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GTZ InDesign-Vorlage für Publikationen – DIN A4 hoch

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Abteilung Wasser, Energie, Transport<br />

TERNA Windenergieprogramm<br />

Energiepolitische Rahmen-<br />

bedingungen <strong>für</strong> Strommärkte<br />

und erneuerbare Energien<br />

16 Länderanalysen<br />

Eschborn, November 2009<br />

Studienreihe Energiepolitische Rahmenbedingungen,<br />

Kompetenzfeld »Energie und Transport«


Energiepolitische Rahmenbedingungen <strong>für</strong><br />

Strommärkte und erneuerbare Energien<br />

16 Länderanalysen<br />

Eschborn, November 2009<br />

Studienreihe Energiepolitische<br />

Rahmenbedingungen, Kompetenzfeld<br />

»Energie und Transport«<br />

Herausgeber:<br />

Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong><br />

Technische Zusammenarbeit (<strong>GTZ</strong>) GmbH<br />

Abteilung Wasser, Energie, Transport<br />

Postfach 5180<br />

65726 Eschborn<br />

Deutschland<br />

Internet: http://www.gtz.de<br />

Redaktion:<br />

Rolf Posorski und Daniel Werner<br />

<strong>GTZ</strong>, TERNA Windenergieprogramm<br />

Autor:<br />

ECOFYS Germany GmbH<br />

Gestaltung:<br />

Bosbach Kommunikation & Design GmbH,<br />

Internet: www.bosbach.de<br />

ABTEILUNG WASSER, ENERGIE, TRANSPORT TERNA WINDENERGIEPROGRAMM


Inhalt<br />

4 Neuauflage der TERNA Länderstudie<br />

5 Rechtlicher Hinweis<br />

6 Windenergieprogramm TERNA<br />

Lateinamerika<br />

7 Argentinien<br />

30 Brasilien<br />

51 Karibische Staaten<br />

95 Chile<br />

117 Mexiko<br />

139 Panama<br />

156 Peru<br />

Afrika / Mittlerer Osten<br />

177 Ägypten<br />

199 Marokko<br />

221 Namibia<br />

237 Senegal<br />

259 Südafrika<br />

291 Tunesien<br />

Asien<br />

312 Indonesien<br />

336 Pakistan<br />

354 Vietnam


Neuauflage der TERNA Länderstudie<br />

Seit der Erstauflage der TERNA-Länderstudie im Jahre<br />

1999 hat sich das öffentliche und politische Bewusstsein<br />

<strong>für</strong> die Folgen des Klimawandels und die Energieversorgung<br />

als Schlüsselfaktor <strong>für</strong> nachhaltige Entwicklung<br />

deutlich geschärft.<br />

Politischer Rückenwind, wirksame Fördermechanismen<br />

und steigende Energiepreise haben in Deutschland und<br />

anderen Industrieländern einen dynamischen Markt<br />

mit hohen Zuwachsraten der erneuerbaren Energien im<br />

Energiemix ermöglicht. Über weite Teile des Jahres 2008<br />

bewältigte die erneuerbare Energien Branche die Finanzkrise<br />

erfolgreicher als viele andere Sektoren. Globale<br />

Neuinvestitionen in erneuerbare Energien beliefen sich<br />

auf $ 120 Mrd. <strong>–</strong> ein Anstieg von 16% gegenüber 2007.<br />

Die robuste Wirtschaftsentwicklung in vielen Schwellenländern<br />

hat einen stark steigenden Energiebedarf und<br />

einen Wettbewerb auf dem internationalen Ölmarkt ausgelöst.<br />

Vor dem Hintergrund steigender Preise <strong>für</strong> fossile<br />

Energieträger, Versorgungsrisiken und Umweltschäden<br />

wächst die Bedeutung von regenerativen Energieträgern<br />

zur Stromerzeugung auch in Entwicklungsund<br />

Schwellenländern: Nach Analysen des Renewable<br />

Energy Policy Network for the 21st Century<br />

(REN 21), veröffentlicht Anfang 2009, sind in 73 Ländern<br />

Ausbauziele <strong>für</strong> erneuerbare Energiequellen festgelegt<br />

und in mindestens 64 Ländern Fördermechanismen<br />

vorhanden. Systeme zur Einspeisevergütung wurden im<br />

Jahr 2008 und Anfang 2009 in mindestens 5 Ländern eingeführt,<br />

darunter Kenia, die Philippinen und Südafrika.<br />

Im Jahr 2008 stieg die installierte Leistung von Windener-<br />

DIE LÄNDER<br />

gie auf 121 GW an, was einem Zuwachs von 29 % entspricht.<br />

Der US-amerikanische und europäische Markt<br />

ist Motor und unverzichtbarer Erfahrungshintergrund<br />

<strong>für</strong> die Windbranche. Das Branchenwachstum findet zunehmend<br />

jedoch auch in Entwicklungs- und Schwellenländern<br />

statt. China konnte bereits zum fünften Jahr in<br />

Folge seine Windenergiekapazitäten verdoppeln. China<br />

erreichte 2008 eine installierte Gesamtleistung von 12<br />

GW und erfüllte damit frühzeitig das eigentlich <strong>für</strong> das<br />

Jahr 2010 geplante Entwicklungsziel von 10 GW. Es sind<br />

die Erfolge in Ländern wie Indien, China und Ägypten,<br />

die Mut <strong>für</strong> Engagement über die Grenzen der Industrieländer<br />

hinaus machen. Dort erfolgt die Fertigung von<br />

Anlagen mit steigenden lokalen Anteilen <strong>–</strong> und dies nicht<br />

nur zur Versorgung des eigenen Marktes.<br />

Aber auch in zahlreichen anderen Ländern werden erste<br />

Windparks realisiert und damit die Erfahrungsbasis <strong>für</strong><br />

zukünftige Märkte gelegt. Um interessierten Akteuren<br />

den Einstieg in die neuen Märkte zu erleichtern, stellt<br />

diese Studie die energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />

<strong>für</strong> Strommärkte und erneuerbare Energien in 16<br />

Entwicklungs- und Schwellenländern detailliert dar.<br />

Die aktuelle Länderstudie sowie die vorherigen Auflagen<br />

sind auf der Homepage www.gtz.de/wind verfügbar. Die<br />

Studie ist ebenfalls auf CD-ROM erhältlich. Informationen<br />

hierzu sind auf der Homepage zu finden. Für die<br />

Unterstützung bei der Zusammenstellung der Informationen<br />

sei einer Vielzahl von <strong>GTZ</strong>-Mitarbeiterinnen und<br />

-Mitarbeitern sowie weiteren Experten und Expertinnen<br />

gedankt.<br />

Eschborn, November 2009<br />

Lateinamerika Afrika/Mittlerer Osten Asien<br />

Argentinien<br />

Brasilien<br />

Karibische Staaten<br />

Chile<br />

Mexiko<br />

Panama<br />

Peru<br />

Ägypten<br />

Marokko<br />

Namibia<br />

Senegal<br />

Südafrika<br />

Tunesien<br />

Indonesien<br />

Pakistan<br />

Vietnam


Rechtlicher Hinweis<br />

1.<br />

Die in dieser Studie verwandten Daten basieren sowohl<br />

auf öffentlich zugänglichen Informationsquellen (<strong>Publikationen</strong>,<br />

Fachartikeln, Internetdarstellungen, Konferenzpapieren<br />

etc.) als auch auf nicht öffentlichen Papieren<br />

(z. B. internen Gutachten von Förderinstitutionen) sowie<br />

persönlichen Befragungen von Fachleuten (z. B. Beamten<br />

der Energieministerien der untersuchten Länder,<br />

Projektmitarbeitern von Förderinstitutionen). Obwohl<br />

alle Informationen, soweit möglich, überprüft wurden,<br />

können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Weder die<br />

<strong>GTZ</strong> noch die Autoren übernehmen daher eine Garantie<br />

<strong>für</strong> die Richtigkeit der in dieser Studie enthaltenen<br />

Daten; jegliche Haftung <strong>für</strong> etwaige Schäden, die durch<br />

eine Verwendung der in dieser Studie enthaltenen Daten<br />

entstehen, ist ausgeschlossen.<br />

2.<br />

Ausschließlicher Nutzungsberechtigter dieser Studie <strong>für</strong><br />

alle Nutzungsarten ist die <strong>GTZ</strong>. Die vollständige und<br />

auszugsweise Vervielfältigung und Verbreitung (einschließlich<br />

der Übertragung auf Datenträger) zu nicht<br />

kommerziellen Zwecken ist gestattet, sofern die <strong>GTZ</strong> und<br />

das TERNA-Windenergieprogramm als Quelle genannt<br />

werden. Sonstige Nutzungen, einschließlich der vollständigen<br />

oder auszugsweisen Vervielfältigung oder Verbreitung<br />

zu kommerziellen Zwecken, bedürfen der vorherigen<br />

schriftlichen Zustimmung der <strong>GTZ</strong>.


Windenergieprogramm TERNA<br />

In vielen Entwicklungs- und Schwellenländern existieren<br />

große Potenziale zur Stromerzeugung aus erneuerbaren<br />

Energieträgern. Hindernisse <strong>für</strong> ihre Nutzung bilden u. a.<br />

mangelnde Kenntnisse der energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />

sowie unzureichende Transparenz der<br />

Vorerfahrungen und Interessenlagen der nationalen Akteure.<br />

Um Partner in Entwicklungs- und Schwellenländern bei<br />

der Planung und Entwicklung von Windkraftprojekten zu<br />

unterstützen, führt die <strong>GTZ</strong> das Windenergieprogramm<br />

TERNA (Technical Expertise for Renewable Energy Application)<br />

im Auftrag des Bundesministeriums <strong>für</strong> wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)<br />

durch. Seit 1988 werden im Rahmen von TERNA zum<br />

einen die Grundlagen <strong>für</strong> fundierte Investitionsentscheidungen<br />

gelegt und zum anderen die Partner befähigt,<br />

Windenergiepotenziale zu bewerten, Windenergieprojekte<br />

zu planen und energiepolitische Rahmenbedingungen<br />

<strong>für</strong> erneuerbare Energien zu verbessern.<br />

Partner des Windenergieprogramms TERNA sind Institutionen<br />

in Entwicklungs- und Schwellenländern, die an<br />

einer kommerziellen Nutzung der Windkraft interessiert<br />

sind: z. B. Ministerien oder staatliche Institutionen, die<br />

das Mandat haben, BOT/BOO-Projekte zu entwickeln,<br />

staatliche oder private Energieversorger (EVU) und private<br />

Unternehmen (Independent Power Producers).<br />

TERNA bietet seinen Partnern Know-how und Erfahrung:<br />

Um Windkraftprojekte zu initiieren, müssen günstige<br />

Standorte erkannt und deren Windenergiepotenzial<br />

ermittelt werden. Dazu werden Windmessungen i.d.R.<br />

über einen Zeitraum von mindestens zwölf Monaten<br />

durchgeführt und Windgutachten erstellt. Liegen Erfolg<br />

versprechende Windgeschwindigkeiten vor, folgen<br />

Projektstudien zur technischen Auslegung und zur<br />

Wirtschaftlichkeit. Auch in Finanzierungsfragen berät<br />

TERNA die Partner und schließt so die Lücke zwischen<br />

potenziellen Investoren und Finanzierungsangeboten<br />

nationaler und internationaler Geber. Bei Bedarf können<br />

CDM-Baseline-Studien erstellt werden. Zur Erzielung<br />

eines möglichst hohen Know-how-Transfers wird eine<br />

Zusammenarbeit zwischen internationalen und lokalen<br />

Fachkräften z. B. bei der Erstellung der Studien angestrebt.<br />

Im Erfolgsfall initiiert TERNA auf diese Weise<br />

investitionsreife Windparkprojekte. An der Finanzierung<br />

selbst beteiligt sich TERNA nicht.<br />

Neben diesen an konkrete Standorte gebundenen Aktivitäten<br />

berät TERNA die Partner bei der Schaffung<br />

von geeigneten Rahmenbedingungen <strong>für</strong> die Förderung<br />

erneuerbarer Energieträger. Bis 2009 wurde TERNA in<br />

mehr als zehn Ländern weltweit aktiv. Weitere Informationen<br />

zum TERNA-Windenergieprogramm der <strong>GTZ</strong>,<br />

dem Antragsverfahren etc. finden Sie unter: www.gtz.de/<br />

wind oder direkt bei:<br />

Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Technische<br />

Zusammenarbeit (<strong>GTZ</strong>) GmbH<br />

Postfach 5180<br />

65726 Eschborn | G ermany<br />

Dr. Rolf Posorski<br />

Tel.: +49 (0)6196 79-4205<br />

Fax: +49 (0)6196 7980-4205<br />

E-Mail: rolf.posorski@gtz.de<br />

Daniel Werner<br />

Tel.: +49 (0)6196 79-6203<br />

Fax: +49 (0)6196 7980-6203<br />

E-Mail: daniel.werner@gtz.de<br />

Hans-Gerd Huehn<br />

Tel.: +49 (0)6196 79-6243<br />

Fax: +49 (0)6196 7980-6243<br />

E-Mail: hans-gerd.huehn@gtz.de


ARGENTINIEN<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

ADEERA Asociación de Distribuidores de Energía<br />

Eléctrica de la República de Argentina<br />

[Verband der Stromversorger der<br />

Republik Argentinien]<br />

AGEERA Asociación de Generadores de Energía<br />

Eléctrica de la República de Argentina<br />

[Verband der Stromerzeuger der<br />

Republik Argentinien]<br />

AGUEERA Asociación de Grandes Usuarios de<br />

Energía Eléctrica de la República de<br />

Argentina [Verband der Stromgroßverbraucher<br />

der Republik Argentinien]<br />

ARD Argentinischer Dollar<br />

ATEERA Asociación de Transportistas de Energía<br />

Eléctrica de la República de Argentina<br />

[Verband der Übertragungsnetzbetreiber<br />

der Republik Argentinien]<br />

BIP Bruttoinlandsprodukt<br />

CAF Corporación Andina de Fomento<br />

[Andische Entwicklungscorporation]<br />

CAMMESA Compañía Administradora del Mercado<br />

Eléctrico Mayorista SA [Verwaltungsgesellschaft<br />

des Stromgroßmarktes]<br />

CDM Clean Development Mechanism<br />

CFEE Bundesrat <strong>für</strong> Elektroenergie<br />

CNEGH Comisión Nacional de Estudios Geo-<br />

Heliofisicos [National Commission for<br />

Geo-Heliophysical Studies]<br />

DNA Designated National Authority [<strong>für</strong><br />

CDM zuständige nationale Behörde]<br />

ENARSA Energía Argentina SA<br />

ENRE Ente Nacional Regulador de la Energía<br />

[Nationale Energieregulierungsbehörde]<br />

EUR Euro<br />

FAC Fondo Argentino de Carbono [<br />

Argentinischer Klimaschutzfond]<br />

GENREN Generación Renovable<br />

[Erzeugung erneuerbarer Energie]<br />

GWh Gigawattstunde<br />

IADB Interamerican Development Bank<br />

IAU International Astronomical Union<br />

Ktoe Kilotonne Öleinheiten<br />

kV Kilovolt<br />

MEM Mercado Eléctrico Mayorista<br />

[Stromgroßmarkt]<br />

MEMSP Mercado Eléctrico Mayorista Sistema<br />

Patagónico [Stromgroßmarkt der<br />

Region Patagonien]<br />

MW Megawatt<br />

NGO Non-governmental Organisation<br />

[Nichtstaatliche Organisation]<br />

PAEPRA Programa de Abastecimiento Eléctrico<br />

a la Población Rural Dispersa de Argentina<br />

[Programm zur Stromversorgung<br />

in entlegenen ländlichen Gebieten<br />

Argentiniens]<br />

PERMER Proyecto de Energías Renovables en el<br />

Mercado Rural [Projekt <strong>für</strong> erneuerbare<br />

Energien im ländlichen Markt]<br />

PJ Petajoule<br />

PRONUREE Programa Nacional de Uso Racional<br />

y Eficiente de la Energía [Nationales<br />

Programm zur rationalen und effizienten<br />

Energienutzung]<br />

PV Photovoltaik<br />

SA Sociedad Anónima [Aktiengesellschaft]<br />

SADI Sistema Argentino de Interconexión<br />

[Argentinisches Verbundnetz]<br />

SIP Sistema Interconectado Patagónico<br />

[Patagonisches Verbundnetz]<br />

THG Treibhausgas<br />

TWh Terawattstunde<br />

UNESCO United Nations Educational, Scientific<br />

and Cultural Organization<br />

UNESCO UNESCO International Association of<br />

-IAU Universities<br />

UNFCC United Nations Framework Convention<br />

on Climate Change<br />

USD United States Dollars<br />

WTE Waste to Energy [(Rück-)Gewinnung<br />

von Energie aus Abfällen und Rest-<br />

stoffen]<br />

7


ARGENTINIEN<br />

1.1 Einleitung<br />

ABBILDUNG 1:<br />

ARGENTINIEN<br />

Quelle: CGIAR 2009<br />

Argentinien ist im südlichen Teil von Südamerika gelegen<br />

und grenzt an Bolivien, Brasilien, Chile, Paraguay, Uruguay<br />

und den Südatlantik. Argentinien verfügt über eine<br />

TABELLE 1:<br />

STATISTISCHE INFORMATIONEN ZU ARGENTINIEN (STAND: 2008)<br />

Vielfalt an Landschaften, die von arktischen Regionen im<br />

Süden bis zu bewaldeten Dschungelregionen im Norden<br />

und schroffen Gebirgen (Anden) entlang der 4.000 km<br />

langen Grenze zu Chile reichen.<br />

Das politische System Argentiniens ist eine föderale demokratische<br />

Republik, in der der Präsident des Landes<br />

(seit den Wahlen vom Dezember 2007 Cristina Fernandez<br />

de Kirchner) die Position des Staats- und Regierungschefs<br />

innehat. Argentinien, das in der ersten Hälfte des 20.<br />

Jahrhunderts eine der reichsten Nationen der Welt war, erfuhr<br />

einen jahrzehntelangen, konstanten wirtschaftlichen<br />

Niedergang, der im Jahr 2001 zum Staatsbankrott führte.<br />

Seither wurden im Bereich der Wirtschaftsentwicklung<br />

gute Fortschritte erzielt (jährliche BIP-Wachstumsraten<br />

um 7%), aber das Land hat nach wie vor mit strukturellen<br />

wirtschaftlichen Problemen wie hoher Staatsverschuldung,<br />

Inflationsrisiko, einem schwachen Steuersystem,<br />

hoher Abhängigkeit von Weltmarktpreisen <strong>für</strong> Rohstoffe<br />

und einem Mangel an Investitionen in die Infrastruktur<br />

und verschiedene Wirtschaftszweige, wie z. B. die Öl- und<br />

Gasindustrie 1 .<br />

Der industrielle Sektor macht derzeit 31% des BIP des<br />

Landes aus. Der Großteil der Produktionen umfasst Eisen<br />

und Stahl, Zement, diverse Kfz-Teile und landwirtschaftliche<br />

Geräte. 11% des nationalen BIP werden durch den<br />

Export von Energie und Brennstoffen nach Brasilien und<br />

Chile erzeugt.<br />

Nach der wirtschaftlichen Krise litt die Öl- und Gas-<br />

Industrie unter mangelnden Investitionen, obwohl hier<br />

in den letzten Jahren eine Entspannung stattgefunden<br />

hat. Biokraftstoffe gewinnen immer mehr an Bedeutung,<br />

aber immer noch in begrenztem Umfang. Der Landwirtschaftssektor<br />

(8% des BIP) macht ein Drittel der gesam-<br />

Fläche Bevölkerung BIP* BIP pro Kopf Import ) Export )<br />

2 780 400 km 2 41 Millions 221 970 Billion R 5 585 R 39 035 Million R 47 994 Million R<br />

* Platz 31 von nach BIP gelisteten Ländern (nominal)<br />

Quellen: Instituto nacional y de estadísticas de Argentina; Fondo Monetario Internacional<br />

1 Econométrica SA Economic Research and Forecast. Informe Económica<br />

Especial. »La Triple Tenaza Energética« (2007)<br />

8


ten Beschäftigung aus. Die Ausfuhr von landwirtschaftlichen<br />

Erzeugnissen wie Soja, Weizen, Mais, Fleisch und<br />

anderen Produkten stellen 54% der Gesamteinnahmen<br />

aus dem Export. Die Länder, die diese Produkte hauptsächlich<br />

importieren, sind Brasilien, Chile, China und die<br />

USA. Die Mehrheit der eingeführten Waren gehören den<br />

folgenden Sektoren an: Fahrzeuge, elektrische Geräte und<br />

Brennstoffe (insbesondere Öl und Erdgas).<br />

Die meisten Importe stammen aus Brasilien, China, der<br />

EU und den USA. Seit 1991 ist Argentinien Mitglied des<br />

Mercosur 2 . Der Mercosur ist der wichtigste Wirtschaftspartner<br />

der argentinischen Wirtschaft. Länder, die Teil<br />

dieser Organisation sind, erhalten 23% der Exporte des<br />

Landes und liefern 16% der Importe Argentiniens. Die<br />

Mitgliedschaft Argentiniens und Brasiliens im Mercosur<br />

hat zur Stärkung der wirtschaftlichen Beziehungen beider<br />

Ländern beigetragen, die bilaterale Abkommen unterzeichneten,<br />

um ihre wirtschaftliche Zusammenarbeit und<br />

Transaktionen zu erleichtern.<br />

1.2 <br />

Übersicht Energiemarkt<br />

Seit 2001 war die Energieversorgung in Argentinien mit<br />

einigen strukturellen Problemen konfrontiert. Langfristig<br />

kann jedoch ein stetes Wachstum verzeichnet werden, insbesondere<br />

bei Erdöl und Erdgas.<br />

Die Zahlen <strong>für</strong> das Jahr 2007 sind von der nationalen<br />

Regulierungsbehörde (ENRE) abrufbar, jedoch werden<br />

etwas andere Kategorien verwendet als bei der IEA, auf<br />

deren Angaben Abbildung 2 basiert. ENRE zufolge be-<br />

2 MERCOSUR (Mercado Común del Sur): regionales Handelsabkommen<br />

zwischen Argentinien, Brasilien, Paraguay, Uruguay, Bolivien, Chile, Kolumbien,<br />

Ekuador und Peru<br />

ARGENTINIEN | 9<br />

TABELLE 2:<br />

ENTWICKLUNG DES BIP ARGENTINIENS (2000 <strong>–</strong> 2008)<br />

Jahr<br />

BIP (USD;<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />

aktuelles<br />

Preisniveau<br />

in Mrd.)<br />

284 204 268 697 97 732 127 571 151 958 181 549 212 710 260 402 326 474<br />

BIP (Euro;<br />

aktuelles<br />

Preisniveau<br />

in Mrd.)<br />

Quelle: International Monetary Fund<br />

307 713 300 019 103 354 112 775 122 163 145 928 169 409 190 005 221 970<br />

ABBILDUNG 2:<br />

GESAMTE PRIMÄRENERGIEBEREITSTELLUNG<br />

IN ARGENTINIEN, 2006<br />

Gesamte Primärenergiebereitstellung 2006: 3 151.6 PJ<br />

1 4027.0<br />

46 %<br />

Nuklear<br />

Gas<br />

Goethermie / Solar, etc.<br />

Wasser<br />

Quelle: IEA 2008<br />

83.9<br />

3 %<br />

136.7<br />

4 %<br />

0.3<br />

0 %<br />

107.0<br />

3 %<br />

1 357.1<br />

43 %<br />

8.5<br />

0 %<br />

31.1<br />

1 %<br />

Kohle und Torf<br />

Strom<br />

Rohöl<br />

Brennbare Erneuerbare /<br />

Abfall<br />

lief sich Argentiniens Primärenergie im Jahr 2007 auf<br />

1.771 PJ Erdgas, 1.264 PJ Öl, 147 PJ Wasserkraft, 91 PJ<br />

Kernenergie, 48 PJ Holz, 42 PJ Bagasse, 16 PJ Kohle und<br />

25 PJ andere Energieträger.<br />

Aufgrund der wirtschaftlichen Krise und dem Mangel<br />

an Investitionen verringerte sich die Gasproduktion, was<br />

bei den Übertragungs- und Verteilernetzen zu Kapazitätsengpässen<br />

führte. Besonders im Jahr 2004 führten die<br />

häufigen Versorgungsunterbrechungen zu schwerer Gasknappheit<br />

und Stromausfällen bei Industrie und Privat-


TABELLE 3:<br />

GESAMTENERGIEVEBRAUCH IN ARGENTINIEN 2007 (KTOE; VORLÄUFIGE DATEN)<br />

Sektor Industrie Transport<br />

haushalten. Die Zentralregierung stellte mehrere Aktionspläne<br />

wie das Programm <strong>für</strong> rationelle Gasnutzung und<br />

das Programm <strong>für</strong> rationelle Stromnutzung auf, um die<br />

Energiekrise zu bewältigen. Der Gesamtenergieverbrauch<br />

in Argentinien belief sich im Jahr 2007 auf 52.966 ktoe 3 .<br />

Tabelle 3 zeigt den Energieverbrauch der verschiedenen<br />

Sektoren des Landes.<br />

Im Jahr 2007 hat die Zentralregierung einen nationalen<br />

Plan zur Energieeinsparung aufgestellt, um der steigenden<br />

Nachfrage gerecht zu werden, die noch nicht vollständig<br />

von der derzeitigen Energieversorgung abgedeckt<br />

wird. Die Energienachfrage hat sich im Jahr 2008 zudem<br />

erneut um 4,9% erhöht. Argentinien ist derzeit mit<br />

schwerwiegenden Engpässen bei der Energieversorgung<br />

konfrontiert, was die Regierung zwingt, Maßnahmen 4 zur<br />

Verringerung des Energieverbrauchs durchzuführen. Das<br />

Land verringerte zudem Gaslieferungen nach Chile und<br />

verstärkte Ölimporte aus Bolivien und begann die Einfuhr<br />

von Öl aus Venezuela, um so Erdgas als Quelle <strong>für</strong><br />

die Energieerzeugung zu ersetzen.<br />

Das Stromnetz<br />

Die Stromversorgung besteht aus zwei miteinander verbundenen<br />

Netzen: SADI, das im nördlichen und zentralen<br />

Argentinien in Betrieb ist und von Stromerzeugungsunternehmen<br />

des Mercado Eléctrico Mayorista (MEM;<br />

Stromgroßhandelsmarkt) genutzt wird, und dem Sistema<br />

Interconectado Patagónico (SIP) in Patagonien, das den<br />

produzierten Strom der Mitglieder des Mercado Eléctrico<br />

Mayorista Sistema Patagónico (MEMSP) transportiert.<br />

Beide Netze werden durch die Companía Administradora<br />

del Mercado Mayorista Eléctrico Sociedad Anónima<br />

(CAMMESA), ein Privatunternehmen, verwaltet 5 .<br />

3 Entspricht 2.333 PJ bzw. 647.866 GWh<br />

4 Maßnahmen wir z. B. PRONUREE (Programa Nacional de Uso Racional y<br />

Eficiente de la Energía)<br />

5 80% der Firmenanteile gehören den verschiedenen Teilnehmern des Stromhandels,<br />

während 20% der Zentralregierung gehören.<br />

Privathaus-<br />

halte<br />

Öffentlich/<br />

kommerziell<br />

Landwirtschaft<br />

PJ 772 521 501 160 131 249<br />

% 33 22 21 7 6 11<br />

Gesamt 3 404<br />

Quelle: Secretaría de Energía<br />

ARGENTINIEN | 10<br />

nicht-<br />

energetisch<br />

ABBILDUNG 3:<br />

KARTE DER ELEKTRIZITÄTSNETZE IN ARGENTINIEN<br />

Quelle: CGIAR 2004<br />

Die nationale Nachfrage konzentriert sich auf drei<br />

Hauptgebiete: die Regionen Gran Buenos Aires und Litoral<br />

und die Provinz Buenos Aires 6 . Auf diese Bereiche<br />

entfällt 65% des nationalen Strombedarfs. Die Erzeugungskapazität<br />

ist in diesen Gebieten bemerkenswert<br />

niedrig im Vergleich zu ihrem Verbrauch, die Stromerzeugung<br />

beläuft sich auf nur 43% des gesamten Verbrauchs.<br />

6 Durch das Gebiet Gran Buenos Aires wird die Mega-City bezeichnet, die sich<br />

aus den unabhängigen Städten Buenos Aires zusammensetzt und 24 »departments«,<br />

die im städtischen Ballungsgebiet um Buenos Aires liegen.


Im Rest des Landes ist die Stromerzeugungsleistung<br />

größer als der Verbrauch, wodurch die Hauptleitung des<br />

Stromes aus diesen energieexportierenden Regionen in<br />

die Provinz Buenos Aires entsteht. Was die Einspeisung<br />

von Strom aus erneuerbaren Energien angeht, so sind<br />

die Stromnetzbedingungen <strong>für</strong> Windkraftprojekte in<br />

den Provinzen Buenos Aires, Comahue und Patagonien<br />

günstig. Ihre Übertragungsnetze werden ohne zusätzliche<br />

Investitionen in die Infrastruktur <strong>für</strong> die Installation<br />

von verschiedenen kleinen und mittleren Windparks<br />

ausreichen.<br />

Im April 2008 wurde die 500-kV-Leitung zwischen den<br />

patagonischen Städten Puerto Madryn und Pico Truncado<br />

eingeweiht. Diese 550 Kilometer lange Verbindung<br />

soll die Entwicklung der Windenergie in der Region Patagonien<br />

ermöglichen und fördern. Allerdings erschließt<br />

diese neue Verbindung nur einen geringen Prozentsatz<br />

des gesamten Windenergiepotenzials in Patagonien. Die<br />

Region ist an das nationale Stromnetz über eine 500-kV-<br />

Verbindungsleitung zwischen den Städten Puerto Madryn<br />

und Choele-Choel verbunden (Projekt im April 2008<br />

abgeschlossen). Eine Erweiterung der Netzkapazität wird<br />

erwartet, da im Juli 2009 eine öffentliche Ausschreibung<br />

zur Konstruktion einer zusätzlichen 500-kV-Leitung<br />

stattfand, welche die Regionen Pico Truncado und Río<br />

Gallegos verbinden soll.<br />

Installierte Leistung<br />

Ende 2007 war in Argentinien eine Gesamtleistung von<br />

25 890 MW installiert, was einen Anstieg von 1% im Vergleich<br />

zum Vorjahr bedeutet. Davon machen thermische<br />

Kraftwerke (mit Erdgas, Heizöl und Kohle betrieben)<br />

ARGENTINIEN | 11<br />

TABELLE 4:<br />

INSTALLIERTE LEISTUNG IN ARGENTINIEN NACH ENERGIEQUELLEN 2000 <strong>–</strong> 2007<br />

MW 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />

Thermische<br />

Energie<br />

11 382 13 075 13 407 13 555 13 530 13 962 13 439 13 669<br />

Wasserkraft 10 834 10 834 10 931 10 931 11 003 11 164 11 164 11 216<br />

Kernkraft 1 005 1 005 1 005 1 005 1 005 1 005 1 005 1 005<br />

Gesamt 23 221 24 914 25 343 25 491 25 538 26 131 25 608 25 890<br />

Quelle: Ente Nacional Regulador de la Electricidad. Informe Anual 2007<br />

13.669 MW aus (52,79%). Die installierte nukleare Leistung<br />

lag bei 1.005 MW (3,89%), während Wasserkraft<br />

einen Anteil von 11.216 MW (43,32%) darstellte. Der<br />

Strombedarf im Land steigt (über 6% jährlich), weshalb<br />

die nationale Regierung den Bau von großen Energieerzeugungsprojekten<br />

beauftragt (insbesondere Wasserkraft).<br />

Es wurde geschätzt, dass etwa 1.000 MW an zusätzlicher<br />

Energieerzeugungsleistung pro Jahr benötigt<br />

werden, um die Energieversorgung zu gewährleisten. Eine<br />

große Anzahl der Projekte werden durch öffentliche Mittel<br />

finanziert werden (von der nationalen Regierung oder<br />

internationalen öffentlichen Einrichtungen wie z. B. multilateralen<br />

Banken), während die privatwirtschaftlichen<br />

Initiativen noch gering ausfallen.<br />

Die installierte Leistung, die sowohl mit MEM als auch<br />

mit MEMSP verbunden ist, hat sich in den letzten Jahren<br />

wie folgt geändert:<br />

Der Beitrag der erneuerbaren Energien (ohne Wasserkraft)<br />

ist im Vergleich zur gesamten Energieerzeugung<br />

sehr gering (weniger als 0,1%). Es ist wahrscheinlich,<br />

dass sich diese Situation in den kommenden Jahren wegen<br />

der mangelhaften Erdgasversorgung als Folge von<br />

Engpässen in der Erkundung und Erschließung neuer<br />

Erdgasfelder und Schwachstellen bei Erdgaspipelines<br />

ändern wird.<br />

Im Jahr 2005 verminderte sich die Quote der Gasgewinnung<br />

zum ersten Mal 7 . Dies beeinträchtige die Gesamtsituation,<br />

da nach wie vor keine Gasabkommen mit Bolivien<br />

geschlossen wurden und keine neuen regionalen<br />

Erdgaspipelines errichtet worden sind.<br />

Kurzfristig (bis 2010) wird eine Reihe von Investitionsmaßnahmen<br />

von der Nationalregierung durchgeführt, die<br />

7 Das erklärt den Rückgang der 2006 und 2007 installierten Leistung.


TABELLE 5:<br />

BRUTTO-ENERGIEERZEUGUNG NACH ENERGIEQUELLE IN GWh; ARGENTINIEN 2000 <strong>–</strong> 2008<br />

auf die Sicherung der Energieversorgung im ganzen Land<br />

abzielt. Diese Investitionen beinhalten die Errichtung<br />

neuer Wasserkraftwerke (La Barrancosa, Condir Cliff,<br />

Punta Negra, Portezuelo del Viento, Los Blancos, Chihuido<br />

I und II). Die zu entwickelnden Projekte schließen<br />

auch den Bau von 2.020 km neuer Stromleitungen ein.<br />

Auch die Fertigstellung des Kernkraftwerks von Atucha<br />

II und der Bau von zwei Blockheizkraftwerken 8 gehört<br />

hierzu, was 840 MW an zusätzlicher Kapazität bringt.<br />

Die Regierung will die Bemühungen zur Gas- und Ölförderung<br />

im ganzen Land mit den Programmen »Petróleo<br />

Plus« und »Gas Plus« erhöhen 9 .<br />

Stromerzeugung<br />

Im Jahr 2007 belief sich der Gesamtbetrag von erzeugtem<br />

Strom auf 108.482 GWh. Die Stromerzeugung basierte<br />

auf Wasserkraft 10 (34% der gesamten Stromerzeugung)<br />

8 Von einem Konsortium von argentinischen Unternehmen und der spanischen<br />

Firma Isolux (mit einem Volumen von 569 Mio. EUR und einer Gesamtkapazität<br />

von 840 MW<br />

9 Mehr Informationen sind beim Energieministerium erhältlich<br />

(www.energia3.mecon.gov.ar).<br />

10 Die Stromerzeugung durch Wasserkraft ging um 12% im Vergleich zum Vorjahr<br />

zurück, was auf die geringeren Wasserressourcen der hierzu angezapften Seen<br />

zurückzuführen ist.<br />

ARGENTINIEN | 12<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />

Thermische<br />

Energie<br />

43 248 36 510 32 642 39 466 49 399 51 351 53 928 61 012 66 877<br />

Wasserkraft 33 760 41 507 41 090 38 717 35 133 39 213 42 987 37 290 36 882<br />

Nuklear 6 541 5 393 7 025 7 313 6 374 7 153 6 721 6 849 6 541<br />

Importe 1 011 1 450 2 210 1 234 1 441 1 222 559 3 459 1 774<br />

Gesamt 83 750 86 007 81 334 86 442 93 286 98 160 104 627 108 482 112 382<br />

Source: CAMMESA<br />

TABELLE 6:<br />

STROMVERBRAUCH NACH BENUTZERGRUPPE 2001 <strong>–</strong> 2007 [ TWh, %]<br />

Sektor 2003 2004 2005 2006 2007<br />

Privathaushalte TWh 107 115 118 124 139<br />

% 18 19 20 20 23<br />

Handel TWh 37 39 39 42 45<br />

% 18 19 19 21 22<br />

Industrie TWh 149 123 128 186 214<br />

% 19 15 16 23 27<br />

Andere TWh 201 245 253 259 250<br />

% 17 20 21 21 21<br />

Gesamt TWh 495 523 538 610 648<br />

Quelle: Secretaria de Energía<br />

und thermischer Energie 11 (60% der gesamten Stromerzeugung),<br />

Kernenergie trug zu 6% bei.<br />

In diesem Jahr fand eine bemerkenswerte Zunahme der<br />

Stromimporte statt (208% Steigerung im Vergleich zum<br />

Vorjahr) 12 , die aus Beschränkungen der Regierung resultieren,<br />

die wegen der schwierigen Situation in der Strom-<br />

und Gasversorgung und wegen des Energieverbrauches<br />

des Landes in den letzten Jahren auferlegt wurden. Die<br />

Energieexporte wurden im Vergleich zum Vorjahr um<br />

73% reduziert.<br />

Erneuerbare Energien<br />

Als Ergebnis der Energiepolitik der letzten Jahrzehnte,<br />

die durch die Zentralregierung entwickelt wurde, und der<br />

Arbeit der früheren staatlichen Unternehmen die in den<br />

90er Jahren privatisiert wurden 13, spielt die Wasserkraft<br />

eine wichtige Rolle im aktuellen Energiemix Argentini-<br />

11 Die Stromerzeugung aus termischer Energie stieg in diesem Jahr um 14%, um<br />

den Rückgang der Erzeugung von Strom durch Wasserkraft zu kompensieren.<br />

12 Die Gesamtsumme der durch Argentinien importierten Energie beträgt dieses<br />

Jahr 3.459 GWh (3% der absoluten Energieerzeugung des Landes).<br />

13 Wie z. B. Agua y Energía Eléctria and Hidronor


ens. Argentinien verfügt über mehrere Ressourcen zur<br />

Erzeugung von Energie aus Wasserkraft und Wind, aber<br />

auch aus Sonneneinstrahlung, Biomasse und Erdwärme.<br />

Wie bereits erwähnt, ist der aktuelle Beitrag der erneuerbaren<br />

Energien zur Stromerzeugung in Argentinien<br />

sehr gering und existiert vor allem im Rahmen von Programmen<br />

der Regierung, die Bewohnern von abgelegenen<br />

Gebieten ohne Anschluss an das nationale Stromnetz Zugang<br />

zur Energieversorgung verschaffen soll. Erneuerbare<br />

Energien (außer Wasserkraft) werden bislang noch nicht<br />

in das Stromnetz eingespeist.<br />

In der Solarthermie-Branche existieren keine nennenswerten<br />

Maßnahmen, um diese Technologie zu fördern.<br />

Die Nutzung von Solarthermie ist wegen der hohen Installationskosten<br />

und den niedrigen Preisen <strong>für</strong> Erdgas<br />

wirtschaftlich unattraktiv. In ländlichen Gebieten decken<br />

Holz und andere Arten der Biomasse den Bedarf <strong>für</strong><br />

Warmwasserbereitung. Der Einsatz von Biomasse macht<br />

fast 5,5% des Endenergieverbrauchs aus und wird hauptsächlich<br />

in Industrie, Land- und Forstwirtschaft genutzt.<br />

Brennholz und Bagasse werden <strong>für</strong> die Herstellung von<br />

Holzkohle eingesetzt. Biomasseprojekte zur Stromerzeugung<br />

wurden trotz günstiger Bedingungen noch nicht<br />

eingeführt.<br />

Der erhöhte Energiebedarf der letzten Jahre und die mangelnde<br />

nationale Erzeugungsleistung stellen große Hürden<br />

<strong>für</strong> die Entwicklung des Sektors erneuerbare Energien<br />

<strong>–</strong> mit Ausnahme der etablierten Wasserkraft <strong>–</strong> dar, da andere<br />

Energiequellen (wie z. B. Wasserkraft) und Energieimporte<br />

(z. B. Erdgas) als kurzfristige Lösungen <strong>für</strong> die<br />

gegenwärtige Energiekrise angesehen werden.<br />

Dennoch schätzt das Energiesekretariat des zuständigen<br />

Ministeriums (Ministro de Planificación Federal, Inversión<br />

Pública y Servicios), dass bis 2016 weitere 2.500<br />

MW Leistung durch erneuerbare Energie installiert sein<br />

werden, um die Ziele, die durch das Gesetz 26190/06<br />

gesetzt worden sind, zu erfüllen und 8% des nationalen<br />

Stromverbrauchs durch erneuerbare Energien zu decken.<br />

Der Minister plant darüber hinaus die Installation weiterer<br />

1.000 MW bis 2025, wovon Windenergie die Hälfte<br />

ausmachen soll.<br />

ARGENTINIEN | 13<br />

Strompreise<br />

Der Strompreis basiert auf zwei Komponenten: Eine<br />

Komponente spiegelt Preise wider, zu denen Energie und<br />

Elektrizität durch Firmen vom Großhandelsstrommarkt<br />

eingekauft werden, die auch die Übertragungskosten beinhalten<br />

14 . Die zweite Komponente spiegelt die Kosten <strong>für</strong><br />

Dienstleistungen der Versorgungsunternehmen wider und<br />

enthält die Kosten <strong>für</strong> Entwicklung und Investitionen in<br />

das Netz, Betrieb, Wartung, Vermarktung von Strom und<br />

die Rendite des investierten Kapitals. Der Strompreis ist<br />

in den letzten Jahren stetig gestiegen. Während der durchschnittliche<br />

Preis in MEM-Strommarkt 13,2 EUR/MWh<br />

im Jahr 2004 betrug, belief er sich auf 30,02 EUR/MWh<br />

im Jahr 2009. Eine Erklärung <strong>für</strong> diesen rasanten Anstieg<br />

ist die mangelnde Verfügbarkeit von Wasserkraft und die<br />

Substituierung von Erdgas durch andere Kraftstoffe als<br />

Antwort auf den heimischen Energiebedarf, der die nationale<br />

Erdgasproduktion übersteigt.<br />

Liberalisierung<br />

Bis 1989 war der argentinische Elektrizitätssektor durch<br />

den Staat oder staatliche Stromunternehmen gekennzeichnet.<br />

Die größten Werke waren Ayee (1957 gegründet),<br />

Hodronor (1957 gegründet) und Segba (1962 gegründet).<br />

Zudem waren 19 weitere regionale Firmen (hauptsächlich<br />

Versorger) und verschiedene Elektrizitätskooperativen<br />

am Markt aktiv. 1992 privatisierte Argentinien<br />

seinen Energiesektor als Folge schlechten Managements<br />

und unzureichender Investitionen in das Stromnetz 15 .<br />

Die verbundenen Staatsbetriebe wurden entflochten und<br />

durch das Elektrizitätsgesetz von 1992 privatisiert und in<br />

die Bereiche Erzeugung, Übertragung und Versorgung<br />

aufgeteilt. Während im Bereich der Erzeugung Wettbewerbsstrukturen<br />

entstanden, wurde der Übertragungs-<br />

und Versorgungssektor auf der Basis von Privatmonopolen<br />

eingerichtet. Im Juni 1995 waren bereits mehr als 25<br />

ehemals staatliche Firmen privatisiert.<br />

Heute basiert der Erzeugungssektor auf einem preisorientierten<br />

Bieterverfahren, was zu Preisobergrenzen im Großhandel<br />

führte, um die Preise zu stabilisieren. Diese werden<br />

durch ENRE festgelegt, eine unabhängige Regulierungsinstanz<br />

des Sektors. Der Strom kann entweder über bila-<br />

14 Diese Preise werden durch das Energiesekretariat des zuständigen Ministeriums<br />

(Ministro de Planificación Federal, Inversión Pública y Servicios) festgelegt und<br />

alle drei Monate angepasst.<br />

15 Lokey 2009


terale Verträge, saisonale Kaufverträge oder kurzfristige<br />

Verträge verkauft werden. Mehr als die Hälfte des Stroms<br />

wird auf kurzfristiger Basis gehandelt.<br />

Stromübertragung und -verteilung werden auf nationaler<br />

und regionaler Ebene durch CAMMESA, dem wichtigsten<br />

Akteur bei der Marktregulierung, abgewickelt. Die<br />

Hauptaufgaben dieser Einrichtung beinhalten neben des<br />

Echtzeitbetriebs des Energiesystems auch die Einsatzplanung<br />

und -steurung der Kraftwerke, die Preiskalkulation<br />

am Spotmarkt und die Abwicklung sämtlicher geschäftliche<br />

Transaktionen im Elektrizitätsmarkt. Energieerzeuger<br />

sind nicht berechtigt, größere Anteile an Übertragungsunternehmen<br />

zu erwerben. Grundsätzlich haben alle<br />

Stromerzeuger freien und gleichen Zugang zum Netz.<br />

Allerdings erheben die Übertragungsfirmen eine Gebühr<br />

<strong>für</strong> ihre Übertragungsdienstleistungen.<br />

Ländliche Elektrifizierung<br />

Einige Regionen haben verschiedene Ansätze zur Lösung<br />

des Problems der ländlichen Energieversorgung in Betracht<br />

gezogen. In einigen Provinzen wurde das Problem<br />

durch die Verwendung von Stromaggregaten (wie z. B.<br />

in Juyjuy, Río Negro und Neuquén), Mini-Wasserkraftwerken<br />

(in den Provinzen Misiones, Salta und Neuquén),<br />

PV-Systemen (in Juyjuy, Catamarca, Santa Fe, La Rioja,<br />

Neuquén und Río Negro), Windturbinen (in den Provinzen<br />

Chubut, Neuquén und San Juan) und durch die<br />

Ausweitung regionaler Stromnetze gelöst (hauptsächlich<br />

in der Provinz Neuquén).<br />

Nach dem letzten Einwohner- und Wohnungszensus, der<br />

vom National Institute of Census and Statistics 16 durchgeführt<br />

wurde, haben 5% der gesamten Bevölkerung in<br />

Argentinien keinen Zugang zu Elektrizität. In den ländlichen<br />

Gebieten haben jedoch über 30% der Bevölkerung<br />

keinen Zugang zu Elektrizität. Dementsprechend haben<br />

die nationale Regierung und die Provinzregierungen spezielle<br />

Programme <strong>für</strong> die Elektrifizierung in ländlichen<br />

Gebieten eingerichtet. Da unzureichende Übertragungsmöglichkeiten<br />

einer Anbindung in das öffentliche Stromnetz<br />

häufig entgegenstehen, gibt es ein starkes Interesse an<br />

autonomen Lösungen, die auch erneuerbare Energien <strong>für</strong><br />

entlegene Gebiete umfassen. Die beiden Programme, die<br />

16 INDEC (Instituto Nacional de Estadísticas y Censos). Weiter Informationen<br />

unter http://www.indec.gov.ar/<br />

ARGENTINIEN | 14<br />

<strong>für</strong> die Förderung der ländlichen Elektrifizierung relevant<br />

sind, sind PAEPRA und PERMER 17 .<br />

PAEPRA<br />

In Argentinien gibt es derzeit zwischen zwei und drei Millionen<br />

Bewohner in ländlichen Gebieten, die keinen Zugang<br />

zu Elektrizität haben. Ähnliche Bedingungen gelten<br />

auch <strong>für</strong> etwa 6.000 Gebäude der öffentlichen Hand in<br />

diesen Regionen (Schulen, medizinische Einrichtungen,<br />

Polizei usw.).<br />

Mit dem Ziel, technische Lösungen zu finden, die eine<br />

netzunabhängige Lösung zulassen, hat der Energieminister<br />

im Jahr 1995 das Programm PAEPRA (Programa de<br />

Abastecimiento Eléctrico de la Población Rural) ins Leben<br />

gerufen. Das Programm gewährt über ein Ausschreibungsverfahren<br />

Zuschüsse an private Konzessionsinhaber,<br />

die Strom in ländlichen Gebieten zum niedrigsten<br />

Subventionstarif garantieren, auch wenn da<strong>für</strong> netzunabhängige<br />

Lösungen umgesetzt werden müssen.<br />

Die ersten beiden Provinzen, in denen der ländliche<br />

Strommarkt nach diesem Modell etabliert wurde, waren<br />

Juluy und Salta im Nordwesten des Landes. Der größte<br />

Teil der Elektrifizierung erfolgt auf der Basis von isolierten<br />

Netzen oder netzunabhängigen Ansätzen, die auf fossilen<br />

Brennstoffe und/oder erneuerbaren Energien basieren.<br />

PERMER<br />

Im Jahr 1999 wurde das Programm PAEPRA um eine<br />

Komponente erweitert, die speziell auf die Nutzung erneuerbarer<br />

Energien <strong>für</strong> die Elektrifizierung ländlicher<br />

Gebiete ausgerichtet ist (Proyecto de Energías Renovables<br />

de Mercados Rurales <strong>–</strong> PERMER). Das Projekt zielt<br />

auf die Erweiterung des privaten Marktes um alternative<br />

Energieversorgungssysteme ab und soll die Stromversorgung<br />

in den ländlichen Regionen nachhaltig gestalten<br />

und konzentriert sich auf entlegene Siedlungen, Häuser<br />

und Einrichtungen.<br />

Zu Beginn des Projekts war geplant, Elektrizität <strong>für</strong> 1,8<br />

Millionen Menschen in 314.000 Haushalten bereitzustellen<br />

und 6.000 Institutionen wie Schulen, medizinische<br />

Zentren und Polizeistationen zu versorgen. Bis September<br />

2006 erhielten jedoch nur 2.235 Haushalte und 556<br />

17 Weitere Informationen über PAEPRA und PERMER unter http://energia.<br />

mecon.gov.ar/permer/permer.html


öffentliche Einrichtungen durch die Ausweitung des öffentlichen<br />

Netzes oder durch isolierte, netzunabhängige<br />

Lösungen Strom 18 . Bislang sind 3.440 PV-Anlagen auf<br />

privaten Gebäuden und 690 Anlagen an öffentlichen Gebäuden<br />

in den Provinzen Catamarca, Río Negro, Jujuy,<br />

Santiago del Estero, Salta und Tucumán installiert worden.<br />

1.3 <br />

Ministro de Planificación Federal,<br />

Inversión Pública y Servicios <strong>–</strong> Secretaría de Energía<br />

[Energiesekretariat]<br />

Als Unterabteilung des Ministeriums <strong>für</strong> Planung, öffentliche<br />

Investitionen und Dienstleistungen ist das Secretaría<br />

de Energia <strong>für</strong> die Energiesicherheit und den Zugang zu<br />

Energie verantwortlich. Zu den zentralen Aufgaben dieser<br />

Einrichtung gehören die Ausarbeitung, Formulierung und<br />

Durchführung der nationalen energierelevanter Politiken<br />

in Abstimmung mit den regionalen Regierungen. Darüber<br />

hinaus ist das Sekretariat da<strong>für</strong> verantwortlich, die<br />

Energiemärkte zu beobachten und zu analysieren, um die<br />

strategische Planung im Bereich Strom und Brennstoffe<br />

sowie die Kontrolle und Überwachung der angemessenen<br />

Nutzung von Energie auf dem Land voranzutreiben. Das<br />

Sekretariat unterteilt sich in die nachgeordneten Einheiten<br />

<strong>für</strong> Brennstoffe und <strong>für</strong> Strom, die Generaldirektion<br />

<strong>für</strong> wirtschaftliche Zusammenarbeit und Finanzhilfen sowie<br />

die Generaldirektion <strong>für</strong> Energiepolitikplanung und<br />

-Koordination.<br />

Ente Nacional Regulador de la Energía<br />

Eléctrica (ENRE)<br />

[Nationale Energieregulierungsbehörde]<br />

Diese Einrichtung wurde im Jahr 1993 im Zuge der Liberalisierung<br />

gegründet (Rahmengesetz Nr. 24.065 vom<br />

16. Januar 1992 <strong>–</strong> »Elektrizitätsgesetz«) und ist eine unabhängige<br />

Organisation innerhalb des Energieministeriums,<br />

welche die Umsetzung des Regulierungsrahmens<br />

durch das Gesetz Nr. 26.046 von 1991 verantwortet.<br />

ENRE vermittelt bei Konflikten zwischen Energieversorgern,<br />

sorgt <strong>für</strong> die Umsetzung von Gesetze und Ver-<br />

18 Mit Blick auf den aktuellen Status des PERMER-Projektes, siehe: energia.<br />

mecon.gov.ar/permer/Estado.html; Status: September 2008<br />

ARGENTINIEN | 15<br />

ordnungen und überwacht den Abschluss von Konzessionsverträgen.<br />

ENRE setzt auch die Standards <strong>für</strong> die<br />

Energieverteilung, die Strompreise sowie die Preise der<br />

Übertragung und Verteilung und überwacht zudem die<br />

Energieerzeugungsunternehmen und die CAMMESA.<br />

CAMMESA (Compañía Administradora del<br />

Mercado Mayorista Eléctrico)<br />

Diese Einrichtung wurde als ein privates, nicht-kommerzielles<br />

Unternehmen gegründet, das <strong>für</strong> die Verwaltung<br />

der Bereiche des nationalen Großhandelsmarkt <strong>für</strong> Strom<br />

zuständig ist, die nicht durch bilaterale Abkommen abgedeckt<br />

sind. Der Verband der Stromerzeuger (AGEERA),<br />

der Verband der Stromgroßverbraucher (AGUEERA) 19 ,<br />

der Verband der Stromversorger (ADEERA), der Verband<br />

der Verbundnetzbetreiber (ATEERA) und das Energieministerium<br />

sind mit jeweils 20% an CAMMESA beteiligt.<br />

Die zentralen Aufgaben von CAMMESA sind Energieerzeugung<br />

und -verteilung sowie die Preiskalkulation<br />

auf dem Spotmarkt, der Echtzeitbetrieb des Stromnetzes<br />

und die Verwaltung der kommerziellen Transaktionen auf<br />

dem Strommarkt.<br />

Consejo Federal de la Energía Eléctrica (CFEE)<br />

[Bundesrat <strong>für</strong> Elektroenergie]<br />

Der Bundesrat <strong>für</strong> Elektroenergie (CFEE) ist eine 1960<br />

gegründete Einrichtung, die finanzielle Mittel der Regierung<br />

verwaltet (z. B. den »Nationalen Fonds <strong>für</strong> elektrische<br />

Energie« 20 und den »Fonds <strong>für</strong> benötigte Investitionen,<br />

um die Bereitstellung von Energie im Strommarkt<br />

zu erhöhen«). Der CFEE ist auch beratend <strong>für</strong> die nationale<br />

Regierung und die Provinzregierungen in Fragen<br />

der Energiewirtschaft, öffentlicher und privater Energiedienstleistungen,<br />

der Prioritäten bei der Durchführung<br />

neuer Projekte und Studien, der Konzessionen und Genehmigungen<br />

sowie der Stromtarife und Strompreise<br />

tätig. Es ist außerdem Ratgeber <strong>für</strong> Gesetzesänderungen<br />

in der Energiewirtschaft. Das Gremium ist aus einem Exekutivkomitee<br />

und Regionalkomitees in den Provinzen<br />

Córdoba, Catamarca, Misiones, Río Negro und Buenos<br />

Aires zusammengesetzt.<br />

19 Kunden, die mindestens 2.000 MWh pro Jahr verbrauchen<br />

20 Dieser Hauptfond bedient folgende Fonds: Unterfond <strong>für</strong> regionalen Tariffausgleich<br />

<strong>für</strong> Endverbreaucher (FCT); Fond zur elektrischen Entwicklung des<br />

Inneren (FEDEI); Treuhandfond <strong>für</strong> die Bundesenergieübertragung (FFTEF)<br />

und Windenergiefond.


ENARSA (Energía Argentina SA)<br />

ENARSA ist eine öffentliche Gesellschaft, die 2004 von<br />

der Regierung zur Suche, Förderung, Raffinerie und zum<br />

Verkauf von Öl und dessen Nebenprodukten geschaffen<br />

wurde. Ihre Existenz verdankt sie der politischen Notwendigkeit,<br />

ein regulatives staatliches Unternehmen in einem<br />

nahezu vollständig privatisierten Ölmarkt einzurichten<br />

(nachdem das größte Ölunternehmen des Landes, YPF,<br />

1990 privatisiert worden war, wurde es ein Teil der Gruppe<br />

Repsol). Neben der Sicherung des Einflusses der Regierung<br />

auf das Oligopol der Öl- und Gasmärkte wurde das Unternehmen<br />

angewiesen, die Verfügbarkeit der Grundversorgung<br />

zu gewährleisten. Seiner Satzung zufolge besitzt der<br />

Staat 53% und die Provinzen 12% der Anteile. Die verbleibenden<br />

35% wurden über die Börse an private Investoren<br />

verkauft. Derzeit weitet ENARSA ihre Aktivitäten im Sektor<br />

der erneuerbaren Energien aus. Die Gesellschaft wurde<br />

im Zuge des GENREN-Progamms vom Bundesministerium<br />

<strong>für</strong> Plannung, öffent liche Investitionen und Dienstleistungen<br />

ermächtigt, 1.000 MW durch erneuerbare Ressourcen<br />

erzeugte Energie zu verkaufen. Das Unternehmen<br />

beteiligt sich auch aktiv an der Entwicklung von Projekten<br />

zur Erzeugung von Wasserstoff- und Windenergie (über<br />

ihre Tochtergesellschaft „Vientos de la Patagonia I», die<br />

derzeit einen Windpark in der Provinz Chubut baut).<br />

Asociación Argentina de Energías Renovables y<br />

Ambiente [Argentinischer Verband <strong>für</strong> erneuerbare<br />

Energien und Umwelt]<br />

Der Verband wurde 1974 gegründet und entstand während<br />

einer von UNESCO-IAU (International Association<br />

of Universities) und der CNEGH (National Commission<br />

for Geo-Heliophysical Studies) organisierten<br />

Schule <strong>für</strong> junge Astronomen und lateinamerikanische<br />

Wissenschaftler im Bereich Solarphysik am Solar Observatory<br />

of Cosmic Physics. Derzeit zählt er rund 300<br />

Mitglieder aus öffentlichen Institutionen, Universitäten,<br />

Laboratorien, Umwelt-NGOs und dem privaten Sektor.<br />

Die Organisation ist in der nationalen Förderung erneuerbarer<br />

Energien aktiv (insbesondere durch die Organisation<br />

von Veranstaltungen 21 und Veröffentlichungen 22 )<br />

und fungiert zudem als Berater <strong>für</strong> die Landesämter sowie<br />

21 Die letzte Veranstaltung fand im Jahr 2006 statt.<br />

22 Neben Studien und Berichten veröffentlicht die Organisation zwei Zeitschriften<br />

zum Thema erneuerbare Energien und Umwelt.<br />

ARGENTINIEN | 16<br />

<strong>für</strong> nationale und internationale Organisationen.<br />

Asociación Argentina de Energía Eólica<br />

[Argentinischer Verband <strong>für</strong> Windenergie]<br />

Diese Organisation bündelt verschiedene Einrichtungen<br />

und Unternehmen zur Förderung und Entwicklung der<br />

Windenergie. In Zusammenarbeit mit institutionellen<br />

Partnern, die in der Windenergieförderung tätig sind, und<br />

dem privaten Sektor ist diese Einrichtung ein aktives Zentrum<br />

von Dienstleistungen mit dem Ziel der Förderung<br />

und Entwicklung der Windenergie in Argentinien. Die<br />

Aktivitäten reichen von der Beratung und Evaluierung<br />

von Ressourcen zur Realisierung von Windenergieprojekten.<br />

Centro Regional de Energía Eólica<br />

[Regionalzentrum <strong>für</strong> Windenergie]<br />

Das Zentrum wurde im Jahre 1985 von der Provinz Chubut,<br />

der Nationalen Universität in Patagonien und dem<br />

Energieminister gegründet und wird von sechs Personen<br />

betrieben, die Experten in den Bereichen Windvorhersage,<br />

Windauswertung und der sozialen Auswirkungen<br />

der Windtechnologie sind. Das Zentrum arbeitet in den<br />

folgenden Bereichen: Management von Windprojekten,<br />

technisch-wirtschaftlich-finanzielle Aspekte der Windtechnik,<br />

Organisation der Anfragen <strong>für</strong> Genehmigungen,<br />

Betrieb und Wartung, Windparkdesign, Konzeption<br />

und Entwicklung von Programmen zur Elektrifizierung<br />

ländlicher Gebiete und Aufbau von Kapazitäten in der<br />

Windenergie.<br />

Cámara Argentina de Generadores Eólicos<br />

[Kammer argentinischer Windkrafterzeuger]<br />

Diese Einrichtung wurde 1999 gegründet und besteht<br />

aus Unternehmern und Fachleuten aus den Bereichen<br />

Windvorhersage und Windpotentialbestimmung, angewandte<br />

Forschung, Entwicklung und Anwendung sowie<br />

Verwaltung und Betrieb von Windenergieanlagen. Ziel<br />

dieser Einrichtung ist die Förderung von Maßnahmen,<br />

die die Nutzung der Wind-Ressourcen innerhalb des<br />

Landes erleichtern und entwickeln. Darüber hinaus hat<br />

sie sich als Aufgabe gesetzt, Institutionen und Akteure<br />

der Windenergiebranche <strong>–</strong> wie z. B. Projektentwickler,


Hersteller und Lieferanten von Windkraftanlagen und<br />

Serviceunternehmen im Bereich von Windenergieprojekten<br />

<strong>–</strong> zusammenzubringen. Derzeit stellt diese Einrichtung<br />

zusammen mit dem argentinischen Verband <strong>für</strong><br />

Windenergie einen aktiven Verbund zur Förderung der<br />

Windenergie im Land dar.<br />

Private Akteure<br />

Bis Ende 2007 waren insgesamt 48 Energieerzeugungsunternehmen,<br />

14 Eigenproduzenten, 3 Co-Erzeuger,<br />

76 Vertriebsgesellschaften und 2.248 Stromgroßverbraucher<br />

an die zwei miteinander verbundenen Netzen<br />

angeschlossen. Im Bereich der Energieerzeugung entfallen<br />

die größten Marktanteile auf drei Unternehmen:<br />

Endesa Costanera, Central Puerto und Yacyretá. Von<br />

den Vertriebsgesellschaften lieferten die beiden größten,<br />

EDENOR und EDESUR, etwa 40% der gesamten Stromerzeugung<br />

im Jahr 2007. Eine Konzession <strong>für</strong> die Stromübertragung<br />

über Hochspannungsleitungen wurde im<br />

Jahr 1990 an Trasener SA mit einer Vertragsdauer von 95<br />

Jahren vergeben. Die Niederspannungsnetze werden von<br />

sechs überregionalen Unternehmen betrieben. Zusätzlich<br />

zu den Stromerzeugern, die ins SADI- und SIP-Netz integriert<br />

sind, gibt es auch eine Reihe von lokalen Versorgungsunternehmen,<br />

die ebenfalls mit dem Netz verbunden sind,<br />

die jedoch nicht am Stromverteilungsprozesses beteiligt<br />

sind. Darüber hinaus gibt es unabhängige Stromerzeuger,<br />

die in isolierte Netze einspeisen oder <strong>für</strong> den Eigenbedarf<br />

produzieren.<br />

1.4 <br />

<br />

PRONUREE und andere nationale<br />

Energiestrategien<br />

Im Dezember 2007 hat die Regierung das Nationale<br />

Programm zur rationellen und effizienten Nutzung von<br />

Energie23 initiiert, das in die Verantwortung des Energieministers<br />

fällt. Dieses Programm zielt auf die Steigerung<br />

der Energieeffizienz in den Energie verbrauchenden Sektoren<br />

ab. Die dazu eingesetzten Maßnahmen umfassen<br />

23 PRONUREE; Dekret 140/2007. Weitere Informationen unter: http://www.<br />

energy-strategies.org/focusfiles/D_140-07_PNUREE_Argentina.pdf<br />

ARGENTINIEN | 17<br />

Bildungsprogramme zu Energieeffizienz, bessere Rahmenbedingungen<br />

<strong>für</strong> Kraft-Wärme-Kopplung, Kennzeichnungspflicht<br />

<strong>für</strong> Energie verbrauchende Geräte und<br />

Zubehör, Verbesserung der Energieeffizienzverordnung<br />

und die Förderung einer breiteren Nutzung von CDM<br />

zur Unterstützung der Entwicklung von Energieeffizienz-<br />

Projekten. Ziel des Programms ist es, den Stromverbrauch<br />

um 6% zu reduzieren.<br />

Weitere wichtige Strategien der Regierung zur Verbesserung<br />

der Rahmenbedingungen zur Energieerzeugung<br />

sind in den Programmen Energy Plus und Gas-Plus definiert.<br />

Das erste Programm wurde im Jahr 2006 vom<br />

Energieministerium ins Leben gerufen. Es hat das Ziel,<br />

die nationale Erzeugungskapazität zu steigern, um dem<br />

erhöhten Strombedarf Rechnung zu tragen. Im Rahmen<br />

dieses Programms fordert CAMMESA alle Großverbraucherauf,<br />

die Differenz zwischen ihrem aktuellen Bedarf<br />

und dem im Jahr 2005 verzeichneten von einem deregulierten<br />

Markt (dem Energie-Plus-Markt) zu beziehen,<br />

dessen Energie aus neuen Erzeugungsanlagen stammt. So<br />

garantiert das Programm dem Endverbraucher ein zusätzliches<br />

Angebot und fördert eine höhere und effizientere<br />

Energieerzeugung <strong>–</strong> insbesondere durch die Nutzung von<br />

BHKW-Technologie <strong>für</strong> die Stromerzeugung. Zum anderen<br />

ermutigt es den industriellen Sektor, in Energieerzeugungsprojekte<br />

zur Stromeigenversorgung zu investieren.<br />

Der Gas-Plus-Markt wurde von der Regierung im Jahr<br />

2008 initiiert, um private Investitionen in die Erdgassuche<br />

und -produktion durch die Einführung eines Sondertarifs<br />

<strong>für</strong> das neue, auf dem Inlandsmarkt vertriebene Gas,<br />

zu fördern24.<br />

Für den Bereich Übertragung wird der »Nationale Plan <strong>für</strong><br />

Stromtransport auf 500-kV-Basis« vom „Treuhandfond<br />

<strong>für</strong> nationalen Stromtransport» umgesetzt, der auf den<br />

Aufbau und die Vernetzung von Stromleitungen zwischen<br />

den verschiedenen Erzeugungsregionen des Landes abzielt.<br />

Der ergänzende »Nationale Plan <strong>für</strong> Stromübertragung<br />

II« (2003 eingeführt und 2006 aktualisiert) koordiniert<br />

alle Aktivitäten im Zusammenhang mit der Netzentwicklung,<br />

um Einschränkungen innerhalb der regionalen<br />

Übertragungsnetzen bis zum Jahr 2010 zu beseitigen.<br />

Der rechtliche Rahmen <strong>für</strong> die Stromerzeugung ist durch<br />

24 Der Gaspreis ist nicht in der derzeit gültigen »Vereinbarung mit Erdgasproduzenten<br />

2007<strong>–</strong>2011« festgesetzt, sondern richtet sich nach den tatsächlichen<br />

Kosten und einem angemessenem Profit.


Gesetz Nr. 24.065 (»Stromgesetz«) und der Durchführungsverordnung<br />

(Verordnung 1398/92 vom August<br />

1992) geregelt. Diese Neuregelung hat den Stromsektor<br />

umstrukturiert und liefert das Fundament <strong>für</strong> die Privatisierung<br />

nahezu aller gewerblichen Tätigkeiten, die früher<br />

durch staatseigene Unternehmen ausgeführt wurden.<br />

Das Gesetz schaffte die Grundlage <strong>für</strong> die Regulierungsbehörde<br />

und andere Institutionen in diesem Sektor sowie<br />

<strong>für</strong> die Verwaltung des Großhandelsmarktes <strong>für</strong> Strom,<br />

<strong>für</strong> Preise im Spotmarkt, <strong>für</strong> die Tarifgestaltung in regulierten<br />

Bereichen sowie <strong>für</strong> die Evaluierung von zu privatisierendem<br />

Vermögen. In diesem Gesetz gibt es keinen<br />

Hinweis auf die Förderung und den Einsatz erneuerbarer<br />

Energien. Die Stromerzeugung im Bereich erneuerbare<br />

Energien wurde durch Gesetz 25.019 aus dem Jahr 1998<br />

und Gesetz 26.190 von 2007 berücksichtigt (hierzu mehr<br />

in dem folgendem Kapitel).<br />

1.5 Rahmenbedingungen <strong>für</strong><br />

erneuerbare Energien<br />

Gesetzliche Rahmenbedingungen und<br />

Förderung erneuerbarer Energien<br />

Die wichtigsten Instrumente <strong>für</strong> die Förderung erneuerbarer<br />

Energien innerhalb des Landes sind das Gesetz Nr.<br />

25.019 aus dem Jahr 1998 und das Gesetz Nr. 26.190 aus<br />

dem Jahr 2007 25 . Das Gesetz aus dem Jahr 1998, bekannt<br />

als »Nationale Wind- und Solarenergiebestimmungen«,<br />

erklärt die Nutzung von Wind- und Sonnenenergie zum<br />

Projekt von nationalem Interesse und garantiert eine Einspeiseprämie<br />

pro erzeugter kWh, die im Jahr 1998 einen<br />

40%igen Aufschlag auf den Marktpreis betrug. Darüber<br />

hinaus gewährt es bestimmte Steuerbefreiungen <strong>für</strong> einen<br />

Zeitraum von 15 Jahren nach Inkrafttreten des Gesetzes.<br />

Aufgrund der Wirtschaftskrise und der damit verbundenen<br />

Beschränkungen hatte das Gesetz von 1998 bislang<br />

keine messbare Auswirkung.<br />

Das Gesetz 26.190 besagt, dass Stromerzeugung aus erneuerbaren<br />

Energien von »nationalem Interesse« ist und<br />

legt einen Einspeisetarif von 2,67 EUR pro MWh 26 , die<br />

aus erneuerbaren Ressourcen gewonnen wurde, fest. Der<br />

25 Das Gesetz 26.190 wurde 2009 durch Beschluss 562/2009 implementiert.<br />

26 Der Tarif <strong>für</strong> Solar-PV liegt bei 1,60 EUR pro MWh.<br />

ARGENTINIEN | 18<br />

Tarif wird durch den »Treuhandfonds <strong>für</strong> erneuerbare<br />

Energien« 27 garantiert, der speziell <strong>für</strong> diesen Zweck<br />

eingerichtet wurde und durch den Bundesrat <strong>für</strong> Elektroenergie<br />

verwaltet wird. Ziel dieses Gesetzes ist es, bis<br />

2016 8% des nationalen Stromverbrauchs durch Energie<br />

aus erneuerbaren Ressourcen zu decken, was einer Kapazität<br />

von 2.500 entspricht. In diesem Gesetz gibt es auch<br />

andere Anreize wie z. B. Befreiung von der Mehrwertsteuer<br />

bei Kauf, Herstellung, Bau oder Einfuhr von Kapitalgütern<br />

und Ausrüstung <strong>für</strong> die Infrastruktur, sowie<br />

eine schnellere Amortisierung der Einnahmen durch die<br />

Produktion von erneuerbarer Energie.<br />

Auf der Grundlage der Ziele, die durch das Gesetz 26.190<br />

aus dem Jahr 2007 formuliert worden sind, wurde im Mai<br />

2009 von der nationalen Regierung über das Ministerium<br />

<strong>für</strong> Planung, öffentliche Investitionen und Dienstleistungen<br />

das Programm GENREN initiiert (Generación Renovable),<br />

das den alten »Plan de Energías Renovables«<br />

<strong>für</strong> Argentinien wiederbelebt. Dieses Programm, das ist<br />

immer noch in der Entwicklung ist, dient als Rahmen<br />

zur Einrichtung einer Verordnung zur Förderung erneuerbarer<br />

Energie im Land durch steuerliche Regelungen,<br />

Steuerbefreiungen und andere Anreize <strong>für</strong> alle Investitionen,<br />

die entweder mit der Erzeugung von Energie<br />

aus erneuerbaren Ressourcen oder der Produktion von<br />

Ausrüstung zur Nutzung erneuerbarer Energie verbunden<br />

sind. Die Regierung hat das nationale Energieunternehmen<br />

ENARSA dazu ermächtigt, eine öffentliche<br />

Ausschreibung durchzuführen. Da<strong>für</strong> schreibt ENARSA<br />

Kapazitäten <strong>für</strong> private Akteure aus. Dieses Ausschreibungsverfahren<br />

stimmt mit Argentiniens Ziel überein, bis<br />

2016 mindestens 8% Strom aus erneuerbaren Ressourcen<br />

zu produzieren. Der Prozess soll es privaten Investoren<br />

ermöglichen, im Rahmen eines auf 15 Jahre angelegten<br />

Vertrages eine Leistung von 1.000 MW an erneuerbarer<br />

Energie zu installieren. Die Regierung rechnet mit Investitionen<br />

in Höhe von 1.769 Mio. EUR aus dem privaten<br />

Sektor , um alle Projekte des Programmes zu implementieren,<br />

die sich auf die folgenden Bereiche konzentrieren:<br />

Windenergie (500 MW), Biokraftstoffe (150 MW),<br />

WTE 28 (120 MW), Biomasse (100 MW), Mini-Wasserkraft<br />

(60 MW), Erdwärme (30 MW), Sonnenenergie<br />

27 Fondo Ficudidario de Energías Renovables<br />

28 Energiegewinnung aus Abfall


(20 MW) und Biogas (20 MW). Diese Regelung und der<br />

Einspeisetarif, der durch das Gesetz bestimmt wird, sollen<br />

Meilensteine zur Beschleunigung der Anwendung von erneuerbaren<br />

Energien in Argentinien sein.<br />

Der Biokraftstoff-Sektorund insbesondere die Produktion<br />

von Biodiesel und Bioethanol haben in Argentinien<br />

ein deutliches Wachstum verzeichnet. Allerdings gibt es<br />

nur ungenügende Maßnahmen zur Förderung dieses Sektors.<br />

Dem Gesetz Nr. 26.093 (Biokraftstoff-Gesetz), das<br />

festlegt, dass Benzin und Diesel mit 5% Biokraftstoffen<br />

gemischt werden soll, mangelt es an der notwendigen Unterstützung<br />

und entsprechenden Maßnahmen, um dieses<br />

Ziel zu erreichen. Bislang hat die Regierung lediglich Vorgaben<br />

<strong>für</strong> die Produktion von Ethanol gemacht (bezüglich<br />

Preisen und oder die Auswahlkriterien <strong>für</strong> geplante<br />

Projekte), nicht aber <strong>für</strong> Biodiesel.<br />

Das Gesetz Nr. 26.123 aus dem Nationalen Programm <strong>für</strong><br />

Wasserstoff, das 2006 erlassen wurde und die Entwicklungen<br />

und Investitionen im Bereich der Wasserstoffproduktion<br />

fördert und reguliert, wurde nach wie vor nicht<br />

umgesetzt.<br />

Die Provinz Santa Cruz hat ein Landesgesetz (Ley Provincial<br />

2.796) verabschiedet, das Steuererleichterungen<br />

und Subventionen <strong>für</strong> Anlagen im Bereich erneuerbare<br />

Energie während der ersten 10 Jahre vorgibt. Die Steuervorteile,<br />

die durch diese Verordnung gewährt werden, variieren<br />

zwischen 50% und 100%, je nach Anteil der lokal<br />

produzierten Komponenten 29 . Der Zuschuss folgt dem<br />

gleichen Muster und reicht von 0,01 ARD (0,0018 EUR)<br />

bis 0,03 ARD (0,0054 EUR) pro kWh. Dieser Zuschuss<br />

bedeutet eine Ergänzung zur Einspeisetarifregelung, die<br />

durch das nationale Gesetz Nr. 26.190 geregelt ist.<br />

Die erfolgreiche Förderung und Bereitstellung von Anlagen<br />

<strong>für</strong> erneuerbare Energien innerhalb des Landes hängt<br />

weitgehend von verlässlichen Maßnahmen zur Integration<br />

dieser Quellen in den nationalen Energiemix ab, um<br />

potenzielle Investoren bei der Minderung langfristiger<br />

Risiken zu unterstützen und <strong>für</strong> leichteren Zugang zu Finanzmitteln<br />

zu sorgen, um so die höheren Kosten <strong>für</strong> die<br />

benötige Technologie aufzufangen.<br />

Die regulatorischen Rahmenbedingungen <strong>für</strong> erneuerbare<br />

Energien in Argentinien sind derzeit ausschließlich<br />

29 Seit 1. Januar 2007 gibt es 100% Steuererlass auf alle Teile, die innerhalb des<br />

Landes produziert wurden.<br />

ARGENTINIEN | 19<br />

durch Gesetz 26.190 gegeben, da der ursprünglich definierte<br />

Plan <strong>für</strong> erneuerbare Energien in Argentinien überholt<br />

ist. Die Fertigstellung und effiziente Anwendung des<br />

GENREN Programms zur Installation von 1.000 MW<br />

Leistung aus erneuerbaren Ressourcen ist der erste Schritt,<br />

die Akteure im Bereich erneuerbare Energie wieder zu<br />

motivieren, die ihre Tätigkeit nach ersten Aktivitäten in<br />

2002 auf Grund der Wirtschaftskrise in Argentinien eingestellt<br />

haben.<br />

Clean Development Mechanism<br />

Argentinien ratifizierte das Kyoto-Protokoll im Jahr<br />

2001. Das Büro <strong>für</strong> den Clean Development Mechanism<br />

OAMDL (Oficina Argentina de Cambio Climático) berichtet<br />

an das Sekretariat <strong>für</strong> Umwelt und nachhaltige<br />

Entwicklung und dient als Nationale Aufsichtsbehörde<br />

(DNA) des Landes. Dekret Nr. 1.070 vom September<br />

2005 verabschiedete einen nationalen CO2-Fond (Fondo<br />

Argentino del Carbono <strong>–</strong> FAC), der auf die Entwicklung<br />

und Umsetzung von CDM-Projekten abzielt. Zu den<br />

Aufgaben der Organisation gehört ein breites Spektrum<br />

von Aktivitäten wie z. B.:<br />

• Technische Unterstützung <strong>für</strong> Projektentwickler, die an<br />

der Evaluierung des Minderungspotenzials ihrer Projekte<br />

interessiert sind (inklusive Machbarkeitsstudien,<br />

Due-Diligence-Prüfungen etc.) sowie die Möglichkeit,<br />

als Kandidat <strong>für</strong> den CDM-Prozess berücksichtigt zu<br />

werden<br />

• Identifizierung potenzieller Projekte und Bereiche zur<br />

Vermeidung von CO2-Emissionen (durch Sektorstudien,<br />

nationale Kommunikation, Minderungsstrategien<br />

etc)<br />

• Entwicklung von Kapazitäten in Bezug auf Klimaschutzstrategien<br />

(Entwicklung von Kommunikations-<br />

Tools, Kampagnen und Veranstaltungen)<br />

Bis September 2009 wurden 26 Projekte von der DNA<br />

bewilligt, die als CDM-Projekte in das UNFCCC-Programm<br />

integriert werden sollen. Fünfzehn dieser CDM-<br />

Projekte wurden bereits <strong>für</strong> das UNFCCC-Programm<br />

registriert. Von den Projekten, die beim UNFCCC eingereicht<br />

wurden, kamen nur sieben aus dem Bereich Strom-


TABELLE 7:<br />

VERABSCHIEDETE UND GEPLANTE CDM PROJEKTE IM BEREICH ERNEUERBARE ENERGIEN IN ARGENTINIEN<br />

Projekt Ort Typ<br />

Antonio Moran Windpark<br />

in Patagonien<br />

Bio-energy in Geeral Deheza <strong>–</strong><br />

<strong>–</strong>Stromerzeugung aus<br />

Erdnuss- und Sonnen-<br />

blumenkernschalen<br />

Complejo Industrial La Plata <strong>–</strong><br />

Projekt »Rückgewinnung und<br />

Nutzung von Verbrennungsrückständen«<br />

Pindó Erzeugung von<br />

Biomassenergie aus<br />

Waldbiomasse<br />

6 MW Elektrizitätswerk mit<br />

Biomasse aus der Geflügel-<br />

industrie<br />

Biogasrückgewinnung und<br />

thermische Energieproduktion<br />

im CITRUSVIL Werk<br />

(Werk zur Herstellung von<br />

Zitronen-säureprodukten)<br />

Anaerobe Vergärung und<br />

Energieerzeugung im<br />

Semino Stärkewerk Projekt<br />

Comodoro<br />

Rivadavia<br />

<strong>–</strong> Provinz-<br />

Chubut<br />

General<br />

Deheza <strong>–</strong><br />

Provinz<br />

Córdoba<br />

Ensenada<br />

<strong>–</strong> Provinz<br />

Buenos Aires<br />

Stadt Puerto<br />

Esperanza-<br />

Department<br />

von Iguazú<br />

<strong>–</strong> Provinz<br />

Misiones<br />

District of<br />

Lobos <strong>–</strong><br />

Provinz<br />

Buenos Aires<br />

Cevil Pozo<br />

<strong>–</strong> Provinz<br />

Tuscumán<br />

Caracañá<br />

Stadt <strong>–</strong><br />

San Lorenzo<br />

Department <strong>–</strong><br />

Provinz<br />

Santa Fe<br />

erneuerbare<br />

Energien<br />

erneuerbare<br />

Energien<br />

produzierende<br />

Industrie<br />

erneuerbare<br />

Energienen<br />

erneuerbare<br />

Energien<br />

produzierende<br />

Industrie<br />

Müllverarbeitung<br />

und<br />

<strong>–</strong>entsorgung<br />

Quelle: Oficina Argentina del Mecanismo para un Desarrollo Limpio 2009<br />

erzeugung durch erneuerbare Energiequellen (siehe Tabelle<br />

7) und lediglich eines aus dem Bereich Windenergie.<br />

Sieben CDM-Projekte sind im Sektor der Abfallbehandlung<br />

und <strong>–</strong>entsorgung angesiedelt, vor allem im Bereich<br />

der Verwertung von Deponiegas und der Verringerung<br />

des Methanausstoßes.<br />

Derzeit gibt es keine spürbaren Auswirkungen der CDM-<br />

Regelung auf die Planung und Durchführung von Projekten<br />

<strong>für</strong> erneuerbare Energie im Land. Die Investitionsbedingungen<br />

und rechtlichen Rahmenbedingungen müssen<br />

noch von der zentralen Regierung entwickelt werden, um<br />

den erneuerbaren Energien eine wichtige Rolle innerhalb<br />

des Energiemixes des Landes zu sichern 30 . Die konse-<br />

30 Die stringente Anwendung des GENREN Programms innerhalb des Landes<br />

würde die gegenwärtigen Konditionen <strong>für</strong> den Einsatz erneuerbarer Energien<br />

stark verändern. Diese Form der Energie würde dann nämlich eine weitaus<br />

wichtigere Rolle in Argentiniens Energiemix spielen als bisher.<br />

Geplante<br />

Einsparung<br />

(t CO2 eq)<br />

MW Status<br />

ARGENTINIEN | 20<br />

Termin der<br />

Bewilligung<br />

Termin der<br />

Regis-<br />

trierung<br />

185.483 10.56 registriert 19-07-05 29-12-05<br />

585.760.9 10 registriert 11-10-06 09-04-07<br />

1.977.056 n.v.<br />

491.197 4<br />

1.102.793 6<br />

338.993 9.20<br />

203.073 10.05<br />

noch nicht<br />

registriert<br />

noch nicht<br />

registriert<br />

noch nicht<br />

registriert<br />

noch nicht<br />

registriert<br />

noch nicht<br />

registriert<br />

31-01-07<br />

18-03-08<br />

24-06-09<br />

19-03-09<br />

19-03-09<br />

quente Anwendung einer nationalen CDM-Strategie<br />

würde als Katalysator <strong>für</strong> die breite Nutzung erneuerbarer<br />

Energien im Land dienen und sollte darum parallel zum<br />

Marktgeschehen weiterentwickelt werden.<br />

Biomasse und Biogasressourcen werden derzeit im Land<br />

nicht genutzt, obwohl Argentinien über umfangreiche<br />

Ressourcen verfügt. Ein großes Potenzial zur Minderung<br />

von CO2-Emissionen würde sich durch die Umstellung auf<br />

Biodiesel im Verkehrs- und Agrarsektor und die Nutzung<br />

von Biomasse <strong>für</strong> die Energieerzeugung ergeben 31 . Projekte<br />

aus beiden Bereichen, so sie denn weiterentwickelt<br />

werden, kommen <strong>für</strong> die CDM-Registrierung in Frage.<br />

Im Bereich Solarenergie ist diese Lösung nur <strong>für</strong> isolierte<br />

31 Weitere Informationen in: »Klimaschutz in Argentinien und Brasilien. Marktpotenziale<br />

und Ratgeber <strong>für</strong> CDM Projekte« der Cámara Argentino Alemana


Siedlungen gedacht, wo der Anschluss an das nationale<br />

Versorgungsnetzentweder schwer realisierbar oder zu<br />

teuer ist. Die Entwicklung größerer Solar-PV-Projekte<br />

befindet sich noch in der Anfangsphase und ist aufgrund<br />

des kleinen Potentials sehr begrenzt.<br />

Aktivitäten Internationaler Geber<br />

The Japan International Cooperation Agency ( JICA)<br />

Die JICA ist eine Institution der japanischen Regierung<br />

und <strong>für</strong> die Ausführung von Programmen der technischen<br />

Zusammenarbeit in Entwicklungsländern verantwortlich.<br />

Seit 2007 arbeitet diese Einrichtung insbesondere im Bereich<br />

der Forstwirtschaft mit dem Sekretariat <strong>für</strong> Umwelt<br />

und nachhaltige Entwicklung an der Identifizierung und<br />

Entwicklung von CDM-Projekten in Argentinien. Derzeit<br />

wird das Projekt »Durchsetzung von Technologien<br />

<strong>für</strong> die Anwendung des CDM in der Aufforstung und<br />

Wiederaufforstung (CDM F/R) in Argentinien» durchgeführt.<br />

Carbon Finance-Assist Program<br />

Die Carbon Finance-Assist-Programm (CF-Assist) ist<br />

eine Initiative der Weltbank aus dem Jahr 2005. Ziel dieses<br />

Projektes ist es, Entwicklungs- und Schwellenländer<br />

im Prozess der CDM-Projektentwicklung und -durchführung<br />

zu unterstützen. Argentinien wurde 2006 durch<br />

die Unterzeichnung eines Abkommens zwischen der<br />

Weltbank und dem argentinischen Minister <strong>für</strong> Umwelt<br />

und nachhaltige Entwicklung Teil dieses Programms. Ein<br />

Arbeitsplan wurde zwischen den beiden Partnern ausgearbeitet,<br />

der die folgenden Arbeitsbereiche definiert:<br />

• Entwicklung von Strategien <strong>für</strong> den argentinischen<br />

CO2-Fond<br />

• Entwicklung eines Projekt-Portfolios des argentinischen<br />

CO2-Fond<br />

• Technische Unterstützung <strong>für</strong> CDM-Projekte<br />

• Kapazitätsaufbau<br />

• Teilnahme Argentiniens an der Carbon Expo<br />

2006<strong>–</strong>2007<br />

ARGENTINIEN | 21<br />

Inter-American Development Bank<br />

2006 erhielt Argentinien Mittel der Inter-American Development<br />

Bank (IADB) in Form eines Darlehens über<br />

580 Mio. USD zur Realisierung des »Norte Grande<br />

Stromübertragungsprogramms». Das Projekt konzentriert<br />

sich auf den Bau einer Hochspannungsleitung<br />

(500 kV) zur Verbindung der nordöstlichen (NOA) und<br />

nordwestlichen (NEA) Regionen des Landes sowie auf<br />

die elektrische Übertragung von Hoch- und Mittelspannungsnetzen<br />

(unter 500 kV) <strong>für</strong> die ergänzenden regionalen<br />

Übertragungsnetze beiden Regionen.<br />

Andean Entwicklungs-Gesellschaft<br />

Die Corporación Andina de Fomento (CAF) wurde als<br />

eine multilaterale Finanzinstitution gegründet, um Bankdienstleistungen<br />

<strong>für</strong> öffentliche und private Kunden insbesondere<br />

aus der Andenregion bereitzustellen. Im Jahr<br />

2006 finanzierte diese Einrichtung zwei Projekte in Argentinien:<br />

die Verbindung Comahue-Cuyo und die Verbindung<br />

Rincón Santa Maria-Rodriguez. Im selben Jahr<br />

wurden 210 Mio. USD bereitgestellt, um die landesweite<br />

Wasserinfrastruktur zu modernisieren. Im Juni 2007 genehmigte<br />

die CAF ein Darlehen von 45 Mio. USD <strong>für</strong><br />

die Provinz Buenos Aires zur teilweisen Finanzierung der<br />

Ausweitung von Stromübertragungskapazitäten im nördlichen<br />

Teil der Region.<br />

1.6 <br />

Windenergiepotential<br />

Die Windenergiegewinnung stellt die vielversprechendste<br />

Form der Stromerzeugung aus erneuerbaren Ressourcen<br />

im Land dar. Die Zentralregierung hat bereits die ersten<br />

Schritte zur Bewertung, Analyse und Nutzung des<br />

Windpotenzials im Land getan. In dem aktuellen Bericht<br />

zum Status der Windindustrie in Argentinien, den die<br />

Cámara Argentina de Energías Renovables ausgearbeitet<br />

hat, wurden 70% des Landes mit einer jährlichen durchschnittlichen<br />

Windgeschwindigkeit von 6 m/s (50 Meter<br />

Höhe) als geeignete Regionen zur Windenergienutzung<br />

eingeschätzt 32 . Die besten Standorte <strong>für</strong> Windparks be-<br />

32 »Estado de la Industria Eólica en Argentina« (2009). Cámara Argentina de<br />

Energías Renovables.


finden sich im südlichen Teil des Landes, insbesondere im<br />

mittleren und südlichen Patagonien, wo die durchschnittlichen<br />

Windgeschwindigkeiten Werte von 9 m/s bzw.<br />

12 m/s erreichen (http://argentinaeolica.org.ar/portal/<br />

images/stories/Eolica%20en%20Argentina.pdf ). Eines<br />

der Hauptprobleme bei der Entwicklung von Windparks<br />

liegt darin, dass die geeignetsten Standorte weit von dicht<br />

besiedelten Gebieten und industriellen Zentren entfernt<br />

sind, wodurch Netzprobleme entstehen (Netzverbindungen,<br />

Netzkapazitäten, hohe Kosten <strong>für</strong> die Übertragungsleitungen,<br />

große Leitungsverluste etc.). Windkarten gibt<br />

es derzeit <strong>für</strong> zwei Provinzen im südlichen Teil des Landes<br />

(Chubut und La Pampa). Die Erstellung eines umfassenden<br />

Windatlasses <strong>für</strong> das gesamte Land ist ein wesentlicher<br />

Bestandteil des nationalen Windenergieplans. Um<br />

die Planung von Windenergie-Projekten zu erleichtern<br />

wurde das Regionale Zentrum <strong>für</strong> Windenergie (CREE)<br />

in der Provinz Chubut 2005 mit der Erstellung eines solchen<br />

Atlas beauftragt, der 2006 fertig gestellt wurde. Der<br />

Atlas kann unter www.eeolica.com.ar abgerufen werden.<br />

Die argentinische Regierung geht davon aus, dass bis 2012<br />

300 MW an Windenergiekapazitäten errichtet werden<br />

können.<br />

Rahmenbedingungen <strong>für</strong> Windenergie<br />

Die prekäre wirtschaftliche Lage in den Jahren 2001<strong>–</strong><br />

2002 hat die Entwicklung der Windenergiebranche stark<br />

gefährdet und viele Studien und Projekte blockiert. Mittlerweile<br />

hat die Regierung eine ganzheitliche Strategie<br />

entwickelt (Nationale Windenergiestrategie, PENEE),<br />

um die Windenergiebranche auf nationaler Ebene zu<br />

stärken. So soll nicht nur die installierte Kapazität erhöht,<br />

sondern die gesamte Windenergieproduktion des Landes<br />

gefördert werden, die bislang eine nahezu unerschlossene<br />

wirtschaftliche Nische war.<br />

Das PENEE beinhaltet das offizielle Entwicklungsprogramm<br />

<strong>für</strong> Windparks und soll zum Bau von mindestens<br />

300 MW an Windenergieprojekten führen. Zu den ersten<br />

Maßnahmen zur Erreichung dieses Ziels gehört die<br />

Ausarbeitung des Windatlas und die Realisation der Projekte<br />

Vientos de la Patagonia 1 und 2. Beide Windparks<br />

werden von der Regierung mit zusätzlichen Mitteln aus<br />

ARGENTINIEN | 22<br />

den Provinzen, in denen sie installiert sind, finanziert. Der<br />

Windpark Vientos de la Patagonia 1 ist zu 80% Eigentum<br />

der ENARSA und zu 20% Eigentum der Provinz Chubut.<br />

Die Umsetzung des Projekts ist in zwei Phasen aufgeteilt:<br />

Phase 1, die bereits angelaufen ist und voraussichtlich bis<br />

Ende 2009 abgeschlossen sein wird, umfasst die Installation<br />

und Zertifizierung von zwei Prototyp-Turbinen<br />

argentinischer Hersteller (IMPSA Wind und NRG Patagonia).<br />

In Phase 2 wird ein 60 MW-Windpark mit den<br />

zertifizierten Turbinen der Phase 1 in Chubut installiert.<br />

Der Windpark Vientos de Patagonia 2 33 mit einer Kapazität<br />

von 20 MW liegt in der Provinz Santa Cruz. Studien<br />

zur Erschließung und zur Analyse der Windressourcen<br />

werden zurzeit durchgeführt.<br />

Gesetzgebungen <strong>für</strong> Windenergieprojekte<br />

• Gesetz Nr. 26.190: Wie bereits erwähnt gewährt dieses<br />

Gesetz wirtschaftliche Unterstützung <strong>für</strong> Energie aus<br />

erneuerbaren Ressourcen. Im Falle der Windenergie<br />

gibt es eine kleine Unterstützung (0,26 EUR ct./kWh<br />

<strong>für</strong> Wind) und steuerliche Vorteile (z. B. die beschleunigte<br />

Amortisierung oder Befreiung von der Mehrwertsteuer)<br />

<strong>für</strong> Windenergieprojekte.<br />

• Gesetz der Provinz Chubut (Ley Provincial 4.389):<br />

Diese Verordnung legt zusätzliche Subventionen und<br />

Steuervergünstigungen fest und bestimmt auch den<br />

Anteil 33 der Windenergieanlagen-Komponenten, die<br />

in der Provinz hergestellt oder dort montiert werden<br />

müssen. Die Zuschüsse belaufen sich auf 0,089 EUR ct/<br />

kWh (zusätzlich zu den nationalen Subventionen).<br />

• Gesetz der Provinz von Buenos Aires (Ley Provincial<br />

12.603): Dieses Gesetz gewährt zusätzliche Subventionen<br />

<strong>für</strong> Windenergie. Die Zuschüsse belaufen sich<br />

auf 0,089 EUR ct/kWh,(zusätzlich zu den nationalen<br />

Subventionen).<br />

• Gesetzt der Provinz Santa Cruz (Ley Provincial<br />

2.796): Wie im vorhergehenden Kapitel dargestellt,<br />

legt diese Regulierung die Steuervorteile (50<strong>–</strong>100%<br />

je nach lokaler Bestimmung) und kleine Subventionen<br />

(0,18 <strong>–</strong> 0,54 EUR ct, je nach lokaler Bestimmung) <strong>für</strong><br />

Projekte im Bereich erneuerbare Energien fest.<br />

33 Seit dem 1. Januar 2007 100%.


TABELLE 8:<br />

INSTALLIERTE WINDPARKS IN ARGENTINIEN<br />

Derzeitige Nutzung von Windenergie und<br />

geplante Projekte<br />

Die derzeit installierte Windenergieleistung beträgt<br />

30 MW aus Projekten, die hauptsächlich im Zeitraum<br />

von 1994 bis 2002 34 entwickelt und durch Stromgenossenschaften<br />

realisiert wurden. 35 Die letzte Windanlage,<br />

die im Land installiert wurde, ist eine 2-MW-Turbine, die<br />

<strong>für</strong> das Unternehmen Barrick in der Mine in der Provinz<br />

San Juan installiert wurde. Die nachfolgende Tabelle zeigt<br />

eine kurze Beschreibung der bestehenden Windprojekte<br />

in Argentinien.<br />

Nach einigen Jahren der Stagnation aufgrund der Wirtschaftskrise<br />

hat die Windenergieentwicklung an Dynamik<br />

gewonnen, was an der eindrucksvollen Projektpipeline<br />

zu sehen ist. Außer dem zuvor beschriebenen Projekt<br />

Vientos de Patagonia sind folgende Projekte geplant:<br />

Die Arauco Wind Farm ist ein Projekt in der Provinz La<br />

Rioja und wurde vom Unternehmen IMPSA entwickelt.<br />

Das Projekt sieht die Errichtung von 12 Windenergieanlagen<br />

vor (mit je 2,1 MW Leistung), die eine Gesamtka-<br />

34 In den Jahren 2001<strong>–</strong>2002 ließ die Wirtschaftskrise die Investitionen in die<br />

Windenergie sinken. Da sich die argentinische Wirtschaft langsam erholt,<br />

steigen diese Investitionen allmählich wieder an.<br />

35 In Elektrizitätsgenossenschaften schließen sich einzelne Investoren zusammen,<br />

um ihre wirtschaftliche Leistungsfähigkeit zu steigern (und so an großen Projekten<br />

teilnehmen zu können) und um eine schlagkräftige Lobby zur Vertretung<br />

der Interessen aller Mitglieder zu haben.<br />

ARGENTINIEN | 23<br />

Aufstellungsort Tag der Inbetriebnahme<br />

Installierte<br />

Kapazität (MW)<br />

Eigentümer<br />

Claromecó Dezember 98 0.8 Cooperative Claromecó<br />

Darragueira September 97 0.8 Cooperative Darragueira<br />

M. Buratovich Oktober 97 1.2 Cooperative M. Buratovich<br />

Punta Alta Februar 95 0.4 Cooperative Punta Alta<br />

Punta Alta Dezember 98 1.8 Cooperative Punta Alta<br />

Tandil Mai 95 0.8 Cretal Cooperative Ltd. Cooperative Tandil<br />

C. Rivadavia Januar 94 0.5 Pecorsa<br />

C. Rivadavia September 97 6.0 Soc. Coop. Comodoro Rivadavia<br />

C. Rivadavia Oktober 01 10.6 Soc. Coop. Comodoro Rivadavia<br />

R. Tilly März 96 0.4 Coagua<br />

Gral. Acha November 02 1.8 Cosega<br />

Cutral Có Oktober 94 0.4 Copelco<br />

Pico Truncado März 01 2.4 Municipality Pico Truncado<br />

Veladero August 08 2.0 Barrick<br />

Gesamt 29.8<br />

Quelle: Cámara Argentina de Energías Renovables 2009<br />

pazität von 25,2 MW erreichen sollen, und soll in zwei<br />

Schritten bis Mai 2010 fertig gestellt werden. In einem<br />

weiteren Schritt wird die Installation von 90 MW Leistung<br />

projektiert. Das Malaspina-Projekt wird von der<br />

Firma Central Eólica de Malaspina SA entwickelt. Es sind<br />

40 Windkraftanlagen geplant (Vestas V-80 mit je 2 MW).<br />

Das Projekt ist in der Pampa Malaspina gelegen, ca. 130<br />

km nördlich der Stadt Comodoro Rivaldiva in Chubut.<br />

Es ist vorgesehen, dass der Windpark bis 2010/2011 in<br />

Betrieb genommen wird.<br />

Das Vientos del Secano Projekt wird von der Firma ABO<br />

Wind entwickelt und soll in der Nähe der Gemeinde<br />

Ing. Buratovich (Region Villarino) aufgestellt werden.<br />

Der Park wird über eine Gesamtkapazität von 50 MW<br />

verfügen,die Arbeiten sollen bis Ende 2010 beginnen. Es<br />

ist geplant, dass der Park 2011 in Betrieb genommen wird.<br />

Ein weiteres Projekt in Planung ist der Bau des Windparks<br />

Diadema, der sich in der Nähe der Stadt Comodoro Rivadavia<br />

befindet. Der Windpark ist auf eine Gesamtkapazität<br />

von 6,3 MW (aus 7 ENERCON-E-44-Turbinen<br />

mit je 900 kW) und eine geplante durchschnittlichen Er-


zeugung von 22 GWh pro Jahr angelegt. Zusätzlich zum<br />

Windpark ist der Bau einer Wasserstoffanlage vorgesehen.<br />

Es ist geplant, dass das Projekt bis zum Jahr 2010 anläuft,<br />

jedoch deutet manches darauf hin, dass das Projekt bis auf<br />

weiteres ausgesetzt wird.<br />

Geschäftsklima<br />

Auf dem argentinischen Wind-Markt gibt es zurzeit drei<br />

lokale Hersteller von Windkraftanlagen:<br />

Das Unternehmen IMPSA besitzt eine Produktionsstätte,<br />

die Windkraftanlagen produziert (≥ 1,5 MW). Die<br />

in Mendoza gelegene Anlage kann pro Jahr 75 Windkraftturbinen<br />

inklusive Rotorblätter bauen. Das Unternehmen<br />

hat verschiedene Arten von Turbinen <strong>für</strong> unterschiedliche<br />

Windverhältnisse entwickelt (1 MW, 1,5 MW und<br />

2,1 MW). IMPSA arbeitet zurzeit an der Entwicklung<br />

von Turbinen mit einer Nennleistung von über 4 MW.<br />

IMPSA Wind ist der größte brasilianische Wind-Technologieentwickler<br />

mit 13 Windparks, die eine eine Gesamtkapazität<br />

von 317 MW haben und im Nordosten<br />

und Süden des Landes verteilt sind. In Argentinien ist<br />

das Unternehmen an Projekten in den Provinzen Buenos<br />

Aires, Chubut, Córdoba, Neuquén, San Luis und Santa<br />

Cruz beteiligt. In Patagonien hat IMPSA bislang eine<br />

Turbine installiert (1,5 MW) und plant einen Windpark<br />

(90 MW) in der Provinz La Rioja, der 45% des Strombedarfs<br />

der Provinz produzieren würde.<br />

Die Firma NRG Patagonia vermarktet das Modell NRG<br />

1.500 mit 1,5 MW Leistung. Diese Technologie (die üblicherweise<br />

als IEC Typ I+ oder Typ »S» bezeichnet wird)<br />

wurde speziell <strong>für</strong> den Einsatz bei starkem Wind, wie er<br />

beispielsweise in einigen Regionen Patagoniens herrscht,<br />

in Deutschland entwickelt und klassifiziert NRG Patagonia<br />

hat die Struktur der Turbine Typ 1+ verstärkt und daraus<br />

einen Typ II mit einem Rotor mit 77 m Durchmesser<br />

sowie einen Typ I mit einem Rotor mit 70 m Durchmesser<br />

entwickelt. Derzeit ist NRG Patagonia in der Endphase<br />

der Entwicklung einer ersten Einheit, die nun installiert<br />

werden soll und <strong>für</strong> die Entwicklung des Projekts Vientos<br />

de Patagonia I zertifiziert wird.<br />

ARGENTINIEN | 24<br />

Das Unternehmen INVAP entwickelt meist große und<br />

mittlere Turbinen. INVAP ist in der Entwicklung einer<br />

1,5-MW-Turbine (EOLIS 15) <strong>für</strong> starke Winde (Klasse<br />

1) sehr weit fortgeschritten. Die Turbine ist besonders in<br />

den zentralen und südlichen Regionen Patagoniens sowie<br />

an der Atlantikküste in der Provinz Buenos Aires von<br />

Nutzen. INVAP hat auch die Entwicklung einer 2-MW-<br />

Turbine geplant, die <strong>für</strong> Winde der Klasse 2 (also weniger<br />

starke als die in Patagonien) geeignet sind.


1.7 <br />

CAMMESA (Compañía Administradora del Mercado<br />

Eléctrico Mayorista SA)<br />

Avda. Madero 942- Piso 1ª<br />

Buenos Aires (C1106ACW)<br />

Tel.: +54 (11) 4319- 3700<br />

www.cammesa.com.ar<br />

Nationale Stromregulierungsbehörde<br />

Ente Nacional Regulador de la Electricidad (ENRE)<br />

Avda. Madero 1020 <strong>–</strong> Piso 10º<br />

Buenos Aires (C1106ACX)<br />

Tel.: + 54 (11) 4510-4600<br />

www.enre.gov.ar<br />

Energía Argentina SA (ENARSA)<br />

Av. Libertador 1068 <strong>–</strong> Piso 2º<br />

Buenos Aires (C1112ABN)<br />

Tel. / Fax: +54 (11) 4801-9325<br />

www.enarsa.com.ar<br />

Vereinigung der Stromversorger<br />

Asociación de Distribuidores de Energía Eléctrica de la<br />

República Argentina (ADEERA)<br />

Tacuarí 163- Piso 8º<br />

Buenos Aires (1071AAC)<br />

Tel. / Fax: +54 (11) 4331-0900<br />

E-Mail: adeera@adeera.org.ar<br />

www.adeera.org.ar<br />

Vereinigung der Stromerzeuger<br />

Asociación de Generadores de Energía Eléctrica de la<br />

República Argentina (AGEERA)<br />

Av. Callao <strong>–</strong> 1604 piso 4º<br />

Buenos Aires (C1024AAP)<br />

Tel./Fax: +54 (11) 4807-3310<br />

www.ageera.com.ar<br />

ARGENTINIEN | 25<br />

Argentinische Vereinigung <strong>für</strong> Erneuerbare Energien<br />

und Umwelt<br />

Asociación Argentina de Energías Renovables<br />

y Ambiente (ASADES)<br />

President: Ing. Alfredo Esteves<br />

CC 478 No. 162<br />

La Plata (1900) (Prov. Buenos Aires)<br />

E-Mail: www.asades.org.ar<br />

Argentinische Kammer <strong>für</strong> Erneuerbare Energien<br />

Cámara Argentina de Energías Renovables<br />

Viamonte 524, Suite 102<br />

Buenos Aires (C1053ABL)<br />

Tel. +54 (11) 4515-0517<br />

E-Mail: info@cader.org.ar<br />

www.argentinarenovables.org<br />

Ministerium <strong>für</strong> Planung, öffentliche Investitionen<br />

und Dienstleistungen/Energieministerium<br />

Ministry of Federal Planning, Public Investment<br />

and Services/Secretary of Energy<br />

Ing. Daniel Cameron<br />

Av. Paseo Colón 171 <strong>–</strong> Piso 5º of. 504<br />

Buenos Aires (C1063ACB)<br />

Tel.: +54 (11) 4349-5000<br />

E-Mail: energia@minplan.gov.ar<br />

www.energia.gov.ar<br />

Ministrium <strong>für</strong> Umwelt und Entwicklung<br />

Secretaría Ambiente y Desarrollo Sustentable.<br />

San Martín 451<br />

Buenos Aires (C10004AAI)<br />

Tel.: +54 (11) 4348-8200<br />

Fax: +54 (11 4348-8300<br />

www.ambiente.gov.ar


Bundeskomission <strong>für</strong> Elektrizitä<br />

Consejo Federal de Energía Eléctrica (CFEE)<br />

Av. Pte Julio A. Roca 651 <strong>–</strong> Piso 8º Sector 25<br />

Buenos Aires (C1067ABB)<br />

Tel.: +54 (11) 4349-3068/4445<br />

Fax: +54 (11) 4349-3060<br />

President: Ing. Daniel Omar Cameron<br />

E-Mail: cfee@cfee.gov.ar<br />

www.cfee.gov.ar<br />

Argentinischer Windenergieverband<br />

Asociación Argentina de Energía Eólica (AAEE)<br />

President: Prof. Erico Spinadel<br />

Jose Maria Paz 1131<br />

RA1602 Florida<br />

Buenos Aires<br />

Tel. / Fax: +54 (11) 4362-9266<br />

E-Mail: gencoeol@cvtci.com.ar<br />

Argentinischer Verband <strong>für</strong> Windkraftturbinen<br />

Cámara Argentina de Generadores Eólicos<br />

President: Alejandro Tubal García<br />

Esmeralda 356_P9 Of.29<br />

Buenos Aires (C1035)<br />

Tel.: +54 (11) 5411-1444<br />

www.cadege.org.ar<br />

Japan International Cooperation Agency ( JICA)<br />

Agencia de Cooperación Internacional de Japón<br />

Maipú 1300 <strong>–</strong> Piso 21<br />

Buenos Aires (C1006ACT)<br />

Tel.: +54 (11) 4313-8901<br />

Fax: +54 (11) 4313-5778<br />

E-Mail: ag_oso_rep@jica.go.jp<br />

www.jica.org.ar<br />

ARGENTINIEN | 26<br />

Deutsch-Argentinische Industrie- und Handelskammer<br />

Cámara de Industria y Comercio Argentino-Alemana<br />

Av. Corrientes 327- Piso 23<br />

Buenos Aires (C1043AAD)<br />

Tel.: +54 (11) 5219-4000<br />

Fax.: +54 (11) 5219-4001<br />

E-Mail: ahkargentina@cadicaa.com.ar<br />

www.cadicaa.com.ar<br />

Vereinigung <strong>für</strong> andische Entwicklung<br />

(Argentinisches Büro)<br />

Corporación Andina de Fomento<br />

(Oficina en Argentina)<br />

Av. Eduardo Madero nº 900<br />

Edificio Catalinas Plaxza <strong>–</strong> Piso 9<br />

Buenos Aires (C1106ACV)<br />

Tel.: +54 (11) 4310-1111<br />

E-Mail: argentina@caf.com<br />

www.caf.com<br />

Argentinisches Büro <strong>für</strong> den Clean Development<br />

Mechanism<br />

Oficina Argentina del Mecanismo de Desarrollo<br />

Limpio Secretary for the Environment and Sustainable<br />

Development<br />

Secretaría de Ambiente y Desarrollo Sustentable<br />

San Martín 451 <strong>–</strong> Piso 1º Of. 130<br />

Buenos Aires (C1004AAI)<br />

Coordinator: Lic. Nazareno Castillo<br />

Tel. : +54 (11) 4348-8665<br />

E-Mail: ncastillo@medioambiente.gov.ar<br />

www.2medioambiente.gov.ar<br />

Ministerio de Planificación Federal, Inversión Pública<br />

y Servicios <strong>–</strong>Secretaría de Energía <strong>–</strong> Consejo Federal<br />

de la Energía Eléctrica<br />

Av. Pte. Julio Roca 651, Piso 8, Sector 25<br />

(C1067ABB) Buenos Aires<br />

Argentina<br />

Tel.: + 54 (11) 4349-3068<br />

Fax: +54 (11) 4349-3060


Centro Regional de Energía Eólica<br />

Chubut Province<br />

Central office<br />

Lewis Jones nº 280<br />

(U9103CUF) Rawson<br />

Chubut-Argentina<br />

Tel.: + 54 2695-481572<br />

E-Mail: mail@eeolica.com.ar<br />

www.eeolica.com.ar<br />

IMPSA Argentina<br />

Carril Rodriguez Peña<br />

2451 (M5503AHY)<br />

Godoy Cruz<br />

Tel.: +54 (261) 4131-300<br />

E-Mail: marketing@impsa.com<br />

http://www.impsa.com.ar/<br />

ARGENTINIEN | 27<br />

NRG Patagonia<br />

Central office.<br />

Almirante 456<br />

1º Piso, Of »3«<br />

CP (9000)<br />

Argentina<br />

Tel. / Fax: + 54 (0297) 446-7848<br />

http://www.nrgpatagonia.com/espanol.htm<br />

INVAP<br />

Central offices<br />

F. P. Moreno 1089 <strong>–</strong> C.C. 961<br />

(R8400 AMU)<br />

San Carlos de Bariloche<br />

Río Negro<br />

Argentina<br />

Tel.: +54 (2944) 44-5400<br />

Fax: +54 (2944) 42-3051<br />

E-Mail: info@invap.com.ar<br />

http://www.invap.com.ar/


1.8 <br />

Asociación Argentina de Energía Eólica<br />

www.argentinaeolica.org.ar<br />

Asociación Argentina de Energías Renovables y<br />

Ambiente (ASADES) www.asades.org.ar<br />

Cámara Argentina de Energías Renovables (CADER)<br />

www.argentinarenovables.org<br />

Cámara Argentina de Energías Renovables (CADER).<br />

Estado de la Industria Eólica en Argentina. (2009)<br />

Cámara Argentino-Alemana. Protección Ambiental<br />

en Argentina y Brasil. Potencial de mercado y guía para<br />

proyectos MDL. (2008)<br />

CAMMESA (Comapañía Administradora del Mercado<br />

Eléctrico Mayorista) www.cammesa.com<br />

CGIAR Consortium for Spatial Information<br />

(CGIAR-CSI), http://srtm.csi.cgiar.org,<br />

Gesichtet: 1. August 2009<br />

Comisión de Integración Energética Regional<br />

[www.cier.org.uy/a03-ccnn/ar.htm]<br />

Coordinación de energías renovables. Potencial<br />

de los aprovechamientos energéticos en la República<br />

Argentina. (2006)<br />

Covarrubias, Alvaro J. & Reiche, Kilian. A case study<br />

of exclusive concessions for rural off-grid service in<br />

Argentina.<br />

Econométrica S.A. Economic Research and Forecast.<br />

Informe Económico Especial. »La Triple Tenaza<br />

Energética«. (2007).<br />

ARGENTINIEN | 28<br />

Encyclopedia of Earth. Energy Profile of Argentina.<br />

(2008)<br />

Energía Argentina SA (ENARSA)<br />

www.enarsa.com.ar<br />

Energía Eólica. La energía eólica en Argentina<br />

e-eolica.blogstpot.com /2008/12/la-energa-elica-en-laargentina.html<br />

Energy Information Administration. Official Energy<br />

Statistics from the US Government. Argentina Energy<br />

Profile. http://tonto.eia.doe.gov/country/country_<br />

energy_data.cfm?fips=AR<br />

Ente Nacional Regulador de la Electricidad (ENRE)<br />

www.enre.gov.ar<br />

Ente Nacional Regulador de la Electricidad (ENRE).<br />

El mercado eléctrico mayorista. (2007)<br />

Ente Nacional Regulador de la Electricidad (ENRE).<br />

Experiencia Argentina con la Revisión Tarifaria Integral.<br />

(2005)<br />

Ente Nacional Regulador de la Electricidad (ENRE).<br />

La calidad del servicio público de transporte. (2007)<br />

Fundación para el Desarrollo Eléctrico (FUNDELEC).<br />

Sustentabilidad y Seguridad del Sistema Eléctrico<br />

Argentino. (2004)<br />

Germany Trade & Invest. Kojunkturprogramme<br />

weltweit-Chancen in der Krise. Argentinien. (2009)<br />

Global Renewable Energy www.iea.org<br />

Guzowski, Carina & Recalde, Marina. El Problema del<br />

Abastecimiento Energético en Argentina: Diagnóstico y<br />

Perspectivas. (2006)


INDEC. Instituto Nacional de Estadísticas y Censos<br />

http://www.indec.gov.ar/<br />

International Monetary Fund<br />

http://www.imf.org/external/index.htm<br />

La Nacion. Digital newspaper<br />

http://buscador.lanacion.com.ar/<br />

Lokey, Elizabeth 2009. Renewable Energy Project<br />

Development Under the Clean Development Mechanism:<br />

A Guide for Latin America, Earthscan, July 2009<br />

Ministerio Federal de Planificación Federal, Inversión<br />

Pública y Servicios. Secretaría de Energía www.energia3.<br />

mecon.gov.ar<br />

Oficina Argentina del Mecanismo para un desarrollo<br />

limpio, Presented and registered projects to the<br />

UNFCCC. (2009)<br />

Página del Gobierno de Argentina<br />

www.argentina.gov.ar<br />

ARGENTINIEN | 29<br />

RECIPES Project. Developing Renewables. Argentinean<br />

Country Study: Part B- Energy and Policy. (2006)<br />

Secretaría de Ambiente y Desarrollo Sustentable.<br />

»Portfolio de Proyectos MDL en Argentina«. (2006)<br />

Secretaría de Energía. Balance Energético Nacional.<br />

Serie 1960 <strong>–</strong> 2007. (2007)<br />

Secretaría de Energía. Programa GENREN. Licitación<br />

de generación eléctrica a partir de fuentes renovables<br />

(Presentation May 2009).<br />

World Bank. Benchmarking Data of the Electricity<br />

Distribution Sector in the Latin America and Caribbean<br />

Region 1995 <strong>–</strong> 2005<br />

World Wind Energy Association. Wind Energy International<br />

2009 <strong>–</strong> 2010. Country Report Latin America.<br />

Argentina. (2009)


BRASILIEN<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

ABEEólica Brasilianische Windenergievereiningung<br />

Abrace Brasilianische Vereinigung der<br />

Stromgroßverbraucher und freien<br />

Konsumenten<br />

Abradee Brasilianische Vereinigung der Stromverteiler<br />

Abrage Brasilianische Vereinigung der Strom-<br />

erzeuger<br />

Abrate Brasilianische Vereinigung der großen<br />

Netzbetreiber<br />

Aneel Brasilianische Stromregulierungs-<br />

behörde<br />

ANP Nationale Behörde <strong>für</strong> Öl, Erdgas und<br />

Biokraftstoffe<br />

BEN Nationale Energiebilanz<br />

BIG Aneel-Informationsdatenbank zum<br />

Thema Stromerzeugung<br />

BNDES Brasilianische Entwicklungsbank<br />

CCEE Handelskammer <strong>für</strong> Stromvermarktung<br />

CEEE GT Energieversorgungsunternehmen aus<br />

Rio Grande do Sul<br />

CEMIG Energieversorgungsunternehmen aus<br />

Minas Gerais<br />

CESP Energieversorgungsunternehmen aus<br />

São Paulo<br />

CHESF Wasserkraftwerksbetreiber am São<br />

Francisco Fluss<br />

CMSE Überwachungsgremium des Energie-<br />

sektors<br />

CNPE Nationaler Rat <strong>für</strong> Energiepolitik<br />

COPEL Energieversorgungsuntenehmen aus<br />

Paraná<br />

CPFL Energieversorgungsunternehmen aus<br />

São Paulo<br />

30<br />

CRESESB Referenzzentrum <strong>für</strong> Solar- und Windenergie<br />

CTEEP Netzbetreiber aus São Paulo<br />

ECLAC Wirtschaftskommission <strong>für</strong> Latein-<br />

amerika und die Karibik<br />

EPE Energieplanungsinstitution EPE<br />

(untersteht dem Energieministerium)<br />

<strong>GTZ</strong> Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Technische<br />

Zusammenarbeit<br />

GW Gigawatt<br />

GWh Gigawattstunde<br />

km Kilometer<br />

kv Kilovolt<br />

Labsolar Labor <strong>für</strong> Solarenergie der Bundes-<br />

univeristät von Santa Catarina<br />

MME Ministerium <strong>für</strong> Bergbau und Energie<br />

ONS Verbundnetzbetreiber<br />

Petrobrás Petróleo Brasileiro S.A. (brasilianisches<br />

Ölunternehmen)<br />

PJ Petajoule<br />

PNPB Nationales Programm zur Herstellung<br />

und Nutzung von Biodiesel<br />

PNE 2030 Nationaler Energieplan <strong>für</strong> 2030<br />

Procel Nationales Programm <strong>für</strong> Energie-<br />

effizienz<br />

PROINFA Programm zur Förderung alternativer<br />

Stromquellen<br />

SI isolierte Energiesysteme<br />

SIN Sistema Interligado Nacional<br />

(nationales Verbundnetz)<br />

UNFCCC Klimarahmenkonvention der Vereinten<br />

Nationen<br />

WTO Welthandelsorganisation


BRASILIEN<br />

2.1 Einleitung<br />

ABBILDUNG 1:<br />

WICHTIGSTE STÄDTE UND TOPOGRAPHIE<br />

Quelle: CGIAR 2004<br />

Brasilien ist das fünftgrößte Land der Erde und befindet<br />

sich in Südamerika. Brasilien liegt auf dem Äquator,<br />

wobei der größte Teil des Landes sich über die südliche<br />

Hemisphäre erstreckt. Nachbarstaaten sind: Argentinien,<br />

Bolivien, Kolumbien, Französisch Guyana (Frankreich),<br />

Guyana, Paraguay, Peru, Suriname, Uruguay und Venezuela.<br />

Seit dem 16. Jahrhundert bis zur Unabhängigkeit im<br />

Jahr 1822 war Brasilien eine portugiesische Kolonie. Die<br />

Amtssprache ist portugiesisch. Nach Angaben der Wirtschaftskommission<br />

<strong>für</strong> Lateinamerika und die Karibik<br />

(ECLAC) werden bis zum Jahr 2010 85% der Bevölkerung<br />

in städtischen Gebieten leben 1 .<br />

Im Nordosten des Landes herrscht überwiegend trockenes<br />

und im Norden äquatoriales Klima. Der mittlere<br />

Westen und Teile des Südostens zeigen dagegen Merkmale<br />

tropischen Klimas, während der Süden subtropisch<br />

geprägt ist. Im Nordosten Brasiliens bestimmen Sonne<br />

und Wind ganzjährig das Klima.<br />

Seit 2002 ist Luiz Inácio Lula da Silva Präsident von Brasilien,<br />

seine Amtsperiode dauert noch bis 2011. Brasilien<br />

ist unter anderem Mitglied in folgenden Organisationen:<br />

Mercosur 2 , Unasur 3 , G-20 und WTO. Das Land stellt<br />

1 ECLAC, 2008<br />

2 Mercosur ist eine 1991 zwischen Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay<br />

geschlossene, regionale Wirtschaftsunion, die den freien Handel und den freien<br />

Verkehr von Gütern, Menschen und Geld fördern soll. Weitere assoziierte<br />

Mitglieder sind Bolivien, Chile, Kolumbien, Ecuador und Peru. Venezuela<br />

unterzeichnete am 17. Juni 2006 ein Abkommen zur Vollmitgliedschaft, jedoch<br />

fehlt dazu noch die notwendige Ratifizierung durch das brasilianische und<br />

paraguayanische Parlament.<br />

3 Unasur (Union Südamerikanischer Nationen) ist eine zwischenstaatliche<br />

31<br />

die größte Volkswirtschaft Lateinamerikas und laut Weltbank<br />

4 die achtgrößte weltweit mit einem umfangreichen<br />

und gut entwickelten Landwirtschafts-, Bergbau-, Produktions-<br />

und Dienstleistungssektor. Die wichtigsten<br />

Handelspartner Brasiliens sind die USA, Argentinien,<br />

China, Deutschland, Japan und die Niederlande. Die<br />

Entwicklung des Bruttoinlandproduktes und weitere<br />

wichtige Daten sind in Tabelle 1 aufgeführt.<br />

Im Jahr 2008 war die Arbeitslosenquote mit 7,9% die<br />

niedrigste seit 2002 5 . 2007 lebten 30% der Menschen in<br />

Brasilien in Armut und 8,5% in extremer Armut 6 .<br />

2.2 Energiemarkt<br />

Übersicht Energiemarkt<br />

Die jüngste Untersuchung des brasilianischen Ministeriums<br />

<strong>für</strong> Bergbau und Energie (MME) zeigt, dass der<br />

Primärenergieverbrauch auf 10 531 PJ im Jahr 2008 ge-<br />

ABBILDUNG 2:<br />

GESAMTE PRIMÄRENERGIEBEREITSTELLUNG 2008:<br />

10 531 PJ<br />

1158<br />

11 %<br />

1474<br />

14 %<br />

1790<br />

17 %<br />

Erdölderivate<br />

Gas<br />

Kohle und Torf<br />

Nuklear<br />

316<br />

3 %<br />

211<br />

2 % 633<br />

6 %<br />

Quelle: MME Energy Review 2008.<br />

3896<br />

37 %<br />

1053<br />

10 %<br />

Wasser<br />

Holz/-kohle<br />

Zuckerrohr<br />

Andere Erneuerbare<br />

Vereinigung, die die beiden bestehenden Bündnisse (Mercosur und Andengemeinschaft)<br />

als Teil des kontinuierlichen Prozesses der Südamerikanischen Integration<br />

miteinander verbinden soll.<br />

4 http://siteresources.worldbank.org/DATASTATISITCS/Resources/GDP.pdf<br />

5 IBGE b<br />

6 Als in Armut lebend wird der Anteil der Bevölkerung definiert, dessen<br />

Einkommen weniger als das doppelte der Kosten <strong>für</strong> einen durchschnittlichen<br />

Warenkorb an Grundnahrungsmitteln ausmacht; extreme Armut ist gegeben,<br />

wenn das verfügbare Einkommen geringer als die Kosten <strong>für</strong> einen Warenkorb<br />

an Grundnahrungsmitteln ist. Quelle: Eclac, 2008.


BRASILIEN | 32<br />

TABELLE 1:<br />

BIP, BEVÖLKERUNG, GRÖSSE<br />

Jahr 2000 2002 2004 2006 2008<br />

BIP (in Mrd. €) 438 344 451 729 1132<br />

Einwohner (in Millionen) 171 280 176 391 181 586 186 771 191 870<br />

BIP (pro Kopf in €)<br />

Landesgröße: 8 514 877 km2<br />

2 558 1 949 2 485 3 904 5 899<br />

Wechselkurs: 1€ = US $ 1,4708 (Deutsche Bundesbank, 1.10.2008)<br />

Quelle: IMF<br />

stiegen ist. Dies ist ein Anstieg um 5,3% im Vergleich zu<br />

2007 7 .<br />

Die wachsende Energienachfrage wurde durch fossile<br />

Energiequellen gedeckt, welche einen Produktionszuwachs<br />

von 6,4% verzeichneten. Die Abhängigkeit von<br />

Energieimporten stieg im Jahr 2008 auf 10,4% (im Vergleich<br />

zu 8% in 2007) aufgrund höherer Importe von Erdgas<br />

aus Bolivien und Elektrizität aus Paraguay (aus dem<br />

Wasserkraftwerk Itaipú 8 , an dem Paraguay beteiligt ist).<br />

Erdgas ist die Energieressource, die den größten Anstieg<br />

im brasilianischen Energiemix verzeichnete. Besonders<br />

im Jahr 2008 erhöhte sich der Verbrauch von Erdgas zur<br />

Elektrizitätsgewinnung um 81%.<br />

Der Anstieg der Energiegewinnung aus erneuerbaren Ressourcen<br />

von 2007 auf 2008 betrug nur 4,1%, wodurch<br />

sich der Marktanteil im brasilianischen Energiemix verringerte.<br />

Die jeweiligen Anteile der verschiedenen Energiequellen<br />

werden in Abbildung 2 gezeigt.<br />

Die Bedeutung der Wasserkraft ist gesunken, während die<br />

produzierte Energie durch Feuerholz konstant geblieben<br />

ist. Der Beitrag von Zuckerrohrderivaten führt seinen<br />

Wachstumstrend fort.<br />

Das Stromnetz<br />

Sistema Interligado Nacional (SIN) ist das nationale<br />

Energieverbundsystem bestehend aus Kraftwerken und<br />

den Verteilungs- und Übertragungsnetzen und ist mit den<br />

dazugehörigen Übertragungskomponenten in Abbildung<br />

4 dargestellt. Das SIN breitet sich über nahezu das gesamte<br />

Land aus und wurde durch den Zusammenschluss<br />

von verschiedenen ehemals unabhängigen regionalen Systemen<br />

(Süd, Südost, mittlerer Westen, Nordosten und<br />

7 MME, Energy Review 2008<br />

8 Itaipú ist das größte Wasserkraftwerk der Welt.<br />

Weitere Informationen unter: www.Itaipu.gov.br<br />

ABBILDUNG 3:<br />

ENERGIEVERBRAUCH NACH SEKTOR 2008<br />

2 %<br />

4 %<br />

7 %<br />

10 %<br />

3 %<br />

Industrie<br />

Transport<br />

Energiesektor<br />

nicht-energetisch<br />

Quelle: MME Energy Review 2008.<br />

10 %<br />

28 %<br />

36 %<br />

Landwirtschaft<br />

Öffentlich<br />

Handel<br />

Privathaushalte<br />

Teilen des Nordens) geschaffen. Neben dem SIN gibt es<br />

noch einzelne isolierte Systeme (SI), die den Energiebedarf<br />

im Amazonasgebiet decken, das wegen seiner besonderen<br />

geografischen Gegebenheiten nicht mit dem SIN<br />

verbunden ist. Der Regenwald und die zahlreichen Nebenflüsse<br />

des Amazonas machen den Aufbau von Übertragungsleitungen<br />

extrem schwierig.<br />

Das Übertragungsnetz besteht aus mehr als 90 000 km<br />

Leitungen und wird von 64 verschiedenen Unternehmen<br />

betrieben, welche die jeweilige Nutzungsberechtigung<br />

über öffentliche Ausschreibungen von der Brasilianischen<br />

Stromregulierungsbehörde (Aneel) erworben haben. Die


ABBILDUNG 4:<br />

STROMNETZ, VEREINFACHTE DARSTELLUNG<br />

Source: CGIAR 2004<br />

Nutzungsberechtigung wird <strong>für</strong> 30 Jahre ausgestellt und<br />

kann um weitere 30 Jahre verlängert werden. Während<br />

dieser Zeit sind die Unternehmen <strong>für</strong> den Bau und den<br />

Betrieb des Netzes verantwortlich. Die größten daran<br />

beteiligten Unternehmen sind Companhia Energética<br />

de Minas Gerais (CEMIG), Company de Transmissão<br />

de Energia Elétrica Paulista (CTEEP), Companhia Hidro<br />

Elétrica do São Francisco (CHESF), Companhia<br />

Paranaense de Energia (COPEL), Eletronorte, Furnas<br />

Centrais Elétricas, Companhia Estadual de Geração e<br />

Transmissão de Energia Elétrica (CEEE GT) und Eletrosul<br />

Centrais Elétricas.<br />

Die unabhängigen Systeme werden meist von thermi-<br />

BRASILIEN | 33<br />

schen, mit Diesel oder Heizöl betriebenen Anlagen und<br />

einigen kleinen Wasserkraftanlagen und thermischen Anlagen,<br />

die mit Biomasse betrieben werden, gespeist. 2007<br />

war eine Netzerweiterung um rund 11 500 km Übertragungsleitungen<br />

geplant (siehe Abbildung 4).<br />

Den Stromversorgungsmarkt teilen sich 63 Unternehmen,<br />

die <strong>für</strong> die Stromverteilung an mehr als 61 Millionen<br />

Konsumenten zuständig sind. Die fünf größten<br />

Unternehmen, bezogen auf den verkauften Strom, sind 9 :<br />

Eletropaulo, CEMIG, CPFL, COPEL und Light. Zusammen<br />

liefern sie über 40 % der verkauften Elektrizität in<br />

Brasilien. Diese haben sowohl öffentliche als auch private<br />

Anteilseigner. Die öffentlichen Hauptanteilseigner sind<br />

die Bundesregierung, Bundesstaaten und/oder Stadtverwaltungen,<br />

zu den privaten Anteilseignern gehören<br />

sowohl nationale als auch internationale Investoren (z. B.<br />

AES, Endesa oder EDP). Aneel reguliert die Aktivitäten<br />

der jeweiligen Unternehmen mit Hauptaugenmerk auf<br />

Tarifgestaltung und Servicequalität.<br />

Installierte Leistung<br />

Nach der Aneel Stromerzeugungsdatenbank (Stand:<br />

August 2009) 10 hat Brasilien 2 101 Kraftwerke mit einer<br />

installierten Leistung von 107 GW in Betrieb (ohne<br />

den Anteil, der über das Wasserkraftwerk Itaipú bezogen<br />

wird). Insgesamt gibt es 1 263 thermische Anlagen, von<br />

denen 90 mit Erdgas, 334 mit Biomasse, 799 mit Diesel<br />

und Heizöl und 44 mit anderen fossilen Brennstoffe betrieben<br />

werden. Tabelle 2 listet die existierenden Anlagen<br />

nach Energiequellen.<br />

TABELLE 2:<br />

ANLAGEN UND INSTALLIERTE LEISTUNG IN BRASILIEN, STAND: AUGUST 2009.<br />

Anzahl der Anlagen Zugelassene Leistung (MW)<br />

Wasser 802 38 % 77 969 73 %<br />

Wind 33 2 % 417 0.4 %<br />

Solar 1 0 % 0.02 0 %<br />

Thermisch 1 263 60 % 26 826 25 %<br />

Nuklear 2 0 % 2 007 2 %<br />

Total 2 101 100 % 107 219 100 %<br />

Quelle: Aneel, BIG<br />

9 Quelle: Liste der Mitgliedsunternehmen von Abradee<br />

10 Quelle: Aneel, BIG


Tabelle 3 stellt die Entwicklung der installierten Leistung<br />

zur Stromerzeugung seit 2000 nach den wichtigsten<br />

Energiequellen dar. Zwischen 2000 und 2008 hat sich die<br />

installierte Leistung von thermischen Anlagen mehr als<br />

verdoppelt, während die Kapazität der Wasserkraft in der<br />

gleichen Zeit nur um 27% anstieg. Somit stieg der Marktanteil<br />

des aus thermischen Anlagen gewonnenen Stroms<br />

von 14% auf 22%, während der Anteil der Wasserkraft<br />

von 83% auf 76% sank.<br />

Stromerzeugung<br />

Laut Aneel 11 sind Companhia Hidro Elétrica do São Francisco<br />

(CHESF), Furnas Centrais Elétricas, Eletronorte,<br />

Cia Energética de São Paulo (CESP) und Itaipú Binacio-<br />

11 Quelle: Aneel, BIG<br />

BRASILIEN | 34<br />

TABELLE 3:<br />

INSTALLIERTE LEISTUNG DER STROMERZEUGUNG (IN MW)<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 (2) 11<br />

Wasser 61 063 62 523 65 311 67 793 68 999 70 858 73 434 76 871 77 694<br />

Thermisch 10 642 11 725 15 140 16 705 19 727 20 264 20 957 21 324 22 550<br />

Wind (1) 29 237 247 322<br />

Nuklear 2 007 2 007 2 007 2 007 2 007 2 007 2 007 2 007 2 007<br />

Total 73 712 76 255 82 458 86 505 90 733 93 158 96 634 100 449 102 573<br />

(1) Daten seit 2005 berücksichtigt<br />

(2) Quelle <strong>für</strong> 2008: MME, Energy Review 2008<br />

Quelle: MME BEN 2008<br />

nal die fünf größten Stromproduzenten des Landes. 2007<br />

wurden mehr als 440.000 GWh Strom, hauptsächlich aus<br />

Wasserkraft (84%), produziert. Die Bedeutung von Zuckerrohrrückständen<br />

<strong>für</strong> die Energiegewinnung nimmt<br />

zu, denn immer mehr Zuckerrohrmühlen erzeugen Strom<br />

aus ihren eigenen Beständen. Ihr Beitrag zur Stromerzeugung<br />

erhöhte sich zwischen 2000 und 2007 um das<br />

2,5-fache. Des Weiteren ist der Beitrag von Windkraft<br />

zur Stromerzeugung in den letzten fünf Jahren auf 559<br />

GWh gestiegen und hat sich im Jahre 2007 verneunfacht.<br />

Tabelle 4 stellt die Entwicklung der Stromproduktion aus<br />

verschiedenen Ressourcen dar.<br />

Der Stromverbrauch im Jahr 2008 wird vom industriellen<br />

Sektor dominiert, der 46% des Gesamtverbrauchs<br />

TABELLE 4:<br />

STROMPRODUKTION (IN GWh).<br />

Jahr 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 (1)<br />

Wasser 304 403 267 876 286 092 305 616 320 797 337 457 348 805 374 015 363 800<br />

Wind 1 35 61 61 61 93 237 559 559<br />

Thermisch<br />

Biomasse<br />

und Abfall 10 896 12 276 13 736 15 459 16 348 18 274 18 687 22 499 24 000<br />

Kohle (inklusive<br />

Gaskoks) 8 250 8 218 6 020 5 900 7 034 6 802 7 188 6 771 7 200<br />

Gas, Öl<br />

und andere 19 312 25 824 25 926 23 945 31 604 30 549 30 666 28 851<br />

45 000<br />

(2)<br />

Nuklear 6 046 14 279 13 836 13 358 11 611 9 855 13 754 12 350 13 900<br />

Gesamt erneuerbar 33 608 48 321 45 782 43 203 50 249 47 207 51 608 47 972 66 100<br />

Gesamt 348 908 328 508 345 671 364 339 387 455 403 030 419 336 444 583 454 459<br />

(1) Vorläufige Daten von MME, BEN 2009.<br />

(2) Die Stromproduktion aus Erdgas verdoppelte sich fast zwischen 2007 und 2008 (von 15 500 GWh to 29 900 GWh).<br />

Quelle: MME, BEN 2008


enötigt. Sein Bedarf ist somit seit 2000 um über 45%<br />

gestiegen. Tabelle 5 zeigt den Stromverbrauch von 2000<br />

bis 2008 nach Wirtschaftssektoren.<br />

Wachstumsprognose<br />

Um eine Vorhersage über die zukünftige Entwicklung des<br />

brasilianischen Strommarktes treffen zu können, hat das<br />

Ministerium <strong>für</strong> Bergbau und Energie mehrere mögliche<br />

Szenarien entwickelt (Nationaler Energie Plan <strong>–</strong> PNE<br />

2030). Unterschiedliche Entwicklungstendenzen auf globaler<br />

sowie auch auf nationaler Ebene wurden dabei berücksichtigt.<br />

Eine Wachstumsprognose des Elektrizitätsmarktes<br />

wurde dabei <strong>für</strong> jedes einzelne Szenario erstellt.<br />

In Tabelle 6 sind die berechneten Durchschnittswerte<br />

dargestellt.<br />

BRASILIEN | 35<br />

TABELLE 5:<br />

STROMVERBRAUCH NACH WIRTSCHAFTSSEKTOREN (IN GWh)<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 (1)<br />

Energiesektor 10 479 11 154 11 635 12 009 13 199 13 534 14 572 17 269 18 561<br />

Privathaushalte 83 613 73 770 72 752 76 143 78 577 83 193 85 810 90 881 94 680<br />

Gewerblich/<br />

Öffentlich<br />

76 710 71 804 73 465 78 082 80 174 86 223 88 271 92 253 96 843<br />

Landwirtschaft 12 856 12 395 12 922 14 283 14 895 15 685 16 417 17 536 18 422<br />

Transporte 1 250 1 200 940 980 1 039 1 188 1 462 1 575 1 605<br />

Industrie 146 730 139 406 152 651 160 716 172 061 175 370 183 418 192 616 198 675<br />

Gesamtverbrauch<br />

an Energie<br />

331 638 309 729 324 365 342 213 359 945 375 193 389 950 412 130 428 786<br />

(1) Vorläufige Daten von MME, BEN 2009.<br />

Quelle: MME, BEN 2008<br />

TABELLE 6:<br />

WACHSTUMSPROGNOSE DES STROMBEDARFS (IN GWH) .<br />

Erneuerbare Energien<br />

Aufgrund historischer und geographischer Gegebenheiten<br />

ist der Beitrag von Wasserkraftwerken zur gesamten<br />

Stromproduktion mit 84% sehr <strong>hoch</strong> (77 694 MW in<br />

2008). Im September 2009 waren 300 Wasserkraftwerke<br />

mit einer Leistung unter 1 MW installiert, die zusammen<br />

169 MW Strom lieferten. Die Gesamtleistung der<br />

Wasserkraftwerke zwischen 1 MW und 30 MW liegt bei<br />

2 874 MW. Die verbleibenden 74 926 MW Leistung verteilen<br />

sich auf 162 Wasserkraftwerke mit Einzelleistungen<br />

von mehr als 30 MW 12 . Die brasilianische Nutzung des<br />

Wasserkraftwerks Itaipú (50%) entspricht einer Leistung<br />

von 7 000 MW.<br />

Biomasse, hauptsächlich Zuckerrohrrückstände und<br />

Schwarzlauge, hat einen Gesamtanteil an der Stromproduktion<br />

von 5%. Viele Zuckermühlen (Hersteller von<br />

Zucker und/oder Ethanol) benutzen die anfallenden<br />

Sektor 2005 2010 2020 2030<br />

12 Quelle: Aneel, BIG<br />

durchschnitt-<br />

liches, jährliches<br />

Wachstum<br />

Industrie 175 400 237 000 338 500 460 300 3.9 %<br />

Landwirtschaft 15 700 17 900 24 600 36 600 3.5 %<br />

Privathaushalte 83 200 105 300 169 600 285 500 5.1 %<br />

Gewerblich / Öffentlich 86 200 107 300 158 200 262 700 4.6 %<br />

Transport 1 200 1 100 1 400 1 700 1.3 %<br />

Quelle: MME, PNE 2030


Rückstände, um Energie und Wärme <strong>für</strong> den Eigenbedarf<br />

herzustellen.<br />

Dank seiner Lage in Äquatornähe verfügt Brasilien in allen<br />

Teilen des Landes über gute Voraussetzungen zur Gewinnung<br />

von Solaarenergie. In verschiedenen Regionen<br />

werden mehrere Versuchsprojekte durchgeführt, unter<br />

anderem in dem Dorf Araras in Bundesstaat Roraima.<br />

Dort wird seit 2001 eine 20,5 kW Solar-Diesel-Anlage<br />

betrieben (die in Tabelle 2 aufgeführte Solaranlage). Das<br />

Projekt wurde durch eine Kooperation von Aneel, Labsolar<br />

13 und Guascor initiiert.<br />

Die Regierung scheint allerdings nicht auf Solarenergie<br />

als eine Diversifizierungsmöglichkeit ihres Energiemixes<br />

zu setzen. In den von der EPE veröffentlichen Studien<br />

(Nationaler Energieplan 2030 und Zehnjahresplan Energieausbau)<br />

ist die Nutzung von Photovoltaikanlagen oder<br />

anderen Solarkraftwerken mittel- oder langfristig nicht<br />

als Alternative zur netzgebundenen Stromversorgung<br />

vorgesehen. Die Nutzung der Windkraft zur Stromgewinnung<br />

befindet sich in Brasilien zurzeit noch in der<br />

Anfangsphase. Ende 2008 lag die installierte Leistung bei<br />

359 MW. Im November 2009 findet die erste Ausschreibung<br />

<strong>für</strong> Windenergie über eine Leistung von mehr als<br />

13 000 MW statt. Allerdings muss der tatsächliche Bedarf<br />

an Windenergie <strong>für</strong> die Novemberausschreibung<br />

noch bestimmt werden. Die Regionen mit den größten<br />

Windpotentialen liegen im Nordosten sowie im Süden<br />

des Landes.<br />

Strompreise<br />

In den letzten zehn Jahren sind die Strompreise in jedem<br />

Sektor gestiegen. Zwischen Januar 2003 und Juni 2009<br />

stiegen die durchschnittlichen Preise <strong>für</strong> Privathaushalte<br />

um 30%, im Industriesektor verdoppelten sie sich und im<br />

Handels- und Dienstleistungssektor stiegen sie um 38%.<br />

Die Preise von Juni 2009 sind in Tabelle 7 zu sehen.<br />

13 Labsolar ist das Solarenergielabor der Bundesuniveristät von Santa Catarina<br />

(http://www.lepten.ufsc.br/english/home/solar.html)<br />

BRASILIEN | 36<br />

Liberalisierung<br />

Seit den 1990er Jahren hat der brasilianische Energiesektor<br />

zwei wichtige politische Reformen erlebt. Die erste<br />

fand im Jahr 1996 als Konsequenz auf Gesetz 9427 statt.<br />

Bis zu diesem Zeitpunkt wurde der gesamte Energiesektor<br />

von staatlichen Unternehmen verschiedener Ebenen<br />

bestimmt. Der Schwerpunkt der Energiemarktreform lag<br />

darin, die verschiedenen Geschäftsbereiche der Energievermarktung,<br />

-erzeugung, -übertragung und -verteilung<br />

voneinander zu trennen. Mit dem Gesetz 9427 wurde im<br />

Jahre 1996 die Brasilianische Stromregulierungsbehörde<br />

(Aneel) initiiert. Unter der Kontrolle von Aneel wurde<br />

1998 der Verbundsnetzbetreiber ONS gegründet. Als<br />

Folge dieser Entwicklungen ist eine neue Struktur des<br />

Stromsektors entstanden. ONS ist dabei <strong>für</strong> die Koordination<br />

und Kontrolle der Erzeugungs- und Übertragunseinrichtungen<br />

innerhalb des SIN verantwortlich.<br />

Die zweite Reform fand im Jahre 2004 statt, nachdem das<br />

Land die harte Energierationierungsphase der Jahre 2001<br />

und 2002 überwunden hatte. Der Privatisierungs- und<br />

Liberalisierungsprozess war beendet und führte zu einem<br />

Energiesektor, in dem sowohl private als auch öffentliche<br />

Unternehmen tätig sind.<br />

Durch die Gesetze 10847 und 10848 wurde die die Gesellschaft<br />

<strong>für</strong> Energieforschung (EPE) ins Leben gerufen,<br />

welche <strong>für</strong> Studien zum Energiemix des Landes und der<br />

Entwicklung des Sektors zuständig ist.<br />

Die Energieversorgungsunternehmen wurden in Erzeugungs-,<br />

Übertragungs- und Verteilungsunternehmen getrennt<br />

und es wurden zwei Stromhandelssysteme eingeführt.<br />

Somit kann Strom auf dem freien Markt gehandelt<br />

werden <strong>–</strong> mit bilateralen Verträgen zwischen Verkäufer<br />

und Käufer <strong>–</strong> oder auf dem regulierten Markt (von einem<br />

»Pool») oder in Auktionen, in denen die Verteilungsunternehmen<br />

Strom kaufen und Stromerzeuger Strom<br />

verkaufen dürfen. Diese regulierte Form ist der einzige<br />

TABELLE 7:<br />

DURCHSCHNITTLICHE STROMPREISE, STAND: JUNI 2009<br />

Privathaushalte Industrie Handel und Dienstleistung<br />

Preis (€ / MWh) 106.09 85.57 103.77<br />

Quelle: Aneel Energy Prices


Weg <strong>für</strong> Händler, hohe Stromkontingente mit langfristigen<br />

Verträgen zu erhalten. In den Auktionen sind zwei<br />

Arten, Strom zu verkaufen, vorgesehen: einmal auf dem<br />

Spotmarkt (Lieferung über ein Jahr) oder durch Terminverträge<br />

(Lieferung über drei oder fünf Jahre). Der<br />

frühere Großhandelsmarkt <strong>für</strong> Strom wurde durch die<br />

Handelskammer <strong>für</strong> Stromvermarktung (CCEE) ersetzt.<br />

Aneel und CCEE sind <strong>für</strong> die Durchführung der Auktionen<br />

verantwortlich. Dieses neue 2004 eingeführte Modell<br />

grenzt die Handelsaktivitäten auf dem freien Markt ein,<br />

so dass 2008 nur noch 30% des verfügbaren Stroms auf<br />

dem freien Markt gehandelt wurde.<br />

Darüber hinaus wurde mit dem CMSE ein Überwachungsgremium<br />

<strong>für</strong> den Stromsektor geschaffen, das <strong>für</strong><br />

eine die kontinuierliche und zuverlässige Elektrizitätsversorgung<br />

im gesamten brasilianischen Gebiet sorgt.<br />

Ländliche Elektrifizierung<br />

Ende 2003 startete die Regierung ein nationales Programm<br />

mit dem Namen »Luz para Todos» 14 (Licht <strong>für</strong><br />

Alle) mit dem erklärten Ziel, bis 2008 zehn Millionen<br />

Menschen bzw. zwei Millionen Haushalte, vorrangig in<br />

ländlichen Gebieten, mit Elektrizität zu versorgen. Da dieses<br />

Ziel noch nicht erreicht wurde, wurde das Programm<br />

bis 2010 verlängert. Die zwei Millionen Anschlüsse sollen<br />

nun im Juni 2009 erreicht werden 15 und es wird erwartet,<br />

dass bis Ende 2010 fünf Millionen weitere Haushalte an<br />

das Stromnetz angeschlossen werden können.<br />

Laut ECLAC waren 2007 97,9% der brasilianischen<br />

Haushalte an das Stromnetz angeschlossen 16 . In den ländlichen<br />

Gegenden lag der Wert dagegen etwas niedriger mit<br />

nur 89,1% angeschlossenen Haushalten.<br />

In den Regionen, in denen der Netzausbau technisch<br />

schwierig bis unmöglich ist, finden Solar Home Systeme<br />

Verwendung, um eine Grundstromversorgung bieten zu<br />

können. Die wichtigsten Programme zur Installation dieser<br />

Systeme wurden in den Bundesstaaten Bahia und Minas<br />

Gerais durchgeführt. Einige Pilotprojekte <strong>für</strong> netzunabhängige<br />

Stromversorgung wurden in der Amazonasregion<br />

durchgeführt, welche zu einer breiteren Anwendung dieser<br />

Lösungen in den nächsten Jahren führen könnten.<br />

14 Weitere Informationen unter: http://luzparatodos.mme.gov.br/luzparatodos/<br />

asp/default.asp?id=1<br />

15 Siehe Veröffentlichung: http://luzparatodos.mme.gov.br/luzparatodos/downloads/Informativo_19_CDR.pdf<br />

16 ECLAC, 2008<br />

2.3 Marktakteure<br />

BRASILIEN | 37<br />

Ministrium <strong>für</strong> Bergbau und Energie (MME)<br />

Das MME ist <strong>für</strong> die Formulierung und Umsetzung der<br />

Politik im Energiesektor verantwortlich, wie sie in den<br />

Richtlinien der CNPE festgelegt wurde. Das MME spielt<br />

eine zentrale Rolle in der Entwicklung des Energiesektors,<br />

indem es Angebot und Nachfrage im Rahmen eines geregelten<br />

Strommarktes (nach dem von EPE vorgeschlagenen<br />

Modell) koordiniert. Des Weiteren ist MME da<strong>für</strong><br />

verantwortlich, dass auch im Falle eines Ungleichgewichts<br />

von Angebot und Nachfrage die Energieversorgung gewährleistet<br />

ist.<br />

Nationaler Rat <strong>für</strong> Energiepolitik (CNPE)<br />

Der CNPE (Conselho Nacional de Politica Energética)<br />

ist ein Gremium, das den Präsidenten in allen energiepolitischen<br />

Fragen berät. Der Rat besteht aus Mitgliedern<br />

verschiedener Ministerien, wobei das Energieministerium<br />

den Präsidenten stellt, einem Vertreter der Bundesländer<br />

und einem des Bundesdistrikts (ein vom Energieministerium<br />

bestimmter Staatssekretär), einem brasilianischen<br />

Zivilexperten in Energiefragen und einem Vertreter der<br />

brasilianischen Universitäten, der auch ein Experte in<br />

Energiefragen sein muss (wobei die letzten beiden Vertreter<br />

ebenfalls durch das Energieministerium bestimmt<br />

werden). Die Geschäftsführer von Petrobrás, Eletrobrás<br />

und der Brasilianischen Entwicklungsbank (BNDES)<br />

dürfen ebenfalls an den Treffen teilnehmen, besitzen jedoch<br />

kein Stimmrecht.<br />

Der CNPE ist <strong>für</strong> die durchgeführte Energiepolitik sowie<br />

die Leitlinien <strong>für</strong> eine effiziente Nutzung der Energieressourcen<br />

zuständig, um die Energieversorgung auch in entlegenen<br />

Regionen Brasiliens sicherzustellen und die Energiematrix<br />

in vier Regionen zu überwachen. Des Weiteren<br />

gehört das Festlegen von Leitlinien <strong>für</strong> Spezialprogramme<br />

<strong>für</strong> den Gebrauch von Erdgas, Kohle, Nuklearenergie,<br />

Biokraftstoffen, Solarenergie, Windkraft und anderen<br />

alternativen Energiequellen zu den Aufgaben des CNPE.


Brasilianische Stromregulierungsbehörde<br />

(Aneel)<br />

Aneel vermittelt, reguliert und kontrolliert den Betrieb<br />

des Stromsystems. Weitere Aufgaben der Aneel sind die<br />

Erarbeitung von Vorschlägen zur Erteilung von Konzessionen<br />

<strong>für</strong> die Stromerzeugung und -verteilung, zur Festlegung<br />

von Tarifen <strong>für</strong> Endkunden und zur Erteilung von<br />

Netzzugangsgenehmigungen.<br />

Verbundnetzbetreiber (ONS)<br />

Das ONS ist <strong>für</strong> die Gewährleistung eines gleichberechtigten<br />

Zugangs <strong>für</strong> alle Marktteilnehmer zu dem nationalen<br />

Energienetz (Sistema Interligado Nacional <strong>–</strong> SIN) zuständig<br />

und kontrolliert darüber hinaus die Erzeugungs-,<br />

Übertragungs- und Verteilungssysteme. Die Stromversorgungsunternehmen,<br />

Verteiler, Händler, Großverbraucher<br />

und Vertreter anderer Konsumentengruppen halten Anteile<br />

an ONS, welches ein privatwirtschaftliches Unternehmen<br />

ist.<br />

Gesellschaft <strong>für</strong> Energieforschung (EPE)<br />

Die EPE führt Studien und Forschungen durch, um das<br />

MME in ihrer politischen Arbeit zu unterstützen. Der<br />

Schwerpunkt der EPE besteht in der Entwicklung von<br />

Strategien <strong>für</strong> den Energiesektor und Prognosen zum brasilianischen<br />

Energiemix, in der Forschung zur effizienten<br />

Nutzung aller verfügbaren Energieressourcen und der Erstellung<br />

von Studien, die den Ausbau von Energieanlagen<br />

und Verteilernetzen kurz-, mittel- und langfristig unterstützen.<br />

Die EPE kann außerdem Vorschläge zum Bau<br />

neuer Kraftwerke, die sich an der zukünftigen Nachfrage<br />

orientieren, ausarbeiten. Ein Großteil der öffentlichen Informationen<br />

über den brasilianischen Energiemarkt wird<br />

durch die EPE veröffentlicht.<br />

Handelskammer <strong>für</strong> Stromvermarktung<br />

(CCEE)<br />

Im Jahr 2004 setzte das Gesetz 10484 ein neues Modell<br />

<strong>für</strong> den Energiesektor durch und genehmigte die<br />

Gründung der Handelskammer <strong>für</strong> Stromvermarktung<br />

(CCEE), wie in Dekret 5 177 vom 12. August 2004 festgelegt.<br />

Die CCEE ist eine gemeinnützige, private und<br />

BRASILIEN | 38<br />

nicht-staatliche Vereinigung, der Vertreter aus den Bereichen<br />

Erzeugung, Verteilung und Vermarktung angehören.<br />

Der Zweck der CCEE besteht in Durchführung von<br />

Großhandelstransaktionen und der Vermarktung von<br />

Strom im Rahmen des Nationalen Verbundsystems, sowohl<br />

<strong>für</strong> den regulierten Markt und den freien Markt<br />

als auch den Spot-Markt. Darüber hinaus ist die CCEE<br />

federführend bei der finanziellen Abwicklung der Spot-<br />

Markt-Transaktionen. Diese Aufgaben beinhalten die<br />

Energieabrechnung und den finanziellen Abwicklungsprozess.<br />

Die Vermarktungsregeln und Verfahren, welche<br />

die von der CCEE durchgeführten Tätigkeiten regeln,<br />

werden durch Aneel festgelegt und genehmigt.<br />

Überwachungsgremium des Energiesektors<br />

(CMSE)<br />

Der CMSE wurde als Teil des MME als Reaktion auf frühere<br />

Stromkrisen geschaffen und hat das vorrangige Ziel,<br />

Angebot und Nachfrage auf dem Strommarkt kurzfristig<br />

(d. h. die nächsten 5 Jahre) durch den gezielten und ökonomisch<br />

sinnvollen Ausbau des Erzeugungs-, Übertragungs-<br />

und Versorgugnsnetzes sicherzustellen. Sind Defizite<br />

absehbar, kann das CMSE beispielsweise entscheiden,<br />

bestimmte Preisanreize einzuführen um so zusätzliche Erzeugungskapazitäten<br />

auf den Markt zu bringen.<br />

Nationale Behörde <strong>für</strong> Öl, Erdgas und<br />

Biokraftstoffe (ANP)<br />

Das ANP untersteht dem MME und ist die Aufsichtsbehörde<br />

<strong>für</strong> die Branchen Öl, Erdgas und Biokraftstoffe.<br />

Des Weiteren ist es verantwortlich <strong>für</strong> die Umsetzung der<br />

nationalen Energiepolitik <strong>für</strong> die genannten Brennstoffe<br />

und kontrolliert und reguliert die Aktivitäten dieser Industrie.<br />

Centrais Elétricas Brasileiras S.A. <strong>–</strong><br />

ELETROBRÁS<br />

Eletrobrás ist die nationale Holdinggesellschaft der nationalen<br />

Stromunternehmen und ist u. a. <strong>für</strong> die Vermarktung<br />

der produzierten Strommenge des Itaipú-Kraftwerks<br />

sowie die Vermarktung der erneuerbaren Energien, die<br />

im Rahmen des PROINFA-Programms erzeugt werden,


verantwortlich. Die Erzeugungsleistung von Eletrobrás,<br />

einschließlich den brasilianischen 50% Stromanteil<br />

am Itaipú-Wasserkraftwerk, beläuft sich auf annähernd<br />

40 000 MW. Dies entspricht einem Anteil am nationalen<br />

Markt von 39%. Die Übertragungsleitungen, die zu Eletrobrás<br />

gehören, besitzen eine Gesamtlänge von ungefähr<br />

59.856 km.<br />

Folgende Unternehmen sind Teil der Eletrobrás: Itaipú<br />

(Süden; Erzeugung), Eletronorte (Norden; Erzeugung<br />

und Übertragung), CHESF (Nordosten; Erzeugung und<br />

Übertragung), Furnas (alle Regionen außer Nordosten;<br />

Erzeugung und Übertragung), Eletronuclear (Südosten;<br />

Kernkraftwerke), CGTEE (Süden; Erzeugung), Eletrosul<br />

(Süden und Mittlerer Westen; Übertragung und Verteilung),<br />

CERON (Norden; Erzeugung, Übertragung und<br />

Verteilung), Eletroacre (Norden; Verteilung), Manaus<br />

Energia (Norden; Erzeugung), CEAL (Nordosten; Verteilung)<br />

and Boa Vista Energia (Norden; Verteilung).<br />

Brasilianische Windenergievereinigung<br />

(ABEEólica)<br />

ABEEólica ist ein gemeinnütziger Verein, in dem Unternehmen<br />

aus dem Windkraftsektor zusammengeschlossen<br />

sind. Sein Ziel ist es, die Produktion von Strom aus Windkraft<br />

als zusätzlichen Beitrag zum nationalen Energiemix<br />

zu fördern und zur Stärkung und Wettbewerbsfähigkeit<br />

des Windenergiesektors, vor allem durch ein langfristiges<br />

Programm der Regierung, beizutragen. Es haben sich insgesamt<br />

47 Unternehmen der Vereinigung angeschlossen.<br />

Brasilianische Vereinigung der Stromerzeuger<br />

(Abrage)<br />

Abrage ist ein Zusammenschluss der großen Stromerzeugungsunternehmen,<br />

von denen die meisten Wasserkrafterzeuger<br />

sind. Die Gesamtproduktion aller Mitglieder<br />

entspricht 70% des innerhalb von SIN produzierten<br />

Stroms einschließlich der 50% von Itaipú.<br />

Brasilianische Vereinigung der großen Netzwerk-<br />

betreiber (Abrate)<br />

Abrate besteht aus acht Mitgliedern, die zusammen<br />

87 024 km Übertragungsleitungen besitzen, was nahezu<br />

BRASILIEN | 39<br />

50% des gesamten brasilianischen Übertragungsnetzes<br />

entspricht. 80% der Übertragungsleitungen mit einer<br />

Spannung von mindestens 230 kV sind im Besitz von Abrate<br />

Mitgliedern. Folgende Unternehmen sind Mitglieder<br />

bei Abrate: CEMIG (6%), CTEEP (10%), CHESF<br />

(20%), COPEL (2%), ELETRONORTE (8%), Furnas<br />

Centrais Elétricas (19%), CEEE GT (6%) und ELETRO-<br />

SUL (19%) 17 .<br />

Brasilianische Vereinigung der Stromversorger<br />

(Abradee)<br />

Abradee ist ein Zusammenschluss von 48 sowohl staatlichen<br />

als auch privaten Vertriebsgesellschaften, die zusammen<br />

99% des nationalen Markts bedienen.<br />

Brasilianische Vereinigung der Stromgroßverbraucher<br />

und freien Konsumenten (Abrace)<br />

Abrace ist eine Vereinigung industrieller Großabnehmer<br />

und freier Konsumenten, die zusammen 45% der Elektrizität<br />

und 40% der thermischen Energie im brasilianischen<br />

Industriesektor verbrauchen.<br />

Brasilianisches Windenergiezentrum (CBEE)<br />

Das brasilianische Windenergiezentrum (CBEE) wurde<br />

im März 1996 mit Unterstützung des Ministeriums <strong>für</strong><br />

Wissenschaft und Technologie, des Ministeriums <strong>für</strong><br />

Umwelt, Wasserressourcen und die Region Legal Amazon,<br />

des Sekretariats <strong>für</strong> Wissenschaft, Technologie und<br />

Umwelt von Pernambuco und der Bank of Northeast of<br />

Brazil ins Leben gerufen. Es wird von den Mitarbeitern<br />

der Windenergiegruppe der Bundesuniversität von Pernambuco,<br />

einer anerkannten Forschungsgruppe im Bereich<br />

der Windenergie, geleitet.<br />

Das Zentrum besitzt an der Küste in der Nähe der Stadt<br />

Olinda ein eigenes Testgebiet <strong>für</strong> Windturbinen. Darüber<br />

hinaus entwickelt das CBEE Projekte in folgenden<br />

Bereichen: Bestimmung des Windenergiepotentials (mit<br />

computergestützen Windschreibern); Entwicklung von<br />

Windenergiesystemen, Entwicklung von Hybridsystemen<br />

(Wind, Solar, Diesel); Entwerfen von Windparks,<br />

Simulation von Stromerzeugungen und ökonomische<br />

Analysen.<br />

17 Die Prozentsätze entsprechen dem Anteil an den Übertragungsleitungen<br />

≥ 230kV innerhalb des nationalen Stromnetzes.


2.4 <br />

<br />

Die Gesellschaft <strong>für</strong> Energieforschung (EPE) hat eine<br />

Reihe von Studien veröffentlicht, die dem Ministerium<br />

<strong>für</strong> Bergbau und Energie die Entwicklung und Umsetzung<br />

einer nationalen Energiestrategie nahelegen. Eine<br />

der Studien ist der Zehnjahresplan zum Energieausbau<br />

(Plano Decenal de Expansão de Energia), der jährlich<br />

aktualisiert wird. Die letzte Version befasst sich mit dem<br />

Zeitraum von 2008 bis 2017.<br />

Der Plan berücksichtigt neben sozio-ökonomischen auch<br />

ökologische Faktoren und ermittelt aus den gewonnenen<br />

Daten den zukünftig benötigten Strombedarf sowie den<br />

notwendigen Ausbau der Erzeugungs-, Übertragungs-<br />

und Verteilungskapazitäten. Neben einer breit angelegten<br />

Analyse zum brasilianischen Energiemarkt bietet der Plan<br />

auch detaillierte Angaben zur prognostizierten Entwicklung<br />

jeder einzelnen Energieressource. Ein weiteres <strong>für</strong> die<br />

nationale Energieentwicklungsstrategie wichtiges Papier<br />

ist der Nationale Energieplan 2030 (PNE 2030), welcher<br />

genau abbildet, wie sich die Nutzung der verschiedenen<br />

Energiequellen bis 2030 voraussichtlich entwickeln wird.<br />

Er besagt, dass sich der Marktanteil der Wasserkraft (Verringerung<br />

um 2%) 18 und der anderen Energieressourcen<br />

bis 2030 nur geringfügig verändern wird. Allerdings liefert<br />

der Nationale Energieplan den Entscheidungsträgern<br />

wenige Argumente, einen Strukturwandel in der brasilianischen<br />

Energieerzeugung durchzuführen.<br />

2.5 <br />

<br />

Strategien und Ziele <strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />

Derzeit gibt es keine verbindlichen Rahmenbedingungen<br />

<strong>für</strong> erneuerbare Energien. Das Programm zur Förderung<br />

alternativer Stromquellen (PROINFA, siehe nächstes<br />

Unterkapitel) war das letzte seiner Art. Derzeit existieren<br />

lediglich einige besondere Richtlinien <strong>für</strong> bestimmte Rohstoffe.<br />

18 Quelle: Kissel, 2009<br />

BRASILIEN | 40<br />

PROINFA wird mit Abschluss der dort beschriebenen<br />

Projekte auslaufen. Im Bereich Windenergie entschied<br />

sich die Regierung auf gezielte Windenergieauktionen,<br />

welche erstmals <strong>für</strong> November 2009 geplant sind. Es<br />

ist noch nicht entschieden worden, wie viel MW versteigert<br />

werden sollen, jedoch sind bislang über 13 GW<br />

projektiert.<br />

Regelungen und Fördermechanismen <strong>für</strong><br />

erneuerbare Energien<br />

Das Ziel des PROINFA Programmes 19 ist es, den Aufbau<br />

und Anschluss von weiteren 3 300 MW Leistung an<br />

das nationale Netz zu erreichen. Dabei sollen ein Drittel<br />

durch Windenergie, ein weiteres Drittel durch kleine<br />

Wasserkraftwerke und das letzte Drittel durch Biomassekraftwerke<br />

gedeckt werden. Der produzierte Strom wird<br />

ab Betriebsbeginn über eine Vertragslaufzeit von 20 Jahren<br />

durch das staatliche Unternehmen Eletrobrás aufgekauft.<br />

Das PROINFA-Programm wurde im Jahr 2002 durch<br />

das Gesetz 10438/02 eingeführt, als Frist <strong>für</strong> das Erreichen<br />

der Ziele war das Jahr 2006 festgesetzt. Als jedoch<br />

deutlich wurde, dass die von öffentlicher Hand und dem<br />

privatem Sektor vorgestellten Projekte nicht die erwarteten<br />

Werte erreichen würden, wurde die Frist bis zum 30.<br />

Dezember 2010 verlängert.<br />

Gemäß Gesetz 10438/2002 und 10762/2003 (welches<br />

das Gesetz 10438 teilweise veränderte) beabsichtigt die<br />

Regierung, <strong>für</strong> die von Eletrobrás aus dem PROINFA-<br />

Programm aufgekauften Strommengen Bezugspreise festzulegen.<br />

Diese Preise werden von der MME <strong>für</strong> jede Technologie<br />

und jede Energiequelle separat bestimmt. Für<br />

Windenergie beträgt der Referenzpreis ca. 105 €/MW.<br />

Aneel-Beschluss 77 vom 18. August 2004 ordnet eine Verringerung<br />

der Netzgebühren <strong>für</strong> Anlagen <strong>für</strong> erneuerbare<br />

Energien (Solarkraft, Wind, Biomasse oder Kraft-Wärme-<br />

Kopplung) mit Leistungen bis zu 30 MW um mindestens<br />

50% an. Dies wird bis heute als wichtigster Anreiz <strong>für</strong> die<br />

Produktion erneuerbarer Energien angesehen.<br />

19 Weitere Informationen unter: http://www.mme.gov.br/programas/PROINFA


Luz para Todos<br />

Ein wichtiger Baustein der Energiepolitik Brasiliens ist<br />

das Projekt »Luz para Todos«. Sein Hauptziel ist es, bis<br />

2010 rund 10 Millionen Menschen in ländlichen Gegenden<br />

Menschen mit Strom zu versorgen. Das Projekt wird<br />

zum Teil durch ein Kooperationsprojekt zwischen Electrobrás<br />

und der <strong>GTZ</strong> gefördert, das die Nutzung erneuerbarer<br />

Energien einschließlich der Windenergie über die<br />

Elektrifizierung ländlicher Gebiete in den nördlichen und<br />

nordöstlichen Regionen bewirbt und unterstützt.<br />

Besonders in Regionen, in denen die Anbindung an SIN<br />

aufgrund geographischer Besonderheiten problematisch<br />

erscheint (z. B. in Regenwaldgebieten und im Bereich<br />

von Nebenflüssen des Amazonas, wo nur schwer Leitungen<br />

verlegt werden können), setzt »Luz para Todos»<br />

Anreize zur Entwicklung neuer Kraftwerke auf Basis erneuerbarer<br />

Resourcen: Wasser (kleine Wasserkraftwerke<br />

und hydrokinetische Systeme), Biokraftstoffe, Solar- und<br />

Windenergie.<br />

Subventionen von bis zu 85% der direkten Projektkosten<br />

können beantragt werden. Ein »Handbuch <strong>für</strong> Spezialprojekte»<br />

wurde entwickelt und stellt die Bedingungen<br />

<strong>für</strong> diese Projekttypen dar. 20<br />

Nationales Programm <strong>für</strong> die Herstellung und<br />

Nutzung von Biodiesel (PNPB)<br />

Seit 2005 hat Brasilien damit angefangen, einen Biodieselmarkt<br />

mithilfe des PNPB zu entwickeln. Seit Juli<br />

2009 müssen landesweit verkauftem Diesel mindestens<br />

4% Biodiesel beigemischt sein, bis 2013 soll der Anteil<br />

TABELLE 8:<br />

EINGETRAGENE CDM WINDPROJEKTE<br />

Projekt Standort Größe (MW)<br />

Projekt 0843 : Petrobrás Windkraftprojekt<br />

<strong>für</strong> Ölpumpen<br />

Projekt 0575 : Água Doce Projekt zur Erzeugung<br />

von Windkraft<br />

Projekt 0603 : Osório Wind<br />

Windkraftwerkprojekt<br />

Projekt 0486 : Horizonte<br />

Projekt zur Erzeugung von Windkraft<br />

Quelle: UNFCCC 2009<br />

20 Das Handbuch ist auf der Website vom MME unter dem Namen »Manual de<br />

Projetos Especiais« zu finden: http://www.mme.gov.br/mme/galerias/arquivos/legislacao/portaria/Portaria_n_060-2009.pdf<br />

BRASILIEN | 41<br />

auf 5% erhöht werden. Biodieselhersteller erhalten unterschiedliche<br />

Steueranreize und verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten,<br />

besonders wenn sie über den »Sozialen<br />

Stempel» verfügen. Um diesen zu erhalten, müssen<br />

die Hersteller sicherstellen, dass ein Minimalanteil der<br />

Rohstoffe von landwirtschaftlichen Familienbetrieben<br />

stammt. Dieser Anteil schwankt je nach Region; im Norden<br />

sind es 50%, während es im Süden und Südosten<br />

nur 30% und im Norden und Mittleren Westen sogar<br />

nur 10% sind. Dies führte zwischen 2006 und 2007 zu<br />

einem enormen Wachstumsschub <strong>für</strong> die brasilianische<br />

Biokraftstoffindustrie. Die Biodieselproduktion stieg von<br />

69 002 m³ auf 402 154 m³, während die Ethanolproduktion<br />

im gleichen Zeitraum um 27% auf eine Produktion<br />

von 388,7 bbl/Tag im Jahr 2007 anstieg.<br />

Clean Development Mechanism<br />

Brasilien ratifizierte die Klimarahmenkonvention der Vereinten<br />

Nationen (UNFCCC) im Februar 1994 und das<br />

Kyoto Protokoll im August 2002. Ein erster nationaler<br />

Bericht zum Klimawandel wurde erstim November 2004,<br />

einige Jahre später als geplant, eingereicht. Seit Juli 1999<br />

ist eine interministerielle Kommission (Comissão Interministerial<br />

de Mudança Global do Clima) durch das Ministerium<br />

<strong>für</strong> Wissenschaft und Technologie eingerichtet<br />

worden. Diese beschäftigt sich mit der Bekämpfung des<br />

Klimawandels und damit auch mit CDM-Projekten.<br />

Diese Kommission erhielt außerdem den Status einer<br />

»Designated National Authority« (DNA) von Brasilien.<br />

Nach der UNFCCC-Website gibt es in Brasilien aktuell<br />

jährliche<br />

Einsparung<br />

(tCO2)<br />

Jahr der<br />

Registrierung<br />

Macau, Brazil 1.8 1 277 2007<br />

Santa Catarina 9.0 13 704 2006<br />

R. Grde Sul 150 148 325 2006<br />

Santa Catarina 4.8 6 227 2006


ein Portfolio von 190 CDM-Projekten. Davon wurden 21<br />

abgelehnt, zwei zurückgezogen, drei beantragen die Zulassung,<br />

vier werden überprüft und 160 sind erfolgreich<br />

registriert worden. Brasilien kann 44% der zertifizierten<br />

Emissionsreduktion in Lateinamerika, die durch CDM-<br />

Projekte erzielt wird, verzeichnen.<br />

Die folgende Tabelle stellt die derzeit registrierten Windenergieprojekte<br />

vor. Sechs der Projekte werden zurzeit<br />

noch überprüft, <strong>für</strong> ein weiteres Projekt ist die Überprüfung<br />

abgeschlossen.<br />

Aktivitäten internationaler Geber<br />

<strong>GTZ</strong><br />

Die Zusammenarbeit der Deutschen Gesellschaft <strong>für</strong><br />

Technische Zusammenarbeit (<strong>GTZ</strong>) mit Brasilien beschränkt<br />

sich hauptsächlich auf zwei Gebiete der Entwicklungspolitik:<br />

Tropischer Regenwald sowie erneuerbare<br />

Energien und Energieeffizienz. Das TA-Programm »Erneuerbare<br />

Energien und Energieeffizienz« unterstützt<br />

die Umsetzung der brasilianischen Politik. Schwerpunkte<br />

des Programms (in Zusammenarbeit mit Eletrobrás und<br />

EPE) sind Maßnahmen zur Kompetenzförderung von<br />

staatlichen Institutionen, professionelle Trainingskurse<br />

<strong>für</strong> technische Experten, Strategieentwicklung auf Bundesebene<br />

und die Unterstützung von Pilotprojekten. Das<br />

Programm ist Teil eines Deutsch-Brasilianischen Energieabkommens,<br />

welches im Mai 2008 von Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel und Präsident da Silva unterschrieben<br />

wurde.<br />

Kf W<br />

Die deutsche Entwicklungsbank Kf W führt gerade im<br />

Namen der deutschen Regierung ein Erneuerungsprojekt<br />

<strong>für</strong> kleine Wasserkraftwerke durch und unterstützt in Zusammenarbeit<br />

mit der brasilianischen Entwicklungsbank<br />

BNDES den Aufbau von Windparks, die eine Gesamtleistung<br />

von 80 MW und ein Gesamtvolumen von 200<br />

Mio. US $ aufweisen.<br />

BRASILIEN | 42<br />

2.6 <br />

Windenergiepotenziale<br />

Brasiliens Windpotential wird auf 143 GW geschätzt 21 .<br />

Im Rahmen des PROINFA-Programms sind bis heute 1,4<br />

GW in Auftrag gegeben worden, bis zum August 2009<br />

konnten allerdings erst 414 MW Leistung ans Netz angeschlossen<br />

werden. 22 Das Brasilianische Windenergiezentrum<br />

veröffentlichte 2001 einen Windatlas <strong>für</strong> Brasilien,<br />

welcher <strong>für</strong> die Windenergiestudien der PNE 2030 verwendet<br />

wurde (http://www.cresesb.cepel.br). Der Atlas<br />

liefert Informationen zu den Windenergiebedingungen<br />

in einer Höhe von 50 m und deckt alle Gebiete mit Windgeschwindigkeiten<br />

über 7 m/s ab. Diese Werte sind jedoch<br />

eher theoretischer Natur. Im Nordosten wird in der<br />

PNE 2030 Studie beispielsweise ein Potential von 75 GW<br />

angenommen, während andere glaubwürdige Studien von<br />

einem Potential von nur 12 GW ausgehen.<br />

Rahmenbedingungen <strong>für</strong> Windenergie<br />

PROINFA ist das derzeit wichtigste Förderprogramm<br />

<strong>für</strong> Windenergie (plus Biomasse und kleine Wasserkraftwerke).<br />

Die Regierung hat jedoch beschlossen, zukünftig<br />

durch die Förderung von Windenergieauktionen einen<br />

anderen Weg zu gehen. Sie hat angekündigt, ein bis zwei<br />

Windenergieauktionen pro Jahr durchzuführen.<br />

Die erste Auktion <strong>für</strong> Windenergie findet im Rahmen des<br />

regulierten Marktes im November 2009 statt. Nach Angaben<br />

der Brasilianischen Windenergievereinigung waren<br />

bis Juli 2009 441 Projekte mit einer Gesamtkapazität von<br />

13 341 MW registriert, die an den Auktionen teilnehmen<br />

wollten. Betrachtet man im Vergleich die zurzeit installierte<br />

Leistung von nur 359 MW, ist dies ein außerordentlich<br />

hoher Wert. Diese Projekte befinden sich im Süden,<br />

Südosten und Nordosten, den Regionen mit dem größten<br />

Windpotential im Land. Die in der Auktion verkaufte<br />

Energiemenge muss ab Juli 2012 über einen Zeitraum von<br />

bis zu 20 Jahren bereitgestellt werden.<br />

Ein beträchtliches Hindernis <strong>für</strong> die Entwicklung des<br />

Windenergiemarktes mit den Vergünstigungen des<br />

PROINFA-Programms besteht darin, dass 60% der <strong>für</strong><br />

die Produktionsanlagen verwendeten Teile im Land her-<br />

21 Quelle: Brasilianisches Windenergiezentrum (CBEE). Bedingungen: 50m<br />

Höhe und eine durchschnittliche Windgeschwindigkeit von mindestens 7 m/s<br />

22 Aneel, BIG


gestellt werden müssen. Dies war als ein Anreiz <strong>für</strong> die<br />

heimische Industrie gedacht, wird jedoch nun von vielen<br />

Projektentwicklern als Hemmnis betrachtet. Diese Frage<br />

wird derzeit diskutiert und es wird erwartet, dass bei der<br />

Auktion im November 2009 die Entwickler die Möglichkeit<br />

erhalten, Windenergieanlagen mit einer Nennleistung<br />

von mehr als 1 500 kW zu importieren. Für kleinere<br />

Anlagen wird die Einfuhrbeschränkung jedoch bestehen<br />

bleiben (bislang lag der Grenzwert bei 2 000 kW, was bedeutet,<br />

dass die importierten Industrieprodukte mit 14%<br />

besteuert werden.<br />

In dieser Hinsicht ist auch das Programm »Luz para Todos«<br />

(Einzelheiten dazu in Kapitel 1.5) zu erwähnen, bei<br />

dem Subventionen von bis zu 85% der direkten Projektkosten<br />

beantragt werden können.<br />

Kraftwerke einschließlich Windenergieanlagen fallen unter<br />

die Kategorie von Unternehmen, die sich einer Umweltverträglichkeitsprüfung<br />

unterziehen müssen. Gesetz<br />

Nr. 6938/1981 bestimmt die Nationale Umweltpolitik<br />

(AMPP) und legt Standards und Kriterien bezüglich des<br />

Umfangs der zulässigen Emissionen.<br />

Bezüglich der Netzanbindung muss der Konzessionsinhaber<br />

oder der Verbundnetzbetreiber ONS eine Möglichkeit<br />

zum Anschluss an das Verteilungs- oder Leitungsnetzwerk<br />

an einer passenden Stelle <strong>für</strong> den Windpark<br />

anbieten. Der Windparkbetreiber muss die Kosten <strong>für</strong><br />

Kabel vom Windpark zum Netzanschlusspunkt bezahlen.<br />

In this respect, also the programme »Luz para Todos«<br />

(see chapter 1.5 for details) needs to be mentioned, providing<br />

subsidies of up to 85 % of direct project cost.<br />

Power plants, including wind energy plants, are included<br />

in the category of enterprises that have to undergo an environmental<br />

licensing process. Law No. 6938 / 1981, which<br />

provides the National Policy on Environment (AMPP),<br />

establishes standards and sets criteria for the licensing of<br />

actual or potentially polluting activities.<br />

With regard to grid connection, the concessionaire or the<br />

ONS has to offer an entry point to the distribution or<br />

transmission network at a convenient knot for the wind<br />

park; the wind park owner has to pay for the cable from<br />

the park to the entry point (shallow connection costs).<br />

BRASILIEN | 43<br />

Aktuelle Nutzung von Windenergie und<br />

geplante Projekte<br />

Die Regionen im Süden und Nordosten Brasiliens besitzen<br />

im Land das größte Windpotential, weshalb die<br />

Mehrzahl der bereits umgesetzten Projekte dort angesiedelt<br />

ist. Anhang I zeigt in einer Liste alle Windparks in<br />

Brasilien, die eine Gesamtleistung von 414 MW aufweisen.<br />

Fast 250 MW sind in 25 Windparks im Nordosten<br />

installiert. 7 Windparks mit insgesamt 167 MW sind im<br />

Süden gelegen und eine 1 MW Anlage befindet sich im<br />

Südosten des Landes.<br />

Laut Aneel befanden sich zum Zeitpunkt des Verfassens dieses<br />

Berichts 13 neue Windkraftwerke im Bau. Eine Übersicht<br />

dazu gibt Tabelle 11 im Anhang. Zwölf von ihnen<br />

liegen im Nordosten Brasiliens (davon acht im Staat Ceará<br />

und vier in Pernambuco) und eines im Bundesstaat Rio de<br />

Janeiro. Sie erreichen zusammen eine Gesamtleistung von<br />

442 MW. Weiteren 45 Windkraftwerken (mit einer Gesamtleistung<br />

von 2 300 MW) wurde bereits eine Genehmigung<br />

erteilt, sie befinden sich jedoch noch nicht im Bau 23 .<br />

Tabelle 9 zeigt die Unternehmen, welche bestehende<br />

Windfarmen besitzen, mit dem jeweiligen Anteil an der<br />

installierten Gesamtleistung:<br />

TABELLE 9: WINDKRAFTWERKSBETREIBER UND DEREN<br />

ANTEIL AN DER INSTALLIERTEN GESAMTLEISTUNG<br />

(STAND: AUGUST 2009, 414 MW)<br />

Betreiber Anteil<br />

Enerfin Enervento / Wobben Wind Power Enercon 36.2 %<br />

Pacific Hydro 13.3 %<br />

Enerbrasil / Iberdrola 11.9 %<br />

SIIF 11.7 %<br />

Tractebel Energia / GDF Suez 10.5 %<br />

Wobben Wind Power Enercon 4.3 %<br />

Servtec 4.0 %<br />

EDP / CENAEEL 3.3 %<br />

Martifer 3.3 %<br />

COPEL 0.6 %<br />

Petrobrás 0.4 %<br />

CEMIG 0.2 %<br />

Centro Brasileiro de Energia Eólica - FADE / UFPE 0.1 %<br />

Foum El Oued 2011<br />

Quelle: Aneel, BIG.<br />

23 Quelle: Aneel, BIG.


Geschäftsklima<br />

Die Windenergieindustrie im Land ist relativ etabliert.<br />

Das Unternehmen »Wobben Wind Power« (eine Tochtergesellschaft<br />

der Enercon GmbH <strong>–</strong> einem der Weltmarktführer<br />

in der Windenergietechnologie) produziert<br />

und installiert qualitativ <strong>hoch</strong>wertige Windkraftanlagen<br />

und übernimmt auch die Wartung. Daher sind viele Experten<br />

der Meinung, dass es keine Notwendigkeit <strong>für</strong> den<br />

Import von Bauteilen gibt. Jedoch würden Importe den<br />

Wettbewerb auf den Märkten erhöhen.<br />

Auf der anderen Seite sind Fachkräfte und technische<br />

Experten weiterhin Mangelware auf dem brasilianischen<br />

Markt und es ist abzusehen, dass der Bedarf an weiteren<br />

Experten, die Wartungsarbeiten durchführen können, ansteigt;<br />

insbesondere, wenn der Aufbau der letzten PRO-<br />

INFA-Anlagen abgeschlossen ist. An dieser Stelle setzt<br />

das <strong>GTZ</strong> Energieprogramm <strong>für</strong> Brasilien an, das ein Weiter-<br />

und Ausbildungsprogramm beinhaltet, in welchem<br />

das Wissen über das Bedienen und Warten der Anlagen<br />

gefördert werden soll.<br />

Die Brasilianische Entwicklungsbank (BNDES) bietet<br />

spezielle Finanzierungsprogramme <strong>für</strong> die Errichtung von<br />

Windparks an. Diese wurden u. a. auch schon bei den in<br />

Osório-RS liegenden Windparks beansprucht. Außer den<br />

bekannten internationalen Finanzorganisationen gibt es<br />

neben dem BNDES keine weiteren in Frage kommenden<br />

Alternativen zur Finanzierung solcher Projekte.<br />

BRASILIEN |<br />

44


2.7 <br />

Ministerium <strong>für</strong> Bergbau und Energie (MME)<br />

Esplanada dos Ministérios Bloco »U«<br />

CEP 70065-900 Brasília <strong>–</strong> DF<br />

Tel.: +55 61 3319-5555<br />

Internet: www.mme.gov.br<br />

Brasilianische Stromregulierungsbehörde (Aneel)<br />

SGAN 603 módulo J<br />

CEP 70830-030 Brasília DF<br />

Tel.: +55 61 2192 8600<br />

Internet: www.aneel.gov.br<br />

Verbundnetzbetreiber (ONS)<br />

Rua da Quitanda 196 <strong>–</strong> Centro<br />

CEP 20091-005 <strong>–</strong> Rio de Janeiro <strong>–</strong> RJ<br />

Tel.: +55 21 2203-9400<br />

Internet: www.ons.org.br<br />

Eletrobrás<br />

Avenida Presidente Vargas, 409 / 13º<br />

CEP 20071-003 - Rio de Janeiro, RJ<br />

Tel.: +55 21 2514-5151<br />

Internet: www.eletrobras.com<br />

Gesellschaft <strong>für</strong> Energieforschung (EPE)<br />

Av. Rio Branco, 1 <strong>–</strong> 11º andar, Centro<br />

CEP 20.090-003 Rio de Janeiro <strong>–</strong> RJ<br />

Tel.: +55 21 3512-3100<br />

www.epe.gov.br<br />

Brasilianische Vereinigung der Stromerzeuger (Abrage)<br />

Rua Alvarenga Peixoto, 1408 - Room 906<br />

CEP 30180 121 Belo Horizonte <strong>–</strong> MG<br />

Tel.: +55 31 3292-4805<br />

Internet: www.abrage.com.br<br />

BRASILIEN |<br />

45<br />

Brasilianische Vereinigung der großen Netzbetreiber<br />

(Abrate)<br />

Address: Rua Deputado Antonio Edu Vieira, 999<br />

CEP: 88040-901 Florianópolis / SC <strong>–</strong> Brasil<br />

Tel.: +55 48 3231-7215<br />

Internet: www.abrate.org.br<br />

Brasilianische Vereinigung der Stromversorger<br />

(Abradee)<br />

Rua da Assembléia Nº 10 - Grupo 3201 - Ed.<br />

Cândido Mendes<br />

CEP: 20011-901- Rio de Janeiro <strong>–</strong> RJ<br />

Tel.: + 55 21 2531-2053<br />

E-Mail: abradee@abradee.org.br<br />

Internet: www.abradee.org.br<br />

Brasilianische Vereinigung der Stromgroßverbraucher<br />

und freien Konsumenten (Abrace)<br />

Rua Gomes de Carvalho, 1510 <strong>–</strong> cj. 41 <strong>–</strong> 4º andar<br />

CEP 04547-005 <strong>–</strong> São Paulo <strong>–</strong> SP<br />

Internet: www.abrace.org.br<br />

Tel.: +55 11 2139-7550<br />

Banco do Brasil<br />

Tel.: +55 800 729 0722<br />

Internet: www.bb.com.br<br />

Handelskammer <strong>für</strong> Stromvermarktung (CCEE)<br />

Alameda Santos, 745 / 9º<br />

CEP 01419-001 São Paulo <strong>–</strong> SP<br />

Tel.: +55 800 10 00 08<br />

E-Mail: atendimento@ccee.org.br<br />

Internet: www.ccee.org.br<br />

Nationale Behörde <strong>für</strong> Öl, Erdgas und Biokraftstoffe<br />

(ANP)<br />

Av. Rio Branco, 65 / 12° to 22 °<br />

CEP: 20.090-004 Rio de Janeiro / RJ<br />

Tel.: +55 21 2112-8100<br />

Internet: www.anp.gov.br


Kompetenzzentrum <strong>für</strong> Solar- und Windenergie<br />

(CRESESB)<br />

Av. Horácio Macedo, 354 <strong>–</strong> Cidade Universitária<br />

CEP 21941-911 Rio de Janeiro <strong>–</strong> RJ<br />

Tel.: +55 21 2598-6174<br />

E-Mail: crese@cepel.br<br />

Internet: www.cresesb.cepel.br<br />

Brasilianische Entwicklungsbank (BNDES)<br />

Tel.: +55 21 2172-8888<br />

E-Mail: faleconosco@bndes.gov.br<br />

Internet: http://inter.bndes.gov.br/english/<br />

Banco do Nordeste<br />

clienteconsulta@bnb.gov.br<br />

Av. Paranjana,<br />

5700 <strong>–</strong> Passaré <strong>–</strong> Bloco E1 (Superior)<br />

CEP 60740-000 Fortaleza <strong>–</strong> Ceará<br />

Tel.: +55 800 728 3030<br />

Internet: www.bnb.gov.br<br />

Gesellschaft <strong>für</strong> Technische Zusammenarbeit (<strong>GTZ</strong>)<br />

Brasilia Office<br />

Country Director : Mr Ulrich Krammenschneider<br />

Edificio Brasilia Trade Center / SCN Quadra 01 Bloco<br />

C / Sala 1501 / Zona Central / Caixa Postal 01991<br />

70259-970 Brasilia / DF, Brazil<br />

Tel.: +55 (61) 21012170<br />

Fax: +55 (61) 21012166<br />

E-Mail: gtz-brasilien@gtz.de<br />

Kf W Office Brasília<br />

Director: André Ahlert<br />

SCN Quadra 01-Bloco C-No. 85<br />

Edifício Trade Center / Sala 1706<br />

CEP 70711-902 Brasília DF - Brazil<br />

Tel.: +55 (61) 33 28 00 49<br />

Fax: +55 (61) 33 28 07 49<br />

E-Mail: kfwbrasil@uol.com.br<br />

2.8 Informationsquellen<br />

BRASILIEN |<br />

46<br />

Aneel, BIG (Generation Information Data Base)<br />

(http://www.aneel.gov.br/aplicacoes/capacidadebrasil/<br />

capacidadebrasil.asp), Gesichtet: im August 2009<br />

Aneel, Energy Prices, (http://www.aneel.gov.br/area.<br />

cfm?idArea=550), Gesichtet: im August 2009<br />

Bundesbank, Euro reference exchange rate<br />

(http://www.bundesbank.de/statistik/statistik_zeitreihen.php?lang=de&open=devisen&func=row&tr<br />

=WJ5636), Gesichtet: im August 2009<br />

Central Bank of Brazil (Banco Central do Brasil),<br />

A Economia Brasileira (The Brazilian Economy),<br />

2009,(http://www.bcb.gov.br/pec/boletim/banual2008/rel2008cap1p.pdf<br />

), Gesichtet: im August<br />

2009<br />

Brazilian Wind Energy Center (CBEE) (http://www.<br />

eolica.org.br/index_ing.html), Gesichtet: im August<br />

2009<br />

CIA World Fact Book, Brazil (https: // www.cia.gov/<br />

library/publications/the-world-factbook/geos/br.html),<br />

Gesichtet: im August 2009<br />

CGIAR <strong>–</strong> Consortium for Spatial Information<br />

(CGIAR-CSI) (http://srtm.csi.cgiar.org/SELEC-<br />

TION/inputCoord.asp), Gesichtet: im Oktober 2009<br />

CRESESB, Wind Potential (www.cresesb.cepel.br),<br />

Gesichtet: im August 2009<br />

ECLAC, Statistical Yearbook for Latin America and<br />

Caribbean, (http://www.eclac.cl/cgi-bin/getProd.<br />

asp?xml=/publicaciones/xml/7/35327/P35327.<br />

xml&xsl=/deype/tpl/p9f.xsl&base=/tpl/top-bottom.<br />

xsl), Gesichtet: im August 2009


IBGE a, Summary of the Statistical Data Available<br />

(http://ibge.gov.br/brasil_em_sintese/default.htm),<br />

Gesichtet: im August 2009<br />

IBGE b, Monthly Employment Research<br />

(http://www.ibge.gov.br/home/estatistica/indicadores/<br />

trabalhoerendimento/pme_nova/defaultestudos.shtm) ,<br />

Gesichtet: im August 2009<br />

IMF (International Monetary Fund), World Economic<br />

Outlook Database, October 2008 (http://www.imf.<br />

org/external/pubs/ft/weo/2008/02/weodata/weoselgr.<br />

aspx), Gesichtet: im August 2009<br />

Kissel, J.M. et al., Cornerstones of a renewable energy<br />

law for emerging markets in South America, Energy<br />

Policy 37, 2009<br />

MME, Energy Review 2008 <strong>–</strong> Preliminary (Resenha<br />

Energética 2008 - Preliminar) (http://www.mme.gov.<br />

br/mme/menu/todas_publicacoes.html), Gesichtet: im<br />

August 2009<br />

BRASILIEN |<br />

47<br />

MME, BEN 2008 (National Energy Balance 2008)<br />

(http://www.mme.gov.br/mme/menu/todas_publicacoes.html),<br />

Gesichtet: im August 2009<br />

MME, BEN 2009 (National Energy Balance 2009) <strong>–</strong><br />

PRELIMINARY (http://www.mme.gov.br/mme/menu/<br />

todas_publicacoes.html), Gesichtet: im August 2009<br />

MME, PNE 2030 (National Energy Plan 2030)<br />

(http://www.mme.gov.br/mme/menu/todas_publicacoes.html),<br />

Gesichtet: im August 2009<br />

ONS, SIN Maps (http://www.ons.org.br/conheca_sistema/mapas_sin.aspx#),<br />

Gesichtet: im August 2009<br />

UNFCCC, CDM projects (http://cdm.unfccc.int/<br />

Projects/projsearch.html), Gesichtet: im August 2009


2.9 Anhang<br />

TABELLLE 1: WINDKRAFTANLAGEN IN BETRIEB (STAND AUGUST 2009)<br />

Betreiber<br />

Centro Brasileiro de Energia<br />

Eólica - FADE / UFPE<br />

CEMIG<br />

COPEL<br />

EDP / CENAEEL<br />

Enerbrasil / Iberdrola<br />

Enerfin Enervento / Wobben<br />

Wind Power Enercon<br />

Pacific Hydro<br />

Namer der<br />

Anlage<br />

Eólica de Fernando<br />

de Noronha<br />

Betreiber-gesellschaft<br />

Centro Brasileiro<br />

de<br />

Energia Eólica -<br />

FADE / UFPE<br />

Leistung<br />

(kW)<br />

% der<br />

Gesamt-<br />

leistung<br />

225 0.1 %<br />

BRASILIEN | 48<br />

Ort Region<br />

Fernando de<br />

Noronha - PE<br />

Nordosten<br />

Eólica Olinda 225 0.1 % Olinda - PE Nordosten<br />

Eólica-Elétrica<br />

Experimental<br />

do Morro do<br />

Camelinho<br />

Eólio - Elétrica de<br />

Palmas<br />

Parque Eólico do<br />

Horizonte<br />

CEMIG Geração<br />

e Transmissão<br />

S / A<br />

Centrais Eólicas<br />

do Paraná Ltda.<br />

Central Nacional<br />

de Energia<br />

Eólica Ltda<br />

1 000 0.2 % Gouveia - wMG Südosten<br />

2 500 0.6 % Palmas - PR Süden<br />

4 800 1.2 % Água Doce - SC Süden<br />

Eólica Água Doce 9 000 2.2 % Água Doce - SC Süden<br />

RN 15 -<br />

Rio do Fogo<br />

Parque Eólico de<br />

Osório<br />

Parque Eólico<br />

Sangradouro<br />

Parque Eólico dos<br />

Índios<br />

Millennium<br />

Presidente<br />

Energias<br />

Renováveis do<br />

Brasil S.A.<br />

Ventos do Sul<br />

Energia S / A<br />

SPE Millennium<br />

Central Geradora<br />

Eólica S/A<br />

49 300 11.9 % Rio do Fogo - RN Nordosten<br />

50 000 12.1 % Osório - RS Süden<br />

50 000 12.1 % Osório - RS Süden<br />

50 000 12.1 % Osório - RS Süden<br />

10 200 2,5% Mataraca <strong>–</strong> PB Nordosten<br />

4 500 1,1% Mataraca <strong>–</strong> PB Nordosten<br />

Camurim 4 500 1,1% Mataraca <strong>–</strong> PB Nordosten<br />

Albatroz 4 500 1,1% Mataraca <strong>–</strong> PB Nordosten<br />

Coelhos I 4 500 1,1% Mataraca <strong>–</strong> PB Nordosten<br />

Coelhos III Vales dos Ventos<br />

Geradora Eólica<br />

4 500 1,1% Mataraca <strong>–</strong> PB Nordosten<br />

Atlântica<br />

S.A<br />

4 500 1,1% Mataraca <strong>–</strong> PB Nordosten<br />

Caravela 4 500 1,1% Mataraca <strong>–</strong> PB Nordosten<br />

Coelhos II 4 500 1,1% Mataraca <strong>–</strong> PB Nordosten<br />

Coelhos IV 4 500 1,1% Mataraca <strong>–</strong> PB Nordosten<br />

Mataraca 4 500 1,1% Mataraca <strong>–</strong> PB Nordosten


Betreiber<br />

Namer der<br />

Anlage<br />

Petrobrás Macau<br />

Martifer<br />

Eólica Canoa<br />

Quebrada<br />

Servtec Taíba Albatroz<br />

SIIF<br />

Tractebel Energia/GDF<br />

Suez<br />

Wobben Wind Power<br />

Enerco<br />

Betreibergesellschaft<br />

Petróleo<br />

Brasileiro<br />

S/A<br />

Rosa dos<br />

Ventos Geração<br />

e Com-<br />

Leistung<br />

(kW)<br />

% der<br />

Gesamt-<br />

leistung<br />

BRASILIEN | 49<br />

Ort Region<br />

1 800 0,4% Macau <strong>–</strong> RN Nordosten<br />

10 500 2,5% Aracati <strong>–</strong> CE Nordosten<br />

ercialização<br />

Lagoa do Mato de Energia<br />

S.A.<br />

3 230 0,8% Aracati <strong>–</strong> CE Nordosten<br />

Eólica Paracuru<br />

Foz do Rio Choró<br />

Parque Eólico<br />

de Beberibe<br />

Pedra do Sal<br />

Eólica de Bom<br />

Jardim<br />

Bons Ventos<br />

Geradora de<br />

Energia S.A.<br />

Eólica Paracuru<br />

Geração<br />

e Comercialização<br />

de<br />

Energia S.A.<br />

SIIF Cinco<br />

Geração<br />

e Comercialização<br />

de<br />

Energia S.A.<br />

Eólica Beberibe<br />

S.A.<br />

Eólica Pedra<br />

do Sal S.A.<br />

Parque<br />

Eólico de<br />

Santa Catarina<br />

Ltda<br />

16 500 4,0%<br />

São Gonçalo do<br />

Amarante <strong>–</strong> CE<br />

Nordosten<br />

23 400 5.6 % Paracuru - CE Nordosten<br />

25 200 6.1 % Beberibe - CE Nordosten<br />

25 600 6,2% Beberibe <strong>–</strong> CE Nordosten<br />

18 000 4,3% Parnaíba <strong>–</strong> PI Nordosten<br />

600 0,1%<br />

Eólica de<br />

Prainha Wobben<br />

Wind Power<br />

Eólica de Taíba Industria e<br />

Comércio<br />

Ltda<br />

5 000 1,2%<br />

Bom Jardim da<br />

Serra <strong>–</strong> SC<br />

Süden<br />

10 000 2,4% Aquiraz <strong>–</strong> CE Nordosten<br />

São Gonçalo do<br />

Amarante <strong>–</strong> CE<br />

Nordosten<br />

Mucuripe 2 400 0,6% Fortaleza <strong>–</strong> CE Nordosten<br />

Gesamt<br />

Quelle: eigene Berechnung mit Daten von Aneel, BIG<br />

414 480 100,0%


TABELLE 2:<br />

WINDPARKS IM BAU<br />

BRASILIEN | 50<br />

Fabrikname Betreibergesellschaft Leistung (MW)<br />

Praia do Morgado Central Eólica Praia do Morgado S/A 28,80<br />

Volta do Rio Central Eólica Volta do Rio S/A 42,00<br />

Praia Formosa Eólica Formosa Geração e Comercialização de Energia S.A. 104,40<br />

Eólica Icaraizinho Eólica Icaraizinho Geração e Comercialização de Energia S.A. 54,00<br />

Eólica Praias de Parajuru Central Eólica Praia de Parajuru S/A 28,80<br />

Gargaú SeaWest do Brasil Projetos e Participações Ltda 28,05<br />

Parque Eólico Enacel Bons Ventos Geradora de Energia S.A. 31,50<br />

Canoa Quebrada Bons Ventos Geradora de Energia S.A. 57,00<br />

Bons Ventos Bons Ventos Geradora de Energia S.A. 50,00<br />

Xavante Eólica Gravatá <strong>–</strong> Geradora de Energia S.A. 4,25<br />

Mandacaru Eólica Gravatá <strong>–</strong> Geradora de Energia S.A. 4,25<br />

Santa Maria Eólica Gravatá <strong>–</strong> Geradora de Energia S.A. 4,25<br />

Gravatá Fruitrade Eólica Gravatá <strong>–</strong> Geradora de Energia S.A. 4,25<br />

Gesamt 441,55<br />

Quelle: Aneel, BIG


KARIBIK<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

Landesunabhängig:<br />

ACS Association of Caribbean States<br />

BSP Bruttosozialprodukt<br />

CARICOM Caribbean Community<br />

CREDP Caribbean Renewable Energy<br />

Development Programme<br />

ESA Electricity Supply Act<br />

GSEII Global Sustainable Energy Islands<br />

Initiative<br />

GWh Gigawattstunden<br />

MW Megawatt<br />

OAS Organisation of American States<br />

OECS Organisation of<br />

Eastern Caribbean States<br />

PV Photovoltaik<br />

UNDP United Nations Development Program<br />

[Entwicklungsprogramm der Vereinten<br />

Nationen]<br />

UNEP/GEF Globale Umweltfazilität, verwaltet<br />

vom Umweltprogramm der Vereinten<br />

Nationen<br />

USAID U.S. Agency for International<br />

Development [US-Agentur <strong>für</strong> Inter-<br />

nationale Entwicklung]<br />

WTO World Trade Organization<br />

[Welthandelsorganisation]<br />

Barbados<br />

BL&P Barbados Light & Power Company Ltd.<br />

DNA Designated National Authority<br />

FTC Fair Trading Commission<br />

L&PH Light & Power Holdings Ltd.<br />

Dominica<br />

DOMLEC Dominica Electricity Services Ltd.<br />

IRC Independent Regulatory Commission<br />

Grenada<br />

GRENLEC Grenada Electricity Services Ltd.<br />

St. Lucia<br />

BIT Banana Industry Trust‘s<br />

LUCELEC Saint Lucia Electricity Services Limited<br />

| 51<br />

St. Vincent und Grenadines<br />

SVG St. Vincent and Grenadines<br />

VINLEC St. Vincent Electricity<br />

Services Limited<br />

Dominikanische Republik<br />

CDE Dominican Electricity Company<br />

CDEE Dominican Corporation of State-<br />

Owned Power Companies<br />

CNE Comisión Nacional de Energía<br />

EDEESTE Eastern Power Distribution Company<br />

EDENORTE Northern<br />

Power Distribution Company<br />

EDESUR Southern<br />

Power Distribution Company<br />

EGEHaina Electricity Generating Company<br />

Haina S. A.<br />

EGEHID Empresa de Generación<br />

Hidro-eléctrica Dominicana<br />

ETED Empresa de Transmisión Eléctrica<br />

Dominicana<br />

HIC Haina Investment Company Ltd.<br />

IIBI Instituto de Innovación en Biotecno-<br />

logía e Industira<br />

INDRHI Instituto Nacional de Recursos<br />

Hidráulicos<br />

ITBIS Taxes on transfers of industrial goods<br />

NRECA National Rural Electric Cooperative<br />

Association<br />

NREL U.S. National Renewable Energy<br />

Laboratory<br />

OC Coordination group for<br />

the wholesale market<br />

PROFER Proyecto de Fomento de Energías<br />

Renovables<br />

REGAE Renewable Energy Growth<br />

Assistance Entity<br />

REGAE Renewable Energy Growth<br />

Assistance Entity<br />

SIE Superintendencia de Electricidad<br />

SINE Dominican electricity system<br />

TCW Trust Company of the West


KARIBIK<br />

3.1 Einleitung<br />

ABBILDUNG 1:<br />

ALLGEMEINER ÜBERBLICK ÜBER DIE REGION.<br />

Quelle: CGIAR 2004<br />

Die Karibik ist eine Region in Mittelamerika, die das<br />

Karibische Meer, seine Inseln und die umliegenden Küsten<br />

umfasst. Die Inseln umfassen dreizehn unabhängige<br />

Länder und mehrere Überseedepartements, Besitztümer<br />

und Kolonien. Die größten Inseln sind Kuba, Jamaika, La<br />

Española, bestehend aus Haiti und der Dominikanischen<br />

Republik, und Puerto Rico. Die anderen unabhängigen<br />

Inseln sind Antigua und Barbuda, die Bahamas, Barbados,<br />

Dominica, Grenada, St. Kitts und Nevis, St. Vincent<br />

TABELLE 1:<br />

GRUN<strong>DIN</strong>FORMATIONEN<br />

| 52<br />

und die Grenadinen, St. Lucia und Trinidad und Tobago.<br />

Die <strong>für</strong> diese Studie ausgewählten Länder sind: Barbados,<br />

Dominica, Dominikanische Republik, Grenada,<br />

St. Lucia, St. Vincent und die Grenadinen (SVG).<br />

Das Klima der Region ist tropisch, Regenfälle variieren jedoch<br />

nach Höhe, Größe und Wasserströmungen. Warme,<br />

feuchte Nordostpassatwinde wehen stetig von Osten her,<br />

die Region verfügt daher über ein gutes Potenzial <strong>für</strong><br />

Windkraft.<br />

Land Barbados Dominica<br />

Dominikanische<br />

Republik<br />

Grenada St. Lucia SVG<br />

Fläche (km²) 431 754 48 442 344 616 389<br />

Sprache Englisch,<br />

Bajan<br />

Hindi/Bhojpur<br />

Währung 1€ = 2.81<br />

(BBD) Barbados<br />

Dollar<br />

Quelle: CARICOM, www.caricom.org<br />

Englisch,<br />

Patois<br />

1€ = 3.80<br />

(XCD) Ost-<br />

karibische<br />

Dollar<br />

Spanisch Englisch,<br />

Patois<br />

1€ = 51,29 (DOP)<br />

Dominikanische<br />

Peso<br />

1€ = 3.80<br />

(XCD) Ost-<br />

karibischen<br />

Dollar<br />

Englisch,<br />

Patois<br />

1€ = 3.80<br />

(XCD) Ost-<br />

karibischen<br />

Dollar<br />

Englisch,<br />

Patois<br />

1€ = 3.80<br />

(XCD) Ost-<br />

karibischen<br />

Dollar


Dominica, Grenada, St. Lucia und St. Vincent sind Mitglieder<br />

in der Organisation Ostkaribischer Staaten (Organization<br />

of Eastern Caribbean States) und haben eine<br />

gemeinsame Währung. Alle ausgewählten Länder sind<br />

Mitglieder der Welthandelsorganisation (WTO) und des<br />

Verbandes Karibischer Staaten (Association of Caribbean<br />

States (ACS) und bis auf die Dominikanische Republik<br />

auch Mitglieder der Karibischen Gemeinschaft (Caribbean<br />

Community (CARICOM). Tabelle 2 zeigt BIP und<br />

Einwohnerzahl der jeweiligen Länder.<br />

TABELLE 2:<br />

BIP UND EINWOHNERZAHL DER AUSGEWÄHLTEN LÄNDER<br />

BIP, Tages-<br />

kurse (Mrd. €)<br />

BIP pro Kopf,<br />

Tageskurse (€)<br />

Barbados<br />

Dominica<br />

Dominikanische Republik<br />

Grenada<br />

St. Lucia<br />

St. Vincent und<br />

die Grenadinen<br />

Barbados<br />

Dominica<br />

Dominikanische Republik<br />

Grenada<br />

St. Lucia<br />

St. Vincent und<br />

die Grenadinen<br />

Einwohnerzahl Barbados<br />

Dominica<br />

Dominikanische Republik<br />

Grenada<br />

St. Lucia<br />

St. Vincent und<br />

die Grenadinen<br />

Quelle: IMF 59 ,kursive Werte sind Schätzungen<br />

Da alle Länder der Karibik in hohem Maße von importierten<br />

Energieträgern abhängig sind, spielen erneuerbare<br />

Energien eine wichtige Rolle bei der Planung einer<br />

diversifizierteren Versorgungsstruktur und verminderter<br />

Abhängigkeit. Das Caribbean Renewable Energy Development<br />

Programme (CREDP), das alle Länder der<br />

CARICOM unterstützt, hat den Zweck, die Barrieren<br />

<strong>für</strong> die Nutzung erneuerbarer Energieressourcen zu beseitigen<br />

und dadurch ihre Entwicklung und Kommerzialisierung<br />

zu fördern. Das Programm wurde auf Initaitive<br />

der Energieminister der CARICOM ins Leben gerufen,<br />

1 Quelle: IWF (Internationaler Währungsfonds), World Economic Outlook<br />

Database, October 2008, (http://www.imf.org/external/pubs/ft/weo/2008/02/<br />

weodata/weoselgr.aspx ) Abgerufen im August 2009<br />

KARIBIK | 53<br />

um das Marktumfeld <strong>für</strong> erneuerbare Energien in der<br />

gesamten Region zu verändern. Finanziert wird es von<br />

UNEP/GEF (mit ca. 3,8 Mio. €), der <strong>GTZ</strong> (mit ca. 1,7<br />

Mio. €) und UNDP TRAC (ca. 68 000 €) und erhält<br />

Unterstützung in Form von Sachleistungen von regionalen<br />

Regierungen und Institutionen der OAS. CREDP<br />

bietet Unterstützung bei der Entwicklung von Politiken<br />

und Richtlinien, der Bereitstellung von Informationen<br />

und Maßnahmen zum Capacity Building, sowie technische<br />

Hilfe bei der Projektvorbereitung. Es verfolgt das<br />

Ziel »Hindernisse, einer stärkeren Nutzung erneuerbarer<br />

2000 2002 2004 2006 2008<br />

1.74<br />

0.18<br />

16.32<br />

0.29<br />

0.48<br />

0.23<br />

6 460<br />

2 551<br />

2 055<br />

2 909<br />

3 084<br />

2 143<br />

269 000<br />

72 000<br />

7 939 000<br />

100 000<br />

156 000<br />

106 000<br />

1.68<br />

0.17<br />

15.16<br />

0.30<br />

0.48<br />

0.25<br />

6 217<br />

2 417<br />

1 856<br />

2 903<br />

3 012<br />

2 335<br />

271 000<br />

72 000<br />

8 170 000<br />

102 000<br />

159 000<br />

106 000<br />

1.92<br />

0.19<br />

14.66<br />

0.32<br />

0.54<br />

0.28<br />

7 049<br />

2 705<br />

1 744<br />

3 035<br />

3 353<br />

2 642<br />

272 000<br />

72 000<br />

8 407 000<br />

105 000<br />

162 000<br />

107 000<br />

Energien abzubauen und somit unabhängiger von fossilen<br />

Brennstoffen zu werden und zu einer Verminderung der<br />

Treibhaus gasemmissionen beizutragen.» 2<br />

3.2 Länderübersichten<br />

Barbados<br />

Barbados liegt östlich des Karibischen Meeres und ist ein<br />

unabhängiger kontinentaler Inselstaat im westlichen Atlantik.<br />

Seine nächstgelegenen Inselnachbarn sind St. Vin-<br />

http://www.ca rg/jsp/projects/credp-bankers.pdf<br />

2.17<br />

0.22<br />

23.99<br />

0.38<br />

0.63<br />

0.34<br />

7 918<br />

3 008<br />

2 773<br />

3 619<br />

3 803<br />

3 192<br />

274 000<br />

72 000<br />

8 651 000<br />

106 000<br />

167 000<br />

107 000<br />

2.57<br />

0.25<br />

31.06<br />

0.45<br />

0.70<br />

0.41<br />

9 315<br />

3 457<br />

3 489<br />

4 203<br />

4 123<br />

3 794<br />

276 000<br />

72 000<br />

8 902 000<br />

106 000<br />

170 000<br />

107 000


cent und die Grenadinen und St. Lucia im Westen. Im<br />

Süden liegen Trinidad und Tobago. Barbados hat eine Gesamtfläche<br />

von etwa 430 Quadratkilometern (166 Quadratmeilen),<br />

die hauptsächlich aus Flachland mit einigen<br />

höheren Regionen im Landesinneren besteht.<br />

Das Land hat Potenzial zur Gewinnung von Energie aus<br />

Wind, Sonne und Biomasse. Die neuen Richtlinien zur<br />

nationalen Energiepolitik sehen vor, dass etwa 20 bis 40<br />

MW installierter Leistung durch Windenergie, zwischen<br />

5 und 10 MW durch Abfälle (durch Verwertung von Deponiegas),<br />

1 bis 5 MW durch Photovoltaik und 30 MW<br />

durch Blockheizkraftwerke erzeugt werden. Außerdem<br />

wird eine 30-MW-Vergasungsanlage in Erwägung gezogen.<br />

Weitere 10 bis 20 MW sollen durch andere Technologien<br />

generiert werden.<br />

Dominica<br />

Der unabhängige Staat Dominica liegt zwischen den französischen<br />

Inseln Guadeloupe und Martinique in der östlichen<br />

Karibik. Es handelt sich hierbei um die größte und<br />

gebirgigste der Windward Islands. Dominica ist vulkanischen<br />

Ursprungs und hat Berge, Regenwälder mit mehr<br />

als 365 Flüssen, Wasserfälle, kochende Seen und Korallenriffe.<br />

Auf Dominica befindet sich der zweitgrößte kochende<br />

See der Welt.<br />

Dominica hat ein riesiges ungenutztes Potenzial an fast<br />

allen erneuerbaren Energieressourcen: Windkraft, Solarenergie,<br />

Wasserkraft, Geothermie und Deponiegas.<br />

Geothermische Energie ist die vielversprechendste der<br />

erneuerbaren Energieressourcen der Insel, vor allem in der<br />

Region Wotten Waven, die ein Potenzial von 120 MW<br />

zur Stromerzeugung hat.<br />

2008 wurde die erste Windturbine auf Dominica installiert,<br />

diese soll 596 GWh pro Jahr erzeugen.<br />

Grenada<br />

Grenada liegt nördlich von Trinidad und Tobago und<br />

Venezuela und südlich von St. Vincent und den Grenadinen.<br />

Es besteht aus den Inseln Grenada, Carriacou und<br />

Petit Martinique, die zur Inselgruppe der Grenadinen gehören.<br />

Grenada wird auch »The Spice Isle» (Gewürzinsel)<br />

genannt, weil es ein führender Hersteller und Expor-<br />

KARIBIK | 54<br />

teur verschiedener Gewürze, vor allem Muskatnuss, ist.<br />

Die Grenada Electricity Services Ltd (GRENLEC) erweitert<br />

derzeit ihre Aktivitäten zur Bemessung der Geothermieressourcen<br />

und zukünftigen Windkraftprojekte. Das<br />

Unternehmen plant, demnächst eine 80 kW Windturbine<br />

in Betrieb zu nehmen.<br />

GrenSolar besaß Ende 2008 21 installierte Photovoltaiksysteme<br />

von weniger als 10 kW. Diese Systeme sind an das<br />

GRENLEC-Netz angeschlossen.<br />

St. Lucia<br />

Die vulkanische Insel St. Lucia ist gebirgiger als die meisten<br />

anderen karibischen Inseln. Ihr höchster Punkt, der<br />

Mount Gimie, liegt 950 Meter über dem Meeresspiegel.<br />

St. Lucia ist auch eine der wenigen Inseln der Welt, die einen<br />

»Drive-in-Vulkan» besitzt. Zum vulkanischen Komplex<br />

gehört ein geothermales Feld mit Schwefelfumarolen<br />

und heißen Quellen.<br />

Die wichtigsten erneuerbaren Energieressourcen auf der<br />

Insel sind Windkraft, Solarenergie und Geothermie. St.<br />

Lucia Electricity Services Ltd. plant den Bau eines Windparks<br />

mit 12 MW Leistung und hat 2008 eine Initiative<br />

<strong>für</strong> kleine netzgekoppelte Photovoltaik-Anlagen gestartet.<br />

Das Unternehmen verhandelt außerdem momentan<br />

mit der Regierung über die Durchführung von Studien<br />

zu geothermalen Energiequellen.<br />

St. Vincent und die Grenadinen<br />

St. Vincent und die Grenadinen (SVG) liegen zwischen<br />

St. Lucia und Grenada und gehören zu den Windward<br />

Islands der Kleinen Antillen. Zu St. Vincent und den Grenadinen<br />

gehören die Hauptinsel St. Vincent und sieben<br />

kleinere bewohnte Inseln, sowie ca. 30 unbewohnte Inseln<br />

und Riffe, die sich südlich von St. Vincent bis Grenada<br />

erstrecken.<br />

SVG steht zur Entwicklung von Projekten mit erneuerbaren<br />

Energien ein großes Potenzial an Ressourcen zur Verfügung:<br />

Biomasse, Wind, Geothermie, Wasserkraft und<br />

Solarenergie. Wasserkraft hat auf den Inseln eine lange<br />

Tradition, dennoch gibt es nach wie vor ein ungenutztes<br />

Potenzial von geschätzten 5 bis 10 MW.


