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musik 21 Fetsival Programm 2008 LY14 - Musik 21 Niedersachsen ...

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<strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festival <strong>2008</strong> <strong>Programm</strong><br />

5.– 7. September in Lüchow und 4. Oktober in Winsen/Luhe


<strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festival <strong>2008</strong> Inhalt<br />

Grußworte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 04<br />

Essay . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 12<br />

Festival-Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 16<br />

<strong>Programm</strong> Freitag, 5 . September . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 18<br />

<strong>Programm</strong> Samstag, 6 . September . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 26<br />

<strong>Programm</strong> Sonntag, 7 . September . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 34<br />

<strong>Programm</strong> Samstag, 4 . Oktober . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 42<br />

Spielstätten und Adressen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 50<br />

Komponisten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 52<br />

Interpreten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 64<br />

Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 74


<strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festival <strong>2008</strong> Grußworte<br />

5<br />

Netzwerk Neue <strong>Musik</strong><br />

Impuls für eine große Gemeinschaftsleistung<br />

Vermittlung, Vernetzung und finanzielle Mitverantwortung<br />

– das sind die Schlüsselworte des Förderkonzepts des Netzwerk<br />

Neue <strong>Musik</strong>, das die Kulturstiftung des Bundes initiiert hat, mit dem<br />

Ziel, der Neuen <strong>Musik</strong> mehr Öffentlichkeit zu verschaffen . Konkret<br />

heißt das, die Neue <strong>Musik</strong> aus ihren hermetischen Zirkeln herauszulösen,<br />

disparat handelnde Initiativen zusammenzuführen, etablierte<br />

Institutionen in ihrem Engagement zu stärken und lokale wie<br />

regionale Partner für die Kofinanzierung mit in die Verantwortung<br />

zu nehmen .<br />

Seit seinem Start im November 2007 hat sich von Kiel bis Passau<br />

ein Netzwerk Neuer <strong>Musik</strong> herausgebildet mit 15 Projektpartnern<br />

und mehr als 250 Netzwerkpartnern – ein einzigartiger Querschnitt<br />

durch das gesamte deutsche <strong>Musik</strong>leben . Doch das Netzwerk Neue<br />

<strong>Musik</strong> ist mehr als die Summe seiner Teile . Jedes einzelne hat einen<br />

unverwechselbaren Charakter, und zusammen bilden die 15 Projekte<br />

eine abwechslungsreiche Klanglandschaft Neuer <strong>Musik</strong>: Etablierte<br />

Zentren Neuer <strong>Musik</strong> stehen neben solchen, die das Potential haben,<br />

neue Zentren zu werden . Traditionell geprägte <strong>Musik</strong>institutionen<br />

öffnen sich dem kreativen Input der Neuen <strong>Musik</strong> und ihren freien<br />

Szenen . Andere Projekte wiederum leisten Pionierarbeit in Sachen<br />

zeitgenössischen <strong>Musik</strong>schaffens und schließen Leerstellen auf der<br />

Landkarte der Neuen <strong>Musik</strong> .<br />

In diesem Rahmen zeichnet sich <strong>Musik</strong> <strong>21</strong> <strong>Niedersachsen</strong> durch seine<br />

explizite regionale Verankerung aus und erfährt in genau dieser<br />

Eigenschaft große Unterstützung seitens des Landes . Ausgerichtet<br />

auf das Ziel, neue Aktualität für diese <strong>Musik</strong>sparte entwickeln, baut<br />

es auf regionale Kulturarbeit und vernetzt die vielen lokalen Initiativen<br />

und Einrichtungen, die es in <strong>Niedersachsen</strong> dazu gibt . Von Anfang<br />

an war in <strong>Niedersachsen</strong> die Vermittlung Neuer <strong>Musik</strong> in ihrer<br />

ganzen Breite mitgedacht und zwar ausgehend von den Interessen<br />

und Bedürfnissen der Menschen vor Ort . In diesem Festival werden<br />

die vielfältig verzweigten Aktivitäten von <strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Niedersachen<br />

zusammengeführt: Eine neue Plattform für die Neue <strong>Musik</strong>, aber<br />

auch die kulturelle Vielfalt eines Landes .<br />

Bojan Budisavljević Florian Bolenius<br />

Künstlerischer Leiter Geschäftsführer


<strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festival <strong>2008</strong> Grußworte<br />

7<br />

Grußwort Christian Wulff<br />

Ministerpräsident des Landes <strong>Niedersachsen</strong><br />

Im <strong>Musik</strong>land <strong>Niedersachsen</strong> ist das Projekt <strong>Musik</strong> <strong>21</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />

ein Beispiel dafür, wie durch den Aufbau eines Netzwerkes<br />

und die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Partner<br />

gezielt Synergieeffekte bei Konzertveranstaltungen, <strong>musik</strong>pädagogischer<br />

Nachwuchsförderung sowie bei gemeinsamen Festival-Aktivitäten<br />

ausgelöst werden können .<br />

Für <strong>Niedersachsen</strong> ist dies eine einmalige Gelegenheit, als Flächenland<br />

davon zu profitieren sowie der Neuen <strong>Musik</strong> und ihrer Vermittlung<br />

einen nachhaltigen Impuls zu geben .<br />

Das seit <strong>2008</strong> bestehende Netzwerkprojekt veranstaltet nun sein erstes<br />

Festival Neuer <strong>Musik</strong> . Als regelmäßige Veranstaltung geplant,<br />

bietet es Ort und Raum für Gemeinsamkeit, Austausch und Präsentation<br />

. Ziel ist es, die gegenwärtige Kunst<strong>musik</strong> bekannt zu machen<br />

und mit dezentralen Veranstaltungen landesweit zu verankern .<br />

Das Angebot ist vielseitig und macht neugierig: Von hochkarätigen<br />

niedersächsischen Ensembles mit internationaler Erfahrung bis zum<br />

Nachwuchs, der Gelegenheit bekommt, sich zu erproben – die Zusammenstellung<br />

der Beteiligten ist so bunt wie das <strong>Programm</strong>!<br />

Ich bin überzeugt davon, dass das <strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festival einen besonderen<br />

Reiz entfalten wird und viele Menschen großartige Neue <strong>Musik</strong><br />

genießen werden . Ich wünsche den Veranstaltern von <strong>Musik</strong> <strong>21</strong><br />

<strong>Niedersachsen</strong> weiterhin gutes Gelingen, dem Festival einen erfolgreichen<br />

Verlauf und den Besucherinnen und Besuchern bleibende<br />

Konzerterlebnisse .<br />

Christian Wulff<br />

Grußwort<br />

Karl-Heinz Schultz<br />

Bürgermeister der Stadt Lüchow<br />

Im Namen der Stadt Lüchow (Wendland), besonders aber<br />

auch persönlich, übermittle ich allen TeilnehmerInnen und Gästen<br />

zum ersten <strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festival <strong>2008</strong> meine herzlichsten Grüße .<br />

Es ist mir eine Ehre, Sie hier in Lüchow (Wendland) anlässlich unserer<br />

850-Jahr-Feier begrüßen zu dürfen . Wir freuen uns, dass das<br />

<strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festival in unserer Stadt aufgeführt wird und uns somit<br />

auch die Gelegenheit gegeben wird, die Neue <strong>Musik</strong> im öffentlichen<br />

Kulturleben auf breiter Basis zu stärken .<br />

Ein besonderer Höhepunkt wird die Pyropoetische Park<strong>musik</strong> mit<br />

ihrem Feuerwerk sein, das unsere Parklandschaft zum Klingen und<br />

Leuchten bringen wird . Wie Sie aus dem <strong>Programm</strong> entnehmen<br />

können, lädt Das Neue Ensemble alle Altersgruppen in einem Konzert<br />

zum Mitsingen ein . Kommen Sie und singen Sie mit .<br />

Auf diesem Wege möchte ich mich ganz herzlich bei den Organisatoren<br />

des <strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festivals für ihr Engagement bedanken .<br />

Uns allen wünsche ich viel Freude und angenehme Stunden hier in<br />

unserer Jubiläumsstadt Lüchow (Wendland) . Wir laden Sie herzlich<br />

zu einem Stadt-Rundgang mit literarischen und stadtgeschichtlichen<br />

Noten ein .<br />

Herzliche Grüße aus dem Rathaus Lüchow<br />

Ihr Karl-Heinz Schultz


<strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festival <strong>2008</strong><br />

Grußwort<br />

Grußworte<br />

Angelika Bode<br />

Bürgermeisterin der Stadt Winsen/Luhe<br />

Die Veranstaltungen der besonderen Art im Jubiläumsjahr<br />

von Winsen/Luhe sind noch längst nicht zu Ende . Ungewöhnliches<br />

passiert am 4 . Oktober in der Innenstadt . Neue, unerwartete Klänge<br />

bahnen sich den Weg an unser Ohr: In einer Wurstbude am Rathaus<br />

gibt es nicht Pommes mit Ketchup und Gebrutzeltes, sondern <strong>musik</strong>alische<br />

Genüsse für drei Schlagzeuger . An unterschiedlichen Stellen<br />

werden wechselnde, intonierte Überraschungen geboten . Hören<br />

– Anhören – Zuhören ist die Devise, neugierig sein auf Neues .<br />

Töne, Klänge gehören zu unserem Leben . Dem akustischen Belagerungszustand<br />

des Alltags – durch Kaufhaus<strong>musik</strong>, verzerrte Ansagen<br />

auf Bahnhöfen, die permanente Verfügbarkeit von Funk und<br />

Fernsehen – kann man sich oft nur schwer entziehen . Dann gibt es<br />

unerwartet aber auch Klangangebote, die zum Aha-Erlebnis werden .<br />

Solche versprechen die Künstler beim <strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festival .<br />

»<strong>Musik</strong> ist die Kurzschrift des Gefühls«, hat der große russische<br />

Schriftsteller Leo Tolstoi einmal formuliert . Er hat es damit auf den<br />

Punkt gebracht . <strong>Musik</strong> ist in Noten gegossenes Gefühl, <strong>Musik</strong> erweckt<br />

innere Bewegung, reißt mit, weckt auf, ergreift .<br />

Mögen sich die <strong>Musik</strong>er bei der Darbietung des <strong>Programm</strong>s am 4 .<br />

Oktober an einem großen, aufgeschlossenen Publikum, und die zuhörenden<br />

Zuschauer an interessanten Klangerlebnissen erfreuen .<br />

Der Veranstaltung insgesamt viel Erfolg und den Organisatoren und<br />

Helfern herzlichen Dank .<br />

Angelika Bode<br />

Grußwort<br />

Reinhard Scheibe<br />

Vorsitzender der Niedersächsischen Lottostiftung<br />

Die Niedersächsische Lottostiftung unterstützt das Projekt<br />

<strong>Musik</strong> <strong>21</strong> <strong>Niedersachsen</strong>, das sich <strong>2008</strong> landesweit vernetzt hat und<br />

nun im Rahmen des <strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festivals einen breiten »Klangteppich«<br />

über die Region Lüchow und Winsen/Luhe legt . Die Künstlerinnen<br />

und Künstler haben hier auf einmalige Weise die Möglichkeit, Neue<br />

<strong>Musik</strong> zu präsentieren und die (Spiel-)Stätten des Alltagslebens mit<br />

neuen Klängen zu bereichern .<br />

Gern fördert die Niedersächsische Lottostiftung das Festival, weil<br />

hier nicht nur der Nachwuchs auftreten kann, sondern auch Begegnung<br />

und Austausch in besonderem Maße stattfinden . Im breit<br />

gefächerten Fördertableau der Niedersächsischen Lottostiftung mit<br />

Kunst und Kultur, Jugend und Sport sowie Umwelt- und Entwicklungszusammenarbeit,<br />

nimmt das <strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festival im Jahr <strong>2008</strong><br />

einen herausragenden Platz ein .<br />

Ich wünsche allen Beteiligten bewegende und<br />

klangvolle Momente!<br />

Ihr Reinhard Scheibe


<strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festival <strong>2008</strong> Grußworte<br />

11<br />

Grußwort Stephan Meier & Astrid Schmeling<br />

Vorsitzende <strong>Musik</strong> <strong>21</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />

Landkreise, Rundlingsdörfer, runde 850 Jahre, Stadtrund-<br />

gänge, Kanons, Rondos, Kreisläufe, Wiederbegegnungen – und<br />

<strong>Musik</strong> <strong>21</strong> <strong>Niedersachsen</strong> .<br />

Jährlich in anderen schönen kulturträchtigen Gegenden Niedersach-<br />

sens über ein Wochenende hinweg zeitgenössische <strong>Musik</strong> aufzufüh-<br />

ren, bildet einen zentralen Punkt im Gesamtkonzept des Projektes<br />

<strong>Musik</strong> <strong>21</strong> <strong>Niedersachsen</strong> .<br />

So freuen wir uns sehr, das erste Festival von <strong>Musik</strong> <strong>21</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />

<strong>2008</strong> in Lüchow und in Winsen durchführen zu können, ist es<br />

doch ein Fest in mehrfacher Hinsicht!<br />

Beiden Städten gebührt zu ihren 850-Jahre-Jubiläen eine poetische<br />

Referenz mit einem auf ihre Traditionen und ihre lokalen Gegebenheiten<br />

zugeschnittenen <strong>Programm</strong> zeitgenössischer <strong>Musik</strong> . 850<br />

Jahre Stadtgeschichte also nicht nur als Blick in die Vergangenheit,<br />

sondern auch als ein Moment, den Zauber <strong>musik</strong>alischer Gegenwart<br />

und Visionen zu erleben!<br />

Zum ersten Mal begegnen sich international tätige Ensembles, die<br />

ihre Arbeitsstätte in <strong>Niedersachsen</strong> haben, um ein Festival in ihrem<br />

Bundesland auszurichten . Hier wird gemeinsam mit <strong>Musik</strong>erkollegen<br />

aus dem In- und Ausland ein Ausschnitt der unzähligen<br />

Ideen gezeigt, die im Projekt <strong>Musik</strong> <strong>21</strong> <strong>Niedersachsen</strong> für die zeitgenössische<br />

Seite des <strong>Musik</strong>landes <strong>Niedersachsen</strong> erarbeitet worden<br />

sind .<br />

Eine große Spannweite zwischen Outdoor-Projects, Performance,<br />

Improvisation und streng komponierter Kammer<strong>musik</strong> tut sich auf .<br />

Es werden ganz »frische« Partituren zu hören sein und Werke »alter«<br />

Neuer <strong>Musik</strong>, die bereits Repertoire und doch noch gar nicht<br />

vertraut sind, ein Konzert für Kinder, eigens anlässlich des Festivals<br />

entstandene <strong>Musik</strong> für engagierte Laien<strong>musik</strong>er beider Städte und…<br />

und…<br />

Wir bedanken uns herzlich bei allen Mit<strong>musik</strong>ern, bei allen Beteiligten<br />

am Netzwerk <strong>Musik</strong> <strong>21</strong> <strong>Niedersachsen</strong> für die gemeinsamen<br />

Anstrengungen, die hinter der erfolgreichen Durchführung und Organisation<br />

dieses großen Projektes stehen, sowie bei allen Förderern,<br />

ohne die die Realisierung überhaupt nicht denkbar wäre!<br />

Wir danken der Aufmerksamkeit und den offenen Ohren des Publikums<br />

und wünschen uns allen viel Freude an dem facettenreichen<br />

Ereignis . Und immer wieder neue Erlebnisse guter <strong>Musik</strong> .<br />

Stephan Meier und Astrid Schmeling<br />

Künstlerische Leitung <strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festival


<strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festival <strong>2008</strong> Essay<br />

1<br />

Essay<br />

Kreisform<br />

Frank Hilberg<br />

Ein Kreis und eine Linie darunter – es gab einmal einen<br />

Komponisten, der nicht wollte, dass sein Bild veröffentlicht würde,<br />

darum wählte er sich ein Signet: ein Kreis und eine Linie darunter .<br />

Es kann als Inbegriff allen Komponierens gelten . (Der Komponist<br />

hieß Giacinto Scelsi .)<br />

Denn der Kreisbogen krümmt sich immer wieder zurück in den<br />

Anfang, das ist die Garantie, dass es immer weiter geht, dass die Zeit<br />

niemals stillstehen wird, dass es kein Ende gibt, dem nicht wieder<br />

ein Anfang folgt . Dass wir unsterblich sind, auch wenn die Zeit sich<br />

rundet, wenn der Tod nichts anderes als ein Schritt zu einem neuen<br />

Geborenwerden ist . (Denn davon sind ja doch die meisten Menschen<br />

existenziell überzeugt, selbst wenn sie es so niemals formulieren<br />

würden .)<br />

Die Idee des Kreises, der kreisenden, der zyklischen Zeit ist in Asien<br />

weit verbreitet, sie liegt allem Lebensausdruck, auch dem Künstlerischen<br />

zugrunde . Die Linie, die lineare Zeit, das ist Europa: der<br />

Fortschritt (zu einem Ziel), die Kadenz zu einer Tonika, zu einem<br />

ruhenden, abgeschlossenen Punkt . Der europäische Fluchtpunkt ist<br />

stets ein Ziel, der ewige, kalte, reglose Tod der Atheisten oder das<br />

Ende der Zeiten im Jüngsten Gericht (für alle, die an das Paradies<br />

glauben können), dem Punkt wo alles entschieden wird, ein-füralle-mal<br />

– Ende der Linie, unwandelbare Ewigkeit .<br />

In der <strong>Musik</strong> schlägt sich die Hoffnung auf das ewige Leben schon<br />

immer in der Kreisform nieder: jedes Ende ist ein Anfang . Wie die<br />

«


<strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festival <strong>2008</strong> Essay<br />

