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P.b.b., Verlagspostamt 1070, Vetragsnummer 09Z038106 M<br />
www.dasbiber.at<br />
SPORT<br />
EDITION<br />
Magazin für neue Österreicher<br />
mit scharf<br />
MÄRZ<br />
2013<br />
kost noch<br />
immer nix<br />
DER<br />
ÖSTERREICHISCHE<br />
JOURNALIST<br />
GRATISMAGAZIN DES JAHRES2012<br />
TENNISGOTT NOVAK DJOKOVIĆ, 25<br />
<strong>SERBIENS</strong><br />
<strong>DJOKER</strong><br />
DJOKOVIĆ ALS RETTER DER NATION
COPSTORIES<br />
2<br />
FÄLLE<br />
DIE DAS LEBEN<br />
SCHREIBT<br />
jeden DI 20:15
3 MIN MIT<br />
MISS<br />
INDIA<br />
Von Delna Antia und<br />
Marko Mestrović (Foto)<br />
Die schönste Frau<br />
Indiens lebt seit<br />
Februar in Wien:<br />
Sonam Pachey will in<br />
Österreich Geschichte<br />
studieren und Abstand<br />
vom Miss-Rummel<br />
bekommen. Sie hat<br />
nur ein Problem: das<br />
Essen.<br />
BIBER: In Indien leben knapp 600 Millionen<br />
Frauen. Du bist nun o ziell die Schönste von ihnen.<br />
Wie läu so ein „Miss India“-Contest ab?<br />
SONAM PACHEY: Ich wurde zunächst aus 200<br />
Mädchen in die Top Twenty gewählt. Dann hatten<br />
wir einen Monat „Training“ – auch Persönlichkeitstraining.<br />
Da ging es darum, sich wie eine „Miss“ zu<br />
benehmen: Wie man sitzt und isst zum Beispiel.<br />
Worin warst du besonders gut?<br />
Ich liebe den Laufsteg! Aber am Ende habe ich in<br />
den Kategorien „Miss Beautiful Lips“ und „Miss<br />
Beautiful Hair“ gepunktet.<br />
Weil deine Eltern Tibeter sind und du eigentlich gar<br />
nicht klassisch indisch aussiehst, hast du viel Kritik<br />
geerntet. Wie war das für dich?<br />
Viele Leute haben gesagt: Wie kann sie nur teilnehmen?<br />
– Mich hat das stärker gemacht. Früher war<br />
ich extrem schüchtern. Nun bin ich stolz, die erste<br />
Asiatin zu sein, die den Contest gewonnen hat.<br />
Warum kommt „Miss India“ nach Wien?<br />
Ich möchte hier meinen Master machen. Außerdem<br />
wurde mir der Rummel um meine Person in Indien<br />
zu viel. Ich bekam auch Filmangebote, aber wie sich<br />
herausstellte, bin ich eine schlechte Schauspielerin.<br />
(lacht)<br />
Was taugt dir an Wien?<br />
Ich weiß, das klingt ungewöhnlich, aber ich nde,<br />
die Österreicher sind die nettesten Europäer. Viel<br />
freundlicher als beispielsweise die Deutschen. Nur<br />
das Essen mag ich überhaupt nicht. Außer Sachertorte!“<br />
(Davon hat Sonam sogar ein Handyfoto)<br />
wer ist sie?<br />
Name: Sonam Pachey<br />
Beruf: amtierende Miss India, Model und<br />
Studentin<br />
Wurzeln: Tibet<br />
Alter: 22<br />
Besonderes: Sie war am Jägerball.<br />
Die Fashionstrecke mit Sonam im Boxclub-Favoriten ab S.26<br />
Sonam bei der Miss India-Krönung<br />
3
4<br />
26<br />
14<br />
SCHWITZEN MIT MISS INDIA<br />
Die schönste Frau der Milliarden-Nation zeigt in der Box-<br />
Union Favoriten, wie Neon-Outts und Ringseile modisch<br />
zusammenpassen.<br />
„ISLAMISIERUNG UND ÜBERFREMDUNG“<br />
Der Obmann der „Identitären“, Markovics, sieht sich nicht als Rassisten,<br />
er liebt ja nur seine eigene Kultur.<br />
42<br />
46<br />
DANKE, NOLE!<br />
Ganz Serbien ist stolz auf seinen liebsten Sohn.<br />
Tennis-Genie Novak Djoković verpasst seinem<br />
Heimatland ein ganz neues Image.<br />
SONNTAGS AM FUSSBALLPLATZ<br />
Biber & Casinos Austria küren den besten Amateurverein<br />
Wiens! Als Belohnung gibt es 500€ für deine Fußballhelden<br />
von der U.N. Alianza Latina, SV Srbija oder Besiktas Wien!
VOLKS-WAAAAS?<br />
Vom 7. - 9. März werden in Wien die Bürger befragt.<br />
Doch wissen die überhaupt, worum es geht?<br />
Eine Straßenumfrage.<br />
22 DANKE, FRAU LAMPEL!<br />
Zlatko und andere Männer ergreifen die Chance und<br />
bedanken sich anlässlich des Weltfrauentags am 8. März<br />
bei ihren Lieblingsfrauen.<br />
36<br />
INHALT<br />
03 3 Minuten mit Miss India.<br />
06 Faces of the month<br />
Samba-Power in Maria Enzersdorf.<br />
08 Ivanas Welt: „Vatikan, wir haben ein Problem.“<br />
POLITIKA<br />
14 Wirrköpfe oder politische Alternative? Die Identitären<br />
besetzen die Votivkirche, stehen für die Heimat und<br />
essen ungern türkisch.<br />
18 Warum bin ich keine Österreicherin, Herr Kurz?<br />
Eldinas Brief an den Integrationsstaatssekretär.<br />
22 Olympia, Energie, Parkraum: Die biber-Volksbefragung<br />
RAMBAZAMBA<br />
26 Modestrecke: Miss India schwitzt sich in der<br />
Box-Union Favoriten einen ab.<br />
34 ORF-Serie „CopStories“ – authentisch oder ein<br />
Märchen? Der Reality-Check!<br />
36 Weltfrauentag am 8. März: Männer sagen „Danke“.<br />
SPORT-SPEZIAL<br />
42 Novak Djoković:<br />
Nr.1 der Tenniswelt und Retter Serbiens.<br />
46 Besiktas Wien, Bierstube oder doch SV Srbija? Wähle<br />
deine persönlichen elf Kicker-Helden.<br />
52 „Die ganze Halle starrt mich an!“<br />
Nour klettert gerne – mit Kopftuch.<br />
KOLUMNE<br />
62 Die Leiden des jungen Todor:<br />
„Ich liebe Sport, ich kann Menschen<br />
stundenlang dabei zuschauen.“<br />
Cover: APA/picturedesk.com<br />
Fotos: Marko Mestrović, Xinhua/eyevine/picturedesk.com, Anastasia Osipova, Sara Meister, Markus Hollo<br />
5
6<br />
FACES OF THE MONTH<br />
SAMBA IN DER SÜDSTADT<br />
Von Bahar Tugrul, Maria Matthies und Marko Mestrović (Foto)<br />
FACES OF THE MONTH<br />
Sie sind unverschämt hübsch, braungebrannt und<br />
sprühen vor Energie: Mayara Fier de Moura, Deonise<br />
Cavaleiro, Karol de Souza, Fabiana Dara Diniz, Barbara<br />
Arenhart, Alexandra Nascimento, Fernanda da<br />
Silva und Ana Paula Rodrigues sind Handballerinnen<br />
bei Hypo NÖ und zaubern Samba in die niederösterreichische<br />
Pampa.<br />
Als ungeschlagener Tabellenführer führt der Verein<br />
mit der Latino-Vorliebe die österreichische Liga an<br />
und vernichtet die Gegner auch mal mit 30 Toren Unterschied.<br />
International sorgte die Mannscha 2012<br />
für Aufsehen, als Alexandra Nascimento, kurz Alé genannt,<br />
als erste Brasilianerin zur Welthandballerin des<br />
Jahres genannt wurde.<br />
DIE BRASILIANISCHE MAFIA<br />
Das brasilianische Temperament ist am Spielfeld<br />
kaum zu überhören: „Wir brauchen diese Schreie,<br />
wir müssen unsere Gefühle zeigen. Die Österreicher<br />
schlagen ein und das war’s. Wir schreien bei jedem<br />
Tor. So funktionieren wir“, erklärt Alé und fügt hinzu<br />
„Bei uns ist es so: Egal was passiert, wir sind zusammen<br />
und helfen einander, wie eine kleine Maa“.
Zwei Mal täglich müssen die disziplinierten Brasileňas<br />
in der Halle schwitzen, da bleibt nicht viel Zeit und<br />
Energie für andere Dinge. Ihr Freizeitprogramm besteht<br />
aus Chillen, Schlafen, essen gehen oder mit<br />
dem Auto Wien erkunden. Haben sie mal frei, dann<br />
besuchen sie ihre brasilianischen Herzbuben, die in<br />
ganz Europa ebenfalls Handball spielen. „Die sehen<br />
besser aus als die österreichischen Jungs“, kichern die<br />
Mädchen. „Ganz schön gemein ist das, da hast‘ mal<br />
Karneval im Dorf und darfst nicht mal mittanzen“,<br />
ärgert sich biber-Geschäsführer Bernhard Friedrich<br />
stellvertretend für die österreichische Männerwelt. Es<br />
sei denn, du hast einen Kamin, um die kältesensiblen<br />
Handballerinnen warm zu halten und kannst Portugiesisch.<br />
Dann könnt es auch mit Alé, Fernanda oder<br />
Karol klappen!<br />
FACES OF THE MONTH<br />
7
8<br />
IVANAS<br />
WELT<br />
Von Ivana Martinović<br />
Foto: Igor Minić<br />
In Ivanas WELT berichtet<br />
biber-Redakteurin<br />
Ivana Martinović<br />
über ihr daily life.<br />
MIT SCHARF<br />
VATIKAN, WIR HABEN EIN PROBLEM<br />
Schauplatz: Irgendwo auf einer Almhüte in den Tiroler Bergen.<br />
Ein Freund von mir arbeitet dort während der Wintersaison als Kellner. Während er<br />
zwischen den Tischen auf der Gästeterrasse auf und ab schlendert, wird er durch ein<br />
Gespräch zweier Gäste zwangsbeglückt. Eine Frau und ein Mann unterhalten sich.<br />
„Du bist katholisch? Wäh, wie kann man nur katholisch sein?!“, fragt die Frau.<br />
„Ja, ich bin katholisch. Was ist daran wäh?“, will der Mann wissen.<br />
„Na, die ganzen Missbrauchsfälle und pädophilen Priester“, argumentiert sie zurück.<br />
Mein katholischer Freund, der Kellner, fühlte sich gekränkt. Aber das ist eine andere<br />
Geschichte. Diese hier handelt von meiner Welt. Von so einer, wo ich als Katholikin<br />
schon Gefahr laufe, als „wäh“ bezeichnet zu werden.<br />
Vatikan, wir haben ein Problem.<br />
NEUER PAPST, NEUES KIRCHENGLÜCK<br />
Papst Benedikt ist zurückgetreten. Breaking News des Jahrhunderts, wenn nicht des<br />
Jahrtausends. Ein Papst, der nicht wartet, bis der Heilige Petrus ihm die Himmelspforte<br />
öffnet. Oder der Teufel das Höllentor. Je nachdem, wie viele Menschenleben der eine<br />
oder andere in seiner Papstgeschichte zu verantworten hatte. Eh schon wissen: Im<br />
Namen Gottes töten, vertreiben, verbrennen. Ist auch ein Wäh-Teil der katholischen<br />
Kirchengeschichte. Dennoch gibt es noch genug Katholiken auf der Welt, die der Kirche<br />
im Namen Gottes nicht den Rücken gekehrt haben. Es wird Zeit, den treuen Schäfchen<br />
etwas zurückzugeben. Zum Beispiel, dass wir uns nicht anhören müssen, wäh zu sein.<br />
Für mich als Katholikin ist die Wahl des neuen Papstes ein kleiner Hoffnungsschimmer,<br />
in diese Richtung zu gehen. Ja, mein Gewissen wird während des Schreibens dieser<br />
Zeilen mit einem gewissen Schuldgefühl durchtränkt. Aber es ist wahr. Ich konnte<br />
Ratzinger von Anfang an nicht leiden. „Nichts gegen Sie, Herr Ratzinger. Aber ich nde<br />
Sie einfach unsympathisch.“ Ich kann dagegen nichts machen. Johannes Paul II ist<br />
als „lieber“ Papst in meiner Erinnerung geblieben. Der hier hat so gar keinen guten<br />
Eindruck hinterlassen. Es ist Zeit für einen Neuen. Einen, der wirklich papabile ist, wie<br />
man so schön sagt. Und auch etwas bewirkt. Etwas Gutes.<br />
MEINE PAPABILE WUNSCHLISTE<br />
Kommt mir bitte nicht mehr mit irgendeinem Italiener. Die haben lang genug den<br />
Papststuhl gewärmt. Nicht mal einen Europäer will ich. Wenn es eine Weltkirche ist,<br />
dann beweist mir jetzt die Weltkirche. Macht ein religiöses „Yes, we can!“ als Zeichen<br />
gegen Rassismus gegenüber anderen Hautfarben. Ein schwarzer Papst. Das wär doch<br />
was? Kardinal Peter Turkson aus Ghana vielleicht? Der gilt doch als liberal? Oder der<br />
Nigerianer Francis Arinze. Ist zwar bisschen alt, aber sind die das nicht alle? Und wenn<br />
kein Afrikaner, dann eben der Kanadier Marc Ouellet. Die Kanadier sind angeblich so<br />
nett, dass man sie wegen ihrer Nettigkeit sogar in amerikanischen Sitcoms auf den Arm<br />
nimmt. Und der Neue soll dann, wenn möglich, in Betracht ziehen, die Priester endlich<br />
heiraten zu lassen. Priester sind auch nur Menschen. Und Frauen sind Menschen. Auch<br />
was die Kirchenkanzel betrifft. Wir leben schließlich im 21. Jahrhundert.<br />
Es wird Zeit, dass einer den verbockten, viel vertuschten Mist aufräumt. Vielleicht<br />
verschont ihr eure Schäfchen damit, von Atheisten (Leute, die einen Glauben, den sie<br />
nicht haben, glühend verteidigen) als „wäh“ betitelt zu werden.<br />
Amen!
