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Ein Brauertraum Die Ratsherrn Brauerei

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<strong>Ein</strong>en solchen <strong>Brauerei</strong>neubau hat Deutschland schon seit Jahren nicht mehr gesehen.<br />

Keine Millionen-<strong>Brauerei</strong>, aber auch keine Gasthaus-<strong>Brauerei</strong>. Vielmehr: <strong>Ein</strong>e Craft-<strong>Brauerei</strong><br />

– eine Handwerksbrauerei mit 50 000 Hektolitern Jahreskapazität. Dazu noch das Remake<br />

einer ehedem bekannten und beliebten Marke. <strong>Die</strong> neue <strong>Ratsherrn</strong> <strong>Brauerei</strong> öffnete im<br />

Frühsommer 2012 im Herzen Hamburgs ihre Tore. Mit einem sehr eigenen Konzept,<br />

das Bierbrauen in den absoluten Mittelpunkt stellt, dabei gleichzeitig Biertrinken und<br />

Essen als Kultur zelebriert. <strong>Die</strong> Technik kommt als Turnkey-Auftrag von Krones,<br />

einschließlich des ersten CombiCube B-Sudhauses in Deutschland.<br />

Rund zehn Millionen Euro Investitionssumme<br />

und zwei Jahre Umbauzeit<br />

bedurfte es, das denkmalgeschützte<br />

Ensemble in den früheren<br />

Viehhallen des Hamburger Schlachthofs<br />

mitten im Schanzenviertel neu<br />

zu gestalten. Das hat sich gelohnt.<br />

Entstanden ist ein wahres Schmuckstück<br />

einer <strong>Brauerei</strong>, gespickt mit<br />

modernster Technik, eine gläserne<br />

Braumanufaktur. Und ein ausgezeichnetes<br />

Bier.<br />

Hinter der Umsetzung steht die Nordmann-Gruppe,<br />

einer der größten Getränkefachgroßhändler<br />

Deutschlands<br />

mit rund 4,2 Mio. hl Umschlag und<br />

1 400 Mitarbeitern. Oliver Nordmann,<br />

einer der drei Nordmann-Brüder, war<br />

der Visionär für diesen Neubau und<br />

ist gleichzeitig einer der Geschäftsführer.<br />

10 · BRAUINDUSTRIE 12/2012<br />

<strong>Ein</strong> <strong>Brauertraum</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>Ratsherrn</strong> <strong>Brauerei</strong> – „Just Craft. Real Taste“<br />

Mit diesen drei Craft-Beer-Sorten geht<br />

die <strong>Brauerei</strong> zunächst an den Markt.<br />

Das bereits etablierte Pilsener wurde<br />

in der Flaschenausstattung angepasst.<br />

Insgesamt 4 500 m 2 stehen der <strong>Brauerei</strong> zur Verfügung, auf denen sich denkmalgeschützte<br />

