<br />
Strom zu erzeugen, zu übertragen und zu verteilen,<br />
jedoch nur mit Erlaubnis von VINLEC oder als Lizenznehmer<br />
von VINLEC und auch dann nur mit der Bewilligung<br />
des zuständigen Ministers. Auch <strong>für</strong> die Erzeugung<br />
von Strom <strong>für</strong> den Eigenbedarf ist eine Bewilligung durch<br />
VINLEC nötig.<br />
Strompreise<br />
Die folgende Tabelle 17 zeigt die Stromtarife <strong>für</strong> die unterschiedlichen<br />
Kunden in SVG:<br />
Erneuerbare Energien<br />
SVG hat erhebliche Ressourcen an erneuerbarer Energie,<br />
die zum Heizen (Solarthermie, Biomasse), zur Stromerzeugung<br />
(Windkraft, Geothermie, Wasserkraft und Solarenergie)<br />
und eventuell als Treibstoff (aus Biomasse)<br />
verwendet werden können 22 . Diese Ressourcen könnten<br />
einen großen Teil des Energiebedarfs abdecken, was momentan<br />
aber nicht der Fall ist. Während der Einsatz von<br />
Wasserkraft zur Stromerzeugung eine lange Tradition hat,<br />
ist die aktive Nutzung von Solarenergie zur Warmwasserbereitung<br />
eine Technik, die erst in jüngerer Zeit zum Einsatz<br />
kommt.<br />
Vorstudien zufolge, die mit Hilfe der Deutschen Gesellschaft<br />
<strong>für</strong> Technische Zusammenarbeit durchgeführt<br />
22 Quelle: SVG, 2009.<br />
5. ST. VINCENT UND DIE GRENA<strong>DIN</strong>EN / KARIBIK | 79<br />
Sektor 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />
Privathaushalte 44 185 47 195 50 494 53 688 54 867 56 748<br />
Gewerbe 36 571 39 004 47 087 53 541 54 135 58 941<br />
Industrie 6 500 6 520 6 147 6 309 6 587 6 832<br />
Straßenbeleuchtung 2 569 2 711 2 796 2 881 2 937 2 930<br />
Umsatz insgesamt 89 825 95 431 106 524 116 419 118 525 125 452<br />
Quelle: VINLEC 2007<br />
wurden 23 , gibt es genügend Potential zur Intensivierung<br />
der Nutzung von Wasserkraft, wenn die existierenden<br />
Wasserkraftwerke modernisiert und ausgebaut und neue<br />
Kraftwerke entwickelt werden 24 . Konservative Schätzungen<br />
zu dem ungenutzten Wasserkraftpotential (vorwiegend<br />
aus den Flüssen Wallilabou und Bucament) bewegen<br />
sich zwischen 5 und 10 MW 25 .<br />
VINLEC ist von dem Windkraftpotential der Insel überzeugt<br />
und besitzt einen 7,2 MW Windpark im Süden der<br />
Insel St. Vincent.<br />
Die Insel St. Vincent hat darüber hinaus das Potential<br />
zur Nutzung von geothermischer Energie 26 . Das da<strong>für</strong><br />
geeignete Gebiet befindet sich inmitten des gebirgigen<br />
vulkanischen Terrains an der Nordküste der Insel. In den<br />
Morne-Garu-Bergen im südlichen Teil der Region gibt es<br />
TABELLE 17:<br />
STROMTARIFE IN ST. VINCENT UND DEN GRENA<strong>DIN</strong>EN<br />
Haushalte<br />
50 kWh 0.11 €/kWh<br />
> 50 kWh 0.13 €/kWh<br />
Mindestgebühr<br />
Gewerbe<br />
1.28 € pro Monat<br />
Grundgebühr 0.12 €/kWh<br />
Verbrauchsabhängige Gebühr 3.06 €/kVA<br />
Mindestgebühr<br />
Industrie<br />
3.83 € pro Monat<br />
Grundgebühr 0.11 €/kWh<br />
Verbrauchsabhängige Gebühr<br />
Straßenbeleuchtung<br />
3.06 €/kVA<br />
Grundgebühr 0.1442 €/kWh<br />
Quelle: VINLEC<br />
23 Im Rahmen des Caribbean Renewable<br />
Energy Development Programme (CREDP).<br />
24 Quelle: SVG, 2009.<br />
25 Quelle: SVG, 2009.<br />
26 Quelle: Leonard Deane, 2009.
weitere vulkanische Gipfel. Das Potential wird auf ca. 100<br />
MW geschätzt.<br />
Solaranlagen zur Brauchwassererwärmung werden bereits<br />
genutzt, und zwar hauptsächlich in größeren Gebäuden<br />
mit Privatwohnungen. SolcheAnlagen eignen sich aber<br />
auch <strong>für</strong> Privathaushalte, die momentan andere Mittel<br />
zur Warmwasserbereitung verwenden, und alle anderen<br />
Warmwasserverbraucher wie Krankenhäuser, Hotels und<br />
Restaurants.<br />
Momentan werden Biomasseressourcen hauptsächlich<br />
konventionell in Form von Holzkohle genutzt, die von<br />
ländlichen Gemeinden verwendet wird und sowohl vom<br />
Groß- als auch vom Einzelhandel vertrieben wird. Es gibt<br />
nach momentanem Kenntnisstand keine Biogaskraftwerke<br />
und auch andere Technologien, die Biomasseressourcen<br />
auf zeitgemäße Art nutzen, kommen nicht zum<br />
Einsatz. Die Eignung von Pflanzenöl zur Energiegewinnung<br />
wurde bisher noch nicht geprüft 27 .<br />
3.5.2 Marktakteure<br />
St. Vincent Electricity Services Limited<br />
(VINLEC)<br />
St. Vincent Electricity Services Ltd. (VINLEC) ist ein<br />
staatlicher Energieversorger und der einzige Stromversorger<br />
auf der Hauptinsel St. Vincent und den Grenadineninseln<br />
Bequia, Union Island, Canouan und Mayreau. Das<br />
Unternehmen betreibt Diesel- und kleine Wasserkraftwerke<br />
auf der Hauptinsel St. Vincent, während die Inseln<br />
Bequia, Union Island, Canouan und Mayreau komplett<br />
durch dieselbetriebene Kraftwerke versorgt werden. Die<br />
anderen Grenadineninseln werden von privaten Anlagen<br />
mit Dieselmotoren versorgt. Die staatliche Exklusivlizenz<br />
von VINLEC läuft Ende 2033 aus.<br />
Regierung von St. Vincent und den Grenadinen<br />
Das Büro des Premierministers agiert momentan als Energieministerium<br />
und hat die allgemeine Verantwortung <strong>für</strong><br />
den Energiesektor in St. Vincent und den Grenadinen.<br />
2006 wurde ein nationales Energiekomitee (National<br />
Energy Committee), das aus Interessenvertretern anderer<br />
27 Quelle: SVG, 2009<br />
5. ST. VINCENT UND DIE GRENA<strong>DIN</strong>EN / KARIBIK |<br />
80<br />
Ministerien und staatlicher Institutionen besteht, eingerichtet,<br />
um die Regierung zu Fragen im Energiebereich<br />
auf nationaler Ebene zu beraten. 2008 wurde eine Energieabteilung<br />
(Energy Unit) im Büro des Premierministers<br />
eingerichtet, welche die Aufgabe hat, die Regierung bei<br />
der Formulierung und Durchsetzung von Energierichtlinien,<br />
insbesondere im Bereich erneuerbare Energien und<br />
Energieeffizienz zu unterstützen.<br />
3.5.3 Politische Rahmenbedingungen<br />
im Energiesektor<br />
SVG hat im März 2009 eine nationale Energiestrategie<br />
verabschiedet.<br />
Die Hauptziele <strong>für</strong> den Energiesektor sind die Verbesserung<br />
der Effizienz bei der Erzeugung, Übertragung und<br />
Verteilung von Energie und die Förderung von Energieeffizienz-<br />
und Energiesparmaßnahmen bei allen Verbrauchern.<br />
Außerdem wird erwogen, die Einführung umweltfreundlicher<br />
und öknomisch und finanziell sinnvoller<br />
neuer Technologien zu unterstützen. Die Richtlinien besagen<br />
darüber hinaus, dass die Regierung Mechanismen,<br />
die allen Marktteilnehmern den geregelten Zugang zum<br />
Übertragungs- oder Verteilernetz garantieren, einführen<br />
wird.<br />
Das Dokument beschreibt darüber hinaus Richtlinien <strong>für</strong><br />
die Entwicklung eines Markts <strong>für</strong> Heizenergie (Ersetzen<br />
von Brennholz), gibt aber keine spezifischen Ziele vor und<br />
definiert auch die Art und Weise, wie die Richtlinien umgesetzt<br />
oder unterstützt werden sollen, nicht näher.<br />
Das Energiegesetz von 1973 (Electricity Supply Act)<br />
besagt, dass jegliche technische Ausrüstung (Maschinen,<br />
Verschleißteile, Ersatzteile etc.), die zur Erzeugung,<br />
Übertragung und/oder Verteilung von Energie notwendig<br />
sind, von Zollabgaben und allen anderen Einfuhrbeschränkungen<br />
befreit sind.
5.4 Rahmenbedingungen <strong>für</strong><br />
erneuerbare Energien<br />
In Zusammenarbeit mit dem staatlichen Energieversorger<br />
VINLEC macht die Regierung derzeit eine Bestandsaufnahme<br />
des Einsatzes erneuerbarer Energien. Die Regierung,<br />
namentlich die Energieeinheit (Energy Unit) des<br />
Büros des Premierministers, formuliert darüber hinaus<br />
Pläne, um die Energieeffizienz von öffentlichen Institutionen<br />
zu steigern.<br />
Die nationale Energiestrategie gibt außerdem Richtlinien<br />
<strong>für</strong> den Bereich erneuerbare Energien vor, allerdings wurden<br />
keine genauen Ziele genannt. Sie zielt darauf ab, die<br />
Förderung geeigenter Technologien aus dem Bereich erneuerbare<br />
Energien kontinuierlich zu fördern. Die Regierung<br />
plant darüber hinaus, das Potential <strong>für</strong> Erneuerbare<br />
Energien auf allen Inseln zu analysieren, um ortsspezifische<br />
Bemessungen durchführen und sorgfältig ausgearbeitete<br />
Vorschläge machen zu können 28 .<br />
Den Richtlinien zufolge soll der private Sektor ermutigt<br />
werden, sich an der Entwicklung, Finanzierung und Verwaltung<br />
von Projekten im Bereich erneuerbarer Energien<br />
aktiv zu beteiligen. Finanzielle und steuerliche Anreize<br />
sollen da<strong>für</strong> sorgen, dass Technologien <strong>für</strong> erneuerbare<br />
Energien wettbewerbsfähig werden.<br />
Darüber hinaus gibt es Überlegungen, Großverbraucher<br />
von Warmwasser zur Installation von Solaranlagen zu verpflichten.<br />
Clean Development Mechanism (CDM)<br />
ICDM-Maßnahmen befinden sich in SVG noch in einem<br />
sehr frühen Entwicklungsstadium. SVG hat das Kyoto-<br />
Protokoll im Dezember 2002 unterzeichnet, hat bisher<br />
aber noch keine nationale Aufsichtsbehörde etabliert. Bislang<br />
wurden keine Projekte auf CDM-Basis angemeldet.<br />
28 Quelle: SVG, 2009.<br />
5. ST. VINCENT UND DIE GRENA<strong>DIN</strong>EN / KARIBIK |<br />
81<br />
3.5.5 <br />
2005 analysierte eine mit Unterstützung der <strong>GTZ</strong> durchgeführte<br />
Studie zur Bemessung des Windkraftpotenzials<br />
von St. Vincent verschiedene Standorte: Brighton, Greggs<br />
und Ribish Point, der sich als der vielversprechendste herausstellte.<br />
Im Juni 2008 willigte die Regierung in den<br />
Bau eines Windparks mit einer Leistung von 6 bis 8 MW<br />
ein und am Ende des Jahres wurde entschieden, diesen in<br />
Ribishi Point, im Süden der Insel St. Vincent zu installieren.<br />
Es wird erwartet, dass der Windpark bei einer durchschnittlichen<br />
Windgeschwindigkeit von 8,4 m/s in 55 m<br />
Höhe 12 410 Mwh pro Jahr erzeugt 29 .<br />
Die Investitionskosten <strong>für</strong> dieses Projekt belaufen sich auf<br />
schätzungsweise ca. 4,9 Millionen € und die geschätzten<br />
Kosten zur Stromerzeugung liegen bei 0,05 €/kWh.<br />
29 Quelle: Scheutzlich , 2007
3.5.6 <br />
St. Vincent Electricity Services Limited (VINLEC)<br />
Pauls Ave., Box 856<br />
Kingstown<br />
Tel.: +1 (784) 456 17 01<br />
Fax: +1 (784) 456 24 36<br />
E-Mail: vinlec@vinlec.com<br />
Internet: www.vinlec.com<br />
Government of St. Vincent and The Grenadines<br />
E-Mail: webunit.telecom@mail.gov.vc<br />
Tel.: +1 (784) 456 1223/1111, Ext. 404/405<br />
Fax: +1 (784) 457 2880<br />
E-Mail: webunit.telecom@mail.gov.vc<br />
3.5.7 Informationsquellen<br />
Caribbean Information Platform on Renewable Energy<br />
(http://cipore.org), Gesichtet: im September 2009.<br />
Leonard Deane (Director, Energy Unit Prime Minister’s<br />
Office), Situation and Perspectives of Geothermal<br />
Development in Eastern Caribbean Countries,<br />
Presentation at the 1st Eastern Caribbean Geothermal<br />
Conference, am 30. Juni 2009.<br />
St. Vincent and the Grenadines (SVG), Sustainable<br />
Energy for SVG: The Government’s N ational Energy<br />
Policy, März 2009.<br />
Scheutzlich T. M., Experiences with Investments in<br />
Renewable Energy Projects in the Caribbean Region -<br />
Caribbean Renewable Energy Development Programme<br />
(CREDP <strong>–</strong> <strong>GTZ</strong>), November 2007<br />
VINLEC, Financial Statements for the Year Ended,<br />
31. Dezember, 2007 (http://www.vinlec.com), Gesichtet:<br />
im September 2009.<br />
5. ST. VINCENT UND DIE GRENA<strong>DIN</strong>EN / KARIBIK |<br />
82
6. DOMINIKANISCHE REPUBLIK / KARIBIK<br />
3.6.1 Eneriemarkt<br />
Übersicht Energiemarkt<br />
Die wichtigsten Energiequellen der Dominikanischen<br />
Republik sind importiertes Öl und Ölderivate. Diese<br />
tragen 75% des Primärenergieverbrauchs bei. Nur 16%<br />
der Energie wird im Land selbst produziert und stammt<br />
hauptsächlich aus Brennholz (7%), Bagasse (4%) und<br />
Wasserkraft (3%). Die folgende Tabelle fasst den Primärenergieverbrauch<br />
zusammen:<br />
TABELLE 18:<br />
PRIMÄRENERGIEVERBRAUCH, WERTE IN TJ.<br />
Resource Nationale Produktion Import<br />
Das Stromnetz<br />
Das »Dominican Electricity System« (SINE) stellt das<br />
Stromnetz der Dominikanischen Republik. Das SINE<br />
besteht aus 15 Stromerzeugungsunternehmen, einem<br />
Übertragungsunternehmen und drei Verteilergesellschaften.<br />
Abbildung 2 zeigt eine Darstellung des SINE.<br />
Die Dominikanische Republik hat ein Stromversorgungsproblem,<br />
das bislang noch nicht gelöst wurde. Stromausfälle<br />
im Land haben das Vertrauen des privaten Sektors<br />
stark erschüttert. Insbesondere im Jahr 2008 gab es Stromausfälle,<br />
die das Land in dramatischer Weise betrafen und<br />
soziale Unruhen und Forderungen des privaten Sektors<br />
nach sich zogen. Das Energieproblem wurde durch den<br />
Anstieg der Ölpreise noch verschärft und zwang die Regierung,<br />
den Stromsektor zu subventionieren. 2008 gab<br />
| 83<br />
es einen monatlichen Durchschnittsbedarf von 374 MW,<br />
der nur teilweise gedeckt werden konnte 30 .<br />
Die Stromknappheit hat in der Dominikanischen Republik<br />
mehrere Ursachen: Die Verluste bei der Übertragung<br />
und Verteilung waren schon immer sehr <strong>hoch</strong> (momentan<br />
liegen sie bei etwa 35 bis 40%). Diese Verluste sind auf<br />
Stromdiebstahl sowie ein ineffizientes Übertragungssystem<br />
zurückzuführen. Obwohl der Strombedarf jährlich steigt,<br />
nimmt das Stromangebot <strong>für</strong> den privaten Sektor nicht in<br />
ausreichendem Maße zu. Ein Großteil des Stroms, der in<br />
das landesweite Netz eingespeist wird, wurde bisher von<br />
den Kraftwerken produziert, die der Regierung gehören.<br />
Installierte Leistung<br />
Das Dominican Electricity System (SINE) besteht aus<br />
verschiedenen Stromerzeugungsunternehmen (private<br />
Unternehmen und die staatliche Hydroelectric Power Generation<br />
Company), den Verteilergesellschaften EDEN-<br />
ORTE (staatlich), EDESUR (staatlich) and EDEESTE<br />
(privat) und der Dominican Transmission Company<br />
(staatlich). Alle staatlichen Unternehmen werden durch<br />
die Dominican Corporation of State-Owned Power<br />
Companies (CDEEE) vertreten. Darüber hinaus verkauft<br />
das Unternehmen Falconbridge als Eigenerzeuger<br />
gelegentlich überschüssige Energie an SINE.<br />
30 SIE, 2008.<br />
Bereitstellung<br />
insgesamt<br />
% des Gesamt-<br />
verbrauchs<br />
Öl und Ölderivate 0 229 018 227 762 75 %<br />
Erdgas 0 15 031 12 644 4 %<br />
Kohle und Steinkohlekoks 0 14 612 14 612 5 %<br />
Wasserkraft 8 206 0 8 206 3 %<br />
Feuerholz 22 232 0 22 232 7 %<br />
Bagasse 10 969 0 10 969 4 %<br />
Solarenergie 209 0 209 0 %<br />
Andere 8 583 0 8 583 3 %<br />
Gesamt 50 200 258 661 305 218 100 %<br />
Quelle: CNE 2005
ABBILDUNG 1:<br />
DARSTELLUNG DES SINE<br />
Quelle: CGIAR 2004<br />
Insgesamt beträgt die installierte Leistung, die in der Dominikanischen<br />
Republik ins Stromnetz eingespeist wird,<br />
3 191 MW (im August 2009). 31 . Die wichtigsten Energieressourcen<br />
sind fossile Brennstoffe (Kohle mit 23%,<br />
Erdöl mit 27% und Erdgas mit 34%, insgesamt 84%). Die<br />
rest lichen 16% stammen aus Wasserkraftwerken.<br />
Stromerzeugung<br />
2007 wurden innerhalb des SINE-Netzes über 11 000<br />
GWh produziert, 85% davon aus konventionellen Ressourcen<br />
und der Rest durch Wasserkraftwerke. Abbildung<br />
3 zeigt den Anteil der verschiedenen Technologien.<br />
Privathaushalte sind <strong>für</strong> 35% des Strombedarfs verantwortlich.<br />
Es wird erwartet, dass ihr Verbrauch sich bis 2025 verdoppelt<br />
und auf über 7 700 GWh anwächst. Die Industrie<br />
verbraucht 40% des Stroms und ihr Verbrauch wird sich<br />
31 Quelle: OC, 2009<br />
6. DOMINIKANISCHE REPUBLIK / KARIBIK | 84<br />
bis 2025 auf über 12 300 GWh verdreifachen. Das Gewerbe<br />
verbraucht 15% des Stroms, sein Stromverbrauch<br />
wird sich bis 2025 auf über 4 400 GWh verdoppeln 32 .<br />
Liberalisierung<br />
Der dominikanische Strommarkt wurde teilweise liberalisiert.<br />
Private Kunden müssen ihren Strom von einem regionalen<br />
Stromverteiler erwerben, während Kunden aus der<br />
Industrie ihre Energieversorger völlig frei wählen können<br />
(siehe dazu auch den nächsten Abschnitt).<br />
Strompreise<br />
Die Strompreise werden monatlich von der Energieaufsichtsbehörde<br />
Superintendencia de Electricidad (SIE)<br />
angepasst, welche die Benzinpreise, den Tauschkurs von<br />
Dominikanischen Pesos in US Dollars und die allgemeine<br />
32 Quelle: CNE, 2008. Prognosen entsprechen dem wahrscheinlichsten Szenario.
ABBILDUNG 2:<br />
ANTEILE EINZELNER TECHNOLOGIEN<br />
AN DER STROMERZEUGUNG 2006<br />
15 %<br />
35 %<br />
Dieselgeneratoren<br />
Wasserkraft<br />
Dampfturbinen<br />
Quelle: OC, 2007<br />
Inflationsrate berücksichtigt. Tabelle 19 zeigt eine Zusammenstellung<br />
der angewandten Tarife:<br />
SIE beaufsichtigt die Preise <strong>für</strong> regulierte Verbraucher<br />
(Haushalte, Handel und Gewerbe), die ihren Strom von<br />
einer der Verteilergesellschaften erwerben müssen. Im Gegensatz<br />
dazu dürfen große Verbraucher frei verhandeln,<br />
um ihren Strom von demjenigen Versorger zu beziehen,<br />
der ihnen die günstigsten Bedingungen bietet. Im Juni<br />
2000 wurde ein Spot-Markt <strong>für</strong> Strom eingerichtet, um<br />
kurzfristige Stromerwerbstransaktionen zu ermöglichen.<br />
Erneuerbare Energien<br />
Die wichtigste Biomasseressource ist Bagasse, also Abfall<br />
aus der Zuckerproduktion, der in Zuckerfabriken bereits<br />
zur Wärme- und Stromerzeugung genutzt wird. Das Land<br />
hat genügend Biomasse zur Verfügung, um ein Kraftwerk<br />
mit 100 MW Leistung zu betreiben und kann genug Biodiesel<br />
erzeugen, um ein Kraftwerk mit 80 MW Leistung<br />
zu betreiben 33 . Zu den weiteren verfügbaren organischen<br />
Abfällen gehören landwirtschaftliche Abfälle, insbesondere<br />
Bananenstauden und Hülsen und Blätter von Reis<br />
33 Quelle: CNE, 2008<br />
21 %<br />
Gasturbinen<br />
KWK<br />
4 %<br />
25 %<br />
6. DOMINIKANISCHE REPUBLIK / KARIBIK |<br />
85<br />
zur Biogaserzeugung. Darüber hinaus könnte Biogas auch<br />
in der Viehwirtschaft und aus Siedlungsabfällen, die einen<br />
hohen Anteil organischen Materials enthalten, gewonnen<br />
werden.<br />
Das Windenergiepotenzial ist auf Hügelkuppen, Bergkämmen<br />
und in Küstenregionen am größten, die dem<br />
vorherrschenden Ostwind am stärksten ausgesetzt sind.<br />
Die Regionen im äußersten Südwesten und Nordwesten<br />
der Insel weisen Schätzungen zufolge die meisten Gebiete<br />
mit guten bis exzellenten Windstärken <strong>für</strong> kommerzielle<br />
Anlagen auf, weil die Höhenströmungen und Seewinde<br />
in diesen Regionen am stärksten sind. Von dem gesamten<br />
Windenergiepotenzial, das bei 30 000 MW liegt, könnten<br />
10 000 MW kommerziell genutzt werden 34 .<br />
Die Dominikanische Republik hat eine Sonneneinstrahlung<br />
von ca. 5 kWh/m² pro Tag 35. Somit sind die<br />
Bedingungen <strong>für</strong> die Nutzung von Solarenergie äußerst<br />
vorteilhaft. Solarenergie wird bereits zur Warmwasserbereitung<br />
genutzt, ist bei Privathaushalten aber nicht sehr<br />
weit verbreitet. Bisher nutzen hauptsächlich Hotels diese<br />
Technologie. Bis Februar 2009 war fünf Photovoltaikprojekten<br />
mit einer Gesamtleistung von 300 MW 36 eine<br />
Konzession erteilt worden.<br />
Zusätzlich zu der bereits installierten Wasserkraftleistung<br />
von über 500 MW werden 15 weitere Wasserkraftwerke<br />
gebaut, die eine zusätzliche Leistung von 762 MW liefern<br />
werden 37 . Insgesamt werden die Wasserkraftwerke dann<br />
1 870 GWh pro Jahr produzieren.<br />
Die CNE geht davon aus, dass 2020 über 23% der landesweiten<br />
Stromproduktion aus erneuerbaren Energieressourcen<br />
kommen (4 000 GWh pro Jahr). 38 Die wichtigste<br />
erneuerbare Energieressource wird Windkraft sein.<br />
Obwohl SINE 2009 noch keinen Strom aus Windkraft<br />
bezog, prognostiziert die CNE, dass 2010 die ersten 100<br />
GWh produziert werden. 2020 sollen mehr als 2 700<br />
GWh pro Jahr aus Windparks kommen 39 .<br />
34 Quelle: CNE, 2008<br />
35 Quelle: CNE, 2008<br />
36 Quelle: CNE, Promotion, 2009<br />
37 Quelle: CNE, Promotion, 2009<br />
38 Quelle CNE, Promotion, 2009<br />
39 Quelle: CNE, Promotion, 2009
TABELLE 19:<br />
STROMPREISE FÜR JANUAR 2009<br />
Ländliche Elektrifizierung<br />
In ländlichen Gegenden wurden Solaranlagen installiert,<br />
die nicht ans Netz angeschlossen sind. Dies sind hauptsächlich<br />
Projekte, die von nichtstaatlichen Unternehmen<br />
finanziert werden und mit monetärer Unterstützung der<br />
U.S. Agency for International Development (USAID),<br />
dem United Nations Development Programme (UNDP)<br />
und anderen internationalen Gebern sowie dem Ministerium<br />
<strong>für</strong> Industrie und Gewerbe durchgeführt werden.<br />
6. DOMINIKANISCHE REPUBLIK / KARIBIK |<br />
86<br />
Art des Tarifs € / kWh Art des Tarifs € / kWh<br />
BTS 1<br />
BTS 2<br />
Quelle: SIE tarifas<br />
50 kWh 0.27<br />
BTD<br />
Fixtarif<br />
Energie<br />
3.24<br />
0.11<br />
14 612 Maximale Energie 14.94<br />
Feste<br />
> 75 kWh 100 kWh 0.99<br />
Gebühr > 100 kWh 125 kWh 1.33<br />
Fix Tariff 2.47<br />
> 125 kWh 150 kWh<br />
> 150 kWh 175 kWh<br />
1.68<br />
2.02<br />
BTH<br />
Energy<br />
Schwachlastzeit<br />
0.11<br />
3.81<br />
> 175 kWh 2.17 Höchstlast Spitzenzeit 21.24<br />
0-75 kWh 0.06<br />
76-200 kWh 0.06<br />
Fixtarif 3.75<br />
201-300 kWh 0.09 MTD1 Energie 0.12<br />
301-400 kWh 0.14 Höchstlast 7.31<br />
401-500 kWh 0.14<br />
501-600 kWh 0.14<br />
Fixtarif 3.54<br />
601-700 kWh 0.14 MTD2 Energie 0.11<br />
701 - 1000 kWh 0.17 Höchstlast 5.12<br />
> 1000 kWh 0.17<br />
Fixtariff 2.47<br />
Fixtarif 2.17 MTH Energie 0.11<br />
0-75 kWh 0.09 Schwachlastzeit 1.46<br />
76-200 kWh 0.09 Höchstlast Spitzenzeit 14.81<br />
201-300 kWh 0.10 BTS1 <strong>–</strong> Privathaushalt (Bedarf 10kW)<br />
301-400 kWh 0.16 BTS2 <strong>–</strong> Kleinbetriebe (Bedarf 10kW)<br />
401-500 kWh 0.16 BTD <strong>–</strong> Haushalte oder Betriebe (Bedarf > 10kW)<br />
501-600 kWh 0.16 BTH <strong>–</strong> Tarif mit stündlicher Preisabgrenzung (Bedarf > 10kW)<br />
601-700 kWh 0.16 MTD1 <strong>–</strong> Haushalte oder Betriebe mit Mittelspannungsbedarf<br />
701 - 1000 kWh 0.18 MTD2 <strong>–</strong> Industrie mit Mittelspannungsbedarf<br />
> 1000 kWh 0.18 MTH <strong>–</strong> Mittelspannungsbedarf mit stündlicher Preisabgrenzung<br />
Das UNDP hat im Land ein Projekt initiiert, das die<br />
Elektrifizierung ländlicher Gebiete mit Hilfe von erneuerbaren<br />
Energieressourcen ermöglichen soll 40 . Das Projekt<br />
wurde im Mai 2008 begonnen und soll bis Mai 2013<br />
laufen. Es hat ein Gesamtbudget von 4,4 Mio €, über die<br />
Hälfte davon stammt aus der Europäischen Union.<br />
Ziel des Programms ist der landesweite Zugang und die<br />
Nutzung erneuerbarer Energieressourcen in ländlichen<br />
Gemeinden und die Unterstützung lokaler Unternehmen,<br />
40 UNDP Project Nr 00060210: »Programa de electrificación rural basado en<br />
fuentes de energía renovable en República Dominicana». http://pnud.onu.org.<br />
do/proyectos/energiaymedioambiente/1201
die im Bereich der nachhaltigen Nutzung von Energie tätig<br />
sind. Kurzfristig werden etwa 16 500 Menschen von diesem<br />
Projekt profitieren, innerhalb der nächsten fünf Jahre<br />
soll die Zahl der Nutzer auf über 150 000 ansteigensein.<br />
Im Rahmen des Programms sollen 31 Wasserkraftwerke<br />
und eine Windenergieanlage mit einer Erzeugungsleistung<br />
zwischen 5 und 150 kW gebaut werden. Es soll darüber<br />
hinaus potenzielle Kleinstbetriebe identifizieren<br />
und fördern, die von der erzeugten Energie profitieren<br />
könnten.<br />
3.6.2 <br />
Nationale Energiekomission (CNE)<br />
Die Aufgaben der Comisión Nacional de Energía (CNE),<br />
die 2001 gegründet wurde, schließen die Erarbeitung von<br />
Gesetzen und Bestimmungen sowie die Erstellung von<br />
Prognosen zu Versorgung und Bedarf ein. Die CNE arbeitet<br />
unter der Leitung des Ministeriums <strong>für</strong> Industrie<br />
und Gewerbe sowie des Finanzministeriums und ist dem<br />
Technischen Sekretariat des Büros des Präsidenten, dem<br />
Direktor der Zentralbank, dem Landwirtschaftsministerium,<br />
dem Umweltministerium und dem Direktor des<br />
Instituts <strong>für</strong> Telekommunikation unterstellt. Als Exekutivorgan<br />
hat es die rechtliche Befugnis, Richtlinien <strong>für</strong> den<br />
Energiesektor zu beschließen. Seit Mitte des Jahres 2003<br />
hat die CNE eine neue Abteilung <strong>für</strong> alternative Energieressourcen<br />
und die rationelle Nutzung von Energie<br />
(Gerencia Energías Alternas y Uso Racional de Energía).<br />
Regulierungsbehörde SIE<br />
Die Superintendencia de Electricidad (SIE), die durch das<br />
Dekret Nr. 118-98 am 16. März 1998 gegründet wurde<br />
und im Juli 1999 ihre Arbeit aufnahm, beaufsichtigt die<br />
Marktregulierung. Der Status der SIE als öffentlich-rechtliche<br />
Institution wurde offiziell durch den General Electricity<br />
Act von 2001 verankert. Ihre Aufgaben umfassen<br />
insbesondere die Kontrolle der Preise <strong>für</strong> Kunden.<br />
6. DOMINIKANISCHE REPUBLIK / KARIBIK |<br />
87<br />
Koordinationsgruppe <strong>für</strong> den Großhandelsmarkt (OC)<br />
Eine weitere Institution, die 2001 durch den General<br />
Electricity Act ins Leben gerufen wurde, ist die Koordinationsgruppe<br />
<strong>für</strong> den Großhandelsmarkt (Organismo<br />
Coordinador <strong>–</strong> OC), eine Koordinationsgruppe mit der<br />
Hauptaufgabe, die Tätigkeiten der verschiedenen Energieproduzenten<br />
und Netzbetreiber aufeinander abzustimmen<br />
und sicherzustellen, dass die notwendige Kapazität<br />
auf dem Spot-Markt verfügbar ist. Diese nichtstaatliche<br />
Institution dient dazu, die Selbstregulierungsmechanismen<br />
des Marktes zu unterstützen. Ihre höchste Autorität<br />
ist ein Koordinierungskomitee, dessen Mitglieder sich aus<br />
jeweils einem Repräsentanten der unabhängigen Energieproduzenten,<br />
der Energieproduzenten mit privater Beteiligung<br />
und der Übertragungs- und Verteilersektoren<br />
zusammensetzen.<br />
Energieerzeugung<br />
Das Stromerzeugungsunternehmen Haina S. A. (EGE<br />
Haina) ist das größte Stromerzeugungsunternehmen der<br />
SINE (mit 17% der installierten Leistung des Landes).<br />
Haina ist eines der Stromerzeugungsunternehmen, die im<br />
Prozess der Kapitalisierung der ehemals staatlichen Dominican<br />
Electricity Company (CDE) gegründet wurden.<br />
50% des Kapitals von Haina gehört dem Unternehmen<br />
Haina Investment Company Ltd. (HIC), einem Konsortium<br />
internationaler Investoren, und die verbleibenden<br />
fünfzig 50% gehören der CDE und einzelnen Investoren.<br />
HIC hat die vertragliche Verantwortung <strong>für</strong> die Verwaltung<br />
von EGE Haina inne. Der zweitgrößte Energieversorger<br />
ist der Dominikanische Wasserkraftproduzent<br />
(Empresa de Generación Hidro-eléctrica Dominicana<br />
<strong>–</strong> EGEHID). EGEHID ist ein zu 100% staatliches Unternehmen<br />
und Teil der Holding-Gesellschaft CDEEE.<br />
Der drittgrößte Stromproduzent ist AES Andrés. Das<br />
LNG Import Terminal ‘Andres Facility’ wurde 2003 in<br />
Betrieb genommen und befindet sich neben dem 319<br />
MW Kombikraftwerk von AES. Es ist die erste und einzige<br />
Importeinrichtung <strong>für</strong> Erdgas in der Dominikanischen<br />
Republik.
Stromübertragung<br />
Das einzige Unternehmen im Lande, das <strong>für</strong> Stromübertragung<br />
zuständig ist, ist die Dominikanische Übertragungsgesellschaft<br />
(Empresa de Transmisión Eléctrica<br />
Dominicana <strong>–</strong> ETED), die ebenfalls zu 100% staatlich<br />
ist und zur CDEEE gehört. Die ETED besitzt 2 183 km<br />
an 138 kV-Leitungen, 1 686 km an 69 kV-Leitungen und<br />
20 Umspannwerke.<br />
Verteilergesellschaften<br />
Die Nördliche Stromvertriebsgesellschaft (EDENORTE<br />
Dominicana SA) kommerzialisiert und verteilt Strom in<br />
den 14 Provinzen des nördlichen Teils der Dominikanischen<br />
Republik. Das Unternehmen gehört dem Staat, der<br />
die Anteile des ehemaligen Besitzers, der Union Fenosa,<br />
aufkaufte, und wird von der CDEE verwaltet. EDEN-<br />
ORTE verteilt monatlich durchschnittlich 41 257 GWh.<br />
Die Südliche Stromvertriebsgesellschaft (EDESUR) ist<br />
ebenfalls staatlich und trägt zur Verteilung von monatlich<br />
309 GWh bei. Die dominikanische Regierung hat auch<br />
hier 100% der Anteile von Union Fenosa gekauft. Die<br />
Östliche Stromvertriebsgesellschaft EDEESTE gehört zu<br />
50% der dominikanischen Regierung, die verbleibenden<br />
Anteile gehören AES Corp und Trust Company of the<br />
West (TCW). EDEESTE verteilt monatlich 248 GWh<br />
(Stand: 2009).<br />
3.6.3 Politische Rahmenbedingungen<br />
im Energiesektor<br />
Die zentrale juristische Referenz <strong>für</strong> den Stromsektor<br />
in der Dominikanischen Republik ist das Allgemeine<br />
Stromgesetz (das durch das Gesetz 125-01 von 2001 etabliert<br />
wurde) und seine Modifikation durch Dekret Nr.<br />
749-02 vom September 2002. In diesem Gesetz sind folgende<br />
Eckpunkte verankert:<br />
• Es muss sichergestellt werden, dass mindestens 20% des<br />
Stromhandels auf dem Spot-Markt stattfindet.<br />
• Energieerzeuger sind dazu autorisiert, Verbindungsleitungen<br />
zum Verbundnetz und/oder ihren eigenen<br />
Kunden zu legen (autarke Versorger).<br />
41 Quelle <strong>für</strong> die durchschnittliche monatliche Versorgung: OC, 2009.<br />
6. DOMINIKANISCHE REPUBLIK / KARIBIK |<br />
88<br />
• Die Anteilseignung von Verteilergesellschaften an<br />
Erzeugungskraftwerken wird auf nicht mehr als 15%<br />
der Spitzenlast im Verbundnetz begrenzt (erneuerbare<br />
Energien sind von dieser Regel ausgeschlossen).<br />
• Die Strompreise <strong>für</strong> Kunden des öffentlichen Netzes<br />
mit einer maximalen Anschlussleistung von 2 MW sind<br />
festgelegt, es sei denn, die Kunden schließen einen direkten<br />
Vertrag mit den Versorgern ab.<br />
• Die Übertragungstarife <strong>für</strong> die Nutzung von Anlagen<br />
zur Übertragung und Verteilung sind festgelegt.<br />
• Unternehmen, die Strom aus erneuerbaren Energieressourcen<br />
erzeugen, werden bei Vertrieb und Lastenverteilung<br />
bevorzugt behandelt, solange Preise und Konditionen<br />
ansonsten identisch sind.<br />
• Unternehmen, die Strom aus erneuerbaren Energieressourcen<br />
erzeugen, sind <strong>für</strong> fünf Jahre von nationalen<br />
und lokalen Steuern befreit.<br />
• Eine nationale Energiekommission (CNE) entwickelt<br />
Maßnahmen zur Energiepolitik und langfristige Pläne<br />
<strong>für</strong> den Energiesektor.<br />
• Die Superintendencia de Electricidad (SIE) wird gestärkt,<br />
damit diese sich als unabhängige neutrale Regulierungsbehörde<br />
mit weitreichenden Kompetenzen<br />
etablieren kann.<br />
• 10% der Bußgelder <strong>für</strong> Stromdiebstahl werden in einen<br />
Fonds eingezahlt, der Anreize <strong>für</strong> die Entwicklung erneuerbarer<br />
Energieressourcen bieten soll.<br />
3.6.4 Rahmenbedingungen <strong>für</strong><br />
erneuerbare Energien<br />
Der erste Entwurf <strong>für</strong> ein Gesetz, das Anreize <strong>für</strong> die<br />
Entwicklung erneuerbarer Energieressourcen bieten soll,<br />
wurde dem Nationalkongress im Oktober 2001 zur Diskussion<br />
vorgelegt. Mit Unterstützung des <strong>GTZ</strong>-Projekts<br />
»Proyecto de Fomento de Energías Renovables« (PRO-<br />
FER) wurde der Entwurf im Zeitraum zwischen 2003<br />
und 2005 überarbeitet und dem Kongress im Oktober<br />
2005 erneut unter dem Titel »Proyecto de Ley de Incentivo<br />
al Desarrollo de Fuentes Renovables de Energías«<br />
vorgelegt. Er wurde dem Senat zur nochmaligen Lektüre
vorgelegt und im September 2006 bewilligt. Das Gesetz<br />
57-07 wurde schließlich im Mai 2007 unterzeichnet und<br />
trat anschließend in Kraft.<br />
Das Gesetz fördert Windparks mit einer Leistung bis 50<br />
MW, Mini-Wasserkraftwerke bis zu 5 MW, Photovoltaikanlagen<br />
aller Größen, solarthermische Kraftwerke bis 120<br />
MW, Biomassekraftwerke mit einem Biokraftstoffanteil<br />
von mindestens 60% und einer Leistung von maximal 80<br />
MW und Meereskraftwerke. Das Gesetz fördert außerdem<br />
Technologien zur solarthermischen Wärmeerzeugung<br />
und Kühlung.<br />
Die vom Gesetz vorgesehen Anreize gestalten sich wie<br />
folgt 42 :<br />
• 100%ige Befreiung von Einfuhrzöllen auf technische<br />
Ausrüstung, Maschinen und Zubehör, das <strong>für</strong> die Erzeugung<br />
Erneuerbarer Energie notwendig ist.<br />
• 100%ige Befreiung von der Umsatzsteuer (ITBIS) auf<br />
alle genannten Gerätschaften.<br />
• 100%ige Befreiung von der Einkommenssteuer <strong>für</strong> 10<br />
Jahre <strong>für</strong> Unternehmen oder Einzelpersonen, die von<br />
diesem Gesetz profitieren, bis 2020.<br />
• Ermäßigung auf einen festen Satz von 5% auf die Steuer<br />
auf ausländisch finanzierte Zinszahlungen, in Abänderung<br />
des Artikels 306 des dominikanischen Steuergesetzes<br />
<strong>für</strong> die von diesem Gesetz profitierenden Unternehmen<br />
und Personen.<br />
• Eine anrechenbare Gutschrift von bis zu 75% auf die<br />
Investitionskosten <strong>für</strong> technische Ausrüstung, die von<br />
Besitzern oder Mietern von Einfamilienhäusern oder<br />
gewerblichen oder industriellen Einrichtungen benö-<br />
42 Dominican Legal Laws http://www.drlawyer.com/dominican-legal-news/<br />
dominican-renewable-energy-bill.html<br />
6. DOMINIKANISCHE REPUBLIK / KARIBIK |<br />
89<br />
tigt wird, um die Gebäude komplett auf den Betrieb mit<br />
erneuerbaren Energien umzustellen oder den Anteil an<br />
Energie aus erneuerbaren Ressourcen an ihrem Verbrauch<br />
erhöhen. Diese Gutschrift wird über die folgenden drei<br />
Jahre auf die Einkommenssteuer des jeweiligen Kunden<br />
angerechnet, wobei pro Jahr 33,33% des Gesamtbetrages<br />
abgeschrieben werden können. Dieses neue Gesetz fordert<br />
auch die Etablierung eines Marktes <strong>für</strong> CO2-Anleihen,<br />
wie er im Rahmen des Kyoto-Protokolls vorgesehen<br />
ist, der vom Clean Development Mechanism des Ministeriums<br />
<strong>für</strong> natürliche Ressourcen reguliert werden soll.<br />
Die Einfuhr von Maschinen, technischer Ausrüstung und<br />
Zubehör, die <strong>für</strong> Anlagen genutzt werden, die erneuerbare<br />
Energie erzeugen und nutzen, sind von Steuern befreit.<br />
10 Jahre lang sind die Unternehmen darüber hinaus<br />
von der Einkommenssteuer und Steuern auf den Transfer<br />
von industriellen Gütern (ITBIS) befreit.<br />
Clean Development Mechanism (CDM)<br />
Die Dominikanische Republik hat die UNFCCC im<br />
Oktober 1998 ratifiziert und trat im Februar 2002 dem<br />
Kyoto-Protokoll bei. Im August 2004 wurde die Oficina<br />
Nacional del Mecanismo de Desarrollo Limpio (ON-<br />
MDL) auf Anordnung des Präsidenten als nationale Aufsichtsbehörde<br />
eingerichtet<br />
Es gibt sechs CDM-Projekte, die sich im Zulassungsverfahren<br />
befinden, und ein Projekt, das bereits bei der<br />
UNFCCC zugelassen ist. Drei davon sind Projekte mit<br />
Windenergie, die Einzelheiten dazu sind in Tabelle 20<br />
aufgeführt.<br />
TABELLE 20:<br />
CDM-WINDPROJEKTE IN DER DOMINIKANISCHEN REPUBLIK, IRR VOR DEM VERKAUF VON CER.<br />
Projekt Ort Status Jährliche<br />
Einsparungen<br />
(ktCO ² )<br />
Cabo Engaño Wind<br />
Project<br />
El Guanillo Windpark in<br />
der Dominikanischen<br />
Republik<br />
Juancho <strong>–</strong> Los Cocos<br />
Windparkprojekt,<br />
100 MW<br />
Quelle: UNEP Risoe und UNFCCC<br />
La<br />
Altagracia<br />
Zulassungsverfahren<br />
abgeschlossen<br />
IRR Anmeldungs<br />
jahr<br />
Leistung<br />
(MW)<br />
20 8,25 MW<br />
Monte Cristi Registriert 124 11.3 % 2006 64,6 MW<br />
Barahona &<br />
Pedernales<br />
Im Zulassungsverfahren<br />
321 13 % 100 MW
3.6.5 Marktpotenzial <strong>für</strong> Windenergie<br />
Windenergiepotenziale<br />
Das U.S. National Renewable Energy Laboratory (NREL)<br />
hat eine erste Bemessung durchgeführt. Das Hauptziel der<br />
Studie war es, eine Karte <strong>für</strong> die Windressourcen in allen<br />
Regionen der Dominikanischen Republik zu erstellen und<br />
die Ergebnisse in einem Windatlas zusammenzustellen(zu<br />
finden unter http://www.windatlas.dk/World/Other.<br />
html#Dominican%20Republic).<br />
Die Windressourcen in der Dominikanischen Republik<br />
hängen in hohem Maße von der Höhenlage und der Nähe<br />
zur Küste ab. Im Allgemeinen sind die Windstärken auf<br />
Hügelkuppen, Bergkämmen und in küstennahen Gegenden,<br />
die den vorherrschenden Ostwinden am meisten ausgesetzt<br />
sind, am höchsten. In den Regionen im äußersten<br />
Südwesten und Nordwesten des Landes sind Schätzungen<br />
zufolge die meisten Gegenden mit guten bis sehr guten<br />
Windstärken 43 angesiedelt, weil die Höhenströmungen<br />
und Seewinde in diesen Regionen am stärksten sind. Die<br />
Ergebnisse der Windkartierung zeigen viele Gebiete mit<br />
guten bis sehr guten Windressourcen <strong>für</strong> Anwendungen<br />
auf kommerziellem Niveau <strong>für</strong> Energieversorger oder sehr<br />
gute Windressourcen <strong>für</strong> die Stromversorgung von Dörfern.<br />
Die besten Windressourcen sind in den südwestlichen<br />
Provinzen Pedernales und Barahona und in den<br />
nordwestlichen Provinzen Puerto Plata und Monte Cristi<br />
zu finden. Geeignete Regionen mit guten bis sehr guten<br />
Windressourcen gibt es auch noch an vielen anderen Orten,<br />
etwa die Hügelkuppen und Bergrücken der Halbinsel<br />
Samana und andere küstennahe Gebiete in der gesamten<br />
Dominikanischen Republik oder in den größten Gebirgszügen<br />
wie Cordillera Septentrional, Cordillera Oriental,<br />
Cordillera Central und Sierra Neiba. Die Ergebnisse der<br />
Kartierung zeigen außerdem viele Gebiete mit mäßigen<br />
Windstärken <strong>für</strong> Anwendungen auf kommerziellem Niveau<br />
<strong>für</strong> Energieversorger oder guten Windressourcen <strong>für</strong><br />
die Stromversorgung von Dörfern, darunter viele nach<br />
Osten gerichtete Küstenregionen entlang der Ost- und<br />
Nordküsten der Dominikanischen Republik.<br />
Schätzungen zufolge bieten etwa 1 500 km² des Landes<br />
43 Windkraftklassifizierungen der NREL Studie:<br />
Für Energieversorger: mäßig <strong>–</strong> 6.1 to 7.0 m/s; gut <strong>–</strong> 7.0 to 7.7 m/s;<br />
sehr gut <strong>–</strong> 7.7 to 10.5 m/s<br />
Für ländliche Anwendungen: mäßig <strong>–</strong> 4.9 to 6.1 m/s; gut <strong>–</strong> 6.1 to 7.0 m/s;<br />
sehr gut <strong>–</strong> 7.0 to 10.5 m/s<br />
6. DOMINIKANISCHE REPUBLIK / KARIBIK |<br />
90<br />
ein gutes bis sehr gutes Windenergiepotenzial. Diese Regionen<br />
mit Windkorridoren stellen weniger als 3% der gesamten<br />
Fläche (48 442 km²) der Dominikanischen Republik<br />
dar. Nach konservativen Schätzungen von ca. 7 MW<br />
pro km² könnte das Land über 10 000 MW Leistung<br />
installieren und über 24 Mrd. Kwh pro Jahr gewinnen.<br />
Wenn man nur die Gegenden mit guten bis sehr guten<br />
Windressourcen einrechnet, gibt es in der Dominikanischen<br />
Republik 20 Provinzen mit einem Windpotenzial<br />
von mindestens 100 MW und drei Provinzen mit einem<br />
Windpotenzial von mindestens 1 000 MW.<br />
Wenn zusätzlich die Gegenden mit mäßigen Windressourcen<br />
(bzw. guten Windressourcen <strong>für</strong> die ländliche<br />
Anwendung) berücksichtigt werden, erhöht sich diese<br />
Fläche auf über 4 400 km², was etwas mehr als 9% der Gesamtfläche<br />
der Dominikanischen Republik entspricht. In<br />
diesen Regionen könnten zusammen über 30 000 MW<br />
Leistung installiert und über 60 Mrd. kWh pro Jahr produziert<br />
werden. Es gibt 12 Provinzen mit einem Windpotenzial<br />
von mindestens 1 000 MW und bis auf drei haben alle<br />
Provinzen ein Windpotenzial von mindestens 100 MW.<br />
Es sind jedoch weitere Studien notwendig, um das Windkraftpotenzial<br />
genauer bemessen zu können und Faktoren<br />
wie das bereits existierende Übertragungsnetz und den<br />
Zugang dazu mit zu berücksichtigen..<br />
Derzeitige Nutzung von Windenergie und<br />
geplante Projekte<br />
Im Juli 2009 gab die CNE eine Zusammenarbeit der Dominikanischen<br />
Republik mit den Vereinigten Arabischen<br />
Emiraten beim Bau von 600 MW Windkraft bekannt<br />
(innerhalb eines Projekts, das den Bau eines Erdgaskraftwerks<br />
mit 600 MW Leistung einschließt). Dazu sind<br />
Investitionen in Höhe von 500 Mio. € geplant. 6 neue<br />
Windparks sollen installiert werden: 2 in Puerto Plata,<br />
2 in Montecristi und 2 in Azua.<br />
Bisher sind Windkraftanlagen im Land nur bei Kraftwerken<br />
von Eigenerzeugern im Einsatz. 44 Allerdings wurde<br />
in den letzten Jahren 33 Projekten eine Konzession erteilt,<br />
mit denen insgesamt 1 905 MW im Land installiert werden<br />
sollen. Tabelle 21 zeigt alle Windkraftprojekte mit<br />
Konzessionen im Land.<br />
44 Quelle: CNE, Statistics, 2009
TABELLE 21:<br />
WINDENERGIEPROJEKTE MIT BETRIEBSERLAUBNIS.<br />
6. DOMINIKANISCHE REPUBLIK / KARIBIK |<br />
91<br />
Unternehmen Projekt Energie (MW) Betriebserlaubnis seit<br />
Grupo Eólico Dominicano El Granadillo 50 2007<br />
Compañía Generación Eólica Internac. SL NA 90 2008<br />
Grupo Eólico Dominicano NA 50 2007<br />
Compañía Poseidón NA 100 2007<br />
CEPM NA 50 Vorläufig 2008<br />
AIM Powergem NA 50 Vorläufig 2008<br />
Jasper Caribean NA 115 Vorläufig 2007<br />
Los Cuatro Vientos. NA 50 Vorläufig 2008<br />
Inversiones Agian, S.A. NA 50 Vorläufig 2008<br />
Inversiones Dihue S.A. NA 50 Vorläufig 2008<br />
Multigestiones Ofir, S.A. NA 50 Vorläufig 2008<br />
Inversiones Galloway, S.A. NA 50 Vorläufig 2008<br />
Compañía HB-Globe, S.A. NA 50 Vorläufig 2008<br />
Callot, C. por A. NA 50 Vorläufig 2008<br />
Renovable Dominicana NA 50 Vorläufig 2009<br />
El Morro Eólico, S.A. NA 50 Vorläufig 2008<br />
Alisios de Montecristi, S.A. NA 50 Vorläufig 2008<br />
Energía Alternativa, S.A. NA 50 Vorläufig 2008<br />
Inveravante Dominicana, S.A. Papayo I 50 Vorläufig 2008<br />
Inveravante Dominicana, S.A. Papayo II 50 Vorläufig 2008<br />
Inveravante Dominicana, S.A. Cabrera 50 Vorläufig 2008<br />
Inversiones Birttan, S.A. NA 50 Vorläufig 2008<br />
Inversiones Tazaret, S.A. NA 50 Vorläufig 2008<br />
Natural Wind Energy, S.A. NA 50 Vorläufig 2008<br />
Royal London Investment, S.A. Green Power 50 Vorläufig 2008<br />
Solar Monkey NA 50 Vorläufig 2009<br />
TECSOL NA 50 Vorläufig 2008<br />
EGE-HAINA NA 50 Vorläufig 2008<br />
The Wind Farm, C. por A. NA 50 Vorläufig 2009<br />
Summer Wisper Group, S.A. NA 50 Vorläufig 2000<br />
RENSA NA 50 Vorläufig 2009<br />
Fluitecnik Solar, S.A. NA 50 Vorläufig 2009<br />
Bio Fuel World Supply NA 50 Vorläufig 2009<br />
Quelle: CNE, Promotion, 2009
3.6.6 Adressen und Kontaktdaten<br />
Secretaría de Estado de Industria y Comercio<br />
Programa de Energía No Convencional<br />
Director: Ing. Salvador Rivas<br />
E-Mail: salvador.rivas@seic.gov.do<br />
Av. México Esq. Leopoldo Navarra<br />
Edificio Oficinas Gubernamentales Juan Pablo Duarte<br />
Ensanche Gazcue, Santo Domingo<br />
Tel.: +1 (809) 685 51 71<br />
Fax: +1 (809) 548 65 10<br />
E-Mail: energia@seic.gov.do<br />
Internet: www.seic.gov.do<br />
Comisión Nacional de Energía (CNE)<br />
Executive director: Ing. Aristedes Fernández Zucco<br />
E-Mail: presidente@cne.gov.do<br />
Director of Renewable Energy Sources and Rational<br />
Use of Energy Department:<br />
Arq. Doroteo Rodriguez<br />
E-Mail: drodriguez@cne.gov.do<br />
Director of Planning Department: Lucas Vicens<br />
E-Mail: lvicens@cne.gov.do<br />
Ave. Gustavo Mejía Ricart No. 73<br />
Ensanche Serrallés, Santo Domingo<br />
Tel.: +1 (809) 732 20 00<br />
Fax: +1 (809) 547 20 73<br />
Internet: www.cne.com.do<br />
Superintendencia de Electricidad (SIE)<br />
Chairman: Ing. Francisco Méndez<br />
E-Mail: smedrano@sie.gov.do<br />
Ave. Gustavo Mejía Ricart No. 73<br />
Ensanche Serrallés, Santo Domingo<br />
Tel.: +1 (809) 683 25 00/683 27 27<br />
Fax: +1 (809) 732 27 75<br />
E-Mail: sielectric@verizon.net.do<br />
Internet: www.sie.gov.do<br />
6. DOMINIKANISCHE REPUBLIK / KARIBIK |<br />
92<br />
Corporación Dominicana de<br />
Empresas Eléctricas Estatales (CDEEE)<br />
President of Board<br />
Dr. Armando Peña Castillo<br />
Director of Rural Electrification Programme:<br />
Thelma Eusebio<br />
Head of »Transmission« division:<br />
Julian Santana Araujo<br />
Head of Generation Division:<br />
Sr. Rafael Suero<br />
Av. Independencia Centro de los Héroes<br />
Santo Domingo<br />
Tel.: +1 (809) 535 11 00<br />
Fax: +1 (809) 533 72 04<br />
E-Mail:cderd06@verizon.net.do<br />
Internet: www.cde.gov.do<br />
Internet Hydropower: www.hidroelectrica.gov.do<br />
Instituto de Innovación en<br />
Biotecnología e Industira <strong>–</strong> IIBI<br />
Energy Department (Divisón Recursos Energéticos)<br />
Head: Bolivar Rodriguez<br />
Apartado Postal 329-2<br />
Calle Oloff Palme Esq. Núñez de Cáceres,<br />
Edificio INDOTEC<br />
Ensanche San Gerónimo, Santo Domingo<br />
Tel.: +1 (809) 566 81 21<br />
Fax: +1 (809) 227 88 09<br />
E-Mail: servicio@iibi.gov.do, tics@iibi.gov.do<br />
Internet: www.indotec.gov.do<br />
Renewable Energy Growth Assistance Entity (REGAE)<br />
Luis Guillermo Local PRONATURA<br />
Paseo de Los Periodistas No. 4<br />
Ensanche Miraflores, Santo Domingo<br />
Tel.: +1 (809) 688 60 92<br />
Fax: +1 (809) 688 87 74<br />
E-Mail: luisguille1@hotmail.com
Instituto Nacional de Recursos Hidráulicos (INDRHI)<br />
Head: Sr. Ing. Frank Rodríguez<br />
Centro de los Héroes<br />
Edificio Nuevo del INDRHI<br />
Santo Domingo<br />
Tel.: +1 (809) 532 32 71<br />
Internet: www.indrhi.gov.do<br />
National Rural Electric<br />
Cooperative Association (NRECA)<br />
Director: Jame Vancoevering<br />
Calle Rafael Augusto Sánchez No. 51A<br />
Ensanche Piantini, Santo Domingo<br />
Tel.: +1 (809) 541 48 25<br />
Fax: +1 (809) 683 86 08<br />
E-Mail: jvancoevering@nrenca-intl.org<br />
Internet: www.nreca.org<br />
Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong><br />
Technische Zusammenarbeit (<strong>GTZ</strong>)<br />
Head: Hans-Peter Debelius<br />
E-Mail: hans-peter.debelius@gtz.de<br />
Calle Angel Severo Cabral N° 5<br />
Ensanche Julieta Morales<br />
Santo Domingo<br />
Tel.: +1809 541-1430<br />
Fax: +1809 683-2611<br />
E-Mail: gtz-domrep@gtz.de<br />
Internet: www.gtz.de/dominican-republic<br />
German-Dominican Chamber<br />
of Industry and Commerce<br />
Director: Werner Kuhn<br />
Centro-Dominicano-Alemán<br />
Calle Isabel la Católica No. 212<br />
Zona Colonial, Santo Domingo<br />
Tel.: +1 (809) 688 67 00<br />
Fax: +1 (809) 687 96 81<br />
E-Mail: ccdomalemana@codetel.net.do<br />
Internet: http://dominikanischerepublik.ahk.de/<br />
6. DOMINIKANISCHE REPUBLIK / KARIBIK |<br />
93<br />
3.6.7 Informationsquellen<br />
CNE <strong>–</strong> National Energy Commission, Energy Demand<br />
Prospective Study ( Estudio Prospectivo de la Demanda<br />
de Energía de República Dominicana ) <strong>–</strong> Final Report,<br />
November 2008. ( http://www.cne.gov.do ), Gesichtet:<br />
im September 2009.<br />
CNE, Statistics - National Information System<br />
( latest data available: 2005 ) ( http://www.cne.gov.do/<br />
sien2/estadisticas.aspx ), Gesichtet: im September 2009.<br />
CNE, News published at »Hoy Digital« in July 2009<br />
( http://www.hoy.com.do/el-pais/2009/7/26/286968/<br />
Dan-toques-finales-a-contratos-de-generacion-a-gas-yeolica<br />
), Gesichtet: im September 2009.<br />
CNE, Renewable Energy as National Solution<br />
( presentation ), December 2008. ( http://www.oas.org/<br />
dsd/Energy/Meeting/ElSalvador/Documentos/Microsoft<br />
%20PowerPoint %20- %20Onil %20Abreu %20<br />
CNE.pdf ), Gesichtet: im September 2009.<br />
CNE, Promotion for investments, regulatory framework<br />
and incentives for renewable energy in the Dominican<br />
Republic ( presentation by the CNE president ),<br />
August 2009<br />
( http://www.acce.com.co/descargas/Presentaciones<br />
%20VII %20Encuentro/Panel %20de %20Ministros/<br />
NE %20Rep %20Dominicana.pdf ), Gesichtet: im<br />
September 2009.<br />
OC - National Power System Coordinator, Monthly<br />
Operations Report <strong>–</strong> august 2009 ( http://www.oc.org.<br />
do/ ), Gesichtet: im September 2009.<br />
OC, Memoria Annual 2007. ( http://www.oc.org.do/ ),<br />
Gesichtet: im September 2009.
SIE <strong>–</strong> Superintendencia de Electricidad, Tarifas<br />
( http://www.sie.gov.do/peages_tarifas.php ), Gesichtet:<br />
im September 2009.<br />
SIE <strong>–</strong> Statistics, 2008 ( http://www.sie.gov.do/estadisticas.php<br />
), Gesichtet: im September 2009.<br />
General Electricity Act of 2001, available at: http://<br />
www.drlawyer.com/dominican-legal-news/, Gesichtet:<br />
im Oktober 2009.<br />
General Electricity Act ( created by the law 125-01 of<br />
2001 ) and its modification with the decree 749-02 of<br />
September 2002, available at: http://www.drlawyer.<br />
com/dominican-legal-news/, Gesichtet: im Oktober<br />
2009.<br />
Dominican Legal Laws http://www.drlawyer.com/dominican-legal-news/dominican-renewable-energy-bill.<br />
html, Gesichtet: im September 2009.<br />
Wind Atlas, available at: http://www.windatlas.dk/<br />
World/Other.html#Dominican %20Republic, Gesichtet:<br />
im Oktober 2009.<br />
6. DOMINIKANISCHE REPUBLIK / KARIBIK |<br />
94
CHILE<br />
Abkürzungsverzeichnis<br />
APEC Asiatisch-Pazifische Wirtschafts-<br />
gemeinschaft<br />
BIP Bruttoinlandsprodukt<br />
BMU Bundesministerium <strong>für</strong> Umwelt,<br />
Naturschutz und Reaktorsicherheit<br />
BMZ Bundesministerium <strong>für</strong> Wirtschaftliche<br />
Zusammenarbeit und Entwicklung<br />
CDEC Centro de Despacho Economico de<br />
Carga <strong>–</strong> Zentrum <strong>für</strong> ökonomische<br />
Lastverteilung<br />
CDM Clean Development Mechanism<br />
CER Renewable Energy Centre <strong>–</strong> Zentrum<br />
<strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />
CNE Comision Nacional de Energia <strong>–</strong><br />
Nationale Energiekommission<br />
CONAMA Comision Nacional del Medio<br />
Ambiente Nationale Umwelt-<br />
kommission<br />
CORFO Corporacion de Fomento de la Produccion<br />
<strong>–</strong> Chilenische Wirtschaftförderungsgesellschaft<br />
ECLAC Wirtschaftskommission <strong>für</strong> Latein-<br />
amerika und die Karibik<br />
EE Energieeffizienz<br />
RE Renewable Energies (Erneuerbare<br />
Energien)<br />
<strong>GTZ</strong> Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Technische<br />
Zusammenarbeit<br />
GW Gigawatt<br />
95<br />
GWh Gigawattstunden<br />
HDI Human Development Index<br />
IKI Internationale Klimaschutzinitiative<br />
IZF Interner Zinsfuß<br />
Kf W Kreditanstalt <strong>für</strong> Wiederaufbau<br />
KMU Kleine und Mittlere Unternehmen<br />
NCRE Non-conventional renewable energy<br />
sources <strong>–</strong> nichtkonventionelle erneuerbare<br />
Energiequellen<br />
PER Programa de Electrificacion Rural <strong>–</strong><br />
Programm zur Elektrifizierung<br />
ländlicher Gebiete<br />
PJ Petajoule<br />
PPEE Programa Pais de Eficiencia Energetica <strong>–</strong><br />
Nationales Programm <strong>für</strong> Energie-<br />
effizienz<br />
SEC Superintendencia de Electricidad y<br />
Combustible <strong>–</strong> Aufsichtsbehörde <strong>für</strong><br />
Elektrizität und Kraftstoffe<br />
SEIA Evaluierungssystem <strong>für</strong> Umweltver-<br />
träglichkeit<br />
SIC Zentrales Verbundsystem<br />
SING Norte Grande Verbundsystem<br />
UNDP United Nations Development<br />
Programme <strong>–</strong> Entwicklungsprogramm<br />
der Vereinten Nationen<br />
UNDP-GEF Global Environment Facility der UNDP<br />
UVP Umweltverträglichkeitsprüfung<br />
VAD Valor Agregado de Distribucion <strong>–</strong><br />
Wertschöpfung der Verteilung
CHILE<br />
4.1 Einführung<br />
ABBILDUNG 1:<br />
KARTE VON CHILE<br />
Quelle: CGIAR 2009<br />
96<br />
Die Republik Chile ist ein Staat in Südamerika, der einen<br />
langen und schmalen Küstenstreifen zwischen den Anden<br />
und dem Pazifischen Ozean einnimmt. Darüber hinaus<br />
gehören die Osterinseln, die in Ozeanien liegen, und ein<br />
Hoheitsgebiet in der Antarktis zum chilenischen Staatsgebiet.<br />
Das chilenische Festland ist in 15 Regionen aufgeteilt,<br />
die formell sowohl mit einem Namen als auch einer<br />
römischen Zahl gekennzeichnet werden. Ursprünglich<br />
wurden diese Regionen mit den römischen Zahlen in der<br />
Reihenfolge von Norden nach Süden bezeichnet (die Aufnahme<br />
der beiden jüngsten Regionen hat dies verändert).<br />
Benachbarte Länder sind Peru (im Norden), Bolivien (im<br />
Nordosten) und Argentinien (im Osten); die Amtssprache<br />
ist Spanisch. Seit März 2006 ist Michelle Bachelet<br />
Staatspräsidentin. Die Wirtschaftspolitik ist marktorientiert.<br />
Chile ist assoziiertes Mitglied der G-20 und des<br />
Mercosur (Gemeinsamer Markt des Südens) und vollwertiges<br />
Mitglied der APEC (Asiatisch-Pazifische Wirtschaftsgemeinschaft).<br />
Chile ist eines der Länder mit der<br />
höchsten Zahl von Freihandelsabkommen in der Welt. Es<br />
unterhält Freihandelsabkommen mit den folgenden Ländern<br />
und Regionen: Europäische Union, USA, Kanada,<br />
Mexiko, Mittelamerika, China, Japan, Südkorea, Singapur,<br />
Brunei, Australien und Neuseeland.<br />
Das Land hat den höchsten Index der menschlichen Entwicklung<br />
(HDI) in Lateinamerika (0,874) und liegt damit<br />
auf Platz 40 in der Weltrangliste, gefolgt von Argentinien<br />
(Platz 46 )1. Chile repräsentiert mit einem BIP von<br />
123 Mrd. € im Jahr 2008 die fünftgrößte Volkswirtschaft<br />
in Lateinamerika.<br />
Tabelle 1 führt sozio-ökonomische Indikatoren Chiles<br />
auf.<br />
Nach Angaben der Wirtschaftskommission <strong>für</strong> Lateinamerika<br />
und die Karibik (ECLAC 2) werden im Jahr 2010<br />
87,5% der Bevölkerung in städtischen Gebieten leben. Im<br />
Jahr 2006 lebten 13,7% der Bevölkerung in Armut (Anteil<br />
der Bevölkerung mit Einkommen von weniger als dem<br />
Doppelten der Kosten <strong>für</strong> den Warenkorb von Grundnahrungsmitteln<br />
einschließlich derer, die in extremer<br />
Armut leben) und 3,2% lebten in extremer Armut 3. Ob-<br />
1 UNDP<br />
2 ECLAC, 2008<br />
3 (Bevölkerungsanteil, der sich einen Warenkorb an Grundnahrungsmitteln nicht<br />
leisten kann)
wohl Chile in Lateinamerika ein herausragendes Beispiel<br />
<strong>für</strong> wirtschaftliche Stabilität darstellt, wurde es von der<br />
globalen Finanzkrise betroffen. Die Arbeitslosenquote im<br />
Land hat sich zwischen Dezember 2008 (7,5%) und Juni<br />
2009 (10,7%) um 3,2% erhöht 4.<br />
4.2. Energiemarkt<br />
Übersicht Energiemarkt<br />
Chile besitzt begrenzte Energieressourcen (fossile Energieträger,<br />
Wasserkraft und Brennholz) und produziert<br />
weniger Energie als es verbraucht. Nach Angaben der Nationalen<br />
Energiekommission 5 entsprach die Produktion<br />
aus nationalen Mitteln 379 PJ (209 PJ aus Holz und 82<br />
PJ aus Wasserkraft), während das Gesamtvolumen des<br />
Primärenergieverbrauchs 6 im selben Jahr 1 085 PJ betrug.<br />
Abbildung 2 zeigt den Beitrag der verschiedenen Energiequellen<br />
an der Brutto-Primärenergieproduktion im Jahr<br />
2007.<br />
Zwischen 1990 und 2007 hatte der Primärenergieverbrauch<br />
ein durchschnittliches jährliches Wachstum von<br />
4,6%. Die hohe Abhängigkeit von Öl, Kohle und Erdgaseinfuhren<br />
stellt eine Herausforderung <strong>für</strong> die Regierung<br />
dar. Neben dem Risiko der Versorgungsunsicherheit ist<br />
das Land internationalen Preisschwankungen ausgesetzt.<br />
Im Jahr 2004 begann Argentinien, Chiles wichtigster<br />
Erdgaslieferant, Einschränkungen in der Gasversorgung<br />
vorzunehmen; 2007 erreichten die Beschränkungen fast<br />
100% der vertraglich vereinbarten Liefermengen. Erdgas<br />
INE, 2009<br />
5 CNE 2009a<br />
6 Der gesamte Brutto-Primärenergieverbrauch entspricht der aus nationalen Ressourcen<br />
gewonnen Energie sowie der Energieeinfuhr abzüglich von Bestandsveränderungen<br />
und Verlusten.<br />
CHILE | 97<br />
TABELLE 1:<br />
BSP, BEVÖLKERUNG UND STAATSFLÄCHE.<br />
Jahr<br />
BIP<br />
2000 2002 2004 2006 2008<br />
in Milliarden € (Basis 2008) 51 46 65 100 123<br />
Bevölkerungszahl (Mio.) 15.2 15.6 16.0 16.4 16.8<br />
BIP pro Kopf € (Basis 2008)<br />
Staatsfläche<br />
3 361 2 933 4 067 6 066 7 352<br />
* : 2 006 096 km²<br />
Währung: 1€ = 780 CLP (Chilenischer Peso ** )<br />
Original-BSP-Werte in US$bei Wechselkursen zu: 1€ = US$ 1.4708 (Deutsche Bundesbank)<br />
* Chilenische Regierung<br />
** Quelle: http://www.reuters.com/finance/currencies, 28. August 2009.<br />
Quelle: IMF, wenn nicht anders ausgewiesen<br />
ABBILDUNG 2:<br />
GESAMTE PRIMÄRENERGIEBEREITSTELLUNG 2007<br />
210<br />
55 %<br />
Gas<br />
Holz und anderes<br />
Quelle: CNE 2009a<br />
Primärenergiebereitstellung 2007: 379 PJ<br />
TABELLE 2:<br />
ENERGIEIMPORTE IN 2007<br />
Quelle Menge<br />
Öl 459 PJ<br />
Erdgas 109 PJ<br />
Kohle 172 PJ<br />
Quelle: CNE, 2009a<br />
6<br />
2 %<br />
81<br />
21 %<br />
Wasserkraft<br />
Erdölderivate<br />
82<br />
22 %
ABBILDUNG 3:<br />
ENERGIEBERBRAUCH GESAMT IN 2007<br />
261<br />
17 %<br />
Quelle: CNE 2009a<br />
Energieverbrauch gesamt, 2007: 1 508 PJ<br />
494<br />
33 %<br />
Industrie<br />
Transport<br />
Trafostationen<br />
364<br />
24 %<br />
Gewerbe / Handel /<br />
Dienstleistung<br />
389<br />
26 %<br />
ist daher weitgehend durch Diesel ersetzt worden.<br />
Der Endenergieverbrauch verteilt sich auf vier Sektoren:<br />
Industrie und Bergbau, Verkehr, Gewerbe/öffentlicher<br />
Verbrauch/Haushalte und Energieumwandlung. Zwischen<br />
1990 und 2007 hat sich der Verbrauch fast verdoppelt;<br />
mit einer mehr als dreifachen Erhöhung in dieser<br />
Zeitspanne wies der Energieumwandlungssektor die<br />
höchsten Wachstumsraten auf. Im Verkehrssektor wuchs<br />
der Verbrauch um 230%, während die Industrie einen<br />
Verbrauchsanstieg von 212% aufwies. Der gewerbliche,<br />
öffentliche und Haushaltssektor wuchs um 168%. Abbildung<br />
3 zeigt den Endenergieverbrauch nach Sektoren im<br />
Jahr 2007.<br />
Das Stromnetz<br />
Die Aktivitäten in den Bereichen Erzeugung, Übertragung<br />
und Verteilung werden vollständig von privaten<br />
Unternehmen durchgeführt, während die Regierung<br />
die Branche regelt, überwacht und steuert. Die Planung<br />
von Investitionen im Bereich Distribution und<br />
Übertragung wird ebenfalls von der Regierung durchgeführt,<br />
dies aber nur als Orientierung <strong>für</strong> private Un-<br />
CHILE | 98<br />
ternehmen. Der wichtigste Akteur ist die Nationale<br />
Energiekommission (CNE), die verantwortlich ist <strong>für</strong><br />
die Entwicklung und Koordination von Plänen, Maßnahmen<br />
und Vorschriften des nationalen Energiesektors.<br />
Sie berät alle staatlichen Stellen in Energiefragen.<br />
40 Erzeugungs-, 10 Übertragungs- und 31 Verteilungsunternehmen<br />
beteiligen sich an der nationalen Stromindustrie<br />
und sind in vier verschiedenen Elektrizitätssystemen<br />
aktiv. Diese Systeme setzen sich jeweils aus Kraftwerken<br />
und dem dazugehörigen Übertragungs- und Verteilernetz<br />
zusammen.<br />
Die vier separaten elektrischen Verteilsysteme in Chile<br />
sind:<br />
• Das Zentrale Verbundsystem (SIC): versorgt den mittleren<br />
Teil des Landes. Es ist das Hauptstromnetz, das<br />
mehr als 90% der Bevölkerung beliefert. Es erstreckt<br />
sich von der im Norden gelegenen Stadt Taltal (Region<br />
II) bis zur großen Chiloé Insel im Süden des Landes<br />
(Region X). Karten zum Download unter www.<br />
cdec-sic.cl/imagenes/contenidos/Datei/documentos/<br />
mapa_sic.pdf<br />
• Das Norte Grande Verbundsystem (SING): versorgt<br />
die Bergbauregionen im Norden des Landes (Region<br />
XV, I und II). 90% der Verbraucher des SING bestehen<br />
aus großen Kunden (Bergbau und Industrie). Karten<br />
und Statistiken zum Download unter http://www.<br />
cdec-sing.cl/html_docs/anuario2007/PDF/CDEC-<br />
SING%202007%20Ing.pdf<br />
• Das Aysén-System versorgt die Region XI (Süd). 54%<br />
der Energie stammt aus Wärmekraftwerken, 42% aus<br />
Wasserkraftwerken und 4% aus dem ersten Windpark<br />
Chiles. Das einzige Unternehmen, das im Aysén-System<br />
tätig ist, ist Edelaysen S.A, welches <strong>für</strong> die Erzeugung,<br />
Übertragung und Verteilung verantwortlich ist<br />
und über 26 000 Kunden beliefert.<br />
• Das Magallanes-System: Es besteht aus vier Teilsystemen:<br />
Punta Arenas, Puerto Natales, Puerto Williams<br />
und Puerto Porvenir, in der Region XII. Edelmag S.A.<br />
ist das einzige Unternehmen, das im System tätig ist,<br />
und beliefert etwa 50 000 Kunden.<br />
Installierte Leistung
Die installierte Leistung des chilenischen Elektrizitätssektors<br />
erreichte im Jahr 2008 über 13 GW mit einer Stromerzeugung<br />
von mehr als 55 000 GWh. Die wichtigsten<br />
Technologien sind Wasserkraft (ca. 47%) sowie thermische<br />
Anlagen zur Nutzung von Kohle, Erdgas und Diesel<br />
(ca. 51%). Aufgrund von Beschränkungen im Bereich der<br />
Gasversorgung mussten viele Gas- und Dampfkraftwerke<br />
auf Dieselkraftstoff umgestellt werden. Andere erneuerbare<br />
Quellen wie Biomasse und Wind sind in geringem<br />
Umfang vorhanden und stellten im Jahr 2008 2,7% der<br />
installierten Leistung, die bis Ende 2009 600 MW erreichen<br />
wird 7 . Laut Gesetzesvorlagen soll der Anteil der<br />
erneuerbaren Energien ab dem Jahr 2010 5% betragen.<br />
7 <strong>GTZ</strong> Chile<br />
CHILE | 99<br />
TABELLE 3:<br />
INSTALLIERTE LEISTUNG NACH SYSTEM UND ENERGIEQUELLE IM DEZEMBER 2008, WERTE IN MWN.<br />
System SING SIC AYSEN Magallanes Gesamt<br />
Erneuerbare Energien 12.802 5 094.22 22.677 0 5 129.70<br />
Wasserkraft insgesamt 12.802 4 909.67 20.70 0 4 943.17<br />
Wasserkraft > 20MW 0 4781.17 0 0 4781.17<br />
Wasserkraft < 20MW 12.802 128.50 20.7 0 162.00<br />
Wind 0 18.15 1.98 0 20.13<br />
Thermische Nutzung von<br />
Biomasse<br />
0 166.4 0 0 166.40<br />
Nicht-erneuerbare Energien<br />
Wärmebereich:<br />
3 589.05 4 291.52 27.77 98.71 8 007.05<br />
Kohle 1 205.64 837.7 0 0 2 043.34<br />
Erdgas 2 111.65 2 547.30 0 84.485 4 743.44<br />
Öl und Derivate 271.763 906.522 27.77 14.22 1 220.27<br />
Windturbinen [MW] 0.7 0.7 0.7 0.7 0.7<br />
Insgesamt 3 601.86 9 385.75 50.45 98.71 13 136.75<br />
Quelle: CNE 2009c<br />
Das SIC trägt 71,4% der installierten Leistung und der<br />
SING 27,4% bei. Das Magallanes System und das Aysén<br />
System stellen gemeinsam 1,2%. Tabelle 3 zeigt die installierte<br />
Leistung jedes Systems nach den verschiedenen<br />
Energiequellen.<br />
Zwischen 2000 und 2008 ist die installierte Leistung um<br />
26% gestiegen (von 10,4 GW auf 13,1 GW). Die installierte<br />
Leistung der Gaskraftwerke hat mit etwa 80% das<br />
höchste Wachstum verzeichnet. Allerdings hat die Stromerzeugung<br />
aus dieser Quelle aufgrund der von Argentinien<br />
eingeführten Beschränkung der Erdgasversorgung<br />
abgenommen, wie im nächsten Abschnitt erläutert wird.<br />
Die installierte Leistung aus Wasserkraft hat ebenfalls in<br />
TABELLE 4:<br />
STROMERZEUGUNG NACH ENERGIEQUELLEN 2000 <strong>–</strong> 2007 (IN TWh)<br />
Quelle 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />
Wasserkraft 13.6 19.1 21.7 23.2 22.6 21.0 25.6 28.2 22.3<br />
Biomasse und Wind 1.5 1.4 1.7 1.8 1.7 1.3 0.8 0.6 0.8<br />
Erdgas 6.7 9.8 12.5 12.5 16.0 17.7 15.0 12.5 6.1<br />
Kohle 13.3 9.4 6.2 6.9 6.6 8.9 8.4 12.1 14.7<br />
Diesel / Heizöl 3.4 1.7 1.8 1.1 1.9 0.2 1.2 0.6 12.5<br />
Gesamt 38.4 41.3 43.9 45.5 48.8 49.0 50.9 53.9 56.4<br />
Quelle: CNE 2009b
TABELLE 5:<br />
VERBRAUCH NACH SEKTOREN IN 2007<br />
Sektor GWh %<br />
Bergbau und Industrie 35 958 65<br />
Gewerbe/Verwaltung/<br />
Privathaushalte<br />
16 567 30<br />
Stromerzeugung 2 280 4<br />
Transport 408 1<br />
Gesamt 55 213<br />
der gleichen Zeit zugenommen, jedoch auf einem niedrigeren<br />
Niveau (19%). Die installierte Leistung von Kohle-<br />
und Dieselkraftwerken sank um 8% bzw. 18%, doch aufgrund<br />
der steigenden Nachfrage sind aktuell 4 000 MW<br />
Leistung aus Kohlekraftwerken in Planung. Die Leistungen<br />
aus Biomasse und Windkraft blieben bis 2008 mit 0,2<br />
GW mehr oder weniger konstant.<br />
Vier Windparks sind derzeit im Bau, die zu einer erheblichen<br />
Zunahme der Windenergienutzung führen werden<br />
(siehe auch Kapitel über Marktpotential <strong>für</strong> Windenergie).<br />
Stromerzeugung<br />
Die Einschränkungen der Versorgung mit Erdgas aus Argentinien<br />
und die geringen Niederschläge im Jahr 2007<br />
hatten erhebliche Auswirkungen auf die Stromerzeugung.<br />
Der Anteil von Erdgas ist nach einem Höchstwert im Jahr<br />
2004 stark zurückgegangen und der Anteil der Wasserkraft<br />
sank von 28,2% im Jahr 2006 auf 22,3% im Jahr<br />
2007. Beide Entwicklungen führten zu einem verstärkten<br />
Einsatz von Diesel und Heizöl.<br />
Der gesamte Stromverbrauch im Jahr 2007 betrug 55 213<br />
GWh. Die Industrie und der Bergbau sind die wichtigsten<br />
Verbraucher im Land und haben im Jahr 2007 65% der<br />
gesamten Stromerzeugung abgenommen. Tabelle 5 zeigt<br />
den Verbrauch der einzelnen Sektoren.<br />
Zwischen 2000 und 2007 ist der gesamte Stromverbrauch<br />
um 44% gestiegen. Das Wachstum der einzelnen<br />
Sektoren im gleichen Zeitraum betrug 55% bei Gewerbe,<br />
Verwaltung und Privathaushalten, 31% im Energiesektor,<br />
40% in Bergbau und Industrie und 86% im Verkehrs-<br />
sektor 8 .<br />
8 CNE 2009b<br />
CHILE | 100<br />
Eine Studie der Universidad de Chile 9 <strong>für</strong> die CNE hat<br />
ein erweitertes Prognosemodell <strong>für</strong> die Energienachfrage<br />
im Land <strong>für</strong> verschiedene Sektoren in den beiden Hauptsystemen<br />
(SIC und SING) bis zum Jahr 2030 entwickelt.<br />
Dieser Studie zufolge wird der Stromverbrauch in der<br />
SING zwischen 2010 und 2030 um 92% wachsen. Der<br />
Sektor mit dem größten Wachstum wird der Bereich Gewerbe,<br />
Verwaltung und Privathaushalte (243%) sein, der<br />
von 1 368 GWh auf 4 695 GWh ansteigen wird. 10<br />
Der industrielle Sektor im SIC wird im Jahr 2030 194%<br />
mehr Strom als in 2010 verbrauchen und von allen Sektoren<br />
das höchste Wachstum im Verbrauch aufweisen.<br />
Insgesamt wird sich die Nachfrage in dem Zeitraum<br />
verdoppeln und einen massiven Kapazitätsausbau nötig<br />
machen, sowohl im SING- als auch im SIC-System. Da<br />
Chile stark abhängig von importierten Kraftstoffen ist<br />
und die Gaslieferung des derzeit einzigen Anbieters Argentinien<br />
in der Vergangenheit nicht immer zuverlässig<br />
war, steigt die Zahl der Kraftwerke, die mit Importkohle<br />
betrieben werden.<br />
Erneuerbare Energien<br />
Chile nutzt seit langer Zeit Wasserkraft zur Stromerzeugung.<br />
Im Jahr 2008 entsprach die daraus gewonnene Enerige<br />
37,6% der Erzeugungskapazität (siehe Tabelle 3) bzw.<br />
einer installierten Leistung von 4 942 MW, von denen 1<br />
516 MW aus Laufwasserkraftwerken gewonnen wurde. 11<br />
Chile verfügt über zahlreiche Flüsse, die <strong>für</strong> die Stromerzeugung<br />
aus Wasserkraft geeignet sind, sowie eine 4 000<br />
km lange Küste, die <strong>für</strong> die Gewinnung von Wind- und<br />
Meeresenergie genutzt werden kann. Das Land befindet<br />
sich in einer vulkanisch stark aktiven Region mit einem<br />
geothermischen Potenzial von mehr als 2 000 MW. Die<br />
nördliche Wüstenregion in Chile hat eine der höchsten<br />
Sonneneinstrahlung der Welt. Trotz des hohen Potentials<br />
von Chile im Bereich nicht-konventioneller erneurbarer<br />
Energien 12 befindet sich die Nutzung dieser Quellen noch<br />
im frühen Stadium der Umsetzung. In den letzten Jahren<br />
hat es Fortschritte bei der Installation von Biomasseanlagen<br />
und dem Bau kleiner Wasserkraftwerke mit einer<br />
Leistung bis zu 20 MW gegeben. Solarenergie wurde vor<br />
allem <strong>für</strong> die ländliche Elektrifizierung verwendet. Auch<br />
9 Universidad de Chile, 2008<br />
10 Die gesamten Ergebnisse <strong>für</strong> beide Systeme SIC und SING können unter<br />
Universidad de Chile, 2008 gefunden werden<br />
11 CNE, 2009b<br />
12 Im chilenischen Kontext wird dieser Ausdruck <strong>für</strong> alle erneuerbare Energiequellen<br />
außer Wasserkraft über 20 MW gebraucht. In folgenden Kapiteln werden<br />
diese als erneuerbare Energien bezeichnet.
TABELLE 6:<br />
INSTALLIERTE KAPAZITÄT NICHTKONVENTIONELLER ERNEUERBARER ENERGIEQUELLEN IN 2008 (IN MW)<br />
die Rahmenbedingungen <strong>für</strong> netzgekoppelte erneuerbare<br />
Energieanlagen wurden weitgehend verbessert, so dass<br />
eine Vielzahl an Projekten aktuell in Entwicklung ist<br />
(ca. 2 300 MW werden zurzeit auf Umweltverträglichkeit<br />
geprüft). Die folgende Tabelle zeigt die installierte<br />
Leistung nichtkonventioneller erneuerbarer Energien<br />
in jedem Stromversorgungssystem. Insgesamt betrug ihr<br />
Beitrag zur Gesamtleistung Chiles im Jahr 2007 2,7%.<br />
Strompreise<br />
Die Verbraucher im chilenischen Strommarkt können in<br />
drei Kategorien eingeteilt werden:<br />
− Großverbraucher mit einem Energiebedarf von<br />
mehr als 2 MW,<br />
− Mittlere Verbraucher mit einer Nachfrage zwischen<br />
500 kW und 2 MW und<br />
− Kleinverbraucher, die weniger als 500 kW benötigen.<br />
Die Verbraucher werden nach ihrem Strombedarf in eine<br />
der folgenden Kategorien eingestuft:<br />
− Regulierte Kunden: angeschlossene Kapazität kleiner<br />
oder gleich 2 000 kW<br />
− Nichtregulierte Kunden: angeschlossene Kapazität<br />
höher als 2 000 kW<br />
− Kunden mit einer Kapazitätsnachfrage höher<br />
500 kW und gleich oder niedriger als 2.000 kW<br />
können sich <strong>für</strong> einen Zeitraum von mindestens vier<br />
Jahren da<strong>für</strong> entscheiden, als regulierter oder nichtregulierter<br />
Kunde anerkannt zu werden.<br />
Regulierte Kunden unterliegen regulierten Energiemarktpreisen,<br />
während nichtregulierte Kunden Energiepreise<br />
CHILE 101<br />
SING SIC AYSEN Magallanes TOTAL<br />
% der gesamten<br />
Elektrizitätserzeugung<br />
Wasserkraft < 20MW 12.8 128.5 20.7 0.0 162.0 1.2%<br />
Wind 0.0 18.2 2.0 0.0 20.1 0.02%<br />
Biomasse (thermisch) 0.0 166.4 0.0 0.0 166.4 1.3%<br />
Wind 0 18.15 1.98 0 20.13<br />
Gesamt NCRE 12.8 313.1 22.7 0.0 348.5 2.7%<br />
Quelle: CNE 2009c<br />
mit dem Energieversorger frei vereinbaren können. In<br />
zwei weiteren Fällen kann sich der Kunde <strong>für</strong> eine freie<br />
Tarifwahl entscheiden: Lieferleistung <strong>für</strong> weniger als 12<br />
Monate oder Lieferleistung mit besonderem Qualitätsanspruch.<br />
Diese Regelung ist auch dann anwendbar, wenn<br />
die angeschlossene Energie multipliziert mit der Entfernung<br />
zwischen der Anschlussstelle und dem nächsten primären<br />
Umspannwerk einen höheren Wert als 20 ergibt<br />
(z. B. 11 MW x 2 km).<br />
Im Jahr 2007 betrug der Anteil nichtregulierter Kunden<br />
am nationalen Verbrauch 61%.<br />
Energieerzeuger haben die Möglichkeit, ihren Strom an<br />
drei verschiedenen Märkten zu verkaufen: dem freien<br />
Markt (<strong>für</strong> Großverbraucher), an Stromgroßhändler (zu<br />
einem von der CNE festgelegten Tarif, dem Knotenpreis<br />
<strong>–</strong> precios de nudo 13) oder an das jeweilige Verteilungszentrum<br />
(economic load dispatch centre; CDEC) des Verbundnetzsystems<br />
zu den stündlich festgelegten Grenzkosten<br />
(Spot-Markt). Erzeuger, die Strom aus erneuerbaren<br />
Energien in Anlagen mit bis zu 9 MW erzeugen, können<br />
ihren Strom ebenfalls an Verteilungsunternehmen zu festen<br />
Tarifen verkaufen.<br />
Die Verteilungsunternehmen verkaufen ihre Elektrizität<br />
an Endverbraucher zu einem Preis, der auf festgelegten<br />
Tarifen und dem Valor Agregado de Distribución (VAD),<br />
beruht. Regulierte Preise werden zweimal pro Jahr auf<br />
Basis der erwarteten Grenzkosten <strong>für</strong> die nächsten 48<br />
Monate von der CNE festgelegt. Der durchschnittliche<br />
Knotenpreis 14 (letzte Festlegung im April 2009) in SIC<br />
beträgt etwa 75 €/MWh nach einer Erhöhung um das<br />
13 Precios de nudo: Preise der Energieerzeugung und Verkehr, die als »Knotenpreise»<br />
<strong>für</strong> alle Umspannwerke definiert sind. Dieser Tarif wird zweimal im<br />
Jahr von der CNE und der SEC bestimmt.
1,5-fache zwischen April 2006 und April 2009, während<br />
der durchschnittliche Preis von SING bei 90 €/MWh lag,<br />
nachdem er im gleichen Zeitraum verdoppelt wurde. In<br />
der Zukunft wird die Festsetzung von Knotenpunktpreisen<br />
durch öffentliche Ausschreibungen <strong>für</strong> Strombezug<br />
durch Verteilungsunternehmen ersetzt. In den beiden<br />
anderen Hauptsystemen sind die Knotenpunktpreise wie<br />
folgt: 104 €/MWh im Aysén-System (Anstieg um 10%<br />
zwischen April 2006 und April 2009) und 62 €/MWh im<br />
Magallanes-System (Anstieg um 4% zwischen April 2006<br />
und April 2009).<br />
Liberalisierung<br />
Chile privatisierte seinen Stromsektor in den 80-er Jahren<br />
des 20. Jahrhunderts. Mit einer wegweisenden Strategie,<br />
die anderen Ländern als Beispiel diente, hat Chile<br />
die vertikale Struktur der Stromerzeugung, -übertragung<br />
und -verteilung entkoppelt, so dass die drei Bereiche nun<br />
unabhängig voneinander sind. In allen drei Bereichen engagieren<br />
sich ausschließlich private Unternehmen. Die<br />
wichtigsten sind Endesa, AES Gener und Colbún (siehe<br />
Kapitel 1.3 Marktakteure). CNE ist hauptverantwortlich<br />
<strong>für</strong> die Regulierung des Stromsektors in Chile.<br />
Ländliche Elektrifizierung<br />
Derzeit sind 94% aller Haushalte elektrifiziert. Das Ziel<br />
der Regierung ist 96% im Jahr 2010 zu erreichen.<br />
Das nationale Programm zur ländlichen Elektrifizierung<br />
der chilenischen Regierung (PER), das erst kürzlich ausgelaufen<br />
ist, ermöglichte die Realisierung vieler Projekte<br />
durch Zuschüsse. Um die lokalen Gemeinden einzubinden,<br />
forderte das Programm, dass Projekte von Organisationen<br />
und nicht von Einzelpersonen beantragt wurden.<br />
Die Rolle der Regierung Chiles war es, wirtschaftliche<br />
Ressourcen, technische Unterstützung und Hilfe zur<br />
Koordinierung der Institutionen, die in das Programm<br />
einbezogen waren, zur Verfügung zu stellen. Die Kosten<br />
wurden zwischen den beteiligten Parteien nach folgendem<br />
System geteilt: Die Regierung trug 75 bis 85% der<br />
Investitionen, Unternehmen, die an den Projekten beteiligt<br />
waren, übernahmen zwischen 10 und 20% und die<br />
Endverbraucher waren <strong>für</strong> etwa 5% verantwortlich. Die<br />
Aufwendungen der Endverbraucher <strong>für</strong> die Kosten der<br />
CHILE | 102<br />
Hausanschlüsse, der Stromzähler und der Netzanbindung<br />
wurden zunächst von dem Verteilungsunternehmen vorfinanziert<br />
und sukzessive von den Benutzern zurückgezahlt.<br />
Sobald die Projekte laufen, bezahlen die Nutzer die<br />
regulierten Tarife.<br />
2001 wurde im Einklang mit dem PER die Verwendung<br />
nichtkonventioneller erneuerbarer Ressourcen 15 in ländlichen<br />
Regionen durch ein von UNDP-GEF finanziertes<br />
Projekt weiter vorangetrieben. Mit dem Ziel, die Elektrifizierung<br />
ländlicher Gebiete durch nichtkonventionelle<br />
erneuerbare Quellen zu fördern sind folgenden Aktivitäten<br />
geplant: Entwicklung einer Projektpipeline, Entwicklung<br />
technischer Normen und Zertifikationsverfahren,<br />
Förderung erneuerbarer Energien; Schulungen; Entwurf<br />
und Ausführung eines Photovoltaikprojekts in der Region<br />
IV; Ersatz von Dieselgeneratoren und Bewertung der<br />
Windenergiepotenziale 16 . Da<strong>für</strong> steuert die GEF mehr<br />
als 4 Mio. € und die Regierung mehr als 17 Mio. € bei.<br />
4.3. Marktakteure<br />
Nationale Energiekommission<br />
(Comisión Nacional de Energía, CNE)<br />
Die Nationale Energiekommission (CNE) ist eine eigenständige<br />
staatliche Institution, die im Rahmen der Gesetzesverordnung<br />
2 224 vom 25. Mai 1978 gegründet wurde.<br />
Sie ist <strong>für</strong> die Entwicklung und Koordinierung von Plänen,<br />
Richtlinien und Standards verantwortlich sowie <strong>für</strong> Zusammenarbeit<br />
und Entwicklung im Energiebereich. Die<br />
Kommission berät die Regierung in allen Energiefragen.<br />
Die CNE bereitet öffentliche Richtlinien, Regeln und<br />
Vorschriften vor, erarbeitet Pläne <strong>für</strong> Investitionen in<br />
Stromerzeugung und -übertragung und berechnet die regulierten<br />
Stromtarife. Der CNE steht ein Verwaltungsrat<br />
vor. Dieser besteht aus einem Vertreter des Präsidenten<br />
der Republik, der den Rang des vorsitzenden Minister des<br />
CNE bekleidet, und Ministern aus den Ressorts Bergbau,<br />
Wirtschaft, Entwicklung und Wiederaufbau, Finanzen,<br />
Verteidigung, Generalsekretariat des Präsidenten sowie<br />
Planung und Zusammenarbeit.<br />
Eine der Abteilungen der CNE ist die Abteilung <strong>für</strong> Um-<br />
15 Nichtkonventionelle erneuerbare Ressourcen: Wasserkraft mit einer Kapazität<br />
von weniger als 20 MW, Windenergie, Erdwärme, Meeres- und Solarenergie,<br />
Biomasse<br />
16 Weitere Informationen unter: http://www.renovables-rural.cl
welt und Erneuerbare Energie. In diesem Bereich werden<br />
Studien über Umweltauswirkungen wichtiger Projekte im<br />
Energiesektor bewertet und nichtkonventionelle erneuerbare<br />
Energiequellen sowohl durch Potenzialanalysen<br />
verschiedener Technologien und erneuerbarer Quellen<br />
als auch durch die Zusammenarbeit mit Investoren und<br />
die Vorbereitung von Gesetzen, Vorschriften und Finanzinstrumenten<br />
gefördert. CNE hat außerdem mehrere<br />
Gesetzesvorschläge in das Parlament eingebracht, unter<br />
anderem einen Renewable Portfolio Standard, der im Jahr<br />
2008 verabschiedet wurde, und die Einführung von Steuererleichterungen<br />
<strong>für</strong> Solarkollektoren in Neubauten. Des<br />
Weiteren wurden von CNE finanzielle Anreize <strong>für</strong> erneuerbare<br />
Energien und höhere Energieeffizienz geschaffen, die<br />
durch CORFO umgesetzt werden. Zudem koordiniert die<br />
Nationale Energiekommission den Austausch von Technologien<br />
und den Wissenstransfer mit anderen Ländern, wie<br />
zum Beispiel das Kooperationsprogramm zwischen CNE<br />
und der <strong>GTZ</strong>, das zum Ziel hat, den Anteil erneuerbarer<br />
Energien im Stromnetz Chiles zu erhöhen.<br />
Im Jahr 2008 begann der chilenische Kongress, das Ministerium<br />
<strong>für</strong> Energie aufzubauen, das <strong>für</strong> Energiepolitik<br />
und Strategien verantwortlich sein soll. Die CNE<br />
wäre dann dem Energieministerium als Aufsichtsbehörde<br />
unterstellt.<br />
Superintendencia de Electricidad y Combustible (SEC)<br />
<strong>–</strong> Aufsichtsbehörde <strong>für</strong> Elektrizität und Kraftstoffe<br />
Die SEC wurde 1984 gegründet, ihre Rolle hat sich in<br />
den folgenden Jahren immer weiter herausgebildet. Nach<br />
Gesetz Nr. 18 410 von 1985 und Gesetz Nr. 19 613 von<br />
1999 hat sie die Aufgabe übernommen, Dienstleistungen<br />
im Bereich Elektrizität, Gas und Brennstoffe in Bezug<br />
auf Sicherheit, Qualität und Preise zu überwachen. Die<br />
SEC stellt sicher, dass alle Gesetze, Verordnungen und<br />
Regelungen eingehalten werden und ist <strong>für</strong> die Erteilung<br />
von vorläufigen Lizenzen <strong>für</strong> gasproduzierende Anlagen,<br />
Kraftwerke (einschließlich nichtkonventionelle erneuerbare<br />
Energien), Umspannwerke, Übertragungs- und<br />
Verteilungsleitungen zuständig. Sie ist außerdem <strong>für</strong> die<br />
Konfliktlösung und die Vollstreckung von Bußgeldern<br />
zuständig (siehe auch »Expertengremium»).<br />
CHILE | 103<br />
Comision Nacional del Medio Ambiente<br />
(CONAMA) <strong>–</strong> Nationale Umweltkommission<br />
Die CONAMA (Comisión Nacional del Medio Ambiente)<br />
ist eine staatliche Institution. Ihre Aufgabe ist es,<br />
durch den Erhalt und Schutz des Umwelterbes das Recht<br />
der Bürger auf ein Leben in einer schadstofffreien Umwelt<br />
zu gewährleisten. CONAMA wurde im Jahre 1994<br />
durch das Gesetz Nr. 19 300 geschaffen und ist <strong>für</strong> die<br />
Beratung, Analyse, Kommunikation und Koordination<br />
im Umweltbereich zuständig. Darüber hinaus schlägt sie<br />
dem Präsidenten der Republik umweltpolitische Gesetzesinitiativen<br />
vor und wacht über die Einhaltung geltender<br />
Umweltstandards und Rechtsvorschriften. Sie verwaltet<br />
das Evaluierungssystem <strong>für</strong> Umweltverträglichkeit<br />
(SEIA), das <strong>für</strong> alle Energieprojekte vorgeschrieben ist.<br />
Parallel zur Initiative im Energiesektor ist der chilenische<br />
Kongress dabei, ein Umweltministerium zu schaffen.<br />
Centro de Despacho Economico de Carga (CDEC) <strong>–</strong><br />
Zentrum <strong>für</strong> ökonomische Lastverteilung<br />
Das CDEC (Centro de Despacho Económico de Carga)<br />
ist eine private Einrichtung, die den Betrieb des Eletrizitätssystems<br />
koordiniert. Ihre Aufgaben sind im Stromgesetz<br />
definiert. Die entsprechenden Regelungen wurden<br />
durch das oberste Dekret Nr. 291 vom 4. Oktober 2008<br />
vorgenommen. Es liegt in der Verantwortung des CDEC,<br />
<strong>für</strong> die Aufrechterhaltung der allgemeinen Sicherheit der<br />
Energiesysteme zu sorgen, die größtmöglichste Wirtschaftlichkeit<br />
aller elektrischen Anlagen zu gewährleisten, einen<br />
offenen Zugang zu den Übertragungsnetzen zu schaffen<br />
und die Grenzkosten des Energie- und Wirtschaftstransfers<br />
zwischen den Mitgliedern der CDEC zu bestimmen.<br />
Jedes Verbundnetz hat ein eigenes CDEC, darum gibt es<br />
eine CDEC-SIC und eine CDEC-SING.<br />
Die CDECs der kleineren Magallanes- und Aysen-Systeme<br />
sind Teil der vertikal integrierten Energieversorger<br />
Edelmag und Edelaysen. Alle Unternehmen, die Anlagen<br />
zur Erzeugung, Übertragung, Zwischenübertragung<br />
oder zur Überschussübertragung haben, und auch freie<br />
Kunden, die direkt an Einrichtungen angeschlossen sind,<br />
müssen einer der CDECs beitreten. Ausgenommen sind
Unternehmen mit folgenden Charakterstika:<br />
• Unternehmen, die Kraftwerke mit einer gesamten installierten<br />
Leistung von weniger als 9 MW besitzen<br />
• Eigenstromerzeuger mit Überschussleistungen von weniger<br />
als 9 MW<br />
• Unternehmen, die eigene Stromübertragungsnetze besitzen<br />
und deren Leitungen nicht mehr als 100 km lang<br />
sind<br />
• Unternehmen, die eigene Übertragungsstationen besitzen<br />
• Firmen mit zusätzlichen Übertragungsnetzen, deren<br />
Leitungen nicht mehr als 100 km lang sind<br />
• Nichtregulierte Kunden, die mit einem Netz von weniger<br />
als 4 MW Leistung verbunden sind.<br />
Expertengremium <strong>für</strong> das Allgemeine Gesetz zu<br />
Leistungen im Elektrizitätssektor<br />
Das Expertengremium ist in Gesetz Nr. 19 940 verankert<br />
und wurde speziell <strong>für</strong> den Energiesektor eingerichtet. Es<br />
besteht aus einer Reihe von Spezialisten, deren Aufgabe es<br />
ist, verbindliche Entscheidungen bei Meinungsverschiedenheiten<br />
und in Streitfällen der Gesetzesanwendungen<br />
im Energiebereich herbeizuführen. Die Expertengruppe<br />
setzt sich aus sieben Personen mit unterschiedlicher beruflicher<br />
oder akademischer Qualitfikation zusammen.<br />
Fünf dieser Fachleute sind Ingenieure oder Absolventen<br />
der Wirtschaftswissenschaften, die anderen beiden sind-<br />
Juristen. Die Mitglieder und ihr Sprecher werden durch<br />
den Gerichthof zur Gewährleistung des freien Wettbewerbs<br />
nach einer öffentlichen Ausschreibung <strong>für</strong> eine<br />
Dauer von sechs Jahren ernannt. Alle drei Jahre wird das<br />
Gremium teilweise neu besetzt.<br />
Für nichtkonventionelle erneuerbare Energieprojekte<br />
werden je nach der Art des Projekts, der entsprechenden<br />
Anlage und der Art der Vermarktung Probleme im Bereich<br />
Vernetzung entweder durch das Expertengremium<br />
oder durch die Superintendencia de Electricidad y Combustible<br />
(SEC), der Aufsichtsbehörde <strong>für</strong> Elektrizität und<br />
Kraftstoffe, beigelegt. Die sektorale Regulierung definiert<br />
von Fall zu Fall, welcher Träger <strong>für</strong> die jeweilige Konfliktsituation<br />
zuständig ist.<br />
CHILE 104<br />
Der Gerichtshof zur Gewährleistung des freien<br />
Wettbewerbs<br />
Der Gerichtshof zur Gewährleistung des freien Wettbewerbs<br />
wurde durch das Gesetz Nr. 19 911 im November<br />
2003 geschaffen. Er ist ein unabhängiges Sondergericht,<br />
das sich ausschließlich der Wettbewerbspolitik widmet.<br />
Da die Förderung des freien Wettbewerbs eines der zentralen<br />
Themen bei der Regulierung des Energiesektors ist,<br />
ist das Gericht ein wichtiger Akteur in diesem Bereich.<br />
Das Gericht steht unter Aufsicht des Obersten Gerichtshofes<br />
und setzt sich aus drei Juristen und zwei Ökonomen,<br />
die alle Experten des Wettbewerbsrechtes sind und<br />
den Rang des Ministers erhalten, zusammen.<br />
Corporacion de Fomento de la Produccion<br />
(CORFO) <strong>–</strong> Chilenische Wirtschaftsförderungs-<br />
gesellschaft<br />
Die CORFO (Corporación de Fomento de la Producción),<br />
die Chilenische Entwicklungsagentur, ist eine staatliche<br />
Organisation, die im Jahre 1939 gegründet wurde,<br />
um das Wirtschaftswachstum in Chile durch die Anreize<br />
<strong>für</strong> Investitionen, Innovation und Unternehmensentwicklung<br />
zu fördern. Bis heute hat CORFO über 57 000 Unternehmen<br />
sowie 74 000 Projekte unterstützt. CORFO<br />
stellt im Jahresdurchschnitt mehr als 30 Mio. US $ <strong>für</strong><br />
Programme zu Förderung kleiner und mittlerer Unternehmen<br />
(KMU) und mehr als 38 Mio. US $ <strong>für</strong> Hochtechnologieprogramme<br />
bereit. Darüber hinaus wurde von<br />
der CORFO im Jahr 2000 das InvestChile Programm gegründet,<br />
um ausländische Investitionen zu fördern. Der<br />
Schwerpunkt von InvestChile liegt im Bereich technologieintensiver<br />
ausländischer Investitionen und bei der Unterstützung<br />
von Unternehmen, die beabsichtigen, Produktionskapazitäten<br />
nach Chile zu verlagern. Seit 2005 hat<br />
CORFO 130 nichtkonventionelle erneuerbare Energieprojekte<br />
durch Vorinvestitionszuschüsse unterstützt. Von<br />
diesen sind fünf bereits abgeschlossen und zehn derzeit<br />
im Bau. Die Projekte entsprechen einer Leistung von 150<br />
MW bei einem Investitionsvolumen von 300 Mio. US $.<br />
Wenn alle Projekte in der Pipeline abgeschlossen sind,<br />
wird eine Leistung von bis zu 1 500 MW erreicht werden.
Centro de Energías Renovables (CER) <strong>–</strong><br />
Zentrum <strong>für</strong> Erneuerbare Energien<br />
Das CER ist ein neuer Akteur in der Branche, der im August<br />
2009 ins Leben gerufen wurde. Seine Hauptaufgabe<br />
liegt in der Untersuchung der Entwicklung im Bereich<br />
nichtkonventionelle erneuerbare Energie und in der Beseitigung<br />
von Hindernissen <strong>für</strong> die Realisierung neuer<br />
Projekte. Das CER wird <strong>für</strong> die Unterstützung in der staatlichen<br />
Umsetzung und <strong>für</strong> die Förderung des Technologietransfers<br />
ein Netz von Zentren und Institutionen entwickeln.<br />
Da<strong>für</strong> stand dem CER im Jahr 2009 ein Budget von<br />
mehr als 3,5 Mio. € zur Verfügung. Die Regierung, Wissenschaftler,<br />
Investoren und Projektentwickler können<br />
auf das CER zur Information und Orientierung zugreifen.<br />
Eine der Aufgaben des CER ist die Analyse des Potentials<br />
erneuerbarer Energiequellen (ohne Großwasserkraft).<br />
Endesa und AES Gener<br />
Von den zahlreichen privatwirtschaftlichen Akteuren<br />
der Energiebranche haben die zwei größten Unternehmen<br />
Endesa und AES Gener den größten Marktanteil.<br />
Chiles größter Stromerzeuger ist die Endesa (Empresa<br />
Nacional de Electricidad), die einem spanischen Unternehmen<br />
gleichen Namens gehört. Endesa betreibt fast<br />
alle Wasserkraftwerke des Landes, mit einer Kapazität<br />
von 4 893 MW, was 48% der Gesamtkapazität im SIC<br />
und 5% in der SING entspricht. Der gleichen Holding<br />
gehört auch die Netzgesellschaft Chilena de Electricidad<br />
(Chilectra), die im Energiesektor der Metropolregion<br />
Santiago agiert und etwa 45% des gesamten Marktes<br />
und damit fast die Hälfte der Bevölkerung versorgt.<br />
Der zweitgrößte Produzent ist AES Gener mit einer installierten<br />
Leistung von 2 559 MW (einschließlich der<br />
Tochtergesellschaften) und 1 475 km Übertragungsleitungen.<br />
Der Hauptanteilseigner der AES Gener ist das<br />
amerikanische Unternehmen AES.<br />
CHILE | 105<br />
4.4. Politische Rahmenbedingungen<br />
im Energiesektor<br />
In den letzten Jahren hat Chile begonnen, seine Energiestrategie<br />
neu zu fokussieren. Wichtigste Grundsätze sind<br />
die Diversifizierung der Energieversorgung, die Minderung<br />
der Abhängigkeit von externen Lieferanten und die<br />
Nutzung von Optionen <strong>für</strong> eine nachhaltige Energieversorgung.<br />
Eine der treibenden Kräfte hier<strong>für</strong> war die Erdgaskrise,<br />
als Argentinien begann, die Kraftstoffeinspeisung<br />
im Jahr 2004 senken. Im Jahr 2005 startete die Regierung<br />
ein nationales Energieeffizienzprogramm (Programa Pais<br />
de Eficiencia Energetica <strong>–</strong> PPEE 17) mit dem Ziel, eine effizientere<br />
Nutzung von Energie im Land zu fördern und<br />
politische Richtlinien im Bereich der Energieeffizienz zu<br />
schaffen. Eine der wichtigsten Aufgaben der PPEE im<br />
Jahre 2009 wird die Entwicklung des Aktionsplans zur<br />
Energieeffizienz <strong>für</strong> 2010 bis 2020 sein. Dieser wird die<br />
Ziele, Grundsätze und Maßnahmen <strong>für</strong> jeden der betroffenen<br />
Bereiche mit entsprechenden Finanzierungs- und<br />
Evaluierungsinstrumenten definieren.<br />
Die Entwicklung hin zu einem breit gefächerten Energiemix<br />
wird von der Regierung stark unterstützt. Wesentliche<br />
Änderungen der regulatorischen Rahmenbedingungen<br />
zur Förderung nichtkonventioneller<br />
erneuerbarer Energien sind bereits erreicht worden. Ein<br />
wichtiger Schritt war die Verabschiedung des Gesetzes<br />
<strong>für</strong> erneuerbare Energien (Gesetz 20 257) in 2008 (siehe<br />
die folgenden Kapitel).<br />
Ein weiteres wichtiges Gesetz <strong>für</strong> diese Art der Energiegewinnung<br />
ist Gesetz Nr. 19 940 von 2004 (Ley Corta I)<br />
und der Verordnung DS 244, die garantiert, dass kleine<br />
Kraftwerke und Erzeuger erneuerbarer Energien sich am<br />
Spot-Markt beteiligen und an die Verteilernetze anschließen<br />
können. Die wichtigsten Regelungen gestalten sich<br />
wie folgt:<br />
• Garantiertes Recht <strong>für</strong> jeden Stromerzeuger aus dem<br />
Bereich der erneuerbaren Energien, seine Energie auf<br />
dem Strommarkt zu Preisen des Spot-Marktes oder der<br />
Netzknotenpunkte zu verkaufen<br />
17 Weiterführende Informationen: http://www.ppee.cl/
• Faire Bedingungen <strong>für</strong> kleine Energieerzeuger (weniger<br />
als 9 MW Leistung) durch erleichterten Zugang zum<br />
Strommarkt und einen stabilen Verkaufspreis<br />
• Garantierter Zugang <strong>für</strong> kleine Energieerzeuger (weniger<br />
als 9 MW) zu den Verteilungssystemen<br />
• Vollständige oder teilweise Befreiung von Durchleitungsabgaben<br />
im Verbundsnetz <strong>für</strong> nichtkonventionelle<br />
Anlagen mit weniger als 20 MW<br />
4.5. Rahmenbedingungen <strong>für</strong><br />
erneuerbare Energien<br />
Strategien und Ziele <strong>für</strong> erneuerbare<br />
Energien<br />
Für die Förderung nichtkonventioneller erneuerbarer<br />
Energien gibt es zwei Handlungsstrategien der Regierung:<br />
Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedingungen<br />
im Strommarkt und die Umsetzung von Finanzinstrumenten,<br />
die unmittelbar Investitionen in nichtkonventionelle<br />
erneuerbare Energien fördern. Die Verbesserung<br />
der rechtlichen Rahmenbedingungen zielt auf die Gleichbehandlung<br />
der erneuerbaren Energien im Strommarkt<br />
unter Berücksichtigung ihrer spezifischen Anforderungen<br />
ab. Der rechtliche Rahmen bleibt ein wichtiges Instrument<br />
zur Förderung der nichtkonventionellen erneuerbaren<br />
Energien. Hierbei nimmt die Verabschiedung<br />
des Erneuerbare-Energien-Gesetzes im April 2008 eine<br />
Schlüsselrolle ein. Die wichtigsten Aspekte des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes<br />
können wie folgt zusammengefasst<br />
werden 18 :<br />
Energieerzeuger (SIC und SING) müssen nachweisen,<br />
dass ein Teil ihrer jährlich vermarkteten Energie aus nichtkonventionellen<br />
erneuerbaren Energien stammt.<br />
• Die Verpflichtung tritt ab 1. Januar 2010 in Kraft.<br />
• Die Verpflichtung gilt <strong>für</strong> 25 Jahre (bis 2035).<br />
• Die Verpflichtung sind <strong>für</strong> alle Lieferverträge zwischen<br />
den freien, d. h. nicht regulierten Kunden und<br />
Vertriebsunternehmen vom 31. August 2007 an bindend.<br />
• Die geforderten jährlichen Prozentsätze staffeln sich<br />
wie folgt:<br />
18 CNE, 2009 d<br />
CHILE | 106<br />
− 2010<strong>–</strong>2014: 5%<br />
− 2015<strong>–</strong>2024: jährliche Steigerung um 0,5 Prozentpunkte<br />
(2015: 5,5%; 2016: 6% usw.)<br />
− Ab 2024: 10%<br />
Um diese Verpflichtungen zu erfüllen, werden bestimmte<br />
Anteile Wasserkraft (bis 40 MW) akzeptiert: bei unter<br />
20 MW wird 100% der Energie berücksichtigt; bei unter<br />
30 MW wird 50% der Energie berücksichtigt. Die<br />
Bestimmungen des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes gelten<br />
nur <strong>für</strong> Projekte, die nach dem 1. Januar 2007 an das<br />
Stromnetz angeschlossen wurden.<br />
Traditionelle Erzeuger können entweder eigene oder beauftragte<br />
Projekte im Bereich nichtkonventioneller erneuerbarer<br />
Energien anrechnen. So schafft das Gesetz einen<br />
echten neuen Markt <strong>für</strong> Strom aus Projekten nichtkonventionell<br />
erzeugter erneuerbarer Energie, da Energieunternehmen<br />
diese Energie benötigen, um ihre Verpflichtungen<br />
zu erfüllen.<br />
Rechtliche Rahmenbedingungen und Förderung<br />
erneuerbarer Energien<br />
Der regulative Rahmen des chilenischen Elektrizitätssektors<br />
unterschied ursprünglich nicht zwischen konventionellen<br />
und nichtkonventionellen erneuerbaren Energien.<br />
Die Änderungen des Stromgesetzes im März 2004 durch<br />
das Gesetz 19 940 brachten eine Reihe von Verbesserungen<br />
<strong>für</strong> die Nutzung erneuerbarer Energien mit sich:<br />
Der Spot-Markt wurde geöffnet und der Netzzugang <strong>für</strong><br />
kleine Kraftwerke wurde ebenfalls gewährleistet (in der<br />
Regel bestimmt durch die Größe der jeweiligen Anlagen).<br />
Darüber hinaus bietet es eine Befreiung von Durchleitungsabgaben<br />
zur Nutzung des Übertragungsnetzes<br />
<strong>für</strong> Anlagen bis 9 MW. Für Anlagen mit einer Leistung<br />
zwischen 9 und 20 MW wird diese Gebührenbefreiung<br />
proportional angepasst und beläuft sich auf 100% <strong>für</strong> Anlagen<br />
mit 9 MW und 0% <strong>für</strong> Anlagen mit 20 MW oder<br />
mehr. Ein 15-MW-Kraftwerk zum Beispiel müsste 55%<br />
der Übertragungsgebühr bezahlen, während ein 9-MW-<br />
Kraftwerk keine Abgaben zu leisten hätte. 19<br />
Das Programm <strong>für</strong> nichtkonventionelle erneuerbare Energien<br />
(CNE/CORFO) wurde geschaffen, um Hindernisse<br />
19 CNE/<strong>GTZ</strong>
<strong>für</strong> die Entwicklung erneuerbarer Energien zu beseitigen,<br />
und fördert Projekte, die auf nichtkonventionellen Technologien<br />
<strong>für</strong> erneuerbare Energien basieren. Das Budget<br />
belief sich auf rund 2 Mio. € im Jahr 2008 und wurde<br />
auf rund 3,5 Mio. € <strong>für</strong> 2009 erhöht. Um weitere neue<br />
Projekte zu fördern, wurde ein Zentrum <strong>für</strong> erneuerbare<br />
Energien (CER) im August 2009 ins Leben gerufen.<br />
Seit 2005 haben die Chilenische Wirtschaftförderungsgesellschaft<br />
(CORFO) und CNE die Verwendung von<br />
nichtkonventionellen erneuerbaren Energien, vor allem<br />
netzgekoppelten Stromerzeugungsprojekten, durch finanzielle<br />
Anreize gefördert. Dies wird durch ein umfangreiches<br />
Programm namens »Todo Chile« erreicht, das die<br />
Entwicklung von Projekten in verschiedenen Sektoren<br />
fördert (siehe CORFO im Kapitel über die Marktteilnehmer).<br />
Eine Liste aller Projekte <strong>für</strong> Investoren aus dem Bereich<br />
erneuerbarer Energien kann von der Webseite von<br />
CORFO abgerufen werden, die <strong>für</strong> Investoren im Bereich<br />
erneuerbare Energie eingerichtet wurde. 20<br />
InvestChile unterstützt auch den Zugang zu Unternehmensnetzwerken<br />
und öffentlichen Dienstleistungen. Auf<br />
diese Weise werden Geschäftspartner und Zulieferer ermittelt,<br />
Treffen mit Vertretern aus Wirtschaft und Politik<br />
organisiert, sowie Besichtigungen von chilenischen Unternehmen<br />
durchgeführt.<br />
Die Kooperation von CORFO und CNE bietet folgende<br />
Anreize:<br />
• Kofinanzierungszuschüsse <strong>für</strong> Investitionsvorstudien<br />
im Bereich netzgekoppelter Projekte in folgendem<br />
Umfang :<br />
• Umweltverträglichkeitsstudien und CDM-Projekte<br />
(siehe Unterkapitel CDM in diesem Bericht)<br />
− Übernahme von bis zu 50% der Studienkosten (maximal<br />
2% der geschätzten Investitionen und nicht<br />
mehr als 60 000 US $)<br />
− Zugang zu Betriebsmitteln (z. B. die Pacht der Flächen<br />
<strong>für</strong> Windenergie-Prospektion)<br />
• Kofinanzierungszuschüsse <strong>für</strong> Investitionsvorstudien<br />
im Bereich erneuerbare Energien in einem fortgeschrittenen<br />
Stadium (also abgeschlossenen technischen und<br />
wirtschaftlichen Machmarkeitsstudien):<br />
CORFO, 2008<br />
CHILE | 107<br />
− Übernahme von bis zu 50% Studienkosten (maximal<br />
5% der geschätzten Investitionen und nicht mehr als<br />
160 000 US $) einschließlich der Basic- und Detail-<br />
Engineering, Studien zu Stromanschlüssen, Umweltverträglichkeitsstudien,<br />
CDM-Dokumentation<br />
etc. (finanziert von der deutschen Kf W 21 und der<br />
chilenischen Regierung).<br />
• Förderung internationaler Tagungen zum Thema erneuerbare<br />
Energien (jährliche Treffen seit 2006) mit<br />
dem Ziel, internationale Partnerschaften aufzubauen<br />
• Langfristige Finanzierungen (80% durch Kf W und<br />
20% durch CORFO): bis zu 15 Mio. US $ in 12 Jahren<br />
• Unterstützung von Projekten im Bereich Übertragunsleitungen,<br />
die den Netzanschluss von Kraftwerken <strong>für</strong><br />
erneuerbare Energien in einer definierten Region erleichtern<br />
sollen; Zuschüsse von bis zu 300 000 US $ /<br />
Jahr <strong>für</strong> maximal 5 Jahre und bis zu 50% der Investitionen<br />
(Kredite im zweiten Halbjahr 2009)<br />
• Programm <strong>für</strong> Investitionen in innovative Techno logien:<br />
− Studien in der Vorinvestitionsphase: bis zu 60% der<br />
Kosten (maximal 30 000 US $)<br />
− Unterstützung <strong>für</strong> den Projektstart: bis zu 30 000<br />
US $ <strong>für</strong> Start-up-Aktivitäten<br />
− Ausbildung: bis zu 50% des jährlichen Gehalts und<br />
maximal 25 000 US $ pro angestelltem Mitarbeiter<br />
− Ausrüstung und Infrastruktur: bis zu 40% der Investitionskosten<br />
<strong>für</strong> Ausrüstung und Infrastruktur,<br />
maximal 2 000 000 US $<br />
− Langfristige Immobilienfinanzierung: bis zu 40%<br />
der langfristigen Finanzierungskosten <strong>für</strong> Immobilien<br />
(5 Jahre), maximal 500 000 US $<br />
− Spezialisierte Mitarbeiterrekrutierung und Ausbildung:<br />
bis zu 50% der fachlichen Ausbildung oder<br />
Einstellungskosten, maximal 100 000 US $.<br />
• Geplante finanzielle Anreize <strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />
− Im letzten Quartal des Jahres 2009 wird von der<br />
deutschen Kreditanstalt <strong>für</strong> Wiederaufbau (Kf W)<br />
und der chilenischen Regierung ein neues Finanzierungsinstrument<br />
aufgelegt. Dieses wird zinsgünstige<br />
Darlehen <strong>für</strong> Investitionen in Projekte der erneuerbare<br />
Energien bereitstellen.<br />
Kf W Development Bank: http://www.kfw-entwicklungsbank.de
TABELLE 7:<br />
INSTALLIERTE KAPAZITÄT NICHTKONVENTIONELLER ERNEUERBARER ENERGIEQUELLEN IN 2008 (IN MW)<br />
Projekt Standort Status<br />
− Im August 2008 kündigte die chilenische Regierung<br />
die Bereitstellung von 400 Mio. US $ in Garantien<br />
<strong>für</strong> Investitionen im Bereich erneuerbare Energien<br />
und Energieeffizienz an. Diese Mittel ergänzen die<br />
zinsgünstigen Darlehen und sind darauf ausgerichtet,<br />
das Risikomanagement während allen Phasen<br />
zu unterstützen: bei der Prüfung, Entwicklung,<br />
und der endgültigen Finanzierung der betreffenden<br />
Aktivitäten. 22<br />
Die genannten Finanzmittel sind derzeit in Planung und<br />
werden voraussichtlich im ersten Halbjahr 2009 zur Verfügung<br />
stehen. Sie unterstützen die Entwicklung von Projekten<br />
im Bereich erneuerbare Energien und ergänzen damit<br />
das neue Gesetz zur Förderung erneuerbarer Energien<br />
vom vergangenen April. Sie stärken auch die Initiativen<br />
der CNE und CORFO aus dem Jahre 2005 und schaffen<br />
die Voraussetzungen <strong>für</strong> die Ausweitung der NCRE-<br />
Projekte, um so das vom Präsidenten gesteckte Ziel (mehr<br />
Leistung aus NCRE-basierenden Anlagen) zu erfüllen.<br />
TABELLE 8:<br />
BIS ENDE 2008 IN BETRIEB GENOMMENE WINDPARKS<br />
CORFO, 2009<br />
CHILE | 108<br />
Clean Development Mechanism<br />
Derzeit gibt es insgesamt 69 geplante CDM-Projekte, 34<br />
davon sind bereits zugelassen, 33 befinden sich im Zulassungsverfahren,<br />
eines soll überarbeitet werden und <strong>für</strong><br />
eines wurde eine Nachbesserung angefordert. 54 Projekte<br />
haben mit erneuerbaren Energien zu tun. Chile betreut<br />
8,6% aller CDM-Projekte in Lateinamerika und belegt<br />
nach Brasilien und Mexiko den dritten Platz.<br />
Tabelle 7 führt die Einzelheiten der vier Windprojekte in<br />
Chile auf.<br />
CNE und CONAMA haben gemeinsam mit der <strong>GTZ</strong><br />
einen CDM-Leitfaden <strong>für</strong> Projekte im Energiebereich in<br />
Chile entwickelt. Der Leitfaden stellt hauptsächlich die<br />
Abläufe und Akteure vor und bietet detaillierte Informationen<br />
zum chilenischen CDM-Markt .23<br />
Eine Finanzierung von CDM-Studien ist über das Invest-<br />
Chile-Programm möglich.<br />
Windpark Leistung Ort Jahr Betreiber<br />
Alto Baguales 2 MW Region XI 2001 Edelaysen<br />
Canela 18.2 MW Region IV 2007 Endesa Chile<br />
Quelle: WWEA<br />
Annual Savings<br />
(ktCO ² )<br />
IRR*<br />
Jahr der<br />
Registrierung<br />
Canela (18.15MW) Region IV Registriert 27 n/a 2009<br />
CrisToro - Lebu (9MW) Region VIII Im Zulassungsverfahren 11 n/a Nicht reg.<br />
Monte Redondo<br />
(38MW)<br />
Region IV Im Zulassungsverfahren 68 1.63% Nicht reg.<br />
Totoral (46MW) Region IV Im Zulassungsverfahren 75 4.82% Nicht reg.<br />
Quelle: CNE 2009c<br />
23 Dieses Material kann unter folgender Adresse heruntergeladen werden:<br />
http://www.cne.cl/cnewww/opencms/05_Public_Estudios/publicaciones.html<br />
(Spanisch)
CHILE | 109<br />
TABELLE 9:<br />
STATUS VON STUDIEN ZU UMWELTFOLGEN<br />
Region Windpark Leistung (MW) Betreiber Status<br />
Granja Eólica Calama 250 Codelco Chile, División Codelco Norte In Prüfung<br />
Proyecto Parque Eólico Valle de<br />
los Vientos<br />
99 Parque Eólico Valle De Los Vientos S.A. In Prüfung<br />
II Proyecto Eólico Quillagua de 100<br />
MW<br />
100 Ingeniería Seawind Sudamérica Ltda. Bewilligt<br />
»PROYECTO PARQUE EÓLICO<br />
MINERA GABY«<br />
40 Ingeniería Seawind Sudamérica Ltda. Bewilligt<br />
Proyecto Parque Eólico Hacienda<br />
Quijote<br />
26 Ingeniería Seawind Sudamérica Ltda. Bewilligt<br />
Parque Eólico Punta Palmeras 103.5 ACCIONA ENERGIA CHILE S.A. In Prüfung<br />
D.I.A. Parque Eólico La Gorgonia 76 Eolic Partners Chile S.A. Bewilligt<br />
DIA PARQUE EOLICO EL PACIFICO 72 Eolic Partners Chile S.A. Bewilligt<br />
Parque Eólico La Cachina Ener-Renova In Prüfung<br />
DIA MODIFICACIONES PARQUE<br />
EOLICO TOTORAL<br />
46 Norvind S.A. Bewilligt<br />
Parque Eólico Talinay 500 Eólica Talinay S. A. Bewilligt<br />
IV<br />
Proyecto Ampliación y Modificación<br />
Parque Eólico Punta<br />
Colorada<br />
20 Barrick Chile Generación S.A. Bewilligt<br />
Parque Eólico Canela II 69 Central Eólica Canela S.A. Bewilligt<br />
Parque Eolico Totoral<br />
Norvind S.A. Transmisión, Generación y<br />
Distribución de Energía Eléctrica<br />
Bewilligt<br />
Proyecto Parque Eólico Monte<br />
Redondo<br />
Ingeniería Seawind Sudamérica Ltda. Bewilligt<br />
Parque eolico Punta Colorada 20 Laura Emery Emery Bewilligt<br />
Aumento de Potencia Parque<br />
Eólico Canela<br />
18 Central Eólica Canela S.A. Bewilligt<br />
Parque Eólico Canela 9.9 Central Eólica Canela S.A. Bewilligt<br />
V<br />
VIII<br />
XI<br />
Parque Eólico Las Dichas Ener-Renova In Prüfung<br />
Parque Eólico Laguna Verde 24 Inversiones EW Limitada In Prüfung<br />
Generadora Eólica Punta Curaumilla<br />
9 Handels und Finanz AG Chile S.A. In Prüfung<br />
PARQUE EÓLICO ARAUCO 100 Element Power Chile S.A. In Prüfung<br />
Parque Eólico Lebu Sur 108 Inversiones BOSQUEMAR Ltda In Prüfung<br />
Ampliación Parque Eólico Lebu<br />
Parque Eólico Lebu<br />
Cristalerías Toro S.A.I.C. Bewilligt<br />
Parque Eólico Chome Ingeniería Seawind Sudamérica Ltda. Bewilligt<br />
Parque Eólicos Altos de Hualpén Bewilligt<br />
Aumento Potencia Central Eólica<br />
Alto Baguales<br />
Quelle: CONAMA, SEIA<br />
Empresa Eléctrica de Aysén S.A. Bewilligt
Aktivitäten Internationaler Geber<br />
<strong>GTZ</strong><br />
Die <strong>GTZ</strong> führt in Chile drei große Projekte im Energiebereich<br />
durch: Zwei der Projekte (zum Thema erneuerbare<br />
Energien und Förderung der Energieeffizienz) werden<br />
vom deutschen Bundesministerium <strong>für</strong> wirtschaftliche<br />
Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziert,<br />
während das Projekt zum Thema «Öffentliche Liegenschaften<br />
<strong>für</strong> Projekte mit netzgebundenen Anlagen im<br />
Bereich erneuerbare Energie« im Rahmen der Internationalen<br />
Klimainitiative des Bundesministeriums <strong>für</strong><br />
Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU)<br />
durchgeführt wird. In allen drei Fällen ist der politische<br />
Gegenpart der <strong>GTZ</strong> Chiles Nationale Energiekommission<br />
(Comisión Nacional de Energía); das Energieeffizienzprojekt<br />
wird vom Nationalen Energieeffizienzprogramm<br />
des CNE (Programa País de Eficiencia Energética<br />
PPEE) durchgeführt.<br />
Das Projekt zum Thema erneuerbare Energien hat das<br />
Ziel, den Anteil von Anlagen mit erneuerbarer Energie<br />
an der Leistung der Verbundnetze zu steigern. Das Projekt<br />
bietet der chilenischen Regierung technische Assistenz<br />
und Beratung und schafft damit günstige Bedingungen<br />
<strong>für</strong> die Stromerzeugung aus nichtkonventionellen erneuerbaren<br />
Energiequellen. Dies schließt die Unterstützung<br />
von Richtlinien und Bestimmungen, die Einbindung von<br />
NCRE in den Strommarkt, die Einschätzung von NCRE-<br />
Potenzialen und die Förderung des Aufbaus von Kapazitäten<br />
(capacity building) ein.<br />
Das Projekt zum Thema Energieeffizienz konzentriert<br />
sich auf die Förderung von Energieeffizienz im Baugewerbe<br />
und in der Industrie. Das Projekt hat das Ziel,<br />
durch die Unterstützung der zentralen Aktivitäten der<br />
PPEE die technischen und institutionellen Kompetenzen<br />
und Kapazitäten privater und öffentlicher Akteure<br />
bei der Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen zu<br />
verbessern.<br />
CHILE 110<br />
Ziel des Projekts »Öffentliche Liegenschaften <strong>für</strong> Projekte<br />
mit netzgebundenen Anlagen im Bereich erneuerbare<br />
Energie« ist es, Grundstücke im Norden Chiles, die<br />
sich in staatlichem Besitz befinden, zu identifizieren und<br />
zu evaluieren, um netzgebundene NCRE-Projekte (insbesondere<br />
im Bereich Wind- und Solarenergie) umsetzen<br />
zu können. Diese Grundstücke werden dann zur weiteren<br />
Nutzung an den Privatsektor vermittelt.<br />
Kf W<br />
Die deutsche Kreditanstalt <strong>für</strong> Wiederaufbau (KFW)<br />
refinanziert mit einem Gesamtbeitrag von 80 Mio. Euro<br />
Niedrigzins-Rahmenkredite <strong>für</strong> Investitionen im Bereich<br />
erneuerbare Energien und Energieeffizienz, welche von<br />
der Chilenischen Agentur <strong>für</strong> Wirtschaftsentwicklung<br />
(CORFO) <strong>für</strong> Privatinvestoren angeboten werden. Diese<br />
Kredite werden durch Subventionen <strong>für</strong> Machbarkeitsstudien<br />
<strong>–</strong> hauptsächlich <strong>für</strong> Windenergie-, Biomasse- und<br />
Biogasprojekte <strong>–</strong> ergänzt. Zudem finanziert die Kf W ein<br />
Projekt, das von der Nationalen Agentur <strong>für</strong> Geologie<br />
und Minen (SERNAGEOMIN) durchgeführt wird und<br />
auf die Identifizierung geothermischen Potentials und<br />
den Aufbau geothermischer Fachkompetenzen im Land<br />
abzielt.<br />
UNDP-GEF<br />
Das Projekt »Beseitigung von Hindernissen <strong>für</strong> die<br />
Elektrifizierung ländlicher Gebiete durch erneuerbare<br />
Energien« (Nummer CHI/00/G32) hilft dabei, existierende<br />
Barrieren <strong>für</strong> die Nutzung nichtkonventioneller<br />
erneuerbarer Energien (NCRE) im Rahmen des PER zu<br />
beseitigen. In diesem Zusammenhang wird eine Reihe<br />
von Aktivitäten entwickelt, die auf die Reduzierung von<br />
Treibhausgasemissionen durch Energiequellen auf dem<br />
Land und die Verbesserung der Lebensbedingungen in<br />
ländlichen Gemeinden abzielen.
Windenergiepotentiale<br />
Chile hat günstige Bedingungen zur Entwicklung von<br />
Windenergie, besonders in den Küstenbereichen und<br />
in einigen Tälern im Landesinneren. In den nördlichen<br />
Wüsten werden durchschnittliche Windgeschwindigkeiten<br />
von ungefähr 8 m/s erreicht (gemessen in 50 m<br />
Höhe). In einigen Teilen der zentralen und südlichen Regionen<br />
herrschen ähnliche Windverhältnisse. Bislang sind<br />
die meisten Windparks dort geplant.<br />
Eine detaillierte Erkundung der Potentiale <strong>für</strong> erneuerbare<br />
Energien in Chile ist noch nicht abgeschlossen.<br />
Wenn nur die durch die CNE identifizierten Regionen<br />
berücksichtigt werden, beträgt die technisch und ökonomisch<br />
durchführbare Leistung im Land ungefähr<br />
6 000 MW 24 .<br />
In der SIC wurden mindestens drei geeignete Zonen ausfindig<br />
gemacht 25 :<br />
− Küstenregion von Coquimbo im Süden Tongoys<br />
(2 800 MW).<br />
− Südküste der Region Atacama (1 650 MW).<br />
− Südküste von Concepción (noch keine genauen<br />
Werte verfügbar)<br />
In der Sing-Region ergeben vorläufige Ergebnisse ein Gebiet<br />
von 42 km² mit einem Potential von 600 MW, weitere<br />
Studien werden im Laufe des Jahres 2009 durchgeführt.<br />
Die <strong>GTZ</strong> unterstützt eine Windmesskampagne auf<br />
öffentlichem Boden im Norden Chiles 26 . Die Ergebnisse<br />
werden auf einer öffentlich zugänglichen Online-Plattform<br />
veröffentlicht, auf der Informationen über Windgeschwindigkeiten<br />
und Sonneneinstrahlung in spezifischen<br />
Regionen abgerufen werden können 27 , z. B. in Form von<br />
<strong>hoch</strong>auflösenden Windkarten, Windkarten zur Nutzung<br />
mit Google Earth 28 und detaillierten Berichten, die<br />
Windgeschwindigkeiten, tägliche Windzyklen und die<br />
Verteilung der Windrichtungen auflisten 29 .<br />
Im Rahmen des Programms zur Elektrifizierung ländlicher<br />
Gebiete werden zudem Windmessungen in nahezu<br />
allen Regionen des Landes durchgeführt. Auf der Web-<br />
CNE, 2009d<br />
CNE, 2009e<br />
26 Projekt <strong>für</strong> das BMU: Öffentliche Grundstücke <strong>für</strong> netzverbundene Erneuerbare-Energien-Projekte<br />
27 CNE 2009e<br />
28 Google Earth: kostenlose Software verfügbar unter http://earth.google.com/.<br />
29 Diese Informationen können unter folgender Webseite abgerufen werden:<br />
http://condor.dgf.uchile.cl/ViewerV2/Energia-Renovable/<br />
CHILE | 111<br />
seite des Programms sind mehrere Berichte mit Informationen<br />
zu Windgeschwindigkeiten in verschiedenen<br />
Regionen verfügbar.<br />
Rahmenbedingungen <strong>für</strong> Windenergie<br />
Die Entwicklung von Windenergieprojekten wird durch<br />
politische Programme und Instrumente <strong>für</strong> erneuerbare<br />
Energien unterstützt (Details dazu im vorangegangenen<br />
Kapitel). Windenergie wird vom Gesetz als nichtkonventionelle<br />
Energiequelle eingestuft, es existieren keine speziellen<br />
Programme oder Richtlinien, die sich ausschließlich<br />
auf Windenergie beziehen.<br />
Um die Entwicklung von netzgebundenen Windparks zu<br />
unterstützen, hat die CNE in Zusammenarbeit mit der<br />
<strong>GTZ</strong> und CONAMA ein Handbuch zur Abschätzung<br />
der Umweltfolgen von Windenergieprojekten in Chile<br />
veröffentlicht. Dem Gesetz 19 300 von 1994 zufolge<br />
müssen Windparks mit einer Leistung über 3 MW eine<br />
Erklärung zu ihren voraussichtlichen Umweltauswirkungen<br />
einreichen. Wenn ein Windpark eine Leistung von<br />
weniger als 3 MW hat, aber in einem Naturreservat oder<br />
geschützten Gebiet liegt, muss es Teil des SEIA werden.<br />
Neben Kraftwerken müssen auch Hochspannungsleitungen<br />
und Schaltanlagen mit einer Spannung von mehr als<br />
23 kV eine Umweltfolgenabschätzung durchlaufen. Das<br />
Handbuch beschreibt das Verfahren zum Erhalt einer<br />
Umweltlizenz und kann unter der CNE-Webseite heruntergeladen<br />
werden 30.<br />
1.6. Market Potential for Wind Energy<br />
Windenergiepotentiale<br />
Chile hat günstige Bedingungen zur Entwicklung von<br />
Windenergie, besonders in den Küstenbereichen und<br />
in einigen Tälern im Landesinneren. In den nördlichen<br />
Wüsten werden durchschnittliche Windgeschwindigkeiten<br />
von ungefähr 8 m/s erreicht (gemessen in 50 m<br />
Höhe). In einigen Teilen der zentralen und südlichen Regionen<br />
herrschen ähnliche Windverhältnisse. Bislang sind<br />
die meisten Windparks dort geplant.<br />
30 Das EIA Handbuch <strong>für</strong> Windenergieprojekte kann unter http://www.cne.cl/<br />
cnewww/opencms/05_Public_Estudios/publicaciones.html abgerufen werden.
Eine detaillierte Erkundung der Potentiale <strong>für</strong> erneuerbare<br />
Energien in Chile ist noch nicht abgeschlossen.<br />
Wenn nur die durch die CNE identifizierten Regionen<br />
berücksichtigt werden, beträgt die technisch und ökonomisch<br />
durchführbare Leistung im Land ungefähr<br />
6 000 MW 31 .<br />
In der SIC wurden mindestens drei geeignete Zonen ausfindig<br />
gemacht 32 :<br />
− Küstenregion von Coquimbo im Süden Tongoys<br />
(2 800 MW).<br />
− Südküste der Region Atacama (1 650 MW).<br />
− Südküste von Concepción (noch keine genauen<br />
Werte verfügbar)<br />
In der Sing-Region ergeben vorläufige Ergebnisse ein Gebiet<br />
von 42 km² mit einem Potential von 600 MW, weitere<br />
Studien werden im Laufe des Jahres 2009 durchgeführt.<br />
Die <strong>GTZ</strong> unterstützt eine Windmesskampagne auf<br />
öffentlichem Boden im Norden Chiles 33. Die Ergebnisse<br />
werden auf einer öffentlich zugänglichen Online-Plattform<br />
veröffentlicht, auf der Informationen über Windgeschwindigkeiten<br />
und Sonneneinstrahlung in spezifischen<br />
Regionen abgerufen werden können 34, z. B. in Form von<br />
<strong>hoch</strong>auflösenden Windkarten, Windkarten zur Nutzung<br />
mit Google Earth 35 und detaillierten Berichten, die<br />
Windgeschwindigkeiten, tägliche Windzyklen und die<br />
Verteilung der Windrichtungen auflisten. 36<br />
Im Rahmen des Programms zur Elektrifizierung ländlicher<br />
Gebiete werden zudem Windmessungen in nahezu allen<br />
Regionen des Landes durchgeführt. Auf der Webseite des<br />
Programms sind mehrere Berichte mit Informationen zu<br />
Windgeschwindigkeiten in verschiedenen Regionen verfügbar.<br />
Rahmenbedingungen <strong>für</strong> Windenergie<br />
Die Entwicklung von Windenergieprojekten wird durch<br />
politische Programme und Instrumente <strong>für</strong> erneuerbare<br />
Energien unterstützt (Details dazu im vorangegangenen<br />
Kapitel). Windenergie wird vom Gesetz als nichtkonventionelle<br />
Energiequelle eingestuft, es existieren keine speziellen<br />
Programme oder Richtlinien, die sich ausschließlich<br />
auf Windenergie beziehen.<br />
CNE, 2009d<br />
32 CNE, 2009e<br />
33 Projekt <strong>für</strong> das BMU: Öffentliche Grundstücke <strong>für</strong> netzverbundene Erneuerbare-Energien-Projekte<br />
34 CNE 2009e<br />
35 Google Earth: kostenlose Software verfügbar unter http://earth.google.com/.<br />
36 Diese Informationen können unter folgender Webseite abgerufen werden:<br />
http://condor.dgf.uchile.cl/ViewerV2/Energia-Renovable/<br />
CHILE | 112<br />
Um die Entwicklung von netzgebundenen Windparks zu<br />
unterstützen, hat die CNE in Zusammenarbeit mit der<br />
<strong>GTZ</strong> und CONAMA ein Handbuch zur Abschätzung<br />
der Umweltfolgen von Windenergieprojekten in Chile<br />
veröffentlicht. Dem Gesetz 19 300 von 1994 zufolge<br />
müssen Windparks mit einer Leistung über 3 MW eine<br />
Erklärung zu ihren voraussichtlichen Umweltauswirkungen<br />
einreichen. Wenn ein Windpark eine Leistung von<br />
weniger als 3 MW hat, aber in einem Naturreservat oder<br />
geschützten Gebiet liegt, muss es Teil des SEIA werden.<br />
Neben Kraftwerken müssen auch Hochspannungsleitungen<br />
und Schaltanlagen mit einer Spannung von mehr als<br />
23 kV eine Umweltfolgenabschätzung durchlaufen. Das<br />
Handbuch beschreibt das Verfahren zum Erhalt einer<br />
Umweltlizenz und kann unter der CNE-Webseite heruntergeladen<br />
werden 37 .<br />
Derzeitige Nutzung von Windenergie und<br />
geplante Projekte<br />
Die Entwicklung von Windparks im Land befindet sich<br />
noch im Anfangsstadium. Bis Ende 2008 waren zwei<br />
Windparks mit einer Gesamtkapazität von 20 MW betriebsbereit<br />
(in Besitz von Endesa Chile und Edelaysen).<br />
Bis Ende 2009 kommen weitere 200 MW hinzu. Eines<br />
der größten Projekte ist eine Anlage von Endesa mit einer<br />
Leistung von 69 MW.<br />
Tabelle 9 gibt einen Überblick über alle Windprojekte in<br />
Chile, <strong>für</strong> die eine Umweltlizenz beantragt worden ist inklusive<br />
derer, die bereits eine Erlaubnis erteilt bekommen<br />
haben.<br />
Diese Liste zeigt das stark wachsende Interesse an dieser<br />
Technologie und veranschaulicht, dass der Markt expandiert.<br />
CORFO zufolge waren bis Mitte 2009 46 Projekte<br />
in Planung (1 565 MW) und weitere 130 MW befanden<br />
sich in der Bauphase, was auch die oben aufgelisteten Projekte<br />
mit einschließt.<br />
37 Das EIA Handbuch <strong>für</strong> Windenergieprojekte kann unter http://www.cne.cl/<br />
cnewww/opencms/05_Public_Estudios/publicaciones.html abgerufen werden.
Geschäftsklima<br />
Es gibt nach wie vor keinen größeren Hersteller von<br />
Anlagenkomponenten im Land, aber die besonderen<br />
Windenergiepotentiale ziehen große internationale Projektentwickler<br />
und Investoren an. Enel Green Power, vertreten<br />
durch seine Tochtergesellschaft Enel Latin America<br />
(Chile), unterzeichnete eine Vereinbarung mit SoWiTec-<br />
International GmbH über die Entwicklung von sieben<br />
Windenergieprojekten mit einer Gesamtleistung von<br />
850 MW. Endesa Eco hat bereits einen Windpark in der<br />
Region Canela in Auftrag gegeben, der ungefähr 300 km<br />
nördlich von Santiago liegt. Ein zweiter Windpark, Canela<br />
II, wird derzeit gebaut. In derselben Region stellt die<br />
Firma Norvind S. A., ein Joint Venture von SN Power,<br />
23 Windkraftanlgen mit jeweils 2 MW <strong>für</strong> den Windpark<br />
Totoral auf. In Monte Redondo ist der Baubeginn<br />
eines 38 MW Windparks der Firma Suez Energy Andino<br />
<strong>für</strong> November 2009 geplant. Weitere Informationen zur<br />
Branche inklusive eines Investionsleitfadens können von<br />
der Webseite von InvestChile abgerufen werden. 38<br />
http://condor.dgf.uchile.cl/ViewerV2/EnergiaRenovable/<br />
CHILE | 113
1.7. Adressen und Kontaktdaten<br />
Centro de Despacho Económico de Carga del<br />
SING <strong>–</strong> CDEC-SING<br />
(Zentrum <strong>für</strong> ökonomische Lastverteilung, Verbund-<br />
system Norte Grande)<br />
General Lagos 0377 Playa Blanca<br />
Antofagasta<br />
Tel.: +56 (55) 247 474<br />
Fax: +56 (55) 246 129<br />
www.cdec-sing.cl<br />
Centro de Despacho Económico de Carga del Sistema<br />
Interconectado Central <strong>–</strong> CDEC-SIC<br />
(Zentrum <strong>für</strong> ökonomische Lastverteilung,<br />
zentrales Verbundsystem)<br />
Teatinos 280<br />
Santiago de Chile<br />
Tel.: +56 (2) 42 46 300<br />
Fax: +56 (2) 42 46 301<br />
www.cdec-sic.cl<br />
Comisión Nacional de Energía - CNE<br />
(Nationale Energiekommission)<br />
1449, Pisos 13 y 14. Edificio Santiago Downtown II<br />
Santiago - Chile<br />
Phone: +56 (2) 365 6800<br />
E-mail: info@cne.cl<br />
www.cne.cl<br />
Comisión Nacional del Medio Ambiente <strong>–</strong> CONAMA<br />
(Nationale Umweltkommission)<br />
Obispo Doloso 6 <strong>–</strong> Providencia<br />
Santiago de Chile<br />
Tel.: +56 (2) 240 56 00<br />
Fax: +56 (2) 244 12 62<br />
E-mail: informaciones@conama.cl<br />
www.conama.cl<br />
CHILE | 114<br />
Chilean Economic Development Agency <strong>–</strong> CORFO<br />
(Chilenische Agentur <strong>für</strong> Wirtschaftsentwicklung)<br />
Daniel Díaz - Investment Executive Renewable Energy<br />
and CDM<br />
Tel.: +56 (2) 631 8730<br />
www.todochile.cl<br />
Botschaft der Republik Chile in Deutschland<br />
Mohrenstr. 42<br />
D-10117 Berlin<br />
Tel.: +49 (30) 726 203600<br />
Fax: +49 (30) 726 203-603<br />
E-mail: embachilealemania@echileberlin.de<br />
www.embajadaconsuladoschile.de<br />
Empresas Eléctricas A.G.<br />
(Association of electricity distribution and transmission<br />
companies)<br />
Av. El Bosque Norte 0177, oficina 904<br />
Las Condes <strong>–</strong> Santiago<br />
Tel.: +56 (2) 332 03 16<br />
Fax: +56 (2) 231 09 13<br />
www.electricas.cl<br />
Cámara Chileno-Alemana de Comercio e Industria<br />
(Deutsch-Chilenische Industrie- und Handelskammer)<br />
Av. El Bosque Norte 0440 of. 601<br />
Santiago de Chile 6760235<br />
Tel.: +56 (2) 203 53 20<br />
Fax: +56 (2) 203 53 25<br />
E-mail: chileinfo@camchal.cl<br />
http://chile.ahk.de/<br />
Deutsche Botschaft in Chile<br />
Las Hualtatas 5677<br />
Vitacura Santiago de Chile<br />
Tel.: +56 (2) 463 25 00<br />
Fax: +56 (2) 463 25 25<br />
E-mail: central@embajadadealemania.cl<br />
www.santiago.diplo.de
<strong>GTZ</strong> Büro in Santiago de Chile<br />
Federico Froebel 1776<br />
Providencia-Santiago<br />
Chile<br />
Tel.: +56 2 7193900<br />
E-mail: trudy.koenemund@gtz.de<br />
www.gtz.de<br />
Superintendencia de Electricidad y Combustibles <strong>–</strong> SEC<br />
(Aufsicht <strong>für</strong> Elektrizität und Kraftstoffe)<br />
Amunátegui 58<br />
Santiago de Chile<br />
Tel.: +56 (2) 54 96 000<br />
www.sec.cl<br />
4.8. <br />
Bundesbank, Devisenkurse<br />
(http://www.bundesbank.de/statistik/statistik_zeitreihen.php?lang=de&open=devisen&func=list&tr=<br />
www_s332_b01012_1), Gesichtet: im August 2009.<br />
CIA, World Factbook <strong>–</strong> Chile<br />
(https://www.cia.gov/library/publications/the-worldfactbook/geos/ci.html<br />
), Gesichtet: im August 2009.<br />
CONAMA, SEIA (Environmental Impact Assessment<br />
System)<br />
(https://www.e-seia.cl/ ), Gesichtet: im September<br />
2009.<br />
CNE (a) (National Energy Commission), Anuario<br />
Estadístico de Energia 1990 <strong>–</strong> 2007 (Energy Statistics<br />
Yearbook)<br />
(http://anuario.cne.cl/anuario/electricidad/presentacion.html<br />
), Gesichtet: im August 2009.<br />
CNE (b), BNE 2007 (National Energy Balance 2007)<br />
(http://www.cne.cl/cnewww/opencms/06_Estadisticas/Balances_Energ.html),<br />
Gesichtet: im August 2009.<br />
CHILE | 115<br />
CNE (c), Estadísticas Electricidad 2008<br />
(http://www.cne.cl/cnewww/opencms/06_Estadisticas/energia/Electricidad.html),<br />
Gesichtet: im August<br />
2009.<br />
CNE (d), Christian Santana O., Estrategias y Perspectivas<br />
para el Desarrollo de las ERNC en Chile, Juli 2009<br />
(http://www.gtz.de/de/dokumente/3_Christian_Santana_CNE.pdf<br />
), Gesichtet: im August 2009.<br />
CNE (e), Explorador de Energia Eólica y Solar<br />
(http://condor.dgf.uchile.cl/ViewerV2/EnergiaRenovable/<br />
), Gesichtet: im August 2009.<br />
CNE(f ), Electricity Tariffs<br />
(http://www.cne.cl/cnewww/opencms/06_Estadisticas/energia/Electricidad.html),<br />
Gesichtet: im September<br />
2009.<br />
CNE(g), Política Energética: Nuevos Lineamientos<br />
(Energy Policy: New Outlines), 2008,<br />
(http://www.cne.cl/cnewww/export/sites/default/12_<br />
Utiles/banners/politica_energetica.pdf ), Gesichtet: im<br />
August 2009.<br />
CNE/<strong>GTZ</strong>, Energías Renovables No Convencionales<br />
en el Mercado Eléctrico Chileno, 2009,<br />
(http://www2.gtz.de/dokumente/bib/gtz2009-0276esmercado-electrico-chileno.pdf<br />
), Gesichtet: im Oktober<br />
2009.<br />
CNE/<strong>GTZ</strong>, Guia para evaluacion de impactos ambientales:<br />
Proyectos eolicos<br />
(http://www.gtz.de/en/dokumente/sp-EIA-proyectoseolicos.pdf<br />
)<br />
CNE/<strong>GTZ</strong>/CONAMA, Guía del Mecanismo de<br />
Desarrollo Limpio para Proyectos del Sector Energía<br />
en Chile. Segunda edición, Santiago de Chile, Oktober<br />
2007<br />
(http://www.cne.cl/cnewww/opencms/05_Public_<br />
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CORFO, Renewables and CDM in Chile <strong>–</strong> Project<br />
Directory 2008<br />
(http://www.todochile.cl/opportunities/renewable_<br />
energy/renewable_energy ), Gesichtet: im September<br />
2009.<br />
CEDEC SIC (System Operator), Eduardo Ricke,<br />
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Operador del Sistema, Juli 2009<br />
(http://www.gtz.de/de/dokumente/13_Eduardo_Ricke_CDEC-SIC.pdf<br />
), Gesichtet: im August 2009.<br />
ECLAC, Statistical Yearbook for Latin America and<br />
Caribbean 2008<br />
(http://www.eclac.cl/cgi-bin/getProd.asp?xml=/publicaciones/xml/7/35327/P35327.xml&xsl=/deype/<br />
tpl/p9f.xsl&base=/tpl/top-bottom.xsl), Gesichtet: im<br />
August 2009.<br />
Gobierno de Chile, Summary of National Geography<br />
(http://www.gobiernodechile.cl/canal_regional/<br />
geo_nacional_det.asp?id_geo=1), Gesichtet: im August<br />
2009.<br />
IMF (International Monetary Fund), World Economic<br />
Outlook Database, Oktober 2008, (http://www.imf.<br />
org/external/pubs/ft/weo/2008/02/weodata/weoselgr.<br />
aspx ), Gesichtet: im August 2009.<br />
INE (National Statistics Institute), Tasa de Desocupación<br />
(http://www.ine.cl) , Gesichtet: im August 2009.<br />
Jadresic, A., A case study on subsidizing rural electrifi-<br />
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(http://hdr.undp.org/en/statistics/ ), Gesichtet: im<br />
August 2009.<br />
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1. August 2009 (http://cdmpipeline.org/ ), Gesichtet:<br />
im August 2009.<br />
CHILE | 116<br />
UNFCCC, CDM webpage of the United Nations<br />
Framework Convention on Climate Change<br />
(http://cdm.unfccc.int/index.html ), Gesichtet: im<br />
September 2009.<br />
Universidad de Chile (University of Chile), Diseño<br />
de un Modelo de Proyección de Demanda Energética<br />
Global Nacional de Largo Plazo (Prepared for CNE),<br />
Juni 2008<br />
(http://www.cne.cl/cnewww/export/sites/default/05_<br />
Public_Estudios/descargas/estudios/texto2.pdf ),<br />
Gesichtet: im September 2009.<br />
WWEA (World Wind Energy Association),<br />
Wind Energy International 2009/2010, Country<br />
Report Latin America <strong>–</strong> Chile.