St. Vincent Electricity Services Ltd. (VINLEC) entwickelt<br />

derzeit einen Windpark mit 7,2 MW Leistung auf<br />

dem südlichen Teil der Insel. Das Potenzial <strong>für</strong> Geothermie<br />

wird auf ca. 100 MW geschätzt.<br />

In Hotels und größeren Wohnanlagen wird Solarenergie<br />

bereits zum Erwärmen von Brauchwasser verwendet.<br />

Dennoch könnte die Nutzung solcher Anlagen weiter<br />

ausgebaut werden.<br />

Dominikanische Republik<br />

Die Dominikanische Republik ist ein Land auf der Insel<br />

Hispaniola, die Teil der Inselgruppe der Großen Antillen<br />

in der Karibik ist. Das westliche Drittel der Insel nimmt<br />

Haiti ein. Die Dominikanische Republik ist das zweitgrößte<br />

Land der Karibik (nach Kuba). Das Land hat vier<br />

wichtige Bergketten. Die nördlichste ist die Cordillera<br />

Septentrional (nördlicher Gebirgszug), die sich von der<br />

nord-westlichen Küstenstadt Monte Cristi in der Nähe<br />

der haitischen Grenze bis zur Halbinsel Samaná im Osten<br />

parallel zur Atlantikküste erstreckt. Die höchste Gebirgskette<br />

in der Dominikanischen Republik ist die Cordillera<br />

Central (zentraler Gebirgszug). Sie erstreckt sich nach Süden<br />

und endet nahe der Stadt Azua an der karibischen<br />

Küste.<br />

KARIBIK |<br />

55<br />

Biomasse wird in Zuckerfabriken bereits zur Wärme- und<br />

Stromerzeugung eingesetzt. Außerdem hat das Land die<br />

Möglichkeit, aus Bananenstauden und aus den Schalen<br />

und Blättern von Reispflanzen Biogas herzustellen. Darüber<br />

hinaus könnte Biogas auch in der Viehwirtschaft<br />

sowie aus kommunalen Abfällen gewonnen werden.<br />

Generell sind die höchsten Windstärken auf Hügeln,<br />

Bergkämmen und in den Küstenregionen zu verzeichnen,<br />

die den vorherrschenden Winden aus dem Osten optimal<br />

ausgesetzt sind. Die Regionen ganz im Südwesten und<br />

Nordwesten haben Schätzungen zufolge die meisten Gebiete<br />

mit gutem Windpotential.<br />

Die Dominikanische Republik hat eine Sonneneinstrahlung<br />

von ca. 5 kWh pro m² und Tag, welche allerdings<br />

noch weitgehend ungenutzt ist. Bisher nutzen nur Hotels<br />

Solarenergie zur Brauchwassererwärmung. Die Stromerzeugung<br />

aus Solarenergie befindet sich ebenfalls noch in<br />

einem frühen Entwicklungsstadium. Bis Februar 2009<br />

waren Aufträge <strong>für</strong> fünf Photovoltaikprojekte, mit einer<br />

geplanten Gesamtkapazität von 300 MW bewilligt.


1. BARBADOS / KARIBIK<br />

3.1.1 Energiemarkt<br />

Übersicht Energiemarkt<br />

Die Hauptenergiequelle in Barbados sind fossile Brennstoffe.<br />

Andere Ressourcen, die in geringerem Ausmaß genutzt<br />

werden, sind Solarenergie und in sehr begrenztem<br />

Maße Bagasse. Ca. 30 000 Haushalte verwenden Solarenenergieanlagen<br />

zur Wärmegewinnung.<br />

Barbados gewinnt Erdöl und Erdgas aus Onshore-Bohrungen<br />

in und um das Woodbourne- Ölfeld in St. Philip.<br />

Der Gesamtertrag dieser Ölquellen lag 2007 bei etwa<br />

16 000 m³ Erdöl und etwa 8 500 m³ Erdgas.<br />

Da der Energiebedarf 2008 viel höher als die inländische<br />

Produktion war, gab Barbados über 250 Millionen € <strong>für</strong><br />

den Import von Energie aus. 2007 waren es noch 150<br />

Mio. € und 2006 lediglich knapp 130 Mio. €. Dies schuf<br />

zusätzliche Haushaltsprobleme, da bei der Preisentwicklung<br />

<strong>für</strong> 2008 Ölpreise von mehr als 100 € pro Barrel zu<br />

Buche schlugen 3 .<br />

TABELLE 3:<br />

STROMERZEUGUNG VON 2004 BIS 2008, WERTE IN GWH.<br />

3 Quelle: http://www.barbadosadvocate.com/newsitem.<br />

asp?more=business&NewsID=5536<br />

| 56<br />

Installierte Leistung und Stromerzeugung<br />

Die installierte Gesamtleistung zur Stromerzeugung belief<br />

sich 2008 auf 239,1 MW mit Spitzenbelastungen<br />

von bis zu 164 MW. Erzeugt wurde der Strom durch<br />

Diesel- (113,1 MW), Kohle-Dampfturbinen- (40 MW)<br />

und Gasturbinenkraftwerke (86 MW), die sich in Spring<br />

Garden, Garrison und Seawell befinden. Der Großteil<br />

des Stroms wird aus heimischem Öl produziert 4 . Die<br />

folgende Tabelle zeigt die Entwicklung der Stromerzeugung<br />

zwischen 2004 und 2008 und die Auswirkung der<br />

unterschiedlichen Energieträger und Erzeugungsarten<br />

auf den Preis.<br />

Industrie und Gewerbe verbrauchen in Barbados über<br />

50% des Stroms. Zusammen stellen sie 19 798 Kunden,<br />

während es 99 000 Privatkunden gibt. Tabelle 4 zeigt die<br />

Entwicklung und den Verbrauch beider Sektoren.<br />

Aufgrund höherer Preise nahm der Verbrauch zwischen<br />

2007 und 2008 nur um 0,34% zu. Die Zunahme war viel<br />

geringer als in den vergleichbaren Zeiträumen zwischen<br />

2004 und 2007. Während dieses gesamten Zeitraums<br />

stieg der Verbrauch um ca. 14%.<br />

Bruttoerzeugung 2004 2005 2006 2007 2008<br />

Dampf 256.9 239.1 210 261.9 204.7<br />

Diesel 369.3 568.3 706.5 663.4 658.6<br />

Gasturbinen 302.6 185.4 103.9 123.9 190.4<br />

Gesamt 928.8 992.8 1 020.40 1 049.20 1 053.70<br />

Nettoerzeugung 896.4 953.4 976.4 1 002.90 1 010.50<br />

Quelle: L&PH<br />

TABELLE 4:<br />

STROMVERBRAUCH NACH SEKTOREN, WERTE IN GWH.<br />

Verbrauch 2004 2005 2006 2007 2008<br />

Privathaushalte 275.7 293.7 294.8 300 301<br />

Gewerblich 555.6 591 608.6 640.8 643<br />

Gesamt 831.3 884.7 903.4 940.8 944<br />

Quelle: L&PH<br />

4 Quelle: L&PH


Liberalisierung<br />

Die momentan geltenden Bestimmungen sehen keine<br />

Energieerzeugung durch unabhängige Unternehmen vor.<br />

Der Energieversorger Barbados Light & Power Company<br />

Ltd. ist Monopolist bei Erzeugung, Übertragung und Verteilung<br />

von Elektrizität.<br />

Strompreise<br />

Die Strompreise werden entsprechend den Bestimmungen<br />

des Utilities Regulation Acts festgesetzt. Der Strompreis<br />

<strong>für</strong> Haushalte 5 besteht aus einem monatlichen<br />

Grundpreis von 1,07 € und den folgenden Tarifgruppen<br />

(bei einem maximalen monatlichen Verbrauch von 2 000<br />

kWh)<br />

Die gesetzlich vorgeschriebenen 15% Mehrwertsteuer<br />

sind nicht mit inbegriffen. Außerdem wird eine zusätzliche<br />

Preisanpassungsklausel <strong>für</strong> Kraftstoffe 6 von 8,33 € in<br />

Rechnung gestellt.<br />

TABELLE 5: STROMPREISE IN BARBADOS<br />

Monatlicher Verbrauch Grundpreis (Euro/kWh)<br />

Erste 100 kWh 0.0626<br />

Nächste 900 kWh 0.0698<br />

Über 1000 kWh 0.0769<br />

Verwendeter Wechselkurs: 1€ = 2.81 BBD<br />

Quelle: BL&P 2009<br />

Großkunden sind von einer festen Grundgebühr befreit<br />

und zahlen 1 € pro kW sowie eine verbrauchsabhängigen<br />

Tarif von 69,80 €/MWh. Kleine gewerbliche Nutzer (bis<br />

zu einem maximalen Verbrauch von 5 kW und/oder einem<br />

monatlichen Verbrauch von 1 000 kWh) haben eine<br />

ähnliche Tarifstruktur, sie zahlen eine feste Grundgebühr<br />

von 1,78 € und einen an den Verbrauch gekoppelten Preis<br />

von 0,0804 €/kWh. Große Verbraucher zahlen keine<br />

Grundgebühr, aber zahlen einen Energiepreis von 1 €/<br />

kW sowie einen an den Verbrauch gekoppelten Preis von<br />

69,80 €/MWh.<br />

5 Quelle: http://www.blpc.com.bb/cus_dtar.cfm<br />

6 Die Kraftstoffanpassungsklausel wird monatlich aktualisiert. Die hier verwendeten<br />

Werte sind vom 5. September 2009.<br />

1. BARBADOS / KARIBIK | 57<br />

Erneuerbare Energien<br />

Die solare Brauchwassererwärmung ist die einzige Nutzung<br />

erneuerbarer Energien, die in Barbados weit verbreitet<br />

ist. Etwa 30 000 Haushalte auf der Insel haben Solaranlagen<br />

zur Warmwasserbereitung.<br />

Die Barbados Light & Power Company Ltd. trifft Vorkehrungen<br />

<strong>für</strong> den Anschluss kleiner kundeneigener<br />

Photovoltaiksysteme an das Netz. Diese Anlagen, die in<br />

der Regel kleiner als 5 Kilowatt sind, sind so konstruiert,<br />

dass sie direkt an das Elektrizitätssystem eines Kunden<br />

angeschlossen werden können. Der überschüssig erzeugte<br />

Strom kann an das Netz verkauft werden. Das Unternehmen<br />

geht davon aus, dass die erforderlichen technischen<br />

und rechtlichen Rahmenbedingungen bis Ende 2009 vorhanden<br />

sind.<br />

BL&P plant den Bau eines Windparks mit 10 MW Leistung<br />

in Lamberts, St. Lucy.


3.1.2. Marktakteure<br />

Ministry of Energy and Public Utilities (Ministerium<br />

<strong>für</strong> Energie und Öffentliche Einrichtungen)<br />

Das Ministerium <strong>für</strong> Energie und öffentliche Einrichtungen<br />

ist <strong>für</strong> Entscheidungen im Bereich Energie und<br />

Naturressourcen, öffentliche Einrichtungen, die National<br />

Petroleum Corporation und die Barbados National Oil<br />

Company zuständig.<br />

Barbados Light & Power Company Ltd.<br />

Die Barbados Light & Power Company Ltd (BL&P)<br />

versorgt Kunden in Barbados seit 1911 mit Strom. Der<br />

Energieversorger hat bis 2028 eine Generallizenz <strong>für</strong> die<br />

Erzeugung, Übertragung und Verteilung von Strom in<br />

Barbados. BL&P gehört der Light & Power Holdings.<br />

63% der Anteile werden von rund 2 800 Investoren aus<br />

Barbados gehalten, die restlichen 37% der Anteile gehören<br />

der Canadian International Power Co. Ltd., deren<br />

Muttergesellschaft die Leucadia National Corporation<br />

aus den USA ist. 2008 generierte BL&P 1 054 GWh<br />

Strom, 0,4% mehr als im Vorjahr.<br />

Fair Trading Commission (FTC)<br />

Die FTC ist seit 2001 <strong>für</strong> die Regulierung der verschiedenen<br />

Energieversorgungsunternehmen in Barbados<br />

verantwortlich. Ihre Aufgabe ist es sicherzustellen, dass<br />

regulierte Energieversorger wie BL&P sich an die Bestimmungen<br />

des Utilities Regulation Act und anderen<br />

Gesetzen zum Verbraucherschutz und fairem Wettbewerb<br />

halten. Vor kurzem hat die FTC eine Reihe von Servicestandards,<br />

die den Betrieb von BL&P betreffen, veröffentlicht;<br />

darunter einen Standard <strong>für</strong> die Qualität von<br />

Elektrizität.<br />

3.1.3 Politische Rahmenbedingungen<br />

im Energiesektor<br />

Im Dezember 2006 veröffentlichte das Ministerium <strong>für</strong><br />

Energie einen Entwurf <strong>für</strong> eine Nationale Energiepolitik<br />

(Energiestrategie), den das Parlament im Januar 2008 ver-<br />

1. BARBADOS / KARIBIK |<br />

58<br />

abschiedete. Das Dokument stellt mehrere Aktionspläne<br />

mit politischen Initiativen, z. B. zur Verringerung der<br />

Abhängigkeit von importierten Kraftstoffen und zur Diversifizierung<br />

des Energiesektors, vor, darunter auch ein<br />

Aktionsplan zur Förderung erneuerbarer Energien.<br />

Der Energiesektor unterliegt dem Electric Light and Power<br />

Act (1899) und wird durch den Fair Trading Commission<br />

Act, Kap. 2000-31, sowie den Utilities Regulation<br />

Act, Kap. 2000-2030, reguliert. Das Gesetz erlaubt zwar<br />

die Erzeugung von Strom zum Eigengebrauch, verbietet<br />

aber den Verkauf oder die Einspeisung ins Netz. Das Gesetz<br />

legt die Bestimmungen, Tarife und Servicestandards<br />

fest, nimmt Anpassungen vor, und überwacht die Beachtung<br />

des Gesetzes durch die Nutzer.<br />

3.1.4 Rahmenbedingungen <strong>für</strong><br />

erneuerbare Energien<br />

Erneuerbare Energien werden in der nationalen Energiepolitik<br />

berücksichtigt. Die Regierung hat Ziele und politische<br />

Initiativen festgelegt. Die beiden wichtigsten Ziele<br />

sind das Erreichen eines 10%igen Anteils der erneuerbaren<br />

Energien am Verbrauch von Primärenergie bis 2012<br />

und eines Anteils von 20% bis 2026. Etwa 20 bis 40 MW<br />

Erzeugungskapazität sollen aus Windenergie, zwischen 5<br />

und 10 MW aus der Verwertung von Abfällen (Nutzung<br />

von Deponiegas), 1 bis 5 MW aus Photovoltaik und 30<br />

MW aus Heizkraftwerken kommen. Darüber hinaus ist<br />

der Bau einer 30-MW-Vergasungsanlage geplant. 10 bis<br />

20 MW sollen mit Hilfe anderer Technologien erzeugt<br />

werden. Das wichtigste Motiv <strong>für</strong> den Ausbau erneuerbarer<br />

Energien ist die Verringerung der Abhängigkeit von<br />

importierten Kraftstoffen.<br />

Momentan wird über eine Änderung des Gesetzes <strong>für</strong><br />

Energieversorgungsunternehmen, die eine vergütete Einspeisung<br />

von Strom an das Netz zuließe, nachgedacht. Der<br />

Plan nennt aber keine Frist da<strong>für</strong>. Der Ausschuss <strong>für</strong> Versorgungsbetriebe<br />

der Fair Trading Commission wird den<br />

Preis <strong>für</strong> den Wiederverkauf im Oktober 2009 festsetzen.


Die Kunden werden dann in der Lage sein, überschüssig<br />

produzierten Strom aus erneuerbaren Energieressourcen<br />

an den Stromversorger (BL&P) zu verkaufen.<br />

Darüber hinaus hat die Inter-American Development<br />

Bank 1 Mio. US $ <strong>für</strong> die Entwicklung von Rahmenbedingungen<br />

<strong>für</strong> den Bereich nachhaltige Energie <strong>für</strong><br />

Barbados (Sustainable Energy Framework for Barbados<br />

<strong>–</strong> (SEFB) bewilligt, welche die Förderung erneuerbarer<br />

Energien und die Minimierung der Abhängigkeit<br />

von fossilen Brennstoffen zum Ziel haben. Dies erlaubt<br />

es der Regierung, Strategien zu den Themenkomplexen<br />

Energieeffizienz und erneuerbare Energien zu testen, alternative<br />

Ansätze wie Bio- und Solarenergie auszuarbeiten<br />

und rechtliche und finanzielle Anreize zur Förderung<br />

der nachhaltigen Energieversorgung zu entwickeln.<br />

Clean Development Mechanism (CDM)<br />

Barbados hat im August 2000 das Kyoto-Protokoll unterzeichnet<br />

und eine nationale Aufsichtsbehörde eingerichtet.<br />

Bisher wurden noch keine CDM-Energieprojekte<br />

angemeldet.<br />

1. BARBADOS / KARIBIK |<br />

59<br />

3.1.5 Marktpotenzial <strong>für</strong> Windenergie<br />

BL&P hat ein Projekt, das Windenergie in den Energiemix<br />

einführen soll, vorgestellt und wartet momentan<br />

auf eine Entscheidung 7 über den Antrag zum Bau eines<br />

Windparks mit 10 MW Leistung in Lamberts, St. Lucy<br />

(wo zu Beginn der 80-er Jahre eine Windturbine zu<br />

Versuchszwecken installiert wurde) durch das Town &<br />

Country Development Planning Office. Das Projekt wird<br />

mit der Hilfe des Caribbean Renewable Energy Development<br />

Programme (CREDP) der Deutschen Gesellschaft<br />

<strong>für</strong> Technische Zusammenarbeit (<strong>GTZ</strong>) entwickelt. Tatsächlich<br />

könnte der administrative Aufwand bei dem<br />

Town & Country Development Planning Office (in diesem<br />

Fall wurden die Beurteilungen zu den Auswirkungen<br />

auf die Umwelt Anfang 2007 geliefert) ein Hindernis <strong>für</strong><br />

Investoren sein, da Projekte sich stark verzögern oder ganz<br />

gestoppt werden könnten.<br />

7 BL&P muss noch eine weitere Sitzung mit Anwohnern abhalten, bevor über die<br />

Zukunft des Windparks in Lamberts, St. Lucy entschieden wird. http://www.<br />

barbadosadvocate.com/newsitem.asp?more=local&NewsID=5547


3.1.6 Adressen und Kontaktdaten<br />

The Barbados Light & Power Co. Ltd (BL&P)<br />

The Garrison/ St. Michael<br />

Barbados, W.I.<br />

Tel.: +1 (246) 430 43 00/436 18 00<br />

Fax: +1 (246) 429 60 00<br />

Internet: www.blpc.com.bb<br />

Designated National Authority (DNA)<br />

Ministry of Family, Youth, Sports and Environment<br />

1st Floor, S.P. Musson Building<br />

Hincks Street<br />

Bridgetown<br />

St. Michael<br />

Minister of Family, Youth, Sports and Environment<br />

Dr. The Hon. Esther Byer-Suckoo<br />

Email: minister_environment@gob.bb/doctor_esther@<br />

hotmail.com<br />

Tel.: (1-246)467-5710<br />

Fax: (1-246)437-8859<br />

Fair Trading Commission<br />

Good Hope, Green Hill<br />

St. Michael 246-4240300<br />

Barbados<br />

Tel.: (1-246) 4240260<br />

Fax: (1- 246) 4240300<br />

Internet: www.ftc.gov.bb/<br />

Ministry of Finance, Economic Affairs and Energy<br />

Energy Division<br />

2nd Floor-N.P.C Building<br />

Wildey<br />

St. Michael<br />

Tel.: (1-246) 429-5254<br />

or (246) 427-9806 or (246)427-8615<br />

Fax: (1-246)436-2004<br />

Internet: http://www.energy.gov.bb/<br />

1. BARBADOS / KARIBIK | 60<br />

Town and Country Development Planning Office<br />

Block »C«,<br />

The Garrison<br />

St. Michael<br />

BB14038<br />

Email: contact@townplanning.gov.bb<br />

Tel.: (1-246)467-3000<br />

Fax: (1-246)430-9392<br />

Internet: www.townplanning.gov.bb/<br />

3.1.7 Informationsquellen<br />

Barbados Light and Power ( BL&P )<br />

( http://www.blpc.com.bb/ ), Gesichtet: imSeptember<br />

2009<br />

Ministry of Energy and Environment, Barbados National<br />

Energy Policy <strong>–</strong> DRAFT, 2006<br />

Ministry of Finance, Economic Affairs and Energy<br />

( http://www.energy.gov.bb ), Gesichtet: imSeptember<br />

2009<br />

L&PH ( Light & Power Holdings Ltd ),<br />

Annual Report 2008, available at:<br />

http://www.blpc.com.bb /photos/E0431 %2BL&P %20<br />

Annual %20Report.pdf<br />

Utilities Regulation Act , available at:<br />

http://www.ftc.gov.bb/index.php?option=com_content<br />

&task=view&id=18&Itemid=45<br />

IMF ( International Monetary Fund ), World Economic<br />

Outlook Database, October 2008, ( http://www.imf.<br />

org/external/pubs/ft/weo/2008/02/weodata/weoselgr.<br />

aspx , Gesichtet: im August 2009


Barbados Advocate, 2009<br />

(http:/www.barbadosadvocate.com/newsitem.<br />

asp?more=business&NewsID=5536), Gesichtet: im<br />

September 2009<br />

Fair Trading Commission Act, available at:<br />

http://www.ftc.gov.bb/index.php?option=com_content<br />

&task=view&id=18&Itemid=45<br />

Electric Light and Power Act, available at:<br />

http://www.ftc.gov.bb/index.php?option=com_content<br />

&task=view&id=18&Itemid=45<br />

Utilities Regulation Act, Cap 2000 <strong>–</strong> 2030, available at:<br />

http://www.ftc.gov.bb/index.php?option=com_content<br />

&task=view&id=18&Itemid=45<br />

1. BARBADOS / KARIBIK | 61<br />

Barbados Draft National Energy Policy, available at:<br />

http://www.scribd.com/doc/18190048/Barbados-National-Energy-Policy-Draft-December-2006<br />

Sustainable Energy Framework for Barbados ( SEFB ),<br />

available at: http://cipore.org/sustainable-energy-framework-coming-for-barbados/CARICOM,<br />

http://www.<br />

caricom.org


2. DOMINICA / KARIBIK<br />

3.2.1 Energiemarkt<br />

Übersicht Energiemarkt<br />

Wie die Mehrzahl der karibischen Inseln hat auch Dominica<br />

keine Erdölressourcen und muss alle Ölprodukte,<br />

die im Land verbraucht werden, importieren. Allerdings<br />

besitzt das Land Wasserkraftwerke und ein beträchtliches<br />

Potenzial <strong>für</strong> Windkraft, Geothermie und Solarenergie.<br />

Die traditionelle Verwendung von Biomasse spielt im privaten<br />

Bereich zum Kochen und Heizen eine große Rolle,<br />

verlässliche quantitative Daten sind diesbezüglich jedoch<br />

nicht vorhanden.<br />

Das Stromnetz<br />

Dominica Electricity Services Ltd. (DOMLEC) ist der<br />

einzige lizenzierte Stromanbieter.<br />

DOMLEC gehört zum Großteil dem Unternehmen<br />

WRB Enterprises Inc. aus den USA (51%). Die Sozialversicherung<br />

Dominicas (Dominica Social Security (DSS) 8<br />

hält 20%, und örtliche Unternehmen und Privateigner<br />

besitzen die restlichen 29% der Anteile.<br />

Das Stromnetz, das ebenfalls DOMLEC gehört, verzeichnet<br />

hohe Leitungsverluste von 10 bis 14%, die auf das Alter<br />

und die schlechte Qualität der Verteilungsleitungen<br />

TABELLE 6:<br />

INSTALLIERTE LEISTUNG VON 2000 BIS 2008, WERTE IN MW.<br />

8 DSS ist das staatliche Sozialversicherungssystem in Dominica.<br />

Mehr Informationen: http://www.dss.dm<br />

| 62<br />

zurückzuführen sind. Der Bau einer 33 kV Übertragungsleitung<br />

entlang der Westküste soll planmäßig 2010 fertig<br />

gestellt werden 9 .<br />

Installed Capacity and Power Generation<br />

Dominicas Strom stammt hauptsächlich von Dieselgeneratoren,<br />

die mit importiertem Öl betrieben werden (69%<br />

des gesamten Stroms) und Wasserkraftwerken (31% des<br />

gesamten Stroms). 2008 wurden mehr als 3,8 Mio. US<br />

Gallonen Öl importiert.<br />

DOMLEC betreibt zwei Dieselkraftwerke (Fond Cole<br />

und Portsmouth) und drei Wasserkraftwerke (Laudat,<br />

Trafalgar und Padu).<br />

Kürzlich wurden im Fond Cole Kraftwerk 3 Generatoren<br />

mit mittlerer Geschwindigkeit und einem Maximum von<br />

4,2 MW Leistung als Ersatz <strong>für</strong> alte, unzuverlässige und<br />

ineffiziente Geräte installiert.<br />

Der Zuwachs bei der Stromproduktion ist auf Heizkraftwerke<br />

zurückzuführen. Zwischen 2007 und 2008 stieg die<br />

Bruttoproduktion um 1,3%. Die Produktion der Wasserkraftwerke<br />

nahm 2007 um 21% ab, weil das Padu-Kraftwerk<br />

durch Hurricane Dean beschädigt wurde und seitdem<br />

keinen Strom mehr produzieren kann. Infolgedessen<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />

Wasserkraft 7.60 7.60 7.60 7.60 7.60 7.60 7.60 7.60 7.60<br />

Diesel 12.84 12.84 12.84 13.59 14.44 15.89 15.89 17.17 17.17<br />

Gesamt 20.44 20.44 20.44 21.19 22.04 23.49 23.49 24.77 24.77<br />

Spitzenbedarf 12.97 13.87 13.04 12.92 13.19 14.37 14.47 14.50 14.66<br />

Quelle: DOMLEC<br />

TABELLE 7:<br />

BRUTTOSTROMERZEUGUNG, WERTE IN MWh.<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />

Wasserkraft 31 590 27 036 35 929 28 523 33 736 27 876 27 797 21 885 20 554<br />

Diesel 45 925 53 929 44 203 48 404 45 493 55 779 57 619 64 497 66 944<br />

Gesamt 77 515 80 965 80 132 76 927 79 229 83 655 85 416 86 382 87 498<br />

Quelle: DOMLEC<br />

9 Quelle: DOMLEC, 2007.


TABELLE 8:<br />

STROMVERBRAUCH NACH SEKTOREN, WERTE IN MWH.<br />

2. DOMINICA /KARIBIK | 63<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />

Privathaushalte 30 872 31 772 32 856 32 942 33 062 33 492 34 176 33 732 34 051<br />

Gewerbe 16 052 17 068 22 758 21 669 24 017 24 993 26 469 28 788 30 278<br />

Hotel 3 154 4 026 2 839 2 473 2 704 2 649 2 439 2 002 6 004<br />

Industrie 4 420 2 801 4 607 4 354 5 508 5 504 5 357 5 600 2 028<br />

Straßenbeleuchtung 1 098 1 120 1 125 1 295 1 127 1 150 1 130 1 298 1 325<br />

Gesamt 55 596 56 787 64 185 62 733 66 418 67 788 69 571 71 420 73 686<br />

Quelle: DOMLEC<br />

stieg die Abhängigkeit von Diesel an, was allgemein zu<br />

einem höheren Kraftstoffverbrauch führte.<br />

Der private Sektor hat den größten Anteil am Stromverbrauch<br />

in Dominica (2008 verbrauchte er 46% des<br />

Stroms). Er besteht aus über 28 000 Kunden. Der Strombedarf<br />

des gewerblichen Sektors machte 41% aus. Dieser<br />

Sektor besteht aus ca. 4 000 Kunden. Der Sektor Straßenbeleuchtung<br />

verbrauchte 2% und der industrielle Sektor<br />

3% des Stroms. Es gibt insgesamt 27 Kunden aus der<br />

Industrie. Tabelle 8 zeigt die Entwicklung des Stromverbrauchs<br />

nach Sektoren:<br />

Ein langsames Wirtschaftswachstum über die letzten<br />

Jahre führte zu einem sehr langsamen Anwachsen des<br />

Strombedarfs, daher wurde wenig oder gar nichts in zusätzliche<br />

Erzeugungskapazitäten oder eine Verbesserung<br />

der Anlagen investiert.<br />

Zwischen 2007 und 2008 stieg der Verbrauch um 3,2%<br />

an, das höchste Wachstum seit 2004, während von 2000<br />

bis 2008 ein Anstieg von 33% zu verzeichnen war.<br />

Liberalisierung<br />

The country started the liberalization of the power sector<br />

in the beginning of 2007, when the new Electricity Supply<br />

Act (ESA) came into effect, but no change has occurred in<br />

the general supply pattern in the meantime.<br />

Strompreise<br />

Cost of electricity in Dominica has risen significantly in<br />

recent years and is subject to oil price development due<br />

to the dependence on diesel generators. Prices are among<br />

the highest in Latin America and the Caribbean: Residen-<br />

tial customers are charged approximately 10 0.15 €/kWh<br />

for the first 50 kWh and 0.175 €/kWh for each additional<br />

kWh (but subject to a minimum monthly charge of<br />

0.653 €). Fuel surcharge is calculated monthly and added<br />

to the total consumption. In May 2009 the surcharge was<br />

0.0588 €/kWh.<br />

DOMLEC has been unable to achieve the legally<br />

prescribed fuel efficiency level of 17.5 kWh/gallon 11 at<br />

16.7 kWh/gallon in 2008).<br />

Erneuerbare Energien<br />

Dominica hat ein großes ungenutztes Stromerzeugungspotential<br />

aus nahezu allen erneuerbaren Energieressourcen:<br />

Windkraft, Solarenergie, Wasserkraft, Geothermie<br />

und Deponiegas.<br />

Geothermische Energie ist die vielversprechendste erneuerbare<br />

Energie auf der Insel12. Im Rahmen des Interreg<br />

IIIB Programms der EU wurden in Zusammenarbeit mit<br />

der französischen Environment and Energy Management<br />

Agency (Agence de l‘Environnement et de la Maîtrise de<br />

l‘Energie) bereits mehrere Studien zum Potenzial der<br />

Insel durchgeführt. Dem Ministerium <strong>für</strong> Öffentliche<br />

Versorgungsbetriebe, Energie und Häfen zufolge werden<br />

die vorläufigen Ergebnisse eines Gutachtens über das geothermische<br />

Reservoir in Wotten Wave als am günstigsten<br />

erachtet. Hier wurde <strong>für</strong> die Stromerzeugung ein Potenzial<br />

von bis zu 120 MW ermittelt. Wotten Wave hat genügend<br />

Potenzial <strong>für</strong> bis zu 40 Anlagen zur Produktion und<br />

Reinjektionsschächte und verfügt über eine geschätzte<br />

Leistung von 120 MW.<br />

10 Values of last update in April 2009. Source: Domlec: http://www.domlec.dm<br />

11 Imperial gallon = 4.55 litres<br />

12 Quelle: Fadelle, 2009


Das Projekt sieht vor, mindestens 80 MW an Elektrizität<br />

an Guadeloupe und Martinique zu verkaufen. Mit der<br />

Produktion von geothermischer Energie (Elektrizität)<br />

kann in 5 Jahren begonnen werden. Falls das Projekt effektiv<br />

ist, könnte sich der Strompreis von 0,18 €/kWh auf<br />

0,04 €/kWh (ohne Kraftstoffzuschlag) reduzieren.<br />

3.2.2 <br />

Ministry of Public Utilities, Energy and Ports<br />

(Ministerium <strong>für</strong> Öffentliche Versorgungsbetriebe,<br />

Energie und Häfen)<br />

Das Ministerium <strong>für</strong> Öffentliche Versorgungsbetriebe,<br />

Energie und Häfen ist <strong>für</strong> die Überwachung und Koordinierung<br />

von Abläufen an den Flughäfen und Häfen,<br />

<strong>für</strong> die Bereiche Marine, Strom und Wasser sowie <strong>für</strong><br />

den Betrieb der Post zuständig. Die staatseigenen Wasser-<br />

und Abwasserunternehmen (Dominica Water and<br />

Sewage Company Ltd.) und die Dominica Air and Sea<br />

Ports Authority sind direkt dem Minister <strong>für</strong> Öffentliche<br />

Versorgungsbetriebe, Energie und Häfen unterstellt.<br />

Das Ministerium ist mit der Aufgabe betraut, ein Umfeld<br />

zu schaffen, das die Entwicklung des privaten Sektors<br />

ermöglicht. Außerdem überwacht und evaluiert es die<br />

Auswirkungen auf die verschiedenen Untersektorenund<br />

koordiniert alle von der Regierung geförderten Projekte<br />

in den Bereichen Strom, Wasser, Häfen sowie Katastrophenschutz<br />

und <strong>–</strong>eingrenzung.<br />

Die Abteilung »Energie» des Ministeriums ist <strong>für</strong> die<br />

Koordinierung von Abläufen zuständig, die mit der<br />

Entwicklung und dem Ausbau der Stromerzeugung und<br />

-verteilung zu tun haben. Dies schließt die Entwicklung<br />

von erneuerbaren Energieressourcen wie geothermische<br />

Energie, Solarenergie, Windkraft und Wasserkraft ein.<br />

Die Abteilung koordiniert darüber hinaus alle Aktiviäten<br />

im Bereich öffentlicher Beleuchtung.<br />

Independent Regulatory Commission (IRC)<br />

Die Unabhängige Regulierungskommision (IRC) wurde<br />

2006 im Rahmen des neuen Stromgesetzes (Electricity<br />

Act of 2006), das im Oktober 2006 in Kraft trat, gegrün-<br />

2. DOMINICA /KARIBIK | 64<br />

det. Mit der tatsächlichen Arbeit begann die IRC am 1.<br />

Juni 2007 nach der Ernennung ihrer fünf Kommissionsmitglieder,<br />

der dann ihre Amtseinführung am 22. Juni<br />

2007 folgte. Die IRC ist eine unabhängige Behörde. Ihre<br />

Hauptaufgaben liegen in der Regulierung aller Unternehmen<br />

und Lizenzinhaber auf dem Energiesektor, dem<br />

Schutz der Interessen aller Marktakteure und der Bewilligung<br />

der Strompreise. Strukturell besteht die IRC aus einem<br />

Vorsitzenden und vier Kommissionsmitgliedern, die<br />

vom Minister <strong>für</strong> öffentliche Versorgungsbetriebe ernannt<br />

werden. Die Kommission besteht aus sechs Abteilungen,<br />

denen je ein Kommissionsmitglied vorsitzt: Rechtliche<br />

Unterstützung und Lizenzierung; Ingenieurswesen,<br />

Sicherheit und Standards; Wettbewerb und Tarife; Finanzen<br />

und Unterstützungsleistungen; Regierungs- und<br />

Kundenangelegenheiten; Forschung und Entwicklung.<br />

Dominica Electricity<br />

Services Limited (DOMLEC)<br />

Zurzeit ist DOMLEC der einzige Stromversorger auf der<br />

Insel. Der Hauptanteilseigner ist WRB Enterprise Inc. mit<br />

Sitz in Florida. Als das neue Gesetz zur Stromversorgung<br />

(Electricity Supply Act) im November 2006 in Kraft trat,<br />

verlor DOMLEC jedoch sein Monopol und der Markt<br />

wurde <strong>für</strong> unabhängige Stromproduzenten geöffnet.<br />

3.2.3 Politische Rahmenbedingungen<br />

im Energiesektor<br />

Seit Januar 2007 ist ein neues Gesetz zur Stromversorgung<br />

in Kraft (Electricity Supply Act <strong>–</strong> ESA), das den Energiesektor<br />

in Dominica liberalisieren soll. Theoretisch endete<br />

damit die Monopolstellung von DOMLEC. Der Markt<br />

wurde <strong>für</strong> jedes Unternehmen, das Interesse an Ativitäten in<br />

den Bereichen Stromerzeugung, Stromvertrieb und Strommarketing<br />

im Land hat, geöffnet. Bisher ist DOMLEC aber<br />

immer noch das einzige Energieunternehmen auf der Insel.<br />

Momentan wird das neue Gesetz im Rahmen des Programms<br />

zur Entwicklung Erneuerbarer Energien in der<br />

Karibik, das von der <strong>GTZ</strong> und CREDP gemeinsam<br />

durchgeführt wird, überarbeitet. Darüber hinaus werden


auch weitergehende Richtlinien <strong>für</strong> das ESA erarbeitet.<br />

Die Überarbeitung soll das Problem beheben, dass das bestehende<br />

Gesetz die Einspeisung von Energie aus erneuerbaren<br />

Ressourcen in das bestehende Netz nicht erlaubt.<br />

Parallel zur Überarbeitung des ESA wird intensiv an der<br />

Entwicklung einer neuen nationalen Energiepolitik gearbeitet.<br />

Mit ihr soll da<strong>für</strong> Sorge getragen werden, dass sich<br />

die Situation auf dem Energiesektor nicht verschlechtert,<br />

weil eine langfristige Versorgungsstrategie fehlt.<br />

3.2.4 <br />

<br />

Dominica hat keine gesetzlichen Richtlinien <strong>für</strong> den Umgang<br />

mit erneuerbaren Energien. Die einzige Maßnahme,<br />

die bislang Anwendung findet, ist die Befreiung aller erneuerbaren<br />

Energiesysteme von Einfuhr- und Mehrwertsteuern.<br />

Um diese Gesetzeslücke zu schließen, hat das Energieministerium<br />

die Weltbank um technische Unterstützung im<br />

Rahmen des »Growth and Social Protection Technical<br />

Assistance Project» gebeten. Ziel ist dabei, Entwürfe <strong>für</strong><br />

Gesetze und Richtlinien zu entwickeln, die das rechtliche<br />

und behördliche Rahmenwerk zur Förderung alternativer<br />

Energien und der dazugehörigen Technologie in<br />

Dominica schaffen sollen. Dieser Prozess soll bis 2010<br />

abgeschlossen sein.<br />

Gleichzeitig entwickelt das Sekretariat der Caribbean<br />

Community (CARICOM) im Rahmen des CREDP <strong>für</strong><br />

Dominica einen Aktionsplan <strong>für</strong> nachhaltige Energie, der<br />

unter anderem die Global Sustainable Energy Islands Initiative<br />

(GSEII) mit einbezieht, die <strong>für</strong> einige Karibische<br />

Inseln bereits entwickelt wurde.<br />

Infolge der fehlenden gesetzlichen Richtlinien <strong>für</strong> erneuerbare<br />

Energien gibt es momentan keine klare Vorgehensweise<br />

<strong>für</strong> den Netzanschluss und den parallelen Betrieb<br />

von erneuerbaren Energiesystemen.<br />

2. DOMINICA /KARIBIK | 65<br />

Clean Development Mechanism (CDM)<br />

CDM-Maßnahmen befinden sich auf Dominica noch<br />

in einem sehr frühen Stadium. Dominica hat das Kyoto-<br />

Protokoll im Januar 2005 unterzeichnet, bisher aber noch<br />

keine nationale Aufsichtsbehörde eingerichtet. Bislang<br />

wurden keine Projekte auf CDM-Basis angemeldet.<br />

3.2.5 <br />

Die erste Windturbine in Dominica war eine Class 1<br />

Norwin (225 kW), die 2008 im Rosalia Naturschutzgebiet<br />

installiert wurde und die hohen Strompreise von<br />

DOMLEC auffangen soll13. Erwartet wird eine Leistung<br />

von 596 GWh pro Jahr.<br />

Seit 2006 ist DOMLEC auf der Suche nach geeigneten<br />

Orten und sammelt Windgeschwindigkeitsdaten, die<br />

Hinweise zu möglichen Standorten <strong>für</strong> kleine Windparks<br />

mit Leistungen zwischen 5 und 8 MW liefern sollen.<br />

Seit 2003 arbeitet <strong>GTZ</strong>/CREDP auf der Insel an einer<br />

Reihe von Projekten zum Thema Windenergie. Zwischen<br />

2003 und 2004 wurden die bereits existierenden Studien<br />

zu den Windregionen der Insel überarbeitet. 2004<br />

führte die <strong>GTZ</strong> eine Windenergiemessung <strong>für</strong> die Regierung<br />

durch. Diese Studie deckte neun Gebiete an der<br />

Südostküste und fünf Gebiete im Nordosten ab. Die abschließenden<br />

Berichte besagten, dass die Nordostküsten<br />

von Dominica die besten Bedingungen <strong>für</strong> die Entwicklung<br />

von Windkraft in großem Maßstab bieten, dass die<br />

schlechte Qualität des Stromverteilungssystems entlang<br />

der Ost- und Nordostküsten momentan jedoch keine<br />

Einspeisung von Strom in großen Mengen erlaubt. <strong>GTZ</strong>/<br />

CERDP hat außerdem in den Aufbau von Kapazitäten<br />

investiert, indem es die Teilnahme von Schlüsselpersonen<br />

an Windkraftveranstaltungen in Deutschland förderte<br />

und DOMLEC bei der Identifizierung von geeigneten<br />

Gebieten und bei Windmessungen unterstützte.<br />

Der CNE zufolge liegt das Potenzial <strong>für</strong> netzgekoppelte<br />

Windkraft bei 10 000 MW plus ca. 30 000 MW, die nicht<br />

ans Netz angeschlossen sind und <strong>für</strong> den Eigenverbrauch<br />

erzeugt werden.<br />

13 Quelle: Dominica Weekly - http://www.dominica-weekly.com/news/<br />

norwinas-installs-the-first-utility-scale-wind-turbine-in-the-eastern-caribbean/,<br />

Gesichtet: im September 2009


3.2.6 Adressen und Kontaktdaten<br />

Dominica Electricity Services Limited (DOMLEC)<br />

P.O. Box 1593<br />

Roseau<br />

Commonwealth of Dominica<br />

Tel.: +1 (767) 255 60 00/448 26 81<br />

Fax: +1 (767) 448 53 07<br />

E-Mail: support@domleconline.com<br />

Internet: www.domlec.dm/<br />

Ministry of Public Utilities, Energy and Ports<br />

Minister: Hon. Charles Savarin<br />

Ministry of Public Utilities, Energy and Ports<br />

3rd Floor, Government Headquarters,<br />

Kennedy Avenue, Roseau<br />

Tel.: +1 (767) 266-3298<br />

Fax: +1 (767) 448-0182<br />

E-Mail: publicutilities@cwdom.dm<br />

Internet: www.dominica.gov.dm/cms/index.<br />

php?q=node/197<br />

3.2.7 Informationsquellen<br />

2. DOMINICA /KARIBIK |<br />

66<br />

Domlec, Annual Report 2007,<br />

( http://www.domlec.dm/pdf/domlecannualreport2007.pdf<br />

) Gesichtet: September 2009<br />

Fadelle M., Energy Development Programme<br />

for Dominica, June 2009.<br />

Ministry for Public Utilities, Energy And Ports; Remarks<br />

by the Minister at government stakeholder<br />

meeting on the national energy policy and sustainable<br />

energy plan, March 2009 (http://cipore.org/download/27)<br />

Gesichtet: September 2009<br />

Electricity Supply Act ( ESA ) Electricity Supply Act<br />

(2006), http://www.dominica.gov.dm/laws/2003/<br />

act20-2003.pdf<br />

National Energy Policy, status information available<br />

at. http://www.dominica.gov.dm/cms/index.<br />

php?q=node/840<br />

Sustainable Energy Plan, available at:<br />

http://cipore.org/dominica-sustainable-energy-plandraft/


3. GRENADA / KARIBIK<br />

3.3.1 Energiemarkt<br />

Übersicht Energiemarkt<br />

Grenada ist, ähnlich wie die meisten anderen Länder der<br />

Karibik, in hohem Maße von importierten fossilen Brennstoffen<br />

als Energiequelle <strong>für</strong> die Insel abhängig. Andererseits<br />

hat die Insel das Potenzial, erneuerbare Energien wie<br />

Windkraft, Solarenergie und Biomasse (Reststoffe aus der<br />

Muskatproduktion) zu nutzen.<br />

Das Stromnetz<br />

GRENLEC besitzt ein Verteilernetz von etwa 350 km<br />

Länge. Im September 2009 nahm das Unternehmen zwei<br />

Umspannwerke und ein 33 kV-Übertragungsnetz in Betrieb,<br />

um die Kapazität im Süden von Grenada und die<br />

Zuverlässigkeit des Verteilernetzes zu verbessern. Diese<br />

neue 33-kV-Leitung überlagert die bestehenden 11 kV-<br />

Leitungen und ermöglicht somit die Aufrüstung aller<br />

Verteilerleitungen entlang des Verlaufs der neuen Leitung<br />

sowie deren Verlegung auf neue Übertragungsmaste.<br />

Im selben Jahr konzentrierte sich GRENLEC außerdem<br />

auf den Ausbau seines Verteilernetzes, um die steigende<br />

Nachfrage nach Strom zu befriedigen. Im Rahmen des<br />

TABELLE 9:<br />

STROMERZEUGUNG, WERTE IN MWh.<br />

| 67<br />

Ausbaus wurden über 1,5 km an 50 mm² Fernleitungsdraht<br />

ersetzt, außerdem wurden die Strommasten ersetzt,<br />

um den Spannungsgrad zu verbessern. Um neue Kunden<br />

beliefern und die steigende Nachfrage der bestehenden<br />

Kunden befriedigen zu können, wurde das Verteilernetz<br />

um rund 2,8 MVA an Transformatorleistung erhöht.<br />

Installierte Leistung und Stromerzeugung<br />

Die installierte Gesamtleistung liegt in Grenada momentan<br />

bei 49 MW Erzeugungsenergie <strong>für</strong> die gesamte Insel.<br />

Die Energie stammt aus dem ölbetriebenen Kraftwerk<br />

Queens Park, das eine Spitzenlastkapazität von 29,8 MW<br />

hat.<br />

Aufgrund der wachsenden Nachfrage erzeugte GREN-<br />

LEC 2008 fast 200 GWh, 6% mehr als 2007, was im<br />

Hinblick auf die letzten fünf Jahre ein Wachstum von<br />

fast 40% bedeutet. Der Bruttokraftstoffverbrauch lag in<br />

Queens Park 2007 mit 16,27 kWh/Gallone geringfügig<br />

unter dem des Vorjahres, was hauptsächlich auf Fehler im<br />

Brennstoffsystem der neueren Motoreinheiten zurückzuführen<br />

ist.<br />

Die Tabelle 9 zeigt sowohl die Brutto- als auch die Nettostromerzeugung:<br />

2 004 2005 2006 2007 2008<br />

Bruttoerzeugung 141 618 153 702 173 490 185 569 196 957<br />

Hilfseinrichtungen &<br />

Eigenverbrauch<br />

5 696 6 395 6 329 6 904 7 133<br />

Nettoerzeugung<br />

Quelle: GRENLEC<br />

135 922 147 307 167 162 178 665 189 825<br />

TABELLE 10:<br />

STROMVERBRAUCH NACH SEKTOREN, WERTE IN MWh.<br />

Sektor 2 004 2005 2006 2007 2008<br />

Privathaushalte 48 358 49 946 60 089 65 749 66 232<br />

Gewerbe 70 355 73 542 81 990 89 569 96 600<br />

Industrie 4 572 5 674 5 903 6 480 5 628<br />

Straßenbeleuchtung 2 226 2 409 3 026 3 427 4 041<br />

Absatz insgesamt 125 511 131 571 151 008 165 225 172 500<br />

Quelle: DOMLEC


56% des Stroms in Grenada wurde von den 5 330 Kunden<br />

aus dem gewerblichen Sektor verbraucht. Privathaushalte<br />

sind mit einem Bedarf von 38% des Stroms der zweitgrößte<br />

Konsument. Dieser Sektor besteht aus über 35 000<br />

Kunden. Die 36 Kunden aus der Industrie verbrauchten<br />

3%, und 2% wurden <strong>für</strong> die Straßenbeleuchtung verwendet.<br />

Die Entwicklung des Verbrauchs aller Sektoren zeigt<br />

Tabelle 10:<br />

GRENLECs Lastenprognose deutet darauf hin, dass der<br />

von der Nachfrage bestimmte Umsatz weiterhin auf dem<br />

gleichen Niveau wie im Jahr 2008 wachsen wird. Es wird<br />

mit einem jährlichen Wachstum von 4,2% und einem<br />

Wachstum des Spitzenbedarfs um 4,1% gerechnet. Der<br />

Verbrauch im gewerblichen und im industriellen Sektor<br />

wird voraussichtlich jeweils um 4,8% jährlich wachsen,<br />

während <strong>für</strong> den privaten Sektor ein Wachstum von 4,4%<br />

erwartet wird.<br />

Liberalisierung<br />

Obwohl das Land einen liberalisierten Energiemarkt hat,<br />

hat GRENLEC eine Monopolstellung in den Bereichen<br />

Stromerzeugung, -übertragung und -verteilung. Im Rahmen<br />

der Entwicklung der Energiepolitik des Landes plant<br />

GRENLEC den Netzanschluss von Solarkollektoren (des<br />

Unternehmens Grensol) und Windturbinen in naher Zukunft.<br />

Strompreise<br />

Der beispiellose Anstieg des Ölpreises im Jahr 2008 führte<br />

dazu, dass der allgemeine Strompreis <strong>für</strong> Privatkunden<br />

bis September 2008 auf beachtliche 0,30 Euro pro kWh<br />

anstieg. Im August begann der Ölpreis zu sinken, was zu<br />

niedrigeren Benzinpreisen und infolgedessen am Ende<br />

des Jahres zu einer Senkung des Strompreises auf 0,22 €<br />

pro kWh führte.<br />

Erneuerbare Energien<br />

Die Sonneneinstrahlung und die hohen Strompreise<br />

machen Grenada zu einem interessanten Markt <strong>für</strong> die<br />

Entwicklung von Solarenergieprojekten. Bis Ende 2008<br />

wurden 21 Photovoltaikanlagen mit weniger als 10 kW Leis-<br />

3. GRENADA / KARIBIK | 68<br />

tung von der Firma Grensolar an das Netz angeschlossen.<br />

GRENLEC hat Technologiestudien zu den wichtigsten<br />

erneuerbaren Energieressourcen durchgeführt und kam<br />

zu dem Schluss, dass Geothermie <strong>für</strong> Grenada die besten<br />

Aussichten bietet. Für 2009 sind die Ausweitung der Bemessungen<br />

der geothermischen Ressourcen und die Erweiterung<br />

der Erkundung der Windressourcen geplant.<br />

GRENLEC hat vor, eine Windturbine mit 80 kW Leistung<br />

in Auftrag zu geben.<br />

Die von Unterbrechungen geprägte Stromerzeugung aus<br />

Windkraft und Solarenergie gestaltet sich dem Unternehmen<br />

zufolge als schwierig 14 .<br />

3.3.2 Marktakteure<br />

Ministry of Finance, Economic Development, Energy<br />

and Foreign Trade (Ministerium <strong>für</strong> Finanzen, wirtschaftliche<br />

Entwicklung, Energie und Außenhandel)<br />

Das Ministerium <strong>für</strong> Finanzen, wirtschaftliche Entwicklung,<br />

Energie und Außenhandel ist <strong>für</strong> alle Angelegenheiten<br />

verantwortlich, die mit erneuerbaren Energien zu tun<br />

haben. Neben St. Lucia ist es das einzige Ministerium in<br />

allen OECS-Staaten (Organisation of Eastern Caribbean<br />

States) mit einer eigenen internen Energieagentur als Regierungsbehörde.<br />

Grenada Electricity Services Limited<br />

(GRENLEC)<br />

Das Unternehmen wurde durch ein Gesetz ins Leben gerufen,<br />

das am 7. November 1960 vom Gesetzgebungsrat<br />

von Grenada verabschiedet wurde und das GRENLEC<br />

die exklusive Lizenz zur Erzeugung, Übertragung, Verteilung<br />

und zum Verkauf von Strom in Grenada bis 2073 erteilte.<br />

Die Regierung war damals nur einer der Anteilseigner,<br />

aber 1982 kaufte sie die Anteile der Commonwealth<br />

Development Corporation und wurde somit alleiniger<br />

Eigentümer des Unternehmens. 1992 beschloss sie, ihre<br />

Anteile zu veräußern und verkaufte 50% davon an das Unternehmen<br />

WRB Enterprise Inc. mit Sitz in den USA.<br />

40% wurden von Mitarbeitern oder Bürgern von Grenada<br />

und anderer Staaten der Karibik gekauft, die Regierung<br />

14 Clive Hosten, 2009


ehielt die restlichen 10%. Derzeit ist GRENLEC der<br />

einzige Energieanbieter auf der Insel.<br />

3.3.3 Politische Rahmenbedingungen<br />

im Energiesektor<br />

Der Stromsektor wird entsprechend den Bestimmungen<br />

der Electricity Supply Ordinance von 1960 und des Electricity<br />

Supply Act (ESA) von 1974 reguliert. Seit 1993<br />

ist GRENLEC auch <strong>für</strong> die Stromversorgung der Inseln<br />

Carriacou und Petite Martinique verantwortlich.<br />

Eine Verordnung von 1961 erlaubt die Eigenproduktion<br />

von Strom durch Privaterzeuger, allerdings nur mit der<br />

Genehmigung von GRENLEC und nach Bewilligung<br />

durch die Regierung. Das gleiche gilt <strong>für</strong> andere Aktionen<br />

auf dem Strommarkt (Übertragung, Verteilung und/oder<br />

der Verkauf von Strom, sowie Stromerzeugung).<br />

3.3.4 Rahmenbedingungen <strong>für</strong><br />

erneuerbare Energien<br />

Die Regierung von Grenada sieht die Entwicklung und<br />

Einführung einer nachhaltigen Energiepolitik 15 als zwingend<br />

notwendig an. Die gesetzlichen Richtlinien werden<br />

momentan vorbereitet. Ihr Schwerpunkt liegt auf<br />

Energiesparmaßnahmen und der Nutzung vorhandener<br />

Energieressourcen des Landes, um die Abhängigkeit von<br />

importierten Kraftstoffen zu verringern.<br />

Im Bereich Energiesparen will die Regierung Energiemessungen<br />

in allen öffentlichen Gebäuden durchführen,<br />

um Schwachstellen in der effizienten Energienutzung zu<br />

identifizieren und im Anschluss daran entsprechende<br />

Verbesserungsmaßnahmen umzusetzen. Außerdem sollen<br />

Energieausschüsse in verschiedenen Ministerien gebildet<br />

werden, um mit der Abteilung <strong>für</strong> Energie und nachhaltige<br />

Entwicklung bei der Ausarbeitung, Umsetzung und<br />

Überwachung von Energiesparplänen zusammenzuarbeiten.<br />

Es ist geplant, die derzeitigen Aufwendungen <strong>für</strong><br />

15 Grenada, 2009<br />

3. GRENADA / KARIBIK | 69<br />

Strom der Regierung mit Hilfe dieser Maßnahmen um<br />

mindestens 10% zu senken.<br />

In der Landwirtschaft wird die Regierung die einheimische<br />

Produktion bzw. Installation von Solartrocknern<br />

anregen und darüber hinaus die Nutzung von Biogasanlagen<br />

zur energetischen Verwertung von tierischen und<br />

landwirtschaftlichen Abfallprodukten vorantreiben. Die<br />

Regierung wird eine Reihe von Anreizen <strong>für</strong> die zum Bau<br />

oder zur Installation dieser Technologien erforderlichen<br />

Mittel schaffen.<br />

Die Regierung plant darüber hinaus die Förderung von<br />

Energiesparlampen, -equipment und -geräten in Form<br />

von Steuersenkungen <strong>für</strong> Kompaktleuchtstofflampen und<br />

andere Produkte mit hoher Energieeffizienz. In jüngster<br />

Zeit wurden Maßnahmen zur Abschaffung der Mehrwertsteuer<br />

auf Technologien <strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />

getroffen.<br />

Die Diversifizierung des Energiemixes und die Nutzung<br />

alternativer Energieressourcen sind <strong>für</strong> GRENLEC strategische<br />

Ziele. Um dies zu erleichtern begann GRENLEC<br />

mit der Umsetzung von Bestimmungen, die klare Richtlinien<br />

<strong>für</strong> den Anschluss von Anlagen <strong>für</strong> erneuerbare<br />

Energie an das Netz des Unternehmens vorgeben und das<br />

Vorgehen zur Anmeldung, Bewilligung, Inbetriebnahme<br />

und der allgemeinen Verwaltung definieren. Um die Nutzung<br />

erneuerbarer Energien zu fördern, sehen diese Bestimmungen<br />

eine Einspeisevergütung <strong>für</strong> erneuerbaren<br />

Energiequellen mit bis 10 kW Leistung vor.<br />

Darüber hinaus hat GRENLEC folgende Ziele <strong>für</strong> erneuerbare<br />

Energien vorgegeben 16 :<br />

• Verringerung des Dieselverbrauchs auf Carriacou und<br />

Petite Martinique um 40% bis 2011<br />

• 10% der Kapazität soll bis 2013 aus erneuerbaren Energien<br />

erzeugt werden,<br />

• 20% der Kapazität soll bis 2017 aus erneuerbaren Energien<br />

erzeugt werden (soweit ausstehende Machbarkeitsstudien<br />

diese Prognose plausibel erscheinen lassen)<br />

16 GENLEC Annual Report 2007


Clean Development Mechanism (CDM)<br />

Die CDM-Maßnahmen in Grenada befinden sich noch<br />

in einem sehr frühen Stadium. Grenada hat das Kyoto-<br />

Protokoll im August 2002 unterzeichnet und kürzlich das<br />

Ministerium <strong>für</strong> Finanzen, Wirtschaftliche Entwicklung,<br />

Energie und Außenhandel (Ministry of Finance, Economic<br />

Development, Energy and Foreign Trade) als nationale<br />

Aufsichtsbehörde eingerichtet. Bisher wurden keine<br />

Projekte auf CDM-Basis angemeldet.<br />

3.3.5 Marktpotenzial <strong>für</strong> Windenergie<br />

GRENLEC arbeitet derzeit an einem bodengebundenen<br />

Kontrollnetzwerk und der Verbesserung des Programms<br />

zur Bemessung der Windressourcen, das fünf potenzielle<br />

Windstandorte auf Grenada umfasst. Auf Carriacou analysiert<br />

das Unternehmen Daten und schlägt der Regierung<br />

potenzielle Standorte <strong>für</strong> Windparks auf Crown Land<br />

vor. Ziel ist es, ein 1-MW-System zu installieren. Ähnliche<br />

Schritte werden <strong>für</strong> Petite Martinique vorbereitet.<br />

Im Laufe des Jahres 2008 führte GRENLEC Verhandlungen<br />

mit zwei Grundeigentümern fort, um die Details zur<br />

Nutzung von Standorten, die <strong>für</strong> die Installation von zwei<br />

Windparks geeignet sind, auszuhandeln. Die Verhandlungen<br />

über die langfristige Anmietung beider Standorte<br />

sind noch im Gange. Inzwischen haben die Eigentümer<br />

GRENLEC die Erlaubnis gegeben, Wind-Logger zu installieren<br />

und mit Messungen zu beginnen. Nach Angaben<br />

des Unternehmens sehen die Daten vielversprechend<br />

aus, beide Standorte weisen Windgeschwindigkeiten von<br />

durchschnittlich ca. 7,6 m/s auf.<br />

Im März 2007 installierte das Paradise Bay Resort eine<br />

Windturbine mit 80 kW Leistung und einem erwarteten<br />

jährlichen Ertrag von 180 000 kWh. Es ist die erste kommerzielle<br />

Windturbine in Caricom. Der überschüssige<br />

Strom wird an GRENLEC verkauft, wenn die Windturbine<br />

ans Netz angeschlossen ist.<br />

3. GRENADA / KARIBIK | 70


3.3.6 Adressen und Kontaktdaten<br />

Ministry of Finance, Economic Development,<br />

Energy and Foreign Trade<br />

Financial Complex, The Carenage<br />

St. George’s/Grenada<br />

Tel.: +1 (473) 440-2731/2732<br />

Fax: +1 (473) 440-4115<br />

E-Mail: finance@gov.gd<br />

Grenada Electricity Services Ltd. (GRENLEC)<br />

Halifax Street<br />

St. George’s/Grenada<br />

Tel.: +1 (473) 440 20 97<br />

Fax: +1 (473) 440 41 06<br />

E-Mail: customersupport@grenlec.com<br />

Internet: www.grenlec.com<br />

Grenada Solar Power Ltd. (GrenSol)<br />

P.O. Box 3521<br />

Grand Anse, St. George’s/Grenada<br />

Tel.: +1 (473) 439 67 75<br />

Internet: www.grensol.com<br />

Designated National Authority for CDM:<br />

Ministry of Finance, Planning, Economy,<br />

Energy, Foreign Trade and Cooperatives<br />

Energy Division<br />

The Carenage<br />

St. George’s<br />

Grenada, W.I.<br />

Mr. John Auguste<br />

E-Mail: john.auguste@gmail.com,<br />

energydivisionou@gmail.com)<br />

Tel.: +1 (473) 435 8708/+1 (473) 419 2354<br />

Fax: +1 (473) 440 4115/+1 (473) 435 9115<br />

3.3.7 Informationsquellen<br />

3. GRENADA / KARIBIK |<br />

71<br />

Grenada, Budget Speech 2009<br />

(http://www.cipore.org/), Gesichtet: im September<br />

2009<br />

GRENLEC, Annual Report 2007<br />

(http://www.grenlec.com/index.php?option=com_con<br />

tent&view=article&id=202&Itemid=101) ,<br />

Gesichtet: im September 2009<br />

GRENLEC, Annual Report 2008<br />

(http://www.grenlec.com/index.php?option=com_con<br />

tent&view=article&id=202&Itemid=101) ,<br />

Gesichtet: im September 2009<br />

Clive Hosten, GRENLEC Perspectives on Renewable<br />

Energy Opportunities in Grenada, July 2009<br />

(http://www.sepa-americas.net/descarga.php?l=data/<br />

eventos/94.pdf&a=Clive %20Hosten %20GRENLEC.<br />

pdf ), Gesichtet: im September 2009<br />

1960 Electricity Supply Ordinance , available at:<br />

http://www.gov.gd/ministries/finance.html#<br />

1974 Electricity Supply Act (ESA), available at:<br />

http://www.gov.gd/ministries/finance.html#


4. ST. LUCIA / KARIBIK<br />

3.4.1 Energiemarkt<br />

Überblick Energiemarkt<br />

St. Lucia ist eine vulkanische Insel in der Ostkaribik und<br />

nahezu vollständig abhängig von fossilen Brennstoffen.<br />

St. Lucia verbrauchte 2008 fast 18 Mio. Gallonen Öl allein<br />

zur Stromerzeugung.<br />

Das Stromnetz<br />

Der lokale Energieversorger St. Lucia Electricity Services<br />

Limited (LUCELEC) hat eine exklusive Lizenz zur Erzeugung<br />

und Verteilung von Strom und versorgt derzeit<br />

rund 98% der Bevölkerung. Fast der gesamte im Land verbrauchte<br />

Strom wird von Dieselgeneratoren produziert.<br />

LUCELEC hat 7 Umspannwerke, die sich in Cul de Sac,<br />

Castries, Union, Reduit, Soufriere, Vieux Fort und Praslin<br />

befinden. Es verfügt über 118 km Übertragungsleitungen<br />

mit 66 kV und 4 129 km Verteilerleitungen mit 11 kV.<br />

Installierte Leistung und Stromerzeugung<br />

Im Laufe des Jahres 2008 hat LUCELEC die Kraftstoffeffizienz<br />

insgesamt verbessert, weil neue und effizientere<br />

Kraftwerke betrieben wurden. Insgesamt wurden 2008<br />

302 GWh verkauft, was einem Wachstum von 1,4% gegenüber<br />

den 299 GWh, die 2007 verkauft wurden, entspricht.<br />

Der Spitzenbedarf stieg von 52,7 MW im Vorjahr<br />

TABELLE 11:<br />

INSTALLIERTE LEISTUNG, WERTE IN MW.<br />

| 72<br />

auf 54,1 MW an, die verfügbare Leistung lag 2008 bei insgesamt<br />

76 MW.<br />

Die folgende Tabelle 11 zeigt die Entwicklung der installierten<br />

Kapazität zwischen 2004 und 2008:<br />

TIn St. Lucia verbraucht der gewerbliche Sektor am meisten<br />

Strom. Er verbrauchte 57% des auf der Insel verkauften<br />

Stroms, der von 6 169 Kunden genutzt wurde. An<br />

Privathaushalte, die Nummer zwei im Stromverbrauch,<br />

gingen 34%, während 6% des Stroms von der Industrie<br />

gekauft wurden. Es gibt über 50 000 Privatkunden und<br />

98 Kunden aus der Industrie. 3% des Stroms wurden <strong>für</strong><br />

die Straßenbeleuchtung verwendet. Tabelle 12 zeigt die<br />

Entwicklung des Verbrauchs aller Sektoren.<br />

LUCELEC erwartet <strong>für</strong> die nächsten fünf Jahre ein jährliches<br />

Wachstum von 2,4% bei den Verkäufen und 2,3%<br />

bei der Nachfrage.<br />

Liberalisierung<br />

Der Power Supply Regulation von 1964 zufolge besitzt<br />

LUCELEC, das fünf öffentlichen Einrichtungen gehört<br />

(siehe unten), bis 2045 eine Generallizenz zur Stromerzeugung,<br />

-übertragung, -verteilung sowie zum Verkauf<br />

von Strom. Obwohl die Bestimmung von 1964 im Jahr<br />

1994 durch den Electricity Supply Act ersetzt wurde,<br />

2 004 2005 2006 2007 2008<br />

Verfügbare Leistung 56.8 65.8 65.8 76.0 76.0<br />

Quelle: LUCELEC, 2008<br />

TABELLE 12:<br />

STROMVERBRAUCH NACH SEKTOREN, WERTE IN GWh.<br />

Sektor 2004 2005 2006 2007 2008<br />

Privathaushalte 96 062 98 914 101 635 104 784 103 214<br />

Gewerbe 151 451 158 483 160 895 168 151 170 624<br />

Industrie 12 345 12 522 12 982 15 789 18 626<br />

Straßenbeleuchtung 6 544 7 480 8 886 9 117 9 510<br />

Absatz insgesamt 266 402 277 399 284 398 297 841 301 975<br />

Quelle: DOMLEC


lieb die exklusive Lizenz von LUCELEC bestehen.<br />

Der ESA von 1994 erlaubt zwar die Eigenezeugung (von<br />

Strom), aber nur mit Zustimmung und Lizenz von LU-<br />

CELEC und zu bestimmten Bedingungen und Auflagen.<br />

Strompreise<br />

Im Januar 2009 zahlten die Kunden von LUCELEC<br />

den niedrigsten Preis pro Stromeinheit seit Januar<br />

2005. Der Tarif wurde seit August 2008 sechsmal hintereinander<br />

gesenkt, weil ab diesem Zeitpunkt die Benzinpreise<br />

sanken.<br />

Tabelle 13 fasst die Tarife <strong>für</strong> die unterschiedlichen Kundengruppen<br />

zusammen:<br />

TABELLE: 13<br />

STROMPREISE IN ST. LUCIA. WERTE VOM JANUAR 2009.<br />

Kunde<br />

Tarif (€/<br />

kWh)<br />

Privathaushalte Bis 180kWh 0.18<br />

über180 kWh 0.19<br />

Gewerbe/<br />

Hotel/Industrie<br />

Niederspannung <strong>–</strong><br />

alle Einheiten<br />

Erneuerbare Energien<br />

Solarenergie ist die ergiebigste erneuerbare Energieressource<br />

in St. Lucia. Der nationale Plan <strong>für</strong> Nachhaltige<br />

Energie beinhaltet eine Initiative zu Solarthermie, welche<br />

die Nutzung von Solaranlagen zur Brauchwassererwärmung<br />

steigern soll. Dies wird die hohen Kosten der<br />

Warmwasserbereitung <strong>für</strong> Privathaushalte und den gewerblichen<br />

Bereich deutlich verringern. Steuervergünstigungen<br />

wurden eingeführt, um die hohen Anschaffungskosten<br />

<strong>für</strong> die Solaranlagen zur Brauchwassererwärmung<br />

auszugleichen. Außerdem werden Photovoltaiksysteme<br />

als Demonstrationsanlagen und zusätzliche Produktionsanlagen<br />

<strong>für</strong> Notfallsituationen gefördert 17 .<br />

Im Rahmen des projektierten Ausbaus plant LUCELEC<br />

die Errichtung eines Windparks mit 12 MW Leistung,<br />

um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden.<br />

17 Ministry of Planning: http://www.sovereign-publications.com/stlucia.htm<br />

0.22<br />

Hochspannung -<br />

alle Einheiten<br />

0.21<br />

Straßenbeleuchtung<br />

Quelle: Carilec Newsletter<br />

alle Einheiten 0.22<br />

4. ST. LUCIA / KARIBIK | 73<br />

Das Unternehmen hat 2008 mit einer Initiative <strong>für</strong> kleine<br />

netzgekoppelte Photovoltaiksysteme begonnen 18 . Dabei<br />

arbeitet es mit Solar St. Lucia Ltd. bei einem Pilotprojekt<br />

zusammen, das den Prozess zur Installation von Solartechnologie<br />

deutlich erleichtern soll. Im Rahmen des<br />

Projekts wird LUCELEC eine umfassende Empfehlung<br />

zum Betrieb netzgekoppelter Photovoltaikanlagen erarbeiten,<br />

die insbesondere Aspekte wie Sicherheit, Energiequalität,<br />

Schutz, Netzkopplung und die Erfassung von<br />

Messwerten berücksichtigt. LUCELEC konzentriert sich<br />

dabei auf Anlagen zwischen 1 und 10 kW , die auf private<br />

Nutzer zugeschnitten sind, die einen Teil ihres Strombedarfs<br />

mit Solarenergie decken wollen. Im Rahmen der<br />

Vereinbarung wird Solar St. Lucia Photovoltaikanlagen<br />

<strong>für</strong> rund zehn Orte auf der ganzen Insel anschaffen und<br />

installieren, während LUCELEC sich um den Netzanschluss<br />

kümmern und die Betriebsdaten überwachen und<br />

aufzeichnen wird.<br />

Das Unternehmen verhandelt außerdem mit der Regierung<br />

und anderen Anteilseignern über die Durchführung<br />

weiterer Untersuchungen, die mehr Gewissheit über die<br />

geothermischen Energieressourcen der Insel liefern sollen.<br />

Im August 2009 wurde ein Pilotprojekt zum Thema Photovoltaik<br />

offiziell aus der Taufe gehoben. Es ist geplant, dieses<br />

Photovoltaik-Projekt des Saint Lucia Banana Industry Trust<br />

(BIT), das vom Special Framework of Assistance (SFA)<br />

der EU <strong>für</strong> 2003 gefördert wird, ans Netz anzuschließen 19 .<br />

3.4.2 Marktakteure<br />

St. Lucia Electricity Services Ltd (LUCELEC)<br />

St. Lucia Electricity Services Ltd. (LUCELEC) wurde am<br />

9. November 1964 als GmbH »zum Zwecke der Stromerzeugung,<br />

und -verteilung und des Stromhandels (…)»<br />

gegründet. Am 22. August 1994 wurde das Unternehmen<br />

verstaatlicht. Im Dezember 2008 waren die fünf größten<br />

Anteilseigner Emera Inc. (20%), First Citizen Bank Ltd.<br />

(20%), National Insurance Corporation (16,79%), Castries<br />

City Council (16,36%) und die Regierung von Saint<br />

Lucia (12,44%).<br />

18 Quelle: Regierung von St. Lucia<br />

19 Quelle: CIPORE


Ministry of Planning, Development,<br />

Environment and Housing<br />

Das Ministerium <strong>für</strong> Planung, Entwicklung, Umwelt und<br />

Wohnungsbau ist <strong>für</strong> alle Belange im Bereich erneuerbare<br />

Energien zuständig. Es ist das einzige Ministerium aller<br />

OECS-Staaten mit einer eigenen internen Energieagentur<br />

als Regierungsbehörde.<br />

3.4.3 Politische Rahmenbedingungen<br />

im Energiesektor<br />

Seit 1999 hat die Regierung alle Einfuhrzölle und Verbrauchssteuern<br />

auf technisches Equipment und Materialien<br />

<strong>für</strong> erneuerbare Energien aufgehoben. Darüber<br />

hinaus entschied sie sich 2001 dazu, den Erwerb von Solaranlagen<br />

zur Brauchwassererwärmung von der Steuer<br />

absetzbar zu machen.<br />

Momentan arbeiten Energieexperten des Klimainstituts<br />

(Climate Institute) und der Organisation Amerikanischer<br />

Staaten (Organization of American States) gemeinsam<br />

mit dem Minsterium <strong>für</strong> Planung, Entwicklung, Umwelt<br />

und Wohnungsbau einen Aktionsplan <strong>für</strong> nachhaltige<br />

Energie <strong>für</strong> das Land aus. Der Plan stellt eine Strategie <strong>für</strong><br />

die Instandhaltung und das Wachstum des Energiesektors<br />

in St. Lucia bereit, um eine Reihe von Zielen <strong>für</strong> den Energiesektor<br />

zu erreichen. Dazu sollen Maßnahmen durchgeführt<br />

werden, die ein politisches und behördliches Rahmenwerk<br />

schaffen, das die Diversifizierung des örtlichen<br />

Energiemarktes und die Förderung von Energieeffizienz<br />

und Energiesparmaßnahmen unterstützt. CIPORE 20 zufolge<br />

ist das Ziel von St. Lucia, künftig 30% seiner Energie<br />

aus erneuerbaren Ressourcen zu erzeugen.<br />

Ein Entwurf <strong>für</strong> eine nationale Energiestrategie wurde im<br />

August 2009 mit Hilfe des <strong>GTZ</strong>/CREDP fertig gestellt<br />

und muss nun noch von der Regierung St. Lucias bewilligt<br />

werden. Der Plan fasst die Einrichtung eines »Energy Policy<br />

Advisory Committee» ins Auge, das Beratung zu Fragen<br />

und Maßnahmen im Energiebereich anbieten wird.<br />

Darüber hinaus wird es Empfehlungen und Vorschläge<br />

<strong>für</strong> adäquate Instrumente und Strategien machen.<br />

Darüber hinaus soll eine unabhängige Aufsichtskommis-<br />

20 Siehe Informationsquellen.<br />

4. ST. LUCIA / KARIBIK | 74<br />

sion unter dem Vorsitz eines designierten Regulationsorgans<br />

eingerichtet werden. Diese Kommission wird sich<br />

über Lizenz- und andere Servicegebühren weitgehend<br />

selbst finanzieren. Zunächst soll sie nur auf nationaler<br />

Ebene arbeiten, könnte in Zukunft jedoch in eine länderübergreifende<br />

Aufsichtsbehörde integriert werden, die<br />

auch andere staatliche Stromversorger in OECS-Staaten<br />

beaufsichtigt. Im Rahmen ihrer Aufgaben wird die Kommission<br />

dem zuständigen Ministerium Empfehlungen zu<br />

Laufzeiten und Konditionen <strong>für</strong> die Lizenzen zur Stromerzeugung,<br />

-übertragung und -verteilung und <strong>für</strong> den<br />

Verkauf an Endabnehmer aussprechen. Sie wird darüber<br />

hinaus Tarifstrukturen und Gebühren <strong>für</strong> alle Kunden bewilligen<br />

und Ausschreibungen <strong>für</strong> größere Investitionen<br />

im Energieerzeugungsbereich ausrichten und überwachen.<br />

3.4.4 Rahmenbedingungen <strong>für</strong><br />

erneuerbare Energien<br />

Der Entwurf der nationalen Energiestrategie schließt<br />

auch den Bereich erneuerbare Energien ein und gibt Ziele<br />

<strong>für</strong> deren kurz- und mittelfristige Anwendung vor.<br />

Als eines der ersten Ziele wurde die Vorgabe von Quoten<br />

definiert, nach denen 5% der im Jahr 2010 erzeugten und<br />

10% der im Jahr 2012 erzeugten Energie aus erneuerbaren<br />

Energieressourcen stammen sollen. Bis 2020 soll die<br />

Quote mindestens 25% betragen 21 .<br />

Der Betreiber des Übertragungsnetzes muss da<strong>für</strong> sorgen,<br />

dass diese Quote erreicht wird, indem er Strom aus<br />

erneuerbaren Energiequellen von Anlagen erwirbt, die<br />

eine Lizenz der Aufsichtsbehörde haben. LUCELEC darf<br />

<strong>für</strong> diesen Zweck eigene Kraftwerke bauen, Joint-Ventures<br />

einrichten oder geeignete Betreiber solcher Kraftwerke als<br />

Subunternehmer beauftragen.<br />

Wenn die Quote <strong>für</strong> ein bestimmtes Jahr nicht erreicht<br />

wird, so hat die Aufsichtskommission (Regulatory Commission)<br />

die Aufgabe, eine öffentliche Ausschreibung vorzubereiten,<br />

die unabhängigen Energieproduzenten (IPPs)<br />

erlaubt, Anlagen zur Stromerzeugung aus erneuerbaren<br />

Ressourcen zu installieren und zu betreiben.<br />

Der Betreiber des Übertragungsnetzes wird dazu ver-<br />

21 Quelle: St. Lucia National Energy Policy - Draft, 2009


pflichtet, allen unabhängigen Stromproduzenten freien<br />

Zugang zum Stromnetz zu gewähren. Falls die Übertragungsleitungen<br />

bis zum Ort des Anschlusses ausgebaut<br />

oder verstärkt werden müssen, liegt dies in der Verantwortung<br />

des unabhängigen Produzenten.<br />

Clean Development Mechanism (CDM)<br />

St. Lucia unterzeichnete das Kyoto-Protokoll 2003.<br />

Die entsprechende nationale Aufsichtsbehörde sitzt im<br />

Ministerium <strong>für</strong> technische Entwicklung, Umwelt und<br />

Wohnungsbau (Ministry of Physical Development, Environment<br />

and Housing). Bisher wurden jedoch keine<br />

CDM-Projekte angemeldet.<br />

3.4.5 Marktpotenzial <strong>für</strong> Windenergie<br />

Die Ausbaupläne von LUCELEC <strong>für</strong> das Jahr 2009 beinhalteten<br />

den Ankauf von Land im südöstlichen Teil der<br />

Insel und die Erhebung von Winddaten <strong>für</strong> die Entwicklung<br />

eines Windparks mit 12 MW Leistung. Anfang 2009<br />

erhielt LUCELEC nach jahrelangen Verhandlungen vorläufigen<br />

Zugang zu dem da<strong>für</strong> vorgesehenen Grundstück.<br />

Aktivitäten zur Datensammlung <strong>für</strong> dieses spezifische Gebiet<br />

sollten im dritten Quartal des Jahres 2009 beginnen.<br />

4. ST. LUCIA / KARIBIK | 75


3.4.6 Adressen und Kontaktdaten<br />

Ministry of Economic Affairs, Economic Planning,<br />

National Development and Public Service<br />

Price Waterhouse & Coopers Building<br />

Point Serephine, St. Lucia<br />

Tel.: +1 (758) 451 8746<br />

Fax: +1 (758) 453 0781<br />

E-Mail: estplanning@candw.lc<br />

Ministry of Planning, Development,<br />

Environment and Housing<br />

Sustainable Development and Environment Section<br />

Greaham Louisy Administrative Building<br />

The Waterfront<br />

P.O. Box 709<br />

Castries<br />

St. Lucia, West Indies<br />

Contact Person: Mrs Alison King-Joseph<br />

Permanent Secretary<br />

Tel.: (758) 468-4459/451-8746<br />

Fax: (758) 451-6958/452-2056<br />

E-Mail: estplanning@candw.lc<br />

Designated National Authority for CDM<br />

Ministry of Physical Development,<br />

Environment and Housing<br />

Greaham Lousy, Adminisrative Building,<br />

P. O. Box 709,<br />

Waterfront, Castries<br />

Saint Lucia, West Indies<br />

Mr. Martin Satney<br />

Permanent Secretary<br />

Tel.: (758) 468-4419/4418<br />

Fax: (758) 452-2506/4516958<br />

E-Mail: ps@planning.gov.lc<br />

LUCELEC<br />

St. Lucia Electricity Services Ltd<br />

P. O. Box 230,<br />

Sans Soucis, Castries,<br />

St. Lucia, West Indies<br />

Tel.: (758) 457 - 4400<br />

Fax: (758) 457 - 4409<br />

E-Mail: lucelec@candw.lc<br />

Internet: www.lucelec.com/<br />

4. ST. LUCIA / KARIBIK | 76<br />

Ministry of Physical Development and the Environment<br />

Greaham Louisy Administrative Building, Waterfront<br />

Castries, St. Lucia<br />

Tel.: +1 (758) (758) 468 4457/4438/4439/4461<br />

Fax: +1 (758) 456 0563<br />

Email: info@physicalplanning.gov.lc<br />

Internet: www.physicalplanning.gov.lc<br />

Organisation of Eastern Caribbean States (OECS)<br />

Morne Fortune/P.O. Box 1383<br />

Castries/St. Lucia<br />

Tel.: +1 (758) 453 62 08<br />

Fax: +1 (758) 452 21 94<br />

Internet: www.oecs.org<br />

Caribbean Electric Utility Service Corporation<br />

(CARILEC)<br />

Desire Avenue, Sans Souci<br />

P.O. Box CP 5907<br />

Castries<br />

St. Lucia<br />

Tel.: +1 (758) 452 01 40/1<br />

Fax: +1 (758) 452 01 42<br />

Internet: www.carilec.com


3.4.7 Informationsquellen<br />

Carilec Newsletter February 2009<br />

(http://www.carilec.com/), Gesichtet: im September<br />

2009<br />

Caribbean Information Platform on Renewable<br />

Energy <strong>–</strong> CIPORE (http://cipore.org/participatingcountries/st-lucia/),<br />

Gesichtet: im September 2009<br />

LUCELEC, Annual Report 2008<br />

(http://www.LUCELEC.com/investor_information/<br />

index.php), Gesichtet: im September 2009<br />

LUCELEC, Interim Report, June 2009<br />

(http://www.LUCELEC.com/investor_information/<br />

index.php), Gesichtet: im September 2009<br />

St. Lucia Government<br />

(http://www.stlucia.gov.lc), Gesichtet: im September<br />

2009<br />

Ministry of Physical Development and the Environment,<br />

St. Lucia National Energy Policy <strong>–</strong> Draft,<br />

August 2009.<br />

1994 Electricity Supply Act, available at:<br />

http://www.caricomlaw.org/doc.php?id=2474<br />

4. ST. LUCIA / KARIBIK | 77


5. ST. VINCENT UND DIE GRENA<strong>DIN</strong>EN / KARIBIK<br />

3.5.1 Energiemarkt<br />

Übersicht Energiemarkt<br />

St. Vincent und die Grenadinen (SVG) sind in den Bereichen<br />

Stromerzeugung, Transport, Kochen und anderen<br />

Bereichen, die Energie beanspruchen, in hohem Maße<br />

von importierten Erdölprodukten abhängig. SVG hat<br />

einen Energiemix, der zu über 96% auf Erdöl und zu 3%<br />

auf Wasserkraft basiert. Alle Inseln bis auf St. Vincent sind<br />

bei ihrer Stromversorgung vollständig von Dieselgeneratoren<br />

abhängig. Auf der Hauptinsel St. Vincent stammen<br />

nur 80% des Stroms von Dieselgeneratoren, die restlichen<br />

20% aus kleinen Wasserkraftwerken.<br />

Das Stromnetz<br />

Die St. Vincent Electricity Services Limited (VINLEC)<br />

beliefert fast 38 000 Kunden in St. Vincent, Bequia, Canouan,<br />

Union Island und Mayreau, wo das Unternehmen<br />

seine Kraftwerke betreibt, mit Strom. VINLEC versorgt<br />

seine Kunden über ein Netz, das über 560 km an 33 kV-,<br />

11 kV-, 400 V- und 230 V-Leitungen umfasst, mit Strom.<br />

TABELLE 14:<br />

INSTALLIERTE LEISTUNG NACH INSELN, WERTE IN KW.<br />

| 78<br />

Installierte Leistung und Stromerzeugung<br />

2007 erreichte die installierte Leistung von VINLEC auf<br />

folgenden Inseln mehr als 40 MW: St. Vincent, Bequia,<br />

Union Island, Canouan, Mayreau. Die Grundleistung des<br />

gleichen Jahres lag bei fast 32 MW und der Spitzenbedarf<br />

bei über 23 MW. Zwischen 2002 und 2007 nahm<br />

die installierte Kapazität um 9% zu, wobei das Wachstum<br />

zwischen 2005 und 2007 stagnierte. Die Stromerzeugung<br />

wird von Öl (97%) dominiert, nur 3% stammen aus Wasserkraft.<br />

Die Tabelle 14 zeigt die Entwicklung der installierten<br />

Leistung zwischen 2002 und 2007.<br />

2007 wurden 84% des gesamten Stroms durch Dieselgeneratoren<br />

produziert. Die restlichen 16% wurden durch<br />

Wasserkraft erzeugt (s. Tabelle 15).<br />

Der gewerbliche Sektor verbraucht in SVG 47% des<br />

Stroms, während Privathaushalte 45% verbrauchen. Der<br />

Bedarf der Industrie liegt bei 5%, 2% werden <strong>für</strong> die<br />

Straßenbeleuchtung benötigt. Tabelle 16 zeigt die Entwicklung<br />

des Verbrauchs aller Sektoren.<br />

2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />

St. Vincent 31 235 30 635 33 195 33 195 33 195 33 195<br />

Bequia 2 160 2 156 2 156 2 931 2 931 2 931<br />

Union Island 910 1 270 1 270 1 270 1 270 1 270<br />

Canouan 3 120 3 120 3 120 3 120 3 120 3 120<br />

Mayreau 0 180 180 180 180 180<br />

Gesamt 37 425 37 361 39 921 40 696 40 696 40 696<br />

Quelle: VINLEC 2007<br />

TABELLE 15:<br />

STROMERZEUGUNG NACH RESSOURCEN, WERTE IN MWH.<br />

Bruttoerzeugung (kWh) 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />

Wasserkraft 22 027 20 712 27 147 25 540 23 193 22 714<br />

Diesel 79 820 87 528 93 595 106 211 111 109 118 379<br />

Gesamt 101 846 108 240 120 742 131 751 134 302 141 093<br />

Eigenverbrauch 1 639 2 980 3 804 4 225 3 929 3 624<br />

Nettoerzeugung 100 208 105 260 116 938 127 526 130 373 137 469<br />

Quelle: VINLEC 2007.


TABELLE 16:<br />

STROMVERBRAUCH NACH SEKTOREN, WERTE IN MWH.<br />

Liberalisierung<br />

VINLEC ist ein staatlicher Energieversorger mit einer<br />

exklusiven Lizenz zur öffentlichen Stromversorgung in<br />

St. Vincent und den Grenadinen bis 2033. Die Lizenz<br />

wurde im Rahmen des Stromversorgungsgesetzes von<br />

1973 (Electricity Supply Act) erteilt.<br />

Im Rahmen des ESA ist es auch anderen Unternehmen erlaubt,<br />

Strom zu erzeugen, zu übertragen und zu verteilen,<br />

jedoch nur mit Erlaubnis von VINLEC oder als Lizenznehmer<br />

von VINLEC und auch dann nur mit der Bewilligung<br />

des zuständigen Ministers. Auch <strong>für</strong> die Erzeugung<br />

von Strom <strong>für</strong> den Eigenbedarf ist eine Bewilligung durch<br />

VINLEC nötig.<br />

Strompreise<br />

Die folgende Tabelle 17 zeigt die Stromtarife <strong>für</strong> die unterschiedlichen<br />

Kunden in SVG:<br />

Erneuerbare Energien<br />

SVG hat erhebliche Ressourcen an erneuerbarer Energie,<br />

die zum Heizen (Solarthermie, Biomasse), zur Stromerzeugung<br />

(Windkraft, Geothermie, Wasserkraft und Solarenergie)<br />

und eventuell als Treibstoff (aus Biomasse)<br />

verwendet werden können 22 . Diese Ressourcen könnten<br />

einen großen Teil des Energiebedarfs abdecken, was momentan<br />

aber nicht der Fall ist. Während der Einsatz von<br />

Wasserkraft zur Stromerzeugung eine lange Tradition hat,<br />

ist die aktive Nutzung von Solarenergie zur Warmwasserbereitung<br />

eine Technik, die erst in jüngerer Zeit zum Einsatz<br />

kommt.<br />

Vorstudien zufolge, die mit Hilfe der Deutschen Gesellschaft<br />

<strong>für</strong> Technische Zusammenarbeit durchgeführt<br />

22 Quelle: SVG, 2009.<br />

5. ST. VINCENT UND DIE GRENA<strong>DIN</strong>EN / KARIBIK | 79<br />

Sektor 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />

Privathaushalte 44 185 47 195 50 494 53 688 54 867 56 748<br />

Gewerbe 36 571 39 004 47 087 53 541 54 135 58 941<br />

Industrie 6 500 6 520 6 147 6 309 6 587 6 832<br />

Straßenbeleuchtung 2 569 2 711 2 796 2 881 2 937 2 930<br />

Umsatz insgesamt 89 825 95 431 106 524 116 419 118 525 125 452<br />

Quelle: VINLEC 2007<br />

wurden 23 , gibt es genügend Potential zur Intensivierung<br />

der Nutzung von Wasserkraft, wenn die existierenden<br />

Wasserkraftwerke modernisiert und ausgebaut und neue<br />

Kraftwerke entwickelt werden 24 . Konservative Schätzungen<br />

zu dem ungenutzten Wasserkraftpotential (vorwiegend<br />

aus den Flüssen Wallilabou und Bucament) bewegen<br />

sich zwischen 5 und 10 MW 25 .<br />

VINLEC ist von dem Windkraftpotential der Insel überzeugt<br />

und besitzt einen 7,2 MW Windpark im Süden der<br />

Insel St. Vincent.<br />

Die Insel St. Vincent hat darüber hinaus das Potential<br />

zur Nutzung von geothermischer Energie 26 . Das da<strong>für</strong><br />

geeignete Gebiet befindet sich inmitten des gebirgigen<br />

vulkanischen Terrains an der Nordküste der Insel. In den<br />

Morne-Garu-Bergen im südlichen Teil der Region gibt es<br />

TABELLE 17:<br />

STROMTARIFE IN ST. VINCENT UND DEN GRENA<strong>DIN</strong>EN<br />

Haushalte<br />

50 kWh 0.11 €/kWh<br />

> 50 kWh 0.13 €/kWh<br />

Mindestgebühr<br />

Gewerbe<br />

1.28 € pro Monat<br />

Grundgebühr 0.12 €/kWh<br />

Verbrauchsabhängige Gebühr 3.06 €/kVA<br />

Mindestgebühr<br />

Industrie<br />

3.83 € pro Monat<br />

Grundgebühr 0.11 €/kWh<br />

Verbrauchsabhängige Gebühr<br />

Straßenbeleuchtung<br />

3.06 €/kVA<br />

Grundgebühr 0.1442 €/kWh<br />

Quelle: VINLEC<br />

23 Im Rahmen des Caribbean Renewable<br />

Energy Development Programme (CREDP).<br />

24 Quelle: SVG, 2009.<br />

25 Quelle: SVG, 2009.<br />

26 Quelle: Leonard Deane, 2009.


weitere vulkanische Gipfel. Das Potential wird auf ca. 100<br />

MW geschätzt.<br />

Solaranlagen zur Brauchwassererwärmung werden bereits<br />

genutzt, und zwar hauptsächlich in größeren Gebäuden<br />

mit Privatwohnungen. SolcheAnlagen eignen sich aber<br />

auch <strong>für</strong> Privathaushalte, die momentan andere Mittel<br />

zur Warmwasserbereitung verwenden, und alle anderen<br />

Warmwasserverbraucher wie Krankenhäuser, Hotels und<br />

Restaurants.<br />

Momentan werden Biomasseressourcen hauptsächlich<br />

konventionell in Form von Holzkohle genutzt, die von<br />

ländlichen Gemeinden verwendet wird und sowohl vom<br />

Groß- als auch vom Einzelhandel vertrieben wird. Es gibt<br />

nach momentanem Kenntnisstand keine Biogaskraftwerke<br />

und auch andere Technologien, die Biomasseressourcen<br />

auf zeitgemäße Art nutzen, kommen nicht zum<br />

Einsatz. Die Eignung von Pflanzenöl zur Energiegewinnung<br />

wurde bisher noch nicht geprüft 27 .<br />

3.5.2 Marktakteure<br />

St. Vincent Electricity Services Limited<br />

(VINLEC)<br />

St. Vincent Electricity Services Ltd. (VINLEC) ist ein<br />

staatlicher Energieversorger und der einzige Stromversorger<br />

auf der Hauptinsel St. Vincent und den Grenadineninseln<br />

Bequia, Union Island, Canouan und Mayreau. Das<br />

Unternehmen betreibt Diesel- und kleine Wasserkraftwerke<br />

auf der Hauptinsel St. Vincent, während die Inseln<br />

Bequia, Union Island, Canouan und Mayreau komplett<br />

durch dieselbetriebene Kraftwerke versorgt werden. Die<br />

anderen Grenadineninseln werden von privaten Anlagen<br />

mit Dieselmotoren versorgt. Die staatliche Exklusivlizenz<br />

von VINLEC läuft Ende 2033 aus.<br />

Regierung von St. Vincent und den Grenadinen<br />

Das Büro des Premierministers agiert momentan als Energieministerium<br />

und hat die allgemeine Verantwortung <strong>für</strong><br />

den Energiesektor in St. Vincent und den Grenadinen.<br />

2006 wurde ein nationales Energiekomitee (National<br />

Energy Committee), das aus Interessenvertretern anderer<br />

27 Quelle: SVG, 2009<br />

5. ST. VINCENT UND DIE GRENA<strong>DIN</strong>EN / KARIBIK |<br />

80<br />

Ministerien und staatlicher Institutionen besteht, eingerichtet,<br />

um die Regierung zu Fragen im Energiebereich<br />

auf nationaler Ebene zu beraten. 2008 wurde eine Energieabteilung<br />

(Energy Unit) im Büro des Premierministers<br />

eingerichtet, welche die Aufgabe hat, die Regierung bei<br />

der Formulierung und Durchsetzung von Energierichtlinien,<br />

insbesondere im Bereich erneuerbare Energien und<br />

Energieeffizienz zu unterstützen.<br />

3.5.3 Politische Rahmenbedingungen<br />

im Energiesektor<br />

SVG hat im März 2009 eine nationale Energiestrategie<br />

verabschiedet.<br />

Die Hauptziele <strong>für</strong> den Energiesektor sind die Verbesserung<br />

der Effizienz bei der Erzeugung, Übertragung und<br />

Verteilung von Energie und die Förderung von Energieeffizienz-<br />

und Energiesparmaßnahmen bei allen Verbrauchern.<br />

Außerdem wird erwogen, die Einführung umweltfreundlicher<br />

und öknomisch und finanziell sinnvoller<br />

neuer Technologien zu unterstützen. Die Richtlinien besagen<br />

darüber hinaus, dass die Regierung Mechanismen,<br />

die allen Marktteilnehmern den geregelten Zugang zum<br />

Übertragungs- oder Verteilernetz garantieren, einführen<br />

wird.<br />

Das Dokument beschreibt darüber hinaus Richtlinien <strong>für</strong><br />

die Entwicklung eines Markts <strong>für</strong> Heizenergie (Ersetzen<br />

von Brennholz), gibt aber keine spezifischen Ziele vor und<br />

definiert auch die Art und Weise, wie die Richtlinien umgesetzt<br />

oder unterstützt werden sollen, nicht näher.<br />

Das Energiegesetz von 1973 (Electricity Supply Act)<br />

besagt, dass jegliche technische Ausrüstung (Maschinen,<br />

Verschleißteile, Ersatzteile etc.), die zur Erzeugung,<br />

Übertragung und/oder Verteilung von Energie notwendig<br />

sind, von Zollabgaben und allen anderen Einfuhrbeschränkungen<br />

befreit sind.


5.4 Rahmenbedingungen <strong>für</strong><br />

erneuerbare Energien<br />

In Zusammenarbeit mit dem staatlichen Energieversorger<br />

VINLEC macht die Regierung derzeit eine Bestandsaufnahme<br />

des Einsatzes erneuerbarer Energien. Die Regierung,<br />

namentlich die Energieeinheit (Energy Unit) des<br />

Büros des Premierministers, formuliert darüber hinaus<br />

Pläne, um die Energieeffizienz von öffentlichen Institutionen<br />

zu steigern.<br />

Die nationale Energiestrategie gibt außerdem Richtlinien<br />

<strong>für</strong> den Bereich erneuerbare Energien vor, allerdings wurden<br />

keine genauen Ziele genannt. Sie zielt darauf ab, die<br />

Förderung geeigenter Technologien aus dem Bereich erneuerbare<br />

Energien kontinuierlich zu fördern. Die Regierung<br />

plant darüber hinaus, das Potential <strong>für</strong> Erneuerbare<br />

Energien auf allen Inseln zu analysieren, um ortsspezifische<br />

Bemessungen durchführen und sorgfältig ausgearbeitete<br />

Vorschläge machen zu können 28 .<br />

Den Richtlinien zufolge soll der private Sektor ermutigt<br />

werden, sich an der Entwicklung, Finanzierung und Verwaltung<br />

von Projekten im Bereich erneuerbarer Energien<br />

aktiv zu beteiligen. Finanzielle und steuerliche Anreize<br />

sollen da<strong>für</strong> sorgen, dass Technologien <strong>für</strong> erneuerbare<br />

Energien wettbewerbsfähig werden.<br />

Darüber hinaus gibt es Überlegungen, Großverbraucher<br />

von Warmwasser zur Installation von Solaranlagen zu verpflichten.<br />

Clean Development Mechanism (CDM)<br />

ICDM-Maßnahmen befinden sich in SVG noch in einem<br />

sehr frühen Entwicklungsstadium. SVG hat das Kyoto-<br />

Protokoll im Dezember 2002 unterzeichnet, hat bisher<br />

aber noch keine nationale Aufsichtsbehörde etabliert. Bislang<br />

wurden keine Projekte auf CDM-Basis angemeldet.<br />

28 Quelle: SVG, 2009.<br />

5. ST. VINCENT UND DIE GRENA<strong>DIN</strong>EN / KARIBIK |<br />

81<br />

3.5.5 <br />

2005 analysierte eine mit Unterstützung der <strong>GTZ</strong> durchgeführte<br />

Studie zur Bemessung des Windkraftpotenzials<br />

von St. Vincent verschiedene Standorte: Brighton, Greggs<br />

und Ribish Point, der sich als der vielversprechendste herausstellte.<br />

Im Juni 2008 willigte die Regierung in den<br />

Bau eines Windparks mit einer Leistung von 6 bis 8 MW<br />

ein und am Ende des Jahres wurde entschieden, diesen in<br />

Ribishi Point, im Süden der Insel St. Vincent zu installieren.<br />

Es wird erwartet, dass der Windpark bei einer durchschnittlichen<br />

Windgeschwindigkeit von 8,4 m/s in 55 m<br />

Höhe 12 410 Mwh pro Jahr erzeugt 29 .<br />

Die Investitionskosten <strong>für</strong> dieses Projekt belaufen sich auf<br />

schätzungsweise ca. 4,9 Millionen € und die geschätzten<br />

Kosten zur Stromerzeugung liegen bei 0,05 €/kWh.<br />

29 Quelle: Scheutzlich , 2007


3.5.6 <br />

St. Vincent Electricity Services Limited (VINLEC)<br />

Pauls Ave., Box 856<br />

Kingstown<br />

Tel.: +1 (784) 456 17 01<br />

Fax: +1 (784) 456 24 36<br />

E-Mail: vinlec@vinlec.com<br />

Internet: www.vinlec.com<br />

Government of St. Vincent and The Grenadines<br />

E-Mail: webunit.telecom@mail.gov.vc<br />

Tel.: +1 (784) 456 1223/1111, Ext. 404/405<br />

Fax: +1 (784) 457 2880<br />

E-Mail: webunit.telecom@mail.gov.vc<br />

3.5.7 Informationsquellen<br />

Caribbean Information Platform on Renewable Energy<br />

(http://cipore.org), Gesichtet: im September 2009.<br />

Leonard Deane (Director, Energy Unit Prime Minister’s<br />

Office), Situation and Perspectives of Geothermal<br />

Development in Eastern Caribbean Countries,<br />

Presentation at the 1st Eastern Caribbean Geothermal<br />

Conference, am 30. Juni 2009.<br />

St. Vincent and the Grenadines (SVG), Sustainable<br />

Energy for SVG: The Government’s N ational Energy<br />

Policy, März 2009.<br />

Scheutzlich T. M., Experiences with Investments in<br />

Renewable Energy Projects in the Caribbean Region -<br />

Caribbean Renewable Energy Development Programme<br />

(CREDP <strong>–</strong> <strong>GTZ</strong>), November 2007<br />

VINLEC, Financial Statements for the Year Ended,<br />

31. Dezember, 2007 (http://www.vinlec.com), Gesichtet:<br />

im September 2009.<br />

5. ST. VINCENT UND DIE GRENA<strong>DIN</strong>EN / KARIBIK |<br />

82


6. DOMINIKANISCHE REPUBLIK / KARIBIK<br />

3.6.1 Eneriemarkt<br />

Übersicht Energiemarkt<br />

Die wichtigsten Energiequellen der Dominikanischen<br />

Republik sind importiertes Öl und Ölderivate. Diese<br />

tragen 75% des Primärenergieverbrauchs bei. Nur 16%<br />

der Energie wird im Land selbst produziert und stammt<br />

hauptsächlich aus Brennholz (7%), Bagasse (4%) und<br />

Wasserkraft (3%). Die folgende Tabelle fasst den Primärenergieverbrauch<br />

zusammen:<br />

TABELLE 18:<br />

PRIMÄRENERGIEVERBRAUCH, WERTE IN TJ.<br />

Resource Nationale Produktion Import<br />

Das Stromnetz<br />

Das »Dominican Electricity System« (SINE) stellt das<br />

Stromnetz der Dominikanischen Republik. Das SINE<br />

besteht aus 15 Stromerzeugungsunternehmen, einem<br />

Übertragungsunternehmen und drei Verteilergesellschaften.<br />

Abbildung 2 zeigt eine Darstellung des SINE.<br />

Die Dominikanische Republik hat ein Stromversorgungsproblem,<br />

das bislang noch nicht gelöst wurde. Stromausfälle<br />

im Land haben das Vertrauen des privaten Sektors<br />

stark erschüttert. Insbesondere im Jahr 2008 gab es Stromausfälle,<br />

die das Land in dramatischer Weise betrafen und<br />

soziale Unruhen und Forderungen des privaten Sektors<br />

nach sich zogen. Das Energieproblem wurde durch den<br />

Anstieg der Ölpreise noch verschärft und zwang die Regierung,<br />

den Stromsektor zu subventionieren. 2008 gab<br />

| 83<br />

es einen monatlichen Durchschnittsbedarf von 374 MW,<br />

der nur teilweise gedeckt werden konnte 30 .<br />

Die Stromknappheit hat in der Dominikanischen Republik<br />

mehrere Ursachen: Die Verluste bei der Übertragung<br />

und Verteilung waren schon immer sehr <strong>hoch</strong> (momentan<br />

liegen sie bei etwa 35 bis 40%). Diese Verluste sind auf<br />

Stromdiebstahl sowie ein ineffizientes Übertragungssystem<br />

zurückzuführen. Obwohl der Strombedarf jährlich steigt,<br />

nimmt das Stromangebot <strong>für</strong> den privaten Sektor nicht in<br />

ausreichendem Maße zu. Ein Großteil des Stroms, der in<br />

das landesweite Netz eingespeist wird, wurde bisher von<br />

den Kraftwerken produziert, die der Regierung gehören.<br />

Installierte Leistung<br />

Das Dominican Electricity System (SINE) besteht aus<br />

verschiedenen Stromerzeugungsunternehmen (private<br />

Unternehmen und die staatliche Hydroelectric Power Generation<br />

Company), den Verteilergesellschaften EDEN-<br />

ORTE (staatlich), EDESUR (staatlich) and EDEESTE<br />

(privat) und der Dominican Transmission Company<br />

(staatlich). Alle staatlichen Unternehmen werden durch<br />

die Dominican Corporation of State-Owned Power<br />

Companies (CDEEE) vertreten. Darüber hinaus verkauft<br />

das Unternehmen Falconbridge als Eigenerzeuger<br />

gelegentlich überschüssige Energie an SINE.<br />

30 SIE, 2008.<br />

Bereitstellung<br />

insgesamt<br />

% des Gesamt-<br />

verbrauchs<br />

Öl und Ölderivate 0 229 018 227 762 75 %<br />

Erdgas 0 15 031 12 644 4 %<br />

Kohle und Steinkohlekoks 0 14 612 14 612 5 %<br />

Wasserkraft 8 206 0 8 206 3 %<br />

Feuerholz 22 232 0 22 232 7 %<br />

Bagasse 10 969 0 10 969 4 %<br />

Solarenergie 209 0 209 0 %<br />

Andere 8 583 0 8 583 3 %<br />

Gesamt 50 200 258 661 305 218 100 %<br />

Quelle: CNE 2005


ABBILDUNG 1:<br />

DARSTELLUNG DES SINE<br />

Quelle: CGIAR 2004<br />

Insgesamt beträgt die installierte Leistung, die in der Dominikanischen<br />

Republik ins Stromnetz eingespeist wird,<br />

3 191 MW (im August 2009). 31 . Die wichtigsten Energieressourcen<br />

sind fossile Brennstoffe (Kohle mit 23%,<br />

Erdöl mit 27% und Erdgas mit 34%, insgesamt 84%). Die<br />

rest lichen 16% stammen aus Wasserkraftwerken.<br />

Stromerzeugung<br />

2007 wurden innerhalb des SINE-Netzes über 11 000<br />

GWh produziert, 85% davon aus konventionellen Ressourcen<br />

und der Rest durch Wasserkraftwerke. Abbildung<br />

3 zeigt den Anteil der verschiedenen Technologien.<br />

Privathaushalte sind <strong>für</strong> 35% des Strombedarfs verantwortlich.<br />

Es wird erwartet, dass ihr Verbrauch sich bis 2025 verdoppelt<br />

und auf über 7 700 GWh anwächst. Die Industrie<br />

verbraucht 40% des Stroms und ihr Verbrauch wird sich<br />

31 Quelle: OC, 2009<br />

6. DOMINIKANISCHE REPUBLIK / KARIBIK | 84<br />

bis 2025 auf über 12 300 GWh verdreifachen. Das Gewerbe<br />

verbraucht 15% des Stroms, sein Stromverbrauch<br />

wird sich bis 2025 auf über 4 400 GWh verdoppeln 32 .<br />

Liberalisierung<br />

Der dominikanische Strommarkt wurde teilweise liberalisiert.<br />

Private Kunden müssen ihren Strom von einem regionalen<br />

Stromverteiler erwerben, während Kunden aus der<br />

Industrie ihre Energieversorger völlig frei wählen können<br />

(siehe dazu auch den nächsten Abschnitt).<br />

Strompreise<br />

Die Strompreise werden monatlich von der Energieaufsichtsbehörde<br />

Superintendencia de Electricidad (SIE)<br />

angepasst, welche die Benzinpreise, den Tauschkurs von<br />

Dominikanischen Pesos in US Dollars und die allgemeine<br />

32 Quelle: CNE, 2008. Prognosen entsprechen dem wahrscheinlichsten Szenario.


ABBILDUNG 2:<br />

ANTEILE EINZELNER TECHNOLOGIEN<br />

AN DER STROMERZEUGUNG 2006<br />

15 %<br />

35 %<br />

Dieselgeneratoren<br />

Wasserkraft<br />

Dampfturbinen<br />

Quelle: OC, 2007<br />

Inflationsrate berücksichtigt. Tabelle 19 zeigt eine Zusammenstellung<br />

der angewandten Tarife:<br />

SIE beaufsichtigt die Preise <strong>für</strong> regulierte Verbraucher<br />

(Haushalte, Handel und Gewerbe), die ihren Strom von<br />

einer der Verteilergesellschaften erwerben müssen. Im Gegensatz<br />

dazu dürfen große Verbraucher frei verhandeln,<br />

um ihren Strom von demjenigen Versorger zu beziehen,<br />

der ihnen die günstigsten Bedingungen bietet. Im Juni<br />

2000 wurde ein Spot-Markt <strong>für</strong> Strom eingerichtet, um<br />

kurzfristige Stromerwerbstransaktionen zu ermöglichen.<br />

Erneuerbare Energien<br />

Die wichtigste Biomasseressource ist Bagasse, also Abfall<br />

aus der Zuckerproduktion, der in Zuckerfabriken bereits<br />

zur Wärme- und Stromerzeugung genutzt wird. Das Land<br />

hat genügend Biomasse zur Verfügung, um ein Kraftwerk<br />

mit 100 MW Leistung zu betreiben und kann genug Biodiesel<br />

erzeugen, um ein Kraftwerk mit 80 MW Leistung<br />

zu betreiben 33 . Zu den weiteren verfügbaren organischen<br />

Abfällen gehören landwirtschaftliche Abfälle, insbesondere<br />

Bananenstauden und Hülsen und Blätter von Reis<br />

33 Quelle: CNE, 2008<br />

21 %<br />

Gasturbinen<br />

KWK<br />

4 %<br />

25 %<br />

6. DOMINIKANISCHE REPUBLIK / KARIBIK |<br />

85<br />

zur Biogaserzeugung. Darüber hinaus könnte Biogas auch<br />

in der Viehwirtschaft und aus Siedlungsabfällen, die einen<br />

hohen Anteil organischen Materials enthalten, gewonnen<br />

werden.<br />

Das Windenergiepotenzial ist auf Hügelkuppen, Bergkämmen<br />

und in Küstenregionen am größten, die dem<br />

vorherrschenden Ostwind am stärksten ausgesetzt sind.<br />

Die Regionen im äußersten Südwesten und Nordwesten<br />

der Insel weisen Schätzungen zufolge die meisten Gebiete<br />

mit guten bis exzellenten Windstärken <strong>für</strong> kommerzielle<br />

Anlagen auf, weil die Höhenströmungen und Seewinde<br />

in diesen Regionen am stärksten sind. Von dem gesamten<br />

Windenergiepotenzial, das bei 30 000 MW liegt, könnten<br />

10 000 MW kommerziell genutzt werden 34 .<br />

Die Dominikanische Republik hat eine Sonneneinstrahlung<br />

von ca. 5 kWh/m² pro Tag 35. Somit sind die<br />

Bedingungen <strong>für</strong> die Nutzung von Solarenergie äußerst<br />

vorteilhaft. Solarenergie wird bereits zur Warmwasserbereitung<br />

genutzt, ist bei Privathaushalten aber nicht sehr<br />

weit verbreitet. Bisher nutzen hauptsächlich Hotels diese<br />

Technologie. Bis Februar 2009 war fünf Photovoltaikprojekten<br />

mit einer Gesamtleistung von 300 MW 36 eine<br />

Konzession erteilt worden.<br />

Zusätzlich zu der bereits installierten Wasserkraftleistung<br />

von über 500 MW werden 15 weitere Wasserkraftwerke<br />

gebaut, die eine zusätzliche Leistung von 762 MW liefern<br />

werden 37 . Insgesamt werden die Wasserkraftwerke dann<br />

1 870 GWh pro Jahr produzieren.<br />

Die CNE geht davon aus, dass 2020 über 23% der landesweiten<br />

Stromproduktion aus erneuerbaren Energieressourcen<br />

kommen (4 000 GWh pro Jahr). 38 Die wichtigste<br />

erneuerbare Energieressource wird Windkraft sein.<br />

Obwohl SINE 2009 noch keinen Strom aus Windkraft<br />

bezog, prognostiziert die CNE, dass 2010 die ersten 100<br />

GWh produziert werden. 2020 sollen mehr als 2 700<br />

GWh pro Jahr aus Windparks kommen 39 .<br />

34 Quelle: CNE, 2008<br />

35 Quelle: CNE, 2008<br />

36 Quelle: CNE, Promotion, 2009<br />

37 Quelle: CNE, Promotion, 2009<br />

38 Quelle CNE, Promotion, 2009<br />

39 Quelle: CNE, Promotion, 2009


TABELLE 19:<br />

STROMPREISE FÜR JANUAR 2009<br />

Ländliche Elektrifizierung<br />

In ländlichen Gegenden wurden Solaranlagen installiert,<br />

die nicht ans Netz angeschlossen sind. Dies sind hauptsächlich<br />

Projekte, die von nichtstaatlichen Unternehmen<br />

finanziert werden und mit monetärer Unterstützung der<br />

U.S. Agency for International Development (USAID),<br />

dem United Nations Development Programme (UNDP)<br />

und anderen internationalen Gebern sowie dem Ministerium<br />

<strong>für</strong> Industrie und Gewerbe durchgeführt werden.<br />

6. DOMINIKANISCHE REPUBLIK / KARIBIK |<br />

86<br />

Art des Tarifs € / kWh Art des Tarifs € / kWh<br />

BTS 1<br />

BTS 2<br />

Quelle: SIE tarifas<br />

50 kWh 0.27<br />

BTD<br />

Fixtarif<br />

Energie<br />

3.24<br />

0.11<br />

14 612 Maximale Energie 14.94<br />

Feste<br />

> 75 kWh 100 kWh 0.99<br />

Gebühr > 100 kWh 125 kWh 1.33<br />

Fix Tariff 2.47<br />

> 125 kWh 150 kWh<br />

> 150 kWh 175 kWh<br />

1.68<br />

2.02<br />

BTH<br />

Energy<br />

Schwachlastzeit<br />

0.11<br />

3.81<br />

> 175 kWh 2.17 Höchstlast Spitzenzeit 21.24<br />

0-75 kWh 0.06<br />

76-200 kWh 0.06<br />

Fixtarif 3.75<br />

201-300 kWh 0.09 MTD1 Energie 0.12<br />

301-400 kWh 0.14 Höchstlast 7.31<br />

401-500 kWh 0.14<br />

501-600 kWh 0.14<br />

Fixtarif 3.54<br />

601-700 kWh 0.14 MTD2 Energie 0.11<br />

701 - 1000 kWh 0.17 Höchstlast 5.12<br />

> 1000 kWh 0.17<br />

Fixtariff 2.47<br />

Fixtarif 2.17 MTH Energie 0.11<br />

0-75 kWh 0.09 Schwachlastzeit 1.46<br />

76-200 kWh 0.09 Höchstlast Spitzenzeit 14.81<br />

201-300 kWh 0.10 BTS1 <strong>–</strong> Privathaushalt (Bedarf 10kW)<br />

301-400 kWh 0.16 BTS2 <strong>–</strong> Kleinbetriebe (Bedarf 10kW)<br />

401-500 kWh 0.16 BTD <strong>–</strong> Haushalte oder Betriebe (Bedarf > 10kW)<br />

501-600 kWh 0.16 BTH <strong>–</strong> Tarif mit stündlicher Preisabgrenzung (Bedarf > 10kW)<br />

601-700 kWh 0.16 MTD1 <strong>–</strong> Haushalte oder Betriebe mit Mittelspannungsbedarf<br />

701 - 1000 kWh 0.18 MTD2 <strong>–</strong> Industrie mit Mittelspannungsbedarf<br />

> 1000 kWh 0.18 MTH <strong>–</strong> Mittelspannungsbedarf mit stündlicher Preisabgrenzung<br />

Das UNDP hat im Land ein Projekt initiiert, das die<br />

Elektrifizierung ländlicher Gebiete mit Hilfe von erneuerbaren<br />

Energieressourcen ermöglichen soll 40 . Das Projekt<br />

wurde im Mai 2008 begonnen und soll bis Mai 2013<br />

laufen. Es hat ein Gesamtbudget von 4,4 Mio €, über die<br />

Hälfte davon stammt aus der Europäischen Union.<br />

Ziel des Programms ist der landesweite Zugang und die<br />

Nutzung erneuerbarer Energieressourcen in ländlichen<br />

Gemeinden und die Unterstützung lokaler Unternehmen,<br />

40 UNDP Project Nr 00060210: »Programa de electrificación rural basado en<br />

fuentes de energía renovable en República Dominicana». http://pnud.onu.org.<br />

do/proyectos/energiaymedioambiente/1201


die im Bereich der nachhaltigen Nutzung von Energie tätig<br />

sind. Kurzfristig werden etwa 16 500 Menschen von diesem<br />

Projekt profitieren, innerhalb der nächsten fünf Jahre<br />

soll die Zahl der Nutzer auf über 150 000 ansteigensein.<br />

Im Rahmen des Programms sollen 31 Wasserkraftwerke<br />

und eine Windenergieanlage mit einer Erzeugungsleistung<br />

zwischen 5 und 150 kW gebaut werden. Es soll darüber<br />

hinaus potenzielle Kleinstbetriebe identifizieren<br />

und fördern, die von der erzeugten Energie profitieren<br />

könnten.<br />

3.6.2 <br />

Nationale Energiekomission (CNE)<br />

Die Aufgaben der Comisión Nacional de Energía (CNE),<br />

die 2001 gegründet wurde, schließen die Erarbeitung von<br />

Gesetzen und Bestimmungen sowie die Erstellung von<br />

Prognosen zu Versorgung und Bedarf ein. Die CNE arbeitet<br />

unter der Leitung des Ministeriums <strong>für</strong> Industrie<br />

und Gewerbe sowie des Finanzministeriums und ist dem<br />

Technischen Sekretariat des Büros des Präsidenten, dem<br />

Direktor der Zentralbank, dem Landwirtschaftsministerium,<br />

dem Umweltministerium und dem Direktor des<br />

Instituts <strong>für</strong> Telekommunikation unterstellt. Als Exekutivorgan<br />

hat es die rechtliche Befugnis, Richtlinien <strong>für</strong> den<br />

Energiesektor zu beschließen. Seit Mitte des Jahres 2003<br />

hat die CNE eine neue Abteilung <strong>für</strong> alternative Energieressourcen<br />

und die rationelle Nutzung von Energie<br />

(Gerencia Energías Alternas y Uso Racional de Energía).<br />

Regulierungsbehörde SIE<br />

Die Superintendencia de Electricidad (SIE), die durch das<br />

Dekret Nr. 118-98 am 16. März 1998 gegründet wurde<br />

und im Juli 1999 ihre Arbeit aufnahm, beaufsichtigt die<br />

Marktregulierung. Der Status der SIE als öffentlich-rechtliche<br />

Institution wurde offiziell durch den General Electricity<br />

Act von 2001 verankert. Ihre Aufgaben umfassen<br />

insbesondere die Kontrolle der Preise <strong>für</strong> Kunden.<br />

6. DOMINIKANISCHE REPUBLIK / KARIBIK |<br />

87<br />

Koordinationsgruppe <strong>für</strong> den Großhandelsmarkt (OC)<br />

Eine weitere Institution, die 2001 durch den General<br />

Electricity Act ins Leben gerufen wurde, ist die Koordinationsgruppe<br />

<strong>für</strong> den Großhandelsmarkt (Organismo<br />

Coordinador <strong>–</strong> OC), eine Koordinationsgruppe mit der<br />

Hauptaufgabe, die Tätigkeiten der verschiedenen Energieproduzenten<br />

und Netzbetreiber aufeinander abzustimmen<br />

und sicherzustellen, dass die notwendige Kapazität<br />

auf dem Spot-Markt verfügbar ist. Diese nichtstaatliche<br />

Institution dient dazu, die Selbstregulierungsmechanismen<br />

des Marktes zu unterstützen. Ihre höchste Autorität<br />

ist ein Koordinierungskomitee, dessen Mitglieder sich aus<br />

jeweils einem Repräsentanten der unabhängigen Energieproduzenten,<br />

der Energieproduzenten mit privater Beteiligung<br />

und der Übertragungs- und Verteilersektoren<br />

zusammensetzen.<br />

Energieerzeugung<br />

Das Stromerzeugungsunternehmen Haina S. A. (EGE<br />

Haina) ist das größte Stromerzeugungsunternehmen der<br />

SINE (mit 17% der installierten Leistung des Landes).<br />

Haina ist eines der Stromerzeugungsunternehmen, die im<br />

Prozess der Kapitalisierung der ehemals staatlichen Dominican<br />

Electricity Company (CDE) gegründet wurden.<br />

50% des Kapitals von Haina gehört dem Unternehmen<br />

Haina Investment Company Ltd. (HIC), einem Konsortium<br />

internationaler Investoren, und die verbleibenden<br />

fünfzig 50% gehören der CDE und einzelnen Investoren.<br />

HIC hat die vertragliche Verantwortung <strong>für</strong> die Verwaltung<br />

von EGE Haina inne. Der zweitgrößte Energieversorger<br />

ist der Dominikanische Wasserkraftproduzent<br />

(Empresa de Generación Hidro-eléctrica Dominicana<br />

<strong>–</strong> EGEHID). EGEHID ist ein zu 100% staatliches Unternehmen<br />

und Teil der Holding-Gesellschaft CDEEE.<br />

Der drittgrößte Stromproduzent ist AES Andrés. Das<br />

LNG Import Terminal ‘Andres Facility’ wurde 2003 in<br />

Betrieb genommen und befindet sich neben dem 319<br />

MW Kombikraftwerk von AES. Es ist die erste und einzige<br />

Importeinrichtung <strong>für</strong> Erdgas in der Dominikanischen<br />

Republik.


Stromübertragung<br />

Das einzige Unternehmen im Lande, das <strong>für</strong> Stromübertragung<br />

zuständig ist, ist die Dominikanische Übertragungsgesellschaft<br />

(Empresa de Transmisión Eléctrica<br />

Dominicana <strong>–</strong> ETED), die ebenfalls zu 100% staatlich<br />

ist und zur CDEEE gehört. Die ETED besitzt 2 183 km<br />

an 138 kV-Leitungen, 1 686 km an 69 kV-Leitungen und<br />

20 Umspannwerke.<br />

Verteilergesellschaften<br />

Die Nördliche Stromvertriebsgesellschaft (EDENORTE<br />

Dominicana SA) kommerzialisiert und verteilt Strom in<br />

den 14 Provinzen des nördlichen Teils der Dominikanischen<br />

Republik. Das Unternehmen gehört dem Staat, der<br />

die Anteile des ehemaligen Besitzers, der Union Fenosa,<br />

aufkaufte, und wird von der CDEE verwaltet. EDEN-<br />

ORTE verteilt monatlich durchschnittlich 41 257 GWh.<br />

Die Südliche Stromvertriebsgesellschaft (EDESUR) ist<br />

ebenfalls staatlich und trägt zur Verteilung von monatlich<br />

309 GWh bei. Die dominikanische Regierung hat auch<br />

hier 100% der Anteile von Union Fenosa gekauft. Die<br />

Östliche Stromvertriebsgesellschaft EDEESTE gehört zu<br />

50% der dominikanischen Regierung, die verbleibenden<br />

Anteile gehören AES Corp und Trust Company of the<br />

West (TCW). EDEESTE verteilt monatlich 248 GWh<br />

(Stand: 2009).<br />

3.6.3 Politische Rahmenbedingungen<br />

im Energiesektor<br />

Die zentrale juristische Referenz <strong>für</strong> den Stromsektor<br />

in der Dominikanischen Republik ist das Allgemeine<br />

Stromgesetz (das durch das Gesetz 125-01 von 2001 etabliert<br />

wurde) und seine Modifikation durch Dekret Nr.<br />

749-02 vom September 2002. In diesem Gesetz sind folgende<br />

Eckpunkte verankert:<br />

• Es muss sichergestellt werden, dass mindestens 20% des<br />

Stromhandels auf dem Spot-Markt stattfindet.<br />

• Energieerzeuger sind dazu autorisiert, Verbindungsleitungen<br />

zum Verbundnetz und/oder ihren eigenen<br />

Kunden zu legen (autarke Versorger).<br />

41 Quelle <strong>für</strong> die durchschnittliche monatliche Versorgung: OC, 2009.<br />

6. DOMINIKANISCHE REPUBLIK / KARIBIK |<br />

88<br />

• Die Anteilseignung von Verteilergesellschaften an<br />

Erzeugungskraftwerken wird auf nicht mehr als 15%<br />

der Spitzenlast im Verbundnetz begrenzt (erneuerbare<br />

Energien sind von dieser Regel ausgeschlossen).<br />

• Die Strompreise <strong>für</strong> Kunden des öffentlichen Netzes<br />

mit einer maximalen Anschlussleistung von 2 MW sind<br />

festgelegt, es sei denn, die Kunden schließen einen direkten<br />

Vertrag mit den Versorgern ab.<br />

• Die Übertragungstarife <strong>für</strong> die Nutzung von Anlagen<br />

zur Übertragung und Verteilung sind festgelegt.<br />

• Unternehmen, die Strom aus erneuerbaren Energieressourcen<br />

erzeugen, werden bei Vertrieb und Lastenverteilung<br />

bevorzugt behandelt, solange Preise und Konditionen<br />

ansonsten identisch sind.<br />

• Unternehmen, die Strom aus erneuerbaren Energieressourcen<br />

erzeugen, sind <strong>für</strong> fünf Jahre von nationalen<br />

und lokalen Steuern befreit.<br />

• Eine nationale Energiekommission (CNE) entwickelt<br />

Maßnahmen zur Energiepolitik und langfristige Pläne<br />

<strong>für</strong> den Energiesektor.<br />

• Die Superintendencia de Electricidad (SIE) wird gestärkt,<br />

damit diese sich als unabhängige neutrale Regulierungsbehörde<br />

mit weitreichenden Kompetenzen<br />

etablieren kann.<br />

• 10% der Bußgelder <strong>für</strong> Stromdiebstahl werden in einen<br />

Fonds eingezahlt, der Anreize <strong>für</strong> die Entwicklung erneuerbarer<br />

Energieressourcen bieten soll.<br />

3.6.4 Rahmenbedingungen <strong>für</strong><br />

erneuerbare Energien<br />

Der erste Entwurf <strong>für</strong> ein Gesetz, das Anreize <strong>für</strong> die<br />

Entwicklung erneuerbarer Energieressourcen bieten soll,<br />

wurde dem Nationalkongress im Oktober 2001 zur Diskussion<br />

vorgelegt. Mit Unterstützung des <strong>GTZ</strong>-Projekts<br />

»Proyecto de Fomento de Energías Renovables« (PRO-<br />

FER) wurde der Entwurf im Zeitraum zwischen 2003<br />

und 2005 überarbeitet und dem Kongress im Oktober<br />

2005 erneut unter dem Titel »Proyecto de Ley de Incentivo<br />

al Desarrollo de Fuentes Renovables de Energías«<br />

vorgelegt. Er wurde dem Senat zur nochmaligen Lektüre


vorgelegt und im September 2006 bewilligt. Das Gesetz<br />

57-07 wurde schließlich im Mai 2007 unterzeichnet und<br />

trat anschließend in Kraft.<br />

Das Gesetz fördert Windparks mit einer Leistung bis 50<br />

MW, Mini-Wasserkraftwerke bis zu 5 MW, Photovoltaikanlagen<br />

aller Größen, solarthermische Kraftwerke bis 120<br />

MW, Biomassekraftwerke mit einem Biokraftstoffanteil<br />

von mindestens 60% und einer Leistung von maximal 80<br />

MW und Meereskraftwerke. Das Gesetz fördert außerdem<br />

Technologien zur solarthermischen Wärmeerzeugung<br />

und Kühlung.<br />

Die vom Gesetz vorgesehen Anreize gestalten sich wie<br />

folgt 42 :<br />

• 100%ige Befreiung von Einfuhrzöllen auf technische<br />

Ausrüstung, Maschinen und Zubehör, das <strong>für</strong> die Erzeugung<br />

Erneuerbarer Energie notwendig ist.<br />

• 100%ige Befreiung von der Umsatzsteuer (ITBIS) auf<br />

alle genannten Gerätschaften.<br />

• 100%ige Befreiung von der Einkommenssteuer <strong>für</strong> 10<br />

Jahre <strong>für</strong> Unternehmen oder Einzelpersonen, die von<br />

diesem Gesetz profitieren, bis 2020.<br />

• Ermäßigung auf einen festen Satz von 5% auf die Steuer<br />

auf ausländisch finanzierte Zinszahlungen, in Abänderung<br />

des Artikels 306 des dominikanischen Steuergesetzes<br />

<strong>für</strong> die von diesem Gesetz profitierenden Unternehmen<br />

und Personen.<br />

• Eine anrechenbare Gutschrift von bis zu 75% auf die<br />

Investitionskosten <strong>für</strong> technische Ausrüstung, die von<br />

Besitzern oder Mietern von Einfamilienhäusern oder<br />

gewerblichen oder industriellen Einrichtungen benö-<br />

42 Dominican Legal Laws http://www.drlawyer.com/dominican-legal-news/<br />

dominican-renewable-energy-bill.html<br />

6. DOMINIKANISCHE REPUBLIK / KARIBIK |<br />

89<br />

tigt wird, um die Gebäude komplett auf den Betrieb mit<br />

erneuerbaren Energien umzustellen oder den Anteil an<br />

Energie aus erneuerbaren Ressourcen an ihrem Verbrauch<br />

erhöhen. Diese Gutschrift wird über die folgenden drei<br />

Jahre auf die Einkommenssteuer des jeweiligen Kunden<br />

angerechnet, wobei pro Jahr 33,33% des Gesamtbetrages<br />

abgeschrieben werden können. Dieses neue Gesetz fordert<br />

auch die Etablierung eines Marktes <strong>für</strong> CO2-Anleihen,<br />

wie er im Rahmen des Kyoto-Protokolls vorgesehen<br />

ist, der vom Clean Development Mechanism des Ministeriums<br />

<strong>für</strong> natürliche Ressourcen reguliert werden soll.<br />

Die Einfuhr von Maschinen, technischer Ausrüstung und<br />

Zubehör, die <strong>für</strong> Anlagen genutzt werden, die erneuerbare<br />

Energie erzeugen und nutzen, sind von Steuern befreit.<br />

10 Jahre lang sind die Unternehmen darüber hinaus<br />

von der Einkommenssteuer und Steuern auf den Transfer<br />

von industriellen Gütern (ITBIS) befreit.<br />

Clean Development Mechanism (CDM)<br />

Die Dominikanische Republik hat die UNFCCC im<br />

Oktober 1998 ratifiziert und trat im Februar 2002 dem<br />

Kyoto-Protokoll bei. Im August 2004 wurde die Oficina<br />

Nacional del Mecanismo de Desarrollo Limpio (ON-<br />

MDL) auf Anordnung des Präsidenten als nationale Aufsichtsbehörde<br />

eingerichtet<br />

Es gibt sechs CDM-Projekte, die sich im Zulassungsverfahren<br />

befinden, und ein Projekt, das bereits bei der<br />

UNFCCC zugelassen ist. Drei davon sind Projekte mit<br />

Windenergie, die Einzelheiten dazu sind in Tabelle 20<br />

aufgeführt.<br />

TABELLE 20:<br />

CDM-WINDPROJEKTE IN DER DOMINIKANISCHEN REPUBLIK, IRR VOR DEM VERKAUF VON CER.<br />

Projekt Ort Status Jährliche<br />

Einsparungen<br />

(ktCO ² )<br />

Cabo Engaño Wind<br />

Project<br />

El Guanillo Windpark in<br />

der Dominikanischen<br />

Republik<br />

Juancho <strong>–</strong> Los Cocos<br />

Windparkprojekt,<br />

100 MW<br />

Quelle: UNEP Risoe und UNFCCC<br />

La<br />

Altagracia<br />

Zulassungsverfahren<br />

abgeschlossen<br />

IRR Anmeldungs<br />

jahr<br />

Leistung<br />

(MW)<br />

20 8,25 MW<br />

Monte Cristi Registriert 124 11.3 % 2006 64,6 MW<br />

Barahona &<br />

Pedernales<br />

Im Zulassungsverfahren<br />

321 13 % 100 MW


3.6.5 Marktpotenzial <strong>für</strong> Windenergie<br />

Windenergiepotenziale<br />

Das U.S. National Renewable Energy Laboratory (NREL)<br />

hat eine erste Bemessung durchgeführt. Das Hauptziel der<br />

Studie war es, eine Karte <strong>für</strong> die Windressourcen in allen<br />

Regionen der Dominikanischen Republik zu erstellen und<br />

die Ergebnisse in einem Windatlas zusammenzustellen(zu<br />

finden unter http://www.windatlas.dk/World/Other.<br />

html#Dominican%20Republic).<br />

Die Windressourcen in der Dominikanischen Republik<br />

hängen in hohem Maße von der Höhenlage und der Nähe<br />

zur Küste ab. Im Allgemeinen sind die Windstärken auf<br />

Hügelkuppen, Bergkämmen und in küstennahen Gegenden,<br />

die den vorherrschenden Ostwinden am meisten ausgesetzt<br />

sind, am höchsten. In den Regionen im äußersten<br />

Südwesten und Nordwesten des Landes sind Schätzungen<br />

zufolge die meisten Gegenden mit guten bis sehr guten<br />

Windstärken 43 angesiedelt, weil die Höhenströmungen<br />

und Seewinde in diesen Regionen am stärksten sind. Die<br />

Ergebnisse der Windkartierung zeigen viele Gebiete mit<br />

guten bis sehr guten Windressourcen <strong>für</strong> Anwendungen<br />

auf kommerziellem Niveau <strong>für</strong> Energieversorger oder sehr<br />

gute Windressourcen <strong>für</strong> die Stromversorgung von Dörfern.<br />

Die besten Windressourcen sind in den südwestlichen<br />

Provinzen Pedernales und Barahona und in den<br />

nordwestlichen Provinzen Puerto Plata und Monte Cristi<br />

zu finden. Geeignete Regionen mit guten bis sehr guten<br />

Windressourcen gibt es auch noch an vielen anderen Orten,<br />

etwa die Hügelkuppen und Bergrücken der Halbinsel<br />

Samana und andere küstennahe Gebiete in der gesamten<br />

Dominikanischen Republik oder in den größten Gebirgszügen<br />

wie Cordillera Septentrional, Cordillera Oriental,<br />

Cordillera Central und Sierra Neiba. Die Ergebnisse der<br />

Kartierung zeigen außerdem viele Gebiete mit mäßigen<br />

Windstärken <strong>für</strong> Anwendungen auf kommerziellem Niveau<br />

<strong>für</strong> Energieversorger oder guten Windressourcen <strong>für</strong><br />

die Stromversorgung von Dörfern, darunter viele nach<br />

Osten gerichtete Küstenregionen entlang der Ost- und<br />

Nordküsten der Dominikanischen Republik.<br />

Schätzungen zufolge bieten etwa 1 500 km² des Landes<br />

43 Windkraftklassifizierungen der NREL Studie:<br />

Für Energieversorger: mäßig <strong>–</strong> 6.1 to 7.0 m/s; gut <strong>–</strong> 7.0 to 7.7 m/s;<br />

sehr gut <strong>–</strong> 7.7 to 10.5 m/s<br />

Für ländliche Anwendungen: mäßig <strong>–</strong> 4.9 to 6.1 m/s; gut <strong>–</strong> 6.1 to 7.0 m/s;<br />

sehr gut <strong>–</strong> 7.0 to 10.5 m/s<br />

6. DOMINIKANISCHE REPUBLIK / KARIBIK |<br />

90<br />

ein gutes bis sehr gutes Windenergiepotenzial. Diese Regionen<br />

mit Windkorridoren stellen weniger als 3% der gesamten<br />

Fläche (48 442 km²) der Dominikanischen Republik<br />

dar. Nach konservativen Schätzungen von ca. 7 MW<br />

pro km² könnte das Land über 10 000 MW Leistung<br />

installieren und über 24 Mrd. Kwh pro Jahr gewinnen.<br />

Wenn man nur die Gegenden mit guten bis sehr guten<br />

Windressourcen einrechnet, gibt es in der Dominikanischen<br />

Republik 20 Provinzen mit einem Windpotenzial<br />

von mindestens 100 MW und drei Provinzen mit einem<br />

Windpotenzial von mindestens 1 000 MW.<br />

Wenn zusätzlich die Gegenden mit mäßigen Windressourcen<br />

(bzw. guten Windressourcen <strong>für</strong> die ländliche<br />

Anwendung) berücksichtigt werden, erhöht sich diese<br />

Fläche auf über 4 400 km², was etwas mehr als 9% der Gesamtfläche<br />

der Dominikanischen Republik entspricht. In<br />

diesen Regionen könnten zusammen über 30 000 MW<br />

Leistung installiert und über 60 Mrd. kWh pro Jahr produziert<br />

werden. Es gibt 12 Provinzen mit einem Windpotenzial<br />

von mindestens 1 000 MW und bis auf drei haben alle<br />

Provinzen ein Windpotenzial von mindestens 100 MW.<br />

Es sind jedoch weitere Studien notwendig, um das Windkraftpotenzial<br />

genauer bemessen zu können und Faktoren<br />

wie das bereits existierende Übertragungsnetz und den<br />

Zugang dazu mit zu berücksichtigen..<br />

Derzeitige Nutzung von Windenergie und<br />

geplante Projekte<br />

Im Juli 2009 gab die CNE eine Zusammenarbeit der Dominikanischen<br />

Republik mit den Vereinigten Arabischen<br />

Emiraten beim Bau von 600 MW Windkraft bekannt<br />

(innerhalb eines Projekts, das den Bau eines Erdgaskraftwerks<br />

mit 600 MW Leistung einschließt). Dazu sind<br />

Investitionen in Höhe von 500 Mio. € geplant. 6 neue<br />

Windparks sollen installiert werden: 2 in Puerto Plata,<br />

2 in Montecristi und 2 in Azua.<br />

Bisher sind Windkraftanlagen im Land nur bei Kraftwerken<br />

von Eigenerzeugern im Einsatz. 44 Allerdings wurde<br />

in den letzten Jahren 33 Projekten eine Konzession erteilt,<br />

mit denen insgesamt 1 905 MW im Land installiert werden<br />

sollen. Tabelle 21 zeigt alle Windkraftprojekte mit<br />

Konzessionen im Land.<br />

44 Quelle: CNE, Statistics, 2009


TABELLE 21:<br />

WINDENERGIEPROJEKTE MIT BETRIEBSERLAUBNIS.<br />

6. DOMINIKANISCHE REPUBLIK / KARIBIK |<br />

91<br />

Unternehmen Projekt Energie (MW) Betriebserlaubnis seit<br />

Grupo Eólico Dominicano El Granadillo 50 2007<br />

Compañía Generación Eólica Internac. SL NA 90 2008<br />

Grupo Eólico Dominicano NA 50 2007<br />

Compañía Poseidón NA 100 2007<br />

CEPM NA 50 Vorläufig 2008<br />

AIM Powergem NA 50 Vorläufig 2008<br />

Jasper Caribean NA 115 Vorläufig 2007<br />

Los Cuatro Vientos. NA 50 Vorläufig 2008<br />

Inversiones Agian, S.A. NA 50 Vorläufig 2008<br />

Inversiones Dihue S.A. NA 50 Vorläufig 2008<br />

Multigestiones Ofir, S.A. NA 50 Vorläufig 2008<br />

Inversiones Galloway, S.A. NA 50 Vorläufig 2008<br />

Compañía HB-Globe, S.A. NA 50 Vorläufig 2008<br />

Callot, C. por A. NA 50 Vorläufig 2008<br />

Renovable Dominicana NA 50 Vorläufig 2009<br />

El Morro Eólico, S.A. NA 50 Vorläufig 2008<br />

Alisios de Montecristi, S.A. NA 50 Vorläufig 2008<br />

Energía Alternativa, S.A. NA 50 Vorläufig 2008<br />

Inveravante Dominicana, S.A. Papayo I 50 Vorläufig 2008<br />

Inveravante Dominicana, S.A. Papayo II 50 Vorläufig 2008<br />

Inveravante Dominicana, S.A. Cabrera 50 Vorläufig 2008<br />

Inversiones Birttan, S.A. NA 50 Vorläufig 2008<br />

Inversiones Tazaret, S.A. NA 50 Vorläufig 2008<br />

Natural Wind Energy, S.A. NA 50 Vorläufig 2008<br />

Royal London Investment, S.A. Green Power 50 Vorläufig 2008<br />

Solar Monkey NA 50 Vorläufig 2009<br />

TECSOL NA 50 Vorläufig 2008<br />

EGE-HAINA NA 50 Vorläufig 2008<br />

The Wind Farm, C. por A. NA 50 Vorläufig 2009<br />

Summer Wisper Group, S.A. NA 50 Vorläufig 2000<br />

RENSA NA 50 Vorläufig 2009<br />

Fluitecnik Solar, S.A. NA 50 Vorläufig 2009<br />

Bio Fuel World Supply NA 50 Vorläufig 2009<br />

Quelle: CNE, Promotion, 2009


3.6.6 Adressen und Kontaktdaten<br />

Secretaría de Estado de Industria y Comercio<br />

Programa de Energía No Convencional<br />

Director: Ing. Salvador Rivas<br />

E-Mail: salvador.rivas@seic.gov.do<br />

Av. México Esq. Leopoldo Navarra<br />

Edificio Oficinas Gubernamentales Juan Pablo Duarte<br />

Ensanche Gazcue, Santo Domingo<br />

Tel.: +1 (809) 685 51 71<br />

Fax: +1 (809) 548 65 10<br />

E-Mail: energia@seic.gov.do<br />

Internet: www.seic.gov.do<br />

Comisión Nacional de Energía (CNE)<br />

Executive director: Ing. Aristedes Fernández Zucco<br />

E-Mail: presidente@cne.gov.do<br />

Director of Renewable Energy Sources and Rational<br />

Use of Energy Department:<br />

Arq. Doroteo Rodriguez<br />

E-Mail: drodriguez@cne.gov.do<br />

Director of Planning Department: Lucas Vicens<br />

E-Mail: lvicens@cne.gov.do<br />

Ave. Gustavo Mejía Ricart No. 73<br />

Ensanche Serrallés, Santo Domingo<br />

Tel.: +1 (809) 732 20 00<br />

Fax: +1 (809) 547 20 73<br />

Internet: www.cne.com.do<br />

Superintendencia de Electricidad (SIE)<br />

Chairman: Ing. Francisco Méndez<br />

E-Mail: smedrano@sie.gov.do<br />

Ave. Gustavo Mejía Ricart No. 73<br />

Ensanche Serrallés, Santo Domingo<br />

Tel.: +1 (809) 683 25 00/683 27 27<br />

Fax: +1 (809) 732 27 75<br />

E-Mail: sielectric@verizon.net.do<br />

Internet: www.sie.gov.do<br />

6. DOMINIKANISCHE REPUBLIK / KARIBIK |<br />

92<br />

Corporación Dominicana de<br />

Empresas Eléctricas Estatales (CDEEE)<br />

President of Board<br />

Dr. Armando Peña Castillo<br />

Director of Rural Electrification Programme:<br />

Thelma Eusebio<br />

Head of »Transmission« division:<br />

Julian Santana Araujo<br />

Head of Generation Division:<br />

Sr. Rafael Suero<br />

Av. Independencia Centro de los Héroes<br />

Santo Domingo<br />

Tel.: +1 (809) 535 11 00<br />

Fax: +1 (809) 533 72 04<br />

E-Mail:cderd06@verizon.net.do<br />

Internet: www.cde.gov.do<br />

Internet Hydropower: www.hidroelectrica.gov.do<br />

Instituto de Innovación en<br />

Biotecnología e Industira <strong>–</strong> IIBI<br />

Energy Department (Divisón Recursos Energéticos)<br />

Head: Bolivar Rodriguez<br />

Apartado Postal 329-2<br />

Calle Oloff Palme Esq. Núñez de Cáceres,<br />

Edificio INDOTEC<br />

Ensanche San Gerónimo, Santo Domingo<br />

Tel.: +1 (809) 566 81 21<br />

Fax: +1 (809) 227 88 09<br />

E-Mail: servicio@iibi.gov.do, tics@iibi.gov.do<br />

Internet: www.indotec.gov.do<br />

Renewable Energy Growth Assistance Entity (REGAE)<br />

Luis Guillermo Local PRONATURA<br />

Paseo de Los Periodistas No. 4<br />

Ensanche Miraflores, Santo Domingo<br />

Tel.: +1 (809) 688 60 92<br />

Fax: +1 (809) 688 87 74<br />

E-Mail: luisguille1@hotmail.com


Instituto Nacional de Recursos Hidráulicos (INDRHI)<br />

Head: Sr. Ing. Frank Rodríguez<br />

Centro de los Héroes<br />

Edificio Nuevo del INDRHI<br />

Santo Domingo<br />

Tel.: +1 (809) 532 32 71<br />

Internet: www.indrhi.gov.do<br />

National Rural Electric<br />

Cooperative Association (NRECA)<br />

Director: Jame Vancoevering<br />

Calle Rafael Augusto Sánchez No. 51A<br />

Ensanche Piantini, Santo Domingo<br />

Tel.: +1 (809) 541 48 25<br />

Fax: +1 (809) 683 86 08<br />

E-Mail: jvancoevering@nrenca-intl.org<br />

Internet: www.nreca.org<br />

Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong><br />

Technische Zusammenarbeit (<strong>GTZ</strong>)<br />

Head: Hans-Peter Debelius<br />

E-Mail: hans-peter.debelius@gtz.de<br />

Calle Angel Severo Cabral N° 5<br />

Ensanche Julieta Morales<br />

Santo Domingo<br />

Tel.: +1809 541-1430<br />

Fax: +1809 683-2611<br />

E-Mail: gtz-domrep@gtz.de<br />

Internet: www.gtz.de/dominican-republic<br />

German-Dominican Chamber<br />

of Industry and Commerce<br />

Director: Werner Kuhn<br />

Centro-Dominicano-Alemán<br />

Calle Isabel la Católica No. 212<br />

Zona Colonial, Santo Domingo<br />

Tel.: +1 (809) 688 67 00<br />

Fax: +1 (809) 687 96 81<br />

E-Mail: ccdomalemana@codetel.net.do<br />

Internet: http://dominikanischerepublik.ahk.de/<br />

6. DOMINIKANISCHE REPUBLIK / KARIBIK |<br />

93<br />

3.6.7 Informationsquellen<br />

CNE <strong>–</strong> National Energy Commission, Energy Demand<br />

Prospective Study ( Estudio Prospectivo de la Demanda<br />

de Energía de República Dominicana ) <strong>–</strong> Final Report,<br />

November 2008. ( http://www.cne.gov.do ), Gesichtet:<br />

im September 2009.<br />

CNE, Statistics - National Information System<br />

( latest data available: 2005 ) ( http://www.cne.gov.do/<br />

sien2/estadisticas.aspx ), Gesichtet: im September 2009.<br />

CNE, News published at »Hoy Digital« in July 2009<br />

( http://www.hoy.com.do/el-pais/2009/7/26/286968/<br />

Dan-toques-finales-a-contratos-de-generacion-a-gas-yeolica<br />

), Gesichtet: im September 2009.<br />

CNE, Renewable Energy as National Solution<br />

( presentation ), December 2008. ( http://www.oas.org/<br />

dsd/Energy/Meeting/ElSalvador/Documentos/Microsoft<br />

%20PowerPoint %20- %20Onil %20Abreu %20<br />

CNE.pdf ), Gesichtet: im September 2009.<br />

CNE, Promotion for investments, regulatory framework<br />

and incentives for renewable energy in the Dominican<br />

Republic ( presentation by the CNE president ),<br />

August 2009<br />

( http://www.acce.com.co/descargas/Presentaciones<br />

%20VII %20Encuentro/Panel %20de %20Ministros/<br />

NE %20Rep %20Dominicana.pdf ), Gesichtet: im<br />

September 2009.<br />

OC - National Power System Coordinator, Monthly<br />

Operations Report <strong>–</strong> august 2009 ( http://www.oc.org.<br />

do/ ), Gesichtet: im September 2009.<br />

OC, Memoria Annual 2007. ( http://www.oc.org.do/ ),<br />

Gesichtet: im September 2009.


SIE <strong>–</strong> Superintendencia de Electricidad, Tarifas<br />

( http://www.sie.gov.do/peages_tarifas.php ), Gesichtet:<br />

im September 2009.<br />

SIE <strong>–</strong> Statistics, 2008 ( http://www.sie.gov.do/estadisticas.php<br />

), Gesichtet: im September 2009.<br />

General Electricity Act of 2001, available at: http://<br />

www.drlawyer.com/dominican-legal-news/, Gesichtet:<br />

im Oktober 2009.<br />

General Electricity Act ( created by the law 125-01 of<br />

2001 ) and its modification with the decree 749-02 of<br />

September 2002, available at: http://www.drlawyer.<br />

com/dominican-legal-news/, Gesichtet: im Oktober<br />

2009.<br />

Dominican Legal Laws http://www.drlawyer.com/dominican-legal-news/dominican-renewable-energy-bill.<br />

html, Gesichtet: im September 2009.<br />

Wind Atlas, available at: http://www.windatlas.dk/<br />

World/Other.html#Dominican %20Republic, Gesichtet:<br />

im Oktober 2009.<br />

6. DOMINIKANISCHE REPUBLIK / KARIBIK |<br />

94


CHILE<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

APEC Asiatisch-Pazifische Wirtschafts-<br />

gemeinschaft<br />

BIP Bruttoinlandsprodukt<br />

BMU Bundesministerium <strong>für</strong> Umwelt,<br />

Naturschutz und Reaktorsicherheit<br />

BMZ Bundesministerium <strong>für</strong> Wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit und Entwicklung<br />

CDEC Centro de Despacho Economico de<br />

Carga <strong>–</strong> Zentrum <strong>für</strong> ökonomische<br />

Lastverteilung<br />

CDM Clean Development Mechanism<br />

CER Renewable Energy Centre <strong>–</strong> Zentrum<br />

<strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />

CNE Comision Nacional de Energia <strong>–</strong><br />

Nationale Energiekommission<br />

CONAMA Comision Nacional del Medio<br />

Ambiente Nationale Umwelt-<br />

kommission<br />

CORFO Corporacion de Fomento de la Produccion<br />

<strong>–</strong> Chilenische Wirtschaftförderungsgesellschaft<br />

ECLAC Wirtschaftskommission <strong>für</strong> Latein-<br />

amerika und die Karibik<br />

EE Energieeffizienz<br />

RE Renewable Energies (Erneuerbare<br />

Energien)<br />

<strong>GTZ</strong> Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Technische<br />

Zusammenarbeit<br />

GW Gigawatt<br />

95<br />

GWh Gigawattstunden<br />

HDI Human Development Index<br />

IKI Internationale Klimaschutzinitiative<br />

IZF Interner Zinsfuß<br />

Kf W Kreditanstalt <strong>für</strong> Wiederaufbau<br />

KMU Kleine und Mittlere Unternehmen<br />

NCRE Non-conventional renewable energy<br />

sources <strong>–</strong> nichtkonventionelle erneuerbare<br />

Energiequellen<br />

PER Programa de Electrificacion Rural <strong>–</strong><br />

Programm zur Elektrifizierung<br />

ländlicher Gebiete<br />

PJ Petajoule<br />

PPEE Programa Pais de Eficiencia Energetica <strong>–</strong><br />

Nationales Programm <strong>für</strong> Energie-<br />

effizienz<br />

SEC Superintendencia de Electricidad y<br />

Combustible <strong>–</strong> Aufsichtsbehörde <strong>für</strong><br />

Elektrizität und Kraftstoffe<br />

SEIA Evaluierungssystem <strong>für</strong> Umweltver-<br />

träglichkeit<br />

SIC Zentrales Verbundsystem<br />

SING Norte Grande Verbundsystem<br />

UNDP United Nations Development<br />

Programme <strong>–</strong> Entwicklungsprogramm<br />

der Vereinten Nationen<br />

UNDP-GEF Global Environment Facility der UNDP<br />

UVP Umweltverträglichkeitsprüfung<br />

VAD Valor Agregado de Distribucion <strong>–</strong><br />

Wertschöpfung der Verteilung


CHILE<br />

4.1 Einführung<br />

ABBILDUNG 1:<br />

KARTE VON CHILE<br />

Quelle: CGIAR 2009<br />

96<br />

Die Republik Chile ist ein Staat in Südamerika, der einen<br />

langen und schmalen Küstenstreifen zwischen den Anden<br />

und dem Pazifischen Ozean einnimmt. Darüber hinaus<br />

gehören die Osterinseln, die in Ozeanien liegen, und ein<br />

Hoheitsgebiet in der Antarktis zum chilenischen Staatsgebiet.<br />

Das chilenische Festland ist in 15 Regionen aufgeteilt,<br />

die formell sowohl mit einem Namen als auch einer<br />

römischen Zahl gekennzeichnet werden. Ursprünglich<br />

wurden diese Regionen mit den römischen Zahlen in der<br />

Reihenfolge von Norden nach Süden bezeichnet (die Aufnahme<br />

der beiden jüngsten Regionen hat dies verändert).<br />

Benachbarte Länder sind Peru (im Norden), Bolivien (im<br />

Nordosten) und Argentinien (im Osten); die Amtssprache<br />

ist Spanisch. Seit März 2006 ist Michelle Bachelet<br />

Staatspräsidentin. Die Wirtschaftspolitik ist marktorientiert.<br />

Chile ist assoziiertes Mitglied der G-20 und des<br />

Mercosur (Gemeinsamer Markt des Südens) und vollwertiges<br />

Mitglied der APEC (Asiatisch-Pazifische Wirtschaftsgemeinschaft).<br />

Chile ist eines der Länder mit der<br />

höchsten Zahl von Freihandelsabkommen in der Welt. Es<br />

unterhält Freihandelsabkommen mit den folgenden Ländern<br />

und Regionen: Europäische Union, USA, Kanada,<br />

Mexiko, Mittelamerika, China, Japan, Südkorea, Singapur,<br />

Brunei, Australien und Neuseeland.<br />

Das Land hat den höchsten Index der menschlichen Entwicklung<br />

(HDI) in Lateinamerika (0,874) und liegt damit<br />

auf Platz 40 in der Weltrangliste, gefolgt von Argentinien<br />

(Platz 46 )1. Chile repräsentiert mit einem BIP von<br />

123 Mrd. € im Jahr 2008 die fünftgrößte Volkswirtschaft<br />

in Lateinamerika.<br />

Tabelle 1 führt sozio-ökonomische Indikatoren Chiles<br />

auf.<br />

Nach Angaben der Wirtschaftskommission <strong>für</strong> Lateinamerika<br />

und die Karibik (ECLAC 2) werden im Jahr 2010<br />

87,5% der Bevölkerung in städtischen Gebieten leben. Im<br />

Jahr 2006 lebten 13,7% der Bevölkerung in Armut (Anteil<br />

der Bevölkerung mit Einkommen von weniger als dem<br />

Doppelten der Kosten <strong>für</strong> den Warenkorb von Grundnahrungsmitteln<br />

einschließlich derer, die in extremer<br />

Armut leben) und 3,2% lebten in extremer Armut 3. Ob-<br />

1 UNDP<br />

2 ECLAC, 2008<br />

3 (Bevölkerungsanteil, der sich einen Warenkorb an Grundnahrungsmitteln nicht<br />

leisten kann)


wohl Chile in Lateinamerika ein herausragendes Beispiel<br />

<strong>für</strong> wirtschaftliche Stabilität darstellt, wurde es von der<br />

globalen Finanzkrise betroffen. Die Arbeitslosenquote im<br />

Land hat sich zwischen Dezember 2008 (7,5%) und Juni<br />

2009 (10,7%) um 3,2% erhöht 4.<br />

4.2. Energiemarkt<br />

Übersicht Energiemarkt<br />

Chile besitzt begrenzte Energieressourcen (fossile Energieträger,<br />

Wasserkraft und Brennholz) und produziert<br />

weniger Energie als es verbraucht. Nach Angaben der Nationalen<br />

Energiekommission 5 entsprach die Produktion<br />

aus nationalen Mitteln 379 PJ (209 PJ aus Holz und 82<br />

PJ aus Wasserkraft), während das Gesamtvolumen des<br />

Primärenergieverbrauchs 6 im selben Jahr 1 085 PJ betrug.<br />

Abbildung 2 zeigt den Beitrag der verschiedenen Energiequellen<br />

an der Brutto-Primärenergieproduktion im Jahr<br />

2007.<br />

Zwischen 1990 und 2007 hatte der Primärenergieverbrauch<br />

ein durchschnittliches jährliches Wachstum von<br />

4,6%. Die hohe Abhängigkeit von Öl, Kohle und Erdgaseinfuhren<br />

stellt eine Herausforderung <strong>für</strong> die Regierung<br />

dar. Neben dem Risiko der Versorgungsunsicherheit ist<br />

das Land internationalen Preisschwankungen ausgesetzt.<br />

Im Jahr 2004 begann Argentinien, Chiles wichtigster<br />

Erdgaslieferant, Einschränkungen in der Gasversorgung<br />

vorzunehmen; 2007 erreichten die Beschränkungen fast<br />

100% der vertraglich vereinbarten Liefermengen. Erdgas<br />

INE, 2009<br />

5 CNE 2009a<br />

6 Der gesamte Brutto-Primärenergieverbrauch entspricht der aus nationalen Ressourcen<br />

gewonnen Energie sowie der Energieeinfuhr abzüglich von Bestandsveränderungen<br />

und Verlusten.<br />

CHILE | 97<br />

TABELLE 1:<br />

BSP, BEVÖLKERUNG UND STAATSFLÄCHE.<br />

Jahr<br />

BIP<br />

2000 2002 2004 2006 2008<br />

in Milliarden € (Basis 2008) 51 46 65 100 123<br />

Bevölkerungszahl (Mio.) 15.2 15.6 16.0 16.4 16.8<br />

BIP pro Kopf € (Basis 2008)<br />

Staatsfläche<br />

3 361 2 933 4 067 6 066 7 352<br />

* : 2 006 096 km²<br />

Währung: 1€ = 780 CLP (Chilenischer Peso ** )<br />

Original-BSP-Werte in US$bei Wechselkursen zu: 1€ = US$ 1.4708 (Deutsche Bundesbank)<br />

* Chilenische Regierung<br />

** Quelle: http://www.reuters.com/finance/currencies, 28. August 2009.<br />

Quelle: IMF, wenn nicht anders ausgewiesen<br />

ABBILDUNG 2:<br />

GESAMTE PRIMÄRENERGIEBEREITSTELLUNG 2007<br />

210<br />

55 %<br />

Gas<br />

Holz und anderes<br />

Quelle: CNE 2009a<br />

Primärenergiebereitstellung 2007: 379 PJ<br />

TABELLE 2:<br />

ENERGIEIMPORTE IN 2007<br />

Quelle Menge<br />

Öl 459 PJ<br />

Erdgas 109 PJ<br />

Kohle 172 PJ<br />

Quelle: CNE, 2009a<br />

6<br />

2 %<br />

81<br />

21 %<br />

Wasserkraft<br />

Erdölderivate<br />

82<br />

22 %


ABBILDUNG 3:<br />

ENERGIEBERBRAUCH GESAMT IN 2007<br />

261<br />

17 %<br />

Quelle: CNE 2009a<br />

Energieverbrauch gesamt, 2007: 1 508 PJ<br />

494<br />

33 %<br />

Industrie<br />

Transport<br />

Trafostationen<br />

364<br />

24 %<br />

Gewerbe / Handel /<br />

Dienstleistung<br />

389<br />

26 %<br />

ist daher weitgehend durch Diesel ersetzt worden.<br />

Der Endenergieverbrauch verteilt sich auf vier Sektoren:<br />

Industrie und Bergbau, Verkehr, Gewerbe/öffentlicher<br />

Verbrauch/Haushalte und Energieumwandlung. Zwischen<br />

1990 und 2007 hat sich der Verbrauch fast verdoppelt;<br />

mit einer mehr als dreifachen Erhöhung in dieser<br />

Zeitspanne wies der Energieumwandlungssektor die<br />

höchsten Wachstumsraten auf. Im Verkehrssektor wuchs<br />

der Verbrauch um 230%, während die Industrie einen<br />

Verbrauchsanstieg von 212% aufwies. Der gewerbliche,<br />

öffentliche und Haushaltssektor wuchs um 168%. Abbildung<br />

3 zeigt den Endenergieverbrauch nach Sektoren im<br />

Jahr 2007.<br />

Das Stromnetz<br />

Die Aktivitäten in den Bereichen Erzeugung, Übertragung<br />

und Verteilung werden vollständig von privaten<br />

Unternehmen durchgeführt, während die Regierung<br />

die Branche regelt, überwacht und steuert. Die Planung<br />

von Investitionen im Bereich Distribution und<br />

Übertragung wird ebenfalls von der Regierung durchgeführt,<br />

dies aber nur als Orientierung <strong>für</strong> private Un-<br />

CHILE | 98<br />

ternehmen. Der wichtigste Akteur ist die Nationale<br />

Energiekommission (CNE), die verantwortlich ist <strong>für</strong><br />

die Entwicklung und Koordination von Plänen, Maßnahmen<br />

und Vorschriften des nationalen Energiesektors.<br />

Sie berät alle staatlichen Stellen in Energiefragen.<br />

40 Erzeugungs-, 10 Übertragungs- und 31 Verteilungsunternehmen<br />

beteiligen sich an der nationalen Stromindustrie<br />

und sind in vier verschiedenen Elektrizitätssystemen<br />

aktiv. Diese Systeme setzen sich jeweils aus Kraftwerken<br />

und dem dazugehörigen Übertragungs- und Verteilernetz<br />

zusammen.<br />

Die vier separaten elektrischen Verteilsysteme in Chile<br />

sind:<br />

• Das Zentrale Verbundsystem (SIC): versorgt den mittleren<br />

Teil des Landes. Es ist das Hauptstromnetz, das<br />

mehr als 90% der Bevölkerung beliefert. Es erstreckt<br />

sich von der im Norden gelegenen Stadt Taltal (Region<br />

II) bis zur großen Chiloé Insel im Süden des Landes<br />

(Region X). Karten zum Download unter www.<br />

cdec-sic.cl/imagenes/contenidos/Datei/documentos/<br />

mapa_sic.pdf<br />

• Das Norte Grande Verbundsystem (SING): versorgt<br />

die Bergbauregionen im Norden des Landes (Region<br />

XV, I und II). 90% der Verbraucher des SING bestehen<br />

aus großen Kunden (Bergbau und Industrie). Karten<br />

und Statistiken zum Download unter http://www.<br />

cdec-sing.cl/html_docs/anuario2007/PDF/CDEC-<br />

SING%202007%20Ing.pdf<br />

• Das Aysén-System versorgt die Region XI (Süd). 54%<br />

der Energie stammt aus Wärmekraftwerken, 42% aus<br />

Wasserkraftwerken und 4% aus dem ersten Windpark<br />

Chiles. Das einzige Unternehmen, das im Aysén-System<br />

tätig ist, ist Edelaysen S.A, welches <strong>für</strong> die Erzeugung,<br />

Übertragung und Verteilung verantwortlich ist<br />

und über 26 000 Kunden beliefert.<br />

• Das Magallanes-System: Es besteht aus vier Teilsystemen:<br />

Punta Arenas, Puerto Natales, Puerto Williams<br />

und Puerto Porvenir, in der Region XII. Edelmag S.A.<br />

ist das einzige Unternehmen, das im System tätig ist,<br />

und beliefert etwa 50 000 Kunden.<br />

Installierte Leistung


Die installierte Leistung des chilenischen Elektrizitätssektors<br />

erreichte im Jahr 2008 über 13 GW mit einer Stromerzeugung<br />

von mehr als 55 000 GWh. Die wichtigsten<br />

Technologien sind Wasserkraft (ca. 47%) sowie thermische<br />

Anlagen zur Nutzung von Kohle, Erdgas und Diesel<br />

(ca. 51%). Aufgrund von Beschränkungen im Bereich der<br />

Gasversorgung mussten viele Gas- und Dampfkraftwerke<br />

auf Dieselkraftstoff umgestellt werden. Andere erneuerbare<br />

Quellen wie Biomasse und Wind sind in geringem<br />

Umfang vorhanden und stellten im Jahr 2008 2,7% der<br />

installierten Leistung, die bis Ende 2009 600 MW erreichen<br />

wird 7 . Laut Gesetzesvorlagen soll der Anteil der<br />

erneuerbaren Energien ab dem Jahr 2010 5% betragen.<br />

7 <strong>GTZ</strong> Chile<br />

CHILE | 99<br />

TABELLE 3:<br />

INSTALLIERTE LEISTUNG NACH SYSTEM UND ENERGIEQUELLE IM DEZEMBER 2008, WERTE IN MWN.<br />

System SING SIC AYSEN Magallanes Gesamt<br />

Erneuerbare Energien 12.802 5 094.22 22.677 0 5 129.70<br />

Wasserkraft insgesamt 12.802 4 909.67 20.70 0 4 943.17<br />

Wasserkraft > 20MW 0 4781.17 0 0 4781.17<br />

Wasserkraft < 20MW 12.802 128.50 20.7 0 162.00<br />

Wind 0 18.15 1.98 0 20.13<br />

Thermische Nutzung von<br />

Biomasse<br />

0 166.4 0 0 166.40<br />

Nicht-erneuerbare Energien<br />

Wärmebereich:<br />

3 589.05 4 291.52 27.77 98.71 8 007.05<br />

Kohle 1 205.64 837.7 0 0 2 043.34<br />

Erdgas 2 111.65 2 547.30 0 84.485 4 743.44<br />

Öl und Derivate 271.763 906.522 27.77 14.22 1 220.27<br />

Windturbinen [MW] 0.7 0.7 0.7 0.7 0.7<br />

Insgesamt 3 601.86 9 385.75 50.45 98.71 13 136.75<br />

Quelle: CNE 2009c<br />

Das SIC trägt 71,4% der installierten Leistung und der<br />

SING 27,4% bei. Das Magallanes System und das Aysén<br />

System stellen gemeinsam 1,2%. Tabelle 3 zeigt die installierte<br />

Leistung jedes Systems nach den verschiedenen<br />

Energiequellen.<br />

Zwischen 2000 und 2008 ist die installierte Leistung um<br />

26% gestiegen (von 10,4 GW auf 13,1 GW). Die installierte<br />

Leistung der Gaskraftwerke hat mit etwa 80% das<br />

höchste Wachstum verzeichnet. Allerdings hat die Stromerzeugung<br />

aus dieser Quelle aufgrund der von Argentinien<br />

eingeführten Beschränkung der Erdgasversorgung<br />

abgenommen, wie im nächsten Abschnitt erläutert wird.<br />

Die installierte Leistung aus Wasserkraft hat ebenfalls in<br />

TABELLE 4:<br />

STROMERZEUGUNG NACH ENERGIEQUELLEN 2000 <strong>–</strong> 2007 (IN TWh)<br />

Quelle 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />

Wasserkraft 13.6 19.1 21.7 23.2 22.6 21.0 25.6 28.2 22.3<br />

Biomasse und Wind 1.5 1.4 1.7 1.8 1.7 1.3 0.8 0.6 0.8<br />

Erdgas 6.7 9.8 12.5 12.5 16.0 17.7 15.0 12.5 6.1<br />

Kohle 13.3 9.4 6.2 6.9 6.6 8.9 8.4 12.1 14.7<br />

Diesel / Heizöl 3.4 1.7 1.8 1.1 1.9 0.2 1.2 0.6 12.5<br />

Gesamt 38.4 41.3 43.9 45.5 48.8 49.0 50.9 53.9 56.4<br />

Quelle: CNE 2009b


TABELLE 5:<br />

VERBRAUCH NACH SEKTOREN IN 2007<br />

Sektor GWh %<br />

Bergbau und Industrie 35 958 65<br />

Gewerbe/Verwaltung/<br />

Privathaushalte<br />

16 567 30<br />

Stromerzeugung 2 280 4<br />

Transport 408 1<br />

Gesamt 55 213<br />

der gleichen Zeit zugenommen, jedoch auf einem niedrigeren<br />

Niveau (19%). Die installierte Leistung von Kohle-<br />

und Dieselkraftwerken sank um 8% bzw. 18%, doch aufgrund<br />

der steigenden Nachfrage sind aktuell 4 000 MW<br />

Leistung aus Kohlekraftwerken in Planung. Die Leistungen<br />

aus Biomasse und Windkraft blieben bis 2008 mit 0,2<br />

GW mehr oder weniger konstant.<br />

Vier Windparks sind derzeit im Bau, die zu einer erheblichen<br />

Zunahme der Windenergienutzung führen werden<br />

(siehe auch Kapitel über Marktpotential <strong>für</strong> Windenergie).<br />

Stromerzeugung<br />

Die Einschränkungen der Versorgung mit Erdgas aus Argentinien<br />

und die geringen Niederschläge im Jahr 2007<br />

hatten erhebliche Auswirkungen auf die Stromerzeugung.<br />

Der Anteil von Erdgas ist nach einem Höchstwert im Jahr<br />

2004 stark zurückgegangen und der Anteil der Wasserkraft<br />

sank von 28,2% im Jahr 2006 auf 22,3% im Jahr<br />

2007. Beide Entwicklungen führten zu einem verstärkten<br />

Einsatz von Diesel und Heizöl.<br />

Der gesamte Stromverbrauch im Jahr 2007 betrug 55 213<br />

GWh. Die Industrie und der Bergbau sind die wichtigsten<br />

Verbraucher im Land und haben im Jahr 2007 65% der<br />

gesamten Stromerzeugung abgenommen. Tabelle 5 zeigt<br />

den Verbrauch der einzelnen Sektoren.<br />

Zwischen 2000 und 2007 ist der gesamte Stromverbrauch<br />

um 44% gestiegen. Das Wachstum der einzelnen<br />

Sektoren im gleichen Zeitraum betrug 55% bei Gewerbe,<br />

Verwaltung und Privathaushalten, 31% im Energiesektor,<br />

40% in Bergbau und Industrie und 86% im Verkehrs-<br />

sektor 8 .<br />

8 CNE 2009b<br />

CHILE | 100<br />

Eine Studie der Universidad de Chile 9 <strong>für</strong> die CNE hat<br />

ein erweitertes Prognosemodell <strong>für</strong> die Energienachfrage<br />

im Land <strong>für</strong> verschiedene Sektoren in den beiden Hauptsystemen<br />

(SIC und SING) bis zum Jahr 2030 entwickelt.<br />

Dieser Studie zufolge wird der Stromverbrauch in der<br />

SING zwischen 2010 und 2030 um 92% wachsen. Der<br />

Sektor mit dem größten Wachstum wird der Bereich Gewerbe,<br />

Verwaltung und Privathaushalte (243%) sein, der<br />

von 1 368 GWh auf 4 695 GWh ansteigen wird. 10<br />

Der industrielle Sektor im SIC wird im Jahr 2030 194%<br />

mehr Strom als in 2010 verbrauchen und von allen Sektoren<br />

das höchste Wachstum im Verbrauch aufweisen.<br />

Insgesamt wird sich die Nachfrage in dem Zeitraum<br />

verdoppeln und einen massiven Kapazitätsausbau nötig<br />

machen, sowohl im SING- als auch im SIC-System. Da<br />

Chile stark abhängig von importierten Kraftstoffen ist<br />

und die Gaslieferung des derzeit einzigen Anbieters Argentinien<br />

in der Vergangenheit nicht immer zuverlässig<br />

war, steigt die Zahl der Kraftwerke, die mit Importkohle<br />

betrieben werden.<br />

Erneuerbare Energien<br />

Chile nutzt seit langer Zeit Wasserkraft zur Stromerzeugung.<br />

Im Jahr 2008 entsprach die daraus gewonnene Enerige<br />

37,6% der Erzeugungskapazität (siehe Tabelle 3) bzw.<br />

einer installierten Leistung von 4 942 MW, von denen 1<br />

516 MW aus Laufwasserkraftwerken gewonnen wurde. 11<br />

Chile verfügt über zahlreiche Flüsse, die <strong>für</strong> die Stromerzeugung<br />

aus Wasserkraft geeignet sind, sowie eine 4 000<br />

km lange Küste, die <strong>für</strong> die Gewinnung von Wind- und<br />

Meeresenergie genutzt werden kann. Das Land befindet<br />

sich in einer vulkanisch stark aktiven Region mit einem<br />

geothermischen Potenzial von mehr als 2 000 MW. Die<br />

nördliche Wüstenregion in Chile hat eine der höchsten<br />

Sonneneinstrahlung der Welt. Trotz des hohen Potentials<br />

von Chile im Bereich nicht-konventioneller erneurbarer<br />

Energien 12 befindet sich die Nutzung dieser Quellen noch<br />

im frühen Stadium der Umsetzung. In den letzten Jahren<br />

hat es Fortschritte bei der Installation von Biomasseanlagen<br />

und dem Bau kleiner Wasserkraftwerke mit einer<br />

Leistung bis zu 20 MW gegeben. Solarenergie wurde vor<br />

allem <strong>für</strong> die ländliche Elektrifizierung verwendet. Auch<br />

9 Universidad de Chile, 2008<br />

10 Die gesamten Ergebnisse <strong>für</strong> beide Systeme SIC und SING können unter<br />

Universidad de Chile, 2008 gefunden werden<br />

11 CNE, 2009b<br />

12 Im chilenischen Kontext wird dieser Ausdruck <strong>für</strong> alle erneuerbare Energiequellen<br />

außer Wasserkraft über 20 MW gebraucht. In folgenden Kapiteln werden<br />

diese als erneuerbare Energien bezeichnet.


TABELLE 6:<br />

INSTALLIERTE KAPAZITÄT NICHTKONVENTIONELLER ERNEUERBARER ENERGIEQUELLEN IN 2008 (IN MW)<br />

die Rahmenbedingungen <strong>für</strong> netzgekoppelte erneuerbare<br />

Energieanlagen wurden weitgehend verbessert, so dass<br />

eine Vielzahl an Projekten aktuell in Entwicklung ist<br />

(ca. 2 300 MW werden zurzeit auf Umweltverträglichkeit<br />

geprüft). Die folgende Tabelle zeigt die installierte<br />

Leistung nichtkonventioneller erneuerbarer Energien<br />

in jedem Stromversorgungssystem. Insgesamt betrug ihr<br />

Beitrag zur Gesamtleistung Chiles im Jahr 2007 2,7%.<br />

Strompreise<br />

Die Verbraucher im chilenischen Strommarkt können in<br />

drei Kategorien eingeteilt werden:<br />

− Großverbraucher mit einem Energiebedarf von<br />

mehr als 2 MW,<br />

− Mittlere Verbraucher mit einer Nachfrage zwischen<br />

500 kW und 2 MW und<br />

− Kleinverbraucher, die weniger als 500 kW benötigen.<br />

Die Verbraucher werden nach ihrem Strombedarf in eine<br />

der folgenden Kategorien eingestuft:<br />

− Regulierte Kunden: angeschlossene Kapazität kleiner<br />

oder gleich 2 000 kW<br />

− Nichtregulierte Kunden: angeschlossene Kapazität<br />

höher als 2 000 kW<br />

− Kunden mit einer Kapazitätsnachfrage höher<br />

500 kW und gleich oder niedriger als 2.000 kW<br />

können sich <strong>für</strong> einen Zeitraum von mindestens vier<br />

Jahren da<strong>für</strong> entscheiden, als regulierter oder nichtregulierter<br />

Kunde anerkannt zu werden.<br />

Regulierte Kunden unterliegen regulierten Energiemarktpreisen,<br />

während nichtregulierte Kunden Energiepreise<br />

CHILE 101<br />

SING SIC AYSEN Magallanes TOTAL<br />

% der gesamten<br />

Elektrizitätserzeugung<br />

Wasserkraft < 20MW 12.8 128.5 20.7 0.0 162.0 1.2%<br />

Wind 0.0 18.2 2.0 0.0 20.1 0.02%<br />

Biomasse (thermisch) 0.0 166.4 0.0 0.0 166.4 1.3%<br />

Wind 0 18.15 1.98 0 20.13<br />

Gesamt NCRE 12.8 313.1 22.7 0.0 348.5 2.7%<br />

Quelle: CNE 2009c<br />

mit dem Energieversorger frei vereinbaren können. In<br />

zwei weiteren Fällen kann sich der Kunde <strong>für</strong> eine freie<br />

Tarifwahl entscheiden: Lieferleistung <strong>für</strong> weniger als 12<br />

Monate oder Lieferleistung mit besonderem Qualitätsanspruch.<br />

Diese Regelung ist auch dann anwendbar, wenn<br />

die angeschlossene Energie multipliziert mit der Entfernung<br />

zwischen der Anschlussstelle und dem nächsten primären<br />

Umspannwerk einen höheren Wert als 20 ergibt<br />

(z. B. 11 MW x 2 km).<br />

Im Jahr 2007 betrug der Anteil nichtregulierter Kunden<br />

am nationalen Verbrauch 61%.<br />

Energieerzeuger haben die Möglichkeit, ihren Strom an<br />

drei verschiedenen Märkten zu verkaufen: dem freien<br />

Markt (<strong>für</strong> Großverbraucher), an Stromgroßhändler (zu<br />

einem von der CNE festgelegten Tarif, dem Knotenpreis<br />

<strong>–</strong> precios de nudo 13) oder an das jeweilige Verteilungszentrum<br />

(economic load dispatch centre; CDEC) des Verbundnetzsystems<br />

zu den stündlich festgelegten Grenzkosten<br />

(Spot-Markt). Erzeuger, die Strom aus erneuerbaren<br />

Energien in Anlagen mit bis zu 9 MW erzeugen, können<br />

ihren Strom ebenfalls an Verteilungsunternehmen zu festen<br />

Tarifen verkaufen.<br />

Die Verteilungsunternehmen verkaufen ihre Elektrizität<br />

an Endverbraucher zu einem Preis, der auf festgelegten<br />

Tarifen und dem Valor Agregado de Distribución (VAD),<br />

beruht. Regulierte Preise werden zweimal pro Jahr auf<br />

Basis der erwarteten Grenzkosten <strong>für</strong> die nächsten 48<br />

Monate von der CNE festgelegt. Der durchschnittliche<br />

Knotenpreis 14 (letzte Festlegung im April 2009) in SIC<br />

beträgt etwa 75 €/MWh nach einer Erhöhung um das<br />

13 Precios de nudo: Preise der Energieerzeugung und Verkehr, die als »Knotenpreise»<br />

<strong>für</strong> alle Umspannwerke definiert sind. Dieser Tarif wird zweimal im<br />

Jahr von der CNE und der SEC bestimmt.


1,5-fache zwischen April 2006 und April 2009, während<br />

der durchschnittliche Preis von SING bei 90 €/MWh lag,<br />

nachdem er im gleichen Zeitraum verdoppelt wurde. In<br />

der Zukunft wird die Festsetzung von Knotenpunktpreisen<br />

durch öffentliche Ausschreibungen <strong>für</strong> Strombezug<br />

durch Verteilungsunternehmen ersetzt. In den beiden<br />

anderen Hauptsystemen sind die Knotenpunktpreise wie<br />

folgt: 104 €/MWh im Aysén-System (Anstieg um 10%<br />

zwischen April 2006 und April 2009) und 62 €/MWh im<br />

Magallanes-System (Anstieg um 4% zwischen April 2006<br />

und April 2009).<br />

Liberalisierung<br />

Chile privatisierte seinen Stromsektor in den 80-er Jahren<br />

des 20. Jahrhunderts. Mit einer wegweisenden Strategie,<br />

die anderen Ländern als Beispiel diente, hat Chile<br />

die vertikale Struktur der Stromerzeugung, -übertragung<br />

und -verteilung entkoppelt, so dass die drei Bereiche nun<br />

unabhängig voneinander sind. In allen drei Bereichen engagieren<br />

sich ausschließlich private Unternehmen. Die<br />

wichtigsten sind Endesa, AES Gener und Colbún (siehe<br />

Kapitel 1.3 Marktakteure). CNE ist hauptverantwortlich<br />

<strong>für</strong> die Regulierung des Stromsektors in Chile.<br />

Ländliche Elektrifizierung<br />

Derzeit sind 94% aller Haushalte elektrifiziert. Das Ziel<br />

der Regierung ist 96% im Jahr 2010 zu erreichen.<br />

Das nationale Programm zur ländlichen Elektrifizierung<br />

der chilenischen Regierung (PER), das erst kürzlich ausgelaufen<br />

ist, ermöglichte die Realisierung vieler Projekte<br />

durch Zuschüsse. Um die lokalen Gemeinden einzubinden,<br />

forderte das Programm, dass Projekte von Organisationen<br />

und nicht von Einzelpersonen beantragt wurden.<br />

Die Rolle der Regierung Chiles war es, wirtschaftliche<br />

Ressourcen, technische Unterstützung und Hilfe zur<br />

Koordinierung der Institutionen, die in das Programm<br />

einbezogen waren, zur Verfügung zu stellen. Die Kosten<br />

wurden zwischen den beteiligten Parteien nach folgendem<br />

System geteilt: Die Regierung trug 75 bis 85% der<br />

Investitionen, Unternehmen, die an den Projekten beteiligt<br />

waren, übernahmen zwischen 10 und 20% und die<br />

Endverbraucher waren <strong>für</strong> etwa 5% verantwortlich. Die<br />

Aufwendungen der Endverbraucher <strong>für</strong> die Kosten der<br />

CHILE | 102<br />

Hausanschlüsse, der Stromzähler und der Netzanbindung<br />

wurden zunächst von dem Verteilungsunternehmen vorfinanziert<br />

und sukzessive von den Benutzern zurückgezahlt.<br />

Sobald die Projekte laufen, bezahlen die Nutzer die<br />

regulierten Tarife.<br />

2001 wurde im Einklang mit dem PER die Verwendung<br />

nichtkonventioneller erneuerbarer Ressourcen 15 in ländlichen<br />

Regionen durch ein von UNDP-GEF finanziertes<br />

Projekt weiter vorangetrieben. Mit dem Ziel, die Elektrifizierung<br />

ländlicher Gebiete durch nichtkonventionelle<br />

erneuerbare Quellen zu fördern sind folgenden Aktivitäten<br />

geplant: Entwicklung einer Projektpipeline, Entwicklung<br />

technischer Normen und Zertifikationsverfahren,<br />

Förderung erneuerbarer Energien; Schulungen; Entwurf<br />

und Ausführung eines Photovoltaikprojekts in der Region<br />

IV; Ersatz von Dieselgeneratoren und Bewertung der<br />

Windenergiepotenziale 16 . Da<strong>für</strong> steuert die GEF mehr<br />

als 4 Mio. € und die Regierung mehr als 17 Mio. € bei.<br />

4.3. Marktakteure<br />

Nationale Energiekommission<br />

(Comisión Nacional de Energía, CNE)<br />

Die Nationale Energiekommission (CNE) ist eine eigenständige<br />

staatliche Institution, die im Rahmen der Gesetzesverordnung<br />

2 224 vom 25. Mai 1978 gegründet wurde.<br />

Sie ist <strong>für</strong> die Entwicklung und Koordinierung von Plänen,<br />

Richtlinien und Standards verantwortlich sowie <strong>für</strong> Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung im Energiebereich. Die<br />

Kommission berät die Regierung in allen Energiefragen.<br />

Die CNE bereitet öffentliche Richtlinien, Regeln und<br />

Vorschriften vor, erarbeitet Pläne <strong>für</strong> Investitionen in<br />

Stromerzeugung und -übertragung und berechnet die regulierten<br />

Stromtarife. Der CNE steht ein Verwaltungsrat<br />

vor. Dieser besteht aus einem Vertreter des Präsidenten<br />

der Republik, der den Rang des vorsitzenden Minister des<br />

CNE bekleidet, und Ministern aus den Ressorts Bergbau,<br />

Wirtschaft, Entwicklung und Wiederaufbau, Finanzen,<br />

Verteidigung, Generalsekretariat des Präsidenten sowie<br />

Planung und Zusammenarbeit.<br />

Eine der Abteilungen der CNE ist die Abteilung <strong>für</strong> Um-<br />

15 Nichtkonventionelle erneuerbare Ressourcen: Wasserkraft mit einer Kapazität<br />

von weniger als 20 MW, Windenergie, Erdwärme, Meeres- und Solarenergie,<br />

Biomasse<br />

16 Weitere Informationen unter: http://www.renovables-rural.cl


welt und Erneuerbare Energie. In diesem Bereich werden<br />

Studien über Umweltauswirkungen wichtiger Projekte im<br />

Energiesektor bewertet und nichtkonventionelle erneuerbare<br />

Energiequellen sowohl durch Potenzialanalysen<br />

verschiedener Technologien und erneuerbarer Quellen<br />

als auch durch die Zusammenarbeit mit Investoren und<br />

die Vorbereitung von Gesetzen, Vorschriften und Finanzinstrumenten<br />

gefördert. CNE hat außerdem mehrere<br />

Gesetzesvorschläge in das Parlament eingebracht, unter<br />

anderem einen Renewable Portfolio Standard, der im Jahr<br />

2008 verabschiedet wurde, und die Einführung von Steuererleichterungen<br />

<strong>für</strong> Solarkollektoren in Neubauten. Des<br />

Weiteren wurden von CNE finanzielle Anreize <strong>für</strong> erneuerbare<br />

Energien und höhere Energieeffizienz geschaffen, die<br />

durch CORFO umgesetzt werden. Zudem koordiniert die<br />

Nationale Energiekommission den Austausch von Technologien<br />

und den Wissenstransfer mit anderen Ländern, wie<br />

zum Beispiel das Kooperationsprogramm zwischen CNE<br />

und der <strong>GTZ</strong>, das zum Ziel hat, den Anteil erneuerbarer<br />

Energien im Stromnetz Chiles zu erhöhen.<br />

Im Jahr 2008 begann der chilenische Kongress, das Ministerium<br />

<strong>für</strong> Energie aufzubauen, das <strong>für</strong> Energiepolitik<br />

und Strategien verantwortlich sein soll. Die CNE<br />

wäre dann dem Energieministerium als Aufsichtsbehörde<br />

unterstellt.<br />

Superintendencia de Electricidad y Combustible (SEC)<br />

<strong>–</strong> Aufsichtsbehörde <strong>für</strong> Elektrizität und Kraftstoffe<br />

Die SEC wurde 1984 gegründet, ihre Rolle hat sich in<br />

den folgenden Jahren immer weiter herausgebildet. Nach<br />

Gesetz Nr. 18 410 von 1985 und Gesetz Nr. 19 613 von<br />

1999 hat sie die Aufgabe übernommen, Dienstleistungen<br />

im Bereich Elektrizität, Gas und Brennstoffe in Bezug<br />

auf Sicherheit, Qualität und Preise zu überwachen. Die<br />

SEC stellt sicher, dass alle Gesetze, Verordnungen und<br />

Regelungen eingehalten werden und ist <strong>für</strong> die Erteilung<br />

von vorläufigen Lizenzen <strong>für</strong> gasproduzierende Anlagen,<br />

Kraftwerke (einschließlich nichtkonventionelle erneuerbare<br />

Energien), Umspannwerke, Übertragungs- und<br />

Verteilungsleitungen zuständig. Sie ist außerdem <strong>für</strong> die<br />

Konfliktlösung und die Vollstreckung von Bußgeldern<br />

zuständig (siehe auch »Expertengremium»).<br />

CHILE | 103<br />

Comision Nacional del Medio Ambiente<br />

(CONAMA) <strong>–</strong> Nationale Umweltkommission<br />

Die CONAMA (Comisión Nacional del Medio Ambiente)<br />

ist eine staatliche Institution. Ihre Aufgabe ist es,<br />

durch den Erhalt und Schutz des Umwelterbes das Recht<br />

der Bürger auf ein Leben in einer schadstofffreien Umwelt<br />

zu gewährleisten. CONAMA wurde im Jahre 1994<br />

durch das Gesetz Nr. 19 300 geschaffen und ist <strong>für</strong> die<br />

Beratung, Analyse, Kommunikation und Koordination<br />

im Umweltbereich zuständig. Darüber hinaus schlägt sie<br />

dem Präsidenten der Republik umweltpolitische Gesetzesinitiativen<br />

vor und wacht über die Einhaltung geltender<br />

Umweltstandards und Rechtsvorschriften. Sie verwaltet<br />

das Evaluierungssystem <strong>für</strong> Umweltverträglichkeit<br />

(SEIA), das <strong>für</strong> alle Energieprojekte vorgeschrieben ist.<br />

Parallel zur Initiative im Energiesektor ist der chilenische<br />

Kongress dabei, ein Umweltministerium zu schaffen.<br />

Centro de Despacho Economico de Carga (CDEC) <strong>–</strong><br />

Zentrum <strong>für</strong> ökonomische Lastverteilung<br />

Das CDEC (Centro de Despacho Económico de Carga)<br />

ist eine private Einrichtung, die den Betrieb des Eletrizitätssystems<br />

koordiniert. Ihre Aufgaben sind im Stromgesetz<br />

definiert. Die entsprechenden Regelungen wurden<br />

durch das oberste Dekret Nr. 291 vom 4. Oktober 2008<br />

vorgenommen. Es liegt in der Verantwortung des CDEC,<br />

<strong>für</strong> die Aufrechterhaltung der allgemeinen Sicherheit der<br />

Energiesysteme zu sorgen, die größtmöglichste Wirtschaftlichkeit<br />

aller elektrischen Anlagen zu gewährleisten, einen<br />

offenen Zugang zu den Übertragungsnetzen zu schaffen<br />

und die Grenzkosten des Energie- und Wirtschaftstransfers<br />

zwischen den Mitgliedern der CDEC zu bestimmen.<br />

Jedes Verbundnetz hat ein eigenes CDEC, darum gibt es<br />

eine CDEC-SIC und eine CDEC-SING.<br />

Die CDECs der kleineren Magallanes- und Aysen-Systeme<br />

sind Teil der vertikal integrierten Energieversorger<br />

Edelmag und Edelaysen. Alle Unternehmen, die Anlagen<br />

zur Erzeugung, Übertragung, Zwischenübertragung<br />

oder zur Überschussübertragung haben, und auch freie<br />

Kunden, die direkt an Einrichtungen angeschlossen sind,<br />

müssen einer der CDECs beitreten. Ausgenommen sind


Unternehmen mit folgenden Charakterstika:<br />

• Unternehmen, die Kraftwerke mit einer gesamten installierten<br />

Leistung von weniger als 9 MW besitzen<br />

• Eigenstromerzeuger mit Überschussleistungen von weniger<br />

als 9 MW<br />

• Unternehmen, die eigene Stromübertragungsnetze besitzen<br />

und deren Leitungen nicht mehr als 100 km lang<br />

sind<br />

• Unternehmen, die eigene Übertragungsstationen besitzen<br />

• Firmen mit zusätzlichen Übertragungsnetzen, deren<br />

Leitungen nicht mehr als 100 km lang sind<br />

• Nichtregulierte Kunden, die mit einem Netz von weniger<br />

als 4 MW Leistung verbunden sind.<br />

Expertengremium <strong>für</strong> das Allgemeine Gesetz zu<br />

Leistungen im Elektrizitätssektor<br />

Das Expertengremium ist in Gesetz Nr. 19 940 verankert<br />

und wurde speziell <strong>für</strong> den Energiesektor eingerichtet. Es<br />

besteht aus einer Reihe von Spezialisten, deren Aufgabe es<br />

ist, verbindliche Entscheidungen bei Meinungsverschiedenheiten<br />

und in Streitfällen der Gesetzesanwendungen<br />

im Energiebereich herbeizuführen. Die Expertengruppe<br />

setzt sich aus sieben Personen mit unterschiedlicher beruflicher<br />

oder akademischer Qualitfikation zusammen.<br />

Fünf dieser Fachleute sind Ingenieure oder Absolventen<br />

der Wirtschaftswissenschaften, die anderen beiden sind-<br />

Juristen. Die Mitglieder und ihr Sprecher werden durch<br />

den Gerichthof zur Gewährleistung des freien Wettbewerbs<br />

nach einer öffentlichen Ausschreibung <strong>für</strong> eine<br />

Dauer von sechs Jahren ernannt. Alle drei Jahre wird das<br />

Gremium teilweise neu besetzt.<br />

Für nichtkonventionelle erneuerbare Energieprojekte<br />

werden je nach der Art des Projekts, der entsprechenden<br />

Anlage und der Art der Vermarktung Probleme im Bereich<br />

Vernetzung entweder durch das Expertengremium<br />

oder durch die Superintendencia de Electricidad y Combustible<br />

(SEC), der Aufsichtsbehörde <strong>für</strong> Elektrizität und<br />

Kraftstoffe, beigelegt. Die sektorale Regulierung definiert<br />

von Fall zu Fall, welcher Träger <strong>für</strong> die jeweilige Konfliktsituation<br />

zuständig ist.<br />

CHILE 104<br />

Der Gerichtshof zur Gewährleistung des freien<br />

Wettbewerbs<br />

Der Gerichtshof zur Gewährleistung des freien Wettbewerbs<br />

wurde durch das Gesetz Nr. 19 911 im November<br />

2003 geschaffen. Er ist ein unabhängiges Sondergericht,<br />

das sich ausschließlich der Wettbewerbspolitik widmet.<br />

Da die Förderung des freien Wettbewerbs eines der zentralen<br />

Themen bei der Regulierung des Energiesektors ist,<br />

ist das Gericht ein wichtiger Akteur in diesem Bereich.<br />

Das Gericht steht unter Aufsicht des Obersten Gerichtshofes<br />

und setzt sich aus drei Juristen und zwei Ökonomen,<br />

die alle Experten des Wettbewerbsrechtes sind und<br />

den Rang des Ministers erhalten, zusammen.<br />

Corporacion de Fomento de la Produccion<br />

(CORFO) <strong>–</strong> Chilenische Wirtschaftsförderungs-<br />

gesellschaft<br />

Die CORFO (Corporación de Fomento de la Producción),<br />

die Chilenische Entwicklungsagentur, ist eine staatliche<br />

Organisation, die im Jahre 1939 gegründet wurde,<br />

um das Wirtschaftswachstum in Chile durch die Anreize<br />

<strong>für</strong> Investitionen, Innovation und Unternehmensentwicklung<br />

zu fördern. Bis heute hat CORFO über 57 000 Unternehmen<br />

sowie 74 000 Projekte unterstützt. CORFO<br />

stellt im Jahresdurchschnitt mehr als 30 Mio. US $ <strong>für</strong><br />

Programme zu Förderung kleiner und mittlerer Unternehmen<br />

(KMU) und mehr als 38 Mio. US $ <strong>für</strong> Hochtechnologieprogramme<br />

bereit. Darüber hinaus wurde von<br />

der CORFO im Jahr 2000 das InvestChile Programm gegründet,<br />

um ausländische Investitionen zu fördern. Der<br />

Schwerpunkt von InvestChile liegt im Bereich technologieintensiver<br />

ausländischer Investitionen und bei der Unterstützung<br />

von Unternehmen, die beabsichtigen, Produktionskapazitäten<br />

nach Chile zu verlagern. Seit 2005 hat<br />

CORFO 130 nichtkonventionelle erneuerbare Energieprojekte<br />

durch Vorinvestitionszuschüsse unterstützt. Von<br />

diesen sind fünf bereits abgeschlossen und zehn derzeit<br />

im Bau. Die Projekte entsprechen einer Leistung von 150<br />

MW bei einem Investitionsvolumen von 300 Mio. US $.<br />

Wenn alle Projekte in der Pipeline abgeschlossen sind,<br />

wird eine Leistung von bis zu 1 500 MW erreicht werden.