Architektur aus Ziegelsteinbau und Shed-Dächern harmonisch und<br />

gekonnt mit modernen Bauelementen verbindet.<br />

Just Craft<br />

Den Begriff „Craft“ hat sich die<br />

<strong>Brauerei</strong> zum Motto genommen und<br />

buchstäblich aufs Etikett geschrieben:<br />

„Just Craft. Real Taste.“ „<strong>Ein</strong>fach<br />

handwerklich. Echter Geschmack.“<br />

Hinter dem Craft-Beer-Gedanken<br />

steht die gleichnamige Bewegung,<br />

die in den 80er Jahren in den USA<br />

ihren Anfang nahm und nun auch in<br />

Europa ankommt. Wieder ankommt,<br />

müsste man richtigerweise sagen,<br />

denn der Ursprung des handwerklichen<br />

Bierbrauens liegt natürlich in<br />

Europa.<br />

<strong>Die</strong> frischen Ideen, der Hang zum<br />

frechen Ausprobieren neuer Geschmacksrichtungen,<br />

die Wiederentdeckung<br />

der Hopfen- und Malzvielfalt,<br />

die regionale Verwurzelung und<br />

Orientierung, die kommt derzeit zunehmend<br />

von jenseits des großen<br />

Teichs. <strong>Die</strong> <strong>Brauerei</strong> sieht sich mit<br />

dem Neubau durchaus in einer Vorreiterrolle<br />

für den Aufbau dieser Craft-<br />

Beer-Bewegung in Norddeutschland,<br />

wenn nicht sogar in ganz Deutschland.<br />

Oliver Nordmann engagierte für sein<br />

Unternehmen ausgewiesene Fachleute.<br />

Als zweiten Geschäftsführer<br />

Wolfgang Speth, den früheren Chef<br />

des Friesischen Brauhauses zu Jever,<br />

als leitenden Braumeister Thomas<br />

Kunst, vorher zweiter Braumeister<br />

bei der Beck’s <strong>Brauerei</strong> in Bremen<br />

und national verantwortlich für die<br />

Matthias Pohl<br />

Krones AG, Freising


Qualitätssicherung der deutschen<br />

InBev-Standorte, und schließlich als<br />

Braumeister den jungen Diplom-<br />

Braumeister Philip Bollhorn, der sich<br />

erste Sporen in einer russischen<br />

<strong>Brauerei</strong> verdient hatte sowie als<br />

Brauer Nils Timmann.<br />

Für alle Beteiligten ging mit der Manufaktur<br />

ein <strong>Brauertraum</strong> in Erfüllung.<br />

<strong>Die</strong> Braumeister können sich auf<br />

die Ursprünge des Brauhandwerks<br />

besinnen, traditionelle Rezepturen<br />

mit außergewöhnlichen Geschmacksideen<br />

kombinieren und einmalige<br />

Biere erschaffen.<br />

Pale Ale und Rotbier<br />

Hauptmarke ist natürlich das Pilsener,<br />

ein untergäriges Bier mit 11,3<br />

Prozent Stammwürze, 4,9 Volumen-<br />

Prozent Alkohol und 32 Bittereinheiten,<br />

das Thomas Kunst so beschreibt:<br />

„Ich finde hochvergorene<br />

Biere nicht so spannend, sie<br />

schmecken etwas leer und dann<br />

kommt die Keule in Form von Hopfen.<br />

Das ist nicht so erquickend, das<br />

muss ein bisschen mehr sein. Unsere<br />

Biere dürfen ruhig bitter sein, das<br />

darf aber nicht im Vordergrund stehen,<br />

man muss auch noch etwas<br />

vom Aroma mitnehmen können. Für<br />

das Pils setzen wir vier verschiedene<br />

Hopfensorten ein. Wir wollen einen<br />

schlanken, eleganten Körper, spritzig,<br />

rezent, mit einem fast unbewussten<br />

Hauch von Zitrone, das gibt ein Gefühl<br />

von Frische.“<br />

Zur Eröffnung braute Kunst, der mit<br />

seinen beiden Brauern zu dritt die<br />

gesamte <strong>Brauerei</strong> betreibt, zwei weitere,<br />

ganz spezielle Biere ein. Das<br />

obergärige Pale Ale mit besonders<br />

malzigem und an trockene Beeren<br />

und Zitrusfrüchte erinnerndem Aroma,<br />

fast orangener Farbe, 5,6 Volumen-<br />

Prozent Alkohol und 13,7 Prozent<br />

Stammwürze. Seine umwerfende<br />