MEXIKO<br />
Abkürzungsverzeichnis<br />
AMDEE Mexikanischer Windenergieverband<br />
ANES Nationaler Verband <strong>für</strong> die Solarenergie<br />
APEC Asiatisch-Pazifische Wirtschaftliche<br />
Zusammenarbeit<br />
BIP Bruttoinlandsprodukt<br />
CDM Clean Development Mechanism<br />
CFE Bundesstromkommission<br />
CONACYT Nationaler Rat <strong>für</strong> Forschung und<br />
Entwicklung<br />
CONEVAL Nationaler Rat <strong>für</strong> Evaluierung und<br />
Entwicklung der Sozialpolitik<br />
CONUEE Nationalbehörde <strong>für</strong> den effizienten<br />
Gebrauch von Energie<br />
CRE Energieregulierungsbehörde<br />
CTF Clean Technology Fund<br />
EE Erneuerbare Energien<br />
GEF Globale Umweltfazilität<br />
<strong>GTZ</strong> Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Technische<br />
Zusammenarbeit<br />
GW Gigawatt<br />
GWh Gigawattstunde<br />
IADB Interamerikanische Entwicklungsbank<br />
IIE Elektrizitätsforschungsinstitut<br />
IPP unabhängige Stromerzeuger<br />
IRR Interner Zinsfuß<br />
IWF Internationaler Währungsfonds<br />
km2 Quadratkilometer<br />
117<br />
kV Kilovolt<br />
kW Kilowatt<br />
LFC Luz y Fuerza del Centro (ehemaliges<br />
staatliches Energieversorgungs-<br />
unternehmen)<br />
m2 Quadratmeter<br />
MW Megawatt<br />
MWh Megawattstunde<br />
NAFTA Nordamerikanisches Freihandels-<br />
abkommen<br />
NREL Nationales Labor <strong>für</strong> erneuerbare<br />
Energien<br />
OECD Organisation <strong>für</strong> wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />
und Entwicklung<br />
PECC Spezielles Klimawandelprogramm<br />
PERGE Projekt zur Entwicklung von erneuer-<br />
baren Energien im großen Maßstab<br />
PEMEX Petroleos Mexicanos<br />
PJ Petajoule<br />
SEMARNAT Minister <strong>für</strong> Umwelt und natürliche<br />
Ressourcen<br />
SENER Energieminister<br />
SHCP Ministerium <strong>für</strong> Finanzen und öffent-<br />
lichen Kredit<br />
tCO2eq Tonnen CO2-Äquivalent<br />
WB Weltbank<br />
WTO Welthandelsorganisation
MEXIKO<br />
5.1 Einführung<br />
ABBILDUNG 1:<br />
KARTE VON MEXIKO<br />
Quelle: CGIAR 2004<br />
Mexiko (offiziell: Vereinigte Mexikanische Staaten) mit<br />
der Hauptstadt Mexiko-Stadt liegt in Zentralamerika. Im<br />
Norden grenzt es an die Vereinigten Staaten von Amerika,<br />
während es sich im Südosten eine Grenze mit Guatemala<br />
und Belize teilt. Das Land besitzt eine ausgedehnte Küstenlinie<br />
entlang des Golfs von Mexiko und des Pazifischen<br />
Ozeans. Mexiko ist 1 964 375 km 2 groß und liegt in unterschiedlichen<br />
Klimazonen. Aufgrund seiner Ausdehnung<br />
befindet es sich in der tropischen Konvergenzzone. Die<br />
Höhenlage des Landes und die feuchte Meeresluft vom<br />
Golf von Mexiko und dem Pazifik sind allerdings Faktoren,<br />
welche die Temperaturen mindern. Niederschlag tritt<br />
TABLLE 1:<br />
ENTWICKLUNG DES BIP (*PROGNOSE)<br />
118<br />
vor allem zwischen Juni und Oktober auf. Des Weiteren<br />
gibt es extreme Wetterphänomene wie tropische Wirbelstürme,<br />
die zwischen Mai und November auftreten und<br />
sowohl die pazifische wie auch die karibische oder mexikanische<br />
Golfküste treffen können.<br />
Mexiko besitzt die dreizehntgrößte Wirtschaft der Welt<br />
mit einem BIP von rund 740 Mrd. € im Jahr 2008 1 .<br />
Durch den Ölpreisverfall, den Rückgang von Exporten<br />
in die USA (welche 80% des Außenhandels ausmachen)<br />
sowie den Rückgang von Geldverkehr und Tourismus<br />
wurde die mexikanische Wirtschaft von der aktuellen<br />
Wirtschaftskrise hart getroffen. Im Jahr 2010 wird kein<br />
2001 2003 2005 2007 2009*<br />
Bruttoinlandsprodukt,<br />
aktuelles Preisniveau (in Mrd. €)<br />
Bruttoinlandsprodukt pro Kopf,<br />
751 619 682 748 657<br />
aktuelles Preisniveau (in €) 7 585 6 123 6 617 7 109 6 120<br />
Quelle: IWF<br />
1 IWF
positives Wirtschaftswachstum erwartet. Schwankungen<br />
beim BIP in den letzten zehn Jahren (wie in Tabelle 1 dargestellt)<br />
können vor allem durch den Konjunkturverlauf<br />
der USA sowie der Änderungen des Ölpreises und der<br />
Ölproduktion erklärt werden.<br />
Mexiko, die USA und Kanada bilden die im Jahr 1994<br />
gegründete Freihandelszone NAFTA (Nordamerikanisches<br />
Freihandelsabkommen). Allerdings haben nicht<br />
alle Mexikaner von diesem Handelsabkommen profitiert.<br />
Kleinbauern sind von den negativen Auswirkungen am<br />
stärksten betroffen, da sie nicht mit den billigeren Importen<br />
konkurrieren können und gezwungen sind, in städtische<br />
Gebiete oder die USA abzuwandern 2 . Die Armut<br />
steigt nach einer nachhaltigen Periode des Rückganges<br />
(ab 1997) seit 2006 wieder an. Im Jahr 2008 lebten 47,4%<br />
der Bevölkerung unter der Armutsgrenze, während im<br />
Jahr 2006 nur 42,6% verzeichnet wurden. Es ist abzusehen,<br />
dass die Armut in den nächsten Jahren aufgrund der<br />
Wirtschaftskrise noch weiter ansteigen wird 3 .<br />
Felipe Calderón Hinojosa wurde 2006 als mexikanischer<br />
Präsident <strong>für</strong> die Amtszeit von 2006 bis 2012 in einer der<br />
umstrittensten Wahlen in der Geschichte Mexikos gewählt.<br />
Er siegte bei der Wahl gegen Manuel Lopez Obrador,<br />
den Kandidaten des linken Flügels. Einen Rückschlag<br />
erhielt die Partei des Präsidenten PAN (Partei Nationale<br />
Aktion) während der jüngsten Wahlen der Parlaments-<br />
und Regionalregierungen im Juli 2009, die mit herben<br />
Stimmenverlusten verbunden waren. Gewinner dieser<br />
Wahlen war mit der PRI (Partei der Institutionellen<br />
Revolution) eine Partei, die Mexiko zuvor mehr als 70<br />
Jahre mit einer Politik staatlicher Interventionen auf dem<br />
Gebiet der Wirtschaft regiert hat. Mexiko ist Mitglied<br />
mehrerer multilateraler Foren und Organisationen wie<br />
der OECD, der vor kurzem gegründeten G-20 oder der<br />
Organisation Amerikanischer Staaten (OAS). Des Weiteren<br />
ist Mexiko Mitglied bei der WTO und der Asiatisch-<br />
Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (APEC) und unterhält<br />
mehrere Handelsabkommen mit der Europäischen<br />
Union, dem Mercosur und mit den meisten Staaten der<br />
Karibik und Zentralamerikas.<br />
2 Woodrow Centre 2009<br />
3 Coneval 2009<br />
386<br />
4 %<br />
106<br />
1 %<br />
91<br />
1 %<br />
2n745<br />
26 %<br />
73<br />
1 %<br />
345<br />
3 %<br />
230<br />
2 %<br />
MEXIKO | 119<br />
ABBILDUNG 2:<br />
MEXIKO <strong>–</strong> PRIMÄRENERGIEERZEUGUNG 2008 (IN PJ)<br />
Kohle<br />
Ül<br />
Erdgas<br />
Kondensate<br />
Quelle: SENER 2008<br />
6 520<br />
62 %<br />
Nuklear<br />
Wasserkraft<br />
Wind & Geothermie<br />
Biomasse<br />
Gesamte Primärenergieproduktion 2008: 10 496 PJ<br />
ABBILDUNG 3:<br />
MEXIKO <strong>–</strong> ABSOLUTER ENERGIEENDVERBRAUCH 2008 (IN PJ)<br />
1 342<br />
26 %<br />
147<br />
3 %<br />
Erneuerbare / Abfall<br />
Gas<br />
Öl<br />
Energieverbrauch 2008: 5 101 PJ<br />
Quelle: SENER 2008<br />
286<br />
6 %<br />
Kohle<br />
Wasserkraft<br />
901<br />
18 %<br />
2 428<br />
47 %
ABBILDUNG 4:<br />
STROMÜBERTRAGUNGSNETZ VON MEXIKO<br />
Quelle: CIGAR 2004<br />
5.2 Energiemarkt<br />
Übersicht Energiemarkt<br />
In den letzten zehn Jahren waren die Diversifizierung der<br />
Energiequellen und der Rückgang der Ölproduktion die<br />
wichtigsten Entwicklungen im Energiesektor. So kam es<br />
beispielsweise zu einem Anstieg der Nutzung von Erdgas<br />
und zum Bau des ersten groß angelegten Windprojektes.<br />
Der Primärenergieverbrauch Mexikos betrug im Jahre<br />
2008 10 500 PJ. Öl ist <strong>–</strong> trotz der steigenden Bedeutung<br />
von Erdgas, dessen Anteil von 19% in 1998 auf 26% in<br />
2008 angestiegen ist <strong>–</strong> mit 62% (in 2008) nach wie vor<br />
die wichtigste Energiequelle.<br />
Der gesamte Endenergieverbrauch belief sich im Jahr<br />
2008 auf 5 101 PJ. Der Verkehr ist dabei der größte Energieverbraucher<br />
(mit 48% in 2008), gefolgt von der Industrie<br />
(mit 26% im gleichen Jahr). Das Wirtschaftswachstum<br />
führte auch zu einem erhöhten Energieverbrauch.<br />
Im Jahre 2008 importierte Mexiko 1 804 PJ Energie und<br />
zwar hauptsächlich in Form von Benzin, raffinierten Ölprodukten,<br />
Flüssiggas und Kohle. Im gleichen Jahr exportierte<br />
das Land jedoch auch insgesamt 3 759 PJ vor an<br />
MEXIKO | 120<br />
Rohöl (im Vergleich zu 4 226 PJ in 2007). Im Jahr 2008<br />
lag Mexiko auf Platz sieben der ölproduzierenden Länder<br />
weltweit, also einen Platz tiefer als noch 2007.<br />
Das Stromnetz 4<br />
Im Jahr 2007 bestand das nationale Übertragungs- und<br />
Verteilungsnetz aus 96 484 km Leitungen zwischen 69<br />
kV und 400 kV, 376 991 km Stromleitungen zwischen<br />
2,4 kV und 34,5 kV und 239 315 km Niederspannungsleitungen.<br />
Zusätzlich gab es noch 19 031 km erdverlegter<br />
Leitungen. Zwischen 1997 und 2007 ist das nationale<br />
Übertragungs- und Verteilungsnetz um 179 695 km<br />
ausgebaut worden. Nach Angaben der staatlichen Bundesstromkommission<br />
(CFE) sollen in der Zeit von 2009<br />
bis 2018 etwa 20 664 km neue Leitungen (zwischen 69<br />
kV und 400 kV) gebaut werden.<br />
Die Verluste in den Übertragungs- und Verteilungsnetzen<br />
im Jahr 2007 entsprachen 17,4% der öffentlich<br />
bereitgestellten Stromerzeugung. Dazu gehören nichttechnische<br />
Verluste, die hauptsächlich auf kommerzielle<br />
Gründe verschiedener Art zurückgeführt werden können,<br />
insbesondere das Wachstum des nicht registrierten<br />
gewerblichen Sektors, fehlerhafte Abrechnungen und<br />
4 Mexico Electricity Sector Outlook 2008 <strong>–</strong> 2017, SENER 2008
nicht geleistete Zahlungen.<br />
Installierte Leistung<br />
Im Juni 2009 betrug die installierte Leistung in Mexiko<br />
59 604 MW, was einem Anstieg um 132 MW gegenüber<br />
Ende 2008 entsprach. Im Bereich Verteilung stellt die staatliche<br />
Comision Federal de Electricidad (CFE) 58,8% der<br />
gesamten installierten Leistung einschließlich der 2% von<br />
Luz y Fuerza del Centro (LFC), eines anderen staatlichen<br />
Versorgers, der kürzlich mit der CFE fusionierte. Die unab-<br />
TABLE 2:<br />
INSTALLIERTE LEISTUNG 2002<strong>–</strong>2009 (IN MW)<br />
hängigen Stromerzeuger kommen zusammen auf einen Anteil<br />
von 19,2% der installierten Leistung. Selbstversorger<br />
und Anlagen <strong>für</strong> Kraft-Wärme-Kopplung im privaten Sektor<br />
trugen jeweils 6,7% bzw. 4,5% bei, während die installierte<br />
Kapazität <strong>für</strong> den Stromexport 2,2% entsprach. Von<br />
der gesamten installierten Leistung entfallen über 51 146<br />
MW auf öffentliche Betriebe 5 , während die übrigen 8 459<br />
MW von privaten Stromerzeugern stammen.<br />
5 Laut mexikanischer Verfassung und Elektrizitätsgesetz müssen die Erzeugung,<br />
Übertragung, Verteilung und Verkauf von Strom durch staatseigene Betriebe<br />
(wie CFE) erfolgen und werden als öffentliche Dienstleistungen betrachtet.<br />
Stromerzeugung, die durch private Investoren oder Lizenzhalter erfolgt, zählt<br />
nicht zu den öffentlichen Dienstleistungen. Strom aus privaten Kraftwerken<br />
kann von Privatnutzern bezogen werden oder unter speziellen Vereinbarungen<br />
(wie im Abschnitt »Politische Rahmenbedingungen <strong>für</strong> Energie« beschrieben)<br />
an die staatlichen Unternehmen verkauft werden.<br />
MEXIKO | 121<br />
Zwischen 2009 und 2017 wird im Rahmen des Programms<br />
zum Ausbau öffentlicher Dienstleistungen eine zusätzliche<br />
Kapazität von 14 794 MW benötigt, um den erwarteten<br />
Anstieg der Stromnachfrage befriedigen zu können. Davon<br />
sind 3 520 MW bereits installiert oder befinden sich<br />
zurzeit im Bau. Darüber hinaus wird davon ausgegangen,<br />
dass durch Selbstversorger in entlegenen Regionen und<br />
Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung weitere 2 490 MW<br />
installiert werden, die sowohl aus privaten als auch aus<br />
Kategorie/Jahr 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 (June)<br />
Summe CFE + frühere LFC 41 184 44 561 46 551 46 553 48 896 51 029 51 106 51 146<br />
CFE 40 349 43 726 45 687 45 669 47 857 49 854 49 931 49 971<br />
Thermoelektrisch<br />
Unabhängige<br />
26 161 29 421 30 496 30 473 32 645 33 789 33 862 33 862<br />
Erzeuger 3 495 6 755 7265 8 251 10 387 11 457 11 457 11 457<br />
Wasserkraft 9 378 9 378 10 263 10 269 10 285 11 055 11 055 11 095<br />
Kohle 2 600 2 600 2 600 2 600 2 600 2 600 2 600 2 600<br />
Geothermie 843 960 960 960 960 960 965 965<br />
Nuklear 1 365 1 365 1 365 1 365 1 365 1 365 1 365 1 365<br />
Wind 2 2 2 2 2 86 85 85<br />
Frühere LFC 834 834 864 864 1 039 1 174 1 174 1 174<br />
Thermoelektrisch 598 598 598 598 758 886 886 886<br />
Wasserkraft<br />
Summe Inhaber<br />
236 236 266 266 281 288 288 288<br />
mit Zulassung 4 505 6 443 7 009 7 325 7 541 7 978 8 326 8 459<br />
Selbstversorger 2 879 3 135 3 678 3 929 4 109 3 484 3 855 3 981<br />
Kraft-Wärme-Kopplung 1 132 1 423 1 427 1 510 1 563 2 677 2 662 2 669<br />
Andere Anwendungen 559 553 573 556 537 486 478 478<br />
Export 15 1 330 1 330 1 330 1 330 1 330 1 330 1 330<br />
Total<br />
Quelle: SENER 2009<br />
45 689 51 004 53 560 53 859 56 437 59 006 59 432 59 604<br />
staatlichen Projekten stammen.<br />
Stromerzeugung<br />
Im Jahr 2007 wurden insgesamt 263 386 GWh Strom<br />
produziert. Davon stellten die staatlichen Versorgungsbetriebe<br />
60,7%, unabhängige Stromerzeuger 27,6%, Selbstversorger<br />
4,6% und Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung<br />
4,4%; 0,4% wurden <strong>für</strong> den Eigenverbrauch produziert.<br />
Insgesamt wurden 232 552 GWh durch staatliche Be
TABELLE 3:<br />
NATIONALE STROMERZEUGUNG NACH ENERGIEQUELLE, 1997<strong>–</strong>2007 (IN TWH)<br />
triebe erzeugt.<br />
Bei der Bereitstellung öffentlicher Dienste basierten<br />
im Jahr 1997 noch 12,5 % der Stromerzeugung auf der<br />
Verwendung von Erdgas, während zehn Jahre später der<br />
Anteil schon auf 46,7 % angestiegen ist, was einem jährlichen<br />
Anstieg von 18,3 % entspricht. Im Gegensatz dazu<br />
sank der Anteil der Stromerzeug ung auf Ölbasis von 49,9<br />
% auf 20,1 %, was einem durchschnittlichen jährlichen<br />
MEXIKO | 122<br />
1997 1999 2001 2003 2005 2007<br />
Staatliche Betriebe 161 386 180 917 197 106 203 555 218 971 232 552<br />
Thermisch 119 029 132 574 154 371 167 014 173 251 187 437<br />
Hydroelektrisch 26 430 32 713 28 435 19 753 27 611 27 042<br />
Nuklear 10 456 10 002 8 726 10 502 10 805 10 421<br />
Geothermisch 5 466 5 623 5 567 6 282 7 299 7 404<br />
Wind 4 6 7 5 5 248<br />
Import<br />
Betrieb durch private<br />
1,510 659 327 71 87 277<br />
Unternehmen 303 878 1 043 6 528 9 212 10 693<br />
Gesamte Stromerzeugung 163 198 182 454 198 476 210 154 228 270 243 522<br />
Quelle: SENER 2008a<br />
ABBILDUNG 6:<br />
STROMVERBRAUCH NACH SEKTOREN 2007<br />
(IN GWH)<br />
6,809<br />
3 %<br />
7,804<br />
4 %<br />
13,388<br />
7 %<br />
45,835<br />
23 %<br />
Industrie<br />
Wohnsektor<br />
Gewerbe<br />
73<br />
1 %<br />
Quelle: SENER 2007<br />
Landwirtschaft<br />
Dienstleister<br />
Eigenproduktion<br />
106,633<br />
52 %<br />
Rückgang von 5,3 % entspricht.<br />
Der einheimische Stromverbrauch betrug im Jahr 2007<br />
etwa 203 638 GWh. Die restlichen 60 000 GWh verteilen<br />
sich auf Stromverluste (40 504 GWh), Nettoexporte<br />
(1 451 GWh), Eigenverbrauch und Anlagen mit Kraft-<br />
Wärme-Kopplung. Beim Verbrauch nach Wirtschaftssektoren<br />
zählte die Industrie mit mehr als der Hälfte des<br />
Gesamtstromverbrauchs zu den größten Konsumenten,<br />
gefolgt von Privathaushalten mit einem Anteil von rund<br />
25 % (siehe Abbildung 5).<br />
Für die Periode von 2008 bis 2017 wird davon ausgegangen,<br />
dass der Stromverbrauch durch Privathaushalte jährlich<br />
um 3,3% ansteigt und dieser Sektor damit im Jahr<br />
2017 einen Stromverbrauch von 281 500 GWh haben<br />
wird 6 . Damit wird sich der Energieverbrauch von Privathaushalten<br />
im Vergleich zu 1997 (139 000 GWh) bis<br />
2017 mehr als verdoppeln.<br />
Erneuerbare Energien<br />
Schätzungen zufolge gab es in Mexiko im Jahr 2008 eine<br />
installierte photovoltaische Leistung von 18,5 MW, mit<br />
der 8 294 MWh Strom erzeugt wurden. Nahezu alle<br />
Photovoltaikanlagen sind in ländlichen und abgelegenen<br />
Orten angesiedelt. Im Bereich Solarthermie-Technologie<br />
war Mexiko 2008 eines der Top-10-Länder der Welt. Derzeit<br />
produzieren Solarkollektoren mit einer Fläche von<br />
1 Mio. m 2 4,5 PJ Strom pro Jahr. Kleine Wasserkraftwerke<br />
(< 30 MW) befinden sich in privatem wie auch in staat-<br />
6 SENER 2008
lichem Besitz. Private Erzeuger besitzen 22 Kraftwerke<br />
(einschließlich zwei abgeschalteter) mit einer Gesamtleistung<br />
von 83,5 MW. Die CFE betreibt 42 Kraftwerke mit<br />
einer Gesamtleistung von 293,4 MW (einschließlich 11<br />
Kraftwerken der früheren LFC). Nach Angaben der Nationalbehörde<br />
<strong>für</strong> den effizienten Gebrauch von Energie<br />
weisen die kleinen Wasserkraftwerke im Land ein Gesamtpotential<br />
von 3 250 MW auf. Des Weiteren schätzt die<br />
CFE das Potential <strong>für</strong> geothermische Energie in Mexiko<br />
auf 1.395 MW, wobei die aktuelle installierte Gesamtleistung<br />
bei 964,5 MW liegt, die auf vier Kraftwerke verteilt<br />
sind. Das Potential von Biomasse zur Energiegewinnung<br />
liegt in Mexiko im Bereich zwischen 2 635 und 3 771 PJ/<br />
Jahr. Schätzungen zufolge könnte aus Abfallstoffen der<br />
Zuckerproduktion eine Jahresstromproduktion von bis zu<br />
3 000 000 MWh mit Hilfe von Kraft-Wärme-Kopplung<br />
erzeugt werden. Große Wasserkraftwerke (größer als 30<br />
MW) zählen laut Gesetz nicht zu den Anlagen <strong>für</strong> erneuerbare<br />
Energien.<br />
MEXIKO | 123<br />
Strompreise<br />
In Mexiko werden die Strompreise von dem Minister <strong>für</strong><br />
Finanzen und öffentliche Kredite (SHCP) in Absprache<br />
TABELLE 4:<br />
LEISTUNG UND STROMERZEUGUNG AUS NETZGEBUNDENEN ERNEUERBAREN ENERGIEN 2008<br />
Erzeugung % gesamte<br />
Technologie Projektentwickler Leistung [MW] % gesamt [GWh/Jahr] Erzeugung<br />
Windenergie CFE 85 0.15 % 232 0.09 %<br />
Windenergie<br />
Inhaber einer<br />
Zulassung 0 0.00 % 0 0.00 %<br />
Kleine Wasserkraft CFE 293 0.50 % 1 363 0.55 %<br />
Kleine Wasserkraft<br />
Inhaber einer<br />
Zulassung 83 0.14 % 228 0.09 %<br />
Geothermal CFE 965 1.66 % 7 058 2.86 %<br />
Biomasse und Biogas*<br />
Inhaber einer<br />
Zulassung 498 0.86 % 819 0.33 %<br />
Gesamt 1 925 3.31 % 9 699 3.93 %<br />
Quelle: SENER 2009<br />
TABELLE 5:<br />
DURCHSCHNITTLICHE STROMPREISE 2007 NACH VERBRAUCHERN<br />
Privathaushalte<br />
Gewerbe<br />
mit dem Ministerium <strong>für</strong> Energie, dem Wirtschaftsministerium,<br />
den öffentlichen Versorgungsunternehmen und<br />
dem Energiekontrollkomitee festgelegt. Das Tarifsystem<br />
ist stark subventioniert und keiner der Konsumenten in<br />
den unterschiedlichen Segmenten zahlt einen Strompreis,<br />
der die tatsächlichen Stromkosten deckt. Die Konsumentengruppen,<br />
die am stärksten subventioniert werden, sind<br />
Privathaushalte und landwirtschaftliche Konsumenten,<br />
welche im Durchschnitt nur 40% der tatsächlichen Stromkosten<br />
bezahlen, während die Industriekunden 80% der<br />
realen Stromkosten zahlen. Den Durchschnittspreis pro<br />
Dienstleistung<br />
Landwirtschaft<br />
Mittlere<br />
Betriebe<br />
Großindustrie<br />
€/kWh<br />
Quelle: SENER 2008a<br />
0.07 0.16 0.13 0.03 0.08 0.06<br />
Kundengruppe im Jahre 2007 listet Tabelle 5.<br />
Als Folge dieses Tarifsystems wird im Jahr 2008 die Höhe<br />
der staatlichen Subventionen <strong>für</strong> die CFE Kunden mit veranschlagten<br />
5,3 Mrd. €, um 29,4% höher liegen als noch<br />
im Jahr 2007. Die garantierten Zuschüsse <strong>für</strong> frühere LFC
Endkunden werden <strong>für</strong> das Jahr 2008 auf 2,85 Mrd. € geschätzt<br />
und liegen damit 11,5% höher als im Jahr 2007.<br />
Aufgrund der wirtschaftlichen Rezession plant der Finanzminister,<br />
die Strompreise zu erhöhen, um das Haushaltsdefizit<br />
<strong>für</strong> das Jahr 2010 zu verringern. Tatsächlich wurden jedoch<br />
die Preise <strong>für</strong> Industriekunden Anfang 2009 gesenkt.<br />
Liberalisierung<br />
Im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern Lateinamerikas<br />
hält Mexiko an einem staatlichen, zentralisierten und<br />
integrierten System <strong>für</strong> die Stromindustrie fest, obwohl<br />
einige Reformen <strong>–</strong> wie die Einrichtung von Regulierungsbehörden<br />
und die Öffnung des Stromerzeugungsmarktes<br />
<strong>für</strong> private Investitionen <strong>–</strong> durchgeführt wurden. Versuche<br />
früherer Regierungen, die Stromindustrie zu privatisieren<br />
und zu entflechten, lösten starken sozialen und politischen<br />
Widerstand aus. Allerdings erlauben Teilreformen private<br />
Investitionen im Bereich der Stromerzeugung unter folgenden<br />
Voraussetzungen: Kraft-Wärme-Kopplung, Eigenversorgung,<br />
unabhängige Stromerzeugung <strong>für</strong> Kraftwerke mit<br />
einer Leistung von über 30 MW, die ausschließlich Strom<br />
zum Verkauf erzeugen und CFE zur Verfügung stellen, Erzeugung<br />
im kleinen Umfang (unter 30 MW), Exporte und<br />
Importe <strong>für</strong> die Eigenversorgung. Die Reform des Energiesektors<br />
von 2008 hat die verfassungsmäßig festgelegte Rolle<br />
des Staates als alleinige Rechtsinstanz <strong>für</strong> die Stromversorgung<br />
bestätigt.<br />
Ländliche Elektrifizierung<br />
Etwa fünf Millionen Menschen, also rund 5% der mexikanischen<br />
Bevölkerung, haben noch immer keinen Zugang<br />
zum Strom. Diese Menschen leben in 89 000 kleinen Gemeinden,<br />
von denen die meisten weniger als 100 Einwohner<br />
haben. Die wichtigste laufende Aktivität zur Elektrifizierung<br />
ländlicher Betriebe ist das Projekt zur Elektrifizierung<br />
ländlicher Gebiete (in Verbindung mit dem WB-GEF). Es<br />
unterstützt die Implementierung nachhaltiger und netzunabhängiger<br />
Anlagen auf Basis erneuerbarer Energien. Der<br />
Schwerpunkt liegt dabei auf der Entwicklung produktiver<br />
Maßnahmen zur Schaffung von Einkünften sowie sozialen<br />
Diensten, die <strong>für</strong> die wirtschaftliche Entwicklung der armen<br />
Regionen als notwendig erachtet werden. Das Projekt<br />
MEXIKO | 124<br />
startete mit verschiedenne Aktivitäten in den südlichen<br />
Staaten Chiapas, Veracruz, Oaxaca und Guerrero. Ziel dieses<br />
Programms ist es, zwischen 2007 und 2012 rund 2 500<br />
Gemeinden zu erreichen.<br />
5.3 <br />
Secretaría de Energía<br />
SENER <strong>–</strong> Energieministerium<br />
Das Energieministerium hat die Aufgabe, die Energiepolitik<br />
des Landes festzulegen, zu verabschieden und ihre<br />
Durchführung zu überwachen. Die Schwerpunkte dieser<br />
Politik liegen in den Bereichen Energiesicherheit, Energieeinsparung<br />
und Umweltschutz. SENER ist auch <strong>für</strong><br />
die mittel- und langfristige Planung im Energiesektor in<br />
den Bereichen fossile Brennstoffe, Elektrizität, Energieeffizienz<br />
und erneuerbarer Energien im Rahmen der Gewährleistung<br />
der Energiesicherheit zuständig. Als Teil der<br />
2008 durchgeführten Reformen gründete das Energieministerium<br />
den Nationalen Energierat, der die Regierung<br />
bei der Konzeption und Planung ihrer Energiepolitik beratend<br />
unterstützt. Darüber hinaus erleichtert der Nationale<br />
Energierat durch ein eigens eingerichtetes Beratungsforum<br />
die Stakeholder-Beteiligung im Energiesektor. Der<br />
Energierat liefert außerdem den nötigen fachlichen Input<br />
zur jährlichen Aktualisierung der nationalen Energiestrategie.<br />
Neben dem Nationalen Energierat wurden weitere<br />
untergeordnete Beratungsgremien als politische Foren<br />
eingerichtet. Trotz des wachsenden Interesses an umweltverträglichen<br />
Energiequellen seitens des Energieministeriums<br />
liegt der Fokus seiner Aktivitäten weiterhin bei den<br />
Themen Wettbewerbsfähigkeit, Produktivität, sinkende<br />
Ölreserven und dem Betrieb des staatlichen Ölunternehmens<br />
PEMEX. Für 2009 beträgt das Budget von SENER<br />
37,3 Mio. €.<br />
Comisión Reguladora de Energía<strong>–</strong>CRE<br />
CRE <strong>–</strong> Energieregulierungsbehörde<br />
Im Rahmen der Reformen des mexikanischen Energiesektors<br />
wurde die Energieregulierungsbehörde (CRE) eingerichtet.<br />
Der Auftrag der CRE umfasst dabei die Berei-
che Strom und Erdgas. Im Bereich erneuerbare Energien<br />
sind die Hauptaufgaben des CRE in der Regulierung der<br />
Stromerzeugung zu sehen. Des Weiteren soll die CRE in<br />
Absprache mit dem Finanzminister die Vergütungen der<br />
Serviceleistungen von privaten Erzeugern und öffentlichen<br />
Energieversorgern ermitteln. Nach der Energiereform aus<br />
dem Jahr 2008 gehört insbesondere das Aussprechen von<br />
Empfehlungen <strong>für</strong> Bestimmungen zur Regulierung von<br />
Einspeisung und Betrieb zu ihren Kompetenzen. Die Bestimmungen<br />
selbst sind jedoch Sache der Energieversorgungsunternehmen.<br />
Darüber hinaus hat die CRE die Aufgabe,<br />
den Transport und die Verteilung von Biokraftstoffen<br />
über Pipelines zu regulieren. Die Befugnisse der CRE sind<br />
jedoch im Vergleich zu anderen Regulierungsbehörden in<br />
der Region begrenzt, da die Stromtarife der Endkunden<br />
durch das Finanzministerium bestimmt werden. Das Budget<br />
der CRE <strong>für</strong> 2009 beträgt 7,1 Mio. €.<br />
Comisión Nacional para el Uso Eficiente de<br />
la Energía <strong>–</strong> CONUEE (früher CONAE)<br />
CONUEE, die Nationalbehörde <strong>für</strong> die effiziente Nutzung<br />
von Energie, untersteht dem Energieministerium und soll<br />
die Energieeffizienz im Land fördern. CONUEE ist eine<br />
technische Behörde mit dem Fokus auf nachhaltiger Energienutzung.<br />
Ihr Budget <strong>für</strong> 2009 beträgt 3,2 Mio. €.<br />
Instituto de Investigaciones Eléctricas <strong>–</strong> IEE<br />
Das Elektrizitätsforschungsinstitut IEE ist ein staatliches<br />
Unternehmen, das im Bereich Innovation, technische<br />
Entwicklung und angewandte wissenschaftliche<br />
Forschung tätig ist. Zu seinen Aufgaben gehört die Entwicklung<br />
neuer Technologien <strong>für</strong> die Strom- und Erdölindustrie,<br />
die den Energiesektor bei der Erzeugung, Übertragung<br />
und Verteilung von Strom unterstützen und die<br />
Prozessabläufe im Erdölsektor optimieren. Im Bereich erneuerbare<br />
Energien fördert das IEE Geothermie-, Wind-,<br />
Solar- und Biomasseprojekte. 2009 beträgt sein Budget<br />
8,8 Mio. €. Vor kurzem wurde vom IEE ein Regionalzentrum<br />
<strong>für</strong> Windtechnologien (CERTE) eingerichtet, um<br />
gezielte Forschung im Bereich der Windenergietechnologie<br />
zu ermöglichen (siehe Kapitel »Marktpotentiale <strong>für</strong><br />
Windenergie«).<br />
MEXIKO | 125<br />
Secretaría de Medio Ambiente y de los<br />
Recursos Naturales <strong>–</strong> SEMARNAT<br />
SEMARNAT, das Ministerium <strong>für</strong> Umwelt und natürliche<br />
Ressourcen, ist eine staatliche Behörde, die den<br />
Schutz, die Erhaltung und Wiederherstellung von Ökosystemen<br />
und natürlichen Ressourcen zur Aufgabe hat,<br />
um so eine nachhaltige Nutzung sicherzustellen. Das<br />
Sonderprogramm zum Klimawandel 2008 <strong>–</strong> 2012 führt<br />
Sollvorgaben ein, um den Anteil von Strom aus umweltverträglichen<br />
Energiequellen am Energiemix zu erhöhen<br />
und die Beteiligung des privaten Sektors zu fördern.<br />
Comisión Federal de Electricidad <strong>–</strong> CFE<br />
Die CFE ist ein staatliches Energieversorgungsunternehmen.<br />
Es ist in der Erzeugung, Übertragung und Verteilung<br />
von Elektrizität tätig und beliefert 26,7 Mio. Kunden (ca.<br />
80 Mio. Mexikaner). Die CFE verfügt über einen Kraftwerkspark,<br />
der hauptsächlich thermische Quellen nutzt<br />
und eine Gesamtleistung von 39 GW aufweist. Die CFE<br />
ist gesetzlich dazu verpflichtet, die Stromproduktion der<br />
unabhängigen Kraftwerksbetreiber einschließlich Strom<br />
aus erneuerbaren Quellen abzunehmen. Das von der CFE<br />
<strong>für</strong> den Stromsektor erarbeitete Arbeits- und Investitionsprogramm<br />
POISE ist auf den Zeitraum von 2009 bis 2018<br />
angelegt und sieht den Aufbau zusätzlicher Kapazitäten<br />
von mindestens 507 MW in der Zeit von 2009 bis 2011<br />
vor.<br />
Seit Oktober 2009 hat die CFE auch die Aufgaben des früheren<br />
staatlichen Unternehmens Luz y Fuerza del Centro<br />
(LFC) übernommen. LFC war von der Bundesregierung<br />
wegen zu hoher Betriebskosten (insbesondere <strong>für</strong> Gehälter<br />
und Pensionen) und wegen der hohen Stromverluste<br />
in Anlagen des Unternehmens (32,5%) geschlossen worden.<br />
Die Schließung von LFC war die Konsequenz des<br />
Beschlusses der Bundesregierung, als Reaktion auf die Finanzkrise<br />
die öffentlichen Ausgaben zu senken. LFC war<br />
in Zentralmexiko mit der Lieferung von Strom <strong>für</strong> 6 Mio.<br />
Kunden betraut, was einem Anteil von 24% am gesamten<br />
Stromverbrauch entspricht. Das Unternehmen war hautsächlich<br />
im Vertrieb und Verkauf von Strom tätig und besaß<br />
Anlagen mit einer Gesamtleistung von rund 1 GW.
Asociación Mexicana de Energía<br />
Eólica <strong>–</strong> AMDEE<br />
Der Mexikanische Windenergieverband AMDEE ist ein<br />
Fachverband, der 2005 von Windenergieentwicklern,<br />
Herstellern und Anbietern von Anlagen und Anlagenkomponenten<br />
und Dienstleistern aus Mexiko gegründet<br />
wurde. Der Verband soll sektorspezifische Probleme<br />
identifizieren und Hindernisse, die die Entwicklung der<br />
Windenergie in Mexiko erschweren, aus dem Weg räumen.<br />
Im September 2009 betrug die Anzahl der Mitglieder<br />
bei AMDEE 31 7 . Der Verband hat maßgeblich zur<br />
Überarbeitung und Neuauflage geschäftlicher Verfahren<br />
(wie z. B. die Verträge zur Netzanbindung <strong>für</strong> erneuerbare<br />
Energien) beigetragen und bei der Erweiterung der Übertragungsnetze<br />
den Dialog zwischen den unterschiedlichen<br />
Interessengruppen gefördert.<br />
Asociación Nacional de Energía Solar <strong>–</strong> ANES<br />
ANES, der Nationalverband der Solarenergie, ist ein<br />
Forum zur Diskussion und Förderung der Nutzung von<br />
Solarenergie und anderen erneuerbaren Energien. ANES<br />
bringt mit Veranstaltungen und Veröffentlichungen die<br />
Anwendung der Solarenergie in der künftigen Entwicklung<br />
des Stromsektors ins öffentliche Bewusstsein.<br />
5.4 Politische Rahmenbedingungen<br />
im Energiesektor<br />
Das Budget der mexikanischen Regierung stammt zum<br />
größten Teil aus Einnahmen, die durch die Exporte von<br />
fossilen Brennstoffen erzielt wurden. Darum ist eine<br />
möglichst langfristige Verfügbarkeit dieser Einnahmen<br />
<strong>für</strong> die mexikanische Regierung außerordentlich wichtig.<br />
Dennoch versucht Mexiko einen Wechsel hin zu umweltverträglichen<br />
und nachhaltigen Energien zu realisieren,<br />
um die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen im Rahmen<br />
der Nationalen Strategie <strong>für</strong> Energiewandel und der<br />
Strategie zur nachhaltigen Nutzung von Energie 2009 zu<br />
verringern. Eine ambitionierte Maßnahme zur Stärkung<br />
7 AMDEE-Mitglieder sind das Instituto de Investigaciones Eléctricas (IIE),<br />
ENTE, ABB México, Abengoa México, Alesco Energía y Agua, ARTECHE,<br />
Cableados Industriales, Carbon Solutions De México, Garrad Hassan México,<br />
Desarrollos Eólicos Mexicanos, Elecnor, Electrica del Valle de México, Enerthi<br />
México, Eolilatec del Istmo, Endesa Cogeneración y Renovables, Eoliatec de<br />
México, Fuerza Eólica, GAMESA Energía, GE International México, Grupo<br />
Químico Industrial de Toluca, Postensa Wind Structures, Mexión, Mitsubishi<br />
Heavy Industries de México, Owens Corning México, Preneal México, Prolec<br />
GE, Sempra Energy Mexico, Servicios Industriales Peñoles, Trinity Industries de<br />
México, Unión Fenosa Energías Renovables, Vestas und 3TIERGroup.<br />
MEXIKO | 126<br />
der operativen Einsatzmöglichkeiten von PEMEX (Petroleos<br />
Mexicanos) ist die Förderung von Tiefwasserölreserven<br />
im Golf von Mexiko. Dieses Projekt ist sowohl<br />
im Sektoralen Energieprogramm 2007 <strong>–</strong> 2012 als auch<br />
in der PEMEX Diagnose 2008 vorgesehen. Im Sonderprogramm<br />
zum Klimawandel 2008 <strong>–</strong> 2012 ist nur eine<br />
geringe Emissionsreduktion in der Erdölbranche geplant,<br />
die durch den Wechsel von Bunkeröl zu Erdgas <strong>für</strong> die<br />
Stromerzeugung, die Verringerung von flüchtigen Emissionen<br />
und die Förderung von Kraft-Wärme-Kopplung<br />
erzielt werden sollen. Allerdings gibt es in dem Positionspapier<br />
keine konkreten Hinweise, wann im Kerngeschäft<br />
von PEMEX der Übergang von fossilen Brennstoffen hin<br />
zu sauberen Energiequellen beginnen soll.<br />
Für den Energiesektor sind im Nationalen Entwicklungsplan<br />
und im Sektoralen Energieprogramm 2007 <strong>–</strong> 2012<br />
drei Prioritäten festgelegt:<br />
• Anhebung der Tarifstufen, um die Kosten <strong>für</strong> die Energieeinspeisung<br />
<strong>für</strong> die CFE zu kompensieren<br />
• Erhöhung der Energiesicherheit durch ein ausgewogeneres<br />
Portfolio an Primärenergie<br />
• Reform der öffentlichen Versorgungsunternehmen, um<br />
die Servicequalität zu erhöhen (insbesondere durch die<br />
Verringerung von Energieverlusten und die Steigerung<br />
der Produktivität und Effizienz im operativen und<br />
kaufmännischen Bereich)<br />
Das Stromgesetz (1992 abgeändert) legt die Modalitäten<br />
<strong>für</strong> die Mitwirkung nichtstaatlicher Unternehmen<br />
an der Stromerzeugung fest, zu denen Selbstversorger,<br />
Stromexporteure, Stromimporteure, Anlagen mit Kraft-<br />
Wärme-Kopplung, unabhängige Produzenten und<br />
kleine Stromerzeuger zählen. Das Gesetz bestimmt, dass<br />
mit Ausnahme von Selbsterzeugern private Unternehmen<br />
nicht direkt Strom an den Endverbraucher verkaufen<br />
können. In der Praxis werden Selbstversorger nicht<br />
als Stromversorger eingestuft, da Stromerzeuger und<br />
Stromnutzer identisch sind. Unabhängige Stromerzeuger<br />
(IPPs) sind verpflichtet, ihren Strom an den staatlichen<br />
Energieversorger zu verkaufen. Seit 1992 werden<br />
mehr als 20% des Strombedarfs von IPPs mit konventioneller<br />
thermischer Stromerzeugung (hauptsächlich mit
Erdgas) gedeckt.<br />
Das Stromgesetz schreibt fest, dass alle Aktivitäten in<br />
den Bereichen Übertragung, Verteilung und Verkauf<br />
von Strom exklusiv vom staatlichen Versorgungsunternehmen<br />
CFE durchgeführt werden. Die Energieregulierungsbehörde<br />
CRE ist zuständig <strong>für</strong> die Erteilungen von<br />
Genehmigungen, die <strong>für</strong> Investitionen im Energie- und<br />
Ergassektor, der seit 1995 auch <strong>für</strong> private Investoren zugänglich<br />
ist, notwendig sind.<br />
Erneuerbare Energien sind ein wichtiges Thema im Zusammenhang<br />
mit den abnehmenden mexikanischen Ölreserven,<br />
da sie zu einer Erhöhung der Energiesicherheit<br />
beitragen.<br />
Das Sektorale Energieprogramm 2007 <strong>–</strong> 2012 hat sich<br />
zum Ziel gesetzt, dass in Mexiko 7,6% der installierten<br />
Leistung aus erneuerbarer Energie bereitgestellt werden<br />
(vormals 3,3%). Entsprechend den Vorgaben des Programms<br />
wird die Windenergie das größte Wachstum mit<br />
einem geplanten Anstieg von 0,15% in 2008 auf 4,35%<br />
in 2012 verzeichnen. Für kleine Wasserkraftwerke (< 30<br />
MW), Geothermie, Biomasse und Biogas werden geringere<br />
Anteile als <strong>für</strong> Windkraft prognostiziert. Das Ziel <strong>für</strong><br />
Geothermie beträgt 1,65%, <strong>für</strong> kleine Wasserkraftwerke<br />
0,77% und <strong>für</strong> Biogas/Biomasse 0,85%. Es wird jedoch<br />
davon ausgegangen, dass der Anteil der Windenergie an<br />
der Stromerzeugung nur auf 1,74 bis 2,91% ansteigen<br />
wird, da es Unsicherheiten bezüglich der tatsächlichen<br />
Betriebsbedingungen <strong>für</strong> Windprojekte gibt.<br />
5.5 Rahmenbedingungen <strong>für</strong><br />
erneuerbare Energien<br />
Strategien und Ziele <strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />
Die im Jahre 2009 veröffentlichte Nationale Strategie<br />
<strong>für</strong> Energiewandel und die Strategie zur nachhaltigen<br />
Nutzung von Energie 8 zielen darauf ab, eine stärkere Diversifizierung<br />
der Primärenergiequellen zu erreichen, die<br />
Arbeitsabläufe der öffentlichen Stromversorger zu optimieren,<br />
Energieeffizienz zu fördern, erneuerbare Energiequellen<br />
und Biokraftstoffe zu nutzen sowie eine Minderung<br />
von Treibhausgasen zu erreichen. Das wichtigste<br />
8 SENER 2009a<br />
MEXIKO | 127<br />
Ziel dieser Strategie ist die Förderung, Entwicklung und<br />
Finanzierung von Maßnahmen zur Nutzung von erneuerbaren<br />
Energien und zur Steigerung der Energieeffizienz.<br />
Dies soll durch die Förderung des Einsatzes erneuerbarer<br />
Energien und energieeffizienter Anwendungen im häuslichen<br />
und betrieblichen Bereich, durch ein breiteres Angebot<br />
an erneuerbaren Energien, das Einrichten eines Programms<br />
zur Entwicklung von Energieeffizienzstandards,<br />
die Förderung von Energieeffizienz, Energieeinsparungen<br />
und Energieeffizienz-Kennzeichnungen erreicht werden.<br />
Der Nationale Entwicklungsplan und das Sektorale Energieprogramm,<br />
das aus der oben beschriebenen Strategie<br />
heraus entstanden ist, beinhalten Planungsmaßnahmen<br />
(die von SENER durchgeführt werden) und Maßnahmen<br />
zur Kompetenzsteigerung der Stromregulierungsbehörde<br />
und der Nationalbehörde <strong>für</strong> Energieeffizienz. Die<br />
Durchführung der geplanten Programme und Projekte<br />
ist gesichert, da sie in den offiziellen Haushalt Mexikos<br />
aufgenommen wurden.<br />
Zusätzlich zu dem oben genannten Plan wurde im Sommer<br />
2009 ein Spezialprogramm zur Nutzung erneuerbarer<br />
Energien 9 veröffentlicht. Dieses Programm enthält<br />
folgende sechs Aspekte:<br />
• Information und Kommunikation: Konzeption und<br />
Umsetzung von Informations- und Kommunikationsprogrammen<br />
• Entwicklung von Mechanismen <strong>für</strong> den Bereich erneuerbare<br />
Energien: Vorbereitung der Nationalen Erhebung<br />
im Bereich erneuerbare Energien; Aktualisierung<br />
von Verordnungen <strong>für</strong> Entwicklungs- und Vergütungssystemen<br />
von Projekten mit erneuerbaren Energien<br />
• Förderung der Elektrifizierung ländlicher Gebiete mit<br />
Hilfe erneuerbarer Energien: Maßnahmen zur Förderung<br />
erneuerbarer Energien unter Beteiligung von<br />
Einrichtungen der Bundesstaaten und Gemeinden;<br />
Aufbau von Kompetenzen in den Gemeinden, um die<br />
Technologien zu implementieren und deren nachhaltige<br />
Nutzung zu sichern<br />
• Entwicklung und Förderung: Schaffung von Anreizen<br />
zur Gründung von Anlagen- und Fertigungsunternehmen<br />
sowie Beratungsunternehmen im Bereich Energieeffizienz<br />
(über Mittel von CONACYT); Schaffung<br />
9 SENER 2009b
von Finanzierungsmaßnahmen zur Unterstützung von<br />
Projekten im Bereich erneuerbare Energie (gestaffelt<br />
nach Projektgröße); Entwicklung von Garantiemechanismen<br />
und anderen Instrumenten zur Reduzierung<br />
und Aufteilung der Investitionsrisiken<br />
• Infrastruktur und Regulierung: Förderung der Nutzung<br />
von erneuerbaren Energien in öffentlichen Gebäuden<br />
und beim Hausneubau; Aufbau der notwendigen<br />
Übertragungskapazitäten durch öffentliche Energieversorgungsunternehmen<br />
und private Investoren, um<br />
neue Anlagen aus dem Bereich erneuerbare Energie<br />
anschließen zu können; Vereinfachung der Berechnung<br />
der Netzentgelte <strong>für</strong> erneuerbare Energien; Förderung<br />
von effizienten Kraft-Wärme-Kopplungs- und Eigenversorgungsprojekten<br />
• Forschung und Entwicklung: Stärkung der internationalen<br />
F&E-Kooperationen; Ausrichtung der Aktivitäten<br />
auf die vorhandenen Forschungszentren mit erneuerbaren<br />
Energientechnologien<br />
Gesetzliche Rahmenbedingungen und<br />
Förderung erneuerbarer Energien<br />
Im November 2008 wurde eine Energiereform gebilligt,<br />
die aus einem Paket von sieben Gesetzen und Verordnungen<br />
besteht. Diese modifizeren die bestehende Gesetzgebung<br />
in Hinblick auf fossile Brennstoffe und erneuerbare<br />
Energien. Das Gesetz zur Nutzung erneuerbarer<br />
Energien und zur Finanzierung des Energiewandels sowie<br />
das Gesetz zur nachhaltigen Nutzung von Energie<br />
fixieren die Rahmenbedingungen zur Reduzierung der<br />
mexikanischen Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen<br />
als Primärenergiequelle. Parallel dazu traten das Stromgesetz,<br />
der Vertrag über die Anbindung von erneuerbaren<br />
Energiequellen, das Steuergesetz und das Umweltschutzgesetz<br />
in Kraft.<br />
Gesetz zur Nutzung erneuerbarer Energien und zur Finanzierung<br />
des Energiewandels (2009): Ziel dieses Gesetzes<br />
ist die Regulierung der Nutzungsbedingungen von<br />
erneuerbaren Energiequellen in der Stromerzeugung zu<br />
unterschiedlichen Zwecken. Dazu sieht das Gesetz zwei<br />
Instrumente vor: a) eine Strategie zur Nutzung von er-<br />
MEXIKO | 128<br />
neuerbaren Energien und zum Energiewandel und b) ein<br />
Sonderprogramm zur Nutzung erneuerbarer Energien.<br />
Umweltschutzgesetz (1988): Dieses Gesetz schreibt den<br />
Betreibern von Kraftwerken über 0,5 MW Leistung unabhängig<br />
von der verwendeten Technologie vor, dass sie zum<br />
Betrieb des Kraftwerkes eine Umwelterlaubnis durch das<br />
Umweltsekretariat benötigen. Darüber hinaus bestätigt<br />
es, dass kleine Wasserkraftwerke keine Wassernutzungskonzession<br />
von der Nationalen Wasserbehörde brauchen.<br />
Auf lokaler Ebene können Gemeinden Landnutzungsgenehmigungen<br />
<strong>für</strong> den Bau, Anschluss und den Betrieb<br />
von Anlagen, die die Infrastruktur stärken, genehmigen.<br />
Steuerrecht (2005 reformiert): Nach diesem Gesetz<br />
können Unternehmen, die in Anlagen und Maschinen<br />
<strong>für</strong> zur Erzeugung erneuerbarer Energie investieren, im<br />
ersten Jahr 100% der getätigten Investition abschreiben<br />
(Steuergutschriftmodell).<br />
Gesetz zur Nutzung von Bioenergie (2008): Dieses<br />
Gesetz regelt die Entwicklung der Bioenergieressourcen.<br />
Das Energiesekretariat ist die federführende Institution<br />
zur Erteilung von Genehmigungen <strong>für</strong> die Produktion,<br />
Lagerung, Beförderung, Verteilung und den Verkauf von<br />
Biokraftstoffen, die in Pipelines transportiert werden.<br />
Netzanschlussverträge: Die Nutzung von erneuerbaren<br />
Energien wie Wind, Wasser, Biomasse, Biogas oder Biokraftstoffen<br />
ist <strong>für</strong> private Investoren erlaubt und wird<br />
über spezielle Netzanschlussverträge <strong>für</strong> diese Energiequellen<br />
zu folgenden Konditionen gefördert:<br />
• Netzanschlussverträge <strong>für</strong> periodische erneuerbare<br />
Energien wie Solarenergie, Wind- oder Wasserkraft<br />
(jedoch nur <strong>für</strong> Anlagen, bei denen Wasserfluss nicht<br />
kontrolliert werden kann)<br />
• Netzanschlussverträge <strong>für</strong> kleine Solaranlagen (Einspeisevergütung)<br />
• Vertragsmodell zum Kauf und Verkauf von Strom<br />
durch kleine Stromproduzenten<br />
Darüber hinaus gibt es einen offenen Zugang zu Übertragungs-<br />
und Verteilungsnetzverträgen sowohl <strong>für</strong> erneuer
are als auch nicht-erneuerbare Energiequellen. Für die<br />
Nutzung von Wasserkraft ist eine Nutzungsgenehmigung<br />
des Energieministeriums (SENER) nötig.<br />
Die allgemeinen Bedingungen <strong>für</strong> die Erzeugung, Anbindung<br />
und Übertragung von Energie aus erneuerbaren<br />
Ressourcen beinhalten Rahmenvereinbarungen, die<br />
in drei ergänzenden Vorschriften festgehalten sind: a)<br />
dem Netzanschlussvertrag <strong>für</strong> erneuerbare Energiequellen<br />
(2007), b) den Verfahrensregeln zur Tariffestsetzung<br />
<strong>für</strong> die Nutzung des Übertragungsnetzes <strong>für</strong> erneuerbare<br />
Energiequellen und c) den Zugangsvereinbarung zum<br />
Übertragungsnetz <strong>für</strong> erneuerbare Energiequellen. Die<br />
wichtigsten Aspekte dieser Regulierungen sind 10 :<br />
• Die staatlichen Unternehmen verpflichten sich, den aus<br />
erneuerbaren Quellen erzeugten Strom abzunehmen,<br />
solange die Annahme nicht die Stabilität, Sicherheit<br />
und Zuverlässigkeit des Systems gefährdet.<br />
• Die von einem Lizenznehmer zu einer bestimmten Pe-<br />
TABELLE 6:<br />
CDM-WINDPROJEKTE BIS SEPTEMBER 2009<br />
Projekt Standort Status<br />
10 auf Grundlage von CRE 2009<br />
MEXIKO | 129<br />
riode nicht genutzte Energie kann an staatliche Unternehmen<br />
abgegeben werden. Diese sind verpflichtet, die<br />
erhaltene Energie zu einem späteren Zeitpunkt dem<br />
Lieferanten wieder zurück zu erstatten (Energiebankmodell).<br />
Dieser Austausch ist ein reiner Verwaltungsvorgang,<br />
der nicht im physischen Austausch von Strom besteht.<br />
• Der Stromaustausch wird am Netzanschluss des Projektes<br />
an das nationale Stromversorgungssystem durchgeführt.<br />
Die Vergütung hängt dabei vom Energiepreis<br />
am Netzschlusspunkt ab, der mit der Auslastung des<br />
Netzes variiert.<br />
• Am Jahresende kann der Lizenznehmer den Stromüberschuss<br />
an die CFE verkaufen. Die CFE vergütet den gelieferten<br />
Strom mit 85% der auf diese Weise gesparten Erzeugungskosten.<br />
Ausnahmen von dieser Regelung stellen<br />
Notfallbedingungen (Vergütung von 150% der gesparten<br />
Erzeugungskosten) und Testperioden (70%) dar.<br />
• Die Übertragungsgebühren werden auf Basis der real<br />
transportierten Strommenge und nicht auf Basis der<br />
Jährl. Einsparungen<br />
[tCO ² eq]<br />
Registrierung<br />
MWel<br />
IRR mit<br />
CDM Erlös<br />
[%]<br />
Bii Nee Stipa<br />
Windfarm-projekt Oaxaca Registriert 310 25.12.2005 200 13,22<br />
Bii Nee Stipa III Oaxaca Registriert 291 164 14,12<br />
Eurus Windfarm Oaxaca Registriert 600 16.02.2007 249 15,10<br />
La Venta II<br />
La Ventosa<br />
Oaxaca Registriert 193 06.01.2007 83.3 k. A.<br />
Windenergie-projekt Oaxaca Registriert 224 25.06.2007 102 k. A.<br />
Bii Stinu Wineenergieprojekt<br />
Fuerza Eólica del Istmo<br />
Oaxaca Registriert 325 09.12.2007 164 8,61<br />
Windfarm<br />
Santo Domingo<br />
Oaxaca Registriert 133 50 8,62<br />
Windenergie-projekt Oaxaca Registriert 359 15.01.2009 160 9,93<br />
Baja California Windfarm<br />
Loreto Bay<br />
Windfarmprojekt<br />
Baja California<br />
Norte Prüfung 17 10 k. A.<br />
Baja California<br />
Sur Prüfung 26 04.08.2009 20 k. A.<br />
Santa Catarina<br />
Windfarm-projekt Nuevo León Prüfung 25 10.11.2008 20 k. A.<br />
Eurus II Windfarm Oaxaca Prüfung 123 49.5 9,48<br />
Quelle: UNEP Risoe 2009
freigehaltenen Übertragungskapazität berechnet.<br />
IPP Regelung mit der CFE: Gemäß der IPP-Regelung<br />
müssen alle privaten Kraftwerksbetreiber mit Anlagen<br />
über 30 MW unabhängig von der verwendeten Technologie<br />
ihren Strom an die CFE verkaufen. Dies geschieht über<br />
langfristige Strombezugsverträge, die durch öffentliche<br />
Ausschreibungen vergeben werden. Gewöhnlich haben<br />
diese Verträge eine Laufzeit von 20 Jahren, die Projekte<br />
sollten im Planungsprogramm der CFE aufgeführt sein<br />
(kleine Stromerzeuger mit Anlagen unter 30 MW müssen<br />
derzeit nicht in den Ausbauplänen gelistet werden). Im<br />
Rahmen der IPP-Regelung plant die CFE die Ausschreibung<br />
von Windprojekten mit einer Gesamtleistung von<br />
600 MW zwischen 2008 bis 2014, die Umsetzung erfolgt<br />
in 100-MW-Schritten. Die langfristigen Strombezugsverträge<br />
beinhalten einen festen Leistungspreis, einen festen<br />
Betriebs- und Wartungspreis sowie eine variable Stromgebühr,<br />
welche abhängig von den Brennstoffpreisen ist. Eine<br />
ähnliche Regelung ist auch <strong>für</strong> kleine Stromerzeuger mit<br />
Anlagen unter 30 MW geplant.<br />
Weitere Maßnahmen zur Förderung erneuerbarer<br />
Energien sind unter anderem die folgenden Fonds:<br />
• Fondo Mexicano del Carbono <strong>–</strong> Mexikanischer Klimaschutzfond:<br />
Dieser Fond zielt darauf ab, potentielle<br />
CDM-Projekte zu identifizieren, indem sie Gelder zur<br />
Finanzierung der CO2-Abgaben dieser Projekte zur<br />
Verfügung stellen. Der Fond hat Mittel in Höhe von<br />
200 Mio. €, die über die Abteilung internationale Finanzen<br />
der Außenhandelsbank (Bancomext) abgerufen<br />
werden können.<br />
• Sektorspezifische Fonds des Nationalen Rates <strong>für</strong> Forschung<br />
und Entwicklung (CONACYT): Fonds wie<br />
der Institutsfond zur regionalen Förderung der wissenschaftlichen<br />
Entwicklung, Technologie und Innovation<br />
oder der Upfront-Fond (Fondo Avance) haben<br />
das Ziel, Aktivitäten im Bereich angewandte Forschung<br />
und Innovation von Forschungseinrichtungen, Universitäten<br />
und privaten Unternehmen zu finanzieren,<br />
indem sie Zuschüsse, Startkapital, Bürgschaften und<br />
steuerliche Vergünstigungen gewähren. Diese Mittel<br />
werden über themenbezogene Ausschreibungen durch<br />
MEXIKO | 130<br />
CONACYT vergeben.<br />
• Der sektorale SENER-CONACYT Fond <strong>für</strong> nachhaltige<br />
Energie: Dieser Fond wurde zur Finanzierung von<br />
wissenschaftlicher Forschung und zur Entwicklung angewandter<br />
Technologie im Bereich nachhaltige Energie<br />
aufgelegt. Projektleiter sollte eine mexikanische<br />
Universität oder Forschungsinstitut sein. Das Budget<br />
dieses Fonds beträgt 8 Mio. €.<br />
• Fond <strong>für</strong> Energiewandel und nachhaltige Nutzung von<br />
Energie. Dieser Fond bietet Bürgschaften <strong>für</strong> Projekte<br />
zum Thema Energieeffizienz und erneuerbare Energie<br />
an. Für diesen Fonds wurden zunächst Mittel in<br />
Höhe von 32 Mio. € bereitgestellt, die entsprechend<br />
dem Gesetz zur Nutzung erneuerbarer Energien und<br />
zur Finanzierung des Energiewandels bei Bedarf auf<br />
bis zu 160 Mio. € aufgestockt werden können. Die<br />
nationale Bank <strong>für</strong> öffentliche Dienstleistungen und<br />
Bauunternehmungen leitet diesen Fond. Die Zuteilung<br />
der Mittel erfolgt über einen designierten technischen<br />
Ausschuss.<br />
Clean Development Mechanism<br />
Mexiko steht weltweit an vierter Stelle in Bezug auf die<br />
Anzahl der registrierten CDM-Projekte und an fünfter<br />
Stelle in Bezug auf zertifizierte Emissionsreduktion. Im<br />
August 2009 gab es 117 registrierte CDM-Projekte, 36<br />
befinden sich im Prüfungsstadium, 3 weitere werden gerade<br />
registriert. Nur 20 der Projekte erzeugen Strom aus<br />
erneuerbaren Energiequellen.<br />
Mexiko kann jedoch noch nicht das volle Potential <strong>für</strong><br />
CDM-Projekte ausschöpfen, da dieser Markt <strong>für</strong> IPP<br />
begrenzt ist und der staatliche Stromversorger den IPPs<br />
den Zugang zum Energiemarkt erschwert 11 . Es ist immer<br />
noch unklar, ob die jüngsten Veränderungen in der Gesetzgebung<br />
diese Hürden beseitigen werden.<br />
Es gibt acht registrierte CDM-Windprojekte (mit einer<br />
Gesamtleistung von 1 127 MW) und weitere vier im<br />
Prüfungsstadium. Im September 2009 hat noch keines<br />
der registrierten Projekte Emissionsgutschriften erhalten,<br />
was auf Verspätungen im Bau und in der Projektdurchführung<br />
zurückzuführen ist. Tabelle 6 gibt eine<br />
Übersicht über die registrierten und geplanten CDM-<br />
11 Lokey 2008 zeigt, dass CFE nur in vereinzelten Fällen CDM-Zahlungen<br />
anstrebt, da es per Gesetz dazu verpflichtet ist, die <strong>für</strong> die Kunden kostengünstigste<br />
Produktionsmethode zu verfolgen, was im Falle von Gas einfacher zu<br />
erreichen ist.
Windprojekte.<br />
Aktivitäten internationaler Geber<br />
Interamerikanische Entwicklungsbank <strong>–</strong> IADB<br />
Die IADB unterstützt Aktivitäten zur Entwicklung erneuerbarer<br />
Energien in Mexiko über die Initiative Nachhaltige<br />
Energie und Klimawandel (SECCI). Zu den Zielen<br />
der SECCI gehören die Bereitstellung umfassender<br />
Nachhaltigkeitsstrategien <strong>für</strong> die Sektoren Energie, Verkehr,<br />
Wasser und Umwelt und Maßnahmen zur Minderung<br />
der Auswirkungen des Klimawandels in Gebieten,<br />
die besonders anfällig <strong>für</strong> dessen Folgen sind. Die Initiative<br />
besteht aus vier strategischen Säulen: erneuerbare<br />
Energien und Energieeffizienz, nachhaltige Entwicklung<br />
von Biokraftstoffen, Zugang zum Emissionshandel und<br />
Anpassung an den Klimawandel.<br />
Die IADB bietet darüber hinaus Darlehen in Höhe von<br />
rund 135 Mio. € an, um den Aufbau des mexikanischen<br />
Programms gegen den Klimawandel zu unterstützen. Ziel<br />
dieses Programms ist es, Instrumente und Mittel zur Eindämmung<br />
des Klimawandels und zur Anpassung an seine<br />
Folgen zu entwickeln und als festen Bestandteil der Klimaschutzpolitik<br />
des Landes zu etablieren 12 .<br />
US AID<br />
Das von US AID finanzierte Umweltprogramm <strong>für</strong> Mexiko<br />
ist auf die Entwicklung von Projekten aus den Bereichen<br />
umweltverträgliche Produktion und erneuerbare<br />
Energien ausgelegt. Das Energiesekretariat SENER bezieht<br />
diese Projekte in die Entwicklung seines Programms<br />
zur Elektrifizierung ländlicher Gebiete mit Hilfe netzunabhängiger<br />
Technologien <strong>für</strong> erneuerbare Energien mit<br />
ein. Eine wichtige Rolle kommt dabei der »Global Village<br />
Energy Partnership« zu, einem Pilotprojekt im Staat Guerrero,<br />
bei dem 140 Haushalte mit 900 Personen an mehrere<br />
photovoltaische Mininetze angeschlossen wurden. Dieses<br />
Projekt wird auf bis zu 50 000 Haushalte ausgebaut. Mehr<br />
als 200 Personen in ländlichen Gebieten wurden dabei in<br />
der Nutzung von erneuerbaren Energien ausgebildet, um<br />
sicherzustellen, dass noch weitere Haushalte diese Technolgie<br />
anwenden können. Das Programm trug außerdem zur<br />
Einführung eines nationalen Solarenergiestandards bei, der<br />
neue gewebliche Anlagen zur Warmwasseraufbereitung mit<br />
12 IADB 2008<br />
MEXIKO | 131<br />
Hilfe von Solarenergie verpflichtet 13 .<br />
<strong>GTZ</strong><br />
Im Auftrag der deutschen Regierung hat die Deutsche Gesellschaft<br />
<strong>für</strong> Technische Zusammenarbeit zwischen 2005<br />
und 2009 ein Programm <strong>für</strong> nachhaltige Energien in Mexiko<br />
umgesetzt. Seit April 2009 sind auch die Themen<br />
Energieeffizienz und Klimawandel in diesem Programm<br />
enthalten. Das Programm bietet den Energiebehörden<br />
Unterstützung an, um die nötigen Rahmenbedingungen<br />
zur Durchsetzung von Maßnahmen im Bereich<br />
Energieeffizienz und erneuerbare Energien zu schaffen.<br />
Die <strong>GTZ</strong> unterstützte dabei unter anderem CONUEE<br />
im Jahre 2008 durch die Ausbildung von Zertifizierern<br />
und Installateuren <strong>für</strong> solarbetriebene Warmwasserbereitungsanlagen<br />
(2007 wurden ca. 54 000 m 2 Solaranlagen<br />
installiert). Die <strong>GTZ</strong> unterstützt des weiteren CRE beim<br />
Netzanschluss von Anlagen <strong>für</strong> erneuerbare Energie und<br />
insbesondere von Windenergieanlagen.<br />
Weltbank (WB) und Globale Umweltfazilität (GEF)<br />
Weltbank und GEF werden Mexiko bei der Umsetzung<br />
einer umfassenden Emissionssenkungs- und Energiesparstrategie<br />
unterstützen und im Rahmen des Programms<br />
gegen den Klimawandel (PECC 2008-2012) auch die<br />
mexikanische Wirtschaft <strong>für</strong> einen CO2-bewussten<br />
Wachstumskurs sensibilisieren.<br />
Im Januar 2009 stellte die mexikanische Regierung 370<br />
Mio. € <strong>für</strong> einen Clean Technology Fund (CTF) zur Verfügung,<br />
der von acht Regierungen getragen und von der<br />
Weltbank geleitet wird. Die Mittel des CTF können <strong>für</strong><br />
emissionsärmeren Stadtverkehr, mehr Energieeffizienz und<br />
den Einsatz erneuerbarer Energien insbesondere Windenergie<br />
eingesetzt werden. Das Geld wird große Windkraftprojekte<br />
mit einer Leistung von 500 MW in Oaxaca sowie die<br />
Entwicklung von kleinen Wasserkraftprojekten mit einer<br />
geschätzten Leistung von 325 MW unterstützen 14 .<br />
2006 stellten die Weltbank und die GEF einen Zuschuss<br />
von 20 Mio. € <strong>für</strong> die Entwicklung von Windenergie zur<br />
Verfügung, indem sie einen Teil der Kosten des Windparks<br />
La Venta III subventionierten. Dieser Beitrag<br />
hat ein erhebliches Hindernis bei der Entwicklung von<br />
13 USAID 2008<br />
14 World Bank 2009
Windenergieprojekten beseitigt, nämlich seine mangelnde<br />
finanzielle Wettbewerbsfähigkeit.<br />
1.6 Marktpotenzial <strong>für</strong> Windenergie<br />
Windenergiepotenzial<br />
Nach Ergebnissen des Programms zur Nutzung erneuerbarer<br />
Energien aus dem Jahr 2009 sind folgende Regionen<br />
Mexikos <strong>für</strong> Windkraftanlagen geeignet: Tehuantepec<br />
Isthmus in Oaxaca, La Rumorosa in Baja California und<br />
TABELLE 7:<br />
REALISIERTE UND BEWILLIGTE WINDENERGIEPROJEKTE (* ERWARTET)<br />
MEXIKO | 132<br />
verschiedene Gebiete in den Bundesländern Zacatecas,<br />
Hidalgo, Veracruz, Sinaloa und auf der Halbinsel Yucatán.<br />
Laut Schätzungen der mexikanischen Windenergiebehörde<br />
gibt es ein Potential von 10 GW Windenergieleistung.<br />
Das US-amerikanische Nationale Labor <strong>für</strong><br />
Erneuerbare Energien (NREL) geht jedoch davon aus,<br />
das allein in Oaxaca auf einem Gebiet von 6 637 km 2 ein<br />
Potential <strong>für</strong> 33 GW installierte Windenergieleistung besteht.<br />
Das Potential kann dabei je nach Windstandorten,<br />
Projekt-<br />
Modalität<br />
Zulassungs-<br />
Project<br />
entwickler Region<br />
Betriebsart Leistung (MW)<br />
datum<br />
La Venta CFE Oaxaca Staatl. Betrieb 1.35 Nov. 1994<br />
Guerrero Negro CFE<br />
Baja California<br />
Sur Staatl. Betrieb 0.6 Mar. 1999<br />
La Venta II CFE Oaxaca Staatl. Betrieb 83.3 Jan. 2007<br />
Eurus<br />
Parques Ecologicos de<br />
Acciona Oaxaca Eigenversorgung 250 Dec. 2009<br />
Mexico Iberdrola Oaxaca Eigenversorgung 79.9 Jan. 2009<br />
Fuerza Eolica del Itsmo<br />
Fuerza<br />
Eólica-Peñoles Oaxaca Eigenversorgung 30 2010*<br />
Eléctrica del Valle de México<br />
EdF Energies<br />
Nouvelles-<br />
Mitsui Oaxaca Eigenversorgung 67.5 2009<br />
Bii Nee Stipa Energía Eólica CISA-Gamesa Oaxaca Eigenversorgung 26.3 2009<br />
Eoliatec del Istmo Eoliatec Oaxaca Eigenversorgung 22 2010*<br />
La Venta III CFE Oaxaca IPP 101.4 Nov. 2010<br />
Oaxaca I<br />
Centro Regional de<br />
CFE Oaxaca IPP 101.4 2010*<br />
Tecnología Eólica<br />
Desarrollos<br />
IIE Oaxaca Kleiner Erzeuger 5 ND<br />
Eólicos Mexicanos Demex Oaxaca Eigenversorgung 227.5 2011*<br />
Eoliatec del Pacifico<br />
Eoliatec del Istmo<br />
Eoliatec Oaxaca Eigenversorgung 160.5 2011*<br />
(2nd phase) Eoliatec Oaxaca Eigenversorgung 142.2 2011*<br />
Gamesa Energia Gamesa Oaxaca Eigenversorgung 288 2011*<br />
Vientos del Istmo Preneal Oaxaca Eigenversorgung 180 2012*<br />
Energía Alterna Istmeña<br />
Unión Fenosa<br />
Preneal Oaxaca Eigenversorgung 215.9 2012*<br />
Generación México<br />
Fuerza Eolica del Itsmo<br />
Unión Fenosa Oaxaca Eigenversorgung 227.5 2010*<br />
(2nd phase) Fuerza Eólica Oaxaca Eigenversorgung 50 2011*<br />
Oaxaca II-IV CFE Oaxaca IPP 304.2 Nov.2011*<br />
Quelle: Programa Especial para el Aprovechamiento de Energías Renovables, 2009
Zugang zu den Übertragungskapazitäten und Windverhältnissen<br />
(von gut bis exzellent) variieren.<br />
Der 2003 von der NREL-Windabteilung veröffentlichte<br />
Windatlas von Oaxaca ist die ausführlichste Kartierungsstudie<br />
<strong>für</strong> Mexiko. Die detaillierten Karten der Windquellen<br />
(gemessen in 30 und 50 m Höhe) und andere im Atlas<br />
enthaltene Informationen erleichtern die Identifizierung<br />
von Gebieten, die zur Nutzung von Windenergie (zur kommerziellen<br />
Stromerzeugung und <strong>für</strong> netzunabhängige Anlagen)<br />
geeignet sind. Laut NREL zeigen »die Ergebnisse der<br />
Windkartierung <strong>für</strong> Oaxaca viele Gebiete, in denen gute bis<br />
exzellente Windpotentiale (Windkraftklasse vier bis sieben,<br />
wobei sieben die höchste ist) erwartet werden können« 15 .<br />
Der Windatlas kann auf Spanisch und Englisch auf der Internetseite<br />
des NREL eingesehen werden: www.nrel.gov/<br />
applying_technologies/maps_atlases_inter_res.html.<br />
Neben dem Windatlas des NREL gibt es noch weitere<br />
Karten <strong>für</strong> andere Regionen Mexikos, die vom IEE (mit<br />
Messungen in 10 m Höhe) oder durch private Firmen wie<br />
TrueWind SL (detaillierter Windatlas <strong>für</strong> den Bundesstaat<br />
Jalisco) oder durch 3tierGroup erstellt wurden. Die 3tier-<br />
Group präsentiert auf ihrer Webseite eine Quick-Scan-<br />
Karte des vorhandenen Windpotentials in verschiedenen<br />
Regionen der Welt einschließlich Mexiko. Diese Karten<br />
und Atlasversionen können unter folgenden Adressen abgerufen<br />
werden: http://genc.iie.org.mx/genc/siger/frames.<br />
asp?mcontador=15632&val=3&url=mapas1.htm<br />
http://www.meteosimtruewind.com/files/<br />
file/20080703-ATLAS_EOLICO_JALISCO_ME-<br />
TABLLE 8:<br />
GEPLANTE WINDPROJEKTE<br />
15 Windkraftklasse vier entspricht Windgeschwindigkeiten zwischen 6,7 und<br />
7,3 m/s und einer Windleistungsdichte von 400 <strong>–</strong> 500 W/m 2 . Windkraftklasse<br />
sieben entspricht Windgeschwindigkeiten von über 8,5 m/s und einer<br />
Leistungsdichte von mehr als 800 W/m 2 .<br />
MEXIKO | 133<br />
XICO_METEOSIM_TRUEWIND.pdf<br />
http://firstlook.3tier.com<br />
Rahmenbedingungen <strong>für</strong> Windenergie<br />
Die Art der Förderung von Windenergie ist projektabhängig.<br />
Das Projekt zur großflächigen Entwicklung erneuerbarer<br />
Energien (PERGE) beispielsweise beinhaltet<br />
einen speziellen Mechanismus zur Unterstützung der<br />
Windenergie in Mexiko. Das Projekt erhält finanzielle<br />
Zuwendungen der GEF und Weltbank in Höhe von 20<br />
Mio. €, die es der CFE ermöglichten, Anreize <strong>für</strong> die<br />
Entwicklung des La Venta III-Projektes zu schaffen. Der<br />
Anreiz bestand in der Vergütung von 0,73 €-Cent pro eingespeister<br />
Kilowattstunde <strong>für</strong> die nächsten fünf Jahre (ab<br />
Projektstart). Des Weiteren wird die CFE den erzeugten<br />
Strom <strong>für</strong> die nächsten 25 Jahre zu einem Preis von 0,03<br />
€ je kWh abnehmen. Darüber hinaus wird eine nationale<br />
Windpotentialkarte erstellt.<br />
Im Rahmen des PERGE-Progamms vergab die CFE im<br />
März nach einer öffentlichen internationalen Ausschreibung<br />
den Bauauftrag <strong>für</strong> den Windpark La Venta III an<br />
Iberdrola Renovables. Iberdrola wird nach Fertigstellung<br />
des Projekts die CFE <strong>für</strong> die nächsten 20 Jahre mit Strom<br />
beliefern. Die Windfarm La Venta III wird sich in der<br />
Gemeinde Santo Domingo Ingenio im Bundesstaat Oaxaca<br />
befinden und über eine Gesamtleistung von 102,85<br />
MW verfügen. Baubeginn ist 2009, im November 2010<br />
soll der Betrieb aufgenommen werden. Aktuell erhalten<br />
keine anderen Projekte finanzielle Anreize im Rahmen<br />
des PERGE-Programms.<br />
Projekt<br />
Fuerza Eólica de Baja<br />
Projektentwickler Region Modalität Leistung [MW]<br />
California Fuerza Eólica Baja California Export 300<br />
Mexico Wind Union Fenosa/Geobat Baja California Export 500<br />
ND Cannon Power Baja California Export 200<br />
Baja Wind Sempra Energy Baja California Export 250<br />
Baja California Fuerza Eólica Baja California Eigenversorgung 10<br />
ND Gobierno del Estado Baja California Eigenversorgung 10<br />
Los Vergeles SEER Tamaulipas Eigenversorgung 160<br />
Eólica Santa Catarina Econergy Nuevo Leon Eigenversorgung 20<br />
Quelle: Programa Especial para el Aprovechamiento de Energías Renovables, 2009
Im Rahmen der IPP-Förderung, jedoch ohne Zusage<br />
finanzieller Anreize, hat die CFE einen 150 Mio. €<br />
schweren Vertrag mit dem lokalen Konsortium Energías<br />
Ambientales de Oaxaca zum Bau des 101 MW großen<br />
Windparks Oaxaca I geschlossen. Der Windpark soll im<br />
Jahre 2011 in Betrieb genommen werden.<br />
Um den Anschluss der Windparks an das nationale Stromnetz<br />
zu erleichtern, begann Mexiko im Jahr 2006 mit der<br />
Durchführung des Temporada-Abierta-Projektes (Projekt<br />
»Offene Saison«). Das Projekt beinhaltet eine Vereinbarung<br />
zwischen der CFE und den privaten Investoren, um<br />
die Baukosten <strong>für</strong> das neue Übertragungsnetz im Staat<br />
Oaxaca zwischen den beiden Parteien aufzuteilen (CFE<br />
20% und Investoren 80%). Das Temporada-Abierta-Projekt<br />
ist entsprechend den Netzanschlussbedingungen <strong>für</strong><br />
Windparks in drei Stufen angelegt.<br />
In Saison 1 (Minisaison) wird ein bestehendes 115-kV-<br />
Netz um eine zweites Schaltsystem erweitert. Zwei Windparks,<br />
die im Jahr 2009 ihren Betrieb aufnehmen, werden<br />
an dieses System angeschlossen (der Parques Ecológicos<br />
de México und der Windpark Eurus). In Saison 2 werden<br />
vier Windparks, die 2009 und 2010 in Betrieb gehen<br />
werden, an eine neue 115-kV-Übertragungsleitung<br />
angeschlossen. In Saison 3 wird die CFE unter finanzieller<br />
und operativer Beteiligung privater Projektentwickler<br />
eine neue 400-kV-Hochspannungsleitung errichten.<br />
Diese wird die Anbindung sechs neuer Projekte sichern<br />
und die Übertragungskapazität <strong>für</strong> zwei bestehende Projekte<br />
erhöhen. Die neue Hochspannungsleitung soll im<br />
September 2010 den Betrieb aufnehmen. Neben der Verlegung<br />
bzw. Aufrüstung von 590 km Hochspannungsleitungen<br />
sieht das Projekt auch den Bau eines neuen und<br />
die Modernisierung dreier bestehender Umspannwerke<br />
vor. Zur Erweiterung des Übertragungsnetzes werden<br />
neue Windparks künftig nach dem gleichen Muster wie<br />
das Temporada-Abierta-Projekt realisiert werden.<br />
Derzeitige Nutzung von<br />
Windenergie und geplante Projekte<br />
Die bis Mitte 2009 in Betrieb genommen Projekte haben<br />
zusammen eine Leistung von 204 MW. Es wird erwartet,<br />
dass bis 2012 ca. 4 000 MW zusätzliche installierte Leis-<br />
MEXIKO | 134<br />
tung in Mexiko verfügbar sein wird 16 . 2 564 MW werden<br />
von bereits realisierten und bewilligten Projekten (siehe<br />
Tabelle 7) erzeugt. Die meisten dieser Projekte werden als<br />
Anlagen zur Eigenversorgung realisiert. Diese Option ist<br />
<strong>für</strong> Projektentwickler deshalb interessant, weil <strong>für</strong> Großkunden<br />
hohe, durch die CFE festgelegte Strompreise,<br />
gelten.<br />
Zusätzlich zu den realisierten und bewilligten Projekten<br />
gibt es auch eine Reihe geplanter Projekte, die zusammen<br />
eine Leistung von 1 450 MW aufweisen (siehe Tabelle<br />
8). Diese Projekte werden vorrangig <strong>für</strong> den Export von<br />
Strom in den US-Markt entwickelt.<br />
Geschäftsklima<br />
Mexiko ist in den meisten Bereichen der Wirtschaft ausländischen<br />
Direktinvestitionen gegenüber sehr offen eingestellt.<br />
So ist es unter den Schwellenländern der größte<br />
Empfänger von ausländischen Direktinvestitionen.<br />
Außerdem hat Mexiko 12 Freihandelsabkommen abgeschlossen,<br />
die von insgesamt 44 Ländern unterzeichnet<br />
wurden. Dies sind gute Anzeichen <strong>für</strong> ein investitionsfreundliches<br />
Klima bezüglich der rechtlichen Sicherheit<br />
der Investitionen.<br />
Eigentumsrechte werden durch eine Reihe von Mexiko<br />
unterzeichneten internationalen Abkommen garantiert.<br />
Mexiko ist beispielsweise ein Unterzeichner der Pariser<br />
Konvention, des Patent Cooperation Treaty und des<br />
internationalen Verbands zum Schutz von Pflanzenzüchtungen.<br />
Das mexikanische Institut <strong>für</strong> gewerbliches<br />
Eigentum (IMPI) ist dabei die Behörde, die <strong>für</strong> die<br />
Durchsetzung der Gesetze und Verträge zuständig ist.<br />
Mexiko nimmt eine strategisch wichtige Position durch<br />
die Nähe zum wachsenden Markt <strong>für</strong> Windenergie in den<br />
USA ein. Darum haben in Mexiko beheimatete Firmen<br />
begonnen, Produkte und Dienstleistungen <strong>für</strong> die Windindustrie<br />
anzubieten. Qualifizierte Arbeitskräfte aus dem<br />
mexikanischen Elektrizitäts-, Automobil-, Luftfahrt- und<br />
dem Bausektor können mit wenig Aufwand auf die Errichtung<br />
von Windkraftanlagen umgeschult werden.<br />
Für den Bereich Forschung und Entwicklung wurde das<br />
16 SENER 2009
IIE das Centro Regional de Tecnología Eólica <strong>–</strong> CERTE<br />
(Regionalzentrum <strong>für</strong> Windtechnologien) eingerichtet.<br />
Das Zentrum wird sich mit der genaueren Untersuchung<br />
der Potentiale <strong>für</strong> Windenergie in Mexiko befassen und<br />
Windturbinen zertifizieren. Darüber hinaus möchte das<br />
CERTE eine Windturbine entwerfen und testen, die<br />
nach Erreichen der Serienreife industriell im Land hergestellt<br />
werden kann. Darüber hinaus führt das Institut <strong>für</strong><br />
Ingenieurswesen der UNAM (Nationale Autonome Universität<br />
Mexikos) Forschungen zur Nutzung von Windtechnologien<br />
zur Wasserentsalzung durch.<br />
Allerdings steht der mexikanische Windenergiesektor<br />
vor einigen Herausforderungen. Trotz des großen Potentials<br />
geht die Entwicklung der Windkraft in Mexiko<br />
nur langsam voran. Dies zeigt auch die Tatsache, dass<br />
zwar 1998 das erste Windprojekt von der CRE genehmigt<br />
wurde, das erste große Projekt jedoch erst 2007 den<br />
Betrieb aufnahm. Gründe <strong>für</strong> diese Verzögerung werden<br />
in den fehlenden finanziellen Anreizen durch die Regierung<br />
und dem langsamen Netzausbau in den Gegenden<br />
mit hohem Windpotential gesehen. Es wird erwartet,<br />
dass die jüngsten Reformen der rechtlichen Rahmenbedingungen<br />
(2008) die Entwicklung der Windbranche<br />
nachhaltig fördern werden. Außerdem gibt es nur ein<br />
begrenztes Angebot und begrenzte Verfügbarkeit von<br />
Equipment und Dienstleistungen (sowohl auf internationaler<br />
wie auch nationaler Ebene). Trotz guter Vorgaben<br />
durch das Temporada-Abierta-Modell bestehen weiterhin<br />
Einschränkungen aufgrund der Tatsache, dass es noch immer<br />
große räumliche Distanzen zwischen den geplanten<br />
Windprojektorten und den Anschlusspunkten <strong>für</strong> das<br />
Übertragungsnetz zu überwinden gilt. Darüber hinaus<br />
haben Gemeinden, die neben Windprojekten angesiedelt<br />
sind, wiederholt berichtet, dass die Projektentwickler<br />
nicht ihren Verpflichtungen (insbesondere Pachtzahlungen<br />
<strong>für</strong> die benutzten Flächen) nachkommen, was zum<br />
Teil durch Verzögerungen bei der Projektdurchführung<br />
begründet ist. Die Finanzkrise hat die Finanzierung <strong>für</strong><br />
private Windprojekte durch Geschäftsbanken zum Erliegen<br />
gebracht, so dass die mexikanischen Projekte Probleme<br />
hatten, eine sichere Finanzierung abzuschließen 17 .<br />
17 Nach Zeitungsangaben können die Projekte Bii Ne Stipa und La Ventosa nicht<br />
fertig gestellt werden, da die Finanzierung nicht sichergestellt ist. La Ventosa<br />
sollte im März 2009 den Betrieb aufnehmen.<br />
1.7 Adressen und Kontaktdaten<br />
MEXIKO | 135<br />
Asociación Nacional de Energía Solar A.C. <strong>–</strong> ANES<br />
(Nationaler Verband <strong>für</strong> die Solarenergie)<br />
Calzada Acoxpa no. 524 Desp. 506-B<br />
Col. Prado Coapa<br />
14350 México, D.F.<br />
Delegación Tlalpan<br />
Tel.:/Fax: +52 (55) 56 84 41 62<br />
E-mail: anescomite@anes.org<br />
Internet: www.anes.org<br />
Asociacion Mexicana de Energia Eolica (AMDEE)<br />
(Mexikanischer Windenergieverband)<br />
Ave. Jaime Balmes No. 11 L <strong>–</strong> 130 F<br />
Col. Los Morales Chapultepec, México, D. F.<br />
Tel.: +52 55 5395-9559<br />
Internet: www.amdee.org<br />
Comisión Nacional para el uso eficiente de la Energía <strong>–</strong><br />
CONUEE (ehemals CONAE, Nationalbehörde <strong>für</strong> den<br />
effizienten Gebrauch von Energie)<br />
Rio Lerma 302<br />
Col. Cuauhtémuc<br />
06500 México, D.F.<br />
Delegación Cuauhtémuc<br />
Tel.: +52 (55) 30 00 10 00<br />
Internet: www.conuee.gob.mx<br />
Comisión Reguladora de Energía <strong>–</strong> CRE<br />
(Energieregulierungsbehörde)<br />
www.cre.gob.mx<br />
Av. Horacio #1750<br />
Col. Los Morales Polanco, Del. Miguel Hidalgo,<br />
México D.F.,<br />
C.P. 11510,<br />
Tel.: +52 (55) 5283 1515
Comisión Federal de Electricidad <strong>–</strong> CFE<br />
(Bundesstromkommission)<br />
Reforma 164 , Col. Juárez México,D.F.<br />
Cd. de México<br />
Tel.: 01800 2233071<br />
Internet: www.cfe.gob.mx<br />
Instituto de Investigaciones Eléctricas <strong>–</strong> IIE (Elektrizitätsforschungsinstitut)<br />
Gerencia de Energía No-Convencionales<br />
Av. Reforma 113<br />
Colonia Palmira<br />
62490 Temixco, Morelos<br />
Tel.:/Fax: +52 (777) 362 38 06<br />
Internet: http://genc.iie.org.mx/genc/index2.html<br />
Secretaría de Energía <strong>–</strong> SENER (Energieministerium)<br />
Insurgentes Sur No. 890<br />
Col. Del Valle<br />
03100 México, D.F.<br />
Tel.: +52 (55) 54 48 60 12<br />
Fax: +52 (55) 54 48 60 13<br />
Internet: www.energia.gob.mx<br />
1.8 Informationsquellen<br />
Anmerkung: Die Informationen von den folgenden<br />
Quellen wurden in den Monaten August, September<br />
und Oktober 2009 Gesichtet:.<br />
Asociacion Mexicana de Energia Eolica <strong>–</strong> AMDEE<br />
Panorama General de la Energía Eólica en México, 2009.<br />
www.amdee.org<br />
CGIAR Consortium for Spatial Information<br />
(CGIAR-CSI), http://srtm.csi.cgiar.org, 2004<br />
Comision Economica para America Latina <strong>–</strong> CEPAL<br />
Estudio económico de América Latina y el Caribe<br />
2008-2009. 2008<br />
www.cepal.cl<br />
Comisión Federal de Electricidad <strong>–</strong> CFE:<br />
Central Eoloeléctrica La Venta II. 2008<br />
MEXIKO | 136<br />
Comisión Federal de Electricidad <strong>–</strong> CFE:<br />
Presentación del Sistema Eléctrico Mexicano 2008<br />
http://www.worldenergy.org/<br />
documents/4cfewecnov2008.ppt<br />
Comisión Federal de Electricidad <strong>–</strong> CFE:<br />
Programa de Obras e Inversiones del Sector Eléctrico<br />
2009-2018 (POISE), 2009<br />
http://aplicaciones.cfe.gob.mx/aplicaciones/otros/<br />
POISE20092018SHB1.zip<br />
Comision Reguladora de Energia <strong>–</strong> CRE<br />
Estadisticas del sector de Energías Eléctrica. Permisos<br />
de generación y de importación de energía eléctrica<br />
http://www.cre.gob.mx/documento/1565.xls<br />
Consejo Nacional de Evaluación<br />
de la Política de Desarrollo Social (CONEVAL)<br />
Estimaciones de pobreza 2008.<br />
http://www.coneval.gob.mx/<br />
Energia a debate<br />
Mexican Energy Sector magazine.<br />
http://www.energiaadebate.com/<br />
Environmental Protection Law (1988)<br />
Ley General del Equilibrio Ecológico y la<br />
Protección al Ambiente<br />
http://www.diputados.gob.mx/LeyesBiblio/ref/lgeepa.<br />
htm<br />
Electricity law (1992)Ley Electrica<br />
http://www.diputados.gob.mx/LeyesBiblio/pdf/99.pdf<br />
Dr Elizabeth Lokey. University<br />
of Colorado Environmental Studies,<br />
Barriers to clean development mechanism<br />
renewable energy projects in Mexico 2008<br />
http://www.sciencedirect.com/
Interamerican Development Bank <strong>–</strong> IADB<br />
Programme in support<br />
of Mexico’s climate change agenda. 2008.<br />
http://www.iadb.org/Projects/project.cfm?id=ME-<br />
L1053&lang=en<br />
International Monetary Fund.<br />
World Economic Outlook Database<br />
http://www.imf.org/external/pubs/ft/weo/2009/01/<br />
weodata/index.aspx<br />
Law for bioenergy use (2008)<br />
LEY DE PROMOCIÓN Y DESARROLLO<br />
DE LOS BIOENERGÉTICOS<br />
http://www.diputados.gob.mx/LeyesBiblio/doc/LPDB.<br />
doc<br />
Law for the Use of Renewable Energies<br />
and the Financing of the Energy Transition<br />
LEY PARA EL APROVECHAMIENTO<br />
DE ENERGÍAS RENOVABLES Y EL<br />
FINANCIAMIENTO DE LA TRANSICIÓN<br />
ENERGÉTICA<br />
http://www.diputados.gob.mx/LeyesBiblio/pdf/LAE-<br />
RFTE.pdf<br />
National Renewable Energy Laboratory <strong>–</strong> NREL<br />
Wind Energy Resource Atlas of Oaxaca. August 2003<br />
http://www.nrel.gov/docs/fy03osti/34519.pdf<br />
Petroleos Mexicanos <strong>–</strong> PEMEX<br />
Diagnostico de PEMEX. 2008.<br />
http://www.pemex.com/files/content/situacionpemex.<br />
pdf<br />
Rent Taxation law (005 reform)<br />
Ley de Impuesto sobre la renta<br />
http://www.diputados.gob.mx/LeyesBiblio/ref/lisr/<br />
LISR_ref03_01dic04.doc<br />
Secretaria de medio ambiente y<br />
recursos naturales - SEMARNAT<br />
MEXIKO | 137<br />
Programa Especial de Cambio<br />
Climático 2008-2012. March 2009<br />
http://www.semarnat.gob.mx/queessemarnat/politica_<br />
ambiental/cambioclimatico/Documents/pecc/090828_<br />
PECC.Capitulos_DOF.pdf<br />
Secretaría de Energía <strong>–</strong> SENER (SENER 2009a)<br />
Políticas y Medidas para Facilitar el Flujo de Recursos<br />
Derivados de los Mecanismos Internacionales de Financiamiento.<br />
2009<br />
http://www.energia.gob.mx/webSener/res/0/Mecanismos_financiamiento.pdf<br />
Secretaría de Energía <strong>–</strong> SENER (SENER 2009b)<br />
Estrategia Nacional para la Transición Energética y el<br />
Aprovechamiento Sustentable de la Energía. 2009<br />
http://www.energia.gob.mx/webSener/res/0/Estrategia.<br />
pdf<br />
Secretaría de Energía - SENER<br />
Programa Especial para el Aprovechamiento de Energías<br />
Renovables. 2009<br />
http://www.energia.gob.mx/webSener/res/0/Programa<br />
%20Energias %20Renovables.pdf<br />
Secretaría de Energía-SENER<br />
Energy balance 2008. October 2009<br />
http://www.sener.gob.mx/webSener/res/PE_y_DT/<br />
pub/Balance_2008.pdf<br />
Secretaría de Energía - SENER<br />
Electricity sector Outlook 2008-2017. 2008<br />
http://www.energia.gob.mx/webSener/res/PE_y_DT/<br />
pub/Electricity %20Sector %20Outlook %202008-2017.pdf<br />
Secretaría de Energía - SENER<br />
Programa Sectorial de Energía 2007 <strong>–</strong> 2012. 2007<br />
http://www.energia.gob.mx/webSener/portal/index.<br />
jsp?id=57<br />
Secretaría de Energía - SENER<br />
Políticas y Medidas para Fomentar la Integración<br />
Nacional de Equipos y Componentes para el Aprovecha-
miento de las Energías Renovables y el Uso Sustentable<br />
de la Energía. http://www.energia.gob.mx/webSener/<br />
res/0/Politicas_Medidas_Integracion.pdf<br />
The contract for the interconnection<br />
of renewable sources (2007)<br />
Contrato de Interconexión para<br />
fuentes de energía renovable<br />
http://www.cfe.gob.mx/es/NegociosConCFE/<br />
inversionistas/Disposicionesaplicablesalainterconexi<br />
%C3 %B3n/Contdeinterconpafuentesdeenergiarenov/Contrato+de+Interconexi<br />
%C3 %B3n+para+fue<br />
ntes+de+energ %C3 %ADa+renovable.htm<br />
UNEP Risoe<br />
CDM/JI Pipeline Analysis and Database,<br />
September 1st 2009<br />
http://www.cdmpipeline.org<br />
US AID<br />
Antecedentes: Proyecto de Producción<br />
más Limpia y Energías Renovables. 2009<br />
http://www.usaid.gov/our_work/environment/climate/<br />
country_nar/mexico.html<br />
Woodrow Wilson International Centre for Scholars<br />
The Mexican Economy in 2009<br />
http://wilsoncenter.org/topics/docs/Mexican %20Economy<br />
%20in %202009.pdf<br />
World Bank <strong>–</strong> WB<br />
Proposed grant from the Global Environment Trust<br />
Fund. For a large-scale renewable energy development<br />
project. June 8, 2006.<br />
World Bank <strong>–</strong> WB<br />
The Clean Technology Fund<br />
and Wind Energy Financing in Mexico (2009)<br />
http://siteresources.worldbank.org/INTCC/Resources/CTF_TF_Comm_Mexico_Wind.pdf<br />
List of<br />
MEXIKO |<br />
138
PANAMA<br />
Abkürzungsverzeichnis<br />
ANAM Autoridad Nacional Ambiental<br />
(Nationale Umweltbehörde)<br />
B Balboa (nationale Währung)<br />
ACP Autoridad del Canal de Panamá<br />
(Behörde des Panamakanals)<br />
BIP Bruttoinlandsprodukt<br />
CER Certified Emission Reduction<br />
CDM Clean Development Mechanism<br />
CND Centro Nacional de Despacho<br />
(Nationales Verteilungszentrum)<br />
COPE Comisión de Política Energética<br />
(Komission <strong>für</strong> Energiepolitik)<br />
DNA Designated National Authority<br />
(nationale Aufsichtsbehörde)<br />
EGE Empresa de Generación Eléctrica<br />
(Stromerzeugungsgesellschaft)<br />
ERSP Entidad Reguladora de Servicios Públicos<br />
(Regulierungsbehörde <strong>für</strong><br />
öffentliche Dienstleistungen)<br />
ETESA Empresa de Transmisión Eléctrica<br />
139<br />
SA (Stromübertragungsgesellschaft]<br />
GWh Gigawattstunde<br />
IADB Banco Interamericano de Desarrollo<br />
(Interamerikanische Entwicklungsbank)<br />
IZF Interner Zinzfluß<br />
IRHE Instituto de Recursos Hidráulicos y<br />
Electrificación (Institut <strong>für</strong> Wasserwirtschaft<br />
und Elektrifizierung)<br />
kV Kilovolt<br />
kWh Kilowattstunde<br />
MW Megawatt<br />
OEA Organización de Estados Americanos<br />
(Organisation Amerikanischer Staaten)<br />
PJ Peta Joule<br />
SIEPAC Sistema de Interconexión Eléctrica para<br />
América Central (zentralamerikanisches<br />
Stromnetz)<br />
SIN Sistema de Interconexión Nacional<br />
(nationales Stromnetz)<br />
SOLEDUSA Programa Solar, Educación y Salud<br />
(Solar-, Bildungs- und Gesundheitsprogramm)<br />
TWh Terawattstunde<br />
UNDP United Nations Development<br />
Programme (Entwicklungsprogramm<br />
der Vereinten Nationen)
PANAMA<br />
6.1 Einleitung<br />
ABBILDUNG 1:<br />
KARTE VON PANAMA<br />
Quelle: CIGAR 2004<br />
Die Republik Panama liegt in Zentralamerika, grenzt an<br />
Costa Rica und Kolumbien und hat Küsten zur Karibik<br />
und zum nordpazifischen Ozean. Das Land wird vom<br />
Panamakanal durchschnitten. Das Klima im gesamten<br />
Land ist tropisch und zeichnet sich in den Küstengebieten<br />
durch ganzjährig hohe Temperaturen aus, die im Landesinneren<br />
und in den Bergen jedoch deutlich niedriger<br />
liegen. Es gibt eine hohe Niederschlagsrate mit deutlichen<br />
Unterschieden zwischen der pazifischen und der karibischen<br />
Küste. Panama befindet südlich der Hurrikanzone<br />
(10º nördliche Breite).<br />
Panama is a small country with a total population of 3.45<br />
million people, and a population growth rate of 1.4 %.<br />
TABELLE 1:<br />
WICHTIGSTE STATISTISCHE DATEN ZU PANAMA<br />
Fläche Einwohnerzahl<br />
(2009)<br />
BIP<br />
(2008)<br />
78 200 km² 3.45 Millions 17 063 Billion<br />
Euro<br />
Quelle: International Wind Energy 2009/2010; Dirección de Estadísticas y Censo<br />
140<br />
Panama ist ein kleines Land mit 3,45 Mio. Einwohnern<br />
und einem Bevölkerungswachstum von 1,4 % per anno.<br />
Etwa die Hälfte der Bevölkerung lebt in städtischen Gebieten.<br />
2008 belegte das Land Platz 67 auf dem Human<br />
Development Index. Die Lebenserwartung liegt bei etwa<br />
75 Jahren und der Alphabetisierungsgrad bei über 90 %.<br />
Panama ist eine Republik mit repräsentativer Demokratie,<br />
in der der Präsident der Republik (derzeit Ricardo Martinelli,<br />
gewählt im Mai 2009) und die Staatsminister die<br />
Exekutivgewalt innehaben. Die Wirtschaft des Landes basiert<br />
hauptsächlich auf dem Dienstleistungssektor, der 63<br />
% des BIP ausmacht. Handwerk, Industrie und Landwirtschaft<br />
machen weniger als ein Viertel des BIP aus. Panama<br />
BIP pro Kopf<br />
(2008)<br />
Import<br />
(2008)<br />
5 014 Euro 9 534 Million<br />
Euro<br />
Export<br />
(2008)<br />
7 880 Million<br />
Euro
hängt stark vom Panamakanal als Transport- und Logistikzentrum<br />
ab. Daten der Weltbank zufolge hat Panama<br />
das höchste Pro-Kopf-BIP in Zentralamerika und ist nach<br />
Guatemala und Costa Rica die drittgrößte Wirtschaft<br />
dieser Region. Dennoch waren 2007 noch immer 11,7 %<br />
der Bevölkerung von Armut betroffen. Die wichtigsten<br />
Exportpartner sind die USA, Schweden, die Beneluxstaaten<br />
1 und Costa Rica. Importe stammen hauptsächlich aus<br />
den USA, Ecuador, Venezuela und Japan. Panama ist Mitglied<br />
der Organisation Amerikanischer Staaten (Organisation<br />
of American States 2 <strong>–</strong> OEA), der Interamerikani-<br />
TABELLE 2:<br />
HISTORISCHE ENTWICKLUNG DES BIP IN PANAMA 2000-2008<br />
schen Entwicklungsbank (Inter American Development<br />
Bank <strong>–</strong> IADB) und der Zentralamerikansichen Bank <strong>für</strong><br />
ökonomische Integration (Central American Bank for<br />
Economic Integration <strong>–</strong> CABEI).<br />
6.2 Energiemarkt<br />
Übersicht Energiemarkt<br />
Panama ist der größte Energieverbraucher Zentralamerikas.<br />
Da es keine nachgewiesenen Öl-, Erdgas- oder Kohlevorkommen<br />
gibt, muss das Land einen Großteil seines<br />
1 Belgien, Niederlande und Luxemburg<br />
2 Diese Organisation umfasst alle Länder der südlichen Hemisphäre und unterstützt<br />
sie in allen Fragen der Demokratie und anderen Themen und Inhalten von<br />
allgemeinem Interesse. Mehr Informationen unter:<br />
http://www.oeapanama.org/01sobrelaoea.html<br />
PANAMA | 141<br />
Bedarfs an fossilen Brennstoffen importieren. In jüngerer<br />
Zeit stammten ca. 80<strong>–</strong>90 % von Panamas Endenergieverbrauch<br />
aus Energieimporten.<br />
Erdgas und Kohle werden im Land kaum verwendet.<br />
Brennholz und Zuckerrohrabfälle sind die wichtigsten<br />
Energieressourcen in ländlichen Wohngebieten, während<br />
auf Landesebene Erdölprodukte die wichtigste Energiequelle<br />
sind. In den letzten zehn Jahren nahm die Nutzung<br />
von Holz als Energielieferant gegenüber Strom, der aus<br />
importierten Erdölprodukten und aus Wasserkraft produziert<br />
wird, ab.<br />
Billions 2000 2002 2004 2006 2008<br />
BIP (in Mrd.; Landeswährung; Tageskurse) 10 733 11 604 17 637 21 513 33 958<br />
BIP (in Mrd.; € ; Tageskurse) 7 932 8 576 13 034 15 899 25 096<br />
Quelle: International Monetary Fund <strong>–</strong> Deutsche Bundesbank<br />
TABELLE 3:<br />
ENERGIEVERBRAUCH NACH SEKTOREN IN PANAMA, 2006<br />
Sektor Energie (PJ) Anteil ( %)<br />
Transport 60.13 42.1<br />
Industrie 28.56 20<br />
Privathaushalte 37.28 26.1<br />
Gewerbe und andere Nutzer 16 11.2<br />
Landwirtschaft, Fischerei und<br />
Bergbau<br />
0.86 0.6<br />
Gesamt 142.83<br />
Quelle: Ministerio de Economía y Finanzas <strong>–</strong><br />
Comisión de Política Energética<br />
2006 importierte das Land ca. 11,2 Mio. Barrel Öl (was<br />
ungefähr 85% des Warenwertes entspricht, der in diesem<br />
Jahr durch Exporte erzielt wurde). Der Import von<br />
ABBILDUNG 2:<br />
PRIMÄRENERGIEBEREITSTELLUNG 2006<br />
Gesamte Primärenergiebereitstellung 2007: 378.7 PJ<br />
12,9<br />
11 %<br />
20,3<br />
17 %<br />
Erdölderivate<br />
Wasser<br />
Brennbare Erneuerbare / Abfall<br />
Quelle: IEA 2008<br />
83,4<br />
72 %
ABBILDUNG 3:<br />
NATIONALES STROMNETZ VON PANAMA<br />
Quelle: CGIAR 2004<br />
Mineralölprodukten hat in den letzten Jahren insbesondere<br />
durch den gestiegenen Verbrauch im Transportsektor<br />
zugenommen, was auf die stark vergrößerte Anzahl<br />
von Fahrzeugen zurückzuführen ist. Mit über 300 000<br />
Neuzulassungen zwischen 1996 und 2006 hat sich die<br />
Anzahl verdoppelt, die Fahrzeuge waren <strong>für</strong> 51 % des<br />
Ölverbrauchs im Land während dieses Zeitraums verantwortlich.<br />
2006 lag der Endenergieverbrauch in Panama bei etwa<br />
142,83 PJ, die sich wie folgt auf die verschiedenen Energieressourcen<br />
verteilen: 18,6 % Holz, 1,9 % Strom, 5,3 %<br />
Flüssiggas, 6,1 % Koks und Kohle und 51,7 % Ölderivate.<br />
Tabelle 3 gibt einen Überblick des Energieverbrauchs im<br />
Land im Jahr 2006 nach Sektoren. Die Sektoren mit dem<br />
größten Energieverbrauch sind der Transportsektor und<br />
die Industrie (die ausschließlich fossile Brennstoffe verbrauchen)<br />
und Privathaushalte (in denen hauptsächlich<br />
Biomasse als Energiequelle genutzt wird).<br />
Das Stromnetz<br />
Ein einzelnes Stromnetz (das nationale Verbundsystem<br />
SIN) versorgt das gesamte Land. Es besteht aus drei<br />
230-kV-Hochspannungsleitungen mit einer Gesamtlänge<br />
PANAMA | 142<br />
von 1 847,68 km und einer 115-kV-Mittelspannungsleitung<br />
mit einer Gesamtlänge von 306,1 km (Stand: 2008).<br />
Innerhalb dieses Systems sind die Stromerzeugungsunternehmen<br />
organisiert, die den Mercado Mayorista de Electricidad<br />
(Großhandelsmarkt <strong>für</strong> Strom) bedienen. Das<br />
Netz wird vom nationalen Verteilungszentrum CND 3<br />
betrieben.<br />
Die Stromverluste innerhalb des Systems betrugen 2008<br />
zwischen 1,3 % und 3,19 % der übertragenen Energie. Die<br />
größten Verluste werden gewöhnlich während der Monate<br />
mit der größten Produktion von Energie aus Wasserkraft<br />
und zumeist in den Wasserkraftwerken in Fortuna,<br />
La Estrella, Los Valles und Estí verzeichnet, die sich im<br />
Norden des Landes befinden und weit von den Hauptverbrauchszentren<br />
in und um Panama City entfernt sind.<br />
SIEPAC, das zentralamerikanische Stromnetz, ist ein<br />
geplantes Projekt, das den Bau von Übertragungsleitungen<br />
vorsieht, die 37 Millionen Kunden in Panama, Costa<br />
Rica, Honduras, Nicaragua, El Salvador und Guatemala<br />
verbinden sollen. Das Projekt sollte eigentlich 2006 fertig<br />
gestellt werden, jedoch wurde erst 2008 mit der Arbeit<br />
begonnen. Nun soll es bis 2010 abgeschlossen sein. Das<br />
3 Centro Nacional de Despacho (CND). Weitere Informationen unter: http://<br />
www.cnd.com.pa/index.htm
SIEPAC-Projekt soll 1 803 km an neuen 230-kV-Übertragungsleitungen<br />
mit einer geplanten Leistung von 300<br />
MW zwischen Guatemala und Panama bereitstellen und<br />
vorhandene Anschlüsse aufrüsten. Darüber hinaus ist eine<br />
230-kV-Verbindung zwischen Guatemala und Honduras<br />
sowie zwischen Honduras und El Salvador in Planung.<br />
Das Projekt wurde von der Interamerikanischen Entwicklungsbank,<br />
der spanischen Regierung, der Central American<br />
Bank for Economic Integration und den Ländern<br />
Zentralamerikas finanziert.<br />
Be<strong>für</strong>worter von SIEPAC erwarten von einer Zusammenlegung<br />
der nationalen Übertragungsnetze eine Minderung<br />
der regelmäßig auftretenden Stromknappheit in<br />
der Region, die Reduzierung von Betriebskosten, die Optimierung<br />
der gemeinsamen Nutzung von Wasserkraft,<br />
die Schaffung eines wettbewerbsfähigen Energiemarktes<br />
innerhalb der Region und den Gewinn ausländischer Investoren<br />
<strong>für</strong> die Bereiche Energieerzeugung und -übertragung.<br />
Kritiker merken allerdings an, dass das Projekt den<br />
Strom <strong>für</strong> Verbraucher in Zentralamerika nicht günstiger<br />
machen wird, sondern vielmehr die Tarife erhöhen und<br />
darüber hinaus den Energieexport nach Mexiko erleichtern<br />
wird, was nicht zur Expansion des zentralamerikani-<br />
schen Marktes beiträgt. Andere Kritiker sind überzeugt,<br />
dass der Großteil der zusätzlichen Erzeugungskapazität<br />
aus Wasserkraft stammen wird und höhere Kosten <strong>für</strong><br />
soziale Maßnahmen und Umweltmaßnahmen mit sich<br />
bringen wird. Zudem besteht die Sorge, dass große ausländische<br />
Unternehmen ihre ohnehin schon starke Position<br />
im zentralamerikanischen Energiesektor noch weiter<br />
ausbauen könnten.<br />
Darüber hinaus plant das Unternehmen Interconexión<br />
Eléctrica Colombia-Panamá (ICP) den Bau einer 614 km<br />
PANAMA |<br />
143<br />
langen Übertragungsleitung von Kolumbien nach Panama,<br />
die den Import von 600 MW Strom ermöglichen<br />
würde. Diese Verbindungsleitung stellt das Hauptbindeglied<br />
zur Koppelung der Stromnetze in Nord- und<br />
Südamerika dar. Dieses Projekt hat das Ziel, die soziale<br />
und ökonomische Entwicklung der Länder zu fördern,<br />
die durch die Verbindungsleitung zusammengeschlossen<br />
werden, die Stromkosten <strong>für</strong> Endverbraucher zu reduzieren<br />
und die Wettbewerbsfähigkeit unter den Energieversorgern<br />
zu verbessern, indem die Netzkapazität gesteigert<br />
wird. Die Umsetzung dieses Projektes wird die Unterschiede<br />
der Grenzkosten von Strompreisen zwischen den<br />
an dem Projekt beteiligten Ländern (z. B. Kolumbien,<br />
Guatemala, El Salvador und Panama) reduzieren. Zu<br />
den <strong>für</strong> das Projekt nötigen Aktivitäten werden derzeit<br />
Studien durchgeführt. Geeignete Maßnahmen und Strategien<br />
zum Ausbau des nationalen Stromübertragungsnetzes<br />
werden in den »Nationalen Plänen zum Ausbau<br />
des Nationalen Verbundsystems« entwickelt. Diese Pläne<br />
werden vom Ministerium <strong>für</strong> Wirtschaft und Finanzen<br />
über die Kommission <strong>für</strong> Energiepolitik 4 in regelmäßigen<br />
Abständen erarbeitet und veröffentlicht (normalerweise<br />
jährlich). Der aktuelle Plan umfasst den Zeitraum von<br />
TABELLE 4:<br />
INSTALLIERTE LEISTUNG NACH ANLAGENTYP 2001<strong>–</strong>2008 IN MW<br />
MW 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />
Wärmekraft 558.8 558.5 626.64 566.64 593.14 554 629 672.5<br />
Wasserkraft 540 540 660 770 770 770 782 792<br />
Gesamt 1 098.8 1 098.8 1 286.6 1 336.6 1 363.1 1 324.0 1 411.0 1 637.93<br />
Quelle: Ministerio de Economía y Finanzas <strong>–</strong> Comisión de Política Energética<br />
2007 bis 2021 und beinhaltet ein Paket von Maßnahmen<br />
und Aktionen, das die Energieversorgung innerhalb des<br />
vorgegebenen Zeitrahmens sicherstellen soll.<br />
Installierte Leistung<br />
Ende 2008 lag die installierte Leistung bei 1 637,93 MW.<br />
869,95 MW (53,11 %) dieser Kapazität stammten aus<br />
Wärmekraftwerken, die hauptsächlich mit Bunkeröl,<br />
Diesel und Marinedieselöl betrieben werden, 767,98<br />
MW (46,89%) stammten aus Wasserkraft. 88,81 % die-<br />
4 Comisión de Política Energética, weitere Informationen unter: https://www.<br />
mef.gob.pa/cope/index.htm.
ser Leistung wird von kommerziellen Anlagen erzeugt,<br />
10,37 % von Eigenversorgungsanlagen, die an das SIN<br />
angeschlossen sind, und die restlichen 0,82 % von isolierten<br />
Systemen.<br />
Neue Arten von erneuerbarer Energie (wie Solarenergie<br />
oder Windkraft) tragen nur einen sehr geringen Teil zur<br />
Energieproduktion des Landes bei (unter 0,5%). Dies<br />
wird sich in den kommenden Jahren wahrscheinlich ändern,<br />
weil besonders Windkraft im Land gefördert wird<br />
(acht Projekte sind in Planung und sollen zwischen 2009<br />
und 2012 umgesetzt werden).<br />
Die installierte Leistung in Panama wird Schätzungen zufolge<br />
in den nächsten zehn Jahren um 500 MW anwachsen,<br />
unter anderem aufgrund der Inbetriebnahme neuer<br />
Wasserkraftwerke in den nächsten vier Jahren. Im August<br />
2009 ist die installierte Leistung auf 1 663,8 MW angewachsen.<br />
Im »Nationalen Energieplan«, der vom Ministerium <strong>für</strong><br />
Wirtschaft und Finanzen entwickelt wurde, sind Prognosen<br />
zur Stromnachfrage im Jahr 2020 enthalten,. Die Bedarfsschätzungen<br />
variieren in diesen Prognosen zwischen<br />
1 784 und 1 953 MW bis 2020. 5<br />
Stromerzeugung<br />
2007 stieg die Menge an produziertem Strom um 7 %<br />
(im Vergleich zu 2006) auf insgesamt 6 156 GWh an.<br />
Die Stromerzeugung durch Wasserkraft (64 % der Gesamterzeugung)<br />
setzte mit einer Steigerung um 1,5 %<br />
ihren leichten Aufwärtstrend seit 2004 fort, während die<br />
Erzeugung aus Wärmekraft um 20 % zunahm, was einer<br />
Leistung von 2 194 GWh entspricht. Das starke Wachstum<br />
in der Energieerzeugung durch Wärmekraft könnte<br />
TABLLE 5:<br />
BRUTTOSTROMERZEUGUNG NACH KRAFTWERKSTYP 2003<strong>–</strong>2007 IN GWH<br />
5 Weitere Informationen zum prognostizierten Kapazitätsbedarf im Nationalen<br />
Energieplan: https://www.mef.gob.pa/cope/index.htm<br />
TABELLE 6:<br />
STROMVERBRAUCH NACH SEKTOREN 2007;<br />
PANAMA; GWH<br />
PANAMA |<br />
144<br />
2007<br />
Elektrizität<br />
(GWh)<br />
Anteil (%)<br />
Sektor 1,627 31,03<br />
Privathaushalte 2,474 47,18<br />
Gewerbe 311 5,93<br />
Industrie 817 15,58<br />
Öffentlicher Sektor 15 0,29<br />
Andere 5,244 100<br />
Gesamt 142.83 172 PJ<br />
Quelle: Dirección de Estadítisca y Censo<br />
an der verminderten Verfügbarkeit von Wasser in den<br />
Seen Panamas liegen, die sich 2007 bemerkbar machte. Im<br />
gleichen Jahr wird eine signifikante Abnahme der Stromimporte<br />
nach Panama verzeichnet (<strong>–</strong>87 % im Vergleich<br />
zum Vorjahr), und zwar von 34,39 GWh im Jahr 2006 auf<br />
4,40 GWh im Jahr 2007. Auf der anderen Seite nahm der<br />
Stromexport um 7 % leicht zu, d. h. Panama ist ein Land,<br />
das Strom hauptsächlich exportiert. 6<br />
Als nicht erneuerbare Ressourcen wurden Bunkeröl (23,3<br />
% der gesamten Stromproduktion/1 417,90 GWh),<br />
Diesel (18,1 % der gesamten Stromproduktion/1 100,4<br />
GWh) und Gas (0,1% der gesamten Stromproduktion/<br />
7,20 GWh) im Jahr 2007 zur Stromerzeugung genutzt.<br />
Wie Tabelle 6 zeigt, sind die Sektoren mit dem größten<br />
Energieverbrauch Gewerbe, Privathaushalte und der öffentliche<br />
Sektor, während die Industrie nur einen relativ<br />
kleinen Anteil daran hat.<br />
Ressource (GWh) 2003 2004 2005 2006 2007<br />
Wasserkraft 2 890 3 897 3 875 3 903 3 962<br />
Thermisch 2 391 1 577 1 671 1 828 2 194<br />
Import 2.29 78.04 54.93 34.39 4.40<br />
Export 180.18 207.14 106.33 83.40 89.15<br />
Gesamt 5 463.47 5 759.18 5 707.26 5 848.79 6 249.55<br />
Quelle: Dirección de Estadística y Censo; Ministerio de Economía y Finanzas <strong>–</strong> Comisión de Política Energética<br />
6 Innerhalb des Zeitraums 1999-2007 hat Panama nur in einem Jahr mehr Strom<br />
importiert als exportiert (im Jahr 2000).
Nach dem »Ausbauplan <strong>für</strong> den nationalen Stromnetzplan<br />
2007<strong>–</strong>2021« wird sich der Energiebedarf auf 11 718<br />
bis 12 445 GWh erhöhen. 7<br />
Erneuerbare Energien<br />
Die Energieproduktion aus erneuerbaren Ressourcen<br />
konzentriert sich in Panama weitgehend auf Wasserkraft.<br />
Momentan splitten sich die Wasserkraftwerke wie folgt<br />
auf: 65 kleine Wasserkraftwerke (definiert als Kraftwerke<br />
mit einer Kapazität bis 20 MW) und 30 große Wasserkraftwerke<br />
(mit einer Kapazität über 20 MW). Zwar fand<br />
im Windsektor bisher keinerlei Entwicklung statt, jedoch<br />
steht der Ausbau dieses Sektors sowohl bei den aktuellen<br />
Plänen der Regierung als auch den Maßnahmen ausländischer<br />
Investoren im Fokus des Interesses. Im Bereich<br />
Photovoltaik kommen hauptsächlich Anwendungen zum<br />
Einsatz, die nicht an das Netz angeschlossen sind und<br />
überwiegend im Rahmen von nationalen Programmen<br />
entwickelt werden. 2001 gab es insgesamt 300 installierte<br />
PV-Anlagen. Nach wie vor speisen diese keinen Strom in<br />
das integrierte Stromversorgungssystem ein, sie dienen<br />
primär der Stromversorgung in ländlichen Gegenden.<br />
Bislang wird in Panama keine Energie aus Geothermie erzeugt.<br />
Einer der häufig angeführten Gründe hier<strong>für</strong> sind<br />
die niedrigen Produktionskosten Costa Ricas, mit denen<br />
Panama nicht konkurrieren könnte.<br />
Die Internetseite »Energía Renovable Panama« 8 bietet<br />
Informationen zu den erneuerbaren Energieressourcen<br />
des Landes. Die Seite (die 2009 online ging) scheint<br />
aber momentan noch im Aufbau zu sein, da Informationen<br />
aus verschiedenen Bereichen der Homepage nicht<br />
abgerufen werden können und auch Links nicht richtig<br />
funktionieren.<br />
Strompreise<br />
Der Energiesektor funktioniert nach dem Modell eines<br />
Großhandelsmarktes, in dem Verteilergesellschaften<br />
Energie entweder über den Spot-Markt <strong>für</strong> Elektriziät<br />
oder über Energieversorgungsverträge erwerben können,<br />
die nach dem Wettbewerbsprinzip an Stromerzeugungsunternehmen<br />
vergeben werden. Die jeweiligen Konditionen<br />
und Preise sind in den Verträgen der verschiedenen<br />
7 ETESA. Plan de Expansión del Sistema Interconectado<br />
Nacional 2007-2021, 2007<br />
8 www.energiarenovablepanama.com<br />
PANAMA |<br />
145<br />
Marktakteure festgelegt. Innerhalb des regulierten Übertragungs-<br />
und Verteilersystems werden der Zugang und<br />
die Endverbrauchertarife durch die Regulierungsbehörde<br />
ERSP festgelegt. Die Tarife ermöglichen finanzielle Nachhaltigkeit,<br />
da sie Kostendeckung und Abgeltungsgebühren<br />
<strong>für</strong> investiertes Kapital zulassen, die durch Benchmarking<br />
mit einem rentablen Unternehmen aus dem gleichen<br />
Bereich und mit vergleichbarem Risiko bemessen werden.<br />
Die Tarife fördern darüber hinaus die Wirtschaftlichkeit,<br />
da sie sich an der Preisstruktur des Wettbewerbsmarkts<br />
orientieren und bei ihrer Festsetzung nicht nur die Kosten,<br />
sondern auch die erwarteten Zuwächse in der Produktivität<br />
einkalkuliert werden.<br />
Nach der Privatisierung des Strommarktes waren die<br />
durchschnittlichen Preise pro kWh, die von den verschiedenen<br />
Übertragungsunternehmen angeboten wurden,<br />
zunächst niedriger als die vorherigen Tarife, die das Institut<br />
<strong>für</strong> Wasserwirtschaft und Elektrifizierung (IHRE)<br />
festgesetzt hatte. Aufgrund des Anstiegs der Benzinpreise<br />
zwischen 1999 und 2007 sind die Preise <strong>für</strong> die Endverbraucher<br />
jedoch wieder von 35,12 €/MWh im Jahr 2004<br />
auf 87,05 €/MWh im Jahr 2009 gestiegen. Dies ist der<br />
Preis innerhalb des Spot-Markts, in dem die ERSP mit<br />
Energie handelt, die nicht durch bilaterale Verträge verkauft<br />
worden ist.<br />
Liberalisierung<br />
Der Strommarkt wurde 1996/1997 mit der Einrichtung<br />
der Regulierungsbehörde <strong>für</strong> öffentliche Dienstleistungen<br />
(ERSP) im Rahmen des Gesetzes Nr. 6 vom 3. Februar<br />
1997 restrukturiert. Im Zuge dieses Umstrukturierungsprozesses<br />
wurden Wettbewerbs- und Monopolbestimmungen<br />
sowie Beschränkungen <strong>für</strong> Unternehmen festgelegt,<br />
die in den Bereichen Übertragung und Verteilung<br />
tätig sind. 1998 spaltete die Zentralregierung Erzeugung,<br />
Verteilung und Übertragung vom Instituto de Recursos<br />
Hidrológicos y Electrificación, ab, einem ehemals staatlichen<br />
Betrieb, der <strong>für</strong> die Kontrolle und die Koordination<br />
des Strommarktes in Panama zuständig war. Heute<br />
besteht der Großhandelsmarkt aus einem regulierten und<br />
einem nicht regulierten Markt. Auf dem nicht regulierten<br />
Markt können die Erzeuger Preise und die Mengen,
die an die verschiedenen Abnehmer (darunter Verteilergesellschaften,<br />
Großverbraucher, Vermarkter und ausländische<br />
Unternehmen) verkauft werden, frei verhandeln.<br />
Strom, der über vertragliche Vereinbarungen vertrieben<br />
wird, wird auf dem Spot-Markt verkauft. 2008 wurden 71<br />
% der auf dem Strommarkt Panamas verkauften Energie<br />
über bilaterale Verträge verkauft, während die restlichen<br />
29 % auf dem Spot-Markt verkauft wurden.<br />
Ländliche Elektrifizierung<br />
1990 hatten nur 59,4 % der Bevölkerung in Panama Zugang<br />
zu Strom, bis 2006 stieg ihr Anteil auf 87,1 %. Die<br />
Regierung hat im Rahmen des Nationalen Energieplans<br />
ein Programm zur Elektrifizierung ländlicher Gebiete<br />
ins Leben gerufen (PLANER), das den Anteil bis 2014<br />
auf 90 % erhöhen soll, indem Kraftwerke zum Einsatz<br />
kommen, die mit erneuerbaren Ressourcen betrieben<br />
werden und nicht ans Netz angeschlossen sind. Ziel des<br />
Programms ist es, über 70 000 Haushalte, die derzeit noch<br />
zu weit vom existierenden Stromnetz entfernt sind, mit<br />
Strom zu versorgen. Die Mittel, die zur Realisierung des<br />
Projektes benötigt werden, stellt die Interamerikanische<br />
Entwicklungsbank bereit. Eines der Programme der Regierung,<br />
das erneuerbare Energien fördern soll, ist das<br />
SOLEDUSA-Programm. Im Rahmen dieses Projekts,<br />
das von der Europäischen Kommission mit über 9 Mio. €<br />
finanziert wird, sollen in den Bereichen Ausbildung und<br />
Gesundheitswesen neue Technologien in abgelegenen<br />
Gebieten Panamas (mit Fokus auf den Provinzen Ngobe<br />
und Veraguas) einführen, die keinen Zugang zum Stromnetz<br />
haben. Das Projekt läuft seit 2006 und wird 2009<br />
beendet. Ziel ist es, 400 Schulen und 70 Gesundheitszentren<br />
durch netzunabhängige PV-Anlagen mit Energie zu<br />
versorgen. Ende 2008 wurden durch das Projekt bereits<br />
331 Schulen, 91 Gesundheitszentren und 30 Funkstationen<br />
mit Energie versorgt. 2007 wurde die Provinz Calobre<br />
in das Projekt mit eingeschlossen, das Projekt wurde<br />
bis 2013 verlängert.<br />
6.3 Marktakteure<br />
PANAMA | 146<br />
Ministerio de Economía y Finanzas (MEF)<br />
Das Ministerium <strong>für</strong> Wirtschaft und Finanzen (MEF)<br />
wurde Ende 1998 eingerichtet und ging aus einer Fusion<br />
des früheren Ministeriums <strong>für</strong> Planung und Ökonomische<br />
Politik mit dem Finanzministerium hervor. Es wurde eingerichtet,<br />
um die Finanzplanung und Finanzierung nationaler<br />
Fonds zu verbessern. Das Ministerium ist zuständig<br />
<strong>für</strong> alle Fragen rund um wirtschaftspolitische Initiativen,<br />
Programme zur Koordinierung von öffentlichen Investitionen<br />
und sozialpolitischen Strategien, Ausarbeitung und<br />
Durchführung von Regierungsinitiativen im Bereich Planung,<br />
Ausarbeitung, Ausführung und Kontrolle des staatlichen<br />
Gesamthaushaltes sowie <strong>für</strong> die Entwicklung und<br />
Durchführung von Finanzprogrammen der Regierung.<br />
Das MEF besteht aus 19 verschiedenen Unterabteilungen,<br />
darunter die Nationale Kommission <strong>für</strong> Energiepolitik.<br />
Comisión de Política Energética (COPE / MEF)<br />
Als Unterabteilung des MEF ist die Nationale Kommission<br />
<strong>für</strong> Energiepolitik (COPE/MEF) <strong>für</strong> die Erarbeitung<br />
von Strategien und Richtlinien <strong>für</strong> den Energiesektor<br />
zuständig, welche die Versorgungssicherheit<br />
gewährleisten. Der Vorsitzende der Kommission ist der<br />
Minister <strong>für</strong> Planung und Wirtschaftspolitik, die beiden<br />
anderen Mitglieder der Kommission sind der Minister <strong>für</strong><br />
Industrie und Handel und der Minister <strong>für</strong> Staatshaushalt<br />
und Finanzen. Die COPE/MEF hat einen geschäftsführenden<br />
Direktor, der <strong>für</strong> fünf Jahre eingesetzt wird, und<br />
setzt sich aus technischen Experten und administrativem<br />
Personal zusammen. In der Verantwortlichkeit der Kommission<br />
liegen die Analyse und Auswertung nationaler<br />
Energierichtlinien, die Organisation und das Management<br />
des SIN und die Entwicklung von Plänen und politischen<br />
<strong>Vorlage</strong>n rund um die Energienutzung sowohl<br />
im privaten als auch im öffentlichen Bereich. Im Bereich<br />
erneuerbare Energien veröffentlicht diese Einrichtung insbesondere<br />
Online-Informationen zu folgenden Themen:<br />
Regulierung erneuerbarer Energie in Panama, Statistiken<br />
zu erneuerbaren Energieressourcen in Panama und<br />
Leitfäden zu Solarenergie, Windkraft, Wasserkraft und
Biomasse. 9 Die Einrichtung unterstützt außerdem das<br />
SOLEDUSA-Programm, das die Nutzung von Photovoltaik<br />
im Land fördert.<br />
Ministerio de Comercio e Industrias <strong>–</strong> Dirección de<br />
Hidrocarburos y Energías Alternativas<br />
Die Direktion <strong>für</strong> fossile Brennstoffe und alternative<br />
Energien wurde 2006 vom Ministerium <strong>für</strong> Industrie und<br />
Finanzen geschaffen und ist die wichtigste Behörde des<br />
Landes <strong>für</strong> alle Aktivitäten in den Bereichen fossile Brennstoffe<br />
und alternative Energien. Sie ist <strong>für</strong> die Beschleunigung<br />
und Aufhebung von Verträgen, Genehmigungen<br />
und Registrierungen zuständig und agiert als regulierende<br />
Instanz aller Tätigkeiten in beiden Marktsegmenten. Das<br />
Ministerium <strong>für</strong> Industrie und Handel hat den Nationalen<br />
Plan <strong>für</strong> fossile Brennstoffe und alternative Energien<br />
in Panama erarbeitet.<br />
Die Direktion <strong>für</strong> fossile Brennstoffe und alternative<br />
Energien ist die wichtigste Behörde des Landes ist, die<br />
mit der Förderung und dem Einsatz erneuerbarer Energien<br />
betraut ist. Derzeit konzentriert sie ihre Aktivitäten<br />
jedoch mehr auf die Förderung und den Einsatz von Öl<br />
als Energiequelle, wie aus den Informationen, die sie veröffentlicht,<br />
ersichtlich ist.<br />
Autoridad Nacional de los Servicios Públicos (ASEP)<br />
Die Nationale Behörde <strong>für</strong> öffentliche Dienstleistungen<br />
wurde 1996 als ERSP (Regulierungsbehörde <strong>für</strong> öffentliche<br />
Dienstleistungen) gegründet und trägt ihren jetzigen<br />
Namen seit 2006. Ihre Aufgabe ist die Kontrolle aller staatlichen<br />
Aktivitäten in den Bereichen Wasser- und Abwasserwirtschaft,<br />
Telekommunikation und Stromversorgung.<br />
Die ASEP ist <strong>für</strong> die Schaffung von Regeln, Normen<br />
und Bestimmungen <strong>für</strong> Aktivitäten im Energiesektor zuständig.<br />
Zu den wichtigsten Aufgaben der ERSP, die im<br />
Stromgesetz festgelegt sind, gehören: die Ausstellung von<br />
Konzessionen, Lizenzen und anderen Genehmigungen <strong>für</strong><br />
öffentliche Dienstleister (darunter neue Wasserkraft- und<br />
Geothermiekraftwerke) sowie staatliche Übertragungs-<br />
und Verteilergesellschaften; die Festsetzung von Effizienz-<br />
und Leistungsstandards <strong>für</strong> die unterschiedlichen öffentlichen<br />
Dienstleister; die Definition von Rechten und<br />
9 http://www.mef.gob.pa/Cope/<br />
PANAMA |<br />
147<br />
Pflichten von Versorgern und Verbrauchern; die Schaffung<br />
von Prinzipien, Methoden und Formeln zur Festsetzung<br />
von Tarifen in den Bereichen des regulierten Marktes, die<br />
in ihren Kompetenzbereich fallen; die Schlichtung von<br />
Konflikten zwischen öffentlichen Dienstleistern aus ihrem<br />
Kompetenzbereich und anderen Regierungsstellen und<br />
Gemeinden bzw. Kunden; die Förderung von Wettbewerb<br />
und Effizienz in den Bereichen, die in ihre Verantwortung<br />
fallen und der Schutz vor monopolistischem oder diskriminierendem<br />
Verhalten. Diese Behörde spielt momentan<br />
eine zentrale Rolle in den Aktivitäten zur Koordinierung<br />
und Organisation des Strommarktes.<br />
Empresa Nacional de Transmisión Eléctrica SA<br />
(ETESA)<br />
Die nationale Stromübertragungsgesellschaft ETESA ist<br />
ein staatlicher Betrieb, der 1998 nach Abschluss der Restrukturierung<br />
des Strommarktes eingerichtet wurde. Das<br />
Unternehmen bietet landesweit Dienstleistungen im Bereich<br />
Hochspannungs-Stromübertragung an. Es ist darüber<br />
hinaus <strong>für</strong> die Planung des Stromnetzausbaus und <strong>für</strong><br />
den Betrieb des Nationalen Verbundsystems (SIN) über<br />
das Nationale Verteilungszentrum zuständig. Die Einrichtung<br />
ist im Rahmen eines Konzessionsvertrages bis 2025<br />
(mit Option auf Verlängerung) von der Regulierungsbehörde<br />
<strong>für</strong> öffentliche Dienstleistungen (ERSP) dazu ermächtigt,<br />
innerhalb des Landes Übertragungsdienstleistungen<br />
anzubieten.<br />
Centro Nacional de Despacho (CND)<br />
Wie bereits erwähnt, teilt sich der panamaische Strommarkt<br />
in zwei Systeme: Zum einen wird Strom im Rahmen<br />
von bilateralen Verträgen unter den Marktakteuren<br />
(Erzeuger und Verteiler) gehandelt, zum anderen wird<br />
Strom auf dem Spot-Markt verkauft. Das nationale Verteilungszentrum<br />
CND wurde von der ETESA eingerichtet,<br />
um die Verwaltung der Transaktionen und Abläufe auf<br />
dem Strommarkt zu übernehmen. Es ist da<strong>für</strong> zuständig,<br />
die Bedingungen <strong>für</strong> einen freien Wettbewerb unter den<br />
Marktakteuren aufrechtzuerhalten. Darüber hinaus betreibt<br />
es den Spot-Markt, wo der Strom gehandelt wird,<br />
der nicht über bilaterale Verträge verkauft wird.
Energieversorger<br />
Ende 2008 gab es insgesamt zwölf Stromerzeugungsunternehmen,<br />
zwei Eigenversorgungsbetriebe, drei Verteilergesellschaften<br />
und vier Großkonsumenten innerhalb des<br />
SIN. Im Bereich Stromerzeugung haben vier Unternehmen<br />
die größten Marktanteile: Fortuna (18,32 %), AES<br />
Panama (29,42 %), Bahía Las Minas (17,09 %) und ACP<br />
(7,31 %). Im Bereich der Stromverteilung kontrollieren<br />
drei Unternehmen die Verteilung im Land: Elektra Noroeste<br />
<strong>–</strong> ELEKTRA (zuständig <strong>für</strong> die Provinzen Colón,<br />
Panama, Kuna Yala und Darién mit 44 % der Endverbraucher<br />
in 2008), Metro-Oeste <strong>–</strong> EDEMET (zuständig <strong>für</strong><br />
die Provinzen Veraguas, Coclé, Herrera und Los Santos<br />
mit 43 % der Endverbraucher in 2008) und Chiriquí<strong>–</strong><br />
EDECHI (zuständig <strong>für</strong> die Provinzen Bocas del Toro<br />
und Chiriquí mit 13 % der Endverbraucher 2008). Die gesamte<br />
Energie, die 2008 von diesen drei Unternehmen auf<br />
dem Markt verkauft wurde, teilt sich folgendermaßen auf:<br />
EDEMET, 50,17 %, ELEKTRA 41,71 % und EDECHI<br />
8,12 %. Als 1998 die Liberalisierung des Strommarktes<br />
in Panama begann, erwarb das spanische Unternehmen<br />
Unión Fenosa Anteile an zwei der Verteilergesellschaften:<br />
EDEMET und EDECHI. Das Unternehmen Constellation<br />
Energy mit Hauptsitz in den USA erwarb die dritte<br />
Verteilergesellschaft ELEKTRA Noreste. Das Übertragungssystem<br />
liegt allein in der Verantwortung der ETESA<br />
(siehe oben).<br />
Asociación de Productores Panameños de<br />
Energías Renovables<br />
Obwohl es Hinweise auf einen Panamaischen Verband<br />
der Erzeuger erneuerbarer Energie gibt, der seinen Sitz in<br />
Panama City hat, sind detaillierte Informationen zu dessen<br />
Arbeitsgebieten, Teilnehmern, Projekten etc. nicht<br />
verfügbar.<br />
6.4 Politische Rahmenbedingungen im<br />
Energiesektor<br />
Der grundlegende Rahmen <strong>für</strong> Panamas Energiestrategie<br />
wird vom Nationalen Energieplan (Plan Energético Naci-<br />
PANAMA |<br />
148<br />
onal 2005<strong>–</strong>2020) gesteckt, der von der Kommission <strong>für</strong><br />
Energiepolitik herausgegeben wurde. Er enthält die Ziele<br />
der nationalen Energiepolitik und entsprechende Strategien,<br />
um diese Ziele umzusetzen. Der Plan ist in fünf<br />
Einzelstrategien unterteilt:<br />
Strategie zur flächendeckenden Stromversorgung: Sie<br />
analysiert den kurzfristigen Strombedarf im Land und<br />
entwirft Lösungsansätze, um die Sicherheit der Stromversorgung<br />
mithilfe verschiedener Maßnahmen zu gewährleisten,<br />
insbesondere durch die Steigerung der<br />
Stromerzeugung mit Hilfe von Wasserkraft (Bau neuer<br />
Kraftwerke, Steigerung der Kapazitäten bereits existierender<br />
Kraftwerke). Der Plan zur Elektrifizierung ländlicher<br />
Gebiete gehört ebenfalls zu dieser Strategie.<br />
Strategie zur rationellen und effizienten Nutzung von<br />
Energie: Sie zielt auf die Förderung von Maßnahmen in<br />
den Bereichen Energiesparen und Energieeffizienz ab, um<br />
die bessere Nutzung der Energieressourcen innerhalb des<br />
Landes zu fördern. Das Dokument sieht die Schaffung<br />
eines Regelwerks vor (Gesetz zur Förderung des Energiesparens<br />
und der rationellen und effizienten Nutzung von<br />
Energie) und stellt ein Paket an Energieeffizienzmaßnahmen<br />
zusammen, die in den verschiedenen Sektoren zur<br />
Anwendung kommen sollen (z. B. Regierung, Industrie,<br />
Gewerbe, Privathaushalte).<br />
Strategie <strong>für</strong> erneuerbare Energien: Sie zielt auf die Förderung<br />
der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien im<br />
Land ab. Die in diesem Plan enthaltenen Hauptstrategien<br />
sind: Entwicklung des Gesetzes 45 zur Förderung erneuerbarer<br />
Energie in Panama, Lahmeyer-Studie zur Evaluation<br />
des nationalen Windpotenzials und das Solarprojekt<br />
SOLEDUSA.<br />
Strategie zum Zusammenschluss von Energiesystemen:<br />
Sie zielt auf die Förderung des Zusammenschlusses der<br />
Energiesysteme von Panama, Zentralamerika und Kolumbien<br />
ab. Diese Hauptinhalte dieser Strategie beziehen sich<br />
auf die SIEPAC-Projekte und das Vernetzungsprojekt<br />
Panama-Kolumbien.<br />
Strategie <strong>für</strong> fossile Brennstoffe und alternative Energien:<br />
Sie definiert erste Maßnahmen zur Diversifizierung<br />
der Primärenergiequellen im Land und zur Senkung der<br />
Energiepreise. Die in diesem Dokument präsentierten
Lösungsansätze beinhalten folgende Themen: Durchführung<br />
von Machbarkeitsstudien zur Einführung von<br />
Erdgas im Land, effiziente Nutzung von Biogas, das aus<br />
Deponierückständen gewonnen wird, und Nutzung von<br />
Biomasse in Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen.<br />
Gesetz Nr. 6 <strong>–</strong> das Gesetz zur öffentlichen Stromversorgung<br />
von 1997 <strong>–</strong> wurde von der Kommission <strong>für</strong> Energiepolitik<br />
(CNPE) verabschiedet, um eine neue Strategie<br />
festzulegen und Bestimmungen <strong>für</strong> den Energiesektor<br />
und Richtlinien <strong>für</strong> die projektierten Maßnahmen zu formulieren.<br />
Das Gesetz schafft die Basis <strong>für</strong> Preise, Tarife,<br />
Subventionen und Sanktionen und schafft Richtlinien<br />
zum Schutz der Umwelt und zur Förderung von Energieeffizienz<br />
und Energiesparmaßnahmen. Es definiert darüber<br />
hinaus die spezifischen Pflichten der Regulierungsbehörde<br />
<strong>für</strong> öffentliche Dienstleistungen.<br />
Bis auf Gesetz Nr. 45, das die Förderung von Wasserkraftwerken<br />
und erneuerbaren Energieressourcen zum Thema<br />
hat und im folgenden Kapitel genauer vorgestellt wird,<br />
wurde in jüngerer Zeit keine Bestimmung in Bezug auf<br />
Energieregulierung im Land verabschiedet.<br />
Mit dem Ziel, eine Strategie auszuarbeiten, die den in<br />
Gesetz Nr. 6 von 1997 definierten Richtlinien und den<br />
allgemeinen Zielen der Energiepolitik des Landes entspricht,<br />
führte die Kommission <strong>für</strong> Energiepolitik eine<br />
Beratung zum Thema »Entwicklung eines einheitlichen<br />
Strategie- und Verstärkungsplans <strong>für</strong> die COPE/MEF«<br />
durch, die mit Geldern des Projekts <strong>für</strong> technische Hilfe<br />
bei der Umstrukturierung von Energieversorgungsunternehmen<br />
der Weltbank finanziert wurde. Die folgende<br />
Liste fasst die Maßnahmen und Untersuchungen zusammen,<br />
die im Rahmen dieses Programms durchgeführt<br />
wurden:<br />
Analyse zur Stromversorgung der Zukunft inklusive einer<br />
Evaluation der verschiedenen Energieressourcen im Land<br />
(erneuerbare Energien, Erdgas, Kohle, Wasserkraft) sowie<br />
des regionalen Verbundnetzes<br />
• Analyse der aktuellen Energienutzung und Energieeffizienz<br />
als Basis <strong>für</strong> eine Strategie zur rationellen und effizienten<br />
Nutzung von Energie und einen Aktionsplan<br />
<strong>für</strong> den privaten und den öffentlichen Sektor<br />
PANAMA |<br />
149<br />
• Evaluation des Windenergiepotenzials in Panama <strong>–</strong><br />
Lahmeyer/ETESA/PNUD (Phase 2 besteht aus einem<br />
Großprojekt)<br />
• Umsetzung des Plans zur institutionellen Unterstützung<br />
des Büros zur Elektrifizierung ländlicher Gebiete,<br />
um die Stromabdeckung innerhalb von zehn Jahren<br />
von 81% auf 95% zu steigern<br />
• Studie »Beschleunigung der Stromabdeckung in ländlichen<br />
Gebieten Panamas« in technischer Zusammenarbeit<br />
mit der IADB Bank<br />
• Evaluation des landesweiten geothermischen Potentials<br />
6.5 Rahmenbedingungen <strong>für</strong><br />
erneuerbare Energien<br />
Strategien und Ziele <strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />
Über das Ministerium <strong>für</strong> Gewerbe und Industrie hat die<br />
Regierung die nationalen Richtlinien in Bezug auf fossile<br />
Brennstoffe und alternative Energien veröffentlicht. 10<br />
Das Dokument enthält einen Abschnitt, der sich mit der<br />
Förderung alternativer Energien im Land befasst. Erneuerbare<br />
Energien, die als profitabel eingestuft werden, sind<br />
Wasserkraft, Windkraft, Solarenergie, Torf und Biodiesel<br />
(aus Zuckerrohr). Obwohl es Beschreibungen der verschiedenen<br />
Technologien und Empfehlungen zu jeder<br />
einzelnen der erneuerbaren Energiequellen gibt, werden<br />
keine spezifischen Ziele, Maßnahmen oder Strategien genannt,<br />
um die tatsächliche Umsetzung und Entwicklung<br />
der Stromproduktion aus erneuerbaren Energieressourcen<br />
zu fördern.<br />
Der »Strategische Plan <strong>für</strong> erneuerbare Energien im Nationalen<br />
Energieplan 2005<strong>–</strong>2020« enthält kurzfristige<br />
Maßnahmen zur Förderung von erneuerbaren Energien<br />
im Land. Der Plan hat ein Potenzial von 2 400 MW aus<br />
Wasserkraft und von über 160 MW 11 aus Windkraft und<br />
Biomasse identifiziert. Diese Maßnahmen schließen die<br />
Installation neuer Wasserkraftanlagen bis 2009, die Nutzung<br />
des Windkraftpotenzials im Land (ohne konkrete<br />
Nennung spezifischer Maßnahmen zur Umsetzung) und<br />
die Entwicklung des Potenzials <strong>für</strong> Solarenergie (SOLE-<br />
DUSA-Projekt) mit ein. Besonderes Augenmerk wird auf<br />
10 Política Nacional de Hidrocarburos y Energías Alternativas<br />
11 Das geplante Potenzial wird allein schon mit den Projekten, die kurzfristig<br />
(2008<strong>–</strong>2011) in Panama realisiert werden, erreicht bzw. übertroffen. Insgesamt<br />
erzeugen diese eine Leistung von 600 MW.
die Anwendung des Gesetzes Nr. 45 vom 4. August 2004<br />
gelegt, das eine Reihe von Anreizen zur Förderung von<br />
Wasserkraftwerken und anderer neuer, erneuerbarer und<br />
sauberer Energieressourcen schafft.<br />
Der nationale Energieplan enthält außerdem den »Strategischen<br />
Plan <strong>für</strong> fossile Brennstoffe und Biokraftstoffe«,<br />
der sich mit der Förderung der Nutzung von<br />
Biomasse zur Energieerzeugung im Land sowie mit der<br />
Produktion von Biokraftstoffen befasst. Um dieses Ziel<br />
zu erreichen, sieht der Plan die Nutzung von Hausmüll<br />
aus Mülldeponien zur Biogasproduktion (zur Stromerzeugung),<br />
die Nutzung von Biomasse <strong>für</strong> Anlagen mit<br />
Kraft-Wärme-Kopplung und die Nutzung von Torf zur<br />
Stromerzeugung vor.<br />
Rechtliche Rahmenbedinungen und<br />
Förderung erneuerbarer Energien<br />
Im Rahmen des Gesetzes Nr. 45 vom 4. August 2004<br />
bietet die Regierung verschiedene Vergünstigungen <strong>für</strong><br />
Kraftwerke an, die Strom aus Wasserkraft oder anderen<br />
erneuerbaren Energieressourcen produzieren. Die Art der<br />
Vergünstigungen hängt von der Leistung 12 der jeweiligen<br />
Anlage ab. Die Vergünstigungen schließen Steuerbefreiungen,<br />
Befreiung von Übertragungs- und Verteilergebühren<br />
und weitere Steueranreize ein.<br />
Anlagen <strong>für</strong> erneuerbare Energien bis 500 kW, die zur<br />
Eigenversorgung errichtet werden und nicht an das Netz<br />
angeschlossen sind, sind von Einfuhrzöllen auf die technische<br />
Ausrüstung und auf Ersatzteile, die <strong>für</strong> den Bau und<br />
Betrieb des Kraftwerks nötig sind, befreit.<br />
Für mit erneuerbarer Energie betriebene Anlagen bis 10<br />
MW sind folgende Vergünstigungen vorgesehen:<br />
• Befreiung von Übertragungs- oder Verteilergebühren<br />
• Befreiung von Einfuhrzöllen auf technische Ausrüstung<br />
oder Ersatzteile, die zum Bau und Betrieb des<br />
Kraftwerkes nötig sind<br />
• Kraftwerkbetreiber können Steuervorteile geltend machen,<br />
die ihnen eine Einkommenssteuerbefreiung von<br />
bis zu 25 % auf direkte Projektkosten verschaffen, die<br />
in den ersten 10 Jahren des Anlagenbetriebs anfallen<br />
• Kraftwerkbetreiber können Subventionen zur Finan-<br />
12 Die Kategorien werden folgendermaßen definiert: Einrichtungen bis 500<br />
kW, Einrichtungen bis 10 MW, Einrichtungen zwischen 10 und 20 MW und<br />
Einrichtungen mit Kapazitäten über 20 MW.<br />
PANAMA |<br />
150<br />
zierung von bis zu 5% der direkten Projektkosten <strong>für</strong><br />
alle Anlagen beantragen, die <strong>für</strong> die öffentliche Versorgung<br />
vorgesehen sind<br />
• Kraftwerkbetreiber dürfen bis zu 15 % der produzierten<br />
Energie an eine Verteilergesellschaft ihrer Wahl verkaufen,<br />
unabhängig davon, wo sich das Kraftwerk befindet,<br />
• Der erzeugte Strom darf auf dem Spot-Markt verkauft<br />
werden<br />
Anlagen <strong>für</strong> erneuerbare Energien mit einer Leistung<br />
zwischen 10 MW und 20 MW genießen die gleichen<br />
Vergünstigungen wie die <strong>für</strong> 10 MW-Kraftwerke mit folgenden<br />
Ausnahmen:<br />
• Befreiung von Übertragungsgebühren <strong>für</strong> die ersten 10<br />
MW in den ersten 10 Jahren, in denen das Kraftwerk<br />
in Betrieb ist<br />
• Keine Erlaubnis, direkte Verträge mit der Verteilergesellschaft<br />
abzuschließen<br />
• Der Steueranreiz von bis zu 25 % der direkten Projektkosten<br />
zur Reduktion der anfallenden CO2-Emissionen<br />
kann nur auf 50 % der Einkommenssteuer und<br />
nicht auf 100% angewandt werden.<br />
Anlagen <strong>für</strong> erneuerbare Energien mit einer Leistung über<br />
20 MW haben die gleichen Vorteile wie Anlagen mit einer<br />
Leistung bis 20 MW, müssen aber Übertragungsgebühren<br />
zahlen.<br />
Clean Development Mechanism (CDM)<br />
Panama hat im März 1999 das Kyoto-Protokoll ratifiziert,<br />
die Nationale Umweltbehörde (ANAM) 13 ist die<br />
Einrichtung, die <strong>für</strong> alle CDM-Belange zuständig ist. Sie<br />
agiert als nationale Aufsichtsbehörde (DNA) und ist <strong>für</strong><br />
die Bewertung und Bewilligung von Projekten zuständig,<br />
die im Rahmen der CDM-Bestimmungen zugelassen werden<br />
sollen. Darüber hinaus bietet die ANAM technische<br />
Unterstützung und Beratung <strong>für</strong> private und öffentliche<br />
Einrichtungen bei der Umsetzung von CDM-Projekten.<br />
Neben ihrer Rolle als nationale Aufsichtsbehörde ist die<br />
ANAM <strong>für</strong> die Ausarbeitung, Kontrolle und Durchsetzung<br />
der nationalen Klimapolitik und der Nationalen<br />
Strategie zum Klimawandel verantwortlich, die die Förderung<br />
und Umsetzung von umweltverträglichen Tech-<br />
13 Autoridad Nacional Ambiental, weitere Informationen<br />
unter: www.anam.gob.pa
nologien einschließlich der Nutzung erneuerbarer Energieressourcen<br />
im Land zum Ziel hat.<br />
2008 waren 125 CDM-Projekte in Planung, darunter<br />
17 Windenergieprojekte. 2009 wurden insgesamt<br />
17 Projekte bei der UNFCCC im Rahmen des CDM-<br />
Programms eingereicht, wovon sechs bereits zugelassen<br />
wurden und elf noch im Zulassungsverfahren sind. Unter<br />
den zugelassenen Projekten ist der Windpark von Santa<br />
Fe Energy mit einer geplanten installierten Kapazität von<br />
81 MW (siehe Tabelle 7).<br />
Momentan ist das CDM-Programm eine erfolgreiche<br />
Maßnahme, um die Umsetzung von Projekten mit erneuerbaren<br />
Energien im Land zu fördern, da so Investitionen<br />
in diese Ressourcen attraktiver werden. Es spielt in Panama<br />
eine wichtige Rolle bei der Förderung von Projekten<br />
<strong>für</strong> Strom aus Wasserkraft.<br />
Aktivitäten internationaler Geber<br />
Inter American Development Bank (IADB)<br />
Die Interamerikanische Entwicklungsbank IADB ist eine<br />
internationale Organisation mit Hauptsitz in Washington<br />
DC (USA), die 1959 gegründet wurde. Ihr Ziel ist es,<br />
die wirtschaftliche und soziale Entwicklung Lateinamerikas<br />
und der Karibik sowie die regionale Integration zu<br />
TABELLE 7:<br />
REGISTRIERTE CDM-PROJEKTE IN PANAMA<br />
Project Ort<br />
PANAMA | 151<br />
fördern, indem Gelder primär an Regierungen und Regierungsbehörden<br />
sowie staatliche Unternehmen verliehen<br />
werden. Panama ist eines der Gründungsmitglieder dieser<br />
Institution und außerdem einer der Darlehensnehmer.<br />
Die IADB beteiligt sich durch die Unterstützung mehrerer<br />
Programme (darunter der panamaische Aktionsplan<br />
zum Klimawandel, Programme <strong>für</strong> Bioenergie, Energieeffizienz<br />
und erneuerbare Energien und Programme zur<br />
Elektrifizierung ländlicher Gebiete) an der Förderung erneuerbarer<br />
Energien, der Förderung von Energieeffizienz<br />
und Energiesparprogrammen im Land. Die IADB hat ca.<br />
97,72 Mio. € in Energieprojekte in Panama investiert. 14<br />
Momentan wird das SIEPAC-Projekt (siehe Kapitel zum<br />
Stromnetz) mithilfe des IADB-Fonds realisiert.<br />
Central American Bank for Economic Integration<br />
Die Zentralamerikanische Bank <strong>für</strong> wirtschaftliche Integration<br />
ist eine internationale Organisation, deren Hauptsitz<br />
sich in Tegucigalpa (Guatemala) befindet und die 1960 von<br />
den Republiken Guatemala, Honduras, El Salvador, Nicaragua<br />
und Costa Rica gegründet wurde. Sie hat das Ziel,<br />
die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Region<br />
Zentralamerika zu fördern. Die Bank finanziert das Projekt<br />
»Accelerating Investments in Renewable Energies in<br />
Central America <strong>–</strong> ARECA« 15 . Ziel des Projektes ist es,<br />
Umfang<br />
(MW)<br />
Jährliche<br />
Einsparungen<br />
(ktCO ² eq) IZF<br />
"Los Algarrobos" Kleinwasserkraftwerk Chiriquí 9.73 37.213 13_14 %<br />
(< 11 % ohne<br />
CERs)<br />
Projekt zur Modernisierung und Aufrüstung<br />
des Wasserkraftwerks Dolega (auf 3,12 MW)<br />
Projekt zur Modernisierung und Aufrüstung<br />
des Wasserkraftwerks Macho de Monte (von<br />
0,7 MW auf 2,4 MW)<br />
Jahr der<br />
Anmeldung<br />
2005<br />
Chiriquí 0.3 12.167 <strong>–</strong> 2005<br />
Chiriquí 1.7 10.963 <strong>–</strong> 2005<br />
Wasserkraftwerk Concepción Chiriquí 10 36.126 13_14 %<br />
(< 11 % ohne<br />
CERs)<br />
Wasserkraftwerk Paso Ancho Chiriquí 5 22.233 - 2007<br />
Santa Fe Energy Windpark Veraguas 81 172.877 - 2009<br />
Quelle: UNFCCC<br />
2006<br />
14 Weitere Informationen unter: http://www.iadb.org/countries/home.cfm?id_<br />
country=PN&Language=English<br />
15 »Acelerando las Inversiones en Energía Renovable en Centroamérica«, weitere<br />
Informationen unter: http://www.bcie.org/spanish/banca-inversion-desarrollo/desarrollo-competitividad/areca.php
Anreize <strong>für</strong> Investitionen in Projekte mit erneuerbaren<br />
Energien zu schaffen, insbesondere <strong>für</strong> Anlagen mit einer<br />
Leistung von unter 10 MW, die Bevölkerungsgruppen in<br />
Regionen, die nicht ans Netz angeschlossen sind, durch<br />
emissionsarme Technologien mit Energie versorgen.<br />
6.6 Marktpotenzial <strong>für</strong> Windenergie<br />
Windenergiepotenziale<br />
2006 erarbeitete die ETESA in Zusammenarbeit mit dem<br />
UNDP und dem Unternehmen Lahmeyer International<br />
einen Windatlas von Panama. Für die Studie wurden an<br />
sechs Orten im Land Messungen durchgeführt, um das<br />
Windpotenzial zu ermitteln.<br />
Der Lahmeyer-Studie zufolge bewegen sich die Windgeschwindigkeiten<br />
im Land zwischen 1 m/s und 6 m/s<br />
bei einer Höhe von 40 m. Drei Gebiete in der zentralen<br />
Gebirgskette von Panama bieten mit durchschnittlichen<br />
Windgeschwindigkeiten von über 10 m/s die besten Bedingungen<br />
<strong>für</strong> Windparks. Es handelt sich dabei um die<br />
Standorte Cerro Tute (Provinz Veraguas), La Miel (Provinz<br />
Los Santos) und Boquete (Provinz Chiriquí).<br />
Der Windatlas von Panama kann von der Internetseite<br />
von COPE downgeloadet werden: www.mef.gob.pa/<br />
cope/index.htm (auf »Energía Eólica« auf der linken<br />
Seite klicken).<br />
Außerdem gibt es die frei zugängliche Informationsquelle<br />
»3tier«, die Winddaten auf hohem Niveau anbietet. Die<br />
Internetseite von 3tier ist www.3tiergroup.com/wind/<br />
overview.<br />
Rahmenbedingungen <strong>für</strong> Windenergie<br />
Es gibt in Panama momentan keine eigene Gesetzgebung<br />
<strong>für</strong> Windenergie. Die Regulierung des Netzzuganges<br />
und der Stromverteilung von Windkraftwerken wird<br />
durch das allgemeine Stromgesetz Nr. 6 vom 3. September<br />
1997 geregelt.<br />
Als unterstützende Maßnahmen gelten die Bestimmungen<br />
von Gesetz Nr. 45 vom 3. September 2004, wie im<br />
vorhergehenden Kapitel über Regelungen zur Förderung<br />
Erneuerbarer Energien dargestellt.<br />
PANAMA |<br />
152<br />
Derzeitige Nutzung von Windenergie<br />
und geplante Projekte<br />
Nach dem letzten Bericht (»Wind Energy International<br />
2009<strong>–</strong>2010«) von World Wind Energy International lag<br />
die installierte Leistung an Windkraft in Panama Ende<br />
2008 bei 0 MW. Diese Situation wird sich jedoch vermutlich<br />
bald ändern, da die Landesregierung bereits 24<br />
Lizenzen <strong>für</strong> Windprojekte erteilt hat.<br />
Derzeit sind Windparks von folgenden Unternehmen in<br />
Planung:<br />
• Das Unternehmen Aerogeneradores de Cerro Azul<br />
plant zusammen mit dem deutschen Unternehmen<br />
WIND7AG den Bau eines 200 MW Windparks im<br />
Küstengebiet der Provinz Colón, <strong>für</strong> den eventuell<br />
der Hafendamm der ACP (Dienststelle des Panamakanals)<br />
im Norden des Landes als Aufstellungsort <strong>für</strong><br />
die Windräder genutzt wird. Für das Projekt werden<br />
momentan die zu erwartenden Auswirkungen auf die<br />
Umwelt ermittelt.<br />
• Das Unternehmen WIND7 <strong>–</strong> Central America (ein<br />
Tochterunternehmen der WIND7AG) plant den Bau<br />
eines 120 MW Windparks im Norden der Provinz Bocas<br />
del Toro. Darüber hinaus gibt es Pläne zur Entwicklung<br />
eines 80 MW Windparks in der Provinz Veraguas,<br />
der gemeinsam mit dem Unternehmen Santa Fe Energy<br />
realisiert werden soll. Derzeit werden Machbarkeitsstudien<br />
durchgeführt.<br />
• Energy Environmental Engineering (3E) hat unter Beteiligung<br />
des deutschen Unternehmens Plan8 GmbH<br />
mit Tests <strong>für</strong> einen 180-MW-Windpark auf der Halbinsel<br />
Azuero und «La Colorada« in der Provinz Coclé<br />
begonnen.<br />
• Das Unternehmen Enrilnews führt derzeit Windmessungen<br />
in Toabre <strong>für</strong> ein weiteres Windkraftprojekt im Norden<br />
der Provinz Coclé durch. Dieser Windpark würde<br />
die landesweite Leistung um 225 MW erweitern und 540<br />
TWh generieren (was 9% des Verbrauchs von Panama<br />
entspricht). Das Projekt wird in zwei Phasen entwickelt:<br />
In der ersten Phase werden 150 MW installiert und der<br />
Betrieb wird 2010 aufgenommen, in Phase zwei wird die<br />
Anlage ab 2011 um die restlichen 75 MW erweitert.
