Unterrichtsmaterial für die Tour de Müll (pdf, 2.5
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<strong>Tour</strong> <strong>de</strong> <strong>Müll</strong><br />
Wir haben was drauf <strong>für</strong> Schulen<br />
www.entsorgung-kommunal.<strong>de</strong><br />
<strong>Unterrichtsmaterial</strong>ien
Inhalt<br />
Einführung 3<br />
Die <strong>Tour</strong> <strong>de</strong> <strong>Müll</strong> - eine Übersicht 4<br />
Station 1:<br />
Die Bremer Sortierbetriebe 5<br />
Station 2:<br />
Die Grünabfallkompostierungsanlage 7<br />
Station 3:<br />
Die Bioabfallkomposierungsanlage 8<br />
Station 4:<br />
Das <strong>Müll</strong>heizwerk 10<br />
Station 5:<br />
Die Blockland<strong>de</strong>ponie 13<br />
Infoblatt 1:<br />
Meilensteine <strong>de</strong>r Abfallgeschichte 15<br />
Infoblatt 2:<br />
Abfallaufkommen in Bremen 18<br />
Infoblatt 3:<br />
Die Aufgabenverteilung in <strong>de</strong>r Abfallwirtschaft 20<br />
Arbeitsblatt 1, Grundschule<br />
Eine Geschichte zum Vorlesen 21<br />
Arbeitsblatt 2, Grundschule<br />
Ein Poster zur <strong>Tour</strong> <strong>de</strong> <strong>Müll</strong> 22<br />
Arbeitsblatt 3, Grundschule<br />
Wohin mit <strong>de</strong>m <strong>Müll</strong>? 23<br />
Arbeitsblatt 4, Grundschule und Sek I<br />
Ein Frühstück mit (und ohne) <strong>Müll</strong> 24<br />
Arbeitsblatt 5, Sek I<br />
Fragen zur <strong>Tour</strong> <strong>de</strong> <strong>Müll</strong> 25<br />
Arbeitsblatt 6, Sek I<br />
Der erste Umweltberuf? 26<br />
Arbeitsblatt 7, Sek I<br />
Präsentation <strong>de</strong>r <strong>Tour</strong> <strong>de</strong> <strong>Müll</strong> 27<br />
Arbeitsblatt 8a, Sek I<br />
Eine Umfrage zu Abfallthemen 28<br />
Arbeitsblatt 8b, Sek I<br />
Auswertung und Konsequenzen 29<br />
Arbeitsblatt 9, Sek I<br />
Abfallaufkommen in Bremen 30<br />
Arbeitsblatt 10a, Sek I<br />
Bestandsaufnahme <strong>de</strong>r schulischen<br />
Abfallsituation 31<br />
Arbeitsblatt 10b, Sek I<br />
Organisation und Auswertung <strong>de</strong>r Bestandsaufnahme 32<br />
Arbeitsblatt 11, Sek I<br />
Ein neues Zeitalter <strong>für</strong> <strong>die</strong> Abfallwirtschaft 33<br />
Herausgeber:<br />
Umweltbetrieb Bremen, Eigenbetrieb <strong>de</strong>r Stadtgemein<strong>de</strong> Bremen, Willy-Brand-Platz 7, 28215 Bremen<br />
Im Auftrag <strong>de</strong>s Senators <strong>für</strong> Umwelt, Bau, Verkehr und Europa<br />
<strong>Tour</strong> <strong>de</strong> <strong>Müll</strong><br />
2
Einführung<br />
Viele Schulkassen haben an <strong>de</strong>r <strong>Tour</strong> <strong>de</strong> <strong>Müll</strong> teilgenommen<br />
und dabei Einblicke in <strong>die</strong> Grundzüge <strong>de</strong>r<br />
Abfallwirtschaft in Bremen gewonnen. Die Grundschüler<br />
haben <strong>die</strong> dreistündige kleine <strong>Tour</strong> absolviert, <strong>die</strong> älteren<br />
haben auf einer längeren <strong>Tour</strong> fünf Entsorgungseinrichtungen<br />
besichtigt. Die meisten von ihnen - egal ob<br />
jung o<strong>de</strong>r älter – haben nach einer ersten vorsichtigen<br />
Annäherung („es stinkt“) sehr interessante Eindrücke<br />
erhalten und Spannen<strong>de</strong>s erlebt. Intensiver als es <strong>de</strong>r<br />
klassische Fachunterricht kann, wird auf <strong>die</strong>sen <strong>Tour</strong>en<br />
ein Sachwissen erzeugt und das Verständnis <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Belange <strong>de</strong>r Abfallwirtschaft geweckt. Dies wirkt sich am<br />
En<strong>de</strong> auch auf das persönliche Verhalten <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r und<br />
Jugendlichen aus. Der Umweltbetrieb Bremen legt mit<br />
<strong>die</strong>ser Broschüre ein <strong>Unterrichtsmaterial</strong> vor, das bei <strong>de</strong>r<br />
Vor- und Nachbereitung <strong>de</strong>r <strong>Tour</strong> eingesetzt wer<strong>de</strong>n<br />
kann.<br />
Das Material besteht aus drei Teilen. Nach einer<br />
kurzen Übersicht über <strong>die</strong> Stationen <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n <strong>Tour</strong>en<br />
wer<strong>de</strong>n <strong>die</strong> fünf besuchten Anlagen vorgestellt und<br />
beschrieben. Die Exkursionseindrücke wer<strong>de</strong>n hier in<br />
Wort und Bild noch einmal zusammenfassend dargestellt.<br />
Im zweiten Teil wer<strong>de</strong>n in Form von Infoblättern drei<br />
Aspekte <strong>de</strong>r bremischen Abfallgeschichte vertiefend<br />
behan<strong>de</strong>lt. Die Themen Abfallgeschichte, Abfallaufkommen<br />
und <strong>die</strong> Organisation <strong>de</strong>r Abfallentsorgung<br />
stehen dabei im Mittelpunkt.<br />
Schwerpunkt <strong>de</strong>r Broschüre ist <strong>de</strong>r dritte Teil. Hier<br />
wer<strong>de</strong>n Arbeitsblätter zur Nachbereitung <strong>de</strong>r <strong>Tour</strong> <strong>de</strong><br />
<strong>Müll</strong> angeboten. Während <strong>die</strong> bei<strong>de</strong>n ersten Teile <strong>für</strong><br />
Lehrkräfte und ältere Schüler (ab Klasse 7) konzipiert<br />
sind, wird bei <strong>de</strong>n Arbeitsblättern eine Differenzierung in<br />
<strong>die</strong> Zielgruppen Grundschule und Sekundarstufe I vorgenommen.<br />
So wird <strong>für</strong> <strong>die</strong> Nachbereitung <strong>de</strong>r <strong>Tour</strong> <strong>de</strong>n<br />
Grundschulen ein Arbeitsblatt zur Erstellung einer<br />
Posterpräsentation angeboten, während <strong>die</strong> Sekundarstufe<br />
I sich <strong>die</strong>ser Fragestellung in Form einer Power-<br />
Point-Präsentation widmet. Wenn nur wenig Zeit zur<br />
Verfügung steht, kann in <strong>de</strong>r Sekundarstufe I ein Arbeitsblatt<br />
mit Fragen zur <strong>Tour</strong> <strong>de</strong> <strong>Müll</strong> eingesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />
Zusätzliche Arbeitsblätter erschließen weitere Dimensionen<br />
<strong>de</strong>r Thematik. Unter an<strong>de</strong>rem wird auch ein Weg<br />
vorgeschlagen, sich mit <strong>de</strong>r schulischen Abfallsituation<br />
auseinan<strong>de</strong>rzusetzen. Dabei sollte allerdings ein größeres<br />
Zeitvolumen eingeplant wer<strong>de</strong>n.<br />
Der Umweltbetrieb Bremen wünscht allen<br />
Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern viel Spaß mit<br />
<strong>die</strong>ser Broschüre und interessante Einblicke in ein spannen<strong>de</strong>s<br />
Thema.<br />
Herausgeber:<br />
Umweltbetrieb Bremen, Eigenbetrieb <strong>de</strong>r Stadtgemein<strong>de</strong> Bremen, Willy-Brand-Platz 7, 28215 Bremen<br />
Im Auftrag <strong>de</strong>s Senators <strong>für</strong> Umwelt, Bau, Verkehr und Europa<br />
<strong>Tour</strong> <strong>de</strong> <strong>Müll</strong><br />
3
<strong>Tour</strong> <strong>de</strong> <strong>Müll</strong> - eine Übersicht<br />
Übersicht<br />
Die <strong>Tour</strong> <strong>de</strong> <strong>Müll</strong> bietet <strong>die</strong> Möglichkeit, <strong>die</strong><br />
Sortierung und Entsorgung von Abfällen anschaulich<br />
kennen zu lernen. In zwei Varianten zeigen <strong>die</strong> Bremer<br />
Entsorgungsbetriebe verschie<strong>de</strong>ne Entsorgungsanlagen.<br />
Alle Angebote können kostenlos von Bremer Schulen<br />
genutzt wer<strong>de</strong>n. Die Gruppen wer<strong>de</strong>n mit einem Bus<br />
abgeholt und wie<strong>de</strong>r zurück gefahren.<br />
Die kleine <strong>Tour</strong> <strong>de</strong> <strong>Müll</strong><br />
Bei <strong>de</strong>r 3-stündigen <strong>Tour</strong> wer<strong>de</strong>n das <strong>Müll</strong>heizkraftwerk,<br />
<strong>die</strong> Blockland<strong>de</strong>ponie und <strong>die</strong> Grünabfallkompostierungsanlage<br />
besichtigt. Diese <strong>Tour</strong> ist <strong>für</strong> Grundschulen<br />
vorgesehen.<br />
Sortierfraktionen<br />
Die grosse <strong>Tour</strong> <strong>de</strong> <strong>Müll</strong><br />
Bei <strong>de</strong>r 5-stündigen <strong>Tour</strong> stehen zusätzlich Biokompostierungsanlage<br />
und eine Sortieranlage <strong>für</strong> Gelbe<br />
Säcke auf <strong>de</strong>m Programm. Sie ist <strong>für</strong> <strong>die</strong> Sekundarstufen I<br />
und II konzipiert.<br />
Die Stationen<br />
Die erste Station <strong>de</strong>r großen <strong>Tour</strong> <strong>de</strong> <strong>Müll</strong> ist <strong>die</strong><br />
Anlage <strong>de</strong>r Bremer Sortierbetriebe im Industriehafen.<br />
Hier lan<strong>de</strong>n <strong>die</strong> Gelben Säcke aus Bremen und Teilen <strong>de</strong>r<br />
Region. Die Inhalte wer<strong>de</strong>n in einer automatischen<br />
Anlage getrennt und nach stofflichen Eigenschaften<br />
sortiert. Diese wer<strong>de</strong>n anschließend von Fachbetrieben<br />
weiterverarbeitet.<br />
<strong>Müll</strong>heizkraftwerk<br />
Grünabfallkompostierung<br />
Der Restmüll wird im <strong>Müll</strong>heizkraftwerk verbrannt.<br />
Mit <strong>de</strong>r gewonnenen Wärme wer<strong>de</strong>n <strong>die</strong> Universität und<br />
benachbarte Wohngebiete versorgt. Blicke in <strong>de</strong>n riesigen<br />
<strong>Müll</strong>bunker und in einen Verbrennungsofen lassen<br />
<strong>die</strong>sen Teil <strong>de</strong>r <strong>Tour</strong> zu einem unvergesslichen Erlebnis<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Auf <strong>de</strong>m Gelän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Blockland<strong>de</strong>ponie befin<strong>de</strong>n sich<br />
<strong>die</strong> bei<strong>de</strong>n Kompostierungsanlagen. Im vor<strong>de</strong>ren Bereich<br />
wer<strong>de</strong>n <strong>die</strong> Grünabfälle unter freiem Himmel kompstiert,<br />
zerkleinert, vermischt und zu drei Meter hohen Mieten<br />
aufgeschichtet. Am Rand <strong>de</strong>s Gelän<strong>de</strong>s steht <strong>die</strong> mo<strong>de</strong>rne<br />
Biokompostierungsanlage.<br />
Wegen <strong>de</strong>r Geruchsemissionen<br />
von <strong>de</strong>r Außenwelt<br />
hermetisch<br />
abgeschlossen,<br />
wer<strong>de</strong>n hier <strong>die</strong><br />
Inhalte <strong>de</strong>r Biotonne<br />
zu Kompost<br />
verarbeitet.<br />
Die<br />
Besteigung <strong>de</strong>r fast 50 Meter hohen Blockland<strong>de</strong>ponie ist<br />
<strong>für</strong> viele <strong>de</strong>r Höhepunkt <strong>de</strong>s Tages. Bei schönem Wetter<br />
hat man von hier einen ausgezeichneten Blick auf Stadt<br />
und Umgebung. Aber auch unabhängig davon ist es<br />
beeindruckend zu erleben, welche großen Abfallmengen<br />
<strong>die</strong> Bürger, insbeson<strong>de</strong>re <strong>die</strong> Gewerbebetriebe <strong>de</strong>r Stadt<br />
hier seit <strong>de</strong>r Einrichtung 1969 abgelagert haben.<br />
Herausgeber:<br />
Umweltbetrieb Bremen, Eigenbetrieb <strong>de</strong>r Stadtgemein<strong>de</strong> Bremen, Willy-Brand-Platz 7, 28215 Bremen<br />
Im Auftrag <strong>de</strong>s Senators <strong>für</strong> Umwelt, Bau, Verkehr und Europa<br />
Biokompostierungsanlage<br />
Auf <strong>de</strong>r Blockland<strong>de</strong>ponie<br />
<strong>Tour</strong> <strong>de</strong> <strong>Müll</strong><br />
4
Die Bremer Sortierbetriebe<br />
Station 1<br />
Joghurtbecher, Plastikflaschen, Alu-Dosen o<strong>de</strong>r<br />
Trinkpäckchen – nach Gebrauch lan<strong>de</strong>t alles gemeinsam<br />
im Gelben Sack. Bei <strong>de</strong>n Bremer Sortierbetrieben wer<strong>de</strong>n<br />
<strong>die</strong> Stoffe wie<strong>de</strong>r getrennt und <strong>de</strong>r Verwertung zugeführt.<br />
Über 150 Tonnen Abfall aus Gelben Säcken laufen<br />
dort je<strong>de</strong>n Tag über <strong>die</strong> Fließbän<strong>de</strong>r und durch <strong>die</strong><br />
Sortiermaschinen. Die zur Nehlsen-Gruppe gehörige<br />
Betriebstätte im Hafenrevier ist damit ein Baustein <strong>de</strong>r<br />
bremischen Abfallentsorgung.<br />
Anlieferung<br />
Nach <strong>de</strong>m Sortierprozess können etwa 70 Prozent<br />
von <strong>de</strong>m, was hier lan<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rverwertung zugeführt<br />
wer<strong>de</strong>n. Die Anlage arbeitet seit 1993. Allein aus<br />
Bremen kommen hier jährlich zehn Millionen Säcke<br />
zusammen, dazu <strong>die</strong> Mengen aus etlichen umliegen<strong>de</strong>n<br />
Gemein<strong>de</strong>n und Städten wie Ol<strong>de</strong>nburg, Cuxhaven und<br />
Bremerhaven. Dank <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rnisierung <strong>de</strong>r Anlage und<br />
<strong>de</strong>r Optimierung <strong>de</strong>r Arbeitsabläufe wird seit 2001 auch<br />
in Kunststoffarten maschinell sortiert (PE, PP, PET etc.).<br />
Das mühselige Vorsortieren per Hand wur<strong>de</strong> wesentlich<br />
erleichtert. Die Schmutzarbeit erledigen jetzt <strong>die</strong> vier<br />
Millionen Euro teuren Sortiermaschinen fast vollautomatisch.<br />
In drei Schichten rund um <strong>die</strong> Uhr wird <strong>de</strong>r <strong>Müll</strong> von<br />
1,3 Millionen Menschen verarbeitet. Am Schluss wer<strong>de</strong>n<br />
<strong>die</strong> Wertstoffe fraktionsweise in Ballen gepresst.<br />
Das Herzstück <strong>de</strong>r neuen Anlage sind <strong>die</strong> Ballistikseparatoren.<br />
Die Stoffe wer<strong>de</strong>n hier in einem riesigen<br />
Anlage<br />
Sieb hin und her sowie<br />
nach oben und unten<br />
gerüttelt. Dabei wer<strong>de</strong>n<br />
<strong>die</strong> schwereren leichtflächigen<br />
und kleinen<br />
Wertstoffe, von einan<strong>de</strong>r<br />
getrennt. In einem<br />
weiteren Arbeitsschritt<br />
fischen Magneten und<br />
elektromagnetische<br />
Wellen <strong>die</strong> Metalle von<br />
<strong>de</strong>n Fließbän<strong>de</strong>rn. Hightech<br />
wird auch bei <strong>de</strong>r<br />
„Autosort“ eingesetzt.<br />
Diese Sortiereinheit spürt<br />
spezifische Verpackungsstoffe<br />
auf, in<strong>de</strong>m sie<br />
Fliessband<br />
infrarote Lichtwellen<br />
aussen<strong>de</strong>t und <strong>die</strong><br />
Reflexionen in Bruchteilen von Sekun<strong>de</strong>n auswertet. So<br />
kann <strong>de</strong>r Getränkekarton vom verschimmelten Brotrest<br />
unterschie<strong>de</strong>n und mit neunzigprozentiger Genauigkeit<br />
herausgefischt wer<strong>de</strong>n. Das geschieht mit Hilfe mechanischer<br />
Stöße, <strong>die</strong> das erwählte Objekt erhält, o<strong>de</strong>r auch<br />
durch Druckluft. Diese Technik hilft nicht nur <strong>de</strong>n<br />
Getränkekartons auf <strong>die</strong> Sprünge, son<strong>de</strong>rn funktioniert<br />
auch noch bei an<strong>de</strong>ren Wertstofffraktionen. Leichte<br />
Kunststoffe wie Folien und Plastiktüten wer<strong>de</strong>n hingegen<br />
mit Gebläse- und Ansaugvorrichtungen separiert.<br />
Die separierten Stoffe lan<strong>de</strong>n dann in Boxen und<br />
wer<strong>de</strong>n zu größeren Einheiten gepresst und verpackt. In<br />
einer großen Lagerhalle wer<strong>de</strong>n sie bis zum Abtransport<br />
zu <strong>de</strong>n spezialisierten Verwertungsbetrieben zwischengelagert.<br />
Sorgen bereiten <strong>de</strong>m Betreiber <strong>die</strong> Stoffe, <strong>die</strong> nicht<br />
in <strong>de</strong>n Gelben Sack gehören. Lametta und Weihnachtsbaumnetze,<br />
vor allem aber <strong>die</strong> Bän<strong>de</strong>r von Vi<strong>de</strong>okassetten<br />
können zu technischen Problemen führen. Es<br />
kommt immer wie<strong>de</strong>r vor, dass sich Teile um <strong>die</strong> Lager<br />
<strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rbän<strong>de</strong>r wickeln und somit <strong>die</strong> Anlage zum<br />
Stillstand bringen. Zurzeit machen <strong>de</strong>r Restmüll und<br />