Hopfennote mit 45 Bittereinheiten<br />

erhält das Ale mit nicht weniger als<br />

fünf Hopfengaben von Hallertauer<br />

Hopfensorten und dem hocharomatischen<br />

kalifornischen Cascade.<br />

Für das zweite Spezialbier, das Rotbier,<br />

verwendet er eine Malzmischung<br />

aus fünf verschiedenen Malzen,<br />

darunter spezielle Karamellmalze<br />

sowie den Aromahopfen Saphir.<br />

Microbrewery<br />

und Degustationsraum<br />

Bei diesen drei Bieren wird es natürlich<br />

nicht bleiben, die Rezepturkiste<br />

im Kopf von Thomas Kunst ist noch<br />

Bedienebene des CombiCube<br />

prall gefüllt von neuen Ideen, auf die<br />

man gespannt sein darf. Auf alle Fälle<br />

steht auch ein Weißbier auf dem Programm.<br />

Gelegenheit dazu wird es<br />

auch in einer kleinen „Microbrewery“<br />

mit Fünf-Hektoliter-Sudwerk geben,<br />

die noch zusätzlich installiert wird.<br />

Damit sollen besondere, limitierte<br />

Biersorten gebraut werden. Außerdem<br />

haben Gäste und Kunden die<br />

einmalige Möglichkeit, unter Anleitung<br />

der Braumeister ihr eigenes Bier<br />

nach ganz persönlichen Geschmacksvorstellungen<br />

zu brauen.<br />

In einem Degustationsraum direkt<br />

neben dem „großen“ Sudhaus will<br />

die <strong>Brauerei</strong> ferner Bierverkostungen<br />

und -schulungen für kleine Gruppen<br />

anbieten. Dazu hat Thomas Kunst<br />

zusätzlich eine Ausbildung als Biersommelier<br />

absolviert. „Wir wollen gemeinsam<br />

mit Patrick Rüther, der<br />

rechten Hand von Tim Mälzer, ‚Foodpairing‘<br />

betreiben, also das passende<br />

Bier zum Essen servieren, ein Bier-<br />

Kulinarium mit vielen kleinen Gängen<br />

zelebrieren“, schwärmt Thomas Kunst.<br />

In einem separaten Shop können<br />

Bierspezialitäten der <strong>Brauerei</strong> – aber<br />

auch von befreundeten <strong>Brauerei</strong>en –<br />

als Mitnahmeartikel erworben werden.<br />

Craft Beer Tavern, Shop<br />

und Events für weltoffene<br />

Genussmenschen<br />

Direkt neben der Braumanufaktur befindet<br />

sich auf 705 m2 das Braugasthaus<br />

„Craft Beer Tavern“. Es fasst im<br />

Gastraum rund 140 Plätze und weitere<br />

Sitzgelegenheiten im Biergarten<br />

mit frisch gepflanzten Kastanienbäumen.<br />

<strong>Die</strong> „Craft Beer Tavern“ bietet<br />

eine große Auswahl an hauseigenen<br />

und ausgesuchten Bierspezialitäten<br />

befreundeter Craft-Beer-<strong>Brauerei</strong>en.<br />

10 bis 20 verschiedene Biere will die<br />

<strong>Brauerei</strong> ständig am Hahn haben.<br />

Hierzu werden regionale, sehr bieraffine<br />

Speisen angeboten, die ideal<br />

zum Geschmack des jeweiligen Bieres<br />

BRAUINDUSTRIE 12/2012 · 11


Gär- und Lagerkeller bestehen<br />

aus 14 zylindrokonischen Tanks<br />

à 300 Hektoliter, davon zwei<br />

als Kombi-Drucktanks.<br />

passen. Im <strong>Brauerei</strong>hof finden außerdem<br />

verschiedene Events statt, wie<br />

zum Beispiel „Public Brewing“ zur<br />

Fußball-Europameisterschaft oder das<br />

erste deutsche Craft-Beer-Festival<br />

im September 2012, das erste Treffen<br />

der noch jungen, deutschen Craft-<br />

Beer-Szene.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Ratsherrn</strong> <strong>Brauerei</strong> GmbH vertreibt<br />

ihre Craft-Beer-Sorten überwiegend<br />

auf dem norddeutschen Markt.<br />

Bislang wird das Pilsener in 150<br />

Hotel- und Gaststättenbetrieben sowie<br />

in 650 Geschäften des Lebens-<br />

Für die Wasseraufbereitung nutzt die <strong>Brauerei</strong> eine Umkehrosmose-Anlage.<br />