Centro de Energías Renovables (CER) <strong>–</strong><br />

Zentrum <strong>für</strong> Erneuerbare Energien<br />

Das CER ist ein neuer Akteur in der Branche, der im August<br />

2009 ins Leben gerufen wurde. Seine Hauptaufgabe<br />

liegt in der Untersuchung der Entwicklung im Bereich<br />

nichtkonventionelle erneuerbare Energie und in der Beseitigung<br />

von Hindernissen <strong>für</strong> die Realisierung neuer<br />

Projekte. Das CER wird <strong>für</strong> die Unterstützung in der staatlichen<br />

Umsetzung und <strong>für</strong> die Förderung des Technologietransfers<br />

ein Netz von Zentren und Institutionen entwickeln.<br />

Da<strong>für</strong> stand dem CER im Jahr 2009 ein Budget von<br />

mehr als 3,5 Mio. € zur Verfügung. Die Regierung, Wissenschaftler,<br />

Investoren und Projektentwickler können<br />

auf das CER zur Information und Orientierung zugreifen.<br />

Eine der Aufgaben des CER ist die Analyse des Potentials<br />

erneuerbarer Energiequellen (ohne Großwasserkraft).<br />

Endesa und AES Gener<br />

Von den zahlreichen privatwirtschaftlichen Akteuren<br />

der Energiebranche haben die zwei größten Unternehmen<br />

Endesa und AES Gener den größten Marktanteil.<br />

Chiles größter Stromerzeuger ist die Endesa (Empresa<br />

Nacional de Electricidad), die einem spanischen Unternehmen<br />

gleichen Namens gehört. Endesa betreibt fast<br />

alle Wasserkraftwerke des Landes, mit einer Kapazität<br />

von 4 893 MW, was 48% der Gesamtkapazität im SIC<br />

und 5% in der SING entspricht. Der gleichen Holding<br />

gehört auch die Netzgesellschaft Chilena de Electricidad<br />

(Chilectra), die im Energiesektor der Metropolregion<br />

Santiago agiert und etwa 45% des gesamten Marktes<br />

und damit fast die Hälfte der Bevölkerung versorgt.<br />

Der zweitgrößte Produzent ist AES Gener mit einer installierten<br />

Leistung von 2 559 MW (einschließlich der<br />

Tochtergesellschaften) und 1 475 km Übertragungsleitungen.<br />

Der Hauptanteilseigner der AES Gener ist das<br />

amerikanische Unternehmen AES.<br />

CHILE | 105<br />

4.4. Politische Rahmenbedingungen<br />

im Energiesektor<br />

In den letzten Jahren hat Chile begonnen, seine Energiestrategie<br />

neu zu fokussieren. Wichtigste Grundsätze sind<br />

die Diversifizierung der Energieversorgung, die Minderung<br />

der Abhängigkeit von externen Lieferanten und die<br />

Nutzung von Optionen <strong>für</strong> eine nachhaltige Energieversorgung.<br />

Eine der treibenden Kräfte hier<strong>für</strong> war die Erdgaskrise,<br />

als Argentinien begann, die Kraftstoffeinspeisung<br />

im Jahr 2004 senken. Im Jahr 2005 startete die Regierung<br />

ein nationales Energieeffizienzprogramm (Programa Pais<br />

de Eficiencia Energetica <strong>–</strong> PPEE 17) mit dem Ziel, eine effizientere<br />

Nutzung von Energie im Land zu fördern und<br />

politische Richtlinien im Bereich der Energieeffizienz zu<br />

schaffen. Eine der wichtigsten Aufgaben der PPEE im<br />

Jahre 2009 wird die Entwicklung des Aktionsplans zur<br />

Energieeffizienz <strong>für</strong> 2010 bis 2020 sein. Dieser wird die<br />

Ziele, Grundsätze und Maßnahmen <strong>für</strong> jeden der betroffenen<br />

Bereiche mit entsprechenden Finanzierungs- und<br />

Evaluierungsinstrumenten definieren.<br />

Die Entwicklung hin zu einem breit gefächerten Energiemix<br />

wird von der Regierung stark unterstützt. Wesentliche<br />

Änderungen der regulatorischen Rahmenbedingungen<br />

zur Förderung nichtkonventioneller<br />

erneuerbarer Energien sind bereits erreicht worden. Ein<br />

wichtiger Schritt war die Verabschiedung des Gesetzes<br />

<strong>für</strong> erneuerbare Energien (Gesetz 20 257) in 2008 (siehe<br />

die folgenden Kapitel).<br />

Ein weiteres wichtiges Gesetz <strong>für</strong> diese Art der Energiegewinnung<br />

ist Gesetz Nr. 19 940 von 2004 (Ley Corta I)<br />

und der Verordnung DS 244, die garantiert, dass kleine<br />

Kraftwerke und Erzeuger erneuerbarer Energien sich am<br />

Spot-Markt beteiligen und an die Verteilernetze anschließen<br />

können. Die wichtigsten Regelungen gestalten sich<br />

wie folgt:<br />

• Garantiertes Recht <strong>für</strong> jeden Stromerzeuger aus dem<br />

Bereich der erneuerbaren Energien, seine Energie auf<br />

dem Strommarkt zu Preisen des Spot-Marktes oder der<br />

Netzknotenpunkte zu verkaufen<br />

17 Weiterführende Informationen: http://www.ppee.cl/


• Faire Bedingungen <strong>für</strong> kleine Energieerzeuger (weniger<br />

als 9 MW Leistung) durch erleichterten Zugang zum<br />

Strommarkt und einen stabilen Verkaufspreis<br />

• Garantierter Zugang <strong>für</strong> kleine Energieerzeuger (weniger<br />

als 9 MW) zu den Verteilungssystemen<br />

• Vollständige oder teilweise Befreiung von Durchleitungsabgaben<br />

im Verbundsnetz <strong>für</strong> nichtkonventionelle<br />

Anlagen mit weniger als 20 MW<br />

4.5. Rahmenbedingungen <strong>für</strong><br />

erneuerbare Energien<br />

Strategien und Ziele <strong>für</strong> erneuerbare<br />

Energien<br />

Für die Förderung nichtkonventioneller erneuerbarer<br />

Energien gibt es zwei Handlungsstrategien der Regierung:<br />

Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedingungen<br />

im Strommarkt und die Umsetzung von Finanzinstrumenten,<br />

die unmittelbar Investitionen in nichtkonventionelle<br />

erneuerbare Energien fördern. Die Verbesserung<br />

der rechtlichen Rahmenbedingungen zielt auf die Gleichbehandlung<br />

der erneuerbaren Energien im Strommarkt<br />

unter Berücksichtigung ihrer spezifischen Anforderungen<br />

ab. Der rechtliche Rahmen bleibt ein wichtiges Instrument<br />

zur Förderung der nichtkonventionellen erneuerbaren<br />

Energien. Hierbei nimmt die Verabschiedung<br />

des Erneuerbare-Energien-Gesetzes im April 2008 eine<br />

Schlüsselrolle ein. Die wichtigsten Aspekte des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes<br />

können wie folgt zusammengefasst<br />

werden 18 :<br />

Energieerzeuger (SIC und SING) müssen nachweisen,<br />

dass ein Teil ihrer jährlich vermarkteten Energie aus nichtkonventionellen<br />

erneuerbaren Energien stammt.<br />

• Die Verpflichtung tritt ab 1. Januar 2010 in Kraft.<br />

• Die Verpflichtung gilt <strong>für</strong> 25 Jahre (bis 2035).<br />

• Die Verpflichtung sind <strong>für</strong> alle Lieferverträge zwischen<br />

den freien, d. h. nicht regulierten Kunden und<br />

Vertriebsunternehmen vom 31. August 2007 an bindend.<br />

• Die geforderten jährlichen Prozentsätze staffeln sich<br />

wie folgt:<br />

18 CNE, 2009 d<br />

CHILE | 106<br />

− 2010<strong>–</strong>2014: 5%<br />

− 2015<strong>–</strong>2024: jährliche Steigerung um 0,5 Prozentpunkte<br />

(2015: 5,5%; 2016: 6% usw.)<br />

− Ab 2024: 10%<br />

Um diese Verpflichtungen zu erfüllen, werden bestimmte<br />

Anteile Wasserkraft (bis 40 MW) akzeptiert: bei unter<br />

20 MW wird 100% der Energie berücksichtigt; bei unter<br />

30 MW wird 50% der Energie berücksichtigt. Die<br />

Bestimmungen des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes gelten<br />

nur <strong>für</strong> Projekte, die nach dem 1. Januar 2007 an das<br />

Stromnetz angeschlossen wurden.<br />

Traditionelle Erzeuger können entweder eigene oder beauftragte<br />

Projekte im Bereich nichtkonventioneller erneuerbarer<br />

Energien anrechnen. So schafft das Gesetz einen<br />

echten neuen Markt <strong>für</strong> Strom aus Projekten nichtkonventionell<br />

erzeugter erneuerbarer Energie, da Energieunternehmen<br />

diese Energie benötigen, um ihre Verpflichtungen<br />

zu erfüllen.<br />

Rechtliche Rahmenbedingungen und Förderung<br />

erneuerbarer Energien<br />

Der regulative Rahmen des chilenischen Elektrizitätssektors<br />

unterschied ursprünglich nicht zwischen konventionellen<br />

und nichtkonventionellen erneuerbaren Energien.<br />

Die Änderungen des Stromgesetzes im März 2004 durch<br />

das Gesetz 19 940 brachten eine Reihe von Verbesserungen<br />

<strong>für</strong> die Nutzung erneuerbarer Energien mit sich:<br />

Der Spot-Markt wurde geöffnet und der Netzzugang <strong>für</strong><br />

kleine Kraftwerke wurde ebenfalls gewährleistet (in der<br />

Regel bestimmt durch die Größe der jeweiligen Anlagen).<br />

Darüber hinaus bietet es eine Befreiung von Durchleitungsabgaben<br />

zur Nutzung des Übertragungsnetzes<br />

<strong>für</strong> Anlagen bis 9 MW. Für Anlagen mit einer Leistung<br />

zwischen 9 und 20 MW wird diese Gebührenbefreiung<br />

proportional angepasst und beläuft sich auf 100% <strong>für</strong> Anlagen<br />

mit 9 MW und 0% <strong>für</strong> Anlagen mit 20 MW oder<br />

mehr. Ein 15-MW-Kraftwerk zum Beispiel müsste 55%<br />

der Übertragungsgebühr bezahlen, während ein 9-MW-<br />

Kraftwerk keine Abgaben zu leisten hätte. 19<br />

Das Programm <strong>für</strong> nichtkonventionelle erneuerbare Energien<br />

(CNE/CORFO) wurde geschaffen, um Hindernisse<br />

19 CNE/<strong>GTZ</strong>


<strong>für</strong> die Entwicklung erneuerbarer Energien zu beseitigen,<br />

und fördert Projekte, die auf nichtkonventionellen Technologien<br />

<strong>für</strong> erneuerbare Energien basieren. Das Budget<br />

belief sich auf rund 2 Mio. € im Jahr 2008 und wurde<br />

auf rund 3,5 Mio. € <strong>für</strong> 2009 erhöht. Um weitere neue<br />

Projekte zu fördern, wurde ein Zentrum <strong>für</strong> erneuerbare<br />

Energien (CER) im August 2009 ins Leben gerufen.<br />

Seit 2005 haben die Chilenische Wirtschaftförderungsgesellschaft<br />

(CORFO) und CNE die Verwendung von<br />

nichtkonventionellen erneuerbaren Energien, vor allem<br />

netzgekoppelten Stromerzeugungsprojekten, durch finanzielle<br />

Anreize gefördert. Dies wird durch ein umfangreiches<br />

Programm namens »Todo Chile« erreicht, das die<br />

Entwicklung von Projekten in verschiedenen Sektoren<br />

fördert (siehe CORFO im Kapitel über die Marktteilnehmer).<br />

Eine Liste aller Projekte <strong>für</strong> Investoren aus dem Bereich<br />

erneuerbarer Energien kann von der Webseite von<br />

CORFO abgerufen werden, die <strong>für</strong> Investoren im Bereich<br />

erneuerbare Energie eingerichtet wurde. 20<br />

InvestChile unterstützt auch den Zugang zu Unternehmensnetzwerken<br />

und öffentlichen Dienstleistungen. Auf<br />

diese Weise werden Geschäftspartner und Zulieferer ermittelt,<br />

Treffen mit Vertretern aus Wirtschaft und Politik<br />

organisiert, sowie Besichtigungen von chilenischen Unternehmen<br />

durchgeführt.<br />

Die Kooperation von CORFO und CNE bietet folgende<br />

Anreize:<br />

• Kofinanzierungszuschüsse <strong>für</strong> Investitionsvorstudien<br />

im Bereich netzgekoppelter Projekte in folgendem<br />

Umfang :<br />

• Umweltverträglichkeitsstudien und CDM-Projekte<br />

(siehe Unterkapitel CDM in diesem Bericht)<br />

− Übernahme von bis zu 50% der Studienkosten (maximal<br />

2% der geschätzten Investitionen und nicht<br />

mehr als 60 000 US $)<br />

− Zugang zu Betriebsmitteln (z. B. die Pacht der Flächen<br />

<strong>für</strong> Windenergie-Prospektion)<br />

• Kofinanzierungszuschüsse <strong>für</strong> Investitionsvorstudien<br />

im Bereich erneuerbare Energien in einem fortgeschrittenen<br />

Stadium (also abgeschlossenen technischen und<br />

wirtschaftlichen Machmarkeitsstudien):<br />

CORFO, 2008<br />

CHILE | 107<br />

− Übernahme von bis zu 50% Studienkosten (maximal<br />

5% der geschätzten Investitionen und nicht mehr als<br />

160 000 US $) einschließlich der Basic- und Detail-<br />

Engineering, Studien zu Stromanschlüssen, Umweltverträglichkeitsstudien,<br />

CDM-Dokumentation<br />

etc. (finanziert von der deutschen Kf W 21 und der<br />

chilenischen Regierung).<br />

• Förderung internationaler Tagungen zum Thema erneuerbare<br />

Energien (jährliche Treffen seit 2006) mit<br />

dem Ziel, internationale Partnerschaften aufzubauen<br />

• Langfristige Finanzierungen (80% durch Kf W und<br />

20% durch CORFO): bis zu 15 Mio. US $ in 12 Jahren<br />

• Unterstützung von Projekten im Bereich Übertragunsleitungen,<br />

die den Netzanschluss von Kraftwerken <strong>für</strong><br />

erneuerbare Energien in einer definierten Region erleichtern<br />

sollen; Zuschüsse von bis zu 300 000 US $ /<br />

Jahr <strong>für</strong> maximal 5 Jahre und bis zu 50% der Investitionen<br />

(Kredite im zweiten Halbjahr 2009)<br />

• Programm <strong>für</strong> Investitionen in innovative Techno logien:<br />

− Studien in der Vorinvestitionsphase: bis zu 60% der<br />

Kosten (maximal 30 000 US $)<br />

− Unterstützung <strong>für</strong> den Projektstart: bis zu 30 000<br />

US $ <strong>für</strong> Start-up-Aktivitäten<br />

− Ausbildung: bis zu 50% des jährlichen Gehalts und<br />

maximal 25 000 US $ pro angestelltem Mitarbeiter<br />

− Ausrüstung und Infrastruktur: bis zu 40% der Investitionskosten<br />

<strong>für</strong> Ausrüstung und Infrastruktur,<br />

maximal 2 000 000 US $<br />

− Langfristige Immobilienfinanzierung: bis zu 40%<br />

der langfristigen Finanzierungskosten <strong>für</strong> Immobilien<br />

(5 Jahre), maximal 500 000 US $<br />

− Spezialisierte Mitarbeiterrekrutierung und Ausbildung:<br />

bis zu 50% der fachlichen Ausbildung oder<br />

Einstellungskosten, maximal 100 000 US $.<br />

• Geplante finanzielle Anreize <strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />

− Im letzten Quartal des Jahres 2009 wird von der<br />

deutschen Kreditanstalt <strong>für</strong> Wiederaufbau (Kf W)<br />

und der chilenischen Regierung ein neues Finanzierungsinstrument<br />

aufgelegt. Dieses wird zinsgünstige<br />

Darlehen <strong>für</strong> Investitionen in Projekte der erneuerbare<br />

Energien bereitstellen.<br />

Kf W Development Bank: http://www.kfw-entwicklungsbank.de


TABELLE 7:<br />

INSTALLIERTE KAPAZITÄT NICHTKONVENTIONELLER ERNEUERBARER ENERGIEQUELLEN IN 2008 (IN MW)<br />

Projekt Standort Status<br />

− Im August 2008 kündigte die chilenische Regierung<br />

die Bereitstellung von 400 Mio. US $ in Garantien<br />

<strong>für</strong> Investitionen im Bereich erneuerbare Energien<br />

und Energieeffizienz an. Diese Mittel ergänzen die<br />

zinsgünstigen Darlehen und sind darauf ausgerichtet,<br />

das Risikomanagement während allen Phasen<br />

zu unterstützen: bei der Prüfung, Entwicklung,<br />

und der endgültigen Finanzierung der betreffenden<br />

Aktivitäten. 22<br />

Die genannten Finanzmittel sind derzeit in Planung und<br />

werden voraussichtlich im ersten Halbjahr 2009 zur Verfügung<br />

stehen. Sie unterstützen die Entwicklung von Projekten<br />

im Bereich erneuerbare Energien und ergänzen damit<br />

das neue Gesetz zur Förderung erneuerbarer Energien<br />

vom vergangenen April. Sie stärken auch die Initiativen<br />

der CNE und CORFO aus dem Jahre 2005 und schaffen<br />

die Voraussetzungen <strong>für</strong> die Ausweitung der NCRE-<br />

Projekte, um so das vom Präsidenten gesteckte Ziel (mehr<br />

Leistung aus NCRE-basierenden Anlagen) zu erfüllen.<br />

TABELLE 8:<br />

BIS ENDE 2008 IN BETRIEB GENOMMENE WINDPARKS<br />

CORFO, 2009<br />

CHILE | 108<br />

Clean Development Mechanism<br />

Derzeit gibt es insgesamt 69 geplante CDM-Projekte, 34<br />

davon sind bereits zugelassen, 33 befinden sich im Zulassungsverfahren,<br />

eines soll überarbeitet werden und <strong>für</strong><br />

eines wurde eine Nachbesserung angefordert. 54 Projekte<br />

haben mit erneuerbaren Energien zu tun. Chile betreut<br />

8,6% aller CDM-Projekte in Lateinamerika und belegt<br />

nach Brasilien und Mexiko den dritten Platz.<br />

Tabelle 7 führt die Einzelheiten der vier Windprojekte in<br />

Chile auf.<br />

CNE und CONAMA haben gemeinsam mit der <strong>GTZ</strong><br />

einen CDM-Leitfaden <strong>für</strong> Projekte im Energiebereich in<br />

Chile entwickelt. Der Leitfaden stellt hauptsächlich die<br />

Abläufe und Akteure vor und bietet detaillierte Informationen<br />

zum chilenischen CDM-Markt .23<br />

Eine Finanzierung von CDM-Studien ist über das Invest-<br />

Chile-Programm möglich.<br />

Windpark Leistung Ort Jahr Betreiber<br />

Alto Baguales 2 MW Region XI 2001 Edelaysen<br />

Canela 18.2 MW Region IV 2007 Endesa Chile<br />

Quelle: WWEA<br />

Annual Savings<br />

(ktCO ² )<br />

IRR*<br />

Jahr der<br />

Registrierung<br />

Canela (18.15MW) Region IV Registriert 27 n/a 2009<br />

CrisToro - Lebu (9MW) Region VIII Im Zulassungsverfahren 11 n/a Nicht reg.<br />

Monte Redondo<br />

(38MW)<br />

Region IV Im Zulassungsverfahren 68 1.63% Nicht reg.<br />

Totoral (46MW) Region IV Im Zulassungsverfahren 75 4.82% Nicht reg.<br />

Quelle: CNE 2009c<br />

23 Dieses Material kann unter folgender Adresse heruntergeladen werden:<br />

http://www.cne.cl/cnewww/opencms/05_Public_Estudios/publicaciones.html<br />

(Spanisch)


CHILE | 109<br />

TABELLE 9:<br />

STATUS VON STUDIEN ZU UMWELTFOLGEN<br />

Region Windpark Leistung (MW) Betreiber Status<br />

Granja Eólica Calama 250 Codelco Chile, División Codelco Norte In Prüfung<br />

Proyecto Parque Eólico Valle de<br />

los Vientos<br />

99 Parque Eólico Valle De Los Vientos S.A. In Prüfung<br />

II Proyecto Eólico Quillagua de 100<br />

MW<br />

100 Ingeniería Seawind Sudamérica Ltda. Bewilligt<br />

»PROYECTO PARQUE EÓLICO<br />

MINERA GABY«<br />

40 Ingeniería Seawind Sudamérica Ltda. Bewilligt<br />

Proyecto Parque Eólico Hacienda<br />

Quijote<br />

26 Ingeniería Seawind Sudamérica Ltda. Bewilligt<br />

Parque Eólico Punta Palmeras 103.5 ACCIONA ENERGIA CHILE S.A. In Prüfung<br />

D.I.A. Parque Eólico La Gorgonia 76 Eolic Partners Chile S.A. Bewilligt<br />

DIA PARQUE EOLICO EL PACIFICO 72 Eolic Partners Chile S.A. Bewilligt<br />

Parque Eólico La Cachina Ener-Renova In Prüfung<br />

DIA MODIFICACIONES PARQUE<br />

EOLICO TOTORAL<br />

46 Norvind S.A. Bewilligt<br />

Parque Eólico Talinay 500 Eólica Talinay S. A. Bewilligt<br />

IV<br />

Proyecto Ampliación y Modificación<br />

Parque Eólico Punta<br />

Colorada<br />

20 Barrick Chile Generación S.A. Bewilligt<br />

Parque Eólico Canela II 69 Central Eólica Canela S.A. Bewilligt<br />

Parque Eolico Totoral<br />

Norvind S.A. Transmisión, Generación y<br />

Distribución de Energía Eléctrica<br />

Bewilligt<br />

Proyecto Parque Eólico Monte<br />

Redondo<br />

Ingeniería Seawind Sudamérica Ltda. Bewilligt<br />

Parque eolico Punta Colorada 20 Laura Emery Emery Bewilligt<br />

Aumento de Potencia Parque<br />

Eólico Canela<br />

18 Central Eólica Canela S.A. Bewilligt<br />

Parque Eólico Canela 9.9 Central Eólica Canela S.A. Bewilligt<br />

V<br />

VIII<br />

XI<br />

Parque Eólico Las Dichas Ener-Renova In Prüfung<br />

Parque Eólico Laguna Verde 24 Inversiones EW Limitada In Prüfung<br />

Generadora Eólica Punta Curaumilla<br />

9 Handels und Finanz AG Chile S.A. In Prüfung<br />

PARQUE EÓLICO ARAUCO 100 Element Power Chile S.A. In Prüfung<br />

Parque Eólico Lebu Sur 108 Inversiones BOSQUEMAR Ltda In Prüfung<br />

Ampliación Parque Eólico Lebu<br />

Parque Eólico Lebu<br />

Cristalerías Toro S.A.I.C. Bewilligt<br />

Parque Eólico Chome Ingeniería Seawind Sudamérica Ltda. Bewilligt<br />

Parque Eólicos Altos de Hualpén Bewilligt<br />

Aumento Potencia Central Eólica<br />

Alto Baguales<br />

Quelle: CONAMA, SEIA<br />

Empresa Eléctrica de Aysén S.A. Bewilligt


Aktivitäten Internationaler Geber<br />

<strong>GTZ</strong><br />

Die <strong>GTZ</strong> führt in Chile drei große Projekte im Energiebereich<br />

durch: Zwei der Projekte (zum Thema erneuerbare<br />

Energien und Förderung der Energieeffizienz) werden<br />

vom deutschen Bundesministerium <strong>für</strong> wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziert,<br />

während das Projekt zum Thema «Öffentliche Liegenschaften<br />

<strong>für</strong> Projekte mit netzgebundenen Anlagen im<br />

Bereich erneuerbare Energie« im Rahmen der Internationalen<br />

Klimainitiative des Bundesministeriums <strong>für</strong><br />

Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU)<br />

durchgeführt wird. In allen drei Fällen ist der politische<br />

Gegenpart der <strong>GTZ</strong> Chiles Nationale Energiekommission<br />

(Comisión Nacional de Energía); das Energieeffizienzprojekt<br />

wird vom Nationalen Energieeffizienzprogramm<br />

des CNE (Programa País de Eficiencia Energética<br />

PPEE) durchgeführt.<br />

Das Projekt zum Thema erneuerbare Energien hat das<br />

Ziel, den Anteil von Anlagen mit erneuerbarer Energie<br />

an der Leistung der Verbundnetze zu steigern. Das Projekt<br />

bietet der chilenischen Regierung technische Assistenz<br />

und Beratung und schafft damit günstige Bedingungen<br />

<strong>für</strong> die Stromerzeugung aus nichtkonventionellen erneuerbaren<br />

Energiequellen. Dies schließt die Unterstützung<br />

von Richtlinien und Bestimmungen, die Einbindung von<br />

NCRE in den Strommarkt, die Einschätzung von NCRE-<br />

Potenzialen und die Förderung des Aufbaus von Kapazitäten<br />

(capacity building) ein.<br />

Das Projekt zum Thema Energieeffizienz konzentriert<br />

sich auf die Förderung von Energieeffizienz im Baugewerbe<br />

und in der Industrie. Das Projekt hat das Ziel,<br />

durch die Unterstützung der zentralen Aktivitäten der<br />

PPEE die technischen und institutionellen Kompetenzen<br />

und Kapazitäten privater und öffentlicher Akteure<br />

bei der Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen zu<br />

verbessern.<br />

CHILE 110<br />

Ziel des Projekts »Öffentliche Liegenschaften <strong>für</strong> Projekte<br />

mit netzgebundenen Anlagen im Bereich erneuerbare<br />

Energie« ist es, Grundstücke im Norden Chiles, die<br />

sich in staatlichem Besitz befinden, zu identifizieren und<br />

zu evaluieren, um netzgebundene NCRE-Projekte (insbesondere<br />

im Bereich Wind- und Solarenergie) umsetzen<br />

zu können. Diese Grundstücke werden dann zur weiteren<br />

Nutzung an den Privatsektor vermittelt.<br />

Kf W<br />

Die deutsche Kreditanstalt <strong>für</strong> Wiederaufbau (KFW)<br />

refinanziert mit einem Gesamtbeitrag von 80 Mio. Euro<br />

Niedrigzins-Rahmenkredite <strong>für</strong> Investitionen im Bereich<br />

erneuerbare Energien und Energieeffizienz, welche von<br />

der Chilenischen Agentur <strong>für</strong> Wirtschaftsentwicklung<br />

(CORFO) <strong>für</strong> Privatinvestoren angeboten werden. Diese<br />

Kredite werden durch Subventionen <strong>für</strong> Machbarkeitsstudien<br />

<strong>–</strong> hauptsächlich <strong>für</strong> Windenergie-, Biomasse- und<br />

Biogasprojekte <strong>–</strong> ergänzt. Zudem finanziert die Kf W ein<br />

Projekt, das von der Nationalen Agentur <strong>für</strong> Geologie<br />

und Minen (SERNAGEOMIN) durchgeführt wird und<br />

auf die Identifizierung geothermischen Potentials und<br />

den Aufbau geothermischer Fachkompetenzen im Land<br />

abzielt.<br />

UNDP-GEF<br />

Das Projekt »Beseitigung von Hindernissen <strong>für</strong> die<br />

Elektrifizierung ländlicher Gebiete durch erneuerbare<br />

Energien« (Nummer CHI/00/G32) hilft dabei, existierende<br />

Barrieren <strong>für</strong> die Nutzung nichtkonventioneller<br />

erneuerbarer Energien (NCRE) im Rahmen des PER zu<br />

beseitigen. In diesem Zusammenhang wird eine Reihe<br />

von Aktivitäten entwickelt, die auf die Reduzierung von<br />

Treibhausgasemissionen durch Energiequellen auf dem<br />

Land und die Verbesserung der Lebensbedingungen in<br />

ländlichen Gemeinden abzielen.


Windenergiepotentiale<br />

Chile hat günstige Bedingungen zur Entwicklung von<br />

Windenergie, besonders in den Küstenbereichen und<br />

in einigen Tälern im Landesinneren. In den nördlichen<br />

Wüsten werden durchschnittliche Windgeschwindigkeiten<br />

von ungefähr 8 m/s erreicht (gemessen in 50 m<br />

Höhe). In einigen Teilen der zentralen und südlichen Regionen<br />

herrschen ähnliche Windverhältnisse. Bislang sind<br />

die meisten Windparks dort geplant.<br />

Eine detaillierte Erkundung der Potentiale <strong>für</strong> erneuerbare<br />

Energien in Chile ist noch nicht abgeschlossen.<br />

Wenn nur die durch die CNE identifizierten Regionen<br />

berücksichtigt werden, beträgt die technisch und ökonomisch<br />

durchführbare Leistung im Land ungefähr<br />

6 000 MW 24 .<br />

In der SIC wurden mindestens drei geeignete Zonen ausfindig<br />

gemacht 25 :<br />

− Küstenregion von Coquimbo im Süden Tongoys<br />

(2 800 MW).<br />

− Südküste der Region Atacama (1 650 MW).<br />

− Südküste von Concepción (noch keine genauen<br />

Werte verfügbar)<br />

In der Sing-Region ergeben vorläufige Ergebnisse ein Gebiet<br />

von 42 km² mit einem Potential von 600 MW, weitere<br />

Studien werden im Laufe des Jahres 2009 durchgeführt.<br />

Die <strong>GTZ</strong> unterstützt eine Windmesskampagne auf<br />

öffentlichem Boden im Norden Chiles 26 . Die Ergebnisse<br />

werden auf einer öffentlich zugänglichen Online-Plattform<br />

veröffentlicht, auf der Informationen über Windgeschwindigkeiten<br />

und Sonneneinstrahlung in spezifischen<br />

Regionen abgerufen werden können 27 , z. B. in Form von<br />

<strong>hoch</strong>auflösenden Windkarten, Windkarten zur Nutzung<br />

mit Google Earth 28 und detaillierten Berichten, die<br />

Windgeschwindigkeiten, tägliche Windzyklen und die<br />

Verteilung der Windrichtungen auflisten 29 .<br />

Im Rahmen des Programms zur Elektrifizierung ländlicher<br />

Gebiete werden zudem Windmessungen in nahezu<br />

allen Regionen des Landes durchgeführt. Auf der Web-<br />

CNE, 2009d<br />

CNE, 2009e<br />

26 Projekt <strong>für</strong> das BMU: Öffentliche Grundstücke <strong>für</strong> netzverbundene Erneuerbare-Energien-Projekte<br />

27 CNE 2009e<br />

28 Google Earth: kostenlose Software verfügbar unter http://earth.google.com/.<br />

29 Diese Informationen können unter folgender Webseite abgerufen werden:<br />

http://condor.dgf.uchile.cl/ViewerV2/Energia-Renovable/<br />

CHILE | 111<br />

seite des Programms sind mehrere Berichte mit Informationen<br />

zu Windgeschwindigkeiten in verschiedenen<br />

Regionen verfügbar.<br />

Rahmenbedingungen <strong>für</strong> Windenergie<br />

Die Entwicklung von Windenergieprojekten wird durch<br />

politische Programme und Instrumente <strong>für</strong> erneuerbare<br />

Energien unterstützt (Details dazu im vorangegangenen<br />

Kapitel). Windenergie wird vom Gesetz als nichtkonventionelle<br />

Energiequelle eingestuft, es existieren keine speziellen<br />

Programme oder Richtlinien, die sich ausschließlich<br />

auf Windenergie beziehen.<br />

Um die Entwicklung von netzgebundenen Windparks zu<br />

unterstützen, hat die CNE in Zusammenarbeit mit der<br />

<strong>GTZ</strong> und CONAMA ein Handbuch zur Abschätzung<br />

der Umweltfolgen von Windenergieprojekten in Chile<br />

veröffentlicht. Dem Gesetz 19 300 von 1994 zufolge<br />

müssen Windparks mit einer Leistung über 3 MW eine<br />

Erklärung zu ihren voraussichtlichen Umweltauswirkungen<br />

einreichen. Wenn ein Windpark eine Leistung von<br />

weniger als 3 MW hat, aber in einem Naturreservat oder<br />

geschützten Gebiet liegt, muss es Teil des SEIA werden.<br />

Neben Kraftwerken müssen auch Hochspannungsleitungen<br />

und Schaltanlagen mit einer Spannung von mehr als<br />

23 kV eine Umweltfolgenabschätzung durchlaufen. Das<br />

Handbuch beschreibt das Verfahren zum Erhalt einer<br />

Umweltlizenz und kann unter der CNE-Webseite heruntergeladen<br />

werden 30.<br />

1.6. Market Potential for Wind Energy<br />

Windenergiepotentiale<br />

Chile hat günstige Bedingungen zur Entwicklung von<br />

Windenergie, besonders in den Küstenbereichen und<br />

in einigen Tälern im Landesinneren. In den nördlichen<br />

Wüsten werden durchschnittliche Windgeschwindigkeiten<br />

von ungefähr 8 m/s erreicht (gemessen in 50 m<br />

Höhe). In einigen Teilen der zentralen und südlichen Regionen<br />

herrschen ähnliche Windverhältnisse. Bislang sind<br />

die meisten Windparks dort geplant.<br />

30 Das EIA Handbuch <strong>für</strong> Windenergieprojekte kann unter http://www.cne.cl/<br />

cnewww/opencms/05_Public_Estudios/publicaciones.html abgerufen werden.


Eine detaillierte Erkundung der Potentiale <strong>für</strong> erneuerbare<br />

Energien in Chile ist noch nicht abgeschlossen.<br />

Wenn nur die durch die CNE identifizierten Regionen<br />

berücksichtigt werden, beträgt die technisch und ökonomisch<br />

durchführbare Leistung im Land ungefähr<br />

6 000 MW 31 .<br />

In der SIC wurden mindestens drei geeignete Zonen ausfindig<br />

gemacht 32 :<br />

− Küstenregion von Coquimbo im Süden Tongoys<br />

(2 800 MW).<br />

− Südküste der Region Atacama (1 650 MW).<br />

− Südküste von Concepción (noch keine genauen<br />

Werte verfügbar)<br />

In der Sing-Region ergeben vorläufige Ergebnisse ein Gebiet<br />

von 42 km² mit einem Potential von 600 MW, weitere<br />

Studien werden im Laufe des Jahres 2009 durchgeführt.<br />

Die <strong>GTZ</strong> unterstützt eine Windmesskampagne auf<br />

öffentlichem Boden im Norden Chiles 33. Die Ergebnisse<br />

werden auf einer öffentlich zugänglichen Online-Plattform<br />

veröffentlicht, auf der Informationen über Windgeschwindigkeiten<br />

und Sonneneinstrahlung in spezifischen<br />

Regionen abgerufen werden können 34, z. B. in Form von<br />

<strong>hoch</strong>auflösenden Windkarten, Windkarten zur Nutzung<br />

mit Google Earth 35 und detaillierten Berichten, die<br />

Windgeschwindigkeiten, tägliche Windzyklen und die<br />

Verteilung der Windrichtungen auflisten. 36<br />

Im Rahmen des Programms zur Elektrifizierung ländlicher<br />

Gebiete werden zudem Windmessungen in nahezu allen<br />

Regionen des Landes durchgeführt. Auf der Webseite des<br />

Programms sind mehrere Berichte mit Informationen zu<br />

Windgeschwindigkeiten in verschiedenen Regionen verfügbar.<br />

Rahmenbedingungen <strong>für</strong> Windenergie<br />

Die Entwicklung von Windenergieprojekten wird durch<br />

politische Programme und Instrumente <strong>für</strong> erneuerbare<br />

Energien unterstützt (Details dazu im vorangegangenen<br />

Kapitel). Windenergie wird vom Gesetz als nichtkonventionelle<br />

Energiequelle eingestuft, es existieren keine speziellen<br />

Programme oder Richtlinien, die sich ausschließlich<br />

auf Windenergie beziehen.<br />

CNE, 2009d<br />

32 CNE, 2009e<br />

33 Projekt <strong>für</strong> das BMU: Öffentliche Grundstücke <strong>für</strong> netzverbundene Erneuerbare-Energien-Projekte<br />

34 CNE 2009e<br />

35 Google Earth: kostenlose Software verfügbar unter http://earth.google.com/.<br />

36 Diese Informationen können unter folgender Webseite abgerufen werden:<br />

http://condor.dgf.uchile.cl/ViewerV2/Energia-Renovable/<br />

CHILE | 112<br />

Um die Entwicklung von netzgebundenen Windparks zu<br />

unterstützen, hat die CNE in Zusammenarbeit mit der<br />

<strong>GTZ</strong> und CONAMA ein Handbuch zur Abschätzung<br />

der Umweltfolgen von Windenergieprojekten in Chile<br />

veröffentlicht. Dem Gesetz 19 300 von 1994 zufolge<br />

müssen Windparks mit einer Leistung über 3 MW eine<br />

Erklärung zu ihren voraussichtlichen Umweltauswirkungen<br />

einreichen. Wenn ein Windpark eine Leistung von<br />

weniger als 3 MW hat, aber in einem Naturreservat oder<br />

geschützten Gebiet liegt, muss es Teil des SEIA werden.<br />

Neben Kraftwerken müssen auch Hochspannungsleitungen<br />

und Schaltanlagen mit einer Spannung von mehr als<br />

23 kV eine Umweltfolgenabschätzung durchlaufen. Das<br />

Handbuch beschreibt das Verfahren zum Erhalt einer<br />

Umweltlizenz und kann unter der CNE-Webseite heruntergeladen<br />

werden 37 .<br />

Derzeitige Nutzung von Windenergie und<br />

geplante Projekte<br />

Die Entwicklung von Windparks im Land befindet sich<br />

noch im Anfangsstadium. Bis Ende 2008 waren zwei<br />

Windparks mit einer Gesamtkapazität von 20 MW betriebsbereit<br />

(in Besitz von Endesa Chile und Edelaysen).<br />

Bis Ende 2009 kommen weitere 200 MW hinzu. Eines<br />

der größten Projekte ist eine Anlage von Endesa mit einer<br />

Leistung von 69 MW.<br />

Tabelle 9 gibt einen Überblick über alle Windprojekte in<br />

Chile, <strong>für</strong> die eine Umweltlizenz beantragt worden ist inklusive<br />

derer, die bereits eine Erlaubnis erteilt bekommen<br />

haben.<br />

Diese Liste zeigt das stark wachsende Interesse an dieser<br />

Technologie und veranschaulicht, dass der Markt expandiert.<br />

CORFO zufolge waren bis Mitte 2009 46 Projekte<br />

in Planung (1 565 MW) und weitere 130 MW befanden<br />

sich in der Bauphase, was auch die oben aufgelisteten Projekte<br />

mit einschließt.<br />

37 Das EIA Handbuch <strong>für</strong> Windenergieprojekte kann unter http://www.cne.cl/<br />

cnewww/opencms/05_Public_Estudios/publicaciones.html abgerufen werden.


Geschäftsklima<br />

Es gibt nach wie vor keinen größeren Hersteller von<br />

Anlagenkomponenten im Land, aber die besonderen<br />

Windenergiepotentiale ziehen große internationale Projektentwickler<br />

und Investoren an. Enel Green Power, vertreten<br />

durch seine Tochtergesellschaft Enel Latin America<br />

(Chile), unterzeichnete eine Vereinbarung mit SoWiTec-<br />

International GmbH über die Entwicklung von sieben<br />

Windenergieprojekten mit einer Gesamtleistung von<br />

850 MW. Endesa Eco hat bereits einen Windpark in der<br />

Region Canela in Auftrag gegeben, der ungefähr 300 km<br />

nördlich von Santiago liegt. Ein zweiter Windpark, Canela<br />

II, wird derzeit gebaut. In derselben Region stellt die<br />

Firma Norvind S. A., ein Joint Venture von SN Power,<br />

23 Windkraftanlgen mit jeweils 2 MW <strong>für</strong> den Windpark<br />

Totoral auf. In Monte Redondo ist der Baubeginn<br />

eines 38 MW Windparks der Firma Suez Energy Andino<br />

<strong>für</strong> November 2009 geplant. Weitere Informationen zur<br />

Branche inklusive eines Investionsleitfadens können von<br />

der Webseite von InvestChile abgerufen werden. 38<br />

http://condor.dgf.uchile.cl/ViewerV2/EnergiaRenovable/<br />

CHILE | 113


1.7. Adressen und Kontaktdaten<br />

Centro de Despacho Económico de Carga del<br />

SING <strong>–</strong> CDEC-SING<br />

(Zentrum <strong>für</strong> ökonomische Lastverteilung, Verbund-<br />

system Norte Grande)<br />

General Lagos 0377 Playa Blanca<br />

Antofagasta<br />

Tel.: +56 (55) 247 474<br />

Fax: +56 (55) 246 129<br />

www.cdec-sing.cl<br />

Centro de Despacho Económico de Carga del Sistema<br />

Interconectado Central <strong>–</strong> CDEC-SIC<br />

(Zentrum <strong>für</strong> ökonomische Lastverteilung,<br />

zentrales Verbundsystem)<br />

Teatinos 280<br />

Santiago de Chile<br />

Tel.: +56 (2) 42 46 300<br />

Fax: +56 (2) 42 46 301<br />

www.cdec-sic.cl<br />

Comisión Nacional de Energía - CNE<br />

(Nationale Energiekommission)<br />

1449, Pisos 13 y 14. Edificio Santiago Downtown II<br />

Santiago - Chile<br />

Phone: +56 (2) 365 6800<br />

E-mail: info@cne.cl<br />

www.cne.cl<br />

Comisión Nacional del Medio Ambiente <strong>–</strong> CONAMA<br />

(Nationale Umweltkommission)<br />

Obispo Doloso 6 <strong>–</strong> Providencia<br />

Santiago de Chile<br />

Tel.: +56 (2) 240 56 00<br />

Fax: +56 (2) 244 12 62<br />

E-mail: informaciones@conama.cl<br />

www.conama.cl<br />

CHILE | 114<br />

Chilean Economic Development Agency <strong>–</strong> CORFO<br />

(Chilenische Agentur <strong>für</strong> Wirtschaftsentwicklung)<br />

Daniel Díaz - Investment Executive Renewable Energy<br />

and CDM<br />

Tel.: +56 (2) 631 8730<br />

www.todochile.cl<br />

Botschaft der Republik Chile in Deutschland<br />

Mohrenstr. 42<br />

D-10117 Berlin<br />

Tel.: +49 (30) 726 203600<br />

Fax: +49 (30) 726 203-603<br />

E-mail: embachilealemania@echileberlin.de<br />

www.embajadaconsuladoschile.de<br />

Empresas Eléctricas A.G.<br />

(Association of electricity distribution and transmission<br />

companies)<br />

Av. El Bosque Norte 0177, oficina 904<br />

Las Condes <strong>–</strong> Santiago<br />

Tel.: +56 (2) 332 03 16<br />

Fax: +56 (2) 231 09 13<br />

www.electricas.cl<br />

Cámara Chileno-Alemana de Comercio e Industria<br />

(Deutsch-Chilenische Industrie- und Handelskammer)<br />

Av. El Bosque Norte 0440 of. 601<br />

Santiago de Chile 6760235<br />

Tel.: +56 (2) 203 53 20<br />

Fax: +56 (2) 203 53 25<br />

E-mail: chileinfo@camchal.cl<br />

http://chile.ahk.de/<br />

Deutsche Botschaft in Chile<br />

Las Hualtatas 5677<br />

Vitacura Santiago de Chile<br />

Tel.: +56 (2) 463 25 00<br />

Fax: +56 (2) 463 25 25<br />

E-mail: central@embajadadealemania.cl<br />

www.santiago.diplo.de


<strong>GTZ</strong> Büro in Santiago de Chile<br />

Federico Froebel 1776<br />

Providencia-Santiago<br />

Chile<br />

Tel.: +56 2 7193900<br />

E-mail: trudy.koenemund@gtz.de<br />

www.gtz.de<br />

Superintendencia de Electricidad y Combustibles <strong>–</strong> SEC<br />

(Aufsicht <strong>für</strong> Elektrizität und Kraftstoffe)<br />

Amunátegui 58<br />

Santiago de Chile<br />

Tel.: +56 (2) 54 96 000<br />

www.sec.cl<br />

4.8. <br />

Bundesbank, Devisenkurse<br />

(http://www.bundesbank.de/statistik/statistik_zeitreihen.php?lang=de&open=devisen&func=list&tr=<br />

www_s332_b01012_1), Gesichtet: im August 2009.<br />

CIA, World Factbook <strong>–</strong> Chile<br />

(https://www.cia.gov/library/publications/the-worldfactbook/geos/ci.html<br />

), Gesichtet: im August 2009.<br />

CONAMA, SEIA (Environmental Impact Assessment<br />

System)<br />

(https://www.e-seia.cl/ ), Gesichtet: im September<br />

2009.<br />

CNE (a) (National Energy Commission), Anuario<br />

Estadístico de Energia 1990 <strong>–</strong> 2007 (Energy Statistics<br />

Yearbook)<br />

(http://anuario.cne.cl/anuario/electricidad/presentacion.html<br />

), Gesichtet: im August 2009.<br />

CNE (b), BNE 2007 (National Energy Balance 2007)<br />

(http://www.cne.cl/cnewww/opencms/06_Estadisticas/Balances_Energ.html),<br />

Gesichtet: im August 2009.<br />

CHILE | 115<br />

CNE (c), Estadísticas Electricidad 2008<br />

(http://www.cne.cl/cnewww/opencms/06_Estadisticas/energia/Electricidad.html),<br />

Gesichtet: im August<br />

2009.<br />

CNE (d), Christian Santana O., Estrategias y Perspectivas<br />

para el Desarrollo de las ERNC en Chile, Juli 2009<br />

(http://www.gtz.de/de/dokumente/3_Christian_Santana_CNE.pdf<br />

), Gesichtet: im August 2009.<br />

CNE (e), Explorador de Energia Eólica y Solar<br />

(http://condor.dgf.uchile.cl/ViewerV2/EnergiaRenovable/<br />

), Gesichtet: im August 2009.<br />

CNE(f ), Electricity Tariffs<br />

(http://www.cne.cl/cnewww/opencms/06_Estadisticas/energia/Electricidad.html),<br />

Gesichtet: im September<br />

2009.<br />

CNE(g), Política Energética: Nuevos Lineamientos<br />

(Energy Policy: New Outlines), 2008,<br />

(http://www.cne.cl/cnewww/export/sites/default/12_<br />

Utiles/banners/politica_energetica.pdf ), Gesichtet: im<br />

August 2009.<br />

CNE/<strong>GTZ</strong>, Energías Renovables No Convencionales<br />

en el Mercado Eléctrico Chileno, 2009,<br />

(http://www2.gtz.de/dokumente/bib/gtz2009-0276esmercado-electrico-chileno.pdf<br />

), Gesichtet: im Oktober<br />

2009.<br />

CNE/<strong>GTZ</strong>, Guia para evaluacion de impactos ambientales:<br />

Proyectos eolicos<br />

(http://www.gtz.de/en/dokumente/sp-EIA-proyectoseolicos.pdf<br />

)<br />

CNE/<strong>GTZ</strong>/CONAMA, Guía del Mecanismo de<br />

Desarrollo Limpio para Proyectos del Sector Energía<br />

en Chile. Segunda edición, Santiago de Chile, Oktober<br />

2007<br />

(http://www.cne.cl/cnewww/opencms/05_Public_<br />

Estudios/publicaciones.html)


CORFO, Renewables and CDM in Chile <strong>–</strong> Project<br />

Directory 2008<br />

(http://www.todochile.cl/opportunities/renewable_<br />

energy/renewable_energy ), Gesichtet: im September<br />

2009.<br />

CEDEC SIC (System Operator), Eduardo Ricke,<br />

Integración de Energías Renovables al SIC Visión del<br />

Operador del Sistema, Juli 2009<br />

(http://www.gtz.de/de/dokumente/13_Eduardo_Ricke_CDEC-SIC.pdf<br />

), Gesichtet: im August 2009.<br />

ECLAC, Statistical Yearbook for Latin America and<br />

Caribbean 2008<br />

(http://www.eclac.cl/cgi-bin/getProd.asp?xml=/publicaciones/xml/7/35327/P35327.xml&xsl=/deype/<br />

tpl/p9f.xsl&base=/tpl/top-bottom.xsl), Gesichtet: im<br />

August 2009.<br />

Gobierno de Chile, Summary of National Geography<br />

(http://www.gobiernodechile.cl/canal_regional/<br />

geo_nacional_det.asp?id_geo=1), Gesichtet: im August<br />

2009.<br />

IMF (International Monetary Fund), World Economic<br />

Outlook Database, Oktober 2008, (http://www.imf.<br />

org/external/pubs/ft/weo/2008/02/weodata/weoselgr.<br />

aspx ), Gesichtet: im August 2009.<br />

INE (National Statistics Institute), Tasa de Desocupación<br />

(http://www.ine.cl) , Gesichtet: im August 2009.<br />

Jadresic, A., A case study on subsidizing rural electrifi-<br />

cation in Chile, 2000.<br />

UNDP, Human Development Reports<br />

(http://hdr.undp.org/en/statistics/ ), Gesichtet: im<br />

August 2009.<br />

UNEP Risoe, CDM/JI Pipeline Analysis and Database<br />

1. August 2009 (http://cdmpipeline.org/ ), Gesichtet:<br />

im August 2009.<br />

CHILE | 116<br />

UNFCCC, CDM webpage of the United Nations<br />

Framework Convention on Climate Change<br />

(http://cdm.unfccc.int/index.html ), Gesichtet: im<br />

September 2009.<br />

Universidad de Chile (University of Chile), Diseño<br />

de un Modelo de Proyección de Demanda Energética<br />

Global Nacional de Largo Plazo (Prepared for CNE),<br />

Juni 2008<br />

(http://www.cne.cl/cnewww/export/sites/default/05_<br />

Public_Estudios/descargas/estudios/texto2.pdf ),<br />

Gesichtet: im September 2009.<br />

WWEA (World Wind Energy Association),<br />

Wind Energy International 2009/2010, Country<br />

Report Latin America <strong>–</strong> Chile.


MEXIKO<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

AMDEE Mexikanischer Windenergieverband<br />

ANES Nationaler Verband <strong>für</strong> die Solarenergie<br />

APEC Asiatisch-Pazifische Wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit<br />

BIP Bruttoinlandsprodukt<br />

CDM Clean Development Mechanism<br />

CFE Bundesstromkommission<br />

CONACYT Nationaler Rat <strong>für</strong> Forschung und<br />

Entwicklung<br />

CONEVAL Nationaler Rat <strong>für</strong> Evaluierung und<br />

Entwicklung der Sozialpolitik<br />

CONUEE Nationalbehörde <strong>für</strong> den effizienten<br />

Gebrauch von Energie<br />

CRE Energieregulierungsbehörde<br />

CTF Clean Technology Fund<br />

EE Erneuerbare Energien<br />

GEF Globale Umweltfazilität<br />

<strong>GTZ</strong> Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Technische<br />

Zusammenarbeit<br />

GW Gigawatt<br />

GWh Gigawattstunde<br />

IADB Interamerikanische Entwicklungsbank<br />

IIE Elektrizitätsforschungsinstitut<br />

IPP unabhängige Stromerzeuger<br />

IRR Interner Zinsfuß<br />

IWF Internationaler Währungsfonds<br />

km2 Quadratkilometer<br />

117<br />

kV Kilovolt<br />

kW Kilowatt<br />

LFC Luz y Fuerza del Centro (ehemaliges<br />

staatliches Energieversorgungs-<br />

unternehmen)<br />

m2 Quadratmeter<br />

MW Megawatt<br />

MWh Megawattstunde<br />

NAFTA Nordamerikanisches Freihandels-<br />

abkommen<br />

NREL Nationales Labor <strong>für</strong> erneuerbare<br />

Energien<br />

OECD Organisation <strong>für</strong> wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung<br />

PECC Spezielles Klimawandelprogramm<br />

PERGE Projekt zur Entwicklung von erneuer-<br />

baren Energien im großen Maßstab<br />

PEMEX Petroleos Mexicanos<br />

PJ Petajoule<br />

SEMARNAT Minister <strong>für</strong> Umwelt und natürliche<br />

Ressourcen<br />

SENER Energieminister<br />

SHCP Ministerium <strong>für</strong> Finanzen und öffent-<br />

lichen Kredit<br />

tCO2eq Tonnen CO2-Äquivalent<br />

WB Weltbank<br />

WTO Welthandelsorganisation


MEXIKO<br />

5.1 Einführung<br />

ABBILDUNG 1:<br />

KARTE VON MEXIKO<br />

Quelle: CGIAR 2004<br />

Mexiko (offiziell: Vereinigte Mexikanische Staaten) mit<br />

der Hauptstadt Mexiko-Stadt liegt in Zentralamerika. Im<br />

Norden grenzt es an die Vereinigten Staaten von Amerika,<br />

während es sich im Südosten eine Grenze mit Guatemala<br />

und Belize teilt. Das Land besitzt eine ausgedehnte Küstenlinie<br />

entlang des Golfs von Mexiko und des Pazifischen<br />

Ozeans. Mexiko ist 1 964 375 km 2 groß und liegt in unterschiedlichen<br />

Klimazonen. Aufgrund seiner Ausdehnung<br />

befindet es sich in der tropischen Konvergenzzone. Die<br />

Höhenlage des Landes und die feuchte Meeresluft vom<br />

Golf von Mexiko und dem Pazifik sind allerdings Faktoren,<br />

welche die Temperaturen mindern. Niederschlag tritt<br />

TABLLE 1:<br />

ENTWICKLUNG DES BIP (*PROGNOSE)<br />

118<br />

vor allem zwischen Juni und Oktober auf. Des Weiteren<br />

gibt es extreme Wetterphänomene wie tropische Wirbelstürme,<br />

die zwischen Mai und November auftreten und<br />

sowohl die pazifische wie auch die karibische oder mexikanische<br />

Golfküste treffen können.<br />

Mexiko besitzt die dreizehntgrößte Wirtschaft der Welt<br />

mit einem BIP von rund 740 Mrd. € im Jahr 2008 1 .<br />

Durch den Ölpreisverfall, den Rückgang von Exporten<br />

in die USA (welche 80% des Außenhandels ausmachen)<br />

sowie den Rückgang von Geldverkehr und Tourismus<br />

wurde die mexikanische Wirtschaft von der aktuellen<br />

Wirtschaftskrise hart getroffen. Im Jahr 2010 wird kein<br />

2001 2003 2005 2007 2009*<br />

Bruttoinlandsprodukt,<br />

aktuelles Preisniveau (in Mrd. €)<br />

Bruttoinlandsprodukt pro Kopf,<br />

751 619 682 748 657<br />

aktuelles Preisniveau (in €) 7 585 6 123 6 617 7 109 6 120<br />

Quelle: IWF<br />

1 IWF


positives Wirtschaftswachstum erwartet. Schwankungen<br />

beim BIP in den letzten zehn Jahren (wie in Tabelle 1 dargestellt)<br />

können vor allem durch den Konjunkturverlauf<br />

der USA sowie der Änderungen des Ölpreises und der<br />

Ölproduktion erklärt werden.<br />

Mexiko, die USA und Kanada bilden die im Jahr 1994<br />

gegründete Freihandelszone NAFTA (Nordamerikanisches<br />

Freihandelsabkommen). Allerdings haben nicht<br />

alle Mexikaner von diesem Handelsabkommen profitiert.<br />

Kleinbauern sind von den negativen Auswirkungen am<br />

stärksten betroffen, da sie nicht mit den billigeren Importen<br />

konkurrieren können und gezwungen sind, in städtische<br />

Gebiete oder die USA abzuwandern 2 . Die Armut<br />

steigt nach einer nachhaltigen Periode des Rückganges<br />

(ab 1997) seit 2006 wieder an. Im Jahr 2008 lebten 47,4%<br />

der Bevölkerung unter der Armutsgrenze, während im<br />

Jahr 2006 nur 42,6% verzeichnet wurden. Es ist abzusehen,<br />

dass die Armut in den nächsten Jahren aufgrund der<br />

Wirtschaftskrise noch weiter ansteigen wird 3 .<br />

Felipe Calderón Hinojosa wurde 2006 als mexikanischer<br />

Präsident <strong>für</strong> die Amtszeit von 2006 bis 2012 in einer der<br />

umstrittensten Wahlen in der Geschichte Mexikos gewählt.<br />

Er siegte bei der Wahl gegen Manuel Lopez Obrador,<br />

den Kandidaten des linken Flügels. Einen Rückschlag<br />

erhielt die Partei des Präsidenten PAN (Partei Nationale<br />

Aktion) während der jüngsten Wahlen der Parlaments-<br />

und Regionalregierungen im Juli 2009, die mit herben<br />

Stimmenverlusten verbunden waren. Gewinner dieser<br />

Wahlen war mit der PRI (Partei der Institutionellen<br />

Revolution) eine Partei, die Mexiko zuvor mehr als 70<br />

Jahre mit einer Politik staatlicher Interventionen auf dem<br />

Gebiet der Wirtschaft regiert hat. Mexiko ist Mitglied<br />

mehrerer multilateraler Foren und Organisationen wie<br />

der OECD, der vor kurzem gegründeten G-20 oder der<br />

Organisation Amerikanischer Staaten (OAS). Des Weiteren<br />

ist Mexiko Mitglied bei der WTO und der Asiatisch-<br />

Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (APEC) und unterhält<br />

mehrere Handelsabkommen mit der Europäischen<br />

Union, dem Mercosur und mit den meisten Staaten der<br />

Karibik und Zentralamerikas.<br />

2 Woodrow Centre 2009<br />

3 Coneval 2009<br />

386<br />

4 %<br />

106<br />

1 %<br />

91<br />

1 %<br />

2n745<br />

26 %<br />

73<br />

1 %<br />

345<br />

3 %<br />

230<br />

2 %<br />

MEXIKO | 119<br />

ABBILDUNG 2:<br />

MEXIKO <strong>–</strong> PRIMÄRENERGIEERZEUGUNG 2008 (IN PJ)<br />

Kohle<br />

Ül<br />

Erdgas<br />

Kondensate<br />

Quelle: SENER 2008<br />

6 520<br />

62 %<br />

Nuklear<br />

Wasserkraft<br />

Wind & Geothermie<br />

Biomasse<br />

Gesamte Primärenergieproduktion 2008: 10 496 PJ<br />

ABBILDUNG 3:<br />

MEXIKO <strong>–</strong> ABSOLUTER ENERGIEENDVERBRAUCH 2008 (IN PJ)<br />

1 342<br />

26 %<br />

147<br />

3 %<br />

Erneuerbare / Abfall<br />

Gas<br />

Öl<br />

Energieverbrauch 2008: 5 101 PJ<br />

Quelle: SENER 2008<br />

286<br />

6 %<br />

Kohle<br />

Wasserkraft<br />

901<br />

18 %<br />

2 428<br />

47 %


ABBILDUNG 4:<br />

STROMÜBERTRAGUNGSNETZ VON MEXIKO<br />

Quelle: CIGAR 2004<br />

5.2 Energiemarkt<br />

Übersicht Energiemarkt<br />

In den letzten zehn Jahren waren die Diversifizierung der<br />

Energiequellen und der Rückgang der Ölproduktion die<br />

wichtigsten Entwicklungen im Energiesektor. So kam es<br />

beispielsweise zu einem Anstieg der Nutzung von Erdgas<br />

und zum Bau des ersten groß angelegten Windprojektes.<br />

Der Primärenergieverbrauch Mexikos betrug im Jahre<br />

2008 10 500 PJ. Öl ist <strong>–</strong> trotz der steigenden Bedeutung<br />

von Erdgas, dessen Anteil von 19% in 1998 auf 26% in<br />

2008 angestiegen ist <strong>–</strong> mit 62% (in 2008) nach wie vor<br />

die wichtigste Energiequelle.<br />

Der gesamte Endenergieverbrauch belief sich im Jahr<br />

2008 auf 5 101 PJ. Der Verkehr ist dabei der größte Energieverbraucher<br />

(mit 48% in 2008), gefolgt von der Industrie<br />

(mit 26% im gleichen Jahr). Das Wirtschaftswachstum<br />

führte auch zu einem erhöhten Energieverbrauch.<br />

Im Jahre 2008 importierte Mexiko 1 804 PJ Energie und<br />

zwar hauptsächlich in Form von Benzin, raffinierten Ölprodukten,<br />

Flüssiggas und Kohle. Im gleichen Jahr exportierte<br />

das Land jedoch auch insgesamt 3 759 PJ vor an<br />

MEXIKO | 120<br />

Rohöl (im Vergleich zu 4 226 PJ in 2007). Im Jahr 2008<br />

lag Mexiko auf Platz sieben der ölproduzierenden Länder<br />

weltweit, also einen Platz tiefer als noch 2007.<br />

Das Stromnetz 4<br />

Im Jahr 2007 bestand das nationale Übertragungs- und<br />

Verteilungsnetz aus 96 484 km Leitungen zwischen 69<br />

kV und 400 kV, 376 991 km Stromleitungen zwischen<br />

2,4 kV und 34,5 kV und 239 315 km Niederspannungsleitungen.<br />

Zusätzlich gab es noch 19 031 km erdverlegter<br />

Leitungen. Zwischen 1997 und 2007 ist das nationale<br />

Übertragungs- und Verteilungsnetz um 179 695 km<br />

ausgebaut worden. Nach Angaben der staatlichen Bundesstromkommission<br />

(CFE) sollen in der Zeit von 2009<br />

bis 2018 etwa 20 664 km neue Leitungen (zwischen 69<br />

kV und 400 kV) gebaut werden.<br />

Die Verluste in den Übertragungs- und Verteilungsnetzen<br />

im Jahr 2007 entsprachen 17,4% der öffentlich<br />

bereitgestellten Stromerzeugung. Dazu gehören nichttechnische<br />

Verluste, die hauptsächlich auf kommerzielle<br />

Gründe verschiedener Art zurückgeführt werden können,<br />

insbesondere das Wachstum des nicht registrierten<br />

gewerblichen Sektors, fehlerhafte Abrechnungen und<br />

4 Mexico Electricity Sector Outlook 2008 <strong>–</strong> 2017, SENER 2008


nicht geleistete Zahlungen.<br />

Installierte Leistung<br />

Im Juni 2009 betrug die installierte Leistung in Mexiko<br />

59 604 MW, was einem Anstieg um 132 MW gegenüber<br />

Ende 2008 entsprach. Im Bereich Verteilung stellt die staatliche<br />

Comision Federal de Electricidad (CFE) 58,8% der<br />

gesamten installierten Leistung einschließlich der 2% von<br />

Luz y Fuerza del Centro (LFC), eines anderen staatlichen<br />

Versorgers, der kürzlich mit der CFE fusionierte. Die unab-<br />

TABLE 2:<br />

INSTALLIERTE LEISTUNG 2002<strong>–</strong>2009 (IN MW)<br />

hängigen Stromerzeuger kommen zusammen auf einen Anteil<br />

von 19,2% der installierten Leistung. Selbstversorger<br />

und Anlagen <strong>für</strong> Kraft-Wärme-Kopplung im privaten Sektor<br />

trugen jeweils 6,7% bzw. 4,5% bei, während die installierte<br />

Kapazität <strong>für</strong> den Stromexport 2,2% entsprach. Von<br />

der gesamten installierten Leistung entfallen über 51 146<br />

MW auf öffentliche Betriebe 5 , während die übrigen 8 459<br />

MW von privaten Stromerzeugern stammen.<br />

5 Laut mexikanischer Verfassung und Elektrizitätsgesetz müssen die Erzeugung,<br />

Übertragung, Verteilung und Verkauf von Strom durch staatseigene Betriebe<br />

(wie CFE) erfolgen und werden als öffentliche Dienstleistungen betrachtet.<br />

Stromerzeugung, die durch private Investoren oder Lizenzhalter erfolgt, zählt<br />

nicht zu den öffentlichen Dienstleistungen. Strom aus privaten Kraftwerken<br />

kann von Privatnutzern bezogen werden oder unter speziellen Vereinbarungen<br />

(wie im Abschnitt »Politische Rahmenbedingungen <strong>für</strong> Energie« beschrieben)<br />

an die staatlichen Unternehmen verkauft werden.<br />

MEXIKO | 121<br />

Zwischen 2009 und 2017 wird im Rahmen des Programms<br />

zum Ausbau öffentlicher Dienstleistungen eine zusätzliche<br />

Kapazität von 14 794 MW benötigt, um den erwarteten<br />

Anstieg der Stromnachfrage befriedigen zu können. Davon<br />

sind 3 520 MW bereits installiert oder befinden sich<br />

zurzeit im Bau. Darüber hinaus wird davon ausgegangen,<br />

dass durch Selbstversorger in entlegenen Regionen und<br />

Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung weitere 2 490 MW<br />

installiert werden, die sowohl aus privaten als auch aus<br />

Kategorie/Jahr 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 (June)<br />

Summe CFE + frühere LFC 41 184 44 561 46 551 46 553 48 896 51 029 51 106 51 146<br />

CFE 40 349 43 726 45 687 45 669 47 857 49 854 49 931 49 971<br />

Thermoelektrisch<br />

Unabhängige<br />

26 161 29 421 30 496 30 473 32 645 33 789 33 862 33 862<br />

Erzeuger 3 495 6 755 7265 8 251 10 387 11 457 11 457 11 457<br />

Wasserkraft 9 378 9 378 10 263 10 269 10 285 11 055 11 055 11 095<br />

Kohle 2 600 2 600 2 600 2 600 2 600 2 600 2 600 2 600<br />

Geothermie 843 960 960 960 960 960 965 965<br />

Nuklear 1 365 1 365 1 365 1 365 1 365 1 365 1 365 1 365<br />

Wind 2 2 2 2 2 86 85 85<br />

Frühere LFC 834 834 864 864 1 039 1 174 1 174 1 174<br />

Thermoelektrisch 598 598 598 598 758 886 886 886<br />

Wasserkraft<br />

Summe Inhaber<br />

236 236 266 266 281 288 288 288<br />

mit Zulassung 4 505 6 443 7 009 7 325 7 541 7 978 8 326 8 459<br />

Selbstversorger 2 879 3 135 3 678 3 929 4 109 3 484 3 855 3 981<br />

Kraft-Wärme-Kopplung 1 132 1 423 1 427 1 510 1 563 2 677 2 662 2 669<br />

Andere Anwendungen 559 553 573 556 537 486 478 478<br />

Export 15 1 330 1 330 1 330 1 330 1 330 1 330 1 330<br />

Total<br />

Quelle: SENER 2009<br />

45 689 51 004 53 560 53 859 56 437 59 006 59 432 59 604<br />

staatlichen Projekten stammen.<br />

Stromerzeugung<br />

Im Jahr 2007 wurden insgesamt 263 386 GWh Strom<br />

produziert. Davon stellten die staatlichen Versorgungsbetriebe<br />

60,7%, unabhängige Stromerzeuger 27,6%, Selbstversorger<br />

4,6% und Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung<br />

4,4%; 0,4% wurden <strong>für</strong> den Eigenverbrauch produziert.<br />

Insgesamt wurden 232 552 GWh durch staatliche Be


TABELLE 3:<br />

NATIONALE STROMERZEUGUNG NACH ENERGIEQUELLE, 1997<strong>–</strong>2007 (IN TWH)<br />

triebe erzeugt.<br />

Bei der Bereitstellung öffentlicher Dienste basierten<br />

im Jahr 1997 noch 12,5 % der Stromerzeugung auf der<br />

Verwendung von Erdgas, während zehn Jahre später der<br />

Anteil schon auf 46,7 % angestiegen ist, was einem jährlichen<br />

Anstieg von 18,3 % entspricht. Im Gegensatz dazu<br />

sank der Anteil der Stromerzeug ung auf Ölbasis von 49,9<br />

% auf 20,1 %, was einem durchschnittlichen jährlichen<br />

MEXIKO | 122<br />

1997 1999 2001 2003 2005 2007<br />

Staatliche Betriebe 161 386 180 917 197 106 203 555 218 971 232 552<br />

Thermisch 119 029 132 574 154 371 167 014 173 251 187 437<br />

Hydroelektrisch 26 430 32 713 28 435 19 753 27 611 27 042<br />

Nuklear 10 456 10 002 8 726 10 502 10 805 10 421<br />

Geothermisch 5 466 5 623 5 567 6 282 7 299 7 404<br />

Wind 4 6 7 5 5 248<br />

Import<br />

Betrieb durch private<br />

1,510 659 327 71 87 277<br />

Unternehmen 303 878 1 043 6 528 9 212 10 693<br />

Gesamte Stromerzeugung 163 198 182 454 198 476 210 154 228 270 243 522<br />

Quelle: SENER 2008a<br />

ABBILDUNG 6:<br />

STROMVERBRAUCH NACH SEKTOREN 2007<br />

(IN GWH)<br />

6,809<br />

3 %<br />

7,804<br />

4 %<br />

13,388<br />

7 %<br />

45,835<br />

23 %<br />

Industrie<br />

Wohnsektor<br />

Gewerbe<br />

73<br />

1 %<br />

Quelle: SENER 2007<br />

Landwirtschaft<br />

Dienstleister<br />

Eigenproduktion<br />

106,633<br />

52 %<br />

Rückgang von 5,3 % entspricht.<br />

Der einheimische Stromverbrauch betrug im Jahr 2007<br />

etwa 203 638 GWh. Die restlichen 60 000 GWh verteilen<br />

sich auf Stromverluste (40 504 GWh), Nettoexporte<br />

(1 451 GWh), Eigenverbrauch und Anlagen mit Kraft-<br />

Wärme-Kopplung. Beim Verbrauch nach Wirtschaftssektoren<br />

zählte die Industrie mit mehr als der Hälfte des<br />

Gesamtstromverbrauchs zu den größten Konsumenten,<br />

gefolgt von Privathaushalten mit einem Anteil von rund<br />

25 % (siehe Abbildung 5).<br />

Für die Periode von 2008 bis 2017 wird davon ausgegangen,<br />

dass der Stromverbrauch durch Privathaushalte jährlich<br />

um 3,3% ansteigt und dieser Sektor damit im Jahr<br />

2017 einen Stromverbrauch von 281 500 GWh haben<br />

wird 6 . Damit wird sich der Energieverbrauch von Privathaushalten<br />

im Vergleich zu 1997 (139 000 GWh) bis<br />

2017 mehr als verdoppeln.<br />

Erneuerbare Energien<br />

Schätzungen zufolge gab es in Mexiko im Jahr 2008 eine<br />

installierte photovoltaische Leistung von 18,5 MW, mit<br />

der 8 294 MWh Strom erzeugt wurden. Nahezu alle<br />

Photovoltaikanlagen sind in ländlichen und abgelegenen<br />

Orten angesiedelt. Im Bereich Solarthermie-Technologie<br />

war Mexiko 2008 eines der Top-10-Länder der Welt. Derzeit<br />

produzieren Solarkollektoren mit einer Fläche von<br />

1 Mio. m 2 4,5 PJ Strom pro Jahr. Kleine Wasserkraftwerke<br />

(< 30 MW) befinden sich in privatem wie auch in staat-<br />

6 SENER 2008


lichem Besitz. Private Erzeuger besitzen 22 Kraftwerke<br />

(einschließlich zwei abgeschalteter) mit einer Gesamtleistung<br />

von 83,5 MW. Die CFE betreibt 42 Kraftwerke mit<br />

einer Gesamtleistung von 293,4 MW (einschließlich 11<br />

Kraftwerken der früheren LFC). Nach Angaben der Nationalbehörde<br />

<strong>für</strong> den effizienten Gebrauch von Energie<br />

weisen die kleinen Wasserkraftwerke im Land ein Gesamtpotential<br />

von 3 250 MW auf. Des Weiteren schätzt die<br />

CFE das Potential <strong>für</strong> geothermische Energie in Mexiko<br />

auf 1.395 MW, wobei die aktuelle installierte Gesamtleistung<br />

bei 964,5 MW liegt, die auf vier Kraftwerke verteilt<br />

sind. Das Potential von Biomasse zur Energiegewinnung<br />

liegt in Mexiko im Bereich zwischen 2 635 und 3 771 PJ/<br />

Jahr. Schätzungen zufolge könnte aus Abfallstoffen der<br />

Zuckerproduktion eine Jahresstromproduktion von bis zu<br />

3 000 000 MWh mit Hilfe von Kraft-Wärme-Kopplung<br />

erzeugt werden. Große Wasserkraftwerke (größer als 30<br />

MW) zählen laut Gesetz nicht zu den Anlagen <strong>für</strong> erneuerbare<br />

Energien.<br />

MEXIKO | 123<br />

Strompreise<br />

In Mexiko werden die Strompreise von dem Minister <strong>für</strong><br />

Finanzen und öffentliche Kredite (SHCP) in Absprache<br />

TABELLE 4:<br />

LEISTUNG UND STROMERZEUGUNG AUS NETZGEBUNDENEN ERNEUERBAREN ENERGIEN 2008<br />

Erzeugung % gesamte<br />

Technologie Projektentwickler Leistung [MW] % gesamt [GWh/Jahr] Erzeugung<br />

Windenergie CFE 85 0.15 % 232 0.09 %<br />

Windenergie<br />

Inhaber einer<br />

Zulassung 0 0.00 % 0 0.00 %<br />

Kleine Wasserkraft CFE 293 0.50 % 1 363 0.55 %<br />

Kleine Wasserkraft<br />

Inhaber einer<br />

Zulassung 83 0.14 % 228 0.09 %<br />

Geothermal CFE 965 1.66 % 7 058 2.86 %<br />

Biomasse und Biogas*<br />

Inhaber einer<br />

Zulassung 498 0.86 % 819 0.33 %<br />

Gesamt 1 925 3.31 % 9 699 3.93 %<br />

Quelle: SENER 2009<br />

TABELLE 5:<br />

DURCHSCHNITTLICHE STROMPREISE 2007 NACH VERBRAUCHERN<br />

Privathaushalte<br />

Gewerbe<br />

mit dem Ministerium <strong>für</strong> Energie, dem Wirtschaftsministerium,<br />

den öffentlichen Versorgungsunternehmen und<br />

dem Energiekontrollkomitee festgelegt. Das Tarifsystem<br />

ist stark subventioniert und keiner der Konsumenten in<br />

den unterschiedlichen Segmenten zahlt einen Strompreis,<br />

der die tatsächlichen Stromkosten deckt. Die Konsumentengruppen,<br />

die am stärksten subventioniert werden, sind<br />

Privathaushalte und landwirtschaftliche Konsumenten,<br />

welche im Durchschnitt nur 40% der tatsächlichen Stromkosten<br />

bezahlen, während die Industriekunden 80% der<br />

realen Stromkosten zahlen. Den Durchschnittspreis pro<br />

Dienstleistung<br />

Landwirtschaft<br />

Mittlere<br />

Betriebe<br />

Großindustrie<br />

€/kWh<br />

Quelle: SENER 2008a<br />

0.07 0.16 0.13 0.03 0.08 0.06<br />

Kundengruppe im Jahre 2007 listet Tabelle 5.<br />

Als Folge dieses Tarifsystems wird im Jahr 2008 die Höhe<br />

der staatlichen Subventionen <strong>für</strong> die CFE Kunden mit veranschlagten<br />

5,3 Mrd. €, um 29,4% höher liegen als noch<br />

im Jahr 2007. Die garantierten Zuschüsse <strong>für</strong> frühere LFC


Endkunden werden <strong>für</strong> das Jahr 2008 auf 2,85 Mrd. € geschätzt<br />

und liegen damit 11,5% höher als im Jahr 2007.<br />

Aufgrund der wirtschaftlichen Rezession plant der Finanzminister,<br />

die Strompreise zu erhöhen, um das Haushaltsdefizit<br />

<strong>für</strong> das Jahr 2010 zu verringern. Tatsächlich wurden jedoch<br />

die Preise <strong>für</strong> Industriekunden Anfang 2009 gesenkt.<br />

Liberalisierung<br />

Im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern Lateinamerikas<br />

hält Mexiko an einem staatlichen, zentralisierten und<br />

integrierten System <strong>für</strong> die Stromindustrie fest, obwohl<br />

einige Reformen <strong>–</strong> wie die Einrichtung von Regulierungsbehörden<br />

und die Öffnung des Stromerzeugungsmarktes<br />

<strong>für</strong> private Investitionen <strong>–</strong> durchgeführt wurden. Versuche<br />

früherer Regierungen, die Stromindustrie zu privatisieren<br />

und zu entflechten, lösten starken sozialen und politischen<br />

Widerstand aus. Allerdings erlauben Teilreformen private<br />

Investitionen im Bereich der Stromerzeugung unter folgenden<br />

Voraussetzungen: Kraft-Wärme-Kopplung, Eigenversorgung,<br />

unabhängige Stromerzeugung <strong>für</strong> Kraftwerke mit<br />

einer Leistung von über 30 MW, die ausschließlich Strom<br />

zum Verkauf erzeugen und CFE zur Verfügung stellen, Erzeugung<br />

im kleinen Umfang (unter 30 MW), Exporte und<br />

Importe <strong>für</strong> die Eigenversorgung. Die Reform des Energiesektors<br />

von 2008 hat die verfassungsmäßig festgelegte Rolle<br />

des Staates als alleinige Rechtsinstanz <strong>für</strong> die Stromversorgung<br />

bestätigt.<br />

Ländliche Elektrifizierung<br />

Etwa fünf Millionen Menschen, also rund 5% der mexikanischen<br />

Bevölkerung, haben noch immer keinen Zugang<br />

zum Strom. Diese Menschen leben in 89 000 kleinen Gemeinden,<br />

von denen die meisten weniger als 100 Einwohner<br />

haben. Die wichtigste laufende Aktivität zur Elektrifizierung<br />

ländlicher Betriebe ist das Projekt zur Elektrifizierung<br />

ländlicher Gebiete (in Verbindung mit dem WB-GEF). Es<br />

unterstützt die Implementierung nachhaltiger und netzunabhängiger<br />

Anlagen auf Basis erneuerbarer Energien. Der<br />

Schwerpunkt liegt dabei auf der Entwicklung produktiver<br />

Maßnahmen zur Schaffung von Einkünften sowie sozialen<br />

Diensten, die <strong>für</strong> die wirtschaftliche Entwicklung der armen<br />

Regionen als notwendig erachtet werden. Das Projekt<br />

MEXIKO | 124<br />

startete mit verschiedenne Aktivitäten in den südlichen<br />

Staaten Chiapas, Veracruz, Oaxaca und Guerrero. Ziel dieses<br />

Programms ist es, zwischen 2007 und 2012 rund 2 500<br />

Gemeinden zu erreichen.<br />

5.3 <br />

Secretaría de Energía<br />

SENER <strong>–</strong> Energieministerium<br />

Das Energieministerium hat die Aufgabe, die Energiepolitik<br />

des Landes festzulegen, zu verabschieden und ihre<br />

Durchführung zu überwachen. Die Schwerpunkte dieser<br />

Politik liegen in den Bereichen Energiesicherheit, Energieeinsparung<br />

und Umweltschutz. SENER ist auch <strong>für</strong><br />

die mittel- und langfristige Planung im Energiesektor in<br />

den Bereichen fossile Brennstoffe, Elektrizität, Energieeffizienz<br />

und erneuerbarer Energien im Rahmen der Gewährleistung<br />

der Energiesicherheit zuständig. Als Teil der<br />

2008 durchgeführten Reformen gründete das Energieministerium<br />

den Nationalen Energierat, der die Regierung<br />

bei der Konzeption und Planung ihrer Energiepolitik beratend<br />

unterstützt. Darüber hinaus erleichtert der Nationale<br />

Energierat durch ein eigens eingerichtetes Beratungsforum<br />

die Stakeholder-Beteiligung im Energiesektor. Der<br />

Energierat liefert außerdem den nötigen fachlichen Input<br />

zur jährlichen Aktualisierung der nationalen Energiestrategie.<br />

Neben dem Nationalen Energierat wurden weitere<br />

untergeordnete Beratungsgremien als politische Foren<br />

eingerichtet. Trotz des wachsenden Interesses an umweltverträglichen<br />

Energiequellen seitens des Energieministeriums<br />

liegt der Fokus seiner Aktivitäten weiterhin bei den<br />

Themen Wettbewerbsfähigkeit, Produktivität, sinkende<br />

Ölreserven und dem Betrieb des staatlichen Ölunternehmens<br />

PEMEX. Für 2009 beträgt das Budget von SENER<br />

37,3 Mio. €.<br />

Comisión Reguladora de Energía<strong>–</strong>CRE<br />

CRE <strong>–</strong> Energieregulierungsbehörde<br />

Im Rahmen der Reformen des mexikanischen Energiesektors<br />

wurde die Energieregulierungsbehörde (CRE) eingerichtet.<br />

Der Auftrag der CRE umfasst dabei die Berei-


che Strom und Erdgas. Im Bereich erneuerbare Energien<br />

sind die Hauptaufgaben des CRE in der Regulierung der<br />

Stromerzeugung zu sehen. Des Weiteren soll die CRE in<br />

Absprache mit dem Finanzminister die Vergütungen der<br />

Serviceleistungen von privaten Erzeugern und öffentlichen<br />

Energieversorgern ermitteln. Nach der Energiereform aus<br />

dem Jahr 2008 gehört insbesondere das Aussprechen von<br />

Empfehlungen <strong>für</strong> Bestimmungen zur Regulierung von<br />

Einspeisung und Betrieb zu ihren Kompetenzen. Die Bestimmungen<br />

selbst sind jedoch Sache der Energieversorgungsunternehmen.<br />

Darüber hinaus hat die CRE die Aufgabe,<br />

den Transport und die Verteilung von Biokraftstoffen<br />

über Pipelines zu regulieren. Die Befugnisse der CRE sind<br />

jedoch im Vergleich zu anderen Regulierungsbehörden in<br />

der Region begrenzt, da die Stromtarife der Endkunden<br />

durch das Finanzministerium bestimmt werden. Das Budget<br />

der CRE <strong>für</strong> 2009 beträgt 7,1 Mio. €.<br />

Comisión Nacional para el Uso Eficiente de<br />

la Energía <strong>–</strong> CONUEE (früher CONAE)<br />

CONUEE, die Nationalbehörde <strong>für</strong> die effiziente Nutzung<br />

von Energie, untersteht dem Energieministerium und soll<br />

die Energieeffizienz im Land fördern. CONUEE ist eine<br />

technische Behörde mit dem Fokus auf nachhaltiger Energienutzung.<br />

Ihr Budget <strong>für</strong> 2009 beträgt 3,2 Mio. €.<br />

Instituto de Investigaciones Eléctricas <strong>–</strong> IEE<br />

Das Elektrizitätsforschungsinstitut IEE ist ein staatliches<br />

Unternehmen, das im Bereich Innovation, technische<br />

Entwicklung und angewandte wissenschaftliche<br />

Forschung tätig ist. Zu seinen Aufgaben gehört die Entwicklung<br />

neuer Technologien <strong>für</strong> die Strom- und Erdölindustrie,<br />

die den Energiesektor bei der Erzeugung, Übertragung<br />

und Verteilung von Strom unterstützen und die<br />

Prozessabläufe im Erdölsektor optimieren. Im Bereich erneuerbare<br />

Energien fördert das IEE Geothermie-, Wind-,<br />

Solar- und Biomasseprojekte. 2009 beträgt sein Budget<br />

8,8 Mio. €. Vor kurzem wurde vom IEE ein Regionalzentrum<br />

<strong>für</strong> Windtechnologien (CERTE) eingerichtet, um<br />

gezielte Forschung im Bereich der Windenergietechnologie<br />

zu ermöglichen (siehe Kapitel »Marktpotentiale <strong>für</strong><br />

Windenergie«).<br />

MEXIKO | 125<br />

Secretaría de Medio Ambiente y de los<br />

Recursos Naturales <strong>–</strong> SEMARNAT<br />

SEMARNAT, das Ministerium <strong>für</strong> Umwelt und natürliche<br />

Ressourcen, ist eine staatliche Behörde, die den<br />

Schutz, die Erhaltung und Wiederherstellung von Ökosystemen<br />

und natürlichen Ressourcen zur Aufgabe hat,<br />

um so eine nachhaltige Nutzung sicherzustellen. Das<br />

Sonderprogramm zum Klimawandel 2008 <strong>–</strong> 2012 führt<br />

Sollvorgaben ein, um den Anteil von Strom aus umweltverträglichen<br />

Energiequellen am Energiemix zu erhöhen<br />

und die Beteiligung des privaten Sektors zu fördern.<br />

Comisión Federal de Electricidad <strong>–</strong> CFE<br />

Die CFE ist ein staatliches Energieversorgungsunternehmen.<br />

Es ist in der Erzeugung, Übertragung und Verteilung<br />

von Elektrizität tätig und beliefert 26,7 Mio. Kunden (ca.<br />

80 Mio. Mexikaner). Die CFE verfügt über einen Kraftwerkspark,<br />

der hauptsächlich thermische Quellen nutzt<br />

und eine Gesamtleistung von 39 GW aufweist. Die CFE<br />

ist gesetzlich dazu verpflichtet, die Stromproduktion der<br />

unabhängigen Kraftwerksbetreiber einschließlich Strom<br />

aus erneuerbaren Quellen abzunehmen. Das von der CFE<br />

<strong>für</strong> den Stromsektor erarbeitete Arbeits- und Investitionsprogramm<br />

POISE ist auf den Zeitraum von 2009 bis 2018<br />

angelegt und sieht den Aufbau zusätzlicher Kapazitäten<br />

von mindestens 507 MW in der Zeit von 2009 bis 2011<br />

vor.<br />

Seit Oktober 2009 hat die CFE auch die Aufgaben des früheren<br />

staatlichen Unternehmens Luz y Fuerza del Centro<br />

(LFC) übernommen. LFC war von der Bundesregierung<br />

wegen zu hoher Betriebskosten (insbesondere <strong>für</strong> Gehälter<br />

und Pensionen) und wegen der hohen Stromverluste<br />

in Anlagen des Unternehmens (32,5%) geschlossen worden.<br />

Die Schließung von LFC war die Konsequenz des<br />

Beschlusses der Bundesregierung, als Reaktion auf die Finanzkrise<br />

die öffentlichen Ausgaben zu senken. LFC war<br />

in Zentralmexiko mit der Lieferung von Strom <strong>für</strong> 6 Mio.<br />

Kunden betraut, was einem Anteil von 24% am gesamten<br />

Stromverbrauch entspricht. Das Unternehmen war hautsächlich<br />

im Vertrieb und Verkauf von Strom tätig und besaß<br />

Anlagen mit einer Gesamtleistung von rund 1 GW.


Asociación Mexicana de Energía<br />

Eólica <strong>–</strong> AMDEE<br />

Der Mexikanische Windenergieverband AMDEE ist ein<br />

Fachverband, der 2005 von Windenergieentwicklern,<br />

Herstellern und Anbietern von Anlagen und Anlagenkomponenten<br />

und Dienstleistern aus Mexiko gegründet<br />

wurde. Der Verband soll sektorspezifische Probleme<br />

identifizieren und Hindernisse, die die Entwicklung der<br />

Windenergie in Mexiko erschweren, aus dem Weg räumen.<br />

Im September 2009 betrug die Anzahl der Mitglieder<br />

bei AMDEE 31 7 . Der Verband hat maßgeblich zur<br />

Überarbeitung und Neuauflage geschäftlicher Verfahren<br />

(wie z. B. die Verträge zur Netzanbindung <strong>für</strong> erneuerbare<br />

Energien) beigetragen und bei der Erweiterung der Übertragungsnetze<br />

den Dialog zwischen den unterschiedlichen<br />

Interessengruppen gefördert.<br />

Asociación Nacional de Energía Solar <strong>–</strong> ANES<br />

ANES, der Nationalverband der Solarenergie, ist ein<br />

Forum zur Diskussion und Förderung der Nutzung von<br />

Solarenergie und anderen erneuerbaren Energien. ANES<br />

bringt mit Veranstaltungen und Veröffentlichungen die<br />

Anwendung der Solarenergie in der künftigen Entwicklung<br />

des Stromsektors ins öffentliche Bewusstsein.<br />

5.4 Politische Rahmenbedingungen<br />

im Energiesektor<br />

Das Budget der mexikanischen Regierung stammt zum<br />

größten Teil aus Einnahmen, die durch die Exporte von<br />

fossilen Brennstoffen erzielt wurden. Darum ist eine<br />

möglichst langfristige Verfügbarkeit dieser Einnahmen<br />

<strong>für</strong> die mexikanische Regierung außerordentlich wichtig.<br />

Dennoch versucht Mexiko einen Wechsel hin zu umweltverträglichen<br />

und nachhaltigen Energien zu realisieren,<br />

um die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen im Rahmen<br />

der Nationalen Strategie <strong>für</strong> Energiewandel und der<br />

Strategie zur nachhaltigen Nutzung von Energie 2009 zu<br />

verringern. Eine ambitionierte Maßnahme zur Stärkung<br />

7 AMDEE-Mitglieder sind das Instituto de Investigaciones Eléctricas (IIE),<br />

ENTE, ABB México, Abengoa México, Alesco Energía y Agua, ARTECHE,<br />

Cableados Industriales, Carbon Solutions De México, Garrad Hassan México,<br />

Desarrollos Eólicos Mexicanos, Elecnor, Electrica del Valle de México, Enerthi<br />

México, Eolilatec del Istmo, Endesa Cogeneración y Renovables, Eoliatec de<br />

México, Fuerza Eólica, GAMESA Energía, GE International México, Grupo<br />

Químico Industrial de Toluca, Postensa Wind Structures, Mexión, Mitsubishi<br />

Heavy Industries de México, Owens Corning México, Preneal México, Prolec<br />

GE, Sempra Energy Mexico, Servicios Industriales Peñoles, Trinity Industries de<br />

México, Unión Fenosa Energías Renovables, Vestas und 3TIERGroup.<br />

MEXIKO | 126<br />

der operativen Einsatzmöglichkeiten von PEMEX (Petroleos<br />

Mexicanos) ist die Förderung von Tiefwasserölreserven<br />

im Golf von Mexiko. Dieses Projekt ist sowohl<br />

im Sektoralen Energieprogramm 2007 <strong>–</strong> 2012 als auch<br />

in der PEMEX Diagnose 2008 vorgesehen. Im Sonderprogramm<br />

zum Klimawandel 2008 <strong>–</strong> 2012 ist nur eine<br />

geringe Emissionsreduktion in der Erdölbranche geplant,<br />

die durch den Wechsel von Bunkeröl zu Erdgas <strong>für</strong> die<br />

Stromerzeugung, die Verringerung von flüchtigen Emissionen<br />

und die Förderung von Kraft-Wärme-Kopplung<br />

erzielt werden sollen. Allerdings gibt es in dem Positionspapier<br />

keine konkreten Hinweise, wann im Kerngeschäft<br />

von PEMEX der Übergang von fossilen Brennstoffen hin<br />

zu sauberen Energiequellen beginnen soll.<br />

Für den Energiesektor sind im Nationalen Entwicklungsplan<br />

und im Sektoralen Energieprogramm 2007 <strong>–</strong> 2012<br />

drei Prioritäten festgelegt:<br />

• Anhebung der Tarifstufen, um die Kosten <strong>für</strong> die Energieeinspeisung<br />

<strong>für</strong> die CFE zu kompensieren<br />

• Erhöhung der Energiesicherheit durch ein ausgewogeneres<br />

Portfolio an Primärenergie<br />

• Reform der öffentlichen Versorgungsunternehmen, um<br />

die Servicequalität zu erhöhen (insbesondere durch die<br />

Verringerung von Energieverlusten und die Steigerung<br />

der Produktivität und Effizienz im operativen und<br />

kaufmännischen Bereich)<br />

Das Stromgesetz (1992 abgeändert) legt die Modalitäten<br />

<strong>für</strong> die Mitwirkung nichtstaatlicher Unternehmen<br />

an der Stromerzeugung fest, zu denen Selbstversorger,<br />

Stromexporteure, Stromimporteure, Anlagen mit Kraft-<br />

Wärme-Kopplung, unabhängige Produzenten und<br />

kleine Stromerzeuger zählen. Das Gesetz bestimmt, dass<br />

mit Ausnahme von Selbsterzeugern private Unternehmen<br />

nicht direkt Strom an den Endverbraucher verkaufen<br />

können. In der Praxis werden Selbstversorger nicht<br />

als Stromversorger eingestuft, da Stromerzeuger und<br />

Stromnutzer identisch sind. Unabhängige Stromerzeuger<br />

(IPPs) sind verpflichtet, ihren Strom an den staatlichen<br />

Energieversorger zu verkaufen. Seit 1992 werden<br />

mehr als 20% des Strombedarfs von IPPs mit konventioneller<br />

thermischer Stromerzeugung (hauptsächlich mit


Erdgas) gedeckt.<br />

Das Stromgesetz schreibt fest, dass alle Aktivitäten in<br />

den Bereichen Übertragung, Verteilung und Verkauf<br />

von Strom exklusiv vom staatlichen Versorgungsunternehmen<br />

CFE durchgeführt werden. Die Energieregulierungsbehörde<br />

CRE ist zuständig <strong>für</strong> die Erteilungen von<br />

Genehmigungen, die <strong>für</strong> Investitionen im Energie- und<br />

Ergassektor, der seit 1995 auch <strong>für</strong> private Investoren zugänglich<br />

ist, notwendig sind.<br />

Erneuerbare Energien sind ein wichtiges Thema im Zusammenhang<br />

mit den abnehmenden mexikanischen Ölreserven,<br />

da sie zu einer Erhöhung der Energiesicherheit<br />

beitragen.<br />

Das Sektorale Energieprogramm 2007 <strong>–</strong> 2012 hat sich<br />

zum Ziel gesetzt, dass in Mexiko 7,6% der installierten<br />

Leistung aus erneuerbarer Energie bereitgestellt werden<br />

(vormals 3,3%). Entsprechend den Vorgaben des Programms<br />

wird die Windenergie das größte Wachstum mit<br />

einem geplanten Anstieg von 0,15% in 2008 auf 4,35%<br />

in 2012 verzeichnen. Für kleine Wasserkraftwerke (< 30<br />

MW), Geothermie, Biomasse und Biogas werden geringere<br />

Anteile als <strong>für</strong> Windkraft prognostiziert. Das Ziel <strong>für</strong><br />

Geothermie beträgt 1,65%, <strong>für</strong> kleine Wasserkraftwerke<br />

0,77% und <strong>für</strong> Biogas/Biomasse 0,85%. Es wird jedoch<br />

davon ausgegangen, dass der Anteil der Windenergie an<br />

der Stromerzeugung nur auf 1,74 bis 2,91% ansteigen<br />

wird, da es Unsicherheiten bezüglich der tatsächlichen<br />

Betriebsbedingungen <strong>für</strong> Windprojekte gibt.<br />

5.5 Rahmenbedingungen <strong>für</strong><br />

erneuerbare Energien<br />

Strategien und Ziele <strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />

Die im Jahre 2009 veröffentlichte Nationale Strategie<br />

<strong>für</strong> Energiewandel und die Strategie zur nachhaltigen<br />

Nutzung von Energie 8 zielen darauf ab, eine stärkere Diversifizierung<br />

der Primärenergiequellen zu erreichen, die<br />

Arbeitsabläufe der öffentlichen Stromversorger zu optimieren,<br />

Energieeffizienz zu fördern, erneuerbare Energiequellen<br />

und Biokraftstoffe zu nutzen sowie eine Minderung<br />

von Treibhausgasen zu erreichen. Das wichtigste<br />

8 SENER 2009a<br />

MEXIKO | 127<br />

Ziel dieser Strategie ist die Förderung, Entwicklung und<br />

Finanzierung von Maßnahmen zur Nutzung von erneuerbaren<br />

Energien und zur Steigerung der Energieeffizienz.<br />

Dies soll durch die Förderung des Einsatzes erneuerbarer<br />

Energien und energieeffizienter Anwendungen im häuslichen<br />

und betrieblichen Bereich, durch ein breiteres Angebot<br />

an erneuerbaren Energien, das Einrichten eines Programms<br />

zur Entwicklung von Energieeffizienzstandards,<br />

die Förderung von Energieeffizienz, Energieeinsparungen<br />

und Energieeffizienz-Kennzeichnungen erreicht werden.<br />

Der Nationale Entwicklungsplan und das Sektorale Energieprogramm,<br />

das aus der oben beschriebenen Strategie<br />

heraus entstanden ist, beinhalten Planungsmaßnahmen<br />

(die von SENER durchgeführt werden) und Maßnahmen<br />

zur Kompetenzsteigerung der Stromregulierungsbehörde<br />

und der Nationalbehörde <strong>für</strong> Energieeffizienz. Die<br />

Durchführung der geplanten Programme und Projekte<br />

ist gesichert, da sie in den offiziellen Haushalt Mexikos<br />

aufgenommen wurden.<br />

Zusätzlich zu dem oben genannten Plan wurde im Sommer<br />

2009 ein Spezialprogramm zur Nutzung erneuerbarer<br />

Energien 9 veröffentlicht. Dieses Programm enthält<br />

folgende sechs Aspekte:<br />

• Information und Kommunikation: Konzeption und<br />

Umsetzung von Informations- und Kommunikationsprogrammen<br />

• Entwicklung von Mechanismen <strong>für</strong> den Bereich erneuerbare<br />

Energien: Vorbereitung der Nationalen Erhebung<br />

im Bereich erneuerbare Energien; Aktualisierung<br />

von Verordnungen <strong>für</strong> Entwicklungs- und Vergütungssystemen<br />

von Projekten mit erneuerbaren Energien<br />

• Förderung der Elektrifizierung ländlicher Gebiete mit<br />

Hilfe erneuerbarer Energien: Maßnahmen zur Förderung<br />

erneuerbarer Energien unter Beteiligung von<br />

Einrichtungen der Bundesstaaten und Gemeinden;<br />

Aufbau von Kompetenzen in den Gemeinden, um die<br />

Technologien zu implementieren und deren nachhaltige<br />

Nutzung zu sichern<br />

• Entwicklung und Förderung: Schaffung von Anreizen<br />

zur Gründung von Anlagen- und Fertigungsunternehmen<br />

sowie Beratungsunternehmen im Bereich Energieeffizienz<br />

(über Mittel von CONACYT); Schaffung<br />

9 SENER 2009b


von Finanzierungsmaßnahmen zur Unterstützung von<br />

Projekten im Bereich erneuerbare Energie (gestaffelt<br />

nach Projektgröße); Entwicklung von Garantiemechanismen<br />

und anderen Instrumenten zur Reduzierung<br />

und Aufteilung der Investitionsrisiken<br />

• Infrastruktur und Regulierung: Förderung der Nutzung<br />

von erneuerbaren Energien in öffentlichen Gebäuden<br />

und beim Hausneubau; Aufbau der notwendigen<br />

Übertragungskapazitäten durch öffentliche Energieversorgungsunternehmen<br />

und private Investoren, um<br />

neue Anlagen aus dem Bereich erneuerbare Energie<br />

anschließen zu können; Vereinfachung der Berechnung<br />

der Netzentgelte <strong>für</strong> erneuerbare Energien; Förderung<br />

von effizienten Kraft-Wärme-Kopplungs- und Eigenversorgungsprojekten<br />

• Forschung und Entwicklung: Stärkung der internationalen<br />

F&E-Kooperationen; Ausrichtung der Aktivitäten<br />

auf die vorhandenen Forschungszentren mit erneuerbaren<br />

Energientechnologien<br />

Gesetzliche Rahmenbedingungen und<br />

Förderung erneuerbarer Energien<br />

Im November 2008 wurde eine Energiereform gebilligt,<br />

die aus einem Paket von sieben Gesetzen und Verordnungen<br />

besteht. Diese modifizeren die bestehende Gesetzgebung<br />

in Hinblick auf fossile Brennstoffe und erneuerbare<br />

Energien. Das Gesetz zur Nutzung erneuerbarer<br />

Energien und zur Finanzierung des Energiewandels sowie<br />

das Gesetz zur nachhaltigen Nutzung von Energie<br />

fixieren die Rahmenbedingungen zur Reduzierung der<br />

mexikanischen Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen<br />

als Primärenergiequelle. Parallel dazu traten das Stromgesetz,<br />

der Vertrag über die Anbindung von erneuerbaren<br />

Energiequellen, das Steuergesetz und das Umweltschutzgesetz<br />

in Kraft.<br />

Gesetz zur Nutzung erneuerbarer Energien und zur Finanzierung<br />

des Energiewandels (2009): Ziel dieses Gesetzes<br />

ist die Regulierung der Nutzungsbedingungen von<br />

erneuerbaren Energiequellen in der Stromerzeugung zu<br />

unterschiedlichen Zwecken. Dazu sieht das Gesetz zwei<br />

Instrumente vor: a) eine Strategie zur Nutzung von er-<br />

MEXIKO | 128<br />

neuerbaren Energien und zum Energiewandel und b) ein<br />

Sonderprogramm zur Nutzung erneuerbarer Energien.<br />

Umweltschutzgesetz (1988): Dieses Gesetz schreibt den<br />

Betreibern von Kraftwerken über 0,5 MW Leistung unabhängig<br />

von der verwendeten Technologie vor, dass sie zum<br />

Betrieb des Kraftwerkes eine Umwelterlaubnis durch das<br />

Umweltsekretariat benötigen. Darüber hinaus bestätigt<br />

es, dass kleine Wasserkraftwerke keine Wassernutzungskonzession<br />

von der Nationalen Wasserbehörde brauchen.<br />

Auf lokaler Ebene können Gemeinden Landnutzungsgenehmigungen<br />

<strong>für</strong> den Bau, Anschluss und den Betrieb<br />

von Anlagen, die die Infrastruktur stärken, genehmigen.<br />

Steuerrecht (2005 reformiert): Nach diesem Gesetz<br />

können Unternehmen, die in Anlagen und Maschinen<br />

<strong>für</strong> zur Erzeugung erneuerbarer Energie investieren, im<br />

ersten Jahr 100% der getätigten Investition abschreiben<br />

(Steuergutschriftmodell).<br />

Gesetz zur Nutzung von Bioenergie (2008): Dieses<br />

Gesetz regelt die Entwicklung der Bioenergieressourcen.<br />

Das Energiesekretariat ist die federführende Institution<br />

zur Erteilung von Genehmigungen <strong>für</strong> die Produktion,<br />

Lagerung, Beförderung, Verteilung und den Verkauf von<br />

Biokraftstoffen, die in Pipelines transportiert werden.<br />

Netzanschlussverträge: Die Nutzung von erneuerbaren<br />

Energien wie Wind, Wasser, Biomasse, Biogas oder Biokraftstoffen<br />

ist <strong>für</strong> private Investoren erlaubt und wird<br />

über spezielle Netzanschlussverträge <strong>für</strong> diese Energiequellen<br />

zu folgenden Konditionen gefördert:<br />

• Netzanschlussverträge <strong>für</strong> periodische erneuerbare<br />

Energien wie Solarenergie, Wind- oder Wasserkraft<br />

(jedoch nur <strong>für</strong> Anlagen, bei denen Wasserfluss nicht<br />

kontrolliert werden kann)<br />

• Netzanschlussverträge <strong>für</strong> kleine Solaranlagen (Einspeisevergütung)<br />

• Vertragsmodell zum Kauf und Verkauf von Strom<br />

durch kleine Stromproduzenten<br />

Darüber hinaus gibt es einen offenen Zugang zu Übertragungs-<br />

und Verteilungsnetzverträgen sowohl <strong>für</strong> erneuer


are als auch nicht-erneuerbare Energiequellen. Für die<br />

Nutzung von Wasserkraft ist eine Nutzungsgenehmigung<br />

des Energieministeriums (SENER) nötig.<br />

Die allgemeinen Bedingungen <strong>für</strong> die Erzeugung, Anbindung<br />

und Übertragung von Energie aus erneuerbaren<br />

Ressourcen beinhalten Rahmenvereinbarungen, die<br />

in drei ergänzenden Vorschriften festgehalten sind: a)<br />

dem Netzanschlussvertrag <strong>für</strong> erneuerbare Energiequellen<br />

(2007), b) den Verfahrensregeln zur Tariffestsetzung<br />

<strong>für</strong> die Nutzung des Übertragungsnetzes <strong>für</strong> erneuerbare<br />

Energiequellen und c) den Zugangsvereinbarung zum<br />

Übertragungsnetz <strong>für</strong> erneuerbare Energiequellen. Die<br />

wichtigsten Aspekte dieser Regulierungen sind 10 :<br />

• Die staatlichen Unternehmen verpflichten sich, den aus<br />

erneuerbaren Quellen erzeugten Strom abzunehmen,<br />

solange die Annahme nicht die Stabilität, Sicherheit<br />

und Zuverlässigkeit des Systems gefährdet.<br />

• Die von einem Lizenznehmer zu einer bestimmten Pe-<br />

TABELLE 6:<br />

CDM-WINDPROJEKTE BIS SEPTEMBER 2009<br />

Projekt Standort Status<br />

10 auf Grundlage von CRE 2009<br />

MEXIKO | 129<br />

riode nicht genutzte Energie kann an staatliche Unternehmen<br />

abgegeben werden. Diese sind verpflichtet, die<br />

erhaltene Energie zu einem späteren Zeitpunkt dem<br />

Lieferanten wieder zurück zu erstatten (Energiebankmodell).<br />

Dieser Austausch ist ein reiner Verwaltungsvorgang,<br />

der nicht im physischen Austausch von Strom besteht.<br />

• Der Stromaustausch wird am Netzanschluss des Projektes<br />

an das nationale Stromversorgungssystem durchgeführt.<br />

Die Vergütung hängt dabei vom Energiepreis<br />

am Netzschlusspunkt ab, der mit der Auslastung des<br />

Netzes variiert.<br />

• Am Jahresende kann der Lizenznehmer den Stromüberschuss<br />

an die CFE verkaufen. Die CFE vergütet den gelieferten<br />

Strom mit 85% der auf diese Weise gesparten Erzeugungskosten.<br />

Ausnahmen von dieser Regelung stellen<br />

Notfallbedingungen (Vergütung von 150% der gesparten<br />

Erzeugungskosten) und Testperioden (70%) dar.<br />

• Die Übertragungsgebühren werden auf Basis der real<br />

transportierten Strommenge und nicht auf Basis der<br />

Jährl. Einsparungen<br />

[tCO ² eq]<br />

Registrierung<br />

MWel<br />

IRR mit<br />

CDM Erlös<br />

[%]<br />

Bii Nee Stipa<br />

Windfarm-projekt Oaxaca Registriert 310 25.12.2005 200 13,22<br />

Bii Nee Stipa III Oaxaca Registriert 291 164 14,12<br />

Eurus Windfarm Oaxaca Registriert 600 16.02.2007 249 15,10<br />

La Venta II<br />

La Ventosa<br />

Oaxaca Registriert 193 06.01.2007 83.3 k. A.<br />

Windenergie-projekt Oaxaca Registriert 224 25.06.2007 102 k. A.<br />

Bii Stinu Wineenergieprojekt<br />

Fuerza Eólica del Istmo<br />

Oaxaca Registriert 325 09.12.2007 164 8,61<br />

Windfarm<br />

Santo Domingo<br />

Oaxaca Registriert 133 50 8,62<br />

Windenergie-projekt Oaxaca Registriert 359 15.01.2009 160 9,93<br />

Baja California Windfarm<br />

Loreto Bay<br />

Windfarmprojekt<br />

Baja California<br />

Norte Prüfung 17 10 k. A.<br />

Baja California<br />

Sur Prüfung 26 04.08.2009 20 k. A.<br />

Santa Catarina<br />

Windfarm-projekt Nuevo León Prüfung 25 10.11.2008 20 k. A.<br />

Eurus II Windfarm Oaxaca Prüfung 123 49.5 9,48<br />

Quelle: UNEP Risoe 2009


freigehaltenen Übertragungskapazität berechnet.<br />

IPP Regelung mit der CFE: Gemäß der IPP-Regelung<br />

müssen alle privaten Kraftwerksbetreiber mit Anlagen<br />

über 30 MW unabhängig von der verwendeten Technologie<br />

ihren Strom an die CFE verkaufen. Dies geschieht über<br />

langfristige Strombezugsverträge, die durch öffentliche<br />

Ausschreibungen vergeben werden. Gewöhnlich haben<br />

diese Verträge eine Laufzeit von 20 Jahren, die Projekte<br />

sollten im Planungsprogramm der CFE aufgeführt sein<br />

(kleine Stromerzeuger mit Anlagen unter 30 MW müssen<br />

derzeit nicht in den Ausbauplänen gelistet werden). Im<br />

Rahmen der IPP-Regelung plant die CFE die Ausschreibung<br />

von Windprojekten mit einer Gesamtleistung von<br />

600 MW zwischen 2008 bis 2014, die Umsetzung erfolgt<br />

in 100-MW-Schritten. Die langfristigen Strombezugsverträge<br />

beinhalten einen festen Leistungspreis, einen festen<br />

Betriebs- und Wartungspreis sowie eine variable Stromgebühr,<br />

welche abhängig von den Brennstoffpreisen ist. Eine<br />

ähnliche Regelung ist auch <strong>für</strong> kleine Stromerzeuger mit<br />

Anlagen unter 30 MW geplant.<br />

Weitere Maßnahmen zur Förderung erneuerbarer<br />

Energien sind unter anderem die folgenden Fonds:<br />

• Fondo Mexicano del Carbono <strong>–</strong> Mexikanischer Klimaschutzfond:<br />

Dieser Fond zielt darauf ab, potentielle<br />

CDM-Projekte zu identifizieren, indem sie Gelder zur<br />

Finanzierung der CO2-Abgaben dieser Projekte zur<br />

Verfügung stellen. Der Fond hat Mittel in Höhe von<br />

200 Mio. €, die über die Abteilung internationale Finanzen<br />

der Außenhandelsbank (Bancomext) abgerufen<br />

werden können.<br />

• Sektorspezifische Fonds des Nationalen Rates <strong>für</strong> Forschung<br />

und Entwicklung (CONACYT): Fonds wie<br />

der Institutsfond zur regionalen Förderung der wissenschaftlichen<br />

Entwicklung, Technologie und Innovation<br />

oder der Upfront-Fond (Fondo Avance) haben<br />

das Ziel, Aktivitäten im Bereich angewandte Forschung<br />

und Innovation von Forschungseinrichtungen, Universitäten<br />

und privaten Unternehmen zu finanzieren,<br />

indem sie Zuschüsse, Startkapital, Bürgschaften und<br />

steuerliche Vergünstigungen gewähren. Diese Mittel<br />

werden über themenbezogene Ausschreibungen durch<br />

MEXIKO | 130<br />

CONACYT vergeben.<br />

• Der sektorale SENER-CONACYT Fond <strong>für</strong> nachhaltige<br />

Energie: Dieser Fond wurde zur Finanzierung von<br />

wissenschaftlicher Forschung und zur Entwicklung angewandter<br />

Technologie im Bereich nachhaltige Energie<br />

aufgelegt. Projektleiter sollte eine mexikanische<br />

Universität oder Forschungsinstitut sein. Das Budget<br />

dieses Fonds beträgt 8 Mio. €.<br />

• Fond <strong>für</strong> Energiewandel und nachhaltige Nutzung von<br />

Energie. Dieser Fond bietet Bürgschaften <strong>für</strong> Projekte<br />

zum Thema Energieeffizienz und erneuerbare Energie<br />

an. Für diesen Fonds wurden zunächst Mittel in<br />

Höhe von 32 Mio. € bereitgestellt, die entsprechend<br />

dem Gesetz zur Nutzung erneuerbarer Energien und<br />

zur Finanzierung des Energiewandels bei Bedarf auf<br />

bis zu 160 Mio. € aufgestockt werden können. Die<br />

nationale Bank <strong>für</strong> öffentliche Dienstleistungen und<br />

Bauunternehmungen leitet diesen Fond. Die Zuteilung<br />

der Mittel erfolgt über einen designierten technischen<br />

Ausschuss.<br />

Clean Development Mechanism<br />

Mexiko steht weltweit an vierter Stelle in Bezug auf die<br />

Anzahl der registrierten CDM-Projekte und an fünfter<br />

Stelle in Bezug auf zertifizierte Emissionsreduktion. Im<br />

August 2009 gab es 117 registrierte CDM-Projekte, 36<br />

befinden sich im Prüfungsstadium, 3 weitere werden gerade<br />

registriert. Nur 20 der Projekte erzeugen Strom aus<br />

erneuerbaren Energiequellen.<br />

Mexiko kann jedoch noch nicht das volle Potential <strong>für</strong><br />

CDM-Projekte ausschöpfen, da dieser Markt <strong>für</strong> IPP<br />

begrenzt ist und der staatliche Stromversorger den IPPs<br />

den Zugang zum Energiemarkt erschwert 11 . Es ist immer<br />

noch unklar, ob die jüngsten Veränderungen in der Gesetzgebung<br />

diese Hürden beseitigen werden.<br />

Es gibt acht registrierte CDM-Windprojekte (mit einer<br />

Gesamtleistung von 1 127 MW) und weitere vier im<br />

Prüfungsstadium. Im September 2009 hat noch keines<br />

der registrierten Projekte Emissionsgutschriften erhalten,<br />

was auf Verspätungen im Bau und in der Projektdurchführung<br />

zurückzuführen ist. Tabelle 6 gibt eine<br />

Übersicht über die registrierten und geplanten CDM-<br />

11 Lokey 2008 zeigt, dass CFE nur in vereinzelten Fällen CDM-Zahlungen<br />

anstrebt, da es per Gesetz dazu verpflichtet ist, die <strong>für</strong> die Kunden kostengünstigste<br />

Produktionsmethode zu verfolgen, was im Falle von Gas einfacher zu<br />

erreichen ist.


Windprojekte.<br />

Aktivitäten internationaler Geber<br />

Interamerikanische Entwicklungsbank <strong>–</strong> IADB<br />

Die IADB unterstützt Aktivitäten zur Entwicklung erneuerbarer<br />

Energien in Mexiko über die Initiative Nachhaltige<br />

Energie und Klimawandel (SECCI). Zu den Zielen<br />

der SECCI gehören die Bereitstellung umfassender<br />

Nachhaltigkeitsstrategien <strong>für</strong> die Sektoren Energie, Verkehr,<br />

Wasser und Umwelt und Maßnahmen zur Minderung<br />

der Auswirkungen des Klimawandels in Gebieten,<br />

die besonders anfällig <strong>für</strong> dessen Folgen sind. Die Initiative<br />

besteht aus vier strategischen Säulen: erneuerbare<br />

Energien und Energieeffizienz, nachhaltige Entwicklung<br />

von Biokraftstoffen, Zugang zum Emissionshandel und<br />

Anpassung an den Klimawandel.<br />

Die IADB bietet darüber hinaus Darlehen in Höhe von<br />

rund 135 Mio. € an, um den Aufbau des mexikanischen<br />

Programms gegen den Klimawandel zu unterstützen. Ziel<br />

dieses Programms ist es, Instrumente und Mittel zur Eindämmung<br />

des Klimawandels und zur Anpassung an seine<br />

Folgen zu entwickeln und als festen Bestandteil der Klimaschutzpolitik<br />

des Landes zu etablieren 12 .<br />

US AID<br />

Das von US AID finanzierte Umweltprogramm <strong>für</strong> Mexiko<br />

ist auf die Entwicklung von Projekten aus den Bereichen<br />

umweltverträgliche Produktion und erneuerbare<br />

Energien ausgelegt. Das Energiesekretariat SENER bezieht<br />

diese Projekte in die Entwicklung seines Programms<br />

zur Elektrifizierung ländlicher Gebiete mit Hilfe netzunabhängiger<br />

Technologien <strong>für</strong> erneuerbare Energien mit<br />

ein. Eine wichtige Rolle kommt dabei der »Global Village<br />

Energy Partnership« zu, einem Pilotprojekt im Staat Guerrero,<br />

bei dem 140 Haushalte mit 900 Personen an mehrere<br />

photovoltaische Mininetze angeschlossen wurden. Dieses<br />

Projekt wird auf bis zu 50 000 Haushalte ausgebaut. Mehr<br />

als 200 Personen in ländlichen Gebieten wurden dabei in<br />

der Nutzung von erneuerbaren Energien ausgebildet, um<br />

sicherzustellen, dass noch weitere Haushalte diese Technolgie<br />

anwenden können. Das Programm trug außerdem zur<br />

Einführung eines nationalen Solarenergiestandards bei, der<br />

neue gewebliche Anlagen zur Warmwasseraufbereitung mit<br />

12 IADB 2008<br />

MEXIKO | 131<br />

Hilfe von Solarenergie verpflichtet 13 .<br />

<strong>GTZ</strong><br />

Im Auftrag der deutschen Regierung hat die Deutsche Gesellschaft<br />

<strong>für</strong> Technische Zusammenarbeit zwischen 2005<br />

und 2009 ein Programm <strong>für</strong> nachhaltige Energien in Mexiko<br />

umgesetzt. Seit April 2009 sind auch die Themen<br />

Energieeffizienz und Klimawandel in diesem Programm<br />

enthalten. Das Programm bietet den Energiebehörden<br />

Unterstützung an, um die nötigen Rahmenbedingungen<br />

zur Durchsetzung von Maßnahmen im Bereich<br />

Energieeffizienz und erneuerbare Energien zu schaffen.<br />

Die <strong>GTZ</strong> unterstützte dabei unter anderem CONUEE<br />

im Jahre 2008 durch die Ausbildung von Zertifizierern<br />

und Installateuren <strong>für</strong> solarbetriebene Warmwasserbereitungsanlagen<br />

(2007 wurden ca. 54 000 m 2 Solaranlagen<br />

installiert). Die <strong>GTZ</strong> unterstützt des weiteren CRE beim<br />

Netzanschluss von Anlagen <strong>für</strong> erneuerbare Energie und<br />

insbesondere von Windenergieanlagen.<br />

Weltbank (WB) und Globale Umweltfazilität (GEF)<br />

Weltbank und GEF werden Mexiko bei der Umsetzung<br />

einer umfassenden Emissionssenkungs- und Energiesparstrategie<br />

unterstützen und im Rahmen des Programms<br />

gegen den Klimawandel (PECC 2008-2012) auch die<br />

mexikanische Wirtschaft <strong>für</strong> einen CO2-bewussten<br />

Wachstumskurs sensibilisieren.<br />

Im Januar 2009 stellte die mexikanische Regierung 370<br />

Mio. € <strong>für</strong> einen Clean Technology Fund (CTF) zur Verfügung,<br />

der von acht Regierungen getragen und von der<br />

Weltbank geleitet wird. Die Mittel des CTF können <strong>für</strong><br />

emissionsärmeren Stadtverkehr, mehr Energieeffizienz und<br />

den Einsatz erneuerbarer Energien insbesondere Windenergie<br />

eingesetzt werden. Das Geld wird große Windkraftprojekte<br />

mit einer Leistung von 500 MW in Oaxaca sowie die<br />

Entwicklung von kleinen Wasserkraftprojekten mit einer<br />

geschätzten Leistung von 325 MW unterstützen 14 .<br />

2006 stellten die Weltbank und die GEF einen Zuschuss<br />

von 20 Mio. € <strong>für</strong> die Entwicklung von Windenergie zur<br />

Verfügung, indem sie einen Teil der Kosten des Windparks<br />

La Venta III subventionierten. Dieser Beitrag<br />

hat ein erhebliches Hindernis bei der Entwicklung von<br />

13 USAID 2008<br />

14 World Bank 2009


Windenergieprojekten beseitigt, nämlich seine mangelnde<br />

finanzielle Wettbewerbsfähigkeit.<br />

1.6 Marktpotenzial <strong>für</strong> Windenergie<br />

Windenergiepotenzial<br />

Nach Ergebnissen des Programms zur Nutzung erneuerbarer<br />

Energien aus dem Jahr 2009 sind folgende Regionen<br />

Mexikos <strong>für</strong> Windkraftanlagen geeignet: Tehuantepec<br />

Isthmus in Oaxaca, La Rumorosa in Baja California und<br />

TABELLE 7:<br />

REALISIERTE UND BEWILLIGTE WINDENERGIEPROJEKTE (* ERWARTET)<br />

MEXIKO | 132<br />

verschiedene Gebiete in den Bundesländern Zacatecas,<br />

Hidalgo, Veracruz, Sinaloa und auf der Halbinsel Yucatán.<br />

Laut Schätzungen der mexikanischen Windenergiebehörde<br />

gibt es ein Potential von 10 GW Windenergieleistung.<br />

Das US-amerikanische Nationale Labor <strong>für</strong><br />

Erneuerbare Energien (NREL) geht jedoch davon aus,<br />

das allein in Oaxaca auf einem Gebiet von 6 637 km 2 ein<br />

Potential <strong>für</strong> 33 GW installierte Windenergieleistung besteht.<br />

Das Potential kann dabei je nach Windstandorten,<br />

Projekt-<br />

Modalität<br />

Zulassungs-<br />

Project<br />

entwickler Region<br />

Betriebsart Leistung (MW)<br />

datum<br />

La Venta CFE Oaxaca Staatl. Betrieb 1.35 Nov. 1994<br />

Guerrero Negro CFE<br />

Baja California<br />

Sur Staatl. Betrieb 0.6 Mar. 1999<br />

La Venta II CFE Oaxaca Staatl. Betrieb 83.3 Jan. 2007<br />

Eurus<br />

Parques Ecologicos de<br />

Acciona Oaxaca Eigenversorgung 250 Dec. 2009<br />

Mexico Iberdrola Oaxaca Eigenversorgung 79.9 Jan. 2009<br />

Fuerza Eolica del Itsmo<br />

Fuerza<br />

Eólica-Peñoles Oaxaca Eigenversorgung 30 2010*<br />

Eléctrica del Valle de México<br />

EdF Energies<br />

Nouvelles-<br />

Mitsui Oaxaca Eigenversorgung 67.5 2009<br />

Bii Nee Stipa Energía Eólica CISA-Gamesa Oaxaca Eigenversorgung 26.3 2009<br />

Eoliatec del Istmo Eoliatec Oaxaca Eigenversorgung 22 2010*<br />

La Venta III CFE Oaxaca IPP 101.4 Nov. 2010<br />

Oaxaca I<br />

Centro Regional de<br />

CFE Oaxaca IPP 101.4 2010*<br />

Tecnología Eólica<br />

Desarrollos<br />

IIE Oaxaca Kleiner Erzeuger 5 ND<br />

Eólicos Mexicanos Demex Oaxaca Eigenversorgung 227.5 2011*<br />

Eoliatec del Pacifico<br />

Eoliatec del Istmo<br />

Eoliatec Oaxaca Eigenversorgung 160.5 2011*<br />

(2nd phase) Eoliatec Oaxaca Eigenversorgung 142.2 2011*<br />

Gamesa Energia Gamesa Oaxaca Eigenversorgung 288 2011*<br />

Vientos del Istmo Preneal Oaxaca Eigenversorgung 180 2012*<br />

Energía Alterna Istmeña<br />

Unión Fenosa<br />

Preneal Oaxaca Eigenversorgung 215.9 2012*<br />

Generación México<br />

Fuerza Eolica del Itsmo<br />

Unión Fenosa Oaxaca Eigenversorgung 227.5 2010*<br />

(2nd phase) Fuerza Eólica Oaxaca Eigenversorgung 50 2011*<br />

Oaxaca II-IV CFE Oaxaca IPP 304.2 Nov.2011*<br />

Quelle: Programa Especial para el Aprovechamiento de Energías Renovables, 2009


Zugang zu den Übertragungskapazitäten und Windverhältnissen<br />

(von gut bis exzellent) variieren.<br />

Der 2003 von der NREL-Windabteilung veröffentlichte<br />

Windatlas von Oaxaca ist die ausführlichste Kartierungsstudie<br />

<strong>für</strong> Mexiko. Die detaillierten Karten der Windquellen<br />

(gemessen in 30 und 50 m Höhe) und andere im Atlas<br />

enthaltene Informationen erleichtern die Identifizierung<br />

von Gebieten, die zur Nutzung von Windenergie (zur kommerziellen<br />

Stromerzeugung und <strong>für</strong> netzunabhängige Anlagen)<br />

geeignet sind. Laut NREL zeigen »die Ergebnisse der<br />

Windkartierung <strong>für</strong> Oaxaca viele Gebiete, in denen gute bis<br />

exzellente Windpotentiale (Windkraftklasse vier bis sieben,<br />

wobei sieben die höchste ist) erwartet werden können« 15 .<br />

Der Windatlas kann auf Spanisch und Englisch auf der Internetseite<br />

des NREL eingesehen werden: www.nrel.gov/<br />

applying_technologies/maps_atlases_inter_res.html.<br />

Neben dem Windatlas des NREL gibt es noch weitere<br />

Karten <strong>für</strong> andere Regionen Mexikos, die vom IEE (mit<br />

Messungen in 10 m Höhe) oder durch private Firmen wie<br />

TrueWind SL (detaillierter Windatlas <strong>für</strong> den Bundesstaat<br />

Jalisco) oder durch 3tierGroup erstellt wurden. Die 3tier-<br />

Group präsentiert auf ihrer Webseite eine Quick-Scan-<br />

Karte des vorhandenen Windpotentials in verschiedenen<br />

Regionen der Welt einschließlich Mexiko. Diese Karten<br />

und Atlasversionen können unter folgenden Adressen abgerufen<br />

werden: http://genc.iie.org.mx/genc/siger/frames.<br />

asp?mcontador=15632&val=3&url=mapas1.htm<br />

http://www.meteosimtruewind.com/files/<br />

file/20080703-ATLAS_EOLICO_JALISCO_ME-<br />

TABLLE 8:<br />

GEPLANTE WINDPROJEKTE<br />

15 Windkraftklasse vier entspricht Windgeschwindigkeiten zwischen 6,7 und<br />

7,3 m/s und einer Windleistungsdichte von 400 <strong>–</strong> 500 W/m 2 . Windkraftklasse<br />

sieben entspricht Windgeschwindigkeiten von über 8,5 m/s und einer<br />

Leistungsdichte von mehr als 800 W/m 2 .<br />

MEXIKO | 133<br />

XICO_METEOSIM_TRUEWIND.pdf<br />

http://firstlook.3tier.com<br />

Rahmenbedingungen <strong>für</strong> Windenergie<br />

Die Art der Förderung von Windenergie ist projektabhängig.<br />

Das Projekt zur großflächigen Entwicklung erneuerbarer<br />

Energien (PERGE) beispielsweise beinhaltet<br />

einen speziellen Mechanismus zur Unterstützung der<br />

Windenergie in Mexiko. Das Projekt erhält finanzielle<br />

Zuwendungen der GEF und Weltbank in Höhe von 20<br />

Mio. €, die es der CFE ermöglichten, Anreize <strong>für</strong> die<br />

Entwicklung des La Venta III-Projektes zu schaffen. Der<br />

Anreiz bestand in der Vergütung von 0,73 €-Cent pro eingespeister<br />

Kilowattstunde <strong>für</strong> die nächsten fünf Jahre (ab<br />

Projektstart). Des Weiteren wird die CFE den erzeugten<br />

Strom <strong>für</strong> die nächsten 25 Jahre zu einem Preis von 0,03<br />

€ je kWh abnehmen. Darüber hinaus wird eine nationale<br />

Windpotentialkarte erstellt.<br />

Im Rahmen des PERGE-Progamms vergab die CFE im<br />

März nach einer öffentlichen internationalen Ausschreibung<br />

den Bauauftrag <strong>für</strong> den Windpark La Venta III an<br />

Iberdrola Renovables. Iberdrola wird nach Fertigstellung<br />

des Projekts die CFE <strong>für</strong> die nächsten 20 Jahre mit Strom<br />

beliefern. Die Windfarm La Venta III wird sich in der<br />

Gemeinde Santo Domingo Ingenio im Bundesstaat Oaxaca<br />

befinden und über eine Gesamtleistung von 102,85<br />

MW verfügen. Baubeginn ist 2009, im November 2010<br />

soll der Betrieb aufgenommen werden. Aktuell erhalten<br />

keine anderen Projekte finanzielle Anreize im Rahmen<br />

des PERGE-Programms.<br />

Projekt<br />

Fuerza Eólica de Baja<br />

Projektentwickler Region Modalität Leistung [MW]<br />

California Fuerza Eólica Baja California Export 300<br />

Mexico Wind Union Fenosa/Geobat Baja California Export 500<br />

ND Cannon Power Baja California Export 200<br />

Baja Wind Sempra Energy Baja California Export 250<br />

Baja California Fuerza Eólica Baja California Eigenversorgung 10<br />

ND Gobierno del Estado Baja California Eigenversorgung 10<br />

Los Vergeles SEER Tamaulipas Eigenversorgung 160<br />

Eólica Santa Catarina Econergy Nuevo Leon Eigenversorgung 20<br />

Quelle: Programa Especial para el Aprovechamiento de Energías Renovables, 2009


Im Rahmen der IPP-Förderung, jedoch ohne Zusage<br />

finanzieller Anreize, hat die CFE einen 150 Mio. €<br />

schweren Vertrag mit dem lokalen Konsortium Energías<br />

Ambientales de Oaxaca zum Bau des 101 MW großen<br />

Windparks Oaxaca I geschlossen. Der Windpark soll im<br />

Jahre 2011 in Betrieb genommen werden.<br />

Um den Anschluss der Windparks an das nationale Stromnetz<br />

zu erleichtern, begann Mexiko im Jahr 2006 mit der<br />

Durchführung des Temporada-Abierta-Projektes (Projekt<br />

»Offene Saison«). Das Projekt beinhaltet eine Vereinbarung<br />

zwischen der CFE und den privaten Investoren, um<br />

die Baukosten <strong>für</strong> das neue Übertragungsnetz im Staat<br />

Oaxaca zwischen den beiden Parteien aufzuteilen (CFE<br />

20% und Investoren 80%). Das Temporada-Abierta-Projekt<br />

ist entsprechend den Netzanschlussbedingungen <strong>für</strong><br />

Windparks in drei Stufen angelegt.<br />

In Saison 1 (Minisaison) wird ein bestehendes 115-kV-<br />

Netz um eine zweites Schaltsystem erweitert. Zwei Windparks,<br />

die im Jahr 2009 ihren Betrieb aufnehmen, werden<br />

an dieses System angeschlossen (der Parques Ecológicos<br />

de México und der Windpark Eurus). In Saison 2 werden<br />

vier Windparks, die 2009 und 2010 in Betrieb gehen<br />

werden, an eine neue 115-kV-Übertragungsleitung<br />

angeschlossen. In Saison 3 wird die CFE unter finanzieller<br />

und operativer Beteiligung privater Projektentwickler<br />

eine neue 400-kV-Hochspannungsleitung errichten.<br />

Diese wird die Anbindung sechs neuer Projekte sichern<br />

und die Übertragungskapazität <strong>für</strong> zwei bestehende Projekte<br />

erhöhen. Die neue Hochspannungsleitung soll im<br />

September 2010 den Betrieb aufnehmen. Neben der Verlegung<br />

bzw. Aufrüstung von 590 km Hochspannungsleitungen<br />

sieht das Projekt auch den Bau eines neuen und<br />

die Modernisierung dreier bestehender Umspannwerke<br />

vor. Zur Erweiterung des Übertragungsnetzes werden<br />

neue Windparks künftig nach dem gleichen Muster wie<br />

das Temporada-Abierta-Projekt realisiert werden.<br />

Derzeitige Nutzung von<br />

Windenergie und geplante Projekte<br />

Die bis Mitte 2009 in Betrieb genommen Projekte haben<br />

zusammen eine Leistung von 204 MW. Es wird erwartet,<br />

dass bis 2012 ca. 4 000 MW zusätzliche installierte Leis-<br />

MEXIKO | 134<br />

tung in Mexiko verfügbar sein wird 16 . 2 564 MW werden<br />

von bereits realisierten und bewilligten Projekten (siehe<br />

Tabelle 7) erzeugt. Die meisten dieser Projekte werden als<br />

Anlagen zur Eigenversorgung realisiert. Diese Option ist<br />

<strong>für</strong> Projektentwickler deshalb interessant, weil <strong>für</strong> Großkunden<br />

hohe, durch die CFE festgelegte Strompreise,<br />

gelten.<br />

Zusätzlich zu den realisierten und bewilligten Projekten<br />

gibt es auch eine Reihe geplanter Projekte, die zusammen<br />

eine Leistung von 1 450 MW aufweisen (siehe Tabelle<br />

8). Diese Projekte werden vorrangig <strong>für</strong> den Export von<br />

Strom in den US-Markt entwickelt.<br />

Geschäftsklima<br />

Mexiko ist in den meisten Bereichen der Wirtschaft ausländischen<br />

Direktinvestitionen gegenüber sehr offen eingestellt.<br />

So ist es unter den Schwellenländern der größte<br />

Empfänger von ausländischen Direktinvestitionen.<br />

Außerdem hat Mexiko 12 Freihandelsabkommen abgeschlossen,<br />

die von insgesamt 44 Ländern unterzeichnet<br />

wurden. Dies sind gute Anzeichen <strong>für</strong> ein investitionsfreundliches<br />

Klima bezüglich der rechtlichen Sicherheit<br />

der Investitionen.<br />

Eigentumsrechte werden durch eine Reihe von Mexiko<br />

unterzeichneten internationalen Abkommen garantiert.<br />

Mexiko ist beispielsweise ein Unterzeichner der Pariser<br />

Konvention, des Patent Cooperation Treaty und des<br />

internationalen Verbands zum Schutz von Pflanzenzüchtungen.<br />

Das mexikanische Institut <strong>für</strong> gewerbliches<br />

Eigentum (IMPI) ist dabei die Behörde, die <strong>für</strong> die<br />

Durchsetzung der Gesetze und Verträge zuständig ist.<br />

Mexiko nimmt eine strategisch wichtige Position durch<br />

die Nähe zum wachsenden Markt <strong>für</strong> Windenergie in den<br />

USA ein. Darum haben in Mexiko beheimatete Firmen<br />

begonnen, Produkte und Dienstleistungen <strong>für</strong> die Windindustrie<br />

anzubieten. Qualifizierte Arbeitskräfte aus dem<br />

mexikanischen Elektrizitäts-, Automobil-, Luftfahrt- und<br />

dem Bausektor können mit wenig Aufwand auf die Errichtung<br />

von Windkraftanlagen umgeschult werden.<br />

Für den Bereich Forschung und Entwicklung wurde das<br />

16 SENER 2009


IIE das Centro Regional de Tecnología Eólica <strong>–</strong> CERTE<br />

(Regionalzentrum <strong>für</strong> Windtechnologien) eingerichtet.<br />

Das Zentrum wird sich mit der genaueren Untersuchung<br />

der Potentiale <strong>für</strong> Windenergie in Mexiko befassen und<br />

Windturbinen zertifizieren. Darüber hinaus möchte das<br />

CERTE eine Windturbine entwerfen und testen, die<br />

nach Erreichen der Serienreife industriell im Land hergestellt<br />

werden kann. Darüber hinaus führt das Institut <strong>für</strong><br />

Ingenieurswesen der UNAM (Nationale Autonome Universität<br />

Mexikos) Forschungen zur Nutzung von Windtechnologien<br />

zur Wasserentsalzung durch.<br />

Allerdings steht der mexikanische Windenergiesektor<br />

vor einigen Herausforderungen. Trotz des großen Potentials<br />

geht die Entwicklung der Windkraft in Mexiko<br />

nur langsam voran. Dies zeigt auch die Tatsache, dass<br />

zwar 1998 das erste Windprojekt von der CRE genehmigt<br />

wurde, das erste große Projekt jedoch erst 2007 den<br />

Betrieb aufnahm. Gründe <strong>für</strong> diese Verzögerung werden<br />

in den fehlenden finanziellen Anreizen durch die Regierung<br />

und dem langsamen Netzausbau in den Gegenden<br />

mit hohem Windpotential gesehen. Es wird erwartet,<br />

dass die jüngsten Reformen der rechtlichen Rahmenbedingungen<br />

(2008) die Entwicklung der Windbranche<br />

nachhaltig fördern werden. Außerdem gibt es nur ein<br />

begrenztes Angebot und begrenzte Verfügbarkeit von<br />

Equipment und Dienstleistungen (sowohl auf internationaler<br />

wie auch nationaler Ebene). Trotz guter Vorgaben<br />

durch das Temporada-Abierta-Modell bestehen weiterhin<br />

Einschränkungen aufgrund der Tatsache, dass es noch immer<br />

große räumliche Distanzen zwischen den geplanten<br />

Windprojektorten und den Anschlusspunkten <strong>für</strong> das<br />

Übertragungsnetz zu überwinden gilt. Darüber hinaus<br />

haben Gemeinden, die neben Windprojekten angesiedelt<br />

sind, wiederholt berichtet, dass die Projektentwickler<br />

nicht ihren Verpflichtungen (insbesondere Pachtzahlungen<br />

<strong>für</strong> die benutzten Flächen) nachkommen, was zum<br />

Teil durch Verzögerungen bei der Projektdurchführung<br />

begründet ist. Die Finanzkrise hat die Finanzierung <strong>für</strong><br />

private Windprojekte durch Geschäftsbanken zum Erliegen<br />

gebracht, so dass die mexikanischen Projekte Probleme<br />

hatten, eine sichere Finanzierung abzuschließen 17 .<br />

17 Nach Zeitungsangaben können die Projekte Bii Ne Stipa und La Ventosa nicht<br />

fertig gestellt werden, da die Finanzierung nicht sichergestellt ist. La Ventosa<br />

sollte im März 2009 den Betrieb aufnehmen.<br />

1.7 Adressen und Kontaktdaten<br />

MEXIKO | 135<br />

Asociación Nacional de Energía Solar A.C. <strong>–</strong> ANES<br />

(Nationaler Verband <strong>für</strong> die Solarenergie)<br />

Calzada Acoxpa no. 524 Desp. 506-B<br />

Col. Prado Coapa<br />

14350 México, D.F.<br />

Delegación Tlalpan<br />

Tel.:/Fax: +52 (55) 56 84 41 62<br />

E-mail: anescomite@anes.org<br />

Internet: www.anes.org<br />

Asociacion Mexicana de Energia Eolica (AMDEE)<br />

(Mexikanischer Windenergieverband)<br />

Ave. Jaime Balmes No. 11 L <strong>–</strong> 130 F<br />

Col. Los Morales Chapultepec, México, D. F.<br />

Tel.: +52 55 5395-9559<br />

Internet: www.amdee.org<br />

Comisión Nacional para el uso eficiente de la Energía <strong>–</strong><br />

CONUEE (ehemals CONAE, Nationalbehörde <strong>für</strong> den<br />

effizienten Gebrauch von Energie)<br />

Rio Lerma 302<br />

Col. Cuauhtémuc<br />

06500 México, D.F.<br />

Delegación Cuauhtémuc<br />

Tel.: +52 (55) 30 00 10 00<br />

Internet: www.conuee.gob.mx<br />

Comisión Reguladora de Energía <strong>–</strong> CRE<br />

(Energieregulierungsbehörde)<br />

www.cre.gob.mx<br />

Av. Horacio #1750<br />

Col. Los Morales Polanco, Del. Miguel Hidalgo,<br />

México D.F.,<br />

C.P. 11510,<br />

Tel.: +52 (55) 5283 1515


Comisión Federal de Electricidad <strong>–</strong> CFE<br />

(Bundesstromkommission)<br />

Reforma 164 , Col. Juárez México,D.F.<br />

Cd. de México<br />

Tel.: 01800 2233071<br />

Internet: www.cfe.gob.mx<br />

Instituto de Investigaciones Eléctricas <strong>–</strong> IIE (Elektrizitätsforschungsinstitut)<br />

Gerencia de Energía No-Convencionales<br />

Av. Reforma 113<br />

Colonia Palmira<br />

62490 Temixco, Morelos<br />

Tel.:/Fax: +52 (777) 362 38 06<br />

Internet: http://genc.iie.org.mx/genc/index2.html<br />

Secretaría de Energía <strong>–</strong> SENER (Energieministerium)<br />

Insurgentes Sur No. 890<br />

Col. Del Valle<br />

03100 México, D.F.<br />

Tel.: +52 (55) 54 48 60 12<br />

Fax: +52 (55) 54 48 60 13<br />

Internet: www.energia.gob.mx<br />

1.8 Informationsquellen<br />

Anmerkung: Die Informationen von den folgenden<br />

Quellen wurden in den Monaten August, September<br />

und Oktober 2009 Gesichtet:.<br />

Asociacion Mexicana de Energia Eolica <strong>–</strong> AMDEE<br />

Panorama General de la Energía Eólica en México, 2009.<br />

www.amdee.org<br />

CGIAR Consortium for Spatial Information<br />

(CGIAR-CSI), http://srtm.csi.cgiar.org, 2004<br />

Comision Economica para America Latina <strong>–</strong> CEPAL<br />

Estudio económico de América Latina y el Caribe<br />

2008-2009. 2008<br />

www.cepal.cl<br />

Comisión Federal de Electricidad <strong>–</strong> CFE:<br />

Central Eoloeléctrica La Venta II. 2008<br />

MEXIKO | 136<br />

Comisión Federal de Electricidad <strong>–</strong> CFE:<br />

Presentación del Sistema Eléctrico Mexicano 2008<br />

http://www.worldenergy.org/<br />

documents/4cfewecnov2008.ppt<br />

Comisión Federal de Electricidad <strong>–</strong> CFE:<br />

Programa de Obras e Inversiones del Sector Eléctrico<br />

2009-2018 (POISE), 2009<br />

http://aplicaciones.cfe.gob.mx/aplicaciones/otros/<br />

POISE20092018SHB1.zip<br />

Comision Reguladora de Energia <strong>–</strong> CRE<br />

Estadisticas del sector de Energías Eléctrica. Permisos<br />

de generación y de importación de energía eléctrica<br />

http://www.cre.gob.mx/documento/1565.xls<br />

Consejo Nacional de Evaluación<br />

de la Política de Desarrollo Social (CONEVAL)<br />

Estimaciones de pobreza 2008.<br />

http://www.coneval.gob.mx/<br />

Energia a debate<br />

Mexican Energy Sector magazine.<br />

http://www.energiaadebate.com/<br />

Environmental Protection Law (1988)<br />

Ley General del Equilibrio Ecológico y la<br />

Protección al Ambiente<br />

http://www.diputados.gob.mx/LeyesBiblio/ref/lgeepa.<br />

htm<br />

Electricity law (1992)Ley Electrica<br />

http://www.diputados.gob.mx/LeyesBiblio/pdf/99.pdf<br />

Dr Elizabeth Lokey. University<br />

of Colorado Environmental Studies,<br />

Barriers to clean development mechanism<br />

renewable energy projects in Mexico 2008<br />

http://www.sciencedirect.com/


Interamerican Development Bank <strong>–</strong> IADB<br />

Programme in support<br />

of Mexico’s climate change agenda. 2008.<br />

http://www.iadb.org/Projects/project.cfm?id=ME-<br />

L1053&lang=en<br />

International Monetary Fund.<br />

World Economic Outlook Database<br />

http://www.imf.org/external/pubs/ft/weo/2009/01/<br />

weodata/index.aspx<br />

Law for bioenergy use (2008)<br />

LEY DE PROMOCIÓN Y DESARROLLO<br />

DE LOS BIOENERGÉTICOS<br />

http://www.diputados.gob.mx/LeyesBiblio/doc/LPDB.<br />

doc<br />

Law for the Use of Renewable Energies<br />

and the Financing of the Energy Transition<br />

LEY PARA EL APROVECHAMIENTO<br />

DE ENERGÍAS RENOVABLES Y EL<br />

FINANCIAMIENTO DE LA TRANSICIÓN<br />

ENERGÉTICA<br />

http://www.diputados.gob.mx/LeyesBiblio/pdf/LAE-<br />

RFTE.pdf<br />

National Renewable Energy Laboratory <strong>–</strong> NREL<br />

Wind Energy Resource Atlas of Oaxaca. August 2003<br />

http://www.nrel.gov/docs/fy03osti/34519.pdf<br />

Petroleos Mexicanos <strong>–</strong> PEMEX<br />

Diagnostico de PEMEX. 2008.<br />

http://www.pemex.com/files/content/situacionpemex.<br />

pdf<br />

Rent Taxation law (005 reform)<br />

Ley de Impuesto sobre la renta<br />

http://www.diputados.gob.mx/LeyesBiblio/ref/lisr/<br />

LISR_ref03_01dic04.doc<br />

Secretaria de medio ambiente y<br />

recursos naturales - SEMARNAT<br />

MEXIKO | 137<br />

Programa Especial de Cambio<br />

Climático 2008-2012. March 2009<br />

http://www.semarnat.gob.mx/queessemarnat/politica_<br />

ambiental/cambioclimatico/Documents/pecc/090828_<br />

PECC.Capitulos_DOF.pdf<br />

Secretaría de Energía <strong>–</strong> SENER (SENER 2009a)<br />

Políticas y Medidas para Facilitar el Flujo de Recursos<br />

Derivados de los Mecanismos Internacionales de Financiamiento.<br />

2009<br />

http://www.energia.gob.mx/webSener/res/0/Mecanismos_financiamiento.pdf<br />

Secretaría de Energía <strong>–</strong> SENER (SENER 2009b)<br />

Estrategia Nacional para la Transición Energética y el<br />

Aprovechamiento Sustentable de la Energía. 2009<br />

http://www.energia.gob.mx/webSener/res/0/Estrategia.<br />

pdf<br />

Secretaría de Energía - SENER<br />

Programa Especial para el Aprovechamiento de Energías<br />

Renovables. 2009<br />

http://www.energia.gob.mx/webSener/res/0/Programa<br />

%20Energias %20Renovables.pdf<br />

Secretaría de Energía-SENER<br />

Energy balance 2008. October 2009<br />

http://www.sener.gob.mx/webSener/res/PE_y_DT/<br />

pub/Balance_2008.pdf<br />

Secretaría de Energía - SENER<br />

Electricity sector Outlook 2008-2017. 2008<br />

http://www.energia.gob.mx/webSener/res/PE_y_DT/<br />

pub/Electricity %20Sector %20Outlook %202008-2017.pdf<br />

Secretaría de Energía - SENER<br />

Programa Sectorial de Energía 2007 <strong>–</strong> 2012. 2007<br />

http://www.energia.gob.mx/webSener/portal/index.<br />

jsp?id=57<br />

Secretaría de Energía - SENER<br />

Políticas y Medidas para Fomentar la Integración<br />

Nacional de Equipos y Componentes para el Aprovecha-


miento de las Energías Renovables y el Uso Sustentable<br />

de la Energía. http://www.energia.gob.mx/webSener/<br />

res/0/Politicas_Medidas_Integracion.pdf<br />

The contract for the interconnection<br />

of renewable sources (2007)<br />

Contrato de Interconexión para<br />

fuentes de energía renovable<br />

http://www.cfe.gob.mx/es/NegociosConCFE/<br />

inversionistas/Disposicionesaplicablesalainterconexi<br />

%C3 %B3n/Contdeinterconpafuentesdeenergiarenov/Contrato+de+Interconexi<br />

%C3 %B3n+para+fue<br />

ntes+de+energ %C3 %ADa+renovable.htm<br />

UNEP Risoe<br />

CDM/JI Pipeline Analysis and Database,<br />

September 1st 2009<br />

http://www.cdmpipeline.org<br />

US AID<br />

Antecedentes: Proyecto de Producción<br />

más Limpia y Energías Renovables. 2009<br />

http://www.usaid.gov/our_work/environment/climate/<br />

country_nar/mexico.html<br />

Woodrow Wilson International Centre for Scholars<br />

The Mexican Economy in 2009<br />

http://wilsoncenter.org/topics/docs/Mexican %20Economy<br />

%20in %202009.pdf<br />

World Bank <strong>–</strong> WB<br />

Proposed grant from the Global Environment Trust<br />

Fund. For a large-scale renewable energy development<br />

project. June 8, 2006.<br />

World Bank <strong>–</strong> WB<br />

The Clean Technology Fund<br />

and Wind Energy Financing in Mexico (2009)<br />

http://siteresources.worldbank.org/INTCC/Resources/CTF_TF_Comm_Mexico_Wind.pdf<br />

List of<br />

MEXIKO |<br />

138


PANAMA<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

ANAM Autoridad Nacional Ambiental<br />

(Nationale Umweltbehörde)<br />

B Balboa (nationale Währung)<br />

ACP Autoridad del Canal de Panamá<br />

(Behörde des Panamakanals)<br />

BIP Bruttoinlandsprodukt<br />

CER Certified Emission Reduction<br />

CDM Clean Development Mechanism<br />

CND Centro Nacional de Despacho<br />

(Nationales Verteilungszentrum)<br />

COPE Comisión de Política Energética<br />

(Komission <strong>für</strong> Energiepolitik)<br />

DNA Designated National Authority<br />

(nationale Aufsichtsbehörde)<br />

EGE Empresa de Generación Eléctrica<br />

(Stromerzeugungsgesellschaft)<br />

ERSP Entidad Reguladora de Servicios Públicos<br />

(Regulierungsbehörde <strong>für</strong><br />

öffentliche Dienstleistungen)<br />

ETESA Empresa de Transmisión Eléctrica<br />

139<br />

SA (Stromübertragungsgesellschaft]<br />

GWh Gigawattstunde<br />

IADB Banco Interamericano de Desarrollo<br />

(Interamerikanische Entwicklungsbank)<br />

IZF Interner Zinzfluß<br />

IRHE Instituto de Recursos Hidráulicos y<br />

Electrificación (Institut <strong>für</strong> Wasserwirtschaft<br />

und Elektrifizierung)<br />

kV Kilovolt<br />

kWh Kilowattstunde<br />

MW Megawatt<br />

OEA Organización de Estados Americanos<br />

(Organisation Amerikanischer Staaten)<br />

PJ Peta Joule<br />

SIEPAC Sistema de Interconexión Eléctrica para<br />

América Central (zentralamerikanisches<br />

Stromnetz)<br />

SIN Sistema de Interconexión Nacional<br />

(nationales Stromnetz)<br />

SOLEDUSA Programa Solar, Educación y Salud<br />

(Solar-, Bildungs- und Gesundheitsprogramm)<br />

TWh Terawattstunde<br />

UNDP United Nations Development<br />

Programme (Entwicklungsprogramm<br />

der Vereinten Nationen)


PANAMA<br />

6.1 Einleitung<br />

ABBILDUNG 1:<br />

KARTE VON PANAMA<br />

Quelle: CIGAR 2004<br />

Die Republik Panama liegt in Zentralamerika, grenzt an<br />

Costa Rica und Kolumbien und hat Küsten zur Karibik<br />

und zum nordpazifischen Ozean. Das Land wird vom<br />

Panamakanal durchschnitten. Das Klima im gesamten<br />

Land ist tropisch und zeichnet sich in den Küstengebieten<br />

durch ganzjährig hohe Temperaturen aus, die im Landesinneren<br />

und in den Bergen jedoch deutlich niedriger<br />

liegen. Es gibt eine hohe Niederschlagsrate mit deutlichen<br />

Unterschieden zwischen der pazifischen und der karibischen<br />

Küste. Panama befindet südlich der Hurrikanzone<br />

(10º nördliche Breite).<br />

Panama is a small country with a total population of 3.45<br />

million people, and a population growth rate of 1.4 %.<br />

TABELLE 1:<br />

WICHTIGSTE STATISTISCHE DATEN ZU PANAMA<br />

Fläche Einwohnerzahl<br />

(2009)<br />

BIP<br />

(2008)<br />

78 200 km² 3.45 Millions 17 063 Billion<br />

Euro<br />

Quelle: International Wind Energy 2009/2010; Dirección de Estadísticas y Censo<br />

140<br />

Panama ist ein kleines Land mit 3,45 Mio. Einwohnern<br />

und einem Bevölkerungswachstum von 1,4 % per anno.<br />

Etwa die Hälfte der Bevölkerung lebt in städtischen Gebieten.<br />

2008 belegte das Land Platz 67 auf dem Human<br />

Development Index. Die Lebenserwartung liegt bei etwa<br />

75 Jahren und der Alphabetisierungsgrad bei über 90 %.<br />

Panama ist eine Republik mit repräsentativer Demokratie,<br />

in der der Präsident der Republik (derzeit Ricardo Martinelli,<br />

gewählt im Mai 2009) und die Staatsminister die<br />

Exekutivgewalt innehaben. Die Wirtschaft des Landes basiert<br />

hauptsächlich auf dem Dienstleistungssektor, der 63<br />

% des BIP ausmacht. Handwerk, Industrie und Landwirtschaft<br />

machen weniger als ein Viertel des BIP aus. Panama<br />

BIP pro Kopf<br />

(2008)<br />

Import<br />

(2008)<br />

5 014 Euro 9 534 Million<br />

Euro<br />

Export<br />

(2008)<br />

7 880 Million<br />

Euro


hängt stark vom Panamakanal als Transport- und Logistikzentrum<br />

ab. Daten der Weltbank zufolge hat Panama<br />

das höchste Pro-Kopf-BIP in Zentralamerika und ist nach<br />

Guatemala und Costa Rica die drittgrößte Wirtschaft<br />

dieser Region. Dennoch waren 2007 noch immer 11,7 %<br />

der Bevölkerung von Armut betroffen. Die wichtigsten<br />

Exportpartner sind die USA, Schweden, die Beneluxstaaten<br />

1 und Costa Rica. Importe stammen hauptsächlich aus<br />

den USA, Ecuador, Venezuela und Japan. Panama ist Mitglied<br />

der Organisation Amerikanischer Staaten (Organisation<br />

of American States 2 <strong>–</strong> OEA), der Interamerikani-<br />

TABELLE 2:<br />

HISTORISCHE ENTWICKLUNG DES BIP IN PANAMA 2000-2008<br />

schen Entwicklungsbank (Inter American Development<br />

Bank <strong>–</strong> IADB) und der Zentralamerikansichen Bank <strong>für</strong><br />

ökonomische Integration (Central American Bank for<br />

Economic Integration <strong>–</strong> CABEI).<br />

6.2 Energiemarkt<br />

Übersicht Energiemarkt<br />

Panama ist der größte Energieverbraucher Zentralamerikas.<br />

Da es keine nachgewiesenen Öl-, Erdgas- oder Kohlevorkommen<br />

gibt, muss das Land einen Großteil seines<br />

1 Belgien, Niederlande und Luxemburg<br />

2 Diese Organisation umfasst alle Länder der südlichen Hemisphäre und unterstützt<br />

sie in allen Fragen der Demokratie und anderen Themen und Inhalten von<br />

allgemeinem Interesse. Mehr Informationen unter:<br />

http://www.oeapanama.org/01sobrelaoea.html<br />

PANAMA | 141<br />

Bedarfs an fossilen Brennstoffen importieren. In jüngerer<br />

Zeit stammten ca. 80<strong>–</strong>90 % von Panamas Endenergieverbrauch<br />

aus Energieimporten.<br />

Erdgas und Kohle werden im Land kaum verwendet.<br />

Brennholz und Zuckerrohrabfälle sind die wichtigsten<br />

Energieressourcen in ländlichen Wohngebieten, während<br />

auf Landesebene Erdölprodukte die wichtigste Energiequelle<br />

sind. In den letzten zehn Jahren nahm die Nutzung<br />

von Holz als Energielieferant gegenüber Strom, der aus<br />

importierten Erdölprodukten und aus Wasserkraft produziert<br />

wird, ab.<br />

Billions 2000 2002 2004 2006 2008<br />

BIP (in Mrd.; Landeswährung; Tageskurse) 10 733 11 604 17 637 21 513 33 958<br />

BIP (in Mrd.; € ; Tageskurse) 7 932 8 576 13 034 15 899 25 096<br />

Quelle: International Monetary Fund <strong>–</strong> Deutsche Bundesbank<br />

TABELLE 3:<br />

ENERGIEVERBRAUCH NACH SEKTOREN IN PANAMA, 2006<br />

Sektor Energie (PJ) Anteil ( %)<br />

Transport 60.13 42.1<br />

Industrie 28.56 20<br />

Privathaushalte 37.28 26.1<br />

Gewerbe und andere Nutzer 16 11.2<br />

Landwirtschaft, Fischerei und<br />

Bergbau<br />

0.86 0.6<br />

Gesamt 142.83<br />

Quelle: Ministerio de Economía y Finanzas <strong>–</strong><br />

Comisión de Política Energética<br />

2006 importierte das Land ca. 11,2 Mio. Barrel Öl (was<br />

ungefähr 85% des Warenwertes entspricht, der in diesem<br />

Jahr durch Exporte erzielt wurde). Der Import von<br />

ABBILDUNG 2:<br />

PRIMÄRENERGIEBEREITSTELLUNG 2006<br />

Gesamte Primärenergiebereitstellung 2007: 378.7 PJ<br />

12,9<br />

11 %<br />

20,3<br />

17 %<br />

Erdölderivate<br />

Wasser<br />

Brennbare Erneuerbare / Abfall<br />

Quelle: IEA 2008<br />

83,4<br />

72 %


ABBILDUNG 3:<br />

NATIONALES STROMNETZ VON PANAMA<br />

Quelle: CGIAR 2004<br />

Mineralölprodukten hat in den letzten Jahren insbesondere<br />

durch den gestiegenen Verbrauch im Transportsektor<br />

zugenommen, was auf die stark vergrößerte Anzahl<br />

von Fahrzeugen zurückzuführen ist. Mit über 300 000<br />

Neuzulassungen zwischen 1996 und 2006 hat sich die<br />

Anzahl verdoppelt, die Fahrzeuge waren <strong>für</strong> 51 % des<br />

Ölverbrauchs im Land während dieses Zeitraums verantwortlich.<br />

2006 lag der Endenergieverbrauch in Panama bei etwa<br />

142,83 PJ, die sich wie folgt auf die verschiedenen Energieressourcen<br />

verteilen: 18,6 % Holz, 1,9 % Strom, 5,3 %<br />

Flüssiggas, 6,1 % Koks und Kohle und 51,7 % Ölderivate.<br />

Tabelle 3 gibt einen Überblick des Energieverbrauchs im<br />

Land im Jahr 2006 nach Sektoren. Die Sektoren mit dem<br />

größten Energieverbrauch sind der Transportsektor und<br />

die Industrie (die ausschließlich fossile Brennstoffe verbrauchen)<br />

und Privathaushalte (in denen hauptsächlich<br />

Biomasse als Energiequelle genutzt wird).<br />

Das Stromnetz<br />

Ein einzelnes Stromnetz (das nationale Verbundsystem<br />

SIN) versorgt das gesamte Land. Es besteht aus drei<br />

230-kV-Hochspannungsleitungen mit einer Gesamtlänge<br />

PANAMA | 142<br />

von 1 847,68 km und einer 115-kV-Mittelspannungsleitung<br />

mit einer Gesamtlänge von 306,1 km (Stand: 2008).<br />

Innerhalb dieses Systems sind die Stromerzeugungsunternehmen<br />

organisiert, die den Mercado Mayorista de Electricidad<br />

(Großhandelsmarkt <strong>für</strong> Strom) bedienen. Das<br />

Netz wird vom nationalen Verteilungszentrum CND 3<br />

betrieben.<br />

Die Stromverluste innerhalb des Systems betrugen 2008<br />

zwischen 1,3 % und 3,19 % der übertragenen Energie. Die<br />

größten Verluste werden gewöhnlich während der Monate<br />

mit der größten Produktion von Energie aus Wasserkraft<br />

und zumeist in den Wasserkraftwerken in Fortuna,<br />

La Estrella, Los Valles und Estí verzeichnet, die sich im<br />

Norden des Landes befinden und weit von den Hauptverbrauchszentren<br />

in und um Panama City entfernt sind.<br />

SIEPAC, das zentralamerikanische Stromnetz, ist ein<br />

geplantes Projekt, das den Bau von Übertragungsleitungen<br />

vorsieht, die 37 Millionen Kunden in Panama, Costa<br />

Rica, Honduras, Nicaragua, El Salvador und Guatemala<br />

verbinden sollen. Das Projekt sollte eigentlich 2006 fertig<br />

gestellt werden, jedoch wurde erst 2008 mit der Arbeit<br />

begonnen. Nun soll es bis 2010 abgeschlossen sein. Das<br />

3 Centro Nacional de Despacho (CND). Weitere Informationen unter: http://<br />

www.cnd.com.pa/index.htm


SIEPAC-Projekt soll 1 803 km an neuen 230-kV-Übertragungsleitungen<br />

mit einer geplanten Leistung von 300<br />

MW zwischen Guatemala und Panama bereitstellen und<br />

vorhandene Anschlüsse aufrüsten. Darüber hinaus ist eine<br />

230-kV-Verbindung zwischen Guatemala und Honduras<br />

sowie zwischen Honduras und El Salvador in Planung.<br />

Das Projekt wurde von der Interamerikanischen Entwicklungsbank,<br />

der spanischen Regierung, der Central American<br />

Bank for Economic Integration und den Ländern<br />

Zentralamerikas finanziert.<br />

Be<strong>für</strong>worter von SIEPAC erwarten von einer Zusammenlegung<br />

der nationalen Übertragungsnetze eine Minderung<br />

der regelmäßig auftretenden Stromknappheit in<br />

der Region, die Reduzierung von Betriebskosten, die Optimierung<br />

der gemeinsamen Nutzung von Wasserkraft,<br />

die Schaffung eines wettbewerbsfähigen Energiemarktes<br />

innerhalb der Region und den Gewinn ausländischer Investoren<br />

<strong>für</strong> die Bereiche Energieerzeugung und -übertragung.<br />

Kritiker merken allerdings an, dass das Projekt den<br />

Strom <strong>für</strong> Verbraucher in Zentralamerika nicht günstiger<br />

machen wird, sondern vielmehr die Tarife erhöhen und<br />

darüber hinaus den Energieexport nach Mexiko erleichtern<br />

wird, was nicht zur Expansion des zentralamerikani-<br />

schen Marktes beiträgt. Andere Kritiker sind überzeugt,<br />

dass der Großteil der zusätzlichen Erzeugungskapazität<br />

aus Wasserkraft stammen wird und höhere Kosten <strong>für</strong><br />

soziale Maßnahmen und Umweltmaßnahmen mit sich<br />

bringen wird. Zudem besteht die Sorge, dass große ausländische<br />

Unternehmen ihre ohnehin schon starke Position<br />

im zentralamerikanischen Energiesektor noch weiter<br />

ausbauen könnten.<br />

Darüber hinaus plant das Unternehmen Interconexión<br />

Eléctrica Colombia-Panamá (ICP) den Bau einer 614 km<br />

PANAMA |<br />

143<br />

langen Übertragungsleitung von Kolumbien nach Panama,<br />

die den Import von 600 MW Strom ermöglichen<br />

würde. Diese Verbindungsleitung stellt das Hauptbindeglied<br />

zur Koppelung der Stromnetze in Nord- und<br />

Südamerika dar. Dieses Projekt hat das Ziel, die soziale<br />

und ökonomische Entwicklung der Länder zu fördern,<br />

die durch die Verbindungsleitung zusammengeschlossen<br />

werden, die Stromkosten <strong>für</strong> Endverbraucher zu reduzieren<br />

und die Wettbewerbsfähigkeit unter den Energieversorgern<br />

zu verbessern, indem die Netzkapazität gesteigert<br />

wird. Die Umsetzung dieses Projektes wird die Unterschiede<br />

der Grenzkosten von Strompreisen zwischen den<br />

an dem Projekt beteiligten Ländern (z. B. Kolumbien,<br />

Guatemala, El Salvador und Panama) reduzieren. Zu<br />

den <strong>für</strong> das Projekt nötigen Aktivitäten werden derzeit<br />

Studien durchgeführt. Geeignete Maßnahmen und Strategien<br />

zum Ausbau des nationalen Stromübertragungsnetzes<br />

werden in den »Nationalen Plänen zum Ausbau<br />

des Nationalen Verbundsystems« entwickelt. Diese Pläne<br />

werden vom Ministerium <strong>für</strong> Wirtschaft und Finanzen<br />

über die Kommission <strong>für</strong> Energiepolitik 4 in regelmäßigen<br />

Abständen erarbeitet und veröffentlicht (normalerweise<br />

jährlich). Der aktuelle Plan umfasst den Zeitraum von<br />

TABELLE 4:<br />

INSTALLIERTE LEISTUNG NACH ANLAGENTYP 2001<strong>–</strong>2008 IN MW<br />

MW 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />

Wärmekraft 558.8 558.5 626.64 566.64 593.14 554 629 672.5<br />

Wasserkraft 540 540 660 770 770 770 782 792<br />

Gesamt 1 098.8 1 098.8 1 286.6 1 336.6 1 363.1 1 324.0 1 411.0 1 637.93<br />

Quelle: Ministerio de Economía y Finanzas <strong>–</strong> Comisión de Política Energética<br />

2007 bis 2021 und beinhaltet ein Paket von Maßnahmen<br />

und Aktionen, das die Energieversorgung innerhalb des<br />

vorgegebenen Zeitrahmens sicherstellen soll.<br />

Installierte Leistung<br />

Ende 2008 lag die installierte Leistung bei 1 637,93 MW.<br />

869,95 MW (53,11 %) dieser Kapazität stammten aus<br />

Wärmekraftwerken, die hauptsächlich mit Bunkeröl,<br />

Diesel und Marinedieselöl betrieben werden, 767,98<br />

MW (46,89%) stammten aus Wasserkraft. 88,81 % die-<br />

4 Comisión de Política Energética, weitere Informationen unter: https://www.<br />

mef.gob.pa/cope/index.htm.


ser Leistung wird von kommerziellen Anlagen erzeugt,<br />

10,37 % von Eigenversorgungsanlagen, die an das SIN<br />

angeschlossen sind, und die restlichen 0,82 % von isolierten<br />

Systemen.<br />

Neue Arten von erneuerbarer Energie (wie Solarenergie<br />

oder Windkraft) tragen nur einen sehr geringen Teil zur<br />

Energieproduktion des Landes bei (unter 0,5%). Dies<br />

wird sich in den kommenden Jahren wahrscheinlich ändern,<br />

weil besonders Windkraft im Land gefördert wird<br />

(acht Projekte sind in Planung und sollen zwischen 2009<br />

und 2012 umgesetzt werden).<br />

Die installierte Leistung in Panama wird Schätzungen zufolge<br />

in den nächsten zehn Jahren um 500 MW anwachsen,<br />

unter anderem aufgrund der Inbetriebnahme neuer<br />

Wasserkraftwerke in den nächsten vier Jahren. Im August<br />

2009 ist die installierte Leistung auf 1 663,8 MW angewachsen.<br />

Im »Nationalen Energieplan«, der vom Ministerium <strong>für</strong><br />

Wirtschaft und Finanzen entwickelt wurde, sind Prognosen<br />

zur Stromnachfrage im Jahr 2020 enthalten,. Die Bedarfsschätzungen<br />

variieren in diesen Prognosen zwischen<br />

1 784 und 1 953 MW bis 2020. 5<br />

Stromerzeugung<br />

2007 stieg die Menge an produziertem Strom um 7 %<br />

(im Vergleich zu 2006) auf insgesamt 6 156 GWh an.<br />

Die Stromerzeugung durch Wasserkraft (64 % der Gesamterzeugung)<br />

setzte mit einer Steigerung um 1,5 %<br />

ihren leichten Aufwärtstrend seit 2004 fort, während die<br />

Erzeugung aus Wärmekraft um 20 % zunahm, was einer<br />

Leistung von 2 194 GWh entspricht. Das starke Wachstum<br />

in der Energieerzeugung durch Wärmekraft könnte<br />

TABLLE 5:<br />

BRUTTOSTROMERZEUGUNG NACH KRAFTWERKSTYP 2003<strong>–</strong>2007 IN GWH<br />

5 Weitere Informationen zum prognostizierten Kapazitätsbedarf im Nationalen<br />

Energieplan: https://www.mef.gob.pa/cope/index.htm<br />

TABELLE 6:<br />

STROMVERBRAUCH NACH SEKTOREN 2007;<br />

PANAMA; GWH<br />

PANAMA |<br />

144<br />

2007<br />

Elektrizität<br />

(GWh)<br />

Anteil (%)<br />

Sektor 1,627 31,03<br />

Privathaushalte 2,474 47,18<br />

Gewerbe 311 5,93<br />

Industrie 817 15,58<br />

Öffentlicher Sektor 15 0,29<br />

Andere 5,244 100<br />

Gesamt 142.83 172 PJ<br />

Quelle: Dirección de Estadítisca y Censo<br />

an der verminderten Verfügbarkeit von Wasser in den<br />

Seen Panamas liegen, die sich 2007 bemerkbar machte. Im<br />

gleichen Jahr wird eine signifikante Abnahme der Stromimporte<br />

nach Panama verzeichnet (<strong>–</strong>87 % im Vergleich<br />

zum Vorjahr), und zwar von 34,39 GWh im Jahr 2006 auf<br />

4,40 GWh im Jahr 2007. Auf der anderen Seite nahm der<br />

Stromexport um 7 % leicht zu, d. h. Panama ist ein Land,<br />

das Strom hauptsächlich exportiert. 6<br />

Als nicht erneuerbare Ressourcen wurden Bunkeröl (23,3<br />

% der gesamten Stromproduktion/1 417,90 GWh),<br />

Diesel (18,1 % der gesamten Stromproduktion/1 100,4<br />

GWh) und Gas (0,1% der gesamten Stromproduktion/<br />

7,20 GWh) im Jahr 2007 zur Stromerzeugung genutzt.<br />

Wie Tabelle 6 zeigt, sind die Sektoren mit dem größten<br />

Energieverbrauch Gewerbe, Privathaushalte und der öffentliche<br />

Sektor, während die Industrie nur einen relativ<br />

kleinen Anteil daran hat.<br />

Ressource (GWh) 2003 2004 2005 2006 2007<br />

Wasserkraft 2 890 3 897 3 875 3 903 3 962<br />

Thermisch 2 391 1 577 1 671 1 828 2 194<br />

Import 2.29 78.04 54.93 34.39 4.40<br />

Export 180.18 207.14 106.33 83.40 89.15<br />

Gesamt 5 463.47 5 759.18 5 707.26 5 848.79 6 249.55<br />

Quelle: Dirección de Estadística y Censo; Ministerio de Economía y Finanzas <strong>–</strong> Comisión de Política Energética<br />

6 Innerhalb des Zeitraums 1999-2007 hat Panama nur in einem Jahr mehr Strom<br />

importiert als exportiert (im Jahr 2000).


Nach dem »Ausbauplan <strong>für</strong> den nationalen Stromnetzplan<br />

2007<strong>–</strong>2021« wird sich der Energiebedarf auf 11 718<br />

bis 12 445 GWh erhöhen. 7<br />

Erneuerbare Energien<br />

Die Energieproduktion aus erneuerbaren Ressourcen<br />

konzentriert sich in Panama weitgehend auf Wasserkraft.<br />

Momentan splitten sich die Wasserkraftwerke wie folgt<br />

auf: 65 kleine Wasserkraftwerke (definiert als Kraftwerke<br />

mit einer Kapazität bis 20 MW) und 30 große Wasserkraftwerke<br />

(mit einer Kapazität über 20 MW). Zwar fand<br />

im Windsektor bisher keinerlei Entwicklung statt, jedoch<br />

steht der Ausbau dieses Sektors sowohl bei den aktuellen<br />

Plänen der Regierung als auch den Maßnahmen ausländischer<br />

Investoren im Fokus des Interesses. Im Bereich<br />

Photovoltaik kommen hauptsächlich Anwendungen zum<br />

Einsatz, die nicht an das Netz angeschlossen sind und<br />

überwiegend im Rahmen von nationalen Programmen<br />

entwickelt werden. 2001 gab es insgesamt 300 installierte<br />

PV-Anlagen. Nach wie vor speisen diese keinen Strom in<br />

das integrierte Stromversorgungssystem ein, sie dienen<br />

primär der Stromversorgung in ländlichen Gegenden.<br />

Bislang wird in Panama keine Energie aus Geothermie erzeugt.<br />

Einer der häufig angeführten Gründe hier<strong>für</strong> sind<br />

die niedrigen Produktionskosten Costa Ricas, mit denen<br />

Panama nicht konkurrieren könnte.<br />

Die Internetseite »Energía Renovable Panama« 8 bietet<br />

Informationen zu den erneuerbaren Energieressourcen<br />

des Landes. Die Seite (die 2009 online ging) scheint<br />

aber momentan noch im Aufbau zu sein, da Informationen<br />

aus verschiedenen Bereichen der Homepage nicht<br />

abgerufen werden können und auch Links nicht richtig<br />

funktionieren.<br />

Strompreise<br />

Der Energiesektor funktioniert nach dem Modell eines<br />

Großhandelsmarktes, in dem Verteilergesellschaften<br />

Energie entweder über den Spot-Markt <strong>für</strong> Elektriziät<br />

oder über Energieversorgungsverträge erwerben können,<br />

die nach dem Wettbewerbsprinzip an Stromerzeugungsunternehmen<br />

vergeben werden. Die jeweiligen Konditionen<br />

und Preise sind in den Verträgen der verschiedenen<br />

7 ETESA. Plan de Expansión del Sistema Interconectado<br />

Nacional 2007-2021, 2007<br />

8 www.energiarenovablepanama.com<br />

PANAMA |<br />

145<br />

Marktakteure festgelegt. Innerhalb des regulierten Übertragungs-<br />

und Verteilersystems werden der Zugang und<br />

die Endverbrauchertarife durch die Regulierungsbehörde<br />

ERSP festgelegt. Die Tarife ermöglichen finanzielle Nachhaltigkeit,<br />

da sie Kostendeckung und Abgeltungsgebühren<br />

<strong>für</strong> investiertes Kapital zulassen, die durch Benchmarking<br />

mit einem rentablen Unternehmen aus dem gleichen<br />

Bereich und mit vergleichbarem Risiko bemessen werden.<br />

Die Tarife fördern darüber hinaus die Wirtschaftlichkeit,<br />

da sie sich an der Preisstruktur des Wettbewerbsmarkts<br />

orientieren und bei ihrer Festsetzung nicht nur die Kosten,<br />

sondern auch die erwarteten Zuwächse in der Produktivität<br />

einkalkuliert werden.<br />

Nach der Privatisierung des Strommarktes waren die<br />

durchschnittlichen Preise pro kWh, die von den verschiedenen<br />

Übertragungsunternehmen angeboten wurden,<br />

zunächst niedriger als die vorherigen Tarife, die das Institut<br />

<strong>für</strong> Wasserwirtschaft und Elektrifizierung (IHRE)<br />

festgesetzt hatte. Aufgrund des Anstiegs der Benzinpreise<br />

zwischen 1999 und 2007 sind die Preise <strong>für</strong> die Endverbraucher<br />

jedoch wieder von 35,12 €/MWh im Jahr 2004<br />

auf 87,05 €/MWh im Jahr 2009 gestiegen. Dies ist der<br />

Preis innerhalb des Spot-Markts, in dem die ERSP mit<br />

Energie handelt, die nicht durch bilaterale Verträge verkauft<br />

worden ist.<br />

Liberalisierung<br />

Der Strommarkt wurde 1996/1997 mit der Einrichtung<br />

der Regulierungsbehörde <strong>für</strong> öffentliche Dienstleistungen<br />

(ERSP) im Rahmen des Gesetzes Nr. 6 vom 3. Februar<br />

1997 restrukturiert. Im Zuge dieses Umstrukturierungsprozesses<br />

wurden Wettbewerbs- und Monopolbestimmungen<br />

sowie Beschränkungen <strong>für</strong> Unternehmen festgelegt,<br />

die in den Bereichen Übertragung und Verteilung<br />

tätig sind. 1998 spaltete die Zentralregierung Erzeugung,<br />

Verteilung und Übertragung vom Instituto de Recursos<br />

Hidrológicos y Electrificación, ab, einem ehemals staatlichen<br />

Betrieb, der <strong>für</strong> die Kontrolle und die Koordination<br />

des Strommarktes in Panama zuständig war. Heute<br />

besteht der Großhandelsmarkt aus einem regulierten und<br />

einem nicht regulierten Markt. Auf dem nicht regulierten<br />

Markt können die Erzeuger Preise und die Mengen,


die an die verschiedenen Abnehmer (darunter Verteilergesellschaften,<br />

Großverbraucher, Vermarkter und ausländische<br />

Unternehmen) verkauft werden, frei verhandeln.<br />

Strom, der über vertragliche Vereinbarungen vertrieben<br />

wird, wird auf dem Spot-Markt verkauft. 2008 wurden 71<br />

% der auf dem Strommarkt Panamas verkauften Energie<br />

über bilaterale Verträge verkauft, während die restlichen<br />

29 % auf dem Spot-Markt verkauft wurden.<br />

Ländliche Elektrifizierung<br />

1990 hatten nur 59,4 % der Bevölkerung in Panama Zugang<br />

zu Strom, bis 2006 stieg ihr Anteil auf 87,1 %. Die<br />

Regierung hat im Rahmen des Nationalen Energieplans<br />

ein Programm zur Elektrifizierung ländlicher Gebiete<br />

ins Leben gerufen (PLANER), das den Anteil bis 2014<br />

auf 90 % erhöhen soll, indem Kraftwerke zum Einsatz<br />

kommen, die mit erneuerbaren Ressourcen betrieben<br />

werden und nicht ans Netz angeschlossen sind. Ziel des<br />

Programms ist es, über 70 000 Haushalte, die derzeit noch<br />

zu weit vom existierenden Stromnetz entfernt sind, mit<br />

Strom zu versorgen. Die Mittel, die zur Realisierung des<br />

Projektes benötigt werden, stellt die Interamerikanische<br />

Entwicklungsbank bereit. Eines der Programme der Regierung,<br />

das erneuerbare Energien fördern soll, ist das<br />

SOLEDUSA-Programm. Im Rahmen dieses Projekts,<br />

das von der Europäischen Kommission mit über 9 Mio. €<br />

finanziert wird, sollen in den Bereichen Ausbildung und<br />

Gesundheitswesen neue Technologien in abgelegenen<br />

Gebieten Panamas (mit Fokus auf den Provinzen Ngobe<br />

und Veraguas) einführen, die keinen Zugang zum Stromnetz<br />

haben. Das Projekt läuft seit 2006 und wird 2009<br />

beendet. Ziel ist es, 400 Schulen und 70 Gesundheitszentren<br />

durch netzunabhängige PV-Anlagen mit Energie zu<br />

versorgen. Ende 2008 wurden durch das Projekt bereits<br />

331 Schulen, 91 Gesundheitszentren und 30 Funkstationen<br />

mit Energie versorgt. 2007 wurde die Provinz Calobre<br />

in das Projekt mit eingeschlossen, das Projekt wurde<br />

bis 2013 verlängert.<br />

6.3 Marktakteure<br />

PANAMA | 146<br />

Ministerio de Economía y Finanzas (MEF)<br />

Das Ministerium <strong>für</strong> Wirtschaft und Finanzen (MEF)<br />

wurde Ende 1998 eingerichtet und ging aus einer Fusion<br />

des früheren Ministeriums <strong>für</strong> Planung und Ökonomische<br />

Politik mit dem Finanzministerium hervor. Es wurde eingerichtet,<br />

um die Finanzplanung und Finanzierung nationaler<br />

Fonds zu verbessern. Das Ministerium ist zuständig<br />

<strong>für</strong> alle Fragen rund um wirtschaftspolitische Initiativen,<br />

Programme zur Koordinierung von öffentlichen Investitionen<br />

und sozialpolitischen Strategien, Ausarbeitung und<br />

Durchführung von Regierungsinitiativen im Bereich Planung,<br />

Ausarbeitung, Ausführung und Kontrolle des staatlichen<br />

Gesamthaushaltes sowie <strong>für</strong> die Entwicklung und<br />

Durchführung von Finanzprogrammen der Regierung.<br />

Das MEF besteht aus 19 verschiedenen Unterabteilungen,<br />

darunter die Nationale Kommission <strong>für</strong> Energiepolitik.<br />

Comisión de Política Energética (COPE / MEF)<br />

Als Unterabteilung des MEF ist die Nationale Kommission<br />

<strong>für</strong> Energiepolitik (COPE/MEF) <strong>für</strong> die Erarbeitung<br />

von Strategien und Richtlinien <strong>für</strong> den Energiesektor<br />

zuständig, welche die Versorgungssicherheit<br />

gewährleisten. Der Vorsitzende der Kommission ist der<br />

Minister <strong>für</strong> Planung und Wirtschaftspolitik, die beiden<br />

anderen Mitglieder der Kommission sind der Minister <strong>für</strong><br />

Industrie und Handel und der Minister <strong>für</strong> Staatshaushalt<br />

und Finanzen. Die COPE/MEF hat einen geschäftsführenden<br />

Direktor, der <strong>für</strong> fünf Jahre eingesetzt wird, und<br />

setzt sich aus technischen Experten und administrativem<br />

Personal zusammen. In der Verantwortlichkeit der Kommission<br />

liegen die Analyse und Auswertung nationaler<br />

Energierichtlinien, die Organisation und das Management<br />

des SIN und die Entwicklung von Plänen und politischen<br />

<strong>Vorlage</strong>n rund um die Energienutzung sowohl<br />

im privaten als auch im öffentlichen Bereich. Im Bereich<br />

erneuerbare Energien veröffentlicht diese Einrichtung insbesondere<br />

Online-Informationen zu folgenden Themen:<br />

Regulierung erneuerbarer Energie in Panama, Statistiken<br />

zu erneuerbaren Energieressourcen in Panama und<br />

Leitfäden zu Solarenergie, Windkraft, Wasserkraft und


Biomasse. 9 Die Einrichtung unterstützt außerdem das<br />

SOLEDUSA-Programm, das die Nutzung von Photovoltaik<br />

im Land fördert.<br />

Ministerio de Comercio e Industrias <strong>–</strong> Dirección de<br />

Hidrocarburos y Energías Alternativas<br />

Die Direktion <strong>für</strong> fossile Brennstoffe und alternative<br />

Energien wurde 2006 vom Ministerium <strong>für</strong> Industrie und<br />

Finanzen geschaffen und ist die wichtigste Behörde des<br />

Landes <strong>für</strong> alle Aktivitäten in den Bereichen fossile Brennstoffe<br />

und alternative Energien. Sie ist <strong>für</strong> die Beschleunigung<br />

und Aufhebung von Verträgen, Genehmigungen<br />

und Registrierungen zuständig und agiert als regulierende<br />

Instanz aller Tätigkeiten in beiden Marktsegmenten. Das<br />

Ministerium <strong>für</strong> Industrie und Handel hat den Nationalen<br />

Plan <strong>für</strong> fossile Brennstoffe und alternative Energien<br />

in Panama erarbeitet.<br />

Die Direktion <strong>für</strong> fossile Brennstoffe und alternative<br />

Energien ist die wichtigste Behörde des Landes ist, die<br />

mit der Förderung und dem Einsatz erneuerbarer Energien<br />

betraut ist. Derzeit konzentriert sie ihre Aktivitäten<br />

jedoch mehr auf die Förderung und den Einsatz von Öl<br />

als Energiequelle, wie aus den Informationen, die sie veröffentlicht,<br />

ersichtlich ist.<br />

Autoridad Nacional de los Servicios Públicos (ASEP)<br />

Die Nationale Behörde <strong>für</strong> öffentliche Dienstleistungen<br />

wurde 1996 als ERSP (Regulierungsbehörde <strong>für</strong> öffentliche<br />

Dienstleistungen) gegründet und trägt ihren jetzigen<br />

Namen seit 2006. Ihre Aufgabe ist die Kontrolle aller staatlichen<br />

Aktivitäten in den Bereichen Wasser- und Abwasserwirtschaft,<br />

Telekommunikation und Stromversorgung.<br />

Die ASEP ist <strong>für</strong> die Schaffung von Regeln, Normen<br />

und Bestimmungen <strong>für</strong> Aktivitäten im Energiesektor zuständig.<br />

Zu den wichtigsten Aufgaben der ERSP, die im<br />

Stromgesetz festgelegt sind, gehören: die Ausstellung von<br />

Konzessionen, Lizenzen und anderen Genehmigungen <strong>für</strong><br />

öffentliche Dienstleister (darunter neue Wasserkraft- und<br />

Geothermiekraftwerke) sowie staatliche Übertragungs-<br />

und Verteilergesellschaften; die Festsetzung von Effizienz-<br />

und Leistungsstandards <strong>für</strong> die unterschiedlichen öffentlichen<br />

Dienstleister; die Definition von Rechten und<br />

9 http://www.mef.gob.pa/Cope/<br />

PANAMA |<br />

147<br />

Pflichten von Versorgern und Verbrauchern; die Schaffung<br />

von Prinzipien, Methoden und Formeln zur Festsetzung<br />

von Tarifen in den Bereichen des regulierten Marktes, die<br />

in ihren Kompetenzbereich fallen; die Schlichtung von<br />

Konflikten zwischen öffentlichen Dienstleistern aus ihrem<br />

Kompetenzbereich und anderen Regierungsstellen und<br />

Gemeinden bzw. Kunden; die Förderung von Wettbewerb<br />

und Effizienz in den Bereichen, die in ihre Verantwortung<br />

fallen und der Schutz vor monopolistischem oder diskriminierendem<br />

Verhalten. Diese Behörde spielt momentan<br />

eine zentrale Rolle in den Aktivitäten zur Koordinierung<br />

und Organisation des Strommarktes.<br />

Empresa Nacional de Transmisión Eléctrica SA<br />

(ETESA)<br />

Die nationale Stromübertragungsgesellschaft ETESA ist<br />

ein staatlicher Betrieb, der 1998 nach Abschluss der Restrukturierung<br />

des Strommarktes eingerichtet wurde. Das<br />

Unternehmen bietet landesweit Dienstleistungen im Bereich<br />

Hochspannungs-Stromübertragung an. Es ist darüber<br />

hinaus <strong>für</strong> die Planung des Stromnetzausbaus und <strong>für</strong><br />

den Betrieb des Nationalen Verbundsystems (SIN) über<br />

das Nationale Verteilungszentrum zuständig. Die Einrichtung<br />

ist im Rahmen eines Konzessionsvertrages bis 2025<br />

(mit Option auf Verlängerung) von der Regulierungsbehörde<br />

<strong>für</strong> öffentliche Dienstleistungen (ERSP) dazu ermächtigt,<br />

innerhalb des Landes Übertragungsdienstleistungen<br />

anzubieten.<br />

Centro Nacional de Despacho (CND)<br />

Wie bereits erwähnt, teilt sich der panamaische Strommarkt<br />

in zwei Systeme: Zum einen wird Strom im Rahmen<br />

von bilateralen Verträgen unter den Marktakteuren<br />

(Erzeuger und Verteiler) gehandelt, zum anderen wird<br />

Strom auf dem Spot-Markt verkauft. Das nationale Verteilungszentrum<br />

CND wurde von der ETESA eingerichtet,<br />

um die Verwaltung der Transaktionen und Abläufe auf<br />

dem Strommarkt zu übernehmen. Es ist da<strong>für</strong> zuständig,<br />

die Bedingungen <strong>für</strong> einen freien Wettbewerb unter den<br />

Marktakteuren aufrechtzuerhalten. Darüber hinaus betreibt<br />

es den Spot-Markt, wo der Strom gehandelt wird,<br />

der nicht über bilaterale Verträge verkauft wird.


Energieversorger<br />

Ende 2008 gab es insgesamt zwölf Stromerzeugungsunternehmen,<br />

zwei Eigenversorgungsbetriebe, drei Verteilergesellschaften<br />

und vier Großkonsumenten innerhalb des<br />

SIN. Im Bereich Stromerzeugung haben vier Unternehmen<br />

die größten Marktanteile: Fortuna (18,32 %), AES<br />

Panama (29,42 %), Bahía Las Minas (17,09 %) und ACP<br />

(7,31 %). Im Bereich der Stromverteilung kontrollieren<br />

drei Unternehmen die Verteilung im Land: Elektra Noroeste<br />

<strong>–</strong> ELEKTRA (zuständig <strong>für</strong> die Provinzen Colón,<br />

Panama, Kuna Yala und Darién mit 44 % der Endverbraucher<br />

in 2008), Metro-Oeste <strong>–</strong> EDEMET (zuständig <strong>für</strong><br />

die Provinzen Veraguas, Coclé, Herrera und Los Santos<br />

mit 43 % der Endverbraucher in 2008) und Chiriquí<strong>–</strong><br />

EDECHI (zuständig <strong>für</strong> die Provinzen Bocas del Toro<br />

und Chiriquí mit 13 % der Endverbraucher 2008). Die gesamte<br />

Energie, die 2008 von diesen drei Unternehmen auf<br />

dem Markt verkauft wurde, teilt sich folgendermaßen auf:<br />

EDEMET, 50,17 %, ELEKTRA 41,71 % und EDECHI<br />

8,12 %. Als 1998 die Liberalisierung des Strommarktes<br />

in Panama begann, erwarb das spanische Unternehmen<br />

Unión Fenosa Anteile an zwei der Verteilergesellschaften:<br />

EDEMET und EDECHI. Das Unternehmen Constellation<br />

Energy mit Hauptsitz in den USA erwarb die dritte<br />

Verteilergesellschaft ELEKTRA Noreste. Das Übertragungssystem<br />

liegt allein in der Verantwortung der ETESA<br />

(siehe oben).<br />

Asociación de Productores Panameños de<br />

Energías Renovables<br />

Obwohl es Hinweise auf einen Panamaischen Verband<br />

der Erzeuger erneuerbarer Energie gibt, der seinen Sitz in<br />

Panama City hat, sind detaillierte Informationen zu dessen<br />

Arbeitsgebieten, Teilnehmern, Projekten etc. nicht<br />

verfügbar.<br />

6.4 Politische Rahmenbedingungen im<br />

Energiesektor<br />

Der grundlegende Rahmen <strong>für</strong> Panamas Energiestrategie<br />

wird vom Nationalen Energieplan (Plan Energético Naci-<br />

PANAMA |<br />

148<br />

onal 2005<strong>–</strong>2020) gesteckt, der von der Kommission <strong>für</strong><br />

Energiepolitik herausgegeben wurde. Er enthält die Ziele<br />

der nationalen Energiepolitik und entsprechende Strategien,<br />

um diese Ziele umzusetzen. Der Plan ist in fünf<br />

Einzelstrategien unterteilt:<br />

Strategie zur flächendeckenden Stromversorgung: Sie<br />

analysiert den kurzfristigen Strombedarf im Land und<br />

entwirft Lösungsansätze, um die Sicherheit der Stromversorgung<br />

mithilfe verschiedener Maßnahmen zu gewährleisten,<br />

insbesondere durch die Steigerung der<br />

Stromerzeugung mit Hilfe von Wasserkraft (Bau neuer<br />

Kraftwerke, Steigerung der Kapazitäten bereits existierender<br />

Kraftwerke). Der Plan zur Elektrifizierung ländlicher<br />

Gebiete gehört ebenfalls zu dieser Strategie.<br />

Strategie zur rationellen und effizienten Nutzung von<br />

Energie: Sie zielt auf die Förderung von Maßnahmen in<br />

den Bereichen Energiesparen und Energieeffizienz ab, um<br />

die bessere Nutzung der Energieressourcen innerhalb des<br />

Landes zu fördern. Das Dokument sieht die Schaffung<br />

eines Regelwerks vor (Gesetz zur Förderung des Energiesparens<br />

und der rationellen und effizienten Nutzung von<br />

Energie) und stellt ein Paket an Energieeffizienzmaßnahmen<br />

zusammen, die in den verschiedenen Sektoren zur<br />

Anwendung kommen sollen (z. B. Regierung, Industrie,<br />

Gewerbe, Privathaushalte).<br />

Strategie <strong>für</strong> erneuerbare Energien: Sie zielt auf die Förderung<br />

der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien im<br />

Land ab. Die in diesem Plan enthaltenen Hauptstrategien<br />

sind: Entwicklung des Gesetzes 45 zur Förderung erneuerbarer<br />

Energie in Panama, Lahmeyer-Studie zur Evaluation<br />

des nationalen Windpotenzials und das Solarprojekt<br />

SOLEDUSA.<br />

Strategie zum Zusammenschluss von Energiesystemen:<br />

Sie zielt auf die Förderung des Zusammenschlusses der<br />

Energiesysteme von Panama, Zentralamerika und Kolumbien<br />

ab. Diese Hauptinhalte dieser Strategie beziehen sich<br />

auf die SIEPAC-Projekte und das Vernetzungsprojekt<br />

Panama-Kolumbien.<br />

Strategie <strong>für</strong> fossile Brennstoffe und alternative Energien:<br />

Sie definiert erste Maßnahmen zur Diversifizierung<br />

der Primärenergiequellen im Land und zur Senkung der<br />

Energiepreise. Die in diesem Dokument präsentierten


Lösungsansätze beinhalten folgende Themen: Durchführung<br />

von Machbarkeitsstudien zur Einführung von<br />

Erdgas im Land, effiziente Nutzung von Biogas, das aus<br />

Deponierückständen gewonnen wird, und Nutzung von<br />

Biomasse in Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen.<br />

Gesetz Nr. 6 <strong>–</strong> das Gesetz zur öffentlichen Stromversorgung<br />

von 1997 <strong>–</strong> wurde von der Kommission <strong>für</strong> Energiepolitik<br />

(CNPE) verabschiedet, um eine neue Strategie<br />

festzulegen und Bestimmungen <strong>für</strong> den Energiesektor<br />

und Richtlinien <strong>für</strong> die projektierten Maßnahmen zu formulieren.<br />

Das Gesetz schafft die Basis <strong>für</strong> Preise, Tarife,<br />

Subventionen und Sanktionen und schafft Richtlinien<br />

zum Schutz der Umwelt und zur Förderung von Energieeffizienz<br />

und Energiesparmaßnahmen. Es definiert darüber<br />

hinaus die spezifischen Pflichten der Regulierungsbehörde<br />

<strong>für</strong> öffentliche Dienstleistungen.<br />

Bis auf Gesetz Nr. 45, das die Förderung von Wasserkraftwerken<br />

und erneuerbaren Energieressourcen zum Thema<br />

hat und im folgenden Kapitel genauer vorgestellt wird,<br />

wurde in jüngerer Zeit keine Bestimmung in Bezug auf<br />

Energieregulierung im Land verabschiedet.<br />

Mit dem Ziel, eine Strategie auszuarbeiten, die den in<br />

Gesetz Nr. 6 von 1997 definierten Richtlinien und den<br />

allgemeinen Zielen der Energiepolitik des Landes entspricht,<br />

führte die Kommission <strong>für</strong> Energiepolitik eine<br />

Beratung zum Thema »Entwicklung eines einheitlichen<br />

Strategie- und Verstärkungsplans <strong>für</strong> die COPE/MEF«<br />

durch, die mit Geldern des Projekts <strong>für</strong> technische Hilfe<br />

bei der Umstrukturierung von Energieversorgungsunternehmen<br />

der Weltbank finanziert wurde. Die folgende<br />

Liste fasst die Maßnahmen und Untersuchungen zusammen,<br />

die im Rahmen dieses Programms durchgeführt<br />

wurden:<br />

Analyse zur Stromversorgung der Zukunft inklusive einer<br />

Evaluation der verschiedenen Energieressourcen im Land<br />

(erneuerbare Energien, Erdgas, Kohle, Wasserkraft) sowie<br />

des regionalen Verbundnetzes<br />

• Analyse der aktuellen Energienutzung und Energieeffizienz<br />

als Basis <strong>für</strong> eine Strategie zur rationellen und effizienten<br />

Nutzung von Energie und einen Aktionsplan<br />

<strong>für</strong> den privaten und den öffentlichen Sektor<br />

PANAMA |<br />

149<br />

• Evaluation des Windenergiepotenzials in Panama <strong>–</strong><br />

Lahmeyer/ETESA/PNUD (Phase 2 besteht aus einem<br />

Großprojekt)<br />

• Umsetzung des Plans zur institutionellen Unterstützung<br />

des Büros zur Elektrifizierung ländlicher Gebiete,<br />

um die Stromabdeckung innerhalb von zehn Jahren<br />

von 81% auf 95% zu steigern<br />

• Studie »Beschleunigung der Stromabdeckung in ländlichen<br />

Gebieten Panamas« in technischer Zusammenarbeit<br />

mit der IADB Bank<br />

• Evaluation des landesweiten geothermischen Potentials<br />

6.5 Rahmenbedingungen <strong>für</strong><br />

erneuerbare Energien<br />

Strategien und Ziele <strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />

Über das Ministerium <strong>für</strong> Gewerbe und Industrie hat die<br />

Regierung die nationalen Richtlinien in Bezug auf fossile<br />

Brennstoffe und alternative Energien veröffentlicht. 10<br />

Das Dokument enthält einen Abschnitt, der sich mit der<br />

Förderung alternativer Energien im Land befasst. Erneuerbare<br />

Energien, die als profitabel eingestuft werden, sind<br />

Wasserkraft, Windkraft, Solarenergie, Torf und Biodiesel<br />

(aus Zuckerrohr). Obwohl es Beschreibungen der verschiedenen<br />

Technologien und Empfehlungen zu jeder<br />

einzelnen der erneuerbaren Energiequellen gibt, werden<br />

keine spezifischen Ziele, Maßnahmen oder Strategien genannt,<br />

um die tatsächliche Umsetzung und Entwicklung<br />

der Stromproduktion aus erneuerbaren Energieressourcen<br />

zu fördern.<br />

Der »Strategische Plan <strong>für</strong> erneuerbare Energien im Nationalen<br />

Energieplan 2005<strong>–</strong>2020« enthält kurzfristige<br />

Maßnahmen zur Förderung von erneuerbaren Energien<br />

im Land. Der Plan hat ein Potenzial von 2 400 MW aus<br />

Wasserkraft und von über 160 MW 11 aus Windkraft und<br />

Biomasse identifiziert. Diese Maßnahmen schließen die<br />

Installation neuer Wasserkraftanlagen bis 2009, die Nutzung<br />

des Windkraftpotenzials im Land (ohne konkrete<br />

Nennung spezifischer Maßnahmen zur Umsetzung) und<br />

die Entwicklung des Potenzials <strong>für</strong> Solarenergie (SOLE-<br />

DUSA-Projekt) mit ein. Besonderes Augenmerk wird auf<br />

10 Política Nacional de Hidrocarburos y Energías Alternativas<br />

11 Das geplante Potenzial wird allein schon mit den Projekten, die kurzfristig<br />

(2008<strong>–</strong>2011) in Panama realisiert werden, erreicht bzw. übertroffen. Insgesamt<br />

erzeugen diese eine Leistung von 600 MW.


die Anwendung des Gesetzes Nr. 45 vom 4. August 2004<br />

gelegt, das eine Reihe von Anreizen zur Förderung von<br />

Wasserkraftwerken und anderer neuer, erneuerbarer und<br />

sauberer Energieressourcen schafft.<br />

Der nationale Energieplan enthält außerdem den »Strategischen<br />

Plan <strong>für</strong> fossile Brennstoffe und Biokraftstoffe«,<br />

der sich mit der Förderung der Nutzung von<br />

Biomasse zur Energieerzeugung im Land sowie mit der<br />

Produktion von Biokraftstoffen befasst. Um dieses Ziel<br />

zu erreichen, sieht der Plan die Nutzung von Hausmüll<br />

aus Mülldeponien zur Biogasproduktion (zur Stromerzeugung),<br />

die Nutzung von Biomasse <strong>für</strong> Anlagen mit<br />

Kraft-Wärme-Kopplung und die Nutzung von Torf zur<br />

Stromerzeugung vor.<br />

Rechtliche Rahmenbedinungen und<br />

Förderung erneuerbarer Energien<br />

Im Rahmen des Gesetzes Nr. 45 vom 4. August 2004<br />

bietet die Regierung verschiedene Vergünstigungen <strong>für</strong><br />

Kraftwerke an, die Strom aus Wasserkraft oder anderen<br />

erneuerbaren Energieressourcen produzieren. Die Art der<br />

Vergünstigungen hängt von der Leistung 12 der jeweiligen<br />

Anlage ab. Die Vergünstigungen schließen Steuerbefreiungen,<br />

Befreiung von Übertragungs- und Verteilergebühren<br />

und weitere Steueranreize ein.<br />

Anlagen <strong>für</strong> erneuerbare Energien bis 500 kW, die zur<br />

Eigenversorgung errichtet werden und nicht an das Netz<br />

angeschlossen sind, sind von Einfuhrzöllen auf die technische<br />

Ausrüstung und auf Ersatzteile, die <strong>für</strong> den Bau und<br />

Betrieb des Kraftwerks nötig sind, befreit.<br />

Für mit erneuerbarer Energie betriebene Anlagen bis 10<br />

MW sind folgende Vergünstigungen vorgesehen:<br />

• Befreiung von Übertragungs- oder Verteilergebühren<br />

• Befreiung von Einfuhrzöllen auf technische Ausrüstung<br />

oder Ersatzteile, die zum Bau und Betrieb des<br />

Kraftwerkes nötig sind<br />

• Kraftwerkbetreiber können Steuervorteile geltend machen,<br />

die ihnen eine Einkommenssteuerbefreiung von<br />

bis zu 25 % auf direkte Projektkosten verschaffen, die<br />

in den ersten 10 Jahren des Anlagenbetriebs anfallen<br />

• Kraftwerkbetreiber können Subventionen zur Finan-<br />

12 Die Kategorien werden folgendermaßen definiert: Einrichtungen bis 500<br />

kW, Einrichtungen bis 10 MW, Einrichtungen zwischen 10 und 20 MW und<br />

Einrichtungen mit Kapazitäten über 20 MW.<br />

PANAMA |<br />

150<br />

zierung von bis zu 5% der direkten Projektkosten <strong>für</strong><br />

alle Anlagen beantragen, die <strong>für</strong> die öffentliche Versorgung<br />

vorgesehen sind<br />

• Kraftwerkbetreiber dürfen bis zu 15 % der produzierten<br />

Energie an eine Verteilergesellschaft ihrer Wahl verkaufen,<br />

unabhängig davon, wo sich das Kraftwerk befindet,<br />

• Der erzeugte Strom darf auf dem Spot-Markt verkauft<br />

werden<br />

Anlagen <strong>für</strong> erneuerbare Energien mit einer Leistung<br />

zwischen 10 MW und 20 MW genießen die gleichen<br />

Vergünstigungen wie die <strong>für</strong> 10 MW-Kraftwerke mit folgenden<br />

Ausnahmen:<br />

• Befreiung von Übertragungsgebühren <strong>für</strong> die ersten 10<br />

MW in den ersten 10 Jahren, in denen das Kraftwerk<br />

in Betrieb ist<br />

• Keine Erlaubnis, direkte Verträge mit der Verteilergesellschaft<br />

abzuschließen<br />

• Der Steueranreiz von bis zu 25 % der direkten Projektkosten<br />

zur Reduktion der anfallenden CO2-Emissionen<br />

kann nur auf 50 % der Einkommenssteuer und<br />

nicht auf 100% angewandt werden.<br />

Anlagen <strong>für</strong> erneuerbare Energien mit einer Leistung über<br />

20 MW haben die gleichen Vorteile wie Anlagen mit einer<br />

Leistung bis 20 MW, müssen aber Übertragungsgebühren<br />

zahlen.<br />

Clean Development Mechanism (CDM)<br />

Panama hat im März 1999 das Kyoto-Protokoll ratifiziert,<br />

die Nationale Umweltbehörde (ANAM) 13 ist die<br />

Einrichtung, die <strong>für</strong> alle CDM-Belange zuständig ist. Sie<br />

agiert als nationale Aufsichtsbehörde (DNA) und ist <strong>für</strong><br />

die Bewertung und Bewilligung von Projekten zuständig,<br />

die im Rahmen der CDM-Bestimmungen zugelassen werden<br />

sollen. Darüber hinaus bietet die ANAM technische<br />

Unterstützung und Beratung <strong>für</strong> private und öffentliche<br />

Einrichtungen bei der Umsetzung von CDM-Projekten.<br />

Neben ihrer Rolle als nationale Aufsichtsbehörde ist die<br />

ANAM <strong>für</strong> die Ausarbeitung, Kontrolle und Durchsetzung<br />

der nationalen Klimapolitik und der Nationalen<br />

Strategie zum Klimawandel verantwortlich, die die Förderung<br />

und Umsetzung von umweltverträglichen Tech-<br />

13 Autoridad Nacional Ambiental, weitere Informationen<br />

unter: www.anam.gob.pa


nologien einschließlich der Nutzung erneuerbarer Energieressourcen<br />

im Land zum Ziel hat.<br />

2008 waren 125 CDM-Projekte in Planung, darunter<br />

17 Windenergieprojekte. 2009 wurden insgesamt<br />

17 Projekte bei der UNFCCC im Rahmen des CDM-<br />

Programms eingereicht, wovon sechs bereits zugelassen<br />

wurden und elf noch im Zulassungsverfahren sind. Unter<br />

den zugelassenen Projekten ist der Windpark von Santa<br />

Fe Energy mit einer geplanten installierten Kapazität von<br />

81 MW (siehe Tabelle 7).<br />

Momentan ist das CDM-Programm eine erfolgreiche<br />

Maßnahme, um die Umsetzung von Projekten mit erneuerbaren<br />

Energien im Land zu fördern, da so Investitionen<br />

in diese Ressourcen attraktiver werden. Es spielt in Panama<br />

eine wichtige Rolle bei der Förderung von Projekten<br />

<strong>für</strong> Strom aus Wasserkraft.<br />

Aktivitäten internationaler Geber<br />

Inter American Development Bank (IADB)<br />

Die Interamerikanische Entwicklungsbank IADB ist eine<br />

internationale Organisation mit Hauptsitz in Washington<br />

DC (USA), die 1959 gegründet wurde. Ihr Ziel ist es,<br />

die wirtschaftliche und soziale Entwicklung Lateinamerikas<br />

und der Karibik sowie die regionale Integration zu<br />

TABELLE 7:<br />

REGISTRIERTE CDM-PROJEKTE IN PANAMA<br />

Project Ort<br />

PANAMA | 151<br />

fördern, indem Gelder primär an Regierungen und Regierungsbehörden<br />

sowie staatliche Unternehmen verliehen<br />

werden. Panama ist eines der Gründungsmitglieder dieser<br />

Institution und außerdem einer der Darlehensnehmer.<br />

Die IADB beteiligt sich durch die Unterstützung mehrerer<br />

Programme (darunter der panamaische Aktionsplan<br />

zum Klimawandel, Programme <strong>für</strong> Bioenergie, Energieeffizienz<br />

und erneuerbare Energien und Programme zur<br />

Elektrifizierung ländlicher Gebiete) an der Förderung erneuerbarer<br />

Energien, der Förderung von Energieeffizienz<br />

und Energiesparprogrammen im Land. Die IADB hat ca.<br />

97,72 Mio. € in Energieprojekte in Panama investiert. 14<br />

Momentan wird das SIEPAC-Projekt (siehe Kapitel zum<br />

Stromnetz) mithilfe des IADB-Fonds realisiert.<br />

Central American Bank for Economic Integration<br />

Die Zentralamerikanische Bank <strong>für</strong> wirtschaftliche Integration<br />

ist eine internationale Organisation, deren Hauptsitz<br />

sich in Tegucigalpa (Guatemala) befindet und die 1960 von<br />

den Republiken Guatemala, Honduras, El Salvador, Nicaragua<br />

und Costa Rica gegründet wurde. Sie hat das Ziel,<br />

die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Region<br />

Zentralamerika zu fördern. Die Bank finanziert das Projekt<br />

»Accelerating Investments in Renewable Energies in<br />

Central America <strong>–</strong> ARECA« 15 . Ziel des Projektes ist es,<br />

Umfang<br />

(MW)<br />

Jährliche<br />

Einsparungen<br />

(ktCO ² eq) IZF<br />

"Los Algarrobos" Kleinwasserkraftwerk Chiriquí 9.73 37.213 13_14 %<br />

(< 11 % ohne<br />

CERs)<br />

Projekt zur Modernisierung und Aufrüstung<br />

des Wasserkraftwerks Dolega (auf 3,12 MW)<br />

Projekt zur Modernisierung und Aufrüstung<br />

des Wasserkraftwerks Macho de Monte (von<br />

0,7 MW auf 2,4 MW)<br />

Jahr der<br />

Anmeldung<br />

2005<br />

Chiriquí 0.3 12.167 <strong>–</strong> 2005<br />

Chiriquí 1.7 10.963 <strong>–</strong> 2005<br />

Wasserkraftwerk Concepción Chiriquí 10 36.126 13_14 %<br />

(< 11 % ohne<br />

CERs)<br />

Wasserkraftwerk Paso Ancho Chiriquí 5 22.233 - 2007<br />

Santa Fe Energy Windpark Veraguas 81 172.877 - 2009<br />

Quelle: UNFCCC<br />

2006<br />

14 Weitere Informationen unter: http://www.iadb.org/countries/home.cfm?id_<br />

country=PN&Language=English<br />

15 »Acelerando las Inversiones en Energía Renovable en Centroamérica«, weitere<br />

Informationen unter: http://www.bcie.org/spanish/banca-inversion-desarrollo/desarrollo-competitividad/areca.php


Anreize <strong>für</strong> Investitionen in Projekte mit erneuerbaren<br />

Energien zu schaffen, insbesondere <strong>für</strong> Anlagen mit einer<br />

Leistung von unter 10 MW, die Bevölkerungsgruppen in<br />

Regionen, die nicht ans Netz angeschlossen sind, durch<br />

emissionsarme Technologien mit Energie versorgen.<br />

6.6 Marktpotenzial <strong>für</strong> Windenergie<br />

Windenergiepotenziale<br />

2006 erarbeitete die ETESA in Zusammenarbeit mit dem<br />

UNDP und dem Unternehmen Lahmeyer International<br />

einen Windatlas von Panama. Für die Studie wurden an<br />

sechs Orten im Land Messungen durchgeführt, um das<br />

Windpotenzial zu ermitteln.<br />

Der Lahmeyer-Studie zufolge bewegen sich die Windgeschwindigkeiten<br />

im Land zwischen 1 m/s und 6 m/s<br />

bei einer Höhe von 40 m. Drei Gebiete in der zentralen<br />

Gebirgskette von Panama bieten mit durchschnittlichen<br />

Windgeschwindigkeiten von über 10 m/s die besten Bedingungen<br />

<strong>für</strong> Windparks. Es handelt sich dabei um die<br />

Standorte Cerro Tute (Provinz Veraguas), La Miel (Provinz<br />

Los Santos) und Boquete (Provinz Chiriquí).<br />

Der Windatlas von Panama kann von der Internetseite<br />

von COPE downgeloadet werden: www.mef.gob.pa/<br />

cope/index.htm (auf »Energía Eólica« auf der linken<br />

Seite klicken).<br />

Außerdem gibt es die frei zugängliche Informationsquelle<br />

»3tier«, die Winddaten auf hohem Niveau anbietet. Die<br />

Internetseite von 3tier ist www.3tiergroup.com/wind/<br />

overview.<br />

Rahmenbedingungen <strong>für</strong> Windenergie<br />

Es gibt in Panama momentan keine eigene Gesetzgebung<br />

<strong>für</strong> Windenergie. Die Regulierung des Netzzuganges<br />

und der Stromverteilung von Windkraftwerken wird<br />

durch das allgemeine Stromgesetz Nr. 6 vom 3. September<br />

1997 geregelt.<br />

Als unterstützende Maßnahmen gelten die Bestimmungen<br />

von Gesetz Nr. 45 vom 3. September 2004, wie im<br />

vorhergehenden Kapitel über Regelungen zur Förderung<br />

Erneuerbarer Energien dargestellt.<br />

PANAMA |<br />

152<br />

Derzeitige Nutzung von Windenergie<br />

und geplante Projekte<br />

Nach dem letzten Bericht (»Wind Energy International<br />

2009<strong>–</strong>2010«) von World Wind Energy International lag<br />

die installierte Leistung an Windkraft in Panama Ende<br />

2008 bei 0 MW. Diese Situation wird sich jedoch vermutlich<br />

bald ändern, da die Landesregierung bereits 24<br />

Lizenzen <strong>für</strong> Windprojekte erteilt hat.<br />

Derzeit sind Windparks von folgenden Unternehmen in<br />

Planung:<br />

• Das Unternehmen Aerogeneradores de Cerro Azul<br />

plant zusammen mit dem deutschen Unternehmen<br />

WIND7AG den Bau eines 200 MW Windparks im<br />

Küstengebiet der Provinz Colón, <strong>für</strong> den eventuell<br />

der Hafendamm der ACP (Dienststelle des Panamakanals)<br />

im Norden des Landes als Aufstellungsort <strong>für</strong><br />

die Windräder genutzt wird. Für das Projekt werden<br />

momentan die zu erwartenden Auswirkungen auf die<br />

Umwelt ermittelt.<br />

• Das Unternehmen WIND7 <strong>–</strong> Central America (ein<br />

Tochterunternehmen der WIND7AG) plant den Bau<br />

eines 120 MW Windparks im Norden der Provinz Bocas<br />

del Toro. Darüber hinaus gibt es Pläne zur Entwicklung<br />

eines 80 MW Windparks in der Provinz Veraguas,<br />

der gemeinsam mit dem Unternehmen Santa Fe Energy<br />

realisiert werden soll. Derzeit werden Machbarkeitsstudien<br />

durchgeführt.<br />

• Energy Environmental Engineering (3E) hat unter Beteiligung<br />

des deutschen Unternehmens Plan8 GmbH<br />

mit Tests <strong>für</strong> einen 180-MW-Windpark auf der Halbinsel<br />

Azuero und «La Colorada« in der Provinz Coclé<br />

begonnen.<br />

• Das Unternehmen Enrilnews führt derzeit Windmessungen<br />

in Toabre <strong>für</strong> ein weiteres Windkraftprojekt im Norden<br />

der Provinz Coclé durch. Dieser Windpark würde<br />

die landesweite Leistung um 225 MW erweitern und 540<br />

TWh generieren (was 9% des Verbrauchs von Panama<br />

entspricht). Das Projekt wird in zwei Phasen entwickelt:<br />

In der ersten Phase werden 150 MW installiert und der<br />

Betrieb wird 2010 aufgenommen, in Phase zwei wird die<br />

Anlage ab 2011 um die restlichen 75 MW erweitert.