Geschäftsklima<br />
Die geringe Größe des Strommarktes in Panama könnte<br />
Investitionen in erneuerbare Energien begrenzen, da sie<br />
<strong>für</strong> die Installation großer Windparks im Land nicht<br />
ausreicht (der durchschnittliche Umfang derzeitiger Projekte<br />
liegt bei ca. 100 MW). Diese Situation könnte sich<br />
ändern, sobald die SIEPAC und die Verbindung Kolumbien-Panama<br />
fertig gestellt sind, da die Erweiterung der<br />
Netzkapazität und der Exportmöglichkeiten die Installation<br />
großer Windparks von bis zu 600 MW erlauben<br />
würde. Eine Aufrüstung des Netzes ist notwendig, weil<br />
in Panama Gebiete mit viel versprechendem Potenzial<br />
<strong>für</strong> Windkraft sehr weit von den Bedarfszentren entfernt<br />
sind und lange und teure Übertragungsleitungen benötigt<br />
werden, um die Energieversorgung dort sicherzustellen,<br />
wo sie gebraucht wird. Außerdem muss der regulierte<br />
Markt angepasst werden, um günstige Bedingungen <strong>für</strong><br />
die Umsetzung von Stromerzeugung aus erneuerbaren<br />
Energieressourcen zu schaffen.<br />
Die Situation in Hinblick auf die Nutzung erneuerbarer<br />
Energien, insbesondere von Windenergie, wird sich aufgrund<br />
von zwei Tatsachen sehr wahrscheinlich ab 2009<br />
ändern. Zum einen hat Panama die Wind Expo 2009<br />
(vom 2. bis zum 4. September) ausgerichtet, die von der<br />
Latin American Wind Energy Association gefördert wird.<br />
Mit dieser Veranstaltung wird die erste Wind Expo, die<br />
2008 in Guadalajara (Mexiko) stattfand, fortgesetzt. Ihr<br />
Ziel ist es, »erfolgreiche Strategien zur Integration von<br />
Windkraft in das lateinamerikanische Energieraster« abzustecken.<br />
Darüber hinaus wird 2009 mit dem Bau erster<br />
Windparks in Panama begonnen, z. B. des 200-MW-<br />
Windparks, der von Aerogeneradores Cerro Azul und<br />
WIND7AG entwickelt wird. Die erfolgreiche Fertigstellung<br />
aller geplanten Windprojekte im Land würde<br />
zusammengerechnet 600 MW installierte Leistung aus<br />
Windkraft ergeben, hier<strong>für</strong> ist das geplante SIEPAC und<br />
die Zusammenschaltung mit Kolumbien notwendig.<br />
Die wichtigsten Investitionen in erneuerbare Energien im<br />
Land stammen nach wie vor von ausländischen Investoren<br />
(internationale private Unternehmen oder multilaterale<br />
PANAMA | 153<br />
Banken). Besonders Projekte mit Windkraft werden von<br />
ausländischen Unternehmen wie WIND7AG (Deutschland)<br />
oder Enrilnews (Spanien) finanziert und durchgeführt.<br />
Anreize durch das Gesetz Nr. 45 schließen die<br />
Befreiung von Einfuhrzöllen auf technische Ausrüstung<br />
ein und fördern damit den Einsatz internationaler Technologie.<br />
Momentan gibt es jedoch keine Programme in<br />
Richtung Forschung und Entwicklung, die auf die Entwicklung<br />
einheimischer Technologie abzielen. Die einzige<br />
Foschungseinrichtung, die sich mit dem Thema erneuerbare<br />
Energien befasst, ist die Technische Universität Panama,<br />
die einen Masterstudiengang Maschinenbau mit<br />
den Schwerpunkten erneuerbare Energien und Umwelt<br />
anbietet.<br />
Die effiziente Umsetzung der Vergünstigungen, die das<br />
Gesetz Nr. 45 von 2004 bietet, und die erfolgreiche Realisierung<br />
aller vorgesehenen Windparks könnten gute<br />
Bedingungen <strong>für</strong> die Nutzung von Windkraft im Land<br />
schaffen. Die Marktbedingungen können durch höhere<br />
Subventionen und Vergünstigungen weiter verbessert<br />
werden und diese könnten sogar die Etablierung einer nationalen<br />
Windkraftindustrie einleiten.<br />
1.7 Adressen und Kontaktdaten<br />
Ministerio de Economía y Finanzas<br />
(Ministerium <strong>für</strong> Wirtschaft und Finanzen)<br />
Vice-Mimisterio de Economía<br />
Vía España, Edificio Ogawa<br />
Panamá República de Panamá<br />
Tel.: + 507 507-7000/+507 507-6600<br />
Vice-Ministerio de Finanzas<br />
Ave. Perú, Anitguo Edificio de Hacienda y Tesoro<br />
Tel.: + 507 507-7600<br />
E-mail: prensa@mef.gob.pa<br />
Comisión de Política Energética<br />
(Komission <strong>für</strong> Energiepolitik)<br />
Vía España, Edificio Otawa, 3ª Piso<br />
Tel.: + 507 507-7042/43
Panamá. República de Panamá.<br />
E-mail: cope@mef.gob.pa<br />
Internet: www.mef.gob.pa/cope/index.htm<br />
Ministerio de Economía y Finanzas <strong>–</strong><br />
Dirección de Hidrocarburos y<br />
Energías Alternas Plaza Edison<br />
Sector El Paical, Pisos 2 y 3<br />
Apartado Postal: 0815-01119<br />
Panamá. República de Panamá.<br />
Tel.: +507 560-0700<br />
Internet: http://www.mici.gob.pa/hidrocar.php<br />
Empresa de Transmisión Eléctrica SA<br />
(Stromübertragungsgesellschaft)<br />
Plaza Sun Tower, Ave. Ricardo J. Alfaro, tercer piso<br />
Tel.: + 507 501-3800<br />
Fax: + 507 501-3506<br />
E-mail: gerinfo@etesa.com.pa<br />
Internet: www.etesa.com.pa<br />
Autoridad Nacional del Ambiente<br />
(Nationale Umweltbehörde)<br />
Edificio 804 Albrook, Apartado C-0843-00793<br />
Balboa, Ancón (Panamá)<br />
Tel.: + 507 500-0814/0815<br />
Internet: www.anam.gob.pa<br />
Centro Nacional de Despacho<br />
(Nationales Ausführungszentrum)<br />
Apartado Postal: 0816 -01552<br />
Zona 5. Panamá R.P.<br />
E-mail: cndweb@etesa.com.pa<br />
Internet: www.cnd.com.pa<br />
Elektra Noreste<br />
Sede Corporativa. Costa del Este<br />
Business Park<br />
Torres Oeste, Piso 3 º<br />
Tel.: + 507 340-4600<br />
Internet: www.elektra.com.pa<br />
Union Fenosa Edemet-Edechi<br />
Av. Diógenes De La Rosa<br />
Albrook Ed. 812.<br />
Panamá. Ciudad de Panamá<br />
Tel.: +507 315-7600/315<br />
Internet: www.ufpanama.com<br />
Dirección de Estadística y Censo<br />
(Behörde <strong>für</strong> Statistik und Volkszählung)<br />
Avenida Balboa y Avenida Federico Boyd<br />
Panamá, República de panamá<br />
Tel.: + 507 510-4800<br />
Fax: + 507 510-4801<br />
E-mail: cie_de@cotraloria.gob.pa<br />
Internet: www.contraloria.gob.pa<br />
PANAMA |<br />
154<br />
Autoridad Reguladora de los Servicios Públicos<br />
(Aufsichtsbehörde <strong>für</strong> öffentliche Dienstleistungen)<br />
Vía España. Edificio Office Park<br />
Apartado Postal: 0816-01235<br />
Zona 5. Ciudad de Panamá. Panamá.<br />
Tel.: +507 508-4500<br />
Fax: + 507 508-4600<br />
E-mail: webmaster@asep.gob.pa<br />
Internet: http://www.asep.gob.pa/default.asp<br />
1.8 Informationsquellen<br />
Asociación Empresarial Eólica (www.aeeolica.es)<br />
Asociación Nacional de Generadores (ww.anguate.org)<br />
Autoridad Nacional de los Servicios Públicos. Cobertura<br />
y demanda de energía eléctrica en la República de Panamá.<br />
Perspectivas y mecanismos para segurar el abasto<br />
suficiente a los usuarios. (2008)<br />
Autoridad Nacional de los Servicios Públicos. El Mercado<br />
Eléctrico Panameño. Descripción General. (2007)
Autoridad Nacional de Medio Ambiente<br />
(www.anam.gob.pa)<br />
Autoridad Nacional de Medio Ambiente.<br />
Compendio Estadístico Ambiental 2008/09. (2009)<br />
Business Panama (www.businesspanama.com)<br />
Centre American Bank of Economic Integration<br />
[CABEI] (www.bcie.org)<br />
Centro Nacional de Despacho (www.cnd.com.pa)<br />
CGIAR Consortium for Spatial Information<br />
(CGIAR-CSI), http://srtm.csi.cgiar.org,<br />
Gesichtet: 1. August 2009<br />
CIA World Fact Boook. Panama country profile. (2009)<br />
Comisión de Política Energética (www.mef.gob.pa/<br />
cope/index.htm)<br />
Comisión Económica para América Latina y El Caribe<br />
(www.eclac.org)<br />
Deutsche Bundesbank (http://www.bundesbank.de/)<br />
Dirección de Estadística y Censo. Panamá en cifras<br />
2003-2007. (2008)<br />
Empresa de Transmisión Eléctrica SA [ETESA]<br />
(www.etesa.com.pa)<br />
ETESA. Plan de Expansión del Sistema Interconectado<br />
Nacional 2007-2011. (2007)<br />
Government of Panama. Legislative Assembly. Official<br />
Gazette 23 220. Law Nº 6 (of February 3, 1997). (1997)<br />
Government of Panama. Legislative Assembly. Official<br />
Gazette 25 112. Law Nº 45 (of August 4, 2004). (2004)<br />
Indexmundi (www.xmundi.com)<br />
PANAMA |<br />
155<br />
Instituto de Comercio Exterior. Panamá: Estructura<br />
Económica. (2008)<br />
Inter American Development Bank [IADB]<br />
(www.iadb.org)<br />
International Monetary Fund (ww.imf.org)<br />
Lahmeyer/ETESA/PNUD. Determinación del<br />
Potencial de la Energía Eólica en Panamá. (1998)<br />
Ministerio de Comercio e Industria. Política Nacional<br />
de Hidrocarburos y Energías Alternativas. (2005)<br />
Ministerio de Economía y Finanzas <strong>–</strong> Comisión de<br />
Política Energética. Plan Energético Nacional 2005-<br />
2020. (2005)<br />
Ministerio de Economía y Finanzas <strong>–</strong> Comisión de<br />
Política Energética (www.mef.gob.pa)<br />
National Dispatch Centre [CND] (www.cnd.com.pa)<br />
Observatorio de Multinacionales en Latinoamérica<br />
(www.omal.info)<br />
Sixth Framework Programme Priority 3. Developing Renewables.<br />
Country Energy Information. Panama. (2006)<br />
UNFCC (http://cdm.unfccc.int/Statistics/Registration/NumOfRegisteredProjByHostPartiesPieChart.<br />
html)<br />
World Wind Energy Association. Wind Energy International<br />
2009-2010. Country Report Latin America.<br />
Panama. (2009)<br />
X-rates [exchange rate website] (http://www.x-rates.<br />
com/d/USD/EUR/hist2008.html)
PANAMA<br />
Abkürzungsverzeichnis<br />
ANAM Autoridad Nacional Ambiental<br />
(Nationale Umweltbehörde)<br />
B Balboa (nationale Währung)<br />
ACP Autoridad del Canal de Panamá<br />
(Behörde des Panamakanals)<br />
BIP Bruttoinlandsprodukt<br />
CER Certified Emission Reduction<br />
CDM Clean Development Mechanism<br />
CND Centro Nacional de Despacho<br />
(Nationales Verteilungszentrum)<br />
COPE Comisión de Política Energética<br />
(Komission <strong>für</strong> Energiepolitik)<br />
DNA Designated National Authority<br />
(nationale Aufsichtsbehörde)<br />
EGE Empresa de Generación Eléctrica<br />
(Stromerzeugungsgesellschaft)<br />
ERSP Entidad Reguladora de Servicios Públicos<br />
(Regulierungsbehörde <strong>für</strong><br />
öffentliche Dienstleistungen)<br />
ETESA Empresa de Transmisión Eléctrica<br />
139<br />
SA (Stromübertragungsgesellschaft]<br />
GWh Gigawattstunde<br />
IADB Banco Interamericano de Desarrollo<br />
(Interamerikanische Entwicklungsbank)<br />
IZF Interner Zinzfluß<br />
IRHE Instituto de Recursos Hidráulicos y<br />
Electrificación (Institut <strong>für</strong> Wasserwirtschaft<br />
und Elektrifizierung)<br />
kV Kilovolt<br />
kWh Kilowattstunde<br />
MW Megawatt<br />
OEA Organización de Estados Americanos<br />
(Organisation Amerikanischer Staaten)<br />
PJ Peta Joule<br />
SIEPAC Sistema de Interconexión Eléctrica para<br />
América Central (zentralamerikanisches<br />
Stromnetz)<br />
SIN Sistema de Interconexión Nacional<br />
(nationales Stromnetz)<br />
SOLEDUSA Programa Solar, Educación y Salud<br />
(Solar-, Bildungs- und Gesundheitsprogramm)<br />
TWh Terawattstunde<br />
UNDP United Nations Development<br />
Programme (Entwicklungsprogramm<br />
der Vereinten Nationen)
PANAMA<br />
6.1 Einleitung<br />
ABBILDUNG 1:<br />
KARTE VON PANAMA<br />
Quelle: CIGAR 2004<br />
Die Republik Panama liegt in Zentralamerika, grenzt an<br />
Costa Rica und Kolumbien und hat Küsten zur Karibik<br />
und zum nordpazifischen Ozean. Das Land wird vom<br />
Panamakanal durchschnitten. Das Klima im gesamten<br />
Land ist tropisch und zeichnet sich in den Küstengebieten<br />
durch ganzjährig hohe Temperaturen aus, die im Landesinneren<br />
und in den Bergen jedoch deutlich niedriger<br />
liegen. Es gibt eine hohe Niederschlagsrate mit deutlichen<br />
Unterschieden zwischen der pazifischen und der karibischen<br />
Küste. Panama befindet südlich der Hurrikanzone<br />
(10º nördliche Breite).<br />
Panama is a small country with a total population of 3.45<br />
million people, and a population growth rate of 1.4 %.<br />
TABELLE 1:<br />
WICHTIGSTE STATISTISCHE DATEN ZU PANAMA<br />
Fläche Einwohnerzahl<br />
(2009)<br />
BIP<br />
(2008)<br />
78 200 km² 3.45 Millions 17 063 Billion<br />
Euro<br />
Quelle: International Wind Energy 2009/2010; Dirección de Estadísticas y Censo<br />
140<br />
Panama ist ein kleines Land mit 3,45 Mio. Einwohnern<br />
und einem Bevölkerungswachstum von 1,4 % per anno.<br />
Etwa die Hälfte der Bevölkerung lebt in städtischen Gebieten.<br />
2008 belegte das Land Platz 67 auf dem Human<br />
Development Index. Die Lebenserwartung liegt bei etwa<br />
75 Jahren und der Alphabetisierungsgrad bei über 90 %.<br />
Panama ist eine Republik mit repräsentativer Demokratie,<br />
in der der Präsident der Republik (derzeit Ricardo Martinelli,<br />
gewählt im Mai 2009) und die Staatsminister die<br />
Exekutivgewalt innehaben. Die Wirtschaft des Landes basiert<br />
hauptsächlich auf dem Dienstleistungssektor, der 63<br />
% des BIP ausmacht. Handwerk, Industrie und Landwirtschaft<br />
machen weniger als ein Viertel des BIP aus. Panama<br />
BIP pro Kopf<br />
(2008)<br />
Import<br />
(2008)<br />
5 014 Euro 9 534 Million<br />
Euro<br />
Export<br />
(2008)<br />
7 880 Million<br />
Euro
hängt stark vom Panamakanal als Transport- und Logistikzentrum<br />
ab. Daten der Weltbank zufolge hat Panama<br />
das höchste Pro-Kopf-BIP in Zentralamerika und ist nach<br />
Guatemala und Costa Rica die drittgrößte Wirtschaft<br />
dieser Region. Dennoch waren 2007 noch immer 11,7 %<br />
der Bevölkerung von Armut betroffen. Die wichtigsten<br />
Exportpartner sind die USA, Schweden, die Beneluxstaaten<br />
1 und Costa Rica. Importe stammen hauptsächlich aus<br />
den USA, Ecuador, Venezuela und Japan. Panama ist Mitglied<br />
der Organisation Amerikanischer Staaten (Organisation<br />
of American States 2 <strong>–</strong> OEA), der Interamerikani-<br />
TABELLE 2:<br />
HISTORISCHE ENTWICKLUNG DES BIP IN PANAMA 2000-2008<br />
schen Entwicklungsbank (Inter American Development<br />
Bank <strong>–</strong> IADB) und der Zentralamerikansichen Bank <strong>für</strong><br />
ökonomische Integration (Central American Bank for<br />
Economic Integration <strong>–</strong> CABEI).<br />
6.2 Energiemarkt<br />
Übersicht Energiemarkt<br />
Panama ist der größte Energieverbraucher Zentralamerikas.<br />
Da es keine nachgewiesenen Öl-, Erdgas- oder Kohlevorkommen<br />
gibt, muss das Land einen Großteil seines<br />
1 Belgien, Niederlande und Luxemburg<br />
2 Diese Organisation umfasst alle Länder der südlichen Hemisphäre und unterstützt<br />
sie in allen Fragen der Demokratie und anderen Themen und Inhalten von<br />
allgemeinem Interesse. Mehr Informationen unter:<br />
http://www.oeapanama.org/01sobrelaoea.html<br />
PANAMA | 141<br />
Bedarfs an fossilen Brennstoffen importieren. In jüngerer<br />
Zeit stammten ca. 80<strong>–</strong>90 % von Panamas Endenergieverbrauch<br />
aus Energieimporten.<br />
Erdgas und Kohle werden im Land kaum verwendet.<br />
Brennholz und Zuckerrohrabfälle sind die wichtigsten<br />
Energieressourcen in ländlichen Wohngebieten, während<br />
auf Landesebene Erdölprodukte die wichtigste Energiequelle<br />
sind. In den letzten zehn Jahren nahm die Nutzung<br />
von Holz als Energielieferant gegenüber Strom, der aus<br />
importierten Erdölprodukten und aus Wasserkraft produziert<br />
wird, ab.<br />
Billions 2000 2002 2004 2006 2008<br />
BIP (in Mrd.; Landeswährung; Tageskurse) 10 733 11 604 17 637 21 513 33 958<br />
BIP (in Mrd.; € ; Tageskurse) 7 932 8 576 13 034 15 899 25 096<br />
Quelle: International Monetary Fund <strong>–</strong> Deutsche Bundesbank<br />
TABELLE 3:<br />
ENERGIEVERBRAUCH NACH SEKTOREN IN PANAMA, 2006<br />
Sektor Energie (PJ) Anteil ( %)<br />
Transport 60.13 42.1<br />
Industrie 28.56 20<br />
Privathaushalte 37.28 26.1<br />
Gewerbe und andere Nutzer 16 11.2<br />
Landwirtschaft, Fischerei und<br />
Bergbau<br />
0.86 0.6<br />
Gesamt 142.83<br />
Quelle: Ministerio de Economía y Finanzas <strong>–</strong><br />
Comisión de Política Energética<br />
2006 importierte das Land ca. 11,2 Mio. Barrel Öl (was<br />
ungefähr 85% des Warenwertes entspricht, der in diesem<br />
Jahr durch Exporte erzielt wurde). Der Import von<br />
ABBILDUNG 2:<br />
PRIMÄRENERGIEBEREITSTELLUNG 2006<br />
Gesamte Primärenergiebereitstellung 2007: 378.7 PJ<br />
12,9<br />
11 %<br />
20,3<br />
17 %<br />
Erdölderivate<br />
Wasser<br />
Brennbare Erneuerbare / Abfall<br />
Quelle: IEA 2008<br />
83,4<br />
72 %
ABBILDUNG 3:<br />
NATIONALES STROMNETZ VON PANAMA<br />
Quelle: CGIAR 2004<br />
Mineralölprodukten hat in den letzten Jahren insbesondere<br />
durch den gestiegenen Verbrauch im Transportsektor<br />
zugenommen, was auf die stark vergrößerte Anzahl<br />
von Fahrzeugen zurückzuführen ist. Mit über 300 000<br />
Neuzulassungen zwischen 1996 und 2006 hat sich die<br />
Anzahl verdoppelt, die Fahrzeuge waren <strong>für</strong> 51 % des<br />
Ölverbrauchs im Land während dieses Zeitraums verantwortlich.<br />
2006 lag der Endenergieverbrauch in Panama bei etwa<br />
142,83 PJ, die sich wie folgt auf die verschiedenen Energieressourcen<br />
verteilen: 18,6 % Holz, 1,9 % Strom, 5,3 %<br />
Flüssiggas, 6,1 % Koks und Kohle und 51,7 % Ölderivate.<br />
Tabelle 3 gibt einen Überblick des Energieverbrauchs im<br />
Land im Jahr 2006 nach Sektoren. Die Sektoren mit dem<br />
größten Energieverbrauch sind der Transportsektor und<br />
die Industrie (die ausschließlich fossile Brennstoffe verbrauchen)<br />
und Privathaushalte (in denen hauptsächlich<br />
Biomasse als Energiequelle genutzt wird).<br />
Das Stromnetz<br />
Ein einzelnes Stromnetz (das nationale Verbundsystem<br />
SIN) versorgt das gesamte Land. Es besteht aus drei<br />
230-kV-Hochspannungsleitungen mit einer Gesamtlänge<br />
PANAMA | 142<br />
von 1 847,68 km und einer 115-kV-Mittelspannungsleitung<br />
mit einer Gesamtlänge von 306,1 km (Stand: 2008).<br />
Innerhalb dieses Systems sind die Stromerzeugungsunternehmen<br />
organisiert, die den Mercado Mayorista de Electricidad<br />
(Großhandelsmarkt <strong>für</strong> Strom) bedienen. Das<br />
Netz wird vom nationalen Verteilungszentrum CND 3<br />
betrieben.<br />
Die Stromverluste innerhalb des Systems betrugen 2008<br />
zwischen 1,3 % und 3,19 % der übertragenen Energie. Die<br />
größten Verluste werden gewöhnlich während der Monate<br />
mit der größten Produktion von Energie aus Wasserkraft<br />
und zumeist in den Wasserkraftwerken in Fortuna,<br />
La Estrella, Los Valles und Estí verzeichnet, die sich im<br />
Norden des Landes befinden und weit von den Hauptverbrauchszentren<br />
in und um Panama City entfernt sind.<br />
SIEPAC, das zentralamerikanische Stromnetz, ist ein<br />
geplantes Projekt, das den Bau von Übertragungsleitungen<br />
vorsieht, die 37 Millionen Kunden in Panama, Costa<br />
Rica, Honduras, Nicaragua, El Salvador und Guatemala<br />
verbinden sollen. Das Projekt sollte eigentlich 2006 fertig<br />
gestellt werden, jedoch wurde erst 2008 mit der Arbeit<br />
begonnen. Nun soll es bis 2010 abgeschlossen sein. Das<br />
3 Centro Nacional de Despacho (CND). Weitere Informationen unter: http://<br />
www.cnd.com.pa/index.htm
SIEPAC-Projekt soll 1 803 km an neuen 230-kV-Übertragungsleitungen<br />
mit einer geplanten Leistung von 300<br />
MW zwischen Guatemala und Panama bereitstellen und<br />
vorhandene Anschlüsse aufrüsten. Darüber hinaus ist eine<br />
230-kV-Verbindung zwischen Guatemala und Honduras<br />
sowie zwischen Honduras und El Salvador in Planung.<br />
Das Projekt wurde von der Interamerikanischen Entwicklungsbank,<br />
der spanischen Regierung, der Central American<br />
Bank for Economic Integration und den Ländern<br />
Zentralamerikas finanziert.<br />
Be<strong>für</strong>worter von SIEPAC erwarten von einer Zusammenlegung<br />
der nationalen Übertragungsnetze eine Minderung<br />
der regelmäßig auftretenden Stromknappheit in<br />
der Region, die Reduzierung von Betriebskosten, die Optimierung<br />
der gemeinsamen Nutzung von Wasserkraft,<br />
die Schaffung eines wettbewerbsfähigen Energiemarktes<br />
innerhalb der Region und den Gewinn ausländischer Investoren<br />
<strong>für</strong> die Bereiche Energieerzeugung und -übertragung.<br />
Kritiker merken allerdings an, dass das Projekt den<br />
Strom <strong>für</strong> Verbraucher in Zentralamerika nicht günstiger<br />
machen wird, sondern vielmehr die Tarife erhöhen und<br />
darüber hinaus den Energieexport nach Mexiko erleichtern<br />
wird, was nicht zur Expansion des zentralamerikani-<br />
schen Marktes beiträgt. Andere Kritiker sind überzeugt,<br />
dass der Großteil der zusätzlichen Erzeugungskapazität<br />
aus Wasserkraft stammen wird und höhere Kosten <strong>für</strong><br />
soziale Maßnahmen und Umweltmaßnahmen mit sich<br />
bringen wird. Zudem besteht die Sorge, dass große ausländische<br />
Unternehmen ihre ohnehin schon starke Position<br />
im zentralamerikanischen Energiesektor noch weiter<br />
ausbauen könnten.<br />
Darüber hinaus plant das Unternehmen Interconexión<br />
Eléctrica Colombia-Panamá (ICP) den Bau einer 614 km<br />
PANAMA |<br />
143<br />
langen Übertragungsleitung von Kolumbien nach Panama,<br />
die den Import von 600 MW Strom ermöglichen<br />
würde. Diese Verbindungsleitung stellt das Hauptbindeglied<br />
zur Koppelung der Stromnetze in Nord- und<br />
Südamerika dar. Dieses Projekt hat das Ziel, die soziale<br />
und ökonomische Entwicklung der Länder zu fördern,<br />
die durch die Verbindungsleitung zusammengeschlossen<br />
werden, die Stromkosten <strong>für</strong> Endverbraucher zu reduzieren<br />
und die Wettbewerbsfähigkeit unter den Energieversorgern<br />
zu verbessern, indem die Netzkapazität gesteigert<br />
wird. Die Umsetzung dieses Projektes wird die Unterschiede<br />
der Grenzkosten von Strompreisen zwischen den<br />
an dem Projekt beteiligten Ländern (z. B. Kolumbien,<br />
Guatemala, El Salvador und Panama) reduzieren. Zu<br />
den <strong>für</strong> das Projekt nötigen Aktivitäten werden derzeit<br />
Studien durchgeführt. Geeignete Maßnahmen und Strategien<br />
zum Ausbau des nationalen Stromübertragungsnetzes<br />
werden in den »Nationalen Plänen zum Ausbau<br />
des Nationalen Verbundsystems« entwickelt. Diese Pläne<br />
werden vom Ministerium <strong>für</strong> Wirtschaft und Finanzen<br />
über die Kommission <strong>für</strong> Energiepolitik 4 in regelmäßigen<br />
Abständen erarbeitet und veröffentlicht (normalerweise<br />
jährlich). Der aktuelle Plan umfasst den Zeitraum von<br />
TABELLE 4:<br />
INSTALLIERTE LEISTUNG NACH ANLAGENTYP 2001<strong>–</strong>2008 IN MW<br />
MW 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />
Wärmekraft 558.8 558.5 626.64 566.64 593.14 554 629 672.5<br />
Wasserkraft 540 540 660 770 770 770 782 792<br />
Gesamt 1 098.8 1 098.8 1 286.6 1 336.6 1 363.1 1 324.0 1 411.0 1 637.93<br />
Quelle: Ministerio de Economía y Finanzas <strong>–</strong> Comisión de Política Energética<br />
2007 bis 2021 und beinhaltet ein Paket von Maßnahmen<br />
und Aktionen, das die Energieversorgung innerhalb des<br />
vorgegebenen Zeitrahmens sicherstellen soll.<br />
Installierte Leistung<br />
Ende 2008 lag die installierte Leistung bei 1 637,93 MW.<br />
869,95 MW (53,11 %) dieser Kapazität stammten aus<br />
Wärmekraftwerken, die hauptsächlich mit Bunkeröl,<br />
Diesel und Marinedieselöl betrieben werden, 767,98<br />
MW (46,89%) stammten aus Wasserkraft. 88,81 % die-<br />
4 Comisión de Política Energética, weitere Informationen unter: https://www.<br />
mef.gob.pa/cope/index.htm.
ser Leistung wird von kommerziellen Anlagen erzeugt,<br />
10,37 % von Eigenversorgungsanlagen, die an das SIN<br />
angeschlossen sind, und die restlichen 0,82 % von isolierten<br />
Systemen.<br />
Neue Arten von erneuerbarer Energie (wie Solarenergie<br />
oder Windkraft) tragen nur einen sehr geringen Teil zur<br />
Energieproduktion des Landes bei (unter 0,5%). Dies<br />
wird sich in den kommenden Jahren wahrscheinlich ändern,<br />
weil besonders Windkraft im Land gefördert wird<br />
(acht Projekte sind in Planung und sollen zwischen 2009<br />
und 2012 umgesetzt werden).<br />
Die installierte Leistung in Panama wird Schätzungen zufolge<br />
in den nächsten zehn Jahren um 500 MW anwachsen,<br />
unter anderem aufgrund der Inbetriebnahme neuer<br />
Wasserkraftwerke in den nächsten vier Jahren. Im August<br />
2009 ist die installierte Leistung auf 1 663,8 MW angewachsen.<br />
Im »Nationalen Energieplan«, der vom Ministerium <strong>für</strong><br />
Wirtschaft und Finanzen entwickelt wurde, sind Prognosen<br />
zur Stromnachfrage im Jahr 2020 enthalten,. Die Bedarfsschätzungen<br />
variieren in diesen Prognosen zwischen<br />
1 784 und 1 953 MW bis 2020. 5<br />
Stromerzeugung<br />
2007 stieg die Menge an produziertem Strom um 7 %<br />
(im Vergleich zu 2006) auf insgesamt 6 156 GWh an.<br />
Die Stromerzeugung durch Wasserkraft (64 % der Gesamterzeugung)<br />
setzte mit einer Steigerung um 1,5 %<br />
ihren leichten Aufwärtstrend seit 2004 fort, während die<br />
Erzeugung aus Wärmekraft um 20 % zunahm, was einer<br />
Leistung von 2 194 GWh entspricht. Das starke Wachstum<br />
in der Energieerzeugung durch Wärmekraft könnte<br />
TABLLE 5:<br />
BRUTTOSTROMERZEUGUNG NACH KRAFTWERKSTYP 2003<strong>–</strong>2007 IN GWH<br />
5 Weitere Informationen zum prognostizierten Kapazitätsbedarf im Nationalen<br />
Energieplan: https://www.mef.gob.pa/cope/index.htm<br />
TABELLE 6:<br />
STROMVERBRAUCH NACH SEKTOREN 2007;<br />
PANAMA; GWH<br />
PANAMA |<br />
144<br />
2007<br />
Elektrizität<br />
(GWh)<br />
Anteil (%)<br />
Sektor 1,627 31,03<br />
Privathaushalte 2,474 47,18<br />
Gewerbe 311 5,93<br />
Industrie 817 15,58<br />
Öffentlicher Sektor 15 0,29<br />
Andere 5,244 100<br />
Gesamt 142.83 172 PJ<br />
Quelle: Dirección de Estadítisca y Censo<br />
an der verminderten Verfügbarkeit von Wasser in den<br />
Seen Panamas liegen, die sich 2007 bemerkbar machte. Im<br />
gleichen Jahr wird eine signifikante Abnahme der Stromimporte<br />
nach Panama verzeichnet (<strong>–</strong>87 % im Vergleich<br />
zum Vorjahr), und zwar von 34,39 GWh im Jahr 2006 auf<br />
4,40 GWh im Jahr 2007. Auf der anderen Seite nahm der<br />
Stromexport um 7 % leicht zu, d. h. Panama ist ein Land,<br />
das Strom hauptsächlich exportiert. 6<br />
Als nicht erneuerbare Ressourcen wurden Bunkeröl (23,3<br />
% der gesamten Stromproduktion/1 417,90 GWh),<br />
Diesel (18,1 % der gesamten Stromproduktion/1 100,4<br />
GWh) und Gas (0,1% der gesamten Stromproduktion/<br />
7,20 GWh) im Jahr 2007 zur Stromerzeugung genutzt.<br />
Wie Tabelle 6 zeigt, sind die Sektoren mit dem größten<br />
Energieverbrauch Gewerbe, Privathaushalte und der öffentliche<br />
Sektor, während die Industrie nur einen relativ<br />
kleinen Anteil daran hat.<br />
Ressource (GWh) 2003 2004 2005 2006 2007<br />
Wasserkraft 2 890 3 897 3 875 3 903 3 962<br />
Thermisch 2 391 1 577 1 671 1 828 2 194<br />
Import 2.29 78.04 54.93 34.39 4.40<br />
Export 180.18 207.14 106.33 83.40 89.15<br />
Gesamt 5 463.47 5 759.18 5 707.26 5 848.79 6 249.55<br />
Quelle: Dirección de Estadística y Censo; Ministerio de Economía y Finanzas <strong>–</strong> Comisión de Política Energética<br />
6 Innerhalb des Zeitraums 1999-2007 hat Panama nur in einem Jahr mehr Strom<br />
importiert als exportiert (im Jahr 2000).
Nach dem »Ausbauplan <strong>für</strong> den nationalen Stromnetzplan<br />
2007<strong>–</strong>2021« wird sich der Energiebedarf auf 11 718<br />
bis 12 445 GWh erhöhen. 7<br />
Erneuerbare Energien<br />
Die Energieproduktion aus erneuerbaren Ressourcen<br />
konzentriert sich in Panama weitgehend auf Wasserkraft.<br />
Momentan splitten sich die Wasserkraftwerke wie folgt<br />
auf: 65 kleine Wasserkraftwerke (definiert als Kraftwerke<br />
mit einer Kapazität bis 20 MW) und 30 große Wasserkraftwerke<br />
(mit einer Kapazität über 20 MW). Zwar fand<br />
im Windsektor bisher keinerlei Entwicklung statt, jedoch<br />
steht der Ausbau dieses Sektors sowohl bei den aktuellen<br />
Plänen der Regierung als auch den Maßnahmen ausländischer<br />
Investoren im Fokus des Interesses. Im Bereich<br />
Photovoltaik kommen hauptsächlich Anwendungen zum<br />
Einsatz, die nicht an das Netz angeschlossen sind und<br />
überwiegend im Rahmen von nationalen Programmen<br />
entwickelt werden. 2001 gab es insgesamt 300 installierte<br />
PV-Anlagen. Nach wie vor speisen diese keinen Strom in<br />
das integrierte Stromversorgungssystem ein, sie dienen<br />
primär der Stromversorgung in ländlichen Gegenden.<br />
Bislang wird in Panama keine Energie aus Geothermie erzeugt.<br />
Einer der häufig angeführten Gründe hier<strong>für</strong> sind<br />
die niedrigen Produktionskosten Costa Ricas, mit denen<br />
Panama nicht konkurrieren könnte.<br />
Die Internetseite »Energía Renovable Panama« 8 bietet<br />
Informationen zu den erneuerbaren Energieressourcen<br />
des Landes. Die Seite (die 2009 online ging) scheint<br />
aber momentan noch im Aufbau zu sein, da Informationen<br />
aus verschiedenen Bereichen der Homepage nicht<br />
abgerufen werden können und auch Links nicht richtig<br />
funktionieren.<br />
Strompreise<br />
Der Energiesektor funktioniert nach dem Modell eines<br />
Großhandelsmarktes, in dem Verteilergesellschaften<br />
Energie entweder über den Spot-Markt <strong>für</strong> Elektriziät<br />
oder über Energieversorgungsverträge erwerben können,<br />
die nach dem Wettbewerbsprinzip an Stromerzeugungsunternehmen<br />
vergeben werden. Die jeweiligen Konditionen<br />
und Preise sind in den Verträgen der verschiedenen<br />
7 ETESA. Plan de Expansión del Sistema Interconectado<br />
Nacional 2007-2021, 2007<br />
8 www.energiarenovablepanama.com<br />
PANAMA |<br />
145<br />
Marktakteure festgelegt. Innerhalb des regulierten Übertragungs-<br />
und Verteilersystems werden der Zugang und<br />
die Endverbrauchertarife durch die Regulierungsbehörde<br />
ERSP festgelegt. Die Tarife ermöglichen finanzielle Nachhaltigkeit,<br />
da sie Kostendeckung und Abgeltungsgebühren<br />
<strong>für</strong> investiertes Kapital zulassen, die durch Benchmarking<br />
mit einem rentablen Unternehmen aus dem gleichen<br />
Bereich und mit vergleichbarem Risiko bemessen werden.<br />
Die Tarife fördern darüber hinaus die Wirtschaftlichkeit,<br />
da sie sich an der Preisstruktur des Wettbewerbsmarkts<br />
orientieren und bei ihrer Festsetzung nicht nur die Kosten,<br />
sondern auch die erwarteten Zuwächse in der Produktivität<br />
einkalkuliert werden.<br />
Nach der Privatisierung des Strommarktes waren die<br />
durchschnittlichen Preise pro kWh, die von den verschiedenen<br />
Übertragungsunternehmen angeboten wurden,<br />
zunächst niedriger als die vorherigen Tarife, die das Institut<br />
<strong>für</strong> Wasserwirtschaft und Elektrifizierung (IHRE)<br />
festgesetzt hatte. Aufgrund des Anstiegs der Benzinpreise<br />
zwischen 1999 und 2007 sind die Preise <strong>für</strong> die Endverbraucher<br />
jedoch wieder von 35,12 €/MWh im Jahr 2004<br />
auf 87,05 €/MWh im Jahr 2009 gestiegen. Dies ist der<br />
Preis innerhalb des Spot-Markts, in dem die ERSP mit<br />
Energie handelt, die nicht durch bilaterale Verträge verkauft<br />
worden ist.<br />
Liberalisierung<br />
Der Strommarkt wurde 1996/1997 mit der Einrichtung<br />
der Regulierungsbehörde <strong>für</strong> öffentliche Dienstleistungen<br />
(ERSP) im Rahmen des Gesetzes Nr. 6 vom 3. Februar<br />
1997 restrukturiert. Im Zuge dieses Umstrukturierungsprozesses<br />
wurden Wettbewerbs- und Monopolbestimmungen<br />
sowie Beschränkungen <strong>für</strong> Unternehmen festgelegt,<br />
die in den Bereichen Übertragung und Verteilung<br />
tätig sind. 1998 spaltete die Zentralregierung Erzeugung,<br />
Verteilung und Übertragung vom Instituto de Recursos<br />
Hidrológicos y Electrificación, ab, einem ehemals staatlichen<br />
Betrieb, der <strong>für</strong> die Kontrolle und die Koordination<br />
des Strommarktes in Panama zuständig war. Heute<br />
besteht der Großhandelsmarkt aus einem regulierten und<br />
einem nicht regulierten Markt. Auf dem nicht regulierten<br />
Markt können die Erzeuger Preise und die Mengen,
die an die verschiedenen Abnehmer (darunter Verteilergesellschaften,<br />
Großverbraucher, Vermarkter und ausländische<br />
Unternehmen) verkauft werden, frei verhandeln.<br />
Strom, der über vertragliche Vereinbarungen vertrieben<br />
wird, wird auf dem Spot-Markt verkauft. 2008 wurden 71<br />
% der auf dem Strommarkt Panamas verkauften Energie<br />
über bilaterale Verträge verkauft, während die restlichen<br />
29 % auf dem Spot-Markt verkauft wurden.<br />
Ländliche Elektrifizierung<br />
1990 hatten nur 59,4 % der Bevölkerung in Panama Zugang<br />
zu Strom, bis 2006 stieg ihr Anteil auf 87,1 %. Die<br />
Regierung hat im Rahmen des Nationalen Energieplans<br />
ein Programm zur Elektrifizierung ländlicher Gebiete<br />
ins Leben gerufen (PLANER), das den Anteil bis 2014<br />
auf 90 % erhöhen soll, indem Kraftwerke zum Einsatz<br />
kommen, die mit erneuerbaren Ressourcen betrieben<br />
werden und nicht ans Netz angeschlossen sind. Ziel des<br />
Programms ist es, über 70 000 Haushalte, die derzeit noch<br />
zu weit vom existierenden Stromnetz entfernt sind, mit<br />
Strom zu versorgen. Die Mittel, die zur Realisierung des<br />
Projektes benötigt werden, stellt die Interamerikanische<br />
Entwicklungsbank bereit. Eines der Programme der Regierung,<br />
das erneuerbare Energien fördern soll, ist das<br />
SOLEDUSA-Programm. Im Rahmen dieses Projekts,<br />
das von der Europäischen Kommission mit über 9 Mio. €<br />
finanziert wird, sollen in den Bereichen Ausbildung und<br />
Gesundheitswesen neue Technologien in abgelegenen<br />
Gebieten Panamas (mit Fokus auf den Provinzen Ngobe<br />
und Veraguas) einführen, die keinen Zugang zum Stromnetz<br />
haben. Das Projekt läuft seit 2006 und wird 2009<br />
beendet. Ziel ist es, 400 Schulen und 70 Gesundheitszentren<br />
durch netzunabhängige PV-Anlagen mit Energie zu<br />
versorgen. Ende 2008 wurden durch das Projekt bereits<br />
331 Schulen, 91 Gesundheitszentren und 30 Funkstationen<br />
mit Energie versorgt. 2007 wurde die Provinz Calobre<br />
in das Projekt mit eingeschlossen, das Projekt wurde<br />
bis 2013 verlängert.<br />
6.3 Marktakteure<br />
PANAMA | 146<br />
Ministerio de Economía y Finanzas (MEF)<br />
Das Ministerium <strong>für</strong> Wirtschaft und Finanzen (MEF)<br />
wurde Ende 1998 eingerichtet und ging aus einer Fusion<br />
des früheren Ministeriums <strong>für</strong> Planung und Ökonomische<br />
Politik mit dem Finanzministerium hervor. Es wurde eingerichtet,<br />
um die Finanzplanung und Finanzierung nationaler<br />
Fonds zu verbessern. Das Ministerium ist zuständig<br />
<strong>für</strong> alle Fragen rund um wirtschaftspolitische Initiativen,<br />
Programme zur Koordinierung von öffentlichen Investitionen<br />
und sozialpolitischen Strategien, Ausarbeitung und<br />
Durchführung von Regierungsinitiativen im Bereich Planung,<br />
Ausarbeitung, Ausführung und Kontrolle des staatlichen<br />
Gesamthaushaltes sowie <strong>für</strong> die Entwicklung und<br />
Durchführung von Finanzprogrammen der Regierung.<br />
Das MEF besteht aus 19 verschiedenen Unterabteilungen,<br />
darunter die Nationale Kommission <strong>für</strong> Energiepolitik.<br />
Comisión de Política Energética (COPE / MEF)<br />
Als Unterabteilung des MEF ist die Nationale Kommission<br />
<strong>für</strong> Energiepolitik (COPE/MEF) <strong>für</strong> die Erarbeitung<br />
von Strategien und Richtlinien <strong>für</strong> den Energiesektor<br />
zuständig, welche die Versorgungssicherheit<br />
gewährleisten. Der Vorsitzende der Kommission ist der<br />
Minister <strong>für</strong> Planung und Wirtschaftspolitik, die beiden<br />
anderen Mitglieder der Kommission sind der Minister <strong>für</strong><br />
Industrie und Handel und der Minister <strong>für</strong> Staatshaushalt<br />
und Finanzen. Die COPE/MEF hat einen geschäftsführenden<br />
Direktor, der <strong>für</strong> fünf Jahre eingesetzt wird, und<br />
setzt sich aus technischen Experten und administrativem<br />
Personal zusammen. In der Verantwortlichkeit der Kommission<br />
liegen die Analyse und Auswertung nationaler<br />
Energierichtlinien, die Organisation und das Management<br />
des SIN und die Entwicklung von Plänen und politischen<br />
<strong>Vorlage</strong>n rund um die Energienutzung sowohl<br />
im privaten als auch im öffentlichen Bereich. Im Bereich<br />
erneuerbare Energien veröffentlicht diese Einrichtung insbesondere<br />
Online-Informationen zu folgenden Themen:<br />
Regulierung erneuerbarer Energie in Panama, Statistiken<br />
zu erneuerbaren Energieressourcen in Panama und<br />
Leitfäden zu Solarenergie, Windkraft, Wasserkraft und
Biomasse. 9 Die Einrichtung unterstützt außerdem das<br />
SOLEDUSA-Programm, das die Nutzung von Photovoltaik<br />
im Land fördert.<br />
Ministerio de Comercio e Industrias <strong>–</strong> Dirección de<br />
Hidrocarburos y Energías Alternativas<br />
Die Direktion <strong>für</strong> fossile Brennstoffe und alternative<br />
Energien wurde 2006 vom Ministerium <strong>für</strong> Industrie und<br />
Finanzen geschaffen und ist die wichtigste Behörde des<br />
Landes <strong>für</strong> alle Aktivitäten in den Bereichen fossile Brennstoffe<br />
und alternative Energien. Sie ist <strong>für</strong> die Beschleunigung<br />
und Aufhebung von Verträgen, Genehmigungen<br />
und Registrierungen zuständig und agiert als regulierende<br />
Instanz aller Tätigkeiten in beiden Marktsegmenten. Das<br />
Ministerium <strong>für</strong> Industrie und Handel hat den Nationalen<br />
Plan <strong>für</strong> fossile Brennstoffe und alternative Energien<br />
in Panama erarbeitet.<br />
Die Direktion <strong>für</strong> fossile Brennstoffe und alternative<br />
Energien ist die wichtigste Behörde des Landes ist, die<br />
mit der Förderung und dem Einsatz erneuerbarer Energien<br />
betraut ist. Derzeit konzentriert sie ihre Aktivitäten<br />
jedoch mehr auf die Förderung und den Einsatz von Öl<br />
als Energiequelle, wie aus den Informationen, die sie veröffentlicht,<br />
ersichtlich ist.<br />
Autoridad Nacional de los Servicios Públicos (ASEP)<br />
Die Nationale Behörde <strong>für</strong> öffentliche Dienstleistungen<br />
wurde 1996 als ERSP (Regulierungsbehörde <strong>für</strong> öffentliche<br />
Dienstleistungen) gegründet und trägt ihren jetzigen<br />
Namen seit 2006. Ihre Aufgabe ist die Kontrolle aller staatlichen<br />
Aktivitäten in den Bereichen Wasser- und Abwasserwirtschaft,<br />
Telekommunikation und Stromversorgung.<br />
Die ASEP ist <strong>für</strong> die Schaffung von Regeln, Normen<br />
und Bestimmungen <strong>für</strong> Aktivitäten im Energiesektor zuständig.<br />
Zu den wichtigsten Aufgaben der ERSP, die im<br />
Stromgesetz festgelegt sind, gehören: die Ausstellung von<br />
Konzessionen, Lizenzen und anderen Genehmigungen <strong>für</strong><br />
öffentliche Dienstleister (darunter neue Wasserkraft- und<br />
Geothermiekraftwerke) sowie staatliche Übertragungs-<br />
und Verteilergesellschaften; die Festsetzung von Effizienz-<br />
und Leistungsstandards <strong>für</strong> die unterschiedlichen öffentlichen<br />
Dienstleister; die Definition von Rechten und<br />
9 http://www.mef.gob.pa/Cope/<br />
PANAMA |<br />
147<br />
Pflichten von Versorgern und Verbrauchern; die Schaffung<br />
von Prinzipien, Methoden und Formeln zur Festsetzung<br />
von Tarifen in den Bereichen des regulierten Marktes, die<br />
in ihren Kompetenzbereich fallen; die Schlichtung von<br />
Konflikten zwischen öffentlichen Dienstleistern aus ihrem<br />
Kompetenzbereich und anderen Regierungsstellen und<br />
Gemeinden bzw. Kunden; die Förderung von Wettbewerb<br />
und Effizienz in den Bereichen, die in ihre Verantwortung<br />
fallen und der Schutz vor monopolistischem oder diskriminierendem<br />
Verhalten. Diese Behörde spielt momentan<br />
eine zentrale Rolle in den Aktivitäten zur Koordinierung<br />
und Organisation des Strommarktes.<br />
Empresa Nacional de Transmisión Eléctrica SA<br />
(ETESA)<br />
Die nationale Stromübertragungsgesellschaft ETESA ist<br />
ein staatlicher Betrieb, der 1998 nach Abschluss der Restrukturierung<br />
des Strommarktes eingerichtet wurde. Das<br />
Unternehmen bietet landesweit Dienstleistungen im Bereich<br />
Hochspannungs-Stromübertragung an. Es ist darüber<br />
hinaus <strong>für</strong> die Planung des Stromnetzausbaus und <strong>für</strong><br />
den Betrieb des Nationalen Verbundsystems (SIN) über<br />
das Nationale Verteilungszentrum zuständig. Die Einrichtung<br />
ist im Rahmen eines Konzessionsvertrages bis 2025<br />
(mit Option auf Verlängerung) von der Regulierungsbehörde<br />
<strong>für</strong> öffentliche Dienstleistungen (ERSP) dazu ermächtigt,<br />
innerhalb des Landes Übertragungsdienstleistungen<br />
anzubieten.<br />
Centro Nacional de Despacho (CND)<br />
Wie bereits erwähnt, teilt sich der panamaische Strommarkt<br />
in zwei Systeme: Zum einen wird Strom im Rahmen<br />
von bilateralen Verträgen unter den Marktakteuren<br />
(Erzeuger und Verteiler) gehandelt, zum anderen wird<br />
Strom auf dem Spot-Markt verkauft. Das nationale Verteilungszentrum<br />
CND wurde von der ETESA eingerichtet,<br />
um die Verwaltung der Transaktionen und Abläufe auf<br />
dem Strommarkt zu übernehmen. Es ist da<strong>für</strong> zuständig,<br />
die Bedingungen <strong>für</strong> einen freien Wettbewerb unter den<br />
Marktakteuren aufrechtzuerhalten. Darüber hinaus betreibt<br />
es den Spot-Markt, wo der Strom gehandelt wird,<br />
der nicht über bilaterale Verträge verkauft wird.
Energieversorger<br />
Ende 2008 gab es insgesamt zwölf Stromerzeugungsunternehmen,<br />
zwei Eigenversorgungsbetriebe, drei Verteilergesellschaften<br />
und vier Großkonsumenten innerhalb des<br />
SIN. Im Bereich Stromerzeugung haben vier Unternehmen<br />
die größten Marktanteile: Fortuna (18,32 %), AES<br />
Panama (29,42 %), Bahía Las Minas (17,09 %) und ACP<br />
(7,31 %). Im Bereich der Stromverteilung kontrollieren<br />
drei Unternehmen die Verteilung im Land: Elektra Noroeste<br />
<strong>–</strong> ELEKTRA (zuständig <strong>für</strong> die Provinzen Colón,<br />
Panama, Kuna Yala und Darién mit 44 % der Endverbraucher<br />
in 2008), Metro-Oeste <strong>–</strong> EDEMET (zuständig <strong>für</strong><br />
die Provinzen Veraguas, Coclé, Herrera und Los Santos<br />
mit 43 % der Endverbraucher in 2008) und Chiriquí<strong>–</strong><br />
EDECHI (zuständig <strong>für</strong> die Provinzen Bocas del Toro<br />
und Chiriquí mit 13 % der Endverbraucher 2008). Die gesamte<br />
Energie, die 2008 von diesen drei Unternehmen auf<br />
dem Markt verkauft wurde, teilt sich folgendermaßen auf:<br />
EDEMET, 50,17 %, ELEKTRA 41,71 % und EDECHI<br />
8,12 %. Als 1998 die Liberalisierung des Strommarktes<br />
in Panama begann, erwarb das spanische Unternehmen<br />
Unión Fenosa Anteile an zwei der Verteilergesellschaften:<br />
EDEMET und EDECHI. Das Unternehmen Constellation<br />
Energy mit Hauptsitz in den USA erwarb die dritte<br />
Verteilergesellschaft ELEKTRA Noreste. Das Übertragungssystem<br />
liegt allein in der Verantwortung der ETESA<br />
(siehe oben).<br />
Asociación de Productores Panameños de<br />
Energías Renovables<br />
Obwohl es Hinweise auf einen Panamaischen Verband<br />
der Erzeuger erneuerbarer Energie gibt, der seinen Sitz in<br />
Panama City hat, sind detaillierte Informationen zu dessen<br />
Arbeitsgebieten, Teilnehmern, Projekten etc. nicht<br />
verfügbar.<br />
6.4 Politische Rahmenbedingungen im<br />
Energiesektor<br />
Der grundlegende Rahmen <strong>für</strong> Panamas Energiestrategie<br />
wird vom Nationalen Energieplan (Plan Energético Naci-<br />
PANAMA |<br />
148<br />
onal 2005<strong>–</strong>2020) gesteckt, der von der Kommission <strong>für</strong><br />
Energiepolitik herausgegeben wurde. Er enthält die Ziele<br />
der nationalen Energiepolitik und entsprechende Strategien,<br />
um diese Ziele umzusetzen. Der Plan ist in fünf<br />
Einzelstrategien unterteilt:<br />
Strategie zur flächendeckenden Stromversorgung: Sie<br />
analysiert den kurzfristigen Strombedarf im Land und<br />
entwirft Lösungsansätze, um die Sicherheit der Stromversorgung<br />
mithilfe verschiedener Maßnahmen zu gewährleisten,<br />
insbesondere durch die Steigerung der<br />
Stromerzeugung mit Hilfe von Wasserkraft (Bau neuer<br />
Kraftwerke, Steigerung der Kapazitäten bereits existierender<br />
Kraftwerke). Der Plan zur Elektrifizierung ländlicher<br />
Gebiete gehört ebenfalls zu dieser Strategie.<br />
Strategie zur rationellen und effizienten Nutzung von<br />
Energie: Sie zielt auf die Förderung von Maßnahmen in<br />
den Bereichen Energiesparen und Energieeffizienz ab, um<br />
die bessere Nutzung der Energieressourcen innerhalb des<br />
Landes zu fördern. Das Dokument sieht die Schaffung<br />
eines Regelwerks vor (Gesetz zur Förderung des Energiesparens<br />
und der rationellen und effizienten Nutzung von<br />
Energie) und stellt ein Paket an Energieeffizienzmaßnahmen<br />
zusammen, die in den verschiedenen Sektoren zur<br />
Anwendung kommen sollen (z. B. Regierung, Industrie,<br />
Gewerbe, Privathaushalte).<br />
Strategie <strong>für</strong> erneuerbare Energien: Sie zielt auf die Förderung<br />
der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien im<br />
Land ab. Die in diesem Plan enthaltenen Hauptstrategien<br />
sind: Entwicklung des Gesetzes 45 zur Förderung erneuerbarer<br />
Energie in Panama, Lahmeyer-Studie zur Evaluation<br />
des nationalen Windpotenzials und das Solarprojekt<br />
SOLEDUSA.<br />
Strategie zum Zusammenschluss von Energiesystemen:<br />
Sie zielt auf die Förderung des Zusammenschlusses der<br />
Energiesysteme von Panama, Zentralamerika und Kolumbien<br />
ab. Diese Hauptinhalte dieser Strategie beziehen sich<br />
auf die SIEPAC-Projekte und das Vernetzungsprojekt<br />
Panama-Kolumbien.<br />
Strategie <strong>für</strong> fossile Brennstoffe und alternative Energien:<br />
Sie definiert erste Maßnahmen zur Diversifizierung<br />
der Primärenergiequellen im Land und zur Senkung der<br />
Energiepreise. Die in diesem Dokument präsentierten
Lösungsansätze beinhalten folgende Themen: Durchführung<br />
von Machbarkeitsstudien zur Einführung von<br />
Erdgas im Land, effiziente Nutzung von Biogas, das aus<br />
Deponierückständen gewonnen wird, und Nutzung von<br />
Biomasse in Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen.<br />
Gesetz Nr. 6 <strong>–</strong> das Gesetz zur öffentlichen Stromversorgung<br />
von 1997 <strong>–</strong> wurde von der Kommission <strong>für</strong> Energiepolitik<br />
(CNPE) verabschiedet, um eine neue Strategie<br />
festzulegen und Bestimmungen <strong>für</strong> den Energiesektor<br />
und Richtlinien <strong>für</strong> die projektierten Maßnahmen zu formulieren.<br />
Das Gesetz schafft die Basis <strong>für</strong> Preise, Tarife,<br />
Subventionen und Sanktionen und schafft Richtlinien<br />
zum Schutz der Umwelt und zur Förderung von Energieeffizienz<br />
und Energiesparmaßnahmen. Es definiert darüber<br />
hinaus die spezifischen Pflichten der Regulierungsbehörde<br />
<strong>für</strong> öffentliche Dienstleistungen.<br />
Bis auf Gesetz Nr. 45, das die Förderung von Wasserkraftwerken<br />
und erneuerbaren Energieressourcen zum Thema<br />
hat und im folgenden Kapitel genauer vorgestellt wird,<br />
wurde in jüngerer Zeit keine Bestimmung in Bezug auf<br />
Energieregulierung im Land verabschiedet.<br />
Mit dem Ziel, eine Strategie auszuarbeiten, die den in<br />
Gesetz Nr. 6 von 1997 definierten Richtlinien und den<br />
allgemeinen Zielen der Energiepolitik des Landes entspricht,<br />
führte die Kommission <strong>für</strong> Energiepolitik eine<br />
Beratung zum Thema »Entwicklung eines einheitlichen<br />
Strategie- und Verstärkungsplans <strong>für</strong> die COPE/MEF«<br />
durch, die mit Geldern des Projekts <strong>für</strong> technische Hilfe<br />
bei der Umstrukturierung von Energieversorgungsunternehmen<br />
der Weltbank finanziert wurde. Die folgende<br />
Liste fasst die Maßnahmen und Untersuchungen zusammen,<br />
die im Rahmen dieses Programms durchgeführt<br />
wurden:<br />
Analyse zur Stromversorgung der Zukunft inklusive einer<br />
Evaluation der verschiedenen Energieressourcen im Land<br />
(erneuerbare Energien, Erdgas, Kohle, Wasserkraft) sowie<br />
des regionalen Verbundnetzes<br />
• Analyse der aktuellen Energienutzung und Energieeffizienz<br />
als Basis <strong>für</strong> eine Strategie zur rationellen und effizienten<br />
Nutzung von Energie und einen Aktionsplan<br />
<strong>für</strong> den privaten und den öffentlichen Sektor<br />
PANAMA |<br />
149<br />
• Evaluation des Windenergiepotenzials in Panama <strong>–</strong><br />
Lahmeyer/ETESA/PNUD (Phase 2 besteht aus einem<br />
Großprojekt)<br />
• Umsetzung des Plans zur institutionellen Unterstützung<br />
des Büros zur Elektrifizierung ländlicher Gebiete,<br />
um die Stromabdeckung innerhalb von zehn Jahren<br />
von 81% auf 95% zu steigern<br />
• Studie »Beschleunigung der Stromabdeckung in ländlichen<br />
Gebieten Panamas« in technischer Zusammenarbeit<br />
mit der IADB Bank<br />
• Evaluation des landesweiten geothermischen Potentials<br />
6.5 Rahmenbedingungen <strong>für</strong><br />
erneuerbare Energien<br />
Strategien und Ziele <strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />
Über das Ministerium <strong>für</strong> Gewerbe und Industrie hat die<br />
Regierung die nationalen Richtlinien in Bezug auf fossile<br />
Brennstoffe und alternative Energien veröffentlicht. 10<br />
Das Dokument enthält einen Abschnitt, der sich mit der<br />
Förderung alternativer Energien im Land befasst. Erneuerbare<br />
Energien, die als profitabel eingestuft werden, sind<br />
Wasserkraft, Windkraft, Solarenergie, Torf und Biodiesel<br />
(aus Zuckerrohr). Obwohl es Beschreibungen der verschiedenen<br />
Technologien und Empfehlungen zu jeder<br />
einzelnen der erneuerbaren Energiequellen gibt, werden<br />
keine spezifischen Ziele, Maßnahmen oder Strategien genannt,<br />
um die tatsächliche Umsetzung und Entwicklung<br />
der Stromproduktion aus erneuerbaren Energieressourcen<br />
zu fördern.<br />
Der »Strategische Plan <strong>für</strong> erneuerbare Energien im Nationalen<br />
Energieplan 2005<strong>–</strong>2020« enthält kurzfristige<br />
Maßnahmen zur Förderung von erneuerbaren Energien<br />
im Land. Der Plan hat ein Potenzial von 2 400 MW aus<br />
Wasserkraft und von über 160 MW 11 aus Windkraft und<br />
Biomasse identifiziert. Diese Maßnahmen schließen die<br />
Installation neuer Wasserkraftanlagen bis 2009, die Nutzung<br />
des Windkraftpotenzials im Land (ohne konkrete<br />
Nennung spezifischer Maßnahmen zur Umsetzung) und<br />
die Entwicklung des Potenzials <strong>für</strong> Solarenergie (SOLE-<br />
DUSA-Projekt) mit ein. Besonderes Augenmerk wird auf<br />
10 Política Nacional de Hidrocarburos y Energías Alternativas<br />
11 Das geplante Potenzial wird allein schon mit den Projekten, die kurzfristig<br />
(2008<strong>–</strong>2011) in Panama realisiert werden, erreicht bzw. übertroffen. Insgesamt<br />
erzeugen diese eine Leistung von 600 MW.
die Anwendung des Gesetzes Nr. 45 vom 4. August 2004<br />
gelegt, das eine Reihe von Anreizen zur Förderung von<br />
Wasserkraftwerken und anderer neuer, erneuerbarer und<br />
sauberer Energieressourcen schafft.<br />
Der nationale Energieplan enthält außerdem den »Strategischen<br />
Plan <strong>für</strong> fossile Brennstoffe und Biokraftstoffe«,<br />
der sich mit der Förderung der Nutzung von<br />
Biomasse zur Energieerzeugung im Land sowie mit der<br />
Produktion von Biokraftstoffen befasst. Um dieses Ziel<br />
zu erreichen, sieht der Plan die Nutzung von Hausmüll<br />
aus Mülldeponien zur Biogasproduktion (zur Stromerzeugung),<br />
die Nutzung von Biomasse <strong>für</strong> Anlagen mit<br />
Kraft-Wärme-Kopplung und die Nutzung von Torf zur<br />
Stromerzeugung vor.<br />
Rechtliche Rahmenbedinungen und<br />
Förderung erneuerbarer Energien<br />
Im Rahmen des Gesetzes Nr. 45 vom 4. August 2004<br />
bietet die Regierung verschiedene Vergünstigungen <strong>für</strong><br />
Kraftwerke an, die Strom aus Wasserkraft oder anderen<br />
erneuerbaren Energieressourcen produzieren. Die Art der<br />
Vergünstigungen hängt von der Leistung 12 der jeweiligen<br />
Anlage ab. Die Vergünstigungen schließen Steuerbefreiungen,<br />
Befreiung von Übertragungs- und Verteilergebühren<br />
und weitere Steueranreize ein.<br />
Anlagen <strong>für</strong> erneuerbare Energien bis 500 kW, die zur<br />
Eigenversorgung errichtet werden und nicht an das Netz<br />
angeschlossen sind, sind von Einfuhrzöllen auf die technische<br />
Ausrüstung und auf Ersatzteile, die <strong>für</strong> den Bau und<br />
Betrieb des Kraftwerks nötig sind, befreit.<br />
Für mit erneuerbarer Energie betriebene Anlagen bis 10<br />
MW sind folgende Vergünstigungen vorgesehen:<br />
• Befreiung von Übertragungs- oder Verteilergebühren<br />
• Befreiung von Einfuhrzöllen auf technische Ausrüstung<br />
oder Ersatzteile, die zum Bau und Betrieb des<br />
Kraftwerkes nötig sind<br />
• Kraftwerkbetreiber können Steuervorteile geltend machen,<br />
die ihnen eine Einkommenssteuerbefreiung von<br />
bis zu 25 % auf direkte Projektkosten verschaffen, die<br />
in den ersten 10 Jahren des Anlagenbetriebs anfallen<br />
• Kraftwerkbetreiber können Subventionen zur Finan-<br />
12 Die Kategorien werden folgendermaßen definiert: Einrichtungen bis 500<br />
kW, Einrichtungen bis 10 MW, Einrichtungen zwischen 10 und 20 MW und<br />
Einrichtungen mit Kapazitäten über 20 MW.<br />
PANAMA |<br />
150<br />
zierung von bis zu 5% der direkten Projektkosten <strong>für</strong><br />
alle Anlagen beantragen, die <strong>für</strong> die öffentliche Versorgung<br />
vorgesehen sind<br />
• Kraftwerkbetreiber dürfen bis zu 15 % der produzierten<br />
Energie an eine Verteilergesellschaft ihrer Wahl verkaufen,<br />
unabhängig davon, wo sich das Kraftwerk befindet,<br />
• Der erzeugte Strom darf auf dem Spot-Markt verkauft<br />
werden<br />
Anlagen <strong>für</strong> erneuerbare Energien mit einer Leistung<br />
zwischen 10 MW und 20 MW genießen die gleichen<br />
Vergünstigungen wie die <strong>für</strong> 10 MW-Kraftwerke mit folgenden<br />
Ausnahmen:<br />
• Befreiung von Übertragungsgebühren <strong>für</strong> die ersten 10<br />
MW in den ersten 10 Jahren, in denen das Kraftwerk<br />
in Betrieb ist<br />
• Keine Erlaubnis, direkte Verträge mit der Verteilergesellschaft<br />
abzuschließen<br />
• Der Steueranreiz von bis zu 25 % der direkten Projektkosten<br />
zur Reduktion der anfallenden CO2-Emissionen<br />
kann nur auf 50 % der Einkommenssteuer und<br />
nicht auf 100% angewandt werden.<br />
Anlagen <strong>für</strong> erneuerbare Energien mit einer Leistung über<br />
20 MW haben die gleichen Vorteile wie Anlagen mit einer<br />
Leistung bis 20 MW, müssen aber Übertragungsgebühren<br />
zahlen.<br />
Clean Development Mechanism (CDM)<br />
Panama hat im März 1999 das Kyoto-Protokoll ratifiziert,<br />
die Nationale Umweltbehörde (ANAM) 13 ist die<br />
Einrichtung, die <strong>für</strong> alle CDM-Belange zuständig ist. Sie<br />
agiert als nationale Aufsichtsbehörde (DNA) und ist <strong>für</strong><br />
die Bewertung und Bewilligung von Projekten zuständig,<br />
die im Rahmen der CDM-Bestimmungen zugelassen werden<br />
sollen. Darüber hinaus bietet die ANAM technische<br />
Unterstützung und Beratung <strong>für</strong> private und öffentliche<br />
Einrichtungen bei der Umsetzung von CDM-Projekten.<br />
Neben ihrer Rolle als nationale Aufsichtsbehörde ist die<br />
ANAM <strong>für</strong> die Ausarbeitung, Kontrolle und Durchsetzung<br />
der nationalen Klimapolitik und der Nationalen<br />
Strategie zum Klimawandel verantwortlich, die die Förderung<br />
und Umsetzung von umweltverträglichen Tech-<br />
13 Autoridad Nacional Ambiental, weitere Informationen<br />
unter: www.anam.gob.pa
nologien einschließlich der Nutzung erneuerbarer Energieressourcen<br />
im Land zum Ziel hat.<br />
2008 waren 125 CDM-Projekte in Planung, darunter<br />
17 Windenergieprojekte. 2009 wurden insgesamt<br />
17 Projekte bei der UNFCCC im Rahmen des CDM-<br />
Programms eingereicht, wovon sechs bereits zugelassen<br />
wurden und elf noch im Zulassungsverfahren sind. Unter<br />
den zugelassenen Projekten ist der Windpark von Santa<br />
Fe Energy mit einer geplanten installierten Kapazität von<br />
81 MW (siehe Tabelle 7).<br />
Momentan ist das CDM-Programm eine erfolgreiche<br />
Maßnahme, um die Umsetzung von Projekten mit erneuerbaren<br />
Energien im Land zu fördern, da so Investitionen<br />
in diese Ressourcen attraktiver werden. Es spielt in Panama<br />
eine wichtige Rolle bei der Förderung von Projekten<br />
<strong>für</strong> Strom aus Wasserkraft.<br />
Aktivitäten internationaler Geber<br />
Inter American Development Bank (IADB)<br />
Die Interamerikanische Entwicklungsbank IADB ist eine<br />
internationale Organisation mit Hauptsitz in Washington<br />
DC (USA), die 1959 gegründet wurde. Ihr Ziel ist es,<br />
die wirtschaftliche und soziale Entwicklung Lateinamerikas<br />
und der Karibik sowie die regionale Integration zu<br />
TABELLE 7:<br />
REGISTRIERTE CDM-PROJEKTE IN PANAMA<br />
Project Ort<br />
PANAMA | 151<br />
fördern, indem Gelder primär an Regierungen und Regierungsbehörden<br />
sowie staatliche Unternehmen verliehen<br />
werden. Panama ist eines der Gründungsmitglieder dieser<br />
Institution und außerdem einer der Darlehensnehmer.<br />
Die IADB beteiligt sich durch die Unterstützung mehrerer<br />
Programme (darunter der panamaische Aktionsplan<br />
zum Klimawandel, Programme <strong>für</strong> Bioenergie, Energieeffizienz<br />
und erneuerbare Energien und Programme zur<br />
Elektrifizierung ländlicher Gebiete) an der Förderung erneuerbarer<br />
Energien, der Förderung von Energieeffizienz<br />
und Energiesparprogrammen im Land. Die IADB hat ca.<br />
97,72 Mio. € in Energieprojekte in Panama investiert. 14<br />
Momentan wird das SIEPAC-Projekt (siehe Kapitel zum<br />
Stromnetz) mithilfe des IADB-Fonds realisiert.<br />
Central American Bank for Economic Integration<br />
Die Zentralamerikanische Bank <strong>für</strong> wirtschaftliche Integration<br />
ist eine internationale Organisation, deren Hauptsitz<br />
sich in Tegucigalpa (Guatemala) befindet und die 1960 von<br />
den Republiken Guatemala, Honduras, El Salvador, Nicaragua<br />
und Costa Rica gegründet wurde. Sie hat das Ziel,<br />
die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Region<br />
Zentralamerika zu fördern. Die Bank finanziert das Projekt<br />
»Accelerating Investments in Renewable Energies in<br />
Central America <strong>–</strong> ARECA« 15 . Ziel des Projektes ist es,<br />
Umfang<br />
(MW)<br />
Jährliche<br />
Einsparungen<br />
(ktCO ² eq) IZF<br />
"Los Algarrobos" Kleinwasserkraftwerk Chiriquí 9.73 37.213 13_14 %<br />
(< 11 % ohne<br />
CERs)<br />
Projekt zur Modernisierung und Aufrüstung<br />
des Wasserkraftwerks Dolega (auf 3,12 MW)<br />
Projekt zur Modernisierung und Aufrüstung<br />
des Wasserkraftwerks Macho de Monte (von<br />
0,7 MW auf 2,4 MW)<br />
Jahr der<br />
Anmeldung<br />
2005<br />
Chiriquí 0.3 12.167 <strong>–</strong> 2005<br />
Chiriquí 1.7 10.963 <strong>–</strong> 2005<br />
Wasserkraftwerk Concepción Chiriquí 10 36.126 13_14 %<br />
(< 11 % ohne<br />
CERs)<br />
Wasserkraftwerk Paso Ancho Chiriquí 5 22.233 - 2007<br />
Santa Fe Energy Windpark Veraguas 81 172.877 - 2009<br />
Quelle: UNFCCC<br />
2006<br />
14 Weitere Informationen unter: http://www.iadb.org/countries/home.cfm?id_<br />
country=PN&Language=English<br />
15 »Acelerando las Inversiones en Energía Renovable en Centroamérica«, weitere<br />
Informationen unter: http://www.bcie.org/spanish/banca-inversion-desarrollo/desarrollo-competitividad/areca.php
Anreize <strong>für</strong> Investitionen in Projekte mit erneuerbaren<br />
Energien zu schaffen, insbesondere <strong>für</strong> Anlagen mit einer<br />
Leistung von unter 10 MW, die Bevölkerungsgruppen in<br />
Regionen, die nicht ans Netz angeschlossen sind, durch<br />
emissionsarme Technologien mit Energie versorgen.<br />
6.6 Marktpotenzial <strong>für</strong> Windenergie<br />
Windenergiepotenziale<br />
2006 erarbeitete die ETESA in Zusammenarbeit mit dem<br />
UNDP und dem Unternehmen Lahmeyer International<br />
einen Windatlas von Panama. Für die Studie wurden an<br />
sechs Orten im Land Messungen durchgeführt, um das<br />
Windpotenzial zu ermitteln.<br />
Der Lahmeyer-Studie zufolge bewegen sich die Windgeschwindigkeiten<br />
im Land zwischen 1 m/s und 6 m/s<br />
bei einer Höhe von 40 m. Drei Gebiete in der zentralen<br />
Gebirgskette von Panama bieten mit durchschnittlichen<br />
Windgeschwindigkeiten von über 10 m/s die besten Bedingungen<br />
<strong>für</strong> Windparks. Es handelt sich dabei um die<br />
Standorte Cerro Tute (Provinz Veraguas), La Miel (Provinz<br />
Los Santos) und Boquete (Provinz Chiriquí).<br />
Der Windatlas von Panama kann von der Internetseite<br />
von COPE downgeloadet werden: www.mef.gob.pa/<br />
cope/index.htm (auf »Energía Eólica« auf der linken<br />
Seite klicken).<br />
Außerdem gibt es die frei zugängliche Informationsquelle<br />
»3tier«, die Winddaten auf hohem Niveau anbietet. Die<br />
Internetseite von 3tier ist www.3tiergroup.com/wind/<br />
overview.<br />
Rahmenbedingungen <strong>für</strong> Windenergie<br />
Es gibt in Panama momentan keine eigene Gesetzgebung<br />
<strong>für</strong> Windenergie. Die Regulierung des Netzzuganges<br />
und der Stromverteilung von Windkraftwerken wird<br />
durch das allgemeine Stromgesetz Nr. 6 vom 3. September<br />
1997 geregelt.<br />
Als unterstützende Maßnahmen gelten die Bestimmungen<br />
von Gesetz Nr. 45 vom 3. September 2004, wie im<br />
vorhergehenden Kapitel über Regelungen zur Förderung<br />
Erneuerbarer Energien dargestellt.<br />
PANAMA |<br />
152<br />
Derzeitige Nutzung von Windenergie<br />
und geplante Projekte<br />
Nach dem letzten Bericht (»Wind Energy International<br />
2009<strong>–</strong>2010«) von World Wind Energy International lag<br />
die installierte Leistung an Windkraft in Panama Ende<br />
2008 bei 0 MW. Diese Situation wird sich jedoch vermutlich<br />
bald ändern, da die Landesregierung bereits 24<br />
Lizenzen <strong>für</strong> Windprojekte erteilt hat.<br />
Derzeit sind Windparks von folgenden Unternehmen in<br />
Planung:<br />
• Das Unternehmen Aerogeneradores de Cerro Azul<br />
plant zusammen mit dem deutschen Unternehmen<br />
WIND7AG den Bau eines 200 MW Windparks im<br />
Küstengebiet der Provinz Colón, <strong>für</strong> den eventuell<br />
der Hafendamm der ACP (Dienststelle des Panamakanals)<br />
im Norden des Landes als Aufstellungsort <strong>für</strong><br />
die Windräder genutzt wird. Für das Projekt werden<br />
momentan die zu erwartenden Auswirkungen auf die<br />
Umwelt ermittelt.<br />
• Das Unternehmen WIND7 <strong>–</strong> Central America (ein<br />
Tochterunternehmen der WIND7AG) plant den Bau<br />
eines 120 MW Windparks im Norden der Provinz Bocas<br />
del Toro. Darüber hinaus gibt es Pläne zur Entwicklung<br />
eines 80 MW Windparks in der Provinz Veraguas,<br />
der gemeinsam mit dem Unternehmen Santa Fe Energy<br />
realisiert werden soll. Derzeit werden Machbarkeitsstudien<br />
durchgeführt.<br />
• Energy Environmental Engineering (3E) hat unter Beteiligung<br />
des deutschen Unternehmens Plan8 GmbH<br />
mit Tests <strong>für</strong> einen 180-MW-Windpark auf der Halbinsel<br />
Azuero und «La Colorada« in der Provinz Coclé<br />
begonnen.<br />
• Das Unternehmen Enrilnews führt derzeit Windmessungen<br />
in Toabre <strong>für</strong> ein weiteres Windkraftprojekt im Norden<br />
der Provinz Coclé durch. Dieser Windpark würde<br />
die landesweite Leistung um 225 MW erweitern und 540<br />
TWh generieren (was 9% des Verbrauchs von Panama<br />
entspricht). Das Projekt wird in zwei Phasen entwickelt:<br />
In der ersten Phase werden 150 MW installiert und der<br />
Betrieb wird 2010 aufgenommen, in Phase zwei wird die<br />
Anlage ab 2011 um die restlichen 75 MW erweitert.
Geschäftsklima<br />
Die geringe Größe des Strommarktes in Panama könnte<br />
Investitionen in erneuerbare Energien begrenzen, da sie<br />
<strong>für</strong> die Installation großer Windparks im Land nicht<br />
ausreicht (der durchschnittliche Umfang derzeitiger Projekte<br />
liegt bei ca. 100 MW). Diese Situation könnte sich<br />
ändern, sobald die SIEPAC und die Verbindung Kolumbien-Panama<br />
fertig gestellt sind, da die Erweiterung der<br />
Netzkapazität und der Exportmöglichkeiten die Installation<br />
großer Windparks von bis zu 600 MW erlauben<br />
würde. Eine Aufrüstung des Netzes ist notwendig, weil<br />
in Panama Gebiete mit viel versprechendem Potenzial<br />
<strong>für</strong> Windkraft sehr weit von den Bedarfszentren entfernt<br />
sind und lange und teure Übertragungsleitungen benötigt<br />
werden, um die Energieversorgung dort sicherzustellen,<br />
wo sie gebraucht wird. Außerdem muss der regulierte<br />
Markt angepasst werden, um günstige Bedingungen <strong>für</strong><br />
die Umsetzung von Stromerzeugung aus erneuerbaren<br />
Energieressourcen zu schaffen.<br />
Die Situation in Hinblick auf die Nutzung erneuerbarer<br />
Energien, insbesondere von Windenergie, wird sich aufgrund<br />
von zwei Tatsachen sehr wahrscheinlich ab 2009<br />
ändern. Zum einen hat Panama die Wind Expo 2009<br />
(vom 2. bis zum 4. September) ausgerichtet, die von der<br />
Latin American Wind Energy Association gefördert wird.<br />
Mit dieser Veranstaltung wird die erste Wind Expo, die<br />
2008 in Guadalajara (Mexiko) stattfand, fortgesetzt. Ihr<br />
Ziel ist es, »erfolgreiche Strategien zur Integration von<br />
Windkraft in das lateinamerikanische Energieraster« abzustecken.<br />
Darüber hinaus wird 2009 mit dem Bau erster<br />
Windparks in Panama begonnen, z. B. des 200-MW-<br />
Windparks, der von Aerogeneradores Cerro Azul und<br />
WIND7AG entwickelt wird. Die erfolgreiche Fertigstellung<br />
aller geplanten Windprojekte im Land würde<br />
zusammengerechnet 600 MW installierte Leistung aus<br />
Windkraft ergeben, hier<strong>für</strong> ist das geplante SIEPAC und<br />
die Zusammenschaltung mit Kolumbien notwendig.<br />
Die wichtigsten Investitionen in erneuerbare Energien im<br />
Land stammen nach wie vor von ausländischen Investoren<br />
(internationale private Unternehmen oder multilaterale<br />
PANAMA | 153<br />
Banken). Besonders Projekte mit Windkraft werden von<br />
ausländischen Unternehmen wie WIND7AG (Deutschland)<br />
oder Enrilnews (Spanien) finanziert und durchgeführt.<br />
Anreize durch das Gesetz Nr. 45 schließen die<br />
Befreiung von Einfuhrzöllen auf technische Ausrüstung<br />
ein und fördern damit den Einsatz internationaler Technologie.<br />
Momentan gibt es jedoch keine Programme in<br />
Richtung Forschung und Entwicklung, die auf die Entwicklung<br />
einheimischer Technologie abzielen. Die einzige<br />
Foschungseinrichtung, die sich mit dem Thema erneuerbare<br />
Energien befasst, ist die Technische Universität Panama,<br />
die einen Masterstudiengang Maschinenbau mit<br />
den Schwerpunkten erneuerbare Energien und Umwelt<br />
anbietet.<br />
Die effiziente Umsetzung der Vergünstigungen, die das<br />
Gesetz Nr. 45 von 2004 bietet, und die erfolgreiche Realisierung<br />
aller vorgesehenen Windparks könnten gute<br />
Bedingungen <strong>für</strong> die Nutzung von Windkraft im Land<br />
schaffen. Die Marktbedingungen können durch höhere<br />
Subventionen und Vergünstigungen weiter verbessert<br />
werden und diese könnten sogar die Etablierung einer nationalen<br />
Windkraftindustrie einleiten.<br />
1.7 Adressen und Kontaktdaten<br />
Ministerio de Economía y Finanzas<br />
(Ministerium <strong>für</strong> Wirtschaft und Finanzen)<br />
Vice-Mimisterio de Economía<br />
Vía España, Edificio Ogawa<br />
Panamá República de Panamá<br />
Tel.: + 507 507-7000/+507 507-6600<br />
Vice-Ministerio de Finanzas<br />
Ave. Perú, Anitguo Edificio de Hacienda y Tesoro<br />
Tel.: + 507 507-7600<br />
E-mail: prensa@mef.gob.pa<br />
Comisión de Política Energética<br />
(Komission <strong>für</strong> Energiepolitik)<br />
Vía España, Edificio Otawa, 3ª Piso<br />
Tel.: + 507 507-7042/43
Panamá. República de Panamá.<br />
E-mail: cope@mef.gob.pa<br />
Internet: www.mef.gob.pa/cope/index.htm<br />
Ministerio de Economía y Finanzas <strong>–</strong><br />
Dirección de Hidrocarburos y<br />
Energías Alternas Plaza Edison<br />
Sector El Paical, Pisos 2 y 3<br />
Apartado Postal: 0815-01119<br />
Panamá. República de Panamá.<br />
Tel.: +507 560-0700<br />
Internet: http://www.mici.gob.pa/hidrocar.php<br />
Empresa de Transmisión Eléctrica SA<br />
(Stromübertragungsgesellschaft)<br />
Plaza Sun Tower, Ave. Ricardo J. Alfaro, tercer piso<br />
Tel.: + 507 501-3800<br />
Fax: + 507 501-3506<br />
E-mail: gerinfo@etesa.com.pa<br />
Internet: www.etesa.com.pa<br />
Autoridad Nacional del Ambiente<br />
(Nationale Umweltbehörde)<br />
Edificio 804 Albrook, Apartado C-0843-00793<br />
Balboa, Ancón (Panamá)<br />
Tel.: + 507 500-0814/0815<br />
Internet: www.anam.gob.pa<br />
Centro Nacional de Despacho<br />
(Nationales Ausführungszentrum)<br />
Apartado Postal: 0816 -01552<br />
Zona 5. Panamá R.P.<br />
E-mail: cndweb@etesa.com.pa<br />
Internet: www.cnd.com.pa<br />
Elektra Noreste<br />
Sede Corporativa. Costa del Este<br />
Business Park<br />
Torres Oeste, Piso 3 º<br />
Tel.: + 507 340-4600<br />
Internet: www.elektra.com.pa<br />
Union Fenosa Edemet-Edechi<br />
Av. Diógenes De La Rosa<br />
Albrook Ed. 812.<br />
Panamá. Ciudad de Panamá<br />
Tel.: +507 315-7600/315<br />
Internet: www.ufpanama.com<br />
Dirección de Estadística y Censo<br />
(Behörde <strong>für</strong> Statistik und Volkszählung)<br />
Avenida Balboa y Avenida Federico Boyd<br />
Panamá, República de panamá<br />
Tel.: + 507 510-4800<br />
Fax: + 507 510-4801<br />
E-mail: cie_de@cotraloria.gob.pa<br />
Internet: www.contraloria.gob.pa<br />
PANAMA |<br />
154<br />
Autoridad Reguladora de los Servicios Públicos<br />
(Aufsichtsbehörde <strong>für</strong> öffentliche Dienstleistungen)<br />
Vía España. Edificio Office Park<br />
Apartado Postal: 0816-01235<br />
Zona 5. Ciudad de Panamá. Panamá.<br />
Tel.: +507 508-4500<br />
Fax: + 507 508-4600<br />
E-mail: webmaster@asep.gob.pa<br />
Internet: http://www.asep.gob.pa/default.asp<br />
1.8 Informationsquellen<br />
Asociación Empresarial Eólica (www.aeeolica.es)<br />
Asociación Nacional de Generadores (ww.anguate.org)<br />
Autoridad Nacional de los Servicios Públicos. Cobertura<br />
y demanda de energía eléctrica en la República de Panamá.<br />
Perspectivas y mecanismos para segurar el abasto<br />
suficiente a los usuarios. (2008)<br />
Autoridad Nacional de los Servicios Públicos. El Mercado<br />
Eléctrico Panameño. Descripción General. (2007)
Autoridad Nacional de Medio Ambiente<br />
(www.anam.gob.pa)<br />
Autoridad Nacional de Medio Ambiente.<br />
Compendio Estadístico Ambiental 2008/09. (2009)<br />
Business Panama (www.businesspanama.com)<br />
Centre American Bank of Economic Integration<br />
[CABEI] (www.bcie.org)<br />
Centro Nacional de Despacho (www.cnd.com.pa)<br />
CGIAR Consortium for Spatial Information<br />
(CGIAR-CSI), http://srtm.csi.cgiar.org,<br />
Gesichtet: 1. August 2009<br />
CIA World Fact Boook. Panama country profile. (2009)<br />
Comisión de Política Energética (www.mef.gob.pa/<br />
cope/index.htm)<br />
Comisión Económica para América Latina y El Caribe<br />
(www.eclac.org)<br />
Deutsche Bundesbank (http://www.bundesbank.de/)<br />
Dirección de Estadística y Censo. Panamá en cifras<br />
2003-2007. (2008)<br />
Empresa de Transmisión Eléctrica SA [ETESA]<br />
(www.etesa.com.pa)<br />
ETESA. Plan de Expansión del Sistema Interconectado<br />
Nacional 2007-2011. (2007)<br />
Government of Panama. Legislative Assembly. Official<br />
Gazette 23 220. Law Nº 6 (of February 3, 1997). (1997)<br />
Government of Panama. Legislative Assembly. Official<br />
Gazette 25 112. Law Nº 45 (of August 4, 2004). (2004)<br />
Indexmundi (www.xmundi.com)<br />
PANAMA |<br />
155<br />
Instituto de Comercio Exterior. Panamá: Estructura<br />
Económica. (2008)<br />
Inter American Development Bank [IADB]<br />
(www.iadb.org)<br />
International Monetary Fund (ww.imf.org)<br />
Lahmeyer/ETESA/PNUD. Determinación del<br />
Potencial de la Energía Eólica en Panamá. (1998)<br />
Ministerio de Comercio e Industria. Política Nacional<br />
de Hidrocarburos y Energías Alternativas. (2005)<br />
Ministerio de Economía y Finanzas <strong>–</strong> Comisión de<br />
Política Energética. Plan Energético Nacional 2005-<br />
2020. (2005)<br />
Ministerio de Economía y Finanzas <strong>–</strong> Comisión de<br />
Política Energética (www.mef.gob.pa)<br />
National Dispatch Centre [CND] (www.cnd.com.pa)<br />
Observatorio de Multinacionales en Latinoamérica<br />
(www.omal.info)<br />
Sixth Framework Programme Priority 3. Developing Renewables.<br />
Country Energy Information. Panama. (2006)<br />
UNFCC (http://cdm.unfccc.int/Statistics/Registration/NumOfRegisteredProjByHostPartiesPieChart.<br />
html)<br />
World Wind Energy Association. Wind Energy International<br />
2009-2010. Country Report Latin America.<br />
Panama. (2009)<br />
X-rates [exchange rate website] (http://www.x-rates.<br />
com/d/USD/EUR/hist2008.html)
PERU<br />
Abkürzungsverzeichnis<br />
APEC Asia-Pacific Economic Cooperation<br />
(Asiatisch-Pazifische Wirtschaftsgemeinschaft)<br />
BIP Bruttoinlandsprodukt<br />
CDM Clean Development Mechanism<br />
CDM-ICI Clean Development Mechanism<br />
Investment Climate Index<br />
CGIAR Consultative Group on International<br />
Agricultural Research<br />
COES Comité de Operación Económica del<br />
Sistema Interconectado Nacional<br />
(Kommitte <strong>für</strong> den wirtschaftlichen<br />
Betrieb des nationalen Stromnetzes)<br />
DGE Dirección General de Electricidad<br />
(Generaldirektion <strong>für</strong> Elektrizität)<br />
Ctvo Centavo<br />
DGER Dirección General de Electrificación<br />
Rural (Generaldirektion <strong>für</strong> die<br />
Elektrifizierung ländlicher Gebiete)<br />
DGIS Directorate General for International<br />
Cooperation (Niederländische<br />
Generaldirektion <strong>für</strong> Internationale<br />
Zusammenarbeit)<br />
EDELNOR Empresa De Distribucion Electrica<br />
De Lima Norte (Stromvertriebsgesellschaft<br />
<strong>für</strong> Nordlima)<br />
EE Erneuerbare Energien<br />
FONAM El Fondo Nacional del Ambiente<br />
(Nationaler Umweltfond)<br />
FONER Fondo Nacional de Electrificación<br />
Rural (Nationaler Fond zur Elektrikfizierung<br />
ländlicher Gebiete)<br />
156<br />
GEF Global Environment Facility<br />
(Globale Umweltbehörde)<br />
GART Gerencia Adjunta de Regulación Tarifaria<br />
<strong>GTZ</strong> Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Technische<br />
Zusammenarbeit<br />
GW Gigawatt<br />
Hz Hertz<br />
IBRD International Bank for Reconstruction<br />
and Development<br />
kV Kilovolt<br />
kW Kilowatt<br />
kWh Kilowattstunde<br />
LEC Ley de Concesiones Eléctricas<br />
LNG Liquefied Natural Gas (LNG-Flüssiggas)<br />
MEM Ministerium <strong>für</strong> Energie und Bergbau<br />
MERCOSUR Southern Common Market<br />
(Gemeinsamer Markt Südamerikas)<br />
MINAM Ministerio del Ambiente<br />
(Peruanisches Umweltministerium)<br />
MW Megawatt<br />
OSINERGMIN Organismo Supervisor de la Inversión<br />
en Energía y Minería<br />
PEN Peruanischer Nuevo Sol<br />
PJ Petajoule<br />
SEIN Sistema Eléctrico Interconectado<br />
Nacional<br />
TPA Trade Promotion Agreement<br />
(Abkommen zur Wirtschaftsförderung)<br />
TWh Terawattstunde<br />
UN United Nations<br />
UNDP United Nations Development<br />
Programme<br />
UVP Umweltverträglichkeitsprüfung<br />
WTO World Trade Organization<br />
(Welthandelsorganisation)
PERU<br />
7.1 Einleitung<br />
ABBILDUNG 1:<br />
KARTE VON PERU<br />
Quelle: CGIAR 2004<br />
Peru, das drittgrößte Land in Südamerika, liegt an der<br />
Pazifikküste südlich des Äquators und grenzt im Norden<br />
an Ecuador und Kolumbien, im Osten an Brasilien und<br />
Bolivien und im Süden an Chile. Geographisch wird das<br />
Land in drei verschiedene Gebiete gegliedert: die ariden<br />
Ebenen an der Pazifikküste im Westen, das Andengebirge<br />
im Osten und die tropischen Regenwälder des Amazonasbeckens<br />
im Nordosten. Entsprechend unterschiedlich<br />
ist das Klima, das unter dem Einfluss der Anden und des<br />
Humboldtstroms steht, der von Süden nach Norden entlang<br />
der 2 400 km langen Küste verläuft. Die Küste weist<br />
mäßige Temperaturen, geringe Niederschläge und hohe<br />
Luftfeuchtigkeit auf; im Gebirge nehmen Temperatur<br />
und Feuchtigkeit mit der Höhe ab. Die Sommermonate<br />
sind durch häufige Regenfälle gekennzeichnet.<br />
Diese natürlichen Gegebenheiten sind <strong>für</strong> die Nutzung<br />
erneuerbarer Energien (EE) <strong>–</strong> wie etwa Wind entlang<br />
157<br />
der Küste, Wasserkraft in den Anden und Solaranlagen<br />
an Orten mit hoher Sonneneinstrahlung <strong>–</strong> gut geeignet.<br />
Daher hat Peru ein großes und vielseitiges Potenzial <strong>für</strong><br />
den Einsatz von EE zur Deckung seines Energiebedarfs.<br />
Peru ist eine demokratische Republik, in der der Präsident<br />
die Funktion des Staats- und Regierungschefs übernimmt.<br />
Das Land ist in 25 Verwaltungsbezirke aufgeteilt. Die peruanische<br />
Bevölkerung mit rund 28 Millionen Menschen<br />
ist multi-ethnisch geprägt. Fast die Hälfte der Menschen<br />
sind indigene Einwohner, eine weitere große ethnische<br />
Gruppe bilden die Mestizen (mit sowohl indigenen als<br />
auch europäischen Wurzeln). Die Amtssprachen sind<br />
Spanisch und Quechua, obwohl viele Peruaner auch andere<br />
indigene Sprachen beherrschen.<br />
In Tabelle 1 sind wichtige wirtschaftliche, geographische<br />
und demographische länderspezifische Daten dargestellt.<br />
Zu den wichtigsten wirtschaftlichen Aktivitäten in Peru<br />
gehören u. a. Landwirtschaft, Fischerei, Bergbau und die<br />
Herstellung von Textilien. In den vergangenen Jahren ist<br />
das BIP und somit die Wirtschaftskraft stetig gestiegen.<br />
Im Jahr 2008 wurde ein BIP von fast 87 Mrd. € erwirt-<br />
TABELLE 1:<br />
LANDESSTATISTIK PERU 2008<br />
Area Population GDP GDP / capita Export Import Currency<br />
1 285 216km² 28.6 Mio. 86 754 Mio. € 3 033€ / capita 20 919 Mio. € 21 027 Mio. € 1 PEN = 0.23 €<br />
IMF 2009 und ACN 2009, nach den Wechselkursen der Europäischen Zentralbank<br />
schaftet, was einem Anstieg von 10% gegenüber dem Vorjahr<br />
entspricht. Tabelle 2 zeigt die Entwicklung des BIP<br />
und die jeweiligen Wachstumsraten seit 2000. Trotz einer<br />
positiven Wirtschaftsentwicklung bleibt die Armutsrate 1<br />
weiterhin <strong>hoch</strong>. Allerdings hat die Armut in den letzten<br />
Jahren kontinuierlich abgenommen: von knapp 50% im<br />
Jahr 2004 auf 36% im Jahr 2008.<br />
Obwohl sich das Wachstum im Jahr 2009 aufgrund der<br />
Finanzkrise verlangsamt hat, liegt es immer noch bei etwa<br />
3,4%. Auch die Finanzindikatoren in Peru entwickeln sich<br />
gut, Investitionssicherheit ist garantiert. Laut Weltbank<br />
1 Anteil der Menschen, die weniger als 600 € jährlich zur Verfügung haben
TABLLE 2:<br />
BIP PERU 2000 - 2008<br />
BIP<br />
(aktuelle<br />
Preise)<br />
BIP<br />
(aktuelle<br />
Preise)<br />
BIP Wachstum<br />
(konstante<br />
Preise)<br />
Quelle: IMF 2009<br />
zeigt das Land insgesamt starke makroökonomische Indikatoren<br />
und relativ solide wirtschafts- und sozialpolitische<br />
Strukturen. Daher scheint Peru stabil genug zu<br />
sein, um den Auswirkungen der Wirtschaftskrise standzuhalten<br />
und sich schnell wieder davon zu erholen 2 .<br />
Bis 2007 hatte Peru eine positive Handelsbilanz zu<br />
verzeichnen, aber 2008 übertrafen die Importe die Exporte<br />
zum ersten Mal. Die wichtigsten Handelspartner<br />
von Peru sind die Vereinigten Staaten von Amerika<br />
und China. Das neue Abkommen zur Förderung des<br />
Handels (TPA) mit den Vereinigten Staaten ist am 1.<br />
Februar 2009 in Kraft getreten. Außerdem hat Peru<br />
kürzlich ein Handelsabkommen mit China geschlossen.<br />
Diese Abkommen dürften <strong>für</strong> weitere Stabilität des<br />
Handels mit diesen Ländern sorgen. Darüber hinaus<br />
werden derzeit Verhandlungen <strong>für</strong> ein Handelsabkommen<br />
mit der Europäischen Union geführt. Außerdem<br />
ist Peru Mitglied des MERCOSUR (Gemeinsamer<br />
Markt Südamerikas), der Asia-Pacific Economic Cooperation<br />
(APEC) und der Welthandelsorganisation<br />
(WTO). Zudem ist das Land Mitglied der Andengemeinschaft,<br />
einer Allianz der vier Andenländer zur<br />
nachhaltigen und gleichberechtigten Förderung der<br />
Entwicklung aller Menschen in der Region. Dies zeigt,<br />
dass Peru wirtschaftlich gut integriert ist. Obwohl Peru<br />
noch immer zu den Entwicklungsländern gehört und<br />
im Vergleich zu einem boomenden Land wie Brasilien<br />
ziemlich klein wirkt, zeigt es eine ähnliche Entwicklung<br />
mit guten Wachstumsraten.<br />
2 World Bank 2009<br />
Mrd. Peruanische<br />
Soles<br />
(PEN)<br />
Mrd.<br />
Euro<br />
7.2 Energiemarkt<br />
PERU | 158<br />
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />
186.1 189.2 199.7 213.4 237.9 261.7 302.3 335.7 373.0<br />
57.7 60.2 60.1 54.2 56.0 63.8 73.5 78.4 86.8<br />
2.9 % 0.2 % 5.0 % 4.0 % 5.0 % 6.8 % 7.7 % 8.9 % 9.8 %<br />
Übersicht Energiemarkt<br />
Energiequellen sind in Peru reichlich und vielfältig vorhanden.<br />
Sie reichen von Wasserkraft bis hin zu Öl und<br />
Erdgas. Darüber hinaus sind Holz und andere Biomasseprodukte<br />
im ländlichen Raum wichtige Energiequellen<br />
zum Heizen und Kochen. Die Erzeugung von Primärenergie<br />
belief sich im Jahr 2007 auf rund 543 Petajoule.<br />
Die folgende Abbildung stellt die Verteilung der primären<br />
Energieträger dar.<br />
ABBILDUNG 2:<br />
PRIMÄRENERGIEBEREITSTELLUNG 2007: 542,8 PJ<br />
97,5 PJ<br />
18 %<br />
3,3 PJ<br />
1 %<br />
175,2 PJ<br />
32 %<br />
Wasser<br />
Kohle<br />
Solar<br />
Rohöl<br />
Quelle: MEM 2007a<br />
15,6 PJ<br />
3 %<br />
0,3 PJ<br />
0 %<br />
87,9 PJ<br />
16 %<br />
163,0 PJ<br />
30 %<br />
Feuerholz Dung & Yareta<br />
Gas<br />
Bagasse (0,3)
Die in Peru bereitgestellte Energie ist nicht ausreichend,<br />
um die tatächliche Nachfrage des Landes zu decken,<br />
hierzu werden Energieimporte benötigt. Peru importiert<br />
Nettoenergie vorwiegend in Form von Rohöl. Wegen des<br />
Anstiegs des Gesamtenergieverbrauchs von etwa 460 PJ<br />
in 2000 auf 519 PJ in 2007 sind dementsprechend die Ölimporte<br />
von etwa 130 PJ 2000 auf 233 PJ 2007 gestiegen.<br />
Der Anteil von Öl zur der Deckung des Gesamtenergiebedarfs<br />
nimmt jedoch stetig ab (43% im Jahr 2007 im Gegensatz<br />
zu 58% in 2000). Grund hier<strong>für</strong> ist die wachsende<br />
Bedeutung von Erdgas. Kohleimporte, die hauptsächlich<br />
zur Stromerzeugung in zwei Kraftwerken verwendet werden,<br />
bewegen sich konstant zwischen 20 und 30 PJ (28<br />
PJ im Jahr 2007).<br />
Die Fertigstellung des Camisea-Erdgasprojektes 3 im Jahr<br />
2004 führte zu einem Anstieg der Erdgasnutzung im<br />
Wohnungs-, Industrie- und Stromerzeugungssektor von<br />
ca. 12% im Jahr 2007. Darüber hinaus soll die Entwicklung<br />
eines integrierten LNG-Flüssiggas-Terminals, Peru<br />
zu einem wichtigen regionalen Exporteur von Erdgas machen.<br />
Die Arbeiten hierzu werden 2010 beginnen.<br />
Der Endenergieverbrauch nach Sektor ist mit jeweils rund<br />
30% des Gesamtverbrauchs gleichmäßig auf den Sektor<br />
Wohnen und Gewerbe, den Sektor Industrie und Bergbau<br />
TABELLE 3:<br />
ENDVERBRAUCH VON ENERGIE NACH SEKTOREN IN 2007<br />
SEKTOR<br />
Verbrauch<br />
Anteil<br />
Privathaushalte,<br />
Gewerbe, öffentlich<br />
169,35 PJ 32,6 %<br />
Industrie und Bergbau 162,97 PJ 31,4 %<br />
Transport 157,62 PJ 30,4 %<br />
Landwirtschaftliche Industrie,<br />
Ackerbau, Viehzucht, Fischerei<br />
18,39 PJ 3,5 %<br />
Nichtenergetischer Verbrauch 10,67 PJ 2,1 %<br />
GESAMT 518,98 PJ<br />
Source: MEM 2007 (a)<br />
und den Transportsektor zu verzeichnen. Der Energieverbrauch<br />
in der Landwirtschaft und <strong>für</strong> nichtenergetischen<br />
Verbrauch ist von geringer Bedeutung, wie in Tabelle 3<br />
aufgezeigt.<br />
3 Das Projekt ist im ökologisch sensiblen und artenreichen unteren Urubambagebiet<br />
im Amazonasdschungel angesiedelt. Zwei Pipelines befördern Erdgas und<br />
Flüssiggas über die Anden zu einer Aufbereitungsanlage und einem Marineterminal<br />
in Paracas an der Pazifikküste.<br />
PERU | 159<br />
Das Stromnetz<br />
Das Stromnetz von Peru hat eine Gesamtlänge von etwa<br />
16 000 km. Es ist in das landesweit vernetzte System SEIN<br />
(Sistema Eléctrico Nacional Interconectado) und vier<br />
isolierte Netze aufgeteilt, die jedoch nur 2% des Übertragungsnetzes<br />
ausmachen. Übertragungs- und Verteilernetze<br />
reichen in Peru von 33 kV bis 220 kV. Das Übertragungsnetz<br />
(220 kV und 138 kV) macht ca. 60% des<br />
Stromnetzwerks aus. Es besteht aus 5 711 km bei 220-kV-<br />
Leitungen und 3 636 km bei 138-kV-Leitungen 4 . Mit dem<br />
wachsenden Strombedarf wuchs das Hochspannungsnetz<br />
ABBILDUNG 3:<br />
ÜBERTRAGUNGNETZ VON PERU<br />
Quelle: CGIAR 2004<br />
zwischen 1995 und 2005 um etwa 80%. Dies entspricht<br />
einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 6%.<br />
Abbildung 3 zeigt, dass die Übertragungs- und Verteilernetze<br />
an der Küste und rund um Lima am dichtesten<br />
sind. Das SEIN ist in vier Einheiten von Norden nach Süd<br />
aufgeteilt, die teilweise durch Leitungen mit begrenzter<br />
Leistung miteinander verbunden sind. Darüber hinaus<br />
gibt es vier größere isolierte Netze (Kreise). Die drei, die<br />
am nächsten am SEIN liegen (Tarapoto <strong>–</strong> Moyabamba <strong>–</strong><br />
Bellavista, Bagua <strong>–</strong> Jaén; Puerto Maldonado), sollen bis<br />
2013 daran angeschlossen werden. Es gibt nur eine internationale<br />
220-kV-Verbindung (im Norden nach Ecuador<br />
4 MEM 2009a
mit einer Leistung von 160 MW), die jedoch nicht kontinuierlich<br />
in Betrieb ist. Im Moment gibt es Überlegungen<br />
zum Aufbau von Verbindungen nach Kolumbien, Brasilien<br />
und Bolivien (<strong>für</strong> mögliche Importe) und nach Chile<br />
(<strong>für</strong> mögliche Exporte). Ein vernetztes System ist jedoch<br />
technisch und operativ schwierig umzusetzen, da die Frequenz<br />
in Bolivien und Chile nur 50 Hz beträgt, in Peru<br />
aber bis zu 60 Hz.<br />
Die Hauptprobleme des peruanischen Stromnetzes sind<br />
immer noch Ausfälle, die durch ungenügendes Netzmanagement,<br />
zu geringe Leistung und Stromverluste verursacht<br />
werden. Seit Mitte der 1990-er Jahre haben strikte<br />
Regulierungsmaßnahmen und das Gesetz <strong>für</strong> Elektrizitätskonzessionen<br />
(Ley de Concesiones Eléctricas <strong>–</strong> LEC)<br />
dazu beigetragen, den Zustand und den Betrieb von Perus<br />
Stromnetz erheblich zu verbessern. In den letzten Jahren<br />
sanken die Übertragungs- und Verteilungsverluste auf<br />
etwa 8% des Stromverbrauchs gegenüber etwa 20% in der<br />
Mitte der neunziger Jahre. Die aktuellen Ziele des Stromplans<br />
<strong>für</strong> 2006<strong>–</strong>2015 (Plan Referencíal de Electricidad<br />
2006<strong>–</strong>2015) beinhalten unter anderem die stärkere Aus-<br />
weitung des Stromnetzes. Konkret sind die Erweiterung<br />
der Kapazitäten der Übertragungs- und Verteilernetze<br />
und die Anbindung isolierter Netze an das SEIN geplant.<br />
Installierte Leistung<br />
Der größte Teil der in Peru installierten Leistung (7 158<br />
MW im Jahr 2008) ist in der zentralen Zone um Lima<br />
angesiedelt. Über 85% (fast 6 000 MW) dieser Leistung<br />
sind an das SEIN angeschlossen. Die Spitzenlast des ver-<br />
PERU | 160<br />
netzten Systems steigt kontinuierlich und erreichte 2008<br />
etwa 4 200 MW 5 . Obwohl es den Anschein hat, dass die<br />
erzeugte Leistung deutlich höher als die Nachfrage ist,<br />
kommt es zu bestimmten Zeiten im Jahr zu Engpässen<br />
bei der Erzeugung, da Wasserkraft nicht ganzjährig zur<br />
Verfügung steht.<br />
Im Jahr 2008 lieferten Wasserkraftwerke 3 242 MW bzw.<br />
45% der erzeugten Leistung. Auf thermische Kraftwerke<br />
entfielen 3 915 MW oder 55% (siehe Tabelle 4). Während<br />
in den neunziger Jahren Wasserkraft die wichtigste Quelle<br />
<strong>für</strong> die Stromerzeugung war, haben die thermischen Anlagen<br />
um das Jahr 2000 aufgeholt. Mit der Inbetriebnahme<br />
des Camisea-Erdgasprojekts und der steigenden Kapazitäten<br />
<strong>für</strong> Gasversorgung hat die Stromerzeugung aus Gas<br />
deutlich zugelegt. Zwei der neuen Anlagen sind Kallpa I<br />
und Chilca I, die sich in der Provinz Cañete südlich von<br />
Lima befinden.<br />
Es gibt nur zwei Kohlekraftwerke (Ilo 1 und Ilo 2 mit<br />
245 bzw. 141,5 MW), die sich im Süden von Peru befinden.<br />
Der Rest der thermischen Leistung (3 425,5 MW)<br />
kommt aus Anlagen, die mit Diesel und Heizöl, Bagasse<br />
und Raffineriegas betrieben werden. Es gibt auch einige<br />
TABELLE 4:<br />
INSTALLIERTE STROMERZEUGUNGSLEISTUNG PERU<br />
Jahr 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />
Wasserkraftanlagen<br />
[MW]<br />
2 857 2 966 2 997 3 032 3 056 3 207 3 208 3 233 3 242<br />
Thermische Anlagen<br />
[MW]<br />
3 209 2 940 2 938 2 937 2 960 2 993 3 339 3 796 3 915<br />
Windturbinen<br />
[MW]<br />
0.7 0.7 0.7 0.7 0.7 0.7 0.7 0.7 0.7<br />
Gesamt [MW]<br />
Quelle: MEM 2008a<br />
6 067 5 907 5 936 5 970 6 017 6 201 6 548 7 030 7 158<br />
kleine Windkraftanlagen, deren Leistung <strong>für</strong> die Versorgung<br />
des Landes jedoch nicht relevant ist.<br />
Zwischen 1995 und 2007 wuchs die gesamte installierte<br />
Leistung im Durchschnitt um fast 4%. Obwohl das<br />
Wachstum zwischen 2000 und 2004 stagnierte, wiesen<br />
die letzten Jahre wieder einen Anstieg auf. Tabelle 4 zeigt<br />
die Entwicklung der installierten Leistung nach Technologie<br />
von 2000 bis 2008.<br />
Stromerzeugung<br />
5 MEM 2008a
In den letzten Jahren hat die peruanische Wirtschaft einen<br />
Aufschwung mit einem Wirtschaftswachstum von<br />
fast 10% im Jahr 2008 erlebt. Dementsprechend hat die<br />
Nachfrage nach Elektrizität kontinuierlich zugenommen,<br />
wie in Tabelle 5 dargestellt.<br />
Seit 2000 betrug die durchschnittliche Wachstumsrate der<br />
Stromerzeugung etwa 6% mit einem jährlichen Wachstum<br />
von rund 9% in den letzten zwei Jahren auf fast 33<br />
TWh im Jahr 2008. 2007 war Wasserkraft die wichtigste<br />
Stromquelle mit fast 50%, gefolgt von Erdgas mit 36%.<br />
Der gesamte Stromverbrauch in Peru belief sich auf mehr<br />
als 26 TWh im Jahr 2007. Der hauptsächliche Stromverbraucher<br />
2007 war der Industriesektor mit 52%. Seit dem<br />
Jahr 2000 hat sich in diesem Sektor der Stromverbrauch<br />
um mehr als 64% erhöht. Tabelle 6 zeigt den Stromverbrauch<br />
der einzelnen Sektoren der peruanischen Wirtschaft.<br />
Erneuerbare Energien<br />
Der aktuelle Status des Verbrauchs erneuerbarer Energien<br />
in Peru ist klar definiert:. Mit etwa 45% der gesamten<br />
installierten Leistung und fast der Hälfte des erzeugten<br />
Stroms ist Wasserkraft derzeit die wichtigste netzgekoppelte<br />
und gewerblich genutzte erneuerbare Energiequelle.<br />
Allerdings muss der Strommarkt sich noch immer mit ihrer<br />
saisonalen Verfügbarkeit auseinandersetzen, die mit<br />
dem Ausbau des SEIN und dem damit verbundenen besseren<br />
Produktionsmanagements jedoch weniger problematisch<br />
geworden ist.<br />
Andere erneuerbare Energiequellen werden derzeit kaum<br />
genutzt. Bis zum Jahr 2008 wurden nur zwei Windkraft-<br />
Kohle<br />
Bagasse<br />
Diesel Öl<br />
Öl<br />
PERU | 161<br />
TABELLE 5:<br />
STROMERZEUGUNG IN PERU 2000<strong>–</strong>2008<br />
Jahr 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />
Strommarkt<br />
[GWh]<br />
18 327 19 213 20 418 21 360 22 619 23 810 25 613 28 199 30 829<br />
Eigenverbrauch<br />
[GWh]<br />
1 595 1 571 1 563 1 562 1 647 1 699 1 756 1 743 1 798<br />
Gesamte Erzeugung<br />
[GWh]<br />
19 922 20 785 21 981 22 922 24 266 25 509 27 369 29 942 32 627<br />
Quelle: MEM 2008b, Estadistica generación y transmision 2007<strong>–</strong>2008<br />
ABBILDUNG 4:<br />
STROMERZEUGUNG NACH QUELLE 2007<br />
24 424 GWh<br />
47 %<br />
anlagen in Peru installiert. 1996 wurde eine Micon-Turbine<br />
mit 250 kW montiert und im Jahr 1999 folgte eine<br />
Mitsubishi-Turbine mit 450 kW. Für die Stromerzeugung<br />
durch Photovoltaik waren im Jahr 2004 3,7 MW installiert<br />
6 . Heute beläuft sich diese Leistung auf schätzungsweise<br />
5 MW, die überwiegend zur Elektrifizierung ländlicher<br />
Gebiete genutzt wird.<br />
Biomasse wird ausschließlich in Privathaushalten zum<br />
Kochen und Heizen genutzt; auch Geothermie wird<br />
gelegentlich zum Heizen verwendet. Außer der Entwicklung<br />
großer Wasserkraftwerke und aufkommender<br />
Windenergienutzung (siehe Kapitel »Marktpotenzial<br />
<strong>für</strong> Windenergie«), ist auch eine verstärkte Nutzung von<br />
Erdwärme und Solarenergie geplant. Zwei geplanten geo-<br />
6 RECIPES 2003<br />
2 817 GWh<br />
5 %<br />
1 668 GWh<br />
3 %<br />
1 966 GWh<br />
4 %<br />
Rafinerie Gas<br />
Destibuted Gas<br />
Wasser<br />
Aufgrund von Übertragungsverlusten ist der Wert im<br />
Vergleich zu Tabelle 5 erheblich reduziert.<br />
2 296 GWh<br />
4 %<br />
0 337 GWh<br />
1 %<br />
18 883 GWh<br />
36 %
thermischen Elektroanlagen im Süden mit einer Gesamtleistung<br />
von 200 MW wurde eine temporäre Lizenz erteilt.<br />
Die Mittel der Global Environment Facility (GEF)<br />
und öffentliche Mittel haben vor kurzem die Installation<br />
von 4 200 Photovoltaikanlagen in Privathaushalten ermöglicht.<br />
Strompreise<br />
Der durchschnittliche Strompreis im Jahr 2007 betrug<br />
7,40 ctvo PEN/kWh (1,7 Eurocent/kWh) 7 . Im regulierten<br />
Markt betrug der Durchschnittspreis jedoch <strong>für</strong> alle<br />
Spannungen 9,09 ctvo PEN/kWh (2,1 Eurocent/kWh),<br />
wobei ein durchschnittlicher Haushalt 11,18 ctvo PEN/<br />
kWh im Jahr 2007 (2,6 Eurocent/kWh) zahlen musste.<br />
7 Wechselkurs: 4,35 PEN = 1 EUR<br />
PERU | 162<br />
TABELLE 6:<br />
STROMVERBRAUCH NACH SEKTOR; 2000<strong>–</strong>2007, IN GWH<br />
Sektor 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />
Industrie 8 375.0 9 280.6 9 567.6 10 038.7 10 813.4 11 280.7 12 136.1 13 767.7<br />
Handel 2 693.3 2 762.2 3 013.1 3 341.1 3 504.8 3 767.9 4 105.7 4 356.8<br />
Privathaushalte 3 936.2 4 044.0 4 464.9 4 425.3 4 720.0 5 020.7 5 404.4 5 840.0<br />
Sonstige 2 135.8 2 113.2 2 122.5 2 132.1 2 249.6 2 330.9 2 400.0 2.379.1<br />
Gesamt 17 140.4 18 200.0 19 168.1 19 937.2 21 287.7 22 400.2 24 046.1 26 343.6<br />
Quelle: MEM 2009<br />
ABBILDUNG 5:<br />
STROMPREISE 1995<strong>–</strong>2008<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
regulierender Markt liberalisierter Markt<br />
Quelle: MEM 2008<br />
Im Wettbewerbsmarkt lag der durchschnittliche Strompreis<br />
bei 5,42 ctvo PEN/kWh (1,2 Eurocent/kWh) 8 .<br />
Seit der Liberalisierung in den neunziger Jahren nahm<br />
der durchschnittliche Preis im Schnitt um 1% pro Jahr<br />
(zwischen 1995 und 2005) ab, wohingegen Erhöhungen<br />
in den letzten Jahren wieder zum Erreichen des Niveaus<br />
von 1995 führten. Nach Angaben des Ministeriums <strong>für</strong><br />
Energie und Bergbau sind Investitionen von mindestens<br />
2,5 Mrd. € bis zum Jahr 2015 nötig, um die steigende<br />
Nachfrage auf dem peruanischen Strommarkt decken zu<br />
können. Mit massiven Investitionen in die Bereiche Erzeugung<br />
und Übertragung werden die Strompreise in den<br />
kommenden Jahren voraussichtlich ansteigen.<br />
Liberalisierung<br />
1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008*<br />
8 MEM 2007b<br />
*Schätzung
Die Privatisierung des Elektrizitätssektors ist ein wichtiger<br />
Bestandteil des Liberalisierungsprozesses, der 1992/93<br />
begonnen hat. Heute sind 67% der Energieversorgungsunternehmen<br />
in Privatbesitz, wobei der Rest weiterhin<br />
unter staatlicher Kontrolle steht. Einige Einrichtungen<br />
sind zum Teil in Besitz ausländischer Privatinvestoren,<br />
die zu diesem Zweck ein Bündnis mit einheimischen<br />
Privatinvestoren eingegangen sind. Die Beteiligung von<br />
privaten Unternehmen an der Stromwirtschaft variiert je<br />
nach Branche. Bei der Energieerzeugung hatten private<br />
Unternehmen <strong>für</strong> 29% der Gesamtkapazität des vernetzten<br />
Systems im Jahr 2007 Konzessionen erworben. Der<br />
Anteil an der gesamten Stromerzeugung belief sich auf<br />
64%. Das Übertragungsnetz ist vollständig in Privatbesitz,<br />
bei der Verteilung versorgen private Unternehmen<br />
45% der Verbraucher, was etwa 70% des Stromumsatzes<br />
entspricht. Tabelle 7 gibt einen Überblick über die wich-<br />
PERU | 163<br />
tigsten privaten und staatlichen Unternehmen.<br />
Verteilung und Übertragung sind in Peru natürliche Monopole,<br />
die entsprechend reguliert werden. Der offene<br />
Zugang zu dem Übertragungssystem ist gesetzlich verordnet.<br />
Dementsprechend herrscht auf dem Großhandelsmarkt<br />
<strong>für</strong> Strom in Peru großer Wettbewerbsdruck,<br />
bei dem Energieerzeugungsunternehmen um die Versorgung<br />
von Vertriebsgesellschaften und Großverbrauchern<br />
konkurrieren.<br />
Um Wettbewerb zu garantieren, gibt es eine 15%-Grenze<br />
<strong>für</strong> den Marktanteil eines Unternehmens in den Bereichen<br />
Erzeugung, Verteilung und Übertragung. Zusätzlich<br />
gibt es eine Beschränkung <strong>für</strong> wechselseitige Beteiligungen,<br />
die Unternehmen einen Marktanteil von mehr als 5%<br />
in nur einem der genannten Sektoren erlaubt.<br />
Insgesamt ist der Stromabsatzmarkt in zwei Bereiche auf-<br />
TABELLE 7:<br />
WICHTIGSTE UNTERNEHMEN IM ELEKTRIZITÄTSMARKT<br />
Erzeugung [MW] Übertragung [km] Verteilung Kunden<br />
Privat<br />
Staatlich<br />
Quelle: MEM 2009a<br />
EDEGEL 1 574 REPSA 4 342 EDELNOR 1 027 741<br />
ENERSUR 907 TRANSMANTARO 603 LUZ DEL SUR 804 014<br />
DUKEEGENOR 531 REDESUR 428 ELECTROSURMEDIO 153 539<br />
TERMOSELVA 203 ISA PERU 392 EDECAÑETE 28 093<br />
KALLPA 190 ETESELVA 392 ELECTROTOCACHE 10 838<br />
ELECTROANDES 184 ETENORTE 342 EMSEMSA 7 061<br />
EEPSA 159 CONENHUA 371 EMSEU 6 517<br />
CAHUA 92 SERSA 4 812<br />
SHOUGESA 67<br />
ELECTROPERU 1 032 HIDRAN<strong>DIN</strong>A 508 698<br />
EGASA 340 ELECTROCENTRO 465 285<br />
SAN GABÁN 129 ENOSA 299 899<br />
EGEMSA 106 ELECTROSURESTE 286 672<br />
EGESUR 63 SEAL 278 681<br />
ELECTRONORTE 259 729<br />
ELECTRO ORIENTE 161 236<br />
ELECTROPUNO 145 455<br />
ELECTROSUR 113 961<br />
ELECTRO UCAYALI 50 299
geteilt: den Wettbewerbsmarkt <strong>für</strong> Kunden mit einer benötigten<br />
Leistung von mehr als 1 MW und der regulierte<br />
Markt <strong>für</strong> Kunden unter 1 MW. Dies bedeutet, dass Privathaushalte<br />
und kleinere Unternehmen vorwiegend von<br />
einer zugewiesenen Vertriebsgesellschaft versorgt werden<br />
und die regulierten Preise zahlen. Größere Verbraucher<br />
wie die Industrie können hingegen ihren Lieferanten frei<br />
wählen und die Strompreise individuell festlegen.<br />
Aufgrund der Engpässe in der Stromerzeugung und -übertragung<br />
haben sich Industrieunternehmen häufig <strong>für</strong> eine<br />
autarke Stromerzeugung entschieden. Für den Eigenbedarf<br />
gibt es 78 große Erzeuger. Die größten sind Pluspetrol Perú<br />
(Raffinerie) und Cemento Andino (Zementunternehmen).<br />
Ländliche Elektrifizierung<br />
Nach Angaben des UN Human Development Report<br />
2007/2008 des UNDP beträgt die Elektrifizierungsrate<br />
in Peru etwa 72%, was bedeutet, dass immer noch mehr<br />
als ein Viertel der Bevölkerung keinen Zugang zu Elektrizität<br />
hat 9 . Dies gilt vor allem <strong>für</strong> die Menschen in dünn<br />
besiedelten Gebieten und verdeutlicht die Notwendigkeit<br />
<strong>für</strong> die weitere Elektrifizierung ländlicher Gebiete. Dazu<br />
wurde das Gesetz zur Elektrifizierung ländlicher Gebiete<br />
(Gesetz Nr. 27 744 <strong>–</strong> Ley de Electrificación Rural y de<br />
Localidades Aisladas y de Frontera) im Jahr 2002 erlassen.<br />
Dieses Gesetz legt ausdrücklich die Förderung der sozioökonomischen<br />
Entwicklung als Ziel fest und schreibt<br />
einen Fonds zur Elektrifizierung ländlicher Gebiete vor.<br />
Dieser wird von der Generaldirektion zur Elektrifizierung<br />
ländlicher Gebiete (Dirección General de Electrificación<br />
Rural <strong>–</strong> DGER), eine Abteilung des MEM, verwaltet.<br />
Nachdem dieses Projekt implementiert ist, wird die Verwaltung<br />
einem öffentlichen Unternehmen, nämlich der<br />
Electric Infrastructure Enterprise Administration (ADI-<br />
NELSA), übertragen.<br />
Die Investitionen in die Elektrifizierung ländlicher Ge-<br />
9 UNDP 2007<br />
PERU | 164<br />
TABELLE 8:<br />
INVESTITIONEN IN PROJEKTE ZUR ELEKTRIFIZIERUNG LÄNDLICHER GEBIETE IN MIO. USD 2000<strong>–</strong>2008<br />
Jahr 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />
Summe pro Jahr 53.4 45.2 17.3 43.4 39.1 45.2 34.0 89.9 97.0<br />
Quelle: MEM 2008a<br />
biete hängen von den zur Verfügung stehenden Finanzmitteln<br />
ab. Die Ausgaben stiegen in den letzten Jahren beträchtlich<br />
und erreichten fast 100 Mio US $ im Jahr 2008<br />
(siehe Tabelle 8). Die sind im Nationalen Fonds <strong>für</strong> die<br />
ländliche Elektrifizierung (Fondo Nacional de Electrificación<br />
Rural <strong>–</strong> FONER) gebündelt. Neben der staatlichen<br />
Unterstützung können auch Finanzierungshilfen von der<br />
Internationalen Bank <strong>für</strong> Wiederaufbau und Entwicklung<br />
(IBRD) und der Global Environment Facility (GEF) beantragt<br />
werden. Zwischen 2007 und 2009 wurden 4 000<br />
Haushalte (mit insgesamt 20 000 Personen) über das<br />
»Energising«-Entwicklungsprogramm an das Stromnetz<br />
angeschlossen. Finanziert wurde dies von der Niederländischen<br />
Generaldirektion <strong>für</strong> Internationale Zusammenarbeit<br />
(DGIS), wobei die Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong><br />
Technische Zusammenarbeit (<strong>GTZ</strong>) <strong>für</strong> die Durchführung<br />
zuständig war. Nach dem »Plan zur Elektrifizierung<br />
ländlicher Gebiete durch erneuerbare Energien« sollen<br />
bis 2020 über 260 000 Haushalte durch PV-Anlagen und<br />
etwa 20 000 Haushalte durch kleine Wasserkraftwerke<br />
mit Strom versorgt werden.<br />
7.3 Marktakteure<br />
Ministerium <strong>für</strong> Energie und Bergbau (MEM)<br />
Die wichtigste Dienststelle im Energiesektor ist das Ministerium<br />
<strong>für</strong> Energie und Bergbau von Peru (Ministerio<br />
de Energía y Minas <strong>–</strong> MEM). Das MEM plant Gesetzesinitiativen<br />
zur Entwicklung des Elektrizitätssektors. Das<br />
wichtigste Exekutivorgan im MEM ist die Generaldirektion<br />
<strong>für</strong> Elektrizität (Dirección General de Electricidad<br />
<strong>–</strong> DGE), welche <strong>für</strong> die Förderung und Bewertung<br />
der Entwicklung der Stromwirtschaft verantwortlich ist.<br />
Außerdem erteilt es die notwendigen Konzessionen <strong>für</strong><br />
Marktteilnehmer. Da die Elektrifizierung ländlicher Ge
iete immer noch ein sehr wichtiges Anliegen ist, gibt es<br />
eine eigene Generaldirektion zur Elektrifizierung ländlicher<br />
Gebiete (Dirección General de Electrificación Rural <strong>–</strong><br />
DGER), die zum Thema informiert, Fördermittel bewilligt<br />
und als Partner <strong>für</strong> internationale Geldgeber fungiert.<br />
Die DGER ist auch <strong>für</strong> kleine Anlagen im Bereich erneuerbare<br />
Energien verantwortlich.<br />
Bisher gibt es keine öffentliche Einrichtung, die <strong>für</strong> kommerzielle<br />
Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien<br />
zuständig ist. Die Verantwortlichkeiten sind auf verschiedene<br />
Direktionen der Ministerien <strong>für</strong> Energie und Umwelt<br />
verteilt.<br />
Agentur zur Überwachung von Investitionen<br />
in Energie und Bergbau<br />
Die wichtigste Aufsichtsbehörde ist die Agentur zur<br />
Überwachung von Investitionen in Energie und Bergbau<br />
(Organismo Supervisor de la Inversión de Energía y Minería<br />
<strong>–</strong> OSINERGMIN), früher bekannt als OSINERG.<br />
Sie wurde 1997 gegründet, um die Umsetzung der rechtlichen<br />
und technischen Bestimmungen in den Bereichen<br />
Stromerzeugung und fossile Brennstoffe zu überwachen.<br />
ABBILDUNG 6:<br />
HAUPTAKTEURE AUF DEM STROMMARKT<br />
Quelle: MEM 2005<br />
ENERGIEVERSORGER<br />
Generation<br />
Übertragung<br />
Vertrieb<br />
MARKT<br />
STAAT<br />
MEM -DGE<br />
(Ministerio de Energía y Minas <strong>–</strong> MEM <strong>–</strong> Ministerium <strong>für</strong> Energie und Bergbau von Peru)<br />
(Dirección General de Electricidad <strong>–</strong> DGE <strong>–</strong> Generaldirektion <strong>für</strong> Elektrizität )<br />
OSINERGMIN<br />
Organismo Supervisor de la Inversión de Energía y Minería <strong>–</strong> OSINERGMIN -<br />
Agentur zur Überwachung von Investitionen in Energie und Bergbau)<br />
PROINVERSI ÓN<br />
Agencia de Promoción de la Inversión<br />
Privada (Proinversión)<br />
MARKTSTRUKTUR<br />
liberalisiert (> 1 MW) and<br />
und reguliert (< 1 MW)<br />
PERU | 165<br />
Darüber hinaus überwacht sie die Einhaltung der rechtlichen<br />
und technischen Bestimmungen <strong>für</strong> den Natur-<br />
und Umweltschutz. Im Jahr 2000 wurde sie darüber hinaus<br />
mit der Aufsicht, Regulierung, Sanktionierung und<br />
Streitschlichtung von Projekten im Bereich öffentliche<br />
Dienstleistung mit Beteiligung privater Investoren beauftragt.<br />
Außerdem ist eine untergeordnete Behörde des<br />
OSINERGMIN, das Amt <strong>für</strong> Tarifregulierung (Gerencia<br />
Adjunta de Regulación Tarifária <strong>–</strong> GART), <strong>für</strong> die Festsetzung<br />
der Erzeugungs-, Übertragungs- und Verteilertarife<br />
und Tarifanpassungen <strong>für</strong> die Endverbraucher sowie<br />
der Tarife <strong>für</strong> die Förderung und den Vertrieb von Gas<br />
zuständig.<br />
SEIN Kommission<br />
Das Comité de Operación Económica del Sistema Interconectado<br />
Nacional (COES) ist eine private, gemeinnützige<br />
Gesellschaft bürgerlichen Rechts. Die Kommission<br />
zielt darauf ab, das SEIN bei minimalen Kosten mittel-<br />
und langfristig zu betreiben ist und die Sicherheit des Systems<br />
sowie die effiziente Nutzung der Energieressourcen<br />
zu gewährleisten. Die COES setzt sich aus den führenden<br />
Politikformulierung<br />
Durchführung<br />
Preisregulierung<br />
Kontrolle<br />
Investitionsförderung<br />
COES<br />
Comité de Operación Económica del<br />
Sistema Interconectado Nacional<br />
Netzmanagement<br />
Marktorganisation
Unternehmen in den Bereichen Erzeugung, Übertragung<br />
und Vertrieb von Strom sowie Stromgroßverbrauchern<br />
zusammen.<br />
Agentur zur Förderung Privater<br />
Investitionen (Proinversión)<br />
In Peru gibt es eine spezielle Agentur zur Förderung privater<br />
Investitionen, die Agencia de Promoción de la Inversión<br />
Privada (Proinversión). Sie ist eine unabhängige<br />
staatliche Behörde, die Investitionen von privaten Akteuren<br />
fördert, um Anreize <strong>für</strong> mehr Wettbewerbsfähigkeit<br />
und nachhaltige Entwicklung in Peru zu geben. Proinversión<br />
unterstützt Investoren durch die Bereitstellung von<br />
Informationen, die Herstellung von Kontakten, aktive<br />
Hilfe bei der Abwicklung von Formaliäten und der Beantragung<br />
von Genehmigungen sowie die Schaffung lokaler<br />
Partnerschaften.<br />
Energieversorgungsbetriebe<br />
Im Jahr 2007 waren 38 Stromerzeuger auf dem Markt aktiv.<br />
Fünf von ihnen (Electro Perú, Edegel, Egenor, Enersur<br />
und Termoselva) besitzen rund 70% der installierten<br />
Leistung. Im Bereich Übertragung gab es sieben Netzbetreiber.<br />
In der Stromversorgung belieferten 22 Unternehmen<br />
Strom an Kunden, von denen etwa 52% von den drei<br />
größten (EDELNOR, LUZ del SUR und ELNM) beliefert<br />
wurden. Detaillierte Informationen zu Marktstruktur<br />
und Daten sind im Kapitel »Liberalisierung« zu finden.<br />
Abbildung 6 zeigt die Beziehungen zwischen den oben<br />
genannten Marktteilnehmer im Stromsektor.<br />
7.4 Politische Rahmenbedingungen<br />
im Energiesektor<br />
1992 trat das Gesetz <strong>für</strong> Elektrizitätskonzessionen (Gesetz<br />
Nr. 25 844 <strong>–</strong> Ley de Concesiones Eléctricas <strong>–</strong> LCE)<br />
in Kraft und legte die Trennung von Energieerzeugung,<br />
-übertragung und -verteilung im Stromsektor fest. Ziel<br />
war es dabei, den Wettbewerb zu fördern und eine höhere<br />
Effizienz bei der Stromerzeugung zu erreichen. Unter<br />
dem neuen Gesetz privatisierte Peru den größten Teile<br />
PERU |<br />
166<br />
seines Strommarkts. Das Gesetz, die nachfolgenden Änderungen<br />
und die dazugehörigen Bestimmungen führten<br />
auch ein neues Tarifsystem und eine strenge Überwachung<br />
der Kennzahlen ein.<br />
Im Jahr 2000 trat das Gesetz zu den Rahmenbestimmungen<br />
<strong>für</strong> Investitionen in öffentliche Dienstleistungen (Gesetz<br />
Nr. 27 332 <strong>–</strong> Ley Marco de los Organismos Reguladores<br />
de la Inversión Privada de los Servicios Públicos) in<br />
Kraft und legte die Voraussetzungen <strong>für</strong> weitere Investitionen<br />
vor allem in den Bereichen Stromerzeugung und<br />
-übertragung fest. Das Gesetz zur Elektrifizierung ländlicher<br />
Gebiete (Gesetz Nr. 27 744 <strong>–</strong> Ley de Electrificación<br />
Rural y de Localidades Aisladas y de Frontera) reguliert<br />
die Entwicklung der Stromwirtschaft in ländlichen und<br />
abgelegenen Gebieten. Der Schwerpunkt wurde dabei<br />
auf die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien<br />
gelegt. In Ergänzung des LCE wurde im Jahr 2006 das<br />
Gesetz zur effizienten Entwicklung der Stromerzeugung<br />
(Gesetz Nr. 28.832 <strong>–</strong> Ley para Asegurar el Desarrollo de la<br />
Generación Eficiente de la Generación Eléctrica <strong>–</strong> LGE)<br />
erlassen, um den Fortschritt bei der Stromerzeugung zu<br />
beschleunigen und entsprechende Investitionen anzuregen.<br />
Das Gesetz ermöglichte den Bau zusätzlicher Kraftwerke<br />
durch ein öffentliches Ausschreibungssystem, bei<br />
denen die zuvor definierten Effizienzkriterien <strong>für</strong> Stromerzeugung<br />
und -übertragung konkret angewandt wurden.<br />
Für die Anwendung von KWK und zur effizienten Nutzung<br />
von Energie wurden weitere Verordnungen erlassen<br />
(DS Nr. 037-2006-EM <strong>–</strong> Reglamento de Cogeneración<br />
und DS Nr. 053-2007-EM <strong>–</strong> Reglamento de la Ley de<br />
Promoción del Uso Eficiente de la Energía). Die Funktionsfähigkeit<br />
des Elektrizitätssystems und -netzwerks<br />
wird durch die Nationalen Bestimmungen zur Stromversorgung<br />
und -nutzung (El Código Nacional de Electricidad<br />
Suministro y Utilización) sowie durch technische<br />
Normen <strong>für</strong> Elektrizitätsdienstleistungen (Norma Técnica<br />
de Calidad de Servicio Eléctrico) gewährleistet.<br />
Die Regierung verabschiedete darüber hinaus den Referenzplan<br />
<strong>für</strong> Strom 2006<strong>–</strong>2015 (Plan Referencial de Electricidad<br />
2006<strong>–</strong>2015), der die geplante Entwicklung des<br />
Stromsektors bis zum Jahr 2015 skizziert. Die wichtigsten<br />
Ziele beinhalten die Förderung privater Investitionen im
Energiesektor, die Überwachung des Energiesektors und<br />
die Bereitstellung von Subventionen <strong>für</strong> Projekte zur Elektrifizierung<br />
ländlicher Gebiete. Darüber hinaus definiert<br />
der Plan folgende Ziele: eine Elektrifizierungsrate von<br />
93% bis 2015, eine autarke, diversifizierte und nachhaltige<br />
Energieversorgung und die maßgebliche Beteiligung erneuerbarer<br />
Energien 10 . Konkrete Maßnahmen und Zielvorgaben<br />
sind zum Großteil noch in der Entwicklung,<br />
sollten aber im Jahr 2010 abgeschlossen werden.<br />
7.5 Rahmenbedingungen <strong>für</strong> erneuerbare<br />
Energien<br />
Strategie und Ziele <strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />
Mit einem großen Anteil von Wasserkraft an der Stromerzeugung<br />
nutzt Peru bereits erneuerbare Energienquellen<br />
(EE). Seit Anfang der 2000-er Jahre wird betont, dass die<br />
Verwendung von EE von entscheidender Bedeutung <strong>für</strong><br />
das peruanische Energieportfolio ist. Neben der allgemeinen<br />
Unterstützung <strong>für</strong> neue Stromerzeugungsanlagen<br />
wurde vereinbart, zusätzliche Anreize <strong>für</strong> die Stromerzeugung<br />
aus EE zu schaffen. Allerdings ist abgesehen von<br />
mündlichen Zusicherungen bisher nur wenig geschehen.<br />
Wie das Ministerium <strong>für</strong> Energie und Bergbau mitgeteilt<br />
hat, soll auf eine dreigeteilte Primärenergieversorgung gesetzt<br />
werden, die zu einem Drittel aus flüssigen fossilen<br />
Brennstoffen besteht, zu einem Drittel aus Erdgas und<br />
zu einem Drittel aus EE. Im Jahr 2008 wurde der erste<br />
Schritt unternommen, um Maßnahmen und Ziele durch<br />
ein Gesetz zur Förderung der Stromerzeugung aus EE<br />
festzulegen (siehe nächstes Kapitel). Die Regierung ist<br />
jedoch noch dabei, konkrete Inhalte sowie Verfahren und<br />
Regeln festzusetzen.<br />
Zurzeit werden regionale EE-Pläne ausgearbeitet, die als<br />
Basis <strong>für</strong> einen Nationalen Plan <strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />
(Plan Nacional de Energías Renovables) dienen. Dieser<br />
Plan soll das Potenzial zur Nutzung von EE zusammenfassen<br />
und alle zwei Jahre aktualisiert werden. Wasser-<br />
und Windkraft werden als die wichtigsten erneuerbaren<br />
Energiequellen mit dem größten Potenzial angesehen.<br />
Dabei entfallen schätzungsweise 58 GW auf Wasser- und<br />
10 MEM 2005<br />
PERU |<br />
167<br />
22 GW auf Windkraft 11 . Für kleinere Anwendungen,<br />
insbesondere PV-Anlagen, wurden Pläne im Rahmen<br />
des Programms zur Elektrifizierung ländlicher Gebiete<br />
formuliert. Ziel ist es, 280 000 Haushalte bis 2020 mit<br />
EE-Anlagen zu versorgen.<br />
Gesetzliche Rahmenbedingungen und<br />
Förderung erneuerbarer Energien<br />
Um die Nutzung erneuerbarer Energien zu fördern, sind<br />
die Umsätze aus der Stromerzeugung durch EE von der<br />
Mehrwertsteuer befreit. Dies ist im Gesetz zur Steuerbefreiung<br />
<strong>für</strong> EE-Projekte aus dem Jahr 2006 festgesetzt (Ley<br />
Nr 28876 <strong>–</strong> Ley Amplia que los del Alcances del Régimen<br />
de Recuperacion Anticipada del Impuesto General a las<br />
Ventas a las Empresas de Generación Hidroeléctrica). Die<br />
Gesetzesverordnung Nr. 1 058 zur Förderung der Stromerzeugung<br />
aus erneuerbaren Energiequellen aus dem Jahr<br />
2008 (DL Nr 1058 <strong>–</strong> Promoción de la Inversión en la<br />
Actividad de Generación eEéctrica con Recursos Hídricos<br />
y con Otros Recursos Renovables) schafft zusätzliche<br />
Anreize, unter anderem eine beschleunigte Abschreibung<br />
von bis zu 20% jährlich. Eine direkte Förderung zur Erhöhung<br />
des Anteils von EE an der Stromproduktion wurde<br />
im Jahr 2008 mit Gesetzesverordnung Nr. 1 002 eingeführt<br />
(DL Nr. 1 002 <strong>–</strong> Ley de Promoción de la Inversión<br />
para la Generación de Electricidad con el Uso de Energías<br />
Renovables) und der entsprechenden Verordnung (DS<br />
Nr. 050-2008 <strong>–</strong> EM) eingeführt. Die wichtigsten Anreize,<br />
die <strong>für</strong> die Stromerzeugung aus Biomasse, Wind, Sonne,<br />
Erdwärme, Gezeiten und Wasserkraft bis 20 MW gegeben<br />
werden, sind folgende:<br />
• Bevorzugte Abnahme und bevorzugter Zugang zu den<br />
Übertragungs- und Verteilnetzen<br />
• Höhere Strompreise <strong>für</strong> einen festen Prozentsatz des<br />
peruanischen Stromverbrauchs (mindestens 5% <strong>für</strong> die<br />
erste Periode von 2008<strong>–</strong>2012; der Prozentsatz soll alle<br />
fünf Jahre angepasst werden)<br />
• Deckung der Differenz zwischen den Kosten der<br />
Stromerzeugung aus EE und der konventionellen<br />
Stromerzeugung durch einen höheren Preis, der von<br />
OSINERG bestimmt wird<br />
Das Gesetz Nr. 1 002 wird durch ein Rahmengesetz <strong>für</strong><br />
11 MEM 2009b
den Anstieg privater Investitionen, durch Verordnungen<br />
zu Garantiesystemen <strong>für</strong> private Investitionen und durch<br />
ein Gesetz zur Förderung von Investitionen in Stromerzeugung<br />
aus Wasserkraft und anderen erneuerbaren Energieträgern<br />
(DL Nr. 1 058 Ley que la Promueve Inversión<br />
en la Actividad de Generación Eléctrica con Recursos<br />
Hídricos y con Otros Recursos Renovables).<br />
Diese regulatorischen Veränderungen könnten erhebliche<br />
Auswirkungen auf die Stromerzeugung aus EE haben, allerdings<br />
fehlen noch immer wichtige Regelungen (z. B. darüber,<br />
wie Ausschreibungsprozesse ablaufen). Außerdem<br />
wurden bisher noch keine technischen Einzelheiten <strong>für</strong> den<br />
Netzanschluss und <strong>für</strong> das Management von RES-Stromerzeugung<br />
festgelegt. Zusätzliche Hindernisse <strong>für</strong> den Aus-<br />
TABELLE 9:<br />
LISTE REGISTRIERTER CDM-PROJEKTE<br />
N° Titel Art MWel<br />
PERU |<br />
168<br />
bau von netzgekoppelten erneuerbaren Energien sind die<br />
gesplitteten Zuständigkeiten zwischen den verschiedenen<br />
Direktionen der Ministerien <strong>für</strong> Energie und Umwelt.<br />
Ein weiteres Ziel der peruanischen Regierung ist die Förderung<br />
von Biokraftstoffen <strong>für</strong> das Heizen von Privathaushalten<br />
und <strong>für</strong> Verkehr und Exporte. Diesbezüglich<br />
wurde im Jahr 2008 ein Gesetz erlassen (Ley de Promoción<br />
del Mercado de Biocombustibles), das verbindliche<br />
Anteile von Ethanol und Biodiesel in Kraftstoffen <strong>für</strong> den<br />
Transportsektor festsetzt. Das Gesetz wird von einem<br />
Programm zur Verbesserung der Rahmenbedingungen<br />
und zur Förderung von Investitionen in die Produktion<br />
von Biokraftstoffen begleitet.<br />
Clean Development Mechanism<br />
Emissionsreduktion<br />
pro Jahr<br />
Registrierungsdatum<br />
1 Santa Rosa Wasserkraft 4,1 13 845 tCO ² Okt. 05<br />
2 Poechos I Project Wasserkraft 15,4 31 463 tCO ² Nov. 05<br />
3 Tarucani I Wasserkraft 49,0 153 957 tCO ² Sept. 06<br />
4<br />
Huaycoloro landfill gas<br />
capture and combustion<br />
Deponiegas 5,7 298 996 tCO ² März 07<br />
5 Quitaracsa I Wasserkraft 114,4 249 463 tCO ² Apr. 07<br />
6 Peruvian Fuel-Switching Project Brennstoffwechsel -- 25 577 tCO ² Juli 07<br />
7<br />
Palmas del Espino <strong>–</strong> Biogas recovery<br />
and heat generation from effluent<br />
Methanvermeidung 17,8 26 719 tCO ² Sept. 07<br />
8 Ancon <strong>–</strong> EcoMethane Landfill Gas Project Deponiegas n.a. 69 012 tCO ² Nov. 07<br />
9<br />
Rehabilitation of the Callahuanca<br />
hydroelectric power station<br />
Wasserkraft 7,5 18 189 tCO ² Jan. 08<br />
10 Caña Brava Hydroelectric Power Plant Wasserkraft 5,7 21 974 tCO ² Feb. 08<br />
11 La Virgen Hydroelectric Plant Wasserkraft 64 220 218 tCO ² März 08<br />
12<br />
Carhuaquero IV<br />
Hydroelectric Power Plant<br />
Wasserkraft 9,7 23 909 tCO ² Mai 08<br />
13<br />
Fuel Switching and Natural<br />
Gas Pipeline Extension, Cementos Lima<br />
Brennstoffwechsel -- 269 851 tCO ² Nov. 08<br />
14 La Joya Hydroelectric Plant Wasserkraft 15,0 41 987 tCO ² Nov. 08<br />
15 Poechos II hydroelectric plant project Wasserkraft 10,0 22 771 tCO ² Nov. 08<br />
16<br />
Fuel Substitution<br />
by Hydro Generation, Pasto Bueno<br />
Wasserkraft 0,8 5 326 tCO ² Nov. 08<br />
17 Cheves Hydro Power Project Wasserkraft 168,0 393 831 tCO ² Feb. 09<br />
18 Bionersis Project Deponiegas -- 11 864 tCO ² Mai 09<br />
Total 1 898 952 tCO ²<br />
Source: UNFCCC 2009
Im CDM Investment Climate Index (CDM-ICI) der<br />
DEG (Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft)<br />
liegt Peru auf dem achten Platz. Von 100 möglichen<br />
Punkten wurde Peru mit 83,6 Punkten bewertet.<br />
Das bedeutet, dass gute Rahmenbedingungen <strong>für</strong> die<br />
Entwicklung von CDM-Projekten vorhanden sind 12 .<br />
Die nationale Aufsichtsbehörde (Designated National<br />
Authority <strong>–</strong> DNA) ist seit Oktober 2008 an das neu gegründete<br />
Ministerium <strong>für</strong> Umwelt (Ministerio del Ambiente<br />
<strong>–</strong> MINAM) angegliedert. Hier sind der Direktor <strong>für</strong><br />
Klimawandel sowie ein designierter Ad-hoc-Ausschuss<br />
(Comité Ad-hoc) mit Vertretern aus Unternehmen, Behörden<br />
und nichtstaatlichen Organisationen <strong>für</strong> CDM-<br />
Maßnahmen zuständig.<br />
Im August 2009 gab es insgesamt 18 CDM-Projekte, die<br />
beim UNFCCC registriert waren. Es handelt sich dabei<br />
meist um Wasserkraftwerke. Das peruanische Umweltministerium<br />
gibt an, dass im Jahr 2009 über 20 CDM-Projekte<br />
umgesetzt werden und weitere 100 Projekte geplant<br />
sind. Wenn alle Projekte abgeschlossen werden, würde<br />
dies zu Investitionen in Höhe von bis zu sechs Mrd. USD<br />
in den kommenden fünf Jahren führen 13 . Ein wichtiger<br />
Förderer von CDM-Projekten in Peru ist der Nationale<br />
Umweltfond (El Fondo Nacional del Ambiente <strong>–</strong> FO-<br />
NAM). FONAM hilft, die »Project Idea Note« (PIN)<br />
vorzubereiten, das »Project Design Document« (PDD)<br />
zu formulieren und unterstützt die Projektveranstalter in<br />
allen Phasen der Projektabwicklung.<br />
Aktivitäten internationaler Geber<br />
Aufgrund der relativ stabilen politischen Verhältnisse und<br />
der nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung sind viele<br />
Organisationen und Länder in Peru nicht nur als Geldgeber,<br />
sondern auch als Investoren beteiligt. Einer der<br />
größten Investoren ist die International Bank for Reconstruction<br />
and Development (IBRD), eine von fünf Institutionen<br />
der Weltbank-Gruppe. Das Investment-Portfolio<br />
der IBRD <strong>für</strong> Peru im Jahr 2009 besteht aus etwa 20 Projekten<br />
mit einem Gesamtvolumen von mehr als 1,75 Mrd.<br />
US $. Zu den geförderten Aktivitäten zählen Projekte zur<br />
Förderung der Elektrifizierung ländlicher Gebiete, zur<br />
Verbesserung der städtischen Verkehrsinfrastruktur und<br />
12 CDM-ICI 2009<br />
FONAM 2009 and GCEM 2009<br />
PERU |<br />
169<br />
zur Unterstützung des Umweltschutzes.<br />
Bei Projekten zum Thema Umwelt ist die Global Environment<br />
Facility (GEF) einer der wichtigsten Geldgeber. Die<br />
GEF fördert über 20 Projekte mit einer Direktfinanzierung<br />
von über 40 Mio. US $, wodurch etwa das Fünffache<br />
an Kofinanzierung generiert wird. Eines der wichtigsten<br />
GEF-Projekte ist das Projekt »PV-basierte Elektrifizierung<br />
ländlicher Gebiete in Peru«. Ziel dabei ist es, die<br />
Regierung von Peru bei der Beseitigung von Hindernissen<br />
<strong>für</strong> eine nachhaltige Elektrifizierung mit Hilfe von<br />
PV-Technologie in abgelegenen ländlichen Gebieten zu<br />
unterstützen.<br />
Das Projekt soll die Durchführbarkeit der Gründung<br />
von Kleinstunternehmen zum Verkauf, zur Wartung und<br />
zum Betrieb von PV-Anlagen demonstrieren. Auch sollen<br />
Anreize <strong>für</strong> eine Zunahme von öffentlichen und privaten<br />
Investitionen in PV-basierte Projekte zur Elektrifizierung<br />
ländlicher Gebiete geschaffen werden. Die Finanzierung<br />
beläuft sich auf 4 Mio. US $ von der GEF und weitere 5<br />
Mio. US $ von der peruanischen Regierung. Sie ermöglichte<br />
die Installation von bislang über 4 200 Systemen.<br />
Das Amt <strong>für</strong> Zusammenarbeit »EuropeAid« der Europäischen<br />
Kommission hat unter dem Namen EURO-<br />
SOLAR Programm ebenfalls ein Projekt <strong>für</strong> ländliche<br />
PV-Anlagen initiiert. Das Hauptziel des Programms ist<br />
es, die Nutzung erneuerbarer Energien als Motor <strong>für</strong> Entwicklung<br />
in den acht ärmsten Ländern Lateinamerikas<br />
zu fördern. Das Programm umfasst die Installation von<br />
Stromerzeugungsanlagen aus ausschließlich erneuerbaren<br />
Energiequellen. Die Ausrüstung besteht aus PV-Modulen,<br />
die in einigen Fällen mit einer Windkraftanlage kombiniert<br />
werden. Hilfsausrüstung wie Batterien, Laptops,<br />
Satelliten-Internet-Verbindung usw. gehören ebenfalls<br />
dazu. Das Projekt wird durch die Generaldirektion <strong>für</strong><br />
die Elektrifizierung ländlicher Gebiete des Ministeriums<br />
<strong>für</strong> Energie und Bergbau durchgeführt, wobei die EU zu<br />
den 1,3 Mio. €, die von der peruanischen Regierung bereitgestellt<br />
wurden, weitere Mittel in Höhe von 5 Mio. €<br />
zuschießt. Insgesamt sollen 130 Gemeinden eine Ausstattung<br />
zur Stromerzeugung erhalten.<br />
Das deutsche Bundesministerium <strong>für</strong> wirtschaftliche Zu-
sammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ist ebenfalls in<br />
Peru tätig und konzentriert sich auf die folgenden drei<br />
Bereiche:<br />
Demokratie, Zivilgesellschaft und öffentliche Verwaltung<br />
Versorgung mit Trinkwasser und Abwasserentsorgung<br />
Nachhaltige Entwicklung ländlicher Gebiete einschließlich<br />
Umweltschutz und nachhaltigem Anbau<br />
Als Ergebnis der zwischenstaatlichen Verhandlungen im<br />
September 2008 versprach das BMZ eine Unterstützung<br />
von 92 Mio. € <strong>für</strong> 2008 und 2009. Davon sind 76,5 Mio. €<br />
<strong>für</strong> die finanzielle und 15,5 Mio. € <strong>für</strong> die technische Zusammenarbeit<br />
vorgesehen. Zusätzlich wurde ein weiterer<br />
Schuldenerlass in Höhe von rund 48,5 Mio. € im Jahr 2008<br />
vereinbart. Neben den USA und Japan ist Deutschland einer<br />
der wichtigsten bilateralen Geldgeber des Landes.<br />
Peru ist Teil des »Energising«-Entwicklungsprogramms,<br />
das von der Niederländischen Generaldirektion <strong>für</strong> Internationale<br />
Zusammenarbeit (DGIS) finanziert und von der<br />
Deutschen Gesellschaft <strong>für</strong> Technische Zusammenarbeit<br />
(<strong>GTZ</strong>) durchgeführt wird. Das Programm zielt auf die<br />
Förderung und Realisierung eines nachhaltigen Zugangs<br />
zu modernen Energiedienstleistungen <strong>für</strong> Entwicklungsländer.<br />
In Peru wurde zwischen 2007 und 2009 mehr als<br />
150 000 Menschen der Zugang zu modernen Energiedienstleistungen<br />
ermöglicht, unter anderem durch den<br />
Anschluss von 4 000 Haushalten und 107 sozialen Einrichtungen<br />
an das Stromnetz und die Verteilung von mehr<br />
als 15 000 effizienten Herden an private Haushalte und<br />
soziale Einrichtungen. Für die zweite Phase (2009<strong>–</strong>2011)<br />
wird die Versorgung von 500 000 Menschen angestrebt.<br />
Nicht nur durch zahlreiche Entwicklungsprojekte, sondern<br />
auch wegen seines anhaltenden Wirtschaftswachstums<br />
und der stabilen Bedingungen im Land zieht Peru<br />
viele ausländische Investoren an. 2008 wurden etwa<br />
17 Mrd. US $ in Peru investiert, vor allem von Unternehmen<br />
aus Spanien, Großbritannien und den USA. Der<br />
Energiesektor nimmt den fünften Platz bei ausländischen<br />
Investitionen ein, wobei das Gesamtinvestionsvolumen<br />
1,675 Mrd. US $ beträgt.<br />
7.6 Marktpotenzial <strong>für</strong> Windenergie<br />
PERU |<br />
170<br />
Windenergiepotenziale<br />
Aufgrund seiner geographischen Bedingungen verfügt<br />
Peru über ein gutes Windenergiepotenzial. Vor allem<br />
entlang der Küste und des Hauptgebirges gibt es Windgeschwindigkeiten<br />
von mehr als 7,5 m/s in einer Höhe von 80<br />
m, die eine wirtschaftliche Nutzung ermöglichen. Die Regionen<br />
mit dem größten Potenzial befinden sich im Norden<br />
an der Küste sowie in den Anden und in der Region um Ica<br />
südlich von Lima. Im Westen der Anden und im Bereich<br />
des Amazonasbeckens ist kaum Windpotenzial vorhanden.<br />
TABELLE 10:<br />
WINDENERGIEPOTENZIAL NACH REGION<br />
Region<br />
Windenergie-Potenzial<br />
(MW<br />
Nutzbare<br />
Windenergie<br />
(MW)<br />
Amazonas 1 380 6<br />
Ancash 8 526 138<br />
Arequipa 1 992 1 158<br />
Cajamarca 18 360 3 450<br />
Ica 18360 9 144<br />
La Libertad 4 596 282<br />
Lambayeque 2 880 564<br />
Lima 1 434 156<br />
Piura 17 628 7 554<br />
Quelle: MEM 2008c<br />
Das Gesamtpotenzial von Onshore-Windenergie wird im<br />
Windatlas, der Ende 2008 veröffentlicht wurde, auf 77<br />
GW geschätzt (http:// dger.minem.gob.pe/AtlasEolico/<br />
atlaseolicolibro/AtlasEolicoLibro.pdf ).<br />
Das technisch realisierbare Potenzial <strong>für</strong> die Stromerzeugung<br />
wird vom MEM offiziell auf 22 GW geschätzt.<br />
Diese Schätzung basiert auf einer Studie <strong>für</strong> den oben genannten<br />
Windatlas <strong>für</strong> Peru (Atlas Eólico del Perú). Mit<br />
Hilfe von etwa 30 Messstationen wurde das peruanische<br />
Windkraftpotenzial untersucht. Da Erfahrungen über die<br />
großangelegte Nutzung von Windenergie noch nicht vorhanden<br />
sind und präzise Messungen an bestimmten Projektstandorten<br />
noch nicht durchgeführt wurden, können<br />
sich Abweichungen der tatsächlichen Werte ergeben. Das<br />
Potenzial <strong>für</strong> Offshore-Windenergie an der peruanischen
Küste wurde noch nicht eingehend erforscht.<br />
Von den 25 peruanischen Regionen verfügen lediglich<br />
neun über ein bedeutendes Windenergiepotenzial. Die<br />
oben stehende Tabelle zeigt die Regionen mit einem theoretischen<br />
Potenzial von mehr als 1 000 MW sowie die<br />
jeweilige nutzbare Windenergie. Die Tabelle verdeutlicht,<br />
dass die höchsten Erträge in den Küstenregionen von Piura<br />
im Nordwesten und in Ica im Süden von Lima erreicht<br />
werden können. Platz drei belegt die Region Cajamarca in<br />
den nördlichen Anden Perus.<br />
Der Winter verzeichnet die höchsten Windgeschwindigkeiten,<br />
die im Sommer wieder abnehmen. Diese jahreszeitlichen<br />
Schwankungen ergänzen gut die Verfügbarkeit<br />
von Wasserressourcen <strong>für</strong> die Stromerzeugung aus Wasserkraft,<br />
die im Sommer höher als im Winter ist. Mit einem<br />
intelligenten Verteilungssystem könnten EE so eine<br />
ganzjährige Lieferung von Elektrizität gewährleisten.<br />
Rahmenbedingungen <strong>für</strong> Windenergie<br />
Die allgemeinen Maßnahmen zur Förderung erneuerbarer<br />
Energien sind im Gesetz Nr. 1.002 definiert und im<br />
Kapitel »Rahmenbedingungen <strong>für</strong> erneuerbare Energien«.<br />
beschrieben. Die wichtigsten Punkte des Gesetzes<br />
lassen sich wie folgt zusammenfassen:<br />
Mindestens 5% der gesamten Energie aus erneuerbaren<br />
Energien wie Wind, Sonne, Gezeiten- und Erdwärme,<br />
Biomasse und Wasserkraft im Zeitraum 2008<strong>–</strong>2012<br />
Höhere Tarife, die von OSINERG festgesetzt werden<br />
Garantierte und bevorzugte Abnahme<br />
Um die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien zu<br />
fördern, hat die peruanische Regierung ein Maßnahmenpaket<br />
zur Förderung von Investitionen in diesem Bereich<br />
eingeführt. Zu den wichtigsten Einzelmaßnahmen gehört<br />
eine garantierte Rendite von 12% und eine beschleunigte<br />
Abschreibung bis zu 20% jährlich. Um einen Windpark<br />
einzurichten, ist eine temporäre Lizenz von der Dirección<br />
General de Energía des MEM erforderlich. Diese berechtigt<br />
zur Durchführung der Umweltverträglichkeitsprüfung<br />
(UVP) sowie zu vorbereitenden Studien und Windmessungen.<br />
Nach Erhalt der UVP wird eine unbefristete<br />
Lizenz vergeben und der Windpark kann errichtet werden.<br />
Derzeitige Nutzung von Windenergie<br />
PERU |<br />
171<br />
und geplante Projekte<br />
Im Bereich kleine Windenergie sind mehrere kleine<br />
Windkraftanlagen in Betrieb, die hauptsächlich in ländlichen<br />
Gebieten zur Wasserförderung, Bewässerung und<br />
Aufladen von Batterien genutzt werden. Die Nutzung der<br />
Windenergie zum Pumpen von Wasser findet traditionell<br />
im Norden von Peru statt. Als größere Windkraftanlagen<br />
wurden in den späten 1990-er Jahren zwei Turbinen<br />
installiert, danach gab es keine Weiterentwicklung der<br />
Windenergienutzung bis 2007. Allerdings hat es seitdem<br />
einen Ansturm auf befristetete Konzessionen gegeben,<br />
um attraktive Standorte <strong>für</strong> potenzielle Windparks zu sichern.<br />
Diese weisen eine potentielle Gesamtleistung von<br />
mehr als 10 GW auf. Tabelle 11 zeigt die Anzahl der Projekte<br />
mit befristeten Lizenzen pro Region.<br />
Die projektierte Leistung der einzelnen Windparks liegt<br />
TABELLE 11: WINDENERGIEPROJEKTE MIT<br />
BEFRISTETEN ERZEUGUNGSLIZENZEN NACH REGION<br />
Region<br />
Anzahl<br />
Projekte<br />
Kapazität<br />
[MW]<br />
Ancash 7 1 060<br />
Arequipa 7 1 010<br />
Ica 12 1 630<br />
La Libertad 9 980<br />
Lambayeque 1 100<br />
Lima 4 630<br />
Moquegua 4 620<br />
Piura 20 3 585<br />
Tacna 3 290<br />
Tumbes 2 200<br />
Total 63 10 105<br />
Quelle: MEM 2009b<br />
im Bereich von 40 bis 300 MW. Alle bislang vergebenen<br />
befristeten Lizenzen beziehen sich auf Standorte nahe<br />
der Küste, da der Zugang einfacher ist und Windkraftanlagen<br />
auf dem Seeweg geliefert werden können. Unter<br />
Berücksichtigung der großen Anzahl an Projekten und<br />
der Gesamtkapazität ist es interessant festzustellen, dass<br />
die Regierung die erste Ausschreibung <strong>für</strong> maximal 500<br />
MW plant (<strong>für</strong> alle erneuerbaren Energien). Darüber<br />
hinaus gelten die Konzessionen nur <strong>für</strong> zwei Jahre; das
heißt, dass ein intensiver Wettbewerb um die Verträge <strong>für</strong><br />
erneuerbare Energie herrschen wird. Die obigen Zahlen<br />
bedeuten, dass fast die Hälfte des nutzbaren Windenergiepotenzials<br />
(22 GW) bereits durch die Inhaber einer<br />
befristeten Lizenz gesichert wurde.<br />
Insgesamt gibt es elf Gesellschaften, die befristete Lizenzen<br />
haben. Das Unternehmen, das die meisten von ihnen<br />
erhalten hat, ist Ibero Peruana Inversiones (22 Verträge).<br />
Weitere Lizenznehmer sind Norwind, Huayra Kallpa,<br />
Energía Eólica, Gaz & L’Énergie, Generalima, Inversiones<br />
Troy, Petrolera Monterrico, Perú Energía Renovable,<br />
Soleol und Sowitec Energías Renovables de Perú. Nach<br />
Angaben der peruanischen Gesellschaft <strong>für</strong> erneuerbare<br />
Energien (Asociación Peruana de Energías Renovables<br />
<strong>–</strong> Apeger) könnte Windenergie mittelfristig zu einem<br />
Investitionsvolumen von über einer Mrd. USD führen.<br />
Um Netzanbindungs- und Netzeinspeisebedingungen<br />
<strong>für</strong> Windenergie definieren zu können, führt die COES<br />
derzeit eine Studie durch, die auch die maximale Leistung<br />
aus Windkraft definiert, die an SEIN angeschlossen werden<br />
könnte, ohne dass der Netzwerkbetrieb unterbrochen<br />
wird. Dies ist die wichtigste Voraussetzung, die bei einer<br />
Ausschreibung durch die Regierung berücksichtigt wer-<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Aktivitäten im<br />
informellen<br />
Sektor<br />
Steuerverwaltung<br />
politische<br />
Instabilität<br />
Zugang zu<br />
Finanzierung<br />
PERU |<br />
172<br />
den muss. Es ist offensichtlich, dass in einem Land mit<br />
einer maximalen Nachfrage von 4 200 MW die kurzfristigen<br />
Möglichkeiten <strong>für</strong> den Anschluss von Windenergieanlagen<br />
an das Netzwerk begrenzt sind.<br />
Nach mehreren Verschiebungen ist nun zu erwarten, dass<br />
gegen Ende 2009 eine Ausschreibung <strong>für</strong> Windenergie<br />
durch OSINERGMIN stattfinden wird. An dieser Ausschreibung<br />
können ausschließlich Unternehmen teilnehmen,<br />
die über eine befristete Lizenz verfügen und einen<br />
bestimmten Betrag <strong>für</strong> die Finanzierung des Projekts garantieren<br />
können. Doch bisher steht nicht fest, wie <strong>hoch</strong><br />
die jeweilige Leistung sein wird, die in den Windenergielizenzen<br />
bewilligt wird. Die Voraussetzungen sowie die<br />
Bedingungen und Modalitäten der Ausschreibung müssen<br />
noch definiert werden. Es wird erwartet, dass etwa<br />
die Hälfte der Projekte mit befristeten Lizenzen an den<br />
öffentlichen EE-Ausschreibungen teilnehmen.<br />
Geschäftsklima<br />
Ausländische Unternehmen werden auf die gleiche Weise<br />
wie peruanische behandelt. Es gibt keine Investitionsbeschränkungen<br />
außer der, dass kommerzielle Anlagen mindestens<br />
50km von der Staatsgrenze entfernt sein sollen.<br />
ABBILDUNG 7:<br />
TOP 10 DER INVESTITIONSHEMMNISSE IN PERU (2006), % DER UNTERNEHMEN, DIE DIE PROBLEME IN DEM<br />
JEWEILIGEN BEREICH ALS DEN GRÖSSTEN HINDERUNGSGRUND GENANNT HABEN<br />
Quelle: MEM 2008<br />
Steuersätze Verbrechen,<br />
Diebstahl,<br />
fehlende<br />
Ordnung<br />
Korruption Arbeitsmarktbestimmungen<br />
Zoll- und<br />
Handelsregulierung<br />
unzureichend<br />
ausgebildete<br />
Arbeitskräfte
Das Gesetz zur Förderung ausländischer Investitionen<br />
von 1991 enthält klare Regeln; somit sind die Ratings<br />
<strong>für</strong> Investitionen in Peru gut (BBB+). Obwohl Peru sehr<br />
liberal in punkto Marktteilnahme ausländischer Investoren<br />
ist, gibt es noch einige Hindernisse, die Investitionen<br />
verhindern könnten. Die Unternehmensumfrage der<br />
Weltbank 2006 zeigt die Top 10 der Beschränkungen, die<br />
durch ausländische Investoren in Peru wahrgenommen<br />
werden. (siehe Abbildung 7).<br />
In Bezug auf die Stromerzeugung kann sich laut LCE<br />
jedes Unternehmen <strong>für</strong> eine Lizenz zur Stromerzeugung<br />
bewerben. Da jedoch die erzielbaren Marktpreise <strong>für</strong><br />
Windenergie nicht ausreichen, um die Kosten zu decken,<br />
müsste dazu die EE-Förderung aus Gesetz Nr. 1 002 beantragt<br />
werden. Wie bereits erwähnt beträgt die Stromerzeugungsleistung<br />
aus erneuerbaren Energien insgesamt<br />
5% der Gesamtkapazität (rund 500 MW), was verglichen<br />
mit dem vorhandenen Potenzial nur ein Bruchteil des<br />
möglichen Anteils darstellt. Obwohl die Voraussetzungen<br />
in Bezug auf das Windenergiepotenzial und die Ziele<br />
der Regierung sehr günstig sind, gab es oft Verzögerungen<br />
bei der versprochenen Informationsbereitstellung seitens<br />
der Behörden <strong>–</strong> zum Beispiel beim Windatlas oder den<br />
Spezifikationen zu den Netzleistungen und dem genauen<br />
PERU |<br />
173<br />
Ausschreibungsverfahren. Dies hat zu Unsicherheiten bei<br />
vielen Unternehmen geführt, ob sie ihre Projekte weiter<br />
verfolgen sollen. Da befristete Lizenzen nur zwei Jahre<br />
gelten und nur einmal <strong>für</strong> weitere zwei Jahre verlängert<br />
werden können, be<strong>für</strong>chten die Unternehmen, ihre bisherigen<br />
Investitionen zu verlieren, wenn sie ihre Projekte<br />
nicht fortführen können.<br />
Insgesamt gibt es keine Erfahrungen mit groß angelegter<br />
Windenergienutzung in Peru. Allerdings ist nach Angaben<br />
der UNESCO das Bildungsniveau höher als der<br />
lateinamerikanische Durchschnitt. Es gibt mehrere gute<br />
Universitäten, an denen sich etwa ein Drittel der Schulabgänger<br />
eines Jahres einschreibt. Dies bedeutet, dass gut<br />
ausgebildetes Fachpersonal zur Verfügung steht. Es gibt<br />
jedoch keine spezielle Ausbildung im Bereich Windenergie,<br />
sondern nur die bekannten Studiengänge der Ingenieur-<br />
und Naturwissenschaften.<br />
Da es bislang keine groß angelegte Nutzung der Windkraft<br />
gab, gibt es auch keine lokale Windenergiebranche und<br />
dementsprechend auch keine Hersteller, Lieferanten oder<br />
Dienstleister. Es gibt einige Experten und Berater, die mit<br />
diesem Thema vertraut sind, und ein paar lokale Betriebe<br />
und einige Tochtergesellschaften internationaler Unternehmen,<br />
die an der Projektentwicklung beteiligt sind.