12 · BRAUINDUSTRIE 12/2012<br />

mitteleinzelhandels und in Getränkeabholmärkten<br />

verkauft und richtet<br />

sich an die „weltoffenen Genussmenschen“,<br />

wie es Thomas Kunst<br />

formuliert. In den Handel kommen<br />

die Biere außer in 24er-Kästen in den<br />

Logipack-Sechserträgern. Später sind<br />

auch Viererträger geplant. Alle drei<br />

Sorten sowie das geplante Weißbier<br />

haben eine teilweise jahrhundertealte<br />

Verbindung zur hamburgischen Brautradition.<br />

Umkehrosmose-Anlage<br />

zur Wasseraufbereitung<br />

Insgesamt 4 500 m 2 stehen der<br />

<strong>Brauerei</strong> zur Verfügung. Krones plante,<br />

lieferte und installierte die komplette<br />

Technik der <strong>Brauerei</strong> einschließlich<br />

der Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffversorgung.<br />

Dazu zählt die Druckluftherstellung<br />

mit nur einem Kompressor<br />

und zusätzlichem Luftspeicher für<br />

alle Anlagen ebenso wie die Ammoniak-Kälteanlage<br />

mit zwei Verdichtern,<br />

die im Sekundärkreislauf Glykol<br />

nutzt, und die Dampfversorgung.<br />

<strong>Ein</strong> Neutralisationsbecken sorgt dafür,<br />

dass das Abwasser die Braumanufaktur<br />

wie vorgeschrieben mit neutralem<br />

pH-Wert und niedriger Temperatur<br />

verlässt. Alle diese Aggregate<br />

ließ das Neutraublinger Unternehmen<br />

zuliefern. Für die Wasseraufbereitung<br />

nutzt die <strong>Brauerei</strong> dagegen die<br />

Umkehrosmose-Anlage Hydroclassic<br />

Compact. <strong>Die</strong> <strong>Brauerei</strong> verfügt über<br />

keinen eigenen Tiefbrunnen, sondern<br />

verwendet Stadtwasser, das<br />

aus unterschiedlichen Quellen kom-<br />

men kann, in der Regel aus der Nordheide.<br />

Thomas Kunst: „<strong>Die</strong> Hydroclassic<br />

stellt sich automatisch auf die<br />

verschiedenen Wasserqualitäten ein,<br />

die läuft wie ein Uhrwerk.“ Zur Qualitätssicherung<br />

können die Brauer ein<br />

eigenes Labor nutzen, das mit feinsten<br />

Analysegeräten bestückt ist.<br />

<strong>Die</strong> Anlage ist eine vorgefertigte <strong>Ein</strong>heit,<br />