Geschäftsklima<br />

Die geringe Größe des Strommarktes in Panama könnte<br />

Investitionen in erneuerbare Energien begrenzen, da sie<br />

<strong>für</strong> die Installation großer Windparks im Land nicht<br />

ausreicht (der durchschnittliche Umfang derzeitiger Projekte<br />

liegt bei ca. 100 MW). Diese Situation könnte sich<br />

ändern, sobald die SIEPAC und die Verbindung Kolumbien-Panama<br />

fertig gestellt sind, da die Erweiterung der<br />

Netzkapazität und der Exportmöglichkeiten die Installation<br />

großer Windparks von bis zu 600 MW erlauben<br />

würde. Eine Aufrüstung des Netzes ist notwendig, weil<br />

in Panama Gebiete mit viel versprechendem Potenzial<br />

<strong>für</strong> Windkraft sehr weit von den Bedarfszentren entfernt<br />

sind und lange und teure Übertragungsleitungen benötigt<br />

werden, um die Energieversorgung dort sicherzustellen,<br />

wo sie gebraucht wird. Außerdem muss der regulierte<br />

Markt angepasst werden, um günstige Bedingungen <strong>für</strong><br />

die Umsetzung von Stromerzeugung aus erneuerbaren<br />

Energieressourcen zu schaffen.<br />

Die Situation in Hinblick auf die Nutzung erneuerbarer<br />

Energien, insbesondere von Windenergie, wird sich aufgrund<br />

von zwei Tatsachen sehr wahrscheinlich ab 2009<br />

ändern. Zum einen hat Panama die Wind Expo 2009<br />

(vom 2. bis zum 4. September) ausgerichtet, die von der<br />

Latin American Wind Energy Association gefördert wird.<br />

Mit dieser Veranstaltung wird die erste Wind Expo, die<br />

2008 in Guadalajara (Mexiko) stattfand, fortgesetzt. Ihr<br />

Ziel ist es, »erfolgreiche Strategien zur Integration von<br />

Windkraft in das lateinamerikanische Energieraster« abzustecken.<br />

Darüber hinaus wird 2009 mit dem Bau erster<br />

Windparks in Panama begonnen, z. B. des 200-MW-<br />

Windparks, der von Aerogeneradores Cerro Azul und<br />

WIND7AG entwickelt wird. Die erfolgreiche Fertigstellung<br />

aller geplanten Windprojekte im Land würde<br />

zusammengerechnet 600 MW installierte Leistung aus<br />

Windkraft ergeben, hier<strong>für</strong> ist das geplante SIEPAC und<br />

die Zusammenschaltung mit Kolumbien notwendig.<br />

Die wichtigsten Investitionen in erneuerbare Energien im<br />

Land stammen nach wie vor von ausländischen Investoren<br />

(internationale private Unternehmen oder multilaterale<br />

PANAMA | 153<br />

Banken). Besonders Projekte mit Windkraft werden von<br />

ausländischen Unternehmen wie WIND7AG (Deutschland)<br />

oder Enrilnews (Spanien) finanziert und durchgeführt.<br />

Anreize durch das Gesetz Nr. 45 schließen die<br />

Befreiung von Einfuhrzöllen auf technische Ausrüstung<br />

ein und fördern damit den Einsatz internationaler Technologie.<br />

Momentan gibt es jedoch keine Programme in<br />

Richtung Forschung und Entwicklung, die auf die Entwicklung<br />

einheimischer Technologie abzielen. Die einzige<br />

Foschungseinrichtung, die sich mit dem Thema erneuerbare<br />

Energien befasst, ist die Technische Universität Panama,<br />

die einen Masterstudiengang Maschinenbau mit<br />

den Schwerpunkten erneuerbare Energien und Umwelt<br />

anbietet.<br />

Die effiziente Umsetzung der Vergünstigungen, die das<br />

Gesetz Nr. 45 von 2004 bietet, und die erfolgreiche Realisierung<br />

aller vorgesehenen Windparks könnten gute<br />

Bedingungen <strong>für</strong> die Nutzung von Windkraft im Land<br />

schaffen. Die Marktbedingungen können durch höhere<br />

Subventionen und Vergünstigungen weiter verbessert<br />

werden und diese könnten sogar die Etablierung einer nationalen<br />

Windkraftindustrie einleiten.<br />

1.7 Adressen und Kontaktdaten<br />

Ministerio de Economía y Finanzas<br />

(Ministerium <strong>für</strong> Wirtschaft und Finanzen)<br />

Vice-Mimisterio de Economía<br />

Vía España, Edificio Ogawa<br />

Panamá República de Panamá<br />

Tel.: + 507 507-7000/+507 507-6600<br />

Vice-Ministerio de Finanzas<br />

Ave. Perú, Anitguo Edificio de Hacienda y Tesoro<br />

Tel.: + 507 507-7600<br />

E-mail: prensa@mef.gob.pa<br />

Comisión de Política Energética<br />

(Komission <strong>für</strong> Energiepolitik)<br />

Vía España, Edificio Otawa, 3ª Piso<br />

Tel.: + 507 507-7042/43


Panamá. República de Panamá.<br />

E-mail: cope@mef.gob.pa<br />

Internet: www.mef.gob.pa/cope/index.htm<br />

Ministerio de Economía y Finanzas <strong>–</strong><br />

Dirección de Hidrocarburos y<br />

Energías Alternas Plaza Edison<br />

Sector El Paical, Pisos 2 y 3<br />

Apartado Postal: 0815-01119<br />

Panamá. República de Panamá.<br />

Tel.: +507 560-0700<br />

Internet: http://www.mici.gob.pa/hidrocar.php<br />

Empresa de Transmisión Eléctrica SA<br />

(Stromübertragungsgesellschaft)<br />

Plaza Sun Tower, Ave. Ricardo J. Alfaro, tercer piso<br />

Tel.: + 507 501-3800<br />

Fax: + 507 501-3506<br />

E-mail: gerinfo@etesa.com.pa<br />

Internet: www.etesa.com.pa<br />

Autoridad Nacional del Ambiente<br />

(Nationale Umweltbehörde)<br />

Edificio 804 Albrook, Apartado C-0843-00793<br />

Balboa, Ancón (Panamá)<br />

Tel.: + 507 500-0814/0815<br />

Internet: www.anam.gob.pa<br />

Centro Nacional de Despacho<br />

(Nationales Ausführungszentrum)<br />

Apartado Postal: 0816 -01552<br />

Zona 5. Panamá R.P.<br />

E-mail: cndweb@etesa.com.pa<br />

Internet: www.cnd.com.pa<br />

Elektra Noreste<br />

Sede Corporativa. Costa del Este<br />

Business Park<br />

Torres Oeste, Piso 3 º<br />

Tel.: + 507 340-4600<br />

Internet: www.elektra.com.pa<br />

Union Fenosa Edemet-Edechi<br />

Av. Diógenes De La Rosa<br />

Albrook Ed. 812.<br />

Panamá. Ciudad de Panamá<br />

Tel.: +507 315-7600/315<br />

Internet: www.ufpanama.com<br />

Dirección de Estadística y Censo<br />

(Behörde <strong>für</strong> Statistik und Volkszählung)<br />

Avenida Balboa y Avenida Federico Boyd<br />

Panamá, República de panamá<br />

Tel.: + 507 510-4800<br />

Fax: + 507 510-4801<br />

E-mail: cie_de@cotraloria.gob.pa<br />

Internet: www.contraloria.gob.pa<br />

PANAMA |<br />

154<br />

Autoridad Reguladora de los Servicios Públicos<br />

(Aufsichtsbehörde <strong>für</strong> öffentliche Dienstleistungen)<br />

Vía España. Edificio Office Park<br />

Apartado Postal: 0816-01235<br />

Zona 5. Ciudad de Panamá. Panamá.<br />

Tel.: +507 508-4500<br />

Fax: + 507 508-4600<br />

E-mail: webmaster@asep.gob.pa<br />

Internet: http://www.asep.gob.pa/default.asp<br />

1.8 Informationsquellen<br />

Asociación Empresarial Eólica (www.aeeolica.es)<br />

Asociación Nacional de Generadores (ww.anguate.org)<br />

Autoridad Nacional de los Servicios Públicos. Cobertura<br />

y demanda de energía eléctrica en la República de Panamá.<br />

Perspectivas y mecanismos para segurar el abasto<br />

suficiente a los usuarios. (2008)<br />

Autoridad Nacional de los Servicios Públicos. El Mercado<br />

Eléctrico Panameño. Descripción General. (2007)


Autoridad Nacional de Medio Ambiente<br />

(www.anam.gob.pa)<br />

Autoridad Nacional de Medio Ambiente.<br />

Compendio Estadístico Ambiental 2008/09. (2009)<br />

Business Panama (www.businesspanama.com)<br />

Centre American Bank of Economic Integration<br />

[CABEI] (www.bcie.org)<br />

Centro Nacional de Despacho (www.cnd.com.pa)<br />

CGIAR Consortium for Spatial Information<br />

(CGIAR-CSI), http://srtm.csi.cgiar.org,<br />

Gesichtet: 1. August 2009<br />

CIA World Fact Boook. Panama country profile. (2009)<br />

Comisión de Política Energética (www.mef.gob.pa/<br />

cope/index.htm)<br />

Comisión Económica para América Latina y El Caribe<br />

(www.eclac.org)<br />

Deutsche Bundesbank (http://www.bundesbank.de/)<br />

Dirección de Estadística y Censo. Panamá en cifras<br />

2003-2007. (2008)<br />

Empresa de Transmisión Eléctrica SA [ETESA]<br />

(www.etesa.com.pa)<br />

ETESA. Plan de Expansión del Sistema Interconectado<br />

Nacional 2007-2011. (2007)<br />

Government of Panama. Legislative Assembly. Official<br />

Gazette 23 220. Law Nº 6 (of February 3, 1997). (1997)<br />

Government of Panama. Legislative Assembly. Official<br />

Gazette 25 112. Law Nº 45 (of August 4, 2004). (2004)<br />

Indexmundi (www.xmundi.com)<br />

PANAMA |<br />

155<br />

Instituto de Comercio Exterior. Panamá: Estructura<br />

Económica. (2008)<br />

Inter American Development Bank [IADB]<br />

(www.iadb.org)<br />

International Monetary Fund (ww.imf.org)<br />

Lahmeyer/ETESA/PNUD. Determinación del<br />

Potencial de la Energía Eólica en Panamá. (1998)<br />

Ministerio de Comercio e Industria. Política Nacional<br />

de Hidrocarburos y Energías Alternativas. (2005)<br />

Ministerio de Economía y Finanzas <strong>–</strong> Comisión de<br />

Política Energética. Plan Energético Nacional 2005-<br />

2020. (2005)<br />

Ministerio de Economía y Finanzas <strong>–</strong> Comisión de<br />

Política Energética (www.mef.gob.pa)<br />

National Dispatch Centre [CND] (www.cnd.com.pa)<br />

Observatorio de Multinacionales en Latinoamérica<br />

(www.omal.info)<br />

Sixth Framework Programme Priority 3. Developing Renewables.<br />

Country Energy Information. Panama. (2006)<br />

UNFCC (http://cdm.unfccc.int/Statistics/Registration/NumOfRegisteredProjByHostPartiesPieChart.<br />

html)<br />

World Wind Energy Association. Wind Energy International<br />

2009-2010. Country Report Latin America.<br />

Panama. (2009)<br />

X-rates [exchange rate website] (http://www.x-rates.<br />

com/d/USD/EUR/hist2008.html)


PANAMA<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

ANAM Autoridad Nacional Ambiental<br />

(Nationale Umweltbehörde)<br />

B Balboa (nationale Währung)<br />

ACP Autoridad del Canal de Panamá<br />

(Behörde des Panamakanals)<br />

BIP Bruttoinlandsprodukt<br />

CER Certified Emission Reduction<br />

CDM Clean Development Mechanism<br />

CND Centro Nacional de Despacho<br />

(Nationales Verteilungszentrum)<br />

COPE Comisión de Política Energética<br />

(Komission <strong>für</strong> Energiepolitik)<br />

DNA Designated National Authority<br />

(nationale Aufsichtsbehörde)<br />

EGE Empresa de Generación Eléctrica<br />

(Stromerzeugungsgesellschaft)<br />

ERSP Entidad Reguladora de Servicios Públicos<br />

(Regulierungsbehörde <strong>für</strong><br />

öffentliche Dienstleistungen)<br />

ETESA Empresa de Transmisión Eléctrica<br />

139<br />

SA (Stromübertragungsgesellschaft]<br />

GWh Gigawattstunde<br />

IADB Banco Interamericano de Desarrollo<br />

(Interamerikanische Entwicklungsbank)<br />

IZF Interner Zinzfluß<br />

IRHE Instituto de Recursos Hidráulicos y<br />

Electrificación (Institut <strong>für</strong> Wasserwirtschaft<br />

und Elektrifizierung)<br />

kV Kilovolt<br />

kWh Kilowattstunde<br />

MW Megawatt<br />

OEA Organización de Estados Americanos<br />

(Organisation Amerikanischer Staaten)<br />

PJ Peta Joule<br />

SIEPAC Sistema de Interconexión Eléctrica para<br />

América Central (zentralamerikanisches<br />

Stromnetz)<br />

SIN Sistema de Interconexión Nacional<br />

(nationales Stromnetz)<br />

SOLEDUSA Programa Solar, Educación y Salud<br />

(Solar-, Bildungs- und Gesundheitsprogramm)<br />

TWh Terawattstunde<br />

UNDP United Nations Development<br />

Programme (Entwicklungsprogramm<br />

der Vereinten Nationen)


PANAMA<br />

6.1 Einleitung<br />

ABBILDUNG 1:<br />

KARTE VON PANAMA<br />

Quelle: CIGAR 2004<br />

Die Republik Panama liegt in Zentralamerika, grenzt an<br />

Costa Rica und Kolumbien und hat Küsten zur Karibik<br />

und zum nordpazifischen Ozean. Das Land wird vom<br />

Panamakanal durchschnitten. Das Klima im gesamten<br />

Land ist tropisch und zeichnet sich in den Küstengebieten<br />

durch ganzjährig hohe Temperaturen aus, die im Landesinneren<br />

und in den Bergen jedoch deutlich niedriger<br />

liegen. Es gibt eine hohe Niederschlagsrate mit deutlichen<br />

Unterschieden zwischen der pazifischen und der karibischen<br />

Küste. Panama befindet südlich der Hurrikanzone<br />

(10º nördliche Breite).<br />

Panama is a small country with a total population of 3.45<br />

million people, and a population growth rate of 1.4 %.<br />

TABELLE 1:<br />

WICHTIGSTE STATISTISCHE DATEN ZU PANAMA<br />

Fläche Einwohnerzahl<br />

(2009)<br />

BIP<br />

(2008)<br />

78 200 km² 3.45 Millions 17 063 Billion<br />

Euro<br />

Quelle: International Wind Energy 2009/2010; Dirección de Estadísticas y Censo<br />

140<br />

Panama ist ein kleines Land mit 3,45 Mio. Einwohnern<br />

und einem Bevölkerungswachstum von 1,4 % per anno.<br />

Etwa die Hälfte der Bevölkerung lebt in städtischen Gebieten.<br />

2008 belegte das Land Platz 67 auf dem Human<br />

Development Index. Die Lebenserwartung liegt bei etwa<br />

75 Jahren und der Alphabetisierungsgrad bei über 90 %.<br />

Panama ist eine Republik mit repräsentativer Demokratie,<br />

in der der Präsident der Republik (derzeit Ricardo Martinelli,<br />

gewählt im Mai 2009) und die Staatsminister die<br />

Exekutivgewalt innehaben. Die Wirtschaft des Landes basiert<br />

hauptsächlich auf dem Dienstleistungssektor, der 63<br />

% des BIP ausmacht. Handwerk, Industrie und Landwirtschaft<br />

machen weniger als ein Viertel des BIP aus. Panama<br />

BIP pro Kopf<br />

(2008)<br />

Import<br />

(2008)<br />

5 014 Euro 9 534 Million<br />

Euro<br />

Export<br />

(2008)<br />

7 880 Million<br />

Euro


hängt stark vom Panamakanal als Transport- und Logistikzentrum<br />

ab. Daten der Weltbank zufolge hat Panama<br />

das höchste Pro-Kopf-BIP in Zentralamerika und ist nach<br />

Guatemala und Costa Rica die drittgrößte Wirtschaft<br />

dieser Region. Dennoch waren 2007 noch immer 11,7 %<br />

der Bevölkerung von Armut betroffen. Die wichtigsten<br />

Exportpartner sind die USA, Schweden, die Beneluxstaaten<br />

1 und Costa Rica. Importe stammen hauptsächlich aus<br />

den USA, Ecuador, Venezuela und Japan. Panama ist Mitglied<br />

der Organisation Amerikanischer Staaten (Organisation<br />

of American States 2 <strong>–</strong> OEA), der Interamerikani-<br />

TABELLE 2:<br />

HISTORISCHE ENTWICKLUNG DES BIP IN PANAMA 2000-2008<br />

schen Entwicklungsbank (Inter American Development<br />

Bank <strong>–</strong> IADB) und der Zentralamerikansichen Bank <strong>für</strong><br />

ökonomische Integration (Central American Bank for<br />

Economic Integration <strong>–</strong> CABEI).<br />

6.2 Energiemarkt<br />

Übersicht Energiemarkt<br />

Panama ist der größte Energieverbraucher Zentralamerikas.<br />

Da es keine nachgewiesenen Öl-, Erdgas- oder Kohlevorkommen<br />

gibt, muss das Land einen Großteil seines<br />

1 Belgien, Niederlande und Luxemburg<br />

2 Diese Organisation umfasst alle Länder der südlichen Hemisphäre und unterstützt<br />

sie in allen Fragen der Demokratie und anderen Themen und Inhalten von<br />

allgemeinem Interesse. Mehr Informationen unter:<br />

http://www.oeapanama.org/01sobrelaoea.html<br />

PANAMA | 141<br />

Bedarfs an fossilen Brennstoffen importieren. In jüngerer<br />

Zeit stammten ca. 80<strong>–</strong>90 % von Panamas Endenergieverbrauch<br />

aus Energieimporten.<br />

Erdgas und Kohle werden im Land kaum verwendet.<br />

Brennholz und Zuckerrohrabfälle sind die wichtigsten<br />

Energieressourcen in ländlichen Wohngebieten, während<br />

auf Landesebene Erdölprodukte die wichtigste Energiequelle<br />

sind. In den letzten zehn Jahren nahm die Nutzung<br />

von Holz als Energielieferant gegenüber Strom, der aus<br />

importierten Erdölprodukten und aus Wasserkraft produziert<br />

wird, ab.<br />

Billions 2000 2002 2004 2006 2008<br />

BIP (in Mrd.; Landeswährung; Tageskurse) 10 733 11 604 17 637 21 513 33 958<br />

BIP (in Mrd.; € ; Tageskurse) 7 932 8 576 13 034 15 899 25 096<br />

Quelle: International Monetary Fund <strong>–</strong> Deutsche Bundesbank<br />

TABELLE 3:<br />

ENERGIEVERBRAUCH NACH SEKTOREN IN PANAMA, 2006<br />

Sektor Energie (PJ) Anteil ( %)<br />

Transport 60.13 42.1<br />

Industrie 28.56 20<br />

Privathaushalte 37.28 26.1<br />

Gewerbe und andere Nutzer 16 11.2<br />

Landwirtschaft, Fischerei und<br />

Bergbau<br />

0.86 0.6<br />

Gesamt 142.83<br />

Quelle: Ministerio de Economía y Finanzas <strong>–</strong><br />

Comisión de Política Energética<br />

2006 importierte das Land ca. 11,2 Mio. Barrel Öl (was<br />

ungefähr 85% des Warenwertes entspricht, der in diesem<br />

Jahr durch Exporte erzielt wurde). Der Import von<br />

ABBILDUNG 2:<br />

PRIMÄRENERGIEBEREITSTELLUNG 2006<br />

Gesamte Primärenergiebereitstellung 2007: 378.7 PJ<br />

12,9<br />

11 %<br />

20,3<br />

17 %<br />

Erdölderivate<br />

Wasser<br />

Brennbare Erneuerbare / Abfall<br />

Quelle: IEA 2008<br />

83,4<br />

72 %


ABBILDUNG 3:<br />

NATIONALES STROMNETZ VON PANAMA<br />

Quelle: CGIAR 2004<br />

Mineralölprodukten hat in den letzten Jahren insbesondere<br />

durch den gestiegenen Verbrauch im Transportsektor<br />

zugenommen, was auf die stark vergrößerte Anzahl<br />

von Fahrzeugen zurückzuführen ist. Mit über 300 000<br />

Neuzulassungen zwischen 1996 und 2006 hat sich die<br />

Anzahl verdoppelt, die Fahrzeuge waren <strong>für</strong> 51 % des<br />

Ölverbrauchs im Land während dieses Zeitraums verantwortlich.<br />

2006 lag der Endenergieverbrauch in Panama bei etwa<br />

142,83 PJ, die sich wie folgt auf die verschiedenen Energieressourcen<br />

verteilen: 18,6 % Holz, 1,9 % Strom, 5,3 %<br />

Flüssiggas, 6,1 % Koks und Kohle und 51,7 % Ölderivate.<br />

Tabelle 3 gibt einen Überblick des Energieverbrauchs im<br />

Land im Jahr 2006 nach Sektoren. Die Sektoren mit dem<br />

größten Energieverbrauch sind der Transportsektor und<br />

die Industrie (die ausschließlich fossile Brennstoffe verbrauchen)<br />

und Privathaushalte (in denen hauptsächlich<br />

Biomasse als Energiequelle genutzt wird).<br />

Das Stromnetz<br />

Ein einzelnes Stromnetz (das nationale Verbundsystem<br />

SIN) versorgt das gesamte Land. Es besteht aus drei<br />

230-kV-Hochspannungsleitungen mit einer Gesamtlänge<br />

PANAMA | 142<br />

von 1 847,68 km und einer 115-kV-Mittelspannungsleitung<br />

mit einer Gesamtlänge von 306,1 km (Stand: 2008).<br />

Innerhalb dieses Systems sind die Stromerzeugungsunternehmen<br />

organisiert, die den Mercado Mayorista de Electricidad<br />

(Großhandelsmarkt <strong>für</strong> Strom) bedienen. Das<br />

Netz wird vom nationalen Verteilungszentrum CND 3<br />

betrieben.<br />

Die Stromverluste innerhalb des Systems betrugen 2008<br />

zwischen 1,3 % und 3,19 % der übertragenen Energie. Die<br />

größten Verluste werden gewöhnlich während der Monate<br />

mit der größten Produktion von Energie aus Wasserkraft<br />

und zumeist in den Wasserkraftwerken in Fortuna,<br />

La Estrella, Los Valles und Estí verzeichnet, die sich im<br />

Norden des Landes befinden und weit von den Hauptverbrauchszentren<br />

in und um Panama City entfernt sind.<br />

SIEPAC, das zentralamerikanische Stromnetz, ist ein<br />

geplantes Projekt, das den Bau von Übertragungsleitungen<br />

vorsieht, die 37 Millionen Kunden in Panama, Costa<br />

Rica, Honduras, Nicaragua, El Salvador und Guatemala<br />

verbinden sollen. Das Projekt sollte eigentlich 2006 fertig<br />

gestellt werden, jedoch wurde erst 2008 mit der Arbeit<br />

begonnen. Nun soll es bis 2010 abgeschlossen sein. Das<br />

3 Centro Nacional de Despacho (CND). Weitere Informationen unter: http://<br />

www.cnd.com.pa/index.htm


SIEPAC-Projekt soll 1 803 km an neuen 230-kV-Übertragungsleitungen<br />

mit einer geplanten Leistung von 300<br />

MW zwischen Guatemala und Panama bereitstellen und<br />

vorhandene Anschlüsse aufrüsten. Darüber hinaus ist eine<br />

230-kV-Verbindung zwischen Guatemala und Honduras<br />

sowie zwischen Honduras und El Salvador in Planung.<br />

Das Projekt wurde von der Interamerikanischen Entwicklungsbank,<br />

der spanischen Regierung, der Central American<br />

Bank for Economic Integration und den Ländern<br />

Zentralamerikas finanziert.<br />

Be<strong>für</strong>worter von SIEPAC erwarten von einer Zusammenlegung<br />

der nationalen Übertragungsnetze eine Minderung<br />

der regelmäßig auftretenden Stromknappheit in<br />

der Region, die Reduzierung von Betriebskosten, die Optimierung<br />

der gemeinsamen Nutzung von Wasserkraft,<br />

die Schaffung eines wettbewerbsfähigen Energiemarktes<br />

innerhalb der Region und den Gewinn ausländischer Investoren<br />

<strong>für</strong> die Bereiche Energieerzeugung und -übertragung.<br />

Kritiker merken allerdings an, dass das Projekt den<br />

Strom <strong>für</strong> Verbraucher in Zentralamerika nicht günstiger<br />

machen wird, sondern vielmehr die Tarife erhöhen und<br />

darüber hinaus den Energieexport nach Mexiko erleichtern<br />

wird, was nicht zur Expansion des zentralamerikani-<br />

schen Marktes beiträgt. Andere Kritiker sind überzeugt,<br />

dass der Großteil der zusätzlichen Erzeugungskapazität<br />

aus Wasserkraft stammen wird und höhere Kosten <strong>für</strong><br />

soziale Maßnahmen und Umweltmaßnahmen mit sich<br />

bringen wird. Zudem besteht die Sorge, dass große ausländische<br />

Unternehmen ihre ohnehin schon starke Position<br />

im zentralamerikanischen Energiesektor noch weiter<br />

ausbauen könnten.<br />

Darüber hinaus plant das Unternehmen Interconexión<br />

Eléctrica Colombia-Panamá (ICP) den Bau einer 614 km<br />

PANAMA |<br />

143<br />

langen Übertragungsleitung von Kolumbien nach Panama,<br />

die den Import von 600 MW Strom ermöglichen<br />

würde. Diese Verbindungsleitung stellt das Hauptbindeglied<br />

zur Koppelung der Stromnetze in Nord- und<br />

Südamerika dar. Dieses Projekt hat das Ziel, die soziale<br />

und ökonomische Entwicklung der Länder zu fördern,<br />

die durch die Verbindungsleitung zusammengeschlossen<br />

werden, die Stromkosten <strong>für</strong> Endverbraucher zu reduzieren<br />

und die Wettbewerbsfähigkeit unter den Energieversorgern<br />

zu verbessern, indem die Netzkapazität gesteigert<br />

wird. Die Umsetzung dieses Projektes wird die Unterschiede<br />

der Grenzkosten von Strompreisen zwischen den<br />

an dem Projekt beteiligten Ländern (z. B. Kolumbien,<br />

Guatemala, El Salvador und Panama) reduzieren. Zu<br />

den <strong>für</strong> das Projekt nötigen Aktivitäten werden derzeit<br />

Studien durchgeführt. Geeignete Maßnahmen und Strategien<br />

zum Ausbau des nationalen Stromübertragungsnetzes<br />

werden in den »Nationalen Plänen zum Ausbau<br />

des Nationalen Verbundsystems« entwickelt. Diese Pläne<br />

werden vom Ministerium <strong>für</strong> Wirtschaft und Finanzen<br />

über die Kommission <strong>für</strong> Energiepolitik 4 in regelmäßigen<br />

Abständen erarbeitet und veröffentlicht (normalerweise<br />

jährlich). Der aktuelle Plan umfasst den Zeitraum von<br />

TABELLE 4:<br />

INSTALLIERTE LEISTUNG NACH ANLAGENTYP 2001<strong>–</strong>2008 IN MW<br />

MW 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />

Wärmekraft 558.8 558.5 626.64 566.64 593.14 554 629 672.5<br />

Wasserkraft 540 540 660 770 770 770 782 792<br />

Gesamt 1 098.8 1 098.8 1 286.6 1 336.6 1 363.1 1 324.0 1 411.0 1 637.93<br />

Quelle: Ministerio de Economía y Finanzas <strong>–</strong> Comisión de Política Energética<br />

2007 bis 2021 und beinhaltet ein Paket von Maßnahmen<br />

und Aktionen, das die Energieversorgung innerhalb des<br />

vorgegebenen Zeitrahmens sicherstellen soll.<br />

Installierte Leistung<br />

Ende 2008 lag die installierte Leistung bei 1 637,93 MW.<br />

869,95 MW (53,11 %) dieser Kapazität stammten aus<br />

Wärmekraftwerken, die hauptsächlich mit Bunkeröl,<br />

Diesel und Marinedieselöl betrieben werden, 767,98<br />

MW (46,89%) stammten aus Wasserkraft. 88,81 % die-<br />

4 Comisión de Política Energética, weitere Informationen unter: https://www.<br />

mef.gob.pa/cope/index.htm.


ser Leistung wird von kommerziellen Anlagen erzeugt,<br />

10,37 % von Eigenversorgungsanlagen, die an das SIN<br />

angeschlossen sind, und die restlichen 0,82 % von isolierten<br />

Systemen.<br />

Neue Arten von erneuerbarer Energie (wie Solarenergie<br />

oder Windkraft) tragen nur einen sehr geringen Teil zur<br />

Energieproduktion des Landes bei (unter 0,5%). Dies<br />

wird sich in den kommenden Jahren wahrscheinlich ändern,<br />

weil besonders Windkraft im Land gefördert wird<br />

(acht Projekte sind in Planung und sollen zwischen 2009<br />

und 2012 umgesetzt werden).<br />

Die installierte Leistung in Panama wird Schätzungen zufolge<br />

in den nächsten zehn Jahren um 500 MW anwachsen,<br />

unter anderem aufgrund der Inbetriebnahme neuer<br />

Wasserkraftwerke in den nächsten vier Jahren. Im August<br />

2009 ist die installierte Leistung auf 1 663,8 MW angewachsen.<br />

Im »Nationalen Energieplan«, der vom Ministerium <strong>für</strong><br />

Wirtschaft und Finanzen entwickelt wurde, sind Prognosen<br />

zur Stromnachfrage im Jahr 2020 enthalten,. Die Bedarfsschätzungen<br />

variieren in diesen Prognosen zwischen<br />

1 784 und 1 953 MW bis 2020. 5<br />

Stromerzeugung<br />

2007 stieg die Menge an produziertem Strom um 7 %<br />

(im Vergleich zu 2006) auf insgesamt 6 156 GWh an.<br />

Die Stromerzeugung durch Wasserkraft (64 % der Gesamterzeugung)<br />

setzte mit einer Steigerung um 1,5 %<br />

ihren leichten Aufwärtstrend seit 2004 fort, während die<br />

Erzeugung aus Wärmekraft um 20 % zunahm, was einer<br />

Leistung von 2 194 GWh entspricht. Das starke Wachstum<br />

in der Energieerzeugung durch Wärmekraft könnte<br />

TABLLE 5:<br />

BRUTTOSTROMERZEUGUNG NACH KRAFTWERKSTYP 2003<strong>–</strong>2007 IN GWH<br />

5 Weitere Informationen zum prognostizierten Kapazitätsbedarf im Nationalen<br />

Energieplan: https://www.mef.gob.pa/cope/index.htm<br />

TABELLE 6:<br />

STROMVERBRAUCH NACH SEKTOREN 2007;<br />

PANAMA; GWH<br />

PANAMA |<br />

144<br />

2007<br />

Elektrizität<br />

(GWh)<br />

Anteil (%)<br />

Sektor 1,627 31,03<br />

Privathaushalte 2,474 47,18<br />

Gewerbe 311 5,93<br />

Industrie 817 15,58<br />

Öffentlicher Sektor 15 0,29<br />

Andere 5,244 100<br />

Gesamt 142.83 172 PJ<br />

Quelle: Dirección de Estadítisca y Censo<br />

an der verminderten Verfügbarkeit von Wasser in den<br />

Seen Panamas liegen, die sich 2007 bemerkbar machte. Im<br />

gleichen Jahr wird eine signifikante Abnahme der Stromimporte<br />

nach Panama verzeichnet (<strong>–</strong>87 % im Vergleich<br />

zum Vorjahr), und zwar von 34,39 GWh im Jahr 2006 auf<br />

4,40 GWh im Jahr 2007. Auf der anderen Seite nahm der<br />

Stromexport um 7 % leicht zu, d. h. Panama ist ein Land,<br />

das Strom hauptsächlich exportiert. 6<br />

Als nicht erneuerbare Ressourcen wurden Bunkeröl (23,3<br />

% der gesamten Stromproduktion/1 417,90 GWh),<br />

Diesel (18,1 % der gesamten Stromproduktion/1 100,4<br />

GWh) und Gas (0,1% der gesamten Stromproduktion/<br />

7,20 GWh) im Jahr 2007 zur Stromerzeugung genutzt.<br />

Wie Tabelle 6 zeigt, sind die Sektoren mit dem größten<br />

Energieverbrauch Gewerbe, Privathaushalte und der öffentliche<br />

Sektor, während die Industrie nur einen relativ<br />

kleinen Anteil daran hat.<br />

Ressource (GWh) 2003 2004 2005 2006 2007<br />

Wasserkraft 2 890 3 897 3 875 3 903 3 962<br />

Thermisch 2 391 1 577 1 671 1 828 2 194<br />

Import 2.29 78.04 54.93 34.39 4.40<br />

Export 180.18 207.14 106.33 83.40 89.15<br />

Gesamt 5 463.47 5 759.18 5 707.26 5 848.79 6 249.55<br />

Quelle: Dirección de Estadística y Censo; Ministerio de Economía y Finanzas <strong>–</strong> Comisión de Política Energética<br />

6 Innerhalb des Zeitraums 1999-2007 hat Panama nur in einem Jahr mehr Strom<br />

importiert als exportiert (im Jahr 2000).


Nach dem »Ausbauplan <strong>für</strong> den nationalen Stromnetzplan<br />

2007<strong>–</strong>2021« wird sich der Energiebedarf auf 11 718<br />

bis 12 445 GWh erhöhen. 7<br />

Erneuerbare Energien<br />

Die Energieproduktion aus erneuerbaren Ressourcen<br />

konzentriert sich in Panama weitgehend auf Wasserkraft.<br />

Momentan splitten sich die Wasserkraftwerke wie folgt<br />

auf: 65 kleine Wasserkraftwerke (definiert als Kraftwerke<br />

mit einer Kapazität bis 20 MW) und 30 große Wasserkraftwerke<br />

(mit einer Kapazität über 20 MW). Zwar fand<br />

im Windsektor bisher keinerlei Entwicklung statt, jedoch<br />

steht der Ausbau dieses Sektors sowohl bei den aktuellen<br />

Plänen der Regierung als auch den Maßnahmen ausländischer<br />

Investoren im Fokus des Interesses. Im Bereich<br />

Photovoltaik kommen hauptsächlich Anwendungen zum<br />

Einsatz, die nicht an das Netz angeschlossen sind und<br />

überwiegend im Rahmen von nationalen Programmen<br />

entwickelt werden. 2001 gab es insgesamt 300 installierte<br />

PV-Anlagen. Nach wie vor speisen diese keinen Strom in<br />

das integrierte Stromversorgungssystem ein, sie dienen<br />

primär der Stromversorgung in ländlichen Gegenden.<br />

Bislang wird in Panama keine Energie aus Geothermie erzeugt.<br />

Einer der häufig angeführten Gründe hier<strong>für</strong> sind<br />

die niedrigen Produktionskosten Costa Ricas, mit denen<br />

Panama nicht konkurrieren könnte.<br />

Die Internetseite »Energía Renovable Panama« 8 bietet<br />

Informationen zu den erneuerbaren Energieressourcen<br />

des Landes. Die Seite (die 2009 online ging) scheint<br />

aber momentan noch im Aufbau zu sein, da Informationen<br />

aus verschiedenen Bereichen der Homepage nicht<br />

abgerufen werden können und auch Links nicht richtig<br />

funktionieren.<br />

Strompreise<br />

Der Energiesektor funktioniert nach dem Modell eines<br />

Großhandelsmarktes, in dem Verteilergesellschaften<br />

Energie entweder über den Spot-Markt <strong>für</strong> Elektriziät<br />

oder über Energieversorgungsverträge erwerben können,<br />

die nach dem Wettbewerbsprinzip an Stromerzeugungsunternehmen<br />

vergeben werden. Die jeweiligen Konditionen<br />

und Preise sind in den Verträgen der verschiedenen<br />

7 ETESA. Plan de Expansión del Sistema Interconectado<br />

Nacional 2007-2021, 2007<br />

8 www.energiarenovablepanama.com<br />

PANAMA |<br />

145<br />

Marktakteure festgelegt. Innerhalb des regulierten Übertragungs-<br />

und Verteilersystems werden der Zugang und<br />

die Endverbrauchertarife durch die Regulierungsbehörde<br />

ERSP festgelegt. Die Tarife ermöglichen finanzielle Nachhaltigkeit,<br />

da sie Kostendeckung und Abgeltungsgebühren<br />

<strong>für</strong> investiertes Kapital zulassen, die durch Benchmarking<br />

mit einem rentablen Unternehmen aus dem gleichen<br />

Bereich und mit vergleichbarem Risiko bemessen werden.<br />

Die Tarife fördern darüber hinaus die Wirtschaftlichkeit,<br />

da sie sich an der Preisstruktur des Wettbewerbsmarkts<br />

orientieren und bei ihrer Festsetzung nicht nur die Kosten,<br />

sondern auch die erwarteten Zuwächse in der Produktivität<br />

einkalkuliert werden.<br />

Nach der Privatisierung des Strommarktes waren die<br />

durchschnittlichen Preise pro kWh, die von den verschiedenen<br />

Übertragungsunternehmen angeboten wurden,<br />

zunächst niedriger als die vorherigen Tarife, die das Institut<br />

<strong>für</strong> Wasserwirtschaft und Elektrifizierung (IHRE)<br />

festgesetzt hatte. Aufgrund des Anstiegs der Benzinpreise<br />

zwischen 1999 und 2007 sind die Preise <strong>für</strong> die Endverbraucher<br />

jedoch wieder von 35,12 €/MWh im Jahr 2004<br />

auf 87,05 €/MWh im Jahr 2009 gestiegen. Dies ist der<br />

Preis innerhalb des Spot-Markts, in dem die ERSP mit<br />

Energie handelt, die nicht durch bilaterale Verträge verkauft<br />

worden ist.<br />

Liberalisierung<br />

Der Strommarkt wurde 1996/1997 mit der Einrichtung<br />

der Regulierungsbehörde <strong>für</strong> öffentliche Dienstleistungen<br />

(ERSP) im Rahmen des Gesetzes Nr. 6 vom 3. Februar<br />

1997 restrukturiert. Im Zuge dieses Umstrukturierungsprozesses<br />

wurden Wettbewerbs- und Monopolbestimmungen<br />

sowie Beschränkungen <strong>für</strong> Unternehmen festgelegt,<br />

die in den Bereichen Übertragung und Verteilung<br />

tätig sind. 1998 spaltete die Zentralregierung Erzeugung,<br />

Verteilung und Übertragung vom Instituto de Recursos<br />

Hidrológicos y Electrificación, ab, einem ehemals staatlichen<br />

Betrieb, der <strong>für</strong> die Kontrolle und die Koordination<br />

des Strommarktes in Panama zuständig war. Heute<br />

besteht der Großhandelsmarkt aus einem regulierten und<br />

einem nicht regulierten Markt. Auf dem nicht regulierten<br />

Markt können die Erzeuger Preise und die Mengen,


die an die verschiedenen Abnehmer (darunter Verteilergesellschaften,<br />

Großverbraucher, Vermarkter und ausländische<br />

Unternehmen) verkauft werden, frei verhandeln.<br />

Strom, der über vertragliche Vereinbarungen vertrieben<br />

wird, wird auf dem Spot-Markt verkauft. 2008 wurden 71<br />

% der auf dem Strommarkt Panamas verkauften Energie<br />

über bilaterale Verträge verkauft, während die restlichen<br />

29 % auf dem Spot-Markt verkauft wurden.<br />

Ländliche Elektrifizierung<br />

1990 hatten nur 59,4 % der Bevölkerung in Panama Zugang<br />

zu Strom, bis 2006 stieg ihr Anteil auf 87,1 %. Die<br />

Regierung hat im Rahmen des Nationalen Energieplans<br />

ein Programm zur Elektrifizierung ländlicher Gebiete<br />

ins Leben gerufen (PLANER), das den Anteil bis 2014<br />

auf 90 % erhöhen soll, indem Kraftwerke zum Einsatz<br />

kommen, die mit erneuerbaren Ressourcen betrieben<br />

werden und nicht ans Netz angeschlossen sind. Ziel des<br />

Programms ist es, über 70 000 Haushalte, die derzeit noch<br />

zu weit vom existierenden Stromnetz entfernt sind, mit<br />

Strom zu versorgen. Die Mittel, die zur Realisierung des<br />

Projektes benötigt werden, stellt die Interamerikanische<br />

Entwicklungsbank bereit. Eines der Programme der Regierung,<br />

das erneuerbare Energien fördern soll, ist das<br />

SOLEDUSA-Programm. Im Rahmen dieses Projekts,<br />

das von der Europäischen Kommission mit über 9 Mio. €<br />

finanziert wird, sollen in den Bereichen Ausbildung und<br />

Gesundheitswesen neue Technologien in abgelegenen<br />

Gebieten Panamas (mit Fokus auf den Provinzen Ngobe<br />

und Veraguas) einführen, die keinen Zugang zum Stromnetz<br />

haben. Das Projekt läuft seit 2006 und wird 2009<br />

beendet. Ziel ist es, 400 Schulen und 70 Gesundheitszentren<br />

durch netzunabhängige PV-Anlagen mit Energie zu<br />

versorgen. Ende 2008 wurden durch das Projekt bereits<br />

331 Schulen, 91 Gesundheitszentren und 30 Funkstationen<br />

mit Energie versorgt. 2007 wurde die Provinz Calobre<br />

in das Projekt mit eingeschlossen, das Projekt wurde<br />

bis 2013 verlängert.<br />

6.3 Marktakteure<br />

PANAMA | 146<br />

Ministerio de Economía y Finanzas (MEF)<br />

Das Ministerium <strong>für</strong> Wirtschaft und Finanzen (MEF)<br />

wurde Ende 1998 eingerichtet und ging aus einer Fusion<br />

des früheren Ministeriums <strong>für</strong> Planung und Ökonomische<br />

Politik mit dem Finanzministerium hervor. Es wurde eingerichtet,<br />

um die Finanzplanung und Finanzierung nationaler<br />

Fonds zu verbessern. Das Ministerium ist zuständig<br />

<strong>für</strong> alle Fragen rund um wirtschaftspolitische Initiativen,<br />

Programme zur Koordinierung von öffentlichen Investitionen<br />

und sozialpolitischen Strategien, Ausarbeitung und<br />

Durchführung von Regierungsinitiativen im Bereich Planung,<br />

Ausarbeitung, Ausführung und Kontrolle des staatlichen<br />

Gesamthaushaltes sowie <strong>für</strong> die Entwicklung und<br />

Durchführung von Finanzprogrammen der Regierung.<br />

Das MEF besteht aus 19 verschiedenen Unterabteilungen,<br />

darunter die Nationale Kommission <strong>für</strong> Energiepolitik.<br />

Comisión de Política Energética (COPE / MEF)<br />

Als Unterabteilung des MEF ist die Nationale Kommission<br />

<strong>für</strong> Energiepolitik (COPE/MEF) <strong>für</strong> die Erarbeitung<br />

von Strategien und Richtlinien <strong>für</strong> den Energiesektor<br />

zuständig, welche die Versorgungssicherheit<br />

gewährleisten. Der Vorsitzende der Kommission ist der<br />

Minister <strong>für</strong> Planung und Wirtschaftspolitik, die beiden<br />

anderen Mitglieder der Kommission sind der Minister <strong>für</strong><br />

Industrie und Handel und der Minister <strong>für</strong> Staatshaushalt<br />

und Finanzen. Die COPE/MEF hat einen geschäftsführenden<br />

Direktor, der <strong>für</strong> fünf Jahre eingesetzt wird, und<br />

setzt sich aus technischen Experten und administrativem<br />

Personal zusammen. In der Verantwortlichkeit der Kommission<br />

liegen die Analyse und Auswertung nationaler<br />

Energierichtlinien, die Organisation und das Management<br />

des SIN und die Entwicklung von Plänen und politischen<br />

<strong>Vorlage</strong>n rund um die Energienutzung sowohl<br />

im privaten als auch im öffentlichen Bereich. Im Bereich<br />

erneuerbare Energien veröffentlicht diese Einrichtung insbesondere<br />

Online-Informationen zu folgenden Themen:<br />

Regulierung erneuerbarer Energie in Panama, Statistiken<br />

zu erneuerbaren Energieressourcen in Panama und<br />

Leitfäden zu Solarenergie, Windkraft, Wasserkraft und


Biomasse. 9 Die Einrichtung unterstützt außerdem das<br />

SOLEDUSA-Programm, das die Nutzung von Photovoltaik<br />

im Land fördert.<br />

Ministerio de Comercio e Industrias <strong>–</strong> Dirección de<br />

Hidrocarburos y Energías Alternativas<br />

Die Direktion <strong>für</strong> fossile Brennstoffe und alternative<br />

Energien wurde 2006 vom Ministerium <strong>für</strong> Industrie und<br />

Finanzen geschaffen und ist die wichtigste Behörde des<br />

Landes <strong>für</strong> alle Aktivitäten in den Bereichen fossile Brennstoffe<br />

und alternative Energien. Sie ist <strong>für</strong> die Beschleunigung<br />

und Aufhebung von Verträgen, Genehmigungen<br />

und Registrierungen zuständig und agiert als regulierende<br />

Instanz aller Tätigkeiten in beiden Marktsegmenten. Das<br />

Ministerium <strong>für</strong> Industrie und Handel hat den Nationalen<br />

Plan <strong>für</strong> fossile Brennstoffe und alternative Energien<br />

in Panama erarbeitet.<br />

Die Direktion <strong>für</strong> fossile Brennstoffe und alternative<br />

Energien ist die wichtigste Behörde des Landes ist, die<br />

mit der Förderung und dem Einsatz erneuerbarer Energien<br />

betraut ist. Derzeit konzentriert sie ihre Aktivitäten<br />

jedoch mehr auf die Förderung und den Einsatz von Öl<br />

als Energiequelle, wie aus den Informationen, die sie veröffentlicht,<br />

ersichtlich ist.<br />

Autoridad Nacional de los Servicios Públicos (ASEP)<br />

Die Nationale Behörde <strong>für</strong> öffentliche Dienstleistungen<br />

wurde 1996 als ERSP (Regulierungsbehörde <strong>für</strong> öffentliche<br />

Dienstleistungen) gegründet und trägt ihren jetzigen<br />

Namen seit 2006. Ihre Aufgabe ist die Kontrolle aller staatlichen<br />

Aktivitäten in den Bereichen Wasser- und Abwasserwirtschaft,<br />

Telekommunikation und Stromversorgung.<br />

Die ASEP ist <strong>für</strong> die Schaffung von Regeln, Normen<br />

und Bestimmungen <strong>für</strong> Aktivitäten im Energiesektor zuständig.<br />

Zu den wichtigsten Aufgaben der ERSP, die im<br />

Stromgesetz festgelegt sind, gehören: die Ausstellung von<br />

Konzessionen, Lizenzen und anderen Genehmigungen <strong>für</strong><br />

öffentliche Dienstleister (darunter neue Wasserkraft- und<br />

Geothermiekraftwerke) sowie staatliche Übertragungs-<br />

und Verteilergesellschaften; die Festsetzung von Effizienz-<br />

und Leistungsstandards <strong>für</strong> die unterschiedlichen öffentlichen<br />

Dienstleister; die Definition von Rechten und<br />

9 http://www.mef.gob.pa/Cope/<br />

PANAMA |<br />

147<br />

Pflichten von Versorgern und Verbrauchern; die Schaffung<br />

von Prinzipien, Methoden und Formeln zur Festsetzung<br />

von Tarifen in den Bereichen des regulierten Marktes, die<br />

in ihren Kompetenzbereich fallen; die Schlichtung von<br />

Konflikten zwischen öffentlichen Dienstleistern aus ihrem<br />

Kompetenzbereich und anderen Regierungsstellen und<br />

Gemeinden bzw. Kunden; die Förderung von Wettbewerb<br />

und Effizienz in den Bereichen, die in ihre Verantwortung<br />

fallen und der Schutz vor monopolistischem oder diskriminierendem<br />

Verhalten. Diese Behörde spielt momentan<br />

eine zentrale Rolle in den Aktivitäten zur Koordinierung<br />

und Organisation des Strommarktes.<br />

Empresa Nacional de Transmisión Eléctrica SA<br />

(ETESA)<br />

Die nationale Stromübertragungsgesellschaft ETESA ist<br />

ein staatlicher Betrieb, der 1998 nach Abschluss der Restrukturierung<br />

des Strommarktes eingerichtet wurde. Das<br />

Unternehmen bietet landesweit Dienstleistungen im Bereich<br />

Hochspannungs-Stromübertragung an. Es ist darüber<br />

hinaus <strong>für</strong> die Planung des Stromnetzausbaus und <strong>für</strong><br />

den Betrieb des Nationalen Verbundsystems (SIN) über<br />

das Nationale Verteilungszentrum zuständig. Die Einrichtung<br />

ist im Rahmen eines Konzessionsvertrages bis 2025<br />

(mit Option auf Verlängerung) von der Regulierungsbehörde<br />

<strong>für</strong> öffentliche Dienstleistungen (ERSP) dazu ermächtigt,<br />

innerhalb des Landes Übertragungsdienstleistungen<br />

anzubieten.<br />

Centro Nacional de Despacho (CND)<br />

Wie bereits erwähnt, teilt sich der panamaische Strommarkt<br />

in zwei Systeme: Zum einen wird Strom im Rahmen<br />

von bilateralen Verträgen unter den Marktakteuren<br />

(Erzeuger und Verteiler) gehandelt, zum anderen wird<br />

Strom auf dem Spot-Markt verkauft. Das nationale Verteilungszentrum<br />

CND wurde von der ETESA eingerichtet,<br />

um die Verwaltung der Transaktionen und Abläufe auf<br />

dem Strommarkt zu übernehmen. Es ist da<strong>für</strong> zuständig,<br />

die Bedingungen <strong>für</strong> einen freien Wettbewerb unter den<br />

Marktakteuren aufrechtzuerhalten. Darüber hinaus betreibt<br />

es den Spot-Markt, wo der Strom gehandelt wird,<br />

der nicht über bilaterale Verträge verkauft wird.


Energieversorger<br />

Ende 2008 gab es insgesamt zwölf Stromerzeugungsunternehmen,<br />

zwei Eigenversorgungsbetriebe, drei Verteilergesellschaften<br />

und vier Großkonsumenten innerhalb des<br />

SIN. Im Bereich Stromerzeugung haben vier Unternehmen<br />

die größten Marktanteile: Fortuna (18,32 %), AES<br />

Panama (29,42 %), Bahía Las Minas (17,09 %) und ACP<br />

(7,31 %). Im Bereich der Stromverteilung kontrollieren<br />

drei Unternehmen die Verteilung im Land: Elektra Noroeste<br />

<strong>–</strong> ELEKTRA (zuständig <strong>für</strong> die Provinzen Colón,<br />

Panama, Kuna Yala und Darién mit 44 % der Endverbraucher<br />

in 2008), Metro-Oeste <strong>–</strong> EDEMET (zuständig <strong>für</strong><br />

die Provinzen Veraguas, Coclé, Herrera und Los Santos<br />

mit 43 % der Endverbraucher in 2008) und Chiriquí<strong>–</strong><br />

EDECHI (zuständig <strong>für</strong> die Provinzen Bocas del Toro<br />

und Chiriquí mit 13 % der Endverbraucher 2008). Die gesamte<br />

Energie, die 2008 von diesen drei Unternehmen auf<br />

dem Markt verkauft wurde, teilt sich folgendermaßen auf:<br />

EDEMET, 50,17 %, ELEKTRA 41,71 % und EDECHI<br />

8,12 %. Als 1998 die Liberalisierung des Strommarktes<br />

in Panama begann, erwarb das spanische Unternehmen<br />

Unión Fenosa Anteile an zwei der Verteilergesellschaften:<br />

EDEMET und EDECHI. Das Unternehmen Constellation<br />

Energy mit Hauptsitz in den USA erwarb die dritte<br />

Verteilergesellschaft ELEKTRA Noreste. Das Übertragungssystem<br />

liegt allein in der Verantwortung der ETESA<br />

(siehe oben).<br />

Asociación de Productores Panameños de<br />

Energías Renovables<br />

Obwohl es Hinweise auf einen Panamaischen Verband<br />

der Erzeuger erneuerbarer Energie gibt, der seinen Sitz in<br />

Panama City hat, sind detaillierte Informationen zu dessen<br />

Arbeitsgebieten, Teilnehmern, Projekten etc. nicht<br />

verfügbar.<br />

6.4 Politische Rahmenbedingungen im<br />

Energiesektor<br />

Der grundlegende Rahmen <strong>für</strong> Panamas Energiestrategie<br />

wird vom Nationalen Energieplan (Plan Energético Naci-<br />

PANAMA |<br />

148<br />

onal 2005<strong>–</strong>2020) gesteckt, der von der Kommission <strong>für</strong><br />

Energiepolitik herausgegeben wurde. Er enthält die Ziele<br />

der nationalen Energiepolitik und entsprechende Strategien,<br />

um diese Ziele umzusetzen. Der Plan ist in fünf<br />

Einzelstrategien unterteilt:<br />

Strategie zur flächendeckenden Stromversorgung: Sie<br />

analysiert den kurzfristigen Strombedarf im Land und<br />

entwirft Lösungsansätze, um die Sicherheit der Stromversorgung<br />

mithilfe verschiedener Maßnahmen zu gewährleisten,<br />

insbesondere durch die Steigerung der<br />

Stromerzeugung mit Hilfe von Wasserkraft (Bau neuer<br />

Kraftwerke, Steigerung der Kapazitäten bereits existierender<br />

Kraftwerke). Der Plan zur Elektrifizierung ländlicher<br />

Gebiete gehört ebenfalls zu dieser Strategie.<br />

Strategie zur rationellen und effizienten Nutzung von<br />

Energie: Sie zielt auf die Förderung von Maßnahmen in<br />

den Bereichen Energiesparen und Energieeffizienz ab, um<br />

die bessere Nutzung der Energieressourcen innerhalb des<br />

Landes zu fördern. Das Dokument sieht die Schaffung<br />

eines Regelwerks vor (Gesetz zur Förderung des Energiesparens<br />

und der rationellen und effizienten Nutzung von<br />

Energie) und stellt ein Paket an Energieeffizienzmaßnahmen<br />

zusammen, die in den verschiedenen Sektoren zur<br />

Anwendung kommen sollen (z. B. Regierung, Industrie,<br />

Gewerbe, Privathaushalte).<br />

Strategie <strong>für</strong> erneuerbare Energien: Sie zielt auf die Förderung<br />

der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien im<br />

Land ab. Die in diesem Plan enthaltenen Hauptstrategien<br />

sind: Entwicklung des Gesetzes 45 zur Förderung erneuerbarer<br />

Energie in Panama, Lahmeyer-Studie zur Evaluation<br />

des nationalen Windpotenzials und das Solarprojekt<br />

SOLEDUSA.<br />

Strategie zum Zusammenschluss von Energiesystemen:<br />

Sie zielt auf die Förderung des Zusammenschlusses der<br />

Energiesysteme von Panama, Zentralamerika und Kolumbien<br />

ab. Diese Hauptinhalte dieser Strategie beziehen sich<br />

auf die SIEPAC-Projekte und das Vernetzungsprojekt<br />

Panama-Kolumbien.<br />

Strategie <strong>für</strong> fossile Brennstoffe und alternative Energien:<br />

Sie definiert erste Maßnahmen zur Diversifizierung<br />

der Primärenergiequellen im Land und zur Senkung der<br />

Energiepreise. Die in diesem Dokument präsentierten


Lösungsansätze beinhalten folgende Themen: Durchführung<br />

von Machbarkeitsstudien zur Einführung von<br />

Erdgas im Land, effiziente Nutzung von Biogas, das aus<br />

Deponierückständen gewonnen wird, und Nutzung von<br />

Biomasse in Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen.<br />

Gesetz Nr. 6 <strong>–</strong> das Gesetz zur öffentlichen Stromversorgung<br />

von 1997 <strong>–</strong> wurde von der Kommission <strong>für</strong> Energiepolitik<br />

(CNPE) verabschiedet, um eine neue Strategie<br />

festzulegen und Bestimmungen <strong>für</strong> den Energiesektor<br />

und Richtlinien <strong>für</strong> die projektierten Maßnahmen zu formulieren.<br />

Das Gesetz schafft die Basis <strong>für</strong> Preise, Tarife,<br />

Subventionen und Sanktionen und schafft Richtlinien<br />

zum Schutz der Umwelt und zur Förderung von Energieeffizienz<br />

und Energiesparmaßnahmen. Es definiert darüber<br />

hinaus die spezifischen Pflichten der Regulierungsbehörde<br />

<strong>für</strong> öffentliche Dienstleistungen.<br />

Bis auf Gesetz Nr. 45, das die Förderung von Wasserkraftwerken<br />

und erneuerbaren Energieressourcen zum Thema<br />

hat und im folgenden Kapitel genauer vorgestellt wird,<br />

wurde in jüngerer Zeit keine Bestimmung in Bezug auf<br />

Energieregulierung im Land verabschiedet.<br />

Mit dem Ziel, eine Strategie auszuarbeiten, die den in<br />

Gesetz Nr. 6 von 1997 definierten Richtlinien und den<br />

allgemeinen Zielen der Energiepolitik des Landes entspricht,<br />

führte die Kommission <strong>für</strong> Energiepolitik eine<br />

Beratung zum Thema »Entwicklung eines einheitlichen<br />

Strategie- und Verstärkungsplans <strong>für</strong> die COPE/MEF«<br />

durch, die mit Geldern des Projekts <strong>für</strong> technische Hilfe<br />

bei der Umstrukturierung von Energieversorgungsunternehmen<br />

der Weltbank finanziert wurde. Die folgende<br />

Liste fasst die Maßnahmen und Untersuchungen zusammen,<br />

die im Rahmen dieses Programms durchgeführt<br />

wurden:<br />

Analyse zur Stromversorgung der Zukunft inklusive einer<br />

Evaluation der verschiedenen Energieressourcen im Land<br />

(erneuerbare Energien, Erdgas, Kohle, Wasserkraft) sowie<br />

des regionalen Verbundnetzes<br />

• Analyse der aktuellen Energienutzung und Energieeffizienz<br />

als Basis <strong>für</strong> eine Strategie zur rationellen und effizienten<br />

Nutzung von Energie und einen Aktionsplan<br />

<strong>für</strong> den privaten und den öffentlichen Sektor<br />

PANAMA |<br />

149<br />

• Evaluation des Windenergiepotenzials in Panama <strong>–</strong><br />

Lahmeyer/ETESA/PNUD (Phase 2 besteht aus einem<br />

Großprojekt)<br />

• Umsetzung des Plans zur institutionellen Unterstützung<br />

des Büros zur Elektrifizierung ländlicher Gebiete,<br />

um die Stromabdeckung innerhalb von zehn Jahren<br />

von 81% auf 95% zu steigern<br />

• Studie »Beschleunigung der Stromabdeckung in ländlichen<br />

Gebieten Panamas« in technischer Zusammenarbeit<br />

mit der IADB Bank<br />

• Evaluation des landesweiten geothermischen Potentials<br />

6.5 Rahmenbedingungen <strong>für</strong><br />

erneuerbare Energien<br />

Strategien und Ziele <strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />

Über das Ministerium <strong>für</strong> Gewerbe und Industrie hat die<br />

Regierung die nationalen Richtlinien in Bezug auf fossile<br />

Brennstoffe und alternative Energien veröffentlicht. 10<br />

Das Dokument enthält einen Abschnitt, der sich mit der<br />

Förderung alternativer Energien im Land befasst. Erneuerbare<br />

Energien, die als profitabel eingestuft werden, sind<br />

Wasserkraft, Windkraft, Solarenergie, Torf und Biodiesel<br />

(aus Zuckerrohr). Obwohl es Beschreibungen der verschiedenen<br />

Technologien und Empfehlungen zu jeder<br />

einzelnen der erneuerbaren Energiequellen gibt, werden<br />

keine spezifischen Ziele, Maßnahmen oder Strategien genannt,<br />

um die tatsächliche Umsetzung und Entwicklung<br />

der Stromproduktion aus erneuerbaren Energieressourcen<br />

zu fördern.<br />

Der »Strategische Plan <strong>für</strong> erneuerbare Energien im Nationalen<br />

Energieplan 2005<strong>–</strong>2020« enthält kurzfristige<br />

Maßnahmen zur Förderung von erneuerbaren Energien<br />

im Land. Der Plan hat ein Potenzial von 2 400 MW aus<br />

Wasserkraft und von über 160 MW 11 aus Windkraft und<br />

Biomasse identifiziert. Diese Maßnahmen schließen die<br />

Installation neuer Wasserkraftanlagen bis 2009, die Nutzung<br />

des Windkraftpotenzials im Land (ohne konkrete<br />

Nennung spezifischer Maßnahmen zur Umsetzung) und<br />

die Entwicklung des Potenzials <strong>für</strong> Solarenergie (SOLE-<br />

DUSA-Projekt) mit ein. Besonderes Augenmerk wird auf<br />

10 Política Nacional de Hidrocarburos y Energías Alternativas<br />

11 Das geplante Potenzial wird allein schon mit den Projekten, die kurzfristig<br />

(2008<strong>–</strong>2011) in Panama realisiert werden, erreicht bzw. übertroffen. Insgesamt<br />

erzeugen diese eine Leistung von 600 MW.


die Anwendung des Gesetzes Nr. 45 vom 4. August 2004<br />

gelegt, das eine Reihe von Anreizen zur Förderung von<br />

Wasserkraftwerken und anderer neuer, erneuerbarer und<br />

sauberer Energieressourcen schafft.<br />

Der nationale Energieplan enthält außerdem den »Strategischen<br />

Plan <strong>für</strong> fossile Brennstoffe und Biokraftstoffe«,<br />

der sich mit der Förderung der Nutzung von<br />

Biomasse zur Energieerzeugung im Land sowie mit der<br />

Produktion von Biokraftstoffen befasst. Um dieses Ziel<br />

zu erreichen, sieht der Plan die Nutzung von Hausmüll<br />

aus Mülldeponien zur Biogasproduktion (zur Stromerzeugung),<br />

die Nutzung von Biomasse <strong>für</strong> Anlagen mit<br />

Kraft-Wärme-Kopplung und die Nutzung von Torf zur<br />

Stromerzeugung vor.<br />

Rechtliche Rahmenbedinungen und<br />

Förderung erneuerbarer Energien<br />

Im Rahmen des Gesetzes Nr. 45 vom 4. August 2004<br />

bietet die Regierung verschiedene Vergünstigungen <strong>für</strong><br />

Kraftwerke an, die Strom aus Wasserkraft oder anderen<br />

erneuerbaren Energieressourcen produzieren. Die Art der<br />

Vergünstigungen hängt von der Leistung 12 der jeweiligen<br />

Anlage ab. Die Vergünstigungen schließen Steuerbefreiungen,<br />

Befreiung von Übertragungs- und Verteilergebühren<br />

und weitere Steueranreize ein.<br />

Anlagen <strong>für</strong> erneuerbare Energien bis 500 kW, die zur<br />

Eigenversorgung errichtet werden und nicht an das Netz<br />

angeschlossen sind, sind von Einfuhrzöllen auf die technische<br />

Ausrüstung und auf Ersatzteile, die <strong>für</strong> den Bau und<br />

Betrieb des Kraftwerks nötig sind, befreit.<br />

Für mit erneuerbarer Energie betriebene Anlagen bis 10<br />

MW sind folgende Vergünstigungen vorgesehen:<br />

• Befreiung von Übertragungs- oder Verteilergebühren<br />

• Befreiung von Einfuhrzöllen auf technische Ausrüstung<br />

oder Ersatzteile, die zum Bau und Betrieb des<br />

Kraftwerkes nötig sind<br />

• Kraftwerkbetreiber können Steuervorteile geltend machen,<br />

die ihnen eine Einkommenssteuerbefreiung von<br />

bis zu 25 % auf direkte Projektkosten verschaffen, die<br />

in den ersten 10 Jahren des Anlagenbetriebs anfallen<br />

• Kraftwerkbetreiber können Subventionen zur Finan-<br />

12 Die Kategorien werden folgendermaßen definiert: Einrichtungen bis 500<br />

kW, Einrichtungen bis 10 MW, Einrichtungen zwischen 10 und 20 MW und<br />

Einrichtungen mit Kapazitäten über 20 MW.<br />

PANAMA |<br />

150<br />

zierung von bis zu 5% der direkten Projektkosten <strong>für</strong><br />

alle Anlagen beantragen, die <strong>für</strong> die öffentliche Versorgung<br />

vorgesehen sind<br />

• Kraftwerkbetreiber dürfen bis zu 15 % der produzierten<br />

Energie an eine Verteilergesellschaft ihrer Wahl verkaufen,<br />

unabhängig davon, wo sich das Kraftwerk befindet,<br />

• Der erzeugte Strom darf auf dem Spot-Markt verkauft<br />

werden<br />

Anlagen <strong>für</strong> erneuerbare Energien mit einer Leistung<br />

zwischen 10 MW und 20 MW genießen die gleichen<br />

Vergünstigungen wie die <strong>für</strong> 10 MW-Kraftwerke mit folgenden<br />

Ausnahmen:<br />

• Befreiung von Übertragungsgebühren <strong>für</strong> die ersten 10<br />

MW in den ersten 10 Jahren, in denen das Kraftwerk<br />

in Betrieb ist<br />

• Keine Erlaubnis, direkte Verträge mit der Verteilergesellschaft<br />

abzuschließen<br />

• Der Steueranreiz von bis zu 25 % der direkten Projektkosten<br />

zur Reduktion der anfallenden CO2-Emissionen<br />

kann nur auf 50 % der Einkommenssteuer und<br />

nicht auf 100% angewandt werden.<br />

Anlagen <strong>für</strong> erneuerbare Energien mit einer Leistung über<br />

20 MW haben die gleichen Vorteile wie Anlagen mit einer<br />

Leistung bis 20 MW, müssen aber Übertragungsgebühren<br />

zahlen.<br />

Clean Development Mechanism (CDM)<br />

Panama hat im März 1999 das Kyoto-Protokoll ratifiziert,<br />

die Nationale Umweltbehörde (ANAM) 13 ist die<br />

Einrichtung, die <strong>für</strong> alle CDM-Belange zuständig ist. Sie<br />

agiert als nationale Aufsichtsbehörde (DNA) und ist <strong>für</strong><br />

die Bewertung und Bewilligung von Projekten zuständig,<br />

die im Rahmen der CDM-Bestimmungen zugelassen werden<br />

sollen. Darüber hinaus bietet die ANAM technische<br />

Unterstützung und Beratung <strong>für</strong> private und öffentliche<br />

Einrichtungen bei der Umsetzung von CDM-Projekten.<br />

Neben ihrer Rolle als nationale Aufsichtsbehörde ist die<br />

ANAM <strong>für</strong> die Ausarbeitung, Kontrolle und Durchsetzung<br />

der nationalen Klimapolitik und der Nationalen<br />

Strategie zum Klimawandel verantwortlich, die die Förderung<br />

und Umsetzung von umweltverträglichen Tech-<br />

13 Autoridad Nacional Ambiental, weitere Informationen<br />

unter: www.anam.gob.pa


nologien einschließlich der Nutzung erneuerbarer Energieressourcen<br />

im Land zum Ziel hat.<br />

2008 waren 125 CDM-Projekte in Planung, darunter<br />

17 Windenergieprojekte. 2009 wurden insgesamt<br />

17 Projekte bei der UNFCCC im Rahmen des CDM-<br />

Programms eingereicht, wovon sechs bereits zugelassen<br />

wurden und elf noch im Zulassungsverfahren sind. Unter<br />

den zugelassenen Projekten ist der Windpark von Santa<br />

Fe Energy mit einer geplanten installierten Kapazität von<br />

81 MW (siehe Tabelle 7).<br />

Momentan ist das CDM-Programm eine erfolgreiche<br />

Maßnahme, um die Umsetzung von Projekten mit erneuerbaren<br />

Energien im Land zu fördern, da so Investitionen<br />

in diese Ressourcen attraktiver werden. Es spielt in Panama<br />

eine wichtige Rolle bei der Förderung von Projekten<br />

<strong>für</strong> Strom aus Wasserkraft.<br />

Aktivitäten internationaler Geber<br />

Inter American Development Bank (IADB)<br />

Die Interamerikanische Entwicklungsbank IADB ist eine<br />

internationale Organisation mit Hauptsitz in Washington<br />

DC (USA), die 1959 gegründet wurde. Ihr Ziel ist es,<br />

die wirtschaftliche und soziale Entwicklung Lateinamerikas<br />

und der Karibik sowie die regionale Integration zu<br />

TABELLE 7:<br />

REGISTRIERTE CDM-PROJEKTE IN PANAMA<br />

Project Ort<br />

PANAMA | 151<br />

fördern, indem Gelder primär an Regierungen und Regierungsbehörden<br />

sowie staatliche Unternehmen verliehen<br />

werden. Panama ist eines der Gründungsmitglieder dieser<br />

Institution und außerdem einer der Darlehensnehmer.<br />

Die IADB beteiligt sich durch die Unterstützung mehrerer<br />

Programme (darunter der panamaische Aktionsplan<br />

zum Klimawandel, Programme <strong>für</strong> Bioenergie, Energieeffizienz<br />

und erneuerbare Energien und Programme zur<br />

Elektrifizierung ländlicher Gebiete) an der Förderung erneuerbarer<br />

Energien, der Förderung von Energieeffizienz<br />

und Energiesparprogrammen im Land. Die IADB hat ca.<br />

97,72 Mio. € in Energieprojekte in Panama investiert. 14<br />

Momentan wird das SIEPAC-Projekt (siehe Kapitel zum<br />

Stromnetz) mithilfe des IADB-Fonds realisiert.<br />

Central American Bank for Economic Integration<br />

Die Zentralamerikanische Bank <strong>für</strong> wirtschaftliche Integration<br />

ist eine internationale Organisation, deren Hauptsitz<br />

sich in Tegucigalpa (Guatemala) befindet und die 1960 von<br />

den Republiken Guatemala, Honduras, El Salvador, Nicaragua<br />

und Costa Rica gegründet wurde. Sie hat das Ziel,<br />

die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Region<br />

Zentralamerika zu fördern. Die Bank finanziert das Projekt<br />

»Accelerating Investments in Renewable Energies in<br />

Central America <strong>–</strong> ARECA« 15 . Ziel des Projektes ist es,<br />

Umfang<br />

(MW)<br />

Jährliche<br />

Einsparungen<br />

(ktCO ² eq) IZF<br />

"Los Algarrobos" Kleinwasserkraftwerk Chiriquí 9.73 37.213 13_14 %<br />

(< 11 % ohne<br />

CERs)<br />

Projekt zur Modernisierung und Aufrüstung<br />

des Wasserkraftwerks Dolega (auf 3,12 MW)<br />

Projekt zur Modernisierung und Aufrüstung<br />

des Wasserkraftwerks Macho de Monte (von<br />

0,7 MW auf 2,4 MW)<br />

Jahr der<br />

Anmeldung<br />

2005<br />

Chiriquí 0.3 12.167 <strong>–</strong> 2005<br />

Chiriquí 1.7 10.963 <strong>–</strong> 2005<br />

Wasserkraftwerk Concepción Chiriquí 10 36.126 13_14 %<br />

(< 11 % ohne<br />

CERs)<br />

Wasserkraftwerk Paso Ancho Chiriquí 5 22.233 - 2007<br />

Santa Fe Energy Windpark Veraguas 81 172.877 - 2009<br />

Quelle: UNFCCC<br />

2006<br />

14 Weitere Informationen unter: http://www.iadb.org/countries/home.cfm?id_<br />

country=PN&Language=English<br />

15 »Acelerando las Inversiones en Energía Renovable en Centroamérica«, weitere<br />

Informationen unter: http://www.bcie.org/spanish/banca-inversion-desarrollo/desarrollo-competitividad/areca.php


Anreize <strong>für</strong> Investitionen in Projekte mit erneuerbaren<br />

Energien zu schaffen, insbesondere <strong>für</strong> Anlagen mit einer<br />

Leistung von unter 10 MW, die Bevölkerungsgruppen in<br />

Regionen, die nicht ans Netz angeschlossen sind, durch<br />

emissionsarme Technologien mit Energie versorgen.<br />

6.6 Marktpotenzial <strong>für</strong> Windenergie<br />

Windenergiepotenziale<br />

2006 erarbeitete die ETESA in Zusammenarbeit mit dem<br />

UNDP und dem Unternehmen Lahmeyer International<br />

einen Windatlas von Panama. Für die Studie wurden an<br />

sechs Orten im Land Messungen durchgeführt, um das<br />

Windpotenzial zu ermitteln.<br />

Der Lahmeyer-Studie zufolge bewegen sich die Windgeschwindigkeiten<br />

im Land zwischen 1 m/s und 6 m/s<br />

bei einer Höhe von 40 m. Drei Gebiete in der zentralen<br />

Gebirgskette von Panama bieten mit durchschnittlichen<br />

Windgeschwindigkeiten von über 10 m/s die besten Bedingungen<br />

<strong>für</strong> Windparks. Es handelt sich dabei um die<br />

Standorte Cerro Tute (Provinz Veraguas), La Miel (Provinz<br />

Los Santos) und Boquete (Provinz Chiriquí).<br />

Der Windatlas von Panama kann von der Internetseite<br />

von COPE downgeloadet werden: www.mef.gob.pa/<br />

cope/index.htm (auf »Energía Eólica« auf der linken<br />

Seite klicken).<br />

Außerdem gibt es die frei zugängliche Informationsquelle<br />

»3tier«, die Winddaten auf hohem Niveau anbietet. Die<br />

Internetseite von 3tier ist www.3tiergroup.com/wind/<br />

overview.<br />

Rahmenbedingungen <strong>für</strong> Windenergie<br />

Es gibt in Panama momentan keine eigene Gesetzgebung<br />

<strong>für</strong> Windenergie. Die Regulierung des Netzzuganges<br />

und der Stromverteilung von Windkraftwerken wird<br />

durch das allgemeine Stromgesetz Nr. 6 vom 3. September<br />

1997 geregelt.<br />

Als unterstützende Maßnahmen gelten die Bestimmungen<br />

von Gesetz Nr. 45 vom 3. September 2004, wie im<br />

vorhergehenden Kapitel über Regelungen zur Förderung<br />

Erneuerbarer Energien dargestellt.<br />

PANAMA |<br />

152<br />

Derzeitige Nutzung von Windenergie<br />

und geplante Projekte<br />

Nach dem letzten Bericht (»Wind Energy International<br />

2009<strong>–</strong>2010«) von World Wind Energy International lag<br />

die installierte Leistung an Windkraft in Panama Ende<br />

2008 bei 0 MW. Diese Situation wird sich jedoch vermutlich<br />

bald ändern, da die Landesregierung bereits 24<br />

Lizenzen <strong>für</strong> Windprojekte erteilt hat.<br />

Derzeit sind Windparks von folgenden Unternehmen in<br />

Planung:<br />

• Das Unternehmen Aerogeneradores de Cerro Azul<br />

plant zusammen mit dem deutschen Unternehmen<br />

WIND7AG den Bau eines 200 MW Windparks im<br />

Küstengebiet der Provinz Colón, <strong>für</strong> den eventuell<br />

der Hafendamm der ACP (Dienststelle des Panamakanals)<br />

im Norden des Landes als Aufstellungsort <strong>für</strong><br />

die Windräder genutzt wird. Für das Projekt werden<br />

momentan die zu erwartenden Auswirkungen auf die<br />

Umwelt ermittelt.<br />

• Das Unternehmen WIND7 <strong>–</strong> Central America (ein<br />

Tochterunternehmen der WIND7AG) plant den Bau<br />

eines 120 MW Windparks im Norden der Provinz Bocas<br />

del Toro. Darüber hinaus gibt es Pläne zur Entwicklung<br />

eines 80 MW Windparks in der Provinz Veraguas,<br />

der gemeinsam mit dem Unternehmen Santa Fe Energy<br />

realisiert werden soll. Derzeit werden Machbarkeitsstudien<br />

durchgeführt.<br />

• Energy Environmental Engineering (3E) hat unter Beteiligung<br />

des deutschen Unternehmens Plan8 GmbH<br />

mit Tests <strong>für</strong> einen 180-MW-Windpark auf der Halbinsel<br />

Azuero und «La Colorada« in der Provinz Coclé<br />

begonnen.<br />

• Das Unternehmen Enrilnews führt derzeit Windmessungen<br />

in Toabre <strong>für</strong> ein weiteres Windkraftprojekt im Norden<br />

der Provinz Coclé durch. Dieser Windpark würde<br />

die landesweite Leistung um 225 MW erweitern und 540<br />

TWh generieren (was 9% des Verbrauchs von Panama<br />

entspricht). Das Projekt wird in zwei Phasen entwickelt:<br />

In der ersten Phase werden 150 MW installiert und der<br />

Betrieb wird 2010 aufgenommen, in Phase zwei wird die<br />

Anlage ab 2011 um die restlichen 75 MW erweitert.


Geschäftsklima<br />

Die geringe Größe des Strommarktes in Panama könnte<br />

Investitionen in erneuerbare Energien begrenzen, da sie<br />

<strong>für</strong> die Installation großer Windparks im Land nicht<br />

ausreicht (der durchschnittliche Umfang derzeitiger Projekte<br />

liegt bei ca. 100 MW). Diese Situation könnte sich<br />

ändern, sobald die SIEPAC und die Verbindung Kolumbien-Panama<br />

fertig gestellt sind, da die Erweiterung der<br />

Netzkapazität und der Exportmöglichkeiten die Installation<br />

großer Windparks von bis zu 600 MW erlauben<br />

würde. Eine Aufrüstung des Netzes ist notwendig, weil<br />

in Panama Gebiete mit viel versprechendem Potenzial<br />

<strong>für</strong> Windkraft sehr weit von den Bedarfszentren entfernt<br />

sind und lange und teure Übertragungsleitungen benötigt<br />

werden, um die Energieversorgung dort sicherzustellen,<br />

wo sie gebraucht wird. Außerdem muss der regulierte<br />

Markt angepasst werden, um günstige Bedingungen <strong>für</strong><br />

die Umsetzung von Stromerzeugung aus erneuerbaren<br />

Energieressourcen zu schaffen.<br />

Die Situation in Hinblick auf die Nutzung erneuerbarer<br />

Energien, insbesondere von Windenergie, wird sich aufgrund<br />

von zwei Tatsachen sehr wahrscheinlich ab 2009<br />

ändern. Zum einen hat Panama die Wind Expo 2009<br />

(vom 2. bis zum 4. September) ausgerichtet, die von der<br />

Latin American Wind Energy Association gefördert wird.<br />

Mit dieser Veranstaltung wird die erste Wind Expo, die<br />

2008 in Guadalajara (Mexiko) stattfand, fortgesetzt. Ihr<br />

Ziel ist es, »erfolgreiche Strategien zur Integration von<br />

Windkraft in das lateinamerikanische Energieraster« abzustecken.<br />

Darüber hinaus wird 2009 mit dem Bau erster<br />

Windparks in Panama begonnen, z. B. des 200-MW-<br />

Windparks, der von Aerogeneradores Cerro Azul und<br />

WIND7AG entwickelt wird. Die erfolgreiche Fertigstellung<br />

aller geplanten Windprojekte im Land würde<br />

zusammengerechnet 600 MW installierte Leistung aus<br />

Windkraft ergeben, hier<strong>für</strong> ist das geplante SIEPAC und<br />

die Zusammenschaltung mit Kolumbien notwendig.<br />

Die wichtigsten Investitionen in erneuerbare Energien im<br />

Land stammen nach wie vor von ausländischen Investoren<br />

(internationale private Unternehmen oder multilaterale<br />

PANAMA | 153<br />

Banken). Besonders Projekte mit Windkraft werden von<br />

ausländischen Unternehmen wie WIND7AG (Deutschland)<br />

oder Enrilnews (Spanien) finanziert und durchgeführt.<br />

Anreize durch das Gesetz Nr. 45 schließen die<br />

Befreiung von Einfuhrzöllen auf technische Ausrüstung<br />

ein und fördern damit den Einsatz internationaler Technologie.<br />

Momentan gibt es jedoch keine Programme in<br />

Richtung Forschung und Entwicklung, die auf die Entwicklung<br />

einheimischer Technologie abzielen. Die einzige<br />

Foschungseinrichtung, die sich mit dem Thema erneuerbare<br />

Energien befasst, ist die Technische Universität Panama,<br />

die einen Masterstudiengang Maschinenbau mit<br />

den Schwerpunkten erneuerbare Energien und Umwelt<br />

anbietet.<br />

Die effiziente Umsetzung der Vergünstigungen, die das<br />

Gesetz Nr. 45 von 2004 bietet, und die erfolgreiche Realisierung<br />

aller vorgesehenen Windparks könnten gute<br />

Bedingungen <strong>für</strong> die Nutzung von Windkraft im Land<br />

schaffen. Die Marktbedingungen können durch höhere<br />

Subventionen und Vergünstigungen weiter verbessert<br />

werden und diese könnten sogar die Etablierung einer nationalen<br />

Windkraftindustrie einleiten.<br />

1.7 Adressen und Kontaktdaten<br />

Ministerio de Economía y Finanzas<br />

(Ministerium <strong>für</strong> Wirtschaft und Finanzen)<br />

Vice-Mimisterio de Economía<br />

Vía España, Edificio Ogawa<br />

Panamá República de Panamá<br />

Tel.: + 507 507-7000/+507 507-6600<br />

Vice-Ministerio de Finanzas<br />

Ave. Perú, Anitguo Edificio de Hacienda y Tesoro<br />

Tel.: + 507 507-7600<br />

E-mail: prensa@mef.gob.pa<br />

Comisión de Política Energética<br />

(Komission <strong>für</strong> Energiepolitik)<br />

Vía España, Edificio Otawa, 3ª Piso<br />

Tel.: + 507 507-7042/43


Panamá. República de Panamá.<br />

E-mail: cope@mef.gob.pa<br />

Internet: www.mef.gob.pa/cope/index.htm<br />

Ministerio de Economía y Finanzas <strong>–</strong><br />

Dirección de Hidrocarburos y<br />

Energías Alternas Plaza Edison<br />

Sector El Paical, Pisos 2 y 3<br />

Apartado Postal: 0815-01119<br />

Panamá. República de Panamá.<br />

Tel.: +507 560-0700<br />

Internet: http://www.mici.gob.pa/hidrocar.php<br />

Empresa de Transmisión Eléctrica SA<br />

(Stromübertragungsgesellschaft)<br />

Plaza Sun Tower, Ave. Ricardo J. Alfaro, tercer piso<br />

Tel.: + 507 501-3800<br />

Fax: + 507 501-3506<br />

E-mail: gerinfo@etesa.com.pa<br />

Internet: www.etesa.com.pa<br />

Autoridad Nacional del Ambiente<br />

(Nationale Umweltbehörde)<br />

Edificio 804 Albrook, Apartado C-0843-00793<br />

Balboa, Ancón (Panamá)<br />

Tel.: + 507 500-0814/0815<br />

Internet: www.anam.gob.pa<br />

Centro Nacional de Despacho<br />

(Nationales Ausführungszentrum)<br />

Apartado Postal: 0816 -01552<br />

Zona 5. Panamá R.P.<br />

E-mail: cndweb@etesa.com.pa<br />

Internet: www.cnd.com.pa<br />

Elektra Noreste<br />

Sede Corporativa. Costa del Este<br />

Business Park<br />

Torres Oeste, Piso 3 º<br />

Tel.: + 507 340-4600<br />

Internet: www.elektra.com.pa<br />

Union Fenosa Edemet-Edechi<br />

Av. Diógenes De La Rosa<br />

Albrook Ed. 812.<br />

Panamá. Ciudad de Panamá<br />

Tel.: +507 315-7600/315<br />

Internet: www.ufpanama.com<br />

Dirección de Estadística y Censo<br />

(Behörde <strong>für</strong> Statistik und Volkszählung)<br />

Avenida Balboa y Avenida Federico Boyd<br />

Panamá, República de panamá<br />

Tel.: + 507 510-4800<br />

Fax: + 507 510-4801<br />

E-mail: cie_de@cotraloria.gob.pa<br />

Internet: www.contraloria.gob.pa<br />

PANAMA |<br />

154<br />

Autoridad Reguladora de los Servicios Públicos<br />

(Aufsichtsbehörde <strong>für</strong> öffentliche Dienstleistungen)<br />

Vía España. Edificio Office Park<br />

Apartado Postal: 0816-01235<br />

Zona 5. Ciudad de Panamá. Panamá.<br />

Tel.: +507 508-4500<br />

Fax: + 507 508-4600<br />

E-mail: webmaster@asep.gob.pa<br />

Internet: http://www.asep.gob.pa/default.asp<br />

1.8 Informationsquellen<br />

Asociación Empresarial Eólica (www.aeeolica.es)<br />

Asociación Nacional de Generadores (ww.anguate.org)<br />

Autoridad Nacional de los Servicios Públicos. Cobertura<br />

y demanda de energía eléctrica en la República de Panamá.<br />

Perspectivas y mecanismos para segurar el abasto<br />

suficiente a los usuarios. (2008)<br />

Autoridad Nacional de los Servicios Públicos. El Mercado<br />

Eléctrico Panameño. Descripción General. (2007)


Autoridad Nacional de Medio Ambiente<br />

(www.anam.gob.pa)<br />

Autoridad Nacional de Medio Ambiente.<br />

Compendio Estadístico Ambiental 2008/09. (2009)<br />

Business Panama (www.businesspanama.com)<br />

Centre American Bank of Economic Integration<br />

[CABEI] (www.bcie.org)<br />

Centro Nacional de Despacho (www.cnd.com.pa)<br />

CGIAR Consortium for Spatial Information<br />

(CGIAR-CSI), http://srtm.csi.cgiar.org,<br />

Gesichtet: 1. August 2009<br />

CIA World Fact Boook. Panama country profile. (2009)<br />

Comisión de Política Energética (www.mef.gob.pa/<br />

cope/index.htm)<br />

Comisión Económica para América Latina y El Caribe<br />

(www.eclac.org)<br />

Deutsche Bundesbank (http://www.bundesbank.de/)<br />

Dirección de Estadística y Censo. Panamá en cifras<br />

2003-2007. (2008)<br />

Empresa de Transmisión Eléctrica SA [ETESA]<br />

(www.etesa.com.pa)<br />

ETESA. Plan de Expansión del Sistema Interconectado<br />

Nacional 2007-2011. (2007)<br />

Government of Panama. Legislative Assembly. Official<br />

Gazette 23 220. Law Nº 6 (of February 3, 1997). (1997)<br />

Government of Panama. Legislative Assembly. Official<br />

Gazette 25 112. Law Nº 45 (of August 4, 2004). (2004)<br />

Indexmundi (www.xmundi.com)<br />

PANAMA |<br />

155<br />

Instituto de Comercio Exterior. Panamá: Estructura<br />

Económica. (2008)<br />

Inter American Development Bank [IADB]<br />

(www.iadb.org)<br />

International Monetary Fund (ww.imf.org)<br />

Lahmeyer/ETESA/PNUD. Determinación del<br />

Potencial de la Energía Eólica en Panamá. (1998)<br />

Ministerio de Comercio e Industria. Política Nacional<br />

de Hidrocarburos y Energías Alternativas. (2005)<br />

Ministerio de Economía y Finanzas <strong>–</strong> Comisión de<br />

Política Energética. Plan Energético Nacional 2005-<br />

2020. (2005)<br />

Ministerio de Economía y Finanzas <strong>–</strong> Comisión de<br />

Política Energética (www.mef.gob.pa)<br />

National Dispatch Centre [CND] (www.cnd.com.pa)<br />

Observatorio de Multinacionales en Latinoamérica<br />

(www.omal.info)<br />

Sixth Framework Programme Priority 3. Developing Renewables.<br />

Country Energy Information. Panama. (2006)<br />

UNFCC (http://cdm.unfccc.int/Statistics/Registration/NumOfRegisteredProjByHostPartiesPieChart.<br />

html)<br />

World Wind Energy Association. Wind Energy International<br />

2009-2010. Country Report Latin America.<br />

Panama. (2009)<br />

X-rates [exchange rate website] (http://www.x-rates.<br />

com/d/USD/EUR/hist2008.html)


PERU<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

APEC Asia-Pacific Economic Cooperation<br />

(Asiatisch-Pazifische Wirtschaftsgemeinschaft)<br />

BIP Bruttoinlandsprodukt<br />

CDM Clean Development Mechanism<br />

CDM-ICI Clean Development Mechanism<br />

Investment Climate Index<br />

CGIAR Consultative Group on International<br />

Agricultural Research<br />

COES Comité de Operación Económica del<br />

Sistema Interconectado Nacional<br />

(Kommitte <strong>für</strong> den wirtschaftlichen<br />

Betrieb des nationalen Stromnetzes)<br />

DGE Dirección General de Electricidad<br />

(Generaldirektion <strong>für</strong> Elektrizität)<br />

Ctvo Centavo<br />

DGER Dirección General de Electrificación<br />

Rural (Generaldirektion <strong>für</strong> die<br />

Elektrifizierung ländlicher Gebiete)<br />

DGIS Directorate General for International<br />

Cooperation (Niederländische<br />

Generaldirektion <strong>für</strong> Internationale<br />

Zusammenarbeit)<br />

EDELNOR Empresa De Distribucion Electrica<br />

De Lima Norte (Stromvertriebsgesellschaft<br />

<strong>für</strong> Nordlima)<br />

EE Erneuerbare Energien<br />

FONAM El Fondo Nacional del Ambiente<br />

(Nationaler Umweltfond)<br />

FONER Fondo Nacional de Electrificación<br />

Rural (Nationaler Fond zur Elektrikfizierung<br />

ländlicher Gebiete)<br />

156<br />

GEF Global Environment Facility<br />

(Globale Umweltbehörde)<br />

GART Gerencia Adjunta de Regulación Tarifaria<br />

<strong>GTZ</strong> Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Technische<br />

Zusammenarbeit<br />

GW Gigawatt<br />

Hz Hertz<br />

IBRD International Bank for Reconstruction<br />

and Development<br />

kV Kilovolt<br />

kW Kilowatt<br />

kWh Kilowattstunde<br />

LEC Ley de Concesiones Eléctricas<br />

LNG Liquefied Natural Gas (LNG-Flüssiggas)<br />

MEM Ministerium <strong>für</strong> Energie und Bergbau<br />

MERCOSUR Southern Common Market<br />

(Gemeinsamer Markt Südamerikas)<br />

MINAM Ministerio del Ambiente<br />

(Peruanisches Umweltministerium)<br />

MW Megawatt<br />

OSINERGMIN Organismo Supervisor de la Inversión<br />

en Energía y Minería<br />

PEN Peruanischer Nuevo Sol<br />

PJ Petajoule<br />

SEIN Sistema Eléctrico Interconectado<br />

Nacional<br />

TPA Trade Promotion Agreement<br />

(Abkommen zur Wirtschaftsförderung)<br />

TWh Terawattstunde<br />

UN United Nations<br />

UNDP United Nations Development<br />

Programme<br />

UVP Umweltverträglichkeitsprüfung<br />

WTO World Trade Organization<br />

(Welthandelsorganisation)


PERU<br />

7.1 Einleitung<br />

ABBILDUNG 1:<br />

KARTE VON PERU<br />

Quelle: CGIAR 2004<br />

Peru, das drittgrößte Land in Südamerika, liegt an der<br />

Pazifikküste südlich des Äquators und grenzt im Norden<br />

an Ecuador und Kolumbien, im Osten an Brasilien und<br />

Bolivien und im Süden an Chile. Geographisch wird das<br />

Land in drei verschiedene Gebiete gegliedert: die ariden<br />

Ebenen an der Pazifikküste im Westen, das Andengebirge<br />

im Osten und die tropischen Regenwälder des Amazonasbeckens<br />

im Nordosten. Entsprechend unterschiedlich<br />

ist das Klima, das unter dem Einfluss der Anden und des<br />

Humboldtstroms steht, der von Süden nach Norden entlang<br />

der 2 400 km langen Küste verläuft. Die Küste weist<br />

mäßige Temperaturen, geringe Niederschläge und hohe<br />

Luftfeuchtigkeit auf; im Gebirge nehmen Temperatur<br />

und Feuchtigkeit mit der Höhe ab. Die Sommermonate<br />

sind durch häufige Regenfälle gekennzeichnet.<br />

Diese natürlichen Gegebenheiten sind <strong>für</strong> die Nutzung<br />

erneuerbarer Energien (EE) <strong>–</strong> wie etwa Wind entlang<br />

157<br />

der Küste, Wasserkraft in den Anden und Solaranlagen<br />

an Orten mit hoher Sonneneinstrahlung <strong>–</strong> gut geeignet.<br />

Daher hat Peru ein großes und vielseitiges Potenzial <strong>für</strong><br />

den Einsatz von EE zur Deckung seines Energiebedarfs.<br />

Peru ist eine demokratische Republik, in der der Präsident<br />

die Funktion des Staats- und Regierungschefs übernimmt.<br />

Das Land ist in 25 Verwaltungsbezirke aufgeteilt. Die peruanische<br />

Bevölkerung mit rund 28 Millionen Menschen<br />

ist multi-ethnisch geprägt. Fast die Hälfte der Menschen<br />

sind indigene Einwohner, eine weitere große ethnische<br />

Gruppe bilden die Mestizen (mit sowohl indigenen als<br />

auch europäischen Wurzeln). Die Amtssprachen sind<br />

Spanisch und Quechua, obwohl viele Peruaner auch andere<br />

indigene Sprachen beherrschen.<br />

In Tabelle 1 sind wichtige wirtschaftliche, geographische<br />

und demographische länderspezifische Daten dargestellt.<br />

Zu den wichtigsten wirtschaftlichen Aktivitäten in Peru<br />

gehören u. a. Landwirtschaft, Fischerei, Bergbau und die<br />

Herstellung von Textilien. In den vergangenen Jahren ist<br />

das BIP und somit die Wirtschaftskraft stetig gestiegen.<br />

Im Jahr 2008 wurde ein BIP von fast 87 Mrd. € erwirt-<br />

TABELLE 1:<br />

LANDESSTATISTIK PERU 2008<br />

Area Population GDP GDP / capita Export Import Currency<br />

1 285 216km² 28.6 Mio. 86 754 Mio. € 3 033€ / capita 20 919 Mio. € 21 027 Mio. € 1 PEN = 0.23 €<br />

IMF 2009 und ACN 2009, nach den Wechselkursen der Europäischen Zentralbank<br />

schaftet, was einem Anstieg von 10% gegenüber dem Vorjahr<br />

entspricht. Tabelle 2 zeigt die Entwicklung des BIP<br />

und die jeweiligen Wachstumsraten seit 2000. Trotz einer<br />

positiven Wirtschaftsentwicklung bleibt die Armutsrate 1<br />

weiterhin <strong>hoch</strong>. Allerdings hat die Armut in den letzten<br />

Jahren kontinuierlich abgenommen: von knapp 50% im<br />

Jahr 2004 auf 36% im Jahr 2008.<br />

Obwohl sich das Wachstum im Jahr 2009 aufgrund der<br />

Finanzkrise verlangsamt hat, liegt es immer noch bei etwa<br />

3,4%. Auch die Finanzindikatoren in Peru entwickeln sich<br />

gut, Investitionssicherheit ist garantiert. Laut Weltbank<br />

1 Anteil der Menschen, die weniger als 600 € jährlich zur Verfügung haben


TABLLE 2:<br />

BIP PERU 2000 - 2008<br />

BIP<br />

(aktuelle<br />

Preise)<br />

BIP<br />

(aktuelle<br />

Preise)<br />

BIP Wachstum<br />

(konstante<br />

Preise)<br />

Quelle: IMF 2009<br />

zeigt das Land insgesamt starke makroökonomische Indikatoren<br />

und relativ solide wirtschafts- und sozialpolitische<br />

Strukturen. Daher scheint Peru stabil genug zu<br />

sein, um den Auswirkungen der Wirtschaftskrise standzuhalten<br />

und sich schnell wieder davon zu erholen 2 .<br />

Bis 2007 hatte Peru eine positive Handelsbilanz zu<br />

verzeichnen, aber 2008 übertrafen die Importe die Exporte<br />

zum ersten Mal. Die wichtigsten Handelspartner<br />

von Peru sind die Vereinigten Staaten von Amerika<br />

und China. Das neue Abkommen zur Förderung des<br />

Handels (TPA) mit den Vereinigten Staaten ist am 1.<br />

Februar 2009 in Kraft getreten. Außerdem hat Peru<br />

kürzlich ein Handelsabkommen mit China geschlossen.<br />

Diese Abkommen dürften <strong>für</strong> weitere Stabilität des<br />

Handels mit diesen Ländern sorgen. Darüber hinaus<br />

werden derzeit Verhandlungen <strong>für</strong> ein Handelsabkommen<br />

mit der Europäischen Union geführt. Außerdem<br />

ist Peru Mitglied des MERCOSUR (Gemeinsamer<br />

Markt Südamerikas), der Asia-Pacific Economic Cooperation<br />

(APEC) und der Welthandelsorganisation<br />

(WTO). Zudem ist das Land Mitglied der Andengemeinschaft,<br />

einer Allianz der vier Andenländer zur<br />

nachhaltigen und gleichberechtigten Förderung der<br />

Entwicklung aller Menschen in der Region. Dies zeigt,<br />

dass Peru wirtschaftlich gut integriert ist. Obwohl Peru<br />

noch immer zu den Entwicklungsländern gehört und<br />

im Vergleich zu einem boomenden Land wie Brasilien<br />

ziemlich klein wirkt, zeigt es eine ähnliche Entwicklung<br />

mit guten Wachstumsraten.<br />

2 World Bank 2009<br />

Mrd. Peruanische<br />

Soles<br />

(PEN)<br />

Mrd.<br />

Euro<br />

7.2 Energiemarkt<br />

PERU | 158<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />

186.1 189.2 199.7 213.4 237.9 261.7 302.3 335.7 373.0<br />

57.7 60.2 60.1 54.2 56.0 63.8 73.5 78.4 86.8<br />

2.9 % 0.2 % 5.0 % 4.0 % 5.0 % 6.8 % 7.7 % 8.9 % 9.8 %<br />

Übersicht Energiemarkt<br />

Energiequellen sind in Peru reichlich und vielfältig vorhanden.<br />

Sie reichen von Wasserkraft bis hin zu Öl und<br />

Erdgas. Darüber hinaus sind Holz und andere Biomasseprodukte<br />

im ländlichen Raum wichtige Energiequellen<br />

zum Heizen und Kochen. Die Erzeugung von Primärenergie<br />

belief sich im Jahr 2007 auf rund 543 Petajoule.<br />

Die folgende Abbildung stellt die Verteilung der primären<br />

Energieträger dar.<br />

ABBILDUNG 2:<br />

PRIMÄRENERGIEBEREITSTELLUNG 2007: 542,8 PJ<br />

97,5 PJ<br />

18 %<br />

3,3 PJ<br />

1 %<br />

175,2 PJ<br />

32 %<br />

Wasser<br />

Kohle<br />

Solar<br />

Rohöl<br />

Quelle: MEM 2007a<br />

15,6 PJ<br />

3 %<br />

0,3 PJ<br />

0 %<br />

87,9 PJ<br />

16 %<br />

163,0 PJ<br />

30 %<br />

Feuerholz Dung & Yareta<br />

Gas<br />

Bagasse (0,3)


Die in Peru bereitgestellte Energie ist nicht ausreichend,<br />

um die tatächliche Nachfrage des Landes zu decken,<br />

hierzu werden Energieimporte benötigt. Peru importiert<br />

Nettoenergie vorwiegend in Form von Rohöl. Wegen des<br />

Anstiegs des Gesamtenergieverbrauchs von etwa 460 PJ<br />

in 2000 auf 519 PJ in 2007 sind dementsprechend die Ölimporte<br />

von etwa 130 PJ 2000 auf 233 PJ 2007 gestiegen.<br />

Der Anteil von Öl zur der Deckung des Gesamtenergiebedarfs<br />

nimmt jedoch stetig ab (43% im Jahr 2007 im Gegensatz<br />

zu 58% in 2000). Grund hier<strong>für</strong> ist die wachsende<br />

Bedeutung von Erdgas. Kohleimporte, die hauptsächlich<br />

zur Stromerzeugung in zwei Kraftwerken verwendet werden,<br />

bewegen sich konstant zwischen 20 und 30 PJ (28<br />

PJ im Jahr 2007).<br />

Die Fertigstellung des Camisea-Erdgasprojektes 3 im Jahr<br />

2004 führte zu einem Anstieg der Erdgasnutzung im<br />

Wohnungs-, Industrie- und Stromerzeugungssektor von<br />

ca. 12% im Jahr 2007. Darüber hinaus soll die Entwicklung<br />

eines integrierten LNG-Flüssiggas-Terminals, Peru<br />

zu einem wichtigen regionalen Exporteur von Erdgas machen.<br />

Die Arbeiten hierzu werden 2010 beginnen.<br />

Der Endenergieverbrauch nach Sektor ist mit jeweils rund<br />

30% des Gesamtverbrauchs gleichmäßig auf den Sektor<br />

Wohnen und Gewerbe, den Sektor Industrie und Bergbau<br />

TABELLE 3:<br />

ENDVERBRAUCH VON ENERGIE NACH SEKTOREN IN 2007<br />

SEKTOR<br />

Verbrauch<br />

Anteil<br />

Privathaushalte,<br />

Gewerbe, öffentlich<br />

169,35 PJ 32,6 %<br />

Industrie und Bergbau 162,97 PJ 31,4 %<br />

Transport 157,62 PJ 30,4 %<br />

Landwirtschaftliche Industrie,<br />

Ackerbau, Viehzucht, Fischerei<br />

18,39 PJ 3,5 %<br />

Nichtenergetischer Verbrauch 10,67 PJ 2,1 %<br />

GESAMT 518,98 PJ<br />

Source: MEM 2007 (a)<br />

und den Transportsektor zu verzeichnen. Der Energieverbrauch<br />

in der Landwirtschaft und <strong>für</strong> nichtenergetischen<br />

Verbrauch ist von geringer Bedeutung, wie in Tabelle 3<br />

aufgezeigt.<br />

3 Das Projekt ist im ökologisch sensiblen und artenreichen unteren Urubambagebiet<br />

im Amazonasdschungel angesiedelt. Zwei Pipelines befördern Erdgas und<br />

Flüssiggas über die Anden zu einer Aufbereitungsanlage und einem Marineterminal<br />

in Paracas an der Pazifikküste.<br />

PERU | 159<br />

Das Stromnetz<br />

Das Stromnetz von Peru hat eine Gesamtlänge von etwa<br />

16 000 km. Es ist in das landesweit vernetzte System SEIN<br />

(Sistema Eléctrico Nacional Interconectado) und vier<br />

isolierte Netze aufgeteilt, die jedoch nur 2% des Übertragungsnetzes<br />

ausmachen. Übertragungs- und Verteilernetze<br />

reichen in Peru von 33 kV bis 220 kV. Das Übertragungsnetz<br />

(220 kV und 138 kV) macht ca. 60% des<br />

Stromnetzwerks aus. Es besteht aus 5 711 km bei 220-kV-<br />

Leitungen und 3 636 km bei 138-kV-Leitungen 4 . Mit dem<br />

wachsenden Strombedarf wuchs das Hochspannungsnetz<br />

ABBILDUNG 3:<br />

ÜBERTRAGUNGNETZ VON PERU<br />

Quelle: CGIAR 2004<br />

zwischen 1995 und 2005 um etwa 80%. Dies entspricht<br />

einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 6%.<br />

Abbildung 3 zeigt, dass die Übertragungs- und Verteilernetze<br />

an der Küste und rund um Lima am dichtesten<br />

sind. Das SEIN ist in vier Einheiten von Norden nach Süd<br />

aufgeteilt, die teilweise durch Leitungen mit begrenzter<br />

Leistung miteinander verbunden sind. Darüber hinaus<br />

gibt es vier größere isolierte Netze (Kreise). Die drei, die<br />

am nächsten am SEIN liegen (Tarapoto <strong>–</strong> Moyabamba <strong>–</strong><br />

Bellavista, Bagua <strong>–</strong> Jaén; Puerto Maldonado), sollen bis<br />

2013 daran angeschlossen werden. Es gibt nur eine internationale<br />

220-kV-Verbindung (im Norden nach Ecuador<br />

4 MEM 2009a


mit einer Leistung von 160 MW), die jedoch nicht kontinuierlich<br />

in Betrieb ist. Im Moment gibt es Überlegungen<br />

zum Aufbau von Verbindungen nach Kolumbien, Brasilien<br />

und Bolivien (<strong>für</strong> mögliche Importe) und nach Chile<br />

(<strong>für</strong> mögliche Exporte). Ein vernetztes System ist jedoch<br />

technisch und operativ schwierig umzusetzen, da die Frequenz<br />

in Bolivien und Chile nur 50 Hz beträgt, in Peru<br />

aber bis zu 60 Hz.<br />

Die Hauptprobleme des peruanischen Stromnetzes sind<br />

immer noch Ausfälle, die durch ungenügendes Netzmanagement,<br />

zu geringe Leistung und Stromverluste verursacht<br />

werden. Seit Mitte der 1990-er Jahre haben strikte<br />

Regulierungsmaßnahmen und das Gesetz <strong>für</strong> Elektrizitätskonzessionen<br />

(Ley de Concesiones Eléctricas <strong>–</strong> LEC)<br />

dazu beigetragen, den Zustand und den Betrieb von Perus<br />

Stromnetz erheblich zu verbessern. In den letzten Jahren<br />

sanken die Übertragungs- und Verteilungsverluste auf<br />

etwa 8% des Stromverbrauchs gegenüber etwa 20% in der<br />

Mitte der neunziger Jahre. Die aktuellen Ziele des Stromplans<br />

<strong>für</strong> 2006<strong>–</strong>2015 (Plan Referencíal de Electricidad<br />

2006<strong>–</strong>2015) beinhalten unter anderem die stärkere Aus-<br />

weitung des Stromnetzes. Konkret sind die Erweiterung<br />

der Kapazitäten der Übertragungs- und Verteilernetze<br />

und die Anbindung isolierter Netze an das SEIN geplant.<br />

Installierte Leistung<br />

Der größte Teil der in Peru installierten Leistung (7 158<br />

MW im Jahr 2008) ist in der zentralen Zone um Lima<br />

angesiedelt. Über 85% (fast 6 000 MW) dieser Leistung<br />

sind an das SEIN angeschlossen. Die Spitzenlast des ver-<br />

PERU | 160<br />

netzten Systems steigt kontinuierlich und erreichte 2008<br />

etwa 4 200 MW 5 . Obwohl es den Anschein hat, dass die<br />

erzeugte Leistung deutlich höher als die Nachfrage ist,<br />

kommt es zu bestimmten Zeiten im Jahr zu Engpässen<br />

bei der Erzeugung, da Wasserkraft nicht ganzjährig zur<br />

Verfügung steht.<br />

Im Jahr 2008 lieferten Wasserkraftwerke 3 242 MW bzw.<br />

45% der erzeugten Leistung. Auf thermische Kraftwerke<br />

entfielen 3 915 MW oder 55% (siehe Tabelle 4). Während<br />

in den neunziger Jahren Wasserkraft die wichtigste Quelle<br />

<strong>für</strong> die Stromerzeugung war, haben die thermischen Anlagen<br />

um das Jahr 2000 aufgeholt. Mit der Inbetriebnahme<br />

des Camisea-Erdgasprojekts und der steigenden Kapazitäten<br />

<strong>für</strong> Gasversorgung hat die Stromerzeugung aus Gas<br />

deutlich zugelegt. Zwei der neuen Anlagen sind Kallpa I<br />

und Chilca I, die sich in der Provinz Cañete südlich von<br />

Lima befinden.<br />

Es gibt nur zwei Kohlekraftwerke (Ilo 1 und Ilo 2 mit<br />

245 bzw. 141,5 MW), die sich im Süden von Peru befinden.<br />

Der Rest der thermischen Leistung (3 425,5 MW)<br />

kommt aus Anlagen, die mit Diesel und Heizöl, Bagasse<br />

und Raffineriegas betrieben werden. Es gibt auch einige<br />

TABELLE 4:<br />

INSTALLIERTE STROMERZEUGUNGSLEISTUNG PERU<br />

Jahr 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />

Wasserkraftanlagen<br />

[MW]<br />

2 857 2 966 2 997 3 032 3 056 3 207 3 208 3 233 3 242<br />

Thermische Anlagen<br />

[MW]<br />

3 209 2 940 2 938 2 937 2 960 2 993 3 339 3 796 3 915<br />

Windturbinen<br />

[MW]<br />

0.7 0.7 0.7 0.7 0.7 0.7 0.7 0.7 0.7<br />

Gesamt [MW]<br />

Quelle: MEM 2008a<br />

6 067 5 907 5 936 5 970 6 017 6 201 6 548 7 030 7 158<br />

kleine Windkraftanlagen, deren Leistung <strong>für</strong> die Versorgung<br />

des Landes jedoch nicht relevant ist.<br />

Zwischen 1995 und 2007 wuchs die gesamte installierte<br />

Leistung im Durchschnitt um fast 4%. Obwohl das<br />

Wachstum zwischen 2000 und 2004 stagnierte, wiesen<br />

die letzten Jahre wieder einen Anstieg auf. Tabelle 4 zeigt<br />

die Entwicklung der installierten Leistung nach Technologie<br />

von 2000 bis 2008.<br />

Stromerzeugung<br />

5 MEM 2008a


In den letzten Jahren hat die peruanische Wirtschaft einen<br />

Aufschwung mit einem Wirtschaftswachstum von<br />

fast 10% im Jahr 2008 erlebt. Dementsprechend hat die<br />

Nachfrage nach Elektrizität kontinuierlich zugenommen,<br />

wie in Tabelle 5 dargestellt.<br />

Seit 2000 betrug die durchschnittliche Wachstumsrate der<br />

Stromerzeugung etwa 6% mit einem jährlichen Wachstum<br />

von rund 9% in den letzten zwei Jahren auf fast 33<br />

TWh im Jahr 2008. 2007 war Wasserkraft die wichtigste<br />

Stromquelle mit fast 50%, gefolgt von Erdgas mit 36%.<br />

Der gesamte Stromverbrauch in Peru belief sich auf mehr<br />

als 26 TWh im Jahr 2007. Der hauptsächliche Stromverbraucher<br />

2007 war der Industriesektor mit 52%. Seit dem<br />

Jahr 2000 hat sich in diesem Sektor der Stromverbrauch<br />

um mehr als 64% erhöht. Tabelle 6 zeigt den Stromverbrauch<br />

der einzelnen Sektoren der peruanischen Wirtschaft.<br />

Erneuerbare Energien<br />

Der aktuelle Status des Verbrauchs erneuerbarer Energien<br />

in Peru ist klar definiert:. Mit etwa 45% der gesamten<br />

installierten Leistung und fast der Hälfte des erzeugten<br />

Stroms ist Wasserkraft derzeit die wichtigste netzgekoppelte<br />

und gewerblich genutzte erneuerbare Energiequelle.<br />

Allerdings muss der Strommarkt sich noch immer mit ihrer<br />

saisonalen Verfügbarkeit auseinandersetzen, die mit<br />

dem Ausbau des SEIN und dem damit verbundenen besseren<br />

Produktionsmanagements jedoch weniger problematisch<br />

geworden ist.<br />

Andere erneuerbare Energiequellen werden derzeit kaum<br />

genutzt. Bis zum Jahr 2008 wurden nur zwei Windkraft-<br />

Kohle<br />

Bagasse<br />

Diesel Öl<br />

Öl<br />

PERU | 161<br />

TABELLE 5:<br />

STROMERZEUGUNG IN PERU 2000<strong>–</strong>2008<br />

Jahr 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />

Strommarkt<br />

[GWh]<br />

18 327 19 213 20 418 21 360 22 619 23 810 25 613 28 199 30 829<br />

Eigenverbrauch<br />

[GWh]<br />

1 595 1 571 1 563 1 562 1 647 1 699 1 756 1 743 1 798<br />

Gesamte Erzeugung<br />

[GWh]<br />

19 922 20 785 21 981 22 922 24 266 25 509 27 369 29 942 32 627<br />

Quelle: MEM 2008b, Estadistica generación y transmision 2007<strong>–</strong>2008<br />

ABBILDUNG 4:<br />

STROMERZEUGUNG NACH QUELLE 2007<br />

24 424 GWh<br />

47 %<br />

anlagen in Peru installiert. 1996 wurde eine Micon-Turbine<br />

mit 250 kW montiert und im Jahr 1999 folgte eine<br />

Mitsubishi-Turbine mit 450 kW. Für die Stromerzeugung<br />

durch Photovoltaik waren im Jahr 2004 3,7 MW installiert<br />

6 . Heute beläuft sich diese Leistung auf schätzungsweise<br />

5 MW, die überwiegend zur Elektrifizierung ländlicher<br />

Gebiete genutzt wird.<br />

Biomasse wird ausschließlich in Privathaushalten zum<br />

Kochen und Heizen genutzt; auch Geothermie wird<br />

gelegentlich zum Heizen verwendet. Außer der Entwicklung<br />

großer Wasserkraftwerke und aufkommender<br />

Windenergienutzung (siehe Kapitel »Marktpotenzial<br />

<strong>für</strong> Windenergie«), ist auch eine verstärkte Nutzung von<br />

Erdwärme und Solarenergie geplant. Zwei geplanten geo-<br />

6 RECIPES 2003<br />

2 817 GWh<br />

5 %<br />

1 668 GWh<br />

3 %<br />

1 966 GWh<br />

4 %<br />

Rafinerie Gas<br />

Destibuted Gas<br />

Wasser<br />

Aufgrund von Übertragungsverlusten ist der Wert im<br />

Vergleich zu Tabelle 5 erheblich reduziert.<br />

2 296 GWh<br />

4 %<br />

0 337 GWh<br />

1 %<br />

18 883 GWh<br />

36 %


thermischen Elektroanlagen im Süden mit einer Gesamtleistung<br />

von 200 MW wurde eine temporäre Lizenz erteilt.<br />

Die Mittel der Global Environment Facility (GEF)<br />

und öffentliche Mittel haben vor kurzem die Installation<br />

von 4 200 Photovoltaikanlagen in Privathaushalten ermöglicht.<br />

Strompreise<br />

Der durchschnittliche Strompreis im Jahr 2007 betrug<br />

7,40 ctvo PEN/kWh (1,7 Eurocent/kWh) 7 . Im regulierten<br />

Markt betrug der Durchschnittspreis jedoch <strong>für</strong> alle<br />

Spannungen 9,09 ctvo PEN/kWh (2,1 Eurocent/kWh),<br />

wobei ein durchschnittlicher Haushalt 11,18 ctvo PEN/<br />

kWh im Jahr 2007 (2,6 Eurocent/kWh) zahlen musste.<br />

7 Wechselkurs: 4,35 PEN = 1 EUR<br />

PERU | 162<br />

TABELLE 6:<br />

STROMVERBRAUCH NACH SEKTOR; 2000<strong>–</strong>2007, IN GWH<br />

Sektor 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />

Industrie 8 375.0 9 280.6 9 567.6 10 038.7 10 813.4 11 280.7 12 136.1 13 767.7<br />

Handel 2 693.3 2 762.2 3 013.1 3 341.1 3 504.8 3 767.9 4 105.7 4 356.8<br />

Privathaushalte 3 936.2 4 044.0 4 464.9 4 425.3 4 720.0 5 020.7 5 404.4 5 840.0<br />

Sonstige 2 135.8 2 113.2 2 122.5 2 132.1 2 249.6 2 330.9 2 400.0 2.379.1<br />

Gesamt 17 140.4 18 200.0 19 168.1 19 937.2 21 287.7 22 400.2 24 046.1 26 343.6<br />

Quelle: MEM 2009<br />

ABBILDUNG 5:<br />

STROMPREISE 1995<strong>–</strong>2008<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

regulierender Markt liberalisierter Markt<br />

Quelle: MEM 2008<br />

Im Wettbewerbsmarkt lag der durchschnittliche Strompreis<br />

bei 5,42 ctvo PEN/kWh (1,2 Eurocent/kWh) 8 .<br />

Seit der Liberalisierung in den neunziger Jahren nahm<br />

der durchschnittliche Preis im Schnitt um 1% pro Jahr<br />

(zwischen 1995 und 2005) ab, wohingegen Erhöhungen<br />

in den letzten Jahren wieder zum Erreichen des Niveaus<br />

von 1995 führten. Nach Angaben des Ministeriums <strong>für</strong><br />

Energie und Bergbau sind Investitionen von mindestens<br />

2,5 Mrd. € bis zum Jahr 2015 nötig, um die steigende<br />

Nachfrage auf dem peruanischen Strommarkt decken zu<br />

können. Mit massiven Investitionen in die Bereiche Erzeugung<br />

und Übertragung werden die Strompreise in den<br />

kommenden Jahren voraussichtlich ansteigen.<br />

Liberalisierung<br />

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008*<br />

8 MEM 2007b<br />

*Schätzung


Die Privatisierung des Elektrizitätssektors ist ein wichtiger<br />

Bestandteil des Liberalisierungsprozesses, der 1992/93<br />

begonnen hat. Heute sind 67% der Energieversorgungsunternehmen<br />

in Privatbesitz, wobei der Rest weiterhin<br />

unter staatlicher Kontrolle steht. Einige Einrichtungen<br />

sind zum Teil in Besitz ausländischer Privatinvestoren,<br />

die zu diesem Zweck ein Bündnis mit einheimischen<br />

Privatinvestoren eingegangen sind. Die Beteiligung von<br />

privaten Unternehmen an der Stromwirtschaft variiert je<br />

nach Branche. Bei der Energieerzeugung hatten private<br />

Unternehmen <strong>für</strong> 29% der Gesamtkapazität des vernetzten<br />

Systems im Jahr 2007 Konzessionen erworben. Der<br />

Anteil an der gesamten Stromerzeugung belief sich auf<br />

64%. Das Übertragungsnetz ist vollständig in Privatbesitz,<br />

bei der Verteilung versorgen private Unternehmen<br />

45% der Verbraucher, was etwa 70% des Stromumsatzes<br />

entspricht. Tabelle 7 gibt einen Überblick über die wich-<br />

PERU | 163<br />

tigsten privaten und staatlichen Unternehmen.<br />

Verteilung und Übertragung sind in Peru natürliche Monopole,<br />

die entsprechend reguliert werden. Der offene<br />

Zugang zu dem Übertragungssystem ist gesetzlich verordnet.<br />

Dementsprechend herrscht auf dem Großhandelsmarkt<br />

<strong>für</strong> Strom in Peru großer Wettbewerbsdruck,<br />

bei dem Energieerzeugungsunternehmen um die Versorgung<br />

von Vertriebsgesellschaften und Großverbrauchern<br />

konkurrieren.<br />

Um Wettbewerb zu garantieren, gibt es eine 15%-Grenze<br />

<strong>für</strong> den Marktanteil eines Unternehmens in den Bereichen<br />

Erzeugung, Verteilung und Übertragung. Zusätzlich<br />

gibt es eine Beschränkung <strong>für</strong> wechselseitige Beteiligungen,<br />

die Unternehmen einen Marktanteil von mehr als 5%<br />

in nur einem der genannten Sektoren erlaubt.<br />

Insgesamt ist der Stromabsatzmarkt in zwei Bereiche auf-<br />

TABELLE 7:<br />

WICHTIGSTE UNTERNEHMEN IM ELEKTRIZITÄTSMARKT<br />

Erzeugung [MW] Übertragung [km] Verteilung Kunden<br />

Privat<br />

Staatlich<br />

Quelle: MEM 2009a<br />

EDEGEL 1 574 REPSA 4 342 EDELNOR 1 027 741<br />

ENERSUR 907 TRANSMANTARO 603 LUZ DEL SUR 804 014<br />

DUKEEGENOR 531 REDESUR 428 ELECTROSURMEDIO 153 539<br />

TERMOSELVA 203 ISA PERU 392 EDECAÑETE 28 093<br />

KALLPA 190 ETESELVA 392 ELECTROTOCACHE 10 838<br />

ELECTROANDES 184 ETENORTE 342 EMSEMSA 7 061<br />

EEPSA 159 CONENHUA 371 EMSEU 6 517<br />

CAHUA 92 SERSA 4 812<br />

SHOUGESA 67<br />

ELECTROPERU 1 032 HIDRAN<strong>DIN</strong>A 508 698<br />

EGASA 340 ELECTROCENTRO 465 285<br />

SAN GABÁN 129 ENOSA 299 899<br />

EGEMSA 106 ELECTROSURESTE 286 672<br />

EGESUR 63 SEAL 278 681<br />

ELECTRONORTE 259 729<br />

ELECTRO ORIENTE 161 236<br />

ELECTROPUNO 145 455<br />

ELECTROSUR 113 961<br />

ELECTRO UCAYALI 50 299


geteilt: den Wettbewerbsmarkt <strong>für</strong> Kunden mit einer benötigten<br />

Leistung von mehr als 1 MW und der regulierte<br />

Markt <strong>für</strong> Kunden unter 1 MW. Dies bedeutet, dass Privathaushalte<br />

und kleinere Unternehmen vorwiegend von<br />

einer zugewiesenen Vertriebsgesellschaft versorgt werden<br />

und die regulierten Preise zahlen. Größere Verbraucher<br />

wie die Industrie können hingegen ihren Lieferanten frei<br />

wählen und die Strompreise individuell festlegen.<br />

Aufgrund der Engpässe in der Stromerzeugung und -übertragung<br />

haben sich Industrieunternehmen häufig <strong>für</strong> eine<br />

autarke Stromerzeugung entschieden. Für den Eigenbedarf<br />

gibt es 78 große Erzeuger. Die größten sind Pluspetrol Perú<br />

(Raffinerie) und Cemento Andino (Zementunternehmen).<br />

Ländliche Elektrifizierung<br />

Nach Angaben des UN Human Development Report<br />

2007/2008 des UNDP beträgt die Elektrifizierungsrate<br />

in Peru etwa 72%, was bedeutet, dass immer noch mehr<br />

als ein Viertel der Bevölkerung keinen Zugang zu Elektrizität<br />

hat 9 . Dies gilt vor allem <strong>für</strong> die Menschen in dünn<br />

besiedelten Gebieten und verdeutlicht die Notwendigkeit<br />

<strong>für</strong> die weitere Elektrifizierung ländlicher Gebiete. Dazu<br />

wurde das Gesetz zur Elektrifizierung ländlicher Gebiete<br />

(Gesetz Nr. 27 744 <strong>–</strong> Ley de Electrificación Rural y de<br />

Localidades Aisladas y de Frontera) im Jahr 2002 erlassen.<br />

Dieses Gesetz legt ausdrücklich die Förderung der sozioökonomischen<br />

Entwicklung als Ziel fest und schreibt<br />

einen Fonds zur Elektrifizierung ländlicher Gebiete vor.<br />

Dieser wird von der Generaldirektion zur Elektrifizierung<br />

ländlicher Gebiete (Dirección General de Electrificación<br />

Rural <strong>–</strong> DGER), eine Abteilung des MEM, verwaltet.<br />

Nachdem dieses Projekt implementiert ist, wird die Verwaltung<br />

einem öffentlichen Unternehmen, nämlich der<br />

Electric Infrastructure Enterprise Administration (ADI-<br />

NELSA), übertragen.<br />

Die Investitionen in die Elektrifizierung ländlicher Ge-<br />

9 UNDP 2007<br />

PERU | 164<br />

TABELLE 8:<br />

INVESTITIONEN IN PROJEKTE ZUR ELEKTRIFIZIERUNG LÄNDLICHER GEBIETE IN MIO. USD 2000<strong>–</strong>2008<br />

Jahr 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />

Summe pro Jahr 53.4 45.2 17.3 43.4 39.1 45.2 34.0 89.9 97.0<br />

Quelle: MEM 2008a<br />

biete hängen von den zur Verfügung stehenden Finanzmitteln<br />

ab. Die Ausgaben stiegen in den letzten Jahren beträchtlich<br />

und erreichten fast 100 Mio US $ im Jahr 2008<br />

(siehe Tabelle 8). Die sind im Nationalen Fonds <strong>für</strong> die<br />

ländliche Elektrifizierung (Fondo Nacional de Electrificación<br />

Rural <strong>–</strong> FONER) gebündelt. Neben der staatlichen<br />

Unterstützung können auch Finanzierungshilfen von der<br />

Internationalen Bank <strong>für</strong> Wiederaufbau und Entwicklung<br />

(IBRD) und der Global Environment Facility (GEF) beantragt<br />

werden. Zwischen 2007 und 2009 wurden 4 000<br />

Haushalte (mit insgesamt 20 000 Personen) über das<br />

»Energising«-Entwicklungsprogramm an das Stromnetz<br />

angeschlossen. Finanziert wurde dies von der Niederländischen<br />

Generaldirektion <strong>für</strong> Internationale Zusammenarbeit<br />

(DGIS), wobei die Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong><br />

Technische Zusammenarbeit (<strong>GTZ</strong>) <strong>für</strong> die Durchführung<br />

zuständig war. Nach dem »Plan zur Elektrifizierung<br />

ländlicher Gebiete durch erneuerbare Energien« sollen<br />

bis 2020 über 260 000 Haushalte durch PV-Anlagen und<br />

etwa 20 000 Haushalte durch kleine Wasserkraftwerke<br />

mit Strom versorgt werden.<br />

7.3 Marktakteure<br />

Ministerium <strong>für</strong> Energie und Bergbau (MEM)<br />

Die wichtigste Dienststelle im Energiesektor ist das Ministerium<br />

<strong>für</strong> Energie und Bergbau von Peru (Ministerio<br />

de Energía y Minas <strong>–</strong> MEM). Das MEM plant Gesetzesinitiativen<br />

zur Entwicklung des Elektrizitätssektors. Das<br />

wichtigste Exekutivorgan im MEM ist die Generaldirektion<br />

<strong>für</strong> Elektrizität (Dirección General de Electricidad<br />

<strong>–</strong> DGE), welche <strong>für</strong> die Förderung und Bewertung<br />

der Entwicklung der Stromwirtschaft verantwortlich ist.<br />

Außerdem erteilt es die notwendigen Konzessionen <strong>für</strong><br />

Marktteilnehmer. Da die Elektrifizierung ländlicher Ge


iete immer noch ein sehr wichtiges Anliegen ist, gibt es<br />

eine eigene Generaldirektion zur Elektrifizierung ländlicher<br />

Gebiete (Dirección General de Electrificación Rural <strong>–</strong><br />

DGER), die zum Thema informiert, Fördermittel bewilligt<br />

und als Partner <strong>für</strong> internationale Geldgeber fungiert.<br />

Die DGER ist auch <strong>für</strong> kleine Anlagen im Bereich erneuerbare<br />

Energien verantwortlich.<br />

Bisher gibt es keine öffentliche Einrichtung, die <strong>für</strong> kommerzielle<br />

Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien<br />

zuständig ist. Die Verantwortlichkeiten sind auf verschiedene<br />

Direktionen der Ministerien <strong>für</strong> Energie und Umwelt<br />

verteilt.<br />

Agentur zur Überwachung von Investitionen<br />

in Energie und Bergbau<br />

Die wichtigste Aufsichtsbehörde ist die Agentur zur<br />

Überwachung von Investitionen in Energie und Bergbau<br />

(Organismo Supervisor de la Inversión de Energía y Minería<br />

<strong>–</strong> OSINERGMIN), früher bekannt als OSINERG.<br />

Sie wurde 1997 gegründet, um die Umsetzung der rechtlichen<br />

und technischen Bestimmungen in den Bereichen<br />

Stromerzeugung und fossile Brennstoffe zu überwachen.<br />

ABBILDUNG 6:<br />

HAUPTAKTEURE AUF DEM STROMMARKT<br />

Quelle: MEM 2005<br />

ENERGIEVERSORGER<br />

Generation<br />

Übertragung<br />

Vertrieb<br />

MARKT<br />

STAAT<br />

MEM -DGE<br />

(Ministerio de Energía y Minas <strong>–</strong> MEM <strong>–</strong> Ministerium <strong>für</strong> Energie und Bergbau von Peru)<br />

(Dirección General de Electricidad <strong>–</strong> DGE <strong>–</strong> Generaldirektion <strong>für</strong> Elektrizität )<br />

OSINERGMIN<br />

Organismo Supervisor de la Inversión de Energía y Minería <strong>–</strong> OSINERGMIN -<br />

Agentur zur Überwachung von Investitionen in Energie und Bergbau)<br />

PROINVERSI ÓN<br />

Agencia de Promoción de la Inversión<br />

Privada (Proinversión)<br />

MARKTSTRUKTUR<br />

liberalisiert (> 1 MW) and<br />

und reguliert (< 1 MW)<br />

PERU | 165<br />

Darüber hinaus überwacht sie die Einhaltung der rechtlichen<br />

und technischen Bestimmungen <strong>für</strong> den Natur-<br />

und Umweltschutz. Im Jahr 2000 wurde sie darüber hinaus<br />

mit der Aufsicht, Regulierung, Sanktionierung und<br />

Streitschlichtung von Projekten im Bereich öffentliche<br />

Dienstleistung mit Beteiligung privater Investoren beauftragt.<br />

Außerdem ist eine untergeordnete Behörde des<br />

OSINERGMIN, das Amt <strong>für</strong> Tarifregulierung (Gerencia<br />

Adjunta de Regulación Tarifária <strong>–</strong> GART), <strong>für</strong> die Festsetzung<br />

der Erzeugungs-, Übertragungs- und Verteilertarife<br />

und Tarifanpassungen <strong>für</strong> die Endverbraucher sowie<br />

der Tarife <strong>für</strong> die Förderung und den Vertrieb von Gas<br />

zuständig.<br />

SEIN Kommission<br />

Das Comité de Operación Económica del Sistema Interconectado<br />

Nacional (COES) ist eine private, gemeinnützige<br />

Gesellschaft bürgerlichen Rechts. Die Kommission<br />

zielt darauf ab, das SEIN bei minimalen Kosten mittel-<br />

und langfristig zu betreiben ist und die Sicherheit des Systems<br />

sowie die effiziente Nutzung der Energieressourcen<br />

zu gewährleisten. Die COES setzt sich aus den führenden<br />

Politikformulierung<br />

Durchführung<br />

Preisregulierung<br />

Kontrolle<br />

Investitionsförderung<br />

COES<br />

Comité de Operación Económica del<br />

Sistema Interconectado Nacional<br />

Netzmanagement<br />

Marktorganisation


Unternehmen in den Bereichen Erzeugung, Übertragung<br />

und Vertrieb von Strom sowie Stromgroßverbrauchern<br />

zusammen.<br />

Agentur zur Förderung Privater<br />

Investitionen (Proinversión)<br />

In Peru gibt es eine spezielle Agentur zur Förderung privater<br />

Investitionen, die Agencia de Promoción de la Inversión<br />

Privada (Proinversión). Sie ist eine unabhängige<br />

staatliche Behörde, die Investitionen von privaten Akteuren<br />

fördert, um Anreize <strong>für</strong> mehr Wettbewerbsfähigkeit<br />

und nachhaltige Entwicklung in Peru zu geben. Proinversión<br />

unterstützt Investoren durch die Bereitstellung von<br />

Informationen, die Herstellung von Kontakten, aktive<br />

Hilfe bei der Abwicklung von Formaliäten und der Beantragung<br />

von Genehmigungen sowie die Schaffung lokaler<br />

Partnerschaften.<br />

Energieversorgungsbetriebe<br />

Im Jahr 2007 waren 38 Stromerzeuger auf dem Markt aktiv.<br />

Fünf von ihnen (Electro Perú, Edegel, Egenor, Enersur<br />

und Termoselva) besitzen rund 70% der installierten<br />

Leistung. Im Bereich Übertragung gab es sieben Netzbetreiber.<br />

In der Stromversorgung belieferten 22 Unternehmen<br />

Strom an Kunden, von denen etwa 52% von den drei<br />

größten (EDELNOR, LUZ del SUR und ELNM) beliefert<br />

wurden. Detaillierte Informationen zu Marktstruktur<br />

und Daten sind im Kapitel »Liberalisierung« zu finden.<br />

Abbildung 6 zeigt die Beziehungen zwischen den oben<br />

genannten Marktteilnehmer im Stromsektor.<br />

7.4 Politische Rahmenbedingungen<br />

im Energiesektor<br />

1992 trat das Gesetz <strong>für</strong> Elektrizitätskonzessionen (Gesetz<br />

Nr. 25 844 <strong>–</strong> Ley de Concesiones Eléctricas <strong>–</strong> LCE)<br />

in Kraft und legte die Trennung von Energieerzeugung,<br />

-übertragung und -verteilung im Stromsektor fest. Ziel<br />

war es dabei, den Wettbewerb zu fördern und eine höhere<br />

Effizienz bei der Stromerzeugung zu erreichen. Unter<br />

dem neuen Gesetz privatisierte Peru den größten Teile<br />

PERU |<br />

166<br />

seines Strommarkts. Das Gesetz, die nachfolgenden Änderungen<br />

und die dazugehörigen Bestimmungen führten<br />

auch ein neues Tarifsystem und eine strenge Überwachung<br />

der Kennzahlen ein.<br />

Im Jahr 2000 trat das Gesetz zu den Rahmenbestimmungen<br />

<strong>für</strong> Investitionen in öffentliche Dienstleistungen (Gesetz<br />

Nr. 27 332 <strong>–</strong> Ley Marco de los Organismos Reguladores<br />

de la Inversión Privada de los Servicios Públicos) in<br />

Kraft und legte die Voraussetzungen <strong>für</strong> weitere Investitionen<br />

vor allem in den Bereichen Stromerzeugung und<br />

-übertragung fest. Das Gesetz zur Elektrifizierung ländlicher<br />

Gebiete (Gesetz Nr. 27 744 <strong>–</strong> Ley de Electrificación<br />

Rural y de Localidades Aisladas y de Frontera) reguliert<br />

die Entwicklung der Stromwirtschaft in ländlichen und<br />

abgelegenen Gebieten. Der Schwerpunkt wurde dabei<br />

auf die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien<br />

gelegt. In Ergänzung des LCE wurde im Jahr 2006 das<br />

Gesetz zur effizienten Entwicklung der Stromerzeugung<br />

(Gesetz Nr. 28.832 <strong>–</strong> Ley para Asegurar el Desarrollo de la<br />

Generación Eficiente de la Generación Eléctrica <strong>–</strong> LGE)<br />

erlassen, um den Fortschritt bei der Stromerzeugung zu<br />

beschleunigen und entsprechende Investitionen anzuregen.<br />

Das Gesetz ermöglichte den Bau zusätzlicher Kraftwerke<br />

durch ein öffentliches Ausschreibungssystem, bei<br />

denen die zuvor definierten Effizienzkriterien <strong>für</strong> Stromerzeugung<br />

und -übertragung konkret angewandt wurden.<br />

Für die Anwendung von KWK und zur effizienten Nutzung<br />

von Energie wurden weitere Verordnungen erlassen<br />

(DS Nr. 037-2006-EM <strong>–</strong> Reglamento de Cogeneración<br />

und DS Nr. 053-2007-EM <strong>–</strong> Reglamento de la Ley de<br />

Promoción del Uso Eficiente de la Energía). Die Funktionsfähigkeit<br />

des Elektrizitätssystems und -netzwerks<br />

wird durch die Nationalen Bestimmungen zur Stromversorgung<br />

und -nutzung (El Código Nacional de Electricidad<br />

Suministro y Utilización) sowie durch technische<br />

Normen <strong>für</strong> Elektrizitätsdienstleistungen (Norma Técnica<br />

de Calidad de Servicio Eléctrico) gewährleistet.<br />

Die Regierung verabschiedete darüber hinaus den Referenzplan<br />

<strong>für</strong> Strom 2006<strong>–</strong>2015 (Plan Referencial de Electricidad<br />

2006<strong>–</strong>2015), der die geplante Entwicklung des<br />

Stromsektors bis zum Jahr 2015 skizziert. Die wichtigsten<br />

Ziele beinhalten die Förderung privater Investitionen im


Energiesektor, die Überwachung des Energiesektors und<br />

die Bereitstellung von Subventionen <strong>für</strong> Projekte zur Elektrifizierung<br />

ländlicher Gebiete. Darüber hinaus definiert<br />

der Plan folgende Ziele: eine Elektrifizierungsrate von<br />

93% bis 2015, eine autarke, diversifizierte und nachhaltige<br />

Energieversorgung und die maßgebliche Beteiligung erneuerbarer<br />

Energien 10 . Konkrete Maßnahmen und Zielvorgaben<br />

sind zum Großteil noch in der Entwicklung,<br />

sollten aber im Jahr 2010 abgeschlossen werden.<br />

7.5 Rahmenbedingungen <strong>für</strong> erneuerbare<br />

Energien<br />

Strategie und Ziele <strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />

Mit einem großen Anteil von Wasserkraft an der Stromerzeugung<br />

nutzt Peru bereits erneuerbare Energienquellen<br />

(EE). Seit Anfang der 2000-er Jahre wird betont, dass die<br />

Verwendung von EE von entscheidender Bedeutung <strong>für</strong><br />

das peruanische Energieportfolio ist. Neben der allgemeinen<br />

Unterstützung <strong>für</strong> neue Stromerzeugungsanlagen<br />

wurde vereinbart, zusätzliche Anreize <strong>für</strong> die Stromerzeugung<br />

aus EE zu schaffen. Allerdings ist abgesehen von<br />

mündlichen Zusicherungen bisher nur wenig geschehen.<br />

Wie das Ministerium <strong>für</strong> Energie und Bergbau mitgeteilt<br />

hat, soll auf eine dreigeteilte Primärenergieversorgung gesetzt<br />

werden, die zu einem Drittel aus flüssigen fossilen<br />

Brennstoffen besteht, zu einem Drittel aus Erdgas und<br />

zu einem Drittel aus EE. Im Jahr 2008 wurde der erste<br />

Schritt unternommen, um Maßnahmen und Ziele durch<br />

ein Gesetz zur Förderung der Stromerzeugung aus EE<br />

festzulegen (siehe nächstes Kapitel). Die Regierung ist<br />

jedoch noch dabei, konkrete Inhalte sowie Verfahren und<br />

Regeln festzusetzen.<br />

Zurzeit werden regionale EE-Pläne ausgearbeitet, die als<br />

Basis <strong>für</strong> einen Nationalen Plan <strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />

(Plan Nacional de Energías Renovables) dienen. Dieser<br />

Plan soll das Potenzial zur Nutzung von EE zusammenfassen<br />

und alle zwei Jahre aktualisiert werden. Wasser-<br />

und Windkraft werden als die wichtigsten erneuerbaren<br />

Energiequellen mit dem größten Potenzial angesehen.<br />

Dabei entfallen schätzungsweise 58 GW auf Wasser- und<br />

10 MEM 2005<br />

PERU |<br />

167<br />

22 GW auf Windkraft 11 . Für kleinere Anwendungen,<br />

insbesondere PV-Anlagen, wurden Pläne im Rahmen<br />

des Programms zur Elektrifizierung ländlicher Gebiete<br />

formuliert. Ziel ist es, 280 000 Haushalte bis 2020 mit<br />

EE-Anlagen zu versorgen.<br />

Gesetzliche Rahmenbedingungen und<br />

Förderung erneuerbarer Energien<br />

Um die Nutzung erneuerbarer Energien zu fördern, sind<br />

die Umsätze aus der Stromerzeugung durch EE von der<br />

Mehrwertsteuer befreit. Dies ist im Gesetz zur Steuerbefreiung<br />

<strong>für</strong> EE-Projekte aus dem Jahr 2006 festgesetzt (Ley<br />

Nr 28876 <strong>–</strong> Ley Amplia que los del Alcances del Régimen<br />

de Recuperacion Anticipada del Impuesto General a las<br />

Ventas a las Empresas de Generación Hidroeléctrica). Die<br />

Gesetzesverordnung Nr. 1 058 zur Förderung der Stromerzeugung<br />

aus erneuerbaren Energiequellen aus dem Jahr<br />

2008 (DL Nr 1058 <strong>–</strong> Promoción de la Inversión en la<br />

Actividad de Generación eEéctrica con Recursos Hídricos<br />

y con Otros Recursos Renovables) schafft zusätzliche<br />

Anreize, unter anderem eine beschleunigte Abschreibung<br />

von bis zu 20% jährlich. Eine direkte Förderung zur Erhöhung<br />

des Anteils von EE an der Stromproduktion wurde<br />

im Jahr 2008 mit Gesetzesverordnung Nr. 1 002 eingeführt<br />

(DL Nr. 1 002 <strong>–</strong> Ley de Promoción de la Inversión<br />

para la Generación de Electricidad con el Uso de Energías<br />

Renovables) und der entsprechenden Verordnung (DS<br />

Nr. 050-2008 <strong>–</strong> EM) eingeführt. Die wichtigsten Anreize,<br />

die <strong>für</strong> die Stromerzeugung aus Biomasse, Wind, Sonne,<br />

Erdwärme, Gezeiten und Wasserkraft bis 20 MW gegeben<br />

werden, sind folgende:<br />

• Bevorzugte Abnahme und bevorzugter Zugang zu den<br />

Übertragungs- und Verteilnetzen<br />

• Höhere Strompreise <strong>für</strong> einen festen Prozentsatz des<br />

peruanischen Stromverbrauchs (mindestens 5% <strong>für</strong> die<br />

erste Periode von 2008<strong>–</strong>2012; der Prozentsatz soll alle<br />

fünf Jahre angepasst werden)<br />

• Deckung der Differenz zwischen den Kosten der<br />

Stromerzeugung aus EE und der konventionellen<br />

Stromerzeugung durch einen höheren Preis, der von<br />

OSINERG bestimmt wird<br />

Das Gesetz Nr. 1 002 wird durch ein Rahmengesetz <strong>für</strong><br />

11 MEM 2009b


den Anstieg privater Investitionen, durch Verordnungen<br />

zu Garantiesystemen <strong>für</strong> private Investitionen und durch<br />

ein Gesetz zur Förderung von Investitionen in Stromerzeugung<br />

aus Wasserkraft und anderen erneuerbaren Energieträgern<br />

(DL Nr. 1 058 Ley que la Promueve Inversión<br />

en la Actividad de Generación Eléctrica con Recursos<br />

Hídricos y con Otros Recursos Renovables).<br />

Diese regulatorischen Veränderungen könnten erhebliche<br />

Auswirkungen auf die Stromerzeugung aus EE haben, allerdings<br />

fehlen noch immer wichtige Regelungen (z. B. darüber,<br />

wie Ausschreibungsprozesse ablaufen). Außerdem<br />

wurden bisher noch keine technischen Einzelheiten <strong>für</strong> den<br />

Netzanschluss und <strong>für</strong> das Management von RES-Stromerzeugung<br />

festgelegt. Zusätzliche Hindernisse <strong>für</strong> den Aus-<br />

TABELLE 9:<br />

LISTE REGISTRIERTER CDM-PROJEKTE<br />

N° Titel Art MWel<br />

PERU |<br />

168<br />

bau von netzgekoppelten erneuerbaren Energien sind die<br />

gesplitteten Zuständigkeiten zwischen den verschiedenen<br />

Direktionen der Ministerien <strong>für</strong> Energie und Umwelt.<br />

Ein weiteres Ziel der peruanischen Regierung ist die Förderung<br />

von Biokraftstoffen <strong>für</strong> das Heizen von Privathaushalten<br />

und <strong>für</strong> Verkehr und Exporte. Diesbezüglich<br />

wurde im Jahr 2008 ein Gesetz erlassen (Ley de Promoción<br />

del Mercado de Biocombustibles), das verbindliche<br />

Anteile von Ethanol und Biodiesel in Kraftstoffen <strong>für</strong> den<br />

Transportsektor festsetzt. Das Gesetz wird von einem<br />

Programm zur Verbesserung der Rahmenbedingungen<br />

und zur Förderung von Investitionen in die Produktion<br />

von Biokraftstoffen begleitet.<br />

Clean Development Mechanism<br />

Emissionsreduktion<br />

pro Jahr<br />

Registrierungsdatum<br />

1 Santa Rosa Wasserkraft 4,1 13 845 tCO ² Okt. 05<br />

2 Poechos I Project Wasserkraft 15,4 31 463 tCO ² Nov. 05<br />

3 Tarucani I Wasserkraft 49,0 153 957 tCO ² Sept. 06<br />

4<br />

Huaycoloro landfill gas<br />

capture and combustion<br />

Deponiegas 5,7 298 996 tCO ² März 07<br />

5 Quitaracsa I Wasserkraft 114,4 249 463 tCO ² Apr. 07<br />

6 Peruvian Fuel-Switching Project Brennstoffwechsel -- 25 577 tCO ² Juli 07<br />

7<br />

Palmas del Espino <strong>–</strong> Biogas recovery<br />

and heat generation from effluent<br />

Methanvermeidung 17,8 26 719 tCO ² Sept. 07<br />

8 Ancon <strong>–</strong> EcoMethane Landfill Gas Project Deponiegas n.a. 69 012 tCO ² Nov. 07<br />

9<br />

Rehabilitation of the Callahuanca<br />

hydroelectric power station<br />

Wasserkraft 7,5 18 189 tCO ² Jan. 08<br />

10 Caña Brava Hydroelectric Power Plant Wasserkraft 5,7 21 974 tCO ² Feb. 08<br />

11 La Virgen Hydroelectric Plant Wasserkraft 64 220 218 tCO ² März 08<br />

12<br />

Carhuaquero IV<br />

Hydroelectric Power Plant<br />

Wasserkraft 9,7 23 909 tCO ² Mai 08<br />

13<br />

Fuel Switching and Natural<br />

Gas Pipeline Extension, Cementos Lima<br />

Brennstoffwechsel -- 269 851 tCO ² Nov. 08<br />

14 La Joya Hydroelectric Plant Wasserkraft 15,0 41 987 tCO ² Nov. 08<br />

15 Poechos II hydroelectric plant project Wasserkraft 10,0 22 771 tCO ² Nov. 08<br />

16<br />

Fuel Substitution<br />

by Hydro Generation, Pasto Bueno<br />

Wasserkraft 0,8 5 326 tCO ² Nov. 08<br />

17 Cheves Hydro Power Project Wasserkraft 168,0 393 831 tCO ² Feb. 09<br />

18 Bionersis Project Deponiegas -- 11 864 tCO ² Mai 09<br />

Total 1 898 952 tCO ²<br />

Source: UNFCCC 2009


Im CDM Investment Climate Index (CDM-ICI) der<br />

DEG (Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft)<br />

liegt Peru auf dem achten Platz. Von 100 möglichen<br />

Punkten wurde Peru mit 83,6 Punkten bewertet.<br />

Das bedeutet, dass gute Rahmenbedingungen <strong>für</strong> die<br />

Entwicklung von CDM-Projekten vorhanden sind 12 .<br />

Die nationale Aufsichtsbehörde (Designated National<br />

Authority <strong>–</strong> DNA) ist seit Oktober 2008 an das neu gegründete<br />

Ministerium <strong>für</strong> Umwelt (Ministerio del Ambiente<br />

<strong>–</strong> MINAM) angegliedert. Hier sind der Direktor <strong>für</strong><br />

Klimawandel sowie ein designierter Ad-hoc-Ausschuss<br />

(Comité Ad-hoc) mit Vertretern aus Unternehmen, Behörden<br />

und nichtstaatlichen Organisationen <strong>für</strong> CDM-<br />

Maßnahmen zuständig.<br />

Im August 2009 gab es insgesamt 18 CDM-Projekte, die<br />

beim UNFCCC registriert waren. Es handelt sich dabei<br />

meist um Wasserkraftwerke. Das peruanische Umweltministerium<br />

gibt an, dass im Jahr 2009 über 20 CDM-Projekte<br />

umgesetzt werden und weitere 100 Projekte geplant<br />

sind. Wenn alle Projekte abgeschlossen werden, würde<br />

dies zu Investitionen in Höhe von bis zu sechs Mrd. USD<br />

in den kommenden fünf Jahren führen 13 . Ein wichtiger<br />

Förderer von CDM-Projekten in Peru ist der Nationale<br />

Umweltfond (El Fondo Nacional del Ambiente <strong>–</strong> FO-<br />

NAM). FONAM hilft, die »Project Idea Note« (PIN)<br />

vorzubereiten, das »Project Design Document« (PDD)<br />

zu formulieren und unterstützt die Projektveranstalter in<br />

allen Phasen der Projektabwicklung.<br />

Aktivitäten internationaler Geber<br />

Aufgrund der relativ stabilen politischen Verhältnisse und<br />

der nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung sind viele<br />

Organisationen und Länder in Peru nicht nur als Geldgeber,<br />

sondern auch als Investoren beteiligt. Einer der<br />

größten Investoren ist die International Bank for Reconstruction<br />

and Development (IBRD), eine von fünf Institutionen<br />

der Weltbank-Gruppe. Das Investment-Portfolio<br />

der IBRD <strong>für</strong> Peru im Jahr 2009 besteht aus etwa 20 Projekten<br />

mit einem Gesamtvolumen von mehr als 1,75 Mrd.<br />

US $. Zu den geförderten Aktivitäten zählen Projekte zur<br />

Förderung der Elektrifizierung ländlicher Gebiete, zur<br />

Verbesserung der städtischen Verkehrsinfrastruktur und<br />

12 CDM-ICI 2009<br />

FONAM 2009 and GCEM 2009<br />

PERU |<br />

169<br />

zur Unterstützung des Umweltschutzes.<br />

Bei Projekten zum Thema Umwelt ist die Global Environment<br />

Facility (GEF) einer der wichtigsten Geldgeber. Die<br />

GEF fördert über 20 Projekte mit einer Direktfinanzierung<br />

von über 40 Mio. US $, wodurch etwa das Fünffache<br />

an Kofinanzierung generiert wird. Eines der wichtigsten<br />

GEF-Projekte ist das Projekt »PV-basierte Elektrifizierung<br />

ländlicher Gebiete in Peru«. Ziel dabei ist es, die<br />

Regierung von Peru bei der Beseitigung von Hindernissen<br />

<strong>für</strong> eine nachhaltige Elektrifizierung mit Hilfe von<br />

PV-Technologie in abgelegenen ländlichen Gebieten zu<br />

unterstützen.<br />

Das Projekt soll die Durchführbarkeit der Gründung<br />

von Kleinstunternehmen zum Verkauf, zur Wartung und<br />

zum Betrieb von PV-Anlagen demonstrieren. Auch sollen<br />

Anreize <strong>für</strong> eine Zunahme von öffentlichen und privaten<br />

Investitionen in PV-basierte Projekte zur Elektrifizierung<br />

ländlicher Gebiete geschaffen werden. Die Finanzierung<br />

beläuft sich auf 4 Mio. US $ von der GEF und weitere 5<br />

Mio. US $ von der peruanischen Regierung. Sie ermöglichte<br />

die Installation von bislang über 4 200 Systemen.<br />

Das Amt <strong>für</strong> Zusammenarbeit »EuropeAid« der Europäischen<br />

Kommission hat unter dem Namen EURO-<br />

SOLAR Programm ebenfalls ein Projekt <strong>für</strong> ländliche<br />

PV-Anlagen initiiert. Das Hauptziel des Programms ist<br />

es, die Nutzung erneuerbarer Energien als Motor <strong>für</strong> Entwicklung<br />

in den acht ärmsten Ländern Lateinamerikas<br />

zu fördern. Das Programm umfasst die Installation von<br />

Stromerzeugungsanlagen aus ausschließlich erneuerbaren<br />

Energiequellen. Die Ausrüstung besteht aus PV-Modulen,<br />

die in einigen Fällen mit einer Windkraftanlage kombiniert<br />

werden. Hilfsausrüstung wie Batterien, Laptops,<br />

Satelliten-Internet-Verbindung usw. gehören ebenfalls<br />

dazu. Das Projekt wird durch die Generaldirektion <strong>für</strong><br />

die Elektrifizierung ländlicher Gebiete des Ministeriums<br />

<strong>für</strong> Energie und Bergbau durchgeführt, wobei die EU zu<br />

den 1,3 Mio. €, die von der peruanischen Regierung bereitgestellt<br />

wurden, weitere Mittel in Höhe von 5 Mio. €<br />

zuschießt. Insgesamt sollen 130 Gemeinden eine Ausstattung<br />

zur Stromerzeugung erhalten.<br />

Das deutsche Bundesministerium <strong>für</strong> wirtschaftliche Zu-


sammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ist ebenfalls in<br />

Peru tätig und konzentriert sich auf die folgenden drei<br />

Bereiche:<br />

Demokratie, Zivilgesellschaft und öffentliche Verwaltung<br />

Versorgung mit Trinkwasser und Abwasserentsorgung<br />

Nachhaltige Entwicklung ländlicher Gebiete einschließlich<br />

Umweltschutz und nachhaltigem Anbau<br />

Als Ergebnis der zwischenstaatlichen Verhandlungen im<br />

September 2008 versprach das BMZ eine Unterstützung<br />

von 92 Mio. € <strong>für</strong> 2008 und 2009. Davon sind 76,5 Mio. €<br />

<strong>für</strong> die finanzielle und 15,5 Mio. € <strong>für</strong> die technische Zusammenarbeit<br />

vorgesehen. Zusätzlich wurde ein weiterer<br />

Schuldenerlass in Höhe von rund 48,5 Mio. € im Jahr 2008<br />

vereinbart. Neben den USA und Japan ist Deutschland einer<br />

der wichtigsten bilateralen Geldgeber des Landes.<br />

Peru ist Teil des »Energising«-Entwicklungsprogramms,<br />

das von der Niederländischen Generaldirektion <strong>für</strong> Internationale<br />

Zusammenarbeit (DGIS) finanziert und von der<br />

Deutschen Gesellschaft <strong>für</strong> Technische Zusammenarbeit<br />

(<strong>GTZ</strong>) durchgeführt wird. Das Programm zielt auf die<br />

Förderung und Realisierung eines nachhaltigen Zugangs<br />

zu modernen Energiedienstleistungen <strong>für</strong> Entwicklungsländer.<br />

In Peru wurde zwischen 2007 und 2009 mehr als<br />

150 000 Menschen der Zugang zu modernen Energiedienstleistungen<br />

ermöglicht, unter anderem durch den<br />

Anschluss von 4 000 Haushalten und 107 sozialen Einrichtungen<br />

an das Stromnetz und die Verteilung von mehr<br />

als 15 000 effizienten Herden an private Haushalte und<br />

soziale Einrichtungen. Für die zweite Phase (2009<strong>–</strong>2011)<br />

wird die Versorgung von 500 000 Menschen angestrebt.<br />

Nicht nur durch zahlreiche Entwicklungsprojekte, sondern<br />

auch wegen seines anhaltenden Wirtschaftswachstums<br />

und der stabilen Bedingungen im Land zieht Peru<br />

viele ausländische Investoren an. 2008 wurden etwa<br />

17 Mrd. US $ in Peru investiert, vor allem von Unternehmen<br />

aus Spanien, Großbritannien und den USA. Der<br />

Energiesektor nimmt den fünften Platz bei ausländischen<br />

Investitionen ein, wobei das Gesamtinvestionsvolumen<br />

1,675 Mrd. US $ beträgt.<br />

7.6 Marktpotenzial <strong>für</strong> Windenergie<br />

PERU |<br />

170<br />

Windenergiepotenziale<br />

Aufgrund seiner geographischen Bedingungen verfügt<br />

Peru über ein gutes Windenergiepotenzial. Vor allem<br />

entlang der Küste und des Hauptgebirges gibt es Windgeschwindigkeiten<br />

von mehr als 7,5 m/s in einer Höhe von 80<br />

m, die eine wirtschaftliche Nutzung ermöglichen. Die Regionen<br />

mit dem größten Potenzial befinden sich im Norden<br />

an der Küste sowie in den Anden und in der Region um Ica<br />

südlich von Lima. Im Westen der Anden und im Bereich<br />

des Amazonasbeckens ist kaum Windpotenzial vorhanden.<br />

TABELLE 10:<br />

WINDENERGIEPOTENZIAL NACH REGION<br />

Region<br />

Windenergie-Potenzial<br />

(MW<br />

Nutzbare<br />

Windenergie<br />

(MW)<br />

Amazonas 1 380 6<br />

Ancash 8 526 138<br />

Arequipa 1 992 1 158<br />

Cajamarca 18 360 3 450<br />

Ica 18360 9 144<br />

La Libertad 4 596 282<br />

Lambayeque 2 880 564<br />

Lima 1 434 156<br />

Piura 17 628 7 554<br />

Quelle: MEM 2008c<br />

Das Gesamtpotenzial von Onshore-Windenergie wird im<br />

Windatlas, der Ende 2008 veröffentlicht wurde, auf 77<br />

GW geschätzt (http:// dger.minem.gob.pe/AtlasEolico/<br />

atlaseolicolibro/AtlasEolicoLibro.pdf ).<br />

Das technisch realisierbare Potenzial <strong>für</strong> die Stromerzeugung<br />

wird vom MEM offiziell auf 22 GW geschätzt.<br />

Diese Schätzung basiert auf einer Studie <strong>für</strong> den oben genannten<br />

Windatlas <strong>für</strong> Peru (Atlas Eólico del Perú). Mit<br />

Hilfe von etwa 30 Messstationen wurde das peruanische<br />

Windkraftpotenzial untersucht. Da Erfahrungen über die<br />

großangelegte Nutzung von Windenergie noch nicht vorhanden<br />

sind und präzise Messungen an bestimmten Projektstandorten<br />

noch nicht durchgeführt wurden, können<br />

sich Abweichungen der tatsächlichen Werte ergeben. Das<br />

Potenzial <strong>für</strong> Offshore-Windenergie an der peruanischen


Küste wurde noch nicht eingehend erforscht.<br />

Von den 25 peruanischen Regionen verfügen lediglich<br />

neun über ein bedeutendes Windenergiepotenzial. Die<br />

oben stehende Tabelle zeigt die Regionen mit einem theoretischen<br />

Potenzial von mehr als 1 000 MW sowie die<br />

jeweilige nutzbare Windenergie. Die Tabelle verdeutlicht,<br />

dass die höchsten Erträge in den Küstenregionen von Piura<br />

im Nordwesten und in Ica im Süden von Lima erreicht<br />

werden können. Platz drei belegt die Region Cajamarca in<br />

den nördlichen Anden Perus.<br />

Der Winter verzeichnet die höchsten Windgeschwindigkeiten,<br />

die im Sommer wieder abnehmen. Diese jahreszeitlichen<br />

Schwankungen ergänzen gut die Verfügbarkeit<br />

von Wasserressourcen <strong>für</strong> die Stromerzeugung aus Wasserkraft,<br />

die im Sommer höher als im Winter ist. Mit einem<br />

intelligenten Verteilungssystem könnten EE so eine<br />

ganzjährige Lieferung von Elektrizität gewährleisten.<br />

Rahmenbedingungen <strong>für</strong> Windenergie<br />

Die allgemeinen Maßnahmen zur Förderung erneuerbarer<br />

Energien sind im Gesetz Nr. 1.002 definiert und im<br />

Kapitel »Rahmenbedingungen <strong>für</strong> erneuerbare Energien«.<br />

beschrieben. Die wichtigsten Punkte des Gesetzes<br />

lassen sich wie folgt zusammenfassen:<br />

Mindestens 5% der gesamten Energie aus erneuerbaren<br />

Energien wie Wind, Sonne, Gezeiten- und Erdwärme,<br />

Biomasse und Wasserkraft im Zeitraum 2008<strong>–</strong>2012<br />

Höhere Tarife, die von OSINERG festgesetzt werden<br />

Garantierte und bevorzugte Abnahme<br />

Um die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien zu<br />

fördern, hat die peruanische Regierung ein Maßnahmenpaket<br />

zur Förderung von Investitionen in diesem Bereich<br />

eingeführt. Zu den wichtigsten Einzelmaßnahmen gehört<br />

eine garantierte Rendite von 12% und eine beschleunigte<br />

Abschreibung bis zu 20% jährlich. Um einen Windpark<br />

einzurichten, ist eine temporäre Lizenz von der Dirección<br />

General de Energía des MEM erforderlich. Diese berechtigt<br />

zur Durchführung der Umweltverträglichkeitsprüfung<br />

(UVP) sowie zu vorbereitenden Studien und Windmessungen.<br />

Nach Erhalt der UVP wird eine unbefristete<br />

Lizenz vergeben und der Windpark kann errichtet werden.<br />

Derzeitige Nutzung von Windenergie<br />

PERU |<br />

171<br />

und geplante Projekte<br />

Im Bereich kleine Windenergie sind mehrere kleine<br />

Windkraftanlagen in Betrieb, die hauptsächlich in ländlichen<br />

Gebieten zur Wasserförderung, Bewässerung und<br />

Aufladen von Batterien genutzt werden. Die Nutzung der<br />

Windenergie zum Pumpen von Wasser findet traditionell<br />

im Norden von Peru statt. Als größere Windkraftanlagen<br />

wurden in den späten 1990-er Jahren zwei Turbinen<br />

installiert, danach gab es keine Weiterentwicklung der<br />

Windenergienutzung bis 2007. Allerdings hat es seitdem<br />

einen Ansturm auf befristetete Konzessionen gegeben,<br />

um attraktive Standorte <strong>für</strong> potenzielle Windparks zu sichern.<br />

Diese weisen eine potentielle Gesamtleistung von<br />

mehr als 10 GW auf. Tabelle 11 zeigt die Anzahl der Projekte<br />

mit befristeten Lizenzen pro Region.<br />

Die projektierte Leistung der einzelnen Windparks liegt<br />

TABELLE 11: WINDENERGIEPROJEKTE MIT<br />

BEFRISTETEN ERZEUGUNGSLIZENZEN NACH REGION<br />

Region<br />

Anzahl<br />

Projekte<br />

Kapazität<br />

[MW]<br />

Ancash 7 1 060<br />

Arequipa 7 1 010<br />

Ica 12 1 630<br />

La Libertad 9 980<br />

Lambayeque 1 100<br />

Lima 4 630<br />

Moquegua 4 620<br />

Piura 20 3 585<br />

Tacna 3 290<br />

Tumbes 2 200<br />

Total 63 10 105<br />

Quelle: MEM 2009b<br />

im Bereich von 40 bis 300 MW. Alle bislang vergebenen<br />

befristeten Lizenzen beziehen sich auf Standorte nahe<br />

der Küste, da der Zugang einfacher ist und Windkraftanlagen<br />

auf dem Seeweg geliefert werden können. Unter<br />

Berücksichtigung der großen Anzahl an Projekten und<br />

der Gesamtkapazität ist es interessant festzustellen, dass<br />

die Regierung die erste Ausschreibung <strong>für</strong> maximal 500<br />

MW plant (<strong>für</strong> alle erneuerbaren Energien). Darüber<br />

hinaus gelten die Konzessionen nur <strong>für</strong> zwei Jahre; das


heißt, dass ein intensiver Wettbewerb um die Verträge <strong>für</strong><br />

erneuerbare Energie herrschen wird. Die obigen Zahlen<br />

bedeuten, dass fast die Hälfte des nutzbaren Windenergiepotenzials<br />

(22 GW) bereits durch die Inhaber einer<br />

befristeten Lizenz gesichert wurde.<br />

Insgesamt gibt es elf Gesellschaften, die befristete Lizenzen<br />

haben. Das Unternehmen, das die meisten von ihnen<br />

erhalten hat, ist Ibero Peruana Inversiones (22 Verträge).<br />

Weitere Lizenznehmer sind Norwind, Huayra Kallpa,<br />

Energía Eólica, Gaz & L’Énergie, Generalima, Inversiones<br />

Troy, Petrolera Monterrico, Perú Energía Renovable,<br />

Soleol und Sowitec Energías Renovables de Perú. Nach<br />

Angaben der peruanischen Gesellschaft <strong>für</strong> erneuerbare<br />

Energien (Asociación Peruana de Energías Renovables<br />

<strong>–</strong> Apeger) könnte Windenergie mittelfristig zu einem<br />

Investitionsvolumen von über einer Mrd. USD führen.<br />

Um Netzanbindungs- und Netzeinspeisebedingungen<br />

<strong>für</strong> Windenergie definieren zu können, führt die COES<br />

derzeit eine Studie durch, die auch die maximale Leistung<br />

aus Windkraft definiert, die an SEIN angeschlossen werden<br />

könnte, ohne dass der Netzwerkbetrieb unterbrochen<br />

wird. Dies ist die wichtigste Voraussetzung, die bei einer<br />

Ausschreibung durch die Regierung berücksichtigt wer-<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Aktivitäten im<br />

informellen<br />

Sektor<br />

Steuerverwaltung<br />

politische<br />

Instabilität<br />

Zugang zu<br />

Finanzierung<br />

PERU |<br />

172<br />

den muss. Es ist offensichtlich, dass in einem Land mit<br />

einer maximalen Nachfrage von 4 200 MW die kurzfristigen<br />

Möglichkeiten <strong>für</strong> den Anschluss von Windenergieanlagen<br />

an das Netzwerk begrenzt sind.<br />

Nach mehreren Verschiebungen ist nun zu erwarten, dass<br />

gegen Ende 2009 eine Ausschreibung <strong>für</strong> Windenergie<br />

durch OSINERGMIN stattfinden wird. An dieser Ausschreibung<br />

können ausschließlich Unternehmen teilnehmen,<br />

die über eine befristete Lizenz verfügen und einen<br />

bestimmten Betrag <strong>für</strong> die Finanzierung des Projekts garantieren<br />

können. Doch bisher steht nicht fest, wie <strong>hoch</strong><br />

die jeweilige Leistung sein wird, die in den Windenergielizenzen<br />

bewilligt wird. Die Voraussetzungen sowie die<br />

Bedingungen und Modalitäten der Ausschreibung müssen<br />

noch definiert werden. Es wird erwartet, dass etwa<br />

die Hälfte der Projekte mit befristeten Lizenzen an den<br />

öffentlichen EE-Ausschreibungen teilnehmen.<br />

Geschäftsklima<br />

Ausländische Unternehmen werden auf die gleiche Weise<br />

wie peruanische behandelt. Es gibt keine Investitionsbeschränkungen<br />

außer der, dass kommerzielle Anlagen mindestens<br />

50km von der Staatsgrenze entfernt sein sollen.<br />

ABBILDUNG 7:<br />

TOP 10 DER INVESTITIONSHEMMNISSE IN PERU (2006), % DER UNTERNEHMEN, DIE DIE PROBLEME IN DEM<br />

JEWEILIGEN BEREICH ALS DEN GRÖSSTEN HINDERUNGSGRUND GENANNT HABEN<br />

Quelle: MEM 2008<br />

Steuersätze Verbrechen,<br />

Diebstahl,<br />

fehlende<br />

Ordnung<br />

Korruption Arbeitsmarktbestimmungen<br />

Zoll- und<br />

Handelsregulierung<br />

unzureichend<br />

ausgebildete<br />

Arbeitskräfte


Das Gesetz zur Förderung ausländischer Investitionen<br />

von 1991 enthält klare Regeln; somit sind die Ratings<br />

<strong>für</strong> Investitionen in Peru gut (BBB+). Obwohl Peru sehr<br />

liberal in punkto Marktteilnahme ausländischer Investoren<br />

ist, gibt es noch einige Hindernisse, die Investitionen<br />

verhindern könnten. Die Unternehmensumfrage der<br />

Weltbank 2006 zeigt die Top 10 der Beschränkungen, die<br />

durch ausländische Investoren in Peru wahrgenommen<br />

werden. (siehe Abbildung 7).<br />

In Bezug auf die Stromerzeugung kann sich laut LCE<br />

jedes Unternehmen <strong>für</strong> eine Lizenz zur Stromerzeugung<br />

bewerben. Da jedoch die erzielbaren Marktpreise <strong>für</strong><br />

Windenergie nicht ausreichen, um die Kosten zu decken,<br />

müsste dazu die EE-Förderung aus Gesetz Nr. 1 002 beantragt<br />

werden. Wie bereits erwähnt beträgt die Stromerzeugungsleistung<br />

aus erneuerbaren Energien insgesamt<br />

5% der Gesamtkapazität (rund 500 MW), was verglichen<br />

mit dem vorhandenen Potenzial nur ein Bruchteil des<br />

möglichen Anteils darstellt. Obwohl die Voraussetzungen<br />

in Bezug auf das Windenergiepotenzial und die Ziele<br />

der Regierung sehr günstig sind, gab es oft Verzögerungen<br />

bei der versprochenen Informationsbereitstellung seitens<br />

der Behörden <strong>–</strong> zum Beispiel beim Windatlas oder den<br />

Spezifikationen zu den Netzleistungen und dem genauen<br />

PERU |<br />

173<br />

Ausschreibungsverfahren. Dies hat zu Unsicherheiten bei<br />

vielen Unternehmen geführt, ob sie ihre Projekte weiter<br />

verfolgen sollen. Da befristete Lizenzen nur zwei Jahre<br />

gelten und nur einmal <strong>für</strong> weitere zwei Jahre verlängert<br />

werden können, be<strong>für</strong>chten die Unternehmen, ihre bisherigen<br />

Investitionen zu verlieren, wenn sie ihre Projekte<br />

nicht fortführen können.<br />

Insgesamt gibt es keine Erfahrungen mit groß angelegter<br />

Windenergienutzung in Peru. Allerdings ist nach Angaben<br />

der UNESCO das Bildungsniveau höher als der<br />

lateinamerikanische Durchschnitt. Es gibt mehrere gute<br />

Universitäten, an denen sich etwa ein Drittel der Schulabgänger<br />

eines Jahres einschreibt. Dies bedeutet, dass gut<br />

ausgebildetes Fachpersonal zur Verfügung steht. Es gibt<br />

jedoch keine spezielle Ausbildung im Bereich Windenergie,<br />

sondern nur die bekannten Studiengänge der Ingenieur-<br />

und Naturwissenschaften.<br />

Da es bislang keine groß angelegte Nutzung der Windkraft<br />

gab, gibt es auch keine lokale Windenergiebranche und<br />

dementsprechend auch keine Hersteller, Lieferanten oder<br />

Dienstleister. Es gibt einige Experten und Berater, die mit<br />

diesem Thema vertraut sind, und ein paar lokale Betriebe<br />

und einige Tochtergesellschaften internationaler Unternehmen,<br />

die an der Projektentwicklung beteiligt sind.