an<strong>de</strong>re nicht zu verwerten<strong>de</strong> Materialien im Gelben<br />
Sack durchschnittlich 35 Prozent aus. Dieser Wert sollte<br />
durch ein verbessertes Verbraucherverhalten gesenkt<br />
wer<strong>de</strong>n. Und <strong>die</strong>s nicht nur um <strong>die</strong> teuren Anlagen zu<br />
schonen, son<strong>de</strong>rn auch im Hinblick auf <strong>die</strong> finanzielle<br />
Dimension.<br />
Das gesamte System <strong>de</strong>r Sammlung, Sortierung und<br />
Verwertung von Wertstoffen finanziert sich über<br />
Lizenzentgelte, <strong>die</strong> Han<strong>de</strong>l und Industrie <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Nutzung <strong>de</strong>s Grünen Punkts zahlen.<br />
So geben <strong>die</strong> teilnehmen<strong>de</strong>n Unternehmen <strong>die</strong><br />
Verantwortung <strong>für</strong> ihre in <strong>de</strong>r Verpackungsverordnung<br />
Herausgeber:<br />
Umweltbetrieb Bremen, Eigenbetrieb <strong>de</strong>r Stadtgemein<strong>de</strong> Bremen, Willy-Brand-Platz 7, 28215 Bremen<br />
Im Auftrag <strong>de</strong>s Senators <strong>für</strong> Umwelt, Bau, Verkehr und Europa<br />
<strong>Tour</strong> <strong>de</strong> <strong>Müll</strong><br />
5
Station 1<br />
Bremer Die Sortierbetriebe<br />
Bremer Sortierbetriebe<br />
Station 1<br />
von 1991 festgeschriebene Entsorgungs- und Wie<strong>de</strong>rverwertungspflicht<br />
an <strong>die</strong> Duales System Deutschland<br />
AG ab. Die Lizenzentgelte berücksichtigen <strong>die</strong> unterschiedlichen<br />
Kosten <strong>für</strong> <strong>die</strong> Sammlung und Sortierung<br />
<strong>de</strong>r einzelnen Verpackungsmaterialien – bei Kunststoffen<br />
auch <strong>die</strong> Kosten <strong>für</strong> <strong>die</strong> Verwertung. Dabei richtet sich<br />
das jeweilige Lizenzentgelt ausschließlich nach <strong>de</strong>m<br />
eingesetzten Material. Das heißt, sämtliche Verwertungskosten<br />
sind über <strong>die</strong> Lizenzentgelte in <strong>die</strong> Verpackungspreise<br />
und damit in <strong>die</strong> Gesamtproduktpreise eingeschlossen.<br />
Für alle Verpackungen mit <strong>de</strong>m Grünen Punkt,<br />
<strong>die</strong> über das Duale System entsorgt wer<strong>de</strong>n, zahlt <strong>de</strong>r<br />
einzelne Verbraucher jedoch in Deutschland seit <strong>de</strong>m 1.<br />
Januar 2005 nicht mehr als 1,50 Euro monatlich.<br />
Beispielrechnung:<br />
Dessert-Becher aus Kunststoff mit Aluminium<strong>de</strong>ckel<br />
Gewichtsentgelt:<br />
Kunststoffbecher: 6,62 g x 140,3 Cent/kg<br />
-> 0,929 Cent<br />
Aluminium<strong>de</strong>ckel: 0,51 g x 75,6 Cent/kg<br />
-> 0,039 Cent<br />
Summe Gewichtsentgelt: 0,968 Cent<br />
kartonsortierung<br />
Was geschieht anschliessend mit <strong>de</strong>n<br />
Stoffen?<br />
Der Restmüll kommt zum größten Teil ins <strong>Müll</strong>heizkraftwerk.<br />
Die sauber getrennten Verpackungsmaterialien<br />
fin<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Weg ins Recycling. Auf <strong>die</strong>se Weise wer<strong>de</strong>n<br />
Ressourcen geschont und Energie gespart. Im I<strong>de</strong>alfall<br />
schließt sich gleichzeitig mit <strong>de</strong>m Wertstoff- auch ein<br />
Produktkreislauf, wie es zum Beispiel bei Altglas und<br />
Altpapier <strong>de</strong>r Fall ist. Aus Altglas entstehen neue Flaschen<br />
und Gläser, Altpapier verwan<strong>de</strong>lt sich in neue Papierprodukte.<br />
Bei <strong>de</strong>n so genannten Leichtverpackungen aus<br />
Aluminium, Weißblech, Verbun<strong>de</strong>n und Kunststoffen<br />
sieht <strong>die</strong> Sache im Detail an<strong>de</strong>rs aus. Hier gewinnt man<br />
aus <strong>de</strong>n nach Sorten<br />
getrennten Materialien<br />
neue Sekundärrohstoffe,<br />
<strong>die</strong> in <strong>de</strong>r Folge<br />
auch zu ganz an<strong>de</strong>ren<br />
als <strong>de</strong>n Ausgangsproduktenweiterverarbeitet<br />
wer<strong>de</strong>n können. Eine<br />
Ausnahme stellt <strong>de</strong>r<br />
Kunststoff PET dar, <strong>de</strong>r<br />
vor allem <strong>für</strong> <strong>die</strong> Herstellung<br />
von Getränkeflaschen<br />
verwen<strong>de</strong>t<br />
wird. Hier sind <strong>die</strong><br />
Recyclingtechnologien<br />
so weit fortgeschritten,<br />
dass sortenreines PET<br />
tatsächlich zur<br />
Endprodukt<br />
Herstellung neuer<br />
Getränkeflaschen<br />
gelangt und sich <strong>de</strong>r Produktkreislauf lückenlos schließt.<br />
Komplizierter ist es bei <strong>de</strong>n Verbundverpackungen.<br />
Diese bestehen aus min<strong>de</strong>stens zwei verschie<strong>de</strong>nen<br />
Materialien, <strong>die</strong> vollflächig miteinan<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>n sind<br />
und sich nicht von Hand trennen lassen. Das sind zum<br />
Beispiel Tüten <strong>für</strong> Instantsuppen, Tiefkühlkostschachteln<br />
und - vor allem - Getränkekartons. Sie stellen <strong>de</strong>n<br />
Löwenanteil <strong>de</strong>r Verbun<strong>de</strong> und wer<strong>de</strong>n wie alle an<strong>de</strong>ren<br />
Leichtverpackungen über <strong>de</strong>n Gelben Sack entsorgt. In<br />
<strong>de</strong>r Verwertungsanlage wer<strong>de</strong>n <strong>die</strong> Verpackungen erst<br />
zerkleinert, danach von Riesenmixern, so genannten<br />
Pulpern, kräftig durchgerührt. Dabei saugen sich <strong>die</strong><br />
Papierfasern mit Wasser voll, quellen auf und trennen<br />
sich von <strong>de</strong>n dünnen Schichten Polyethylen und<br />
Aluminium. Der Faserstoff wird nun noch gereinigt und<br />
eingedickt, danach zur Papiermaschine gepumpt, wo er<br />
sich beispielsweise in Wellpappen, Eierkartons o<strong>de</strong>r<br />
Hygienepapiere verwan<strong>de</strong>lt. Für <strong>die</strong> Verwertung <strong>de</strong>s<br />
Resteverbunds aus hauchdünnen Polyethylen- und<br />
Aluminiumschichten gibt es zwei Möglichkeiten:<br />
Entwe<strong>de</strong>r gelangt er in <strong>die</strong> Zementherstellung, wo <strong>de</strong>r<br />
Kunststoffanteil als Energielieferant <strong>die</strong>nt und das<br />
Aluminium <strong>die</strong> nötige Festigkeit <strong>de</strong>s später aus <strong>de</strong>m<br />
Zement hergestellten Betons gewährleistet. O<strong>de</strong>r das<br />
Aluminium wird sortenrein in hoch spezialisierten<br />
Anlagen zurück gewonnen, wobei sich <strong>de</strong>r Kunststoff in<br />
Dampf und elektrische Energie verwan<strong>de</strong>lt, <strong>die</strong> unmittelbar<br />
<strong>für</strong> <strong>de</strong>n Verfahrensprozess genutzt wird.<br />
Herausgeber:<br />
Umweltbetrieb Bremen, Eigenbetrieb <strong>de</strong>r Stadtgemein<strong>de</strong> Bremen, Willy-Brand-Platz 7, 28215 Bremen<br />
Im Auftrag <strong>de</strong>s Senators <strong>für</strong> Umwelt, Bau, Verkehr und Europa<br />
<strong>Tour</strong> <strong>de</strong> <strong>Müll</strong><br />
6
Grünabfallkompostierungsanlage<br />
Station 2<br />
Die Grünabfallkompostierungsanlage wird von <strong>de</strong>r<br />
Kompostierung Nord GmbH (KNO) betrieben, einer<br />
Tochtergesellschaft <strong>de</strong>r Nehlsen GmbH & Co. KG.. Jährlich<br />
wer<strong>de</strong>n 40 000 Mg Grünabfall verwertet. Die Grünabfälle<br />
wer<strong>de</strong>n unter freiem Himmel zerkleinert, vermischt<br />
und zu drei Meter hohen Mieten aufgeschichtet.<br />
Unzählige Mikroorganismen verwan<strong>de</strong>ln <strong>die</strong> Grünabfälle<br />
innerhalb von 9 Monaten in <strong>de</strong>n ausgezeichneten Bremer<br />
Kompost. Seine Qualität wird durch das RAL-Gütesiegel<br />
nachgewiesen. Eine Fülle von Einzelprodukten steht <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> Verbraucher bereit. Auch <strong>für</strong> <strong>de</strong>n Schulgarten fin<strong>de</strong>t<br />
man hier geeignete Produkte. Die Einsatzfel<strong>de</strong>r sind in<br />
Pflanztabelle <strong>für</strong> Grünabfälle<br />
<strong>de</strong>r Pflanztabelle zusammengestellt.<br />
Das Ausgangsmaterial <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kompostierung sind<br />
<strong>die</strong> Grünabfälle aus privaten Gärten. Die Entsorgung von<br />
Gartenabfällen aus privaten Haushalten ist zu einem<br />
größten Teil in <strong>de</strong>r Abfallgebühr enthalten. An allen<br />
Recycling-Stationen und auf <strong>de</strong>r Blockland<strong>de</strong>ponie<br />
können Laub, Gras, Strauch- und Baumschnitt bis zu einer<br />
Menge von 1 m 3 gebührenfrei abgegeben wer<strong>de</strong>n.<br />
Größere Mengen wer<strong>de</strong>n nach Gewicht berechnet.<br />
Nicht in <strong>de</strong>n Grünabfall gehören:<br />
- Fallobst und Küchenabfälle -> Biotonne<br />
- Holzteile und Bauholz -> je nach Abfallart Sperrmüll,<br />
Bauabfall o<strong>de</strong>r Restmüll<br />
- Tierstreu -> Restmüll<br />
Gartenabfälle wer<strong>de</strong>n zu Mieten<br />
aufgeschichtet<br />
Herausgeber:<br />
Umweltbetrieb Bremen, Eigenbetrieb <strong>de</strong>r Stadtgemein<strong>de</strong> Bremen, Willy-Brand-Platz 7, 28215 Bremen<br />
Im Auftrag <strong>de</strong>s Senators <strong>für</strong> Umwelt, Bau, Verkehr und Europa<br />
Das Areal <strong>de</strong>r Grünabfallkompostierungsanlage<br />
im<br />
Blockland<br />
<strong>Tour</strong> <strong>de</strong> <strong>Müll</strong><br />
7
Bioabfallkompostierungsanlage<br />
Station 3<br />
In unmittelbarer Nachbarschaft zur Grünabfallkompostierungsanlage<br />
ist 1994 <strong>die</strong> Bioabfallkompostierungsanlage<br />
errichtet wor<strong>de</strong>n. Sie wird auch von <strong>de</strong>r Kompostierung<br />
Nord GmbH (KNO) betrieben, einer<br />
Tochtergesellschaft <strong>de</strong>r Nehlsen GmbH & Co. KG.. In<br />
<strong>die</strong>sem Komplex wer<strong>de</strong>n ca. 25 000 Mg Bioabfälle zu<br />
9000 Mg Düngekompost verarbeitet. Diese hochmo<strong>de</strong>rne,<br />
in weiten Teilen computergesteuert arbeiten<strong>de</strong><br />
Anlage, genügt strengsten Anfor<strong>de</strong>rungen an Umweltschutzauflagen<br />
und Arbeitsschutz. Zur Optimierung <strong>de</strong>s<br />
Rotteprozesses sowie <strong>de</strong>r Minimierung <strong>de</strong>r Geruchsemissionen<br />
erfolgt <strong>die</strong> Kompostierung in einer geschlossenen<br />
Halle mit einer Grundfläche von 60 x 25 Metern.<br />
Ungefähr ein Drittel <strong>de</strong>r Fläche beansprucht <strong>de</strong>r Anlieferund<br />
Sortierbereich.<br />
Die Anlieferung (1) erfolgt durch spezielle Bio-Abfall-<br />
Sammelfahrzeuge. Um Geruchsaustritte in <strong>die</strong> Umgebung<br />
zu verhin<strong>de</strong>rn, wird <strong>für</strong> <strong>die</strong> anliefern<strong>de</strong>n Fahrzeuge<br />
das Hallentor nur kurzzeitig geöffnet. Die Entladung<br />
geschieht bei geschlossenem Tor.<br />
Ein Radla<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Arbeitsschutzes<br />
mit einer vollklimatisierten Überdruckkabine ausgerüstet<br />
Übersicht Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Anlage<br />
ist, gibt das Material in <strong>de</strong>n Trichter <strong>de</strong>r Siebtrommel.<br />
Größere Teile z. B. <strong>Müll</strong>tüten o<strong>de</strong>r dickes Astwerk wer<strong>de</strong>n<br />
als Störstoffe ausgeschie<strong>de</strong>n (2). Die verwertbaren<br />
Abfälle wer<strong>de</strong>n über eine För<strong>de</strong>rband weitertransportiert.<br />
Eine weitere Ausscheidung von Störstoffen erfolgt<br />
über einen Magnetabschei<strong>de</strong>r. Die Steuerung aller<br />
Anlagenteile erfolgt aus einem schallisolierten, klimatisierten<br />
und mit Überdruck betriebenen Kontrollraum<br />
heraus (3). Das Be<strong>die</strong>nungspersonal kommt somit we<strong>de</strong>r<br />
bei <strong>de</strong>r Anlieferung, noch bei <strong>de</strong>r Störstoffauslese in<br />
direkten Kontakt mit <strong>de</strong>m angelieferten Material.<br />
Die vorsortierten organischen Abfälle wer<strong>de</strong>n dann<br />
über ein För<strong>de</strong>rband in <strong>die</strong> geschlossene Rottehalle<br />
transportiert. Diese darf nur <strong>für</strong> Wartungsarbeiten o<strong>de</strong>r<br />
bei Störfällen betreten wer<strong>de</strong>n. Das Material wird hier<br />
von einer automatischen Umsetzanlage auf <strong>de</strong>r von<br />
Begrenzungswän<strong>de</strong>n umschlossenen Rottefläche (4) zu<br />
drei Meter hohen Mieten aufgeschüttet. Das Auf- und<br />
Umsetzen <strong>de</strong>r Mieten erfolgt automatisch durch das an<br />
einer Kranbahn arbeiten<strong>de</strong>, computergesteuerte<br />
Umsetzgerät.<br />
Das Belüften <strong>de</strong>r Mieten sowie <strong>die</strong> Entlüftung <strong>de</strong>r<br />
Halle erfolgt im Saugverfahren, wobei <strong>die</strong> Abluft über<br />
Herausgeber:<br />
Umweltbetrieb Bremen, Eigenbetrieb <strong>de</strong>r Stadtgemein<strong>de</strong> Bremen, Willy-Brand-Platz 7, 28215 Bremen<br />
Im Auftrag <strong>de</strong>s Senators <strong>für</strong> Umwelt, Bau, Verkehr und Europa<br />
<strong>Tour</strong> <strong>de</strong> <strong>Müll</strong><br />
8
Bioabfallkompostierungsanlage<br />
Station 3<br />
Biofilter (6) im Anlagenaußenbereich gereinigt wird. Bei<br />
<strong>de</strong>r Biofiltration zerlegen Mikroorganismen <strong>die</strong> Schadund<br />
Geruchsstoffe in harmlose Produkte wie Kohlendioxid<br />
und Wasser. Messungen im Abluftstrom geben<br />
Aufschluss über <strong>de</strong>n Rotteverlauf und erlauben über<br />
Mietenbewässerung und –belüftung eine gezielte<br />
Rotteprozesssteuerung. Das anfallen<strong>de</strong> Sickerwasser<br />
sowie das aus <strong>de</strong>m Entlüftungssystem anfallen<strong>de</strong><br />
Kon<strong>de</strong>nswasser wer<strong>de</strong>n gesammelt und <strong>de</strong>r Kläranlage<br />
zugeführt.<br />
Nach einer Min<strong>de</strong>strottezeit von 4 Wochen ist <strong>die</strong><br />
geruchsintensive Phase <strong>de</strong>r Kompostierung abgeschlossen.<br />
Als vollständig hygienisierter Frischekompost verlässt<br />
das Material nun <strong>die</strong> Rottehalle über ein För<strong>de</strong>rsystem<br />
(5). Die abschließen<strong>de</strong> Nachkompostierung von<br />
ca. fünf Monaten Dauer fin<strong>de</strong>t auf einer befestigten<br />
Freilandfläche statt, um einen pflanzenverträglichen und<br />
verkaufsfähigen Fertigkompost zu erhalten.<br />
Zum Zweck <strong>de</strong>r Qualitätskontrolle unterliegt <strong>de</strong>r<br />
gesamte Kompostierungsprozess einer wissenschaftlichen<br />
Begleitung. Das Endprodukt ist ein Dünge-Kompost,<br />
<strong>de</strong>r zur Bo<strong>de</strong>nverbesserung in <strong>de</strong>r Landwirtschaft<br />
eingesetzt wird.<br />
Zur Qualität trägt natürlich auch <strong>de</strong>r sorgsame<br />
Umgang <strong>de</strong>r Verbraucher mit <strong>de</strong>m Bioabfall bei. Die<br />
Biotonne ist ausschließlich <strong>für</strong> organische Küchenabfälle<br />
und kleinere Mengen Gartenabfälle gedacht. Es gehören<br />
hinein: Brot- und Kuchenreste, Eierschalen, Obst- und<br />
Gemüsereste, Kaffeesatz, Filtertüten und Teebeutel,<br />
Fisch-, Fleisch- und feste Essensreste (<strong>die</strong>se am besten in<br />
Zeitungspapier eingewickelt) sowie kleine Mengen<br />
Pflanzenabfall. Auf keinen Fall dürfen in <strong>die</strong> Biotonne:<br />
Plastiktüten und Gemüsenetze (auch keine biologisch<br />
abbaubaren), Tierstreu, Wurstpellen und Käserin<strong>de</strong>n,<br />
benutzte Taschentücher und Win<strong>de</strong>ln, Staubsaugerbeutel,<br />
Zigarettenkippen, Asche und Straßenkehricht. Das<br />
alles gehört in <strong>die</strong> Restmülltonne.<br />
Aussenansicht <strong>de</strong>r Anlage<br />