Verena Merstallinger, Schülerin<br />
Mein erster Schritt in<br />
Forschung und Technik<br />
Mit einem bmvit-Praktikum darf Verena beim Unternehmen<br />
Aerospace & Advanced Composites Werkstoffe für die<br />
Raumfahrt mitentwickeln.<br />
Die gemeinsame Arbeit mit WissenschaftlerInnen zeigt ihr:<br />
Die Forschung ist abwechslungsreich und kreativ.<br />
Seither überlegt sie, einen technischen Beruf zu ergreifen.<br />
Ihr Talent bringt Österreich weiter!<br />
Österreich braucht Top-Talente in Forschung und Technik. Für alle, die Praktika und Ausbildungen<br />
in den Berufen der Zukunft absolvieren möchten, hat das bmvit das passende Angebot:<br />
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Top-Unternehmen und Forschungszentren.<br />
• 1.500 Ferialpraktika für SchülerInnen ab 15 Jahren,<br />
die sich für Technik und Forschung interessieren.<br />
300 davon bieten einen Blick in die Mobilität der Zukunft.<br />
• 1.150 Lehrstellen in technischen Mobilitätsberufen.<br />
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Alle Infos zu den Forschungspraktika gibt es unter<br />
www.bmvit.gv.at/talente sowie unter der Hotline 05/77 55 22 22.<br />
9<br />
Entgeltliche Einschaltung
ÜBERRASCHUNG<br />
Scanne diesen QR-Code<br />
mit deinem Smartphone<br />
und erlebe eine Überraschung<br />
Vor einigen Jahren habe ich mich neben meinem Studium für einen<br />
Kellner-Job beworben, den ich sofort bekam. Meine damalige<br />
Mitbewerberin wurde nicht genommen. Sie war die Erfahrenere<br />
von uns beiden, die bessere Kellnerin, sie hatte diesen Beruf gelernt<br />
und ich hätte sie sofort eingestellt. Sie wog nur leider 20 Kilogramm<br />
mehr als ich. Warum ich den Job bekam, war mir damals<br />
egal, meine Rechnungen würden sich nicht von selbst bezahlen.<br />
Vor noch mehr Jahren wurde ich in der U-Bahn ohne Fahrschein<br />
erwischt. Ich habe den Schwarzkappler so lange bezirzt, bis<br />
er nicht nur von einer Strafe absah, sondern mir sogar noch einen<br />
Fahrschein geschenkt hat. Dass er mir dabei ab und zu aufs Dekolletee<br />
starrte, war das kleinere Übel als die 70-Euro-Strafe wegen<br />
Schwarzfahrens. Und ich bin bei Gott nicht die einzige Frau, die<br />
ihre weiblichen Reize ab und zu zum eigenen Vorteil eingesetzt hat.<br />
Eine Freundin hat mir erzählt, dass sie bei einer Urlaubsverhandlung<br />
mit ihrem Chef extra den obersten Knopf ihrer Bluse aufgemacht<br />
hat. Eine andere Bekannte hat jedes Mal auf Teufel komm<br />
raus mit Stammgästen im Café, in dem sie gekellnert hat, ge irtet.<br />
„Ob du 10 oder 20 Prozent Trinkgeld bekommst, macht am Ende<br />
des Tages einen großen Unterschied“, begründete sie damals mit<br />
wirtscha lichem Kalkül ihr Flirtverhalten am Arbeitsplatz.<br />
Und genau hier liegt das Problem. In der ganzen #aufschrei-<br />
Debatte werden wir Frauen als wehrlose Opfer von zügelloser<br />
männlicher Lust dargestellt. O genug sind wir es auch. Keine<br />
Frau mag es, angefasst zu werden, ohne es ausdrücklich erlaubt zu<br />
haben. Es ist sehr unangenehm, wenn man bei einem Geschä stermin<br />
versucht, professionell aufzutreten, während das Gegenüber<br />
nur Augen für die Oberweite hat. Aber ab und zu nutzen wir diese<br />
schwachen Momente des „starken“ Geschlechts zu unseren Gunsten.<br />
Vielleicht ist das ein Versuch der Machtumkehr. Ein Versuch,<br />
10 ONLINE MIT SCHARF<br />
ONLINE<br />
Ej, hast du Internet? WIR AUCH!<br />
Blogs, veranstaltungen, Fotos,<br />
Artikelarchiv uvm. auf www.dasbiber.at<br />
facebook.com/mitscharf<br />
REDAKTIONSBLOG DES MONATS<br />
Po-Grabschen ist nicht ok und geilen, alten Böcken gehört endlich<br />
beigebracht, dass Frauen kein Freiwild sind. Aber wir waren oft genug<br />
Mittäterinnen in diesen Szenarien. Von Marina Delcheva<br />
„LIZENZ ZUM GRAPSCHEN“<br />
Du willst auch<br />
Fan of the Month<br />
werden?<br />
Sende uns ein Bild mit<br />
einem BIBER-Magazin an<br />
online@dasbiber.at<br />
die Situation, in der man ga enden Blicken und unerlaubten Berührungen<br />
ausgesetzt wird, doch noch für sich zu entscheiden –<br />
die Kontrolle zu erlangen, um nicht ganz so hil os dazustehen.<br />
Aber so wird alles beim Alten bleiben. Wir können noch so viel<br />
aufschreien und geile, alte Böcke an den Pranger stellen – wo sie<br />
meiner Meinung nach hingehören – es wird sich dennoch wenig<br />
ändern. Diese Gegengeschä e, wie sie immer noch üblich sind,<br />
sind Gi für die Gleichberechtigung. „Wenn ich die Beförderung<br />
bekomme, darfst du mir auf den Hintern glotzen und ihn vielleicht<br />
einmal anfassen.“ Damit muss Schluss sein und das liegt in unserer<br />
Hand. Ich weigere mich zu akzeptieren, dass ich ein wehrloses Opfer<br />
männlicher Gelüste sein soll. Wie jemand mit mir umgeht, wie<br />
ich in solchen Situation dastehe, entscheide ich selbst, sonst niemand.<br />
Und das müssen auch die Herren der Schöpfung lernen.<br />
Karikatur: Matthias Fuchs
TOP 3 USERBLOGS<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Im Bett mit einem Jedi-Ritter<br />
Mutter Courage und Wir?!<br />
„Causa Votivkirche“: Lied für die Flüchtlinge<br />
von A geh wirklich ? und Kid Pex<br />
USERBLOG DES MONATS<br />
How much Bobo are you? Und bin ich am Ende gar selbst ein Bobo?!<br />
Von Userin Linda 111<br />
Im vergangenen Jahr, an einem lauen Sommerabend im MQ (!),<br />
haben eine Freundin und ich uns über die anwesenden Bobos lustig<br />
gemacht. Über diese jungen Leute, welche stylisch-alternativ,<br />
mit einem Hauch „Bohemian“, sowie einem Schuss „Avantgarde“<br />
gekleidet sind und bei einem gep egten Glaserl Aperolspritzer<br />
(oder auch Bier) über Gott und die Welt debattieren. Leute,<br />
welche gerne über die Schattenseiten der Globalisierung sprechen<br />
und hin und wieder beim Secondhandladen vorbeischauen, aber<br />
dennoch meist ihre Kleidung bei Desigual, Zara, vielleicht sogar<br />
bei Hollister kaufen. Leute, welche gerne „anders“ und individuell<br />
aussehen und sich von der Masse abheben wollen, dadurch trotzdem<br />
alle wieder ganz ähnlich aussehen. Leute, welche Bionahrung<br />
kaufen, zum Schutz der Umwelt in Wien 1 x pro Woche mit dem<br />
Rad fahren, aber im Sommer dennoch eine Fernreise nach Indien<br />
oder Südostasien unternehmen. Leute, welche gerne o en und<br />
kosmopolitisch sein wollen, „Multikulti“ propagieren, sich auch<br />
den Ärmeren näher fühlen, als den Reichen, der bettelnden Romafrau<br />
an der Ecke jedoch so gut wie nie Geld zustecken. Häu g<br />
sehen sie sich auch als etwas „Besseres“ gegenüber dem „ungebildeten,<br />
proletoiden“ Bauarbeiter, Elektriker oder der Friseurin.<br />
Meist sind sie Studenten, häu g aber auch schon Jungverdiener in<br />
so verschiedenen Branchen wie Kunst, Kultur, Medien, Technik-,<br />
oder aber auch im NGO-Bereich. Ihre Lieblingsplätze in Wien<br />
sind der Brunnenmarkt, das Museumsquartier, bzw. Geheimtipps<br />
im 15. oder 10. Bezirk, welche, ein bisschen was von einem „sozialen<br />
Brennpunkt“ haben und von den anderen Bobos noch nicht<br />
entdeckt wurden.....<br />
FAN OF THE MONTH<br />
Lisa<br />
Über diese Personen mokierten meine Freundin und ich uns an<br />
besagtem lauen Sommerabend, lachten über sie und ä en sie nach<br />
(und fühlten uns als etwas „Besseres“^^). Als ich jedoch nach<br />
Hause ging und über die Bobos nachdachte, kam mir plötzlich ein<br />
Gedanke: Eigentlich teile ich die eine oder andere Eigenscha mit<br />
den sogenannten Bobos. Ich bin Studentin, diskutiere gerne über<br />
soziale Probleme, kaufe biologisch ein...und am Brunnenmarkt gefällt<br />
es mir eigentlich auch sehr gut.OMG, bin ich ein Bobo? Andererseits<br />
versuche ich nicht, mich mit meiner Kleidung zwangha<br />
von anderen abzuheben, fühle mich weder dem Tischler (mein Vater<br />
ist ja selber einer!), noch der Kassiererin überlegen, habe nicht<br />
viel Geld und meine letzte Fernreise liegt bereits mehrere Jahre<br />
zurück...;) Somit kam ich zu dem Schluss, dass ich vielleicht ein<br />
paar „boboeske“ Züge in mir habe, dennoch GottseiDank nicht zu<br />
100% dieser Gruppe zuzurechnen bin. Was war das für eine Erleichterung...;)<br />
Ich kam aber noch zu einem anderen Schluss: Niemand will ein<br />
Bobo sein. Bobos sind immer „die Anderen“ und noch nie habe ich<br />
von jemandem gehört, dass er oder sie sich als Bobo bezeichnen<br />
würde. Niemand will‘s also gewesen sein, doch (fast) alle sprechen<br />
darüber und kritisieren sie...Und meiner Meinung nach, trägt fast<br />
jeder Student, bzw. (Jung-)Akademiker den einen, oder anderen<br />
„boboesken“ Zug in sich*....Also: How much Bobo are you?<br />
*Ausgenommen man studiert Jus, oder BWL und feiert am liebsten<br />
in der Passage und gibt schamlos zu, nach Macht zu streben<br />
und in Zukun Kohle machen zu wollen...Aber da wären wir dann<br />
schon wieder bei den Snobs angelangt...<br />
ONLINE MIT SCHARF<br />
11
LESERBRIEFE<br />
Deine Meinung ist wichtiger als unsere! Schreib uns eine eMail an: redaktion@dasbiber.at<br />
(Wir behalten uns vor, Leserbriefe aufgrund ihrer Länge zu kürzen)<br />
(inkl. aller Zuschläge, ausgenommen Previews und Sonderveranstaltungen<br />
sowie an Feiertagen, gültig bis 28. 02. 2013)<br />
12 MIT SCHARF<br />
P.b.b., Verlagspostamt 1070, Vetragsnummer 09Z038106 M<br />
SCHÜLER<br />
EDITION<br />
www.dasbiber.at<br />
Magazin für neue Österreicher<br />
Liebes Redaktionsteam,<br />
mit scharf<br />
BIST DU<br />
RASSIST?<br />
MACH DEN TEST<br />
in der Februar-Ausgabe fragt ihr auf<br />
der Titelseite „Bist du Rassist?“ und<br />
bietet auf der Seite 14 einen Selbsttest<br />
an. Auf der Seite 15 wie auch auf<br />
der Titelseite zeigt ihr fremdenfeindliche<br />
Parolen.<br />
Dazu habe ich nun folgende Fragen:<br />
1) Warum richtet sich euer Magazin<br />
nur an „neue Österreicher“?<br />
Das ist<br />
rassistisch!<br />
2) Die Antwortalternativen dieses<br />
Pseudo-Psycho-Selbsttests ist<br />
befremdlich und absolut populistisch.<br />
Zudem ist dieser Test<br />
unseriös und dilettantisch. Entscheidet<br />
ihr, wer rassistisch ist?<br />
3) Warum zeigt ihr nicht die inländerfeindlichen<br />
Parolen gegen<br />
ÖsterreicherInnen? „Scheiß-<br />
Österreicher“-Schmierereien<br />
ndet man fast an jeder Schule<br />
mit hohem Migrationsanteil.<br />
Sogar LehrerInnen werden als<br />
„Nazihuren“ bezeichnet.<br />
Als Österreicher wäre es lebensgefährlich,<br />
z.B.: in Istanbul „Scheiß-<br />
Türkei“ zu schreiben. Dann hätte<br />
wohl meine letzte Stunde geschlagen.<br />
Wenn das allerdings Türken in<br />
Österreich machen, dann ist das<br />
selbstverständlich nicht schlimm-<br />
sie haben ja schließlich eine andere<br />
Kultur- und die ist zu respektieren!<br />
Glaubt ihr, dass es möglich wäre,<br />
ein Magazin für „Neue Türken“ in<br />
Istanbul zu installieren?<br />
Mfg Robert Prätorius<br />
Hallo, Herr Prätorius<br />
Danke für Ihr ehrliches Feedback.<br />
Sie irren sich aber gewaltig in der<br />
KC Inserat Biber 4EUR 207x66 25.01.2013 14:40 Uhr Seite 1<br />
Gültig für alle Vorstellungen Mo. – Fr.<br />
mit Beginnzeiten bis 17:00 Uhr.<br />
FEBRUAR<br />
2013<br />
kost noch<br />
immer nix<br />
DER<br />
ÖSTERREICHISCHE<br />
JOURNALIST<br />
GRATISMAGAZIN DES JAHRES2012<br />
Annahme, dass biber Türken, Jugos<br />
oder Bulgaren mit Samthandschuhen<br />
anfasst. Da wir all diese Nationen<br />
auch in der Redaktion vertreten haben,<br />
dürfen wir sie auch kritisieren.<br />
Das ist so wie bei Afroamerikanern<br />
und dem weitverbreiteten „N-Wort“.<br />
Oder haben sie nicht „I’m muslim,<br />
don’t panic“, oder „Ausländer hassen<br />
Ausländer“ gelesen? Und die Idee<br />
des Magazins für „neue Türken“ in<br />
Istanbul nden wir nicht befremdlich,<br />
sondern witzig.<br />
Redaktion<br />
Liebe junge Kollegen,<br />
Eure Zeitschri habe ich zufällig<br />
im Hanusch-Krankenhaus in Wien<br />
gesehen, Ich möchte Euch für die<br />
Idee und den Inhalt beglückwünschen,<br />
schon lange hat mich nichts<br />
so gefreut, wie Euer Mut gepaart<br />
mit Talent und Witz. Viel Erfolg!<br />
Ivan Ivanji<br />
Liebes Biber,<br />
Als Jahrgang 1937 bin ich vermutlich<br />
nicht unbedingt die Zielgruppe<br />
von Biber. Dessen ungeachtet freue<br />
ich mich schon jedes Mal, wenn<br />
wieder ein neues Biber auf der Welt<br />
ist und stürze mich darüber, um es<br />
zu lesen. Überaus interessante und<br />
informative Beiträge auch für einen<br />
alten Menschen: Wie Jugend denkt.<br />
Was Jugend erlebt.<br />
Diesmal möchte ich besonders<br />
hervorheben die drei jungen<br />
Damen, ea, Mirijam und Elzem.<br />
Hut ab vor ihnen. Danke, dass es<br />
Euch gibt und dass Ihr Euch etwas<br />
traut. Es bewegt mich sehr, dass in<br />
unseren Tagen junge Menschen<br />
sich so kritisch mit ihrer Umwelt<br />
beschäigen müssen. Andererseits<br />
gibt es mir auch große Honung.<br />
Menschen, wie Euch drei, gibt es<br />
sicher noch viele und das ist Eure<br />
und unsere Honung.<br />
Lg, Günter Kranzl<br />
Liebes Biberteam!<br />
Die Ausgabe vom Februar 2013 hat<br />
mir persönlich am besten gefallen.<br />
Ich bin seit langem ein Fan der<br />
Bibermagazine und ihr überrascht<br />
mich immer aufs Neue.<br />
In dieser Ausgabe hat mit der Artikel<br />
„I LOVE YU“ am besten gefallen,<br />
weil ich genau der gleichen<br />
Meinung wie die Verfasserin. Yugo<br />
war einmal, doch warum sollten<br />
wir deswegen nicht mehr eine<br />
Nation sein und uns stattdessen gegenseitig<br />
hassen bzw. beschimpfen?<br />
Wenn eine Person nett zu einem<br />
ist, dann steht die Nationalität im<br />
Hintergrund! Nach dem Motto:<br />
„wie du mir, so ich dir!“<br />
Ihr sollt wissen, dass ihr wundervoll<br />
seid und ich mich jeden<br />
Monat auf eine neue Ausgabe des<br />
Bibermagazins freue!<br />
MfG<br />
Michaela Colic<br />
FUN 4<br />
YOU!<br />
(+w 6,- für Lounge Service)<br />
Reservierungen unter 0810-Lugner (0810-584 637) oder www.lugnerkinocity.at, Gablenzgasse 1-3, 1150 Wien
Foto von Christoph Schlessmann<br />
„STOLZ, EIN ECHTER WIENER ZU SEIN.“<br />
POLITIKA<br />
13
14<br />
„ICH WILL NICHT<br />
SCHWEINEFRESSER GENANNT<br />
WERDEN“<br />
POLITIKA & GESELLSCHAFT<br />
Obmann der IBÖ, Alexander<br />
Markovics, beim<br />
Interview im Tirolerhof.