7.7 Adressen und Kontaktdaten<br />

Agencia de Promoción de la Inversión Privada<br />

(Proinversión)<br />

(Private Investment Promotion Agency)<br />

Paseo de la República 3361, Piso 9, San Isidro<br />

Lima, Peru<br />

Tel.: (+51) 1 - 612 12 00<br />

Fax: (+51) 1 - 221 29 41<br />

Internet: www.proinversion.gob.pe<br />

Ministerio de Energía y Minas (MEM)<br />

(Ministerium <strong>für</strong> Energie und Bergbau)<br />

Av. Las Artes Sur 260 San Borja<br />

Lima, Peru<br />

Tel.: (+51) 1 - 618 87 00<br />

Internet: www.minem.gob.pe<br />

Organismo Supervisor de la Inversión<br />

en Energía y Minería (OSINERGMIN)<br />

(Nationale Regulierungsbehörde <strong>für</strong><br />

Energie und Bergbau)<br />

Bernardo Monteagudo 222, Magdalena del Mar<br />

Lima, Peru<br />

Tel.: (+51) 219 - 34 00<br />

Internet: www.osinerg.gob.pe<br />

Comite de Operación Económica<br />

Sistema Interconectado Nacional (COES)<br />

(Kommitte <strong>für</strong> die wirtschaftliche Betreibung des Netzes)<br />

C. Manuel Roaud y Paz Soldan 364. San Isidro,<br />

Lima, Peru<br />

Tel.: (+51) 1 - 611 - 85 85<br />

Internet: www.coes.org.pe<br />

Empresa de Administracion<br />

de Infraestructura Electrica S.A. (A<strong>DIN</strong>ELSA)<br />

Av. Prolongación Pedro Miotta<br />

Nº 421 San Juan de Miraflores<br />

Lima, Peru<br />

Tel.: (+51) 1 - 217 - 20 00<br />

Fax: (+51) 1 - 466 - 66 66<br />

Email: atenciones@adinelsa.com.pe<br />

Internet: www.adinelsa.com.pe /<br />

PERU |<br />

174<br />

Fondo Nacional del Ambiente (FONAM)<br />

(Nationaler Umweltfonds) Calle Hermanos Quinteros<br />

103 Urb. La Castellana, Santiago de Surco<br />

Lima 33, Peru<br />

Fax: (+51) 1 - 449 - 62 00<br />

Email: fonam@fonamperu.org<br />

Ministerio del Ambiente (MAM)<br />

(Ministerium <strong>für</strong> Umwelt)<br />

Av. Guardia Civil Nº 205, San Borja, Lima, Peru<br />

Tel.: (+51) 1 - 225 5370<br />

Fax: (+51) 1 - 225 53 69<br />

Email: minam@minam.gob.pe<br />

Internet: www.minam.gob.pe<br />

Fondo Nacional de Electrificación Rural (FONER)<br />

(Fond <strong>für</strong> ländliche Elektrifizierung)<br />

Las Artes Sur - 260, San Borja<br />

Lima 41, Peru<br />

Tel.: (+51) 1 - 476 15 49<br />

Internet: www.foner.gob.pe<br />

Latin American Wind Energy Association<br />

Juan Coronado Lara<br />

Av. Rivera Navarrete 451 OF 202<br />

San Isidro, Peru<br />

Tel.: (+51) 1 - 422 33 11<br />

Email: peru@lawea.org<br />

Internet: www.lawea.org


7.8 Informationsquellen<br />

ACN 2009 - Andean Community of Nations<br />

http: // www.comunidadandina.org / ingles / quienes<br />

/ peru.htm, Gesichtet: 1. August 2009<br />

Agencia Peruana de Notícias, http: // www.andina.com.<br />

pe, Gesichtet: 1. August 2009<br />

CDM-ICI 2009 - The CDM Investment Climate Index<br />

(CDM-ICI), updated July 2009 http: // www.kyotocoaching-cologne.net<br />

/ englisch / cdm_klima.htm,<br />

Gesichtet: 1. August 2009<br />

CGIAR Consortium for Spatial Information (CGIAR-<br />

CSI), http: // srtm.csi.cgiar.org, Gesichtet: 1. August<br />

2009<br />

El Peruano <strong>–</strong> Official News and Legislation,<br />

http: // www.elperuano.com.pe /, Gesichtet: 1. August<br />

2009<br />

FONAM 2009 - El Fondo Nacional del Ambiente<br />

http: // www.fonamperu.org / , Gesichtet: 1. August<br />

2009<br />

Global Carbon Emissions Monitor (GCEM) 2009:<br />

Week 43 2008, Week 01 2009<br />

Germany Trade and Invest - foreign trade and inward<br />

investment agency of the Federal Republic of Germany<br />

(GTAI): CDM-Markt kompakt - Peru 2007<br />

https: // www.gtai.de / ext / anlagen / PubAnlage_5798.<br />

pdf, Gesichtet: 1. August 2009<br />

International Monetary Fund (IMF) 2009: World<br />

Economic Outlook Database http: // www.imf.org / external<br />

/ pubs / ft / weo / 2009 / 01 / weodata / index.aspx,<br />

Gesichtet: 1. August 2009<br />

Instituto Nacional de Estadística e Informática, Lima<br />

(National Statistics Institute) http: // www.inei.gob.pe / ,<br />

Gesichtet: 1. August 2009<br />

PERU |<br />

175<br />

Lokey, Elizabeth 2009: Renewable Energy Project Development<br />

Under the Clean Development Mechanism: A<br />

Guide for Latin America, Earthscan, July 2009<br />

Ministry of Energy and Mines (MEM) 2005: Plan<br />

Referencial de Electricidad 2006 <strong>–</strong> 2015, http: // www.<br />

minem.gob.pe / minem / archivos / file / Electricidad<br />

/ publicaciones / plan2006 / 01-PRE_2006_PRE-<br />

SENTACION_CAPITULO_1_V5.pdf, Gesichtet: 1.<br />

August 2009<br />

Ministry of Energy and Mines (MEM) 2007 (a): Peru<br />

National Energy Balance, http: // www.minem.gob.<br />

pe / minem / archivos / file / Hidrocarburos / balances<br />

/ BNE2007_Ingles.pdf, Gesichtet: 1. August 2009<br />

Ministry of Energy and Mines (MEM) 2007 (b):<br />

Anuario Estadistico de Electricidad 2007, http: // www.<br />

minem.gob.pe / publicacion.php?idSector=6&idPublica<br />

cion=228, Gesichtet: 1. August 2009<br />

Ministry of Energy and Mines (MEM) 2008 (a):<br />

Evolución de Indicadores del Mercado Eléctrico 1995-<br />

2008, http: // www.minem.gob.pe / minem / archivos<br />

/ file / Electricidad / promocion %20electrica / evolucion<br />

%20indicadores %202008.PDF, Gesichtet: 1.<br />

August 2009<br />

Ministry of Energy and Mines (MEM) 2008 (b):<br />

Estadistica generación y transmission 2007-2008,<br />

http: // www.minem.gob.pe / minem / archivos<br />

/ file / Electricidad / promocion %20electrica / tripticos<br />

%20generac %20transm %20distribuc / Estadistica<br />

%20generaci %C3 %B3n %20transmic %20<br />

2007-2008.pdf, Gesichtet: 1. August 2009<br />

Ministry of Energy and Mines (MEM) Nov. 2008 (c):<br />

Atlas Eólico del Perú, http: // dger.minem.gob.pe /<br />

AtlasEolico / atlaseolicolibro / AtlasEolicoLibro.pdf,<br />

Gesichtet: 1. August 2009


Ministry of Energy and Mines (MEM) 2009 (a): Sector<br />

Electrico 2009, http: // www.minem.gob.pe / minem<br />

/ archivos / file / Electricidad / publicaciones / BRO-<br />

CHURE %20electricidad %202009.pdf, Gesichtet: 1.<br />

August 2009<br />

Ministry of Energy and Mines (MEM) 2009 (b): Press<br />

statement - POTENCIAL ENERGÉTICO<br />

of July 2nd, 2009<br />

OSINERGMIN 2007: Electrical Compendium <strong>–</strong><br />

Overview of the electrical market of Peru http: // www.<br />

osinerg.gob.pe / newweb / uploads / JARU / CD / dge3.<br />

swf, Gesichtet: 1. August 2009<br />

Portal of Peru: http: // www.peru.gob.pe / , Gesichtet: 1.<br />

August 2009<br />

RECIPES 2003: Recipes Project report Peru,<br />

http: // www.energyrecipes.org / reports /<br />

reports / 061127 %20Recipes %20- %20Peru %20<br />

RE %20potential %20report.pdf , Gesichtet: 1. August<br />

2009<br />

PERU |<br />

176<br />

Solar Atlas Peru, http: // dger.minem.gob.pe / atlassolar /,<br />

Gesichtet: 1. August 2009<br />

UNDP 2007: United Nations Development Programme:<br />

Human Development Report 2007 / 2008,<br />

New York<br />

WB 2006: World Bank: Enterprise Survey 2006,<br />

http: // www.enterprisesurveys.org, Gesichtet: 1. August<br />

2009<br />

WB 2009: The World Bank: Peru Country Brief,<br />

http: // web.worldbank.org / WBSITE / EX-<br />

TERNAL / COUNTRIES / LACEXT / PERU-<br />

EXTN / 0,,menuPK:343633~pagePK:141132~piP<br />

K:141107~theSitePK:343623,00.html, Gesichtet: 1.<br />

August 2009


ÄGYPTEN<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

BIP Bruttoinlandsprodukt<br />

BMZ Bundesministerium <strong>für</strong> wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit und Entwicklung<br />

BOOT Build-own-operate-Basis<br />

CDM Clean Development Mechanism<br />

DNA Designated National Authority<br />

(nationale Aufsichtsbehörde)<br />

EEA Egypt Electricity Authority<br />

(Ägyptische Strombehörde)<br />

EEAA Egyptian Environmental Affairs<br />

(Ägyptische Umweltbehörde)<br />

EEHC Egyptian Electricity Holding Company<br />

(Dachgesellschaft ägyptischer<br />

Stromunternehmen)<br />

EETC Egyptian Electricity Transmission<br />

Company (Ägyptische Stromübertragungsgesellschaft)<br />

EEUCPRA Ägyptische Regulierungsbehörde <strong>für</strong><br />

Stromversorger und Verbraucherschutz<br />

EGP Ägyptisches Pfund<br />

EGWEA Ägyptischer Windverband<br />

EMA Egyptian Meteorological Authority<br />

(Ägyptische Meteorologiebehörde)<br />

EnEff Energieeffizienz<br />

EPF Environmental Protection Fund<br />

(Fonds <strong>für</strong> Umweltschutz)<br />

GEF Global Environment Facility<br />

GTAI Germany Trade & Invest<br />

<strong>GTZ</strong> Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong><br />

Technische Zusammenarbeit<br />

GWh Gigawattstunde<br />

IEA Internationale Energieagentur<br />

IPP Independent Power Producer<br />

(Unabhängiger Stromproduzent)<br />

177<br />

JCEE Deutsch-ägyptischer Ausschuss <strong>für</strong><br />

erneuerbare Energien, Energieeffizienz<br />

und Umweltschutz<br />

Kf W Kreditanstalt <strong>für</strong> Wiederaufbau<br />

ktoe Kilotonne Öläquivalent<br />

kV Kilovolt<br />

KWK Kraft-Wärme Kopplung<br />

MoEE Ministerium <strong>für</strong> Energie und Elektrizität<br />

MoP Ministerium <strong>für</strong> Petroleum und<br />

mineralische Ressourcen<br />

MoU Memoradum of Understanding<br />

(Absichtserklärung)<br />

MSEA Umweltministerium<br />

MVA Megavoltampere<br />

MW Megawatt<br />

NGO Nichtstaatliche Organisation<br />

NREA Behörde <strong>für</strong> neue und erneuerbare<br />

Energien<br />

OAPEC Organisation der arabischen Erdöl<br />

exportierenden Länder<br />

OECP Organisation <strong>für</strong> Energieplanung<br />

und -einsparung<br />

PPA Power Purchase Agreement<br />

(Stromhandelsabkommen)<br />

Pt Piaster<br />

PV Photovoltaik<br />

QIZ Qualifying Industrial Zones<br />

REA Egyptian Rural Electrification Authority<br />

(Behörde <strong>für</strong> ländliche Elektrifizierung)<br />

RCREEE Regionales Zentrum <strong>für</strong> erneuerbare<br />

Energien und Energieeffizienz<br />

WTO Welthandelsorganisation


ÄGYPTEN<br />

8.1 Einleitung<br />

ABBILDUNG 1:<br />

KARTE VON ÄGYPTEN<br />

Quelle: CGIAR 2004<br />

Ägypten liegt im Norden Afrikas und umfasst die Sinai<br />

Halbinsel auf dem asiatischen Kontinent. Zwischen Lybien<br />

und dem Gazastreifen grenzt das Land ans Mittelmeer, im<br />

Osten, nördlich des Sudan, ist es durch das Rote Meer begrenzt<br />

(siehe Abbildung 1). Ägypten ist hauptsächlich geprägt<br />

durch Wüstenklima mit heißen trockenen Sommern<br />

(Mai bis Oktober) und gemäßigten Wintern (November<br />

bis April). Das Klima in den Küstenregionen sowie im Nildelta<br />

ist mediterran mit durchschnittlichen Temperaturen<br />

zwischen 14°C und 30°C. Das Klima in den inneren Landesteilen<br />

einschließlich Kairo und in Zentral- und Nordägypten<br />

ist wüstenhaft mit hohen Temperaturschwankungen<br />

während des Tages. Im Frühling verursachen Richtung<br />

Osten ziehende Tiefdruckgebiete die heißen und staubigen<br />

Khamsin-Winde. Geologisch ist Ägypten von einem<br />

weiten Wüstenplateau dominiert, welches durch das Niltal<br />

und -delta unterbrochen wird.<br />

178<br />

Die offizielle Sprache Ägyptens ist Arabisch. Englisch und<br />

Französisch werden in weiten Teilen des Landes verstanden<br />

und von gebildeten Schichten aus Wirtschaft, Regierung<br />

und Diplomatie gesprochen. Seit dem Inkrafttreten<br />

der Verfassung 1971 ist Ägypten eine Präsidialrepublik.<br />

Staatsoberhaupt ist Mohamed Hosni Mubarak (seit 14.<br />

Oktober 1981), Regierungsoberhaupt ist Ahmed Nazif<br />

(seit 9. Juli 2004). Das Kabinett wird vom Präsidenten<br />

berufen, welcher seinerseits durch Volksabstimmung <strong>für</strong><br />

sechs Jahre gewählt wird. Es gibt keine Beschränkung<br />

der Anzahl der Regierungsperioden. Seit einem Volksentscheid<br />

im Mai 2005 wird die Präsidentschaftswahl in<br />

freien Wahlen in einem Mehrkandidatensystem durchgeführt.<br />

Die erste Wahl nach der Verfassungsänderung fand<br />

am 7. September 2005 statt. Die nächsten Wahlen sind<br />

<strong>für</strong> 2011 angesetzt.<br />

Die Isolierung Ägyptens durch die arabischen Staaten<br />

nach der Unterzeichnung des Friedensvertrags mit Israel<br />

1979 wurde unter der Regierung Mubarak überwunden,<br />

und Ägypten konnte seine Führungsposition in der arabischen<br />

Welt teilweise wieder herstellen. Am 1. Juni<br />

2004 trat das Assoziationsabkommen zwischen Ägypten<br />

und der EU in Kraft. Es ersetzt das vorherige Kooperationsabkommen<br />

von 1977 und bildet, im Rahmen<br />

des EuroMed-Partnerschaftsnetzwerkes, die gesetzliche<br />

Grundlage <strong>für</strong> die Beziehungen zwischen beiden Parteien.<br />

Das Abkommen umfasst Freihandelsabkommen<br />

<strong>für</strong> Industriegüter und Vereinbarungen zur Vereinfachung<br />

des Handels von Agrarprodukten. Zudem schafft<br />

es die Voraussetzungen <strong>für</strong> eine stärkere Liberalisierung<br />

des Marktes. Darüber hinaus stimmte Ägypten im März<br />

2007 einem gemeinsamen Aktionsplan zu, welcher die<br />

Zusammenarbeit Ägyptens mit der EU weiter festigt.<br />

Des Weiteren wurde im Dezember 2008 eine Absichts-<br />

TABELLE 1:<br />

WICHTIGE KENNZAHLEN 2008<br />

Fläche Bevölkerung BIP BIP/Kopf Exporte Importe Währung<br />

1 001 450 m² 83 Mio. 110.6 Mrd. € 3 773 € 20.86 Mrd.<br />

€ (2008)<br />

Quelle: CIA World Fact Book 2009<br />

39.57 Mrd.<br />

€ (2008)<br />

1 Ägyptisches<br />

Pfund<br />

(EGP) = 0.13 €


ÄGYPTEN | 179<br />

TABELLE 2:<br />

BIP 2000<strong>–</strong>2008<br />

2000 2005 2006 2007<br />

BIP (aktuelle Preise) Mrd. € 69.77 62.67 75.11 91.18<br />

Quelle: Weltbank 2009<br />

erklärung (Memoradum of Understanding) zur verbesserung<br />

der Europäischägiptischen Zusammenarbeit in<br />

der Enegiepolitik unterzeichnet.<br />

Ägypten ist Mitglied der Welthandelsorganisation<br />

(WTO), Teil des gemeinsamen arabischen Marktes sowie<br />

Teil der Freihandelszone zwischen Ägypten, Tunesien<br />

und Jordanien. Darüber hinaus besitzt die Republik Freihandelsübereinkommen<br />

mit der Türkei und der europäischen<br />

Freihandelszone (European Free Trade Association <strong>–</strong><br />

EFTA). Am 14. Dezember 2004 setzte Ägypten das Protokoll<br />

zur Qualifying Industrial Zone (QIZ) um, welches<br />

bestimmten geographischen Gebieten in Ägypten und<br />

Israel Zollfreiheit mit den USA einräumt. Sofern der mit<br />

Israel vereinbarte Teil des Abkommens eingehalten wird,<br />

haben die in der QIZ angesiedelten Unternehmen zollfreien<br />

Zugang zum amerikanischen Markt. Darüber hinaus<br />

ist das Land Mitglied der Vereinigung der Nilstaaten,<br />

der Organisation derarabischen Erdöl exportierenden<br />

Staaten (OAPEC) und der Arabischen Union.<br />

Die wichtigsten Exportländer 2008 waren Italien<br />

(10,3%), die USA (7,7%), Spanien (6,7%), Syrien (5,1%),<br />

Saudi Arabien (5%), Japan (4,9%), Deutschland (4,9%)<br />

und Frankreich (4%). Zu den Hauptimportländern zählten<br />

die USA (10,6%), China (10,2%), Italien (7,5%),<br />

Deutschland (7%) und Saudi Arabien (5%).<br />

Die Inflationsrate lag im Jahr 2008 bei 11,7%. Für das Jahr<br />

2009 wird eine Inflationsrate von 16,5% prognostiziert. 1<br />

Der Anteil der unter der Armutsgrenze lebenden Bevölkerung<br />

belief sich im selben Jahr auf 20%, während ca.<br />

8,4% der erwerbsfähigen Bevölkerung arbeitslos waren. 2<br />

Ägypten stellt nach Saudi Arabien die zweitgrößte Wirtschaft<br />

des arabischen Wirtschaftsraumes. Das Land liegt<br />

im Zentrum des Nahen Ostens und beherbergt mehr als<br />

ein Viertel der gesamten Bevölkerung der Region. Ägyptens<br />

Wirtschaft ist stabil und zeigte in den letzten 25 Jah-<br />

1 GTAI 2009<br />

2 CIA World Fact Book 2009<br />

ren ein kontinuierliches Wachstum von 4<strong>–</strong>5%. Verglichen<br />

mit anderen Staaten der Region ist Ägyptens Wirtschaftsstruktur<br />

ist diversifiziert, der Aktienmarkt ist mit mehr<br />

als 600 registrierten Unternehmen einer der am besten<br />

entwickeltsten der Region. Die wirtschaftliche Bedeutung<br />

des Landes wird darüber hinaus durch seine Schlüsselrolle<br />

in der Politik des Nahen Ostens, der Funktion als einer<br />

der Hauptverbündeten der USA sowie der strategischen<br />

Wichtigkeit des Landes <strong>für</strong> den Transport von Gütern<br />

über den Suezkanal verstärkt. Ägypten spielt eine zentrale<br />

Rolle bei der Produktion von arabischsprachigen Medien.<br />

8.2 Energiemarkt<br />

Übersicht Energiemarkt<br />

Die Primärenergieerzeugung Ägyptens zeigte in der Vergangenheit<br />

ein stetiges Wachstum und erreichte 2006 eine<br />

Gesamtproduktion von 62 501 ktoe (entspricht 2 617<br />

PJ bzw. 726 887 GWh). Die Anteile der verschiedenen<br />

Energieträger an der Gesamtproduktion <strong>für</strong> das Jahr 2006<br />

können Abbildung 2 entnommen werden. Während die<br />

Förderung und Produktion von Erdgas stetig anwachsen<br />

und sich die Exportmengen erhöhen, zeigt die Produktion<br />

von Erdölprodukten fallenden Trend. Gleichzeitig steigt<br />

die Nachfrage nach Erdöl weiter an, was teilweise auf die<br />

da<strong>für</strong> aufgewendeten hohen Subventionen zurückzuführen<br />

ist. Kürzlich wurden bedeutende Mengen an Erdgasressourcen<br />

entdeckt. In der nahen Zukunft wird Erdgas<br />

vermutlich Ägypten größter Wachstumsmotor sein.<br />

Die Primärenergieproduktion Ägyptens hat sich in der<br />

Vergangenheit schnell entwickelt. Angefangen bei ca.<br />

8 000 ktoe im Jahr 1971, entwickelten sich die Produktionsmengen<br />

bis zum heutigen Niveau weitestgehend<br />

linear. Das wesentliche Wachstum hat im Öl- und Gas


ABBILDUNG 2:<br />

GESAMTE PRIMÄRENERGIEBEREITSTELLUNG 2006:<br />

77 830 KTOE<br />

Rohöl<br />

43,13 %<br />

Gas<br />

53,45 %<br />

Quelle: IEA 2008)<br />

Wasser<br />

1,43 %<br />

Geothermie,<br />

Solar etc.<br />

0,07 %<br />

Brennbare<br />

Erneuerbare<br />

Abfall/<br />

1,90 %<br />

Kohle und Torf<br />

0,02 %<br />

sektor stattgefunden, während Kohle und Torf eher eine<br />

Entwicklung auf niedrigem Niveau verzeichneten. Die<br />

Anteile der erneuerbaren Energien haben sich in der<br />

Vergangenheit nicht signifikant erhöht und spielen weiterhin<br />

eine untergeordnete Rolle in der Energieversorgungsstruktur.<br />

Der Energiesektor ist aufgrund der hohen<br />

Ressourcenverfügbarkeit <strong>für</strong> Ägyptens Wirtschaft wichtig<br />

und wird auch zukünftig eine übergeordnete Rolle spie-<br />

TABELLE 3:<br />

STRUKTUR DES ENDENERGIEVERBRAUCHS 2006 NACH SEKTOREN<br />

Endenergieverbrauch<br />

ÄGYPTEN | 180<br />

len. Ägypten ist Nettoexportland von Rohöl und Erdgas.<br />

Zudem nimmt es durch den Betrieb des Suezkanals und<br />

der Sumed- (Suez<strong>–</strong>Mittelmeer) Pipeline, zwei wichtige<br />

Transportrouten <strong>für</strong> Öl aus dem Persischen Golf, eine<br />

strategische Position beim Transport von Öl ein. Ägypten<br />

ist auch Nettoimporteur der Energieträger Kohle und<br />

Torf.<br />

Der Endenergieverbrauch im Jahr 2006 belief sich auf<br />

43 072 ktoe (entspricht 500 927 GWh bzw. 1 803 PJ).<br />

Die Aufteilung auf die einzelnen Wirtschaftssektoren ist<br />

in Tabelle 3 dargestellt. 3<br />

Das Stromnetz<br />

Das staatliche Übertragungsnetz umfasste 2007/2008<br />

eine Länge von 39 552 km. Das Stromnetz ist in die<br />

sechs geografischen Zonen Kairo, Kanal, Delta, Alexandria<br />

und Westdelta, Zentralägypten und Oberägypten<br />

unterteilt. Das gesamte Landesgebiet ist abgedeckt.<br />

Mittel- und Niederspannungsnetze sowie isolierte Netze<br />

werden von den jeweiligen Versorgern betrieben. Das<br />

Verteilernetz bestand im Juni 2008 aus 142 983 km<br />

Mittelspannungs- und 230 187 km Niederspannungsleitungen.<br />

4<br />

Seit 1998 wurden Anstrengungen unternommen, das<br />

ägyptische Stromnetz international zu vernetzen. Das<br />

Ergebnis ist der Zusammenschluss der Netze Jordaniens,<br />

PJ %<br />

Industrie 603 33<br />

Transport 488 27<br />

Andere 531 29<br />

Privathaushalte 358 20<br />

Davon<br />

Gewerbe und Dienstleistung 42 2<br />

Land- und Forstwirtschaft 89 5<br />

nicht spezifiziert 43 2<br />

Insgesamt 1 622 100<br />

(Quelle: IEA 2008)<br />

3 IEA 2008<br />

4 ohne nicht-energetische Nutzung


TABELLE 4:<br />

CHARAKTERISTIKA DES ÄGYPTISCHEN ÜBERTRAGUNGSNETZES 2008<br />

ÄGYPTEN | 181<br />

500 kV 400 kV 220 kV 132 kV 66 kV 33 kV<br />

Trafoleistung (MVA) 7 765 n.s. 28 850 3 427 35 223 1 769<br />

Gesamtlänge Übertragungsnetz<br />

Quelle: EEHC 2008a<br />

2 479 33 14 912 2 429 16 986 2 713<br />

TABELLE 5:<br />

SPITZENLASTEN IM STROMNETZ 2003<strong>–</strong>2008<br />

ABBILDUNG 3:<br />

ÄGYPTENS ÜBERTRAGUNGSNETZ<br />

Quelle: CGIAR 2004<br />

2003-2004 2004-2005 2005-2006 2006-2007 2007-2008<br />

Spitzenlast (MW)<br />

Quelle: EECH 2008a<br />

14 735 15 678 17 300 18 500 19 738<br />

Syriens, Lybiens und der Türkei mit dem ägyptischen<br />

Stromnetz (Fünf-Länder-Verbindung), welche 2002<br />

fertig gestellt wurde. 5 Verbindungen zum europäischen<br />

Strommarkt wurden durch das Seekabel zwischen Marokko<br />

und Spanien (400 kV) sowie über die Verbindung<br />

Syrien-Türkei geschaffen.<br />

Im April 2004 einigten sich die arabischen Maghreb-Staaten<br />

darauf, die nationalen Netze Ägyptens und Lybiens<br />

auszubauen um die Verbindung zu verbessern.<br />

Die Deckung der unerwartet hohen Spitzenlast von<br />

19.738 MW im Haushaltsjahr 2007/2008 stellte die<br />

Egyptian Electricity Holding Company (EEHC) vor eine<br />

große Herausforderung.<br />

Installierte Leistung<br />

TABELLE 6:<br />

ENTWICKLUNG DER INSTALLIERTEN LEISTUNG NACH ENERGIEQUELLE 2003<strong>–</strong>2008<br />

2003-2004 2004-2005 2005-2006<br />

MW<br />

2006-2007 2007-2008<br />

Wind 140 140 183 225 305<br />

Erdgas 1 019 1 537 1 966 2 416 1 416<br />

GuD-Kraftwerke 2 605 2 699 3 949 4 949 6 449<br />

Wasserkraft 2 749 2 783 2 783 2 783 2 842<br />

Dampf 11 610 11 616 11 571 11 571 11 571<br />

Gesamt<br />

Quelle: EEHC 2008a<br />

18 123 18 775 20 452 21 944 22 583<br />

5 EIA 2008


ABBILDUNG 4:<br />

STROMERZEUGUNG NACH TECHNOLOGIE 2006<br />

Dampfturbine51<br />

%<br />

Source: IEA 2008<br />

Wind<br />

1 % Gas<br />

6 %<br />

Gas- und<br />

Dampf-Kombikraftwerk<br />

29 %<br />

Wasserkraft<br />

13 %<br />

Zwischen 2003 und 2008 erhöhte sich die gesamte installierte<br />

Leistung um 24%, in erster Line durch die zusätzliche<br />

installierte Leistung aus Gas-und-Dampf-Kombikraftwerken<br />

und Windkraftanlagen.<br />

Im Juni 2008 erreichte die gesamte installierte Leistung<br />

22 583 MW, was einem Anstieg von 2,9% im Vergleich<br />

zum Vorjahr entspricht. Davon entfielen 11 571 MW<br />

(51,9%) auf konventionelle Dampfkraftwerke, 6 449<br />

MW (28,9%) auf Gas-und-Dampf-Kombikraftwerke und<br />

2 842 MW (12,8%) auf Wasserkraftwerke (s. Abildung 4).<br />

Die restlichen 305 MW (1,3%) werden durch Windkraftanlagen<br />

bereitgestellt. Seit 2002/2003 tragen drei private<br />

Stromversorger mit einer gesamten installierten Leistung<br />

von 2.048 MW (9% der landesweiten installierten Leistung)<br />

aus drei mit Erdgas betriebenen Dampfkraftwerken<br />

zur Stromversorgung bei. Der Fünf-Jahres-Plan des Ministeriums<br />

<strong>für</strong> Energie und Elektrizität aus dem Jahr 2005<br />

sieht einen Anstieg der installierten Leistung auf 32 GW<br />

bis zum Jahr 2010 vor.<br />

Ägypten verfügt über 35 dezentrale Kraftwerke (hauptsächlich<br />

Dieseleinheiten), die nicht an das nationale<br />

Stromnetz angeschlossen sind. Die Gesamtleistung<br />

der dezentralen Anlagen belief sich im Wirtschaftsjahr<br />

2007/2008 auf 25.884 MW. Etwa 350 GWh Strom<br />

wurden an lokale Verbraucher einschließlich der Touris-<br />

TABELLE 7:<br />

STROMPRODUKTION NACH ENERGIEQUELLE<br />

2000<strong>–</strong>2008<br />

07/08<br />

ÄGYPTEN | 182<br />

06/07<br />

GWh<br />

Verändererung<br />

(%)<br />

Dampf 53 076 52 082 1.9<br />

Erdgas 9 361 6 888 35.9<br />

GuD-Kraftwerke 33 345 29 892 11.6<br />

Gesamt<br />

thermisch<br />

95 782 88 862 7.8<br />

Wasserkraft 15 510 12 925 20<br />

Wind (Zafrana) 831 616 34.9<br />

Gesamt Stromnetz 112 123 102 403 9.5<br />

Isolierte Anlagen<br />

Ankauf von<br />

350 347 0.86<br />

unabhängigen<br />

Stromproduzenten<br />

14 32.2 (56.5)<br />

Private Produzenten<br />

(BOOT)<br />

12 642 12 625 0,1<br />

Gesamt<br />

Quelle: EEHC 2008a<br />

125 129 115 407 8,4<br />

TABELLE 8:<br />

STROMVERBRAUCH PER SEKTOR IM JAHR 2006<br />

Wirtschaftssektor GWh<br />

Industrie 34 569<br />

Privathaushalte 36 596<br />

Handel und Dienstleistung 11 541<br />

Agrar- und Forstwirtschafts 3 697<br />

Andere 12 040<br />

Total 98 443<br />

Quelle: IEA 2009<br />

tenzentren geliefert. Tabelle 7 zeigt die Bruttostromerzeugung<br />

nach Energiequelle und die prozentuale Veränderung<br />

gegenüber dem Vorjahr.<br />

Stromerzeugung<br />

Ägypten ist Nettoexporteur von Strom. Im Jahr 2006<br />

wurden 208 GWh Strom importiert, während 557 GWh<br />

exportiert wurden.<br />

Die Übertragungs- und Verteilungsverluste belaufen<br />

sich auf ca. 10% (12 583 GWh) der gesamten Stromerzeugung.<br />

Im Jahr 2005 beliefen sich die Verluste auf 16%<br />

des gesamten Stromangebots. Der Endenergieverbrauch


ist mit einem Anteil von 37% am gesamten Endenergieverbrauch<br />

bei den Privathaushalten am höchsten. Der<br />

Industriesektor hat einen Anteil von 35% am gesamten<br />

Endenergiebedarf.<br />

Zukünftig wird, teilweise durch erhöhte Lebensstandards<br />

sowie durch sehr niedrige Strompreise, ein durchschnittliches<br />

jährliches Wachstum der Stromnachfrage von 6,35%<br />

erwartet. Um dem erwarteten Nachfrageanstieg gerecht<br />

werden zu können, hat die EEHC den sechsten Fünf-Jahres-Plan<br />

(2008<strong>–</strong>2012) vorbereitet. Der Plan sieht eine zusätzliche<br />

Leistung in der Stromerzeugung von 7 750 MW<br />

vor. Gleichzeitig soll der Anteil der Stromerzeugung aus<br />

Gas-und-Dampf-Kombikraftwerken bis 2011/2012 auf<br />

37% an der installierten Gesamtleistung ansteigen. Am<br />

31. Januar 2009 hat die Regierung den Fünf-Jahresplan<br />

<strong>für</strong> den Zeitraum 2012<strong>–</strong>2017 beschlossen. Dieser plant<br />

den Ausbau von weiteren 10 450 MW an Stromerzeugungskapazität.<br />

Erneuerbare Energien<br />

Im Jahr 2006 stammten 12,5% der gesamten netzgekoppelten<br />

Stromproduktion aus erneuerbaren Energiequellen.<br />

Während 12 925 GWh (12%) in Wasserkraftanlagen<br />

produziert wurden, erzeugten Windkraftanlagen etwa<br />

616 GWh (0,5%).<br />

Im Jahr 2008 waren Wasserkraftanlagen mit einer Leistung<br />

von insgesamt 2 842 MW installiert, davon entfielen<br />

2 100 MW auf den High Dam, 322 MW auf den Aswan<br />

Dam I, 270 MW auf den Aswan Dam II und weitere 86<br />

MW auf den Esna-Staudamm. Ein aktuelles Wasserkraftprojekt<br />

ist die 2008 in Betrieb genommene New-Hammasi-Anlage<br />

mit einer installierten Leistung von 4 x 16<br />

MW. Für 2014 ist die Inbetriebnahme der New-Assuit-<br />

Barrage-Wasserkraftanlage mit einer installierten Leistung<br />

von 32 MW geplant. Gegenwärtig wird eine Machbarkeitsstudie<br />

<strong>für</strong> eine weitere 5,5 MW Wasserkraftanlage<br />

durchgeführt.<br />

Die aktuelle installierte Windkraftleistung beträgt 305<br />

MW. Ägypten verfügt über ein ausgesprochen großes<br />

Windpotential. Besonders im Golf von Suez herrschen<br />

ausgezeichnete Windbedingungen. Nachdem bereits<br />

mehrere experiementelle Windparkprojekte durchgeführt<br />

ÄGYPTEN | 183<br />

TABELLE 9:<br />

STROMTARIFE IN ÄGYPTEN 2008<br />

(€ ct/kWh) (Pt/kWh)<br />

Hochspanung (220/132 kV) 0.59 <strong>–</strong> 3.40 4.7 <strong>–</strong> 27.3<br />

Hochspannung (66/33 kV)<br />

Mittel- und<br />

Niederspannung > 500 KW<br />

Leistungspreis<br />

(LE/kW-Monat)<br />

1.41 <strong>–</strong> 1.96 11.34 <strong>–</strong> 15.7<br />

Arbeitspreis<br />

Mittel- und Niederspan-<br />

1.18 9.5<br />

nung < 500 KW<br />

(Agrarwirtschaft)<br />

2.67 21.4<br />

Wohnsektor (kWh/Monat)<br />

Residential (kWh/month)<br />

1.40 11.2<br />

0-50 0.62 5<br />

51-200 1.37 11<br />

201-350 2.00 16<br />

351-650 2.99 24<br />

651-1000 4.86 39<br />

>1000<br />

Handel (kWh/Monat)<br />

5.99 48<br />

0-100 2.99 24<br />

101-250 4.49 36<br />

251-600 5.74 46<br />

601-1000 7.23 58<br />

>1000 7.48 60<br />

öffentliche Beleuchtung<br />

Industrie<br />

Hochspannung (220/132 kV)<br />

energieintensive<br />

Industriezweige<br />

5.11 41<br />

andere 2.52 20.2<br />

Hochspannung (66/33 kV)<br />

energieintensive<br />

Industriezweige<br />

andere<br />

1.73 13.9<br />

Mittelspannung 3.06 24.5<br />

Leistungspreis<br />

(LE/kW-Monat)<br />

Arbeitspreis<br />

-Demand charge<br />

2.10 16.8<br />

(LE/kW-month) 1.18 <strong>–</strong> 1.30 9.5 <strong>–</strong> 10.4<br />

-Energy rates 2.87 <strong>–</strong> 4.17 23 <strong>–</strong> 33.4<br />

Quelle: Ministerium <strong>für</strong> Energie und Strom, 2009


wurden, hat das Ministerium <strong>für</strong> Energie und Elektrizität<br />

einen ehrgeizigen Plan zur Entwicklung von Windparks<br />

aufgestellt, nach dem bis 2011/2012 zusätzlich 965 MW<br />

installierter Windleistung entstehen sollen. 6<br />

Die Nutzung von Solarenergie ist noch in ihren Anfängen<br />

begriffen. Im Jahr 2007 hat die deutsche Firma Flagsol<br />

GmbH eine Ausschreibung zur Errichtung eines Hybrid-<br />

Solar-Kombikraftwerks mit einer installierten Leistung<br />

von 150 MW gewonnen. 7 Der Solarstandort liegt in<br />

Kuraymat und wird von der Global Environmental Facility<br />

(GEF) sowie der Japanese Bank for International<br />

Development kofinanziert. Die kommerzielle Inbetriebnahme<br />

ist <strong>für</strong> Mitte 2010 vorgesehen. Ägypten plant, die<br />

Leistung aus Solaranlagen durch ähnliche Projekte aufzustocken.<br />

8<br />

Strompreise<br />

Ägyptens Strompreise zählen zu den niedrigsten der<br />

Welt. Die Preise werden in einem geschlossenen Verfahren<br />

von der Regierung festgelegt und gelten <strong>für</strong> alle Regionen<br />

gleichermaßen. Elektrizität ist in hohem Maße<br />

subventioniert. Seit Oktober 2004 wurden verschiedene<br />

Stromtarife zum ersten Mal seit 1992 um durchschnittlich<br />

8,6% angehoben. Weitere Erhöhungen um<br />

jeweils 5% pro Jahr wurden <strong>für</strong> die folgenden fünf Jahre<br />

festgelegt. Die letzte Erhöhung wurde im November<br />

2008 durchgeführt. In diesem Jahr summierte sich der<br />

prozentuale Anstieg auf 7,5% und beinhaltete auch die<br />

zusätzliche Erhöhung von 2,5% aufgrund der hohen Ölpreise.<br />

Während der Anstieg in manchen Wirtschaftssegmenten<br />

mehr als 18% betrug, blieben die Preise <strong>für</strong><br />

Privathaushalte <strong>–</strong> bei weniger als 50 kWh Verbrauch<br />

pro Monat und hauptsächlich <strong>für</strong> Familien mit niedrigen<br />

Einkommen <strong>–</strong> unverändert bei 5 Pt (ca. 0,62 €<br />

Cent). Der höchste Anstieg konnte <strong>für</strong> Privathaushalte<br />

mit einem Verbrauch von > 1 000 kWh/Monat beobachtet<br />

werden. Nach dem Plan der Regierung sollten<br />

die Strompreise schrittweise an die tatsächlichen Stromproduktionskosten<br />

angepasst werden. Vor dem Hintergrund<br />

steigender Inflationsraten von mehr als 5% pro<br />

Jahr sind die Preiserhöhungen jedoch unter Umständen<br />

nicht ausreichend. Das neue Stromgesetz soll die wich-<br />

6 EECH 2008a<br />

7 20 MW davon Solaranteil<br />

8 Solar Millenium AG 2008<br />

ÄGYPTEN |<br />

184<br />

tigsten Grundsätze der Preisregulierung präzisieren.<br />

Liberalisierung<br />

Artikel 7 des Gesetzes Nr. 100 9 aus dem Jahr 1996 sieht<br />

die Möglichkeit zum Erwerb von Konzessionen <strong>für</strong> den<br />

Bau und Betrieb von Kraftwerken <strong>für</strong> lokale und internationale<br />

Investoren vor. Ein 1997 erlassenes Investitionsgesetz<br />

enthält verschiedene Anreizmechanismen wie<br />

zum Beispiel staatliche Bürgschaften <strong>für</strong> Investitionen. 10<br />

Zum Zeitpunkt der Vertragsverhandlungen <strong>für</strong> Stromversorgung<br />

aus privat errichteten Kraftwerken in den späten<br />

1990-er Jahren wurde der Börsengang aller sieben staatlichen<br />

Stromanbieter mit Monopolstellung vorbereitet.<br />

Aufgrund von mangelndem Interesse bei den Investoren<br />

wurde der Plan jedoch nicht umgesetzt. Der letzte Schritt<br />

zur Reformierung des Stromsektors war die Restrukturierung<br />

und Umwandlung der ägyptischen Strombehörde in<br />

die heutige Dachgesellschaft ägyptischer Stromunternehmen<br />

(Egyptian Electricity Holding Company <strong>–</strong> EEHC)<br />

im Jahr 2000. Diese Umwandlung wird als ein Schritt<br />

in Richtung eines unternehmerischen Ansatzes gesehen,<br />

da die EEHC unter anderem zukünftige Projekte aus ihrem<br />

eigenen Budget und ohne staatliche Interventionen<br />

finanzieren muss. Die Umwandlung brachte zudem die<br />

Auflösung der zuvor vertikal integrierten Versorgungsunternehmen<br />

und deren Umwandlung in individuelle Unternehmen<br />

mit eigener Verwaltung und getrennter Buchhaltung<br />

mit sich. Die Einrichtung der EEHC sollte der<br />

Privatisierung der Tochtergesellschaften dienen, bis heute<br />

wurde jedoch kein Segment der staatlichen Unternehmen<br />

privatisiert. Über die EEHC kontrolliert die ägyptische<br />

Regierung noch immer 90% der gesamten Stromproduktion.<br />

Auch das Monopol auf Übertragung und Verteilung<br />

ist weiterhin in staatlicher Hand. Bis heute wurden drei<br />

privat betriebene Kraftwerke (Sidi Krir, Suez and Port<br />

Said) durch ausländische Investitionen nach dem Buildown-operate-<br />

(BOO) Prinzip realisiert. Zusammen liefern<br />

diese Anlagen ca. 10% (2 049 MW) der gesamten<br />

installierten Erzeugungsleistung.<br />

Im Rahmen der neuen Energiestrategie und der ehrgeizigen<br />

Zielen <strong>für</strong> erneuerbare Energien werden vermehrt<br />

Anstrengungen unternommen, einen wettbewerbsorien-<br />

9 Spohn et al. 2009<br />

10 Spohn et al. 2009


tierteren Strommarkt zu schaffen und Investoren aus dem<br />

privaten Umfeld zu gewinnen. Der Entwurf des neuen<br />

Elektrizitätsgesetzes, der sich derzeit im Prozess der Ratifizierung<br />

durch die Volksversammlung befindet, ist auf<br />

die Schaffung eines liberalisierten Strommarktes ausgerichtet,<br />

der durch die Ägyptische Regulierungsbehörde<br />

<strong>für</strong> Stromversorger und Verbraucherschutz (EEUCPRA)<br />

geregelt wird. Artikel 20<strong>–</strong>22 des Gesetzentwurfs betrifft<br />

die Ersetzung des derzeitigen Single-Buyer-Modells und<br />

ermöglicht den Zugang Dritter zum Stromnetz. Der<br />

Zugang zum Stromnetz wird über festgelegte Tarife und<br />

langfristige Abnahmeverträge erfolgen. Darüber hinaus<br />

hat die Regierung angekündigt, bis zum Jahr 2017 jegliche<br />

Energiesubventionen abzubauen. 11<br />

Ländliche Elektrifizierung<br />

Im Rahmen des ägyptischen Programms zur Elektrifizierung<br />

ländlicher Gebiete wurde durch Netzausbauprojekte<br />

eine landesweite Elektrifizierungsrate von 99% erreicht.<br />

Einer Studie von MEDREC 12 zu Folge waren im Jahr<br />

2004 121 abgelegene Ortschaften und Gemeinden noch<br />

immer nicht an das nationale Stromnetz angeschlossen.<br />

Das Ziel der Behörde zur Elektrifizierung ländlicher Gebiete<br />

(REA) <strong>für</strong> 2008 war die Elektrifizierung von 327<br />

kleinen Siedlungen, die Verstärkung von 31 Dorfnetzen<br />

und die Ausbesserung von weiteren 41 Stromnetzen. 13<br />

Für die wenigen übrigen Siedlungen wird die dezentrale<br />

Nutzung von erneuerbaren Energien als Alternative zum<br />

Netzanschluss in Erwägung gezogen. Auf Grund der<br />

breiten Streuung der Häuser in diesen Gebieten sowie<br />

dem generell niedrigen Strombedarf der Bewohner ist<br />

die Ausweitung des Netzes wirtschaftlich nicht sinnvoll.<br />

Das Projekt MEDREP sieht vor, den Strombedarf ländlicher<br />

Gemeinden und den Strombedarf zum Heizen<br />

und <strong>für</strong> Klimaanlagen in Feriengebieten und neu errichteten<br />

Dörfern über Solarthermieanlagen zu decken.<br />

Das Projekt wird als Gemeinschaftsprojekt der NREA,<br />

dem Regierungsbezirk von Nord Sinai, den ägyptischen<br />

Umweltbehörden sowie der Behörde <strong>für</strong> ländliche Elektrifizierung<br />

durchgeführt und wurde 2004 durch das<br />

italienische Umweltministerium initiiert. 14 Leider wurden<br />

bisher noch keine Berichte über Projektstand und<br />

11 Egypt News 2009<br />

12 MEDREC 2004<br />

13 MoEE 2009<br />

14 MEDREC 2004<br />

Erfolge des Projekts veröffentlicht.<br />

8.3 Marktakteure<br />

ÄGYPTEN |<br />

185<br />

Ministerium <strong>für</strong> Energie und Elektrizität (MoEE)<br />

Das Ministerium <strong>für</strong> Energie und Elektrizität wurde 1964<br />

gegründet. Seine Hauptaufgabe ist die Überwachung der<br />

Egyptian Electricity Holding Company, der Behörde<br />

<strong>für</strong> neue und erneuerbare Energien (NREA) sowie der<br />

Behörde zur Elektrifizierung ländlicher Gebiete. Neben<br />

der Überwachung aller <strong>für</strong> Energieprojekte relevanten<br />

Aktivitäten der untergeordneten Behörden schlägt das<br />

Ministerium Strompreise vor und veröffentlicht <strong>für</strong> die<br />

Stromproduktion relevante Daten und Statistiken.<br />

Regulierungsbehörde EEUCPRA<br />

Die Ägyptische Regulierungsbehörde <strong>für</strong> Stromversorger<br />

und Verbraucherschutz (EEUCPRA) wurde 1997 per Dekret<br />

ins Leben gerufen 15 . Die Regulierungsbehörde nahm<br />

1998 offiziell ihre Tätigkeit auf und hat ihren Sitz in Kairo.<br />

Die wichtigste Aufgabe der Regulierungsbehörde ist es, <strong>für</strong><br />

einen Interessenausgleich zwischen Stromproduzenten,<br />

Stromanbietern und Endverbrauchern zu sorgen. Übergeordnetes<br />

Ziel ist dabei die Sicherstellung einer langfristigen<br />

und zuverlässigen Stromversorgung bei gleichzeitiger<br />

Förderung und Überwachung von Umweltschutzkriterien.<br />

Die Behörde ist außerdem <strong>für</strong> die Lizenzvergabe zum Anlagenbau<br />

und zum Betrieb von Produktions-, Übertragungs-<br />

und Verteilungsanlagen sowie <strong>für</strong> den Stromhandel zuständig.<br />

Eines der erklärten Ziele der Regulierungsbehörde<br />

ist die Schaffung eines marktorientierten Umfeldes unter<br />

Berücksichtigung bestehender Gesetze sowie die Unterbindung<br />

von Monopolen im Energiesektor. Der Aufsichtsrat<br />

der EEUCPRA wird durch das Ministerium <strong>für</strong> Energie<br />

und Elektrizität ernannt.<br />

Behörde <strong>für</strong> neue und<br />

erneuerbare Energien (NREA)<br />

Die NREA wurde 1986 mit dem Ziel gegründet, die Bündelung<br />

der Aktivitäten zur Förderung von erneuerbaren<br />

Energien und Energieeffizienz durch das Ministerium<br />

15 Erlass Nr. 326 von 1997 «Establishing the Electric Utility and Consumer<br />

Protection Regulatory Agency«


<strong>für</strong> Energie und Strom zu ermöglichen. Neben ihren<br />

Forschungsaktivitäten ist die NREA der alleinige Betreiber<br />

von bestehenden Windparks, darunter Pilot- und<br />

Demonstrationsprojekte im Landkreis Matrouh (Wind-<br />

Diesel-Hybridsystem) und Hurghada (Windpark mit 5,5<br />

MW) sowie der netzgekoppelte Zafarana-Windpark am<br />

Golf von Suez (bis Mitte 2009 wurden 425 MW installiert,<br />

die Leistung wird weiter ausgebaut).<br />

Im Rahmen der neuen Ausrichtung zu einer verstärkten<br />

Einbindung des Privatsektors fördert die NREA private<br />

Investitionen in Windkraftanlagen, indem sie Ressoucengutachten<br />

durchführt, erforderliche Daten <strong>für</strong> Machbarkeitsstudien<br />

bereitstellt und technische Unterstützung <strong>für</strong><br />

potenzielle Projektentwickler anbietet.<br />

Die NREA ist zentraler Ansprechpartner <strong>für</strong> Landnutzungsvereinbarungen<br />

und besitzt ein zentrales Labor zur<br />

Prüfung und Zertifizierung von Geräten und Anlagen zur<br />

Nutzung regenerativer Energienquellen. Darüber hinaus<br />

bietet die NREA Aus- und Fortbildungskurse an, veranstaltet<br />

Workshops und führt Studien <strong>–</strong> sowohl eigene als<br />

Kooperationsprojekte mit internationalen Partnerorganisationen<br />

<strong>–</strong> durch.<br />

Ägyptische Umweltbehörde (EEAA)<br />

Die EEAA wurde 1982 gegründet und 1994 entsprechend<br />

dem Gesetz Nr. 4/1994 neu strukturiert. Die<br />

EEAA agiert als ausführendes Organ des Umweltministeriums<br />

(Ministry of State for Environmental Affairs <strong>–</strong><br />

MSEA). Der Verwaltungsrat der Behörde besteht aus<br />

dem Umweltminister, dem Leiter der Behörde und aus<br />

Repräsentanten relevanter Ministerien, nichtstaatlicher<br />

Organisationen (NGOs), dem öffentlichen Wirtschaftssektor<br />

sowie aus Universitäten und Forschungsinstituten.<br />

Die Aktivitäten der Behörde werden durch die Fonds <strong>für</strong><br />

Umweltschutz (Environmental Protection Fund <strong>–</strong> EPF)<br />

finanziert. Dieser wiederum finanziert sich durch Spenden<br />

und Zuschüsse nationaler und ausländischer Organisationen<br />

sowie durch Geldstrafen und Entschädigungen<br />

aus Gerichtsprozessen. Zu den Hauptaufgaben der Agentur<br />

gehören die Formulierung von Umweltrichtlinien,<br />

ÄGYPTEN |<br />

186<br />

die Entwicklung und Überwachung von Projekten sowie<br />

die Durchführung von Pilotprojekten. Die Agentur ist<br />

zudem die nationale Instanz zur Unterstützung von Umweltangelegenheiten<br />

zwichen Ägypten und Dritten.<br />

Dachgesellschaft ägyptischer Stromunternehmen<br />

(Egyptian Electricity Holding<br />

Company <strong>–</strong> EEHC)<br />

Die staatliche Egyptian Electricity Holding Company<br />

koordiniert, leitet und überwacht die Tätigkeiten der 16<br />

(+1) 16 angeschlossenen Unternehmen in den Bereichen<br />

Erzeugung, Übertragung und Verteilung von elektrischer<br />

Energie. Die Tochtergesellschaft EETC ist <strong>für</strong> die landesweite<br />

Übertragung von Strom an regionale und lokale<br />

Stromversorger verantwortlich. Neben der EETC gibt es<br />

sechs Stromproduzenten und neun Stromversorger. Die<br />

EEHC wird durch das Ministerium <strong>für</strong> Energie und Elektrizität<br />

(MEE) überwacht.<br />

Ägyptischer Windenergieverband (EGWEA)<br />

Die EGWEA ist der Dachverband der Windenergiebranche<br />

in Ägypten. Der Interessenverband unterstützt den<br />

Dialog und die Zusammenarbeit zwischen allen relevanten<br />

Akteuren durch professionelles Engagement im Bereich<br />

Windenergie. Die EGWEA ist in einem globalen<br />

Netzwerk von Windenergieverbänden organisiert. Das<br />

Hauptziel des Verbandes ist die Förderung der Entwicklung<br />

von Windenergie durch die Bereitstellung von Mitteln<br />

zur Vereinfachung des Austausches von technischen<br />

Informationen, Fachwissen und Erfahrungswerten. Ferner<br />

führt die EGWEA Studien durch, informiert über<br />

Angebote und Konferenzen und organisiert Workshops<br />

im Bereich Windenergie. Der Verband beschäftigt sich<br />

vorrangig mit der Förderung der Technologie im Inland,<br />

unterstützt jedoch auch die Entwicklung der Windenergie<br />

in Entwicklungsländern.<br />

8.4 Politische Rahmenbedingungen<br />

im Energiesektor<br />

Ägypten verfolgt eine nationale Energiestrategie, die je-<br />

16 Die NREA kann als Betreiber des Zafarana-Windparks zu den Stromerzeugungsunternehmen<br />

gezählt werden, auch wenn die Behörde primär ein<br />

Forschungsinstitut ist.


doch lediglich auf Ebene des Energiestrategie-Ausschusses<br />

der Regierungspartei verabschiedet wurde. Die Strategie<br />

umfasst die Diversifizierung des Energiemixes, die<br />

Steigerung der Energieeffizienz, eine Reform der Strom-,<br />

Öl- und Gasmärkte sowie den Abbau von Energiesubventionen.<br />

Die Strategie <strong>für</strong> erneuerbare Energien ist ein zentraler<br />

Bestandteil der nationalen Energiestrategie.<br />

Die Diversifizierung des Strommixes ist eines der wichtigsten<br />

Ziele der Energiestrategie. Ziel ist es, bei gleichzeitiger<br />

Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien den<br />

Verbrauch von fossilen Brennstoffen zu reduzieren und<br />

einen Impuls <strong>für</strong> die Wiedereinführung des Nuklearenergieprogrammes<br />

zu liefern, welches in den 1980-er Jahren<br />

ausgesetzt wurde.<br />

Im Februar 2008 setzte sich die Regierung das ehrgeizige<br />

Ziel, einen Anteil von 20% der erneuerbaren Energien<br />

(große Wasserkraft ausgeschlossen) an der Stromproduktion<br />

zu erreichen. 17 Obwohl bisher noch kein Ziel <strong>für</strong> den<br />

Ausbau der Kernenergie festgelegt wurde, hat die Regierung<br />

2007 einen Plan <strong>für</strong> die Stromerzeugung verabschiedet.<br />

Erste Maßnahmen zur Umsetzung des Planes wurden<br />

bereits eingeleitet. 18<br />

Ein weiterer grundlegender Bestandteil der Strategie ist die<br />

Verbesserung der Energieeffizienz. Ziel ist es, den rasant<br />

anwachsenden Verbrauch an Primärenergie zu bewältigen.<br />

Der Energieverbrauch wächst ähnlich rasch <strong>–</strong> und teilweise<br />

noch rascher <strong>–</strong> als das reale Wirtschaftswachstum des Landes.<br />

Es existiert bereits eine Reihe von Vorschriften <strong>für</strong> die<br />

wichtigsten Energieverbrauchssektoren, die jedoch nur zögerlich<br />

angewandt und kontrolliert werden. 19<br />

Die Energiesubventionspolitik hat sich durch den Rückgang<br />

der Ölreserven und durch finanzielle Probleme, die<br />

aufgrund bisheriger Maßnahmen auftraten, verändert. Die<br />

heimischen Erdgas- und Strompreise wurden im Jahr 2008<br />

angepasst, um wenigstens die Servicekosten decken zu<br />

können. Die bisherigen Subventionen werden zunächst in<br />

den energieintensiven Sektoren und anschließend im Tourismussektor<br />

schrittweise abgebaut. Es wird jedoch nicht<br />

erwartet, dass sich die Subventionen <strong>für</strong> den durchschnittlichen<br />

Energieverbraucher erheblich verändern werden. 20<br />

Im Energiemarkt zielt die Energiestrategie auf die Etablierung<br />

einer wettbewerbsorientierten Struktur ab, bei<br />

17 JCEE 2009<br />

18 ESIS 2008a <strong>–</strong> Egypt Year Book 2008; ESIS 2008b; NPPA 2009<br />

19 JCEE 2009<br />

20 JCEE 2009; Marquer 2009<br />

ÄGYPTEN |<br />

187<br />

der Stromproduktion, Übertragung und Verteilung vollständig<br />

entkoppelt sind. Die Strategie soll darüber hinaus<br />

günstige Rahmenbedingungen <strong>für</strong> die Erreichung<br />

des 20%-Ziels <strong>für</strong> erneuerbare Energien im Stromsektor<br />

schaffen. 21<br />

Das wichtigste Instrument zur Umsetzung der Energiestrategie<br />

ist das neue Stromgesetz, das sich momentan im<br />

Ratifizierungsprozess befindet.<br />

Das neue Gesetz soll folgende Voraussetzungen schaffen 22 :<br />

• einen liberalisierten Strommarkt mit einer Vielzahl<br />

von Marktakteuren, der durch die EEUCPRA reguliert<br />

wird<br />

• verbesserte Bedingungen <strong>für</strong> erneuerbare Energien,<br />

Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) sowie Demand Side<br />

Management im Stromsektor<br />

• eine Reihe von Bestimmungen <strong>für</strong> den Stromverbrauch<br />

und Maßnahmen zur Förderung der Stromproduktion<br />

aus erneuerbaren Energien.<br />

Für die Stromproduktion aus erneuerbaren Energiequellen<br />

sieht das Gesetz vor, dass der private Sektor Projekte<br />

umsetzt, Anlagen besitzt und betreibt (BOO-Prinzip)<br />

und den erzeugten Strom im Rahmen von langfristigen<br />

Stromhandelsabkommen (long-term PPAs) an die Übertragungsgesellschaft<br />

EETC verkauft. IPPs, die ihren Strom<br />

aus konventionellen Ressourcen produzieren, schließen<br />

bilaterale Kaufverträge mit potentiellen Verbrauchern ab.<br />

8.5 Rahmenbedingungen <strong>für</strong><br />

erneuerbare Energien<br />

Strategien und Ziele <strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />

Die Energiestrategie Ägyptens wurde in den frühen<br />

1980-er Jahren als fester Bestandteil der nationalen Energieplanung<br />

formuliert. Die Strategie wurde mehrfach<br />

überarbeitet und an die veränderten finanziellen, marktbestimmten<br />

und technologischen Rahmenbedingungen<br />

angepasst. Das Ziel, im Jahr 2020 einen Anteil von 20%<br />

des gesamten Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien<br />

(ca. 12.000 MW) bereitzustellen, ist im Vergleich zum<br />

vorherigen Ziel (14% Strom aus erneuerbaren Energien<br />

21 El-Salmawy 2009<br />

22 JCEE 2009; MEES 2009


is 2021/22) sehr ambitioniert. 23<br />

Rechtliche Rahmenbedingungen und<br />

Förderung erneuerbarer Energien<br />

Die Umsetzung der Energiestrategie ist in zwei Phasen<br />

geplant:<br />

• In Phase 1 soll durch die Schaffung eines Ausschreibungsverfahrens<br />

erreicht werden, dass erneuerbarer Strom<br />

durch den Privatsektor bereitgestellt wird. Entsprechende<br />

Stromhandelsabkommen (PPAs) sind dabei in der Regel<br />

<strong>für</strong> eine Laufzeit von 20 Jahren garantiert. Das öffentliche<br />

Ausschreibungsverfahren stützt sich dabei auf bereits bestehende<br />

Gesetze, welche die IPPs unterstützen.<br />

• In Phase 2 wird eine Einspeisevergütung speziell <strong>für</strong><br />

kleine und mittelgroße Projekte eingeführt. Diese wird<br />

auf dem neuen Stromgesetz beruhen.<br />

Weitere Förderinstrumente beinhalten das - bereits umgesetzte<br />

- Recht auf Netzzugang und die vorrangige Einspeisung<br />

von Strom aus erneuerbaren Energiequellen sowie<br />

die Einrichtung eines Fonds <strong>für</strong> erneuerbare Energien.<br />

Der Fond soll durch die Finanzierung von Pilotprojekten<br />

und durch die Deckung des Defizits zwischen Entstehungskosten<br />

<strong>für</strong> EE-Strom und dessen Marktpreis die<br />

EE-Aktivitäten des MEE und des MoP unterstützen. Der<br />

Fond wird vor allem durch eine Abgabe auf den Verkauf<br />

von subventionierten fossilen Brennstoffen <strong>für</strong> die Stromproduktion<br />

finanziert werden. 24<br />

Öffentliches Ausschreibeverfahren<br />

Insgesamt sollen 2 500 MW in Einheiten von je 250 MW<br />

über fünf Ausschreibungen vergeben werden. Die Rahmenvorgaben<br />

<strong>für</strong> die Angebote beinhalten:<br />

• den kontrollierten Ausbau der Stromproduktion aus erneuerbaren<br />

Energien, der sich an den Kapazitäten des<br />

Übertragungssystems und des Markts orientiert<br />

• die Gewinnung von <strong>hoch</strong>qualifizierten internationalen<br />

Entwicklern mit solidem finanziellen Hintergrund<br />

(Möglichkeit <strong>für</strong> Technologietransfer)<br />

• die Förderung der lokalen Produktion (Angebote, die<br />

einen hohen Anteil von lokal hergestellten Komponenten<br />

beinhalten, werden im Auswahlprozess bevorzugt)<br />

• das Erreichen von möglichst niedrigen Preisen<br />

23 El-Salmawy 2009; Global arab network 2009<br />

24 El-Salmawy 2009; JCEE 2009<br />

ÄGYPTEN |<br />

188<br />

• die Reduzierung des finanziellen Risikos <strong>für</strong> Investoren<br />

durch die Garantie von langfristigen PPAs.<br />

Die erste Runde hat mit der Vorauswahl <strong>für</strong> ein Angebot<br />

<strong>für</strong> 250 MW in Gabal El Zayt bereits begonnen. Die<br />

letzte Ausschreibung wird 2017 veröffentlicht.<br />

Einspeisevergütung<br />

Die Einspeisevergütung soll Anreize <strong>für</strong> den Ausbau von<br />

insgesamt 2 500 MW zusätzlicher Leistung schaffen. Sie<br />

richtet sich dabei vornehmlich an kleine und mittelgroße<br />

Projekte bis 50 MW. Die Vergütung wird unter Berücksichtigung<br />

der Windgeschwindigkeiten und der installierten<br />

Leistung voraussichtlich <strong>für</strong> 15 Jahre festgelegt<br />

werden, momentan befindet sich das System jedoch noch<br />

in der Entwicklungsphase.<br />

Clean Development Mechanism<br />

Ägyptens nationale Aufsichtsbehörde wurde 2005 als<br />

Anlaufstelle <strong>für</strong> alle CDM-Fragen gegründet. Organisatorisch<br />

ist sie Teil der ägyptischen Umweltagentur (Egyptian<br />

Environmental Affairs Agency <strong>–</strong> EEAA). Ägyptens<br />

aktuelle Politik, Strategie und Maßnahmen zum Thema<br />

Klimawandel beinhalten folgende Komponenten, die <strong>für</strong><br />

CDM-Projekte relevant sind 25 :<br />

1. der nationale Umweltaktionsplan (2002<strong>–</strong>2017)<br />

2. Ägyptens Klimawandelaktionsplan (ECCNAP)<br />

3. Ägyptens Studienprogramm zur nationalen<br />

CDM-Strategie<br />

4. Ägyptens nationale Energieeffizienzstrategie<br />

Derzeit sind vier CDM-Projekte registriert. Für eines der<br />

Projekte wurden kleinere Korrekturen beantragt (siehe<br />

Tabelle 9). Im April 2009 lagen der nationalen Aufsichtsbehöre<br />

18 Projekte zur Genemigung vor. Neun dieser Projekte<br />

basieren auf erneuerbaren Energien. 26<br />

Ägyptens CDM-Potenzial wurde auf 69,75 Mt CO2-<br />

Äquivalent geschätzt. Rund 21% wurden dabei im Bereich<br />

der erneuerbaren Energien veranschlagt. 27 Wie in<br />

Tabelle 10 dargestellt belaufen sich die jährlichen Einsparungen<br />

durch eingetragene EE-Projekte auf 0,62 Mt CO2-<br />

Äquivalente. Dies entspricht 5% des vorhandenen Potentials<br />

im Bereich der erneuerbaren Energien und etwa 1%<br />

25 <strong>GTZ</strong> 2007; Medhat 2009<br />

26 Suding 2009<br />

27 Usamea 2009


TABELLE 10: REGISTRIERTE UND GEPLANTE CDM-PROJEKTE IN ÄGYPTEN<br />

Projekt Standort Status Art<br />

Egyptian Brick Factory GHG Kleine<br />

Korrekturen<br />

(nach<br />

Antrag auf<br />

Überprüfung)<br />

des gesamten Potenzials.<br />

Aktivitäten internationaler Geber<br />

Ägypten ist eines der vorrangigen Partnerländer der<br />

deutschen Entwicklungszusammenarbeit. In den letzten<br />

50 Jahren hat Ägypten rund 5,5 Mrd. € Entwicklungshilfe<br />

erhalten. Die aktuellen Schwerpunkte der bilateralen<br />

Zusammenarbeit sind Wasserwirtschaft, erneuerbare<br />

Energien (Wind-, Sonne- und Wasserkraft), Energieeffizienz<br />

und Klimaschutz. 28 Im Rahmen der deutschen<br />

Entwicklungszusammenarbeit wurden im Jahr 2008 zwei<br />

Initiativen zur Förderung von erneuerbaren Energien und<br />

Energieeffizienz ins Leben gerufen:<br />

das regionale Zentrum <strong>für</strong> erneuerbare Energien und<br />

Energieeffizienz (RCREEE) mit Sitz in Kairo. Wichtigste<br />

Entwicklungspartner bei der Einrichtung des RCREEE<br />

sind Ägypten, Deutschland, Dänemark und die Kommission<br />

der EU. Die arabischen Mitglieder des RCREEE<br />

sind neben Ägypten Algerien, Jordanien, Libanon, Libyen,<br />

Marokko, die Palästinensische Autonomiebehörde,<br />

Syrien, Tunesien und der Jemen. Das RCREEE formuliert<br />

28 Auswärtiges Amt; Kf W 2009<br />

Kohlesubstitution<br />

durch<br />

Erdgas<br />

Onyx Alexandria Registriert Gewinnung<br />

und Abbrennen<br />

von<br />

Deponiegas<br />

ÄGYPTEN | 189<br />

und publiziert Strategien und Richtlinien zur Förderung<br />

von erneuerbaren Energien (EE) und Energieeffizienz<br />

(EnEff ) in der Region und bietet eine Plattform <strong>für</strong> den<br />

regionalen Austausch über politische und technologische<br />

Fragen. Darüber hinaus fördert das RCREEE die Beteiligung<br />

des privaten Sektors, um die Entwicklung einer regionalen<br />

EE- und EnEff-Industrie zu fördern. Die <strong>GTZ</strong><br />

bietet Hilfe beim Aufbau des Zentrums und der Formulierung<br />

des anfänglichen Arbeitsprogramms. 29<br />

Der deutsch-ägyptische Ausschuss zu erneuerbaren<br />

Energien, Energieeffizienz und Umweltschutz ( JCEE)<br />

ist eine bilaterale deutsch-ägyptische Initiative. Der<br />

JCEE bietet eine Plattform <strong>für</strong> die energiepolitische<br />

Diskussion, <strong>für</strong> die Entwicklung von Investitionsinitiativen,<br />

institutionellen Projekten, Sensibilisierungs- und<br />

Capacity-Building-Maßnahmen sowie <strong>für</strong> die Herstellung<br />

von Kontakten und dem generellen Austausch<br />

zwischen beiden Ländern. Das Projekt wird vom ägyptischen<br />

Ministerium <strong>für</strong> Energie und Elektrizität und<br />

dem deutschen Bundesministerium <strong>für</strong> wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziert.<br />

29 RCREEE 2009<br />

Registrierungsdatum<br />

IRR % MW<br />

Jährliche<br />

Einsparungen<br />

[t<br />

CO ² eq]<br />

12 -- 455,270<br />

15.12.06 -- -- 370,903<br />

Zafarana Wind Power Plant Zafarana Registriert Wind 22.06.07 5.3 120 248,609<br />

Projekt <strong>für</strong> Kraft-Wärmekopplung<br />

mit Abfall und Gas<br />

Salpetersäure-Fabrik von<br />

Abu Qir Fertilizer Co.<br />

Jährliche Einsparungen<br />

durch registrierte Projekte<br />

Jährliche Einsparungen durch<br />

registrierte EE-Projekte<br />

Quelle: UNFCCC 2009<br />

Alexandria Registriert Abgasverwertung<br />

Abu Qir Registriert Katlytischer<br />

N2O-Abbau<br />

26.07.08 4.9 k. A. 109,514<br />

07.10.06 -- -- 1,065,881<br />

1,794,907<br />

619,512


Die NREA und die <strong>GTZ</strong> fungieren als Durchführungsorganisationen.<br />

30<br />

Darüber hinaus erhält Ägypten finanzielle Unterstützung<br />

durch die Kf W Deutschland. Die Kf W vergab unter anderem<br />

Darlehen zu reduzierten Zinssätzen <strong>für</strong> die Sanierung<br />

der Wasserkraftanlagen in Assuan und zusätzliche<br />

Kredite <strong>für</strong> den Bau von mittleren Wasserkraftprojekten<br />

am Nil. Im Bereich der Windenergie finanzierte die Kf W<br />

durch Darlehen einen wichtigen Teil des Windparks in<br />

Zafarana und unterstützt zudem ein neues Windparkprojekt<br />

in Gabal el Zayt durch Darlehen, die sie gemeinsam<br />

mit der Europäischen Investitionsbank gewährt. 31<br />

Neben Deutschland sind Dänemark, Japan, Spanien und<br />

Italien die wichtigsten Partner Ägyptens bei der Entwicklung<br />

erneuerbarer Energien. Auf europäischer Ebene<br />

wurde im Dezember 2008 eine Absichtserklärung zur<br />

Verbesserung der Zusammenarbeit im Energiebereich<br />

zwischen Ägypten und der EU unterzeichnet. Die Absichtserklärung<br />

konzentriert sich vorrangig auf die Entwicklung<br />

der ägyptischen Energiestrategie einschließlich<br />

der Marktreform, der Konvergenz des ägyptischen Energiemarktes<br />

mit dem Europas, der Förderung von erneuerbaren<br />

Energien und Energieeffizienz, der Entwicklung<br />

von Übertragungsnetzen und der technologischen und<br />

industriellen Zusammenarbeit. 32<br />

Finanzielle und technische Unterstützung wird zudem<br />

von internationalen Organisationen wie der Weltbank,<br />

den UN-Organisationen UNDP, UNIDO und UNEP<br />

sowie der Afrikanische Entwicklungsbank gewährt. 33<br />

So ist Ägypten eines der ersten Länder, die im Rahmen<br />

des Clean Technology Fund, der durch die Weltbank im<br />

Jahr 2008 zur Finanzierung von EE- und EnEff-Projekten<br />

eingerichtet wurde, ein Portfolio präsentieren können.<br />

Ägypten plant, 300 Mio. US$ an Finanzmitteln zu Sonderkonditionen<br />

aus dem Fond und weitere Mittel von der<br />

Weltbank, der Afrikanischen Entwicklungsbank, bilateralen<br />

Entwicklungsorganisationen, der Privatwirtschaft<br />

und anderen Quellen <strong>für</strong> die Entwicklung der Windkraft<br />

und die Einführung sauberer Transportmittel einzusetzen.<br />

Die Projekte umfassen u. a. die Erweiterung des<br />

Übertragungsnetzes <strong>für</strong> den Transport von Strom aus den<br />

30 JCEE 2009<br />

31 Siehe Fussnote 29<br />

32 Government of Egypt and of the EU 2008<br />

33 JCEE 2009<br />

Windparks im Golf von Suez. 34<br />

ÄGYPTEN |<br />

190<br />

8.6 Marktpotential <strong>für</strong> Windenergie<br />

Windenergiepotenziale<br />

Ägypten hat hervorragende Windbedingungen. Insbesondere<br />

in den küstennahen Regionen sind hohe und<br />

stabile Windgeschwindigkeiten (bis durchschnittlich<br />

10,5m/s im Golf von Suez) anzutreffen. Darüber hinaus<br />

sind die Wüsten und die weiten, dünn besiedelten Gebiete<br />

des Landes prädestiniert <strong>für</strong> die Errichtung von großen<br />

Windparks.<br />

Zwischen 1998 und 2005 wurde in Zusammenarbeit der<br />

NREA, der ägyptischen Meteorologiebehörde (EMA)<br />

und dem dänischen UNEP-Forschungsinstitut in Risø<br />

ein detaillierter Windatlas erstellt. Ziel des Projektes war<br />

es, eine solide meteorologische Grundlage <strong>für</strong> die Auswertung<br />

der Windressourcen des Landes zu erstellen. Neben<br />

der Zuhilfenahme von statistischen Aufzeichnungen untersucht<br />

der Atlas die Windbedingungen auf Basis von<br />

Windmodellen und bietet detaillierte, meteorologisch<br />

fundierte Informationen zu Standortanforderungen <strong>für</strong><br />

mittelgroße und große Windfarmen. Der Wind Atlas<br />

deckt das gesamte Land ab, besonderes Augenmerk wurde<br />

jedoch auf sechs besonders vielversprechende Gebiete<br />

gelegt: die Nordwestküste, die Nordostküste, den Golf<br />

von Aqaba, den Golf von Suez, das Rote Meer und die<br />

westliche Wüste. Der Atlas gilt als zuverlässige Informationsquelle<br />

und wird als Grundlage <strong>für</strong> alle Regierungsentscheidungen<br />

und Studien bezüglich der Planung und<br />

Machbarkeit von Windenergieprojekten herangezogen.<br />

Eine Karte mit den durchschnittlichen Windgeschwindigkeiten<br />

kann in einer Studie von Mortensen et al. 35<br />

eingesehen werden. Weitere Informationen wurden im<br />

Windatlas von Mitgliedern der Abteilung Windenergie<br />

der Risø DTU in Roskilde veröffentlicht. 36<br />

Im Jahr 2003 wurde ein spezieller Windatlas <strong>für</strong> den Golf<br />

von Suez 37 fertig gestellt. Die Gutachten ergaben eine potentielle<br />

Gesamtleistung von 20.000 MW <strong>für</strong> Windkraftprojekte<br />

in den unbesiedelten Wüstengebieten westlich<br />

des Golfes. Eine weitere Kurzstudie bewertet die mete-<br />

34 World Bank 2009; Africa News 2009<br />

35 Mortensen et al. 2006<br />

36 www.windatlas.dk/Egypt/Index.htm<br />

37 Mortensen et al. 2003


orologischen Daten von weiteren zehn Wetterstationen<br />

entlang der Mittelmeerküste 38 . Drei weitere Standorte <strong>–</strong><br />

Sidi Barrani, Mersa Matruh und El Dabaa <strong>–</strong> zeigten dabei<br />

geeignete Charakteristika <strong>für</strong> die Installation von Windturbinen.<br />

Der Atlas zeigt darüber hinaus, dass die Windgeschwindigkeiten<br />

<strong>für</strong> die weiten, östlich und westlich des<br />

Nils gelegenen Wüstengebiete sowie Teile der Sinai-Wüste<br />

weitaus höher sind als bisher vermutet.<br />

Rahmenbedingungen <strong>für</strong> Windenergie<br />

Im Rahmen der Strategie <strong>für</strong> erneuerbare Energien sollen<br />

bis zum Jahr 2020 12% der gesamten Stromversorgung<br />

(entspricht > 7.200 MW netzgekoppelter Windparkleistung)<br />

durch Windkraft erzeugt werden. Um dieses Ziel<br />

zu erreichen, billigte das höchste ägyptische Energiegremium<br />

im Februar 2008 den Plan, während der nächsten<br />

12 Jahre eine Windleistung von jährlich 600 MW zu installieren.<br />

Dem privaten Sektor kommt dabei eine Schlüsselrolle<br />

bei der Verwirklichung des Ziels <strong>für</strong> 2020 zu. Die<br />

Regierung rechnet damit, dass etwa 400 MW pro Jahr<br />

von der Privatwirtschaft entwickelt werden kann, während<br />

die NREA rund 200 MW pro Jahr installieren wird.<br />

Insbesondere werden energieintensive Industrien aufgefordert,<br />

in die Windkraft zu investieren, um den eigenen<br />

Strombedarf zu decken oder Strom über das Netz an den<br />

Endverbraucher zu verkaufen. Die NREA veröffentlichte<br />

im Juni 2009 die erste Aufforderung zur Einreichung von<br />

Angeboten (Vorauswahlrunde). Um das in der Strategie<br />

festgehaltene Ziel zu erreichen, will die Regierung noch<br />

in diesem Jahr 250 MW Windkraft auf BOO-Basis durch<br />

private Akteure bauen zu lassen.<br />

Genehmigungsverfahren<br />

38 A.S. Ahmed Shata, R. Hanitsch 2005<br />

ÄGYPTEN | 191<br />

Die Regulierungsbehörde EEUCPRA hat Regeln und<br />

Verfahren zur Lizenzvergabe <strong>für</strong> die Erzeugung, Übertragung<br />

und Verteilung erstellt. 39 Voraussetzung <strong>für</strong> die<br />

Genehmigung ist eine technische sowie eine wirtschaftliche<br />

Machbarkeitsstudie. Die Lizenzen haben eine Gültigkeitsdauer<br />

von fünf Jahren und können erneuert werden.<br />

Am Ende jeden Jahres muss die Lizenz bestätigt werden.<br />

Für den Fall der Nichterfüllung der Anforderungen an<br />

den Lizenznehmer wurden Sanktionsmechanismen festgelegt.<br />

Entsprechend dem Vertrag zwischen Lizenznehmer<br />

und Übertragungs- bzw. Verteilergesellschaft hat<br />

der Lizenznehmer das Recht, an das Übertragungs- bzw.<br />

Verteilernetz angeschlossen zu werden. Die Regulierungsbehörde<br />

muss dem Übereinkommen zustimmen.<br />

Der Lizenznehmer muss jährlich einen Bericht über<br />

die lizensierten Aktivitäten vorlegen. Lizenzanträge,<br />

Informationsunterlagen zur Lizenzvergabe sowie Musterverträge<br />

<strong>für</strong> die Verträge zwischen Übertragungsgesellschaft<br />

und Lizenznehmer können von der Homepage<br />

der Regulierungsbehörde heruntergeladen werden 40 .<br />

Die Bedingungen <strong>für</strong> Vergabe, Änderung, Aussetzung,<br />

Beendigung und Entzug von Lizenzen sind jedoch nicht<br />

hinreichend spezifiziert. Die Übertragungs- und Verteilungscodes<br />

bilden die Grundlage <strong>für</strong> Vorschriften zu<br />

Planung, Bau, Umbau, Betrieb und Instandhaltung aller<br />

Produktions- und Verteilungsanlagen, die an das Übertragungsnetz<br />

angeschlossen sind. Um die Zuverlässigkeit<br />

und die Qualität der Stromversorgung zu sichern, müssen<br />

Übertragungsgesellschaften den Anforderungen des<br />

Übertragungscodes sowie den durch die Behörde eingeführten<br />

Leistungsstandards nachkommen.<br />

Derzeitige Nutzung von Windenergie und ge-<br />

TABELLE 11:<br />

INSTALLIERTE WINDLEISTUNG IN ÄGYPTEN 2000<strong>–</strong>2008<br />

Installierte Leistung<br />

Jahr 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 End of 2008<br />

MW 5 5 68 98 145 145 230 310 39041 GWh 368 523 552 831 840<br />

Quelle: WEI 2009/2010<br />

39 EEUCPRA 2009<br />

40 EEUCPRA 2009


plante Projekte<br />

Nachdem Ägypten Ressourcengutachten und Demonstrationsprojekte<br />

(Hurghada-Windpark) abgeschlossen hat<br />

und erste großflächige netzgebundene Projekte (Zafarana<br />

und Golf von El Zayt) geplant und implementiert<br />

wurden, wird gegenwärtig eine Reihe großer Windenergieprojekte<br />

umgesetzt. Ende 2008 belief sich die gesamte<br />

installierte Leistung auf 390 MW.<br />

Bisher wurden große Windfarmprojekte hauptsächlich<br />

in Zafarana umgesetzt. Ende 2008 beläuft sich die installierte<br />

Leistung in Zafarana auf 360 MW. Seit 2001<br />

wurde der Windpark in Kooperation mit Deutschland,<br />

Dänemark und Spanien schrittweise errichtet und betrieben.<br />

Im Jahr 2008 wurde die Anlage mit japanischer<br />

Unterstützung um 55 MW erweitert. Im Wirtschaftsjahr<br />

2007/2008 hat der Windpark bei einer erreichten<br />

Arbeitsleistung von durchschnittlich 35,5% rund 840<br />

GWh Strom generiert und dabei etwa 466.000 Tonnen<br />

CO2 eingespart.<br />

NREA hat konkrete Pläne <strong>für</strong> die Windparkentwicklung<br />

an den Standorten Zafarana und Golf von El-<br />

Zayt. Während <strong>für</strong> Zafarana eine installierte Leistung<br />

von 600 MW auf einer Fläche von 150 km2 geplant ist,<br />

ist <strong>für</strong> den Golf von El-Zayt eine installierte Leistung<br />

von 720 MW auf einer Fläche von 200 km2 vorgesehen.<br />

Zwischen beiden Gebieten wurden zudem 1 300<br />

km2 <strong>für</strong> die Errichtung von Windparks durch Privatinvestoren<br />

bereitgestellt. Auf dieser Fläche sollen weitere<br />

Windkraftanlagen mit einer Leistung von bis zu 6 000<br />

MW errichtet werden.<br />

Die Planung <strong>für</strong> Zafarana zwischen 2009 und 2010 beinhaltet<br />

die Erweiterung der Anlage um von 75 MW in Kooperation<br />

mit Japan sowie eine Erweiterung um zusätzliche<br />

120 MW in Kooperation mit Dänemark. Insgesamt<br />

soll Zafarana eine Leistung von 600 MW netzgekoppelter<br />

Windkraft generieren. Damit ist der Windpark der<br />

größte des Nahen Ostens und Afrikas.<br />

Am Golf von El-Zayt wurden verschiedene Projekte<br />

entwickelt, die zusammen eine Gesamtleistung von 720<br />

ÄGYPTEN |<br />

192<br />

MW ergeben. Für den Bau des Windparks sind drei Phasen<br />

vorgesehen: 200 MW in Kooperation mit Deutschland,<br />

220 MW in Kooperation mit Japan und 300 MW<br />

in Kooperation mit Spanien.<br />

Darüber hinaus hat eine Reihe privater Unternehmen<br />

ihr Interesse an der Entwicklung großer Windenergieprojekte<br />

am Golf von El Zayt bekundet. Im Jahr 2006<br />

unterzeichnete die italienische Firma Italcementi eine<br />

Absichtserklärung mit der ägyptischen Regierung über<br />

die Installation von 120 MW mit der Möglichkeit zur<br />

Erweiterung auf bis zu 400 MW. Die Stromerzeugung<br />

soll zum Teil zur Deckung des eigenen Stromverbrauchs<br />

in den firmeneigenen Zementwerken genutzt werden. 41<br />

Am 2. August 2009 haben die Behörden der Zuteilung<br />

von 1,5 Mio. Acres Land aus Staatseigentum östlich und<br />

westlich des Nils <strong>für</strong> die Entwicklung von Windfarmen<br />

zugestimmt. Insgesamt sollen auf diesen Flächen 30 000<br />

MW Leistung installiert werden. 42 Ein Drittel des Landes<br />

soll dabei durch die NREA und multinationale Organisationen<br />

bebaut werden, während zwei Drittel der Projekte<br />

dem privaten Sektor in Ausschreibungsverfahren angeboten<br />

werden.<br />

Geschäftsklima<br />

Im Allgemeinen sind die gegenwärtigen Bedingungen<br />

<strong>für</strong> die Windenergiebranche in Ägypten günstig. Kürzlich<br />

durchgeführte Analysen des World Economic Forum<br />

und der Weltbank zeigen, dass die Wettbewerbsfähigkeit<br />

des Landes trotz der weltweiten Wirtschaftskrise ansteigt<br />

und günstige Bedingungen <strong>für</strong> geschäftliche Aktivitäten<br />

durch private Unternehmen herrschen. 43 Maßnahmen<br />

zur Beseitigung der bestehenden Hindernisse im Stromsektor<br />

werden derzeit umgesetzt, mit Hinblick auf die<br />

Strompreise und die Verfügbarkeit von qualifiziertem<br />

Personal bleibt jedoch eine Reihe von Hemmnissen weiterhin<br />

bestehen.<br />

Die Auswirkungen der weltweiten Wirtschaftskrise auf<br />

die ägyptische Wirtschaft sind relativ gering und es gibt<br />

trotz des niedrigen Wirtschaftswachstums keine Anzeichen<br />

eines Konjunktureinbruchs. 44<br />

Maßnahmen zur Bewältigung der globalen Krise werden<br />

sich zudem positiv auf die Verfügbarkeit notwendi-<br />

41 WEI 2009/2010<br />

42 MEE 2009<br />

43 AHK-Egypt 2009<br />

44 GTAI 2009a


ger Infrastruktur zur Übertragung und Verteilung von<br />

Windstrom auswirken. Der Mangel an geeigneter Infrastruktur<br />

stellte bisher eines der grundlegendsten Probleme<br />

<strong>für</strong> den Ausbau des Sektors dar 45 . Die Regierung<br />

plant Investitionen in den Ausbau des Hochspannungsnetzes<br />

zwischen dem Golf von Suez und Kairo im Wert<br />

von 100<strong>–</strong>120 Mio. US$.<br />

Die globale Wirtschaftskrise kann sich jedoch auch negativ<br />

auf die Bemühungen der ägyptischen Regierung<br />

auswirken, Elektrizität aus erneuerbaren Energien wettbewerbsfähig<br />

zu machen. Mit dem Ziel die Wirtschaft anzukurbeln<br />

hat die Regierung beispielweise die Strompreise<br />

<strong>für</strong> Industrieunternehmen bis Ende 2009 eingefroren. 46<br />

Im Rahmen des Liberalisierungsprozesses und zum Teil<br />

als Reaktion auf die globale Wirtschaftskrise 47 , strebt die<br />

Regierung eine stärkere Beteiligung des privaten Sektors<br />

im Rahmen von öffentlichen Projekten an.<br />

Der Großteil der bisher in Zafarana eingesetzten Windturbinen<br />

wurde von europäischen Unternehmen wie<br />

Gamesa bereitgestellt. Insgesamt bestellte die NREA 405<br />

MW Windturbinen von dem spanischen Unternehmen.<br />

Kürzlich haben Gamesa und NREA zwei weitere Verträge<br />

über die Lieferung von 284 Windturbinen mit einer Gesamtleistung<br />

von 241 MW unterschrieben. Der Vertrag<br />

im Wert von insgesamt 279 Mio. € wurde im Rahmen einer<br />

internationalen Ausschreibung vergeben. Gamesa liefert<br />

schlüsselfertige Produkte. Zivil- und Elektrotechnik<br />

sowie der Mastenbau werden lokal vergeben.<br />

Die NREA fördert die lokale Fertigung von Turbinen<br />

und anderen Komponenten beispielsweise durch Technologietransfer<br />

oder Joint Ventures. Erfahrungen im Bereich<br />

der Serienfertigung von Windkraftkomponenten<br />

sind in geringem Maße vorhanden. Seit 2005 werden zudem<br />

Reparaturen und die Überholung von Generatoren<br />

durch lokale Unternehmen durchgeführt. Der weltweit<br />

agierende Hersteller von Kabeln und elektrischen Komponenten,<br />

El Sewedy, wird voraussichtlich in diesem Jahr<br />

mit der lokalen Produktion von Windturbinen in Ain<br />

El Sokhna beginnen. Das Vorhaben soll in einem 50:50<br />

45 GTAI 2009a und 2009b<br />

46 Auswärtiges Amt 2009b<br />

47 GTAI 2009a<br />

ÄGYPTEN |<br />

193<br />

Joint Venture (genannt SET) mit dem deutschen Mastenhersteller<br />

SIAG Schaaf Industrie AG umgesetzt werden.<br />

Diese Anlage ist Teil der Strategie von El Sewedy, ein voll<br />

entwickelter Windparkanbieter von der Herstellung bis<br />

zur Montage in Ägypten zu werden.<br />

Im letzten Jahr (2008) kaufte El Sewedy darüber hinaus<br />

<strong>für</strong> 40 Mio. € 30% Anteile an dem spanischen Unternehmen<br />

M Torres Olvega, das Turbinen mit Direktantrieb<br />

herstellt. Der Vertrag beinhaltet die Möglichkeit,<br />

die Anteile bis März 2011 auf 70% aufzustocken. Das<br />

Unternehmen erwartet bis 2010 die Bereitstellung von<br />

111 Einheiten. Bis 2012 sollen weitere 256 Einheiten<br />

folgen. Im ersten Jahr ist eine Gesamtproduktion von 50<br />

Turbinen (83 MW) vorgesehen, in den darauf folgenden<br />

vier Jahren sollen 225 Turbinen (435 MW) produziert<br />

werden.<br />

Die Bedingungen <strong>für</strong> den Markteintritt sind günstig und<br />

werden sich in naher Zukunft wahrscheinlich noch verbessern.<br />

Wie in Kapitel 1.4 und 1.5 dargestellt, beinhaltet<br />

das neue Stromgesetz ein Paket von Maßnahmen zur<br />

Erleichterung des Marktzugangs. Diese Maßnahmen werden<br />

dazu beitragen, dass 87% des EE-Stromziels <strong>für</strong> 2010<br />

erfüllt werden und 73% der Zielerfüllung durch privat<br />

finanzierte Projekte umgesetzt werden.<br />

Die bisherigen Erfahrungen, zum Beispiel in der Gasbranche,<br />

waren in der Regel positiv. Die ägyptische Regierung<br />

hat sich als glaubwürdiger Partner erwiesen. Ein<br />

Unternehmen hat bereits Interesse an der Entwicklung<br />

von Windenergieprojekten bekundet (siehe derzeitige<br />

Nutzung von Windenergie und Projektpipeline). Derzeit<br />

findet der Ausschreibungsprozess statt. 48<br />

Unabhängig von der Krise stellt die Verfügbarkeit von<br />

qualifizierten Arbeitskräften ein verbleibendes Hindernis<br />

<strong>für</strong> die Entwicklung der Windenergiebranche dar. Im<br />

Wesentlichen wird dieser Mangel durch zwei Faktoren beeinflusst:<br />

dem Mangel an spezialisierten Studiengängen<br />

sowie der Abwanderung von qualifiziertem Personal. 49<br />

Generell bieten ägyptische Universitäten und Bildungseinrichtungen<br />

keine an die Bedürfnisse des Windsektors<br />

angepassten Programme (z. B. weiterführende Studien in<br />

Maschinenbau und Elektrotechnik) an. Obwohl es einige<br />

48 Suding 2009b<br />

49 Suding 2009b


unter anderem durch die <strong>GTZ</strong> und das BMZ unterstützte<br />

Initiativen zur Reformierung der Lehrpläne gibt, ist der<br />

Anpassungsprozess im Vergleich zu den rasanten Entwicklungen<br />

in der Windenergiebranche eher langsam.<br />

Gut qualifizierte ägyptische Ingenieure und Techniker<br />

ziehen es zudem vor, im Ausland (vor allem im Nahen<br />

Osten) zu arbeiten, da hier Darlehensbedingungen und<br />

wirtschaftlichen Vorteile deutlich besser sind als in Ägypten.<br />

Dies kann sich besonders kritisch <strong>für</strong> die NREA auswirken,<br />

da ihre Darlehen im Vergleich zum Privatsektor<br />

eher niedrig sind.<br />

Box 1. Schutz von geistigem Eigentum 50<br />

ÄGYPTEN |<br />

194<br />

Das Gesetz 82/2002 enthält die wichtigsten Instrumente<br />

zum Schutz des geistigen Eigentums. Das Gesetz besteht<br />

aus vier so genannten Büchern zu den Themen Patente,<br />

IC-Design, vertrauliche Informationen, Markenschutz,<br />

Herkunftsbezeichnungen, Handelserklärungen, gewerbliche<br />

Muster, Urheberrecht und verwandte Schutzrechte,<br />

sowie Sortenschutz.<br />

Fragen des geistigen Eigentums werden auch im Rahmen<br />

gebundener Maßnahmen, die gemeinsam von der Zollbehörde<br />

und dem Handelsabkommensbereich des Ministeriums<br />

<strong>für</strong> Handel und Industrie umgesetzt werden, sowie<br />

in den Verordnungen zur Durchführung des Verbraucherschutzgesetzes<br />

adressiert. Gesetz 82/2002 ist Teil der<br />

ägyptischen Bemühungen um die Erfüllung ihrer Verpflichtungen<br />

aus anderen internationalen Vereinbarungen. 51 Es<br />

spiegelt generell die Bestimmungen des Abkommens über<br />

handelsbezogene Aspekte des Schutzes von geistigem Eigentum<br />

(TRIPS) wider.<br />

Die Durchsetzung wird in erster Linie durch das Strafrecht<br />

garantiert, welches die Möglichkeit einräumt, bei Nachweis<br />

einer kriminellen Handlung eine Zivilklage einzureichen.<br />

Durch die Einrichtung einer mit dem Schutz des<br />

geistigen Eigentums betrauten Polizeiabteilung sowie der<br />

Abstellung von Zivilinspektoren fördert Ägypten die stärkere<br />

Durchsetzung der Rechte. In der Praxis gab es bereits<br />

eine Reihe von Fällen zum Schutz von geistigem Eigentum,<br />

in denen Strafen durch ägyptische Gerichte verhängt<br />

wurden und Schadensersatzansprüche geltend gemacht<br />

wurden. Aufgrund des überlasteten Gerichtssystems sind<br />

Prozesse, Entscheidungen und Vollstreckung jedoch unter<br />

Umständen sehr zeitintensiv.<br />

50 U.S. Commercial Service Egypt 2009; GTAI 2009c<br />

51 Zum Beispiel das WIPO-Übereinkommen, die Pariser Verträge und das Madrid<br />

Protokoll. Eine umfassende Liste Verträgen siehe: http://www.wipo.int/treaties/en/ShowResults.jsp?search_what=C&country_id=53C


8.7 Adressen und Kontaktdaten<br />

New and Renewable Energy Authority (NREA)<br />

(Behörde <strong>für</strong> neue und erneuerbare Energien)<br />

Ext. of Abbas El-Akkad St. Hay El-Zohour<br />

P.O. Box: 4544 Masakin Dobbat Elsaff,<br />

El-Hay El-Sades<br />

Nasr City, Cairo, Egypt<br />

Tel.: +202 (271) 31 74/76<br />

Fax: +202 (271) 71 73<br />

E-mail: nre@idsc.net.eg<br />

Internet: www.nrea.gov.eg<br />

Egyptian Electricity Holding Company<br />

Dr. Mohamed M. Awad (Chairman)<br />

Ramssis St., Abbassia, Cairo, P.O. Box 222<br />

Tel.: +202 (261) 64 87/63 06<br />

Fax: +202 (261) 65 12<br />

E-mail: Mawad@moee.gov.eg<br />

Internet: www.egelec.com<br />

Egyptian Electric Utility and<br />

Consumer Protection Regulatory Agency<br />

(Ägyptische Regulierungsbehörde <strong>für</strong> Stromversorger<br />

und Verbraucherschutz)<br />

Prof. Dr. Hafez El Salmawy (Managing director)<br />

1 Engineer Maher Abaza St.<br />

behind Elseka El-Hadid Club, Nasr City<br />

Cairo, Egypt<br />

P.O. Box: 71 Panorama October 73<br />

Postal Code: 11811<br />

Tel.: + 202 (234) 21475<br />

Fax: + 202 (234) 23480<br />

E-mail: info@egyptera.org<br />

Internet: www.egyptera.com<br />

Ägyptische Botschaft in Deutschland<br />

Stauffenbergstraße 6-7<br />

D-10785 Berlin<br />

Tel.: +49 (30) 477 54 7-0<br />

Fax: +49 (30) 477 10 49<br />

Internet: www.aegyptische-botschaft.de<br />

ÄGYPTEN |<br />

195<br />

Deutsch-Arabische Handelskammer<br />

21, Soliman Abaza St. off Jamet El Dowal El Arabia St.<br />

Mohandessin<br />

Cairo, Egypt<br />

Tel.: +202 (333) 68183<br />

Fax: +202 (333) 68786/8026<br />

E-mail: info@ahk-mena.com<br />

Internet: www.ahkmena.com<br />

Ägyptischer Windverband<br />

Präsident: Professor Galal Osman<br />

Internet: http://www.ewindea.org/<br />

Ägyptische Umweltbehörde<br />

Abteilung Klimawandel<br />

National Focal Point<br />

Dr. Eng. El-Sayed Sabry Mansour<br />

Coordinator of Egyptian DNA<br />

30 Misr-Helwan Road, Maadi<br />

Cairo, Egypt<br />

Tel.: +202 (525) 64 52<br />

Fax: +202 (525) 64 90<br />

E-mail: ccu@eeaa.gov.eg<br />

Internet: www.eeaa.gov.eg<br />

JCEE<br />

Deutsch-ägyptischer Ausschuss zu erneuerbaren Energien,<br />

Energieeffizienz und Umweltschutz<br />

Dr. Ibrahim Aboulnaga Street (ext of Abbas Elakad<br />

Street)<br />

Nasr City, Cairo Egypt<br />

Tel.: +202 (227) 02 793<br />

Fax: +202 (227) 02 699 ext:104


E-mail: secretariat@jcee-eg.net<br />

Internet: http://www.jcee-eg.net<br />

Regional Center for renewable Enegy and Enegy Efficiency,<br />

RCREEE (Regionales Zentrum <strong>für</strong> Erneuerbare<br />

Energien und Energieeffizienz)<br />

Acting Director - Head of Interim Secretariat:<br />

Dr. Kilian Baelz<br />

Block 11, Piece 15, Melsa District - Ard El Golf.<br />

Cairo - Egypt<br />

Tel.: +202 (241) 54691<br />

Fax: +202 (241) 54661<br />

E-mail: info@rcreee.org<br />

Internet: http://www.rcreee.org<br />

Kf W-Aussenbüro Kairo<br />

Managers: Jan Blum, Walid Abdel Rahim<br />

4D El Gezira Street, Zamalek 11211<br />

Cairo, Egypt<br />

Tel.: +202 (736) 95 25/74 96<br />

Fax: +202 (736) 37 02<br />

E-mail: kfwcairo@tedata.net.eg<br />

Internet: www.kfw-entwicklungsbank.de<br />

GAMESA Corporacion Tecnologica S.A.<br />

Ramón y Cajal 7-9<br />

01007 Vitoria, Álava, Spain<br />

Tel.: +34 (944) 037 352<br />

Internet: http://www.gamesacorp.com<br />

Italcementi<br />

Via Camozzi 124<br />

24121 Bergamo, Italy<br />

Tel.: +39 (035) 396 111<br />

Internet: www.italcementigroup.com<br />

El Sewedy Electric Contracting and Engineering<br />

Contact person: Eng. Sherif M. Ali<br />

17 Cleopatra Street, El Korba, Heliopolis, Cairo<br />

Tel.: +202 (690) 7511 -290 9830<br />

Fax: +202 (690) 7512<br />

E-mail: sh.ali@elsewedy.com<br />

Internet: www.elsewedycables.com<br />

8.8 Informationsquellen<br />

ÄGYPTEN |<br />

196<br />

Abd El-Kawy Saleh, Laila: Institutional Development in<br />

Renewable Energy <strong>–</strong>A Model for Developing Countries,<br />

Ministry of Electricity and Energy, New and Renewable<br />

Energy Authority, Egypt 2004<br />

Africa News 2009. Egypt: WB gives $m28 for renewable<br />

energy. In: Africa news. June 10, 2009. http://www.<br />

africanews.com/site/Egypt_WB_gives_28m_for_renewable_energy/list_messages/25348.<br />

Gesichtet: 10.<br />

September 2009.<br />

Auswärtiges Amt. Ägypten: Beziehungen zu Deutschland.http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Laenderinformationen/Aegypten/Bilateral.html#t3.Gesichtet:<br />

8. September 2009.<br />

CIA World Factbook 2009. Egypt. www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/eg.html;<br />

Gesichtet: 29. 08. 2009<br />

Eberhard, Anton & Gratwick, Katharine: The Egyptian<br />

IPP Experience, Center for Environmental Science and<br />

Policy, Stanford University, Stanford USA, 2005<br />

EEHC 2008. Egyptian Electricity Holding Company<br />

(EEHC): Annual Report 2007/2008, Cairo 2008<br />

EIA 2008. Energy Information Administration. Country<br />

Analysis Briefs <strong>–</strong> Egypt, available at: www.eia.doe.gov/<br />

cabs/Egypt/Electricity.html; Gesichtet: 05.09. 2009<br />

El-Salmawy 2004. Egyptian Power Sector Reform and<br />

New Electricity Law. EEUCPRA.<br />

EEUCPRA 2009.Egyptian Electric Utility and Consumer<br />

Protection Regulatory Agency www.egyptera.<br />

com/en/e-licenses_general_Conditions.htm, Gesichtet:<br />

09.09.2009<br />

EGWEA 2009. Egyptian Wind Energy Association.<br />

Egypt Wind Facts 15.10 2008, available at:<br />

www.ewindea.org; Gesichtet: 03.09.2009


El-Salmawy 2009. Renewable Energy Strategy for 20/20<br />

and Regulatory Framework. Egyptian Electric Utility<br />

and Customer Protection Regulatory Agency. http://<br />

www.jcee-eg.net/libdetails.asp?typeID=4<br />

El-Salmawy 2009a. Electricity Market Reform and Their<br />

Relation with the Development of Renewable Energy<br />

Market in Egypt. March 2009. http://www.jcee-eg.net/<br />

libdetails.asp?typeID=4<br />

ESIS 2008 - Egypt State Information Service. Egypt on<br />

the Threshold of a Nuclear Age. (http://www.sis.gov.eg/<br />

En/Pub/magazin/winter2008/110235000000000015.<br />

htm) Gesichtet: 10. September 2009<br />

Fathi 2008. Renewable energy sources (Wind): Incentives<br />

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MAROKKO<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

AMISOLE L’Association Marocaine des Industries<br />

Solaires et Eoliennes<br />

BIP Bruttoinlandsprodukt<br />

BOT Build-Operate Transfer<br />

CDER Centre de Développement des Energies<br />

Renouvelables<br />

CDM Clean Development Mechanism<br />

CED Compagnie Eolienne du Détroit<br />

CIEDE Centre d‘Information sur l‘Energie<br />

Durable et l‘Environnement<br />

CNRST TEER Centre National pour la Recherche<br />

Scientifique et Technique, Unité des<br />

Technologies et Economie des Energies<br />

Renouvelables<br />

CO2 Kohlendioxid<br />

DH Dirham<br />

DLM Delattre Levivier Maroc<br />

DNA Designated National Authority<br />

(nationale Aufsichtsbehörde)<br />

EET Energie Electrique de Tahaddart<br />

<strong>GTZ</strong> Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Technische<br />

Zusammenarbeit<br />

GWh Gigawattstunde<br />

IEA International Energy Agency<br />

IMF International Monetary Fund<br />

IPP Independent Power Producers<br />

IZF Interner Zinsfluß<br />

JLEC Jorf Lasfar Energy Company<br />

ktoe Kilotonne Öläquivalent<br />

kV Kilovolt<br />

kW Kilowatt<br />

m² Quadratmeter<br />

MEMEE Ministerium <strong>für</strong> Energie, Bergbau,<br />

Wasser und Umwelt<br />

MW Megawatt<br />

NATO North Atlantic Treaty Organization<br />

ONE Office National de l’Electricité<br />

PDD Project Design Document<br />

PJ Petajoule<br />

SHS Solar Home Systems<br />

tCO2eq Tonnen CO2-Äquivalente<br />

WTO World Trade Organisation<br />

199


MAROKKO<br />

9.1 Einleitung<br />

ABBILDUNG 1:<br />

KARTE VON MAROKKO<br />

Quelle: CGIAR 2004<br />

Marokko befindet sich in Nordafrika, grenzt an Algerien<br />

und die Westsahara und hat sowohl eine Nordatlantik-<br />

als auch eine Mittelmeerküste (siehe Abbildung<br />

1). In Marokkos Nordwesten herrscht ein mediterranes<br />

Klima vor, im Südwesten und Süden nimmt das kontinentale<br />

Saharaklima zu. Das Atlasgebirge verläuft von<br />

Südwesten nach Nordosten und bildet die klimatische<br />

Grenze: Im nord-westlichen Teil sind die Sommer trocken<br />

und warm, die Winter mild und regnerisch. Östlich<br />

des Atlasgebirges ist das Klima kontinental mit<br />

heißen Sommern, kalten Wintern und wenig Regen.<br />

Der Wind ist in der Regel an der Nord- und der Südwestküste<br />

sowie im östlichen Teil des Atlasgebirges am<br />

stärksten.<br />

TABELLE 1:<br />

WICHTIGSTE STATISTISCHE DATEN; STAND: 2008 FALLS NICHT ANDERS ANGEGEBEN<br />

200<br />

Marokkos Amtssprache ist Arabisch, darüber hinaus<br />

werden aber auch verschiedene Berbersprachen gesprochen.<br />

In der Wirtschaft, Politik und Diplomatie ist häufig<br />

Französisch die bevorzugte Sprache. Staatsoberhaupt<br />

der konstitutionellen Monarchie ist König Mohammed<br />

VI, der den Premierminister ernennt. Der derzeitige Premierminister<br />

ist Abbas al-Fassi, der bei den Parlamentswahlen<br />

im Oktober 2007 gewählt wurde, die zwar als<br />

relativ frei gelten können, jedoch mit einer sehr niedrigen<br />

Wahlbeteiligung stattfanden (37 %, davon 19 % ungültige<br />

Stimmen). Die Außenpolitik ist westlich orientiert.<br />

Marokko möchte zwischen arabischen, afrikanischen und<br />

internationalen Partnern vermitteln und steht in enger<br />

Beziehung zu anderen Entwicklungsländern mit ähnlichem<br />

Anspruch. 1 Ein beträchtliches Konfliktpotential<br />

birgt der ungeklärte politische Status der Westsahara, die<br />

von Marokko beansprucht, seit dem Waffenstillstand von<br />

1991 aber von der UN verwaltetet wird. Da die Demokratische<br />

Arabische Republik Sahara (Westsahara) von der<br />

Afrikanischen Union anerkannt wurde, verließ Marokko<br />

die Union. Marokko ist Mitglied der Welthandelsorganisation<br />

(WTO) und hat Freihandelsabkommen mit der<br />

Europäischen Union, den Vereinigten Staaten und der<br />

Türkei unterzeichnet. 2008 erhielt Marokko von der EU<br />

den Status «Statut Avancé«, der den Zugang zu weiteren<br />

europäischen Programmen ermöglicht. 2007 waren Marokkos<br />

wichtigste Exportpartner Frankreich (27,9 %), Spanien<br />

(20,8 %) und Großbritannien (5,2 %). Die wichtigsten<br />

Importpartner waren Frankreich (15,8 %), Spanien<br />

(10,4 %) und Italien (6,4 %).<br />

Marokko engagiert sich sehr stark <strong>für</strong> die Kooperation<br />

von nordafrikanischen und europäischen Mittelmeer-<br />

Anrainerstaaten. 2 Obwohl die EU nach wie vor der<br />

wichtigste Handelspartner ist und nur 5,6 % der Trans-<br />

Fläche Einwohnerzahl BIP BIP/Kopf Export Import Währung<br />

459 000 m² 32 Mio 61,5<br />

Mrd. €<br />

Quelle: IMF, CIA World Fact Book<br />

1 868 €/<br />

Einwohner<br />

17,4 Mrd. €<br />

(2007)<br />

20,5 Mrd. €<br />

(2007)<br />

1 Auswärtiges Amt 2008<br />

2 http://www.animaweb.org/en/index.php<br />

1 Dirham =<br />

0.09 €


TABELLE 2:<br />

BIP VON MAROKKO 2000<strong>–</strong>2008<br />

aktionen im Außenhandel auf Afrika entfielen, nimmt<br />

Marokkos Handel mit anderen Ländern der Arabischen<br />

Maghreb-Union stetig zu und hat sich zwischen 2004 und<br />

2008 auf rund 1,4 Mrd. € verdoppelt. Außerdem unterzeichnete<br />

Marokko das Abkommen von Agadir mit Tunesien,<br />

Ägypten und Jordanien, um eine Freihandelszone<br />

zwischen den arabischen Mittelmeerländern zu schaffen.<br />

Das Abkommen ist seit März 2007 in Kraft. 3 Experten<br />

der Weltbank und anderer Banken und Investmentgesellschaften<br />

sehen in Marokko großes Potenzial <strong>für</strong> wirtschaftliches<br />

Wachstum und schätzen das Land als einen<br />

potenziellen Markt der Zukunft ein 4.<br />

2008 lag die Inflationsrate bei 4,6 %. 2007 lebten 15% der<br />

marokkanischen Bevölkerung unter der Armutsgrenze. 5<br />

Das Pro-Kopf-Einkommen Marokkos liegt im Mittelfeld<br />

der afrikanischen Länder.<br />

9.2 Energiemarkt<br />

Übersicht Energiemarkt<br />

Der Primärenergieverbrauch ist in Marokko kontinuierlich<br />

gestiegen und erreichte 2006 13 977 ktoe, das entspricht<br />

585 PJ oder 162 553 GWh. Abbildung 2 zeigt den<br />

Anteil der verschiedenen Quellen an der gesamten Primärenergiebereitstellung<br />

im Jahr 2006. Marokko ist stark<br />

von fossilen Brennstoffen abhängig, so stammen 46% des<br />

Primärenergieverbrauchs aus Rohöl, 28% aus Kohle und<br />

Torf, 18% aus Erdölderivaten und 3% aus Gas.<br />

Die Primärenergiebereitstellung ist in der Vergangenheit<br />

erheblich gestiegen. Sie entwickelte sich ziemlich linear<br />

von etwa 104 PJ im Jahr 1971 auf von 585 PJ im Jahr<br />

2006. Aktuellere Daten <strong>für</strong> 2008 sind von der IEA nicht<br />

verfügbar. Die vorliegenden Daten des Ministeriums <strong>für</strong><br />

3 AEO 2009<br />

4 DIHK Marokko 2009<br />

5 Marokkos offizielle Armutsgrenze wird nach den Aufwendungen bemessen, die<br />

<strong>für</strong> 2 400 Kalorien pro Erwachsenem und Tag aufgebracht werden müssen.<br />

MAROKKO | 201<br />

2000 2002 2004 2006 2008<br />

BIP<br />

(konstante Preise) Mrd. € 31 878 33 390 38 740 44 653 61 544<br />

Quelle: IMF<br />

Energie, Bergbau, Wasser und Umwelt (MEMEE) <strong>für</strong><br />

2008, die von den tatsächlichen Daten leicht abweichen<br />

könnten, sind in folgende Kategorien aufgeteilt: 382 PJ<br />

(61%) Erdölderivate, 159 PJ (26%) Kohle, 46 PJ (7%)<br />

Strom, 23 PJ (4%) Erdgas, 10 PJ (2%) Wasserkraft und<br />

3 PJ (< 0,1%) Windkraft. 6<br />

ABBILDUNG 2:<br />

GESAMTE PRIMÄRENERGIEBEREITSTELLUNG 2006:<br />

585 PJ<br />

162<br />

28 %<br />

266<br />

46 %<br />

Rohöl<br />

Kohle und Torf<br />

Erdölderivate<br />

Gas<br />

Quelle: IEA 2008<br />

Archivdaten der IEA zufolge fand das Wachstum hauptsächlich<br />

auf dem Ölsektor statt, der Anteil von Kohle und<br />

Torf an der Energieverbrauch begann Mitte der 1990-er<br />

allmählich anzusteigen. 7 Marokko ist in hohem Maße auf<br />

die Einfuhren von Energieträgern angewiesen, derzeit beläuft<br />

sich der Import auf 96%. 2006 hatte Marokko einen<br />

Endenergieverbrauch von 10 415 ktoe (das entspricht<br />

121 26 GWh oder 436 PJ). Tabelle 3 zeigt die Aufteilung<br />

dieses Verbrauchs auf die verschiedenen Sektoren.<br />

6 MEMEE 2009<br />

7 IEA 2008<br />

104<br />

18 %<br />

20<br />

3 %<br />

6<br />

1 %<br />

0,1<br />

0 %<br />

19<br />

3 %<br />

7<br />

1 %<br />

Wasser<br />

Brennbare Erneuerbare/Abfall<br />

Geothermie, Solar etc<br />

Strom


Das Stromnetz<br />

2006 gehörte das Übertragungsnetz dem staatlichen<br />

Energieversorger ONE und bestand aus 18 920 km Leitungen<br />

mit 400 kV, 225 kV, 150 kV und 60 kV. Das Netz<br />

deckt das gesamte Land ab und ist über regionale Verbindungen<br />

sowohl an das algerische als auch an das spanische<br />

Stromnetz angeschlossen. Die Kapazität der Verbindung<br />

zwischen Marokko und Spanien liegt bei 1 400 MW über<br />

zwei 400-kV-Seekabel; zwischen Marokko und Algerien<br />

MAROKKO | 202<br />

TABELLE 3:<br />

ENDENERGIEVERBRAUCH IN MAROKKO 2006 IN PJ<br />

Endenergieverbrauch im Jahr 2006 [PJ]<br />

Industrie 10 848 24.9 %<br />

Transport<br />

Andere Sektoren<br />

4 723 10.8 %<br />

Privathaushalte 10 777 24.7 %<br />

davon<br />

Gewerbe und öffentlicher Dienst 904 2.1 %<br />

Land- und Forstwirtschaft 741 1.7 %<br />

Andere 14 407 33.0 %<br />

nichtenergetische Nutzung 1 210 2.8 %<br />

Gesamt 43 606 100.0 %<br />

Source: IEA 2008<br />

ABBILDUNG 3:<br />

STROMÜBERTRAGUNGSNETZ IN MAROKKO<br />

Quelle: CGIAR 2004<br />

gibt es eine 1 200-MW-Verbindung über drei 400-kV-<br />

Leitungen. Abbildung 3 zeigt die Verbreitung des Stromübertragungsnetzes.<br />

2007 bestand das Verteilernetz, das sich im Besitz von<br />

ONE befindet, aus 55 103 km Mittelspannungsleitungen<br />

und 149 795 km Niederspannungsleitungen. Je nach<br />

Region liegt die Verantwortung <strong>für</strong> die Lieferung von<br />

Strom an die Endabnehmer entweder bei ONE selbst<br />

(<strong>für</strong> den größten Teil des Landes) oder bei einer von sieben<br />

lokalen städtischen Behörden (»Régies«) (Marrakesch,<br />

Fès, Meknes Tétouan Safi, El Jadida-Azemmour<br />

und Larache-Ksar El Kébir) bzw. vier privaten Unternehmen<br />

(«Gestion Déléguée«), die das Netz von ONE<br />

benutzen (Casablanca, Rabat-Salé, Tanger und Kénitra).<br />

Die Verluste im Netz betrugen 2007 4,7%. 8 ONE plant<br />

die Stärkung und den Ausbau des Netzes. Die 400-kV-,<br />

225-kV- und 60-kV-Leitungen sollen erweitert werden,<br />

außerdem soll eine 400-kV-Seekabelverbindung nach<br />

Spanien gebaut werden. Zudem wird momentan eine<br />

400-kV-Verbindung nach Algerien errichtet, welche die<br />

bestehende 225-kV-Verbindung verstärken soll. ONE<br />

zufolge reicht das Netz im Süden nicht <strong>für</strong> zusätzliche<br />

Kapazitäten (aus erneuerbaren Energien) aus. ONE<br />

plant daher den Bau von 650 km 400-kV-Leitungen<br />

zwischen den südlichen Städten Agadir und Laâyoune,<br />

die 2012 in Betrieb genommen werden sollen.<br />

Installierte Leistung<br />

8 ONE 2009


Ende 2007 lag die gesamte installierte Leistung in Marokko<br />

bei 5 292 MW. 3 469 MW (65%) davon liefern<br />

thermische Kraftwerke. Die installierte Leistung aus<br />

Wasserkraft liegt bei 1 729 MW (33%), nahezu 50% davon<br />

sind nicht in Betrieb. Dies schließt 464 MW an Kapazität<br />

aus Pumpspeicherkraftwerken ein. Die restlichen<br />

114 MW (2%) werden von Windkraftwerken erbracht.<br />

Die installierte Leistung, die an das Netz von ONE angeschlossen<br />

ist, hat sich in den letzten Jahren wie in Tabelle<br />

4 aufgeführt verändert.<br />

Neben den Kraftwerken von ONE gibt es auf dem<br />

marokkanischen Markt derzeit auch einige private<br />

Stromproduzenten. Die Jorf Lasfar Power Station, ein<br />

Kohlekraftwerk des schweizerisch-amerikanischen Konsortiums<br />

JLEC, ist <strong>für</strong> die Energieversorgung des Landes<br />

besonders wichtig. Mit einer Leistung von 1.356 MW ist<br />

es das größte privat betriebene Kraftwerk in Afrika. Der<br />

Großteil der Kohle, der in Jorf Lasfar verwendet wird,<br />

wird aus Südafrika importiert. Marokko selbst verfügt<br />

kaum über Kohlevorkommen. Das JLEC-Kraftwerk Jorf<br />

Lasfar stellt 26% der gesamten installierten Leistung,<br />

MAROKKO | 203<br />

TABELLE 4:<br />

INSTALLIERTE LEISTUNG NACH ENERGIEQUELLEN, ONE UND PRIVATE ENERGIEPRODUZENTEN<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />

Wärmekraft 3 168 3 168 3 168 3 189 3 096 3 469 3 469 3 449<br />

Wasserkraft<br />

(einschließlich Pumpspeicher)<br />

1 167 1 167 1 167 1 167 1 498 1 729 1 729 1 729<br />

Windkraft 54 54 54 54 54 54 54 114<br />

Gesamt 4 389 4 389 4 389 4 410 4 648 5 252 5 252 5 292<br />

Quelle: ONE 2009<br />

die Energie Electrique de Tahaddart (EET) betreibt ein<br />

Gaskraftwerk mit einer Leistung von 384 MW (7% der<br />

gesamten installierten Leistung) und Théolia (die die<br />

Compagnie du Eolienne Détroit, kurz CED, 2007 aufgekauft<br />

hat) betreibt einen Windpark mit einer Leistung<br />

von 50 MW (1%).<br />

Im Juni 2007 wurde zusätzlich zu den in Tabelle 4 aufgeführten<br />

erneuerbaren Energien (1 792 MW aus Wasserkraft,<br />

114 MW aus Windkraft) ein Solarkraftwerk<br />

mit einer Leistung von 20 kW <strong>für</strong> Ain Beni Mathar in<br />

Auftrag gegeben.<br />

Um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden,<br />

sieht das Ministerium <strong>für</strong> Energie, Bergbau, Wasser<br />

und Umwelt (MEMEE) die Notwendigkeit großer Investitionen<br />

<strong>für</strong> den Ausbau der Infrastruktur und der<br />

TABELLE 5:<br />

BRUTTOSTROMERZEUGUNG NACH ENERGIEQUELLEN 2000<strong>–</strong>2008, IN GWH<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />

Wärmekraftwerke 10 771 12 091 13 068 13 657 14 584 17 539 18 009 17 994 18 648<br />

Wasserkraftwerke 705 856 842 1 441 1 600 1 412 1 585 1 318 1 360<br />

Windkraftwerke<br />

Grenzüber-quer-<br />

65 207 194 187 199 206 183 278 298<br />

ender Austausch<br />

(Import <strong>–</strong> Export)<br />

2 363 1 564 1 392 1 455 1 555 814 2 027 3 507 4 261<br />

Gesamt 11 541 13 154 14 104 15 285 16 383 19 157 21 804 23 097 24 567<br />

Quelle: MEMEE 2009<br />

vorhandenen Leistung. ONE hat einen Investitionsplan<br />

ausgearbeitet, der pro Jahr die Finanzierung von 500<strong>–</strong><br />

600 MW zusätzlicher Leistung über einen Zeitraum<br />

von zehn Jahren vorsieht, das entspricht etwa 900 Mio.<br />

€ (10 Mrd. DH).<br />

Stromerzeugung


TABELLE. 6:<br />

STROMVERBRAUCH IN MAROKKO 2006<br />

GWh %<br />

Industrie 8 017 42<br />

Transport 545 3<br />

Privathaushalte<br />

Gewerbe und öffentliche Dienstleis-<br />

6 130 32<br />

tungen 2 507 13<br />

Land- und Fortswirtschaft 2 061 11<br />

Gesamt 19 260<br />

Source: IEA 2008<br />

2008 wurden vom öffentlichen Energieversorger ONE<br />

und den drei oben erwähnten unabhängigen Stromerzeugern<br />

JLEC, EET und Théolia insgesamt 20 306 GWh<br />

produziert (davon etwa 1/3 von ONE selbst und 2/3 über<br />

Konzessionen). Thermische Kraftwerke machen dabei<br />

92% der nationalen Stromerzeugung aus, Wasserkraftwerke<br />

7 % und Windkraftwerke 1,5%.<br />

Trotz der Steigerung der installierten Leistung konnte die<br />

wachsende Nachfrage nach Strom in Marokko in der Vergangenheit<br />

nicht gedeckt werden. Dies führte zu einem<br />

Anstieg der Importe aus Algerien und Spanien. 2008 wurden<br />

in Marokko 21 568 GWh Strom verkauft, was einem<br />

4%-igen Wachstum im Vergleich zu den 20 541 GWh von<br />

2007 9 entspricht.<br />

Tabelle 6 zeigt den Stromverbrauch nach Sektoren. Wie<br />

deutlich wird, ist die Industrie mit 42 % der größte Verbraucher.<br />

Für aktuellere Jahre ist diese Information nicht<br />

verfügbar, da die Verkäufe der örtlichen Vertreiber vom<br />

MEMEE nicht weiter aufgeschlüsselt werden.<br />

Für den Zeitraum bis zum Jahr 2015 erwartet die marokkanische<br />

Regierung ein jährliches Wachstum von 7,5 %,<br />

das vor allem auf die sozioökonomische Entwicklung und<br />

das Bevölkerungswachstum zurückzuführen ist. Nach<br />

Schätzungen von ONE wird sich die nationale Nachfrage<br />

nach Strom im Jahr 2015 auf 35 000 - 40 000 GWh belaufen.<br />

Das MEMEE erwartet jedoch eine noch höhere<br />

Nachfrage, die einem mittelfristigen Szenario zufolge<br />

2015 bei 44.900 GWh (7 545 MW) liegen wird. 10<br />

Erneuerbare Energien<br />

9 MEMEE 2009<br />

10 Benkhadra 2008<br />

MAROKKO | 204<br />

Die wichtigste Form erneuerbarer Energie in Marokko ist<br />

Biomasse, meist in der klassischen Form von Brennholz<br />

oder Holzkohle zum Heizen und Kochen. Die wichtigsten<br />

erneuerbaren Energiequellen auf dem Stromsektor<br />

sind Wasserkraft, Windenergie und Sonnenenergie, die<br />

über Solar Home Systems (SHS) im Rahmen des Programms<br />

zur Elektrifizierung ländlicher Gebiete (PERG)<br />

genutzt wird. 2008 wurden 1 360 GWh aus Wasserkraft<br />

und 298 GWh aus Windkraft gewonnen (siehe Tabelle 5).<br />

ONE betreibt 26 Wasserkraftwerke mit einer installierten<br />

Gesamtleistung von 1 360 MW. Weitere Energie aus<br />

Wasserkraft stammt unter anderem aus einem 464 MW<br />

Pumpspeicherkraftwerk in der Nähe von Beni Mallal/<br />

Afourer. In Oued Oum Er Rbia sollen in Zukunft Mikro-<br />

Wasserkraftwerke entwickelt werden. Zu diesem Zweck<br />

wurde ein Programm ins Leben gerufen, das potenzielle<br />

Standorte identifizieren soll, was in 200 Fällen auch bereits<br />

geschehen ist. Darüber hinaus sollen jetzt oder sehr<br />

bald Pilotprojekte starten und evaluiert werden; die Entwicklung,<br />

Finanzierung und der Bau weiterer Kraftwerke<br />

soll künftig weiter verfolgt werden. Ende 2007 waren 44<br />

719 Haushalte mit SHS-Anlagen ausgestattet. 11 Ziel eines<br />

weiteren Pilotprogramms der Regierung, das Chourouk-<br />

Programm, ist der Bau von 1 400 Mikro-PV-Anlagen mit<br />

0,5 bis 1 kW in den Regionen um Errachidia, Benguerir<br />

und Ouarzazate. Diese PV-Anlagen sollen an das Niederspannungsnetz<br />

angeschlossen werden. Momentan ist das<br />

Programm ausgesetzt, bis das neue Gesetz <strong>für</strong> erneuerbare<br />

Energien in Kraft tritt.<br />

Ende 2007 waren in Marokko 200 000 m² Solarkollektoren<br />

installiert. Diese Zahl soll bis Ende 2012 verdoppelt<br />

werden.<br />

Strompreise<br />

Die Strompreise in Marokko sind im regionalen Vergleich<br />

relativ <strong>hoch</strong>. Der Strompreis <strong>für</strong> Endabnehmer wird<br />

durch eine Verordnung des marokkanischen Premierministers<br />

festgesetzt. Subventionen <strong>für</strong> die Strompreise wurden<br />

in den letzten Jahren schrittweise abgeschafft, was zu<br />

einem stetigen, aber moderaten Preisanstieg führte (siehe<br />

Tabelle 7).<br />

Rural customers have the possibility to participate in a<br />

11 MEM 2008


TABELLE 7:<br />

STROMTARIFE 2009 INKLUSIVE 14% STEUERN<br />

Höchst-/ Hochspannung<br />

prepaid system based on pre-paid meters. For electrical<br />

supply, the customer can purchase the desired amounts<br />

via rechargeable cards sold for 20 DH (1.8 €).<br />

Liberalisierung<br />

ONE ist ein öffentlich-rechtliches Unternehmen, das<br />

dem Ministerium <strong>für</strong> Energie, Bergbau, Wasser und<br />

Umwelt (MEMEE) unterstellt und seit 1963 <strong>für</strong> die<br />

Erzeugung und Übertragung von Elektrizität in Marokko<br />

zuständig ist. ONE agiert als einziger Käufer von<br />

Strom und besitzt das Übertragungs- und den größten<br />

Teil des Verteilernetzes. Seit 1994 können Anlagen mit<br />

einer Leistung bis 10 MW sowie Anlagen über 50 MW,<br />

die an einer öffentlichen Ausschreibung teilgenommen<br />

haben und die produzierte Energie komplett an ONE<br />

verkaufen, auch von Privatunternehmern errichtet und<br />

betrieben werden. Diese Öffnung des Strommarktes<br />

wird durch das Gesetz Nr. 2-94-503 vom 23. September<br />

1994 geregelt und ist Teil des Versuches, den Konsumenten<br />

Strom zu international wettbewerbsfähigen<br />

Preisen anzubieten. Die Regierung hatte zur Erreichung<br />

dieses Ziels im Jahr 2001 beschlossen, den marokkanischen<br />

Strommarkt in den Bereichen Erzeugung, Verteilung<br />

und Verkauf von Strom in mehreren Schritten zu<br />

öffnen. Bisher wurde jedoch wenig da<strong>für</strong> getan, diesen<br />

Beschluss umzusetzen. Eine der wenigen umgesetzten<br />

Maßnahmen war die Anhebung der maximal erlaubten<br />

€ / kVA*a € / kWh<br />

allgemein 33.5 0.05-0.12<br />

abhängig von Tageszeit und<br />

Jahresverbrauchsstunden<br />

MAROKKO | 205<br />

optional 26.1-145.7 0.05-0.16<br />

abhängig von Spannung, Tageszeit<br />

und Jahresverbrauchsstunden<br />

Mittelspannung allgemein 34.3 0.05-0.11 abhängig von Tageszeit<br />

optional 31.14-155.6 0.04-0.14<br />

Landwirtschaft 38.1-190.5 0.04-0.16<br />

Niederspannung Privathaushalte - 0.08-0.13<br />

Quelle: Arrêté No. 528<strong>–</strong>09<br />

Ländliche Privathaushalte<br />

- 0.1-0.13<br />

abhängig von Tageszeit und<br />

Jahresverbrauchsstunden<br />

installierten Leistung von 10 MW auf 50 MW <strong>für</strong> private<br />

Stromproduzenten (IPPs) im Jahr 2008. Allerdings<br />

sind die IPPs nach wie vor auf die Kooperation mit ONE<br />

angewiesen, da es keine etablierte Regulierungsbehörde<br />

in Marokko gibt. Momentan laufen alle Aktivitäten und<br />

Verhandlungen über ONE, da dieses Unternehmen die<br />

Rolle des einzigen Käufers und Betreibers des Übertragungsnetzes<br />

innehat. Ein weiteres Ziel der Öffnung des<br />

Strommarktes ist es, den marokkanischen Strommarkt<br />

in zwei Bereiche aufzuteilen, nämlich einen offenen und<br />

einen regulierten Markt. Die Kunden werden in wahlberechtigte<br />

und nicht wahlberechtigte Kunden aufgeteilt,<br />

wobei die Zuordnung vom jährlichen Verbrauch<br />

abhängt. Der Schwellenwert ist noch nicht definiert.<br />

Die wahlberechtigten Kunden können wählen, ob sie<br />

auf dem offenen oder auf dem regulierten Markt Strom<br />

kaufen wollen. Ein Wechsel zwischen beiden Märkten<br />

wird möglich sein, die Regeln hier<strong>für</strong> sind jedoch noch<br />

nicht festgelegt.<br />

Diejenigen, die nicht zur Kategorie der wahlberechtigten<br />

Kunden gehören, werden ihren Strom weiterhin auf<br />

dem regulierten Markt zu amtlich festgesetzten Preisen<br />

beziehen. Durch dieses Vorgehen will die Regierung die<br />

Stromversorgung privater Haushalte mit Niederspannungsverbindungen<br />

zu staatlich festgesetzten Preisen<br />

sichern.<br />

Ländliche Elektrifizierung<br />

abhängig von Jahresverbrauchsstunden<br />

und Jahreszeit<br />

abhängig von monatlichem<br />

Verbrauch<br />

abhängig von<br />

Verbindungskapazität


Marokko hat in den letzten Jahren große Fortschritte darin<br />

gemacht, seiner Bevölkerung Zugang zum Stromnetz<br />

zu ermöglichen. 1996 startete ONE ein staatliches Elektrifizierungsprogramm<br />

mit dem Namen »Programme pour<br />

l‘Electrification Rurale Globale« (PERG). Der Elektrifizierungsrate<br />

ländlicher Gebiete lag 1995, vor dem Start<br />

des Programms, bei nur 18%, stieg aber bis Ende 2008<br />

kontinuierlich auf 95,4% an. ONE gibt nicht an, ob sich<br />

diese Angabe auf Haushalte oder Dörfer bezieht, beziffert<br />

aber die Anzahl elektrifizierter Haushalte bzw. Dörfer: Im<br />

Rahmen des PERG-Programms wurden bis Ende 2008<br />

30 766 Dörfer oder 1 815 043 Haushalte an die Stromversorgung<br />

angeschlossen. Dem Ziel der marokkanischen<br />

Regierung, das die Versorgung von mehr als 35 000 Dörfern<br />

mit Strom (davon 91 % durch den Anschluss an das<br />

Stromnetz und 7 % durch die Versorgung über dezentrale<br />

Anlagen) bis Ende 2007 vorsah, wurde damit allerdings<br />

nicht in vollem Umfang entsprochen. Auch Dörfer, die<br />

weit entfernt vom Stromnetz liegen, verfügen nun über<br />

eine einfache dezentrale Stromversorgung, die sich aus erneuerbaren<br />

Energiequellen speist. Bis Ende 2007 wurden<br />

44 719 Haushalte in 3 163 Dörfern mit PV-Bausätzen<br />

ausgestattet.<br />

9.3 Marktakteure<br />

Ministerium <strong>für</strong> Energie, Bergbau,<br />

Wasser und Umwelt<br />

Die Aufgabe des Ministeriums <strong>für</strong> Energie, Bergbau,<br />

Wasser und Umwelt (MEMEE) ist es, Bedingungen zu<br />

schaffen, die Versorgungssicherheit und den Zugang zu<br />

Energie auch <strong>für</strong> die ländliche Bevölkerung gewährleisten.<br />

Außerdem ist das MEMEE <strong>für</strong> das reibungslose Funktionieren<br />

des Energiemarktes und <strong>für</strong> die Erarbeitung und<br />

Umsetzung einer Strategie zur Entwicklung des Energiesektors<br />

verantwortlich. Unter anderem hat es ein Referat<br />

<strong>für</strong> Strom und erneuerbare Energien (DEER) mit folgenden<br />

Unterabteilungen: elektrische Anlagen und Elektrifizierung<br />

ländlicher Gebiete, Vertrieb und Strommärkte,<br />

erneuerbare Energien und nukleare Sicherheit. Das ME-<br />

MEE beschäftigt 447 Personen, 44 davon arbeiten in der<br />

MAROKKO |<br />

206<br />

Abteilung DEER. 2008 hatte das MEMEE ein Budget<br />

von rund 46 Mio. €, 8 % mehr als 2007. Ein konstanter<br />

Betrag von 2,1 Mio. € davon geht an das CDER.<br />

Centre de Développement des Energies Renouvelables<br />

(CDER)<br />

Seit 1982 ist das Centre de Développement des Energies<br />

Renouvelables (CDER) dem MEMEE direkt untergeordnet,<br />

kann aber über seine Mittel (ein Budget von 2,1<br />

Mio. € vom MEMEE) teilautonom verfügen. Das CDER<br />

beschäftigt rund 160 Mitarbeiter zur Durchführung von<br />

Studien, zum Wissenstransfer, zur Durchführung von<br />

Qualitätskontrollen von Anlagen und Anlagenkomponenten<br />

(insbesondere bei PV-Systemen) und zur Ausbildung<br />

von Fachkräften im Bereich erneuerbare Energien.<br />

Darüber hinaus initiiert das CDER Pilotprojekte, um das<br />

Wissen über den Einsatz von Technologien <strong>für</strong> erneuerbare<br />

Energien zu verbreiten. Informationen sind bislang<br />

nur auf Französisch verfügbar, eine arabische und eine<br />

englische Version sind aber in Vorbereitung.<br />

Saïd Mouline ist seit März 2009 Geschäftsführer des<br />

CDER. Das CDER verfolgt das Ziel, sich als »Nationale<br />

Agentur <strong>für</strong> die Entwicklung erneuerbarer Energien und<br />

mehr Energieeffizienz« zu etablieren. Welche Auswirkungen<br />

diese Umgestaltung auf die Arbeit der CDER<br />

haben wird ist derzeit nicht absehbar, da bisher noch<br />

keine Informationen zu der zukünftigen Struktur und der<br />

genauen Ausrichtung der Organisation vorliegen. Ein entsprechendes<br />

Gesetz soll im Oktober 2009 verabschiedet<br />

werden.<br />

CDER unerstützt die Einrichtung so genannter Maisons<br />

de l’Energie (Energiehäuser). Die ‚Maisons’ sind kleine<br />

ländliche Betriebe, die die lokale Bevölkerung darin unterstützen<br />

ihre eigene Energieversorung zu organisieren.<br />

CDER und das Entwicklungsprogramm der Vereinten<br />

Nationen (UNDP) bieten technische und finanzielle Unterstützung<br />

<strong>für</strong> die Errichtung dieser Beratungszentren,<br />

von denen bisher 200 entstanden. Die ‚Maisons’ vertreiben<br />

technische Ausrüstung <strong>für</strong> die Erzeugung von Energie<br />

aus erneuerbaren Quellen und anderen Brennstoffen und<br />

energiesparende Geräte, bieten technische Unterstützung<br />

bei Installation und Betrieb von Anlagen, informieren


über Programme der Regierung <strong>–</strong> wie dem PERG - und<br />

sensibilisieren die lokale Bevölkerung <strong>für</strong> eine nachhaltige<br />

Entwicklung.<br />

Centre d‘Information sur l‘Energie Durable et<br />

l‘Environnement (CIEDE)<br />

Das CIEDE ist ein seit 2000 bestehendes Kooperationsprojekt<br />

des CDER, des Ministeriums <strong>für</strong> Energie, Bergbau,<br />

Wasser und Umwelt, des Ministeriums <strong>für</strong> Raumplanung,<br />

des United Nations Program for Development/<br />

Global Environment Facility (UNDP/GEF) und anderer<br />

Institutionen, welche im Nationalkommittee zum Klimawandel<br />

vertreten sind. Die Arbeit des CIEDE ergänzt die<br />

Maßnahmen der Verwaltung in den Bereichen Energie<br />

und Klimawandel. Das CIEDE hat keine eigenen Mitarbeiter,<br />

sondern funktioniert über die Zusammenarbeit<br />

der verschiedenen Mitglieder. Sein Direktor Dr. Abdelali<br />

Dakkina arbeitet zum Beispiel im CDER. Die primäre<br />

Aufgabe des CIEDE liegt darin, Informationen zur nachhaltigen<br />

Nutzung von Energie und zu den Auswirkungen<br />

von Energieerzeugung auf die Umwelt zu recherchieren,<br />

zu sammeln und zu verbreiten. Das CIEDE bietet auch<br />

Informationen über Entwicklungen in den Bereichen<br />

Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung. Es gibt darüber<br />

hinaus auch Auskunft über neue Kooperationsmöglichkeiten,<br />

Technologietransfer und Fördermittel <strong>für</strong> die<br />

Marktakteure in den Bereichen Umwelt, Energie und Entwicklung.<br />

Das CIEDE vertreibt außerdem regelmäßige<br />

Informationsbulletins. Allerdings ist das letzte Bulletin,<br />

welches nur auf Französisch verfügbar ist, im September<br />

2007 erschienen. Die meisten der Informationen auf der<br />

Homepage des CIEDE sind nur auf Französisch verfügbar,<br />

einige Informationen stehen aber auch auf Englisch<br />

und Arabisch zur Verfügung.<br />

L’Association Marocaine des Industries<br />

Solaires et Eoliennes (AMISOLE)<br />

Der Marokkanische Verband der Solar- und Windenergieunternehmen<br />

(AMISOLE) ist eine Dachorganisation<br />

zur Vertretung der Interessen von Unternehmen und Einzelpersonen,<br />

die sich professionell im Bereich erneuerbare<br />

Energien engagieren. Der 1987 gegründete Verband ver-<br />

MAROKKO |<br />

207<br />

tritt heute über 40 Unternehmen mit mehreren hundert<br />

Mitarbeitern. AMISOLE steht allen Interessenten offen,<br />

deren Aktivitäten sich in erster Linie auf die Nutzung<br />

erneuerbarer Energien in Marokko konzentrieren. AMI-<br />

SOLE bietet eine Reihe grundlegender Informationen<br />

über Technologien <strong>für</strong> erneuerbare Energien. Ihr Marktführer<br />

<strong>für</strong> Windenergie verzeichnet bisher jedoch noch<br />

keine Einträge und generell scheinen die Informationen<br />

nur unregelmäßig aktualisiert zu werden. Die Informationen<br />

stehen nur auf Französisch zur Verfügung.<br />

Office National de l’Electricité (ONE)<br />

Die nationale Strombehörde (ONE) ist ein staatlicher<br />

Energieversorger und das dominierende Unternehmen auf<br />

dem marokkanischen Energiesektor. Es arbeitet in den Bereichen<br />

Stromerzeugung, -übertragung und -verteilung und<br />

beschäftigt über 9 000 Mitarbeiter. 2007 erreichte ONE<br />

einen Umsatz von 1,53 Mrd. € (17 Mrd. DH). Die Zahl<br />

der Kunden belief sich auf ca. 3,6 Millionen mit einem<br />

durchschnittlichen jährlichen Zuwachs von 9 %. Auf der<br />

Liste der marokkanischen Unternehmen mit dem höchsten<br />

Umsatz belegte ONE 2006 den vierten Platz. Andere Unternehmen<br />

aus dem Energiesektor belegen auf dieser Liste<br />

die Plätze 13 (Lydec), 30 (Redal) und 40 (Amendis). Alle<br />

drei sind lokale Unternehmen, die ihren Endabnehmern in<br />

den Städten Casablanca, Rabat, Tanger und Tétouan neben<br />

der Versorgung mit Trinkwasser auch Strom aus dem Netz<br />

von ONE verkaufen. Dem MEMEE zufolge soll ONE in<br />

eine Aktiengesellschaft umgewandelt werden, ein zeitlicher<br />

Rahmen <strong>für</strong> diesen Plan wird jedoch nicht angegeben.<br />

In Bezug auf erneuerbare Energien ist ONE vor allem in<br />

den Bereichen Wasserkraft (das Unternehmen besitzt 26<br />

Wasserkraftwerke) und Windenergie aktiv. Ein Teil der<br />

geplanten Investitionen von ONE in neue Erzeugungskapazitäten<br />

ist <strong>für</strong> Projekte im Bereich Wind- und Sonnenenergie<br />

mit Leistungen von 60 bis 472 MW und die »1<br />

000-MW-Windinitiative« (siehe Kapitel über die Regelungen<br />

zur Förderung) sowie Gasturbinen und Dieselanlagen<br />

(4 161 MW) vorgesehen. Berichten zufolge arbeitet<br />

ONE nur sehr zögerlich mit potentiellen ausländischen<br />

Investoren im Bereich Windenergie zusammen.<br />

Jorf Lasfar Electricity Company (JLEC)


Ein Konsortium des Schweizer Konzerns ABB und der<br />

CMS Energy Corporation aus den USA betreibt in Jorf<br />

Lasfar, einem Industriehafen an Marokkos Atlantikküste<br />

15 km südlich von Jadida, ein Kohlekraftwerk mit einer<br />

Leistung von 1 300 MW. Etwa 50% des in Marokko produzierten<br />

Stroms stammen aus diesem Kraftwerk. Die<br />

Anlage mit einem Investitionsvolumen von etwa 1,02<br />

Mrd. € wurde 2001 fertig gestellt. Das Konsortium einigte<br />

sich darauf, dass ABB <strong>für</strong> die technische Ausrüstung<br />

und CMS <strong>für</strong> den Betrieb verantwortlich sein sollte.<br />

ABB baute daher einen Großteil der Ausrüstung (z. B.<br />

die 350-MW-Dampfturbinen-Generatoren, die Kohleheizkessel,<br />

das Kontrollsystem und die Steuereinheit der<br />

Anlage), während CMS Generation, eine Tochtergesellschaft<br />

der CMS Energy, die Anlage betreibt. JLEC hat<br />

<strong>für</strong> den produzierten Strom einen Kaufvertrag mit ONE<br />

ausgehandelt, der dreißig Jahre läuft.<br />

Théolia<br />

2007 erwarb Théolia, ein französisches Unternehmen,<br />

das Windkraft in Industrie- und Entwicklungsländern<br />

produziert, die Compagnie Eolienne de Détroit (CED)<br />

mit zehn Mitarbeitern. Damit erhielt Théolia auch den<br />

Al Koudia Windpark in Tetouan, der eine Leistung von<br />

ca. 50 MW hat und 2000 in Betrieb genommen wurde.<br />

Die Investitionskosten <strong>für</strong> den Al Koudia Windpark<br />

liegen bei schätzungsweise 40,8 Mio €. CED hat einen<br />

Vertrag mit ONE abgeschlossen, in dem vereinbart wird,<br />

dass CED den Windpark <strong>für</strong> 19 Jahre betreiben wird und<br />

ONE den dort produzierten Strom kauft.<br />

Centre National pour la Recherche<br />

Scientifique et Technique (CNRST)<br />

Unité des Technologies et Economie<br />

des Energies Renouvelables (TEER)<br />

Das 2001 gegründete Nationale Zentrum <strong>für</strong> wissenschaftliche<br />

und technische Forschung (CNRST) hat<br />

eine Abteilung, die sich mit Technologie und Wirtschaftlichkeit<br />

erneuerbarer Energien beschäftigt (TEER). Die<br />

TEER besteht aus fünf Spezialisten, die in den Bereichen<br />

Energie, Wasser und Umwelt arbeiten. Plangemäß soll<br />

Ende 2009 eine Plattform <strong>für</strong> Energieforschung ange-<br />

MAROKKO |<br />

208<br />

boten werden. Hier sollen die Ergebnisse der staatlichen<br />

Forschung im Energiebereich gesammelt und die vorhandenen<br />

Informationen kontinuierlich aktualisiert werden,<br />

um den neuesten Stand der Ergebnisse zu liefern. Bis vor<br />

kurzem war nur ein Teil der von TEER durchgeführten<br />

Forschung online verfügbar. TEER bietet außerdem eine<br />

Reihe von Informationen und Arbeitsanleitungen, die <strong>für</strong><br />

den Unterricht zum Thema Energie <strong>für</strong> jüngere Studenten<br />

eingesetzt werden können.<br />

Delattre Levivier Maroc (DLM)<br />

DLM ist der marokkanische Marktführer im Bereich<br />

Schwermetallbau und ist auf dem marokkanischen und<br />

internationalen Markt seit den 1950-er Jahren aktiv.<br />

DLM hat 1 100 Mitarbeiter, der Jahresumsatz belief sich<br />

2008 auf 51 Mio. €, was einem Anstieg von 22,3 % gegenüber<br />

2007 entspricht. Zurzeit hat DLM drei Schwerpunkte<br />

<strong>für</strong> die künftige Entwicklung definiert: Export,<br />

Ausbau der Präsenz in Afrika und dem Nahen Osten sowie<br />

den Bereichen Offshore-Öl- und Windenergie. DLM<br />

hat 2008 einen neuen Produktionsstandort eingerichtet.<br />

An diesem Standort in Tit Mellil können jährlich bis zu<br />

300 Masten <strong>für</strong> Windräder mit Höhen zwischen 65 und<br />

100 m produziert werden. DLM hat bereits die Masten<br />

<strong>für</strong> die Windenergieprojekte in Al Kouida (CED), Essaouira<br />

(ONE) und kürzlich <strong>für</strong> den Windpark Tanger<br />

hergestellt.<br />

9.4 Politische Rahmenbedingungen im<br />

Energiesektor<br />

Marokko hat eine Nationale Energiestrategie, die vom<br />

MEMEE ausgearbeitet wurde und eine Strategie <strong>für</strong><br />

Strom im Allgemeinen und Strom aus erneuerbaren Energieen<br />

im Besondern einschließt. Die Strategie konzentriert<br />

sich auf die Versorgungssicherheit, die Diversifizierung<br />

der nationalen Energiequellen um die Abhängigkeit<br />

von Importen zu reduzieren, den Zugang zu Energie <strong>für</strong><br />

alle, Energie zu den niedrigsten Preisen, Energieeffizienz<br />

sowie Umwelt und Sicherheit. Der Anteil erneuerbarer<br />

Energien soll bis 2012 auf 10 % des Primärenergiever-


auchs und 18% der Stromerzeugung gesteigert werden.<br />

2030 könnte, dieser Strategie zufolge, Erdgas einen Anteil<br />

von bis zu 30% an der thermischen Stromerzeugung ausmachen<br />

(verglichen mit 5% in 2009). Im Gegenzug würde<br />

der Anteil von Kohle von aktuell 34 % auf 19 % und der<br />

schweren Heizöls von 24% auf 8% sinken.<br />

Als gesetzliche Regelung legte das Königliche Dekret<br />

Nr. 1-63-226 von 1963 und die nachfolgenden Aktualisierungen<br />

die Rahmenbedingungen <strong>für</strong> den Strommarkt<br />

fest. Durch das Dekret wurde auch die Einrichtung des<br />

ONE als staatlicher Energieversorger und Netzbetreiber<br />

festgelegt. Derzeit ist ein Gesetz zur Umstrukturierung<br />

des Stromsektors in der Diskussion, es gibt jedoch keine<br />

offizielle Frist, bis wann das Gesetz dem Parlament vorgelegt<br />

werden soll. Dieses Gesetz zur Umstrukturierung<br />

wird die im Kapitel zur Liberalisierung erwähnten Aspekte<br />

mit einschließen.<br />

Erneuerbare Energien werden im allgemeinen Gesetz <strong>für</strong><br />

den Strommarkt nicht explizit behandelt, allerdings hat<br />

der Ministerrat im April 2009 ein Gesetz zu erneuerbaren<br />

Energien verabschiedet. Dieses Gesetz, das bisher nur als<br />

Entwurf existiert und derzeit auf Genehmigung durch das<br />

Parlament wartet, wird im Kapitel zu den Rahmenbedingungen<br />

<strong>für</strong> erneuerbare Energien vorgestellt.<br />

Die marokkanische Regierung hat die Möglichkeit erkannt,<br />

die wachsende Nachfrage nach Strom zumindest<br />

teilweise durch erneuerbare Energien zu decken. Der weitere<br />

Ausbau erneuerbarer Energien würde außerdem die<br />

hohe Abhängigkeit vom Import fossiler Brennstoffe verringern,<br />

der momentan bei 96% liegt. Es muss allerdings<br />

erwähnt werden, dass auch die Förderung von Gas und Öl<br />

als eine Möglichkeit gesehen wird, die Versorgungssicherheit<br />

im Land zu stärken und der wachsenden Stromnachfrage<br />

zu begegnen.<br />

Dennoch erscheint das Ziel der Regierung, den derzeitigen<br />

Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung,<br />

der weniger als 7 % beträgt, bis 2012 auf 20 % zu<br />

steigern, als ein sehr ehrgeiziges Projekt. Dies gilt umso<br />

mehr, als das Gesetz <strong>für</strong> erneuerbare Energien noch nicht<br />

in Kraft ist und der Markt noch nicht liberalisiert wurde.<br />

Die Tatsache, dass diese beiden Aspekte derzeit diskutiert<br />

werden, könnte jedoch als ein Zeichen gelten, dass erneu-<br />

MAROKKO |<br />

209<br />

erbare Energien in der marokkanischen Energiepolitik<br />

zukünftig ernsthaft berücksichtigt werden.<br />

Dies spiegelt auch die Tatsache wider, dass im Juli 2008<br />

43 Länder aus Europa, dem Nahen Osten und Afrika die<br />

neue Mittelmeerunion gründeten, zu der auch Marokko<br />

gehört. Sie einigten sich darauf, dass Solarenergie in Zukunft<br />

eine wichtige Rolle spielen soll, und werden nun die<br />

Machbarkeit, Entwicklung und Realisierung eines Solaren<br />

Aktionsplans prüfen.<br />

Im Januar 2009 war Marokko eines von 75 Gründungsmitgliedern<br />

von IRENA, der Internationalen Agentur <strong>für</strong><br />

Erneuerbare Energien.<br />

Im Juli 2009 wurde von den deutschen Energieversorgern<br />

Eon und RWE, von Siemens, der Münchener Rück, der<br />

Deutschen Bank und weiteren Unternehmen die DESER-<br />

TEC Industrie Initiative 12 offiziell ins Leben gerufen. Das<br />

Ziel von DESERTEC ist der Aufbau solarthermischer<br />

Kraftwerke (CSP) in Wüstenregionen, um Nord-Afrika,<br />

Europa und den Nahen Osten mit erneuerbarem Strom<br />

zu versorgen. Die Kraftwerke sollen an die Verbrauchsorte<br />

durch Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitungen<br />

angeschlossen werden. Dem CDER zufolge<br />

möchte Marokko insbesondere im Bereich Stromversorgung<br />

eine führende Rolle in diesem Projekt übernehmen.<br />

9.5 Rahmenbedingungen <strong>für</strong> erneuerbare<br />

Energien<br />

Strategien und Ziele <strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />

Im Rahmen der Nationalen Energiestrategie werden spezielle<br />

Ziele <strong>für</strong> den Bereich erneuerbare Energien gesteckt.<br />

Der Anteil erneuerbarer Energien soll bis 2012 auf 10 %<br />

des Primärenergieverbrauchs und 18 % der Stromzeugung<br />

gesteigert werden, was <strong>–</strong> in Anbetracht des engen<br />

Zeitrahmens und eines momentanen Anteils von 7 % an<br />

der Stromerzeugung <strong>–</strong> ein sehr ehrgeiziges Ziel ist. Die<br />

Strategie sieht vor, bis 2020/2030 etwa 7 000 MW aus<br />

Windenergie, 1 080 MW aus Photovoltaik und 400 MW<br />

aus solarthermischen Kraftwerken (CSP) zu generieren.<br />

Es gibt keine klaren Angaben dazu, wie Marokko diese<br />

Ziele erreichen will, aber ein neues Gesetz zum Strom-<br />

12 www.desertec.org


markt sowie eines zu erneuerbaren Energien werden<br />

momentan diskutiert. Darüber hinaus existieren bereits<br />

einige Förderprogramme <strong>für</strong> erneuerbare Energien oder<br />

befinden sich zumindest in der Planungsphase.<br />

Das MEMEE hat seine Bestrebungen, erneuerbare Energien<br />

zu fördern, in einem Dokument mit dem Titel<br />

»Energie-und Bergbausektor <strong>–</strong> grundlegende Erkenntnisse<br />

von 1999 bis 2008, Herausforderungen und Perspektiven«<br />

zusammengefasst und mit einem Ausblick bis<br />

2015 ergänzt 13 . Eines der Ziele dieses Plans ist, dass bis<br />

2015 Windparks mit einer Gesamtkapazität von 1 440<br />

MW betriebsbereit sein sollen. Außerdem sollen 400 000<br />

m2 an Solarkollektoren zur Warmwasserbereitung installiert<br />

werden und 400 MW an kleinen Wasserkraftwerken.<br />

Insgesamt sollen diese Maßnahmen ein Energieäquivalent<br />

von ca. 500 000 toe (5,8 TWh) einsparen. Darüber hinaus<br />

schließt der Plan Maßnahmen ein, die den Einsatz von<br />

energieeffizienten Technologien in Haushalten, öffentlichen<br />

Gebäuden und Industrieanlagen fördern sollen.<br />

Gesetzliche Rahmenbedingungen<br />

und Förderung erneuerbarer Energien<br />

Das Gesetz <strong>für</strong> erneuerbare Energien (Projet de Loi No.<br />

13.09) wurde im April 2009 vom Ministerrat verabschiedet,<br />

ist aber noch ein Entwurf. Es wird jedoch erwartet,<br />

dass das Parlament das Gesetz Ende 2009 genehmigt.<br />

Der Entwurf besagt, dass es, anders als im aktuellen Gesetz<br />

zum Energiesektor, keine Begrenzung <strong>für</strong> die installierte<br />

Kapazität bei erneuerbaren Energien mehr gibt. Die<br />

Produzenten haben das Recht, das Höchst-, Hoch- und<br />

Mittelspannungsnetz zu nutzen, um den Strom von der<br />

Produktionsstätte an den Ort des Verbrauchs zu transportieren.<br />

Dieses Recht besteht jedoch vorbehaltlich der<br />

technischen Leistungsfähigkeit des jeweiligen Netzes und<br />

muss vom Netzbetreiber zugelassen werden. Der Gesetzentwurf<br />

sieht keine festen Einspeisetarife vor, sondern<br />

besagt, dass alle wirtschaftlichen Fragen ebenso wie die<br />

technischen Bedingungen von Fall zu Fall zwischen dem<br />

Netzbetreiber und dem Stromerzeuger ausgehandelt werden<br />

müssen. Der Gesetzentwurf befasst sich auch mit den<br />

bisher fehlenden administrativen Rahmenbedingungen<br />

und legt die Kompetenzen sowie einen festen Zeitplan<br />

13 MEMEE 2008<br />

MAROKKO |<br />

210<br />

<strong>für</strong> das Genehmigungsverfahren fest. Die Erlaubnis <strong>für</strong><br />

die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen<br />

wird zunächst <strong>für</strong> 25 Jahre gewährt, nach dieser Zeit kann<br />

sie entweder um weitere 25 Jahre verlängert werden oder<br />

die Produktionsstätte wird vom Staat übernommen. Eine<br />

Herausforderung <strong>für</strong> Windkraftprojekte ist die Tatsache,<br />

dass Anlagen mit einer Leistung von mehr als 2 MW nur<br />

in Gebieten zugelassen werden, die <strong>für</strong> Windkraftprojekte<br />

vorgesehen sind. Diese Gebiete wurden jedoch noch<br />

nicht benannt, was bedeutet, dass noch keine größeren<br />

Windprojekte genehmigt werden können. Da das Gesetz<br />

bisher nur als Entwurf existiert, könnte dieses Problem<br />

gelöst werden, bevor das Gesetz in Kraft tritt.<br />

Im Juni 2008 stellte ONE das EnergiPro-Programm<br />

vor, das die Eigenproduktion von erneuerbarer Energie<br />

unterstützt. Industrieanlagen können ihre Windparks<br />

von bis zu 50 MW an das Stromnetz anschließen, um<br />

den Strom von der Produktionsstätte zum Ort des Verbrauchs<br />

zu transportieren. Bis 2011 wird der Netzbetreiber<br />

eine Übertragungsgebühr in Höhe von 0,5 €ct/<br />

kWh (6 cDH/kWh) erheben. Nach 2011 wird die Gebühr<br />

wird auf 0,7 €ctt/ kWh (8 cDH/kWh) steigen. Der<br />

überschüssige Strom kann zu einem Preis von 50 % des<br />

durchschnittlichen ONE-Tarifs <strong>für</strong> Endverbraucher an<br />

ONE verkauft werden.<br />

Im Bereich Photovoltaik besitzt ONE mit dem<br />

»Chourouk«-Programm ein eigenes Förderprogramm.<br />

Im Rahmen dieses Programms wird ONE 1 215 Mikro-<br />

PV-Anlagen auf den Dächern von Privathaushalten in<br />

den Regionen d’Errachidia, Benguerir und Ouarzazate<br />

installieren. Die teilnehmenden Haushalte sollen einen<br />

finanziellen Bonus mit ihrer Stromrechnung bekommen,<br />

die genaue Höhe des Bonus wurde bisher jedoch nicht<br />

genannt. Im Mai 2009 wurde bekannt gegeben, dass das<br />

spanische Solarunternehmen Isofoton bei der Ausschreibung<br />

zur Installation der PV-Stationen in Errachidia und<br />

Benguerir den Zuschlag bekommen hat. Derzeit ist dieses<br />

Programm jedoch bis auf weiteres eingestellt.<br />

Clean Development Mechanism<br />

Nachdem Marokko 2002 das Kyoto-Protokoll ratifiziert


hatte, gelang es dem Land schnell, einen gut funktionierenden<br />

administrativen Rahmen <strong>für</strong> die Durchführung<br />

von CDM-Projekten zu schaffen. Eine nationale CDM-<br />

Strategie wurde im Rahmen eines international geförderten<br />

Projekts, das 2005 abgeschlossen wurde, entwickelt.<br />

Die marokkanische Designated National Authority<br />

(DNA) wurde bereits im September 2002 gegründet und<br />

ist dem Ministerium <strong>für</strong> Energie, Bergbau, Wasser und<br />

Umwelt angegliedert. Im Juni 2009 hatte die DNA 52<br />

Projekte in ihrem Portfolio.<br />

Bis Dezember 2008 waren vier marokkanische CDM-<br />

Projekte vom CDM Executive Board (EB) zugelassen<br />

worden: zwei Windparks, ein Solarkraftwerk und ein<br />

Deponiegasprojekt (siehe Tabelle 8).<br />

Die bereits zugelassenen bzw. sich im Zulassungsverfahren<br />

befindlichen Projekte sind in Tabelle 8 dargestellt. Die<br />

TABELLE 8:<br />

REGISTRIERTE UND GEPLANTE CDM-PROJEKTE IN MAROKKO<br />

Projekt Standort Status Typ<br />

Essaouira<br />

Windkraftprojekt<br />

Tétouan Windparkprojekt<br />

<strong>für</strong> das Lafarge Zementwerk<br />

Photovoltaik-Kits zur Elektrifizierung<br />

ländlicher Haushalte<br />

(7,7 MW)<br />

OULJA Deponiegasgewinnung<br />

und -verbrennung<br />

Surac-Bagasse-<br />

Kraftwerk-Projekt<br />

SBBC Brennstoff-<br />

Wechsel-Projekt<br />

Treibhausgasemissionen in der<br />

Fischmehlindustrie in Marokko <strong>–</strong><br />

Central Steam Erzeugungswerk<br />

Fes Neues Deponiegasgewinnungs<br />

<strong>–</strong>wiederverwendungs-<br />

und Verbrennungsprojekt<br />

RAMSA <strong>–</strong> Biogasgewinnug und<br />

Stromerzeugung aus der M’zar<br />

Kläranlage<br />

Windparkerweiterungs- Projekt <strong>für</strong><br />

Lafarges Zementwerk in Tétouan<br />

Quelle: UNFCCC 2009<br />

Marrakech-<br />

Tensift-El<br />

Haouz<br />

Tangier-<br />

Tétouan<br />

MAROKKO | 211<br />

Homepage der marokkanischen DNA 14 führt weitere 16<br />

Projekte auf, die erfolgreich eine Project Idea Note (PIN)<br />

vorgelegt haben und von den Investoren weiter vorangetrieben<br />

werden, außerdem drei Projekte, deren Project Design<br />

Document (PDD) von der DNA angenommen wurde.<br />

Unter diesen Projekten sind mehrere Windparks enthaltendarüber<br />

hinaus aber auch Projekte zu anderen erneuerbaren<br />

Energien und aus dem Bereich Energieeffizienz.<br />

Da es derzeit keine finanzielle Unterstützung <strong>für</strong> erneuerbare<br />

Energien in Form einer Einspeisevergütung oder<br />

ähnlichem gibt, scheint CDM eine Option zu sein, die <strong>für</strong><br />

einen Eintritt in den marokkanischen Markt in Erwägung<br />

gezogen werden sollte. Relevante Informationen über das<br />

Investitionsklima und die Zulassungskriterien stehen auf<br />

der Website der DNA zur Verfügung, die meisten Informationen<br />

sind jedoch nur auf Französisch verfügbar.<br />

Jährliche<br />

Ein sparungen<br />

[t CO2 eq]<br />

14 http://www.cdmmorocco.ma<br />

IZF<br />

registriert Wind 156 Keine<br />

Daten<br />

Anmeldungsdatum<br />

29.10.05<br />

registriert Wind 29 k. A. 23.09.05<br />

Many registriert Solarenergie<br />

Rabat-Salé-<br />

Zemmour-<br />

Zaer<br />

Meknès-<br />

Tafilalet<br />

Chaouia-<br />

Ouardigha<br />

39 k. A. 28.04.06<br />

registriert Deponiegas 32 16.8 % 06.11.07<br />

registriert Biomasse 32 (13.7 ohne<br />

CDM)<br />

Im Zulassungsverfahren<br />

Laâyoune im Zulassungsverfahren <br />

Fès-Boulemane<br />

Souss-<br />

Massa-Draâ<br />

Tangier-<br />

Tétouan<br />

im Zulassungsverfahren<br />

im Zulassungsverfahren<br />

im Zulassungsverfahren<br />

22.01.09<br />

Biomasse 41 k. A. -<br />

Solarenergie<br />

5 k. A. -<br />

Deponiegas 103 k. A. -<br />

Biogas 39 k. A. -<br />

Windkraft 58 k. A. -


Die schnelle Entwicklung der nötigen staatlichen Institutionen<br />

zur Durchführung von CDM-Projekten hat das<br />

Land zu einem der führenden afrikanischen Länder im<br />

Bereich CDM gemacht. Diese Entwicklung wird unterstützt<br />

durch das Ziel der Regierung, die Abhängigkeit<br />

von importierten fossilen Brennstoffen zu verringern und<br />

somit den Anteil erneuerbarer Energien im Energiesektor<br />

zu erhöhen. Die Institutionen des Landes haben Erfahrung<br />

in der Durchführung von CDM-Projekten in den<br />

Bereichen Solarenergie, Windenergie und Biomasse. Allerdings<br />

scheint die DNA zum Zeitpunkt der Erstellung<br />

dieses Reports (vorübergehende) Probleme mit ihren digitalen<br />

Kommunikationsmedien zu haben.<br />

Aktivitäten internationaler Geber<br />

Marokko ist eines der wichtigsten Partnerländer der deutschen<br />

Entwicklungszusammenarbeit. Seit 1961 flossen<br />

insgesamt 1,6 Mrd. € an deutschen Fördermitteln nach<br />

Marokko. Derzeit zielt die Zusammenarbeit auch auf den<br />

Energiesektor, insbesondere Windkraft und Photovoltaik.<br />

Seit Februar 2008 berät die Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong><br />

Technische Zusammenarbeit (<strong>GTZ</strong>) das CDER und das<br />

MEMEE in Marokko bei der Entwicklung des Gesetzes<br />

<strong>für</strong> erneuerbare Energien. Zwischen 1997 und 2000 hat das<br />

TERNA Windenergieprogramm der <strong>GTZ</strong> Windmessungen<br />

an drei verschiedenen Standorten durchgeführt, die zu<br />

konkreten Investitionsvorhaben führten.<br />

Die Kreditanstalt <strong>für</strong> Wiederaufbau (Kf W) ist in verschiedene<br />

Windparkprojekte involviert. Das 2001 in Betrieb<br />

genommene Kf W Windparkprojekt in Tanger mit einer<br />

Leistung von 3,5 MW ist die erste von Investoren finanzierte<br />

Maßnahme zu Windenergie in Marokko. Bis heute<br />

hat die Kf W außerdem den 2007 in Betrieb genommenen<br />

Windpark Essaouira mit einer Kapazität von 60 MW unterstützt<br />

und ist an einem zweiten Windpark in der Region<br />

Tanger beteiligt (140 MW, noch nicht in Auftrag gegeben).<br />

Die Kf W trieb darüber hinaus auch PV-Projekte zur Elektrifizierung<br />

ländlicher Gebiete voran, bei denen von Beginn<br />

an private Unternehmen zur Wartung der Systeme eingebunden<br />

wurden.<br />

Auch andere internationale Hilfsorganisationen engagieren<br />

sich in Marokko. Die Weltbank etwa fördert die<br />

MAROKKO |<br />

212<br />

Modernisierung des Energiesektors mit einem Darlehen<br />

von 100 Mio. US $. Gemeinsam mit der African Development<br />

Bank ist die Weltbank auch an der Finanzierung<br />

eines solarthermischen Kombikraftwerks beteiligt. 15<br />

9.6 Marktpotenzial <strong>für</strong> Windenergie<br />

Windenergiepotenziale<br />

Daten aus einem Programm zur Evaluation des Windenergiepotenzials,<br />

welches das CDER mit Unterstützung<br />

der <strong>GTZ</strong> durchgeführt hat, bestätigen, dass Marokko<br />

mehrere Gebiete mit ausgezeichnetem Potenzial <strong>für</strong> die<br />

Nutzung von Windenergie besitzt. Diese befinden sich<br />

insbesondere im Umland von Essaouira, Tanger und<br />

Tétouan, wo die durchschnittlichen jährlichen Windgeschwindigkeiten<br />

in der Höhe von 40 m zwischen 9,5 m/s<br />

und 11 m/s liegen, sowie im Gebiet von Dakhla, Tarfaya<br />

und Taza mit einer durchschnittlichen jährlichen Windgeschwindigkeit<br />

in der Höhe von 40 m zwischen 7,5 m/s<br />

und 9,5 m/s 16 . Momentan läuft die dritte Phase dieses<br />

Projekts, bei der Windmessungen im Atlasgebirge und in<br />

Bereichen der Rif-Region von 2001 bis 2010 durchgeführt<br />

werden. Windgeschwindigkeiten in 40 m Höhe sind einer<br />

Präsentation zu entnehmen, die von CDER bei Workshops<br />

gehalten wird 17 18 . Das Sahara-Windprojekt der Sahara<br />

Wind Inc., das vom NATO Science for Peace and Security<br />

Programme unterstützt wird, versucht, das Windpotenzial<br />

in Nordwest-Afrika zu entwickeln, um Energie an Europa<br />

zu liefern. 19 Sahara Wind hat Windstudien durchgeführt<br />

und die Möglichkeit einer Hochspannungs-Übertragungsleitung<br />

zwischen Marokko und Westeuropa untersucht.<br />

Die im Mai 2004 veröffentlichte InWEnt-Studie »Wind<br />

Regimes of Africa« enthält ein ausführliches Kapitel über<br />

die Windverhältnisse in Marokko. 20<br />

Rahmenbedingungen <strong>für</strong> Windenergie<br />

Bisher gibt es kein rechtliches Verfahren, nach dem<br />

Windkraftanlagen die Erlaubnis erteilt wird, Strom zu<br />

produzieren und ins Netz einzuspeisen. Bisher ist es, um<br />

Windparks bauen und betreiben zu können, absolut notwendig,<br />

eng mit ONE zusammenzuarbeiten; während des<br />

15 http://web.worldbank.org/external/projects/main?Projectid=P041396&theSi<br />

tePK=40941&pagePK= 64283627&menuPK=228424&piPK=73230<br />

16 UNESCO 2007<br />

17 www.vdivde-it.de/msp/registration/presentations/5_Berdai.pdf<br />

18 www.wind-energie.de/fileadmin/dokumente/Themen_A-Z/Entwicklungsdialog/<strong>GTZ</strong>_terna-haddouch-2006.pdf<br />

19 Weitere Informationen unter www.saharawind.com<br />

20 Jagstorf 2004


letzten Jahres haben allerdings viele potentielle Entwickler<br />

verlauten lassen, dass die Informations- und Kooperationspolitik<br />

von ONE alles andere als zufriedenstellend ist.<br />

Das neue Gesetz <strong>für</strong> erneuerbare Energien soll diese Situation<br />

verbessern, es kann aber zurzeit keine Vorhersage<br />

darüber gemacht werden, wie wirksam das neue Gesetz in<br />

dieser Hinsicht sein wird.<br />

Um einen Windpark betreiben zu können, müssen IPPs<br />

zuerst einen öffentlichen Ausschreibungsprozess durchlaufen<br />

und die Stromverkaufsbedingungen mit ONE verhandeln.<br />

Dieser Prozess nimmt längere Zeit in Anspruch<br />

und hängt sehr stark von der Kooperationsbereitschaft<br />

von ONE ab, da es bislang keine Regulierungsbehörde<br />

gibt. Eigenproduzenten müssen diesen Ausschreibungsprozess<br />

nicht durchlaufen, dennoch müssen auch sie die<br />

TABELLE 9:<br />

INSTALLIERTE WINDPARKS IN MAROKKO<br />

Standort Leistung Inbetriebnahme<br />

genauen Konditionen des Netzanschlusses mit ONE<br />

verhandeln, wenn sie das ONE-Netz zum Transport des<br />

Stroms vom Produktionsort zum Verbrauchsort nutzen<br />

müssen.<br />

ONE hat ein Windparkprogramm mit dem Titel »EnergiPro<br />

1.000-MW-Initiative« ins Leben gerufen. Da<strong>für</strong><br />

wird eine Datenbank mit potentiellen Standorten <strong>für</strong><br />

Windparks im Norden und im Süden Marokkos entwickelt.<br />

Außerdem sollen die Rahmenbedingungen <strong>für</strong> die<br />

Netzanbindung festgelegt und abgestimmt werden. Dazu<br />

wurde ein EnergiPro-Team gegründet, das als Schnittstelle<br />

zwischen Projektentwicklern und den <strong>für</strong> die Netzanbindung<br />

zuständigen Mitarbeitern der ONE fungieren und<br />

so das Verfahren vereinfachen soll. Dieses Programm soll<br />

MAROKKO | 213<br />

das Ziel der marokkanischen Regierung unterstützen, den<br />

Anteil der erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2012 zu erhöhen.<br />

Bisher haben sich 15 Projekte, die zusammen eine<br />

Leistung von 869 MW haben, <strong>für</strong> diese Initiative beworben.<br />

Das entspricht zwar nicht den vorgesehenen 1 000<br />

MW, nach Informationen von ONE kann das bestehende<br />

Netz jedoch keine höhere Kapazität aufnehmen. 21<br />

Derzeitige Nutzung von Windenergie<br />

und geplante Projekte<br />

Ende 2008 betrug die gesamte in Marokko installierte<br />

Kapazität aus Windkraft 124 MW. Die einzelnen Windparks<br />

sind in Tabelle 9 aufgeführt.<br />

Am Standort Al Koudia Al Baïda (Tlat Taghramt in<br />

der Provinz Tétouan, 40 km östlich von Tanger) wurde<br />

Durchschnittliche<br />

jährliche<br />

Produktion<br />

Ende 2000 ein 3,5 MW Windpark <strong>für</strong> rund 6 Mio. € errichtet.<br />

Die Kf W stellte <strong>für</strong> dieses Projekt, das deutsche<br />

Turbinentechnologie nutzt, ein zinsgünstiges Darlehen<br />

in Höhe von 4,35 Mio. € zur Verfügung. Der Windpark<br />

wird von ONE betrieben. Ein weiterer Windpark<br />

am gleichen Standort mit einer Leistung von 50 MW<br />

konnte im August 2000 mit Hilfe eines Darlehens der<br />

Europäischen Investitionsbank in Höhe von 24,4 Mio.<br />

€ in Betrieb genommen werden. Die Kosten <strong>für</strong> die<br />

Stromerzeugung wurden auf 3,7 bis 5,5 €ct/kWh (0,4<strong>–</strong><br />

0,6 DH/kWh) berechnet. Es handelt sich um ein privatwirtschaftliches<br />

Projekt von Théolia auf Basis eines<br />

BOT-Vertrages mit ONE (der Windpark geht nach 20<br />

Jahren vollständig in den Besitz von ONE über).<br />

21 Mr. Driss Ourraoui, ONE<br />

Finanzierung Betreiber<br />

Al Kouida 3.5 03/2001 12 KfW ONE<br />

Al Kouida<br />

50 08/2000 226<br />

European<br />

Investment Bank<br />

CED<br />

Tétouan 10.2 09/2005 38 Lafarge Ciments Lafarge Ciments<br />

Tangier 1.6 06/2005 0.4 -<br />

Aliments<br />

et Proteins<br />

du Nord SARL<br />

Essaouira 60 04/2007 200 KfW ONE<br />

Quelle: Enzili 2009


Der Windpark von Lafarge Ciments in Tetouan nutzt<br />

das Prinzip des Clean Development Mechanism (CDM).<br />

Der Windpark besteht aus 12 Turbinen mit einer Leistung<br />

von jeweils 850 kW. Die Gesamtkosten des Parks<br />

liegen bei 9,9 Mio. € und es wird erwartet, dass der jährlich<br />

erzeugte Strom rund 50 % des Bedarfs von Lafarge<br />

Ciments decken wird. Sollte mehr produziert werden als<br />

das Unternehmen braucht, wird ONE den Strom kaufen.<br />

Der Essaouira Windpark besteht aus 71 Windkraftanlagen<br />

mit je 850 kW Leistung. Die Projektkosten belaufen<br />

sich auf geschätzte 72 Mio. €, es wird eine jährliche Stromproduktion<br />

von 210 GWh erwartet.<br />

Eine Shrimp-Fabrik in Tanger nutzt zwei gebrauchte<br />

80-kW-Turbinen, um einen Teil ihres eigenen Strombedarfs<br />

selbst zu decken. Die generalüberholten Turbinen<br />

wurden im Juni 2005 von einem niederländischen Unternehmen<br />

geliefert und installiert. Dank einer durchschnittlichen<br />

Geschwindigkeit von 6,5 m/s auf dem<br />

Gelände, werden die beiden Windräder vermutlich 386<br />

000 kWh Strom pro Jahr liefern. Jeder Überschuss an erzeugter<br />

Energie wird in das öffentliche Netz eingespeist.<br />

Zusätzlich zu diesen bereits bestehenden Windparks sind<br />

einige weitere Projekte in Planung (siehe Tabelle 10).<br />

To a lesser extent, wind energy is also being exploited for<br />

the purposes of distributed rural electrification. For ex-<br />

TABELLE 10:<br />

GEPLANTE WINDPARKS IN MAROKKO<br />

Standort<br />

Geplante<br />

Leistung<br />

[MW]<br />

Geplante<br />

Inbetriebnahme<br />

Tanger 140 2009<br />

Touahar-Taza 60 2009<br />

Sendouk 100 2009<br />

Tarfaya 300 2010<br />

Laayoune 240 2010<br />

Foum El Oued 200 2011<br />

Quelle: Benkhadra 2008<br />

ample, a pair of 25 kW wind generating systems and a 15<br />

kW unit were installed in the province of Essaouira. Together,<br />

these systems supply electricity to 123 households.<br />

According to CDER, in Morocco presently 300 off-grid<br />

MAROKKO | 214<br />

wind power plants and roughly 5,000 winddriven pumps<br />

are in use.<br />

In geringerem Umfang wird Windenergie auch zum<br />

Zweck der dezentralen Elektrifizierung ländlicher Gebiete<br />

genutzt. So wurden etwa zwei 25-kW-Windräder<br />

und eine 15-kW-Anlage in der Provinz Essaouira installiert.<br />

Gemeinsam versorgen diese Erzeugungseinheiten<br />

123 Haushalte mit Strom. Dem CDER zufolge sind in<br />

Marokko derzeit rund 300 netzunabhängige Windkraftanlagen<br />

und rund 5 000 mit Windkraft betriebene Pumpen<br />

in Betrieb.<br />

Auch Industrieunternehmen beginnen inzwischen,<br />

Windenergie auf dezentraler Basis zu nutzen. Als große<br />

Stromverbraucher haben sie die Möglichkeit, ihren Strom<br />

selbst zu produzieren und ihn von der Produktionsstätte<br />

zum Ort des Verbrauchs über das Netz von ONE befördern<br />

zu lassen. Darüber hinaus wird überschüssiger<br />

Strom in das öffentliche Netz eingespeist und von ONE<br />

zu einem festen Preis gekauft (siehe Kapitel zu den gesetzlichen<br />

Rahmenbedingungen). Lafarge Ciments hat<br />

das erste Projekt zur Eigenerzeugung mit Windenergie<br />

umgesetzt und nennt zwei Gründe, die <strong>für</strong> das Projekt<br />

sprechen: Durch die Eigenproduktion können die Energiekosten<br />

gesenkt werden (was besonders ins Gewicht<br />

fällt, weil die Zementindustrie viel Strom verbraucht) und<br />

Lafarge Ciments kann außerdem sein Engagement <strong>für</strong> die<br />

Umwelt zeigen. Darüber hinaus kann das Unternehmen<br />

durch die Registrierung der Anlage als CDM-Projekt zusätzliche<br />

Einkünfte durch den Verkauf von Emissionsreduktionsgutschriften<br />

erzielen.<br />

Geschäftsklima<br />

Die Einfuhrbedingungen <strong>für</strong> Waren sind in Marokko<br />

gut, die mit dem Import verbundenen administrativen<br />

Prozesse können aber langwierig sein. Für Waren aus der<br />

EU werden die Einfuhrzölle Schritt <strong>für</strong> Schritt gesenkt,<br />

bis sie 2012 schließlich bei 0 % liegen werden. Der Grad<br />

der Industrialisierung in Marokko wächst stetig an. In Bezug<br />

auf Windenergie ist DLM auf dem marokkanischen<br />

Markt bereits als Produzent von Masten <strong>für</strong> Windkraftanlagen<br />

präsent. Im Dezember 2008 hat die deutsche SIAG<br />

Schaaf AG, ein Unternehmen, das ebenfalls Türme <strong>für</strong>


Windkraftanlagen produziert, mit dem Bau einer Fabrik<br />

in Ägypten begonnen mit dem Ziel, die hergestellen Produkte<br />

auch an Windkraftprojekte in Marokko zu verkaufen.<br />

Außerdem erwägt das Unternehmen die Errichtung<br />

einer Produktionsstätte in Marokko. Für die Automobilindustrie<br />

werden elektronische Geräte lokal hergestellt<br />

und dieses Wissen könnte auch auf die Windbranche<br />

übertragen werden. Eine Tochtergesellschaft von Airbus<br />

in Casablanca hat Erfahrung in der Herstellung von Rotorblättern.<br />

Für die Finanzierung der aktuellen Windprojekte in Marokko<br />

war vor allem ONE mit Unterstützung von internationalen<br />

Gebern wie der Kf W (und ihrer Deutschen<br />

Entwicklungsgesellschaft DEG) oder der Weltbank verantwortlich.<br />

2008 hat der König von Marokko zusammen<br />

mit Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen<br />

Emiraten den »Fonds zur Entwicklung der Energiewirtschaft«,<br />

der sich auf erneuerbaren Energien und Energieeffizienz<br />

konzentriert, eingerichtet. Das Budget dieses<br />

Fonds beläuft sich auf 1 Mrd. US $. Es gibt noch kein Prozedere<br />

<strong>für</strong> die Auszahlung des Fonds, aber die Ergebnisse<br />

einer Studie zur Einrichtung dieses Prozederes werden<br />

voraussichtlich im Herbst 2009 vorliegen.<br />

Einige Universitäten und andere Institutionen entwickeln<br />

Studiengänge <strong>für</strong> erneuerbare Energien und Energieeffi-<br />

MAROKKO |<br />

215<br />

zienz. Die Kurse entsprechen noch nicht immer internationalen<br />

Standards und das Know-how der Dozenten<br />

sowie die verfügbare Equipment müssen noch verbessert<br />

werden. Sehr interessant in dieser Hinsicht ist ein von der<br />

Deutschen Industrie- und Handelskammer in Casablanca<br />

eingerichtetes Programm: Dort wurde ein Programm zur<br />

Wiedereingliederung junger Marokkaner, die in Deutschland<br />

ausgebildet wurden oder gearbeitet haben, eingerichtet.<br />

Dieses Programm könnte Arbeitnehmern in der<br />

Windenergiebranche mit in Deutschland erworbenen<br />

theoretischen und praktischen Kenntnissen eine Möglichkeit<br />

<strong>für</strong> die Rückkehr nach Marokko bieten.


9.7 Adressen und Kontaktdaten<br />

ANIMA Investment Network<br />

ANIMA head office<br />

Tel.: +33 (0)4 96 11 67 60<br />

Fax: +33 (0)4 96 11 67 61<br />

11bis rue St-Ferréol<br />

13001 Marseille<br />

France<br />

Internet: www.animaweb.org/en/index.php<br />

Office National de l’Electricité (ONE)<br />

(Nationales Elektrizitätsamt)<br />

Head Office<br />

65, rue Othman Ben Affane<br />

20000 Casablanca Maroc<br />

Tel.: +212 (522) 66 80 80<br />

Fax: +212 (522) 22 00 38<br />

Internet: www.one.org.ma<br />

Ministère de l’Energie, des Mines,<br />

de l’eau et de l’environment (MEMEE)<br />

(Ministerium <strong>für</strong> Energie, Bergbau, Wasser und Umwelt)<br />

Rue Abou Marouane Essaadi <strong>–</strong><br />

Haut Agdal Rabat<br />

Tel.: +212 (537) 68 88 57<br />

Fax: +212 (537) 68 88 63<br />

E-mail: dsi@mem.gov.ma<br />

Internet: www.mem.gov.ma<br />

Direction de l’Electricité et<br />

des Energies Renouvables (DEER)<br />

(Abteilung <strong>für</strong> Elekrtizität und Erneuerbare Energien)<br />

Direction within MEM<br />

Directeur de la DEER<br />

Mr. Abderrahim EL HAFIDI<br />

Tel.: +21 (537) 68 87 60<br />

Fax: +21 (537) 68 87 61<br />

E-mail: a.elhafidi@mem.gov.ma<br />

MAROKKO |<br />

216<br />

Centre de Développement<br />

des Energies Renouvelables (CDER)<br />

(Entwicklungszentrum <strong>für</strong> Erneuerbare Energien)<br />

Rue Machaar El Haram<br />

Quartier Issil, B.P. 509<br />

Marrakech<br />

Tel.: +212 (524) 30 98 14/22<br />

Fax: +212 (524) 30 97 95<br />

E-mail: cder@menara.ma<br />

Internet: www.cder.org.ma/<br />

Association Marocaine de l’Industrie<br />

Solaire et Éolienne (AMISOLE)<br />

(Marokkanischer Verband der Solar- und Windindustrie)<br />

c/o Fenelec<br />

Résidence Mervet<br />

4 rue de la Bastille<br />

Casablanca<br />

Morocco<br />

Tel.: +212 (522) 945129<br />

Fax: +212 (522)949642<br />

E-mail: contactez_nous@amisole.com<br />

Internet: www.amisole.com<br />

Deutsche Industrie- und<br />

Handelskammer in Marokko<br />

Chambre Allemande de<br />

Commerce et d’Industrie au Maroc<br />

140, Bd. Zerktouni, 6ème étage<br />

20000 Casablanca<br />

Tel.: +212 (522) 42 94 00/01<br />

Fax: +212 (522) 47 53 99<br />

E-mail: info@dihkcasa.org<br />

Internet: www.dihkcasa.org<br />

For the programme of expert reintegration:<br />

E-Mail: moha.ezzabdi@dihkcasa.org


La Compagnie Du Vent<br />

Residence du Palais <strong>–</strong> Imm. E, bureau 19<br />

Angle Bd Ghandi/Bd Yacoub El Mansour<br />

20000 Casablanca<br />

Email: info@compagnieduvent.com<br />

Internet: www.compagnieduvent.com<br />

To visit wind park Lafarge Ciments:<br />

Mr. Mohsine Ettazo<br />

Tel.: +212 (522) 36 91 90<br />

Botschaft des Königreichs Marokko in Deutschland<br />

Niederwallstr. 39<br />

D-10117 Berlin<br />

Tel.: +49 (30) 20 61 24 0<br />

Fax: +49 (30) 20 61 24 20<br />

E-mail: marokko-botschaft@t-online.de<br />

Internet: www.maec.gov.ma/berlin/<br />

Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Technische Zusammenarbeit<br />

GmbH (<strong>GTZ</strong>)<br />

Morocco Office<br />

Country Director: Tilman Herberg<br />

2, Avenue Tour Hassan<br />

Rabat Hassan<br />

Tel.: +212 (537) 20 45 17<br />

Fax: +212 (537) 20 45 19<br />

E-mail: gtz-marokko@gtz.de<br />

Internet: www.gtz.de/marokko<br />

<strong>GTZ</strong> Environmental Programme Morocco<br />

Programme Manager: Mohamed El-Khawad<br />

Tel.: +212 (537) 68 07 10<br />

Fax: +212 (537) 68 07 11<br />

E-mail: Mohamed.El-Khawad@gtz.de<br />

<strong>GTZ</strong> Project<br />

»Promotion of renewable energies and energy efficiency«<br />

Project Manager: Dieter Uh<br />

Tel: +212 537 77 78 84<br />

E-mail: dieter.uh@gtz.de<br />

Embassy of the Federal Republic<br />

of Germany in Morocco<br />

7, Zankat Madnine<br />

B.P. 235<br />

10000 Rabat<br />

Tel.: +212 (537) 70 96 62<br />

Kf W <strong>–</strong> DEG<br />

Postfach 10 09 61<br />

50449 Köln<br />

Tel.: +49 (221) 49860<br />

E-mail: inf@deginvest.de<br />

Internet: www.deginvest.de<br />

MAROKKO |<br />

217<br />

CIEDE<br />

Centre d‘Information sur l‘Energie Durable et<br />

l‘Environnement (Informationszentrum <strong>für</strong> nachhaltige<br />

Energieversorgung und Umwelt)<br />

2 Rue Oum Errabia/Avenue Okba<br />

Agdal, Rabat<br />

Tel.: (+212) 037-77-27-22<br />

Internet: www.ciede.org.ma/<br />

Maison de l’Energie et de l’Environment<br />

Email : contact@maisonenergie.ma<br />

Internet: www.maisonenergie.ma/fr/Index<br />

aspx?esp=1&mod=66<br />

CNRST TEER Centre National pour la Recherche<br />

Scientifique et Technique. Unité des Technologies et<br />

Economie des Energies Renouvelables (Nationales<br />

wissenschaftliches und technisches Forschungszentrum,<br />

Abteilung <strong>für</strong> Technologie und Wirtschaftlichkeit<br />

erneuerbarer Energien)<br />

Angle avenue Allal El Fassi,<br />

avenue des FAR, Quartier Hay Ryad<br />

BP. 8027 Nations Unies<br />

10102 Rabat<br />

Tel.: +212 (537) 77 40 99<br />

Internet: www.cnr.ac.ma/teer/teer@cnrst.ma


DLM<br />

route de Rabat (r.p. 1), Km 9<br />

20250 CASABLANCA<br />

Tel.: +212 (522) 66 96 00<br />

Fax: 05 22 35 54 65<br />

Email: contact@dlm.ma<br />

Internet: http://www.dlm.ma/en/en-activites.html<br />

Sahara Wind Inc.<br />

32 Av. Lalla Meryem Souissi<br />

Rabat, 10170<br />

Tel.: +212 (537) 74 22 90<br />

Fax: +212 (537) 65 08 41<br />

Email: info@saharawind.com<br />

Internet: www.saharawind.com<br />

Permanent Secretariat of CDM -<br />

Designated National Authority<br />

Climate Change Service Direction of Partnership,<br />

Communication and Cooperation<br />

4 Place Abou Baker Essidik,<br />

Avenue Fall Ouled Oumeir Rabat<br />

Tel/Fax: +212 (537) 77 47 88<br />

Email: scc@minenv.gov.ma<br />

Internet: http://www.cdmmorocco.ma/<br />

9.8 Informationsquellen<br />

ARGENTINA | 218<br />

African Economic Outlook (AEO):<br />

Internet: www.africaneconomicoutlook.org/en/<br />

countries/north-africa/morocco/#/overview<br />

Afriwea:<br />

Press Release, Two WES18 <strong>–</strong> 80 kW wind turbines<br />

for a shrimp processing farm in Tangiers, Morocco,<br />

06/2005<br />

Arabic News:<br />

Morocco’s renewable energy sector boosted by three<br />

international agreements, Morocco, 12/2004<br />

Arrêtté no 528-09:<br />

Arrêté du ministre délégué auprès du Premier ministre<br />

no. 528-09 in: Bulletin officiel no 5722 (02.04.2009)<br />

Auswärtiges Amt, Länderinformationen Marokko:<br />

Internet: www.auswaertiges-amt.de<br />

Benkhadra, Amina:<br />

Ministry of Energy, Mining, Water and Environment;<br />

»Morocco’s Energy Sector <strong>–</strong> Overview Outlook«, Presentation<br />

held on March 4, 2008<br />

Berdai, M., CDER:<br />

Energies Renouvelables au Maroc. Presentation held on<br />

the Expert Workshop »Mediterranean Solar Plan« in<br />

Berlin, October 2008.<br />

Breuer, Siegfried:<br />

(Bundesagentur <strong>für</strong> Außenwirtschaft-bfai):<br />

CDM-Markt kompakt <strong>–</strong> Marokko, 05/2006<br />

CIA World Fact Book:<br />

Internet:<br />

www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/


Desertec:<br />

Internet: www.desertec.org/<br />

Deutsche Industrie-<br />

und Handelskammer in Marokko (DIHK Marokko):<br />

Internet: http://marokko.ahk.de/index.php<br />

Deutsche Welle:<br />

Desertec bringt<br />

Wüstenstrom nach Europa, 07/2009<br />

La Compagnie Du Vent:<br />

The Tetuan Wind Farm, 03/2009<br />

Eichhammer, Wolfgang et al.:<br />

Assessment of the Worldbank <strong>–</strong> GEF Strategy for<br />

the market development of concentrating solar<br />

thermal power, 05/2005<br />

Enzili, M. Mustapha, CDER:<br />

Country Study Morocco <strong>–</strong><br />

Presentation held on September 19, 2008<br />

<strong>GTZ</strong> Morocco, Mr. Dieter Uh<br />

International Monetary Fund:<br />

Internet: www.imf.org<br />

Jalil Bennani in Aujourd’hui <strong>–</strong><br />

Le Maroc dated 09.09.2005:<br />

Reflexion sur une nouvelle politique,<br />

Morocco 09/2005<br />

Jargstorf, Benjamin:<br />

Factor 4 Energy Projects GmbH:<br />

Wind Regimes of Africa <strong>–</strong> Comparative Evaluation<br />

of Wind Data from Selected Countries, 05/2004<br />

Koths, Dagmar:<br />

(Wuppertal Institut <strong>für</strong> Klima, Umwelt, Energie):<br />

CDM Länderprofil Marokko<br />

Wuppertal 2006<br />

MAROKKO |<br />

219<br />

Marsiske, Hans-Arthur:<br />

in Financial Times Deutschland dated 16.11.2005:<br />

Wechselstrom aus der Wüste 11/2005<br />

Ministère de l‘Energie,<br />

des Mines, de l’Eau et de l’Environment (MEMEE):<br />

Secteur de l’Energie et des Mines <strong>–</strong> Principales réalisations<br />

(1999 <strong>–</strong> 2008) Défis et Perspectives, October 2008<br />

Internet: www.mem.gov.ma<br />

Neidlein, Hans-Christoph: Grüne Energie:<br />

Marokko setzt auf Zusammenarbeit mit Europa,<br />

Europa digital, 02/2005<br />

neue energie, Magazin <strong>für</strong> erneuerbare Energien:<br />

08/2008, 10/2008, 01/2009<br />

Office national de l‘electricité (ONE):<br />

Annual Report 2003, Morocco 2005<br />

Office national de l‘electricité (ONE):<br />

Annual Report 2004, Morocco 2006<br />

Office national de l‘electricité (ONE):<br />

Activity report 2007, Morocco 2009<br />

Pfeiffer, Tom: in Reuters/PlanetArc<br />

dated 20.7.2006:<br />

Morocco Pushes Renewable Energy as Oil Prices<br />

Soar, 07/2006<br />

Secrétariat Général du Gouvernment (SGG) 2008:<br />

Projet de loi n° 16-08 modifiant et complétant le dahir<br />

n°1-63-226 du 14 rabii I 1383 (5 août 1963) portant<br />

création de l’Office National de l’Electricité<br />

Internet:<br />

http://www.sgg.gov.ma/Projet_loi_16.08_Fr.pdf<br />

Secrétariat Général du Gouvernment (SGG) 2009:<br />

Projet de loi n° 13-09 relative aux énergies renouvelables


Senhagi, Faouzi (GERER, Maroc):<br />

Financing the development of the renewable energy in<br />

the mediterranean region <strong>–</strong> Baseline study for Morocco;<br />

United Nations Environment Programme (UNEP),<br />

05/2003<br />

SUN 2008. L’energie solaire au Maroc.<br />

Plus de 1 200 systèmes photovoltaïque seront installés au<br />

Maroc par une entreprise espagnole<br />

http://sun.ma/?p=8<br />

UNESCO 2007.<br />

Les énergies renouvelables au Maroc <strong>–</strong> Le débat est lancé<br />

Rabat, Morocco 2007<br />

WWEA World Wind Energy Association<br />

Wind Energy International 2009/2010; Bonn, 2009<br />

L’Energie éolienne au »Maroc-Ressources et Projets«<br />

Presentation held in Dakhla, May 2009<br />

MAROKKO |<br />

220


NAMIBIA<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

BIP Bruttoinlandsprodukt<br />

CDM Clean Development Mechanism<br />

DNA Designated National Authority<br />

(nationale Aufsichtsbehörde)<br />

ECB Electricity Control Board<br />

(Elektrizitätsaufsichtsbehörde)<br />

ESI Electricity Supply Industries<br />

(Stromversorgungsindustrie)<br />

GEF Global Environment Facility<br />

(Globale Umweltfazilität)<br />

GRN Government of the Republic of Namibia<br />

(Regierung der Republik Namibia)<br />

<strong>GTZ</strong> Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong><br />

Technische Zusammenarbeit<br />

GWh Gigawattstunden<br />

IEA Internationale Energieagentur<br />

IMF Internationaler Währungsfonds<br />

IRR Internal rate of return (interner Zinsfuß)<br />

ktoe Kilotonne Öläquivalent<br />

kV Kilovolt<br />

kW Kilowatt<br />

m² Quadratmeter<br />

MW Megawatt<br />

221<br />

MET Ministry of Environment and Tourism<br />

(Ministerium <strong>für</strong> Umwelt und<br />

Tourismus)<br />

MME Ministry of Mines and Energy<br />

(Ministerium <strong>für</strong> Bergbau und Energie)<br />

MW Megawatt<br />

NAMREP Förderprogramm <strong>für</strong> erneuerbare<br />

Energien in Namibia<br />

ND Namibischer Dollar<br />

PJ Petajoule<br />

RED Regional Energy Distributors<br />

(regionale Energieverteiler)<br />

tCO2eq Tonnen CO2 Äquivalent<br />

TWh Terawattstunden<br />

UNDP United Nations Development<br />

Programme (Entwicklungsprogramm<br />

der Vereinten Nationen)<br />

UVP Umweltverträglichkeitsprüfung<br />

SAPP South African Power Pool<br />

(südafrikanischer Stromverbund)<br />

SHS Solar Home System<br />

US $ US-Dollar<br />

WTO World Trade Organisation<br />

(Welthandelsorganisation)


NAMIBIA<br />

10.1 <br />

ABBILDUNG 8:<br />

KARTE VON NAMIBIA<br />

Quelle: CGIAR 2004<br />

Die Republik Namibia liegt im Süden Afrikas und ist im<br />

Westen durch den Atlantischen Ozean begrenzt. Namibia<br />

grenzt im Norden an Angola und Sambia, im Osten an<br />

Botsuana und Simbabwe und im Süden an Südafrika.<br />

Die Gesamtfläche Namibias beträgt 824 292 km 2 . Am 21.<br />

März 1990 löste sich das Land vom Protektorat Südafrikas<br />

und wurde unabhängig. Namibia ist in 13 Regionen<br />

unterteilt: Caprivi, Erongo, Hardap, Karas, Khomas, Kunene,<br />

Ohangwena, Okavango, Omaheke, Omusati, Oshana,<br />

Oshikoto und Otjozondjupa. Die Hauptstadt ist<br />

Windhoek.<br />

Namibia hat eine Bevölkerung von ca. 2,1 Mio. Einwohnern,<br />

die durchschnittliche Lebenserwartung liegt<br />

bei 51 Jahren. Die Bevölkerung setzt sich hauptsächlich<br />

aus schwarzafrikanischen (87,5%), gemischt-ethnischen<br />

TABELLE 1:<br />

BIP IN NAMIBIA 2004-2008<br />

BIP (konstante<br />

Preise)<br />

222<br />

(6,5%) und weißen Gruppen (6%) zusammen. Das Christentum<br />

ist mit 80<strong>–</strong>90% vorherrschende Religion. Die<br />

restlichen 10<strong>–</strong>20% gehören verschiedenen afrikanischen<br />

Religionen an. Die Amtssprache ist Englisch, die große<br />

Mehrheit der Bevölkerung spricht jedoch hauptsächlich<br />

Afrikaans oder Deutsch.<br />

Namibia ist durch ein heißes und trockenes Wüstenklima<br />

mit geringen und unregelmäßigen Niederschlägen<br />

geprägt. Landschaftlich liegt Namibia zu großen Teilen<br />

auf einem Hochplateau, andere bedeutende landschaftliche<br />

Prägungen sind die Namib-Wüste im Westen entlang<br />

der Küste und die Kalahari-Wüste im Osten des Landes.<br />

Namibias Wirtschaft ist stark abhängig von der Gewinnung,<br />

Verarbeitung und dem Export von Mineralien.<br />

Die Republik ist der viertgrößte Exporteur von nichtenergetischen<br />

Mineralien in Afrika sowie der weltweit<br />

fünftgrößte Produzent von Uran. Zudem produziert<br />

das Land große Mengen an Blei, Zink, Zinn, Silber und<br />

Wolfram. Im Bergbau werden 8% des BIP erwirtschaftet.<br />

Gleichzeitig stammen 50% der gesamten Deviseneinnahmen<br />

Namibias aus diesem Sektor. Dennoch sind<br />

lediglich 3% der Bevölkerung im Bergbau beschäftigt.<br />

Die Hälfte der Bevölkerung ist auf die Subsistenzwirtschaft<br />

angewiesen. Der namibische Dollar (ND) ist an<br />

den südafrikanischen Rand gekoppelt. Das Pro-Kopf-<br />

BIP lag 2008 bei 5 400 US $. Der Dienstleistungssektor<br />

hatte mit 53,4% den größten Anteil am nationalen BIP,<br />

gefolgt vom Industriesektor (36,2%) und der Landwirtschaft<br />

(10,4%).<br />

Namibias wichtigster Handelspartner ist Südafrika. 65%<br />

der Importe kommen aus dem südlichen Nachbarland.<br />

Waren aus Deutschland stellen 2% der UK und Schweiz<br />

jeweils 1% der Importe 1 .<br />

Einheiten 2000 2002 2004 2006 2008<br />

jährliche prozentuale<br />

Veränderung 4.1 4.8 12.3 7.2 2.9<br />

BIP (aktuelle Preise) Mrd. ND 27.1 35.4 42.7 54.0 69.7<br />

BIP (aktuelle Preise) Mrd. € 4.2 3.6 5.3 6.4 5.8<br />

Quelle: IMF 2009<br />

1 Germany Trade and Invest 2009


ABBILDUNG 2: ANTEILE VERSCHIEDENER ENERGIE-<br />

TRÄGER AN DER GESAMTEN PRIMÄRENERGIEBEREIT-<br />

STELLUNG IM JAHR 2006: 1476 KTOE<br />

65,4 %<br />

Brennbare Erneuerbare/Abfall<br />

Wasser<br />

Kohle und Torf<br />

Quelle: IEA 2008<br />

10.2 Energiemarkt<br />

Übersicht Energiemarkt<br />

Die Bereitstellung von Primärenenergie zeigte in der<br />

Vergangenheit ein konstantes Wachstum und erreichte<br />

im Jahr 2006 ein Gesamtvolumen von 1 476 ktoe (entspricht<br />

61,8 PJ oder 17 166 GWh). Das Angebot an Primärenergie<br />

hat sich im Vergleich zu 1991 mit 600 ktoe im<br />

NAMIBIA | 223<br />

Jahr 2006 mehr als verdoppelt. Der Anstieg ist fast ausschließlich<br />

durch den Anstieg des Ölangebots begründet.<br />

Die Entwicklung der anderen Energieträger blieb weitestgehend<br />

konstant. Insgesamt ist Namibias Primärenergieversorgung<br />

durch Öl dominiert (73,6%), gefolgt von<br />

erneuerbaren Energien und Energie aus Abfall (14,3%).<br />

Wasserkraft hat einen Anteil von 9,9% an der Primärenergieversorgung,<br />

der Anteil von Kohle und Torf beläuft sich<br />

auf 2,2%. Die Struktur der Primärenergiebereitstellung<br />

nach Energieträgern ist in Tabelle dargestellt 2 .<br />

Im Jahr 2007 entfielen 42% des gesamten Energieverbrauchs<br />

auf den Transportsektor, 23% auf nicht-energetische<br />

Nutzung und 15,6% auf Privathaushalte. Tabelle 2<br />

zeigt die detaillierte Aufteilung des Energieverbrauchs auf<br />

die einzelnen Wirtschaftssektoren.<br />

Das Stromnetz<br />

Das Übertragungsnetz besteht aus 400-kV-, 330-kV-,<br />

220-kV-, 120-kV- und 66-kV-Leitungen und wird durch<br />

das Unternehmen NamPower betrieben. Die Aktivitäten<br />

des Unternehmens sind unterteilt in die Geschäftsfelder<br />

Übertragung und Versorgung. Während der Geschäftsbereich<br />

Übertragung das Übertragungsnetz regelt und<br />

betreibt, beschäftigt sich der Bereich Versorgung mit den<br />

Kunden des Unternehmens. Zu diesen zählen einige große<br />

Minen, die regionalen Stromversorger (REDs) sowie einige<br />

kleinere Stromproduzenten, welche hauptsächlich<br />

TABELLE 2:<br />

ENDENERGIEVERBRAUCH 2006 IN KTOE UND %<br />

Gesamter Endenergieverbrauch<br />

ktoe %<br />

Industrie 61 5,6 %<br />

Transport 459 42,3 %<br />

Andere Sektoren 564 52,0 %<br />

Privathaushalte 169 15,6 %<br />

davon<br />

Gewerbe und Dienstleistung 2 0,2 %<br />

Agrar- und Forstwirtschaft 144 13,3 %<br />

nicht-energetische Nutzung 249 23,0 %<br />

Gesamt 1 084<br />

Quelle: IEA 2008<br />

12,7 %<br />

Strom<br />

Erdölderivate<br />

8,8 %<br />

2 %<br />

11,1 %<br />

2 IEA 2008


TABELLE 3:<br />

LÄNGE DER ÜBERTRAGUNGS-<br />

LEITUNGEN NACH SPANNUNGSNIVEAU<br />

Übertragungsleitungen (km) 2008<br />

400 kV <strong>–</strong> 132 kV 5 427<br />

66 kV <strong>–</strong> 11 kV 28 756<br />

Quelle: NamPower 2008<br />

aus historischen Gründen 3 direkt an das Übertragungsnetz<br />

angeschlossen sind. Tabelle 3 gibt einen Überblick<br />

über die Länge des Übertragungsnetzes unterteilt nach<br />

den Spannungsniveaus.<br />

Während das Übertragungsnetz von NamPower betrieben<br />

wird, wurden von der Regierung auf regionaler Ebene<br />

ABBILDUNG 3:<br />

STRUKTUR DES ÜBERTRAGUNGSNETZES VON NAMIBIA<br />

Quelle: CGIAR 2004 und NamPower 2008<br />

REDs eingerichtet, welche <strong>für</strong> die Verteilung und Lieferung<br />

des Stroms an die Endkunden in den jeweiligen Gebieten<br />

verantwortlich sind. Die fünf REDs sind: Nored<br />

Ceno Red, Central Red, Erongo Red und Southern Red.<br />

In der Vergangenheit kam es in Namibia häufig zu Stromausfällen,<br />

deren Anzahl von 2007 auf 2008 zunahm. Im<br />

Jahr 2008 beliefen sich die geplanten Systemausfälle auf 6<br />

Stunden, und die unvorhergesehenen Ausfälle auf 7 Stunden.<br />

Am 2. Dezember 2007 kam es darüber hinaus zu einem<br />

Totalausfall. Grund hier<strong>für</strong> war ein Blitzeinschlag<br />

3 ECB 2006<br />

NAMIBIA | 224<br />

in eine 400-kV-Verbindungsleitung nach Südafrika. Die<br />

Verluste bei der Stromübertragung stiegen von 18,4% im<br />

Jahr 2006 auf 23,3% im Jahr 2007 4 .<br />

Zur Verstärkung des Übertragungsnetzes plant NamPower<br />

mehrere Projekte:<br />

Caprivi Link Interconnector<br />

Die Caprivi-Verbindungsleitung ist ein HGÜ-Projekt<br />

(Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung), das die Verknüpfung<br />

des namibischen Netzes mit den Netzen Sambias<br />

und Simbabwes zum Ziel hat. Die Verbindung soll<br />

eine Kapazität von bis zu 600 MW haben und NamPower<br />

ermöglichen, Stromhandel mit Sambia, Simbabwe und anderen<br />

Ländern in Nord- und Südafrika zu betreiben 5 . Die<br />

erste Phase des Projekts sieht eine bipolare HGÜ-Leitung<br />

(± 350 kV) von 970 km Länge vor mit der Option, diese<br />

später nach Bedarf durch eine 400 kV Wechselstromübertragungsleitung<br />

von 285 km Länge zu ergänzen. Die Fertigstellung<br />

des Vorhabens ist <strong>für</strong> 2010 geplant 6 , da bis Oktober<br />

2009 bereits 70% der Arbeiten vollendet wurden 7 .<br />

<br />

Die 220-kV-Verbindungsleitung zwischen Sambia und<br />

Namibia soll es ermöglichen, eine Leistung von 220 MW<br />

aus Livingstone in Sambia nach Katima Mulilo in Namibia<br />

zu übertragen und somit die südafrikanische Stromvereinigung<br />

(SAPP) sowie die Netzstabilität in Namibia<br />

zu stärken. Eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP)<br />

wurde bereits durchgeführt und vom Umweltrat Sambias<br />

genehmigt. Auch auf namibischer Seite wurde dieser Prozess<br />

bereits abgeschlossen8 .<br />

Installierte Leistung<br />

Die drei NamPower-Stromproduzenten mit einer Gesamtleistung<br />

von 364 MW im Jahr 2009 9 sind:<br />

• Ruacana mit einer 240-MW-Wasserkraftanlage am Kunene-Fluss<br />

entlang der nördlichen Grenze zu Angola<br />

• Van Eck mit einem 120-MW-Kohlekraftwerk in der<br />

Hauptstadt Windhoek<br />

• Paratus mit einem 24-MW-Diesel-Kraftwerk in der<br />

Küstenstadt Walvis Bay.<br />

4 Enerdata<br />

5 ECB 2006<br />

6 NamPower 2008<br />

7 Newera, 2009<br />

8 SAPP 2008<br />

9 NamPower 2009


TABELLE 4:<br />

LANGFRISTIG GEPLANTER KAPAZITÄTSAUSBAU<br />

Name Brennstoff<br />

Namibia ist ein Teil des SAPP und trägt als solcher rund<br />

1% der Spitzenlastleistung der Vereinigung bei. Die installierte<br />

Leistung ist dabei höher als die zur Verfügung<br />

stehende Leistung, da es zu Schwankungen in der Nutzung<br />

der Wasserkraft kommt. Aufgrund der insgesamt<br />

niedrigen Stromproduktion Namibias ist die Bedeutung<br />

<strong>für</strong> die gesamte Stromerzeugung innerhalb der SAPP vernachlässigbar<br />

wie in Tabelle 4 ersichtlich.<br />

Um den namibischen Anteil an der Gesamtstromproduktion<br />

der SAPP zu erhöhen, plant das Land, die Erzeugungsleistung<br />

nach dem in Tabelle 5 dargestellten<br />

Zeitplan zu erhöhen. Laut ESMAP scheinen die Investitionen<br />

in das Projekt Epupa jedoch unwahrscheinlich,<br />

und auch beim Kudu-Projekt ist man bereits auf zahlreiche<br />

Hindernisse gestoßen 10 . Der groß angelegte Ausbau<br />

der Kapazitäten ist nötig, um die Abhängigkeit von den<br />

Nachbarländern zu verringern. Es ist jedoch nicht zu erwarten,<br />

dass alle Projekte zu den geplanten Terminen ans<br />

Netz angeschlossen werden können.<br />

Stromerzeugung<br />

Die gesamte Stromproduktion in Namibia belief sich<br />

2006 auf 1 606 GWh und stammte hauptsächlich von<br />

Wasserkraftanlagen und thermischen Energieträgern 11 .<br />

Die nationale Stromproduktion kann lediglich den<br />

Grundlastverbrauch des Landes decken, darum wird<br />

60% der in Namibia verbrauchten elektrischen Energie<br />

aus Südafrika, Simbabwe und Sambia über die SAPP<br />

importiert 12 . Strom wird in Namibia schon immer überwiegend<br />

aus Wasserkraft gewonnen. Seit 2001 hat Kohle<br />

10 ESMAP 2005<br />

11 IEA 2008<br />

12 Afrik 2008<br />

Leistung<br />

(MW)<br />

Geplante<br />

Fertigstellung<br />

NAMIBIA | 225<br />

Geschätzte Projektkosten<br />

(Mio. US$)<br />

Walvis Bay Kohle 400 2013 700<br />

Baynes Wasserkraft 360 2013 640<br />

Kudu Gas 800 2015 640<br />

Epupa Wasserkraft 450 n.a. n.a.<br />

Okavango Wasserkraft 15 n.a. n.a.<br />

Lüderitz Wind 10 n.a. n.a.<br />

Quelle: SAPP 2008<br />

als Energieträger <strong>für</strong> die Stromproduktion zudem einen<br />

kleinen und stabilen Anteil an der Gesamtproduktion,<br />

wie in Abbildung 4 zu sehen ist.<br />

Aufgrund der starken Abhängigkeit der Wasserkraftwerke<br />

von den Wetterbedingungen war die namibische Stromerzeugung<br />

in der Vergangenheit nicht konstant, die daraus<br />

resultierenden Defizite mussten durch Stromimporte<br />

ausgeglichen werden.<br />

Das Stromangebot stieg zwischen 2006 und 2008 von<br />

3 554 GWh auf insgesamt 3 719 GWh. Im gleichen Zeitraum<br />

sank die Stromproduktion durch NamPower um 34<br />

GWh. Die Differenz wurde durch höhere Importe von dem<br />

südafrikanischen Energieversorger Eskom kompensiert.<br />

Der Stromverbrauch wird in die Bereiche Privathaus-<br />

ABBILDUNG 4:<br />

STROMERZEUGUNG NACH QUELLEN, 2006<br />

84<br />

5 %<br />

Kohle<br />

Oil<br />

Wasserkraft (inkl. Pumpspeicher)<br />

Quelle: IEA 2008<br />

10<br />

1 %<br />

1512<br />

94 %


TABELLE 5: GESAMTE STROMPRODUKTION<br />

(NATIONALE PRODUKTION UND IMPORTE) IN NAMIBIA<br />

GWh<br />

Nationale Produktion<br />

2006 2007 2008<br />

NamPower<br />

Imports<br />

1 606 1 576 1 572<br />

Zesco (Sambia) 78 24 27<br />

Eskom (Südafrika) 1 620 1 733 1 961<br />

Zesa (Simbabwe) 162 104 85<br />

EDM (Mosambik) 6 69 52<br />

STEM (Botsuana) 82 115 22<br />

Gesamt 3 554 3 621 3 719<br />

Quelle: NamPower 2008<br />

halte, Industrie und Bergbau und gewerbliche Kunden<br />

unterteilt. Dabei machen die 120 000 Privathaushalte<br />

91 % aller Kunden aus und stehen <strong>für</strong> 45% des gesamten<br />

Stromverbrauchs. Des Weiteren gibt es 1 150 Industrie-<br />

und Bergbaukunden, die 26% des Stroms verbrauchen,<br />

der Rest wird von 10 000 gewerblichen Kunden konsumiert.<br />

Strompreise<br />

Die ECB hat die in Tabelle 6 dargestellten zeitabhängigen<br />

Tarife <strong>für</strong> 2009/2010 bestätigt 13 .<br />

Liberalisierung<br />

Derzeit hat NamPower eine Monopolstellung bei der Erzeugung<br />

und dem Import von elektrischer Energie. Der<br />

Namibia IPP Market Framework Report, der im Oktober<br />

2006 von CORE International und EMCON Consulting<br />

<strong>für</strong> das Electricity Control Board (ECB) erstellt wurde,<br />

gibt Empfehlungen <strong>für</strong> die »Entflechtung« von NamPower<br />

und die Schaffung ordnungspolitischer Rahmenbedingungen<br />

<strong>für</strong> unabhängige Stromproduzenten (IPPs).<br />

Die folgenden Empfehlungen sind von besonderem Interesse<br />

<strong>für</strong> die zukünftige Regulierung der unabhängigen<br />

Stromerzeuger im Bereich erneuerbare Energien 14 :<br />

• Die Aufspaltung von NamPower in drei Teile, nämlich<br />

NamPower Generation (Produktion), NamPower Trading<br />

(Handel) und NamPower Transmission (Übertragung/Verteilung).<br />

Die Einrichtung von NamPower<br />

13 NamPower 2009<br />

14 CSA 2007a<br />

NAMIBIA | 226<br />

Trading würde dabei die Schaffung eines Single-Buyer-<br />

Systems mit sich bringen, welches als entscheidend <strong>für</strong><br />

die Entwicklung des Marktes <strong>für</strong> unabhängige Stromerzeuger<br />

angesehen wird.<br />

• Die Klassifizierung der unabhängigen Stromproduzenten<br />

als kleine (5 MW 100 MW). Dabei sind die Anforderungen<br />

zur Lizenzvergabe <strong>für</strong> kleine Stromproduzenten<br />

weniger komplex.<br />

Namibias Liberalisierungsreformen zielen hauptsächlich<br />

auf den Ausbau von Kapazitäten und Ressourcen<br />

im Verteilungssektor ab, um eine Steigerung des Serviceniveaus<br />

zu erreichen. Darüber hinaus wurde ein<br />

Single-Buyer-System vorgesehen, um die Attraktivität<br />

des Marktes <strong>für</strong> Investoren aus dem privaten Sektor zu<br />

steigern. Die Umstrukturierung von NamPower im Jahr<br />

2000 führte zur Einrichtung von vier regulierten Geschäftsbereichen,<br />

namentlich der Erzeugung, der Übertragung,<br />

der Verteilung und dem Single-Buyer-Bereich<br />

innerhalb der NamPower-Gruppe.<br />

Ländliche Elektrifizierung<br />

Alle 17 Gemeinden und 19 Städte Namibias sind an<br />

das Stromnetz angeschlossen. Die nationale Elektrifizierungsrate<br />

liegt bei ca. 34%. Während die Abdeckung bei<br />

städtischen Netzanschlüssen bei 75% liegt, ist der Zugang<br />

zum Stromnetz in ländlichen Gebieten deutlich niedriger<br />

(12%). Bis 2010 hat sich die Regierung das Ziel gesetzt,<br />

die Elektrifizierungsrate auf 25% in ländlichen und 95%<br />

in urbanen Gebieten zu steigern 15 .<br />

Bereits im Jahr 1991 initiierte NamPower in Kooperation<br />

mit dem Ministerium <strong>für</strong> Bergbau und Energie die<br />

Umsetzung des Programms zur Elektrifizierung ländlicher<br />

Gebiete. Ziel des Projektes ist es, der ländlichen Bevölkerung<br />

den Zugang zu elektrischer Energie zu ermöglichen<br />

und gleichzeitig Möglichkeiten <strong>für</strong> wirtschaftliche Entwicklung<br />

zu schaffen.<br />

Der im Jahr 2000 fertig gestellte und 2005 überarbeitete<br />

Masterplan zur Stromversorgung in ländlichen Gebieten<br />

bildet die Grundlage <strong>für</strong> die Identifizierung und Priorisierung<br />

der ländlichen Gemeinden im Rahmen des Elektrifi-<br />

15 ESMAP 2005


TABELLE 6:<br />

STRUKTUR DER STROMTARIFE FÜR 2009/2010 IN NAMIBIA (OHNE MEHRWERTSTEUER)<br />

Grundgebühren<br />

Servicegebühr ND/<br />

Kunde/<br />

Monat<br />

zierungsprogramms unter Absprache mit den regionalen<br />

Gremien16. Ende 2003 waren bereits rund 80 weitere<br />

Dörfer und Siedlungen an das Stromnetz angeschlossen.<br />

Die Kosten <strong>für</strong> diese Maßnahme betrugen 50 Mio. ND<br />

(4,59 Mio. €).<br />

Zu Beginn des Jahres 2007 veröffentlichte das MME<br />

zudem den Masterplan zur netzunabhängigen Elektrifizierung<br />

<strong>für</strong> Namibia (OGEMP). Dieses Projekt ist eines<br />

16 Allafrica 2007<br />

€/<br />

Kunde/<br />

Monat<br />

> 33kV 7920 726.26<br />

< 33 kV<br />

Zählergebühr<br />

7920 726.26<br />

Zählergröße < 10 MVA ND/Zäh- €/Zähler/<br />

ler/Monat Monat<br />

> 33kV 2710 248.51<br />

< 33 kV 2710 248.51<br />

Zählergröße > 10 MVA ND/Zäh- €/Zähler/<br />

ler/Monat Monat<br />

> 33kV 5555 509.39<br />

< 33 kV 5555 509.39<br />

Leistungspreis<br />

Netzanschlussgebühr ND/kVA/ €/kVA/<br />

Monat Monat<br />

> 33kV 36.84 3.38<br />

< 33 kV<br />

Maximum Demand Charge<br />

38.32 3.51<br />

> 33kV 42.25 3.87<br />

< 33 kV 43.94 4.03<br />

NAMIBIA | 227<br />

Energiepreise Lastspitze Standard Off-Peak<br />

Grundlastzeiten N$c/kWh €c/kWh N$c/kWh €c/kWh N$c/kWh €c/kWh<br />

> 33kV 43.44 3.98 34.97 3.21 19.33 1.77<br />

< 33 kV<br />

Spitzenlastzeiten<br />

44.09 4.04 35.49 3.25 19.62 1.80<br />

> 33kV 100.98 9.26 41.91 3.84 20.7 1.90<br />

< 33 kV<br />

Quelle: NamPower 2009<br />

102.5 9.40 42.54 3.90 21.01 1.93<br />

von mehreren von UNDP in Zusammenarbeit mit dem<br />

GEF und dem MME initiierten Projekten im Rahmen<br />

des Förderprogramms <strong>für</strong> erneuerbare Energien in Namibia<br />

(NAMREP). Ziel des OGEMP ist es, allen Zugang<br />

zu geeigneten Energietechnologien zu verschaffen, die in<br />

nicht an das Stromnetz angeschlossenen Gebieten leben<br />

und arbeiten. Der Plan bedient sich dabei eines Energie-<br />

Shop-Konzeptes. Die Energie-Shops verkaufen geeignete


und geprüfte Produkte und Geräte, die energieeffizient<br />

mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Gleichzeitig<br />

könnten die Energie-Shops als Zahlungsstelle <strong>für</strong> nationale<br />

netzunabhängige Energiemodelle und -leistungen<br />

dienen 17 .<br />

Im Haushaltsjahr 2007/2008 konnte das Ministerium <strong>für</strong><br />

Bergbau und Energie das Programm zur Elektrifizierung<br />

ländlicher Gebiete in einigen Regionen mangels qualifizierter<br />

Vertragspartner nicht umsetzen. Obwohl einige<br />

Verträge geschlossen wurden, mussten diese im Nachhinein<br />

teilweise durch das nationale Ausschreibungsgremium<br />

wieder aufgehoben werden, da die Vertragspartner die in<br />

der Ausschreibung genannten Anforderungen nicht erfüllen<br />

konnten 18 .<br />

SHS-Systeme wurden landesweit gefördert. Bis zum Jahr<br />

2003 wurden durch das Home-Power-Programm zwischen<br />

600 und 700 Häuser elektrifiziert. Der Solar Revolving<br />

Fund hat bisher über 1 000 Privathaushalte mit<br />

Strom versorgt.<br />

10.3 Marktakteure<br />

Ministerium <strong>für</strong> Bergbau und Energie (MME)<br />

Hinsichtlich seiner Rolle als politischer Entscheidungsträger<br />

hat das MME klare politische Aussagen zu Gunsten<br />

eines offenen, kompetitiven und transparenten Marktes<br />

getroffen, welcher die Beteiligung des privaten Sektors<br />

und Investitionen durch diesen fördert. Das MME hat<br />

zudem eine Energiestrategie entwickelt, die seit 1998 als<br />

zentrales Referenzdokument <strong>für</strong> die nationale Stromversorgungsindustrie<br />

ESI dient. Sowohl das Elektrizitätsgesetz<br />

als auch die in der Vergangenheit durchgeführten<br />

Restrukturierungsmaßnahmen basieren auf den Empfehlungen<br />

dieser Energiestrategie.<br />

Ministerium <strong>für</strong> regionale und lokale Verwaltung und<br />

Wohnungwesen (MRLGH)<br />

Bis vor kurzem war das Ministerium <strong>für</strong> regionale und<br />

lokale Verwaltung und Wohnungswesen <strong>für</strong> die Stromversorgung<br />

von Dörfern in ländlichen Regionen zuständig.<br />

Mit der Umsetzung der Dezentralisierungsstrategie<br />

17 CSA 2007<br />

18 Allafrica 2007<br />

NAMIBIA |<br />

228<br />

der Regierung wurden die Tätigkeitsfelder des MRLGH<br />

regionalen Gremien übertragen.<br />

Elektrizitätsaufsichtsbehörde (ECB)<br />

Die Stromaufsichtsbehörde wurde im Juli 2000 eingerichtet<br />

und hat die Aufgabe, alle Aspekte der Stromversorgung<br />

in Namibia zu steuern. Obwohl das Ministerium<br />

<strong>für</strong> Bergbau und Energie weiterhin als<br />

übergeordnete Behörde <strong>für</strong> Energiepolitik bestehen<br />

bleibt, hat die ECB die Einrichtung eines Verwaltungsapparates<br />

zur Rationalisierung der Energieversorgung<br />

angekündigt. Die ECB ist zudem verantwortlich <strong>für</strong><br />

die Verwaltung eines neuen Lizenzsystems, welches die<br />

Lizenznehmer verpflichtet, ihre Tarife und Tarifstrukturen<br />

an einem kürzlich entwickelten Beschaffungskostenmodell<br />

auszurichten, das Transparenz und kostenorientierte<br />

Preise verlangt.<br />

NamPower<br />

Das nationale Versorgungsunternehmen NamPower<br />

trägt die Hauptverantwortung <strong>für</strong> die Erzeugung, den<br />

Import und Export sowie die Übertragung von Strom.<br />

Es beliefert Großkunden wie Minen und landwirtschaftliche<br />

Großbetriebe direkt. In der Hauptstadt sowie in den<br />

kleineren Städten ist meist die lokale Verwaltung <strong>für</strong> die<br />

Stromversorgung zuständig. NamPower ist Mitglied der<br />

SAPP, über die Strom von den benachbarten Ländern<br />

bezogen wird.<br />

Südafrikanische Stromvereinigung (SAPP)<br />

Die SAPP wurde mit dem Hauptziel gegründet, zuverlässig<br />

und wirtschaftlich Strom zur Versorgung aller Kunden<br />

in allen SAPP-Mitgliedsländern innerhalb der Südafrikanischen<br />

Entwicklungsgemeinschaft (SADC) bereit zu<br />

stellen. Die SAPP hat einige kurzfristige Maßnahmen zur<br />

Verbesserung der Engpässe in der nationalen Stromversorgung<br />

umgesetzt. Dazu gehören unter anderem Richtlinien<br />

<strong>für</strong> eine effizientere Konnektivität zwischen den<br />

angeschlossenen Netzwerkteilnehmern und verschiedene<br />

Maßnahmen zum besseren Management von Angebot<br />

und Nachfrage.


Regionale Stromversorger (RED)<br />

Die fünf REDs sind nach Regionen unterteilt: NORED<br />

im Norden, CENORED südlich von NORED, Erongo<br />

RED im Westen, Central RED im Zentrum und East und<br />

Southern RED im Süden. NORED Electricity wurde am<br />

27. April 2001 als ein auf Vermögenswerte gesichertes<br />

Unternehmen unter gleicher Beteiligung von NamPower,<br />

der Local Authority Electricity Company und der<br />

Regional Council Electricity Company gegründet. CE-<br />

NORED wurde 2003 im Rahmen des »Companies Act«<br />

von 1973 als privates Unternehmen registriert. Durch die<br />

ECB wurde CENORED eine 10-jährige Lizenz <strong>für</strong> Verteilung<br />

und Versorgung ausgestellt. CENORED nahm<br />

den Betrieb am 1. Oktober 2005 auf. Erongo RED ist <strong>für</strong><br />

die Versorgung und Verteilung von elektrischer Energie in<br />

der Erongo-Region zuständig.<br />

Oshakati Premier Electric (OPE)<br />

Oshakati Premier Electric (OPE) wurde im Jahr 2000 als<br />

Joint Venture der Stadtverwaltung Oshakati und Premier<br />

Electric, ein Tochterunternehmen von NamPower, gegründet.<br />

Premier Electric hat sich in gleicher Weise mit<br />

der Stadtverwaltung von Otavi zusammengetan, um die<br />

Stromversorgung der Stadt zu verbessern.<br />

Reho Electricity<br />

Reho Electricity ist ein im Jahr 2000 gegründetes Joint<br />

Venture zwischen der Stadtverwaltung von Rehoboth<br />

und der Holdinggesellschaft der Northern Electricity.<br />

Das Unternehmen ist <strong>für</strong> die Sanierung und Verwaltung<br />

des lokalen Versorgungssystems der Stadt Rehoboth zuständig.<br />

Southern Electricity Company (Selco)<br />

Die Southern Electricity Company (Selco), ein größtenteils<br />

im Besitz von südafrikanischen Investoren befindliches<br />

Privatunternehmen, unterzeichnete im Jahr 2000<br />

Managementverträge mit den Stadtverwaltungen von<br />

Keetmanshoop und Karasburg sowie der Regionalverwaltung<br />

von Karas <strong>für</strong> den Betrieb, die Instandhaltung und<br />

die Erweiterung der lokalen Stromversorgungssysteme.<br />

NAMIBIA |<br />

229<br />

10.4 <br />

<br />

<br />

Durch das Weißbuch <strong>für</strong> Energie von 1998 hat sich die<br />

Regierung von Namibia zur Nutzung erneuerbarer Energiequellen<br />

verpflichtet. Im Weißbuch von Namibia sind<br />

unter anderem folgende Aussagen festgehalten:<br />

• »Die Regierung wird, ergänzend zur Elektrifizierung<br />

durch Netzanschluss, die Verwendung von wirtschaftlich<br />

vertretbaren erneuerbaren Energietechnologien<br />

fördern, um die Energiebereitstellung in ländlichen<br />

Gebieten zu verbessern.«<br />

• »Die Stromversorgung soll auf einem ausgewogenen<br />

Verhältnis zwischen wirtschaftlich vertretbaren und<br />

nachhaltigen Stromquellen wie Gas, Wasserkraft, anderen<br />

erneuerbaren Energiequellen und importiertem<br />

Strom beruhen. Die Schaffung eines ausgewogenen<br />

Strommixes trägt den Investitionsrisiken und den Vorteilen<br />

einer verbesserten Versorgungssicherheit gleichermaßen<br />

Rechnung.«<br />

• »Die Regierung wird den Dialog mit privaten Investoren<br />

und Geldgebern zur Erleichterung rentabler und<br />

wettbewerbsfähiger Investitionen im Stromsektor fördern.<br />

Sie wird zudem <strong>für</strong> die Schaffung der notwendigen<br />

rechtlichen, regulatorischen, steuerlichen und<br />

ökologischen Rahmenbedingungen <strong>für</strong> ein günstiges<br />

Investitionsklima sorgen.«<br />

• »Die Regierung wird die Errichtung von neuen Hochspannungsleitungen<br />

zu den benachbarten Ländern<br />

erleichtern, um die aktive Teilnahme des Landes am<br />

Stromhandel der Region zu ermöglichen.«<br />

Die wichtigsten Ziele <strong>für</strong> Namibia sind:<br />

• Die möglichst kosteneffektive Bereitstellung der Stromversorgung<br />

<strong>für</strong> die Endverbraucher bei gleichzeitig optimaler<br />

Nutzung lokaler Produktionsmittel<br />

• Eine möglichst zuverlässige Stromversorgung, die<br />

Wachstum und Entwicklung des Landes fördert<br />

• Die Diversifizierung des Stromangebots und die Förderung<br />

der Nutzung lokal vorhandener Energieträger.