Anlieferung mit Störstoffen<br />
Herausgeber:<br />
Umweltbetrieb Bremen, Eigenbetrieb <strong>de</strong>r Stadtgemein<strong>de</strong> Bremen, Willy-Brand-Platz 7, 28215 Bremen<br />
Im Auftrag <strong>de</strong>s Senators <strong>für</strong> Umwelt, Bau, Verkehr und Europa<br />
<strong>Tour</strong> <strong>de</strong> <strong>Müll</strong><br />
9
Das <strong>Müll</strong>heizkraftwerk<br />
Station 4<br />
Die Anlage ist 1969 in Betrieb<br />
gegangen, damals noch unter <strong>de</strong>m<br />
Namen <strong>Müll</strong>verbrennungsanlage. Sie<br />
wur<strong>de</strong> immer wie<strong>de</strong>r technisch<br />
mo<strong>de</strong>rnisiert. 1989 wur<strong>de</strong> <strong>die</strong><br />
Rauchgasreinigung und 1993 <strong>die</strong><br />
Dioxinmin<strong>de</strong>rungsanlage in Betrieb<br />
genommen. So konnten alle vorgeschriebenen<br />
Grenzwerte eingehalten<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
1998 wur<strong>de</strong> <strong>die</strong> Anlage privatisiert.<br />
Sie wur<strong>de</strong> bis 2008 von <strong>de</strong>r Abfallbehandlung<br />
Nord GmbH (ANO)<br />
betrieben. Heute ist <strong>die</strong> Anlage in<br />
Besitz <strong>de</strong>r swb Gruppe. Bis En<strong>de</strong> 2005<br />
wur<strong>de</strong> <strong>die</strong> Anlage nochmals erweitert,<br />
um mehr Abfälle verbrennen zu<br />
können. Im Mittelpunkt <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rnisierungsarbeiten<br />
stand <strong>die</strong> neue Brennwert- und<br />
Emissions-Optimierungsanlage (BEO). In <strong>die</strong>ser Anlage<br />
wer<strong>de</strong>n <strong>die</strong> Abfälle zwischengelagert und durchmischt.<br />
Dadurch erhöht sich ihr Heizwert, was wie<strong>de</strong>rum positive<br />
Bild <strong>de</strong>r Gesamtanlage<br />
Auswirkungen auf <strong>die</strong> Emissionen hat.<br />
Das Heizkraftwerk besteht aus drei großen Komplexen:<br />
<strong>de</strong>r BEO, <strong>de</strong>m Verbrennungsbereich und <strong>de</strong>n Reinigungsanlagen<br />
<strong>für</strong> Abgase. Diese<br />
Anlagenteile wer<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>r <strong>Tour</strong><br />
näher betrachtet.<br />
Von vorn betrachtet erscheint <strong>die</strong> BEO<br />
zunächst einmal wie eine riesengroße<br />
Halle. Ihr eigentlicher Zweck erschließt<br />
sich erst, wenn <strong>die</strong> Gruppe<br />
<strong>de</strong>n rückseitigen Bereich mit <strong>de</strong>r<br />
Anlieferungsplattform betritt. Hier<br />
herrscht ein Kommen und Gehen von<br />
<strong>Müll</strong>fahrzeugen. An sechs Abkippstellen<br />
kann gleichzeitig entla<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n. Über Rutschen gelangt <strong>de</strong>r<br />
Abfall in <strong>de</strong>n Annahmebunker. Von<br />
einer Plattform aus können <strong>die</strong><br />
Besucher einen Blick in <strong>de</strong>n Bunker<br />
werfen. Von zwei baugleichen<br />
Brückenkränen ist einer ständig in<br />
Betrieb und sorgt <strong>für</strong> <strong>die</strong> Durchmischung.<br />
Bei<strong>de</strong> sind mit einer<br />
mächtigen Greifergröße von 10 m 3<br />
ausgestattet. Auf <strong>die</strong>se Weise gelingt<br />
<strong>die</strong> Homogenisierung <strong>de</strong>s Abfalls. Er<br />
verbleibt in <strong>de</strong>r Regel zwei bis drei<br />
Tage zur Vorrotte im Bunker.<br />
Die Krankanzel befin<strong>de</strong>t sich abgeschirmt<br />
im Bereich <strong>de</strong>r Bunkerlängswand.<br />
Der angelieferte Sperrmüll wird<br />
separat abgekippt, durch eine<br />
Rotorschere zerkleinert und dann mit<br />
<strong>de</strong>m übrigen Abfall vermischt. Der<br />
vorbehan<strong>de</strong>lte Abfall wird über eine<br />
Bandbrücke mittels För<strong>de</strong>rbän<strong>de</strong>rn in<br />
<strong>de</strong>n Tagesbunker (4) transportiert. Von<br />
Herausgeber:<br />
Umweltbetrieb Bremen, Eigenbetrieb <strong>de</strong>r Stadtgemein<strong>de</strong> Bremen, Willy-Brand-Platz 7, 28215 Bremen<br />
Im Auftrag <strong>de</strong>s Senators <strong>für</strong> Umwelt, Bau, Verkehr und Europa<br />
<strong>Müll</strong>anlieferung<br />
<strong>Tour</strong> <strong>de</strong> <strong>Müll</strong><br />
10
Das <strong>Müll</strong>heizkraftwerk<br />
Station 4<br />
hier übernehmen <strong>die</strong> neuen vollautomatischen<br />
Greiferkräne (5) <strong>de</strong>n Abfall.<br />
Die Verbrennung erfolgt in so genannten Verbrennungslinien<br />
mit vier Öfen. Vor <strong>de</strong>m eigentlichen Verbrennen<br />
wer<strong>de</strong>n <strong>die</strong> Abfälle auf <strong>de</strong>m oberen Teil <strong>de</strong>r wassergekühlten<br />
Vorschubroste getrocknet. Nach <strong>de</strong>m Entzün<strong>de</strong>n<br />
wan<strong>de</strong>rn sie dann brennend über <strong>die</strong> Roste (1). In <strong>de</strong>n vier<br />
Verbrennungsöfen herrscht eine Temperatur von über<br />
1000 Grad Celsius. Durch dickes Panzerglas geschützt<br />
kann in das Innere eines Ofens gesehen wer<strong>de</strong>n – ein<br />
beeindrucken<strong>de</strong>r Anblick. Die benötigte Verbrennungsluft<br />
wird aus <strong>de</strong>m <strong>Müll</strong>bunker abgesaugt und <strong>de</strong>m Feuer<br />
durch <strong>de</strong>n Rost zugeführt. Der ausgebrannte <strong>Müll</strong> fällt in<br />
<strong>de</strong>n Nassentschlacker (ein Wasserbad) und wird dort<br />
abgelöscht. Ein För<strong>de</strong>rband transportiert ihn in <strong>de</strong>n<br />
Schlackebunker. Von dort wird <strong>die</strong> Schlacke zur weiteren<br />
Blick in <strong>de</strong>n Verbrennungsofen<br />
Verarbeitung in Aufbereitungsanlagen verbracht. Hier<br />
wer<strong>de</strong>n vor allem <strong>die</strong> nicht verbrannten Metallteile<br />
aussortiert.<br />
Im letzten Verfahrensschritt wer<strong>de</strong>n <strong>die</strong> Abgase gereinigt.<br />
Hier sind in <strong>de</strong>n letzten Jahren massive Fortschritte<br />
erzielt wor<strong>de</strong>n. Die Rauchgasreinigung (3) beginnt mit<br />
<strong>de</strong>m Eintritt <strong>de</strong>r Gase in <strong>de</strong>n Elektrofilter, wo zunächst <strong>die</strong><br />
freien, staubförmigen Partikel elektrostatisch aufgela<strong>de</strong>n<br />
und an Elektro<strong>de</strong>n abgeschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n (Entstaubung).<br />
Die abgeson<strong>de</strong>rte Flugasche wird einem separaten Silo<br />
zugeführt. Die Gase kommen dann in <strong>die</strong> Rauchgasreinigungsanlage.<br />
In <strong>de</strong>n Sprühabsorbern wird Kalkmilch als<br />
Reaktionsmittel zugesetzt und <strong>die</strong> heißen Rauchgase<br />
wer<strong>de</strong>n von 240 auf 130 Grad abgekühlt. Der Wasseranteil<br />
verdampft, <strong>de</strong>r Kalk reagiert mit <strong>de</strong>n Schadgasen Chlorwasserstoff,<br />
Fluorwasserstoff und Schwefeldioxid. Die <strong>de</strong>r<br />
Kalkmilch beigefügte Aktivkohle bin<strong>de</strong>t auf ihrer großen<br />
Oberfläche Dioxine, Furane und auch Quecksilber. Abwasser<br />
fällt bei <strong>die</strong>ser Art <strong>de</strong>r Rauchgasreinigung nicht<br />
an. Im nachgeschalteten Gewebefilter erfolgt <strong>die</strong> Abscheidung<br />
<strong>de</strong>r Reaktionsprodukte, <strong>de</strong>r Aktivkohle sowie<br />
<strong>de</strong>r Feinstäube. Diese müssen allerdings als Son<strong>de</strong>rmüll<br />
behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n. Über Ventilatoren und <strong>die</strong> Schornsteine<br />
gelangen <strong>die</strong> gereinigten Abgase in <strong>die</strong> Atmosphäre.<br />
Hinter <strong>de</strong>r Umbenennung <strong>de</strong>r <strong>Müll</strong>verbrennungsanlage<br />
zum <strong>Müll</strong>heizkraftwerk verbirgt sich <strong>die</strong> zunehmen<strong>de</strong><br />
Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Strom –und Wärmegewinnung durch <strong>die</strong><br />
Anlage. Der durch <strong>die</strong> Verbrennung entstan<strong>de</strong>ne Dampfdruck<br />
wird von 2 Turbinen (2,8 MWh und 12,5 MWh) in<br />
Strom umgewan<strong>de</strong>lt. Die heißen Rauchgase durchströmen<br />
drei Kesselzüge. Hier erfolgt eine Wärmeübertragung<br />
an ein Wasser-Dampf-Gemisch, wobei sich <strong>die</strong><br />
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Im Auftrag <strong>de</strong>s Senators <strong>für</strong> Umwelt, Bau, Verkehr und Europa<br />
<strong>Tour</strong> <strong>de</strong> <strong>Müll</strong><br />
11
Das <strong>Müll</strong>heizkraftwerk<br />
Station 4<br />
Rauchgase auf etwa 250 Grad abkühlen. Das heiße<br />
Wasser-Dampf-Gemisch wird über Rohrleitungen in das<br />
Fernwärmenetz gespeist. Schon heute versorgt das<br />
<strong>Müll</strong>heizkraftwerk <strong>die</strong> Universität und das Universum,<br />
<strong>de</strong>n Technologiepark und das Wohngebiet Wei<strong>de</strong>damm<br />
mit Fernwärme - gewonnen aus <strong>de</strong>r <strong>Müll</strong>verbrennung.<br />
Die Wärmenutzung ist ein wichtiger Beitrag zum sparsameren<br />
Umgang mit <strong>de</strong>n natürlichen Ressourcen. Aktuell<br />
wer<strong>de</strong>n 10.000 Einfamilienhäuser ganzjährig mit Wärme<br />
versorgt. Für <strong>die</strong> Zukunft ist ein weiterer Ausbau <strong>de</strong>s<br />
Fernwärmenetzes geplant.<br />
Durch <strong>die</strong> Mo<strong>de</strong>rnisierungsmaßnahmen hat sich <strong>die</strong><br />
Kapazität <strong>de</strong>s <strong>Müll</strong>heizkraftwerks von 330.000 Tonnen im<br />
Jahr auf 500.000 Tonnen im Jahr erhöht. Rund 100.000<br />
Tonnen Sperr- und Gewerbemüll können jetzt jährlich zu<br />
Ersatzbrennstoffen aufbereitet wer<strong>de</strong>n. Die <strong>Müll</strong>mengen<br />
aus Bremen reichen nicht aus, um <strong>die</strong>se Kapazitäten<br />
auszufüllen. Den Betreibern ist es gelungen, in Nie<strong>de</strong>rsachsen<br />
Abfallmengen teilweise über das Jahr 2020<br />
hinaus zu akquirieren.<br />
Jahresleistungen 2009<br />
493.992 Mg verbrannte Abfälle<br />
196.921 MWh Fernwärmeabgabe<br />
114.277 MWh Stromerzeugung<br />
Rauchgasreinigung<br />
Schulkin<strong>de</strong>r untersuchen Schlackebrocken<br />
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<strong>Tour</strong> <strong>de</strong> <strong>Müll</strong><br />
12
Die Blockland<strong>de</strong>ponie<br />
Station 5<br />
Abfälle, <strong>die</strong> nicht mehr verwertet o<strong>de</strong>r verbrannt<br />
wer<strong>de</strong>n können, lan<strong>de</strong>n auf Bremens höchstem Berg, <strong>de</strong>r<br />
Blockland<strong>de</strong>ponie. Dazu gehören zum Beispiel Reste aus<br />
<strong>de</strong>r Bauabfallsortierung, Asbest o<strong>de</strong>r Material aus<br />
Brandschä<strong>de</strong>n. Auf <strong>de</strong>r Blockland<strong>de</strong>ponie wer<strong>de</strong>n in<br />
erster Linie Abfälle <strong>de</strong>r bremischen Wirtschaft abgelagert.<br />
Schüttfläche<br />
Eingerichtet wur<strong>de</strong> <strong>die</strong> Blockland<strong>de</strong>ponie 1969. Der<br />
alte Berg, <strong>die</strong> erste Schüttfläche, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>n damaligen<br />
gesetzlichen Auflagen entsprechend angelegt. Das<br />
Gelän<strong>de</strong> brachte durch eine vorhan<strong>de</strong>ne Kleieschicht<br />
über einem Torfbo<strong>de</strong>n eine gute natürliche Ab<strong>de</strong>ckung<br />
mit. Ein Grabensystem, mit Bauschutt aufgefüllt, wur<strong>de</strong><br />
angelegt, das das Sickerwasser aus <strong>de</strong>m Berg in einen um<br />
<strong>die</strong> Schüttfläche herum angelegten Ringgraben leitete.<br />
Auf <strong>de</strong>r alten Schüttfläche, <strong>die</strong> eine Fläche von 29 ha<br />
Querschnitt Deponie<br />
umfasst und teilweise eine Höhe bis zu 49 m erreicht hat,<br />
lagern zur Zeit insgesamt 7,8 Mio Tonnen <strong>Müll</strong>. 1989 bis<br />
1991 ist <strong>die</strong> Deponie um 11 ha erweitert wor<strong>de</strong>n. Dabei<br />
wur<strong>de</strong> ein Ablagerungsvolumen von 1,8 Mio m 3 vorgesehen.<br />
Die ökologischen Anfor<strong>de</strong>rungen bei <strong>de</strong>r Deponierung<br />
hatten sich mittlerweile grundsätzlich erhöht. Der<br />
Schutz <strong>de</strong>s Grundwassers und <strong>de</strong>r Untergrund hatten<br />
jetzt erste Priorität. Alle Ablagerungen wer<strong>de</strong>n auf Karten<br />
festgehalten, <strong>die</strong> vom Katasteramt regelmäßig<br />
aktualisiert wer<strong>de</strong>n. So kann auch Jahre später noch<br />
nachvollzogen wer<strong>de</strong>n, was wo im <strong>Müll</strong>berg liegt.<br />
Grundwasserbrunnen<br />
Die Schüttfläche wur<strong>de</strong> mit einer aufwändigen<br />
Basisab<strong>de</strong>ckung versehen. Sie besteht aus einer dreilagigen<br />
Tonschicht und einer Kiesdränageschicht. Auf und<br />
außerhalb <strong>de</strong>s Deponiegelän<strong>de</strong>s sind 34 Grundwasserbrunnen<br />
errichtet. Aus <strong>die</strong>sen wer<strong>de</strong>n regelmäßig Proben<br />
zur Analyse entnommen. Auf <strong>de</strong>r Tonschicht wur<strong>de</strong> ein<br />
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<strong>Tour</strong> <strong>de</strong> <strong>Müll</strong><br />
13
Die Blockland<strong>de</strong>ponie<br />
Station 5<br />
Dränagesystem zur Sickerwassersammlung verlegt. Das<br />
Sickerwasser wird in Röhren gesammelt und in ein<br />
unterirdisches Speicherbeckensystem mit 1.000 m 3<br />
Fassungsvermögen geleitet. Vor Einleitung in <strong>de</strong>n Kanal<br />
wird das gesammelte Wasser regelmäßig untersucht.<br />
Um <strong>die</strong> Wirksamkeit <strong>de</strong>r Deponieabdichtung langfristig<br />
prüfen und nachweisen zu können, wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r<br />
neuen Basis ein 1.200 m 2 großes Testfeld mit gleichem<br />
Aufbau installiert. Die installierten Messelemente <strong>für</strong><br />
Wassergehalt, Stoffdurchlässigkeit, Verformung und<br />
Temperatur sind über Messleitungen mit einer elektronischen<br />
Datenerfassungsstation am Schüttflächenrand<br />
verbun<strong>de</strong>n.<br />
Durch 48 Gasbrunnen wird das sich im <strong>Müll</strong> entwikkeln<strong>de</strong><br />
Methangas abgezogen. Von einer Sammelstation<br />
außerhalb <strong>de</strong>r Schüttfläche wird das Gas in einer Rohrleitung<br />
zur Verdichterstation beför<strong>de</strong>rt. 1996 nahm man<br />
hier eine Hochtemperatur Fackel in Betrieb, mit <strong>de</strong>r das<br />
gesamte Gas verbrannt wur<strong>de</strong>. Seit 1998 wird das Gasvorkommen<br />
durch eine Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlage<br />
wirtschaftlich verwertet. In einem Blockheizkraftwerk<br />
auf <strong>de</strong>r Deponie erzeugen vier Gasmotoren aus <strong>de</strong>m<br />
Deponiegas Strom und Wärme. Die gesammelte Abwärme<br />
versorgt <strong>die</strong> Kompostierungsanlagen, <strong>die</strong> Werkstatt<br />
und sämtliche Verwaltungsgebäu<strong>de</strong>. Der überschüssige<br />
Strom wird ins öffentliche Stromnetz eingespeist.<br />
Gasbrunnen auf <strong>de</strong>r Blockland<strong>de</strong>ponie<br />
Als gefor<strong>de</strong>rte Ausgleichsmaßnahme <strong>für</strong> <strong>die</strong> neue<br />
Schüttfläche wur<strong>de</strong> eine 11 ha große Fläche <strong>de</strong>s Blocklands<br />
zwischen Deponie und kleiner Wümme in ein<br />
Feuchtbiotop verwan<strong>de</strong>lt. Mit Hilfe eines Windra<strong>de</strong>s<br />
bewässert, ist hier ein Lebensraum <strong>für</strong> viele Tiere und<br />
Pflanzen entstan<strong>de</strong>n.<br />
Inzwischen ist ein Teil <strong>de</strong>r neuen Schüttfläche verfüllt.<br />
Durch immer neu entstehen<strong>de</strong> Verwertungswege<br />
sinken <strong>die</strong> angelieferten Mengen jedoch ständig. Rechnerisch<br />