SIE SIND GEGEN RASSISMUS UND GEGEN DEN ISLAM, GEGEN AUSLÄNDER-<br />
FEINDLICHKEIT UND GEGEN ZUWANDERUNG. SIE SIND „IDENTITÄR“ UND<br />
TREFFEN DEN RECHTEN NERV SO MANCHER ÖSTERREICHER.<br />
Von Marina Delcheva und Marko Mestrović (Fotos)<br />
AM 10. FEBRUAR STÜRMEN neun<br />
Männer in die Wiener Votivkirche, um<br />
gegen den Protest der Flüchtlinge zu demonstrieren;<br />
die „Besetzung der Besetzung“,<br />
wie sie sagen. Sie wollen auf „politische<br />
Missstände und Asylmissbrauch“<br />
aufmerksam machen und ihre „Heimat<br />
verteidigen“, sagt einer von ihnen. Auf Ihren<br />
Flyern und auf ihrer Homepage steht<br />
„0% Rassismus und 100% Identitär“ und<br />
„Anti-Multikulti“. Nach fünf Stunden ist<br />
die Besetzung der Besetzung vorbei und<br />
die neun Männer, Mitglieder der „Identitären<br />
Bewegung Österreichs“ (IBÖ),<br />
werden von der Polizei aus der Kirche<br />
begleitet.<br />
Wir treen Alexander Markovics, den<br />
Obmann der „Wiener Identitären Richtung“<br />
und der „Identitären Bewegung<br />
Österreichs“, eine Woche später im Wiener<br />
Kaeehaus „Tirolerhof “. Er trinkt<br />
Melange und sitzt unter einem Bild des<br />
Heldenplatzes. „Ich habe nichts gegen die<br />
ausländische Gastronomie und Küche,<br />
solange es nicht zu viel wird. Aber mir<br />
persönlich schmeckt die türkische Küche<br />
beispielsweise nicht“, sagt er. Er ist stolz,<br />
ein echter Wiener zu sein. Er spricht laut<br />
und mit tiefer Stimme, hat sich für das<br />
Treen mit uns extra einen Anzug angezogen.<br />
Auf den ersten Blick wirkt er gar<br />
nicht wie ein 21-jähriger Politik- und<br />
Geschichtsstudent. Bei unserem letzten<br />
Treen im Jänner sprach er leiser, wirkte<br />
unsicher. Eigentlich wollte er auch gar<br />
nicht mit Journalisten reden. Heute fühlt<br />
er sich stark.<br />
IDENTITÄRE IN ÖSTERREICH<br />
„Wir wollen den Wienern ihre eigene<br />
Geschichte und Kultur bewusst machen,<br />
weil viele ihre Kultur gar nicht kennen“,<br />
sagt Markovics. „Wiens Identitäre Richtung“<br />
– kurz W.I.R. – wurde vor einem<br />
Jahr gegründet. Heute zählt die Bewegung<br />
nach eigenen Angaben etwa 14 xe Mitglieder<br />
und 40 Aktivisten. „Dabei leitet<br />
uns eine Liebe zum Eigenen – kein Hass<br />
auf das Fremde!“, steht auf der Homepage.<br />
Und ein paar Zeilen weiter: „Heute stellt<br />
vor allem die Islamisierung in Wien und<br />
auch im restlichen Europa eine große Bedrohung<br />
dar.“ Markovics und seine Anhänger<br />
sehen sich als Patrioten, die ihre<br />
Heimat vor der „Islamisierung und Überfremdung“<br />
schützen wollen, nicht als<br />
ausländerfeindliche Rassisten. „Ich will<br />
nicht in meiner Heimatstadt als Schweinefresser<br />
und scheiß Schwabo beschimp<br />
werden“, erzählt er. „Wir haben nichts gegen<br />
andere Kulturen, wir respektieren alle<br />
Türken, Deutschen und Araber. Aber wir<br />
wollen unsere eigene Kultur wahren und<br />
erhalten.“<br />
FEINDBILD ISLAM<br />
Unter dem Namen „Identitäre Bewegung<br />
Österreichs“ haben sich nun auch Identitäre<br />
aus Linz, Salzburg, Wien und Graz<br />
zusammengeschlossen, inspiriert von<br />
identitären Gruppen aus Frankreich und<br />
Deutschland (siehe Kasten). Etwa 100<br />
Anhänger werden österreichweit vermu-<br />
„ICH HABE NICHTS GEGEN DIE<br />
AUSLÄNDISCHE GASTRONOMIE<br />
UND KÜCHE, SOLANGE ES<br />
NICHT ZU VIEL WIRD. ABER<br />
MIR PERSÖNLICH SCHMECKT<br />
DIE TÜRKISCHE KÜCHE<br />
BEISPIELSWEISE NICHT.“<br />
POLITIKA & GESELLSCHAFT<br />
15
Die „Identitären“ bei dem medienwirksamen Auftritt am 10. Februar in der Votivkirche<br />
tet. Die Facebook-Seite der IBÖ zählt kurz<br />
vor Redaktionsschluss über 1.300 Likes.<br />
Auch hier ist der Feind klar: Multikulti<br />
und der starke Ein uss des Islams. „Wir<br />
werden nicht weichen und für den Erhalt<br />
unserer ethnokulturellen Identität kämpfen“,<br />
sagt der Obmann. Beide Vereine -<br />
nanzieren sich durch Spenden und dem<br />
eigenen Geld der Aktivisten. Woher diese<br />
Spenden genau kommen, sagen sie nicht.<br />
Auf den ersten Blick erscheint die Idee<br />
zum Erhalt der heimatlichen Kultur, der<br />
Wiener Ka eehäuser, Lieder und Traditionen<br />
richtig sympathisch. Und das Ganze<br />
ohne Fremdenhass? Mit Ausländerfeindlichkeit<br />
und Judenhetze gewinnt man<br />
heute kaum Anhänger. Mit der Angst vor<br />
der Islamisierung und Überfremdung Europas<br />
tri die Bewegung aber einen Nerv<br />
– genau wie ilo Sarrazin in seinem Buch<br />
„Deutschland scha sich ab“. Sie tre en<br />
den Nerv einer Gruppe verunsicherter<br />
Österreicher, denen Kop uchträgerinnen<br />
und Multikulti ein Dorn im Auge sind. In<br />
dieser Hinsicht stimmen sie mit der FPÖ<br />
und rechtsradikalen Gruppen überein.<br />
„H.C. Strache spricht auch Fragen der<br />
Identitären an, aber er verschweigt, dass<br />
wir Österreicher selbst an diesem Zustand<br />
Schuld sind“, sagt Markovics über den<br />
FPÖ-Chef.<br />
NAZIS IM SCHAFSPELZ?<br />
Die Mitglieder und Sympathisanten der<br />
„Identitären“ sind jung, eher männlich<br />
und vorwiegend Studenten und Schüler.<br />
Seit Kurzem interessieren sich angeblich<br />
auch Wiener mit ex-jugoslawischen<br />
Wurzeln für die Bewegung. „Weil sie sich<br />
selbst als Wiener fühlen. Sie haben sich in<br />
Wien eingelebt, leben unsere Kultur und<br />
sprechen unsere Sprache. Und sie haben<br />
ihre Wurzeln in der Hinsicht abgelegt.<br />
16 POLITIKA & GESELLSCHAFT<br />
Wir haben keine Zugangsbeschränkungen.<br />
Jeder, der unsere Grundsätze akzeptiert,<br />
ist willkommen“, sagt der Obmann.<br />
Auch „enttäuschte“ FPÖ-Sympathisanten<br />
und katholische und schlagende Burschenscha<br />
er sind unter den Anhängern.<br />
Um welche Burschenscha en es sich genau<br />
handelt, möchte Markovics nicht verraten.<br />
Ist die neue identitäre Bewegung<br />
doch ein Sammelbecken für Anhänger<br />
rechter und rassistischer Ideen?<br />
„Wir sind weder links, noch rechts“,<br />
versichert der Obmann. Das sieht Andreas<br />
Peham vom „Dokumentationsarchiv<br />
des österreichischen Widerstands“<br />
(DÖW) anders. Er beobachtet Rechtsextremismus<br />
und rechte Strömungen in<br />
Österreich und will unter den neun Aktivisten,<br />
die die Votivkirche besetzt hatten,<br />
zwei Anhänger des noch nicht rechtskrä<br />
ig verurteilten Neo-Nazis Gottfried<br />
Küssel gesehen haben. Vor zwei Jahren<br />
seien sie mit ihm in Dresden bei einer<br />
NS-Veranstaltung aufgetreten. „Zwei Jahre<br />
später tauchen sie bei den Identitären<br />
auf und wollen keine Nazis mehr sein?“,<br />
fragt er. Markovics erwidert: „Diese Personen<br />
haben mir glaubha versichert,<br />
dass sie nichts mehr mit der rechtsradikalen<br />
Szene zu tun haben und ihre Taten<br />
sogar bereuen. Jetzt bekommen sie einen<br />
Vertrauensvorschuss.“<br />
Sogar der österreichische Verfassungsschutz<br />
ist auf die Gruppe aufmerksam geworden:<br />
„Auch in Österreich beobachtet<br />
der Verfassungsschutz die Entwicklung.<br />
Wenn wir strafrechtlich relevantes Verhalten<br />
sehen, werden wir einschreiten“,<br />
sagt Karl-Heinz Grundböck, ein Sprecher<br />
des Innenministeriums. „Es ist die Aufgabe<br />
des Verfassungsschutzes, zu beobachten.<br />
Ich stehe dem gelassen gegenüber“,<br />
sagt Markovics.<br />
„ICH WILL NICHT IN<br />
MEINER HEIMATSTADT ALS<br />
SCHWEINEFRESSER UND<br />
SCHEISS SCHWABO BESCHIMPFT<br />
WERDEN.“<br />
INFO<br />
IDENTITÄRES EUROPA<br />
Identitäre Bewegungen gibt es auch in anderen<br />
europäischen Ländern wie Frankreich,<br />
Deutschland, Italien, Liechtenstein und der<br />
Schweiz. Sie werden der „Neuen Rechten“<br />
zugeordnet und sprechen sich gegen Multikulti,<br />
gegen Islamisierung und Zuwanderung aus.<br />
Gleichzeitig betonen sie, nicht rassistisch<br />
oder fremdenfeindlich gesinnt zu sein. Sie<br />
machen durch Flyer und Aktionen auf sich<br />
aufmerksam. So besetzten beispielsweise<br />
60 Mitglieder der französischen „Génération<br />
Identitaire“ im Herbst das Dach einer<br />
Moschee. In Deutschland störten Identitäre die<br />
Interkulturellen Wochen in Frankfurt am Main.<br />
Vor der Aktion in der Votivkirche stürmten<br />
junge, „identitäre“ Männer mit Schweins- und<br />
Affenmasken vergangenen Herbst ein Tanzfest<br />
der Caritas in Floridsdorf.<br />
DIE SYMBOLE DER IDENTITÄREN<br />
Das Symbol von „Wiens Identitärer<br />
Richtung“ ist die Sturmsense, eine Dreizackähnliche<br />
Verteidigungswaffe, die im Kampf<br />
gegen die Zweite Türkenbelagerung in<br />
Wien verwendet wurde. Die Botschaft ist<br />
eindeutig: die Verteidigung der Heimat vor<br />
der Bedrohung durch das Fremde und den<br />
Islam. Das Erkennungssymbol der „Identitären<br />
Bewegung Österreichs“ ist der griechische<br />
Buchstabe Lambda. In ganz Europa treten<br />
identitäre Bewegungen und Gruppen unter<br />
diesem Symbol auf. Der elfte Buchstabe im<br />
griechischen Alphabet zierte schon die Fahne<br />
von Sparta, das 480 vor Christus unter König<br />
Leonidas gegen die Perser gekämpft hat. Auch<br />
hier ist der Feind klar: die Bedrohung durch<br />
das Fremde.<br />
Kurt Prinz/picturedesk.com
Leistung kennt keine<br />
Machen Machen Machen wir wir wir Österreich Österreich Österreich stark stark stark<br />
NEIN<br />
zur Unterwanderung<br />
des Sozialsystems.<br />
Grenzen Grenzen<br />
JA<br />
zu qualifizierter<br />
Zuwanderung.<br />
W A H R H E I T . T R A N S P A R E N Z . F A I R N E S S<br />
17
HERR KURZ, ICH BIN<br />
ÖSTERREICHERIN.<br />
18 POLITIKA & GESELLSCHAFT<br />
Illustration Marko Mestrović
ELDINA SLIPAC IST IN WIEN GEBOREN, SIE STUDIERT DEUTSCHE PHILOLOGIE,<br />
LEKTORIERT "BIBER" UND SIEHT ÖSTERREICH ALS IHRE HEIMAT. TROTZDEM HAT<br />
SIE KEINEN ÖSTERREICHISCHEN PASS. IM BRIEF AN DEN INTEGRATIONSSTAATS-<br />
SEKRETÄR SEBASTIAN KURZ STELLT SIE DESWEGEN DIE FRAGE: "WARUM WIRD<br />
MIR DIE STAATSBÜRGERSCHAFT VERWEHRT?"<br />
Sehr geehrter Herr Kurz,<br />
Mein Name ist Eldina, ich wurde 1988 in Österreich geboren und habe hier insgesamt 22<br />
meiner 25 Lebensjahre verbracht. Trotzdem habe ich kein Anrecht auf die österreichische<br />
Staatsbürgerscha und nun frage ich Sie – warum eigentlich?<br />
Ich wurde in Wien als Tochter einer bosnischstämmigen Gastarbeiterfamilie geboren<br />
und lebte von da an in einem beschaulichen Dorf in Niederösterreich. Ich besuchte drei<br />
Jahre lang den Kindergarten, beendete hier die Volksschule und wurde schließlich in eine<br />
AHS eingeschult. Ich passte mich überall problemlos an und fand schnell Anschluss, aber<br />
wieso auch nicht? Immerhin empfand ich dieses Land samt seinen Einwohnern nicht als<br />
fremd, sondern war meines Erachtens eine von ihnen, oder um es anders auszudrücken,<br />