15<br />

Gebete des Rosenkranz’ enthält auch jede Strophe eines Liedes die<br />

latente Aufforderung: noch einmal von vorne . Oder die Sonatenhauptsatzform,<br />

ein zyklisches Modell, in dem das Ende die Themen<br />

des Anfangs wieder aufnimmt .<br />

Letztlich will ja jeder Komponist, dass sein Stück nie enden möge .<br />

Die Unsterblichkeit des Werkes verherrlicht den Ruf seines Meisters<br />

– Karlheinz Stockhausen zum Beispiel: Sein Zyklus (für Schlagzeug,<br />

1959) ist ein Stück, das nie zu Ende gebracht werden kann, denn immer<br />

neue Kombinationen lassen sich finden, aber auch Klavierstück<br />

XI (1956), wo Dutzende von Gruppen <strong>musik</strong>alischer Ereignisse in<br />

immer neuen Konstellationen weitergeführt werden könnten . Noch<br />

eins: Tierkreis – Melodien (1975) für Spieluhren: die stacheligen<br />

Walzen drehen sich fort und fort und klingen, bis die Feder des Uhrwerks<br />

erlahmt – seinen Melodien hatte der Komponist die Kreisform<br />

bereits eingeschrieben . Stockhausen hat von je in Zyklen gedacht<br />

und wurde darin immer umfassender: den sieben Tagen der Woche<br />

(Licht, 1977-2003) folgten die 24 Stunden des Tages (2003-07, unvollendet)<br />

und was wäre dann gekommen …?<br />

Aber der <strong>musik</strong>alische Ausdruck immerwährender Ewigkeit ist<br />

dann doch der Kanon: Einmal eingeschwungen will er sich fort und<br />

fort weiterdrehen – nur limitiert von der Geduld oder der Ausdauer<br />

seiner Sänger und Spieler . Der Kanon ist ein Gefilde, in dem sich<br />

Elliott Carter wohl fühlte . Nicht nur die vielen Stücke, die den Titel<br />

»Canon« tragen, zeugen davon, sondern all seine Stücke, in denen<br />

die Stimmen in Polyphonie und Polyrhythmen einander jagen . Auch<br />

dieses Spiel müsste nicht enden, könnte immer weiter kreisen . Es<br />

gab einen anderen Meister, der Kreis und Linie kombinierte: Johann<br />

Sebastian Bach . Sein unendlicher Canon per tonos (aus dem <strong>Musik</strong>alischen<br />

Opfer) verbindet das Kreisen und das Fortschreiten: jeder<br />

Durchgang schraubt sich einen Ganzton empor; das Thema klingt<br />

gleich, und der Hörer gelangt an denselben Punkt, aber eine Etage<br />

höher – aus Kreis und Linie ist eine Spirale geworden .<br />

Um in Bogenform zum Anfang zurückzukehren: Giacinto Scelsis<br />

stetig engeres Umkreisen des Einzeltones führte schließlich zur<br />

Aufhebung von Kreis und Linie, sie schlägt um in Dauer, bewegtes<br />

freies Klingen, gemäß Friedrich Nietzsches Diktum: »Denn alle Lust<br />

will Ewigkeit – will tiefe, tiefe Ewigkeit!«<br />

Frank Hilberg


<strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festival <strong>2008</strong><br />

Festival-Überblick<br />

Festival - Überblick<br />

Freitag, 5. September Lüchow<br />

17: 0 Uhr KlangPlastik * Kreishaus<br />

18:00 Uhr Stadtklang I * zwischen Kreishaus und Amtshaus<br />

im Anschluss<br />

1 :00 Uhr Stadt-Verzauberung * Drawehner Jeetzel und Amtsturm<br />

20:00 Uhr Neue <strong>Musik</strong> für neue Ausführende I **<br />

Turnhalle Gymnasium Lüchow<br />

22:00 Uhr Pyropoetische Park<strong>musik</strong>* Amtsgarten<br />

Samstag, 6. September Lüchow<br />

11:00 Uhr Delikatessen * Marktplatz<br />

15:00 Uhr Konzert zum Mitsingen für 8 –100-Jährige **<br />

Gymnasium Lüchow<br />

im Anschluss<br />

16:00 Uhr <strong>Musik</strong>alischer StadtRundgang<br />

18:00 Uhr Elliott Carter zum 100. ** Gymnasium Lüchow<br />

<strong>21</strong>:00 Uhr Improvisationskonzert** Gymnasium Lüchow<br />

Sonntag, 7. September Lüchow<br />

11: 0 Uhr Kinderkonzert ** Jeetzel-Schule<br />

15:00 Uhr Carte blanche für Gordon Kampe * Gymnasium Lüchow<br />

16: 0 Uhr Carte blanche für Gordon Kampe – Konzert **<br />

Gymnasium Lüchow<br />

18:00 Uhr Improvisation in der KlangPlastik * Kreishaus<br />

20:00 Uhr Abschlusskonzert * St. Johannis<br />

Samstag, 4. Oktober Winsen/Luhe<br />

10:00 Uhr Delikatessen * Altes Rathaus<br />

12:15 Uhr Neue <strong>Musik</strong> für neue Ausführende II ** St. Marien<br />

15: 0 Uhr Stadtklang II *<br />

zwischen Schlossplatz, Luheufer und Luhegärten<br />

17: 0 Uhr Klangort * Rathausstraße<br />

20:00 Uhr Großer Bogen für Streichquartett ** Schlosskapelle<br />

* Eintritt frei, Spenden sind herzlich willkommen<br />

** Eintritt 8,- Euro, ermäßigt für unter 18-Jährige 4,- Euro<br />

17


<strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festival <strong>2008</strong> <strong>Programm</strong> 5. September, Lüchow<br />

1<br />

Freitag,<br />

5. September<br />

Lüchow<br />

17: 0 Uhr<br />

»… und weht ein Lied in allen Häusern«<br />

KlangPlastik von Johannes S. Sistermanns<br />

Kreishaus · Eintritt frei, Spenden willkommen<br />

Öffnungszeiten: Freitag, 5.9.: 8:30 – 12:30 Uhr und 16:30 – 20:00 Uhr<br />

Samstag, 6.9. und Sonntag, 7.9.: 11:00 – 20:00 Uhr<br />

Johannes S. Sistermanns,<br />

»… und weht ein Lied in allen Häusern« (<strong>2008</strong>)<br />

Natur-Reibungen, dort, wo Blätter miteinander flüstern, Weizenfelder<br />

schwanken, wo Klang auf dem Ohrenfell trommelt, wo Donner<br />

auf Wolken spielt . Und, wo all dies als elektronischer Luftzug auf<br />

ein architektonisch verschachtelt gestaltetes Foyer trifft, werden Treppengeländer,<br />

Metallroste und Glasdecke Resonanzraum umliegender<br />

Landschaften . Das Kreishaus Lüchow wird ein Fokus magnetisierter<br />

Außenorte, die jeder durchqueren muss, will er hier hin oder hier fort fahren .<br />

Diese KlangPlastik mit ihren Klängen ist hier so falsch oder so richtig wie jede<br />

ursprüngliche Ansiedlung, wie dieses vieleckige Verwaltungshaus, das einen Kreis<br />

repräsentiert . An das Kreishaus schließt sich ein großes Stück Wald an .<br />

Die Komposition wird nicht über herkömmliche Lautsprecher sondern mittels feiner<br />

Membrane auf Treppengeländer, Metallrost und Glasdecke übertragen . Somit<br />

kommen die Materialien des Kreishauses in Resonanz und Eigenschwingung . Es<br />

singt das Kreishaus . Johannes S . Sistermanns


<strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festival <strong>2008</strong> <strong>Programm</strong> 5. September, Lüchow<br />

<strong>21</strong><br />

18:00 Uhr<br />

Stadtklang I<br />

Verwunschene Orte zwischen Kreishaus und Amtshaus<br />

Eintritt frei, Spenden willkommen<br />

oh ton-ensemble<br />

Barbara Kysela, Stimme · Margit Kern, Akkordeon<br />

Mark Lorenz Kysela, Saxophon, Elektronik<br />

Ulf Mummert, E-Gitarre, CD-Zuspiel · Dörte Nienstedt, Blockflöte<br />

Michael Pattmann, Schlagzeug, Elektronik · Johannes Haase, Violine<br />

John Eckhardt, Kontrabass, E-Bass, Elektronik<br />

Michael Lentz<br />

»it`s your turn II« (2001) aus »ENDE GUT«,<br />

Sprechakte für Stimme und Elektronik<br />

Charlotte Seither<br />

»Never real, always true« (<strong>2008</strong>) für Akkordeon<br />

Hans-Joachim Hespos<br />

»ikas« (1 2) für Saxophon<br />

Eckart Beinke<br />

»68 part two« (2000/06) für zwei E-Bowed E-Gitarren<br />

Version für 1 Live-Gitarre und CD-Zuspiel<br />

François Rossé<br />

»Daphne« (1 2) für Sopran-Blockflöte<br />

Karlheinz Stockhausen<br />

»Nasenflügeltanz« (1 8 ) [von Samstag aus Licht]<br />

für einen Schlagzeuger<br />

Franco Donatoni<br />

»Argot«, 2. Satz (1 7 ) für Violine<br />

John Eckhardt<br />

»Unlocked« (<strong>2008</strong>) für E-Bass und Live-Elektronik<br />

im Anschluss, ca.<br />

1 :00 Uhr<br />

Stadt-Verzauberung<br />

Drawehner Jeetzel und Amtsturm<br />

Eintritt frei, Spenden willkommen<br />

Marco Blaauw, Trompete · Christian Ahrens, Trompete · Naama Golan, Trompete<br />

· Das Neue Ensemble<br />

Karlheinz Stockhausen<br />

»Wassermann« (Klarinette und Akkordeon)<br />

aus »TIERKREIS – 12 Melodien der Sternzeichen« (1 75/<strong>2008</strong>)<br />

Elliott Carter<br />

»Glock Birthday Fanfare« (1 78) für Trompeten und Glocken<br />

Karlheinz Stockhausen<br />

»Löwe« aus »TIERKREIS – 12 Melodien der Sternzeichen« (1 75/<strong>2008</strong>)<br />

Elliott Carter, »Glock Birthday Fanfare« (1 78)<br />

Zahlreiche Werke Carters tragen Widmungen an befreundete <strong>Musik</strong>er,<br />

einige sogar im Titel . Dazu gehört die Geburtstagsfanfare, die auf dem <strong>Musik</strong> <strong>21</strong><br />

Festival <strong>2008</strong> der Stadt Lüchow zum 850 . und dem Komponisten selbst zum 100 .<br />

(am 11 . Dezember <strong>2008</strong>!) erschallt .<br />

»Following the pattern of many older pieces written by composers to celebrate one<br />

of their musical colleagues by making a demonstration of compositional skill«,<br />

so schreibt er z .B . seinen Canon for Four, der ebenfalls Sir William Glock, dem<br />

langjährigen Leiter des Bath Festivals, gewidmet ist .<br />

Wir hören allerdings eine ausgesprochen kammer<strong>musik</strong>alische »Fanfare«, die die<br />

drei Trompeten zwar mit nahe beieinander liegendem Tonmaterial versorgt, aber<br />

jeder durchgehend ihren eigenen Rhythmus gibt, der ersten in fünf-, der zweiten<br />

in vier- und der dritten in dreifacher Unterteilung des Grundschlags . Lang leben<br />

die individuellen Turmbläser von Lüchow, lang lebe der größte amerikanische<br />

Komponist! (Stephan Meier)<br />

«


<strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festival <strong>2008</strong> <strong>Programm</strong> 5. September, Lüchow<br />

2<br />

Karlheinz Stockhausen,<br />

»Tierkreis –12 Melodien der Sternzeichen« (1 75)<br />

Tierkreis – 12 Melodien der Sternzeichen hat Stockhausen 1975 für die<br />

Spieluhren des <strong>Musik</strong>theater-Rituals <strong>Musik</strong> im Bauch geschrieben . Je ein Ton<br />

unseres Tonsystems bildet den in unterschiedlichen Ausprägungen zur Geltung<br />

kommenden Zentralton einer Melodie . »Ich begann, mich mit den zwölf menschlichen<br />

Charakteren des ›Tierkreises‹ zu beschäftigen, von denen ich bis dahin nur<br />

eine vage Ahnung hatte . Beim Erfinden jeder Melodie dachte ich an das Wesen<br />

von Kindern, Freunden, Bekannten, die im betreffenden Sternzeichen geboren<br />

sind . . . Jede Melodie ist jetzt in allen Maßen und Proportionen im Einklang mit<br />

den Charakterzügen ihres Sternzeichens komponiert, und man wird viele Gesetzmäßigkeiten<br />

entdecken . . .«<br />

Instrumental auszuführen sind die Melodien mit Begleitung auf beliebigem Melodie-<br />

und/oder Akkordinstrument – vom Komponisten selbst existieren Fassungen<br />

für Klarinette und Klavier, Oktett sowie Flöte, Bassetthorn, Trompete und Klavier .<br />

20:00 Uhr<br />

Neue <strong>Musik</strong> für neue Ausführende I<br />

Turnhalle Gymnasium Lüchow<br />

Eintritt 8,- Euro, ermäßigt für unter 18-Jährige 4,- Euro<br />

Novanta Due – Chor der <strong>Musik</strong>schule Lüchow sowie Cello- und Akkordeonklasse,<br />

Leitung Ute Depping, unterstützt von Ilka Wagener (Celloklasse: Ilka<br />

Wagener, Akkordeonklasse: Heinz Creutzfeldt – Josefine Schemionek, Leonie<br />

Kubisch, Johannes Tobias Rathje, Michael Gödde)<br />

Kantorei und Blechbläserensemble St. Marien Winsen<br />

Leitung Reinhard Gräler<br />

Juliane Klein<br />

»und sein darf« nach Psalm 2 in der Übertragung von Arnold<br />

Stadler (Uraufführung, <strong>2008</strong>, Auftragswerk von <strong>Musik</strong> <strong>21</strong> <strong>Niedersachsen</strong>)<br />

für Chor, Violoncelligruppe und Akkordeons<br />

Gordon Kampe<br />

»Missa brevis« (Uraufführung, <strong>2008</strong>, Auftragswerk der Freunde der<br />

Kirchen<strong>musik</strong>, Winsen/Luhe e.V.) für vierstimmigen gemischten Chor,<br />

Blechbläserensemble und Zuspielung<br />

Juliane Klein, »und sein darf« (UA, <strong>2008</strong>)<br />

und sein darf ist für Laien geschrieben, also für Menschen, die <strong>Musik</strong><br />

ganz einfach mögen und gerne auch selbst <strong>Musik</strong> machen, um ihre individuellen<br />

Fähigkeiten weiter zu entfalten .<br />

Und dieses <strong>Musik</strong> machen – wie es sich nun in und sein darf äußert – braucht<br />

weder eine Partitur noch mühevoll eingetrichterte Notenfolgen .<br />

Viel wichtiger ist das gemeinsame Erleben bisher ungenutzter Potentiale, das<br />

Miteinander der Menschen, genauso wie das Miteinander der Töne .<br />

Die heutige Uraufführung wird sicher ein Unikat sein, denn vieles in und sein darf<br />

entsteht direkt im Moment und ist in dieser Weise nicht wiederholbar .<br />

So wird und sein darf nicht nur vom Komponisten geformt, sondern ebenso stark<br />

getragen und intensivst gestaltet von den Mitwirkenden . Ihnen allen herzlichen<br />

Dank für den gemeinsamen Weg durch die Probentage und toi toi toi !!!<br />

Juliane Klein<br />

«


<strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festival <strong>2008</strong> <strong>Programm</strong> 5. September, Lüchow<br />

25<br />

PSALM 2 nach Arnold Stadler<br />

Er ist mein Hirt .<br />

Mir fehlt nichts .<br />

Er gibt mir Licht und Leben .<br />

Es ist wie am Wasser .<br />

Er stillt meinen Durst .<br />

Er sagt mir, wie’s weitergeht .<br />

Er ist der Gott, auf den ich<br />

hoffte .<br />

Auch dann, wenn ich durch eine Nacht<br />

muß (meine Nacht),<br />

gerade dann habe ich keine Angst .<br />

Vor nichts .<br />

Denn es ist einer bei mir:<br />

und das bist Du .<br />

Du gehst mir voraus .<br />

Das ist meine Hoffnung .<br />

Du deckst mir den Tisch .<br />

Meine Feinde sehen es<br />

und können nichts machen .<br />

Du machst mich schön .<br />

Es ist ein Fest!<br />

Und so wird es weitergehen,<br />

solange ich am Leben bin<br />

und sein darf,<br />

bei IHM .<br />

Gordon Kampe, »Missa brevis« (UA, <strong>2008</strong>)<br />

Als Jugendlicher habe ich viel Zeit als Sänger und Instrumentalist in Amateurchören<br />

und Orchestern im Ruhrgebiet verbracht . Das dort übliche Repertoire<br />

– von Bachs Passionen, Mozart- und Haydn- Messen, über Mendelssohns Oratorien,<br />

bis zu Brahms´ Deutschem Requiem – ist für mich nach wie vor meine<br />

<strong>musik</strong>alische Heimat . Nichts kenne ich besser, nichts liebe ich mehr . Kaum etwas<br />

war daher schwieriger, als selbst eine Messe zu komponieren, fast zu nah ist mir<br />

die Tradition . Daher empfinde ich auch meine kleine Messe als eine Art Auseinandersetzung<br />

mit unterschiedlichen Deutlichkeitsgraden von Erinnerung: Die<br />

Ecksätze (Kyrie und Agnus dei) zitieren sehr deutlich Melodien aus einer wunderschönen<br />

Messe von William Byrd, zu denen ich meine leicht verrenkenden<br />

Kommentare liefere . Gloria und Sanctus zitieren noch den traditionellen Gestus,<br />

im zentralen Credo schimmern solche Gesten nur noch als Intarsien unter einer<br />

geräuschhaften, kaum hörbaren Schicht hindurch . Zugleich ist das Stück auch ein<br />

Versuch, nicht professionellen <strong>Musik</strong>erinnen und <strong>Musik</strong>ern behutsam und ohne<br />

pädagogischen Zeigefinger, eine der unzählbaren möglichen zeitgenössischen<br />

Klangsprachen anzubieten . Für die Möglichkeit meine erste Messe schreiben und<br />

hören zu dürfen, bin ich sehr dankbar und widme das Stück Reinhard Gräler und<br />

der St . Marien Kantorei Winsen von Herzen . Gordon Kampe<br />

22:00 Uhr<br />

Pyropoetische Park<strong>musik</strong><br />

Amtsgarten · Eintritt frei, Spenden willkommen<br />

L‘ART POUR L‘ART<br />

Matthias Kaul, Percussion, Künstlerische Leitung<br />

Astrid Schmeling, Piccoloflöte · Michael Schröder, E-Bass, E-Gitarre, Banjo<br />

Vlathko Kucan, Saxophon · Reiner Winterschladen, Trompete<br />

Aki Schmidt, Pyrotechnik<br />

Bildnerische Gestaltung: Die drei Grazien und die zwei Wächter von der Malklasse<br />

Wolfgang Kahle, Winsen: Tina Werner, Laurin Goes, Sinah Goes.<br />

Unter Beteiligung von Schülern und Lehrern der <strong>Musik</strong>schule Lüchow-Dannenberg<br />

und des DLRG.<br />

Matthias Kaul<br />

»Pyropoetische Park<strong>musik</strong>« (2001)<br />

Matthias Kaul, »Pyropoetische Park<strong>musik</strong>« (2001)<br />

Für das Ensemble L’ART POUR L’ART in der Besetzung Flöte, Saxophon,<br />

Trompete, elektrische Gitarre, Schlagzeug, eine lokale Blaskapelle und dezentes<br />