Obwohl die wesentlichen Ziele und Strategien der Regierung<br />

beschlossen und klar formuliert wurden, konnten<br />

bisher nur geringe Fortschritte bei der Festlegung<br />

und beim Erreichen von quantitativen Zielen erreicht<br />

werden. Erhebliche Anstrengungen sind nötig, um konkrete<br />

Schritte zur Erreichung der umfassenden Ziele<br />

einzuleiten.<br />

Energiepolitik<br />

Die Energiepolitik Namibias betont die Wichtigkeit der<br />

Schaffung eines positiven Investitionsklimas und strebt<br />

insbesondere den Stromhandel mit den Nachbarländern<br />

an (siehe Tabelle 7).<br />

Am 18. Oktober 2007 wurde das neue Elektrizitätsgesetz<br />

(Gesetz Nr. 4 von 2007) verabschiedet 19 . Das Gesetz beinhaltet<br />

nicht nur umfassendere ordnungspolitische Bestimmungen<br />

<strong>für</strong> den Industriesektor, sondern erweitert<br />

und verstärkt darüber hinaus das Mandat der ECB, was<br />

eine effizientere Steuerung der ESI ermöglicht. Folgende<br />

Neuerungen werden als besonders relevant eingestuft:<br />

• Mehr Gewicht auf die Entwicklung und Förderung zusätzlicher<br />

Produktionskapazitäten<br />

• Berücksichtigung der Entwicklung des Handels innerhalb<br />

des Marktes<br />

• Vorkehrungen zur Befreiung von bestimmten Anforderungen<br />

bei der Lizenzvergabe<br />

• Einklagbare Standards <strong>für</strong> die Bereiche Bereitstellung<br />

und Betrieb.<br />

TABELLE 7:<br />

ÜBERBLICK ÜBER DIE STRUKTUR UND ABLÄUFE DER REFIT<br />

Jahr Titel Institution<br />

19 NamPower 2008<br />

NAMIBIA | 230<br />

Da das Elektrizitätsgesetz keine Vorschriften zur Vereinfachung<br />

der regionalen Stromversorger beinhaltet, ist deren<br />

rechtliche Situation weiterhin unklar.<br />

10.5 Rahmenbedingungen <strong>für</strong> erneuerbare<br />

Energien<br />

Strategien und Ziele <strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />

Die <strong>für</strong> NamPower entwickelte erneuerbare Energienstrategie<br />

wurde im Mai 2008 durch den Verwaltungsrat genehmigt.<br />

Nach diesem Strategiepapier gehört es zu den Aufgaben<br />

von NamPower, sich in den Bereichen Windenergie,<br />

Biomasseenergie, Hybrid-Mini-Netzsysteme <strong>für</strong> Gebiete<br />

ohne Netzanschluss, Solarenergie und in der Entwicklung<br />

von Fähigkeiten und Know-how in allen Bereichen der erneuerbaren<br />

Energien zu engagieren. NamPower hat sich<br />

das Ziel gesetzt, 10% der gesamten installierten Leistung<br />

(40 MW) durch erneuerbare Energie bereit zu stellen und<br />

will dieses Ziel bis 2011 erreichen 20 . Angesichts der gravierenden<br />

Versorgungsengpässe im namibischen Stromsektor<br />

erscheint dieses Ziel als sehr ehrgeizig.<br />

Gesetzliche Rahmenbedingungen und<br />

Förderung erneuerbarer Energien<br />

Das Ministerium <strong>für</strong> Bergbau und Energie (MME) hat<br />

den Solar Revolving Fund zur Finanzierung von Solarsystemen<br />

eingerichtet, der von Konga Investment (PTY) Ltd.<br />

verwaltet wird. Die staatliche Initiative hat das Ziel, eine<br />

1990 Foreign investment act Regierung der Republik Namibia<br />

White<br />

Regierung der Republik Namibia, Ministerium <strong>für</strong> Berg-<br />

1998 Paper on Energy Policy<br />

bau und Energie<br />

2000 Electricity Act Stromaufsichtsbehörde<br />

2003 Competition Act Regierung der Republik Namibia<br />

2006 State-owned Enterprises Governance Act Regierung der Republik Namibia<br />

2007 Electricity Act 2007 Stromaufsichtsbehörde<br />

Quelle: DME 2009<br />

20 NamPower 2008


kostengünstige Lösung <strong>für</strong> Konsumenten zu ermöglichen,<br />

die bereit sind, solarbetriebene Produkte zu kaufen, jedoch<br />

nicht in der Lage sind, diese bar zu bezahlen. Das Verfahren<br />

<strong>für</strong> die Vergabe von Geldern gestaltet sich wie folgt:<br />

• Einreichung des ausgefüllten Antrags sowie einer Lohn-<br />

oder Gehaltsabrechnung oder eines anderen Einkommensnachweises<br />

(Kontoauszüge der vergangenen drei<br />

Monate) bei Konga unter Angabe des gewünschten<br />

Anlagenlieferanten<br />

• Wird der Antrag genehmigt, leistet der Kunde 5% der<br />

Gesamtkosten als Anzahlung; nach Zahlungseingang<br />

wird die Bestellung an den angegebenen Lieferanten<br />

weitergeleitet<br />

• Die Rückzahlung erfolgt an Konga über einen Zeitraum<br />

von 5 Jahren in monatlichen Raten mit einem<br />

jährlichen Zinssatz von 5% 21 .<br />

Bis 2009 gab es noch keine Einspeisetarife <strong>für</strong> Strom aus<br />

erneuerbaren Energien.<br />

Clean Development Mechanism<br />

Im Jahr 2003 unterzeichnete Namibia das Kyoto-Protokoll<br />

und gliederte im Jahr 2007 seine nationale Aufsichtsbehörde<br />

(DNA) dem Ministerium <strong>für</strong> Umwelt und Tourismus<br />

an. Im Juli 2008 erhielt das erste CDM-Projekt<br />

Namibias (Geothermie) die Genehmigung durch das<br />

Gastgeberland. Seither wurden keine weiteren CDM-<br />

Projekte mehr in Namibia registriert22. Mindestens zwei<br />

weitere CDM-Projekte (Biomasse bei der Zementherstellung<br />

und im Transportsektor) sind zurzeit in Planung.<br />

Aktivitäten internationaler Geber<br />

Die intensive Entwicklungszusammenarbeit ist ein besonderer<br />

Schwerpunkt der bilateralen Beziehungen Namibias<br />

mit anderen Saaten. Deutschland ist neben den USA das<br />

wichtigste Geberland. Von allen afrikanischen Staaten<br />

erhält Namibia die höchste Pro-Kopf-Entwicklungshilfe<br />

aus Deutschland. Das deutsche Engagement ist dabei<br />

nicht allein auf die öffentliche Entwicklungshilfe beschränkt,<br />

sondern wird in der Regel durch eine Vielzahl<br />

von zusätzlichen privaten Initiativen und nichtstaatlichen<br />

Aktivitäten (NGOs) ergänzt. Staatliche und private Hilfen<br />

aus Deutschland belaufen sich seit der Unabhängig-<br />

21 MME 2009<br />

22 CO2 Handel 2008<br />

NAMIBIA |<br />

231<br />

keit auf rund 500 Mio. €23. Von den derzeitigen Aktivitäten<br />

sind besonders die folgenden zu nennen:<br />

Zwischen 1993 und 1999 hat die Deutsche Gesellschaft<br />

<strong>für</strong> Technische Zusammenarbeit (<strong>GTZ</strong>) im Auftrag des<br />

Ministeriums <strong>für</strong> wirtschaftliche Zusammenarbeit und<br />

Entwicklung (BMZ) das Programm »Förderung der Nutzung<br />

erneuerbarer Energien in Namibia« durchgeführt.<br />

In Zusammenarbeit mit dem Ministerium <strong>für</strong> Bergbau<br />

und Energie wurden folgende Maßnahmen durchgeführt:<br />

• Förderung der dezentralen Elektrifizierung ländlicher<br />

Gebiete<br />

• Bewertung des Windenergiepotenzials in Walvis Bay<br />

und Lüderitz (siehe unten)<br />

• Bewertung des Solarenergiepotentials im südlichen Teil<br />

des Landes<br />

• Unterstützung der Wüstenforschungsstation Gobabeb<br />

Auf der Grundlage von Windmessungen führte die <strong>GTZ</strong><br />

mit ihrem TERNA Windenergieprogramm zudem eine<br />

Machbarkeitsstudie durch (siehe Abschnitt 1.6).<br />

Darüber hinaus ist auch die deutsche Kreditanstalt <strong>für</strong><br />

Wiederaufbau (Kf W) in Namibia aktiv und unterstützt<br />

unter anderem die Caprivi-Verbindung, die Namibia und<br />

Sambia miteinander vernetzt (siehe Kapitel 1.2).<br />

Zurzeit besitzt nur ein kleiner Prozentsatz der Bevölkerung<br />

das Know-how, Wind in Strom umzuwandeln.<br />

Vor diesem Hintergrund entwickelte eine schwedische<br />

Organisation ein Kursangebot zur Nutzung von Windenergie<br />

speziell <strong>für</strong> Frauen. Neben der Entwicklung eines<br />

Windkraftprojektes umfasst der Kurs weitere Aspekte der<br />

Errichtung intelligenter und nachhaltiger elektrischer Systeme<br />

und stellt verschiedene erneuerbare Energiequellen<br />

vor. Die Ausbildung schließt Methoden zur Entwicklung<br />

von Windkraftanlagen mit ein wie zum Beispiel Windmessung,<br />

Standortwahl und Planung einer Anlage24.<br />

23 Auswärtiges Amt 2009<br />

24 NewEra, 2009


10.6 Marktpotenzial <strong>für</strong> Windenergie<br />

Windenergiepotenzial<br />

Im Rahmen des 1993 durch das MME initiierten Programms<br />

zur Förderung erneuerbarer Energien in Namibia<br />

wurde mit Unterstützung der <strong>GTZ</strong> das Windpotenzial<br />

Namibias evaluiert. Zu diesem Zweck wurden 1996<br />

zwei Messstationen in Walvis Bay und Lüderitz errichtet.<br />

Basierend auf den Messungen und unter Zuhilfenahme<br />

des Windatlasmodells sowie der damit verbundenen Programme<br />

WAsP und WindPro wurde das Windpotenzial<br />

<strong>für</strong> beide Standorte in 50 m Höhe wie in Tabelle 8 festgehalten<br />

gemessen.<br />

TABELLE 8:<br />

WINDPOTENZIAL IN 50 M HÖHE<br />

Standort<br />

Walvis Bay/<br />

Saltworks<br />

Lüderitz<br />

Golf Course<br />

Quelle: CSA 2007<br />

jährliche<br />

durchschnittlicheWindgeschwindigkeit<br />

m/s<br />

Energiedichte<br />

kWh/m2/a<br />

6.8 3 047<br />

7.5 4 936<br />

Die vom TERNA Windenergieprogramm 1998 durchgeführte<br />

Machbarkeitsstudie bescheinigt Namibia ein<br />

vorteilhaftes Windpotenzial im Bezug auf Kosteneffizienz<br />

und Energieertrag (spezifische Erzeugungskosten von<br />

rund 5 USCent/kWh).<br />

Laut der Studie ist die Windenergie besonders geeignet,<br />

um den Import von Strom aus Südafrika zu substituieren.<br />

Aufgrund der extrem schwankenden Windgeschwindigkeiten<br />

an beiden Standorten wäre der Beitrag zur Grundleistung<br />

niedriger als gewöhnlich 25 . Das größte Hindernis<br />

<strong>für</strong> die Projektentwicklung sind die geringen Kosten <strong>für</strong><br />

importierten Strom aus Südafrika. Die Daten der 3tier<br />

Group (http://www.3tiergroup.com/) können zur Ermittlung<br />

von High-Level-Winddaten verwendet werden.<br />

25 <strong>GTZ</strong>/DECON 1999, teilweise zitiert in Oeko 1998<br />

Weibull<br />

Parameter<br />

a, k<br />

A=7.73<br />

B=2.17<br />

A=8.4<br />

k=1.7<br />

NAMIBIA | 232<br />

Rahmenbedingungen <strong>für</strong> Windenergie<br />

Ziele bei der Nutzung von Windenergie<br />

Es konnten keine spezifischen Ziele in Bezug auf die installierte<br />

Leistung ausgemacht werden<br />

Marktzugang<br />

Nach dem ersten Gutachten durch die <strong>GTZ</strong> im Jahr 1996<br />

plante NamPower die Errichtung eines 20-MW-Windparks<br />

in Lüderitz. Sowohl ein Park mittlerer Größe von<br />

ca. 10 MW als auch ein Park geringer Größe mit etwa 2,5<br />

MW (Größe der Mindestlast im lokalen Netz) wurden in<br />

die Analyse mit einbezogen 26 .<br />

Netzanschlussbedingungen<br />

Die gegenwärtige Netzwerkkonfiguration würde den Anschluss<br />

eines Windparks mit einer maximalen installierten<br />

Leistung von 20 MW ermöglichen.<br />

Derzeitige Nutzung der Windenergie<br />

und geplante Projekte<br />

Die Ende 2005 in Walvis Bay errichtete 220-kW-Anlage<br />

ist die derzeit größte Windkraftanlage in Namibia. Darüber<br />

hinaus gibt es landesweit zahlreiche netzunabhängige<br />

1-kW-Turbinen, die hauptsächlich <strong>für</strong> die Stromerzeugung<br />

und <strong>für</strong> Wasserpumpen in landwirtschaftlichen<br />

Betrieben verwendet werden. Die gesamte installierte<br />

Leistung der netzunabhängigen Turbinen beläuft sich auf<br />

70 kW 27 .<br />

NamPower hat das Windprojekt in Lüderitz wegen der<br />

niedrigen Kosten <strong>für</strong> Stromimporte aus Südafrika ausgesetzt.<br />

Die auf Kohletagebau basierte Stromproduktion ist<br />

verglichen mit den kalkulierten Kosten pro Einheit <strong>für</strong><br />

den Bau des 20-MW-Windparks in Lüderitz um ca. 40%<br />

günstiger 28 .<br />

26 TERNA, 2007<br />

27 Worldenergycouncil 2007<br />

28 Inwent 2004


Geschäftsklima<br />

Die Entwicklung der Windenergie in Namibia wird durch<br />

die folgenden Faktoren beeinträchtigt:<br />

• niedrige Stromtarife<br />

• einseitige Marktverhältnisse (u. a. durch das Single-<br />

Buyer-System)<br />

• beschränkte Investitionsmöglichkeiten<br />

• Fehlen von Steuer- und Investitionsanreizen zur Einführung<br />

neuer Technologien<br />

• Fehlen konkreter nationaler Ziele im Bereich erneuerbare<br />

Energien<br />

• Fehlen von Anreizen zur Einführung CO2-neutraler<br />

Produktionsanlagen<br />

• Fehlen institutioneller Fördermaßnahmen<br />

Diese Faktoren in Kombination mit den nicht immer<br />

günstigen Windbedingungen sind <strong>für</strong> die langsame Entwicklung<br />

des namibischen Windmarktes verantwortlich.<br />

10.7 Adressen und Kontaktdaten<br />

Electricity Control Board,<br />

Namibia<br />

8 Bismark Street<br />

Windhoek, Namibia<br />

Tel.: +264 61 374 308<br />

Fax: +264 61 374 304<br />

Internet: www.ecb.org.na<br />

Ministry of Mines & Energy<br />

1 Aviation Road<br />

Private Bag 13297<br />

Windhoek, Namibia<br />

Tel.: 09-264-61-284-8312<br />

Fax: 09-264-61-220-386<br />

Internet: www.mme.gov.na<br />

NamPower<br />

3 Goethe Street<br />

Windhoek Box 2864<br />

Windhoek, Namibia<br />

Tel.: +264-61-2052974<br />

Fax: +264-61-2052315<br />

Internet: www.nampower.com.na<br />

Regional Electricity Regulators<br />

Association of Southern Africa<br />

8 Bismark Street<br />

Windhoek, Namibia<br />

Tel.: +264-61-374-327<br />

Fax: +264-61-374-328<br />

Internet: www.rerasadc.com<br />

NORED Electricity<br />

Main Road<br />

PO Box 3544<br />

Ongwediva, Namibia<br />

Tel.: +264-65-233800<br />

Fax: +264-65-231953<br />

NAMIBIA |<br />

233


Erongo Regional Electricity<br />

Distribution Company (Pty) Ltd.<br />

91 Hage Geingob Street, 1st Floor<br />

Walvis Bay, Namibia<br />

Joseph McGann: Climate Change Program Coordinator<br />

Directorate of Environmental Affairs<br />

Ministry of Environment and Tourism<br />

Private Bag 13306, Windhoek, Namibia<br />

Tel.: +264 61 249015<br />

Fax: +264-61 240339<br />

Email: joemcg@dea.met.gov.na<br />

10.8 Informationsquellen<br />

NAMIBIA |<br />

234<br />

Afrik, 2008, Mega power plant for Namibian uranium<br />

mines in the pipeline, (http://en.afrik.com/<br />

article13885.html) Gesichtet: 15. September 2009<br />

Allafrica, 2007, Namibia: Rural Electrification<br />

Programme Stalls, (http://allafrica.com/<br />

stories/200712110351.html) Retrieved<br />

on 15. September 2009<br />

Auswaertiges Amt, 2009, Namibia, March 2009<br />

(http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/en/<br />

Laenderinformationen/01-Laender/Namibia.html)<br />

Gesichtet: 15. September 2009<br />

CIA <strong>–</strong> Central Intelligence Agency: The World Factbook,<br />

2009 (https://www.cia.gov/library/publications/<br />

the-world-factbook/geos/vm.html) Gesichtet: 15.<br />

September 2009<br />

Core International and EMCON Consulting Group,<br />

October 2006, Namibia IPP and Investment Market<br />

Framework Technical Assistance Volumes I and II, prepared<br />

for the Namibian Electricity Control Board<br />

Consulting Services Africa, Christoph Schumann, Robert<br />

Schultz, Martin Heita May 2006, Strategic Action<br />

Plan for the Implementation of Renewable Energy<br />

Policies in the White Paper on Energy Policy, prepared<br />

for Barrier Removal Namibian to Renewable Energy<br />

Programme (NAMREP)<br />

CSA, 2007, Consulting Services Africa, 2007, Christoph<br />

Schumann, Robert Schultz, Solar Age and Geo-<br />

Carta, August 2007, Off-Grid Energisation Master Plan,<br />

prepared for Barrier Removal Namibian to Renewable<br />

Energy Programme (NAMREP) (www.mme.gov.na/<br />

pdf/undp-reports/off-grid-masterplan.pdf ) Gesichtet:<br />

15. September 2009


CSA, 2007a, Consulting Services Africa, 2007, Development<br />

of a regulatory framework for renewable energy<br />

and energy efficiency within the electricity sector, Final<br />

report January 2007, (www.mme.gov.na/pdf/undpreports/reee-regulatory-framework.pdf<br />

) Gesichtet: 15.<br />

September 2009<br />

CO2Handel, 2008, Namibia gives HCA to 1st geothermal<br />

potential CDM project<br />

(http://www.co2-handel.de/article160_9233.html)<br />

Gesichtet: 15. September 2009<br />

ECB, 2006, IPP and Investment Framework,<br />

(http://www.ecb.org.na/downloads.<br />

php?m=6&sm=0&op=show&cat_id=23) Gesichtet:<br />

15. September 2009<br />

EIA - Energy Information Administration: Country<br />

Analysis Briefs 2007 (http://tonto.eia.doe.gov/country/<br />

country_energy_data.cfm?fips=WA) Gesichtet: 15.<br />

September 2009<br />

EMCON Consulting Group, Tinda ESI Consultants,<br />

Solid Productions, VO Consulting, November 2006,<br />

Demand Side Management Study for Namibia, prepared<br />

for the Electricity Control Board<br />

Enerdata, Namibia, (http://www.worldenergy.org/<br />

other/startdownload.asp?DocumentID=1960) Gesichtet:<br />

15. October 2009<br />

ESMAP, 2005, Power sector reform in Africa: assessing<br />

the impact on poor people, (http://www.gsb.uct.ac.za/<br />

gsbwebb/mir/documents/ESMAP %20Power %20Sector<br />

%20Reform %20Africa.pdf ) Gesichtet: 15. September<br />

2009<br />

Germany Trade and Invest 2009 - Wirtschaftsdaten<br />

kompakt: Namibia (http://www.gtai.de/ext/anlagen/<br />

PubAnlage_5911.pdf ) Gesichtet: 18. August 2009<br />

NAMIBIA |<br />

235<br />

<strong>GTZ</strong>/DECON 1999: Project Studies on Wind Parks in<br />

Walvis Bay and Lüderitz.<br />

IMF-International Monetary Found: Report for<br />

Selected Countries and Subjects: Namibia, 2009<br />

(http://www.imf.org/) Gesichtet: 15. September 2009<br />

Inwent, 2004, Wind Regimes of Africa, Comparative<br />

Evaluation of Wind Data from Selected Countries,<br />

(http://www.afriwea.org/download/R-WindAfrika_010404_engl.pdf<br />

) Gesichtet: 15. September 2009<br />

MME 2009, (http://www.mme.gov.na/energy/solar.<br />

htm) Gesichtet: 15. September 2009<br />

NamPower, 2008, Annual Report 2008, (http://www.<br />

nampower.com.na/Pages/annual-report-2008.asp) Gesichtet:<br />

15. September 2009<br />

NamPower, 2009, (http://www.nampower.com.na/<br />

pages/generation.asp) Gesichtet: 15. September 2009<br />

Newera, 2009, Women to Train in Wind Generation,<br />

(http://www.newera.com.na/article.<br />

php?articleid=6442) Gesichtet: 15. September 2009<br />

Newera, 2009, Caprivi power link ready in 2010,<br />

(http://www.newera.com.na/article php?articleid=7103)<br />

Gesichtet: 15. September 2009<br />

Oeko, 1998, Economic and Financial Aspects of Wind<br />

Power in Namibia, (www.oeko-institut.de/service/<br />

gemis/en/em/files/data/namibia.pdf ) Gesichtet: 15.<br />

September 2009<br />

PricewaterhouseCoopers, April 2006, Assessment of<br />

Duties and Taxes, prepared for Barrier Removal Namibian<br />

to Renewable Energy Programme (NAMREP)<br />

SAPP, 2008, Annual Report 2008, (http://www.sapp.<br />

co.zw/documents/SAPP %20annual %20report.pdf )


Gesichtet: 15. September 2009<br />

SK Holdings, 2006, Report on the Development of<br />

First Cost Reduction Strategies for Renewable Energy<br />

Products and Services<br />

<strong>GTZ</strong> 2007, TERNA Wind Energy Programme, Gesellschaft<br />

<strong>für</strong> Technische Zusammenarbeit (<strong>GTZ</strong>), Wind<br />

Energy Projects in Morocco and Namibia, (http://www.<br />

gtz.de/wind) Gesichtet: 15. September 2009<br />

UNDP Riso: CDM pipeline overview, (http://uneprisoe.org/)<br />

Gesichtet: 15. September 2009<br />

Worldenergycouncil, 2007, Survey of Energy Resources<br />

2007, (http://www.worldenergy.org/publications/<br />

survey_of_energy_resources_2007/wind_energy/country_notes/2027.asp)<br />

Gesichtet: 15. September 2009<br />

WRI Namibia, 2006, Country Profile, Namibia, (http://<br />

earthtrends.wri.org/text/energy-resources/country-<br />

profile-129.html) Gesichtet: 15. September 2009<br />

NAMIBIA |<br />

236


SENEGAL<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

ADF African Development Fund<br />

AFD Agence Francaise de Devéloppement<br />

(Französische Entwicklungsagentur)<br />

AfDB African Development Bank<br />

AREED African Rural Energy Enterprise<br />

Development Program<br />

ASER Agency for Rural Electrification<br />

(Agentur zur Elektrifizierung<br />

ländlicher Gebiete)<br />

BCEAO Banque Centrale des Etats<br />

de l‘Afrique de l‘Ouest<br />

BIP Bruttoinlandsprodukt<br />

BOO Build, Own, Operate<br />

(Bauen, Besitzen, Betreiben)<br />

BV Cert Bureau Veritas Certification Holding<br />

CDM Clean Development Mechanism<br />

CDCF Community Development Carbon Fund<br />

CEGELEC CGEE (Compagnie Générale<br />

d‘Entreprises Electriques) <strong>–</strong> Alsthom<br />

CER Certified Emissions Reduction<br />

(zertifizierte Emissionsreduktion)<br />

CERER Centre d’Études et de Recherches sur les<br />

Énergies Renouvelables (Studien- und<br />

Forschungszentrum <strong>für</strong> erneuerbare<br />

Energien)<br />

CGIAR Consultative Group on International<br />

Agricultural Research<br />

CIA Central Intelligence Agency<br />

CRSE Commission de Régulation du Secteur<br />

de l’Electricité (Stromregulierungsbehörde)<br />

CSS Compagnie Sucrière du Sénégal<br />

(Senegalesische Zuckergesellschaft)<br />

DNA Designated National Authority<br />

(nationale Aufsichtsbehörde)<br />

DNV Det Norske Veritas (norwegische<br />

Stiftung <strong>für</strong> Risikomanagement)<br />

EB Executive Board<br />

ECOWAS Economic Community<br />

of West African States<br />

237<br />

EDBI Export Development Bank of Iran<br />

EE erneuerbare Energie<br />

EIA Energy Information Administration<br />

ENDA Action Environnement-Développement<br />

(Aktionsgemeinschaft Umweltentwicklung)<br />

ERPA Emissions Reduction Purchase<br />

Agreement<br />

FCFA Franc de la Communauté<br />

Financière Africaine<br />

FOB Free on Board<br />

GEF Global Environment Facility<br />

(Globale Umweltbehörde)<br />

GOS Regierung von Senegal<br />

<strong>GTZ</strong> Deutsche Gesellschaft<br />

<strong>für</strong> Technische Zusammenarbeit<br />

GWh Gigawattstunde<br />

HS Hochspannung<br />

ICS Industries Chimiques du Sénégal<br />

(Chemische Industrie Senegal)<br />

IDA International Development Association<br />

IEA International Energy Agency<br />

IMF International Monetary Fond<br />

IPP Independent Power Producer<br />

(unabhängige Energieerzeuger)<br />

k. A. keine Angabe<br />

km Kilometer<br />

ktoe Kilotonne Öläquivalent<br />

kV Kilovolt<br />

kWh Kilowattstunde<br />

kWp Kilowatt-peak<br />

LPG Liquefied Petroleum Gas<br />

LWL Lichtwellenleiter<br />

MS Mittelspannung<br />

MVA Megavoltampere<br />

MW Megawatt<br />

MWh Megawattstunde<br />

NASA National Aeronautics<br />

and Space Administration<br />

NS Niedrigspannung


SENEGAL<br />

OHADA Organization for the Harmonization<br />

of Business Law in Africa (Organisation<br />

zur Harmonisierung des<br />

Wirtschaftsrechts in Afrika)<br />

OMVG Organization for the Development<br />

of the Gambia River Basin (Organisation<br />

zur Entwicklung des Gambia-Flusses)<br />

OMVS Organization for the Development of the<br />

Senegal River (Organisation zur<br />

Entwicklung des Senegal-Flusses)<br />

PIN Project Idea Note<br />

PDD Project Design Document<br />

PERACOD Program to Promote Rural Electrification<br />

and a Sustainable Supply of Domestic<br />

Fuel (Förderprogramm zur Elektrifizierung<br />

ländlicher Gebiete und zur nachhaltigen<br />

Versorgung mit heimischen<br />

Brennstoffen)<br />

PJ Petajoule<br />

PPA Power Purchase Agreements<br />

(Strombezugsvereinbarungen)<br />

PPER Rural Electrification Priority Program<br />

(Schwerpunktprogramm zur Elektrifizierung<br />

ländlicher Gebiete)<br />

RECIPES Renewable Energy in Emerging and<br />

Developing Countries (Erneuerbare<br />

Energien in Schwellen- und<br />

Entwicklungsländern)<br />

REEEP Renewable Energy & Energy<br />

Efficiency Partnership (Partnerschaft <strong>für</strong><br />

erneuerbare Energien & Energieeffizienz)<br />

238<br />

SAR Société Africaine de Raffinage (Afrikanische<br />

Raffineriegesellschaft)<br />

SEMIS Services de l’Energie en Milieu Sahélien<br />

(Energieversorgung in der Saharazone)<br />

SENELEC Société Nationale d’Éléctricité du Sénégal<br />

(Senegalesische Elektrizitätsgesellschaft)<br />

SGS Société Générale de Surveillance<br />

(nationale Überwachungsbehörde)<br />

SHS Solar Homes Systems<br />

SONACOS Société Nationale de Commercialisation<br />

des Oléagineux du Sénégal (Senegalesische<br />

Gesellschaft <strong>für</strong> Nusserzeugnisse)<br />

UK United Kingdom<br />

UN United Nations<br />

UNDP United Nations Development Program<br />

UNFCCC United Nations Framework<br />

Convention on Climate Change<br />

UNIDO United Nations Industrial<br />

Development Organization<br />

US United States<br />

US $ United States Dollar<br />

V Volt<br />

WAEMU West African Economic<br />

and Monetary Union<br />

WAPIC West African Power Industry Convention<br />

WAPP West African Power Pool<br />

WEI Wind Energy International<br />

Wp Watt-peak


11.1 Einleitung<br />

ABBILDUNG 1:<br />

KARTE VON SENEGAL<br />

Quelle: CGIAR 2004<br />

Senegal ist ein westafrikanisches Land, das vom Atlantischen<br />

Ozean und den Ländern Mauretanien, Mali, Guinea,<br />

Guinea-Bissau und Gambia begrenzt wird (siehe<br />

Abbildung 1). Senegal ist durch ein tropisches Klima<br />

charakterisiert. In der Hauptstadt Dakar wird das landesübliche<br />

feucht-heiße Klima durch den kühlen Meereswind<br />

gemäßigt. Die Regenzeit zwischen Juni und<br />

November bringt schwere Niederschläge zusammen mit<br />

starken Winden aus Südost. Die Trockenzeit von Dezember<br />

bis Mai wird durch die heißen, trockenen Harmattan-<br />

Winde 1 verstärkt.<br />

Senegal ist eine Republik mit einem demokratischen<br />

Mehrparteiensystem. Der Präsident von Senegal ist<br />

TABELLE 1:<br />

STATISTIK 2008<br />

1 Der Harmattan ist ein trockener, staubhaltiger Passatwind in Westafrika. Er weht<br />

von der Sahara kommend nach Süden in den Golf von Guinea und tritt zwischen<br />

Ende November bis Mitte März (also im Winter) auf.<br />

SENEGAL | 239<br />

Staatsoberhaupt, Regierungschef und Oberbefehlshaber<br />

der Streitkräfte. Er wird <strong>für</strong> eine Amtszeit von fünf Jahren<br />

gewählt und kann zweimal wiedergewählt werden.<br />

Bei den Präsidentschaftswahlen 2000 unterlag Abdou<br />

Diouf nach 19 Jahren Präsidentschaft dem Oppositionsführer<br />

Abdoulaye Wade in einer freien und fairen Wahl.<br />

Abdoulaye Wade wurde 2007 wieder gewählt.<br />

Senegal hat die offizielle Integration der französischsprachigen<br />

westafrikanischen Staaten in die Westafrikanische<br />

Wirtschafts- und Währungsunion (WAEMU) gefördert.<br />

Es spielt eine wichtige Rolle in vielen internationalen Organisationen<br />

und war von1988-1989 Mitglied des UN-<br />

Sicherheitsrates. 1997 wurde Senegal in die UN Menschenrechtskommission<br />

gewählt 2 .<br />

Senegal ist außerdem Mitglied der Organisation zur Harmonisierung<br />

des Wirtschaftsrechts in Afrika (OHADA).<br />

Das erklärte Ziel der OHADA ist es, sowohl inländische<br />

als auch ausländische Investitionen in den Mitgliedsstaaten<br />

zu erleichtern und zu fördern.<br />

Die wichtigsten Industriezweige sind die Nahrungsmittelherstellung,<br />

Bergbau, Zement- und Kunstdüngerproduktion,<br />

Chemie- und Textilindustrie sowie die<br />

Verarbeitung von importiertem Erdöl und Tourismus.<br />

Zu den Exportprodukten zählen Fisch, Erdnüsse, Erdölprodukte,<br />

Phosphate und Baumwolle. Mali ist Senegals<br />

größter Exportmarkt mit 19,5% (Stand: 2008). Weitere<br />

ausländische Märkte sind Indien (5,9%), Frankreich<br />

(5,5%), Gambia (5,4%) und Italien (4,9%). Die<br />

wichtigsten Importprodukte sind Lebensmittel und<br />

Getränke, Produktionsgüter und Brennstoffe. Im Jahr<br />

2008 kamen die importierten Güter vor allem aus den<br />

folgenden Ländern: Frankreich (20%), Großbritannien<br />

(15,4%), China (7,5%), Belgien (4,6%), Thailand (4,5%)<br />

und Niederlande (4,1%) 3 .<br />

Fläche Bevölkerung BIP BIP pro Kopf Export Import<br />

196 722 km² 13,7 Mio. 9,15 Mrd. €<br />

(2008)<br />

Quelle: Außenministerium der Vereinigten Staaten 2009 und IMF 2009<br />

(Originalpreise in US $, Wechselkurs 2008: 1 US $ = 0,6827 €, (CIA World Factbook, 2008))<br />

1 092,3 € (2008) 1,3 Mrd. €<br />

FOB (2008,<br />

geschätzt)<br />

2 Außenministerium der Vereinigten Staaten 2009<br />

3 CIA World Factbook 2008<br />

3,1 Mrd. €<br />

FOB (2008,<br />

geschätzt)


TABELLE 2:<br />

BIP VON SENEGAL 2000-2008 (QUELLE: IMF)<br />

Tabelle 2 zeigt, dass das senegalesische BIP zwischen 1995<br />

und 2008 stetig um mehr als 5% jährlich angestiegen ist.<br />

2008 betrug die Inflationsrate 6,6%. Der Anteil der Bevölkerung,<br />

welcher unterhalb der nationalen Armutsgrenze lebt,<br />

fiel von 57,1% im Jahr 2001 auf 54% im Jahr 2004. Das Pro-<br />

Kopf-Einkommen in Senegal war 2008 1 600 US $. Senegal<br />

ist Teil der Westafrikanischen Zentralbank (BCEAO) und<br />

hat den westafrikanischen CFA-Franc 4 (Französisch: FCFA<br />

oder einfach Franc, ISO 4217-Code: XOF) als Währung.<br />

11.2 Energiemarkt<br />

Übersicht Energiemarkt<br />

Angefangen bei 1 300 ktoe im Jahr 1970, von denen mehr<br />

als 50% aus erneuerbaren Energien und Abfällen produziert<br />

wurden, hat die Entwicklung des gesamten Primär-<br />

4 Der westafrikanische FCFA ist außer in Senegal auch die nationalen Währung<br />

in folgenden Staaten: Benin, Burkina Faso, Côte d‘Ivoire, Guinea-Bissau, Mali,<br />

Niger und Togo. Der FCFA ist an den € gekoppelt.<br />

SENEGAL | 240<br />

Einheit 2000 2002 2004 2006 2008<br />

BIP (aktuelle Zahlen) Mrd. € 3.2 3.7 5.5 6.4 9.1<br />

Quelle: IMF<br />

ABBILDUNG 2:<br />

ANTEIL AM GESAMTEN PRIMÄRENERGIEVERBRAUCH<br />

(3 016 KTOE) IN SENEGAL IM JAHR 2006<br />

103;<br />

3 %<br />

1203;<br />

40 %<br />

21;<br />

1 %<br />

Rohöl<br />

Brennbare Erneuerbare/Abfall<br />

Kohle<br />

Quelle: IEA 2006<br />

9;<br />

0 %<br />

Wasser<br />

Gas<br />

1680;<br />

56 %<br />

energieverbrauchs während der letzten Jahre einen stetigen<br />

Anstieg erfahren. Jedoch stieg der Anteil von Kohle<br />

und Öl in den letzten dreißig Jahren im Vergleich zu anderen<br />

Energiequellen viel stärker an. Der Primärenergieverbrauch<br />

in Senegal erreichte 2006 3 016 ktoe (entspricht<br />

126 PJ oder 35 076 GWh) und wurde überwiegend durch<br />

Öl gedeckt (55,7%), gefolgt von erneuerbaren Energien<br />

und Abfällen <strong>–</strong> also Abfälle, Biomasse und Geothermie<br />

<strong>–</strong> mit 39,9%, Kohle mit 3,4%, Wasserkraft mit 0,7% und<br />

Erdgas mit 0,3%. Die Anteile der verschiedenen Energiequellen<br />

sind in Abbildung 2 zu sehen.<br />

TABELLE 3:<br />

ENDENERGIEVERBRAUCH<br />

NACH SEKTOREN 2006<br />

Gesamt Energieverbrauch<br />

[ktoe]<br />

Anteil [%]<br />

Endverbrauch Gesamt 3 016<br />

Industrie 302 10<br />

Verkehr 1 207 40<br />

Privathaushalte 1 387 46<br />

Gewerbe und öffentlicher Dienst 90 3<br />

Nichtenergetisch<br />

Quelle: IEA 2008)<br />

30 1<br />

Senegals Energieproduktion stützt sich stark auf den<br />

Brennstoff Holz. Die gewonnene Energie aus Holz entspricht<br />

60% des gesamten Energieverbrauchs des Landes<br />

und deckt etwa 90% des Energiebedarfs der Privathaushalte.<br />

Senegal hat einen sehr großen LPG-Flüssiggas-<br />

Markt. Der LPG-Verbrauch von Senegal ist auf etwa<br />

150 000 t im Jahr 2008 angestiegen, was Senegal zum<br />

mit Abstand größten Flüssiggas-Importeur in Westafrika<br />

macht. 2006 betrug der Erdgasverbrauch von Senegal 50<br />

Mio. m³ und wurde durch die Nutzung der eigenen Vorkommen<br />

gedeckt. Der gesamte Ölverbrauch von 36 200<br />

Barrel pro Tag wurde durch Einfuhren gedeckt, was zu<br />

einer hohen Abhängigkeit von Importen fossiler Brenn-


stoffe führte. Bis jetzt gibt es keine nachgewiesenen Ölvorkommen<br />

in Senegal, jedoch führen sowohl Senegal<br />

als auch seine Nachbarländern eigene Ölsucheaktivitäten<br />

durch 5 . Kohle existiert weder in Form nachgewiesener<br />

Vorkommen noch als Primärenergiequelle 6 .<br />

Das Stromnetz<br />

SENELEC, die senegalesische Elektrizitätsgesellschaft,<br />

hat das Monopol <strong>für</strong> die netzgekoppelte Erzeugung,<br />

Übertragung und Verteilung des Stroms in Senegal. Derzeit<br />

ist jedoch eine Entflechtung geplant, so dass Stromerzeugung<br />

und -verteilung <strong>für</strong> Privatunternehmen zugänglich<br />

sind. SENELEC wird jedoch weiterhin das Monopol<br />

<strong>für</strong> die Stromübertragung halten 7 .<br />

Im Jahr 2005 umfasste das Hochspannungsnetz von<br />

SENELEC insgesamt 1 036 km an Stromleitungen, von<br />

denen 760 km <strong>für</strong> eine Spannung von 225 kV und 276 km<br />

<strong>für</strong> 90 kV ausgelegt waren. Es gibt vier HS/MS-Injektoren<br />

mit 19 Transformatoren <strong>für</strong> eine installierte Leistung von<br />

757 MVA und 2 HS-Verteilungsstationen. Das OMVS-<br />

System auf senegalesischem Gebiet besteht aus drei<br />

225/30-kV-Stationen (Matam, Dagana und Sakal) und<br />

einer 225/90-kV-Station (Tobène). 8 Im Jahr 2005 setzte<br />

sich das Stromnetz von SENELEC wie folgt zusammen:<br />

• Ein MS-Netz <strong>für</strong> 6,6 kV und 30 kV mit einer Gesamtlänge<br />

von 6 827 km<br />

• Ein NS-Netz mit einer Gesamtlänge von 6 761 km<br />

• 13 HS/HS-Umspannwerke und 3 285 MS/NS-<br />

• Umspannwerke.<br />

Das elektrische System der SENELEC besteht aus zwei<br />

Untersystemen: dem Verbundnetzwerk und dem System<br />

nicht vernetzer Einheiten (siehe Abbildung 3).<br />

SENELEC plant derzeit verschiedene Projekte, um das<br />

Übertragungs- und Verteilungsnetz weiter zu entwickeln.<br />

Beispielsweise befindet sich das Projekt »Boucle« 90 kV<br />

in Dakar mit 28,63 km 90 kV Erdkabel, vier gasisolierte<br />

(Schwefelhexafluorid - SF6) Schaltanlagen 90/30 kV, und<br />

29,5 km Glasfaserkabel (LWL-Kabel) im Aufbau. Die Inbetriebnahme<br />

des von der Volksrepublik China finanzierten<br />

und 23,4 Milliarden CFA-Franc (35,6 Mio. €) teuren<br />

Projekts ist <strong>für</strong> 2010 geplant. 9 .<br />

5 Die potenziellen Offshore-Ölvorkommen werden auf<br />

rund 700 Mio. Barrel geschätzt. <strong>GTZ</strong> 2007a<br />

6 IEA 2006<br />

7 Persönliche Angabe von Mansour Assani Dahouenon,<br />

<strong>GTZ</strong> Senegal, 20. Oktober 2009<br />

8 WAPP 2007<br />

9 SENELEC 2007<br />

ABBILDUNG 3:<br />

ELEKTRIZITÄTSNETZ IM SENEGAL<br />

Quelle: CGIAR 2004)<br />

SENEGAL | 241<br />

Im Jahr 2000 hat Senegal als Mitglied der Westafrikanischen<br />

Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) das Abkommen<br />

West African Power Pool (WAPP) 10 unterzeichnet.<br />

Darin wurde beschlossen, die Energieproduktion auszubauen<br />

und an die entsprechenden Verbundnetze anzuschließen.<br />

Laut Abkommen sollten die WAPP-Ziele in<br />

zwei Phasen umgesetzt werden, die vollständige Umsetzung<br />

war bis 2005 geplant. Die erste Phase betraf die Länder,<br />

die bereits an ein Verbundnetz angeschlossen sind,<br />

darunter Nigeria, Benin, Burkina Faso, Côte d‘Ivoire,<br />

Ghana, Niger und Togo. Die zweite Phase betraf die Länder,<br />

die noch nicht an ein Verbundnetz angeschlossen<br />

sind, insbesondere Guinea, Guinea-Bissau, Liberia, Mali,<br />

Senegal, Gambia und Kap Verde. Im Zuge des WAPP-<br />

Abkommens sollen die rechtlichen Rahmenbedingungen,<br />

die den Stromsektor in jedem Mitgliedsland regeln,<br />

angeglichen werden.<br />

Im Rahmen dieses Projekts hat die Organisation zur<br />

Entwicklung des Senegal-Flusses (OMVS), zu der Mali,<br />

Mauretanien und Senegal gehören, zwei Staudämme gebaut.<br />

Der Diama-Staudamm in Senegal wurde 1986 fertig<br />

gestellt. Seine primäre Funktion ist es, das Eindringen von<br />

Meerwasser aus dem Atlantischen Ozean in den Senegal-<br />

10 Archiv 2003


Fluss zu stoppen. Der Manatali-Staudamm, der von der<br />

OMVS am Bafing-Fluss errichtet wurde, dem wichtigsten<br />

Zufluss des Senegal-Flusses in Mali, wurde im Jahr 1987<br />

fertig gestellt. Das Manatali-Projekt beinhaltet auch ein<br />

200-MW-Kraftwerk und ein 1 300 km langes Fernlei-<br />

TABELLE 4:<br />

KRAFTWERKE UND INSTALLIERTE LEISTUNG (AUGUST 2007)<br />

tungsnetz in die Hauptstädte von Mali (Bamako), Mauretanien<br />

(Nouakchott) und Senegal (Dakar).<br />

Seit etwa 2000 setzen die Organisation zur Entwicklung<br />

des Gambia-Flusses (OMVG), zu der Gambia, Guinea,<br />

Guinea-Bissau und Senegal gehören, und die OMVS Projekte<br />

wie den Bau von Wasserkraftwerken und die Entwicklung<br />

von Stromleitungen um. Im Jahr 2007 entwickelte<br />

die OMVG im Rahmen ihres Energieprojekts u. a.<br />

Wasserkraftwerke im senegalesischen Sambangalou (128<br />

MW, geschätzte Kosten: 292 Mio. € 11 ) und 1 677 km<br />

225-kV-Fernleitungen, die die nationalen Stromnetze von<br />

Senegal, Gambia, Guinea und Guinea Bissau verbinden 12 .<br />

Mit Hilfe von Machbarkeitsstudien konnte das Energieprojekt<br />

technisch-wirtschaftlich sinnvoll und ökologischsozial<br />

vertretbar umgesetzt werden. Die Inbetriebnahme<br />

der Anlagen ist <strong>für</strong> 2011 oder 2012 geplant. 2008 hat die<br />

Leistung der Stromübertragung in Senegal mit hundert<br />

Prozent Zuwachs 750 MW erreicht 13 .<br />

Installierte Leistung<br />

Im Jahr 2007 wurde die installierte elektrische Leistung<br />

in Senegal auf 561 MW geschätzt, die größtenteils durch<br />

thermische Kraftwerke und dieselbetriebene Generatoren<br />

erzeugt wurden. Wegen mangelnder Modernisierung reduziert<br />

sich die nutzbare Leistung jedoch auf rund 485<br />

11 Und in Kaleta (240 MW) in Guinea bei ungefähren Kosten von 178 Mio. €<br />

12 WAPIC 2007<br />

13 EDBI 2008<br />

SENEGAL | 242<br />

MW. Erneuerbare Energien spielen keine wichtige Rolle<br />

in der netzgekoppelten Stromversorgung. Die vorhandene<br />

Leistung reicht nicht aus, um den wachsenden Strombedarf,<br />

der zwischen 2005 und 2007 um durchschnittlich<br />

8,4% zugenommen hat, zu decken 14 .<br />

Produzent Art des Kraftwerks Installierte Leistung<br />

SENELEC GESAMT 395 MW<br />

Thermische Kraftwerke 138.7 MW<br />

Dieselgeneratoren 208.3 MW<br />

Gasturbinenkraftwerk 48 MW<br />

Private Produktion GESAMT 166 MW<br />

Dieselgeneratoren 48 MW<br />

Wasserkraftwerk (Manantali) 66 MW<br />

Quelle: <strong>GTZ</strong> 2007a<br />

Gas-Kombianlage (GTI) 52 MW<br />

Der staatliche Energieversorger SENELEC plant die<br />

Entwicklung neuer thermischer Kraftwerke. So ist zum<br />

Beispiel das Sendou-Projekt in Bargny, das aus einem<br />

Kohlekraftwerk mit 125 MW besteht, <strong>für</strong> 2011 und ein<br />

70-MW-Diesel-Kraftwerk in Tobene in der Region Tivaoune<br />

<strong>für</strong> 2010 geplant 15 .<br />

Bis zum Jahr 2012 sind zusätzliche 520 Mrd. FCFA<br />

(793 Mio. €) an weiteren Investitionen vorgesehen, unter<br />

anderem <strong>für</strong> ein neues Kohlekraftwerk und ein Wasserkraftprojekt<br />

in Souapeti, das gemeinsam mit Guinea<br />

entwickelt wird. Nach diesen Plänen soll sich die gesamte<br />

installierte Leistung im Jahr 2012 auf 600 MW belaufen.<br />

Die Zahl der SENELEC-Kunden ist von 2006 bis 2007<br />

um 9,2% gestiegen 16 . Jedoch deckt die Stromproduktion<br />

von SENELEC und den aktiven privaten Unternehmen<br />

noch nicht den gesamten Strombedarf des Landes. Zum<br />

einen reicht die vorhandene Kapazität nicht aus, um den<br />

steigenden Bedarf zu decken, und zum anderen sind viele<br />

der Kraftwerke veraltet und müssen folglich in regelmäßigen<br />

Abständen zur Wartung oder <strong>für</strong> notwendige Reparaturen<br />

abgeschaltet werden.<br />

Stromerzeugung<br />

Die Stromerzeugung in Senegal belief sich im Jahr 2006<br />

auf 2 370 GWh, die gemeinsam von SENELEC und pri-<br />

14 <strong>GTZ</strong> 2007a<br />

15 <strong>GTZ</strong> 2007a<br />

16 SENELEC 2007


vaten Unternehmen produziert wurden, und wird auf<br />

3 110 GWh <strong>für</strong> das Jahr 2008 geschätzt 17 . Die Entwicklung<br />

der Stromerzeugung durch verschiedene Energieträger<br />

im Jahr 2006 ist der Tabelle 5 zu entnehmen.<br />

2006 belief sich die thermische Stromerzeugung auf 87%<br />

der gesamten nationalen Stromerzeugung, auf Wasserkraft<br />

entfielen 9,6%, auf Biomasse 2,1%, auf Solarenergie<br />

0,1% und 1,2% auf andere Quellen 18 .<br />

Senegal importiert weder Strom noch exportiert es ihn 19 .<br />

2006 entfiel der größte Anteil des Stromverbrauchs auf die<br />

Privathaushalte (rund 37%). Auf die Industrie entfielen<br />

30%, sowie 33% auf Gewerbe und den öffentlichen Dienst.<br />

Der Stromverbrauch Senegals ist in den letzten zehn Jahren<br />

durchschnittlich um 6% pro Jahr angestiegen. Die zu<br />

erwartende jährliche Wachstumsrate <strong>für</strong> die nächsten zehn<br />

Jahre liegt mit durchschnittlich 10% sogar noch höher 20 .<br />

Aufgrund von Betriebsstörungen und Ausfällen ist ein<br />

Teil des Stroms nicht an die Übertragungs- und Vertei-<br />

TABELLE 6:<br />

ENDSTROMVERBRAUCH<br />

NACH SEKTOREN 2006<br />

17 IEA 2008, World Perspective Monde 2009<br />

18 IEA 2009<br />

19 IEA 2009<br />

20 <strong>GTZ</strong> 2007a<br />

Strom (GWh) %<br />

Endverbrauch Gesamt 1 757 100 %<br />

Industrie 531 30.2 %<br />

Verkehr 0 0 %<br />

Private Haushalte 646 36.8 %<br />

Gewerbe und öffentlicher<br />

Dienst<br />

580 33.0 %<br />

Land- und Forstwirtschaft 0 0 %<br />

Fischerei 0 0 %<br />

Sonstige<br />

Quelle: IEA 2008)<br />

0 0 %<br />

SENEGAL | 243<br />

lungsnetze geliefert worden. Diese Verluste summierten<br />

sich 2005 auf 29,74 GWh gegenüber 13,74 GWh im Jahr<br />

2004 und 6,98 GWh im Jahr 2003. Der starke Anstieg<br />

der Energieverluste begründet sich auf Ausfälle (mit einer<br />

TABELLE 5:<br />

ENTWICKLUNG DER STROMERZEUGUNG IN SENEGAL, 1971<strong>–</strong>2006, IN GWH<br />

Erneuerbare Energien und Abfall 1971 1976 1981 1986 1991 1996 2001 2006<br />

Gas 400 500 600 750 900 1 000 1 600 2 000<br />

Wasserkraft 50 50 50 50 50 50 50 50<br />

Geothermie/Solar-/ Windenergie 0 0 0 0 20 100 0 50<br />

Geothermal/ solar/ wind 0 0 0 0 0 0 10 250<br />

Stromproduktion gesamt 0 0 0 0 0 0 100 20<br />

Source: IEA 2008<br />

Rate von 88%), unzureichende Produktionskapazitäten<br />

und Kündigungen großer Kunden (Verträge zwischen<br />

SENELEC und Großkunden wie Industrieunternehmen<br />

wurden aufgekündigt) 21 .<br />

Erneuerbare Energien<br />

Zurzeit ist die Verwendung von (neuen) erneuerbaren<br />

Energien in Senegal nicht weit verbreitet. Strom aus<br />

Wasserkraft beläuft sich auf 234 GWh (9,6%), Strom aus<br />

Biomasse auf 50 GWh (2,1%) und Solarenergie auf nur 4<br />

GWh (0,1%) 22 .<br />

Senegal verfügt über ein sehr großes, aber noch ungenutztes<br />

Potenzial an Solarenergie. Die Regierung Senegals<br />

rechnet damit, den Anteil erneuerbarer Energien in Zukunft<br />

zu erhöhen 23 . 1986 wurde das technisch nutzbare<br />

Potenzial der Wasserkraft in Senegal auf 4 250 GWh pro<br />

Jahr geschätzt 24 . Der Bau der 200-MW-Anlage in Manantali<br />

(800 GWh/Jahr) 25 als Teil des Senegal-Fluss-Projekts<br />

wurde wie geplant 1997 begonnen und 2001 erfolgreich<br />

abgeschlossen.<br />

Darüber hinaus haben Schott Solar, SMA Solar Technology<br />

und Kaïto ihr Pilotprojekt in Afrika erfolgreich<br />

abgeschlossen: Die erste solare Notstromanlage <strong>für</strong> ein senegalesisches<br />

Krankenhaus wurde am 18. Oktober 2008<br />

zusammen mit der Gemeinde Baïla offiziell eingeweiht.<br />

Auf dem Dach der Klinik produzieren 102 Schott Solarmodule<br />

rund 8 MWh Strom pro Jahr. Überschüssige<br />

Energie wird in Batterien gespeichert 26 .<br />

21 WAPP 2007<br />

22 IEA 2009<br />

23 <strong>GTZ</strong> 2007a<br />

24 Recipes 2006<br />

25 Senegal kontrolliert 60 MW der gesamt<br />

installierten Kapazität von 200 MW.<br />

26 Schott Solar 2008


Strompreise<br />

2002 wurden die Strompreise um 10% angehoben, um<br />

die staatlichen Subventionen zu reduzieren. Die variablen<br />

Kosten pro kWh belaufen sich auf 59,70 FCF/kWh<br />

<strong>für</strong> das gesamte Verbundnetz (einschließlich der Beschaffung),<br />

während Einheiten aus dem Netzwerk der<br />

SENELEC 58,14 FCFA/kWh kosten. Die Preise variieren<br />

zwischen 52,49 FCFA/kWh <strong>für</strong> das Kounoune Kraftwerk<br />

und 91,73 FCFA/kWh <strong>für</strong> das Aggreko SOGEM<br />

Kraftwerk. Bei beiden handelt es sich um thermische<br />

Kraftwerke. Dagegen belaufen sich die Produktionskosten<br />

<strong>für</strong> Strom aus dem Wasserkraftwerk Manantali auf nur<br />

18,41 FCFA/kWh.<br />

Der durchschnittliche Strompreis <strong>für</strong> den senegalesischen<br />

Endverbraucher betrug 2007 111 FCFA/kWh gegenüber<br />

90 FCFA/kWh im Jahr 2006. Dies entspricht einer Steigerung<br />

von 12,2%. Tabelle 7 zeigt die durchschnittlichen<br />

Strompreise <strong>für</strong> Endverbraucher.<br />

TABELLE 7:<br />

DURCHSCHNITTLICHE STROMPREISE FÜR ENDVERBRAUCHER 2003<strong>–</strong>2007<br />

Liberalisierung<br />

Mit der technischen und finanziellen Unterstützung der<br />

Weltbank und anderen Investoren hat die Regierung des<br />

Senegal im Dezember 1996 eine Reform zur Privatisierung<br />

des Stromsektors durchgeführt. Die Regierung war<br />

bestrebt, den Stromsektor umzugestalten und die Stromversorgung<br />

sowohl auf dem Land als auch in der Stadt<br />

auszubauen. Sie leitete institutionelle, rechtliche und regulatorische<br />

Reformen ein. Im März 1999 verkaufte die<br />

senegalesische Regierung 34% der Anteile an SENELEC<br />

an HQI/Elyo, ein Konsortium von Hydro-Quebec International<br />

und Elyo. Erhebliche Auseinandersetzungen<br />

folgten, insbesondere in den Bereichen Investitionen und<br />

Preisgestaltung.<br />

Die Teilprivatisierung von SENELEC hielt nur achtzehn<br />

Monate. Im September 2000 kündigte die neue Regierung<br />

SENEGAL | 244<br />

den Rückkauf der an HQI/Elyo verkauften Aktien an.<br />

Im Jahr 2001 versuchte die Regierung erneut, SENELEC<br />

zu privatisieren, dieses Mal mit einem neu entwickelten<br />

Modell ohne die Fehler, welche die erste Konstellation<br />

getrübt hatten. Obwohl zwei Konsortien Kaufangebote<br />

<strong>für</strong> dieses Modell unterbreiteten und trotz aktiver Verhandlungen<br />

mit beiden konnte keine Einigung erzielt<br />

werden und der Privatisierungsversuch wurde aufgegeben.<br />

SENELEC bleibt vollständig in staatlicher Hand,<br />

jedoch unter neuen rechtlichen Rahmenbedingungen 27 .<br />

In Senegal ist die Situation <strong>für</strong> unabhängige Stromerzeuger<br />

(IPPs) immer noch ziemlich schwierig. 1998 hat die<br />

senegalesische Regierung begonnen, den Energiesektor<br />

<strong>für</strong> Privatinvestoren zu öffnen. Das staatliche Unternehmen<br />

SENELEC wurde in eine Aktiengesellschaft gewandelt<br />

und das Marktsegment Stromproduktion wurde <strong>für</strong><br />

IPPs geöffnet. Allerdings wird SENELEC bis 2009 das<br />

Monopol <strong>für</strong> den Einkauf und die Verteilung von Strom<br />

2003 2004 2005 2006 2007<br />

Preis (FCFA/kWh) 83 82 79 90 101<br />

Preis (€/kWh) 0.126 0.125 0.120 0.137 0.154<br />

Quelle: SENELEC 2007<br />

halten. In der Praxis erschwert dies den Marktzugang <strong>für</strong><br />

IPPs, da SENELEC keine adäquaten Strompreise bezahlt.<br />

Zudem behindert SENELEC den Stromhandel<br />

mit Dritten, da eine Stromübertragung über das Netz von<br />

SENELEC <strong>für</strong> IPPs nicht möglich ist 28 .<br />

Laut der Deutschen Gesellschaft <strong>für</strong> Technische Zusammenarbeit<br />

(<strong>GTZ</strong>) verfügen drei große Industrieunternehmen<br />

in Senegal (das Chemieunternehmen ICS,<br />

der Zuckerproduzent CSS und der Erdnussvermarkter<br />

SONACOS) über eigene Stromerzeugungsanlagen, die<br />

Strom hauptsächlich <strong>für</strong> den Eigenbedarf produzieren.<br />

Wegen vertraglicher Differenzen mit SENELEC kam<br />

es zu keiner Einspeisung von Strom in das Netz von<br />

SENELEC 29 .<br />

Bis jetzt ist es noch nicht klar, wie sich die Situation<br />

auf dem Strommarkt nach 2009 entwickeln wird. Ein<br />

27 Gokgur 2006<br />

28 <strong>GTZ</strong> 2007 a<br />

29 <strong>GTZ</strong> 2007 a


wesentliches Hindernis <strong>für</strong> die weitere Liberalisierung<br />

des Strommarktes ist nach wie vor die fehlende Privatisierung<br />

der SENELEC. Derzeit bestehen die Strombezugsvereinbarungen<br />

(PPA) zwischen SENELEC und<br />

den IPPs meist aus Verträgen des Typs »Build-Own-<br />

Operate« (BOO) 30 .<br />

Ländliche Elektrifizierung<br />

2008 lag die Elektrifizierungsrate von Senegal bei rund<br />

33%. Im Vergleich zu 32% im Jahr 2001 hat sich damit<br />

die Situation nicht wesentlich verbessert 31 . In ländlichen<br />

Gebieten stieg die Elektrifizierungsrate 2007 auf 12,5%<br />

der Haushalte im Vergleich zu 8% im Jahr 2001. Die Elektrifizierung<br />

ländlicher Gebiete ist vor allem auf Regionen<br />

rund um die Ballungszentren begrenzt. Es leben jedoch<br />

56% der Bevölkerung (5 350 000 Einwohner) in 13 200<br />

Dörfern auf dem Land.<br />

Die senegalesische Agentur zur Elektrifizierung ländlicher<br />

Gebiete ASER, die 2000 gegründet wurde, entwickelte<br />

zusammen mit der Weltbank ein Konzessionsmodell. Die<br />

bisher noch nicht elektrifizierten ländlichen Gebiete in<br />

Senegal wurden auf insgesamt 11 geographische Konzessionsflächen<br />

aufgeteilt. Die Elektrifizierung dieser Gebiete<br />

ist von ASER öffentlich ausgeschrieben und soll von<br />

privaten Unternehmen durchgeführt werden. Das Konzessionsmodell<br />

umfasst folgende Elemente: Netzausbau,<br />

Versorgung isolierter Netzwerke und einzelner Haushalte<br />

(hauptsächlich über SHS-Systeme) 32 . Die Finanzierung<br />

dieser Bereiche wird durch den senegalesischen Staat und<br />

internationale Geldgeber gesichert (Weltbank; 3 Konzessionen;<br />

Kf W Entwicklungsbank: 1 Konzession; AfDB:<br />

1 Konzession; AFD: 1 Konzession). Für 5 Konzessionen<br />

gibt es bisher noch keine Finanzierung 33 . Erneuerbare<br />

Energien bieten ökonomische und ökologische Vorteile<br />

in dünn besiedelten ländlichen Gebieten. Die Kf W<br />

Entwicklungsbank zum Beispiel setzte einen Mindestanteil<br />

von 25% erneuerbare Energien in ihrer Konzession<br />

fest. 34<br />

2003 führte die Regierung mit Unterstützung der Weltbank<br />

das Schwerpunktprogramm zur Elektrifizierung<br />

ländlicher Gebiete (PPER) ein 35 . Das PPER hat zum Ziel,<br />

30 Jensen 2009<br />

31 UNDP 2008<br />

32 <strong>GTZ</strong> 2007<br />

33 Persönliche Information von Mansour Assani Dahouenon,<br />

<strong>GTZ</strong> Senegal, 20. Oktober 2009<br />

34 <strong>GTZ</strong> 2007a<br />

35 De Gouvello 2007<br />

SENEGAL |<br />

245<br />

den Zugang zu Elektrizität in ländlichen Gebieten von<br />

12,5% der Haushalte 2003 auf 62% bis zum Jahr 2022 zu<br />

verbessern. Die Ausschreibung <strong>für</strong> die erste Konzession,<br />

Dagana-Podor, wurde Anfang Juni 2006 durch die ASER<br />

gestartet. Die IDA wird 5,58 Mio. US $ zur Unterstützung<br />

des Projekts bereitstellen (inklusive 350.000 US $<br />

<strong>für</strong> PREMs), die GEF trägt weitere 1,1 Mio. US $ bei.<br />

Zur Unterstützung der Elektrifizierung des ländlichen<br />

Raums entwickelt die senegalesische Regierung auch PV-<br />

Programme 36 . Diese Technik wurde ausgewählt, um entlegene<br />

kleine Dörfer mit maximal 460 Einwohnen (das<br />

entspricht einer Zielgruppe von mehr als 13 000 Dörfern)<br />

mit Strom zu versorgen. In der Region Foundigne wurde<br />

ein Pilotprojekt gestartet, und 2003 lieferte und installierte<br />

Isofoton die ersten 10 000 SHS-Systeme mit 50 Wp<br />

sowie 4 Kraftwerke mit 10 bis 20 kWp.<br />

Der Bau von kleinen isolierten Netzwerken zur dörflichen<br />

Stromversorgung ist eine Besonderheit des Senegal. Diese<br />

sogenannten ERILs (Electrification Rural par des Initiatives<br />

Locales) bieten große Chancen <strong>für</strong> die Einführung<br />

erneuerbarer Energien. 37<br />

11.3 Marktakteure<br />

Im Anschluss an die institutionelle Reform 1998 wurde<br />

der Stromsektor in Senegal in drei Untereinheiten aufgeteilt:<br />

den nationale Energieversorger SENELEC, die<br />

Agentur zur Elektrifizierung ländlicher Gebiete (ASER)<br />

und die Stromaufsichtsbehörde.<br />

Ministére de l'Energie (Ministry of Energy)<br />

Das Ministerium <strong>für</strong> Energie hat die Gesamtverantwortung<br />

<strong>für</strong> Senegals Energiesektor und enthält unter anderem<br />

eine Abteilung <strong>für</strong> erneuerbare Energien (Direction<br />

des Energies Renouvelables). Weitere Informationen zu<br />

diesem Thema können unter http://www.energie.gouv.<br />

sn/index.php abgerufen werden.<br />

36 Gonzalez 2003<br />

37 <strong>GTZ</strong> 2007a


Ministère de l’Environnement, de la Protection de la<br />

nature, des Bassins de rétention et des Lacs artificiels<br />

(Ministerium <strong>für</strong> Umwelt, Naturschutz, Retentionsbecken<br />

und künstliche Seen)<br />

Das Umweltministerium ist <strong>für</strong> den ganzen Umweltsektor<br />

verantwortlich. Es überwacht die Umsetzung der Gesetze<br />

und Verordnungen. Das Ministerium stellt darüber<br />

hinaus die nationale Aufsichtsbehörde (DNA) <strong>für</strong> CDM-<br />

Projekte (siehe Abschnitt 1.5). Weitere Informationen zu<br />

diesem Thema können unter http://www.environnement.<br />

gouv.sn/ abgerufen werden.<br />

SENELEC (Société nationale d’électricité du Sénégal)<br />

SENELEC ist das nationale Elektrizitätsunternehmen Senegals<br />

und ist 1983 nach der Verstaatlichung aus der Fusion<br />

von Electricité du Sénégal und Société Sénégalaise de Distribution<br />

d’Electricité hervorgegangen. 1998 wurden die<br />

Agentur zur Elektrifizierung ländlicher Gebiete (ASER)<br />

und die Stromaufsichtsbehörde abgespalten und das Unternehmen<br />

wurde privatisiert. 1999 hat das HQI/Elyo Konsortium<br />

von Hydro-Québec International und Elyo (Suez<br />

Lyonnaise des Eaux) 34% der SENELEC Aktien erworben.<br />

Der Verkauf wurde im März 2000 vom Präsidenten Abdoulaye<br />

Wade rückgängig gemacht, und HQI/Elyo zog<br />

sich aus dem Geschäft in Senegal im Januar 2001 zurück.<br />

SENELEC hat über 2 500 Angestellte, 298 Führungskräfte,<br />

1 216 Kontrolleure und 978 Vollstreckungsbeamte.<br />

2007 hatte SENELEC 711 600 Kunden und einen<br />

Umsatz von 180 500 Mio. FCFA (275 Mio. €). 2006<br />

erhielt SENELEC 88 Mrd. FCFA an Subventionen. Die<br />

Zahlungsrückstände von SENELEC-Kunden allein belaufen<br />

sich auf 1,5% des BIP.<br />

ASER<br />

(Agentur zur Elektrifizierung ländlicher Gebiete)<br />

Um das Problem der geringen Elektrifizierung im ländlichen<br />

Raum zu lösen, hat die senegalesische Regierung<br />

1998 erhebliche Veränderungen im Stromsektor eingeführt.<br />

Diese Reformen, die im Gesetz 98-29 vom 14. April<br />

1998 verankert sind, sollen vor allem die Stromversorgung<br />

im ganzen Land zu geringeren Kosten und den Zugang zu<br />

elektrischem Strom, insbesondere in ländlichen Gebieten,<br />

SENEGAL |<br />

246<br />

sicherstellen. Auf der Grundlage des Gesetzes wurde eine<br />

Agentur gegründet, die sich ausschließlich um die Elektrifizierung<br />

ländlicher Gebiete kümmert: die ASER. Ihre<br />

Hauptaufgabe ist das Vorantreiben der Elektrifizierung<br />

ländlicher Gebiete sowie die technische und finanzielle<br />

Unterstützung von Projekten zur Elektrifizierung, die im<br />

Rahmen der vom Energieminister festgelegten Energiepolitik<br />

durchgeführt werden.<br />

Im Jahr 2007 hatte die ASER bereits 60 Mio. USD an öffentlichen<br />

Mitteln <strong>für</strong> das Programm akquiriert. Die Republik<br />

Senegal und internationale Partner wie die Weltbank<br />

(mit 15 Mrd. FCFA), die Banque Ouest Africaine<br />

de Développement (mit 7 Mrd. FCFA), die Kf W (mit<br />

4,2 Mrd. FCFA), die Europäische Union (mit 4,2 Mrd.<br />

FCFA bzw. 6,4 Mio. €) und die Französische Agentur <strong>für</strong><br />

Entwicklungszusammenarbeit (AFD) (mit 5 Mrd. FCFA<br />

bzw. 7,6 Mio. €) unterstützen gemeinsam das Programm.<br />

Commission de régulation du secteur<br />

de l’électricité (CRSE) (Electricity Regulatory Board)<br />

Die Stromaufsichtsbehörde CRSE, die nach dem Reformgesetz<br />

98-29 vom 14. April 1998 gegründet wurde, ist eine<br />

unabhängige Behörde. Sie regelt Stromproduktion, -transport,<br />

-verteilung und -verkauf in Senegal. Sie bietet auch<br />

Beratungsleistungen <strong>für</strong> das Ministerium <strong>für</strong> Energie an.<br />

Die Behörde verfolgt insbesondere folgende Ziele:<br />

• Förderung einer rationellen Entwicklung der Energieversorgung<br />

• Sicherstellung des wirtschaftlichen und finanziellen<br />

Gleichgewichts auf dem Strommarkt und Aufrechterhaltung<br />

der notwendigen Bedingungen <strong>für</strong> Wirtschaftlichkeit<br />

• Sicherstellung der Finanzierbarkeit auf dem Strommarkt,<br />

so dass die beteiligten Unternehmen eine angemessene<br />

Rendite <strong>für</strong> ihre Investition erzielen können<br />

• Förderung von Wettbewerb und privater Beteiligung<br />

an Stromerzeugung, -übertragung, -verteilung und<br />

-verkauf<br />

• Berücksichtigung sozialer Belange durch Wahrung<br />

von Verbraucherinteressen und Schutz von Verbraucherrechten<br />

in Hinblick auf Strompreis, -angebot und<br />

-qualität.


Centre d’Études et de Recherches<br />

sur les Énergies Renouvelables (CERER)<br />

CERER ist ein Universitätsinstitut, das sich der Forschung<br />

<strong>für</strong> erneuerbare Energien verschrieben hat. Die<br />

Forschungsthemen umfassen meteorologische Phänomene,<br />

geeignete Technologien zur Nutzung von Solarenergie<br />

und anderer Arten von erneuerbarer Energien<br />

sowie Kernkraft. Dies deckt die Sektoren Photovoltaik,<br />

Solarthermie, Bio- und Windenergie ab. Das Institut<br />

führt Untersuchungen, Tests von Prototypen und weitere<br />

Messungen wie zum Beispiel Messung von Windgeschwindigkeiten<br />

durch.<br />

Private Akteure<br />

SENELEC hat ein Monopol auf Stromübertragung und<br />

-verteilung. Die Stromerzeugung, vor allem auf BOO-Basis,<br />

ist offen <strong>für</strong> den privaten Sektor. Dabei trifft SENELEC<br />

als einziger Käufer Stromabnehmervereinbarungen (PPA)<br />

mit unabhängigen Energieversorgern (IPP). Die General<br />

Electric/GTI Dakar, ein unabhängiger Energieversorger,<br />

speist seit 1998 etwa 20% des von SENELEC verkauften<br />

Stroms in das Netz ein. Damit wird eine installierte Leistung<br />

von 56 MW erreicht. Seit Januar 2008 ist der zweite<br />

unabhängige Energieversorger Kounoune 1 mit 67,5 MW<br />

an der Stromversorgung Senegals beteiligt. Kounoune 1<br />

wird von der International Finance Corporation, Mitsubishi<br />

und Matelec S.A.L. gefördert. Letzerer dient als strategischer<br />

Partner und stellt einen Geschäftsbereich der Doumet<br />

Gruppe aus dem Libanon dar.<br />

Weitere wichtige Marktteilnehmer 38 im Bereich der erneuerbaren<br />

Energien sind die Beratungsagentur SEMIS 39<br />

und das Solarunternehmen Total Energie Afrique de<br />

l‘Ouest (TEAO), an dem unter anderem die senegalesische<br />

Firma AME Solar 40 , die Solarkollektoren verkauft,<br />

installiert und unterhält, beteiligt ist. Außerdem ist EIC,<br />

ein Unternehmen aus Saint-Louis, in diesem Sektor vertreten.<br />

Es produziert windbetriebene Wasserpumpen <strong>für</strong><br />

den lokalen Markt.<br />

Verbände<br />

Die senegalesische Gesellschaft <strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />

(Société Africaine des Énergies Renouvelables, SAER) ist<br />

38 Die Adressen der Unternehmen sind zu finden<br />

unter http://www.areed.org/country/senegal/contacts.pdf.<br />

39 Services de l‘Énergie en Milieu Sahelien (SEMIS), 1987 gegründet,<br />

erstellt Studien und Gutachten zu den Themen Wasserkraft, Elektrifizierung,<br />

traditionelle Formen der Energieerzeugung und Bewässerung.<br />

40 AME Solar plant in den kommenden Jahren die Errichtung von Produktionsanlagen<br />

<strong>für</strong> Solarkollektoren. Das Unternehmen erhält finanzielle Unterstützung<br />

in Form eines Darlehens des African Rural Energy Enterprise Development<br />

Programms (AREED) in Höhe von 41 000 US $.<br />

SENEGAL |<br />

247<br />

in den Bereichen Wind- und Solarenergie tätig. Neben<br />

der Durchführung eigener Projekte beteiligte sich die<br />

SAER in der Vergangenheit auch an verschiedenen Projekten,<br />

die von bilateralen und multilateralen Investoren<br />

(Weltbank, UNDP, Regierung der Niederlande) gefördert<br />

wurden.<br />

11.4 Politische Rahmenbedingungen<br />

im Energiesektor<br />

2003 wurde in Senegal die Nationale Energiestrategie veröffentlicht.<br />

Das Strategiepapier zur Entwicklung des Energiesektors<br />

(Lettre de Politique de Développement du Secteur<br />

de l‘Energie) vom 9. April 2003 zeigt auf, wo die Probleme<br />

des senegalesischen Energiesektors liegen (nämlich insbesondere<br />

im Defizit bei den Stromerzeugungskapazitäten<br />

und in der fehlenden Elektrifizierung <strong>für</strong> die Mehrheit der<br />

Bevölkerung) und legt die Rahmenbedingungen <strong>für</strong> die<br />

Energiepolitik der kommenden Jahre fest. Dazu gehören<br />

insbesondere die Bereitstellung von modernen Energieformen<br />

als Instrument der Armutsbekämpfung (vor allem im<br />

Rahmen der Elektrifizierung ländlicher Gebiete) und die<br />

Umstrukturierung des Energiesektors (in Verbindung mit<br />

einer größeren Rolle <strong>für</strong> den privaten Sektor).<br />

Die senegalesische Regierung begann mit der Reform des<br />

Stromsektors und der Öffnung <strong>für</strong> private Investoren im<br />

Jahr 1998. Zwei Gesetze aus diesem Jahr (98-29 41 und<br />

98-06) brachten eine staatliche Regulierungsbehörde <strong>für</strong><br />

den Stromsektor hervor (Commission de Régulation du<br />

Secteur de l’Electricité, CRSE) und überführten die staatliche<br />

SENELEC in eine Aktiengesellschaft.<br />

Zeitgleich wurde der Stromerzeugungssektor <strong>für</strong> nicht<br />

staatliche Stromerzeuger geöffnet (IPP).<br />

In ihrem Strategiepapier zur Entwicklung des Energiesektors<br />

erklärte die senegalesische Regierung, dass dem Bau<br />

neuer Kraftwerke durch private Unternehmen Vorrang<br />

gegeben werden sollte. Der Grund da<strong>für</strong> ist vor allem der<br />

chronische Mangel an Kapital, mit dem sich SENELEC<br />

auseinandersetzen muss. Bis zum Jahr 2009 besitzt<br />

SENELEC jedoch das Monopol <strong>für</strong> Verkauf und Verteilung<br />

der Elektrizität 42 .<br />

41 Loi d’Orientation Relative au Secteur de l’Electricité<br />

(Mantelgesetz <strong>für</strong> den Stromsektor)<br />

42 <strong>GTZ</strong> 2007a


Das Gesetz 2002-01 schwächt das Ziel des Gesetzes<br />

1998/29 ab, das SENELEC verpflichtet, neue Produktionskapazitäten<br />

<strong>für</strong> private Anbieter auszuschreiben. Die<br />

Gesetzgebung und die jüngsten Entwicklungen bei der<br />

Regulierung des Strommarktes unterliegen der Aufsichtsbehörde<br />

CRSE 43 , darunter auch Beschluss Nr. 2009-04,<br />

der die SENELEC-Tarife <strong>für</strong> Strom, der ausschließlich <strong>für</strong><br />

Endkunden bestimmt ist, festlegt. Elektrifizierung ländlicher<br />

Gebiete und Entwicklung von bi- oder multilateralen<br />

Investitionsprogrammen sind ein vorrangiges Thema <strong>für</strong><br />

die senegalesische Regierung. Ihr Ziel ist es, den Stromanschluss<br />

im ländlichen Raum von 16% auf 50% bis zum<br />

Jahre 2012 zu erhöhen 44 .<br />

Gegenwärtig konzentrieren sich die Bemühungen der<br />

Regierung auf die Ausweitung des Bestandes an nationalen<br />

Kraftwerken (vorzugsweise unter Einbeziehung von<br />

IPPs) und mit Schwerpunkt auf der Elektrifizierung ländlicher<br />

Gebiete. In diesem Zusammenhang liegt der Fokus<br />

der Regierung auf konventionellen Wärmekraftwerken,<br />

wenngleich das Bewusstsein um die Wichtigkeit einer<br />

Diversifizierung der Energieversorgung und damit auch<br />

um die Wichtigkeit erneuerbaren Energien wächst.<br />

Erneuerbare Energien werden insbesondere in Hinblick<br />

auf die Elektrifizierung ländlicher Gebiete und auf die<br />

Produktion von Biokraftstoffen berücksichtigt.<br />

11.5 Rahmenbedingungen<br />

<strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />

Strategien und Ziele <strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />

Das Ministerium <strong>für</strong> Energie strebt einen Mindestanteil<br />

der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung von<br />

15% in 2020 an 45 .<br />

Die senegalesische Regierung arbeitet derzeit an einer<br />

Strategie <strong>für</strong> erneuerbare Energien, die Ergebnisse sind<br />

jedoch noch nicht verfügbar 46 . Die Strategie soll unmittelbar<br />

nach der Fertigstellung einer Studie über erneuerbare<br />

Energien, welche durch die Französische Agentur <strong>für</strong><br />

Entwicklungszusammenarbeit AFD finanziert wird, veröffentlicht<br />

werden. Diese Studie wird zurzeit erstellt, um<br />

unter anderem die Machbarkeit einer Einspeisevergütung<br />

43 http://www.crse.sn/electricite.php<br />

44 UNDP 2008<br />

45 Louis Seck (Department of Renewables<br />

Energies of the Ministry of Energy) in Jensen 2009<br />

46 Jensen 2009 sowie persönliche Information von Mansour Assani Dahouenon,<br />

<strong>GTZ</strong> Senegal, vom 20. Oktober 2009<br />

SENEGAL |<br />

248<br />

<strong>für</strong> erneuerbare Energien in Senegal zu prüfen. Sie soll im<br />

Juni 2010 veröffentlicht werden und wird voraussichtlich<br />

detaillierte Empfehlungen über Tarifstufen beinhalten.<br />

Als ein Ergebnis wird erhofft, dass die Implementierung<br />

eines Einspeisegesetzes durch das senegalesische Parlament<br />

bis Ende 2010 realisiert wird. Die <strong>GTZ</strong> begleitet<br />

hierbei den gesamten Prozess der Gesetzesentwicklung<br />

<strong>für</strong> erneuerbare Energien (inklusive der durch AFD).<br />

Gesetzliche Rahmenbedingungen<br />

und Förderung erneuerbarer Energien<br />

Derzeit gibt es in Senegal weder direkte Fördermittel zur<br />

Regulierung des Netzzugangs noch Mittel zur Regulierung<br />

der Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energien<br />

in das nationale Netz und der dazugehörigen Tarife.<br />

Obwohl Präsident Abdoulaye Wade immer wieder auf die<br />

Bedeutung der erneuerbaren Energien verweist und die<br />

Gewährung einer Einspeisevergütung schon seit längerer<br />

Zeit diskutiert wird, wurde die Einführung eines wirkungsvollen<br />

Förderinstruments bis jetzt hinausgeschoben<br />

47 . Im Rahmen des bis Ende 2010 geplanten Gesetzes<br />

<strong>für</strong> erneuerbare Energien wird jedoch auch ein Einspeisegesetz<br />

eingeführt werden. Das Ministerium <strong>für</strong> Energie<br />

hat beschlossen, ein neues Gesetz zu verabschieden, das<br />

unabhängig von dem bestehenden Gesetz 98-29 vom 14.<br />

April 1998 gelten wird, da dieses sich ausschließlich mit konventionellen<br />

Energien innerhalb des Stromsektors befasst 48 .<br />

Senegal hat sechs Schwerpunkte <strong>für</strong> Investitionen definiert::<br />

Agrarindustrie, Telekommunikation, Tourismus,<br />

Textilindustrie, Fischzucht und Bergbau. Erneuerbare<br />

Energien werden in diesem Zusammenhang nicht genannt.<br />

Dennoch existieren Förderinstrumente <strong>für</strong> Investoren<br />

im Bereich der erneuerbaren Energien, insbesondere<br />

<strong>für</strong> Solar- und Windenergieanlagen. So gibt es beispielsweise<br />

Steuervergünstigungen auf die Einkommens- oder<br />

Körperschaftsteuer (30%) und auf die Mehrwertsteuer<br />

(7%) 49 . Die senegalesische Regierung unterstützt außerdem<br />

die Elektrifizierung ländlicher Gebiete (siehe oben).<br />

Als Teil des Konzessionsmodells, das von der senegalesischen<br />

Regierung in Auftrag gegeben wurde, spielen eneuerbare<br />

Energien hier eine wichtige Rolle.<br />

Die rechtlichen Voraussetzungen <strong>für</strong> erneuerbaren Ener-<br />

47 Jensen 2009<br />

48 Persönliche Information von Mansour Assani Dahouenon,<br />

<strong>GTZ</strong> Senegal, 20.Oktober 2009<br />

49 Recht kompakt Senegal, bfai, Stand: April 2007, in <strong>GTZ</strong> 2007b


gien müssen noch geklärt werden. Da bislang noch keine<br />

Projekte realisiert wurden, müssen neue Verträge individuell<br />

ausgehandelt werden. Es existieren zwar standardisierte<br />

Stromkaufverträge, die so genannten Standard<br />

Power Purchase Agreements (PPA), jedoch nur <strong>für</strong> Kraftwerke,<br />

die mit fossilen Brennstoffen betrieben werden,<br />

nicht aber <strong>für</strong> Anlagen, die mit erneuerbaren Energien<br />

arbeiten 50 . In Senegal gibt es bereits einige Unternehmen<br />

und Joint Ventures im Bereich erneuerbare Energien, jedoch<br />

werden sie nur dann in diesen Markt weiter investieren,<br />

wenn die rechtlichen Rahmenbedingungen festgelegt<br />

worden sind 51 .<br />

Clean Development Mechanism<br />

Einkünfte aus CDM-Projekten könnten ein wichtiger<br />

Anreiz sein, um die Attraktivität von Projekten mit erneuerbaren<br />

Energien zu erhöhen. Im Bereich CDM ist Senegal<br />

eines der politisch aktivsten Länder unter den afrikanischen<br />

Ländern südlich der Sahara52 . Bereits in den späten<br />

1990-er Jahren wurden durch den Staatssekretär des Umweltministeriums<br />

zwei CDM-Workshops in Dakar organisiert. Im<br />

Februar 2005 wurde eine nationale Aufsichtsbehörde (DNA)<br />

innerhalb der »Direction de l’Environnement et des Etablissements<br />

Classés« eingerichte. Eine Senegalesin, Cheikh<br />

Sylla, war bis 2007 Mitglied des CDM-Präsidiums und<br />

Massamba Thioye, ein senegalesischer Berater, ist Mitglied<br />

des CDM-Methodologieforums und des CDM-<br />

Akkreditierungsforums. Im Januar 2007 wurde eine Absichtserklärung<br />

(Memorandum of Understanding) zur<br />

TABELLE 8:<br />

SENEGALESISCHE CDM-PROJEKTE IM OKTOBER 2009<br />

Projekt Ort Status Typ<br />

M’beubeuss Deponiegasprojekt<br />

Teilweise Substitution von<br />

Kohle durch Jatropha- und<br />

Biomasserückständen in<br />

der Produktion von Portland<br />

Cement<br />

Projekt zur Verbesserung<br />

der Energieeffizienz in der<br />

CSS Zuckerfabrik<br />

Quelle: UNDP Risø 2009<br />

50 Persönliche Information von Nicolas Martin Granel<br />

(CEGELEC Toulouse), Telefonat vom 04.09.2009<br />

51 Louis Seck (Abteilung erneuerbare Energien im<br />

Ministerium <strong>für</strong> Energie und Bergbau) in Jensen 2009<br />

52 <strong>GTZ</strong> 2008<br />

Dakar Validierung<br />

abgeschlossen<br />

Dakar in Validierung Biomasse (<br />

landwirtschaftliche<br />

Abfallprodukte)<br />

Saint-Louis in Validierung Biomasse (Energie<br />

aus Bagasse)<br />

SENEGAL | 249<br />

Entwicklung von CDM-Projekten mit Frankreich vereinbart.<br />

Trotz dieser politischen Unterstützung und einer<br />

Reihe von Aktivitäten zum Aufbau von Kapazitäten hat<br />

sich die senegalesische CDM-Projekt-Pipeline bis jetzt<br />

nur sehr langsam entwickelt. Derzeit sind 21 Projekte in<br />

Planung, aber noch keines von ihnen wurde offiziell registriert.<br />

Nur ein Deponiegasprojekt hat die Validierung abgeschlossen,<br />

zwei Biomasseprojekte sind zurzeit noch im<br />

Validierungsprozess (siehe Tabelle 7). Der Community<br />

Development Carbon Fund (CDCF) der Weltbank unterzeichnete<br />

kürzlich eine Emissionshandelsvereinbarung<br />

über 120 000 CER, die aus einem Programm stammen,<br />

das 1,5 Mio. Kompakt-Leuchtstofflampen an ländliche<br />

Haushalte verteilen wird.<br />

Die Haupthindernisse bei der Entwicklung von CDM-<br />

Projekten in Senegal sind die fehlende Einbeziehung der<br />

lokalen Finanzinstitute in den Prozess des Kapazitätenaufbaus,<br />

das Fehlen amtlicher und öffentlich zugänglicher<br />

Daten <strong>für</strong> Musterprojekte und die geltenden Zulassungsbestimmungen<br />

<strong>für</strong> CDM Projekte 53 .<br />

Weitere Informationen über senegalesische CDM-<br />

Projekte sind auf der Webseite der Direction de<br />

l‘Environnement et des Etablissements Classés 54 zu finden.<br />

Drei der dort vorgestellten Projekte wurden 2008<br />

konzipiert und eingereicht.<br />

Begrenzte Kapazitäten im Bereich CDM sind bei der Organisation<br />

Environmental Development Action (ENDA)<br />

vorhanden, die sich das nötige Know-how <strong>für</strong> die Entwicklung<br />

von CDM-Projekt erworben hat. Des Weiteren<br />

53 UNDP 2008<br />

54 http://www.denv.gouv.sn/<br />

Jährliche<br />

Einsparung<br />

[ktCO ² e/Jahr] Prüfer<br />

Deponiegas 131 SGS<br />

89 DNV<br />

38 BV Cert


plant der schon oben erwähnte senegalische Berater, Massamba<br />

Thioye, ein CDM-Beratungsunternehmen.<br />

Aktivitäten internationaler Geber<br />

Die Deutsche Entwicklungsgesellschaft ist einer der wichtigsten<br />

Kooperationspartner des Senegal. Im Zeitraum<br />

2006/2007 hat sie eine Summe von 36,5 Mio. € bereitgestellt.<br />

Die wichtigsten Organisationen zur Realisation<br />

der finanzierten Projekte in Senegal sind die Gesellschaft<br />

<strong>für</strong> technische Zusammenarbeit (<strong>GTZ</strong>) und die Kreditanstalt<br />

<strong>für</strong> Wiederaufbau (Kf W) 55 .<br />

Das TERNA Wind Energy Programm der <strong>GTZ</strong> ist<br />

das wichtigste internationale Programm im Bereich der<br />

Windenergie. Im Rahmen eines laufenden Projektes<br />

wurden Windmessungen <strong>für</strong> zwei Standorte (Kayar und<br />

Potou an der Küste zwischen Dakar und Saint-Louis)<br />

durchgeführt. Des Weiteren wird derzeit eine Machbarkeitsstudie<br />

<strong>für</strong> Potou erstellt 56 .<br />

Darüber hinaus unterstützt das <strong>GTZ</strong>-Programm PERA-<br />

COD die ASER und die zuständige Direktion des Energieministeriums<br />

bei der Durchführung des Netzausbaus<br />

im ländlichen Raum und der Einrichtung von Ausbildungsstätten<br />

sowie den privaten Sektor bei der Umsetzung<br />

der geplanten Maßnahmen. Das Programm, das von<br />

2003 bis 2015 laufen wird, nutzt auch Mittel aus der EU<br />

Energy Facility und dem »Energising Development Program«<br />

der niederländischen Generaldirektion <strong>für</strong> Entwicklungszusammenarbeit<br />

<strong>–</strong> DGIS 57 . Ebenfalls Teil des<br />

Programms sind ein Projekt zur Einführung effizienterer<br />

Herde und Beratungsleistungen zur Schaffung günstiger<br />

Rahmenbedingungen zur Förderung erneuerbarer Energien<br />

(die gemeinsam mit der Französischen Agentur <strong>für</strong><br />

Entwicklungszusammenarbeit erbracht werden).<br />

Erneuerbare Energien und Energieeffizienz werden einen<br />

neuen Schwerpunkt in der deutsch-senegalesischen Entwicklungszusammenarbeit<br />

bilden; eine entsprechende<br />

Strategie ist derzeit in Ausarbeitung.<br />

Internationale Investoren spielen eine wichtige Rolle<br />

bei der Finanzierung von Projekten zur Elektrifizierung<br />

ländlicher Gebiete. Die wichtigsten internationalen Investoren<br />

sind die Weltbank und die Kf W Entwicklungsbank<br />

(siehe oben). Andere internationale Hilfsorgani-<br />

55 Auswärtiges Amt 2009<br />

56 <strong>GTZ</strong> 2009<br />

57 Baur 2009<br />

SENEGAL |<br />

250<br />

sationen sind ebenfalls in Senegal aktiv. Beispielsweise<br />

fördert die Französische Agentur <strong>für</strong> Entwicklungszusammenarbeit<br />

eine Machbarkeitsstudie zu Einspeisetarifen<br />

<strong>für</strong> erneuerbare Energien in Senegal (siehe oben).<br />

Im Jahr 2008 zahlte die Export Development Bank of<br />

Iran 32 Mio. € an SENELEC <strong>für</strong> den Bau von Hochspannungsleitungen<br />

58 .<br />

11.6 Marktpotenzial <strong>für</strong> Windenergie<br />

Windenergiepotenzial<br />

Das Windkraftpotenzial von Senegal konzentriert sich<br />

entlang der Küste, vor allem an der Nordküste zwischen<br />

Dakar und Saint-Louis. In einer Studie des senegalischen<br />

Wetterdienstes wurden an dem 50 km langen Küstenstreifen<br />

zwischen Dakar und Saint-Louis Windgeschwindigkeiten<br />

von 3,7<strong>–</strong> 6,1 m/s gemessen. CERER hatte eine<br />

durchschnittliche jährliche Geschwindigkeit von 5,8 m/s<br />

an der Nordküste und 4,2 m/s an der Südküste ermittelt<br />

59 . Im Landesinneren betragen die durchschnittlichen<br />

Windgeschwindigkeiten 2<strong>–</strong>3 m/s und sind daher nur <strong>für</strong><br />

eine traditionelle oder kombinierte Nutzung von Windenergie<br />

interessant (Windturbinen <strong>für</strong> Wasserpumpen<br />

und kombinierte Wind/Hydro-Systeme) 60 .<br />

Die afrikanische Windenergiegesellschaft AfriWEA 61<br />

nennt als Informationsquelle zum senegalesischen<br />

Windpotenzial nur das <strong>GTZ</strong> TERNA Wind Energy<br />

Program, eine Studie von InWEnt (über die Windverhältnisse<br />

in Afrika) 62 und lokale Messungen von ALIZE<br />

(einer Organisation <strong>für</strong> den Betrieb von Wasserpumpen<br />

mit erneuerbaren Energien, unter anderem mit Wind) 63 .<br />

ALIZE war ein groß angelegtes Programm, das von der<br />

EU und der Französischen Agentur <strong>für</strong> Entwicklungszusammenarbeit<br />

(AFD) unterstützt wurde. Im Rahmen<br />

von ALIZE hatten CERER und externe Berater bis<br />

Mitte der 1990-er Jahre Daten erhoben.<br />

InWent verzeichnet an der Küste Senegals durchschnittliche<br />

Windgeschwindigkeiten zwischen 4,5 und 5,5 m/s in<br />

der Nabenhöhe ihrer Referenzturbine (45 m). Allerdings<br />

sind diese Werte aufgrund von nahegelegenen Hindernissen<br />

(wie Gebäude oder Bäume) vergleichsweise niedrig 64 .<br />

58 EDBI 2008<br />

59 <strong>GTZ</strong> 2007a<br />

60 TERNA 2004<br />

61 http://www.afriwea.org/en/senegal.htm<br />

62 InWEnt 2004<br />

63 See http://www.alizes-eole.com/senegal/vent.htm<br />

64 InWEnt 2004


Von Juli 2007 bis Juli 2008 wurden im Rahmen des<br />

<strong>GTZ</strong> TERNA Wind Energy Program und diverser Aktivitäten<br />

zum Aufbau von Kazapitäten an den beiden<br />

Küstenstandorten Kayar und Potou Windmessungen<br />

durch Windguard durchgeführt. Potou zeigte mit einer<br />

durchschnittlichen jährlichen Windgeschwindigkeit<br />

von 6,4 m/s in 70 m Höhe weit bessere Ergebnisse<br />

als Kayar mit 5,8 m/s. Diese Messungen haben erste<br />

verlässliche Winddaten <strong>für</strong> Senegal geliefert, da in den<br />

bislang durchgeführten Studien die Rahmenbedingungen<br />

der Messungen nicht mit publiziert wurden 65 .<br />

Basierend auf diesen Ergebnissen planen die <strong>GTZ</strong><br />

und ihr senegalesisches Partner nun die Durchführung<br />

einer Machbarkeitsstudie <strong>für</strong> einen Windpark<br />

am Standort Potou 66 . Sobald diese abgeschlossen ist,<br />

werden die Ergebnisse interessierten Projektentwicklern<br />

und Investoren zur Verfügung gestellt. Winddaten<br />

aus größerer Höhe sind auf der Webseite von 3tier zu<br />

finden (http://firstlook.3tier.com/). 3tier bietet eine<br />

erste Windbewertung <strong>für</strong> verschiedene Nabenhöhen<br />

(20/50/80 m) und Standorte an.<br />

Rahmenbedingungen <strong>für</strong> Windenergie<br />

Für die Nutzung der Windenergie wurde noch kein<br />

konkretes Ziel festgelegt 67 . Für Windenergie gibt es<br />

in Senegal noch keine Fördermittel (siehe oben). Da<br />

die durchschnittlichen Windgeschwindigkeiten sogar<br />

an günstigen Standorten wie im Norden der senegalesischen<br />

Küste nur mittlere Werte aufweisen, wird eine<br />

finanzielle Unterstützung der Windenergie zur Realisierung<br />

von Projekten erforderlich sein 68 .<br />

Das Genehmigungsverfahren <strong>für</strong> Windkraftanlagen ist<br />

nicht standardisiert und damit zeitaufwendig. Die erforderlichen<br />

Genehmigungen sind mit den Verfahren<br />

in Europa vergleichbar, so werden zum Beispiel auch<br />

hier Baugenehmigungen und ein Umweltzertifikat benötigt<br />

69 . Darüber hinaus ist es ratsam, auch die Einwilligung<br />

des Dorfgemeinderats einzuholen 70 .<br />

65 <strong>GTZ</strong> 2007 a<br />

66 <strong>GTZ</strong> 2009<br />

67 Persönliche Information von Nicolas Martin Granel<br />

(CEGELEC Toulouse), Telefonat vom 04.09.2009<br />

68 Persönliche Information von Dr. Rehfeldt, Deutsche Windguardt,<br />

Telefonat vom 04.09.09, und Nicolas Martin Granel (CEGELEC Toulouse),<br />

Telefonat vom 04.09.2009<br />

69 Persönliche Information von Nicolas Martin Granel (CEGELEC Toulouse),<br />

Telefonat vom 04.09.2009<br />

70 Jensen 2009<br />

SENEGAL |<br />

251<br />

Die Bedingungen zur Netzanbindung von Windkraftanlagen<br />

sind unklar, da bis heute keine Windenergieanlagen<br />

im Land realisiert wurden. Eine Schulung der staatlichen<br />

Behörden und des Personals von SENELEC zu den<br />

rechtlichen, technischen und wirtschaftlichen Aspekten<br />

der Windenergienutzung scheint dringend angebracht 71 .<br />

Der Strommarkt ist offiziell in die drei Bereiche Erzeugung,<br />

Übertragung und Verteilung getrennt, jedoch hält<br />

SENELEC noch immer (Stand 2009) ein Monopol <strong>für</strong><br />

den Verkauf und die Verteilung von Elektrizität. Dies<br />

führt zu Rechtsunsicherheit und stellt ein Hindernis <strong>für</strong><br />

private Investoren und Projektentwickler 72 dar.<br />

Selbst große Industrieunternehmen der Privatwirschaft<br />

73 , die Elektrizität zur Eigenversorgung generieren<br />

(teilweise aus landwirtschaftlichen Rückständen), sind<br />

noch zu keiner Einigung über Stromnetzeinspeisungen<br />

(d.h. Stromkaufverträge) mit SENELEC gekommen 74 .<br />

Es liegen keine Informationen über konkrete Netzausbaupläne<br />

<strong>für</strong> kommerzielle Windenergieanlagen vor, die<br />

an der Nordküste von Senegal errichtet werden könnten.<br />

Derzeitige Nutzung von<br />

Windenergie und geplante Projekte<br />

Ende 2008 betrug die installierte Leistung im Bereich<br />

Windenergie in Senegal zwischen 0 und 10 KW 75 . Im<br />

Jahr 2009 wurden keine kommerziellen Windenergieanlagen<br />

in Senegal errichtet, obwohl Pläne <strong>für</strong> Pilotprojekte<br />

existieren.<br />

Die Nutzung der Windenergie mit Mehrflügel-Windkraftanlagen<br />

<strong>für</strong> Wasserpumpen hat eine lange Tradition in Senegal.<br />

Solche Anlagen sind vor allem entlang der Nordküste<br />

installiert worden, wo Obst und Gemüse großflächig angebaut<br />

werden. Die überwiegend lokal produzierten Anlagen<br />

sind klein und besonders robust und wurden häufig durch<br />

internationale Hilfsprogramme finanziert. Sie machen besonders<br />

deshalb Sinn, weil mit ihrer Hilfe die zur Bewässerung<br />

der landwirtschaftlichen Flächen benötigte Energie<br />

das ganze Jahr über komplett selbst produziert werden<br />

71 Persönliche Information von Nicolas Martin Granel<br />

(CEGELEC Toulouse), Telefonat vom 04.09.2009<br />

72 <strong>GTZ</strong> 2007a<br />

73 Das Chemieunternehmen ICS,<br />

der Zuckerproduzent CSS und der Erdnussvermarkter SONACOS<br />

74 <strong>GTZ</strong> 2007a<br />

75 Senegal wurde nicht in der Liste des WWEA 2008 (S. 20) berücksichtigt, die<br />

letzte Position erhielt Bolivien auf Platz 76 mit 0,01 MW; siehe auch: Gesamte<br />

installierte Windenergiekapazität in Senergal in 2006: OKW (IEA 2006)


kann. Der Wasserverbrauch in den windintensiven, aber<br />

trockenen Monaten ist sehr groß, während die Nachfrage<br />

in den Monaten mit geringeren Windstärken sehr gering<br />

ist, da dies auch die niederschlagsintensiven Monate darstellen<br />

76 . Im Jahr 2004 wurden rund 200 betriebsbereite<br />

windangetriebene Wasserpumpen installiert. Die senegalesisch-mauretanische<br />

Organisation Alizes, eine nicht staatliche<br />

Einrichtung, fördert die Installation der Windpumpen<br />

und erhält <strong>für</strong> dieses Verhaben Unterstützung durch<br />

die Europäische Union und die Französische Agentur <strong>für</strong><br />

Entwicklungszusamenarbeit (AFD) 77 .<br />

Daneben wurden vor einigen Jahren einige kleine (10 bis<br />

20 kW) und nicht mehr zeitgemäße Windenergieanlagen<br />

durch italienische Geber in Mboro gebaut. Aufgrund<br />

technischer Probleme waren diese jedoch nur <strong>für</strong> wenige<br />

Monate in Betrieb 78 .<br />

Zwei weitere Konzepte sind über die traditionelle Nutzung<br />

von Windenergie hinaus vielversprechend <strong>für</strong><br />

die Umsetzung in Senegal: der Einsatz moderner kommerzieller<br />

Windkraftanlagen und der Einsatz von kleinen<br />

Windkraftanlagen in kombinierten Systemen <strong>für</strong><br />

die dezentrale Elektrifizierung ländlicher Gebiete 79 .<br />

Das deutsche Unternehmen INENSUS hat hier<strong>für</strong> in Zusammenarbeit<br />

mit der <strong>GTZ</strong> ein Konzept <strong>für</strong> ein Pilotprojekt<br />

<strong>für</strong> ein kombiniertes System (Solar- und Windkraft)<br />

entwickelt.<br />

Die folgenden Schritte wurden bereits durchgeführt 80 :<br />

• Wind/Solar-Monitoring mit »aeolog« an fünf<br />

Standorten<br />

• Sozioökonomische Analysen<br />

• Entwicklung eines Geschäftsmodells<br />

• Gründung der INENSUS West Afrika in Dakar.<br />

Geplante nächste Schritte:<br />

• Frühjahr/Sommer 2009: Aufbau eines Modellsystems<br />

in Sine Moussa Abdou zur Überprüfung des Konzepts<br />

• Winter 2009/2010: Zeichnung und Ausgabe von Aktien<br />

• Winter/Frühjahr 2010: Scale-up der Elektrifizierung<br />

von Dörfern<br />

76 <strong>GTZ</strong> 2007a<br />

77 TERNA 2004<br />

78 Persönliche Information von Nicolas Martin Granel<br />

(CEGELEC Toulouse), Telefonat vom 04.09.2009<br />

79 <strong>GTZ</strong> 2007a<br />

80 Peterschmidt 2009<br />

SENEGAL |<br />

252<br />

Darüber hinaus ist im Norden von Potou in der Region<br />

Saint-Louis an der nördlichen Küste von Senegal, ein<br />

relativ großes Projekt in Planung. Das so genannte Gantour-Projekt<br />

ist in zwei Phasen geplant, beginnend mit<br />

einer Gesamtleistung von 15 MW soll es im zweiten<br />

Schritt auf 50 MW erweitert werden 81 .<br />

Die geschätzten Kosten der ersten Phase belaufen<br />

sich auf etwa 16,5 Mio. €. Das Projekt sollte Anfang<br />

2009 in Betrieb genommen werden und eine jährliche<br />

Stromerzeugung von 29 000 MWh in der ersten Phase<br />

erreichen 82 . Zusätzliche Finanzierungseinnahmen<br />

sind durch den Verkauf von Emissionsreduktionszertifikaten<br />

(CERs) im Rahmen eines CDM-Projektes<br />

geplant 83 . Nach Aussage der verantwortlichen Projektentwicklungsgesellschaft<br />

CEGELEC Toulouse konnte<br />

der Bau aufgrund mehrerer Verzögerungen noch nicht<br />

starten 84 . Das Projekt basiert auf Windmessungen, die<br />

zwischen Mai 2004 und Mai 2005 in Gandon 85 durchgeführt<br />

wurden und einen Jahresdurchschnitt von 5,25<br />

m/s in 40 m Höhe festhalten 86 . Teil des Projekts ist<br />

auch, Ausbildungsangebote <strong>für</strong> den Betrieb und die<br />

Wartung des Windparks anzubieten.<br />

Das Projekt ist eine Zusammenarbeit zwischen 87 :<br />

• Dem Regierungspräsidium Saint-Louis als zuständiger<br />

Behörde<br />

• Den Projektentwicklern C3E (Dakar) und Cegelec<br />

(Toulouse)<br />

• Dem Energieministerium als Projektinhaber<br />

• Region Midi-Pyrénées (Frankreich) und AFD<br />

(Agence Française de Développement) als Investoren.<br />

Geschäftsklima<br />

Rund 20 Unternehmen in Senegal beschäftigen sich mit<br />

dem Thema erneuerbare Energien, einige auch mit dem<br />

Bereich der Windenergie 88 . Darüber hinaus versuchen<br />

mehrere ausländische Unternehmen, den Markt zu er-<br />

81 Ndiaye, 2007, und Jensen 2009<br />

82 <strong>GTZ</strong> 2007c, Entwurf (Kapitel Windenergie)<br />

83 Jensen 2009<br />

84 Persönliche Information von Nicolas Martin Granel<br />

(CEGELEC Toulouse), Telefonat vom 04.09.2009<br />

85 Und zwischen Januar und Mai 2007 in Gantour,<br />

Gandon und Mboye (Nidaye 2007)<br />

86 <strong>GTZ</strong> 2007c<br />

87 Ndiaye 2007<br />

88 Jensen 2009


schließen. Es gibt jedoch noch keine bestehenden Anlagen<br />

der Unternehmen, da diese sich alle erst seit kurzem<br />

in der Planungsphase von Projekten befinden.<br />

Unternmen aus Senegal:<br />

C3E, Dakar (Projektentwickler)<br />

CERER (Centre d‘Etudes et de Recerches sur les Energies<br />

Renouvelables)<br />

Alizes (nicht staatliche senegalesisch-mauretanische Institution):<br />

Förderung und Installation von Windpumpen<br />

Unternehmen aus dem Ausland:<br />

INENSUS, deutsches Unternehmen mit einer Tochtergesellschaft<br />

in Dakar (Projektentwickler von kleinen Hybridsystemen<br />

einschließlich Solar/Wind)<br />

Cegelec, Toulouse (Projektentwickler)<br />

Gamesa, Vergnet und Suzlon 89 (Hersteller und potenzielle<br />

Lieferanten von Windkraftanlagen <strong>für</strong> den Windpark<br />

in Saint Louis)<br />

Die größten Hindernisse bei der Umsetzung von Windenergieprojekten<br />

sind der niedrige Strompreis und die<br />

überwiegend mittleren Windgeschwindigkeiten 90 . Finanzierungsmöglichkeiten<br />

sind auf internationale Geber<br />

wie die »Region Midi-Pyrenees« und die AFD aus<br />

Frankreich beschränkt. Die fehlende Finanzierung ist<br />

einer der Gründe <strong>für</strong> die Verzögerung des Windparks in<br />

Saint Louis 91 .<br />

Die Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften und<br />

Baustoffen ist begrenzt. Da die technischen Komponenten<br />

(Turbinen etc.) in Senegal nicht zur Verfügung stehen,<br />

planen die Projektentwickler Windparks in Gantour,<br />

diese aus Europa zu importieren 92 . Das begrenzte<br />

Fachwissen zu Windenergie von SENELEC und anderen<br />

staatlichen Institutionen wird als ein wichtiger Faktor<br />

<strong>für</strong> Verzögerungen bei der Umsetzung der Projekte<br />

gesehen. Die Projektinvestitionen könnten sinnvollerweise<br />

durch den Aufbau von Kapazitäten innerhalb der<br />

89 Jensen 2009<br />

90 Persönliche Information von Dr. Rehfeldt,<br />

Deutsche Windguardt, Telefonat vom 04.09.09<br />

91 Persönliche Information von Nicolas Martin Granel<br />

(CEGELEC Toulouse), Telefonat vom 04.09.2009<br />

92 Persönliche Information von Nicolas Martin Granel<br />

(CEGELEC Toulouse), Telefonat vom 04.09.2009<br />

SENEGAL |<br />

253<br />

staatlichen Institutionen und SENELEC ergänzt werden.<br />

Die rechtlichen Voraussetzungen <strong>für</strong> Windenergie müssen<br />

noch geklärt werden. Für erneuerbare Energien bestehen<br />

weder Rahmenbedingungen noch Regelungen<br />

wie Stromabnahmevereinbarungen (PPAs). Dies kann zu<br />

Projektverzögerungen führen.<br />

Der Zugang zum Stromnetz ist begrenzt und abhängig<br />

von der Entscheidung der SENELEC, die das Monopol<br />

hält. SENELEC bestimmt dabei zuerst einen konkreten<br />

Standort (und stellt fest, ob Nachfrage besteht) und vergibt<br />

dann über eine Ausschreibung den Zuschlag an ein<br />

Unternehmen. Für unabhängige Energieerzeuger (IPPs)<br />

oder Projektentwickler ist es sehr schwer SENELEC davon<br />

zu überzeugen, den Netzzugang an einem noch nicht<br />

identifizierten Standort freizugeben 93 . Die Verhandlungen<br />

zwischen einem IPP oder Projektentwickler und der<br />

SENELEC sind sehr zeitaufwendig, obwohl das Ministerium<br />

<strong>für</strong> Energie seine Unterstützung zusichert 94 .<br />

Allerdings hat CRSE in den vergangenen drei Jahren an<br />

der Verbesserung der Vorschriften gearbeitet und unter<br />

Anderem diverse Studien in Auftrag gegeben. Da legislative<br />

Maßnahmen in Senegal sich als sehr zeitaufwendig<br />

erweisen, erhofft man sich Ergebnisse bis Ende des Jahres<br />

2010 95 .<br />

Zum besseren Verständnis des senegalesischen Windmarkts<br />

wird das Windparkprojekt in Saint-Louis im Folgenden<br />

näher erläutert.<br />

Der Windpark wird von der regionalen Behörde in<br />

Saint-Louis und der senegalischen Regierung über das<br />

Ministerium <strong>für</strong> Energie unterstützt. Ein Vertrag über<br />

eine langfristige Konzession <strong>für</strong> das Grundstück, auf dem<br />

der Windpark gebaut wird, wurde bereits unterzeichnet,<br />

außerdem wurde von SENELEC ein Vertragsentwurf <strong>für</strong><br />

den Verkauf von Strom aufgesetzt 96 .<br />

Nach Angaben der Projektentwickler sind die Verzögerungen<br />

des Projekts durch folgende Faktoren verursacht<br />

worden:<br />

93 Persönliche Information von Dr. Rehfeldt,<br />

Deutsche Windguardt, Telefonat vom 4.09.09<br />

94 Persönlich von Dr. Rehfeldt, Deutsche Windguard,<br />

Telefonat vom 4.09.09, und Nicolas Martin Granel<br />

(CEGELEC Toulouse), Telefonat vom 04.09.2009<br />

95 Erfahrungen aus dem geplanten Windpark in Saint Louis,<br />

persönliche Information von Nicolas Martin Granel<br />

(CEGELEC Toulouse), Telefonat vom 04.09.2009<br />

96 UNDP 2008


• Schwierigkeiten im Genehmigungsverfahren<br />

• Fehlen einer endgültigen Einigung mit SENELEC<br />

über den Verkauf von Strom<br />

• Mangel an Finanzmitteln wegen vergleichsweise hoher<br />

Risiken (Struktur des Landes und nur mittlere Windgeschwindigkeiten)<br />

• Im Allgemeinen sehr langsame Prozessfortschritte<br />

durch fehlende Referenzprojekte<br />

• Mangel an Wissen in den Ministerien und bei<br />

SENELEC.<br />

Eine Bewertung von UNDP im Jahr 2008 kam zu dem<br />

Schluss, dass vor allem rechtliche Hindernisse die Umsetzung<br />

des Projekts verhindert haben. Das Projektkonsortium<br />

hatte geplant, Elektrizität <strong>für</strong> den Eigenverbrauch<br />

zu produzieren und SENELEC eine Gebühr <strong>für</strong> den<br />

Transport der Elektrizität über das Übertragungsnetz zu<br />

bezahlen. Die Eigenstromerzeugung ist allerdings in den<br />

nationalen Energiegesetzen und Vorschriften nicht verankert<br />

97 . Im Rahmen der neuen rechtlichen Bestimmungen<br />

zur Erzeugung und zum Verkauf von Strom aus erneuerbaren<br />

Energien plant Konsortiums, die gesamte Stromproduktion<br />

in das Netz einzuspeisen und im Gegenzug<br />

Strom vom Netz zu kaufen. Dieser Ansatz scheint »<strong>für</strong><br />

SENELEC praktikabler zu sein und wird die Barrieren<br />

<strong>für</strong> die Umsetzung des Projekts aufheben« 98 Dennoch<br />

hatte der Projektträger mitgeteilt, dass eine endgültige<br />

Einigung mit SENELEC bis jetzt noch nicht erreicht<br />

werden konnte 99 .<br />

97 SENELEC besitzt noch immer ein Monopol<br />

<strong>für</strong> Verkauf und Verteilung (zumindest bis 2009).<br />

98 UNDP 2008<br />

99 <strong>GTZ</strong> 2007 a<br />

11.7 Adressen und Kontaktdaten<br />

Ministère de l’Energie (ME)<br />

Building Administratif<br />

B.P. 4029 Dakar<br />

Tel.: (00221) 33 849 70 00/33 823 87 16<br />

Société Nationale d’Electricité (SENELEC)<br />

28 Rue Vincens<br />

B.P. 93 Dakar<br />

Tel.: (00221) 33 839 30 00<br />

Fax: (00221) 33 823 12 67<br />

Internet: http://www.SENELEC.sn<br />

Commission de Régulation<br />

du Secteur de l’Electricité (CRSE)<br />

B.P. 11701 Dakar<br />

Tel.: (00221) 33 849 04 59<br />

E-mail: crse@sentoo.sn<br />

Internet: http://www.crse.sn/<br />

SENEGAL |<br />

254<br />

Agence sénégalaise d’électrification rurale (ASER)<br />

B.P. 11131 Dakar<br />

Tel.: (00221) 33 849 47 11<br />

Fax: (00221) 33 849 47 20<br />

Association Sénégalaise des Energies Renouvelables et<br />

Alternatives (ASERA)<br />

Rue D x 1 Point E Pavillon Usima<br />

B.P. 15462 Dakar<br />

Tel.: (00221) 33 864 26 49<br />

Fax: (00221) 33 824 35 42<br />

E-mail: asera@sentoo.sn<br />

Direction de l’Environment<br />

et des Etablissements Classés<br />

Address: 106, Rue Carnot Dakar<br />

BP 6557 Dakar Etoile<br />

Tel.: (221) 33 822 07 25<br />

Fax: (221) 33 822 62 12<br />

E-mail: denv@sentoo.sn


Centre d’Etudes et de Recherches<br />

sur les Energies Renouvelables (CERER)<br />

Université Cheikh Anta Diop<br />

B.P. 476 Dakar<br />

Tel.: (00221) 338 32 10 53<br />

Fax: (00221) 33 32 10 53<br />

E-mail: cerer@ucad.sn<br />

Service de l’Energie en Milieu Sahélien (SEMIS)<br />

B.P. 652 Dakar<br />

Tel.: (00221) 33 832 73 97<br />

Fax: (00221) 33 822 61 895<br />

Internet: http://www.semis.sn<br />

Environnement-Développement<br />

du Tiers Monde (Enda-TM)<br />

B.P. 3370 Dakar<br />

Tel.: (00221) 33 822 24 96<br />

Fax: (00221) 33 821 75 95<br />

E-mail: energy2@enda.sn<br />

Internet: http://www.enda.sn<br />

Fédération des Organisations pour la Promotion<br />

des Energies Renouvelables (FOPEN)<br />

Avenue Cheikh Fall<br />

BP 39 Kaolack<br />

Tel.: (00221) 33 941 44 58<br />

E-mail: jokama21 @yahoo.fr<br />

Projet Alizés<br />

Quartier Ndioloffène<br />

B.P. 740 Saint-Louis<br />

Tel.: (00221) 33 961 49 47<br />

Fax: (00221) 33 961 49 46<br />

E-mail: ohann@arc.sn<br />

Internet: http://www.alizes-eole.com<br />

<strong>GTZ</strong> Office<br />

109 rue Carnot<br />

B.P. 3869 Dakar<br />

Tel.: (00221) 33 8899600<br />

Fax: (00221) 33 8229315<br />

E-mail: gtz-senegal@sn.gtz.de<br />

SENEGAL |<br />

255<br />

Association Sénégalaise d’Energie Solaire (ASES)<br />

B.P. 2027 Dakar<br />

Tel.: (00221) 33 827 63 13<br />

Fax: (00221) 33 822 97 64/33 822 45 63<br />

Embassy of the Republic of Senegal<br />

Argelanderstrasse 3<br />

53115 Bonn<br />

Tel.: 0228/21 80 08<br />

Fax: 0228/21 78 15<br />

Embassy of the Federal Republic of Germany<br />

20, av. Pasteur<br />

B.P. 2100 Dakar<br />

Tel.: (00221) 33 889 48 84<br />

Fax: (00221) 33 822 52 99<br />

E-mail: reg1@daka.auswaertiges-amt.de<br />

Internet: http://www.ambassade-allemagne.sn


11.8 Informationsquallen<br />

Archive: Economic Community of West African<br />

States (ECOWAS), 2003 (http://archive.<br />

wn.com/2009/09/28/1400/westafricaenergy_old1/)<br />

Auswärtiges Amt 2009:<br />

http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Laenderinformationen/Senegal/Bilateral.html,<br />

Gesichtet: 14.<br />

September 2009<br />

AEDB 2009:<br />

Alternative Energy Development Board (http://www.<br />

aedb.org/re_sector.php) Gesichtet: 18. August 2009<br />

Bioenergy-Lamnet 2000:<br />

Senegal, March 2000 (http://www.bioenergy-lamnet.<br />

org/database/countrystudies/sen.pdf )<br />

Baur Joerg:<br />

<strong>GTZ</strong> PERACOD program, 2009<br />

(http://www.gtz.de/en/weltweit/afrika/13591.htm)<br />

CIA 2009: Central Intelligence Agency:<br />

The World Factbook, Senegal. 2009<br />

(https://www.cia.gov/index.htmll)<br />

Consortium for Spatial Information (CGIAR) 2004:<br />

Shuttle Radar Topography Mission (SRTM)<br />

De Gouvello C. and Kumar G.:<br />

OBA in Senegal <strong>–</strong> Designing Technology-Neutral Concessions<br />

for Rural Electrification; March 2007 (http://<br />

www.gpoba.org/gpoba/sites/gpoba.org/files/OBApproaches14_SenegalElectric_0.pdf<br />

)<br />

DENV 2009 :<br />

Direction de l’Environnement et des Etablissement<br />

classé http://www.denv.gouv.sn/ Gesichtet: 11. September<br />

2009<br />

SENEGAL |<br />

256<br />

EDBI- Export Development Bank of Iran:<br />

Iran to Change Power Industry of Senegal, Nov.<br />

2008 (http://www.edbi.ir/frmArticle_en-IR.<br />

aspx?ID=1920&CategoryID=127)<br />

EIA 2008: Energy Information Administration:<br />

Country Analysis Briefs 2008 (http://tonto.eia.doe.<br />

gov/country/country_energy_data.cfm?fips=SN)<br />

Gökgür and Jones - Boston Institute for Developing<br />

Economies (BIDE): PRIVATIZATION OF SENE-<br />

GAL ELECTRICITY; 2006<br />

González, Aritio, Eyras and Ngom:<br />

GonFAD SENEGAL: PROGRAM OF RURAL PHO-<br />

TOVOLTAIC ELECTRIFICATION; 2003 (http://<br />

www.oecd.org/dataoecd/35/57/34966578.pdf )<br />

<strong>GTZ</strong> 2009:<br />

http://www.gtz.de/en/themen/umwelt-infrastruktur/<br />

energie/13951.htm , retrieved 11. September 2009<br />

<strong>GTZ</strong> 2008:<br />

Axel Michaelowa and Anja Wucke:<br />

CDM Highlights 63; 2008<br />

<strong>GTZ</strong> 2007a:<br />

Owsianowski et al., Projekterschließung Senegal- Erneuerbare<br />

Energien und ländliche Elektrifizierung- Länderreport<br />

& Marktanalyse, BMWI and <strong>GTZ</strong> (http://www.<br />

gtz.de/de/dokumente/de-projekterschliessung-senegallaenderreport.pdf<br />

)<br />

<strong>GTZ</strong> 2007b:<br />

Projekterschließung Senegal- Finanzierungsmöglichkeiten<br />

im Überblick, 2007 (http://www.gtz.de/de/dokumente/de-projekterschliessung-senegal-finanzierungsmoeglichkeiten.pdf<br />

)


<strong>GTZ</strong> 2007c:<br />

Owsianowski et al., Projekterschließung Senegal- Erneuerbare<br />

Energien und ländliche Elektrifizierung- Länderreport<br />

& Marktanalyse, BMWI and <strong>GTZ</strong> , Draft<br />

version (chapter Wind energy including some additional<br />

information)<br />

IMF 2009:<br />

International Monetary Found:<br />

Report for Selected Countries and Subjects:<br />

Senegal, 2009 (http://www.imf.org/)<br />

InWEnt 2004:<br />

Wind regimes of Africa<br />

Jensen 2009:<br />

Jensen, D. Kühlen Fisch bewahren, in Neue Energie,<br />

07/2009, p. 105<br />

MBendi Information services:<br />

Electrical Power in Senegal- Overview, 2003 (http://<br />

www.mbendi.com/indy/powr/af/sn/p0005.htm)<br />

NASA 2009:<br />

NLT Landsat 7 Global Mosaic<br />

Ndiaye 2007:<br />

Ndiaye, L. (C3E) NOTE DE SYNTHESE AVANCE-<br />

MENT PROJET 11/09/2007, http://www.sie-energie.<br />

gouv.sn/spip.php?article39<br />

Peterschmidt 2009:<br />

Peterschmidt, N., Presentation, Hannover (22.04.2009)<br />

http://www.gtz.de/de/dokumente/gtz2009-en-peterschmidt-inensus-rural-power-provider.pdf<br />

RECIPES <strong>–</strong> Renewable Energy in<br />

emerging and developing countries:<br />

Country energy information <strong>–</strong> Senegal, Sept 2006<br />

SENEGAL |<br />

257<br />

Schottsolar 2008, Erste solare Notstromanlage <strong>für</strong> eine<br />

Krankenstation im Senegal soll kein Leuchtturmprojekt<br />

bleiben, http://www.schottsolar.com/de/news/aktuellenachrichten/single/article/erste-solare-notstromanlagefuer-eine-krankenst/,<br />

Gesichtet: 20. October 2009<br />

SENELEC:<br />

Annual report 2007<br />

(http://www.SENELEC.sn/content/view/66/65/)<br />

TERNA 2004:<br />

Country Survey 2004. Energy-policy Framework<br />

Conditions for Electricity Markets and Renewable<br />

Energies <strong>–</strong> 23 Country Analyses<br />

UNDP 2009:<br />

Human Development Report, 23 Energy sources, 2009<br />

(http://hdrstats.undp.org/fr/indicators/220.html)<br />

UNDP 2008:<br />

National policies and their linkages to negotiations over<br />

a future international climate change agreement; July<br />

2008 (http://www.undp.org/climatechange/docs/English/UNDP_National_Policies_final.pdf<br />

)<br />

UNDP Risø :<br />

CDM pipeline overview, Last visited 16/08/2009<br />

(http://uneprisoe.org/)<br />

Gesichtet: 19. of October 2009<br />

U.S. Department of State:<br />

Senegal, 2009<br />

(http://www.state.gov/r/pa/ei/bgn/2862.htm)<br />

WAPIC-West African Power Industry Convention:<br />

Overview of WAPP generation and cross border<br />

transmission projects, 2007 (http://www.ecowapp.org/<br />

french/wpstatus_sum.pdf )


WAPP 2007- West African Power Pool:<br />

2005 Performance indicators of WAPP member Utilities<br />

Power Systems, 2007 (http://www.ecowapp.org/<br />

WAPP %20PDFS/KPI-ENG.pdf )<br />

World Perspective Monde:<br />

Senegal, 2009 (http://perspective.usherbrooke.ca/bilan/<br />

servlet/BMTendanceStatPays?langue=fr&codePays=SE<br />

N&codeStat=EG.ELC.PROD.KH&codeStat2=x)<br />

WWEA 2008:<br />

World Wind Energy Association, report 2008<br />

11. Donors’ Coordination Meeting Dakar, April 2007<br />

(http://www.ecowapp.org/Reports/11._dcm.pdf )<br />

SENEGAL |<br />

258


SÜDAFRIKA<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

AEL African Explosives Ltd.<br />

Bbl/d Barrel per day<br />

BIP Bruttoinlandsprodukt<br />

BMZ Bundesministerium <strong>für</strong> wirtschaftliche<br />

Entwicklung und Zusammenarbeit<br />

CaBEERE Capacity Building in Energy Efficiency<br />

and Renewable Energy (Kapazitätsausbau<br />

im Bereich Energieeffizienz<br />

und erneuerbare Energie)<br />

CEF Central Energy Fund<br />

(Zentraler Energiefond)<br />

CER Certified Emissions Reduction CDM<br />

Clean Development Mechanism<br />

CIA Central Intelligence Agency<br />

CSIR Council for Scientific Industrial Research<br />

DA Democratic Alliance<br />

DANIDA Danish International Development<br />

Agency<br />

Darlipp Darling IPP<br />

DBSA Development Bank of Southern Africa<br />

DEA&DP Department of Environmental Affairs<br />

and Development Planning<br />

DME Department of Minerals and Energy<br />

DPE Department of Public Enterprises<br />

(Abteilung <strong>für</strong> öffentliche Unternehmen)<br />

DNA Designated National Authority<br />

DWEA Department of Water and Environmental<br />

Affairs (Amt <strong>für</strong> Wasser und Umweltangelegenheiten)<br />

EB Executive Board<br />

EDC Energy Development Corporation<br />

(Energieentwicklungsgesellschaft)<br />

259<br />

EDI Electricity Distribution Industry<br />

(Stromverteilungsindustrie)<br />

EEG Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />

EIA Environmental Impact Assessment<br />

(Umweltverträglichkeitsprüfung)<br />

EIR Environmental Impact Report<br />

(Umweltverträglichkeitsbericht)<br />

ESI Electricity Supply Industry<br />

FOB Free on Board<br />

GEF Global Environment Facility<br />

<strong>GTZ</strong> Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Technische<br />

Zusammenarbeit<br />

HVDC High-voltage direct current (Hochspannungs-Gleichstromübertragung<br />

<strong>–</strong> HGÜ)<br />

IEA International Energy Agency<br />

ISES International Solar Energy Society<br />

INEP Integrated National Electrification<br />

Program (Integriertes nationales<br />

Elektrifizierungsprogramm)<br />

IPP Independent Power Producer<br />

(unabhängiger Stromproduzent)<br />

IWF Internationaler Währungsfonds<br />

k. A. keine Angaben<br />

km Kilometer<br />

kWh Kilowattstunde<br />

MTPPP Medium Term Power Purchase Program<br />

(mittelfristiges Stromabnahmeprogramm)<br />

MW Megawatt<br />

MWh Megawattstunde<br />

MYPD Multi-Year Price Determination<br />

(mehrjähriger Preisermittlungsprozess)<br />

NEEA National Energy Efficiency Agency<br />

(Nationale Agentur <strong>für</strong> Energieeffizienz)<br />

NEMA National Environmental Management<br />

Act (Nationales Umweltmanagement)<br />

NER National Electricity Regulator<br />

(nationale Stromregulierungsbehörde)<br />

NERSA National Energy Regulator of South Africa<br />

(nationale Regulierungsbehörde <strong>für</strong><br />

den Energiesektor in Südafrika)


SÜDAFRIKA<br />

PIN Project Idea Note<br />

PDD Project Design Document<br />

PJ Petajoule<br />

PPA Power Purchase Agreement<br />

(Stromabnahmevertrag)<br />

ProBEC Program for Basic Energy Conservation<br />

in Southern Africa<br />

R Südafrikanischer Rand<br />

RE Renewable Energy<br />

(Erneuerbare Energien)<br />

RECIPES Renewable Energy in Emerging and<br />

Developing Countries (Erneuerbare<br />

Energien in Schwellen- und<br />

Entwicklungsländern)<br />

RED Regional Electricity Distributor<br />

(regionaler Stromversorger)<br />

REEEP Renewable Energy & Energy<br />

Efficiency Partnership<br />

REFIT Renewable Energy Feed-In Tariff<br />

(Einspeisevergütung <strong>für</strong><br />

erneuerbare Energien)<br />

REFSO Renewable Energy Finance and<br />

Subsidy Office (Büro zur Finanzierung<br />

und Subventionierung erneuerbarer<br />

Energien)<br />

REMT Renewable Energy Market<br />

Transformation Programme<br />

RIPPP Renewable IPP Program<br />

SANERI South African National Energy<br />

Research Institute (Nationales Südafrikanisches<br />

Energieforschungsinstitut)<br />

SAPIA South African Petroleum Industries<br />

Association (Verband der südafrikanischen<br />

Ölindustrie)<br />

260<br />

SAPP Southern African Power Pool<br />

(Südafrikanische Stromvereinigung)<br />

SADC Southern African Development<br />

Community (Südafrikanische<br />

Entwicklungsgemeinschaft)<br />

SAWEP South Africa Wind Energy Programme<br />

SAWS South African Weather Services<br />

(Südafrikanischer Wetterdienst)<br />

SEED Sustainable Energy for Environment &<br />

Development Programme<br />

SOE State-Owned Enterprises<br />

(staatliche Unternehmen)<br />

TPES Total Primary Energy Supply<br />

(Gesamtangebot an Primärenergie)<br />

TREC Tradable Renewable Energy Certificate<br />

Scheme (Emissionshandelssystem)<br />

TSI Technology Services International<br />

UNDP United Nations Development<br />

Programme<br />

UNFCCC United Nations Framework<br />

Convention on Climate Change<br />

UNIDO United Nations Industrial<br />

Development Organisation<br />

USD United States Dollar<br />

V Volt<br />

WB Weltbank<br />

WTO Welthandelsorganisation<br />

WSSD World Summit on Sustainable<br />

Development (Weltgipfel <strong>für</strong><br />

nachhaltige Entwicklung)<br />

WWEA World Wind Energy Association<br />

(Internationaler Windenergieverband)


SÜDAFRIKA<br />

12.1 Einleitung<br />

ABBILDUNG 1:<br />

KARTE VON SÜDAFRIKA<br />

Quelle: CGIAR 2004<br />

Die Republik Südafrika liegt an der Südspitze des afrikanischen<br />

Kontinents. Die südafrikanische Küste erstreckt<br />

sich über 2 798 Kilometer entlang des Atlantischen und<br />

Indischen Ozeans. Im Norden grenzt Südafrika an Namibia,<br />

Botsuana und Simbabwe, im Osten an Mosambik<br />

und Swasiland, während das Königreich Lesotho eine unabhängige<br />

Enklave innerhalb des südafrikanischen Staatsgebietes<br />

ist (siehe Abbildung 1).<br />

TABELLE 1:<br />

2008 WICHTIGSTE STATISTISCHE DATEN<br />

Das südafrikanische Klima zeichnet sich durch erhebliche<br />

regionale Unterschiede aus: Der Nordwesten ist sehr trocken,<br />

der Süden gemäßigt und im Nordosten herrscht ein<br />

subtropisches Klima vor. Die Temperaturen schwanken<br />

zwischen 15 und 35º C. Kapstadt zum Beispiel liegt auf<br />

der Kaphalbinsel und hat mediterranes Klima mit war-<br />

261<br />

mem und trockenem Wetter, das aber im Sommer häufig<br />

mit starken Südostwinden und im Winter mit starkem<br />

Regen, starkem Nordwestwind und niedrigen Temperaturen<br />

durchsetzt ist.<br />

Südafrika hat elf Amtssprachen mit den folgenden Anteilen<br />

an Muttersprachen: IsiZulu 23,8%, IsiXhosa 17,6%,<br />

Afrikaans 13,3%, Sepedi 9,4%, Englisch 8,2%, Setswana<br />

8,2%, Sesotho 7,9%, Xitsonga 4,4%, andere: 7,2% 1 . Englisch<br />

wird von der Mehrheit der Menschen verstanden<br />

und auf Geschäfts- und Regierungsebene als Verkehrssprache<br />

verwendet.<br />

Südafrika ist eine demokratische Republik. Im Mai 2009<br />

gewann der African Nation Congress (ANC) die allgemeinen<br />

Wahlen mit 65,90% gegenüber 16,66% <strong>für</strong> die<br />

Democratic Alliance (DA), 7,42% <strong>für</strong> den Congress of<br />

the People (COPE) und 4,55% <strong>für</strong> die Inkhata Freedom<br />

Party, wodurch Jacob Zuma mit einer knappen Zweidrittelmehrheit<br />

zum Präsidenten gewählt wurde.<br />

Als Afrikas Supermacht hat Südafrika die größte Volkswirtschaft<br />

des Kontinents (22% des afrikanischen BIP),<br />

obwohl im Mai 2009 in Folge eines starken Rückgangs im<br />

Bergbau und in der verarbeitenden Industrie, der von der<br />

globalen Finanz- und Wirtschaftskrise ausgelöst wurde 2 ,<br />

eine Rezession einsetzte. Im August 2009 nahm das BIP<br />

um weitere 3% ab, nachdem es in den beiden vorausgegangenen<br />

Quartalen bereits um 6,4% bzw. 1,8% gesunken<br />

war. Dies ist das erste Mal seit dem Ende der Apartheid im<br />

Fläche Einwohnerzahl BIP BIP/Kopf Export Import<br />

1 219 090 km 2 49 Mio. 277,2 Mrd. US $<br />

(185,27 Mrd. €)<br />

Quelle: U.S. Department of State 2009 und IWF 2009<br />

10 000 US $/Kopf<br />

(6.684 €/Kopf)<br />

Jahr 1994, dass das Wachstum in drei aufeinanderfolgenden<br />

Quartalen rückläufig ist.<br />

Tabelle 2 zeigt den allmählichen Anstieg des südafrikanischen<br />

BIP in den letzten Jahren. 2008 lag die Inflationsrate<br />

bei 11,3%. Das Pro-Kopf Einkommen betrug in<br />

Südafrika 2008 10 000 US $.<br />

1 SAinfo 2009<br />

2 BBC 2009<br />

81,47 Mrd. US<br />

$ (54,45 Mrd.<br />

€) FOB (2008,<br />

geschätzt)<br />

87,3 Mrd. US<br />

$ (58,3 Mrd.<br />

€) FOB (2008,<br />

geschätzt)


TABELLE 2:<br />

BIP SÜDAFRIKA 2000<strong>–</strong>2008<br />

Das bemerkenswert hohe Pro-Kopf-Einkommen verteilt<br />

sich sehr ungleich auf die verschiedenen gesellschaftlichen<br />

Gruppen, wodurch Südafrika eines der Länder mit dem<br />

höchsten Gini-Index weltweit ist. Ein Großteil der Menschen<br />

in Südafrika ist weiterhin arm (2005 lebten 48% der<br />

Haushalte unterhalb der Armutsgrenze) und die Arbeitslosigkeit<br />

ist <strong>hoch</strong> (2009 liegt sie bei 23,5 %) <strong>–</strong> ein Umstand,<br />

der <strong>für</strong> eine Welle gewalttätiger Übergriffe auf Wanderarbei-<br />

ter aus anderen afrikanischen Ländern im Jahr 2008 und Pro-<br />

teste gegen schlechte Lebensbedingungen von Bewohnern<br />

von Townships im Juli 2009 verantwortlich gemacht wird.<br />

Südafrika ist ein Mitglied der Gruppe der 77, der Südatlantischen<br />

Friedens- und Kooperationszone (South Atlantic<br />

Peace and Cooperation Zone), der Südafrikanischen<br />

Zollunion (Southern African Customs Union), der Welthandelsorganisation<br />

(seit 1995), des Internationalen Währungsfonds,<br />

der G20 sowie der G8+5. Südafrika gehört<br />

der 1980 gegründeten Südafrikanischen Entwicklungsgemeinschaft<br />

(SADC) an, die darauf abzielt, die regionale<br />

Zusammenarbeit zu erleichtern. Südafrika spielt in Afrika<br />

eine wichtige Rolle, insbesondere bei diplomatischen Initiativen<br />

und im Kampf gegen die Armut.<br />

Südafrikas wichtigste Exportgüter sind Gold, Kohle und<br />

Industriegüter. Die wichtigsten Partner auf dem Exportmarkt<br />

sind das Vereinigte Königreich, die Vereinigten Staaten,<br />

Japan, Deutschland, China und Italien. Wichtige Einfuhrwaren<br />

sind Nahrungsmittel, Brennstoffe und Energie<br />

sowie Investitionsgüter 3 . Die wichtigsten Importpartner<br />

sind Deutschland, das Vereinigte Königreich, die Vereinigten<br />

Staaten, Japan, Saudi Arabien und Frankreich.<br />

3 Der Begriff Investitionsgüter bezieht sich auf reale Objekte, die von Privatpersonen,<br />

Organisationen oder Regierungsbehörden zur Produktion anderer Güter<br />

oder Waren verwendet werden (WiseGeek 2009).<br />

12.2 Energiemarkt<br />

SÜDAFRIKA | 262<br />

Einheiten 2000 2002 2004 2006 2008<br />

BIP (Konstanter Kurs) Jährlicher Prozentsatz<br />

4.2 3.7 4.9 5.3 3.1<br />

BIP (Tageskurs) Mrd. ZAR 922.1 1 168.7 1 395.4 1 745.2 2 283.8<br />

BIP (Tageskurs) Mrd. US $ 133 111.1 216.3 257.9 277.2<br />

BIP (Tageskurs) Mrd. € 88.9 74.3 144.6 172.4 185.3<br />

Quelle: IMF 2009<br />

Übersicht Energiemarkt<br />

Der Gesamtverbrauch an Primärenergie ist in den letzten<br />

Jahren stetig gewachsen. 1970 lag dieser bei 80 000 ktoe,<br />

der Anteil an verschiedenen erneuerbaren Energien und<br />

Abfällen war unbedeutend. In den letzten dreißig Jahren<br />

stieg der Kohleanteil deutlich stärker an als der anderer<br />

Ressourcen. Der Primärenergieverbrauch in Südafrika<br />

erreichte 2006 129 815 ktoe (entspricht 5 429 PJ oder<br />

1 509 750 GWh) und wird hauptsächlich durch Kohle<br />

ABBILDUNG 2: AUFTEILUNG DES PRIMÄRENERGIE-<br />

VERBRAUCH IN SÜDAFRIKA FÜR 2006 IN KTOE<br />

93 092<br />

72 %<br />

318<br />

0 %<br />

Brennbare Erneuerbare / Abfall<br />

Gas<br />

Öl<br />

Quelle: IEA 2008<br />

307013<br />

2 %<br />

13 700<br />

11 %<br />

Kohle<br />

Wasser<br />

Nuklear<br />

TPES = 130 157 ktoe<br />

3 816<br />

3 %<br />

16 161<br />

12 %


TABELLE 3:<br />

ENDENERGIEVERBRAUCH IN SÜDAFRIKA FÜR 2006 IN KTOE UND PJ<br />

(72%), gefolgt von Öl mit 12%, verschiedenen erneuerbaren<br />

Energien und Energie aus Abfällen und Biomasse<br />

(11%), Gas (3%), Kernenergie (2%) und Wasserkraft<br />

(0,24%) bestimmt. Abbildung 2 zeigt die Aufteilung<br />

des Primärenergieverbrauchs nach den verschiedenen<br />

Energieträgern.<br />

Der Endenergieverbrauch belief sich 2006 auf 64 076<br />

ktoe (entspricht 745 204 GWh oder 2 683 PJ). Tabelle<br />

3 zeigt den Anteil der verschiedenen Sektoren an diesem<br />

Verbrauch.<br />

Südafrika verfügt über große Kohlevorkommen im eigenen<br />

Land, die meist sehr kostengünstig im Tagebau abgebaut<br />

werden können.<br />

2007 exportierte Südafrika etwa 28% der geförderten<br />

Kohle 4 . Südafrika besitzt die zweitgrößte Erdölraffinerie<br />

in Afrika. Etwa 66% des gesamten Flüssigbrennstoffs<br />

(505.000 Bbl/d), den Südafrika verbraucht, werden importiert,<br />

was zu einer hohen Importabhängigkeit führt 5 .<br />

Der Rest wird hauptsächlich in den riesigen Anlagen, in<br />

denen Kohle und Gas verflüssigt werden, produziert, was<br />

Südafrika zu einem der führenden Produzenten von synthetischem<br />

Heizöl weltweit macht. Nach Angaben der<br />

South African Petroleum Industries Association (SAPIA)<br />

kommt der größte Teil der <strong>für</strong> südafrikanische Raffinerien<br />

bestimmten Rohölimporte aus dem Nahen Osten, wobei<br />

<br />

5 EIA 2008<br />

SÜDAFRIKA | 263<br />

Iran und Saudi-Arabien die wichtigsten Lieferanten des<br />

Landes sind. Darüber hinaus importiert Südafrika Rohöl<br />

unter anderem aus Nigeria und Angola.<br />

Das Stromnetz<br />

Eskom (siehe Kapitel zu den Marktakteuren) ist der<br />

einzige vertikal integrierte staatliche Energieversorger<br />

in Südafrika. Eskom besitzt, betreibt und unterhält das<br />

staatliche Übertragungsnetz und ist nach wie vor ein Defacto-Monopolist<br />

bei der Erzeugung und Übertragung<br />

von Energie. 2008/09 bestand das Eskom-Netz aus mehr<br />

als 371 000 km Stromleitungen, von denen 28 200 km<br />

ABBILDUNG 3:<br />

DAS SÜDAFRIKANISCHE STROMÜBERTRAGUNGSNETZ<br />

Quelle: CGIAR 2004<br />

ktoe PJ %<br />

Industrie 22 233 931.6 34.7<br />

Transport 16 267 681.6 25.4<br />

Andere Sektoren 22 386 938.0 34.9<br />

Privathaushalte 15 548 651.5 24.3<br />

Gewerbe und Öffentlicher Dienst 4 474 187.5 7.0<br />

davon Forst- und Landwirtschaft 1 690 70.8 2.6<br />

Fischerei 0 0.0 0.0<br />

Andere 674 28.2 1.1<br />

Nichtenergetisch 3 191 133.7 5.0<br />

Gesamt 64 076 2 684.8 100<br />

Quelle: IEA 2008


das Übertragungsnetz des Landes bilden6. 2007 kamen<br />

weitere 90 600 km an Verteilungsleitungen von Gemeinden<br />

hinzu. Abbildung 3 zeigt die Verbreitung des Netzes.<br />

Auf der anderen Seite ist die Stromverteilungsindustrie<br />

EDI stark fragmentiert. 1990 gab es rund 430 einzelne<br />

Verteilergesellschaften, die ihre Kunden mit Strom versorgten.<br />

Heute existieren noch immer rund 187 lizenzierte<br />

kommunale Verteilergesellschaften, von denen viele<br />

nur relativ kleine Kundenzahlen, Verkäufe und Umsätze<br />

haben. Eskom setzt daher als größte Verteilergesellschaft<br />

mehr als 50% der Energie <strong>für</strong> den Endverbrauch ab und<br />

versorgt 47% aller Kunden 7 .<br />

Das Übertragungssystem in Südafrika besteht aus Hochspannungs-Freileitungen.<br />

Die Spannungen dieses Übertragungsnetzes<br />

variieren zwischen 132 kV und 765 kV.<br />

Eskom hat Probleme mit der Erzeugung von ausreichend<br />

Leistung; 2007 und 2008 überstieg die Nachfrage<br />

das Angebot 8 . Darum führte Eskom Lastabwürfe<br />

oder planmäßige Stromausfälle ein, um zu versuchen,<br />

das Netz bei zu hoher Nachfrage dennoch aufrecht zu<br />

erhalten. Vor Beginn der Lastabwurfkrise brachte Eskom<br />

ein massives Ausbauprogramm auf den Weg, <strong>für</strong> das bis<br />

2026 unter anderem mehrere neue Kohlekraftwerke und<br />

Übertragungsleitungen errichtet werden sollten, um die<br />

steigende Stromnachfrage befriedigen zu können. Dieses<br />

Programm wird bis 2013 rund 385 Mrd. Rand (35,3<br />

Mrd. €) und bis 2026 voraussichtlich über 1 Billion<br />

Rand (92 Mrd. €) kosten 9 .<br />

TABELLE 4:<br />

ENTWICKLUNG DER INSTALLIERTEN KAPAZITÄT IN SÜDAFRIKA, IN MW, 1998-2008<br />

6 Eskom 2009<br />

7 NERSA 2007<br />

8 Eskom 2009<br />

9 Eskom 2009<br />

SÜDAFRIKA | 264<br />

Zu den wichtigsten Projekten im Bereich Übertragung<br />

gehören eine neue 400-kV-Übertragungsleitung und drei<br />

neue Umspannwerke, die bis 2009 fertig gestellt sein sollen,<br />

um die Versorgung des Platinum Basin zu verstärken.<br />

Ein weiteres Projekt ist die neue etwa 1 450 km lange<br />

765-kV-Übertragungsleitung mit Umspannwerken, die<br />

sich vom Zeus-Umspannwerk in Mpumalanga bis zum<br />

Omega Umspannwerk in der Nähe des Koeberg Kraftwerks<br />

erstrecken. 430 km dieser Leitung wurden bereits<br />

realisiert. Das Projekt wird bis 2011 fertig gestellt und soll<br />

die Versorgung der Provinz Westkap verstärken 10 . Einzelheiten<br />

zu den Netzausbauplänen sind in dem Kapitel zum<br />

Marktpotenzial <strong>für</strong> Windenergie zu finden.<br />

Die Energieverluste bei der Verteilung und Übertragung<br />

lagen 2009 in Südafrika bei 11 706 GWh (5,5% der erworbenen<br />

Energie) bzw. bei 7 407 GWh (3,1% der erworbenen<br />

Energie). Insgesamt sanken die Verluste von 8,0% im Jahr<br />

2008 auf 7,9% im Jahr 2009. Eskom will das Verteilernetz<br />

durch sein Ausbauprogramm weiter optimieren.<br />

Darüber hinaus ist Eskom einer der wichtigsten Treiber<br />

bei der Schaffung eines Verbundnetzes, des Southern<br />

African Power Pool (SAPP), das die Staaten südlich der<br />

Sahara bis nach Sambia, Kenia und Zaire miteinander<br />

verbindet 11 .<br />

Installierte Leistung<br />

2008 lag die installierte Stromerzeugungsleistung bei<br />

43 601 MW 12 , von denen 39 413 MW (90,4%) aus Wärmekraft<br />

(Gas und Kohle), 2 258 MW (5,2%) aus Was-<br />

1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />

Kohle und<br />

Bagasse 32 307 38 392 41 638 34 836 34 773 k. A. 38 314 38 275 39 109 39 175<br />

Gas 662 662 662 662 672 k. A. 660 676 676 1 712<br />

Atomkraft 1 840 1 840 1 840 1 840 1800 k. A. 1 800 1 800 1 800 1 800<br />

Wasser- und<br />

Pumpspeicherkraftwerke<br />

2 245 2 248 2 248 2 248 2 248 k. A. 2 248 2 228 2 253 2 257<br />

Windkraft - - - - - 3.2 3.2 3.2 3.2 3.2<br />

Gesamt 37 054 43 142 46 388 39 586 39 493 43 018 43 025 42 982.2 43 841.2 44 947.2<br />

Quelle: NERSA 1998 <strong>–</strong> 2008<br />

10 Eskom 2009<br />

11 MBendi 2003<br />

12 NESRA 2008


serkraft 13 , 1 800 MW (4,13%) aus Atomkraft, 125 MW<br />

(0,3%) aus Bagasse und 5 MW (0,02%) aus Windkraft<br />

gewonnen wurden. Tabelle 4 zeigt die Entwicklung der<br />

installierten Leistung in Südafrika über die letzten 10<br />

Jahre nach Kraftwerkstypen.<br />

Der wichtigste südafrikanische Stromproduzent ist der<br />

staatliche Energiekonzern Eskom, der über 94,1% der installierten<br />

Leistung Südafrikas verfügt und über 45% der<br />

Elektrizität in ganz Afrika produziert. Die restliche Leistung<br />

in Südafrika stammt von südafrikanischen Gemeinden<br />

(2,5%) und unabhängigen Stromproduzenten (3,4%).<br />

Südafrika hat das fünftgrößte Kohlevorkommen der Welt.<br />

Daher stammt ein Großteil der elektrischen Energie aus<br />

Kohlekraftwerken. Wegen dieser Reserven wird eine steigende<br />

Nachfrage nach Strom (momentan 4% pro Jahr)<br />

auch weiterhin hauptsächlich durch Kohlekraft befriedigt<br />

werden.<br />

Im ersten Quartal 2008 stand die nationale Stromversorgung<br />

kurz vor dem Zusammenbruch, was zu planmäßigen<br />

und auch ungeplanten landesweiten Stromausfällen führte<br />

(siehe Abschnitt oben). Da der Stromverbrauch und die<br />

Nachfrage 2008 das Angebot überstiegen und der Strompreis<br />

in Südafrika sehr niedrig ist, was den Cash-Flow des<br />

Stromversorgers stark begrenzt (siehe »Strompreise« im<br />

nächsten Unterkapitel), hatte Eskom ernsthafte Schwierigkeiten,<br />

schnelle Maßnahmen zur Verbesserung der<br />

Situation einzuleiten, vor allem in Zeiten, in denen viele<br />

TABELLE 5:<br />

ENTWICKLUNG DER ENERGIEERZEUGUNG IN SÜDAFRIKA 1998<strong>–</strong>2008 IN GWH<br />

13 Einschließlich Pumpspeicherwerke<br />

SÜDAFRIKA | 265<br />

planmäßige Wartungsarbeiten durchgeführt werden mussten<br />

14 . Die Stromknappheit führte zu erheblichen ökonomischen<br />

Verlusten, da den Bergwerken und anderen<br />

Verbrauchern aus der Industrie nur 90% ihres normalen<br />

Verbrauchs zur Verfügung standen. Aufgrund eines gesunkenen<br />

Bedarfs in Folge der Auswirkungen der internationalen<br />

Wirtschafts- und Finanzkrise hat sich die Situation<br />

im letzten Jahr zumindest zeitweise entspannt, der Reservespielraum<br />

hat sich von seinem absoluten Tiefstand von<br />

5% im Januar 2008 auf 14% im Januar 2009 erholt 15 .<br />

Die Stromknappheit hat dazu geführt, dass ein massives<br />

Programm zur Erweiterung der Kapazitäten eingeführt<br />

wurde, das die Planung und den Bau verschiedener zusätzlicher<br />

Kohle-, Atom- und Gaskraftwerke sowie Übertragungsleitungen<br />

bis 2026 vorsieht. Um die Stromversorgung<br />

zu gewährleisten, muss bis 2026 eine zusätzliche<br />

Leistung von ca. 40.000 MW installiert werden. Um dieses<br />

Programm zu verwirklichen, schlägt die südafrikanische<br />

Regierung vor, dass 30% der zusätzlichen Leistung von<br />

IPPs produziert werden, statt sich ausschließlich auf das<br />

staatliche Stromversorgungsunternehmen Eskom zu verlassen.<br />

Bis 2016 plant Eskom über 16 000 MW an zusätzlicher<br />

Leistung, davon sollen 12 300 MW aus Kohlekraftwerken,<br />

1 000 MW aus Gaskraftwerken, 2 800 MW aus<br />

Pumpspeicherkraftwerken und 100 MW aus Windkraftanlagen<br />

kommen. Der Großteil dieser Leistung befindet<br />

sich bereits im Aufbau 16 .<br />

GWh<br />

Kohle<br />

und<br />

Bagasse-<br />

Kohle-<br />

1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />

Kraftwerke 175 147 173 536 180 794 183 580 190 160 k. A. 212 011 225 826 221 195 228 616 229 706<br />

Gas 8 5 6 7 8 k. A. 3 86 67 790 549<br />

Atomkraft 13 601 12 837 13 010 10 719 11 962 k. A. 13 365 11 293 10 026 10 026 12 705<br />

Wasser-<br />

und Pumpspeicherkrafzwerke<br />

4 329 3 765 4 395 4 045 4 393 k. A. 4 625 4 199 5 845 4 075 3 749<br />

Windkraft 0 0 0 0 0 k. A. NA NA NA NA NA<br />

Gesamt 193 086 190 144 198 206 198 350 206 523 219 199 230 004 241 403 237 133 243 506 246 708<br />

Quelle: NERSA 1998 <strong>–</strong>2008<br />

14 REEEP 2009<br />

15 Eskom 2009<br />

16 Eskom 2008


Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, engagiert<br />

sich Eskom darüber hinaus in den Bereichen Energieeffizienz<br />

und Laststeuerung. Ziel ist es, den Verbrauch<br />

über eine aufmerksamkeitsstarke Kampagne, die unter<br />

anderem die Nutzung von solaren Warmwasserbereitern<br />

und Flüssiggas zum Kochen bewerben wird, bis 2012 um<br />

ca. 3 000 MW und weitere 5 000 MW bis 2025 zu reduzieren<br />

17 .<br />

Stromerzeugung<br />

2007 wurden in Südafrika vom staatlichen Energieversorger<br />

Eskom (der 95% der momentanen Nachfrage produzierte),<br />

kommunalen Stromerzeugern (2%) und IPPs<br />

(3%) insgesamt 246 708 GWh an Energie erzeugt 18 . Die<br />

Stromerzeugung aus Wärmekraft lag bei 230 033 GWh,<br />

was 93,2% (davon 93% aus Kohlekraftwerken und 0,2%<br />

aus Gaskraftwerken) der landesweiten Stromerzeugung<br />

entspricht, 12 705 GWh (5,3%) stammten aus Atomkraft<br />

und 3.748 GWh (1,5%) aus Wasserkraft.<br />

Tabelle 5 zeigt die Entwicklung der Energieerzeugung in<br />

Südafrika im Verlaufe der letzten zehn Jahre nach Energietypen.<br />

Südafrika ist im Strombereich autark, die Stromexporte<br />

und die Stromimporte halten sich die Waage. Die Exporte<br />

nach Botswana, Lesotho, Mosambik, Namibia, Swaziland<br />

und Zimbabwe beliefen sich 2008/09 auf insgesamt<br />

TABELLE 6:<br />

STROMVERBRAUCH 2006 NACH WIRTSCHAFTSSEK-<br />

TOREN IN SÜDAFRIKA IN GWH UND PROZENT<br />

GWh %<br />

Industrie 113 138 57<br />

Transport 5 607 3<br />

Privathaushalte 38 073 19<br />

Gewerbe und<br />

öffentlicher Dienst<br />

27 912 14<br />

Land- und Fortswirtschaft 5 685 3<br />

Fischerei 0 0<br />

Andere 7 699 4<br />

Gesamt 198 114 100<br />

Quelle: IEA 2006<br />

17 EIA 2008<br />

18 Eskom 2008<br />

SÜDAFRIKA | 266<br />

12 600 GWh, während die Stromimporte hauptsächlich<br />

vom Cahora-Bassa-Wasserkraftwerk in Mosambik kamen<br />

19 .<br />

Tabelle 6 zeigt den Stromverbrauch von 2006 nach Sektoren,<br />

wobei 57% des Stromgesamtverbrauchs auf die Industrie<br />

entfallen.<br />

Erneuerbare Energien<br />

Im Allgemeinen entwickelt Südafrika das Potenzial seiner<br />

erneuerbaren Energien nur sehr langsam, was vor allem<br />

daran liegt, dass es sich auf den günstigen Strom aus<br />

Kohlekraftwerken verlässt. Tabelle 7 zeigt den Anteil, den<br />

die verschiedenen erneuerbaren Energietechnologien zu<br />

einem konservativ geschätzten wirtschaftlichen Stromerzeugungspotenzial<br />

von 86 843 GWh beitragen, wobei<br />

Windkraft 64 102 GWh (74%) beiträgt.<br />

TABELLE 7: KONSERVATIV GESCHÄTZTES<br />

WIRTSCHAFTLICHES POTENZIAL FÜR ERNEUERBARE<br />

ENERGIEN IN SÜDAFRIKA<br />

Potenzieller<br />

Beitrag (GWh)<br />

%<br />

Biomasse 6 556 8<br />

Wasserkraft 9 245 11<br />

Solarenergie 6 940 8<br />

Windkraft 64 102 74<br />

Gesamt 86 843 100<br />

Quelle: DME 2004<br />

Die sechs Kraftwerke in Südafrika, die Strom aus Bagasse<br />

produzieren, gehören IPPs. Die installierte Leistung<br />

reicht von 12 MW wie in Tongaat-Hulett in Amatikulu<br />

bis 32 MW wie in Tongaat Hulett in Felixton, insgesamt<br />

wird eine Leistung von 125 MW produziert 20 .<br />

Ein Drittel des grünen Stroms (bzw. der erneuerbaren<br />

Energie, die Strom durch Solaranwendungen wie solare<br />

Warmwasserbereiter ersetzt) stammt aus Solarenergie<br />

21 . Mit einer jährlichen Produktion,die 511 GWh<br />

und einer Kapazität von 242 MW entspricht, sind<br />

thermische Solaranlagen am weitesten verbreitet. Die<br />

dadurch produzierte umgewandelte Energie stammt<br />

von 484.000 m 2 Solarkollektoren, die in Privathaus-<br />

19 Eskom 2009<br />

20 NERSA 2008<br />

21 Werner 2007


halten installiert wurden, um Wasser zu erhitzen. Direktstrom<br />

wurde durch eine Demonstrationskraftwerk<br />

von SolarDish/Stirling produziert, das eine Kapazität<br />

von 25 kW hatte und inzwischen außer Betrieb ist.<br />

Darüber wurden Solarzellen mit einer jährlichen Produktionsleistung<br />

von 12 MW installiert, die insgesamt<br />

21 GWh an Strom liefern. Der Großteil stammt aus<br />

SHS-Systemen, die im Zuge des Programms zur Elektrifizierung<br />

ländlicher Gebiete installiert wurden (siehe<br />

unten). Nur zehn dieser Systeme sind an das Netz angeschlossen.<br />

Der Darling Windpark (5,2 MW) in Westkap ist die<br />

größte Investition des Landes in erneuerbare Energien<br />

(75 Mio. R bzw. 9 Mio. €) in jüngerer Zeit. Der Klipheuwel-Windpark<br />

von Eskom (3,2 MW) ist seit 2003<br />

SÜDAFRIKA | 267<br />

in Betrieb, wird aber zum Kapazitätsmanagement nicht<br />

genutzt 22 .<br />

Strompreise<br />

2006 wurde die jährliche Preisanpassung bei Eskom erstmals<br />

durch einen mehrjährigen Preisermittlungsprozess<br />

(Multi-Year Price Determination Process <strong>–</strong> MYPD) festgelegt,<br />

der von NERSA durchgeführt wird. Der aktuelle<br />

MYPD 1 wird Ende des Geschäftsjahres 2009 abgeschlossen.<br />

Danach startet MYPD 2, der sich über drei Einjahresphasen<br />

erstreckt, die jeweils im März 2010, 2011 und<br />

2012 enden.<br />

Bei Eskom gibt es zwei verschiedene Arbeitsvorgänge, die<br />

sich mit den Strompreisen befassen 23 . Der erste beschäftigt<br />

sich mit dem Thema Finanzen und berücksichtigt<br />

TABELLE 8:<br />

AKTUELLE STROMPREISE FÜR ALLE KATEGORIEN AN STROMVERBRAUCHERN IN SÜDAFRIKA AB 1. JULI 2009<br />

SEGMENT Strompreis<br />

Großkunden<br />

Gewerbe<br />

Verbrauchszeitraum RCent/kWh<br />

Nicht Saisonal Nebensaison Hochsaison<br />

Spitzenlastzeit 46.50 <strong>–</strong> 51.70* 107.83 <strong>–</strong> 119.90*<br />

Standard 34.31 <strong>–</strong> 38.16* 41.87 <strong>–</strong> 46.59*<br />

Schwachlastzeit 28.44 <strong>–</strong> 31.61* 30.02 <strong>–</strong> 33.38*<br />

0<strong>–</strong> 500 kWh 62.35 98.97<br />

501<strong>–</strong>1.000 kWh 65.38 99.97<br />

1.001<strong>–</strong>2.000 kWh 66.78 101.97<br />

2.001<strong>–</strong> 3.000 kWh 67.73 103.55<br />

Über 3.000 kWh 68.20 104.24<br />

Privathaushalte**<br />

0<strong>–</strong>500 kWh 47.38** 49.69*** 74.78****<br />

501<strong>–</strong>1.000 kWh 48.18** 50.46*** 75.94****<br />

1.001<strong>–</strong>2.000 kWh 48.98** 51.23*** 77.10****<br />

2.001<strong>–</strong>3.000 kWh 50.17** 52.00*** 78.26****<br />

Über 3.000 kWh 50.77** 52.77*** 79.42****<br />

Quelle: City Power 2009<br />

* niedriger Tarif ist angelegt <strong>für</strong> MV <strong>–</strong>kVA und der höhere Tarif <strong>für</strong> LV -kVA;<br />

** angelegter Tarif <strong>für</strong> den häuslichen Verbrauch 3 Ø 60A and 80A, nur Stromerzeugung, »nicht saisonbedingt«;<br />

Außerdem angelegt <strong>für</strong> den häuslichen Verbrauch 1 Ø 60A and 80A, nur Stromerzeugung, »nicht saisonbedingt«;<br />

*** angelegter Tarif <strong>für</strong> den häuslichen Verbrauch 3 Ø Optional 60A and 80A, nur Stromerzeugung, »Nebensaison« und »Hochsaison«;<br />

Außerdem angelegt <strong>für</strong> den häuslichen Verbrauch 1 Ø 60A and 80A, nur Stromerzeugung, »Nebensaison« und »Hochsaison«.<br />

22 Eskom 2009<br />

23 Eskom 2009


Faktoren wie die Inflation und die Renditen, die Eskom<br />

braucht, um rentabel zu arbeiten. Auf Grundlage des<br />

MYPD wird Eskom von NERSA ein fester Gewinnanspruch<br />

gewährt, auf Grundlage dessen eine Preiserhöhung<br />

berechnet und <strong>für</strong> alle Sätze angewandt wird. Der zweite<br />

Arbeitsvorgang bezieht sich auf die strukturellen Veränderungen<br />

der Preise <strong>für</strong> die Endabnehmer, wie sie vom<br />

Energy White Paper (Weißbuch <strong>für</strong> Energie) und der<br />

strategischen Preisrichtlinie von Eskom, die effektivere<br />

wirtschaftliche Signale beim Stromverbrauch und den erforderlichen<br />

Investitionen setzt, vorgegeben werden. Die<br />

strukturellen Veränderungen müssen auch vom NERSA<br />

genehmigt werden und sind so konzipiert, dass sie aufkommensneutral<br />

<strong>für</strong> Eskom sind.<br />

Seit 2006 sind die Strompreise deutlich angehoben worden,<br />

um so das massive Ausbauprogramm <strong>für</strong> die Erzeugung<br />

und Übertragung zu finanzieren.<br />

Im Juni 2008 gab NERSA einen zusätzlichen Anstieg des<br />

Strompreises um 13,3% <strong>für</strong> das im März 2009 endende<br />

Geschäftsjahr bekannt. Dies führte zu einem durchschnittlichen<br />

Anstieg von 27,5% im Jahresvergleich. Zusätzlich<br />

bestimmte der NERSA eine Beschränkung des<br />

Preisanstiegs <strong>für</strong> wenig begüterte Privatkunden auf 14,2%.<br />

Im Juli 2009 genehmigte NERSA Eskom eine Preiserhöhung<br />

von 31,3% 24 , was unter den 34% lag, die Eskom<br />

anstrebte. Die Preiserhöhung führt zu einem Anstieg des<br />

durchschnittlichen Standardtarifs von 25,24 RCent (2,31<br />

€Cent) pro kWh auf 33,14 RCent (3,00 €Cent).<br />

Momentan gibt es dem Stromversorger zufolge mehrere<br />

hundert verschiedene Tarife. Tabelle 8 zeigt ein ausgewähltes<br />

Beispiel und illustriert die aktuellen Stromtarife,<br />

die vom IPP City Power festgesetzt wurden, der Johannesburg<br />

mit Strom versorgt. Sie zeigt alle Wirtschaftssektoren<br />

und verschieden Verbrauchsklassen, die ab Juli 2009<br />

gelten 25 .<br />

Trotz des beträchtlichen Preisanstiegs hat Südafrika nach<br />

wie vor den günstigsten Strom der Welt, was als wichtiger<br />

Kostenvorteil angesehen wird, da dieser in der Vergangenheit<br />

große Investitionen in energieintensive Industrien angezogen<br />

hat. Nun wird be<strong>für</strong>chtet, dass Südafrika seinen<br />

Kostenvorteil Schritt <strong>für</strong> Schritt verlieren wird und dass<br />

24 Newser 2009<br />

25 Hinweis: Diese Tarife können sich im Laufe des Jahres 2009 noch ändern.<br />

SÜDAFRIKA |<br />

268<br />

sich die gestiegenen Preise negativ auf die wirtschaftliche<br />

und soziale Entwicklung auswirken könnten. Andererseits<br />

wird die Nutzung erneuerbarer Energien wirtschaftlich<br />

tragfähiger werden und weniger Subventionen benötigen.<br />

Außerdem werden die sozialen Auswirkungen der Preissteigerungen<br />

durch die Einführung eines Programms <strong>für</strong><br />

eine freie Grundversorgung mit Strom abgefangen, das<br />

2003 eingeführt wurde und armen Haushalten 50 kWh<br />

pro Monat kostenlos zur Verfügung stellt. Im März 2009<br />

gab Südafrika als erstes afrikanisches Land die Einführung<br />

einer Einspeisevergütung <strong>für</strong> Windkraft bekannt (siehe<br />

Abschnitt 1.5), durch die Kunden, die Strom erzeugen<br />

eine Barzahlung erhalten, wenn sie Windkraft ans Netz<br />

verkaufen.<br />

Liberalisierung<br />

Obwohl Eskom keine Exklusivrechte auf die Stromerzeugung<br />

in Südafrika hat, besitzt es <strong>für</strong> den Großteil praktisch<br />

eine Monopolstellung und betreibt darüber hinaus<br />

das landesweite Stromnetz 26 . 2002 wurde Eskom in ein<br />

öffentliches Unternehmen umgewandelt, faktisch ist es<br />

jedoch halbstaatlich. Das Kabinett traf 2003 die Entscheidung,<br />

den Anteil des Privatsektors an der Stromindustrie<br />

zu steigern, indem die Stromerzeugung zwischen Eskom<br />

und IPPs aufgeteilt werden sollte, dennoch verfügt Eskom<br />

weiterhin über den größten Teil der Erzeugungsrechte.<br />

Während also Bestimmungen erlassen werden, nach<br />

denen IPPs bis zu 30% der gesamten südafrikanischen<br />

Stromerzeugung übernehmen sollen (was mittlerweile auf<br />

30% der neu installierten Leistung reduziert wurde), darf<br />

die erzeugte Energie ausschließlich an Eskom und nicht an<br />

andere Konsumenten verkauft werden 27 . Dabei bestimmt<br />

Eskom den Preis, zu dem es den IPPs Strom abkauft 28 .<br />

Die IPPs müssen ein langfristiges Stromhandelsabkommen<br />

mit Eskom abschließen (PPA). Das Amt <strong>für</strong> Bodenschätze<br />

und Energie DME ist die <strong>für</strong> die Beteiligung von<br />

IPPs verantwortliche Regierungsbehörde, und um dieser<br />

Aufgabe gerecht zu werden, wurde ein Investmentplan<br />

<strong>für</strong> die Stromerzeugung ausgearbeitet. Darüber hinaus<br />

überarbeitete Eskom 2003 sein Geschäftsmodell, um <strong>für</strong><br />

die Umstrukturierung vorbereitet zu sein. In diesem Zusammenhang<br />

ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass die<br />

<br />

<br />

28 NERSA 2009


Stromerzeugung ebenso wie die Stromübertragung auch<br />

nach dieser Umstrukturierung bei Eskom verbleibt. Die<br />

<strong>für</strong> die Stromverteilung verantwortliche Abteilung wird<br />

aus dem Konzern herausgelöst und mit den Elektrizitätsabteilungen<br />

der einzelnen Bezirke zu sechs regionalen<br />

Stromversorgungern (REDs) zusammengeschlossen.<br />

Dies soll das stark fragmentierte Verteilungssystem vereinfachen,<br />

das bisher aus 187 kommunalen Verteilern und<br />

Eskom bestand. Der erste RED wurde 2005 in Westkap<br />

gegründet, aufgrund der komplexen Gesetzeslage und des<br />

politischen Prozesses wurden bisher allerdings keine weiteren<br />

REDs eingerichtet. Die REDs werden Strom von<br />

Eskom zu einem von der nationalen Regulierungsbehörde<br />

<strong>für</strong> den Energiesektor in Südafrika NERSA festgelegten<br />

Tarif beziehen und zu einem konkurrenzfähigen Preis<br />

und mit effizientem Service anbieten.<br />

Elektrifizierung ländlicher Gebiete<br />

Der Anteil der ländlichen Haushalte, die an die Stromversorgung<br />

angeschlossen waren, stieg von 21% im Jahr 1995<br />

auf 73% im Jahr 2008 an. Die meisten nicht elektrifizierten<br />

Haushalte befinden sich in den Provinzen KwaZulu-<br />

Natal und Ostkap.<br />

2001 wurde das Integrierte nationale Elektrifizierungsprogramm<br />

INEP eingerichtet, das heute von der Nationalen<br />

Energieregulierungsbehörde NER und Eskom<br />

durchgeführt wird, die es im April 2002 vom Amt <strong>für</strong><br />

Bodenschätze und Energie DME übernahm 29 . Es bietet<br />

sozio-ökonomische Unterstützung und sorgt da<strong>für</strong>, dass<br />

bisher nicht ans Netz angeschlossene Haushalte Zugang<br />

zu Elektrizität erhalten. Das Programm schafft winw<br />

neue Infrastruktur und stellt gleichzeitig sicher, dass die<br />

vorhandene Infrastruktur ausgebaut und gepflegt wird.<br />

Südafrikas Programm zur Massenelektrifizierung startete<br />

1991 und hat seitdem fast 3,5 Mio. Haushalten Zugang<br />

zu Strom verschafft. Das Ziel der Regierung ist der uneingeschräkte<br />

Zugang zu Elektrizität <strong>für</strong> alle Einwohner bis<br />

2012. Eskom ist mit 113 000 neu ans Netz angeschlossenen<br />

Haushalten in den Jahren 2008/09 der wichtigste<br />

Akteur im Bereich Elektrifizierung 30 . Schon 1999 wurde<br />

ein Programm zur Elektrifizierung ländlicher Gebiete<br />

ohne Netzanschluss eingeführt, welches das Ziel hatte,<br />

<br />

30 Eskom 2009<br />

SÜDAFRIKA |<br />

269<br />

300 000 SHS-Systeme im ganzen Land zu installieren.<br />

Sechs privaten Unternehmen wurden Konzessionen erteilt,<br />

die Einführung geht mit 50.000 bisher installierten<br />

Systemen aber eher schleppend voran.<br />

Darüber hinaus wurde von 2004 bis 2007 eine Untersuchung<br />

durchgeführt, auf deren Basis ein Projekt zur<br />

Elektrifizierung ländlicher Gebiete durch erneuerbare<br />

Energien entwickelt wird, das landesweit <strong>für</strong> mehr Nachhaltigkeit<br />

sorgen soll 31 . Es zielt darauf ab, Wind-, Solar-<br />

und Bleiakku-Energiespeichertechnologien <strong>für</strong> ein Mini-<br />

Hybrid-Kraftwerk zur dezentralen Elektrifizierung des<br />

Dorfes Lucingweni einzusetzen.<br />

12.3 Marktakteure<br />

Regierungsstellen<br />

Department of Energy (DoE) 32<br />

Das Amt <strong>für</strong> Bodenschätze und Energie DME wurde nach<br />

den Wahlen im Mai 2009 aufgeteilt und in Department<br />

of Energy (Amt <strong>für</strong> Energie) umbenannt. Das Department<br />

of Energy ist die <strong>für</strong> den Stromsektor verantwortliche Behörde<br />

und daher die wichtigste politische Institution. Es<br />

entwickelt, realisiert und überwacht Richtlinien und Programme<br />

im Energiebereich und reguliert den südafrikanischen<br />

Markt (wobei die zuletzt genannte Aufgabe dem<br />

National Energy Regulator of South Africa übertragen<br />

wurde, siehe unten). Das Mandat des DoE umfasst auch<br />

Energieeffizienz und erneuerbare Energien.<br />

Department of Public Enterprises (DPE) 33<br />

Dem Amt <strong>für</strong> öffentliche Unternehmen DPE obliegt die<br />

allgemeine Betriebsführung von neun der staatlichen Unternehmen<br />

(SOEs) der Regierung inklusive des Stromversorgers<br />

Eskom. Das DPE überwacht die Arbeitsleistung<br />

der SOEs in Hinblick auf:<br />

• Investitionen in Infrastruktur und Vertrieb<br />

• Operative und wirtschaftliche Effizienz<br />

• Finanzielle und kommerzielle Durchführbarkeit<br />

• Unternehmensführung und Überwachung von Regeln.<br />

Das DPE hat gemeinsam mit SOEs Shareholderabkom-<br />

31 Brent 2009<br />

32 http://www.dme.gov.za/<br />

33 http://dpe.gov.za/home.asp


men entwickelt, um den Produktionswert der SOEs zu<br />

maximieren und klare und messbare Indikatoren <strong>für</strong> die<br />

Arbeitsleistung sicherzustellen.<br />

National Energy Regulator of<br />

South Africa (NERSA) 34<br />

Seit Juli 2006 ist die frühere nationale Regulierungsbehörde<br />

NER, wie sie in Abschnitt 3 des National Energy<br />

Regulator Act, 2004 (Act Nr. 40 von 2004) beschrieben<br />

ist, nicht mehr nur <strong>für</strong> den Stromsektor, sondern <strong>für</strong> alle<br />

netzbasierten Energieressourcen, also etwa auch <strong>für</strong> Öl<br />

und Gas, verantwortlich und wurde in National Energy<br />

Regulator of South Africa (NERSA) umbenannt. Der<br />

Vorstand wird zwar vom DME ernannt, agiert aber unabhängig.<br />

Die Aufgabe von NERSA ist die Regulierung des<br />

Stromsektors sowie aller Unternehmen, die mit geleitetem<br />

Gas und Erdöl arbeiten, nach den Vorgaben des Electricity<br />

Regulation Act, 2006 (Act Nr. 4 von 2006), des<br />

Gas Act, 2001 (Act Nr. 48 von 2001) sowie des Petroleum<br />

Pipelines Act, 2003 (Act Nr. 60 von 2003).<br />

Die Hauptaufgabe des NERSA besteht darin, Lizenzen<br />

<strong>für</strong> die Stromübertragung, -verteilung und -erzeugung<br />

auszustellen und die entsprechenden Tarife zu überwachen<br />

und zu bewilligen.<br />

Department of Water and Environmental Affairs<br />

(DWEA) 35 (früher Department of Environmental<br />

Affairs and Tourism, DEAT)<br />

Das Amt <strong>für</strong> Wasser und Umweltangelegenheiten DWEA<br />

unterstützt die nachhaltige Entwicklung der Umwelt<br />

durch folgende Maßnahmen:<br />

• Die Förderung, Erhalt und nachhaltige Nutzung von<br />

natürlichen Ressourcen, um das wirtschaftliche Wachstum<br />

zu steigern<br />

• Den Schutz und die Verbesserung der Qualität und Sicherheit<br />

der Umwelt<br />

• Die Förderung eines globalen Programms <strong>für</strong> nachhaltige<br />

Entwicklung<br />

• Transformation<br />

Obwohl das DWEA kein direktes Mandat im Bereich<br />

34 http://www.nersa.org.za/<br />

35 http://www.dwaf.gov.za/<br />

SÜDAFRIKA |<br />

270<br />

erneuerbare Energie hat, ist es <strong>für</strong> die nationale und internationale<br />

Klimapolitik verantwortlich, was sich auch auf<br />

den Energiesektor auswirkt. Zuständigkeitsüberschneidungen<br />

von DoE, DPE, DWEA und NERSA machen<br />

die Ausarbeitung und Durchsetzung von Bestimmungen<br />

<strong>für</strong> den Energiesektor kompliziert.<br />

Central Energy Fund (CEF) 36<br />

Aufgabe des zentralen Energiefonds CEF ist die Erarbeitung<br />

geeigneter Energielösungen, um den zukünftigen<br />

Bedürfnissen Südafrikas, der Südafrikanischen Entwicklungsgemeinschaft<br />

und der afrikanischen Sub-Sahara-<br />

Region gerecht zu werden. In sein Aufgabengebiet fallen<br />

die Bereiche Erdöl, Gas, Strom, Solarenergie, Brennstoffe<br />

mit geringer Rauchentwicklung, Biomasse, Windkraft<br />

und erneuerbare Energien.<br />

Die Energieentwicklungsgesellschaft EDC wurde im Januar<br />

2004 als Unterabteilung des CEF gegründet. Sie sitzt<br />

in Südafrika und konzentriert sich hauptsächlich auf Investitionen<br />

im Bereich erneuerbare Energien und alternative<br />

Energien. Die EDC legt ihren Fokus auf verschiedene<br />

Bereiche, darunter Solarenergie, Windkraft, Wasserkraft,<br />

Biomasse, Biogas und Brennstoffe mit geringer Rauchentwicklung.<br />

Sie unterstützt die Energieentwicklung durch<br />

gewerbliche, entwicklerische und soziale Projekte.<br />

South African National Energy Development<br />

Institute (SANEDI) and South African<br />

National Energy Research Institute (SANERI); 37<br />

SANERI ist die Behörde, die mit der Koordination und<br />

der Durchführung aller Aktivitäten in den Bereichen<br />

Energieforschung, -entwicklung und <strong>–</strong>demonstration<br />

betraut ist, die von öffentlichem Interesse sind. Sie soll<br />

insbesondere die Lücke zwischen Forschung und Entwicklung,<br />

Pilotprojekt und praktischer Umsetzung<br />

schließen. SANERI ist eine relativ neue Einrichtung, die<br />

im Oktober 2004 vom damaligen Minister <strong>für</strong> Bodenschätze<br />

und Energie als Ergänzung zum CEF, dem staatlichen<br />

Energieunternehmen in Südafrika, eingerichtet<br />

wurde. SANERI führt selbst keine Forschung durch,<br />

unterstützt, koordiniert und finanziert aber Forschung<br />

an bereits existierenden Institutionen. SANERI ist in<br />

36 www.cef.org.za<br />

37 www.saneri.org.za


folgenden Bereichen aktiv:<br />

• Umweltverträgliche Energielösungen (einschließlich<br />

erneuerbare Energien)<br />

• Management von Endverbrauchs und Infrastruktur<br />

• Zukunftsorientierte Nutzung fossiler Brennstoffe<br />

• Management von Energiedaten und Fachwissen<br />

• umweltverträglicher Transport (Green Transport)<br />

Für den Bereich erneuerbare Energien wurde das Centre<br />

for Renewable and Sustainable Energy Studies (CRSES)<br />

an der Stellenbosch University eingerichtet. Es dient als<br />

landesweite Schnittstelle <strong>für</strong> erneuerbare Energie und<br />

insbesondere als Koordinierungsstelle <strong>für</strong> Post-Graduate-<br />

Programme <strong>für</strong> erneuerbare Energien. Darüber hinaus<br />

ist SANERI dabei, das eher praxisorientierte Renewable<br />

Energy Centre of Research and Development (RE-<br />

CORD) zu gründen, dessen Hauptaufgabe die nicht-akademische<br />

professionelle Ausbildung, Produktforschung,<br />

Entwicklung und Beratung sein wird.<br />

Das South African National Energy Development Institute<br />

wurde im Zuge des National Energy Act (Act 52<br />

of 2008) gegründet und wird demnächst seine Arbeit<br />

aufnehmen. Künftig wird es als Dachorganisation <strong>für</strong><br />

SANERI und die National Energy Efficiency Agency<br />

(NEEA) dienen.<br />

Öffentliche Akteure<br />

Eskom (Eskom Holdings Limited) 38<br />

Eskom ist Südafrikas staatlicher Stromversorger und<br />

wurde 1923 gegründet. Eskom Holdings erzeugt, überträgt<br />

und verteilt Strom. Eskom ist der elftgrößte Stromversorger<br />

der Welt im Bereich Erzeugungsleistung, der<br />

neuntgrößte im Bereich Verkauf und besitzt das weltgrößte<br />

Trockenkühlkraftwerk 39 .<br />

Die wichtigsten Niederlassungen von Eskom sind in Südafrika,<br />

der Hauptgeschäftssitz ist Johannesburg. Eskom<br />

Enterprises hat auch Niederlassungen auf dem afrikanischen<br />

Kontinent und weitere Firmensitze in Uganda, Nigeria<br />

und Mali.<br />

2008/09 lag der Cash-Flow aus dem operativen Geschäft<br />

38 www.eskom.co.za<br />

39 www.eskom.co.za<br />

SÜDAFRIKA |<br />

271<br />

von Eskom bei 11,764 Mrd. Rand (1,071 Mrd. €) bei<br />

37 800 Angestellten 40 . Eskom verkauft die Energie direkt<br />

an rund 6 000 Kunden aus der Industrie, 18 000 aus dem<br />

gewerblichen Sektor, 70 000 aus der Landwirtschaft und<br />

3 Mio. Privathaushalte. Im Verlauf des Jahres 2009 schließen<br />

die Verteilerteams im Durchschnitt 310 neue Häuser<br />

pro Tag an das Netz an.<br />

Private companies<br />

Um einen wettbewerbsorientierten Strommarkt zu fördern<br />

und das Monopol von Eskom in der Elektrizitätswirtschaft<br />

abzubauen, hat die Regierung ernsthaft über<br />

die Einbindung unabhängiger Stromproduzenten 41 (IPPs<br />

wie City Power, die die Stadt Johannesburg mit Strom versorgen,<br />

DARLIPP, die den Darling Windpark betreiben,<br />

oder Bethlehem Hydro) nachgedacht, um 30% der neu zu<br />

installierenden Leistung von IPPs produzieren zu lassen.<br />

Da Südafrika aber zu den billigsten Stromproduzenten<br />

der Welt gehört, ergaben die anschließende Kosten-Nutzen-Analyse<br />

und die geschätzte Rendite bei der Berechnung<br />

der tatsächlichen Kosten der Stromerzeugung, dass<br />

IPPs nur schwer Strom zu wettbewerbsfähigen Preisen<br />

anbieten können, was auch der Grund ist, warum sie <strong>für</strong><br />

nur etwa 1% der gesamten Stromerzeugung in Südafrika<br />

verantwortlich sind.<br />

Verteilergesellschaften<br />

Die Stromverteilung wird von Eskom und 187 Gemeinden<br />

geleistet. Die Gemeinden versorgen gemeinsam etwa<br />

60% aller Kunden (Eskom etwa 40%) und haben einen<br />

etwa 40%igen Anteil an der gesamten Verkaufsmenge (Eskom<br />

hat etwa 60%). Die unterschiedlichen Elektrizitätsbehörden<br />

der Gemeinden versorgen in der Regel die Verbraucher<br />

ihres jeweiligen Bezirks. Im Zuge des Versuchs,<br />

die Stromverteilung auf sechs regionale Energieverteiler<br />

(REDs) aufzuteilen, wurde der erste RED in Kapstadt im<br />

Juli 2005 gegründet. Aufgrund komplexer gesetzlicher<br />

und politischer Prozesse ist die Umstrukturierung noch<br />

nicht abgeschlossen.<br />

Der Stromverteilungssektor wird auf 50 Mrd. Rand (4,6<br />

Mrd. €) Marktvolumen geschätzt 42 .<br />

Association<br />

40 Eskom 2009<br />

41 DA 2008<br />

42 DME 2009


African Wind Energy Association (AfriWEA) 43 and<br />

South African Wind Energy Association (SAWEA)<br />

Der afrikanische Windenergieverband AfriWEA 44 hat<br />

seinen Hauptsitz in Südafrika. Sein Vorsitzender ist der<br />

CEO von DARLIPP, Hermann Oelsner. Der Verband<br />

fördert und unterstützt die Entwicklung von Windenergie<br />

auf dem afrikanischen Kontinent, indem er den Austausch<br />

von politischen und technischen Informationen,<br />

Fachwissen und Erfahrungswerten im Bereich Windenergie<br />

erleichtert. Ziel ist es, die afrikanischen Interessen auf<br />

dem Gebiet der Windenergie im Speziellen und die von<br />

Entwicklungsländern im Allgemeinen voranzutreiben. In<br />

Kürze soll außerdem die Südafrikanische Gesellschaft <strong>für</strong><br />

Windenergie (SAWEA) gegründet werden.<br />

12.4 Politische Rahmenbedingungen<br />

im Energiesektor<br />

Nationale Energiestrategie<br />

Die südafrikanische Regierung veröffentlichte 1986 das<br />

erste Weißbuch <strong>für</strong> Energiepolitik 45 . Mit dem Ende der<br />

Apartheid kam es in Südafrika zu fundamentalen Veränderungen,<br />

die auch zu signifikanten Veränderungen in der<br />

Energiepolitik führten <strong>–</strong> die Wahl einer neuen Regierung<br />

machte auch die Überarbeitung der existierenden Energiepolitik<br />

notwendig. Im August 1995 wurde ein Expertenteam<br />

ernannt, um den ersten Entwurf des Weißbuchs<br />

fertigzustellen. Dieser Entwurf wurde 1997/98 vom Ministerium<br />

überarbeitet und das Kabinett bewilligte seine<br />

Veröffentlichung im Juli 1998.<br />

Das Weißbuch <strong>für</strong> Energiepolitik der Republik Südafrika<br />

von 1998 beschreibt die allgemeine Politik zur Stromversorgung<br />

und zum Stromverbrauch bis ca. 2010. Diese<br />

Strategie gibt den Weg <strong>für</strong> die Entwicklung Erneuerbarer<br />

Energie und die Verbesserung der Energieeffizienz vor,<br />

mit dem Ziel, einen nachhaltigeren Energiemix zu erreichen,<br />

um die Umsetzung von Südafrikas makroökonomischen<br />

Zielen zu erleichtern.<br />

Das Weißbuch <strong>für</strong> Energiepolitik nennt folgende Ziele:<br />

43 http://www.afriwea.org/<br />

44 http://www.afriwea.org/<br />

45 DME 1998<br />

SÜDAFRIKA |<br />

272<br />

• Verbesserung der Zugänglichkeit zu erschwinglichen<br />

Energieleistungen: Dies schließt die Förderung des<br />

Zugangs zu erschwinglicher Energie <strong>für</strong> benachteiligte<br />

Haushalte, kleine Unternehmen, kleine Bauernhöfe<br />

und Gemeinschaftseinrichtungen ein.<br />

• Verbesserung der Energiesteuerung: Der Fokus wird<br />

darauf gelegt, dass die Rollen und Zuständigkeiten<br />

der verschiedenen Regierungsinstitutionen, etwa der<br />

Energiebehörde, Regierungsabteilungen und anderen<br />

Bereichen der Regierung geklärt werden und dass Interessenvertreter<br />

bei der Formulierung und Durchführung<br />

von Energierichtlinien konsultiert werden.<br />

• Förderung des Wirtschaftswachstums: Die Regierung<br />

wird den Wettbewerb auf dem Energiemarkt fördern<br />

und auf die Schaffung eines investorenfreundlichen<br />

Klimas hinarbeiten. Diese Maßnahme und die verbesserten<br />

Strukturen zur Energiesteuerung sind die Basis<br />

zur Schaffung von transparenten Rahmenbedingungen<br />

<strong>für</strong> den Energiesektor.<br />

• Minimierung der Auswirkungen des Energiebereichs<br />

auf Umwelt und Gesundheit: Ein Gleichgewicht zwischen<br />

der Nutzung fossiler Brennstoffe und dem Erhalt<br />

akzeptabler Umweltbedingungen wird sichergestellt<br />

und negative Gesundheitsauswirkungen bestimmter<br />

in ärmeren Haushalten genutzter Brennstoffe, werden<br />

ausgeglichen.<br />

• Versorgungssicherheit durch Vielfalt: Bei den gegebenen<br />

Möglichkeiten <strong>für</strong> den Energiehandel und die<br />

Entwicklung anderer Energieformen soll die Vielfalt<br />

der Versorgung und der Primärenergieträger gefördert<br />

werden.<br />

2003 wurde das Weißbuch <strong>für</strong> erneuerbare Energien als<br />

Ergänzung des Weißbuchs zur Energiepolitik von 1998<br />

veröffentlicht 46 . Das jüngste Weißbuch definiert die Visionen,<br />

strategischen Vorgehensweisen und Ziele sowie die<br />

Ziele zur Förderung und Anwendung erneuerbarer Energien<br />

der südafrikanischen Regierung. Das Weißbuch von<br />

2003 setzt das Ziel, dass 2013 10 000 GWh des Endenergieverbrauchs<br />

aus erneuerbaren Energien stammen sollen<br />

(siehe dazu das Kapitel zu den Rahmenbedingungen <strong>für</strong><br />

erneuerbare Energien).<br />

2004 versuchte die National Cleaner Production Strategy<br />

46 DME 2003


(Nationale Strategie <strong>für</strong> sauberere Produktion) »es der<br />

südafrikanischen Gesellschaft und Industrie zu ermöglichen,<br />

ihr volles langfristiges Potenzial zu entwickeln,<br />

indem sie die Prinzipien <strong>für</strong> eine sauberere Produktion<br />

annehmen und einen nachhaltigen Verbrauch fördern«.<br />

Südafrika hat auch eine Nationale Strategie <strong>für</strong> mehr<br />

Energieeffizienz, die im März 2005 vorgelegt und im<br />

Oktober 2008 überarbeitet wurde 47 . Die Strategie setzt<br />

als langfristige nationales Ziel fest, bis 2015 eine Verbesserung<br />

der Energieeffizienz um 12% zu erreichen, und<br />

gibt klar definierte praktische Richtlinien <strong>für</strong> die Umsetzung<br />

effizienter Maßnahmen in der Wirtschaft vor,<br />

darunter die Einführung von Steuerungsstrukturen zur<br />

Entwicklung, Förderung und Koordination geeigneter<br />

Maßnahmen.<br />

2007 schlug die Republik Südafrika in ihrer Biofuels<br />

Industrial Strategy die Aufnahme eines fünfjährigen Pilotprogramms<br />

vor, das einen Marktanteil von 2% <strong>für</strong><br />

Biokraftstoffe an der landesweiten Versorgung mit Flüssigkraftstoffen<br />

anstrebt. Außerdem schlägt sie die Nutzung<br />

bestimmter Pflanzen zur Biokraftstoffproduktion<br />

vor und schließt andere aufgrund der Nahrungsmittelsicherheit<br />

aus. Sie empfiehlt die Befreiung von der Benzinsteuer<br />

<strong>für</strong> Biodiesel und Bioethanol.<br />

Politische Rahmenbedingungen<br />

im Energiesektor<br />

Die rechtlichen Rahmenbedingungen <strong>für</strong> den Stromsektor<br />

werden in Südafrika durch den National Energy Act<br />

Nr. 34 von 2008 geregelt 48 .<br />

Dieses Energiegesetz soll gewährleisten, dass unterschiedliche<br />

Energieressourcen in ausreichender Menge und zu<br />

erschwinglichen Preisen <strong>für</strong> die südafrikanische Wirtschaft<br />

verfügbar sind, um das Wirtschaftswachstums<br />

und die Armutsbekämpfung unter Berücksichtigung von<br />

Umweltfaktoren und Wechselwirkungen zwischen den<br />

einzelnen Wirtschaftssektoren zu fördern. Der National<br />

Energy Act Nr. 34 enthält verschiedene Bestimmungen,<br />

die sich auf die Umsetzung erneuerbarer Energien beziehen.<br />

Der zuständige Minister kann unter Anderem fol-<br />

47 DME 2008<br />

48 Government Gazette 2008, REEEP 2009<br />

SÜDAFRIKA |<br />

273<br />

gendes festlegen:<br />

• Den Mindestbeitrag erneuerbarer Energien zur nationalen<br />

Energieversorgung<br />

• Die Art der Ressourcen, die <strong>für</strong> den Beitrag erneuerbarer<br />

Energien zur nationalen Energieversorgung genutzt<br />

werden dürfen<br />

• Die Maßnahmen und Anreize, welche die Produktion,<br />

den Verbrauch, die Investitionen, die Forschung und<br />

die Entwicklung erneuerbarer Energien fördern sollen.<br />

Zusätzlich zum National Energy Act wird Südafrikas<br />

rechtlicher Rahmen <strong>für</strong> Strom durch folgende Gesetze<br />

und Bestimmungen geregelt 49 , in denen Energieeffizienz<br />

und erneuerbare Energien besonders berücksichtigt werden<br />

(siehe dazu auch den nächsten Abschnitt):<br />

The Constitution of the Republic of South Africa Act<br />

108 von 1996: Gesetz 108 der Verfassung der Republik<br />

Südafrika von 1996, welches in Sektion 24 das »Umweltrecht«<br />

beinhaltet.<br />

The National Environmental Management Act 107 of<br />

1998: Gesetz 107 zum nationalen Umweltmanagement<br />

von 1998 ist der wichtigste einzelne Rechtsakt, der sich<br />

mit dem Umweltmanagement in Südafrika beschäftigt.<br />

Unter anderem legt es die Anforderungen <strong>für</strong> Umweltverträglichkeitsprüfungen<br />

fest (siehe Abschnitt 1.5). 50<br />

The Electricity Pricing Policy Regulations: Bestimmungen<br />

zur Regulierung der Strompreise, die im Rahmen des<br />

National Energy Regulator Act 20 von 2004 bekannt gegeben<br />

wurden.<br />

The Electricity Regulation Act 4 of 2006: Gesetz 4 zur<br />

Stromregulierung von 2006), das neben der Bereitstellung<br />

der relevanten Lizenz- und Zollvorschriften unter anderem<br />

auch die Zielvorgaben zur Förderung verschiedener<br />

Energieressourcen und Energieeffizienz festschreibt. § 34<br />

des Gesetzes befasst sich mit neuen Erzeugungskapazitäten.<br />

Für erneuerbare Energien ist der Abschnitt 34 (1) (b)<br />

von Bedeutung, nach dem der Minister:<br />

• Entscheiden kann, ob zusätzliche Erzeugungskapazitä-<br />

49 REEEP 2009<br />

50 D:EA&DP/<strong>GTZ</strong> 2009


ten gebraucht werden, um eine durchgängige Stromversorgung<br />

zu gewährleisten<br />

• Festlegen kann, mit welchen Ressourcen der Strom erzeugt<br />

werden soll und wie viel Strom mit den jeweiligen<br />

Ressourcen erzeugt werden soll<br />

• Festlegen kann, dass der so produzierte Strom von bestimmten<br />

vorher definierten Personen bzw. Institutionen<br />

gekauft werden muss<br />

• Festlegen kann, dass zusätzliche Erzeugungskapazitäten<br />

• nur über faire, gleichberechtigte, transparente, wettbewerbsorientierte<br />

und kostendeckende Ausschreibungsverfahren<br />

geschaffen werden dürfen<br />

• die Beteiligung von Privatunternehmen gewährleisten<br />

müssen<br />

Das südafrikanische Finanzministerium hat vor kurzem<br />

eine CO2-Steuer von 2 RCent/kWh eingeführt, die auf<br />

Strom erhoben wird, der nicht aus erneuerbarer Energie<br />

stammt.<br />

Erneuerbare Energien und Energieeffizienz werden in den<br />

gesetzlichen Rahmenbedingungen <strong>für</strong> den Energiesektor<br />

in Südafrika besonders berücksichtigt. Die Regierung<br />

setzt praktikable Ziele fest und setzt sich da<strong>für</strong> ein, diese<br />

zu erreichen. Die Umsetzung der Bestimmungen geht<br />

bisher jedoch eher langsam voran, was unter anderem<br />

an den sich überschneidenden Kompetenzen von DoE,<br />

DPE, DWEA und NERSA sowie dem de facto sehr starken<br />

Einfluss von Eskom liegt.<br />

12.5 Rahmenbedingungen<br />

<strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />

Strategien und Ziele <strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />

Das Weißbuch <strong>für</strong> erneuerbare Energien von 2003 legt als<br />

Ziel fest, dass bis 2013 jährlich 10 000 GWh aus erneuerbaren<br />

Energieressourcen gewonnen werden sollen 51 .<br />

Der mögliche Beitrag der verschiedenen Technologien<br />

wurde in einer 2003 durchgeführten makroökonomischen<br />

Studie ermittelt 52 . Allerdings wurden keine klaren<br />

Richtlinien zur Umsetzung festgelegt, weshalb die Bemühungen,<br />

dieses Ziel zu erreichen, nur relativ langsam<br />

51 DME 2009<br />

52 Cooper 2006<br />

SÜDAFRIKA |<br />

274<br />

vorangehen (nur 3% des definierten Ziels wurden bisher<br />

umgesetzt).<br />

Die Zielvorgabe des Weißbuchs, bis 2013 einen Beitrag<br />

von 10 000 GWh an erneuerbarer Energie zum Endenergieverbrauch<br />

zu erreichen, wurde als ökonomisch machbar<br />

bestätigt, wenn dazu Subventionen und Finanzmittel<br />

aus dem Emissionshandel eingesetzt werden. Das Erreichen<br />

der Zielvorgabe wird<br />

• rund 1 667 MW Leistung aus erneuerbarer Energie<br />

schaffen, die sich auf das BIP mit jährlich 1 071 Mrd.<br />

R (98,2 Mrd. €) netto auswirken wird<br />

• der Regierung zusätzliche Einnahmen von 299 Mio. R<br />

(27,4 Mio. €) bringen<br />

• zusätzliches Einkommen von 128 Mio. Rand (11,7<br />

Mio. €) generieren, das Haushalten mit niedrigem<br />

Einkommen zugute kommt, da über 20 000 neue Jobs<br />

geschaffen werden<br />

• eine Wassereinsparung von 16,5 Mio. m3 bringen, was<br />

einem Gegenwert von 26,6 Mio. R (2,4 Mio. €) entspricht.<br />

Momentan wird das Weißbuch <strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />

überarbeitet. Neben einem konkreteren Plan zu seiner<br />

Umsetzung erwartet man, dass <strong>für</strong> 2020 ein ehrgeizigeres<br />

Ziel gesetzt wird.<br />

Um erneuerbare Energien zu fördern, hat das DME die<br />

internationalen Beziehungen mit Hilfe von Kooperationen,<br />

die auf dem Weltgipfel <strong>für</strong> nachhaltige Entwicklung<br />

(WSSD) 2002 in Johannesburg initiiert wurden, gestärkt.<br />

Solche Partnerschaften sollen Marktbarrieren überwinden<br />

und den breiten Einsatz von nachhaltigen Energielösungen<br />

fördern. Zu den internationalen Kooperationsaktivitäten<br />

gehören die Global Village Energy Partnership<br />

(GVEP) 53 und die Renewable Energy and Energy Efficiency<br />

Partnership (REEEP) 54 .<br />

Gesetzliche Rahmenbedingungen und<br />

Förderung erneuerbarer Energien<br />

Die Rechtsstruktur beruht auf dem Energy Act 34 (2008)<br />

und dem Electricity Regulation Act 4 von 2006, die in<br />

Abschnitt 1.4 beschrieben werden.<br />

Folgende Instrumente sind zur Unterstützung von Projek-<br />

53 www.gvepinternational.org<br />

54 www.reeep.org


ten im Bereich erneuerbarer Energien vorhanden:<br />

Die südafrikanische Regierung spielt eine wichtige Rolle<br />

bei der Finanzierung von Projekten im Bereich erneuerbare<br />

Energien. Das DME hat das Renewable Energy Finance<br />

and Subsidy Office (REFSO) eingerichtet, dessen<br />

Mandat die folgenden Bereiche einschließt 55 :<br />

• Verwaltung der Subventionen <strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />

• Beratung von Entwicklern und anderen Interessensvertretern<br />

zur Finanzierung und Subventionierung erneuerbarer<br />

Energien.<br />

Das Hauptziel des Subventionssystems ist es, den Anteil<br />

erneuerbarer Energien am Energiemix des Landes zu steigern.<br />

Das Subventionssystem gibt Anreize <strong>für</strong> Entwickler<br />

und Stromversorger, erneuerbare Energieprojekte umzusetzen,<br />

indem es Risiken verringert und weitere Investoren<br />

zur Finanzierung von Projekten <strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />

anzieht. Das REFSO bietet Investitionskostenzuschüsse<br />

(1 000 R/kW bei maximal 20% der gesamten Investitionskosten)<br />

<strong>für</strong> Projekte, die folgende Kriterien erfüllen:<br />

• Die Projekte sollen sich innerhalb der südafrikanischen<br />

Landesgrenzen befinden, kommerziell tragfähige Technologien<br />

verwenden und mindestens 1 MW Energie<br />

erzeugen.<br />

• Die Projekte müssen Machbarkeitsvorstudien vorweisen.<br />

• Die Investitionskosten sollen 100 Mio. R nicht übersteigen<br />

(dieses Kriterium wird allerdings derzeit überarbeitet).<br />

• Ein potenzieller Abnehmer <strong>für</strong> erneuerbare Energie<br />

muss vorgewiesen werden.<br />

• Die Wahrscheinlichkeit, dass die Projekte sich innerhalb<br />

von 12 Monaten finanziell selbst tragen, sollte<br />

<strong>hoch</strong> sein.<br />

Projekte, die von der REFSO-Finanzierung profitieren,<br />

können auch weitere finanzielle Instrumente, etwa den<br />

Clean Development Mechanism, nutzen. Das CDM-<br />

Büro hat bereits zwei Wasserkraftprojekte sowie Biogas-<br />

und Deponiegasprojekte subventioniert.<br />

Steueranreize: Abschnitt 12B des Einkommenssteuergesetzes<br />

gibt einige Steuererleichterungen <strong>für</strong> die Stromerzeugung<br />

aus Windkraft, Solarenergie, Wasserkraft und<br />

Biomasse einschließlich Biomüll, Deponiegas und Pflan-<br />

55 DME 2009<br />

SÜDAFRIKA |<br />

275<br />

zen vor. Der Abschnitt sieht einen verlängerten Abschreibungszeitraum<br />

(50% im ersten Jahr, 30% im zweiten Jahr<br />

und 20% im dritten Jahr) <strong>für</strong> die Kosten von Investitionen<br />

vor, die vom Steuerzahler zu gewerblichen Zwecken genutzt<br />

werden.<br />

Darüber hinaus schreibt der Draft Taxation Laws Amendment<br />

Bill 2009 (Entwurf <strong>für</strong> die Gesetzesvorlage <strong>für</strong> die<br />

Ergänzung des Steuerrechts 2009) vor, dass der Verkauf<br />

von CERs von der Einkommenssteuer befreit wird, was<br />

die Attraktivität von Finanzierungen über den CO2-Handel<br />

<strong>für</strong> Projekte erhöht.<br />

Schließlich versprach Finanzminister Trevor Manuel während<br />

seiner Rede zum Haushalt 2008 in Bezug auf erneuerbare<br />

Energien, dass über weitere Steueranreize <strong>für</strong> Technologien<br />

zur saubereren Produktion nachgedacht wird, diese<br />

müssen aber erst noch entwickelt und umgesetzt werden.<br />

Im März 2009 bewilligte NERSA die Richtlinien zur Einspeisevergütung<br />

<strong>für</strong> erneuerbare Energien (REFIT) als regulatorisches<br />

Instrument 56 . Die Einführung des REFIT<br />

in Südafrika bietet eine exzellente Chance, den Einsatz<br />

von erneuerbaren Energien im Land zu fördern und einen<br />

Beitrag zum nachhaltigen Wachstum dieses Bereichs im<br />

Land, in der Region und auf internationaler Ebene zu liefern.<br />

Der REFIT wird die Voraussetzungen, die zum Erreichen<br />

des Regierungsziels nötig sind (nämlich bis 2013<br />

10 000 GWh an erneuerbaren Energien zu erzielen),<br />

deutlich verbessern. Darum wird im Rahmen von REFIT<br />

nur eine begrenzte Zahl an Technologien berücksichtigt<br />

(siehe Tabelle 9). Allerdings stellte NERSA im Juli 2009<br />

die Einspeisevergütung <strong>für</strong> erneuerbare Energien (Phase<br />

2) zur öffentlichen Beratung vor, die weitere Technologien<br />

einschließt 57 .<br />

Tabelle 9 zeigt die verschiedenen Technologien, die in<br />

jeder Phase der REFIT berücksichtigt werden sowie die<br />

jeweils angesetzte Vergütung.<br />

Neben den Vergütungen definiert REFIT auch die folgenden<br />

Regelungen:<br />

• Die Laufzeit des REFIT-Stromkaufvertrags beträgt<br />

zwanzig Jahre.<br />

• Die REFIT-Tarife werden in den ersten fünf Jahren der<br />

56 NERSA 2009<br />

57 NERSA 2009


Vertraglaufzeit jährlich, danach alle drei Jahre überprüft;<br />

die sich daraus ergebenden angepassten Tarife<br />

gelten nur <strong>für</strong> neue Projekte.<br />

• Auf REFIT-Tarife gibt es keine Ermäßigungen.<br />

• CDM-Einnahmen werden bei REFIT-Tarifen nicht<br />

berücksichtigt.<br />

• Die Agentur <strong>für</strong> Stromhandel mit erneuerbaren Energien<br />

REPA wird im Single Buyer Office (SBO) von Eskom<br />

untergebracht. REPA wird dazu verpflichtet, den<br />

Strom von lizenzierten Produzenten erneuerbarer Energien<br />

zu kaufen. Außer an REPA dürfen IPPs, die erneuerbare<br />

Energien produzieren, ihren Strom auch an Abnehmer<br />

verkaufen, die dazu bereit sind, erneuerbare Energie<br />

auch außerhalb des REFIT-Modells zu erwerben.<br />

• Die Überwachung und Überprüfung liegt in der Verantwortlichkeit<br />

des SBO.<br />

Darüber hinaus wird in der zweiten Phase des REFIT-<br />

Modells eine <strong>Vorlage</strong> <strong>für</strong> eine standardisierte Stromerwerbsvereinbarung<br />