7.7 Adressen und Kontaktdaten<br />
Agencia de Promoción de la Inversión Privada<br />
(Proinversión)<br />
(Private Investment Promotion Agency)<br />
Paseo de la República 3361, Piso 9, San Isidro<br />
Lima, Peru<br />
Tel.: (+51) 1 - 612 12 00<br />
Fax: (+51) 1 - 221 29 41<br />
Internet: www.proinversion.gob.pe<br />
Ministerio de Energía y Minas (MEM)<br />
(Ministerium <strong>für</strong> Energie und Bergbau)<br />
Av. Las Artes Sur 260 San Borja<br />
Lima, Peru<br />
Tel.: (+51) 1 - 618 87 00<br />
Internet: www.minem.gob.pe<br />
Organismo Supervisor de la Inversión<br />
en Energía y Minería (OSINERGMIN)<br />
(Nationale Regulierungsbehörde <strong>für</strong><br />
Energie und Bergbau)<br />
Bernardo Monteagudo 222, Magdalena del Mar<br />
Lima, Peru<br />
Tel.: (+51) 219 - 34 00<br />
Internet: www.osinerg.gob.pe<br />
Comite de Operación Económica<br />
Sistema Interconectado Nacional (COES)<br />
(Kommitte <strong>für</strong> die wirtschaftliche Betreibung des Netzes)<br />
C. Manuel Roaud y Paz Soldan 364. San Isidro,<br />
Lima, Peru<br />
Tel.: (+51) 1 - 611 - 85 85<br />
Internet: www.coes.org.pe<br />
Empresa de Administracion<br />
de Infraestructura Electrica S.A. (A<strong>DIN</strong>ELSA)<br />
Av. Prolongación Pedro Miotta<br />
Nº 421 San Juan de Miraflores<br />
Lima, Peru<br />
Tel.: (+51) 1 - 217 - 20 00<br />
Fax: (+51) 1 - 466 - 66 66<br />
Email: atenciones@adinelsa.com.pe<br />
Internet: www.adinelsa.com.pe /<br />
PERU |<br />
174<br />
Fondo Nacional del Ambiente (FONAM)<br />
(Nationaler Umweltfonds) Calle Hermanos Quinteros<br />
103 Urb. La Castellana, Santiago de Surco<br />
Lima 33, Peru<br />
Fax: (+51) 1 - 449 - 62 00<br />
Email: fonam@fonamperu.org<br />
Ministerio del Ambiente (MAM)<br />
(Ministerium <strong>für</strong> Umwelt)<br />
Av. Guardia Civil Nº 205, San Borja, Lima, Peru<br />
Tel.: (+51) 1 - 225 5370<br />
Fax: (+51) 1 - 225 53 69<br />
Email: minam@minam.gob.pe<br />
Internet: www.minam.gob.pe<br />
Fondo Nacional de Electrificación Rural (FONER)<br />
(Fond <strong>für</strong> ländliche Elektrifizierung)<br />
Las Artes Sur - 260, San Borja<br />
Lima 41, Peru<br />
Tel.: (+51) 1 - 476 15 49<br />
Internet: www.foner.gob.pe<br />
Latin American Wind Energy Association<br />
Juan Coronado Lara<br />
Av. Rivera Navarrete 451 OF 202<br />
San Isidro, Peru<br />
Tel.: (+51) 1 - 422 33 11<br />
Email: peru@lawea.org<br />
Internet: www.lawea.org
7.8 Informationsquellen<br />
ACN 2009 - Andean Community of Nations<br />
http: // www.comunidadandina.org / ingles / quienes<br />
/ peru.htm, Gesichtet: 1. August 2009<br />
Agencia Peruana de Notícias, http: // www.andina.com.<br />
pe, Gesichtet: 1. August 2009<br />
CDM-ICI 2009 - The CDM Investment Climate Index<br />
(CDM-ICI), updated July 2009 http: // www.kyotocoaching-cologne.net<br />
/ englisch / cdm_klima.htm,<br />
Gesichtet: 1. August 2009<br />
CGIAR Consortium for Spatial Information (CGIAR-<br />
CSI), http: // srtm.csi.cgiar.org, Gesichtet: 1. August<br />
2009<br />
El Peruano <strong>–</strong> Official News and Legislation,<br />
http: // www.elperuano.com.pe /, Gesichtet: 1. August<br />
2009<br />
FONAM 2009 - El Fondo Nacional del Ambiente<br />
http: // www.fonamperu.org / , Gesichtet: 1. August<br />
2009<br />
Global Carbon Emissions Monitor (GCEM) 2009:<br />
Week 43 2008, Week 01 2009<br />
Germany Trade and Invest - foreign trade and inward<br />
investment agency of the Federal Republic of Germany<br />
(GTAI): CDM-Markt kompakt - Peru 2007<br />
https: // www.gtai.de / ext / anlagen / PubAnlage_5798.<br />
pdf, Gesichtet: 1. August 2009<br />
International Monetary Fund (IMF) 2009: World<br />
Economic Outlook Database http: // www.imf.org / external<br />
/ pubs / ft / weo / 2009 / 01 / weodata / index.aspx,<br />
Gesichtet: 1. August 2009<br />
Instituto Nacional de Estadística e Informática, Lima<br />
(National Statistics Institute) http: // www.inei.gob.pe / ,<br />
Gesichtet: 1. August 2009<br />
PERU |<br />
175<br />
Lokey, Elizabeth 2009: Renewable Energy Project Development<br />
Under the Clean Development Mechanism: A<br />
Guide for Latin America, Earthscan, July 2009<br />
Ministry of Energy and Mines (MEM) 2005: Plan<br />
Referencial de Electricidad 2006 <strong>–</strong> 2015, http: // www.<br />
minem.gob.pe / minem / archivos / file / Electricidad<br />
/ publicaciones / plan2006 / 01-PRE_2006_PRE-<br />
SENTACION_CAPITULO_1_V5.pdf, Gesichtet: 1.<br />
August 2009<br />
Ministry of Energy and Mines (MEM) 2007 (a): Peru<br />
National Energy Balance, http: // www.minem.gob.<br />
pe / minem / archivos / file / Hidrocarburos / balances<br />
/ BNE2007_Ingles.pdf, Gesichtet: 1. August 2009<br />
Ministry of Energy and Mines (MEM) 2007 (b):<br />
Anuario Estadistico de Electricidad 2007, http: // www.<br />
minem.gob.pe / publicacion.php?idSector=6&idPublica<br />
cion=228, Gesichtet: 1. August 2009<br />
Ministry of Energy and Mines (MEM) 2008 (a):<br />
Evolución de Indicadores del Mercado Eléctrico 1995-<br />
2008, http: // www.minem.gob.pe / minem / archivos<br />
/ file / Electricidad / promocion %20electrica / evolucion<br />
%20indicadores %202008.PDF, Gesichtet: 1.<br />
August 2009<br />
Ministry of Energy and Mines (MEM) 2008 (b):<br />
Estadistica generación y transmission 2007-2008,<br />
http: // www.minem.gob.pe / minem / archivos<br />
/ file / Electricidad / promocion %20electrica / tripticos<br />
%20generac %20transm %20distribuc / Estadistica<br />
%20generaci %C3 %B3n %20transmic %20<br />
2007-2008.pdf, Gesichtet: 1. August 2009<br />
Ministry of Energy and Mines (MEM) Nov. 2008 (c):<br />
Atlas Eólico del Perú, http: // dger.minem.gob.pe /<br />
AtlasEolico / atlaseolicolibro / AtlasEolicoLibro.pdf,<br />
Gesichtet: 1. August 2009
Ministry of Energy and Mines (MEM) 2009 (a): Sector<br />
Electrico 2009, http: // www.minem.gob.pe / minem<br />
/ archivos / file / Electricidad / publicaciones / BRO-<br />
CHURE %20electricidad %202009.pdf, Gesichtet: 1.<br />
August 2009<br />
Ministry of Energy and Mines (MEM) 2009 (b): Press<br />
statement - POTENCIAL ENERGÉTICO<br />
of July 2nd, 2009<br />
OSINERGMIN 2007: Electrical Compendium <strong>–</strong><br />
Overview of the electrical market of Peru http: // www.<br />
osinerg.gob.pe / newweb / uploads / JARU / CD / dge3.<br />
swf, Gesichtet: 1. August 2009<br />
Portal of Peru: http: // www.peru.gob.pe / , Gesichtet: 1.<br />
August 2009<br />
RECIPES 2003: Recipes Project report Peru,<br />
http: // www.energyrecipes.org / reports /<br />
reports / 061127 %20Recipes %20- %20Peru %20<br />
RE %20potential %20report.pdf , Gesichtet: 1. August<br />
2009<br />
PERU |<br />
176<br />
Solar Atlas Peru, http: // dger.minem.gob.pe / atlassolar /,<br />
Gesichtet: 1. August 2009<br />
UNDP 2007: United Nations Development Programme:<br />
Human Development Report 2007 / 2008,<br />
New York<br />
WB 2006: World Bank: Enterprise Survey 2006,<br />
http: // www.enterprisesurveys.org, Gesichtet: 1. August<br />
2009<br />
WB 2009: The World Bank: Peru Country Brief,<br />
http: // web.worldbank.org / WBSITE / EX-<br />
TERNAL / COUNTRIES / LACEXT / PERU-<br />
EXTN / 0,,menuPK:343633~pagePK:141132~piP<br />
K:141107~theSitePK:343623,00.html, Gesichtet: 1.<br />
August 2009
ÄGYPTEN<br />
Abkürzungsverzeichnis<br />
BIP Bruttoinlandsprodukt<br />
BMZ Bundesministerium <strong>für</strong> wirtschaftliche<br />
Zusammenarbeit und Entwicklung<br />
BOOT Build-own-operate-Basis<br />
CDM Clean Development Mechanism<br />
DNA Designated National Authority<br />
(nationale Aufsichtsbehörde)<br />
EEA Egypt Electricity Authority<br />
(Ägyptische Strombehörde)<br />
EEAA Egyptian Environmental Affairs<br />
(Ägyptische Umweltbehörde)<br />
EEHC Egyptian Electricity Holding Company<br />
(Dachgesellschaft ägyptischer<br />
Stromunternehmen)<br />
EETC Egyptian Electricity Transmission<br />
Company (Ägyptische Stromübertragungsgesellschaft)<br />
EEUCPRA Ägyptische Regulierungsbehörde <strong>für</strong><br />
Stromversorger und Verbraucherschutz<br />
EGP Ägyptisches Pfund<br />
EGWEA Ägyptischer Windverband<br />
EMA Egyptian Meteorological Authority<br />
(Ägyptische Meteorologiebehörde)<br />
EnEff Energieeffizienz<br />
EPF Environmental Protection Fund<br />
(Fonds <strong>für</strong> Umweltschutz)<br />
GEF Global Environment Facility<br />
GTAI Germany Trade & Invest<br />
<strong>GTZ</strong> Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong><br />
Technische Zusammenarbeit<br />
GWh Gigawattstunde<br />
IEA Internationale Energieagentur<br />
IPP Independent Power Producer<br />
(Unabhängiger Stromproduzent)<br />
177<br />
JCEE Deutsch-ägyptischer Ausschuss <strong>für</strong><br />
erneuerbare Energien, Energieeffizienz<br />
und Umweltschutz<br />
Kf W Kreditanstalt <strong>für</strong> Wiederaufbau<br />
ktoe Kilotonne Öläquivalent<br />
kV Kilovolt<br />
KWK Kraft-Wärme Kopplung<br />
MoEE Ministerium <strong>für</strong> Energie und Elektrizität<br />
MoP Ministerium <strong>für</strong> Petroleum und<br />
mineralische Ressourcen<br />
MoU Memoradum of Understanding<br />
(Absichtserklärung)<br />
MSEA Umweltministerium<br />
MVA Megavoltampere<br />
MW Megawatt<br />
NGO Nichtstaatliche Organisation<br />
NREA Behörde <strong>für</strong> neue und erneuerbare<br />
Energien<br />
OAPEC Organisation der arabischen Erdöl<br />
exportierenden Länder<br />
OECP Organisation <strong>für</strong> Energieplanung<br />
und -einsparung<br />
PPA Power Purchase Agreement<br />
(Stromhandelsabkommen)<br />
Pt Piaster<br />
PV Photovoltaik<br />
QIZ Qualifying Industrial Zones<br />
REA Egyptian Rural Electrification Authority<br />
(Behörde <strong>für</strong> ländliche Elektrifizierung)<br />
RCREEE Regionales Zentrum <strong>für</strong> erneuerbare<br />
Energien und Energieeffizienz<br />
WTO Welthandelsorganisation
ÄGYPTEN<br />
8.1 Einleitung<br />
ABBILDUNG 1:<br />
KARTE VON ÄGYPTEN<br />
Quelle: CGIAR 2004<br />
Ägypten liegt im Norden Afrikas und umfasst die Sinai<br />
Halbinsel auf dem asiatischen Kontinent. Zwischen Lybien<br />
und dem Gazastreifen grenzt das Land ans Mittelmeer, im<br />
Osten, nördlich des Sudan, ist es durch das Rote Meer begrenzt<br />
(siehe Abbildung 1). Ägypten ist hauptsächlich geprägt<br />
durch Wüstenklima mit heißen trockenen Sommern<br />
(Mai bis Oktober) und gemäßigten Wintern (November<br />
bis April). Das Klima in den Küstenregionen sowie im Nildelta<br />
ist mediterran mit durchschnittlichen Temperaturen<br />
zwischen 14°C und 30°C. Das Klima in den inneren Landesteilen<br />
einschließlich Kairo und in Zentral- und Nordägypten<br />
ist wüstenhaft mit hohen Temperaturschwankungen<br />
während des Tages. Im Frühling verursachen Richtung<br />
Osten ziehende Tiefdruckgebiete die heißen und staubigen<br />
Khamsin-Winde. Geologisch ist Ägypten von einem<br />
weiten Wüstenplateau dominiert, welches durch das Niltal<br />
und -delta unterbrochen wird.<br />
178<br />
Die offizielle Sprache Ägyptens ist Arabisch. Englisch und<br />
Französisch werden in weiten Teilen des Landes verstanden<br />
und von gebildeten Schichten aus Wirtschaft, Regierung<br />
und Diplomatie gesprochen. Seit dem Inkrafttreten<br />
der Verfassung 1971 ist Ägypten eine Präsidialrepublik.<br />
Staatsoberhaupt ist Mohamed Hosni Mubarak (seit 14.<br />
Oktober 1981), Regierungsoberhaupt ist Ahmed Nazif<br />
(seit 9. Juli 2004). Das Kabinett wird vom Präsidenten<br />
berufen, welcher seinerseits durch Volksabstimmung <strong>für</strong><br />
sechs Jahre gewählt wird. Es gibt keine Beschränkung<br />
der Anzahl der Regierungsperioden. Seit einem Volksentscheid<br />
im Mai 2005 wird die Präsidentschaftswahl in<br />
freien Wahlen in einem Mehrkandidatensystem durchgeführt.<br />
Die erste Wahl nach der Verfassungsänderung fand<br />
am 7. September 2005 statt. Die nächsten Wahlen sind<br />
<strong>für</strong> 2011 angesetzt.<br />
Die Isolierung Ägyptens durch die arabischen Staaten<br />
nach der Unterzeichnung des Friedensvertrags mit Israel<br />
1979 wurde unter der Regierung Mubarak überwunden,<br />
und Ägypten konnte seine Führungsposition in der arabischen<br />
Welt teilweise wieder herstellen. Am 1. Juni<br />
2004 trat das Assoziationsabkommen zwischen Ägypten<br />
und der EU in Kraft. Es ersetzt das vorherige Kooperationsabkommen<br />
von 1977 und bildet, im Rahmen<br />
des EuroMed-Partnerschaftsnetzwerkes, die gesetzliche<br />
Grundlage <strong>für</strong> die Beziehungen zwischen beiden Parteien.<br />
Das Abkommen umfasst Freihandelsabkommen<br />
<strong>für</strong> Industriegüter und Vereinbarungen zur Vereinfachung<br />
des Handels von Agrarprodukten. Zudem schafft<br />
es die Voraussetzungen <strong>für</strong> eine stärkere Liberalisierung<br />
des Marktes. Darüber hinaus stimmte Ägypten im März<br />
2007 einem gemeinsamen Aktionsplan zu, welcher die<br />
Zusammenarbeit Ägyptens mit der EU weiter festigt.<br />
Des Weiteren wurde im Dezember 2008 eine Absichts-<br />
TABELLE 1:<br />
WICHTIGE KENNZAHLEN 2008<br />
Fläche Bevölkerung BIP BIP/Kopf Exporte Importe Währung<br />
1 001 450 m² 83 Mio. 110.6 Mrd. € 3 773 € 20.86 Mrd.<br />
€ (2008)<br />
Quelle: CIA World Fact Book 2009<br />
39.57 Mrd.<br />
€ (2008)<br />
1 Ägyptisches<br />
Pfund<br />
(EGP) = 0.13 €
ÄGYPTEN | 179<br />
TABELLE 2:<br />
BIP 2000<strong>–</strong>2008<br />
2000 2005 2006 2007<br />
BIP (aktuelle Preise) Mrd. € 69.77 62.67 75.11 91.18<br />
Quelle: Weltbank 2009<br />
erklärung (Memoradum of Understanding) zur verbesserung<br />
der Europäischägiptischen Zusammenarbeit in<br />
der Enegiepolitik unterzeichnet.<br />
Ägypten ist Mitglied der Welthandelsorganisation<br />
(WTO), Teil des gemeinsamen arabischen Marktes sowie<br />
Teil der Freihandelszone zwischen Ägypten, Tunesien<br />
und Jordanien. Darüber hinaus besitzt die Republik Freihandelsübereinkommen<br />
mit der Türkei und der europäischen<br />
Freihandelszone (European Free Trade Association <strong>–</strong><br />
EFTA). Am 14. Dezember 2004 setzte Ägypten das Protokoll<br />
zur Qualifying Industrial Zone (QIZ) um, welches<br />
bestimmten geographischen Gebieten in Ägypten und<br />
Israel Zollfreiheit mit den USA einräumt. Sofern der mit<br />
Israel vereinbarte Teil des Abkommens eingehalten wird,<br />
haben die in der QIZ angesiedelten Unternehmen zollfreien<br />
Zugang zum amerikanischen Markt. Darüber hinaus<br />
ist das Land Mitglied der Vereinigung der Nilstaaten,<br />
der Organisation derarabischen Erdöl exportierenden<br />
Staaten (OAPEC) und der Arabischen Union.<br />
Die wichtigsten Exportländer 2008 waren Italien<br />
(10,3%), die USA (7,7%), Spanien (6,7%), Syrien (5,1%),<br />
Saudi Arabien (5%), Japan (4,9%), Deutschland (4,9%)<br />
und Frankreich (4%). Zu den Hauptimportländern zählten<br />
die USA (10,6%), China (10,2%), Italien (7,5%),<br />
Deutschland (7%) und Saudi Arabien (5%).<br />
Die Inflationsrate lag im Jahr 2008 bei 11,7%. Für das Jahr<br />
2009 wird eine Inflationsrate von 16,5% prognostiziert. 1<br />
Der Anteil der unter der Armutsgrenze lebenden Bevölkerung<br />
belief sich im selben Jahr auf 20%, während ca.<br />
8,4% der erwerbsfähigen Bevölkerung arbeitslos waren. 2<br />
Ägypten stellt nach Saudi Arabien die zweitgrößte Wirtschaft<br />
des arabischen Wirtschaftsraumes. Das Land liegt<br />
im Zentrum des Nahen Ostens und beherbergt mehr als<br />
ein Viertel der gesamten Bevölkerung der Region. Ägyptens<br />
Wirtschaft ist stabil und zeigte in den letzten 25 Jah-<br />
1 GTAI 2009<br />
2 CIA World Fact Book 2009<br />
ren ein kontinuierliches Wachstum von 4<strong>–</strong>5%. Verglichen<br />
mit anderen Staaten der Region ist Ägyptens Wirtschaftsstruktur<br />
ist diversifiziert, der Aktienmarkt ist mit mehr<br />
als 600 registrierten Unternehmen einer der am besten<br />
entwickeltsten der Region. Die wirtschaftliche Bedeutung<br />
des Landes wird darüber hinaus durch seine Schlüsselrolle<br />
in der Politik des Nahen Ostens, der Funktion als einer<br />
der Hauptverbündeten der USA sowie der strategischen<br />
Wichtigkeit des Landes <strong>für</strong> den Transport von Gütern<br />
über den Suezkanal verstärkt. Ägypten spielt eine zentrale<br />
Rolle bei der Produktion von arabischsprachigen Medien.<br />
8.2 Energiemarkt<br />
Übersicht Energiemarkt<br />
Die Primärenergieerzeugung Ägyptens zeigte in der Vergangenheit<br />
ein stetiges Wachstum und erreichte 2006 eine<br />
Gesamtproduktion von 62 501 ktoe (entspricht 2 617<br />
PJ bzw. 726 887 GWh). Die Anteile der verschiedenen<br />
Energieträger an der Gesamtproduktion <strong>für</strong> das Jahr 2006<br />
können Abbildung 2 entnommen werden. Während die<br />
Förderung und Produktion von Erdgas stetig anwachsen<br />
und sich die Exportmengen erhöhen, zeigt die Produktion<br />
von Erdölprodukten fallenden Trend. Gleichzeitig steigt<br />
die Nachfrage nach Erdöl weiter an, was teilweise auf die<br />
da<strong>für</strong> aufgewendeten hohen Subventionen zurückzuführen<br />
ist. Kürzlich wurden bedeutende Mengen an Erdgasressourcen<br />
entdeckt. In der nahen Zukunft wird Erdgas<br />
vermutlich Ägypten größter Wachstumsmotor sein.<br />
Die Primärenergieproduktion Ägyptens hat sich in der<br />
Vergangenheit schnell entwickelt. Angefangen bei ca.<br />
8 000 ktoe im Jahr 1971, entwickelten sich die Produktionsmengen<br />
bis zum heutigen Niveau weitestgehend<br />
linear. Das wesentliche Wachstum hat im Öl- und Gas
ABBILDUNG 2:<br />
GESAMTE PRIMÄRENERGIEBEREITSTELLUNG 2006:<br />
77 830 KTOE<br />
Rohöl<br />
43,13 %<br />
Gas<br />
53,45 %<br />
Quelle: IEA 2008)<br />
Wasser<br />
1,43 %<br />
Geothermie,<br />
Solar etc.<br />
0,07 %<br />
Brennbare<br />
Erneuerbare<br />
Abfall/<br />
1,90 %<br />
Kohle und Torf<br />
0,02 %<br />
sektor stattgefunden, während Kohle und Torf eher eine<br />
Entwicklung auf niedrigem Niveau verzeichneten. Die<br />
Anteile der erneuerbaren Energien haben sich in der<br />
Vergangenheit nicht signifikant erhöht und spielen weiterhin<br />
eine untergeordnete Rolle in der Energieversorgungsstruktur.<br />
Der Energiesektor ist aufgrund der hohen<br />
Ressourcenverfügbarkeit <strong>für</strong> Ägyptens Wirtschaft wichtig<br />
und wird auch zukünftig eine übergeordnete Rolle spie-<br />
TABELLE 3:<br />
STRUKTUR DES ENDENERGIEVERBRAUCHS 2006 NACH SEKTOREN<br />
Endenergieverbrauch<br />
ÄGYPTEN | 180<br />
len. Ägypten ist Nettoexportland von Rohöl und Erdgas.<br />
Zudem nimmt es durch den Betrieb des Suezkanals und<br />
der Sumed- (Suez<strong>–</strong>Mittelmeer) Pipeline, zwei wichtige<br />
Transportrouten <strong>für</strong> Öl aus dem Persischen Golf, eine<br />
strategische Position beim Transport von Öl ein. Ägypten<br />
ist auch Nettoimporteur der Energieträger Kohle und<br />
Torf.<br />
Der Endenergieverbrauch im Jahr 2006 belief sich auf<br />
43 072 ktoe (entspricht 500 927 GWh bzw. 1 803 PJ).<br />
Die Aufteilung auf die einzelnen Wirtschaftssektoren ist<br />
in Tabelle 3 dargestellt. 3<br />
Das Stromnetz<br />
Das staatliche Übertragungsnetz umfasste 2007/2008<br />
eine Länge von 39 552 km. Das Stromnetz ist in die<br />
sechs geografischen Zonen Kairo, Kanal, Delta, Alexandria<br />
und Westdelta, Zentralägypten und Oberägypten<br />
unterteilt. Das gesamte Landesgebiet ist abgedeckt.<br />
Mittel- und Niederspannungsnetze sowie isolierte Netze<br />
werden von den jeweiligen Versorgern betrieben. Das<br />
Verteilernetz bestand im Juni 2008 aus 142 983 km<br />
Mittelspannungs- und 230 187 km Niederspannungsleitungen.<br />
4<br />
Seit 1998 wurden Anstrengungen unternommen, das<br />
ägyptische Stromnetz international zu vernetzen. Das<br />
Ergebnis ist der Zusammenschluss der Netze Jordaniens,<br />
PJ %<br />
Industrie 603 33<br />
Transport 488 27<br />
Andere 531 29<br />
Privathaushalte 358 20<br />
Davon<br />
Gewerbe und Dienstleistung 42 2<br />
Land- und Forstwirtschaft 89 5<br />
nicht spezifiziert 43 2<br />
Insgesamt 1 622 100<br />
(Quelle: IEA 2008)<br />
3 IEA 2008<br />
4 ohne nicht-energetische Nutzung
TABELLE 4:<br />
CHARAKTERISTIKA DES ÄGYPTISCHEN ÜBERTRAGUNGSNETZES 2008<br />
ÄGYPTEN | 181<br />
500 kV 400 kV 220 kV 132 kV 66 kV 33 kV<br />
Trafoleistung (MVA) 7 765 n.s. 28 850 3 427 35 223 1 769<br />
Gesamtlänge Übertragungsnetz<br />
Quelle: EEHC 2008a<br />
2 479 33 14 912 2 429 16 986 2 713<br />
TABELLE 5:<br />
SPITZENLASTEN IM STROMNETZ 2003<strong>–</strong>2008<br />
ABBILDUNG 3:<br />
ÄGYPTENS ÜBERTRAGUNGSNETZ<br />
Quelle: CGIAR 2004<br />
2003-2004 2004-2005 2005-2006 2006-2007 2007-2008<br />
Spitzenlast (MW)<br />
Quelle: EECH 2008a<br />
14 735 15 678 17 300 18 500 19 738<br />
Syriens, Lybiens und der Türkei mit dem ägyptischen<br />
Stromnetz (Fünf-Länder-Verbindung), welche 2002<br />
fertig gestellt wurde. 5 Verbindungen zum europäischen<br />
Strommarkt wurden durch das Seekabel zwischen Marokko<br />
und Spanien (400 kV) sowie über die Verbindung<br />
Syrien-Türkei geschaffen.<br />
Im April 2004 einigten sich die arabischen Maghreb-Staaten<br />
darauf, die nationalen Netze Ägyptens und Lybiens<br />
auszubauen um die Verbindung zu verbessern.<br />
Die Deckung der unerwartet hohen Spitzenlast von<br />
19.738 MW im Haushaltsjahr 2007/2008 stellte die<br />
Egyptian Electricity Holding Company (EEHC) vor eine<br />
große Herausforderung.<br />
Installierte Leistung<br />
TABELLE 6:<br />
ENTWICKLUNG DER INSTALLIERTEN LEISTUNG NACH ENERGIEQUELLE 2003<strong>–</strong>2008<br />
2003-2004 2004-2005 2005-2006<br />
MW<br />
2006-2007 2007-2008<br />
Wind 140 140 183 225 305<br />
Erdgas 1 019 1 537 1 966 2 416 1 416<br />
GuD-Kraftwerke 2 605 2 699 3 949 4 949 6 449<br />
Wasserkraft 2 749 2 783 2 783 2 783 2 842<br />
Dampf 11 610 11 616 11 571 11 571 11 571<br />
Gesamt<br />
Quelle: EEHC 2008a<br />
18 123 18 775 20 452 21 944 22 583<br />
5 EIA 2008
ABBILDUNG 4:<br />
STROMERZEUGUNG NACH TECHNOLOGIE 2006<br />
Dampfturbine51<br />
%<br />
Source: IEA 2008<br />
Wind<br />
1 % Gas<br />
6 %<br />
Gas- und<br />
Dampf-Kombikraftwerk<br />
29 %<br />
Wasserkraft<br />
13 %<br />
Zwischen 2003 und 2008 erhöhte sich die gesamte installierte<br />
Leistung um 24%, in erster Line durch die zusätzliche<br />
installierte Leistung aus Gas-und-Dampf-Kombikraftwerken<br />
und Windkraftanlagen.<br />
Im Juni 2008 erreichte die gesamte installierte Leistung<br />
22 583 MW, was einem Anstieg von 2,9% im Vergleich<br />
zum Vorjahr entspricht. Davon entfielen 11 571 MW<br />
(51,9%) auf konventionelle Dampfkraftwerke, 6 449<br />
MW (28,9%) auf Gas-und-Dampf-Kombikraftwerke und<br />
2 842 MW (12,8%) auf Wasserkraftwerke (s. Abildung 4).<br />
Die restlichen 305 MW (1,3%) werden durch Windkraftanlagen<br />
bereitgestellt. Seit 2002/2003 tragen drei private<br />
Stromversorger mit einer gesamten installierten Leistung<br />
von 2.048 MW (9% der landesweiten installierten Leistung)<br />
aus drei mit Erdgas betriebenen Dampfkraftwerken<br />
zur Stromversorgung bei. Der Fünf-Jahres-Plan des Ministeriums<br />
<strong>für</strong> Energie und Elektrizität aus dem Jahr 2005<br />
sieht einen Anstieg der installierten Leistung auf 32 GW<br />
bis zum Jahr 2010 vor.<br />
Ägypten verfügt über 35 dezentrale Kraftwerke (hauptsächlich<br />
Dieseleinheiten), die nicht an das nationale<br />
Stromnetz angeschlossen sind. Die Gesamtleistung<br />
der dezentralen Anlagen belief sich im Wirtschaftsjahr<br />
2007/2008 auf 25.884 MW. Etwa 350 GWh Strom<br />
wurden an lokale Verbraucher einschließlich der Touris-<br />
TABELLE 7:<br />
STROMPRODUKTION NACH ENERGIEQUELLE<br />
2000<strong>–</strong>2008<br />
07/08<br />
ÄGYPTEN | 182<br />
06/07<br />
GWh<br />
Verändererung<br />
(%)<br />
Dampf 53 076 52 082 1.9<br />
Erdgas 9 361 6 888 35.9<br />
GuD-Kraftwerke 33 345 29 892 11.6<br />
Gesamt<br />
thermisch<br />
95 782 88 862 7.8<br />
Wasserkraft 15 510 12 925 20<br />
Wind (Zafrana) 831 616 34.9<br />
Gesamt Stromnetz 112 123 102 403 9.5<br />
Isolierte Anlagen<br />
Ankauf von<br />
350 347 0.86<br />
unabhängigen<br />
Stromproduzenten<br />
14 32.2 (56.5)<br />
Private Produzenten<br />
(BOOT)<br />
12 642 12 625 0,1<br />
Gesamt<br />
Quelle: EEHC 2008a<br />
125 129 115 407 8,4<br />
TABELLE 8:<br />
STROMVERBRAUCH PER SEKTOR IM JAHR 2006<br />
Wirtschaftssektor GWh<br />
Industrie 34 569<br />
Privathaushalte 36 596<br />
Handel und Dienstleistung 11 541<br />
Agrar- und Forstwirtschafts 3 697<br />
Andere 12 040<br />
Total 98 443<br />
Quelle: IEA 2009<br />
tenzentren geliefert. Tabelle 7 zeigt die Bruttostromerzeugung<br />
nach Energiequelle und die prozentuale Veränderung<br />
gegenüber dem Vorjahr.<br />
Stromerzeugung<br />
Ägypten ist Nettoexporteur von Strom. Im Jahr 2006<br />
wurden 208 GWh Strom importiert, während 557 GWh<br />
exportiert wurden.<br />
Die Übertragungs- und Verteilungsverluste belaufen<br />
sich auf ca. 10% (12 583 GWh) der gesamten Stromerzeugung.<br />
Im Jahr 2005 beliefen sich die Verluste auf 16%<br />
des gesamten Stromangebots. Der Endenergieverbrauch
ist mit einem Anteil von 37% am gesamten Endenergieverbrauch<br />
bei den Privathaushalten am höchsten. Der<br />
Industriesektor hat einen Anteil von 35% am gesamten<br />
Endenergiebedarf.<br />
Zukünftig wird, teilweise durch erhöhte Lebensstandards<br />
sowie durch sehr niedrige Strompreise, ein durchschnittliches<br />
jährliches Wachstum der Stromnachfrage von 6,35%<br />
erwartet. Um dem erwarteten Nachfrageanstieg gerecht<br />
werden zu können, hat die EEHC den sechsten Fünf-Jahres-Plan<br />
(2008<strong>–</strong>2012) vorbereitet. Der Plan sieht eine zusätzliche<br />
Leistung in der Stromerzeugung von 7 750 MW<br />
vor. Gleichzeitig soll der Anteil der Stromerzeugung aus<br />
Gas-und-Dampf-Kombikraftwerken bis 2011/2012 auf<br />
37% an der installierten Gesamtleistung ansteigen. Am<br />
31. Januar 2009 hat die Regierung den Fünf-Jahresplan<br />
<strong>für</strong> den Zeitraum 2012<strong>–</strong>2017 beschlossen. Dieser plant<br />
den Ausbau von weiteren 10 450 MW an Stromerzeugungskapazität.<br />
Erneuerbare Energien<br />
Im Jahr 2006 stammten 12,5% der gesamten netzgekoppelten<br />
Stromproduktion aus erneuerbaren Energiequellen.<br />
Während 12 925 GWh (12%) in Wasserkraftanlagen<br />
produziert wurden, erzeugten Windkraftanlagen etwa<br />
616 GWh (0,5%).<br />
Im Jahr 2008 waren Wasserkraftanlagen mit einer Leistung<br />
von insgesamt 2 842 MW installiert, davon entfielen<br />
2 100 MW auf den High Dam, 322 MW auf den Aswan<br />
Dam I, 270 MW auf den Aswan Dam II und weitere 86<br />
MW auf den Esna-Staudamm. Ein aktuelles Wasserkraftprojekt<br />
ist die 2008 in Betrieb genommene New-Hammasi-Anlage<br />
mit einer installierten Leistung von 4 x 16<br />
MW. Für 2014 ist die Inbetriebnahme der New-Assuit-<br />
Barrage-Wasserkraftanlage mit einer installierten Leistung<br />
von 32 MW geplant. Gegenwärtig wird eine Machbarkeitsstudie<br />
<strong>für</strong> eine weitere 5,5 MW Wasserkraftanlage<br />
durchgeführt.<br />
Die aktuelle installierte Windkraftleistung beträgt 305<br />
MW. Ägypten verfügt über ein ausgesprochen großes<br />
Windpotential. Besonders im Golf von Suez herrschen<br />
ausgezeichnete Windbedingungen. Nachdem bereits<br />
mehrere experiementelle Windparkprojekte durchgeführt<br />
ÄGYPTEN | 183<br />
TABELLE 9:<br />
STROMTARIFE IN ÄGYPTEN 2008<br />
(€ ct/kWh) (Pt/kWh)<br />
Hochspanung (220/132 kV) 0.59 <strong>–</strong> 3.40 4.7 <strong>–</strong> 27.3<br />
Hochspannung (66/33 kV)<br />
Mittel- und<br />
Niederspannung > 500 KW<br />
Leistungspreis<br />
(LE/kW-Monat)<br />
1.41 <strong>–</strong> 1.96 11.34 <strong>–</strong> 15.7<br />
Arbeitspreis<br />
Mittel- und Niederspan-<br />
1.18 9.5<br />
nung < 500 KW<br />
(Agrarwirtschaft)<br />
2.67 21.4<br />
Wohnsektor (kWh/Monat)<br />
Residential (kWh/month)<br />
1.40 11.2<br />
0-50 0.62 5<br />
51-200 1.37 11<br />
201-350 2.00 16<br />
351-650 2.99 24<br />
651-1000 4.86 39<br />
>1000<br />
Handel (kWh/Monat)<br />
5.99 48<br />
0-100 2.99 24<br />
101-250 4.49 36<br />
251-600 5.74 46<br />
601-1000 7.23 58<br />
>1000 7.48 60<br />
öffentliche Beleuchtung<br />
Industrie<br />
Hochspannung (220/132 kV)<br />
energieintensive<br />
Industriezweige<br />
5.11 41<br />
andere 2.52 20.2<br />
Hochspannung (66/33 kV)<br />
energieintensive<br />
Industriezweige<br />
andere<br />
1.73 13.9<br />
Mittelspannung 3.06 24.5<br />
Leistungspreis<br />
(LE/kW-Monat)<br />
Arbeitspreis<br />
-Demand charge<br />
2.10 16.8<br />
(LE/kW-month) 1.18 <strong>–</strong> 1.30 9.5 <strong>–</strong> 10.4<br />
-Energy rates 2.87 <strong>–</strong> 4.17 23 <strong>–</strong> 33.4<br />
Quelle: Ministerium <strong>für</strong> Energie und Strom, 2009
wurden, hat das Ministerium <strong>für</strong> Energie und Elektrizität<br />
einen ehrgeizigen Plan zur Entwicklung von Windparks<br />
aufgestellt, nach dem bis 2011/2012 zusätzlich 965 MW<br />
installierter Windleistung entstehen sollen. 6<br />
Die Nutzung von Solarenergie ist noch in ihren Anfängen<br />
begriffen. Im Jahr 2007 hat die deutsche Firma Flagsol<br />
GmbH eine Ausschreibung zur Errichtung eines Hybrid-<br />
Solar-Kombikraftwerks mit einer installierten Leistung<br />
von 150 MW gewonnen. 7 Der Solarstandort liegt in<br />
Kuraymat und wird von der Global Environmental Facility<br />
(GEF) sowie der Japanese Bank for International<br />
Development kofinanziert. Die kommerzielle Inbetriebnahme<br />
ist <strong>für</strong> Mitte 2010 vorgesehen. Ägypten plant, die<br />
Leistung aus Solaranlagen durch ähnliche Projekte aufzustocken.<br />
8<br />
Strompreise<br />
Ägyptens Strompreise zählen zu den niedrigsten der<br />
Welt. Die Preise werden in einem geschlossenen Verfahren<br />
von der Regierung festgelegt und gelten <strong>für</strong> alle Regionen<br />
gleichermaßen. Elektrizität ist in hohem Maße<br />
subventioniert. Seit Oktober 2004 wurden verschiedene<br />
Stromtarife zum ersten Mal seit 1992 um durchschnittlich<br />
8,6% angehoben. Weitere Erhöhungen um<br />
jeweils 5% pro Jahr wurden <strong>für</strong> die folgenden fünf Jahre<br />
festgelegt. Die letzte Erhöhung wurde im November<br />
2008 durchgeführt. In diesem Jahr summierte sich der<br />
prozentuale Anstieg auf 7,5% und beinhaltete auch die<br />
zusätzliche Erhöhung von 2,5% aufgrund der hohen Ölpreise.<br />
Während der Anstieg in manchen Wirtschaftssegmenten<br />
mehr als 18% betrug, blieben die Preise <strong>für</strong><br />
Privathaushalte <strong>–</strong> bei weniger als 50 kWh Verbrauch<br />
pro Monat und hauptsächlich <strong>für</strong> Familien mit niedrigen<br />
Einkommen <strong>–</strong> unverändert bei 5 Pt (ca. 0,62 €<br />
Cent). Der höchste Anstieg konnte <strong>für</strong> Privathaushalte<br />
mit einem Verbrauch von > 1 000 kWh/Monat beobachtet<br />
werden. Nach dem Plan der Regierung sollten<br />
die Strompreise schrittweise an die tatsächlichen Stromproduktionskosten<br />
angepasst werden. Vor dem Hintergrund<br />
steigender Inflationsraten von mehr als 5% pro<br />
Jahr sind die Preiserhöhungen jedoch unter Umständen<br />
nicht ausreichend. Das neue Stromgesetz soll die wich-<br />
6 EECH 2008a<br />
7 20 MW davon Solaranteil<br />
8 Solar Millenium AG 2008<br />
ÄGYPTEN |<br />
184<br />
tigsten Grundsätze der Preisregulierung präzisieren.<br />
Liberalisierung<br />
Artikel 7 des Gesetzes Nr. 100 9 aus dem Jahr 1996 sieht<br />
die Möglichkeit zum Erwerb von Konzessionen <strong>für</strong> den<br />
Bau und Betrieb von Kraftwerken <strong>für</strong> lokale und internationale<br />
Investoren vor. Ein 1997 erlassenes Investitionsgesetz<br />
enthält verschiedene Anreizmechanismen wie<br />
zum Beispiel staatliche Bürgschaften <strong>für</strong> Investitionen. 10<br />
Zum Zeitpunkt der Vertragsverhandlungen <strong>für</strong> Stromversorgung<br />
aus privat errichteten Kraftwerken in den späten<br />
1990-er Jahren wurde der Börsengang aller sieben staatlichen<br />
Stromanbieter mit Monopolstellung vorbereitet.<br />
Aufgrund von mangelndem Interesse bei den Investoren<br />
wurde der Plan jedoch nicht umgesetzt. Der letzte Schritt<br />
zur Reformierung des Stromsektors war die Restrukturierung<br />
und Umwandlung der ägyptischen Strombehörde in<br />
die heutige Dachgesellschaft ägyptischer Stromunternehmen<br />
(Egyptian Electricity Holding Company <strong>–</strong> EEHC)<br />
im Jahr 2000. Diese Umwandlung wird als ein Schritt<br />
in Richtung eines unternehmerischen Ansatzes gesehen,<br />
da die EEHC unter anderem zukünftige Projekte aus ihrem<br />
eigenen Budget und ohne staatliche Interventionen<br />
finanzieren muss. Die Umwandlung brachte zudem die<br />
Auflösung der zuvor vertikal integrierten Versorgungsunternehmen<br />
und deren Umwandlung in individuelle Unternehmen<br />
mit eigener Verwaltung und getrennter Buchhaltung<br />
mit sich. Die Einrichtung der EEHC sollte der<br />
Privatisierung der Tochtergesellschaften dienen, bis heute<br />
wurde jedoch kein Segment der staatlichen Unternehmen<br />
privatisiert. Über die EEHC kontrolliert die ägyptische<br />
Regierung noch immer 90% der gesamten Stromproduktion.<br />
Auch das Monopol auf Übertragung und Verteilung<br />
ist weiterhin in staatlicher Hand. Bis heute wurden drei<br />
privat betriebene Kraftwerke (Sidi Krir, Suez and Port<br />
Said) durch ausländische Investitionen nach dem Buildown-operate-<br />
(BOO) Prinzip realisiert. Zusammen liefern<br />
diese Anlagen ca. 10% (2 049 MW) der gesamten<br />
installierten Erzeugungsleistung.<br />
Im Rahmen der neuen Energiestrategie und der ehrgeizigen<br />
Zielen <strong>für</strong> erneuerbare Energien werden vermehrt<br />
Anstrengungen unternommen, einen wettbewerbsorien-<br />
9 Spohn et al. 2009<br />
10 Spohn et al. 2009
tierteren Strommarkt zu schaffen und Investoren aus dem<br />
privaten Umfeld zu gewinnen. Der Entwurf des neuen<br />
Elektrizitätsgesetzes, der sich derzeit im Prozess der Ratifizierung<br />
durch die Volksversammlung befindet, ist auf<br />
die Schaffung eines liberalisierten Strommarktes ausgerichtet,<br />
der durch die Ägyptische Regulierungsbehörde<br />
<strong>für</strong> Stromversorger und Verbraucherschutz (EEUCPRA)<br />
geregelt wird. Artikel 20<strong>–</strong>22 des Gesetzentwurfs betrifft<br />
die Ersetzung des derzeitigen Single-Buyer-Modells und<br />
ermöglicht den Zugang Dritter zum Stromnetz. Der<br />
Zugang zum Stromnetz wird über festgelegte Tarife und<br />
langfristige Abnahmeverträge erfolgen. Darüber hinaus<br />
hat die Regierung angekündigt, bis zum Jahr 2017 jegliche<br />
Energiesubventionen abzubauen. 11<br />
Ländliche Elektrifizierung<br />
Im Rahmen des ägyptischen Programms zur Elektrifizierung<br />
ländlicher Gebiete wurde durch Netzausbauprojekte<br />
eine landesweite Elektrifizierungsrate von 99% erreicht.<br />
Einer Studie von MEDREC 12 zu Folge waren im Jahr<br />
2004 121 abgelegene Ortschaften und Gemeinden noch<br />
immer nicht an das nationale Stromnetz angeschlossen.<br />
Das Ziel der Behörde zur Elektrifizierung ländlicher Gebiete<br />
(REA) <strong>für</strong> 2008 war die Elektrifizierung von 327<br />
kleinen Siedlungen, die Verstärkung von 31 Dorfnetzen<br />
und die Ausbesserung von weiteren 41 Stromnetzen. 13<br />
Für die wenigen übrigen Siedlungen wird die dezentrale<br />
Nutzung von erneuerbaren Energien als Alternative zum<br />
Netzanschluss in Erwägung gezogen. Auf Grund der<br />
breiten Streuung der Häuser in diesen Gebieten sowie<br />
dem generell niedrigen Strombedarf der Bewohner ist<br />
die Ausweitung des Netzes wirtschaftlich nicht sinnvoll.<br />
Das Projekt MEDREP sieht vor, den Strombedarf ländlicher<br />
Gemeinden und den Strombedarf zum Heizen<br />
und <strong>für</strong> Klimaanlagen in Feriengebieten und neu errichteten<br />
Dörfern über Solarthermieanlagen zu decken.<br />
Das Projekt wird als Gemeinschaftsprojekt der NREA,<br />
dem Regierungsbezirk von Nord Sinai, den ägyptischen<br />
Umweltbehörden sowie der Behörde <strong>für</strong> ländliche Elektrifizierung<br />
durchgeführt und wurde 2004 durch das<br />
italienische Umweltministerium initiiert. 14 Leider wurden<br />
bisher noch keine Berichte über Projektstand und<br />
11 Egypt News 2009<br />
12 MEDREC 2004<br />
13 MoEE 2009<br />
14 MEDREC 2004<br />
Erfolge des Projekts veröffentlicht.<br />
8.3 Marktakteure<br />
ÄGYPTEN |<br />
185<br />
Ministerium <strong>für</strong> Energie und Elektrizität (MoEE)<br />
Das Ministerium <strong>für</strong> Energie und Elektrizität wurde 1964<br />
gegründet. Seine Hauptaufgabe ist die Überwachung der<br />
Egyptian Electricity Holding Company, der Behörde<br />
<strong>für</strong> neue und erneuerbare Energien (NREA) sowie der<br />
Behörde zur Elektrifizierung ländlicher Gebiete. Neben<br />
der Überwachung aller <strong>für</strong> Energieprojekte relevanten<br />
Aktivitäten der untergeordneten Behörden schlägt das<br />
Ministerium Strompreise vor und veröffentlicht <strong>für</strong> die<br />
Stromproduktion relevante Daten und Statistiken.<br />
Regulierungsbehörde EEUCPRA<br />
Die Ägyptische Regulierungsbehörde <strong>für</strong> Stromversorger<br />
und Verbraucherschutz (EEUCPRA) wurde 1997 per Dekret<br />
ins Leben gerufen 15 . Die Regulierungsbehörde nahm<br />
1998 offiziell ihre Tätigkeit auf und hat ihren Sitz in Kairo.<br />
Die wichtigste Aufgabe der Regulierungsbehörde ist es, <strong>für</strong><br />
einen Interessenausgleich zwischen Stromproduzenten,<br />
Stromanbietern und Endverbrauchern zu sorgen. Übergeordnetes<br />
Ziel ist dabei die Sicherstellung einer langfristigen<br />
und zuverlässigen Stromversorgung bei gleichzeitiger<br />
Förderung und Überwachung von Umweltschutzkriterien.<br />
Die Behörde ist außerdem <strong>für</strong> die Lizenzvergabe zum Anlagenbau<br />
und zum Betrieb von Produktions-, Übertragungs-<br />
und Verteilungsanlagen sowie <strong>für</strong> den Stromhandel zuständig.<br />
Eines der erklärten Ziele der Regulierungsbehörde<br />
ist die Schaffung eines marktorientierten Umfeldes unter<br />
Berücksichtigung bestehender Gesetze sowie die Unterbindung<br />
von Monopolen im Energiesektor. Der Aufsichtsrat<br />
der EEUCPRA wird durch das Ministerium <strong>für</strong> Energie<br />
und Elektrizität ernannt.<br />
Behörde <strong>für</strong> neue und<br />
erneuerbare Energien (NREA)<br />
Die NREA wurde 1986 mit dem Ziel gegründet, die Bündelung<br />
der Aktivitäten zur Förderung von erneuerbaren<br />
Energien und Energieeffizienz durch das Ministerium<br />
15 Erlass Nr. 326 von 1997 «Establishing the Electric Utility and Consumer<br />
Protection Regulatory Agency«
<strong>für</strong> Energie und Strom zu ermöglichen. Neben ihren<br />
Forschungsaktivitäten ist die NREA der alleinige Betreiber<br />
von bestehenden Windparks, darunter Pilot- und<br />
Demonstrationsprojekte im Landkreis Matrouh (Wind-<br />
Diesel-Hybridsystem) und Hurghada (Windpark mit 5,5<br />
MW) sowie der netzgekoppelte Zafarana-Windpark am<br />
Golf von Suez (bis Mitte 2009 wurden 425 MW installiert,<br />
die Leistung wird weiter ausgebaut).<br />
Im Rahmen der neuen Ausrichtung zu einer verstärkten<br />
Einbindung des Privatsektors fördert die NREA private<br />
Investitionen in Windkraftanlagen, indem sie Ressoucengutachten<br />
durchführt, erforderliche Daten <strong>für</strong> Machbarkeitsstudien<br />
bereitstellt und technische Unterstützung <strong>für</strong><br />
potenzielle Projektentwickler anbietet.<br />
Die NREA ist zentraler Ansprechpartner <strong>für</strong> Landnutzungsvereinbarungen<br />
und besitzt ein zentrales Labor zur<br />
Prüfung und Zertifizierung von Geräten und Anlagen zur<br />
Nutzung regenerativer Energienquellen. Darüber hinaus<br />
bietet die NREA Aus- und Fortbildungskurse an, veranstaltet<br />
Workshops und führt Studien <strong>–</strong> sowohl eigene als<br />
Kooperationsprojekte mit internationalen Partnerorganisationen<br />
<strong>–</strong> durch.<br />
Ägyptische Umweltbehörde (EEAA)<br />
Die EEAA wurde 1982 gegründet und 1994 entsprechend<br />
dem Gesetz Nr. 4/1994 neu strukturiert. Die<br />
EEAA agiert als ausführendes Organ des Umweltministeriums<br />
(Ministry of State for Environmental Affairs <strong>–</strong><br />
MSEA). Der Verwaltungsrat der Behörde besteht aus<br />
dem Umweltminister, dem Leiter der Behörde und aus<br />
Repräsentanten relevanter Ministerien, nichtstaatlicher<br />
Organisationen (NGOs), dem öffentlichen Wirtschaftssektor<br />
sowie aus Universitäten und Forschungsinstituten.<br />
Die Aktivitäten der Behörde werden durch die Fonds <strong>für</strong><br />
Umweltschutz (Environmental Protection Fund <strong>–</strong> EPF)<br />
finanziert. Dieser wiederum finanziert sich durch Spenden<br />
und Zuschüsse nationaler und ausländischer Organisationen<br />
sowie durch Geldstrafen und Entschädigungen<br />
aus Gerichtsprozessen. Zu den Hauptaufgaben der Agentur<br />
gehören die Formulierung von Umweltrichtlinien,<br />
ÄGYPTEN |<br />
186<br />
die Entwicklung und Überwachung von Projekten sowie<br />
die Durchführung von Pilotprojekten. Die Agentur ist<br />
zudem die nationale Instanz zur Unterstützung von Umweltangelegenheiten<br />
zwichen Ägypten und Dritten.<br />
Dachgesellschaft ägyptischer Stromunternehmen<br />
(Egyptian Electricity Holding<br />
Company <strong>–</strong> EEHC)<br />
Die staatliche Egyptian Electricity Holding Company<br />
koordiniert, leitet und überwacht die Tätigkeiten der 16<br />
(+1) 16 angeschlossenen Unternehmen in den Bereichen<br />
Erzeugung, Übertragung und Verteilung von elektrischer<br />
Energie. Die Tochtergesellschaft EETC ist <strong>für</strong> die landesweite<br />
Übertragung von Strom an regionale und lokale<br />
Stromversorger verantwortlich. Neben der EETC gibt es<br />
sechs Stromproduzenten und neun Stromversorger. Die<br />
EEHC wird durch das Ministerium <strong>für</strong> Energie und Elektrizität<br />
(MEE) überwacht.<br />
Ägyptischer Windenergieverband (EGWEA)<br />
Die EGWEA ist der Dachverband der Windenergiebranche<br />
in Ägypten. Der Interessenverband unterstützt den<br />
Dialog und die Zusammenarbeit zwischen allen relevanten<br />
Akteuren durch professionelles Engagement im Bereich<br />
Windenergie. Die EGWEA ist in einem globalen<br />
Netzwerk von Windenergieverbänden organisiert. Das<br />
Hauptziel des Verbandes ist die Förderung der Entwicklung<br />
von Windenergie durch die Bereitstellung von Mitteln<br />
zur Vereinfachung des Austausches von technischen<br />
Informationen, Fachwissen und Erfahrungswerten. Ferner<br />
führt die EGWEA Studien durch, informiert über<br />
Angebote und Konferenzen und organisiert Workshops<br />
im Bereich Windenergie. Der Verband beschäftigt sich<br />
vorrangig mit der Förderung der Technologie im Inland,<br />
unterstützt jedoch auch die Entwicklung der Windenergie<br />
in Entwicklungsländern.<br />
8.4 Politische Rahmenbedingungen<br />
im Energiesektor<br />
Ägypten verfolgt eine nationale Energiestrategie, die je-<br />
16 Die NREA kann als Betreiber des Zafarana-Windparks zu den Stromerzeugungsunternehmen<br />
gezählt werden, auch wenn die Behörde primär ein<br />
Forschungsinstitut ist.
doch lediglich auf Ebene des Energiestrategie-Ausschusses<br />
der Regierungspartei verabschiedet wurde. Die Strategie<br />
umfasst die Diversifizierung des Energiemixes, die<br />
Steigerung der Energieeffizienz, eine Reform der Strom-,<br />
Öl- und Gasmärkte sowie den Abbau von Energiesubventionen.<br />
Die Strategie <strong>für</strong> erneuerbare Energien ist ein zentraler<br />
Bestandteil der nationalen Energiestrategie.<br />
Die Diversifizierung des Strommixes ist eines der wichtigsten<br />
Ziele der Energiestrategie. Ziel ist es, bei gleichzeitiger<br />
Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien den<br />
Verbrauch von fossilen Brennstoffen zu reduzieren und<br />
einen Impuls <strong>für</strong> die Wiedereinführung des Nuklearenergieprogrammes<br />
zu liefern, welches in den 1980-er Jahren<br />
ausgesetzt wurde.<br />
Im Februar 2008 setzte sich die Regierung das ehrgeizige<br />
Ziel, einen Anteil von 20% der erneuerbaren Energien<br />
(große Wasserkraft ausgeschlossen) an der Stromproduktion<br />
zu erreichen. 17 Obwohl bisher noch kein Ziel <strong>für</strong> den<br />
Ausbau der Kernenergie festgelegt wurde, hat die Regierung<br />
2007 einen Plan <strong>für</strong> die Stromerzeugung verabschiedet.<br />
Erste Maßnahmen zur Umsetzung des Planes wurden<br />
bereits eingeleitet. 18<br />
Ein weiterer grundlegender Bestandteil der Strategie ist die<br />
Verbesserung der Energieeffizienz. Ziel ist es, den rasant<br />
anwachsenden Verbrauch an Primärenergie zu bewältigen.<br />
Der Energieverbrauch wächst ähnlich rasch <strong>–</strong> und teilweise<br />
noch rascher <strong>–</strong> als das reale Wirtschaftswachstum des Landes.<br />
Es existiert bereits eine Reihe von Vorschriften <strong>für</strong> die<br />
wichtigsten Energieverbrauchssektoren, die jedoch nur zögerlich<br />
angewandt und kontrolliert werden. 19<br />
Die Energiesubventionspolitik hat sich durch den Rückgang<br />
der Ölreserven und durch finanzielle Probleme, die<br />
aufgrund bisheriger Maßnahmen auftraten, verändert. Die<br />
heimischen Erdgas- und Strompreise wurden im Jahr 2008<br />
angepasst, um wenigstens die Servicekosten decken zu<br />
können. Die bisherigen Subventionen werden zunächst in<br />
den energieintensiven Sektoren und anschließend im Tourismussektor<br />
schrittweise abgebaut. Es wird jedoch nicht<br />
erwartet, dass sich die Subventionen <strong>für</strong> den durchschnittlichen<br />
Energieverbraucher erheblich verändern werden. 20<br />
Im Energiemarkt zielt die Energiestrategie auf die Etablierung<br />
einer wettbewerbsorientierten Struktur ab, bei<br />
17 JCEE 2009<br />
18 ESIS 2008a <strong>–</strong> Egypt Year Book 2008; ESIS 2008b; NPPA 2009<br />
19 JCEE 2009<br />
20 JCEE 2009; Marquer 2009<br />
ÄGYPTEN |<br />
187<br />
der Stromproduktion, Übertragung und Verteilung vollständig<br />
entkoppelt sind. Die Strategie soll darüber hinaus<br />
günstige Rahmenbedingungen <strong>für</strong> die Erreichung<br />
des 20%-Ziels <strong>für</strong> erneuerbare Energien im Stromsektor<br />
schaffen. 21<br />
Das wichtigste Instrument zur Umsetzung der Energiestrategie<br />
ist das neue Stromgesetz, das sich momentan im<br />
Ratifizierungsprozess befindet.<br />
Das neue Gesetz soll folgende Voraussetzungen schaffen 22 :<br />
• einen liberalisierten Strommarkt mit einer Vielzahl<br />
von Marktakteuren, der durch die EEUCPRA reguliert<br />
wird<br />
• verbesserte Bedingungen <strong>für</strong> erneuerbare Energien,<br />
Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) sowie Demand Side<br />
Management im Stromsektor<br />
• eine Reihe von Bestimmungen <strong>für</strong> den Stromverbrauch<br />
und Maßnahmen zur Förderung der Stromproduktion<br />
aus erneuerbaren Energien.<br />
Für die Stromproduktion aus erneuerbaren Energiequellen<br />
sieht das Gesetz vor, dass der private Sektor Projekte<br />
umsetzt, Anlagen besitzt und betreibt (BOO-Prinzip)<br />
und den erzeugten Strom im Rahmen von langfristigen<br />
Stromhandelsabkommen (long-term PPAs) an die Übertragungsgesellschaft<br />
EETC verkauft. IPPs, die ihren Strom<br />
aus konventionellen Ressourcen produzieren, schließen<br />
bilaterale Kaufverträge mit potentiellen Verbrauchern ab.<br />
8.5 Rahmenbedingungen <strong>für</strong><br />
erneuerbare Energien<br />
Strategien und Ziele <strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />
Die Energiestrategie Ägyptens wurde in den frühen<br />
1980-er Jahren als fester Bestandteil der nationalen Energieplanung<br />
formuliert. Die Strategie wurde mehrfach<br />
überarbeitet und an die veränderten finanziellen, marktbestimmten<br />
und technologischen Rahmenbedingungen<br />
angepasst. Das Ziel, im Jahr 2020 einen Anteil von 20%<br />
des gesamten Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien<br />
(ca. 12.000 MW) bereitzustellen, ist im Vergleich zum<br />
vorherigen Ziel (14% Strom aus erneuerbaren Energien<br />
21 El-Salmawy 2009<br />
22 JCEE 2009; MEES 2009
is 2021/22) sehr ambitioniert. 23<br />
Rechtliche Rahmenbedingungen und<br />
Förderung erneuerbarer Energien<br />
Die Umsetzung der Energiestrategie ist in zwei Phasen<br />
geplant:<br />
• In Phase 1 soll durch die Schaffung eines Ausschreibungsverfahrens<br />
erreicht werden, dass erneuerbarer Strom<br />
durch den Privatsektor bereitgestellt wird. Entsprechende<br />
Stromhandelsabkommen (PPAs) sind dabei in der Regel<br />
<strong>für</strong> eine Laufzeit von 20 Jahren garantiert. Das öffentliche<br />
Ausschreibungsverfahren stützt sich dabei auf bereits bestehende<br />
Gesetze, welche die IPPs unterstützen.<br />
• In Phase 2 wird eine Einspeisevergütung speziell <strong>für</strong><br />
kleine und mittelgroße Projekte eingeführt. Diese wird<br />
auf dem neuen Stromgesetz beruhen.<br />
Weitere Förderinstrumente beinhalten das - bereits umgesetzte<br />
- Recht auf Netzzugang und die vorrangige Einspeisung<br />
von Strom aus erneuerbaren Energiequellen sowie<br />
die Einrichtung eines Fonds <strong>für</strong> erneuerbare Energien.<br />
Der Fond soll durch die Finanzierung von Pilotprojekten<br />
und durch die Deckung des Defizits zwischen Entstehungskosten<br />
<strong>für</strong> EE-Strom und dessen Marktpreis die<br />
EE-Aktivitäten des MEE und des MoP unterstützen. Der<br />
Fond wird vor allem durch eine Abgabe auf den Verkauf<br />
von subventionierten fossilen Brennstoffen <strong>für</strong> die Stromproduktion<br />
finanziert werden. 24<br />
Öffentliches Ausschreibeverfahren<br />
Insgesamt sollen 2 500 MW in Einheiten von je 250 MW<br />
über fünf Ausschreibungen vergeben werden. Die Rahmenvorgaben<br />
<strong>für</strong> die Angebote beinhalten:<br />
• den kontrollierten Ausbau der Stromproduktion aus erneuerbaren<br />
Energien, der sich an den Kapazitäten des<br />
Übertragungssystems und des Markts orientiert<br />
• die Gewinnung von <strong>hoch</strong>qualifizierten internationalen<br />
Entwicklern mit solidem finanziellen Hintergrund<br />
(Möglichkeit <strong>für</strong> Technologietransfer)<br />
• die Förderung der lokalen Produktion (Angebote, die<br />
einen hohen Anteil von lokal hergestellten Komponenten<br />
beinhalten, werden im Auswahlprozess bevorzugt)<br />
• das Erreichen von möglichst niedrigen Preisen<br />
23 El-Salmawy 2009; Global arab network 2009<br />
24 El-Salmawy 2009; JCEE 2009<br />
ÄGYPTEN |<br />
188<br />
• die Reduzierung des finanziellen Risikos <strong>für</strong> Investoren<br />
durch die Garantie von langfristigen PPAs.<br />
Die erste Runde hat mit der Vorauswahl <strong>für</strong> ein Angebot<br />
<strong>für</strong> 250 MW in Gabal El Zayt bereits begonnen. Die<br />
letzte Ausschreibung wird 2017 veröffentlicht.<br />
Einspeisevergütung<br />
Die Einspeisevergütung soll Anreize <strong>für</strong> den Ausbau von<br />
insgesamt 2 500 MW zusätzlicher Leistung schaffen. Sie<br />
richtet sich dabei vornehmlich an kleine und mittelgroße<br />
Projekte bis 50 MW. Die Vergütung wird unter Berücksichtigung<br />
der Windgeschwindigkeiten und der installierten<br />
Leistung voraussichtlich <strong>für</strong> 15 Jahre festgelegt<br />
werden, momentan befindet sich das System jedoch noch<br />
in der Entwicklungsphase.<br />
Clean Development Mechanism<br />
Ägyptens nationale Aufsichtsbehörde wurde 2005 als<br />
Anlaufstelle <strong>für</strong> alle CDM-Fragen gegründet. Organisatorisch<br />
ist sie Teil der ägyptischen Umweltagentur (Egyptian<br />
Environmental Affairs Agency <strong>–</strong> EEAA). Ägyptens<br />
aktuelle Politik, Strategie und Maßnahmen zum Thema<br />
Klimawandel beinhalten folgende Komponenten, die <strong>für</strong><br />
CDM-Projekte relevant sind 25 :<br />
1. der nationale Umweltaktionsplan (2002<strong>–</strong>2017)<br />
2. Ägyptens Klimawandelaktionsplan (ECCNAP)<br />
3. Ägyptens Studienprogramm zur nationalen<br />
CDM-Strategie<br />
4. Ägyptens nationale Energieeffizienzstrategie<br />
Derzeit sind vier CDM-Projekte registriert. Für eines der<br />
Projekte wurden kleinere Korrekturen beantragt (siehe<br />
Tabelle 9). Im April 2009 lagen der nationalen Aufsichtsbehöre<br />
18 Projekte zur Genemigung vor. Neun dieser Projekte<br />
basieren auf erneuerbaren Energien. 26<br />
Ägyptens CDM-Potenzial wurde auf 69,75 Mt CO2-<br />
Äquivalent geschätzt. Rund 21% wurden dabei im Bereich<br />
der erneuerbaren Energien veranschlagt. 27 Wie in<br />
Tabelle 10 dargestellt belaufen sich die jährlichen Einsparungen<br />
durch eingetragene EE-Projekte auf 0,62 Mt CO2-<br />
Äquivalente. Dies entspricht 5% des vorhandenen Potentials<br />
im Bereich der erneuerbaren Energien und etwa 1%<br />
25 <strong>GTZ</strong> 2007; Medhat 2009<br />
26 Suding 2009<br />
27 Usamea 2009
TABELLE 10: REGISTRIERTE UND GEPLANTE CDM-PROJEKTE IN ÄGYPTEN<br />
Projekt Standort Status Art<br />
Egyptian Brick Factory GHG Kleine<br />
Korrekturen<br />
(nach<br />
Antrag auf<br />
Überprüfung)<br />
des gesamten Potenzials.<br />
Aktivitäten internationaler Geber<br />
Ägypten ist eines der vorrangigen Partnerländer der<br />
deutschen Entwicklungszusammenarbeit. In den letzten<br />
50 Jahren hat Ägypten rund 5,5 Mrd. € Entwicklungshilfe<br />
erhalten. Die aktuellen Schwerpunkte der bilateralen<br />
Zusammenarbeit sind Wasserwirtschaft, erneuerbare<br />
Energien (Wind-, Sonne- und Wasserkraft), Energieeffizienz<br />
und Klimaschutz. 28 Im Rahmen der deutschen<br />
Entwicklungszusammenarbeit wurden im Jahr 2008 zwei<br />
Initiativen zur Förderung von erneuerbaren Energien und<br />
Energieeffizienz ins Leben gerufen:<br />
das regionale Zentrum <strong>für</strong> erneuerbare Energien und<br />
Energieeffizienz (RCREEE) mit Sitz in Kairo. Wichtigste<br />
Entwicklungspartner bei der Einrichtung des RCREEE<br />
sind Ägypten, Deutschland, Dänemark und die Kommission<br />
der EU. Die arabischen Mitglieder des RCREEE<br />
sind neben Ägypten Algerien, Jordanien, Libanon, Libyen,<br />
Marokko, die Palästinensische Autonomiebehörde,<br />
Syrien, Tunesien und der Jemen. Das RCREEE formuliert<br />
28 Auswärtiges Amt; Kf W 2009<br />
Kohlesubstitution<br />
durch<br />
Erdgas<br />
Onyx Alexandria Registriert Gewinnung<br />
und Abbrennen<br />
von<br />
Deponiegas<br />
ÄGYPTEN | 189<br />
und publiziert Strategien und Richtlinien zur Förderung<br />
von erneuerbaren Energien (EE) und Energieeffizienz<br />
(EnEff ) in der Region und bietet eine Plattform <strong>für</strong> den<br />
regionalen Austausch über politische und technologische<br />
Fragen. Darüber hinaus fördert das RCREEE die Beteiligung<br />
des privaten Sektors, um die Entwicklung einer regionalen<br />
EE- und EnEff-Industrie zu fördern. Die <strong>GTZ</strong><br />
bietet Hilfe beim Aufbau des Zentrums und der Formulierung<br />
des anfänglichen Arbeitsprogramms. 29<br />
Der deutsch-ägyptische Ausschuss zu erneuerbaren<br />
Energien, Energieeffizienz und Umweltschutz ( JCEE)<br />
ist eine bilaterale deutsch-ägyptische Initiative. Der<br />
JCEE bietet eine Plattform <strong>für</strong> die energiepolitische<br />
Diskussion, <strong>für</strong> die Entwicklung von Investitionsinitiativen,<br />
institutionellen Projekten, Sensibilisierungs- und<br />
Capacity-Building-Maßnahmen sowie <strong>für</strong> die Herstellung<br />
von Kontakten und dem generellen Austausch<br />
zwischen beiden Ländern. Das Projekt wird vom ägyptischen<br />
Ministerium <strong>für</strong> Energie und Elektrizität und<br />
dem deutschen Bundesministerium <strong>für</strong> wirtschaftliche<br />
Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziert.<br />
29 RCREEE 2009<br />
Registrierungsdatum<br />
IRR % MW<br />
Jährliche<br />
Einsparungen<br />
[t<br />
CO ² eq]<br />
12 -- 455,270<br />
15.12.06 -- -- 370,903<br />
Zafarana Wind Power Plant Zafarana Registriert Wind 22.06.07 5.3 120 248,609<br />
Projekt <strong>für</strong> Kraft-Wärmekopplung<br />
mit Abfall und Gas<br />
Salpetersäure-Fabrik von<br />
Abu Qir Fertilizer Co.<br />
Jährliche Einsparungen<br />
durch registrierte Projekte<br />
Jährliche Einsparungen durch<br />
registrierte EE-Projekte<br />
Quelle: UNFCCC 2009<br />
Alexandria Registriert Abgasverwertung<br />
Abu Qir Registriert Katlytischer<br />
N2O-Abbau<br />
26.07.08 4.9 k. A. 109,514<br />
07.10.06 -- -- 1,065,881<br />
1,794,907<br />
619,512
Die NREA und die <strong>GTZ</strong> fungieren als Durchführungsorganisationen.<br />
30<br />
Darüber hinaus erhält Ägypten finanzielle Unterstützung<br />
durch die Kf W Deutschland. Die Kf W vergab unter anderem<br />
Darlehen zu reduzierten Zinssätzen <strong>für</strong> die Sanierung<br />
der Wasserkraftanlagen in Assuan und zusätzliche<br />
Kredite <strong>für</strong> den Bau von mittleren Wasserkraftprojekten<br />
am Nil. Im Bereich der Windenergie finanzierte die Kf W<br />
durch Darlehen einen wichtigen Teil des Windparks in<br />
Zafarana und unterstützt zudem ein neues Windparkprojekt<br />
in Gabal el Zayt durch Darlehen, die sie gemeinsam<br />
mit der Europäischen Investitionsbank gewährt. 31<br />
Neben Deutschland sind Dänemark, Japan, Spanien und<br />
Italien die wichtigsten Partner Ägyptens bei der Entwicklung<br />
erneuerbarer Energien. Auf europäischer Ebene<br />
wurde im Dezember 2008 eine Absichtserklärung zur<br />
Verbesserung der Zusammenarbeit im Energiebereich<br />
zwischen Ägypten und der EU unterzeichnet. Die Absichtserklärung<br />
konzentriert sich vorrangig auf die Entwicklung<br />
der ägyptischen Energiestrategie einschließlich<br />
der Marktreform, der Konvergenz des ägyptischen Energiemarktes<br />
mit dem Europas, der Förderung von erneuerbaren<br />
Energien und Energieeffizienz, der Entwicklung<br />
von Übertragungsnetzen und der technologischen und<br />
industriellen Zusammenarbeit. 32<br />
Finanzielle und technische Unterstützung wird zudem<br />
von internationalen Organisationen wie der Weltbank,<br />
den UN-Organisationen UNDP, UNIDO und UNEP<br />
sowie der Afrikanische Entwicklungsbank gewährt. 33<br />
So ist Ägypten eines der ersten Länder, die im Rahmen<br />
des Clean Technology Fund, der durch die Weltbank im<br />
Jahr 2008 zur Finanzierung von EE- und EnEff-Projekten<br />
eingerichtet wurde, ein Portfolio präsentieren können.<br />
Ägypten plant, 300 Mio. US$ an Finanzmitteln zu Sonderkonditionen<br />
aus dem Fond und weitere Mittel von der<br />
Weltbank, der Afrikanischen Entwicklungsbank, bilateralen<br />
Entwicklungsorganisationen, der Privatwirtschaft<br />
und anderen Quellen <strong>für</strong> die Entwicklung der Windkraft<br />
und die Einführung sauberer Transportmittel einzusetzen.<br />
Die Projekte umfassen u. a. die Erweiterung des<br />
Übertragungsnetzes <strong>für</strong> den Transport von Strom aus den<br />
30 JCEE 2009<br />
31 Siehe Fussnote 29<br />
32 Government of Egypt and of the EU 2008<br />
33 JCEE 2009<br />
Windparks im Golf von Suez. 34<br />
ÄGYPTEN |<br />
190<br />
8.6 Marktpotential <strong>für</strong> Windenergie<br />
Windenergiepotenziale<br />
Ägypten hat hervorragende Windbedingungen. Insbesondere<br />
in den küstennahen Regionen sind hohe und<br />
stabile Windgeschwindigkeiten (bis durchschnittlich<br />
10,5m/s im Golf von Suez) anzutreffen. Darüber hinaus<br />
sind die Wüsten und die weiten, dünn besiedelten Gebiete<br />
des Landes prädestiniert <strong>für</strong> die Errichtung von großen<br />
Windparks.<br />
Zwischen 1998 und 2005 wurde in Zusammenarbeit der<br />
NREA, der ägyptischen Meteorologiebehörde (EMA)<br />
und dem dänischen UNEP-Forschungsinstitut in Risø<br />
ein detaillierter Windatlas erstellt. Ziel des Projektes war<br />
es, eine solide meteorologische Grundlage <strong>für</strong> die Auswertung<br />
der Windressourcen des Landes zu erstellen. Neben<br />
der Zuhilfenahme von statistischen Aufzeichnungen untersucht<br />
der Atlas die Windbedingungen auf Basis von<br />
Windmodellen und bietet detaillierte, meteorologisch<br />
fundierte Informationen zu Standortanforderungen <strong>für</strong><br />
mittelgroße und große Windfarmen. Der Wind Atlas<br />
deckt das gesamte Land ab, besonderes Augenmerk wurde<br />
jedoch auf sechs besonders vielversprechende Gebiete<br />
gelegt: die Nordwestküste, die Nordostküste, den Golf<br />
von Aqaba, den Golf von Suez, das Rote Meer und die<br />
westliche Wüste. Der Atlas gilt als zuverlässige Informationsquelle<br />
und wird als Grundlage <strong>für</strong> alle Regierungsentscheidungen<br />
und Studien bezüglich der Planung und<br />
Machbarkeit von Windenergieprojekten herangezogen.<br />
Eine Karte mit den durchschnittlichen Windgeschwindigkeiten<br />
kann in einer Studie von Mortensen et al. 35<br />
eingesehen werden. Weitere Informationen wurden im<br />
Windatlas von Mitgliedern der Abteilung Windenergie<br />
der Risø DTU in Roskilde veröffentlicht. 36<br />
Im Jahr 2003 wurde ein spezieller Windatlas <strong>für</strong> den Golf<br />
von Suez 37 fertig gestellt. Die Gutachten ergaben eine potentielle<br />
Gesamtleistung von 20.000 MW <strong>für</strong> Windkraftprojekte<br />
in den unbesiedelten Wüstengebieten westlich<br />
des Golfes. Eine weitere Kurzstudie bewertet die mete-<br />
34 World Bank 2009; Africa News 2009<br />
35 Mortensen et al. 2006<br />
36 www.windatlas.dk/Egypt/Index.htm<br />
37 Mortensen et al. 2003
orologischen Daten von weiteren zehn Wetterstationen<br />
entlang der Mittelmeerküste 38 . Drei weitere Standorte <strong>–</strong><br />
Sidi Barrani, Mersa Matruh und El Dabaa <strong>–</strong> zeigten dabei<br />
geeignete Charakteristika <strong>für</strong> die Installation von Windturbinen.<br />
Der Atlas zeigt darüber hinaus, dass die Windgeschwindigkeiten<br />
<strong>für</strong> die weiten, östlich und westlich des<br />
Nils gelegenen Wüstengebiete sowie Teile der Sinai-Wüste<br />
weitaus höher sind als bisher vermutet.<br />
Rahmenbedingungen <strong>für</strong> Windenergie<br />
Im Rahmen der Strategie <strong>für</strong> erneuerbare Energien sollen<br />
bis zum Jahr 2020 12% der gesamten Stromversorgung<br />
(entspricht > 7.200 MW netzgekoppelter Windparkleistung)<br />
durch Windkraft erzeugt werden. Um dieses Ziel<br />
zu erreichen, billigte das höchste ägyptische Energiegremium<br />
im Februar 2008 den Plan, während der nächsten<br />
12 Jahre eine Windleistung von jährlich 600 MW zu installieren.<br />
Dem privaten Sektor kommt dabei eine Schlüsselrolle<br />
bei der Verwirklichung des Ziels <strong>für</strong> 2020 zu. Die<br />
Regierung rechnet damit, dass etwa 400 MW pro Jahr<br />
von der Privatwirtschaft entwickelt werden kann, während<br />
die NREA rund 200 MW pro Jahr installieren wird.<br />
Insbesondere werden energieintensive Industrien aufgefordert,<br />
in die Windkraft zu investieren, um den eigenen<br />
Strombedarf zu decken oder Strom über das Netz an den<br />
Endverbraucher zu verkaufen. Die NREA veröffentlichte<br />
im Juni 2009 die erste Aufforderung zur Einreichung von<br />
Angeboten (Vorauswahlrunde). Um das in der Strategie<br />
festgehaltene Ziel zu erreichen, will die Regierung noch<br />
in diesem Jahr 250 MW Windkraft auf BOO-Basis durch<br />
private Akteure bauen zu lassen.<br />
Genehmigungsverfahren<br />
38 A.S. Ahmed Shata, R. Hanitsch 2005<br />
ÄGYPTEN | 191<br />
Die Regulierungsbehörde EEUCPRA hat Regeln und<br />
Verfahren zur Lizenzvergabe <strong>für</strong> die Erzeugung, Übertragung<br />
und Verteilung erstellt. 39 Voraussetzung <strong>für</strong> die<br />
Genehmigung ist eine technische sowie eine wirtschaftliche<br />
Machbarkeitsstudie. Die Lizenzen haben eine Gültigkeitsdauer<br />
von fünf Jahren und können erneuert werden.<br />
Am Ende jeden Jahres muss die Lizenz bestätigt werden.<br />
Für den Fall der Nichterfüllung der Anforderungen an<br />
den Lizenznehmer wurden Sanktionsmechanismen festgelegt.<br />
Entsprechend dem Vertrag zwischen Lizenznehmer<br />
und Übertragungs- bzw. Verteilergesellschaft hat<br />
der Lizenznehmer das Recht, an das Übertragungs- bzw.<br />
Verteilernetz angeschlossen zu werden. Die Regulierungsbehörde<br />
muss dem Übereinkommen zustimmen.<br />
Der Lizenznehmer muss jährlich einen Bericht über<br />
die lizensierten Aktivitäten vorlegen. Lizenzanträge,<br />
Informationsunterlagen zur Lizenzvergabe sowie Musterverträge<br />
<strong>für</strong> die Verträge zwischen Übertragungsgesellschaft<br />
und Lizenznehmer können von der Homepage<br />
der Regulierungsbehörde heruntergeladen werden 40 .<br />
Die Bedingungen <strong>für</strong> Vergabe, Änderung, Aussetzung,<br />
Beendigung und Entzug von Lizenzen sind jedoch nicht<br />
hinreichend spezifiziert. Die Übertragungs- und Verteilungscodes<br />
bilden die Grundlage <strong>für</strong> Vorschriften zu<br />
Planung, Bau, Umbau, Betrieb und Instandhaltung aller<br />
Produktions- und Verteilungsanlagen, die an das Übertragungsnetz<br />
angeschlossen sind. Um die Zuverlässigkeit<br />
und die Qualität der Stromversorgung zu sichern, müssen<br />
Übertragungsgesellschaften den Anforderungen des<br />
Übertragungscodes sowie den durch die Behörde eingeführten<br />
Leistungsstandards nachkommen.<br />
Derzeitige Nutzung von Windenergie und ge-<br />
TABELLE 11:<br />
INSTALLIERTE WINDLEISTUNG IN ÄGYPTEN 2000<strong>–</strong>2008<br />
Installierte Leistung<br />
Jahr 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 End of 2008<br />
MW 5 5 68 98 145 145 230 310 39041 GWh 368 523 552 831 840<br />
Quelle: WEI 2009/2010<br />
39 EEUCPRA 2009<br />
40 EEUCPRA 2009
plante Projekte<br />
Nachdem Ägypten Ressourcengutachten und Demonstrationsprojekte<br />
(Hurghada-Windpark) abgeschlossen hat<br />
und erste großflächige netzgebundene Projekte (Zafarana<br />
und Golf von El Zayt) geplant und implementiert<br />
wurden, wird gegenwärtig eine Reihe großer Windenergieprojekte<br />
umgesetzt. Ende 2008 belief sich die gesamte<br />
installierte Leistung auf 390 MW.<br />
Bisher wurden große Windfarmprojekte hauptsächlich<br />
in Zafarana umgesetzt. Ende 2008 beläuft sich die installierte<br />
Leistung in Zafarana auf 360 MW. Seit 2001<br />
wurde der Windpark in Kooperation mit Deutschland,<br />
Dänemark und Spanien schrittweise errichtet und betrieben.<br />
Im Jahr 2008 wurde die Anlage mit japanischer<br />
Unterstützung um 55 MW erweitert. Im Wirtschaftsjahr<br />
2007/2008 hat der Windpark bei einer erreichten<br />
Arbeitsleistung von durchschnittlich 35,5% rund 840<br />
GWh Strom generiert und dabei etwa 466.000 Tonnen<br />
CO2 eingespart.<br />
NREA hat konkrete Pläne <strong>für</strong> die Windparkentwicklung<br />
an den Standorten Zafarana und Golf von El-<br />
Zayt. Während <strong>für</strong> Zafarana eine installierte Leistung<br />
von 600 MW auf einer Fläche von 150 km2 geplant ist,<br />
ist <strong>für</strong> den Golf von El-Zayt eine installierte Leistung<br />
von 720 MW auf einer Fläche von 200 km2 vorgesehen.<br />
Zwischen beiden Gebieten wurden zudem 1 300<br />
km2 <strong>für</strong> die Errichtung von Windparks durch Privatinvestoren<br />
bereitgestellt. Auf dieser Fläche sollen weitere<br />
Windkraftanlagen mit einer Leistung von bis zu 6 000<br />
MW errichtet werden.<br />
Die Planung <strong>für</strong> Zafarana zwischen 2009 und 2010 beinhaltet<br />
die Erweiterung der Anlage um von 75 MW in Kooperation<br />
mit Japan sowie eine Erweiterung um zusätzliche<br />
120 MW in Kooperation mit Dänemark. Insgesamt<br />
soll Zafarana eine Leistung von 600 MW netzgekoppelter<br />
Windkraft generieren. Damit ist der Windpark der<br />
größte des Nahen Ostens und Afrikas.<br />
Am Golf von El-Zayt wurden verschiedene Projekte<br />
entwickelt, die zusammen eine Gesamtleistung von 720<br />
ÄGYPTEN |<br />
192<br />
MW ergeben. Für den Bau des Windparks sind drei Phasen<br />
vorgesehen: 200 MW in Kooperation mit Deutschland,<br />
220 MW in Kooperation mit Japan und 300 MW<br />
in Kooperation mit Spanien.<br />
Darüber hinaus hat eine Reihe privater Unternehmen<br />
ihr Interesse an der Entwicklung großer Windenergieprojekte<br />
am Golf von El Zayt bekundet. Im Jahr 2006<br />
unterzeichnete die italienische Firma Italcementi eine<br />
Absichtserklärung mit der ägyptischen Regierung über<br />
die Installation von 120 MW mit der Möglichkeit zur<br />
Erweiterung auf bis zu 400 MW. Die Stromerzeugung<br />
soll zum Teil zur Deckung des eigenen Stromverbrauchs<br />
in den firmeneigenen Zementwerken genutzt werden. 41<br />
Am 2. August 2009 haben die Behörden der Zuteilung<br />
von 1,5 Mio. Acres Land aus Staatseigentum östlich und<br />
westlich des Nils <strong>für</strong> die Entwicklung von Windfarmen<br />
zugestimmt. Insgesamt sollen auf diesen Flächen 30 000<br />
MW Leistung installiert werden. 42 Ein Drittel des Landes<br />
soll dabei durch die NREA und multinationale Organisationen<br />
bebaut werden, während zwei Drittel der Projekte<br />
dem privaten Sektor in Ausschreibungsverfahren angeboten<br />
werden.<br />
Geschäftsklima<br />
Im Allgemeinen sind die gegenwärtigen Bedingungen<br />
<strong>für</strong> die Windenergiebranche in Ägypten günstig. Kürzlich<br />
durchgeführte Analysen des World Economic Forum<br />
und der Weltbank zeigen, dass die Wettbewerbsfähigkeit<br />
des Landes trotz der weltweiten Wirtschaftskrise ansteigt<br />
und günstige Bedingungen <strong>für</strong> geschäftliche Aktivitäten<br />
durch private Unternehmen herrschen. 43 Maßnahmen<br />
zur Beseitigung der bestehenden Hindernisse im Stromsektor<br />
werden derzeit umgesetzt, mit Hinblick auf die<br />
Strompreise und die Verfügbarkeit von qualifiziertem<br />
Personal bleibt jedoch eine Reihe von Hemmnissen weiterhin<br />
bestehen.<br />
Die Auswirkungen der weltweiten Wirtschaftskrise auf<br />
die ägyptische Wirtschaft sind relativ gering und es gibt<br />
trotz des niedrigen Wirtschaftswachstums keine Anzeichen<br />
eines Konjunktureinbruchs. 44<br />
Maßnahmen zur Bewältigung der globalen Krise werden<br />
sich zudem positiv auf die Verfügbarkeit notwendi-<br />
41 WEI 2009/2010<br />
42 MEE 2009<br />
43 AHK-Egypt 2009<br />
44 GTAI 2009a
ger Infrastruktur zur Übertragung und Verteilung von<br />
Windstrom auswirken. Der Mangel an geeigneter Infrastruktur<br />
stellte bisher eines der grundlegendsten Probleme<br />
<strong>für</strong> den Ausbau des Sektors dar 45 . Die Regierung<br />
plant Investitionen in den Ausbau des Hochspannungsnetzes<br />
zwischen dem Golf von Suez und Kairo im Wert<br />
von 100<strong>–</strong>120 Mio. US$.<br />
Die globale Wirtschaftskrise kann sich jedoch auch negativ<br />
auf die Bemühungen der ägyptischen Regierung<br />
auswirken, Elektrizität aus erneuerbaren Energien wettbewerbsfähig<br />
zu machen. Mit dem Ziel die Wirtschaft anzukurbeln<br />
hat die Regierung beispielweise die Strompreise<br />
<strong>für</strong> Industrieunternehmen bis Ende 2009 eingefroren. 46<br />
Im Rahmen des Liberalisierungsprozesses und zum Teil<br />
als Reaktion auf die globale Wirtschaftskrise 47 , strebt die<br />
Regierung eine stärkere Beteiligung des privaten Sektors<br />
im Rahmen von öffentlichen Projekten an.<br />
Der Großteil der bisher in Zafarana eingesetzten Windturbinen<br />
wurde von europäischen Unternehmen wie<br />
Gamesa bereitgestellt. Insgesamt bestellte die NREA 405<br />
MW Windturbinen von dem spanischen Unternehmen.<br />
Kürzlich haben Gamesa und NREA zwei weitere Verträge<br />
über die Lieferung von 284 Windturbinen mit einer Gesamtleistung<br />
von 241 MW unterschrieben. Der Vertrag<br />
im Wert von insgesamt 279 Mio. € wurde im Rahmen einer<br />
internationalen Ausschreibung vergeben. Gamesa liefert<br />
schlüsselfertige Produkte. Zivil- und Elektrotechnik<br />
sowie der Mastenbau werden lokal vergeben.<br />
Die NREA fördert die lokale Fertigung von Turbinen<br />
und anderen Komponenten beispielsweise durch Technologietransfer<br />
oder Joint Ventures. Erfahrungen im Bereich<br />
der Serienfertigung von Windkraftkomponenten<br />
sind in geringem Maße vorhanden. Seit 2005 werden zudem<br />
Reparaturen und die Überholung von Generatoren<br />
durch lokale Unternehmen durchgeführt. Der weltweit<br />
agierende Hersteller von Kabeln und elektrischen Komponenten,<br />
El Sewedy, wird voraussichtlich in diesem Jahr<br />
mit der lokalen Produktion von Windturbinen in Ain<br />
El Sokhna beginnen. Das Vorhaben soll in einem 50:50<br />
45 GTAI 2009a und 2009b<br />
46 Auswärtiges Amt 2009b<br />
47 GTAI 2009a<br />
ÄGYPTEN |<br />
193<br />
Joint Venture (genannt SET) mit dem deutschen Mastenhersteller<br />
SIAG Schaaf Industrie AG umgesetzt werden.<br />
Diese Anlage ist Teil der Strategie von El Sewedy, ein voll<br />
entwickelter Windparkanbieter von der Herstellung bis<br />
zur Montage in Ägypten zu werden.<br />
Im letzten Jahr (2008) kaufte El Sewedy darüber hinaus<br />
<strong>für</strong> 40 Mio. € 30% Anteile an dem spanischen Unternehmen<br />
M Torres Olvega, das Turbinen mit Direktantrieb<br />
herstellt. Der Vertrag beinhaltet die Möglichkeit,<br />
die Anteile bis März 2011 auf 70% aufzustocken. Das<br />
Unternehmen erwartet bis 2010 die Bereitstellung von<br />
111 Einheiten. Bis 2012 sollen weitere 256 Einheiten<br />
folgen. Im ersten Jahr ist eine Gesamtproduktion von 50<br />
Turbinen (83 MW) vorgesehen, in den darauf folgenden<br />
vier Jahren sollen 225 Turbinen (435 MW) produziert<br />
werden.<br />
Die Bedingungen <strong>für</strong> den Markteintritt sind günstig und<br />
werden sich in naher Zukunft wahrscheinlich noch verbessern.<br />
Wie in Kapitel 1.4 und 1.5 dargestellt, beinhaltet<br />
das neue Stromgesetz ein Paket von Maßnahmen zur<br />
Erleichterung des Marktzugangs. Diese Maßnahmen werden<br />
dazu beitragen, dass 87% des EE-Stromziels <strong>für</strong> 2010<br />
erfüllt werden und 73% der Zielerfüllung durch privat<br />
finanzierte Projekte umgesetzt werden.<br />
Die bisherigen Erfahrungen, zum Beispiel in der Gasbranche,<br />
waren in der Regel positiv. Die ägyptische Regierung<br />
hat sich als glaubwürdiger Partner erwiesen. Ein<br />
Unternehmen hat bereits Interesse an der Entwicklung<br />
von Windenergieprojekten bekundet (siehe derzeitige<br />
Nutzung von Windenergie und Projektpipeline). Derzeit<br />
findet der Ausschreibungsprozess statt. 48<br />
Unabhängig von der Krise stellt die Verfügbarkeit von<br />
qualifizierten Arbeitskräften ein verbleibendes Hindernis<br />
<strong>für</strong> die Entwicklung der Windenergiebranche dar. Im<br />
Wesentlichen wird dieser Mangel durch zwei Faktoren beeinflusst:<br />
dem Mangel an spezialisierten Studiengängen<br />
sowie der Abwanderung von qualifiziertem Personal. 49<br />
Generell bieten ägyptische Universitäten und Bildungseinrichtungen<br />
keine an die Bedürfnisse des Windsektors<br />
angepassten Programme (z. B. weiterführende Studien in<br />
Maschinenbau und Elektrotechnik) an. Obwohl es einige<br />
48 Suding 2009b<br />
49 Suding 2009b
unter anderem durch die <strong>GTZ</strong> und das BMZ unterstützte<br />
Initiativen zur Reformierung der Lehrpläne gibt, ist der<br />
Anpassungsprozess im Vergleich zu den rasanten Entwicklungen<br />
in der Windenergiebranche eher langsam.<br />
Gut qualifizierte ägyptische Ingenieure und Techniker<br />
ziehen es zudem vor, im Ausland (vor allem im Nahen<br />
Osten) zu arbeiten, da hier Darlehensbedingungen und<br />
wirtschaftlichen Vorteile deutlich besser sind als in Ägypten.<br />
Dies kann sich besonders kritisch <strong>für</strong> die NREA auswirken,<br />
da ihre Darlehen im Vergleich zum Privatsektor<br />
eher niedrig sind.<br />
Box 1. Schutz von geistigem Eigentum 50<br />
ÄGYPTEN |<br />
194<br />
Das Gesetz 82/2002 enthält die wichtigsten Instrumente<br />
zum Schutz des geistigen Eigentums. Das Gesetz besteht<br />
aus vier so genannten Büchern zu den Themen Patente,<br />
IC-Design, vertrauliche Informationen, Markenschutz,<br />
Herkunftsbezeichnungen, Handelserklärungen, gewerbliche<br />
Muster, Urheberrecht und verwandte Schutzrechte,<br />
sowie Sortenschutz.<br />
Fragen des geistigen Eigentums werden auch im Rahmen<br />
gebundener Maßnahmen, die gemeinsam von der Zollbehörde<br />
und dem Handelsabkommensbereich des Ministeriums<br />
<strong>für</strong> Handel und Industrie umgesetzt werden, sowie<br />
in den Verordnungen zur Durchführung des Verbraucherschutzgesetzes<br />
adressiert. Gesetz 82/2002 ist Teil der<br />
ägyptischen Bemühungen um die Erfüllung ihrer Verpflichtungen<br />
aus anderen internationalen Vereinbarungen. 51 Es<br />
spiegelt generell die Bestimmungen des Abkommens über<br />
handelsbezogene Aspekte des Schutzes von geistigem Eigentum<br />
(TRIPS) wider.<br />
Die Durchsetzung wird in erster Linie durch das Strafrecht<br />
garantiert, welches die Möglichkeit einräumt, bei Nachweis<br />
einer kriminellen Handlung eine Zivilklage einzureichen.<br />
Durch die Einrichtung einer mit dem Schutz des<br />
geistigen Eigentums betrauten Polizeiabteilung sowie der<br />
Abstellung von Zivilinspektoren fördert Ägypten die stärkere<br />
Durchsetzung der Rechte. In der Praxis gab es bereits<br />
eine Reihe von Fällen zum Schutz von geistigem Eigentum,<br />
in denen Strafen durch ägyptische Gerichte verhängt<br />
wurden und Schadensersatzansprüche geltend gemacht<br />
wurden. Aufgrund des überlasteten Gerichtssystems sind<br />
Prozesse, Entscheidungen und Vollstreckung jedoch unter<br />
Umständen sehr zeitintensiv.<br />
50 U.S. Commercial Service Egypt 2009; GTAI 2009c<br />
51 Zum Beispiel das WIPO-Übereinkommen, die Pariser Verträge und das Madrid<br />
Protokoll. Eine umfassende Liste Verträgen siehe: http://www.wipo.int/treaties/en/ShowResults.jsp?search_what=C&country_id=53C
8.7 Adressen und Kontaktdaten<br />
New and Renewable Energy Authority (NREA)<br />
(Behörde <strong>für</strong> neue und erneuerbare Energien)<br />
Ext. of Abbas El-Akkad St. Hay El-Zohour<br />
P.O. Box: 4544 Masakin Dobbat Elsaff,<br />
El-Hay El-Sades<br />
Nasr City, Cairo, Egypt<br />
Tel.: +202 (271) 31 74/76<br />
Fax: +202 (271) 71 73<br />
E-mail: nre@idsc.net.eg<br />
Internet: www.nrea.gov.eg<br />
Egyptian Electricity Holding Company<br />
Dr. Mohamed M. Awad (Chairman)<br />
Ramssis St., Abbassia, Cairo, P.O. Box 222<br />
Tel.: +202 (261) 64 87/63 06<br />
Fax: +202 (261) 65 12<br />
E-mail: Mawad@moee.gov.eg<br />
Internet: www.egelec.com<br />
Egyptian Electric Utility and<br />
Consumer Protection Regulatory Agency<br />
(Ägyptische Regulierungsbehörde <strong>für</strong> Stromversorger<br />
und Verbraucherschutz)<br />
Prof. Dr. Hafez El Salmawy (Managing director)<br />
1 Engineer Maher Abaza St.<br />
behind Elseka El-Hadid Club, Nasr City<br />
Cairo, Egypt<br />
P.O. Box: 71 Panorama October 73<br />
Postal Code: 11811<br />
Tel.: + 202 (234) 21475<br />
Fax: + 202 (234) 23480<br />
E-mail: info@egyptera.org<br />
Internet: www.egyptera.com<br />
Ägyptische Botschaft in Deutschland<br />
Stauffenbergstraße 6-7<br />
D-10785 Berlin<br />
Tel.: +49 (30) 477 54 7-0<br />
Fax: +49 (30) 477 10 49<br />
Internet: www.aegyptische-botschaft.de<br />
ÄGYPTEN |<br />
195<br />
Deutsch-Arabische Handelskammer<br />
21, Soliman Abaza St. off Jamet El Dowal El Arabia St.<br />
Mohandessin<br />
Cairo, Egypt<br />
Tel.: +202 (333) 68183<br />
Fax: +202 (333) 68786/8026<br />
E-mail: info@ahk-mena.com<br />
Internet: www.ahkmena.com<br />
Ägyptischer Windverband<br />
Präsident: Professor Galal Osman<br />
Internet: http://www.ewindea.org/<br />
Ägyptische Umweltbehörde<br />
Abteilung Klimawandel<br />
National Focal Point<br />
Dr. Eng. El-Sayed Sabry Mansour<br />
Coordinator of Egyptian DNA<br />
30 Misr-Helwan Road, Maadi<br />
Cairo, Egypt<br />
Tel.: +202 (525) 64 52<br />
Fax: +202 (525) 64 90<br />
E-mail: ccu@eeaa.gov.eg<br />
Internet: www.eeaa.gov.eg<br />
JCEE<br />
Deutsch-ägyptischer Ausschuss zu erneuerbaren Energien,<br />
Energieeffizienz und Umweltschutz<br />
Dr. Ibrahim Aboulnaga Street (ext of Abbas Elakad<br />
Street)<br />
Nasr City, Cairo Egypt<br />
Tel.: +202 (227) 02 793<br />
Fax: +202 (227) 02 699 ext:104
E-mail: secretariat@jcee-eg.net<br />
Internet: http://www.jcee-eg.net<br />
Regional Center for renewable Enegy and Enegy Efficiency,<br />
RCREEE (Regionales Zentrum <strong>für</strong> Erneuerbare<br />
Energien und Energieeffizienz)<br />
Acting Director - Head of Interim Secretariat:<br />
Dr. Kilian Baelz<br />
Block 11, Piece 15, Melsa District - Ard El Golf.<br />
Cairo - Egypt<br />
Tel.: +202 (241) 54691<br />
Fax: +202 (241) 54661<br />
E-mail: info@rcreee.org<br />
Internet: http://www.rcreee.org<br />
Kf W-Aussenbüro Kairo<br />
Managers: Jan Blum, Walid Abdel Rahim<br />
4D El Gezira Street, Zamalek 11211<br />
Cairo, Egypt<br />
Tel.: +202 (736) 95 25/74 96<br />
Fax: +202 (736) 37 02<br />
E-mail: kfwcairo@tedata.net.eg<br />
Internet: www.kfw-entwicklungsbank.de<br />
GAMESA Corporacion Tecnologica S.A.<br />
Ramón y Cajal 7-9<br />
01007 Vitoria, Álava, Spain<br />
Tel.: +34 (944) 037 352<br />
Internet: http://www.gamesacorp.com<br />
Italcementi<br />
Via Camozzi 124<br />
24121 Bergamo, Italy<br />
Tel.: +39 (035) 396 111<br />
Internet: www.italcementigroup.com<br />
El Sewedy Electric Contracting and Engineering<br />
Contact person: Eng. Sherif M. Ali<br />
17 Cleopatra Street, El Korba, Heliopolis, Cairo<br />
Tel.: +202 (690) 7511 -290 9830<br />
Fax: +202 (690) 7512<br />
E-mail: sh.ali@elsewedy.com<br />
Internet: www.elsewedycables.com<br />
8.8 Informationsquellen<br />
ÄGYPTEN |<br />
196<br />
Abd El-Kawy Saleh, Laila: Institutional Development in<br />
Renewable Energy <strong>–</strong>A Model for Developing Countries,<br />
Ministry of Electricity and Energy, New and Renewable<br />
Energy Authority, Egypt 2004<br />
Africa News 2009. Egypt: WB gives $m28 for renewable<br />
energy. In: Africa news. June 10, 2009. http://www.<br />
africanews.com/site/Egypt_WB_gives_28m_for_renewable_energy/list_messages/25348.<br />
Gesichtet: 10.<br />
September 2009.<br />
Auswärtiges Amt. Ägypten: Beziehungen zu Deutschland.http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Laenderinformationen/Aegypten/Bilateral.html#t3.Gesichtet:<br />
8. September 2009.<br />
CIA World Factbook 2009. Egypt. www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/eg.html;<br />
Gesichtet: 29. 08. 2009<br />
Eberhard, Anton & Gratwick, Katharine: The Egyptian<br />
IPP Experience, Center for Environmental Science and<br />
Policy, Stanford University, Stanford USA, 2005<br />
EEHC 2008. Egyptian Electricity Holding Company<br />
(EEHC): Annual Report 2007/2008, Cairo 2008<br />
EIA 2008. Energy Information Administration. Country<br />
Analysis Briefs <strong>–</strong> Egypt, available at: www.eia.doe.gov/<br />
cabs/Egypt/Electricity.html; Gesichtet: 05.09. 2009<br />
El-Salmawy 2004. Egyptian Power Sector Reform and<br />
New Electricity Law. EEUCPRA.<br />
EEUCPRA 2009.Egyptian Electric Utility and Consumer<br />
Protection Regulatory Agency www.egyptera.<br />
com/en/e-licenses_general_Conditions.htm, Gesichtet:<br />
09.09.2009<br />
EGWEA 2009. Egyptian Wind Energy Association.<br />
Egypt Wind Facts 15.10 2008, available at:<br />
www.ewindea.org; Gesichtet: 03.09.2009
El-Salmawy 2009. Renewable Energy Strategy for 20/20<br />
and Regulatory Framework. Egyptian Electric Utility<br />
and Customer Protection Regulatory Agency. http://<br />
www.jcee-eg.net/libdetails.asp?typeID=4<br />
El-Salmawy 2009a. Electricity Market Reform and Their<br />
Relation with the Development of Renewable Energy<br />
Market in Egypt. March 2009. http://www.jcee-eg.net/<br />
libdetails.asp?typeID=4<br />
ESIS 2008 - Egypt State Information Service. Egypt on<br />
the Threshold of a Nuclear Age. (http://www.sis.gov.eg/<br />
En/Pub/magazin/winter2008/110235000000000015.<br />
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Fathi 2008. Renewable energy sources (Wind): Incentives<br />
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MAROKKO<br />
Abkürzungsverzeichnis<br />
AMISOLE L’Association Marocaine des Industries<br />
Solaires et Eoliennes<br />
BIP Bruttoinlandsprodukt<br />
BOT Build-Operate Transfer<br />
CDER Centre de Développement des Energies<br />
Renouvelables<br />
CDM Clean Development Mechanism<br />
CED Compagnie Eolienne du Détroit<br />
CIEDE Centre d‘Information sur l‘Energie<br />
Durable et l‘Environnement<br />
CNRST TEER Centre National pour la Recherche<br />
Scientifique et Technique, Unité des<br />
Technologies et Economie des Energies<br />
Renouvelables<br />
CO2 Kohlendioxid<br />
DH Dirham<br />
DLM Delattre Levivier Maroc<br />
DNA Designated National Authority<br />
(nationale Aufsichtsbehörde)<br />
EET Energie Electrique de Tahaddart<br />
<strong>GTZ</strong> Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Technische<br />
Zusammenarbeit<br />
GWh Gigawattstunde<br />
IEA International Energy Agency<br />
IMF International Monetary Fund<br />
IPP Independent Power Producers<br />
IZF Interner Zinsfluß<br />
JLEC Jorf Lasfar Energy Company<br />
ktoe Kilotonne Öläquivalent<br />
kV Kilovolt<br />
kW Kilowatt<br />
m² Quadratmeter<br />
MEMEE Ministerium <strong>für</strong> Energie, Bergbau,<br />
Wasser und Umwelt<br />
MW Megawatt<br />
NATO North Atlantic Treaty Organization<br />
ONE Office National de l’Electricité<br />
PDD Project Design Document<br />
PJ Petajoule<br />
SHS Solar Home Systems<br />
tCO2eq Tonnen CO2-Äquivalente<br />
WTO World Trade Organisation<br />
199
MAROKKO<br />
9.1 Einleitung<br />
ABBILDUNG 1:<br />
KARTE VON MAROKKO<br />
Quelle: CGIAR 2004<br />
Marokko befindet sich in Nordafrika, grenzt an Algerien<br />
und die Westsahara und hat sowohl eine Nordatlantik-<br />
als auch eine Mittelmeerküste (siehe Abbildung<br />
1). In Marokkos Nordwesten herrscht ein mediterranes<br />
Klima vor, im Südwesten und Süden nimmt das kontinentale<br />
Saharaklima zu. Das Atlasgebirge verläuft von<br />
Südwesten nach Nordosten und bildet die klimatische<br />
Grenze: Im nord-westlichen Teil sind die Sommer trocken<br />
und warm, die Winter mild und regnerisch. Östlich<br />
des Atlasgebirges ist das Klima kontinental mit<br />
heißen Sommern, kalten Wintern und wenig Regen.<br />
Der Wind ist in der Regel an der Nord- und der Südwestküste<br />
sowie im östlichen Teil des Atlasgebirges am<br />
stärksten.<br />
TABELLE 1:<br />
WICHTIGSTE STATISTISCHE DATEN; STAND: 2008 FALLS NICHT ANDERS ANGEGEBEN<br />
200<br />
Marokkos Amtssprache ist Arabisch, darüber hinaus<br />
werden aber auch verschiedene Berbersprachen gesprochen.<br />
In der Wirtschaft, Politik und Diplomatie ist häufig<br />
Französisch die bevorzugte Sprache. Staatsoberhaupt<br />
der konstitutionellen Monarchie ist König Mohammed<br />
VI, der den Premierminister ernennt. Der derzeitige Premierminister<br />
ist Abbas al-Fassi, der bei den Parlamentswahlen<br />
im Oktober 2007 gewählt wurde, die zwar als<br />
relativ frei gelten können, jedoch mit einer sehr niedrigen<br />
Wahlbeteiligung stattfanden (37 %, davon 19 % ungültige<br />
Stimmen). Die Außenpolitik ist westlich orientiert.<br />
Marokko möchte zwischen arabischen, afrikanischen und<br />
internationalen Partnern vermitteln und steht in enger<br />
Beziehung zu anderen Entwicklungsländern mit ähnlichem<br />
Anspruch. 1 Ein beträchtliches Konfliktpotential<br />
birgt der ungeklärte politische Status der Westsahara, die<br />
von Marokko beansprucht, seit dem Waffenstillstand von<br />
1991 aber von der UN verwaltetet wird. Da die Demokratische<br />
Arabische Republik Sahara (Westsahara) von der<br />
Afrikanischen Union anerkannt wurde, verließ Marokko<br />
die Union. Marokko ist Mitglied der Welthandelsorganisation<br />
(WTO) und hat Freihandelsabkommen mit der<br />
Europäischen Union, den Vereinigten Staaten und der<br />
Türkei unterzeichnet. 2008 erhielt Marokko von der EU<br />
den Status «Statut Avancé«, der den Zugang zu weiteren<br />
europäischen Programmen ermöglicht. 2007 waren Marokkos<br />
wichtigste Exportpartner Frankreich (27,9 %), Spanien<br />
(20,8 %) und Großbritannien (5,2 %). Die wichtigsten<br />
Importpartner waren Frankreich (15,8 %), Spanien<br />
(10,4 %) und Italien (6,4 %).<br />
Marokko engagiert sich sehr stark <strong>für</strong> die Kooperation<br />
von nordafrikanischen und europäischen Mittelmeer-<br />
Anrainerstaaten. 2 Obwohl die EU nach wie vor der<br />
wichtigste Handelspartner ist und nur 5,6 % der Trans-<br />
Fläche Einwohnerzahl BIP BIP/Kopf Export Import Währung<br />
459 000 m² 32 Mio 61,5<br />
Mrd. €<br />
Quelle: IMF, CIA World Fact Book<br />
1 868 €/<br />
Einwohner<br />
17,4 Mrd. €<br />
(2007)<br />
20,5 Mrd. €<br />
(2007)<br />
1 Auswärtiges Amt 2008<br />
2 http://www.animaweb.org/en/index.php<br />
1 Dirham =<br />
0.09 €
TABELLE 2:<br />
BIP VON MAROKKO 2000<strong>–</strong>2008<br />
aktionen im Außenhandel auf Afrika entfielen, nimmt<br />
Marokkos Handel mit anderen Ländern der Arabischen<br />
Maghreb-Union stetig zu und hat sich zwischen 2004 und<br />
2008 auf rund 1,4 Mrd. € verdoppelt. Außerdem unterzeichnete<br />
Marokko das Abkommen von Agadir mit Tunesien,<br />
Ägypten und Jordanien, um eine Freihandelszone<br />
zwischen den arabischen Mittelmeerländern zu schaffen.<br />
Das Abkommen ist seit März 2007 in Kraft. 3 Experten<br />
der Weltbank und anderer Banken und Investmentgesellschaften<br />
sehen in Marokko großes Potenzial <strong>für</strong> wirtschaftliches<br />
Wachstum und schätzen das Land als einen<br />
potenziellen Markt der Zukunft ein 4.<br />
2008 lag die Inflationsrate bei 4,6 %. 2007 lebten 15% der<br />
marokkanischen Bevölkerung unter der Armutsgrenze. 5<br />
Das Pro-Kopf-Einkommen Marokkos liegt im Mittelfeld<br />
der afrikanischen Länder.<br />
9.2 Energiemarkt<br />
Übersicht Energiemarkt<br />
Der Primärenergieverbrauch ist in Marokko kontinuierlich<br />
gestiegen und erreichte 2006 13 977 ktoe, das entspricht<br />
585 PJ oder 162 553 GWh. Abbildung 2 zeigt den<br />
Anteil der verschiedenen Quellen an der gesamten Primärenergiebereitstellung<br />
im Jahr 2006. Marokko ist stark<br />
von fossilen Brennstoffen abhängig, so stammen 46% des<br />
Primärenergieverbrauchs aus Rohöl, 28% aus Kohle und<br />
Torf, 18% aus Erdölderivaten und 3% aus Gas.<br />
Die Primärenergiebereitstellung ist in der Vergangenheit<br />
erheblich gestiegen. Sie entwickelte sich ziemlich linear<br />
von etwa 104 PJ im Jahr 1971 auf von 585 PJ im Jahr<br />
2006. Aktuellere Daten <strong>für</strong> 2008 sind von der IEA nicht<br />
verfügbar. Die vorliegenden Daten des Ministeriums <strong>für</strong><br />
3 AEO 2009<br />
4 DIHK Marokko 2009<br />
5 Marokkos offizielle Armutsgrenze wird nach den Aufwendungen bemessen, die<br />
<strong>für</strong> 2 400 Kalorien pro Erwachsenem und Tag aufgebracht werden müssen.<br />
MAROKKO | 201<br />
2000 2002 2004 2006 2008<br />
BIP<br />
(konstante Preise) Mrd. € 31 878 33 390 38 740 44 653 61 544<br />
Quelle: IMF<br />
Energie, Bergbau, Wasser und Umwelt (MEMEE) <strong>für</strong><br />
2008, die von den tatsächlichen Daten leicht abweichen<br />
könnten, sind in folgende Kategorien aufgeteilt: 382 PJ<br />
(61%) Erdölderivate, 159 PJ (26%) Kohle, 46 PJ (7%)<br />
Strom, 23 PJ (4%) Erdgas, 10 PJ (2%) Wasserkraft und<br />
3 PJ (< 0,1%) Windkraft. 6<br />
ABBILDUNG 2:<br />
GESAMTE PRIMÄRENERGIEBEREITSTELLUNG 2006:<br />
585 PJ<br />
162<br />
28 %<br />
266<br />
46 %<br />
Rohöl<br />
Kohle und Torf<br />
Erdölderivate<br />
Gas<br />
Quelle: IEA 2008<br />
Archivdaten der IEA zufolge fand das Wachstum hauptsächlich<br />
auf dem Ölsektor statt, der Anteil von Kohle und<br />
Torf an der Energieverbrauch begann Mitte der 1990-er<br />
allmählich anzusteigen. 7 Marokko ist in hohem Maße auf<br />
die Einfuhren von Energieträgern angewiesen, derzeit beläuft<br />
sich der Import auf 96%. 2006 hatte Marokko einen<br />
Endenergieverbrauch von 10 415 ktoe (das entspricht<br />
121 26 GWh oder 436 PJ). Tabelle 3 zeigt die Aufteilung<br />
dieses Verbrauchs auf die verschiedenen Sektoren.<br />
6 MEMEE 2009<br />
7 IEA 2008<br />
104<br />
18 %<br />
20<br />
3 %<br />
6<br />
1 %<br />
0,1<br />
0 %<br />
19<br />
3 %<br />
7<br />
1 %<br />
Wasser<br />
Brennbare Erneuerbare/Abfall<br />
Geothermie, Solar etc<br />
Strom
Das Stromnetz<br />
2006 gehörte das Übertragungsnetz dem staatlichen<br />
Energieversorger ONE und bestand aus 18 920 km Leitungen<br />
mit 400 kV, 225 kV, 150 kV und 60 kV. Das Netz<br />
deckt das gesamte Land ab und ist über regionale Verbindungen<br />
sowohl an das algerische als auch an das spanische<br />
Stromnetz angeschlossen. Die Kapazität der Verbindung<br />
zwischen Marokko und Spanien liegt bei 1 400 MW über<br />
zwei 400-kV-Seekabel; zwischen Marokko und Algerien<br />
MAROKKO | 202<br />
TABELLE 3:<br />
ENDENERGIEVERBRAUCH IN MAROKKO 2006 IN PJ<br />
Endenergieverbrauch im Jahr 2006 [PJ]<br />
Industrie 10 848 24.9 %<br />
Transport<br />
Andere Sektoren<br />
4 723 10.8 %<br />
Privathaushalte 10 777 24.7 %<br />
davon<br />
Gewerbe und öffentlicher Dienst 904 2.1 %<br />
Land- und Forstwirtschaft 741 1.7 %<br />
Andere 14 407 33.0 %<br />
nichtenergetische Nutzung 1 210 2.8 %<br />
Gesamt 43 606 100.0 %<br />
Source: IEA 2008<br />
ABBILDUNG 3:<br />
STROMÜBERTRAGUNGSNETZ IN MAROKKO<br />
Quelle: CGIAR 2004<br />
gibt es eine 1 200-MW-Verbindung über drei 400-kV-<br />
Leitungen. Abbildung 3 zeigt die Verbreitung des Stromübertragungsnetzes.<br />
2007 bestand das Verteilernetz, das sich im Besitz von<br />
ONE befindet, aus 55 103 km Mittelspannungsleitungen<br />
und 149 795 km Niederspannungsleitungen. Je nach<br />
Region liegt die Verantwortung <strong>für</strong> die Lieferung von<br />
Strom an die Endabnehmer entweder bei ONE selbst<br />
(<strong>für</strong> den größten Teil des Landes) oder bei einer von sieben<br />
lokalen städtischen Behörden (»Régies«) (Marrakesch,<br />
Fès, Meknes Tétouan Safi, El Jadida-Azemmour<br />
und Larache-Ksar El Kébir) bzw. vier privaten Unternehmen<br />
(«Gestion Déléguée«), die das Netz von ONE<br />
benutzen (Casablanca, Rabat-Salé, Tanger und Kénitra).<br />
Die Verluste im Netz betrugen 2007 4,7%. 8 ONE plant<br />
die Stärkung und den Ausbau des Netzes. Die 400-kV-,<br />
225-kV- und 60-kV-Leitungen sollen erweitert werden,<br />
außerdem soll eine 400-kV-Seekabelverbindung nach<br />
Spanien gebaut werden. Zudem wird momentan eine<br />
400-kV-Verbindung nach Algerien errichtet, welche die<br />
bestehende 225-kV-Verbindung verstärken soll. ONE<br />
zufolge reicht das Netz im Süden nicht <strong>für</strong> zusätzliche<br />
Kapazitäten (aus erneuerbaren Energien) aus. ONE<br />
plant daher den Bau von 650 km 400-kV-Leitungen<br />
zwischen den südlichen Städten Agadir und Laâyoune,<br />
die 2012 in Betrieb genommen werden sollen.<br />
Installierte Leistung<br />
8 ONE 2009
Ende 2007 lag die gesamte installierte Leistung in Marokko<br />
bei 5 292 MW. 3 469 MW (65%) davon liefern<br />
thermische Kraftwerke. Die installierte Leistung aus<br />
Wasserkraft liegt bei 1 729 MW (33%), nahezu 50% davon<br />
sind nicht in Betrieb. Dies schließt 464 MW an Kapazität<br />
aus Pumpspeicherkraftwerken ein. Die restlichen<br />
114 MW (2%) werden von Windkraftwerken erbracht.<br />
Die installierte Leistung, die an das Netz von ONE angeschlossen<br />
ist, hat sich in den letzten Jahren wie in Tabelle<br />
4 aufgeführt verändert.<br />
Neben den Kraftwerken von ONE gibt es auf dem<br />
marokkanischen Markt derzeit auch einige private<br />
Stromproduzenten. Die Jorf Lasfar Power Station, ein<br />
Kohlekraftwerk des schweizerisch-amerikanischen Konsortiums<br />
JLEC, ist <strong>für</strong> die Energieversorgung des Landes<br />
besonders wichtig. Mit einer Leistung von 1.356 MW ist<br />
es das größte privat betriebene Kraftwerk in Afrika. Der<br />
Großteil der Kohle, der in Jorf Lasfar verwendet wird,<br />
wird aus Südafrika importiert. Marokko selbst verfügt<br />
kaum über Kohlevorkommen. Das JLEC-Kraftwerk Jorf<br />
Lasfar stellt 26% der gesamten installierten Leistung,<br />
MAROKKO | 203<br />
TABELLE 4:<br />
INSTALLIERTE LEISTUNG NACH ENERGIEQUELLEN, ONE UND PRIVATE ENERGIEPRODUZENTEN<br />
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />
Wärmekraft 3 168 3 168 3 168 3 189 3 096 3 469 3 469 3 449<br />
Wasserkraft<br />
(einschließlich Pumpspeicher)<br />
1 167 1 167 1 167 1 167 1 498 1 729 1 729 1 729<br />
Windkraft 54 54 54 54 54 54 54 114<br />
Gesamt 4 389 4 389 4 389 4 410 4 648 5 252 5 252 5 292<br />
Quelle: ONE 2009<br />
die Energie Electrique de Tahaddart (EET) betreibt ein<br />
Gaskraftwerk mit einer Leistung von 384 MW (7% der<br />
gesamten installierten Leistung) und Théolia (die die<br />
Compagnie du Eolienne Détroit, kurz CED, 2007 aufgekauft<br />
hat) betreibt einen Windpark mit einer Leistung<br />
von 50 MW (1%).<br />
Im Juni 2007 wurde zusätzlich zu den in Tabelle 4 aufgeführten<br />
erneuerbaren Energien (1 792 MW aus Wasserkraft,<br />
114 MW aus Windkraft) ein Solarkraftwerk<br />
mit einer Leistung von 20 kW <strong>für</strong> Ain Beni Mathar in<br />
Auftrag gegeben.<br />
Um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden,<br />
sieht das Ministerium <strong>für</strong> Energie, Bergbau, Wasser<br />
und Umwelt (MEMEE) die Notwendigkeit großer Investitionen<br />
<strong>für</strong> den Ausbau der Infrastruktur und der<br />
TABELLE 5:<br />
BRUTTOSTROMERZEUGUNG NACH ENERGIEQUELLEN 2000<strong>–</strong>2008, IN GWH<br />
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />
Wärmekraftwerke 10 771 12 091 13 068 13 657 14 584 17 539 18 009 17 994 18 648<br />
Wasserkraftwerke 705 856 842 1 441 1 600 1 412 1 585 1 318 1 360<br />
Windkraftwerke<br />
Grenzüber-quer-<br />
65 207 194 187 199 206 183 278 298<br />
ender Austausch<br />
(Import <strong>–</strong> Export)<br />
2 363 1 564 1 392 1 455 1 555 814 2 027 3 507 4 261<br />
Gesamt 11 541 13 154 14 104 15 285 16 383 19 157 21 804 23 097 24 567<br />
Quelle: MEMEE 2009<br />
vorhandenen Leistung. ONE hat einen Investitionsplan<br />
ausgearbeitet, der pro Jahr die Finanzierung von 500<strong>–</strong><br />
600 MW zusätzlicher Leistung über einen Zeitraum<br />
von zehn Jahren vorsieht, das entspricht etwa 900 Mio.<br />
€ (10 Mrd. DH).<br />
Stromerzeugung
TABELLE. 6:<br />
STROMVERBRAUCH IN MAROKKO 2006<br />
GWh %<br />
Industrie 8 017 42<br />
Transport 545 3<br />
Privathaushalte<br />
Gewerbe und öffentliche Dienstleis-<br />
6 130 32<br />
tungen 2 507 13<br />
Land- und Fortswirtschaft 2 061 11<br />
Gesamt 19 260<br />
Source: IEA 2008<br />
2008 wurden vom öffentlichen Energieversorger ONE<br />
und den drei oben erwähnten unabhängigen Stromerzeugern<br />
JLEC, EET und Théolia insgesamt 20 306 GWh<br />
produziert (davon etwa 1/3 von ONE selbst und 2/3 über<br />
Konzessionen). Thermische Kraftwerke machen dabei<br />
92% der nationalen Stromerzeugung aus, Wasserkraftwerke<br />
7 % und Windkraftwerke 1,5%.<br />
Trotz der Steigerung der installierten Leistung konnte die<br />
wachsende Nachfrage nach Strom in Marokko in der Vergangenheit<br />
nicht gedeckt werden. Dies führte zu einem<br />
Anstieg der Importe aus Algerien und Spanien. 2008 wurden<br />
in Marokko 21 568 GWh Strom verkauft, was einem<br />
4%-igen Wachstum im Vergleich zu den 20 541 GWh von<br />
2007 9 entspricht.<br />
Tabelle 6 zeigt den Stromverbrauch nach Sektoren. Wie<br />
deutlich wird, ist die Industrie mit 42 % der größte Verbraucher.<br />
Für aktuellere Jahre ist diese Information nicht<br />
verfügbar, da die Verkäufe der örtlichen Vertreiber vom<br />
MEMEE nicht weiter aufgeschlüsselt werden.<br />
Für den Zeitraum bis zum Jahr 2015 erwartet die marokkanische<br />
Regierung ein jährliches Wachstum von 7,5 %,<br />
das vor allem auf die sozioökonomische Entwicklung und<br />
das Bevölkerungswachstum zurückzuführen ist. Nach<br />
Schätzungen von ONE wird sich die nationale Nachfrage<br />
nach Strom im Jahr 2015 auf 35 000 - 40 000 GWh belaufen.<br />
Das MEMEE erwartet jedoch eine noch höhere<br />
Nachfrage, die einem mittelfristigen Szenario zufolge<br />
2015 bei 44.900 GWh (7 545 MW) liegen wird. 10<br />
Erneuerbare Energien<br />
9 MEMEE 2009<br />
10 Benkhadra 2008<br />
MAROKKO | 204<br />
Die wichtigste Form erneuerbarer Energie in Marokko ist<br />
Biomasse, meist in der klassischen Form von Brennholz<br />
oder Holzkohle zum Heizen und Kochen. Die wichtigsten<br />
erneuerbaren Energiequellen auf dem Stromsektor<br />
sind Wasserkraft, Windenergie und Sonnenenergie, die<br />
über Solar Home Systems (SHS) im Rahmen des Programms<br />
zur Elektrifizierung ländlicher Gebiete (PERG)<br />
genutzt wird. 2008 wurden 1 360 GWh aus Wasserkraft<br />
und 298 GWh aus Windkraft gewonnen (siehe Tabelle 5).<br />
ONE betreibt 26 Wasserkraftwerke mit einer installierten<br />
Gesamtleistung von 1 360 MW. Weitere Energie aus<br />
Wasserkraft stammt unter anderem aus einem 464 MW<br />
Pumpspeicherkraftwerk in der Nähe von Beni Mallal/<br />
Afourer. In Oued Oum Er Rbia sollen in Zukunft Mikro-<br />
Wasserkraftwerke entwickelt werden. Zu diesem Zweck<br />
wurde ein Programm ins Leben gerufen, das potenzielle<br />
Standorte identifizieren soll, was in 200 Fällen auch bereits<br />
geschehen ist. Darüber hinaus sollen jetzt oder sehr<br />
bald Pilotprojekte starten und evaluiert werden; die Entwicklung,<br />
Finanzierung und der Bau weiterer Kraftwerke<br />
soll künftig weiter verfolgt werden. Ende 2007 waren 44<br />
719 Haushalte mit SHS-Anlagen ausgestattet. 11 Ziel eines<br />
weiteren Pilotprogramms der Regierung, das Chourouk-<br />
Programm, ist der Bau von 1 400 Mikro-PV-Anlagen mit<br />
0,5 bis 1 kW in den Regionen um Errachidia, Benguerir<br />
und Ouarzazate. Diese PV-Anlagen sollen an das Niederspannungsnetz<br />
angeschlossen werden. Momentan ist das<br />
Programm ausgesetzt, bis das neue Gesetz <strong>für</strong> erneuerbare<br />
Energien in Kraft tritt.<br />
Ende 2007 waren in Marokko 200 000 m² Solarkollektoren<br />
installiert. Diese Zahl soll bis Ende 2012 verdoppelt<br />
werden.<br />
Strompreise<br />
Die Strompreise in Marokko sind im regionalen Vergleich<br />
relativ <strong>hoch</strong>. Der Strompreis <strong>für</strong> Endabnehmer wird<br />
durch eine Verordnung des marokkanischen Premierministers<br />
festgesetzt. Subventionen <strong>für</strong> die Strompreise wurden<br />
in den letzten Jahren schrittweise abgeschafft, was zu<br />
einem stetigen, aber moderaten Preisanstieg führte (siehe<br />
Tabelle 7).<br />
Rural customers have the possibility to participate in a<br />
11 MEM 2008
TABELLE 7:<br />
STROMTARIFE 2009 INKLUSIVE 14% STEUERN<br />
Höchst-/ Hochspannung<br />
prepaid system based on pre-paid meters. For electrical<br />
supply, the customer can purchase the desired amounts<br />
via rechargeable cards sold for 20 DH (1.8 €).<br />
Liberalisierung<br />
ONE ist ein öffentlich-rechtliches Unternehmen, das<br />
dem Ministerium <strong>für</strong> Energie, Bergbau, Wasser und<br />
Umwelt (MEMEE) unterstellt und seit 1963 <strong>für</strong> die<br />
Erzeugung und Übertragung von Elektrizität in Marokko<br />
zuständig ist. ONE agiert als einziger Käufer von<br />
Strom und besitzt das Übertragungs- und den größten<br />
Teil des Verteilernetzes. Seit 1994 können Anlagen mit<br />
einer Leistung bis 10 MW sowie Anlagen über 50 MW,<br />
die an einer öffentlichen Ausschreibung teilgenommen<br />
haben und die produzierte Energie komplett an ONE<br />
verkaufen, auch von Privatunternehmern errichtet und<br />
betrieben werden. Diese Öffnung des Strommarktes<br />
wird durch das Gesetz Nr. 2-94-503 vom 23. September<br />
1994 geregelt und ist Teil des Versuches, den Konsumenten<br />
Strom zu international wettbewerbsfähigen<br />
Preisen anzubieten. Die Regierung hatte zur Erreichung<br />
dieses Ziels im Jahr 2001 beschlossen, den marokkanischen<br />
Strommarkt in den Bereichen Erzeugung, Verteilung<br />
und Verkauf von Strom in mehreren Schritten zu<br />
öffnen. Bisher wurde jedoch wenig da<strong>für</strong> getan, diesen<br />
Beschluss umzusetzen. Eine der wenigen umgesetzten<br />
Maßnahmen war die Anhebung der maximal erlaubten<br />
€ / kVA*a € / kWh<br />
allgemein 33.5 0.05-0.12<br />
abhängig von Tageszeit und<br />
Jahresverbrauchsstunden<br />
MAROKKO | 205<br />
optional 26.1-145.7 0.05-0.16<br />
abhängig von Spannung, Tageszeit<br />
und Jahresverbrauchsstunden<br />
Mittelspannung allgemein 34.3 0.05-0.11 abhängig von Tageszeit<br />
optional 31.14-155.6 0.04-0.14<br />
Landwirtschaft 38.1-190.5 0.04-0.16<br />
Niederspannung Privathaushalte - 0.08-0.13<br />
Quelle: Arrêté No. 528<strong>–</strong>09<br />
Ländliche Privathaushalte<br />
- 0.1-0.13<br />
abhängig von Tageszeit und<br />
Jahresverbrauchsstunden<br />
installierten Leistung von 10 MW auf 50 MW <strong>für</strong> private<br />
Stromproduzenten (IPPs) im Jahr 2008. Allerdings<br />
sind die IPPs nach wie vor auf die Kooperation mit ONE<br />
angewiesen, da es keine etablierte Regulierungsbehörde<br />
in Marokko gibt. Momentan laufen alle Aktivitäten und<br />
Verhandlungen über ONE, da dieses Unternehmen die<br />
Rolle des einzigen Käufers und Betreibers des Übertragungsnetzes<br />
innehat. Ein weiteres Ziel der Öffnung des<br />
Strommarktes ist es, den marokkanischen Strommarkt<br />
in zwei Bereiche aufzuteilen, nämlich einen offenen und<br />
einen regulierten Markt. Die Kunden werden in wahlberechtigte<br />
und nicht wahlberechtigte Kunden aufgeteilt,<br />
wobei die Zuordnung vom jährlichen Verbrauch<br />
abhängt. Der Schwellenwert ist noch nicht definiert.<br />
Die wahlberechtigten Kunden können wählen, ob sie<br />
auf dem offenen oder auf dem regulierten Markt Strom<br />
kaufen wollen. Ein Wechsel zwischen beiden Märkten<br />
wird möglich sein, die Regeln hier<strong>für</strong> sind jedoch noch<br />
nicht festgelegt.<br />
Diejenigen, die nicht zur Kategorie der wahlberechtigten<br />
Kunden gehören, werden ihren Strom weiterhin auf<br />
dem regulierten Markt zu amtlich festgesetzten Preisen<br />
beziehen. Durch dieses Vorgehen will die Regierung die<br />
Stromversorgung privater Haushalte mit Niederspannungsverbindungen<br />
zu staatlich festgesetzten Preisen<br />
sichern.<br />
Ländliche Elektrifizierung<br />
abhängig von Jahresverbrauchsstunden<br />
und Jahreszeit<br />
abhängig von monatlichem<br />
Verbrauch<br />
abhängig von<br />
Verbindungskapazität
Marokko hat in den letzten Jahren große Fortschritte darin<br />
gemacht, seiner Bevölkerung Zugang zum Stromnetz<br />
zu ermöglichen. 1996 startete ONE ein staatliches Elektrifizierungsprogramm<br />
mit dem Namen »Programme pour<br />
l‘Electrification Rurale Globale« (PERG). Der Elektrifizierungsrate<br />
ländlicher Gebiete lag 1995, vor dem Start<br />
des Programms, bei nur 18%, stieg aber bis Ende 2008<br />
kontinuierlich auf 95,4% an. ONE gibt nicht an, ob sich<br />
diese Angabe auf Haushalte oder Dörfer bezieht, beziffert<br />
aber die Anzahl elektrifizierter Haushalte bzw. Dörfer: Im<br />
Rahmen des PERG-Programms wurden bis Ende 2008<br />
30 766 Dörfer oder 1 815 043 Haushalte an die Stromversorgung<br />
angeschlossen. Dem Ziel der marokkanischen<br />
Regierung, das die Versorgung von mehr als 35 000 Dörfern<br />
mit Strom (davon 91 % durch den Anschluss an das<br />
Stromnetz und 7 % durch die Versorgung über dezentrale<br />
Anlagen) bis Ende 2007 vorsah, wurde damit allerdings<br />
nicht in vollem Umfang entsprochen. Auch Dörfer, die<br />
weit entfernt vom Stromnetz liegen, verfügen nun über<br />
eine einfache dezentrale Stromversorgung, die sich aus erneuerbaren<br />
Energiequellen speist. Bis Ende 2007 wurden<br />
44 719 Haushalte in 3 163 Dörfern mit PV-Bausätzen<br />
ausgestattet.<br />
9.3 Marktakteure<br />
Ministerium <strong>für</strong> Energie, Bergbau,<br />
Wasser und Umwelt<br />
Die Aufgabe des Ministeriums <strong>für</strong> Energie, Bergbau,<br />
Wasser und Umwelt (MEMEE) ist es, Bedingungen zu<br />
schaffen, die Versorgungssicherheit und den Zugang zu<br />
Energie auch <strong>für</strong> die ländliche Bevölkerung gewährleisten.<br />
Außerdem ist das MEMEE <strong>für</strong> das reibungslose Funktionieren<br />
des Energiemarktes und <strong>für</strong> die Erarbeitung und<br />
Umsetzung einer Strategie zur Entwicklung des Energiesektors<br />
verantwortlich. Unter anderem hat es ein Referat<br />
<strong>für</strong> Strom und erneuerbare Energien (DEER) mit folgenden<br />
Unterabteilungen: elektrische Anlagen und Elektrifizierung<br />
ländlicher Gebiete, Vertrieb und Strommärkte,<br />
erneuerbare Energien und nukleare Sicherheit. Das ME-<br />
MEE beschäftigt 447 Personen, 44 davon arbeiten in der<br />
MAROKKO |<br />
206<br />
Abteilung DEER. 2008 hatte das MEMEE ein Budget<br />
von rund 46 Mio. €, 8 % mehr als 2007. Ein konstanter<br />
Betrag von 2,1 Mio. € davon geht an das CDER.<br />
Centre de Développement des Energies Renouvelables<br />
(CDER)<br />
Seit 1982 ist das Centre de Développement des Energies<br />
Renouvelables (CDER) dem MEMEE direkt untergeordnet,<br />
kann aber über seine Mittel (ein Budget von 2,1<br />
Mio. € vom MEMEE) teilautonom verfügen. Das CDER<br />
beschäftigt rund 160 Mitarbeiter zur Durchführung von<br />
Studien, zum Wissenstransfer, zur Durchführung von<br />
Qualitätskontrollen von Anlagen und Anlagenkomponenten<br />
(insbesondere bei PV-Systemen) und zur Ausbildung<br />
von Fachkräften im Bereich erneuerbare Energien.<br />
Darüber hinaus initiiert das CDER Pilotprojekte, um das<br />
Wissen über den Einsatz von Technologien <strong>für</strong> erneuerbare<br />
Energien zu verbreiten. Informationen sind bislang<br />
nur auf Französisch verfügbar, eine arabische und eine<br />
englische Version sind aber in Vorbereitung.<br />
Saïd Mouline ist seit März 2009 Geschäftsführer des<br />
CDER. Das CDER verfolgt das Ziel, sich als »Nationale<br />
Agentur <strong>für</strong> die Entwicklung erneuerbarer Energien und<br />
mehr Energieeffizienz« zu etablieren. Welche Auswirkungen<br />
diese Umgestaltung auf die Arbeit der CDER<br />
haben wird ist derzeit nicht absehbar, da bisher noch<br />
keine Informationen zu der zukünftigen Struktur und der<br />
genauen Ausrichtung der Organisation vorliegen. Ein entsprechendes<br />
Gesetz soll im Oktober 2009 verabschiedet<br />
werden.<br />
CDER unerstützt die Einrichtung so genannter Maisons<br />
de l’Energie (Energiehäuser). Die ‚Maisons’ sind kleine<br />
ländliche Betriebe, die die lokale Bevölkerung darin unterstützen<br />
ihre eigene Energieversorung zu organisieren.<br />
CDER und das Entwicklungsprogramm der Vereinten<br />
Nationen (UNDP) bieten technische und finanzielle Unterstützung<br />
<strong>für</strong> die Errichtung dieser Beratungszentren,<br />
von denen bisher 200 entstanden. Die ‚Maisons’ vertreiben<br />
technische Ausrüstung <strong>für</strong> die Erzeugung von Energie<br />
aus erneuerbaren Quellen und anderen Brennstoffen und<br />
energiesparende Geräte, bieten technische Unterstützung<br />
bei Installation und Betrieb von Anlagen, informieren
über Programme der Regierung <strong>–</strong> wie dem PERG - und<br />
sensibilisieren die lokale Bevölkerung <strong>für</strong> eine nachhaltige<br />
Entwicklung.<br />
Centre d‘Information sur l‘Energie Durable et<br />
l‘Environnement (CIEDE)<br />
Das CIEDE ist ein seit 2000 bestehendes Kooperationsprojekt<br />
des CDER, des Ministeriums <strong>für</strong> Energie, Bergbau,<br />
Wasser und Umwelt, des Ministeriums <strong>für</strong> Raumplanung,<br />
des United Nations Program for Development/<br />
Global Environment Facility (UNDP/GEF) und anderer<br />
Institutionen, welche im Nationalkommittee zum Klimawandel<br />
vertreten sind. Die Arbeit des CIEDE ergänzt die<br />
Maßnahmen der Verwaltung in den Bereichen Energie<br />
und Klimawandel. Das CIEDE hat keine eigenen Mitarbeiter,<br />
sondern funktioniert über die Zusammenarbeit<br />
der verschiedenen Mitglieder. Sein Direktor Dr. Abdelali<br />
Dakkina arbeitet zum Beispiel im CDER. Die primäre<br />
Aufgabe des CIEDE liegt darin, Informationen zur nachhaltigen<br />
Nutzung von Energie und zu den Auswirkungen<br />
von Energieerzeugung auf die Umwelt zu recherchieren,<br />
zu sammeln und zu verbreiten. Das CIEDE bietet auch<br />
Informationen über Entwicklungen in den Bereichen<br />
Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung. Es gibt darüber<br />
hinaus auch Auskunft über neue Kooperationsmöglichkeiten,<br />
Technologietransfer und Fördermittel <strong>für</strong> die<br />
Marktakteure in den Bereichen Umwelt, Energie und Entwicklung.<br />
Das CIEDE vertreibt außerdem regelmäßige<br />
Informationsbulletins. Allerdings ist das letzte Bulletin,<br />
welches nur auf Französisch verfügbar ist, im September<br />
2007 erschienen. Die meisten der Informationen auf der<br />
Homepage des CIEDE sind nur auf Französisch verfügbar,<br />
einige Informationen stehen aber auch auf Englisch<br />
und Arabisch zur Verfügung.<br />
L’Association Marocaine des Industries<br />
Solaires et Eoliennes (AMISOLE)<br />
Der Marokkanische Verband der Solar- und Windenergieunternehmen<br />
(AMISOLE) ist eine Dachorganisation<br />
zur Vertretung der Interessen von Unternehmen und Einzelpersonen,<br />
die sich professionell im Bereich erneuerbare<br />
Energien engagieren. Der 1987 gegründete Verband ver-<br />
MAROKKO |<br />
207<br />
tritt heute über 40 Unternehmen mit mehreren hundert<br />
Mitarbeitern. AMISOLE steht allen Interessenten offen,<br />
deren Aktivitäten sich in erster Linie auf die Nutzung<br />
erneuerbarer Energien in Marokko konzentrieren. AMI-<br />
SOLE bietet eine Reihe grundlegender Informationen<br />
über Technologien <strong>für</strong> erneuerbare Energien. Ihr Marktführer<br />
<strong>für</strong> Windenergie verzeichnet bisher jedoch noch<br />
keine Einträge und generell scheinen die Informationen<br />
nur unregelmäßig aktualisiert zu werden. Die Informationen<br />
stehen nur auf Französisch zur Verfügung.<br />
Office National de l’Electricité (ONE)<br />
Die nationale Strombehörde (ONE) ist ein staatlicher<br />
Energieversorger und das dominierende Unternehmen auf<br />
dem marokkanischen Energiesektor. Es arbeitet in den Bereichen<br />
Stromerzeugung, -übertragung und -verteilung und<br />
beschäftigt über 9 000 Mitarbeiter. 2007 erreichte ONE<br />
einen Umsatz von 1,53 Mrd. € (17 Mrd. DH). Die Zahl<br />
der Kunden belief sich auf ca. 3,6 Millionen mit einem<br />
durchschnittlichen jährlichen Zuwachs von 9 %. Auf der<br />
Liste der marokkanischen Unternehmen mit dem höchsten<br />
Umsatz belegte ONE 2006 den vierten Platz. Andere Unternehmen<br />
aus dem Energiesektor belegen auf dieser Liste<br />
die Plätze 13 (Lydec), 30 (Redal) und 40 (Amendis). Alle<br />
drei sind lokale Unternehmen, die ihren Endabnehmern in<br />
den Städten Casablanca, Rabat, Tanger und Tétouan neben<br />
der Versorgung mit Trinkwasser auch Strom aus dem Netz<br />
von ONE verkaufen. Dem MEMEE zufolge soll ONE in<br />
eine Aktiengesellschaft umgewandelt werden, ein zeitlicher<br />
Rahmen <strong>für</strong> diesen Plan wird jedoch nicht angegeben.<br />
In Bezug auf erneuerbare Energien ist ONE vor allem in<br />
den Bereichen Wasserkraft (das Unternehmen besitzt 26<br />
Wasserkraftwerke) und Windenergie aktiv. Ein Teil der<br />
geplanten Investitionen von ONE in neue Erzeugungskapazitäten<br />
ist <strong>für</strong> Projekte im Bereich Wind- und Sonnenenergie<br />
mit Leistungen von 60 bis 472 MW und die »1<br />
000-MW-Windinitiative« (siehe Kapitel über die Regelungen<br />
zur Förderung) sowie Gasturbinen und Dieselanlagen<br />
(4 161 MW) vorgesehen. Berichten zufolge arbeitet<br />
ONE nur sehr zögerlich mit potentiellen ausländischen<br />
Investoren im Bereich Windenergie zusammen.<br />
Jorf Lasfar Electricity Company (JLEC)
Ein Konsortium des Schweizer Konzerns ABB und der<br />
CMS Energy Corporation aus den USA betreibt in Jorf<br />
Lasfar, einem Industriehafen an Marokkos Atlantikküste<br />
15 km südlich von Jadida, ein Kohlekraftwerk mit einer<br />
Leistung von 1 300 MW. Etwa 50% des in Marokko produzierten<br />
Stroms stammen aus diesem Kraftwerk. Die<br />
Anlage mit einem Investitionsvolumen von etwa 1,02<br />
Mrd. € wurde 2001 fertig gestellt. Das Konsortium einigte<br />
sich darauf, dass ABB <strong>für</strong> die technische Ausrüstung<br />
und CMS <strong>für</strong> den Betrieb verantwortlich sein sollte.<br />
ABB baute daher einen Großteil der Ausrüstung (z. B.<br />
die 350-MW-Dampfturbinen-Generatoren, die Kohleheizkessel,<br />
das Kontrollsystem und die Steuereinheit der<br />
Anlage), während CMS Generation, eine Tochtergesellschaft<br />
der CMS Energy, die Anlage betreibt. JLEC hat<br />
<strong>für</strong> den produzierten Strom einen Kaufvertrag mit ONE<br />
ausgehandelt, der dreißig Jahre läuft.<br />
Théolia<br />
2007 erwarb Théolia, ein französisches Unternehmen,<br />
das Windkraft in Industrie- und Entwicklungsländern<br />
produziert, die Compagnie Eolienne de Détroit (CED)<br />
mit zehn Mitarbeitern. Damit erhielt Théolia auch den<br />
Al Koudia Windpark in Tetouan, der eine Leistung von<br />
ca. 50 MW hat und 2000 in Betrieb genommen wurde.<br />
Die Investitionskosten <strong>für</strong> den Al Koudia Windpark<br />
liegen bei schätzungsweise 40,8 Mio €. CED hat einen<br />
Vertrag mit ONE abgeschlossen, in dem vereinbart wird,<br />
dass CED den Windpark <strong>für</strong> 19 Jahre betreiben wird und<br />
ONE den dort produzierten Strom kauft.<br />
Centre National pour la Recherche<br />
Scientifique et Technique (CNRST)<br />
Unité des Technologies et Economie<br />
des Energies Renouvelables (TEER)<br />
Das 2001 gegründete Nationale Zentrum <strong>für</strong> wissenschaftliche<br />
und technische Forschung (CNRST) hat<br />
eine Abteilung, die sich mit Technologie und Wirtschaftlichkeit<br />
erneuerbarer Energien beschäftigt (TEER). Die<br />
TEER besteht aus fünf Spezialisten, die in den Bereichen<br />
Energie, Wasser und Umwelt arbeiten. Plangemäß soll<br />
Ende 2009 eine Plattform <strong>für</strong> Energieforschung ange-<br />
MAROKKO |<br />
208<br />
boten werden. Hier sollen die Ergebnisse der staatlichen<br />
Forschung im Energiebereich gesammelt und die vorhandenen<br />
Informationen kontinuierlich aktualisiert werden,<br />
um den neuesten Stand der Ergebnisse zu liefern. Bis vor<br />
kurzem war nur ein Teil der von TEER durchgeführten<br />
Forschung online verfügbar. TEER bietet außerdem eine<br />
Reihe von Informationen und Arbeitsanleitungen, die <strong>für</strong><br />
den Unterricht zum Thema Energie <strong>für</strong> jüngere Studenten<br />
eingesetzt werden können.<br />
Delattre Levivier Maroc (DLM)<br />
DLM ist der marokkanische Marktführer im Bereich<br />
Schwermetallbau und ist auf dem marokkanischen und<br />
internationalen Markt seit den 1950-er Jahren aktiv.<br />
DLM hat 1 100 Mitarbeiter, der Jahresumsatz belief sich<br />
2008 auf 51 Mio. €, was einem Anstieg von 22,3 % gegenüber<br />
2007 entspricht. Zurzeit hat DLM drei Schwerpunkte<br />
<strong>für</strong> die künftige Entwicklung definiert: Export,<br />
Ausbau der Präsenz in Afrika und dem Nahen Osten sowie<br />
den Bereichen Offshore-Öl- und Windenergie. DLM<br />
hat 2008 einen neuen Produktionsstandort eingerichtet.<br />
An diesem Standort in Tit Mellil können jährlich bis zu<br />
300 Masten <strong>für</strong> Windräder mit Höhen zwischen 65 und<br />
100 m produziert werden. DLM hat bereits die Masten<br />
<strong>für</strong> die Windenergieprojekte in Al Kouida (CED), Essaouira<br />
(ONE) und kürzlich <strong>für</strong> den Windpark Tanger<br />
hergestellt.<br />
9.4 Politische Rahmenbedingungen im<br />
Energiesektor<br />
Marokko hat eine Nationale Energiestrategie, die vom<br />
MEMEE ausgearbeitet wurde und eine Strategie <strong>für</strong><br />
Strom im Allgemeinen und Strom aus erneuerbaren Energieen<br />
im Besondern einschließt. Die Strategie konzentriert<br />
sich auf die Versorgungssicherheit, die Diversifizierung<br />
der nationalen Energiequellen um die Abhängigkeit<br />
von Importen zu reduzieren, den Zugang zu Energie <strong>für</strong><br />
alle, Energie zu den niedrigsten Preisen, Energieeffizienz<br />
sowie Umwelt und Sicherheit. Der Anteil erneuerbarer<br />
Energien soll bis 2012 auf 10 % des Primärenergiever-
auchs und 18% der Stromerzeugung gesteigert werden.<br />
2030 könnte, dieser Strategie zufolge, Erdgas einen Anteil<br />
von bis zu 30% an der thermischen Stromerzeugung ausmachen<br />
(verglichen mit 5% in 2009). Im Gegenzug würde<br />
der Anteil von Kohle von aktuell 34 % auf 19 % und der<br />
schweren Heizöls von 24% auf 8% sinken.<br />
Als gesetzliche Regelung legte das Königliche Dekret<br />
Nr. 1-63-226 von 1963 und die nachfolgenden Aktualisierungen<br />
die Rahmenbedingungen <strong>für</strong> den Strommarkt<br />
fest. Durch das Dekret wurde auch die Einrichtung des<br />
ONE als staatlicher Energieversorger und Netzbetreiber<br />
festgelegt. Derzeit ist ein Gesetz zur Umstrukturierung<br />
des Stromsektors in der Diskussion, es gibt jedoch keine<br />
offizielle Frist, bis wann das Gesetz dem Parlament vorgelegt<br />
werden soll. Dieses Gesetz zur Umstrukturierung<br />
wird die im Kapitel zur Liberalisierung erwähnten Aspekte<br />
mit einschließen.<br />
Erneuerbare Energien werden im allgemeinen Gesetz <strong>für</strong><br />
den Strommarkt nicht explizit behandelt, allerdings hat<br />
der Ministerrat im April 2009 ein Gesetz zu erneuerbaren<br />
Energien verabschiedet. Dieses Gesetz, das bisher nur als<br />
Entwurf existiert und derzeit auf Genehmigung durch das<br />
Parlament wartet, wird im Kapitel zu den Rahmenbedingungen<br />
<strong>für</strong> erneuerbare Energien vorgestellt.<br />
Die marokkanische Regierung hat die Möglichkeit erkannt,<br />
die wachsende Nachfrage nach Strom zumindest<br />
teilweise durch erneuerbare Energien zu decken. Der weitere<br />
Ausbau erneuerbarer Energien würde außerdem die<br />
hohe Abhängigkeit vom Import fossiler Brennstoffe verringern,<br />
der momentan bei 96% liegt. Es muss allerdings<br />
erwähnt werden, dass auch die Förderung von Gas und Öl<br />
als eine Möglichkeit gesehen wird, die Versorgungssicherheit<br />
im Land zu stärken und der wachsenden Stromnachfrage<br />
zu begegnen.<br />
Dennoch erscheint das Ziel der Regierung, den derzeitigen<br />
Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung,<br />
der weniger als 7 % beträgt, bis 2012 auf 20 % zu<br />
steigern, als ein sehr ehrgeiziges Projekt. Dies gilt umso<br />
mehr, als das Gesetz <strong>für</strong> erneuerbare Energien noch nicht<br />
in Kraft ist und der Markt noch nicht liberalisiert wurde.<br />
Die Tatsache, dass diese beiden Aspekte derzeit diskutiert<br />
werden, könnte jedoch als ein Zeichen gelten, dass erneu-<br />
MAROKKO |<br />
209<br />
erbare Energien in der marokkanischen Energiepolitik<br />
zukünftig ernsthaft berücksichtigt werden.<br />
Dies spiegelt auch die Tatsache wider, dass im Juli 2008<br />
43 Länder aus Europa, dem Nahen Osten und Afrika die<br />
neue Mittelmeerunion gründeten, zu der auch Marokko<br />
gehört. Sie einigten sich darauf, dass Solarenergie in Zukunft<br />
eine wichtige Rolle spielen soll, und werden nun die<br />
Machbarkeit, Entwicklung und Realisierung eines Solaren<br />
Aktionsplans prüfen.<br />
Im Januar 2009 war Marokko eines von 75 Gründungsmitgliedern<br />
von IRENA, der Internationalen Agentur <strong>für</strong><br />
Erneuerbare Energien.<br />
Im Juli 2009 wurde von den deutschen Energieversorgern<br />
Eon und RWE, von Siemens, der Münchener Rück, der<br />
Deutschen Bank und weiteren Unternehmen die DESER-<br />
TEC Industrie Initiative 12 offiziell ins Leben gerufen. Das<br />
Ziel von DESERTEC ist der Aufbau solarthermischer<br />
Kraftwerke (CSP) in Wüstenregionen, um Nord-Afrika,<br />
Europa und den Nahen Osten mit erneuerbarem Strom<br />
zu versorgen. Die Kraftwerke sollen an die Verbrauchsorte<br />
durch Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitungen<br />
angeschlossen werden. Dem CDER zufolge<br />
möchte Marokko insbesondere im Bereich Stromversorgung<br />
eine führende Rolle in diesem Projekt übernehmen.<br />
9.5 Rahmenbedingungen <strong>für</strong> erneuerbare<br />
Energien<br />
Strategien und Ziele <strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />
Im Rahmen der Nationalen Energiestrategie werden spezielle<br />
Ziele <strong>für</strong> den Bereich erneuerbare Energien gesteckt.<br />
Der Anteil erneuerbarer Energien soll bis 2012 auf 10 %<br />
des Primärenergieverbrauchs und 18 % der Stromzeugung<br />
gesteigert werden, was <strong>–</strong> in Anbetracht des engen<br />
Zeitrahmens und eines momentanen Anteils von 7 % an<br />
der Stromerzeugung <strong>–</strong> ein sehr ehrgeiziges Ziel ist. Die<br />
Strategie sieht vor, bis 2020/2030 etwa 7 000 MW aus<br />
Windenergie, 1 080 MW aus Photovoltaik und 400 MW<br />
aus solarthermischen Kraftwerken (CSP) zu generieren.<br />
Es gibt keine klaren Angaben dazu, wie Marokko diese<br />
Ziele erreichen will, aber ein neues Gesetz zum Strom-<br />
12 www.desertec.org
markt sowie eines zu erneuerbaren Energien werden<br />
momentan diskutiert. Darüber hinaus existieren bereits<br />
einige Förderprogramme <strong>für</strong> erneuerbare Energien oder<br />
befinden sich zumindest in der Planungsphase.<br />
Das MEMEE hat seine Bestrebungen, erneuerbare Energien<br />
zu fördern, in einem Dokument mit dem Titel<br />
»Energie-und Bergbausektor <strong>–</strong> grundlegende Erkenntnisse<br />
von 1999 bis 2008, Herausforderungen und Perspektiven«<br />
zusammengefasst und mit einem Ausblick bis<br />
2015 ergänzt 13 . Eines der Ziele dieses Plans ist, dass bis<br />
2015 Windparks mit einer Gesamtkapazität von 1 440<br />
MW betriebsbereit sein sollen. Außerdem sollen 400 000<br />
m2 an Solarkollektoren zur Warmwasserbereitung installiert<br />
werden und 400 MW an kleinen Wasserkraftwerken.<br />
Insgesamt sollen diese Maßnahmen ein Energieäquivalent<br />
von ca. 500 000 toe (5,8 TWh) einsparen. Darüber hinaus<br />
schließt der Plan Maßnahmen ein, die den Einsatz von<br />
energieeffizienten Technologien in Haushalten, öffentlichen<br />
Gebäuden und Industrieanlagen fördern sollen.<br />
Gesetzliche Rahmenbedingungen<br />
und Förderung erneuerbarer Energien<br />
Das Gesetz <strong>für</strong> erneuerbare Energien (Projet de Loi No.<br />
13.09) wurde im April 2009 vom Ministerrat verabschiedet,<br />
ist aber noch ein Entwurf. Es wird jedoch erwartet,<br />
dass das Parlament das Gesetz Ende 2009 genehmigt.<br />
Der Entwurf besagt, dass es, anders als im aktuellen Gesetz<br />
zum Energiesektor, keine Begrenzung <strong>für</strong> die installierte<br />
Kapazität bei erneuerbaren Energien mehr gibt. Die<br />
Produzenten haben das Recht, das Höchst-, Hoch- und<br />
Mittelspannungsnetz zu nutzen, um den Strom von der<br />
Produktionsstätte an den Ort des Verbrauchs zu transportieren.<br />
Dieses Recht besteht jedoch vorbehaltlich der<br />
technischen Leistungsfähigkeit des jeweiligen Netzes und<br />
muss vom Netzbetreiber zugelassen werden. Der Gesetzentwurf<br />
sieht keine festen Einspeisetarife vor, sondern<br />
besagt, dass alle wirtschaftlichen Fragen ebenso wie die<br />
technischen Bedingungen von Fall zu Fall zwischen dem<br />
Netzbetreiber und dem Stromerzeuger ausgehandelt werden<br />
müssen. Der Gesetzentwurf befasst sich auch mit den<br />
bisher fehlenden administrativen Rahmenbedingungen<br />
und legt die Kompetenzen sowie einen festen Zeitplan<br />
13 MEMEE 2008<br />
MAROKKO |<br />
210<br />
<strong>für</strong> das Genehmigungsverfahren fest. Die Erlaubnis <strong>für</strong><br />
die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen<br />
wird zunächst <strong>für</strong> 25 Jahre gewährt, nach dieser Zeit kann<br />
sie entweder um weitere 25 Jahre verlängert werden oder<br />
die Produktionsstätte wird vom Staat übernommen. Eine<br />
Herausforderung <strong>für</strong> Windkraftprojekte ist die Tatsache,<br />
dass Anlagen mit einer Leistung von mehr als 2 MW nur<br />
in Gebieten zugelassen werden, die <strong>für</strong> Windkraftprojekte<br />
vorgesehen sind. Diese Gebiete wurden jedoch noch<br />
nicht benannt, was bedeutet, dass noch keine größeren<br />
Windprojekte genehmigt werden können. Da das Gesetz<br />
bisher nur als Entwurf existiert, könnte dieses Problem<br />
gelöst werden, bevor das Gesetz in Kraft tritt.<br />
Im Juni 2008 stellte ONE das EnergiPro-Programm<br />
vor, das die Eigenproduktion von erneuerbarer Energie<br />
unterstützt. Industrieanlagen können ihre Windparks<br />
von bis zu 50 MW an das Stromnetz anschließen, um<br />
den Strom von der Produktionsstätte zum Ort des Verbrauchs<br />
zu transportieren. Bis 2011 wird der Netzbetreiber<br />
eine Übertragungsgebühr in Höhe von 0,5 €ct/<br />
kWh (6 cDH/kWh) erheben. Nach 2011 wird die Gebühr<br />
wird auf 0,7 €ctt/ kWh (8 cDH/kWh) steigen. Der<br />
überschüssige Strom kann zu einem Preis von 50 % des<br />
durchschnittlichen ONE-Tarifs <strong>für</strong> Endverbraucher an<br />
ONE verkauft werden.<br />
Im Bereich Photovoltaik besitzt ONE mit dem<br />
»Chourouk«-Programm ein eigenes Förderprogramm.<br />
Im Rahmen dieses Programms wird ONE 1 215 Mikro-<br />
PV-Anlagen auf den Dächern von Privathaushalten in<br />
den Regionen d’Errachidia, Benguerir und Ouarzazate<br />
installieren. Die teilnehmenden Haushalte sollen einen<br />
finanziellen Bonus mit ihrer Stromrechnung bekommen,<br />
die genaue Höhe des Bonus wurde bisher jedoch nicht<br />
genannt. Im Mai 2009 wurde bekannt gegeben, dass das<br />
spanische Solarunternehmen Isofoton bei der Ausschreibung<br />
zur Installation der PV-Stationen in Errachidia und<br />
Benguerir den Zuschlag bekommen hat. Derzeit ist dieses<br />
Programm jedoch bis auf weiteres eingestellt.<br />
Clean Development Mechanism<br />
Nachdem Marokko 2002 das Kyoto-Protokoll ratifiziert
hatte, gelang es dem Land schnell, einen gut funktionierenden<br />
administrativen Rahmen <strong>für</strong> die Durchführung<br />
von CDM-Projekten zu schaffen. Eine nationale CDM-<br />
Strategie wurde im Rahmen eines international geförderten<br />
Projekts, das 2005 abgeschlossen wurde, entwickelt.<br />
Die marokkanische Designated National Authority<br />
(DNA) wurde bereits im September 2002 gegründet und<br />
ist dem Ministerium <strong>für</strong> Energie, Bergbau, Wasser und<br />
Umwelt angegliedert. Im Juni 2009 hatte die DNA 52<br />
Projekte in ihrem Portfolio.<br />
Bis Dezember 2008 waren vier marokkanische CDM-<br />
Projekte vom CDM Executive Board (EB) zugelassen<br />
worden: zwei Windparks, ein Solarkraftwerk und ein<br />
Deponiegasprojekt (siehe Tabelle 8).<br />
Die bereits zugelassenen bzw. sich im Zulassungsverfahren<br />
befindlichen Projekte sind in Tabelle 8 dargestellt. Die<br />
TABELLE 8:<br />
REGISTRIERTE UND GEPLANTE CDM-PROJEKTE IN MAROKKO<br />
Projekt Standort Status Typ<br />
Essaouira<br />
Windkraftprojekt<br />
Tétouan Windparkprojekt<br />
<strong>für</strong> das Lafarge Zementwerk<br />
Photovoltaik-Kits zur Elektrifizierung<br />
ländlicher Haushalte<br />
(7,7 MW)<br />
OULJA Deponiegasgewinnung<br />
und -verbrennung<br />
Surac-Bagasse-<br />
Kraftwerk-Projekt<br />
SBBC Brennstoff-<br />
Wechsel-Projekt<br />
Treibhausgasemissionen in der<br />
Fischmehlindustrie in Marokko <strong>–</strong><br />
Central Steam Erzeugungswerk<br />
Fes Neues Deponiegasgewinnungs<br />
<strong>–</strong>wiederverwendungs-<br />
und Verbrennungsprojekt<br />
RAMSA <strong>–</strong> Biogasgewinnug und<br />
Stromerzeugung aus der M’zar<br />
Kläranlage<br />
Windparkerweiterungs- Projekt <strong>für</strong><br />
Lafarges Zementwerk in Tétouan<br />
Quelle: UNFCCC 2009<br />
Marrakech-<br />
Tensift-El<br />
Haouz<br />
Tangier-<br />
Tétouan<br />
MAROKKO | 211<br />
Homepage der marokkanischen DNA 14 führt weitere 16<br />
Projekte auf, die erfolgreich eine Project Idea Note (PIN)<br />
vorgelegt haben und von den Investoren weiter vorangetrieben<br />
werden, außerdem drei Projekte, deren Project Design<br />
Document (PDD) von der DNA angenommen wurde.<br />
Unter diesen Projekten sind mehrere Windparks enthaltendarüber<br />
hinaus aber auch Projekte zu anderen erneuerbaren<br />
Energien und aus dem Bereich Energieeffizienz.<br />
Da es derzeit keine finanzielle Unterstützung <strong>für</strong> erneuerbare<br />
Energien in Form einer Einspeisevergütung oder<br />
ähnlichem gibt, scheint CDM eine Option zu sein, die <strong>für</strong><br />
einen Eintritt in den marokkanischen Markt in Erwägung<br />
gezogen werden sollte. Relevante Informationen über das<br />
Investitionsklima und die Zulassungskriterien stehen auf<br />
der Website der DNA zur Verfügung, die meisten Informationen<br />
sind jedoch nur auf Französisch verfügbar.<br />
Jährliche<br />
Ein sparungen<br />
[t CO2 eq]<br />
14 http://www.cdmmorocco.ma<br />
IZF<br />
registriert Wind 156 Keine<br />
Daten<br />
Anmeldungsdatum<br />
29.10.05<br />
registriert Wind 29 k. A. 23.09.05<br />
Many registriert Solarenergie<br />
Rabat-Salé-<br />
Zemmour-<br />
Zaer<br />
Meknès-<br />
Tafilalet<br />
Chaouia-<br />
Ouardigha<br />
39 k. A. 28.04.06<br />
registriert Deponiegas 32 16.8 % 06.11.07<br />
registriert Biomasse 32 (13.7 ohne<br />
CDM)<br />
Im Zulassungsverfahren<br />
Laâyoune im Zulassungsverfahren <br />
Fès-Boulemane<br />
Souss-<br />
Massa-Draâ<br />
Tangier-<br />
Tétouan<br />
im Zulassungsverfahren<br />
im Zulassungsverfahren<br />
im Zulassungsverfahren<br />
22.01.09<br />
Biomasse 41 k. A. -<br />
Solarenergie<br />
5 k. A. -<br />
Deponiegas 103 k. A. -<br />
Biogas 39 k. A. -<br />
Windkraft 58 k. A. -
Die schnelle Entwicklung der nötigen staatlichen Institutionen<br />
zur Durchführung von CDM-Projekten hat das<br />
Land zu einem der führenden afrikanischen Länder im<br />
Bereich CDM gemacht. Diese Entwicklung wird unterstützt<br />
durch das Ziel der Regierung, die Abhängigkeit<br />
von importierten fossilen Brennstoffen zu verringern und<br />
somit den Anteil erneuerbarer Energien im Energiesektor<br />
zu erhöhen. Die Institutionen des Landes haben Erfahrung<br />
in der Durchführung von CDM-Projekten in den<br />
Bereichen Solarenergie, Windenergie und Biomasse. Allerdings<br />
scheint die DNA zum Zeitpunkt der Erstellung<br />
dieses Reports (vorübergehende) Probleme mit ihren digitalen<br />
Kommunikationsmedien zu haben.<br />
Aktivitäten internationaler Geber<br />
Marokko ist eines der wichtigsten Partnerländer der deutschen<br />
Entwicklungszusammenarbeit. Seit 1961 flossen<br />
insgesamt 1,6 Mrd. € an deutschen Fördermitteln nach<br />
Marokko. Derzeit zielt die Zusammenarbeit auch auf den<br />
Energiesektor, insbesondere Windkraft und Photovoltaik.<br />
Seit Februar 2008 berät die Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong><br />
Technische Zusammenarbeit (<strong>GTZ</strong>) das CDER und das<br />
MEMEE in Marokko bei der Entwicklung des Gesetzes<br />
<strong>für</strong> erneuerbare Energien. Zwischen 1997 und 2000 hat das<br />
TERNA Windenergieprogramm der <strong>GTZ</strong> Windmessungen<br />
an drei verschiedenen Standorten durchgeführt, die zu<br />
konkreten Investitionsvorhaben führten.<br />
Die Kreditanstalt <strong>für</strong> Wiederaufbau (Kf W) ist in verschiedene<br />
Windparkprojekte involviert. Das 2001 in Betrieb<br />
genommene Kf W Windparkprojekt in Tanger mit einer<br />
Leistung von 3,5 MW ist die erste von Investoren finanzierte<br />
Maßnahme zu Windenergie in Marokko. Bis heute<br />
hat die Kf W außerdem den 2007 in Betrieb genommenen<br />
Windpark Essaouira mit einer Kapazität von 60 MW unterstützt<br />
und ist an einem zweiten Windpark in der Region<br />
Tanger beteiligt (140 MW, noch nicht in Auftrag gegeben).<br />
Die Kf W trieb darüber hinaus auch PV-Projekte zur Elektrifizierung<br />
ländlicher Gebiete voran, bei denen von Beginn<br />
an private Unternehmen zur Wartung der Systeme eingebunden<br />
wurden.<br />
Auch andere internationale Hilfsorganisationen engagieren<br />
sich in Marokko. Die Weltbank etwa fördert die<br />
MAROKKO |<br />
212<br />
Modernisierung des Energiesektors mit einem Darlehen<br />
von 100 Mio. US $. Gemeinsam mit der African Development<br />
Bank ist die Weltbank auch an der Finanzierung<br />
eines solarthermischen Kombikraftwerks beteiligt. 15<br />
9.6 Marktpotenzial <strong>für</strong> Windenergie<br />
Windenergiepotenziale<br />
Daten aus einem Programm zur Evaluation des Windenergiepotenzials,<br />
welches das CDER mit Unterstützung<br />
der <strong>GTZ</strong> durchgeführt hat, bestätigen, dass Marokko<br />
mehrere Gebiete mit ausgezeichnetem Potenzial <strong>für</strong> die<br />
Nutzung von Windenergie besitzt. Diese befinden sich<br />
insbesondere im Umland von Essaouira, Tanger und<br />
Tétouan, wo die durchschnittlichen jährlichen Windgeschwindigkeiten<br />
in der Höhe von 40 m zwischen 9,5 m/s<br />
und 11 m/s liegen, sowie im Gebiet von Dakhla, Tarfaya<br />
und Taza mit einer durchschnittlichen jährlichen Windgeschwindigkeit<br />
in der Höhe von 40 m zwischen 7,5 m/s<br />
und 9,5 m/s 16 . Momentan läuft die dritte Phase dieses<br />
Projekts, bei der Windmessungen im Atlasgebirge und in<br />
Bereichen der Rif-Region von 2001 bis 2010 durchgeführt<br />
werden. Windgeschwindigkeiten in 40 m Höhe sind einer<br />
Präsentation zu entnehmen, die von CDER bei Workshops<br />
gehalten wird 17 18 . Das Sahara-Windprojekt der Sahara<br />
Wind Inc., das vom NATO Science for Peace and Security<br />
Programme unterstützt wird, versucht, das Windpotenzial<br />
in Nordwest-Afrika zu entwickeln, um Energie an Europa<br />
zu liefern. 19 Sahara Wind hat Windstudien durchgeführt<br />
und die Möglichkeit einer Hochspannungs-Übertragungsleitung<br />
zwischen Marokko und Westeuropa untersucht.<br />
Die im Mai 2004 veröffentlichte InWEnt-Studie »Wind<br />
Regimes of Africa« enthält ein ausführliches Kapitel über<br />
die Windverhältnisse in Marokko. 20<br />
Rahmenbedingungen <strong>für</strong> Windenergie<br />
Bisher gibt es kein rechtliches Verfahren, nach dem<br />
Windkraftanlagen die Erlaubnis erteilt wird, Strom zu<br />
produzieren und ins Netz einzuspeisen. Bisher ist es, um<br />
Windparks bauen und betreiben zu können, absolut notwendig,<br />
eng mit ONE zusammenzuarbeiten; während des<br />
15 http://web.worldbank.org/external/projects/main?Projectid=P041396&theSi<br />
tePK=40941&pagePK= 64283627&menuPK=228424&piPK=73230<br />
16 UNESCO 2007<br />
17 www.vdivde-it.de/msp/registration/presentations/5_Berdai.pdf<br />
18 www.wind-energie.de/fileadmin/dokumente/Themen_A-Z/Entwicklungsdialog/<strong>GTZ</strong>_terna-haddouch-2006.pdf<br />
19 Weitere Informationen unter www.saharawind.com<br />
20 Jagstorf 2004
letzten Jahres haben allerdings viele potentielle Entwickler<br />
verlauten lassen, dass die Informations- und Kooperationspolitik<br />
von ONE alles andere als zufriedenstellend ist.<br />
Das neue Gesetz <strong>für</strong> erneuerbare Energien soll diese Situation<br />
verbessern, es kann aber zurzeit keine Vorhersage<br />
darüber gemacht werden, wie wirksam das neue Gesetz in<br />
dieser Hinsicht sein wird.<br />
Um einen Windpark betreiben zu können, müssen IPPs<br />
zuerst einen öffentlichen Ausschreibungsprozess durchlaufen<br />
und die Stromverkaufsbedingungen mit ONE verhandeln.<br />
Dieser Prozess nimmt längere Zeit in Anspruch<br />
und hängt sehr stark von der Kooperationsbereitschaft<br />
von ONE ab, da es bislang keine Regulierungsbehörde<br />
gibt. Eigenproduzenten müssen diesen Ausschreibungsprozess<br />
nicht durchlaufen, dennoch müssen auch sie die<br />
TABELLE 9:<br />
INSTALLIERTE WINDPARKS IN MAROKKO<br />
Standort Leistung Inbetriebnahme<br />
genauen Konditionen des Netzanschlusses mit ONE<br />
verhandeln, wenn sie das ONE-Netz zum Transport des<br />
Stroms vom Produktionsort zum Verbrauchsort nutzen<br />
müssen.<br />
ONE hat ein Windparkprogramm mit dem Titel »EnergiPro<br />
1.000-MW-Initiative« ins Leben gerufen. Da<strong>für</strong><br />
wird eine Datenbank mit potentiellen Standorten <strong>für</strong><br />
Windparks im Norden und im Süden Marokkos entwickelt.<br />
Außerdem sollen die Rahmenbedingungen <strong>für</strong> die<br />
Netzanbindung festgelegt und abgestimmt werden. Dazu<br />
wurde ein EnergiPro-Team gegründet, das als Schnittstelle<br />
zwischen Projektentwicklern und den <strong>für</strong> die Netzanbindung<br />
zuständigen Mitarbeitern der ONE fungieren und<br />
so das Verfahren vereinfachen soll. Dieses Programm soll<br />
MAROKKO | 213<br />
das Ziel der marokkanischen Regierung unterstützen, den<br />
Anteil der erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2012 zu erhöhen.<br />
Bisher haben sich 15 Projekte, die zusammen eine<br />
Leistung von 869 MW haben, <strong>für</strong> diese Initiative beworben.<br />
Das entspricht zwar nicht den vorgesehenen 1 000<br />
MW, nach Informationen von ONE kann das bestehende<br />
Netz jedoch keine höhere Kapazität aufnehmen. 21<br />
Derzeitige Nutzung von Windenergie<br />
und geplante Projekte<br />
Ende 2008 betrug die gesamte in Marokko installierte<br />
Kapazität aus Windkraft 124 MW. Die einzelnen Windparks<br />
sind in Tabelle 9 aufgeführt.<br />
Am Standort Al Koudia Al Baïda (Tlat Taghramt in<br />
der Provinz Tétouan, 40 km östlich von Tanger) wurde<br />
Durchschnittliche<br />
jährliche<br />
Produktion<br />
Ende 2000 ein 3,5 MW Windpark <strong>für</strong> rund 6 Mio. € errichtet.<br />
Die Kf W stellte <strong>für</strong> dieses Projekt, das deutsche<br />
Turbinentechnologie nutzt, ein zinsgünstiges Darlehen<br />
in Höhe von 4,35 Mio. € zur Verfügung. Der Windpark<br />
wird von ONE betrieben. Ein weiterer Windpark<br />
am gleichen Standort mit einer Leistung von 50 MW<br />
konnte im August 2000 mit Hilfe eines Darlehens der<br />
Europäischen Investitionsbank in Höhe von 24,4 Mio.<br />
€ in Betrieb genommen werden. Die Kosten <strong>für</strong> die<br />
Stromerzeugung wurden auf 3,7 bis 5,5 €ct/kWh (0,4<strong>–</strong><br />
0,6 DH/kWh) berechnet. Es handelt sich um ein privatwirtschaftliches<br />
Projekt von Théolia auf Basis eines<br />
BOT-Vertrages mit ONE (der Windpark geht nach 20<br />
Jahren vollständig in den Besitz von ONE über).<br />
21 Mr. Driss Ourraoui, ONE<br />
Finanzierung Betreiber<br />
Al Kouida 3.5 03/2001 12 KfW ONE<br />
Al Kouida<br />
50 08/2000 226<br />
European<br />
Investment Bank<br />
CED<br />
Tétouan 10.2 09/2005 38 Lafarge Ciments Lafarge Ciments<br />
Tangier 1.6 06/2005 0.4 -<br />
Aliments<br />
et Proteins<br />
du Nord SARL<br />
Essaouira 60 04/2007 200 KfW ONE<br />
Quelle: Enzili 2009
Der Windpark von Lafarge Ciments in Tetouan nutzt<br />
das Prinzip des Clean Development Mechanism (CDM).<br />
Der Windpark besteht aus 12 Turbinen mit einer Leistung<br />
von jeweils 850 kW. Die Gesamtkosten des Parks<br />
liegen bei 9,9 Mio. € und es wird erwartet, dass der jährlich<br />
erzeugte Strom rund 50 % des Bedarfs von Lafarge<br />
Ciments decken wird. Sollte mehr produziert werden als<br />
das Unternehmen braucht, wird ONE den Strom kaufen.<br />
Der Essaouira Windpark besteht aus 71 Windkraftanlagen<br />
mit je 850 kW Leistung. Die Projektkosten belaufen<br />
sich auf geschätzte 72 Mio. €, es wird eine jährliche Stromproduktion<br />
von 210 GWh erwartet.<br />
Eine Shrimp-Fabrik in Tanger nutzt zwei gebrauchte<br />
80-kW-Turbinen, um einen Teil ihres eigenen Strombedarfs<br />
selbst zu decken. Die generalüberholten Turbinen<br />
wurden im Juni 2005 von einem niederländischen Unternehmen<br />
geliefert und installiert. Dank einer durchschnittlichen<br />
Geschwindigkeit von 6,5 m/s auf dem<br />
Gelände, werden die beiden Windräder vermutlich 386<br />
000 kWh Strom pro Jahr liefern. Jeder Überschuss an erzeugter<br />
Energie wird in das öffentliche Netz eingespeist.<br />
Zusätzlich zu diesen bereits bestehenden Windparks sind<br />
einige weitere Projekte in Planung (siehe Tabelle 10).<br />
To a lesser extent, wind energy is also being exploited for<br />
the purposes of distributed rural electrification. For ex-<br />
TABELLE 10:<br />
GEPLANTE WINDPARKS IN MAROKKO<br />
Standort<br />
Geplante<br />
Leistung<br />
[MW]<br />
Geplante<br />
Inbetriebnahme<br />
Tanger 140 2009<br />
Touahar-Taza 60 2009<br />
Sendouk 100 2009<br />
Tarfaya 300 2010<br />
Laayoune 240 2010<br />
Foum El Oued 200 2011<br />
Quelle: Benkhadra 2008<br />
ample, a pair of 25 kW wind generating systems and a 15<br />
kW unit were installed in the province of Essaouira. Together,<br />
these systems supply electricity to 123 households.<br />
According to CDER, in Morocco presently 300 off-grid<br />
MAROKKO | 214<br />
wind power plants and roughly 5,000 winddriven pumps<br />
are in use.<br />
In geringerem Umfang wird Windenergie auch zum<br />
Zweck der dezentralen Elektrifizierung ländlicher Gebiete<br />
genutzt. So wurden etwa zwei 25-kW-Windräder<br />
und eine 15-kW-Anlage in der Provinz Essaouira installiert.<br />
Gemeinsam versorgen diese Erzeugungseinheiten<br />
123 Haushalte mit Strom. Dem CDER zufolge sind in<br />
Marokko derzeit rund 300 netzunabhängige Windkraftanlagen<br />
und rund 5 000 mit Windkraft betriebene Pumpen<br />
in Betrieb.<br />
Auch Industrieunternehmen beginnen inzwischen,<br />
Windenergie auf dezentraler Basis zu nutzen. Als große<br />
Stromverbraucher haben sie die Möglichkeit, ihren Strom<br />
selbst zu produzieren und ihn von der Produktionsstätte<br />
zum Ort des Verbrauchs über das Netz von ONE befördern<br />
zu lassen. Darüber hinaus wird überschüssiger<br />
Strom in das öffentliche Netz eingespeist und von ONE<br />
zu einem festen Preis gekauft (siehe Kapitel zu den gesetzlichen<br />
Rahmenbedingungen). Lafarge Ciments hat<br />
das erste Projekt zur Eigenerzeugung mit Windenergie<br />
umgesetzt und nennt zwei Gründe, die <strong>für</strong> das Projekt<br />
sprechen: Durch die Eigenproduktion können die Energiekosten<br />
gesenkt werden (was besonders ins Gewicht<br />
fällt, weil die Zementindustrie viel Strom verbraucht) und<br />
Lafarge Ciments kann außerdem sein Engagement <strong>für</strong> die<br />
Umwelt zeigen. Darüber hinaus kann das Unternehmen<br />
durch die Registrierung der Anlage als CDM-Projekt zusätzliche<br />
Einkünfte durch den Verkauf von Emissionsreduktionsgutschriften<br />
erzielen.<br />
Geschäftsklima<br />
Die Einfuhrbedingungen <strong>für</strong> Waren sind in Marokko<br />
gut, die mit dem Import verbundenen administrativen<br />
Prozesse können aber langwierig sein. Für Waren aus der<br />
EU werden die Einfuhrzölle Schritt <strong>für</strong> Schritt gesenkt,<br />
bis sie 2012 schließlich bei 0 % liegen werden. Der Grad<br />
der Industrialisierung in Marokko wächst stetig an. In Bezug<br />
auf Windenergie ist DLM auf dem marokkanischen<br />
Markt bereits als Produzent von Masten <strong>für</strong> Windkraftanlagen<br />
präsent. Im Dezember 2008 hat die deutsche SIAG<br />
Schaaf AG, ein Unternehmen, das ebenfalls Türme <strong>für</strong>
Windkraftanlagen produziert, mit dem Bau einer Fabrik<br />
in Ägypten begonnen mit dem Ziel, die hergestellen Produkte<br />
auch an Windkraftprojekte in Marokko zu verkaufen.<br />
Außerdem erwägt das Unternehmen die Errichtung<br />
einer Produktionsstätte in Marokko. Für die Automobilindustrie<br />
werden elektronische Geräte lokal hergestellt<br />
und dieses Wissen könnte auch auf die Windbranche<br />
übertragen werden. Eine Tochtergesellschaft von Airbus<br />
in Casablanca hat Erfahrung in der Herstellung von Rotorblättern.<br />
Für die Finanzierung der aktuellen Windprojekte in Marokko<br />
war vor allem ONE mit Unterstützung von internationalen<br />
Gebern wie der Kf W (und ihrer Deutschen<br />
Entwicklungsgesellschaft DEG) oder der Weltbank verantwortlich.<br />
2008 hat der König von Marokko zusammen<br />
mit Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen<br />
Emiraten den »Fonds zur Entwicklung der Energiewirtschaft«,<br />
der sich auf erneuerbaren Energien und Energieeffizienz<br />
konzentriert, eingerichtet. Das Budget dieses<br />
Fonds beläuft sich auf 1 Mrd. US $. Es gibt noch kein Prozedere<br />
<strong>für</strong> die Auszahlung des Fonds, aber die Ergebnisse<br />
einer Studie zur Einrichtung dieses Prozederes werden<br />
voraussichtlich im Herbst 2009 vorliegen.<br />
Einige Universitäten und andere Institutionen entwickeln<br />
Studiengänge <strong>für</strong> erneuerbare Energien und Energieeffi-<br />
MAROKKO |<br />
215<br />
zienz. Die Kurse entsprechen noch nicht immer internationalen<br />
Standards und das Know-how der Dozenten<br />
sowie die verfügbare Equipment müssen noch verbessert<br />
werden. Sehr interessant in dieser Hinsicht ist ein von der<br />
Deutschen Industrie- und Handelskammer in Casablanca<br />
eingerichtetes Programm: Dort wurde ein Programm zur<br />
Wiedereingliederung junger Marokkaner, die in Deutschland<br />
ausgebildet wurden oder gearbeitet haben, eingerichtet.<br />
Dieses Programm könnte Arbeitnehmern in der<br />
Windenergiebranche mit in Deutschland erworbenen<br />
theoretischen und praktischen Kenntnissen eine Möglichkeit<br />
<strong>für</strong> die Rückkehr nach Marokko bieten.