ist <strong>die</strong> weitere Befüllung <strong>de</strong>r jetzigen Schüttfläche<br />
bis ca. 2015 möglich.<br />
Neue Gesetze verän<strong>de</strong>rn <strong>die</strong> Deponie. Seit <strong>de</strong>m 1. Juni<br />
2005 dürfen keine organischen Abfälle mehr abgelagert<br />
wer<strong>de</strong>n. Alle Abfälle müssen durch Verbrennung o<strong>de</strong>r<br />
kalte Rotte vorbehan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n.<br />
Weit reicht <strong>de</strong>r Blick ins Blockland<br />
Seit Mitte <strong>de</strong>s Jahres 2010 ist <strong>die</strong> Deponie auch als<br />
Energiewirt tätig. Die 445 Photovoltaikmodule haben<br />
eine Gesamtleistung von 65 kWp (p <strong>für</strong> peak als Spitzenleistung<br />
bei genormten Bedingungen). Die erwarteten<br />
Energieerträge, <strong>die</strong> im Jahr geerntet wer<strong>de</strong>n können sind<br />
abhängig von <strong>de</strong>r jährlichen Sonnenscheindauer und<br />
schwanken zwischen 45.000 und 55.000 kWh pro Jahr.<br />
Das ist so viel, wie 10 Einfamilienhäuser (bei durchschnittlich<br />
5.000 kWh pro Haus) im Jahr an Strom verbrauchen.<br />
Mit vier Windrä<strong>de</strong>rn wird ebenfalls Strom hergestellt.<br />
Die Firma Repower hat <strong>für</strong> <strong>die</strong> Aufstellung <strong>de</strong>r Windrä<strong>de</strong>r<br />
Flächen auf <strong>de</strong>r Blockland<strong>de</strong>ponie angemietet. Laut<br />
Ertragsberechnung wer<strong>de</strong>n <strong>die</strong> Windrä<strong>de</strong>r zusammen ca.<br />
11.600 MW Strom im Jahr erzeugen und damit etwa 2.320<br />
Einfamilenhäuser mit Strom versorgen.<br />
Windrä<strong>de</strong>r<br />
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<strong>Tour</strong> <strong>de</strong> <strong>Müll</strong><br />
14
Station 1<br />
Bremer Meilensteine Sortierbetriebe <strong>de</strong>r Abfallgeschichte<br />
Infoblatt 1<br />
Abfall- und Abwasserentsorgung sind in <strong>de</strong>r Gegenwart<br />
durch <strong>die</strong> Bremer Entsorgungsbetriebe und hanse-<br />
Wasser bestens geregelt. Zwei unabhängige Einrichtungen<br />
garantieren heute <strong>de</strong>n hohen Stand <strong>de</strong>r Entsorgungstechnik.<br />
In <strong>de</strong>r mittelalterlichen Stadt und noch Jahrhun<strong>de</strong>rte<br />
später gab es nur ein Entsorgungssystem und<br />
es bedurfte vieler Entwicklungsschritte bis zum Erreichen<br />
<strong>de</strong>s heutigen Niveaus. An einigen zentralen Meilensteinen<br />
lässt sich <strong>die</strong> Entwicklung <strong>de</strong>r bremischen Abfallwirtschaft<br />
festmachen.<br />
Noch bis in <strong>die</strong> Mitte <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts trug <strong>die</strong><br />
bremische Städtereinigung mittelalterliche Züge. Bauern<br />
aus <strong>de</strong>r Umgebung waren <strong>für</strong> <strong>die</strong> Entsorgung zuständig.<br />
<strong>Müll</strong>eimer, wie man sie heute kennt, gab es nicht. In <strong>de</strong>n<br />
meisten Fällen lan<strong>de</strong>te <strong>de</strong>r „Unrath“, wie man <strong>de</strong>n Abfall<br />
damals nannte, in offenen hölzernen Eimern, <strong>die</strong> dann<br />
abends vor <strong>de</strong>n Häusern abgestellt wur<strong>de</strong>n. Da es zu <strong>de</strong>r<br />
Zeit auch noch keine Stadtentwässerung gab, kamen<br />
sämtliche Haushaltsabfälle in <strong>die</strong>se Eimer: Fäkalien, Ofenasche,<br />
Küchenreste. Dazu kam <strong>de</strong>r Straßenkehricht, <strong>de</strong>n<br />
je<strong>de</strong>r Bürger vor seinem Haus zusammenzufegen hatte<br />
und <strong>de</strong>r zu einem großen Teil aus Pfer<strong>de</strong>kot bestand.<br />
Pfer<strong>de</strong> waren nun mal jahrhun<strong>de</strong>rtelang <strong>die</strong> Säulen <strong>de</strong>s<br />
städtischen Transportsystems. Zeitgenossen berichten,<br />
dass <strong>die</strong> Abfuhr <strong>de</strong>r Eimer durch <strong>die</strong> Bauern mehr<br />
schlecht als recht funktionierte. Kurzum: Es muss in <strong>de</strong>r<br />
Stadt bestialisch gestunken haben und <strong>die</strong> hygienischen<br />
Verhältnisse waren problematisch.<br />
Die Klagen häuften sich und <strong>die</strong> Stadt war zum Han<strong>de</strong>ln<br />
gezwungen. Ein erster Meilenstein war <strong>die</strong> Bestellung<br />
eines Generalunternehmers <strong>für</strong> Stadtreinigung und<br />
Abfuhr. Damit war <strong>de</strong>r Grundstein <strong>für</strong> <strong>die</strong> Entsorgerkarriere<br />
von Heinrich Alfes, <strong>de</strong>r später unter <strong>de</strong>r volkstümlichen<br />
Bezeichnung „Schieten-Alfes“ berühmt und<br />
reich wur<strong>de</strong>, gelegt. Alfes war ein kluger Organisator, <strong>de</strong>r<br />
ein ausgeklügeltes System aus Pfer<strong>de</strong>n, Gespannen,<br />
Kutschern und Hilfskräften aufbaute. Einen Teil <strong>de</strong>r Aufgaben<br />
<strong>de</strong>legierte er an <strong>die</strong> bisherigen bäuerlichen<br />
Pächter als Subunternehmer. Für seinen Aufwand bei <strong>de</strong>r<br />
Gassenreinigung erhielt Alfes das Monopol <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Leerung <strong>de</strong>r ungefähr 4000 Latrinen aus <strong>de</strong>n wohlhaben<strong>de</strong>n<br />
Haushalten. Heute rümpft man <strong>die</strong> Nase. Aber <strong>die</strong><br />
Holzlatrine hinterm Haus war ein kleiner Gewinn an<br />
Lebensqualität. Kein Bauer durfte fortan <strong>die</strong>sen Dünger<br />
abholen. An <strong>de</strong>r Entsorgung ver<strong>die</strong>nte nun allein Alfes.<br />
Die Verträge mit ihm wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Folgezeit mehrmals<br />
verlängert. Bürger und Senat waren mit <strong>de</strong>m neuen<br />
System zunächst zufrie<strong>de</strong>n.<br />
Mit <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r bürgerlichen Gesellschaft<br />
entstan<strong>de</strong>n neue Lebensstile, Moral- und Wertvorstellungen.<br />
Dieser Wan<strong>de</strong>l verlangte nach grundsätzlichen<br />
Neuorientierungen. Die Bürger waren nicht mehr bereit,<br />
<strong>die</strong> Straßen zu kehren und <strong>die</strong> sanitären Verhältnisse<br />
wur<strong>de</strong>n als unzumutbar empfun<strong>de</strong>n. Zusätzliche Argumente<br />
kamen von <strong>de</strong>n Medizinern, <strong>die</strong> nach und nach<br />
<strong>de</strong>n Zusammenhang zwischen Stadthygiene und Gesundheit<br />
erkannten. Die Eimer stellten zwar ein Ärgernis<br />
dar. Am gefährlichsten waren aber <strong>die</strong> Latrinengruben,<br />
weil sie das Grundwasser und damit <strong>die</strong> Trinkwasserversorgung<br />
gefähr<strong>de</strong>ten. Bis es zu durchgreifen<strong>de</strong>n<br />
Lösungen kam, vergingen noch viele Jahre mit heftigen<br />
Debatten und Fehlschlägen. Obwohl einige Städte in<br />
<strong>die</strong>ser Zeit mit <strong>de</strong>m Bau von Schwemmkanalisationen<br />
begannen und dabei gute Erfahrungen machten, wagten<br />
<strong>die</strong> Bremer <strong>die</strong>sen Schritt noch nicht. Im Mittelpunkt <strong>de</strong>r<br />
Diskussion stan<strong>de</strong>n hier <strong>die</strong> Investitionen <strong>für</strong> <strong>de</strong>n Kanalbau<br />
und <strong>die</strong> privaten Folgekosten. Statt eines großen<br />
Schrittes nach vorn, investierte man hier in <strong>die</strong> Optimierung<br />
<strong>de</strong>s alten Systems und führte <strong>die</strong> angeblich<br />
Schon 1854 machte <strong>die</strong> Satirezeitschrift „Klad<strong>de</strong>radatsch“ <strong>de</strong>n stinken<strong>de</strong>n Bremer „Unrath-Eimer“ zum Thema und überliefert auf <strong>die</strong>se<br />
Weise ein eindrucksvolles Alltagsbild jener Zeiten.<br />
geruchslose Fäkalientonne ein. Damit erhielten <strong>die</strong><br />
Bremer ihr erstes <strong>Müll</strong>trennungssystem. Die Fäkalien<br />
kamen in <strong>die</strong> Tonne, <strong>de</strong>r übrige Restmüll lan<strong>de</strong>te weiter<br />
im Eimer. Ein echter Fortschritt war <strong>die</strong>s jedoch nicht.<br />
Organisiert wur<strong>de</strong> das neue System wie<strong>de</strong>r von<br />
Heinrich Alfes. Die Tonnen und ihr Abtransport mit eigens<br />
da<strong>für</strong> konstruierten Wagen stellten letztlich doch keine<br />
Lösung dar. Wohin mit <strong>de</strong>n Inhalten? Die Stadt wuchs<br />
sprunghaft und ein mittelalterliches Entsorgungssystem<br />
war nicht mehr zeitgemäß. Die Weiterverarbeitung zu<br />
Dünger in <strong>de</strong>r so genannten Poudrette-Fabrik erzeugte<br />
Herausgeber:<br />
Umweltbetrieb Bremen, Eigenbetrieb <strong>de</strong>r Stadtgemein<strong>de</strong> Bremen, Willy-Brand-Platz 7, 28215 Bremen<br />
Im Auftrag <strong>de</strong>s Senators <strong>für</strong> Umwelt, Bau, Verkehr und Europa<br />
<strong>Tour</strong> <strong>de</strong> <strong>Müll</strong><br />
15
Meilensteine <strong>de</strong>r Abfallgeschichte<br />
Infoblatt 1<br />
heftige Proteste bei <strong>de</strong>n betroffenen<br />
Anliegern in Arsten. Die Stimmen <strong>für</strong><br />
eine Kommunalisierung <strong>de</strong>r Städtereinigung<br />
wur<strong>de</strong>n immer lauter. 1902<br />
fiel endlich <strong>die</strong> politische Entscheidung<br />
da<strong>für</strong> und mit ihr wur<strong>de</strong> ein<br />
Maßnahmenplan <strong>für</strong> eine Verbesserung<br />
<strong>de</strong>r Stadtreinigung und <strong>de</strong>r<br />
städtischen Abfuhr verabschie<strong>de</strong>t.<br />
Gleichzeitig wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>m Bau <strong>de</strong>r<br />
Schwemmkanalisation begonnen. Damit<br />
war <strong>de</strong>r Grundstein <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Trennung <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Entsorgungssysteme<br />
gelegt. Bis zu ihrer Vollendung<br />
vergingen allerdings noch<br />
einige Jahre.<br />
Die neuen Strukturen hatten bis in<br />
<strong>die</strong> Nachkriegszeit Bestand. Nur allmählich<br />
lösten motorisierte <strong>Müll</strong>fahrzeuge<br />
<strong>die</strong> Pfer<strong>de</strong>transporte ab und<br />
auch <strong>die</strong> Abfallmengen stiegen nur<br />
Gemeinschaftliche Hausentsorgung über das Tonnensystem<br />
langsam von 118 000 Kubikmeter vor <strong>de</strong>m ersten Weltkrieg<br />
auf 200 000 Kubikmeter Anfang <strong>de</strong>r 50er Jahre. Es<br />
wur<strong>de</strong> nicht viel weggeschmissen. Der <strong>Müll</strong>eimer war in<br />
erster Linie Ascheeimer. Die Tageszeitung wur<strong>de</strong> im eigenen<br />
Ofen verbrannt und organische Abfälle lan<strong>de</strong>ten auf<br />
<strong>de</strong>m Kompost hinterm Haus o<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>r Parzelle. Auch<br />
<strong>Müll</strong>verteilung auf <strong>de</strong>m Hauptabla<strong>de</strong>platz Wartum vor 1953<br />
an <strong>de</strong>r Entsorgung hatte sich nicht viel geän<strong>de</strong>rt. Es gab<br />
vier Hauptabla<strong>de</strong>plätze am Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Stadt: in Wartum,<br />
Horn, Osterholz und bei <strong>de</strong>r Oslebshauser Strafanstalt.<br />
Dazu kamen zehn kleinere Plätze und in Bremen-Nord <strong>die</strong><br />
Plätze <strong>de</strong>s Privatentsorgers Nehlsen. Eine Bo<strong>de</strong>n- abdichtung<br />
gab es nur auf <strong>de</strong>m größten Platz in Wartum. Hier<br />
kümmerten sich 49 Arbeiter um <strong>die</strong> Verteilung <strong>de</strong>s<br />
abgekippten <strong>Müll</strong>s.<br />
Auf <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Plätzen kippte man <strong>de</strong>n <strong>Müll</strong> einfach<br />
ab und be<strong>de</strong>ckte ihn anschließend mit Mutterbo<strong>de</strong>n.<br />
Nach geraumer Zeit kamen <strong>die</strong> Kleingärtner und holten<br />
sich hier Material zur Verbesserung ihrer Gärten.<br />
Ein Entwicklungssprung setzte mit <strong>de</strong>m allgemeinen<br />
wirtschaftlichen Wachstum in <strong>de</strong>n 60er Jahren ein. Ein<br />
äußeres Zeichen <strong>de</strong>r Wohlstandsgesellschaft war <strong>de</strong>r<br />
sprunghafte Anstieg <strong>de</strong>r Abfallmengen. In Bremen wur<strong>de</strong><br />
zwischen 1953 und 1963 eine Verdreifachung ermittelt.<br />
Hinter <strong>die</strong>sen Zahlen verbergen sich grundlegen<strong>de</strong> Verän<strong>de</strong>rungen<br />
im Warenangebot, in <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsstrukturen<br />
und bei <strong>de</strong>n Lebensstilen und Konsumgewohnheiten <strong>de</strong>r<br />
Bevölkerung. Nach Jahren <strong>de</strong>r Not konnten sich viele<br />
Menschen endlich neue Möbel leisten. Die alten wur<strong>de</strong>n<br />
erst ab 1964 mit <strong>de</strong>r Einführung <strong>de</strong>r Sperrmüllabfuhr geregelt<br />
entsorgt. Immer mehr Supermärkte verdrängten<br />
<strong>die</strong> kleinen Lä<strong>de</strong>n. Ein enormer Anstieg <strong>de</strong>s Verpackungsmülls<br />
war <strong>die</strong> Folge. Kritische Beobachter warnten bereits<br />
vor <strong>de</strong>r <strong>Müll</strong>-Lawine o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m <strong>Müll</strong>planet Er<strong>de</strong>. Die Situation<br />
auf <strong>de</strong>n <strong>Müll</strong>kippen wur<strong>de</strong> immer chaotischer. Im<br />
Sommer 1959 brannte es wochenlang auf <strong>de</strong>m Hemelinger<br />
Schuttplatz. Die Brandnester lagen in <strong>de</strong>r Tiefe und<br />
waren kaum zu löschen. Asche, Staub und Ruß belästigten<br />
<strong>die</strong> Bevölkerung tagelang.<br />
Herausgeber:<br />
Umweltbetrieb Bremen, Eigenbetrieb <strong>de</strong>r Stadtgemein<strong>de</strong> Bremen, Willy-Brand-Platz 7, 28215 Bremen<br />
Im Auftrag <strong>de</strong>s Senators <strong>für</strong> Umwelt, Bau, Verkehr und Europa<br />
<strong>Tour</strong> <strong>de</strong> <strong>Müll</strong><br />
16
Meilensteine <strong>de</strong>r Abfallgeschichte<br />
Infoblatt 1<br />
Feuer auf einer <strong>Müll</strong>kippe<br />
Ein nächster Meilenstein war <strong>die</strong> Einführung einer<br />
jährlichen <strong>Müll</strong>gebühr in Höhe von 36 DM im Jahr 1964.<br />
Bis dahin waren <strong>die</strong> Kosten aus <strong>de</strong>r Grundsteuer abgeführt<br />
wor<strong>de</strong>n. Anfangs heftig umstritten, ermöglichte sie<br />
in <strong>de</strong>r Folgezeit zahlreiche Innovationen wie <strong>die</strong> Umstellung<br />
<strong>de</strong>s Fuhrparks auf staubfreie Schüttung und <strong>die</strong><br />
Einführung neuer Gefäße. Vor allem wur<strong>de</strong> <strong>die</strong> Infrastruktur<br />
<strong>de</strong>r Abfallentsorgung mo<strong>de</strong>rnisiert. Der Bau<br />
einer <strong>Müll</strong>verbrennungsanlage und <strong>die</strong> Errichtung einer<br />
neuen Deponie im Blockland wur<strong>de</strong>n geplant und En<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r 60er Jahre vollen<strong>de</strong>t. Verschont blieben Bremen und<br />
ganz Nord<strong>de</strong>utschland von einem weiteren Projekt. In<br />
Hannover kursierte angesichts <strong>de</strong>r <strong>Müll</strong>lawine eine Weile<br />
<strong>die</strong> Vision einer <strong>Müll</strong>pipeline in <strong>die</strong> Nordsee. Technischer<br />
Machbarkeitswahn und wachsen<strong>de</strong>s Umweltbewusstsein<br />
spalteten <strong>die</strong> Gesellschaft in <strong>de</strong>n 70er Jahren. Mit<br />
<strong>de</strong>n wachsen<strong>de</strong>n <strong>Müll</strong>mengen geriet <strong>die</strong> Frage nach <strong>de</strong>m<br />
Verbleib <strong>de</strong>r Schadstoffe immer stärker in das Blickfeld<br />