(PPA) bereitgestellt, die auf der mittelfristigen<br />

Stromerwerbsvereinbarung (MTPPP) von<br />

Eskom basiert. Die Bewilligung der Richtlinien von Phase<br />

2 wird <strong>für</strong> Ende Oktober 2009 erwartet.<br />

Obwohl die REFIT-Richtlinien veröffentlicht wurden,<br />

gibt es immer noch einige Unklarheiten hinsichtlich ihrer<br />

konkreten Umsetzung. Unter anderem ist noch die Frage<br />

SÜDAFRIKA | 276<br />

TABELLE 9: REFIT-VERGÜTUNGEN VOM JULI 2009<br />

Technologie<br />

PHASE 1<br />

Vergütung (R/kWh) Vergütung (€/kWh)<br />

Deponiegas 0.90 0.080<br />

Kleine Wasserkraft (unter 10 MW) 0.94 0.084<br />

Windenergie 1.25 0.111<br />

Concentrated Solar Power (CSP) mit Speicher<br />

PHASE 2 (zur öffentlichen Beratung vorgestellt)<br />

2.10 0.187<br />

Concentrated Solar Power (CSP) ohne Speicher 3.13 0.279<br />

Feste Biomasse 1.18 0.105<br />

Biogas 0.96 0.085<br />

PV-Anlagen (Freiflächen- oder Dachanlagen) 4.48 0.040<br />

Konzentratorzellen 5.48 0.488<br />

Solarturmkraftwerke 2.31 0.206<br />

Quelle: CAMSO 2009<br />

offen, wer die Netzanschlusskosten zu tragen hat und ob<br />

eine Kapazitätsbegrenzung festgesetzt wird, was die Menge<br />

der produzierten MW, die zu den günstigen REFTI-Tarifen<br />

verkauft werden können, begrenzen würde.<br />

Zulassung 58<br />

Die behördlichen Maßnahmen <strong>für</strong> ein typisches Projekt mit<br />

erneuerbaren Energien sind in die folgenden Arbeitsbereiche<br />

aufgeteilt, die nicht chronologisch bearbeitet werden,<br />

sondern sich bis zu einem gewissen Grad überschneiden:<br />

• Landnutzungsplanung<br />

• Umweltverträglichkeitsprüfung<br />

• Netzanschluss<br />

• Stromerwerbsvereinbarung (PPA)<br />

• Stromerzeugungslizenz<br />

Landnutzungsplanung: Sie ist nötig, um das Land zu<br />

erwerben oder zu leasen, auf dem das Kraftwerk gebaut<br />

wird. In Südafrika muss <strong>für</strong> die Unterteilung von<br />

Landparzellen und eine Veränderung in der Nutzung<br />

von Land eine Erlaubnis eingeholt werden. Die verantwortlichen<br />

Stellen <strong>für</strong> diese Angelegenheiten sind die<br />

Provinz- und Gemeindeverwaltungen in den jeweiligen<br />

Gebieten.<br />

Umweltverträglichkeitsprüfung: Jedes Kraftwerk zwi-<br />

58 Dieser Abschnitt bezieht sich auf die Process Map, die in dem Dokument<br />

D:EA&DP/<strong>GTZ</strong> Regional Regulatory Action Plan (D:EA&DP/<strong>GTZ</strong> 2009)<br />

enthalten ist und im Dezember 2009 auf der TERNA-Website (www.gtz.de/<br />

wind) veröffentlicht wird.


schen 10 MW und 20 MW, das mit erneuerbaren Energien<br />

arbeitet, benötigt nur eine einfache Prüfung (basic<br />

assessment). Kraftwerke mit einer Leistung über 20 MW<br />

(oder über 1 ha Größe) benötigen eine umfassende Prüfung<br />

über einen Environmental Impact Report (EIR).<br />

Viele Projekte unter 10 MW brauchen aufgrund besonderer<br />

baulicher oder betrieblicher Gegebenheiten ebenfalls<br />

eine einfache Prüfung. So macht etwa der Bau von<br />

Masten (wie sie zur Windmessung genutzt werden) eine<br />

einfache Prüfung nötig. Die verantwortliche Stelle, die<br />

<strong>für</strong> EIAs im Energiebereich zuständig ist, ist das DWEA.<br />

Detaillierte Informationen zum EIA-Prozess sind unter<br />

http://www.capegateway.gov.za/eng/directories/services/11537/10199<br />

oder unter http://www.eiatoolkit.ewt.<br />

org.za/ zu finden.<br />

Netzanschluss: Ein endgültiger formaler Prozess <strong>für</strong> den<br />

Netzanschluss erneuerbarer Energien wurde bisher von<br />

Eskom noch nicht definiert. Momentan wird dieser Prozess<br />

vom Eskom-Kundenservice ausgearbeitet.<br />

Unter den aktuellen Bedingungen muss ein Netzanschluss<br />

bei dem Betreiber des Verteilernetzes beantragt<br />

werden. Betreiber kann dabei Eskom oder eine der 187<br />

Gemeinden sein, je nachdem, wo das geplante Projekt sich<br />

befindet. Zur allgemeinen Orientierung sollte man bei der<br />

Beantragung eines Anschlusses bei Eskom folgendermaßen<br />

vorgehen:<br />

• Projektkonzept: Ausarbeitung eines Konzepts <strong>für</strong> das<br />

Projekt, Identifizierung eines potenziellen Aufstellungsortes<br />

<strong>für</strong> das Kraftwerk <strong>für</strong> erneuerbare Energien,<br />

geeigneter Energieressourcen, Kraftwerkstypen und<br />

Kostenvoranschlag <strong>für</strong> das Kraftwerk<br />

• Embedded Generation Application: Der Entwickler<br />

stellt dem Betreiber des Verteilernetzwerks Informationen<br />

über die Größe des Kraftwerks, die Energieressource<br />

und über den Ort zur Verfügung. Nach Erhalt<br />

des Antrags führt Eskom eine Vorstudie des Systems<br />

durch. Identifizierung von Netzwerkoptionen <strong>für</strong> den<br />

Anschluss und Kostenvoranschläge <strong>für</strong> jede Option.<br />

• Feasibility Quotation: Der Entwickler erhält eine Zusammenfassung<br />

der Kosten in Form einer Feasibility Quotation,<br />

die im Business-Planungsprozess des Entwicklers<br />

SÜDAFRIKA |<br />

277<br />

entsprechend berücksichtigt werden sollte. In der Regel<br />

entspricht die Kostenaufstellung von Eskom nur 65 %<br />

der tatsächlichen Kosten, weil die konkrete Projektausführung<br />

noch nicht genau ermittelt wurde. Der Entwickler<br />

muss das Angebot formal annehmen und kann dazu<br />

aufgefordert werden, eine Bereitstellungsprovision zu<br />

zahlen, um den nächsten Schritt gehen zu können.<br />

• Business Quote: Nachdem die Feasibility Quotation<br />

angenommen wurde, werden weitere Studien (die der<br />

Entwickler zahlt) durchgeführt, um die konkrete Ausführung<br />

des Netzanschlusses zu ermitteln. Dann wird<br />

ein Businessangebot (Business Quote) vorgelegt. Wenn<br />

dieses Angebot angenommen wird, kann der Bau-,<br />

Test- und Inbetriebnahmeprozess starten (sofern alle<br />

anderen nötigen Genehmigungen eingeholt wurden).<br />

Power Purchase Agreement (PPA): Das PPA (Stromhandelsabkommen)<br />

muss mit der Renewable Energy<br />

Purchasing Agency (REPA) abgeschlossen werden, welche<br />

momentan das Single Buyer Office von Eskom ist. Dabei<br />

gibt es kein Standardverfahren. Ein Entwurf <strong>für</strong> eine PPA<br />

<strong>für</strong> erneuerbare Energie wurde von NERSA im Rahmen<br />

von REFIT Phase 2 veröffentlicht (siehe oben) und wird<br />

NERSA zufolge im letzten Quartal 2009 fertig gestellt.<br />

Das Hauptproblem beim Abschluss einer PPA liegt darin,<br />

dass derzeit noch nicht geklärt ist, ob man zunächst eine<br />

Stromerzeugungslizenz braucht und dann eine PPA oder<br />

umgekehrt. Aufgrund dieser Unsicherheit, die sich auch<br />

auf den Netzwerkanschluss auswirkt, wird erwartet, dass<br />

sich in der Praxis eine Art interaktiver Prozess zwischen<br />

PPA, Stromerzeugunslizenz und Netzanschluss einpendeln<br />

wird. Konkret heißt das, dass Entwickler parallel mit<br />

Eskom (über PPA und Netzzugang) und NERSA (über<br />

eine Stromerzeugungslizenz) verhandeln müssen.<br />

Stromerzeugungslizenz: Die Voraussetzungen und Abläufe<br />

des Lizensierungsprozesses werden vom National<br />

Energy Regulator of South Africa (NERSA) definiert,<br />

der <strong>für</strong> neue Akteure auf dem Markt der wichtigste<br />

Ansprechpartner ist, weil er allen neuen Produzenten<br />

Lizenzen ausstellt. NERSA vermittelt auch bei Konflikten<br />

zwischen Stromversorgern und deren Kunden so


wie zwischen verschiedenen Versorgern untereinander<br />

(insbesondere in Bezug auf Konflikte in Bezug auf Vertriebsgebiete).<br />

Die Lizenzierung ist besonders <strong>für</strong> eine<br />

frühe Inbetriebnahme von Projekten mit erneuerbaren<br />

Energien sehr wichtig und soll möglichst schnell angegangen<br />

werden. Das Verfahren zur Beantragung einer<br />

Stromerzeugungslizenz bei NERSA wird im Electricity<br />

Regulation Act beschrieben. Der erste Schritt ist die<br />

Anmeldung bei NERSA. Diese Anmeldung muss alle<br />

nötigen Informationen enthalten, die NERSA braucht,<br />

um eine fundierte Entscheidung zu treffen.<br />

Nach Erhalt eines Antrages verfügt NERSA über das Vorrecht,<br />

den Lizenzantrag zur öffentlichen Kommentierung<br />

zugänglich zu machen. In solch einem Falle muss die Behörde<br />

den Antragsteller über alle Einwände informieren<br />

und ihm erlauben, darauf zu reagieren.<br />

Eine Entscheidung ist dann innerhalb von 120 Tagen<br />

nach Ablauf der Frist zur öffentlichen Kommentierung<br />

oder 120 nach Erhalt der entsprechenden Reaktionen<br />

des Antragstellers zu fällen. Die Behörde ist dann verpflichtet,<br />

dem Antragsteller eine Kopie der Entscheidung<br />

inklusive einer entsprechenden Begründung zu<br />

übermitteln.<br />

Abbildung 4 gibt einen Überblick über die Struktur und<br />

die Abläufe der REFIT.<br />

Clean Development Mechanism<br />

ABBILDUNG 4:<br />

STRUKTUR UND ABLÄUFE DER REFIT<br />

Energie-Erzeuger<br />

(aus erneuerbaren Quellen)<br />

Quelle: NERSA 2009<br />

Kunden<br />

Lizenz zur Stromerzeugung<br />

Berichterstattung über Leistung<br />

PPA<br />

Geld<br />

Geld<br />

SÜDAFRIKA | 278<br />

Die südafrikanische Regierung ratifizierte im August<br />

1997 die Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen<br />

und im März 2002 das Kyoto-Protokoll. Die nationale<br />

Aufsichtsbehörde (DNA) von Südafrika sitzt im<br />

Department of Energy und operiert seit Dezember 2004.<br />

Im Juli 2009 hatte die südafrikanische DNA 135 CDM-<br />

Projekte in ihrem Portfolio. 15 Projekte sind bereits vom<br />

CDM Executive Board zugelassen, 13 weitere Projekte<br />

befinden sich momentan im Zulassungsverfahren.<br />

Tabelle 10 zeigt die angemeldeten CDM Projekte in Südafrika<br />

von 2007 bis August 2009.<br />

Die Website der südafrikanischen DNA59 stellt jeden<br />

Monat eine aktualisierte Liste ihres CDM-Portfolios zur<br />

Verfügung, auf der auch Details zu den Projekten aufgeführt<br />

sind. 29 Projekte haben der DNA erfolgreich ein<br />

Project Design Document (PDD) und 96 eine Project<br />

Idea Note (PIN) vorgelegt. Die Liste (vom 13. Juli 2009)<br />

führt 6 Windkraftprojekte mit ihrer von der DNA bewilligten<br />

PIN auf (siehe Tabelle 11).<br />

2003 hat die UNIDO ein CDM-Investoren-Handbuch entwickelt,<br />

welches Be<strong>für</strong>wortern und potenziellen Investoren<br />

von CDM-Projekten zuverlässige und regelmäßig aktuali-<br />

Strom<br />

59 DME 2009<br />

NERSA<br />

Berichterstattung<br />

über die Leistung und die<br />

Gesamtkosten von REFIT<br />

REPA


sierte Informationsquellen zu den Möglichkeiten von CDM<br />

im Energie- und Industriesektor in Südafrika nennt. 60<br />

Aktivitäten internationaler Geber<br />

Die Danish International Development Agency (DA-<br />

NIDA) war in der Vergangenheit der aktivste internationale<br />

Geber im Energiesektor. Über das Projekt zum<br />

Aufbau von Kapazitäten im Bereich Energieeffizienz<br />

und erneuerbare Energie (Capacity Building in Energy<br />

Efficiency and Renewable Energy <strong>–</strong> CaBEERE), das<br />

60 UNIDO 2003<br />

SÜDAFRIKA | 279<br />

zwischen 2002 und 2005 durchgeführt wurde 61 , bot sie<br />

Unterstützung bei der Formulierung von Richtlinien<br />

(etwa beim Weißbuch <strong>für</strong> erneuerbare Energien), bei<br />

wirtschaftlichen und technischen Einschätzungen sowie<br />

bei der Finanzierung von Demonstrationsprojekten<br />

(zum Beispiel der Darling Wind Farm) an.<br />

Seit April 2008 führt die Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Technische<br />

Zusammenarbeit (<strong>GTZ</strong>) drei Projekte im Energiebereich<br />

in Südafrika durch 62 :<br />

Ein Projekt wird vom Deutschen Bundesministerium<br />

TABELLE 10:<br />

ANGEMELDETE CDM-PROJEKTE IN SÜDAFRIKA VON 2007 BIS 2009<br />

Projekt Ort Typ Größe IRR (%) Jährliche<br />

Einsparungen<br />

[tCO ² eq]<br />

Omnia Fertilizer<br />

Ltd.: Projekt zur<br />

Reduktion von N2O<br />

Tugela Mill: Projekt<br />

zum Kraftstoffaustausch<br />

EnviroServ<br />

Chloorkop: Projekt<br />

zu Deponiegasgewinnung<br />

Sasol: Projekt zur<br />

Minderung von N2O<br />

Mondi Richards Bay:<br />

Biomasseprojekt<br />

Transalloys Manganese<br />

Alloy Smelter:<br />

Energieeffizienzprojekt<br />

Projekt zur katalytischen<br />

Reduktion<br />

von N2O-Emissionen<br />

mit einem zusätzlichen<br />

Katalysator<br />

Schwefelsäurefabrik<br />

Nr. 11 bei AEL: Projekt<br />

zu Minderung<br />

von N2O<br />

Kanhym Farm: Projekt<br />

Dung zu Energie<br />

Durban: Deponiegas-<br />

Projekt Bisasar<br />

Road<br />

Quelle: UNDP RISØ<br />

61 DME 2009<br />

62 <strong>GTZ</strong> 2009<br />

DOE Datum der<br />

Registrierung<br />

Free State N 2 O N / A N / A 473 DNV 03.05.07<br />

KwaZulu-<br />

Natal<br />

Biomass<br />

energy<br />

Gauteng Landfill<br />

gas<br />

Free state &<br />

Mpumalanga<br />

KwaZulu-<br />

Natal<br />

22 MWth N / A 56 DNV 12.02.07<br />

N / A 26.2 188 DNV 27.04.07<br />

N 2 O N / A 87.7 960 DNV 25.05.07<br />

Biomass<br />

energy<br />

N / A 17 <strong>–</strong> 20 185 SGS 20.05.07<br />

Gauteng EE industry N / A 12 55 DNV 19.10.07<br />

Gauteng N 2 O N / A N / A 117 TÜV-SÜD 5.11.07<br />

Gauteng N 2 O N / A N / A 265 TÜV-SÜD 8.02.08<br />

Mpumalanga Methane<br />

avoidance<br />

KwaZulu-<br />

Natal<br />

Landfill<br />

gas<br />

1 MW 20 33 DNV 18.07.08<br />

4 MW N / A 343 TÜV-SÜD 26.03.09


<strong>für</strong> Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziert<br />

und vom TERNA Wind Energy Programme der<br />

<strong>GTZ</strong> in Zusammenarbeit mit der Westkap-Institution<br />

DEA&DP (Department of Environmental Affairs and<br />

Development Planning) und Eskom durchgeführt. Es<br />

zielt darauf ab, DEA&DP in punkto Verbesserung der<br />

politischen Rahmenbedingungen, Durchführung einer<br />

Netzstudie, Umsetzung mehrerer Maßnahmen zum<br />

Aufbau von Kapazitäten und Einrichtung eines Clusters<br />

<strong>für</strong> erneuerbare Energien zu beraten und auf diese Weise<br />

die Windenergie zu fördern.<br />

Das Basic Energy Climate Change and Adaptation Programme<br />

(BECCAP), das vom Deutschen Bundesministerium<br />

<strong>für</strong> Umwelt (BMU) finanziert wurde, fördert<br />

den Zugang zu modernen Energieformen in Haushalten<br />

und unterstützt den Central Energy Fund bei der<br />

Etablierung eines CO2-Markts (unter anderem durch die<br />

TABELLE 11:<br />

LISTE DER WINDKRAFTPROJEKTE MIT BEWILLIGTER PIN (STAND: 13. JULI 2009)<br />

Name des Projekts<br />

Kouga Wind farm /<br />

Pumped Storage<br />

Hydro<br />

100 MW West<br />

Coast Wind Farm<br />

Datum der<br />

Anmeldung<br />

SÜDAFRIKA | 280<br />

Analyse der Chancen des CDM-Programms <strong>für</strong> Energiesparmaßnahmen<br />

im Haushalt). Das BMZ-finanzierte<br />

Basic Energy Conservation Programm (ProBEC) ist im<br />

gleichen Gebiet auf regionaler Ebene aktiv (SADC).<br />

Die Deutsche Kreditanstalt <strong>für</strong> Wiederaufbau (Kf W) finanziert<br />

die Installation von rund 30 000 SHS-Systemen<br />

in abgelegenen ländlichen Gebieten des Ostkaps mit einem<br />

Darlehen von 25,4 Mio. €. Darüber hinaus unterstützt<br />

es gemeinsam mit <strong>GTZ</strong> International Services die<br />

Stadt Johannesburg bei der Planung und Realisation eines<br />

öffentlichen Verkehrssystems, das auf einem Bus Rapid<br />

Transit (BRT) System beruht.<br />

Seit November 2008 konzentriert sich das Renewable<br />

Energy Market Transformation Project (REMT) auf den<br />

Abbau von Barrieren und die Senkung der Umsetzungskos-<br />

Projektbeschreibung Jährliche<br />

tCO ² e Einsparungen<br />

18.10.04 Ziel des Projektes ist die Stromerzeugung<br />

aus Windkraft und<br />

Staudämmen und die Versorgung<br />

des Umlandes.<br />

28.09.07 Das Projekt soll Strom aus<br />

Windkraft produzieren.<br />

Umoya Energy 13.02.09 Ziel des Projektes ist die Einrichtung<br />

neuer Windkrafteinrichtungen<br />

in den Parks Koperfontein<br />

346/25, Kerschbosch Dam 347/0<br />

und Coeratenberg 307/3 in der<br />

Nähe von Hopefield in Westkap.<br />

Nelson Mandela<br />

Bay Municipality<br />

Wind Power<br />

Project<br />

Khwe Khoa<br />

Langfontein Wind<br />

Energy Project<br />

Kerrifontein Wind<br />

Farm Project<br />

Quelle: DME 2009<br />

07.04.09 Das Projekt wird versuchen,<br />

60 MW Strom <strong>für</strong> die NMBM zu<br />

produzieren, der vom Projektentwickler<br />

jährlich an die Gemeinde<br />

verkauft wird. Dies wird die Abhängigkeit<br />

von Kohle zur Stromerzeugung<br />

beenden.<br />

08.04.09 Ziel des Projekts ist der Bau eines<br />

120-MW-Windparks in Westkap,<br />

etwa 10 km nordöstlich von Yzerfontein.<br />

17.04.09 Das Projekt will die technische<br />

Machbarkeit von Windenergie in<br />

Südafrika demonstrieren und ihre<br />

finanzielle Machbarkeit verbessern.<br />

Projektdauer <br />

Projektentwickler/<br />

-inhaber<br />

21 Genesis Eco<br />

Energy Pty Ltd<br />

21 Eskom<br />

Holdings Ltd<br />

21 Macquarie<br />

10 CEF Group<br />

56 795.38 10 CDM Africa<br />

223 000 10 WCACCESS


ten <strong>für</strong> Technologien mit erneuerbaren Energien. Darüber<br />

hinaus fördert es den Netzanschluss von Stromerzeugern,<br />

die mit erneuerbaren Energieressourcen arbeiten 63 . Das<br />

REMT ist ein von GEF/Weltbank finanziertes Projekt,<br />

das vom Department of Energy durchgeführt wird. Seine<br />

Schwerpunkte sind die Energieerzeugung aus erneuerbaren<br />

Energien (Renewable Energy Power Generation (REPG))<br />

und die Warmwasserbereitung aus Solarenergie. In beiden<br />

Bereichen wird das Projekt den Aufbau von Kapazitäten<br />

in den Bereichen Politik, Behörden und Institutionen auf<br />

nationaler Ebene unterstützen. Das Projekt wird von der<br />

Südafrikanischen Entwicklungsbank DBSA geleitet, die<br />

als ausführende Agentur des Department of Energy agiert.<br />

Um die Entwicklung von Windkraft in Südafrika über<br />

die 5,2 MW des Darling Windparks (siehe Abschnitt 1.6)<br />

hinaus anzuschieben, führt das DME Phase 1 des South<br />

African Wind Energy Programme (SAWEP) durch. Es<br />

handelt sich dabei um ein zweijähriges Projekt der technischen<br />

Zusammenarbeit, das vom UNDP finanziert<br />

wird und das im Februar 2008 begonnen hat. Eines der<br />

Projektziele ist es, die Entwicklung weiterer 45 MW aus<br />

Windkraft vorzubereiten, die von Privatunternehmen<br />

produziert werden sollen.<br />

• Zu den derzeitigen Aktitvitäten des SAWEP gehören<br />

die folgenden Maßnahmen:<br />

• Unterstützung und Ausbau von Kapazitäten <strong>für</strong> die<br />

South African Wind Energy Association<br />

• Aktivierung des Green Power Guarantee Scheme <strong>für</strong><br />

Kapstadt<br />

• Unterstützung bei der Entwicklung des Renewable<br />

Energy Sectoral Business Case<br />

• Beurteilung von Windressourcen an Orten, <strong>für</strong> die<br />

ein verbesserter und akkuraterer Windatlas produziert<br />

werden soll<br />

• Untersuchungen zu einer möglichen Entwicklung einer<br />

Windkraftindustrie in Südafrika.<br />

63 DBSA 2008<br />

SÜDAFRIKA |<br />

281<br />

12.6 Marktpotenzial <strong>für</strong> Windenergie<br />

Windenergiepotenziale<br />

In der Vergangenheit wurde eine Reihe von Studien zu<br />

Windessourcen in Hochlagen durchgeführt, unter anderem<br />

die Studie von Roseanne Diab aus dem Jahr 1995 und<br />

die Studie der South African Renewable Energy Resource<br />

Database (SARERD) von 2001, die von DME/Eskom/<br />

CSIR erstellt wurde 64 . Alle diese Studien beruhten auf<br />

Daten von meteorologischen Stationen, die in 10 m Höhe<br />

gemessen wurden und (im Fall von SARERD) mit Hilfe<br />

spezieller Softwareprogramme <strong>für</strong> die umliegenden Gebiete<br />

<strong>hoch</strong>gerechnet wurden. Die daraus hervorgegangenen<br />

Daten zu den Windverhältnissen in Südafrika sind<br />

daher nicht sehr zuverlässig.<br />

Den Studien zufolge kann das Windenergiepotenzial<br />

insbesondere am langen Küstenstreifen und an den Steilhängen<br />

im Landesinneren als sehr gut klassifiziert werden.<br />

Die Provinzen mit dem höchsten Windenergiepotenzial<br />

sind Westkap, Nordkap, Ostkap und KwaZulu-Natal. Die<br />

durchschnittliche Jahreswindgeschwindigkeit in 10 m<br />

Höhe liegt bei geschätzten 6 m/s (http://www.crses.sun.<br />

ac.za/pdfs/Hagemann.pdf ).<br />

2003 schätzte ein Team zur Formulierung der Strategie<br />

<strong>für</strong> erneuerbare Energien des DME das Windenergiepotenzial<br />

insgesamt auf 60 TWh pro Jahr. Bei der Schätzung<br />

des verfügbaren Areals wurde von einem konservativen<br />

Ansatz ausgegangen, nach dem von den 410 000 km2, die<br />

Windgeschwindigkeiten von mehr als 6,5 m/s aufweisen,<br />

nur 1 174 km2 <strong>für</strong> Windparks genutzt werden könnten.<br />

In den von Windparks genutzten Bereichen würden die<br />

Windräder selbst nur etwa 1 bis 2% der Fläche benötigen,<br />

was etwa 0,003% des gesamten Ressourcengebietes<br />

entspricht, der Boden unter und um die Turbinen herum<br />

könnte weiterhin landwirtschaftlich genutzt werden 65 .<br />

In Westkap wurden die in Tabelle 8 aufgeführten Windressourcengebiete<br />

identifiziert, sie zeigen, dass es ein größeres<br />

Gebiet mit sehr guten Windgeschwindigkeiten von<br />

über 8 m/s gibt.<br />

Seit diesen frühen Studien, die von Wetterstationen stammen,<br />

sind <strong>hoch</strong>moderne Messungen von privaten Unter-<br />

64 See http://www.sabregen.co.za/.<br />

Die Daten der Studie sind nur teilweise zugänglich.<br />

65 SECCP 2006


TABELLE 12:<br />

WINDPOTENZIAL IN WESTKAP NACH KATEGORIEN<br />

Kategorie Durchschnittliche Jahreswindgeschwindigkeit<br />

in einer Höhe von<br />

70 m (ms-1)<br />

nehmen durchgeführt worden, die jedoch nicht öffentlich<br />

zugänglich sind. Um diese Lücke zu schließen, hat das von<br />

der GEF finanzierte South African Wind Energy Programme<br />

mit Hilfe der Technischen Universität Dänemark<br />

(RISØ) damit begonnen, einen Mesoskala-Windatlas zu<br />

erstellen, der auf Computersimulationen beruht und von<br />

realen Windmessungen an strategisch relevanten Standorten<br />

kalibriert wird. Das Projekt ist im November 2008<br />

gestartet und soll im Dezember 2012 abgeschlossen werden.<br />

Die Daten werden schrittweise auf einer noch einzurichtenden<br />

Internetseite veröffentlicht werden. Sobald das<br />

Projekt abgeschlossen ist, wird der Windatlas öffentlich<br />

zugänglich sein.<br />

2009 führte das Department of Environmental Affairs and<br />

Development Planning (DEA & DP) des Westkap zusammen<br />

mit dem TERNA Wind Energy Programme der <strong>GTZ</strong><br />

und Eskom eine technische Studie durch. Diese hatte unter<br />

anderem das Ziel, die Auswirkungen des Anschlusses von<br />

Windkraftwerken an das Übertragungsnetz zu analysieren.<br />

Die vorläufigen Ergebnisse der Studie zeigen, dass mindestens<br />

2 800 MW aus Windkraft in das bestehende Übertragungsnetz<br />

integriert werden können. Mit sehr guten Windverhältnissen<br />

und ausreichend Backup-Kapazität, die von<br />

den bereits existierenden gasgefeuerten Kraftwerken bereitgestellt<br />

wird, macht das die Provinz zu einem perfekten Ort<br />

<strong>für</strong> die groß angelegte Nutzung von Windenergie 66 .<br />

Rahmenbedingungen <strong>für</strong> Windenergie<br />

Ziele<br />

Im Weißbuch <strong>für</strong> erneuerbare Energien von 2003 zielt<br />

die südafrikanische Regierung darauf ab, bis 2013<br />

10 000 GWh aus erneuerbaren Energien zum Endenergieverbrauch<br />

beizusteuern.<br />

66 Die Studie wurde von DlgSILENT durchgeführt. Ein Abschlussbericht wird im<br />

November 2009 auf der TERNA Website (www.gtz.de/wind) veröffentlicht.<br />

SÜDAFRIKA | 282<br />

Die südafrikanische Regierung plant in diesem Weißbuch,<br />

bis März 2010 landesweit 100 MW aus Windparks<br />

zu implementieren, die später auf 200 MW erweitert werden<br />

sollen 67 . Der Stromversorger Eskom hat jedoch nach<br />

Beedingung der Ausschreibung die Vergabe der Zuschläge<br />

verzögert. Die Regierung plant, innerhalb der nächsten<br />

drei Jahre 400 MW aus Windkraftanlagen von IPPS zu<br />

beziehen 68 . Allerdings handelt es sich bei diesen Zahlen<br />

nicht um offizielle und verbindliche Ziele.<br />

Zulassungsverfahren<br />

Bisher gibt es kein spezifisches Zulassungsverfahren <strong>für</strong><br />

Windkraftprojekte, das heißt, es gelten die Richtlinien<br />

von Kapitel 1.5.<br />

Pläne zum Netzausbau<br />

Im Rahmen des Ausbauprogramms, das bis 2026 läuft,<br />

hat Eskom mit der Verstärkung des Übertragungsnetzes<br />

begonnen, um die steigende Nachfrage nach Strom zu befriedigen.<br />

Der Ausbau des Übertragungsnetzes in Richtung<br />

Kap läuft bereits seit einiger Zeit. Seit 2002 wird<br />

der Teil des Systems, der nördlich des Hydra-Segments<br />

liegt und wo die Leitungen in das Hydra-Umspannwerk<br />

in De Aar im Zentrum von Südafrika münden, verstärkt.<br />

Momentan wird am Teil des Systems, der südlich von Hydra<br />

liegt, und am Netz des Südkaps gearbeitet. Auf dem<br />

Hauptkorridor zwischen Free State und Westkap werden<br />

derzeit 400-kV-Kondensatorblöcke installiert. Mitte<br />

2007 sollen all diese Arbeiten abgeschlossen sein. Weitere<br />

Aktivitäten zur Verringerung der Verluste und Erhöhung<br />

der Übertragungskapazität sind bereits im Gange.<br />

Die nächste Phase umfasst das Cape-Project, das den Bau<br />

von zusätzlichen 1 450 km an 765-kV-Leitungen umfasst,<br />

67 DME 2009<br />

68 WWEA 2009<br />

Landfläche (km2) Landfläche (%)<br />

Orte mit hohem Potenzial 8 ms-1 und mehr 3 820 km2 4 %<br />

Orte mit mittlerem Potenzial zwischen 6 ms-1 und 8 ms-1 19 452 km2 23 %<br />

Orte mit niedrigem Potenzial unter 6 ms-1 62 250 km2 73 %<br />

Quelle: D:ME&DP / <strong>GTZ</strong> 2009


um das bestehende System zu verstärken. Die Leitung<br />

verläuft von Zeus in Mpumalanga zum neuen Omega-<br />

Umspannwerk in Kapstadt und kostet 6,3 Mrd. R. Dem<br />

aktuellen Terminplan zufolge soll die geplante Infrastruktur<br />

bis 2010 in Betrieb sein.<br />

Über die unmittelbaren Pläne zur Infrastruktur des Übertragungsnetzes<br />

hinaus werden verschiedene Optionen in<br />

Erwägung gezogen, das Übertragungsnetz durch 765-kV-<br />

Verstärkungen und die Einführung von Hochspannungs-<br />

Gleichstrom im Netzwerk des Kaps weiter auszubauen. Für<br />

Pläne muss jedoch ein integrierter Ansatz entwickelt werden,<br />

der mögliche neue Optionen zur Stromerzeugung <strong>für</strong><br />

die Netzwerke des Kaps berücksichtigt. Andere Projekte<br />

Eskoms zur Verstärkung des Übertragungsnetzes sind:<br />

• Platinum Basin: Der Ausbau umfasst die Entwicklung<br />

einer neuen Übertragungsleitung und drei neuer Umspannwerke<br />

in in Brits, Steelpoort and Rustenburg. Der<br />

Bau der Apollo-Dinaledi-Leitung ist im Gange.<br />

• Ostkap (südliches Netz): Das Projekt umfasst den Bau<br />

einer neuen 407 km langen 400-kV-Leitung zwischen<br />

den Umspannwerken Beta und Delphi, eine Erweiterung<br />

bis zum Grassridge-Umspannwerk und die Installation<br />

eines zusätzlichen 400/132 kV, 500-MVA-<br />

Transformators.<br />

• Vaal-Dreieck: Das Projekt soll die Backup-Versorgung<br />

mit Hilfe einer optimalen technischen und wirtschaftlichen<br />

Lösung <strong>für</strong> die Probleme im Bereich des Vaal-<br />

Dreiecks verbessern.<br />

• KwaZulu-Natal: Die Erweiterungen, die 2007 bewilligt<br />

werden sollten, umfassen den Bau einer 200 km langen<br />

765-kV-Leitung mit 400 kV zwischen dem Majuba-<br />

Kraftwerk und dem Umfolozi-Umspannwerk.<br />

• Johannesburg Nord: Der Bau des Umspannwerkes ist<br />

TABELLE 13:<br />

LISTE DER WINDKRAFTPARKS, DIE IN SÜDAFRIKA IN BETRIEB SIND<br />

Name Turbine Arbeitsleistung<br />

Darling unabhängiger<br />

Stromproduzent<br />

Klipheuwel Demonstations-Windpark<br />

Quelle: AFRIWEA 2009<br />

* DME 2005<br />

SÜDAFRIKA | 283<br />

abgeschlossen. Das Werk speist 400 kV in das Netz<br />

ein und verstärkt so das Netzwerk, das die Region versorgt<br />

69 .<br />

Derzeitige Nutzung von<br />

Windenergie und geplante Projekte<br />

2009 beträgt die installierte Leistung aus Windenergie<br />

8,4 MW (Stand: Ende 2008) 70 . Südafrika befindet sich<br />

momentan immer noch in einer Pilot- oder Demonstrationsphase<br />

und hat zwei Projekte umgesetzt, die in Tabelle<br />

13 aufgeführt sind.<br />

Im Juni 2000 sprach sich der Minister <strong>für</strong> Bodenschätze<br />

und Energie da<strong>für</strong> aus, den Darling Windpark zu einem<br />

nationalen Demonstrationsprojekt zu erklären.<br />

Das Wissen, die Erfahrungen und die Erkenntnisse, die<br />

im Darling Windpark durch »learning by doing« gesammelt<br />

werden, sollen dazu beitragen, neue oder ungewöhnliche<br />

Ansätze im Bereich erneuerbare Energien<br />

voranzubringen und Energie- und Umweltprobleme<br />

zu erkennen. Außerdem dient der Windpark der Öffentlichkeit<br />

als Vorbild zur Nachahmung. Nach verschiedenen<br />

Verzögerungen, die von technischen und<br />

administrativen Problemen verursacht wurden, wurde<br />

der Darling Windpark Ende 2007 als erster unabhängiger<br />

Stromproduzent auf Basis von Windkraft auf dem<br />

gesamten Kontinent in Betrieb genommen. Es ist geplant,<br />

den Windpark auf 13 MW und darüber hinaus<br />

auszubauen.<br />

Nach diesem eher langsamen Start <strong>für</strong> Windkraft ist<br />

das Interesse einheimischer und internationaler Projektentwickler<br />

in den letzten zwei Jahren beträchtlich<br />

gewachsen 71 . Nach der Veröffentlichung der REFIT-<br />

Richtlinien durch NERSA steigerte sich dieses zu einem<br />

69 ESKOM 2007<br />

70 WWEA 2009<br />

71 Eskom 2009<br />

Datum der Inbetriebnahme<br />

Finanzierung<br />

(Millionen R)<br />

Betreiber<br />

4 x 1.3 MW Fuhrländer 5.2 MW 2007 70 Darling IPP<br />

(DARLIPP)<br />

2 x Vestas, 1 Jeumont 3.2 MW 2002 42 Eskom


»Wind Rush« und führte dazu, dass Netzanschlussanträge<br />

<strong>für</strong> 3 800 MW allein in Westkap und geschätzten<br />

5 400 im gesamten Land gestellt wurden (Daten von<br />

Juli 2009). In Abbildung 5 sind die Regionen, in denen<br />

aktuell Windkraftprojekte entwickelt werden, markiert.<br />

Geschäftsklima<br />

Marktakteure<br />

Unter den »Windsuchern« gibt es auch einige erfahrene<br />

einheimische und internationale Projektentwickler, die<br />

im Land aktiv sind (siehe dazu »Entwicklung des Privaten<br />

Sektors« unten).<br />

Rechtliche Bedingungen<br />

Bisher haben fehlende Rahmenbedingungen, billiger<br />

Strom und fehlende Fördermaßnahmen die Entwicklung<br />

von Projekten verhindert. Mit Einführung der REFIT-<br />

Tarife wird sich dies allerdings ändern, da sie weit bessere<br />

Anreize <strong>für</strong> Windkraft bieten als das deutsche EEG (Erneuerbare<br />

Energien-Gesetz).<br />

Entwicklung des Privaten Sektors<br />

Aufgrund des hohen Niveaus seiner Maschinenbauindustrie<br />

ist Südafrika prinzipiell in der Lage, nahezu alle Komponenten<br />

eines Windkraftwerks herzustellen. Südafrika<br />

ABBILDUNG 5:<br />

SÜDAFRIKA<br />

Quelle: ESKOM 2009<br />

Northern Cape<br />

Western Cape<br />

Waldgebiete<br />

Eastern Cape<br />

SÜDAFRIKA | 284<br />

hofft daher, einen Durchbruch in der technologischen<br />

Entwicklung von Windkraft machen zu können.<br />

Die wichtigsten einheimischen Hersteller sind:<br />

• Kestrel 72 ist der einzige Hersteller von kleinen Windturbinen<br />

in Südafrika. Kestrel produziert und verkauft<br />

Kestrel-Eveready Produkte in seiner Fertigungsstätte<br />

in Port Elizabeth. Kestrel hat Vertriebspartner in ganz<br />

Südafrika und der ganzen Welt.<br />

• Palmtree Power/Adventure Power 73 ist ein einheimischer<br />

Hersteller mit Sitz in Nelspruit und Produktionsstätten<br />

in der Nähe von Pretoria, wo getriebelose<br />

300-kW-Windräder hergestellt werden. Das Unternehmen<br />

hat das Ziel, die Leistung in den nächsten zwei Jahren<br />

auf 1,5 MW zu steigern. Sein erstes Pilotkraftwerk<br />

ist in Mosambik in der Nähe von Maputo in Betrieb.<br />

• Isivunguvungu Wind Energy Converter (I_WEC) 74<br />

plant die Einrichtung einer Produktionsstätte <strong>für</strong><br />

2,5-MW-Windräder in der Nähe von Kapstadt.<br />

Ein Beweis <strong>für</strong> die Möglichkeit, die Komponenten im<br />

Land herzustellen, ist die Tatsache, dass die beiden Windkraftprojekte<br />

in Klipheuwel und Darling im Land produziert<br />

wurden.<br />

Personelle Ressourcen und Ausbildung<br />

Der experimentelle Windpark in Klipheuwel (2002) an<br />

der Westküste nahe Kapstadt gehört der Ressourcen- und<br />

Strategieabteilung von Eskom. Der Bau und die laufende<br />

Forschung wird von Eskom Enterprises TSI (International<br />

Technology Services) koordiniert. Während der<br />

drei Jahre andauernden Forschungsphase wurden die<br />

Turbinen von der Stromerzeugungsabteilung von Eskom<br />

betrieben und gewartet. Dieses Demonstrationsprojekt<br />

zielte darauf ab, die lokalen Mitarbeiter zu schulen.<br />

Zusätzlich zum Know-how von Eskom, die im Laufe des<br />

Demonstrationsprojektes gesammelt wurde, gibt es verschiedene<br />

Forschungsinstitute an Universitäten, die mit<br />

Schwerpunkt erneuerbare Energien arbeiten.<br />

Das Centre for Renewable and Sustainable Energy Studies<br />

(CRSES) an der Stellenbosch University 75 ist die<br />

nationale Schnittstelle <strong>für</strong> erneuerbare Energien, die aus<br />

einer Regierungsinitiative zur Bündelung der Forschung<br />

zu erneuerbaren Energien in einer einzigen Institution, an<br />

72 www.kestrelwind.co.za/<br />

73 http://www.okhela.com/serv_wind.htm<br />

74 http://i-wec.com/<br />

75 http://academic.sun.ac.za/crses/


die verschiedene weitere Institutionen angeschlossen sind,<br />

entstand. Der Schwerpunkt von CRSES liegt im Bereich<br />

Technik mit speziellen Kursen zum Thema Windkraft.<br />

Das Energy Research Centre (ERC) (Energieforschungszentrum)<br />

der Universität Kapstadt 76 hat seinen Schwerpunkt<br />

auf politikorientierten Wirtschaftsmodellen <strong>für</strong> auf<br />

Energie- und Klimafragen.<br />

Weitere Programme existieren auch an verschiedenen anderen<br />

Universitäten, z. B. ist die Universität Johannesburg<br />

weltweit führend in der Forschung zu Dünnschicht-PV-<br />

Technologien.<br />

Somit hat Südafrika das notwendige Know-how, um die<br />

nötigen Anlagenkomponenten zu betreiben und von<br />

Anfang an zu unterhalten. Diese Basis wird mit zunehmender<br />

Nutzung von erneuerbaren Energien jedoch noch<br />

weiter ausgebaut werden müssen.<br />

Finanzierungsmöglichkeiten<br />

Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten zur Finanzierung<br />

von Windkraftprojekten in Südafrika. So vergibt etwa das<br />

Renewable Energy Finance and Subsidy Office (REFSO)<br />

Subventionen <strong>für</strong> erneuerbare Energien 77 . Darüber hinaus<br />

gibt es <strong>für</strong> ausländische Unternehmen die Möglichkeit,<br />

Joint Ventures mit südafrikanischen Windparkentwicklern<br />

zum Bau von Windparks einzugehen, wie es<br />

beispielsweise das irische Unternehmen Mainstream Renewable<br />

Power getan hat.<br />

Außerdem gibt es Finanzierungsmöglichkeiten über die<br />

Energy Development Corporation (EDC) des Central<br />

Energy Fund (siehe Kapitel 1.3) und über die Südafrikanische<br />

Entwicklungsbank DBSA.<br />

Entwicklungsdarlehen <strong>für</strong> die Anfangsphasen eines Projektes<br />

sind über das Renewable Energy Market Transformation<br />

Project (REMT), das in Kapitel 1.3 beschrieben<br />

wird, und die Industrial Development Corporation<br />

(IDC) erhältlich. Die IDC ist eine selbstfinanzierte<br />

nationale Institution <strong>für</strong> Entwicklungsfinanzierung, die<br />

Unternehmertum durch den Aufbau wettbewerbsfähiger<br />

Industrien und Unternehmen fördern will, die auf soliden<br />

Geschäftsprinzipien beruhen. Obwohl der Energiebe-<br />

76 http://www.erc.uct.ac.za/<br />

77 DME 2006<br />

SÜDAFRIKA |<br />

285<br />

reich kein traditioneller Schwerpunkt der IDC ist, steigt<br />

das Interesse an diesem Bereich. Darüber hinaus gibt es<br />

auch bei südafrikanischen Privatbanken (z. B. Investec,<br />

Macquarie) die Überlegung, sich auf dem Windkraftmarkt<br />

zu engagieren.<br />

Hemmnisse<br />

Es gibt Hemmnisse, die insbesondere auf die ungeklärte<br />

Situation zur Umsetzung des REFIT-Programms zurückzuführen<br />

sind. Unter anderem stellt sich die Frage, wer die<br />

Kosten <strong>für</strong> den Netzanschluss zu zahlen hat und ob ein<br />

bestimmtes Limit <strong>für</strong> die Kapazität eingeführt wird, das<br />

die Menge an MW, die von den vorgeschlagenen Vergütungen<br />

profitieren können, begrenzen würde (was nicht<br />

zuletzt auch ein langes und kostspieliges Qualifikationsnprozedere<br />

mich sich brächte). Außerdem gibt es keine<br />

konkreten und einheitlichen Richtlinien <strong>für</strong> den gesamten<br />

Zulassungsprozess, was ebenfalls zu Unsicherheiten<br />

unter den Projektentwicklern und Investoren führt.


12.7 Adressen und Kontaktdaten<br />

Department of Energy<br />

Private Bag X59<br />

Pretoria 0001<br />

Tel.: +27 (12) 317 80 00<br />

Fax: +27 (12) 322 34 16<br />

Internet: www.dme.gov.za<br />

National Energy Regulator<br />

of South Africa (NERSA)<br />

P.O. Box 40343<br />

Arcadia 0007<br />

Tel.: +27 (12) 401 46 00<br />

Fax: +27 (12) 401 47 00<br />

E-mail: info@nersa.org.za<br />

Internet: www.nersa.org.za<br />

African Wind Energy Association (AfriWEA)<br />

P.O. Box 313<br />

Darling 7345<br />

Tel./Fax: +27 (22) 492 30 95<br />

E-mail: office@afriwea.org<br />

Internet: www.afriwea.org<br />

South African National<br />

Energy Association (SANEA)<br />

P.O. Box 868<br />

Ferndale 2160<br />

Tel.: +27 (11) 789 13 84<br />

Fax: +27 (11) 789 13 85<br />

Internet: www.sanea.org.za<br />

Energy Research Centre<br />

University of Cape Town<br />

Private Bag<br />

Rondebusch 7701<br />

Tel.: +27 (21) 650 32 30<br />

Fax: +27 (21) 650 28 30<br />

E-mail: erc@ebt.uct.ac.za<br />

Internet: www.erc.uct.ac.za<br />

ESKOM<br />

Megawatt Park<br />

P.O. Box 1091<br />

Johannesburg 2001<br />

Tel.: +27 (11) 800 81 11<br />

Fax: +27 (11) 800 43 38<br />

E-mail: paia@eskom.co.za<br />

Internet: www.eskom.co.za<br />

Central Energy Fund (CEF)<br />

P.O. Box 786141<br />

Sandton 2146<br />

Tel.: +27 (11) 280 03 00<br />

Fax: +27 (11) 880 98 03<br />

E-mail: mandlat@cef.org.za<br />

Internet: www.cef.org.za<br />

Sustainable Energy Society<br />

of Southern Africa (SESSA)<br />

P.O. Box 868<br />

Ferndale 2160<br />

Tel.: +27 (12) 789 13 84<br />

Fax: +27 (12) 789 13 85<br />

E-mail: info@sessa.org.za<br />

Internet: www.sessa.org.za<br />

Southern African <strong>–</strong> German Chamber<br />

of Commerce and Industry<br />

P.O. Box 87078<br />

Houghton 2041<br />

Tel.: +27 (11) 486 27 75<br />

Fax +27 (11) 486 36 25<br />

E-mail: info@germanchamber.co.za<br />

Internet: www.germanchamber.co.za<br />

SÜDAFRIKA |<br />

286


Development Bank of Southern Africa<br />

P.O. Box 1234<br />

Halfway House<br />

Midrand 1685<br />

Tel.: +27 (11) 313 39 11<br />

Fax: +27 (11) 313 30 86<br />

Internet: www.dbsa.org<br />

Industrial Development Corporation<br />

of South Africa Ltd.<br />

P.O. Box 784055<br />

Sandton 2146<br />

Tel.: +27 (11) 269 30 00<br />

Fax: +27 (11) 269 31 16<br />

Internet: www.idc.co.za<br />

Embassy of the Republic<br />

of South Africa in Germany<br />

Tiergartenstr. 18<br />

10785 Berlin<br />

Tel.: +49 (30) 220 73-0<br />

Fax: +49 (30) 220 73-190<br />

E-mail: wirtschaft@suedafrika.org<br />

Internet: www.suedafrika.org<br />

<strong>GTZ</strong> Office Pretoria<br />

P.O. Box 12732<br />

Hatfield 0028<br />

Tel.: +27 (12) 342 01 81<br />

Fax: +27 (12) 342 01 85<br />

E-mail: gtz-suedafrika@gtz.de<br />

Internet: www.gtz.de<br />

12.8 Informatiosnquellen<br />

SÜDAFRIKA |<br />

287<br />

BBC: Country profile: South Africa, 2009<br />

(http://news.bbc.co.uk/2/hi/africa/country_profiles/1071886.stm)<br />

Gesichtet: 1/09/2009<br />

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Brent and Rogers: Renewable rural electrification: Sustainability<br />

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systems in the African context, 2009 (http://researchspace.csir.co.za/dspace/bitstream/10204/3404/1/<br />

Brent1_2009.pdf ) Gesichtet: 1/09/2009<br />

CIA <strong>–</strong> Central Intelligence Agency: The World Factbook,<br />

South Africa. 2009 (https://www.cia.gov/index.htmll)<br />

Gesichtet: 1/09/2009<br />

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(http://www.citypower.co.za/tariffs/Electricity%20<br />

Tariff%20for%2001%20July%202009.pdf ) Gesichtet:<br />

1/09/2009<br />

Cooper Dean: Alleviation of Poverty Through the Provision<br />

of Local Energy Services APPLES, 2006 (http://<br />

www.applesonline.info/fileadmin/applesonline/user/<br />

docs/Deliverable8.pdf )<br />

DA-Democratic Alliance: Electricity sector reform a DA<br />

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(http://da.org.za/docs/625/Electricitysectorreform_document.pdf<br />

) Gesichtet: 1/09/2009<br />

DBSA-Development Bank of Southern Africa: Renewable<br />

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ENERGY%20MARKET%20TRANSFORMA-<br />

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2009 (to be published in December 2009 on www.gtz.<br />

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• Overview: Introduction to the DNA, 2009 (http://<br />

www.dme.gov.za/dna/index.stm)<br />

• Renewable Energy Summit, March 2009 (http://www.<br />

dme.gov.za/pdfs/energy/renewable/Summit%20Presentation/Day%201/SAWEP.ppt)<br />

• National Energy Efficiency Strategy of the Republic of<br />

South Africa, 2008 (http://us-cdn.creamermedia.co.za/<br />

assets/articles/attachments/21736_notice_580.pdf )<br />

• Renewable Energy Finance and Subsidy Office, 2006<br />

• Darling Wind Farm, 2005 (http://www.dme.gov.za/<br />

pdfs/energy/240605_darling_wind_farm_approved_<br />

by_ho.pdf )<br />

• White Paper on Renewable Energy Policy of the Republic<br />

of South Africa, 2003 (http://www.dme.gov.za/<br />

pdfs/energy/planning/wp_energy_policy_1998.pdf )<br />

• White Paper on the Energy Policy, 1998 (http://www.<br />

dme.gov.za/pdfs/energy/planning/wp_energy_policy_1998.pdf<br />

)<br />

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DPE: Department Public Enterprises Republic of South<br />

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(http://www.dpe.gov.za/home.asp?id=1065) Gesichtet:<br />

1/09/2009<br />

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Analysis Briefs 2008 (http://tonto.eia.doe.gov/country/country_energy_data.cfm?fips=SF)<br />

Gesichtet:<br />

1/09/2009<br />

SÜDAFRIKA |<br />

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Eskom:<br />

• Annual Report 2009, 2009<br />

• Tariffs and charges, 2009<br />

• Electricity pricing policy, 2008<br />

• Summary of Wind Potential in the Western Cape, July<br />

2009<br />

(http://www.eskom.co.za/live/index.php) Gesichtet:<br />

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<strong>GTZ</strong> <strong>–</strong> Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Technische Zusammenarbeit:<br />

• German Technical Co-operation with South Africa, 2007<br />

(http://www.gtz.de/de/dokumente/en-gtz-south-africa.pdf<br />

) Gesichtet: 1/09/2009<br />

• Newsletter, <strong>GTZ</strong> Energy News No. 11, TERNA website,<br />

September 2009<br />

(http://www.gtz.de/en/themen/umwelt-infrastruktur/<br />

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Electricity Regulation Act, 2006.<br />

IAEA <strong>–</strong> International Atomic Energy Agency: Energy<br />

and Environment Data Reference Bank (EEDRB), 2002<br />

(http://www.iaea.org/inisnkm/nkm/aws/eedrb/data/<br />

ZA-enimco.html) Gesichtet: 1/09/2009<br />

IMF <strong>–</strong> International Monetary Found: Report for Selec-


ted Countries and Subjects: South Africa, 2009 (http://<br />

www.imf.org/) Gesichtet: 1/09/2009<br />

ISES <strong>–</strong> The International Solar Energy Society <strong>–</strong> A Global<br />

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(http://www.ises.org/sepconew/Pages/CountryCase-<br />

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increase more than threefold over the next three years;<br />

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MBendi Information services: Electrical Power in South<br />

Africa- Overview, 2003 (http://www.mbendi.com/indy/<br />

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• South Africa Renewable Energy Feed-in Tariff (RE-<br />

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(http://www.nersa.org.za/UploadedFiles/Electricity-<br />

Documents/REFIT%20Guidelines.pdf )<br />

• Eskom’s Multi Year Price Determination (MYPD)<br />

Revised Rules on the Treatment on Primary Energy<br />

Cost Variances, Capital Expenditure Cost Variances,<br />

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for a Re-opener, March 2009 (http://www.nersa.org.<br />

za/UploadedFiles/ElectricityDocuments/Eskoms%20<br />

Multi%20Year%20Price%20Determination%20_<br />

MYPD_%20Revised%20Rules%20_3_.pdf ) Gesichtet:<br />

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2007(http://www.nersa.org.za/documents/ArchivedESSDocuments.aspx)<br />

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(http://www.inthenews.co.za/2009/06/25/electricityprices-up-by-313/)<br />

Gesichtet: 1/09/2009<br />

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RECIPES <strong>–</strong> Renewable Energy in emerging and developing<br />

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• Country energy information <strong>–</strong> South Africa, 2006<br />

• Deploying renewables, 2008<br />

REEEP <strong>–</strong> The Renewable Energy & Energy Efficiency<br />

Partnership: Policy DB Details: South Africa Energy<br />

Policy and Regulatory Review for 2009, 2009. (http://<br />

reeep-sa.org/regionalreviews) Gesichtet: 1/09/2009<br />

Rice: Kenya to build Africa’s biggest windfarm; Article,<br />

2009 (http://www.peopleandplanet.net/pdoc.<br />

php?id=3603) Gesichtet: 1/09/2009<br />

SAinfo: The languages of South Africa; 2009<br />

(http://www.southafrica.info/about/people/language.<br />

htm) Gesichtet: 1/09/2009<br />

SOER- State of the Environment: Renewable energy,<br />

2005 (http://soer.deat.gov.za/themes.aspx?m=406 ) Gesichtet:<br />

1/09/2009<br />

SECCP: The potential contribution of renewable energy<br />

in South Africa, 2006 (http://www.earthlife.org.za/<br />

wordpress/wp-content/uploads/2009/04/potential-ofre-in-sa-feb06.pdf<br />

) Gesichtet: 1/09/2009<br />

TheBioenergySite News Desk: Joint Venture to Build<br />

Wind Farms in South Africa; Article, March 2009<br />

(http://www.thebioenergysite.com/news/3356/jointventure-to-build-wind-farms-in-south-africa)<br />

Gesichtet:<br />

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(http://www.undp.org.za/index.php/the-country-programme/current-list-of-projects-in-south-africa)Gesichtet:<br />

1/09/2009<br />

UNDP RISØ: CDM pipeline overview, Last visited<br />

24/08/2009 (http://uneprisoe.org/) Gesichtet:<br />

1/09/2009<br />

UNIDO: CLEAN DEVELOPMENT MECHANISM<br />

(CDM) investor guide, 2003 (http://www.unido.org/fileadmin/media/documents/pdf/Energy_Environment/<br />

CDM_guide_SouthAfrica_.pdf ) Gesichtet: 1/09/2009<br />

Werner, Daniel: DIPLOMARBEIT - Der südafrikanische<br />

Stromsektor unter ökologischem Problemdruck,<br />

May 2007<br />

WWEA - World Wind Energy Association: Wind Energy<br />

International - Country report 2009, South Africa.<br />

(http://www.wwindea.org/home/index.php) Gesichtet:<br />

1/09/2009<br />

Wind Finder: Top 25 gemiddeld windsnelheid all time<br />

year/month statistic in South Africa, 2008 (http://<br />

www.windfinder.com/wind-cgi/top_surfspots.<br />

pl?mode=statistic&country=za) Gesichtet: 1/09/2009<br />

WiseGeek: What are Capital Goods? 2009 (http://www.<br />

wisegeek.com/what-are-capital-goods.htm) Gesichtet:<br />

1/09/2009<br />

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in the sky- wind potential on SA shores; Volume 3, Journal<br />

4 - December 2008 (http://www.25degrees.net/index.<br />

php?option=com_zine&view=article&id=41:lookingfor-gold-in-the-sky&Itemid=81)<br />

Gesichtet: 1/09/2009)<br />

SÜDAFRIKA |<br />

290


TUNESIEN<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

AECID Agencia Española de Cooperación Internacional<br />

para el Desarrollo (Spanische<br />

Agentur <strong>für</strong> Internationale Entwicklungszusammenarbeit)<br />

AfDB African Development Bank<br />

(Afrikanische Entwicklungsbank)<br />

AfriWEA African Wind Energy Association<br />

(Afrikanischer Windenergieverband)<br />

ANER Agence Nationale des Energies<br />

Renouvelables (Nationale Agentur<br />

<strong>für</strong> Erneuerbare Energien)<br />

ANME Agence Nationale pour la Maîtrise de<br />

l’Energie (Nationale Agentur <strong>für</strong> Energiemanagement)<br />

BMZ Bundesministerium <strong>für</strong> wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit und Entwicklung<br />

Btu British thermal unit<br />

CCGT Combined Cycle Gas Turbine<br />

(Gas-und-Dampf-Kombikraftwerk)<br />

CDM Clean Development Mechanism<br />

CENER Centro Nacional de Energías Renovables<br />

CER Certified Emission Reduction<br />

(zertifizierte Emissionsreduktion)<br />

CIA Central Intelligence Agency<br />

CIPIE Commission Interdépartementale de la<br />

Production Indépendante d’Electricité<br />

(Abteilungsübergreifende Kommission<br />

<strong>für</strong> Unabhängige Stromerzeugung)<br />

CITET Centre International de Technologies de<br />

l’Environnement de Tunis (Internationales<br />

Zentrum <strong>für</strong> Umwelttechnologien<br />

von Tunis)<br />

CRTEn Research and Technology<br />

Center of Energy<br />

CSPIE Commission Supérieure de la Production<br />

Indépendante d’Electricité<br />

DEG Deutsche Investitions- und<br />

Entwicklungsgesellschaft<br />

EE Energy Efficiency (Energieeffizienz)<br />

EIA Energy Information Administration<br />

291<br />

EU Europäische Union<br />

FNME National Fund for Energy Conservation<br />

GDP Gross Domestic Product<br />

GEF Global Environment Facility<br />

GIS Geographic Information System<br />

GNESD Global Network on Energy for Sustainable<br />

Development<br />

GTAI Germany Trade and Invest<br />

<strong>GTZ</strong> Gesellschaft <strong>für</strong> Technische<br />

Zusammenarbeit<br />

GWh Gigawattstunden<br />

IEA International Energy Agency<br />

IGCE Large Energy Consuming Industries<br />

IGCElec Large Electricity Consuming Industries<br />

IHK Industrie <strong>–</strong> und Handelskammer<br />

IMET Italian Ministry of the Environment and<br />

Territory<br />

IWF Internationaler Währungsfonds<br />

IPP Independent Power Producer<br />

IRENA International Renewable Energy Agency<br />

KCC Kyoto Coaching Cologne<br />

KMU Kleine und mittelständische<br />

Unternehmen<br />

kV Kilovolt<br />

LPG Liquefied Petroleum Gas<br />

(LPG-Flüssiggas)<br />

MEDREC Mediterranean Renewable Energy Centre<br />

MW Megawatt<br />

OECD Organization for Economic<br />

Co-operation and Development<br />

OME Observatoire Méditerranéen de l‘Energie<br />

PDD Project Design Document<br />

PIN Project Idea Note<br />

PMN Programme de Mise à Niveau<br />

PoA Programme of Activities<br />

PPP Public-Private Partnership<br />

PV Photovoltaik<br />

REN21 Renewable Energy Policy<br />

Network for the 21st Century<br />

SOTACIB Tunesian cement producer


TUNESIEN<br />

STEG Société Tunisienne d’Electricité et du Gaz<br />

(Tunesische Strom- und Gasgesellschaft)<br />

TMIE Tunisian Ministry of Industry and Energy<br />

TND Tunesischer Dinar<br />

UNDP United Nations Development<br />

Programme<br />

UNEP United Nations Environmental<br />

Programme<br />

292<br />

UNEP/DTIE United Nations Environment<br />

Programme, Division of Technology,<br />

Industry and Economics<br />

AHK Deutsche Auslandshandelskammer<br />

DNA Designated National Authority<br />

(nationale Aufsichtsbehörde)<br />

IGCE Independent Government Cost Estimate


TUNESIEN<br />

13.1 Einleitung<br />

ABBILDUNG 1:<br />

KARTE VON TUNESIEN<br />

Quelle: CGIAR (2004)<br />

Tunesien liegt in Nordafrika und grenzt an Algerien und<br />

Libyen. Tunesiens Mittelmeerküste bildet seine Nord-<br />

und den größten Teil der Ostgrenze (siehe Abbildung 1).<br />

Dementsprechend herrscht im nördlichen Teil des Lan-<br />

TABLE 1:<br />

KEY STATISTICS; 2008 DATA<br />

des und entlang der Ostküste ein mediterranes Klima vor.<br />

Im Landesinneren nimmt das kontinentale Saharaklima<br />

in dem Maße zu, in dem die Niederschlagsmengen nachlassen.<br />

Das Atlasgebirge im nördlichen Teil des Landeserstreckt<br />

sich von Südwesten nach Nordosten. Im Süden<br />

des Atlasgebirges ist das Klima das ganze Jahr über sehr<br />

trocken.<br />

293<br />

Der aus der Wüste kommende und Richtung Mittelmeer<br />

wehende Schirokko ist im Frühling und Herbst sehr verbreitet<br />

und erreicht im März und im November die höchsten<br />

Windgeschwindigkeiten von maximal 100 km/h.<br />

Die offizielle Amtssprache Tunesiens ist Arabisch; Französisch<br />

wird als zweite Sprache gesprochen. Tunesiens<br />

Staatsform ist die einer Präsidialrepublik. Durch den<br />

Rückhalt einer in den letzten Jahren konstant wachsenden<br />

Wirtschaft kann die tunesische Regierung, die von<br />

politischem Pluralismus geprägt ist, als vergleichsweise<br />

stabil gelten. Das Militär mischt sich nicht in politische<br />

Belange ein. Die Außenpolitik Tunesiens ist am Westen<br />

orientiert. In der Politik gibt es über 20% Frauen, der<br />

fundamentalistische Islam wird abgelehnt 1 . Tunesien gehört<br />

nach Definition der Weltbank zu den Ländern mit<br />

mittlerem Einkommen, etwa 80% der Bevölkerung sind<br />

kranken- und sozialversichert.<br />

Seit 1996 führt Tunesien mit Unterstützung des Internationalen<br />

Währungsfonds (IWF), der Weltbank und der EU<br />

ein Programm zur wirtschaftlichen Liberalisierung und<br />

Strukturanpassung durch. Die EU ist auch der wichtigste<br />

Handelspartner Tunesiens. Als einer der am besten etablierten<br />

Handelspartner der EU in der Mittelmeerregion<br />

hat Tunesien ein Assoziierungsabkommen unterzeichnet<br />

Fläche Einwohnerzahl BIP BIP pro Kopf Export Import Währung<br />

163 155 km2 10.3 Mio 26 518 Mio. € 5 372 € 6,27 Mrd. € 15,8 Mrd. € 1 TND<br />

= 0,55 €<br />

Quelle: CIA World Fact Book<br />

und ist in eine Freihandelszone mit der EU eingetreten.<br />

Tunesien ist Mitglied folgender Organisationen:<br />

• Afrikanische Union (African Union)<br />

• Arabische Liga (Arab League)<br />

• Arabische Maghreb Union (Arab Maghreb Union)<br />

• Mediterranean Dialogue Group<br />

(Mediterrane Dialoggruppe)<br />

1 CIA 2009


• Organisation der Islamischen Konferenz<br />

(Organization of the Islamic Conference)<br />

• Vereinte Nationen (United Nations)<br />

• Welthandelsorganisation (World Trade Organization)<br />

• Weltbank (World Bank)<br />

Internationaler Währungsfonds (International Monetary<br />

Fund) 2008 lag die Inflationsrate bei 5% 2 . 2006 lebten<br />

4,2% der Bevölkerung Tunesiens unter der Armutsgrenze<br />

3 .<br />

TABELLE 2:<br />

BIP TUNESIEN<br />

BIP<br />

(in Mrd. 2008-€)<br />

Quelle: CIA World Fact Book<br />

13.2 Energiemarkt<br />

Übersicht Energiemarkt<br />

Der Primärenergieverbrauch in Tunesien ist in der Vergangenheit<br />

relativ linear gewachsen und lag 1970 bei ca.<br />

80 PJ. Der Anteil von Kohle und Torf war schon immer<br />

minimal und liegt mittlerweile bei Null, während der<br />

Erdölanteil einschließlich Rohöl und Erdölprodukte<br />

schon immer am größten war. Dennoch ist die absolute<br />

Menge in den letzten 15 Jahren nicht signifikant gestiegen,<br />

sie lag 2006 bei 365,9 PJ. Das stärkste Wachstum ist<br />

auf dem Gassektor zu beobachten, der 2006 39% des Primärenergieverbrauchs<br />

abdeckte. Das Volumen brennbarer<br />

erneuerbarer Energien und Abfälle ist 2006 leicht auf<br />

einen Wert von 48,6 PJ angewachsen, das entspricht 13%<br />

des Primärenergieverbrauchs. Die Anteile von 2006 sind<br />

in der folgenden Abbildung zu sehen.<br />

Aufgrund des Wirtschaftswachstums wächst auch der<br />

Energiebedarf in Tunesien. Im Vergleich zu den Nachbarländern<br />

sind die Vorkommen fossiler Energien in Tunesien<br />

begrenzt. Dennoch führten verstärkte Bemühungen<br />

um die Erdöl- und Gasförderung zu einer Produktion<br />

von 86 210 Barrels pro Tag im Jahr 2007 im Vergleich<br />

zu den 76 900 Barrels pro Tag im Jahr 2005 4 . Außerdem<br />

2 CIA 2009<br />

3 Auswärtiges Amt 2009<br />

4 CIA 2009<br />

2006 2007 2008<br />

49.28 52.49 54.79<br />

144.1<br />

39 %<br />

97.1<br />

27 %<br />

TUNESIEN | 294<br />

ABBILDUNG 2:<br />

PRIMÄRENERGIEGESAMTVERBRAUCH TUNESIEN 2006:<br />

365.9 PJ<br />

Rohöl<br />

Gas<br />

Wasser (0,3%)<br />

Quelle: IEA 2008<br />

TABELLE 3: ENERGIEVERBRAUCH NACH<br />

ENDVERBRAUCHERSEKTOREN<br />

48.6<br />

13 %<br />

75.6<br />

21 %<br />

0.3<br />

0 %<br />

0.1<br />

0 %<br />

Erdöldervivate<br />

Brennbare Erneuerbare / Abfall<br />

Geotherie,<br />

Solar etc. (0.1 %)<br />

GWh ktoe %<br />

Bergbau 366 31.5 5.4<br />

Lebensmittel und Tabak 530 45.6 7.9<br />

Textil & Bekleidung<br />

Papierherstellung und<br />

537 46.2 8.0<br />

Verlagswesen 133 11.4 2.0<br />

Chemie & Erdöl 289 24.8 4.3<br />

Baustoffherstellung 1292 111.1 19.1<br />

Metallindustrie<br />

Andere Produktionsbe-<br />

219 18.8 3.2<br />

triebe<br />

Landwirtschaftliche<br />

764 65.7 11.3<br />

Wasserförderung<br />

Wasserförderung (Wasser<br />

452 38.9 6.7<br />

& Abwasser) 515 44.3 7.6<br />

Transport & Kommunikation 268 23.1 4.0<br />

Tourismus 641 55.1 9.5<br />

Öffentlicher Dienst<br />

Lokale STEG, Energiemess-<br />

709 61 10.5<br />

geräte, LPG & andere 33 0.1 0.5<br />

Gesamt<br />

Quelle: STEG 2008<br />

6 748 577.4<br />

* Société Tunisienne d´Electricité et du Gaz (STEG)


TABELLE 4:<br />

TUNESIENS ENERGIEPRODUKTION, -VERBRAUCH UND DAS VERHÄLTNIS VON EXPORT UND IMPORT IN 2007<br />

bezieht Tunesien Erdgas über eine Pipeline zwischen Algerien<br />

und Italien, die über tunesisches Gebiet führt. Zusammengenommen<br />

führte dies 2007 erstmals in den letzten<br />

Jahren zu einer ausgeglichenen Energiebilanz. Somit<br />

wurden die Auswirkungen der steigenden Energiepreise<br />

auf dem Weltmarkt weitgehend gemindert.<br />

Wie Tabelle 3 zeigt, ist der größte Energieverbraucher in<br />

Tunesien die Industrie.<br />

Tabelle 4 zeigt das Verhältnis von Importen und Exporten<br />

bei der tunesischen Energieproduktion im Jahr 2007.<br />

Das Stromnetz<br />

Das tunesische Übertragungsnetz, das von der Tunesischen<br />

Strom- und Gasgesellschaft (Société Tunisienne d‘Eletricité<br />

du Gaz - STEG) betrieben wird, wurde in den letzten Jahren<br />

kontinuierlich ausgebaut. 2008 wurde das Niederspannungsnetz<br />

mit 90 kV betrieben und umfasste insgesamt<br />

1 108 km. Die 150-kV-Mittelspannungsleitungen beliefen<br />

sich auf 1 812 km und die 225-kV-Hochspannungsleitungen<br />

auf insgesamt 2 741 km. 2005 umfassten die 90-kV-Leitungen<br />

insgesamt 1 071 km, die 150-kV-Leitungen 1 728<br />

km sowie die 225-kV-Leitungen 2 532 km.<br />

Das Übertragungsnetz ist über die Netze in Algerien<br />

und Marokko an das europäische Verbundnetz angeschlossen.<br />

Im Osten ist das tunesische Stromnetz mit<br />

Libyen verbunden. Ziel ist es, ein nordafrikanisches<br />

Verbundnetz einzurichten, das sich über Ägypten und<br />

Jordanien bis nach Syrien erstrecken soll. Außerdem ist<br />

eine 400-kV-Hochspannungs-Seekabelverbindung nach<br />

Italien in Planung 5 .<br />

5 STEG 2008<br />

Erdöl<br />

(1 000 Barrel pro Tag)<br />

Erdgas:<br />

(Mrd. Kubikfuß)<br />

TUNESIEN | 295<br />

Kohle Primärenergie insgesamt<br />

(Brd. Btu)<br />

Gesamtproduktion 86.05 90 0 0.269<br />

Verbrauch 88.5 136 0 0.334<br />

Netto Exporte/Importe -2.45 -46 0 -<br />

Nachgewiesene Reserven<br />

(Source: EIA 2008)<br />

Mrd. Barrels) 0.4 2.75 - -<br />

ABBILDUNG 3:<br />

DAS STROMÜBERTRAGUNGSNETZ VON TUNESIEN<br />

Data Source: CGIAR (2004)<br />

Verluste im Netz gehen hauptsächlich auf Wartungsarbeiten<br />

oder andere Unterbrechungen bzw. Störfälle zurück.<br />

Mit der Erweiterung des Übertragungsnetzes ist die Gesamtmenge<br />

der Verluste gestiegen, wie Tabelle 5 zeigt.<br />

TABELLE 5:<br />

GRÜNDE FÜR VERLUSTE IM NETZ IN GWH<br />

Störfälle Wartung Gesamt<br />

2006 2.159 3.345 5.504<br />

2007 2.330 3.770 6.100<br />

2008 2.129 4.189 6.318<br />

Quelle: STEG 2008


TABELLE 6:<br />

INSTALLIERTE LEISTUNG 2005<strong>–</strong>2008 IN MW<br />

Wirtschaftswachstum und steigender Lebensstandard in<br />

Tunesien haben einen beträchtlichen Anstieg des Stromverbrauchs<br />

mit sich gebracht, der zu einer Überlastung des<br />

Netzes geführt hat. Außerdem sind einige Kraftwerke und<br />

Einrichtungen der Nachfrage nicht mehr gewachsen. Die<br />

Konsequenz daraus ist, dass es regelmäßig zu Überbelastung,<br />

Verlusten und Spannungsabfällen kommt. Um diese<br />

Probleme zu bewältigen, wurde das Electricity Distribution<br />

Network Rehabilitation and Restructuring Project<br />

(Projekt zur Sanierung und Restrukturierung des Stromverteilernetzes)<br />

initiiert. Im September 2009 bewilligte die<br />

Afrikanische Entwicklungsbank AfDB einen Kredit von<br />

87,83 Mio. TND (48,31 Mio. €), um die Finanzierung der<br />

Sanierung und Neustrukturierung des nationalen Netzes in<br />

Tunesien zu unterstützen. Die Gesamtkosten <strong>für</strong> das Projekt<br />

belaufen sich schätzungsweise auf 111,66 Mio. TND<br />

(61,41 Mio. €). Das Projekt konzentriert sich insbesondere<br />

auf die Verbesserung der unter- und überirdischen Niederspannungsleitungen<br />

und der Mittel- und Niederspannungs-Transformatoren.<br />

Ziel ist es, die Verlässlichkeit und<br />

die Sicherheit des Stromverteilernetzes zu verbessern 6 .<br />

Installierte Leistung<br />

Die installierte Leistung liegt insgesamt bei ca. 3 300<br />

MW. Davon stammen 3 232 MW (97%) aus Wärmekraftwerken,<br />

62 MW (2%) aus Wasserkraftwerken und<br />

6 STEG 2008<br />

TUNESIEN | 296<br />

Kraftwerkstyp 2005 2006 2007 2008<br />

MW<br />

Wärme(dampf)kraftwerk 1145 1090 1090 1090<br />

Kombizyklus-Gasturbinenanlage 364 364 364 364<br />

Gasturbine 1163 1163 1280 1280<br />

Wasserkraft 62 62 62 62<br />

Windkraft 19 19 19 19 *<br />

STEG** insgesamt 2753 2698 2815 2815<br />

IPPs*** 498 498 498 498<br />

Landesweite Gesamtleistung<br />

(Quelle: STEG 2008)<br />

3251 3196 3313 3313<br />

* Nach Dodd (2008) wurde 2008 Phase 3 des Sidi-Daoud-Windparks in Auftrag gegeben,<br />

was die installierte Leistung des Windparks auf 55 MW steigerte.<br />

** Société Tunisienne d’Electricité et du Gaz (STEG)<br />

*** Independent power producers (IPPs)<br />

19 MW (unter 1%) aus Windkraftwerken (siehe Tabelle<br />

6). Die Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen erfolgt<br />

zu 95% aus Erdgas und zu 5% aus Insgesamt arbeitet der<br />

staatliche Energieversorger STEG bei der Energieerzeugung<br />

primär mit Gaskraftwerken, die mit Erdgas aus den<br />

landeseigenen Reserven und mit Importen aus Algerien<br />

betrieben werden. 11% der installierten Kapazität kommt<br />

aus Gas-und-Dampf-Kombikraftwerken (CCGT). IPPs,<br />

die Strom in das öffentliche Netz einspeisen, liefern etwa<br />

500 MW (15%) der landesweit verfügbaren Kapazität.<br />

2008 lag die Spitzenlast in der öffentlichen Versorgung<br />

bei 2 467 MW, was gegenüber 2007 einen Anstieg von 51<br />

MW darstellt.<br />

Bis 2011 soll die gesamte Energieerzeugungsleistung auf<br />

4 400 MW erweitert werden, um dem wachsenden Energiebedarf<br />

gerecht zu werden. Zusätzlich zum Bau neuer<br />

Wärmekraftwerke sollen der Regierung zufolge erneuerbare<br />

Energien einen kleinen Anteil (4%) zur zusätzlichen<br />

Produktionskapazität beitragen.<br />

Stromerzeugung<br />

2008 wurden in Tunesien 14 580 GWh an Strom produziert.<br />

2008 wurden insgesamt 13 757 GWh an Strom in<br />

das Netz eingespeist (von STEG und IPPs). Die Differenz<br />

wurde von großen Industrieunternehmen produziert und<br />

verbraucht, ohne das Übertragungsnetz zu nutzen (siehe


dazu auch unten). Verglichen mit den 13 146 GWh von<br />

2007 entspricht dies einem Anstieg von 4,6%. Tabelle 7<br />

zeigt den Stromverbrauch der einzelnen Sektoren.<br />

TABELLE 7:<br />

STROMVERBRAUCH DER EINZELNEN SEKTOREN IN 2006<br />

2007 sah Tunesiens Import/Export-Bilanz folgendermaßen<br />

aus:<br />

TABELLE 8: IMPORT/EXPORT-BILANZ<br />

DER STROMBILANZ IN 2007<br />

Importe 145 GWh<br />

Exporte 130 GWh<br />

Nettoimporte 15 GWh<br />

Quelle: IEA 2007<br />

Erneuerbare Energien<br />

Momentan spielen erneuerbare Energien im Energiegesamtverbrauch<br />

eine untergeordnete Rolle. Bis auf die zentralisierte<br />

Stromerzeugung aus Wasserkraft ist die Nutzung<br />

erneuerbarer Energien in Tunesien noch in einem sehr<br />

frühen Entwicklungsstadium. Bei ans Netz angeschlossenen<br />

Kraftwerken liegt der Schwerpunkt momentan auf<br />

Windkraft, obwohl der Einsatz von Solarenergie zur Wärmegewinnung<br />

auch an Bedeutung gewinnt. 2008 wurden<br />

dem staatlichen Stromversorger STEG zufolge 62 MW an<br />

Wasserkraft und 19 MW an Windkraft installiert 7 . Andere<br />

Quellen berichten von 55 MW installierter Leistung (Sidi-<br />

Daoud-Windpark) 8 . Nach Angaben von STEG wurden<br />

37,9 GWh aus Wasserkraft und 39,4 GWh aus Windkraft<br />

produziert, womit diese jeweils einen Marktanteil von 0,4%<br />

stellten 9 . Zur netzunabhängigen Nutzung von erneuerbaren<br />

Energien wurden 11 000 dezentrale PV-Anlagen zur<br />

Elektrifizierung ländlicher Gebiete installiert.<br />

7 STEG 2008<br />

8 Dodd 2008<br />

9 STEG 2008<br />

GWh %<br />

Industrie 6 306 48<br />

Privathaushalte 3 338 26<br />

Gewerbe und Öffentlicher<br />

Dienst<br />

2 578 20<br />

Land- und Forstwirtschaft 799 6<br />

Gesamt 13 021 100<br />

Gesamt: IEA 2008<br />

TUNESIEN | 297<br />

Mit Inkrafttreten von Gesetz Nr. 2009-7, das detailliert<br />

in Abschnitt 1.5 beschrieben wird, ist ein Anstieg des Anteils<br />

erneuerbarer Energien zu erwarten.<br />

Strompreise<br />

Gemessen an den Standards der Region sind die Strompreise<br />

in Tunesien auf mittlerem Niveau. Im November<br />

2008 lagen sie zwischen 0,059 und 0,113 € pro KWh 10 . Die<br />

tunesische Regierung hält die Strompreise niedrig, indem<br />

sie den Preis <strong>für</strong> Erdgas zu 20% subventioniert. Seit einigen<br />

Jahren haben die Kosten <strong>für</strong> diese staatliche Subventionierungsmaßnahme<br />

mit den steigenden Weltmarktpreisen <strong>für</strong><br />

Rohöl stark zugenommen und stellen eine wachsende Belastung<br />

<strong>für</strong> den tunesischen Staatshaushalt dar.<br />

Liberalisierung<br />

Bis 1996 lag das Monopol <strong>für</strong> die Erzeugung und den Vertrieb<br />

von Strom bei der STEG. Seither wurde der Energiemarkt<br />

liberalisiert und <strong>für</strong> IPPs geöffnet. Mit einem<br />

Marktanteil von 85% ist STEG aber nach wie vor der<br />

größte Akteur auf dem Energiemarkt. Seit 1999 dürfen<br />

auch Unternehmen, die im Bereich der Gasgewinnung<br />

tätig sind, ohne einen vorhergehenden Ausschreibungsprozess<br />

Gaskraftwerke zu betreiben und den erzeugten<br />

Strom an STEG verkaufen.<br />

Neben STEG wurden energieintensive Industrien dazu ermutigt,<br />

Strom <strong>für</strong> den Eigenverbrauch zu produzieren (siehe<br />

Kapitel 1.5 zu den Rahmenbedingungen und Fördermaßnahmen<br />

<strong>für</strong> erneuerbare Energien). Der Überschuss, den<br />

sie produzieren, wird in das landesweite Netz eingespeist.<br />

Folgende IGCElec-Firmen speisen Strom ins Netz ein:<br />

• Cimenterie d’Oum Klil<br />

• Cimenterie de Bizerte<br />

• Cimenterie de Jbel Ouest<br />

• Ciments Blancs (SOTACIB)<br />

• Cimenterie de Gabes<br />

• El Fouledh<br />

Zwei IPPs erzeugen Strom zur Einspeisung in das Netz:<br />

• Carthage Power Company CPC (471 MW im Jahr<br />

2008) ist ein unabhängiges Energieprojekt, das von<br />

PSEG Global und Marubeni Corporation initiiert<br />

10 MED-ENEC 2008


wurde. Es besitzt und betreibt eine Stromerzeugunganlage<br />

in der Stadt Radès im Nordosten von Tunesien.<br />

Das Kraftwerk, das etwa ein Viertel des Strombedarfs<br />

des Landes abdeckt, ist eine Kombizyklus-Gasturbinenanlage,<br />

die als primären Kraftstoff Erdgas und Diesel<br />

als Hilfskraftstoff nutzt. Das Gas <strong>für</strong> das Kraftwerk<br />

stammt aus Algerien und der Miskar-Konzession von<br />

BG Tunisia. Das staatliche Gas und Energieunternehmen<br />

Société Tunisienne de l‘Electricité et du Gaz kauft<br />

die gesamte Produktion im Rahmen eines Stromhandeslabkommens,<br />

das über zwanzig Jahre läuft. PSEG<br />

hat seinen Anteil am Unternehmen im Mai 2004 an<br />

BTU Power Company, eine regionale Investorengruppe,<br />

verkauft 11 .<br />

• Société d‘Electricité d‘El Bibane SEEB (27 MW im<br />

Jahr 2005, 40 werden <strong>für</strong> 2010 erwartet) ist das zweite<br />

Kraftwerk eines IPP in Tunesien, das im Rahmen der<br />

gesetzlichen Bestimmungen Erdgas als Brennstoff<br />

nutzt. Der in diesem Kraftwerk erzeugte Strom wird<br />

dem tunesischen staatlichen Energieunternehmen Société<br />

Tunisienne de l‘Electricité et du Gaz im Rahmen eines<br />

langfristigen Stromhandeslabkommens verkauft 12 .<br />

Für die derzeitige Entwicklung war auch das Gesetz Nr.<br />

96-27 von 1996 außerordentlich wichtig, welches Privatunternehmen<br />

Zugang zum Stromsektor ermöglicht. Darin<br />

wurde das Stromerzeugungsmonopol des staatlichen<br />

Energieversorgers STEG aufgehoben und privaten Unternehmen<br />

erlaubt, an einem Ausschreibungsverfahren zur<br />

Stromerzeugung teilzunehmen. Der produzierte Strom<br />

kann dann an STEG als einzigem Abnehmer verkaufet<br />

werden. Die genauen Konditionen und Abläufe zur<br />

Konzessionserteilung <strong>für</strong> private Stromerzeugungsunternehmen<br />

wurden in Verfügung Nr. 9661125 vom 20. Juni<br />

1996 festgelegt.<br />

Ländliche Elektrifizierung<br />

Schätzungen des staatlichen Energieversorgers STEG<br />

zufolge lag der Elektrifizierungsgrad in ganz Tunesien<br />

im Jahr 2008 bei 99,5%. In ländlichen Gebieten lag der<br />

Anteil bei 99%, während 99,8% der städtischen Gebiete<br />

Zugang zu Elektrizität hatten. Am schlechtesten ist die<br />

Netzabdeckung im Südosten des Landes. Die hohe Zahl<br />

11 2009 ABQ Zawya Ltd.<br />

12 2009 ABQ Zawya Ltd.<br />

TUNESIEN |<br />

298<br />

der Netzanschlüsse ist das Resultat beständiger Bemühungen<br />

der Regierung im Verlauf der letzten 30 Jahre. In<br />

den 1970-er Jahren waren nur 6% der ländlichen Bevölkerung<br />

an das Netz angeschlossen und um 1990 lag die Zahl<br />

immer noch bei nur 50%. Als Ergänzungsmaßnahme zum<br />

Netzausbau spielte die Installation von über 11 000 dezentralen<br />

PV-Anlagen ebenfalls eine Rolle <strong>für</strong> den hohen<br />

Elektrifizierungsgrad 13 .<br />

13.3 Marktakteure<br />

Ministerium <strong>für</strong> Industrie und Energie (Ministère<br />

de l’Industrie, de l’Energie et des Petites et<br />

Moyennes Entreprises; TMIE); CSPIE und CIPIE<br />

Das Energiereferat des Ministeriums <strong>für</strong> Industrie und<br />

Energie ist <strong>für</strong> die Planung der Energieinfrastruktur und<br />

die Umsetzung der nationalen Energiepolitik zuständig.<br />

Die meisten staatlichen Akteure auf dem Energiesektor<br />

unterstehen dem Ministerium, darunter auch zwei<br />

Kommissionen: die Übergeordnete Kommission <strong>für</strong><br />

unabhängige Stromerzeugung CSPIE und die Abteilungsübergreifende<br />

Kommission <strong>für</strong> unabhängige Stromerzeugung<br />

CIPIE, die beide 1996 eingerichtet wurden.<br />

Das Ministerium <strong>für</strong> Landwirtschaft, Umwelt und Wasserressourcen<br />

ist <strong>für</strong> die Nutzung von Wasserkraft zuständig.<br />

Die CSPIE entscheidet über die Prozeduren und<br />

Auswahlkriterien <strong>für</strong> öffentliche Ausschreibungen und<br />

vergibt Verträge an IPPs. Sie erlässt außerdem Regeln zur<br />

Gewährung von Steuervorteilen <strong>für</strong> Investoren. Die ministerienübergreifende<br />

CIPIE führt Vorarbeiten <strong>für</strong> die<br />

CSPIE durch, indem sie Projekte <strong>für</strong> Ausschreibungen<br />

auswählt, Versteigerungsverfahren vorbereitet, Angebote<br />

auswertet, die Vertragsverhandlungen zwischen den IPPs<br />

und dem Energieministerium begleitet und die fallweise<br />

Bewilligung von öffentlichen Subventionen gewährleistet<br />

Nationale Energiemanagement-Agentur (Agence<br />

Nationale pour la Maîtrise del’Énergie <strong>–</strong> ANME)<br />

Die frühere tunesische Agentur <strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />

ANER wurde 1985 gegründet. Im Rahmen des Gesetzes<br />

Nr. 2004-72 vom 2. August 2004 wurde die tunesische<br />

13 STEG 2008


Nationale Energiemanagement-Agentur ANME Nachfolgerin<br />

der ANER und übernahm all ihre Zuständigkeiten.<br />

Die ANME untersteht dem Ministerium <strong>für</strong><br />

Industrie und Energie. Zu ihren Aufgaben gehört die<br />

Umsetzung von Anweisungen des Ministeriums in die<br />

Praxis und insbesondere die langfristige Sicherstellung<br />

der tunesischen Energieversorgung. Die Agentur soll<br />

dies auf zweierlei Art und Weise tun: durch eine deutliche<br />

Verbesserung der Energieeffizienz und durch die Förderung<br />

neuer Energien. Ihre Aktivitäten umfassen die<br />

wissenschaftliche Forschung und die Vorbereitung von<br />

Studien ebenso wie die Ausbildung von Experten, die<br />

Steigerung des Bewusstseins in der Bevölkerung und das<br />

Engagement in der internationalen Zusammenarbeit.<br />

Erneuerbare Energien sind ein Schwerpunkt der Arbeit<br />

der ANME. Die Agentur beschäftigt rund 100 Mitarbeiter<br />

und wird zum Teil aus dem tunesischen Staatshaushalt<br />

und zum Teil aus Spenden und von externen<br />

Investoren finanziert. Seit 2003 arbeitet die Deutsche<br />

Gesellschaft <strong>für</strong> Technische Zusammenarbeit (<strong>GTZ</strong>)<br />

im Rahmen eines Projekts zur Förderung erneuerbarer<br />

Energien und zur rationellen Energieanwendung mit der<br />

ANME zusammen und unterstützt die Instituion in den<br />

Bereichen Planung, Projektmanagement, Qualitätssicherung<br />

und innovative Technologien zum Energiesparen<br />

und der Nutzung erneuerbarer Energieressourcen 14 .<br />

Tunesische Strom- und Gasgesellschaft (Société<br />

Tunisienne d’Electricité et du Gaz <strong>–</strong> STEG)<br />

Die Stromversorgung in Tunesien wird vom staatlichen<br />

Unternehmen STEG bestimmt, das dem Ministerium <strong>für</strong><br />

Industrie und Energie untersteht. Nach wie vor ist es <strong>für</strong><br />

die Strom- und Gasversorgung aller tunesischen Verbraucher<br />

zuständig. Neben den Stromnetzen betreibt STEG<br />

auch einen Großteil der tunesischen Kraftwerke (STEG<br />

betreibt 85% der Stromkapazitäten in Tunesien, IPPs betreiben<br />

15%) und gewinnt Gas auf vier der fünf Gasfelder<br />

des Landes 15 .<br />

14 http://www.gtz.de/de/weltweit/maghreb-naher-osten/tunesien/7705.htm<br />

15 STEG 2008<br />

TUNESIEN |<br />

299<br />

Internationales Zentrum <strong>für</strong> Umwelttechnologien<br />

Tunis (Centre International des Technologies<br />

de l’Environment <strong>–</strong> CITET)<br />

Das Internationale Zentrum <strong>für</strong> Umwelttechnologien<br />

von Tunis CITET wurde 1996 gegründet und hat die<br />

Aufgabe, Umwelttechnologien zu verbreiten und zu fördern.<br />

Es untersteht dem tunesischen Umweltministerium<br />

und bietet verschiedene Beratungs- und Ausbildungsleistungen<br />

an. Außerdem stehen ihm Forschungslabors und<br />

Entwicklungskapazitäten zur Verfügung. Eine Bibliothek<br />

und eine umfassende Website bieten umfassende Informationen<br />

zu Umweltangelegenheiten und sind allen Interessenten<br />

zugänglich. Das CITET ist an zahlreichen<br />

Kooperationsprojekten beteiligt, darunter auch internationale<br />

Projekte. Gemeinsam mit dem CITET und zwei<br />

weiteren deutschen Partnern betreibt die <strong>GTZ</strong> den IHK/<br />

<strong>GTZ</strong> Unternehmenspool <strong>für</strong> Umwelttechnologie in Tunis,<br />

der sich das Ziel gesetzt hat, kleinen und mittleren europäischen<br />

Unternehmen aus dem Bereich Umwelttechnologie<br />

den Zugang zum Markt in Tunesien und anderen<br />

Ländern der Maghreb-Region zu erleichtern. Zielgruppe<br />

des Projekts sind Unternehmen, die ein mindestens mittelfristiges<br />

Interesse an umfassenden Kooperationen mit<br />

tunesischen Partnern haben (zum Beispiel in Form von<br />

Lizenzen, Technologiekooperationen oder Joint Ventures).<br />

Mediterranean Renewable Energy Centre<br />

(MEDREC <strong>–</strong> Zentrum <strong>für</strong> Erneuerbare Energien<br />

im Mittelmeerraum)<br />

Das MEDREC wurde 2004 vom italienischen Ministerium<br />

<strong>für</strong> Umwelt und Landschaft (IMET), dem TMIE<br />

und der ANME zum Zweck der Netzwerkbildung und<br />

Entwicklung regionaler Kompetenzen durch Technologietransfer,<br />

Ausbildung und Informationsverbreitung im<br />

Bereich erneuerbarer Energie gegründet. Das MEDREC,<br />

mit Sitz in Tunis, arbeitet mit Behörden in Algerien,<br />

Ägypten, Libyen, Marokko und Tunesien zusammen und<br />

ist dem Global Network on Energy for Sustainable Development<br />

(GNESD <strong>–</strong> Globales Netzwerk <strong>für</strong> Energie und<br />

nachhaltige Entwicklung) angeschlossen. Das Steuerkomitee<br />

setzt sich aus Mitarbeitern des IMET, der ANME,


des Observatoire Méditerranéen de l‘Energie (OME) und<br />

des United Nations Environment Programme, Division<br />

of Technology, Industry and Economics (UNEP/DTIE)<br />

zusammen.<br />

13.4 Politische Rahmenbedingungen<br />

im Energiesektor<br />

Die tunesische Energiepolitik wird seit mehreren Jahrzehnten<br />

von den Themen Energieeffizienz und erneuerbare<br />

Energien beherrscht, die in allen größeren <strong>Publikationen</strong><br />

behandelt werden. Das folgende Kapitel zu<br />

den politischen Rahmenbedingungen im Energiesektor<br />

konzentriert sich daher ausschließlich auf diese Themen.<br />

Gesetz Nr. 2004-72 zur rationellen Nutzung von Energie<br />

macht den bewussten Umgang mit Energie zu einem<br />

Thema von nationalem Interesse und zum wichtigsten Element<br />

einer nachhaltigen Entwicklungspolitik. Es gibt drei<br />

grundlegende Ziele vor: Energiesparen, die Förderung erneuerbarer<br />

Energien und das Ersetzen zuvor verwendeter<br />

Energieformen, wo immer dies technische, ökonomische<br />

und ökologische Vorteile bringt.<br />

Mit der Einführung des oben erwähnten Gesetzes 2005<br />

und der Einrichtung eines Nationalen Energiefonds (wie<br />

in Gesetz Nr. 2005-106 vorgegeben) hat Tunesien politische<br />

Rahmenbedingungen zur Steigerung der Energieeffizienz<br />

und Entwicklung erneuerbarer Energieressourcen<br />

geschaffen. Innerhalb dieser Rahmenbedingungen vollzog<br />

Tunesien die Abkehr von Kohle im Energiebereich und<br />

eine Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Treibhausgasemissionen<br />

16 . Ein abgeschwächtes Wachstum des<br />

Primärenergiebedarfs von 2,8% pro Jahr und der Anstieg<br />

des Anteils erneuerbarer Energien am Verbrauch auf 4%<br />

bis 2011 sind die wichtigsten Maßnahmen zur Reduzierung<br />

der Treibhausgasemissionen im Energiebereich.<br />

2009 beschrieb die ANME die Energiepolitik im Kontext<br />

der internationalen Bemühungen zur Reduzierung der<br />

Treibhausgasemissionen in einem ausführlichen Entwicklungshandbuch<br />

17 . ANME will durch die Energieerzeugung<br />

aus Erdgas die Emissionen im Energiesektor redu-<br />

16 ANME 2009a<br />

17 ANME 2009a<br />

TUNESIEN |<br />

300<br />

zieren. Zwischen 2008 und 2010 sind vertraglich fixierte<br />

Programme im Industriesektor, die Markteinführung von<br />

Leuchtstoff-Energiesparlampen <strong>für</strong> Privathaushalte, die<br />

Zertifizierung elektrischer Geräte, Kraft-Wärme-Kupplung,<br />

Wärmeisolierung von Gebäuden, Warmwasserbereitung<br />

mit Solarenergie und Energieerzeugung durch<br />

Windkraft die politischen Prioritäten zur Entwicklung<br />

des Energiesektors 18 .<br />

Zusammengenommen erlauben diese Informationen den<br />

Schluss, dass das energiepolitische Rahmenwerk in Tunesien<br />

ein positives Umfeld zur Steigerung der Energieeffizienz<br />

und des Anteils erneuerbarer Energien schafft 19 . Die<br />

Reduzierung des Verbrauchs von fossilen Brennstoffen in<br />

Industrien mit hohem Energieverbrauch ist ein wichtiger<br />

Teil der nationalen Strategie, ebenso wie die Anregung,<br />

dass die IGCELecs Windparks zur Stromerzeugung installieren<br />

sollen 20 .<br />

Als Reaktion auf die weltweite Finanzkrise legte Tunesien<br />

im Februar 2009 zwei Unterstützungsprogramme<br />

auf, welche die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen<br />

verbessern (mit einem Budget von 250 Mio. €) und die<br />

Verbesserung der Infrastruktur unterstützen sollen (mit<br />

einem Budget von 270 Mio. €). In welchem Ausmaß diese<br />

Programme sich auf Energiepolitik und -markt auswirken<br />

werden, ist noch nicht bekannt.<br />

13.5 Rahmenbedingungen <strong>für</strong><br />

erneuerbare Energien<br />

Strategien und Ziele <strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />

Die nationalen Ziele, die 2009 veröffentlicht wurden,<br />

sehen <strong>für</strong> erneuerbare Energien bis 2010 einen<br />

Anteil von 10% (4% ohne Biomasse) am Primärenergieverbrauch<br />

vor 21 . Expertenstudien zufolge<br />

wird 2030 ein Anteil von 6,5% (ohne Biomasse)<br />

erreicht sein 22 . Tunesien ist im April 2009 der Internationalen<br />

Agentur <strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />

IRENA beigetreten. Die Energiepolitik, die auch<br />

<strong>für</strong> erneuerbare Energien und Energieeffizienz gilt,<br />

ist weitgehend im Vierjahresprogramm zum Energiemanagement<br />

2008 <strong>–</strong>2011 dargelegt. Die erwarteten<br />

Resultate dieser Strategie sind: die Reduzierung der<br />

18 ANME 2009a<br />

19 Dodd 2008; REN21 2009<br />

20 ANME 2008<br />

21 REN21 2009<br />

22 Dodd 2008


Subventionen, die der Staat dem Energiesektor gewährt<br />

(2007 gaben Ägypten und Tunesien bekannt, die<br />

Energiesubventionen stufenweise abbauen zu wollen), die<br />

Reduzierung der CO2-Emissionen und das Erzielen von<br />

Gewinnen durch Clean Development Mechanism 23 .<br />

2008 veröffentlichte Tunesiens Nationale Agentur <strong>für</strong><br />

Energieeinsparung den Plan <strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />

und Energieeffizienz. Dieses Programm soll neben seinem<br />

Beitrag zu dem oben erwähnten Ziel von 10% außerdem<br />

zu einer 20%-igen Reduzierung des Energiebedarfs bis<br />

2011 führen.<br />

Die größte Entwicklungsmaßnahme im Bereich erneuerbarer<br />

Energien werden erwartungsgemäß 180 MW an<br />

Windkraft sein, die bis 2011 installiert sein sollen 24 . Die<br />

Regierung will darüber hinaus die installierte Leistung aus<br />

Photovoltaik 2008 auf 740 000 m² erhöhen. Bisher wurden<br />

etwa 300 000 m² an PV-Panels installiert 25 .<br />

In Tunesiens Energiepolitik spielen erneuerbare Energien<br />

eine wichtige Rolle. Momentan werden einige große<br />

Windkraftprojekte entwickelt oder befinden sich im<br />

Anmeldungsverfahren. Energieeffizienz wird als wichtig<br />

angesehen und in der Energiepolitik entsprechend<br />

berücksichtigt. Öffentliche Förderung durch finanzielle<br />

Unterstützung aus dem Staatshaushalt und die Mobilisierung<br />

internationaler finanzieller Ressourcen haben in<br />

der Entwicklung des Energieerhalts in Tunesien eine entscheidende<br />

Rolle gespielt 26 .<br />

Gesetzliche Rahmenbedingungen und Förderung<br />

erneuerbarer Energien<br />

Die rechtlichen Bedingungen basieren auf dem Gesetz<br />

Nr. 2004-72 und seiner Abänderung von 2009 (Gesetz<br />

Nr. 2009-7). Gesetz Nr. 2004-72 zur rationellen Nutzung<br />

von Energie erklärt den bewussten Umgang Mit<br />

Energie zum Thema von nationalem Interesse und zum<br />

zentralen Thema einer nachhaltigen Entwicklungspolitik.<br />

Drei wichtige Ziele werden genannt: Energiesparen, die<br />

Förderung erneuerbarer Energien und das Ersetzen zuvor<br />

verwendeter Energietypen, wo immer dies technische,<br />

ökonomische und ökologische Vorteile bietet. Artikel 14<br />

des Gesetzes Nr. 2004-72 zur rationellen Nutzung von<br />

Energie nennt vier Gebiete im Bereich erneuerbarer Ener-<br />

23 ANME 2008<br />

24 REN21 2009<br />

25 Dodd 2008<br />

<br />

TUNESIEN |<br />

301<br />

gien, die in einem nationalen Förderprogramm vorrangig<br />

behandelt werden sollen:<br />

Ausbau der Windkraft zur Stromerzeugung<br />

Einführung von Anreizen zur Nutzung von Solarwärme<br />

Nutzung von Solarenergie zur weiteren Elektrifizierung<br />

des ländlichen Raums, zur Bewässerung und zur Entsalzung<br />

von Meerwasser<br />

Förderung der intensiveren Nutzung von Produktionsrückständen<br />

zur Energieerzeugung und von geothermischen<br />

Ressourcen und Kleinwasserkraftwerken 27 .<br />

Gesetz Nr. 2009-7 modifizierte die rechtlichen Bedingungen<br />

von 2004 unter verschiedenen Aspekten. Selbsterzeuger<br />

im Industrie- und Dienstleistungssektor, die<br />

Heizkraftanlagen <strong>für</strong> den eigenen Bedarf installieren,<br />

dürfen nun das Netz von STEG nutzen, um ihren Strom<br />

vom Produktionsort zum Ort des Verbrauchs zu transportieren.<br />

Überschüssiger Strom kann an STEG verkauft<br />

werden. Für Selbsterzeuger aus den Sektoren Industrie,<br />

Dienstleistung oder Landwirtschaft, die erneuerbare<br />

Energien verwenden, und alle Selbsterzeuger, die Strom<br />

aus erneuerbaren Energien in das Niederspannungsnetz<br />

einspeisen, gelten die gleichen Bedingungen. Die genauen<br />

Konditionen <strong>für</strong> den Transport, den Verkauf von überschüssiger<br />

Energie und die jeweiligen Höchstgrenzen<br />

sollen in der Verordnung 2009-362 festgelegt werden.<br />

Darüber hinaus können auch Investitionen im Bereich erneuerbare<br />

Energien, die im Rahmen der Zuständigkeiten<br />

der ANME getätigt werden, von besonderen günstigen<br />

Konditionen profitieren, wenn ein Vertrag mit ANME<br />

abgeschlossen wird, der alle technischen, wirtschaftlichen<br />

und finanziellen Aspekte festschreibt. Verordnung 2009-<br />

362 setzt die speziellen Konditionen fest, die <strong>für</strong> Investitionen<br />

im Kompetenzbereich von ANME gelten, also auch<br />

<strong>für</strong> die Nutzung erneuerbarer Energien.<br />

Die tunesischen Fördermaßnahmen <strong>für</strong> erneuerbare<br />

Energien und Maßnahmen zur Energieeffizienz können<br />

in zwei Kategorien eingeteilt werden: direkte finanzielle<br />

Anreize und Steuervergünstigungen 28 .<br />

Für den Energiemarkt gibt es Kapitalhilfen, Zuschüsse<br />

oder Rückvergütungen (Einmalzahlungen durch die Regierung<br />

oder den Stromversorger) 29 . Die Unterstützung<br />

27 <strong>GTZ</strong> 2007a<br />

28 ANME 2009<br />

29 REN21 2009


wird <strong>für</strong> Energieaudits und die Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen<br />

gewährt 30 . Außerdem zielen die direkten<br />

finanziellen Anreize auf die Einrichtung von Prüfstellen<br />

<strong>für</strong> Automotoren, auf Warmwasserbereitung mit<br />

Solarenergie in Privathaushalten und in Privatunternehmen<br />

und auf den Austausch von Erdgas durch erneuerbare<br />

Energie in der Industrie und in Privathaushalten ab.<br />

Die Unterstützung <strong>für</strong> die Warmwasserbereitung durch<br />

Solarenergie umfasst Beihilfen von bis zu 20% der Kosten<br />

der Solarkollektoren, maximal jedoch 100 TND (55 €) pro<br />

Quadratmeter, die dem Versorger direkt nach der Installation<br />

der betreffenden Geräte ausgezahlt werden.<br />

Weitere Fördermittel <strong>für</strong> den Energiemarkt stellen der<br />

Nationale Fonds <strong>für</strong> Energieeffizienz und Erneuerbare<br />

Energien von 2005 und das PROMO-ISOL-Programm,<br />

das vom Nationalen Fonds <strong>für</strong> Energieeinsparung FNME<br />

finanziert wird, zur Verfügung 31 .<br />

Tunesischen Quellen zufolge ist PROMO-ISOL jedoch<br />

erst in einem Planungsstadium.<br />

Schließlich bietet der Nationale Fond <strong>für</strong> Energieeinsparung<br />

(National Fund for Energy Conservation), der Gegenstand<br />

des Gesetzes Nr. 2005-106 vom 19. Dezember<br />

2005 ist, finanzielle Mittel im Bereich Energieeinsparung<br />

und Investitionen in erneuerbare Energien in Tunesien in<br />

Form von Beihilfen an 32 .<br />

Darüber hinaus gibt es Steueranreize <strong>für</strong> die Einsparung<br />

von Energie und Projekte im Bereich erneuerbarer Energien.<br />

Diese Steueranreize stellen sich folgendermaßen dar:<br />

Reduzierung der Einfuhrzölle auf den Mindestsatz von<br />

10% (vom üblichen Satz in Höhe von 18%) und Befreiung<br />

von der Mehrwertsteuer auf importierte Anlagen<br />

und Anlagenkomponenten, die in den Bereichen<br />

Energieeinsparung oder erneuerbare Energie eingesetzt<br />

werden und <strong>für</strong> die im Land nichts Gleichwertiges produziert<br />

wird<br />

Reduzierung der Einfuhrzölle und Befreiung von der<br />

Mehrwertsteuer <strong>für</strong> importierte Rohstoffe und Halbfertiggüter,<br />

die zur Produktion von Anlagen oder Anlagenkomponenten<br />

<strong>für</strong> die Bereiche Energieeinsparung oder<br />

erneuerbare Energien benötigt werden<br />

Befreiung von der Mehrwertsteuer <strong>für</strong> lokal produzierte<br />

30 MED-ENEC 2008<br />

31 <strong>GTZ</strong> 2007a<br />

32 ANME 2009<br />

ARGENTINA | 302<br />

Rohstoffe und Halbfertiggüter, die zur Produktion von<br />

Energieeinsparung oder erneuerbare Energien dienen<br />

Befreiung von der Mehrwertsteuer <strong>für</strong> technische Anlagen<br />

und Anlagenkomponenten, die lokal hergestellt werden<br />

und in den Bereichen Energieeinsparung oder erneuerbare<br />

Energien genutzt werden.<br />

Mit der Verordnung 2009-362 wurden die finanziellen<br />

Anreize deutlich angehoben, vor allem in Bezug auf erneuerbare<br />

Energien in der Landwirtschaft, PV-Systeme,<br />

Biogaskraftwerke und ähnliches.<br />

Richtlinien zu erneuerbaren Portfolios (Verpflichtungen<br />

oder Quotenregelungen in Bezug auf Stromerzeugung aus<br />

erneuerbaren Energien), öffentliche Ausschreibungen <strong>für</strong><br />

festgelegte Leistung aus erneuerbaren Energien, Investitionsfreibeträge,<br />

Produktionssteuerfreibeträge, Einspeisevergütungen<br />

und Emissisonshandel kommen derzeit in<br />

Tunesien nicht zum Einsatz 33 .<br />

Clean Development Mechanism<br />

Tunesien hat das Kyoto-Protokoll 2003 ratifiziert. Die<br />

tunesische nationale Aufsichtsbehörde befindet sich in<br />

der Generaldirektion <strong>für</strong> Umwelt und Lebensqualität im<br />

Ministerium <strong>für</strong> Umwelt und nachhaltige Entwicklung.<br />

Obwohl das institutionelle Rahmenwerk <strong>für</strong> CDM-Projekte<br />

in Tunesien inzwischen etabliert ist, müssen die personellen<br />

Kapazitäten, die Kompetenz und das Fachwissen<br />

der betroffenen Akteure in einigen Fällen noch verbessert<br />

werden 34 . Bisher gibt es keine spezielle Gesetzgebung <strong>für</strong><br />

CDM-Projekte. Ein weiteres Hindernis <strong>für</strong> CDM-Projekte<br />

ist, dass es bisher keinen Gesetz- und Finanzrahmen<br />

<strong>für</strong> den Handel mit zertifizierten Emissionsreduktionen<br />

(CERs) gibt. Außerdem waren öffentliche Institutionen<br />

oder staatliche Unternehmen bisher die wichtigsten Projektentwickler,<br />

private Unternehmen haben sich kaum<br />

engagiert, was hauptsächlich an einem Mangel an Informationen<br />

über die Vorteile von CDM liegt. Um diese Probleme<br />

zu bewältigen, hat das Ministerium <strong>für</strong> Industrie,<br />

Energie und KMU gemeinsam mit der ANME 2009 ein<br />

Handbuch zum CDM <strong>für</strong> den Energiesektor publiziert,<br />

das Hintergrundinformationen zum Kyoto-Protokoll,<br />

CDM im Allgemeinen und CDM-Projekten im Beson-<br />

33 REN21 2009<br />

34 GTAI 2009


deren gibt 35 . In Tunesien gibt es relativ wenige Berater,<br />

die CDM-Projektentwickler unterstützen können, von<br />

verschiedenen Institutionen werden aber Ausbildungsmaßnahmen<br />

durchgeführt. Eine Liste der Berater ist in<br />

den <strong>Publikationen</strong> der GTAI zu finden 36 .<br />

2006 gab Tunesien ehrgeizige Pläne zur Durchführung<br />

von CDM-Projekten bekannt, bisher bleibt die tatsächliche<br />

Projektentwicklung jedoch weit hinter der Ankündigung<br />

zurück. Tunesien führt derzeit nur zwei CDM-<br />

Projekte mit Italien als Partnerland durch. Beide Projekte<br />

wurden 2006 angemeldet und sind Projekte zur Deponiegasgewinnung<br />

und -verbrennung. Es gibt momentan jedoch<br />

ein CDM-Projekt im Bereich erneuerbare Energien,<br />

das sich im Zulassungsverfahren befindet. Konkret bedeutet<br />

dies, dass noch kein einziges Projekt voll entwickelt ist,<br />

da<strong>für</strong> aber ein Aktionsprogramm (PoA), das die Installation<br />

von Solar-Warmwasser-Systemen in tunesischen Haushalten<br />

im Rahmen des PROSOL-Programms bündelt 37 .<br />

TABELLE 9: CDM-PROJEKTE IN TUNESIEN<br />

Projekt Ort (Region) Status Type<br />

Djebel Chekir, Projekt<br />

zur Gewinnung<br />

und Verbrennung von<br />

Deponiegas<br />

Projekt zur Gewinnung<br />

und Verbrennung<br />

von Deponiegas<br />

in neun gebündelten<br />

Mülldeponien in<br />

Tunesien<br />

Programm <strong>für</strong> solare<br />

Warmwasserbereiter<br />

(CDM PoA)<br />

Quelle: UNFCCC 2009<br />

Das oben erwähnte CDM-Handbuch enthält eine Liste<br />

von Projekten, deren Project Idea Note (PIN) bewilligt<br />

wurde. Zusammengerechnet ergeben diese 76 Projekte eine<br />

Emissionsreduzierung von 107 600 kt CO2, von denen 7<br />

445 aus Windkraftprojekten stammen und 13 714 aus Projekten<br />

im Bereich erneuerbare Energien im Allgemeinen.<br />

Zusammengenommen wird in den in Tabelle 9 aufgelisteten<br />

Windprojekten eine Leistung von 198 MW installiert.<br />

35 siehe http://www.anme.nat.tn/sys_files/medias/<br />

publication/MDP/mdp_vf.pdf<br />

36 GTAI 2009<br />

37 Für weitere Informationen siehe:<br />

http://cdm.unfccc.int/ProgrammeOfActivities/index.html<br />

TUNESIEN | 303<br />

Aktivitäten internationaler Geber<br />

Im Rahmen des UNDP gibt es mehrere Projekte in den<br />

Bereichen Energie und Umwelt, unter anderem das Projekt<br />

»Schaffung von Taskforce-Kapazitäten (IGCE und<br />

KWK) zur Umsetzung der Energiemanagementstrategie<br />

in Tunesien« mit einem Gesamtbudget von 786 976<br />

US $ (2005<strong>–</strong>2008), das gemeinsam mit der ANME und<br />

der <strong>GTZ</strong> umgesetzt wird und großen Einfluss auf die Entwicklung<br />

des Energiesektors hat.<br />

Die African Development Bank Group hat zwei große<br />

Projekte im Energiebereich realisiert. Das »Projekt zur<br />

Sanierung, Umstrukturierung und Entwicklung der Verteilernetze«<br />

zur Unterstützung von Maßnahmen zur<br />

allgemeinen Versorgung und Elektrifizierung startete im<br />

Jahr 2002, ein Jahr später begann die Bank mit einem<br />

zweiten Projekt mit ähnlichen Zielen unter dem Titel<br />

»Sanierung des Stromverteilernetzes«.<br />

Die Globale Umweltfazilität, ein öffentlich-privates<br />

Bündnis, das Darlehen <strong>für</strong> Umweltprojekte vergibt, ist in<br />

Tunesien im Bereich erneuerbare Energien und insbesondere<br />

im Bereich der Windenergie aktiv. 2001 startete das<br />

Projekt »Förderung zum verstärkten Einsatz von Windenergie<br />

in Tunesien« (sowohl <strong>für</strong> netzgebundene als auch<br />

netzunabhängige Windenergie) mit einem Budget von<br />

1,1 Mio. €. Im Mai 2009 wurde ein weiteres Projekt zur<br />

Entwicklung von netzgebundener Energie aus Privatunternehmen<br />

auf den Weg gebracht 38 .<br />

38 GEF 2009<br />

Jährliche Einsparungen<br />

t CO ²<br />

IRR (mit CDM)<br />

Jahr der<br />

Anmeldung<br />

Tunis zugelassen Deponiegas 369 664 k. A. 2006<br />

verschiedene zugelassen Deponiegas 317 909 k. A. 2006<br />

Tunesien<br />

im Zulassungsverfahren<br />

Solarenergie 9 500 k. A. -


TABELLE 10: WINDKRAFT-PROJEKTE<br />

IN TUNESIEN MIT BEWILLIGTER PIN<br />

Größe<br />

[MW]<br />

Projektteilnehmer<br />

Die <strong>GTZ</strong> ist seit 1975 im Auftrag der deutschen Regierung<br />

in Tunesien aktiv. Die zwei Arbeitsschwepunkte<br />

der <strong>GTZ</strong> in Tunesien sind Wirtschaftsförderung und<br />

Umweltschutz. Der Bereich Umweltschutz beinhaltet<br />

ein Programm zur Förderung erneuerbarer Energien und<br />

Energieeffizienz. Das Programm soll die Rolle der ANME<br />

im Energiebereich stärken, die Beteiligung von Privatunternehmen<br />

unter anderem durch Public-Private Partnerships<br />

(PPPs) fördern und Instrumente zur Förderung und<br />

Finanzierung erneuerbarer Energien und von Energieeffizienzprojekten<br />

entwickeln. Im November 2003 entschied<br />

das UNDP, gemeinsam mit der GEF ein Projekt mit dem<br />

Titel »Entwicklung von netzgebundenee Energie in Tunesien<br />

<strong>für</strong> den 10. Plan« umzusetzen, das acht Jahre lang<br />

laufen soll. Das Programm startete 2004 und wird in Zusammenarbeit<br />

mit der <strong>GTZ</strong> durchgeführt. Im Rahmen<br />

dieses Projektes, das auf die Nutzung von Windkraft im<br />

großen Stil abzielt, sollen dem Windsektor private Investitionen<br />

von mehr als 100 Mio. US $ zugeführt werden.<br />

Die von der GEF zur Verfügung gestellten Gelder belaufen<br />

sich auf 10,25 Mio. US $. Die <strong>GTZ</strong> unterstützt das<br />

Projekt als Ganzes durch die Erstellung von Standortanalysen,<br />

durch die Beratung der tunesischen Regierung<br />

in Fragen zu Netzanschluss und Tarifstrukturen und<br />

durch die Vorbereitung und Unterstützung von Ausschreibungsverfahren.<br />

Darüber hinaus will die <strong>GTZ</strong><br />

ein hohes Maß an lokaler Wertschöpfung sicherstellen,<br />

indem einheimischen Herstellern technische Unterstützung<br />

angeboten wird.<br />

Spanische, französische und japanische Agenturen zeigen<br />

Interesse am tunesischen Energiesektor oder haben bereits<br />

in ihn investiert 39 40 . Die französische Entwicklungsagen-<br />

39 Norton Rose LLP 2009<br />

40 <strong>GTZ</strong> Expertenmeinung 2009<br />

CER /<br />

Jahr<br />

Zeitraum<br />

(Jahre)<br />

35 STEG 57 700 21<br />

120 STEG 200 000 21<br />

15 SCG Gabès 21 200 21<br />

14 CIOK 21 600 21<br />

14 CJO 21 600 21<br />

Quelle: ANME 2009a<br />

TUNESIEN | 304<br />

tur (AFD) trägt durch das PME-Programm (Quatrième<br />

Programme de Mise à Niveau des Entreprises, siehe Abschnitt<br />

1.5) finanziell zum positiven Marktklima bei. Ein<br />

weiteres Beispiel <strong>für</strong> internationale Investitionen ist die<br />

Kofinanzierung des tunesischen Windatlas durch die<br />

spanische Entwicklungsagentur (nähere Informationen<br />

in Kapitel 1.5).<br />

13.6 Marktpotenzial <strong>für</strong> Windenergie<br />

Windenergiepotenzial<br />

Verschiedene Organisationen (STEG, <strong>GTZ</strong>, AECID,<br />

UNDP) haben Messungen durchgeführt, finanziert oder<br />

gefördert, um mögliche Standorte <strong>für</strong> Windparks in Tunesien<br />

zu identifizieren.<br />

Die <strong>GTZ</strong> hat gemeinsam mit der ANER einige Orte genauer<br />

untersucht, um deren Eignung <strong>für</strong> Windparks zu<br />

ermitteln. Zu diesen Orten gehören Enfida an der Ostküste,<br />

Zarzis südlich der Insel Djerba und Cap Negro an<br />

der Nordküste. Mit Unterstützung des United Nations<br />

Development Programme (UNDP) wurden Orte auf<br />

der Cap-Bon-Halbinsel, ein Plateau südlich von Thala im<br />

Landesinneren und ein Gelände in der Nähe von Kebeli<br />

in Südtunesien evaluiert.<br />

Im April 2009 wurde im Rahmen einer gemeinsam organisierten<br />

Konferenz des tunesischen Ministeriums <strong>für</strong><br />

Industrie und Energie und der spanischen Botschaft ein<br />

Windatlas von Tunesien präsentiert. Er wurde mit finanzieller<br />

Unterstützung der Spanischen Agencia Española<br />

de Cooperación Internacional para el Desarrollo (AE-<br />

CID) und der Regierung von Navarra durch die tunesische<br />

nationale Energieagentur ANME in Zusammenarbeit<br />

mit dem spanischen Centro Nacional de Energías<br />

Renovables (CENER) erstellt 41 . Der Atlas basiert auf<br />

meteorologischen Messungen (Wind, Temperatur und<br />

Druck), die auf 17 Masten in Höhe von 60, 80, und 100<br />

m im Verlauf eines Jahres durchgeführt wurden. Auf Basis<br />

dieser Daten wurde eine Windkarte mit der räumlichen<br />

Auflösung von 1 km x 1 km modelliert. Durch die<br />

Nutzung der Daten von 19 weiteren metereologischen<br />

Stationen des Nationalen Metereologischen Instituts in<br />

41 AECID 2009


Tunis wurde diese Karte validiert 42 . Der Windatlas von<br />

Tunesien ist im GIS-Format erstellt und stellt Winddaten<br />

in verschiedenen Schichten in der Höhe von 10 m, 60 m,<br />

80 m, und 100 m 43 dar, wobei er über 90% des Landes<br />

abdeckt. Das GIS-Format bildet darüber hinaus Daten zu<br />

Straßen und Umweltschutzgebieten ab, die <strong>für</strong> die Planung<br />

von Windparks relevant sind (http://www.cener.<br />

TABELLE 11: GEPLANTE INSTALLIERTE LEISTUNG<br />

FÜR WINDKRAFT DER ANME<br />

Jahr Leistung (MW)<br />

2011 200 MW<br />

2020 1 100 MW<br />

2030 1 800 MW<br />

Quelle: ANME<br />

com/es/sala_prensa/nota_mapa_eolico_tunez.asp) 44 .<br />

Regionen mit hohem Windpotenzial befinden sich<br />

hauptsächlich im nördlichen Teil von Tunesien, aber<br />

auch im Landesinneren und im Süden. In den nördlichen<br />

und nordöstlichen Gebieten ergaben die Windmessungen<br />

Geschwindigkeiten zwischen 7 und 10 m/s 45 , so z. B.<br />

im Gebiet von Jebel Sidi Abderrahmane in der Region<br />

des Cap Bon (der Halbinsel im Nordwesten von Tunesien,<br />

in der Nähe von L’Ariana), wo STEG durchschnittliche<br />

Windgeschwindigkeiten von über 10 m/s in einer<br />

Höhe von 45 m maß. In der Region um Bizerte und Nabeul<br />

(an der Südküste der Halbinsel im Nordwesten von<br />

Tunesien) sowie in der zentralen Region und im Süden<br />

von Kaserine (Tataouine, Medenine, Gabes) übersteigen<br />

die Windgeschwindigkeiten 7 m/s bei einer Höhe von<br />

60 m 46 wie etwa in Métline (an der Nordküste, in der<br />

Nähe von Bizerte) mit durchschnittlichen 9 m/s bei einer<br />

Höhe von 30 m.<br />

Rahmenbedingungen <strong>für</strong> Windenergie<br />

Die stärkere Nutzung von Windenergie ist seit 2001<br />

ein erklärtes Ziel des tunesischen Energieentwicklungsprogramms.<br />

Im Rahmen des 10. Entwicklungsplans<br />

hat sich die tunesische Regierung darauf festgelegt, bis<br />

2007 120 MW zu installieren. Bisher wurde dieses Ziel<br />

noch nicht erreicht.<br />

Darüber hinaus zielt der 11. Entwicklungsplan (der<br />

42 CENER 2009<br />

43 AECID 2009<br />

44 CENER 2009<br />

45 AfriWEA 2008<br />

46 CENER 2009<br />

TUNESIEN | 305<br />

den Zeitraum von 2008<strong>–</strong>2011 abdeckt) darauf ab, dass<br />

weitere 200 MW von privaten Investoren auf einer ausschließlich<br />

wettbewerbsorientierten Basis installiert<br />

werden. Die Umsetzung des 11. Entwicklungsplans wird<br />

von dem GEF-Projekt »Private Sector Led Development<br />

of On-Grid Wind Power in Tunisia« (Entwicklung<br />

von ans Netz angeschlossenem Strom in Tunesien)<br />

unterstützt, das von der Nationalen Agentur <strong>für</strong> Energiemanagement<br />

(ANME) durchgeführt wird 47 . Die<br />

dazu geplanten Baumaßnahmen werden in den ersten<br />

fünf Jahren des Betriebs durch produktionsabhängige<br />

finanzielle Hilfe unterstützt. Bei einer voraussichtlichen<br />

Kostenersparnis von 0,037 TND/kWh und einer Verfügbarkeit<br />

des Windparks von 35% werden die zusätzlichen<br />

Kosten momentan auf zwei bis drei US Cents pro<br />

kWh geschätzt, etwa ein Viertel davon wird durch die<br />

GEF-Finanzierung abgedeckt.<br />

Darüber hinaus unterstützt die <strong>GTZ</strong> die ANME bei der<br />

Förderung von erneuerbaren Energien in Tunesien im<br />

Rahmen eines Projektes, das von 2003 bis 2012 läuft.<br />

Ziel des Projekts ist es, die Bedingungen <strong>für</strong> Privatunternehmen<br />

zu verbessern und Finanzierungsinstrumente zu<br />

entwickeln 48 . Für die Installation von Windkraft setzt die<br />

ANME folgende Ziele fest:<br />

Die Grenze <strong>für</strong> die Entwicklung der Ziele <strong>für</strong> Windenergie<br />

bis 2011 liegt in der Leistungsfähigkeit des tunesischen<br />

Netzes, das STEG zufolge nur 200 MW an Energie<br />

aus Windkraft aufnehmen kann 49 . Um diese Netzprobleme<br />

anzugehen, gibt es Pläne, das tunesische Stromnetz<br />

mit den Netzen von Algerien, Libyen und europäischen<br />

Ländern zusammenzuschalten.<br />

Im April 2009 präsentierten der tunesische Energieminister<br />

und das italienische Umweltministerium gemeinsame<br />

Pläne, das tunesische Stromnetz mit dem italienischen<br />

Netz zu verbinden. Diese Pläne werden vom Mediterranean<br />

Centre of Renewable Energies (MEDREC) unterstützt,<br />

das vom italienischen Umweltministerium und<br />

den tunesischen Ministerien <strong>für</strong> Energie und Umwelt in<br />

Zusammenarbeit mit dem United Nations Energy Program<br />

(UNEP) 2004 gegründet wurde. Ein Seekabel mit<br />

400 kV (1 000 MW) soll das tunesische und das italienische<br />

Netz verbinden 50 .<br />

47 GEF 2009<br />

48 <strong>GTZ</strong> 2007b<br />

49 STEG 2008<br />

50 Dodd 2008


Außerdem werden Vorbereitungen getroffen, um große<br />

industrielle Verbraucher (IGCElec) dazu zu ermutigen,<br />

Windkraft zu zur Erzeugung von Strom zum Eigenverbrauch<br />

zu nutzen (siehe Kapitel 1.5). Dazu werden entsprechende<br />

Gesetze entwickelt, die verankern, dass überschüssiger<br />

Strom zu einem festen Preis (0,08/kWh TND<br />

oder 0,044/kWh 51 €) an STEG verkauft werden darf. Die<br />

verkaufte Energie wird auf 30% der jährlichen Produktion<br />

des jeweiligen Windparks begrenzt 52 . Außerdem führt<br />

die ANME ein Programm durch, das die IGCElec mit<br />

folgenden Maßnahmen unterstützen soll:<br />

• Vorläufige Evaluation der Standorte<br />

• Installation von Messungsmasten und Erhebung der<br />

Winddaten<br />

• Mobilisierung von Experten<br />

• Technische Unterstützung bei der Durchführung von<br />

Studien<br />

• Aufbau von Kapazitäten bei IGCE im Bereich Windkraft<br />

und CDM (Unterstützung bei Project Idea Note<br />

und Project Design Document sowie Förderung auf<br />

internationaler Ebene).<br />

TABELLE 12:<br />

INSTALLIERTE UND GEPLANTE WINDPARKS IN TUNESIEN<br />

Ort Leistung In Betrieb seit Durchschnittliche<br />

jährliche<br />

Produktion<br />

Alle Anlagen <strong>für</strong> erneuerbare Energien dürfen das Netz<br />

zur Einspeisung und Übertragung von Strom <strong>für</strong> die<br />

Eigenproduktion nutzen. Die Übertragungsgebühren<br />

werden vom Energieministerium festgesetzt. Energie,<br />

die der Erzeuger nicht selbst verbraucht, darf exklusiv<br />

an STEG zum Standardtarif <strong>für</strong> Hochspannungsstrom<br />

51 Dodd 2008<br />

52 <strong>GTZ</strong> 2007a<br />

TUNESIEN | 306<br />

verkauft werden, der vom Stromversorger festgesetzt<br />

wird. Die Einspeisung von überschüssigem Strom ist jedoch<br />

auf 30% der jährlichen Produktion des Windparks<br />

begrenzt 53 . Zusätzlich hat das Energieministerium ein<br />

Programm eingeführt (Nr. 8 von acht Programmen im<br />

Bereich Energie), das sich an Haushalte und Unternehmen<br />

richtet und die Eigenproduktion von Strom aus<br />

erneuerbaren Energien unterstützt 54 .<br />

Derzeitige Nutzung von Windenergie<br />

und geplante Projekte<br />

Obwohl erste Erfahrungen mit kleinen Windrädern in<br />

Tunesien bereits in den frühen 1980-er Jahren gesammelt<br />

wurden, begann die kommerzielle Nutzung von<br />

Windkraft zur Stromerzeugung erst nach 2000. Vorher<br />

wurde Windkraft hauptsächlich auf dezentraler Ebene<br />

eingesetzt, etwa um Bewässerungswasser in abgelegene<br />

Gegenden zu pumpen. Bisher ist nur ein einziger Windpark<br />

mit einer installierten Leistung von 55 MW (Sidi<br />

Daoud) in Betrieb. Weitere Projekte sind in Planung<br />

(siehe Tabelle 12).<br />

Der aktuelle tunesische Energiemarkt wird von Windparks<br />

dominiert, die von STEG betrieben werden. Der Sidi-Daoud-Windpark<br />

wurde mit Windrädern der Firma Made<br />

ausgerüstet, die ein Tochterunternehmen von Gamesa ist.<br />

Gamesa hat außerdem die von STEG ausgeschriebene Ausschreibung<br />

gewonnen, die beiden Windparks Métline und<br />

53 ANME 2008, MED-ENEC 2008<br />

54 ANME 2009<br />

Finanzierung Betreiber<br />

Sidi Daoud Phase I 10.6 MW 2000 30 STEG (20%) STEG<br />

Sidi Daoud Phase II 20 MW total 2003 42.4 Spanisches<br />

Darlehen (80%)<br />

STEG<br />

Sidi Daoud Phase III 55 MW total 2008 k. A. k. A. STEG<br />

Métline 62 MW geplant <strong>für</strong><br />

2010/2011<br />

k. A. k. A. STEG<br />

Kchabta 58 MW geplant <strong>für</strong><br />

2010/2011<br />

k. A. k. A. STEG<br />

El Haouira 500 MW geplant k. A. k. A. Moncada<br />

Energy Group<br />

Quelle: DODD 2008


Kchabta mit Windrädern zu beliefern. Nach Angaben von<br />

STEG wurde der Vertrag zur Finanzierung dieser Projekte<br />

im Dezember 2008 unterzeichnet 55 .<br />

Das El-Haouira-Projekt der italienischen Moncada<br />

Energy Group zielt darauf ab, Energie aus einem geplanten<br />

Gas- oder Kohlekraftwerk über ein 400-kV-Seekabel<br />

nach Italien zu exportieren 56 .<br />

Geschäftsklima<br />

Momentan betreibt und verwaltet der staatliche Energieversorger<br />

STEG den einzigen Windpark in Tunesien<br />

(Sidi Daoud). Zur weiteren Entwicklung von Windkraft<br />

zählt die Regierung auf den Privatsektor und insbesondere<br />

auf internationale Investoren.<br />

Ausländische Investitionen können ohne Einbeziehung<br />

einer nationalen Holding getätigt werden. Private Investitionen<br />

sind jedoch nicht in allen Bereichen erlaubt oder<br />

müssen genehmigt werden. Das Bankensystem wird als<br />

schwach und die Investitionsfreudigkeit von Privatunternehmen<br />

als niedrig beschrieben, das Rechtssystem ist<br />

reformbedürftig 57 .<br />

Der Handel zwischen Tunesien und der EU wurde durch<br />

die Euro-mediterrane Zollunion erleichtert, die im Januar<br />

2008 zwischen Tunesien und der EU in Kraft trat.<br />

Als einen ersten Schritt hin zu einer Euro-mediterranen<br />

Freihandelszone, die <strong>für</strong> 2010 geplant ist, haben Tunesien<br />

und die EU einen Assoziationsvertrag unterzeichnet.<br />

Darüber hinaus führt Tunesien Verhandlungen mit<br />

den USA über eine bilaterale Freihandelszone 58 . Für den<br />

Gewinn der tunesischen Windenergie bedeutet das, dass<br />

Europa zum Exportziel wird (zum Beispiel über das geplante<br />

400-kV-Seekabel, das Tunesien und Italien verbinden<br />

soll).<br />

Um das Investitionsklima zu verbessern hat die tunesische<br />

Regierung 1996 das Programme de Mise à Niveau (PMN)<br />

ins Leben gerufen. Dieses Programm beinhaltet Subventionen<br />

<strong>für</strong> Investitionen und Steuererleichterungen <strong>für</strong><br />

die Industrie und internationale Kooperationsprojekte<br />

(zum Beispiel zwischen der Europäischen Kommission,<br />

AFD, <strong>GTZ</strong> und KFW), um deren Wettbewerbsfähigkeit<br />

zu steigern. Dezentrale Projekte werden dabei besonders<br />

berücksichtigt, was der Entwicklung von Windparks<br />

55 STEG 2008<br />

56 Dodd 2008<br />

57 CDM brief 2006<br />

58 AHK 2008<br />

TUNESIEN |<br />

307<br />

entgegenzukommen scheint. Einen Zugang zu weiteren<br />

Fördermechanismen, die <strong>für</strong> die Entwicklung von Windkraft<br />

in Frage kommen, bietet die Agence Promotion de<br />

l’Industrie, die zum Ministerium <strong>für</strong> Industrie, Energie<br />

und PME gehört. Bewerbungsvoraussetzungen sind eine<br />

Präsenz in Tunesien <strong>für</strong> mindestens zwei Jahre, Wachstumspotenzial<br />

und eine solide Finanzstruktur. Wenn die<br />

Bewerbung vom Bureau de Mise à Niveau angenommen<br />

wird, erhalten Unternehmen Investitionsanreize von bis<br />

zu 25% ihrer Projektinvestitionen und bis zu 15 Jahre<br />

Steuerbefreiungen.<br />

Die Regierung führt darüber hinaus über die Veröffentlichung<br />

einer neuen Investitionsrichtlinie eine Reform der<br />

Banken durch. Der Schwerpunkt liegt auf der Förderung<br />

direkter Investitionen aus dem Ausland. Außerdem will<br />

die Regierung bürokratische Hindernisse in diesem Bereich<br />

abbauen 59 . Verbesserte Investitionsbedingungen und<br />

niedrigere bürokratische Hürden erhöhen die Chancen auf<br />

weitere Investitionen aus Europa und anderen Ländern und<br />

fördern so die Nutzung des vorhandenen Windkraftpotenzials<br />

und den damit verbundenen Handel.<br />

Die Ausbildung im Bereich erneuerbare Energien findet in<br />

tunesischen Instituten, wie z. B. dem Internationalen Zentrum<br />

<strong>für</strong> Umwelttechnologie Tunis (CITET) und dem Forschungs-<br />

und Technologiezentrum <strong>für</strong> Energie (CRTEn)<br />

statt. CITET wurde 1996 zur Förderung von Umwelttechnologien<br />

gegründet und untersteht dem tunesischen<br />

Umweltministerium. Neben verschiedenen Beratungs- und<br />

Ausbildungsleistungen bietet es auch Labore und Entwicklungskapazitäten.<br />

Eine Bibliothek und eine ausführliche Internetpräsenz<br />

dienen der Dokumentation und Verbreitung<br />

von Informationen zu Umweltfragen. CITET ist an unterschiedlichen<br />

Kooperationsprojekten einschließlich internationaler<br />

Projekte beteiligt. Gemeinsam mit CITET und<br />

zwei weiteren deutschen Partnern betreibt die <strong>GTZ</strong> den<br />

IHK/<strong>GTZ</strong> Company Pool on Environmental Technology<br />

(IHK/<strong>GTZ</strong> Unternehmenspool <strong>für</strong> Umwelttechnologie)<br />

in Tunis, der kleine und mittlere europäische Unternehmen<br />

aus dem Bereich Umwelttechnologie den Marktzugang in<br />

Tunesien und anderen Ländern des Mahgreb erleichtert.<br />

Das CRTEn wurde 2005 gegründet und bildet die Energieabteilung<br />

von Borj-Cédria Technopole. Am CRTEn<br />

59 AHK 2008


werden Forschungs-, Innovations- und Ausbildungsaktivitäten<br />

in den Bereichen Energietechnologien und erneuerbare<br />

Energien durchgeführt.<br />

Derzeit gibt es in Tunesien keine Windkraftindustrie. Das<br />

kanadische Beratungsunternehmen Hélimax hat jedoch<br />

eine Studie zur Möglichkeit der Etablierung einer solchen<br />

Industrie in Tunesien zusammengestellt, die auch einen<br />

Ausbildungsleitfaden zu Windkraft und eine Grundlagenstudie<br />

<strong>für</strong> ein CDM-Projekt im Bereich Windkraft<br />

enthält 60 .<br />

60 Helimax Energy Inc. 2004<br />

13.7 Adressen und Kontaktdaten<br />

Ministere de l’Industrie et de l’Energie et<br />

des Petites et Moyennes Entreprises<br />

Immeuble Beya<br />

40 rue 8011, Montplaisir<br />

1002 Tunis<br />

Tel.: +216 (71) 791 132/842 343/894 216<br />

Fax: +216 (71) 782 742<br />

Email: mind@ministeres.tn<br />

TUNESIEN |<br />

308<br />

Nationale Agentur <strong>für</strong> Energieeinsparung (ANME)<br />

3 rue 8000, Montplaisir - 1002 Tunis<br />

Tel.: (216) 71 906 900<br />

Fax: (216) 71 904 624<br />

Vocal Line of PROSOL<br />

71 901 444<br />

Email: boc@anme.nat.tn<br />

Société Tunisienne d’Electricité et du Gaz (STEG)<br />

38 rue Kamel Attaturk 1080 Tunis<br />

Postal address: B.P. 190, 1080 Tunis cedex<br />

Tel.: +216 (71) 341 311<br />

Fax: +216 (71) 330 174/349 981/341 401<br />

Internet: www.steg.com.tn<br />

<strong>GTZ</strong>-Büro in Tunis<br />

Sandra Schenke<br />

12, rue du Lac Turkana<br />

2045 Berges du Lac de Tunis<br />

Tunisia<br />

Tel.: +216 71 860-320<br />

Fax: +216 71 860-719<br />

Email: gtz-tunesien@gtz.de<br />

Internet: www.gtz.de/en/


Deutsch-Tunesische Industrie- und Handelskammer<br />

Chambre Tuniso-Allemandede l‘Industrie et du<br />

Commerce<br />

Immeuble Le Dôme<br />

Rue du Lac Léman<br />

1053 LES BERGES DU LAC<br />

Tunisia<br />

Tel.: +216 71 965 280<br />

Fax: +216 71 964 553<br />

Email: info@ahktunis.org<br />

Internet: http://tunesien.ahk.de<br />

13.8 Informationsquellen<br />

Abu Dhabi Declaration on Environment and Energy<br />

2003, The Environment & Energy 2003 Conference<br />

http://www.ead.ae/TacSoft/FileManager/Conferences%20&%20Exhibitions/2003/44-AbuDhabiDeclaration-Eng.pdf,<br />

last visited 21.10.2009<br />

AECID. Agencia Española de Cooperación Internacional<br />

para el Desarrollo 2009, http://www.aecid.org/web/es/<br />

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accessed on 15.09.2009<br />

AFRIWEA: African Wind Energy Association 2008,<br />

www.afriwea.org/en/tunisia.htm, accessed on 15.09.2009<br />

AFRICAN DEVELOPMENT BANK GROUP<br />

2009, Tunisia - Electricity Distribution Networks Rehabilitation<br />

and Restructuring Project - Appraisal Report<br />

, 08/10/2009, http://www.afdb.org/fileadmin/<br />

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Pages%20de%20Tunisia_-_AR_-_Electricity_Distribution_Networks_Rehabilitation_and_Restructuring_<br />

Project%5B1%5D.pdf las visited 22-10.2009<br />

Helimax Energy Inc. Strategic Study of Wind Energy<br />

Deployment in Africa; African Development Bank, 2004<br />

TUNESIEN |<br />

309<br />

Agence Nationale pour la Maîtrise de l’Energie (ANME)<br />

2009a: Guide sur le Mécanisme pour un Développement<br />

Propre dans le Secteur de l’Energie. March 2009<br />

Auslandshandelskammer (AHK)Tunesien 2009, http://<br />

tunesien.ahk.de/fileadmin/user_upload/pdf_dateien/<br />

wirtschaft/WirtschaftTunesien2008.pdf, accessed on<br />

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ANME 2009. Agence Nationale pour la Maîtrise de<br />

l’Energie, http://www.anme.nat.tn/index.asp?pId=173,<br />

Auswärtiges Amt. Tunesien: Beziehungen zu Deutschland.<br />

2008 http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/<br />

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Bundesministerium <strong>für</strong> wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung (BMZ), (http://www.bmz.de/en/issues/wirtschaft/privatwirtschaft/ppp/index.html#t10)<br />

CDM brief 2006. http://cdm.unfccc.int/ProgrammeOfActivities/index.html,<br />

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Centro Nacional de Energías Renovables (CENER) 2009,<br />

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CIA World Factbook 2009: Tunesia. https://www.cia.<br />

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ts.html, accessed on 15.09.2009<br />

Décret no 2009-362 du 9 février 2009, modifiant le décret<br />

2005-2234 du 22 août 2005, fixant les taux et les<br />

montants des primes relatives aux actions concernées par<br />

le régime pour la maîtrise de l’énergie ainsi que les conditions<br />

et les modalités de leur octroi (http://www.industrie.gov.tn/TB/03_09/tb_energie_03_09/1/images/<br />

decretn2009_362_du9fev09fr.pdf )


Dodd 2008b, Jan and Heather O’Brian, TUNISIA EX-<br />

PORT POTENTIAL, in: Windpower Monthly, September<br />

2008. (Dodd 2008b<br />

Dodd 2008: Tunisia looks to wind in face of power deficit<br />

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Global Environment Facility (GEF) 2009, http://www.<br />

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GTAI 2009, German Trade and Invest http://www.<br />

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<strong>GTZ</strong> 2007a. Gesellschaft <strong>für</strong> technische Zusammenarbeit,<br />

TERNA-Report; http://www.gtz.de/de/dokumente/anme2008-en-country-case-study-tunisia.pdf,<br />

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Energieverwendung in Tunesien. http://www.gtz.<br />

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TUNESIEN |<br />

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Project Appraisal Document, http://go.worldbank.org/<br />

JL6Y5YP9Q0, last visited 21.10.2009<br />

Loi no 2009-7 du 9 février 2009, modifiant et complétant<br />

la loi no 2004-72 du 2 août 2004, relative à la maîtrise de<br />

l’énergie (http://www.industrie.gov.tn/TB/03_09/tb_<br />

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Gaz, Annual Report 2008 (http://www.steg.com.tn/<br />

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TUNESIEN |<br />

311


INDONESIEN<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

ADB Asiatische Entwicklungsbank<br />

ACE ASEAN Centre for Energy<br />

APEC Asiatisch-Pazifische Wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit<br />

APETINDO Indonesischer Erneuerbare Energien<br />

Verband<br />

ASEAN Vereinigung südostasiatischer Nationen<br />

bbl/d Barrel/Tag<br />

BECIN Bilaterale Energiekooperation zwischen<br />

Indonesien und den Niederlanden<br />

BIP Bruttoinlandsprodukt<br />

BPPT Behörde zur Beurteilung und<br />

Anwendung von Technologien<br />

CDM Clean Development Mechanism<br />

CO2 Kohlenstoffdioxid<br />

DJLPE Direktorat Jenderal Listrik dan<br />

Pemanfaatan Energi (Generaldirektorat<br />

<strong>für</strong> Strom- und Energienutzung)<br />

DNA Designated National Authority<br />

(nationale Aufsichtsbehörde)<br />

EB Executive Board<br />

EE Erneuerbare Energien<br />

ESDM Ministerium <strong>für</strong> Energie und<br />

Bergbauressourcen<br />

FOB Free on Board<br />

<strong>GTZ</strong> Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Technische<br />

Zusammenarbeit<br />

HGÜ Hochspannungsgleichstromübertragungsleitung<br />

IDR Indonesische Rupiah<br />

312<br />

IEA Internationale Energieagentur<br />

IGEE Indonesische Gemeinschaft <strong>für</strong><br />

erneuerbare Energien<br />

IWES Indonesische Gesellschaft<br />

<strong>für</strong> Windenergie<br />

IZF Interner Zinzfluß<br />

kV Kilovolt<br />

LAPAN Nationales Institut <strong>für</strong><br />

Luft- und Raumfahrt<br />

LPG LPG-Flüssiggas<br />

METI Masyarakat Energi Terbarukan Indonesia<br />

MSOE Ministerium <strong>für</strong> staatliche Unternehmen<br />

MW Megawatt<br />

MWh Megawattstunde<br />

PDD Project Design Document<br />

PIN Project Idea Note<br />

PJ Petajoule<br />

PLN Perusahaan Listrik Negara<br />

(staatlicher Stromversorger)<br />

PPA Power Purchase Agreements<br />

PSC Production Sharing Contracts<br />

PV Photovoltaik<br />

SKEA Sistem Konversi Energi Angin<br />

Töe tonne öl equivalent<br />

TZ Technische Zusammenarbeit<br />

UNDP Entwicklungsprogramm der<br />

Vereinten Nationen<br />

V Volt<br />

WB Weltbank<br />

WTO Welthandelsorganisation


INDONESIEN<br />

14.1 Einleitung<br />

ABBILDUNG 1:<br />

KARTE VON INDONESIEN<br />

Quelle: CGIAR (2004)<br />

Indonesien liegt in Südostasien und bildet ein Archipel<br />

mit 13.667 Inseln (von denen nur 6.000 bewohnt sind)<br />

zwischen dem Indischen und dem Pazifischen Ozean.<br />

Zwei der Inseln gehören nur teilweise zu Indonesien.<br />

Während ein Teil von Kalimantan (auch bekannt als Borneo)<br />

zu Malaysia und Brunei gehört, gehört Neuguinea<br />

teilweise zu Papua-Neuguinea (siehe Abbildung 1).<br />

Durch den Äquator geteilt, ist die Inselgruppe fast durchgängig<br />

von tropischem Klima mit Temperaturen zwi-<br />

TABELLE 1:<br />

WICHTIGSTE STATISTISCHE DATEN ZU INDONESIEN 2008<br />

schen 23 und 32° C geprägt. Die Luftfeuchtigkeit liegt<br />

zwischen 70 und 90%. Die Windgeschwindigkeiten sind<br />

mit durchschnittlich 2<strong>–</strong>6 m/s in der Regel gemäßigt und<br />

vorhersehbar außer bei den auftretenden Monsunen, Tafunen<br />

und Stürmen.<br />

313<br />

Die offizielle Landessprache ist Indonesisch (Bahasa<br />

Indonesia). Als Verkehrssprache ist neben Indonesisch<br />

auch Englisch anerkannt. Indonesien ist eine unabhängige<br />

Republik mit einem Präsidialsystem. Der Präsident<br />

von Indonesien ist Staatsoberhaupt, Oberbefehlshaber<br />

der indonesischen nationalen Streitkräfte und Regierungsoberhaupt.<br />

Bei den Wahlen im April 2009 erhielt<br />

die Demokratische Partei von Präsident Susilo Bambang<br />

Yudhoyono die Mehrheit.<br />

Fläche Einwohner BIP BIP/Kopf Export Import<br />

1 919 440 km² 240 Mio. 343,2 Mrd. € 1.504 €/Kopf 91,7 Mrd. € FOB<br />

(Schätzung 2008)<br />

Quelle: U.S. Department of State 2009 und IMF 2009<br />

86,4 Mrd. €<br />

FOB<br />

(Schätzung 2008)<br />

Seit Suhartos »New Order« bekennt sich Indonesien<br />

zu einer freien und aktiven Außenpolitik und versucht<br />

auf diese Weise seit 1967, seine Rolle in der Region auszuweiten.<br />

Indonesien muss sich mit den Aktivitäten der mit Al-<br />

Qaida in Verbindung stehenden terroristischen Gruppe<br />

Jemaah Islamiyyah auseinandersetzen. Diese stellt nach


Angriffen auf ausländische Ziele in Bali im Jahr 2001 und<br />

2005 und in Jakarta in den Jahren 2003 und 2009 auch<br />

weiterhin eine ernstzunehmende Bedrohung dar. 1<br />

Seit 1950 ist Indonesien Mitglied der Vereinten Nationen.<br />

Im Jahr 1967 wurde das Land zudem in die Vereinigung<br />

Südostasiatischer Nationen (ASEAN) aufgenommen<br />

und gehört seit 1992 zur ASEAN-Freihandelszone. 2<br />

Indonesien ist seit den frühen 1990-er Jahren Mitglied<br />

TABELLE 2:<br />

BIP VON INDONESIEN 2000<strong>–</strong>2008<br />

BIP<br />

(konstante<br />

Preise)<br />

BIP<br />

(aktuelle<br />

Preise)<br />

BIP<br />

(aktuelle<br />

Preise)<br />

Quelle: IMF 2009<br />

Jährliches<br />

prozentuales<br />

Wachstum<br />

der Asiatisch-Pazifischen Vereinigung <strong>für</strong> wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit (APEC) und seit 1995 Mitglied<br />

der WTO. Im Jahr 2008 trat Indonesien aus der OPEC<br />

aus, da es keine Netto-Ölexporte mehr durchführt. Neben<br />

weiteren Abkommen ist Indonesien darüber hinaus<br />

der »Joint Workgroup« der Europäischen Freihandelsassoziation<br />

EFTA beigetreten, um den Handel zwischen<br />

Indonesien und der Europäischen Union zu verbessern.<br />

Die wichtigsten Exportmärkte <strong>für</strong> Indonesien waren im<br />

Jahr 2005 Japan (22,3%), die USA (13,9%), China (9,1%)<br />

und Singapur (8,9%). Importgüter werden hauptsächlich<br />

aus Japan (18%), China (16,1%) und Singapur (12,8%)<br />

bezogen. Im Jahr 2005 hatte Indonesien einen Handelsüberschuss<br />

mit Exporteinnahmen von 83,64 Mrd. US $<br />

bei gleichzeitigen Importausgaben von 62,02 Mrd. US $.<br />

Zu den wichtigsten Importgütern Indonesiens gehören<br />

Maschinen und Zubehör, Chemikalien, Kraftstoffe und<br />

Lebensmittel. Das Land verfügt über umfangreiche natürliche<br />

Ressourcen einschließlich Rohöl, Erdgas, Zinn,<br />

Kupfer und Gold.<br />

1 Jakarta war durch einen Angriff von Terroristen, die mit Afghanistan in Verbindung<br />

gebracht werden, betroffen. Dabei starben mindestens 9 Personen, 50<br />

wurden verletzt.<br />

2 ASEAN ist eine geopolitische und wirtschaftliche Organisation von<br />

10 Staaten in Südostasien. Sie wurde am 8. August 1967 gegründet.<br />

INDONESIEN | 314<br />

Tabelle 2 zeigt, dass das BIP über die letzten Jahre kontinuierlich<br />

angestiegen ist. Im Jahr 2008 betrug die Inflationsrate<br />

11,1%. Im Jahr 2006 lebten 17,8% der indonesischen<br />

Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze. 3 Das<br />

Pro-Kopf-Einkommen in Indonesien lag im Jahr 2008 bei<br />

1.504 €. Die Yudhoyono-Regierung versuchte zwischen<br />

den Jahren 2004 und 2009 ein durchschnittliches Wachstum<br />

von 6,6% zu erreichen, um Arbeitslosigkeit und Armut<br />

deutlich zu reduzieren. 4<br />

2000 2002 2004 2006 2008<br />

5.4 4.5 5.0 5.5 6.1<br />

Mrd. (IDR) 1 389 769.9 1 821 833.4 2 295 826.2 3 339 216.8 4 954 028.9<br />

Mrd. € 111.0 131.2 172.3 244.4 343.3<br />

14.2 <br />

Übersicht Energiemarkt<br />

Die gesamte Primärenergiebereitstellung zeigte über die<br />

letzten Jahre einen starken Anstieg. Ausgangspunkt war<br />

eine Primärenergiebereitstellung von weniger als 40 000<br />

ktoe im Jahr 1970, davon wurden mehr als 60% mit erneuerbaren<br />

Energien und Abfall erzeugt. In den letzten<br />

dreißig Jahren stieg der Anteil von Öl und Gas deutlich<br />

stärker als von anderen Quellen. Nach einem kontinuierlichen<br />

Anstieg erreichte die Primärenergiebereitstellung<br />

2006 179 069 ktoe, was 7 503 PJ oder 2 085 832<br />

GWh entspricht. Erdöl dominiert die Primärenergiebereitstellung<br />

mit einem Anteil von 33%, gefolgt von<br />

erneuerbaren Energien und Abfall (z. B. Geothermie,<br />

Solarenergie, Windenergie, Abfall und Biomasse) mit<br />

einem Anteil von 32%, Gas (19%), Kohle (15,5%) und<br />

Wasserkraft (0,5%). Abbildung 2 zeigt die Struktur der<br />

Primärenergiebereitstellung nach Energiequellen. 5<br />

Der Endenergieverbrauch Indonesiens belief sich im Jahr<br />

3 CIA 2009<br />

4 U.S. Department of State 2009<br />

5 IEA 2008


ABBILDUNG 2: ANTEIL VERSCHIEDENER ENER-<br />

GIEQUELLEN AN DER GESAMTEN PRIMÄRENERGIE-<br />

BEREITSTELLUNG IN 2006<br />

59 113<br />

33 %<br />

27 669<br />

15 %<br />

Brennbare Erneuerbare/Abfall<br />

Gas<br />

Öl<br />

Quelle: IEA 2008<br />

828<br />

1 %<br />

Kohle<br />

Wasser<br />

58 064<br />

32%<br />

33 396<br />

19%<br />

auf 134 266 ktoe (5 626 PJ/1 563 957 GWh). Die Aufteilung<br />

des Energieverbrauchs auf die einzelnen Wirtschaftssektoren<br />

ist aus Tabelle 3 ersichtlich.<br />

Zwischen 1996 und 2006 stieg der Energieverbrauch<br />

im Industriesektor um 117%, im gewerblichen Sektor<br />

um 75%, in privaten Haushalten um 35% und im Trans-<br />

TABELLE 3: ENDENERGIEVERBRAUCH 2006, IN KTOE UND PJ<br />

INDONESIEN | 315<br />

portsektor um 46%. 6 Indonesien gehört zu den weltweit<br />

größten Kohle-Exporteuren, und ist darüber hinaus führender<br />

Erdgasexporteur. Insgesamt ist das Land jedoch<br />

Netto-Energie-Importeur und abhängig von Erdölimporten<br />

(Rohöl sowie raffiniertes Öl) aus Afrika, dem Nahen<br />

Osten und Australien. Erdgas <strong>für</strong> die petrochemische Industrie<br />

wird aus dem Nahen Osten (Katar) importiert. Sein<br />

Ressourcenreichtum, seine offene Haltung zu Handel und<br />

Investitionen und seine strategisch günstige Lage in Ostasien<br />

macht Indonesien zu einem der weltweit führenden<br />

Exporteure von Kraftwerkskohle (weltweit größter Exporteur<br />

im Jahr 2008) 7 und einem wichtigen Exporteur von<br />

LNG-Flüssiggas (weltweit drittgrößter Exporteur) 8 . Seit<br />

2004 ist Indonesien Netto-Ölimporteur. 9<br />

Das Stromnetz<br />

PT Perusahaan Listrik Negara (PLN) ist der einzige vertikal<br />

integrierte Stromversorger in Indonesien. PLN hat<br />

das Monopol auf die Übertragungs- und Verteilnetze mit<br />

Gesamtlängen von 32 000 km bzw. 580 000 km 10 .<br />

Wie aus Abbildung 3 ersichtlich, befinden sich große Teile<br />

des Übertragungsnetzes auf den Inseln Java und Bali. Das<br />

Stromnetz besteht aus mehr als 600 isolierten Systemen<br />

und aus acht miteinander verbundenen Systemen. Das<br />

größte Netzwerksystem ist das Java-Bali-System, das mehr<br />

als 80% des landesweiten Stromverbrauchs transportiert.<br />

Gesamter Endenergieverbrauch ktoe PJ %<br />

Industrie 34 586 1 449 25.8<br />

Transport 25 223 1 057 18.8<br />

andere Sektoren 62 383 2 614 46.5<br />

Privathaushalte 56 364 2 362 42.0<br />

davon<br />

Gewerbe und Dienstleistung 3 443 144 2.6<br />

Land- und Forstwirtschaft 3 443 144 2.6<br />

andere 2 222 93 1.7<br />

Nichtenergetische Nutzung 12 074 506 9.0<br />

Gesamt 134 266 5 626 100<br />

Quelle: IEA 2006<br />

6 PEU 2006<br />

7 Im Jahr 2007 verschifften indonesische Produzenten 165 Mio. Tonnen<br />

(fast 30% des globalen auf dem Seeweg beförderten Kohleangebots).<br />

8 Im Jahr 2008 erzeugte Indonesien 317 Ladungen mit je 125.000 m3.<br />

9 Die indonesischen Exporte von Rohöl, Kondensaten und Petrolium belaufen<br />

sich im Jahr 2009 insgesamt auf 240 000 bbl/d. 2001 lag dieser Wert noch bei<br />

240 000 bbl/d und 1994 bei 700 000 bbl/d. Gleichzeitig importiert Indonesien<br />

480.000 bbl/d Rohöl und veredelte Produkte.<br />

10 ASIANPOWER 2009


ABBILDUNG 3:<br />

STROMÜBERTRAGUNGSNETZ IN INDONESIEN<br />

Quelle: CGIAR 2004<br />

Auf Grund der Fragmentierung des Landes ist die Konstruktion<br />

eines zusammenhängenden und umfassenden<br />

Netzes schwierig und kostenintensiv.<br />

Das Übertragungsnetz besteht aus 500-kV-, 150-kV- und<br />

70-kV-Leitungen, das Verteilnetz aus 20-kV- und 220-V-<br />

Niederspannungsleitungen. Hochspannungsleitungen<br />

mit 500 kV gibt es lediglich im Java-Bali-System, weil es<br />

als größtes indonesisches Netz eine Spitzenlast von über<br />

15.000 MW erfährt. Das zweitgrößte Netz befindet sich<br />

auf Sumatra, wo ein zusätzliches Spannungsniveau von<br />

275 kV eingeführt werden soll, das als Hauptleitung des<br />

Netzwerkes dienen soll. Für das Jahr 2012 ist der Zusammenschluss<br />

der Netze von Sumatra und Java-Bali durch<br />

eine Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitung<br />

(HGÜ) vorgesehen.<br />

Die gesamten Netzverluste beliefen sich im Jahr 2008 auf<br />

10,56%, die Übertragungsverluste erreichten im gleichen<br />

Jahr mit ca. 8,4% den niedrigsten Stand seit 2003. 11 Das<br />

Management von PLN plant die weitere Optimierung seines<br />

Verteilernetzes und die Verringerung der Netzverluste<br />

auf maximal 6% (die internationale Norm liegt zwischen<br />

3 und 5%) bis zum Jahr 2012. Das gesamte Investitionsvolumen<br />

zwischen 2009 und 2012 beläuft sich auf rund<br />

1,2 Mrd. US $.<br />

11 ADB 2009<br />

INDONESIEN | 316<br />

Installierte Leistung<br />

Für das Jahr 2007 wurde die installierte Leistung auf 24<br />

260 MW geschätzt. 12 Mit 20 450 MW (84%) entfiel der<br />

größte Anteil auf thermische Kraftwerke (Öl, Gas und<br />

Kohle), gefolgt von Wasserkraft mit 3 400 MW (14%)<br />

und Erdwärme mit insgesamt 500 MW (2%). Die restliche<br />

Leistung stammt von Biomasse und Windenergie,<br />

wobei 1,2 MW (0,3%) auf Windenergie entfallen.<br />

PLN ist der größte Stromerzeuger des Landes. Mit einer<br />

Erzeugungsleistung von über 24 925 MW entfallen 86%<br />

des gesamten Marktvolumens auf das Unternehmen. Die<br />

restliche Leistung wird von unabhängigen Stromerzeugern<br />

(IPPs) bereitgestellt (4 782,5 MW bzw. 14%).<br />

Aufgrund der mit 9,7% pro Jahr rasch ansteigenden<br />

Stromnachfrage und um Lücken in der Stromversorgung<br />

vorzubeugen, hat die Regierung zur Beschleunigung der<br />

Entwicklung das so genannte Crash-Programm eingerichtet.<br />

13 Dieses Expansionsprogramm sieht neue Kohlekraftwerke<br />

mit einer Gesamtleistung von 10.000 MW vor. Um<br />

sicherzustellen, dass auch die Entwicklung erneuerbarer<br />

Energien vorangetrieben wird, wurde ein zweites Crash-<br />

Programm angekündigt, welches im Zeitraum von 2009<br />

bis 2014 realisiert werden soll. Das Programm soll neue<br />

Leistung generieren, die zu über 60% aus erneuerbaren<br />

12 EIA 2008<br />

13 ADB 2009


Quellen (5 000 MW bzw. 48% aus geothermischen Quellen<br />

und 12% aus Wasserkraft) gespeist werden sollen. Als<br />

einer der drei weltweit führenden Produzenten von Geothermiestrom<br />

legte Indonesien kürzlich einen Plan vor,<br />

die Leistung des Landes bis 2014 um 400% zu erhöhen.<br />

Die bilaterale Zusammenarbeit im Energiebereich zwischen<br />

Indonesien und den Niederlanden soll dazu beitragen,<br />

den in Zusammenarbeit mit der <strong>GTZ</strong> geplanten<br />

Leistungsausbau umzusetzen. 14<br />

Ein Großteil des indonesischen Stromangebots wird<br />

noch immer in Kohlekraftwerken erzeugt. 15 Es wird erwartet,<br />

dass einige Projekte im Jahr 2009 den kommerziellen<br />

Betrieb aufnehmen können. 16 Hierzu gehören unter<br />

anderem das Labuan-Kohlekraftwerk mit 1 315 MW<br />

im 2. Quartal 2009, das Indramayu-Kohlekraftwerk mit<br />

1 330 MW sowie das Rembang Kohlekraftwerk mit<br />

1 315 MW im 3. Quartal 2009. Ein chinesisches Konsortium<br />

aus Shanghai Electric Corp. und Dalle Energy<br />

wird ein weiteres 945-MW-Kohlekraftwerk in Teluk<br />

Naga, Banten, errichten. 17 Ein Konsortium aus Dongfang<br />

Electric Corp. und Dalle Energy plant darüber hinaus<br />

ein 630-MW-Kohlekraftwerk in Pacitan, Ost-Java.<br />

Um den steigenden Energiebedarf decken zu können,<br />

hat die PLN zahlreiche Vorschläge <strong>für</strong> neue Kohlekraftwerke<br />

unterbreitet. Die einzelnen Projekte sollten im<br />

März 2009 in Betrieb genommen werden; das gesamte<br />

TABELLE 4: ENTWICKLUNG DER<br />

STROMERZEUGUNG 1996<strong>–</strong>2006 IN GWH<br />

14 LAPAN 2009<br />

15 EIA 2008<br />

16 PLN 2009<br />

17 McCawley 2008<br />

1996 * 2000 * 2006 *<br />

Kohle 18 000 40 000 58 643<br />

Öl 15 000 18 000 38 717<br />

Erdgas 22 000 20 000 19 467<br />

Biomasse 0 0 0<br />

Kernenergie 0 0 0<br />

Wasserkraft 9 000 9 500 9 623<br />

Geothermie 1 000 5 000 6 658<br />

Solarenergie 0 0 0<br />

Windenergie 0 0 0<br />

Gesamt 65 000 92 500 133 108<br />

* Schätzung auf Basis einer Grafik<br />

Quelle: IEA 2006<br />

INDONESIEN | 317<br />

Projekt wird voraussichtlich bis zum Jahr 2011 fertiggestellt.<br />

18<br />

Darüber hinaus beabsichtigt der private Geothermiestromerzeuger<br />

PT Star Energy, die Wayang-Windo-Anlage<br />

bis Ende 2012 auf 400 MW auszubauen. Die Anlage<br />

ist momentan die größte Geothermieanlage Indonesiens<br />

mit zwei Turbinen mit 110 MW und 170 MW. Indonesien<br />

plant außerdem den Bau seines ersten Kernkraftwerkes,<br />

welches bis 2017 betriebsbereit sein könnte.<br />

Stromerzeugung<br />

Die gesamte Stromerzeugung durch den staatlichen<br />

Stromversorger PLN und 27 IPPs belief sich im Jahr 2006<br />

auf 133.108 GWh. 19 Tabelle 4 zeigt die Entwicklung der<br />

Stromerzeugung unterteilt nach Brennstoffkategorie.<br />

Im Jahr 2006 entfielen 88% der nationalen Stromerzeugung<br />

auf thermische Stromerzeugung, 7% auf Wasserkraft<br />

und 5% auf sonstige Energiequellen, davon 1,4% auf die<br />

Windenergie. Indonesien ist im Bereich Energieerzeung<br />

autonom. Seine Stromnachfrage steigt rapide mit einem<br />

Zuwachs von 9,7% pro Jahr.<br />

In den letzten 5 Jahren stieg der Stromabsatz der PLN<br />

deutlich um um 8,3% pro Jahr von 79 TWh im Jahr 2000<br />

auf 117 TWh im Jahr 2005. Gleichzeitig erhöhte sich<br />

die Anzahl der Kunden der PLN um durchschnittlich<br />

4,2% pro Jahr und belief sich im Jahr 2005 auf etwa 34,6<br />

Mio. 20 Um die steigende Nachfrage zu decken, ist eine<br />

zusätzliche Leistung von ca. 2 000 <strong>–</strong> 4 000 MW jährlich<br />

erforderlich. Es wird erwartet, dass der Strombedarf bis<br />

zum Jahr 2025 auf ca. 440,5 GWh ansteigen wird, um<br />

wirtschaftliches und soziales Wachstum unterstützen zu<br />

können. Entsprechend dieser Erwartungen werden rund<br />

70 000 MW zusätzlicher Kraftwerksleistung benötigt.<br />

Obwohl Privathaushalte mit einem Anteil von 90% (vs.<br />

10% Industriekunden) den Großteil der Kunden von PLN<br />

stellen, liegt der Stromverbrauch beider Bereiche auf ähnlichem<br />

Niveau 21 : Privathaushalte beziehen 39% (43.754<br />

GWh) und Industriekunden 38% (43.616 GWh). Der übrige<br />

Anteil des gesamten Stromverbrauchs entfällt mit 23%<br />

(25.250 GWh) auf den Dienstleistungssektor.<br />

18 Muklis Ali 2009<br />

19 IEA 2006<br />

20 PEU 2006<br />

21 Osec 2006


ABBILDUNG 4:<br />

INSTALLIERTE LEISTUNG ERNEUERBARE<br />

ENEGIEN NACH QUELLE<br />

Solar:<br />

6.5 MW (0,12 %)<br />

Geothermie:<br />

903 MW<br />

(17 %)<br />

Combined renew. & waste<br />

Gas<br />

Öl<br />

(Quelle: IEA 2006)<br />

Wasserkraft:<br />

1.2 MW (0,02 %)<br />

Biomasse:<br />

445 MW (8%)<br />

Solar<br />

Wasser<br />

Wind:<br />

4 125 MW<br />

(75 %)<br />

Erneuerbare Energien<br />

Trotz des großen Potenzials bleiben Indonesiens erneuerbare<br />

Energiequellen bisher weitgehend ungenutzt. Dies<br />

betrifft insbesondere Geothermie, Kleinwasserkraft und<br />

Biomasse. Abbildung 4 zeigt die Anteile der einzelnen<br />

Energiequellen an der gesamten Stromproduktion aus<br />

erneuerbaren Energien.<br />

TABELLE 6:<br />

STROMTARIFE FÜR PRIVATHAUSHALTE<br />

Tabelle 5 zeigt die aktuell installierte Leistung der einzelnen<br />

Technologien <strong>für</strong> erneuerbare Energien und<br />

ihr jeweiliges Potenzial. Es wird ersichtlich, dass ein<br />

beachtlicher Teil des Wasserkraftpotenzials bereits genutzt<br />

wird, während die Windenergie (größtes Potenzial<br />

unter den gelisteten Energiequellen) nahezu ungenutzt<br />

bleibt.<br />

TABELLE 5: AKTUELLE NUTZUNG UND<br />

POTENZIAL ERNEUERBARER ENERGIEN<br />

Potential<br />

(MW)<br />

INDONESIEN | 318<br />

In Indonesien gibt es insgesamt 200 kleinste, kleine und<br />

große Wasserkraftwerke. Zu den größten Wasserkraftwerken<br />

gehören die 1-GW-Anlage in Cirata, die 112-MW-<br />

Anlage in Kotapanjang, die 210-MW-Pumpspeicheranlage<br />

in Musi und die 184-MW-Anlage in Sudirman.<br />

Das Ministerium <strong>für</strong> Energie und Bergbauressourcen<br />

(ESDM) schätzt die Anzahl der Geothermiestandorte des<br />

Landes auf insgesamt 217. Die Aufteilung der Vorkommen<br />

ist wie folgt: 71 auf Sumatra, 62 auf Java, 52 auf Sulawesi, 15<br />

auf Nusa Tenggara, zwei in Papua und eine auf Maluku. 22<br />

Strompreise<br />

Die Stromtarife <strong>für</strong> Endkunden werden durch die indonesische<br />

Regierung festgelegt. 23 Um das Wirtschaftswachstum<br />

anzuregen, hat die Regierung beschlossen, den Strompreis<br />

zu subventionieren. 24 Im Januar 2009 kündigte die<br />

Regierung an, die Strompreise zu verringern, um die Pro-<br />

duktion von Gütern zur Grundversorgung zu fördern. 25<br />

Darüber hinaus wurden die Einwohner des Landes im<br />

März 2009 durch dem Präsidenten aufgefordert, eine höhere<br />

Energieeffizienz zu erzielen, da der Strombedarf aus<br />

privaten Haushalten, Industrie und sozialen Institutionen<br />

ein Niveau erreicht hätten, welches die Produktionskapazitäten<br />

bei weiten übersteigt. 26<br />

22 Napitupulu, 2009<br />

23 ASIANPOWER 2009<br />

24 ADB 2009<br />

25 National Portal Republic of Indonesia 2009<br />

26 Ant <strong>–</strong> LKBN ANTARA 2006<br />

Nutzung<br />

(MW)<br />

Anteil Nutzung<br />

des Potentials (%)<br />

Wasserkraft 34 000 3 400 10.00<br />

Kleine<br />

Wasserkraft<br />

9 600 560 5.54<br />

Geothermie 19 658 903 4.01<br />

Windenergie 9 286 1.2 0.01<br />

Quelle: PEU 2006<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />

Preis (USD / kWh) 0.029 0.025 0.042 0.062 0.062 0.058 k. A. k. A.<br />

Preis (€ / kWh)<br />

Quelle: EIA 2008<br />

0.019 0.017 0.028 0.041 0.041 0.039 k. A. k. A.


TABELLE 7:<br />

STROMTARIFE NACH SEKTOREN<br />

Tarifkategorie<br />

Tabelle 6 gibt eine Übersicht über die Stromtarife <strong>für</strong> Privatehaushalte<br />

in Indonesien (US $/kWh). 27<br />

Tabelle 7 zeigt die Stromtarife <strong>für</strong> unterschiedliche Verbrauchergruppen.<br />

28<br />

Im Jahr 2002 führte die Regierung eine Einspeisevergütung<br />

<strong>für</strong> Strom aus erneuerbaren Energien ein. 29 Bemühungen,<br />

Anreize <strong>für</strong> Investitionen in erneuerbare Energien<br />

zu schaffen (Einspeisevergütung oder Kapitalsubventionen)<br />

blieben bisher jedoch ohne Erfolg. 30 Grund <strong>für</strong><br />

das Scheitern der Maßnahmen ist vor allem die massive<br />

Subventionierung konventioneller Brennstoffe <strong>für</strong> den<br />

privaten Verbrauch. Auf Grund der hohen Rohölpreise<br />

beliefen sich die Kosten <strong>für</strong> die Bezuschussung im Jahr<br />

2008 auf 138,6 Bio. IDR (8,8 Mrd. €). Die hohen Kosten<br />

führen vermehrt zu Forderungen nach einer neuen Energiestrategie<br />

(siehe auch Kapitel Rahmenbedingungen <strong>für</strong><br />

erneuerbare Energien). 31 Im Jahr 2009 wurde die Einspeisevergütung<br />

ausgesetzt. 32 Die Vergütung <strong>für</strong> Strom<br />

aus erneuerbaren Energien aus Anlagen < 1 MW wurde<br />

jedoch bereits im Jahr 2002 im Ministerialerlass Nr. 1 122<br />

festgeschrieben. 33 Betreibern von EE-Anlagen, die an das<br />

Niederspannungsnetz angeschlossen sind, werden laut<br />

Erlass 60% der regional üblichen Produktionskosten <strong>für</strong><br />

jede kWh produzierten Stroms über die Staatliche PLN<br />

zurückerstattet. Anlagen, die an das Mittelspannungsnetz<br />

angeschlossen sind, erhalten eine Rückerstattung<br />

von 80% der Produktionskosten. Die Verordnung wurde<br />

mit dem Ziel verabschiedet, die Vergütung nur zu zahlen,<br />

wenn die regionalen Produktionskosten unterhalb des regulären<br />

Strompreises der PLN liegen.<br />

27 EIA 2008<br />

28 ASIANPOWER 2009<br />

29 World Future Council 2007<br />

30 ADB 2009<br />

31 Leong 2005<br />

32 World Future Council 2009<br />

33 Hausmann 2009<br />

Durchschnitt<br />

(US $/kWh)<br />

Durchschnitt<br />

(€/kWh)<br />

Sozial 0.066 0.044<br />

Privathaushalte 0.063 0.042<br />

Unternehmen 0.083 0.055<br />

Industrie 0.068 0.045<br />

Durchschnitt 0.069 0.046<br />

Quelle: Asian Power 2006<br />

INDONESIEN | 319<br />

Liberalisierung<br />

Durch das Strom-Gesetz Nr. 15 1985 und die begleitende<br />

Verordnung Nr. 37 von 1992 wurde dem Privatsektor Zugang<br />

zum Strommarkt gewährt. 34 Die Verordnung fördert<br />

die Beteiligung des Privatsektors an der Stromerzeugung,<br />

-übertragung und -verteilung mit dem Ziel, ein Wettbewerbsumfeld<br />

im Stromsektor zu schaffen. Darum plant<br />

Indonesien, die Stromerzeugungskapazitäten vor allem<br />

über die Öffnung des Marktes <strong>für</strong> IPPs zügig auszubauen.<br />

Zwischen 1990 und 1994 wurden 27 langfristige Stromhandelsabkommen<br />

(PPAs) zwischen PLN und IPPs unterzeichnet.<br />

Durch die Zulassung von IPPs wurde die<br />

Stromknappheit in der Region Java-Bali überwunden und<br />

es konnten sogar Überkapazitäten erzeugt werden. Die<br />

Finanzkrise in Asien hatte jedoch schwerwiegende wirtschaftliche<br />

Belastungen <strong>für</strong> die PLN zur Folge, welche die<br />

Einhaltung aller geschlossenen Verträge stark erschwerte.<br />

Unter massivem Druck sowohl der Öffentlichkeit als auch<br />

der Stromproduzenten entschied sich die Regierung, die<br />

Konditionen der PPAs neu zu verhandeln. Die Neuverhandlung<br />

der vertraglichen Vereinbarungen hatte jedoch<br />

sehr negative Auswirkungen auf die Wahrnehmung der<br />

Investitionssicherheit <strong>für</strong> ausländische Investoren. In weniger<br />

als einem Jahrzehnt wandelte sich daher der anfängliche<br />

Enthusiasmus über die Marktöffnung in Skepsis.<br />

Dies führte insgesamt zu einer Verschuldung der PLN<br />

von mehr als 5 Mrd. US$. Gravierend kommt hinzu, dass<br />

die IDR gegenüber dem US$ des Jahres 1998 um 250%<br />

gefallen ist, was die Verschuldung noch weiter erhöht hat.<br />

Die indonesische Regierung hat sich bisher nicht bereit<br />

erklärt, die Schulden der PLN zu übernehmen. Generell<br />

zeigte Indonesien aufgrund des geringen Einsatzes der<br />

Regierung, die Interessen der Anleger zu schützen, unter<br />

allen asiatischen Staaten die insgesamt langsamste Erholung<br />

von der asiatischen Finanzkrise.<br />

Einige Entwicklungsorganisationen haben operative<br />

Hilfe in Form von Darlehen zur Finanzierung der Umstrukturierung<br />

des Stromsektors angeboten. Die ersten<br />

Fortschritte führten zur Wiederbelebung des anfänglichen<br />

Optimismus über die Zukunft der Strommarktreformen.<br />

Im Jahr 2005, ein Jahrzehnt nach der Einführung<br />

der Strommarktreform zur Schließung der Lücken in der<br />

34 ASIANPOWER 2009


Stromversorgung, stand die Regierung Indonesiens noch<br />

immer vor dem gleichen Problem. Allerdings wurde <strong>für</strong><br />

2008 die Liberalisierung des Endkundenmarktes vorgesehen.<br />

Somit sind Stromproduzenten in der Lage, direkt an<br />

Endabnehmer zu verkaufen statt den Weg über die PLN<br />

zu gehen. Trotzdem sind die Stromerzeuger weiterhin an<br />

die Nutzung des PLN-eigenen Übertragungsnetzwerkes<br />

gebunden.<br />

Ländliche Elektrifizierung<br />

Die Elektrifizierungsrate in Indonesiens ländlichen Gebieten<br />

betrug im Jahr 2008 rund 54%. Die Elektrifizierungsrate<br />

verzeichnet einen leichten Anstieg (1992:<br />

42,6%), dennoch gehört sie zu den niedrigsten in der Region.<br />

35 Ziel der Regierung ist eine Elektrifizierungsrate<br />

von 90% bis 2020.<br />

Indonesien hat ein Programm zur Elektrifizierung ländlicher<br />

Gebiete, das Teil das Entwicklungsprogramm <strong>für</strong><br />

erneuerbare Energien ist (siehe Kapitel »Rahmenbedingungen<br />

<strong>für</strong> erneuerbare Energien«). 36 Um den Strombedarf<br />

in ländlichen Gebieten zu decken, hat die Regierung<br />

Maßnahmen eingeführt, Dieselgeneratoren durch Anlagen<br />

<strong>für</strong> erneuerbare Energien zu ersetzen.<br />

Höchste Priorität beim Ausbau der erneuerbaren Energien<br />

hat die Geothermie. 37<br />

Die indonesische Regierung hat die Förderung dieser<br />

Technologie angekündigt und bemüht sich um Investoren<br />

<strong>für</strong> größere Kapitalinvestitionen, um die Entwicklungsdynamik<br />

aufrecht zu erhalten. Darüber hinaus wird auch Solarkraft<br />

eingesetzt, um die Elektrifizierung der ländlichen<br />

Gebiete voranzutreiben. 38<br />

14.3 Marktakteure<br />

Ministerium <strong>für</strong> Energie und<br />

Bergbauressourcen (ESDM)<br />

Das Ministerium <strong>für</strong> Energie und Bergbauressourcen<br />

(Departement Energi dan Sumber Daya Mineral oder<br />

ESDM) hat die Aufgabe, den Präsidenten in Fragen rund<br />

um die Themen Energie und Ressourcen zu unterstützen.<br />

Ziel des Ministeriums ist die Gewährleistung der Ener-<br />

35 UNDP 2008<br />

36 ADB 2009<br />

37 Sjafra DWIPA 2002<br />

38 REEEP 2009<br />

INDONESIEN |<br />

320<br />

giesicherheit bei gleichzeitig nachhaltiger Nutzung der<br />

mineralischen Ressourcen, um die Lebensqualität der<br />

Einwohner zu steigern. Das Ministerium hat Kriterien<br />

<strong>für</strong> nachhaltige Entwicklung und Indikatoren <strong>für</strong> entsprechende<br />

Aktivitäten im Energiesektor definiert. Die Kriterien<br />

werden durch einen Ministerialerlass umgesetzt. Zu<br />

den wichtigsten Aufgaben des Ministeriums gehört die<br />

Formulierung von politischen Richtlinien sowie deren<br />

Umsetzung.<br />

Generaldirektorat <strong>für</strong> Strom- und<br />

Energienutzung (DJLPE)<br />

Das Generaldirektorat <strong>für</strong> Strom- und Energienutzung<br />

(Direktorat Jenderal Listrik dan Pemanfaatan Energi oder<br />

DJLPE) ist dem ESDM angegliedert und hat diesem gegenüber<br />

Berichterstattungspflichten.<br />

Zu seinen Aufgaben zählen:<br />

• die Formulierung von Richtlinien <strong>für</strong> den Strom- und<br />

Energiesektor<br />

• die Umsetzung dieser Richtlinien unter Beachtung der<br />

geltenden Gesetze<br />

• die Formulierung von Standards, Normen und Kriterien<br />

<strong>für</strong> alle Sektoren, die Energie bzw. Strom verbrauchen<br />

• die technische Beratung und Auswertung.<br />

Öffentliche Unternehmen<br />

Staatlicher Stromversorger: PT. PLN (Persero)<br />

Der staatliche Stromversorger PT Perusahaan Listrik Negara<br />

(PLN) wurde 1964 gegründet. PLN ist der einzige<br />

vertikal integrierte Stromversorger in Indonesien. Das<br />

Unternehmen ist alleiniger Betreiber der Übertragungs-<br />

und Verteilnetze und versorgt Privatkunden, Gewerbe-<br />

und Industriekunden mit Strom. Im Jahr 2007 verzeichnete<br />

das Unternehmen einen Umsatz von 114 Bio. IDR<br />

(8 Mrd. €) und beschäftigte 47 532 Mitarbeiter im ganzen<br />

Land. Über das Ministerium <strong>für</strong> staatliche Unternehmen<br />

ist die Regierung alleiniger Inhaber der PLN.<br />

Die Anzahl der Kunden aus Privathaushalten liegt derzeit<br />

bei 5,2 Mio. und wächst jährlich um 5,4%. Im Herbst<br />

1993 erstellte der Minister <strong>für</strong> Bergbau und Energie ein<br />

umfassendes politisches Regelwerk (»Sasaran & Kebija-


kan Pengembangan Subsektor Ketenagalistrikan« <strong>–</strong> Ziele<br />

und Strategien <strong>für</strong> die Entwicklung des Stromsektors),<br />

um die langfristige Umstrukturierung des Sektors zu initiieren.<br />

Einer der ersten Schritte zur Umstrukturierung<br />

im Jahr 1994 war die Umwandlung der PLN von einem<br />

staatlichen Unternehmen hin zu einem öffentlichen Unternehmen<br />

unter Beteiligung von Persero bzw. dem Status<br />

einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Ein Jahr später<br />

folgten dieser ersten Maßnahme zwei weitere Schritte:<br />

die Entflechtung der Java-Bali Erzeugungsanlagen von<br />

PLN und die Aufteilung in zwei neue Stromerzeuger mit<br />

verschiedenen Geschäftsbereichen. Einer dieser Stromerzeuger<br />

ist PT. PLN Pembangkit Tenaga Listrik Java-Bali I,<br />

ist auch bekannt als PLN PJB sowie als PT, Indonesia Power.<br />

Die andauernde Währungskrise, die sich zum Ende<br />

des Jahres 1997 verstärkte, hatte negative Auswirkungen<br />

auf die Stromindustrie. PLN kauft sein Stromangebot<br />

teilweise von IPPs, die in US $ bezahlt werden; die Endkunden<br />

entrichten ihre Zahlungen an die PLN jedoch in<br />

der lokalen Währung. Im Jahr 1998 erlitt die PLN auf<br />

Grund der starken Verluste der IDR gegenüber dem US$<br />

daher erhebliche Verluste.<br />

Durch die Einführung einer Liberalisierungsstrategie<br />

im Stromsektor im August 1998 ist die PLN nicht mehr<br />

der einzige Akteur im Energiesektor. Der aufkommende<br />

Wettbewerb war so hart, dass die PLN gezwungen war,<br />

Maßnahmen zur Energieeffizienz durchzuführen und<br />

Generatoren zu sanieren. Das Elektrizitätsgesetz Nr.<br />

20/2002 beendet zudem die Monopolstellung von PLN<br />

im Bereich Stromübertragung. Privatunternehmen (aus<br />

Aus- und Inland) sind nach diesem Gesetz berechtigt, den<br />

von ihnen erzeugten Strom direkt an den Endverbraucher<br />

zu verkaufen. Die Unternehmen sind jedoch weiterhin auf<br />

die Nutzung des PLN-eigenen Übertragungsnetzes angewiesen.<br />

Das staatliche Unternehmen ist vertikal integriert.<br />

Staatliches Öl- und Gasunternehmen: PT. Pertamina<br />

Das ehemals staatliche Unternehmen PT. Pertamina<br />

(Persero) änderte im Rahmen der Verabschiedung des<br />

Gesetzes Nr. 22/2001 <strong>für</strong> Erdöl und Gas vom November<br />

2001 und der Regierungsverordnung Nr. 31/2003<br />

seine Rechtsform in eine Gesellschaft mit beschränkter<br />

INDONESIEN |<br />

321<br />

Haftung. Laut der Regierungsverordnung gehen jegliche<br />

Vermögenswerte des Unternehmens sowie dessen Tochterunternehmen<br />

und Joint Ventures in den Besitz des neu<br />

formierten Unternehmens über. Das Gesetz legt zudem<br />

die Auflösung der Monopolstellung des Unternehmens in<br />

den Bereichen Vertrieb und Vermarktung von Mineralöl<br />

und Kraftstoffprodukten fest. Darüber hinaus wurde die<br />

Verwaltung der sogenannten Production Sharing Contracts<br />

(PSC), die bislang in der Verantwortung von Pertamina<br />

lag, auf das Unternehmen BPMIGAS übertragen.<br />

Pertamina trägt wesentlich zur Erdölproduktion Indonesiens<br />

bei. Im Jahr 2002 war das Unternehmen neuntgrößter<br />

Erdölförderer des Landes sowie fünftgrößter Erdgasproduzent.<br />

Das Unternehmen plant Investitionen in Höhe von 2,08<br />

Mrd. US$ (1,39 Mrd. €) über fünf Jahre. Zwei Drittel der<br />

Investition werden im Upstream-Geschäft angesiedelt,<br />

während ein Drittel <strong>für</strong> Downstream-Geschäfte eingeplant<br />

wurde. Das Unternehmen Pertamina benötigt Mittel<br />

zur Modernisierung veralteter Raffinerien, Flüssiggas-<br />

und Kraftstoff-Depots.<br />

Neben seinem Öl- und Gasgeschäft engagiert sich das<br />

Unternehmen zudem im Geothermiebereich. Bis heute<br />

wurden rund 80 potenzielle Geothermiestandorte mit einem<br />

geschätzten Produktionspotenzial von 20.000 MW<br />

identifiziert. Ein im Jahr 2000 beauftragtes 400-MW-<br />

Geothermieprojekt im Norden von Sumatra ersetzt zum<br />

Beispiel fossile Brennstoffe in der Wärmeerzeugung und<br />

trägt auf diese Weise zu einer beträchtlichen Verringerung<br />

von Treibhausgasemissionen bei.<br />

Private Akteure<br />

Um die steigende Stromnachfrage decken zu können<br />

(und die Wirtschaftskrise zu mildern) setzte die Regierung<br />

kürzlich eine Reihe wichtiger Maßnahmen um. Mit<br />

Hinblick auf die steigende Stromnachfrage bemüht sich<br />

die Regierung kontinuierlich darum, die Bedingungen <strong>für</strong><br />

eine Beteiligung privater Akteure auf dem Strommarkt zu<br />

verbessern. Dies soll nach Angaben der Regierung durch<br />

die Schaffung eines wettbewerbsorientierten Marktes erreicht<br />

werden.<br />

Trotz der im Kapitel »Liberalisierung« genannten Pro-


leme gibt es momentan rund 26 private Projekte mit<br />

einem gesamten Investitionsvolumen von rund 12 Mrd.<br />

€ und einer gesamten installierten Leistung von 4 782,5<br />

MW. Eine Liste der in Indonesien aktiven IPPs kann auf<br />

der Webseite der APEC Energy eingesehen werden. 39<br />

Alle 26 IPPs haben Power Purchase Agreements (PPA)<br />

mit der PLN als Vertragspartner geschlossen.<br />

Wie im Kapitel »Liberalisierung« erwähnt, konnte die<br />

PLN auf Grund mangelnder Unterstützung seitens der<br />

Regierung seinen Zahlungsverpflichtungen gegenüber<br />

einzelnen Stromerzeugern nicht nachkommen. Einige<br />

der Unternehmen versuchten daraufhin, die ausstehenden<br />

Zahlungen durch Schiedsverfahren einzufordern.<br />

Obwohl die Regierung mittlerweile die Bezahlung der<br />

Stromunternehmen zusicherte, mussten diese akzeptieren,<br />

dass die eingegangenen PPAs zum Großteil neu<br />

verhandelt werden, um eine erfolgreiche Umstrukturierung<br />

der PLN zu gewährleisten. Darüber hinaus führten<br />

die Unstimmigkeiten zu einem allgemeinen Verlust der<br />

Glaubwürdigkeit der Regierung. Wichtige ausländische<br />

Investitionen könnten somit ausbleiben.<br />

TABELLE 8:<br />

GESETZE UND REGULATIONEN IM BEREICH STROM<br />

1. Energiegesetz<br />

<strong>–</strong> Gesetz Nr. 30/2007<br />

3. Stromgesetz<br />

<strong>–</strong> Gesetz Nr. 20/2002<br />

<strong>–</strong> Gesetz Nr. 1985<br />

5. Gesetze und Regelungen <strong>für</strong> geothermische Energie<br />

<strong>–</strong> Gesetz Nr. 27/2003<br />

<strong>–</strong> Staatliche Verordnung Nr. 59/2007<br />

<strong>–</strong> Ministerialerlass Nr. 14/2008<br />

7. Angebot und Nutzung von Biokraftstoffen<br />

<strong>–</strong> Präsidiale Anweisung Nr. 1/2006<br />

<strong>–</strong> Ministerialerlass Nr. 32/2008<br />

Quelle: ADB 2009<br />

39 Apecenergy 2005<br />

INDONESIEN | 322<br />

14.4 Politische Rahmenbedingungen<br />

im Energiesektor<br />

Die indonesische Regierung hat eine umfangreiche Energiestrategie<br />

aufgestellt. Für die Förderung des Energiesektors<br />

werden fünf wichtige Prioritäten herausgestellt 40 :<br />

Diversifizierung von Energieträgern (konventionell und<br />

erneuerbar), um die Energiebereitstellung wirtschaftlich<br />

zu optimieren und fossile Ressourcen zu schonen<br />

• Intensivierung der Suche nach Energieressourcen: Die<br />

Ressourcensuche wird auf nationaler und internationaler<br />

Ebene durchgeführt und hat die Vergrößerung von<br />

Energiereserven zum Ziel (insbesondere Öl, Erdgas<br />

und Kohle).<br />

• Energieeinsparungen: Ein ökonomischer Umgang mit<br />

vorhandenen Ressourcen soll während allen Produktionsstufen<br />

Berücksichtigung finden.<br />

• Energiepreise: Der durchschnittliche Energiepreis soll<br />

nach dem Marktpreis ausgerichtet werden. Gleichzeitig<br />

sollen Faktoren wie Optimierung der Energienutzung,<br />

steigende wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit, Verbraucherschutz<br />

und gerechte Verteilung berücksichtigt<br />

werden.<br />

• Nachhaltige und umweltfreundliche Entwicklung: Umweltschäden<br />

und negative Einwirkungen auf Ökosysteme<br />

sollen in allen Bereichen der Energieerzeugung auf lokaler<br />

und globaler Ebene kontinuierlich reduziert werden.<br />

2. Nationale Energiestrategie<br />

Präsidialverordnung Nr. 5/2006<br />

4. Blueprint Energiestrategie 2005<br />

6. Grüne Energiestrategie<br />

<strong>–</strong> Ministerialerlass Nr. 0002/2004<br />

8. Nutzung erneuerbarer Energien zur Erzeugung von Strom<br />

<strong>–</strong> Staatliche Verordnung Nr. 26/2006<br />

<strong>–</strong> Ministerialerlass Nr. 1122 K/30/MEM/2002<br />

<strong>–</strong> Ministerialerlass Nr. 002/2006<br />

<strong>–</strong> Ministerialerlass Nr. 269-12/26/600.3/2008<br />

40 DGEEU, 2001


Darüber hinaus besitzt Indonesien mit der Blueprint<br />

Energiestrategie 2005 einen Plan zur Entwicklung erneuerbarer<br />

Energien, der die Minderung des Einsatzes von<br />

teurem Mineralöl mit derzeit 50% Anteil am nationalen<br />

Energiemix auf 20% bis 2025 zum Ziel hat. Gleichzeitig<br />

sollen bis zum Jahr 2020 4% des gesamten Stromverbrauchs<br />

aus erneuerbaren Energien gewonnen werden. 41<br />

In dem Bemühen, die Stromkrise zu überwinden, hat Indonesien<br />

zwei »Crash-Programme« initiiert, die insgesamt<br />

10 000 MW zusätzliche Stromerzeugungsleistung<br />

bereitstellen sollen. Während sich das erste Programm auf<br />

kohlebefeuerte Kraftwerke konzentriert, bilden erneuerbare<br />

Energien (insbesondere Geothermie) den Fokus des<br />

zweiten Programms. 42 Aufgrund von Finanzierungsproblemen<br />

gibt es in der ersten Phase der Umsetzung jedoch<br />

bereits Verzögerungen im Zeitplan. Einige Experten<br />

halten das Erreichen der sehr ambitionierten nationalen<br />

Energieziele wegen der hohen Kapitalinvestitionen und<br />

speziellen Technologieanforderungen ohnehin <strong>für</strong> äußerst<br />

schwierig. 43<br />

Energiepolitik<br />

Tabelle 8 gibt einen Überblick über eine Reihe von<br />

wichtigen Maßnahmen und Regelungen, die von der indonesischen<br />

Regierung <strong>für</strong> den Energiesektor entwickelt<br />

wurden.<br />

Im Jahr 2008 wurde die Energiepolitik von der Internationalen<br />

Energieagentur (IEA) in enger Zusammenarbeit<br />

mit der indonesischen Regierung überprüft. Die Überprüfung<br />

konzentrierte sich hauptsächlich auf die Sicherstellung<br />

einer zuverlässigen Energieversorgung, welche<br />

die Grundlage <strong>für</strong> die wirtschaftliche Entwicklung des<br />

Landes darstellt.<br />

Rechtliche Rahmenbedingungen<br />

<strong>für</strong> den Elektrizitätssektor<br />

Die rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen<br />

des Stromsektors werden im Wesentlichen durch ein<br />

übergeordnetes Energiegesetz und zwei Stromgesetze bestimmt.<br />

Das Energiegesetz (30/2007) 44 ruft nationale und lokale<br />

Regierungen zur verstärkten Nutzung von erneuerbaren<br />

41 REEEP 2009<br />

42 LAPAN 2009<br />

43 Muklis Ali 2009<br />

44 ESDM 2007<br />

INDONESIEN |<br />

323<br />

Energien auf und schafft, zeitlich begrenzt, Anreize <strong>für</strong> die<br />

Entwicklung von erneuerbaren Energien. 45<br />

Das 1985 eingeführte Stromgesetz ist auf ein vertikal<br />

integriertes Monopol zugeschnitten. Obwohl das Stromgesetz<br />

aus dem Jahr 2002 die Ziele der geplanten Strommarktreform<br />

aufgreift, befand das Verfassungsgericht,<br />

dass das Gesetz der Verfassung widerspricht. Das Gesetz<br />

enthält folgende Vorschriften 46 :<br />

• Die nationale Regierung und die Regionalregierungen<br />

sind verantwortlich <strong>für</strong> die Strombereitstellung.<br />

• Die Entscheidungsgewalt über Strommarktpolitik, Vorschriften<br />

und Stromtarife liegt bei der Zentralregierung.<br />

• Die Regierungen der Provinzen dürfen innerhalb ihres<br />

Amtsbereichs Lizenzen und Zulassungen <strong>für</strong> Unternehmen<br />

im Stromsektor ausstellen.<br />

• Lokale Bezirksverwaltungen dürfen innerhalb ihres<br />

Amtsbereichs ebenfalls Lizenzen und Zulassungen<br />

ausstellen.<br />

• Die Stromerzeugung und -verteilung <strong>für</strong> Verbraucher<br />

kann sowohl durch staatliche als auch durch private<br />

Unternehmen oder Kooperativen organisiert werden.<br />

• Staatliche Unternehmen haben Priorität bei der Strombereitstellung<br />

im öffentlichen Sektor.<br />

• Strompreise und -tarife werden unter Zustimmung des<br />

Parlamentes durch die zentrale Regierung festgelegt.<br />

• Die Regierungen der Provinzen können unter Zustimmung<br />

ihrer Parlamentsmitglieder eigene Strompreise<br />

festlegen.<br />

• Die Höhe der Stromtarife <strong>für</strong> Endkunden kann je nach<br />

Region unterschiedlich ausfallen.<br />

14.5 <br />

<br />

Strategien und Ziele <strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />

Wie im vorherigen Abschnitt erwähnt, zielt die indonesische<br />

Energiestrategie auf die Erhöhung des Anteils erneuerbarer<br />

Energien ab. Tabelle 9 zeigt die in der Blueprint<br />

Energiestrategie <strong>für</strong> erneuerbare Energien festgelegten<br />

nach einzelnen EE-Technologien.<br />

Für die erfolgreiche Umsetzung der Ziele enthält der<br />

45 ADB 2009<br />

46 Reuters 2009


Entwicklungsplan <strong>für</strong> erneuerbare Energien folgende<br />

Maßnahmen:<br />

• Programm zur Elektrifizierung ländlicher Gebiete: Die<br />

Regierung hat Maßnahmen zum Ersetzen von Dieselgeneratoren<br />

durch EE-Anlagen ergriffen, um die Energienachfrage<br />

in ländlichen Gebieten zu decken.<br />

• Programm zur Anbindung von EE-Anlagen: Die Regierung<br />

unterstützt die Anbindung von kleinen und<br />

mittleren EE-Anlagen an das Stromnetz der PLN. Der<br />

Ankaufpreis <strong>für</strong> Strom, der in das Mittelspannungsnetz<br />

eingespeist wird, liegt bei 80% der lokalen Stromerzeugungskosten<br />

der PLN. Für Strom, der in das Niederspannungnetz<br />

eingespeist wird, werden 60% der lokalen<br />

Stromerzeugungskosten gezahlt.<br />

• Integrierte Entwicklung von kleiner Wasserkraft<br />

• Programm zur Förderung von PV-Anlagen im urbanen<br />

Raum: Das ESDM, das Ministerium <strong>für</strong> Forschung<br />

und Technologie und das Umweltministerium haben<br />

2003 das Programm zur Förderung von PV im urbanen<br />

Raum ins Leben gerufen.<br />

• Förderung energieautarker Dörfer.<br />

Gesetzliche Rahmenbedingungen und<br />

Förderung erneuerbarer Energien<br />

Die Regierung hat zur Förderung erneuerbarer Energien<br />

einige Bestimmungen und Vorschriften erlassen. Auf Basis<br />

der Nationalen Energiestrategie von 2007 werden folgende<br />

Strategien zur Entwicklung erneuerbarer Energien verfolgt:<br />

• Implementierung einer EE-Pflicht <strong>für</strong> Stromversorger<br />

(ausgenommen große Wasserkraft)<br />

• Verbesserung von Finanzierungsmodellen (z. B. Minikredite<br />

<strong>für</strong> kleine Unternehmen)<br />

• Verbesserung der Produktionsbedingungen <strong>für</strong> EE-<br />

Anlagen und -Anlagenkomponenten (Lizenzvergabe,<br />

Joint Ventures und Montage)<br />

• Um die Verfügbarkeit von Energiequellen zur Stromerzeugung<br />

zu gewährleisten, soll der Nutzung lokaler<br />

Energiequellen (unter Nutzungspflicht von EE-Quellen)<br />

Vorrang eingeräumt werden.<br />

• Ministerialerlass zur dezentralen Stromerzeugung: EE-<br />

Strom aus Anlagen < 1 MW soll vom staatlichen Versorgungsunternehmen<br />

angekauft werden.<br />

INDONESIEN |<br />

324<br />

• Der Ankaufpreis entspricht 60% der Produktionskosten<br />

bei Anschluss an das Niederspannungsnetz und<br />

80% bei Anschluss an das Mittelspannungsnetz.<br />

Die Nationale Energiestrategie (Präsidialverordnung<br />

Nr.5/2006) 47 hat die ausreichende nationale Stromversorgung<br />

sowie die nachhaltige Entwicklung zum Ziel.<br />

Hier<strong>für</strong> werden folgende Ziele definiert:<br />

• Förderung der Nutzung erneuerbarer Energien: Geothermie,<br />

Biokraftstoffe, kleine Wasserkraft, Solare<br />

Strahlungsenergie, Windkraft, Biomasse usw.<br />

• Entwicklung alternativer Energietechnologien als Ersatz<br />

<strong>für</strong> die Energiegewinnung aus fossilen Brennstoffen<br />

• Verminderung der Subventionierung fossiler Brennstoffe<br />

• Reduktion der Energieelastizität < 1 im Jahr 2025<br />

Ministerialerlass Nr. 002/2006 zur Stromerzeugung in<br />

mittleren Anlagen auf Basis von erneuerbaren Energien<br />

legt folgende Regelung fest:<br />

Ist ein Projektentwickler eine Wirtschaftseinheit und<br />

liegt die installierte Leistung der Anlage zwischen 1 und<br />

10 MW, so ist der vom Stromversorger <strong>für</strong> den erzeugten<br />

Strom gezahlte Preis:<br />

60% der Stromerzeugungskosten des Versorgers bei Anschluss<br />

an das Niederspannungsnetz<br />

80% der Stromerzeugungskosten des Versorgers bei Anschluss<br />

an das Mittelspannungsnetz<br />

Das Stomhandelsabkommen ist <strong>für</strong> 10 Jahre gültig und<br />

kann verlängert werden.<br />

Die Blueprint Energiestrategie von 2005 im Rahmen des<br />

Nationalen Energiemanagement 2005<strong>–</strong>2025 beinhaltet<br />

die wichtigsten Richtlinien zur Verwaltung von Energie<br />

auf nationaler Ebene und legt die in Tabelle 10 aufgeführten<br />

Ziele fest.<br />

Gesetz Nr. 27/2003 über Geothermie 48 , Regierungsverordnung<br />

Nr. 59/2007 und Ministerialerlass Nr. 14/2008<br />

legen folgendes fest:<br />

• Sowohl Verwaltung als auch Entwicklung von geothermischer<br />

Energie <strong>für</strong> direkte und indirekte Nutzung sollen<br />

reguliert werden.<br />

47 WRI 2006<br />

48 ADB 2009


TABELLE 9:<br />

GEPLANTE LEISTUNG DER BLUEPRINT ENERGIESTRATEGIE FÜR ERNEUERBARE ENERGIEN IN MW<br />

• Die Höhe des Strompreises aus geothermischen Quellen,<br />

der von der PLN gezahlt wird, gestaltet sich wie folgt:<br />

− Installierte Leistung von 10<strong>–</strong>55 MW: 85% der Produktionskosten<br />

der PLN, sofern die Anlage an das<br />

Hoch- oder Mittelspannungsnetz angeschlossen wird<br />

− Installierte Leistung von > 55 MW: 80% der Produktionskosten<br />

der PLN, sofern die Anlage an das<br />

Hochspannungsnetz angeschlossen wird.<br />

Ministerialerlass Nr. 1122K/30/MEM/2002 über kleine<br />

dezentrale Stromerzeugung auf Basis von erneuerbaren<br />

Energien legt folgende Strompreise <strong>für</strong> Anlagen < 1 MW<br />

fest, die von der PLN an Projektentwickler und kleine<br />

Unternehmen zu zahlen sind:<br />

• 60% der Produktionskosten des Stromversorgers bei<br />

Anschluss an das Niederspannungsnetz<br />

• 80% der Produktionskosten des Stromversorgers bei<br />

Anschluss an das Mittelspannungsnetz.<br />

Die Regierung plant die Nutzung erneuerbarer Energien<br />

in der Stromerzeugung von derzeit 0,2% auf 4% im Jahr<br />

2020 zu erhöhen. 49 Die benötigten Investitionskosten<br />

<strong>für</strong> den geplanten Ausbau werden bis zum Jahr 2025 auf<br />

13,197 Mrd. US$ geschätzt. Die hohen Investitionskosten<br />

stellen ein wesentliches Hindernis <strong>für</strong> die indonesische<br />

Regierung dar.<br />

Es gibt keine Einspeisevergütung, jedoch wird die Stromproduktion<br />

aus erneuerbaren Energien vergütet, sofern die<br />

lokalen Produktionskosten unterhalb des regulären Strompreises<br />

der PLN liegen (siehe Kapitel »Strompreise«).<br />

49 REEEP 2007<br />

INDONESIEN | 325<br />

Technologie 2010 2015 2020 2035<br />

Biomasse-Abfall 30 60 120 200<br />

Geothermie 1 320 4 340 5 090 5 270<br />

Windenergie 10 40 80 160<br />

Solarenergie 80 100 120 580<br />

Micro-Wasserkraft 450 740 950 950<br />

Gesamt 570 940 1 270 1 890<br />

Quelle: ADB 2009<br />

Die Entwicklung von erneuerbaren Energien soll deutliche<br />

Berücksichtigung finden. Das Ziel der Regierung,<br />

über 60% der geplanten zusätzlichen Leistung aus erneuerbaren<br />

Energiequellen bereitzustellen, ist sehr ehrgeizig,<br />

der Regierung zu Folge jedoch machbar. 50<br />

Behördliche Genehmigung<br />

Ausländische Anbieter, die entweder an die PLN oder<br />

ihre Tochtergesellschaften liefern wollen, müssen über<br />

eine indonesische Gesellschaft mit beschränkter Haftung<br />

agieren. Meist können sich nur Unternehmen, die in das<br />

indonesische Handelsregister eingetragen sind, um Verträge<br />

mit der PLN bewerben. Ausländische Unternehmen,<br />

die eine Unternehmensgründung in Indonesien<br />

anstreben, sind verpflichtet, einen Investitionsantrag zu<br />

stellen und die genutzte Technologie anzugeben. 51<br />

Die Vorgehensweise <strong>für</strong> die Umsetzung eines EE-Projektes<br />

ist wie folgt 52 :<br />

1. Der Stromgrundpreis wird von der PLN <strong>für</strong> jede Region<br />

bekannt gegeben. Er variiert nach Größe und<br />

Art des jeweiligen regionalen Systems.<br />

2. Einreichen eines Angebots durch den Investor an die<br />

PLN<br />

3. Bewertung des Angebots durch die PLN<br />

4. Ausstellung einer Einverständniserklärung durch die<br />

PLN<br />

5. Vertrag zwischen PLN und Anbieter<br />

6. Antragstellung <strong>für</strong> Lizenz beim ESDM durch den<br />

Investor<br />

7. Lizenzierung des Antragstellers durch ESDM<br />

8. Bau des EE-Projekts<br />

50 Muklis 2009<br />

51 Recipes 2006<br />

52 EC ASEAN 2008


TABELLE 10:<br />

ZIELE FÜR DEN NATIONALEN ENERGIEMIX 2005<br />

Energiequelle 2004 2025<br />

Geothermie 807 MW 9 500 MW<br />

Kleine<br />

Wasserkraft<br />

84 MW<br />

500 MW (On Grid)<br />

330 MW (Off Grid)<br />

Solarenergie<br />

Biomasse<br />

8 MW 80 MW<br />

(Strom) 445 MW 810 MW<br />

Windenergie 0.6 MW<br />

Quelle: SERD 2007<br />

250 MW (On Grid)<br />

5 MW (Off Grid)<br />

9. Inbetriebnahme durch ein zugelassenes Zertifizierungsinstitut<br />

10. Ausstellung einer Betreiberbescheinigung durch das<br />

Institut <strong>für</strong> Zertifizierung<br />

11. Kommerzieller Betrieb der Anlage durch den Investor.<br />

Ankauf des Stroms durch PLN.<br />

TABELLE 11:<br />

BEISPIELE BEREITS REGISTRIERTE CDM PROJEKTE IN INDONESIEN<br />

Projekt Standort Art<br />

CDM Solarkocher<br />

Aceh 1<br />

MSS 9,7 MWe BiomasseKondensationsturbine<br />

MNA 9,7 MWe<br />

Biomasse Kondensationsturbine<br />

Darajat Unit III Geothermieprojekt<br />

Amurang Biomasse<br />

KWK- Projekt<br />

Nagamas Biomasse<br />

KWK-Projekt in<br />

Indonesien<br />

4MW Biomassekraftwerk<br />

basierend auf Holzabfällen<br />

Listrindo Kencana<br />

Biomassekraftwerk<br />

Power Plant<br />

Quelle: UNDP RISØ 2009<br />

INDONESIEN | 326<br />

Das Energieministerium stellt eine Zertifizierung <strong>für</strong><br />

genehmigte Projekte aus. Die Zertifizierung ist nicht<br />

übertragbar auf andere Projektentwickler oder Investoren<br />

und ist nur gültig <strong>für</strong> EE-Projekte, die ihren Strom<br />

an den Endverbraucher verkaufen. Die Zertifizierung hat<br />

keinen finanziellen Wert und ist nicht übertragbar. Die<br />

Regierung gewährt keine finanzielle Unterstützung. Die<br />

Zerifizierung erlaubt dem Anlagenbetreiber den Verkauf<br />

von Strom zum festgelegten Basistarif an die PLN. Die<br />

PLN stellt keine Zertifizierungen aus, unterzeichnet jedoch<br />

das PPA zwischen Investor und PLN.<br />

Clean Development Mechanism<br />

Indonesien ist ein Spätstarter im Bezug auf CDM. 53 Das<br />

Kyoto-Protokoll wurde im Jahr 2004 ratifiziert, erst danach<br />

wurden die institutionellen Rahmenbedingungen<br />

geschaffen. Das Umweltministerium richtete im Juli 2005<br />

die nationale Aufsichtsbehörde (DNA) ein, die den offiziellen<br />

Titel »National Commission for CDM« trägt.<br />

Installierte Leistung<br />

(MW)<br />

53 EC ASEAN 2008<br />

IZF (%)<br />

Jährliche Einsparungen<br />

[kt<br />

CO ² äq]<br />

Datum der<br />

Registrierung<br />

Aceh Solar 0.6 N / A 3.5 06.02.06<br />

Riau Biomasse 9.7 10 56 17.06.06<br />

Nord Sumatra Biomasse 9.7 10 46 31.08.06<br />

West Java Geothermie 110 10 652 11.12.06<br />

Nord Sulawesi Biomasse 3 N / A 30 20.12.07<br />

Riau Biomasse 3 11 77 23.11.07<br />

Zentral Java Biomasse 4 N / A 15 23.05.08<br />

Bangka-Belitung Biomasse 12 N / A 50 08.12.08


Eine durch die Weltbank (WB) finanzierte und im Jahr<br />

2007 veröffentlichte Studie stellte fest, dass Indonesien<br />

mit einer jährlichen Produktion von über 3 Mrd. tCO2äq<br />

der weltweit drittgrößte Emittent von Treibhausgasemissionen<br />

ist. Die Klimawandelproblematik ist vielen<br />

indonesischen Unternehmen noch nicht hinlänglich bekannt.<br />

Mit der UN-Klimakonferenz in Bali im Jahr 2007<br />

ist dieses Bewusstsein jedoch gestiegen. Mehr 130 Umweltminister<br />

und 10.000 registrierte Teilnehmer aus über<br />

180 Ländern trafen sich im Jahr 2007 in Indonesien und<br />

machten den Klimaschutz auch in Indonesien zu einem<br />

zentralen Thema.<br />

Bis Mitte Dezember 2007 waren nur elf CDM-Projekte<br />

beim CDM Executive Board registriert. 54 Im Juli 2009<br />

hatte die indonesische DNA 106 Projekte in ihrem Portfolio.<br />

Im selben Jahr waren 24 Projekte beim CDM Executive<br />

Board registriert (hauptsächlich Biomasse-Projekte)<br />

und 61 Projekte befanden sich in der Validierungsphase. 55<br />

Tabelle 11 zeigt Beispiele <strong>für</strong> CDM-Projekte in Indonesien,<br />

die im Bereich der erneuerbaren Energien durchgeführt<br />

wurden.<br />

Für weiterführende Informationen zu CDM-Projekten<br />

in Indonesien hat die DNA eine Webseite eingerichtet. 56<br />

Diese enthält eine Liste von Projekten, die erfolgreiche<br />

Project Idea Notes (PIN) und Project Design Documents<br />

(PDD) eingereicht haben und von der DNA genehmigt<br />

wurden. Unter den Projekten befinden sich sowohl EE-<br />

Projekte als auch Energieeffizienzprojekte. Bis heute wurden<br />

allerdings noch keine Windprojekte registriert. Generell<br />

hat Indonesien ein großes CDM-Potenzial, dessen<br />

Nutzung im Entwicklungsplan <strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />

berücksichtigt ist.<br />

Unter anderem hat Indonesien Kooperationsvereinbarungen<br />

zum Emissionshandel mit den Niederlanden,<br />

Dänemark, Österreich und Kanada getroffen. Darüber<br />

hinaus kooperiert das Land mit der Japan Bank of International<br />

Cooperation sowie mit zahlreichen anderen<br />

internationalen Institutionen. Die Deutsche Gesellschaft<br />

<strong>für</strong> Technische Zusammenarbeit (<strong>GTZ</strong>) unterstützt die<br />