Feuerwerk .<br />

Für die <strong>Musik</strong> dieses Freiluftprojektes spielen Klang, Farbe und Gestalt verschiedener<br />

Feuerwerkskörper eine Rolle, was bedeutet, dass der Einsatz der jeweiligen<br />

pyrotechnischen Effekte partiturgebunden ist . Der Zuschauer erlebt nun in einem<br />

etwa einstündigen Wandelkonzert durch einen Park eine Synthese von Feuerwerk<br />

und <strong>Musik</strong> . Über lange Strecken des Abends sind nur Effekte zu sehen, die man<br />

mehr aus der Bühnenpyrotechnik kennt . Man erlebt blitzartige Ausschnittsbeleuchtungen,<br />

Rauchentwicklungen, Feuer, das aus Bäumen »regnet«, Bodenfeuerwerk<br />

wie etwa Lichtschlangen, die über den Rasen laufen… Erst zum Finale gibt<br />

es ein typisches Höhenfeuerwerk und dann kommt auch die lokale Blaskapelle<br />

zum Einsatz .<br />

Dieses Projekt, ursprünglich für den Hermannshof bei Hannover konzipiert, ist<br />

mittlerweile auf verschiedenste andere Parksituationen übertragen worden .<br />

Matthias Kaul


<strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festival <strong>2008</strong> <strong>Programm</strong> 6. September, Lüchow<br />

27<br />

Samstag,<br />

6. September<br />

Lüchow<br />

11:00 Uhr<br />

Delikatessen<br />

Marktplatz · Eintritt frei. Es können 100% <strong>musik</strong>alische Genüsse zu<br />

50 Ct/Stück erstanden werden.<br />

L’ART POUR L’ART<br />

Matthias Kaul, Olaf Pyras, Astrid Schmeling<br />

Matthias Kaul<br />

»Delikatessen für Würstchenbude und drei Spieler« (2006)<br />

Matthias Kaul, »Delikatessen für Würstchenbude<br />

und drei Spieler« (2006)<br />

Da Geräusche <strong>Musik</strong> in meinen Ohren sind, werden sie in meinen Kompositionen<br />

wie Instrumentalklänge behandelt . In Delikatessen für eine Würstchenbude<br />

und drei Spieler sind die Würstchenbrater und Pommes frites-Verkäufer<br />

sowie die »Im-Stehen-Trinker« oder überhaupt Wurstbudenbesucher dran .<br />

Wenn die zeitgenössische <strong>Musik</strong> es nötig hätte, mehr Popularität zu gewinnen,<br />

dann könnte dieses Stück missverstanden werden . Mein Beweggrund, an solchen<br />

Projekten zu arbeiten, ist aber ein anderer, ein sehr romantischer . Joseph von<br />

Eichendorff hat es am schönsten formuliert: »Schläft ein Lied in allen Dingen …« .<br />

Es ist schließlich keineswegs so, dass die alltäglichen Dinge banal sind, sondern<br />

wir neigen leichtfertig zur Oberflächenbetrachtung . Was bedeutet das für meine<br />

Arbeit? Die Mehrwertigkeit eines Senfspenders beispielsweise muss erkannt, seine<br />

klanglichen Möglichkeiten müssen erforscht werden – und dann wird komponiert<br />

wie immer …<br />

Natürlich wird in der Komposition Delikatessen nicht versucht, eine Currywurst<br />

mit all ihren Strukturen und Gerüchen klanglich nachzuempfinden; schon das<br />

formale Scheitern schiene mir vorprogrammiert: eine Komposition, die mit einem<br />

Ende anfängt, um mit dem anderen aufzuhören …? Aber nehmen wir »Blanne<br />

Jang«, in Luxemburg eine Wurst mit Speckstreifen und Käse genannt: ein sehr<br />

komplexes Produkt; Vorlage für eine <strong>Musik</strong> mit komplexen Strukturen, ein Ferneyhough<br />

der Würstchenbude . Farbstoffe hingegen sind leicht zu »übersetzen«,<br />

denn wir kennen schließlich auch das Wort Klangfarbe . Und ein saurer Klang für<br />

Sorbinsäure wird doch jedem einleuchten …<br />

Im Übrigen: für mich ist Delikatessen kein <strong>Musik</strong>theaterstück, sondern ein<br />

Konzertstück, welches den <strong>Musik</strong>er und sein Publikum in eine möglicherweise<br />

ungewohnte Situation bringt . Ich bin mir sicher, dass die Möglichkeit, an einer<br />

Würstchenbude auf dem Marktplatz in Lüchow Klänge verkosten zu können, die<br />

Lebensqualität doch erheblich steigert . Matthias Kaul


<strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festival <strong>2008</strong> <strong>Programm</strong> 6. September, Lüchow<br />

2<br />

15:00 Uhr<br />

Konzert zum Mitsingen mit Einführungen<br />

für 8–100-Jährige<br />

Gymnasium Lüchow<br />

Eintritt 8,- Euro, ermäßigt für unter 18-Jährige 4,- Euro<br />

Das Neue Ensemble<br />

Brigitte Sauer, Flöte · Udo Grimm, Klarinetten und Altsaxophon<br />

Snezana Nesic · Akkordeon · Christian Schulte, Klavier<br />

Adam Weisman, Schlagzeug · Dörte Siefert, Schlagzeug<br />

Chatschatur Kanajan, Violine · Karsten Dehning, Violoncello<br />

Stephan Meier, Konzept und Leitung<br />

Novanta Due - Chor der <strong>Musik</strong>schule Lüchow, Leitung Ute Depping<br />

John Cage<br />

»Living Room Music« (1 4 ) auf einen Text von Gertrude Stein<br />

Gunter Lege<br />

Kanon »Lasset uns beginnen« (ca. 1 80)<br />

Karlheinz Stockhausen<br />

»Zwillinge«, »Jungfrau« und »Krebs« aus<br />

»TIERKREIS – 12 Melodien der Sternzeichen« (1 75/<strong>2008</strong>)<br />

Elliott Carter<br />

»Canon for Three« (1 82)<br />

Gunter Lege<br />

»Kreis-Kanon« (ca. 1 80) auf Worte Erich Kästners und Noten<br />

J. S. Bachs<br />

Gunter Lege<br />

»Mosaico« (Uraufführung, 2006) Paraphrase über ein Soggetto<br />

des 17. Jahrhunderts »Die ersten acht Fundamentalnoten« bei<br />

J. S. Bach (BWV1087) für Vibraphon solo<br />

Gunter Lege<br />

»Radfahrerkanon« (1 8)<br />

Theo Loevendie<br />

»Doppleriana für drei Kuhglocken« (1 7 )<br />

Elliott Carter<br />

»Canon for Four« (1 84)<br />

Gunter Lege, »Mosaico« (UA, 2006)<br />

Mosaico basiert auf den acht »Fundamentalnoten« Johann Sebastian<br />

Bachs, die im barocken <strong>Musik</strong>stil einen »Ground« oder ostinato bildeten, auf deren<br />

steter Wiederholung sich ein Werk entwickeln konnte . Sie werden von Lege in<br />

einer modalen Überlagerung zwölftonartig kompositorisch behandelt, sodass sich<br />

ein Mosaik aus variierend neu zusammengesetzten Bausteinen mit ursprünglich<br />

tonalen Elementen ergibt . Das Mosaik ist Stephan Meier gewidmet .<br />

Theo Loevendie, »Doppleriana« (1 7 )<br />

Das kurze Werk des niederländischen Jazz-Saxophonisten und Komponis-<br />

ten spiegelt auf nahezu perfekte Weise seine unterschiedlichen Herangehenswei-<br />

sen an das <strong>Musik</strong>machen wieder . An traditioneller afrikanischer <strong>Musik</strong> inspirierte<br />

»minimal«-patterns geben den Spielern auf der einen Seite improvisatorische Frei-<br />

räume und auf der anderen sehr handfeste Rhythmen vor, die zu einem durchaus<br />

geistvollen Ganzen verschmelzen .<br />

Elliott Carter, »Canon for Four« (1 84)<br />

Canon for Four ist dem langjährigen Leiter des Bath Festival und der <strong>Musik</strong>abteilung<br />

der BBC, Sir William Glock, gewidmet . Das Stück stellt sich bewusst in<br />

die sehr alte Tradition notierter westlicher <strong>Musik</strong>, in der die besondere Kunstfertigkeit<br />

seiner Ausführung die Symbolik des Kanons als Perpetuum überhöht und<br />

so dem Lesenden wie dem Schreibenden zur gegenseitigen Ehrerbietung dient . Es<br />

handelt sich in diesem Falle um einen Spiegelkanon, der nicht wiederholt wird .<br />

Seine die Hälfte des Stückes umfassende Melodie wird in der ersten Stimme, dem<br />

Cello, im Original gespielt, von der zweiten Stimme, der Flöte, in Umkehrung,<br />

von der dritten, der Bassklarinette, rückwärts und von der vierten, der Violine,<br />

rückwärts in Umkehrung . »In using this very restricted technique, I have tried<br />

to write music that would be interesting and communicative to a listener not<br />

preoccupied with its formal devices«, schreibt Carter im Vorwort . Das kann ohne<br />

weiteres verallgemeinernd auf alle seine Werke bezogen werden .


<strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festival <strong>2008</strong> <strong>Programm</strong> 6. September, Lüchow<br />

1<br />

im Anschluss, ca.<br />

16:00 Uhr<br />

<strong>Musik</strong>alischer Stadt-Rundgang ›Lüchow <strong>2008</strong>850‹<br />

mit literarischen und stadtgeschichtlichen Noten<br />

Anna Hartwich und Sarah Harjes<br />

Textauswahl, Führung und Rezitation<br />

Das Neue Ensemble<br />

Brigitte Sauer, Flöte · Udo Grimm, Klarinetten und Tenorsaxophon<br />

Marco Blaauw, Trompete · Christian Ahrens, Trompete · Naama Golan, Trompete<br />

Christian Schulte, Klavier · Adam Weisman, Schlagzeug<br />

Dörte Siefert, Schlagzeug · Chatschatur Kanajan, Violine<br />

Karsten Dehning, Violoncello · Stephan Meier, Konzept und Leitung<br />

Arnold Schönberg<br />

Vierstimmiger Kanon in der Oktave und Unterquint (1 ),<br />

Satz: Gunter Lege<br />

Elliott Carter<br />

»Glock Birthday Fanfare« (1 78) für Trompeten und Glocken<br />

Karlheinz Stockhausen<br />

»Löwe«, »Wassermann«, »Widder« und »Stier« aus<br />

»TIERKREIS – 12 Melodien der Sternzeichen« (1 75/<strong>2008</strong>)<br />

Arnold Schönberg, Vierstimmiger Kanon (1 )<br />

Vierstimmiger Kanon in der Oktave und Unterquint, komponiert am 14 .<br />

April 1933, sechs Wochen nach der Ankündigung der seit 1 . März neuen Regierung<br />

Deutschlands, die Berliner Akademie der Künste von »jüdischen Elementen<br />

zu säubern« . Schönberg verlässt die Akademie, die Stadt und Deutschland über<br />

Frankreich Richtung Amerika . (Stephan Meier)<br />

Elliott Carter, »Glock Birthday Fanfare« (1 78)<br />

Siehe Text auf Seite <strong>21</strong><br />

Karlheinz Stockhausen,<br />

»Tierkreis –12 Melodien der Sternzeichen« (1 75)<br />

Siehe Text auf Seite 22<br />

18:00 Uhr<br />

Elliott Carter zum 100.<br />

Gymnasium Lüchow<br />

Eintritt 8,- Euro, ermäßigt für unter 18-Jährige 4,- Euro<br />

Peter Schöne, Bariton und Das Neue Ensemble<br />

Elliott Carter<br />

»Triple Duo« (1 8 )<br />

Gijsbrecht Royé<br />

Neues Werk (Uraufführung, <strong>2008</strong>, Auftragswerk von<br />

<strong>Musik</strong> <strong>21</strong> <strong>Niedersachsen</strong>) für Bariton und Ensemble<br />

Gérard Grisey<br />

»Talea« (1 86)<br />

Elliott Carter, »Triple Duo« (1 8 )<br />

Triple Duo entstand 1983 im Auftrag der BBC für das Ensemble »The<br />

Fires of London«, damals unter der Leitung von Peter Maxwell Davies . Das kleine<br />

Orchester setzt sich aus drei Gruppen zusammen, die sich, nach rhythmischen<br />

Unterteilungen konsequent getrennt, am gemeinsamen Musizieren beteiligen:<br />

die Bläser in dreifacher (Triolen), die Streicher in vierfacher (Sechzehntel) und<br />

Schlagzeug/Klavier in fünffacher (Quintolen) Unterteilung des Grundschlags .<br />

Dennoch und deshalb erreicht Carter eine verblüffend konsistente atmosphärische<br />

Gestaltung, die den unterschiedlichen Charakteristika der Gruppen abwechslungsreich<br />

Raum bietet und ihnen zwischen chaotischer Explosivität und reiner Lyrik<br />

Ausdruck verleiht . (Stephan Meier)<br />

Gijsbrecht Royé, Neues Werk (UA, <strong>2008</strong>)<br />

Der Komponist lieferte uns auf Anfrage folgenden Beitrag fürs <strong>Programm</strong>heft<br />

des Festivals:<br />

Biographie: Es hat sich bis jetzt nichts Berichtenswertes ereignet .<br />

Werkerläuterung: Dem Komponisten ist es undanks allen Bemühens nicht gelungen,<br />

eine sinnvolle Erläuterung zu verfassen .<br />

Photo: Photos von Royé sind bedauernswerterweise nicht zur Veröffentlichung<br />

geeignet .<br />

Das Neue Ensemble führte Werk von Royé wiederholt auf; wir fügen ungebeten<br />

einige Einzelheiten zum Lebenslauf bei .<br />

«


<strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festival <strong>2008</strong><br />

<strong>Programm</strong> 6. September, Lüchow<br />

Gijsbecht Royé begann schon in jungen Jahren mit dem Gitarrespielen und Komponieren<br />

. Zunächst besuchte er die Landwirtschafts- und Gartenbauschule und<br />

arbeitete auf einem ökologischen Bauernhof .<br />

1987 gewann er den speziellen Preis für Gitarre des Internationalen Gaudeamus<br />

Wettbewerbs . In den letzten Jahren liegt ein Schwerpunkt seines kompositorischen<br />

Interesses auf sehr genauen Stimmungsfeinheiten . Dafür baut er traditionelle Instrumente<br />

wie z .B . Zither, Schlaginstrumente und Bassklarinette auf modifizierte<br />

Weise selber neu und experimentiert auf ihnen mit einer Schar ausgesuchter Solisten,<br />

zu denen auch der Trompeter Marco Blaauw gehört .<br />

Sein neues Werk entstand <strong>2008</strong> nun für Das Neue Ensemble selbst – es geht<br />

ausdrücklich auf die bereits gemachten Erfahrungen der gemeinsamen Zusammenarbeit<br />

ein, vordergründig u .a . in der Besetzung, mit einer Sonderrolle des<br />

Altsaxophons, und subtil in der Ausgestaltung der Instrumentalparts .<br />

Royés kompromisslos abstrakte und gnadenlos detaillierte Formgebung mit ungehörten<br />

Klängen in »absoluten« Tonhöhenbeziehungen jenseits unserer zwölf<br />

Schritte umfassenden Tonleitern, zielt auf ihr Gegenteil: ein »einfaches« Erleben<br />

natürlicher Schönheit in Schillerscher Naivität . (Stephan Meier)<br />

Gérard Grisey, »Talea« (1 86)<br />

Talea bedeutet auf Lateinisch Schnitt, in der <strong>Musik</strong> des Mittelalters bezeichnet<br />

dieser Begriff eine wiederholte rhythmische Struktur, auf der eine Tonhöhenfolge<br />

sozusagen durch einen Veredelungsschnitt angebracht wird . Diese Tonhöhenfolge<br />

wird ihrerseits auch wiederholt, ob sie sich mit dieser rhythmischen<br />

Struktur deckt oder nicht; sie wird »color« (Farbe) genannt . Im 20 . Jahrhundert<br />

findet man diese Abspaltung von Tonhöhen und Notenwerten wieder . In Talea setze<br />

ich mich auseinander mit zwei Aspekten des <strong>musik</strong>alischen Diskurses, nämlich<br />

mit der Geschwindigkeit und dem Kontrast .<br />

Talea besteht aus zwei ohne Unterbrechung zusammengeschlossenen Teilen, die<br />

zwei Aspekte, oder genauer zwei Gehörpunkte eines einzigen Phänomens ausdrücken<br />

. So wird dieser einzige Gestus (schnell, fortissimo, aufwärts – langsam,<br />

pianissimo, abwärts) im 1 . Teil durch mittlere Notenwerte ausgedrückt und allmählich<br />

bis zum Nivellieren der Kontraste geebnet . Im 2 . Teil drückt er die große<br />

Form und die Weiterführungen der Sequenzen aus . Er ist im 1 . Teil polyphonisch<br />

und im 2 . Teil homophonisch . Vom Gesichtspunkt der Wahrnehmung aus erscheint<br />

mir der 1 . Teil wie ein unerbittlicher Prozess, eine wahrhafte Maschine,<br />

die die Freiheit, die im 2 . Teil auftauchen wird, aufbauen soll . Das Vorgehen<br />

dieses 2 . Teils wird nämlich von mehr oder weniger irrationalen Erscheinungen<br />

durchlöchert, wie Erinnerungen an den 1 . Teil, die allmählich durch den neuen<br />

Kontext gefärbt werden, bis sie nicht mehr erkennbar sind . Dieses Unkraut, diese<br />

wilden Blumen, die in den Zwischenräumen der Maschine wachsen, gewinnen an<br />

Bedeutung und wuchern, bis sie den Abschnitten, in denen sie sich wie Parasiten<br />

hineingeschlichen haben, eine ganz und gar unerwartete Färbung geben .<br />

Gérard Grisey<br />

<strong>21</strong>:00 Uhr<br />

Improvisationskonzert<br />

Gymnasium Lüchow<br />

Eintritt 8,- Euro, ermäßigt für unter 18-Jährige 4,- Euro<br />

Gijsbrecht Royé und Marco Blaauw


<strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festival <strong>2008</strong> <strong>Programm</strong> 7. September, Lüchow<br />