einer kritischen Öffentlichkeit. Die <strong>Müll</strong>thematik wur<strong>de</strong><br />
eine zentrale Säule <strong>de</strong>r entstehen<strong>de</strong>n Umweltbewegung.<br />
Kontinuierlich hatten <strong>die</strong> Bremer Umweltverbän<strong>de</strong>,<br />
Bürgerinitiativen und <strong>die</strong> Grünen <strong>die</strong> Mängel thematisiert.<br />
Im Focus <strong>de</strong>r Kritik stand <strong>die</strong> <strong>Müll</strong>verbrennungsanlage<br />
wegen <strong>de</strong>r Schadstoffemissionen und <strong>de</strong>r Schwermetallbelastung<br />
<strong>de</strong>r Schlacke. Beson<strong>de</strong>rs öffentlichkeitswirksam<br />
war Mitte <strong>de</strong>r 80er Jahre <strong>die</strong> Kampagne zur<br />
Schlackeverwertung auf Wegen im Bürgerpark. Die Umweltpolitik<br />
reagierte mit <strong>de</strong>r Verschärfung von Bestimmungen<br />
und Grenzwerten. Gesetze und Erlasse auf<br />
Bun<strong>de</strong>s- und (später) europäischer Ebene bekommen<br />
einen immer größeren Einfluss auf lokale Konzepte.<br />
Die neunziger Jahre waren von betrieblichen Verän<strong>de</strong>rungen<br />
in <strong>de</strong>r Abfallwirtschaft und <strong>de</strong>m Ausbau <strong>de</strong>r<br />
Recyclinginfrastruktur geprägt. In <strong>die</strong>ser Zeit wan<strong>de</strong>lte<br />
sich das Amt <strong>für</strong> Stadtentwässerung und Abfallwirtschaft<br />
in <strong>de</strong>n Eigenbetrieb Bremer Entsorgungsbetriebe. Gleichzeitig<br />
gelang <strong>de</strong>r Übergang zu einer flächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>n<br />
Sammlung von Wertstoffen. Die Zahl <strong>de</strong>r Sammelplätze<br />
und erfassten Wertstoffe ging steil in <strong>die</strong> Höhe. Dazu<br />
kamen <strong>die</strong> Einführung <strong>de</strong>r Biotonne und <strong>de</strong>r Aufbau <strong>de</strong>r<br />
Kompostierungsanlagen. Der Anschluss an das Duale<br />
System, <strong>die</strong> Einführung <strong>de</strong>r Gelben Säcke und <strong>die</strong> neuen<br />
rollbaren, co<strong>die</strong>rten <strong>Müll</strong>gefäße sind<br />
weitere Neuentwicklungen <strong>de</strong>r<br />
jüngsten Vergangenheit.<br />
Abfallberatung, Öffentlichkeitsarbeit<br />
und Umweltbildung haben seit<strong>de</strong>m<br />
einen hohen Stellen- wert in <strong>de</strong>r<br />
bremischen Abfallwirtschaft erhalten.<br />
Zur jüngsten Historie zählt <strong>die</strong><br />
Privatisierung <strong>de</strong>r bremischen Abfallwirtschaft.<br />
Die neuen Strukturen<br />
wer<strong>de</strong>n in einem eigenen Kapitel<br />
vorgestellt.<br />
Tipps zum Weiterlesen:<br />
Bremer Entsorgungsbetriebe<br />
(Hrsg.) (2003):<br />
Vom Aufstieg <strong>de</strong>s Abfalls.<br />
100 Jahre Entsorgung in öffentlicher<br />
Hand, Bremen<br />
Herausgeber:<br />
Umweltbetrieb Bremen, Eigenbetrieb <strong>de</strong>r Stadtgemein<strong>de</strong> Bremen, Willy-Brand-Platz 7, 28215 Bremen<br />
Im Auftrag <strong>de</strong>s Senators <strong>für</strong> Umwelt, Bau, Verkehr und Europa<br />
<strong>Tour</strong> <strong>de</strong> <strong>Müll</strong><br />
17
Abfallaufkommen in Bremen<br />
Infoblatt 2<br />
Im „Ortsgesetz über <strong>die</strong> Entsorgung von Abfällen in<br />
<strong>de</strong>r Stadtgemein<strong>de</strong> Bremen“ sind Umfang sowie Art und<br />
Weise <strong>de</strong>r kommunalen Abfallentsorgung geregelt.<br />
Grundlage da<strong>für</strong> ist das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz<br />
(KrW-/AbfG). Zu <strong>de</strong>n Grundsätzen <strong>die</strong>ses Gesetzes<br />
gehört es, Abfälle in erster Linie zu vermei<strong>de</strong>n, in zweiter<br />
Linie stofflich o<strong>de</strong>r energetisch zu verwerten. Die Abfälle,<br />
<strong>die</strong> we<strong>de</strong>r vermie<strong>de</strong>n noch verwertet wer<strong>de</strong>n können,<br />
müssen umweltverträglich beseitigt wer<strong>de</strong>n. Das Kreislaufwirtschafts-<br />
und Abfallgesetz spricht <strong>de</strong>shalb von<br />
Abfällen zur Verwertung und Abfällen zur Beseitigung.<br />
Dem öffentlich rechtlichen Entsorger müssen <strong>die</strong><br />
privaten Haushalte ihre Restabfälle sowie ihre Wertstoffe,<br />
<strong>die</strong> nicht in <strong>die</strong> Verantwortlichkeit <strong>de</strong>s Dualen<br />
Systems fallen, überlassen. Gewerbebetriebe sind verpflichtet<br />
ihre hausmüllähnlichen Abfälle <strong>de</strong>r Kommune<br />
anzu<strong>die</strong>nen. Abfälle zur Verwertung müssen sie über<br />
Dritte entsorgen lassen.<br />
Die kommunale Abfallentsorgung umfasst folgen<strong>de</strong><br />
Systeme:<br />
• Restmüll<br />
• Bioabfälle<br />
• Sperrmüll<br />
• Tannenbäume<br />
• Gartenabfälle<br />
• Schadstoffe<br />
• Papier und Pappe<br />
• Textilien und Schuhe<br />
• Elektro- und Elektronikgeräte<br />
• Glas<br />
• Metalle (Kleinschrott)<br />
• Bauabfälle<br />
Für <strong>die</strong> Erfassung und Sortierung <strong>de</strong>r Verkaufsverpackungen<br />
aus Glas, Papier, Metall, Verbundstoffen<br />
Anlieferer auf <strong>de</strong>r Recycling-Station Blockland<strong>de</strong>ponie<br />
und Kunststoffen ist das Duale System zuständig. Für<br />
Bremen ist seit <strong>de</strong>m 1.1.2004 <strong>die</strong> Firma Nehlsen <strong>de</strong>r<br />
Vertragspartner.<br />
Für <strong>die</strong> Darstellung <strong>de</strong>s Abfallaufkommens sind an<br />
<strong>die</strong>ser Stelle nur <strong>die</strong> Abfälle aus <strong>de</strong>n privaten Haushalten<br />
herangezogen wor<strong>de</strong>n, inklusive <strong>de</strong>r nicht mehr im<br />
Verantwortungsbereich <strong>de</strong>s öffentlich-rechtlichen<br />
Entsorgers liegen<strong>de</strong>n Mengen <strong>de</strong>r Verkaufsverpackungen.<br />
LVP ist <strong>die</strong> Abkürzung Leichtverpackungen. Hier han<strong>de</strong>lt<br />
es sich um <strong>die</strong> Verkaufsverpackungen aus Metall,<br />
Kunststoff und Verbundstoffen, <strong>die</strong> im Gelben Sack<br />
gesammelt wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Prognose <strong>de</strong>r Bevölkerungsentwicklung lässt<br />
Herausgeber:<br />
Umweltbetrieb Bremen, Eigenbetrieb <strong>de</strong>r Stadtgemein<strong>de</strong> Bremen, Willy-Brand-Platz 7, 28215 Bremen<br />
Im Auftrag <strong>de</strong>s Senators <strong>für</strong> Umwelt, Bau, Verkehr und Europa<br />
<strong>Tour</strong> <strong>de</strong> <strong>Müll</strong><br />
18
Abfallaufkommen in Bremen<br />
Infoblatt 2<br />
560.000<br />
550.000<br />
540.000<br />
530.000<br />
520.000<br />
510.000<br />
500.000<br />
1995<br />
1996<br />
1997<br />
1008<br />
1999<br />
2000<br />
2001<br />
2002<br />
2003<br />
vermuten, dass auch <strong>die</strong> zukünftigen Abfallmengen<br />
relativ konstant bleiben. Ausschlaggeben<strong>de</strong>r als <strong>de</strong>r<br />
Zuwachs <strong>de</strong>r Bevölkerung sind Faktoren, <strong>die</strong> sich auf <strong>die</strong><br />
Gesamtabfallmenge pro Kopf beziehen. Die Abfallmenge<br />
pro Kopf wird durch das wirtschaftliche, soziale und<br />
<strong>de</strong>mografische Umfeld und <strong>die</strong> damit verbun<strong>de</strong>nen<br />
Faktoren Einkommensentwicklung und Konsum beeinflusst.<br />
Da aber keine belastbaren quantitativ ausgerichteten<br />
Untersuchungen/Szenarien vorliegen, wird zunächst<br />
<strong>de</strong>r Trend <strong>de</strong>r letzten 10 Jahre fortgeschrieben.<br />
Der Ausbau o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Rückbau <strong>de</strong>r Erfassungssysteme<br />
zur Getrenntsammlung hat keinen wesentlichen Einfluss<br />
auf <strong>die</strong> Gesamtabfallmenge, son<strong>de</strong>rn nur auf <strong>die</strong><br />
Verteilung <strong>de</strong>r Abfälle auf <strong>die</strong> Bereiche Beseitigung und<br />
Verwertung.<br />
2004<br />
2005<br />
2006<br />
2007<br />
2008<br />
Herausgeber:<br />
Umweltbetrieb Bremen, Eigenbetrieb <strong>de</strong>r Stadtgemein<strong>de</strong> Bremen, Willy-Brand-Platz 7, 28215 Bremen<br />
Im Auftrag <strong>de</strong>s Senators <strong>für</strong> Umwelt, Bau, Verkehr und Europa<br />
2009<br />
2010<br />
2011<br />
2012<br />
2013<br />
2014<br />
Prognose <strong>de</strong>r Bevölkerungsentwicklung 1995-2014<br />
<strong>Tour</strong> <strong>de</strong> <strong>Müll</strong><br />
19
Die Aufgabenverteilung in <strong>de</strong>r<br />
Abfallwirtschaft<br />
Infoblatt 3<br />
Viele Firmen und Einrichtungen sind in Bremen in <strong>de</strong>r<br />
Abfallwirtschaft tätig. Einzelne Aufgaben sind an private<br />
Unternehmen <strong>de</strong>legiert wor<strong>de</strong>n. Als Auftragnehmer<br />
haben sie zum Beispiel <strong>die</strong> Leerung <strong>de</strong>r Restmüll-, Biound<br />
Papiertonnen übernommen. Geht es allerdings um<br />
<strong>die</strong> Gebührenbeschei<strong>de</strong>, <strong>die</strong> Auslieferung und Verwaltung<br />
<strong>de</strong>r Tonnen o<strong>de</strong>r um <strong>die</strong> Informationen zu allen Fragen<br />
<strong>de</strong>r Entsorgung, dann ist <strong>de</strong>r Umweltbetrieb Bremen<br />
zuständig. Die Stadtgemein<strong>de</strong> Bremen hat in <strong>die</strong>sem<br />
Zusammenspiel per Gesetz eine beson<strong>de</strong>re Rolle zu<br />
spielen. Als öffentlich-rechtlicher Entsorgungsträger<br />
steht sie in <strong>de</strong>r Pflicht, ihren Bürgern eine öffentliche<br />
Daseins<strong>für</strong>sorge zu gewährleisten. Die mit <strong>de</strong>r Umsetzung<br />
beauftragte Behör<strong>de</strong> ist <strong>de</strong>r Senator <strong>für</strong> Umwelt,<br />
Bau, Verkehr und Europa.<br />
Welche Auswirkungen das Entsorgungssystem im<br />
Alltag auf <strong>de</strong>n Verbraucher hat, wird im Folgen<strong>de</strong>n am<br />
Beispiel <strong>de</strong>r Familie R. geschil<strong>de</strong>rt. Mit zwei Erwachsenen<br />
und einem Kind sind sie eine typische Bremer Familie. Da<br />
das vorgeschriebene Volumen <strong>für</strong> Restmüll 30 l pro<br />
Person beträgt, muss Familie R. eine 90-Liter-Restmülltonne<br />
vorhalten. Die Entsorgung <strong>de</strong>s Abfalls kostet sie<br />
monatlich 16,30 Euro. Da<strong>für</strong> wird <strong>die</strong> 90-Liter-Tonne 20<br />
Mal pro Jahr geleert. Da Familie R. keine zusätzlichen<br />
Leerungen <strong>für</strong> ihre Restmülltonne bezahlen will und <strong>die</strong><br />
Wertstoffe recycelt wer<strong>de</strong>n sollen, stellt sie nicht nur <strong>die</strong><br />
Restmülltonne vor <strong>die</strong> Tür, son<strong>de</strong>rn regelmäßig auch <strong>die</strong><br />
Biotonne, das Altpapier und <strong>de</strong>n Gelben Sack. Leere<br />
Flaschen wan<strong>de</strong>rn in <strong>die</strong> Container o<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n als<br />
Pfandflaschen zum Einzelhan<strong>de</strong>l zurück gebracht. Die 14tägige<br />
Abfuhr <strong>de</strong>r Restmülltonne und <strong>de</strong>r Biotonne, <strong>die</strong><br />
Entsorgung von Wertstoffen und Schadstoffen, sowie<br />
eine Sperrmüllabfuhr im Jahr sind in <strong>de</strong>n Abfallgebühren<br />
enthalten.<br />
Der Umweltbetrieb Bremen hat zunächst einmal <strong>die</strong><br />
Aufgabe, <strong>die</strong>se Abfallgebühr zu erheben. Von Familie R.<br />
und <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Haus- und Wohnungseigentümern.<br />
Dazu wer<strong>de</strong>n jährlich rund 130 000 Abfallgebührenbeschei<strong>de</strong><br />
verschickt. Außer<strong>de</strong>m sind <strong>die</strong> bei Hausverkauf<br />
und Mieterwechsel anfallen<strong>de</strong>n Än<strong>de</strong>rungsbeschei<strong>de</strong> zu<br />
erstellen, muss <strong>de</strong>r Zahlungsverkehr kontrolliert wer<strong>de</strong>n<br />
und es muss sichergestellt wer<strong>de</strong>n, dass je<strong>de</strong>r Haushalt<br />
mit <strong>de</strong>r Tonnengröße versorgt ist, <strong>die</strong> gesetzlich vorgeschrieben<br />
ist und <strong>die</strong> Basis <strong>de</strong>r Abrechnung bil<strong>de</strong>t. Die<br />
Abfallgrundgebühren <strong>de</strong>cken 95 Prozent <strong>de</strong>ssen ab, was<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> gesamte Bremer Abfallwirtschaft aufzuwen<strong>de</strong>n<br />
ist. Die Einnahmen sind zweckgebun<strong>de</strong>n auszugeben,<br />
und zwar so effektiv wie möglich – <strong>für</strong> ein bürgernahes<br />
Entsorgungssystem, das eine breite Palette von<br />
Entsorgungssystemen bietet und mit <strong>de</strong>m Abfall uweltfreundlich<br />
verfährt.<br />
Das ist mit <strong>de</strong>n Metho<strong>de</strong>n von gestern nicht zu bewältigen.<br />
Eine Tonne <strong>für</strong> alles und dann alles auf eine<br />
Deponie – das ist längst vorbei. Heute geht es darum, <strong>de</strong>n<br />
Abfall zu sortieren und ihn getrennt zu sammeln, damit<br />
möglichst viele Anteile wie<strong>de</strong>rverwertet wer<strong>de</strong>n können.<br />
Deshalb hat Familie R. nicht nur <strong>die</strong> graue Restmülltonne<br />
hinterm Haus stehen, son<strong>de</strong>rn auch <strong>die</strong> braune, gelbe<br />
und blaue Tonne. Und <strong>de</strong>shalb gibt es in ihrem Wohnquartier<br />
auch einen Altglascontainer und in Bremen 15<br />
Recycling-Stationen, verteilt übers ganze Stadtgebiet. Mit<br />
<strong>die</strong>sen Stationen verfügt Bremen über das dichteste Netz<br />
<strong>die</strong>ser Art unter allen <strong>de</strong>utschen Großstädten. Der verän<strong>de</strong>rte<br />
Umgang mit <strong>de</strong>m <strong>Müll</strong> hat zum Aufbau von Beziehungen<br />
zu neuen Geschäftspartnern geführt. Ihnen<br />
sind Teilaufgaben übertragen wor<strong>de</strong>n. So wer<strong>de</strong>n zum<br />
Beispiel Restmüll- und Biotonne <strong>de</strong>r Familie R. von <strong>de</strong>r<br />
ENO (Entsorgung Nord GmbH) geleert. Auch <strong>de</strong>r Gelbe<br />
Sack und das Papier wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r ENO abgeholt.<br />
Nördlich <strong>de</strong>r Lesum ist mit <strong>die</strong>sen Aufgaben das Unternehmen<br />
Karl Nehlsen GmbH & Co. KG betraut.<br />
Die Entsorgung ist ein weites Feld, auf <strong>de</strong>m viele<br />
Beteiligte aktiv sind. Und alle sind zum Zusammenspiel<br />
verpflichtet. Damit das reibungslos funktioniert, achtet<br />
<strong>de</strong>r Umweltbetrieb Bremen darauf, dass <strong>die</strong> von <strong>de</strong>r<br />
Stadtgemein<strong>de</strong> aufgestellten Regeln (Ortsgesetz und<br />
Gebührenordnung) eingehalten wer<strong>de</strong>n. Sie kontrollieren,<br />
ob <strong>die</strong> Tonnen richtig genutzt wer<strong>de</strong>n und überprüfen<br />
im Zweifelsfall, ob <strong>die</strong> Haushalte entsprechend <strong>de</strong>r<br />
gesetzlichen Vorgaben ausgestattet sind. Sie sind zuständig<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Kun<strong>de</strong>nberatung sowie <strong>die</strong> Kommunikation<br />
mit allen Bürgern in Sachen Entsorgung und durch ein<br />
Beschwer<strong>de</strong>management sorgen sie da<strong>für</strong>, dass <strong>de</strong>n<br />
Bürgern <strong>die</strong> bezahlten Dienstleistungen möglichst<br />
reibungslos zur Verfügung stehen. Gleichzeitig betreiben<br />
sie <strong>die</strong> Blockland<strong>de</strong>ponie.<br />
Herausgeber:<br />
Umweltbetrieb Bremen, Eigenbetrieb <strong>de</strong>r Stadtgemein<strong>de</strong> Bremen, Willy-Brand-Platz 7, 28215 Bremen<br />
Im Auftrag <strong>de</strong>s Senators <strong>für</strong> Umwelt, Bau, Verkehr und Europa<br />
<strong>Tour</strong> <strong>de</strong> <strong>Müll</strong><br />
20
Station 1<br />
Bremer Eine Sortierbetriebe<br />
Geschichte zum Vorlesen<br />
Arbeitsblatt 1, Grundschule<br />