die Membrantechnik nach dem<br />

Prinzip der Umkehrosmose nutzt. <strong>Die</strong><br />

Permeat-Leistung beträgt 5m3 pro<br />

Stunde. Wegen der unterschiedlichen<br />

Rohwässer wurde die Anlage<br />

mit Zusatzeinrichtungen zum exakten<br />

Verschnitt ausgestattet, zum Beispiel<br />

mit einem On-line-Analyseautomaten<br />

zur Überwachung der Gesamt-<br />

oder Karbonathärte. <strong>Die</strong> Anlage<br />

kann so aus vier verschiedenen<br />

Rohwässern ein Brauwasser mit<br />

gleichbleibender Qualität und konstanter<br />

Karbonathärte ohne Bedienerinteraktion<br />

produzieren<br />

Variantenreichtum<br />

im Sudhaus<br />

Der eigentliche Brauprozess beginnt<br />

mit der Malzannahme im Silo bzw.<br />

Sondermalzen in Bags. Im Malzraum<br />

steht auch die Variomill Nass-Schrotmühle,<br />

„die sich automatisch an die<br />

entsprechenden Malzqualitäten anpasst“,<br />

kommentiert Thomas Kunst.<br />

Im Sudhaus entschied sich die<br />

<strong>Brauerei</strong> für einen CombiCube B, den<br />

ersten in einer deutschen <strong>Brauerei</strong>.<br />

„Von diesem Konzept war ich von<br />

Anfang an sehr angetan, weil darin<br />

auf einfache Art und Weise hohes<br />

technologisches Know-how verbaut<br />

ist“, bekennt Kunst. „<strong>Ein</strong>zige Herausforderung<br />

war, dass die einzelnen<br />

Gefäße als Modulbauweise normalerweise<br />

in einer Rahmenkonstruktion<br />

stehen und dafür hatten wir keinen<br />

Platz, weil wir keinen Keller haben.<br />

Der Anlagenbauer nahm die Gefäße<br />

dann aus den Stahlrahmen heraus<br />

und so haben wir ein wunderschönes,<br />

hochglanzpoliertes Schausudhaus<br />

mit 50 hl Ausschlagwürze, ausgelegt<br />

für 10 Sude pro Tag.“<br />

Der CombiCube B besteht bei der<br />

<strong>Brauerei</strong> aus Maischebottich, Läuterbottich,<br />

Würzepfanne und Whirlpool<br />

mit je einem Durchmesser von 2,5 m.<br />

„Das macht uns sehr flexibel, weil<br />

wir Spezialbiere brauen, Teilmaischen<br />

ziehen oder den Läuterbottich auch<br />

als Maischbottich benutzen können.“<br />

Das Sudhaus ist mit einem Pfannendunstkondensator<br />

mit Energiespeicher<br />

zur Läuterwürze-Erwärmung ausgestattet.