5<br />

Sonntag,<br />

7. September<br />

Lüchow<br />

11: 0 Uhr<br />

Kinderkonzert<br />

Jeetzel-Schule<br />

Eintritt 8,- Euro, ermäßigt für unter 18-Jährige 4,- Euro<br />

Dominik Bender, Sprecher; Scott Curry, Klavier<br />

Emilia Kondratiev in der Rolle der Sophie Charlotte<br />

Juliane Klein<br />

»Das Geheimnis der verzauberten Juwelen« (2004)<br />

Juliane Klein, »Das Geheimnis der verzauberten<br />

Juwelen« (2004)<br />

Kinder ab sechs Jahren in eine überraschende Klangwelt zu entführen<br />

und sie mit einer Geschichte zu verzaubern, in der sich Phantasie und Historie<br />

spielend verbinden, war das Anliegen der Komponistin Juliane Klein und der<br />

Kinderbuchautorin Birgit Kolb bei diesem Projekt .<br />

Die Geschichte rankt sich um die zehnjährige Sophie Charlotte (1668–1705),<br />

Tochter des Herzogs Ernst August und Fürstbischofs von Osnabrück, die später<br />

zur ersten Königin in Preußen gekrönt wurde . Sie begibt sich auf einen abenteuerlichen<br />

Weg, um Kinder aus den Händen des<br />

gefährlichen Zauberers Fanfusko zu befreien .<br />

Begleitet wird sie dabei von ihren treuen Freunden,<br />

zwei Ameisen und einem verwunschenen<br />

schottischen Lord .<br />

Die <strong>Musik</strong> von Juliane Klein fesselt mit Poesie,<br />

Sprech-Rap und unerwarteten Wendungen<br />

kleine und große Hörer gleichermaßen . In<br />

kurzweiligen 45 Minuten kommen so kuriose<br />

»Instrumente« wie Saugnapf, Trillerpfeife und<br />

Trinkglas zum Einsatz – ein Grund mehr, sich<br />

von kindgerechter Vermittlung Neuer <strong>Musik</strong><br />

und einer spannenden Geschichte mitreißen<br />

zu lassen .<br />

Dominik Bender, Emilia Kondratiev<br />

15:00 Uhr<br />

Carte blanche für Gordon Kampe<br />

Gymnasium Lüchow · Eintritt frei, Spenden willkommen<br />

Gespräch zwischen dem Schreyahn-Stipendiaten Gordon Kampe,<br />

dem Astro-Physiker Dr. Peter Aufmuth und dem Publikum


<strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festival <strong>2008</strong> <strong>Programm</strong> 7. September, Lüchow<br />

7<br />

16: 0 Uhr<br />

Carte blanche für Gordon Kampe – Konzert<br />

Gymnasium Lüchow<br />

Eintritt 8,- Euro, ermäßigt für unter 18-Jährige 4,- Euro<br />

L’ART POUR L’ART<br />

Astrid Schmeling, Flöte · Nele B. Nelle, Klarinette<br />

Imke Baier-Dithmar, Violine · Anna Carewe, Violoncello<br />

John Eckhardt, Kontrabass · Ulf Mummert, Gitarre<br />

Hartmut Leistritz, Klavier · Matthias Kaul, Percussion<br />

Gordon Kampe, <strong>musik</strong>alische Leitung<br />

Hans-Joachim Hespos<br />

»splash« (1 6 ) für Kontrabass und Percussion<br />

Gordon Kampe<br />

»Sieben weiße Bilder« (2006) für Bassklarinette, E-Gitarre,<br />

Schlagzeug und Kontrabass<br />

Benjamin Lang<br />

»Kommentar 1 der Instrumentalisten aus: Jahrtausend« (1 )<br />

Roman Pfeifer<br />

»Die illegale Ausübung der Astronomie II« (Uraufführung, <strong>2008</strong>)<br />

für Flöte, Violoncello, Kontrabass und Klavier<br />

Juliane Klein<br />

»Aus der Wand der Rinne 1, 2, 5, 6 – Simultan« (2005)<br />

für Violine, Violoncello, Klarinette und Klavier<br />

Benjamin Lang<br />

»Kommentar 2 der Instrumentalisten aus: Jahrtausend« (1 )<br />

Pause<br />

Gordon Kampe<br />

»Aldrin-Music« (2004/2006) für Violoncello, Klavier und Zuspielungen<br />

Benjamin Lang<br />

»Kommentar der Instrumentalisten aus: Jahrtausend« (1 )<br />

Hans-Joachim Hespos<br />

»casseroles« (1 6) für Steeldrums<br />

attacca:<br />

Gordon Kampe<br />

»Qs Nachtstück« (Uraufführung, <strong>2008</strong>) für Flöte, Bassklarinette,<br />

Schlagzeug, Violoncello und Kontrabass<br />

Hans-Joachim Hespos, »splash« (1 6 )<br />

. .spritz . .platsch . .fleck . .<br />

Gordon Kampe, »Sieben weiße Bilder« (2006)<br />

Ich bewundere die Arbeiten Günther Ueckers seit Jahren . Ich staune immer<br />

wieder darüber, wie warm und poetisch vieles auf mich wirkt, obwohl – wahr-<br />

scheinlich gerade deswegen – einfachste und kräftige Materialien verwendet wer-<br />

den . Sieben weiße Bilder wurde durch die Reihe der »weißen Bilder« des Künstlers<br />

angeregt . Keineswegs gibt es direkte Entsprechungen, vielmehr ist es das gleich-<br />

zeitige Dasein von rau und zart, roh und geschliffen, ruhig und rastlos, von hart<br />

und weich, das ich aus Ueckers Werk für mich herauslese . Gordon Kampe<br />

Benjamin Lang, »Kommentar 1, 2 und der Instrumentalisten<br />

aus: Jahrtausend« (1 )<br />

In der Kammeroper »Jahrtausend« für 3 Instrumente und 4 Sänger und<br />

Sängerinnen (Libretto von Simon Werle, 1998/99), ein Auftragswerk des Stadttheaters<br />

Gießen, wird die Handlung an vier besonderen Punkten angehalten und<br />

von den Instrumentalisten kommentiert . Dabei wirken sie wie die beiden alten<br />

Herren auf der Empore in der Muppet-Show . Sie gestikulieren das Geschehen und<br />

verdeutlichen die Spannungszustände zwischen den Personen in der Tragödie .<br />

Diese 4 »Kommentare der Instrumentalisten« sind auch losgelöst von der Kammeroper<br />

spielbar und können in Konzertprogramme integriert werden .<br />

Benjamin Lang<br />

Roman Pfeifer,<br />

»Die illegale Ausübung der Astronomie II« (UA, <strong>2008</strong>)<br />

1,000,000,000,000,000,000,000,000 .00000000 miles to edge of known universe<br />

100,000,000,000,000,000,000 .00000000 miles to edge of galaxy (Milky Way)<br />

Dan Graham, March 31, 1966<br />

3,573,000,000 .00000000 miles to edger of solar system (Pluto)<br />

205 .00000000 miles to Washington, D .C .<br />

2 .85000000 miles to Times Square, New York City<br />

.38600000 miles to Union Square subway stop<br />

.11820000 miles to corner 14th St . an First Ave .<br />

.00367000 miles to front door, Apart . ID, 153 1st Ave .<br />

.000<strong>21</strong>600 miles to typwriter paper page<br />

.00000700 miles to lens of glasses<br />

.00000098 miles to cornea from retinal wall<br />

«


<strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festival <strong>2008</strong><br />

<strong>Programm</strong> 7. September, Lüchow<br />

Juliane Klein, »Aus der Wand der Rinne« (2005)<br />

Seit einiger Zeit entstehen in loser Folge Solowerke für verschiedene Instrumente,<br />

die ebenso in beliebiger Kombination kammer<strong>musik</strong>alisch aufführbar<br />

sind . Ihr <strong>musik</strong>alisches Material bezieht sich in immer neuen Ableitungen auf<br />

die ursprünglich für Violoncello ausgeführte Komposition, welche formal und<br />

klanglich durch eine von der Bildhauerin Britta Brückner geschaffene Skulptur<br />

inspiriert ist . Diese besteht aus drei aus der Wand ragenden metallenen Rinnensegmenten,<br />

die an ihrem Mündungsende durch in ihnen geflossenes, aber beim<br />

Tropfen auf den Boden allmählich in einer vertikalen Stele erstarrtes Wachs, gehalten<br />

werden . Juliane Klein<br />

Gordon Kampe, »Aldrin-Music« (2004/2006)<br />

Die Aldrin-Music ist eine Hommage an Edwin Buzz Aldrin, den zweiten<br />

Mann auf dem Mond . Vermutlich hat er einige der orientierungslosen Melodien<br />

dieses Stückes im beschlagenen Cockpit des Raumschiffes gepfiffen, während<br />

sein Kollege Neal Armstrong gerade einen großen Schritt für die Menschheit vollbrachte<br />

. Gordon Kampe<br />

Gordon Kampe, »Qs Nachtstück« (UA, <strong>2008</strong>)<br />

1 . »Die Q sind unsterbliche Wesen, die angeblich omnipotent sind und in<br />

einer anderen Dimension namens Q-Kontinuum leben, in der sie physikalischen<br />

Gesetzen unterworfen sind . Q liebt es, mit der Crew der Enterprise seine Spielchen<br />

zu treiben .« (Wikipedia)<br />

2 . Es existieren bereits zahlreiche Nachtstücke . Häufig setzen sie sich mit<br />

der Tradition der deutschen Romantik auseinander, in der die Nacht mystisch<br />

verklärt wurde (z .B . bei Novalis) . Meines Erachtens jedoch ist nachts viel mehr los<br />

als bisher vermutet . Etwa im Star-Trek-Universum . Die Idee, dass ein allmächtiges<br />

Wesen aus lauter Langeweile Spielchen treibt, fasziniert mich – dieses Stück stellt<br />

Vermutungen darüber an, was es nachts treibt, wenn seine Spielkameraden, z .B .<br />

Captain Janeway, schlafen . Q ist ein launisches Wesen, es wird daher Unzusammenhängendes<br />

amalgamiert: Neben Variationen über einen Dean Martin-Song,<br />

finden sich auch Intarsien von Hans-Joachim Hespos und Guillaume Dufay, außerdem<br />

ein Fragment des § 49 der Allg . Dienstanweisung der alten Deutschen<br />

Bundespost sowie ein somnambules Gedicht meiner westfälischen Landsmännin<br />

Annette von Droste-Hülshoff . Gordon Kampe<br />

18:00 Uhr<br />

Improvisation in der Klangplastik<br />

Kreishaus · Eintritt frei, Spenden willkommen<br />

dak~ [dak.tilde]<br />

David Borges, Damian Marhulets und Kostia Rapoport<br />

20:00 Uhr<br />

Abschlusskonzert<br />

St. Johannis Lüchow · Eintritt frei, Spenden willkommen<br />

Roman Summereder, Orgel<br />

Arnold Schönberg<br />

»Variations on a Recitative op. 40« (1 41)<br />

Olivier Messiaen<br />

aus dem »Livre d’orgue« (1 51), Reprises par interversion<br />

Toshio Hosokawa<br />

»Cloudscape« (2000)<br />

Siegfried Reda<br />

aus den »Sieben Monologen« (1 5 ) IV, V, VI.<br />

György Ligeti<br />

»Volumina« (1 61/62/66)<br />

Als aktuelles <strong>Musik</strong>instrument wurde die Orgel im 20 . Jahrhundert neu<br />

erfunden . Im industriellen Erfindungsfieber des 19 . Jahrhunderts war sie technisch<br />

und klanglich überformt worden und hatte dabei die ihr eigene Transparenz und<br />

klangliche Geschlossenheit eingebüßt . Das heutige <strong>Programm</strong> zeichnet die Entwicklungslinien<br />

einer Neuen Orgel<strong>musik</strong> nach und lässt dabei die Vielfalt der Bezüge<br />

zwischen den klanggestalterischen Kräften der Orgel und dem Form- und Ausdrucksreichtum<br />

der Neuen <strong>Musik</strong> deutlich werden .<br />

Arnold Schönberg, der »konservative Revolutionär«, der die Physiognomie der <strong>Musik</strong><br />

des 20 . Jahrhunderts entscheidend mitgeprägt hat, schuf erst im amerikanischen<br />

Exil ein Orgelwerk . Wider Erwarten aber sind seine Variations on a Recitative kein<br />

Zwölftonwerk; sie sind eigentlich in »d-moll« zentriert und basieren auf einer für<br />

sein Alterswerk typischen »Re-Tonalität«, die gleichwohl durch die Erfahrungen mit<br />

der Zwölftontechnik hindurchgegangen ist . Eine bedeutungsschwangere Erinnerung<br />

an Bachs c-moll Passacaglia und somit an die organistische Tradition rufen das monodische<br />

Rezitativ am Beginn und die abschließende Fuge hervor .<br />

«


<strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festival <strong>2008</strong> <strong>Programm</strong> 7. September, Lüchow<br />

41<br />

Obwohl es sich nicht um ein explizit geistliches Werk handelt, sind ihm bekenntnishafte<br />

Züge eigen, die ja auch andere Kompositionen Schönbergs mit Bezügen zum<br />

Judentum und zum mosaischen Bekenntnis aufweisen . Die Orgeln seiner Zeit, insbesondere<br />

die überdimensionierten amerikanischen, lehnte Schönberg rundweg ab, ihr<br />

Klangbild galt ihm als »verhatsch« . Wir dürfen aber annehmen, dass ihn Leuchtkraft<br />

und Tragfähigkeit der neuen Lüchower Orgel zutiefst beeindruckt hätte . . .<br />

In Olivier Messiaens Schaffen hingegen nimmt die Orgel eine zentrale Stellung<br />

ein . Über 60 Jahre wirkte er als Titular an »seinem« Instrument in der Pariser<br />

Trinité . Hier konnte er den Orgelklang erkunden und wie in einem Klanglaboratorium<br />

bisher »unerhörte« Klangfarben und -folgen erfinden . Sein einzigartiges,<br />

visionäres Orgelgesamtwerk ist nicht nur eine Klang gewordene, sinnlich erfahrbare<br />

Theologie sondern auch ein Catalogue des timbres et couleurs – ein Katalog<br />

der Klänge und Farben . Den einsamen Höhepunkt seines Orgelschaffens – sowohl<br />

in klanglicher als kompositionstechnischer Hinsicht – bildet das 1951 entstandene<br />

Livre d’orgue . Es besteht aus sieben Sätzen, teils biblischen Inhalts (aufgrund der<br />

vorangestellten Zitate), teils wird die kompositorische Struktur selbst zum Inhalt<br />

– und vielleicht zum Träger einer in der Abstraktion verschlüsselten Botschaft . Dies<br />

ist bei den zwei heute gespielten Sätzen der Fall . In Reprises par interversion werden<br />

die Tondauern dreier »personnages rythmiques« variiert, auf vier Klangfarben<br />

aufgeteilt und als vielfach durchbrochene einstimmige Linie über den Gesamtraum<br />

der Klaviaturen ausgebreitet . Es entsteht ein »effet de vitrail« – ein Effekt gotischer<br />

Glasfenster, deren Farben von einfallendem Licht vielfach reflektiert werden . Dieses<br />

Farbenspiel hat Messiaen von Kindheit an fasziniert und zu mystischer Versenkung<br />

veranlasst . Das andere Stück, soixante-quatre durées – vierundsechzig Tondauern, ist<br />

ein Versuch, das Phänomen Zeit und seine Relativität darzustellen, nicht als linearer<br />

Prozess, sondern als zeitloses In-sich-Kreisen . In der mit stilisierten Vogelstimmen<br />

bevölkerten Klanglandschaft ziehen in dreistimmigen Akkorden der rechten Hand<br />

und im Doppelpedal – unberührt vom Getriebe der klanglichen Umgebung – zwei<br />

Klangbänder krebsgängig aneinander vorbei; ihre Tondauern sind von einem bis zu<br />

vierundsechzig Werten mathematisch genau festgesetzt . Könnte dieses Verfließen<br />

der Zeitschichten »von Ewigkeit zu Ewigkeit« bedeuten?<br />

Messiaen durchaus vergleichbar, konnte Siegfried Reda an »seiner« Orgel in der<br />

Petrikirche zu Mülheim/Ruhr eine genuine »ars combinatoria« entfalten . Diese von<br />

Karl Schuke 1959 erbaute Orgel zählt zu den eigenwilligsten und gelungensten, die<br />

der deutsche Nachkriegsorgelbau hervorgebracht hat . Reda kam aus Hugo Distlers<br />

Schule und versuchte Sprachbezirke der Neuen <strong>Musik</strong> in eine zeitgemäße Kirchen<strong>musik</strong><br />

zu integrieren . Die Aphoristik der 1953 komponierten Sieben Monologe erscheint<br />

rätselhaft, ihre Expressivität ist nach innen gerichtet, deutliche Spuren hat<br />

die Auseinandersetzung mit Anton von Weberns Motivzellentechnik hinterlassen .<br />

Askese der Einzelstimmen herrscht vor, voller Orgelklang wird vermieden . Hie und<br />

da sind Choralfragmente umrisshaft erkennbar, so in Monolog IV »Es ist genug« .<br />

Ein Scherzando verwischter Klänge ist Monolog VI: Arpeggien und Skalenfragmente<br />

huschen über drei Manuale bis zu den Tongrenzen .<br />

Cloudscape des japanischen Komponisten Toshio Hosokawa, 2000 kompo-<br />

niert und somit das jüngste Stück im heutigen <strong>Programm</strong>, fungiert als Beispiel für<br />

die noch sehr junge asiatische Orgel<strong>musik</strong>; sie entstammt also einem Kulturraum,<br />

in dem die Orgel einen importierten Fremdkörper darstellt, dem aber gleichwohl<br />

neugieriges Interesse entgegengebracht wird . Dadurch wird der Zugang zu diesem<br />

europäisch-traditionsbelasteten Medium vergleichsweise ungezwungen und unbefangen<br />

. Das Stück ist technisch von der Klangflächen<strong>musik</strong> der europäischen Avantgarde<br />

gespeist; es scheint von einer typischen japanischen Naturmystik inspiriert zu<br />

sein . Die sich mehr und mehr verdichtende, bedrohlich verfinsternde, gewittrige,<br />

schließlich friedlich sich auflösende Klang-Wolkenlandschaft kann als Symbol des<br />

Lebens, seines Werdens, Seins, sich Veränderns und Vergehens aufgefasst werden .<br />

Die unumkehrbare Wende in der Orgel<strong>musik</strong> des 20 . Jahrhunderts markiert<br />

das Jahr 1962, als Hans Otte, der legendäre Initiator von »pro musica nova« bei Radio<br />

Bremen Kompositionsaufträge realisieren ließ: Ein von der Tradition geheiligtes<br />

Instrument – die Orgel – sollte neu beleuchtet und kritisch fokussiert werden, Tabus<br />

sollten aufbrechen . Zu den beauftragten Stücken zählte György Ligetis Volumina .<br />