Altwarenhändler, Lumpensammler<br />
o<strong>de</strong>r Klüngelskerl ?<br />
von Else Klein<br />
Auf meiner Terrasse sitze ich und genieße <strong>de</strong>n<br />
schönen Sonnentag. Plötzlich höre ich von weitem Musik,<br />
eine ganz einfache Melo<strong>die</strong>, <strong>die</strong> sich immer wie<strong>de</strong>rholt.<br />
Langsam kommt <strong>de</strong>r Klang näher, und nun weiß ich auch,<br />
wozu <strong>die</strong>ses Lied gehört. Es ist <strong>de</strong>r Altwarenhändler, <strong>de</strong>r<br />
alle paar Monate mit seinem uralten rostigen klapprigen<br />
Lastwagen durch <strong>die</strong> Straßen fährt. Er nennt sich Altwarenhändler,<br />
<strong>de</strong>nn <strong>die</strong> alte Bezeichung Lumpensammler<br />
paßt nicht mehr so ganz, <strong>de</strong>nn Lumpen sammelt er heute<br />
nicht mehr. Die Töne kommen aus <strong>de</strong>r Kassette. Er fährt<br />
eigentlich viel zu schnell, <strong>de</strong>nn, wenn ich ihm etwas<br />
mitgeben wollte, müßte ich es schon bereit liegen haben.<br />
Wenn ich nur ein paar Minuten brauchte, um es zusammenzusuchen,<br />
wäre er längst über alle Berge.<br />
Während ich <strong>de</strong>n entschwin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Töne nachhorche,<br />
steigen Bil<strong>de</strong>r aus meiner Kindheit herauf. Die Straße, an<br />
<strong>de</strong>r unser Haus lag, war noch nicht gepflastert o<strong>de</strong>r<br />
geteert. Sie führte schnurgera<strong>de</strong> zum Nachbarort, und so<br />
konnten wir ihn schon früh ent<strong>de</strong>cken. Und dann hörten<br />
wir sein Flötenspiel, eine Melo<strong>die</strong>, <strong>die</strong> er aus einer ganz<br />
einfachen Flöte zauberte. Sein alter Gaul mühte sich<br />
oftmals, <strong>de</strong>n Wagen durch <strong>die</strong> aufgeweichte Straße zu<br />
ziehen. Auf <strong>de</strong>m Kutscherbock saß er, <strong>de</strong>r Klüngelskerl,<br />
wie er bei uns hieß, und auf <strong>de</strong>r La<strong>de</strong>fläche lag fein<br />
sortiert das, was er heute schon gekauft hatte: Eisen und<br />
an<strong>de</strong>re Metalle, Kleidung und Lumpen, wirklich Lumpen.<br />
Wenn wir Kin<strong>de</strong>r ihn von weitem kommen hörten,<br />
rannten wir ins Haus und bettelten unsere Mutter, uns<br />
etwas zu geben, was wir verkaufen könnten. Wenn ihr<br />
nicht gleich das Rechte einfiel, so halfen wir schon mal<br />
nach: "Ach Mama, das Kleid, mit <strong>de</strong>m ich letzte Woche im<br />
Stracheldraht hängengeblieben bin, hat eine Riesenloch.<br />
Das kann ich doch wirklich nicht mehr anziehen." Und<br />
schnell rannte ich damit zur Straße. Meine bei<strong>de</strong>n Brü<strong>de</strong>r<br />
stöberten in<strong>de</strong>ssen im Keller und Stall und fan<strong>de</strong>n immer<br />
etwas, von <strong>de</strong>m sie meinten, dass es entbehrlich sei. Da<br />
war es gut, dass Mama noch einmal alles begutachtete,<br />
<strong>de</strong>nn sonst wär wohl so manches brauchbare Teil auf<br />
<strong>de</strong>m Wagen gelan<strong>de</strong>t. Doch schließlich hatte je<strong>de</strong>r von<br />
uns dreien ein Stück, das er zu Geld machen wollte. Und<br />
schon war er da. Auf einer uralten Waage wog er alles,<br />
was ihm gebracht wur<strong>de</strong>, und dann wühlte er in seinem<br />
großen le<strong>de</strong>rnen Geldbeutel, <strong>de</strong>r voll war mit Kupfermünzen,<br />
und wir fieberten, wieviel wir wohl bekommen<br />
wür<strong>de</strong>n. Schon malten wir uns aus, welche Kostbarkeiten<br />
wir <strong>für</strong> <strong>de</strong>n Erlös eintauschen könnten. Er hatte aber nur<br />
Kleingeld <strong>für</strong> uns, Kupferstücke, ein Ein-o<strong>de</strong>r Zweipfennigstück.<br />
Das Geldstück fest in <strong>de</strong>r Hand verschlossen stürzten<br />
wir dann gleich in <strong>de</strong>n Gemischwarenla<strong>de</strong>n gegenüber,<br />
wo auf <strong>de</strong>r Theke in <strong>de</strong>m durch <strong>die</strong> Bäume vor <strong>de</strong>m Haus<br />
immer dämmrigen Raum <strong>die</strong> Köstlichkeiten stan<strong>de</strong>n: Die<br />
Bonbongläser, gefüllt mit <strong>de</strong>n leckeren Dingen, Milchkaramellen,<br />
Himbeeren und Brombeeren, Sei<strong>de</strong>nkissen,<br />
Veilchenpastillen, Lakritz und Salmiakpastillen. Lange<br />
wählten wir aus. Wo<strong>für</strong> reichte <strong>de</strong>nn unser Schatz? Es fiel<br />
so schwer, sich zu entschei<strong>de</strong>n. Veilchenpastillen waren<br />
am billigsten, da gab es 2 Stück <strong>für</strong> einen Pfennig, doch<br />
<strong>für</strong> all <strong>die</strong> an<strong>de</strong>ren Bonbons mußte gleich 1 Pfennig pro<br />
Stück hingelegt wer<strong>de</strong>n. Salmiakpastillen waren beson<strong>de</strong>rs<br />
begehrt, doch <strong>die</strong> gab es nur in kleinen Tütchen,<br />
und waren gleich teurer. Doch davon hatte man immer<br />
etwas längere Zeit etwas, <strong>de</strong>nn wir klebten uns <strong>die</strong><br />
kleinen Rhomben zu einem Stern auf <strong>de</strong>n Handrücken,<br />
und dann leckten wir das ganze genüßlich ab. Das hielt<br />
einige Zeit, bis es ganz verzehrt war.<br />
In Gedanken stehe ich wie<strong>de</strong>r vor <strong>de</strong>n Bonbongläsern,<br />
spüre genau wie damals <strong>die</strong> Schwere <strong>de</strong>s Entschlusses,<br />
<strong>de</strong>r ja gleichzeitig <strong>de</strong>n Verzicht auf all <strong>die</strong><br />
an<strong>de</strong>ren schönen Dinge be<strong>de</strong>utete. Fast meine ich noch<br />
<strong>die</strong> Süße <strong>de</strong>r Sei<strong>de</strong>nkissen zu schmecken. Ganz genau<br />
sehe ich noch <strong>de</strong>n La<strong>de</strong>n vor mir, <strong>die</strong> Schubla<strong>de</strong>n mit<br />
Mehl, Zucker usw. <strong>die</strong> Tonnen mit Heringen, Sauerkraut<br />
und Rübenkraut. Ich könnte das ganze zeichnen, so<br />
lebendig ist alles, und das war vor fast 80 Jahren...<br />
Quelle: www.omi-schreibt.<strong>de</strong><br />
Herausgeber:<br />
Umweltbetrieb Bremen, Eigenbetrieb <strong>de</strong>r Stadtgemein<strong>de</strong> Bremen, Willy-Brand-Platz 7, 28215 Bremen<br />
Im Auftrag <strong>de</strong>s Senators <strong>für</strong> Umwelt, Bau, Verkehr und Europa<br />
<strong>Tour</strong> <strong>de</strong> <strong>Müll</strong><br />
21
Ein Poster zur <strong>Tour</strong> <strong>de</strong> <strong>Müll</strong><br />
Arbeitsblatt 2, Grundschule<br />
Erstelle ein Poster zur <strong>Tour</strong> <strong>de</strong> <strong>Müll</strong>. Verwen<strong>de</strong> dabei<br />
<strong>die</strong> Fotos und ergänze sie durch eigene Zeichnungen.<br />
Herausgeber:<br />
Umweltbetrieb Bremen, Eigenbetrieb <strong>de</strong>r Stadtgemein<strong>de</strong> Bremen, Willy-Brand-Platz 7, 28215 Bremen<br />
Im Auftrag <strong>de</strong>s Senators <strong>für</strong> Umwelt, Bau, Verkehr und Europa<br />
22
Wohin mit <strong>de</strong>m <strong>Müll</strong>?<br />
Arbeitsblatt 3, Grundschule<br />
Werft <strong>de</strong>n <strong>Müll</strong> in <strong>die</strong> richtigen Behälter. Mit bunten<br />
Stiften verbin<strong>de</strong>t Ihr <strong>die</strong> einzelnen Produkte mit <strong>de</strong>n<br />
Behältern.<br />
Herausgeber:<br />
Umweltbetrieb Bremen, Eigenbetrieb <strong>de</strong>r Stadtgemein<strong>de</strong> Bremen, Willy-Brand-Platz 7, 28215 Bremen<br />
Im Auftrag <strong>de</strong>s Senators <strong>für</strong> Umwelt, Bau, Verkehr und Europa<br />
23
Ein Frühstück mit (und ohne) <strong>Müll</strong><br />
Arbeitsblatt 4, Grundschule, Sek I<br />
Bei einem gemeinsamen Frühstück im Klassenraum, zu<br />
<strong>de</strong>m <strong>die</strong> Kin<strong>de</strong>r <strong>die</strong> von ihnen alltäglich genutzten<br />
Produkte mitbringen, wer<strong>de</strong>n viele Themen <strong>de</strong>r <strong>Tour</strong> <strong>de</strong><br />
<strong>Müll</strong> wie<strong>de</strong>r aufgegriffen und erhalten auf <strong>die</strong>se Weise<br />
einen Alltagsbezug.<br />
Planungs- und Umsetzungsschritte<br />
Vorbereitung:<br />
Termin, Dauer und Ort festlegen.<br />
Aufgaben <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kin<strong>de</strong>r:<br />
Je<strong>de</strong>r bringt <strong>die</strong> Produkte mit, <strong>die</strong> er/sie am liebsten<br />
zum Frühstück verzehrt. Auch Getränke sind mitzubringen.<br />
Organisationsaufgabe:<br />
Woher kommen Bestecke, Gläser, Teller, Servietten?<br />
Durchführung:<br />
Beim Essen kann über vieles gere<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Woher<br />
kommen <strong>die</strong> Lebensmittel? Wie kommen sie nach<br />
Bremen? Wo wer<strong>de</strong>n sie gekauft? Warum wird etwas gern<br />
gegessen, warum an<strong>de</strong>res nicht?<br />
Abschluss:<br />
Nach und nach wer<strong>de</strong>n <strong>die</strong> Abfallmengen zunehmen:<br />
Verpackungen, Speisereste... Einige wer<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>m<br />
Verbleib <strong>de</strong>s <strong>Müll</strong>s fragen. An <strong>die</strong>ser Stelle muss <strong>de</strong>r<br />
Hinweis erfolgen, dass zum Schluss gemeinsam gesammelt<br />
und getrennt wird.<br />
<strong>Müll</strong>sortierung:<br />
Die Klasse sortiert <strong>de</strong>n Abfall nach Fraktionen. Dies<br />
geschieht am einfachsten auf <strong>de</strong>m Fußbo<strong>de</strong>n. Mit einer<br />
Plastikunterlage sollte er zuvor geschützt wer<strong>de</strong>n.<br />
Problematisierung:<br />
Jetzt besteht ein günstiger Zeitpunkt, über <strong>die</strong><br />
Abfallmengen und -arten ins Gespräch zu kommen.<br />
Welche Abfallarten wur<strong>de</strong>n produziert?<br />
Wo lan<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r <strong>Müll</strong> nach <strong>de</strong>r Sortierung?<br />
Gibt es Möglichkeiten, beim Frühstück weniger<br />
Abfälle zu produzieren?<br />
Planung:<br />
Gemeinsam wird jetzt ein zweites Frühstück geplant.<br />
Zwei Bedingungen sind damit verknüpft: Es soll möglichst<br />
wenig Abfall produziert wer<strong>de</strong>n und es muss <strong>de</strong>n<br />
Kin<strong>de</strong>rn schmecken, d.h. es muss <strong>für</strong> alle etwas dabei sein<br />
bzw. es müssen gemeinsam Kompromisse gefun<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n. Dann wird ein Termin verabre<strong>de</strong>t und ein Einkaufsplan<br />
erstellt.<br />
Entsorgung:<br />
Arbeitsteilig wer<strong>de</strong>n jetzt <strong>die</strong> Abfälle entsorgt.<br />
Herausgeber:<br />
Umweltbetrieb Bremen, Eigenbetrieb <strong>de</strong>r Stadtgemein<strong>de</strong> Bremen, Willy-Brand-Platz 7, 28215 Bremen<br />
Im Auftrag <strong>de</strong>s Senators <strong>für</strong> Umwelt, Bau, Verkehr und Europa<br />
<strong>Tour</strong> <strong>de</strong> <strong>Müll</strong><br />
24
Fragen zur <strong>Tour</strong> <strong>de</strong> <strong>Müll</strong><br />
Arbeitsblatt 5, Sek I<br />
1. Welche Entsorgungsanlage wird vom Umweltbetrieb<br />
Bremen betrieben?<br />
O <strong>die</strong> Sortieranlage <strong>für</strong> Verpackungsabfälle<br />
O das <strong>Müll</strong>heizkraftwerk<br />
O <strong>die</strong> Blockland<strong>de</strong>ponie<br />
2. In welche Stoffgruppen wird <strong>de</strong>r Inhalt <strong>de</strong>r Gelben<br />
Säcke bei <strong>de</strong>n Bremer Sortierbetrieben getrennt. Nenne<br />
<strong>die</strong> vier wichtigsten.<br />
a.<br />
b.<br />
c.<br />
d.<br />
3. Nenne zwei Anlagenteile <strong>de</strong>r Sortieranlage und beschreibe<br />
ihre Funktionen?<br />
a.<br />
b.<br />
4. Wie viele Mitarbeiter sind bei <strong>de</strong>n Bremer<br />
Sortierbetrieben tätig?<br />
O ca. 20 O ca. 40 O ca. 90<br />
5. Erläutere <strong>die</strong> Begriffe<br />
a. thermische Verwertung<br />
b. stoffliche Verwertung<br />
6. Welche neuen Produkte wer<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>n getrennten<br />
Abfällen hergestellt. Führe drei Beispiele an und benenne<br />
dabei das Ausgangsmaterial und das neue Produkt.<br />
a.<br />
b.<br />
c.<br />
7. Was sind <strong>die</strong> Hauptfunktionen <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n<br />
Kompostierungsanlagen?<br />
8. Welche Mengen Grünabfall darf <strong>de</strong>r Verbraucher<br />
kostenlos bei <strong>de</strong>n Recycling-Stationen anliefern?<br />
O bis 1 m3 O bis 5 m3 O bis 10 m3<br />
9. Wie erfolgt <strong>die</strong> Umsetzung <strong>de</strong>s Komposts in <strong>de</strong>n<br />
bei<strong>de</strong>n Anlagen?<br />
10. Warum wird <strong>die</strong> <strong>Müll</strong>verbrennungsanlage auch als<br />
<strong>Müll</strong>heizkraftwerk bezeichnet?<br />
11. Wie hoch ist <strong>die</strong> Verbrennungstemperatur in <strong>de</strong>n<br />
Öfen?<br />
O 100 Grad Celsius<br />
O 1000 Grad Celsius<br />
O 3000 Grad Celsius<br />
12. Welche Abfallarten wer<strong>de</strong>n im <strong>Müll</strong>heizkraftwerk<br />
verbrannt?<br />
O Gelbe Säcke<br />
O Giftmüll<br />
O Restmüll<br />
O Biomüll<br />
13. Nenne eine Abgasreinigungsanlage und beschreibe<br />
ihre Funktionsweise.<br />
14. Die Blockland<strong>de</strong>ponie hat eine Höhe von knapp:<br />
O 30 Metern<br />
O 50 Metern<br />
O 70 Metern<br />
15. Welche Umweltgefahren gehen von einer<br />
<strong>Müll</strong><strong>de</strong>ponie aus und was wird dagegen getan?<br />
16. Am 1.6.2005 ist ein neues Abfallgesetz in Kraft getreten?<br />
Wie wirkt es sich auf <strong>Müll</strong><strong>de</strong>ponien aus?<br />
17. In welche Tonnen bzw. Behälter entsorgst Du Deinen<br />
<strong>Müll</strong>?<br />
O Speisereste<br />
O Sportschuhe O Textilcontainer<br />
O Blumentopf O Restmülltonne<br />
O Tierstreu O Papiertonne<br />
O Computer O Biotonne<br />
O Vi<strong>de</strong>okasetten O Sperrmüll<br />
O Trinkpäckchen O Gelber Sack<br />
O Kaffeefilter<br />
Herausgeber:<br />
Umweltbetrieb Bremen, Eigenbetrieb <strong>de</strong>r Stadtgemein<strong>de</strong> Bremen, Willy-Brand-Platz 7, 28215 Bremen<br />
Im Auftrag <strong>de</strong>s Senators <strong>für</strong> Umwelt, Bau, Verkehr und Europa<br />
<strong>Tour</strong> <strong>de</strong> <strong>Müll</strong><br />
25
Der erste Umweltberuf?<br />
Arbeitsblatt 6, Sek I<br />
Das Gewerbe <strong>de</strong>r Lumpensammler gibt es seit mehreren<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rten. Ihre Tätigkeit, <strong>die</strong> hauptsächlich in<br />
einer Altstoffauslese bestand, wur<strong>de</strong> in vielen Städten<br />
ausgeübt, am häufigsten in Paris. Seit <strong>de</strong>n Lumpensammlern<br />
von Paris von Ludwig <strong>de</strong>m Vierzehnten im Jahre<br />
1704 das Recht zur Altstoffauslese zugestan<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n<br />
war, bestand in Paris eine Art Innung <strong>de</strong>r Lumpensammler,<br />
<strong>de</strong>r so genannten „Chiffonier“ mit guter Organisation,<br />
<strong>die</strong> auf Stan<strong>de</strong>sehre und Preise achteten.<br />
Der Pariser <strong>Müll</strong> wur<strong>de</strong> zumin<strong>de</strong>st dreimal, gewöhnlich<br />
aber viermal auf verwertbare Bestandteile durchsucht.<br />
Morgens sollte eigentlich <strong>de</strong>r Hausmeister <strong>die</strong><br />
<strong>Müll</strong>gefäße auf <strong>die</strong> Straße stellen. Dies besorgte aber an<br />
seiner Stelle ein Lumpensammler, <strong>de</strong>r da<strong>für</strong> als Entschädigung<br />
eine erste Sortierung vornehmen durfte. Danach<br />
kam ein zweiter Sammler, <strong>de</strong>r sich <strong>die</strong> <strong>für</strong> ihn noch interessanten<br />
Sachen heraussuchte. Als Dritter ist <strong>de</strong>r <strong>Müll</strong>kutscher<br />
zu erwähnen, <strong>de</strong>m eine weitere Auslese zustand.<br />