54 UN Institution <strong>für</strong> die internationale Zulassung von CDM-Projekten<br />

55 UNEP risoe 2009<br />

56 http://dna-cdm.menlh.go.id/en/<br />

INDONESIEN |<br />

327<br />

indonesische Regierung bei CDM-Fragen. Unter anderem<br />

ist die Entwicklung der indonesischen DNA Teil<br />

eines von der <strong>GTZ</strong> unterstützten Projektes zum Aufbau<br />

von Kapaztiäten im Bereich CDM.<br />

Aktivitäten internationaler Geber<br />

Mit einer Bereitstellung von insgesamt 3 Mrd. € seit Beginn<br />

der deutsch-indonesischen Zusammenarbeit in den<br />

1950-er Jahren ist Deutschland das viertgrößte bilaterale<br />

Geberland Indonesiens (nach Japan, Australien und den<br />

USA). 57 Deutschland unterstützt die Entwicklung Indonesiens<br />

zudem durch seine Beiträge an multilaterale Institutionen<br />

wie z. B. die Vereinten Nationen, die Weltbank,<br />

die Asian Development Bank und der Entwicklungsfonds<br />

der Europäischen Union. Gegenwärtig gibt es etwa 30<br />

laufende Projekte im Bereich der Technischen Zusammenarbeit<br />

(TZ), in denen insgesamt etwa 60 erfahrene<br />

Experten involviert sind. Im Bereich der erneuerbaren<br />

Energien gibt es einige Programme <strong>für</strong> bestimmte Arten<br />

von erneuerbaren Energien. Dazu zählt unter anderem<br />

das Programm »Kleinwasserkraft zur nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung«<br />

der Deutschen Gesellschaft <strong>für</strong><br />

Technische Zusammenarbeit (<strong>GTZ</strong>), welches seit 1999<br />

im Auftrag der deutschen Regierung durchgeführt wird. 58<br />

Das Programm zielt darauf ab, durch den Einsatz kleiner<br />

Wasserkraftanlagen die Elektrifizierung ländlicher Gebiete<br />

voranzutreiben und damit die lokale wirtschaftliche<br />

Entwicklung zu fördern. Die Aktivitäten konzentrieren<br />

sich auf die Schaffung eines voll entwickelten Marktes<br />

<strong>für</strong> Energiedienstleistungen im Bereich Kleinwasserkraft<br />

in ländlichen Gebieten. Für Anbieter wird technische<br />

Unterstützung und Know-how bereitgestellt, um die<br />

Kompetenzen in der Planung, Konstruktion, Lieferung<br />

von Ausrüstung und dem Betrieb der Anlagen auf lokaler<br />

Ebene zu verbessern. Darüber hinaus wird der Zugang<br />

zu Finanzierungen erleichtert. Die Nutzer werden über<br />

Meinungsbildner aus Politik, Privatwirtschaft, Verwaltung<br />

und der Gesellschaft zu den verschiedenen Aspekten der<br />

Nutzung von Wasserkraft informiert. Als Ergebnis der Projektaktivitäten<br />

werden bereits mehr als 85% der elektromechanischen<br />

Ausrüstung vor Ort produziert und mehr als<br />

100 Anlagen zwischen 7 und 250 kW verwenden das durch<br />

57 Auswärtiges Amt 2009<br />

58 Seit 2006 vergibt das Netherlands Directorate General for International<br />

Cooperation (DGIS)Koofinanzierung Innerhalb seines Energising<br />

Development programme.


das Projekt eingeführte Standarddesign. Insgesamt versorgt<br />

das Projekt auf diese Weise rund 20 000 Haushalte, kleine<br />

Unternehmer und Stadtwerke mit sauberer Energie. 59<br />

Die niederländische Regierung hat erhebliche Mittel<br />

zur Förderung eines nachhaltigen Energieprogramms<br />

mit dem Namen »Energy Programme 2007<strong>–</strong>2011« zur<br />

Verfügung gestellt. 60 Das Programm wird durch die dem<br />

niederländischen Wirtschaftsministerium unterstellte<br />

Behörde SenterNovem entwickelt, welche die bilaterale<br />

Zusammenarbeit im Energiebereich zwischen Indonesien<br />

und den Niederlanden (BECIN) eingerichtet hat. Zusammen<br />

mit IWES und niederländischen Unternehmen<br />

plant SenterNovem die Umsetzung erfolgreicher und<br />

nachhaltiger Windenergieprojekte in Indonesien.<br />

TABELLE 12:<br />

STRATEGIEPLAN FÜR WINDENERGIE 2005 <strong>–</strong> 2025<br />

59 <strong>GTZ</strong> 2008<br />

60 Embassy of the Kingdom of the Netherlands 2009<br />

INDONESIEN | 328<br />

14.6 Marktpotenzial von Windenergie<br />

Windenergiepotenzial<br />

Die durchschnittlichen Windgeschwindigkeiten in Indonesien<br />

liegen zwischen 1,3 und 6,3 m/s. 61 Die Regionen<br />

mit dem höchsten Windenergiepotenzial befinden sich in<br />

Nusa Tenggara (Ost und West) auf den Kleinen Sundainseln.<br />

Die durchschnittlichen Windgeschwindigkeiten<br />

erreichen hier mehr als 5 m/s.<br />

Das Windkraftpotenzial Indonesiens wird auf ca. 9 500<br />

MW geschätzt. Derzeit liegt Indonesien mit einer installierten<br />

Leistung von rund 1,2 MW weit hinter seinen<br />

Möglichkeiten. Das Nationale Institut <strong>für</strong> Luft- und<br />

Raumfahrt (LAPAN) hat eine Datenbank erstellt, welche<br />

die Windpotenziale <strong>für</strong> die einzelnen Regionen aufzeigt.<br />

62<br />

Jahr Art Aktivität<br />

2005 <strong>–</strong> 2010 F & E • Nationaler Windatlas, Schätzung des Windenergiepotenzials auf Basis von Messungen;<br />

• Fokus auf langsam laufenden Permanentmagnetgeneratoren, modernen Rotorblätter,<br />

leichten Materialien und Kontrollsystemen<br />

Technologie und<br />

Produkt<br />

• Entwicklung von lokal produzierten Windenergie-Konversionssystemen<br />

(WECS) mit einer durchschnittlichen Leistung von 300 kW<br />

Produkt • Kleine WECS mit einer maximalen Leistung von 300 W<br />

Markt • Spezialanwendungen <strong>für</strong> netzgekoppelte und isolierte Anlagen<br />

• Strom wird zu einem Preis von 6<strong>–</strong>12 USCent/kWh verkauft<br />

2010-2015 F & E • Regionale Windenergiepotenziale und regionale Kartierung;<br />

• Fokus auf langsam laufenden Permanentmagnetgeneratoren,<br />

modernen Rotorblätter, leichten Materialien und Kontrollsystemen<br />

Technologie • Entwicklung von mittelgroßen/großen WECS mit 750 kW,<br />

welche in Indonesien produziert werden<br />

Produkt • WECS mit maximal 750 kW Leistung<br />

Markt • 600 kW isoliert, 25 MW netzgekoppelte Windkraftanlagen<br />

• 5<strong>–</strong>8 USCent/kWh<br />

2015-2025 F & E • Kartierung und Auswertung der landesweiten Windpotenziale basierend auf Messungen<br />

• Fokus auf langsam laufenden Permanentmagnetgeneratoren, modernen Rotorblätter,<br />

leichten Materialien und Kontrollsystemen<br />

Technologie • Große WECS > 1 MW (hoher Anteil lokaler Bautele/Equipment)<br />

Source: WWEA 2009<br />

Produkt • WECS > 1 MW<br />

Markt • 5 MW isoliert, 250 MW netzgekoppelte Windkraftanlagen<br />

• < 5 USCent/kWh<br />

61 PEU 2006<br />

62 http://www.lapan.go.id/


Rahmenbedingungen <strong>für</strong> Windenergie<br />

Ziele <strong>für</strong> die Nutzung von Windenergie<br />

Die Entwicklung von erneuerbaren Energien in Indonesien<br />

ist derzeit durch die Verordnung Nr. 5/2006 über die<br />

Nationale Energiestrategie 63 und den Plan <strong>für</strong> Energiepolitik<br />

2005 (siehe Kapitel »Rahmenbedingungen <strong>für</strong><br />

erneuerbare Energien«) geregelt.<br />

Die Unterabteilung <strong>für</strong> neue und erneuerbare Energien<br />

des Generaldirektorats <strong>für</strong> Strom- und Energienutzung<br />

(DJLPE) hat sich bis zum Jahr 2025 das Ziel gesetzt, 250<br />

MW Strom aus netzgekoppelten und 5 MW aus netzunabhängigen<br />

Windenergieanlagen zu erreichen. 64 Der<br />

Strategieplan <strong>für</strong> Windenergie, der auf Basis der Blueprint<br />

Energiestrategie momentan eingeführt wird, ist in Tabelle<br />

12 dargestellt.<br />

Förderprogramme<br />

Der Strategieplan <strong>für</strong> Windenergie beinhaltet ein klar<br />

definiertes Programm zur Förderung der Windenergie<br />

durch die Regierung.<br />

Genehmigungsverfahren<br />

Um die Entwicklung von EE-Projekten zu erleichtern, hat<br />

die indonesische Regierung 65 eine Reihe von Gesetzen <strong>für</strong><br />

de Sektor Energie und Bergbau geändert. Die Landesregierungen<br />

haben somit nun das Recht und die Verantwortung,<br />

Konzessionen und Lizenzen <strong>für</strong> Projekte in den<br />

Bereichen erneuerbare Energien und Energieeffizienz zu<br />

erteilen.<br />

Zu den wichtigsten Behörden, die Genehmigungen ausstellen<br />

und Projektentwickler unterstützen, gehören die PLN<br />

TABELLE13:<br />

BEISPIELE VON WINDENERGIE-PILOTPROJEKTEN IN INDONESIEN<br />

63 MEMR 2008<br />

64 WWEA 2009<br />

65 ADB 2009<br />

INDONESIEN | 329<br />

und das ESDM (DJLPE). Bezüglich Fragen zum Aufbau<br />

von kleinen Windenergiesystemen können die Behörde zur<br />

Beurteilung und Anwendung von Technologien (BPPT),<br />

die Abteilung Strom- und Energieentwicklung des Ministeriums<br />

<strong>für</strong> Bergbau und Energie (DJLPE) und das Nationale<br />

Institut <strong>für</strong> Luft- und Raumfahrt (LAPAN) kontaktiert<br />

werden. Kontakte zu lokalen Beratungs- und Planungsunternehmen<br />

sowie zu Ingenieuren und Technologieanbietern<br />

können durch APETINDO, den indonesischen<br />

Verband <strong>für</strong> erneuerbare Energien, vermittelt werden.<br />

Netzanschluss<br />

Um einen Windpark an das indonesische Stromnetz anzuschließen,<br />

muss der Projektentwickler die PLN kontaktieren.<br />

Derzeitige Nutzung von Windenergie und geplante<br />

Projekte<br />

Ende 2008 waren Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung<br />

von 1,2 MW in Indonesien installiert. 66<br />

Kleine Windkraftanlagen mit Leistungen von 50 W bis<br />

10 kW sind über das ganze Land verstreut. Da die Windenergieentwicklung<br />

in Indonesien sich noch in einem<br />

frühen Stadium befindet, gibt es weiterhin zahlreiche<br />

Möglichkeiten zur Entwicklung neuer Projekte. Bei den<br />

im Land realisierten Windenergietechnologien <strong>–</strong> insbesondere<br />

den so genannten Wind Energy Conversion Systems<br />

(Sistem Konversi Energi Angin-Skea) 67 <strong>–</strong> handelt<br />

es sich derzeit noch um Prototypen. Tabelle 13 enthält<br />

einige Beispiele <strong>für</strong> bereits durchgeführte Windenergieprojekte.<br />

ländlichen und abgelegenen Gebieten. Darüber<br />

hinaus wird die Windkraft <strong>für</strong> das Pumpen von Wasser<br />

Standort Leistung (MW) Beauftragung<br />

Wind Village Pilot Project at Jepara 31 Einheiten mit 250 W,1 000 W<br />

und 2 500 W<br />

1992 <strong>–</strong> 2002<br />

East Lombok 7 x 1 000 W 1992 <strong>–</strong> 2002<br />

Pulau Karya in Pulau Seribu 4 x 1 000 W 2004<br />

Egra 1 000 kleine turbinenbetriebene<br />

Wasserpumpen<br />

2004<br />

Nusa Penida Bali 1 x 80 kW 2007<br />

Quelle: PAKPAHAN 2009<br />

66 WWEA 2009<br />

67 SERD 2007


in der Landwirtschaft sowie zum Aufladen von Batterien<br />

genutzt. Bisher wurden noch keine größeren netzgekoppelten<br />

Anwendungen in Indonesien realisiert.<br />

Geschäftsklima<br />

Marktakteure<br />

Folgende Unternehmen beschäftigen sich mit der Entwicklung<br />

der Windkraft in Indonesien:<br />

• PT Indonesien Power: verantwortlich <strong>für</strong> Stromerzeugung<br />

aus Windkraft<br />

• PT Citrakaton Dwitama: bietet Beratung im Bereich<br />

Windenergie<br />

• IWES (Indonesische Gesellschaft <strong>für</strong> Windenergie):<br />

fördert Windenergie insbesondere durch die Einbindung<br />

von Meinungsbildnern aus Politik, Wirtschaft<br />

und Wissenschaft und internationaler Partner<br />

• LAPAN (Nationales Institut <strong>für</strong> Luft-und Raumfahrt):<br />

Messungen und Bereitstellung von Daten.<br />

Rechtliche Rahmenbedingungen<br />

Es gibt keinen rechtlichen Rahmen speziell <strong>für</strong> die Umsetzung<br />

von Windenergieprojekten. Außerdem ist die<br />

Beteiligung wichtiger Akteure weiterhin nicht ausreichend.<br />

Grund <strong>für</strong> die mangelnde Beteiligung sind folgende<br />

Missstände:<br />

• Finanzielle Aspekte: Hohe Anfangsinvestitionskosten<br />

und die offensichtlichen Risiken bei Investitionen in<br />

erneuerbare Energien halten Investoren und Finanzinstitutionen<br />

von der Bereitstellung der erforderlichen<br />

Mittel ab.<br />

• Preisgestaltung: Die Anfangsinvestitionskosten <strong>für</strong> erneuerbare<br />

Energietechnologien sind derzeit noch höher<br />

als die Investitionskosten <strong>für</strong> konventionelle Energietechnologien,<br />

da sich die EE-Technologien noch in<br />

einem frühen Stadium befinden. Darüber hinaus werden<br />

die konventionellen Energieträger weiterhin stark<br />

durch den Staat subventioniert.<br />

• Mangelnde Einbeziehung des privaten Sektors: Unzureichende<br />

Finanzierung und eine nachteilige Preisgestaltung<br />

haben erheblich dazu beigetragen, dass der<br />

private Sektor sich nur sehr wenig an der kommerziellen<br />

Nutzung der erneuerbaren Energiequellen beteiligt.<br />

INDONESIEN |<br />

330<br />

Strukturelle Voraussetzungen<br />

Die nationale Windindustrie hat ausreichende Kapazitäten<br />

zur Produktion von kleinen Anlagen 68 : Die lokale<br />

Industrie ist in der Lage, Systemkomponenten <strong>für</strong> Windkraftanlagen<br />

von bis zu 5 kW herzustellen. Die Produktionskapazitäten<br />

könnten erweitert werden, sollte ein<br />

größerer Markt entstehen. Die Herstellung von mittleren<br />

und großen Anlagen befindet sich noch in der Entwicklungsphase.<br />

Bisher wurden vereinzelte Pilot- und Demonstrationsvorhaben<br />

umgesetzt. Ein Beispiel ist das Demonstrationsprojekt<br />

der Bogor Heritage Organisation,<br />

bei dem im Jahr 2004 etwa 1.000 kleine Windparkprojekte<br />

auf Java errichtet wurden. Diese Windparks heißen<br />

»Eger« (= Energie Gratice), was so viel wie kostenlose<br />

Energie bedeutet.<br />

Finanzierungsmöglichkeiten<br />

Die finanziellen Kapazitäten der Regierung <strong>für</strong> Windenergie-Projekte<br />

sind begrenzt. Einige bilaterale und multilaterale<br />

Finanzierungsorganisationen, wie z. B. WB und<br />

ABD, stellen jedoch Finanzierungshilfen zur Verfügung.<br />

68 SERD 2007


14.7 Adressen und Kontaktdaten<br />

Ministry of Energy and Mineral Resources (MEMR)<br />

(Ministerium <strong>für</strong> Energie und Bergbauressourcen)<br />

Jalan Medan Merdeka Selatan No. 18<br />

Jakarta <strong>–</strong> 10110<br />

Tel.: +62 (21) 380 42 42 / 381 32 33s<br />

Fax: +62 (21) 351 98 81<br />

Internet: www.esdm.go.id/<br />

Directorate General of Electricity and Energy<br />

Utilization (DGEEU)<br />

(Generaldirektorat <strong>für</strong> Strom- und Energienutzung)<br />

Jl. H.R. Rasuna Said Blok X-2 Kav. 7 <strong>–</strong> 8, Kuningan<br />

Jakarta <strong>–</strong> 12950<br />

Tel.: +62 (21) 522 51 80<br />

Fax: +62 (21) 525 60 44<br />

Directorate General for Geology and<br />

Mineral Resources (DGGMR)<br />

(Generaldirektorat <strong>für</strong> Geologie und mineralische<br />

Ressourcen)<br />

Jalan Prof. Dr. Soepomo, SH No. 10, Tebet<br />

Jakarta <strong>–</strong> 12870<br />

Tel.: +62 (21) 828 07 73 / 829 56 08<br />

Fax: +62 (21) 829 76 42<br />

Perusahaan Listrik Negara (PLN)<br />

Jl. Trunojoyo Blok M I /135<br />

Jakarta <strong>–</strong> 12160<br />

Tel.: +62 (21) 725 12 34 ext. 4000 / 722 23 28<br />

Fax: +62 (21) 720 49 29<br />

PT Pertamina Geothermal Upstream Directorate<br />

Kwarnas Pramuka Building, 6th Floor, Jalan Medeka<br />

Timur 6<br />

Jakarta <strong>–</strong> 10110<br />

Tel.: +62 (21) 352 15 76<br />

Fax: +62 (21) 350 80 33<br />

INDONESIEN |<br />

331<br />

Indonesian Renewable Energy Society (IRES)<br />

Masyarakat Energi Terbarukan Indonesia (METI)<br />

(Indonesische Gemeinschaft <strong>für</strong> Erneuerbare<br />

Energien (IGEE)<br />

Jalan Duren Tiga No. 101, Pancoran<br />

Jakarta <strong>–</strong> 12760<br />

Tel. u. Fax: +62 (21) 791 98 58<br />

E-mail: metiirex@centrin.net.id<br />

Internet: www.meti.or.id<br />

Asian Development Bank Indonesia<br />

Resident Mission (ADB)<br />

(Asiatische Entwicklungsbank -<br />

Indonesia Resident Mission AEB)<br />

Country Director’s Office<br />

Gedung BRI II, 7th Floor<br />

Jl. Jend. Sudirman Kav. 44 <strong>–</strong> 46<br />

Jakarta <strong>–</strong> 10210<br />

Tel.: + 62 (21) 251 27 21<br />

Fax: + 62 (21) 251 27 49<br />

INMARSAT-A 00 872 154 5201<br />

E-mail: adbirm@adb.org<br />

Internet: www.adb.org<br />

ASEAN Centre for Energy (ACE)<br />

(ASEAN Energiezentrum, AEZ)<br />

ASEAN Centre for Energy Building, 6th Floor<br />

Jl. HR. Rasuna Said Blok X-2,<br />

Kav. 07 <strong>–</strong> 08 Kuningan,<br />

Jakarta <strong>–</strong> 12950<br />

Tel.: +62 (21) 527 93 32<br />

Fax: +62 (21) 527 93 50<br />

Internet: www.aseanenergy.org


National Commission for<br />

Clean Development Mechanism<br />

(Staatliche CDM-Kommission)<br />

Haneda Sri Mulyanto / Dadang Hilman<br />

Jl. DI Panjaitan Kav 24<br />

Jakarta, DKI, 13410<br />

Indonesia<br />

Tel.: +62 (21) 851 71 64<br />

Fax: +62 (21) 859 02 521<br />

Internet: http://dna-cdm.menlh.go.id/en/<br />

Bilateral Energy Cooperation<br />

Indonesia-Netherlands (BECIN)<br />

(Bilaterale Energiekooperationzwischen Indonesien und<br />

den Niederlanden )<br />

Juliana van Stolberglaan 3<br />

2595 CA The Hague, The Netherlands<br />

Tel.: +31 70 373 50 00<br />

Fax: +31 70 373 51 00<br />

Internet:www.senternovem.nl/becin/about_becin/<br />

index.asp<br />

14.8 Informationsquellen<br />

ADB <strong>–</strong> Asian Development Bank:<br />

• Energy and Climate Change in Indonesia, 2009<br />

(http://www.adb.org/documents/events/2009/<br />

Climate-Change-Energy-Workshop/INO.pdf )<br />

Gesichtet: 1. September 2009<br />

<strong>–</strong> Law No. 27 / 2003 on Geothermal<br />

<strong>–</strong> Ministerial Decree No. 1122 K /30 / MEM / 2002<br />

<strong>–</strong> Ministerial Regulation No. 002 / 2006 o<br />

• Java-Bali Electricity Distribution Performance Im-<br />

provement: Indonesia, 2009 (http://pid.adb.org/pid<br />

/LoanView.htm?projNo=40061&seqNo=01&<br />

typeCd=) Gesichtet: 1. September 2009<br />

• Renewable Energy and Energy Efficiency in Indonesia,<br />

2009 (www.adb.org/documents/events/2009<br />

/Climate-Change-Energy-Workshop/Renewable-<br />

Energy-Girianna.pdf ) Gesichtet: 1. September<br />

2009<br />

INDONESIEN |<br />

332<br />

www.asiancompetitionforum.org/download/pdf2008/<br />

D1%20S1A_Hassan.pdfGesichtet: 1. September 2009<br />

ANT - LKBN ANTARA (Indonesia): GOVT CANCELS<br />

PLANS TO RAISE ELECTRICITY TARIFF, March<br />

2006 (http://www.highbeam.com/doc/1G1-143499033.<br />

html) Gesichtet: 1. September 2009<br />

APEC Energy - Asia-Pacific Economic Cooperation:<br />

EWG20/10.3-Att A-Ann 3<br />

(www.apecenergy.tier.org.tw/database/db/ewg20/<br />

gndppr/10.3-4.rtf ) Gesichtet: 1. September 2009<br />

ASIANPOWER: aesieap Goldbook 2009, Indonesia p. 124,<br />

report, 2009 (http://www.aesieap.org/goldbook2009/s4/<br />

Indonesia.pdf ) Gesichtet: 1. September 2009<br />

Auswartiges Amt: Indonesia, March 2009 (http://www.<br />

auswaertiges-amt.de/diplo/en/Laenderinformationen/01-<br />

Laender/Indonesien.html) Gesichtet: 1. September 2009<br />

CIA <strong>–</strong> Central Intelligence Agency: The World factbook,<br />

2009 (https://www.cia.gov/library/publications/the-worldfactbook/geos/id.html)<br />

Gesichtet: 1. September 2009<br />

DGEEU <strong>–</strong> Directorate General of Electricity and Energy<br />

Utilization: Country Paper, (http://www.unescap.org/esd/<br />

energy/information/biomass_seminar/Indonesia.pdf )<br />

EC ASEAN: Policy Instruments to Promote RE Projects<br />

Interconnected to National Grids: The Case of<br />

Indonesia, Malaysia, Philippines and Thailand 2008<br />

(http://www.ec-asean-greenippnetwork.net/dsp_page.<br />

cfm?view=page&select=156) Gesichtet: 1. September<br />

2009<br />

EIA <strong>–</strong> Energy Information Administration:<br />

• Energy Profile of Indonesia, 2007 (http://www.<br />

eoearth.org/article/Energy_profile_of_Indonesia)<br />

• Gesichtet: 1. September 2009 Country Analysis Briefs<br />

2007, 2008 (http://tonto.eia.doe.gov/country/country_energy_data.cfm?fips=ID)<br />

Gesichtet: 1. September<br />

2009


IEA <strong>–</strong> International Energy Agency: Indonesia, 2006<br />

(http://www.iea.org/Textbase/country/n_country.<br />

asp?COUNTRY_CODE=ID) Gesichtet: 1. September<br />

2009<br />

Embassy of the Kingdom of the Netherlands: Promotion<br />

of Sustainable Energy in Indonesia, 2009<br />

(http://indonesia.nlembassy.org/development/sustainable_energy)<br />

Gesichtet: 1. September 2009<br />

ESDM <strong>–</strong> Ministry of Energy and Mineral Resources Republic<br />

of Indonesia: LAW OF THE REPUBLIC OF IN-<br />

DONESIA NUMBER 30 YEAR 2007 ON ENERGY,<br />

2007 (http://www.esdm.go.id/prokum/uu/2007/uu-30-<br />

2007-en.pdf )<br />

ESRI <strong>–</strong> Environmental Systems Research Institute: Map<br />

of Indonesia, 2008 (http://www.esri.com/) Gesichtet: 1.<br />

September 2009<br />

GENI <strong>–</strong> Global Energy Network Institute: Electricity<br />

transmission grid of Indonesia, 2007 (http://www.geni.<br />

org/globalenergy/library/energy-issues/indonesia/index.<br />

shtml) Gesichtet: 1. September 2009<br />

<strong>GTZ</strong> <strong>–</strong> Gesellschaft <strong>für</strong> Technische Zusammenarbeit:<br />

Mini-Hydropower Schemes for Sustainable Economic<br />

Development, 2008 (http://www.gtz.de/en/weltweit/<br />

asien-pazifik/indonesien/16639.htm)<br />

Hausmann Stefan: Country Special <strong>–</strong> Indonesia, Aug.<br />

2009 (http://www.sunwindenergy.com/swe/pdf/readerservice/SWE_0809_036-039_CS_Indonesia.pdf<br />

)<br />

IEA-International Energy Agency: Beyond the OECD -<br />

Indonesia, 2006<br />

(http://www.iea.org/country/n_country.<br />

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IMF <strong>–</strong> International Monetary Found: Report for Selected<br />

Countries and Subjects: Indonesia, 2009 (http://<br />

www.imf.org/) Gesichtet: 1. September 2009<br />

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(National Institute of Aeronautics and Space of Indonesia):<br />

Indonesia, 2009 (http://www.lapan.go.id/)<br />

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catch-up, March 2008 (http://www.atimes.com/atimes/<br />

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2009<br />

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Muklis Ali <strong>–</strong> Reuters:<br />

Indonesia state power firm PLN seeks USD 2.5 bln loan,<br />

Jan 30, 2009 (http://www.reuters.com/article/rbss-<br />

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2009<br />

Political Framework Conditions for Energy, July 1, 2009<br />

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PAKISTAN<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

ADB Asian Development Bank<br />

AEDB Alternative Energy Development Board<br />

BIP Bruttoinlandsprodukt<br />

CDM Clean Development Mechanism<br />

CPGCL Century Power Generation<br />

Company Ltd.<br />

ECO Economic Cooperation Organization<br />

FESCO Faisalabad Electric Supply Company<br />

GEF Global Environment Facility<br />

GoP Government of Pakistan<br />

<strong>GTZ</strong> Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong><br />

Technische Zusammenarbeit<br />

GWh Gigawattstunde<br />

HEC Heavy Electrical Complex<br />

HUBCO Hub Power Company<br />

IEA International Energy Agency<br />

IWF Internationaler Währungsfonds<br />

IPP Independent Power Producers<br />

IRR Internal Rate of Return<br />

JPCL Jamshoro Power Generation<br />

Company Ltd.<br />

KESC Karachi Electricity Supply Corporation<br />

ktoe Kilotonnen Öläquivalent<br />

kV Kilovolt<br />

kW Kilowatt<br />

LPGCL Lakhra Power Generation Company Ltd.<br />

m² Quadratmeter<br />

MW Megawatt<br />

NDA National Designated Authority<br />

(nationale Aufsichtsbehörde)<br />

NEPRA National Electric Power<br />

Regulatory Authority<br />

NTDC National Transmission<br />

Dispatch Company<br />

NPGCL Northern Power Generation<br />

Company Ltd.<br />

PC Privatisation Commission<br />

(Kommission <strong>für</strong> Privatisierung)<br />

PEPCO Pakistan Electric Power Company<br />

PJ Petajoule<br />

PKR Pakistanische Rupien<br />

PPP Power Purchase Price<br />

QESCO Quetta Electric Supply Company<br />

ROE Return on Equity<br />

SAARC South Asian Association<br />

for Regional Cooperation<br />

SHS Solar Home Systems<br />

tCO2eq Tonnen CO2-Äquivalent<br />

TWh Terawattstunden<br />

UNDP United Nations Development<br />

Programme<br />

WAPDA Water and Power Development<br />

Authority<br />

WTO Welthandelsorganisation<br />

336


PAKISTAN<br />

15.1 Einleitung<br />

ABBILDUNG 1:<br />

KARTE VON PAKISTAN<br />

Quelle: Pakistan CGIAR ( 2004 )<br />

Pakistan liegt in Südasien und grenzt im Westen an Afghanistan<br />

und den Iran, im Osten an Indien, im Nordosten<br />

an China und im Süden an das Arabische Meer.<br />

Pakistans geschätzte Einwohnerzahl beträgt etwas mehr<br />

als 176 Mio. 1 , unter den bevölkerungsreichsten Ländern<br />

der Welt belegt es damit den sechsten Rang. Pakistan hat<br />

eine Gesamtfläche von 796 095 km 2 . Der Großteil der<br />

Bevölkerung lebt entlang des Indus-Flusses in den Provinzen<br />

Punjab und Sindh; Karatschi an der Mündung des<br />

Indus ist mit rund 12 Mio. Einwohnern die größte Stadt<br />

Pakistans. Mit einem Pro-Kopf-Einkommen von knapp<br />

800 US $ kann Pakistan als ein Land mit niedrigem Einkommensniveau<br />

betrachtet werden. Im Jahr 2005 lebten<br />

22,3% der pakistanischen Bevölkerung unter der nationa-<br />

TABELLE 1:<br />

BIP VON PAKISTAN 2006-2008<br />

BIP<br />

konstanter Kurs<br />

1 CIA 2009<br />

337<br />

len Armutsgrenze. Das Pro-Kopf-Einkommen in Pakistan<br />

betrug im Jahr 2007 870 US $ 2 .<br />

Die vorherrschende Religion der Region ist der Islam mit<br />

einem Anteil von 95% in der Gesamtbevölkerung. Die offizielle<br />

Verkehrssprache in Wirtschafts- und Regierungskreisen<br />

ist Englisch. In Pakistan werden darüber hinaus viele<br />

lokale Sprachen gesprochen, am meisten verbreitet ist Panjabi<br />

mit 48%, gefolgt von Pashto (15%) und Sindhi (14%) 3 .<br />

Das Klima in Pakistan zeichnet sich durch vier ausgeprägte<br />

Jahreszeiten aus: einen kühlen, trockenen Winter<br />

von Dezember bis Februar, einen trockenen und heißen<br />

Frühling von März bis Mai, eine Regenzeit mit Südwest-<br />

Monsun von Juni bis September und eine Saison mit abflauendem<br />

Monsun im Oktober und November 4 . Der<br />

Indus und seine Zuflüsse bilden die Basis <strong>für</strong> Pakistans<br />

Süßwasserversorgung.<br />

Große Teile Pakistans bieten gute Voraussetzungen <strong>für</strong><br />

Windenergie, besonders die südöstlichen Küstenregionen<br />

in der Nähe von Hyderabad, aber auch die südwestliche<br />

Region in der Nähe des Iran und die Region um<br />

Islamabad 5 .<br />

Pakistan ist eine Bundesrepublik, deren Präsident seit<br />

der Wahl im September 2008 Asif Ali Zardari ist. Nach<br />

einer längeren Periode mit einem Militärregime gelang<br />

Pakistan mit dieser Wahl die Rückkehr zu einer Zivilregierung<br />

6 . Pakistan ist ständiges Mitglied der G-20, der<br />

Südasiatischen Vereinigung <strong>für</strong> regionale Zusammenarbeit<br />

(SAARC), des Colombo-Plans, der Organisation<br />

<strong>für</strong> wirtschaftliche Zusammenarbeit (ECO) und der<br />

WTO.<br />

2000 2002 2004 2006 2008<br />

Jährliche<br />

Veränderung in % 4.3 3.2 7.4 6.2 6.0<br />

BIP<br />

Tageskurs<br />

BIP<br />

Mrd. PKR 3 826 4 453 5 641 7 623 10 478<br />

Tageskurs Mrd. USD 74.1 72.7 98.1 127.5 167.6<br />

Quelle: IMF<br />

2 ADB 2009<br />

3 CIA 2009<br />

4 Peter Blood 1994<br />

5 NREL<br />

6 CIA 2009


Pakistans Staatshaushalt ist jeweils auf 12 Monate, beginnend<br />

am 1. Juli eines jeden Jahres, angelegt. Im Rechnungszeitraum<br />

2007/2008 entfiel mehr als die Hälfte des<br />

BIP auf den Dienstleistungssektor (53,2%), gefolgt von<br />

der Industrie (25,9%) und der Landwirtschaft (21,2%) 7 .<br />

Dennoch ist die Landwirtschaft einer der wichtigsten Sektoren<br />

in Pakistan, da hier 45% der Werktätigen beschäftigt<br />

sind und der Lebensunterhalt von 60% der ländlichen<br />

Bevölkerung direkt oder indirekt von der Landwirtschaft<br />

abhängt 8 .<br />

Fast 70% aller Exporte Pakistans stammen aus der Textilbranche,<br />

gefolgt von der Lebensmittelproduktion mit<br />

22%. Pakistans Exportbeziehungen sind nicht auf wenige<br />

Länder beschränkt, sondern verteilen sich relativ gleichmäßig.<br />

Die EU (25,5%) bezieht gemeinsam mit den USA<br />

(24,6%) die Hälfte der pakistanischen Ausfuhren. Weitere<br />

wichtige Handelspartner sind die Vereinigten Arabischen<br />

Emirate, Afghanistan und China 9 .<br />

15.2 Energiemarkt<br />

Übersicht Energiemarkt<br />

Die Versorgung mit Primärenergie stieg in den letzten<br />

Jahren deutlich an. 1970 lag sie noch unter 20 000 ktoe,<br />

von denen mehr als 50% aus verschiedenen erneuerbaren<br />

Energienquellen und Abfällen gewonnen wurden, 2006<br />

lag sie bei 79 294 ktoe (entspricht 3 320 PJ oder 922 189<br />

GWh). In den letzten dreißig Jahren stieg der Anteil von<br />

Gas und Öl sehr viel stärker an als der anderer Ressourcen.<br />

Pakistans Versorgung mit Primärenergie wird dominiert<br />

von verschiedenen erneuerbaren Energiequellen und Abfällen,<br />

d. h. Abfall und Biomasse (35%), gefolgt von Gas<br />

mit 32%, Öl mit 24%, Kohle mit 5%, Wasserkraft mit 3%<br />

und Kernenergie mit 1%. Die Aufteilung auf die verschiedenen<br />

Energieträger ist in Abbildung 2 zu sehen 10 .<br />

Der Großteil des pakistanischen Energieverbrauches entfiel<br />

2007 auf die Industrie, die 44% des Gesamtverbrauches<br />

in Anspruch nahm. Eine detaillierte Aufstellung der<br />

Aufteilung auf die unterschiedlichen Sektoren zeigt Tabelle<br />

2 11 .<br />

7 Germany Trade and Invest 2009<br />

8 Auswärtiges Amt 2009<br />

9 Germany Trade and Invest 2009<br />

10 IEA 2008<br />

11 IEA 2008<br />

TABELLE 2:<br />

ENDENERGIEVERBRAUCH 2006<br />

Endenergieverbrauch<br />

PAKISTAN | 338<br />

ABBILDUNG 2:<br />

ANTEIL DER GESAMTVERSORGUNG MIT PRIMÄRENERGIE<br />

(79.294 KTOE 2006)<br />

18 9515<br />

24 %<br />

25 057<br />

32 %<br />

4 282<br />

5 %<br />

Brennbare Erneuerbare/Abfall<br />

Gas<br />

Öl<br />

Quelle: IEA 2008<br />

2 755<br />

3 %<br />

Kohle<br />

Wasser<br />

Nuklear<br />

634<br />

1 %<br />

27 6745<br />

35 %<br />

ktoe %<br />

Industrie 17 755 27 %<br />

Transport 10 061 15 %<br />

Andere Sektoren 34 361 52 %<br />

Privathaushalte 31 654 48 %<br />

davon<br />

Gewerbe und<br />

öffentlicher Dienst<br />

1901 3 %<br />

Land- und<br />

Forstwirtschaft<br />

805 1 %<br />

Nicht-energetischer<br />

Verbrauch<br />

3 406 5 %<br />

Gesamt<br />

Quelle: IEA 2008<br />

65 583 100 %<br />

Das Stromnetz<br />

Das pakistanische Vertriebsnetz, das der Water and Power<br />

Development Authority (WAPDA) gehört, wird<br />

mit 500-kV- und 220-kV-Fernleitungen betrieben. Pakistans<br />

Übertragungsnetz steht vor drei großen Heraus-


forderungen: der hohen Stromdurchleitung durch das<br />

500-kV-Netz, einem Mangel an Versorgungskapazität <strong>für</strong><br />

das 220-kV-Netz und hohe Verluste bei der Übertragung.<br />

Zentrale Gründe <strong>für</strong> die ungenügende Versorgung und<br />

die damit verbundenen Stromausfälle sind der Mangel an<br />

neuen Erzeugungskapazitäten, eine geringere Stromerzeugung<br />

durch Wasserkraft und Erdgas in den Wintermonaten<br />

und eine mangelhafte Stromerzeugung im Sommer<br />

durch ältere Erzeugungseinheiten.<br />

Das Stromnetz ist überlastet, die Folge sind Stromausfälle<br />

und Stromknappheit 12 . 2006 waren 77% der 500-kV-<br />

Transformatoren und 69% der 220-kV-Transformatoren<br />

überlastet. Das Netz wird momentan mit Mitteln der<br />

Asian Development Bank (ADB) in Höhe von 226 Mio.<br />

US $ erweitert. Der staatliche Energieversorger beliefert<br />

55% der pakistanischen Bevölkerung. Mängel in der Infrastruktur<br />

und Stromdiebstahl führen zu Übertragungsverlusten<br />

von rund 30%. Abbildung 3 zeigt die Verbreitung<br />

des Übertragungsnetzes im Land.<br />

Installierte Leistung<br />

2007 lag Pakistans Stromerzeugungsleistung bei 19,5<br />

GW; 64% davon wurden von Wärmekraftwerken <strong>für</strong> fossile<br />

Brennstoffe (Gas, Öl und Kohle in variablen Mengen<br />

wegen des Betriebs brennstoffflexibler Kraftwerke) produziert,<br />

34% von Wasserkraftwerken und 2% von Atomkraftwerken<br />

13 . Wasserkraft ist die einzig relevante Quelle<br />

<strong>für</strong> Strom aus erneuerbaren Ressourcen (siehe Tabelle 5).<br />

Weder Windkraft noch Photovoltaik spielen momentan<br />

eine Rolle. Die Stromerzeugung ist in den letzten Jahren ra-<br />

12 Nach Informationen des pakistanischen Netzbetreibers<br />

13 IEA 2008<br />

ABBILDUNG 3:<br />

STROMÜBERTRAGUNGSNETZ IN PAKISTAN<br />

Quelle: CGIAR ( 2004 )<br />

TABELLE 3:<br />

INSTALLIERTE LEISTUNG FÜR STROMERZEUGUNG IN PAKISTAN 2002-2007<br />

PAKISTAN | 339<br />

pide angestiegen, was daran abzulesen ist, dass die Leistung<br />

im Jahr 2002 lediglich 17,8 GW betrug. Tabelle 3 zeigt die<br />

historische Entwicklung der Leistung seit 2002 14 .<br />

Der Stromsektor wurde in Pakistan vornehmlich von der<br />

Water and Power Development Authority (WAPDA)<br />

bestimmt, die alle Regionen Pakistans mit Ausnahme<br />

von Karatschi versorgte, wo die Karachi Electricity Supply<br />

Corporation (KESC) die Endverbraucher beliefert. Außerdem<br />

tragen unabhängige Stromproduzenten (IPPs) zur<br />

Energieerzeugung bei. Verantwortlich <strong>für</strong> die staatliche Regulierung<br />

der pakistanischen Energiewirtschaft inklusive<br />

der Stromerzeugung, -übertragung und -verteilung ist die<br />

Jahr 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />

Wasserkraft 5.05 5.05 6.50 6.50 6.50 6.48<br />

Wärmekraft WAPDA 4.74 4.74 4.74 4.84 4.90 4.90<br />

Wärmekraft KESC 1.76 1.76 1.76 1.76 1.76 1.76<br />

Wärmekraft IPPs 5.80 5.79 5.81 5.83 5.83 5.82<br />

Nuklear 0.46 0.46 0.46 0.46 0.46 0.46<br />

Wärmekraft Leistung (GW)<br />

Quelle: PEPCO 2009 und JPCL 2008<br />

17.80 17.80 19.26 19.38 19.45 19.42<br />

14 EIA 2007


National Electric Power Regulatory Authority (NEPRA).<br />

Gemäß eines Beschlusses der pakistanischen Regierung<br />

aus dem Jahre 1998 wurde die Stromerzeugung durch<br />

Wärmekraftwerke neu strukturiert und auf folgende vier<br />

GmbHs aufgeteilt: Jamshoro Power Generation Company<br />

Ltd. JPCL (GENCO-1), Central Power Generation<br />

Company Ltd. CPGCL (GENCO-2), Northern<br />

Power Generation Company Ltd. NPGCL (GENCO-3)<br />

und Lakhra Power Generation Company Ltd. LPGCL<br />

(GENCO-IV). In Folge dieses Beschlusses hat sich der<br />

Fokus der WAPDA stärker auf die Entwicklung von Projekten<br />

mit Wasserkraft und auf den Wassersektor verschoben.<br />

Tabelle 4 zeigt die Wärmekraftwerke der einzelnen<br />

GENCO-Gesellschaften und ihre jeweilige Leistung 15 16 .<br />

Die gestiegene Kapazität aus Wärmekraftwerken in jüngerer<br />

Zeit ist vor allem auf IPPs und internationalen Investoren<br />

zurückzuführen. Beispielhafte Großanlagen sind<br />

Kot Addu (1 683 MW) und Hubb River (1 300 MW),<br />

die beide Strom an WAPDA liefern. Die beiden größten<br />

privaten Energieversorger in Pakistan sind die Hub Power<br />

Company (HubCo) und die Kot Addu Power Company<br />

(KAPCO). HubCo gehört einem Konsortium von International<br />

Power (Großbritannien), Xenal (Saudi-Arabien)<br />

TABELLE 4:<br />

VERTEILUNG DER INSTALLIERTEN LEISTUNG DER 4 GENCOS<br />

15 PEPCO 2009<br />

16 JPCL 2008<br />

PAKISTAN | 340<br />

und Mitsui Corporation und verfügt über eine Kapazität<br />

von 1 300 MW. Das Kot Addu Kraftwerk mit einer<br />

Leistung von 1 600 MW wurde 1996 privatisiert (von<br />

WAPDA).<br />

2009 gab es in Pakistan 16 unabhängige Energieproduzenten<br />

(IPPs). Die Größe dieser IPPs reicht von großen<br />

Produzenten mit einer installierten Leistung von 1 638<br />

MW (Kot Addu) bis zu kleinen Produzenten mit 31 MW<br />

Leistung. Die Energieproduktion des ersten IPP startete<br />

im Jahr 1966 17 . Insgesamt liegt die installierte Leistung<br />

der IPPs bei 6 098 MW, 42% davon stammen aus Heizöl,<br />

26% aus Erdgas, 5% aus Atomkraft und die restlichen<br />

27% aus Heizöl und Gas.<br />

PEPCO 18 zufolge sollen noch in diesem Jahr fast 3 500<br />

MW zusätzlich installiert werden, die in das PEPCO<br />

Verteilernetz eingespeist werden. 18 IPPs mit Kapazitäten<br />

zwischen 51 und 300 MW planen noch vor Ende des<br />

Jahres mit der Produktion beginnen.<br />

Stromerzeugung<br />

Die Energieerzeugung in Pakistan ist seit 1971 von unter<br />

10 000 GWh auf ungefähr 60 000 GWh im Jahre<br />

1996 und 98 350 GWh im Jahre 2006 angewachsen 19 .<br />

Die Energie wird gemeinsam von den vier GENCOs und<br />

GENCO Kraftwerk Kraftstoff Leistung (MW)<br />

JPCL ( GENCO-1 ) TPS Jamshoro Gas/Öl 850<br />

GTPS Kotri Gas/Öl 174<br />

CPGCL ( GENCO-2 ) TPS Guddu Gas/Öl 1 655<br />

TPS Quetta Gas 35<br />

NPGCL ( GENCO-3 ) TPS Muzaffargarh Gas/Öl 1 350<br />

NGPS Multan Gas/Öl 260<br />

GTPS Faisalabad Gas/Öl 244<br />

SPS Faisalabad Gas/Öl 132<br />

GTPS Shahdara<br />

CGTM W/Shop F/Abad<br />

Gas 44<br />

LPGCL ( GENCO-4 ) FBC Lakhra Kohle 150<br />

Quelle: PEPCO 2009 und JPCL 2008<br />

17 PEPCO 2009<br />

18 PEPCO 2009<br />

19 IEA 2008


einer Reihe von IPPs produziert. Bis 1980 wurde Strom<br />

vornehmlich aus Wasserkraft und Erdgas gewonnen.<br />

Stromerzeugung aus Erdöl nahm nach 1980 zu, um der<br />

steigenden Nachfrage gerecht zu werden, die teilweise<br />

auch durch Atomkraft abgedeckt werden konnte. Da<br />

aber der Anteil von Wasserkraft und Erdgas in der Energieproduktion<br />

ebenfalls angewachsen ist, bleiben diese<br />

beiden die Hauptressourcen <strong>für</strong> die Stromproduktion.<br />

PAKISTAN | 341<br />

TABELLE 5:<br />

STROMERZEUGUNG NACH RESSOURCEN FÜR DIE JAHRE 2001/02<strong>–</strong>2006/7<br />

2001/02 2002/03 2003/04 2004/05 2005/06 2006/07<br />

GWh % GWh % GWh % GWh % GWh % GWh %<br />

Wasser 18 941 26.2 % 22 351 29.5 % 26 944 33.3 % 25 671 30.0 % 30 862 33.0 % 31 953 32.5 %<br />

Kohle 285 0.4 % 231 0.3 % 198 0.2 % 175 0.2 % 129 0.1 % 136 0.1 %<br />

Öl 26 034 36.0 % 24 353 32.2 % 12 711 15.7 % 13 516 15.8 % 18 868 20.2 % 28 025 28.5 %<br />

Gas 24 855 34.3 % 27 006 35.7 % 39 213 48.5 % 43 472 50.8 % 41 286 44.1 % 35 811 36.5 %<br />

Nuklear 2 291 3.2 % 1 740 2.3 % 1760 2.2 % 2 795 3.3 % 2 484 2.7 % 2 288 2.3 %<br />

Gesamt 72 406 100.0 % 75 681 100.0 % 80 826 100.0 % 85 629 100.0 % 93 629 100.0 % 98 213 100.0 %<br />

Quelle: HDIP<br />

TABELLE 6:<br />

ANTEIL AM VERBRAUCH DER EINZELNEN SEKTOREN 2006/7<br />

Sektor %<br />

Privathaushalte 45.8<br />

Industrie 29.0<br />

Landwirtschaft 11.2<br />

Handel 7.4<br />

Großhandel 5.9<br />

Sonstige 0.7<br />

Quelle: HDIP<br />

TABELLE 7: POTENTIAL ZUR ENTWICKLUNG<br />

ERNEUERBARER ENERGIEN IN PAKISTAN<br />

Ressource Potential (MW)<br />

Wind 346 000<br />

Solar 2 900 000<br />

Kraft-Wärme-Kopplung 1 800<br />

Energie aus Abfällen 500<br />

Mini- & Kleinwasserkraft 2 000<br />

Gesamt 3 249 300<br />

Quelle: AEDB 2009<br />

Der Anteil von Gas variiert meist entsprechend dem Anteil<br />

von Wasserkraft, um die Differenz von Angebot und<br />

Nachfrage auszugleichen. Tabelle 5 zeigt den Anteil der<br />

verschiedenen Kraftstoffe an der Stromerzeugung. Außer<br />

Wasserkraft gibt es in Pakistan keine Stromerzeugung aus<br />

erneuerbaren Ressourcen.<br />

Der Stromverbrauch der einzelnen Sektoren der Pakitanischen<br />

Volkswirtschaft ist in Tabelle 6 wiedergegeben.<br />

Erneuerbare Energien<br />

Das Potential <strong>für</strong> erneuerbare Energien (ausschließlich<br />

großer Wasserkraftwerke) wird in Pakistan wie in Tabelle<br />

7 festgehalten eingeschätzt 20 .<br />

Stromerzeugung aus erneuerbaren Ressourcen existiert<br />

nahezu ausschließlich in Form von Wasserkraftwerken.<br />

Die Gesamtleistung der 13 von der WAPDA betriebenen<br />

Wasserkraftwerke beträgt rund 6 444 MW. Dies<br />

entspricht 37,1% der installierten Gesamtleistung der<br />

WAPDA. Die jahreszeitlichen Schwankungen der Wasserpegel<br />

in den Reservoirs und die daraus resultierende<br />

Verminderung der Energieleistung sind bei Speicherwasserkraftwerken<br />

in Pakistan sehr ausgeprägt. Von November<br />

bis Juni sinkt die Erzeugungskapazität des Taberla<br />

Reservoirs auf bis zu 1 350 MW, weil der Fluss in dieser<br />

Zeit kaum Wasser führt, andererseits kann das Kraftwerk<br />

in der Zeit des höchsten Wasserstands von August bis<br />

September ein Maximum von 3 692 MW produzieren 21 .<br />

Der Einsatz anderer erneuerbarer Energieressourcen<br />

bleibt trotz ihres großen Potenzials begrenzt. In abgelegenen<br />

Gebieten (z. B. in den nordwestlichen Provinzen)<br />

20 AEDB 2009<br />

21 PEPCO 2009


TABELLE 8:<br />

STROMTARIFE FÜR PRIVATKUNDEN<br />

Allgemeiner<br />

Versorgungstarif<br />

<strong>für</strong> Privatkunden<br />

kommen kleine Wasserkraftwerke zum Einsatz, hier wurden<br />

viele Kraftwerke mit einer Leistung zwischen 5 und<br />

50 kW installiert. Biomasse wird vor allem zum Heizen<br />

und Kochen verwendet und <strong>für</strong> kleine Biogaskraftwerke<br />

im ganzen Land eingesetzt. Im Vergleich zu ihrem großen<br />

vorhandenen Potenzial wird Solarenergie mit einer<br />

Leistung von momentan nur etwa 1 MW zurzeit nur sehr<br />

wenig genutzt. Solarenergie wird zur Stromerzeugung,<br />

aber auch zur Entsalzung und Reinigung von Wasser verwendet.<br />

Geothermische Energie wurde zwar als mögliche<br />

Ressource identifiziert, wird aber derzeit nicht genutzt.<br />

Strompreise<br />

Die Festsetzung der Stromtarife ist Aufgabe der National<br />

Electric Power Regulatory Authority (NEPRA). Eine Einspeisevergütung<br />

wurde zwar festgelegt, Informationen über<br />

den Status ihrer Durchsetzung sind <strong>für</strong> erneuerbare Energien,<br />

außer <strong>für</strong> Windkraft, aufgrund fehlender Projekte<br />

jedoch nicht verfügbar 22 . Informationen zu den Verfahren<br />

bezüglich der Einspeisevergütung <strong>für</strong> Windkraft sind in<br />

Kapitel 1.6 beschrieben.<br />

Die Tarife werden <strong>für</strong> jede der acht Vertriebsgesellschaften<br />

individuell festgelegt. Für folgende Kundengruppen werden<br />

jeweils unterschiedliche Gebühren erhoben: Privathaushalte,<br />

Gewerbe, Industrie, Landwirtschaft, öffentliche<br />

Beleuchtung und andere Kunden. Neben einer festgesetzten<br />

monatlichen Grundgebühr, welche unabhängig vom<br />

22 REN21 2009<br />

FESCO €/<br />

kWh<br />

GEPCO €/<br />

kWh<br />

HESCO €/<br />

kWh<br />

IESCO €/<br />

kWh<br />

LESCO €/<br />

kWh<br />

MEPCO €/<br />

kWh<br />

PESCO €/<br />

kWh<br />

PAKISTAN | 342<br />

Verbrauch erhoben wird, ist das Tarifsystem gestaffelt.<br />

Im Juli kündigte das Ministerium <strong>für</strong> Wasser und Energie<br />

eine Erhöhung der Stromkosten in drei Phasen und um<br />

bis zu 24% an. Die erste Phase soll am 1. Oktober 2009<br />

mit einer Erhöhung um 8<strong>–</strong>10 % beginnen, gefolgt von<br />

einer Erhöhung um 5<strong>–</strong>6% ab dem 1. Januar 2010, schließlich<br />

um weitere 5<strong>–</strong>6 % im April 2010.<br />

Die Strompreise, die den Kunden berechnet werden, basieren<br />

auf dem Power Purchase Price (PPP), den Erzeugungskosten,<br />

den Übertragungskosten und einer Vertriebsgebühr.<br />

Tabelle 8 zeigt die Stromtarife <strong>für</strong> Privatkunden (basierend<br />

auf einem Wechselkurs von 100 PKR = 0,856 €).<br />

TABELLE 9:<br />

UNTERNEHMEN, DIE ZUR PRIVATISIERUNG ANSTEHEN<br />

Nr. Name<br />

1 Peshawar Electric Supply Company ( PESCO )<br />

2 Quetta Electric Supply Company ( QESCO )<br />

3 Hyderabad Electric Supply Company ( HESCO )<br />

4 National Power Construction Company ( NPCC )<br />

5 Faisalabad Electric Supply Company ( FESCO )<br />

6 Jamshoro Power Company Limited ( JPCL )<br />

7 Heavy Electrical Complex ( HEC )<br />

8 Pakistan Mineral Development Corporation ( PMDC )<br />

9 Kot Addu Power Company ( KAPCO ) <strong>–</strong> GDR<br />

Quelle: Privatisation Commission 2009<br />

QESCO €/<br />

kWh<br />

Average €<br />

/kWh<br />

Weniger als 50 kWh 0.01 0.01 0.01 0.01 0.01 0.01 0.01 0.01 0.01<br />

erste 100 kWh 0.03 0.03 0.06 0.03 0.03 0.04 0.05 0.05 0.03<br />

nächste 200 kWh 0.04 0.04 0.06 0.04 0.03 0.04 0.06 0.06 0.04<br />

nächste 700 kWh 0.06 0.06 0.08 0.06 0.06 0.06 0.08 0.07 0.06<br />

über 1 000 kWh 0.07 0.07 0.10 0.07 0.07 0.07 0.09 0.08 0.07<br />

Durchschnittlicher<br />

Tarif <strong>für</strong> einen durchschnittlichen<br />

Haushalt<br />

mit einem Verbrauch<br />

von 1 000 kWh<br />

0.05 0.05 0.08 0.05 0.05 0.06 0.08 0.07 0.05<br />

Quelle: NEPRA 2009


Liberalisierung<br />

Erste Schritte zur Privatisierung des Energiemarktes begannen<br />

nach der Gründung der Kommission <strong>für</strong> Privatisierung<br />

(Privatisation Commission <strong>–</strong> PC) am 22. Januar<br />

1991. Obwohl das Mandat der Kommission zunächst auf<br />

Transaktionen im Industriesektor beschränkt war, wurde<br />

es bis 1993 auch auf de Sektoren Öl & Gas, Transport<br />

(Luftfahrt, Eisenbahn, Häfen und Schifffahrt), Telekommunikation<br />

sowie Banken und Versicherungen ausgedehnt.<br />

Während der Zeit von Januar 1991 bis Dezember<br />

2008 schloss die Kommission 167 Transaktionen im Wert<br />

von 421 476 Mio. PKR (3 957 Mio. €) ab 23 . Im Energiesektor<br />

fanden 14 Privatisierungen ehemals staatlicher<br />

Unternehmen statt, die einen Nettogewinn von 51 756<br />

Mrd. PKR (430 Mrd. €) und damit 10,9% der Gesamteinnahmen<br />

abwarfen.<br />

Am 28. September 2000 erließ die pakistanische Regierung<br />

die PC-Verordnung 2000 und stärkte damit die<br />

rechtlichen Befugnisse der PC als Körperschaft <strong>für</strong> die<br />

Durchsetzung der staatlichen Privatisierungspolitik. Die<br />

derzeitige Privatisierungspolitik in Bezug auf strategische<br />

Verkäufe (Anteile von 51<strong>–</strong>100%) wurde von der pakistanischen<br />

Regierung überprüft, um sie an das Konzept<br />

der öffentlich-privaten Partnerschaft (PPP) anzupassen.<br />

Nach diesem Konzept kann das Management eines Unternehmens<br />

durch den Verkauf von 26% der Anteile an<br />

Investoren übertragen werden. Eine Reihe von Unternehmen<br />

sind auf einer Liste bevorstehender Privatisierungen<br />

aufgeführt, <strong>für</strong> diese können voraussichtlich in naher<br />

Zukunft Gebote abgegeben werden. Einige der Unternehmen,<br />

welche zum Energiesektor gehören, sind in der<br />

nachstehenden Tabelle 8 aufgeführt 24 .<br />

Ländliche Elektrifizierung<br />

1995/1996 waren rund 54 000 der 125 000 pakistanischen<br />

Dörfer an das Stromnetz angeschlossen. Da<br />

die Kosten <strong>für</strong> den Netzanschluss mit jedem weiteren<br />

Ort und mit zunehmender Entfernung steigen, wurden<br />

jährlich immer weniger Dörfer verbunden. 2004 waren<br />

47 000 Dörfer immer noch nicht an das Stromnetz angeschlossen.<br />

Die Zuwachsrate von Gemeinden, die neu an<br />

das Stromnetz angeschlossen wurden, verringerte sich auf<br />

23 Basierend auf einem Wechselkurs von 100 PKR = 0.8305 €<br />

24 Privatisation Commission 2009<br />

PAKISTAN |<br />

343<br />

rund 2%. Um dieses Problem zu bewältigen, müssten bis<br />

2015 mehr als 1,5 Mrd. USD (1 Mrd. EUR) investiert<br />

werden. Ein 2007/2008 vom Alternative Energy Development<br />

Board (AEDB) initiiertes Programm versucht,<br />

die Situation durch die Installation von 3 000 SHS-Systemen<br />

in der südlichen Provinz Sindh zu verbessern. Das<br />

Programm soll auf 9 000 SHS-Systeme in der Provinz Belutschistan<br />

erweitert werden 25 .<br />

15.3 Marktakteure<br />

Ministerium <strong>für</strong> Wasser und Energie (MoW&P)<br />

Das Bundesministerium <strong>für</strong> Wasser und Energie ist die<br />

ausführende Kraft der pakistanischen Regierung in allen<br />

Fragen, die mit Stromerzeugung, -übertragung und<br />

-verteilung, sowie mit Strompreisen, -regulierung und<br />

-verbrauch im gesamten Land zu tun haben. Es übt seine<br />

Funktion über verschiedene interne Abteilungen und<br />

über unabhängige externe Institutionen aus. Darüber hinaus<br />

hat es die Aufgabe, die nationale Energiewirtschaft zu<br />

planen und zu koordinieren, Richtlinien zu formulieren,<br />

konkrete Anreize zu schaffen und sich über alle diesem<br />

Sektor zuzuordnenden Belange mit den Landesregierungen<br />

zu verständigen.<br />

Alternative Energy Development Board (AEDB)<br />

Das Alternative Energy Development Board (AEDB)<br />

wurde 2003 als zentrale Behörde zur Entwicklung, Förderung<br />

und den Einsatz von Technologien <strong>für</strong> erneuerbare<br />

Energien und die Schaffung einer einheimischen<br />

Infrastruktur zur Produktion von Technologien <strong>für</strong> erneuerbare<br />

Energien gegründet. Das AEDB hat die Aufgabe,<br />

bis 2030 den Anteil von Strom aus erneuerbaren<br />

Energieressourcen auf 5% der erzeugten Gesamtleistung<br />

an Strom zu erhöhen. Darüber hinaus hat das AEDB die<br />

Aufgabe, im Zuge eines Programms zur Elektrifizierung<br />

abgelegener Dörfer 7 874 Dörfer in den Provinzen Sindh<br />

und Belutschistan mittels Technologien <strong>für</strong> erneuerbare<br />

Energien mit Strom zu versorgen. Außerdem soll das<br />

AEDB ein umfassendes Konzept zur Entwicklung von<br />

Solaranwendungen wie Solarleuchten, Solarventilatoren,<br />

25 AEDB 2009


Solarkochern und Solarthermie unter Beteiligung des Privatsektors<br />

ausarbeiten.<br />

Pakistan Water and Power Development Authority<br />

(WAPDA); Pakistan Electric Power Company<br />

(PEPCO)<br />

Die Pakistan Water and Power Development Authority<br />

(WAPDA), wurde 1958 als halb-autonome Einrichtung<br />

gegründet, um die Entwicklung von Projekten im Wasser-<br />

und Energiesektor zu koordinieren und eine einheitliche<br />

Richtung zu gewährleisten. Seit Oktober 2007<br />

ist die WAPDA in zwei getrennte Einheiten aufgeteilt,<br />

die WAPDA und die Pakistan Electric Power Company<br />

(PEPCO). Dabei ist die WAPDA verantwortlich <strong>für</strong><br />

Wasser und die Entwicklung von Wasserkraft, während<br />

die PEPCO die Verantwortung <strong>für</strong> die Stromerzeugung<br />

aus Wärmekraft und die damit verbundene Übertragung,<br />

Verteilung und Abrechnung übertragen wurde. Zu den<br />

Verantwortungsbereichen gehört dabei auch die Betriebsführung<br />

der neun staatlichen Energieversorgungsunternehmen<br />

(Distribution Companies <strong>–</strong> DISCOs), der vier<br />

Energieerzeuger (Generation Companies <strong>–</strong> GENCOs)<br />

sowie der Staatlichen Übertragungsgesellschaft (National<br />

Transmission Dispatch Company <strong>–</strong> NTDC).<br />

Private Power and Infrastructure Board (PPIB)<br />

Das Private Power and Infrastructure Board (PPIB)<br />

wurde 1994 gegründet, um die private Beteiligung am<br />

Energiesektor in Pakistan auf effiziente, faire und transparente<br />

Weise zu fördern und zu erleichtern. Im Zuge<br />

der PPP-Strategie der Regierung unterstützt es die Aktivitäten<br />

der wichtigsten Interessensvertreter des Energiesektors<br />

insbesondere mit Blick auf geplante öffentliche<br />

Projekte. Außerdem erstellt es Prognosen zu Angebot und<br />

Nachfrage von Strom.<br />

National Electric Power Regulatory<br />

Authority (NEPRA)<br />

1997 wurde die National Electric Power Regulatory Authority<br />

(NEPRA) gegründet, um auf Basis der marktwirtschaftlichen<br />

Grundsätze transparente und gerechte wirtschaftliche<br />

Rahmenbedingungen auf dem pakistanischen<br />

PAKISTAN |<br />

344<br />

Energiemarkt einzuführen. Die Satzung des NEPRA<br />

spiegelt das Ziel der pakistanischen Regierung wider,<br />

eine unabhängige Regulierungsbehörde zu schaffen, deren<br />

Zuständigkeit in der Stromerzeugung , -übertragung<br />

und -verteilung liegt, um Effizienz und Verfügbarkeit von<br />

Stromerzeugung durch Wettbewerb und Abschaffung beschränkender<br />

Bestimmungen zu erhöhen. Ferner soll sie<br />

die Interessen von Investoren, Betreibern und Verbrauchern<br />

schützen. NEPRA ist daher mit der Aufgabe betraut,<br />

Lizenzen zum Betrieb von Kraftwerken zu erteilen,<br />

die Qualitäts- und Sicherheitsstandards zu sichern und<br />

die Tarife zur Erzeugung, Übertragung und Verteilung<br />

von Strom festzusetzen. NEPRA ist ein wichtiger Partner<br />

<strong>für</strong> die Umsetzung von privaten Investitionen und PPP-<br />

Projekte im Energiesektor.<br />

Pakistan Council of Renewable Energy<br />

Technologies (PCRET)<br />

Der Pakistan Council of Renewable Energy Technologies<br />

(PCRET) entstand durch die Fusion des National<br />

Institute of Silicon Technology (NIST) und des Pakistan<br />

Council for Appropriate Technologies (PCAT). Das<br />

PCRET hat seinen Hauptsitz in Islamabad und betreibt<br />

vier regionale Büros in Karatschi, Lahore, Peschawar und<br />

Quetta. PCRET ist verantwortlich <strong>für</strong> die Entwicklung<br />

und Umsetzung von Technologien zur Nutzung erneuerbarer<br />

Energien.<br />

Pakistan Atomic Energy Commission (PAEC)<br />

The Pakistan Atomic Energy Commission ( PAEC ) operates<br />

the two nuclear power plants. PAEC is charged with<br />

the promotion of, and research work on the peaceful uses<br />

of atomic energy in the fields of agriculture, medicine and<br />

industry, as well as the execution of development projects<br />

involving nuclear power stations and the generation of<br />

electric power.<br />

DISCOs & GENCOs<br />

Zu den Energieversorgungsunternehmen in Pakistan gehören<br />

neun verschiedene staatliche Vertriebsgesellschaften<br />

(die DISCOs in Lahore, Gujranwala, Faisalabad,<br />

Islamabad, Multan, Peschawar, Hyderabad, Quetta, und


der Tribal Areas), die unterschiedliche Regionen Pakistans<br />

mit Strom beliefern, sowie ein privates integriertes<br />

Unternehmen, die Karachi Electric Supply Corporation<br />

(KESC), die <strong>für</strong> das Gebiet um die Metropole Karatschi<br />

zuständig ist. Darüber hinaus gibt es vier Energieerzeuger<br />

(die GENCOs Nord, Zentrum, Süd und Lakhra).<br />

15.4 Politische Rahmenbedingungen<br />

im Energiesektor<br />

Das Ministerium <strong>für</strong> Wasser und Energie ist <strong>für</strong> die Formulierung<br />

der pakistanischen Richtlinien in der Energiepolitik<br />

verantwortlich. Nachdem häufig Engpässe in der Stromversorgung<br />

aufgetreten waren, wurde 1992 ein Strategieplan<br />

zur Umstrukturierung des Energiesektors beschlossen.<br />

Die Umsetzung begann 1994 mit dem Private Sector Power<br />

Law (Energiegesetz zum privaten Sektor), das privates<br />

Kapital <strong>für</strong> den pakistanischen Energiesektor mobilisieren<br />

sollte. Gleichzeitig wurde die PPIB als eine Einrichtung <strong>für</strong><br />

Investoren in Pakistans privaten Energiesektor gegründet.<br />

1997 wurde die NEPRA gegründet. Zu ihren wichtigsten<br />

Aufgaben gehört die Gewährleistung des Verbraucherschutzes<br />

und eines fairen Wettbewerbs innerhalb<br />

des Energiesektors, die Erleichterung des Übergangs von<br />

einer geschützten monopolisierten Betriebsstruktur in<br />

eine Wettbewerbssituation und die Schaffung und Durchsetzung<br />

eines Rechtsrahmens, der die Bereitstellung von<br />

sicherem, zuverlässigem, effizientem und preiswertem<br />

Strom gewährleistet.<br />

2002 wurde ein Gesetz mit dem Titel »Policy for Power<br />

Generation Projects <strong>–</strong> Year 2002« erlassen, das ziemlich<br />

genau dem Energiegesetz von 1994 entspricht. Außerdem<br />

wurde im Juli 2002 ein Großmarkt <strong>für</strong> Strom mit<br />

der NTDC als einzigem Abnehmer eröffnet.<br />

Folgende Bestimmungen und Gesetze wurden erlassen,<br />

um den nationalen Energiemarkt zu regulieren:<br />

• Bestimmung zur Regulierung von Energieerzeugung,<br />

-übertragung und -verteilung XL von 1997<br />

(Regulation of Generation, Transmission and<br />

Distribution of Electric Power Act XL of 1997)<br />

PAKISTAN |<br />

345<br />

• Gesetz zu Energieerzeugungslizenzen, 2000 (Licensing<br />

Generation Rules, 2000)<br />

• Gesetz zu Standardverfahren <strong>für</strong> Tarife 1998 und<br />

Gebührenbestimmungen <strong>für</strong> die Tarifstandards und<br />

-abwicklung 2002 (Tariff Standards Procedure Rules,<br />

1998 & Fees Pertaining to Tariff Standards & Procedure<br />

Regulations, 2002)<br />

• National Electric Power Regulatory Authority Licensing<br />

(Distribution) Rules 1999 & Eligibility Criteria<br />

for Consumers of (Distribution) Companies 2003<br />

• Vorläufiges Gesetz zur Stromversorgung (Abläufe und<br />

Standards) 2005 (Interim Power Procurement (Procedures<br />

and Standards) Regulation 2005)<br />

• Gesetz zu Leistungsstandards (Verteiler), 2005, Regeln<br />

zu Leistungsstandards (Übertragung), 2005 (Performance<br />

Standards (Distribution) Rules 2005; Performance<br />

Standards (Transmission) Rules <strong>–</strong> 2005)<br />

Die oben beschriebenen politische Rahmenbedingungen<br />

dienen dem Ziel der pakistanischen Regierung, die<br />

Position der einheimischen Stromversorgung zu stärken,<br />

um die Abhängigkeit von Importen zu verringern und<br />

die rasch wachsende Nachfrage nach Energie durch ein<br />

umweltbewusstes und nachhaltiges Wachstum zu befriedigen.<br />

Die Politik will darum günstigere Rahmenbedingungen<br />

<strong>für</strong> Projekte mit erneuerbaren Energien im Allgemeinen<br />

und große Wasserkraftwerke im Besonderen<br />

schaffen. Die Stromerzeugung wurde zunehmend von<br />

Wärmekraftwerken <strong>für</strong> fossile Brennstoffe auf große Wasserkraftwerke<br />

verlagert.<br />

1.5 Rahmenbedingungen <strong>für</strong><br />

erneuerbare Energien<br />

Strategien und Ziele <strong>für</strong> erneuerbare Energien<br />

Mit Blick auf das in Kapitel 1.2 beschriebene erwartete<br />

Potential erneuerbarer Energien entwickelte die pakis-<br />

tanische Regierung Zielvorgaben <strong>für</strong> die einzelnen<br />

Energieressourcen. Für erneuerbare Energien wurden<br />

folgende Ziele definiert 26 :<br />

26 AEDB 2009


TABELLE 10:<br />

ÜBERBLICK ÜBER CDM-PROJEKTE IN PAKISTAN<br />

Projekt Ort (Region) Status Typ<br />

Katalytisches N2O-Abgasreinigungsprojekt<br />

mit den Abgasen des<br />

Salpetersäure-Werks Pakarab<br />

Fertilizer Ltd. (PVT) in Multan<br />

84 MW New Bong Escape<br />

Wasserkraftprojekt<br />

Bau zusätzlicher Kühlturmzellen im<br />

AES Lal Pir (Pvt.) Ltd. Muzaffar Garh<br />

Verwertung von Rinderdung,<br />

Landhi Cattle Colony, Karatschi<br />

Entwicklung erneuerbarer Energien auf<br />

kommunaler Ebene in der nordwestlichen<br />

Grenzprovinz und Chitral (NAC)<br />

Gul Ahmed<br />

Gas-und-Dampf-Kombikraftwerk<br />

Austausch fossiler Brennstoffe von<br />

schwerem Heizöl zu Erdgas, indem<br />

schwere Heizölmotoren (5,86 MW*4)<br />

durch Erdgasmotoren (16.4 MW)<br />

ersetzt werden in der Maple Leaf Cement<br />

Factory Limited, Iskanderabad<br />

Projekt zum Austausch von Brennstoffen<br />

und zur Energieeffizienz bei<br />

PWML<br />

Almoiz Kraft-Wärme-Kopplung<br />

mit Bagasse<br />

Jährliche<br />

Einsparungen<br />

(tCO ² )<br />

IRR (ohne<br />

CDM) in%<br />

PAKISTAN | 346<br />

IRR (mit<br />

CDM) in%<br />

Jahr der<br />

Anmeldung<br />

Punjab zugelassen N2O 1 329 653 k. A. n.a. 2006<br />

Asad Kaschmir<br />

zugelassen Wasserkraft<br />

Punjab zugelassen Energieeffizienz<br />

der<br />

Versorger<br />

Sindh im Zulassungsverfahren<br />

Nord-Westliche<br />

Grenz-<br />

Provinz<br />

im Zulassungsverfahren<br />

Sindh im Zulassungsverfahren<br />

Punjab im Zulassungsverfahren<br />

Punjab im Zulassungsverfahren<br />

Nord-Westliche<br />

Grenz-<br />

Provinz<br />

im Zulassungsverfahren<br />

Pakarab Fertiliser KWK-Projekt Punjab im Zulassungsverfahren<br />

Projekt eines netzgekoppelten<br />

GuD-Kraftwerks in Qadirpur, bei<br />

dem zuvor verbranntes, Permeat<br />

verwendet wird<br />

Sindh im Zulassungsverfahren<br />

ICI Polyester KWK-Projekt Punjab im Zulassungsverfahren<br />

Projekt zur Kraft-Wärme-Kopplung auf<br />

Biogasbasis bei Shakarganj Mills Ltd., Jhang<br />

Kompostierung von organischen Stoffen<br />

aus städtischen Abfällen in Lahore<br />

Quelle: UNEEP Riso<br />

Punjab im Zulassungsverfahren<br />

Punjab im Zulassungsverfahren<br />

Methan-<br />

Vermeidung<br />

Wasserkraft<br />

Brennstoffwechsel<br />

Brennstoffwechsel<br />

Brennstoffwechsel<br />

Energie aus<br />

Biomasse<br />

Energieeffizienz<br />

der<br />

selbsterzeugten<br />

Energie<br />

218 973 k. A. k. A. 2007<br />

9 543 3.7 % 4.7 % 2008<br />

1 530 979 3.2 % 27.4 % 2007<br />

76 713 3 % 28 % 2007<br />

35 089 14 % 17.1 % 2008<br />

22 622 2.11 % 9.46 % 2008<br />

16 722 k. A. k. A. 2008<br />

31 553 k. A. k. A. 2008<br />

107,746 16 % 20 % 2007<br />

Fugitive 162,943 8 % 18 % 2009<br />

Energieeffizienz<br />

der<br />

selbsterzeugten<br />

Energie<br />

Methan-<br />

Vermeidung<br />

19 233 k. A. k. A. 2009<br />

24 344 - 0.48 % 8.63 % 2008<br />

Deponiegas 78 344 13.18 % 18.38 % 2008


• Elektrifizierung von 7 874 abgelegenen Dörfern in den<br />

Provinzen Sindh und Belutschistan, die nicht an das<br />

Stromnetz angeschlossen sind, mit Hilfe erneuerbarer<br />

Energien<br />

• Schrittweise Einführung einer Biodiesel-Beimischung<br />

im Dieseltreibstoff, um bis 2015 einen Mindestanteil<br />

von 5% des nationalen Gesamtverbrauchs an Diesel<br />

und bis 2025 einen Mindestanteil von 10% <strong>für</strong> Biodiesel<br />

zu erreichen<br />

• Entwicklung von Wind- und Solarenergie, um 2030<br />

mindestens 5% der installierten Gesamtenergiekapazität<br />

durch erneuerbare Ressourcen abdecken zu können.<br />

• Durch Entwicklung der Windkraft soll kurzfristig (bis<br />

2010) eine kumulierte Kapazität von 680 MW, mittelfristig<br />

(2011<strong>–</strong>2020) eine kumulierte Kapazität von<br />

3 730 MW und langfristig (bis 2030) eine kumulierte<br />

Kapazität von 9 700 MW produziert werden.<br />

• Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Primärenergie<br />

soll bis 2012 auf 10% gesteigert werden 27 .<br />

Rechtliche Bedingungen und Förderung<br />

erneuerbarer Energien<br />

In den Richtlinien zur Entwicklung erneuerbarer Energien<br />

zur Stromerzeugung vom Dezember 2006 werden<br />

Maßnahmen und Strategien <strong>für</strong> Projekte zur Stromerzeugung<br />

festgelegt, die Wasserkraft (bis 50 MW) und<br />

Wind- und Solarenergie (jeglicher Kapazität) nutzen. Für<br />

Energieerzeugungsprojekte mit Wasserkraft, die mehr als<br />

50 MW produzieren, gelten die Richtlinien der Bestimmungen<br />

<strong>für</strong> Projekte zur Energieerzeugung von 2002.<br />

Diese Richtlinien umfassen unter anderem die folgenden<br />

Punkte:<br />

• Die Risiken der Wind- bzw. Wasserkraft trägt der Käufer<br />

(dies soll mögliche Einbußen der durch unvorhersehbare<br />

saisonale Schwankungen reduzieren).<br />

• Der Strom wird garantiert abgenommen.<br />

• Die Bereitstellung des Stromnetzes liegt in der Verantwortung<br />

des Käufers.<br />

• Der Käufer nimmt den Strom zu einem attraktiven Tarif<br />

ab (Kosten plus eine 15%-ige Eigenkapitalrendite)<br />

• Der Käufer stellt Stromzähler bereit.<br />

• Strombanking ist möglich.<br />

27 REN21 2009<br />

PAKISTAN |<br />

347<br />

• Eine Grid-Spill-Over-Regelung wird eingeführt.<br />

Darüber hinaus wurden Regelungen erlassen, welche<br />

den Import von Anlagen, Maschinen und Arbeitsgeräten,<br />

die <strong>für</strong> Projekte zur Stromerzeugung aus erneuerbaren<br />

Energieressourcen (einschließlich Windenergie)<br />

verwendet werden, sowohl von der von der Umsatzsteuer<br />

(SRO 500 (I)/2004), als auch von der Einkommenssteuer<br />

(SRO 441 (I)/2004) und von Zöllen (SRO<br />

454 (I)/2004) zu befreien 28 .<br />

Im April 2009 vereinfachte die NEPRA die Genehmigungsverfahren<br />

und reduzierte die Lizenzgebühren <strong>für</strong><br />

kleinere Projekte mit erneuerbaren Energien. Die neuen<br />

Gebühren <strong>für</strong> Projekte mit erneuerbaren Energien, die sich<br />

bei einer Erzeugungsleistung von 500 kW auf 24 000 PKR<br />

(200 €) und bei einer Leistung bis zu 2,5 MW auf 50 000<br />

PKR (415 €) belaufen, sind viel niedriger als die frühere<br />

Gebühr von 200 000 PKR (1 660 €) <strong>für</strong> alle Projekte, deren<br />

Leistung über 1 MW lag. Darüber hinaus wurde das<br />

Genehmigungsverfahren der NEPRA vereinfacht, das nun<br />

keine persönliche Anwesenheit im Büro der NEPRA mehr<br />

voraussetzt, sondern per Post abgewickelt werden kann 29 .<br />

Clean Development Mechanism<br />

Pakistan trat 2005 dem Kyoto-Protokoll bei und siedelte<br />

seine nationale Aufsichtsbehörde (DNA) im Umweltministerium<br />

an. 2006 wurde die nationale Verfahrensstrategie<br />

<strong>für</strong> CDM (Clean Development Mechanism) veröffentlicht.<br />

Im Vergleich zu Nachbarländern wie Indien mit<br />

Hunderten von CDM-Projekten hat Pakistan nur sehr<br />

wenige CDM-Projekte. Momentan gibt es in Pakistan<br />

14 CDM-Projekte, die sich in verschiedenen Stadien des<br />

CDM-Prozesses befinden. Von diesen 14 Projekten basieren<br />

nur wenige auf erneuerbaren Energieressourcen (zwei<br />

Wasserkraftwerke und ein Biomassekraftwerk). Das ungenutzte<br />

Potenzial <strong>für</strong> CDM-Projekte gilt als sehr <strong>hoch</strong>. Die<br />

geringe Anzahl an CDM-Projekten hat mehrere Gründe:<br />

die späte Ratifizierung des Kyoto-Protokolls 2005, mangelnde<br />

Klarheit zum Handling des CDM-Prozesses und<br />

Mangel an zuverlässigen Unternehmen zur Entwicklung<br />

von CDM-Projekten auf dem einheimischen Markt. Die<br />

Textilindustrie gehört zu den Sektoren, die in jüngerer<br />

28 AEDB 2009<br />

29 The Nation 2009


Zeit ein starkes Interesse bekundet haben, CDM-Projekte<br />

bei ihren Mitgliedern zu fördern 30 .<br />

Die bereits zugelassenen Projekte sowie jene, die sich im Zulassungsverfahren<br />

befinden, sind in Tabelle 10 aufgeführt.<br />

Die Homepage der pakistanischen DNA führt sieben weitere<br />

Projekte auf, welche von der DNA anerkannt wurden.<br />

Aktivitäten internationaler Geber<br />

GEF <strong>–</strong> Im Mai 2009 unterzeichnete die Global Environment<br />

Facility (GEF) der Vereinten Nationen gemeinsam<br />

mit dem Alternative Energy Development Board<br />

(AEDB) und der Economic Affairs Division (EAD) ein<br />

Dokument zur Durchführung eines Projektes mit einem<br />

Volumen von 19,2 Mio. US $ zum Aufbau von Mini-<br />

Wasserkraftwerken im Bezirk Chitral. Der Vertrag <strong>für</strong><br />

das Projekt mit dem Titel »Productive Uses of Renewable<br />

Energy in Chitral District (PURE-Chitral)« wurde von<br />

Mikiko Tanaka (Deputy County Director des UNDP),<br />

Arif Alauddin (CEO von AEDB) und Muhammad Asif<br />

( Joint Secretary UN/China <strong>für</strong> EAD) unterzeichnet.<br />

Im Rahmen des Projekts sollen 103 Micro-/Mini-Wasserkraftwerke<br />

(MHPs mit einer Gesamtleistung von 15<br />

MW) installiert werden 31 .<br />

ADB <strong>–</strong> Seit seinem Beitritt im Jahre 1966 hat Pakistan ca.<br />

18,59 Mrd. US $ in Form von Darlehen von der Asiatischen<br />

Entwicklungsbank ADB erhalten, von denen Ende<br />

2007 rund 12,3 Mrd. US $ ausgezahlt worden waren.<br />

2007 erreichte die Kreditgewährung einen Rekord mit<br />

nahezu 2,0 Mrd. US $ in Form von Darlehen und 20,2<br />

Mio. US $, die <strong>für</strong> technische Zusammenarbeit gewährt<br />

wurden. Die ADB arbeitet sowohl mit der Regierung als<br />

auch mit dem privaten Sektor zusammen, um die Infrastruktur<br />

des Landes, die Energieversorgung und die wichtigsten<br />

öffentlichen Dienstleistungen zu verbessern 32 .<br />

<strong>GTZ</strong> <strong>–</strong> Pakistan ist eines der wichtigsten Partnerländer<br />

der deutschen Gesellschaft <strong>für</strong> Technische Zusammenarbeit<br />

(<strong>GTZ</strong>). Seit Unterzeichnung des bilateralen<br />

Abkommens im Jahre 1972 ist die <strong>GTZ</strong> in Pakistan im<br />

Auftrag des deutschen Bundesministeriums <strong>für</strong> wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)<br />

30 UNEP Riso<br />

31 GOP 2009<br />

32 ADB 2009<br />

PAKISTAN | 348<br />

TABELLE 11: HOCHRECHNUNG FÜR DIE ENTWICKLUNG<br />

VON WINDENERGIE BIS 2030<br />

Geplante Ener- Kumulierte<br />

gieerzeugung Kapazität der<br />

Jahr<br />

(MW)<br />

Windenergie (MW)<br />

2010 680 680<br />

2011 200 880<br />

2012 200 1 080<br />

2013 150 1 230<br />

2014 200 1 430<br />

2015 250 1 680<br />

2016 250 1 930<br />

2017 400 2 330<br />

2018 400 2 730<br />

2019 500 3 230<br />

2020 500 3 730<br />

2021 <strong>–</strong> 2030<br />

Quelle: AEDB 2009<br />

5 970 9 700<br />

tätig. Für die Zusammenarbeit wurden die folgenden vier<br />

Schwerpunkte vereinbart: Bildung, medizinische Grundversorgung,<br />

Familienplanung und AIDS-Vorsorge, gute<br />

Regierungsführung (good governance) sowie die Förderung<br />

von erneuerbaren Energien und Energieeffizienz.<br />

Die <strong>GTZ</strong> berät die AEDB in Fragen zur Förderung erneuerbarer<br />

Energien, insbesondere der Solarenergie, zur<br />

Verbesserung der politischen Rahmenbedingungen und<br />

zur Elektrifizierung von insgesamt 400 Dörfern in den<br />

Provinzen Belutschistan und Sindh. Experten, die vom<br />

Zentrum <strong>für</strong> internationale Migration und Entwicklung<br />

(CIM) gestellt werden, unterstützen das AEDB und das<br />

Pakistan Council for Renewable Energy Technology<br />

(PCRET) bei der Entwicklung eines Zertifizierungslabors<br />

<strong>für</strong> Solartechnik. Das Fraunhofer-Institut <strong>für</strong> solare<br />

Energiesysteme in Freiburg bietet technische Beratung bei<br />

der Installation von Solarkraftwerken an. Bisher wurden<br />

rund 3 000 kleine Solarkraftwerke in knapp 100 Gemeinden<br />

in Auftrag gegeben 33 .<br />

Derzeit werden rund 20 durch Spenden finanzierte Projekte<br />

mit einem Gesamtvolumen von fast 0,5 Mrd. €<br />

umgesetzt. 36% der Projekte stammen aus dem Bereich<br />

erneuerbare Energien und 28% aus dem Bereich Energieeffizienz.<br />

33 <strong>GTZ</strong> 2009


TABELLE 12: VORGEHEN ZUR ERRICHTUNG<br />

EINES PRIVATEN WINDKRAFTWERKS (IPP)<br />

Schritt Title<br />

1<br />

Absichtserklärung<br />

(Letter of Interest)<br />

Verantwortliche<br />

Behörde<br />

AEDB<br />

2<br />

Zuweisung von Land<br />

<strong>für</strong> das Windkraftwerk<br />

AEDB<br />

3 Machbarkeitsstudie k. A.<br />

4 Stromerzeugungslizenz NEPRA<br />

5 Festlegung des Tarifes NEPRA<br />

6<br />

Einreichung der Leistungsgarantie<br />

durch den Betreiber des privaten<br />

Kraftwerkes (IPP)<br />

7 Letter of Support (LoS) <strong>–</strong><br />

8<br />

Vereinbarung zum Energieerwerb<br />

(Energy Purchase Agreement (EPA))<br />

k. A.<br />

NTDC<br />

9<br />

Umsetzungsvereinbarung<br />

(Implementation Agreement (IA))<br />

AEDB<br />

10 Finanzabschluss k. A.<br />

Quelle: AEDB 2009<br />

15.6 <br />

Windenergiepotenziale<br />

2007 führten die National Renewable Energy Laboratories<br />

(NREL) der USA im Rahmen des USAID-Hilfsprogrammes<br />

eine Studie zu den Windressourcen in Pakistan<br />

durch und entwickelte eine Karte, welche das verfügbare<br />

Windpotenzial einer Höhe von 50 m zeigt. Die Windressourcenkarte<br />

von Pakistan der NREL gab der Entwicklung<br />

von Aktivitäten zur Nutzung von Windenergie in<br />

den Regionen der Windkorridore großen Auftrieb. Bei<br />

diesen Regionen handelt es sich um die Region um Karatschi<br />

und Hyderabad und insbesondere um die Hügel<br />

und Bergrücken im nördlichen Tal des Indus, Gebiete<br />

mit Windkorridoren in Westpakistan und Hochgebirgsregionen,<br />

Hügel und Bergrücken in Südwestpakistan.<br />

Diese Gebiete mit hohem Potenzial stehen inzwischen<br />

im Fokus der Entwicklung von Windenergie in naher Zukunft.<br />

Den erhobenen Daten zufolge gibt es an Pakistans<br />

Küstenstreifen einen 60 km breiten und 180 km langen<br />

Windkorridor. Dieser Korridor könnte potenziell bis zu<br />

50 000 MW nutzbare Energie aus Windkraft erzeugen.<br />

PAKISTAN | 349<br />

Im Hinblick auf die Produktionsziele <strong>für</strong> erneuerbare<br />

Energien sieht der kurzfristige Plan die Entwicklung einer<br />

Leistung von 680 MW aus Windenergie bis 2010 vor, bis<br />

2020 soll eine Leistung von 3 730 MW und bis 2030 eine<br />

Leistung von 9 700 MW entwickelt werden 34 . Tabelle<br />

11 zeigt die Entwicklung der Stromerzeugungsleistung<br />

durch Windenergie.<br />

Rahmenbedingungen <strong>für</strong> Windenergie<br />

Die Richtlinien zur Entwicklung erneuerbarer Energien <strong>für</strong><br />

die Stromerzeugung vom Dezember 2006 schaffen folgende<br />

Anreize <strong>für</strong> Projektentwickler im Bereich Windenergie:<br />

• Land wird zu einem attraktiven Preis (8 US $ pro Acre<br />

und Jahr) <strong>für</strong> Projekte zur Stromerzeugung mit Windenergie<br />

bereitgestellt.<br />

• Das AEDB hat bereits vorläufige Machbarkeitsstudien<br />

durchgeführt.<br />

• Winddaten wurden gemessen, analysiert und vom Risø<br />

National Laboratory of Denmark bestätigt.<br />

• Das sogenannte Windrisiko <strong>für</strong> die ersten Projekte wird<br />

von der Regierung übernommen. Wenn die Windgeschwindigkeit<br />

in einem Windpark unter dem festgelegten<br />

Richtwert <strong>für</strong> den jeweiligen Ort liegt und dadurch<br />

die Stromerzeugung entsprechend reduziert wird, wird<br />

der unabhängige Stromproduzent (IPP) dennoch entsprechend<br />

der Leistung des Richtwertes bezahlt 35 .<br />

• Ein Ertrag von 15% auf das eingesetzte Stammkapital<br />

(ROE) nach den Richtlinien der NEPRA (siehe 1.5)<br />

wird garantiert.<br />

Zulassungsverfahren<br />

Tabelle 12 zeigt die Reihenfolge der notwendigen Schritte<br />

zur Errichtung eines windbetriebenen Kraftwerkes durch<br />

IPPs und zum Verkaufs des produzierten Stromes an den<br />

Netzbetreiber.<br />

Das AEDB hat 93 nationalen und internationalen Investoren<br />

Absichtserklärungen ausgestellt, 7 davon haben bereits<br />

Machbarkeitsstudien abgeschlossen.<br />

Die folgenden acht Investoren haben bisher eine Lizenz<br />

zur Stromerzeugung bei der NEPRA beantragt: New<br />

Park Energy Ltd., Tenaga Generasi Ltd., Green Power<br />

(Pvt) Ltd., Win Power Ltd., Zephyr Power Ltd., Milergo<br />

34 AEDB 2009<br />

35 GOP 2006


Pakistan Ltd., Beacon Energy Ltd. und Zorlu Enerji Pakistan<br />

Ltd.<br />

Derzeitige Nutzung von Windenergie<br />

und geplante Projekte<br />

Das Zorlu Enerji 50-MW-Projekt ist Pakistans erste<br />

Windkraftanlage. Sie wurde im April 2009 in Jhimpir<br />

(Provinz Sindh) eingeweiht. Die Entwicklung des Projekts<br />

liegt bei der Zorlu Enerji Group aus der Türkei und<br />

wird in zwei Phasen durchgeführt. Für die erste Phase<br />

wurde die Produktion von 6 MW aufgenommen, bis Dezember<br />

2009 soll die gesamte Leistung von 50 MW erreicht<br />

werden. Die Zorlu Enerji Group plant, die Leistung<br />

des Windparks bei erfolgreichem Abschluss der 50-MW-<br />

Phase auf bis zu 300 MW zu erhöhen. Die NEPRA<br />

hat dem Projekt einen Tarif von 12,1057 USCent pro<br />

kWh (8,3 EURCent) gewährt, der trotz eines durch die<br />

NEPRA-Richtlinien garantierten Ertrags von 15% auf<br />

das Stammkapital (ROE) <strong>für</strong> Windparks unter dem Tarif<br />

<strong>für</strong> Strom aus konventionellen Wärmekraftwerken liegt 36.<br />

Neben großen Kraftwerken hat das AEDB in Kallar Kahar<br />

im Bezirk Chakwal zur Demonstration eine Mikro-<br />

Windturbine mit einer Leistung von 40 kW installiert.<br />

Das Projekt, das den ersten Versuch im Bereich der Windenergie<br />

in der Provinz Punjab darstellt, zielt auf die Installation<br />

von 160 Turbinen mit 600 kW 37 .<br />

Geschäftsklima<br />

Pakistans aufstrebende Windenergiebranche steht vor<br />

vielfältigen Herausforderungen. Die erste Herausforderung<br />

ist der Mangel an bestätigten und verwertbaren<br />

historischen Winddaten, die in den westlichen Ländern<br />

zur Verfügung gestellt werden und das Vertrauen der Investoren<br />

verbessern könnten. Darüber hinaus machen<br />

Schwankungen der Preise von Turbinen die langfristige<br />

Planung von Projekten kompliziert. Internationale Anbieter<br />

zeigen derzeit nur wenig Interesse an Pakistan, da<br />

es als Risikogebiet eingeschätzt wird.<br />

36 AEDB 2009<br />

37 AEDB 2009<br />

PAKISTAN |<br />

350<br />

Da die Pilotprojekte in Gebieten liegen, die regelmäßig<br />

von Überflutungen bedroht sind, sind die Baukosten<br />

<strong>hoch</strong>. Außerdem ist der Landbesitz auf viele Eigentümer<br />

verteilt. Die Infrastruktur, die zur Errichtung eines Windparks<br />

erforderlich ist, ist häufig nicht gegeben, bestehende<br />

Brücken und Straßen müssten demnach verbessert werden.<br />

Ein weiteres Hindernis ist der Mangel an Schwerlastkränen.<br />

Der behördliche Prozess ist sehr aufwändig (siehe Tabelle<br />

12) und wird von den Investoren als bürokratischer Widerstand<br />

wahrgenommen. Da zu Windenergie noch kein<br />

ausgefeiltes Regelwerk existiert, zeigen sich die Genehmigungsbehörden,<br />

die eher an den Umgang mit Wärmekraftwerken<br />

gewöhnt sind, oft voreingenommen. Außerdem<br />

wurden bislang nur technische Anforderungen <strong>für</strong><br />

Wärmekraftwerke definiert.<br />

Zwar bietet die pakistanische Regierung eine Garantie auf<br />

Risiken der Windgeschwindigkeit an, um Anreize zur Entwicklung<br />

von Windenergieprojekten zu schaffen. Doch die<br />

Ausarbeitung eines rechtswirksamen Dokuments (Plant<br />

Power Curve & Benchmark Energy Table), in dem technische<br />

Fragen ebenso enthalten sind wie die genannte Garantie,<br />

stellt eine große Herausforderung dar 38 .<br />

38 Mayura Botejue 2007


15.7 Adressen und Kontaktdaten<br />

The Alternative Energy<br />

Development Board ( AEDB )<br />

House # 3, Street # 8, F-8/3 Islamabad<br />

Tel.: +92 ( 51 ) 9262947-50<br />

Email: mailto:support@aedb.orgsupport@aedb.org<br />

Internet: www.aedb.org<br />

The Pakistan Water and<br />

Power Development Authority ( WAPDA )<br />

WAPDA House, Sharah-e-Quaid-e-Azam, Lahore<br />

Tel.: +92 ( 51 ) 44869<br />

Fax: +92 ( 51 9202454<br />

Email: chairman@wapda.gov.pk<br />

Internet: www.wapda.gov.pk<br />

National Transmission Dispatch Company ( NTDC )<br />

221 WAPDA House Lahore, Pakistan<br />

Tel.: +92 ( 042 ) 9201020<br />

Fax: +92( 042 ) 9210894<br />

Email: itdir@ntdc.com.pk<br />

Internet: www.ntdc.com.pk<br />

Pakistan Electric Power Company ( PEPCO )<br />

WAPDA House, Lahore<br />

Tel.: +92-42-9202140<br />

Fax: +92-42-9202402<br />

Email: webinfo@pepco.gov.pk<br />

Internet: www.pepco.gov.pk<br />

Private Power and Infrastructure Board ( PPIB )<br />

50 Nazimuddin Road, F7/4, Islamabad<br />

Tel.: +( 92 ) 51 920 5421<br />

Fax: +( 9251 ) 921 5723<br />

Email: ppib@ppib.gov.pk<br />

Internet: www.ppib.gov.pk<br />

PAKISTAN |<br />

351<br />

National Electric Power Regulatory Authority ( NEPRA )<br />

PIA Building, 2nd Floor, Fazl-e-Haq Road, Blue Area,<br />

Islamabad<br />

Tel.: +92-51-9217673<br />

Fax : +92-51-9217651<br />

Email: muneer@hotmail.com<br />

Internet: www.nepra.org.pk<br />

National Transmission & Despatch Company<br />

( NTDC )<br />

221 WAPDA House, Lahore<br />

Tel.: +92 ( 042 ) 9201020<br />

Fax: +92 ( 042 ) 9210894<br />

Email: itdir@ntdc.com.pk<br />

Internet: www.ntdc.com.pk<br />

The Pakistan Council of Renewable EnergyTechnologies<br />

( PCRET )<br />

No. 25, H-9, Islamabad <strong>–</strong> Pakistan<br />

Tel: +92-51-9258228<br />

Fax: +92-51-9258229<br />

E-mail: akhterp_dr@pcret.gov.pk<br />

Internet: www.pcret.gov.pk/<br />

Designated National Authority<br />

4th Floor, Local Government Building, Sector G- 5 / 2,<br />

Islamabad <strong>–</strong> Pakistan<br />

Tel: +92-51-9205622<br />

Fax: +92-51-9207425<br />

E-mail: focalpointdna@cdmpakistan.gov.pk<br />

Internet: http://www.cdmpakistan.gov.pk/cdm_sectarirat.html


15.8 Informationsquellen<br />

ADB 2009 <strong>–</strong> Asian Development Bank:<br />

Energy and Climate Change in Pakistan, 2009 ( http://<br />

www.adb.org/documents/events/2009/Climate-<br />

Change-Energy-Workshop/PAK.pdf ) Gesichtet: 18.<br />

August 2009<br />

AEDB 2009 <strong>–</strong> Alternative Energy Development Board<br />

( http://www.aedb.org/re_sector.php ) Gesichtet: 18.<br />

August 2009<br />

Auswärtiges Amt 2009 <strong>–</strong> ( http://www.auswaertigesamt.de/diplo/de/Laenderinformationen/Pakistan/<br />

Wirtschaft.html ) Gesichtet: 06.08.2009<br />

CIA <strong>–</strong> Central Intelligence Agency:<br />

The World factbook, 2009 ( https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/id.html<br />

)<br />

Gesichtet: 18. August 2009<br />

EIA <strong>–</strong> Energy Information Administration:<br />

Energy Profile of, 2007 ( http://www.eoearth.org/<br />

article/Energy_profile_of_Pakistan ) Gesichtet: 18.<br />

August 2009<br />

IEA <strong>–</strong> International Energy Agency:<br />

Pakistan, 2009 ( http://www.iea.org/Textbase/<br />

country/n_country.asp?COUNTRY_CODE=PK )<br />

Gesichtet: 18. August 2009<br />

Germany Trade and Invest 2009 <strong>–</strong> Wirtschaftsdaten<br />

kompakt: Pakistan<br />

Stand: Mai 2009 <strong>–</strong> ( http://www.gtai.de/ext/anlagen/<br />

PubAnlage_6109.pdf ) Gesichtet: 18. August 2009<br />

GOP 2006 <strong>–</strong> Government of Pakistan, Guidelines for<br />

Determination of tariff for wind power generation<br />

( www.actovian.com/WindpowerPakistan.pdf ) Gesichtet:<br />

2nd October 2009<br />

PAKISTAN |<br />

352<br />

GOP 2009 <strong>–</strong> Government of Pakistan Press Information<br />

Department ( http://www.pid.gov.pk/press21-05-09.<br />

htm ) Gesichtet: 18. August 2009<br />

<strong>GTZ</strong> 2009 <strong>–</strong> <strong>GTZ</strong> in Pakistan ( http://www.gtz.de/<br />

en/weltweit/europa-kaukasus-zentralasien/1176.htm )<br />

Gesichtet: 18. August 2009<br />

HDIP <strong>–</strong> Hydrocarbon Development Institute of<br />

Pakistan, Pakistan energy Yearbook 2007<br />

IMF <strong>–</strong> International Monetary Found: Report for<br />

Selected Countries and Subjects: Pakistan, 2009<br />

( http://www.imf.org/ ) Gesichtet: 18. August 2009<br />

JPCL 2008 <strong>–</strong> Jamshoro Power Company Limited <strong>–</strong><br />

( http://www.jpcl.com.pk/tps-jamshoro.html ) Gesichtet:<br />

18. August 2009<br />

Mayura Botejue 2007 <strong>–</strong> Wind Power Sector: Issues &<br />

challenges in Pakistan ( http://www.powerasia.com.pk/<br />

icaep2008/presentation/SI_Mayura.pdf ) Gesichtet: 14.<br />

September 2009<br />

NEPRA 2009 <strong>–</strong> National Electric Power Regulatory<br />

Authority ( http://www.nepra.org.pk/tariff_dist.htm )<br />

Gesichtet: 18. August 2009<br />

NREL 2007 <strong>–</strong> National Renewable Energy Laboratory<br />

( http://www.nrel.gov/wind/pdfs/final1-1-1pwr50pk.<br />

pdf ) Gesichtet: 18. August 2009<br />

PEPCO 2009 <strong>–</strong> Pakistan Electricity Power Company<br />

( http://www.pepco.gov.pk ) Gesichtet: 18. August 2009<br />

Peter Blood, ed. Pakistan: A Country Study. Washington:<br />

GPO for the Library of Congress, 1994. ( http://<br />

countrystudies.us/pakistan/25.htm. ) Gesichtet: 4th<br />

August 2009


Privatisation Commission 2009 <strong>–</strong> ( http://www.<br />

privatisation.gov.pk/Annual%20Report/Annual%20<br />

Report-2008.pdf ) Gesichtet: 4th August 2009<br />

REN21 2009 <strong>–</strong> Renewables Global Status Report<br />

( http://www.ren21.net/pdf/RE_GSR_2009_Update.<br />

pdf ) Gesichtet: 14. September 2009<br />

The Nation 2009, Nepra reduces license fee for small<br />

renewable energy projects Published: April 10, 2009<br />

( http://www.nation.com.pk/pakistan-news-newspaperdaily-english-online/Business/10-Apr-2009/Neprareduces-license-fee-for-small-renewable-energy-projects<br />

)<br />

Gesichtet: 18. August 2009<br />

UNEP Riso Centre: CDM Pipeline overview, Gesichtet:<br />

18. August 2009 ( http://uneprisoe.org/ ) Gesichtet:<br />

18.<br />

PAKISTAN |<br />

353


VIETNAM<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

ADB Asian Development Bank<br />

AFTA ASEAN Free Trade Area<br />

ASEAN Association of Southeast Asian Nations<br />

ASEM Asia Europe Meeting<br />

APEC Asia-Pacific Economic Cooperation<br />

ASTAE Asia Sustainable and Alternative<br />

Energy Programme<br />

BK-IDSE Bach-Khoa Investment and<br />

Development of Solar Energy Co Ltd<br />

BOT Build Operate Transfer<br />

BMU Bundesumweltministerium<br />

CNECB CDM National Executive &<br />

Consultative Board<br />

CDM Clean Development Mechanism<br />

CIA Central Intelligence Agency<br />

EB Executive Board<br />

EC-ASEAN European Community and the<br />

Association of Southeast Asian Nations<br />

DNA Designated National Authority<br />

(nationale Aufsichtsbehörde)<br />

EAEF EC-ASEAN Energy Facility<br />

EDF Electricité de France<br />

EIA Energy Information Administration<br />

ESRI Environmental Systems Research<br />

Institute<br />

EVN Electricity of Vietnam<br />

ADI Ausländische Direktinvestition<br />

BIP Bruttoinlandsprodukt<br />

<strong>GTZ</strong> Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong><br />

Technische Zusammenarbeit<br />

GWh Gigawattstunde<br />

ICD International Cooperation Department<br />

IE Institute of Energy<br />

IEA International Energy Agency<br />

IWF Internationaler Währungsfonds<br />

IPP Independent Power Producers<br />

ktoe Kilotonne Öläquivalent<br />

kV Kilovolt<br />

354<br />

toe Tonne Öläquivalent<br />

MOF Finanzministerium<br />

MOIT Ministerium <strong>für</strong> Industrie und Handel<br />

MONRE Ministerium <strong>für</strong> natürliche<br />

Ressourcen und Umwelt<br />

MPI Ministerium <strong>für</strong> Planung und Investition<br />

MVA Megavolt-Ampere<br />

MW Megawatt<br />

MWh Megawattstunde<br />

PCs Power Companies<br />

PPCs Provincial People’s Committees<br />

PJ Petajoule<br />

PV Photovoltaik<br />

PPA Power Purchase Agreements<br />

RECTERE Research Centre for Thermal<br />

Equipment and Renewable Energy<br />

(Forschungszentrum <strong>für</strong> Thermische<br />

Ausrüstung und Erneuerbare Energien)<br />

REEEP Renewable Energy & Energy<br />

Efficiency Partnership<br />

RERD Renewable Energy and Rural<br />

Development<br />

SHS Solar Home System<br />

REVN Renewable Energy of Vietnam<br />

Joint Stock Company<br />

TWh Terawattstunde<br />

V Volt<br />

VND Vietnamesischer Dong<br />

WTO Welt Handelsorganisation<br />

UNDP United Nations Development<br />

Programme<br />

UNEP United Nations Environment Programme<br />

UNFCCC United Nations Framework<br />

Convention on Climate Change<br />

UPI United Press International<br />

USAID United States Agency for<br />

International Development


VIETNAM<br />

16.1 Einleitung<br />

ABBILDUNG 1:<br />

KARTE VON VIETNAM<br />

Quelle: CGIAR 2004<br />

Vietnam liegt in Südostasien im Osten der Indochinesischen<br />

Halbinsel am Golf von Tonkin und dem Südchinesischen<br />

Meer. Seine Nachbarländer sind China im<br />

Norden und Laos und Kambodscha im Westen (siehe<br />

Abbildung 1).<br />

Das vietnamesische Klima ist sehr unterschiedlich, da das<br />

Land vom 9. bis zum 23. nördlichen Breitengrad reicht.<br />

Im Süden ist das Klima tropisch und im Norden vom<br />

Monsun geprägt mit einer heißen Regenzeit (Mai bis September)<br />

und einer warmen, trockenen Saison (Oktober<br />

TABELLE 1:<br />

WICHTIGSTE STATISTISCHE DATEN 2008<br />

355<br />

bis März) und einer durchschnittlichen Luftfeuchtigkeit<br />

von 84 % während des ganzen Jahres. Aufgrund seiner<br />

langen Küste ist Vietnam vom Osten her den über das<br />

Meer kommenden Winden ausgesetzt.<br />

Die offizielle Landessprache ist Vietnamesisch. Allerdings<br />

wird Englisch zunehmend als zweite Sprache bevorzugt,<br />

Französisch und Chinesisch werden als Geschäftssprachen<br />

benutzt. Vietnam ist eine sozialistische Republik, die von<br />

der kommunistischen Partei regiert wird. Der Präsident<br />

von Vietnam ist Staatsoberhaupt und Vorsitzender des<br />

National Defence and Security Council (Nationaler Verteidigungs-<br />

und Sicherheitsrat). Präsident Nguyễn Minh<br />

Triết wurde im Juni 2006 von der vietnamesischen Nationalversammlung<br />

mit 464 Stimmen (94,12 %) gewählt.<br />

Vietnam unterhält diplomatische Beziehungen zu 164<br />

Ländern. In der Außenpolitik setzt Vietnam den Fokus<br />

auf die Verbesserung der Beziehungen zu den Nachbarländern<br />

Laos, Kambodscha und China. Vietnam ist seit<br />

Juli 1995 offizielles Mitglied der Association of Southeast<br />

Asian Nations (ASEAN). Seither tritt Vietnam als aktives<br />

Mitglied der ASEAN-Freihandelszone (AFTA) und<br />

des Asia Europe Meeting (ASEM) auf. Vietnam ist derzeit<br />

Mitglied der Asia Pacific Economic Cooperation<br />

(APEC), einem Forum in dem 21 Länder und Städte<br />

rund um den Pazifik, in den Bereichen regionaler Handel<br />

sowie Liberalisierung und Erleichterung von Investitionen<br />

zusammenarbeiten. Darüber hinaus möchte Vietnam<br />

Mitglied der WTO werden, nachdem es bilaterale<br />

Handelsabkommen mit fast 60 Ländern und Gebieten<br />

eingegangen ist. 1<br />

Zu den wichtigsten vietnamesischen Exportgütern gehören<br />

Erdöl, Schuhe, Tee, Kaffee, elektronische Erzeugnisse<br />

und Bauteile, Textilien, Bekleidung, Gummi sowie Meeresprodukte.<br />

Die wichtigsten Exportpartner Vietnams<br />

sind die USA, Deutschland, Südkorea, Japan, China, Sin-<br />

Fläche Einwohnerzahl BIP BIP pro Kopf Export Import<br />

331 210 m² 86,967 Mio.<br />

Quelle: U.S. Department of State 2009 und IWF 2009<br />

89,829 Mrd.US$<br />

(60,798 Mrd. €)<br />

1 040,35<br />

US$/Kopf (7 042<br />

€/Kopf)<br />

1 AusAID 2009<br />

62,9 Mrd.US$<br />

(42,6 Mrd. €)<br />

80,4 Mrd.US$<br />

(54,4 Mrd. €)


gapur, Hongkong und Taiwan. Die wichtigsten Artikel,<br />

die nach Vietnam importiert werden sind Motorräder,<br />

Maschinen und zugehörige Erzeugnisse, Stahlwaren, Erdölprodukte,<br />

Dünger, Zement, Getreide und Baumwolle.<br />

Die wichtigsten Importpartner Vietnams sind Frankreich,<br />

Hongkong, Indien, Taiwan, Südkorea und Singapur.<br />

TABELLE 2:<br />

BIP VON VIETNAM 2004<strong>–</strong>2008<br />

BIP<br />

(konstanter Kurs)<br />

Tabelle 2 zeigt das vietnamesische BIP-Wachstum, das<br />

zwischen 2000 und 2006 stetig gestiegen ist und 2008<br />

eine leichte Abschwächung erfuhr. Im Januar 2009 lag<br />

die Inflationsrate bei 17,48 % im Jahresvergleich. Die Armutsquote<br />

hat sich von 58 % im Jahr 1993 auf 13 % im<br />

Jahr 2008 reduziert. Das jährliche Pro-Kopf-Einkommen<br />

in Vietnam lag 2008 bei 1 024 US$. 2<br />

16.2 Energiemarkt<br />

Übersicht Energiemarkt<br />

Der Primärenergieverbrauch ist in Vietnam in den letzten<br />

Jahren stark angestiegen. 1970 lag dieser bei 20 000<br />

ktoe, mehr als 50 % davon stammten aus verschiedenen<br />

erneuerbaren Energiequellen und Abfällen. In den letzten<br />

30 Jahren stieg der Anteil von Kohle und Öl viel stärker<br />

als der anderer Quellen. 2006 erreichte die Primärenergiebereitstellung<br />

52 290 ktoe (entspricht 2189,2 PJ oder<br />

608,13 TWh). Vietnams Primärenergiebereitstellung<br />

stammt hauptsächlich aus verschiedenen erneuerbaren<br />

Energiequellen sowie Abfällen (d.h. Abfall und Biomasse)<br />

mit einem Anteil von 46%, gefolgt von Öl mit 23<br />

2 World Bank 2009<br />

VIETNAM | 356<br />

%, Kohle mit 17 %, Gas mit 10 % und Wasserkraft mit 4<br />

%. Abbildung 2 zeigt die Aufteilung auf die verschiedenen<br />

Ressourcen. 3 .<br />

Der Endenergieverbrauch belief sich 2006 auf 46 108<br />

ktoe (entspricht 1 931,9 PJ). Tabelle 3 zeigt den Anteil<br />

der verschiedenen Sektoren an diesem Verbrauch.<br />

2000 2002 2004 2006 2008<br />

Veränderung<br />

zum Vorjahr in % 6.7 7.0 7.7 8.2 6.1<br />

BIP<br />

(aktueller Kurs)<br />

BIP<br />

Mrd. VND 441 646 535 762 715 307 9 742 662 1 477 716<br />

(akuteller Kurs)<br />

BIP<br />

Mrd.US$ 31.1 35.1 45.4 60.0 89.8<br />

(aktueller Kurs) Mrd. € 21.04 23.75 30.72 40.60 60.77<br />

Quelle: IMF<br />

Vietnams Energieverbrauch hat sich im Zuge der Industrialisierung<br />

rapide erhöht. 4 Zwischen 2000 und 2005 hat<br />

sich der Gesamtverbrauch von Primärenergie (ohne Biomasse)<br />

durchschnittlich um etwa 10,6% pro Jahr erhöht.<br />

ABBILDUNG 2:<br />

PRIMÄRENERGIEBEREITSTELLUNG 2006<br />

NACH QUELLE IN KTOE<br />

12 221<br />

23 %<br />

8 807<br />

17 %<br />

3 IEA 2008<br />

4 Omoteyama, 2009<br />

2 030<br />

4 %<br />

Brennbare Erneuerbare/Abfall<br />

Gas<br />

Öl<br />

Quelle: IEA 2008<br />

4 992<br />

10 %<br />

Kohle<br />

Wasser<br />

24 240<br />

46 %


TABELLE 3:<br />

ENDENERGIEVERBRAUCH 2006 NACH SEKTOREN<br />

Endenergieverbrauch insgesamt<br />

Der Anteil des industriellen Sektors ist stetig gewachsen,<br />

während der Anteil des Transportsektors sowie anderer<br />

Sektoren zurückgegangen ist.<br />

Obwohl Vietnam ein bedeutender Rohölexporteur ist,<br />

besteht aufgrund eines Mangels an Raffineriekapazitäten<br />

eine starke Abhängigkeit von der Einfuhr von Erdölprodukten.<br />

Vietnam exportiert auch Kohle nach Japan und<br />

China und könnte zukünftig zu einem bedeutenden Erdgasexporteur<br />

werden.<br />

Das Stromnetz<br />

Electricity of Vietnam (EVN) ist ein staatliches Unternehmen<br />

mit mehr als 50 Tochterunternehmen, das dem<br />

Ministerium <strong>für</strong> Industrie und Handel (MoIT) unterstellt<br />

ist. Es hält ein Monopol auf die Stromübertragung<br />

und -verteilung. 5 Die Strom- und auch die Telekommunikationsindustrie<br />

sind komplett in der Hand von EVN.<br />

EVN ist in eine Reihe von operativen Unternehmen unterteilt,<br />

darunter sieben Verteilergesellschaften, die als<br />

Power Companies (PCs) bekannt sind. Drei von ihnen<br />

sind regionale Unternehmen und vier versorgen die großen<br />

städtischen Gebiete von Hanoi, Haiphong, Ho-Chi-<br />

Minh-Stadt und Dong Nai mit Strom.<br />

5 RECIPES 2006<br />

VIETNAM | 357<br />

ktoe PJ %<br />

Industrie 9627 403.4 20.9<br />

Transport 6933 290.5 15<br />

Andere Sektoren 29324 1228.7 63.6<br />

Privathaushalte 27057 1133.7 58.7<br />

Gewerbe und Öffentlicher<br />

Dienst<br />

1738 72.8 3.8<br />

davon<br />

Land- und Forstwirtschaft 530 22.2 1.1<br />

Fischerei 0 0 0<br />

Andere 0 0 0<br />

Nichtenergetische Nutzung 224 9.4 0.5<br />

Gesamt 46108 1931.9 100<br />

Quelle: IEA 2008<br />

2006 betrieb EVN ein Übertragungsnetz mit etwa<br />

115 659 km an 6-kV-, 10-kV-, 15-kV-, 22-kV- und 35-kV-<br />

Leitungen mit einer Gesamtleistung von 3 662 MVA und<br />

rund 109 199 km an 220 kV-Leitungen mit einer Gesamt-<br />

ABBILDUNG 3:<br />

DAS STROMÜBERTRAGUNGSNETZ VON VIETNAM<br />

Quelle: CGIAR (2004)


leistung von 32 061 MVA. Abbildung 3 zeigt den Umfang<br />

des Netzes.<br />

Die Niederspannungsverteilung in ländlichen Gebieten<br />

liegt in erster Linie in der Verantwortung der Behörden<br />

der jeweiligen Provinz und wird von rund 8 800 ländlichen<br />

Gemeinden durchgeführt, von denen nur 19 % direkt<br />

von den Stromversorgern der EVN versorgt werden.<br />

Im Rahmen seines 5. Masterplans zur Energieentwicklung<br />

<strong>für</strong> Vietnam (Power Development Master Plan of Vietnam<br />

2001<strong>–</strong>2010) plant EVN den Bau und den Ausbau<br />

seiner Übertragungs- und Verteilernetze. Das Programm<br />

zum Ausbau des Übertragungsnetzes stützt sich auf die<br />

regionale Lastenverteilung und die Steigerung der Stromerzeugung.<br />

Über einen Zeitraum von zehn Jahren beabsichtigt<br />

EVN, 2 416 km 500 kV-Leitungen, 4 414 km<br />

220 kV-Leitungen, 7 757 km 110 kV-Leitungen, 92 600<br />

km Mittelspannungs- und 19 000 km Niederspannungsleitungen<br />

zu bauen. Die Entwicklung des Übertragungs-<br />

und Verteilungsnetzes soll einen sicheren und zuverlässigen<br />

Betrieb gewährleisten, die Nachfrage durch Kunden<br />

in hoher Qualität befriedigen und Stromverluste von 14<br />

% im Jahr 2001 auf 10 % im Jahr 2010 reduzieren.<br />

Die größte Herausforderung in Vietnam ist das Fehlen<br />

von an das landesweite Netz angeschlossenen Übertragungsleitungen.<br />

Bis 2015 werden die Projekte <strong>für</strong> die<br />

Stromübertragung die EVN 148 Bio. VND (5 Mrd. €)<br />

kosten. Ein erster Schritt wurde im Juli 2009 gemacht, als<br />

EVN elf neue Stromnetze in Betrieb nahm und mit dem<br />

Bau von drei weiteren begann. 6<br />

TABELLE 4:<br />

ENTWICKLUNG DER INSTALLIERTEN STROMLEISTUNG 2000<strong>–</strong>2007 IN MW<br />

6 VN Business News 2009<br />

VIETNAM | 358<br />

Die EVN wird von der vietnamesischen Regierung dazu<br />

ermutigt, beim Im- und Export von Strom über die bestehenden<br />

110-kV und 220 kV Leitungen mit China zusammenzuarbeiten.<br />

Voraussichtlich wird nach 2013 mit der<br />

Übertragung von Strom zwischen Vietnam und China<br />

über 500-kV-Leitungen begonnen. Außerdem kooperiert<br />

Vietnam mit Laos im Rahmen eines Generalplans zur<br />

Netzkopplung und mit dem Königreich Kambodscha,<br />

das in einigen grenznahen Gebieten von Vietnam mit<br />

Energie versorgt wird.<br />

Installierte Leistung<br />

2008 wurde die installierte Leistung zur Stromerzeugung<br />

in Vietnam auf 15 764 MW geschätzt. 7 5 486 MW (35 %)<br />

davon kamen aus Wasserkraftwerken, 9 300 MW (59 %)<br />

aus Wärmekraftwerken (Öl, Gas und Kohle), 332 MW (2<br />

%) aus erneuerbaren Energien (davon 8,3 MW aus Windkraft,<br />

1 MW aus Solar/PV, 178 MW aus Biomasse und<br />

145 MW aus kleinen Wasserkraftwerken; weitere Details<br />

im Abschnitt zu erneuerbaren Energien). 646 MW (4 %)<br />

wurden importiert.<br />

Tabelle 4 zeigt das Wachstum der installierten Stromleistung<br />

von 2000 bis 2007.<br />

EVN dominiert die Erzeugung und den Vertrieb von<br />

Strom in Vietnam. Auf die Einrichtungen von EVN entfallen<br />

etwa 74 % der Erzeugungsleistung, der Rest wird<br />

von den lokalen oder ausländischen unabhängigen Stromproduzenten<br />

(IPPs) kontrolliert. Vietnam importiert im<br />

Norden Strom aus China, um Engpässe zu vermeiden,<br />

Ressource 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />

Wasserkraft 3 100 4 050 4 050 4 050 4 050 4 050 4 200 4 200<br />

Kohle-Wärmekraft 750 750 1 500 500 1 500 1 500 1 700 1 850<br />

Erdöl 200 200 200 200 200 200 200 200<br />

Gasturbine (Öl/Gas) 1 000 1 900 2 100 2 250 3 000 3 000 3 000 3 000<br />

Diesel 500 500 500 500 500 500 500 500<br />

IPP/BOT 500 500 1 250 1 500 1 500 2 250 2 250 3 000<br />

Import 0 0 0 0 100 250 300 500<br />

Gesamt<br />

Quelle: Adb 2009<br />

6 050 7 900 9 600 10 000 10 850 11 750 12 150 13 250<br />

7 ADB 2009


außerdem gab es den Plan, ab 2008 Strom aus Laos (IEA<br />

2008) zu importieren. Im Juli 2009 hatte EVN allerdings<br />

immer noch keinen Strom von Laos bezogen.<br />

Der 5. Power Development Master Plan of Vietnam<br />

(2001<strong>–</strong>2010) und der 6. Power Development Master<br />

Plan (2006<strong>–</strong>2015) verpflichten die Regierung dazu, neue<br />

Kraftwerke zu bauen, um die hohe Stromnachfrage zu<br />

befriedigen. Da Vietnam über erhebliche Energieressourcen<br />

verfügt, darunter Wasserkraft, Kohle, Öl und Gas,<br />

gibt EVN der Entwicklung von Wärmekraftwerken (vor<br />

allem aus Kohle und Gas) und Wasserkraftwerken oberste<br />

Priorität. So wurde etwa der Bau des Wasserkraftwerks in<br />

SonLa (2 400 MW) 2009 abgeschlossen. Darüber hinaus<br />

sind <strong>für</strong> die Zukunft der Kohle-Wärmekraft-Komplex in<br />

Mong Duong (2 000 MW), der Gas-Wärmekraft-Komplex<br />

in O Mon (2 800 MW), das Gas-Wärmekraft-Anlage<br />

in Gannon (990 MW) und der Gas-Wärmekraft-Komplex<br />

in Nhon Trach (2 640 MW) geplant.<br />

Im Rahmen ihrer Ausbaupläne hat die EVN angekündigt,<br />

bis 2020 74 weitere Kraftwerke bauen zu wollen.<br />

48 davon sollen Wasserkraftwerke werden, was Anlass zu<br />

Bedenken über die hohe Abhängigkeit des Landes von<br />

Wasserkraft gab. Um die Stromversorgung des Landes<br />

zu diversifizieren, erwägt Vietnam Berichten zufolge den<br />

Bau von Kernkraftwerken.<br />

Stromerzeugung<br />

2008 erzeugte Vietnam ca. 77,2 MWh Strom 8 , die vom<br />

staatlichen Stromversorger ENV und IPPs generiert werden.<br />

Es gibt eine starke Abhängigkeit von Wasserkraftwerken,<br />

die 25% der Produktion ausmachen. Tabelle<br />

5 zeigt die solide Entwicklung der Stromerzeugung in<br />

TABELLE 5:<br />

STROMERZEUGUNG 1971 <strong>–</strong> 2006 IN GWH<br />

Art der Ressource 1995 2000 2006<br />

Kohle/Torf 2 000 2 100 9 691<br />

Öl 1 500 4 200 2 289<br />

Gas 750 4 000 20 915<br />

Wasserkraft 15 000 19 500 23 599<br />

Gesamt 19 250* 29 800* 56 494<br />

* Diese Werte wurden<br />

anhand einer Grafik geschätzt.<br />

8 Harvard 2008<br />

VIETNAM | 359<br />

den vergangenen zehn Jahren nach Ressourcen. Die auf<br />

Kohle und Öl basierende Stromerzeugung hat konstant<br />

zugenommen, während Gas und Wasserkraft überdurchschnittlich<br />

stark zugelegt haben.<br />

Obwohl die Produktionsleistung ausgebaut wurde, übersteigt<br />

die Nachfrage von Privathaushalten und Kunden<br />

aus der Industrie das Angebot. Darüber hinaus tritt in<br />

der Trocken- bzw. Regenzeit ein Ungleichgewicht zwischen<br />

Angebot und Nachfrage auf, weil 38 % der gesamten<br />

Leistung aus Wasserkraft produziert werden. In<br />

der Regenzeit ist die Stromversorgung ausreichend und<br />

manchmal werden sogar Überschüsse produziert, da die<br />

Wasserkraftwerke mit voller Leistung laufen. In der Trockenzeit<br />

gibt es ernsthafte Versorgungsengpässe, da die<br />

Wasserkraftwerke nur periodisch betrieben werden können.<br />

Dies macht die Nutzung von Windenergie zu einer<br />

ausgesprochen interessanten Option: Einerseits könnte<br />

man durch die Nutzung von Windenergie Defizite in der<br />

Stromproduktion mit Wasserkraft wegen niedriger Wasserstände<br />

ausgleichen, während die Wasserkraftwerke das<br />

fluktuierende Angebot an Windenergie (wegen mangelnder<br />

Windstärke) kompensieren könnten.<br />

TABELLE 6:<br />

STROMVERBRAUCH 2006 NACH<br />

WIRTSCHAFTSSEKTOREN<br />

Wirtschaftssektoren GWh<br />

Industrie 22 975<br />

Transport 434<br />

Privathaushaltel 20 569<br />

Gewerbe & Öffentlicher<br />

Dienst<br />

4 159<br />

Land- und Forstwirtschaft 607<br />

Fischerei 0<br />

Andere 0<br />

Gesamt 48 744<br />

Quelle: IEA 2008<br />

2007 verkaufte EVN 58 GWh an Strom, 13,4 % mehr als<br />

2006. 9 Der Stromverkauf brachte 2007 einen Gesamtumsatz<br />

von 3,5 Mrd. US $, ein Plus von 22 % im Vergleich<br />

zu 2006.<br />

9 VNA 2008


2008 bezogen ca. 11 Mio. Kunden Strom von EVN. 10<br />

Tabelle 6 zeigt den Stromverbrauch nach Wirtschaftssektoren<br />

im Jahr 2006, wobei Industrie und Privathaushalte<br />

den größten Verbrauch aufweisen.<br />

Zwischen Januar und Ende Juli 2009 hat EVN fast 2,2<br />

TWh an Energie von China gekauft, 13,2 % mehr als im<br />

gleichen Zeitraum des Vorjahres. 11 Dies beruht auf der<br />

Tatsache, dass Vietnam ein erhebliches Defizit von über<br />

1 400 MW oder knapp 10 % der gesamten installierten<br />

Leistung hat, was in Spitzenlastzeiten häufig zu Stromausfällen<br />

führt.<br />

Um die rapide wachsende Nachfrage nach Strom zu bewältigen<br />

(das Wachstum lag 2007/08 bei 15,8 % 12 ), sieht<br />

der National Electricity Development Plan 2006<strong>–</strong>2015<br />

vor, eine zusätzliche Leistung von 93 000 GWh bis 2010,<br />

201 346 GWh bis 2020 und 326 640 GWh bis 2030 zu<br />

erreichen. Die Stromerzeugung wird durchschnittlich um<br />

7,4% pro Jahr steigen. 13<br />

TABELLE 7:<br />

POTENTIELLE UND AKTUELLE NUTZUNG ERNEUERBARER ENERGIEN<br />

Erneuerbare Energien<br />

Vietnam hat viele erneuerbare Energieressourcen. 14 Das<br />

Potenzial <strong>für</strong> kleine Wasserkraftwerke liegt zum Beispiel<br />

zwischen 800 und 1 400 MW, Kraftwerke <strong>für</strong> Biomasse<br />

könnten zusätzliche 250 bis 400 MW produzieren. Eine<br />

Machbarkeitsstudie ergab, dass Mininetze mit Strom aus<br />

Wasserkraft den Energiebedarf mehrerer hunderttausend<br />

Haushalte in den gebirgigen Gebieten im Norden und<br />

10 EVN 2008<br />

11 Vn Business News 2009<br />

12 Nhat Lam 2008<br />

13 APEC 2006<br />

14 Quyen 2003<br />

VIETNAM | 360<br />

im Zentrum von Vietnam abdecken könnten, moderne<br />

Mikro-Wasserkraftwerke im Norden könnten das gleiche<br />

Potenzial haben. Studien haben auch gezeigt, dass Solar-<br />

PV-Systeme etwa 50 000 Haushalte im südlichen Teil und<br />

im Zentrum des Landes versorgen könnten, obwohl die<br />

Technologie derzeit zu teuer ist, um wirtschaftlich tragfähig<br />

zu sein. Außerdem könnten Windressourcen, wenngleich<br />

eine eingehende Untersuchung zu diesen noch aussteht,<br />

eine Rolle in den zentralen Küstenregionen spielen.<br />

Eine Aufschlüsselung der aktuellen und möglichen Nutzung<br />

erneuerbarer Energien in Vietnam zeigt Tabelle 7.<br />

Strompreise<br />

Das Ministerium <strong>für</strong> Industrie und Handel (MOIT) legt<br />

die Strompreise fest, mit Ausnahme von isolierten Netzen,<br />

wo die Tarife von den lokalen Stromhändlern bestimmt<br />

werden können. 15 Bis Ende 2009 will die vietnamesische<br />

Regierung die Subventionen <strong>für</strong> Strom schrittweise zurück-<br />

Ressource Gegenwärtig Potential Nutzung Region<br />

MW MW<br />

versorgte Haushalte<br />

(tausend)<br />

Kleine<br />

Wasserkraft-werke<br />

110 <strong>–</strong> 155 800 <strong>–</strong> 1 400 - Nord und Zentral<br />

Mikro-<br />

Wasserkraft-werke<br />

30 <strong>–</strong> 75 90 <strong>–</strong>150 200-250 Nord und Zentral<br />

Netzunabhängige<br />

PV-Systeme<br />

0.6 2 50 Süd und Zentral<br />

Biomasse 0 250 <strong>–</strong> 400 k.A. Süd und Zentral<br />

Geothermie 0 50 <strong>–</strong> 200 k.A. Zentral<br />

Windkraft 8.3 noch zu ermitteln noch zu ermitteln Zentral/ Küste<br />

Quelle: Quyen 2003<br />

fahren, um den Sektor zu deregulieren. Diese Maßnahme<br />

wird zu einem Anstieg der Strompreise führen.<br />

Sowohl die durchschnittlichen städtischen als auch die ländlichen<br />

Gebühren <strong>für</strong> Privathaushalte werden mit Geldern<br />

subventioniert, die von den höheren Gebühren <strong>für</strong> Industrie,<br />

Gewerbe und ausländischen Verbrauchern stammen.<br />

Das MOIT hat ein Dokument veröffentlicht, das die<br />

Einzelhandelspreise <strong>für</strong> Strom festlegt, die ab März 2009<br />

15 Freshfields Bruckhaus Deringer 2005


gelten. 16 Die Strompreise variieren je nach Tageszeit, um<br />

die Menschen dazu anzuregen, Strom zu sparen und ihn<br />

eher außerhalb der Spitzenlastzeiten zu verbrauchen. Zwischen<br />

2008 und 2009 führte diese Reform zu einer durchschnittlichen<br />

Preiserhöhung von 8,92% bei einem durch-<br />

TABELLE 8:<br />

AKTUELLE STROMPREISE FÜR<br />

PRIVATHAUSHALTE<br />

Monatlicher Verbrauch<br />

(kWh)<br />

VND/kWh € Cent/kWh<br />

0-50 600 2.5<br />

51-100 865 3.5<br />

101-150 1 135 4.5<br />

151-200<br />

schnittlichen Energiepreis von 862 VND (3,5 € Cent)<br />

pro Kilowattstunde.<br />

Für Spitzenlastzeiten liegt der Preis <strong>für</strong> Privathaushalte<br />

bei 1 900 VND/kWh (7,5 € Cent), der Preis <strong>für</strong> Unternehmen<br />

liegt bei 3 100 VND/kWh (12 € Cent). Der<br />

Preis <strong>für</strong> Privathaushalte wird dabei nach Verbrauch abgerechnet.<br />

Im Rahmen der neuen Stromordnung wird<br />

der Tarif <strong>für</strong> Privathaushalte sowie der Großhandelspreis<br />

in den ländlichen Gebieten sieben anstelle der momentan<br />

fünf unterschiedlichen Verbrauchsstufen haben und<br />

nicht zwischen ländlichen und städtischen Gebieten<br />

unterscheiden. Der höchste Verkaufspreis <strong>für</strong> Haushalte<br />

liegt bei 1 790 VND/kWh (7 € Cent) wie in Tabelle 8<br />

dargestellt.<br />

Schätzungsweise verbrauchen etwa 3 Mio. Familien, davon<br />

2,4 Mio. arme Familien, weniger als 50 kWh pro Monat.<br />

Da das Preisniveau <strong>für</strong> die ersten 50 kWh Verbrauch<br />

auf einem niedrigen Niveau bleibt, müssen arme Familien<br />

mit einem Verbrauch unter 50 kWh pro Monat nicht<br />

16 Omoteyama 2009<br />

1 495 (20<strong>–</strong>25<br />

VND/kWh mehr<br />

als bei den<br />

momentan angewandten<br />

Stufen)<br />

201-300 1 620 6.5<br />

301-400 1 740 7<br />

>400<br />

Quelle: IEA 2008<br />

1 790<br />

(bis zu 10 VND/<br />

kWh mehr)<br />

6<br />

7.3<br />

VIETNAM | 361<br />

mehr als 21.000 VND im Monat zahlen (80 € Cent).<br />

Vietnam plant die Einführung eines Preisunterstützungsmechanismus<br />

(price support mechanism) <strong>für</strong> IPPs, der in<br />

Kürze veröffentlicht werden soll. Darüber hinaus sollen<br />

Preisregelungen <strong>für</strong> saubere Energie, einschließlich Endverbrauchstarifen<br />

<strong>für</strong> grüne Energie und Kaufverträge<br />

(PPAs) <strong>für</strong> Strom aus erneuerbaren Energien zur Anwendung<br />

kommen.<br />

Liberalisierung<br />

Vietnams staatlicher Stromversorger EVN spielt die zentrale<br />

Rolle auf dem vietnamesischen Strommarkt. EVN<br />

hält seit 1995 ein Monopol auf die Stromübertragung<br />

und -verteilung. Bei der Stromerzeugung produzieren die<br />

Einrichtungen von EVN rund 78 %, der Rest wird von anderen<br />

einheimischen und ausländischen IPPs produziert.<br />

EVN agiert als einziger direkter Abnehmer <strong>für</strong> Strom aus<br />

Kraftwerken.<br />

Obwohl auch zuvor schon private Beteiligungen im Stromsektor<br />

möglich waren (in Form von BOT-Konzepten),<br />

bereitete sich EVN ab 2002 auf den Wettbewerb nach der<br />

Liberalisierung vor. Die rasche Urbanisierung und Industrialisierung<br />

hatte den Druck auf den Energiesektor erhöht,<br />

das Resultat war eine Reihe von Stromausfällen zu<br />

Spitzenlastzeiten in den Jahren 2004 und 2005. Das 2005<br />

verabschiedete Stromgesetz fordert eine Entflechtung des<br />

Sektors und die Schaffung eines wettbewerbsfähigen Versorgermarktes,<br />

zunächst mit EVN als einzigem Abnehmer.<br />

Ende 2009 werden ein Spotmarkt und eine Stromregulierungsbehörde<br />

eingerichtet, welche die Tarife überprüft<br />

und dem Ministerium <strong>für</strong> Industrie Bericht erstattet. Verzögerungen<br />

bei der Vorbereitung und die Erstellung eines<br />

unterstützenden Regelwerks haben die Umsetzung dieser<br />

Rechtsvorschriften bislang behindert.<br />

Um den Wettbewerb zu öffnen, wurden IPP-Projekte entwickelt<br />

und machen inzwischen etwa 22 % der Erzeugungsleistung<br />

Vietnams aus. Ein Großteil dieser Leistung stammt<br />

aus den von der ADB unterstützen Phu-My-Gaskraftwerken,<br />

die zu den ersten Projekten gehören, die im Rahmen<br />

der vietnamesischen BOT-Gesetze gebaut wurden. 17<br />

Der Strategieplan, den der Premierminister 2008 genehmigt<br />

hat, gibt eine Umwandlung des vietnamesischen<br />

17 Quang 2003


Strommarktes in drei aufeinanderfolgenden Entwicklungsstufen<br />

vor: wettbewerbsorientierter Erzeugermarkt,<br />

wettbewerbsorientierter Großhandelsmarkt und wettbewerbsorientierter<br />

Einzelhandeslmarkt. Phase I beginnt<br />

2009, Phase II 2017 und Phase III 2024.<br />

Ländliche Elektrifizierung<br />

Der Anteil der ländlichen Haushalte, die an die Stromversorgung<br />

angeschlossen waren, stieg von nur 14 % im Jahr<br />

1993 auf 94,5 % im Jahr 2008 an. 18 Vor allem Teile der<br />

gebirgigen Gegenden, Inseln und abgelegenen Gebiete<br />

sind jedoch nach wie vor nicht elektrifiziert.<br />

Das Ministerium <strong>für</strong> Industrie und Handel (MOIT) hat<br />

im Jahr 2000 ein Programm zur ländlichen Elektrifizierung<br />

eingeführt und dieses auch in die nationale Energiepolitik<br />

(siehe Abschnitt 1.5) integriert.<br />

TABELLE 9: EXEMPLARISCHE PROJEKTE MIT ERNEUERBAREN ENERGIEN,<br />

DIE IM ZUGE DES RURAL ELECTRIFICATION PROGRAMME REALISIERT WURDEN<br />

Der wichtigste Katalysator <strong>für</strong> die ländliche Elektrifizierung<br />

bleibt der Renewable Energy Action Plan<br />

(REAP), der 2001 vom MOIT mit Unterstützung der<br />

Weltbank und von EVN veröffentlicht wurde. Der<br />

REAP ist in verschiedenen Regierungsdokumenten verankert,<br />

einschließlich des Master Plan of Power Development<br />

2001<strong>–</strong>2010. Der REAP konzentriert sich auf<br />

die Elektrifizierung entlegener ländlicher Gebiete als<br />

eine kurzfristige Möglichkeit, Technologien <strong>für</strong> erneuerbare<br />

Energien einschließlich Mikro-Wasserkraftwerken,<br />

18 Van Tien Hung 2009<br />

VIETNAM | 362<br />

Windenergie-, Biomasse- und Solar-PV-Anlagen zu<br />

verbreiten. Er definiert klare Ziele <strong>für</strong> die Elektrifizierung<br />

mehrerer Tausend Haushalte, die nicht von den<br />

Plänen zum Netzausbau von EVN abgedeckt werden,<br />

mit Hilfe von erneuerbaren Energien. Das Programm<br />

läuft in zwei Phasen über 10 Jahre. Ziel der ersten<br />

Phase ist die Bereitstellung einer zusätzlichen Leistung<br />

von 25<strong>–</strong>50 MW aus erneuerbaren Energien, die bis<br />

2010 mehr als 35 000 Haushalten mit Strom versorgen<br />

sollen. In Phase 2 soll ein Anteil von 3 % erneuerbarer<br />

Energien an der installierten Gesamtleistung erreicht<br />

werden (475 MW). 19 Diese Phase soll mit Hilfe<br />

zweier Projekte der Weltbank (dem Renewable Energy<br />

Development Project und dem Rural Energy Project)<br />

durchgeführt werden, die bereits unterzeichnet sind<br />

und 2010 starten.<br />

Projekt Energietyp Durchführungsdatum Investoren Ort<br />

Dezentrale ländliche<br />

Elektrifizierung <strong>–</strong><br />

Vietnam<br />

45,0 kWp + 40 kW<br />

Mikro-Wasserkraft<br />

Solar & Wind 10,0 kWp + 3 kW Wind<br />

Solarprojekt mit<br />

Deutschland<br />

Solarprojekt mit<br />

Korea<br />

Solarprojekt mit<br />

Finnland<br />

2000 <strong>–</strong> 2004<br />

18 kWp 2002 <strong>–</strong> 2003<br />

3.3 kWp 2003 <strong>–</strong> 2005<br />

10 kWp 2000 <strong>–</strong> 2003<br />

Im Zuge des REAP wurde bereits eine Vielzahl von Projekten<br />

durchgeführt, Tabelle 9 führt einige Beispiele auf.<br />

Für die kommenden Jahre plant das Rural Electrification<br />

Programme mit Unterstützung des Asia Alternative<br />

Energy Programme (ASTAE) der Weltbank20 primär<br />

die Durchführung von Projekten zur Förderung von Solar<br />

Home Systems (SHS).21<br />

19 Vu Van Thai 2006<br />

20 ASTAE 2008<br />

21 RERD 2006<br />

Fondem <strong>–</strong> Frankreich<br />

Solarlab <strong>–</strong> Vietnam<br />

NEF - Japan<br />

EVN - Vietnam<br />

Deutschland -<br />

MOST- Vietnam<br />

KIER - Korea<br />

Solarlab - Vietnam<br />

Fortum - Finland<br />

CEMMA - Vietnam<br />

Binh Phuuoc<br />

province, Can gio<br />

Kon Tum province<br />

Bac giang, dak alk<br />

Binh Phuoc province<br />

Bac can province<br />

Windenergieprojekt<br />

Quelle: RERD 2006<br />

850 kW 2004 EVN - Vietnam Bach Long Vy


16.3 Marktakteure<br />

Ministerium <strong>für</strong> Industrie und Handel (Ministry of<br />

Industry and Trade <strong>–</strong> MOIT)<br />

Das MOIT wurde nach dem Zusammenschluss der Ministerien<br />

<strong>für</strong> Industrie und <strong>für</strong> Handel gebildet und ist <strong>für</strong><br />

alle Aktivitäten im Energiesektor sowie <strong>für</strong> andere Industrien,<br />

die dem am 27. Dezember 2007 vom Premierminister<br />

verabschiedeten Erlass 189/2007/ND-CP entsprechen,<br />

verantwortlich.<br />

Im Energiesektor ist das MOIT <strong>für</strong> die staatliche Organisation<br />

aller Energieindustrien einschließlich Strom,<br />

neue und erneuerbare Energien sowie die Kohle-, Öl-<br />

und Gasindustrie verantwortlich. Das MOIT ist federführend<br />

bei der Formulierung von Gesetzen und<br />

Richtlinien, entwickelt Strategien, Masterpläne und<br />

Jahrespläne <strong>für</strong> diese Sektoren und legt sie dem Premierminister<br />

zur Verabschiedung oder Genehmigung<br />

vor. Darüber hinaus ist das MOIT <strong>für</strong> die Leitung und<br />

Überwachung der Entwicklung des Energiesektors verantwortlich<br />

und erstattet dem Premierminister Bericht<br />

über die Ergebnisse seiner Arbeit.<br />

Provincial People’s Committees (PPCs)<br />

PPCs arbeiten Investitionspläne aus und organisieren<br />

Programme zur ländlichen Elektrifizierung in ihren jeweiligen<br />

Amtsbezirken.<br />

Ministerium <strong>für</strong> Planung und Investment (Ministry of<br />

Planning and Investment <strong>–</strong> MPI)<br />

Das MPI organisiert die allgemeine wirtschaftliche Planung<br />

sowie die Überprüfung öffentlicher Investitionen<br />

in Energieprojekte. Gemeinsam mit dem Finanzministerium<br />

(Ministry of Finance <strong>–</strong> MOF) arbeitet es jährliche<br />

Investitionspläne aus (Staatshaushalt, vergünstigte Kredite<br />

und Fonds <strong>für</strong> Entwicklungszusammenarbeit). Das<br />

MOF überwacht alle finanziellen Fragen im Zusammenhang<br />

mit der Branche einschließlich der Koordination<br />

und Unterstützung internationaler Geber.<br />

VIETNAM |<br />

363<br />

Electricity of Vietnam (EVN)<br />

Electricity of Vietnam (EVN) wurde am 17.12.2006 als<br />

Nachfolger der früheren Electricity General Corporation<br />

of Vietnam gegründet. 22 EVN arbeitet in den Bereichen<br />

Stromerzeugung, -übertragung, -verteilung und -vertrieb<br />

mit einem Kapital von über 48 000 Mrd. VND (ca. 2<br />

Mrd. €). EVN hat außerdem eine Tochtergesellschaft im<br />

Bereich Telekommunikation.<br />

2005 betrug der Bruttoumsatz von EVN 40 600 Mrd.<br />

VND (über 1,7 Mrd. €) bei einem Gewinn von 3 200<br />

Mrd. VND (136 Mio. €). Derzeit beläuft sich der Gesamtwert<br />

des Unternehmens auf 115 707 Mrd. VND (ca.<br />

über 4,8 Mrd. €). Im Bereich des Strom- und Telekommunikationsvertriebes<br />

arbeiten rund 80 000 Beschäftigte in<br />

allen Städten und Provinzen Vietnams. Aktuell betreibt<br />

EVN sieben Energieunternehmen und fünf Beratungsunternehmen<br />

(darunter das Institut <strong>für</strong> Energie Institute<br />

for Energy), besitzt neun Wärme- und Wasserkraftwerke,<br />

fünf Übertragungsanlagen, zwei Unternehmen, die Komponenten<br />

<strong>für</strong> den Energiesektor produzieren sowie drei<br />

Berufsschulen mit Schwerpunkt Energiewirtschaft. EVN<br />

Telecom ist ein unabhängiges Mitglied der Unternehmensgruppe.<br />

Institute of Energy (IE)<br />

Das IE ist eine Beratungsorganisation des EVN und des<br />

Ministeriums <strong>für</strong> Industrie. Sein Fokus liegt auf <strong>hoch</strong> angesiedelter<br />

strategischer und technischer Beratung in den<br />

Bereichen Energie und Strom.<br />

Private Unternehmen<br />

Independent Power Producers (IPPs)<br />

IPPs spielen auf dem vietnamesischen Strommarkt eine<br />

immer größere Rolle. Es gibt zwei wichtige ausländische<br />

IPPs: Phu My 3 (716 MW, Gas, 412 Mio. US$) und Phu<br />

My 2.2 (715 MW, Gas, 410 Mio. US$). Die aktivsten<br />

IPP-Entwickler sind EDF, Sumitomo, Sojitz, BP, Semcorp,<br />

Petrovietnam und Vinacomin. Momentan wird eine<br />

große Anzahl neuer IPP-Projekte geplant und entwickelt.<br />

Für vier davon wurden bereits Stromhandelsabkommen<br />

(PPAs) mit EVN abgeschlossen.<br />

22 EVN 2008


Ministerium <strong>für</strong> natürliche Ressourcen und Umwelt<br />

(Ministry of Natural Resources and Environment <strong>–</strong><br />

MONRE)<br />

2002 wurde das MONRE von der vietnamesischen Regierung<br />

damit beauftragt, als nationale Behörde <strong>für</strong> die<br />

Umsetzung der United Nations Framework Convention<br />

on Climate Change (UNFCCC) und des Kyoto-Protokolls<br />

zu agieren und die National Focal Agency <strong>für</strong> den<br />

CDM zu beherbergen. Das MONRE ist die nationale<br />

Aufsichtsbehörde <strong>für</strong> CDM-Aktivitäten. Das CDM National<br />

Executive & Consultative Board (CNECB) wurde<br />

im April 2003 unter Vorsitz des Generaldirektors von<br />

ICD/MONRE gegründet.<br />

TABELLE 10:<br />

DIE WICHTIGSTEN GESETZE FÜR DEN ENERGIESEKTOR<br />

Jahr Titel Beschreibung<br />

1993,<br />

2000 ergänzt<br />

1993,<br />

2005 ergänzt<br />

2004/2005<br />

Quelle: EVN 2006<br />

16.4 Politische Rahmenbedingungen<br />

im Energiesektor<br />

Nationale Energiestrategie<br />

Am 27.12.2007 unterzeichnete der Premierminister die<br />

Entscheidung Nr. 1855/QD-TTg 23 und bewilligte damit<br />

Vietnams nationale Strategie zur Entwicklung im Energiebereich<br />

bis 2020 (National Energy Development Strategy<br />

until 2020) sowie die Vision bis 2050 (Vision for 2050).<br />

Die spezifischen Zielvorgaben der Strategie beinhalten den<br />

Abschluss des Energieprogramms <strong>für</strong> gebirgige und ländliche<br />

Gegenden, die Umsetzung von Maßnahmen im Energiesektor,<br />

die Schaffung eines wettbewerbsorientierten Energiehandelsmarktes<br />

nach 2022 und den Zusammenschluss<br />

regionaler Stromnetzwerke im Zeitraum 2010<strong>–</strong>2015.<br />

23 Nguyen Tan Dung 2007<br />

Erdölgesetz<br />

(Petroleum Law)<br />

Umweltgesetz<br />

(Law on Environment)<br />

Stromgesetz<br />

(Electricity Law)<br />

VIETNAM | 364<br />

Der 6. Masterplan zur Energieentwicklung <strong>für</strong> den Zeitraum<br />

2006<strong>–</strong>2015 schließt folgende Ziele ein:<br />

• <strong>für</strong> netzgekoppelte Anlagen mit erneuerbaren Energien:<br />

3% der gewerblichen Primärenergie im Jahr 2010;<br />

5% bis 2020 und 11% bis 2050 24<br />

• <strong>für</strong> netzunabhängige Anlagen mit erneuerbaren Energien:<br />

Netzanschluss <strong>für</strong> nahezu 100% der Haushalte im<br />

ländlichen Raum bis 2025<br />

• Einrichtung eines Rahmenwerks zur Unterstützung erneuerbarer<br />

Energien: Büro <strong>für</strong> erneuerbare Energien,<br />

Fonds <strong>für</strong> erneuerbare Energien (Renewable Energy<br />

Office, Renewable Energy Fund)<br />

• Etablierung von Maßnahmen zur Anwendung von erneuerbaren<br />

Energien (Management, Abläufe, usw.).<br />

definiert die allgemeinen Rahmenbedigungen zur Erforschung<br />

und Entwicklung von On-shore- und Off-shore-<br />

Öl- und Gas-Ressourcen und die zulässigen ausländischen<br />

Direktinvestionen<br />

schafft die gesetzliche Grundlage <strong>für</strong> die Regulierung<br />

öffentlicher und privater Aktivitäten zum Schutz der<br />

Umwelt und begründet das Ministerium <strong>für</strong> Naturressourcen<br />

und Umwelt<br />

gibt einen Strategieplan vor und weist Verantwortlichkeiten<br />

<strong>für</strong> die Reform und Liberalisierung des Energiesektors zu<br />

Energiepolitik<br />

Zu den wichtigsten Rechtsvorschriften <strong>für</strong> den Energiesektor<br />

gehören das Gesetz zum Umweltschutz (Law on Environmental<br />

Protection) von 1993, das Erdölgesetz (Petroleum<br />

Law) von 1993 und seine Durchführungsverordnung<br />

von 1996 sowie das neue Stromgesetz (Electricity Law) von<br />

2004, gefolgt von den Dekreten 105 und 106 von 2005, die<br />

sich mit der Umsetzung des Stromgesetzes befassen. Tabelle<br />

10 gibt einen Überblick über die Gesetze und zeigt, welche<br />

Bereiche jeweils geregelt werden.<br />

Investitionspläne<br />

EVN hat bekannt gegeben, dass es im Laufe des Jahres<br />

2009 fast 50 Bio. VND (1 900 Mio. €) in Stromerzeugungsanlagen,<br />

einschließlich Atomkraftwerken investie-<br />

24 MOIT 2008


en will. 44,39 Bio. VND (1 700 Mio. €) wurden laut<br />

EVN bereits bereitgestellt, die restlichen 5,6 Billionen<br />

VND (214 Mio. €) sollten zeitnah aufgebracht werden.<br />

16.5 Rahmenbedingungen <strong>für</strong><br />

erneuerbare Energien<br />

Strategien und Regelungen zur Förderung<br />

erneuerbarer Energien<br />

Wie bereits erwähnt ist die Förderung erneuerbarer Energien<br />

in großem Maße in der Nationalen Energiestrategie<br />

verankert. Sie ist insbesondere Teil der Regierungsentscheidungen<br />

Nr. 1885-2007 und 177-2007. 25<br />

In Entscheidung Nr. 1885/QD-TTg vom 27. Dezember<br />

2007 bewilligt der Premierminister Vietnams Nationale<br />

Strategie zur Energieentwicklung bis 2020 und eine Vision<br />

bis 2050.<br />

Die wichtigsten Eckdaten der Nationalen Strategie zur<br />

Energieentwicklung, die sich auf die Förderung der Entwicklung<br />

erneuerbarer Energien beziehen, sind:<br />

• Diversifizierung erneuerbarer Energieressourcen<br />

• Förderung von Studien zu und Nutzung von erneuerbaren<br />

Energieressourcen mit einem Fokus auf abgelegenen,<br />

gebirgigen und auf Inseln gelegenen Gegenden<br />

TABELLE 11:<br />

ANGEMELDETE UND GEPLANTE CDM-PROJEKTE IN VIETNAM<br />

Projekt Ort Typ<br />

Rang Dong Bergung und Nutzung<br />

von zu Ölvorkommen gehörendem<br />

Gas (NM26) Dong Nai<br />

Song Muc Wasserkraftwerk-<br />

Erneuerungsprojekt in Vietnam Thanh Hoa<br />

25 ADB 2009<br />

VIETNAM | 365<br />

• Bestrebungen, den Anteil erneuerbarer Energien mit<br />

Hilfe der im Dezember 2007 verabschiedeten nationalen<br />

Energierichtlinien bis 2010 auf ca. 3 % des gewerblichen<br />

Gesamtverbrauchs an Primärenergie, bis 2020 auf<br />

5 % und bis 2050 auf 11 % zu erhöhen<br />

• Bis 2020 soll der Großteil der ländlichen Bevölkerung<br />

Zugang zu Strom haben (entweder durch netzgekoppelte<br />

oder netzunabhängige dezentrale Energieerzeugung).<br />

In Entscheidung Nr. 177/2007/QD-TTg vom 20. November<br />

2007 bewilligt der Premierminister das »Projekt<br />

zur Entwicklung von Biokraftstoffen <strong>für</strong> den Zeitraum bis<br />

2015 mit Aussicht bis 2025«.<br />

Die wichtigste Zielvorgabe dieses Projekts ist die Entwicklung<br />

von Biokraftstoffen als Ersatz <strong>für</strong> fossile Brennstoffe,<br />

um Energiesicherheit und Umweltschutz zu gewährleisten.<br />

Das Dokument »Strategie und Masterplan <strong>für</strong> die Entwicklung<br />

erneuerbarer Energien in Vietnam <strong>für</strong> den Zeitraum<br />

bis 2015 sowie mit Aussicht bis 2025« (»Strategy<br />

and Masterplan for Renewable Energy Development of<br />

Vietnam for the Period up to the Year 2015, with Outlook<br />

to 2025«) komplettiert die Regelungen zum Status<br />

erneuerbarer Energien in Vietnam, die Zielvorgaben und<br />

den Strategieplan zum Erreichen dieser Vorgaben.<br />

Darüber hinaus entwickelt das MOIT momentan einen<br />

Installierte<br />

Leistung<br />

(MW)<br />

IRR/Interner<br />

Zinsfuß (%)<br />

Jährliche<br />

Einsparungen<br />

[kt CO ² eq]<br />

Anmeldungsdatum<br />

Flüchtige<br />

Emissionen 8-9 677 04.02.06<br />

Wasserkraft<br />

2 4.3 26.06.06<br />

Dong Thanh CDM-Deponiegas-<br />

Project in Ho-Chi-Minh-Stadt<br />

Windkraftwerk Nr.1 - Binh Thuan<br />

Ho Chi Minh Deponiegas 4.252 148 17.01.09<br />

30MW Binh Thuan Windkraft 30 13.72 58 06.04.09<br />

Cao Phong Aufforstungsprojekt Hoa Binh Aufforstung 2.7 28.04.09<br />

Phu Mau Wasserkraftprojekt Lao Cai Wasserkraft 5.6 11.70 14 05.06.09<br />

Muong Sang Wasserkraftprojekt Son La Wasserkraft 2.4 12.38 5.0 05.6.09<br />

Quelle: UNDP Risø 2009


Erlass zur Förderung und Unterstützung der Entwicklung<br />

erneuerbarer Energien, der bis Ende 2010 von Vietnams<br />

Premierminister bewilligt werden soll.<br />

Als Unterstützungsinstrument zur Erreichung dieser<br />

Ziele wird die vietnamesische Regierung ein Gesetz zu<br />

einem Preisunterstützungsmechanismus ausarbeiten, das<br />

<strong>für</strong> 2010 erwartet wird. 26 Die Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong><br />

Technische Zusammenarbeit (<strong>GTZ</strong>) ist über ein Projekt,<br />

das vom deutschen Bundesumweltministeriums (BMU)<br />

unterstützt wird und in Zusammenarbeit mit dem MOIT<br />

durchgeführt wird, an der Einführung einer Einspeisevergütung<br />

beteiligt. 27<br />

Zulassungsverfahren<br />

Die vietnamesische Regierung hat die wichtige Rolle erneuerbarer<br />

Energien, vor allem in ländlichen, nicht ans<br />

Netz angeschlossenen Gebieten, erkannt. Sie begrüßt<br />

ausdrücklich die Zusammenarbeit mit Investoren aus aller<br />

Welt zur Entwicklung sauberer Energie in Vietnam. Um<br />

ein Projekt <strong>für</strong> erneuerbare Energien in Vietnam realisieren<br />

zu können, muss der Projektentwickler vor allem die<br />

vietnamesischen Gesetze befolgen (siehe Abschnitt 1.4).<br />

Darüber hinaus ist es notwendig, eine Investitionslizenz<br />

bei der Regierung zu beantragen. 28 Um die Zulassung<br />

zum Anschluss an das Stromnetz und die Erlaubnis zur<br />

Stromerzeugung zu erhalten, muss der Entwickler sich<br />

mit EVN in Verbindung setzen.<br />

Clean Development Mechanism (CDM)<br />

Vietnam unterzeichnete am 16. November 1994 die<br />

Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen<br />

(UNFCCC) und ratifizierte sie am 20. August 2002.<br />

Die nationale vietnamesische Aufsichtsbehörde wurde<br />

2003 gegründet und ist im Ministerium <strong>für</strong> Naturressourcen<br />

und Umwelt MONRE angesiedelt.<br />

Der nationale CDM-Markt hat bisher kaum Fortschritte<br />

erzielt. Im Juli 2009 hatte die vietnamesische DNA 81<br />

Projekte in ihrem Portfolio. 7 davon <strong>–</strong> einschließlich eines<br />

Windparkprojekts <strong>–</strong> wurden vom CDM Executive Board<br />

zugelassen (siehe Tabelle 11) und 62 Projekten befinden<br />

sich noch im Zulassungsverfahren. Die übrigen Projekte<br />

befinden sich in verschiedenen Stadien (werden also ge-<br />

26 DPA 2009<br />

27 <strong>GTZ</strong> 2009<br />

28 Dang Quoc Toan 2009<br />

VIETNAM |<br />

366<br />

prüft, haben einen Zulassungsantrag gestellt, haben die<br />

Validierung abgeschlossen oder wurden abgelehnt).<br />

Außerdem hat EVN beschlossen, dass der interne Zinsfuß<br />

(IRR) <strong>für</strong> Wasserkraftprojekte über 12% liegen sollte.<br />

Weitere Informationen zum CDM in Vietnam sind über<br />

die Homepage der nationalen Aufsichtsbehörde erhältlich.<br />

29 UNEP, das Asian Technology Institute und die<br />

Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Technische Zusammenarbeit<br />

(<strong>GTZ</strong>) unterstützen den Ausbau örtlicher Kapazitäten.<br />

Aktivitäten internationaler Geber<br />

Die internationale Entwicklungszusammenarbeit zeichnet<br />

sich in Vietnam durch eine große Anzahl an Gebern<br />

aus (49 bilaterale und multilaterale Geber). 30<br />

Vietnam ist ein wichtiger Partner der deutschen Entwicklungszusammenarbeit.<br />

Die deutsche Regierung hat Vietnam<br />

seit 1990 Mittel von über 900 Mio. € zukommen lassen.<br />

Im März 2009 erklärte das deutsche Bundesumweltministerium<br />

(BMU), dass es die vietnamesische Regierung<br />

künftig stärker in den Bereichen Umwelt- und Klimaschutz<br />

unterstützen wird. 31 Das BMU stellt <strong>für</strong> diesen<br />

Zweck über 2,8 Mio € zur Verfügung unter anderem <strong>für</strong><br />

Projekte, die die Nutzung von Windenergie und kleine<br />

Biogasanlagen fördern sollen.<br />

16.6 Marktpotenzial <strong>für</strong> Windenergie<br />

Windenergiepotenziale<br />

Vietnams Windenergiepotenzial ist bedeutend größer als<br />

das von Thailand, Laos oder Kambodscha. 32 Eine Studie<br />

der Weltbank schätzt das gesamte Potenzial der Windenergie<br />

auf 513 360 MW <strong>–</strong> das ist das Zweihundertfache<br />

der installierten Leistung von Südostasiens größtem Kraftwerk,<br />

dem Son-La-Wasserkraftwerk in Nordvietnam und<br />

das Zehnfache der gesamten <strong>für</strong> 2020 prognostizierten nationalen<br />

Leistung. Vietnams Windpotenzial ist vor allem<br />

in der zentralen Küstenregion (in den Provinzen Quang<br />

Binh, Quang Tri, Thua Thien-Hue und Binh Dinh) sowie<br />

im Süden (in den Provinzen Ninh Thuan, Binh Thuan,<br />

Lam Dong, Tra Vinh und Soc Trang) erheblich. 33<br />

29 www.noccop.org.vn<br />

30 France Diplomatie 2008<br />

31 BMU 2009<br />

32 UPI Asia 2009<br />

33 Asian Energy 2009


Seit den 1980er Jahren ist das Institut <strong>für</strong> Energie (IE)<br />

vom Ministerium <strong>für</strong> Elektrizität (jetzt Ministerium <strong>für</strong><br />

Industrie und Handel) damit beauftragt, Standorte zur<br />

Errichtung von Windturbinen auf Inseln und in abgelegenen<br />

netzgekoppelten Gebieten zu ermitteln. Beobachtungen<br />

und Berechnungen haben gezeigt, dass etwa 28 000<br />

km 2 in Vietnam in einer Höhe von 65 m durchschnittliche<br />

Windgeschwindigkeiten zwischen 7 m/s und 9 m/s<br />

aufweisen. So ist z. B. die durchschnittliche Geschwindigkeit<br />

bei einer Höhe von 65 m in Bach Long Vi 7,6 m/s, in<br />

Spratly 6,3 m/s in Phu Quy 6,8 m/s in Hon Dau 4,9 m/s<br />

und in Co To 4,4 m/s.<br />

ABBILDUNG 4:<br />

AKTUELLER BEWILLIGUNGSPROZESS FÜR IPPS <strong>–</strong> AUSLÄNDISCHE INVESTOREN<br />

E<br />

MOI, MPI<br />

People Committee<br />

Zuständiges Ministerium<br />

Abteilung<br />

Quelle: ASEAN 2006<br />

3TIER 34 ist ein Weltführer <strong>für</strong> wetterbezogene Messungen<br />

<strong>für</strong> erneuerbare Energien und Prognosen <strong>für</strong> Windkraftprojekte<br />

aller Größen. Es verfügt über <strong>hoch</strong>karätige<br />

Winddaten, darunter auch über eine Karte zu Vietnams<br />

Windpotenzial.<br />

Rahmenbedingungen <strong>für</strong> Windenergie<br />

Das Ministerium <strong>für</strong> Industrie und Handel entwickelt<br />

eine »Strategie und Masterplan <strong>für</strong> die Entwicklung erneuerbarer<br />

Energien in Vietnam <strong>für</strong> den Zeitraum bis<br />

2015 mit Aussicht bis 2025«. 35 Im Rahmen dieses Plans<br />

34 http://www.3tiergroup.com/<br />

35 MOIT 2008<br />

Bau INVESTOR<br />

Unterzeichnung des<br />

»Power Purchase Agreement«<br />

mit der EVN<br />

VIETNAM | 367<br />

soll der Anteil erneuerbarer Energien an der gesamten nationalen<br />

Stromerzeugung auf 5% erhöht werden, Wind-<br />

und Solarenergie sollen dabei die Hälfte dieser Leistung<br />

ausmachen. Es gibt keine spezielle Strategie <strong>für</strong> Windenergie.<br />

Rechtliche Rahmenbedingungen und<br />

Unterstützungsmaßnahmen<br />

Vietnam hat kein rechtliches Rahmenwerk <strong>für</strong> die Umsetzung<br />

von Windenergieprojekten. Es gibt keine Unterstützungsmaßnahmen,<br />

die den Investoren die notwendige<br />

Sicherheit <strong>für</strong> ihre Investitionen bietet. 36 Das erklärt, wa-<br />

Investitionsgenehmigung<br />

A Projektstudie (PFS)<br />

B Machbarkeitsstudie<br />

D<br />

Baugenehmigung C Investitionslizenz<br />

rum das MOIT in Zusammenarbeit mit der Deutschen<br />

Gesellschaft <strong>für</strong> Technische Zusammenarbeit (<strong>GTZ</strong>)<br />

ein Projekt mit dem Titel »Erstellung eines rechtlichen<br />

Rahmens und technischer Hilfestellung <strong>für</strong> die Entwicklung<br />

ans Netz angeschlossener Windenergie in Vietnam«<br />

durchführt. 37 Eines der wichtigsten Ziele dieses Projektes<br />

ist die Ausarbeitung eines preisbasierten Unterstützungsmechanismus,<br />

der bis Ende 2010 in Kraft treten soll.<br />

Der Hauptanreiz, den die vietnamesische Regierung<br />

gibt, ist eine 100%ige Steuerbefreiung <strong>für</strong> Importe von<br />

36 WEI 2009<br />

37 VOVNews 2009<br />

PM, MPI<br />

People Committee<br />

MPI<br />

Peoples Committee<br />

Evaluations-<br />

Komitee


Windkrafttechnologie und -ausrüstung. Darüber hinaus<br />

werden Investoren von Windenergieprojekten <strong>für</strong> einen<br />

bestimmten Zeitraum von der Landpacht befreit.<br />

Zulassungsverfahren<br />

Die Richtlinien <strong>für</strong> potentielle ausländische Investoren<br />

im Bereich Windenergie in Vietnam wurden von der EC<br />

ASEAN Energy Facility veröffentlicht. 38<br />

Die Zulassungsverfahren <strong>für</strong> Windenergieprojekte sind<br />

relativ komplex und stellen möglicherweise ein Hemmnis<br />

<strong>für</strong> potentielle Investoren dar. Abbildung 5 fasst den<br />

Ablaufplan zusammen, an den sich Entwickler privater<br />

Kraftwerke halten müssen, um eine Bewilligung der Investition<br />

zu erhalten. Angehende IPPs müssen detaillierte<br />

Untersuchungen durchführen und ein Unternehmen<br />

gründen, mit dem sie eine Investitionsbewilligung und<br />

danach eine Baugenehmigung beantragen können.<br />

Bedingungen <strong>für</strong> den Anschluss ans Netz<br />

Um Windparks an das vietnamesische Stromnetz anzuschließen,<br />

müssen die Projektentwickler sich mit EVN in<br />

Verbindung setzen und über den Preis des Stroms verhandeln,<br />

der an EVN verkauft wird.<br />

Tatsächlich stellt die Vereinbarung über den Stromerwerb<br />

mit EVN eines der größten Hindernisse <strong>für</strong> die Entwicklung<br />

von netzgekoppelten Windenergieprojekten dar,<br />

weil EVN nicht dazu bereit ist, Strom zu einem Preis über<br />

5,3 $ cent/kWh (3,56 € cent/kWh) zu kaufen. Projekte<br />

sind jedoch unter einem Preis von 8,4 $ cent/kWh (5,6 €<br />

cent/kWh) wirtschaftlich nicht tragfähig. Die Regierung<br />

stellt Subventionen <strong>für</strong> Entwickler von Windparks, etwa<br />

das Projekt in der Binh Thuan-Provinz, zur Verfügung.<br />

Derzeitige Nutzung von Windenergie<br />

und geplante Projekte<br />

Bis heute sind in Vietnam über 20 Windkraftwerke mit<br />

einer Leistung zwischen 6 MW und 150 MW im Aufbau.<br />

Das am weitesten fortgeschrittene Projekt wurde von dem<br />

vietnamesischen Unternehmen REVN entwickelt. 39 Die<br />

ersten fünf 1,5-MW-Windturbinen des deutschen Herstellers<br />

Fuhrländer wurden in der Provinz Binh Thuan<br />

installiert. Eine Ausweitung des Projektes ist bereits in<br />

38 ASEAN energy 2006<br />

39 WWEA 2009<br />

VIETNAM |<br />

368<br />

Planung.<br />

Außerdem wurden vor allem in den zentralen und südlichen<br />

Gebieten rund zehntausend 200-W-Windturbinen<br />

zum Aufladen von Batterien <strong>für</strong> Privathaushalte installiert.<br />

Darüber hinaus wurde eine Reihe von 150-W-Windturbinen<br />

zum gleichen Zweck in den Küstengebieten von<br />

Quang Ninh und Hai Phong installiert.<br />

Folgende Windkraftprojekte sind zurzeit in Betrieb:<br />

• Das Windkraftwerk in Bach Long Vy mit einer Leistung<br />

von 800 kW ist seit Ende 2008 in Betrieb.<br />

• Die ersten fünf Windturbinen des Windkraftprojekts<br />

im Tuy Phong-Distrikt der Binh Thuan-Provinz mit<br />

einer Gesamtleistung von 7,5 MW wurden von der<br />

Fuhrländer Vietnam Joint Stock Company of Germany<br />

installiert und im August 2009 ans nationale Netz angeschlossen.<br />

40 Der Projektinvestor, die Aktiengesellschaft<br />

Renewable Energy of Vietnam (REVN), wird<br />

weitere sieben Windturbinen installieren, um in der<br />

ersten Phase eine Leistung von 18 MW zu erreichen.<br />

Das Kraftwerk, das um 80 weitere Windturbinen vergrößert<br />

werden soll, um eine Gesamtleistung von 120<br />

MW zu erreichen, soll planmäßig Ende 2011 in Betrieb<br />

genommen werden.<br />

Folgende Windenergieprojekte befinden sich noch in der<br />

Entwicklung:<br />

• Das 55-MW-Windkraftwerk Phuong Mai 3 in der zentralen<br />

Provinz Binh Dinh wird seit September 2007 gebaut.<br />

Der Investor dieses Projektes ist Central Region<br />

Wind Power JS Company.<br />

• Das 30-MW-Windkraftwerk Cau Dat in Da Lat City,<br />

der zentralen Hochlandprovinz von Lam Dong, soll im<br />

Juni 2011 in Betrieb genommen werden. Der Investor<br />

dieses Projektes ist Cavico Transport Corporation.<br />

• Für die 2-MW-Windkraftanlage auf der Insel Ly Son<br />

wurden Machbarkeitsstudien vom Institute of Energy<br />

durchgeführt. EVN ist Hauptinvestor bei diesem Projekt.<br />

• Für den 15-MW-Windpark in der Binh Dinh-Provinz<br />

läuft eine Ausschreibung zur Lieferung von technischer<br />

Ausrüstung. Die Machbarkeitsstudie wurde von der<br />

Phuong Mai Company erstellt.<br />

40 Das einzige Windkraftprojekt, das als CDM-Projekt angemeldet ist (siehe Abschnitt<br />

1.5). Erste Stromverkäufe aus diesem Windpark werden mit Erreichen<br />

des ersten Stadiums von 7,5 MW im Januar 2009 beginnen, <strong>für</strong> das zweite<br />

Stadium von 22,5 MW wird im März 2009 der Verkauf von Strom beginnen.


• Der Hauptinvestor des 84-MW-Windkraftprojekts in<br />

Phuong Mai ist Grabowski Renewable Energy Company<br />

No. 1 Ltd.<br />

• Auf der Insel Phu Quoc wird ein 2,5-MW-Windkraftprojekt<br />

im Entstehen.<br />

• Der 15-MW-Windpark in der Phu Yen-Provinz ist ein<br />

Projekt von VINACONEX. Die Machbarkeitsstudie<br />

wurde von IE erstellt.<br />

• Für das 2,5-MW-Windkraftprojekt auf der Insel Co Dao<br />

führt IE momentan eine Machbarkeitsstudie durch.<br />

Geschäftsklima<br />

Marktakteure<br />

Folgende Unternehmen sind in Vietnam in der Entwicklung<br />

von Windenergie aktiv:<br />

Vietnam Wind Power Joint Stock Company 41<br />

bietet folgende Leistungen an:<br />

• Bau von Stationen <strong>für</strong> Windmessungen, die Winddaten<br />

in einer Höhe von 40<strong>–</strong>60 m sammeln<br />

• Stromerzeugung sowie Stromhandel durch Finanzierung,<br />

Bau und Betrieb von kleinen und mittelgroßen<br />

Windkraftwerken<br />

• Herstellung, Aufbau und Verkauf von technischer Ausrüstung<br />

<strong>für</strong> Windenergie<br />

• Beratung zum Technologietransfer im Bereich Windenergie.<br />

Asia Petroleum Energy Corporation<br />

ist ein Hersteller, Großmarktlieferant, Exporteur und Importeur<br />

von technischer Ausrüstung <strong>für</strong> Windenergie. Zu<br />

den angebotenen Leistungen gehören Bau, Konstruktion<br />

und Projektentwicklung im Bereich saubere Energie.<br />

Bach-Khoa Investment and Development of Solar<br />

Energy Co Ltd (BK-IDSE) ist ein Hersteller kleiner<br />

Windräder zum Aufladen von Batterien (zwischen 200<br />

W und 3,2 kW) und spezialisiert auf Forschung und Entwicklung.<br />

Darüber hinaus bietet BK-IDSE Beratungsdienstleistungen<br />

<strong>für</strong> Windressourcenmessungen an.<br />

General Electric investiert momentan in eine Fabrik <strong>für</strong><br />

Windturbinengeneratoren.<br />

41 http://www.vwp-jsc.com/index.htm<br />

VIETNAM |<br />

369<br />

Strukturelle Bedingungen<br />

Durch das Forschungszentrum <strong>für</strong> Thermische Anlagen<br />

und erneuerbare Energien (RECTERE) der Technischen<br />

Universität Ho-Chi-Minh-Stadt hat Vietnam Erfahrung<br />

mit Windkrafttechnologie im kleinen Maßstab. Das<br />

RECTERE produziert und installiert seit zwanzig Jahren<br />

Windenergieanlagen mit Leistungen zwischen 100 W<br />

und 500 W <strong>für</strong> Haushalte. 42 Die technischen und finanziellen<br />

Voraussetzungen <strong>für</strong> diese Anlagen unterscheiden<br />

sich sehr stark von denen, die man von großen netzgekoppelten<br />

Windparks kennt.<br />

Die Entwicklung von großen netzgekoppelten Windparks<br />

befindet sich derzeit noch in einer experimentellen<br />

Phase, in der unter anderem die Studie »Wind Power<br />

Development in Vietnam Institutional, Policy and Market«<br />

und ein Projekt der EC-ASEAN Energy Facility<br />

(EAEF) gehören. Das EAEF-Projekt zielt darauf ab, die<br />

Entwicklung von Windenergie zu fördern und Investitionen<br />

in Windenergieprojekte in Vietnam durch Machbarkeitsprüfungen<br />

und den Aufbau von Kapazitäten zu<br />

erleichtern. 43<br />

Momentan gibt es keine Hersteller von großen Windturbinen<br />

in Vietnam. Allerdings hat CS Wind Vietnam<br />

Co, 44 ein koreanischer Hersteller kleiner Windturbinen<br />

und <strong>–</strong>türme, seine erste Fabrik <strong>für</strong> Windkrafttürme in Vietnam<br />

eröffnet und wird nun als führender Hersteller von<br />

Windkrafttürmen im Land angesehen.<br />

Fuhrländer untersucht momentan die Möglichkeit, seine<br />

1,5-MW-Windräder in Vietnam herzustellen. Momentan<br />

werden die Bedingungen mit der Regierung ausgehandelt.<br />

Entwickler von Projekten mit Windenergie müssen Technologie<br />

und Fachwissen aus dem Ausland beziehen, da in<br />

Vietnam selbst kaum technisches Fachwissen vorhanden<br />

ist. Sie gehen damit beträchtliche Risiken bei der Entwicklung<br />

von Windparks in Vietnam ein. Wärmekraft-<br />

und Wasserkraftgeneratoren stehen nicht denselben Hindernissen<br />

gegenüber, da Vietnam bereits eine etablierte<br />

Industrie <strong>für</strong> diese Technologien hat.<br />

42 Nguyen 2007<br />

43 EAEF 2007<br />

44 www.cswindcorp.com/eng


Personelle Ressourcen und Ausbildung<br />

Vietnam verfügt derzeit nicht über die erforderlichen<br />

Fachkräfte, um alle Komponenten angemessen zu warten,<br />

aus dem Windkraftwerke bestehen. Um die Anforderungen<br />

an die laufende Wartung der Geräte zu erfüllen, müssen<br />

Projektentwickler einen Wartungsvertrag mit dem<br />

jeweiligen Turbinenhersteller abschließen. Daher sind<br />

Projektentwickler auf die ausländischen Hersteller angewiesen,<br />

wenn sie einen qualitativ <strong>hoch</strong>wertigen Wartungsservice<br />

möchten.<br />

Finanzierungsmöglichkeiten<br />

Alle wichtigen Projekte werden von der vietnamesischen<br />

Staatsbank unterstützt. Finanzielle Unterstützung kann<br />

aber auch über die Weltbank und die Asian Development<br />

Bank erfolgen.<br />

VIETNAM |<br />

370


16.7 Adressen und Kontaktdaten<br />

ASEAN Centre for Energy (ACE)<br />

(ASEAN Energie Zentrum)<br />

ASEAN Centre for Energy Building, 6th Floor<br />

Jl. HR. Rasuna Said Blok X-2,<br />

Kav. 07-08 Kuningan,<br />

Jakarta - 12950<br />

Tel.: +62 (21) 527 93 32<br />

Fax: +62 (21) 527 93 50<br />

Internet: www.aseanenergy.org<br />

ASIA PETROLEUM ENERGY CORPORATION<br />

Dang Quoc Toan, Managing Director<br />

135/45 Nguyen Huu Canh, Ward 22,<br />

Binh Thanh District, Ho Chi Minh City-Vietnam<br />

Tel.: +84-8-54046976<br />

Fax: +84-8-54046975<br />

E-mail: toandtq@gmail.com<br />

Internet: www.asiapetro.com.vn<br />

CDM-Projects<br />

International Cooperation Department (ICD)<br />

Ministry of Natural Resources and Environment<br />

(MONRE) (Ministerium <strong>für</strong> natürliche Ressourcen<br />

und Umwelt)<br />

83 Nguyen Chi Thanh Road, Hanoi, Viet Nam<br />

Tel.: +84 (4) 773 61 03/822 89 74<br />

Fax: +84 (4) 835 21 91/826 38 47<br />

E-mail: vnccoffice@fpt.vn<br />

Deputy Director General, ICD: Mr. Nguyen Khac Hieu<br />

E-mail: hieu_monre@yahoo.com<br />

Ministry of Industry (Ministerium <strong>für</strong> Industrie)<br />

54 Hai Ba Trung Hoan Kiem District <strong>–</strong> Hanoi<br />

Tel.: +84 (4) 826 78 70<br />

Fax: +84 (4) 826 90 33<br />

Internet: www.industry.gov.vn<br />

Ministry of Planning and Investment<br />

(Ministerium <strong>für</strong> Planung und Investition)<br />

2 Hoang Van Thu Ba Dinh District <strong>–</strong> Hanoi<br />

Tel.: +84 (4) 845 30 27<br />

Fax: +84 (49 823 44 53<br />

Internet: www.mpi.gov.vn<br />

Electricity of Viet Nam <strong>–</strong> EVN<br />

18 Tran Nguyen Han <strong>–</strong> Hanoi<br />

Tel.: +84 (4) 82 49 508<br />

Fax: +84 (4) 82 49 461<br />

E-mail: vp@evn.com.vn<br />

Internet: www.evn.com.vn<br />

VIETNAM |<br />

371<br />

Institute of Energy <strong>–</strong> IE<br />

6 Ton That Tung Dong Da <strong>–</strong> Hanoi<br />

Tel.: +84 (4) 852 37 30<br />

Fax: +84(4) 852 93 02<br />

Internet: www.evn.com.vn/ioe/english/index_eng.html<br />

National Load Dispatching Center (NLDC)<br />

18 Tran Nguyen Han, Hoan Kiem District <strong>–</strong> Hanoi<br />

Tel.: +84 (4) 824 37 45<br />

Fax: +84 (4) 824 34 82<br />

Internet: www.evn.com.vn/nldc/english/index_en.html<br />

Renewable Energy Research Center<br />

(Forschungszentrum erneuerbare Energien)<br />

Hanoi University of Technology 1 Dai Co Viet Hai Ba<br />

Trung <strong>–</strong> Hanoi<br />

Tel.: +84 (4) 869 26 56<br />

Fax: +84 (4) 868 11 85<br />

E-mail: ddthong@hn.vnn.vn<br />

Research Center for Thermal Equipment and<br />

Renewable Energy <strong>–</strong> University of Technology<br />

(Forschungszentrum <strong>für</strong> Thermische Anlagen und<br />

erneuerbare Energien)<br />

268 Ly Thuong Kiet, District 10 <strong>–</strong> Ho Chi Minh City<br />

Tel.: +84 (8) 865 43 55<br />

Fax: +84 (8) 865 43 55<br />

E-mail: hcmbk.net@hcmut.edu.vn<br />

Internet: www.hcmut.edu.vn


SELCO Viet Nam Company Limited<br />

239 Tran Hung Dao<br />

Dist. 1 <strong>–</strong> Ho Chi Minh City<br />

Tel.: +84 (8) 836 82 62<br />

Fax: +84 (8) 837 74 08<br />

E-mail: selco-vn@hcm.vnn.vn<br />

Internet: www.selco-intl.com<br />

SOLARLAB <strong>–</strong> Viet Nam National Center for<br />

Science and Technology<br />

Phan Vien Vat Ly, 1 Mac Dinh Chi,<br />

Ho Chi Minh City<br />

Tel.: +84 (8) 822 20 28<br />

Fax: +84 (8) 829 59 05<br />

E-mail: solarlab@hcm.netnam.vn<br />

Internet: www.solarlab.org/<br />

World Bank<br />

63 Ly Thai To <strong>–</strong> Hanoi<br />

Tel.: +84 (4) 934 66 00<br />

Fax: +84 (4) 934 65 97<br />

E-mail: webmaster.worldbank@fpt.vn<br />

Internet: www.worldbank.org.vn/<br />

Deutsche Botschaft in Viet Nam<br />

29 Tran Phu <strong>–</strong> Hanoi<br />

Tel.: +84 (4) 845 38 36/7<br />

Fax: +84 (4) 845 38 38<br />

E-mail: germanemb.hanoi@fpt.vn<br />

Internet: www.germanembhanoi.org.vn<br />

Gesellschaft <strong>für</strong> Technische Zusammenarbeit (<strong>GTZ</strong>)<br />

Viet Nam Office<br />

6th Floor, Hanoi Towers, 49 Hai Ba Trung <strong>–</strong> Hanoi<br />

Tel.: +84 (4) 934 49 51/2/3<br />

Fax: +84 (4) 934 49 50<br />

E-mail: gtz-vietnam@gtz.de<br />

Internet: www.gtz.de/vietnam<br />

VIETNAM |<br />

372<br />

Delegierter der deutschen Wirtschaft in Vietnam (AHK)<br />

1303 Vietcombank Tower<br />

198 Tran Quang Khai Street<br />

Hoan Kiem District, Hanoi<br />

E-mail: info@vietnam.ahk.de<br />

Internet: www.vietnam.ahk.de<br />

16.8 Informationsquellen<br />

ADB- Asian Development Bank:<br />

Country Report Energy and Climate Change<br />

IN VIETNAM, Workshop, March 2009<br />

(http://www.adb.org/documents/events/2009/Climate-Change-Energy-Workshop/VIE.pdf<br />

) Gesichtet: 1.<br />

September 2009<br />

APEC - Energy Demand and Supply Outlook 2006:<br />

Viet Nam, 2006<br />

ASEAN centre for energy:<br />

Vietnam, 2003 ( http://www.aseanenergy.org/energy_<br />

sector/electricity/vietnam/current_organisational_<br />

structure_evn.htm#Transmission%20and%20Distribution%20Facilities)<br />

Gesichtet: 1. September 2009<br />

ASEAN energy:<br />

Wind Power Development in Vietnam Institutional,<br />

Policy and Market study. Report, 2006<br />

( http://www.risoe.dk/vea-ves/ASEAN%20web%20<br />

page/reports/Hanoi_Report%20minutes%20meeting.<br />

pdf )<br />

Asian Energy:<br />

Vietnam’s high wind power potential, article, July 2009<br />

( http://www.silobreaker.com/vietnams-high-windpower-potential-5_2262493977309610008<br />

) Gesichtet:<br />

1. September 2009


ASTAE:<br />

Annual status report, 2008<br />

( http://siteresources.worldbank.org/EXTEAPASTAE/<br />

Resources/ASTAE_ASR_16_FY2008.pdf ) Gesichtet:<br />

1. September 2009<br />

AusAID - Australian Government:<br />

Vietnam, July 2009 (http://www.ausaid.gov.au/country/country.cfm?CountryId=33)<br />

Gesichtet: 1. September<br />

2009<br />

Auswaertiges Amt:<br />

Vietnam, March 2009 (http://www.auswaertiges-amt.<br />

de/diplo/en/Laenderinformationen/01-Laender/Vietnam.html)<br />

Gesichtet: 1. September 2009<br />

BMU <strong>–</strong> Federal Environment Ministry:<br />

Astrid Klug: Vietnam is an important partner<br />

in environmental protection, March 2009<br />

CIA-Central Intelligence Agency:<br />

The World Factbook, 2009 (https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/vm.html)<br />

Gesichtet: 1. September 2009<br />

Dang Quoc Toan -<br />

ASIA PETROLEUM ENERGY CORPORATION:<br />

Wind energy questionnaire, Aug 2009<br />

DPA, 2009: Experts:<br />

Vietnam must raise electricity prices to lower emissions,<br />

Sept 2009 (http://www.earthtimes.org/articles/<br />

show/286126,experts-vietnam-must-raise-electricityprices-to-lower-emissions.html)<br />

Gesichtet: 1. September<br />

2009<br />

Dung, Nguyen Tan 2007:<br />

Decision No. 1855/QD-TTg of December 27, 2007,<br />

approving Vietnam’s National Energy Development<br />

Strategy up to 2020, with 2050 Vision ( http://www.<br />

asiabiomass.jp/biofuelDB/vietnam/pdf/Decision%20<br />

No.%201855.pdf ) Gesichtet: 1. September 2009<br />

VIETNAM |<br />

373<br />

EAEF <strong>–</strong> EC-ASEAN energy facility:<br />

Summary of project implemented under EAEF<br />

co-financing, 2007<br />

EC ESEAN:<br />

Wind Energy Development in ASEAN 2005<br />

( http://www.ec-asean-greenippnetwork.net/dsp_page.<br />

cfm?view=page&select=207 ) Gesichtet: 1. September<br />

2009<br />

EIA - Energy Information Administration:<br />

Country Analysis Briefs 2007 ( http://tonto.eia.doe.<br />

gov/country/country_energy_data.cfm?fips=VM )<br />

Gesichtet: 1. September 2009<br />

Embassy of Vietnam, 2009<br />

( www.vietnamembassy-usa.org )<br />

Gesichtet: 1. September 2009<br />

ESRI- Environmental Systems Research Institute:<br />

Map of Indonesia, 2008 ( http://www.esri.com/ )<br />

Gesichtet: 1. September 2009<br />

EVN <strong>–</strong> Electricity of Vietnam:<br />

Electricity & Energy Industry News, Article,<br />

January 2008<br />

( htto://www.vfabric.com/Vietnews/e.htm )<br />

Gesichtet: 1. September 2009<br />

EVN:<br />

Vietnam Electricity, Sept 2008 (http://www.investinvietnam.vn/Default.aspx?ctl=Article&tID=7&pID=323<br />

&aID=529) Gesichtet: 1. September 2009<br />

France diplomatie:<br />

Framework partnership document France -<br />

Vietnam (2006-2010), 2008<br />

(http://www.diplomatie.gouv.fr/en/country-files_156/<br />

vietnam_718/france-and-vietnam_5884/cultural-scientific-and-technical-cooperation_6083/framework-partnership-document-france-vietnam-2006-2010_11777.<br />

html) Gesichtet: 1. September 2009


Freshfields Bruckhaus Deringer:<br />

Vietnam New electricity Law, 2005<br />

( http://www.mekongsources.com/doc/Briefing%20<br />

on%20Vietnam%27s%20Electricity%20Law%202005.<br />

pdf ) Gesichtet: 1. September 2009<br />

GENI - Global Energy Network Institute:<br />

Electricity transmission grid of Indonesia, 2007<br />

http://www.geni.org/globalenergy/library/energyissues/vietnam/index.shtml)<br />

Gesichtet: 1. September<br />

2009<br />

Gtai, Vietnam CDM market, 2009<br />

( http://www.gtai.de/DE/Content/__Shared-<br />

Docs/Anlagen/PDF/CDM/cdm-markt-vietnamenglish,property=publicationFile.pdf<br />

?show=true)<br />

Gesichtet: 1. September 2009<br />

<strong>GTZ</strong> - Gesellschaft <strong>für</strong> Technische Zusammenarbeit:<br />

Vietnam Investment Review, July 2009 ( http://gtzwindenergy.org.vn/index.php?mact=News,cntnt01,det<br />

ail,0&cntnt01articleid=25&cntnt01detailtemplate=w<br />

ind%20energy%20in%20vietnam&cntnt01dateformat=<br />

(%25d%2F%25m)&cntnt01returnid=53 ) Gesichtet: 1.<br />

September 2009<br />

Harvard Kennedy School:<br />

Case study Vietnam Electrcity, 2008<br />

( http://www.fetp.edu.vn/exed/2008/HaNoi/Docs/<br />

Readings/Day%202-1-Vietnam%20Electricity%20Case-<br />

E.pdf ) Gesichtet: 1. September 2009<br />

IEA <strong>–</strong> International Energy Agency:<br />

Beyond the OECD <strong>–</strong> Vietnam, 2006 ( http://www.iea.<br />

org/Textbase/country/n_country.asp?COUNTRY_<br />

CODE=VN ) Gesichtet: 1. September 2009<br />

IMF-International Monetary Found:<br />

Report for Selected Countries and Subjects: Vietnam,<br />

2009 ( http://www.imf.org/ ) Gesichtet: 1. September<br />

2009<br />

VIETNAM |<br />

374<br />

Khanh Q. Nguyen:<br />

Impacts of a rise in electricity tariff on prices of other<br />

products in Vietnam 2008 ( http://www.viet-studies.<br />

info/kinhte/Electricity_tariif_VN.pdf ) Gesichtet: 1.<br />

September 2009<br />

Khanh, P:<br />

Power Safety in Vietnam, 2007.<br />

(ts.nist.gov/Standards/Global/upload/khanh.doc)<br />

Gesichtet: 1. September 2009<br />

MOIT - Ministry of Industry and<br />

Trade Viet Nam - Vu Van Thai:<br />

Meeting rapid electricity demand growth,<br />

September 2008<br />

( http://www.mrcmekong.org/download/programmes/hydropower/presentations/2.4%20F.VVThai%20<br />

Presentation%20at%20Consultation%20on%20<br />

MRC%27s%20Hydropower%20Programme%20<br />

Lao%2025-26Sept.08.pdf ) Gesichtet: 1. September<br />

2009<br />

MOIT - Ministry of Industry and Trade Viet Nam:<br />

Strategy and Masterplan for Renewable Energy Development<br />

of Vietnam for the period up to the year 2015,<br />

with outlook to 2025, October 2008<br />

Nguyen: Energy Policy 35, 2007, pg 1411<br />

Nhat Lam (Reuters):<br />

Vietnam 2008 power demand seen 16 pct <strong>–</strong> EVN,<br />

Article, Feb 2008<br />

( http://uk.reuters.com )<br />

Gesichtet: 1. September 2009<br />

Omoteyama S. IEEJ:<br />

Vietnam Energy report 2009 (http://eneken.ieej.or.jp/<br />

data/2588.pdf ) Gesichtet: 1. September 2009<br />

Quang, Truong Nhat: BOT Project Financing in<br />

Vietnam, Asia Law, 2003 (http://www.ykvn-law.com/<br />

publications/botprojectfinancing.pdf ), Gesichtet: 1.<br />

September 2009


Quyen N.H.:<br />

Chapter 13 - Renewable energy for rural areas:<br />

Viet Nam 2003<br />

RERD <strong>–</strong> Center for Renewable Energy and Rural<br />

Development and Institute of Energy:<br />

PROJECT Delta PRO RES; WORKSHOP IN<br />

PHNOM PENH, October 2006 (http://ftpnrj.free.<br />

fr/pdf_deltaprores/13_VIETNAM.pdf ) Gesichtet: 1.<br />

September 2009<br />

RECIPES <strong>–</strong> Renewable Energy in emerging and developing<br />

countries: Country energy information <strong>–</strong> Vietnam,<br />

Sept 2006<br />

REEEP - The Renewable Energy & Energy<br />

Efficiency Partnership:<br />

Policy DB Details: Vietnam, 2009 (http://www.reeep.<br />

org/index.php?id=9353&text=policy-database&special<br />

=viewitem&cid=39) Gesichtet: 1. September 2009<br />

UNDP Risø :<br />

CDM pipeline overview, Last visited 16/08/2009<br />

(http://uneprisoe.org/)<br />

Gesichtet: 1. September 2009<br />

UPI Asia - Energy Resources Vietnam’s high wind power<br />

potential, Article, July 2009<br />

( http://www.upiasia.com/Energy_Resources/2009/07/30/Vietnams-high-wind-power-potential/<br />

UPI-52881248999620/)<br />

Gesichtet: 1. September 2009<br />

USAID:<br />

Vietnam country report, 2007<br />

(http://usaid.eco-asia.org/programs/cdcp/reports/<br />

Ideas-to-Action/annexes/Annex%206_Vietnam.pdf )<br />

Gesichtet: 1. September 2009<br />

U.S. Commercial Service:<br />

Market Brief <strong>–</strong> Vietnam, 2006<br />

(http://www.nema.org/gov/trade/briefs/vtnmpowergen.pdf<br />

) Gesichtet: 1. September 2009<br />

VIETNAM |<br />

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U.S. Department of State:<br />

Background Note - Vietnam, 2009<br />

(http://www.state.gov/r/pa/ei/bgn/4130.htm)<br />

Gesichtet: 1. September 2009<br />

Van Tien Hung <strong>–</strong> WB:<br />

VIETNAM RURAL ELECTRIFICATION PRO-<br />

GRAM, workshop, June 2009 (http://www.fema-africa.<br />

net/attachments/101_3.1%20Hung%20Van%20Tien-<br />

Vietnam-Rural%20Electrification.pdf ) Gesichtet: 1.<br />

September 2009<br />

VietNamNet Bridge:<br />

Wind power industry in Vietnam, article, July 2009<br />

(http://english.vietnamnet.vn/<br />

reports/2009/07/860926/) Gesichtet: 1. September<br />

2009<br />

VietNamNet/VnMedia:<br />

Highest retail electricity price raised to VND3,100/<br />

kwh, March 2009 (http://www.lookatvietnam.<br />

com/2009/02/highest-retail-electricity-price-raised-tovnd3100kwh.html)<br />

Gesichtet: 1. September 2009<br />

Vn business news:<br />

EVN purchases 2.2 billion kWh of power from China,<br />

article, August 2009<br />

(http://www.vnbusinessnews.com/2009/08/evnpurchases-22-billion-kwh-of-power.html)<br />

Gesichtet: 1.<br />

September 2009<br />

VNA:<br />

EVN reports high revenues, dropping profits, 2008<br />

(http://english.vietnamnet.vn/biz/2008/01/763885/)<br />

Gesichtet: 1. September 2009<br />

VOVNews:<br />

Vietnam’s first wind power plant to operate soon.<br />

Article, 2009<br />

(http://english.vovnews.vn/Home/Vietnams-firstwind-power-plant-to-operate-soon/20097/105875.vov)<br />

Gesichtet: 1. September 2009


Vu Van Thai, 2006:<br />

Viet Nam Energy Policy: Energy Investment and<br />

Climate Change (http://www.unescap.org/esd/environment/climatechange/documents/Session%205/<br />

Mr.%20.ai_Viet%20Nam.pdf ) Gesichtet: 1. September<br />

2009<br />

WWEA - World Wind Energy Association:<br />

Wind Energy International - Country report 2009,<br />

Indonesia. (http://www.wwindea.org/home/index.php)<br />

Gesichtet: 1. September 2009<br />

World Bank: Country Brief, 2008<br />

(http://web.worldbank.org/WBSITE/EXTERNAL/<br />

COUNTRIES/EASTASIAPACIFICEXT/VIET<br />

NAMEXTN/0,,contentMDK:20212080~menuPK<br />

:387573~pagePK:1497618~piPK:217854~theSit<br />

ePK:387565,00.html ) Gesichtet: 1. September 2009<br />

Xuan Thanh Nguyen, FETP, Case Study- ELECTRI-<br />

CITY POWER TRA<strong>DIN</strong>G COMPANY (SINGLE<br />

BUYsER), workshop, 2008<br />

(http://www.fetp.edu.vn/exed/2008/HaNoi/Docs/<br />

Readings/Day%202-2-Single%20Buyer-Case-E.pdf )<br />

Gesichtet: 1. September 2009<br />

VIETNAM |<br />

376


Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong><br />

Technische Zusammenarbeit (<strong>GTZ</strong>) GmbH<br />

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