ich war vollständig integriert. Bosnien kannte ich nur von den kurzen Urlauben ein- bis<br />
zweimal im Jahr, mein Lebensmittelpunkt lag jedoch eindeutig in Österreich, hier waren<br />
meine Freunde, hier ging ich zur Schule und selbst die deutsche Sprache war für mich<br />
quasi meine Muttersprache. Zuhause sprachen meine Eltern ausschließlich bosnisch, ich<br />
hingegen eine Mischung aus beidem. Sicherlich spürte ich o mals an den Blicken und<br />
Kommentaren meiner Mitmenschen, wenn ich zum Beispiel ein Telefonat mit meiner<br />
Mutter führte oder jemanden aus meiner Klasse zu mir nach Hause einlud, dass ich<br />
für viele keine „waschechte“ Österreicherin bin, doch mich kümmerte das nie. Für mich<br />
stand fest – dies war meine Heimat und hier wollte ich bleiben. Doch wie das Leben so<br />
spielt, wandte sich das Blatt mit der Pensionierung meiner Eltern. Nach 40 Jahren harter<br />
Arbeit im Bau- und Gastronomiegewerbe wollten sie nun ihren Lebensabend in Bosnien<br />
verbringen und die Strapazen der letzten Jahrzehnte hinter sich lassen. Im Alter von 17<br />
Jahren stand ich also vor der Wahl und war zwiegespalten – soll ich mitgehen und mit<br />
ihnen ganz von vorne anfangen oder alleine in Österreich zurückbleiben und sehen, wie<br />
ich mich zurecht nde?<br />
Nach reichlicher Überlegung erkannte ich jedoch, dass ich noch nicht bereit war, vollkommen<br />
alleine für mich zu sorgen und ich wollte ehrlich gesagt auch nicht auf meine<br />
Familie verzichten müssen. So wanderte ich 2005 mit meinen Eltern aus und erfüllte<br />
ihnen damit einen Herzenswunsch. Doch ihr Glück sollte nicht lange währen, denn nach<br />
kurzer Zeit verstarben sie und folglich war ich nun doch auf mich alleine gestellt und<br />
stand erneut vor derselben Frage – bleiben, wo ich bin, oder wieder zurückkehren? Nach<br />
langem Hin und Her begri ich schließlich, dass für mich und meine Zukun eine Rückkehr<br />
am sinnvollsten wäre. Lange Rede, kurzer Sinn, ich inskribierte Deutsche Philologie<br />
an der Universität Wien und fand ein Zuhause bei meiner Schwester in Niederösterreich.<br />
Schnell wurde mir aber klar, dass man ohne eine EU/EWR-Staatsbürgerscha nicht weit<br />
POLITIKA & GESELLSCHAFT<br />
19
20 POLITIKA & GESELLSCHAFT<br />
kommt und so wollte ich nun auch o ziell eine „echte“ Österreicherin werden, doch da<br />
hatte ich die Rechnung ohne das österreichische Gesetz gemacht. Da ich für einen gewissen<br />
Zeitraum, genauer gesagt 3 Jahre, hier nicht wohnha war, teilte man mir mit, dass<br />
ich damit automatisch mein Recht auf die Staatsbürgerscha verloren habe und nun<br />
wieder bei null anfangen müsse, was die Aufenthaltszeitrechnung betri . Ich el aus<br />
allen Wolken, denn immerhin verbrachte ich doch fast mein gesamtes Leben in diesem<br />
Land, wieso war ich der österreichischen Staatsbürgerscha nicht würdig? Dur e man<br />
meine verbrachte Zeit hier einfach annullieren? Da mir die zuständige Dame im Amt<br />
keine zufriedenstellende Antwort geben konnte, wende ich mich nun hilfesuchend an Sie,<br />
Herr Kurz. Können Sie mir vielleicht erläutern, wieso mir die Staatsbürgerscha trotz<br />
geglückter Integration verwehrt wird?<br />
In der Ho nung, dass Sie mir weiterhelfen können<br />
Verbleibe ich mit freundlichen Grüßen,<br />
Eldina<br />
„Unvorgreiflich einer näheren Prüfung des<br />
Falles, die aufgrund der allgemeinen Angaben<br />
nicht möglich ist, ergibt sich vor<br />
dem Hintergrund, dass Eldina laut Ihrem<br />
Schreiben im Jahr 2005 für drei Jahre nach<br />
Bosnien zurückgekehrt sind, unabhängig<br />
von der Möglichkeit die österreichische<br />
Staatsbürgerschaft zu erwerben, folgende<br />
aufenthaltsrechtliche Problemstellung bzw.<br />
Konsequenz: Anzunehmen ist, dass sie vor<br />
Ihrem Aufenthalt in Bosnien über ein unbefristetes<br />
Niederlassungsrecht in Österreich,<br />
einen sogenannten „Niederlassungsnachweis“<br />
verfügt haben. Seit dem Inkrafttreten<br />
des Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetzes<br />
(NAG) am 1. Jänner 2006 gilt ein solcher<br />
„Niederlassungsnachweis“ als Aufenthaltstitel<br />
„Daueraufenthalt – EG“ weiter. §<br />
20 Abs. 4 NAG bestimmt, dass ein solcher<br />
Aufenthaltstitel erlischt, wenn sich der<br />
Fremde länger als zwölf aufeinander folgende<br />
Monate außerhalb des EWR-Gebietes<br />
aufhält. Lediglich aus besonders berücksichtigungswürdigen<br />
Gründen, wie einer<br />
schwerwiegenden Erkrankung, der Erfüllung<br />
einer sozialen Verpflichtung oder der<br />
Leistung eines der allgemeinen Wehrpflicht<br />
oder dem Zivildienst vergleichbaren Dienstes,<br />
kann sich der Fremde bis zu 24 Monate<br />
außerhalb des EWR-Gebietes aufhalten, wenn<br />
er dies der Behörde vorher mitgeteilt hat.<br />
Angemerkt wird, dass diese Bestimmung auf<br />
den Vorgaben der Richtlinie 2003/109/EG des<br />
Rates vom 25. November 2003 betreffend die<br />
Rechtsstellung der langfristig aufenthaltsberechtigten<br />
Drittstaatsangehörigen („Daueraufenthaltsrichtlinie“)<br />
beruht und somit<br />
zwingendes EU-Recht umsetzt. Auf Basis der<br />
vorliegenden Information ist daher davon<br />
auszugehen, dass Eldinas ursprünglicher<br />
Aufenthaltstitel „Daueraufenthalt – EG“<br />
somit aufgrund des dreijährigen Aufenthalts<br />
in Bosnien – und damit außerhalb des EWR-<br />
Gebietes – erloschen ist. Diese Regelung<br />
bringt zum Ausdruck, dass die Erteilung<br />
SEBASTIAN KURZ: „KONTAKTIERE DIE BEHÖRDEN“<br />
Der Staatssekretär für Integration hat Eldina zurückgeschrieben.<br />
Die Anwort fällt zurerst recht juristisch aus, unten fi ndet ihr die<br />
persönliche Einschätzung von Kurz.<br />
Wir haben dein Anliegen aus deinem Brief von unserer Fachabteilung prüfen und eine Info<br />
machen lassen. Diese ndest du unten. Rechts ndest du meine Einschätzung dazu.<br />
Von unserer Fachabteilung:<br />
eines Niederlassungsrechts in Österreich<br />
naturgemäß dazu dient, eben dieses in<br />
Österreich auch in Anspruch zu nehmen.<br />
Folgerichtig ist der in den gesetzlichen<br />
Bestimmungen zum Ausdruck gebrachte Wille<br />
des Gesetzgebers, dass Auslandsaufenthalte<br />
ab einer bestimmten Dauer zum Erlöschen des<br />
in Österreich erworbenen Aufenthaltsrechts<br />
führen, nachvollziehbar und sachgerecht.<br />
Dieser Grundüberlegung folgend, verlangt<br />
auch das Staatsbürgerschaftsrecht –<br />
bis auf ganz wenige Ausnahmen – einen<br />
ununterbrochenen und rechtmäßigen<br />
Aufenthalt in Österreich über einen<br />
gewissen Zeitraum. In diesem Zusammenhang<br />
darf darauf hingewiesen werden, dass Eldina<br />
– da sie in Österreich geboren ist – die<br />
österreichische Staatsbürgerschaft gemäß<br />
§ 11a Abs. 4 Z 3 Staatsbürgerschaftsgesetz<br />
bereits nach einem rechtmäßigen und<br />
ununterbrochenen Aufenthalt von mindestens<br />
sechs Jahren im Bundesgebiet erwerben kann,<br />
sofern sie die allgemeinen Verleihungsvoraussetzungen<br />
(wie insbesondere Unbescholtenheit,<br />
gesicherter Lebensunterhalt, etc.)<br />
erfüllt. Da sie entsprechend den Angaben<br />
in ihrem Schreiben seit etwa 2088 wieder<br />
in Österreich ist, dürfte sie die erforderliche<br />
6-Jahresfrist in Kürze erreichen.<br />
Abschließend wird darauf hingewiesen, dass<br />
die Vollziehung von Staatsbürgerschaftsangelegenheiten<br />
gemäß Artikel 11 Abs. 1 Z<br />
1 Bundes-Verfassungsgesetz (B-VG) in die<br />
ausschließliche Zuständigkeit der Länder<br />
fällt. Dem BM.I kommt daher in Staatsbürgerschaftsangelegenheiten<br />
weder eine Entscheidungsbefugnis<br />
noch ein Weisungsrecht<br />
zu. Vollziehende Behörde in erster und<br />
letzter Instanz ist die örtlich zuständige<br />
Landesregierung (in Ihrem Fall wohl das Amt<br />
der Niederösterreichischen Landesregierung,<br />
3109 St. Pölten, Landhausplatz1, Abteilung<br />
IVW2). Zur Klärung des konkreten Sachverhaltes<br />
wird daher jedenfalls eine Kontaktaufnahme<br />
mit dieser Behörde empfohlen.“<br />
PERSÖNLICHE MEINUNG VON<br />
SEBASTIAN KURZ<br />
Deinen konkreten Fall müssen die<br />
Behörden prüfen. Das ist so in einem<br />
Rechtsstaat. Wir haben aber uns<br />
deinen Fall genau angesehen. Hier<br />
meine persönliche Einschätzung<br />
dazu, die nicht rechtlich bindend ist.<br />
Wenn deine Angaben so richtig verstanden<br />
wurden, dann heißt das laut<br />
Auskun meiner Fachabteilung, dass<br />
du bereits nächstes Jahr österreichische<br />
Staatsbürgerin werden kannst!<br />
Wenn du die Voraussetzungen erfüllst<br />
wie Unbescholtenheit, Deutsch,<br />
Lebensunterhalt – wovon bei dir ja<br />
auszugehen ist. Das heißt, du kannst<br />
jetzt mit der oben genannten Behörde<br />
schon einmal Kontakt aufnehmen und<br />
alle Vorbereitungen tre en. Würde das<br />
echt großartig nden, wenn du dich<br />
dazu entschließt. Österreich braucht<br />
gut ausgebildete junge Leute, die etwas<br />
leisten und sich in ihrem Leben etwas<br />
au auen wollen. Es wäre auch für<br />
dich eine große Anerkennung.<br />
Liebe Grüße<br />
Sebastian<br />
Integrationsstaatssekretär
„WERDET<br />
ÖSTERREICHER!“<br />
Kommentar von Amar Rajković<br />
Ab 1. Juni soll das neue Staatsbürgerschasrecht<br />
in Kra treten. Demnach<br />
sollen sehr gut integrierte Migranten<br />
schon nach sechs, anstatt wie bisher zehn<br />
Jahren, den österreichischen Pass erhalten. Die Diskussionen<br />
rund um das ema sind hitzig, emotional und stellen eine<br />
optimale Gelegenheit für die Rechte dar, vor dem angeblichen<br />
Ansturm der Ausländer zu warnen. Wo liegt das Problem,<br />
wenn die hier lebenden Migranten oziell zu Österreichern<br />
werden?<br />
Ich sehe keines. Sie fühlen sich willkommen, haben mehr<br />
Identikationsäche mit ihrem neuen Heimatland und sind<br />
berechtigt, an Wahlen teilzunehmen und ihr Leben selbst<br />
mitzubestimmen. Viele von ihnen leben schon in der dritten<br />
Generation hier, arbeiten, beherrschen perfekt die deutsche<br />
Sprache und machen höchstens Urlaub im Land ihrer Vorfahren.<br />
Warum werden ihnen dann so viele Steine in den Weg<br />
gelegt?<br />
O verkommt die Frage der Staatsbürgerscha in einer<br />
Farce. Es fühlt sich wie Indiana Jones‘ Suche nach dem Heiligen<br />
Gral an. Der Migrant ist Indiana, der Gral steht für den<br />
österreichischen Pass und das Abenteuer ist der bürokratische<br />
Spießrutenlauf, den jeder Neo-Österreicher (zu denen<br />
ich auch gehöre) nur allzu gut kennt. Dabei müsste auf Plakaten<br />
in der ganzen Stadt groß stehen: „Willkommen, liebe<br />
Zuwanderer! (Bitte auf das Idiom „Fremde“ verzichten, das<br />
klingt nicht nett.) Spaziert hinein, fühlt euch wohl und werdet<br />
Österreicher!“ Dann ersparen wir uns mühsame Debatten,<br />
schaen ein besseres Klima und qualizieren uns irgendwann<br />
einmal auch für eine Fußball-WM!<br />