Die letzte Durchsuchung erfolgte dann durch <strong>de</strong>n<br />
Lumpensammler in einer Fabrik.<br />
In Paris war es erlaubt, <strong>die</strong> <strong>Müll</strong>gefäße auf offener<br />
Straße zu entleeren. Es wur<strong>de</strong> lediglich verlangt, dass <strong>die</strong><br />
Straße nicht verschmutzt wird. Erst ab 1914 schrieb ein<br />
Gesetz vor, dass <strong>die</strong> Straßensortierung auf einem ausgebreiteten<br />
Tuch zu erfolgen habe. Die Chiffoniers wohnten<br />
gewöhnlich unter traurigen Verhältnissen. Der<br />
Schlafraum <strong>de</strong>r Familie war meist zugleich auch <strong>de</strong>r<br />
Stapelraum <strong>für</strong> <strong>die</strong> ausgelesenen Abfälle. Gesammelt<br />
wur<strong>de</strong>n gewöhnlich Lumpen, das heißt Wäsche und<br />
Kleidungsstücke, Schuhe, Glasscherben, Metall, Knochen<br />
und alles, was irgendwie noch brauchbar und verkäuflich<br />
war. Dazu gehörten auch organische Nahrungsmittelabfälle,<br />
unter an<strong>de</strong>rem <strong>für</strong> Futterzwecke. Das Lumpensortieren<br />
wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>n Hygienikern als gesundheitlich<br />
be<strong>de</strong>nklich eingestuft. Durch Lumpen sollen Pockenfälle<br />
in Papierfabriken eingeschleppt wor<strong>de</strong>n sein, Milz-brand<br />
trat beson<strong>de</strong>rs unter <strong>de</strong>n Lumpensortiererinnen in <strong>die</strong>sen<br />
Fabriken auf und <strong>die</strong> Sterblichkeit an Tuberkulose lag bei<br />
<strong>de</strong>n Lumpensammlern viel höher als bei <strong>de</strong>r übrigen<br />
Bevölkerung.<br />
Später verlagerte sich das <strong>Müll</strong>sortieren in <strong>de</strong>n<br />
meisten Städten auf <strong>die</strong> Deponien. Das wil<strong>de</strong> <strong>Müll</strong>sortieren<br />
und -auslesen war um <strong>die</strong> Jahrhun<strong>de</strong>rtwen<strong>de</strong><br />
auf <strong>de</strong>n europäischen <strong>Müll</strong>plätzen übliche Praxis. Nach<br />
Abla<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r <strong>Müll</strong>wagen auf <strong>de</strong>n abgelegenen <strong>Müll</strong>plätzen<br />
kamen Frauen heran, <strong>die</strong> <strong>de</strong>n Abfall sorgsam nach<br />
brauchbaren Dingen untersuchten und aussortiertes<br />
Material in Körbe und Säcke füllten. Diese Arbeiten<br />
wur<strong>de</strong>n von 6.00 bis 18.00 Uhr mit einer kurzen Mittagspause<br />
durchgeführt. Mit <strong>de</strong>n Frauen wühlten gewöhnlich<br />
Schweine im <strong>Müll</strong> nach Futter. Das ausgelesene Material<br />
musste entwe<strong>de</strong>r an <strong>die</strong> Stadtgemein<strong>de</strong>n abgeliefert<br />
wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r an Unternehmer, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Auslese gepachtet<br />
hatten. In Köln zahlte beispielsweise Anfang <strong>de</strong>s 20.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rts ein Unternehmer jährlich 6000 Mark <strong>für</strong><br />
das Recht zur Auslese. Die Sortiererinnen erhielten nur<br />
Hungerlöhne <strong>für</strong> <strong>die</strong> mühsame und ekelerregen<strong>de</strong> Arbeit.<br />
Das ausgelesene Material kam dann ohne je<strong>de</strong> weitere<br />
Behandlung o<strong>de</strong>r hygienische Schutzmaßnahmen in <strong>de</strong>n<br />
Han<strong>de</strong>l.<br />
Aufgaben:<br />
1. Kann man Lumpensammler als einen Umweltberuf<br />
bezeichnen?<br />
2. Befragt ältere Menschen in Eurer Familie o<strong>de</strong>r<br />
Bekanntschaft, ob sie sich noch an Lumpensammler<br />
erinnern können und was <strong>de</strong>ren Tätigkeit war?<br />
3. Gibt es <strong>die</strong> beschriebenen Situationen heute noch<br />
irgendwo auf <strong>de</strong>r Welt?<br />
Herausgeber:<br />
Umweltbetrieb Bremen, Eigenbetrieb <strong>de</strong>r Stadtgemein<strong>de</strong> Bremen, Willy-Brand-Platz 7, 28215 Bremen<br />
Im Auftrag <strong>de</strong>s Senators <strong>für</strong> Umwelt, Bau, Verkehr und Europa<br />
<strong>Tour</strong> <strong>de</strong> <strong>Müll</strong><br />
26
Präsentation <strong>de</strong>r <strong>Tour</strong> <strong>de</strong> <strong>Müll</strong><br />
Arbeitsblatt 7, Sek I<br />
Erstellt eine Power Point Präsentation über <strong>die</strong> <strong>Tour</strong><br />
<strong>de</strong> <strong>Müll</strong>.<br />
Planungs- und Umsetzungsschritte<br />
Vorbereitung:<br />
Die Lerngruppe wird rechtzeitig vor <strong>de</strong>r <strong>Tour</strong> mit <strong>de</strong>m<br />
Arbeitsauftrag konfrontiert und in Arbeitsgruppen<br />
aufgeteilt. Fünf Gruppen haben jeweils über eine Station<br />
<strong>de</strong>r <strong>Tour</strong> zu berichten haben. Eine sechste Gruppe sollte<br />
sich mit <strong>de</strong>r <strong>Müll</strong>situation in <strong>de</strong>r Schule beschäftigen und<br />
auf <strong>die</strong>se Weise einen Transfer <strong>de</strong>s Erlernten in <strong>de</strong>n<br />
Schulalltag ermöglichen. Je nach Größe <strong>de</strong>r Lerngruppe<br />
ist <strong>die</strong> Aufstellung weiterer Arbeitsgruppen <strong>de</strong>nkbar.<br />
Fotodokumentation:<br />
Fotos wer<strong>de</strong>n einen Teil <strong>de</strong>r Präsentation bil<strong>de</strong>n. Ob<br />
dabei je<strong>de</strong> Arbeitsgruppe o<strong>de</strong>r nur eine hauptverantwortliche<br />
Person mit einer Kamera ausgestattet wird, hängt<br />
von <strong>de</strong>n schulischen Möglichkeiten ab.<br />
Aufgabe <strong>für</strong> <strong>de</strong>n/<strong>die</strong> Fotograf/in:<br />
Erstellt 10 – 20 charakteristische Fotos von Eurer<br />
Station. Um kurzfristigen Notfällen vorzubeugen, sollten<br />
min<strong>de</strong>stens zwei Kameras vorhan<strong>de</strong>n sein.<br />
Leitfragen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Gruppenarbeit:<br />
- Wie und in welcher Form kommt <strong>de</strong>r Abfall zur<br />
Station?<br />
- Welche technischen Verfahren kommen bei <strong>de</strong>r<br />
Abfallbehandlung zum Einsatz?<br />
- Was geschieht anschließend mit <strong>de</strong>n Stoffen?<br />
- Wie stellt sich <strong>die</strong> spezifische Umweltbelastung<br />
dar?<br />
- Wie viele Mitarbeiter/innen sind hier tätig und<br />
welche Arbeiten führen sie durch?<br />
- Wie sind <strong>die</strong> Arbeitsbedingungen?<br />
Umsetzung:<br />
Die Gruppenmitglie<strong>de</strong>r müssen während <strong>de</strong>r Exkursion<br />
<strong>die</strong> wichtigsten Informationen zu ihren Themen<br />
stichwortartig mitschreiben. Falls von <strong>de</strong>r <strong>Tour</strong>leitung<br />
keine Hinweise zu <strong>de</strong>n Leitfragen kommen, müssen <strong>die</strong><br />
Schülerinnen und Schüler Gelegenheit zur Nachfrage<br />
haben.<br />
Erstellung <strong>de</strong>r Präsentation:<br />
Die Arbeitsgruppen erstellen in <strong>de</strong>r/<strong>de</strong>n Folgestun<strong>de</strong>n<br />
<strong>die</strong> Präsentationen zu ihren Stationen. Sie<br />
müssen zuvor Entscheidungen über <strong>die</strong> Auswahl <strong>de</strong>r<br />
wesentlichen Informationen treffen, Antworten auf <strong>die</strong><br />
Leitfragen fin<strong>de</strong>n und geeignete Fotos auswählen. Über<br />
<strong>die</strong> Grundlagen <strong>de</strong>s Layouts sollten in <strong>de</strong>r Gesamtgruppe<br />
Absprachen erfolgen. Dies gilt auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> Anzahl <strong>de</strong>r<br />
Charts (Richtgröße 5-10).<br />
Gruppe: <strong>Müll</strong> in <strong>de</strong>r Schule<br />
Diese Arbeitsgruppe muss einen an<strong>de</strong>ren Weg<br />
verfolgen. Als Planungshilfe kann sie das Arbeitsblatt 10<br />
„Bestandsaufnahme <strong>de</strong>r schulischen Abfallsituation“<br />
verwen<strong>de</strong>n und daraus ausgewählte Fragestellungen<br />
bearbeiten.<br />
Gesamtpräsentation:<br />
Eine gelungene Präsentation ver<strong>die</strong>nt eine entsprechen<strong>de</strong><br />
Würdigung, d.h. sie sollte über <strong>de</strong>n engeren Kreis<br />
<strong>de</strong>r beteiligten Lerngruppe gezeigt wer<strong>de</strong>n. In welchem<br />
Rahmen <strong>die</strong>s geschehen kann, ist von außen kaum vorzugeben.<br />
Denkbar wäre zum Beispiel eine Vorführung auf<br />
einem Elternabend o<strong>de</strong>r auf Veranstaltungen <strong>de</strong>r Schule.<br />
Das <strong>die</strong>s nicht immer zeitnah zum Projekt erfolgen kann,<br />
muss dabei in Kauf genommen wer<strong>de</strong>n.<br />
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Umweltbetrieb Bremen, Eigenbetrieb <strong>de</strong>r Stadtgemein<strong>de</strong> Bremen, Willy-Brand-Platz 7, 28215 Bremen<br />
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<strong>Tour</strong> <strong>de</strong> <strong>Müll</strong><br />
27
Eine Umfrage zu Abfallthemen<br />
Arbeitsblatt 8a, Sek I<br />
Befragt Mitschüler nach Wissen, Einstellungen und<br />
Aktivitäten im Abfallbereich.<br />
1. Wie funktioniert <strong>die</strong> Papierentsorgung?<br />
2. Wie wer<strong>de</strong>n Elektro-und Elektronikgeräte entsorgt?<br />
3. Welche Abfallarten lan<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>r Blockland<strong>de</strong>ponie?<br />
4. Man hört unter Jugendlichen unterschiedliche<br />
Meinungen zur <strong>Müll</strong>thematik. Wie stehst Du persönlich<br />
zu <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Aussagen?<br />
Das <strong>Müll</strong>thema interessiert mich überhaupt nicht.<br />
Ich halte das nicht <strong>für</strong> ein wichtiges Thema.<br />
O trifft zu<br />
O trifft mehr o<strong>de</strong>r weniger zu<br />
O trifft nicht zu<br />
Ich fin<strong>de</strong>, es ist alles bestens geregelt. Daher mache<br />
ich mir keine großen Gedanken über <strong>die</strong>se Fragen.<br />
O trifft zu<br />
O trifft mehr o<strong>de</strong>r weniger zu<br />
O trifft nicht zu<br />
Ich versuche mich einigermaßen umweltgerecht zu<br />
verhalten. So weit es mir möglich ist, trenne ich <strong>de</strong>n<br />
Abfall und entsorge ihn in <strong>die</strong> vorgesehenen Behälter.<br />
O trifft zu<br />
O trifft mehr o<strong>de</strong>r weniger zu<br />
O trifft nicht zu<br />
Ich fin<strong>de</strong>, je<strong>de</strong>r hat eine persönliche Verantwortung<br />
und kann über <strong>die</strong> gesetzlichen Regelungen etwas <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Umwelt tun. Daher berücksichtige ich schon beim Kauf<br />
von Produkten Aspekte <strong>de</strong>r Abfallentsorgung.<br />
O trifft zu<br />
O trifft mehr o<strong>de</strong>r weniger zu<br />
O trifft nicht zu<br />
5. Was sind aus Deiner Sicht <strong>die</strong> größten Probleme im<br />
Abfallbereich in Bremen?<br />
6. Zum Schluss kommen einige Fragen zum persönlichen<br />
Verhalten und zur Situation in Eurem Haushalt.<br />
6.1 In welchen Bereichen wird bei Dir und in Deiner<br />
Familie in punkto <strong>Müll</strong> beson<strong>de</strong>rs umweltgerecht gehan<strong>de</strong>lt?<br />
6.2 Wo siehst Du Schwächen?<br />
6.3 Welche Produkte bringt Ihr nach Gebrauch zu <strong>de</strong>n<br />
Recycling-Stationen?<br />
6.4 Wo wird bei Euch <strong>de</strong>r Bioabfall entsorgt?<br />
O Biotonne<br />
O Restmüllbehälter<br />
O Kompostierung in Garten o<strong>de</strong>r Parzelle<br />
O Sonstige, welche?<br />
6.5 Wie viele Gelbe Säcke wer<strong>de</strong>n bei Euch durchschnittlich<br />
pro Abfuhrtag herausgestellt?<br />
6.6 Welche Verpackung hat Dein Lieblingsgetränk.<br />
O Pfandflasche<br />
O Einwegflasche<br />
O Dose<br />
O Kartonverpackung<br />
O Sonstige, welche?<br />
6.7 Wie schätzt Du Dein Abfallaufkommen im<br />
Vergleich zu <strong>de</strong>n Gleichaltrigen ein?<br />
O Ich produziere weniger Abfall.<br />
O Ich produziere genau so viel.<br />
O Ich produziere mehr<br />
Vielen Dank <strong>für</strong> <strong>die</strong> Antworten!<br />
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Umweltbetrieb Bremen, Eigenbetrieb <strong>de</strong>r Stadtgemein<strong>de</strong> Bremen, Willy-Brand-Platz 7, 28215 Bremen<br />
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<strong>Tour</strong> <strong>de</strong> <strong>Müll</strong><br />
28
Auswertung und Konsequenzen<br />
Arbeitsblatt 8b, Sek I<br />
Schritt 1<br />
Planung:<br />
Es sollte angestrebt wer<strong>de</strong>n 100 Schülerinnen und<br />
Schüler zu befragen. Das wären 5 bis 6 Schulklassen o<strong>de</strong>r<br />
<strong>die</strong> entsprechen<strong>de</strong> Zahl von Einzelpersonen. Damit läge<br />
eine ausreichend hohe Zahl an Antworten vor, um ein<br />
aussagekräftiges (aber nicht repräsentatives!)<br />
Gesamtbild zu erhalten. Es ist zu klären:<br />
• Wer soll befragt wer<strong>de</strong>n?<br />
• Zeitraum <strong>de</strong>r Befragung<br />
• Zusammenstellung <strong>de</strong>r Befragungsteams<br />
Schritt 2<br />
Durchführung:<br />
Die Umfragen sollten von Zweierteams durchgeführt<br />
(eine/r stellt <strong>die</strong> Fragen, <strong>de</strong>r/<strong>die</strong> an<strong>de</strong>re protokolliert <strong>die</strong><br />
Antworten). Wenn <strong>die</strong> Lerngruppe aus 20 Personen<br />
besteht, müssen <strong>die</strong> Teams 10 Umfragen durchführen.<br />
Das ist zu schaffen.<br />
Schritt 3<br />
Auswertung:<br />
Die Befragungsteams stellen ihre Ergebnisse zusammen.<br />
Anschließend erstellt <strong>die</strong> Gesamtgruppe ein<br />
Gesamtergebnis. Grundkenntnisse in Excel und Power-<br />
Point sind hilfreich. Sie vereinfachen <strong>die</strong> Bearbeitung <strong>de</strong>r<br />
Daten und Darstellung von Ergebnissen.<br />
Schritt 4<br />
Interpretation und Konsequenzen:<br />
Die Befragungsaktion liefert Antworten auf drei<br />
Komplexe:<br />
Wissen: Fragen 1 - 3<br />
Einstellungen: Fragen 4 - 5<br />
Han<strong>de</strong>ln: Frage 6<br />
Die Lerngruppe sollte abschließend das Gesamtergebnis<br />
diskutieren und über Konsequenzen nach<strong>de</strong>nken.<br />
Lücken im Wissen könnten durch entsprechen<strong>de</strong><br />
pädagogische Angebote gefüllt wer<strong>de</strong>n. Einstellungen<br />
lassen sich nicht so einfach verän<strong>de</strong>rn. Hier ist eher <strong>die</strong><br />
Frage zu diskutieren, wie sie entstehen und auf welchen<br />
Wegen Verän<strong>de</strong>rungen eintreten. Die Fragen nach <strong>de</strong>n<br />
eigenen und familiären Aktivitäten geben Auskunft über<br />
das reale Abfallhan<strong>de</strong>ln einer (begrenzten) Gruppe von<br />
Menschen. Die gewonnenen Informationen lassen sich<br />
mit <strong>de</strong>n persönlichen Erfahrungen <strong>de</strong>r Schüler verbin<strong>de</strong>n<br />
und bieten ausreichend Stoff <strong>für</strong> weitergehen<strong>de</strong> Diskussionen<br />
innerhalb <strong>de</strong>r Lerngruppe. In Abhängigkeit<br />
vom tatsächlichen Lernfortschritt sollte überlegt wer<strong>de</strong>n,<br />
ob in Folgeschritten Experten aus Abfallwirtschaft und<br />
Abfallpolitik in <strong>die</strong> Diskussion einbezogen wer<strong>de</strong>n.<br />
Schritt 5<br />
Präsentation:<br />
Befragte wollen in <strong>de</strong>r Regel wissen, was aus ihren<br />
Antworten wird. Daher sollte <strong>die</strong> Lerngruppe <strong>die</strong> Ergebnisse<br />
in <strong>de</strong>r Schulöffentlichkeit präsentieren. Poster im<br />
Eingangsbereich o<strong>de</strong>r an häufig frequentierten Orten<br />
sind ein geeignetes Mittel. Darüber hinaus sollte über<br />
intensivere Formen <strong>de</strong>r Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>n<br />
Ergebnissen nachgedacht wer<strong>de</strong>n.<br />
Herausgeber:<br />
Umweltbetrieb Bremen, Eigenbetrieb <strong>de</strong>r Stadtgemein<strong>de</strong> Bremen, Willy-Brand-Platz 7, 28215 Bremen<br />