9.7 Adressen und Kontaktdaten<br />
ANIMA Investment Network<br />
ANIMA head office<br />
Tel.: +33 (0)4 96 11 67 60<br />
Fax: +33 (0)4 96 11 67 61<br />
11bis rue St-Ferréol<br />
13001 Marseille<br />
France<br />
Internet: www.animaweb.org/en/index.php<br />
Office National de l’Electricité (ONE)<br />
(Nationales Elektrizitätsamt)<br />
Head Office<br />
65, rue Othman Ben Affane<br />
20000 Casablanca Maroc<br />
Tel.: +212 (522) 66 80 80<br />
Fax: +212 (522) 22 00 38<br />
Internet: www.one.org.ma<br />
Ministère de l’Energie, des Mines,<br />
de l’eau et de l’environment (MEMEE)<br />
(Ministerium <strong>für</strong> Energie, Bergbau, Wasser und Umwelt)<br />
Rue Abou Marouane Essaadi <strong>–</strong><br />
Haut Agdal Rabat<br />
Tel.: +212 (537) 68 88 57<br />
Fax: +212 (537) 68 88 63<br />
E-mail: dsi@mem.gov.ma<br />
Internet: www.mem.gov.ma<br />
Direction de l’Electricité et<br />
des Energies Renouvables (DEER)<br />
(Abteilung <strong>für</strong> Elekrtizität und Erneuerbare Energien)<br />
Direction within MEM<br />
Directeur de la DEER<br />
Mr. Abderrahim EL HAFIDI<br />
Tel.: +21 (537) 68 87 60<br />
Fax: +21 (537) 68 87 61<br />
E-mail: a.elhafidi@mem.gov.ma<br />
MAROKKO |<br />
216<br />
Centre de Développement<br />
des Energies Renouvelables (CDER)<br />
(Entwicklungszentrum <strong>für</strong> Erneuerbare Energien)<br />
Rue Machaar El Haram<br />
Quartier Issil, B.P. 509<br />
Marrakech<br />
Tel.: +212 (524) 30 98 14/22<br />
Fax: +212 (524) 30 97 95<br />
E-mail: cder@menara.ma<br />
Internet: www.cder.org.ma/<br />
Association Marocaine de l’Industrie<br />
Solaire et Éolienne (AMISOLE)<br />
(Marokkanischer Verband der Solar- und Windindustrie)<br />
c/o Fenelec<br />
Résidence Mervet<br />
4 rue de la Bastille<br />
Casablanca<br />
Morocco<br />
Tel.: +212 (522) 945129<br />
Fax: +212 (522)949642<br />
E-mail: contactez_nous@amisole.com<br />
Internet: www.amisole.com<br />
Deutsche Industrie- und<br />
Handelskammer in Marokko<br />
Chambre Allemande de<br />
Commerce et d’Industrie au Maroc<br />
140, Bd. Zerktouni, 6ème étage<br />
20000 Casablanca<br />
Tel.: +212 (522) 42 94 00/01<br />
Fax: +212 (522) 47 53 99<br />
E-mail: info@dihkcasa.org<br />
Internet: www.dihkcasa.org<br />
For the programme of expert reintegration:<br />
E-Mail: moha.ezzabdi@dihkcasa.org
La Compagnie Du Vent<br />
Residence du Palais <strong>–</strong> Imm. E, bureau 19<br />
Angle Bd Ghandi/Bd Yacoub El Mansour<br />
20000 Casablanca<br />
Email: info@compagnieduvent.com<br />
Internet: www.compagnieduvent.com<br />
To visit wind park Lafarge Ciments:<br />
Mr. Mohsine Ettazo<br />
Tel.: +212 (522) 36 91 90<br />
Botschaft des Königreichs Marokko in Deutschland<br />
Niederwallstr. 39<br />
D-10117 Berlin<br />
Tel.: +49 (30) 20 61 24 0<br />
Fax: +49 (30) 20 61 24 20<br />
E-mail: marokko-botschaft@t-online.de<br />
Internet: www.maec.gov.ma/berlin/<br />
Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Technische Zusammenarbeit<br />
GmbH (<strong>GTZ</strong>)<br />
Morocco Office<br />
Country Director: Tilman Herberg<br />
2, Avenue Tour Hassan<br />
Rabat Hassan<br />
Tel.: +212 (537) 20 45 17<br />
Fax: +212 (537) 20 45 19<br />
E-mail: gtz-marokko@gtz.de<br />
Internet: www.gtz.de/marokko<br />
<strong>GTZ</strong> Environmental Programme Morocco<br />
Programme Manager: Mohamed El-Khawad<br />
Tel.: +212 (537) 68 07 10<br />
Fax: +212 (537) 68 07 11<br />
E-mail: Mohamed.El-Khawad@gtz.de<br />
<strong>GTZ</strong> Project<br />
»Promotion of renewable energies and energy efficiency«<br />
Project Manager: Dieter Uh<br />
Tel: +212 537 77 78 84<br />
E-mail: dieter.uh@gtz.de<br />
Embassy of the Federal Republic<br />
of Germany in Morocco<br />
7, Zankat Madnine<br />
B.P. 235<br />
10000 Rabat<br />
Tel.: +212 (537) 70 96 62<br />
Kf W <strong>–</strong> DEG<br />
Postfach 10 09 61<br />
50449 Köln<br />
Tel.: +49 (221) 49860<br />
E-mail: inf@deginvest.de<br />
Internet: www.deginvest.de<br />
MAROKKO |<br />
217<br />
CIEDE<br />
Centre d‘Information sur l‘Energie Durable et<br />
l‘Environnement (Informationszentrum <strong>für</strong> nachhaltige<br />
Energieversorgung und Umwelt)<br />
2 Rue Oum Errabia/Avenue Okba<br />
Agdal, Rabat<br />
Tel.: (+212) 037-77-27-22<br />
Internet: www.ciede.org.ma/<br />
Maison de l’Energie et de l’Environment<br />
Email : contact@maisonenergie.ma<br />
Internet: www.maisonenergie.ma/fr/Index<br />
aspx?esp=1&mod=66<br />
CNRST TEER Centre National pour la Recherche<br />
Scientifique et Technique. Unité des Technologies et<br />
Economie des Energies Renouvelables (Nationales<br />
wissenschaftliches und technisches Forschungszentrum,<br />
Abteilung <strong>für</strong> Technologie und Wirtschaftlichkeit<br />
erneuerbarer Energien)<br />
Angle avenue Allal El Fassi,<br />
avenue des FAR, Quartier Hay Ryad<br />
BP. 8027 Nations Unies<br />
10102 Rabat<br />
Tel.: +212 (537) 77 40 99<br />
Internet: www.cnr.ac.ma/teer/teer@cnrst.ma
DLM<br />
route de Rabat (r.p. 1), Km 9<br />
20250 CASABLANCA<br />
Tel.: +212 (522) 66 96 00<br />
Fax: 05 22 35 54 65<br />
Email: contact@dlm.ma<br />
Internet: http://www.dlm.ma/en/en-activites.html<br />
Sahara Wind Inc.<br />
32 Av. Lalla Meryem Souissi<br />
Rabat, 10170<br />
Tel.: +212 (537) 74 22 90<br />
Fax: +212 (537) 65 08 41<br />
Email: info@saharawind.com<br />
Internet: www.saharawind.com<br />
Permanent Secretariat of CDM -<br />
Designated National Authority<br />
Climate Change Service Direction of Partnership,<br />
Communication and Cooperation<br />
4 Place Abou Baker Essidik,<br />
Avenue Fall Ouled Oumeir Rabat<br />
Tel/Fax: +212 (537) 77 47 88<br />
Email: scc@minenv.gov.ma<br />
Internet: http://www.cdmmorocco.ma/<br />
9.8 Informationsquellen<br />
ARGENTINA | 218<br />
African Economic Outlook (AEO):<br />
Internet: www.africaneconomicoutlook.org/en/<br />
countries/north-africa/morocco/#/overview<br />
Afriwea:<br />
Press Release, Two WES18 <strong>–</strong> 80 kW wind turbines<br />
for a shrimp processing farm in Tangiers, Morocco,<br />
06/2005<br />
Arabic News:<br />
Morocco’s renewable energy sector boosted by three<br />
international agreements, Morocco, 12/2004<br />
Arrêtté no 528-09:<br />
Arrêté du ministre délégué auprès du Premier ministre<br />
no. 528-09 in: Bulletin officiel no 5722 (02.04.2009)<br />
Auswärtiges Amt, Länderinformationen Marokko:<br />
Internet: www.auswaertiges-amt.de<br />
Benkhadra, Amina:<br />
Ministry of Energy, Mining, Water and Environment;<br />
»Morocco’s Energy Sector <strong>–</strong> Overview Outlook«, Presentation<br />
held on March 4, 2008<br />
Berdai, M., CDER:<br />
Energies Renouvelables au Maroc. Presentation held on<br />
the Expert Workshop »Mediterranean Solar Plan« in<br />
Berlin, October 2008.<br />
Breuer, Siegfried:<br />
(Bundesagentur <strong>für</strong> Außenwirtschaft-bfai):<br />
CDM-Markt kompakt <strong>–</strong> Marokko, 05/2006<br />
CIA World Fact Book:<br />
Internet:<br />
www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/
Desertec:<br />
Internet: www.desertec.org/<br />
Deutsche Industrie-<br />
und Handelskammer in Marokko (DIHK Marokko):<br />
Internet: http://marokko.ahk.de/index.php<br />
Deutsche Welle:<br />
Desertec bringt<br />
Wüstenstrom nach Europa, 07/2009<br />
La Compagnie Du Vent:<br />
The Tetuan Wind Farm, 03/2009<br />
Eichhammer, Wolfgang et al.:<br />
Assessment of the Worldbank <strong>–</strong> GEF Strategy for<br />
the market development of concentrating solar<br />
thermal power, 05/2005<br />
Enzili, M. Mustapha, CDER:<br />
Country Study Morocco <strong>–</strong><br />
Presentation held on September 19, 2008<br />
<strong>GTZ</strong> Morocco, Mr. Dieter Uh<br />
International Monetary Fund:<br />
Internet: www.imf.org<br />
Jalil Bennani in Aujourd’hui <strong>–</strong><br />
Le Maroc dated 09.09.2005:<br />
Reflexion sur une nouvelle politique,<br />
Morocco 09/2005<br />
Jargstorf, Benjamin:<br />
Factor 4 Energy Projects GmbH:<br />
Wind Regimes of Africa <strong>–</strong> Comparative Evaluation<br />
of Wind Data from Selected Countries, 05/2004<br />
Koths, Dagmar:<br />
(Wuppertal Institut <strong>für</strong> Klima, Umwelt, Energie):<br />
CDM Länderprofil Marokko<br />
Wuppertal 2006<br />
MAROKKO |<br />
219<br />
Marsiske, Hans-Arthur:<br />
in Financial Times Deutschland dated 16.11.2005:<br />
Wechselstrom aus der Wüste 11/2005<br />
Ministère de l‘Energie,<br />
des Mines, de l’Eau et de l’Environment (MEMEE):<br />
Secteur de l’Energie et des Mines <strong>–</strong> Principales réalisations<br />
(1999 <strong>–</strong> 2008) Défis et Perspectives, October 2008<br />
Internet: www.mem.gov.ma<br />
Neidlein, Hans-Christoph: Grüne Energie:<br />
Marokko setzt auf Zusammenarbeit mit Europa,<br />
Europa digital, 02/2005<br />
neue energie, Magazin <strong>für</strong> erneuerbare Energien:<br />
08/2008, 10/2008, 01/2009<br />
Office national de l‘electricité (ONE):<br />
Annual Report 2003, Morocco 2005<br />
Office national de l‘electricité (ONE):<br />
Annual Report 2004, Morocco 2006<br />
Office national de l‘electricité (ONE):<br />
Activity report 2007, Morocco 2009<br />
Pfeiffer, Tom: in Reuters/PlanetArc<br />
dated 20.7.2006:<br />
Morocco Pushes Renewable Energy as Oil Prices<br />
Soar, 07/2006<br />
Secrétariat Général du Gouvernment (SGG) 2008:<br />
Projet de loi n° 16-08 modifiant et complétant le dahir<br />
n°1-63-226 du 14 rabii I 1383 (5 août 1963) portant<br />
création de l’Office National de l’Electricité<br />
Internet:<br />
http://www.sgg.gov.ma/Projet_loi_16.08_Fr.pdf<br />
Secrétariat Général du Gouvernment (SGG) 2009:<br />
Projet de loi n° 13-09 relative aux énergies renouvelables
Senhagi, Faouzi (GERER, Maroc):<br />
Financing the development of the renewable energy in<br />
the mediterranean region <strong>–</strong> Baseline study for Morocco;<br />
United Nations Environment Programme (UNEP),<br />
05/2003<br />
SUN 2008. L’energie solaire au Maroc.<br />
Plus de 1 200 systèmes photovoltaïque seront installés au<br />
Maroc par une entreprise espagnole<br />
http://sun.ma/?p=8<br />
UNESCO 2007.<br />
Les énergies renouvelables au Maroc <strong>–</strong> Le débat est lancé<br />
Rabat, Morocco 2007<br />
WWEA World Wind Energy Association<br />
Wind Energy International 2009/2010; Bonn, 2009<br />
L’Energie éolienne au »Maroc-Ressources et Projets«<br />
Presentation held in Dakhla, May 2009<br />
MAROKKO |<br />
220
NAMIBIA<br />
Abkürzungsverzeichnis<br />
BIP Bruttoinlandsprodukt<br />
CDM Clean Development Mechanism<br />
DNA Designated National Authority<br />
(nationale Aufsichtsbehörde)<br />
ECB Electricity Control Board<br />
(Elektrizitätsaufsichtsbehörde)<br />
ESI Electricity Supply Industries<br />
(Stromversorgungsindustrie)<br />
GEF Global Environment Facility<br />
(Globale Umweltfazilität)<br />
GRN Government of the Republic of Namibia<br />
(Regierung der Republik Namibia)<br />
<strong>GTZ</strong> Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong><br />
Technische Zusammenarbeit<br />
GWh Gigawattstunden<br />
IEA Internationale Energieagentur<br />
IMF Internationaler Währungsfonds<br />
IRR Internal rate of return (interner Zinsfuß)<br />
ktoe Kilotonne Öläquivalent<br />
kV Kilovolt<br />
kW Kilowatt<br />
m² Quadratmeter<br />
MW Megawatt<br />
221<br />
MET Ministry of Environment and Tourism<br />
(Ministerium <strong>für</strong> Umwelt und<br />
Tourismus)<br />
MME Ministry of Mines and Energy<br />
(Ministerium <strong>für</strong> Bergbau und Energie)<br />
MW Megawatt<br />
NAMREP Förderprogramm <strong>für</strong> erneuerbare<br />
Energien in Namibia<br />
ND Namibischer Dollar<br />
PJ Petajoule<br />
RED Regional Energy Distributors<br />
(regionale Energieverteiler)<br />
tCO2eq Tonnen CO2 Äquivalent<br />
TWh Terawattstunden<br />
UNDP United Nations Development<br />
Programme (Entwicklungsprogramm<br />
der Vereinten Nationen)<br />
UVP Umweltverträglichkeitsprüfung<br />
SAPP South African Power Pool<br />
(südafrikanischer Stromverbund)<br />
SHS Solar Home System<br />
US $ US-Dollar<br />
WTO World Trade Organisation<br />
(Welthandelsorganisation)
NAMIBIA<br />
10.1 <br />
ABBILDUNG 8:<br />
KARTE VON NAMIBIA<br />
Quelle: CGIAR 2004<br />
Die Republik Namibia liegt im Süden Afrikas und ist im<br />
Westen durch den Atlantischen Ozean begrenzt. Namibia<br />
grenzt im Norden an Angola und Sambia, im Osten an<br />
Botsuana und Simbabwe und im Süden an Südafrika.<br />
Die Gesamtfläche Namibias beträgt 824 292 km 2 . Am 21.<br />
März 1990 löste sich das Land vom Protektorat Südafrikas<br />
und wurde unabhängig. Namibia ist in 13 Regionen<br />
unterteilt: Caprivi, Erongo, Hardap, Karas, Khomas, Kunene,<br />
Ohangwena, Okavango, Omaheke, Omusati, Oshana,<br />
Oshikoto und Otjozondjupa. Die Hauptstadt ist<br />
Windhoek.<br />
Namibia hat eine Bevölkerung von ca. 2,1 Mio. Einwohnern,<br />
die durchschnittliche Lebenserwartung liegt<br />
bei 51 Jahren. Die Bevölkerung setzt sich hauptsächlich<br />
aus schwarzafrikanischen (87,5%), gemischt-ethnischen<br />
TABELLE 1:<br />
BIP IN NAMIBIA 2004-2008<br />
BIP (konstante<br />
Preise)<br />
222<br />
(6,5%) und weißen Gruppen (6%) zusammen. Das Christentum<br />
ist mit 80<strong>–</strong>90% vorherrschende Religion. Die<br />
restlichen 10<strong>–</strong>20% gehören verschiedenen afrikanischen<br />
Religionen an. Die Amtssprache ist Englisch, die große<br />
Mehrheit der Bevölkerung spricht jedoch hauptsächlich<br />
Afrikaans oder Deutsch.<br />
Namibia ist durch ein heißes und trockenes Wüstenklima<br />
mit geringen und unregelmäßigen Niederschlägen<br />
geprägt. Landschaftlich liegt Namibia zu großen Teilen<br />
auf einem Hochplateau, andere bedeutende landschaftliche<br />
Prägungen sind die Namib-Wüste im Westen entlang<br />
der Küste und die Kalahari-Wüste im Osten des Landes.<br />
Namibias Wirtschaft ist stark abhängig von der Gewinnung,<br />
Verarbeitung und dem Export von Mineralien.<br />
Die Republik ist der viertgrößte Exporteur von nichtenergetischen<br />
Mineralien in Afrika sowie der weltweit<br />
fünftgrößte Produzent von Uran. Zudem produziert<br />
das Land große Mengen an Blei, Zink, Zinn, Silber und<br />
Wolfram. Im Bergbau werden 8% des BIP erwirtschaftet.<br />
Gleichzeitig stammen 50% der gesamten Deviseneinnahmen<br />
Namibias aus diesem Sektor. Dennoch sind<br />
lediglich 3% der Bevölkerung im Bergbau beschäftigt.<br />
Die Hälfte der Bevölkerung ist auf die Subsistenzwirtschaft<br />
angewiesen. Der namibische Dollar (ND) ist an<br />
den südafrikanischen Rand gekoppelt. Das Pro-Kopf-<br />
BIP lag 2008 bei 5 400 US $. Der Dienstleistungssektor<br />
hatte mit 53,4% den größten Anteil am nationalen BIP,<br />
gefolgt vom Industriesektor (36,2%) und der Landwirtschaft<br />
(10,4%).<br />
Namibias wichtigster Handelspartner ist Südafrika. 65%<br />
der Importe kommen aus dem südlichen Nachbarland.<br />
Waren aus Deutschland stellen 2% der UK und Schweiz<br />
jeweils 1% der Importe 1 .<br />
Einheiten 2000 2002 2004 2006 2008<br />
jährliche prozentuale<br />
Veränderung 4.1 4.8 12.3 7.2 2.9<br />
BIP (aktuelle Preise) Mrd. ND 27.1 35.4 42.7 54.0 69.7<br />
BIP (aktuelle Preise) Mrd. € 4.2 3.6 5.3 6.4 5.8<br />
Quelle: IMF 2009<br />
1 Germany Trade and Invest 2009
ABBILDUNG 2: ANTEILE VERSCHIEDENER ENERGIE-<br />
TRÄGER AN DER GESAMTEN PRIMÄRENERGIEBEREIT-<br />
STELLUNG IM JAHR 2006: 1476 KTOE<br />
65,4 %<br />
Brennbare Erneuerbare/Abfall<br />
Wasser<br />
Kohle und Torf<br />
Quelle: IEA 2008<br />
10.2 Energiemarkt<br />
Übersicht Energiemarkt<br />
Die Bereitstellung von Primärenenergie zeigte in der<br />
Vergangenheit ein konstantes Wachstum und erreichte<br />
im Jahr 2006 ein Gesamtvolumen von 1 476 ktoe (entspricht<br />
61,8 PJ oder 17 166 GWh). Das Angebot an Primärenergie<br />
hat sich im Vergleich zu 1991 mit 600 ktoe im<br />
NAMIBIA | 223<br />
Jahr 2006 mehr als verdoppelt. Der Anstieg ist fast ausschließlich<br />
durch den Anstieg des Ölangebots begründet.<br />
Die Entwicklung der anderen Energieträger blieb weitestgehend<br />
konstant. Insgesamt ist Namibias Primärenergieversorgung<br />
durch Öl dominiert (73,6%), gefolgt von<br />
erneuerbaren Energien und Energie aus Abfall (14,3%).<br />
Wasserkraft hat einen Anteil von 9,9% an der Primärenergieversorgung,<br />
der Anteil von Kohle und Torf beläuft sich<br />
auf 2,2%. Die Struktur der Primärenergiebereitstellung<br />
nach Energieträgern ist in Tabelle dargestellt 2 .<br />
Im Jahr 2007 entfielen 42% des gesamten Energieverbrauchs<br />
auf den Transportsektor, 23% auf nicht-energetische<br />
Nutzung und 15,6% auf Privathaushalte. Tabelle 2<br />
zeigt die detaillierte Aufteilung des Energieverbrauchs auf<br />
die einzelnen Wirtschaftssektoren.<br />
Das Stromnetz<br />
Das Übertragungsnetz besteht aus 400-kV-, 330-kV-,<br />
220-kV-, 120-kV- und 66-kV-Leitungen und wird durch<br />
das Unternehmen NamPower betrieben. Die Aktivitäten<br />
des Unternehmens sind unterteilt in die Geschäftsfelder<br />
Übertragung und Versorgung. Während der Geschäftsbereich<br />
Übertragung das Übertragungsnetz regelt und<br />
betreibt, beschäftigt sich der Bereich Versorgung mit den<br />
Kunden des Unternehmens. Zu diesen zählen einige große<br />
Minen, die regionalen Stromversorger (REDs) sowie einige<br />
kleinere Stromproduzenten, welche hauptsächlich<br />
TABELLE 2:<br />
ENDENERGIEVERBRAUCH 2006 IN KTOE UND %<br />
Gesamter Endenergieverbrauch<br />
ktoe %<br />
Industrie 61 5,6 %<br />
Transport 459 42,3 %<br />
Andere Sektoren 564 52,0 %<br />
Privathaushalte 169 15,6 %<br />
davon<br />
Gewerbe und Dienstleistung 2 0,2 %<br />
Agrar- und Forstwirtschaft 144 13,3 %<br />
nicht-energetische Nutzung 249 23,0 %<br />
Gesamt 1 084<br />
Quelle: IEA 2008<br />
12,7 %<br />
Strom<br />
Erdölderivate<br />
8,8 %<br />
2 %<br />
11,1 %<br />
2 IEA 2008
TABELLE 3:<br />
LÄNGE DER ÜBERTRAGUNGS-<br />
LEITUNGEN NACH SPANNUNGSNIVEAU<br />
Übertragungsleitungen (km) 2008<br />
400 kV <strong>–</strong> 132 kV 5 427<br />
66 kV <strong>–</strong> 11 kV 28 756<br />
Quelle: NamPower 2008<br />
aus historischen Gründen 3 direkt an das Übertragungsnetz<br />
angeschlossen sind. Tabelle 3 gibt einen Überblick<br />
über die Länge des Übertragungsnetzes unterteilt nach<br />
den Spannungsniveaus.<br />
Während das Übertragungsnetz von NamPower betrieben<br />
wird, wurden von der Regierung auf regionaler Ebene<br />
ABBILDUNG 3:<br />
STRUKTUR DES ÜBERTRAGUNGSNETZES VON NAMIBIA<br />
Quelle: CGIAR 2004 und NamPower 2008<br />
REDs eingerichtet, welche <strong>für</strong> die Verteilung und Lieferung<br />
des Stroms an die Endkunden in den jeweiligen Gebieten<br />
verantwortlich sind. Die fünf REDs sind: Nored<br />
Ceno Red, Central Red, Erongo Red und Southern Red.<br />
In der Vergangenheit kam es in Namibia häufig zu Stromausfällen,<br />
deren Anzahl von 2007 auf 2008 zunahm. Im<br />
Jahr 2008 beliefen sich die geplanten Systemausfälle auf 6<br />
Stunden, und die unvorhergesehenen Ausfälle auf 7 Stunden.<br />
Am 2. Dezember 2007 kam es darüber hinaus zu einem<br />
Totalausfall. Grund hier<strong>für</strong> war ein Blitzeinschlag<br />
3 ECB 2006<br />
NAMIBIA | 224<br />
in eine 400-kV-Verbindungsleitung nach Südafrika. Die<br />
Verluste bei der Stromübertragung stiegen von 18,4% im<br />
Jahr 2006 auf 23,3% im Jahr 2007 4 .<br />
Zur Verstärkung des Übertragungsnetzes plant NamPower<br />
mehrere Projekte:<br />
Caprivi Link Interconnector<br />
Die Caprivi-Verbindungsleitung ist ein HGÜ-Projekt<br />
(Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung), das die Verknüpfung<br />
des namibischen Netzes mit den Netzen Sambias<br />
und Simbabwes zum Ziel hat. Die Verbindung soll<br />
eine Kapazität von bis zu 600 MW haben und NamPower<br />
ermöglichen, Stromhandel mit Sambia, Simbabwe und anderen<br />
Ländern in Nord- und Südafrika zu betreiben 5 . Die<br />
erste Phase des Projekts sieht eine bipolare HGÜ-Leitung<br />
(± 350 kV) von 970 km Länge vor mit der Option, diese<br />
später nach Bedarf durch eine 400 kV Wechselstromübertragungsleitung<br />
von 285 km Länge zu ergänzen. Die Fertigstellung<br />
des Vorhabens ist <strong>für</strong> 2010 geplant 6 , da bis Oktober<br />
2009 bereits 70% der Arbeiten vollendet wurden 7 .<br />
<br />
Die 220-kV-Verbindungsleitung zwischen Sambia und<br />
Namibia soll es ermöglichen, eine Leistung von 220 MW<br />
aus Livingstone in Sambia nach Katima Mulilo in Namibia<br />
zu übertragen und somit die südafrikanische Stromvereinigung<br />
(SAPP) sowie die Netzstabilität in Namibia<br />
zu stärken. Eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP)<br />
wurde bereits durchgeführt und vom Umweltrat Sambias<br />
genehmigt. Auch auf namibischer Seite wurde dieser Prozess<br />
bereits abgeschlossen8 .<br />
Installierte Leistung<br />
Die drei NamPower-Stromproduzenten mit einer Gesamtleistung<br />
von 364 MW im Jahr 2009 9 sind:<br />
• Ruacana mit einer 240-MW-Wasserkraftanlage am Kunene-Fluss<br />
entlang der nördlichen Grenze zu Angola<br />
• Van Eck mit einem 120-MW-Kohlekraftwerk in der<br />
Hauptstadt Windhoek<br />
• Paratus mit einem 24-MW-Diesel-Kraftwerk in der<br />
Küstenstadt Walvis Bay.<br />
4 Enerdata<br />
5 ECB 2006<br />
6 NamPower 2008<br />
7 Newera, 2009<br />
8 SAPP 2008<br />
9 NamPower 2009
TABELLE 4:<br />
LANGFRISTIG GEPLANTER KAPAZITÄTSAUSBAU<br />
Name Brennstoff<br />
Namibia ist ein Teil des SAPP und trägt als solcher rund<br />
1% der Spitzenlastleistung der Vereinigung bei. Die installierte<br />
Leistung ist dabei höher als die zur Verfügung<br />
stehende Leistung, da es zu Schwankungen in der Nutzung<br />
der Wasserkraft kommt. Aufgrund der insgesamt<br />
niedrigen Stromproduktion Namibias ist die Bedeutung<br />
<strong>für</strong> die gesamte Stromerzeugung innerhalb der SAPP vernachlässigbar<br />
wie in Tabelle 4 ersichtlich.<br />
Um den namibischen Anteil an der Gesamtstromproduktion<br />
der SAPP zu erhöhen, plant das Land, die Erzeugungsleistung<br />
nach dem in Tabelle 5 dargestellten<br />
Zeitplan zu erhöhen. Laut ESMAP scheinen die Investitionen<br />
in das Projekt Epupa jedoch unwahrscheinlich,<br />
und auch beim Kudu-Projekt ist man bereits auf zahlreiche<br />
Hindernisse gestoßen 10 . Der groß angelegte Ausbau<br />
der Kapazitäten ist nötig, um die Abhängigkeit von den<br />
Nachbarländern zu verringern. Es ist jedoch nicht zu erwarten,<br />
dass alle Projekte zu den geplanten Terminen ans<br />
Netz angeschlossen werden können.<br />
Stromerzeugung<br />
Die gesamte Stromproduktion in Namibia belief sich<br />
2006 auf 1 606 GWh und stammte hauptsächlich von<br />
Wasserkraftanlagen und thermischen Energieträgern 11 .<br />
Die nationale Stromproduktion kann lediglich den<br />
Grundlastverbrauch des Landes decken, darum wird<br />
60% der in Namibia verbrauchten elektrischen Energie<br />
aus Südafrika, Simbabwe und Sambia über die SAPP<br />
importiert 12 . Strom wird in Namibia schon immer überwiegend<br />
aus Wasserkraft gewonnen. Seit 2001 hat Kohle<br />
10 ESMAP 2005<br />
11 IEA 2008<br />
12 Afrik 2008<br />
Leistung<br />
(MW)<br />
Geplante<br />
Fertigstellung<br />
NAMIBIA | 225<br />
Geschätzte Projektkosten<br />
(Mio. US$)<br />
Walvis Bay Kohle 400 2013 700<br />
Baynes Wasserkraft 360 2013 640<br />
Kudu Gas 800 2015 640<br />
Epupa Wasserkraft 450 n.a. n.a.<br />
Okavango Wasserkraft 15 n.a. n.a.<br />
Lüderitz Wind 10 n.a. n.a.<br />
Quelle: SAPP 2008<br />
als Energieträger <strong>für</strong> die Stromproduktion zudem einen<br />
kleinen und stabilen Anteil an der Gesamtproduktion,<br />
wie in Abbildung 4 zu sehen ist.<br />
Aufgrund der starken Abhängigkeit der Wasserkraftwerke<br />
von den Wetterbedingungen war die namibische Stromerzeugung<br />
in der Vergangenheit nicht konstant, die daraus<br />
resultierenden Defizite mussten durch Stromimporte<br />
ausgeglichen werden.<br />
Das Stromangebot stieg zwischen 2006 und 2008 von<br />
3 554 GWh auf insgesamt 3 719 GWh. Im gleichen Zeitraum<br />
sank die Stromproduktion durch NamPower um 34<br />
GWh. Die Differenz wurde durch höhere Importe von dem<br />
südafrikanischen Energieversorger Eskom kompensiert.<br />
Der Stromverbrauch wird in die Bereiche Privathaus-<br />
ABBILDUNG 4:<br />
STROMERZEUGUNG NACH QUELLEN, 2006<br />
84<br />
5 %<br />
Kohle<br />
Oil<br />
Wasserkraft (inkl. Pumpspeicher)<br />
Quelle: IEA 2008<br />
10<br />
1 %<br />
1512<br />
94 %
TABELLE 5: GESAMTE STROMPRODUKTION<br />
(NATIONALE PRODUKTION UND IMPORTE) IN NAMIBIA<br />
GWh<br />
Nationale Produktion<br />
2006 2007 2008<br />
NamPower<br />
Imports<br />
1 606 1 576 1 572<br />
Zesco (Sambia) 78 24 27<br />
Eskom (Südafrika) 1 620 1 733 1 961<br />
Zesa (Simbabwe) 162 104 85<br />
EDM (Mosambik) 6 69 52<br />
STEM (Botsuana) 82 115 22<br />
Gesamt 3 554 3 621 3 719<br />
Quelle: NamPower 2008<br />
halte, Industrie und Bergbau und gewerbliche Kunden<br />
unterteilt. Dabei machen die 120 000 Privathaushalte<br />
91 % aller Kunden aus und stehen <strong>für</strong> 45% des gesamten<br />
Stromverbrauchs. Des Weiteren gibt es 1 150 Industrie-<br />
und Bergbaukunden, die 26% des Stroms verbrauchen,<br />
der Rest wird von 10 000 gewerblichen Kunden konsumiert.<br />
Strompreise<br />
Die ECB hat die in Tabelle 6 dargestellten zeitabhängigen<br />
Tarife <strong>für</strong> 2009/2010 bestätigt 13 .<br />
Liberalisierung<br />
Derzeit hat NamPower eine Monopolstellung bei der Erzeugung<br />
und dem Import von elektrischer Energie. Der<br />
Namibia IPP Market Framework Report, der im Oktober<br />
2006 von CORE International und EMCON Consulting<br />
<strong>für</strong> das Electricity Control Board (ECB) erstellt wurde,<br />
gibt Empfehlungen <strong>für</strong> die »Entflechtung« von NamPower<br />
und die Schaffung ordnungspolitischer Rahmenbedingungen<br />
<strong>für</strong> unabhängige Stromproduzenten (IPPs).<br />
Die folgenden Empfehlungen sind von besonderem Interesse<br />
<strong>für</strong> die zukünftige Regulierung der unabhängigen<br />
Stromerzeuger im Bereich erneuerbare Energien 14 :<br />
• Die Aufspaltung von NamPower in drei Teile, nämlich<br />
NamPower Generation (Produktion), NamPower Trading<br />
(Handel) und NamPower Transmission (Übertragung/Verteilung).<br />
Die Einrichtung von NamPower<br />
13 NamPower 2009<br />
14 CSA 2007a<br />
NAMIBIA | 226<br />
Trading würde dabei die Schaffung eines Single-Buyer-<br />
Systems mit sich bringen, welches als entscheidend <strong>für</strong><br />
die Entwicklung des Marktes <strong>für</strong> unabhängige Stromerzeuger<br />
angesehen wird.<br />
• Die Klassifizierung der unabhängigen Stromproduzenten<br />
als kleine (5 MW 100 MW). Dabei sind die Anforderungen<br />
zur Lizenzvergabe <strong>für</strong> kleine Stromproduzenten<br />
weniger komplex.<br />
Namibias Liberalisierungsreformen zielen hauptsächlich<br />
auf den Ausbau von Kapazitäten und Ressourcen<br />
im Verteilungssektor ab, um eine Steigerung des Serviceniveaus<br />
zu erreichen. Darüber hinaus wurde ein<br />
Single-Buyer-System vorgesehen, um die Attraktivität<br />
des Marktes <strong>für</strong> Investoren aus dem privaten Sektor zu<br />
steigern. Die Umstrukturierung von NamPower im Jahr<br />
2000 führte zur Einrichtung von vier regulierten Geschäftsbereichen,<br />
namentlich der Erzeugung, der Übertragung,<br />
der Verteilung und dem Single-Buyer-Bereich<br />
innerhalb der NamPower-Gruppe.<br />
Ländliche Elektrifizierung<br />
Alle 17 Gemeinden und 19 Städte Namibias sind an<br />
das Stromnetz angeschlossen. Die nationale Elektrifizierungsrate<br />
liegt bei ca. 34%. Während die Abdeckung bei<br />
städtischen Netzanschlüssen bei 75% liegt, ist der Zugang<br />
zum Stromnetz in ländlichen Gebieten deutlich niedriger<br />
(12%). Bis 2010 hat sich die Regierung das Ziel gesetzt,<br />
die Elektrifizierungsrate auf 25% in ländlichen und 95%<br />
in urbanen Gebieten zu steigern 15 .<br />
Bereits im Jahr 1991 initiierte NamPower in Kooperation<br />
mit dem Ministerium <strong>für</strong> Bergbau und Energie die<br />
Umsetzung des Programms zur Elektrifizierung ländlicher<br />
Gebiete. Ziel des Projektes ist es, der ländlichen Bevölkerung<br />
den Zugang zu elektrischer Energie zu ermöglichen<br />
und gleichzeitig Möglichkeiten <strong>für</strong> wirtschaftliche Entwicklung<br />
zu schaffen.<br />
Der im Jahr 2000 fertig gestellte und 2005 überarbeitete<br />
Masterplan zur Stromversorgung in ländlichen Gebieten<br />
bildet die Grundlage <strong>für</strong> die Identifizierung und Priorisierung<br />
der ländlichen Gemeinden im Rahmen des Elektrifi-<br />
15 ESMAP 2005
TABELLE 6:<br />
STRUKTUR DER STROMTARIFE FÜR 2009/2010 IN NAMIBIA (OHNE MEHRWERTSTEUER)<br />
Grundgebühren<br />
Servicegebühr ND/<br />
Kunde/<br />
Monat<br />
zierungsprogramms unter Absprache mit den regionalen<br />
Gremien16. Ende 2003 waren bereits rund 80 weitere<br />
Dörfer und Siedlungen an das Stromnetz angeschlossen.<br />
Die Kosten <strong>für</strong> diese Maßnahme betrugen 50 Mio. ND<br />
(4,59 Mio. €).<br />
Zu Beginn des Jahres 2007 veröffentlichte das MME<br />
zudem den Masterplan zur netzunabhängigen Elektrifizierung<br />
<strong>für</strong> Namibia (OGEMP). Dieses Projekt ist eines<br />
16 Allafrica 2007<br />
€/<br />
Kunde/<br />
Monat<br />
> 33kV 7920 726.26<br />
< 33 kV<br />
Zählergebühr<br />
7920 726.26<br />
Zählergröße < 10 MVA ND/Zäh- €/Zähler/<br />
ler/Monat Monat<br />
> 33kV 2710 248.51<br />
< 33 kV 2710 248.51<br />
Zählergröße > 10 MVA ND/Zäh- €/Zähler/<br />
ler/Monat Monat<br />
> 33kV 5555 509.39<br />
< 33 kV 5555 509.39<br />
Leistungspreis<br />
Netzanschlussgebühr ND/kVA/ €/kVA/<br />
Monat Monat<br />
> 33kV 36.84 3.38<br />
< 33 kV<br />
Maximum Demand Charge<br />
38.32 3.51<br />
> 33kV 42.25 3.87<br />
< 33 kV 43.94 4.03<br />
NAMIBIA | 227<br />
Energiepreise Lastspitze Standard Off-Peak<br />
Grundlastzeiten N$c/kWh €c/kWh N$c/kWh €c/kWh N$c/kWh €c/kWh<br />
> 33kV 43.44 3.98 34.97 3.21 19.33 1.77<br />
< 33 kV<br />
Spitzenlastzeiten<br />
44.09 4.04 35.49 3.25 19.62 1.80<br />
> 33kV 100.98 9.26 41.91 3.84 20.7 1.90<br />
< 33 kV<br />
Quelle: NamPower 2009<br />
102.5 9.40 42.54 3.90 21.01 1.93<br />
von mehreren von UNDP in Zusammenarbeit mit dem<br />
GEF und dem MME initiierten Projekten im Rahmen<br />
des Förderprogramms <strong>für</strong> erneuerbare Energien in Namibia<br />
(NAMREP). Ziel des OGEMP ist es, allen Zugang<br />
zu geeigneten Energietechnologien zu verschaffen, die in<br />
nicht an das Stromnetz angeschlossenen Gebieten leben<br />
und arbeiten. Der Plan bedient sich dabei eines Energie-<br />
Shop-Konzeptes. Die Energie-Shops verkaufen geeignete
und geprüfte Produkte und Geräte, die energieeffizient<br />
mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Gleichzeitig<br />
könnten die Energie-Shops als Zahlungsstelle <strong>für</strong> nationale<br />
netzunabhängige Energiemodelle und -leistungen<br />
dienen 17 .<br />
Im Haushaltsjahr 2007/2008 konnte das Ministerium <strong>für</strong><br />
Bergbau und Energie das Programm zur Elektrifizierung<br />
ländlicher Gebiete in einigen Regionen mangels qualifizierter<br />
Vertragspartner nicht umsetzen. Obwohl einige<br />
Verträge geschlossen wurden, mussten diese im Nachhinein<br />
teilweise durch das nationale Ausschreibungsgremium<br />
wieder aufgehoben werden, da die Vertragspartner die in<br />
der Ausschreibung genannten Anforderungen nicht erfüllen<br />
konnten 18 .<br />
SHS-Systeme wurden landesweit gefördert. Bis zum Jahr<br />
2003 wurden durch das Home-Power-Programm zwischen<br />
600 und 700 Häuser elektrifiziert. Der Solar Revolving<br />
Fund hat bisher über 1 000 Privathaushalte mit<br />
Strom versorgt.<br />
10.3 Marktakteure<br />
Ministerium <strong>für</strong> Bergbau und Energie (MME)<br />
Hinsichtlich seiner Rolle als politischer Entscheidungsträger<br />
hat das MME klare politische Aussagen zu Gunsten<br />
eines offenen, kompetitiven und transparenten Marktes<br />
getroffen, welcher die Beteiligung des privaten Sektors<br />
und Investitionen durch diesen fördert. Das MME hat<br />
zudem eine Energiestrategie entwickelt, die seit 1998 als<br />
zentrales Referenzdokument <strong>für</strong> die nationale Stromversorgungsindustrie<br />
ESI dient. Sowohl das Elektrizitätsgesetz<br />
als auch die in der Vergangenheit durchgeführten<br />
Restrukturierungsmaßnahmen basieren auf den Empfehlungen<br />
dieser Energiestrategie.<br />
Ministerium <strong>für</strong> regionale und lokale Verwaltung und<br />
Wohnungwesen (MRLGH)<br />
Bis vor kurzem war das Ministerium <strong>für</strong> regionale und<br />
lokale Verwaltung und Wohnungswesen <strong>für</strong> die Stromversorgung<br />
von Dörfern in ländlichen Regionen zuständig.<br />
Mit der Umsetzung der Dezentralisierungsstrategie<br />
17 CSA 2007<br />
18 Allafrica 2007<br />
NAMIBIA |<br />
228<br />
der Regierung wurden die Tätigkeitsfelder des MRLGH<br />
regionalen Gremien übertragen.<br />
Elektrizitätsaufsichtsbehörde (ECB)<br />
Die Stromaufsichtsbehörde wurde im Juli 2000 eingerichtet<br />
und hat die Aufgabe, alle Aspekte der Stromversorgung<br />
in Namibia zu steuern. Obwohl das Ministerium<br />
<strong>für</strong> Bergbau und Energie weiterhin als<br />
übergeordnete Behörde <strong>für</strong> Energiepolitik bestehen<br />
bleibt, hat die ECB die Einrichtung eines Verwaltungsapparates<br />
zur Rationalisierung der Energieversorgung<br />
angekündigt. Die ECB ist zudem verantwortlich <strong>für</strong><br />
die Verwaltung eines neuen Lizenzsystems, welches die<br />
Lizenznehmer verpflichtet, ihre Tarife und Tarifstrukturen<br />
an einem kürzlich entwickelten Beschaffungskostenmodell<br />
auszurichten, das Transparenz und kostenorientierte<br />
Preise verlangt.<br />
NamPower<br />
Das nationale Versorgungsunternehmen NamPower<br />
trägt die Hauptverantwortung <strong>für</strong> die Erzeugung, den<br />
Import und Export sowie die Übertragung von Strom.<br />
Es beliefert Großkunden wie Minen und landwirtschaftliche<br />
Großbetriebe direkt. In der Hauptstadt sowie in den<br />
kleineren Städten ist meist die lokale Verwaltung <strong>für</strong> die<br />
Stromversorgung zuständig. NamPower ist Mitglied der<br />
SAPP, über die Strom von den benachbarten Ländern<br />
bezogen wird.<br />
Südafrikanische Stromvereinigung (SAPP)<br />
Die SAPP wurde mit dem Hauptziel gegründet, zuverlässig<br />
und wirtschaftlich Strom zur Versorgung aller Kunden<br />
in allen SAPP-Mitgliedsländern innerhalb der Südafrikanischen<br />
Entwicklungsgemeinschaft (SADC) bereit zu<br />
stellen. Die SAPP hat einige kurzfristige Maßnahmen zur<br />
Verbesserung der Engpässe in der nationalen Stromversorgung<br />
umgesetzt. Dazu gehören unter anderem Richtlinien<br />
<strong>für</strong> eine effizientere Konnektivität zwischen den<br />
angeschlossenen Netzwerkteilnehmern und verschiedene<br />
Maßnahmen zum besseren Management von Angebot<br />
und Nachfrage.
Regionale Stromversorger (RED)<br />
Die fünf REDs sind nach Regionen unterteilt: NORED<br />
im Norden, CENORED südlich von NORED, Erongo<br />
RED im Westen, Central RED im Zentrum und East und<br />
Southern RED im Süden. NORED Electricity wurde am<br />
27. April 2001 als ein auf Vermögenswerte gesichertes<br />
Unternehmen unter gleicher Beteiligung von NamPower,<br />
der Local Authority Electricity Company und der<br />
Regional Council Electricity Company gegründet. CE-<br />
NORED wurde 2003 im Rahmen des »Companies Act«<br />
von 1973 als privates Unternehmen registriert. Durch die<br />
ECB wurde CENORED eine 10-jährige Lizenz <strong>für</strong> Verteilung<br />
und Versorgung ausgestellt. CENORED nahm<br />
den Betrieb am 1. Oktober 2005 auf. Erongo RED ist <strong>für</strong><br />
die Versorgung und Verteilung von elektrischer Energie in<br />
der Erongo-Region zuständig.<br />
Oshakati Premier Electric (OPE)<br />
Oshakati Premier Electric (OPE) wurde im Jahr 2000 als<br />
Joint Venture der Stadtverwaltung Oshakati und Premier<br />
Electric, ein Tochterunternehmen von NamPower, gegründet.<br />
Premier Electric hat sich in gleicher Weise mit<br />
der Stadtverwaltung von Otavi zusammengetan, um die<br />
Stromversorgung der Stadt zu verbessern.<br />
Reho Electricity<br />
Reho Electricity ist ein im Jahr 2000 gegründetes Joint<br />
Venture zwischen der Stadtverwaltung von Rehoboth<br />
und der Holdinggesellschaft der Northern Electricity.<br />
Das Unternehmen ist <strong>für</strong> die Sanierung und Verwaltung<br />
des lokalen Versorgungssystems der Stadt Rehoboth zuständig.<br />
Southern Electricity Company (Selco)<br />
Die Southern Electricity Company (Selco), ein größtenteils<br />
im Besitz von südafrikanischen Investoren befindliches<br />
Privatunternehmen, unterzeichnete im Jahr 2000<br />
Managementverträge mit den Stadtverwaltungen von<br />
Keetmanshoop und Karasburg sowie der Regionalverwaltung<br />
von Karas <strong>für</strong> den Betrieb, die Instandhaltung und<br />
die Erweiterung der lokalen Stromversorgungssysteme.<br />
NAMIBIA |<br />
229<br />
10.4 <br />
<br />
<br />
Durch das Weißbuch <strong>für</strong> Energie von 1998 hat sich die<br />
Regierung von Namibia zur Nutzung erneuerbarer Energiequellen<br />
verpflichtet. Im Weißbuch von Namibia sind<br />
unter anderem folgende Aussagen festgehalten:<br />
• »Die Regierung wird, ergänzend zur Elektrifizierung<br />
durch Netzanschluss, die Verwendung von wirtschaftlich<br />
vertretbaren erneuerbaren Energietechnologien<br />
fördern, um die Energiebereitstellung in ländlichen<br />
Gebieten zu verbessern.«<br />
• »Die Stromversorgung soll auf einem ausgewogenen<br />
Verhältnis zwischen wirtschaftlich vertretbaren und<br />
nachhaltigen Stromquellen wie Gas, Wasserkraft, anderen<br />
erneuerbaren Energiequellen und importiertem<br />
Strom beruhen. Die Schaffung eines ausgewogenen<br />
Strommixes trägt den Investitionsrisiken und den Vorteilen<br />
einer verbesserten Versorgungssicherheit gleichermaßen<br />
Rechnung.«<br />
• »Die Regierung wird den Dialog mit privaten Investoren<br />
und Geldgebern zur Erleichterung rentabler und<br />
wettbewerbsfähiger Investitionen im Stromsektor fördern.<br />
Sie wird zudem <strong>für</strong> die Schaffung der notwendigen<br />
rechtlichen, regulatorischen, steuerlichen und<br />
ökologischen Rahmenbedingungen <strong>für</strong> ein günstiges<br />
Investitionsklima sorgen.«<br />
• »Die Regierung wird die Errichtung von neuen Hochspannungsleitungen<br />
zu den benachbarten Ländern<br />
erleichtern, um die aktive Teilnahme des Landes am<br />
Stromhandel der Region zu ermöglichen.«<br />
Die wichtigsten Ziele <strong>für</strong> Namibia sind:<br />
• Die möglichst kosteneffektive Bereitstellung der Stromversorgung<br />
<strong>für</strong> die Endverbraucher bei gleichzeitig optimaler<br />
Nutzung lokaler Produktionsmittel<br />
• Eine möglichst zuverlässige Stromversorgung, die<br />
Wachstum und Entwicklung des Landes fördert<br />
• Die Diversifizierung des Stromangebots und die Förderung<br />
der Nutzung lokal vorhandener Energieträger.
Obwohl die wesentlichen Ziele und Strategien der Regierung<br />
beschlossen und klar formuliert wurden, konnten<br />
bisher nur geringe Fortschritte bei der Festlegung<br />
und beim Erreichen von quantitativen Zielen erreicht<br />
werden. Erhebliche Anstrengungen sind nötig, um konkrete<br />
Schritte zur Erreichung der umfassenden Ziele<br />
einzuleiten.<br />
Energiepolitik<br />
Die Energiepolitik Namibias betont die Wichtigkeit der<br />
Schaffung eines positiven Investitionsklimas und strebt<br />
insbesondere den Stromhandel mit den Nachbarländern<br />
an (siehe Tabelle 7).<br />
Am 18. Oktober 2007 wurde das neue Elektrizitätsgesetz<br />
(Gesetz Nr. 4 von 2007) verabschiedet 19 . Das Gesetz beinhaltet<br />
nicht nur umfassendere ordnungspolitische Bestimmungen<br />
<strong>für</strong> den Industriesektor, sondern erweitert<br />
und verstärkt darüber hinaus das Mandat der ECB, was<br />
eine effizientere Steuerung der ESI ermöglicht. Folgende<br />
Neuerungen werden als besonders relevant eingestuft:<br />
• Mehr Gewicht auf die Entwicklung und Förderung zusätzlicher<br />
Produktionskapazitäten<br />
• Berücksichtigung der Entwicklung des Handels innerhalb<br />
des Marktes<br />
• Vorkehrungen zur Befreiung von bestimmten Anforderungen<br />
bei der Lizenzvergabe<br />
• Einklagbare Standards <strong>für</strong> die Bereiche Bereitstellung<br />
und Betrieb.<br />
TABELLE 7:<br />
ÜBERBLICK ÜBER DIE STRUKTUR UND ABLÄUFE DER REFIT<br />
Jahr Titel Institution<br />
19 NamPower 2008<br />
NAMIBIA | 230<br />
Da das Elektrizitätsgesetz keine Vorschriften zur Vereinfachung<br />
der regionalen Stromversorger beinhaltet, ist deren<br />
rechtliche Situation weiterhin unklar.<br />
10.5 Rahmenbedingungen <strong>für</strong> erneuerbare<br />
Energien<br />
Strategien und Ziele <strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />
Die <strong>für</strong> NamPower entwickelte erneuerbare Energienstrategie<br />
wurde im Mai 2008 durch den Verwaltungsrat genehmigt.<br />
Nach diesem Strategiepapier gehört es zu den Aufgaben<br />
von NamPower, sich in den Bereichen Windenergie,<br />
Biomasseenergie, Hybrid-Mini-Netzsysteme <strong>für</strong> Gebiete<br />
ohne Netzanschluss, Solarenergie und in der Entwicklung<br />
von Fähigkeiten und Know-how in allen Bereichen der erneuerbaren<br />
Energien zu engagieren. NamPower hat sich<br />
das Ziel gesetzt, 10% der gesamten installierten Leistung<br />
(40 MW) durch erneuerbare Energie bereit zu stellen und<br />
will dieses Ziel bis 2011 erreichen 20 . Angesichts der gravierenden<br />
Versorgungsengpässe im namibischen Stromsektor<br />
erscheint dieses Ziel als sehr ehrgeizig.<br />
Gesetzliche Rahmenbedingungen und<br />
Förderung erneuerbarer Energien<br />
Das Ministerium <strong>für</strong> Bergbau und Energie (MME) hat<br />
den Solar Revolving Fund zur Finanzierung von Solarsystemen<br />
eingerichtet, der von Konga Investment (PTY) Ltd.<br />
verwaltet wird. Die staatliche Initiative hat das Ziel, eine<br />
1990 Foreign investment act Regierung der Republik Namibia<br />
White<br />
Regierung der Republik Namibia, Ministerium <strong>für</strong> Berg-<br />
1998 Paper on Energy Policy<br />
bau und Energie<br />
2000 Electricity Act Stromaufsichtsbehörde<br />
2003 Competition Act Regierung der Republik Namibia<br />
2006 State-owned Enterprises Governance Act Regierung der Republik Namibia<br />
2007 Electricity Act 2007 Stromaufsichtsbehörde<br />
Quelle: DME 2009<br />
20 NamPower 2008
kostengünstige Lösung <strong>für</strong> Konsumenten zu ermöglichen,<br />
die bereit sind, solarbetriebene Produkte zu kaufen, jedoch<br />
nicht in der Lage sind, diese bar zu bezahlen. Das Verfahren<br />
<strong>für</strong> die Vergabe von Geldern gestaltet sich wie folgt:<br />
• Einreichung des ausgefüllten Antrags sowie einer Lohn-<br />
oder Gehaltsabrechnung oder eines anderen Einkommensnachweises<br />
(Kontoauszüge der vergangenen drei<br />
Monate) bei Konga unter Angabe des gewünschten<br />
Anlagenlieferanten<br />
• Wird der Antrag genehmigt, leistet der Kunde 5% der<br />
Gesamtkosten als Anzahlung; nach Zahlungseingang<br />
wird die Bestellung an den angegebenen Lieferanten<br />
weitergeleitet<br />
• Die Rückzahlung erfolgt an Konga über einen Zeitraum<br />
von 5 Jahren in monatlichen Raten mit einem<br />
jährlichen Zinssatz von 5% 21 .<br />
Bis 2009 gab es noch keine Einspeisetarife <strong>für</strong> Strom aus<br />
erneuerbaren Energien.<br />
Clean Development Mechanism<br />
Im Jahr 2003 unterzeichnete Namibia das Kyoto-Protokoll<br />
und gliederte im Jahr 2007 seine nationale Aufsichtsbehörde<br />
(DNA) dem Ministerium <strong>für</strong> Umwelt und Tourismus<br />
an. Im Juli 2008 erhielt das erste CDM-Projekt<br />
Namibias (Geothermie) die Genehmigung durch das<br />
Gastgeberland. Seither wurden keine weiteren CDM-<br />
Projekte mehr in Namibia registriert22. Mindestens zwei<br />
weitere CDM-Projekte (Biomasse bei der Zementherstellung<br />
und im Transportsektor) sind zurzeit in Planung.<br />
Aktivitäten internationaler Geber<br />
Die intensive Entwicklungszusammenarbeit ist ein besonderer<br />
Schwerpunkt der bilateralen Beziehungen Namibias<br />
mit anderen Saaten. Deutschland ist neben den USA das<br />
wichtigste Geberland. Von allen afrikanischen Staaten<br />
erhält Namibia die höchste Pro-Kopf-Entwicklungshilfe<br />
aus Deutschland. Das deutsche Engagement ist dabei<br />
nicht allein auf die öffentliche Entwicklungshilfe beschränkt,<br />
sondern wird in der Regel durch eine Vielzahl<br />
von zusätzlichen privaten Initiativen und nichtstaatlichen<br />
Aktivitäten (NGOs) ergänzt. Staatliche und private Hilfen<br />
aus Deutschland belaufen sich seit der Unabhängig-<br />
21 MME 2009<br />
22 CO2 Handel 2008<br />
NAMIBIA |<br />
231<br />
keit auf rund 500 Mio. €23. Von den derzeitigen Aktivitäten<br />
sind besonders die folgenden zu nennen:<br />
Zwischen 1993 und 1999 hat die Deutsche Gesellschaft<br />
<strong>für</strong> Technische Zusammenarbeit (<strong>GTZ</strong>) im Auftrag des<br />
Ministeriums <strong>für</strong> wirtschaftliche Zusammenarbeit und<br />
Entwicklung (BMZ) das Programm »Förderung der Nutzung<br />
erneuerbarer Energien in Namibia« durchgeführt.<br />
In Zusammenarbeit mit dem Ministerium <strong>für</strong> Bergbau<br />
und Energie wurden folgende Maßnahmen durchgeführt:<br />
• Förderung der dezentralen Elektrifizierung ländlicher<br />
Gebiete<br />
• Bewertung des Windenergiepotenzials in Walvis Bay<br />
und Lüderitz (siehe unten)<br />
• Bewertung des Solarenergiepotentials im südlichen Teil<br />
des Landes<br />
• Unterstützung der Wüstenforschungsstation Gobabeb<br />
Auf der Grundlage von Windmessungen führte die <strong>GTZ</strong><br />
mit ihrem TERNA Windenergieprogramm zudem eine<br />
Machbarkeitsstudie durch (siehe Abschnitt 1.6).<br />
Darüber hinaus ist auch die deutsche Kreditanstalt <strong>für</strong><br />
Wiederaufbau (Kf W) in Namibia aktiv und unterstützt<br />
unter anderem die Caprivi-Verbindung, die Namibia und<br />
Sambia miteinander vernetzt (siehe Kapitel 1.2).<br />
Zurzeit besitzt nur ein kleiner Prozentsatz der Bevölkerung<br />
das Know-how, Wind in Strom umzuwandeln.<br />
Vor diesem Hintergrund entwickelte eine schwedische<br />
Organisation ein Kursangebot zur Nutzung von Windenergie<br />
speziell <strong>für</strong> Frauen. Neben der Entwicklung eines<br />
Windkraftprojektes umfasst der Kurs weitere Aspekte der<br />
Errichtung intelligenter und nachhaltiger elektrischer Systeme<br />
und stellt verschiedene erneuerbare Energiequellen<br />
vor. Die Ausbildung schließt Methoden zur Entwicklung<br />
von Windkraftanlagen mit ein wie zum Beispiel Windmessung,<br />
Standortwahl und Planung einer Anlage24.<br />
23 Auswärtiges Amt 2009<br />
24 NewEra, 2009
10.6 Marktpotenzial <strong>für</strong> Windenergie<br />
Windenergiepotenzial<br />
Im Rahmen des 1993 durch das MME initiierten Programms<br />
zur Förderung erneuerbarer Energien in Namibia<br />
wurde mit Unterstützung der <strong>GTZ</strong> das Windpotenzial<br />
Namibias evaluiert. Zu diesem Zweck wurden 1996<br />
zwei Messstationen in Walvis Bay und Lüderitz errichtet.<br />
Basierend auf den Messungen und unter Zuhilfenahme<br />
des Windatlasmodells sowie der damit verbundenen Programme<br />
WAsP und WindPro wurde das Windpotenzial<br />
<strong>für</strong> beide Standorte in 50 m Höhe wie in Tabelle 8 festgehalten<br />
gemessen.<br />
TABELLE 8:<br />
WINDPOTENZIAL IN 50 M HÖHE<br />
Standort<br />
Walvis Bay/<br />
Saltworks<br />
Lüderitz<br />
Golf Course<br />
Quelle: CSA 2007<br />
jährliche<br />
durchschnittlicheWindgeschwindigkeit<br />
m/s<br />
Energiedichte<br />
kWh/m2/a<br />
6.8 3 047<br />
7.5 4 936<br />
Die vom TERNA Windenergieprogramm 1998 durchgeführte<br />
Machbarkeitsstudie bescheinigt Namibia ein<br />
vorteilhaftes Windpotenzial im Bezug auf Kosteneffizienz<br />
und Energieertrag (spezifische Erzeugungskosten von<br />
rund 5 USCent/kWh).<br />
Laut der Studie ist die Windenergie besonders geeignet,<br />
um den Import von Strom aus Südafrika zu substituieren.<br />
Aufgrund der extrem schwankenden Windgeschwindigkeiten<br />
an beiden Standorten wäre der Beitrag zur Grundleistung<br />
niedriger als gewöhnlich 25 . Das größte Hindernis<br />
<strong>für</strong> die Projektentwicklung sind die geringen Kosten <strong>für</strong><br />
importierten Strom aus Südafrika. Die Daten der 3tier<br />
Group (http://www.3tiergroup.com/) können zur Ermittlung<br />
von High-Level-Winddaten verwendet werden.<br />
25 <strong>GTZ</strong>/DECON 1999, teilweise zitiert in Oeko 1998<br />
Weibull<br />
Parameter<br />
a, k<br />
A=7.73<br />
B=2.17<br />
A=8.4<br />
k=1.7<br />
NAMIBIA | 232<br />
Rahmenbedingungen <strong>für</strong> Windenergie<br />
Ziele bei der Nutzung von Windenergie<br />
Es konnten keine spezifischen Ziele in Bezug auf die installierte<br />
Leistung ausgemacht werden<br />
Marktzugang<br />
Nach dem ersten Gutachten durch die <strong>GTZ</strong> im Jahr 1996<br />
plante NamPower die Errichtung eines 20-MW-Windparks<br />
in Lüderitz. Sowohl ein Park mittlerer Größe von<br />
ca. 10 MW als auch ein Park geringer Größe mit etwa 2,5<br />
MW (Größe der Mindestlast im lokalen Netz) wurden in<br />
die Analyse mit einbezogen 26 .<br />
Netzanschlussbedingungen<br />
Die gegenwärtige Netzwerkkonfiguration würde den Anschluss<br />
eines Windparks mit einer maximalen installierten<br />
Leistung von 20 MW ermöglichen.<br />
Derzeitige Nutzung der Windenergie<br />
und geplante Projekte<br />
Die Ende 2005 in Walvis Bay errichtete 220-kW-Anlage<br />
ist die derzeit größte Windkraftanlage in Namibia. Darüber<br />
hinaus gibt es landesweit zahlreiche netzunabhängige<br />
1-kW-Turbinen, die hauptsächlich <strong>für</strong> die Stromerzeugung<br />
und <strong>für</strong> Wasserpumpen in landwirtschaftlichen<br />
Betrieben verwendet werden. Die gesamte installierte<br />
Leistung der netzunabhängigen Turbinen beläuft sich auf<br />
70 kW 27 .<br />
NamPower hat das Windprojekt in Lüderitz wegen der<br />
niedrigen Kosten <strong>für</strong> Stromimporte aus Südafrika ausgesetzt.<br />
Die auf Kohletagebau basierte Stromproduktion ist<br />
verglichen mit den kalkulierten Kosten pro Einheit <strong>für</strong><br />
den Bau des 20-MW-Windparks in Lüderitz um ca. 40%<br />
günstiger 28 .<br />
26 TERNA, 2007<br />
27 Worldenergycouncil 2007<br />
28 Inwent 2004
Geschäftsklima<br />
Die Entwicklung der Windenergie in Namibia wird durch<br />
die folgenden Faktoren beeinträchtigt:<br />
• niedrige Stromtarife<br />
• einseitige Marktverhältnisse (u. a. durch das Single-<br />
Buyer-System)<br />
• beschränkte Investitionsmöglichkeiten<br />
• Fehlen von Steuer- und Investitionsanreizen zur Einführung<br />
neuer Technologien<br />
• Fehlen konkreter nationaler Ziele im Bereich erneuerbare<br />
Energien<br />
• Fehlen von Anreizen zur Einführung CO2-neutraler<br />
Produktionsanlagen<br />
• Fehlen institutioneller Fördermaßnahmen<br />
Diese Faktoren in Kombination mit den nicht immer<br />
günstigen Windbedingungen sind <strong>für</strong> die langsame Entwicklung<br />
des namibischen Windmarktes verantwortlich.<br />
10.7 Adressen und Kontaktdaten<br />
Electricity Control Board,<br />
Namibia<br />
8 Bismark Street<br />
Windhoek, Namibia<br />
Tel.: +264 61 374 308<br />
Fax: +264 61 374 304<br />
Internet: www.ecb.org.na<br />
Ministry of Mines & Energy<br />
1 Aviation Road<br />
Private Bag 13297<br />
Windhoek, Namibia<br />
Tel.: 09-264-61-284-8312<br />
Fax: 09-264-61-220-386<br />
Internet: www.mme.gov.na<br />
NamPower<br />
3 Goethe Street<br />
Windhoek Box 2864<br />
Windhoek, Namibia<br />
Tel.: +264-61-2052974<br />
Fax: +264-61-2052315<br />
Internet: www.nampower.com.na<br />
Regional Electricity Regulators<br />
Association of Southern Africa<br />
8 Bismark Street<br />
Windhoek, Namibia<br />
Tel.: +264-61-374-327<br />
Fax: +264-61-374-328<br />
Internet: www.rerasadc.com<br />
NORED Electricity<br />
Main Road<br />
PO Box 3544<br />
Ongwediva, Namibia<br />
Tel.: +264-65-233800<br />
Fax: +264-65-231953<br />
NAMIBIA |<br />
233
Erongo Regional Electricity<br />
Distribution Company (Pty) Ltd.<br />
91 Hage Geingob Street, 1st Floor<br />
Walvis Bay, Namibia<br />
Joseph McGann: Climate Change Program Coordinator<br />
Directorate of Environmental Affairs<br />
Ministry of Environment and Tourism<br />
Private Bag 13306, Windhoek, Namibia<br />
Tel.: +264 61 249015<br />
Fax: +264-61 240339<br />
Email: joemcg@dea.met.gov.na<br />
10.8 Informationsquellen<br />
NAMIBIA |<br />
234<br />
Afrik, 2008, Mega power plant for Namibian uranium<br />
mines in the pipeline, (http://en.afrik.com/<br />
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Auswaertiges Amt, 2009, Namibia, March 2009<br />
(http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/en/<br />
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2009 (https://www.cia.gov/library/publications/<br />
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Schultz, Martin Heita May 2006, Strategic Action<br />
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NAMIBIA |<br />
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(http://www.imf.org/) Gesichtet: 15. September 2009<br />
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MME 2009, (http://www.mme.gov.na/energy/solar.<br />
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NamPower, 2008, Annual Report 2008, (http://www.<br />
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Newera, 2009, Caprivi power link ready in 2010,<br />
(http://www.newera.com.na/article php?articleid=7103)<br />
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SAPP, 2008, Annual Report 2008, (http://www.sapp.<br />
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<strong>GTZ</strong> 2007, TERNA Wind Energy Programme, Gesellschaft<br />
<strong>für</strong> Technische Zusammenarbeit (<strong>GTZ</strong>), Wind<br />
Energy Projects in Morocco and Namibia, (http://www.<br />
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NAMIBIA |<br />
236
SENEGAL<br />
Abkürzungsverzeichnis<br />
ADF African Development Fund<br />
AFD Agence Francaise de Devéloppement<br />
(Französische Entwicklungsagentur)<br />
AfDB African Development Bank<br />
AREED African Rural Energy Enterprise<br />
Development Program<br />
ASER Agency for Rural Electrification<br />
(Agentur zur Elektrifizierung<br />
ländlicher Gebiete)<br />
BCEAO Banque Centrale des Etats<br />
de l‘Afrique de l‘Ouest<br />
BIP Bruttoinlandsprodukt<br />
BOO Build, Own, Operate<br />
(Bauen, Besitzen, Betreiben)<br />
BV Cert Bureau Veritas Certification Holding<br />
CDM Clean Development Mechanism<br />
CDCF Community Development Carbon Fund<br />
CEGELEC CGEE (Compagnie Générale<br />
d‘Entreprises Electriques) <strong>–</strong> Alsthom<br />
CER Certified Emissions Reduction<br />
(zertifizierte Emissionsreduktion)<br />
CERER Centre d’Études et de Recherches sur les<br />
Énergies Renouvelables (Studien- und<br />
Forschungszentrum <strong>für</strong> erneuerbare<br />
Energien)<br />
CGIAR Consultative Group on International<br />
Agricultural Research<br />
CIA Central Intelligence Agency<br />
CRSE Commission de Régulation du Secteur<br />
de l’Electricité (Stromregulierungsbehörde)<br />
CSS Compagnie Sucrière du Sénégal<br />
(Senegalesische Zuckergesellschaft)<br />
DNA Designated National Authority<br />
(nationale Aufsichtsbehörde)<br />
DNV Det Norske Veritas (norwegische<br />
Stiftung <strong>für</strong> Risikomanagement)<br />
EB Executive Board<br />
ECOWAS Economic Community<br />
of West African States<br />
237<br />
EDBI Export Development Bank of Iran<br />
EE erneuerbare Energie<br />
EIA Energy Information Administration<br />
ENDA Action Environnement-Développement<br />
(Aktionsgemeinschaft Umweltentwicklung)<br />
ERPA Emissions Reduction Purchase<br />
Agreement<br />
FCFA Franc de la Communauté<br />
Financière Africaine<br />
FOB Free on Board<br />
GEF Global Environment Facility<br />
(Globale Umweltbehörde)<br />
GOS Regierung von Senegal<br />
<strong>GTZ</strong> Deutsche Gesellschaft<br />
<strong>für</strong> Technische Zusammenarbeit<br />
GWh Gigawattstunde<br />
HS Hochspannung<br />
ICS Industries Chimiques du Sénégal<br />
(Chemische Industrie Senegal)<br />
IDA International Development Association<br />
IEA International Energy Agency<br />
IMF International Monetary Fond<br />
IPP Independent Power Producer<br />
(unabhängige Energieerzeuger)<br />
k. A. keine Angabe<br />
km Kilometer<br />
ktoe Kilotonne Öläquivalent<br />
kV Kilovolt<br />
kWh Kilowattstunde<br />
kWp Kilowatt-peak<br />
LPG Liquefied Petroleum Gas<br />
LWL Lichtwellenleiter<br />
MS Mittelspannung<br />
MVA Megavoltampere<br />
MW Megawatt<br />
MWh Megawattstunde<br />
NASA National Aeronautics<br />
and Space Administration<br />
NS Niedrigspannung
SENEGAL<br />
OHADA Organization for the Harmonization<br />
of Business Law in Africa (Organisation<br />
zur Harmonisierung des<br />
Wirtschaftsrechts in Afrika)<br />
OMVG Organization for the Development<br />
of the Gambia River Basin (Organisation<br />
zur Entwicklung des Gambia-Flusses)<br />
OMVS Organization for the Development of the<br />
Senegal River (Organisation zur<br />
Entwicklung des Senegal-Flusses)<br />
PIN Project Idea Note<br />
PDD Project Design Document<br />
PERACOD Program to Promote Rural Electrification<br />
and a Sustainable Supply of Domestic<br />
Fuel (Förderprogramm zur Elektrifizierung<br />
ländlicher Gebiete und zur nachhaltigen<br />
Versorgung mit heimischen<br />
Brennstoffen)<br />
PJ Petajoule<br />
PPA Power Purchase Agreements<br />
(Strombezugsvereinbarungen)<br />
PPER Rural Electrification Priority Program<br />
(Schwerpunktprogramm zur Elektrifizierung<br />
ländlicher Gebiete)<br />
RECIPES Renewable Energy in Emerging and<br />
Developing Countries (Erneuerbare<br />
Energien in Schwellen- und<br />
Entwicklungsländern)<br />
REEEP Renewable Energy & Energy<br />
Efficiency Partnership (Partnerschaft <strong>für</strong><br />
erneuerbare Energien & Energieeffizienz)<br />
238<br />
SAR Société Africaine de Raffinage (Afrikanische<br />
Raffineriegesellschaft)<br />
SEMIS Services de l’Energie en Milieu Sahélien<br />
(Energieversorgung in der Saharazone)<br />
SENELEC Société Nationale d’Éléctricité du Sénégal<br />
(Senegalesische Elektrizitätsgesellschaft)<br />
SGS Société Générale de Surveillance<br />
(nationale Überwachungsbehörde)<br />
SHS Solar Homes Systems<br />
SONACOS Société Nationale de Commercialisation<br />
des Oléagineux du Sénégal (Senegalesische<br />
Gesellschaft <strong>für</strong> Nusserzeugnisse)<br />
UK United Kingdom<br />
UN United Nations<br />
UNDP United Nations Development Program<br />
UNFCCC United Nations Framework<br />
Convention on Climate Change<br />
UNIDO United Nations Industrial<br />
Development Organization<br />
US United States<br />
US $ United States Dollar<br />
V Volt<br />
WAEMU West African Economic<br />
and Monetary Union<br />
WAPIC West African Power Industry Convention<br />
WAPP West African Power Pool<br />
WEI Wind Energy International<br />
Wp Watt-peak
11.1 Einleitung<br />
ABBILDUNG 1:<br />
KARTE VON SENEGAL<br />
Quelle: CGIAR 2004<br />
Senegal ist ein westafrikanisches Land, das vom Atlantischen<br />
Ozean und den Ländern Mauretanien, Mali, Guinea,<br />
Guinea-Bissau und Gambia begrenzt wird (siehe<br />
Abbildung 1). Senegal ist durch ein tropisches Klima<br />
charakterisiert. In der Hauptstadt Dakar wird das landesübliche<br />
feucht-heiße Klima durch den kühlen Meereswind<br />
gemäßigt. Die Regenzeit zwischen Juni und<br />
November bringt schwere Niederschläge zusammen mit<br />
starken Winden aus Südost. Die Trockenzeit von Dezember<br />
bis Mai wird durch die heißen, trockenen Harmattan-<br />
Winde 1 verstärkt.<br />
Senegal ist eine Republik mit einem demokratischen<br />
Mehrparteiensystem. Der Präsident von Senegal ist<br />
TABELLE 1:<br />
STATISTIK 2008<br />
1 Der Harmattan ist ein trockener, staubhaltiger Passatwind in Westafrika. Er weht<br />
von der Sahara kommend nach Süden in den Golf von Guinea und tritt zwischen<br />
Ende November bis Mitte März (also im Winter) auf.<br />
SENEGAL | 239<br />
Staatsoberhaupt, Regierungschef und Oberbefehlshaber<br />
der Streitkräfte. Er wird <strong>für</strong> eine Amtszeit von fünf Jahren<br />
gewählt und kann zweimal wiedergewählt werden.<br />
Bei den Präsidentschaftswahlen 2000 unterlag Abdou<br />
Diouf nach 19 Jahren Präsidentschaft dem Oppositionsführer<br />
Abdoulaye Wade in einer freien und fairen Wahl.<br />
Abdoulaye Wade wurde 2007 wieder gewählt.<br />
Senegal hat die offizielle Integration der französischsprachigen<br />
westafrikanischen Staaten in die Westafrikanische<br />
Wirtschafts- und Währungsunion (WAEMU) gefördert.<br />
Es spielt eine wichtige Rolle in vielen internationalen Organisationen<br />
und war von1988-1989 Mitglied des UN-<br />
Sicherheitsrates. 1997 wurde Senegal in die UN Menschenrechtskommission<br />
gewählt 2 .<br />
Senegal ist außerdem Mitglied der Organisation zur Harmonisierung<br />
des Wirtschaftsrechts in Afrika (OHADA).<br />
Das erklärte Ziel der OHADA ist es, sowohl inländische<br />
als auch ausländische Investitionen in den Mitgliedsstaaten<br />
zu erleichtern und zu fördern.<br />
Die wichtigsten Industriezweige sind die Nahrungsmittelherstellung,<br />
Bergbau, Zement- und Kunstdüngerproduktion,<br />
Chemie- und Textilindustrie sowie die<br />
Verarbeitung von importiertem Erdöl und Tourismus.<br />
Zu den Exportprodukten zählen Fisch, Erdnüsse, Erdölprodukte,<br />
Phosphate und Baumwolle. Mali ist Senegals<br />
größter Exportmarkt mit 19,5% (Stand: 2008). Weitere<br />
ausländische Märkte sind Indien (5,9%), Frankreich<br />
(5,5%), Gambia (5,4%) und Italien (4,9%). Die<br />
wichtigsten Importprodukte sind Lebensmittel und<br />
Getränke, Produktionsgüter und Brennstoffe. Im Jahr<br />
2008 kamen die importierten Güter vor allem aus den<br />
folgenden Ländern: Frankreich (20%), Großbritannien<br />
(15,4%), China (7,5%), Belgien (4,6%), Thailand (4,5%)<br />
und Niederlande (4,1%) 3 .<br />
Fläche Bevölkerung BIP BIP pro Kopf Export Import<br />
196 722 km² 13,7 Mio. 9,15 Mrd. €<br />
(2008)<br />
Quelle: Außenministerium der Vereinigten Staaten 2009 und IMF 2009<br />
(Originalpreise in US $, Wechselkurs 2008: 1 US $ = 0,6827 €, (CIA World Factbook, 2008))<br />
1 092,3 € (2008) 1,3 Mrd. €<br />
FOB (2008,<br />
geschätzt)<br />
2 Außenministerium der Vereinigten Staaten 2009<br />
3 CIA World Factbook 2008<br />
3,1 Mrd. €<br />
FOB (2008,<br />
geschätzt)
TABELLE 2:<br />
BIP VON SENEGAL 2000-2008 (QUELLE: IMF)<br />
Tabelle 2 zeigt, dass das senegalesische BIP zwischen 1995<br />
und 2008 stetig um mehr als 5% jährlich angestiegen ist.<br />
2008 betrug die Inflationsrate 6,6%. Der Anteil der Bevölkerung,<br />
welcher unterhalb der nationalen Armutsgrenze lebt,<br />
fiel von 57,1% im Jahr 2001 auf 54% im Jahr 2004. Das Pro-<br />
Kopf-Einkommen in Senegal war 2008 1 600 US $. Senegal<br />
ist Teil der Westafrikanischen Zentralbank (BCEAO) und<br />
hat den westafrikanischen CFA-Franc 4 (Französisch: FCFA<br />
oder einfach Franc, ISO 4217-Code: XOF) als Währung.<br />
11.2 Energiemarkt<br />
Übersicht Energiemarkt<br />
Angefangen bei 1 300 ktoe im Jahr 1970, von denen mehr<br />
als 50% aus erneuerbaren Energien und Abfällen produziert<br />
wurden, hat die Entwicklung des gesamten Primär-<br />
4 Der westafrikanische FCFA ist außer in Senegal auch die nationalen Währung<br />
in folgenden Staaten: Benin, Burkina Faso, Côte d‘Ivoire, Guinea-Bissau, Mali,<br />
Niger und Togo. Der FCFA ist an den € gekoppelt.<br />
SENEGAL | 240<br />
Einheit 2000 2002 2004 2006 2008<br />
BIP (aktuelle Zahlen) Mrd. € 3.2 3.7 5.5 6.4 9.1<br />
Quelle: IMF<br />
ABBILDUNG 2:<br />
ANTEIL AM GESAMTEN PRIMÄRENERGIEVERBRAUCH<br />
(3 016 KTOE) IN SENEGAL IM JAHR 2006<br />
103;<br />
3 %<br />
1203;<br />
40 %<br />
21;<br />
1 %<br />
Rohöl<br />
Brennbare Erneuerbare/Abfall<br />
Kohle<br />
Quelle: IEA 2006<br />
9;<br />
0 %<br />
Wasser<br />
Gas<br />
1680;<br />
56 %<br />
energieverbrauchs während der letzten Jahre einen stetigen<br />
Anstieg erfahren. Jedoch stieg der Anteil von Kohle<br />
und Öl in den letzten dreißig Jahren im Vergleich zu anderen<br />
Energiequellen viel stärker an. Der Primärenergieverbrauch<br />
in Senegal erreichte 2006 3 016 ktoe (entspricht<br />
126 PJ oder 35 076 GWh) und wurde überwiegend durch<br />
Öl gedeckt (55,7%), gefolgt von erneuerbaren Energien<br />
und Abfällen <strong>–</strong> also Abfälle, Biomasse und Geothermie<br />
<strong>–</strong> mit 39,9%, Kohle mit 3,4%, Wasserkraft mit 0,7% und<br />
Erdgas mit 0,3%. Die Anteile der verschiedenen Energiequellen<br />
sind in Abbildung 2 zu sehen.<br />
TABELLE 3:<br />
ENDENERGIEVERBRAUCH<br />
NACH SEKTOREN 2006<br />
Gesamt Energieverbrauch<br />
[ktoe]<br />
Anteil [%]<br />
Endverbrauch Gesamt 3 016<br />
Industrie 302 10<br />
Verkehr 1 207 40<br />
Privathaushalte 1 387 46<br />
Gewerbe und öffentlicher Dienst 90 3<br />
Nichtenergetisch<br />
Quelle: IEA 2008)<br />
30 1<br />
Senegals Energieproduktion stützt sich stark auf den<br />
Brennstoff Holz. Die gewonnene Energie aus Holz entspricht<br />
60% des gesamten Energieverbrauchs des Landes<br />
und deckt etwa 90% des Energiebedarfs der Privathaushalte.<br />
Senegal hat einen sehr großen LPG-Flüssiggas-<br />
Markt. Der LPG-Verbrauch von Senegal ist auf etwa<br />
150 000 t im Jahr 2008 angestiegen, was Senegal zum<br />
mit Abstand größten Flüssiggas-Importeur in Westafrika<br />
macht. 2006 betrug der Erdgasverbrauch von Senegal 50<br />
Mio. m³ und wurde durch die Nutzung der eigenen Vorkommen<br />
gedeckt. Der gesamte Ölverbrauch von 36 200<br />
Barrel pro Tag wurde durch Einfuhren gedeckt, was zu<br />
einer hohen Abhängigkeit von Importen fossiler Brenn-
stoffe führte. Bis jetzt gibt es keine nachgewiesenen Ölvorkommen<br />
in Senegal, jedoch führen sowohl Senegal<br />
als auch seine Nachbarländern eigene Ölsucheaktivitäten<br />
durch 5 . Kohle existiert weder in Form nachgewiesener<br />
Vorkommen noch als Primärenergiequelle 6 .<br />
Das Stromnetz<br />
SENELEC, die senegalesische Elektrizitätsgesellschaft,<br />
hat das Monopol <strong>für</strong> die netzgekoppelte Erzeugung,<br />
Übertragung und Verteilung des Stroms in Senegal. Derzeit<br />
ist jedoch eine Entflechtung geplant, so dass Stromerzeugung<br />
und -verteilung <strong>für</strong> Privatunternehmen zugänglich<br />
sind. SENELEC wird jedoch weiterhin das Monopol<br />
<strong>für</strong> die Stromübertragung halten 7 .<br />
Im Jahr 2005 umfasste das Hochspannungsnetz von<br />
SENELEC insgesamt 1 036 km an Stromleitungen, von<br />
denen 760 km <strong>für</strong> eine Spannung von 225 kV und 276 km<br />
<strong>für</strong> 90 kV ausgelegt waren. Es gibt vier HS/MS-Injektoren<br />
mit 19 Transformatoren <strong>für</strong> eine installierte Leistung von<br />
757 MVA und 2 HS-Verteilungsstationen. Das OMVS-<br />
System auf senegalesischem Gebiet besteht aus drei<br />
225/30-kV-Stationen (Matam, Dagana und Sakal) und<br />
einer 225/90-kV-Station (Tobène). 8 Im Jahr 2005 setzte<br />
sich das Stromnetz von SENELEC wie folgt zusammen:<br />
• Ein MS-Netz <strong>für</strong> 6,6 kV und 30 kV mit einer Gesamtlänge<br />
von 6 827 km<br />
• Ein NS-Netz mit einer Gesamtlänge von 6 761 km<br />
• 13 HS/HS-Umspannwerke und 3 285 MS/NS-<br />
• Umspannwerke.<br />
Das elektrische System der SENELEC besteht aus zwei<br />
Untersystemen: dem Verbundnetzwerk und dem System<br />
nicht vernetzer Einheiten (siehe Abbildung 3).<br />
SENELEC plant derzeit verschiedene Projekte, um das<br />
Übertragungs- und Verteilungsnetz weiter zu entwickeln.<br />
Beispielsweise befindet sich das Projekt »Boucle« 90 kV<br />
in Dakar mit 28,63 km 90 kV Erdkabel, vier gasisolierte<br />
(Schwefelhexafluorid - SF6) Schaltanlagen 90/30 kV, und<br />
29,5 km Glasfaserkabel (LWL-Kabel) im Aufbau. Die Inbetriebnahme<br />
des von der Volksrepublik China finanzierten<br />
und 23,4 Milliarden CFA-Franc (35,6 Mio. €) teuren<br />
Projekts ist <strong>für</strong> 2010 geplant. 9 .<br />
5 Die potenziellen Offshore-Ölvorkommen werden auf<br />
rund 700 Mio. Barrel geschätzt. <strong>GTZ</strong> 2007a<br />
6 IEA 2006<br />
7 Persönliche Angabe von Mansour Assani Dahouenon,<br />
<strong>GTZ</strong> Senegal, 20. Oktober 2009<br />
8 WAPP 2007<br />
9 SENELEC 2007<br />
ABBILDUNG 3:<br />
ELEKTRIZITÄTSNETZ IM SENEGAL<br />
Quelle: CGIAR 2004)<br />
SENEGAL | 241<br />
Im Jahr 2000 hat Senegal als Mitglied der Westafrikanischen<br />
Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) das Abkommen<br />
West African Power Pool (WAPP) 10 unterzeichnet.<br />
Darin wurde beschlossen, die Energieproduktion auszubauen<br />
und an die entsprechenden Verbundnetze anzuschließen.<br />
Laut Abkommen sollten die WAPP-Ziele in<br />
zwei Phasen umgesetzt werden, die vollständige Umsetzung<br />
war bis 2005 geplant. Die erste Phase betraf die Länder,<br />
die bereits an ein Verbundnetz angeschlossen sind,<br />
darunter Nigeria, Benin, Burkina Faso, Côte d‘Ivoire,<br />
Ghana, Niger und Togo. Die zweite Phase betraf die Länder,<br />
die noch nicht an ein Verbundnetz angeschlossen<br />
sind, insbesondere Guinea, Guinea-Bissau, Liberia, Mali,<br />
Senegal, Gambia und Kap Verde. Im Zuge des WAPP-<br />
Abkommens sollen die rechtlichen Rahmenbedingungen,<br />
die den Stromsektor in jedem Mitgliedsland regeln,<br />
angeglichen werden.<br />
Im Rahmen dieses Projekts hat die Organisation zur<br />
Entwicklung des Senegal-Flusses (OMVS), zu der Mali,<br />
Mauretanien und Senegal gehören, zwei Staudämme gebaut.<br />
Der Diama-Staudamm in Senegal wurde 1986 fertig<br />
gestellt. Seine primäre Funktion ist es, das Eindringen von<br />
Meerwasser aus dem Atlantischen Ozean in den Senegal-<br />
10 Archiv 2003
Fluss zu stoppen. Der Manatali-Staudamm, der von der<br />
OMVS am Bafing-Fluss errichtet wurde, dem wichtigsten<br />
Zufluss des Senegal-Flusses in Mali, wurde im Jahr 1987<br />
fertig gestellt. Das Manatali-Projekt beinhaltet auch ein<br />
200-MW-Kraftwerk und ein 1 300 km langes Fernlei-<br />
TABELLE 4:<br />
KRAFTWERKE UND INSTALLIERTE LEISTUNG (AUGUST 2007)<br />
tungsnetz in die Hauptstädte von Mali (Bamako), Mauretanien<br />
(Nouakchott) und Senegal (Dakar).<br />
Seit etwa 2000 setzen die Organisation zur Entwicklung<br />
des Gambia-Flusses (OMVG), zu der Gambia, Guinea,<br />
Guinea-Bissau und Senegal gehören, und die OMVS Projekte<br />
wie den Bau von Wasserkraftwerken und die Entwicklung<br />
von Stromleitungen um. Im Jahr 2007 entwickelte<br />
die OMVG im Rahmen ihres Energieprojekts u. a.<br />
Wasserkraftwerke im senegalesischen Sambangalou (128<br />
MW, geschätzte Kosten: 292 Mio. € 11 ) und 1 677 km<br />
225-kV-Fernleitungen, die die nationalen Stromnetze von<br />
Senegal, Gambia, Guinea und Guinea Bissau verbinden 12 .<br />
Mit Hilfe von Machbarkeitsstudien konnte das Energieprojekt<br />
technisch-wirtschaftlich sinnvoll und ökologischsozial<br />
vertretbar umgesetzt werden. Die Inbetriebnahme<br />
der Anlagen ist <strong>für</strong> 2011 oder 2012 geplant. 2008 hat die<br />
Leistung der Stromübertragung in Senegal mit hundert<br />
Prozent Zuwachs 750 MW erreicht 13 .<br />
Installierte Leistung<br />
Im Jahr 2007 wurde die installierte elektrische Leistung<br />
in Senegal auf 561 MW geschätzt, die größtenteils durch<br />
thermische Kraftwerke und dieselbetriebene Generatoren<br />
erzeugt wurden. Wegen mangelnder Modernisierung reduziert<br />
sich die nutzbare Leistung jedoch auf rund 485<br />
11 Und in Kaleta (240 MW) in Guinea bei ungefähren Kosten von 178 Mio. €<br />
12 WAPIC 2007<br />
13 EDBI 2008<br />
SENEGAL | 242<br />
MW. Erneuerbare Energien spielen keine wichtige Rolle<br />
in der netzgekoppelten Stromversorgung. Die vorhandene<br />
Leistung reicht nicht aus, um den wachsenden Strombedarf,<br />
der zwischen 2005 und 2007 um durchschnittlich<br />
8,4% zugenommen hat, zu decken 14 .<br />
Produzent Art des Kraftwerks Installierte Leistung<br />
SENELEC GESAMT 395 MW<br />
Thermische Kraftwerke 138.7 MW<br />
Dieselgeneratoren 208.3 MW<br />
Gasturbinenkraftwerk 48 MW<br />
Private Produktion GESAMT 166 MW<br />
Dieselgeneratoren 48 MW<br />
Wasserkraftwerk (Manantali) 66 MW<br />
Quelle: <strong>GTZ</strong> 2007a<br />
Gas-Kombianlage (GTI) 52 MW<br />
Der staatliche Energieversorger SENELEC plant die<br />
Entwicklung neuer thermischer Kraftwerke. So ist zum<br />
Beispiel das Sendou-Projekt in Bargny, das aus einem<br />
Kohlekraftwerk mit 125 MW besteht, <strong>für</strong> 2011 und ein<br />
70-MW-Diesel-Kraftwerk in Tobene in der Region Tivaoune<br />
<strong>für</strong> 2010 geplant 15 .<br />
Bis zum Jahr 2012 sind zusätzliche 520 Mrd. FCFA<br />
(793 Mio. €) an weiteren Investitionen vorgesehen, unter<br />
anderem <strong>für</strong> ein neues Kohlekraftwerk und ein Wasserkraftprojekt<br />
in Souapeti, das gemeinsam mit Guinea<br />
entwickelt wird. Nach diesen Plänen soll sich die gesamte<br />
installierte Leistung im Jahr 2012 auf 600 MW belaufen.<br />
Die Zahl der SENELEC-Kunden ist von 2006 bis 2007<br />
um 9,2% gestiegen 16 . Jedoch deckt die Stromproduktion<br />
von SENELEC und den aktiven privaten Unternehmen<br />
noch nicht den gesamten Strombedarf des Landes. Zum<br />
einen reicht die vorhandene Kapazität nicht aus, um den<br />
steigenden Bedarf zu decken, und zum anderen sind viele<br />
der Kraftwerke veraltet und müssen folglich in regelmäßigen<br />
Abständen zur Wartung oder <strong>für</strong> notwendige Reparaturen<br />
abgeschaltet werden.<br />
Stromerzeugung<br />
Die Stromerzeugung in Senegal belief sich im Jahr 2006<br />
auf 2 370 GWh, die gemeinsam von SENELEC und pri-<br />
14 <strong>GTZ</strong> 2007a<br />
15 <strong>GTZ</strong> 2007a<br />
16 SENELEC 2007
vaten Unternehmen produziert wurden, und wird auf<br />
3 110 GWh <strong>für</strong> das Jahr 2008 geschätzt 17 . Die Entwicklung<br />
der Stromerzeugung durch verschiedene Energieträger<br />
im Jahr 2006 ist der Tabelle 5 zu entnehmen.<br />
2006 belief sich die thermische Stromerzeugung auf 87%<br />
der gesamten nationalen Stromerzeugung, auf Wasserkraft<br />
entfielen 9,6%, auf Biomasse 2,1%, auf Solarenergie<br />
0,1% und 1,2% auf andere Quellen 18 .<br />
Senegal importiert weder Strom noch exportiert es ihn 19 .<br />
2006 entfiel der größte Anteil des Stromverbrauchs auf die<br />
Privathaushalte (rund 37%). Auf die Industrie entfielen<br />
30%, sowie 33% auf Gewerbe und den öffentlichen Dienst.<br />
Der Stromverbrauch Senegals ist in den letzten zehn Jahren<br />
durchschnittlich um 6% pro Jahr angestiegen. Die zu<br />
erwartende jährliche Wachstumsrate <strong>für</strong> die nächsten zehn<br />
Jahre liegt mit durchschnittlich 10% sogar noch höher 20 .<br />
Aufgrund von Betriebsstörungen und Ausfällen ist ein<br />
Teil des Stroms nicht an die Übertragungs- und Vertei-<br />
TABELLE 6:<br />
ENDSTROMVERBRAUCH<br />
NACH SEKTOREN 2006<br />
17 IEA 2008, World Perspective Monde 2009<br />
18 IEA 2009<br />
19 IEA 2009<br />
20 <strong>GTZ</strong> 2007a<br />
Strom (GWh) %<br />
Endverbrauch Gesamt 1 757 100 %<br />
Industrie 531 30.2 %<br />
Verkehr 0 0 %<br />
Private Haushalte 646 36.8 %<br />
Gewerbe und öffentlicher<br />
Dienst<br />
580 33.0 %<br />
Land- und Forstwirtschaft 0 0 %<br />
Fischerei 0 0 %<br />
Sonstige<br />
Quelle: IEA 2008)<br />
0 0 %<br />
SENEGAL | 243<br />
lungsnetze geliefert worden. Diese Verluste summierten<br />
sich 2005 auf 29,74 GWh gegenüber 13,74 GWh im Jahr<br />
2004 und 6,98 GWh im Jahr 2003. Der starke Anstieg<br />
der Energieverluste begründet sich auf Ausfälle (mit einer<br />
TABELLE 5:<br />
ENTWICKLUNG DER STROMERZEUGUNG IN SENEGAL, 1971<strong>–</strong>2006, IN GWH<br />
Erneuerbare Energien und Abfall 1971 1976 1981 1986 1991 1996 2001 2006<br />
Gas 400 500 600 750 900 1 000 1 600 2 000<br />
Wasserkraft 50 50 50 50 50 50 50 50<br />
Geothermie/Solar-/ Windenergie 0 0 0 0 20 100 0 50<br />
Geothermal/ solar/ wind 0 0 0 0 0 0 10 250<br />
Stromproduktion gesamt 0 0 0 0 0 0 100 20<br />
Source: IEA 2008<br />
Rate von 88%), unzureichende Produktionskapazitäten<br />
und Kündigungen großer Kunden (Verträge zwischen<br />
SENELEC und Großkunden wie Industrieunternehmen<br />
wurden aufgekündigt) 21 .<br />
Erneuerbare Energien<br />
Zurzeit ist die Verwendung von (neuen) erneuerbaren<br />
Energien in Senegal nicht weit verbreitet. Strom aus<br />
Wasserkraft beläuft sich auf 234 GWh (9,6%), Strom aus<br />
Biomasse auf 50 GWh (2,1%) und Solarenergie auf nur 4<br />
GWh (0,1%) 22 .<br />
Senegal verfügt über ein sehr großes, aber noch ungenutztes<br />
Potenzial an Solarenergie. Die Regierung Senegals<br />
rechnet damit, den Anteil erneuerbarer Energien in Zukunft<br />
zu erhöhen 23 . 1986 wurde das technisch nutzbare<br />
Potenzial der Wasserkraft in Senegal auf 4 250 GWh pro<br />
Jahr geschätzt 24 . Der Bau der 200-MW-Anlage in Manantali<br />
(800 GWh/Jahr) 25 als Teil des Senegal-Fluss-Projekts<br />
wurde wie geplant 1997 begonnen und 2001 erfolgreich<br />
abgeschlossen.<br />
Darüber hinaus haben Schott Solar, SMA Solar Technology<br />
und Kaïto ihr Pilotprojekt in Afrika erfolgreich<br />
abgeschlossen: Die erste solare Notstromanlage <strong>für</strong> ein senegalesisches<br />
Krankenhaus wurde am 18. Oktober 2008<br />
zusammen mit der Gemeinde Baïla offiziell eingeweiht.<br />
Auf dem Dach der Klinik produzieren 102 Schott Solarmodule<br />
rund 8 MWh Strom pro Jahr. Überschüssige<br />
Energie wird in Batterien gespeichert 26 .<br />
21 WAPP 2007<br />
22 IEA 2009<br />
23 <strong>GTZ</strong> 2007a<br />
24 Recipes 2006<br />
25 Senegal kontrolliert 60 MW der gesamt<br />
installierten Kapazität von 200 MW.<br />
26 Schott Solar 2008
Strompreise<br />
2002 wurden die Strompreise um 10% angehoben, um<br />
die staatlichen Subventionen zu reduzieren. Die variablen<br />
Kosten pro kWh belaufen sich auf 59,70 FCF/kWh<br />
<strong>für</strong> das gesamte Verbundnetz (einschließlich der Beschaffung),<br />
während Einheiten aus dem Netzwerk der<br />
SENELEC 58,14 FCFA/kWh kosten. Die Preise variieren<br />
zwischen 52,49 FCFA/kWh <strong>für</strong> das Kounoune Kraftwerk<br />
und 91,73 FCFA/kWh <strong>für</strong> das Aggreko SOGEM<br />
Kraftwerk. Bei beiden handelt es sich um thermische<br />
Kraftwerke. Dagegen belaufen sich die Produktionskosten<br />
<strong>für</strong> Strom aus dem Wasserkraftwerk Manantali auf nur<br />
18,41 FCFA/kWh.<br />
Der durchschnittliche Strompreis <strong>für</strong> den senegalesischen<br />
Endverbraucher betrug 2007 111 FCFA/kWh gegenüber<br />
90 FCFA/kWh im Jahr 2006. Dies entspricht einer Steigerung<br />
von 12,2%. Tabelle 7 zeigt die durchschnittlichen<br />
Strompreise <strong>für</strong> Endverbraucher.<br />
TABELLE 7:<br />
DURCHSCHNITTLICHE STROMPREISE FÜR ENDVERBRAUCHER 2003<strong>–</strong>2007<br />
Liberalisierung<br />
Mit der technischen und finanziellen Unterstützung der<br />
Weltbank und anderen Investoren hat die Regierung des<br />
Senegal im Dezember 1996 eine Reform zur Privatisierung<br />
des Stromsektors durchgeführt. Die Regierung war<br />
bestrebt, den Stromsektor umzugestalten und die Stromversorgung<br />
sowohl auf dem Land als auch in der Stadt<br />
auszubauen. Sie leitete institutionelle, rechtliche und regulatorische<br />
Reformen ein. Im März 1999 verkaufte die<br />
senegalesische Regierung 34% der Anteile an SENELEC<br />
an HQI/Elyo, ein Konsortium von Hydro-Quebec International<br />
und Elyo. Erhebliche Auseinandersetzungen<br />
folgten, insbesondere in den Bereichen Investitionen und<br />
Preisgestaltung.<br />
Die Teilprivatisierung von SENELEC hielt nur achtzehn<br />
Monate. Im September 2000 kündigte die neue Regierung<br />
SENEGAL | 244<br />
den Rückkauf der an HQI/Elyo verkauften Aktien an.<br />
Im Jahr 2001 versuchte die Regierung erneut, SENELEC<br />
zu privatisieren, dieses Mal mit einem neu entwickelten<br />
Modell ohne die Fehler, welche die erste Konstellation<br />
getrübt hatten. Obwohl zwei Konsortien Kaufangebote<br />
<strong>für</strong> dieses Modell unterbreiteten und trotz aktiver Verhandlungen<br />
mit beiden konnte keine Einigung erzielt<br />
werden und der Privatisierungsversuch wurde aufgegeben.<br />
SENELEC bleibt vollständig in staatlicher Hand,<br />
jedoch unter neuen rechtlichen Rahmenbedingungen 27 .<br />
In Senegal ist die Situation <strong>für</strong> unabhängige Stromerzeuger<br />
(IPPs) immer noch ziemlich schwierig. 1998 hat die<br />
senegalesische Regierung begonnen, den Energiesektor<br />
<strong>für</strong> Privatinvestoren zu öffnen. Das staatliche Unternehmen<br />
SENELEC wurde in eine Aktiengesellschaft gewandelt<br />
und das Marktsegment Stromproduktion wurde <strong>für</strong><br />
IPPs geöffnet. Allerdings wird SENELEC bis 2009 das<br />
Monopol <strong>für</strong> den Einkauf und die Verteilung von Strom<br />
2003 2004 2005 2006 2007<br />
Preis (FCFA/kWh) 83 82 79 90 101<br />
Preis (€/kWh) 0.126 0.125 0.120 0.137 0.154<br />
Quelle: SENELEC 2007<br />
halten. In der Praxis erschwert dies den Marktzugang <strong>für</strong><br />
IPPs, da SENELEC keine adäquaten Strompreise bezahlt.<br />
Zudem behindert SENELEC den Stromhandel<br />
mit Dritten, da eine Stromübertragung über das Netz von<br />
SENELEC <strong>für</strong> IPPs nicht möglich ist 28 .<br />
Laut der Deutschen Gesellschaft <strong>für</strong> Technische Zusammenarbeit<br />
(<strong>GTZ</strong>) verfügen drei große Industrieunternehmen<br />
in Senegal (das Chemieunternehmen ICS,<br />
der Zuckerproduzent CSS und der Erdnussvermarkter<br />
SONACOS) über eigene Stromerzeugungsanlagen, die<br />
Strom hauptsächlich <strong>für</strong> den Eigenbedarf produzieren.<br />
Wegen vertraglicher Differenzen mit SENELEC kam<br />
es zu keiner Einspeisung von Strom in das Netz von<br />
SENELEC 29 .<br />
Bis jetzt ist es noch nicht klar, wie sich die Situation<br />
auf dem Strommarkt nach 2009 entwickeln wird. Ein<br />
27 Gokgur 2006<br />
28 <strong>GTZ</strong> 2007 a<br />
29 <strong>GTZ</strong> 2007 a
wesentliches Hindernis <strong>für</strong> die weitere Liberalisierung<br />
des Strommarktes ist nach wie vor die fehlende Privatisierung<br />
der SENELEC. Derzeit bestehen die Strombezugsvereinbarungen<br />
(PPA) zwischen SENELEC und<br />
den IPPs meist aus Verträgen des Typs »Build-Own-<br />
Operate« (BOO) 30 .<br />
Ländliche Elektrifizierung<br />
2008 lag die Elektrifizierungsrate von Senegal bei rund<br />
33%. Im Vergleich zu 32% im Jahr 2001 hat sich damit<br />
die Situation nicht wesentlich verbessert 31 . In ländlichen<br />
Gebieten stieg die Elektrifizierungsrate 2007 auf 12,5%<br />
der Haushalte im Vergleich zu 8% im Jahr 2001. Die Elektrifizierung<br />
ländlicher Gebiete ist vor allem auf Regionen<br />
rund um die Ballungszentren begrenzt. Es leben jedoch<br />
56% der Bevölkerung (5 350 000 Einwohner) in 13 200<br />
Dörfern auf dem Land.<br />
Die senegalesische Agentur zur Elektrifizierung ländlicher<br />
Gebiete ASER, die 2000 gegründet wurde, entwickelte<br />
zusammen mit der Weltbank ein Konzessionsmodell. Die<br />
bisher noch nicht elektrifizierten ländlichen Gebiete in<br />
Senegal wurden auf insgesamt 11 geographische Konzessionsflächen<br />
aufgeteilt. Die Elektrifizierung dieser Gebiete<br />
ist von ASER öffentlich ausgeschrieben und soll von<br />
privaten Unternehmen durchgeführt werden. Das Konzessionsmodell<br />
umfasst folgende Elemente: Netzausbau,<br />
Versorgung isolierter Netzwerke und einzelner Haushalte<br />
(hauptsächlich über SHS-Systeme) 32 . Die Finanzierung<br />
dieser Bereiche wird durch den senegalesischen Staat und<br />
internationale Geldgeber gesichert (Weltbank; 3 Konzessionen;<br />
Kf W Entwicklungsbank: 1 Konzession; AfDB:<br />
1 Konzession; AFD: 1 Konzession). Für 5 Konzessionen<br />
gibt es bisher noch keine Finanzierung 33 . Erneuerbare<br />
Energien bieten ökonomische und ökologische Vorteile<br />
in dünn besiedelten ländlichen Gebieten. Die Kf W<br />
Entwicklungsbank zum Beispiel setzte einen Mindestanteil<br />
von 25% erneuerbare Energien in ihrer Konzession<br />
fest. 34<br />
2003 führte die Regierung mit Unterstützung der Weltbank<br />
das Schwerpunktprogramm zur Elektrifizierung<br />
ländlicher Gebiete (PPER) ein 35 . Das PPER hat zum Ziel,<br />
30 Jensen 2009<br />
31 UNDP 2008<br />
32 <strong>GTZ</strong> 2007<br />
33 Persönliche Information von Mansour Assani Dahouenon,<br />
<strong>GTZ</strong> Senegal, 20. Oktober 2009<br />
34 <strong>GTZ</strong> 2007a<br />
35 De Gouvello 2007<br />
SENEGAL |<br />
245<br />
den Zugang zu Elektrizität in ländlichen Gebieten von<br />
12,5% der Haushalte 2003 auf 62% bis zum Jahr 2022 zu<br />
verbessern. Die Ausschreibung <strong>für</strong> die erste Konzession,<br />
Dagana-Podor, wurde Anfang Juni 2006 durch die ASER<br />
gestartet. Die IDA wird 5,58 Mio. US $ zur Unterstützung<br />
des Projekts bereitstellen (inklusive 350.000 US $<br />
<strong>für</strong> PREMs), die GEF trägt weitere 1,1 Mio. US $ bei.<br />
Zur Unterstützung der Elektrifizierung des ländlichen<br />
Raums entwickelt die senegalesische Regierung auch PV-<br />
Programme 36 . Diese Technik wurde ausgewählt, um entlegene<br />
kleine Dörfer mit maximal 460 Einwohnen (das<br />
entspricht einer Zielgruppe von mehr als 13 000 Dörfern)<br />
mit Strom zu versorgen. In der Region Foundigne wurde<br />
ein Pilotprojekt gestartet, und 2003 lieferte und installierte<br />
Isofoton die ersten 10 000 SHS-Systeme mit 50 Wp<br />
sowie 4 Kraftwerke mit 10 bis 20 kWp.<br />
Der Bau von kleinen isolierten Netzwerken zur dörflichen<br />
Stromversorgung ist eine Besonderheit des Senegal. Diese<br />
sogenannten ERILs (Electrification Rural par des Initiatives<br />
Locales) bieten große Chancen <strong>für</strong> die Einführung<br />
erneuerbarer Energien. 37<br />
11.3 Marktakteure<br />
Im Anschluss an die institutionelle Reform 1998 wurde<br />
der Stromsektor in Senegal in drei Untereinheiten aufgeteilt:<br />
den nationale Energieversorger SENELEC, die<br />
Agentur zur Elektrifizierung ländlicher Gebiete (ASER)<br />
und die Stromaufsichtsbehörde.<br />
Ministére de l'Energie (Ministry of Energy)<br />
Das Ministerium <strong>für</strong> Energie hat die Gesamtverantwortung<br />
<strong>für</strong> Senegals Energiesektor und enthält unter anderem<br />
eine Abteilung <strong>für</strong> erneuerbare Energien (Direction<br />
des Energies Renouvelables). Weitere Informationen zu<br />
diesem Thema können unter http://www.energie.gouv.<br />
sn/index.php abgerufen werden.<br />
36 Gonzalez 2003<br />
37 <strong>GTZ</strong> 2007a
Ministère de l’Environnement, de la Protection de la<br />
nature, des Bassins de rétention et des Lacs artificiels<br />
(Ministerium <strong>für</strong> Umwelt, Naturschutz, Retentionsbecken<br />
und künstliche Seen)<br />
Das Umweltministerium ist <strong>für</strong> den ganzen Umweltsektor<br />
verantwortlich. Es überwacht die Umsetzung der Gesetze<br />
und Verordnungen. Das Ministerium stellt darüber<br />
hinaus die nationale Aufsichtsbehörde (DNA) <strong>für</strong> CDM-<br />
Projekte (siehe Abschnitt 1.5). Weitere Informationen zu<br />
diesem Thema können unter http://www.environnement.<br />
gouv.sn/ abgerufen werden.<br />
SENELEC (Société nationale d’électricité du Sénégal)<br />
SENELEC ist das nationale Elektrizitätsunternehmen Senegals<br />
und ist 1983 nach der Verstaatlichung aus der Fusion<br />
von Electricité du Sénégal und Société Sénégalaise de Distribution<br />
d’Electricité hervorgegangen. 1998 wurden die<br />
Agentur zur Elektrifizierung ländlicher Gebiete (ASER)<br />
und die Stromaufsichtsbehörde abgespalten und das Unternehmen<br />
wurde privatisiert. 1999 hat das HQI/Elyo Konsortium<br />
von Hydro-Québec International und Elyo (Suez<br />
Lyonnaise des Eaux) 34% der SENELEC Aktien erworben.<br />
Der Verkauf wurde im März 2000 vom Präsidenten Abdoulaye<br />
Wade rückgängig gemacht, und HQI/Elyo zog<br />
sich aus dem Geschäft in Senegal im Januar 2001 zurück.<br />
SENELEC hat über 2 500 Angestellte, 298 Führungskräfte,<br />
1 216 Kontrolleure und 978 Vollstreckungsbeamte.<br />
2007 hatte SENELEC 711 600 Kunden und einen<br />
Umsatz von 180 500 Mio. FCFA (275 Mio. €). 2006<br />
erhielt SENELEC 88 Mrd. FCFA an Subventionen. Die<br />
Zahlungsrückstände von SENELEC-Kunden allein belaufen<br />
sich auf 1,5% des BIP.<br />
ASER<br />
(Agentur zur Elektrifizierung ländlicher Gebiete)<br />
Um das Problem der geringen Elektrifizierung im ländlichen<br />
Raum zu lösen, hat die senegalesische Regierung<br />
1998 erhebliche Veränderungen im Stromsektor eingeführt.<br />
Diese Reformen, die im Gesetz 98-29 vom 14. April<br />
1998 verankert sind, sollen vor allem die Stromversorgung<br />
im ganzen Land zu geringeren Kosten und den Zugang zu<br />
elektrischem Strom, insbesondere in ländlichen Gebieten,<br />
SENEGAL |<br />
246<br />
sicherstellen. Auf der Grundlage des Gesetzes wurde eine<br />
Agentur gegründet, die sich ausschließlich um die Elektrifizierung<br />
ländlicher Gebiete kümmert: die ASER. Ihre<br />
Hauptaufgabe ist das Vorantreiben der Elektrifizierung<br />
ländlicher Gebiete sowie die technische und finanzielle<br />
Unterstützung von Projekten zur Elektrifizierung, die im<br />
Rahmen der vom Energieminister festgelegten Energiepolitik<br />
durchgeführt werden.<br />
Im Jahr 2007 hatte die ASER bereits 60 Mio. USD an öffentlichen<br />
Mitteln <strong>für</strong> das Programm akquiriert. Die Republik<br />
Senegal und internationale Partner wie die Weltbank<br />
(mit 15 Mrd. FCFA), die Banque Ouest Africaine<br />
de Développement (mit 7 Mrd. FCFA), die Kf W (mit<br />
4,2 Mrd. FCFA), die Europäische Union (mit 4,2 Mrd.<br />
FCFA bzw. 6,4 Mio. €) und die Französische Agentur <strong>für</strong><br />
Entwicklungszusammenarbeit (AFD) (mit 5 Mrd. FCFA<br />
bzw. 7,6 Mio. €) unterstützen gemeinsam das Programm.<br />
Commission de régulation du secteur<br />
de l’électricité (CRSE) (Electricity Regulatory Board)<br />
Die Stromaufsichtsbehörde CRSE, die nach dem Reformgesetz<br />
98-29 vom 14. April 1998 gegründet wurde, ist eine<br />
unabhängige Behörde. Sie regelt Stromproduktion, -transport,<br />
-verteilung und -verkauf in Senegal. Sie bietet auch<br />
Beratungsleistungen <strong>für</strong> das Ministerium <strong>für</strong> Energie an.<br />
Die Behörde verfolgt insbesondere folgende Ziele:<br />
• Förderung einer rationellen Entwicklung der Energieversorgung<br />
• Sicherstellung des wirtschaftlichen und finanziellen<br />
Gleichgewichts auf dem Strommarkt und Aufrechterhaltung<br />
der notwendigen Bedingungen <strong>für</strong> Wirtschaftlichkeit<br />
• Sicherstellung der Finanzierbarkeit auf dem Strommarkt,<br />
so dass die beteiligten Unternehmen eine angemessene<br />
Rendite <strong>für</strong> ihre Investition erzielen können<br />
• Förderung von Wettbewerb und privater Beteiligung<br />
an Stromerzeugung, -übertragung, -verteilung und<br />
-verkauf<br />
• Berücksichtigung sozialer Belange durch Wahrung<br />
von Verbraucherinteressen und Schutz von Verbraucherrechten<br />
in Hinblick auf Strompreis, -angebot und<br />
-qualität.