Deine Meinung an rajkovic@dasbiber.at Zuwanderer habens nicht leicht in Österreich.<br />
EHRENAMTLICH SPORTLICH<br />
Der Sport und seine freiwilligen AkteurInnen tragen wesentlich zum sozialen<br />
Leben in den Städten und Gemeinden bei. Neben vielen positiven<br />
Aspekten des Sports ist Integration ein ganz wesentlicher: MigrantInnen<br />
sind eine wichtige Zielgruppe für Sportvereine, als SportlerInnen und<br />
Freiwillige. Umso erfreulicher ist es, dass der integrative Aspekt von Freiwilligenengagement<br />
auch im neuen Gesetzesentwurf zur Änderung des<br />
Staatsbürgerschasgesetzes berücksichtigt wurde. Über den unten angegebenen<br />
Link gelangt man zu den Dachverbänden oder direkt zu den<br />
Fachverbänden. Dort ndet man auch die Kontakte, um sich weitere Informationen<br />
zu holen.<br />
Mag. Barbara Spindler, MBA. BSO-Geschäftsführerin<br />
www.bso.or.at/de/bso/mitglieder/ordentliche-mitglieder/<br />
Samar Hazboun<br />
POLITIKA & GESELLSCHAFT<br />
21
22<br />
VOLKS…<br />
WAAAS<br />
VOM 7. BIS 9. MÄRZ IST EURE STIMME GEFRAGT! OLYMPISCHE<br />
SPIELE, PARKRAUM ODER ENERGIEPROJEKTE – WAS WISST IHR<br />
DARÜBER UND WIE WERDET IHR ABSTIMMEN?<br />
Von Bahar Tugrul und Anastasia Osipova (Fotos)<br />
DIE FRAGEN<br />
1. Wie soll die Parkplatzsituation<br />
und Lebensqualität für<br />
BezirksbewohnerInnen verbessert<br />
werden?<br />
A) Es sollen für jeden Wiener<br />
Bezirk Parkraumregelungen<br />
eingeführt werden.<br />
B) Es soll Lösungen für einzelne<br />
Bezirke geben (mit<br />
Berücksichtigung der Interessen<br />
der Nachbarbezirke).<br />
2. Soll sich die Stadt um die<br />
Austragung der Olympischen<br />
Sommerspiele 2028<br />
bemühen?<br />
JA / NEIN<br />
3. Die kommunalen Betriebe<br />
bieten der Wiener Bevölkerung<br />
wichtige Dienstleistungen,<br />
zum Beispiel<br />
Wasser, Kanal, Müllabfuhr,<br />
Energie, Spitäler, Gemeindewohnbauten<br />
und öentliche<br />
Verkehrsmittel. Sind<br />
Sie dafür, dass diese Betriebe<br />
vor einer Privatisierung geschützt<br />
werden?<br />
JA / NEIN<br />
4. Soll die Stadt nach dem<br />
Beispiel der BürgerInnen-<br />
Solarkrawerke weitere erneuerbare<br />
Energieprojekte<br />
entwickeln, die mit nanzieller<br />
Beteiligung der BürgerInnen<br />
realisiert werden?<br />
JA / NEIN<br />
POLITIKA & GESELLSCHAFT<br />
ANA & SEMA<br />
Ana: „Ich weiß von den Plakaten, dass<br />
es eine Volksbefragung geben wird, hab‘<br />
aber keine Ahnung, wann und worüber.“<br />
Sema: „Ich wusste nichts davon, aber<br />
die Fragestellung ist für mich so ziemlich<br />
klar.“<br />
ADEM ALBAYRAK<br />
„Es wäre schön, wenn zum Beispiel<br />
ungarische Autos nicht parken dürfen.“<br />
SARAH<br />
„Olympische Spiele sind unnötig. Die<br />
Anmeldegebühren sind so hoch - und<br />
das sind unsere Steuergelder.“<br />
MANUEL<br />
„Ich habe von der Volksbefragung keine<br />
Ahnung, aber Olympische Sommerspiele<br />
sind cool, die sollen kommen.“
FRAU HAKKA<br />
„Ich wohne im 11. Bezirk, da gibt es<br />
keine Parkscheine, deshalb ist mir das<br />
egal.“<br />
TUMEN<br />
„Volks-Waaaaaaaaas???“<br />
BORIVOJE N.<br />
„Keine Ahnung, noch nie davon gehört.<br />
Aber weil ich‘s gerade lese: Parkpickerl<br />
sind okay. Und Olympische Spiele<br />
lohnen sich nicht. Die Ausgaben sind<br />
größer, als die Einnahmen!<br />
MANUEL ALBRECHT<br />
„Ich habe noch nie davon gehört,<br />
aber einheitliche Parkpickerl, wie die<br />
Vignette, wären am gescheitesten.“<br />
EVA<br />
„Für die Olympischen Spiele braucht<br />
man Laufbahnen und Schwimmbecken,<br />
die hätten wir ja. Aber wahrscheinlich ist<br />
die Dimension eine Nummer zu groß.“<br />
ANGELINA<br />
„Ja, ich habe davon gehört, es gibt<br />
verschiedene Punkte. Ich weiß aber<br />
nicht, welche.“<br />
WAS<br />
BRAUCHST<br />
DU,<br />
UM AN DER<br />
VOLKSBEFRAGUNG<br />
TEILZUNEHMEN?<br />
Du bekommst spätestens<br />
zwei Wochen vor der Befragung<br />
deine Stimmkarte per<br />
Post.<br />
Lies dir die Fragen genau<br />
durch und fülle sie mit einem<br />
Kulli aus. Deine Stimme<br />
ist auch dann gültig, wenn<br />
nicht alle Fragen beantwortet<br />
werden!<br />
Anschließend wird der<br />
Stimmzettel in das beiliegende<br />
kleine Stimmkuvert gelegt.<br />
Nun ist es wichtig, die Stimmkarte<br />
zu unterschreiben.<br />
Stimmzettel in die Stimmkarte<br />
legen und das Kuvert verschließen.<br />
Zu guter Letzt: Gib das Kuvert<br />
portofrei bei der Post ab<br />
oder bring es persönlich in<br />
eine der vielen Annahmestellen.<br />
Ausweis nicht vergessen!<br />
Bis spätestens 18. März<br />
2013, 14 Uhr, muss deine<br />
Stimme per Post eingelangt<br />
sein, damit sie auch zählt.<br />
POLITIKA & GESELLSCHAFT<br />
23
“WIR SIND ALLE MIGRANTEN”<br />
Sie hat Gaddafi und<br />
Ahmadinedschad<br />
interviewt, hat auf<br />
drei Kontinenten<br />
gelebt und moderiert<br />
die Nachrichten<br />
auf “Al Jazeera”.<br />
Die libanesische<br />
Journalistin Ghida<br />
Fakhry im Gespräch<br />
über verbotene Fragen<br />
und den arabischen<br />
Medienmarkt.<br />
Von Simon Kravagna und<br />
Marina Delcheva<br />
biber: Sie wurden im Libanon geboren, sind in der<br />
Schweiz zur Schule gegangen, haben in den USA gelebt<br />
und arbeiten jetzt in Doha. Wo sind Sie zu Hause,<br />
wo sind Ihre Wurzeln?<br />
FAKHRY: Wenn man so viel herum reist, wird die<br />
Idee vom „Zuhause“ etwas Abstraktes und Relatives.<br />
Du bist überall zu Hause und überall fremd. Das hat<br />
natürlich Auswirkungen auf die eigenen Wurzeln.<br />
Aber da gibt es noch den Baumstamm, die Äste und<br />
die Blätter. Und diese formen wir selbst auf unserem<br />
Weg durchs Leben. Mein Zuhause ist, wo meine Tochter<br />
und mein Mann sind.<br />
Das “5. Global Forum” der UNAOC in Wien behandelt<br />
den Dialog zwischen den Kulturen. Viele bedeutende<br />
Staatsmänner werden über ihre Bemühungen<br />
um Dialog und Frieden referieren. Können solche<br />
Konferenzen überhaupt etwas bewirken?<br />
Ich bin seit dem ersten Forum vor fünf Jahren in Madrid<br />
dabei. Solche Treen sich wichtig, auch wenn ihr<br />
Erfolg überschaubar ist. Ich habe das Gefühl, dass sich<br />
in diesem Forum Menschen treen, die ohnehin übereinstimmen,<br />
während der wachsende Extremismus<br />
zur weltweiten Gefahr wird. Auch hier, im Herzen Europas,<br />
wo Neo-Nazi-Gruppen aktiv werden.<br />
BIBER BEI DER UNO<br />
Das biber war exklusiver Medienpartner des fünften „United<br />
Nations Alliance of Civilizations“ Global Forum in Wien.<br />
Vom 26. bis 28. Februar produzierten wir drei Ausgaben des<br />
englischsprachigen Konferenz-Magazins „Universe“, das an<br />
24 POLITIKA & GESELLSCHAFT<br />
Welche Rolle spielen Medien in einem solchen „Dialog<br />
der Kulturen“?<br />
Das ist eine schwierige Frage. Medien können sowohl<br />
bestehende Spannungen abschwächen, als auch zusätzlichen<br />
Zündsto liefern.<br />
Wie unterscheiden sich arabische von westlichen Medien?<br />
Zunächst durch die Sprache. Aber es gibt nicht „die<br />
westlichen“ und „die arabischen“ Medien. In den letzten<br />
Jahren explodiert der Medienmarkt im arabischen<br />
Raum. Er ist vielfältiger als noch vor 15 Jahren. Und<br />
natürlich gibt es da eine sehr potente Medienkra, die<br />
weder arabisch, noch westlich ist: das Internet.<br />
Auf der Konferenz wird ebenfalls über Medien- und<br />
Pressefreiheit diskutiert. Wurde Ihnen als Journalistin<br />
jemals verboten, eine bestimmte Frage zu stellen?<br />
Nein, niemals. Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht,<br />
meine Fragen weder meinem Herausgeber,<br />
noch dem Interviewten zu zeigen. Das hat mir schon<br />
Schwierigkeiten eingebracht, aber das ist eben Teil des<br />
Jobs. Ich habe sogar auf Interviews mit bedeutenden<br />
Staatsmännern verzichtet, weil sie meine Fragen vorher<br />
sehen wollten.<br />
Zur Person: Ghida Fakhry ist<br />
eine libanesische Journalistin<br />
und Nachrichtensprecherin<br />
beim englischsprachigen<br />
Fernsehsender „Al<br />
Jazeera“. Sie hat zahlreiche<br />
Staatsoberhäupter aus<br />
dem Nahen Osten wie den<br />
verstorbenen lybischen Diktator<br />
Muammar Gaddafi, den<br />
afghanischen Präsidenten<br />
Hamid Karzai und Israels<br />
Staatschef Shimon Peres<br />
interviewt. Am 27. und 28.<br />
Februar hat sie die Eröffnung<br />
des 5. „United Nations Alliance<br />
of Civilizations“ Global<br />
Forum in Wien moderiert.<br />
mehr als 1.200 Konferenzteilnehmer verteilt wurde. Unter den<br />
Gästen und Referenten des Global Forum befanden sich UN-<br />
Generalsekretär Ban Ki-moon, der türkische Ministerpräsident<br />
Recep Erdoğan und die UNESCO-Chefin Irina Bokova.<br />
Foto: Ghida Kakhry
Foto von Marko Mestrović<br />
MISS INDIA GOES FAVORITEN<br />
RAMBAZAMBA<br />
25
Jumpsuit Stella McCartney<br />
x Adidas 84,95 €<br />
GET<br />
READY<br />
TO<br />
RUMBLE<br />
Zwei World-Champions im Ring: Sonam Pachey hat 200 Beauty-<br />
Konkurrentinnen geschlagen und ist amtierende Miss India. Ihre<br />
Sparring-Partnerin beim biber-Shooting: Die Wienerin und Halb-<br />
Brasilanierin Luiza Fischleder (ab S.28). Sie ist das „CalvinKlein-<br />
Gesicht“ 2012. Im Tradionsboxclub Favoriten ballten beide ihre<br />
Leuchtkraft und setzten den Ring „on fire“. Die Neon-Looks der<br />
Frühjahrssaison haben Knalleffekt und beweisen: Fit geht fesch!<br />
Fotos: Marko Mestrović / Produktion: Delna Antia<br />
27
28<br />
Luiza:<br />
Sport-Top: Falke €39,95<br />
Shorts: American Apparel €52<br />
Schuhe Onizuka Tiger €80<br />
Schweißband Adidas €11,99<br />
Sonam:<br />
Pullover: Zara €49,95<br />
Leggings: American Apparel €34<br />
Schuhe: Vans, ges. bei HUMANIC €64,95<br />
Schweißstirnband: Adidas €9,99
Kleid: Forever 21 €17,75<br />
Jacke: 55DSL €140<br />
Gürtel: Pieces bei Peek&Cloppenburg €7<br />
Socken: ItemM6 €24,90<br />
Schweißbänder: Claire’s €4,50<br />
Schuhe: Forever 21 €23,75<br />
29
30<br />
Luiza:<br />
Sport-Top: Falke €39,95<br />
Sonam:<br />
Sport-Top: Stella McCartney x Adidas € 64,95<br />
Trainings-Jacke: Superdry bei P&C € 85,95
Mantel: H&M €19,95<br />
Cap: Vans bei Blue<br />
Tomato €24,95<br />
Gürtel: Diesel €130<br />
Uhr: s’Oliver €49,99<br />
31
32<br />
Top: Boxclub’s own<br />
Hose: H&M €49,95<br />
Produktion: Delna Antia<br />
Fotos: Marko Mestrović<br />
Models: Sonam und Luiza / Stella Models<br />
Styling: Simon Winkelmüller /<br />
www.monikaleuthner.com<br />
Make-Up & Hair: Julia Hrdina / Wandelbar<br />
Foto-Assistenz: Sebastian Lager<br />
Boxen im BUF<br />
BUF ist Kult. Die „Box-Union<br />
Favoriten“ ist einer der ältesten Traditionsclubs<br />
Europas. Box-Größen wie Zelko<br />
Mavrović oder Axel Schulz, TV-Stars wie Kommissar<br />
Rex und nun Beauties wie Miss India besuchten den<br />
Club samt Box-Museum. Alte Poster, Gürtel und Gewichte<br />