Ligeti, der siebenbürgische Komponist, war nach Ungarns gescheitertem Aufstand<br />

gegen die sowjetische Kuratel im Herbst 1956 in den freien Westen geflüchtet . Im<br />

Anschluss an seine Orchesterstücke »Apparitions« und »Atmosphères«, die einen<br />

radikalen Bruch sowohl mit dem traditionellen wie auch mit dem seriell-deterministischen<br />

Komponieren darstellen, komponierte Ligeti die »Volumina« als eine Art<br />

Klanggewebe, das sich aus feinsten Veränderungen der Dichte bildet, durch ein<br />

Einander-Ablösen, Ineinander-Fließen, Gegeneinander-Türmen klingender Flächen<br />

und Massen . Ein messbares Voranschreiten der Zeit wird darin aufgehoben, Zeit<br />

wird zum Raum, es entsteht eine »<strong>Musik</strong> ohne Taktschlag« . Das einzige form- und<br />

klangbestimmende Element sind »Clusters« – Tontrauben, die in fluktuierendem<br />

Wechsel von Dichte, Farbe und Dynamik unendlich erscheinende Klangräume und<br />

Farbspektren durchmessen, überlagern, zerfasern, aufreißen . Das Stück ist gleichermaßen<br />

dramatisch wie kontemplativ, es hat weder Pausen noch Zäsuren und ist wie<br />

ein einziger großer Bogen zu gestalten . Ligeti hat dafür eine eigene Notationsart entwickelt<br />

und intendiert eine neue Spieltechnik, die bisweilen ins Groteske umschlägt .<br />

Schock und Provokation von damals sind heute verblasst, Kraft und Kühnheit dieses<br />

»Trieblebens der Klänge« haben nichts von ihrer Faszination eingebüßt – nur das<br />

Bleibende ist aktuell . (Roman Summereder)


<strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festival <strong>2008</strong> <strong>Programm</strong> 4. Oktober, Winsen/Luhe<br />

4<br />

Samstag,<br />

4. Oktober<br />

Winsen/Luhe<br />

Matthias Kaul, »HORCHSPUREN«<br />

Jeder Ort hat seine Sehenswürdigkeiten und es gibt Hinweisschilder, die<br />

einem den Weg dorthin zeigen . Ich weiß aber von keiner Stadt mit ausgewiesenen<br />

Hörenswürdigkeiten . Winsen wird wahrscheinlich hier eine Vorreiterrolle<br />

einnehmen, denn für das <strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festival habe ich viele Stellen in der Stadt<br />

»abgehorcht« und dort, wo ich interessante Klänge fand, ein Zeichen auf den<br />

Boden gesprüht . Die Klangfundstellen sind überdies durchnummeriert . Mit einer<br />

Liste, die an vielen Stellen in der Stadt ausliegt, kann der neugierige Hörer den<br />

Horchspuren folgen und außerdem nachlesen, wie er an den jeweiligen Hörorten<br />

mit seinen Ohren großes Vergnügen haben kann . Matthias Kaul<br />

10:00 Uhr<br />

Delikatessen<br />

Altes Rathaus · Eintritt frei. Es können 100% <strong>musik</strong>alische Genüsse<br />

zu 50 Ct/Stück erstanden werden.<br />

L‘ART POUR L‘ART<br />

Matthias Kaul, Olaf Pyras, Astrid Schmeling<br />

Matthias Kaul<br />

»Delikatessen für Würstchenbude und drei Spieler« (2006)<br />

Matthias Kaul, »Delikatessen für Würstchenbude<br />

und drei Spieler« (2006)<br />

Siehe Text auf Seite 27


<strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festival <strong>2008</strong> <strong>Programm</strong> 4. Oktober, Winsen/Luhe<br />

45<br />

12:15 Uhr<br />

Neue <strong>Musik</strong> für neue Ausführende II<br />

St. Marien · Eintritt 8,- Euro, ermäßigt für unter 18-Jährige 4,- Euro<br />

Novanta Due – Chor der <strong>Musik</strong>schule Lüchow sowie Cello- und Akkordeonklasse,<br />

Leitung Ute Depping, unterstützt von Ilka Wagener (Celloklasse: Ilka Wagener,<br />

Akkordeonklasse: Heinz Creutzfeldt – Josefine Schemionek, Leonie Kubisch,<br />

Johannes Tobias Rathje, Michael Gödde)<br />

Kantorei und Blechbläserensemble St. Marien Winsen<br />

Leitung Reinhard Gräler<br />

Juliane Klein<br />

»und sein darf« nach Psalm 2 in der Übertragung von Arnold<br />

Stadler (<strong>2008</strong>, Auftragswerk von <strong>Musik</strong> <strong>21</strong> <strong>Niedersachsen</strong>) für Chor,<br />

Violoncelligruppe und Akkordeons<br />

Gordon Kampe<br />

»Missa brevis« (<strong>2008</strong>, Auftragswerk der Freunde der Kirchen<strong>musik</strong>,<br />

Winsen/Luhe e.V.) für vierstimmigen gemischten Chor,<br />

Blechbläserensemble und Zuspielung<br />

Juliane Klein, »und sein darf« (<strong>2008</strong>)<br />

Siehe Texte auf Seite 23<br />

Gordon Kampe, »Missa brevis« (<strong>2008</strong>)<br />

Siehe Texte auf Seite 24<br />

15: 0 Uhr<br />

Stadtklang II<br />

Verwunschene Orte zwischen Schlossplatz,<br />

Luheufer und Luhegärten · Eintritt frei, Spenden willkommen<br />

oh ton-ensemble<br />

Nena Eckelmann, Klarinette<br />

Mark Lorenz Kysela, Saxophon, Elektronik<br />

Michael Pattmann, Schlagzeug, Elektronik<br />

Barbara Kysela, Stimme · John Eckhardt, Kontrabass, E-Bass, Elektronik<br />

Ulf Mummert, E-Gitarre, CD-Zuspiel · Jessica Rona, Viola<br />

Dörte Nienstedt, Subkontrabassflöte<br />

Hans-Joachim Hespos<br />

»ikas« (1 2) für Saxophon<br />

Karlheinz Stockhausen<br />

»Nasenflügeltanz« (1 8 ) [von Samstag aus Licht]<br />

für einen Schlagzeuger<br />

Michael Lentz<br />

»it's your turn II« (2001) aus »ENDE GUT«<br />

Sprechakte für Stimme und Elektronik<br />

Elliott Carter<br />

»Figment III« (2007) für Kontrabass<br />

Dörte Nienstedt<br />

»Improvisation mécanique« (1 7) für Subkontrabassflöte<br />

Eckart Beinke<br />

»68 part two« (2000/06) zwei E-Bowed E-Gitarren<br />

Version für 1 Live-Gitarre und CD-Zuspiel<br />

Luciano Berio<br />

»Sequenza VI« (1 67) für Viola<br />

John Eckhardt<br />

»Unlocked« (<strong>2008</strong>) für E-Bass und Live-Elektronik<br />

Nena Eckelmann<br />

Tango Improvisationen für Klarinette


<strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festival <strong>2008</strong> <strong>Programm</strong> 4. Oktober, Winsen/Luhe<br />

47<br />

17: 0 Uhr<br />

Klangort<br />

Rathausstraße· Eintritt frei, Spenden willkommen<br />

Mitglieder der Kantorei St. Marien<br />

Johannes S. Sistermanns<br />

»Klangort« (1 2/1 4/1 8/<strong>2008</strong>)<br />

achtstimmiger gemischter a-cappella-Chor für 24 Sänger,<br />

Innenräume und einen öffentlichen Platz/Straßenzug<br />

Johannes S. Sistermanns, »Klangort« (1 2/’ 4/’ 8/<strong>2008</strong>)<br />

Zu einer vereinbarten Zeit öffnen Bewohner einer Straße ihre Fenster . Das<br />

Leben geht unverändert weiter . Alle Geräusche, Klänge und Wortfetzen aus diesen<br />

Innenräumen dringen auf die Straße . Die Innenstadtklänge von Fußgängern,<br />

Verkehr, spielenden Kindern, Eis-Cafés, Restaurant-Terrassen, alles geht weiter .<br />

Das Klangmaterial sind alle Klänge des Ortes und die Eigenfrequenz eines jeden<br />

bewohnten Raumes (Raumton), in dem ein Sänger alleine singt .<br />

Die Sänger verteilen sich gleichmäßig auf die beiden Straßenseiten . Jeder Sänger<br />

ist alleine in einem Raum und singt dort . Die Fenster eines jeden Raumes sind<br />

geöffnet, der Sänger selbst steht im Inneren des Raumes . Er singt niemals am<br />

Fenster stehend hinaus .<br />

Entsprechend der Partitur wird mal auf dem jeweiligen Raumton gesungen, mal<br />

unabhängig davon . Raumton ist, physikalisch gesprochen, gesungene Frequenz<br />

gleich reflektierter Frequenz, von den Wänden reflektiert . Raumton ist phänomenologisch<br />

so zu beschreiben: Es entsteht der Eindruck, man sei völlig umschlossen<br />

von diesem Ton, er ist nicht ortbar, überall gleich stark, relativ unabhängig von<br />

der Lautstärke und abhängig von diesem einen Raum, in dem man sich befindet .<br />

Er ist eine hörbar andere Qualität als jeder andere gesungene Ton .<br />

Klangort verwirklicht sich erst auf der Straße für den wandelnden Hörer .<br />

Die Sänger singen ohne Kommunikation untereinander . Jeder Sänger hat eine digitale<br />

Funkuhr zur zeitlichen Synchronisation der Aufführung in seinem Raum .<br />

Im Stück muss für jeden neuen Spielort eine ortsspezifische Anpassung vorgenommen<br />

werden . Denn es werden im Stück die Namen des Straßenzuges, Hausnummern<br />

und einzelne Silben von Nachnamen der Mieter gesungen .<br />

Johannes S . Sistermanns<br />

Bisher wurde dieses Stück aufgeführt<br />

1. Klanzeit/Bauhütte-Festival, Wuppertal 1 2<br />

2. multiple sounds-Festival, Maastricht 1 4<br />

. Klangort, Erftstadt 1 8<br />

20:00 Uhr<br />

Großer Bogen für Streichquartett<br />

Schlosskapelle · Eintritt 8,- Euro, ermäßigt für unter 18-Jährige 4,- Euro<br />

Nomos-Quartett<br />

Martin Dehning, Violine · Jutta Rübenacker, Violine<br />

Friederike Koch, Viola · Sabine Pfeiffer, Violoncello<br />

Elliott Carter<br />

»Streichquartett Nr. 1« (1 51)<br />

I. Fantasia – Allegro scorrevole<br />

II. Allegro scorrevole – Adagio – Variations<br />

III. Variations<br />

Pause<br />

Franz Schubert<br />

»Quartettsatz« c-Moll (D 70 ) (1820) Allegro assai<br />

Sarah Nemtsov<br />

»Im Andenken« für Streichquartett (2007)<br />

Wolfgang Rihm<br />

»Grave« für Streichquartett (2005)<br />

Elliott Carter, »Streichquartett Nr. 1« (1 51)<br />

Das Streichquartett Nr . 1 etabliert seine fast andauernd wechselnde Textur<br />

beginnend mit einem Cellosolo, zu welchem dann nacheinander jedes der anderen<br />

Instrumente trifft, jedes mit einem anderen <strong>musik</strong>alischen Charakter in unterschiedlichem<br />

Tempo . Diese vier verschiedenen Charaktere kehren wieder im Zusammenhang<br />

mit wieder anderen Ideen, jeweils mit eigener rhythmischer Identität . Der<br />

erste Satz endet mit dem gleichzeitigen Zusammentreffen aller vier Hauptideen und<br />

löst sich auf in einen wirbelnden zweiten Satz, der von einem dramatischen »Statement«<br />

unterbrochen wird, dann weiter läuft und sich in einer Pause verliert . Nach<br />

der Pause wird der 2 . Satz weitergeführt und eine dramatische Passage, ähnlich der<br />

zuvor gehörten, führt zum langsamen 3 . Satz . Dieser besteht aus einem ruhigen,<br />

gedämpften Duett, gespielt von den Geigen in ihrem hohen Register, kontrastiert<br />

von einem schroffen Rezitativ, gespielt von Bratsche und Cello . Dieses wiederum<br />

wird fragmentiert und führt zum Beginn des 4 . Satzes »Variations«, der erneut von<br />

einer Pause unterbrochen und danach fortgesetzt wird, mit immer neuen Ideen, die<br />

«


<strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festival <strong>2008</strong> <strong>Programm</strong> 4. Oktober, Winsen/Luhe<br />

4<br />

im weiteren Verlauf sämtlich in gesteigertem Tempo wiederkehren . Das Quartett<br />

endet mit einer Weiterführung des eröffnenden Cellosolos durch die erste Geige in<br />

aufsteigender Bewegung .<br />

Zurückblickend aus dem Jahr 1994 erkenne ich, dass dieses Quartett, welches<br />

einen solchen Wendepunkt in meiner Entwicklung bedeutete, mein extremstes<br />

Abenteuer darstellt in Hinblick auf »metrische Modulation« . Diese Kompositionsmethode<br />

entwickelte sich aus meinem sehr frühen Interesse für Polyrhythmen, die<br />

ich bei Skrjabin und bei Ives fand, dessen 1 . Violinsonate im 1 . Satz des Quartetts<br />

zitiert wird . Damals diskutierte ich diese Ideen mit Conlon Nancarrow, dessen<br />

»Player Piano Study No . 1« die Anfangstakte des »Variations«-Satzes anregte .<br />

Dieses Quartett ist in erster Linie ein lineares, melodisches Werk, wie viele meiner<br />

frühen Werke, und unterscheidet sich von meinen späteren, die mit anderen<br />

Fragen umgehen . Elliott Carter<br />

Franz Schubert, »Quartettsatz« c-Moll (D 70 ) (1820)<br />

Der Quartettsatz c-Moll fällt in Schuberts Zeit des verzweifelten Experimentierens<br />

. Nach seiner eigenen Datierung entstand das Werk im Dezember 1820 und<br />

war, wie die Überschrift des Autographs zeigt, ursprünglich als viersätziges Streichquartett<br />

geplant . Die Arbeit am 2 . Satz, einem As-Dur-Andante voller schöner Ideen,<br />

brach er nach 24 Takten aus unbekannten Gründen ab . Schroffe Kontraste zwischen<br />

Lyrik und Dramatik prägen den Kopfsatz, der mit drei Themengruppen in freier<br />

Sonatenform angelegt ist und effektvoll mit düsterem Tremolo beginnt . Dem Hauptthema<br />

in c-Moll von großer dramatischer Aussagekraft stehen zwei Seitenthemen<br />

in As-Dur und G-Dur mit weit ausholender, eingängiger Melodik gegenüber . Das<br />

aus fallenden Achtel-Wechselnoten zusammengesetzte, prägnante Eingangsmotiv<br />

durchwebt den gesamten Satz in immer neuen Varianten . Plötzlich hereinbrechende<br />

Stimmungswechsel erzeugen eine fast bühnen<strong>musik</strong>alische Dramatik .<br />

Das Werk gelangte nach Schuberts Tod zusammen mit vielen anderen Handschriften<br />

in den Besitz seines Bruders Ferdinand . Glücklicherweise ließ sich die Nachwelt,<br />

wie auch im Fall der h-Moll-Symphonie, nicht vom fragmentarischen Zustand des<br />

Quartetts beirren . Sein fertig gestellter 1 . Satz ist ein wichtiges Bindeglied zwischen<br />

Schuberts frühen und späten Streichquartetten und ein in sich vollendetes Meisterwerk,<br />

das zu Recht seinen Platz im Konzertleben gefunden hat . Der heute geläufige<br />

Titel Quartettsatz c-Moll geht auf keinen geringeren als Johannes Brahms zurück:<br />

Er erwarb das Werk, organisierte die Erstaufführung am 1 . März 1867 im <strong>Musik</strong>vereinssaal<br />

Wien durch das Helmesberger-Quartett und veranlasste die Erstausgabe,<br />

die 1870 bei Bartholf Senff in Leipzig erschien . Der unvollendete 2 . Satz wurde erst<br />

1897 in der Alten Schubert-Gesamtausgabe veröffentlicht . (Anke Schmitt)<br />

Sarah Nemtsov, »Im Andenken« für Streichquartett (2007)<br />

Die Komposition setzt sich mit der <strong>Musik</strong> Schuberts, speziell dem Fragment<br />

des »Andante« (2 . Satz) zu seinem Quartettsatz c-Moll, auseinander . Schuberts<br />

allgemeine kompositorische Prinzipien, sowie die in dem Fragment angelegten<br />

Elemente werden abstrahiert für mein eigenes Schreiben verwendet . Ab der<br />

Stelle innerhalb meines Quartetts, an der ich sozusagen »bei mir angekommen«<br />

bin, lasse ich untergründig eine von Schubert verwendete Form laufen: Die nachfolgende<br />

Entwicklung stützt sich auf den formalen Aufbau des Durchführungsteils,<br />

bzw . B-Teils – bis hin zur Reprise – aus dem »Andante un poco moto« (2 .<br />

Satz) des Streichquartetts G-Dur D 887 . Auf diese subkutane Form verweise ich<br />

strukturell, mitunter inhaltlich, stärker oder schwächer . Die <strong>Musik</strong> begegnet diesem<br />

Leitfaden, reagiert, konterkariert ihn, kann ihn in Auszügen zitieren und<br />

ebenso ignorieren . Überhaupt geht es auch um die Thematisierung von Nähe<br />

und Ferne: Es ist doch so, dass die <strong>Musik</strong> Schuberts uns heute als das Vertraute<br />

erscheint, wenngleich sie mit ihrem historischen Kontext weit entfernt von uns<br />

sein müsste und vielmehr das Zeitgenössische, das Aktuelle Nähe aufweisen sollte<br />

. Zuletzt erklingt daher der Beginn des Schubertschen Fragments »con sordino«<br />

und fast doppelt so langsam gespielt – der Zeit entrückt, von Ferne .<br />

Sarah Nemtsov<br />

Wolfgang Rihm, »Grave« (in memoriam Thomas Kakuska) (2005)<br />

Nachdem die <strong>Musik</strong> mit einem mehrfach angespielten, leisen, doch dis-<br />

sonanten Akkord begonnen hat, entwickelt sich im sanften Duett der Violinen<br />

eine Melodie, begleitet vom Violoncello – die Bratsche schweigt . Allmählich beginnt<br />

sie sich als verborgen wahrnehmbare Farbe am Geschehen zu beteiligen .<br />

Nach klanglicher Verschärfung mündet der Abschnitt ins Geräuschhafte . Erst jetzt<br />

tritt die Bratsche hervor – zunächst mit einer sanft absteigenden Linie, dann mit<br />

einem gehauchten Motiv, dessen quasi-tonale Struktur die Passage noch eine Weile<br />

bestimmen wird . Immer wieder passieren Fragmente das Ohr des Hörers, die<br />

vage Erinnerungen auslösen, ohne dabei je den Eindruck einer naiven Rückkehr<br />

zum Vertrauten zu wecken . Regelmäßig unterbrochen durch »auf dem Steg« gespielte,<br />

geräuschhafte Momente, bewegt sich die <strong>Musik</strong> durch unterschiedliche<br />