Centre d’Études et de Recherches<br />
sur les Énergies Renouvelables (CERER)<br />
CERER ist ein Universitätsinstitut, das sich der Forschung<br />
<strong>für</strong> erneuerbare Energien verschrieben hat. Die<br />
Forschungsthemen umfassen meteorologische Phänomene,<br />
geeignete Technologien zur Nutzung von Solarenergie<br />
und anderer Arten von erneuerbarer Energien<br />
sowie Kernkraft. Dies deckt die Sektoren Photovoltaik,<br />
Solarthermie, Bio- und Windenergie ab. Das Institut<br />
führt Untersuchungen, Tests von Prototypen und weitere<br />
Messungen wie zum Beispiel Messung von Windgeschwindigkeiten<br />
durch.<br />
Private Akteure<br />
SENELEC hat ein Monopol auf Stromübertragung und<br />
-verteilung. Die Stromerzeugung, vor allem auf BOO-Basis,<br />
ist offen <strong>für</strong> den privaten Sektor. Dabei trifft SENELEC<br />
als einziger Käufer Stromabnehmervereinbarungen (PPA)<br />
mit unabhängigen Energieversorgern (IPP). Die General<br />
Electric/GTI Dakar, ein unabhängiger Energieversorger,<br />
speist seit 1998 etwa 20% des von SENELEC verkauften<br />
Stroms in das Netz ein. Damit wird eine installierte Leistung<br />
von 56 MW erreicht. Seit Januar 2008 ist der zweite<br />
unabhängige Energieversorger Kounoune 1 mit 67,5 MW<br />
an der Stromversorgung Senegals beteiligt. Kounoune 1<br />
wird von der International Finance Corporation, Mitsubishi<br />
und Matelec S.A.L. gefördert. Letzerer dient als strategischer<br />
Partner und stellt einen Geschäftsbereich der Doumet<br />
Gruppe aus dem Libanon dar.<br />
Weitere wichtige Marktteilnehmer 38 im Bereich der erneuerbaren<br />
Energien sind die Beratungsagentur SEMIS 39<br />
und das Solarunternehmen Total Energie Afrique de<br />
l‘Ouest (TEAO), an dem unter anderem die senegalesische<br />
Firma AME Solar 40 , die Solarkollektoren verkauft,<br />
installiert und unterhält, beteiligt ist. Außerdem ist EIC,<br />
ein Unternehmen aus Saint-Louis, in diesem Sektor vertreten.<br />
Es produziert windbetriebene Wasserpumpen <strong>für</strong><br />
den lokalen Markt.<br />
Verbände<br />
Die senegalesische Gesellschaft <strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />
(Société Africaine des Énergies Renouvelables, SAER) ist<br />
38 Die Adressen der Unternehmen sind zu finden<br />
unter http://www.areed.org/country/senegal/contacts.pdf.<br />
39 Services de l‘Énergie en Milieu Sahelien (SEMIS), 1987 gegründet,<br />
erstellt Studien und Gutachten zu den Themen Wasserkraft, Elektrifizierung,<br />
traditionelle Formen der Energieerzeugung und Bewässerung.<br />
40 AME Solar plant in den kommenden Jahren die Errichtung von Produktionsanlagen<br />
<strong>für</strong> Solarkollektoren. Das Unternehmen erhält finanzielle Unterstützung<br />
in Form eines Darlehens des African Rural Energy Enterprise Development<br />
Programms (AREED) in Höhe von 41 000 US $.<br />
SENEGAL |<br />
247<br />
in den Bereichen Wind- und Solarenergie tätig. Neben<br />
der Durchführung eigener Projekte beteiligte sich die<br />
SAER in der Vergangenheit auch an verschiedenen Projekten,<br />
die von bilateralen und multilateralen Investoren<br />
(Weltbank, UNDP, Regierung der Niederlande) gefördert<br />
wurden.<br />
11.4 Politische Rahmenbedingungen<br />
im Energiesektor<br />
2003 wurde in Senegal die Nationale Energiestrategie veröffentlicht.<br />
Das Strategiepapier zur Entwicklung des Energiesektors<br />
(Lettre de Politique de Développement du Secteur<br />
de l‘Energie) vom 9. April 2003 zeigt auf, wo die Probleme<br />
des senegalesischen Energiesektors liegen (nämlich insbesondere<br />
im Defizit bei den Stromerzeugungskapazitäten<br />
und in der fehlenden Elektrifizierung <strong>für</strong> die Mehrheit der<br />
Bevölkerung) und legt die Rahmenbedingungen <strong>für</strong> die<br />
Energiepolitik der kommenden Jahre fest. Dazu gehören<br />
insbesondere die Bereitstellung von modernen Energieformen<br />
als Instrument der Armutsbekämpfung (vor allem im<br />
Rahmen der Elektrifizierung ländlicher Gebiete) und die<br />
Umstrukturierung des Energiesektors (in Verbindung mit<br />
einer größeren Rolle <strong>für</strong> den privaten Sektor).<br />
Die senegalesische Regierung begann mit der Reform des<br />
Stromsektors und der Öffnung <strong>für</strong> private Investoren im<br />
Jahr 1998. Zwei Gesetze aus diesem Jahr (98-29 41 und<br />
98-06) brachten eine staatliche Regulierungsbehörde <strong>für</strong><br />
den Stromsektor hervor (Commission de Régulation du<br />
Secteur de l’Electricité, CRSE) und überführten die staatliche<br />
SENELEC in eine Aktiengesellschaft.<br />
Zeitgleich wurde der Stromerzeugungssektor <strong>für</strong> nicht<br />
staatliche Stromerzeuger geöffnet (IPP).<br />
In ihrem Strategiepapier zur Entwicklung des Energiesektors<br />
erklärte die senegalesische Regierung, dass dem Bau<br />
neuer Kraftwerke durch private Unternehmen Vorrang<br />
gegeben werden sollte. Der Grund da<strong>für</strong> ist vor allem der<br />
chronische Mangel an Kapital, mit dem sich SENELEC<br />
auseinandersetzen muss. Bis zum Jahr 2009 besitzt<br />
SENELEC jedoch das Monopol <strong>für</strong> Verkauf und Verteilung<br />
der Elektrizität 42 .<br />
41 Loi d’Orientation Relative au Secteur de l’Electricité<br />
(Mantelgesetz <strong>für</strong> den Stromsektor)<br />
42 <strong>GTZ</strong> 2007a
Das Gesetz 2002-01 schwächt das Ziel des Gesetzes<br />
1998/29 ab, das SENELEC verpflichtet, neue Produktionskapazitäten<br />
<strong>für</strong> private Anbieter auszuschreiben. Die<br />
Gesetzgebung und die jüngsten Entwicklungen bei der<br />
Regulierung des Strommarktes unterliegen der Aufsichtsbehörde<br />
CRSE 43 , darunter auch Beschluss Nr. 2009-04,<br />
der die SENELEC-Tarife <strong>für</strong> Strom, der ausschließlich <strong>für</strong><br />
Endkunden bestimmt ist, festlegt. Elektrifizierung ländlicher<br />
Gebiete und Entwicklung von bi- oder multilateralen<br />
Investitionsprogrammen sind ein vorrangiges Thema <strong>für</strong><br />
die senegalesische Regierung. Ihr Ziel ist es, den Stromanschluss<br />
im ländlichen Raum von 16% auf 50% bis zum<br />
Jahre 2012 zu erhöhen 44 .<br />
Gegenwärtig konzentrieren sich die Bemühungen der<br />
Regierung auf die Ausweitung des Bestandes an nationalen<br />
Kraftwerken (vorzugsweise unter Einbeziehung von<br />
IPPs) und mit Schwerpunkt auf der Elektrifizierung ländlicher<br />
Gebiete. In diesem Zusammenhang liegt der Fokus<br />
der Regierung auf konventionellen Wärmekraftwerken,<br />
wenngleich das Bewusstsein um die Wichtigkeit einer<br />
Diversifizierung der Energieversorgung und damit auch<br />
um die Wichtigkeit erneuerbaren Energien wächst.<br />
Erneuerbare Energien werden insbesondere in Hinblick<br />
auf die Elektrifizierung ländlicher Gebiete und auf die<br />
Produktion von Biokraftstoffen berücksichtigt.<br />
11.5 Rahmenbedingungen<br />
<strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />
Strategien und Ziele <strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />
Das Ministerium <strong>für</strong> Energie strebt einen Mindestanteil<br />
der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung von<br />
15% in 2020 an 45 .<br />
Die senegalesische Regierung arbeitet derzeit an einer<br />
Strategie <strong>für</strong> erneuerbare Energien, die Ergebnisse sind<br />
jedoch noch nicht verfügbar 46 . Die Strategie soll unmittelbar<br />
nach der Fertigstellung einer Studie über erneuerbare<br />
Energien, welche durch die Französische Agentur <strong>für</strong><br />
Entwicklungszusammenarbeit AFD finanziert wird, veröffentlicht<br />
werden. Diese Studie wird zurzeit erstellt, um<br />
unter anderem die Machbarkeit einer Einspeisevergütung<br />
43 http://www.crse.sn/electricite.php<br />
44 UNDP 2008<br />
45 Louis Seck (Department of Renewables<br />
Energies of the Ministry of Energy) in Jensen 2009<br />
46 Jensen 2009 sowie persönliche Information von Mansour Assani Dahouenon,<br />
<strong>GTZ</strong> Senegal, vom 20. Oktober 2009<br />
SENEGAL |<br />
248<br />
<strong>für</strong> erneuerbare Energien in Senegal zu prüfen. Sie soll im<br />
Juni 2010 veröffentlicht werden und wird voraussichtlich<br />
detaillierte Empfehlungen über Tarifstufen beinhalten.<br />
Als ein Ergebnis wird erhofft, dass die Implementierung<br />
eines Einspeisegesetzes durch das senegalesische Parlament<br />
bis Ende 2010 realisiert wird. Die <strong>GTZ</strong> begleitet<br />
hierbei den gesamten Prozess der Gesetzesentwicklung<br />
<strong>für</strong> erneuerbare Energien (inklusive der durch AFD).<br />
Gesetzliche Rahmenbedingungen<br />
und Förderung erneuerbarer Energien<br />
Derzeit gibt es in Senegal weder direkte Fördermittel zur<br />
Regulierung des Netzzugangs noch Mittel zur Regulierung<br />
der Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energien<br />
in das nationale Netz und der dazugehörigen Tarife.<br />
Obwohl Präsident Abdoulaye Wade immer wieder auf die<br />
Bedeutung der erneuerbaren Energien verweist und die<br />
Gewährung einer Einspeisevergütung schon seit längerer<br />
Zeit diskutiert wird, wurde die Einführung eines wirkungsvollen<br />
Förderinstruments bis jetzt hinausgeschoben<br />
47 . Im Rahmen des bis Ende 2010 geplanten Gesetzes<br />
<strong>für</strong> erneuerbare Energien wird jedoch auch ein Einspeisegesetz<br />
eingeführt werden. Das Ministerium <strong>für</strong> Energie<br />
hat beschlossen, ein neues Gesetz zu verabschieden, das<br />
unabhängig von dem bestehenden Gesetz 98-29 vom 14.<br />
April 1998 gelten wird, da dieses sich ausschließlich mit konventionellen<br />
Energien innerhalb des Stromsektors befasst 48 .<br />
Senegal hat sechs Schwerpunkte <strong>für</strong> Investitionen definiert::<br />
Agrarindustrie, Telekommunikation, Tourismus,<br />
Textilindustrie, Fischzucht und Bergbau. Erneuerbare<br />
Energien werden in diesem Zusammenhang nicht genannt.<br />
Dennoch existieren Förderinstrumente <strong>für</strong> Investoren<br />
im Bereich der erneuerbaren Energien, insbesondere<br />
<strong>für</strong> Solar- und Windenergieanlagen. So gibt es beispielsweise<br />
Steuervergünstigungen auf die Einkommens- oder<br />
Körperschaftsteuer (30%) und auf die Mehrwertsteuer<br />
(7%) 49 . Die senegalesische Regierung unterstützt außerdem<br />
die Elektrifizierung ländlicher Gebiete (siehe oben).<br />
Als Teil des Konzessionsmodells, das von der senegalesischen<br />
Regierung in Auftrag gegeben wurde, spielen eneuerbare<br />
Energien hier eine wichtige Rolle.<br />
Die rechtlichen Voraussetzungen <strong>für</strong> erneuerbaren Ener-<br />
47 Jensen 2009<br />
48 Persönliche Information von Mansour Assani Dahouenon,<br />
<strong>GTZ</strong> Senegal, 20.Oktober 2009<br />
49 Recht kompakt Senegal, bfai, Stand: April 2007, in <strong>GTZ</strong> 2007b
gien müssen noch geklärt werden. Da bislang noch keine<br />
Projekte realisiert wurden, müssen neue Verträge individuell<br />
ausgehandelt werden. Es existieren zwar standardisierte<br />
Stromkaufverträge, die so genannten Standard<br />
Power Purchase Agreements (PPA), jedoch nur <strong>für</strong> Kraftwerke,<br />
die mit fossilen Brennstoffen betrieben werden,<br />
nicht aber <strong>für</strong> Anlagen, die mit erneuerbaren Energien<br />
arbeiten 50 . In Senegal gibt es bereits einige Unternehmen<br />
und Joint Ventures im Bereich erneuerbare Energien, jedoch<br />
werden sie nur dann in diesen Markt weiter investieren,<br />
wenn die rechtlichen Rahmenbedingungen festgelegt<br />
worden sind 51 .<br />
Clean Development Mechanism<br />
Einkünfte aus CDM-Projekten könnten ein wichtiger<br />
Anreiz sein, um die Attraktivität von Projekten mit erneuerbaren<br />
Energien zu erhöhen. Im Bereich CDM ist Senegal<br />
eines der politisch aktivsten Länder unter den afrikanischen<br />
Ländern südlich der Sahara52 . Bereits in den späten<br />
1990-er Jahren wurden durch den Staatssekretär des Umweltministeriums<br />
zwei CDM-Workshops in Dakar organisiert. Im<br />
Februar 2005 wurde eine nationale Aufsichtsbehörde (DNA)<br />
innerhalb der »Direction de l’Environnement et des Etablissements<br />
Classés« eingerichte. Eine Senegalesin, Cheikh<br />
Sylla, war bis 2007 Mitglied des CDM-Präsidiums und<br />
Massamba Thioye, ein senegalesischer Berater, ist Mitglied<br />
des CDM-Methodologieforums und des CDM-<br />
Akkreditierungsforums. Im Januar 2007 wurde eine Absichtserklärung<br />
(Memorandum of Understanding) zur<br />
TABELLE 8:<br />
SENEGALESISCHE CDM-PROJEKTE IM OKTOBER 2009<br />
Projekt Ort Status Typ<br />
M’beubeuss Deponiegasprojekt<br />
Teilweise Substitution von<br />
Kohle durch Jatropha- und<br />
Biomasserückständen in<br />
der Produktion von Portland<br />
Cement<br />
Projekt zur Verbesserung<br />
der Energieeffizienz in der<br />
CSS Zuckerfabrik<br />
Quelle: UNDP Risø 2009<br />
50 Persönliche Information von Nicolas Martin Granel<br />
(CEGELEC Toulouse), Telefonat vom 04.09.2009<br />
51 Louis Seck (Abteilung erneuerbare Energien im<br />
Ministerium <strong>für</strong> Energie und Bergbau) in Jensen 2009<br />
52 <strong>GTZ</strong> 2008<br />
Dakar Validierung<br />
abgeschlossen<br />
Dakar in Validierung Biomasse (<br />
landwirtschaftliche<br />
Abfallprodukte)<br />
Saint-Louis in Validierung Biomasse (Energie<br />
aus Bagasse)<br />
SENEGAL | 249<br />
Entwicklung von CDM-Projekten mit Frankreich vereinbart.<br />
Trotz dieser politischen Unterstützung und einer<br />
Reihe von Aktivitäten zum Aufbau von Kapazitäten hat<br />
sich die senegalesische CDM-Projekt-Pipeline bis jetzt<br />
nur sehr langsam entwickelt. Derzeit sind 21 Projekte in<br />
Planung, aber noch keines von ihnen wurde offiziell registriert.<br />
Nur ein Deponiegasprojekt hat die Validierung abgeschlossen,<br />
zwei Biomasseprojekte sind zurzeit noch im<br />
Validierungsprozess (siehe Tabelle 7). Der Community<br />
Development Carbon Fund (CDCF) der Weltbank unterzeichnete<br />
kürzlich eine Emissionshandelsvereinbarung<br />
über 120 000 CER, die aus einem Programm stammen,<br />
das 1,5 Mio. Kompakt-Leuchtstofflampen an ländliche<br />
Haushalte verteilen wird.<br />
Die Haupthindernisse bei der Entwicklung von CDM-<br />
Projekten in Senegal sind die fehlende Einbeziehung der<br />
lokalen Finanzinstitute in den Prozess des Kapazitätenaufbaus,<br />
das Fehlen amtlicher und öffentlich zugänglicher<br />
Daten <strong>für</strong> Musterprojekte und die geltenden Zulassungsbestimmungen<br />
<strong>für</strong> CDM Projekte 53 .<br />
Weitere Informationen über senegalesische CDM-<br />
Projekte sind auf der Webseite der Direction de<br />
l‘Environnement et des Etablissements Classés 54 zu finden.<br />
Drei der dort vorgestellten Projekte wurden 2008<br />
konzipiert und eingereicht.<br />
Begrenzte Kapazitäten im Bereich CDM sind bei der Organisation<br />
Environmental Development Action (ENDA)<br />
vorhanden, die sich das nötige Know-how <strong>für</strong> die Entwicklung<br />
von CDM-Projekt erworben hat. Des Weiteren<br />
53 UNDP 2008<br />
54 http://www.denv.gouv.sn/<br />
Jährliche<br />
Einsparung<br />
[ktCO ² e/Jahr] Prüfer<br />
Deponiegas 131 SGS<br />
89 DNV<br />
38 BV Cert
plant der schon oben erwähnte senegalische Berater, Massamba<br />
Thioye, ein CDM-Beratungsunternehmen.<br />
Aktivitäten internationaler Geber<br />
Die Deutsche Entwicklungsgesellschaft ist einer der wichtigsten<br />
Kooperationspartner des Senegal. Im Zeitraum<br />
2006/2007 hat sie eine Summe von 36,5 Mio. € bereitgestellt.<br />
Die wichtigsten Organisationen zur Realisation<br />
der finanzierten Projekte in Senegal sind die Gesellschaft<br />
<strong>für</strong> technische Zusammenarbeit (<strong>GTZ</strong>) und die Kreditanstalt<br />
<strong>für</strong> Wiederaufbau (Kf W) 55 .<br />
Das TERNA Wind Energy Programm der <strong>GTZ</strong> ist<br />
das wichtigste internationale Programm im Bereich der<br />
Windenergie. Im Rahmen eines laufenden Projektes<br />
wurden Windmessungen <strong>für</strong> zwei Standorte (Kayar und<br />
Potou an der Küste zwischen Dakar und Saint-Louis)<br />
durchgeführt. Des Weiteren wird derzeit eine Machbarkeitsstudie<br />
<strong>für</strong> Potou erstellt 56 .<br />
Darüber hinaus unterstützt das <strong>GTZ</strong>-Programm PERA-<br />
COD die ASER und die zuständige Direktion des Energieministeriums<br />
bei der Durchführung des Netzausbaus<br />
im ländlichen Raum und der Einrichtung von Ausbildungsstätten<br />
sowie den privaten Sektor bei der Umsetzung<br />
der geplanten Maßnahmen. Das Programm, das von<br />
2003 bis 2015 laufen wird, nutzt auch Mittel aus der EU<br />
Energy Facility und dem »Energising Development Program«<br />
der niederländischen Generaldirektion <strong>für</strong> Entwicklungszusammenarbeit<br />
<strong>–</strong> DGIS 57 . Ebenfalls Teil des<br />
Programms sind ein Projekt zur Einführung effizienterer<br />
Herde und Beratungsleistungen zur Schaffung günstiger<br />
Rahmenbedingungen zur Förderung erneuerbarer Energien<br />
(die gemeinsam mit der Französischen Agentur <strong>für</strong><br />
Entwicklungszusammenarbeit erbracht werden).<br />
Erneuerbare Energien und Energieeffizienz werden einen<br />
neuen Schwerpunkt in der deutsch-senegalesischen Entwicklungszusammenarbeit<br />
bilden; eine entsprechende<br />
Strategie ist derzeit in Ausarbeitung.<br />
Internationale Investoren spielen eine wichtige Rolle<br />
bei der Finanzierung von Projekten zur Elektrifizierung<br />
ländlicher Gebiete. Die wichtigsten internationalen Investoren<br />
sind die Weltbank und die Kf W Entwicklungsbank<br />
(siehe oben). Andere internationale Hilfsorgani-<br />
55 Auswärtiges Amt 2009<br />
56 <strong>GTZ</strong> 2009<br />
57 Baur 2009<br />
SENEGAL |<br />
250<br />
sationen sind ebenfalls in Senegal aktiv. Beispielsweise<br />
fördert die Französische Agentur <strong>für</strong> Entwicklungszusammenarbeit<br />
eine Machbarkeitsstudie zu Einspeisetarifen<br />
<strong>für</strong> erneuerbare Energien in Senegal (siehe oben).<br />
Im Jahr 2008 zahlte die Export Development Bank of<br />
Iran 32 Mio. € an SENELEC <strong>für</strong> den Bau von Hochspannungsleitungen<br />
58 .<br />
11.6 Marktpotenzial <strong>für</strong> Windenergie<br />
Windenergiepotenzial<br />
Das Windkraftpotenzial von Senegal konzentriert sich<br />
entlang der Küste, vor allem an der Nordküste zwischen<br />
Dakar und Saint-Louis. In einer Studie des senegalischen<br />
Wetterdienstes wurden an dem 50 km langen Küstenstreifen<br />
zwischen Dakar und Saint-Louis Windgeschwindigkeiten<br />
von 3,7<strong>–</strong> 6,1 m/s gemessen. CERER hatte eine<br />
durchschnittliche jährliche Geschwindigkeit von 5,8 m/s<br />
an der Nordküste und 4,2 m/s an der Südküste ermittelt<br />
59 . Im Landesinneren betragen die durchschnittlichen<br />
Windgeschwindigkeiten 2<strong>–</strong>3 m/s und sind daher nur <strong>für</strong><br />
eine traditionelle oder kombinierte Nutzung von Windenergie<br />
interessant (Windturbinen <strong>für</strong> Wasserpumpen<br />
und kombinierte Wind/Hydro-Systeme) 60 .<br />
Die afrikanische Windenergiegesellschaft AfriWEA 61<br />
nennt als Informationsquelle zum senegalesischen<br />
Windpotenzial nur das <strong>GTZ</strong> TERNA Wind Energy<br />
Program, eine Studie von InWEnt (über die Windverhältnisse<br />
in Afrika) 62 und lokale Messungen von ALIZE<br />
(einer Organisation <strong>für</strong> den Betrieb von Wasserpumpen<br />
mit erneuerbaren Energien, unter anderem mit Wind) 63 .<br />
ALIZE war ein groß angelegtes Programm, das von der<br />
EU und der Französischen Agentur <strong>für</strong> Entwicklungszusammenarbeit<br />
(AFD) unterstützt wurde. Im Rahmen<br />
von ALIZE hatten CERER und externe Berater bis<br />
Mitte der 1990-er Jahre Daten erhoben.<br />
InWent verzeichnet an der Küste Senegals durchschnittliche<br />
Windgeschwindigkeiten zwischen 4,5 und 5,5 m/s in<br />
der Nabenhöhe ihrer Referenzturbine (45 m). Allerdings<br />
sind diese Werte aufgrund von nahegelegenen Hindernissen<br />
(wie Gebäude oder Bäume) vergleichsweise niedrig 64 .<br />
58 EDBI 2008<br />
59 <strong>GTZ</strong> 2007a<br />
60 TERNA 2004<br />
61 http://www.afriwea.org/en/senegal.htm<br />
62 InWEnt 2004<br />
63 See http://www.alizes-eole.com/senegal/vent.htm<br />
64 InWEnt 2004
Von Juli 2007 bis Juli 2008 wurden im Rahmen des<br />
<strong>GTZ</strong> TERNA Wind Energy Program und diverser Aktivitäten<br />
zum Aufbau von Kazapitäten an den beiden<br />
Küstenstandorten Kayar und Potou Windmessungen<br />
durch Windguard durchgeführt. Potou zeigte mit einer<br />
durchschnittlichen jährlichen Windgeschwindigkeit<br />
von 6,4 m/s in 70 m Höhe weit bessere Ergebnisse<br />
als Kayar mit 5,8 m/s. Diese Messungen haben erste<br />
verlässliche Winddaten <strong>für</strong> Senegal geliefert, da in den<br />
bislang durchgeführten Studien die Rahmenbedingungen<br />
der Messungen nicht mit publiziert wurden 65 .<br />
Basierend auf diesen Ergebnissen planen die <strong>GTZ</strong><br />
und ihr senegalesisches Partner nun die Durchführung<br />
einer Machbarkeitsstudie <strong>für</strong> einen Windpark<br />
am Standort Potou 66 . Sobald diese abgeschlossen ist,<br />
werden die Ergebnisse interessierten Projektentwicklern<br />
und Investoren zur Verfügung gestellt. Winddaten<br />
aus größerer Höhe sind auf der Webseite von 3tier zu<br />
finden (http://firstlook.3tier.com/). 3tier bietet eine<br />
erste Windbewertung <strong>für</strong> verschiedene Nabenhöhen<br />
(20/50/80 m) und Standorte an.<br />
Rahmenbedingungen <strong>für</strong> Windenergie<br />
Für die Nutzung der Windenergie wurde noch kein<br />
konkretes Ziel festgelegt 67 . Für Windenergie gibt es<br />
in Senegal noch keine Fördermittel (siehe oben). Da<br />
die durchschnittlichen Windgeschwindigkeiten sogar<br />
an günstigen Standorten wie im Norden der senegalesischen<br />
Küste nur mittlere Werte aufweisen, wird eine<br />
finanzielle Unterstützung der Windenergie zur Realisierung<br />
von Projekten erforderlich sein 68 .<br />
Das Genehmigungsverfahren <strong>für</strong> Windkraftanlagen ist<br />
nicht standardisiert und damit zeitaufwendig. Die erforderlichen<br />
Genehmigungen sind mit den Verfahren<br />
in Europa vergleichbar, so werden zum Beispiel auch<br />
hier Baugenehmigungen und ein Umweltzertifikat benötigt<br />
69 . Darüber hinaus ist es ratsam, auch die Einwilligung<br />
des Dorfgemeinderats einzuholen 70 .<br />
65 <strong>GTZ</strong> 2007 a<br />
66 <strong>GTZ</strong> 2009<br />
67 Persönliche Information von Nicolas Martin Granel<br />
(CEGELEC Toulouse), Telefonat vom 04.09.2009<br />
68 Persönliche Information von Dr. Rehfeldt, Deutsche Windguardt,<br />
Telefonat vom 04.09.09, und Nicolas Martin Granel (CEGELEC Toulouse),<br />
Telefonat vom 04.09.2009<br />
69 Persönliche Information von Nicolas Martin Granel (CEGELEC Toulouse),<br />
Telefonat vom 04.09.2009<br />
70 Jensen 2009<br />
SENEGAL |<br />
251<br />
Die Bedingungen zur Netzanbindung von Windkraftanlagen<br />
sind unklar, da bis heute keine Windenergieanlagen<br />
im Land realisiert wurden. Eine Schulung der staatlichen<br />
Behörden und des Personals von SENELEC zu den<br />
rechtlichen, technischen und wirtschaftlichen Aspekten<br />
der Windenergienutzung scheint dringend angebracht 71 .<br />
Der Strommarkt ist offiziell in die drei Bereiche Erzeugung,<br />
Übertragung und Verteilung getrennt, jedoch hält<br />
SENELEC noch immer (Stand 2009) ein Monopol <strong>für</strong><br />
den Verkauf und die Verteilung von Elektrizität. Dies<br />
führt zu Rechtsunsicherheit und stellt ein Hindernis <strong>für</strong><br />
private Investoren und Projektentwickler 72 dar.<br />
Selbst große Industrieunternehmen der Privatwirschaft<br />
73 , die Elektrizität zur Eigenversorgung generieren<br />
(teilweise aus landwirtschaftlichen Rückständen), sind<br />
noch zu keiner Einigung über Stromnetzeinspeisungen<br />
(d.h. Stromkaufverträge) mit SENELEC gekommen 74 .<br />
Es liegen keine Informationen über konkrete Netzausbaupläne<br />
<strong>für</strong> kommerzielle Windenergieanlagen vor, die<br />
an der Nordküste von Senegal errichtet werden könnten.<br />
Derzeitige Nutzung von<br />
Windenergie und geplante Projekte<br />
Ende 2008 betrug die installierte Leistung im Bereich<br />
Windenergie in Senegal zwischen 0 und 10 KW 75 . Im<br />
Jahr 2009 wurden keine kommerziellen Windenergieanlagen<br />
in Senegal errichtet, obwohl Pläne <strong>für</strong> Pilotprojekte<br />
existieren.<br />
Die Nutzung der Windenergie mit Mehrflügel-Windkraftanlagen<br />
<strong>für</strong> Wasserpumpen hat eine lange Tradition in Senegal.<br />
Solche Anlagen sind vor allem entlang der Nordküste<br />
installiert worden, wo Obst und Gemüse großflächig angebaut<br />
werden. Die überwiegend lokal produzierten Anlagen<br />
sind klein und besonders robust und wurden häufig durch<br />
internationale Hilfsprogramme finanziert. Sie machen besonders<br />
deshalb Sinn, weil mit ihrer Hilfe die zur Bewässerung<br />
der landwirtschaftlichen Flächen benötigte Energie<br />
das ganze Jahr über komplett selbst produziert werden<br />
71 Persönliche Information von Nicolas Martin Granel<br />
(CEGELEC Toulouse), Telefonat vom 04.09.2009<br />
72 <strong>GTZ</strong> 2007a<br />
73 Das Chemieunternehmen ICS,<br />
der Zuckerproduzent CSS und der Erdnussvermarkter SONACOS<br />
74 <strong>GTZ</strong> 2007a<br />
75 Senegal wurde nicht in der Liste des WWEA 2008 (S. 20) berücksichtigt, die<br />
letzte Position erhielt Bolivien auf Platz 76 mit 0,01 MW; siehe auch: Gesamte<br />
installierte Windenergiekapazität in Senergal in 2006: OKW (IEA 2006)
kann. Der Wasserverbrauch in den windintensiven, aber<br />
trockenen Monaten ist sehr groß, während die Nachfrage<br />
in den Monaten mit geringeren Windstärken sehr gering<br />
ist, da dies auch die niederschlagsintensiven Monate darstellen<br />
76 . Im Jahr 2004 wurden rund 200 betriebsbereite<br />
windangetriebene Wasserpumpen installiert. Die senegalesisch-mauretanische<br />
Organisation Alizes, eine nicht staatliche<br />
Einrichtung, fördert die Installation der Windpumpen<br />
und erhält <strong>für</strong> dieses Verhaben Unterstützung durch<br />
die Europäische Union und die Französische Agentur <strong>für</strong><br />
Entwicklungszusamenarbeit (AFD) 77 .<br />
Daneben wurden vor einigen Jahren einige kleine (10 bis<br />
20 kW) und nicht mehr zeitgemäße Windenergieanlagen<br />
durch italienische Geber in Mboro gebaut. Aufgrund<br />
technischer Probleme waren diese jedoch nur <strong>für</strong> wenige<br />
Monate in Betrieb 78 .<br />
Zwei weitere Konzepte sind über die traditionelle Nutzung<br />
von Windenergie hinaus vielversprechend <strong>für</strong><br />
die Umsetzung in Senegal: der Einsatz moderner kommerzieller<br />
Windkraftanlagen und der Einsatz von kleinen<br />
Windkraftanlagen in kombinierten Systemen <strong>für</strong><br />
die dezentrale Elektrifizierung ländlicher Gebiete 79 .<br />
Das deutsche Unternehmen INENSUS hat hier<strong>für</strong> in Zusammenarbeit<br />
mit der <strong>GTZ</strong> ein Konzept <strong>für</strong> ein Pilotprojekt<br />
<strong>für</strong> ein kombiniertes System (Solar- und Windkraft)<br />
entwickelt.<br />
Die folgenden Schritte wurden bereits durchgeführt 80 :<br />
• Wind/Solar-Monitoring mit »aeolog« an fünf<br />
Standorten<br />
• Sozioökonomische Analysen<br />
• Entwicklung eines Geschäftsmodells<br />
• Gründung der INENSUS West Afrika in Dakar.<br />
Geplante nächste Schritte:<br />
• Frühjahr/Sommer 2009: Aufbau eines Modellsystems<br />
in Sine Moussa Abdou zur Überprüfung des Konzepts<br />
• Winter 2009/2010: Zeichnung und Ausgabe von Aktien<br />
• Winter/Frühjahr 2010: Scale-up der Elektrifizierung<br />
von Dörfern<br />
76 <strong>GTZ</strong> 2007a<br />
77 TERNA 2004<br />
78 Persönliche Information von Nicolas Martin Granel<br />
(CEGELEC Toulouse), Telefonat vom 04.09.2009<br />
79 <strong>GTZ</strong> 2007a<br />
80 Peterschmidt 2009<br />
SENEGAL |<br />
252<br />
Darüber hinaus ist im Norden von Potou in der Region<br />
Saint-Louis an der nördlichen Küste von Senegal, ein<br />
relativ großes Projekt in Planung. Das so genannte Gantour-Projekt<br />
ist in zwei Phasen geplant, beginnend mit<br />
einer Gesamtleistung von 15 MW soll es im zweiten<br />
Schritt auf 50 MW erweitert werden 81 .<br />
Die geschätzten Kosten der ersten Phase belaufen<br />
sich auf etwa 16,5 Mio. €. Das Projekt sollte Anfang<br />
2009 in Betrieb genommen werden und eine jährliche<br />
Stromerzeugung von 29 000 MWh in der ersten Phase<br />
erreichen 82 . Zusätzliche Finanzierungseinnahmen<br />
sind durch den Verkauf von Emissionsreduktionszertifikaten<br />
(CERs) im Rahmen eines CDM-Projektes<br />
geplant 83 . Nach Aussage der verantwortlichen Projektentwicklungsgesellschaft<br />
CEGELEC Toulouse konnte<br />
der Bau aufgrund mehrerer Verzögerungen noch nicht<br />
starten 84 . Das Projekt basiert auf Windmessungen, die<br />
zwischen Mai 2004 und Mai 2005 in Gandon 85 durchgeführt<br />
wurden und einen Jahresdurchschnitt von 5,25<br />
m/s in 40 m Höhe festhalten 86 . Teil des Projekts ist<br />
auch, Ausbildungsangebote <strong>für</strong> den Betrieb und die<br />
Wartung des Windparks anzubieten.<br />
Das Projekt ist eine Zusammenarbeit zwischen 87 :<br />
• Dem Regierungspräsidium Saint-Louis als zuständiger<br />
Behörde<br />
• Den Projektentwicklern C3E (Dakar) und Cegelec<br />
(Toulouse)<br />
• Dem Energieministerium als Projektinhaber<br />
• Region Midi-Pyrénées (Frankreich) und AFD<br />
(Agence Française de Développement) als Investoren.<br />
Geschäftsklima<br />
Rund 20 Unternehmen in Senegal beschäftigen sich mit<br />
dem Thema erneuerbare Energien, einige auch mit dem<br />
Bereich der Windenergie 88 . Darüber hinaus versuchen<br />
mehrere ausländische Unternehmen, den Markt zu er-<br />
81 Ndiaye, 2007, und Jensen 2009<br />
82 <strong>GTZ</strong> 2007c, Entwurf (Kapitel Windenergie)<br />
83 Jensen 2009<br />
84 Persönliche Information von Nicolas Martin Granel<br />
(CEGELEC Toulouse), Telefonat vom 04.09.2009<br />
85 Und zwischen Januar und Mai 2007 in Gantour,<br />
Gandon und Mboye (Nidaye 2007)<br />
86 <strong>GTZ</strong> 2007c<br />
87 Ndiaye 2007<br />
88 Jensen 2009
schließen. Es gibt jedoch noch keine bestehenden Anlagen<br />
der Unternehmen, da diese sich alle erst seit kurzem<br />
in der Planungsphase von Projekten befinden.<br />
Unternmen aus Senegal:<br />
C3E, Dakar (Projektentwickler)<br />
CERER (Centre d‘Etudes et de Recerches sur les Energies<br />
Renouvelables)<br />
Alizes (nicht staatliche senegalesisch-mauretanische Institution):<br />
Förderung und Installation von Windpumpen<br />
Unternehmen aus dem Ausland:<br />
INENSUS, deutsches Unternehmen mit einer Tochtergesellschaft<br />
in Dakar (Projektentwickler von kleinen Hybridsystemen<br />
einschließlich Solar/Wind)<br />
Cegelec, Toulouse (Projektentwickler)<br />
Gamesa, Vergnet und Suzlon 89 (Hersteller und potenzielle<br />
Lieferanten von Windkraftanlagen <strong>für</strong> den Windpark<br />
in Saint Louis)<br />
Die größten Hindernisse bei der Umsetzung von Windenergieprojekten<br />
sind der niedrige Strompreis und die<br />
überwiegend mittleren Windgeschwindigkeiten 90 . Finanzierungsmöglichkeiten<br />
sind auf internationale Geber<br />
wie die »Region Midi-Pyrenees« und die AFD aus<br />
Frankreich beschränkt. Die fehlende Finanzierung ist<br />
einer der Gründe <strong>für</strong> die Verzögerung des Windparks in<br />
Saint Louis 91 .<br />
Die Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften und<br />
Baustoffen ist begrenzt. Da die technischen Komponenten<br />
(Turbinen etc.) in Senegal nicht zur Verfügung stehen,<br />
planen die Projektentwickler Windparks in Gantour,<br />
diese aus Europa zu importieren 92 . Das begrenzte<br />
Fachwissen zu Windenergie von SENELEC und anderen<br />
staatlichen Institutionen wird als ein wichtiger Faktor<br />
<strong>für</strong> Verzögerungen bei der Umsetzung der Projekte<br />
gesehen. Die Projektinvestitionen könnten sinnvollerweise<br />
durch den Aufbau von Kapazitäten innerhalb der<br />
89 Jensen 2009<br />
90 Persönliche Information von Dr. Rehfeldt,<br />
Deutsche Windguardt, Telefonat vom 04.09.09<br />
91 Persönliche Information von Nicolas Martin Granel<br />
(CEGELEC Toulouse), Telefonat vom 04.09.2009<br />
92 Persönliche Information von Nicolas Martin Granel<br />
(CEGELEC Toulouse), Telefonat vom 04.09.2009<br />
SENEGAL |<br />
253<br />
staatlichen Institutionen und SENELEC ergänzt werden.<br />
Die rechtlichen Voraussetzungen <strong>für</strong> Windenergie müssen<br />
noch geklärt werden. Für erneuerbare Energien bestehen<br />
weder Rahmenbedingungen noch Regelungen<br />
wie Stromabnahmevereinbarungen (PPAs). Dies kann zu<br />
Projektverzögerungen führen.<br />
Der Zugang zum Stromnetz ist begrenzt und abhängig<br />
von der Entscheidung der SENELEC, die das Monopol<br />
hält. SENELEC bestimmt dabei zuerst einen konkreten<br />
Standort (und stellt fest, ob Nachfrage besteht) und vergibt<br />
dann über eine Ausschreibung den Zuschlag an ein<br />
Unternehmen. Für unabhängige Energieerzeuger (IPPs)<br />
oder Projektentwickler ist es sehr schwer SENELEC davon<br />
zu überzeugen, den Netzzugang an einem noch nicht<br />
identifizierten Standort freizugeben 93 . Die Verhandlungen<br />
zwischen einem IPP oder Projektentwickler und der<br />
SENELEC sind sehr zeitaufwendig, obwohl das Ministerium<br />
<strong>für</strong> Energie seine Unterstützung zusichert 94 .<br />
Allerdings hat CRSE in den vergangenen drei Jahren an<br />
der Verbesserung der Vorschriften gearbeitet und unter<br />
Anderem diverse Studien in Auftrag gegeben. Da legislative<br />
Maßnahmen in Senegal sich als sehr zeitaufwendig<br />
erweisen, erhofft man sich Ergebnisse bis Ende des Jahres<br />
2010 95 .<br />
Zum besseren Verständnis des senegalesischen Windmarkts<br />
wird das Windparkprojekt in Saint-Louis im Folgenden<br />
näher erläutert.<br />
Der Windpark wird von der regionalen Behörde in<br />
Saint-Louis und der senegalischen Regierung über das<br />
Ministerium <strong>für</strong> Energie unterstützt. Ein Vertrag über<br />
eine langfristige Konzession <strong>für</strong> das Grundstück, auf dem<br />
der Windpark gebaut wird, wurde bereits unterzeichnet,<br />
außerdem wurde von SENELEC ein Vertragsentwurf <strong>für</strong><br />
den Verkauf von Strom aufgesetzt 96 .<br />
Nach Angaben der Projektentwickler sind die Verzögerungen<br />
des Projekts durch folgende Faktoren verursacht<br />
worden:<br />
93 Persönliche Information von Dr. Rehfeldt,<br />
Deutsche Windguardt, Telefonat vom 4.09.09<br />
94 Persönlich von Dr. Rehfeldt, Deutsche Windguard,<br />
Telefonat vom 4.09.09, und Nicolas Martin Granel<br />
(CEGELEC Toulouse), Telefonat vom 04.09.2009<br />
95 Erfahrungen aus dem geplanten Windpark in Saint Louis,<br />
persönliche Information von Nicolas Martin Granel<br />
(CEGELEC Toulouse), Telefonat vom 04.09.2009<br />
96 UNDP 2008
• Schwierigkeiten im Genehmigungsverfahren<br />
• Fehlen einer endgültigen Einigung mit SENELEC<br />
über den Verkauf von Strom<br />
• Mangel an Finanzmitteln wegen vergleichsweise hoher<br />
Risiken (Struktur des Landes und nur mittlere Windgeschwindigkeiten)<br />
• Im Allgemeinen sehr langsame Prozessfortschritte<br />
durch fehlende Referenzprojekte<br />
• Mangel an Wissen in den Ministerien und bei<br />
SENELEC.<br />
Eine Bewertung von UNDP im Jahr 2008 kam zu dem<br />
Schluss, dass vor allem rechtliche Hindernisse die Umsetzung<br />
des Projekts verhindert haben. Das Projektkonsortium<br />
hatte geplant, Elektrizität <strong>für</strong> den Eigenverbrauch<br />
zu produzieren und SENELEC eine Gebühr <strong>für</strong> den<br />
Transport der Elektrizität über das Übertragungsnetz zu<br />
bezahlen. Die Eigenstromerzeugung ist allerdings in den<br />
nationalen Energiegesetzen und Vorschriften nicht verankert<br />
97 . Im Rahmen der neuen rechtlichen Bestimmungen<br />
zur Erzeugung und zum Verkauf von Strom aus erneuerbaren<br />
Energien plant Konsortiums, die gesamte Stromproduktion<br />
in das Netz einzuspeisen und im Gegenzug<br />
Strom vom Netz zu kaufen. Dieser Ansatz scheint »<strong>für</strong><br />
SENELEC praktikabler zu sein und wird die Barrieren<br />
<strong>für</strong> die Umsetzung des Projekts aufheben« 98 Dennoch<br />
hatte der Projektträger mitgeteilt, dass eine endgültige<br />
Einigung mit SENELEC bis jetzt noch nicht erreicht<br />
werden konnte 99 .<br />
97 SENELEC besitzt noch immer ein Monopol<br />
<strong>für</strong> Verkauf und Verteilung (zumindest bis 2009).<br />
98 UNDP 2008<br />
99 <strong>GTZ</strong> 2007 a<br />
11.7 Adressen und Kontaktdaten<br />
Ministère de l’Energie (ME)<br />
Building Administratif<br />
B.P. 4029 Dakar<br />
Tel.: (00221) 33 849 70 00/33 823 87 16<br />
Société Nationale d’Electricité (SENELEC)<br />
28 Rue Vincens<br />
B.P. 93 Dakar<br />
Tel.: (00221) 33 839 30 00<br />
Fax: (00221) 33 823 12 67<br />
Internet: http://www.SENELEC.sn<br />
Commission de Régulation<br />
du Secteur de l’Electricité (CRSE)<br />
B.P. 11701 Dakar<br />
Tel.: (00221) 33 849 04 59<br />
E-mail: crse@sentoo.sn<br />
Internet: http://www.crse.sn/<br />
SENEGAL |<br />
254<br />
Agence sénégalaise d’électrification rurale (ASER)<br />
B.P. 11131 Dakar<br />
Tel.: (00221) 33 849 47 11<br />
Fax: (00221) 33 849 47 20<br />
Association Sénégalaise des Energies Renouvelables et<br />
Alternatives (ASERA)<br />
Rue D x 1 Point E Pavillon Usima<br />
B.P. 15462 Dakar<br />
Tel.: (00221) 33 864 26 49<br />
Fax: (00221) 33 824 35 42<br />
E-mail: asera@sentoo.sn<br />
Direction de l’Environment<br />
et des Etablissements Classés<br />
Address: 106, Rue Carnot Dakar<br />
BP 6557 Dakar Etoile<br />
Tel.: (221) 33 822 07 25<br />
Fax: (221) 33 822 62 12<br />
E-mail: denv@sentoo.sn
Centre d’Etudes et de Recherches<br />
sur les Energies Renouvelables (CERER)<br />
Université Cheikh Anta Diop<br />
B.P. 476 Dakar<br />
Tel.: (00221) 338 32 10 53<br />
Fax: (00221) 33 32 10 53<br />
E-mail: cerer@ucad.sn<br />
Service de l’Energie en Milieu Sahélien (SEMIS)<br />
B.P. 652 Dakar<br />
Tel.: (00221) 33 832 73 97<br />
Fax: (00221) 33 822 61 895<br />
Internet: http://www.semis.sn<br />
Environnement-Développement<br />
du Tiers Monde (Enda-TM)<br />
B.P. 3370 Dakar<br />
Tel.: (00221) 33 822 24 96<br />
Fax: (00221) 33 821 75 95<br />
E-mail: energy2@enda.sn<br />
Internet: http://www.enda.sn<br />
Fédération des Organisations pour la Promotion<br />
des Energies Renouvelables (FOPEN)<br />
Avenue Cheikh Fall<br />
BP 39 Kaolack<br />
Tel.: (00221) 33 941 44 58<br />
E-mail: jokama21 @yahoo.fr<br />
Projet Alizés<br />
Quartier Ndioloffène<br />
B.P. 740 Saint-Louis<br />
Tel.: (00221) 33 961 49 47<br />
Fax: (00221) 33 961 49 46<br />
E-mail: ohann@arc.sn<br />
Internet: http://www.alizes-eole.com<br />
<strong>GTZ</strong> Office<br />
109 rue Carnot<br />
B.P. 3869 Dakar<br />
Tel.: (00221) 33 8899600<br />
Fax: (00221) 33 8229315<br />
E-mail: gtz-senegal@sn.gtz.de<br />
SENEGAL |<br />
255<br />
Association Sénégalaise d’Energie Solaire (ASES)<br />
B.P. 2027 Dakar<br />
Tel.: (00221) 33 827 63 13<br />
Fax: (00221) 33 822 97 64/33 822 45 63<br />
Embassy of the Republic of Senegal<br />
Argelanderstrasse 3<br />
53115 Bonn<br />
Tel.: 0228/21 80 08<br />
Fax: 0228/21 78 15<br />
Embassy of the Federal Republic of Germany<br />
20, av. Pasteur<br />
B.P. 2100 Dakar<br />
Tel.: (00221) 33 889 48 84<br />
Fax: (00221) 33 822 52 99<br />
E-mail: reg1@daka.auswaertiges-amt.de<br />
Internet: http://www.ambassade-allemagne.sn
11.8 Informationsquallen<br />
Archive: Economic Community of West African<br />
States (ECOWAS), 2003 (http://archive.<br />
wn.com/2009/09/28/1400/westafricaenergy_old1/)<br />
Auswärtiges Amt 2009:<br />
http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Laenderinformationen/Senegal/Bilateral.html,<br />
Gesichtet: 14.<br />
September 2009<br />
AEDB 2009:<br />
Alternative Energy Development Board (http://www.<br />
aedb.org/re_sector.php) Gesichtet: 18. August 2009<br />
Bioenergy-Lamnet 2000:<br />
Senegal, March 2000 (http://www.bioenergy-lamnet.<br />
org/database/countrystudies/sen.pdf )<br />
Baur Joerg:<br />
<strong>GTZ</strong> PERACOD program, 2009<br />
(http://www.gtz.de/en/weltweit/afrika/13591.htm)<br />
CIA 2009: Central Intelligence Agency:<br />
The World Factbook, Senegal. 2009<br />
(https://www.cia.gov/index.htmll)<br />
Consortium for Spatial Information (CGIAR) 2004:<br />
Shuttle Radar Topography Mission (SRTM)<br />
De Gouvello C. and Kumar G.:<br />
OBA in Senegal <strong>–</strong> Designing Technology-Neutral Concessions<br />
for Rural Electrification; March 2007 (http://<br />
www.gpoba.org/gpoba/sites/gpoba.org/files/OBApproaches14_SenegalElectric_0.pdf<br />
)<br />
DENV 2009 :<br />
Direction de l’Environnement et des Etablissement<br />
classé http://www.denv.gouv.sn/ Gesichtet: 11. September<br />
2009<br />
SENEGAL |<br />
256<br />
EDBI- Export Development Bank of Iran:<br />
Iran to Change Power Industry of Senegal, Nov.<br />
2008 (http://www.edbi.ir/frmArticle_en-IR.<br />
aspx?ID=1920&CategoryID=127)<br />
EIA 2008: Energy Information Administration:<br />
Country Analysis Briefs 2008 (http://tonto.eia.doe.<br />
gov/country/country_energy_data.cfm?fips=SN)<br />
Gökgür and Jones - Boston Institute for Developing<br />
Economies (BIDE): PRIVATIZATION OF SENE-<br />
GAL ELECTRICITY; 2006<br />
González, Aritio, Eyras and Ngom:<br />
GonFAD SENEGAL: PROGRAM OF RURAL PHO-<br />
TOVOLTAIC ELECTRIFICATION; 2003 (http://<br />
www.oecd.org/dataoecd/35/57/34966578.pdf )<br />
<strong>GTZ</strong> 2009:<br />
http://www.gtz.de/en/themen/umwelt-infrastruktur/<br />
energie/13951.htm , retrieved 11. September 2009<br />
<strong>GTZ</strong> 2008:<br />
Axel Michaelowa and Anja Wucke:<br />
CDM Highlights 63; 2008<br />
<strong>GTZ</strong> 2007a:<br />
Owsianowski et al., Projekterschließung Senegal- Erneuerbare<br />
Energien und ländliche Elektrifizierung- Länderreport<br />
& Marktanalyse, BMWI and <strong>GTZ</strong> (http://www.<br />
gtz.de/de/dokumente/de-projekterschliessung-senegallaenderreport.pdf<br />
)<br />
<strong>GTZ</strong> 2007b:<br />
Projekterschließung Senegal- Finanzierungsmöglichkeiten<br />
im Überblick, 2007 (http://www.gtz.de/de/dokumente/de-projekterschliessung-senegal-finanzierungsmoeglichkeiten.pdf<br />
)
<strong>GTZ</strong> 2007c:<br />
Owsianowski et al., Projekterschließung Senegal- Erneuerbare<br />
Energien und ländliche Elektrifizierung- Länderreport<br />
& Marktanalyse, BMWI and <strong>GTZ</strong> , Draft<br />
version (chapter Wind energy including some additional<br />
information)<br />
IMF 2009:<br />
International Monetary Found:<br />
Report for Selected Countries and Subjects:<br />
Senegal, 2009 (http://www.imf.org/)<br />
InWEnt 2004:<br />
Wind regimes of Africa<br />
Jensen 2009:<br />
Jensen, D. Kühlen Fisch bewahren, in Neue Energie,<br />
07/2009, p. 105<br />
MBendi Information services:<br />
Electrical Power in Senegal- Overview, 2003 (http://<br />
www.mbendi.com/indy/powr/af/sn/p0005.htm)<br />
NASA 2009:<br />
NLT Landsat 7 Global Mosaic<br />
Ndiaye 2007:<br />
Ndiaye, L. (C3E) NOTE DE SYNTHESE AVANCE-<br />
MENT PROJET 11/09/2007, http://www.sie-energie.<br />
gouv.sn/spip.php?article39<br />
Peterschmidt 2009:<br />
Peterschmidt, N., Presentation, Hannover (22.04.2009)<br />
http://www.gtz.de/de/dokumente/gtz2009-en-peterschmidt-inensus-rural-power-provider.pdf<br />
RECIPES <strong>–</strong> Renewable Energy in<br />
emerging and developing countries:<br />
Country energy information <strong>–</strong> Senegal, Sept 2006<br />
SENEGAL |<br />
257<br />
Schottsolar 2008, Erste solare Notstromanlage <strong>für</strong> eine<br />
Krankenstation im Senegal soll kein Leuchtturmprojekt<br />
bleiben, http://www.schottsolar.com/de/news/aktuellenachrichten/single/article/erste-solare-notstromanlagefuer-eine-krankenst/,<br />
Gesichtet: 20. October 2009<br />
SENELEC:<br />
Annual report 2007<br />
(http://www.SENELEC.sn/content/view/66/65/)<br />
TERNA 2004:<br />
Country Survey 2004. Energy-policy Framework<br />
Conditions for Electricity Markets and Renewable<br />
Energies <strong>–</strong> 23 Country Analyses<br />
UNDP 2009:<br />
Human Development Report, 23 Energy sources, 2009<br />
(http://hdrstats.undp.org/fr/indicators/220.html)<br />
UNDP 2008:<br />
National policies and their linkages to negotiations over<br />
a future international climate change agreement; July<br />
2008 (http://www.undp.org/climatechange/docs/English/UNDP_National_Policies_final.pdf<br />
)<br />
UNDP Risø :<br />
CDM pipeline overview, Last visited 16/08/2009<br />
(http://uneprisoe.org/)<br />
Gesichtet: 19. of October 2009<br />
U.S. Department of State:<br />
Senegal, 2009<br />
(http://www.state.gov/r/pa/ei/bgn/2862.htm)<br />
WAPIC-West African Power Industry Convention:<br />
Overview of WAPP generation and cross border<br />
transmission projects, 2007 (http://www.ecowapp.org/<br />
french/wpstatus_sum.pdf )
WAPP 2007- West African Power Pool:<br />
2005 Performance indicators of WAPP member Utilities<br />
Power Systems, 2007 (http://www.ecowapp.org/<br />
WAPP %20PDFS/KPI-ENG.pdf )<br />
World Perspective Monde:<br />
Senegal, 2009 (http://perspective.usherbrooke.ca/bilan/<br />
servlet/BMTendanceStatPays?langue=fr&codePays=SE<br />
N&codeStat=EG.ELC.PROD.KH&codeStat2=x)<br />
WWEA 2008:<br />
World Wind Energy Association, report 2008<br />
11. Donors’ Coordination Meeting Dakar, April 2007<br />
(http://www.ecowapp.org/Reports/11._dcm.pdf )<br />
SENEGAL |<br />
258
SÜDAFRIKA<br />
Abkürzungsverzeichnis<br />
AEL African Explosives Ltd.<br />
Bbl/d Barrel per day<br />
BIP Bruttoinlandsprodukt<br />
BMZ Bundesministerium <strong>für</strong> wirtschaftliche<br />
Entwicklung und Zusammenarbeit<br />
CaBEERE Capacity Building in Energy Efficiency<br />
and Renewable Energy (Kapazitätsausbau<br />
im Bereich Energieeffizienz<br />
und erneuerbare Energie)<br />
CEF Central Energy Fund<br />
(Zentraler Energiefond)<br />
CER Certified Emissions Reduction CDM<br />
Clean Development Mechanism<br />
CIA Central Intelligence Agency<br />
CSIR Council for Scientific Industrial Research<br />
DA Democratic Alliance<br />
DANIDA Danish International Development<br />
Agency<br />
Darlipp Darling IPP<br />
DBSA Development Bank of Southern Africa<br />
DEA&DP Department of Environmental Affairs<br />
and Development Planning<br />
DME Department of Minerals and Energy<br />
DPE Department of Public Enterprises<br />
(Abteilung <strong>für</strong> öffentliche Unternehmen)<br />
DNA Designated National Authority<br />
DWEA Department of Water and Environmental<br />
Affairs (Amt <strong>für</strong> Wasser und Umweltangelegenheiten)<br />
EB Executive Board<br />
EDC Energy Development Corporation<br />
(Energieentwicklungsgesellschaft)<br />
259<br />
EDI Electricity Distribution Industry<br />
(Stromverteilungsindustrie)<br />
EEG Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />
EIA Environmental Impact Assessment<br />
(Umweltverträglichkeitsprüfung)<br />
EIR Environmental Impact Report<br />
(Umweltverträglichkeitsbericht)<br />
ESI Electricity Supply Industry<br />
FOB Free on Board<br />
GEF Global Environment Facility<br />
<strong>GTZ</strong> Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Technische<br />
Zusammenarbeit<br />
HVDC High-voltage direct current (Hochspannungs-Gleichstromübertragung<br />
<strong>–</strong> HGÜ)<br />
IEA International Energy Agency<br />
ISES International Solar Energy Society<br />
INEP Integrated National Electrification<br />
Program (Integriertes nationales<br />
Elektrifizierungsprogramm)<br />
IPP Independent Power Producer<br />
(unabhängiger Stromproduzent)<br />
IWF Internationaler Währungsfonds<br />
k. A. keine Angaben<br />
km Kilometer<br />
kWh Kilowattstunde<br />
MTPPP Medium Term Power Purchase Program<br />
(mittelfristiges Stromabnahmeprogramm)<br />
MW Megawatt<br />
MWh Megawattstunde<br />
MYPD Multi-Year Price Determination<br />
(mehrjähriger Preisermittlungsprozess)<br />
NEEA National Energy Efficiency Agency<br />
(Nationale Agentur <strong>für</strong> Energieeffizienz)<br />
NEMA National Environmental Management<br />
Act (Nationales Umweltmanagement)<br />
NER National Electricity Regulator<br />
(nationale Stromregulierungsbehörde)<br />
NERSA National Energy Regulator of South Africa<br />
(nationale Regulierungsbehörde <strong>für</strong><br />
den Energiesektor in Südafrika)
SÜDAFRIKA<br />
PIN Project Idea Note<br />
PDD Project Design Document<br />
PJ Petajoule<br />
PPA Power Purchase Agreement<br />
(Stromabnahmevertrag)<br />
ProBEC Program for Basic Energy Conservation<br />
in Southern Africa<br />
R Südafrikanischer Rand<br />
RE Renewable Energy<br />
(Erneuerbare Energien)<br />
RECIPES Renewable Energy in Emerging and<br />
Developing Countries (Erneuerbare<br />
Energien in Schwellen- und<br />
Entwicklungsländern)<br />
RED Regional Electricity Distributor<br />
(regionaler Stromversorger)<br />
REEEP Renewable Energy & Energy<br />
Efficiency Partnership<br />
REFIT Renewable Energy Feed-In Tariff<br />
(Einspeisevergütung <strong>für</strong><br />
erneuerbare Energien)<br />
REFSO Renewable Energy Finance and<br />
Subsidy Office (Büro zur Finanzierung<br />
und Subventionierung erneuerbarer<br />
Energien)<br />
REMT Renewable Energy Market<br />
Transformation Programme<br />
RIPPP Renewable IPP Program<br />
SANERI South African National Energy<br />
Research Institute (Nationales Südafrikanisches<br />
Energieforschungsinstitut)<br />
SAPIA South African Petroleum Industries<br />
Association (Verband der südafrikanischen<br />
Ölindustrie)<br />
260<br />
SAPP Southern African Power Pool<br />
(Südafrikanische Stromvereinigung)<br />
SADC Southern African Development<br />
Community (Südafrikanische<br />
Entwicklungsgemeinschaft)<br />
SAWEP South Africa Wind Energy Programme<br />
SAWS South African Weather Services<br />
(Südafrikanischer Wetterdienst)<br />
SEED Sustainable Energy for Environment &<br />
Development Programme<br />
SOE State-Owned Enterprises<br />
(staatliche Unternehmen)<br />
TPES Total Primary Energy Supply<br />
(Gesamtangebot an Primärenergie)<br />
TREC Tradable Renewable Energy Certificate<br />
Scheme (Emissionshandelssystem)<br />
TSI Technology Services International<br />
UNDP United Nations Development<br />
Programme<br />
UNFCCC United Nations Framework<br />
Convention on Climate Change<br />
UNIDO United Nations Industrial<br />
Development Organisation<br />
USD United States Dollar<br />
V Volt<br />
WB Weltbank<br />
WTO Welthandelsorganisation<br />
WSSD World Summit on Sustainable<br />
Development (Weltgipfel <strong>für</strong><br />
nachhaltige Entwicklung)<br />
WWEA World Wind Energy Association<br />
(Internationaler Windenergieverband)
SÜDAFRIKA<br />
12.1 Einleitung<br />
ABBILDUNG 1:<br />
KARTE VON SÜDAFRIKA<br />
Quelle: CGIAR 2004<br />
Die Republik Südafrika liegt an der Südspitze des afrikanischen<br />
Kontinents. Die südafrikanische Küste erstreckt<br />
sich über 2 798 Kilometer entlang des Atlantischen und<br />
Indischen Ozeans. Im Norden grenzt Südafrika an Namibia,<br />
Botsuana und Simbabwe, im Osten an Mosambik<br />
und Swasiland, während das Königreich Lesotho eine unabhängige<br />
Enklave innerhalb des südafrikanischen Staatsgebietes<br />
ist (siehe Abbildung 1).<br />
TABELLE 1:<br />
2008 WICHTIGSTE STATISTISCHE DATEN<br />
Das südafrikanische Klima zeichnet sich durch erhebliche<br />
regionale Unterschiede aus: Der Nordwesten ist sehr trocken,<br />
der Süden gemäßigt und im Nordosten herrscht ein<br />
subtropisches Klima vor. Die Temperaturen schwanken<br />
zwischen 15 und 35º C. Kapstadt zum Beispiel liegt auf<br />
der Kaphalbinsel und hat mediterranes Klima mit war-<br />
261<br />
mem und trockenem Wetter, das aber im Sommer häufig<br />
mit starken Südostwinden und im Winter mit starkem<br />
Regen, starkem Nordwestwind und niedrigen Temperaturen<br />
durchsetzt ist.<br />
Südafrika hat elf Amtssprachen mit den folgenden Anteilen<br />
an Muttersprachen: IsiZulu 23,8%, IsiXhosa 17,6%,<br />
Afrikaans 13,3%, Sepedi 9,4%, Englisch 8,2%, Setswana<br />
8,2%, Sesotho 7,9%, Xitsonga 4,4%, andere: 7,2% 1 . Englisch<br />
wird von der Mehrheit der Menschen verstanden<br />
und auf Geschäfts- und Regierungsebene als Verkehrssprache<br />
verwendet.<br />
Südafrika ist eine demokratische Republik. Im Mai 2009<br />
gewann der African Nation Congress (ANC) die allgemeinen<br />
Wahlen mit 65,90% gegenüber 16,66% <strong>für</strong> die<br />
Democratic Alliance (DA), 7,42% <strong>für</strong> den Congress of<br />
the People (COPE) und 4,55% <strong>für</strong> die Inkhata Freedom<br />
Party, wodurch Jacob Zuma mit einer knappen Zweidrittelmehrheit<br />
zum Präsidenten gewählt wurde.<br />
Als Afrikas Supermacht hat Südafrika die größte Volkswirtschaft<br />
des Kontinents (22% des afrikanischen BIP),<br />
obwohl im Mai 2009 in Folge eines starken Rückgangs im<br />
Bergbau und in der verarbeitenden Industrie, der von der<br />
globalen Finanz- und Wirtschaftskrise ausgelöst wurde 2 ,<br />
eine Rezession einsetzte. Im August 2009 nahm das BIP<br />
um weitere 3% ab, nachdem es in den beiden vorausgegangenen<br />
Quartalen bereits um 6,4% bzw. 1,8% gesunken<br />
war. Dies ist das erste Mal seit dem Ende der Apartheid im<br />
Fläche Einwohnerzahl BIP BIP/Kopf Export Import<br />
1 219 090 km 2 49 Mio. 277,2 Mrd. US $<br />
(185,27 Mrd. €)<br />
Quelle: U.S. Department of State 2009 und IWF 2009<br />
10 000 US $/Kopf<br />
(6.684 €/Kopf)<br />
Jahr 1994, dass das Wachstum in drei aufeinanderfolgenden<br />
Quartalen rückläufig ist.<br />
Tabelle 2 zeigt den allmählichen Anstieg des südafrikanischen<br />
BIP in den letzten Jahren. 2008 lag die Inflationsrate<br />
bei 11,3%. Das Pro-Kopf Einkommen betrug in<br />
Südafrika 2008 10 000 US $.<br />
1 SAinfo 2009<br />
2 BBC 2009<br />
81,47 Mrd. US<br />
$ (54,45 Mrd.<br />
€) FOB (2008,<br />
geschätzt)<br />
87,3 Mrd. US<br />
$ (58,3 Mrd.<br />
€) FOB (2008,<br />
geschätzt)
TABELLE 2:<br />
BIP SÜDAFRIKA 2000<strong>–</strong>2008<br />
Das bemerkenswert hohe Pro-Kopf-Einkommen verteilt<br />
sich sehr ungleich auf die verschiedenen gesellschaftlichen<br />
Gruppen, wodurch Südafrika eines der Länder mit dem<br />
höchsten Gini-Index weltweit ist. Ein Großteil der Menschen<br />
in Südafrika ist weiterhin arm (2005 lebten 48% der<br />
Haushalte unterhalb der Armutsgrenze) und die Arbeitslosigkeit<br />
ist <strong>hoch</strong> (2009 liegt sie bei 23,5 %) <strong>–</strong> ein Umstand,<br />
der <strong>für</strong> eine Welle gewalttätiger Übergriffe auf Wanderarbei-<br />
ter aus anderen afrikanischen Ländern im Jahr 2008 und Pro-<br />
teste gegen schlechte Lebensbedingungen von Bewohnern<br />
von Townships im Juli 2009 verantwortlich gemacht wird.<br />
Südafrika ist ein Mitglied der Gruppe der 77, der Südatlantischen<br />
Friedens- und Kooperationszone (South Atlantic<br />
Peace and Cooperation Zone), der Südafrikanischen<br />
Zollunion (Southern African Customs Union), der Welthandelsorganisation<br />
(seit 1995), des Internationalen Währungsfonds,<br />
der G20 sowie der G8+5. Südafrika gehört<br />
der 1980 gegründeten Südafrikanischen Entwicklungsgemeinschaft<br />
(SADC) an, die darauf abzielt, die regionale<br />
Zusammenarbeit zu erleichtern. Südafrika spielt in Afrika<br />
eine wichtige Rolle, insbesondere bei diplomatischen Initiativen<br />
und im Kampf gegen die Armut.<br />
Südafrikas wichtigste Exportgüter sind Gold, Kohle und<br />
Industriegüter. Die wichtigsten Partner auf dem Exportmarkt<br />
sind das Vereinigte Königreich, die Vereinigten Staaten,<br />
Japan, Deutschland, China und Italien. Wichtige Einfuhrwaren<br />
sind Nahrungsmittel, Brennstoffe und Energie<br />
sowie Investitionsgüter 3 . Die wichtigsten Importpartner<br />
sind Deutschland, das Vereinigte Königreich, die Vereinigten<br />
Staaten, Japan, Saudi Arabien und Frankreich.<br />
3 Der Begriff Investitionsgüter bezieht sich auf reale Objekte, die von Privatpersonen,<br />
Organisationen oder Regierungsbehörden zur Produktion anderer Güter<br />
oder Waren verwendet werden (WiseGeek 2009).<br />
12.2 Energiemarkt<br />
SÜDAFRIKA | 262<br />
Einheiten 2000 2002 2004 2006 2008<br />
BIP (Konstanter Kurs) Jährlicher Prozentsatz<br />
4.2 3.7 4.9 5.3 3.1<br />
BIP (Tageskurs) Mrd. ZAR 922.1 1 168.7 1 395.4 1 745.2 2 283.8<br />
BIP (Tageskurs) Mrd. US $ 133 111.1 216.3 257.9 277.2<br />
BIP (Tageskurs) Mrd. € 88.9 74.3 144.6 172.4 185.3<br />
Quelle: IMF 2009<br />
Übersicht Energiemarkt<br />
Der Gesamtverbrauch an Primärenergie ist in den letzten<br />
Jahren stetig gewachsen. 1970 lag dieser bei 80 000 ktoe,<br />
der Anteil an verschiedenen erneuerbaren Energien und<br />
Abfällen war unbedeutend. In den letzten dreißig Jahren<br />
stieg der Kohleanteil deutlich stärker an als der anderer<br />
Ressourcen. Der Primärenergieverbrauch in Südafrika<br />
erreichte 2006 129 815 ktoe (entspricht 5 429 PJ oder<br />
1 509 750 GWh) und wird hauptsächlich durch Kohle<br />
ABBILDUNG 2: AUFTEILUNG DES PRIMÄRENERGIE-<br />
VERBRAUCH IN SÜDAFRIKA FÜR 2006 IN KTOE<br />
93 092<br />
72 %<br />
318<br />
0 %<br />
Brennbare Erneuerbare / Abfall<br />
Gas<br />
Öl<br />
Quelle: IEA 2008<br />
307013<br />
2 %<br />
13 700<br />
11 %<br />
Kohle<br />
Wasser<br />
Nuklear<br />
TPES = 130 157 ktoe<br />
3 816<br />
3 %<br />
16 161<br />
12 %
TABELLE 3:<br />
ENDENERGIEVERBRAUCH IN SÜDAFRIKA FÜR 2006 IN KTOE UND PJ<br />
(72%), gefolgt von Öl mit 12%, verschiedenen erneuerbaren<br />
Energien und Energie aus Abfällen und Biomasse<br />
(11%), Gas (3%), Kernenergie (2%) und Wasserkraft<br />
(0,24%) bestimmt. Abbildung 2 zeigt die Aufteilung<br />
des Primärenergieverbrauchs nach den verschiedenen<br />
Energieträgern.<br />
Der Endenergieverbrauch belief sich 2006 auf 64 076<br />
ktoe (entspricht 745 204 GWh oder 2 683 PJ). Tabelle<br />
3 zeigt den Anteil der verschiedenen Sektoren an diesem<br />
Verbrauch.<br />
Südafrika verfügt über große Kohlevorkommen im eigenen<br />
Land, die meist sehr kostengünstig im Tagebau abgebaut<br />
werden können.<br />
2007 exportierte Südafrika etwa 28% der geförderten<br />
Kohle 4 . Südafrika besitzt die zweitgrößte Erdölraffinerie<br />
in Afrika. Etwa 66% des gesamten Flüssigbrennstoffs<br />
(505.000 Bbl/d), den Südafrika verbraucht, werden importiert,<br />
was zu einer hohen Importabhängigkeit führt 5 .<br />
Der Rest wird hauptsächlich in den riesigen Anlagen, in<br />
denen Kohle und Gas verflüssigt werden, produziert, was<br />
Südafrika zu einem der führenden Produzenten von synthetischem<br />
Heizöl weltweit macht. Nach Angaben der<br />
South African Petroleum Industries Association (SAPIA)<br />
kommt der größte Teil der <strong>für</strong> südafrikanische Raffinerien<br />
bestimmten Rohölimporte aus dem Nahen Osten, wobei<br />
<br />
5 EIA 2008<br />
SÜDAFRIKA | 263<br />
Iran und Saudi-Arabien die wichtigsten Lieferanten des<br />
Landes sind. Darüber hinaus importiert Südafrika Rohöl<br />
unter anderem aus Nigeria und Angola.<br />
Das Stromnetz<br />
Eskom (siehe Kapitel zu den Marktakteuren) ist der<br />
einzige vertikal integrierte staatliche Energieversorger<br />
in Südafrika. Eskom besitzt, betreibt und unterhält das<br />
staatliche Übertragungsnetz und ist nach wie vor ein Defacto-Monopolist<br />
bei der Erzeugung und Übertragung<br />
von Energie. 2008/09 bestand das Eskom-Netz aus mehr<br />
als 371 000 km Stromleitungen, von denen 28 200 km<br />
ABBILDUNG 3:<br />
DAS SÜDAFRIKANISCHE STROMÜBERTRAGUNGSNETZ<br />
Quelle: CGIAR 2004<br />
ktoe PJ %<br />
Industrie 22 233 931.6 34.7<br />
Transport 16 267 681.6 25.4<br />
Andere Sektoren 22 386 938.0 34.9<br />
Privathaushalte 15 548 651.5 24.3<br />
Gewerbe und Öffentlicher Dienst 4 474 187.5 7.0<br />
davon Forst- und Landwirtschaft 1 690 70.8 2.6<br />
Fischerei 0 0.0 0.0<br />
Andere 674 28.2 1.1<br />
Nichtenergetisch 3 191 133.7 5.0<br />
Gesamt 64 076 2 684.8 100<br />
Quelle: IEA 2008
das Übertragungsnetz des Landes bilden6. 2007 kamen<br />
weitere 90 600 km an Verteilungsleitungen von Gemeinden<br />
hinzu. Abbildung 3 zeigt die Verbreitung des Netzes.<br />
Auf der anderen Seite ist die Stromverteilungsindustrie<br />
EDI stark fragmentiert. 1990 gab es rund 430 einzelne<br />
Verteilergesellschaften, die ihre Kunden mit Strom versorgten.<br />
Heute existieren noch immer rund 187 lizenzierte<br />
kommunale Verteilergesellschaften, von denen viele<br />
nur relativ kleine Kundenzahlen, Verkäufe und Umsätze<br />
haben. Eskom setzt daher als größte Verteilergesellschaft<br />
mehr als 50% der Energie <strong>für</strong> den Endverbrauch ab und<br />
versorgt 47% aller Kunden 7 .<br />
Das Übertragungssystem in Südafrika besteht aus Hochspannungs-Freileitungen.<br />
Die Spannungen dieses Übertragungsnetzes<br />
variieren zwischen 132 kV und 765 kV.<br />
Eskom hat Probleme mit der Erzeugung von ausreichend<br />
Leistung; 2007 und 2008 überstieg die Nachfrage<br />
das Angebot 8 . Darum führte Eskom Lastabwürfe<br />
oder planmäßige Stromausfälle ein, um zu versuchen,<br />
das Netz bei zu hoher Nachfrage dennoch aufrecht zu<br />
erhalten. Vor Beginn der Lastabwurfkrise brachte Eskom<br />
ein massives Ausbauprogramm auf den Weg, <strong>für</strong> das bis<br />
2026 unter anderem mehrere neue Kohlekraftwerke und<br />
Übertragungsleitungen errichtet werden sollten, um die<br />
steigende Stromnachfrage befriedigen zu können. Dieses<br />
Programm wird bis 2013 rund 385 Mrd. Rand (35,3<br />
Mrd. €) und bis 2026 voraussichtlich über 1 Billion<br />
Rand (92 Mrd. €) kosten 9 .<br />
TABELLE 4:<br />
ENTWICKLUNG DER INSTALLIERTEN KAPAZITÄT IN SÜDAFRIKA, IN MW, 1998-2008<br />
6 Eskom 2009<br />
7 NERSA 2007<br />
8 Eskom 2009<br />
9 Eskom 2009<br />
SÜDAFRIKA | 264<br />
Zu den wichtigsten Projekten im Bereich Übertragung<br />
gehören eine neue 400-kV-Übertragungsleitung und drei<br />
neue Umspannwerke, die bis 2009 fertig gestellt sein sollen,<br />
um die Versorgung des Platinum Basin zu verstärken.<br />
Ein weiteres Projekt ist die neue etwa 1 450 km lange<br />
765-kV-Übertragungsleitung mit Umspannwerken, die<br />
sich vom Zeus-Umspannwerk in Mpumalanga bis zum<br />
Omega Umspannwerk in der Nähe des Koeberg Kraftwerks<br />
erstrecken. 430 km dieser Leitung wurden bereits<br />
realisiert. Das Projekt wird bis 2011 fertig gestellt und soll<br />
die Versorgung der Provinz Westkap verstärken 10 . Einzelheiten<br />
zu den Netzausbauplänen sind in dem Kapitel zum<br />
Marktpotenzial <strong>für</strong> Windenergie zu finden.<br />
Die Energieverluste bei der Verteilung und Übertragung<br />
lagen 2009 in Südafrika bei 11 706 GWh (5,5% der erworbenen<br />
Energie) bzw. bei 7 407 GWh (3,1% der erworbenen<br />
Energie). Insgesamt sanken die Verluste von 8,0% im Jahr<br />
2008 auf 7,9% im Jahr 2009. Eskom will das Verteilernetz<br />
durch sein Ausbauprogramm weiter optimieren.<br />
Darüber hinaus ist Eskom einer der wichtigsten Treiber<br />
bei der Schaffung eines Verbundnetzes, des Southern<br />
African Power Pool (SAPP), das die Staaten südlich der<br />
Sahara bis nach Sambia, Kenia und Zaire miteinander<br />
verbindet 11 .<br />
Installierte Leistung<br />
2008 lag die installierte Stromerzeugungsleistung bei<br />
43 601 MW 12 , von denen 39 413 MW (90,4%) aus Wärmekraft<br />
(Gas und Kohle), 2 258 MW (5,2%) aus Was-<br />
1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />
Kohle und<br />
Bagasse 32 307 38 392 41 638 34 836 34 773 k. A. 38 314 38 275 39 109 39 175<br />
Gas 662 662 662 662 672 k. A. 660 676 676 1 712<br />
Atomkraft 1 840 1 840 1 840 1 840 1800 k. A. 1 800 1 800 1 800 1 800<br />
Wasser- und<br />
Pumpspeicherkraftwerke<br />
2 245 2 248 2 248 2 248 2 248 k. A. 2 248 2 228 2 253 2 257<br />
Windkraft - - - - - 3.2 3.2 3.2 3.2 3.2<br />
Gesamt 37 054 43 142 46 388 39 586 39 493 43 018 43 025 42 982.2 43 841.2 44 947.2<br />
Quelle: NERSA 1998 <strong>–</strong> 2008<br />
10 Eskom 2009<br />
11 MBendi 2003<br />
12 NESRA 2008
serkraft 13 , 1 800 MW (4,13%) aus Atomkraft, 125 MW<br />
(0,3%) aus Bagasse und 5 MW (0,02%) aus Windkraft<br />
gewonnen wurden. Tabelle 4 zeigt die Entwicklung der<br />
installierten Leistung in Südafrika über die letzten 10<br />
Jahre nach Kraftwerkstypen.<br />
Der wichtigste südafrikanische Stromproduzent ist der<br />
staatliche Energiekonzern Eskom, der über 94,1% der installierten<br />
Leistung Südafrikas verfügt und über 45% der<br />
Elektrizität in ganz Afrika produziert. Die restliche Leistung<br />
in Südafrika stammt von südafrikanischen Gemeinden<br />
(2,5%) und unabhängigen Stromproduzenten (3,4%).<br />
Südafrika hat das fünftgrößte Kohlevorkommen der Welt.<br />
Daher stammt ein Großteil der elektrischen Energie aus<br />
Kohlekraftwerken. Wegen dieser Reserven wird eine steigende<br />
Nachfrage nach Strom (momentan 4% pro Jahr)<br />
auch weiterhin hauptsächlich durch Kohlekraft befriedigt<br />
werden.<br />
Im ersten Quartal 2008 stand die nationale Stromversorgung<br />
kurz vor dem Zusammenbruch, was zu planmäßigen<br />
und auch ungeplanten landesweiten Stromausfällen führte<br />
(siehe Abschnitt oben). Da der Stromverbrauch und die<br />
Nachfrage 2008 das Angebot überstiegen und der Strompreis<br />
in Südafrika sehr niedrig ist, was den Cash-Flow des<br />
Stromversorgers stark begrenzt (siehe »Strompreise« im<br />
nächsten Unterkapitel), hatte Eskom ernsthafte Schwierigkeiten,<br />
schnelle Maßnahmen zur Verbesserung der<br />
Situation einzuleiten, vor allem in Zeiten, in denen viele<br />
TABELLE 5:<br />
ENTWICKLUNG DER ENERGIEERZEUGUNG IN SÜDAFRIKA 1998<strong>–</strong>2008 IN GWH<br />
13 Einschließlich Pumpspeicherwerke<br />
SÜDAFRIKA | 265<br />
planmäßige Wartungsarbeiten durchgeführt werden mussten<br />
14 . Die Stromknappheit führte zu erheblichen ökonomischen<br />
Verlusten, da den Bergwerken und anderen<br />
Verbrauchern aus der Industrie nur 90% ihres normalen<br />
Verbrauchs zur Verfügung standen. Aufgrund eines gesunkenen<br />
Bedarfs in Folge der Auswirkungen der internationalen<br />
Wirtschafts- und Finanzkrise hat sich die Situation<br />
im letzten Jahr zumindest zeitweise entspannt, der Reservespielraum<br />
hat sich von seinem absoluten Tiefstand von<br />
5% im Januar 2008 auf 14% im Januar 2009 erholt 15 .<br />
Die Stromknappheit hat dazu geführt, dass ein massives<br />
Programm zur Erweiterung der Kapazitäten eingeführt<br />
wurde, das die Planung und den Bau verschiedener zusätzlicher<br />
Kohle-, Atom- und Gaskraftwerke sowie Übertragungsleitungen<br />
bis 2026 vorsieht. Um die Stromversorgung<br />
zu gewährleisten, muss bis 2026 eine zusätzliche<br />
Leistung von ca. 40.000 MW installiert werden. Um dieses<br />
Programm zu verwirklichen, schlägt die südafrikanische<br />
Regierung vor, dass 30% der zusätzlichen Leistung von<br />
IPPs produziert werden, statt sich ausschließlich auf das<br />
staatliche Stromversorgungsunternehmen Eskom zu verlassen.<br />
Bis 2016 plant Eskom über 16 000 MW an zusätzlicher<br />
Leistung, davon sollen 12 300 MW aus Kohlekraftwerken,<br />
1 000 MW aus Gaskraftwerken, 2 800 MW aus<br />
Pumpspeicherkraftwerken und 100 MW aus Windkraftanlagen<br />
kommen. Der Großteil dieser Leistung befindet<br />
sich bereits im Aufbau 16 .<br />
GWh<br />
Kohle<br />
und<br />
Bagasse-<br />
Kohle-<br />
1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />
Kraftwerke 175 147 173 536 180 794 183 580 190 160 k. A. 212 011 225 826 221 195 228 616 229 706<br />
Gas 8 5 6 7 8 k. A. 3 86 67 790 549<br />
Atomkraft 13 601 12 837 13 010 10 719 11 962 k. A. 13 365 11 293 10 026 10 026 12 705<br />
Wasser-<br />
und Pumpspeicherkrafzwerke<br />
4 329 3 765 4 395 4 045 4 393 k. A. 4 625 4 199 5 845 4 075 3 749<br />
Windkraft 0 0 0 0 0 k. A. NA NA NA NA NA<br />
Gesamt 193 086 190 144 198 206 198 350 206 523 219 199 230 004 241 403 237 133 243 506 246 708<br />
Quelle: NERSA 1998 <strong>–</strong>2008<br />
14 REEEP 2009<br />
15 Eskom 2009<br />
16 Eskom 2008
Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, engagiert<br />
sich Eskom darüber hinaus in den Bereichen Energieeffizienz<br />
und Laststeuerung. Ziel ist es, den Verbrauch<br />
über eine aufmerksamkeitsstarke Kampagne, die unter<br />
anderem die Nutzung von solaren Warmwasserbereitern<br />
und Flüssiggas zum Kochen bewerben wird, bis 2012 um<br />
ca. 3 000 MW und weitere 5 000 MW bis 2025 zu reduzieren<br />
17 .<br />
Stromerzeugung<br />
2007 wurden in Südafrika vom staatlichen Energieversorger<br />
Eskom (der 95% der momentanen Nachfrage produzierte),<br />
kommunalen Stromerzeugern (2%) und IPPs<br />
(3%) insgesamt 246 708 GWh an Energie erzeugt 18 . Die<br />
Stromerzeugung aus Wärmekraft lag bei 230 033 GWh,<br />
was 93,2% (davon 93% aus Kohlekraftwerken und 0,2%<br />
aus Gaskraftwerken) der landesweiten Stromerzeugung<br />
entspricht, 12 705 GWh (5,3%) stammten aus Atomkraft<br />
und 3.748 GWh (1,5%) aus Wasserkraft.<br />
Tabelle 5 zeigt die Entwicklung der Energieerzeugung in<br />
Südafrika im Verlaufe der letzten zehn Jahre nach Energietypen.<br />
Südafrika ist im Strombereich autark, die Stromexporte<br />
und die Stromimporte halten sich die Waage. Die Exporte<br />
nach Botswana, Lesotho, Mosambik, Namibia, Swaziland<br />
und Zimbabwe beliefen sich 2008/09 auf insgesamt<br />
TABELLE 6:<br />
STROMVERBRAUCH 2006 NACH WIRTSCHAFTSSEK-<br />
TOREN IN SÜDAFRIKA IN GWH UND PROZENT<br />
GWh %<br />
Industrie 113 138 57<br />
Transport 5 607 3<br />
Privathaushalte 38 073 19<br />
Gewerbe und<br />
öffentlicher Dienst<br />
27 912 14<br />
Land- und Fortswirtschaft 5 685 3<br />
Fischerei 0 0<br />
Andere 7 699 4<br />
Gesamt 198 114 100<br />
Quelle: IEA 2006<br />
17 EIA 2008<br />
18 Eskom 2008<br />
SÜDAFRIKA | 266<br />
12 600 GWh, während die Stromimporte hauptsächlich<br />
vom Cahora-Bassa-Wasserkraftwerk in Mosambik kamen<br />
19 .<br />
Tabelle 6 zeigt den Stromverbrauch von 2006 nach Sektoren,<br />
wobei 57% des Stromgesamtverbrauchs auf die Industrie<br />
entfallen.<br />
Erneuerbare Energien<br />
Im Allgemeinen entwickelt Südafrika das Potenzial seiner<br />
erneuerbaren Energien nur sehr langsam, was vor allem<br />
daran liegt, dass es sich auf den günstigen Strom aus<br />
Kohlekraftwerken verlässt. Tabelle 7 zeigt den Anteil, den<br />
die verschiedenen erneuerbaren Energietechnologien zu<br />
einem konservativ geschätzten wirtschaftlichen Stromerzeugungspotenzial<br />
von 86 843 GWh beitragen, wobei<br />
Windkraft 64 102 GWh (74%) beiträgt.<br />
TABELLE 7: KONSERVATIV GESCHÄTZTES<br />
WIRTSCHAFTLICHES POTENZIAL FÜR ERNEUERBARE<br />
ENERGIEN IN SÜDAFRIKA<br />
Potenzieller<br />
Beitrag (GWh)<br />
%<br />
Biomasse 6 556 8<br />
Wasserkraft 9 245 11<br />
Solarenergie 6 940 8<br />
Windkraft 64 102 74<br />
Gesamt 86 843 100<br />
Quelle: DME 2004<br />
Die sechs Kraftwerke in Südafrika, die Strom aus Bagasse<br />
produzieren, gehören IPPs. Die installierte Leistung<br />
reicht von 12 MW wie in Tongaat-Hulett in Amatikulu<br />
bis 32 MW wie in Tongaat Hulett in Felixton, insgesamt<br />
wird eine Leistung von 125 MW produziert 20 .<br />
Ein Drittel des grünen Stroms (bzw. der erneuerbaren<br />
Energie, die Strom durch Solaranwendungen wie solare<br />
Warmwasserbereiter ersetzt) stammt aus Solarenergie<br />
21 . Mit einer jährlichen Produktion,die 511 GWh<br />
und einer Kapazität von 242 MW entspricht, sind<br />
thermische Solaranlagen am weitesten verbreitet. Die<br />
dadurch produzierte umgewandelte Energie stammt<br />
von 484.000 m 2 Solarkollektoren, die in Privathaus-<br />
19 Eskom 2009<br />
20 NERSA 2008<br />
21 Werner 2007
halten installiert wurden, um Wasser zu erhitzen. Direktstrom<br />
wurde durch eine Demonstrationskraftwerk<br />
von SolarDish/Stirling produziert, das eine Kapazität<br />
von 25 kW hatte und inzwischen außer Betrieb ist.<br />
Darüber wurden Solarzellen mit einer jährlichen Produktionsleistung<br />
von 12 MW installiert, die insgesamt<br />
21 GWh an Strom liefern. Der Großteil stammt aus<br />
SHS-Systemen, die im Zuge des Programms zur Elektrifizierung<br />
ländlicher Gebiete installiert wurden (siehe<br />
unten). Nur zehn dieser Systeme sind an das Netz angeschlossen.<br />
Der Darling Windpark (5,2 MW) in Westkap ist die<br />
größte Investition des Landes in erneuerbare Energien<br />
(75 Mio. R bzw. 9 Mio. €) in jüngerer Zeit. Der Klipheuwel-Windpark<br />
von Eskom (3,2 MW) ist seit 2003<br />
SÜDAFRIKA | 267<br />
in Betrieb, wird aber zum Kapazitätsmanagement nicht<br />
genutzt 22 .<br />
Strompreise<br />
2006 wurde die jährliche Preisanpassung bei Eskom erstmals<br />
durch einen mehrjährigen Preisermittlungsprozess<br />
(Multi-Year Price Determination Process <strong>–</strong> MYPD) festgelegt,<br />
der von NERSA durchgeführt wird. Der aktuelle<br />
MYPD 1 wird Ende des Geschäftsjahres 2009 abgeschlossen.<br />
Danach startet MYPD 2, der sich über drei Einjahresphasen<br />
erstreckt, die jeweils im März 2010, 2011 und<br />
2012 enden.<br />
Bei Eskom gibt es zwei verschiedene Arbeitsvorgänge, die<br />
sich mit den Strompreisen befassen 23 . Der erste beschäftigt<br />
sich mit dem Thema Finanzen und berücksichtigt<br />
TABELLE 8:<br />
AKTUELLE STROMPREISE FÜR ALLE KATEGORIEN AN STROMVERBRAUCHERN IN SÜDAFRIKA AB 1. JULI 2009<br />
SEGMENT Strompreis<br />
Großkunden<br />
Gewerbe<br />
Verbrauchszeitraum RCent/kWh<br />
Nicht Saisonal Nebensaison Hochsaison<br />
Spitzenlastzeit 46.50 <strong>–</strong> 51.70* 107.83 <strong>–</strong> 119.90*<br />
Standard 34.31 <strong>–</strong> 38.16* 41.87 <strong>–</strong> 46.59*<br />
Schwachlastzeit 28.44 <strong>–</strong> 31.61* 30.02 <strong>–</strong> 33.38*<br />
0<strong>–</strong> 500 kWh 62.35 98.97<br />
501<strong>–</strong>1.000 kWh 65.38 99.97<br />
1.001<strong>–</strong>2.000 kWh 66.78 101.97<br />
2.001<strong>–</strong> 3.000 kWh 67.73 103.55<br />
Über 3.000 kWh 68.20 104.24<br />
Privathaushalte**<br />
0<strong>–</strong>500 kWh 47.38** 49.69*** 74.78****<br />
501<strong>–</strong>1.000 kWh 48.18** 50.46*** 75.94****<br />
1.001<strong>–</strong>2.000 kWh 48.98** 51.23*** 77.10****<br />
2.001<strong>–</strong>3.000 kWh 50.17** 52.00*** 78.26****<br />
Über 3.000 kWh 50.77** 52.77*** 79.42****<br />
Quelle: City Power 2009<br />
* niedriger Tarif ist angelegt <strong>für</strong> MV <strong>–</strong>kVA und der höhere Tarif <strong>für</strong> LV -kVA;<br />
** angelegter Tarif <strong>für</strong> den häuslichen Verbrauch 3 Ø 60A and 80A, nur Stromerzeugung, »nicht saisonbedingt«;<br />
Außerdem angelegt <strong>für</strong> den häuslichen Verbrauch 1 Ø 60A and 80A, nur Stromerzeugung, »nicht saisonbedingt«;<br />
*** angelegter Tarif <strong>für</strong> den häuslichen Verbrauch 3 Ø Optional 60A and 80A, nur Stromerzeugung, »Nebensaison« und »Hochsaison«;<br />
Außerdem angelegt <strong>für</strong> den häuslichen Verbrauch 1 Ø 60A and 80A, nur Stromerzeugung, »Nebensaison« und »Hochsaison«.<br />
22 Eskom 2009<br />
23 Eskom 2009
Faktoren wie die Inflation und die Renditen, die Eskom<br />
braucht, um rentabel zu arbeiten. Auf Grundlage des<br />
MYPD wird Eskom von NERSA ein fester Gewinnanspruch<br />
gewährt, auf Grundlage dessen eine Preiserhöhung<br />
berechnet und <strong>für</strong> alle Sätze angewandt wird. Der zweite<br />
Arbeitsvorgang bezieht sich auf die strukturellen Veränderungen<br />
der Preise <strong>für</strong> die Endabnehmer, wie sie vom<br />
Energy White Paper (Weißbuch <strong>für</strong> Energie) und der<br />
strategischen Preisrichtlinie von Eskom, die effektivere<br />
wirtschaftliche Signale beim Stromverbrauch und den erforderlichen<br />
Investitionen setzt, vorgegeben werden. Die<br />
strukturellen Veränderungen müssen auch vom NERSA<br />
genehmigt werden und sind so konzipiert, dass sie aufkommensneutral<br />
<strong>für</strong> Eskom sind.<br />
Seit 2006 sind die Strompreise deutlich angehoben worden,<br />
um so das massive Ausbauprogramm <strong>für</strong> die Erzeugung<br />
und Übertragung zu finanzieren.<br />
Im Juni 2008 gab NERSA einen zusätzlichen Anstieg des<br />
Strompreises um 13,3% <strong>für</strong> das im März 2009 endende<br />
Geschäftsjahr bekannt. Dies führte zu einem durchschnittlichen<br />
Anstieg von 27,5% im Jahresvergleich. Zusätzlich<br />
bestimmte der NERSA eine Beschränkung des<br />
Preisanstiegs <strong>für</strong> wenig begüterte Privatkunden auf 14,2%.<br />
Im Juli 2009 genehmigte NERSA Eskom eine Preiserhöhung<br />
von 31,3% 24 , was unter den 34% lag, die Eskom<br />
anstrebte. Die Preiserhöhung führt zu einem Anstieg des<br />
durchschnittlichen Standardtarifs von 25,24 RCent (2,31<br />
€Cent) pro kWh auf 33,14 RCent (3,00 €Cent).<br />
Momentan gibt es dem Stromversorger zufolge mehrere<br />
hundert verschiedene Tarife. Tabelle 8 zeigt ein ausgewähltes<br />
Beispiel und illustriert die aktuellen Stromtarife,<br />
die vom IPP City Power festgesetzt wurden, der Johannesburg<br />
mit Strom versorgt. Sie zeigt alle Wirtschaftssektoren<br />
und verschieden Verbrauchsklassen, die ab Juli 2009<br />
gelten 25 .<br />
Trotz des beträchtlichen Preisanstiegs hat Südafrika nach<br />
wie vor den günstigsten Strom der Welt, was als wichtiger<br />
Kostenvorteil angesehen wird, da dieser in der Vergangenheit<br />
große Investitionen in energieintensive Industrien angezogen<br />
hat. Nun wird be<strong>für</strong>chtet, dass Südafrika seinen<br />
Kostenvorteil Schritt <strong>für</strong> Schritt verlieren wird und dass<br />
24 Newser 2009<br />
25 Hinweis: Diese Tarife können sich im Laufe des Jahres 2009 noch ändern.<br />
SÜDAFRIKA |<br />
268<br />
sich die gestiegenen Preise negativ auf die wirtschaftliche<br />
und soziale Entwicklung auswirken könnten. Andererseits<br />
wird die Nutzung erneuerbarer Energien wirtschaftlich<br />
tragfähiger werden und weniger Subventionen benötigen.<br />
Außerdem werden die sozialen Auswirkungen der Preissteigerungen<br />
durch die Einführung eines Programms <strong>für</strong><br />
eine freie Grundversorgung mit Strom abgefangen, das<br />
2003 eingeführt wurde und armen Haushalten 50 kWh<br />
pro Monat kostenlos zur Verfügung stellt. Im März 2009<br />
gab Südafrika als erstes afrikanisches Land die Einführung<br />
einer Einspeisevergütung <strong>für</strong> Windkraft bekannt (siehe<br />
Abschnitt 1.5), durch die Kunden, die Strom erzeugen<br />
eine Barzahlung erhalten, wenn sie Windkraft ans Netz<br />
verkaufen.<br />
Liberalisierung<br />
Obwohl Eskom keine Exklusivrechte auf die Stromerzeugung<br />
in Südafrika hat, besitzt es <strong>für</strong> den Großteil praktisch<br />
eine Monopolstellung und betreibt darüber hinaus<br />
das landesweite Stromnetz 26 . 2002 wurde Eskom in ein<br />
öffentliches Unternehmen umgewandelt, faktisch ist es<br />
jedoch halbstaatlich. Das Kabinett traf 2003 die Entscheidung,<br />
den Anteil des Privatsektors an der Stromindustrie<br />
zu steigern, indem die Stromerzeugung zwischen Eskom<br />
und IPPs aufgeteilt werden sollte, dennoch verfügt Eskom<br />
weiterhin über den größten Teil der Erzeugungsrechte.<br />
Während also Bestimmungen erlassen werden, nach<br />
denen IPPs bis zu 30% der gesamten südafrikanischen<br />
Stromerzeugung übernehmen sollen (was mittlerweile auf<br />
30% der neu installierten Leistung reduziert wurde), darf<br />
die erzeugte Energie ausschließlich an Eskom und nicht an<br />
andere Konsumenten verkauft werden 27 . Dabei bestimmt<br />
Eskom den Preis, zu dem es den IPPs Strom abkauft 28 .<br />
Die IPPs müssen ein langfristiges Stromhandelsabkommen<br />
mit Eskom abschließen (PPA). Das Amt <strong>für</strong> Bodenschätze<br />
und Energie DME ist die <strong>für</strong> die Beteiligung von<br />
IPPs verantwortliche Regierungsbehörde, und um dieser<br />
Aufgabe gerecht zu werden, wurde ein Investmentplan<br />
<strong>für</strong> die Stromerzeugung ausgearbeitet. Darüber hinaus<br />
überarbeitete Eskom 2003 sein Geschäftsmodell, um <strong>für</strong><br />
die Umstrukturierung vorbereitet zu sein. In diesem Zusammenhang<br />
ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass die<br />
<br />
<br />
28 NERSA 2009
Stromerzeugung ebenso wie die Stromübertragung auch<br />
nach dieser Umstrukturierung bei Eskom verbleibt. Die<br />
<strong>für</strong> die Stromverteilung verantwortliche Abteilung wird<br />
aus dem Konzern herausgelöst und mit den Elektrizitätsabteilungen<br />
der einzelnen Bezirke zu sechs regionalen<br />
Stromversorgungern (REDs) zusammengeschlossen.<br />
Dies soll das stark fragmentierte Verteilungssystem vereinfachen,<br />
das bisher aus 187 kommunalen Verteilern und<br />
Eskom bestand. Der erste RED wurde 2005 in Westkap<br />
gegründet, aufgrund der komplexen Gesetzeslage und des<br />
politischen Prozesses wurden bisher allerdings keine weiteren<br />
REDs eingerichtet. Die REDs werden Strom von<br />
Eskom zu einem von der nationalen Regulierungsbehörde<br />
<strong>für</strong> den Energiesektor in Südafrika NERSA festgelegten<br />
Tarif beziehen und zu einem konkurrenzfähigen Preis<br />
und mit effizientem Service anbieten.<br />
Elektrifizierung ländlicher Gebiete<br />
Der Anteil der ländlichen Haushalte, die an die Stromversorgung<br />
angeschlossen waren, stieg von 21% im Jahr 1995<br />
auf 73% im Jahr 2008 an. Die meisten nicht elektrifizierten<br />
Haushalte befinden sich in den Provinzen KwaZulu-<br />
Natal und Ostkap.<br />
2001 wurde das Integrierte nationale Elektrifizierungsprogramm<br />
INEP eingerichtet, das heute von der Nationalen<br />
Energieregulierungsbehörde NER und Eskom<br />
durchgeführt wird, die es im April 2002 vom Amt <strong>für</strong><br />
Bodenschätze und Energie DME übernahm 29 . Es bietet<br />
sozio-ökonomische Unterstützung und sorgt da<strong>für</strong>, dass<br />
bisher nicht ans Netz angeschlossene Haushalte Zugang<br />
zu Elektrizität erhalten. Das Programm schafft winw<br />
neue Infrastruktur und stellt gleichzeitig sicher, dass die<br />
vorhandene Infrastruktur ausgebaut und gepflegt wird.<br />
Südafrikas Programm zur Massenelektrifizierung startete<br />
1991 und hat seitdem fast 3,5 Mio. Haushalten Zugang<br />
zu Strom verschafft. Das Ziel der Regierung ist der uneingeschräkte<br />
Zugang zu Elektrizität <strong>für</strong> alle Einwohner bis<br />
2012. Eskom ist mit 113 000 neu ans Netz angeschlossenen<br />
Haushalten in den Jahren 2008/09 der wichtigste<br />
Akteur im Bereich Elektrifizierung 30 . Schon 1999 wurde<br />
ein Programm zur Elektrifizierung ländlicher Gebiete<br />
ohne Netzanschluss eingeführt, welches das Ziel hatte,<br />
<br />
30 Eskom 2009<br />
SÜDAFRIKA |<br />
269<br />
300 000 SHS-Systeme im ganzen Land zu installieren.<br />
Sechs privaten Unternehmen wurden Konzessionen erteilt,<br />
die Einführung geht mit 50.000 bisher installierten<br />
Systemen aber eher schleppend voran.<br />
Darüber hinaus wurde von 2004 bis 2007 eine Untersuchung<br />
durchgeführt, auf deren Basis ein Projekt zur<br />
Elektrifizierung ländlicher Gebiete durch erneuerbare<br />
Energien entwickelt wird, das landesweit <strong>für</strong> mehr Nachhaltigkeit<br />
sorgen soll 31 . Es zielt darauf ab, Wind-, Solar-<br />
und Bleiakku-Energiespeichertechnologien <strong>für</strong> ein Mini-<br />
Hybrid-Kraftwerk zur dezentralen Elektrifizierung des<br />
Dorfes Lucingweni einzusetzen.<br />
12.3 Marktakteure<br />
Regierungsstellen<br />
Department of Energy (DoE) 32<br />
Das Amt <strong>für</strong> Bodenschätze und Energie DME wurde nach<br />
den Wahlen im Mai 2009 aufgeteilt und in Department<br />
of Energy (Amt <strong>für</strong> Energie) umbenannt. Das Department<br />
of Energy ist die <strong>für</strong> den Stromsektor verantwortliche Behörde<br />
und daher die wichtigste politische Institution. Es<br />
entwickelt, realisiert und überwacht Richtlinien und Programme<br />
im Energiebereich und reguliert den südafrikanischen<br />
Markt (wobei die zuletzt genannte Aufgabe dem<br />
National Energy Regulator of South Africa übertragen<br />
wurde, siehe unten). Das Mandat des DoE umfasst auch<br />
Energieeffizienz und erneuerbare Energien.<br />
Department of Public Enterprises (DPE) 33<br />
Dem Amt <strong>für</strong> öffentliche Unternehmen DPE obliegt die<br />
allgemeine Betriebsführung von neun der staatlichen Unternehmen<br />
(SOEs) der Regierung inklusive des Stromversorgers<br />
Eskom. Das DPE überwacht die Arbeitsleistung<br />
der SOEs in Hinblick auf:<br />
• Investitionen in Infrastruktur und Vertrieb<br />
• Operative und wirtschaftliche Effizienz<br />
• Finanzielle und kommerzielle Durchführbarkeit<br />
• Unternehmensführung und Überwachung von Regeln.<br />
Das DPE hat gemeinsam mit SOEs Shareholderabkom-<br />
31 Brent 2009<br />
32 http://www.dme.gov.za/<br />
33 http://dpe.gov.za/home.asp
men entwickelt, um den Produktionswert der SOEs zu<br />
maximieren und klare und messbare Indikatoren <strong>für</strong> die<br />
Arbeitsleistung sicherzustellen.<br />
National Energy Regulator of<br />
South Africa (NERSA) 34<br />
Seit Juli 2006 ist die frühere nationale Regulierungsbehörde<br />
NER, wie sie in Abschnitt 3 des National Energy<br />
Regulator Act, 2004 (Act Nr. 40 von 2004) beschrieben<br />
ist, nicht mehr nur <strong>für</strong> den Stromsektor, sondern <strong>für</strong> alle<br />
netzbasierten Energieressourcen, also etwa auch <strong>für</strong> Öl<br />
und Gas, verantwortlich und wurde in National Energy<br />
Regulator of South Africa (NERSA) umbenannt. Der<br />
Vorstand wird zwar vom DME ernannt, agiert aber unabhängig.<br />
Die Aufgabe von NERSA ist die Regulierung des<br />
Stromsektors sowie aller Unternehmen, die mit geleitetem<br />
Gas und Erdöl arbeiten, nach den Vorgaben des Electricity<br />
Regulation Act, 2006 (Act Nr. 4 von 2006), des<br />
Gas Act, 2001 (Act Nr. 48 von 2001) sowie des Petroleum<br />
Pipelines Act, 2003 (Act Nr. 60 von 2003).<br />
Die Hauptaufgabe des NERSA besteht darin, Lizenzen<br />
<strong>für</strong> die Stromübertragung, -verteilung und -erzeugung<br />
auszustellen und die entsprechenden Tarife zu überwachen<br />
und zu bewilligen.<br />
Department of Water and Environmental Affairs<br />
(DWEA) 35 (früher Department of Environmental<br />
Affairs and Tourism, DEAT)<br />
Das Amt <strong>für</strong> Wasser und Umweltangelegenheiten DWEA<br />
unterstützt die nachhaltige Entwicklung der Umwelt<br />
durch folgende Maßnahmen:<br />
• Die Förderung, Erhalt und nachhaltige Nutzung von<br />
natürlichen Ressourcen, um das wirtschaftliche Wachstum<br />
zu steigern<br />
• Den Schutz und die Verbesserung der Qualität und Sicherheit<br />
der Umwelt<br />
• Die Förderung eines globalen Programms <strong>für</strong> nachhaltige<br />
Entwicklung<br />
• Transformation<br />
Obwohl das DWEA kein direktes Mandat im Bereich<br />
34 http://www.nersa.org.za/<br />
35 http://www.dwaf.gov.za/<br />
SÜDAFRIKA |<br />
270<br />
erneuerbare Energie hat, ist es <strong>für</strong> die nationale und internationale<br />
Klimapolitik verantwortlich, was sich auch auf<br />
den Energiesektor auswirkt. Zuständigkeitsüberschneidungen<br />
von DoE, DPE, DWEA und NERSA machen<br />
die Ausarbeitung und Durchsetzung von Bestimmungen<br />
<strong>für</strong> den Energiesektor kompliziert.<br />
Central Energy Fund (CEF) 36<br />
Aufgabe des zentralen Energiefonds CEF ist die Erarbeitung<br />
geeigneter Energielösungen, um den zukünftigen<br />
Bedürfnissen Südafrikas, der Südafrikanischen Entwicklungsgemeinschaft<br />
und der afrikanischen Sub-Sahara-<br />
Region gerecht zu werden. In sein Aufgabengebiet fallen<br />
die Bereiche Erdöl, Gas, Strom, Solarenergie, Brennstoffe<br />
mit geringer Rauchentwicklung, Biomasse, Windkraft<br />
und erneuerbare Energien.<br />
Die Energieentwicklungsgesellschaft EDC wurde im Januar<br />
2004 als Unterabteilung des CEF gegründet. Sie sitzt<br />
in Südafrika und konzentriert sich hauptsächlich auf Investitionen<br />
im Bereich erneuerbare Energien und alternative<br />
Energien. Die EDC legt ihren Fokus auf verschiedene<br />
Bereiche, darunter Solarenergie, Windkraft, Wasserkraft,<br />
Biomasse, Biogas und Brennstoffe mit geringer Rauchentwicklung.<br />
Sie unterstützt die Energieentwicklung durch<br />
gewerbliche, entwicklerische und soziale Projekte.<br />
South African National Energy Development<br />
Institute (SANEDI) and South African<br />
National Energy Research Institute (SANERI); 37<br />
SANERI ist die Behörde, die mit der Koordination und<br />
der Durchführung aller Aktivitäten in den Bereichen<br />
Energieforschung, -entwicklung und <strong>–</strong>demonstration<br />
betraut ist, die von öffentlichem Interesse sind. Sie soll<br />
insbesondere die Lücke zwischen Forschung und Entwicklung,<br />
Pilotprojekt und praktischer Umsetzung<br />
schließen. SANERI ist eine relativ neue Einrichtung, die<br />
im Oktober 2004 vom damaligen Minister <strong>für</strong> Bodenschätze<br />
und Energie als Ergänzung zum CEF, dem staatlichen<br />
Energieunternehmen in Südafrika, eingerichtet<br />
wurde. SANERI führt selbst keine Forschung durch,<br />
unterstützt, koordiniert und finanziert aber Forschung<br />
an bereits existierenden Institutionen. SANERI ist in<br />
36 www.cef.org.za<br />
37 www.saneri.org.za
folgenden Bereichen aktiv:<br />
• Umweltverträgliche Energielösungen (einschließlich<br />
erneuerbare Energien)<br />
• Management von Endverbrauchs und Infrastruktur<br />
• Zukunftsorientierte Nutzung fossiler Brennstoffe<br />
• Management von Energiedaten und Fachwissen<br />
• umweltverträglicher Transport (Green Transport)<br />
Für den Bereich erneuerbare Energien wurde das Centre<br />
for Renewable and Sustainable Energy Studies (CRSES)<br />
an der Stellenbosch University eingerichtet. Es dient als<br />
landesweite Schnittstelle <strong>für</strong> erneuerbare Energie und<br />
insbesondere als Koordinierungsstelle <strong>für</strong> Post-Graduate-<br />
Programme <strong>für</strong> erneuerbare Energien. Darüber hinaus<br />
ist SANERI dabei, das eher praxisorientierte Renewable<br />
Energy Centre of Research and Development (RE-<br />
CORD) zu gründen, dessen Hauptaufgabe die nicht-akademische<br />
professionelle Ausbildung, Produktforschung,<br />
Entwicklung und Beratung sein wird.<br />
Das South African National Energy Development Institute<br />
wurde im Zuge des National Energy Act (Act 52<br />
of 2008) gegründet und wird demnächst seine Arbeit<br />
aufnehmen. Künftig wird es als Dachorganisation <strong>für</strong><br />
SANERI und die National Energy Efficiency Agency<br />
(NEEA) dienen.<br />
Öffentliche Akteure<br />
Eskom (Eskom Holdings Limited) 38<br />
Eskom ist Südafrikas staatlicher Stromversorger und<br />
wurde 1923 gegründet. Eskom Holdings erzeugt, überträgt<br />
und verteilt Strom. Eskom ist der elftgrößte Stromversorger<br />
der Welt im Bereich Erzeugungsleistung, der<br />
neuntgrößte im Bereich Verkauf und besitzt das weltgrößte<br />
Trockenkühlkraftwerk 39 .<br />
Die wichtigsten Niederlassungen von Eskom sind in Südafrika,<br />
der Hauptgeschäftssitz ist Johannesburg. Eskom<br />
Enterprises hat auch Niederlassungen auf dem afrikanischen<br />
Kontinent und weitere Firmensitze in Uganda, Nigeria<br />
und Mali.<br />
2008/09 lag der Cash-Flow aus dem operativen Geschäft<br />
38 www.eskom.co.za<br />
39 www.eskom.co.za<br />
SÜDAFRIKA |<br />
271<br />
von Eskom bei 11,764 Mrd. Rand (1,071 Mrd. €) bei<br />
37 800 Angestellten 40 . Eskom verkauft die Energie direkt<br />
an rund 6 000 Kunden aus der Industrie, 18 000 aus dem<br />
gewerblichen Sektor, 70 000 aus der Landwirtschaft und<br />
3 Mio. Privathaushalte. Im Verlauf des Jahres 2009 schließen<br />
die Verteilerteams im Durchschnitt 310 neue Häuser<br />
pro Tag an das Netz an.<br />
Private companies<br />
Um einen wettbewerbsorientierten Strommarkt zu fördern<br />
und das Monopol von Eskom in der Elektrizitätswirtschaft<br />
abzubauen, hat die Regierung ernsthaft über<br />
die Einbindung unabhängiger Stromproduzenten 41 (IPPs<br />
wie City Power, die die Stadt Johannesburg mit Strom versorgen,<br />
DARLIPP, die den Darling Windpark betreiben,<br />
oder Bethlehem Hydro) nachgedacht, um 30% der neu zu<br />
installierenden Leistung von IPPs produzieren zu lassen.<br />
Da Südafrika aber zu den billigsten Stromproduzenten<br />
der Welt gehört, ergaben die anschließende Kosten-Nutzen-Analyse<br />
und die geschätzte Rendite bei der Berechnung<br />
der tatsächlichen Kosten der Stromerzeugung, dass<br />
IPPs nur schwer Strom zu wettbewerbsfähigen Preisen<br />
anbieten können, was auch der Grund ist, warum sie <strong>für</strong><br />
nur etwa 1% der gesamten Stromerzeugung in Südafrika<br />
verantwortlich sind.<br />
Verteilergesellschaften<br />
Die Stromverteilung wird von Eskom und 187 Gemeinden<br />
geleistet. Die Gemeinden versorgen gemeinsam etwa<br />
60% aller Kunden (Eskom etwa 40%) und haben einen<br />
etwa 40%igen Anteil an der gesamten Verkaufsmenge (Eskom<br />
hat etwa 60%). Die unterschiedlichen Elektrizitätsbehörden<br />
der Gemeinden versorgen in der Regel die Verbraucher<br />
ihres jeweiligen Bezirks. Im Zuge des Versuchs,<br />
die Stromverteilung auf sechs regionale Energieverteiler<br />
(REDs) aufzuteilen, wurde der erste RED in Kapstadt im<br />
Juli 2005 gegründet. Aufgrund komplexer gesetzlicher<br />
und politischer Prozesse ist die Umstrukturierung noch<br />
nicht abgeschlossen.<br />
Der Stromverteilungssektor wird auf 50 Mrd. Rand (4,6<br />
Mrd. €) Marktvolumen geschätzt 42 .<br />
Association<br />
40 Eskom 2009<br />
41 DA 2008<br />
42 DME 2009
African Wind Energy Association (AfriWEA) 43 and<br />
South African Wind Energy Association (SAWEA)<br />
Der afrikanische Windenergieverband AfriWEA 44 hat<br />
seinen Hauptsitz in Südafrika. Sein Vorsitzender ist der<br />
CEO von DARLIPP, Hermann Oelsner. Der Verband<br />
fördert und unterstützt die Entwicklung von Windenergie<br />
auf dem afrikanischen Kontinent, indem er den Austausch<br />
von politischen und technischen Informationen,<br />
Fachwissen und Erfahrungswerten im Bereich Windenergie<br />
erleichtert. Ziel ist es, die afrikanischen Interessen auf<br />
dem Gebiet der Windenergie im Speziellen und die von<br />
Entwicklungsländern im Allgemeinen voranzutreiben. In<br />
Kürze soll außerdem die Südafrikanische Gesellschaft <strong>für</strong><br />
Windenergie (SAWEA) gegründet werden.<br />
12.4 Politische Rahmenbedingungen<br />
im Energiesektor<br />
Nationale Energiestrategie<br />
Die südafrikanische Regierung veröffentlichte 1986 das<br />
erste Weißbuch <strong>für</strong> Energiepolitik 45 . Mit dem Ende der<br />
Apartheid kam es in Südafrika zu fundamentalen Veränderungen,<br />
die auch zu signifikanten Veränderungen in der<br />
Energiepolitik führten <strong>–</strong> die Wahl einer neuen Regierung<br />
machte auch die Überarbeitung der existierenden Energiepolitik<br />
notwendig. Im August 1995 wurde ein Expertenteam<br />
ernannt, um den ersten Entwurf des Weißbuchs<br />
fertigzustellen. Dieser Entwurf wurde 1997/98 vom Ministerium<br />
überarbeitet und das Kabinett bewilligte seine<br />
Veröffentlichung im Juli 1998.<br />
Das Weißbuch <strong>für</strong> Energiepolitik der Republik Südafrika<br />
von 1998 beschreibt die allgemeine Politik zur Stromversorgung<br />
und zum Stromverbrauch bis ca. 2010. Diese<br />
Strategie gibt den Weg <strong>für</strong> die Entwicklung Erneuerbarer<br />
Energie und die Verbesserung der Energieeffizienz vor,<br />
mit dem Ziel, einen nachhaltigeren Energiemix zu erreichen,<br />
um die Umsetzung von Südafrikas makroökonomischen<br />
Zielen zu erleichtern.<br />
Das Weißbuch <strong>für</strong> Energiepolitik nennt folgende Ziele:<br />
43 http://www.afriwea.org/<br />
44 http://www.afriwea.org/<br />
45 DME 1998<br />
SÜDAFRIKA |<br />
272<br />
• Verbesserung der Zugänglichkeit zu erschwinglichen<br />
Energieleistungen: Dies schließt die Förderung des<br />
Zugangs zu erschwinglicher Energie <strong>für</strong> benachteiligte<br />
Haushalte, kleine Unternehmen, kleine Bauernhöfe<br />
und Gemeinschaftseinrichtungen ein.<br />
• Verbesserung der Energiesteuerung: Der Fokus wird<br />
darauf gelegt, dass die Rollen und Zuständigkeiten<br />
der verschiedenen Regierungsinstitutionen, etwa der<br />
Energiebehörde, Regierungsabteilungen und anderen<br />
Bereichen der Regierung geklärt werden und dass Interessenvertreter<br />
bei der Formulierung und Durchführung<br />
von Energierichtlinien konsultiert werden.<br />
• Förderung des Wirtschaftswachstums: Die Regierung<br />
wird den Wettbewerb auf dem Energiemarkt fördern<br />
und auf die Schaffung eines investorenfreundlichen<br />
Klimas hinarbeiten. Diese Maßnahme und die verbesserten<br />
Strukturen zur Energiesteuerung sind die Basis<br />
zur Schaffung von transparenten Rahmenbedingungen<br />
<strong>für</strong> den Energiesektor.<br />
• Minimierung der Auswirkungen des Energiebereichs<br />
auf Umwelt und Gesundheit: Ein Gleichgewicht zwischen<br />
der Nutzung fossiler Brennstoffe und dem Erhalt<br />
akzeptabler Umweltbedingungen wird sichergestellt<br />
und negative Gesundheitsauswirkungen bestimmter<br />
in ärmeren Haushalten genutzter Brennstoffe, werden<br />
ausgeglichen.<br />
• Versorgungssicherheit durch Vielfalt: Bei den gegebenen<br />
Möglichkeiten <strong>für</strong> den Energiehandel und die<br />
Entwicklung anderer Energieformen soll die Vielfalt<br />
der Versorgung und der Primärenergieträger gefördert<br />
werden.<br />
2003 wurde das Weißbuch <strong>für</strong> erneuerbare Energien als<br />
Ergänzung des Weißbuchs zur Energiepolitik von 1998<br />
veröffentlicht 46 . Das jüngste Weißbuch definiert die Visionen,<br />
strategischen Vorgehensweisen und Ziele sowie die<br />
Ziele zur Förderung und Anwendung erneuerbarer Energien<br />
der südafrikanischen Regierung. Das Weißbuch von<br />
2003 setzt das Ziel, dass 2013 10 000 GWh des Endenergieverbrauchs<br />
aus erneuerbaren Energien stammen sollen<br />
(siehe dazu das Kapitel zu den Rahmenbedingungen <strong>für</strong><br />
erneuerbare Energien).<br />
2004 versuchte die National Cleaner Production Strategy<br />
46 DME 2003
(Nationale Strategie <strong>für</strong> sauberere Produktion) »es der<br />
südafrikanischen Gesellschaft und Industrie zu ermöglichen,<br />
ihr volles langfristiges Potenzial zu entwickeln,<br />
indem sie die Prinzipien <strong>für</strong> eine sauberere Produktion<br />
annehmen und einen nachhaltigen Verbrauch fördern«.<br />
Südafrika hat auch eine Nationale Strategie <strong>für</strong> mehr<br />
Energieeffizienz, die im März 2005 vorgelegt und im<br />
Oktober 2008 überarbeitet wurde 47 . Die Strategie setzt<br />
als langfristige nationales Ziel fest, bis 2015 eine Verbesserung<br />
der Energieeffizienz um 12% zu erreichen, und<br />
gibt klar definierte praktische Richtlinien <strong>für</strong> die Umsetzung<br />
effizienter Maßnahmen in der Wirtschaft vor,<br />
darunter die Einführung von Steuerungsstrukturen zur<br />
Entwicklung, Förderung und Koordination geeigneter<br />
Maßnahmen.<br />
2007 schlug die Republik Südafrika in ihrer Biofuels<br />
Industrial Strategy die Aufnahme eines fünfjährigen Pilotprogramms<br />
vor, das einen Marktanteil von 2% <strong>für</strong><br />
Biokraftstoffe an der landesweiten Versorgung mit Flüssigkraftstoffen<br />
anstrebt. Außerdem schlägt sie die Nutzung<br />
bestimmter Pflanzen zur Biokraftstoffproduktion<br />
vor und schließt andere aufgrund der Nahrungsmittelsicherheit<br />
aus. Sie empfiehlt die Befreiung von der Benzinsteuer<br />
<strong>für</strong> Biodiesel und Bioethanol.<br />
Politische Rahmenbedingungen<br />
im Energiesektor<br />
Die rechtlichen Rahmenbedingungen <strong>für</strong> den Stromsektor<br />
werden in Südafrika durch den National Energy Act<br />
Nr. 34 von 2008 geregelt 48 .<br />
Dieses Energiegesetz soll gewährleisten, dass unterschiedliche<br />
Energieressourcen in ausreichender Menge und zu<br />
erschwinglichen Preisen <strong>für</strong> die südafrikanische Wirtschaft<br />
verfügbar sind, um das Wirtschaftswachstums<br />
und die Armutsbekämpfung unter Berücksichtigung von<br />
Umweltfaktoren und Wechselwirkungen zwischen den<br />
einzelnen Wirtschaftssektoren zu fördern. Der National<br />
Energy Act Nr. 34 enthält verschiedene Bestimmungen,<br />
die sich auf die Umsetzung erneuerbarer Energien beziehen.<br />
Der zuständige Minister kann unter Anderem fol-<br />
47 DME 2008<br />
48 Government Gazette 2008, REEEP 2009<br />
SÜDAFRIKA |<br />
273<br />
gendes festlegen:<br />
• Den Mindestbeitrag erneuerbarer Energien zur nationalen<br />
Energieversorgung<br />
• Die Art der Ressourcen, die <strong>für</strong> den Beitrag erneuerbarer<br />
Energien zur nationalen Energieversorgung genutzt<br />
werden dürfen<br />
• Die Maßnahmen und Anreize, welche die Produktion,<br />
den Verbrauch, die Investitionen, die Forschung und<br />
die Entwicklung erneuerbarer Energien fördern sollen.<br />
Zusätzlich zum National Energy Act wird Südafrikas<br />
rechtlicher Rahmen <strong>für</strong> Strom durch folgende Gesetze<br />
und Bestimmungen geregelt 49 , in denen Energieeffizienz<br />
und erneuerbare Energien besonders berücksichtigt werden<br />
(siehe dazu auch den nächsten Abschnitt):<br />
The Constitution of the Republic of South Africa Act<br />
108 von 1996: Gesetz 108 der Verfassung der Republik<br />
Südafrika von 1996, welches in Sektion 24 das »Umweltrecht«<br />
beinhaltet.<br />
The National Environmental Management Act 107 of<br />
1998: Gesetz 107 zum nationalen Umweltmanagement<br />
von 1998 ist der wichtigste einzelne Rechtsakt, der sich<br />
mit dem Umweltmanagement in Südafrika beschäftigt.<br />
Unter anderem legt es die Anforderungen <strong>für</strong> Umweltverträglichkeitsprüfungen<br />
fest (siehe Abschnitt 1.5). 50<br />
The Electricity Pricing Policy Regulations: Bestimmungen<br />
zur Regulierung der Strompreise, die im Rahmen des<br />
National Energy Regulator Act 20 von 2004 bekannt gegeben<br />
wurden.<br />
The Electricity Regulation Act 4 of 2006: Gesetz 4 zur<br />
Stromregulierung von 2006), das neben der Bereitstellung<br />
der relevanten Lizenz- und Zollvorschriften unter anderem<br />
auch die Zielvorgaben zur Förderung verschiedener<br />
Energieressourcen und Energieeffizienz festschreibt. § 34<br />
des Gesetzes befasst sich mit neuen Erzeugungskapazitäten.<br />
Für erneuerbare Energien ist der Abschnitt 34 (1) (b)<br />
von Bedeutung, nach dem der Minister:<br />
• Entscheiden kann, ob zusätzliche Erzeugungskapazitä-<br />
49 REEEP 2009<br />
50 D:EA&DP/<strong>GTZ</strong> 2009
ten gebraucht werden, um eine durchgängige Stromversorgung<br />
zu gewährleisten<br />
• Festlegen kann, mit welchen Ressourcen der Strom erzeugt<br />
werden soll und wie viel Strom mit den jeweiligen<br />
Ressourcen erzeugt werden soll<br />
• Festlegen kann, dass der so produzierte Strom von bestimmten<br />
vorher definierten Personen bzw. Institutionen<br />
gekauft werden muss<br />
• Festlegen kann, dass zusätzliche Erzeugungskapazitäten<br />
• nur über faire, gleichberechtigte, transparente, wettbewerbsorientierte<br />
und kostendeckende Ausschreibungsverfahren<br />
geschaffen werden dürfen<br />
• die Beteiligung von Privatunternehmen gewährleisten<br />
müssen<br />
Das südafrikanische Finanzministerium hat vor kurzem<br />
eine CO2-Steuer von 2 RCent/kWh eingeführt, die auf<br />
Strom erhoben wird, der nicht aus erneuerbarer Energie<br />
stammt.<br />
Erneuerbare Energien und Energieeffizienz werden in den<br />
gesetzlichen Rahmenbedingungen <strong>für</strong> den Energiesektor<br />
in Südafrika besonders berücksichtigt. Die Regierung<br />
setzt praktikable Ziele fest und setzt sich da<strong>für</strong> ein, diese<br />
zu erreichen. Die Umsetzung der Bestimmungen geht<br />
bisher jedoch eher langsam voran, was unter anderem<br />
an den sich überschneidenden Kompetenzen von DoE,<br />
DPE, DWEA und NERSA sowie dem de facto sehr starken<br />
Einfluss von Eskom liegt.<br />
12.5 Rahmenbedingungen<br />
<strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />
Strategien und Ziele <strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />
Das Weißbuch <strong>für</strong> erneuerbare Energien von 2003 legt als<br />
Ziel fest, dass bis 2013 jährlich 10 000 GWh aus erneuerbaren<br />
Energieressourcen gewonnen werden sollen 51 .<br />
Der mögliche Beitrag der verschiedenen Technologien<br />
wurde in einer 2003 durchgeführten makroökonomischen<br />
Studie ermittelt 52 . Allerdings wurden keine klaren<br />
Richtlinien zur Umsetzung festgelegt, weshalb die Bemühungen,<br />
dieses Ziel zu erreichen, nur relativ langsam<br />
51 DME 2009<br />
52 Cooper 2006<br />
SÜDAFRIKA |<br />
274<br />
vorangehen (nur 3% des definierten Ziels wurden bisher<br />
umgesetzt).<br />
Die Zielvorgabe des Weißbuchs, bis 2013 einen Beitrag<br />
von 10 000 GWh an erneuerbarer Energie zum Endenergieverbrauch<br />
zu erreichen, wurde als ökonomisch machbar<br />
bestätigt, wenn dazu Subventionen und Finanzmittel<br />
aus dem Emissionshandel eingesetzt werden. Das Erreichen<br />
der Zielvorgabe wird<br />
• rund 1 667 MW Leistung aus erneuerbarer Energie<br />
schaffen, die sich auf das BIP mit jährlich 1 071 Mrd.<br />
R (98,2 Mrd. €) netto auswirken wird<br />
• der Regierung zusätzliche Einnahmen von 299 Mio. R<br />
(27,4 Mio. €) bringen<br />
• zusätzliches Einkommen von 128 Mio. Rand (11,7<br />
Mio. €) generieren, das Haushalten mit niedrigem<br />
Einkommen zugute kommt, da über 20 000 neue Jobs<br />
geschaffen werden<br />
• eine Wassereinsparung von 16,5 Mio. m3 bringen, was<br />
einem Gegenwert von 26,6 Mio. R (2,4 Mio. €) entspricht.<br />
Momentan wird das Weißbuch <strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />
überarbeitet. Neben einem konkreteren Plan zu seiner<br />
Umsetzung erwartet man, dass <strong>für</strong> 2020 ein ehrgeizigeres<br />
Ziel gesetzt wird.<br />
Um erneuerbare Energien zu fördern, hat das DME die<br />
internationalen Beziehungen mit Hilfe von Kooperationen,<br />
die auf dem Weltgipfel <strong>für</strong> nachhaltige Entwicklung<br />
(WSSD) 2002 in Johannesburg initiiert wurden, gestärkt.<br />
Solche Partnerschaften sollen Marktbarrieren überwinden<br />
und den breiten Einsatz von nachhaltigen Energielösungen<br />
fördern. Zu den internationalen Kooperationsaktivitäten<br />
gehören die Global Village Energy Partnership<br />
(GVEP) 53 und die Renewable Energy and Energy Efficiency<br />
Partnership (REEEP) 54 .<br />
Gesetzliche Rahmenbedingungen und<br />
Förderung erneuerbarer Energien<br />
Die Rechtsstruktur beruht auf dem Energy Act 34 (2008)<br />
und dem Electricity Regulation Act 4 von 2006, die in<br />
Abschnitt 1.4 beschrieben werden.<br />
Folgende Instrumente sind zur Unterstützung von Projek-<br />
53 www.gvepinternational.org<br />
54 www.reeep.org
ten im Bereich erneuerbarer Energien vorhanden:<br />
Die südafrikanische Regierung spielt eine wichtige Rolle<br />
bei der Finanzierung von Projekten im Bereich erneuerbare<br />
Energien. Das DME hat das Renewable Energy Finance<br />
and Subsidy Office (REFSO) eingerichtet, dessen<br />
Mandat die folgenden Bereiche einschließt 55 :<br />
• Verwaltung der Subventionen <strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />
• Beratung von Entwicklern und anderen Interessensvertretern<br />
zur Finanzierung und Subventionierung erneuerbarer<br />
Energien.<br />
Das Hauptziel des Subventionssystems ist es, den Anteil<br />
erneuerbarer Energien am Energiemix des Landes zu steigern.<br />
Das Subventionssystem gibt Anreize <strong>für</strong> Entwickler<br />
und Stromversorger, erneuerbare Energieprojekte umzusetzen,<br />
indem es Risiken verringert und weitere Investoren<br />
zur Finanzierung von Projekten <strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />
anzieht. Das REFSO bietet Investitionskostenzuschüsse<br />
(1 000 R/kW bei maximal 20% der gesamten Investitionskosten)<br />
<strong>für</strong> Projekte, die folgende Kriterien erfüllen:<br />
• Die Projekte sollen sich innerhalb der südafrikanischen<br />
Landesgrenzen befinden, kommerziell tragfähige Technologien<br />
verwenden und mindestens 1 MW Energie<br />
erzeugen.<br />
• Die Projekte müssen Machbarkeitsvorstudien vorweisen.<br />
• Die Investitionskosten sollen 100 Mio. R nicht übersteigen<br />
(dieses Kriterium wird allerdings derzeit überarbeitet).<br />
• Ein potenzieller Abnehmer <strong>für</strong> erneuerbare Energie<br />
muss vorgewiesen werden.<br />
• Die Wahrscheinlichkeit, dass die Projekte sich innerhalb<br />
von 12 Monaten finanziell selbst tragen, sollte<br />
<strong>hoch</strong> sein.<br />
Projekte, die von der REFSO-Finanzierung profitieren,<br />
können auch weitere finanzielle Instrumente, etwa den<br />
Clean Development Mechanism, nutzen. Das CDM-<br />
Büro hat bereits zwei Wasserkraftprojekte sowie Biogas-<br />
und Deponiegasprojekte subventioniert.<br />
Steueranreize: Abschnitt 12B des Einkommenssteuergesetzes<br />
gibt einige Steuererleichterungen <strong>für</strong> die Stromerzeugung<br />
aus Windkraft, Solarenergie, Wasserkraft und<br />
Biomasse einschließlich Biomüll, Deponiegas und Pflan-<br />
55 DME 2009<br />
SÜDAFRIKA |<br />
275<br />
zen vor. Der Abschnitt sieht einen verlängerten Abschreibungszeitraum<br />
(50% im ersten Jahr, 30% im zweiten Jahr<br />
und 20% im dritten Jahr) <strong>für</strong> die Kosten von Investitionen<br />
vor, die vom Steuerzahler zu gewerblichen Zwecken genutzt<br />
werden.<br />
Darüber hinaus schreibt der Draft Taxation Laws Amendment<br />
Bill 2009 (Entwurf <strong>für</strong> die Gesetzesvorlage <strong>für</strong> die<br />
Ergänzung des Steuerrechts 2009) vor, dass der Verkauf<br />
von CERs von der Einkommenssteuer befreit wird, was<br />
die Attraktivität von Finanzierungen über den CO2-Handel<br />
<strong>für</strong> Projekte erhöht.<br />
Schließlich versprach Finanzminister Trevor Manuel während<br />
seiner Rede zum Haushalt 2008 in Bezug auf erneuerbare<br />
Energien, dass über weitere Steueranreize <strong>für</strong> Technologien<br />
zur saubereren Produktion nachgedacht wird, diese<br />
müssen aber erst noch entwickelt und umgesetzt werden.<br />
Im März 2009 bewilligte NERSA die Richtlinien zur Einspeisevergütung<br />
<strong>für</strong> erneuerbare Energien (REFIT) als regulatorisches<br />
Instrument 56 . Die Einführung des REFIT<br />
in Südafrika bietet eine exzellente Chance, den Einsatz<br />
von erneuerbaren Energien im Land zu fördern und einen<br />
Beitrag zum nachhaltigen Wachstum dieses Bereichs im<br />
Land, in der Region und auf internationaler Ebene zu liefern.<br />
Der REFIT wird die Voraussetzungen, die zum Erreichen<br />
des Regierungsziels nötig sind (nämlich bis 2013<br />
10 000 GWh an erneuerbaren Energien zu erzielen),<br />
deutlich verbessern. Darum wird im Rahmen von REFIT<br />
nur eine begrenzte Zahl an Technologien berücksichtigt<br />
(siehe Tabelle 9). Allerdings stellte NERSA im Juli 2009<br />
die Einspeisevergütung <strong>für</strong> erneuerbare Energien (Phase<br />
2) zur öffentlichen Beratung vor, die weitere Technologien<br />
einschließt 57 .<br />
Tabelle 9 zeigt die verschiedenen Technologien, die in<br />
jeder Phase der REFIT berücksichtigt werden sowie die<br />
jeweils angesetzte Vergütung.<br />
Neben den Vergütungen definiert REFIT auch die folgenden<br />
Regelungen:<br />
• Die Laufzeit des REFIT-Stromkaufvertrags beträgt<br />
zwanzig Jahre.<br />
• Die REFIT-Tarife werden in den ersten fünf Jahren der<br />
56 NERSA 2009<br />
57 NERSA 2009
Vertraglaufzeit jährlich, danach alle drei Jahre überprüft;<br />
die sich daraus ergebenden angepassten Tarife<br />
gelten nur <strong>für</strong> neue Projekte.<br />
• Auf REFIT-Tarife gibt es keine Ermäßigungen.<br />
• CDM-Einnahmen werden bei REFIT-Tarifen nicht<br />
berücksichtigt.<br />
• Die Agentur <strong>für</strong> Stromhandel mit erneuerbaren Energien<br />
REPA wird im Single Buyer Office (SBO) von Eskom<br />
untergebracht. REPA wird dazu verpflichtet, den<br />
Strom von lizenzierten Produzenten erneuerbarer Energien<br />
zu kaufen. Außer an REPA dürfen IPPs, die erneuerbare<br />
Energien produzieren, ihren Strom auch an Abnehmer<br />
verkaufen, die dazu bereit sind, erneuerbare Energie<br />
auch außerhalb des REFIT-Modells zu erwerben.<br />
• Die Überwachung und Überprüfung liegt in der Verantwortlichkeit<br />
des SBO.<br />
Darüber hinaus wird in der zweiten Phase des REFIT-<br />
Modells eine <strong>Vorlage</strong> <strong>für</strong> eine standardisierte Stromerwerbsvereinbarung<br />
(PPA) bereitgestellt, die auf der mittelfristigen<br />
Stromerwerbsvereinbarung (MTPPP) von<br />
Eskom basiert. Die Bewilligung der Richtlinien von Phase<br />
2 wird <strong>für</strong> Ende Oktober 2009 erwartet.<br />
Obwohl die REFIT-Richtlinien veröffentlicht wurden,<br />
gibt es immer noch einige Unklarheiten hinsichtlich ihrer<br />
konkreten Umsetzung. Unter anderem ist noch die Frage<br />
SÜDAFRIKA | 276<br />
TABELLE 9: REFIT-VERGÜTUNGEN VOM JULI 2009<br />
Technologie<br />
PHASE 1<br />
Vergütung (R/kWh) Vergütung (€/kWh)<br />
Deponiegas 0.90 0.080<br />
Kleine Wasserkraft (unter 10 MW) 0.94 0.084<br />
Windenergie 1.25 0.111<br />
Concentrated Solar Power (CSP) mit Speicher<br />
PHASE 2 (zur öffentlichen Beratung vorgestellt)<br />
2.10 0.187<br />
Concentrated Solar Power (CSP) ohne Speicher 3.13 0.279<br />
Feste Biomasse 1.18 0.105<br />
Biogas 0.96 0.085<br />
PV-Anlagen (Freiflächen- oder Dachanlagen) 4.48 0.040<br />
Konzentratorzellen 5.48 0.488<br />
Solarturmkraftwerke 2.31 0.206<br />
Quelle: CAMSO 2009<br />
offen, wer die Netzanschlusskosten zu tragen hat und ob<br />
eine Kapazitätsbegrenzung festgesetzt wird, was die Menge<br />
der produzierten MW, die zu den günstigen REFTI-Tarifen<br />
verkauft werden können, begrenzen würde.<br />
Zulassung 58<br />
Die behördlichen Maßnahmen <strong>für</strong> ein typisches Projekt mit<br />
erneuerbaren Energien sind in die folgenden Arbeitsbereiche<br />
aufgeteilt, die nicht chronologisch bearbeitet werden,<br />
sondern sich bis zu einem gewissen Grad überschneiden:<br />
• Landnutzungsplanung<br />
• Umweltverträglichkeitsprüfung<br />
• Netzanschluss<br />
• Stromerwerbsvereinbarung (PPA)<br />
• Stromerzeugungslizenz<br />
Landnutzungsplanung: Sie ist nötig, um das Land zu<br />
erwerben oder zu leasen, auf dem das Kraftwerk gebaut<br />
wird. In Südafrika muss <strong>für</strong> die Unterteilung von<br />
Landparzellen und eine Veränderung in der Nutzung<br />
von Land eine Erlaubnis eingeholt werden. Die verantwortlichen<br />
Stellen <strong>für</strong> diese Angelegenheiten sind die<br />
Provinz- und Gemeindeverwaltungen in den jeweiligen<br />
Gebieten.<br />
Umweltverträglichkeitsprüfung: Jedes Kraftwerk zwi-<br />
58 Dieser Abschnitt bezieht sich auf die Process Map, die in dem Dokument<br />
D:EA&DP/<strong>GTZ</strong> Regional Regulatory Action Plan (D:EA&DP/<strong>GTZ</strong> 2009)<br />
enthalten ist und im Dezember 2009 auf der TERNA-Website (www.gtz.de/<br />
wind) veröffentlicht wird.
schen 10 MW und 20 MW, das mit erneuerbaren Energien<br />
arbeitet, benötigt nur eine einfache Prüfung (basic<br />
assessment). Kraftwerke mit einer Leistung über 20 MW<br />
(oder über 1 ha Größe) benötigen eine umfassende Prüfung<br />
über einen Environmental Impact Report (EIR).<br />
Viele Projekte unter 10 MW brauchen aufgrund besonderer<br />
baulicher oder betrieblicher Gegebenheiten ebenfalls<br />
eine einfache Prüfung. So macht etwa der Bau von<br />
Masten (wie sie zur Windmessung genutzt werden) eine<br />
einfache Prüfung nötig. Die verantwortliche Stelle, die<br />
<strong>für</strong> EIAs im Energiebereich zuständig ist, ist das DWEA.<br />
Detaillierte Informationen zum EIA-Prozess sind unter<br />
http://www.capegateway.gov.za/eng/directories/services/11537/10199<br />
oder unter http://www.eiatoolkit.ewt.<br />
org.za/ zu finden.<br />
Netzanschluss: Ein endgültiger formaler Prozess <strong>für</strong> den<br />
Netzanschluss erneuerbarer Energien wurde bisher von<br />
Eskom noch nicht definiert. Momentan wird dieser Prozess<br />
vom Eskom-Kundenservice ausgearbeitet.<br />
Unter den aktuellen Bedingungen muss ein Netzanschluss<br />
bei dem Betreiber des Verteilernetzes beantragt<br />
werden. Betreiber kann dabei Eskom oder eine der 187<br />
Gemeinden sein, je nachdem, wo das geplante Projekt sich<br />
befindet. Zur allgemeinen Orientierung sollte man bei der<br />
Beantragung eines Anschlusses bei Eskom folgendermaßen<br />
vorgehen:<br />
• Projektkonzept: Ausarbeitung eines Konzepts <strong>für</strong> das<br />
Projekt, Identifizierung eines potenziellen Aufstellungsortes<br />
<strong>für</strong> das Kraftwerk <strong>für</strong> erneuerbare Energien,<br />
geeigneter Energieressourcen, Kraftwerkstypen und<br />
Kostenvoranschlag <strong>für</strong> das Kraftwerk<br />
• Embedded Generation Application: Der Entwickler<br />
stellt dem Betreiber des Verteilernetzwerks Informationen<br />
über die Größe des Kraftwerks, die Energieressource<br />
und über den Ort zur Verfügung. Nach Erhalt<br />
des Antrags führt Eskom eine Vorstudie des Systems<br />
durch. Identifizierung von Netzwerkoptionen <strong>für</strong> den<br />
Anschluss und Kostenvoranschläge <strong>für</strong> jede Option.<br />
• Feasibility Quotation: Der Entwickler erhält eine Zusammenfassung<br />
der Kosten in Form einer Feasibility Quotation,<br />
die im Business-Planungsprozess des Entwicklers<br />
SÜDAFRIKA |<br />
277<br />
entsprechend berücksichtigt werden sollte. In der Regel<br />
entspricht die Kostenaufstellung von Eskom nur 65 %<br />
der tatsächlichen Kosten, weil die konkrete Projektausführung<br />
noch nicht genau ermittelt wurde. Der Entwickler<br />
muss das Angebot formal annehmen und kann dazu<br />
aufgefordert werden, eine Bereitstellungsprovision zu<br />
zahlen, um den nächsten Schritt gehen zu können.<br />
• Business Quote: Nachdem die Feasibility Quotation<br />
angenommen wurde, werden weitere Studien (die der<br />
Entwickler zahlt) durchgeführt, um die konkrete Ausführung<br />
des Netzanschlusses zu ermitteln. Dann wird<br />
ein Businessangebot (Business Quote) vorgelegt. Wenn<br />
dieses Angebot angenommen wird, kann der Bau-,<br />
Test- und Inbetriebnahmeprozess starten (sofern alle<br />
anderen nötigen Genehmigungen eingeholt wurden).<br />
Power Purchase Agreement (PPA): Das PPA (Stromhandelsabkommen)<br />
muss mit der Renewable Energy<br />
Purchasing Agency (REPA) abgeschlossen werden, welche<br />
momentan das Single Buyer Office von Eskom ist. Dabei<br />
gibt es kein Standardverfahren. Ein Entwurf <strong>für</strong> eine PPA<br />
<strong>für</strong> erneuerbare Energie wurde von NERSA im Rahmen<br />
von REFIT Phase 2 veröffentlicht (siehe oben) und wird<br />
NERSA zufolge im letzten Quartal 2009 fertig gestellt.<br />
Das Hauptproblem beim Abschluss einer PPA liegt darin,<br />
dass derzeit noch nicht geklärt ist, ob man zunächst eine<br />
Stromerzeugungslizenz braucht und dann eine PPA oder<br />
umgekehrt. Aufgrund dieser Unsicherheit, die sich auch<br />
auf den Netzwerkanschluss auswirkt, wird erwartet, dass<br />
sich in der Praxis eine Art interaktiver Prozess zwischen<br />
PPA, Stromerzeugunslizenz und Netzanschluss einpendeln<br />
wird. Konkret heißt das, dass Entwickler parallel mit<br />
Eskom (über PPA und Netzzugang) und NERSA (über<br />
eine Stromerzeugungslizenz) verhandeln müssen.<br />
Stromerzeugungslizenz: Die Voraussetzungen und Abläufe<br />
des Lizensierungsprozesses werden vom National<br />
Energy Regulator of South Africa (NERSA) definiert,<br />
der <strong>für</strong> neue Akteure auf dem Markt der wichtigste<br />
Ansprechpartner ist, weil er allen neuen Produzenten<br />
Lizenzen ausstellt. NERSA vermittelt auch bei Konflikten<br />
zwischen Stromversorgern und deren Kunden so
wie zwischen verschiedenen Versorgern untereinander<br />
(insbesondere in Bezug auf Konflikte in Bezug auf Vertriebsgebiete).<br />
Die Lizenzierung ist besonders <strong>für</strong> eine<br />
frühe Inbetriebnahme von Projekten mit erneuerbaren<br />
Energien sehr wichtig und soll möglichst schnell angegangen<br />
werden. Das Verfahren zur Beantragung einer<br />
Stromerzeugungslizenz bei NERSA wird im Electricity<br />
Regulation Act beschrieben. Der erste Schritt ist die<br />
Anmeldung bei NERSA. Diese Anmeldung muss alle<br />
nötigen Informationen enthalten, die NERSA braucht,<br />
um eine fundierte Entscheidung zu treffen.<br />
Nach Erhalt eines Antrages verfügt NERSA über das Vorrecht,<br />
den Lizenzantrag zur öffentlichen Kommentierung<br />
zugänglich zu machen. In solch einem Falle muss die Behörde<br />
den Antragsteller über alle Einwände informieren<br />
und ihm erlauben, darauf zu reagieren.<br />
Eine Entscheidung ist dann innerhalb von 120 Tagen<br />
nach Ablauf der Frist zur öffentlichen Kommentierung<br />
oder 120 nach Erhalt der entsprechenden Reaktionen<br />
des Antragstellers zu fällen. Die Behörde ist dann verpflichtet,<br />
dem Antragsteller eine Kopie der Entscheidung<br />
inklusive einer entsprechenden Begründung zu<br />
übermitteln.<br />
Abbildung 4 gibt einen Überblick über die Struktur und<br />
die Abläufe der REFIT.<br />
Clean Development Mechanism<br />
ABBILDUNG 4:<br />
STRUKTUR UND ABLÄUFE DER REFIT<br />
Energie-Erzeuger<br />
(aus erneuerbaren Quellen)<br />
Quelle: NERSA 2009<br />
Kunden<br />
Lizenz zur Stromerzeugung<br />
Berichterstattung über Leistung<br />
PPA<br />
Geld<br />
Geld<br />
SÜDAFRIKA | 278<br />
Die südafrikanische Regierung ratifizierte im August<br />
1997 die Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen<br />
und im März 2002 das Kyoto-Protokoll. Die nationale<br />
Aufsichtsbehörde (DNA) von Südafrika sitzt im<br />
Department of Energy und operiert seit Dezember 2004.<br />
Im Juli 2009 hatte die südafrikanische DNA 135 CDM-<br />
Projekte in ihrem Portfolio. 15 Projekte sind bereits vom<br />
CDM Executive Board zugelassen, 13 weitere Projekte<br />
befinden sich momentan im Zulassungsverfahren.<br />
Tabelle 10 zeigt die angemeldeten CDM Projekte in Südafrika<br />
von 2007 bis August 2009.<br />
Die Website der südafrikanischen DNA59 stellt jeden<br />
Monat eine aktualisierte Liste ihres CDM-Portfolios zur<br />
Verfügung, auf der auch Details zu den Projekten aufgeführt<br />
sind. 29 Projekte haben der DNA erfolgreich ein<br />
Project Design Document (PDD) und 96 eine Project<br />
Idea Note (PIN) vorgelegt. Die Liste (vom 13. Juli 2009)<br />
führt 6 Windkraftprojekte mit ihrer von der DNA bewilligten<br />
PIN auf (siehe Tabelle 11).<br />
2003 hat die UNIDO ein CDM-Investoren-Handbuch entwickelt,<br />
welches Be<strong>für</strong>wortern und potenziellen Investoren<br />
von CDM-Projekten zuverlässige und regelmäßig aktuali-<br />
Strom<br />
59 DME 2009<br />
NERSA<br />
Berichterstattung<br />
über die Leistung und die<br />
Gesamtkosten von REFIT<br />
REPA
sierte Informationsquellen zu den Möglichkeiten von CDM<br />
im Energie- und Industriesektor in Südafrika nennt. 60<br />
Aktivitäten internationaler Geber<br />
Die Danish International Development Agency (DA-<br />
NIDA) war in der Vergangenheit der aktivste internationale<br />
Geber im Energiesektor. Über das Projekt zum<br />
Aufbau von Kapazitäten im Bereich Energieeffizienz<br />
und erneuerbare Energie (Capacity Building in Energy<br />
Efficiency and Renewable Energy <strong>–</strong> CaBEERE), das<br />
60 UNIDO 2003<br />
SÜDAFRIKA | 279<br />
zwischen 2002 und 2005 durchgeführt wurde 61 , bot sie<br />
Unterstützung bei der Formulierung von Richtlinien<br />
(etwa beim Weißbuch <strong>für</strong> erneuerbare Energien), bei<br />
wirtschaftlichen und technischen Einschätzungen sowie<br />
bei der Finanzierung von Demonstrationsprojekten<br />
(zum Beispiel der Darling Wind Farm) an.<br />
Seit April 2008 führt die Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Technische<br />
Zusammenarbeit (<strong>GTZ</strong>) drei Projekte im Energiebereich<br />
in Südafrika durch 62 :<br />
Ein Projekt wird vom Deutschen Bundesministerium<br />
TABELLE 10:<br />
ANGEMELDETE CDM-PROJEKTE IN SÜDAFRIKA VON 2007 BIS 2009<br />
Projekt Ort Typ Größe IRR (%) Jährliche<br />
Einsparungen<br />
[tCO ² eq]<br />
Omnia Fertilizer<br />
Ltd.: Projekt zur<br />
Reduktion von N2O<br />
Tugela Mill: Projekt<br />
zum Kraftstoffaustausch<br />
EnviroServ<br />
Chloorkop: Projekt<br />
zu Deponiegasgewinnung<br />
Sasol: Projekt zur<br />
Minderung von N2O<br />
Mondi Richards Bay:<br />
Biomasseprojekt<br />
Transalloys Manganese<br />
Alloy Smelter:<br />
Energieeffizienzprojekt<br />
Projekt zur katalytischen<br />
Reduktion<br />
von N2O-Emissionen<br />
mit einem zusätzlichen<br />
Katalysator<br />
Schwefelsäurefabrik<br />
Nr. 11 bei AEL: Projekt<br />
zu Minderung<br />
von N2O<br />
Kanhym Farm: Projekt<br />
Dung zu Energie<br />
Durban: Deponiegas-<br />
Projekt Bisasar<br />
Road<br />
Quelle: UNDP RISØ<br />
61 DME 2009<br />
62 <strong>GTZ</strong> 2009<br />
DOE Datum der<br />
Registrierung<br />
Free State N 2 O N / A N / A 473 DNV 03.05.07<br />
KwaZulu-<br />
Natal<br />
Biomass<br />
energy<br />
Gauteng Landfill<br />
gas<br />
Free state &<br />
Mpumalanga<br />
KwaZulu-<br />
Natal<br />
22 MWth N / A 56 DNV 12.02.07<br />
N / A 26.2 188 DNV 27.04.07<br />
N 2 O N / A 87.7 960 DNV 25.05.07<br />
Biomass<br />
energy<br />
N / A 17 <strong>–</strong> 20 185 SGS 20.05.07<br />
Gauteng EE industry N / A 12 55 DNV 19.10.07<br />
Gauteng N 2 O N / A N / A 117 TÜV-SÜD 5.11.07<br />
Gauteng N 2 O N / A N / A 265 TÜV-SÜD 8.02.08<br />
Mpumalanga Methane<br />
avoidance<br />
KwaZulu-<br />
Natal<br />
Landfill<br />
gas<br />
1 MW 20 33 DNV 18.07.08<br />
4 MW N / A 343 TÜV-SÜD 26.03.09
<strong>für</strong> Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziert<br />
und vom TERNA Wind Energy Programme der<br />
<strong>GTZ</strong> in Zusammenarbeit mit der Westkap-Institution<br />
DEA&DP (Department of Environmental Affairs and<br />
Development Planning) und Eskom durchgeführt. Es<br />
zielt darauf ab, DEA&DP in punkto Verbesserung der<br />
politischen Rahmenbedingungen, Durchführung einer<br />
Netzstudie, Umsetzung mehrerer Maßnahmen zum<br />
Aufbau von Kapazitäten und Einrichtung eines Clusters<br />
<strong>für</strong> erneuerbare Energien zu beraten und auf diese Weise<br />
die Windenergie zu fördern.<br />
Das Basic Energy Climate Change and Adaptation Programme<br />
(BECCAP), das vom Deutschen Bundesministerium<br />
<strong>für</strong> Umwelt (BMU) finanziert wurde, fördert<br />
den Zugang zu modernen Energieformen in Haushalten<br />
und unterstützt den Central Energy Fund bei der<br />
Etablierung eines CO2-Markts (unter anderem durch die<br />
TABELLE 11:<br />
LISTE DER WINDKRAFTPROJEKTE MIT BEWILLIGTER PIN (STAND: 13. JULI 2009)<br />
Name des Projekts<br />
Kouga Wind farm /<br />
Pumped Storage<br />
Hydro<br />
100 MW West<br />
Coast Wind Farm<br />
Datum der<br />
Anmeldung<br />
SÜDAFRIKA | 280<br />
Analyse der Chancen des CDM-Programms <strong>für</strong> Energiesparmaßnahmen<br />
im Haushalt). Das BMZ-finanzierte<br />
Basic Energy Conservation Programm (ProBEC) ist im<br />
gleichen Gebiet auf regionaler Ebene aktiv (SADC).<br />
Die Deutsche Kreditanstalt <strong>für</strong> Wiederaufbau (Kf W) finanziert<br />
die Installation von rund 30 000 SHS-Systemen<br />
in abgelegenen ländlichen Gebieten des Ostkaps mit einem<br />
Darlehen von 25,4 Mio. €. Darüber hinaus unterstützt<br />
es gemeinsam mit <strong>GTZ</strong> International Services die<br />
Stadt Johannesburg bei der Planung und Realisation eines<br />
öffentlichen Verkehrssystems, das auf einem Bus Rapid<br />
Transit (BRT) System beruht.<br />
Seit November 2008 konzentriert sich das Renewable<br />
Energy Market Transformation Project (REMT) auf den<br />
Abbau von Barrieren und die Senkung der Umsetzungskos-<br />
Projektbeschreibung Jährliche<br />
tCO ² e Einsparungen<br />
18.10.04 Ziel des Projektes ist die Stromerzeugung<br />
aus Windkraft und<br />
Staudämmen und die Versorgung<br />
des Umlandes.<br />
28.09.07 Das Projekt soll Strom aus<br />
Windkraft produzieren.<br />
Umoya Energy 13.02.09 Ziel des Projektes ist die Einrichtung<br />
neuer Windkrafteinrichtungen<br />
in den Parks Koperfontein<br />
346/25, Kerschbosch Dam 347/0<br />
und Coeratenberg 307/3 in der<br />
Nähe von Hopefield in Westkap.<br />
Nelson Mandela<br />
Bay Municipality<br />
Wind Power<br />
Project<br />
Khwe Khoa<br />
Langfontein Wind<br />
Energy Project<br />
Kerrifontein Wind<br />
Farm Project<br />
Quelle: DME 2009<br />
07.04.09 Das Projekt wird versuchen,<br />
60 MW Strom <strong>für</strong> die NMBM zu<br />
produzieren, der vom Projektentwickler<br />
jährlich an die Gemeinde<br />
verkauft wird. Dies wird die Abhängigkeit<br />
von Kohle zur Stromerzeugung<br />
beenden.<br />
08.04.09 Ziel des Projekts ist der Bau eines<br />
120-MW-Windparks in Westkap,<br />
etwa 10 km nordöstlich von Yzerfontein.<br />
17.04.09 Das Projekt will die technische<br />
Machbarkeit von Windenergie in<br />
Südafrika demonstrieren und ihre<br />
finanzielle Machbarkeit verbessern.<br />
Projektdauer <br />
Projektentwickler/<br />
-inhaber<br />
21 Genesis Eco<br />
Energy Pty Ltd<br />
21 Eskom<br />
Holdings Ltd<br />
21 Macquarie<br />
10 CEF Group<br />
56 795.38 10 CDM Africa<br />
223 000 10 WCACCESS
ten <strong>für</strong> Technologien mit erneuerbaren Energien. Darüber<br />
hinaus fördert es den Netzanschluss von Stromerzeugern,<br />
die mit erneuerbaren Energieressourcen arbeiten 63 . Das<br />
REMT ist ein von GEF/Weltbank finanziertes Projekt,<br />
das vom Department of Energy durchgeführt wird. Seine<br />
Schwerpunkte sind die Energieerzeugung aus erneuerbaren<br />
Energien (Renewable Energy Power Generation (REPG))<br />
und die Warmwasserbereitung aus Solarenergie. In beiden<br />
Bereichen wird das Projekt den Aufbau von Kapazitäten<br />
in den Bereichen Politik, Behörden und Institutionen auf<br />
nationaler Ebene unterstützen. Das Projekt wird von der<br />
Südafrikanischen Entwicklungsbank DBSA geleitet, die<br />
als ausführende Agentur des Department of Energy agiert.<br />
Um die Entwicklung von Windkraft in Südafrika über<br />
die 5,2 MW des Darling Windparks (siehe Abschnitt 1.6)<br />
hinaus anzuschieben, führt das DME Phase 1 des South<br />
African Wind Energy Programme (SAWEP) durch. Es<br />
handelt sich dabei um ein zweijähriges Projekt der technischen<br />
Zusammenarbeit, das vom UNDP finanziert<br />
wird und das im Februar 2008 begonnen hat. Eines der<br />
Projektziele ist es, die Entwicklung weiterer 45 MW aus<br />
Windkraft vorzubereiten, die von Privatunternehmen<br />
produziert werden sollen.<br />
• Zu den derzeitigen Aktitvitäten des SAWEP gehören<br />
die folgenden Maßnahmen:<br />
• Unterstützung und Ausbau von Kapazitäten <strong>für</strong> die<br />
South African Wind Energy Association<br />
• Aktivierung des Green Power Guarantee Scheme <strong>für</strong><br />
Kapstadt<br />
• Unterstützung bei der Entwicklung des Renewable<br />
Energy Sectoral Business Case<br />
• Beurteilung von Windressourcen an Orten, <strong>für</strong> die<br />
ein verbesserter und akkuraterer Windatlas produziert<br />
werden soll<br />
• Untersuchungen zu einer möglichen Entwicklung einer<br />
Windkraftindustrie in Südafrika.<br />
63 DBSA 2008<br />
SÜDAFRIKA |<br />
281<br />
12.6 Marktpotenzial <strong>für</strong> Windenergie<br />
Windenergiepotenziale<br />
In der Vergangenheit wurde eine Reihe von Studien zu<br />
Windessourcen in Hochlagen durchgeführt, unter anderem<br />
die Studie von Roseanne Diab aus dem Jahr 1995 und<br />
die Studie der South African Renewable Energy Resource<br />
Database (SARERD) von 2001, die von DME/Eskom/<br />
CSIR erstellt wurde 64 . Alle diese Studien beruhten auf<br />
Daten von meteorologischen Stationen, die in 10 m Höhe<br />
gemessen wurden und (im Fall von SARERD) mit Hilfe<br />
spezieller Softwareprogramme <strong>für</strong> die umliegenden Gebiete<br />
<strong>hoch</strong>gerechnet wurden. Die daraus hervorgegangenen<br />
Daten zu den Windverhältnissen in Südafrika sind<br />
daher nicht sehr zuverlässig.<br />
Den Studien zufolge kann das Windenergiepotenzial<br />
insbesondere am langen Küstenstreifen und an den Steilhängen<br />
im Landesinneren als sehr gut klassifiziert werden.<br />
Die Provinzen mit dem höchsten Windenergiepotenzial<br />
sind Westkap, Nordkap, Ostkap und KwaZulu-Natal. Die<br />
durchschnittliche Jahreswindgeschwindigkeit in 10 m<br />
Höhe liegt bei geschätzten 6 m/s (http://www.crses.sun.<br />
ac.za/pdfs/Hagemann.pdf ).<br />
2003 schätzte ein Team zur Formulierung der Strategie<br />
<strong>für</strong> erneuerbare Energien des DME das Windenergiepotenzial<br />
insgesamt auf 60 TWh pro Jahr. Bei der Schätzung<br />
des verfügbaren Areals wurde von einem konservativen<br />
Ansatz ausgegangen, nach dem von den 410 000 km2, die<br />
Windgeschwindigkeiten von mehr als 6,5 m/s aufweisen,<br />
nur 1 174 km2 <strong>für</strong> Windparks genutzt werden könnten.<br />
In den von Windparks genutzten Bereichen würden die<br />
Windräder selbst nur etwa 1 bis 2% der Fläche benötigen,<br />
was etwa 0,003% des gesamten Ressourcengebietes<br />
entspricht, der Boden unter und um die Turbinen herum<br />
könnte weiterhin landwirtschaftlich genutzt werden 65 .<br />
In Westkap wurden die in Tabelle 8 aufgeführten Windressourcengebiete<br />
identifiziert, sie zeigen, dass es ein größeres<br />
Gebiet mit sehr guten Windgeschwindigkeiten von<br />
über 8 m/s gibt.<br />
Seit diesen frühen Studien, die von Wetterstationen stammen,<br />
sind <strong>hoch</strong>moderne Messungen von privaten Unter-<br />
64 See http://www.sabregen.co.za/.<br />
Die Daten der Studie sind nur teilweise zugänglich.<br />
65 SECCP 2006
TABELLE 12:<br />
WINDPOTENZIAL IN WESTKAP NACH KATEGORIEN<br />
Kategorie Durchschnittliche Jahreswindgeschwindigkeit<br />
in einer Höhe von<br />
70 m (ms-1)<br />
nehmen durchgeführt worden, die jedoch nicht öffentlich<br />
zugänglich sind. Um diese Lücke zu schließen, hat das von<br />
der GEF finanzierte South African Wind Energy Programme<br />
mit Hilfe der Technischen Universität Dänemark<br />
(RISØ) damit begonnen, einen Mesoskala-Windatlas zu<br />
erstellen, der auf Computersimulationen beruht und von<br />
realen Windmessungen an strategisch relevanten Standorten<br />
kalibriert wird. Das Projekt ist im November 2008<br />
gestartet und soll im Dezember 2012 abgeschlossen werden.<br />
Die Daten werden schrittweise auf einer noch einzurichtenden<br />
Internetseite veröffentlicht werden. Sobald das<br />
Projekt abgeschlossen ist, wird der Windatlas öffentlich<br />
zugänglich sein.<br />
2009 führte das Department of Environmental Affairs and<br />
Development Planning (DEA & DP) des Westkap zusammen<br />
mit dem TERNA Wind Energy Programme der <strong>GTZ</strong><br />
und Eskom eine technische Studie durch. Diese hatte unter<br />
anderem das Ziel, die Auswirkungen des Anschlusses von<br />
Windkraftwerken an das Übertragungsnetz zu analysieren.<br />
Die vorläufigen Ergebnisse der Studie zeigen, dass mindestens<br />
2 800 MW aus Windkraft in das bestehende Übertragungsnetz<br />
integriert werden können. Mit sehr guten Windverhältnissen<br />
und ausreichend Backup-Kapazität, die von<br />
den bereits existierenden gasgefeuerten Kraftwerken bereitgestellt<br />
wird, macht das die Provinz zu einem perfekten Ort<br />
<strong>für</strong> die groß angelegte Nutzung von Windenergie 66 .<br />
Rahmenbedingungen <strong>für</strong> Windenergie<br />
Ziele<br />
Im Weißbuch <strong>für</strong> erneuerbare Energien von 2003 zielt<br />
die südafrikanische Regierung darauf ab, bis 2013<br />
10 000 GWh aus erneuerbaren Energien zum Endenergieverbrauch<br />
beizusteuern.<br />
66 Die Studie wurde von DlgSILENT durchgeführt. Ein Abschlussbericht wird im<br />
November 2009 auf der TERNA Website (www.gtz.de/wind) veröffentlicht.<br />
SÜDAFRIKA | 282<br />
Die südafrikanische Regierung plant in diesem Weißbuch,<br />
bis März 2010 landesweit 100 MW aus Windparks<br />
zu implementieren, die später auf 200 MW erweitert werden<br />
sollen 67 . Der Stromversorger Eskom hat jedoch nach<br />
Beedingung der Ausschreibung die Vergabe der Zuschläge<br />
verzögert. Die Regierung plant, innerhalb der nächsten<br />
drei Jahre 400 MW aus Windkraftanlagen von IPPS zu<br />
beziehen 68 . Allerdings handelt es sich bei diesen Zahlen<br />
nicht um offizielle und verbindliche Ziele.<br />
Zulassungsverfahren<br />
Bisher gibt es kein spezifisches Zulassungsverfahren <strong>für</strong><br />
Windkraftprojekte, das heißt, es gelten die Richtlinien<br />
von Kapitel 1.5.<br />
Pläne zum Netzausbau<br />
Im Rahmen des Ausbauprogramms, das bis 2026 läuft,<br />
hat Eskom mit der Verstärkung des Übertragungsnetzes<br />
begonnen, um die steigende Nachfrage nach Strom zu befriedigen.<br />
Der Ausbau des Übertragungsnetzes in Richtung<br />
Kap läuft bereits seit einiger Zeit. Seit 2002 wird<br />
der Teil des Systems, der nördlich des Hydra-Segments<br />
liegt und wo die Leitungen in das Hydra-Umspannwerk<br />
in De Aar im Zentrum von Südafrika münden, verstärkt.<br />
Momentan wird am Teil des Systems, der südlich von Hydra<br />
liegt, und am Netz des Südkaps gearbeitet. Auf dem<br />
Hauptkorridor zwischen Free State und Westkap werden<br />
derzeit 400-kV-Kondensatorblöcke installiert. Mitte<br />
2007 sollen all diese Arbeiten abgeschlossen sein. Weitere<br />
Aktivitäten zur Verringerung der Verluste und Erhöhung<br />
der Übertragungskapazität sind bereits im Gange.<br />
Die nächste Phase umfasst das Cape-Project, das den Bau<br />
von zusätzlichen 1 450 km an 765-kV-Leitungen umfasst,<br />
67 DME 2009<br />
68 WWEA 2009<br />
Landfläche (km2) Landfläche (%)<br />
Orte mit hohem Potenzial 8 ms-1 und mehr 3 820 km2 4 %<br />
Orte mit mittlerem Potenzial zwischen 6 ms-1 und 8 ms-1 19 452 km2 23 %<br />
Orte mit niedrigem Potenzial unter 6 ms-1 62 250 km2 73 %<br />
Quelle: D:ME&DP / <strong>GTZ</strong> 2009
um das bestehende System zu verstärken. Die Leitung<br />
verläuft von Zeus in Mpumalanga zum neuen Omega-<br />
Umspannwerk in Kapstadt und kostet 6,3 Mrd. R. Dem<br />
aktuellen Terminplan zufolge soll die geplante Infrastruktur<br />
bis 2010 in Betrieb sein.<br />
Über die unmittelbaren Pläne zur Infrastruktur des Übertragungsnetzes<br />
hinaus werden verschiedene Optionen in<br />
Erwägung gezogen, das Übertragungsnetz durch 765-kV-<br />
Verstärkungen und die Einführung von Hochspannungs-<br />
Gleichstrom im Netzwerk des Kaps weiter auszubauen. Für<br />
Pläne muss jedoch ein integrierter Ansatz entwickelt werden,<br />
der mögliche neue Optionen zur Stromerzeugung <strong>für</strong><br />
die Netzwerke des Kaps berücksichtigt. Andere Projekte<br />
Eskoms zur Verstärkung des Übertragungsnetzes sind:<br />
• Platinum Basin: Der Ausbau umfasst die Entwicklung<br />
einer neuen Übertragungsleitung und drei neuer Umspannwerke<br />
in in Brits, Steelpoort and Rustenburg. Der<br />
Bau der Apollo-Dinaledi-Leitung ist im Gange.<br />
• Ostkap (südliches Netz): Das Projekt umfasst den Bau<br />
einer neuen 407 km langen 400-kV-Leitung zwischen<br />
den Umspannwerken Beta und Delphi, eine Erweiterung<br />
bis zum Grassridge-Umspannwerk und die Installation<br />
eines zusätzlichen 400/132 kV, 500-MVA-<br />
Transformators.<br />
• Vaal-Dreieck: Das Projekt soll die Backup-Versorgung<br />
mit Hilfe einer optimalen technischen und wirtschaftlichen<br />
Lösung <strong>für</strong> die Probleme im Bereich des Vaal-<br />
Dreiecks verbessern.<br />
• KwaZulu-Natal: Die Erweiterungen, die 2007 bewilligt<br />
werden sollten, umfassen den Bau einer 200 km langen<br />
765-kV-Leitung mit 400 kV zwischen dem Majuba-<br />
Kraftwerk und dem Umfolozi-Umspannwerk.<br />
• Johannesburg Nord: Der Bau des Umspannwerkes ist<br />
TABELLE 13:<br />
LISTE DER WINDKRAFTPARKS, DIE IN SÜDAFRIKA IN BETRIEB SIND<br />
Name Turbine Arbeitsleistung<br />
Darling unabhängiger<br />
Stromproduzent<br />
Klipheuwel Demonstations-Windpark<br />
Quelle: AFRIWEA 2009<br />
* DME 2005<br />
SÜDAFRIKA | 283<br />
abgeschlossen. Das Werk speist 400 kV in das Netz<br />
ein und verstärkt so das Netzwerk, das die Region versorgt<br />
69 .<br />
Derzeitige Nutzung von<br />
Windenergie und geplante Projekte<br />
2009 beträgt die installierte Leistung aus Windenergie<br />
8,4 MW (Stand: Ende 2008) 70 . Südafrika befindet sich<br />
momentan immer noch in einer Pilot- oder Demonstrationsphase<br />
und hat zwei Projekte umgesetzt, die in Tabelle<br />
13 aufgeführt sind.<br />
Im Juni 2000 sprach sich der Minister <strong>für</strong> Bodenschätze<br />
und Energie da<strong>für</strong> aus, den Darling Windpark zu einem<br />
nationalen Demonstrationsprojekt zu erklären.<br />
Das Wissen, die Erfahrungen und die Erkenntnisse, die<br />
im Darling Windpark durch »learning by doing« gesammelt<br />
werden, sollen dazu beitragen, neue oder ungewöhnliche<br />
Ansätze im Bereich erneuerbare Energien<br />
voranzubringen und Energie- und Umweltprobleme<br />
zu erkennen. Außerdem dient der Windpark der Öffentlichkeit<br />
als Vorbild zur Nachahmung. Nach verschiedenen<br />
Verzögerungen, die von technischen und<br />
administrativen Problemen verursacht wurden, wurde<br />
der Darling Windpark Ende 2007 als erster unabhängiger<br />
Stromproduzent auf Basis von Windkraft auf dem<br />
gesamten Kontinent in Betrieb genommen. Es ist geplant,<br />
den Windpark auf 13 MW und darüber hinaus<br />
auszubauen.<br />
Nach diesem eher langsamen Start <strong>für</strong> Windkraft ist<br />
das Interesse einheimischer und internationaler Projektentwickler<br />
in den letzten zwei Jahren beträchtlich<br />
gewachsen 71 . Nach der Veröffentlichung der REFIT-<br />
Richtlinien durch NERSA steigerte sich dieses zu einem<br />
69 ESKOM 2007<br />
70 WWEA 2009<br />
71 Eskom 2009<br />
Datum der Inbetriebnahme<br />
Finanzierung<br />
(Millionen R)<br />
Betreiber<br />
4 x 1.3 MW Fuhrländer 5.2 MW 2007 70 Darling IPP<br />
(DARLIPP)<br />
2 x Vestas, 1 Jeumont 3.2 MW 2002 42 Eskom
»Wind Rush« und führte dazu, dass Netzanschlussanträge<br />
<strong>für</strong> 3 800 MW allein in Westkap und geschätzten<br />
5 400 im gesamten Land gestellt wurden (Daten von<br />
Juli 2009). In Abbildung 5 sind die Regionen, in denen<br />
aktuell Windkraftprojekte entwickelt werden, markiert.<br />
Geschäftsklima<br />
Marktakteure<br />
Unter den »Windsuchern« gibt es auch einige erfahrene<br />
einheimische und internationale Projektentwickler, die<br />
im Land aktiv sind (siehe dazu »Entwicklung des Privaten<br />
Sektors« unten).<br />
Rechtliche Bedingungen<br />
Bisher haben fehlende Rahmenbedingungen, billiger<br />
Strom und fehlende Fördermaßnahmen die Entwicklung<br />
von Projekten verhindert. Mit Einführung der REFIT-<br />
Tarife wird sich dies allerdings ändern, da sie weit bessere<br />
Anreize <strong>für</strong> Windkraft bieten als das deutsche EEG (Erneuerbare<br />
Energien-Gesetz).<br />
Entwicklung des Privaten Sektors<br />
Aufgrund des hohen Niveaus seiner Maschinenbauindustrie<br />
ist Südafrika prinzipiell in der Lage, nahezu alle Komponenten<br />
eines Windkraftwerks herzustellen. Südafrika<br />
ABBILDUNG 5:<br />
SÜDAFRIKA<br />
Quelle: ESKOM 2009<br />
Northern Cape<br />
Western Cape<br />
Waldgebiete<br />
Eastern Cape<br />
SÜDAFRIKA | 284<br />
hofft daher, einen Durchbruch in der technologischen<br />
Entwicklung von Windkraft machen zu können.<br />
Die wichtigsten einheimischen Hersteller sind:<br />
• Kestrel 72 ist der einzige Hersteller von kleinen Windturbinen<br />
in Südafrika. Kestrel produziert und verkauft<br />
Kestrel-Eveready Produkte in seiner Fertigungsstätte<br />
in Port Elizabeth. Kestrel hat Vertriebspartner in ganz<br />
Südafrika und der ganzen Welt.<br />
• Palmtree Power/Adventure Power 73 ist ein einheimischer<br />
Hersteller mit Sitz in Nelspruit und Produktionsstätten<br />
in der Nähe von Pretoria, wo getriebelose<br />
300-kW-Windräder hergestellt werden. Das Unternehmen<br />
hat das Ziel, die Leistung in den nächsten zwei Jahren<br />
auf 1,5 MW zu steigern. Sein erstes Pilotkraftwerk<br />
ist in Mosambik in der Nähe von Maputo in Betrieb.<br />
• Isivunguvungu Wind Energy Converter (I_WEC) 74<br />
plant die Einrichtung einer Produktionsstätte <strong>für</strong><br />
2,5-MW-Windräder in der Nähe von Kapstadt.<br />
Ein Beweis <strong>für</strong> die Möglichkeit, die Komponenten im<br />
Land herzustellen, ist die Tatsache, dass die beiden Windkraftprojekte<br />
in Klipheuwel und Darling im Land produziert<br />
wurden.<br />
Personelle Ressourcen und Ausbildung<br />
Der experimentelle Windpark in Klipheuwel (2002) an<br />
der Westküste nahe Kapstadt gehört der Ressourcen- und<br />
Strategieabteilung von Eskom. Der Bau und die laufende<br />
Forschung wird von Eskom Enterprises TSI (International<br />
Technology Services) koordiniert. Während der<br />
drei Jahre andauernden Forschungsphase wurden die<br />
Turbinen von der Stromerzeugungsabteilung von Eskom<br />
betrieben und gewartet. Dieses Demonstrationsprojekt<br />
zielte darauf ab, die lokalen Mitarbeiter zu schulen.<br />
Zusätzlich zum Know-how von Eskom, die im Laufe des<br />
Demonstrationsprojektes gesammelt wurde, gibt es verschiedene<br />
Forschungsinstitute an Universitäten, die mit<br />
Schwerpunkt erneuerbare Energien arbeiten.<br />
Das Centre for Renewable and Sustainable Energy Studies<br />
(CRSES) an der Stellenbosch University 75 ist die<br />
nationale Schnittstelle <strong>für</strong> erneuerbare Energien, die aus<br />
einer Regierungsinitiative zur Bündelung der Forschung<br />
zu erneuerbaren Energien in einer einzigen Institution, an<br />
72 www.kestrelwind.co.za/<br />
73 http://www.okhela.com/serv_wind.htm<br />
74 http://i-wec.com/<br />
75 http://academic.sun.ac.za/crses/
die verschiedene weitere Institutionen angeschlossen sind,<br />
entstand. Der Schwerpunkt von CRSES liegt im Bereich<br />
Technik mit speziellen Kursen zum Thema Windkraft.<br />
Das Energy Research Centre (ERC) (Energieforschungszentrum)<br />
der Universität Kapstadt 76 hat seinen Schwerpunkt<br />
auf politikorientierten Wirtschaftsmodellen <strong>für</strong> auf<br />
Energie- und Klimafragen.<br />
Weitere Programme existieren auch an verschiedenen anderen<br />
Universitäten, z. B. ist die Universität Johannesburg<br />
weltweit führend in der Forschung zu Dünnschicht-PV-<br />
Technologien.<br />
Somit hat Südafrika das notwendige Know-how, um die<br />
nötigen Anlagenkomponenten zu betreiben und von<br />
Anfang an zu unterhalten. Diese Basis wird mit zunehmender<br />
Nutzung von erneuerbaren Energien jedoch noch<br />
weiter ausgebaut werden müssen.<br />
Finanzierungsmöglichkeiten<br />
Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten zur Finanzierung<br />
von Windkraftprojekten in Südafrika. So vergibt etwa das<br />
Renewable Energy Finance and Subsidy Office (REFSO)<br />
Subventionen <strong>für</strong> erneuerbare Energien 77 . Darüber hinaus<br />
gibt es <strong>für</strong> ausländische Unternehmen die Möglichkeit,<br />
Joint Ventures mit südafrikanischen Windparkentwicklern<br />
zum Bau von Windparks einzugehen, wie es<br />
beispielsweise das irische Unternehmen Mainstream Renewable<br />
Power getan hat.<br />
Außerdem gibt es Finanzierungsmöglichkeiten über die<br />
Energy Development Corporation (EDC) des Central<br />
Energy Fund (siehe Kapitel 1.3) und über die Südafrikanische<br />
Entwicklungsbank DBSA.<br />
Entwicklungsdarlehen <strong>für</strong> die Anfangsphasen eines Projektes<br />
sind über das Renewable Energy Market Transformation<br />
Project (REMT), das in Kapitel 1.3 beschrieben<br />
wird, und die Industrial Development Corporation<br />
(IDC) erhältlich. Die IDC ist eine selbstfinanzierte<br />
nationale Institution <strong>für</strong> Entwicklungsfinanzierung, die<br />
Unternehmertum durch den Aufbau wettbewerbsfähiger<br />
Industrien und Unternehmen fördern will, die auf soliden<br />
Geschäftsprinzipien beruhen. Obwohl der Energiebe-<br />
76 http://www.erc.uct.ac.za/<br />
77 DME 2006<br />
SÜDAFRIKA |<br />
285<br />
reich kein traditioneller Schwerpunkt der IDC ist, steigt<br />
das Interesse an diesem Bereich. Darüber hinaus gibt es<br />
auch bei südafrikanischen Privatbanken (z. B. Investec,<br />
Macquarie) die Überlegung, sich auf dem Windkraftmarkt<br />
zu engagieren.<br />
Hemmnisse<br />
Es gibt Hemmnisse, die insbesondere auf die ungeklärte<br />
Situation zur Umsetzung des REFIT-Programms zurückzuführen<br />
sind. Unter anderem stellt sich die Frage, wer die<br />
Kosten <strong>für</strong> den Netzanschluss zu zahlen hat und ob ein<br />
bestimmtes Limit <strong>für</strong> die Kapazität eingeführt wird, das<br />
die Menge an MW, die von den vorgeschlagenen Vergütungen<br />
profitieren können, begrenzen würde (was nicht<br />
zuletzt auch ein langes und kostspieliges Qualifikationsnprozedere<br />
mich sich brächte). Außerdem gibt es keine<br />
konkreten und einheitlichen Richtlinien <strong>für</strong> den gesamten<br />
Zulassungsprozess, was ebenfalls zu Unsicherheiten<br />
unter den Projektentwicklern und Investoren führt.