erinnern hier an das „Gentlemen-Boxen“ der 30er Jahre.<br />
Alfred Marek, der sich im Bild oben gerade vor Luizas Haken<br />
in Acht nehmen muss, ist stolzer Besitzer des Kellervereins. Er<br />
trainiert jeden, der nicht zimperlich ist: Frauen, Kinder, Hobby-<br />
Boxer, Profis – quer durch alle Nationalitäten. Das Leiberl hat<br />
Luiza übrigens vom 12-jährigen Hassan ausleihen dürfen –<br />
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33
34<br />
NETTER ALS DIE<br />
POLIZEI ERLAUBT<br />
EIN TÜRKE UND EINE TAFFE JUGO-<br />
BRAUT AUF VERBRECHERJAGD:<br />
DIE ORF-SERIE „COPSTORIES“<br />
ZEIGT AB MÄRZ IN ZEHN EPISODEN<br />
DEN ALLTAG EINER WIENER<br />
POLIZEIWACHE IN OTTAKRING.<br />
BIBER MACHT DEN REALITY-CHECK.<br />
Von Senad Pintol<br />
RAMBAZAMBA<br />
TÜRKENMAFIA AM BRUNNEN-<br />
MARKT, Polizisten mit Migrationshintergrund<br />
und Drogenhandel: So soll also<br />
der Alltag der Wiener Polizisten aussehen.<br />
Wir wollen wissen, wie realistisch<br />
die Serie tatsächlich ist und schauen uns<br />
mit drei waschechten Ottakringern die<br />
ersten Folgen von „CopStories“ vorab an.<br />
Ashraf Ibrahim (29), Christopher Eertz<br />
(29) und Edin Kurtic (30) sind in Ottakring<br />
aufgewachsen und werfen für euch<br />
einen kritischen Blick auf die neue ORF-<br />
Produktion.<br />
RASANTER SCHNITT UND<br />
COOLE SCHAUSPIELER<br />
Zuerst mal das Positive. Die Kameraführung<br />
ist ein Wahnsinn: die Bilder sind<br />
schnell geschnitten und die Perspektiven<br />
sehr dynamisch. Auch die Schauspieler<br />
DIE TESTSEHER<br />
haben uns überzeugt. Der künige Til<br />
Schweiger „Tatort“-Kollege Fahri Yardim<br />
glänzt als türkischstämmiger Kommissar<br />
Altan Uslu und Claudia Kottal („WIr<br />
Staatskünstler“) spielt die Ex-YU-Kripobeamtin<br />
Leila Mikulov.<br />
Authentisch ist auch die Darstellung<br />
der Polizistin Helga Rauper, gespielt von<br />
Kristina Bangert. Sie spielt die Chenspektorin<br />
und Pressedienstchen der Wache,<br />
die zu Hause noch zwei Kinder und<br />
einen Ehemann managen muss. Ebenfalls<br />
ein Hit: der Kaiser aller österreichischen<br />
Serien, Robert Palfrader, in der Rolle<br />
eines gewalttätigen Barbesitzers.<br />
WO SIND DIE JUGOS?<br />
Und jetzt die Kritik: Nach den ersten<br />
zwei Folgen fällt uns auf: „Wo sind die<br />
Jugos?“ Bis auf die montenegrinischstämmige<br />
Kripobeamtin Leila Mikulov<br />
kommen keine Ex-Jugoslawen vor. Und:<br />
Leila Mikulov ist nicht einmal ein montenegrinischer<br />
Name. Lediglich in der ersten<br />
Folge stirbt schnell mal ein Bosnier<br />
beim Angri auf einen Polizisten – nicht<br />
im Kampf, sondern wegen einer Überdosis.<br />
Was an Jugos fehlt, gibt es an Türken<br />
zu Hauf. Nur scheinen diese durchwegs<br />
kriminell zu sein – mit Ausnahme des<br />
türkisch-stämmigen Kommissars. Hoffentlich<br />
wissen die Zuschauer, dass nicht<br />
alle türkischen Gemüseverkäufer mit der<br />
Maa verbandelt sind.<br />
POLIZISTIN ALS KÜCHENHILFE<br />
Auch die Polizisten wirken nicht immer<br />
wie „im echten Leben“ – wenige sind auf<br />
der Straße so freundlich und zuvorkommend<br />
wie in der Serie. So ersetzt die Polizei<br />
beispielsweise einen Piano-Flügel, der<br />
bei einem Nachbarschasstreit zerstört<br />
wird – aus eigener Tasche! Im wahren<br />
Leben ticken manche Kieberer bei Amtshandlungen<br />
leider anders, wie wir aus<br />
leidvoller Erfahrung wissen. Ob das damit<br />
zu tun hat, dass sich das Produktions-<br />
Team auf die „fachkundige Beratung“<br />
durch Polizeibeamte verlassen hat?<br />
„Keine Polizistin fragt, ob sie beim<br />
Zwiebelschneiden helfen kann!“, sagt<br />
Christopher. Die Polizistin Tina Zauner<br />
bietet ihre Hilfe bei einem Familieneinsatz<br />
an. „Normalerweise werde ich von<br />
der Polizei eher gefragt, ob ich ein Dealer<br />
bin“, witzelt Ashraf. Ist „CopStories“ ein<br />
Imagelm der Wiener Polizei? Paul Harather,<br />
einer der Regisseure, meinte dazu:<br />
„Das kann man so und so sehen!“ Ähm,<br />
also wie jetzt?<br />
WO BLEIBT DER DIALEKT,<br />
OIDA?<br />
Wiener Kieberer ohne Wiener Dialekt<br />
Christopher, der Denker Ashraf, der Kenner Edin versteckt sich hinter (Glas-)Gittern<br />
Amélie Chapalain
ORF/ Petro Domenigg<br />
Jubel am Brunnenmarkt für die einstudierte Pose der "Cops".<br />
sind einfach unglaubwürdig. Aber klar:<br />
Sonst verstehen unsere lieben deutschen<br />
Fernseh-Zuseher die ganze Serie nicht<br />
und das wäre auch schade. Bis auf die<br />
Schauplätze hat „CopStories“ damit aber<br />
nicht viel mit Wien zu tun. Zuschauer, die<br />
wenig bis gar keinen Kontakt mit der Polizei<br />
oder mit Migranten haben, bekommen<br />
den Eindruck, die Polizei sei eine<br />
heitere, unterhaltsame Spaßtruppe und<br />
alle Migranten außerhalb der Polizei in<br />
der Regel kriminell.<br />
UNTERHALTSAM, ABER<br />
UNREALISTISCH<br />
„Wenn die Serie wirklich zeigen würde,<br />
wie es auf der Straße zugeht, würde ich<br />
sie mir regelmäßig anschauen“, sagt Edin.<br />
„Da hab´ ich ganz andere CopStories erlebt“,<br />
erzählt er schmunzelnd und erinnert<br />
sich daran, wie ein Polizist ihn angezeigt<br />
hat, weil er der verpassten U-Bahn<br />
den Mittelnger gezeigt hat.<br />
FAZIT:<br />
„CopStories“ ist eine spannende Serie mit<br />
Geschichten aus dem Wiener Alltag. Nur:<br />
Das echte Leben sieht anders aus. Den<br />
Biber-Realitycheck besteht die Serie deshalb<br />
nur zum Teil. Nicht alle türkischen<br />
Gemüseverkäufer sind mit der Maa verhabert;<br />
und der Yppenplatz in Ottakring<br />
ist kein Ghetto-Hot-Spot, sondern ein<br />
schicker Bobo-Tre für Grüntee-Trinker.<br />
Wie auch immer: Anschauen und selbst<br />
urteilen!<br />
CopStories ist eine zehnteilige<br />
Eigenproduktion des ORF,<br />
die vom Polizeialltag im<br />
Herzen Ottakrings handelt.<br />
Die Serie ist ein Nachahmer<br />
der holländischen Serie „Van<br />
Speijk“, in der Polizisten<br />
mit Migrationshintergrund in<br />
Amsterdam Verbrechen aufklären.<br />
Die Regisseure Paul Harather,<br />
Christopher Schier und Barbara<br />
Eder führen dabei abwechselnd<br />
Regie. Die Erstausstrahlung von<br />
„CopStories“ ist am 5. März um<br />
20:15 auf ORF eins.<br />
RAMBAZAMBA<br />
35
ZLATKO, 12 – dankt seiner<br />
Lehrerin, Frau Lampel, auf<br />
Deutsch<br />
„Ich danke meiner Lehrerin, dass<br />
sie mich unterrichtet und so. Sie<br />
bringt mir Lesen auf Serbisch bei.<br />
Sie ist 28 Jahre alt und hat gelbe<br />
Haare. Sie ist eine liebe Lehrerin.“<br />
Richard, 55 – dankt seiner Mutter<br />
auf Deutsch<br />
„In erster Linie danke ich meiner<br />
Mama, dass sie da ist, weil sonst<br />
wäre ich auch nicht da. Sie war<br />
immer sehr fürsorglich, immer<br />
eißig. Ich kann ihr nun etwas<br />
zurückgeben, indem ich sie betreue,<br />
einkaufen gehe, das ist mein<br />
Dankeschön. Sie hatte sehr viele<br />
Operationen, war ziemlich lange<br />
im Krankenhaus und jetzt freue<br />
ich mich, dass sie wieder zu Hause<br />
ist und hoentlich längere Zeit<br />
bleibt. Ich bin auch gerade am Weg<br />
zu ihr, sie wartet auf mich.“<br />
36 RAMBAZAMBA<br />
HVALA,<br />
TESEKKÜR EDERIM<br />
UND DANKE!<br />
Am 8. März ist internationaler Weltfrauentag, ein<br />
Tag, an dem man über die Rechte der Frauen,<br />
Diskriminierung und Sexismus diskutiert. Diese<br />
sieben Männer ergreifen die Gelegenheit und<br />
sagen Danke: ihrer Freundin, Mama oder Lehrerin.<br />
Von Maria Matthies und Amélie Chapalain (Fotos)<br />
Krasimir, 32 – dankt seiner<br />
Freundin Milka auf Türkisch<br />
„Jaja, sie heißt wie die Schokolade.<br />
Wir haben uns vor vier Jahren<br />
kennen gelernt, hier in Wien, im<br />
zweiten Bezirk. Wir waren immer<br />
zusammen, haben immer geredet,<br />
sie ist sehr lieb. Ich habe sie sehr<br />
gerne.“<br />
Jeremy, 14 – dankt seiner Mutter<br />
auf Cagalog (Philippinisch)<br />
„Ich danke ihr dafür, dass sie mir<br />
das Leben geschenkt hat, ich bei<br />
ihr wohnen darf, sie tagtäglich für<br />
mich kocht, sie nicht so streng mit<br />
mir umgeht und dafür, dass sie<br />
mich respektiert.“<br />
Yeshi, 30 – dankt seiner Schwester Kalsang, 32, auf<br />
Tibetisch<br />
„Ich möchte mich bei meiner Schwester bedanken, weil<br />
sie immer für mich da ist und mir hil. Wir sind beste<br />
Freunde, mit ihr kann ich über alles reden.“<br />
Sefkan, 29 – dankt seiner<br />
2-jährigen Tochter auf Kurdisch<br />
„ Meine Tochter Ronya ist ein<br />
Schatz für mich. Sie macht mich<br />
glücklich. Wir gehen spazieren<br />
oder machen Musik zusammen.<br />
Ich spiele Gitarre und meine Kleine<br />
auf der Trommel. Eigentlich bin<br />
ich Musiker, jetzt habe ich einen<br />
Kebabladen – ich muss ja Geld<br />
verdienen für meine Tochter. Den<br />
Laden habe ich nach ihr benannt.“<br />
Ghasem, 18 – dankt seiner Mutter<br />
auf Persisch<br />
„Meine Mama hat immer zu mir<br />
gesagt: Mein Sohn, schimpfe nicht<br />
über die anderen Leute, streite<br />
und lüge nicht. Du musst ein<br />
guter Mensch sein. Ich habe meine<br />
Mama seit zehn Jahren nicht mehr<br />
gesehen. Sie ist in Pakistan und hat<br />
dort kein Internet, kein Skype, wir<br />
können nur telefonieren. Wir kommen<br />
aus Afghanistan, aber jetzt ist<br />
meine Familie in Pakistan. Ich will<br />
sie gerne besuchen, aber dort ist<br />
Krieg. Es ist schwierig.“
ROSEN, TULPEN, NELKEN –<br />
WELCHE BLUME SOLL ICH SCHENKEN?<br />
Der florale Dschungel ist zwar schön, aber gefährlich. Man(n) kann total daneben liegen. Gelb steht<br />
für Eifersucht, Lila ist ein Zeichen für Tod und der nette Kaktus bedeutet in ihren Augen: Du bist<br />
kratzbürstig. Mit dem biber Blumen-Guide garantierst du deinem Strauß einen Vasenplatz.<br />
Von Maria Matthies und Amélie Chapalain (Fotos)<br />
Dumme Tulpen<br />
Einschläfernde Lilie<br />
Treue Anemone<br />
Feurige Rosen<br />
Nicht nur Weltfrauentag – am Balkan ist der 8. März<br />
auch Muttertag. Ein Tag also, an dem Frauen traditionell<br />
mit Blumen überhäu werden. Egal ob es die<br />
Arbeitskollegin, Nachbarin, Tochter oder Lehrerin ist,<br />
keine Frau spaziert an diesem Tag ohne Blumenstrauß<br />
durch den Osten. Ein Trend, der sich langsam auch in<br />
Wien durchsetzt, wie die Floristinnen Elisabeth und<br />
Elisabeth frohlocken.<br />
Blumen kann man immer schenken, auch ohne<br />
Anlass. Es gibt sie ab einem Euro und man setzt ein<br />
nettes Zeichen damit. Vorausgesetzt man(n) kann ihre<br />
Zeichen lesen. Denn manch ein gut gemeinter Strauß<br />
landet wieder vor „seinen“ Füßen, statt auf „ihrem“<br />
Küchentisch. Mit diesen fünf Geboten können selbst<br />
Rosenamateure nichts falsch machen:<br />
1. SCHENKE STETS EINE UNGERADE ANZAHL<br />
Sprich: Drei ist besser als vier. „Das hat einen oristischen<br />
Hintergrund, drei fallen einfach schöner,<br />