Empfindungslagen . Etwa in der Mitte des Stücks kommt es gar zu einem beinahe<br />

tänzerischen Abschnitt, bei dem die Bratsche stimmführend ist . Darauf folgt eine<br />

hymnisch anmutende Episode, die jedoch in vierfachem pianissimo den Charakter<br />

stiller Trauer annimmt . Der Schluss gestaltet sich vorerst durch gehäuft<br />

dissonante, fast gewaltsame Gesten, um darauf in immer stärker zerklüfteter Motivik<br />

zu verebben . Die letzten Akkorde schlagen einen Bogen zum Anfang, ohne<br />

dabei – wie sonst oft bei Wolfgang Rihm – den Eindruck eines Kreislaufs, eines<br />

möglichen Neubeginns zu evozieren: Dynamik wie Harmonik formieren unmissverständlich<br />

einen Schluss . (Eike Fess)


<strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festival <strong>2008</strong> Spielstätten und Adressen<br />

51<br />

Spielstätten in Lüchow<br />

»A« Kreishaus: Königsberger Straße 10<br />

Georgstraße<br />

Wallstraße<br />

Grabenstraße<br />

Wiesengrund<br />

Bleicherstr.<br />

»B« Stadtklang I und Stadt-Verzauberung<br />

»C« Turnhalle Gymnasium Lüchow: Amtsfreiheit 7<br />

»D« Amtsgarten<br />

»E« Marktplatz: Lange Straße 56<br />

»F« Gymnasium Lüchow: Amtsfreiheit 7<br />

»G« Jeetzel-Schule: Schulweg 2<br />

»H« St. Johannis: An der St. Johanniskirche 1<br />

Königsberger Straße<br />

Bleichwiese<br />

A<br />

B<br />

Junkerstraße<br />

Drawehner Jeetzel<br />

Lange Straße<br />

E<br />

Kalandstraße<br />

D<br />

Johannisstraße<br />

H<br />

Jeetzel<br />

Tarmitzer Straße<br />

Theodor-Körner-Straße<br />

Amtsfreiheit<br />

C<br />

F<br />

Bergstraße<br />

Schulweg<br />

G<br />

Salzwedeler Straße<br />

Spielstätten in Winsen/Luhe<br />

»I« Altes Rathaus: Schlossplatz 1<br />

Luhe<br />

»J« St. Marien: Kirchstraße 2<br />

»K« Stadtklang II<br />

»L« Rathausstraße<br />

»M« Schlosskapelle: Schlossplatz<br />

Deichstraße<br />

Mühlenstraße<br />

M<br />

Teich<br />

Hinter den Höfen<br />

Schlossplatz<br />

Marktstraße<br />

Schlossplatz<br />

Kirchstraße<br />

J<br />

Rathausstraße<br />

I<br />

Rathausstraße<br />

L<br />

K<br />

Nordertorstraße<br />

Glimmansgasse<br />

Plankenstraße<br />

Eckermannstraße<br />

Plankenstraße


<strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festival <strong>2008</strong> Komponisten<br />

5<br />

Komponisten<br />

John Cage<br />

Elliott Carter<br />

Gérard Grisey<br />

Hans-Joachim Hespos<br />

Toshio Hosokawa<br />

Gordon Kampe<br />

Matthias Kaul<br />

Juliane Klein<br />

Benjamin Lang<br />

Gunter Lege<br />

György Ligeti<br />

Theo Loevendie<br />

Olivier Messiaen<br />

Sarah Nemtsov<br />

Roman Pfeifer<br />

Wolfgang Rihm<br />

Gijsbrecht Royé (siehe Seite 1)<br />

Arnold Schönberg<br />

Franz Schubert<br />

Johannes S. Sistermanns<br />

Karlheinz Stockhausen<br />

John Cage<br />

John Cage wurde am 5 . September 1912 in Los Angeles,<br />

Kalifornien, geboren und starb am 12 . August 1992 in New York .<br />

Er studierte Geisteswissenschaften am Pomona College . Zu seinen<br />

Kompositionslehrern zählten Henry Cowell und Arnold Schönberg .<br />

Cage war gewähltes Mitglied der National Academy und des Institu-<br />

te of Arts and Letters der USA und wurde sowohl in den Vereinigten<br />

Staaten als auch in Europa mit zahllosen Preisen und Ehrungen<br />

ausgezeichnet . Er erhielt Kompositionsaufträge von den bedeutendsten<br />

Konzertveranstaltern der Welt und nahm bis zuletzt an vielen<br />

Veranstaltungen aktiv teil .<br />

Die stimulierende Wirkung, die Cages Werk auf die <strong>Musik</strong> und<br />

Kunst des 20 . Jahrhunderts ausübte, und die Folgen seines Schaffens<br />

können kaum ermessen, geschweige denn kritisch beurteilt werden .<br />

Unbestritten ist, dass die Entwicklungen in der <strong>Musik</strong> unserer Zeit<br />

ohne Berücksichtigung seiner <strong>Musik</strong> und seiner Ideen nicht verstanden<br />

werden können .<br />

Elliott Carter<br />

Elliott Carter (geboren 1908 in New York) ist einer der einflussreichsten<br />

zeitgenössischen Komponisten in den USA . Carters<br />

Personalstil zeichnet sich durch atonale, einander überlappende<br />

Bewegungen in äußerst kompliziertem rhythmischem Stil aus . Der<br />

Eindruck von permanenter Mutation in Carters <strong>Musik</strong> wird dem<br />

häufigen Gebrauch von »metrischer Modulation« zugeschrieben,<br />

innerhalb derer zwei ausgeprägte Tempi durch oft kleine oder komplexe<br />

Teilungen des Schlags verknüpft sind .<br />

Seine komplexen, schillernden Kompositionen spiegeln oft humanitäre<br />

Themen und Anklänge an Lyrik wieder . Ungeachtet des mittlerweile<br />

hohen Lebensalters des Komponisten entstand in den letzten<br />

Jahren eine große Anzahl gewichtiger Orchester- und Kammer<strong>musik</strong>werke<br />

sowie seine erste Oper What Next? . Carters Spätstil ist<br />

gekennzeichnet von klaren, transparenten Strukturen sowie einer<br />

neuen Direktheit bei der formalen Gestaltung . Elliott Carter wurde<br />

vielfach geehrt und erhielt staatliche Auszeichnungen, u .a . in Frankreich,<br />

Deutschland, Italien und den USA .


<strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festival <strong>2008</strong> Komponisten<br />

55<br />

Gérard Grisey<br />

Gérard Grisey wurde 1946 in Belfort geboren . Von 1963<br />

bis ‘65 studierte er <strong>Musik</strong> am Konservatorium in Trossingen, von<br />

1965 bis ‘72 am Conservatoire National Superieur in Paris . Er nahm<br />

Kompositionsunterricht an der Ecole Normale für <strong>Musik</strong> bei Henri<br />

Dutilleux, dann am Pariser Konservatorium bei Olivier Messiaen, an<br />

der Accademia Chigiana in Siena und in Darmstadt bei Karlheinz<br />

Stockhausen, György Ligeti und Iannis Xenakis . Außerdem nahm<br />

er Unterricht für Elektroakustik und Akustik . Er erhielt zahlreiche<br />

internationale Preise, Auszeichnungen und Stipendien . Zwischen<br />

1978 und 1982 war er Dozent für Komposition bei den Darmstädter<br />

Ferienkursen und bei »Musica nel nostro tempo« in Mailand . Seit<br />

1982 hatte er einen Lehrauftrag an der Universität von Kalifornien in<br />

Berkeley und ab 1986 lehrte er am Pariser Konservatorium . Gérard<br />

Grisey starb überraschend im Jahre 1998 .<br />

Hans-Joachim Hespos<br />

Der Komponist Hans-Joachim Hespos wurde 1938 in Emden/Ostfriesland<br />

geboren . Er lebt und arbeitet in Ganderkesee .<br />

Hespos absolvierte ein pädagogisches Studium und arbeitete später<br />

im Schuldienst . Seit 1967 bekommt er zahlreiche Kompositionsaufträge<br />

aus dem In- und Ausland, seine Stücke werden in aller Welt<br />

aufgeführt . Zusammen mit dem bremischen Bildhauer Jürgen Engel<br />

gründete Hespos die Universitaere Manufactur Com-Position . Seit<br />

2001 ist er composer in residence der Staatsoperhannover X .<br />

Als Gastprofessor und Dozent war Hespos national und international<br />

tätig . Er bekam zahlreiche nationale und internationale Preise<br />

sowie Stipendien, u .a . an der Fondation Royaumont (Paris) und der<br />

Villa Massimo (Rom) . Er erhielt den Niedersächsischen Kunstpreis<br />

und jüngst die Auszeichnung mit dem neu geschaffenen Praetorius<br />

Kompositionspreis des Landes <strong>Niedersachsen</strong> .<br />

Sein Werkverzeichnis enthält inzwischen über 180 Kompositionen<br />

für Solo, Kammer<strong>musik</strong>, Ensemble, Orchester, Chor, Radio, Elektroakustik,<br />

Film, Elektronik, Bühne und Szene .<br />

Toshio Hosokawa<br />

Nach ersten Studien (Klavier und Komposition) in Tokio<br />

kam Toshio Hosokawa 1976 nach Berlin, um Komposition an der<br />

Hochschule der Künste bei Isang Yun zu studieren . Von 1983 bis<br />

1986 ging er nach Freiburg im Breisgau an die Hochschule für <strong>Musik</strong>,<br />

um dort seine Studien bei Klaus Huber fortzuführen .<br />

Aufmerksamkeit wurde ihm erstmals 1989 zuteil, als er der künstlerische<br />

Direktor des jährlich stattfindenden Akiyoshidai International<br />

Contemporary Music Seminar und Festival war; ein Posten, den er<br />

bis 1998 innehatte . 1998 wurde seine Oper Vision of Lear bei der<br />

Münchener Biennale uraufgeführt . Daraufhin war er Gastkomponist<br />

und Dozent bei fast allen wichtigen Festivals zeitgenössischer <strong>Musik</strong>,<br />

unter anderem auch bei den Internationalen Ferienkursen für<br />

Neue <strong>Musik</strong> in Darmstadt .<br />

Gordon Kampe<br />

Gordon Kampe wurde 1976 in Herne geboren . 1998–2000<br />

studierte er Komposition an der Hochschule für <strong>Musik</strong> und Theater<br />

in Rostock bei Hans-Joachim Hespos und Adriana Hölszky . Von<br />

2000 bis 2003 setzte er das Studium bei Nicolaus A . Huber an der<br />

Folkwang-Hochschule in Essen fort . Außerdem studierte er <strong>Musik</strong>und<br />

Geschichtswissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum .<br />

Er war von 2004–2006 Wissenschaftlicher Mitarbeiter im DFG-Forschungsprojekt<br />

»<strong>Musik</strong>theorie der Wiener Moderne« . Seine <strong>musik</strong>wissenschaftliche<br />

Promotion schloss er <strong>2008</strong> ab .<br />

2007 wurde Gordon Kampe mit dem Stuttgarter Kompositionspreis<br />

ausgezeichnet . Er erhielt Aufenthalts-Stipendien an der Cité Internationale<br />

des Arts in Paris (2007) und am Künstlerhof Schreyahn<br />

(<strong>2008</strong>) . Seine Werke wurden u .a . vom Ensemble Modern, Klangforum<br />

Wien, Ensemble Resonanz, RSO Saarbrücken, Philharmonischen<br />

Staatsorchester Hamburg, hr-Sinfonieorchester, RSO<br />

Stuttgart des SWR, Nouvel Ensemble Contemporain und dem oh<br />

ton-ensemble aufgeführt .


<strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festival <strong>2008</strong> Komponisten<br />

57<br />

Matthias Kaul<br />

Matthias Kaul war zunächst Rock- und Jazzschlagzeuger,<br />

schloss dann ein Schlagzeugstudium mit Solistenexamen ab .<br />

Er bekam zahlreiche Stipendien, machte Reisen nach Afrika zum<br />

Studium der Maasai und Samburu, ist Gründungsmitglied des Ensembles<br />

L’ART POUR L’ART und arbeitet zusammen mit Komponisten<br />

und Interpreten wie John Zorn, David Moss, Carla Bley, Malcolm<br />

Goldstein, Mauricio Kagel, Hans Werner Henze, Vinko Globokar,<br />

Hans-Joachim Hespos, Alvin Lucier u .a . Seine Tourneen führten ihn<br />

durch Europa, Nord- und Südamerika, Afrika, Japan, Korea, Taiwan,<br />

Indien und Kanada .<br />

Er hat CD-Produktionen bei Wergo, col legno, Hat Hut, CPO, u .a .<br />

realisiert und bekam Preise und Auszeichnungen für seine Einspielungen<br />

und andere kulturelle Aktivitäten .<br />

Seit mehr als zehn Jahren ist Kaul auch als Komponist aktiv . Er hat<br />

Aufträge an unterschiedlichen Rundfunkanstalten, Opernhäusern<br />

(u .a . Hamburg, Hannover, München), für Ensembles (u .a . one two<br />

one, L’ART POUR L’ART, Lucilin) sowie für internationale Festivals<br />

realisiert .<br />

Juliane Klein<br />

Juliane Klein wurde 1966 in Berlin geboren . Sie begann ihr<br />

<strong>Musik</strong>studium 1978 als Jungstudentin an der Hochschule für <strong>Musik</strong><br />

»Hanns Eisler« Berlin in den Fächern Klarinette, Klavier, Komposition,<br />

Tonsatz und Improvisation . Von 1989 bis 1992 unterrichtete<br />

Juliane Klein dort Tonsatz und Komposition, 1993 bis 1997 folgte<br />

ein Aufbaustudium bei Helmut Lachenmann in Stuttgart .<br />

Juliane Klein erhielt zahlreiche Stipendien, u .a . an der Cité Internationale<br />

des Arts Paris, im Künstlerhof Schreyahn, <strong>Niedersachsen</strong><br />

und der Villa Massimo, Rom .<br />

Ihr Werkverzeichnis umfasst Kompositionen unterschiedlichster Genres<br />

und Besetzungen: Werke für <strong>Musik</strong>theater, Solostücke, Lieder,<br />

Kammer- und Orchester<strong>musik</strong> . Die Staatsopern Berlin, Hannover und<br />

Stuttgart spielten Uraufführungen ihrer experimentellen Opernproduktionen,<br />

sie schrieb Auftragswerke für das Scharoun-Ensemble der<br />

Berliner Philharmoniker, den Deutschlandfunk Köln, das Freiburger<br />

Barockorchester, die Wittener Tage für neue Kammer<strong>musik</strong>, die Donaueschinger<br />

<strong>Musik</strong>tage u .a . 2006 wurde sie mit dem »Kunstpreis<br />

Berlin« der Akademie der Künste Berlin ausgezeichnet .<br />

Benjamin Lang<br />

Benjamin Lang wurde 1976 in Wetzlar geboren . Er studierte<br />

Komposition bei Adriana Hölszky und Johannes Schöllhorn sowie<br />

<strong>Musik</strong>theorie und Dirigieren in Rostock, Salzburg, Hannover, Luga-<br />

no und Bremen . Seine Werke wurden u .a . auf der ArtGendaBiennale<br />

in Stockholm, der Münchner Biennale, dem Brücken Festival Me-<br />

cklenburg-Vorpommern und zeit .punkt 07 Festival aufgeführt . Er<br />

arbeitete u .a . mit dem Ensemble ICTUS, dem Linos Ensemble, dem<br />

Ensemble für Neue <strong>Musik</strong> Zürich und dem oh ton-ensemble .<br />

Er erhielt diverse Preise und Stipendien und ist Lehrbeauftragter<br />

für Komposition und <strong>Musik</strong>theorie an den <strong>Musik</strong>hochschulen in<br />

Hannover (seit 2004), Bremen (seit 2005), Rostock (2006-08) und<br />

Osnabrück (seit 2007) . Seit <strong>2008</strong> unterrichtet er ebenso im Rahmen<br />

des »Young Composer’s Project« am Künstlerhaus Boswil und leitet<br />

die Werkstatt Junger Komponisten (eine Initiative von <strong>Musik</strong> <strong>21</strong><br />

<strong>Niedersachsen</strong>) .<br />

Gunter Lege<br />

Gunter Lege, geboren 1935 und aufgewachsen in Kärnten<br />

und Walsrode, studierte Kirchen<strong>musik</strong> u .a . an der Kirchen<strong>musik</strong>schule<br />

Hannover sowie Komposition in Köln . Er ist zunächst mit<br />

geistlichen Werken, Sprechopern, Kammer<strong>musik</strong> und später mit<br />

durchaus weltlichem <strong>Musik</strong>theater in Erscheinung getreten – längst<br />

nicht nur in <strong>Niedersachsen</strong> und Hannover, wo er als kirchlicher<br />

Angestellter im Ruhestand lebt . 1983/84 war er einer der ersten<br />

Stipendiaten in Schreyahn . Er war Dozent an der damaligen Kirch<strong>musik</strong>schule;<br />

seit Jahrzehnten gibt er Workshops an den Schulen<br />

Hannovers, mit seinem »Schrott«-Instrumentarium oder eigenen<br />

Stücken . 1988 war er Mitinitiator und Gründer der javanischen Gamelangruppe<br />

Babar Layar .<br />

Eine wachsende Aufmerksamkeit erfährt sein Werk in den letzten<br />

Jahren in Form von Produktionen und Kompositionsaufträgen, u .a .<br />

von der Slagwerkgroep Den Haag, NDR 3, hgnm, ZKM Karlsruhe<br />

und Ensemble ascolta Stuttgart . Mit dem Neuen Ensemble verbinden<br />

Lege zahlreiche Uraufführungen und Gastauftritte in Deutschland<br />

und dem europäischen Ausland .


<strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festival <strong>2008</strong> Komponisten<br />

5<br />

György Ligeti<br />

György Ligeti wurde 1923 im heutigen Siebenbürgen geboren<br />

. Er studierte an den <strong>Musik</strong>hochschulen in Klausenburg und<br />

Budapest . Schon bald entwickelte er die Mikropolyphonie, die später<br />

zu einem seiner wichtigsten Stilmerkmale werden sollte . Nach<br />

dem Ungarnaufstand verließ er im Dezember 1956 sein Heimatland<br />

aus künstlerischen und politischen Gründen . Während der Zeit als<br />

freier Mitarbeiter im Studio für elektronische <strong>Musik</strong> des WDR Köln<br />

(1957-58) setzte er sich intensiv mit der <strong>Musik</strong> von Karlheinz Stockhausen,<br />

Mauricio Kagel und Pierre Boulez auseinander .<br />

Seine lange Lehrtätigkeit im In- und Ausland führte ihn zuletzt von<br />

1973-89 als Professor für Komposition an die Hamburger <strong>Musik</strong>hochschule<br />

. Zahlreiche Preise und Ehrungen dokumentieren die<br />

hohe Wertschätzung, die dem Werk György Ligetis und ihm selbst<br />

als Lehrer und Mentor einer ganzen Komponistengeneration zuteil<br />

werden .<br />

György Ligeti starb am 12 . Juni 2006 in Wien .<br />

Theo Loevendie<br />

Über fünfzehn Jahre lang war Theo Loevendie (geboren<br />

1930 in Amsterdam) hauptberuflich als Jazz<strong>musik</strong>er tätig . Bei den<br />

wichtigsten europäischen Jazzfestivals trat er mit seinem Ensemble<br />

auf, bevor er sich Ende der 60er Jahre immer mehr der komponierten<br />

Neuen <strong>Musik</strong> widmete .<br />

Heute ist er einer der international herausragenden Komponisten der<br />

Niederlande; er erhielt mehrere große Preise und war Gast bei den<br />

bekanntesten Festivals für neue <strong>Musik</strong> . Seine Kammeroper Gassir<br />

(1990) wurde in Boston (USA) uraufgeführt, die Oper Esmée (1994)<br />

war in Berlin und in Bielefeld zu hören . International viel beachtet<br />

ist auch sein Märchen Die Nachtigall (1979) . Loevendie lehrt seit<br />

1970 Komposition, heute an der Amsterdamer »Sweelinck«-<strong>Musik</strong>hochschule<br />

.<br />

Olivier Messiaen<br />

Olivier Messiaen wurde 1908 in Avignon geboren . Früh von<br />

der Vorstellung der Sprachlichkeit geprägt, entwarf er zunächst seine<br />

eigene <strong>musik</strong>alische Sprache und gründete sie auf jene Formenwelt,<br />

die er als Kind bei Debussy entdeckte . In der Folge schuf er seine<br />

eigene poetische Sprache, aus der all seine Vokalwerke hervorgingen<br />

. Nach seiner Ernennung zum Organisten der Pariser Église de<br />

la Sainte-Trinité im Jahre 1930 brachte er die Kunst von Dupré und<br />

Charles Tournemire zum Glänzen, doch trotz seines ausgezeichneten<br />

Talents als Improvisator wurde er nicht zum reinen Orgelkomponisten<br />

. Da Messiaen als geborener Synästhetiker bestimmte Klänge<br />

mit bestimmten Farben verband, ging er über die herkömmliche<br />

registerbezogene Orchestrierung der Organisten hinaus und schuf<br />

eine andere, glühende Klangwelt . Schließlich hat er, der sich bis zu<br />

seinem Tode im Jahr 1992 gerne als Ornithologe bezeichnete, sich<br />

stets darum bemüht, die natürliche Ordnung der Welt zu erfassen .<br />

Sarah Nemtsov<br />

Sarah Nemtsov wurde 1980 in Oldenburg geboren . Mit<br />

acht Jahren begann sie zu komponieren . Sie war Jungstudentin<br />

für Komposition bei Nigel Osborne an der Hochschule für<br />

<strong>Musik</strong> und Theater Hannover . Ab 2000 studierte sie bei Johannes<br />

Schöllhorn an der selben Institution und seit 2005 als<br />

Meisterschülerin bei Walter Zimmermann an der Universität<br />

der Künste Berlin . Parallel absolvierte sie ein Oboen-Studium .<br />

Sie ist Stipendiatin für Komposition bei der Studienstiftung des<br />

deutschen Volkes . 2007 gewann sie den Hanns-Eisler-Preis für<br />

Komposition und erhielt ein Stipendium der Aribert-Reimann-<br />

Stiftung .<br />

Sie bekam Kompositionsaufträge u .a . vom WDR und verschiedenen<br />

Ensembles . Ihre Werke werden bei renommierten internationalen<br />

Festivals aufgeführt, wie dem ISCM World New Music Festival in<br />

Stuttgart (2006), dem Straßburger Festival Musica, der Klangwerkstatt<br />

in Berlin, dem Festival A*Devantgarde in München oder dem<br />

Festival zeit .punkt in Hannover .<br />

Sarah Nemtsov lebt in Berlin, ihre Werke werden bei der edition<br />

nova vita verlegt .


<strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festival <strong>2008</strong> Komponisten<br />

61<br />

Roman Pfeifer<br />

Roman Pfeifer wurde 1976 in Freiburg im Breisgau geboren<br />

und studierte an der Folkwang-Hochschule Essen Instrumentale<br />

Komposition bei Nicolaus A . Huber sowie Elektronische Komposition<br />

bei Dirk Reith . In den Jahren 2000, 2002 und 2004 besuchte er<br />

die Internationalen Ferienkurse für Neue <strong>Musik</strong> in Darmstadt .<br />

Seit Oktober 2003 unterrichtet Roman Pfeifer Computergestützte<br />

Notation, <strong>Musik</strong>theorie und Elektronische Komposition an der<br />

Folkwang-Hochschule Essen . Für das Wintersemester 2004/05<br />

erhielt er einen Lehrauftrag zum Thema »Obertöne« an der Technischen<br />

Universität Darmstadt im Fachbereich Architektur .<br />

Er ist Mitbegründer des seit 2004 bestehenden Ensembles Kauri in<br />

Essen . Seit 2006 ist er Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Neue<br />

<strong>Musik</strong> Ruhr .<br />

Roman Pfeifer lebt und arbeitet als Komponist in Essen .<br />

Wolfgang Rihm<br />

Wolfgang Rihm wurde 1952 in Karlsruhe geboren . Komposition<br />

studierte er in Karlsruhe, Köln und Freiburg bei Eugen Werner<br />

Velte, Karlheinz Stockhausen, Klaus Huber, Wolfgang Fortner und<br />

Humphrey Searle . Anschließend studierte er <strong>Musik</strong>wissenschaft<br />

in Freiburg bei Hans Heinrich Eggebrecht . Rihm, der zwischen<br />

1973 und 1978 an der <strong>Musik</strong>hochschule in Karlsruhe und 1981 in<br />

München unterrichtete, ist seit 1978 Dozent bei den Darmstädter<br />

Ferienkursen . Seit 1985 lehrt er als Professor an der Karlsruher<br />

<strong>Musik</strong>hochschule . Er ist Mitglied der Akademie der Künste Berlin,<br />

München und Mannheim sowie der Deutschen Akademie für Sprache<br />

und Dichtung Darmstadt und Fellow des Wissenschaftskollegs<br />

zu Berlin . Rihm erhielt 1989 das Bundesverdienstkreuz und 2003<br />

den Ernst von Siemens <strong>Musik</strong>preis .<br />

Arnold Schönberg<br />

Arnold Schönberg wurde 1874 in Wien geboren . Er war<br />

weitgehend Autodidakt in der <strong>Musik</strong>, nahm aber Cello- und Violin-<br />

unterricht und studierte später bei Alexander von Zemlinsky . Von<br />

1901 bis 1903 war er als Kapellmeister in Berlin engagiert .<br />

Im Jahr 1904 gründete er die »Vereinigung schaffender Tonkünst-<br />

ler« . Dort präsentierte er 1905 erstmals die symphonische Dichtung<br />

für Orchester »Pelleas und Melisande« . Zu dieser Zeit unterrichtete<br />

er Alban Berg und Anton von Webern . 1908 wurde seine Wiener<br />

Uraufführung des ersten atonalen Werkes II . Streichorchester op .<br />

10 zum Publikumsskandal . Er arbeitete abwechselnd in Berlin und<br />

Wien als Lehrer, bevor er 1925 eine Professur an der Berliner Hochschule<br />

für <strong>Musik</strong> annahm . 1933 emigrierte Arnold Schönberg über<br />

Paris in die USA . Dort unterrichtete er bis 1944 an der Universität<br />

von Südkalifornien .<br />

Schönberg gilt als einer der Begründer der Neuen <strong>Musik</strong> zu Beginn<br />

des 20 . Jahrhunderts . Sein kompositorisches Schaffen umfasst<br />

Konzerte, Bühnen-, Orchester-, Kammer<strong>musik</strong>, Klavier<strong>musik</strong> und<br />

Vokalwerke . Er starb 1951 in Los Angeles .<br />

Franz Schubert<br />

Franz Schubert wurde 1797 in Wien geboren . 1808 wurde<br />

er in die Konviktschule der Wiener Hofkapelle aufgenommen und<br />

dort von Antonio Salieri unterrichtet .<br />

Ab 1814 arbeitete er an der Schule seines Vaters als Hilfslehrer, hatte<br />

aber nur Interesse am Komponieren . Im Jahr 1817 gab er den<br />

Lehrerberuf auf, um sich gänzlich der <strong>Musik</strong> zu widmen . Er lebte<br />

als freier <strong>Musik</strong>er und Komponist in Wien und wurde ein Jahr später<br />

Haus<strong>musik</strong>lehrer am Hofe des ungarischen Grafen Esterházy . In<br />

den zehn folgenden Jahren komponierte er mehr Werke, als dies<br />

andere Komponisten in einem halben Jahrhundert vollbracht hätten:<br />

Schubert schrieb mehr als 600 Lieder .<br />

1822 komponierte er die Unvollendete (Sinfonie in h-Moll), 1823<br />

den Liederzyklus Die schöne Müllerin, 1828 die 9 . Sinfonie in C-Dur<br />

sowie die Fantasie in f-Moll . Im gleichen Jahr stirbt er an den Folgen<br />

einer Syphiliserkrankung .<br />

© Arnold Schönberg Center, Wien


<strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festival <strong>2008</strong> Komponisten<br />

6<br />

Johannes S. Sistermanns<br />

Johannes S . Sistermanns (geboren 1955 in Köln) realisiert<br />

seine Kompositionen in Elektroakustik (4–8-kanalig), Neues Mu-<br />

siktheater, KlangPlastik, Hörstück, Performance sowie BildKlang<br />

StadtRaum .<br />

Er wurde in ›The Tao of Voice‹-Methode unterrichtet und nahm Unterricht<br />

in klassischem nordindischen Gesang . 1976-84 studierte er<br />

an der <strong>Musik</strong>hochschule Köln, u .a . Neues <strong>Musik</strong>theater bei Mauricio<br />

Kagel, Holmrike Leiser und Klaus Runze . 1989 promovierte er in<br />

<strong>Musik</strong>wissenschaft . Vorlesungen, längere Stipendienaufenthalte<br />

und Aufführungen in VR China, Japan, Australien, USA und Europa<br />

. Ausstellungen und Aufführungen bei internationalen Festivals<br />

(u .a . Knitting Factory New York 1995, Donaueschinger <strong>Musik</strong>tage<br />

1996/1999) sowie Radiostationen (u .a . WDR, ABC Radio<br />

Sydney »The Listening Room«) . Zahlreiche Stipendien (u .a . Konrad-Adenauer-Stiftung<br />

Berlin, The Japan Foundation Tokyo) sowie<br />

Preise, u .a . Deutscher Klangkunst-Preis <strong>2008</strong> WDR .<br />

2004/2006 war er Dozent bei den Internationalen Ferienkursen<br />

Darmstadt .<br />

Karlheinz Stockhausen<br />

Der Komponist Karlheinz Stockhausen wurde 1928 geboren<br />

und ist 2007 in Kürten gestorben . Er war eine der schillernsten und<br />

wichtigsten Figuren der <strong>Musik</strong>geschichte des 20 . und <strong>21</strong> . Jahrhunderts<br />

.<br />

Stockhausen komponierte 370 einzeln aufführbare Werke, veröffentlichte<br />

Texte zur <strong>Musik</strong> sowie eine Serie Hefte mit Skizzen und Erläuterungen<br />

eigener Werke . Seit 1998 finden jährlich die Stockhausen-<br />

Kurse Kürten für Komponisten, Interpreten, <strong>Musik</strong>wissenschaftler<br />

und Gasthörer statt .<br />

Stockhausen komponierte seit 1977 das <strong>musik</strong>szenische Werk<br />

LICHT, Die sieben Tage der Woche . Bereits die ersten Kompositionen<br />

der »Punktuellen <strong>Musik</strong>« brachten Stockhausen internationale<br />

Berühmtheit ein . Seitdem werden seine Werke von den einen<br />

aufs äußerste bekämpft und von den anderen verehrt . Stockhausen<br />

ist das Beispiel par excellence des Komponisten, der nahezu alle<br />

Uraufführungen seiner Werke selbst dirigiert oder mitgespielt oder<br />

als Klangregisseur geleitet und in unzähligen modellhaften Aufführungen<br />

und Tonbandaufnahmen in allen Ländern realisiert hat .<br />

In einem stilvollen Ambiente verwöhnen wir Sie mit einer exzellenten<br />

Küche mit Schwerpunkt auf französischen Spezialitäten.<br />

La Brasserie<br />

in Luhdorf<br />

Montag Ruhetag<br />

Di.–Fr. 17: 0–24:00 Uhr<br />

Sa., So. & Feiertage 12:00–24:00 Uhr<br />

Warme Küche bis 2 :00 Uhr<br />

So. bis 22:00 Uhr<br />

Winsener Landstraße 65<br />

<strong>21</strong>42 Winsen (Luhe)<br />

Telefon/Fax 04171.69 01 90<br />

Brasserie<br />

am Schloß<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mo.–Fr. 11:00–18:00 Uhr<br />

Mai bis September:<br />

Mo.–Di. 11:00–18:00 Uhr<br />

Mi.–So. 11:00–24:00 Uhr<br />

Schloßplatz 5<br />

<strong>21</strong>42 Winsen (Luhe)<br />

Telefon/Fax 04171.60 62 00


<strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festival <strong>2008</strong> Interpreten<br />

65<br />

Interpreten<br />

Dr. Peter Aufmuth<br />

Dominik Bender<br />

Marco Blaauw<br />

Scott Curry<br />

dak ˜<br />

Ute Depping<br />

Reinhard Gräler<br />

L’ART POUR L’ART<br />

Das Neue Ensemble<br />

Nomos-Quartett<br />

Novanta Due<br />

oh ton-ensemble<br />

Peter Schöne<br />

Kantorei St. Marien<br />

Roman Summereder<br />

Peter Aufmuth<br />

Dr . Peter Aufmuth, 1943 in Bad Bentheim geboren, studierte<br />

Physik in Hannover . Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut<br />

für Gravitationsphysik der Leibniz Universität Hannover (Albert-<br />

Einstein-Institut) .<br />

Privat interessiert er sich vor allem für die Moderne <strong>Musik</strong> (Arnold<br />

Schönberg, John Cage) und Literatur (Arno Schmidt) .<br />

Dominik Bender<br />

Dominik Bender (1957 in Köln geboren) gründete 1982 im<br />

Anschluss an sein Schauspielstudium an der Hochschule der Künste<br />

Berlin das Theater zum Westlichen Stadthirschen in Berlin . Bis heute<br />

ist er dort als künstlerischer Leiter, Schauspieler, Regisseur und<br />

Geschäftsführer tätig . Außerdem ist Dominik Bender ein gefragter<br />

Darsteller in Film- und Fernsehproduktionen . In den vergangenen<br />

Jahren übernahm er Rollen u .a . in Rosa Roth, Notruf Hafenkante<br />

oder Soko Leipzig . Als Sprecher wirkte er bereits 2007 bei der Uraufführung<br />

von »Das Geheimnis der verzauberten Juwelen« mit .


<strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festival <strong>2008</strong> Interpreten<br />

67<br />

Foto: Jose Verhaegh<br />

Marco Blaauw<br />

1965 geboren, studierte Blaauw zunächst am Sweelinck<br />

Conservatorium Amsterdam und setzte seine Studien später u .a . bei<br />

Pierre Thibaud und Markus Stockhausen fort . Als festes Mitglied ist<br />

er dem in Köln ansässigen Ensemble <strong>Musik</strong>Fabrik seit 1994 verbunden<br />

. Engagements als Solist führten ihn zur Zusammenarbeit mit<br />

zahlreichen internationalen Orchestern und Ensembles . Seine Arbeit<br />

ist in zahlreichen Rundfunk- und CD-Produktionen dokumentiert .<br />

Sein Engagement in der Ensemble<strong>musik</strong> ergänzt Marco Blaauw<br />

durch solistische Projekte im Bereich der komponierten und improvisierten<br />

zeitgenössischen <strong>Musik</strong> und die intensive Zusammenarbeit<br />

mit bekannten und jungen Komponisten unserer Zeit . Etliche Werke<br />

sind eigens für ihn geschrieben bzw . von ihm angeregt worden . Als<br />

Dozent unterrichtet er u .a . bei den Stockhausen-Kursen in Kürten<br />

und leitet regelmäßig Meisterklassen . Seit 2000 widmet sich Marco<br />

Blaauw zudem der pädagogischen Arbeit mit <strong>musik</strong>alischen Laien,<br />

denen er die Klänge und Ideen der zeitgenössischen <strong>Musik</strong> näher<br />

bringen möchte .<br />

Scott Curry<br />

Scott Curry wurde 1959 in Brisbane, Australien geboren .<br />

Er studierte Klavier und Violine am Queensland Conservatorium of<br />

Music in Australien . Anschließend folgte ein Klavierstudium an der<br />

Universität der Künste in Berlin . Als Pianist wirkte Scott Curry bei<br />

verschiedenen Rundfunkproduktionen (Deutschlandradio, Australian<br />

Broadcasting Corporation, WDR) und CD-Einspielungen (col<br />

legno, Deutsche Grammophon u .a .) mit . Seit 1987 hat er Lehraufträge<br />

an verschiedenen Hochschulen (u .a . Universität der Künste und<br />

Hochschule für <strong>Musik</strong> Hanns Eisler Berlin) . Neben seinen Auftritten<br />

als Pianist ist er auch tätig als Dirigent, <strong>Musik</strong>alischer Leiter, Orchester<strong>musik</strong>er,<br />

Korrepetitor und Cembalist .<br />

dak~<br />

dak~ [dak .tilde] sind David Borges, Damian Marhulets und<br />

Kostia Rapoport . dak~ improvisieren elektronische <strong>Musik</strong> nach<br />

vorbestimmten Abläufen . Kostia spielt ein analoges elektronisches<br />

Instrument . Damian spielt ein digitales elektronisches Instrument .<br />

David spielt ein analog-digital-kombiniertes Instrument . Alle drei<br />

studieren Komposition an der HMT Hannover . dak~ existieren seit<br />

<strong>2008</strong> .<br />

Ute Depping<br />

Utel Depping ist Lehrerin an der <strong>Musik</strong>schule Lüchow-Dannenberg<br />

und gleichzeitig Stellvertretende Schulleiterin . Sie leitet den<br />

Fachbereich Klavier an der <strong>Musik</strong>schule, unterrichtet Klavier sowie<br />

<strong>Musik</strong>alische Früherziehung und leitet den Chor Novanta Due .<br />

Reinhard Gräler<br />

Reinhard Gräler studierte Kirchen<strong>musik</strong> in Hannover und<br />

Herford . Anschließend schloss er ein Aufbaustudium an der Hoch-<br />

schule für <strong>Musik</strong> und Theater Hannover an . Neben seinem Studium<br />

besuchte er zahlreiche Orgelkurse, u .a . französische Orgelromantik,<br />

zeitgenössische Orgel<strong>musik</strong> sowie Kurse zur Orgelliteratur von Bach<br />

und Reger .<br />

Auch als Liedbegleiter ist Gräler aktiv; mit dem Bariton Werner<br />

Kraus führte er Schuberts Winterreise, die Schöne Müllerin sowie<br />

Eisler-Fauré-Ravel-Lieder auf und konzertierte mit dem Ensemble<br />

tanto canto . Auch Messiaens Quatuor pour la fin du temps zählt<br />

zum Repertoire des vielseitigen <strong>Musik</strong>ers .<br />

In seinen Konzertprogrammen tauchen immer wieder Werke alter<br />

Meister im Wechsel mit Werken des 20 . Jahrhunderts auf . Mit Hilfe<br />

der neobarocken Orgel von St . Marien Winsen kommt eine <strong>Musik</strong><br />

zum Klingen, die vielfach schon dem Vergessen anheimfällt (Distler,<br />

Pepping, Reda u .a .) .<br />

Seit 1997 ist Kantor Reinhard Gräler für die Kirchen<strong>musik</strong> an der<br />

Winsener St . Marienkirche verantwortlich .


<strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festival <strong>2008</strong> Interpreten<br />

6<br />

L’ART POUR L’ART<br />

L’ART POUR L’ART gehört zu den ungewöhnlichsten<br />

Formationen und ist eines der bedeutendsten Ensembles<br />

für zeitgenössische <strong>Musik</strong> . L’ART POUR L’ART,<br />

dessen Besetzung sich im Bedarfsfalle aus einem<br />

festen <strong>Musik</strong>erkreis erweitert, wurde 1983 von den<br />

hochkarätigen <strong>Musik</strong>erpersönlichkeiten Matthias Kaul<br />

(Schlagzeug), Astrid Schmeling (Flöte) und Michael<br />

Schröder (Gitarre) gegründet . L’ART POUR L’ART bereichert<br />

als <strong>musik</strong>alische Ideenfabrik die Gegenwartskunst<br />

durch folgenreiche Projekte . Häufig die künstlerischen<br />

Erfordernisse der Zeit vorweg nehmend, vertritt das Ensemble<br />

den ursprünglichen Sinn des Kunstbegriffes »l’art pour l’art« .<br />

Diese kulturelle Auseinandersetzung führt zu kontrastreichen Ansätzen:<br />

Weltweite Konzerttätigkeit, unzählige Ur- und Erstaufführungen,<br />

Zusammenarbeit mit namhaften Komponisten auf internationaler<br />

Ebene, Entdeckung junger Komponisten, inszenierte Konzerte<br />

und <strong>Musik</strong>theater, selten gespielte klassische Werke, Improvisation,<br />

Workshops, Outdoor-Projects, hochgelobte CD-Einspielungen, Rundfunkproduktionen<br />

im In- und Ausland . Für die Leitung der Kinderkompositionsklasse<br />

Winsen erhielt L’ART POUR L‘ART den Zukunftspreis<br />

Jugendkultur 2003 der PwC-Stiftung .<br />

Malklasse Wolfgang Kahle<br />

Ausgehend von der These, es kann ein Bild werden, muss<br />

aber nicht, wird in der Malklasse Kreativität gelehrt . Voraussetzung<br />

hierfür ist die Lust und Freude am Gestalten . Durch bewusstes Sehen<br />

lernen die Schüler den Umgang mit Formen und Farben . So beginnt<br />

der Unterricht zum Beispiel mit dem Malen von Strichmännchen .<br />

Weiter über abstrahierende Farbgestaltung, das heißt mit unter Umständen<br />

nicht malspezifischen Gegenständen wie Schrubber, Fensterputzer,<br />

Messer etc ., was nicht ohne Auswirkung auf den Umgang<br />

mit ganz alten Malwerkzeugen wie Hühnerfeder und Reethalm<br />

bleibt .<br />

Inhalt des Unterrichtes ist es auch Farbe herzustellen, Keilrahmen<br />

zu bauen, Leinwände aufzuziehen und zu grundieren . Der Unterricht<br />

findet einmal wöchentlich statt . Ein weiterer Bestandteil sind<br />

Ausstellungsbesuche, die in einem thematischen Zusammenhang<br />

mit der aktuellen Arbeit in der Malklasse stehen . Die Exponate analysieren<br />

die Schüler gemeinsam mit ihrem Lehrer, dem freischaffenden<br />

Künstler Wolfgang Kahle .<br />

Das Neue Ensemble<br />

Das Neue Ensemble wurde 1993 von seinen<br />

Mitgliedern um den künstlerischen Leiter Stephan<br />

Meier gegründet . Seitdem haben sich die Hannoveraner<br />

einen Platz unter den international erfolgreichen<br />

Ensembles für zeitgenössische <strong>Musik</strong> erobert . Für<br />

innovative <strong>Programm</strong>konzeption erhielten sie 2005<br />

den Inventio-Preis des Deutschen <strong>Musik</strong>rats . So verbanden<br />

die »Gelben Klänge« im Sprengel Museum<br />

Hannover <strong>Musik</strong> und Bildende Künste, zur »Moonlight<br />

Serenade« erklangen Sternenkompositionen<br />

unter freiem Himmel, und ihr »DaDaBus« fuhr auf<br />

den Spuren von Kurt Schwitters . Auch mit <strong>Programm</strong>en<br />

für Kinder begeisterten sie neue Hörer . Ihre Abonnementreihe<br />

Mobile <strong>Musik</strong> hat sich ein breites Stammpublikum gewonnen .<br />

<strong>Musik</strong> <strong>21</strong> <strong>Niedersachsen</strong> <strong>2008</strong>–2011 bindet Das Neue Ensemble ein<br />

in das Netzwerk Neue <strong>Musik</strong>, eine Initiative der Kulturstiftung des<br />

Bundes .<br />

Das Neue Ensemble war u .a . Teilnehmer der Welt<strong>musik</strong>tage, des<br />

Kulturprogramms des Deutschen Pavillons auf der Expo 2000 und<br />

zu Gast in Hamburg, München, Köln, Amsterdam, Riga und Krakau .<br />

Im Auftrag des WDR, des NDR, des br und des ORB hat es Produktionen<br />

für Rundfunk und CD eingespielt, und mit Komponisten wie<br />

Caspar Johannes Walter, Earle Brown, Richard Rijnvos, Gijsbrecht<br />

Royé, Johannes Schöllhorn und Mark André zusammengearbeitet .<br />

Das Neue Ensemble wird unterstützt von seinem Förderverein <strong>Musik</strong><br />

für heute e .V ., der auch die Proben- und Büroräume in der Alten<br />

Grammophonfabrik in Hannover angemietet hat .


<strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festival <strong>2008</strong> Interpreten<br />

71<br />

Nomos-Quartett<br />

Prägend für das <strong>Musik</strong>verständnis des 1984<br />

gegründeten Nomos-Quartetts war die Zusammenarbeit<br />

mit bedeutenden <strong>Musik</strong>erpersönlichkeiten:<br />

Ramy Shevelov und Sándor Végh,<br />

die sie in die Grundlagen der Kammer<strong>musik</strong><br />

einführten, das Amadeus-Quartett, das ihnen<br />

die große Tradition des Streichquartettspiels<br />

vermittelte, Nikolaus Harnoncourt, der sie anregte<br />

und bestärkte, die Partituren der Wiener<br />

Klassik neu zu lesen, und György Kurtág, den<br />

sie nicht nur als Komponisten hoch schätzen,<br />

sondern auch als genialen Kenner der Streichquartette<br />

Beethovens .<br />

Heute ist das Nomos-Quartett eine der überragenden Quartettformationen<br />

der Gegenwart, das bereits zahlreiche Preise bei internationalen<br />

Wettbewerben gewann . Sein unverwechselbares Profil<br />

gewinnt das Ensemble aus dem Brückenschlag zwischen der großen<br />

tradierten Quartett-Literatur und der neusten <strong>Musik</strong>, der in intelligenten<br />

Konzert-Dramaturgien zum <strong>Programm</strong> erhoben wird .<br />

Seit 2002 veranstaltet das Nomos-Quartett eine eigene Konzertreihe<br />

unter dem Motto »aus dem Innersten«: An vier verschiedenen Orten<br />

in Hannover erklingen in jedem Jahr vier exzeptionelle <strong>Programm</strong>e<br />

mit »intimer« Kammer<strong>musik</strong> von Haydn bis heute .<br />

Das Nomos-Quartett gibt regelmäßig Kammer<strong>musik</strong>kurse, darüber<br />

hinaus ist Jutta Rübenacker Professorin für Violine an der <strong>Musik</strong>hochschule<br />

in Hannover und Martin Dehning Professor für Violine<br />

an der <strong>Musik</strong>hochschule in Münster .<br />

Novanta Due<br />

Chor der <strong>Musik</strong>schule Lüchow<br />

Der Frauenchor Novanta Due unter der Leitung von<br />

Ute Depping ist seit 1992 fester Bestandteil der <strong>Musik</strong>schule<br />

Lüchow-Dannenberg . Der Chor erarbeitet<br />

die verschiedensten <strong>musik</strong>alischen Stilrichtungen<br />

und tritt in Konzerten, Musicals, Theaterstücken<br />

und andere Projekten auf . Traditionelle Stilrichtungen<br />

wie Madrigale, Gospels und weihnachtliche<br />

<strong>Musik</strong> wechseln sich ab mit Sprechstücken, zeit-<br />

genössischer <strong>Musik</strong> und Uraufführungen von Kompositionen, die<br />

eigens für Novanta Due geschrieben wurden . Die Konzerte finden an<br />

den unterschiedlichsten Orten statt – in Kirchen und Konzertsälen,<br />

auf Marktplätzen, in Weinbergen, Scheunen, im sumpfigen Waldgelände,<br />

in Möbelhäusern, in mittelalterlichen Festungen, an einem<br />

Karpfenteich – je nach Konzeption der jeweiligen Veranstaltung .<br />

oh ton-ensemble<br />

Mit exponierter Vorliebe für die »Nichtor-<br />

chesterinstrumente«, aber auch im konventionell<br />

besetzten Ensemble bis hin zum Kammerorchester,<br />

werden <strong>Programm</strong>e neuer <strong>Musik</strong> einstudiert . Unter<br />

der künstlerischen Leitung seines Mitbegründers<br />

Eckart Beinke vereint es rund 20 <strong>Musik</strong>er und <strong>Musik</strong>erinnen<br />

aus dem norddeutschen Raum .<br />

Das oh ton-ensemble arbeitet mit verschiedenen<br />

Dirigenten zusammen und lässt in seinen Konzert-<strong>Programm</strong>en<br />

auch Raum für ungewöhnliche<br />

Besetzungen oder kleiner besetzte Werke bis hin zu solistischen<br />

Aufführungen .<br />

Ein Schwerpunkt liegt in licht- und raumchoreographierten Konzerten<br />

. Das Ensemble interpretiert <strong>Musik</strong> aus dem Zeitraum der letzten<br />

zwanzig Jahre, es vergibt Kompositionsaufträge (z .B . an Iannis<br />

Xenakis oder Hans-Joachim Hespos), spielt Uraufführungen (z .B .<br />

von Karlheinz Stockhausen oder Matthias Kaul) und führt vielfach<br />

pädagogische Projekte durch .<br />

Das oh ton-ensemble konzertiert bundesweit und im angrenzenden<br />

Ausland . Konzerte fanden statt in Luxemburg, Frankreich und den<br />

Niederlanden, in Deutschland u .a . in Berlin, Essen, Bielefeld etc .<br />

sowie auf Festivals, zum Beispiel in Weimar, Lüneburg, Dresden,<br />

Hannover und Bordeaux . Aufzeichnungen durch Radio Bremen, den<br />

Deutschlandfunk, den MDR und den NDR . Ende 2007 wurde eine<br />

CD mit Werken, die sich auf den Schriftsteller Arno Schmidt beziehen,<br />

für das Label cpo produziert .<br />

Das niedersächsische Ensemble mit Sitz in Oldenburg wurde 1994<br />

neugegründet und wird vom Verein oh ton, der sich als Konzertveranstalter<br />

mit nationalen und internationalen Gästen einen Namen<br />

gemacht hat, getragen .


<strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festival <strong>2008</strong> Interpreten<br />

7<br />

Peter Schöne<br />

Der Bariton Peter Schöne gab sein Opern-Debüt im Oktober<br />

2002 an der Komischen Oper Berlin als Eddy in der Oper Greek .<br />

In den Spielzeiten 2003-2007 war er als Solist am Theater Hagen<br />

engagiert, wo er u .a . als Papageno in der Zauberflöte, Lescaut in<br />

Manon, Fritz in Die tote Stadt und Valentin in Faust zu sehen war .<br />

Er gastierte im Theater Bielefeld und Theater Erfurt als Yoshio in<br />

Hanjo von Toshio Hosokawa sowie in der Titelpartie in L‘Orfeo von<br />

Monteverdi .<br />

Mit seinem weit gefächerten Liedrepertoire von Schuberts berühmten<br />

Liedzyklen bis hin zum zeitgenössischen Lied, gastierte<br />

Peter Schöne bei zahlreichen Liederabenden, Konzerten und Uraufführungen<br />

im In- und Ausland .<br />

Seine <strong>musik</strong>alische Arbeit wurde mit mehreren ersten Preisen bei<br />

nationalen und internationalen Wettbewerben ausgezeichnet .<br />

Durch die Arbeit mit dem Pianisten Axel Bauni und den Komponisten<br />

Aribert Reimann, Wolfgang Rihm und Moritz Eggert wurde sein<br />

beständiges Interesse für die <strong>Musik</strong> des 20 . und <strong>21</strong> . Jahrhunderts<br />

geweckt, für die er sich seither leidenschaftlich engagiert .<br />

Kantorei St. Marien<br />

Die Kantorei St . Marien ist der Kirchenchor der Marienkirche<br />

in Winsen/Luhe . Das Spektrum des ca .<br />

70 Sängerinnen und Sänger umfassenden Chores<br />

reicht von der gottesdienstlichen Chorarbeit bis zu<br />

Aufführungen von Oratorien . In den letzten Jahren<br />

standen Haydns Schöpfung, das Deutsche Requiem<br />

von Johannes Brahms und Rossinis Petite Messe<br />

sollenelle auf dem <strong>Programm</strong> . Insbesondere in<br />

Zusammenarbeit mit dem Ensemble L’ART POUR<br />

L’ART werden gelegentlich experimentelle <strong>Musik</strong>ansätze erarbeitet .<br />

So finden auch Improvisationskonzepte ihren Platz im Repertoire<br />

des Chores .<br />

Roman Summereder<br />

Roman Summereder wurde 1954 in Ried<br />

im Innkreis/Oberösterreich geboren . Er arbeitet als<br />

Organist, Pädagoge und <strong>Musik</strong>forscher . Nach ersten<br />

Erfolgen bei internationalen Orgelwettbewerben<br />

begann Summereder seine Laufbahn als konzertierender<br />

Organist, anfangs auch als Cembalist sowie<br />

als Continuopartner verschiedener Chöre, Orchester<br />

und Ensembles . Es folgen zahlreiche Einladungen<br />

zu diversen Vorträgen und Interpretationsseminaren<br />

. Er konzertiert an historischen und modernen<br />

Instrumenten in mehreren Ländern Europas . Neben<br />

seiner künstlerischen und pädagogischen Tätigkeit<br />

(seit 2002 als Professor an der Wiener <strong>Musik</strong>hochschule) widmet<br />

sich Summereder der Erforschung der Orgel- und Kirchen<strong>musik</strong> des<br />

20 . Jahrhunderts, wobei der österreichische Anteil daran sowie die<br />

Orgelreformbewegungen einen besonderen Schwerpunkt bilden .


<strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festival <strong>2008</strong> Impressum<br />

Herausgeber<br />

<strong>Musik</strong> <strong>21</strong> – NGNM e.V.<br />

c/o Leuphana Universität, Fach <strong>Musik</strong><br />

Scharnhorststraße 1 · <strong>21</strong> 5 Lüneburg<br />

Telefon: 041 1-677 176<br />

Telefax: 041 1-677 25<br />

info@<strong>musik</strong><strong>21</strong>niedersachsen.de<br />

www.<strong>musik</strong><strong>21</strong>niedersachsen.de<br />

Künstlerische Leitung und Vorstand <strong>Musik</strong> <strong>21</strong> – NGNM e.V.<br />

Stephan Meier<br />

Astrid Schmeling<br />

Festivalkoordination<br />

Swaantje Burow<br />

In Zusammenarbeit mit<br />

Gerd Baumgarten, <strong>Musik</strong>schule Lüchow-Dannenberg<br />

Markus Kehbein, Franziska Behn, Samtgemeinde Lüchow<br />

Matthias Wiegleb, Stadt Winsen/Luhe<br />

Stagemanagement<br />

Hajo Toppius<br />

Wolfgang Mayr<br />

Maik Klatte<br />

<strong>Programm</strong>heftredaktion<br />

Swaantje Burow<br />

Redaktionelle Mitarbeit<br />

Maria Klamet<br />

Grafische Gestaltung<br />

halbfett, Hannover<br />

www.halbfett.de<br />

Druck<br />

Druckhaus Cramer, Greven


<strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festival <strong>2008</strong><br />

<strong>Musik</strong> <strong>21</strong> <strong>Niedersachsen</strong> wird gefördert durch<br />

das Netzwerk Neue <strong>Musik</strong><br />

Partner des Festivals<br />

Kulturpartner

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