Im Auftrag <strong>de</strong>s Senators <strong>für</strong> Umwelt, Bau, Verkehr und Europa<br />
<strong>Tour</strong> <strong>de</strong> <strong>Müll</strong><br />
29
Abfallaufkommen in Bremen<br />
Arbeitsblatt 9, Sek I<br />
Abfallfraktionen:<br />
Restmüll<br />
Sperrmüll<br />
Gartenabfälle<br />
Bioabfälle<br />
Bauabfälle<br />
Schadstoffe<br />
Papier und Pappe<br />
Leichtverpackungen (LVP)<br />
Glas<br />
Elektro-und Elektronikgeräte<br />
Metalle<br />
Textilien<br />
Anteil <strong>de</strong>r Abfallfraktionen 2009<br />
Restmüll 95399 Mg<br />
Sperrmüll 26247 Mg<br />
Gartenabfälle 29718 Mg<br />
Bioabfälle 23135 Mg<br />
Bauabfälle 14059 Mg<br />
Schadstoffe 129 Mg<br />
Papier und Pappe 38605 Mg<br />
Leichtverpackungen 17975 Mg<br />
Glas 9263 Mg<br />
Elektro- und Elektronikgeräte 3163 Mg<br />
Metalle 1738 Mg<br />
Textilien 2508 Mg<br />
Aufgabe:<br />
1. Wie groß ist Deiner Meinung nach <strong>die</strong> Menge <strong>de</strong>r<br />
jeweiligen Abfallfraktion. Zeichne sie als Tortenstücke in<br />
das Diagramm.<br />
2. Begrün<strong>de</strong> Deine Meinung.<br />
3. Vergleiche Dein Diagramm mit <strong>de</strong>r tatsächlichen<br />
Mengenverteilung 2009.<br />
Restmüll<br />
Sperrmüll<br />
Gartenabfälle<br />
Bioabfälle<br />
Bauabfälle<br />
Schadstoffe<br />
Papier und Pappe<br />
Leichtverpackungen<br />
Glas<br />
Elektro-und Elektronikgeräte<br />
Metalle<br />
Textilien<br />
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<strong>Tour</strong> <strong>de</strong> <strong>Müll</strong><br />
30
Bestandsaufnahme <strong>de</strong>r<br />
schulischen Abfallsituation<br />
Arbeitsblatt 10a, Sek I<br />
Untersuchungsauftrag<br />
Wie erfolgt <strong>die</strong> Abfalltrennung in<br />
<strong>de</strong>n Klassenräumen?<br />
Wie wer<strong>de</strong>n <strong>die</strong> gesamten Abfälle<br />
<strong>de</strong>r Schule gesammelt?<br />
Welche Abfallarten wer<strong>de</strong>n getrennt<br />
gesammelt?<br />
Welche Son<strong>de</strong>rabfälle gibt es und<br />
wie wer<strong>de</strong>n sie behan<strong>de</strong>lt?<br />
Gibt es einen Schulgarten und wird<br />
dort <strong>de</strong>r Biomüll kompostiert?<br />
Wer ist <strong>für</strong> <strong>de</strong>n schulischen Abfallbereich<br />
verantwortlich?<br />
In welchem Rhythmus wer<strong>de</strong>n <strong>die</strong><br />
Behälter geleert?<br />
Wie voll sind sie dabei in <strong>de</strong>r Regel?<br />
Wohin kommen <strong>die</strong> Abfälle?<br />
Wie ist das Getränkeangebot in <strong>de</strong>r<br />
Schule organisiert?<br />
Wie hoch ist <strong>de</strong>r schulische Papierverbrauch?<br />
Wie viele Drucker und Kopiergeräte<br />
gibt es? Existieren <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Nachfüllsysteme?<br />
Wird im Schulkiosk / in <strong>de</strong>r Cafeteria<br />
Wert auf ein abfallarmes Angebot<br />
gelegt?<br />
Wie sauber sind Schulgelän<strong>de</strong> und<br />
Schulgebäu<strong>de</strong>?<br />
Beteiligt sich <strong>die</strong> Schule an gemeinnützigen<br />
Aktivitäten zum Recycling?<br />
Wie wer<strong>de</strong>n <strong>die</strong> Schülerinnen und<br />
Schüler über ein umweltgerechtes<br />
Verhalten informiert?<br />
Welche Kosten entstehen <strong>de</strong>r<br />
Schule?<br />
Lassen sich durch das Abfallsystem<br />
Einnahmen erwirtschaften?<br />
Ergebnis Verbesserungsvorschlag<br />
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<strong>Tour</strong> <strong>de</strong> <strong>Müll</strong><br />
31
Organisation und Auswertung<br />
<strong>de</strong>r Bestandsaufnahme<br />
Arbeitsblatt 10b, Sek I<br />
Schritt 1<br />
Zunächst müssen <strong>die</strong> organisatorischen Rahmenbedingungen<br />
geklärt wer<strong>de</strong>n. Dazu gehören:<br />
• Wie viel Zeit steht <strong>für</strong> <strong>die</strong> Recherche zur Verfü<br />
gung?<br />
• Die Bearbeitung <strong>de</strong>r 18 Einzelthemen erfolgt in<br />
Kleingruppen von zwei bis drei Schülerinnen und<br />
Schülern.<br />
• Wie sollen <strong>die</strong> Einzelergebnisse <strong>de</strong>r Gesamt<br />
gruppe präsentiert wer<strong>de</strong>n? (Möglichkeiten:<br />
Metaplan, Poster, Tafelanschrieb, Power-<br />
Point...)<br />
• Wie entsteht ein Gesamtergebnis?<br />
• Was geschieht mit <strong>die</strong>sem Gesamtergebnis?<br />
Schritt 2<br />
Die Arbeitsgruppen bearbeiten <strong>die</strong> Aufgaben, fassen<br />
<strong>die</strong> Ergebnisse zusammen und entwerfen Verbesserungsvorschläge.<br />
Schritt 3<br />
Die Arbeitsgruppen stellen ihre Ergebnisse und<br />
Verbesserungsvorschläge <strong>de</strong>r Gesamtgruppe vor. Die<br />
Vorschläge wer<strong>de</strong>n diskutiert, ggf. ergänzt, verän<strong>de</strong>rt<br />
o<strong>de</strong>r verworfen. Am En<strong>de</strong> <strong>die</strong>ses Schrittes entschei<strong>de</strong>t<br />
sich <strong>die</strong> Lerngruppe <strong>für</strong> 3 bis 5 Themen, <strong>die</strong> in Zukunft<br />
weiter bearbeitet wer<strong>de</strong>n sollen. Aus Sicht <strong>de</strong>r Gruppe<br />
soll hier ein hoher Handlungsdruck vorliegen; gleichzeitig<br />
sollten aber auch Handlungsmöglichkeiten bestehen.<br />
Schritt 4<br />
Die Lerngruppe entwirft ein Lösungskonzept <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
ausgewählten Fragestellungen und präsentiert es in<br />
einem abgestuften Verfahren <strong>de</strong>n schulischen Gremien<br />
und <strong>de</strong>r Schulöffentlichkeit. Verbesserungsvorschläge aus<br />
<strong>die</strong>sen Run<strong>de</strong>n sollten geprüft und nach Möglichkeit in<br />
das Konzept integriert wer<strong>de</strong>n.<br />
a. Schulleitung<br />
b. Schulische Gremien, <strong>die</strong> mit <strong>de</strong>r Abfallthematik<br />
zu tun haben<br />
c. Schulöffentlichkeit (Posterausstellung)<br />
d. Eltern<br />
Schritt 5<br />
Unter Umstän<strong>de</strong>n tangieren <strong>die</strong> Verbesserungsvorschläge<br />
<strong>de</strong>r Schüler <strong>die</strong> Verantwortungsbereiche<br />
außerschulischer Einrichtungen wie Entsorgungseinrichtungen<br />
o<strong>de</strong>r kommunalpolitische Gremien. Sollte<br />
<strong>die</strong>s <strong>de</strong>r Fall müssen auch mit <strong>die</strong>sen Einrichtungen<br />
Gespräche geführt wer<strong>de</strong>n.<br />
Schritt 6<br />
Nach Abschluss <strong>de</strong>r Recherchen und Gespräche<br />
liegen ausreichen<strong>de</strong> Informationen und Entscheidungen<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Vervollständigung eines Konzepts zur<br />
Verbesserung <strong>de</strong>r schulischen Abfallsituation vor. Aus <strong>de</strong>n<br />
Plänen kann jetzt ein Umsetzungskonzept entwickelt<br />
wer<strong>de</strong>n. Dieses muss auch ein Zeit- und Maßnahmenplan<br />
enthalten.<br />
Herausgeber:<br />
Umweltbetrieb Bremen, Eigenbetrieb <strong>de</strong>r Stadtgemein<strong>de</strong> Bremen, Willy-Brand-Platz 7, 28215 Bremen<br />
Im Auftrag <strong>de</strong>s Senators <strong>für</strong> Umwelt, Bau, Verkehr und Europa<br />
<strong>Tour</strong> <strong>de</strong> <strong>Müll</strong><br />
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Ein neues Zeitalter <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Abfallwirtschaft<br />
Arbeitsblatt 11, Sek I<br />
VON JOACHIM WILLE (FRANKFURT A. M.)<br />
"Guck nur", sagt Achmed Günay, "was wie<strong>de</strong>r alles<br />
drin ist." Ein altes Kofferradio purzelt aus <strong>de</strong>r Trommel<br />
seines <strong>Müll</strong>autos heraus, garniert mit Kartoffelschalen<br />
und einer aufgerissenen Win<strong>de</strong>l. Tüten aus Plastik mit<br />
un<strong>de</strong>finierbarem Inhalt, ein Kunststoff-Kanister, ein<br />
leerer Apfelsaft-Karton mit <strong>de</strong>m grünen Punkt drauf.<br />
Rasenschnitt, ein zerknautschter Joghurtbecher und<br />
Zeitungspapier. Günay springt hinauf in <strong>de</strong>n Führerstand<br />
seines <strong>Müll</strong>-Lkw. "Ich muss ihn ein bisschen vorziehen",<br />
sagt er. "Da kommt noch mehr." Der Frankfurter<br />
<strong>Müll</strong>fahrer gibt Gas, <strong>die</strong> Trommel rotiert, und <strong>de</strong>r Berg<br />
hinter seinem Lkw wird größer und größer. Zehn Tonnen<br />
hat er dabei, aus einer Hochhaus-Siedlung. Da, sagt er<br />
aus Erfahrung, muss man auf alles gefasst sein. Auch mal<br />
eine alte Autobatterie, mal ein halbvoller Farbeimer,<br />
dazwischen organisches Material, zumeist Küchenabfälle<br />
- stinkend, halb verrottet. Szenen, wie <strong>die</strong>se auf <strong>de</strong>r<br />
Deponie Wicker, auf halber Strecke zwischen Frankfurt<br />
und <strong>de</strong>r hessischen Lan<strong>de</strong>shauptstadt Wiesba<strong>de</strong>n gelegen,<br />
wird es vom 1. Juni an nicht mehr geben.<br />
Grund <strong>für</strong> <strong>de</strong>n Deponiestopp ist ein harmlos klingen<strong>de</strong>s<br />
Behör<strong>de</strong>nkürzel, das es in sich hat: "Tasi". Es steht <strong>für</strong><br />
"Technische Anleitung Siedlungsabfall", stammt noch aus<br />
Zeiten <strong>de</strong>s vielgerühmten Bun<strong>de</strong>sumweltministers Klaus<br />
Töpfer (CDU) und verkün<strong>de</strong>te bereits 1983 - also vor vollen<br />
22 Jahren - das endgültige Aus <strong>für</strong> das ökologisch unhaltbare<br />
Ex-und-Hopp-Verfahren per Stichtag 1. Juni 2005.<br />
Nicht gera<strong>de</strong> kurzfristig, könnte man meinen. Trotz<strong>de</strong>m<br />
ist knapp vor <strong>de</strong>r Deadline vielerorts in <strong>de</strong>r Republik<br />
enorme Hektik ausgebrochen. Haushalte und Gewerbebetriebe<br />
produzieren jährlich rund 23,5 Millionen Tonnen<br />
Restmüll. Vom 1. Juni an darf <strong>die</strong>ser nach <strong>de</strong>n Vorschriften<br />
<strong>de</strong>r Technischen Anleitung Siedlungsabfall (Tasi) nicht<br />
mehr unbehan<strong>de</strong>lt auf Deponien gekippt wer<strong>de</strong>n. Die<br />
Vorbehandlung geschieht dann entwe<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n bestehen<strong>de</strong>n<br />
75 <strong>Müll</strong>verbrennungsanlagen o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n 50<br />
neuen mechanisch-biologischen Anlagen (MBA). Die<br />
Kapazitäten reichen laut einer Stu<strong>die</strong> <strong>de</strong>s Marktforschungsinstitut<br />
Prognos nur <strong>für</strong> 22,3 Millionen Tonnen,<br />
das sind 1,2 Millionen weniger als nötig. Viele <strong>de</strong>r rund<br />
170 Deponiebetreiber haben allerdings bei <strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn<br />
Ausnahmegenehmigungen beantragt, um doch weiter<br />
<strong>Müll</strong> annehmen zu können. Erlaubt ist <strong>die</strong> "Zwischenlagerung"<br />
laut Tasi aber nur <strong>für</strong> maximal ein Jahr. Spätestens<br />
dann muss <strong>de</strong>r Abfall weiterverarbeitet wer<strong>de</strong>n. Experten<br />
erwarten, dass <strong>die</strong> Hälfte <strong>de</strong>r Deponien in <strong>de</strong>n nächsten<br />
Jahren schließt. Die Gebühren <strong>für</strong> <strong>de</strong>n Hausmüll dürften<br />
durch <strong>die</strong> Tasi kaum steigen, da <strong>die</strong> meisten Kommunen<br />
<strong>die</strong> Zusatzkosten bereits an <strong>die</strong> Haushalte weitergereicht<br />
haben. Spürbar teurer wird es allerdings <strong>für</strong> viele<br />
Gewerbebetriebe, <strong>die</strong> ihren Abfall bisher oft billig <strong>de</strong>ponieren<br />
konnten.<br />
Kurz hinter <strong>de</strong>m kleinen Ort Singhofen in Rheinland-<br />
Pfalz kann man sehen, wie eine MBA funktioniert. Der<br />
Betriebsleiter erläutert das Prinzip seiner neuen Anlage:<br />
Lkw karren <strong>de</strong>n Restmüll heran, eine Sortieranlage trennt<br />
ihn, und zwar in erstens wie<strong>de</strong>rverwertbare Materialien<br />
wie Metalle und Holz, zweitens <strong>die</strong> "heizwertreiche<br />
Fraktion" (Plastik, Papier, Pappe) - sowie drittens <strong>de</strong>n<br />
gären<strong>de</strong>n Rest. Das Plastik-Zellstoff-Gemisch wird zu "Ersatzbrennstoff"<br />
aufgearbeitet und en<strong>de</strong>t in Kraftwerken<br />
o<strong>de</strong>r Zementöfen. Der Betriebsleiter: "Brennt so gut wie<br />
Erdöl o<strong>de</strong>r Kohle." Der Sortierrest aber, jetzt nur noch<br />
knapp <strong>die</strong> Hälfte <strong>de</strong>r ursprünglichen Tonnage, wan<strong>de</strong>rt<br />
auf einem För<strong>de</strong>rband hinüber zur "Intensivrotte". Rotte,<br />
das liegt nahe, kommt von verrotten. Intensiv-Rotte<br />
be<strong>de</strong>utet: Es geht alles schnell. In <strong>de</strong>r Tat: Die "Rotte" ist<br />
das eigentliche Herzstück <strong>de</strong>r Singhofener Anlage, <strong>die</strong><br />
wie ähnliche <strong>de</strong>rzeit in Deutschland an rund 50 Standorten<br />
gera<strong>de</strong> fertig gebaut o<strong>de</strong>r zum Produktionsstart<br />
am 1. Juni vorbereitet wer<strong>de</strong>n. In Singhofen gibt es<br />
künftig 28 "Rotteboxen" aus Stahlbeton, sie sind zum<br />
Beispiel fünf Meter breit, fünf Meter hoch und 15 Meter<br />
tief. Ein Schaufelbagger kippt <strong>de</strong>n <strong>Müll</strong>rest halbhoch<br />
hinein, <strong>die</strong> Tür geht zu, und <strong>de</strong>r Zersetzungsprozess<br />
beginnt. Bis zu 70 Grad wird <strong>de</strong>r <strong>Müll</strong>mix dabei heiß,<br />
wobei frische Luft unten zugeführt und <strong>die</strong> Faulgase<br />
oben zwecks Verbrennung aufgefangen wer<strong>de</strong>n. Nach<br />
einer Woche ist <strong>de</strong>r <strong>Müll</strong>berg <strong>de</strong>utlich geschrumpft. Doch<br />
<strong>die</strong> dampfen<strong>de</strong> Abfall-Melange wird noch viermal im<br />
Wochenrhythmus herausgeholt, umgesetzt und in eine<br />
neue Box gepackt. Dann schaffen <strong>die</strong> <strong>Müll</strong>werker alles<br />
nach draußen, auf eine abgedichtete Nachrottefläche.<br />
Weitere neun Wochen später folgt <strong>die</strong> Ablagerung auf<br />
einem neuen Abschnitt in <strong>de</strong>r alten Deponie.<br />
Bei Leipzig zum Beispiel wird <strong>de</strong>rzeit <strong>die</strong> größte<br />
<strong>de</strong>utsche MBA fertiggestellt. Kapazität: 300 000 Tonnen<br />
pro Jahr - eine Menge, <strong>für</strong> <strong>die</strong> man früher im Westen <strong>de</strong>r<br />
Republik meist <strong>Müll</strong>verbrennungsanlagen baute. Dass<br />
das MBA-Konzept in <strong>de</strong>n 90er Jahren gegen <strong>de</strong>n erbitterten<br />
Wi<strong>de</strong>rstand <strong>de</strong>r "Feuer-Lobby" entwickelt wur<strong>de</strong>,<br />
spielt heute bei seinen Verfechtern praktisch keine Rolle<br />
mehr. Thomas Grundmann, Chef <strong>de</strong>r MBA-Betreibervereinigung<br />
sagt: "Bei<strong>de</strong>s hat seinen Platz." Da, wo noch<br />
gesicherte Deponieflächen vorhan<strong>de</strong>n sind - meist auf<br />
<strong>de</strong>m Land und schwerpunktmäßig im Osten <strong>de</strong>r Republik<br />
- seien <strong>die</strong> mechanisch-biologischen Anlagen das<br />
Richtige. Ansonsten halt <strong>die</strong> <strong>Müll</strong>öfen.<br />
Quelle: Frankfurter Rundschau 25.5.2005<br />
Fragen:<br />
1. Warum hat am 1. Juni 2005 ein neues Zeitalter<br />
in <strong>de</strong>r Abfallwirtschaft begonnen?<br />
2. Wie ist das Funktionsprinzip einer Mechanisch-<br />
Biologischen Anlage (MBA)?<br />
3. Diskutiert <strong>die</strong> Vor- und Nachteile bei<strong>de</strong>r<br />
Verfahren.<br />
Herausgeber:<br />
Umweltbetrieb Bremen, Eigenbetrieb <strong>de</strong>r Stadtgemein<strong>de</strong> Bremen, Willy-Brand-Platz 7, 28215 Bremen<br />
Im Auftrag <strong>de</strong>s Senators <strong>für</strong> Umwelt, Bau, Verkehr und Europa<br />
<strong>Tour</strong> <strong>de</strong> <strong>Müll</strong><br />
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