12.7 Adressen und Kontaktdaten<br />
Department of Energy<br />
Private Bag X59<br />
Pretoria 0001<br />
Tel.: +27 (12) 317 80 00<br />
Fax: +27 (12) 322 34 16<br />
Internet: www.dme.gov.za<br />
National Energy Regulator<br />
of South Africa (NERSA)<br />
P.O. Box 40343<br />
Arcadia 0007<br />
Tel.: +27 (12) 401 46 00<br />
Fax: +27 (12) 401 47 00<br />
E-mail: info@nersa.org.za<br />
Internet: www.nersa.org.za<br />
African Wind Energy Association (AfriWEA)<br />
P.O. Box 313<br />
Darling 7345<br />
Tel./Fax: +27 (22) 492 30 95<br />
E-mail: office@afriwea.org<br />
Internet: www.afriwea.org<br />
South African National<br />
Energy Association (SANEA)<br />
P.O. Box 868<br />
Ferndale 2160<br />
Tel.: +27 (11) 789 13 84<br />
Fax: +27 (11) 789 13 85<br />
Internet: www.sanea.org.za<br />
Energy Research Centre<br />
University of Cape Town<br />
Private Bag<br />
Rondebusch 7701<br />
Tel.: +27 (21) 650 32 30<br />
Fax: +27 (21) 650 28 30<br />
E-mail: erc@ebt.uct.ac.za<br />
Internet: www.erc.uct.ac.za<br />
ESKOM<br />
Megawatt Park<br />
P.O. Box 1091<br />
Johannesburg 2001<br />
Tel.: +27 (11) 800 81 11<br />
Fax: +27 (11) 800 43 38<br />
E-mail: paia@eskom.co.za<br />
Internet: www.eskom.co.za<br />
Central Energy Fund (CEF)<br />
P.O. Box 786141<br />
Sandton 2146<br />
Tel.: +27 (11) 280 03 00<br />
Fax: +27 (11) 880 98 03<br />
E-mail: mandlat@cef.org.za<br />
Internet: www.cef.org.za<br />
Sustainable Energy Society<br />
of Southern Africa (SESSA)<br />
P.O. Box 868<br />
Ferndale 2160<br />
Tel.: +27 (12) 789 13 84<br />
Fax: +27 (12) 789 13 85<br />
E-mail: info@sessa.org.za<br />
Internet: www.sessa.org.za<br />
Southern African <strong>–</strong> German Chamber<br />
of Commerce and Industry<br />
P.O. Box 87078<br />
Houghton 2041<br />
Tel.: +27 (11) 486 27 75<br />
Fax +27 (11) 486 36 25<br />
E-mail: info@germanchamber.co.za<br />
Internet: www.germanchamber.co.za<br />
SÜDAFRIKA |<br />
286
Development Bank of Southern Africa<br />
P.O. Box 1234<br />
Halfway House<br />
Midrand 1685<br />
Tel.: +27 (11) 313 39 11<br />
Fax: +27 (11) 313 30 86<br />
Internet: www.dbsa.org<br />
Industrial Development Corporation<br />
of South Africa Ltd.<br />
P.O. Box 784055<br />
Sandton 2146<br />
Tel.: +27 (11) 269 30 00<br />
Fax: +27 (11) 269 31 16<br />
Internet: www.idc.co.za<br />
Embassy of the Republic<br />
of South Africa in Germany<br />
Tiergartenstr. 18<br />
10785 Berlin<br />
Tel.: +49 (30) 220 73-0<br />
Fax: +49 (30) 220 73-190<br />
E-mail: wirtschaft@suedafrika.org<br />
Internet: www.suedafrika.org<br />
<strong>GTZ</strong> Office Pretoria<br />
P.O. Box 12732<br />
Hatfield 0028<br />
Tel.: +27 (12) 342 01 81<br />
Fax: +27 (12) 342 01 85<br />
E-mail: gtz-suedafrika@gtz.de<br />
Internet: www.gtz.de<br />
12.8 Informatiosnquellen<br />
SÜDAFRIKA |<br />
287<br />
BBC: Country profile: South Africa, 2009<br />
(http://news.bbc.co.uk/2/hi/africa/country_profiles/1071886.stm)<br />
Gesichtet: 1/09/2009<br />
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Brent and Rogers: Renewable rural electrification: Sustainability<br />
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systems in the African context, 2009 (http://researchspace.csir.co.za/dspace/bitstream/10204/3404/1/<br />
Brent1_2009.pdf ) Gesichtet: 1/09/2009<br />
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Gesichtet: 1/09/2009<br />
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1/09/2009<br />
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www.applesonline.info/fileadmin/applesonline/user/<br />
docs/Deliverable8.pdf )<br />
DA-Democratic Alliance: Electricity sector reform a DA<br />
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) Gesichtet: 1/09/2009<br />
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ENERGY%20MARKET%20TRANSFORMA-<br />
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2009 (to be published in December 2009 on www.gtz.<br />
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1/09/2009<br />
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www.dme.gov.za/dna/index.stm)<br />
• Renewable Energy Summit, March 2009 (http://www.<br />
dme.gov.za/pdfs/energy/renewable/Summit%20Presentation/Day%201/SAWEP.ppt)<br />
• National Energy Efficiency Strategy of the Republic of<br />
South Africa, 2008 (http://us-cdn.creamermedia.co.za/<br />
assets/articles/attachments/21736_notice_580.pdf )<br />
• Renewable Energy Finance and Subsidy Office, 2006<br />
• Darling Wind Farm, 2005 (http://www.dme.gov.za/<br />
pdfs/energy/240605_darling_wind_farm_approved_<br />
by_ho.pdf )<br />
• White Paper on Renewable Energy Policy of the Republic<br />
of South Africa, 2003 (http://www.dme.gov.za/<br />
pdfs/energy/planning/wp_energy_policy_1998.pdf )<br />
• White Paper on the Energy Policy, 1998 (http://www.<br />
dme.gov.za/pdfs/energy/planning/wp_energy_policy_1998.pdf<br />
)<br />
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DPE: Department Public Enterprises Republic of South<br />
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(http://www.dpe.gov.za/home.asp?id=1065) Gesichtet:<br />
1/09/2009<br />
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Gesichtet:<br />
1/09/2009<br />
SÜDAFRIKA |<br />
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• Annual Report 2009, 2009<br />
• Tariffs and charges, 2009<br />
• Electricity pricing policy, 2008<br />
• Summary of Wind Potential in the Western Cape, July<br />
2009<br />
(http://www.eskom.co.za/live/index.php) Gesichtet:<br />
1/09/2009<br />
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Global Environment Facility Full-Size Project<br />
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<strong>GTZ</strong> <strong>–</strong> Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Technische Zusammenarbeit:<br />
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(http://www.gtz.de/de/dokumente/en-gtz-south-africa.pdf<br />
) Gesichtet: 1/09/2009<br />
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(http://www.gtz.de/en/themen/umwelt-infrastruktur/<br />
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(http://www.iaea.org/inisnkm/nkm/aws/eedrb/data/<br />
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IMF <strong>–</strong> International Monetary Found: Report for Selec-
ted Countries and Subjects: South Africa, 2009 (http://<br />
www.imf.org/) Gesichtet: 1/09/2009<br />
ISES <strong>–</strong> The International Solar Energy Society <strong>–</strong> A Global<br />
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(http://www.ises.org/sepconew/Pages/CountryCase-<br />
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increase more than threefold over the next three years;<br />
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1/09/2009<br />
MBendi Information services: Electrical Power in South<br />
Africa- Overview, 2003 (http://www.mbendi.com/indy/<br />
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(http://www.nersa.org.za/UploadedFiles/Electricity-<br />
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• Eskom’s Multi Year Price Determination (MYPD)<br />
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for a Re-opener, March 2009 (http://www.nersa.org.<br />
za/UploadedFiles/ElectricityDocuments/Eskoms%20<br />
Multi%20Year%20Price%20Determination%20_<br />
MYPD_%20Revised%20Rules%20_3_.pdf ) Gesichtet:<br />
1/09/2009<br />
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2007(http://www.nersa.org.za/documents/ArchivedESSDocuments.aspx)<br />
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Gesichtet: 1/09/2009<br />
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SÜDAFRIKA |<br />
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REEEP <strong>–</strong> The Renewable Energy & Energy Efficiency<br />
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Policy and Regulatory Review for 2009, 2009. (http://<br />
reeep-sa.org/regionalreviews) Gesichtet: 1/09/2009<br />
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2009 (http://www.peopleandplanet.net/pdoc.<br />
php?id=3603) Gesichtet: 1/09/2009<br />
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htm) Gesichtet: 1/09/2009<br />
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2005 (http://soer.deat.gov.za/themes.aspx?m=406 ) Gesichtet:<br />
1/09/2009<br />
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in South Africa, 2006 (http://www.earthlife.org.za/<br />
wordpress/wp-content/uploads/2009/04/potential-ofre-in-sa-feb06.pdf<br />
) Gesichtet: 1/09/2009<br />
TheBioenergySite News Desk: Joint Venture to Build<br />
Wind Farms in South Africa; Article, March 2009<br />
(http://www.thebioenergysite.com/news/3356/jointventure-to-build-wind-farms-in-south-africa)<br />
Gesichtet:<br />
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(http://www.undp.org.za/index.php/the-country-programme/current-list-of-projects-in-south-africa)Gesichtet:<br />
1/09/2009<br />
UNDP RISØ: CDM pipeline overview, Last visited<br />
24/08/2009 (http://uneprisoe.org/) Gesichtet:<br />
1/09/2009<br />
UNIDO: CLEAN DEVELOPMENT MECHANISM<br />
(CDM) investor guide, 2003 (http://www.unido.org/fileadmin/media/documents/pdf/Energy_Environment/<br />
CDM_guide_SouthAfrica_.pdf ) Gesichtet: 1/09/2009<br />
Werner, Daniel: DIPLOMARBEIT - Der südafrikanische<br />
Stromsektor unter ökologischem Problemdruck,<br />
May 2007<br />
WWEA - World Wind Energy Association: Wind Energy<br />
International - Country report 2009, South Africa.<br />
(http://www.wwindea.org/home/index.php) Gesichtet:<br />
1/09/2009<br />
Wind Finder: Top 25 gemiddeld windsnelheid all time<br />
year/month statistic in South Africa, 2008 (http://<br />
www.windfinder.com/wind-cgi/top_surfspots.<br />
pl?mode=statistic&country=za) Gesichtet: 1/09/2009<br />
WiseGeek: What are Capital Goods? 2009 (http://www.<br />
wisegeek.com/what-are-capital-goods.htm) Gesichtet:<br />
1/09/2009<br />
25 Degrees in Africa - Renewable Energy: Looking for gold<br />
in the sky- wind potential on SA shores; Volume 3, Journal<br />
4 - December 2008 (http://www.25degrees.net/index.<br />
php?option=com_zine&view=article&id=41:lookingfor-gold-in-the-sky&Itemid=81)<br />
Gesichtet: 1/09/2009)<br />
SÜDAFRIKA |<br />
290
TUNESIEN<br />
Abkürzungsverzeichnis<br />
AECID Agencia Española de Cooperación Internacional<br />
para el Desarrollo (Spanische<br />
Agentur <strong>für</strong> Internationale Entwicklungszusammenarbeit)<br />
AfDB African Development Bank<br />
(Afrikanische Entwicklungsbank)<br />
AfriWEA African Wind Energy Association<br />
(Afrikanischer Windenergieverband)<br />
ANER Agence Nationale des Energies<br />
Renouvelables (Nationale Agentur<br />
<strong>für</strong> Erneuerbare Energien)<br />
ANME Agence Nationale pour la Maîtrise de<br />
l’Energie (Nationale Agentur <strong>für</strong> Energiemanagement)<br />
BMZ Bundesministerium <strong>für</strong> wirtschaftliche<br />
Zusammenarbeit und Entwicklung<br />
Btu British thermal unit<br />
CCGT Combined Cycle Gas Turbine<br />
(Gas-und-Dampf-Kombikraftwerk)<br />
CDM Clean Development Mechanism<br />
CENER Centro Nacional de Energías Renovables<br />
CER Certified Emission Reduction<br />
(zertifizierte Emissionsreduktion)<br />
CIA Central Intelligence Agency<br />
CIPIE Commission Interdépartementale de la<br />
Production Indépendante d’Electricité<br />
(Abteilungsübergreifende Kommission<br />
<strong>für</strong> Unabhängige Stromerzeugung)<br />
CITET Centre International de Technologies de<br />
l’Environnement de Tunis (Internationales<br />
Zentrum <strong>für</strong> Umwelttechnologien<br />
von Tunis)<br />
CRTEn Research and Technology<br />
Center of Energy<br />
CSPIE Commission Supérieure de la Production<br />
Indépendante d’Electricité<br />
DEG Deutsche Investitions- und<br />
Entwicklungsgesellschaft<br />
EE Energy Efficiency (Energieeffizienz)<br />
EIA Energy Information Administration<br />
291<br />
EU Europäische Union<br />
FNME National Fund for Energy Conservation<br />
GDP Gross Domestic Product<br />
GEF Global Environment Facility<br />
GIS Geographic Information System<br />
GNESD Global Network on Energy for Sustainable<br />
Development<br />
GTAI Germany Trade and Invest<br />
<strong>GTZ</strong> Gesellschaft <strong>für</strong> Technische<br />
Zusammenarbeit<br />
GWh Gigawattstunden<br />
IEA International Energy Agency<br />
IGCE Large Energy Consuming Industries<br />
IGCElec Large Electricity Consuming Industries<br />
IHK Industrie <strong>–</strong> und Handelskammer<br />
IMET Italian Ministry of the Environment and<br />
Territory<br />
IWF Internationaler Währungsfonds<br />
IPP Independent Power Producer<br />
IRENA International Renewable Energy Agency<br />
KCC Kyoto Coaching Cologne<br />
KMU Kleine und mittelständische<br />
Unternehmen<br />
kV Kilovolt<br />
LPG Liquefied Petroleum Gas<br />
(LPG-Flüssiggas)<br />
MEDREC Mediterranean Renewable Energy Centre<br />
MW Megawatt<br />
OECD Organization for Economic<br />
Co-operation and Development<br />
OME Observatoire Méditerranéen de l‘Energie<br />
PDD Project Design Document<br />
PIN Project Idea Note<br />
PMN Programme de Mise à Niveau<br />
PoA Programme of Activities<br />
PPP Public-Private Partnership<br />
PV Photovoltaik<br />
REN21 Renewable Energy Policy<br />
Network for the 21st Century<br />
SOTACIB Tunesian cement producer
TUNESIEN<br />
STEG Société Tunisienne d’Electricité et du Gaz<br />
(Tunesische Strom- und Gasgesellschaft)<br />
TMIE Tunisian Ministry of Industry and Energy<br />
TND Tunesischer Dinar<br />
UNDP United Nations Development<br />
Programme<br />
UNEP United Nations Environmental<br />
Programme<br />
292<br />
UNEP/DTIE United Nations Environment<br />
Programme, Division of Technology,<br />
Industry and Economics<br />
AHK Deutsche Auslandshandelskammer<br />
DNA Designated National Authority<br />
(nationale Aufsichtsbehörde)<br />
IGCE Independent Government Cost Estimate
TUNESIEN<br />
13.1 Einleitung<br />
ABBILDUNG 1:<br />
KARTE VON TUNESIEN<br />
Quelle: CGIAR (2004)<br />
Tunesien liegt in Nordafrika und grenzt an Algerien und<br />
Libyen. Tunesiens Mittelmeerküste bildet seine Nord-<br />
und den größten Teil der Ostgrenze (siehe Abbildung 1).<br />
Dementsprechend herrscht im nördlichen Teil des Lan-<br />
TABLE 1:<br />
KEY STATISTICS; 2008 DATA<br />
des und entlang der Ostküste ein mediterranes Klima vor.<br />
Im Landesinneren nimmt das kontinentale Saharaklima<br />
in dem Maße zu, in dem die Niederschlagsmengen nachlassen.<br />
Das Atlasgebirge im nördlichen Teil des Landeserstreckt<br />
sich von Südwesten nach Nordosten. Im Süden<br />
des Atlasgebirges ist das Klima das ganze Jahr über sehr<br />
trocken.<br />
293<br />
Der aus der Wüste kommende und Richtung Mittelmeer<br />
wehende Schirokko ist im Frühling und Herbst sehr verbreitet<br />
und erreicht im März und im November die höchsten<br />
Windgeschwindigkeiten von maximal 100 km/h.<br />
Die offizielle Amtssprache Tunesiens ist Arabisch; Französisch<br />
wird als zweite Sprache gesprochen. Tunesiens<br />
Staatsform ist die einer Präsidialrepublik. Durch den<br />
Rückhalt einer in den letzten Jahren konstant wachsenden<br />
Wirtschaft kann die tunesische Regierung, die von<br />
politischem Pluralismus geprägt ist, als vergleichsweise<br />
stabil gelten. Das Militär mischt sich nicht in politische<br />
Belange ein. Die Außenpolitik Tunesiens ist am Westen<br />
orientiert. In der Politik gibt es über 20% Frauen, der<br />
fundamentalistische Islam wird abgelehnt 1 . Tunesien gehört<br />
nach Definition der Weltbank zu den Ländern mit<br />
mittlerem Einkommen, etwa 80% der Bevölkerung sind<br />
kranken- und sozialversichert.<br />
Seit 1996 führt Tunesien mit Unterstützung des Internationalen<br />
Währungsfonds (IWF), der Weltbank und der EU<br />
ein Programm zur wirtschaftlichen Liberalisierung und<br />
Strukturanpassung durch. Die EU ist auch der wichtigste<br />
Handelspartner Tunesiens. Als einer der am besten etablierten<br />
Handelspartner der EU in der Mittelmeerregion<br />
hat Tunesien ein Assoziierungsabkommen unterzeichnet<br />
Fläche Einwohnerzahl BIP BIP pro Kopf Export Import Währung<br />
163 155 km2 10.3 Mio 26 518 Mio. € 5 372 € 6,27 Mrd. € 15,8 Mrd. € 1 TND<br />
= 0,55 €<br />
Quelle: CIA World Fact Book<br />
und ist in eine Freihandelszone mit der EU eingetreten.<br />
Tunesien ist Mitglied folgender Organisationen:<br />
• Afrikanische Union (African Union)<br />
• Arabische Liga (Arab League)<br />
• Arabische Maghreb Union (Arab Maghreb Union)<br />
• Mediterranean Dialogue Group<br />
(Mediterrane Dialoggruppe)<br />
1 CIA 2009
• Organisation der Islamischen Konferenz<br />
(Organization of the Islamic Conference)<br />
• Vereinte Nationen (United Nations)<br />
• Welthandelsorganisation (World Trade Organization)<br />
• Weltbank (World Bank)<br />
Internationaler Währungsfonds (International Monetary<br />
Fund) 2008 lag die Inflationsrate bei 5% 2 . 2006 lebten<br />
4,2% der Bevölkerung Tunesiens unter der Armutsgrenze<br />
3 .<br />
TABELLE 2:<br />
BIP TUNESIEN<br />
BIP<br />
(in Mrd. 2008-€)<br />
Quelle: CIA World Fact Book<br />
13.2 Energiemarkt<br />
Übersicht Energiemarkt<br />
Der Primärenergieverbrauch in Tunesien ist in der Vergangenheit<br />
relativ linear gewachsen und lag 1970 bei ca.<br />
80 PJ. Der Anteil von Kohle und Torf war schon immer<br />
minimal und liegt mittlerweile bei Null, während der<br />
Erdölanteil einschließlich Rohöl und Erdölprodukte<br />
schon immer am größten war. Dennoch ist die absolute<br />
Menge in den letzten 15 Jahren nicht signifikant gestiegen,<br />
sie lag 2006 bei 365,9 PJ. Das stärkste Wachstum ist<br />
auf dem Gassektor zu beobachten, der 2006 39% des Primärenergieverbrauchs<br />
abdeckte. Das Volumen brennbarer<br />
erneuerbarer Energien und Abfälle ist 2006 leicht auf<br />
einen Wert von 48,6 PJ angewachsen, das entspricht 13%<br />
des Primärenergieverbrauchs. Die Anteile von 2006 sind<br />
in der folgenden Abbildung zu sehen.<br />
Aufgrund des Wirtschaftswachstums wächst auch der<br />
Energiebedarf in Tunesien. Im Vergleich zu den Nachbarländern<br />
sind die Vorkommen fossiler Energien in Tunesien<br />
begrenzt. Dennoch führten verstärkte Bemühungen<br />
um die Erdöl- und Gasförderung zu einer Produktion<br />
von 86 210 Barrels pro Tag im Jahr 2007 im Vergleich<br />
zu den 76 900 Barrels pro Tag im Jahr 2005 4 . Außerdem<br />
2 CIA 2009<br />
3 Auswärtiges Amt 2009<br />
4 CIA 2009<br />
2006 2007 2008<br />
49.28 52.49 54.79<br />
144.1<br />
39 %<br />
97.1<br />
27 %<br />
TUNESIEN | 294<br />
ABBILDUNG 2:<br />
PRIMÄRENERGIEGESAMTVERBRAUCH TUNESIEN 2006:<br />
365.9 PJ<br />
Rohöl<br />
Gas<br />
Wasser (0,3%)<br />
Quelle: IEA 2008<br />
TABELLE 3: ENERGIEVERBRAUCH NACH<br />
ENDVERBRAUCHERSEKTOREN<br />
48.6<br />
13 %<br />
75.6<br />
21 %<br />
0.3<br />
0 %<br />
0.1<br />
0 %<br />
Erdöldervivate<br />
Brennbare Erneuerbare / Abfall<br />
Geotherie,<br />
Solar etc. (0.1 %)<br />
GWh ktoe %<br />
Bergbau 366 31.5 5.4<br />
Lebensmittel und Tabak 530 45.6 7.9<br />
Textil & Bekleidung<br />
Papierherstellung und<br />
537 46.2 8.0<br />
Verlagswesen 133 11.4 2.0<br />
Chemie & Erdöl 289 24.8 4.3<br />
Baustoffherstellung 1292 111.1 19.1<br />
Metallindustrie<br />
Andere Produktionsbe-<br />
219 18.8 3.2<br />
triebe<br />
Landwirtschaftliche<br />
764 65.7 11.3<br />
Wasserförderung<br />
Wasserförderung (Wasser<br />
452 38.9 6.7<br />
& Abwasser) 515 44.3 7.6<br />
Transport & Kommunikation 268 23.1 4.0<br />
Tourismus 641 55.1 9.5<br />
Öffentlicher Dienst<br />
Lokale STEG, Energiemess-<br />
709 61 10.5<br />
geräte, LPG & andere 33 0.1 0.5<br />
Gesamt<br />
Quelle: STEG 2008<br />
6 748 577.4<br />
* Société Tunisienne d´Electricité et du Gaz (STEG)
TABELLE 4:<br />
TUNESIENS ENERGIEPRODUKTION, -VERBRAUCH UND DAS VERHÄLTNIS VON EXPORT UND IMPORT IN 2007<br />
bezieht Tunesien Erdgas über eine Pipeline zwischen Algerien<br />
und Italien, die über tunesisches Gebiet führt. Zusammengenommen<br />
führte dies 2007 erstmals in den letzten<br />
Jahren zu einer ausgeglichenen Energiebilanz. Somit<br />
wurden die Auswirkungen der steigenden Energiepreise<br />
auf dem Weltmarkt weitgehend gemindert.<br />
Wie Tabelle 3 zeigt, ist der größte Energieverbraucher in<br />
Tunesien die Industrie.<br />
Tabelle 4 zeigt das Verhältnis von Importen und Exporten<br />
bei der tunesischen Energieproduktion im Jahr 2007.<br />
Das Stromnetz<br />
Das tunesische Übertragungsnetz, das von der Tunesischen<br />
Strom- und Gasgesellschaft (Société Tunisienne d‘Eletricité<br />
du Gaz - STEG) betrieben wird, wurde in den letzten Jahren<br />
kontinuierlich ausgebaut. 2008 wurde das Niederspannungsnetz<br />
mit 90 kV betrieben und umfasste insgesamt<br />
1 108 km. Die 150-kV-Mittelspannungsleitungen beliefen<br />
sich auf 1 812 km und die 225-kV-Hochspannungsleitungen<br />
auf insgesamt 2 741 km. 2005 umfassten die 90-kV-Leitungen<br />
insgesamt 1 071 km, die 150-kV-Leitungen 1 728<br />
km sowie die 225-kV-Leitungen 2 532 km.<br />
Das Übertragungsnetz ist über die Netze in Algerien<br />
und Marokko an das europäische Verbundnetz angeschlossen.<br />
Im Osten ist das tunesische Stromnetz mit<br />
Libyen verbunden. Ziel ist es, ein nordafrikanisches<br />
Verbundnetz einzurichten, das sich über Ägypten und<br />
Jordanien bis nach Syrien erstrecken soll. Außerdem ist<br />
eine 400-kV-Hochspannungs-Seekabelverbindung nach<br />
Italien in Planung 5 .<br />
5 STEG 2008<br />
Erdöl<br />
(1 000 Barrel pro Tag)<br />
Erdgas:<br />
(Mrd. Kubikfuß)<br />
TUNESIEN | 295<br />
Kohle Primärenergie insgesamt<br />
(Brd. Btu)<br />
Gesamtproduktion 86.05 90 0 0.269<br />
Verbrauch 88.5 136 0 0.334<br />
Netto Exporte/Importe -2.45 -46 0 -<br />
Nachgewiesene Reserven<br />
(Source: EIA 2008)<br />
Mrd. Barrels) 0.4 2.75 - -<br />
ABBILDUNG 3:<br />
DAS STROMÜBERTRAGUNGSNETZ VON TUNESIEN<br />
Data Source: CGIAR (2004)<br />
Verluste im Netz gehen hauptsächlich auf Wartungsarbeiten<br />
oder andere Unterbrechungen bzw. Störfälle zurück.<br />
Mit der Erweiterung des Übertragungsnetzes ist die Gesamtmenge<br />
der Verluste gestiegen, wie Tabelle 5 zeigt.<br />
TABELLE 5:<br />
GRÜNDE FÜR VERLUSTE IM NETZ IN GWH<br />
Störfälle Wartung Gesamt<br />
2006 2.159 3.345 5.504<br />
2007 2.330 3.770 6.100<br />
2008 2.129 4.189 6.318<br />
Quelle: STEG 2008
TABELLE 6:<br />
INSTALLIERTE LEISTUNG 2005<strong>–</strong>2008 IN MW<br />
Wirtschaftswachstum und steigender Lebensstandard in<br />
Tunesien haben einen beträchtlichen Anstieg des Stromverbrauchs<br />
mit sich gebracht, der zu einer Überlastung des<br />
Netzes geführt hat. Außerdem sind einige Kraftwerke und<br />
Einrichtungen der Nachfrage nicht mehr gewachsen. Die<br />
Konsequenz daraus ist, dass es regelmäßig zu Überbelastung,<br />
Verlusten und Spannungsabfällen kommt. Um diese<br />
Probleme zu bewältigen, wurde das Electricity Distribution<br />
Network Rehabilitation and Restructuring Project<br />
(Projekt zur Sanierung und Restrukturierung des Stromverteilernetzes)<br />
initiiert. Im September 2009 bewilligte die<br />
Afrikanische Entwicklungsbank AfDB einen Kredit von<br />
87,83 Mio. TND (48,31 Mio. €), um die Finanzierung der<br />
Sanierung und Neustrukturierung des nationalen Netzes in<br />
Tunesien zu unterstützen. Die Gesamtkosten <strong>für</strong> das Projekt<br />
belaufen sich schätzungsweise auf 111,66 Mio. TND<br />
(61,41 Mio. €). Das Projekt konzentriert sich insbesondere<br />
auf die Verbesserung der unter- und überirdischen Niederspannungsleitungen<br />
und der Mittel- und Niederspannungs-Transformatoren.<br />
Ziel ist es, die Verlässlichkeit und<br />
die Sicherheit des Stromverteilernetzes zu verbessern 6 .<br />
Installierte Leistung<br />
Die installierte Leistung liegt insgesamt bei ca. 3 300<br />
MW. Davon stammen 3 232 MW (97%) aus Wärmekraftwerken,<br />
62 MW (2%) aus Wasserkraftwerken und<br />
6 STEG 2008<br />
TUNESIEN | 296<br />
Kraftwerkstyp 2005 2006 2007 2008<br />
MW<br />
Wärme(dampf)kraftwerk 1145 1090 1090 1090<br />
Kombizyklus-Gasturbinenanlage 364 364 364 364<br />
Gasturbine 1163 1163 1280 1280<br />
Wasserkraft 62 62 62 62<br />
Windkraft 19 19 19 19 *<br />
STEG** insgesamt 2753 2698 2815 2815<br />
IPPs*** 498 498 498 498<br />
Landesweite Gesamtleistung<br />
(Quelle: STEG 2008)<br />
3251 3196 3313 3313<br />
* Nach Dodd (2008) wurde 2008 Phase 3 des Sidi-Daoud-Windparks in Auftrag gegeben,<br />
was die installierte Leistung des Windparks auf 55 MW steigerte.<br />
** Société Tunisienne d’Electricité et du Gaz (STEG)<br />
*** Independent power producers (IPPs)<br />
19 MW (unter 1%) aus Windkraftwerken (siehe Tabelle<br />
6). Die Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen erfolgt<br />
zu 95% aus Erdgas und zu 5% aus Insgesamt arbeitet der<br />
staatliche Energieversorger STEG bei der Energieerzeugung<br />
primär mit Gaskraftwerken, die mit Erdgas aus den<br />
landeseigenen Reserven und mit Importen aus Algerien<br />
betrieben werden. 11% der installierten Kapazität kommt<br />
aus Gas-und-Dampf-Kombikraftwerken (CCGT). IPPs,<br />
die Strom in das öffentliche Netz einspeisen, liefern etwa<br />
500 MW (15%) der landesweit verfügbaren Kapazität.<br />
2008 lag die Spitzenlast in der öffentlichen Versorgung<br />
bei 2 467 MW, was gegenüber 2007 einen Anstieg von 51<br />
MW darstellt.<br />
Bis 2011 soll die gesamte Energieerzeugungsleistung auf<br />
4 400 MW erweitert werden, um dem wachsenden Energiebedarf<br />
gerecht zu werden. Zusätzlich zum Bau neuer<br />
Wärmekraftwerke sollen der Regierung zufolge erneuerbare<br />
Energien einen kleinen Anteil (4%) zur zusätzlichen<br />
Produktionskapazität beitragen.<br />
Stromerzeugung<br />
2008 wurden in Tunesien 14 580 GWh an Strom produziert.<br />
2008 wurden insgesamt 13 757 GWh an Strom in<br />
das Netz eingespeist (von STEG und IPPs). Die Differenz<br />
wurde von großen Industrieunternehmen produziert und<br />
verbraucht, ohne das Übertragungsnetz zu nutzen (siehe
dazu auch unten). Verglichen mit den 13 146 GWh von<br />
2007 entspricht dies einem Anstieg von 4,6%. Tabelle 7<br />
zeigt den Stromverbrauch der einzelnen Sektoren.<br />
TABELLE 7:<br />
STROMVERBRAUCH DER EINZELNEN SEKTOREN IN 2006<br />
2007 sah Tunesiens Import/Export-Bilanz folgendermaßen<br />
aus:<br />
TABELLE 8: IMPORT/EXPORT-BILANZ<br />
DER STROMBILANZ IN 2007<br />
Importe 145 GWh<br />
Exporte 130 GWh<br />
Nettoimporte 15 GWh<br />
Quelle: IEA 2007<br />
Erneuerbare Energien<br />
Momentan spielen erneuerbare Energien im Energiegesamtverbrauch<br />
eine untergeordnete Rolle. Bis auf die zentralisierte<br />
Stromerzeugung aus Wasserkraft ist die Nutzung<br />
erneuerbarer Energien in Tunesien noch in einem sehr<br />
frühen Entwicklungsstadium. Bei ans Netz angeschlossenen<br />
Kraftwerken liegt der Schwerpunkt momentan auf<br />
Windkraft, obwohl der Einsatz von Solarenergie zur Wärmegewinnung<br />
auch an Bedeutung gewinnt. 2008 wurden<br />
dem staatlichen Stromversorger STEG zufolge 62 MW an<br />
Wasserkraft und 19 MW an Windkraft installiert 7 . Andere<br />
Quellen berichten von 55 MW installierter Leistung (Sidi-<br />
Daoud-Windpark) 8 . Nach Angaben von STEG wurden<br />
37,9 GWh aus Wasserkraft und 39,4 GWh aus Windkraft<br />
produziert, womit diese jeweils einen Marktanteil von 0,4%<br />
stellten 9 . Zur netzunabhängigen Nutzung von erneuerbaren<br />
Energien wurden 11 000 dezentrale PV-Anlagen zur<br />
Elektrifizierung ländlicher Gebiete installiert.<br />
7 STEG 2008<br />
8 Dodd 2008<br />
9 STEG 2008<br />
GWh %<br />
Industrie 6 306 48<br />
Privathaushalte 3 338 26<br />
Gewerbe und Öffentlicher<br />
Dienst<br />
2 578 20<br />
Land- und Forstwirtschaft 799 6<br />
Gesamt 13 021 100<br />
Gesamt: IEA 2008<br />
TUNESIEN | 297<br />
Mit Inkrafttreten von Gesetz Nr. 2009-7, das detailliert<br />
in Abschnitt 1.5 beschrieben wird, ist ein Anstieg des Anteils<br />
erneuerbarer Energien zu erwarten.<br />
Strompreise<br />
Gemessen an den Standards der Region sind die Strompreise<br />
in Tunesien auf mittlerem Niveau. Im November<br />
2008 lagen sie zwischen 0,059 und 0,113 € pro KWh 10 . Die<br />
tunesische Regierung hält die Strompreise niedrig, indem<br />
sie den Preis <strong>für</strong> Erdgas zu 20% subventioniert. Seit einigen<br />
Jahren haben die Kosten <strong>für</strong> diese staatliche Subventionierungsmaßnahme<br />
mit den steigenden Weltmarktpreisen <strong>für</strong><br />
Rohöl stark zugenommen und stellen eine wachsende Belastung<br />
<strong>für</strong> den tunesischen Staatshaushalt dar.<br />
Liberalisierung<br />
Bis 1996 lag das Monopol <strong>für</strong> die Erzeugung und den Vertrieb<br />
von Strom bei der STEG. Seither wurde der Energiemarkt<br />
liberalisiert und <strong>für</strong> IPPs geöffnet. Mit einem<br />
Marktanteil von 85% ist STEG aber nach wie vor der<br />
größte Akteur auf dem Energiemarkt. Seit 1999 dürfen<br />
auch Unternehmen, die im Bereich der Gasgewinnung<br />
tätig sind, ohne einen vorhergehenden Ausschreibungsprozess<br />
Gaskraftwerke zu betreiben und den erzeugten<br />
Strom an STEG verkaufen.<br />
Neben STEG wurden energieintensive Industrien dazu ermutigt,<br />
Strom <strong>für</strong> den Eigenverbrauch zu produzieren (siehe<br />
Kapitel 1.5 zu den Rahmenbedingungen und Fördermaßnahmen<br />
<strong>für</strong> erneuerbare Energien). Der Überschuss, den<br />
sie produzieren, wird in das landesweite Netz eingespeist.<br />
Folgende IGCElec-Firmen speisen Strom ins Netz ein:<br />
• Cimenterie d’Oum Klil<br />
• Cimenterie de Bizerte<br />
• Cimenterie de Jbel Ouest<br />
• Ciments Blancs (SOTACIB)<br />
• Cimenterie de Gabes<br />
• El Fouledh<br />
Zwei IPPs erzeugen Strom zur Einspeisung in das Netz:<br />
• Carthage Power Company CPC (471 MW im Jahr<br />
2008) ist ein unabhängiges Energieprojekt, das von<br />
PSEG Global und Marubeni Corporation initiiert<br />
10 MED-ENEC 2008
wurde. Es besitzt und betreibt eine Stromerzeugunganlage<br />
in der Stadt Radès im Nordosten von Tunesien.<br />
Das Kraftwerk, das etwa ein Viertel des Strombedarfs<br />
des Landes abdeckt, ist eine Kombizyklus-Gasturbinenanlage,<br />
die als primären Kraftstoff Erdgas und Diesel<br />
als Hilfskraftstoff nutzt. Das Gas <strong>für</strong> das Kraftwerk<br />
stammt aus Algerien und der Miskar-Konzession von<br />
BG Tunisia. Das staatliche Gas und Energieunternehmen<br />
Société Tunisienne de l‘Electricité et du Gaz kauft<br />
die gesamte Produktion im Rahmen eines Stromhandeslabkommens,<br />
das über zwanzig Jahre läuft. PSEG<br />
hat seinen Anteil am Unternehmen im Mai 2004 an<br />
BTU Power Company, eine regionale Investorengruppe,<br />
verkauft 11 .<br />
• Société d‘Electricité d‘El Bibane SEEB (27 MW im<br />
Jahr 2005, 40 werden <strong>für</strong> 2010 erwartet) ist das zweite<br />
Kraftwerk eines IPP in Tunesien, das im Rahmen der<br />
gesetzlichen Bestimmungen Erdgas als Brennstoff<br />
nutzt. Der in diesem Kraftwerk erzeugte Strom wird<br />
dem tunesischen staatlichen Energieunternehmen Société<br />
Tunisienne de l‘Electricité et du Gaz im Rahmen eines<br />
langfristigen Stromhandeslabkommens verkauft 12 .<br />
Für die derzeitige Entwicklung war auch das Gesetz Nr.<br />
96-27 von 1996 außerordentlich wichtig, welches Privatunternehmen<br />
Zugang zum Stromsektor ermöglicht. Darin<br />
wurde das Stromerzeugungsmonopol des staatlichen<br />
Energieversorgers STEG aufgehoben und privaten Unternehmen<br />
erlaubt, an einem Ausschreibungsverfahren zur<br />
Stromerzeugung teilzunehmen. Der produzierte Strom<br />
kann dann an STEG als einzigem Abnehmer verkaufet<br />
werden. Die genauen Konditionen und Abläufe zur<br />
Konzessionserteilung <strong>für</strong> private Stromerzeugungsunternehmen<br />
wurden in Verfügung Nr. 9661125 vom 20. Juni<br />
1996 festgelegt.<br />
Ländliche Elektrifizierung<br />
Schätzungen des staatlichen Energieversorgers STEG<br />
zufolge lag der Elektrifizierungsgrad in ganz Tunesien<br />
im Jahr 2008 bei 99,5%. In ländlichen Gebieten lag der<br />
Anteil bei 99%, während 99,8% der städtischen Gebiete<br />
Zugang zu Elektrizität hatten. Am schlechtesten ist die<br />
Netzabdeckung im Südosten des Landes. Die hohe Zahl<br />
11 2009 ABQ Zawya Ltd.<br />
12 2009 ABQ Zawya Ltd.<br />
TUNESIEN |<br />
298<br />
der Netzanschlüsse ist das Resultat beständiger Bemühungen<br />
der Regierung im Verlauf der letzten 30 Jahre. In<br />
den 1970-er Jahren waren nur 6% der ländlichen Bevölkerung<br />
an das Netz angeschlossen und um 1990 lag die Zahl<br />
immer noch bei nur 50%. Als Ergänzungsmaßnahme zum<br />
Netzausbau spielte die Installation von über 11 000 dezentralen<br />
PV-Anlagen ebenfalls eine Rolle <strong>für</strong> den hohen<br />
Elektrifizierungsgrad 13 .<br />
13.3 Marktakteure<br />
Ministerium <strong>für</strong> Industrie und Energie (Ministère<br />
de l’Industrie, de l’Energie et des Petites et<br />
Moyennes Entreprises; TMIE); CSPIE und CIPIE<br />
Das Energiereferat des Ministeriums <strong>für</strong> Industrie und<br />
Energie ist <strong>für</strong> die Planung der Energieinfrastruktur und<br />
die Umsetzung der nationalen Energiepolitik zuständig.<br />
Die meisten staatlichen Akteure auf dem Energiesektor<br />
unterstehen dem Ministerium, darunter auch zwei<br />
Kommissionen: die Übergeordnete Kommission <strong>für</strong><br />
unabhängige Stromerzeugung CSPIE und die Abteilungsübergreifende<br />
Kommission <strong>für</strong> unabhängige Stromerzeugung<br />
CIPIE, die beide 1996 eingerichtet wurden.<br />
Das Ministerium <strong>für</strong> Landwirtschaft, Umwelt und Wasserressourcen<br />
ist <strong>für</strong> die Nutzung von Wasserkraft zuständig.<br />
Die CSPIE entscheidet über die Prozeduren und<br />
Auswahlkriterien <strong>für</strong> öffentliche Ausschreibungen und<br />
vergibt Verträge an IPPs. Sie erlässt außerdem Regeln zur<br />
Gewährung von Steuervorteilen <strong>für</strong> Investoren. Die ministerienübergreifende<br />
CIPIE führt Vorarbeiten <strong>für</strong> die<br />
CSPIE durch, indem sie Projekte <strong>für</strong> Ausschreibungen<br />
auswählt, Versteigerungsverfahren vorbereitet, Angebote<br />
auswertet, die Vertragsverhandlungen zwischen den IPPs<br />
und dem Energieministerium begleitet und die fallweise<br />
Bewilligung von öffentlichen Subventionen gewährleistet<br />
Nationale Energiemanagement-Agentur (Agence<br />
Nationale pour la Maîtrise del’Énergie <strong>–</strong> ANME)<br />
Die frühere tunesische Agentur <strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />
ANER wurde 1985 gegründet. Im Rahmen des Gesetzes<br />
Nr. 2004-72 vom 2. August 2004 wurde die tunesische<br />
13 STEG 2008
Nationale Energiemanagement-Agentur ANME Nachfolgerin<br />
der ANER und übernahm all ihre Zuständigkeiten.<br />
Die ANME untersteht dem Ministerium <strong>für</strong><br />
Industrie und Energie. Zu ihren Aufgaben gehört die<br />
Umsetzung von Anweisungen des Ministeriums in die<br />
Praxis und insbesondere die langfristige Sicherstellung<br />
der tunesischen Energieversorgung. Die Agentur soll<br />
dies auf zweierlei Art und Weise tun: durch eine deutliche<br />
Verbesserung der Energieeffizienz und durch die Förderung<br />
neuer Energien. Ihre Aktivitäten umfassen die<br />
wissenschaftliche Forschung und die Vorbereitung von<br />
Studien ebenso wie die Ausbildung von Experten, die<br />
Steigerung des Bewusstseins in der Bevölkerung und das<br />
Engagement in der internationalen Zusammenarbeit.<br />
Erneuerbare Energien sind ein Schwerpunkt der Arbeit<br />
der ANME. Die Agentur beschäftigt rund 100 Mitarbeiter<br />
und wird zum Teil aus dem tunesischen Staatshaushalt<br />
und zum Teil aus Spenden und von externen<br />
Investoren finanziert. Seit 2003 arbeitet die Deutsche<br />
Gesellschaft <strong>für</strong> Technische Zusammenarbeit (<strong>GTZ</strong>)<br />
im Rahmen eines Projekts zur Förderung erneuerbarer<br />
Energien und zur rationellen Energieanwendung mit der<br />
ANME zusammen und unterstützt die Instituion in den<br />
Bereichen Planung, Projektmanagement, Qualitätssicherung<br />
und innovative Technologien zum Energiesparen<br />
und der Nutzung erneuerbarer Energieressourcen 14 .<br />
Tunesische Strom- und Gasgesellschaft (Société<br />
Tunisienne d’Electricité et du Gaz <strong>–</strong> STEG)<br />
Die Stromversorgung in Tunesien wird vom staatlichen<br />
Unternehmen STEG bestimmt, das dem Ministerium <strong>für</strong><br />
Industrie und Energie untersteht. Nach wie vor ist es <strong>für</strong><br />
die Strom- und Gasversorgung aller tunesischen Verbraucher<br />
zuständig. Neben den Stromnetzen betreibt STEG<br />
auch einen Großteil der tunesischen Kraftwerke (STEG<br />
betreibt 85% der Stromkapazitäten in Tunesien, IPPs betreiben<br />
15%) und gewinnt Gas auf vier der fünf Gasfelder<br />
des Landes 15 .<br />
14 http://www.gtz.de/de/weltweit/maghreb-naher-osten/tunesien/7705.htm<br />
15 STEG 2008<br />
TUNESIEN |<br />
299<br />
Internationales Zentrum <strong>für</strong> Umwelttechnologien<br />
Tunis (Centre International des Technologies<br />
de l’Environment <strong>–</strong> CITET)<br />
Das Internationale Zentrum <strong>für</strong> Umwelttechnologien<br />
von Tunis CITET wurde 1996 gegründet und hat die<br />
Aufgabe, Umwelttechnologien zu verbreiten und zu fördern.<br />
Es untersteht dem tunesischen Umweltministerium<br />
und bietet verschiedene Beratungs- und Ausbildungsleistungen<br />
an. Außerdem stehen ihm Forschungslabors und<br />
Entwicklungskapazitäten zur Verfügung. Eine Bibliothek<br />
und eine umfassende Website bieten umfassende Informationen<br />
zu Umweltangelegenheiten und sind allen Interessenten<br />
zugänglich. Das CITET ist an zahlreichen<br />
Kooperationsprojekten beteiligt, darunter auch internationale<br />
Projekte. Gemeinsam mit dem CITET und zwei<br />
weiteren deutschen Partnern betreibt die <strong>GTZ</strong> den IHK/<br />
<strong>GTZ</strong> Unternehmenspool <strong>für</strong> Umwelttechnologie in Tunis,<br />
der sich das Ziel gesetzt hat, kleinen und mittleren europäischen<br />
Unternehmen aus dem Bereich Umwelttechnologie<br />
den Zugang zum Markt in Tunesien und anderen<br />
Ländern der Maghreb-Region zu erleichtern. Zielgruppe<br />
des Projekts sind Unternehmen, die ein mindestens mittelfristiges<br />
Interesse an umfassenden Kooperationen mit<br />
tunesischen Partnern haben (zum Beispiel in Form von<br />
Lizenzen, Technologiekooperationen oder Joint Ventures).<br />
Mediterranean Renewable Energy Centre<br />
(MEDREC <strong>–</strong> Zentrum <strong>für</strong> Erneuerbare Energien<br />
im Mittelmeerraum)<br />
Das MEDREC wurde 2004 vom italienischen Ministerium<br />
<strong>für</strong> Umwelt und Landschaft (IMET), dem TMIE<br />
und der ANME zum Zweck der Netzwerkbildung und<br />
Entwicklung regionaler Kompetenzen durch Technologietransfer,<br />
Ausbildung und Informationsverbreitung im<br />
Bereich erneuerbarer Energie gegründet. Das MEDREC,<br />
mit Sitz in Tunis, arbeitet mit Behörden in Algerien,<br />
Ägypten, Libyen, Marokko und Tunesien zusammen und<br />
ist dem Global Network on Energy for Sustainable Development<br />
(GNESD <strong>–</strong> Globales Netzwerk <strong>für</strong> Energie und<br />
nachhaltige Entwicklung) angeschlossen. Das Steuerkomitee<br />
setzt sich aus Mitarbeitern des IMET, der ANME,
des Observatoire Méditerranéen de l‘Energie (OME) und<br />
des United Nations Environment Programme, Division<br />
of Technology, Industry and Economics (UNEP/DTIE)<br />
zusammen.<br />
13.4 Politische Rahmenbedingungen<br />
im Energiesektor<br />
Die tunesische Energiepolitik wird seit mehreren Jahrzehnten<br />
von den Themen Energieeffizienz und erneuerbare<br />
Energien beherrscht, die in allen größeren <strong>Publikationen</strong><br />
behandelt werden. Das folgende Kapitel zu<br />
den politischen Rahmenbedingungen im Energiesektor<br />
konzentriert sich daher ausschließlich auf diese Themen.<br />
Gesetz Nr. 2004-72 zur rationellen Nutzung von Energie<br />
macht den bewussten Umgang mit Energie zu einem<br />
Thema von nationalem Interesse und zum wichtigsten Element<br />
einer nachhaltigen Entwicklungspolitik. Es gibt drei<br />
grundlegende Ziele vor: Energiesparen, die Förderung erneuerbarer<br />
Energien und das Ersetzen zuvor verwendeter<br />
Energieformen, wo immer dies technische, ökonomische<br />
und ökologische Vorteile bringt.<br />
Mit der Einführung des oben erwähnten Gesetzes 2005<br />
und der Einrichtung eines Nationalen Energiefonds (wie<br />
in Gesetz Nr. 2005-106 vorgegeben) hat Tunesien politische<br />
Rahmenbedingungen zur Steigerung der Energieeffizienz<br />
und Entwicklung erneuerbarer Energieressourcen<br />
geschaffen. Innerhalb dieser Rahmenbedingungen vollzog<br />
Tunesien die Abkehr von Kohle im Energiebereich und<br />
eine Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Treibhausgasemissionen<br />
16 . Ein abgeschwächtes Wachstum des<br />
Primärenergiebedarfs von 2,8% pro Jahr und der Anstieg<br />
des Anteils erneuerbarer Energien am Verbrauch auf 4%<br />
bis 2011 sind die wichtigsten Maßnahmen zur Reduzierung<br />
der Treibhausgasemissionen im Energiebereich.<br />
2009 beschrieb die ANME die Energiepolitik im Kontext<br />
der internationalen Bemühungen zur Reduzierung der<br />
Treibhausgasemissionen in einem ausführlichen Entwicklungshandbuch<br />
17 . ANME will durch die Energieerzeugung<br />
aus Erdgas die Emissionen im Energiesektor redu-<br />
16 ANME 2009a<br />
17 ANME 2009a<br />
TUNESIEN |<br />
300<br />
zieren. Zwischen 2008 und 2010 sind vertraglich fixierte<br />
Programme im Industriesektor, die Markteinführung von<br />
Leuchtstoff-Energiesparlampen <strong>für</strong> Privathaushalte, die<br />
Zertifizierung elektrischer Geräte, Kraft-Wärme-Kupplung,<br />
Wärmeisolierung von Gebäuden, Warmwasserbereitung<br />
mit Solarenergie und Energieerzeugung durch<br />
Windkraft die politischen Prioritäten zur Entwicklung<br />
des Energiesektors 18 .<br />
Zusammengenommen erlauben diese Informationen den<br />
Schluss, dass das energiepolitische Rahmenwerk in Tunesien<br />
ein positives Umfeld zur Steigerung der Energieeffizienz<br />
und des Anteils erneuerbarer Energien schafft 19 . Die<br />
Reduzierung des Verbrauchs von fossilen Brennstoffen in<br />
Industrien mit hohem Energieverbrauch ist ein wichtiger<br />
Teil der nationalen Strategie, ebenso wie die Anregung,<br />
dass die IGCELecs Windparks zur Stromerzeugung installieren<br />
sollen 20 .<br />
Als Reaktion auf die weltweite Finanzkrise legte Tunesien<br />
im Februar 2009 zwei Unterstützungsprogramme<br />
auf, welche die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen<br />
verbessern (mit einem Budget von 250 Mio. €) und die<br />
Verbesserung der Infrastruktur unterstützen sollen (mit<br />
einem Budget von 270 Mio. €). In welchem Ausmaß diese<br />
Programme sich auf Energiepolitik und -markt auswirken<br />
werden, ist noch nicht bekannt.<br />
13.5 Rahmenbedingungen <strong>für</strong><br />
erneuerbare Energien<br />
Strategien und Ziele <strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />
Die nationalen Ziele, die 2009 veröffentlicht wurden,<br />
sehen <strong>für</strong> erneuerbare Energien bis 2010 einen<br />
Anteil von 10% (4% ohne Biomasse) am Primärenergieverbrauch<br />
vor 21 . Expertenstudien zufolge<br />
wird 2030 ein Anteil von 6,5% (ohne Biomasse)<br />
erreicht sein 22 . Tunesien ist im April 2009 der Internationalen<br />
Agentur <strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />
IRENA beigetreten. Die Energiepolitik, die auch<br />
<strong>für</strong> erneuerbare Energien und Energieeffizienz gilt,<br />
ist weitgehend im Vierjahresprogramm zum Energiemanagement<br />
2008 <strong>–</strong>2011 dargelegt. Die erwarteten<br />
Resultate dieser Strategie sind: die Reduzierung der<br />
18 ANME 2009a<br />
19 Dodd 2008; REN21 2009<br />
20 ANME 2008<br />
21 REN21 2009<br />
22 Dodd 2008
Subventionen, die der Staat dem Energiesektor gewährt<br />
(2007 gaben Ägypten und Tunesien bekannt, die<br />
Energiesubventionen stufenweise abbauen zu wollen), die<br />
Reduzierung der CO2-Emissionen und das Erzielen von<br />
Gewinnen durch Clean Development Mechanism 23 .<br />
2008 veröffentlichte Tunesiens Nationale Agentur <strong>für</strong><br />
Energieeinsparung den Plan <strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />
und Energieeffizienz. Dieses Programm soll neben seinem<br />
Beitrag zu dem oben erwähnten Ziel von 10% außerdem<br />
zu einer 20%-igen Reduzierung des Energiebedarfs bis<br />
2011 führen.<br />
Die größte Entwicklungsmaßnahme im Bereich erneuerbarer<br />
Energien werden erwartungsgemäß 180 MW an<br />
Windkraft sein, die bis 2011 installiert sein sollen 24 . Die<br />
Regierung will darüber hinaus die installierte Leistung aus<br />
Photovoltaik 2008 auf 740 000 m² erhöhen. Bisher wurden<br />
etwa 300 000 m² an PV-Panels installiert 25 .<br />
In Tunesiens Energiepolitik spielen erneuerbare Energien<br />
eine wichtige Rolle. Momentan werden einige große<br />
Windkraftprojekte entwickelt oder befinden sich im<br />
Anmeldungsverfahren. Energieeffizienz wird als wichtig<br />
angesehen und in der Energiepolitik entsprechend<br />
berücksichtigt. Öffentliche Förderung durch finanzielle<br />
Unterstützung aus dem Staatshaushalt und die Mobilisierung<br />
internationaler finanzieller Ressourcen haben in<br />
der Entwicklung des Energieerhalts in Tunesien eine entscheidende<br />
Rolle gespielt 26 .<br />
Gesetzliche Rahmenbedingungen und Förderung<br />
erneuerbarer Energien<br />
Die rechtlichen Bedingungen basieren auf dem Gesetz<br />
Nr. 2004-72 und seiner Abänderung von 2009 (Gesetz<br />
Nr. 2009-7). Gesetz Nr. 2004-72 zur rationellen Nutzung<br />
von Energie erklärt den bewussten Umgang Mit<br />
Energie zum Thema von nationalem Interesse und zum<br />
zentralen Thema einer nachhaltigen Entwicklungspolitik.<br />
Drei wichtige Ziele werden genannt: Energiesparen, die<br />
Förderung erneuerbarer Energien und das Ersetzen zuvor<br />
verwendeter Energietypen, wo immer dies technische,<br />
ökonomische und ökologische Vorteile bietet. Artikel 14<br />
des Gesetzes Nr. 2004-72 zur rationellen Nutzung von<br />
Energie nennt vier Gebiete im Bereich erneuerbarer Ener-<br />
23 ANME 2008<br />
24 REN21 2009<br />
25 Dodd 2008<br />
<br />
TUNESIEN |<br />
301<br />
gien, die in einem nationalen Förderprogramm vorrangig<br />
behandelt werden sollen:<br />
Ausbau der Windkraft zur Stromerzeugung<br />
Einführung von Anreizen zur Nutzung von Solarwärme<br />
Nutzung von Solarenergie zur weiteren Elektrifizierung<br />
des ländlichen Raums, zur Bewässerung und zur Entsalzung<br />
von Meerwasser<br />
Förderung der intensiveren Nutzung von Produktionsrückständen<br />
zur Energieerzeugung und von geothermischen<br />
Ressourcen und Kleinwasserkraftwerken 27 .<br />
Gesetz Nr. 2009-7 modifizierte die rechtlichen Bedingungen<br />
von 2004 unter verschiedenen Aspekten. Selbsterzeuger<br />
im Industrie- und Dienstleistungssektor, die<br />
Heizkraftanlagen <strong>für</strong> den eigenen Bedarf installieren,<br />
dürfen nun das Netz von STEG nutzen, um ihren Strom<br />
vom Produktionsort zum Ort des Verbrauchs zu transportieren.<br />
Überschüssiger Strom kann an STEG verkauft<br />
werden. Für Selbsterzeuger aus den Sektoren Industrie,<br />
Dienstleistung oder Landwirtschaft, die erneuerbare<br />
Energien verwenden, und alle Selbsterzeuger, die Strom<br />
aus erneuerbaren Energien in das Niederspannungsnetz<br />
einspeisen, gelten die gleichen Bedingungen. Die genauen<br />
Konditionen <strong>für</strong> den Transport, den Verkauf von überschüssiger<br />
Energie und die jeweiligen Höchstgrenzen<br />
sollen in der Verordnung 2009-362 festgelegt werden.<br />
Darüber hinaus können auch Investitionen im Bereich erneuerbare<br />
Energien, die im Rahmen der Zuständigkeiten<br />
der ANME getätigt werden, von besonderen günstigen<br />
Konditionen profitieren, wenn ein Vertrag mit ANME<br />
abgeschlossen wird, der alle technischen, wirtschaftlichen<br />
und finanziellen Aspekte festschreibt. Verordnung 2009-<br />
362 setzt die speziellen Konditionen fest, die <strong>für</strong> Investitionen<br />
im Kompetenzbereich von ANME gelten, also auch<br />
<strong>für</strong> die Nutzung erneuerbarer Energien.<br />
Die tunesischen Fördermaßnahmen <strong>für</strong> erneuerbare<br />
Energien und Maßnahmen zur Energieeffizienz können<br />
in zwei Kategorien eingeteilt werden: direkte finanzielle<br />
Anreize und Steuervergünstigungen 28 .<br />
Für den Energiemarkt gibt es Kapitalhilfen, Zuschüsse<br />
oder Rückvergütungen (Einmalzahlungen durch die Regierung<br />
oder den Stromversorger) 29 . Die Unterstützung<br />
27 <strong>GTZ</strong> 2007a<br />
28 ANME 2009<br />
29 REN21 2009
wird <strong>für</strong> Energieaudits und die Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen<br />
gewährt 30 . Außerdem zielen die direkten<br />
finanziellen Anreize auf die Einrichtung von Prüfstellen<br />
<strong>für</strong> Automotoren, auf Warmwasserbereitung mit<br />
Solarenergie in Privathaushalten und in Privatunternehmen<br />
und auf den Austausch von Erdgas durch erneuerbare<br />
Energie in der Industrie und in Privathaushalten ab.<br />
Die Unterstützung <strong>für</strong> die Warmwasserbereitung durch<br />
Solarenergie umfasst Beihilfen von bis zu 20% der Kosten<br />
der Solarkollektoren, maximal jedoch 100 TND (55 €) pro<br />
Quadratmeter, die dem Versorger direkt nach der Installation<br />
der betreffenden Geräte ausgezahlt werden.<br />
Weitere Fördermittel <strong>für</strong> den Energiemarkt stellen der<br />
Nationale Fonds <strong>für</strong> Energieeffizienz und Erneuerbare<br />
Energien von 2005 und das PROMO-ISOL-Programm,<br />
das vom Nationalen Fonds <strong>für</strong> Energieeinsparung FNME<br />
finanziert wird, zur Verfügung 31 .<br />
Tunesischen Quellen zufolge ist PROMO-ISOL jedoch<br />
erst in einem Planungsstadium.<br />
Schließlich bietet der Nationale Fond <strong>für</strong> Energieeinsparung<br />
(National Fund for Energy Conservation), der Gegenstand<br />
des Gesetzes Nr. 2005-106 vom 19. Dezember<br />
2005 ist, finanzielle Mittel im Bereich Energieeinsparung<br />
und Investitionen in erneuerbare Energien in Tunesien in<br />
Form von Beihilfen an 32 .<br />
Darüber hinaus gibt es Steueranreize <strong>für</strong> die Einsparung<br />
von Energie und Projekte im Bereich erneuerbarer Energien.<br />
Diese Steueranreize stellen sich folgendermaßen dar:<br />
Reduzierung der Einfuhrzölle auf den Mindestsatz von<br />
10% (vom üblichen Satz in Höhe von 18%) und Befreiung<br />
von der Mehrwertsteuer auf importierte Anlagen<br />
und Anlagenkomponenten, die in den Bereichen<br />
Energieeinsparung oder erneuerbare Energie eingesetzt<br />
werden und <strong>für</strong> die im Land nichts Gleichwertiges produziert<br />
wird<br />
Reduzierung der Einfuhrzölle und Befreiung von der<br />
Mehrwertsteuer <strong>für</strong> importierte Rohstoffe und Halbfertiggüter,<br />
die zur Produktion von Anlagen oder Anlagenkomponenten<br />
<strong>für</strong> die Bereiche Energieeinsparung oder<br />
erneuerbare Energien benötigt werden<br />
Befreiung von der Mehrwertsteuer <strong>für</strong> lokal produzierte<br />
30 MED-ENEC 2008<br />
31 <strong>GTZ</strong> 2007a<br />
32 ANME 2009<br />
ARGENTINA | 302<br />
Rohstoffe und Halbfertiggüter, die zur Produktion von<br />
Energieeinsparung oder erneuerbare Energien dienen<br />
Befreiung von der Mehrwertsteuer <strong>für</strong> technische Anlagen<br />
und Anlagenkomponenten, die lokal hergestellt werden<br />
und in den Bereichen Energieeinsparung oder erneuerbare<br />
Energien genutzt werden.<br />
Mit der Verordnung 2009-362 wurden die finanziellen<br />
Anreize deutlich angehoben, vor allem in Bezug auf erneuerbare<br />
Energien in der Landwirtschaft, PV-Systeme,<br />
Biogaskraftwerke und ähnliches.<br />
Richtlinien zu erneuerbaren Portfolios (Verpflichtungen<br />
oder Quotenregelungen in Bezug auf Stromerzeugung aus<br />
erneuerbaren Energien), öffentliche Ausschreibungen <strong>für</strong><br />
festgelegte Leistung aus erneuerbaren Energien, Investitionsfreibeträge,<br />
Produktionssteuerfreibeträge, Einspeisevergütungen<br />
und Emissisonshandel kommen derzeit in<br />
Tunesien nicht zum Einsatz 33 .<br />
Clean Development Mechanism<br />
Tunesien hat das Kyoto-Protokoll 2003 ratifiziert. Die<br />
tunesische nationale Aufsichtsbehörde befindet sich in<br />
der Generaldirektion <strong>für</strong> Umwelt und Lebensqualität im<br />
Ministerium <strong>für</strong> Umwelt und nachhaltige Entwicklung.<br />
Obwohl das institutionelle Rahmenwerk <strong>für</strong> CDM-Projekte<br />
in Tunesien inzwischen etabliert ist, müssen die personellen<br />
Kapazitäten, die Kompetenz und das Fachwissen<br />
der betroffenen Akteure in einigen Fällen noch verbessert<br />
werden 34 . Bisher gibt es keine spezielle Gesetzgebung <strong>für</strong><br />
CDM-Projekte. Ein weiteres Hindernis <strong>für</strong> CDM-Projekte<br />
ist, dass es bisher keinen Gesetz- und Finanzrahmen<br />
<strong>für</strong> den Handel mit zertifizierten Emissionsreduktionen<br />
(CERs) gibt. Außerdem waren öffentliche Institutionen<br />
oder staatliche Unternehmen bisher die wichtigsten Projektentwickler,<br />
private Unternehmen haben sich kaum<br />
engagiert, was hauptsächlich an einem Mangel an Informationen<br />
über die Vorteile von CDM liegt. Um diese Probleme<br />
zu bewältigen, hat das Ministerium <strong>für</strong> Industrie,<br />
Energie und KMU gemeinsam mit der ANME 2009 ein<br />
Handbuch zum CDM <strong>für</strong> den Energiesektor publiziert,<br />
das Hintergrundinformationen zum Kyoto-Protokoll,<br />
CDM im Allgemeinen und CDM-Projekten im Beson-<br />
33 REN21 2009<br />
34 GTAI 2009
deren gibt 35 . In Tunesien gibt es relativ wenige Berater,<br />
die CDM-Projektentwickler unterstützen können, von<br />
verschiedenen Institutionen werden aber Ausbildungsmaßnahmen<br />
durchgeführt. Eine Liste der Berater ist in<br />
den <strong>Publikationen</strong> der GTAI zu finden 36 .<br />
2006 gab Tunesien ehrgeizige Pläne zur Durchführung<br />
von CDM-Projekten bekannt, bisher bleibt die tatsächliche<br />
Projektentwicklung jedoch weit hinter der Ankündigung<br />
zurück. Tunesien führt derzeit nur zwei CDM-<br />
Projekte mit Italien als Partnerland durch. Beide Projekte<br />
wurden 2006 angemeldet und sind Projekte zur Deponiegasgewinnung<br />
und -verbrennung. Es gibt momentan jedoch<br />
ein CDM-Projekt im Bereich erneuerbare Energien,<br />
das sich im Zulassungsverfahren befindet. Konkret bedeutet<br />
dies, dass noch kein einziges Projekt voll entwickelt ist,<br />
da<strong>für</strong> aber ein Aktionsprogramm (PoA), das die Installation<br />
von Solar-Warmwasser-Systemen in tunesischen Haushalten<br />
im Rahmen des PROSOL-Programms bündelt 37 .<br />
TABELLE 9: CDM-PROJEKTE IN TUNESIEN<br />
Projekt Ort (Region) Status Type<br />
Djebel Chekir, Projekt<br />
zur Gewinnung<br />
und Verbrennung von<br />
Deponiegas<br />
Projekt zur Gewinnung<br />
und Verbrennung<br />
von Deponiegas<br />
in neun gebündelten<br />
Mülldeponien in<br />
Tunesien<br />
Programm <strong>für</strong> solare<br />
Warmwasserbereiter<br />
(CDM PoA)<br />
Quelle: UNFCCC 2009<br />
Das oben erwähnte CDM-Handbuch enthält eine Liste<br />
von Projekten, deren Project Idea Note (PIN) bewilligt<br />
wurde. Zusammengerechnet ergeben diese 76 Projekte eine<br />
Emissionsreduzierung von 107 600 kt CO2, von denen 7<br />
445 aus Windkraftprojekten stammen und 13 714 aus Projekten<br />
im Bereich erneuerbare Energien im Allgemeinen.<br />
Zusammengenommen wird in den in Tabelle 9 aufgelisteten<br />
Windprojekten eine Leistung von 198 MW installiert.<br />
35 siehe http://www.anme.nat.tn/sys_files/medias/<br />
publication/MDP/mdp_vf.pdf<br />
36 GTAI 2009<br />
37 Für weitere Informationen siehe:<br />
http://cdm.unfccc.int/ProgrammeOfActivities/index.html<br />
TUNESIEN | 303<br />
Aktivitäten internationaler Geber<br />
Im Rahmen des UNDP gibt es mehrere Projekte in den<br />
Bereichen Energie und Umwelt, unter anderem das Projekt<br />
»Schaffung von Taskforce-Kapazitäten (IGCE und<br />
KWK) zur Umsetzung der Energiemanagementstrategie<br />
in Tunesien« mit einem Gesamtbudget von 786 976<br />
US $ (2005<strong>–</strong>2008), das gemeinsam mit der ANME und<br />
der <strong>GTZ</strong> umgesetzt wird und großen Einfluss auf die Entwicklung<br />
des Energiesektors hat.<br />
Die African Development Bank Group hat zwei große<br />
Projekte im Energiebereich realisiert. Das »Projekt zur<br />
Sanierung, Umstrukturierung und Entwicklung der Verteilernetze«<br />
zur Unterstützung von Maßnahmen zur<br />
allgemeinen Versorgung und Elektrifizierung startete im<br />
Jahr 2002, ein Jahr später begann die Bank mit einem<br />
zweiten Projekt mit ähnlichen Zielen unter dem Titel<br />
»Sanierung des Stromverteilernetzes«.<br />
Die Globale Umweltfazilität, ein öffentlich-privates<br />
Bündnis, das Darlehen <strong>für</strong> Umweltprojekte vergibt, ist in<br />
Tunesien im Bereich erneuerbare Energien und insbesondere<br />
im Bereich der Windenergie aktiv. 2001 startete das<br />
Projekt »Förderung zum verstärkten Einsatz von Windenergie<br />
in Tunesien« (sowohl <strong>für</strong> netzgebundene als auch<br />
netzunabhängige Windenergie) mit einem Budget von<br />
1,1 Mio. €. Im Mai 2009 wurde ein weiteres Projekt zur<br />
Entwicklung von netzgebundener Energie aus Privatunternehmen<br />
auf den Weg gebracht 38 .<br />
38 GEF 2009<br />
Jährliche Einsparungen<br />
t CO ²<br />
IRR (mit CDM)<br />
Jahr der<br />
Anmeldung<br />
Tunis zugelassen Deponiegas 369 664 k. A. 2006<br />
verschiedene zugelassen Deponiegas 317 909 k. A. 2006<br />
Tunesien<br />
im Zulassungsverfahren<br />
Solarenergie 9 500 k. A. -
TABELLE 10: WINDKRAFT-PROJEKTE<br />
IN TUNESIEN MIT BEWILLIGTER PIN<br />
Größe<br />
[MW]<br />
Projektteilnehmer<br />
Die <strong>GTZ</strong> ist seit 1975 im Auftrag der deutschen Regierung<br />
in Tunesien aktiv. Die zwei Arbeitsschwepunkte<br />
der <strong>GTZ</strong> in Tunesien sind Wirtschaftsförderung und<br />
Umweltschutz. Der Bereich Umweltschutz beinhaltet<br />
ein Programm zur Förderung erneuerbarer Energien und<br />
Energieeffizienz. Das Programm soll die Rolle der ANME<br />
im Energiebereich stärken, die Beteiligung von Privatunternehmen<br />
unter anderem durch Public-Private Partnerships<br />
(PPPs) fördern und Instrumente zur Förderung und<br />
Finanzierung erneuerbarer Energien und von Energieeffizienzprojekten<br />
entwickeln. Im November 2003 entschied<br />
das UNDP, gemeinsam mit der GEF ein Projekt mit dem<br />
Titel »Entwicklung von netzgebundenee Energie in Tunesien<br />
<strong>für</strong> den 10. Plan« umzusetzen, das acht Jahre lang<br />
laufen soll. Das Programm startete 2004 und wird in Zusammenarbeit<br />
mit der <strong>GTZ</strong> durchgeführt. Im Rahmen<br />
dieses Projektes, das auf die Nutzung von Windkraft im<br />
großen Stil abzielt, sollen dem Windsektor private Investitionen<br />
von mehr als 100 Mio. US $ zugeführt werden.<br />
Die von der GEF zur Verfügung gestellten Gelder belaufen<br />
sich auf 10,25 Mio. US $. Die <strong>GTZ</strong> unterstützt das<br />
Projekt als Ganzes durch die Erstellung von Standortanalysen,<br />
durch die Beratung der tunesischen Regierung<br />
in Fragen zu Netzanschluss und Tarifstrukturen und<br />
durch die Vorbereitung und Unterstützung von Ausschreibungsverfahren.<br />
Darüber hinaus will die <strong>GTZ</strong><br />
ein hohes Maß an lokaler Wertschöpfung sicherstellen,<br />
indem einheimischen Herstellern technische Unterstützung<br />
angeboten wird.<br />
Spanische, französische und japanische Agenturen zeigen<br />
Interesse am tunesischen Energiesektor oder haben bereits<br />
in ihn investiert 39 40 . Die französische Entwicklungsagen-<br />
39 Norton Rose LLP 2009<br />
40 <strong>GTZ</strong> Expertenmeinung 2009<br />
CER /<br />
Jahr<br />
Zeitraum<br />
(Jahre)<br />
35 STEG 57 700 21<br />
120 STEG 200 000 21<br />
15 SCG Gabès 21 200 21<br />
14 CIOK 21 600 21<br />
14 CJO 21 600 21<br />
Quelle: ANME 2009a<br />
TUNESIEN | 304<br />
tur (AFD) trägt durch das PME-Programm (Quatrième<br />
Programme de Mise à Niveau des Entreprises, siehe Abschnitt<br />
1.5) finanziell zum positiven Marktklima bei. Ein<br />
weiteres Beispiel <strong>für</strong> internationale Investitionen ist die<br />
Kofinanzierung des tunesischen Windatlas durch die<br />
spanische Entwicklungsagentur (nähere Informationen<br />
in Kapitel 1.5).<br />
13.6 Marktpotenzial <strong>für</strong> Windenergie<br />
Windenergiepotenzial<br />
Verschiedene Organisationen (STEG, <strong>GTZ</strong>, AECID,<br />
UNDP) haben Messungen durchgeführt, finanziert oder<br />
gefördert, um mögliche Standorte <strong>für</strong> Windparks in Tunesien<br />
zu identifizieren.<br />
Die <strong>GTZ</strong> hat gemeinsam mit der ANER einige Orte genauer<br />
untersucht, um deren Eignung <strong>für</strong> Windparks zu<br />
ermitteln. Zu diesen Orten gehören Enfida an der Ostküste,<br />
Zarzis südlich der Insel Djerba und Cap Negro an<br />
der Nordküste. Mit Unterstützung des United Nations<br />
Development Programme (UNDP) wurden Orte auf<br />
der Cap-Bon-Halbinsel, ein Plateau südlich von Thala im<br />
Landesinneren und ein Gelände in der Nähe von Kebeli<br />
in Südtunesien evaluiert.<br />
Im April 2009 wurde im Rahmen einer gemeinsam organisierten<br />
Konferenz des tunesischen Ministeriums <strong>für</strong><br />
Industrie und Energie und der spanischen Botschaft ein<br />
Windatlas von Tunesien präsentiert. Er wurde mit finanzieller<br />
Unterstützung der Spanischen Agencia Española<br />
de Cooperación Internacional para el Desarrollo (AE-<br />
CID) und der Regierung von Navarra durch die tunesische<br />
nationale Energieagentur ANME in Zusammenarbeit<br />
mit dem spanischen Centro Nacional de Energías<br />
Renovables (CENER) erstellt 41 . Der Atlas basiert auf<br />
meteorologischen Messungen (Wind, Temperatur und<br />
Druck), die auf 17 Masten in Höhe von 60, 80, und 100<br />
m im Verlauf eines Jahres durchgeführt wurden. Auf Basis<br />
dieser Daten wurde eine Windkarte mit der räumlichen<br />
Auflösung von 1 km x 1 km modelliert. Durch die<br />
Nutzung der Daten von 19 weiteren metereologischen<br />
Stationen des Nationalen Metereologischen Instituts in<br />
41 AECID 2009
Tunis wurde diese Karte validiert 42 . Der Windatlas von<br />
Tunesien ist im GIS-Format erstellt und stellt Winddaten<br />
in verschiedenen Schichten in der Höhe von 10 m, 60 m,<br />
80 m, und 100 m 43 dar, wobei er über 90% des Landes<br />
abdeckt. Das GIS-Format bildet darüber hinaus Daten zu<br />
Straßen und Umweltschutzgebieten ab, die <strong>für</strong> die Planung<br />
von Windparks relevant sind (http://www.cener.<br />
TABELLE 11: GEPLANTE INSTALLIERTE LEISTUNG<br />
FÜR WINDKRAFT DER ANME<br />
Jahr Leistung (MW)<br />
2011 200 MW<br />
2020 1 100 MW<br />
2030 1 800 MW<br />
Quelle: ANME<br />
com/es/sala_prensa/nota_mapa_eolico_tunez.asp) 44 .<br />
Regionen mit hohem Windpotenzial befinden sich<br />
hauptsächlich im nördlichen Teil von Tunesien, aber<br />
auch im Landesinneren und im Süden. In den nördlichen<br />
und nordöstlichen Gebieten ergaben die Windmessungen<br />
Geschwindigkeiten zwischen 7 und 10 m/s 45 , so z. B.<br />
im Gebiet von Jebel Sidi Abderrahmane in der Region<br />
des Cap Bon (der Halbinsel im Nordwesten von Tunesien,<br />
in der Nähe von L’Ariana), wo STEG durchschnittliche<br />
Windgeschwindigkeiten von über 10 m/s in einer<br />
Höhe von 45 m maß. In der Region um Bizerte und Nabeul<br />
(an der Südküste der Halbinsel im Nordwesten von<br />
Tunesien) sowie in der zentralen Region und im Süden<br />
von Kaserine (Tataouine, Medenine, Gabes) übersteigen<br />
die Windgeschwindigkeiten 7 m/s bei einer Höhe von<br />
60 m 46 wie etwa in Métline (an der Nordküste, in der<br />
Nähe von Bizerte) mit durchschnittlichen 9 m/s bei einer<br />
Höhe von 30 m.<br />
Rahmenbedingungen <strong>für</strong> Windenergie<br />
Die stärkere Nutzung von Windenergie ist seit 2001<br />
ein erklärtes Ziel des tunesischen Energieentwicklungsprogramms.<br />
Im Rahmen des 10. Entwicklungsplans<br />
hat sich die tunesische Regierung darauf festgelegt, bis<br />
2007 120 MW zu installieren. Bisher wurde dieses Ziel<br />
noch nicht erreicht.<br />
Darüber hinaus zielt der 11. Entwicklungsplan (der<br />
42 CENER 2009<br />
43 AECID 2009<br />
44 CENER 2009<br />
45 AfriWEA 2008<br />
46 CENER 2009<br />
TUNESIEN | 305<br />
den Zeitraum von 2008<strong>–</strong>2011 abdeckt) darauf ab, dass<br />
weitere 200 MW von privaten Investoren auf einer ausschließlich<br />
wettbewerbsorientierten Basis installiert<br />
werden. Die Umsetzung des 11. Entwicklungsplans wird<br />
von dem GEF-Projekt »Private Sector Led Development<br />
of On-Grid Wind Power in Tunisia« (Entwicklung<br />
von ans Netz angeschlossenem Strom in Tunesien)<br />
unterstützt, das von der Nationalen Agentur <strong>für</strong> Energiemanagement<br />
(ANME) durchgeführt wird 47 . Die<br />
dazu geplanten Baumaßnahmen werden in den ersten<br />
fünf Jahren des Betriebs durch produktionsabhängige<br />
finanzielle Hilfe unterstützt. Bei einer voraussichtlichen<br />
Kostenersparnis von 0,037 TND/kWh und einer Verfügbarkeit<br />
des Windparks von 35% werden die zusätzlichen<br />
Kosten momentan auf zwei bis drei US Cents pro<br />
kWh geschätzt, etwa ein Viertel davon wird durch die<br />
GEF-Finanzierung abgedeckt.<br />
Darüber hinaus unterstützt die <strong>GTZ</strong> die ANME bei der<br />
Förderung von erneuerbaren Energien in Tunesien im<br />
Rahmen eines Projektes, das von 2003 bis 2012 läuft.<br />
Ziel des Projekts ist es, die Bedingungen <strong>für</strong> Privatunternehmen<br />
zu verbessern und Finanzierungsinstrumente zu<br />
entwickeln 48 . Für die Installation von Windkraft setzt die<br />
ANME folgende Ziele fest:<br />
Die Grenze <strong>für</strong> die Entwicklung der Ziele <strong>für</strong> Windenergie<br />
bis 2011 liegt in der Leistungsfähigkeit des tunesischen<br />
Netzes, das STEG zufolge nur 200 MW an Energie<br />
aus Windkraft aufnehmen kann 49 . Um diese Netzprobleme<br />
anzugehen, gibt es Pläne, das tunesische Stromnetz<br />
mit den Netzen von Algerien, Libyen und europäischen<br />
Ländern zusammenzuschalten.<br />
Im April 2009 präsentierten der tunesische Energieminister<br />
und das italienische Umweltministerium gemeinsame<br />
Pläne, das tunesische Stromnetz mit dem italienischen<br />
Netz zu verbinden. Diese Pläne werden vom Mediterranean<br />
Centre of Renewable Energies (MEDREC) unterstützt,<br />
das vom italienischen Umweltministerium und<br />
den tunesischen Ministerien <strong>für</strong> Energie und Umwelt in<br />
Zusammenarbeit mit dem United Nations Energy Program<br />
(UNEP) 2004 gegründet wurde. Ein Seekabel mit<br />
400 kV (1 000 MW) soll das tunesische und das italienische<br />
Netz verbinden 50 .<br />
47 GEF 2009<br />
48 <strong>GTZ</strong> 2007b<br />
49 STEG 2008<br />
50 Dodd 2008
Außerdem werden Vorbereitungen getroffen, um große<br />
industrielle Verbraucher (IGCElec) dazu zu ermutigen,<br />
Windkraft zu zur Erzeugung von Strom zum Eigenverbrauch<br />
zu nutzen (siehe Kapitel 1.5). Dazu werden entsprechende<br />
Gesetze entwickelt, die verankern, dass überschüssiger<br />
Strom zu einem festen Preis (0,08/kWh TND<br />
oder 0,044/kWh 51 €) an STEG verkauft werden darf. Die<br />
verkaufte Energie wird auf 30% der jährlichen Produktion<br />
des jeweiligen Windparks begrenzt 52 . Außerdem führt<br />
die ANME ein Programm durch, das die IGCElec mit<br />
folgenden Maßnahmen unterstützen soll:<br />
• Vorläufige Evaluation der Standorte<br />
• Installation von Messungsmasten und Erhebung der<br />
Winddaten<br />
• Mobilisierung von Experten<br />
• Technische Unterstützung bei der Durchführung von<br />
Studien<br />
• Aufbau von Kapazitäten bei IGCE im Bereich Windkraft<br />
und CDM (Unterstützung bei Project Idea Note<br />
und Project Design Document sowie Förderung auf<br />
internationaler Ebene).<br />
TABELLE 12:<br />
INSTALLIERTE UND GEPLANTE WINDPARKS IN TUNESIEN<br />
Ort Leistung In Betrieb seit Durchschnittliche<br />
jährliche<br />
Produktion<br />
Alle Anlagen <strong>für</strong> erneuerbare Energien dürfen das Netz<br />
zur Einspeisung und Übertragung von Strom <strong>für</strong> die<br />
Eigenproduktion nutzen. Die Übertragungsgebühren<br />
werden vom Energieministerium festgesetzt. Energie,<br />
die der Erzeuger nicht selbst verbraucht, darf exklusiv<br />
an STEG zum Standardtarif <strong>für</strong> Hochspannungsstrom<br />
51 Dodd 2008<br />
52 <strong>GTZ</strong> 2007a<br />
TUNESIEN | 306<br />
verkauft werden, der vom Stromversorger festgesetzt<br />
wird. Die Einspeisung von überschüssigem Strom ist jedoch<br />
auf 30% der jährlichen Produktion des Windparks<br />
begrenzt 53 . Zusätzlich hat das Energieministerium ein<br />
Programm eingeführt (Nr. 8 von acht Programmen im<br />
Bereich Energie), das sich an Haushalte und Unternehmen<br />
richtet und die Eigenproduktion von Strom aus<br />
erneuerbaren Energien unterstützt 54 .<br />
Derzeitige Nutzung von Windenergie<br />
und geplante Projekte<br />
Obwohl erste Erfahrungen mit kleinen Windrädern in<br />
Tunesien bereits in den frühen 1980-er Jahren gesammelt<br />
wurden, begann die kommerzielle Nutzung von<br />
Windkraft zur Stromerzeugung erst nach 2000. Vorher<br />
wurde Windkraft hauptsächlich auf dezentraler Ebene<br />
eingesetzt, etwa um Bewässerungswasser in abgelegene<br />
Gegenden zu pumpen. Bisher ist nur ein einziger Windpark<br />
mit einer installierten Leistung von 55 MW (Sidi<br />
Daoud) in Betrieb. Weitere Projekte sind in Planung<br />
(siehe Tabelle 12).<br />
Der aktuelle tunesische Energiemarkt wird von Windparks<br />
dominiert, die von STEG betrieben werden. Der Sidi-Daoud-Windpark<br />
wurde mit Windrädern der Firma Made<br />
ausgerüstet, die ein Tochterunternehmen von Gamesa ist.<br />
Gamesa hat außerdem die von STEG ausgeschriebene Ausschreibung<br />
gewonnen, die beiden Windparks Métline und<br />
53 ANME 2008, MED-ENEC 2008<br />
54 ANME 2009<br />
Finanzierung Betreiber<br />
Sidi Daoud Phase I 10.6 MW 2000 30 STEG (20%) STEG<br />
Sidi Daoud Phase II 20 MW total 2003 42.4 Spanisches<br />
Darlehen (80%)<br />
STEG<br />
Sidi Daoud Phase III 55 MW total 2008 k. A. k. A. STEG<br />
Métline 62 MW geplant <strong>für</strong><br />
2010/2011<br />
k. A. k. A. STEG<br />
Kchabta 58 MW geplant <strong>für</strong><br />
2010/2011<br />
k. A. k. A. STEG<br />
El Haouira 500 MW geplant k. A. k. A. Moncada<br />
Energy Group<br />
Quelle: DODD 2008
Kchabta mit Windrädern zu beliefern. Nach Angaben von<br />
STEG wurde der Vertrag zur Finanzierung dieser Projekte<br />
im Dezember 2008 unterzeichnet 55 .<br />
Das El-Haouira-Projekt der italienischen Moncada<br />
Energy Group zielt darauf ab, Energie aus einem geplanten<br />
Gas- oder Kohlekraftwerk über ein 400-kV-Seekabel<br />
nach Italien zu exportieren 56 .<br />
Geschäftsklima<br />
Momentan betreibt und verwaltet der staatliche Energieversorger<br />
STEG den einzigen Windpark in Tunesien<br />
(Sidi Daoud). Zur weiteren Entwicklung von Windkraft<br />
zählt die Regierung auf den Privatsektor und insbesondere<br />
auf internationale Investoren.<br />
Ausländische Investitionen können ohne Einbeziehung<br />
einer nationalen Holding getätigt werden. Private Investitionen<br />
sind jedoch nicht in allen Bereichen erlaubt oder<br />
müssen genehmigt werden. Das Bankensystem wird als<br />
schwach und die Investitionsfreudigkeit von Privatunternehmen<br />
als niedrig beschrieben, das Rechtssystem ist<br />
reformbedürftig 57 .<br />
Der Handel zwischen Tunesien und der EU wurde durch<br />
die Euro-mediterrane Zollunion erleichtert, die im Januar<br />
2008 zwischen Tunesien und der EU in Kraft trat.<br />
Als einen ersten Schritt hin zu einer Euro-mediterranen<br />
Freihandelszone, die <strong>für</strong> 2010 geplant ist, haben Tunesien<br />
und die EU einen Assoziationsvertrag unterzeichnet.<br />
Darüber hinaus führt Tunesien Verhandlungen mit<br />
den USA über eine bilaterale Freihandelszone 58 . Für den<br />
Gewinn der tunesischen Windenergie bedeutet das, dass<br />
Europa zum Exportziel wird (zum Beispiel über das geplante<br />
400-kV-Seekabel, das Tunesien und Italien verbinden<br />
soll).<br />
Um das Investitionsklima zu verbessern hat die tunesische<br />
Regierung 1996 das Programme de Mise à Niveau (PMN)<br />
ins Leben gerufen. Dieses Programm beinhaltet Subventionen<br />
<strong>für</strong> Investitionen und Steuererleichterungen <strong>für</strong><br />
die Industrie und internationale Kooperationsprojekte<br />
(zum Beispiel zwischen der Europäischen Kommission,<br />
AFD, <strong>GTZ</strong> und KFW), um deren Wettbewerbsfähigkeit<br />
zu steigern. Dezentrale Projekte werden dabei besonders<br />
berücksichtigt, was der Entwicklung von Windparks<br />
55 STEG 2008<br />
56 Dodd 2008<br />
57 CDM brief 2006<br />
58 AHK 2008<br />
TUNESIEN |<br />
307<br />
entgegenzukommen scheint. Einen Zugang zu weiteren<br />
Fördermechanismen, die <strong>für</strong> die Entwicklung von Windkraft<br />
in Frage kommen, bietet die Agence Promotion de<br />
l’Industrie, die zum Ministerium <strong>für</strong> Industrie, Energie<br />
und PME gehört. Bewerbungsvoraussetzungen sind eine<br />
Präsenz in Tunesien <strong>für</strong> mindestens zwei Jahre, Wachstumspotenzial<br />
und eine solide Finanzstruktur. Wenn die<br />
Bewerbung vom Bureau de Mise à Niveau angenommen<br />
wird, erhalten Unternehmen Investitionsanreize von bis<br />
zu 25% ihrer Projektinvestitionen und bis zu 15 Jahre<br />
Steuerbefreiungen.<br />
Die Regierung führt darüber hinaus über die Veröffentlichung<br />
einer neuen Investitionsrichtlinie eine Reform der<br />
Banken durch. Der Schwerpunkt liegt auf der Förderung<br />
direkter Investitionen aus dem Ausland. Außerdem will<br />
die Regierung bürokratische Hindernisse in diesem Bereich<br />
abbauen 59 . Verbesserte Investitionsbedingungen und<br />
niedrigere bürokratische Hürden erhöhen die Chancen auf<br />
weitere Investitionen aus Europa und anderen Ländern und<br />
fördern so die Nutzung des vorhandenen Windkraftpotenzials<br />
und den damit verbundenen Handel.<br />
Die Ausbildung im Bereich erneuerbare Energien findet in<br />
tunesischen Instituten, wie z. B. dem Internationalen Zentrum<br />
<strong>für</strong> Umwelttechnologie Tunis (CITET) und dem Forschungs-<br />
und Technologiezentrum <strong>für</strong> Energie (CRTEn)<br />
statt. CITET wurde 1996 zur Förderung von Umwelttechnologien<br />
gegründet und untersteht dem tunesischen<br />
Umweltministerium. Neben verschiedenen Beratungs- und<br />
Ausbildungsleistungen bietet es auch Labore und Entwicklungskapazitäten.<br />
Eine Bibliothek und eine ausführliche Internetpräsenz<br />
dienen der Dokumentation und Verbreitung<br />
von Informationen zu Umweltfragen. CITET ist an unterschiedlichen<br />
Kooperationsprojekten einschließlich internationaler<br />
Projekte beteiligt. Gemeinsam mit CITET und<br />
zwei weiteren deutschen Partnern betreibt die <strong>GTZ</strong> den<br />
IHK/<strong>GTZ</strong> Company Pool on Environmental Technology<br />
(IHK/<strong>GTZ</strong> Unternehmenspool <strong>für</strong> Umwelttechnologie)<br />
in Tunis, der kleine und mittlere europäische Unternehmen<br />
aus dem Bereich Umwelttechnologie den Marktzugang in<br />
Tunesien und anderen Ländern des Mahgreb erleichtert.<br />
Das CRTEn wurde 2005 gegründet und bildet die Energieabteilung<br />
von Borj-Cédria Technopole. Am CRTEn<br />
59 AHK 2008
werden Forschungs-, Innovations- und Ausbildungsaktivitäten<br />
in den Bereichen Energietechnologien und erneuerbare<br />
Energien durchgeführt.<br />
Derzeit gibt es in Tunesien keine Windkraftindustrie. Das<br />
kanadische Beratungsunternehmen Hélimax hat jedoch<br />
eine Studie zur Möglichkeit der Etablierung einer solchen<br />
Industrie in Tunesien zusammengestellt, die auch einen<br />
Ausbildungsleitfaden zu Windkraft und eine Grundlagenstudie<br />
<strong>für</strong> ein CDM-Projekt im Bereich Windkraft<br />
enthält 60 .<br />
60 Helimax Energy Inc. 2004<br />
13.7 Adressen und Kontaktdaten<br />
Ministere de l’Industrie et de l’Energie et<br />
des Petites et Moyennes Entreprises<br />
Immeuble Beya<br />
40 rue 8011, Montplaisir<br />
1002 Tunis<br />
Tel.: +216 (71) 791 132/842 343/894 216<br />
Fax: +216 (71) 782 742<br />
Email: mind@ministeres.tn<br />
TUNESIEN |<br />
308<br />
Nationale Agentur <strong>für</strong> Energieeinsparung (ANME)<br />
3 rue 8000, Montplaisir - 1002 Tunis<br />
Tel.: (216) 71 906 900<br />
Fax: (216) 71 904 624<br />
Vocal Line of PROSOL<br />
71 901 444<br />
Email: boc@anme.nat.tn<br />
Société Tunisienne d’Electricité et du Gaz (STEG)<br />
38 rue Kamel Attaturk 1080 Tunis<br />
Postal address: B.P. 190, 1080 Tunis cedex<br />
Tel.: +216 (71) 341 311<br />
Fax: +216 (71) 330 174/349 981/341 401<br />
Internet: www.steg.com.tn<br />
<strong>GTZ</strong>-Büro in Tunis<br />
Sandra Schenke<br />
12, rue du Lac Turkana<br />
2045 Berges du Lac de Tunis<br />
Tunisia<br />
Tel.: +216 71 860-320<br />
Fax: +216 71 860-719<br />
Email: gtz-tunesien@gtz.de<br />
Internet: www.gtz.de/en/
Deutsch-Tunesische Industrie- und Handelskammer<br />
Chambre Tuniso-Allemandede l‘Industrie et du<br />
Commerce<br />
Immeuble Le Dôme<br />
Rue du Lac Léman<br />
1053 LES BERGES DU LAC<br />
Tunisia<br />
Tel.: +216 71 965 280<br />
Fax: +216 71 964 553<br />
Email: info@ahktunis.org<br />
Internet: http://tunesien.ahk.de<br />
13.8 Informationsquellen<br />
Abu Dhabi Declaration on Environment and Energy<br />
2003, The Environment & Energy 2003 Conference<br />
http://www.ead.ae/TacSoft/FileManager/Conferences%20&%20Exhibitions/2003/44-AbuDhabiDeclaration-Eng.pdf,<br />
last visited 21.10.2009<br />
AECID. Agencia Española de Cooperación Internacional<br />
para el Desarrollo 2009, http://www.aecid.org/web/es/<br />
noticias/2009/04_Abril/2009_04_22_Aecid_atlas_eolico_tunez,<br />
accessed on 15.09.2009<br />
AFRIWEA: African Wind Energy Association 2008,<br />
www.afriwea.org/en/tunisia.htm, accessed on 15.09.2009<br />
AFRICAN DEVELOPMENT BANK GROUP<br />
2009, Tunisia - Electricity Distribution Networks Rehabilitation<br />
and Restructuring Project - Appraisal Report<br />
, 08/10/2009, http://www.afdb.org/fileadmin/<br />
uploads/afdb/Documents/Project-and-Operations/<br />
Pages%20de%20Tunisia_-_AR_-_Electricity_Distribution_Networks_Rehabilitation_and_Restructuring_<br />
Project%5B1%5D.pdf las visited 22-10.2009<br />
Helimax Energy Inc. Strategic Study of Wind Energy<br />
Deployment in Africa; African Development Bank, 2004<br />
TUNESIEN |<br />
309<br />
Agence Nationale pour la Maîtrise de l’Energie (ANME)<br />
2009a: Guide sur le Mécanisme pour un Développement<br />
Propre dans le Secteur de l’Energie. March 2009<br />
Auslandshandelskammer (AHK)Tunesien 2009, http://<br />
tunesien.ahk.de/fileadmin/user_upload/pdf_dateien/<br />
wirtschaft/WirtschaftTunesien2008.pdf, accessed on<br />
15.09.2009<br />
ANME 2009. Agence Nationale pour la Maîtrise de<br />
l’Energie, http://www.anme.nat.tn/index.asp?pId=173,<br />
Auswärtiges Amt. Tunesien: Beziehungen zu Deutschland.<br />
2008 http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/<br />
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Bundesministerium <strong>für</strong> wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />
und Entwicklung (BMZ), (http://www.bmz.de/en/issues/wirtschaft/privatwirtschaft/ppp/index.html#t10)<br />
CDM brief 2006. http://cdm.unfccc.int/ProgrammeOfActivities/index.html,<br />
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Centro Nacional de Energías Renovables (CENER) 2009,<br />
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accessed on 15.09.2009<br />
CIA World Factbook 2009: Tunesia. https://www.cia.<br />
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ts.html, accessed on 15.09.2009<br />
Décret no 2009-362 du 9 février 2009, modifiant le décret<br />
2005-2234 du 22 août 2005, fixant les taux et les<br />
montants des primes relatives aux actions concernées par<br />
le régime pour la maîtrise de l’énergie ainsi que les conditions<br />
et les modalités de leur octroi (http://www.industrie.gov.tn/TB/03_09/tb_energie_03_09/1/images/<br />
decretn2009_362_du9fev09fr.pdf )
Dodd 2008b, Jan and Heather O’Brian, TUNISIA EX-<br />
PORT POTENTIAL, in: Windpower Monthly, September<br />
2008. (Dodd 2008b<br />
Dodd 2008: Tunisia looks to wind in face of power deficit<br />
and rising fuel costs, in: Windpower Monthly, March 2008.<br />
EIA, International Energy Annual 2009: http://tonto.eia.<br />
doe.gov/country/country_energy_data.cfm?fips=TS, accessed<br />
on 15.09.2009<br />
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Heat in Tunisia in 2006, http://www.iea.org/stats/electricitydata.asp?COUNTRY_CODE=TN,<br />
last visited<br />
26.10.2009<br />
Firstlook 2008, http://firstlook.3tier.com/, accessed on<br />
15.09.2009<br />
Global Environment Facility (GEF) 2009, http://www.<br />
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accessed on 15.09.2009<br />
<strong>GTZ</strong> 2007a. Gesellschaft <strong>für</strong> technische Zusammenarbeit,<br />
TERNA-Report; http://www.gtz.de/de/dokumente/anme2008-en-country-case-study-tunisia.pdf,<br />
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<strong>GTZ</strong> 2007b. Förderung Erneuerbarer Energien und rationelle<br />
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htm, accessed on 15.09.2009<br />
TUNESIEN |<br />
310<br />
<strong>GTZ</strong> 2009 expert statement, referee Ulrich Laumanns<br />
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World Bank 2009 Tunisia - Energy Efficiency Project,<br />
Project Appraisal Document, http://go.worldbank.org/<br />
JL6Y5YP9Q0, last visited 21.10.2009<br />
Loi no 2009-7 du 9 février 2009, modifiant et complétant<br />
la loi no 2004-72 du 2 août 2004, relative à la maîtrise de<br />
l’énergie (http://www.industrie.gov.tn/TB/03_09/tb_<br />
energie_03_09/1/images/loi_n09_7du9fev09MEfr.pdf )<br />
MED-ENEC. Energy Efficiency in the Construction<br />
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accessed on 15.09.2009<br />
REN21 2009: Renewable Energy Policy Network for<br />
the 21st Century, http://www.ren21.net/, accessed on<br />
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Gaz, Annual Report 2008 (http://www.steg.com.tn/<br />
fr/institutionnel/publication/rapport_act2008/Rap_<br />
STEG_2008.pdf )<br />
STEG 2009 http://www.steg.com.tn/dwl/Eolien_Tunisie.pdf<br />
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TUNESIEN |<br />
311
INDONESIEN<br />
Abkürzungsverzeichnis<br />
ADB Asiatische Entwicklungsbank<br />
ACE ASEAN Centre for Energy<br />
APEC Asiatisch-Pazifische Wirtschaftliche<br />
Zusammenarbeit<br />
APETINDO Indonesischer Erneuerbare Energien<br />
Verband<br />
ASEAN Vereinigung südostasiatischer Nationen<br />
bbl/d Barrel/Tag<br />
BECIN Bilaterale Energiekooperation zwischen<br />
Indonesien und den Niederlanden<br />
BIP Bruttoinlandsprodukt<br />
BPPT Behörde zur Beurteilung und<br />
Anwendung von Technologien<br />
CDM Clean Development Mechanism<br />
CO2 Kohlenstoffdioxid<br />
DJLPE Direktorat Jenderal Listrik dan<br />
Pemanfaatan Energi (Generaldirektorat<br />
<strong>für</strong> Strom- und Energienutzung)<br />
DNA Designated National Authority<br />
(nationale Aufsichtsbehörde)<br />
EB Executive Board<br />
EE Erneuerbare Energien<br />
ESDM Ministerium <strong>für</strong> Energie und<br />
Bergbauressourcen<br />
FOB Free on Board<br />
<strong>GTZ</strong> Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Technische<br />
Zusammenarbeit<br />
HGÜ Hochspannungsgleichstromübertragungsleitung<br />
IDR Indonesische Rupiah<br />
312<br />
IEA Internationale Energieagentur<br />
IGEE Indonesische Gemeinschaft <strong>für</strong><br />
erneuerbare Energien<br />
IWES Indonesische Gesellschaft<br />
<strong>für</strong> Windenergie<br />
IZF Interner Zinzfluß<br />
kV Kilovolt<br />
LAPAN Nationales Institut <strong>für</strong><br />
Luft- und Raumfahrt<br />
LPG LPG-Flüssiggas<br />
METI Masyarakat Energi Terbarukan Indonesia<br />
MSOE Ministerium <strong>für</strong> staatliche Unternehmen<br />
MW Megawatt<br />
MWh Megawattstunde<br />
PDD Project Design Document<br />
PIN Project Idea Note<br />
PJ Petajoule<br />
PLN Perusahaan Listrik Negara<br />
(staatlicher Stromversorger)<br />
PPA Power Purchase Agreements<br />
PSC Production Sharing Contracts<br />
PV Photovoltaik<br />
SKEA Sistem Konversi Energi Angin<br />
Töe tonne öl equivalent<br />
TZ Technische Zusammenarbeit<br />
UNDP Entwicklungsprogramm der<br />
Vereinten Nationen<br />
V Volt<br />
WB Weltbank<br />
WTO Welthandelsorganisation
INDONESIEN<br />
14.1 Einleitung<br />
ABBILDUNG 1:<br />
KARTE VON INDONESIEN<br />
Quelle: CGIAR (2004)<br />
Indonesien liegt in Südostasien und bildet ein Archipel<br />
mit 13.667 Inseln (von denen nur 6.000 bewohnt sind)<br />
zwischen dem Indischen und dem Pazifischen Ozean.<br />
Zwei der Inseln gehören nur teilweise zu Indonesien.<br />
Während ein Teil von Kalimantan (auch bekannt als Borneo)<br />
zu Malaysia und Brunei gehört, gehört Neuguinea<br />
teilweise zu Papua-Neuguinea (siehe Abbildung 1).<br />
Durch den Äquator geteilt, ist die Inselgruppe fast durchgängig<br />
von tropischem Klima mit Temperaturen zwi-<br />
TABELLE 1:<br />
WICHTIGSTE STATISTISCHE DATEN ZU INDONESIEN 2008<br />
schen 23 und 32° C geprägt. Die Luftfeuchtigkeit liegt<br />
zwischen 70 und 90%. Die Windgeschwindigkeiten sind<br />
mit durchschnittlich 2<strong>–</strong>6 m/s in der Regel gemäßigt und<br />
vorhersehbar außer bei den auftretenden Monsunen, Tafunen<br />
und Stürmen.<br />
313<br />
Die offizielle Landessprache ist Indonesisch (Bahasa<br />
Indonesia). Als Verkehrssprache ist neben Indonesisch<br />
auch Englisch anerkannt. Indonesien ist eine unabhängige<br />
Republik mit einem Präsidialsystem. Der Präsident<br />
von Indonesien ist Staatsoberhaupt, Oberbefehlshaber<br />
der indonesischen nationalen Streitkräfte und Regierungsoberhaupt.<br />
Bei den Wahlen im April 2009 erhielt<br />
die Demokratische Partei von Präsident Susilo Bambang<br />
Yudhoyono die Mehrheit.<br />
Fläche Einwohner BIP BIP/Kopf Export Import<br />
1 919 440 km² 240 Mio. 343,2 Mrd. € 1.504 €/Kopf 91,7 Mrd. € FOB<br />
(Schätzung 2008)<br />
Quelle: U.S. Department of State 2009 und IMF 2009<br />
86,4 Mrd. €<br />
FOB<br />
(Schätzung 2008)<br />
Seit Suhartos »New Order« bekennt sich Indonesien<br />
zu einer freien und aktiven Außenpolitik und versucht<br />
auf diese Weise seit 1967, seine Rolle in der Region auszuweiten.<br />
Indonesien muss sich mit den Aktivitäten der mit Al-<br />
Qaida in Verbindung stehenden terroristischen Gruppe<br />
Jemaah Islamiyyah auseinandersetzen. Diese stellt nach
Angriffen auf ausländische Ziele in Bali im Jahr 2001 und<br />
2005 und in Jakarta in den Jahren 2003 und 2009 auch<br />
weiterhin eine ernstzunehmende Bedrohung dar. 1<br />
Seit 1950 ist Indonesien Mitglied der Vereinten Nationen.<br />
Im Jahr 1967 wurde das Land zudem in die Vereinigung<br />
Südostasiatischer Nationen (ASEAN) aufgenommen<br />
und gehört seit 1992 zur ASEAN-Freihandelszone. 2<br />
Indonesien ist seit den frühen 1990-er Jahren Mitglied<br />
TABELLE 2:<br />
BIP VON INDONESIEN 2000<strong>–</strong>2008<br />
BIP<br />
(konstante<br />
Preise)<br />
BIP<br />
(aktuelle<br />
Preise)<br />
BIP<br />
(aktuelle<br />
Preise)<br />
Quelle: IMF 2009<br />
Jährliches<br />
prozentuales<br />
Wachstum<br />
der Asiatisch-Pazifischen Vereinigung <strong>für</strong> wirtschaftliche<br />
Zusammenarbeit (APEC) und seit 1995 Mitglied<br />
der WTO. Im Jahr 2008 trat Indonesien aus der OPEC<br />
aus, da es keine Netto-Ölexporte mehr durchführt. Neben<br />
weiteren Abkommen ist Indonesien darüber hinaus<br />
der »Joint Workgroup« der Europäischen Freihandelsassoziation<br />
EFTA beigetreten, um den Handel zwischen<br />
Indonesien und der Europäischen Union zu verbessern.<br />
Die wichtigsten Exportmärkte <strong>für</strong> Indonesien waren im<br />
Jahr 2005 Japan (22,3%), die USA (13,9%), China (9,1%)<br />
und Singapur (8,9%). Importgüter werden hauptsächlich<br />
aus Japan (18%), China (16,1%) und Singapur (12,8%)<br />
bezogen. Im Jahr 2005 hatte Indonesien einen Handelsüberschuss<br />
mit Exporteinnahmen von 83,64 Mrd. US $<br />
bei gleichzeitigen Importausgaben von 62,02 Mrd. US $.<br />
Zu den wichtigsten Importgütern Indonesiens gehören<br />
Maschinen und Zubehör, Chemikalien, Kraftstoffe und<br />
Lebensmittel. Das Land verfügt über umfangreiche natürliche<br />
Ressourcen einschließlich Rohöl, Erdgas, Zinn,<br />
Kupfer und Gold.<br />
1 Jakarta war durch einen Angriff von Terroristen, die mit Afghanistan in Verbindung<br />
gebracht werden, betroffen. Dabei starben mindestens 9 Personen, 50<br />
wurden verletzt.<br />
2 ASEAN ist eine geopolitische und wirtschaftliche Organisation von<br />
10 Staaten in Südostasien. Sie wurde am 8. August 1967 gegründet.<br />
INDONESIEN | 314<br />
Tabelle 2 zeigt, dass das BIP über die letzten Jahre kontinuierlich<br />
angestiegen ist. Im Jahr 2008 betrug die Inflationsrate<br />
11,1%. Im Jahr 2006 lebten 17,8% der indonesischen<br />
Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze. 3 Das<br />
Pro-Kopf-Einkommen in Indonesien lag im Jahr 2008 bei<br />
1.504 €. Die Yudhoyono-Regierung versuchte zwischen<br />
den Jahren 2004 und 2009 ein durchschnittliches Wachstum<br />
von 6,6% zu erreichen, um Arbeitslosigkeit und Armut<br />
deutlich zu reduzieren. 4<br />
2000 2002 2004 2006 2008<br />
5.4 4.5 5.0 5.5 6.1<br />
Mrd. (IDR) 1 389 769.9 1 821 833.4 2 295 826.2 3 339 216.8 4 954 028.9<br />
Mrd. € 111.0 131.2 172.3 244.4 343.3<br />
14.2 <br />
Übersicht Energiemarkt<br />
Die gesamte Primärenergiebereitstellung zeigte über die<br />
letzten Jahre einen starken Anstieg. Ausgangspunkt war<br />
eine Primärenergiebereitstellung von weniger als 40 000<br />
ktoe im Jahr 1970, davon wurden mehr als 60% mit erneuerbaren<br />
Energien und Abfall erzeugt. In den letzten<br />
dreißig Jahren stieg der Anteil von Öl und Gas deutlich<br />
stärker als von anderen Quellen. Nach einem kontinuierlichen<br />
Anstieg erreichte die Primärenergiebereitstellung<br />
2006 179 069 ktoe, was 7 503 PJ oder 2 085 832<br />
GWh entspricht. Erdöl dominiert die Primärenergiebereitstellung<br />
mit einem Anteil von 33%, gefolgt von<br />
erneuerbaren Energien und Abfall (z. B. Geothermie,<br />
Solarenergie, Windenergie, Abfall und Biomasse) mit<br />
einem Anteil von 32%, Gas (19%), Kohle (15,5%) und<br />
Wasserkraft (0,5%). Abbildung 2 zeigt die Struktur der<br />
Primärenergiebereitstellung nach Energiequellen. 5<br />
Der Endenergieverbrauch Indonesiens belief sich im Jahr<br />
3 CIA 2009<br />
4 U.S. Department of State 2009<br />
5 IEA 2008
ABBILDUNG 2: ANTEIL VERSCHIEDENER ENER-<br />
GIEQUELLEN AN DER GESAMTEN PRIMÄRENERGIE-<br />
BEREITSTELLUNG IN 2006<br />
59 113<br />
33 %<br />
27 669<br />
15 %<br />
Brennbare Erneuerbare/Abfall<br />
Gas<br />
Öl<br />
Quelle: IEA 2008<br />
828<br />
1 %<br />
Kohle<br />
Wasser<br />
58 064<br />
32%<br />
33 396<br />
19%<br />
auf 134 266 ktoe (5 626 PJ/1 563 957 GWh). Die Aufteilung<br />
des Energieverbrauchs auf die einzelnen Wirtschaftssektoren<br />
ist aus Tabelle 3 ersichtlich.<br />
Zwischen 1996 und 2006 stieg der Energieverbrauch<br />
im Industriesektor um 117%, im gewerblichen Sektor<br />
um 75%, in privaten Haushalten um 35% und im Trans-<br />
TABELLE 3: ENDENERGIEVERBRAUCH 2006, IN KTOE UND PJ<br />
INDONESIEN | 315<br />
portsektor um 46%. 6 Indonesien gehört zu den weltweit<br />
größten Kohle-Exporteuren, und ist darüber hinaus führender<br />
Erdgasexporteur. Insgesamt ist das Land jedoch<br />
Netto-Energie-Importeur und abhängig von Erdölimporten<br />
(Rohöl sowie raffiniertes Öl) aus Afrika, dem Nahen<br />
Osten und Australien. Erdgas <strong>für</strong> die petrochemische Industrie<br />
wird aus dem Nahen Osten (Katar) importiert. Sein<br />
Ressourcenreichtum, seine offene Haltung zu Handel und<br />
Investitionen und seine strategisch günstige Lage in Ostasien<br />
macht Indonesien zu einem der weltweit führenden<br />
Exporteure von Kraftwerkskohle (weltweit größter Exporteur<br />
im Jahr 2008) 7 und einem wichtigen Exporteur von<br />
LNG-Flüssiggas (weltweit drittgrößter Exporteur) 8 . Seit<br />
2004 ist Indonesien Netto-Ölimporteur. 9<br />
Das Stromnetz<br />
PT Perusahaan Listrik Negara (PLN) ist der einzige vertikal<br />
integrierte Stromversorger in Indonesien. PLN hat<br />
das Monopol auf die Übertragungs- und Verteilnetze mit<br />
Gesamtlängen von 32 000 km bzw. 580 000 km 10 .<br />
Wie aus Abbildung 3 ersichtlich, befinden sich große Teile<br />
des Übertragungsnetzes auf den Inseln Java und Bali. Das<br />
Stromnetz besteht aus mehr als 600 isolierten Systemen<br />
und aus acht miteinander verbundenen Systemen. Das<br />
größte Netzwerksystem ist das Java-Bali-System, das mehr<br />
als 80% des landesweiten Stromverbrauchs transportiert.<br />
Gesamter Endenergieverbrauch ktoe PJ %<br />
Industrie 34 586 1 449 25.8<br />
Transport 25 223 1 057 18.8<br />
andere Sektoren 62 383 2 614 46.5<br />
Privathaushalte 56 364 2 362 42.0<br />
davon<br />
Gewerbe und Dienstleistung 3 443 144 2.6<br />
Land- und Forstwirtschaft 3 443 144 2.6<br />
andere 2 222 93 1.7<br />
Nichtenergetische Nutzung 12 074 506 9.0<br />
Gesamt 134 266 5 626 100<br />
Quelle: IEA 2006<br />
6 PEU 2006<br />
7 Im Jahr 2007 verschifften indonesische Produzenten 165 Mio. Tonnen<br />
(fast 30% des globalen auf dem Seeweg beförderten Kohleangebots).<br />
8 Im Jahr 2008 erzeugte Indonesien 317 Ladungen mit je 125.000 m3.<br />
9 Die indonesischen Exporte von Rohöl, Kondensaten und Petrolium belaufen<br />
sich im Jahr 2009 insgesamt auf 240 000 bbl/d. 2001 lag dieser Wert noch bei<br />
240 000 bbl/d und 1994 bei 700 000 bbl/d. Gleichzeitig importiert Indonesien<br />
480.000 bbl/d Rohöl und veredelte Produkte.<br />
10 ASIANPOWER 2009
ABBILDUNG 3:<br />
STROMÜBERTRAGUNGSNETZ IN INDONESIEN<br />
Quelle: CGIAR 2004<br />
Auf Grund der Fragmentierung des Landes ist die Konstruktion<br />
eines zusammenhängenden und umfassenden<br />
Netzes schwierig und kostenintensiv.<br />
Das Übertragungsnetz besteht aus 500-kV-, 150-kV- und<br />
70-kV-Leitungen, das Verteilnetz aus 20-kV- und 220-V-<br />
Niederspannungsleitungen. Hochspannungsleitungen<br />
mit 500 kV gibt es lediglich im Java-Bali-System, weil es<br />
als größtes indonesisches Netz eine Spitzenlast von über<br />
15.000 MW erfährt. Das zweitgrößte Netz befindet sich<br />
auf Sumatra, wo ein zusätzliches Spannungsniveau von<br />
275 kV eingeführt werden soll, das als Hauptleitung des<br />
Netzwerkes dienen soll. Für das Jahr 2012 ist der Zusammenschluss<br />
der Netze von Sumatra und Java-Bali durch<br />
eine Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitung<br />
(HGÜ) vorgesehen.<br />
Die gesamten Netzverluste beliefen sich im Jahr 2008 auf<br />
10,56%, die Übertragungsverluste erreichten im gleichen<br />
Jahr mit ca. 8,4% den niedrigsten Stand seit 2003. 11 Das<br />
Management von PLN plant die weitere Optimierung seines<br />
Verteilernetzes und die Verringerung der Netzverluste<br />
auf maximal 6% (die internationale Norm liegt zwischen<br />
3 und 5%) bis zum Jahr 2012. Das gesamte Investitionsvolumen<br />
zwischen 2009 und 2012 beläuft sich auf rund<br />
1,2 Mrd. US $.<br />
11 ADB 2009<br />
INDONESIEN | 316<br />
Installierte Leistung<br />
Für das Jahr 2007 wurde die installierte Leistung auf 24<br />
260 MW geschätzt. 12 Mit 20 450 MW (84%) entfiel der<br />
größte Anteil auf thermische Kraftwerke (Öl, Gas und<br />
Kohle), gefolgt von Wasserkraft mit 3 400 MW (14%)<br />
und Erdwärme mit insgesamt 500 MW (2%). Die restliche<br />
Leistung stammt von Biomasse und Windenergie,<br />
wobei 1,2 MW (0,3%) auf Windenergie entfallen.<br />
PLN ist der größte Stromerzeuger des Landes. Mit einer<br />
Erzeugungsleistung von über 24 925 MW entfallen 86%<br />
des gesamten Marktvolumens auf das Unternehmen. Die<br />
restliche Leistung wird von unabhängigen Stromerzeugern<br />
(IPPs) bereitgestellt (4 782,5 MW bzw. 14%).<br />
Aufgrund der mit 9,7% pro Jahr rasch ansteigenden<br />
Stromnachfrage und um Lücken in der Stromversorgung<br />
vorzubeugen, hat die Regierung zur Beschleunigung der<br />
Entwicklung das so genannte Crash-Programm eingerichtet.<br />
13 Dieses Expansionsprogramm sieht neue Kohlekraftwerke<br />
mit einer Gesamtleistung von 10.000 MW vor. Um<br />
sicherzustellen, dass auch die Entwicklung erneuerbarer<br />
Energien vorangetrieben wird, wurde ein zweites Crash-<br />
Programm angekündigt, welches im Zeitraum von 2009<br />
bis 2014 realisiert werden soll. Das Programm soll neue<br />
Leistung generieren, die zu über 60% aus erneuerbaren<br />
12 EIA 2008<br />
13 ADB 2009
Quellen (5 000 MW bzw. 48% aus geothermischen Quellen<br />
und 12% aus Wasserkraft) gespeist werden sollen. Als<br />
einer der drei weltweit führenden Produzenten von Geothermiestrom<br />
legte Indonesien kürzlich einen Plan vor,<br />
die Leistung des Landes bis 2014 um 400% zu erhöhen.<br />
Die bilaterale Zusammenarbeit im Energiebereich zwischen<br />
Indonesien und den Niederlanden soll dazu beitragen,<br />
den in Zusammenarbeit mit der <strong>GTZ</strong> geplanten<br />
Leistungsausbau umzusetzen. 14<br />
Ein Großteil des indonesischen Stromangebots wird<br />
noch immer in Kohlekraftwerken erzeugt. 15 Es wird erwartet,<br />
dass einige Projekte im Jahr 2009 den kommerziellen<br />
Betrieb aufnehmen können. 16 Hierzu gehören unter<br />
anderem das Labuan-Kohlekraftwerk mit 1 315 MW<br />
im 2. Quartal 2009, das Indramayu-Kohlekraftwerk mit<br />
1 330 MW sowie das Rembang Kohlekraftwerk mit<br />
1 315 MW im 3. Quartal 2009. Ein chinesisches Konsortium<br />
aus Shanghai Electric Corp. und Dalle Energy<br />
wird ein weiteres 945-MW-Kohlekraftwerk in Teluk<br />
Naga, Banten, errichten. 17 Ein Konsortium aus Dongfang<br />
Electric Corp. und Dalle Energy plant darüber hinaus<br />
ein 630-MW-Kohlekraftwerk in Pacitan, Ost-Java.<br />
Um den steigenden Energiebedarf decken zu können,<br />
hat die PLN zahlreiche Vorschläge <strong>für</strong> neue Kohlekraftwerke<br />
unterbreitet. Die einzelnen Projekte sollten im<br />
März 2009 in Betrieb genommen werden; das gesamte<br />
TABELLE 4: ENTWICKLUNG DER<br />
STROMERZEUGUNG 1996<strong>–</strong>2006 IN GWH<br />
14 LAPAN 2009<br />
15 EIA 2008<br />
16 PLN 2009<br />
17 McCawley 2008<br />
1996 * 2000 * 2006 *<br />
Kohle 18 000 40 000 58 643<br />
Öl 15 000 18 000 38 717<br />
Erdgas 22 000 20 000 19 467<br />
Biomasse 0 0 0<br />
Kernenergie 0 0 0<br />
Wasserkraft 9 000 9 500 9 623<br />
Geothermie 1 000 5 000 6 658<br />
Solarenergie 0 0 0<br />
Windenergie 0 0 0<br />
Gesamt 65 000 92 500 133 108<br />
* Schätzung auf Basis einer Grafik<br />
Quelle: IEA 2006<br />
INDONESIEN | 317<br />
Projekt wird voraussichtlich bis zum Jahr 2011 fertiggestellt.<br />
18<br />
Darüber hinaus beabsichtigt der private Geothermiestromerzeuger<br />
PT Star Energy, die Wayang-Windo-Anlage<br />
bis Ende 2012 auf 400 MW auszubauen. Die Anlage<br />
ist momentan die größte Geothermieanlage Indonesiens<br />
mit zwei Turbinen mit 110 MW und 170 MW. Indonesien<br />
plant außerdem den Bau seines ersten Kernkraftwerkes,<br />
welches bis 2017 betriebsbereit sein könnte.<br />
Stromerzeugung<br />
Die gesamte Stromerzeugung durch den staatlichen<br />
Stromversorger PLN und 27 IPPs belief sich im Jahr 2006<br />
auf 133.108 GWh. 19 Tabelle 4 zeigt die Entwicklung der<br />
Stromerzeugung unterteilt nach Brennstoffkategorie.<br />
Im Jahr 2006 entfielen 88% der nationalen Stromerzeugung<br />
auf thermische Stromerzeugung, 7% auf Wasserkraft<br />
und 5% auf sonstige Energiequellen, davon 1,4% auf die<br />
Windenergie. Indonesien ist im Bereich Energieerzeung<br />
autonom. Seine Stromnachfrage steigt rapide mit einem<br />
Zuwachs von 9,7% pro Jahr.<br />
In den letzten 5 Jahren stieg der Stromabsatz der PLN<br />
deutlich um um 8,3% pro Jahr von 79 TWh im Jahr 2000<br />
auf 117 TWh im Jahr 2005. Gleichzeitig erhöhte sich<br />
die Anzahl der Kunden der PLN um durchschnittlich<br />
4,2% pro Jahr und belief sich im Jahr 2005 auf etwa 34,6<br />
Mio. 20 Um die steigende Nachfrage zu decken, ist eine<br />
zusätzliche Leistung von ca. 2 000 <strong>–</strong> 4 000 MW jährlich<br />
erforderlich. Es wird erwartet, dass der Strombedarf bis<br />
zum Jahr 2025 auf ca. 440,5 GWh ansteigen wird, um<br />
wirtschaftliches und soziales Wachstum unterstützen zu<br />
können. Entsprechend dieser Erwartungen werden rund<br />
70 000 MW zusätzlicher Kraftwerksleistung benötigt.<br />
Obwohl Privathaushalte mit einem Anteil von 90% (vs.<br />
10% Industriekunden) den Großteil der Kunden von PLN<br />
stellen, liegt der Stromverbrauch beider Bereiche auf ähnlichem<br />
Niveau 21 : Privathaushalte beziehen 39% (43.754<br />
GWh) und Industriekunden 38% (43.616 GWh). Der übrige<br />
Anteil des gesamten Stromverbrauchs entfällt mit 23%<br />
(25.250 GWh) auf den Dienstleistungssektor.<br />
18 Muklis Ali 2009<br />
19 IEA 2006<br />
20 PEU 2006<br />
21 Osec 2006
ABBILDUNG 4:<br />
INSTALLIERTE LEISTUNG ERNEUERBARE<br />
ENEGIEN NACH QUELLE<br />
Solar:<br />
6.5 MW (0,12 %)<br />
Geothermie:<br />
903 MW<br />
(17 %)<br />
Combined renew. & waste<br />
Gas<br />
Öl<br />
(Quelle: IEA 2006)<br />
Wasserkraft:<br />
1.2 MW (0,02 %)<br />
Biomasse:<br />
445 MW (8%)<br />
Solar<br />
Wasser<br />
Wind:<br />
4 125 MW<br />
(75 %)<br />
Erneuerbare Energien<br />
Trotz des großen Potenzials bleiben Indonesiens erneuerbare<br />
Energiequellen bisher weitgehend ungenutzt. Dies<br />
betrifft insbesondere Geothermie, Kleinwasserkraft und<br />
Biomasse. Abbildung 4 zeigt die Anteile der einzelnen<br />
Energiequellen an der gesamten Stromproduktion aus<br />
erneuerbaren Energien.<br />
TABELLE 6:<br />
STROMTARIFE FÜR PRIVATHAUSHALTE<br />
Tabelle 5 zeigt die aktuell installierte Leistung der einzelnen<br />
Technologien <strong>für</strong> erneuerbare Energien und<br />
ihr jeweiliges Potenzial. Es wird ersichtlich, dass ein<br />
beachtlicher Teil des Wasserkraftpotenzials bereits genutzt<br />
wird, während die Windenergie (größtes Potenzial<br />
unter den gelisteten Energiequellen) nahezu ungenutzt<br />
bleibt.<br />
TABELLE 5: AKTUELLE NUTZUNG UND<br />
POTENZIAL ERNEUERBARER ENERGIEN<br />
Potential<br />
(MW)<br />
INDONESIEN | 318<br />
In Indonesien gibt es insgesamt 200 kleinste, kleine und<br />
große Wasserkraftwerke. Zu den größten Wasserkraftwerken<br />
gehören die 1-GW-Anlage in Cirata, die 112-MW-<br />
Anlage in Kotapanjang, die 210-MW-Pumpspeicheranlage<br />
in Musi und die 184-MW-Anlage in Sudirman.<br />
Das Ministerium <strong>für</strong> Energie und Bergbauressourcen<br />
(ESDM) schätzt die Anzahl der Geothermiestandorte des<br />
Landes auf insgesamt 217. Die Aufteilung der Vorkommen<br />
ist wie folgt: 71 auf Sumatra, 62 auf Java, 52 auf Sulawesi, 15<br />
auf Nusa Tenggara, zwei in Papua und eine auf Maluku. 22<br />
Strompreise<br />
Die Stromtarife <strong>für</strong> Endkunden werden durch die indonesische<br />
Regierung festgelegt. 23 Um das Wirtschaftswachstum<br />
anzuregen, hat die Regierung beschlossen, den Strompreis<br />
zu subventionieren. 24 Im Januar 2009 kündigte die<br />
Regierung an, die Strompreise zu verringern, um die Pro-<br />
duktion von Gütern zur Grundversorgung zu fördern. 25<br />
Darüber hinaus wurden die Einwohner des Landes im<br />
März 2009 durch dem Präsidenten aufgefordert, eine höhere<br />
Energieeffizienz zu erzielen, da der Strombedarf aus<br />
privaten Haushalten, Industrie und sozialen Institutionen<br />
ein Niveau erreicht hätten, welches die Produktionskapazitäten<br />
bei weiten übersteigt. 26<br />
22 Napitupulu, 2009<br />
23 ASIANPOWER 2009<br />
24 ADB 2009<br />
25 National Portal Republic of Indonesia 2009<br />
26 Ant <strong>–</strong> LKBN ANTARA 2006<br />
Nutzung<br />
(MW)<br />
Anteil Nutzung<br />
des Potentials (%)<br />
Wasserkraft 34 000 3 400 10.00<br />
Kleine<br />
Wasserkraft<br />
9 600 560 5.54<br />
Geothermie 19 658 903 4.01<br />
Windenergie 9 286 1.2 0.01<br />
Quelle: PEU 2006<br />
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />
Preis (USD / kWh) 0.029 0.025 0.042 0.062 0.062 0.058 k. A. k. A.<br />
Preis (€ / kWh)<br />
Quelle: EIA 2008<br />
0.019 0.017 0.028 0.041 0.041 0.039 k. A. k. A.
TABELLE 7:<br />
STROMTARIFE NACH SEKTOREN<br />
Tarifkategorie<br />
Tabelle 6 gibt eine Übersicht über die Stromtarife <strong>für</strong> Privatehaushalte<br />
in Indonesien (US $/kWh). 27<br />
Tabelle 7 zeigt die Stromtarife <strong>für</strong> unterschiedliche Verbrauchergruppen.<br />
28<br />
Im Jahr 2002 führte die Regierung eine Einspeisevergütung<br />
<strong>für</strong> Strom aus erneuerbaren Energien ein. 29 Bemühungen,<br />
Anreize <strong>für</strong> Investitionen in erneuerbare Energien<br />
zu schaffen (Einspeisevergütung oder Kapitalsubventionen)<br />
blieben bisher jedoch ohne Erfolg. 30 Grund <strong>für</strong><br />
das Scheitern der Maßnahmen ist vor allem die massive<br />
Subventionierung konventioneller Brennstoffe <strong>für</strong> den<br />
privaten Verbrauch. Auf Grund der hohen Rohölpreise<br />
beliefen sich die Kosten <strong>für</strong> die Bezuschussung im Jahr<br />
2008 auf 138,6 Bio. IDR (8,8 Mrd. €). Die hohen Kosten<br />
führen vermehrt zu Forderungen nach einer neuen Energiestrategie<br />
(siehe auch Kapitel Rahmenbedingungen <strong>für</strong><br />
erneuerbare Energien). 31 Im Jahr 2009 wurde die Einspeisevergütung<br />
ausgesetzt. 32 Die Vergütung <strong>für</strong> Strom<br />
aus erneuerbaren Energien aus Anlagen < 1 MW wurde<br />
jedoch bereits im Jahr 2002 im Ministerialerlass Nr. 1 122<br />
festgeschrieben. 33 Betreibern von EE-Anlagen, die an das<br />
Niederspannungsnetz angeschlossen sind, werden laut<br />
Erlass 60% der regional üblichen Produktionskosten <strong>für</strong><br />
jede kWh produzierten Stroms über die Staatliche PLN<br />
zurückerstattet. Anlagen, die an das Mittelspannungsnetz<br />
angeschlossen sind, erhalten eine Rückerstattung<br />
von 80% der Produktionskosten. Die Verordnung wurde<br />
mit dem Ziel verabschiedet, die Vergütung nur zu zahlen,<br />
wenn die regionalen Produktionskosten unterhalb des regulären<br />
Strompreises der PLN liegen.<br />
27 EIA 2008<br />
28 ASIANPOWER 2009<br />
29 World Future Council 2007<br />
30 ADB 2009<br />
31 Leong 2005<br />
32 World Future Council 2009<br />
33 Hausmann 2009<br />
Durchschnitt<br />
(US $/kWh)<br />
Durchschnitt<br />
(€/kWh)<br />
Sozial 0.066 0.044<br />
Privathaushalte 0.063 0.042<br />
Unternehmen 0.083 0.055<br />
Industrie 0.068 0.045<br />
Durchschnitt 0.069 0.046<br />
Quelle: Asian Power 2006<br />
INDONESIEN | 319<br />
Liberalisierung<br />
Durch das Strom-Gesetz Nr. 15 1985 und die begleitende<br />
Verordnung Nr. 37 von 1992 wurde dem Privatsektor Zugang<br />
zum Strommarkt gewährt. 34 Die Verordnung fördert<br />
die Beteiligung des Privatsektors an der Stromerzeugung,<br />
-übertragung und -verteilung mit dem Ziel, ein Wettbewerbsumfeld<br />
im Stromsektor zu schaffen. Darum plant<br />
Indonesien, die Stromerzeugungskapazitäten vor allem<br />
über die Öffnung des Marktes <strong>für</strong> IPPs zügig auszubauen.<br />
Zwischen 1990 und 1994 wurden 27 langfristige Stromhandelsabkommen<br />
(PPAs) zwischen PLN und IPPs unterzeichnet.<br />
Durch die Zulassung von IPPs wurde die<br />
Stromknappheit in der Region Java-Bali überwunden und<br />
es konnten sogar Überkapazitäten erzeugt werden. Die<br />
Finanzkrise in Asien hatte jedoch schwerwiegende wirtschaftliche<br />
Belastungen <strong>für</strong> die PLN zur Folge, welche die<br />
Einhaltung aller geschlossenen Verträge stark erschwerte.<br />
Unter massivem Druck sowohl der Öffentlichkeit als auch<br />
der Stromproduzenten entschied sich die Regierung, die<br />
Konditionen der PPAs neu zu verhandeln. Die Neuverhandlung<br />
der vertraglichen Vereinbarungen hatte jedoch<br />
sehr negative Auswirkungen auf die Wahrnehmung der<br />
Investitionssicherheit <strong>für</strong> ausländische Investoren. In weniger<br />
als einem Jahrzehnt wandelte sich daher der anfängliche<br />
Enthusiasmus über die Marktöffnung in Skepsis.<br />
Dies führte insgesamt zu einer Verschuldung der PLN<br />
von mehr als 5 Mrd. US$. Gravierend kommt hinzu, dass<br />
die IDR gegenüber dem US$ des Jahres 1998 um 250%<br />
gefallen ist, was die Verschuldung noch weiter erhöht hat.<br />
Die indonesische Regierung hat sich bisher nicht bereit<br />
erklärt, die Schulden der PLN zu übernehmen. Generell<br />
zeigte Indonesien aufgrund des geringen Einsatzes der<br />
Regierung, die Interessen der Anleger zu schützen, unter<br />
allen asiatischen Staaten die insgesamt langsamste Erholung<br />
von der asiatischen Finanzkrise.<br />
Einige Entwicklungsorganisationen haben operative<br />
Hilfe in Form von Darlehen zur Finanzierung der Umstrukturierung<br />
des Stromsektors angeboten. Die ersten<br />
Fortschritte führten zur Wiederbelebung des anfänglichen<br />
Optimismus über die Zukunft der Strommarktreformen.<br />
Im Jahr 2005, ein Jahrzehnt nach der Einführung<br />
der Strommarktreform zur Schließung der Lücken in der<br />
34 ASIANPOWER 2009
Stromversorgung, stand die Regierung Indonesiens noch<br />
immer vor dem gleichen Problem. Allerdings wurde <strong>für</strong><br />
2008 die Liberalisierung des Endkundenmarktes vorgesehen.<br />
Somit sind Stromproduzenten in der Lage, direkt an<br />
Endabnehmer zu verkaufen statt den Weg über die PLN<br />
zu gehen. Trotzdem sind die Stromerzeuger weiterhin an<br />
die Nutzung des PLN-eigenen Übertragungsnetzwerkes<br />
gebunden.<br />
Ländliche Elektrifizierung<br />
Die Elektrifizierungsrate in Indonesiens ländlichen Gebieten<br />
betrug im Jahr 2008 rund 54%. Die Elektrifizierungsrate<br />
verzeichnet einen leichten Anstieg (1992:<br />
42,6%), dennoch gehört sie zu den niedrigsten in der Region.<br />
35 Ziel der Regierung ist eine Elektrifizierungsrate<br />
von 90% bis 2020.<br />
Indonesien hat ein Programm zur Elektrifizierung ländlicher<br />
Gebiete, das Teil das Entwicklungsprogramm <strong>für</strong><br />
erneuerbare Energien ist (siehe Kapitel »Rahmenbedingungen<br />
<strong>für</strong> erneuerbare Energien«). 36 Um den Strombedarf<br />
in ländlichen Gebieten zu decken, hat die Regierung<br />
Maßnahmen eingeführt, Dieselgeneratoren durch Anlagen<br />
<strong>für</strong> erneuerbare Energien zu ersetzen.<br />
Höchste Priorität beim Ausbau der erneuerbaren Energien<br />
hat die Geothermie. 37<br />
Die indonesische Regierung hat die Förderung dieser<br />
Technologie angekündigt und bemüht sich um Investoren<br />
<strong>für</strong> größere Kapitalinvestitionen, um die Entwicklungsdynamik<br />
aufrecht zu erhalten. Darüber hinaus wird auch Solarkraft<br />
eingesetzt, um die Elektrifizierung der ländlichen<br />
Gebiete voranzutreiben. 38<br />
14.3 Marktakteure<br />
Ministerium <strong>für</strong> Energie und<br />
Bergbauressourcen (ESDM)<br />
Das Ministerium <strong>für</strong> Energie und Bergbauressourcen<br />
(Departement Energi dan Sumber Daya Mineral oder<br />
ESDM) hat die Aufgabe, den Präsidenten in Fragen rund<br />
um die Themen Energie und Ressourcen zu unterstützen.<br />
Ziel des Ministeriums ist die Gewährleistung der Ener-<br />
35 UNDP 2008<br />
36 ADB 2009<br />
37 Sjafra DWIPA 2002<br />
38 REEEP 2009<br />
INDONESIEN |<br />
320<br />
giesicherheit bei gleichzeitig nachhaltiger Nutzung der<br />
mineralischen Ressourcen, um die Lebensqualität der<br />
Einwohner zu steigern. Das Ministerium hat Kriterien<br />
<strong>für</strong> nachhaltige Entwicklung und Indikatoren <strong>für</strong> entsprechende<br />
Aktivitäten im Energiesektor definiert. Die Kriterien<br />
werden durch einen Ministerialerlass umgesetzt. Zu<br />
den wichtigsten Aufgaben des Ministeriums gehört die<br />
Formulierung von politischen Richtlinien sowie deren<br />
Umsetzung.<br />
Generaldirektorat <strong>für</strong> Strom- und<br />
Energienutzung (DJLPE)<br />
Das Generaldirektorat <strong>für</strong> Strom- und Energienutzung<br />
(Direktorat Jenderal Listrik dan Pemanfaatan Energi oder<br />
DJLPE) ist dem ESDM angegliedert und hat diesem gegenüber<br />
Berichterstattungspflichten.<br />
Zu seinen Aufgaben zählen:<br />
• die Formulierung von Richtlinien <strong>für</strong> den Strom- und<br />
Energiesektor<br />
• die Umsetzung dieser Richtlinien unter Beachtung der<br />
geltenden Gesetze<br />
• die Formulierung von Standards, Normen und Kriterien<br />
<strong>für</strong> alle Sektoren, die Energie bzw. Strom verbrauchen<br />
• die technische Beratung und Auswertung.<br />
Öffentliche Unternehmen<br />
Staatlicher Stromversorger: PT. PLN (Persero)<br />
Der staatliche Stromversorger PT Perusahaan Listrik Negara<br />
(PLN) wurde 1964 gegründet. PLN ist der einzige<br />
vertikal integrierte Stromversorger in Indonesien. Das<br />
Unternehmen ist alleiniger Betreiber der Übertragungs-<br />
und Verteilnetze und versorgt Privatkunden, Gewerbe-<br />
und Industriekunden mit Strom. Im Jahr 2007 verzeichnete<br />
das Unternehmen einen Umsatz von 114 Bio. IDR<br />
(8 Mrd. €) und beschäftigte 47 532 Mitarbeiter im ganzen<br />
Land. Über das Ministerium <strong>für</strong> staatliche Unternehmen<br />
ist die Regierung alleiniger Inhaber der PLN.<br />
Die Anzahl der Kunden aus Privathaushalten liegt derzeit<br />
bei 5,2 Mio. und wächst jährlich um 5,4%. Im Herbst<br />
1993 erstellte der Minister <strong>für</strong> Bergbau und Energie ein<br />
umfassendes politisches Regelwerk (»Sasaran & Kebija-
kan Pengembangan Subsektor Ketenagalistrikan« <strong>–</strong> Ziele<br />
und Strategien <strong>für</strong> die Entwicklung des Stromsektors),<br />
um die langfristige Umstrukturierung des Sektors zu initiieren.<br />
Einer der ersten Schritte zur Umstrukturierung<br />
im Jahr 1994 war die Umwandlung der PLN von einem<br />
staatlichen Unternehmen hin zu einem öffentlichen Unternehmen<br />
unter Beteiligung von Persero bzw. dem Status<br />
einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Ein Jahr später<br />
folgten dieser ersten Maßnahme zwei weitere Schritte:<br />
die Entflechtung der Java-Bali Erzeugungsanlagen von<br />
PLN und die Aufteilung in zwei neue Stromerzeuger mit<br />
verschiedenen Geschäftsbereichen. Einer dieser Stromerzeuger<br />
ist PT. PLN Pembangkit Tenaga Listrik Java-Bali I,<br />
ist auch bekannt als PLN PJB sowie als PT, Indonesia Power.<br />
Die andauernde Währungskrise, die sich zum Ende<br />
des Jahres 1997 verstärkte, hatte negative Auswirkungen<br />
auf die Stromindustrie. PLN kauft sein Stromangebot<br />
teilweise von IPPs, die in US $ bezahlt werden; die Endkunden<br />
entrichten ihre Zahlungen an die PLN jedoch in<br />
der lokalen Währung. Im Jahr 1998 erlitt die PLN auf<br />
Grund der starken Verluste der IDR gegenüber dem US$<br />
daher erhebliche Verluste.<br />
Durch die Einführung einer Liberalisierungsstrategie<br />
im Stromsektor im August 1998 ist die PLN nicht mehr<br />
der einzige Akteur im Energiesektor. Der aufkommende<br />
Wettbewerb war so hart, dass die PLN gezwungen war,<br />
Maßnahmen zur Energieeffizienz durchzuführen und<br />
Generatoren zu sanieren. Das Elektrizitätsgesetz Nr.<br />
20/2002 beendet zudem die Monopolstellung von PLN<br />
im Bereich Stromübertragung. Privatunternehmen (aus<br />
Aus- und Inland) sind nach diesem Gesetz berechtigt, den<br />
von ihnen erzeugten Strom direkt an den Endverbraucher<br />
zu verkaufen. Die Unternehmen sind jedoch weiterhin auf<br />
die Nutzung des PLN-eigenen Übertragungsnetzes angewiesen.<br />
Das staatliche Unternehmen ist vertikal integriert.<br />
Staatliches Öl- und Gasunternehmen: PT. Pertamina<br />
Das ehemals staatliche Unternehmen PT. Pertamina<br />
(Persero) änderte im Rahmen der Verabschiedung des<br />
Gesetzes Nr. 22/2001 <strong>für</strong> Erdöl und Gas vom November<br />
2001 und der Regierungsverordnung Nr. 31/2003<br />
seine Rechtsform in eine Gesellschaft mit beschränkter<br />
INDONESIEN |<br />
321<br />
Haftung. Laut der Regierungsverordnung gehen jegliche<br />
Vermögenswerte des Unternehmens sowie dessen Tochterunternehmen<br />
und Joint Ventures in den Besitz des neu<br />
formierten Unternehmens über. Das Gesetz legt zudem<br />
die Auflösung der Monopolstellung des Unternehmens in<br />
den Bereichen Vertrieb und Vermarktung von Mineralöl<br />
und Kraftstoffprodukten fest. Darüber hinaus wurde die<br />
Verwaltung der sogenannten Production Sharing Contracts<br />
(PSC), die bislang in der Verantwortung von Pertamina<br />
lag, auf das Unternehmen BPMIGAS übertragen.<br />
Pertamina trägt wesentlich zur Erdölproduktion Indonesiens<br />
bei. Im Jahr 2002 war das Unternehmen neuntgrößter<br />
Erdölförderer des Landes sowie fünftgrößter Erdgasproduzent.<br />
Das Unternehmen plant Investitionen in Höhe von 2,08<br />
Mrd. US$ (1,39 Mrd. €) über fünf Jahre. Zwei Drittel der<br />
Investition werden im Upstream-Geschäft angesiedelt,<br />
während ein Drittel <strong>für</strong> Downstream-Geschäfte eingeplant<br />
wurde. Das Unternehmen Pertamina benötigt Mittel<br />
zur Modernisierung veralteter Raffinerien, Flüssiggas-<br />
und Kraftstoff-Depots.<br />
Neben seinem Öl- und Gasgeschäft engagiert sich das<br />
Unternehmen zudem im Geothermiebereich. Bis heute<br />
wurden rund 80 potenzielle Geothermiestandorte mit einem<br />
geschätzten Produktionspotenzial von 20.000 MW<br />
identifiziert. Ein im Jahr 2000 beauftragtes 400-MW-<br />
Geothermieprojekt im Norden von Sumatra ersetzt zum<br />
Beispiel fossile Brennstoffe in der Wärmeerzeugung und<br />
trägt auf diese Weise zu einer beträchtlichen Verringerung<br />
von Treibhausgasemissionen bei.<br />
Private Akteure<br />
Um die steigende Stromnachfrage decken zu können<br />
(und die Wirtschaftskrise zu mildern) setzte die Regierung<br />
kürzlich eine Reihe wichtiger Maßnahmen um. Mit<br />
Hinblick auf die steigende Stromnachfrage bemüht sich<br />
die Regierung kontinuierlich darum, die Bedingungen <strong>für</strong><br />
eine Beteiligung privater Akteure auf dem Strommarkt zu<br />
verbessern. Dies soll nach Angaben der Regierung durch<br />
die Schaffung eines wettbewerbsorientierten Marktes erreicht<br />
werden.<br />
Trotz der im Kapitel »Liberalisierung« genannten Pro-
leme gibt es momentan rund 26 private Projekte mit<br />
einem gesamten Investitionsvolumen von rund 12 Mrd.<br />
€ und einer gesamten installierten Leistung von 4 782,5<br />
MW. Eine Liste der in Indonesien aktiven IPPs kann auf<br />
der Webseite der APEC Energy eingesehen werden. 39<br />
Alle 26 IPPs haben Power Purchase Agreements (PPA)<br />
mit der PLN als Vertragspartner geschlossen.<br />
Wie im Kapitel »Liberalisierung« erwähnt, konnte die<br />
PLN auf Grund mangelnder Unterstützung seitens der<br />
Regierung seinen Zahlungsverpflichtungen gegenüber<br />
einzelnen Stromerzeugern nicht nachkommen. Einige<br />
der Unternehmen versuchten daraufhin, die ausstehenden<br />
Zahlungen durch Schiedsverfahren einzufordern.<br />
Obwohl die Regierung mittlerweile die Bezahlung der<br />
Stromunternehmen zusicherte, mussten diese akzeptieren,<br />
dass die eingegangenen PPAs zum Großteil neu<br />
verhandelt werden, um eine erfolgreiche Umstrukturierung<br />
der PLN zu gewährleisten. Darüber hinaus führten<br />
die Unstimmigkeiten zu einem allgemeinen Verlust der<br />
Glaubwürdigkeit der Regierung. Wichtige ausländische<br />
Investitionen könnten somit ausbleiben.<br />
TABELLE 8:<br />
GESETZE UND REGULATIONEN IM BEREICH STROM<br />
1. Energiegesetz<br />
<strong>–</strong> Gesetz Nr. 30/2007<br />
3. Stromgesetz<br />
<strong>–</strong> Gesetz Nr. 20/2002<br />
<strong>–</strong> Gesetz Nr. 1985<br />
5. Gesetze und Regelungen <strong>für</strong> geothermische Energie<br />
<strong>–</strong> Gesetz Nr. 27/2003<br />
<strong>–</strong> Staatliche Verordnung Nr. 59/2007<br />
<strong>–</strong> Ministerialerlass Nr. 14/2008<br />
7. Angebot und Nutzung von Biokraftstoffen<br />
<strong>–</strong> Präsidiale Anweisung Nr. 1/2006<br />
<strong>–</strong> Ministerialerlass Nr. 32/2008<br />
Quelle: ADB 2009<br />
39 Apecenergy 2005<br />
INDONESIEN | 322<br />
14.4 Politische Rahmenbedingungen<br />
im Energiesektor<br />
Die indonesische Regierung hat eine umfangreiche Energiestrategie<br />
aufgestellt. Für die Förderung des Energiesektors<br />
werden fünf wichtige Prioritäten herausgestellt 40 :<br />
Diversifizierung von Energieträgern (konventionell und<br />
erneuerbar), um die Energiebereitstellung wirtschaftlich<br />
zu optimieren und fossile Ressourcen zu schonen<br />
• Intensivierung der Suche nach Energieressourcen: Die<br />
Ressourcensuche wird auf nationaler und internationaler<br />
Ebene durchgeführt und hat die Vergrößerung von<br />
Energiereserven zum Ziel (insbesondere Öl, Erdgas<br />
und Kohle).<br />
• Energieeinsparungen: Ein ökonomischer Umgang mit<br />
vorhandenen Ressourcen soll während allen Produktionsstufen<br />
Berücksichtigung finden.<br />
• Energiepreise: Der durchschnittliche Energiepreis soll<br />
nach dem Marktpreis ausgerichtet werden. Gleichzeitig<br />
sollen Faktoren wie Optimierung der Energienutzung,<br />
steigende wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit, Verbraucherschutz<br />
und gerechte Verteilung berücksichtigt<br />
werden.<br />
• Nachhaltige und umweltfreundliche Entwicklung: Umweltschäden<br />
und negative Einwirkungen auf Ökosysteme<br />
sollen in allen Bereichen der Energieerzeugung auf lokaler<br />
und globaler Ebene kontinuierlich reduziert werden.<br />
2. Nationale Energiestrategie<br />
Präsidialverordnung Nr. 5/2006<br />
4. Blueprint Energiestrategie 2005<br />
6. Grüne Energiestrategie<br />
<strong>–</strong> Ministerialerlass Nr. 0002/2004<br />
8. Nutzung erneuerbarer Energien zur Erzeugung von Strom<br />
<strong>–</strong> Staatliche Verordnung Nr. 26/2006<br />
<strong>–</strong> Ministerialerlass Nr. 1122 K/30/MEM/2002<br />
<strong>–</strong> Ministerialerlass Nr. 002/2006<br />
<strong>–</strong> Ministerialerlass Nr. 269-12/26/600.3/2008<br />
40 DGEEU, 2001
Darüber hinaus besitzt Indonesien mit der Blueprint<br />
Energiestrategie 2005 einen Plan zur Entwicklung erneuerbarer<br />
Energien, der die Minderung des Einsatzes von<br />
teurem Mineralöl mit derzeit 50% Anteil am nationalen<br />
Energiemix auf 20% bis 2025 zum Ziel hat. Gleichzeitig<br />
sollen bis zum Jahr 2020 4% des gesamten Stromverbrauchs<br />
aus erneuerbaren Energien gewonnen werden. 41<br />
In dem Bemühen, die Stromkrise zu überwinden, hat Indonesien<br />
zwei »Crash-Programme« initiiert, die insgesamt<br />
10 000 MW zusätzliche Stromerzeugungsleistung<br />
bereitstellen sollen. Während sich das erste Programm auf<br />
kohlebefeuerte Kraftwerke konzentriert, bilden erneuerbare<br />
Energien (insbesondere Geothermie) den Fokus des<br />
zweiten Programms. 42 Aufgrund von Finanzierungsproblemen<br />
gibt es in der ersten Phase der Umsetzung jedoch<br />
bereits Verzögerungen im Zeitplan. Einige Experten<br />
halten das Erreichen der sehr ambitionierten nationalen<br />
Energieziele wegen der hohen Kapitalinvestitionen und<br />
speziellen Technologieanforderungen ohnehin <strong>für</strong> äußerst<br />
schwierig. 43<br />
Energiepolitik<br />
Tabelle 8 gibt einen Überblick über eine Reihe von<br />
wichtigen Maßnahmen und Regelungen, die von der indonesischen<br />
Regierung <strong>für</strong> den Energiesektor entwickelt<br />
wurden.<br />
Im Jahr 2008 wurde die Energiepolitik von der Internationalen<br />
Energieagentur (IEA) in enger Zusammenarbeit<br />
mit der indonesischen Regierung überprüft. Die Überprüfung<br />
konzentrierte sich hauptsächlich auf die Sicherstellung<br />
einer zuverlässigen Energieversorgung, welche<br />
die Grundlage <strong>für</strong> die wirtschaftliche Entwicklung des<br />
Landes darstellt.<br />
Rechtliche Rahmenbedingungen<br />
<strong>für</strong> den Elektrizitätssektor<br />
Die rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen<br />
des Stromsektors werden im Wesentlichen durch ein<br />
übergeordnetes Energiegesetz und zwei Stromgesetze bestimmt.<br />
Das Energiegesetz (30/2007) 44 ruft nationale und lokale<br />
Regierungen zur verstärkten Nutzung von erneuerbaren<br />
41 REEEP 2009<br />
42 LAPAN 2009<br />
43 Muklis Ali 2009<br />
44 ESDM 2007<br />
INDONESIEN |<br />
323<br />
Energien auf und schafft, zeitlich begrenzt, Anreize <strong>für</strong> die<br />
Entwicklung von erneuerbaren Energien. 45<br />
Das 1985 eingeführte Stromgesetz ist auf ein vertikal<br />
integriertes Monopol zugeschnitten. Obwohl das Stromgesetz<br />
aus dem Jahr 2002 die Ziele der geplanten Strommarktreform<br />
aufgreift, befand das Verfassungsgericht,<br />
dass das Gesetz der Verfassung widerspricht. Das Gesetz<br />
enthält folgende Vorschriften 46 :<br />
• Die nationale Regierung und die Regionalregierungen<br />
sind verantwortlich <strong>für</strong> die Strombereitstellung.<br />
• Die Entscheidungsgewalt über Strommarktpolitik, Vorschriften<br />
und Stromtarife liegt bei der Zentralregierung.<br />
• Die Regierungen der Provinzen dürfen innerhalb ihres<br />
Amtsbereichs Lizenzen und Zulassungen <strong>für</strong> Unternehmen<br />
im Stromsektor ausstellen.<br />
• Lokale Bezirksverwaltungen dürfen innerhalb ihres<br />
Amtsbereichs ebenfalls Lizenzen und Zulassungen<br />
ausstellen.<br />
• Die Stromerzeugung und -verteilung <strong>für</strong> Verbraucher<br />
kann sowohl durch staatliche als auch durch private<br />
Unternehmen oder Kooperativen organisiert werden.<br />
• Staatliche Unternehmen haben Priorität bei der Strombereitstellung<br />
im öffentlichen Sektor.<br />
• Strompreise und -tarife werden unter Zustimmung des<br />
Parlamentes durch die zentrale Regierung festgelegt.<br />
• Die Regierungen der Provinzen können unter Zustimmung<br />
ihrer Parlamentsmitglieder eigene Strompreise<br />
festlegen.<br />
• Die Höhe der Stromtarife <strong>für</strong> Endkunden kann je nach<br />
Region unterschiedlich ausfallen.<br />
14.5 <br />
<br />
Strategien und Ziele <strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />
Wie im vorherigen Abschnitt erwähnt, zielt die indonesische<br />
Energiestrategie auf die Erhöhung des Anteils erneuerbarer<br />
Energien ab. Tabelle 9 zeigt die in der Blueprint<br />
Energiestrategie <strong>für</strong> erneuerbare Energien festgelegten<br />
nach einzelnen EE-Technologien.<br />
Für die erfolgreiche Umsetzung der Ziele enthält der<br />
45 ADB 2009<br />
46 Reuters 2009
Entwicklungsplan <strong>für</strong> erneuerbare Energien folgende<br />
Maßnahmen:<br />
• Programm zur Elektrifizierung ländlicher Gebiete: Die<br />
Regierung hat Maßnahmen zum Ersetzen von Dieselgeneratoren<br />
durch EE-Anlagen ergriffen, um die Energienachfrage<br />
in ländlichen Gebieten zu decken.<br />
• Programm zur Anbindung von EE-Anlagen: Die Regierung<br />
unterstützt die Anbindung von kleinen und<br />
mittleren EE-Anlagen an das Stromnetz der PLN. Der<br />
Ankaufpreis <strong>für</strong> Strom, der in das Mittelspannungsnetz<br />
eingespeist wird, liegt bei 80% der lokalen Stromerzeugungskosten<br />
der PLN. Für Strom, der in das Niederspannungnetz<br />
eingespeist wird, werden 60% der lokalen<br />
Stromerzeugungskosten gezahlt.<br />
• Integrierte Entwicklung von kleiner Wasserkraft<br />
• Programm zur Förderung von PV-Anlagen im urbanen<br />
Raum: Das ESDM, das Ministerium <strong>für</strong> Forschung<br />
und Technologie und das Umweltministerium haben<br />
2003 das Programm zur Förderung von PV im urbanen<br />
Raum ins Leben gerufen.<br />
• Förderung energieautarker Dörfer.<br />
Gesetzliche Rahmenbedingungen und<br />
Förderung erneuerbarer Energien<br />
Die Regierung hat zur Förderung erneuerbarer Energien<br />
einige Bestimmungen und Vorschriften erlassen. Auf Basis<br />
der Nationalen Energiestrategie von 2007 werden folgende<br />
Strategien zur Entwicklung erneuerbarer Energien verfolgt:<br />
• Implementierung einer EE-Pflicht <strong>für</strong> Stromversorger<br />
(ausgenommen große Wasserkraft)<br />
• Verbesserung von Finanzierungsmodellen (z. B. Minikredite<br />
<strong>für</strong> kleine Unternehmen)<br />
• Verbesserung der Produktionsbedingungen <strong>für</strong> EE-<br />
Anlagen und -Anlagenkomponenten (Lizenzvergabe,<br />
Joint Ventures und Montage)<br />
• Um die Verfügbarkeit von Energiequellen zur Stromerzeugung<br />
zu gewährleisten, soll der Nutzung lokaler<br />
Energiequellen (unter Nutzungspflicht von EE-Quellen)<br />
Vorrang eingeräumt werden.<br />
• Ministerialerlass zur dezentralen Stromerzeugung: EE-<br />
Strom aus Anlagen < 1 MW soll vom staatlichen Versorgungsunternehmen<br />
angekauft werden.<br />
INDONESIEN |<br />
324<br />
• Der Ankaufpreis entspricht 60% der Produktionskosten<br />
bei Anschluss an das Niederspannungsnetz und<br />
80% bei Anschluss an das Mittelspannungsnetz.<br />
Die Nationale Energiestrategie (Präsidialverordnung<br />
Nr.5/2006) 47 hat die ausreichende nationale Stromversorgung<br />
sowie die nachhaltige Entwicklung zum Ziel.<br />
Hier<strong>für</strong> werden folgende Ziele definiert:<br />
• Förderung der Nutzung erneuerbarer Energien: Geothermie,<br />
Biokraftstoffe, kleine Wasserkraft, Solare<br />
Strahlungsenergie, Windkraft, Biomasse usw.<br />
• Entwicklung alternativer Energietechnologien als Ersatz<br />
<strong>für</strong> die Energiegewinnung aus fossilen Brennstoffen<br />
• Verminderung der Subventionierung fossiler Brennstoffe<br />
• Reduktion der Energieelastizität < 1 im Jahr 2025<br />
Ministerialerlass Nr. 002/2006 zur Stromerzeugung in<br />
mittleren Anlagen auf Basis von erneuerbaren Energien<br />
legt folgende Regelung fest:<br />
Ist ein Projektentwickler eine Wirtschaftseinheit und<br />
liegt die installierte Leistung der Anlage zwischen 1 und<br />
10 MW, so ist der vom Stromversorger <strong>für</strong> den erzeugten<br />
Strom gezahlte Preis:<br />
60% der Stromerzeugungskosten des Versorgers bei Anschluss<br />
an das Niederspannungsnetz<br />
80% der Stromerzeugungskosten des Versorgers bei Anschluss<br />
an das Mittelspannungsnetz<br />
Das Stomhandelsabkommen ist <strong>für</strong> 10 Jahre gültig und<br />
kann verlängert werden.<br />
Die Blueprint Energiestrategie von 2005 im Rahmen des<br />
Nationalen Energiemanagement 2005<strong>–</strong>2025 beinhaltet<br />
die wichtigsten Richtlinien zur Verwaltung von Energie<br />
auf nationaler Ebene und legt die in Tabelle 10 aufgeführten<br />
Ziele fest.<br />
Gesetz Nr. 27/2003 über Geothermie 48 , Regierungsverordnung<br />
Nr. 59/2007 und Ministerialerlass Nr. 14/2008<br />
legen folgendes fest:<br />
• Sowohl Verwaltung als auch Entwicklung von geothermischer<br />
Energie <strong>für</strong> direkte und indirekte Nutzung sollen<br />
reguliert werden.<br />
47 WRI 2006<br />
48 ADB 2009
TABELLE 9:<br />
GEPLANTE LEISTUNG DER BLUEPRINT ENERGIESTRATEGIE FÜR ERNEUERBARE ENERGIEN IN MW<br />
• Die Höhe des Strompreises aus geothermischen Quellen,<br />
der von der PLN gezahlt wird, gestaltet sich wie folgt:<br />
− Installierte Leistung von 10<strong>–</strong>55 MW: 85% der Produktionskosten<br />
der PLN, sofern die Anlage an das<br />
Hoch- oder Mittelspannungsnetz angeschlossen wird<br />
− Installierte Leistung von > 55 MW: 80% der Produktionskosten<br />
der PLN, sofern die Anlage an das<br />
Hochspannungsnetz angeschlossen wird.<br />
Ministerialerlass Nr. 1122K/30/MEM/2002 über kleine<br />
dezentrale Stromerzeugung auf Basis von erneuerbaren<br />
Energien legt folgende Strompreise <strong>für</strong> Anlagen < 1 MW<br />
fest, die von der PLN an Projektentwickler und kleine<br />
Unternehmen zu zahlen sind:<br />
• 60% der Produktionskosten des Stromversorgers bei<br />
Anschluss an das Niederspannungsnetz<br />
• 80% der Produktionskosten des Stromversorgers bei<br />
Anschluss an das Mittelspannungsnetz.<br />
Die Regierung plant die Nutzung erneuerbarer Energien<br />
in der Stromerzeugung von derzeit 0,2% auf 4% im Jahr<br />
2020 zu erhöhen. 49 Die benötigten Investitionskosten<br />
<strong>für</strong> den geplanten Ausbau werden bis zum Jahr 2025 auf<br />
13,197 Mrd. US$ geschätzt. Die hohen Investitionskosten<br />
stellen ein wesentliches Hindernis <strong>für</strong> die indonesische<br />
Regierung dar.<br />
Es gibt keine Einspeisevergütung, jedoch wird die Stromproduktion<br />
aus erneuerbaren Energien vergütet, sofern die<br />
lokalen Produktionskosten unterhalb des regulären Strompreises<br />
der PLN liegen (siehe Kapitel »Strompreise«).<br />
49 REEEP 2007<br />
INDONESIEN | 325<br />
Technologie 2010 2015 2020 2035<br />
Biomasse-Abfall 30 60 120 200<br />
Geothermie 1 320 4 340 5 090 5 270<br />
Windenergie 10 40 80 160<br />
Solarenergie 80 100 120 580<br />
Micro-Wasserkraft 450 740 950 950<br />
Gesamt 570 940 1 270 1 890<br />
Quelle: ADB 2009<br />
Die Entwicklung von erneuerbaren Energien soll deutliche<br />
Berücksichtigung finden. Das Ziel der Regierung,<br />
über 60% der geplanten zusätzlichen Leistung aus erneuerbaren<br />
Energiequellen bereitzustellen, ist sehr ehrgeizig,<br />
der Regierung zu Folge jedoch machbar. 50<br />
Behördliche Genehmigung<br />
Ausländische Anbieter, die entweder an die PLN oder<br />
ihre Tochtergesellschaften liefern wollen, müssen über<br />
eine indonesische Gesellschaft mit beschränkter Haftung<br />
agieren. Meist können sich nur Unternehmen, die in das<br />
indonesische Handelsregister eingetragen sind, um Verträge<br />
mit der PLN bewerben. Ausländische Unternehmen,<br />
die eine Unternehmensgründung in Indonesien<br />
anstreben, sind verpflichtet, einen Investitionsantrag zu<br />
stellen und die genutzte Technologie anzugeben. 51<br />
Die Vorgehensweise <strong>für</strong> die Umsetzung eines EE-Projektes<br />
ist wie folgt 52 :<br />
1. Der Stromgrundpreis wird von der PLN <strong>für</strong> jede Region<br />
bekannt gegeben. Er variiert nach Größe und<br />
Art des jeweiligen regionalen Systems.<br />
2. Einreichen eines Angebots durch den Investor an die<br />
PLN<br />
3. Bewertung des Angebots durch die PLN<br />
4. Ausstellung einer Einverständniserklärung durch die<br />
PLN<br />
5. Vertrag zwischen PLN und Anbieter<br />
6. Antragstellung <strong>für</strong> Lizenz beim ESDM durch den<br />
Investor<br />
7. Lizenzierung des Antragstellers durch ESDM<br />
8. Bau des EE-Projekts<br />
50 Muklis 2009<br />
51 Recipes 2006<br />
52 EC ASEAN 2008
TABELLE 10:<br />
ZIELE FÜR DEN NATIONALEN ENERGIEMIX 2005<br />
Energiequelle 2004 2025<br />
Geothermie 807 MW 9 500 MW<br />
Kleine<br />
Wasserkraft<br />
84 MW<br />
500 MW (On Grid)<br />
330 MW (Off Grid)<br />
Solarenergie<br />
Biomasse<br />
8 MW 80 MW<br />
(Strom) 445 MW 810 MW<br />
Windenergie 0.6 MW<br />
Quelle: SERD 2007<br />
250 MW (On Grid)<br />
5 MW (Off Grid)<br />
9. Inbetriebnahme durch ein zugelassenes Zertifizierungsinstitut<br />
10. Ausstellung einer Betreiberbescheinigung durch das<br />
Institut <strong>für</strong> Zertifizierung<br />
11. Kommerzieller Betrieb der Anlage durch den Investor.<br />
Ankauf des Stroms durch PLN.<br />
TABELLE 11:<br />
BEISPIELE BEREITS REGISTRIERTE CDM PROJEKTE IN INDONESIEN<br />
Projekt Standort Art<br />
CDM Solarkocher<br />
Aceh 1<br />
MSS 9,7 MWe BiomasseKondensationsturbine<br />
MNA 9,7 MWe<br />
Biomasse Kondensationsturbine<br />
Darajat Unit III Geothermieprojekt<br />
Amurang Biomasse<br />
KWK- Projekt<br />
Nagamas Biomasse<br />
KWK-Projekt in<br />
Indonesien<br />
4MW Biomassekraftwerk<br />
basierend auf Holzabfällen<br />
Listrindo Kencana<br />
Biomassekraftwerk<br />
Power Plant<br />
Quelle: UNDP RISØ 2009<br />
INDONESIEN | 326<br />
Das Energieministerium stellt eine Zertifizierung <strong>für</strong><br />
genehmigte Projekte aus. Die Zertifizierung ist nicht<br />
übertragbar auf andere Projektentwickler oder Investoren<br />
und ist nur gültig <strong>für</strong> EE-Projekte, die ihren Strom<br />
an den Endverbraucher verkaufen. Die Zertifizierung hat<br />
keinen finanziellen Wert und ist nicht übertragbar. Die<br />
Regierung gewährt keine finanzielle Unterstützung. Die<br />
Zerifizierung erlaubt dem Anlagenbetreiber den Verkauf<br />
von Strom zum festgelegten Basistarif an die PLN. Die<br />
PLN stellt keine Zertifizierungen aus, unterzeichnet jedoch<br />
das PPA zwischen Investor und PLN.<br />
Clean Development Mechanism<br />
Indonesien ist ein Spätstarter im Bezug auf CDM. 53 Das<br />
Kyoto-Protokoll wurde im Jahr 2004 ratifiziert, erst danach<br />
wurden die institutionellen Rahmenbedingungen<br />
geschaffen. Das Umweltministerium richtete im Juli 2005<br />
die nationale Aufsichtsbehörde (DNA) ein, die den offiziellen<br />
Titel »National Commission for CDM« trägt.<br />
Installierte Leistung<br />
(MW)<br />
53 EC ASEAN 2008<br />
IZF (%)<br />
Jährliche Einsparungen<br />
[kt<br />
CO ² äq]<br />
Datum der<br />
Registrierung<br />
Aceh Solar 0.6 N / A 3.5 06.02.06<br />
Riau Biomasse 9.7 10 56 17.06.06<br />
Nord Sumatra Biomasse 9.7 10 46 31.08.06<br />
West Java Geothermie 110 10 652 11.12.06<br />
Nord Sulawesi Biomasse 3 N / A 30 20.12.07<br />
Riau Biomasse 3 11 77 23.11.07<br />
Zentral Java Biomasse 4 N / A 15 23.05.08<br />
Bangka-Belitung Biomasse 12 N / A 50 08.12.08
Eine durch die Weltbank (WB) finanzierte und im Jahr<br />
2007 veröffentlichte Studie stellte fest, dass Indonesien<br />
mit einer jährlichen Produktion von über 3 Mrd. tCO2äq<br />
der weltweit drittgrößte Emittent von Treibhausgasemissionen<br />
ist. Die Klimawandelproblematik ist vielen<br />
indonesischen Unternehmen noch nicht hinlänglich bekannt.<br />
Mit der UN-Klimakonferenz in Bali im Jahr 2007<br />
ist dieses Bewusstsein jedoch gestiegen. Mehr 130 Umweltminister<br />
und 10.000 registrierte Teilnehmer aus über<br />
180 Ländern trafen sich im Jahr 2007 in Indonesien und<br />
machten den Klimaschutz auch in Indonesien zu einem<br />
zentralen Thema.<br />
Bis Mitte Dezember 2007 waren nur elf CDM-Projekte<br />
beim CDM Executive Board registriert. 54 Im Juli 2009<br />
hatte die indonesische DNA 106 Projekte in ihrem Portfolio.<br />
Im selben Jahr waren 24 Projekte beim CDM Executive<br />
Board registriert (hauptsächlich Biomasse-Projekte)<br />
und 61 Projekte befanden sich in der Validierungsphase. 55<br />
Tabelle 11 zeigt Beispiele <strong>für</strong> CDM-Projekte in Indonesien,<br />
die im Bereich der erneuerbaren Energien durchgeführt<br />
wurden.<br />
Für weiterführende Informationen zu CDM-Projekten<br />
in Indonesien hat die DNA eine Webseite eingerichtet. 56<br />
Diese enthält eine Liste von Projekten, die erfolgreiche<br />
Project Idea Notes (PIN) und Project Design Documents<br />
(PDD) eingereicht haben und von der DNA genehmigt<br />
wurden. Unter den Projekten befinden sich sowohl EE-<br />
Projekte als auch Energieeffizienzprojekte. Bis heute wurden<br />
allerdings noch keine Windprojekte registriert. Generell<br />
hat Indonesien ein großes CDM-Potenzial, dessen<br />
Nutzung im Entwicklungsplan <strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />
berücksichtigt ist.<br />
Unter anderem hat Indonesien Kooperationsvereinbarungen<br />
zum Emissionshandel mit den Niederlanden,<br />
Dänemark, Österreich und Kanada getroffen. Darüber<br />
hinaus kooperiert das Land mit der Japan Bank of International<br />
Cooperation sowie mit zahlreichen anderen<br />
internationalen Institutionen. Die Deutsche Gesellschaft<br />
<strong>für</strong> Technische Zusammenarbeit (<strong>GTZ</strong>) unterstützt die<br />
54 UN Institution <strong>für</strong> die internationale Zulassung von CDM-Projekten<br />
55 UNEP risoe 2009<br />
56 http://dna-cdm.menlh.go.id/en/<br />
INDONESIEN |<br />
327<br />
indonesische Regierung bei CDM-Fragen. Unter anderem<br />
ist die Entwicklung der indonesischen DNA Teil<br />
eines von der <strong>GTZ</strong> unterstützten Projektes zum Aufbau<br />
von Kapaztiäten im Bereich CDM.<br />
Aktivitäten internationaler Geber<br />
Mit einer Bereitstellung von insgesamt 3 Mrd. € seit Beginn<br />
der deutsch-indonesischen Zusammenarbeit in den<br />
1950-er Jahren ist Deutschland das viertgrößte bilaterale<br />
Geberland Indonesiens (nach Japan, Australien und den<br />
USA). 57 Deutschland unterstützt die Entwicklung Indonesiens<br />
zudem durch seine Beiträge an multilaterale Institutionen<br />
wie z. B. die Vereinten Nationen, die Weltbank,<br />
die Asian Development Bank und der Entwicklungsfonds<br />
der Europäischen Union. Gegenwärtig gibt es etwa 30<br />
laufende Projekte im Bereich der Technischen Zusammenarbeit<br />
(TZ), in denen insgesamt etwa 60 erfahrene<br />
Experten involviert sind. Im Bereich der erneuerbaren<br />
Energien gibt es einige Programme <strong>für</strong> bestimmte Arten<br />
von erneuerbaren Energien. Dazu zählt unter anderem<br />
das Programm »Kleinwasserkraft zur nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung«<br />
der Deutschen Gesellschaft <strong>für</strong><br />
Technische Zusammenarbeit (<strong>GTZ</strong>), welches seit 1999<br />
im Auftrag der deutschen Regierung durchgeführt wird. 58<br />
Das Programm zielt darauf ab, durch den Einsatz kleiner<br />
Wasserkraftanlagen die Elektrifizierung ländlicher Gebiete<br />
voranzutreiben und damit die lokale wirtschaftliche<br />
Entwicklung zu fördern. Die Aktivitäten konzentrieren<br />
sich auf die Schaffung eines voll entwickelten Marktes<br />
<strong>für</strong> Energiedienstleistungen im Bereich Kleinwasserkraft<br />
in ländlichen Gebieten. Für Anbieter wird technische<br />
Unterstützung und Know-how bereitgestellt, um die<br />
Kompetenzen in der Planung, Konstruktion, Lieferung<br />
von Ausrüstung und dem Betrieb der Anlagen auf lokaler<br />
Ebene zu verbessern. Darüber hinaus wird der Zugang<br />
zu Finanzierungen erleichtert. Die Nutzer werden über<br />
Meinungsbildner aus Politik, Privatwirtschaft, Verwaltung<br />
und der Gesellschaft zu den verschiedenen Aspekten der<br />
Nutzung von Wasserkraft informiert. Als Ergebnis der Projektaktivitäten<br />
werden bereits mehr als 85% der elektromechanischen<br />
Ausrüstung vor Ort produziert und mehr als<br />
100 Anlagen zwischen 7 und 250 kW verwenden das durch<br />
57 Auswärtiges Amt 2009<br />
58 Seit 2006 vergibt das Netherlands Directorate General for International<br />
Cooperation (DGIS)Koofinanzierung Innerhalb seines Energising<br />
Development programme.
