Gut gemacht N°07 2012 Essay - Kaufmännische Verband Zürich
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TippS Zum LEHrbEGiNN<br />
Nun ist es wieder soweit: ein neues Lehrjahr<br />
hat angefangen. für die meisten ist das nichts<br />
Spezielles, aber für über 10‘000 Lernende in der<br />
ganzen Schweiz ist es der anfang eines neuen<br />
Lebensabschnittes.<br />
Von Thierry Haldemann<br />
Die Umstellung vom Schüler zum KV-Lernenden<br />
ist für Manche ziemlich tricky. Ich selbst hatte die<br />
ersten Wochen Dauerkopfschmerzen gebucht. Eine<br />
Flut von Informationen, neuen Gesichtern und<br />
anderen Regeln kommen da auf einen zu. Auch<br />
wenn es vielleicht zu Beginn nicht so scheint, man<br />
gewöhnt sich daran. Die grösste Herausforderung<br />
war für mich, mir die vielen neuen Namen merken<br />
zu können. Um mir diese einzuprägen, habe ich etwa<br />
zwei Monate gebraucht. Damit das etwas schneller<br />
geht, empfehle ich euch, eher mit den Gesichtern<br />
und weniger mit den Namen zu arbeiten. Falls einer<br />
eurer neuen Lehrpersonen euren Namen nicht gleich<br />
weiss, wundert euch nicht. Die Lehrpersonen haben<br />
zum Teil über 200 Lernende, welche sie unterrichten.<br />
Auch in der Berufsfachschule kann man nicht<br />
tun und lassen, was man will. Die sogenannten<br />
«Einträge» aus der Sekundarschule gibt es zwar nicht<br />
mehr, dafür aber weisse, gelbe oder rote Zettel. So<br />
seltsam es auch klingen mag, die haben es in sich.<br />
Vermeiden solltet ihr sie alle, aber insbesondere die<br />
zwei letzteren. Beim gelben Zettel wird immerhin<br />
euer Lehrbetrieb informiert und beim roten müsst ihr<br />
dann auch noch ziemlich tief in die Tasche greifen. Es<br />
lohnt sich daher nicht, mit Lehrpersonen zu streiten<br />
oder sich Schuleigentum langfristig auszuborgen.<br />
Neu werdet ihr auch nicht mehr sehr viele Prüfungen<br />
haben. Viele Lehrpersonen beschränken sich pro<br />
Semester auf drei oder vier Prüfungen, schlechte<br />
Noten können so allerdings auch nicht auf die leichte<br />
Schulter genommen werden. Bei sechs oder mehr<br />
Prüfungen wie früher pro Fach hatte man genug<br />
Gelegenheit, die eine oder andere schlechte Note zu<br />
korrigieren. Ich spreche da aus Erfahrung, da meine<br />
Französisch-Note so ziemlich einer Achterbahn glich.<br />
Mein Tipp daher, fragt eure Lehrperson unbedingt,<br />
wieviele Prüfungen sie in freudiger Erwartung für<br />
euch vorbereitet hat. Der grösste Unterschied zur<br />
Sekundarschule ist jedoch, dass man weder in der<br />
Schule, noch im Lehrbetrieb als Teenager behandelt<br />
wird, sondern als junger Erwachsener. Plötzlich ein<br />
«Sie» und nicht mehr ein «Du» zu sein kommt einem<br />
zu Beginn ziemlich seltsam vor.<br />
Mit dem «Sie» kommen auch gewisse Erwartungen,<br />
was euer Auftreten betrifft. Das beinhaltet nicht nur<br />
eventuell einen etwas angemesseneren Kleidungstil,<br />
sondern auch bestimmte Umgangsformen. Ein<br />
Klassiker sind beispielsweise Kopfhörer im Ohr<br />
während der Arbeit. In den meisten Fällen ein<br />
ziemliches «No go», denn damit wird signalisiert,<br />
dass man nicht gestört werden will oder dass das<br />
Umfeld stört. Viele Lehrbetriebe haben bereits<br />
dazu Regeln erstellt. Falls diese euch nicht direkt<br />
mitgeteilt werden, empfiehlt es sich unbedingt<br />
danach zu fragen. Sollte es keine geben, bietet<br />
der <strong>Kaufmännische</strong> <strong>Verband</strong> gute Merkblätter<br />
und Infoschriften zum Thema Umgangsformen im<br />
Lehrbetrieb. Ich empfehle allgemein, einmal einen<br />
Blick darauf zu werfen, wir treten schliesslich alle<br />
höchst ungern in die vielen Fettnäpfchen, die das<br />
Leben so auf Lager hat.<br />
Meine wichtigsten Tipps für euch nach meinen<br />
drei Lehrjahren: Lasst euch nicht unterkriegen!<br />
Schämt euch nicht, falls ihr mal einen Fehler macht,<br />
schliesslich gehört das zum Lernen dazu. Freut euch,<br />
wenn ihr eine gute Leistung vollbringt, aber versucht<br />
bescheiden zu bleiben. Setzt<br />
euch realistische Ziele, das<br />
hilft, am Ball zu bleiben,<br />
selbst wenn die Motivation<br />
mal im Keller sein sollte.<br />
Stellt Fragen – wer viel fragt,<br />
ist nicht dumm, sondern<br />
bemüht. Vor allem vergesst<br />
nicht, Spass zu haben,<br />
der Ernst des Lebens<br />
hat nämlich in der<br />
Lehre auch noch<br />
nicht ganz<br />
angefangen. ◆<br />
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