runder. Bis neun nimmt man eine ungerade Anzahl,<br />
ab dann ist es wurscht“, erklärt Floristin Elisabeth. In<br />
einigen Ländern ist es üblich, eine gerade Anzahl nur<br />
bei Beerdigungen und Todesfällen zu schenken.<br />
2. SPIELE MIT DEN FARBEN<br />
Natürlich kann man auch einfach die Lieblingsfarbe<br />
der auserwählten Dame nehmen - ist logisch und beweist,<br />
dass man aufmerksam ist. Doch Farben haben<br />
eine tiefere Bedeutung und können versteckte Anspielungen<br />
sein.<br />
ROT = Schenkt man natürlich nur der Herzallerliebsten.<br />
Helle, rosafarbene Rosen stehen für die anfängliche,<br />
noch zarte Liebe, bei der man noch nicht genau<br />
weiß, ob sie erwidert wird. Je dunkler und roter die<br />
Blüte ist, umso feuriger wird’s.<br />
GELB = Steht für die Eifersucht. Ein Strauß gelber Rosen<br />
und der Liebsten sollte schnell klar werden, dass<br />
es zwar schön und gut ist, dass sie Sport macht und<br />
sich t hält, aber dass die Einzelstunden mit dem ach<br />
so netten Fitnesstrainer vielleicht nicht unbedingt sein<br />
müssen.<br />
BLAU = Ist die Farbe der Treue. Du hast bis tief in die<br />
Nacht mit deiner Kollegin gearbeitet? Kannst nun einmal<br />
nichts dafür, dass dich auf der Straße andauernd<br />
hübsche Frauen anlächeln? Dann schenke deiner Allerliebsten<br />
eine Anemone und sie weiß, dass du tief<br />
drinnen eigentlich eine treue Seele bist.<br />
GRÜN = Ist die Farbe der Honung. Ein Strauß mit<br />
viel Grün rundherum beim dritten Date ist schöner<br />
und subtiler, als peinlich zu fragen oder gar zu betteln,<br />
ob denn mal langsam mehr aus den Dates wird.<br />
LILA = Ist ein Zeichen für den Tod. Der Priester trägt<br />
nicht umsonst bei einer Beerdigung eine lila Robe.<br />
Obwohl so elegant, diesen Farbton sollte man der<br />
Großmutter im Krankenhaus eher nicht schenken.<br />
BUNT = Gilt als unverfänglich. Ideal für entfernte<br />
Großtanten, Arbeitskolleginnen und Aären.<br />
3. AUF DIE SORTE KOMMT’S AN<br />
Achtung Männer, jetzt wird’s ernst. Aufpassen und<br />
genau schauen:<br />
Kaktus = Man sollte Leuten generell keine spitzen<br />
Gegenstände schenken, also kein Messer, keine Nagelpfeile<br />
und eben auch keinen Kaktus. Außer, man<br />
möchte ausdrücklich auf die spitzen Bemerkungen<br />
verweisen oder betonen: „Du bist kratzbürstig.“<br />
Tulpen = Gelten als die Blumen der Dummheit. Sie<br />
würden bis zum Fenster rauswachsen, so lange man<br />
sie nur gießt. Tulpen wissen einfach nicht, wann genug<br />
ist. Dennoch, oder gerade deswegen sind sie klassische<br />
Lieblingsblumen.<br />
Lilie = Um diese Blume gibt’s einen Mythos: Schlä<br />
man mit Lilien im Raum ein, wacht man nie wieder<br />
auf. Der wahre Kern der Geschichte liegt beim starken<br />
Geruch, der bei manchen Kopfweh verursacht.<br />
Rosen = Sind Blumen der Liebe, aber ehrlich Männer,<br />
das wisst ihr doch jetzt schon, oder?<br />
4. IST SIE GUT ZU BLUMEN, IST SIE GUT ZU DIR<br />
„So wie ein Mensch die Blumen pegt, so behandelt<br />
er auch einen anderen Menschen“, sagt die Floristin<br />
Elisabeth. „Ich frage immer die jungen Burschen, wie<br />
die Freundin mit Blumen umgeht. Wenn sie diese gut<br />
pegt, dann sage ich: Die müssen sie behalten.“<br />
Bei weiteren Fragen zu Beziehung, Blumen oder anderen<br />
Lebenslagen wendet Euch bitte an die Damen<br />
Elisabeth & Elisabeth.<br />
Voller guter Tipps und guter Laune: Elisabeth Blumen in<br />
der Mariahilferstraße, U2 Museumsquartier.<br />
RAMBAZAMBA<br />
37
38<br />
TIPPS MIT SCHARF<br />
Foto: Marko Mestrovic<br />
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kannst du mehrsprachige Workshops<br />
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lädt die WKW noch zum „Netzwerkabend<br />
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Eigentlich nden wir ja, den Preis hätte unser biber-Chefe verdient. Trotzdem top, dass bibers<br />
Che ca vom Dienst, Delna Antia, zur Preisverleihung des Österreichischen Journalisten 2012<br />
geladen war und gleich eine Spezialrolle bekam. In der Kategorie „Beste Chefredaktion“ fühlte<br />
sie auf der Bühne den Preisträgern auf den Zahn. „Warum sind Sie bei den Kollegen nur<br />
so beliebt?“, wollte sie vom Sieger wissen und brachte damit Hubert Patterer von der Kleinen<br />
Zeitung ein bisschen ins Schwitzen. Er gewann nämlich das zweite Jahr in Folge diesen Preis,<br />
gilt als „regionaler Überdrüber – innovativ, welto en, unparteiisch“ und weigert sich partout,<br />
ein Liebling zu sein. Nun gut, biber gratuliert herzlichst, ndet aber, auf unseren Chefe Simon<br />
Kravagna tri auch jeder Punkt zu. Und der ist dazu noch mit scharf.<br />
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Voraussetzungen (z.B. eine abgeschlossene Lehre) zur Teilnahme an der Berufsreifeprüfung erfüllt<br />
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Foto von Alois Gstöttner<br />
„DER ERFOLG JEDER MANNSCHAFT<br />
STECKT IN DEN KINDERSCHUHEN.“<br />
SPORTSPECIAL<br />
41
42 SPORTSPECIAL<br />
NACH JAHRELANGEN<br />
NEGATIVSCHLAGZEILEN, IN<br />
DENEN KRIEGSVERBRECHER<br />
UND KRIMINELLE DIE HAUPT-<br />
ROLLE SPIELTEN, KANN SERBIEN<br />
EINEN HELDEN GUT GEBRAUCHEN.<br />
UND DA KOMMT ER WIE GERUFEN:<br />
NOVAK „NOLE“ DJOKOVIĆ, DER<br />
BESTE TENNIS SPIELER DER<br />
WELT, DAS SYMBOL FÜR DIE<br />
WIEDERGEBURT EINER NATION.<br />
von Jelena Pantić<br />
Xinhua/eyevine/picturedesk.com
NOVAK,<br />
DER GROSSE<br />
GESCHAFFT! DJOKOVIĆ NACH DEM<br />
TRIUMPH ÜBER ANDY MURRAY IM<br />
FINALE DER AUSTRALIAN OPEN.<br />
SPORTSPECIAL<br />
43
44<br />
Novak Djoković (auf Serbisch Đoković),<br />
1,88 Meter groß und 80 Kilo schwer,<br />
wurde am 22. Mai 1987 in Belgrad<br />
geboren und ist dort aufgewachsen. Er<br />
ist die Nummer 1 der Welt und hat 29<br />
ATP-Turniere und 6 Grand-Slam-Turniere<br />
(4 x Australian Open, je 1 x Wimbledon<br />
und US Open) gewonnen. Nach dem Sieg<br />
im Jänner bei den Australian Open strebt<br />
er Siege bei allen vier Grand Slams an.<br />
Allein an Preisgeldern hat Djoković 48<br />
Millionen Dollar verdient.<br />
SPORTSPECIAL<br />
ER IST DER BESTE Tennisspieler der<br />
Welt. Er ist Weltsportler des Jahres. Er ist<br />
Serbe. Er ist einzigartig. 2013 will Novak<br />
Djoković das schaen, was die Tennis-Legende<br />
Rod Laver zuletzt 1969 gelang - alle<br />
vier Grand Slams gewinnen. Mit seinem<br />
Sieg vor Kurzem in Australien hat er dafür<br />
den Grundstein gelegt.<br />
Das serbische Volk ist unfassbar stolz<br />
auf seinen Nole – aus gutem Grund,<br />
denn Novak Djoković scha etwas, was<br />
keinem Serben in den letzten 20 Jahren<br />
gelungen ist – dem serbischen Volk ein<br />
freundliches Image verleihen. Sonst waren<br />
die Serben immer die Bösen: schuld<br />
an der Ermordung des österreichischen<br />
ronfolgers Franz Ferdinand, schuld an<br />
der Unterdrückung der Kosovo-Albaner,<br />
schuld am Balkankrieg und dessen grausamen<br />
Kriegsverbrechen.<br />
Die Vorurteile nehmen mit den Erfolgen<br />
des 25-Jährigen zwar kein sofortiges<br />
Ende, aber „Nole“ sorgt mit seinen sportlichen<br />
Erfolgen für einen Stimmungswechsel<br />
auf dem Serbenbarometer. Zu<br />
seinem zwölen Geburtstag regnete es<br />
damals Bomben der NATO über Belgrad.<br />
Seitdem sieht er nichts im Leben als<br />
selbstverständlich an und hat sich eines<br />
geschworen: der Welt zeigen, dass es auch<br />
gute Serben gibt.<br />
DJOKOVIĆ, DER MESSIAS<br />
Der „Djoker“, wie er im Ausland genannt<br />
wird, ist weit mehr als nur ein Tennisspieler.<br />
Der serbische Tourismusverband<br />
bestätigte, dass Djoković als Vermittler<br />
zwischen Serbien und der Welt wahrgenommen<br />
wird und der ideale Promoter<br />
für das Land ist. Für die Menschen unten<br />
ist er ein „echter Serbe“, denn er verbirgt<br />
seine Herkun nie. In zahlreichen Interviews<br />
erzählte Nole, wie unterstützend<br />
das serbische Volk sei, und wie wichtig<br />
seine Erfolge nicht nur für ihn selbst, sondern<br />
auch für sein Land seien. Nemanja,<br />
ein Nole-Fan aus Kragujevac dazu: „Es ist<br />
unseren Landsleuten sehr wichtig, dass<br />
Djoković ein gesunder Patriot ist.“ Er<br />
tanzt den Volkstanz Kolo in Talkshows<br />
und sieht es als Aufgabe, seine Nation<br />
in gutem Licht darzustellen. „Nole ist so<br />
populär, dass sogar sein Name beliebt ist.<br />
Ich bekomme regelmäßig ‹Du hast so ein<br />
Glück mit diesem Nachnamen!› zu hören“,<br />
sagt Nemanja, der ebenfalls Djoković<br />
heißt. „Schade, dass du nicht auch noch<br />
mit ihm verwandt bist.“<br />
NOLE UNSER<br />
Noles Herz schlägt schon von klein auf<br />
für Tennis. 2004 tauchte er auf der ATP-<br />
Tour auf und beendete das erste Jahr auf<br />
dem 184 Platz. Sieben Jahre später war<br />
er erstmals die Nummer eins der Welt.<br />
Spätestens seit dem Sieg mit Serbien im<br />
Davis-Cup 2010, vergleichbar mit einem<br />
WM-Titel im Fußball, ist er zum Nationalhelden<br />
aufgestiegen. Das Highlight:<br />
Nach seinem Triumph in Wimbledon<br />
2011 wurde er von rund 100.000 Fans in<br />
seiner Heimatstadt Belgrad empfangen -<br />
Freudentränen und Gekreische inklusive.<br />
„Ich werde nie vergessen, dass ihr den<br />
heutigen Tag zum schönsten meines Lebens<br />
gemacht habt. Diese Trophäe widme<br />
ich euch, ich widme sie Serbien.“ Mit diesen<br />
Worten hat sich Djoković eindeutig<br />
zum beliebtesten Serben der Gegenwart<br />
gemacht.<br />
Man kann zwar nicht behaupten, dass sich<br />
vor Djoković kein Serbe für Tennis interessiert<br />
hat, die Begeisterung für den Sport<br />
ist seit seinen Erfolgen aber in ungeahnte<br />
Höhen hochgeschnellt. Das Pensionistenpaar<br />
Radisav und Olga Pantović verpasst<br />
kein Match. Manchmal wird sogar bis drei<br />
Uhr früh angefeuert und mitgeebert.<br />
Nole ist der Grund, warum die 62-jährige<br />
Olga nun alle Spielregeln des Tennis<br />
EXPA/ Presse Sports l Equipe/ Seguin/picturedesk.com, Ben Cawthra/London News Pictures/ZUMAPRESS.com/picutredesk.com, Marko Mestrović
STEHEN OFT IM RAMPENLICHT:<br />
NOVAK DJOKOVIĆ MIT SEINER<br />
JUGENDLIEBE JELENA RISTIĆ<br />
kennt. Es wird geucht und ausgezuckt,<br />
aber zum Schluss platzen alle vor Stolz,<br />
wenn der Liebling gewonnen hat. Und<br />
darauf kann man sich verlassen.<br />
JUGO-NOSTALGIE<br />
Obwohl er sehr hart trainiert, sich an eine<br />
strenge Diät hält und unter hohem Druck<br />
steht, merkt man Djoković die Anspannung<br />
abseits des Platzes nicht an. Im Gegenteil,<br />
der Djoker ist für seinen Schmäh<br />
berühmt, gibt stets gut gelaunt charmante<br />
Antworten und sorgt mit seinen Blödeleien<br />
für Lachkrämpfe, zum Beispiel, wenn<br />
er Maria Sharapovas Stöhnen nachä.<br />
Dank dieser Parodien, wirkt er neben anderen<br />
Tennis-Kollegen wie eine willkommene<br />