das Projekt eingeführte Standarddesign. Insgesamt versorgt<br />
das Projekt auf diese Weise rund 20 000 Haushalte, kleine<br />
Unternehmer und Stadtwerke mit sauberer Energie. 59<br />
Die niederländische Regierung hat erhebliche Mittel<br />
zur Förderung eines nachhaltigen Energieprogramms<br />
mit dem Namen »Energy Programme 2007<strong>–</strong>2011« zur<br />
Verfügung gestellt. 60 Das Programm wird durch die dem<br />
niederländischen Wirtschaftsministerium unterstellte<br />
Behörde SenterNovem entwickelt, welche die bilaterale<br />
Zusammenarbeit im Energiebereich zwischen Indonesien<br />
und den Niederlanden (BECIN) eingerichtet hat. Zusammen<br />
mit IWES und niederländischen Unternehmen<br />
plant SenterNovem die Umsetzung erfolgreicher und<br />
nachhaltiger Windenergieprojekte in Indonesien.<br />
TABELLE 12:<br />
STRATEGIEPLAN FÜR WINDENERGIE 2005 <strong>–</strong> 2025<br />
59 <strong>GTZ</strong> 2008<br />
60 Embassy of the Kingdom of the Netherlands 2009<br />
INDONESIEN | 328<br />
14.6 Marktpotenzial von Windenergie<br />
Windenergiepotenzial<br />
Die durchschnittlichen Windgeschwindigkeiten in Indonesien<br />
liegen zwischen 1,3 und 6,3 m/s. 61 Die Regionen<br />
mit dem höchsten Windenergiepotenzial befinden sich in<br />
Nusa Tenggara (Ost und West) auf den Kleinen Sundainseln.<br />
Die durchschnittlichen Windgeschwindigkeiten<br />
erreichen hier mehr als 5 m/s.<br />
Das Windkraftpotenzial Indonesiens wird auf ca. 9 500<br />
MW geschätzt. Derzeit liegt Indonesien mit einer installierten<br />
Leistung von rund 1,2 MW weit hinter seinen<br />
Möglichkeiten. Das Nationale Institut <strong>für</strong> Luft- und<br />
Raumfahrt (LAPAN) hat eine Datenbank erstellt, welche<br />
die Windpotenziale <strong>für</strong> die einzelnen Regionen aufzeigt.<br />
62<br />
Jahr Art Aktivität<br />
2005 <strong>–</strong> 2010 F & E • Nationaler Windatlas, Schätzung des Windenergiepotenzials auf Basis von Messungen;<br />
• Fokus auf langsam laufenden Permanentmagnetgeneratoren, modernen Rotorblätter,<br />
leichten Materialien und Kontrollsystemen<br />
Technologie und<br />
Produkt<br />
• Entwicklung von lokal produzierten Windenergie-Konversionssystemen<br />
(WECS) mit einer durchschnittlichen Leistung von 300 kW<br />
Produkt • Kleine WECS mit einer maximalen Leistung von 300 W<br />
Markt • Spezialanwendungen <strong>für</strong> netzgekoppelte und isolierte Anlagen<br />
• Strom wird zu einem Preis von 6<strong>–</strong>12 USCent/kWh verkauft<br />
2010-2015 F & E • Regionale Windenergiepotenziale und regionale Kartierung;<br />
• Fokus auf langsam laufenden Permanentmagnetgeneratoren,<br />
modernen Rotorblätter, leichten Materialien und Kontrollsystemen<br />
Technologie • Entwicklung von mittelgroßen/großen WECS mit 750 kW,<br />
welche in Indonesien produziert werden<br />
Produkt • WECS mit maximal 750 kW Leistung<br />
Markt • 600 kW isoliert, 25 MW netzgekoppelte Windkraftanlagen<br />
• 5<strong>–</strong>8 USCent/kWh<br />
2015-2025 F & E • Kartierung und Auswertung der landesweiten Windpotenziale basierend auf Messungen<br />
• Fokus auf langsam laufenden Permanentmagnetgeneratoren, modernen Rotorblätter,<br />
leichten Materialien und Kontrollsystemen<br />
Technologie • Große WECS > 1 MW (hoher Anteil lokaler Bautele/Equipment)<br />
Source: WWEA 2009<br />
Produkt • WECS > 1 MW<br />
Markt • 5 MW isoliert, 250 MW netzgekoppelte Windkraftanlagen<br />
• < 5 USCent/kWh<br />
61 PEU 2006<br />
62 http://www.lapan.go.id/
Rahmenbedingungen <strong>für</strong> Windenergie<br />
Ziele <strong>für</strong> die Nutzung von Windenergie<br />
Die Entwicklung von erneuerbaren Energien in Indonesien<br />
ist derzeit durch die Verordnung Nr. 5/2006 über die<br />
Nationale Energiestrategie 63 und den Plan <strong>für</strong> Energiepolitik<br />
2005 (siehe Kapitel »Rahmenbedingungen <strong>für</strong><br />
erneuerbare Energien«) geregelt.<br />
Die Unterabteilung <strong>für</strong> neue und erneuerbare Energien<br />
des Generaldirektorats <strong>für</strong> Strom- und Energienutzung<br />
(DJLPE) hat sich bis zum Jahr 2025 das Ziel gesetzt, 250<br />
MW Strom aus netzgekoppelten und 5 MW aus netzunabhängigen<br />
Windenergieanlagen zu erreichen. 64 Der<br />
Strategieplan <strong>für</strong> Windenergie, der auf Basis der Blueprint<br />
Energiestrategie momentan eingeführt wird, ist in Tabelle<br />
12 dargestellt.<br />
Förderprogramme<br />
Der Strategieplan <strong>für</strong> Windenergie beinhaltet ein klar<br />
definiertes Programm zur Förderung der Windenergie<br />
durch die Regierung.<br />
Genehmigungsverfahren<br />
Um die Entwicklung von EE-Projekten zu erleichtern, hat<br />
die indonesische Regierung 65 eine Reihe von Gesetzen <strong>für</strong><br />
de Sektor Energie und Bergbau geändert. Die Landesregierungen<br />
haben somit nun das Recht und die Verantwortung,<br />
Konzessionen und Lizenzen <strong>für</strong> Projekte in den<br />
Bereichen erneuerbare Energien und Energieeffizienz zu<br />
erteilen.<br />
Zu den wichtigsten Behörden, die Genehmigungen ausstellen<br />
und Projektentwickler unterstützen, gehören die PLN<br />
TABELLE13:<br />
BEISPIELE VON WINDENERGIE-PILOTPROJEKTEN IN INDONESIEN<br />
63 MEMR 2008<br />
64 WWEA 2009<br />
65 ADB 2009<br />
INDONESIEN | 329<br />
und das ESDM (DJLPE). Bezüglich Fragen zum Aufbau<br />
von kleinen Windenergiesystemen können die Behörde zur<br />
Beurteilung und Anwendung von Technologien (BPPT),<br />
die Abteilung Strom- und Energieentwicklung des Ministeriums<br />
<strong>für</strong> Bergbau und Energie (DJLPE) und das Nationale<br />
Institut <strong>für</strong> Luft- und Raumfahrt (LAPAN) kontaktiert<br />
werden. Kontakte zu lokalen Beratungs- und Planungsunternehmen<br />
sowie zu Ingenieuren und Technologieanbietern<br />
können durch APETINDO, den indonesischen<br />
Verband <strong>für</strong> erneuerbare Energien, vermittelt werden.<br />
Netzanschluss<br />
Um einen Windpark an das indonesische Stromnetz anzuschließen,<br />
muss der Projektentwickler die PLN kontaktieren.<br />
Derzeitige Nutzung von Windenergie und geplante<br />
Projekte<br />
Ende 2008 waren Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung<br />
von 1,2 MW in Indonesien installiert. 66<br />
Kleine Windkraftanlagen mit Leistungen von 50 W bis<br />
10 kW sind über das ganze Land verstreut. Da die Windenergieentwicklung<br />
in Indonesien sich noch in einem<br />
frühen Stadium befindet, gibt es weiterhin zahlreiche<br />
Möglichkeiten zur Entwicklung neuer Projekte. Bei den<br />
im Land realisierten Windenergietechnologien <strong>–</strong> insbesondere<br />
den so genannten Wind Energy Conversion Systems<br />
(Sistem Konversi Energi Angin-Skea) 67 <strong>–</strong> handelt<br />
es sich derzeit noch um Prototypen. Tabelle 13 enthält<br />
einige Beispiele <strong>für</strong> bereits durchgeführte Windenergieprojekte.<br />
ländlichen und abgelegenen Gebieten. Darüber<br />
hinaus wird die Windkraft <strong>für</strong> das Pumpen von Wasser<br />
Standort Leistung (MW) Beauftragung<br />
Wind Village Pilot Project at Jepara 31 Einheiten mit 250 W,1 000 W<br />
und 2 500 W<br />
1992 <strong>–</strong> 2002<br />
East Lombok 7 x 1 000 W 1992 <strong>–</strong> 2002<br />
Pulau Karya in Pulau Seribu 4 x 1 000 W 2004<br />
Egra 1 000 kleine turbinenbetriebene<br />
Wasserpumpen<br />
2004<br />
Nusa Penida Bali 1 x 80 kW 2007<br />
Quelle: PAKPAHAN 2009<br />
66 WWEA 2009<br />
67 SERD 2007
in der Landwirtschaft sowie zum Aufladen von Batterien<br />
genutzt. Bisher wurden noch keine größeren netzgekoppelten<br />
Anwendungen in Indonesien realisiert.<br />
Geschäftsklima<br />
Marktakteure<br />
Folgende Unternehmen beschäftigen sich mit der Entwicklung<br />
der Windkraft in Indonesien:<br />
• PT Indonesien Power: verantwortlich <strong>für</strong> Stromerzeugung<br />
aus Windkraft<br />
• PT Citrakaton Dwitama: bietet Beratung im Bereich<br />
Windenergie<br />
• IWES (Indonesische Gesellschaft <strong>für</strong> Windenergie):<br />
fördert Windenergie insbesondere durch die Einbindung<br />
von Meinungsbildnern aus Politik, Wirtschaft<br />
und Wissenschaft und internationaler Partner<br />
• LAPAN (Nationales Institut <strong>für</strong> Luft-und Raumfahrt):<br />
Messungen und Bereitstellung von Daten.<br />
Rechtliche Rahmenbedingungen<br />
Es gibt keinen rechtlichen Rahmen speziell <strong>für</strong> die Umsetzung<br />
von Windenergieprojekten. Außerdem ist die<br />
Beteiligung wichtiger Akteure weiterhin nicht ausreichend.<br />
Grund <strong>für</strong> die mangelnde Beteiligung sind folgende<br />
Missstände:<br />
• Finanzielle Aspekte: Hohe Anfangsinvestitionskosten<br />
und die offensichtlichen Risiken bei Investitionen in<br />
erneuerbare Energien halten Investoren und Finanzinstitutionen<br />
von der Bereitstellung der erforderlichen<br />
Mittel ab.<br />
• Preisgestaltung: Die Anfangsinvestitionskosten <strong>für</strong> erneuerbare<br />
Energietechnologien sind derzeit noch höher<br />
als die Investitionskosten <strong>für</strong> konventionelle Energietechnologien,<br />
da sich die EE-Technologien noch in<br />
einem frühen Stadium befinden. Darüber hinaus werden<br />
die konventionellen Energieträger weiterhin stark<br />
durch den Staat subventioniert.<br />
• Mangelnde Einbeziehung des privaten Sektors: Unzureichende<br />
Finanzierung und eine nachteilige Preisgestaltung<br />
haben erheblich dazu beigetragen, dass der<br />
private Sektor sich nur sehr wenig an der kommerziellen<br />
Nutzung der erneuerbaren Energiequellen beteiligt.<br />
INDONESIEN |<br />
330<br />
Strukturelle Voraussetzungen<br />
Die nationale Windindustrie hat ausreichende Kapazitäten<br />
zur Produktion von kleinen Anlagen 68 : Die lokale<br />
Industrie ist in der Lage, Systemkomponenten <strong>für</strong> Windkraftanlagen<br />
von bis zu 5 kW herzustellen. Die Produktionskapazitäten<br />
könnten erweitert werden, sollte ein<br />
größerer Markt entstehen. Die Herstellung von mittleren<br />
und großen Anlagen befindet sich noch in der Entwicklungsphase.<br />
Bisher wurden vereinzelte Pilot- und Demonstrationsvorhaben<br />
umgesetzt. Ein Beispiel ist das Demonstrationsprojekt<br />
der Bogor Heritage Organisation,<br />
bei dem im Jahr 2004 etwa 1.000 kleine Windparkprojekte<br />
auf Java errichtet wurden. Diese Windparks heißen<br />
»Eger« (= Energie Gratice), was so viel wie kostenlose<br />
Energie bedeutet.<br />
Finanzierungsmöglichkeiten<br />
Die finanziellen Kapazitäten der Regierung <strong>für</strong> Windenergie-Projekte<br />
sind begrenzt. Einige bilaterale und multilaterale<br />
Finanzierungsorganisationen, wie z. B. WB und<br />
ABD, stellen jedoch Finanzierungshilfen zur Verfügung.<br />
68 SERD 2007
14.7 Adressen und Kontaktdaten<br />
Ministry of Energy and Mineral Resources (MEMR)<br />
(Ministerium <strong>für</strong> Energie und Bergbauressourcen)<br />
Jalan Medan Merdeka Selatan No. 18<br />
Jakarta <strong>–</strong> 10110<br />
Tel.: +62 (21) 380 42 42 / 381 32 33s<br />
Fax: +62 (21) 351 98 81<br />
Internet: www.esdm.go.id/<br />
Directorate General of Electricity and Energy<br />
Utilization (DGEEU)<br />
(Generaldirektorat <strong>für</strong> Strom- und Energienutzung)<br />
Jl. H.R. Rasuna Said Blok X-2 Kav. 7 <strong>–</strong> 8, Kuningan<br />
Jakarta <strong>–</strong> 12950<br />
Tel.: +62 (21) 522 51 80<br />
Fax: +62 (21) 525 60 44<br />
Directorate General for Geology and<br />
Mineral Resources (DGGMR)<br />
(Generaldirektorat <strong>für</strong> Geologie und mineralische<br />
Ressourcen)<br />
Jalan Prof. Dr. Soepomo, SH No. 10, Tebet<br />
Jakarta <strong>–</strong> 12870<br />
Tel.: +62 (21) 828 07 73 / 829 56 08<br />
Fax: +62 (21) 829 76 42<br />
Perusahaan Listrik Negara (PLN)<br />
Jl. Trunojoyo Blok M I /135<br />
Jakarta <strong>–</strong> 12160<br />
Tel.: +62 (21) 725 12 34 ext. 4000 / 722 23 28<br />
Fax: +62 (21) 720 49 29<br />
PT Pertamina Geothermal Upstream Directorate<br />
Kwarnas Pramuka Building, 6th Floor, Jalan Medeka<br />
Timur 6<br />
Jakarta <strong>–</strong> 10110<br />
Tel.: +62 (21) 352 15 76<br />
Fax: +62 (21) 350 80 33<br />
INDONESIEN |<br />
331<br />
Indonesian Renewable Energy Society (IRES)<br />
Masyarakat Energi Terbarukan Indonesia (METI)<br />
(Indonesische Gemeinschaft <strong>für</strong> Erneuerbare<br />
Energien (IGEE)<br />
Jalan Duren Tiga No. 101, Pancoran<br />
Jakarta <strong>–</strong> 12760<br />
Tel. u. Fax: +62 (21) 791 98 58<br />
E-mail: metiirex@centrin.net.id<br />
Internet: www.meti.or.id<br />
Asian Development Bank Indonesia<br />
Resident Mission (ADB)<br />
(Asiatische Entwicklungsbank -<br />
Indonesia Resident Mission AEB)<br />
Country Director’s Office<br />
Gedung BRI II, 7th Floor<br />
Jl. Jend. Sudirman Kav. 44 <strong>–</strong> 46<br />
Jakarta <strong>–</strong> 10210<br />
Tel.: + 62 (21) 251 27 21<br />
Fax: + 62 (21) 251 27 49<br />
INMARSAT-A 00 872 154 5201<br />
E-mail: adbirm@adb.org<br />
Internet: www.adb.org<br />
ASEAN Centre for Energy (ACE)<br />
(ASEAN Energiezentrum, AEZ)<br />
ASEAN Centre for Energy Building, 6th Floor<br />
Jl. HR. Rasuna Said Blok X-2,<br />
Kav. 07 <strong>–</strong> 08 Kuningan,<br />
Jakarta <strong>–</strong> 12950<br />
Tel.: +62 (21) 527 93 32<br />
Fax: +62 (21) 527 93 50<br />
Internet: www.aseanenergy.org
National Commission for<br />
Clean Development Mechanism<br />
(Staatliche CDM-Kommission)<br />
Haneda Sri Mulyanto / Dadang Hilman<br />
Jl. DI Panjaitan Kav 24<br />
Jakarta, DKI, 13410<br />
Indonesia<br />
Tel.: +62 (21) 851 71 64<br />
Fax: +62 (21) 859 02 521<br />
Internet: http://dna-cdm.menlh.go.id/en/<br />
Bilateral Energy Cooperation<br />
Indonesia-Netherlands (BECIN)<br />
(Bilaterale Energiekooperationzwischen Indonesien und<br />
den Niederlanden )<br />
Juliana van Stolberglaan 3<br />
2595 CA The Hague, The Netherlands<br />
Tel.: +31 70 373 50 00<br />
Fax: +31 70 373 51 00<br />
Internet:www.senternovem.nl/becin/about_becin/<br />
index.asp<br />
14.8 Informationsquellen<br />
ADB <strong>–</strong> Asian Development Bank:<br />
• Energy and Climate Change in Indonesia, 2009<br />
(http://www.adb.org/documents/events/2009/<br />
Climate-Change-Energy-Workshop/INO.pdf )<br />
Gesichtet: 1. September 2009<br />
<strong>–</strong> Law No. 27 / 2003 on Geothermal<br />
<strong>–</strong> Ministerial Decree No. 1122 K /30 / MEM / 2002<br />
<strong>–</strong> Ministerial Regulation No. 002 / 2006 o<br />
• Java-Bali Electricity Distribution Performance Im-<br />
provement: Indonesia, 2009 (http://pid.adb.org/pid<br />
/LoanView.htm?projNo=40061&seqNo=01&<br />
typeCd=) Gesichtet: 1. September 2009<br />
• Renewable Energy and Energy Efficiency in Indonesia,<br />
2009 (www.adb.org/documents/events/2009<br />
/Climate-Change-Energy-Workshop/Renewable-<br />
Energy-Girianna.pdf ) Gesichtet: 1. September<br />
2009<br />
INDONESIEN |<br />
332<br />
www.asiancompetitionforum.org/download/pdf2008/<br />
D1%20S1A_Hassan.pdfGesichtet: 1. September 2009<br />
ANT - LKBN ANTARA (Indonesia): GOVT CANCELS<br />
PLANS TO RAISE ELECTRICITY TARIFF, March<br />
2006 (http://www.highbeam.com/doc/1G1-143499033.<br />
html) Gesichtet: 1. September 2009<br />
APEC Energy - Asia-Pacific Economic Cooperation:<br />
EWG20/10.3-Att A-Ann 3<br />
(www.apecenergy.tier.org.tw/database/db/ewg20/<br />
gndppr/10.3-4.rtf ) Gesichtet: 1. September 2009<br />
ASIANPOWER: aesieap Goldbook 2009, Indonesia p. 124,<br />
report, 2009 (http://www.aesieap.org/goldbook2009/s4/<br />
Indonesia.pdf ) Gesichtet: 1. September 2009<br />
Auswartiges Amt: Indonesia, March 2009 (http://www.<br />
auswaertiges-amt.de/diplo/en/Laenderinformationen/01-<br />
Laender/Indonesien.html) Gesichtet: 1. September 2009<br />
CIA <strong>–</strong> Central Intelligence Agency: The World factbook,<br />
2009 (https://www.cia.gov/library/publications/the-worldfactbook/geos/id.html)<br />
Gesichtet: 1. September 2009<br />
DGEEU <strong>–</strong> Directorate General of Electricity and Energy<br />
Utilization: Country Paper, (http://www.unescap.org/esd/<br />
energy/information/biomass_seminar/Indonesia.pdf )<br />
EC ASEAN: Policy Instruments to Promote RE Projects<br />
Interconnected to National Grids: The Case of<br />
Indonesia, Malaysia, Philippines and Thailand 2008<br />
(http://www.ec-asean-greenippnetwork.net/dsp_page.<br />
cfm?view=page&select=156) Gesichtet: 1. September<br />
2009<br />
EIA <strong>–</strong> Energy Information Administration:<br />
• Energy Profile of Indonesia, 2007 (http://www.<br />
eoearth.org/article/Energy_profile_of_Indonesia)<br />
• Gesichtet: 1. September 2009 Country Analysis Briefs<br />
2007, 2008 (http://tonto.eia.doe.gov/country/country_energy_data.cfm?fips=ID)<br />
Gesichtet: 1. September<br />
2009
IEA <strong>–</strong> International Energy Agency: Indonesia, 2006<br />
(http://www.iea.org/Textbase/country/n_country.<br />
asp?COUNTRY_CODE=ID) Gesichtet: 1. September<br />
2009<br />
Embassy of the Kingdom of the Netherlands: Promotion<br />
of Sustainable Energy in Indonesia, 2009<br />
(http://indonesia.nlembassy.org/development/sustainable_energy)<br />
Gesichtet: 1. September 2009<br />
ESDM <strong>–</strong> Ministry of Energy and Mineral Resources Republic<br />
of Indonesia: LAW OF THE REPUBLIC OF IN-<br />
DONESIA NUMBER 30 YEAR 2007 ON ENERGY,<br />
2007 (http://www.esdm.go.id/prokum/uu/2007/uu-30-<br />
2007-en.pdf )<br />
ESRI <strong>–</strong> Environmental Systems Research Institute: Map<br />
of Indonesia, 2008 (http://www.esri.com/) Gesichtet: 1.<br />
September 2009<br />
GENI <strong>–</strong> Global Energy Network Institute: Electricity<br />
transmission grid of Indonesia, 2007 (http://www.geni.<br />
org/globalenergy/library/energy-issues/indonesia/index.<br />
shtml) Gesichtet: 1. September 2009<br />
<strong>GTZ</strong> <strong>–</strong> Gesellschaft <strong>für</strong> Technische Zusammenarbeit:<br />
Mini-Hydropower Schemes for Sustainable Economic<br />
Development, 2008 (http://www.gtz.de/en/weltweit/<br />
asien-pazifik/indonesien/16639.htm)<br />
Hausmann Stefan: Country Special <strong>–</strong> Indonesia, Aug.<br />
2009 (http://www.sunwindenergy.com/swe/pdf/readerservice/SWE_0809_036-039_CS_Indonesia.pdf<br />
)<br />
IEA-International Energy Agency: Beyond the OECD -<br />
Indonesia, 2006<br />
(http://www.iea.org/country/n_country.<br />
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IMF <strong>–</strong> International Monetary Found: Report for Selected<br />
Countries and Subjects: Indonesia, 2009 (http://<br />
www.imf.org/) Gesichtet: 1. September 2009<br />
INDONESIEN |<br />
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Indonesia, 2009 (http://www.lapan.go.id/)<br />
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PAKISTAN<br />
Abkürzungsverzeichnis<br />
ADB Asian Development Bank<br />
AEDB Alternative Energy Development Board<br />
BIP Bruttoinlandsprodukt<br />
CDM Clean Development Mechanism<br />
CPGCL Century Power Generation<br />
Company Ltd.<br />
ECO Economic Cooperation Organization<br />
FESCO Faisalabad Electric Supply Company<br />
GEF Global Environment Facility<br />
GoP Government of Pakistan<br />
<strong>GTZ</strong> Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong><br />
Technische Zusammenarbeit<br />
GWh Gigawattstunde<br />
HEC Heavy Electrical Complex<br />
HUBCO Hub Power Company<br />
IEA International Energy Agency<br />
IWF Internationaler Währungsfonds<br />
IPP Independent Power Producers<br />
IRR Internal Rate of Return<br />
JPCL Jamshoro Power Generation<br />
Company Ltd.<br />
KESC Karachi Electricity Supply Corporation<br />
ktoe Kilotonnen Öläquivalent<br />
kV Kilovolt<br />
kW Kilowatt<br />
LPGCL Lakhra Power Generation Company Ltd.<br />
m² Quadratmeter<br />
MW Megawatt<br />
NDA National Designated Authority<br />
(nationale Aufsichtsbehörde)<br />
NEPRA National Electric Power<br />
Regulatory Authority<br />
NTDC National Transmission<br />
Dispatch Company<br />
NPGCL Northern Power Generation<br />
Company Ltd.<br />
PC Privatisation Commission<br />
(Kommission <strong>für</strong> Privatisierung)<br />
PEPCO Pakistan Electric Power Company<br />
PJ Petajoule<br />
PKR Pakistanische Rupien<br />
PPP Power Purchase Price<br />
QESCO Quetta Electric Supply Company<br />
ROE Return on Equity<br />
SAARC South Asian Association<br />
for Regional Cooperation<br />
SHS Solar Home Systems<br />
tCO2eq Tonnen CO2-Äquivalent<br />
TWh Terawattstunden<br />
UNDP United Nations Development<br />
Programme<br />
WAPDA Water and Power Development<br />
Authority<br />
WTO Welthandelsorganisation<br />
336
PAKISTAN<br />
15.1 Einleitung<br />
ABBILDUNG 1:<br />
KARTE VON PAKISTAN<br />
Quelle: Pakistan CGIAR ( 2004 )<br />
Pakistan liegt in Südasien und grenzt im Westen an Afghanistan<br />
und den Iran, im Osten an Indien, im Nordosten<br />
an China und im Süden an das Arabische Meer.<br />
Pakistans geschätzte Einwohnerzahl beträgt etwas mehr<br />
als 176 Mio. 1 , unter den bevölkerungsreichsten Ländern<br />
der Welt belegt es damit den sechsten Rang. Pakistan hat<br />
eine Gesamtfläche von 796 095 km 2 . Der Großteil der<br />
Bevölkerung lebt entlang des Indus-Flusses in den Provinzen<br />
Punjab und Sindh; Karatschi an der Mündung des<br />
Indus ist mit rund 12 Mio. Einwohnern die größte Stadt<br />
Pakistans. Mit einem Pro-Kopf-Einkommen von knapp<br />
800 US $ kann Pakistan als ein Land mit niedrigem Einkommensniveau<br />
betrachtet werden. Im Jahr 2005 lebten<br />
22,3% der pakistanischen Bevölkerung unter der nationa-<br />
TABELLE 1:<br />
BIP VON PAKISTAN 2006-2008<br />
BIP<br />
konstanter Kurs<br />
1 CIA 2009<br />
337<br />
len Armutsgrenze. Das Pro-Kopf-Einkommen in Pakistan<br />
betrug im Jahr 2007 870 US $ 2 .<br />
Die vorherrschende Religion der Region ist der Islam mit<br />
einem Anteil von 95% in der Gesamtbevölkerung. Die offizielle<br />
Verkehrssprache in Wirtschafts- und Regierungskreisen<br />
ist Englisch. In Pakistan werden darüber hinaus viele<br />
lokale Sprachen gesprochen, am meisten verbreitet ist Panjabi<br />
mit 48%, gefolgt von Pashto (15%) und Sindhi (14%) 3 .<br />
Das Klima in Pakistan zeichnet sich durch vier ausgeprägte<br />
Jahreszeiten aus: einen kühlen, trockenen Winter<br />
von Dezember bis Februar, einen trockenen und heißen<br />
Frühling von März bis Mai, eine Regenzeit mit Südwest-<br />
Monsun von Juni bis September und eine Saison mit abflauendem<br />
Monsun im Oktober und November 4 . Der<br />
Indus und seine Zuflüsse bilden die Basis <strong>für</strong> Pakistans<br />
Süßwasserversorgung.<br />
Große Teile Pakistans bieten gute Voraussetzungen <strong>für</strong><br />
Windenergie, besonders die südöstlichen Küstenregionen<br />
in der Nähe von Hyderabad, aber auch die südwestliche<br />
Region in der Nähe des Iran und die Region um<br />
Islamabad 5 .<br />
Pakistan ist eine Bundesrepublik, deren Präsident seit<br />
der Wahl im September 2008 Asif Ali Zardari ist. Nach<br />
einer längeren Periode mit einem Militärregime gelang<br />
Pakistan mit dieser Wahl die Rückkehr zu einer Zivilregierung<br />
6 . Pakistan ist ständiges Mitglied der G-20, der<br />
Südasiatischen Vereinigung <strong>für</strong> regionale Zusammenarbeit<br />
(SAARC), des Colombo-Plans, der Organisation<br />
<strong>für</strong> wirtschaftliche Zusammenarbeit (ECO) und der<br />
WTO.<br />
2000 2002 2004 2006 2008<br />
Jährliche<br />
Veränderung in % 4.3 3.2 7.4 6.2 6.0<br />
BIP<br />
Tageskurs<br />
BIP<br />
Mrd. PKR 3 826 4 453 5 641 7 623 10 478<br />
Tageskurs Mrd. USD 74.1 72.7 98.1 127.5 167.6<br />
Quelle: IMF<br />
2 ADB 2009<br />
3 CIA 2009<br />
4 Peter Blood 1994<br />
5 NREL<br />
6 CIA 2009
Pakistans Staatshaushalt ist jeweils auf 12 Monate, beginnend<br />
am 1. Juli eines jeden Jahres, angelegt. Im Rechnungszeitraum<br />
2007/2008 entfiel mehr als die Hälfte des<br />
BIP auf den Dienstleistungssektor (53,2%), gefolgt von<br />
der Industrie (25,9%) und der Landwirtschaft (21,2%) 7 .<br />
Dennoch ist die Landwirtschaft einer der wichtigsten Sektoren<br />
in Pakistan, da hier 45% der Werktätigen beschäftigt<br />
sind und der Lebensunterhalt von 60% der ländlichen<br />
Bevölkerung direkt oder indirekt von der Landwirtschaft<br />
abhängt 8 .<br />
Fast 70% aller Exporte Pakistans stammen aus der Textilbranche,<br />
gefolgt von der Lebensmittelproduktion mit<br />
22%. Pakistans Exportbeziehungen sind nicht auf wenige<br />
Länder beschränkt, sondern verteilen sich relativ gleichmäßig.<br />
Die EU (25,5%) bezieht gemeinsam mit den USA<br />
(24,6%) die Hälfte der pakistanischen Ausfuhren. Weitere<br />
wichtige Handelspartner sind die Vereinigten Arabischen<br />
Emirate, Afghanistan und China 9 .<br />
15.2 Energiemarkt<br />
Übersicht Energiemarkt<br />
Die Versorgung mit Primärenergie stieg in den letzten<br />
Jahren deutlich an. 1970 lag sie noch unter 20 000 ktoe,<br />
von denen mehr als 50% aus verschiedenen erneuerbaren<br />
Energienquellen und Abfällen gewonnen wurden, 2006<br />
lag sie bei 79 294 ktoe (entspricht 3 320 PJ oder 922 189<br />
GWh). In den letzten dreißig Jahren stieg der Anteil von<br />
Gas und Öl sehr viel stärker an als der anderer Ressourcen.<br />
Pakistans Versorgung mit Primärenergie wird dominiert<br />
von verschiedenen erneuerbaren Energiequellen und Abfällen,<br />
d. h. Abfall und Biomasse (35%), gefolgt von Gas<br />
mit 32%, Öl mit 24%, Kohle mit 5%, Wasserkraft mit 3%<br />
und Kernenergie mit 1%. Die Aufteilung auf die verschiedenen<br />
Energieträger ist in Abbildung 2 zu sehen 10 .<br />
Der Großteil des pakistanischen Energieverbrauches entfiel<br />
2007 auf die Industrie, die 44% des Gesamtverbrauches<br />
in Anspruch nahm. Eine detaillierte Aufstellung der<br />
Aufteilung auf die unterschiedlichen Sektoren zeigt Tabelle<br />
2 11 .<br />
7 Germany Trade and Invest 2009<br />
8 Auswärtiges Amt 2009<br />
9 Germany Trade and Invest 2009<br />
10 IEA 2008<br />
11 IEA 2008<br />
TABELLE 2:<br />
ENDENERGIEVERBRAUCH 2006<br />
Endenergieverbrauch<br />
PAKISTAN | 338<br />
ABBILDUNG 2:<br />
ANTEIL DER GESAMTVERSORGUNG MIT PRIMÄRENERGIE<br />
(79.294 KTOE 2006)<br />
18 9515<br />
24 %<br />
25 057<br />
32 %<br />
4 282<br />
5 %<br />
Brennbare Erneuerbare/Abfall<br />
Gas<br />
Öl<br />
Quelle: IEA 2008<br />
2 755<br />
3 %<br />
Kohle<br />
Wasser<br />
Nuklear<br />
634<br />
1 %<br />
27 6745<br />
35 %<br />
ktoe %<br />
Industrie 17 755 27 %<br />
Transport 10 061 15 %<br />
Andere Sektoren 34 361 52 %<br />
Privathaushalte 31 654 48 %<br />
davon<br />
Gewerbe und<br />
öffentlicher Dienst<br />
1901 3 %<br />
Land- und<br />
Forstwirtschaft<br />
805 1 %<br />
Nicht-energetischer<br />
Verbrauch<br />
3 406 5 %<br />
Gesamt<br />
Quelle: IEA 2008<br />
65 583 100 %<br />
Das Stromnetz<br />
Das pakistanische Vertriebsnetz, das der Water and Power<br />
Development Authority (WAPDA) gehört, wird<br />
mit 500-kV- und 220-kV-Fernleitungen betrieben. Pakistans<br />
Übertragungsnetz steht vor drei großen Heraus-
forderungen: der hohen Stromdurchleitung durch das<br />
500-kV-Netz, einem Mangel an Versorgungskapazität <strong>für</strong><br />
das 220-kV-Netz und hohe Verluste bei der Übertragung.<br />
Zentrale Gründe <strong>für</strong> die ungenügende Versorgung und<br />
die damit verbundenen Stromausfälle sind der Mangel an<br />
neuen Erzeugungskapazitäten, eine geringere Stromerzeugung<br />
durch Wasserkraft und Erdgas in den Wintermonaten<br />
und eine mangelhafte Stromerzeugung im Sommer<br />
durch ältere Erzeugungseinheiten.<br />
Das Stromnetz ist überlastet, die Folge sind Stromausfälle<br />
und Stromknappheit 12 . 2006 waren 77% der 500-kV-<br />
Transformatoren und 69% der 220-kV-Transformatoren<br />
überlastet. Das Netz wird momentan mit Mitteln der<br />
Asian Development Bank (ADB) in Höhe von 226 Mio.<br />
US $ erweitert. Der staatliche Energieversorger beliefert<br />
55% der pakistanischen Bevölkerung. Mängel in der Infrastruktur<br />
und Stromdiebstahl führen zu Übertragungsverlusten<br />
von rund 30%. Abbildung 3 zeigt die Verbreitung<br />
des Übertragungsnetzes im Land.<br />
Installierte Leistung<br />
2007 lag Pakistans Stromerzeugungsleistung bei 19,5<br />
GW; 64% davon wurden von Wärmekraftwerken <strong>für</strong> fossile<br />
Brennstoffe (Gas, Öl und Kohle in variablen Mengen<br />
wegen des Betriebs brennstoffflexibler Kraftwerke) produziert,<br />
34% von Wasserkraftwerken und 2% von Atomkraftwerken<br />
13 . Wasserkraft ist die einzig relevante Quelle<br />
<strong>für</strong> Strom aus erneuerbaren Ressourcen (siehe Tabelle 5).<br />
Weder Windkraft noch Photovoltaik spielen momentan<br />
eine Rolle. Die Stromerzeugung ist in den letzten Jahren ra-<br />
12 Nach Informationen des pakistanischen Netzbetreibers<br />
13 IEA 2008<br />
ABBILDUNG 3:<br />
STROMÜBERTRAGUNGSNETZ IN PAKISTAN<br />
Quelle: CGIAR ( 2004 )<br />
TABELLE 3:<br />
INSTALLIERTE LEISTUNG FÜR STROMERZEUGUNG IN PAKISTAN 2002-2007<br />
PAKISTAN | 339<br />
pide angestiegen, was daran abzulesen ist, dass die Leistung<br />
im Jahr 2002 lediglich 17,8 GW betrug. Tabelle 3 zeigt die<br />
historische Entwicklung der Leistung seit 2002 14 .<br />
Der Stromsektor wurde in Pakistan vornehmlich von der<br />
Water and Power Development Authority (WAPDA)<br />
bestimmt, die alle Regionen Pakistans mit Ausnahme<br />
von Karatschi versorgte, wo die Karachi Electricity Supply<br />
Corporation (KESC) die Endverbraucher beliefert. Außerdem<br />
tragen unabhängige Stromproduzenten (IPPs) zur<br />
Energieerzeugung bei. Verantwortlich <strong>für</strong> die staatliche Regulierung<br />
der pakistanischen Energiewirtschaft inklusive<br />
der Stromerzeugung, -übertragung und -verteilung ist die<br />
Jahr 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />
Wasserkraft 5.05 5.05 6.50 6.50 6.50 6.48<br />
Wärmekraft WAPDA 4.74 4.74 4.74 4.84 4.90 4.90<br />
Wärmekraft KESC 1.76 1.76 1.76 1.76 1.76 1.76<br />
Wärmekraft IPPs 5.80 5.79 5.81 5.83 5.83 5.82<br />
Nuklear 0.46 0.46 0.46 0.46 0.46 0.46<br />
Wärmekraft Leistung (GW)<br />
Quelle: PEPCO 2009 und JPCL 2008<br />
17.80 17.80 19.26 19.38 19.45 19.42<br />
14 EIA 2007
National Electric Power Regulatory Authority (NEPRA).<br />
Gemäß eines Beschlusses der pakistanischen Regierung<br />
aus dem Jahre 1998 wurde die Stromerzeugung durch<br />
Wärmekraftwerke neu strukturiert und auf folgende vier<br />
GmbHs aufgeteilt: Jamshoro Power Generation Company<br />
Ltd. JPCL (GENCO-1), Central Power Generation<br />
Company Ltd. CPGCL (GENCO-2), Northern<br />
Power Generation Company Ltd. NPGCL (GENCO-3)<br />
und Lakhra Power Generation Company Ltd. LPGCL<br />
(GENCO-IV). In Folge dieses Beschlusses hat sich der<br />
Fokus der WAPDA stärker auf die Entwicklung von Projekten<br />
mit Wasserkraft und auf den Wassersektor verschoben.<br />
Tabelle 4 zeigt die Wärmekraftwerke der einzelnen<br />
GENCO-Gesellschaften und ihre jeweilige Leistung 15 16 .<br />
Die gestiegene Kapazität aus Wärmekraftwerken in jüngerer<br />
Zeit ist vor allem auf IPPs und internationalen Investoren<br />
zurückzuführen. Beispielhafte Großanlagen sind<br />
Kot Addu (1 683 MW) und Hubb River (1 300 MW),<br />
die beide Strom an WAPDA liefern. Die beiden größten<br />
privaten Energieversorger in Pakistan sind die Hub Power<br />
Company (HubCo) und die Kot Addu Power Company<br />
(KAPCO). HubCo gehört einem Konsortium von International<br />
Power (Großbritannien), Xenal (Saudi-Arabien)<br />
TABELLE 4:<br />
VERTEILUNG DER INSTALLIERTEN LEISTUNG DER 4 GENCOS<br />
15 PEPCO 2009<br />
16 JPCL 2008<br />
PAKISTAN | 340<br />
und Mitsui Corporation und verfügt über eine Kapazität<br />
von 1 300 MW. Das Kot Addu Kraftwerk mit einer<br />
Leistung von 1 600 MW wurde 1996 privatisiert (von<br />
WAPDA).<br />
2009 gab es in Pakistan 16 unabhängige Energieproduzenten<br />
(IPPs). Die Größe dieser IPPs reicht von großen<br />
Produzenten mit einer installierten Leistung von 1 638<br />
MW (Kot Addu) bis zu kleinen Produzenten mit 31 MW<br />
Leistung. Die Energieproduktion des ersten IPP startete<br />
im Jahr 1966 17 . Insgesamt liegt die installierte Leistung<br />
der IPPs bei 6 098 MW, 42% davon stammen aus Heizöl,<br />
26% aus Erdgas, 5% aus Atomkraft und die restlichen<br />
27% aus Heizöl und Gas.<br />
PEPCO 18 zufolge sollen noch in diesem Jahr fast 3 500<br />
MW zusätzlich installiert werden, die in das PEPCO<br />
Verteilernetz eingespeist werden. 18 IPPs mit Kapazitäten<br />
zwischen 51 und 300 MW planen noch vor Ende des<br />
Jahres mit der Produktion beginnen.<br />
Stromerzeugung<br />
Die Energieerzeugung in Pakistan ist seit 1971 von unter<br />
10 000 GWh auf ungefähr 60 000 GWh im Jahre<br />
1996 und 98 350 GWh im Jahre 2006 angewachsen 19 .<br />
Die Energie wird gemeinsam von den vier GENCOs und<br />
GENCO Kraftwerk Kraftstoff Leistung (MW)<br />
JPCL ( GENCO-1 ) TPS Jamshoro Gas/Öl 850<br />
GTPS Kotri Gas/Öl 174<br />
CPGCL ( GENCO-2 ) TPS Guddu Gas/Öl 1 655<br />
TPS Quetta Gas 35<br />
NPGCL ( GENCO-3 ) TPS Muzaffargarh Gas/Öl 1 350<br />
NGPS Multan Gas/Öl 260<br />
GTPS Faisalabad Gas/Öl 244<br />
SPS Faisalabad Gas/Öl 132<br />
GTPS Shahdara<br />
CGTM W/Shop F/Abad<br />
Gas 44<br />
LPGCL ( GENCO-4 ) FBC Lakhra Kohle 150<br />
Quelle: PEPCO 2009 und JPCL 2008<br />
17 PEPCO 2009<br />
18 PEPCO 2009<br />
19 IEA 2008
einer Reihe von IPPs produziert. Bis 1980 wurde Strom<br />
vornehmlich aus Wasserkraft und Erdgas gewonnen.<br />
Stromerzeugung aus Erdöl nahm nach 1980 zu, um der<br />
steigenden Nachfrage gerecht zu werden, die teilweise<br />
auch durch Atomkraft abgedeckt werden konnte. Da<br />
aber der Anteil von Wasserkraft und Erdgas in der Energieproduktion<br />
ebenfalls angewachsen ist, bleiben diese<br />
beiden die Hauptressourcen <strong>für</strong> die Stromproduktion.<br />
PAKISTAN | 341<br />
TABELLE 5:<br />
STROMERZEUGUNG NACH RESSOURCEN FÜR DIE JAHRE 2001/02<strong>–</strong>2006/7<br />
2001/02 2002/03 2003/04 2004/05 2005/06 2006/07<br />
GWh % GWh % GWh % GWh % GWh % GWh %<br />
Wasser 18 941 26.2 % 22 351 29.5 % 26 944 33.3 % 25 671 30.0 % 30 862 33.0 % 31 953 32.5 %<br />
Kohle 285 0.4 % 231 0.3 % 198 0.2 % 175 0.2 % 129 0.1 % 136 0.1 %<br />
Öl 26 034 36.0 % 24 353 32.2 % 12 711 15.7 % 13 516 15.8 % 18 868 20.2 % 28 025 28.5 %<br />
Gas 24 855 34.3 % 27 006 35.7 % 39 213 48.5 % 43 472 50.8 % 41 286 44.1 % 35 811 36.5 %<br />
Nuklear 2 291 3.2 % 1 740 2.3 % 1760 2.2 % 2 795 3.3 % 2 484 2.7 % 2 288 2.3 %<br />
Gesamt 72 406 100.0 % 75 681 100.0 % 80 826 100.0 % 85 629 100.0 % 93 629 100.0 % 98 213 100.0 %<br />
Quelle: HDIP<br />
TABELLE 6:<br />
ANTEIL AM VERBRAUCH DER EINZELNEN SEKTOREN 2006/7<br />
Sektor %<br />
Privathaushalte 45.8<br />
Industrie 29.0<br />
Landwirtschaft 11.2<br />
Handel 7.4<br />
Großhandel 5.9<br />
Sonstige 0.7<br />
Quelle: HDIP<br />
TABELLE 7: POTENTIAL ZUR ENTWICKLUNG<br />
ERNEUERBARER ENERGIEN IN PAKISTAN<br />
Ressource Potential (MW)<br />
Wind 346 000<br />
Solar 2 900 000<br />
Kraft-Wärme-Kopplung 1 800<br />
Energie aus Abfällen 500<br />
Mini- & Kleinwasserkraft 2 000<br />
Gesamt 3 249 300<br />
Quelle: AEDB 2009<br />
Der Anteil von Gas variiert meist entsprechend dem Anteil<br />
von Wasserkraft, um die Differenz von Angebot und<br />
Nachfrage auszugleichen. Tabelle 5 zeigt den Anteil der<br />
verschiedenen Kraftstoffe an der Stromerzeugung. Außer<br />
Wasserkraft gibt es in Pakistan keine Stromerzeugung aus<br />
erneuerbaren Ressourcen.<br />
Der Stromverbrauch der einzelnen Sektoren der Pakitanischen<br />
Volkswirtschaft ist in Tabelle 6 wiedergegeben.<br />
Erneuerbare Energien<br />
Das Potential <strong>für</strong> erneuerbare Energien (ausschließlich<br />
großer Wasserkraftwerke) wird in Pakistan wie in Tabelle<br />
7 festgehalten eingeschätzt 20 .<br />
Stromerzeugung aus erneuerbaren Ressourcen existiert<br />
nahezu ausschließlich in Form von Wasserkraftwerken.<br />
Die Gesamtleistung der 13 von der WAPDA betriebenen<br />
Wasserkraftwerke beträgt rund 6 444 MW. Dies<br />
entspricht 37,1% der installierten Gesamtleistung der<br />
WAPDA. Die jahreszeitlichen Schwankungen der Wasserpegel<br />
in den Reservoirs und die daraus resultierende<br />
Verminderung der Energieleistung sind bei Speicherwasserkraftwerken<br />
in Pakistan sehr ausgeprägt. Von November<br />
bis Juni sinkt die Erzeugungskapazität des Taberla<br />
Reservoirs auf bis zu 1 350 MW, weil der Fluss in dieser<br />
Zeit kaum Wasser führt, andererseits kann das Kraftwerk<br />
in der Zeit des höchsten Wasserstands von August bis<br />
September ein Maximum von 3 692 MW produzieren 21 .<br />
Der Einsatz anderer erneuerbarer Energieressourcen<br />
bleibt trotz ihres großen Potenzials begrenzt. In abgelegenen<br />
Gebieten (z. B. in den nordwestlichen Provinzen)<br />
20 AEDB 2009<br />
21 PEPCO 2009
TABELLE 8:<br />
STROMTARIFE FÜR PRIVATKUNDEN<br />
Allgemeiner<br />
Versorgungstarif<br />
<strong>für</strong> Privatkunden<br />
kommen kleine Wasserkraftwerke zum Einsatz, hier wurden<br />
viele Kraftwerke mit einer Leistung zwischen 5 und<br />
50 kW installiert. Biomasse wird vor allem zum Heizen<br />
und Kochen verwendet und <strong>für</strong> kleine Biogaskraftwerke<br />
im ganzen Land eingesetzt. Im Vergleich zu ihrem großen<br />
vorhandenen Potenzial wird Solarenergie mit einer<br />
Leistung von momentan nur etwa 1 MW zurzeit nur sehr<br />
wenig genutzt. Solarenergie wird zur Stromerzeugung,<br />
aber auch zur Entsalzung und Reinigung von Wasser verwendet.<br />
Geothermische Energie wurde zwar als mögliche<br />
Ressource identifiziert, wird aber derzeit nicht genutzt.<br />
Strompreise<br />
Die Festsetzung der Stromtarife ist Aufgabe der National<br />
Electric Power Regulatory Authority (NEPRA). Eine Einspeisevergütung<br />
wurde zwar festgelegt, Informationen über<br />
den Status ihrer Durchsetzung sind <strong>für</strong> erneuerbare Energien,<br />
außer <strong>für</strong> Windkraft, aufgrund fehlender Projekte<br />
jedoch nicht verfügbar 22 . Informationen zu den Verfahren<br />
bezüglich der Einspeisevergütung <strong>für</strong> Windkraft sind in<br />
Kapitel 1.6 beschrieben.<br />
Die Tarife werden <strong>für</strong> jede der acht Vertriebsgesellschaften<br />
individuell festgelegt. Für folgende Kundengruppen werden<br />
jeweils unterschiedliche Gebühren erhoben: Privathaushalte,<br />
Gewerbe, Industrie, Landwirtschaft, öffentliche<br />
Beleuchtung und andere Kunden. Neben einer festgesetzten<br />
monatlichen Grundgebühr, welche unabhängig vom<br />
22 REN21 2009<br />
FESCO €/<br />
kWh<br />
GEPCO €/<br />
kWh<br />
HESCO €/<br />
kWh<br />
IESCO €/<br />
kWh<br />
LESCO €/<br />
kWh<br />
MEPCO €/<br />
kWh<br />
PESCO €/<br />
kWh<br />
PAKISTAN | 342<br />
Verbrauch erhoben wird, ist das Tarifsystem gestaffelt.<br />
Im Juli kündigte das Ministerium <strong>für</strong> Wasser und Energie<br />
eine Erhöhung der Stromkosten in drei Phasen und um<br />
bis zu 24% an. Die erste Phase soll am 1. Oktober 2009<br />
mit einer Erhöhung um 8<strong>–</strong>10 % beginnen, gefolgt von<br />
einer Erhöhung um 5<strong>–</strong>6% ab dem 1. Januar 2010, schließlich<br />
um weitere 5<strong>–</strong>6 % im April 2010.<br />
Die Strompreise, die den Kunden berechnet werden, basieren<br />
auf dem Power Purchase Price (PPP), den Erzeugungskosten,<br />
den Übertragungskosten und einer Vertriebsgebühr.<br />
Tabelle 8 zeigt die Stromtarife <strong>für</strong> Privatkunden (basierend<br />
auf einem Wechselkurs von 100 PKR = 0,856 €).<br />
TABELLE 9:<br />
UNTERNEHMEN, DIE ZUR PRIVATISIERUNG ANSTEHEN<br />
Nr. Name<br />
1 Peshawar Electric Supply Company ( PESCO )<br />
2 Quetta Electric Supply Company ( QESCO )<br />
3 Hyderabad Electric Supply Company ( HESCO )<br />
4 National Power Construction Company ( NPCC )<br />
5 Faisalabad Electric Supply Company ( FESCO )<br />
6 Jamshoro Power Company Limited ( JPCL )<br />
7 Heavy Electrical Complex ( HEC )<br />
8 Pakistan Mineral Development Corporation ( PMDC )<br />
9 Kot Addu Power Company ( KAPCO ) <strong>–</strong> GDR<br />
Quelle: Privatisation Commission 2009<br />
QESCO €/<br />
kWh<br />
Average €<br />
/kWh<br />
Weniger als 50 kWh 0.01 0.01 0.01 0.01 0.01 0.01 0.01 0.01 0.01<br />
erste 100 kWh 0.03 0.03 0.06 0.03 0.03 0.04 0.05 0.05 0.03<br />
nächste 200 kWh 0.04 0.04 0.06 0.04 0.03 0.04 0.06 0.06 0.04<br />
nächste 700 kWh 0.06 0.06 0.08 0.06 0.06 0.06 0.08 0.07 0.06<br />
über 1 000 kWh 0.07 0.07 0.10 0.07 0.07 0.07 0.09 0.08 0.07<br />
Durchschnittlicher<br />
Tarif <strong>für</strong> einen durchschnittlichen<br />
Haushalt<br />
mit einem Verbrauch<br />
von 1 000 kWh<br />
0.05 0.05 0.08 0.05 0.05 0.06 0.08 0.07 0.05<br />
Quelle: NEPRA 2009
Liberalisierung<br />
Erste Schritte zur Privatisierung des Energiemarktes begannen<br />
nach der Gründung der Kommission <strong>für</strong> Privatisierung<br />
(Privatisation Commission <strong>–</strong> PC) am 22. Januar<br />
1991. Obwohl das Mandat der Kommission zunächst auf<br />
Transaktionen im Industriesektor beschränkt war, wurde<br />
es bis 1993 auch auf de Sektoren Öl & Gas, Transport<br />
(Luftfahrt, Eisenbahn, Häfen und Schifffahrt), Telekommunikation<br />
sowie Banken und Versicherungen ausgedehnt.<br />
Während der Zeit von Januar 1991 bis Dezember<br />
2008 schloss die Kommission 167 Transaktionen im Wert<br />
von 421 476 Mio. PKR (3 957 Mio. €) ab 23 . Im Energiesektor<br />
fanden 14 Privatisierungen ehemals staatlicher<br />
Unternehmen statt, die einen Nettogewinn von 51 756<br />
Mrd. PKR (430 Mrd. €) und damit 10,9% der Gesamteinnahmen<br />
abwarfen.<br />
Am 28. September 2000 erließ die pakistanische Regierung<br />
die PC-Verordnung 2000 und stärkte damit die<br />
rechtlichen Befugnisse der PC als Körperschaft <strong>für</strong> die<br />
Durchsetzung der staatlichen Privatisierungspolitik. Die<br />
derzeitige Privatisierungspolitik in Bezug auf strategische<br />
Verkäufe (Anteile von 51<strong>–</strong>100%) wurde von der pakistanischen<br />
Regierung überprüft, um sie an das Konzept<br />
der öffentlich-privaten Partnerschaft (PPP) anzupassen.<br />
Nach diesem Konzept kann das Management eines Unternehmens<br />
durch den Verkauf von 26% der Anteile an<br />
Investoren übertragen werden. Eine Reihe von Unternehmen<br />
sind auf einer Liste bevorstehender Privatisierungen<br />
aufgeführt, <strong>für</strong> diese können voraussichtlich in naher<br />
Zukunft Gebote abgegeben werden. Einige der Unternehmen,<br />
welche zum Energiesektor gehören, sind in der<br />
nachstehenden Tabelle 8 aufgeführt 24 .<br />
Ländliche Elektrifizierung<br />
1995/1996 waren rund 54 000 der 125 000 pakistanischen<br />
Dörfer an das Stromnetz angeschlossen. Da<br />
die Kosten <strong>für</strong> den Netzanschluss mit jedem weiteren<br />
Ort und mit zunehmender Entfernung steigen, wurden<br />
jährlich immer weniger Dörfer verbunden. 2004 waren<br />
47 000 Dörfer immer noch nicht an das Stromnetz angeschlossen.<br />
Die Zuwachsrate von Gemeinden, die neu an<br />
das Stromnetz angeschlossen wurden, verringerte sich auf<br />
23 Basierend auf einem Wechselkurs von 100 PKR = 0.8305 €<br />
24 Privatisation Commission 2009<br />
PAKISTAN |<br />
343<br />
rund 2%. Um dieses Problem zu bewältigen, müssten bis<br />
2015 mehr als 1,5 Mrd. USD (1 Mrd. EUR) investiert<br />
werden. Ein 2007/2008 vom Alternative Energy Development<br />
Board (AEDB) initiiertes Programm versucht,<br />
die Situation durch die Installation von 3 000 SHS-Systemen<br />
in der südlichen Provinz Sindh zu verbessern. Das<br />
Programm soll auf 9 000 SHS-Systeme in der Provinz Belutschistan<br />
erweitert werden 25 .<br />
15.3 Marktakteure<br />
Ministerium <strong>für</strong> Wasser und Energie (MoW&P)<br />
Das Bundesministerium <strong>für</strong> Wasser und Energie ist die<br />
ausführende Kraft der pakistanischen Regierung in allen<br />
Fragen, die mit Stromerzeugung, -übertragung und<br />
-verteilung, sowie mit Strompreisen, -regulierung und<br />
-verbrauch im gesamten Land zu tun haben. Es übt seine<br />
Funktion über verschiedene interne Abteilungen und<br />
über unabhängige externe Institutionen aus. Darüber hinaus<br />
hat es die Aufgabe, die nationale Energiewirtschaft zu<br />
planen und zu koordinieren, Richtlinien zu formulieren,<br />
konkrete Anreize zu schaffen und sich über alle diesem<br />
Sektor zuzuordnenden Belange mit den Landesregierungen<br />
zu verständigen.<br />
Alternative Energy Development Board (AEDB)<br />
Das Alternative Energy Development Board (AEDB)<br />
wurde 2003 als zentrale Behörde zur Entwicklung, Förderung<br />
und den Einsatz von Technologien <strong>für</strong> erneuerbare<br />
Energien und die Schaffung einer einheimischen<br />
Infrastruktur zur Produktion von Technologien <strong>für</strong> erneuerbare<br />
Energien gegründet. Das AEDB hat die Aufgabe,<br />
bis 2030 den Anteil von Strom aus erneuerbaren<br />
Energieressourcen auf 5% der erzeugten Gesamtleistung<br />
an Strom zu erhöhen. Darüber hinaus hat das AEDB die<br />
Aufgabe, im Zuge eines Programms zur Elektrifizierung<br />
abgelegener Dörfer 7 874 Dörfer in den Provinzen Sindh<br />
und Belutschistan mittels Technologien <strong>für</strong> erneuerbare<br />
Energien mit Strom zu versorgen. Außerdem soll das<br />
AEDB ein umfassendes Konzept zur Entwicklung von<br />
Solaranwendungen wie Solarleuchten, Solarventilatoren,<br />
25 AEDB 2009
Solarkochern und Solarthermie unter Beteiligung des Privatsektors<br />
ausarbeiten.<br />
Pakistan Water and Power Development Authority<br />
(WAPDA); Pakistan Electric Power Company<br />
(PEPCO)<br />
Die Pakistan Water and Power Development Authority<br />
(WAPDA), wurde 1958 als halb-autonome Einrichtung<br />
gegründet, um die Entwicklung von Projekten im Wasser-<br />
und Energiesektor zu koordinieren und eine einheitliche<br />
Richtung zu gewährleisten. Seit Oktober 2007<br />
ist die WAPDA in zwei getrennte Einheiten aufgeteilt,<br />
die WAPDA und die Pakistan Electric Power Company<br />
(PEPCO). Dabei ist die WAPDA verantwortlich <strong>für</strong><br />
Wasser und die Entwicklung von Wasserkraft, während<br />
die PEPCO die Verantwortung <strong>für</strong> die Stromerzeugung<br />
aus Wärmekraft und die damit verbundene Übertragung,<br />
Verteilung und Abrechnung übertragen wurde. Zu den<br />
Verantwortungsbereichen gehört dabei auch die Betriebsführung<br />
der neun staatlichen Energieversorgungsunternehmen<br />
(Distribution Companies <strong>–</strong> DISCOs), der vier<br />
Energieerzeuger (Generation Companies <strong>–</strong> GENCOs)<br />
sowie der Staatlichen Übertragungsgesellschaft (National<br />
Transmission Dispatch Company <strong>–</strong> NTDC).<br />
Private Power and Infrastructure Board (PPIB)<br />
Das Private Power and Infrastructure Board (PPIB)<br />
wurde 1994 gegründet, um die private Beteiligung am<br />
Energiesektor in Pakistan auf effiziente, faire und transparente<br />
Weise zu fördern und zu erleichtern. Im Zuge<br />
der PPP-Strategie der Regierung unterstützt es die Aktivitäten<br />
der wichtigsten Interessensvertreter des Energiesektors<br />
insbesondere mit Blick auf geplante öffentliche<br />
Projekte. Außerdem erstellt es Prognosen zu Angebot und<br />
Nachfrage von Strom.<br />
National Electric Power Regulatory<br />
Authority (NEPRA)<br />
1997 wurde die National Electric Power Regulatory Authority<br />
(NEPRA) gegründet, um auf Basis der marktwirtschaftlichen<br />
Grundsätze transparente und gerechte wirtschaftliche<br />
Rahmenbedingungen auf dem pakistanischen<br />
PAKISTAN |<br />
344<br />
Energiemarkt einzuführen. Die Satzung des NEPRA<br />
spiegelt das Ziel der pakistanischen Regierung wider,<br />
eine unabhängige Regulierungsbehörde zu schaffen, deren<br />
Zuständigkeit in der Stromerzeugung , -übertragung<br />
und -verteilung liegt, um Effizienz und Verfügbarkeit von<br />
Stromerzeugung durch Wettbewerb und Abschaffung beschränkender<br />
Bestimmungen zu erhöhen. Ferner soll sie<br />
die Interessen von Investoren, Betreibern und Verbrauchern<br />
schützen. NEPRA ist daher mit der Aufgabe betraut,<br />
Lizenzen zum Betrieb von Kraftwerken zu erteilen,<br />
die Qualitäts- und Sicherheitsstandards zu sichern und<br />
die Tarife zur Erzeugung, Übertragung und Verteilung<br />
von Strom festzusetzen. NEPRA ist ein wichtiger Partner<br />
<strong>für</strong> die Umsetzung von privaten Investitionen und PPP-<br />
Projekte im Energiesektor.<br />
Pakistan Council of Renewable Energy<br />
Technologies (PCRET)<br />
Der Pakistan Council of Renewable Energy Technologies<br />
(PCRET) entstand durch die Fusion des National<br />
Institute of Silicon Technology (NIST) und des Pakistan<br />
Council for Appropriate Technologies (PCAT). Das<br />
PCRET hat seinen Hauptsitz in Islamabad und betreibt<br />
vier regionale Büros in Karatschi, Lahore, Peschawar und<br />
Quetta. PCRET ist verantwortlich <strong>für</strong> die Entwicklung<br />
und Umsetzung von Technologien zur Nutzung erneuerbarer<br />
Energien.<br />
Pakistan Atomic Energy Commission (PAEC)<br />
The Pakistan Atomic Energy Commission ( PAEC ) operates<br />
the two nuclear power plants. PAEC is charged with<br />
the promotion of, and research work on the peaceful uses<br />
of atomic energy in the fields of agriculture, medicine and<br />
industry, as well as the execution of development projects<br />
involving nuclear power stations and the generation of<br />
electric power.<br />
DISCOs & GENCOs<br />
Zu den Energieversorgungsunternehmen in Pakistan gehören<br />
neun verschiedene staatliche Vertriebsgesellschaften<br />
(die DISCOs in Lahore, Gujranwala, Faisalabad,<br />
Islamabad, Multan, Peschawar, Hyderabad, Quetta, und
der Tribal Areas), die unterschiedliche Regionen Pakistans<br />
mit Strom beliefern, sowie ein privates integriertes<br />
Unternehmen, die Karachi Electric Supply Corporation<br />
(KESC), die <strong>für</strong> das Gebiet um die Metropole Karatschi<br />
zuständig ist. Darüber hinaus gibt es vier Energieerzeuger<br />
(die GENCOs Nord, Zentrum, Süd und Lakhra).<br />
15.4 Politische Rahmenbedingungen<br />
im Energiesektor<br />
Das Ministerium <strong>für</strong> Wasser und Energie ist <strong>für</strong> die Formulierung<br />
der pakistanischen Richtlinien in der Energiepolitik<br />
verantwortlich. Nachdem häufig Engpässe in der Stromversorgung<br />
aufgetreten waren, wurde 1992 ein Strategieplan<br />
zur Umstrukturierung des Energiesektors beschlossen.<br />
Die Umsetzung begann 1994 mit dem Private Sector Power<br />
Law (Energiegesetz zum privaten Sektor), das privates<br />
Kapital <strong>für</strong> den pakistanischen Energiesektor mobilisieren<br />
sollte. Gleichzeitig wurde die PPIB als eine Einrichtung <strong>für</strong><br />
Investoren in Pakistans privaten Energiesektor gegründet.<br />
1997 wurde die NEPRA gegründet. Zu ihren wichtigsten<br />
Aufgaben gehört die Gewährleistung des Verbraucherschutzes<br />
und eines fairen Wettbewerbs innerhalb<br />
des Energiesektors, die Erleichterung des Übergangs von<br />
einer geschützten monopolisierten Betriebsstruktur in<br />
eine Wettbewerbssituation und die Schaffung und Durchsetzung<br />
eines Rechtsrahmens, der die Bereitstellung von<br />
sicherem, zuverlässigem, effizientem und preiswertem<br />
Strom gewährleistet.<br />
2002 wurde ein Gesetz mit dem Titel »Policy for Power<br />
Generation Projects <strong>–</strong> Year 2002« erlassen, das ziemlich<br />
genau dem Energiegesetz von 1994 entspricht. Außerdem<br />
wurde im Juli 2002 ein Großmarkt <strong>für</strong> Strom mit<br />
der NTDC als einzigem Abnehmer eröffnet.<br />
Folgende Bestimmungen und Gesetze wurden erlassen,<br />
um den nationalen Energiemarkt zu regulieren:<br />
• Bestimmung zur Regulierung von Energieerzeugung,<br />
-übertragung und -verteilung XL von 1997<br />
(Regulation of Generation, Transmission and<br />
Distribution of Electric Power Act XL of 1997)<br />
PAKISTAN |<br />
345<br />
• Gesetz zu Energieerzeugungslizenzen, 2000 (Licensing<br />
Generation Rules, 2000)<br />
• Gesetz zu Standardverfahren <strong>für</strong> Tarife 1998 und<br />
Gebührenbestimmungen <strong>für</strong> die Tarifstandards und<br />
-abwicklung 2002 (Tariff Standards Procedure Rules,<br />
1998 & Fees Pertaining to Tariff Standards & Procedure<br />
Regulations, 2002)<br />
• National Electric Power Regulatory Authority Licensing<br />
(Distribution) Rules 1999 & Eligibility Criteria<br />
for Consumers of (Distribution) Companies 2003<br />
• Vorläufiges Gesetz zur Stromversorgung (Abläufe und<br />
Standards) 2005 (Interim Power Procurement (Procedures<br />
and Standards) Regulation 2005)<br />
• Gesetz zu Leistungsstandards (Verteiler), 2005, Regeln<br />
zu Leistungsstandards (Übertragung), 2005 (Performance<br />
Standards (Distribution) Rules 2005; Performance<br />
Standards (Transmission) Rules <strong>–</strong> 2005)<br />
Die oben beschriebenen politische Rahmenbedingungen<br />
dienen dem Ziel der pakistanischen Regierung, die<br />
Position der einheimischen Stromversorgung zu stärken,<br />
um die Abhängigkeit von Importen zu verringern und<br />
die rasch wachsende Nachfrage nach Energie durch ein<br />
umweltbewusstes und nachhaltiges Wachstum zu befriedigen.<br />
Die Politik will darum günstigere Rahmenbedingungen<br />
<strong>für</strong> Projekte mit erneuerbaren Energien im Allgemeinen<br />
und große Wasserkraftwerke im Besonderen<br />
schaffen. Die Stromerzeugung wurde zunehmend von<br />
Wärmekraftwerken <strong>für</strong> fossile Brennstoffe auf große Wasserkraftwerke<br />
verlagert.<br />
1.5 Rahmenbedingungen <strong>für</strong><br />
erneuerbare Energien<br />
Strategien und Ziele <strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />
Mit Blick auf das in Kapitel 1.2 beschriebene erwartete<br />
Potential erneuerbarer Energien entwickelte die pakis-<br />
tanische Regierung Zielvorgaben <strong>für</strong> die einzelnen<br />
Energieressourcen. Für erneuerbare Energien wurden<br />
folgende Ziele definiert 26 :<br />
26 AEDB 2009
TABELLE 10:<br />
ÜBERBLICK ÜBER CDM-PROJEKTE IN PAKISTAN<br />
Projekt Ort (Region) Status Typ<br />
Katalytisches N2O-Abgasreinigungsprojekt<br />
mit den Abgasen des<br />
Salpetersäure-Werks Pakarab<br />
Fertilizer Ltd. (PVT) in Multan<br />
84 MW New Bong Escape<br />
Wasserkraftprojekt<br />
Bau zusätzlicher Kühlturmzellen im<br />
AES Lal Pir (Pvt.) Ltd. Muzaffar Garh<br />
Verwertung von Rinderdung,<br />
Landhi Cattle Colony, Karatschi<br />
Entwicklung erneuerbarer Energien auf<br />
kommunaler Ebene in der nordwestlichen<br />
Grenzprovinz und Chitral (NAC)<br />
Gul Ahmed<br />
Gas-und-Dampf-Kombikraftwerk<br />
Austausch fossiler Brennstoffe von<br />
schwerem Heizöl zu Erdgas, indem<br />
schwere Heizölmotoren (5,86 MW*4)<br />
durch Erdgasmotoren (16.4 MW)<br />
ersetzt werden in der Maple Leaf Cement<br />
Factory Limited, Iskanderabad<br />
Projekt zum Austausch von Brennstoffen<br />
und zur Energieeffizienz bei<br />
PWML<br />
Almoiz Kraft-Wärme-Kopplung<br />
mit Bagasse<br />
Jährliche<br />
Einsparungen<br />
(tCO ² )<br />
IRR (ohne<br />
CDM) in%<br />
PAKISTAN | 346<br />
IRR (mit<br />
CDM) in%<br />
Jahr der<br />
Anmeldung<br />
Punjab zugelassen N2O 1 329 653 k. A. n.a. 2006<br />
Asad Kaschmir<br />
zugelassen Wasserkraft<br />
Punjab zugelassen Energieeffizienz<br />
der<br />
Versorger<br />
Sindh im Zulassungsverfahren<br />
Nord-Westliche<br />
Grenz-<br />
Provinz<br />
im Zulassungsverfahren<br />
Sindh im Zulassungsverfahren<br />
Punjab im Zulassungsverfahren<br />
Punjab im Zulassungsverfahren<br />
Nord-Westliche<br />
Grenz-<br />
Provinz<br />
im Zulassungsverfahren<br />
Pakarab Fertiliser KWK-Projekt Punjab im Zulassungsverfahren<br />
Projekt eines netzgekoppelten<br />
GuD-Kraftwerks in Qadirpur, bei<br />
dem zuvor verbranntes, Permeat<br />
verwendet wird<br />
Sindh im Zulassungsverfahren<br />
ICI Polyester KWK-Projekt Punjab im Zulassungsverfahren<br />
Projekt zur Kraft-Wärme-Kopplung auf<br />
Biogasbasis bei Shakarganj Mills Ltd., Jhang<br />
Kompostierung von organischen Stoffen<br />
aus städtischen Abfällen in Lahore<br />
Quelle: UNEEP Riso<br />
Punjab im Zulassungsverfahren<br />
Punjab im Zulassungsverfahren<br />
Methan-<br />
Vermeidung<br />
Wasserkraft<br />
Brennstoffwechsel<br />
Brennstoffwechsel<br />
Brennstoffwechsel<br />
Energie aus<br />
Biomasse<br />
Energieeffizienz<br />
der<br />
selbsterzeugten<br />
Energie<br />
218 973 k. A. k. A. 2007<br />
9 543 3.7 % 4.7 % 2008<br />
1 530 979 3.2 % 27.4 % 2007<br />
76 713 3 % 28 % 2007<br />
35 089 14 % 17.1 % 2008<br />
22 622 2.11 % 9.46 % 2008<br />
16 722 k. A. k. A. 2008<br />
31 553 k. A. k. A. 2008<br />
107,746 16 % 20 % 2007<br />
Fugitive 162,943 8 % 18 % 2009<br />
Energieeffizienz<br />
der<br />
selbsterzeugten<br />
Energie<br />
Methan-<br />
Vermeidung<br />
19 233 k. A. k. A. 2009<br />
24 344 - 0.48 % 8.63 % 2008<br />
Deponiegas 78 344 13.18 % 18.38 % 2008
• Elektrifizierung von 7 874 abgelegenen Dörfern in den<br />
Provinzen Sindh und Belutschistan, die nicht an das<br />
Stromnetz angeschlossen sind, mit Hilfe erneuerbarer<br />
Energien<br />
• Schrittweise Einführung einer Biodiesel-Beimischung<br />
im Dieseltreibstoff, um bis 2015 einen Mindestanteil<br />
von 5% des nationalen Gesamtverbrauchs an Diesel<br />
und bis 2025 einen Mindestanteil von 10% <strong>für</strong> Biodiesel<br />
zu erreichen<br />
• Entwicklung von Wind- und Solarenergie, um 2030<br />
mindestens 5% der installierten Gesamtenergiekapazität<br />
durch erneuerbare Ressourcen abdecken zu können.<br />
• Durch Entwicklung der Windkraft soll kurzfristig (bis<br />
2010) eine kumulierte Kapazität von 680 MW, mittelfristig<br />
(2011<strong>–</strong>2020) eine kumulierte Kapazität von<br />
3 730 MW und langfristig (bis 2030) eine kumulierte<br />
Kapazität von 9 700 MW produziert werden.<br />
• Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Primärenergie<br />
soll bis 2012 auf 10% gesteigert werden 27 .<br />
Rechtliche Bedingungen und Förderung<br />
erneuerbarer Energien<br />
In den Richtlinien zur Entwicklung erneuerbarer Energien<br />
zur Stromerzeugung vom Dezember 2006 werden<br />
Maßnahmen und Strategien <strong>für</strong> Projekte zur Stromerzeugung<br />
festgelegt, die Wasserkraft (bis 50 MW) und<br />
Wind- und Solarenergie (jeglicher Kapazität) nutzen. Für<br />
Energieerzeugungsprojekte mit Wasserkraft, die mehr als<br />
50 MW produzieren, gelten die Richtlinien der Bestimmungen<br />
<strong>für</strong> Projekte zur Energieerzeugung von 2002.<br />
Diese Richtlinien umfassen unter anderem die folgenden<br />
Punkte:<br />
• Die Risiken der Wind- bzw. Wasserkraft trägt der Käufer<br />
(dies soll mögliche Einbußen der durch unvorhersehbare<br />
saisonale Schwankungen reduzieren).<br />
• Der Strom wird garantiert abgenommen.<br />
• Die Bereitstellung des Stromnetzes liegt in der Verantwortung<br />
des Käufers.<br />
• Der Käufer nimmt den Strom zu einem attraktiven Tarif<br />
ab (Kosten plus eine 15%-ige Eigenkapitalrendite)<br />
• Der Käufer stellt Stromzähler bereit.<br />
• Strombanking ist möglich.<br />
27 REN21 2009<br />
PAKISTAN |<br />
347<br />
• Eine Grid-Spill-Over-Regelung wird eingeführt.<br />
Darüber hinaus wurden Regelungen erlassen, welche<br />
den Import von Anlagen, Maschinen und Arbeitsgeräten,<br />
die <strong>für</strong> Projekte zur Stromerzeugung aus erneuerbaren<br />
Energieressourcen (einschließlich Windenergie)<br />
verwendet werden, sowohl von der von der Umsatzsteuer<br />
(SRO 500 (I)/2004), als auch von der Einkommenssteuer<br />
(SRO 441 (I)/2004) und von Zöllen (SRO<br />
454 (I)/2004) zu befreien 28 .<br />
Im April 2009 vereinfachte die NEPRA die Genehmigungsverfahren<br />
und reduzierte die Lizenzgebühren <strong>für</strong><br />
kleinere Projekte mit erneuerbaren Energien. Die neuen<br />
Gebühren <strong>für</strong> Projekte mit erneuerbaren Energien, die sich<br />
bei einer Erzeugungsleistung von 500 kW auf 24 000 PKR<br />
(200 €) und bei einer Leistung bis zu 2,5 MW auf 50 000<br />
PKR (415 €) belaufen, sind viel niedriger als die frühere<br />
Gebühr von 200 000 PKR (1 660 €) <strong>für</strong> alle Projekte, deren<br />
Leistung über 1 MW lag. Darüber hinaus wurde das<br />
Genehmigungsverfahren der NEPRA vereinfacht, das nun<br />
keine persönliche Anwesenheit im Büro der NEPRA mehr<br />
voraussetzt, sondern per Post abgewickelt werden kann 29 .<br />
Clean Development Mechanism<br />
Pakistan trat 2005 dem Kyoto-Protokoll bei und siedelte<br />
seine nationale Aufsichtsbehörde (DNA) im Umweltministerium<br />
an. 2006 wurde die nationale Verfahrensstrategie<br />
<strong>für</strong> CDM (Clean Development Mechanism) veröffentlicht.<br />
Im Vergleich zu Nachbarländern wie Indien mit<br />
Hunderten von CDM-Projekten hat Pakistan nur sehr<br />
wenige CDM-Projekte. Momentan gibt es in Pakistan<br />
14 CDM-Projekte, die sich in verschiedenen Stadien des<br />
CDM-Prozesses befinden. Von diesen 14 Projekten basieren<br />
nur wenige auf erneuerbaren Energieressourcen (zwei<br />
Wasserkraftwerke und ein Biomassekraftwerk). Das ungenutzte<br />
Potenzial <strong>für</strong> CDM-Projekte gilt als sehr <strong>hoch</strong>. Die<br />
geringe Anzahl an CDM-Projekten hat mehrere Gründe:<br />
die späte Ratifizierung des Kyoto-Protokolls 2005, mangelnde<br />
Klarheit zum Handling des CDM-Prozesses und<br />
Mangel an zuverlässigen Unternehmen zur Entwicklung<br />
von CDM-Projekten auf dem einheimischen Markt. Die<br />
Textilindustrie gehört zu den Sektoren, die in jüngerer<br />
28 AEDB 2009<br />
29 The Nation 2009
Zeit ein starkes Interesse bekundet haben, CDM-Projekte<br />
bei ihren Mitgliedern zu fördern 30 .<br />
Die bereits zugelassenen Projekte sowie jene, die sich im Zulassungsverfahren<br />
befinden, sind in Tabelle 10 aufgeführt.<br />
Die Homepage der pakistanischen DNA führt sieben weitere<br />
Projekte auf, welche von der DNA anerkannt wurden.<br />
Aktivitäten internationaler Geber<br />
GEF <strong>–</strong> Im Mai 2009 unterzeichnete die Global Environment<br />
Facility (GEF) der Vereinten Nationen gemeinsam<br />
mit dem Alternative Energy Development Board<br />
(AEDB) und der Economic Affairs Division (EAD) ein<br />
Dokument zur Durchführung eines Projektes mit einem<br />
Volumen von 19,2 Mio. US $ zum Aufbau von Mini-<br />
Wasserkraftwerken im Bezirk Chitral. Der Vertrag <strong>für</strong><br />
das Projekt mit dem Titel »Productive Uses of Renewable<br />
Energy in Chitral District (PURE-Chitral)« wurde von<br />
Mikiko Tanaka (Deputy County Director des UNDP),<br />
Arif Alauddin (CEO von AEDB) und Muhammad Asif<br />
( Joint Secretary UN/China <strong>für</strong> EAD) unterzeichnet.<br />
Im Rahmen des Projekts sollen 103 Micro-/Mini-Wasserkraftwerke<br />
(MHPs mit einer Gesamtleistung von 15<br />
MW) installiert werden 31 .<br />
ADB <strong>–</strong> Seit seinem Beitritt im Jahre 1966 hat Pakistan ca.<br />
18,59 Mrd. US $ in Form von Darlehen von der Asiatischen<br />
Entwicklungsbank ADB erhalten, von denen Ende<br />
2007 rund 12,3 Mrd. US $ ausgezahlt worden waren.<br />
2007 erreichte die Kreditgewährung einen Rekord mit<br />
nahezu 2,0 Mrd. US $ in Form von Darlehen und 20,2<br />
Mio. US $, die <strong>für</strong> technische Zusammenarbeit gewährt<br />
wurden. Die ADB arbeitet sowohl mit der Regierung als<br />
auch mit dem privaten Sektor zusammen, um die Infrastruktur<br />
des Landes, die Energieversorgung und die wichtigsten<br />
öffentlichen Dienstleistungen zu verbessern 32 .<br />
<strong>GTZ</strong> <strong>–</strong> Pakistan ist eines der wichtigsten Partnerländer<br />
der deutschen Gesellschaft <strong>für</strong> Technische Zusammenarbeit<br />
(<strong>GTZ</strong>). Seit Unterzeichnung des bilateralen<br />
Abkommens im Jahre 1972 ist die <strong>GTZ</strong> in Pakistan im<br />
Auftrag des deutschen Bundesministeriums <strong>für</strong> wirtschaftliche<br />
Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)<br />
30 UNEP Riso<br />
31 GOP 2009<br />
32 ADB 2009<br />
PAKISTAN | 348<br />
TABELLE 11: HOCHRECHNUNG FÜR DIE ENTWICKLUNG<br />
VON WINDENERGIE BIS 2030<br />
Geplante Ener- Kumulierte<br />
gieerzeugung Kapazität der<br />
Jahr<br />
(MW)<br />
Windenergie (MW)<br />
2010 680 680<br />
2011 200 880<br />
2012 200 1 080<br />
2013 150 1 230<br />
2014 200 1 430<br />
2015 250 1 680<br />
2016 250 1 930<br />
2017 400 2 330<br />
2018 400 2 730<br />
2019 500 3 230<br />
2020 500 3 730<br />
2021 <strong>–</strong> 2030<br />
Quelle: AEDB 2009<br />
5 970 9 700<br />
tätig. Für die Zusammenarbeit wurden die folgenden vier<br />
Schwerpunkte vereinbart: Bildung, medizinische Grundversorgung,<br />
Familienplanung und AIDS-Vorsorge, gute<br />
Regierungsführung (good governance) sowie die Förderung<br />
von erneuerbaren Energien und Energieeffizienz.<br />
Die <strong>GTZ</strong> berät die AEDB in Fragen zur Förderung erneuerbarer<br />
Energien, insbesondere der Solarenergie, zur<br />
Verbesserung der politischen Rahmenbedingungen und<br />
zur Elektrifizierung von insgesamt 400 Dörfern in den<br />
Provinzen Belutschistan und Sindh. Experten, die vom<br />
Zentrum <strong>für</strong> internationale Migration und Entwicklung<br />
(CIM) gestellt werden, unterstützen das AEDB und das<br />
Pakistan Council for Renewable Energy Technology<br />
(PCRET) bei der Entwicklung eines Zertifizierungslabors<br />
<strong>für</strong> Solartechnik. Das Fraunhofer-Institut <strong>für</strong> solare<br />
Energiesysteme in Freiburg bietet technische Beratung bei<br />
der Installation von Solarkraftwerken an. Bisher wurden<br />
rund 3 000 kleine Solarkraftwerke in knapp 100 Gemeinden<br />
in Auftrag gegeben 33 .<br />
Derzeit werden rund 20 durch Spenden finanzierte Projekte<br />
mit einem Gesamtvolumen von fast 0,5 Mrd. €<br />
umgesetzt. 36% der Projekte stammen aus dem Bereich<br />
erneuerbare Energien und 28% aus dem Bereich Energieeffizienz.<br />
33 <strong>GTZ</strong> 2009
TABELLE 12: VORGEHEN ZUR ERRICHTUNG<br />
EINES PRIVATEN WINDKRAFTWERKS (IPP)<br />
Schritt Title<br />
1<br />
Absichtserklärung<br />
(Letter of Interest)<br />
Verantwortliche<br />
Behörde<br />
AEDB<br />
2<br />
Zuweisung von Land<br />
<strong>für</strong> das Windkraftwerk<br />
AEDB<br />
3 Machbarkeitsstudie k. A.<br />
4 Stromerzeugungslizenz NEPRA<br />
5 Festlegung des Tarifes NEPRA<br />
6<br />
Einreichung der Leistungsgarantie<br />
durch den Betreiber des privaten<br />
Kraftwerkes (IPP)<br />
7 Letter of Support (LoS) <strong>–</strong><br />
8<br />
Vereinbarung zum Energieerwerb<br />
(Energy Purchase Agreement (EPA))<br />
k. A.<br />
NTDC<br />
9<br />
Umsetzungsvereinbarung<br />
(Implementation Agreement (IA))<br />
AEDB<br />
10 Finanzabschluss k. A.<br />
Quelle: AEDB 2009<br />
15.6 <br />
Windenergiepotenziale<br />
2007 führten die National Renewable Energy Laboratories<br />
(NREL) der USA im Rahmen des USAID-Hilfsprogrammes<br />
eine Studie zu den Windressourcen in Pakistan<br />
durch und entwickelte eine Karte, welche das verfügbare<br />
Windpotenzial einer Höhe von 50 m zeigt. Die Windressourcenkarte<br />
von Pakistan der NREL gab der Entwicklung<br />
von Aktivitäten zur Nutzung von Windenergie in<br />
den Regionen der Windkorridore großen Auftrieb. Bei<br />
diesen Regionen handelt es sich um die Region um Karatschi<br />
und Hyderabad und insbesondere um die Hügel<br />
und Bergrücken im nördlichen Tal des Indus, Gebiete<br />
mit Windkorridoren in Westpakistan und Hochgebirgsregionen,<br />
Hügel und Bergrücken in Südwestpakistan.<br />
Diese Gebiete mit hohem Potenzial stehen inzwischen<br />
im Fokus der Entwicklung von Windenergie in naher Zukunft.<br />
Den erhobenen Daten zufolge gibt es an Pakistans<br />
Küstenstreifen einen 60 km breiten und 180 km langen<br />
Windkorridor. Dieser Korridor könnte potenziell bis zu<br />
50 000 MW nutzbare Energie aus Windkraft erzeugen.<br />
PAKISTAN | 349<br />
Im Hinblick auf die Produktionsziele <strong>für</strong> erneuerbare<br />
Energien sieht der kurzfristige Plan die Entwicklung einer<br />
Leistung von 680 MW aus Windenergie bis 2010 vor, bis<br />
2020 soll eine Leistung von 3 730 MW und bis 2030 eine<br />
Leistung von 9 700 MW entwickelt werden 34 . Tabelle<br />
11 zeigt die Entwicklung der Stromerzeugungsleistung<br />
durch Windenergie.<br />
Rahmenbedingungen <strong>für</strong> Windenergie<br />
Die Richtlinien zur Entwicklung erneuerbarer Energien <strong>für</strong><br />
die Stromerzeugung vom Dezember 2006 schaffen folgende<br />
Anreize <strong>für</strong> Projektentwickler im Bereich Windenergie:<br />
• Land wird zu einem attraktiven Preis (8 US $ pro Acre<br />
und Jahr) <strong>für</strong> Projekte zur Stromerzeugung mit Windenergie<br />
bereitgestellt.<br />
• Das AEDB hat bereits vorläufige Machbarkeitsstudien<br />
durchgeführt.<br />
• Winddaten wurden gemessen, analysiert und vom Risø<br />
National Laboratory of Denmark bestätigt.<br />
• Das sogenannte Windrisiko <strong>für</strong> die ersten Projekte wird<br />
von der Regierung übernommen. Wenn die Windgeschwindigkeit<br />
in einem Windpark unter dem festgelegten<br />
Richtwert <strong>für</strong> den jeweiligen Ort liegt und dadurch<br />
die Stromerzeugung entsprechend reduziert wird, wird<br />
der unabhängige Stromproduzent (IPP) dennoch entsprechend<br />
der Leistung des Richtwertes bezahlt 35 .<br />
• Ein Ertrag von 15% auf das eingesetzte Stammkapital<br />
(ROE) nach den Richtlinien der NEPRA (siehe 1.5)<br />
wird garantiert.<br />
Zulassungsverfahren<br />
Tabelle 12 zeigt die Reihenfolge der notwendigen Schritte<br />
zur Errichtung eines windbetriebenen Kraftwerkes durch<br />
IPPs und zum Verkaufs des produzierten Stromes an den<br />
Netzbetreiber.<br />
Das AEDB hat 93 nationalen und internationalen Investoren<br />
Absichtserklärungen ausgestellt, 7 davon haben bereits<br />
Machbarkeitsstudien abgeschlossen.<br />
Die folgenden acht Investoren haben bisher eine Lizenz<br />
zur Stromerzeugung bei der NEPRA beantragt: New<br />
Park Energy Ltd., Tenaga Generasi Ltd., Green Power<br />
(Pvt) Ltd., Win Power Ltd., Zephyr Power Ltd., Milergo<br />
34 AEDB 2009<br />
35 GOP 2006
Pakistan Ltd., Beacon Energy Ltd. und Zorlu Enerji Pakistan<br />
Ltd.<br />
Derzeitige Nutzung von Windenergie<br />
und geplante Projekte<br />
Das Zorlu Enerji 50-MW-Projekt ist Pakistans erste<br />
Windkraftanlage. Sie wurde im April 2009 in Jhimpir<br />
(Provinz Sindh) eingeweiht. Die Entwicklung des Projekts<br />
liegt bei der Zorlu Enerji Group aus der Türkei und<br />
wird in zwei Phasen durchgeführt. Für die erste Phase<br />
wurde die Produktion von 6 MW aufgenommen, bis Dezember<br />
2009 soll die gesamte Leistung von 50 MW erreicht<br />
werden. Die Zorlu Enerji Group plant, die Leistung<br />
des Windparks bei erfolgreichem Abschluss der 50-MW-<br />
Phase auf bis zu 300 MW zu erhöhen. Die NEPRA<br />
hat dem Projekt einen Tarif von 12,1057 USCent pro<br />
kWh (8,3 EURCent) gewährt, der trotz eines durch die<br />
NEPRA-Richtlinien garantierten Ertrags von 15% auf<br />
das Stammkapital (ROE) <strong>für</strong> Windparks unter dem Tarif<br />
<strong>für</strong> Strom aus konventionellen Wärmekraftwerken liegt 36.<br />
Neben großen Kraftwerken hat das AEDB in Kallar Kahar<br />
im Bezirk Chakwal zur Demonstration eine Mikro-<br />
Windturbine mit einer Leistung von 40 kW installiert.<br />
Das Projekt, das den ersten Versuch im Bereich der Windenergie<br />
in der Provinz Punjab darstellt, zielt auf die Installation<br />
von 160 Turbinen mit 600 kW 37 .<br />
Geschäftsklima<br />
Pakistans aufstrebende Windenergiebranche steht vor<br />
vielfältigen Herausforderungen. Die erste Herausforderung<br />
ist der Mangel an bestätigten und verwertbaren<br />
historischen Winddaten, die in den westlichen Ländern<br />
zur Verfügung gestellt werden und das Vertrauen der Investoren<br />
verbessern könnten. Darüber hinaus machen<br />
Schwankungen der Preise von Turbinen die langfristige<br />
Planung von Projekten kompliziert. Internationale Anbieter<br />
zeigen derzeit nur wenig Interesse an Pakistan, da<br />
es als Risikogebiet eingeschätzt wird.<br />
36 AEDB 2009<br />
37 AEDB 2009<br />
PAKISTAN |<br />
350<br />
Da die Pilotprojekte in Gebieten liegen, die regelmäßig<br />
von Überflutungen bedroht sind, sind die Baukosten<br />
<strong>hoch</strong>. Außerdem ist der Landbesitz auf viele Eigentümer<br />
verteilt. Die Infrastruktur, die zur Errichtung eines Windparks<br />
erforderlich ist, ist häufig nicht gegeben, bestehende<br />
Brücken und Straßen müssten demnach verbessert werden.<br />
Ein weiteres Hindernis ist der Mangel an Schwerlastkränen.<br />
Der behördliche Prozess ist sehr aufwändig (siehe Tabelle<br />
12) und wird von den Investoren als bürokratischer Widerstand<br />
wahrgenommen. Da zu Windenergie noch kein<br />
ausgefeiltes Regelwerk existiert, zeigen sich die Genehmigungsbehörden,<br />
die eher an den Umgang mit Wärmekraftwerken<br />
gewöhnt sind, oft voreingenommen. Außerdem<br />
wurden bislang nur technische Anforderungen <strong>für</strong><br />
Wärmekraftwerke definiert.<br />
Zwar bietet die pakistanische Regierung eine Garantie auf<br />
Risiken der Windgeschwindigkeit an, um Anreize zur Entwicklung<br />
von Windenergieprojekten zu schaffen. Doch die<br />
Ausarbeitung eines rechtswirksamen Dokuments (Plant<br />
Power Curve & Benchmark Energy Table), in dem technische<br />
Fragen ebenso enthalten sind wie die genannte Garantie,<br />
stellt eine große Herausforderung dar 38 .<br />
38 Mayura Botejue 2007
15.7 Adressen und Kontaktdaten<br />
The Alternative Energy<br />
Development Board ( AEDB )<br />
House # 3, Street # 8, F-8/3 Islamabad<br />
Tel.: +92 ( 51 ) 9262947-50<br />
Email: mailto:support@aedb.orgsupport@aedb.org<br />
Internet: www.aedb.org<br />
The Pakistan Water and<br />
Power Development Authority ( WAPDA )<br />
WAPDA House, Sharah-e-Quaid-e-Azam, Lahore<br />
Tel.: +92 ( 51 ) 44869<br />
Fax: +92 ( 51 9202454<br />
Email: chairman@wapda.gov.pk<br />
Internet: www.wapda.gov.pk<br />
National Transmission Dispatch Company ( NTDC )<br />
221 WAPDA House Lahore, Pakistan<br />
Tel.: +92 ( 042 ) 9201020<br />
Fax: +92( 042 ) 9210894<br />
Email: itdir@ntdc.com.pk<br />
Internet: www.ntdc.com.pk<br />
Pakistan Electric Power Company ( PEPCO )<br />
WAPDA House, Lahore<br />
Tel.: +92-42-9202140<br />
Fax: +92-42-9202402<br />
Email: webinfo@pepco.gov.pk<br />
Internet: www.pepco.gov.pk<br />
Private Power and Infrastructure Board ( PPIB )<br />
50 Nazimuddin Road, F7/4, Islamabad<br />
Tel.: +( 92 ) 51 920 5421<br />
Fax: +( 9251 ) 921 5723<br />
Email: ppib@ppib.gov.pk<br />
Internet: www.ppib.gov.pk<br />
PAKISTAN |<br />
351<br />
National Electric Power Regulatory Authority ( NEPRA )<br />
PIA Building, 2nd Floor, Fazl-e-Haq Road, Blue Area,<br />
Islamabad<br />
Tel.: +92-51-9217673<br />
Fax : +92-51-9217651<br />
Email: muneer@hotmail.com<br />
Internet: www.nepra.org.pk<br />
National Transmission & Despatch Company<br />
( NTDC )<br />
221 WAPDA House, Lahore<br />
Tel.: +92 ( 042 ) 9201020<br />
Fax: +92 ( 042 ) 9210894<br />
Email: itdir@ntdc.com.pk<br />
Internet: www.ntdc.com.pk<br />
The Pakistan Council of Renewable EnergyTechnologies<br />
( PCRET )<br />
No. 25, H-9, Islamabad <strong>–</strong> Pakistan<br />
Tel: +92-51-9258228<br />
Fax: +92-51-9258229<br />
E-mail: akhterp_dr@pcret.gov.pk<br />
Internet: www.pcret.gov.pk/<br />
Designated National Authority<br />
4th Floor, Local Government Building, Sector G- 5 / 2,<br />
Islamabad <strong>–</strong> Pakistan<br />
Tel: +92-51-9205622<br />
Fax: +92-51-9207425<br />
E-mail: focalpointdna@cdmpakistan.gov.pk<br />
Internet: http://www.cdmpakistan.gov.pk/cdm_sectarirat.html
15.8 Informationsquellen<br />
ADB 2009 <strong>–</strong> Asian Development Bank:<br />
Energy and Climate Change in Pakistan, 2009 ( http://<br />
www.adb.org/documents/events/2009/Climate-<br />
Change-Energy-Workshop/PAK.pdf ) Gesichtet: 18.<br />
August 2009<br />
AEDB 2009 <strong>–</strong> Alternative Energy Development Board<br />
( http://www.aedb.org/re_sector.php ) Gesichtet: 18.<br />
August 2009<br />
Auswärtiges Amt 2009 <strong>–</strong> ( http://www.auswaertigesamt.de/diplo/de/Laenderinformationen/Pakistan/<br />
Wirtschaft.html ) Gesichtet: 06.08.2009<br />
CIA <strong>–</strong> Central Intelligence Agency:<br />
The World factbook, 2009 ( https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/id.html<br />
)<br />
Gesichtet: 18. August 2009<br />
EIA <strong>–</strong> Energy Information Administration:<br />
Energy Profile of, 2007 ( http://www.eoearth.org/<br />
article/Energy_profile_of_Pakistan ) Gesichtet: 18.<br />
August 2009<br />
IEA <strong>–</strong> International Energy Agency:<br />
Pakistan, 2009 ( http://www.iea.org/Textbase/<br />
country/n_country.asp?COUNTRY_CODE=PK )<br />
Gesichtet: 18. August 2009<br />
Germany Trade and Invest 2009 <strong>–</strong> Wirtschaftsdaten<br />
kompakt: Pakistan<br />
Stand: Mai 2009 <strong>–</strong> ( http://www.gtai.de/ext/anlagen/<br />
PubAnlage_6109.pdf ) Gesichtet: 18. August 2009<br />
GOP 2006 <strong>–</strong> Government of Pakistan, Guidelines for<br />
Determination of tariff for wind power generation<br />
( www.actovian.com/WindpowerPakistan.pdf ) Gesichtet:<br />
2nd October 2009<br />
PAKISTAN |<br />
352<br />
GOP 2009 <strong>–</strong> Government of Pakistan Press Information<br />
Department ( http://www.pid.gov.pk/press21-05-09.<br />
htm ) Gesichtet: 18. August 2009<br />
<strong>GTZ</strong> 2009 <strong>–</strong> <strong>GTZ</strong> in Pakistan ( http://www.gtz.de/<br />
en/weltweit/europa-kaukasus-zentralasien/1176.htm )<br />
Gesichtet: 18. August 2009<br />
HDIP <strong>–</strong> Hydrocarbon Development Institute of<br />
Pakistan, Pakistan energy Yearbook 2007<br />
IMF <strong>–</strong> International Monetary Found: Report for<br />
Selected Countries and Subjects: Pakistan, 2009<br />
( http://www.imf.org/ ) Gesichtet: 18. August 2009<br />
JPCL 2008 <strong>–</strong> Jamshoro Power Company Limited <strong>–</strong><br />
( http://www.jpcl.com.pk/tps-jamshoro.html ) Gesichtet:<br />
18. August 2009<br />
Mayura Botejue 2007 <strong>–</strong> Wind Power Sector: Issues &<br />
challenges in Pakistan ( http://www.powerasia.com.pk/<br />
icaep2008/presentation/SI_Mayura.pdf ) Gesichtet: 14.<br />
September 2009<br />
NEPRA 2009 <strong>–</strong> National Electric Power Regulatory<br />
Authority ( http://www.nepra.org.pk/tariff_dist.htm )<br />
Gesichtet: 18. August 2009<br />
NREL 2007 <strong>–</strong> National Renewable Energy Laboratory<br />
( http://www.nrel.gov/wind/pdfs/final1-1-1pwr50pk.<br />
pdf ) Gesichtet: 18. August 2009<br />
PEPCO 2009 <strong>–</strong> Pakistan Electricity Power Company<br />
( http://www.pepco.gov.pk ) Gesichtet: 18. August 2009<br />
Peter Blood, ed. Pakistan: A Country Study. Washington:<br />
GPO for the Library of Congress, 1994. ( http://<br />
countrystudies.us/pakistan/25.htm. ) Gesichtet: 4th<br />
August 2009
Privatisation Commission 2009 <strong>–</strong> ( http://www.<br />
privatisation.gov.pk/Annual%20Report/Annual%20<br />
Report-2008.pdf ) Gesichtet: 4th August 2009<br />
REN21 2009 <strong>–</strong> Renewables Global Status Report<br />
( http://www.ren21.net/pdf/RE_GSR_2009_Update.<br />
pdf ) Gesichtet: 14. September 2009<br />
The Nation 2009, Nepra reduces license fee for small<br />
renewable energy projects Published: April 10, 2009<br />
( http://www.nation.com.pk/pakistan-news-newspaperdaily-english-online/Business/10-Apr-2009/Neprareduces-license-fee-for-small-renewable-energy-projects<br />
)<br />
Gesichtet: 18. August 2009<br />
UNEP Riso Centre: CDM Pipeline overview, Gesichtet:<br />
18. August 2009 ( http://uneprisoe.org/ ) Gesichtet:<br />
18.<br />
PAKISTAN |<br />
353
VIETNAM<br />
Abkürzungsverzeichnis<br />
ADB Asian Development Bank<br />
AFTA ASEAN Free Trade Area<br />
ASEAN Association of Southeast Asian Nations<br />
ASEM Asia Europe Meeting<br />
APEC Asia-Pacific Economic Cooperation<br />
ASTAE Asia Sustainable and Alternative<br />
Energy Programme<br />
BK-IDSE Bach-Khoa Investment and<br />
Development of Solar Energy Co Ltd<br />
BOT Build Operate Transfer<br />
BMU Bundesumweltministerium<br />
CNECB CDM National Executive &<br />
Consultative Board<br />
CDM Clean Development Mechanism<br />
CIA Central Intelligence Agency<br />
EB Executive Board<br />
EC-ASEAN European Community and the<br />
Association of Southeast Asian Nations<br />
DNA Designated National Authority<br />
(nationale Aufsichtsbehörde)<br />
EAEF EC-ASEAN Energy Facility<br />
EDF Electricité de France<br />
EIA Energy Information Administration<br />
ESRI Environmental Systems Research<br />
Institute<br />
EVN Electricity of Vietnam<br />
ADI Ausländische Direktinvestition<br />
BIP Bruttoinlandsprodukt<br />
<strong>GTZ</strong> Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong><br />
Technische Zusammenarbeit<br />
GWh Gigawattstunde<br />
ICD International Cooperation Department<br />
IE Institute of Energy<br />
IEA International Energy Agency<br />
IWF Internationaler Währungsfonds<br />
IPP Independent Power Producers<br />
ktoe Kilotonne Öläquivalent<br />
kV Kilovolt<br />
354<br />
toe Tonne Öläquivalent<br />
MOF Finanzministerium<br />
MOIT Ministerium <strong>für</strong> Industrie und Handel<br />
MONRE Ministerium <strong>für</strong> natürliche<br />
Ressourcen und Umwelt<br />
MPI Ministerium <strong>für</strong> Planung und Investition<br />
MVA Megavolt-Ampere<br />
MW Megawatt<br />
MWh Megawattstunde<br />
PCs Power Companies<br />
PPCs Provincial People’s Committees<br />
PJ Petajoule<br />
PV Photovoltaik<br />
PPA Power Purchase Agreements<br />
RECTERE Research Centre for Thermal<br />
Equipment and Renewable Energy<br />
(Forschungszentrum <strong>für</strong> Thermische<br />
Ausrüstung und Erneuerbare Energien)<br />
REEEP Renewable Energy & Energy<br />
Efficiency Partnership<br />
RERD Renewable Energy and Rural<br />
Development<br />
SHS Solar Home System<br />
REVN Renewable Energy of Vietnam<br />
Joint Stock Company<br />
TWh Terawattstunde<br />
V Volt<br />
VND Vietnamesischer Dong<br />
WTO Welt Handelsorganisation<br />
UNDP United Nations Development<br />
Programme<br />
UNEP United Nations Environment Programme<br />
UNFCCC United Nations Framework<br />
Convention on Climate Change<br />
UPI United Press International<br />
USAID United States Agency for<br />
International Development
VIETNAM<br />
16.1 Einleitung<br />
ABBILDUNG 1:<br />
KARTE VON VIETNAM<br />
Quelle: CGIAR 2004<br />
Vietnam liegt in Südostasien im Osten der Indochinesischen<br />
Halbinsel am Golf von Tonkin und dem Südchinesischen<br />
Meer. Seine Nachbarländer sind China im<br />
Norden und Laos und Kambodscha im Westen (siehe<br />
Abbildung 1).<br />
Das vietnamesische Klima ist sehr unterschiedlich, da das<br />
Land vom 9. bis zum 23. nördlichen Breitengrad reicht.<br />
Im Süden ist das Klima tropisch und im Norden vom<br />
Monsun geprägt mit einer heißen Regenzeit (Mai bis September)<br />
und einer warmen, trockenen Saison (Oktober<br />
TABELLE 1:<br />
WICHTIGSTE STATISTISCHE DATEN 2008<br />
355<br />
bis März) und einer durchschnittlichen Luftfeuchtigkeit<br />
von 84 % während des ganzen Jahres. Aufgrund seiner<br />
langen Küste ist Vietnam vom Osten her den über das<br />
Meer kommenden Winden ausgesetzt.<br />
Die offizielle Landessprache ist Vietnamesisch. Allerdings<br />
wird Englisch zunehmend als zweite Sprache bevorzugt,<br />
Französisch und Chinesisch werden als Geschäftssprachen<br />
benutzt. Vietnam ist eine sozialistische Republik, die von<br />
der kommunistischen Partei regiert wird. Der Präsident<br />
von Vietnam ist Staatsoberhaupt und Vorsitzender des<br />
National Defence and Security Council (Nationaler Verteidigungs-<br />
und Sicherheitsrat). Präsident Nguyễn Minh<br />
Triết wurde im Juni 2006 von der vietnamesischen Nationalversammlung<br />
mit 464 Stimmen (94,12 %) gewählt.<br />
Vietnam unterhält diplomatische Beziehungen zu 164<br />
Ländern. In der Außenpolitik setzt Vietnam den Fokus<br />
auf die Verbesserung der Beziehungen zu den Nachbarländern<br />
Laos, Kambodscha und China. Vietnam ist seit<br />
Juli 1995 offizielles Mitglied der Association of Southeast<br />
Asian Nations (ASEAN). Seither tritt Vietnam als aktives<br />
Mitglied der ASEAN-Freihandelszone (AFTA) und<br />
des Asia Europe Meeting (ASEM) auf. Vietnam ist derzeit<br />
Mitglied der Asia Pacific Economic Cooperation<br />
(APEC), einem Forum in dem 21 Länder und Städte<br />
rund um den Pazifik, in den Bereichen regionaler Handel<br />
sowie Liberalisierung und Erleichterung von Investitionen<br />
zusammenarbeiten. Darüber hinaus möchte Vietnam<br />
Mitglied der WTO werden, nachdem es bilaterale<br />
Handelsabkommen mit fast 60 Ländern und Gebieten<br />
eingegangen ist. 1<br />
Zu den wichtigsten vietnamesischen Exportgütern gehören<br />
Erdöl, Schuhe, Tee, Kaffee, elektronische Erzeugnisse<br />
und Bauteile, Textilien, Bekleidung, Gummi sowie Meeresprodukte.<br />
Die wichtigsten Exportpartner Vietnams<br />
sind die USA, Deutschland, Südkorea, Japan, China, Sin-<br />
Fläche Einwohnerzahl BIP BIP pro Kopf Export Import<br />
331 210 m² 86,967 Mio.<br />
Quelle: U.S. Department of State 2009 und IWF 2009<br />
89,829 Mrd.US$<br />
(60,798 Mrd. €)<br />
1 040,35<br />
US$/Kopf (7 042<br />
€/Kopf)<br />
1 AusAID 2009<br />
62,9 Mrd.US$<br />
(42,6 Mrd. €)<br />
80,4 Mrd.US$<br />
(54,4 Mrd. €)
gapur, Hongkong und Taiwan. Die wichtigsten Artikel,<br />
die nach Vietnam importiert werden sind Motorräder,<br />
Maschinen und zugehörige Erzeugnisse, Stahlwaren, Erdölprodukte,<br />
Dünger, Zement, Getreide und Baumwolle.<br />
Die wichtigsten Importpartner Vietnams sind Frankreich,<br />
Hongkong, Indien, Taiwan, Südkorea und Singapur.<br />
TABELLE 2:<br />
BIP VON VIETNAM 2004<strong>–</strong>2008<br />
BIP<br />
(konstanter Kurs)<br />
Tabelle 2 zeigt das vietnamesische BIP-Wachstum, das<br />
zwischen 2000 und 2006 stetig gestiegen ist und 2008<br />
eine leichte Abschwächung erfuhr. Im Januar 2009 lag<br />
die Inflationsrate bei 17,48 % im Jahresvergleich. Die Armutsquote<br />
hat sich von 58 % im Jahr 1993 auf 13 % im<br />
Jahr 2008 reduziert. Das jährliche Pro-Kopf-Einkommen<br />
in Vietnam lag 2008 bei 1 024 US$. 2<br />
16.2 Energiemarkt<br />
Übersicht Energiemarkt<br />
Der Primärenergieverbrauch ist in Vietnam in den letzten<br />
Jahren stark angestiegen. 1970 lag dieser bei 20 000<br />
ktoe, mehr als 50 % davon stammten aus verschiedenen<br />
erneuerbaren Energiequellen und Abfällen. In den letzten<br />
30 Jahren stieg der Anteil von Kohle und Öl viel stärker<br />
als der anderer Quellen. 2006 erreichte die Primärenergiebereitstellung<br />
52 290 ktoe (entspricht 2189,2 PJ oder<br />
608,13 TWh). Vietnams Primärenergiebereitstellung<br />
stammt hauptsächlich aus verschiedenen erneuerbaren<br />
Energiequellen sowie Abfällen (d.h. Abfall und Biomasse)<br />
mit einem Anteil von 46%, gefolgt von Öl mit 23<br />
2 World Bank 2009<br />
VIETNAM | 356<br />
%, Kohle mit 17 %, Gas mit 10 % und Wasserkraft mit 4<br />
%. Abbildung 2 zeigt die Aufteilung auf die verschiedenen<br />
Ressourcen. 3 .<br />
Der Endenergieverbrauch belief sich 2006 auf 46 108<br />
ktoe (entspricht 1 931,9 PJ). Tabelle 3 zeigt den Anteil<br />
der verschiedenen Sektoren an diesem Verbrauch.<br />
2000 2002 2004 2006 2008<br />
Veränderung<br />
zum Vorjahr in % 6.7 7.0 7.7 8.2 6.1<br />
BIP<br />
(aktueller Kurs)<br />
BIP<br />
Mrd. VND 441 646 535 762 715 307 9 742 662 1 477 716<br />
(akuteller Kurs)<br />
BIP<br />
Mrd.US$ 31.1 35.1 45.4 60.0 89.8<br />
(aktueller Kurs) Mrd. € 21.04 23.75 30.72 40.60 60.77<br />
Quelle: IMF<br />
Vietnams Energieverbrauch hat sich im Zuge der Industrialisierung<br />
rapide erhöht. 4 Zwischen 2000 und 2005 hat<br />
sich der Gesamtverbrauch von Primärenergie (ohne Biomasse)<br />
durchschnittlich um etwa 10,6% pro Jahr erhöht.<br />
ABBILDUNG 2:<br />
PRIMÄRENERGIEBEREITSTELLUNG 2006<br />
NACH QUELLE IN KTOE<br />
12 221<br />
23 %<br />
8 807<br />
17 %<br />
3 IEA 2008<br />
4 Omoteyama, 2009<br />
2 030<br />
4 %<br />
Brennbare Erneuerbare/Abfall<br />
Gas<br />
Öl<br />
Quelle: IEA 2008<br />
4 992<br />
10 %<br />
Kohle<br />
Wasser<br />
24 240<br />
46 %
TABELLE 3:<br />
ENDENERGIEVERBRAUCH 2006 NACH SEKTOREN<br />
Endenergieverbrauch insgesamt<br />
Der Anteil des industriellen Sektors ist stetig gewachsen,<br />
während der Anteil des Transportsektors sowie anderer<br />
Sektoren zurückgegangen ist.<br />
Obwohl Vietnam ein bedeutender Rohölexporteur ist,<br />
besteht aufgrund eines Mangels an Raffineriekapazitäten<br />
eine starke Abhängigkeit von der Einfuhr von Erdölprodukten.<br />
Vietnam exportiert auch Kohle nach Japan und<br />
China und könnte zukünftig zu einem bedeutenden Erdgasexporteur<br />
werden.<br />
Das Stromnetz<br />
Electricity of Vietnam (EVN) ist ein staatliches Unternehmen<br />
mit mehr als 50 Tochterunternehmen, das dem<br />
Ministerium <strong>für</strong> Industrie und Handel (MoIT) unterstellt<br />
ist. Es hält ein Monopol auf die Stromübertragung<br />
und -verteilung. 5 Die Strom- und auch die Telekommunikationsindustrie<br />
sind komplett in der Hand von EVN.<br />
EVN ist in eine Reihe von operativen Unternehmen unterteilt,<br />
darunter sieben Verteilergesellschaften, die als<br />
Power Companies (PCs) bekannt sind. Drei von ihnen<br />
sind regionale Unternehmen und vier versorgen die großen<br />
städtischen Gebiete von Hanoi, Haiphong, Ho-Chi-<br />
Minh-Stadt und Dong Nai mit Strom.<br />
5 RECIPES 2006<br />
VIETNAM | 357<br />
ktoe PJ %<br />
Industrie 9627 403.4 20.9<br />
Transport 6933 290.5 15<br />
Andere Sektoren 29324 1228.7 63.6<br />
Privathaushalte 27057 1133.7 58.7<br />
Gewerbe und Öffentlicher<br />
Dienst<br />
1738 72.8 3.8<br />
davon<br />
Land- und Forstwirtschaft 530 22.2 1.1<br />
Fischerei 0 0 0<br />
Andere 0 0 0<br />
Nichtenergetische Nutzung 224 9.4 0.5<br />
Gesamt 46108 1931.9 100<br />
Quelle: IEA 2008<br />
2006 betrieb EVN ein Übertragungsnetz mit etwa<br />
115 659 km an 6-kV-, 10-kV-, 15-kV-, 22-kV- und 35-kV-<br />
Leitungen mit einer Gesamtleistung von 3 662 MVA und<br />
rund 109 199 km an 220 kV-Leitungen mit einer Gesamt-<br />
ABBILDUNG 3:<br />
DAS STROMÜBERTRAGUNGSNETZ VON VIETNAM<br />
Quelle: CGIAR (2004)
leistung von 32 061 MVA. Abbildung 3 zeigt den Umfang<br />
des Netzes.<br />
Die Niederspannungsverteilung in ländlichen Gebieten<br />
liegt in erster Linie in der Verantwortung der Behörden<br />
der jeweiligen Provinz und wird von rund 8 800 ländlichen<br />
Gemeinden durchgeführt, von denen nur 19 % direkt<br />
von den Stromversorgern der EVN versorgt werden.<br />
Im Rahmen seines 5. Masterplans zur Energieentwicklung<br />
<strong>für</strong> Vietnam (Power Development Master Plan of Vietnam<br />
2001<strong>–</strong>2010) plant EVN den Bau und den Ausbau<br />
seiner Übertragungs- und Verteilernetze. Das Programm<br />
zum Ausbau des Übertragungsnetzes stützt sich auf die<br />
regionale Lastenverteilung und die Steigerung der Stromerzeugung.<br />
Über einen Zeitraum von zehn Jahren beabsichtigt<br />
EVN, 2 416 km 500 kV-Leitungen, 4 414 km<br />
220 kV-Leitungen, 7 757 km 110 kV-Leitungen, 92 600<br />
km Mittelspannungs- und 19 000 km Niederspannungsleitungen<br />
zu bauen. Die Entwicklung des Übertragungs-<br />
und Verteilungsnetzes soll einen sicheren und zuverlässigen<br />
Betrieb gewährleisten, die Nachfrage durch Kunden<br />
in hoher Qualität befriedigen und Stromverluste von 14<br />
% im Jahr 2001 auf 10 % im Jahr 2010 reduzieren.<br />
Die größte Herausforderung in Vietnam ist das Fehlen<br />
von an das landesweite Netz angeschlossenen Übertragungsleitungen.<br />
Bis 2015 werden die Projekte <strong>für</strong> die<br />
Stromübertragung die EVN 148 Bio. VND (5 Mrd. €)<br />
kosten. Ein erster Schritt wurde im Juli 2009 gemacht, als<br />
EVN elf neue Stromnetze in Betrieb nahm und mit dem<br />
Bau von drei weiteren begann. 6<br />
TABELLE 4:<br />
ENTWICKLUNG DER INSTALLIERTEN STROMLEISTUNG 2000<strong>–</strong>2007 IN MW<br />
6 VN Business News 2009<br />
VIETNAM | 358<br />
Die EVN wird von der vietnamesischen Regierung dazu<br />
ermutigt, beim Im- und Export von Strom über die bestehenden<br />
110-kV und 220 kV Leitungen mit China zusammenzuarbeiten.<br />
Voraussichtlich wird nach 2013 mit der<br />
Übertragung von Strom zwischen Vietnam und China<br />
über 500-kV-Leitungen begonnen. Außerdem kooperiert<br />
Vietnam mit Laos im Rahmen eines Generalplans zur<br />
Netzkopplung und mit dem Königreich Kambodscha,<br />
das in einigen grenznahen Gebieten von Vietnam mit<br />
Energie versorgt wird.<br />
Installierte Leistung<br />
2008 wurde die installierte Leistung zur Stromerzeugung<br />
in Vietnam auf 15 764 MW geschätzt. 7 5 486 MW (35 %)<br />
davon kamen aus Wasserkraftwerken, 9 300 MW (59 %)<br />
aus Wärmekraftwerken (Öl, Gas und Kohle), 332 MW (2<br />
%) aus erneuerbaren Energien (davon 8,3 MW aus Windkraft,<br />
1 MW aus Solar/PV, 178 MW aus Biomasse und<br />
145 MW aus kleinen Wasserkraftwerken; weitere Details<br />
im Abschnitt zu erneuerbaren Energien). 646 MW (4 %)<br />
wurden importiert.<br />
Tabelle 4 zeigt das Wachstum der installierten Stromleistung<br />
von 2000 bis 2007.<br />
EVN dominiert die Erzeugung und den Vertrieb von<br />
Strom in Vietnam. Auf die Einrichtungen von EVN entfallen<br />
etwa 74 % der Erzeugungsleistung, der Rest wird<br />
von den lokalen oder ausländischen unabhängigen Stromproduzenten<br />
(IPPs) kontrolliert. Vietnam importiert im<br />
Norden Strom aus China, um Engpässe zu vermeiden,<br />
Ressource 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />
Wasserkraft 3 100 4 050 4 050 4 050 4 050 4 050 4 200 4 200<br />
Kohle-Wärmekraft 750 750 1 500 500 1 500 1 500 1 700 1 850<br />
Erdöl 200 200 200 200 200 200 200 200<br />
Gasturbine (Öl/Gas) 1 000 1 900 2 100 2 250 3 000 3 000 3 000 3 000<br />
Diesel 500 500 500 500 500 500 500 500<br />
IPP/BOT 500 500 1 250 1 500 1 500 2 250 2 250 3 000<br />
Import 0 0 0 0 100 250 300 500<br />
Gesamt<br />
Quelle: Adb 2009<br />
6 050 7 900 9 600 10 000 10 850 11 750 12 150 13 250<br />
7 ADB 2009
außerdem gab es den Plan, ab 2008 Strom aus Laos (IEA<br />
2008) zu importieren. Im Juli 2009 hatte EVN allerdings<br />
immer noch keinen Strom von Laos bezogen.<br />
Der 5. Power Development Master Plan of Vietnam<br />
(2001<strong>–</strong>2010) und der 6. Power Development Master<br />
Plan (2006<strong>–</strong>2015) verpflichten die Regierung dazu, neue<br />
Kraftwerke zu bauen, um die hohe Stromnachfrage zu<br />
befriedigen. Da Vietnam über erhebliche Energieressourcen<br />
verfügt, darunter Wasserkraft, Kohle, Öl und Gas,<br />
gibt EVN der Entwicklung von Wärmekraftwerken (vor<br />
allem aus Kohle und Gas) und Wasserkraftwerken oberste<br />
Priorität. So wurde etwa der Bau des Wasserkraftwerks in<br />
SonLa (2 400 MW) 2009 abgeschlossen. Darüber hinaus<br />
sind <strong>für</strong> die Zukunft der Kohle-Wärmekraft-Komplex in<br />
Mong Duong (2 000 MW), der Gas-Wärmekraft-Komplex<br />
in O Mon (2 800 MW), das Gas-Wärmekraft-Anlage<br />
in Gannon (990 MW) und der Gas-Wärmekraft-Komplex<br />
in Nhon Trach (2 640 MW) geplant.<br />
Im Rahmen ihrer Ausbaupläne hat die EVN angekündigt,<br />
bis 2020 74 weitere Kraftwerke bauen zu wollen.<br />
48 davon sollen Wasserkraftwerke werden, was Anlass zu<br />
Bedenken über die hohe Abhängigkeit des Landes von<br />
Wasserkraft gab. Um die Stromversorgung des Landes<br />
zu diversifizieren, erwägt Vietnam Berichten zufolge den<br />
Bau von Kernkraftwerken.<br />
Stromerzeugung<br />
2008 erzeugte Vietnam ca. 77,2 MWh Strom 8 , die vom<br />
staatlichen Stromversorger ENV und IPPs generiert werden.<br />
Es gibt eine starke Abhängigkeit von Wasserkraftwerken,<br />
die 25% der Produktion ausmachen. Tabelle<br />
5 zeigt die solide Entwicklung der Stromerzeugung in<br />
TABELLE 5:<br />
STROMERZEUGUNG 1971 <strong>–</strong> 2006 IN GWH<br />
Art der Ressource 1995 2000 2006<br />
Kohle/Torf 2 000 2 100 9 691<br />
Öl 1 500 4 200 2 289<br />
Gas 750 4 000 20 915<br />
Wasserkraft 15 000 19 500 23 599<br />
Gesamt 19 250* 29 800* 56 494<br />
* Diese Werte wurden<br />
anhand einer Grafik geschätzt.<br />
8 Harvard 2008<br />
VIETNAM | 359<br />
den vergangenen zehn Jahren nach Ressourcen. Die auf<br />
Kohle und Öl basierende Stromerzeugung hat konstant<br />
zugenommen, während Gas und Wasserkraft überdurchschnittlich<br />
stark zugelegt haben.<br />
Obwohl die Produktionsleistung ausgebaut wurde, übersteigt<br />
die Nachfrage von Privathaushalten und Kunden<br />
aus der Industrie das Angebot. Darüber hinaus tritt in<br />
der Trocken- bzw. Regenzeit ein Ungleichgewicht zwischen<br />
Angebot und Nachfrage auf, weil 38 % der gesamten<br />
Leistung aus Wasserkraft produziert werden. In<br />
der Regenzeit ist die Stromversorgung ausreichend und<br />
manchmal werden sogar Überschüsse produziert, da die<br />
Wasserkraftwerke mit voller Leistung laufen. In der Trockenzeit<br />
gibt es ernsthafte Versorgungsengpässe, da die<br />
Wasserkraftwerke nur periodisch betrieben werden können.<br />
Dies macht die Nutzung von Windenergie zu einer<br />
ausgesprochen interessanten Option: Einerseits könnte<br />
man durch die Nutzung von Windenergie Defizite in der<br />
Stromproduktion mit Wasserkraft wegen niedriger Wasserstände<br />
ausgleichen, während die Wasserkraftwerke das<br />
fluktuierende Angebot an Windenergie (wegen mangelnder<br />
Windstärke) kompensieren könnten.<br />
TABELLE 6:<br />
STROMVERBRAUCH 2006 NACH<br />
WIRTSCHAFTSSEKTOREN<br />
Wirtschaftssektoren GWh<br />
Industrie 22 975<br />
Transport 434<br />
Privathaushaltel 20 569<br />
Gewerbe & Öffentlicher<br />
Dienst<br />
4 159<br />
Land- und Forstwirtschaft 607<br />
Fischerei 0<br />
Andere 0<br />
Gesamt 48 744<br />
Quelle: IEA 2008<br />
2007 verkaufte EVN 58 GWh an Strom, 13,4 % mehr als<br />
2006. 9 Der Stromverkauf brachte 2007 einen Gesamtumsatz<br />
von 3,5 Mrd. US $, ein Plus von 22 % im Vergleich<br />
zu 2006.<br />
9 VNA 2008
2008 bezogen ca. 11 Mio. Kunden Strom von EVN. 10<br />
Tabelle 6 zeigt den Stromverbrauch nach Wirtschaftssektoren<br />
im Jahr 2006, wobei Industrie und Privathaushalte<br />
den größten Verbrauch aufweisen.<br />
Zwischen Januar und Ende Juli 2009 hat EVN fast 2,2<br />
TWh an Energie von China gekauft, 13,2 % mehr als im<br />
gleichen Zeitraum des Vorjahres. 11 Dies beruht auf der<br />
Tatsache, dass Vietnam ein erhebliches Defizit von über<br />
1 400 MW oder knapp 10 % der gesamten installierten<br />
Leistung hat, was in Spitzenlastzeiten häufig zu Stromausfällen<br />
führt.<br />
Um die rapide wachsende Nachfrage nach Strom zu bewältigen<br />
(das Wachstum lag 2007/08 bei 15,8 % 12 ), sieht<br />
der National Electricity Development Plan 2006<strong>–</strong>2015<br />
vor, eine zusätzliche Leistung von 93 000 GWh bis 2010,<br />
201 346 GWh bis 2020 und 326 640 GWh bis 2030 zu<br />
erreichen. Die Stromerzeugung wird durchschnittlich um<br />
7,4% pro Jahr steigen. 13<br />
TABELLE 7:<br />
POTENTIELLE UND AKTUELLE NUTZUNG ERNEUERBARER ENERGIEN<br />
Erneuerbare Energien<br />
Vietnam hat viele erneuerbare Energieressourcen. 14 Das<br />
Potenzial <strong>für</strong> kleine Wasserkraftwerke liegt zum Beispiel<br />
zwischen 800 und 1 400 MW, Kraftwerke <strong>für</strong> Biomasse<br />
könnten zusätzliche 250 bis 400 MW produzieren. Eine<br />
Machbarkeitsstudie ergab, dass Mininetze mit Strom aus<br />
Wasserkraft den Energiebedarf mehrerer hunderttausend<br />
Haushalte in den gebirgigen Gebieten im Norden und<br />
10 EVN 2008<br />
11 Vn Business News 2009<br />
12 Nhat Lam 2008<br />
13 APEC 2006<br />
14 Quyen 2003<br />
VIETNAM | 360<br />
im Zentrum von Vietnam abdecken könnten, moderne<br />
Mikro-Wasserkraftwerke im Norden könnten das gleiche<br />
Potenzial haben. Studien haben auch gezeigt, dass Solar-<br />
PV-Systeme etwa 50 000 Haushalte im südlichen Teil und<br />
im Zentrum des Landes versorgen könnten, obwohl die<br />
Technologie derzeit zu teuer ist, um wirtschaftlich tragfähig<br />
zu sein. Außerdem könnten Windressourcen, wenngleich<br />
eine eingehende Untersuchung zu diesen noch aussteht,<br />
eine Rolle in den zentralen Küstenregionen spielen.<br />
Eine Aufschlüsselung der aktuellen und möglichen Nutzung<br />
erneuerbarer Energien in Vietnam zeigt Tabelle 7.<br />
Strompreise<br />
Das Ministerium <strong>für</strong> Industrie und Handel (MOIT) legt<br />
die Strompreise fest, mit Ausnahme von isolierten Netzen,<br />
wo die Tarife von den lokalen Stromhändlern bestimmt<br />
werden können. 15 Bis Ende 2009 will die vietnamesische<br />
Regierung die Subventionen <strong>für</strong> Strom schrittweise zurück-<br />
Ressource Gegenwärtig Potential Nutzung Region<br />
MW MW<br />
versorgte Haushalte<br />
(tausend)<br />
Kleine<br />
Wasserkraft-werke<br />
110 <strong>–</strong> 155 800 <strong>–</strong> 1 400 - Nord und Zentral<br />
Mikro-<br />
Wasserkraft-werke<br />
30 <strong>–</strong> 75 90 <strong>–</strong>150 200-250 Nord und Zentral<br />
Netzunabhängige<br />
PV-Systeme<br />
0.6 2 50 Süd und Zentral<br />
Biomasse 0 250 <strong>–</strong> 400 k.A. Süd und Zentral<br />
Geothermie 0 50 <strong>–</strong> 200 k.A. Zentral<br />
Windkraft 8.3 noch zu ermitteln noch zu ermitteln Zentral/ Küste<br />
Quelle: Quyen 2003<br />
fahren, um den Sektor zu deregulieren. Diese Maßnahme<br />
wird zu einem Anstieg der Strompreise führen.<br />
Sowohl die durchschnittlichen städtischen als auch die ländlichen<br />
Gebühren <strong>für</strong> Privathaushalte werden mit Geldern<br />
subventioniert, die von den höheren Gebühren <strong>für</strong> Industrie,<br />
Gewerbe und ausländischen Verbrauchern stammen.<br />
Das MOIT hat ein Dokument veröffentlicht, das die<br />
Einzelhandelspreise <strong>für</strong> Strom festlegt, die ab März 2009<br />
15 Freshfields Bruckhaus Deringer 2005
gelten. 16 Die Strompreise variieren je nach Tageszeit, um<br />
die Menschen dazu anzuregen, Strom zu sparen und ihn<br />
eher außerhalb der Spitzenlastzeiten zu verbrauchen. Zwischen<br />
2008 und 2009 führte diese Reform zu einer durchschnittlichen<br />
Preiserhöhung von 8,92% bei einem durch-<br />
TABELLE 8:<br />
AKTUELLE STROMPREISE FÜR<br />
PRIVATHAUSHALTE<br />
Monatlicher Verbrauch<br />
(kWh)<br />
VND/kWh € Cent/kWh<br />
0-50 600 2.5<br />
51-100 865 3.5<br />
101-150 1 135 4.5<br />
151-200<br />
schnittlichen Energiepreis von 862 VND (3,5 € Cent)<br />
pro Kilowattstunde.<br />
Für Spitzenlastzeiten liegt der Preis <strong>für</strong> Privathaushalte<br />
bei 1 900 VND/kWh (7,5 € Cent), der Preis <strong>für</strong> Unternehmen<br />
liegt bei 3 100 VND/kWh (12 € Cent). Der<br />
Preis <strong>für</strong> Privathaushalte wird dabei nach Verbrauch abgerechnet.<br />
Im Rahmen der neuen Stromordnung wird<br />
der Tarif <strong>für</strong> Privathaushalte sowie der Großhandelspreis<br />
in den ländlichen Gebieten sieben anstelle der momentan<br />
fünf unterschiedlichen Verbrauchsstufen haben und<br />
nicht zwischen ländlichen und städtischen Gebieten<br />
unterscheiden. Der höchste Verkaufspreis <strong>für</strong> Haushalte<br />
liegt bei 1 790 VND/kWh (7 € Cent) wie in Tabelle 8<br />
dargestellt.<br />
Schätzungsweise verbrauchen etwa 3 Mio. Familien, davon<br />
2,4 Mio. arme Familien, weniger als 50 kWh pro Monat.<br />
Da das Preisniveau <strong>für</strong> die ersten 50 kWh Verbrauch<br />
auf einem niedrigen Niveau bleibt, müssen arme Familien<br />
mit einem Verbrauch unter 50 kWh pro Monat nicht<br />
16 Omoteyama 2009<br />
1 495 (20<strong>–</strong>25<br />
VND/kWh mehr<br />
als bei den<br />
momentan angewandten<br />
Stufen)<br />
201-300 1 620 6.5<br />
301-400 1 740 7<br />
>400<br />
Quelle: IEA 2008<br />
1 790<br />
(bis zu 10 VND/<br />
kWh mehr)<br />
6<br />
7.3<br />
VIETNAM | 361<br />
mehr als 21.000 VND im Monat zahlen (80 € Cent).<br />
Vietnam plant die Einführung eines Preisunterstützungsmechanismus<br />
(price support mechanism) <strong>für</strong> IPPs, der in<br />
Kürze veröffentlicht werden soll. Darüber hinaus sollen<br />
Preisregelungen <strong>für</strong> saubere Energie, einschließlich Endverbrauchstarifen<br />
<strong>für</strong> grüne Energie und Kaufverträge<br />
(PPAs) <strong>für</strong> Strom aus erneuerbaren Energien zur Anwendung<br />
kommen.<br />
Liberalisierung<br />
Vietnams staatlicher Stromversorger EVN spielt die zentrale<br />
Rolle auf dem vietnamesischen Strommarkt. EVN<br />
hält seit 1995 ein Monopol auf die Stromübertragung<br />
und -verteilung. Bei der Stromerzeugung produzieren die<br />
Einrichtungen von EVN rund 78 %, der Rest wird von anderen<br />
einheimischen und ausländischen IPPs produziert.<br />
EVN agiert als einziger direkter Abnehmer <strong>für</strong> Strom aus<br />
Kraftwerken.<br />
Obwohl auch zuvor schon private Beteiligungen im Stromsektor<br />
möglich waren (in Form von BOT-Konzepten),<br />
bereitete sich EVN ab 2002 auf den Wettbewerb nach der<br />
Liberalisierung vor. Die rasche Urbanisierung und Industrialisierung<br />
hatte den Druck auf den Energiesektor erhöht,<br />
das Resultat war eine Reihe von Stromausfällen zu<br />
Spitzenlastzeiten in den Jahren 2004 und 2005. Das 2005<br />
verabschiedete Stromgesetz fordert eine Entflechtung des<br />
Sektors und die Schaffung eines wettbewerbsfähigen Versorgermarktes,<br />
zunächst mit EVN als einzigem Abnehmer.<br />
Ende 2009 werden ein Spotmarkt und eine Stromregulierungsbehörde<br />
eingerichtet, welche die Tarife überprüft<br />
und dem Ministerium <strong>für</strong> Industrie Bericht erstattet. Verzögerungen<br />
bei der Vorbereitung und die Erstellung eines<br />
unterstützenden Regelwerks haben die Umsetzung dieser<br />
Rechtsvorschriften bislang behindert.<br />
Um den Wettbewerb zu öffnen, wurden IPP-Projekte entwickelt<br />
und machen inzwischen etwa 22 % der Erzeugungsleistung<br />
Vietnams aus. Ein Großteil dieser Leistung stammt<br />
aus den von der ADB unterstützen Phu-My-Gaskraftwerken,<br />
die zu den ersten Projekten gehören, die im Rahmen<br />
der vietnamesischen BOT-Gesetze gebaut wurden. 17<br />
Der Strategieplan, den der Premierminister 2008 genehmigt<br />
hat, gibt eine Umwandlung des vietnamesischen<br />
17 Quang 2003
Strommarktes in drei aufeinanderfolgenden Entwicklungsstufen<br />
vor: wettbewerbsorientierter Erzeugermarkt,<br />
wettbewerbsorientierter Großhandelsmarkt und wettbewerbsorientierter<br />
Einzelhandeslmarkt. Phase I beginnt<br />
2009, Phase II 2017 und Phase III 2024.<br />
Ländliche Elektrifizierung<br />
Der Anteil der ländlichen Haushalte, die an die Stromversorgung<br />
angeschlossen waren, stieg von nur 14 % im Jahr<br />
1993 auf 94,5 % im Jahr 2008 an. 18 Vor allem Teile der<br />
gebirgigen Gegenden, Inseln und abgelegenen Gebiete<br />
sind jedoch nach wie vor nicht elektrifiziert.<br />
Das Ministerium <strong>für</strong> Industrie und Handel (MOIT) hat<br />
im Jahr 2000 ein Programm zur ländlichen Elektrifizierung<br />
eingeführt und dieses auch in die nationale Energiepolitik<br />
(siehe Abschnitt 1.5) integriert.<br />
TABELLE 9: EXEMPLARISCHE PROJEKTE MIT ERNEUERBAREN ENERGIEN,<br />
DIE IM ZUGE DES RURAL ELECTRIFICATION PROGRAMME REALISIERT WURDEN<br />
Der wichtigste Katalysator <strong>für</strong> die ländliche Elektrifizierung<br />
bleibt der Renewable Energy Action Plan<br />
(REAP), der 2001 vom MOIT mit Unterstützung der<br />
Weltbank und von EVN veröffentlicht wurde. Der<br />
REAP ist in verschiedenen Regierungsdokumenten verankert,<br />
einschließlich des Master Plan of Power Development<br />
2001<strong>–</strong>2010. Der REAP konzentriert sich auf<br />
die Elektrifizierung entlegener ländlicher Gebiete als<br />
eine kurzfristige Möglichkeit, Technologien <strong>für</strong> erneuerbare<br />
Energien einschließlich Mikro-Wasserkraftwerken,<br />
18 Van Tien Hung 2009<br />
VIETNAM | 362<br />
Windenergie-, Biomasse- und Solar-PV-Anlagen zu<br />
verbreiten. Er definiert klare Ziele <strong>für</strong> die Elektrifizierung<br />
mehrerer Tausend Haushalte, die nicht von den<br />
Plänen zum Netzausbau von EVN abgedeckt werden,<br />
mit Hilfe von erneuerbaren Energien. Das Programm<br />
läuft in zwei Phasen über 10 Jahre. Ziel der ersten<br />
Phase ist die Bereitstellung einer zusätzlichen Leistung<br />
von 25<strong>–</strong>50 MW aus erneuerbaren Energien, die bis<br />
2010 mehr als 35 000 Haushalten mit Strom versorgen<br />
sollen. In Phase 2 soll ein Anteil von 3 % erneuerbarer<br />
Energien an der installierten Gesamtleistung erreicht<br />
werden (475 MW). 19 Diese Phase soll mit Hilfe<br />
zweier Projekte der Weltbank (dem Renewable Energy<br />
Development Project und dem Rural Energy Project)<br />
durchgeführt werden, die bereits unterzeichnet sind<br />
und 2010 starten.<br />
Projekt Energietyp Durchführungsdatum Investoren Ort<br />
Dezentrale ländliche<br />
Elektrifizierung <strong>–</strong><br />
Vietnam<br />
45,0 kWp + 40 kW<br />
Mikro-Wasserkraft<br />
Solar & Wind 10,0 kWp + 3 kW Wind<br />
Solarprojekt mit<br />
Deutschland<br />
Solarprojekt mit<br />
Korea<br />
Solarprojekt mit<br />
Finnland<br />
2000 <strong>–</strong> 2004<br />
18 kWp 2002 <strong>–</strong> 2003<br />
3.3 kWp 2003 <strong>–</strong> 2005<br />
10 kWp 2000 <strong>–</strong> 2003<br />
Im Zuge des REAP wurde bereits eine Vielzahl von Projekten<br />
durchgeführt, Tabelle 9 führt einige Beispiele auf.<br />
Für die kommenden Jahre plant das Rural Electrification<br />
Programme mit Unterstützung des Asia Alternative<br />
Energy Programme (ASTAE) der Weltbank20 primär<br />
die Durchführung von Projekten zur Förderung von Solar<br />
Home Systems (SHS).21<br />
19 Vu Van Thai 2006<br />
20 ASTAE 2008<br />
21 RERD 2006<br />
Fondem <strong>–</strong> Frankreich<br />
Solarlab <strong>–</strong> Vietnam<br />
NEF - Japan<br />
EVN - Vietnam<br />
Deutschland -<br />
MOST- Vietnam<br />
KIER - Korea<br />
Solarlab - Vietnam<br />
Fortum - Finland<br />
CEMMA - Vietnam<br />
Binh Phuuoc<br />
province, Can gio<br />
Kon Tum province<br />
Bac giang, dak alk<br />
Binh Phuoc province<br />
Bac can province<br />
Windenergieprojekt<br />
Quelle: RERD 2006<br />
850 kW 2004 EVN - Vietnam Bach Long Vy
16.3 Marktakteure<br />
Ministerium <strong>für</strong> Industrie und Handel (Ministry of<br />
Industry and Trade <strong>–</strong> MOIT)<br />
Das MOIT wurde nach dem Zusammenschluss der Ministerien<br />
<strong>für</strong> Industrie und <strong>für</strong> Handel gebildet und ist <strong>für</strong><br />
alle Aktivitäten im Energiesektor sowie <strong>für</strong> andere Industrien,<br />
die dem am 27. Dezember 2007 vom Premierminister<br />
verabschiedeten Erlass 189/2007/ND-CP entsprechen,<br />
verantwortlich.<br />
Im Energiesektor ist das MOIT <strong>für</strong> die staatliche Organisation<br />
aller Energieindustrien einschließlich Strom,<br />
neue und erneuerbare Energien sowie die Kohle-, Öl-<br />
und Gasindustrie verantwortlich. Das MOIT ist federführend<br />
bei der Formulierung von Gesetzen und<br />
Richtlinien, entwickelt Strategien, Masterpläne und<br />
Jahrespläne <strong>für</strong> diese Sektoren und legt sie dem Premierminister<br />
zur Verabschiedung oder Genehmigung<br />
vor. Darüber hinaus ist das MOIT <strong>für</strong> die Leitung und<br />
Überwachung der Entwicklung des Energiesektors verantwortlich<br />
und erstattet dem Premierminister Bericht<br />
über die Ergebnisse seiner Arbeit.<br />
Provincial People’s Committees (PPCs)<br />
PPCs arbeiten Investitionspläne aus und organisieren<br />
Programme zur ländlichen Elektrifizierung in ihren jeweiligen<br />
Amtsbezirken.<br />
Ministerium <strong>für</strong> Planung und Investment (Ministry of<br />
Planning and Investment <strong>–</strong> MPI)<br />
Das MPI organisiert die allgemeine wirtschaftliche Planung<br />
sowie die Überprüfung öffentlicher Investitionen<br />
in Energieprojekte. Gemeinsam mit dem Finanzministerium<br />
(Ministry of Finance <strong>–</strong> MOF) arbeitet es jährliche<br />
Investitionspläne aus (Staatshaushalt, vergünstigte Kredite<br />
und Fonds <strong>für</strong> Entwicklungszusammenarbeit). Das<br />
MOF überwacht alle finanziellen Fragen im Zusammenhang<br />
mit der Branche einschließlich der Koordination<br />
und Unterstützung internationaler Geber.<br />
VIETNAM |<br />
363<br />
Electricity of Vietnam (EVN)<br />
Electricity of Vietnam (EVN) wurde am 17.12.2006 als<br />
Nachfolger der früheren Electricity General Corporation<br />
of Vietnam gegründet. 22 EVN arbeitet in den Bereichen<br />
Stromerzeugung, -übertragung, -verteilung und -vertrieb<br />
mit einem Kapital von über 48 000 Mrd. VND (ca. 2<br />
Mrd. €). EVN hat außerdem eine Tochtergesellschaft im<br />
Bereich Telekommunikation.<br />
2005 betrug der Bruttoumsatz von EVN 40 600 Mrd.<br />
VND (über 1,7 Mrd. €) bei einem Gewinn von 3 200<br />
Mrd. VND (136 Mio. €). Derzeit beläuft sich der Gesamtwert<br />
des Unternehmens auf 115 707 Mrd. VND (ca.<br />
über 4,8 Mrd. €). Im Bereich des Strom- und Telekommunikationsvertriebes<br />
arbeiten rund 80 000 Beschäftigte in<br />
allen Städten und Provinzen Vietnams. Aktuell betreibt<br />
EVN sieben Energieunternehmen und fünf Beratungsunternehmen<br />
(darunter das Institut <strong>für</strong> Energie Institute<br />
for Energy), besitzt neun Wärme- und Wasserkraftwerke,<br />
fünf Übertragungsanlagen, zwei Unternehmen, die Komponenten<br />
<strong>für</strong> den Energiesektor produzieren sowie drei<br />
Berufsschulen mit Schwerpunkt Energiewirtschaft. EVN<br />
Telecom ist ein unabhängiges Mitglied der Unternehmensgruppe.<br />
Institute of Energy (IE)<br />
Das IE ist eine Beratungsorganisation des EVN und des<br />
Ministeriums <strong>für</strong> Industrie. Sein Fokus liegt auf <strong>hoch</strong> angesiedelter<br />
strategischer und technischer Beratung in den<br />
Bereichen Energie und Strom.<br />
Private Unternehmen<br />
Independent Power Producers (IPPs)<br />
IPPs spielen auf dem vietnamesischen Strommarkt eine<br />
immer größere Rolle. Es gibt zwei wichtige ausländische<br />
IPPs: Phu My 3 (716 MW, Gas, 412 Mio. US$) und Phu<br />
My 2.2 (715 MW, Gas, 410 Mio. US$). Die aktivsten<br />
IPP-Entwickler sind EDF, Sumitomo, Sojitz, BP, Semcorp,<br />
Petrovietnam und Vinacomin. Momentan wird eine<br />
große Anzahl neuer IPP-Projekte geplant und entwickelt.<br />
Für vier davon wurden bereits Stromhandelsabkommen<br />
(PPAs) mit EVN abgeschlossen.<br />
22 EVN 2008
Ministerium <strong>für</strong> natürliche Ressourcen und Umwelt<br />
(Ministry of Natural Resources and Environment <strong>–</strong><br />
MONRE)<br />
2002 wurde das MONRE von der vietnamesischen Regierung<br />
damit beauftragt, als nationale Behörde <strong>für</strong> die<br />
Umsetzung der United Nations Framework Convention<br />
on Climate Change (UNFCCC) und des Kyoto-Protokolls<br />
zu agieren und die National Focal Agency <strong>für</strong> den<br />
CDM zu beherbergen. Das MONRE ist die nationale<br />
Aufsichtsbehörde <strong>für</strong> CDM-Aktivitäten. Das CDM National<br />
Executive & Consultative Board (CNECB) wurde<br />
im April 2003 unter Vorsitz des Generaldirektors von<br />
ICD/MONRE gegründet.<br />
TABELLE 10:<br />
DIE WICHTIGSTEN GESETZE FÜR DEN ENERGIESEKTOR<br />
Jahr Titel Beschreibung<br />
1993,<br />
2000 ergänzt<br />
1993,<br />
2005 ergänzt<br />
2004/2005<br />
Quelle: EVN 2006<br />
16.4 Politische Rahmenbedingungen<br />
im Energiesektor<br />
Nationale Energiestrategie<br />
Am 27.12.2007 unterzeichnete der Premierminister die<br />
Entscheidung Nr. 1855/QD-TTg 23 und bewilligte damit<br />
Vietnams nationale Strategie zur Entwicklung im Energiebereich<br />
bis 2020 (National Energy Development Strategy<br />
until 2020) sowie die Vision bis 2050 (Vision for 2050).<br />
Die spezifischen Zielvorgaben der Strategie beinhalten den<br />
Abschluss des Energieprogramms <strong>für</strong> gebirgige und ländliche<br />
Gegenden, die Umsetzung von Maßnahmen im Energiesektor,<br />
die Schaffung eines wettbewerbsorientierten Energiehandelsmarktes<br />
nach 2022 und den Zusammenschluss<br />
regionaler Stromnetzwerke im Zeitraum 2010<strong>–</strong>2015.<br />
23 Nguyen Tan Dung 2007<br />
Erdölgesetz<br />
(Petroleum Law)<br />
Umweltgesetz<br />
(Law on Environment)<br />
Stromgesetz<br />
(Electricity Law)<br />
VIETNAM | 364<br />
Der 6. Masterplan zur Energieentwicklung <strong>für</strong> den Zeitraum<br />
2006<strong>–</strong>2015 schließt folgende Ziele ein:<br />
• <strong>für</strong> netzgekoppelte Anlagen mit erneuerbaren Energien:<br />
3% der gewerblichen Primärenergie im Jahr 2010;<br />
5% bis 2020 und 11% bis 2050 24<br />
• <strong>für</strong> netzunabhängige Anlagen mit erneuerbaren Energien:<br />
Netzanschluss <strong>für</strong> nahezu 100% der Haushalte im<br />
ländlichen Raum bis 2025<br />
• Einrichtung eines Rahmenwerks zur Unterstützung erneuerbarer<br />
Energien: Büro <strong>für</strong> erneuerbare Energien,<br />
Fonds <strong>für</strong> erneuerbare Energien (Renewable Energy<br />
Office, Renewable Energy Fund)<br />
• Etablierung von Maßnahmen zur Anwendung von erneuerbaren<br />
Energien (Management, Abläufe, usw.).<br />
definiert die allgemeinen Rahmenbedigungen zur Erforschung<br />
und Entwicklung von On-shore- und Off-shore-<br />
Öl- und Gas-Ressourcen und die zulässigen ausländischen<br />
Direktinvestionen<br />
schafft die gesetzliche Grundlage <strong>für</strong> die Regulierung<br />
öffentlicher und privater Aktivitäten zum Schutz der<br />
Umwelt und begründet das Ministerium <strong>für</strong> Naturressourcen<br />
und Umwelt<br />
gibt einen Strategieplan vor und weist Verantwortlichkeiten<br />
<strong>für</strong> die Reform und Liberalisierung des Energiesektors zu<br />
Energiepolitik<br />
Zu den wichtigsten Rechtsvorschriften <strong>für</strong> den Energiesektor<br />
gehören das Gesetz zum Umweltschutz (Law on Environmental<br />
Protection) von 1993, das Erdölgesetz (Petroleum<br />
Law) von 1993 und seine Durchführungsverordnung<br />
von 1996 sowie das neue Stromgesetz (Electricity Law) von<br />
2004, gefolgt von den Dekreten 105 und 106 von 2005, die<br />
sich mit der Umsetzung des Stromgesetzes befassen. Tabelle<br />
10 gibt einen Überblick über die Gesetze und zeigt, welche<br />
Bereiche jeweils geregelt werden.<br />
Investitionspläne<br />
EVN hat bekannt gegeben, dass es im Laufe des Jahres<br />
2009 fast 50 Bio. VND (1 900 Mio. €) in Stromerzeugungsanlagen,<br />
einschließlich Atomkraftwerken investie-<br />
24 MOIT 2008
en will. 44,39 Bio. VND (1 700 Mio. €) wurden laut<br />
EVN bereits bereitgestellt, die restlichen 5,6 Billionen<br />
VND (214 Mio. €) sollten zeitnah aufgebracht werden.<br />
16.5 Rahmenbedingungen <strong>für</strong><br />
erneuerbare Energien<br />
Strategien und Regelungen zur Förderung<br />
erneuerbarer Energien<br />
Wie bereits erwähnt ist die Förderung erneuerbarer Energien<br />
in großem Maße in der Nationalen Energiestrategie<br />
verankert. Sie ist insbesondere Teil der Regierungsentscheidungen<br />
Nr. 1885-2007 und 177-2007. 25<br />
In Entscheidung Nr. 1885/QD-TTg vom 27. Dezember<br />
2007 bewilligt der Premierminister Vietnams Nationale<br />
Strategie zur Energieentwicklung bis 2020 und eine Vision<br />
bis 2050.<br />
Die wichtigsten Eckdaten der Nationalen Strategie zur<br />
Energieentwicklung, die sich auf die Förderung der Entwicklung<br />
erneuerbarer Energien beziehen, sind:<br />
• Diversifizierung erneuerbarer Energieressourcen<br />
• Förderung von Studien zu und Nutzung von erneuerbaren<br />
Energieressourcen mit einem Fokus auf abgelegenen,<br />
gebirgigen und auf Inseln gelegenen Gegenden<br />
TABELLE 11:<br />
ANGEMELDETE UND GEPLANTE CDM-PROJEKTE IN VIETNAM<br />
Projekt Ort Typ<br />
Rang Dong Bergung und Nutzung<br />
von zu Ölvorkommen gehörendem<br />
Gas (NM26) Dong Nai<br />
Song Muc Wasserkraftwerk-<br />
Erneuerungsprojekt in Vietnam Thanh Hoa<br />
25 ADB 2009<br />
VIETNAM | 365<br />
• Bestrebungen, den Anteil erneuerbarer Energien mit<br />
Hilfe der im Dezember 2007 verabschiedeten nationalen<br />
Energierichtlinien bis 2010 auf ca. 3 % des gewerblichen<br />
Gesamtverbrauchs an Primärenergie, bis 2020 auf<br />
5 % und bis 2050 auf 11 % zu erhöhen<br />
• Bis 2020 soll der Großteil der ländlichen Bevölkerung<br />
Zugang zu Strom haben (entweder durch netzgekoppelte<br />
oder netzunabhängige dezentrale Energieerzeugung).<br />
In Entscheidung Nr. 177/2007/QD-TTg vom 20. November<br />
2007 bewilligt der Premierminister das »Projekt<br />
zur Entwicklung von Biokraftstoffen <strong>für</strong> den Zeitraum bis<br />
2015 mit Aussicht bis 2025«.<br />
Die wichtigste Zielvorgabe dieses Projekts ist die Entwicklung<br />
von Biokraftstoffen als Ersatz <strong>für</strong> fossile Brennstoffe,<br />
um Energiesicherheit und Umweltschutz zu gewährleisten.<br />
Das Dokument »Strategie und Masterplan <strong>für</strong> die Entwicklung<br />
erneuerbarer Energien in Vietnam <strong>für</strong> den Zeitraum<br />
bis 2015 sowie mit Aussicht bis 2025« (»Strategy<br />
and Masterplan for Renewable Energy Development of<br />
Vietnam for the Period up to the Year 2015, with Outlook<br />
to 2025«) komplettiert die Regelungen zum Status<br />
erneuerbarer Energien in Vietnam, die Zielvorgaben und<br />
den Strategieplan zum Erreichen dieser Vorgaben.<br />
Darüber hinaus entwickelt das MOIT momentan einen<br />
Installierte<br />
Leistung<br />
(MW)<br />
IRR/Interner<br />
Zinsfuß (%)<br />
Jährliche<br />
Einsparungen<br />
[kt CO ² eq]<br />
Anmeldungsdatum<br />
Flüchtige<br />
Emissionen 8-9 677 04.02.06<br />
Wasserkraft<br />
2 4.3 26.06.06<br />
Dong Thanh CDM-Deponiegas-<br />
Project in Ho-Chi-Minh-Stadt<br />
Windkraftwerk Nr.1 - Binh Thuan<br />
Ho Chi Minh Deponiegas 4.252 148 17.01.09<br />
30MW Binh Thuan Windkraft 30 13.72 58 06.04.09<br />
Cao Phong Aufforstungsprojekt Hoa Binh Aufforstung 2.7 28.04.09<br />
Phu Mau Wasserkraftprojekt Lao Cai Wasserkraft 5.6 11.70 14 05.06.09<br />
Muong Sang Wasserkraftprojekt Son La Wasserkraft 2.4 12.38 5.0 05.6.09<br />
Quelle: UNDP Risø 2009
Erlass zur Förderung und Unterstützung der Entwicklung<br />
erneuerbarer Energien, der bis Ende 2010 von Vietnams<br />
Premierminister bewilligt werden soll.<br />
Als Unterstützungsinstrument zur Erreichung dieser<br />
Ziele wird die vietnamesische Regierung ein Gesetz zu<br />
einem Preisunterstützungsmechanismus ausarbeiten, das<br />
<strong>für</strong> 2010 erwartet wird. 26 Die Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong><br />
Technische Zusammenarbeit (<strong>GTZ</strong>) ist über ein Projekt,<br />
das vom deutschen Bundesumweltministeriums (BMU)<br />
unterstützt wird und in Zusammenarbeit mit dem MOIT<br />
durchgeführt wird, an der Einführung einer Einspeisevergütung<br />
beteiligt. 27<br />
Zulassungsverfahren<br />
Die vietnamesische Regierung hat die wichtige Rolle erneuerbarer<br />
Energien, vor allem in ländlichen, nicht ans<br />
Netz angeschlossenen Gebieten, erkannt. Sie begrüßt<br />
ausdrücklich die Zusammenarbeit mit Investoren aus aller<br />
Welt zur Entwicklung sauberer Energie in Vietnam. Um<br />
ein Projekt <strong>für</strong> erneuerbare Energien in Vietnam realisieren<br />
zu können, muss der Projektentwickler vor allem die<br />
vietnamesischen Gesetze befolgen (siehe Abschnitt 1.4).<br />
Darüber hinaus ist es notwendig, eine Investitionslizenz<br />
bei der Regierung zu beantragen. 28 Um die Zulassung<br />
zum Anschluss an das Stromnetz und die Erlaubnis zur<br />
Stromerzeugung zu erhalten, muss der Entwickler sich<br />
mit EVN in Verbindung setzen.<br />
Clean Development Mechanism (CDM)<br />
Vietnam unterzeichnete am 16. November 1994 die<br />
Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen<br />
(UNFCCC) und ratifizierte sie am 20. August 2002.<br />
Die nationale vietnamesische Aufsichtsbehörde wurde<br />
2003 gegründet und ist im Ministerium <strong>für</strong> Naturressourcen<br />
und Umwelt MONRE angesiedelt.<br />
Der nationale CDM-Markt hat bisher kaum Fortschritte<br />
erzielt. Im Juli 2009 hatte die vietnamesische DNA 81<br />
Projekte in ihrem Portfolio. 7 davon <strong>–</strong> einschließlich eines<br />
Windparkprojekts <strong>–</strong> wurden vom CDM Executive Board<br />
zugelassen (siehe Tabelle 11) und 62 Projekten befinden<br />
sich noch im Zulassungsverfahren. Die übrigen Projekte<br />
befinden sich in verschiedenen Stadien (werden also ge-<br />
26 DPA 2009<br />
27 <strong>GTZ</strong> 2009<br />
28 Dang Quoc Toan 2009<br />
VIETNAM |<br />
366<br />
prüft, haben einen Zulassungsantrag gestellt, haben die<br />
Validierung abgeschlossen oder wurden abgelehnt).<br />
Außerdem hat EVN beschlossen, dass der interne Zinsfuß<br />
(IRR) <strong>für</strong> Wasserkraftprojekte über 12% liegen sollte.<br />
Weitere Informationen zum CDM in Vietnam sind über<br />
die Homepage der nationalen Aufsichtsbehörde erhältlich.<br />
29 UNEP, das Asian Technology Institute und die<br />
Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Technische Zusammenarbeit<br />
(<strong>GTZ</strong>) unterstützen den Ausbau örtlicher Kapazitäten.<br />
Aktivitäten internationaler Geber<br />
Die internationale Entwicklungszusammenarbeit zeichnet<br />
sich in Vietnam durch eine große Anzahl an Gebern<br />
aus (49 bilaterale und multilaterale Geber). 30<br />
Vietnam ist ein wichtiger Partner der deutschen Entwicklungszusammenarbeit.<br />
Die deutsche Regierung hat Vietnam<br />
seit 1990 Mittel von über 900 Mio. € zukommen lassen.<br />
Im März 2009 erklärte das deutsche Bundesumweltministerium<br />
(BMU), dass es die vietnamesische Regierung<br />
künftig stärker in den Bereichen Umwelt- und Klimaschutz<br />
unterstützen wird. 31 Das BMU stellt <strong>für</strong> diesen<br />
Zweck über 2,8 Mio € zur Verfügung unter anderem <strong>für</strong><br />
Projekte, die die Nutzung von Windenergie und kleine<br />
Biogasanlagen fördern sollen.<br />
16.6 Marktpotenzial <strong>für</strong> Windenergie<br />
Windenergiepotenziale<br />
Vietnams Windenergiepotenzial ist bedeutend größer als<br />
das von Thailand, Laos oder Kambodscha. 32 Eine Studie<br />
der Weltbank schätzt das gesamte Potenzial der Windenergie<br />
auf 513 360 MW <strong>–</strong> das ist das Zweihundertfache<br />
der installierten Leistung von Südostasiens größtem Kraftwerk,<br />
dem Son-La-Wasserkraftwerk in Nordvietnam und<br />
das Zehnfache der gesamten <strong>für</strong> 2020 prognostizierten nationalen<br />
Leistung. Vietnams Windpotenzial ist vor allem<br />
in der zentralen Küstenregion (in den Provinzen Quang<br />
Binh, Quang Tri, Thua Thien-Hue und Binh Dinh) sowie<br />
im Süden (in den Provinzen Ninh Thuan, Binh Thuan,<br />
Lam Dong, Tra Vinh und Soc Trang) erheblich. 33<br />
29 www.noccop.org.vn<br />
30 France Diplomatie 2008<br />
31 BMU 2009<br />
32 UPI Asia 2009<br />
33 Asian Energy 2009
Seit den 1980er Jahren ist das Institut <strong>für</strong> Energie (IE)<br />
vom Ministerium <strong>für</strong> Elektrizität (jetzt Ministerium <strong>für</strong><br />
Industrie und Handel) damit beauftragt, Standorte zur<br />
Errichtung von Windturbinen auf Inseln und in abgelegenen<br />
netzgekoppelten Gebieten zu ermitteln. Beobachtungen<br />
und Berechnungen haben gezeigt, dass etwa 28 000<br />
km 2 in Vietnam in einer Höhe von 65 m durchschnittliche<br />
Windgeschwindigkeiten zwischen 7 m/s und 9 m/s<br />
aufweisen. So ist z. B. die durchschnittliche Geschwindigkeit<br />
bei einer Höhe von 65 m in Bach Long Vi 7,6 m/s, in<br />
Spratly 6,3 m/s in Phu Quy 6,8 m/s in Hon Dau 4,9 m/s<br />
und in Co To 4,4 m/s.<br />
ABBILDUNG 4:<br />
AKTUELLER BEWILLIGUNGSPROZESS FÜR IPPS <strong>–</strong> AUSLÄNDISCHE INVESTOREN<br />
E<br />
MOI, MPI<br />
People Committee<br />
Zuständiges Ministerium<br />
Abteilung<br />
Quelle: ASEAN 2006<br />
3TIER 34 ist ein Weltführer <strong>für</strong> wetterbezogene Messungen<br />
<strong>für</strong> erneuerbare Energien und Prognosen <strong>für</strong> Windkraftprojekte<br />
aller Größen. Es verfügt über <strong>hoch</strong>karätige<br />
Winddaten, darunter auch über eine Karte zu Vietnams<br />
Windpotenzial.<br />
Rahmenbedingungen <strong>für</strong> Windenergie<br />
Das Ministerium <strong>für</strong> Industrie und Handel entwickelt<br />
eine »Strategie und Masterplan <strong>für</strong> die Entwicklung erneuerbarer<br />
Energien in Vietnam <strong>für</strong> den Zeitraum bis<br />
2015 mit Aussicht bis 2025«. 35 Im Rahmen dieses Plans<br />
34 http://www.3tiergroup.com/<br />
35 MOIT 2008<br />
Bau INVESTOR<br />
Unterzeichnung des<br />
»Power Purchase Agreement«<br />
mit der EVN<br />
VIETNAM | 367<br />
soll der Anteil erneuerbarer Energien an der gesamten nationalen<br />
Stromerzeugung auf 5% erhöht werden, Wind-<br />
und Solarenergie sollen dabei die Hälfte dieser Leistung<br />
ausmachen. Es gibt keine spezielle Strategie <strong>für</strong> Windenergie.<br />
Rechtliche Rahmenbedingungen und<br />
Unterstützungsmaßnahmen<br />
Vietnam hat kein rechtliches Rahmenwerk <strong>für</strong> die Umsetzung<br />
von Windenergieprojekten. Es gibt keine Unterstützungsmaßnahmen,<br />
die den Investoren die notwendige<br />
Sicherheit <strong>für</strong> ihre Investitionen bietet. 36 Das erklärt, wa-<br />
Investitionsgenehmigung<br />
A Projektstudie (PFS)<br />
B Machbarkeitsstudie<br />
D<br />
Baugenehmigung C Investitionslizenz<br />
rum das MOIT in Zusammenarbeit mit der Deutschen<br />
Gesellschaft <strong>für</strong> Technische Zusammenarbeit (<strong>GTZ</strong>)<br />
ein Projekt mit dem Titel »Erstellung eines rechtlichen<br />
Rahmens und technischer Hilfestellung <strong>für</strong> die Entwicklung<br />
ans Netz angeschlossener Windenergie in Vietnam«<br />
durchführt. 37 Eines der wichtigsten Ziele dieses Projektes<br />
ist die Ausarbeitung eines preisbasierten Unterstützungsmechanismus,<br />
der bis Ende 2010 in Kraft treten soll.<br />
Der Hauptanreiz, den die vietnamesische Regierung<br />
gibt, ist eine 100%ige Steuerbefreiung <strong>für</strong> Importe von<br />
36 WEI 2009<br />
37 VOVNews 2009<br />
PM, MPI<br />
People Committee<br />
MPI<br />
Peoples Committee<br />
Evaluations-<br />
Komitee
Windkrafttechnologie und -ausrüstung. Darüber hinaus<br />
werden Investoren von Windenergieprojekten <strong>für</strong> einen<br />
bestimmten Zeitraum von der Landpacht befreit.<br />
Zulassungsverfahren<br />
Die Richtlinien <strong>für</strong> potentielle ausländische Investoren<br />
im Bereich Windenergie in Vietnam wurden von der EC<br />
ASEAN Energy Facility veröffentlicht. 38<br />
Die Zulassungsverfahren <strong>für</strong> Windenergieprojekte sind<br />
relativ komplex und stellen möglicherweise ein Hemmnis<br />
<strong>für</strong> potentielle Investoren dar. Abbildung 5 fasst den<br />
Ablaufplan zusammen, an den sich Entwickler privater<br />
Kraftwerke halten müssen, um eine Bewilligung der Investition<br />
zu erhalten. Angehende IPPs müssen detaillierte<br />
Untersuchungen durchführen und ein Unternehmen<br />
gründen, mit dem sie eine Investitionsbewilligung und<br />
danach eine Baugenehmigung beantragen können.<br />
Bedingungen <strong>für</strong> den Anschluss ans Netz<br />
Um Windparks an das vietnamesische Stromnetz anzuschließen,<br />
müssen die Projektentwickler sich mit EVN in<br />
Verbindung setzen und über den Preis des Stroms verhandeln,<br />
der an EVN verkauft wird.<br />
Tatsächlich stellt die Vereinbarung über den Stromerwerb<br />
mit EVN eines der größten Hindernisse <strong>für</strong> die Entwicklung<br />
von netzgekoppelten Windenergieprojekten dar,<br />
weil EVN nicht dazu bereit ist, Strom zu einem Preis über<br />
5,3 $ cent/kWh (3,56 € cent/kWh) zu kaufen. Projekte<br />
sind jedoch unter einem Preis von 8,4 $ cent/kWh (5,6 €<br />
cent/kWh) wirtschaftlich nicht tragfähig. Die Regierung<br />
stellt Subventionen <strong>für</strong> Entwickler von Windparks, etwa<br />
das Projekt in der Binh Thuan-Provinz, zur Verfügung.<br />
Derzeitige Nutzung von Windenergie<br />
und geplante Projekte<br />
Bis heute sind in Vietnam über 20 Windkraftwerke mit<br />
einer Leistung zwischen 6 MW und 150 MW im Aufbau.<br />
Das am weitesten fortgeschrittene Projekt wurde von dem<br />
vietnamesischen Unternehmen REVN entwickelt. 39 Die<br />
ersten fünf 1,5-MW-Windturbinen des deutschen Herstellers<br />
Fuhrländer wurden in der Provinz Binh Thuan<br />
installiert. Eine Ausweitung des Projektes ist bereits in<br />
38 ASEAN energy 2006<br />
39 WWEA 2009<br />
VIETNAM |<br />
368<br />
Planung.<br />
Außerdem wurden vor allem in den zentralen und südlichen<br />
Gebieten rund zehntausend 200-W-Windturbinen<br />
zum Aufladen von Batterien <strong>für</strong> Privathaushalte installiert.<br />
Darüber hinaus wurde eine Reihe von 150-W-Windturbinen<br />
zum gleichen Zweck in den Küstengebieten von<br />
Quang Ninh und Hai Phong installiert.<br />
Folgende Windkraftprojekte sind zurzeit in Betrieb:<br />
• Das Windkraftwerk in Bach Long Vy mit einer Leistung<br />
von 800 kW ist seit Ende 2008 in Betrieb.<br />
• Die ersten fünf Windturbinen des Windkraftprojekts<br />
im Tuy Phong-Distrikt der Binh Thuan-Provinz mit<br />
einer Gesamtleistung von 7,5 MW wurden von der<br />
Fuhrländer Vietnam Joint Stock Company of Germany<br />
installiert und im August 2009 ans nationale Netz angeschlossen.<br />
40 Der Projektinvestor, die Aktiengesellschaft<br />
Renewable Energy of Vietnam (REVN), wird<br />
weitere sieben Windturbinen installieren, um in der<br />
ersten Phase eine Leistung von 18 MW zu erreichen.<br />
Das Kraftwerk, das um 80 weitere Windturbinen vergrößert<br />
werden soll, um eine Gesamtleistung von 120<br />
MW zu erreichen, soll planmäßig Ende 2011 in Betrieb<br />
genommen werden.<br />
Folgende Windenergieprojekte befinden sich noch in der<br />
Entwicklung:<br />
• Das 55-MW-Windkraftwerk Phuong Mai 3 in der zentralen<br />
Provinz Binh Dinh wird seit September 2007 gebaut.<br />
Der Investor dieses Projektes ist Central Region<br />
Wind Power JS Company.<br />
• Das 30-MW-Windkraftwerk Cau Dat in Da Lat City,<br />
der zentralen Hochlandprovinz von Lam Dong, soll im<br />
Juni 2011 in Betrieb genommen werden. Der Investor<br />
dieses Projektes ist Cavico Transport Corporation.<br />
• Für die 2-MW-Windkraftanlage auf der Insel Ly Son<br />
wurden Machbarkeitsstudien vom Institute of Energy<br />
durchgeführt. EVN ist Hauptinvestor bei diesem Projekt.<br />
• Für den 15-MW-Windpark in der Binh Dinh-Provinz<br />
läuft eine Ausschreibung zur Lieferung von technischer<br />
Ausrüstung. Die Machbarkeitsstudie wurde von der<br />
Phuong Mai Company erstellt.<br />
40 Das einzige Windkraftprojekt, das als CDM-Projekt angemeldet ist (siehe Abschnitt<br />
1.5). Erste Stromverkäufe aus diesem Windpark werden mit Erreichen<br />
des ersten Stadiums von 7,5 MW im Januar 2009 beginnen, <strong>für</strong> das zweite<br />
Stadium von 22,5 MW wird im März 2009 der Verkauf von Strom beginnen.
• Der Hauptinvestor des 84-MW-Windkraftprojekts in<br />
Phuong Mai ist Grabowski Renewable Energy Company<br />
No. 1 Ltd.<br />
• Auf der Insel Phu Quoc wird ein 2,5-MW-Windkraftprojekt<br />
im Entstehen.<br />
• Der 15-MW-Windpark in der Phu Yen-Provinz ist ein<br />
Projekt von VINACONEX. Die Machbarkeitsstudie<br />
wurde von IE erstellt.<br />
• Für das 2,5-MW-Windkraftprojekt auf der Insel Co Dao<br />
führt IE momentan eine Machbarkeitsstudie durch.<br />
Geschäftsklima<br />
Marktakteure<br />
Folgende Unternehmen sind in Vietnam in der Entwicklung<br />
von Windenergie aktiv:<br />
Vietnam Wind Power Joint Stock Company 41<br />
bietet folgende Leistungen an:<br />
• Bau von Stationen <strong>für</strong> Windmessungen, die Winddaten<br />
in einer Höhe von 40<strong>–</strong>60 m sammeln<br />
• Stromerzeugung sowie Stromhandel durch Finanzierung,<br />
Bau und Betrieb von kleinen und mittelgroßen<br />
Windkraftwerken<br />
• Herstellung, Aufbau und Verkauf von technischer Ausrüstung<br />
<strong>für</strong> Windenergie<br />
• Beratung zum Technologietransfer im Bereich Windenergie.<br />
Asia Petroleum Energy Corporation<br />
ist ein Hersteller, Großmarktlieferant, Exporteur und Importeur<br />
von technischer Ausrüstung <strong>für</strong> Windenergie. Zu<br />
den angebotenen Leistungen gehören Bau, Konstruktion<br />
und Projektentwicklung im Bereich saubere Energie.<br />
Bach-Khoa Investment and Development of Solar<br />
Energy Co Ltd (BK-IDSE) ist ein Hersteller kleiner<br />
Windräder zum Aufladen von Batterien (zwischen 200<br />
W und 3,2 kW) und spezialisiert auf Forschung und Entwicklung.<br />
Darüber hinaus bietet BK-IDSE Beratungsdienstleistungen<br />
<strong>für</strong> Windressourcenmessungen an.<br />
General Electric investiert momentan in eine Fabrik <strong>für</strong><br />
Windturbinengeneratoren.<br />
41 http://www.vwp-jsc.com/index.htm<br />
VIETNAM |<br />
369<br />
Strukturelle Bedingungen<br />
Durch das Forschungszentrum <strong>für</strong> Thermische Anlagen<br />
und erneuerbare Energien (RECTERE) der Technischen<br />
Universität Ho-Chi-Minh-Stadt hat Vietnam Erfahrung<br />
mit Windkrafttechnologie im kleinen Maßstab. Das<br />
RECTERE produziert und installiert seit zwanzig Jahren<br />
Windenergieanlagen mit Leistungen zwischen 100 W<br />
und 500 W <strong>für</strong> Haushalte. 42 Die technischen und finanziellen<br />
Voraussetzungen <strong>für</strong> diese Anlagen unterscheiden<br />
sich sehr stark von denen, die man von großen netzgekoppelten<br />
Windparks kennt.<br />
Die Entwicklung von großen netzgekoppelten Windparks<br />
befindet sich derzeit noch in einer experimentellen<br />
Phase, in der unter anderem die Studie »Wind Power<br />
Development in Vietnam Institutional, Policy and Market«<br />
und ein Projekt der EC-ASEAN Energy Facility<br />
(EAEF) gehören. Das EAEF-Projekt zielt darauf ab, die<br />
Entwicklung von Windenergie zu fördern und Investitionen<br />
in Windenergieprojekte in Vietnam durch Machbarkeitsprüfungen<br />
und den Aufbau von Kapazitäten zu<br />
erleichtern. 43<br />
Momentan gibt es keine Hersteller von großen Windturbinen<br />
in Vietnam. Allerdings hat CS Wind Vietnam<br />
Co, 44 ein koreanischer Hersteller kleiner Windturbinen<br />
und <strong>–</strong>türme, seine erste Fabrik <strong>für</strong> Windkrafttürme in Vietnam<br />
eröffnet und wird nun als führender Hersteller von<br />
Windkrafttürmen im Land angesehen.<br />
Fuhrländer untersucht momentan die Möglichkeit, seine<br />
1,5-MW-Windräder in Vietnam herzustellen. Momentan<br />
werden die Bedingungen mit der Regierung ausgehandelt.<br />
Entwickler von Projekten mit Windenergie müssen Technologie<br />
und Fachwissen aus dem Ausland beziehen, da in<br />
Vietnam selbst kaum technisches Fachwissen vorhanden<br />
ist. Sie gehen damit beträchtliche Risiken bei der Entwicklung<br />
von Windparks in Vietnam ein. Wärmekraft-<br />
und Wasserkraftgeneratoren stehen nicht denselben Hindernissen<br />
gegenüber, da Vietnam bereits eine etablierte<br />
Industrie <strong>für</strong> diese Technologien hat.<br />
42 Nguyen 2007<br />
43 EAEF 2007<br />
44 www.cswindcorp.com/eng
Personelle Ressourcen und Ausbildung<br />
Vietnam verfügt derzeit nicht über die erforderlichen<br />
Fachkräfte, um alle Komponenten angemessen zu warten,<br />
aus dem Windkraftwerke bestehen. Um die Anforderungen<br />
an die laufende Wartung der Geräte zu erfüllen, müssen<br />
Projektentwickler einen Wartungsvertrag mit dem<br />
jeweiligen Turbinenhersteller abschließen. Daher sind<br />
Projektentwickler auf die ausländischen Hersteller angewiesen,<br />
wenn sie einen qualitativ <strong>hoch</strong>wertigen Wartungsservice<br />
möchten.<br />
Finanzierungsmöglichkeiten<br />
Alle wichtigen Projekte werden von der vietnamesischen<br />
Staatsbank unterstützt. Finanzielle Unterstützung kann<br />
aber auch über die Weltbank und die Asian Development<br />
Bank erfolgen.<br />
VIETNAM |<br />
370
16.7 Adressen und Kontaktdaten<br />
ASEAN Centre for Energy (ACE)<br />
(ASEAN Energie Zentrum)<br />
ASEAN Centre for Energy Building, 6th Floor<br />
Jl. HR. Rasuna Said Blok X-2,<br />
Kav. 07-08 Kuningan,<br />
Jakarta - 12950<br />
Tel.: +62 (21) 527 93 32<br />
Fax: +62 (21) 527 93 50<br />
Internet: www.aseanenergy.org<br />
ASIA PETROLEUM ENERGY CORPORATION<br />
Dang Quoc Toan, Managing Director<br />
135/45 Nguyen Huu Canh, Ward 22,<br />
Binh Thanh District, Ho Chi Minh City-Vietnam<br />
Tel.: +84-8-54046976<br />
Fax: +84-8-54046975<br />
E-mail: toandtq@gmail.com<br />
Internet: www.asiapetro.com.vn<br />
CDM-Projects<br />
International Cooperation Department (ICD)<br />
Ministry of Natural Resources and Environment<br />
(MONRE) (Ministerium <strong>für</strong> natürliche Ressourcen<br />
und Umwelt)<br />
83 Nguyen Chi Thanh Road, Hanoi, Viet Nam<br />
Tel.: +84 (4) 773 61 03/822 89 74<br />
Fax: +84 (4) 835 21 91/826 38 47<br />
E-mail: vnccoffice@fpt.vn<br />
Deputy Director General, ICD: Mr. Nguyen Khac Hieu<br />
E-mail: hieu_monre@yahoo.com<br />
Ministry of Industry (Ministerium <strong>für</strong> Industrie)<br />
54 Hai Ba Trung Hoan Kiem District <strong>–</strong> Hanoi<br />
Tel.: +84 (4) 826 78 70<br />
Fax: +84 (4) 826 90 33<br />
Internet: www.industry.gov.vn<br />
Ministry of Planning and Investment<br />
(Ministerium <strong>für</strong> Planung und Investition)<br />
2 Hoang Van Thu Ba Dinh District <strong>–</strong> Hanoi<br />
Tel.: +84 (4) 845 30 27<br />
Fax: +84 (49 823 44 53<br />
Internet: www.mpi.gov.vn<br />
Electricity of Viet Nam <strong>–</strong> EVN<br />
18 Tran Nguyen Han <strong>–</strong> Hanoi<br />
Tel.: +84 (4) 82 49 508<br />
Fax: +84 (4) 82 49 461<br />
E-mail: vp@evn.com.vn<br />
Internet: www.evn.com.vn<br />
VIETNAM |<br />
371<br />
Institute of Energy <strong>–</strong> IE<br />
6 Ton That Tung Dong Da <strong>–</strong> Hanoi<br />
Tel.: +84 (4) 852 37 30<br />
Fax: +84(4) 852 93 02<br />
Internet: www.evn.com.vn/ioe/english/index_eng.html<br />
National Load Dispatching Center (NLDC)<br />
18 Tran Nguyen Han, Hoan Kiem District <strong>–</strong> Hanoi<br />
Tel.: +84 (4) 824 37 45<br />
Fax: +84 (4) 824 34 82<br />
Internet: www.evn.com.vn/nldc/english/index_en.html<br />
Renewable Energy Research Center<br />
(Forschungszentrum erneuerbare Energien)<br />
Hanoi University of Technology 1 Dai Co Viet Hai Ba<br />
Trung <strong>–</strong> Hanoi<br />
Tel.: +84 (4) 869 26 56<br />
Fax: +84 (4) 868 11 85<br />
E-mail: ddthong@hn.vnn.vn<br />
Research Center for Thermal Equipment and<br />
Renewable Energy <strong>–</strong> University of Technology<br />
(Forschungszentrum <strong>für</strong> Thermische Anlagen und<br />
erneuerbare Energien)<br />
268 Ly Thuong Kiet, District 10 <strong>–</strong> Ho Chi Minh City<br />
Tel.: +84 (8) 865 43 55<br />
Fax: +84 (8) 865 43 55<br />
E-mail: hcmbk.net@hcmut.edu.vn<br />
Internet: www.hcmut.edu.vn
SELCO Viet Nam Company Limited<br />
239 Tran Hung Dao<br />
Dist. 1 <strong>–</strong> Ho Chi Minh City<br />
Tel.: +84 (8) 836 82 62<br />
Fax: +84 (8) 837 74 08<br />
E-mail: selco-vn@hcm.vnn.vn<br />
Internet: www.selco-intl.com<br />
SOLARLAB <strong>–</strong> Viet Nam National Center for<br />
Science and Technology<br />
Phan Vien Vat Ly, 1 Mac Dinh Chi,<br />
Ho Chi Minh City<br />
Tel.: +84 (8) 822 20 28<br />
Fax: +84 (8) 829 59 05<br />
E-mail: solarlab@hcm.netnam.vn<br />
Internet: www.solarlab.org/<br />
World Bank<br />
63 Ly Thai To <strong>–</strong> Hanoi<br />
Tel.: +84 (4) 934 66 00<br />
Fax: +84 (4) 934 65 97<br />
E-mail: webmaster.worldbank@fpt.vn<br />
Internet: www.worldbank.org.vn/<br />
Deutsche Botschaft in Viet Nam<br />
29 Tran Phu <strong>–</strong> Hanoi<br />
Tel.: +84 (4) 845 38 36/7<br />
Fax: +84 (4) 845 38 38<br />
E-mail: germanemb.hanoi@fpt.vn<br />
Internet: www.germanembhanoi.org.vn<br />
Gesellschaft <strong>für</strong> Technische Zusammenarbeit (<strong>GTZ</strong>)<br />
Viet Nam Office<br />
6th Floor, Hanoi Towers, 49 Hai Ba Trung <strong>–</strong> Hanoi<br />
Tel.: +84 (4) 934 49 51/2/3<br />
Fax: +84 (4) 934 49 50<br />
E-mail: gtz-vietnam@gtz.de<br />
Internet: www.gtz.de/vietnam<br />
VIETNAM |<br />
372<br />
Delegierter der deutschen Wirtschaft in Vietnam (AHK)<br />
1303 Vietcombank Tower<br />
198 Tran Quang Khai Street<br />
Hoan Kiem District, Hanoi<br />
E-mail: info@vietnam.ahk.de<br />
Internet: www.vietnam.ahk.de<br />
16.8 Informationsquellen<br />
ADB- Asian Development Bank:<br />
Country Report Energy and Climate Change<br />
IN VIETNAM, Workshop, March 2009<br />
(http://www.adb.org/documents/events/2009/Climate-Change-Energy-Workshop/VIE.pdf<br />
) Gesichtet: 1.<br />
September 2009<br />
APEC - Energy Demand and Supply Outlook 2006:<br />
Viet Nam, 2006<br />
ASEAN centre for energy:<br />
Vietnam, 2003 ( http://www.aseanenergy.org/energy_<br />
sector/electricity/vietnam/current_organisational_<br />
structure_evn.htm#Transmission%20and%20Distribution%20Facilities)<br />
Gesichtet: 1. September 2009<br />
ASEAN energy:<br />
Wind Power Development in Vietnam Institutional,<br />
Policy and Market study. Report, 2006<br />
( http://www.risoe.dk/vea-ves/ASEAN%20web%20<br />
page/reports/Hanoi_Report%20minutes%20meeting.<br />
pdf )<br />
Asian Energy:<br />
Vietnam’s high wind power potential, article, July 2009<br />
( http://www.silobreaker.com/vietnams-high-windpower-potential-5_2262493977309610008<br />
) Gesichtet:<br />
1. September 2009
ASTAE:<br />
Annual status report, 2008<br />
( http://siteresources.worldbank.org/EXTEAPASTAE/<br />
Resources/ASTAE_ASR_16_FY2008.pdf ) Gesichtet:<br />
1. September 2009<br />
AusAID - Australian Government:<br />
Vietnam, July 2009 (http://www.ausaid.gov.au/country/country.cfm?CountryId=33)<br />
Gesichtet: 1. September<br />
2009<br />
Auswaertiges Amt:<br />
Vietnam, March 2009 (http://www.auswaertiges-amt.<br />
de/diplo/en/Laenderinformationen/01-Laender/Vietnam.html)<br />
Gesichtet: 1. September 2009<br />
BMU <strong>–</strong> Federal Environment Ministry:<br />
Astrid Klug: Vietnam is an important partner<br />
in environmental protection, March 2009<br />
CIA-Central Intelligence Agency:<br />
The World Factbook, 2009 (https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/vm.html)<br />
Gesichtet: 1. September 2009<br />
Dang Quoc Toan -<br />
ASIA PETROLEUM ENERGY CORPORATION:<br />
Wind energy questionnaire, Aug 2009<br />
DPA, 2009: Experts:<br />
Vietnam must raise electricity prices to lower emissions,<br />
Sept 2009 (http://www.earthtimes.org/articles/<br />
show/286126,experts-vietnam-must-raise-electricityprices-to-lower-emissions.html)<br />
Gesichtet: 1. September<br />
2009<br />
Dung, Nguyen Tan 2007:<br />
Decision No. 1855/QD-TTg of December 27, 2007,<br />
approving Vietnam’s National Energy Development<br />
Strategy up to 2020, with 2050 Vision ( http://www.<br />
asiabiomass.jp/biofuelDB/vietnam/pdf/Decision%20<br />
No.%201855.pdf ) Gesichtet: 1. September 2009<br />
VIETNAM |<br />
373<br />
EAEF <strong>–</strong> EC-ASEAN energy facility:<br />
Summary of project implemented under EAEF<br />
co-financing, 2007<br />
EC ESEAN:<br />
Wind Energy Development in ASEAN 2005<br />
( http://www.ec-asean-greenippnetwork.net/dsp_page.<br />
cfm?view=page&select=207 ) Gesichtet: 1. September<br />
2009<br />
EIA - Energy Information Administration:<br />
Country Analysis Briefs 2007 ( http://tonto.eia.doe.<br />
gov/country/country_energy_data.cfm?fips=VM )<br />
Gesichtet: 1. September 2009<br />
Embassy of Vietnam, 2009<br />
( www.vietnamembassy-usa.org )<br />
Gesichtet: 1. September 2009<br />
ESRI- Environmental Systems Research Institute:<br />
Map of Indonesia, 2008 ( http://www.esri.com/ )<br />
Gesichtet: 1. September 2009<br />
EVN <strong>–</strong> Electricity of Vietnam:<br />
Electricity & Energy Industry News, Article,<br />
January 2008<br />
( htto://www.vfabric.com/Vietnews/e.htm )<br />
Gesichtet: 1. September 2009<br />
EVN:<br />
Vietnam Electricity, Sept 2008 (http://www.investinvietnam.vn/Default.aspx?ctl=Article&tID=7&pID=323<br />
&aID=529) Gesichtet: 1. September 2009<br />
France diplomatie:<br />
Framework partnership document France -<br />
Vietnam (2006-2010), 2008<br />
(http://www.diplomatie.gouv.fr/en/country-files_156/<br />
vietnam_718/france-and-vietnam_5884/cultural-scientific-and-technical-cooperation_6083/framework-partnership-document-france-vietnam-2006-2010_11777.<br />
html) Gesichtet: 1. September 2009
Freshfields Bruckhaus Deringer:<br />
Vietnam New electricity Law, 2005<br />
( http://www.mekongsources.com/doc/Briefing%20<br />
on%20Vietnam%27s%20Electricity%20Law%202005.<br />
pdf ) Gesichtet: 1. September 2009<br />
GENI - Global Energy Network Institute:<br />
Electricity transmission grid of Indonesia, 2007<br />
http://www.geni.org/globalenergy/library/energyissues/vietnam/index.shtml)<br />
Gesichtet: 1. September<br />
2009<br />
Gtai, Vietnam CDM market, 2009<br />
( http://www.gtai.de/DE/Content/__Shared-<br />
Docs/Anlagen/PDF/CDM/cdm-markt-vietnamenglish,property=publicationFile.pdf<br />
?show=true)<br />
Gesichtet: 1. September 2009<br />
<strong>GTZ</strong> - Gesellschaft <strong>für</strong> Technische Zusammenarbeit:<br />
Vietnam Investment Review, July 2009 ( http://gtzwindenergy.org.vn/index.php?mact=News,cntnt01,det<br />
ail,0&cntnt01articleid=25&cntnt01detailtemplate=w<br />
ind%20energy%20in%20vietnam&cntnt01dateformat=<br />
(%25d%2F%25m)&cntnt01returnid=53 ) Gesichtet: 1.<br />
September 2009<br />
Harvard Kennedy School:<br />
Case study Vietnam Electrcity, 2008<br />
( http://www.fetp.edu.vn/exed/2008/HaNoi/Docs/<br />
Readings/Day%202-1-Vietnam%20Electricity%20Case-<br />
E.pdf ) Gesichtet: 1. September 2009<br />
IEA <strong>–</strong> International Energy Agency:<br />
Beyond the OECD <strong>–</strong> Vietnam, 2006 ( http://www.iea.<br />
org/Textbase/country/n_country.asp?COUNTRY_<br />
CODE=VN ) Gesichtet: 1. September 2009<br />
IMF-International Monetary Found:<br />
Report for Selected Countries and Subjects: Vietnam,<br />
2009 ( http://www.imf.org/ ) Gesichtet: 1. September<br />
2009<br />
VIETNAM |<br />
374<br />
Khanh Q. Nguyen:<br />
Impacts of a rise in electricity tariff on prices of other<br />
products in Vietnam 2008 ( http://www.viet-studies.<br />
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September 2009<br />
Khanh, P:<br />
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Gesichtet: 1. September 2009<br />
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Meeting rapid electricity demand growth,<br />
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( http://www.mrcmekong.org/download/programmes/hydropower/presentations/2.4%20F.VVThai%20<br />
Presentation%20at%20Consultation%20on%20<br />
MRC%27s%20Hydropower%20Programme%20<br />
Lao%2025-26Sept.08.pdf ) Gesichtet: 1. September<br />
2009<br />
MOIT - Ministry of Industry and Trade Viet Nam:<br />
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Nhat Lam (Reuters):<br />
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Gesichtet: 1. September 2009<br />
Omoteyama S. IEEJ:<br />
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Quang, Truong Nhat: BOT Project Financing in<br />
Vietnam, Asia Law, 2003 (http://www.ykvn-law.com/<br />
publications/botprojectfinancing.pdf ), Gesichtet: 1.<br />
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Viet Nam 2003<br />
RERD <strong>–</strong> Center for Renewable Energy and Rural<br />
Development and Institute of Energy:<br />
PROJECT Delta PRO RES; WORKSHOP IN<br />
PHNOM PENH, October 2006 (http://ftpnrj.free.<br />
fr/pdf_deltaprores/13_VIETNAM.pdf ) Gesichtet: 1.<br />
September 2009<br />
RECIPES <strong>–</strong> Renewable Energy in emerging and developing<br />
countries: Country energy information <strong>–</strong> Vietnam,<br />
Sept 2006<br />
REEEP - The Renewable Energy & Energy<br />
Efficiency Partnership:<br />
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VIETNAM |<br />
376
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