„Was ich bei dem Kochsystem<br />

schätze, ist, dass es weder Innennoch<br />

Außenkocher, sondern eine Zargenheizung<br />

hat – eine gelungene Mischung<br />

aus Stromboli und Triton –<br />

und über ein Rührwerk verfügt. Der<br />

Kocheffekt entsteht ja an der Oberfläche<br />

der aufsteigenden Blasen. Je<br />

länger diese in Schwebe gehalten<br />

werden können, umso größer ist der<br />

Kocheffekt. Durch die Rotation der<br />

Würze wird der Effekt verstärkt. Mit<br />

dem Stromboli-Schirm lassen sich<br />

technologische Varianten hinsichtlich<br />

der Ausdampfraten durchführen. Mit<br />

diesem Variantenreichtum im Sudhaus<br />

sind wir sehr glücklich“, erklärt<br />

Thomas Kunst.<br />

„Braueraltar“<br />

Auf seinen besonderen Wunsch wurde<br />

ein „Braueraltar“ in Form von drei<br />

Hopfengabegefäßen vor das Sudwerk<br />

gebaut. „Dann sieht man vom<br />

Biergarten aus, dass etwas passiert.<br />

Der Brauer füllt dreimal zu unterschiedlichen<br />

Zeiten den Hopfen ein,<br />

da regt sich was.“<br />

Zusätzlich erhielt die <strong>Brauerei</strong> zwei<br />

Sauergut-Behälter, mit denen beispielsweise<br />

zukünftig die Möglichkeit<br />

besteht, das nur mit eigenem Fruchtzucker<br />

und Milchsäure fermentierte<br />

Erfrischungsgetränk „bios“ zu produzieren,<br />

eine Eigenmarke der Nordmann-Gruppe.<br />

Steuerung über iPad<br />

Für die Produktion der maximalen<br />

Jahresleistung von 50 000 hl genügen<br />

vier Sude pro Tag an fünf Tagen in<br />

der Woche. Theoretisch möglich sind<br />

bis zu zehn Sude pro Tag. „Das Sudhaus<br />

läuft um 3.00 Uhr morgens automatisch<br />

an, der erste Brauer dosiert<br />

dann später die Hopfengabe, das<br />

spart uns Arbeitszeit. <strong>Die</strong> Botec-<br />

Steuerung bedienen wir über iPads.<br />

Das ist, glaube ich, ein Novum in der<br />

Branche. Dazu haben wir einfach<br />

mehrere WLAN-Access-Points in der<br />

<strong>Brauerei</strong> installiert.“ In der Peripherie<br />

des Sudhauses sind Tanks für Heißwasser,<br />

Kaltwasser, entgastes Wasser,<br />

Eiswasser und der Energiespeicher<br />

sowie eine zentrale CIP-Anlage aufgestellt.<br />

Gär- und Lagerkeller mit Paneel- und<br />

Schwenkbogen-Technik bestehen aus<br />

14 Tanks à 300 Hektoliter, davon zwei<br />

als Kombi-Drucktanks für die Aufnahme<br />

von Bier aus Tankwagen oder<br />

naturbelassenen Bieren. <strong>Die</strong> Tanks<br />

sind auf 2 bar Druck ausgelegt, also<br />

<strong>Brauertraum</strong> für Brauerteam: (v.l.) Brauer Nils Timmann, leitender Braumeister<br />

Thomas Kunst, Braumeister Philip Bollhorn<br />

auch flexibel einsetzbar für obergäriges<br />

Bier. Zwei weitere, kleinere Tanks<br />

mit je 55 hl dienen der Aufnahme<br />

kleinerer Biersorten.<br />

„Es gibt eigentlich fast nichts, was<br />

wir nicht machen können“, ist der<br />

Betriebsleiter begeistert. Auch die<br />

Ventile aus der EvoGuard-Baureihe<br />

wurden durchgängig verbaut. Dazu<br />

kommen vier Drucktanks mit Klöpperboden<br />

à 93 Hektoliter für die Bereitstellung<br />

zur Abfüllung sowie die<br />

Hefepropagation.<br />

Filtration mit Separator<br />

und Kerzenfilter<br />

<strong>Die</strong> Filtration besteht aus Separator<br />

und Steinecker TFS Kerzenfilter.<br />

„Den Luxus des Separators haben<br />

wir uns geleistet. Zum einen können<br />

wir damit die Standzeiten des Filters<br />

erhöhen. Wir können aber auch nur<br />

über den Separator fahren und so ein<br />

naturbelassenes Bier produzieren,<br />

bei dem wir lediglich die Hefe herausholen,<br />

wie zum Beispiel das Pale<br />

Ale. Zum TFS-System muss ich<br />

sagen, dass ich eigentlich ein<br />

Verfechter von Horizontalfiltern bin.<br />

<strong>Die</strong> TFS-Technologie hat jedoch die<br />

Nachteile eines klassischen Kerzenfilters<br />

durch das Zweistromprinzip<br />

eliminiert.“<br />

Für eine Flaschenabfüllung war allerdings<br />

kein Platz. Deshalb werden die<br />

Flaschen bei der Friedrich Lütvogt<br />

GmbH & Co. abgefüllt und mit sehr ansprechenden,<br />

einfachen und schlichten<br />

Etiketten aus Recyclingpapier etikettiert.<br />

Dagegen füllt die <strong>Brauerei</strong><br />

die Kegs selbst auf einer Anlage<br />

mit einer Leistung von 50 Kegs pro<br />

Stunde, derzeit etwa zwei Drittel in<br />

Kegs und ein Drittel in Flaschen.<br />

Den ersten Sud Pilsner braute Thomas<br />

Kunst am 13. März 2012 ein.<br />

Der Stichtag für eine neue Craft-<br />

Beer-Bewegung in Deutschland?! <br />

BRAUINDUSTRIE 12/2012 · 13

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