Erfrischung. Und er ist zwar patriotisch<br />
aber keinesfalls ultra-nationalistisch,<br />
ja selbst dem nostalgischen Traum eines<br />
Tito-Jugoslawiens kann Djoković viel<br />
abgewinnen. Im Vorfeld der Australian<br />
Open twitterte er in Anlehnung an den<br />
ehemaligen Staat ein Foto mit anderen<br />
Tennisspielern aus Ex-Jugoslawien mit<br />
dem Kommentar „Jugoslavija, Jugoslavija,<br />
tako je momci!“ (dt.: „Jugoslawien, Jugoslawien,<br />
so ist es, Jungs.“) In kroatischen<br />
und bosnischen Medien wird er nicht als<br />
Ausländer betrachtet. Der Fußballtrainer<br />
Miroslav Blažević, bekannt für seinen<br />
ausgeprägten Heimatstolz, zeigte sich<br />
ebenfalls beeindruck von den Tenniskünsten<br />
des sympathischen Serben. Was<br />
die Politik nicht scha, scha „Djoker“!<br />
Der 25-Jährige will Serbien nicht nur<br />
würdig repräsentieren, er möchte auch<br />
Missstände im Land beheben. Besonders<br />
Kinder liegen ihm am Herzen. Djoković<br />
ist seit 2011 UNICEF-Botschaer für Serbien<br />
und hat auch seine eigene Stiung<br />
ins Leben gerufen, die „Novak Djoković<br />
Foundation“. Diese kümmert sich darum,<br />
dass ausreichend Kindergärten vorhanden<br />
sind und Kinder mit Behinderungen<br />
gefördert werden. An der Spitze der wohltätigen<br />
Arbeit steht seine Freundin Jelena<br />
Ristić, mit der er seit der Schulzeit zusammen<br />
ist.<br />
Dort wo Lob steckt, ist Kritik nicht weit.<br />
Manch einer wir ihm vor, Serbien nicht<br />
nanziell zu unterstützen, sondern steuergünstig<br />
in Monaco zu leben. Die Einnahmen<br />
aus seinen Prämien würden Serbien<br />
wahrlich nicht schaden – doch sobald das<br />
nächste Turnier ansteht, sitzt die ganze<br />
Nation wieder vor dem Fernseher und jubelt<br />
ihrem Novak zu.<br />
JEDER FAN HAT SEINEN<br />
PERSÖNLICHEN GRUND, WARUM ER<br />
DJOKOVIĆ TOLL FINDET, DOCH DIESE<br />
WORTE FALLEN IMMER: STOLZ, HELD<br />
& VORBILD. FÜR BIBER ERZÄHLEN<br />
UNS FÜNF FANS AUS WIEN, WIE<br />
DJOKOVIC IHR LEBEN BEREICHERT.<br />
STEFAN KRALJ, 22:<br />
Er sollte Vorbild für jeden Sportler<br />
sein. Er hat von klein auf unter<br />
schweren Umständen trainiert.<br />
Ich bin stolz darauf, dass mein<br />
Landsmann zur Nummer eins auf<br />
der Welt geworden ist. Ich hoffe, er<br />
bleibt es auch noch ganz lange!<br />
TIJANA VASIĆ, 15:<br />
Er ist ein Vorbild für mich, weil<br />
ich ein großer Tennisfan bin und<br />
seinetwegen auch mit Tennis<br />
angefangen habe. Djoković hat es<br />
von einem normalen jungen Mann<br />
zu einem Weltstar geschafft. Er<br />
repräsentiert das Land, verleiht<br />
ihm ein besseres Image. Der Mann<br />
hat‘s drauf!<br />
PERICA PANTIĆ, 50:<br />
Er ist Serbiens ganzer Stolz. Mein<br />
Herz geht auf, wenn ich etwas<br />
Gutes über ihn in den Nachrichten<br />
höre. Man hört ja sonst nicht oft<br />
Positives über die Serben. Einzig<br />
meine Nerven leiden unter den<br />
Erfolgen von Djokovic, mich hält es<br />
überhaupt nicht auf meinem Sofa.<br />
NENAD PETROVIĆ, 16:<br />
Novak Djoković ist nicht mein<br />
Lieblingssportler, weil er aus<br />
demselben Land kommt wie ich,<br />
sondern weil er einer der sympathischsten<br />
und freundlichsten<br />
Sportler auf der Welt ist. Gleichzeitig<br />
kann ich mich sehr gut mit<br />
ihm identifizieren, weil er, genauso<br />
wie ich, den Sport liebt, den er<br />
betreibt. Es wäre toll, ihn einmal<br />
live zu sehen.<br />
VIOLETA STEVANOVIĆ, 35:<br />
Vor Kurzem hat uns auf einer Reise<br />
nach Übersee jemand gefragt, wo<br />
wir herkommen. Serbien war ihnen<br />
gänzlich unbekannt. Nach mehreren<br />
gescheiterten Erklärungsversuchen<br />
fragte ich: „Kennen Sie Novak<br />
Djoković?“ Sofort haben sie uns<br />
angelächelt und auf die Schulter<br />
geklopft. Mit Daumen nach oben<br />
sagten sie „He’s a hero!“. Novak ist<br />
unser Held und unser Stolz.<br />
SPORTSPECIAL<br />
45
WÄHLE<br />
DEINE<br />
11<br />
HELDEN<br />
VERGISS MESSI ODER RONALDO – IN WIENS AMATEURLIGEN SPIELEN DIE WAHREN<br />
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46 SPORTSPECIAL
Der Anstoß zur Fußball-Rückrunde steht bevor. Während alle über Austria oder Rapid schreiben, gehen wir auf den guten<br />
alten Fußballplatz und küren die coolste Kickerltruppe Wiens. Das heißt, DU kürst den Sieger und Casinos Austria beschenkt<br />
das glückliche Team mit einem 500€ Gutschein. Gewählt wird online auf www.dasbiber.at von 15. – 25. März.<br />
In Wien spielen über 1000 Mannschaften und wir konnten nicht alle unterbringen, deswegen entschieden wir uns für eine<br />
bunte Zusammensetzung der Teilnehmer. Hier die sieben nominierten Klubs.<br />
Obere Reihe, links nach rechts:<br />
Obmann Öcal Firat, Nenat Sarić,<br />
Aykut Tetik, Mehmet Sanaldi, Onur<br />
Düldül, Serkan Aydogdu, Yasin<br />
Cavus, Ulas Cocabac, Yasin Kalfa,<br />
Co-Trainer Amir Kolahdouzian.<br />
Untere Reihe: Halil Haydar Telci,<br />
Jonathan Weinber, Kadir Celik,<br />
Serdar Kaplan, Ufuk Sahin, Emre<br />
Yavus, Mehrad Adel<br />
Onur Düldül, 23, Mittelfeld. Jonathan Weinber, 25, Verteidiger<br />
FC BESIKTAS WIEN<br />
Die Spieler von Besiktas Wien können sich glücklich schätzen.<br />
Nicht nur, dass sie auf dem Fußballplatz des Regionalligisten SV<br />
Simmering trainieren dürfen. Sie haben mit Volkan Kahraman einen<br />
Fußball-Querdenker und Ex-Nationalspieler mit großer internationaler<br />
Erfahrung als Mentor. Die Gegner sind gewarnt, denn die Krallen der<br />
Besiktas-Adler sind scharf!<br />
SPIELKLASSE: 1. Klasse A<br />
GEGRÜNDET: 2008<br />
SPIELSTÄTTE: Simmeringer Sportplatz<br />
STARSPIELER: Jonathan Weinber, 25, Mittelfeld. Lieblingsspieler – Iniesta,<br />
Lieblingsverein – Salzburg. Onur Düldül, 23, Verteidiger, Lieblingsspieler –<br />
Ibrahimović, Lieblingsverein – Besiktas Istanbul<br />
DURCHSCHNITTLICHE ZUSCHAUERZAHL: 50-100, Rekord 250<br />
GRÖSSTER FAN: Akin. Er darf aber nicht mehr kommen, weil er zu viel<br />
getrunken und ge ucht hat.<br />
TRAINER: Volkan Kahraman<br />
ZEUGWART: Horst Weber<br />
BIERPREIS IN DER KANTINE: 3€<br />
KAMPFSPRUCH: „KARTALI TADACAKSIN“ (türkisch für: „Du bekommst<br />
den Adler zu spüren“)<br />
SPONSOREN: EK Clean, Kocer Heiztechnik, Sanitär Heinze, G&S Installation<br />
Ein Gewinn für die Integration!<br />
SPORTSPECIAL<br />
47
48<br />
SC KAISEREBERSDORF-SRBIJA 08<br />
Obere Reihe, links nach rechts:<br />
Trainer Razim Hasanbašić, Marko<br />
Alilović, Stefan Trifunović, Žarko<br />
Tri ović, Aleksandar Djuričic,<br />
Nenad Perić, Uroš Stojilković,<br />
Dejan Živanović, Milorad Stanić,<br />
Miloš Mirković, Miroslav Bocur,<br />
Co-Trainer Miroslav Radisavljević.<br />
Untere Reihe: Emir Musić, Dragan<br />
Alilović, Nikola Boro, Nedeljko<br />
Koturović, Dragoljub Radisavljević<br />
Aleksandar Vojinović, Nikola<br />
Bogdanović, Marko Ristić, Romario<br />
Krecelj, Goran Zečević<br />
Marko Ristić, 26, Mittelfeld. Goturović Nedeljko, 26, Allrounder.<br />
SPORTSPECIAL<br />
Lionel Messi? Čevapi am Grill? Ein gigantischer Strommast?<br />
Kein Problem, beim SC Kaiserebersdorf-Srbija 08 fi ndest<br />
du das alles. Weit weg vom Großstadtglamour, an der<br />
Stadtgrenze zu Schwechat, wird hier bei schönem Wetter<br />
bis zum Fleischkollaps gegrillt und noch dazu gepfl egter<br />
Kurzpassfußball gespielt. Und das mit Messi war kein Schmäh,<br />
siehe „Star des Teams“.<br />
SPIELKLASSE: Oberliga-A<br />
GEGRÜNDET: 2008<br />
SPIELSTÄTTE: Kaiserebersdorf Sportplatz<br />
STARSPIELER: Marko Ristić, Spitzname: Messi (schaut wirklich<br />
wie Messi aus) 26, Mittelfeld. Lieblingsverein: FC Barcelona,<br />
Lieblingsspieler: Messi. Goturović Nedeljko, 26, Allrounder.<br />
Lieblingsverein: Partizan Beograd, Lieblingsspieler: er selbst<br />
DURCHSCHNITTLICHE ZUSCHAUERZAHL: 150<br />
GRÖSSTER FAN: Petra<br />
TRAINER: Razim Hasanbašić<br />
ZEUGWART: Hans<br />
BIERPREIS IN DER KANTINE: 2,70€<br />
KAMPFSPRUCH: „Kai-Srbija!“<br />
SPONSOREN: Rai eisen<br />
Ein Gewinn für die Integration!
Dominik Schaden, „Der Kurze“,<br />
25, Stürmer<br />
David Matošević, 28, hängende<br />
Spitze.<br />
FC BIERSTUBE<br />
Obere Reihe, links nach rechts: Hubert Chrustowski, Bernhard Zorzi, Jakob<br />
Wirl, Bernhard Rotter, Max Kintisch, David Haller, Saro Posa, Simon Jäger,<br />
Lukas Wittmann, Adi Aigner. Untere Reihe: Gregor Petri, Dominik Aschauer,<br />
Dominik Schaden, Boris Gomblik, Ali Kazemi, Majid Kazemi, Benjamin Bukor<br />
Amateur-Kicker und Profi -Alkoholiker vom FC Bierstube sind froh,<br />
dass sie überhaupt noch existieren und sehen in der Jagd nach dem<br />
runden Leder eine große Gaudi. Zusammenkommen, spielen und<br />
danach – was das Wichtigste ist – das Spiel gebührend begießen.<br />
Willkommen beim FC Bierstube!<br />
SK CRO VIENNA<br />
obere Reihe, links nach rechts: Trainer Čorić, Ljubić, Hodak, Brkić, Krajina,<br />
Slišković, Aliji, Misković, Mijković, Mravak. Untere Reihe: Vorgić, Trifunović,<br />
Gluhaković , Halilović, Matošević, Muratović, Parlov, Stapić<br />
Der Erfolg jeder Fußball-Mannschaft steckt in den Kinderschuhen.<br />
Aus diesem Grund setzt der SK CRO Vienna voll auf Nachwuchs und<br />
nachhaltiges Gabeln, Ball annehmen und Stellungsspiel. Bei unserer<br />
Steppvisite bemerkten wir hohen Besuch. Der NK Lučko Zagreb<br />
reiste zu einem Freundschaftsspiel aus Kroatiens Hauptstadt an, um<br />
sich mit den Wiener-Kroaten zu messen. Beachtenswert: Über 50<br />
Zuschauer bei Minusgraden!<br />
Ein Gewinn für die Integration!<br />
SPIELKLASSE: DSG<br />
GEGRÜNDET: 1999<br />
SPIELSTÄTTE: KSV Sportplatz<br />
STARSPIELER: Dominik<br />
Schaden, „Der Kurze“, 25,<br />
Stürmer<br />
DURCHSCHNITTLICHE<br />
ZUSCHAUERZAHL: 15-20<br />
GRÖSSTER FAN: Kleine<br />
Schwester von den Kazemi-<br />
Brüdern<br />
TRAINER: Adi Aigner – und ja,<br />
er heißt Adolf mit Vornamen.<br />
CO-TRAINER: Andl Steinhauer<br />
ZEUGWART: „Wir müssen<br />
uns um unseren Scheiß selbst<br />
kümmern.“<br />
BIERPREIS IN DER KANTINE:<br />
„Kantine. Wozu? Wir haben zu<br />
jedem Match mindestens eine<br />
Palette Bier für die Fans mit.“<br />
KAMPFSPRUCH: „Down the<br />
drinks, up the Bierstube!“<br />
SPONSOREN: Wäscherei Wirl,<br />
Gasthaus zum Kirchenwirt<br />
SPIELKLASSE: Oberliga-A<br />
GEGRÜNDET: 2006<br />
SPIELSTÄTTE: Sportplatz<br />
Eibesbrunnengasse<br />
STARSPIELER: David Matošević,<br />
28, hängende Spitze.<br />
DURCHSCHNITTLICHE<br />
ZUSCHAUERZAHL: 50-60, bei<br />
Derbys 100<br />
GRÖSSTER FAN: Der treueste<br />
Fan, Srečko Pušić, ist letztes Jahr<br />
an Krebs verstorben. Er hatte<br />
kein einziges Spiel verpasst, egal,<br />
ob Training oder Match. Der<br />
Verein hat als Dank Geld für<br />
seine Witwe gespendet.<br />
TRAINER: Stipe Čorić<br />
ZEUGWART: Jana, die „Königin“,<br />
ist in diesem Monat nach 40<br />
Jahren Dienst gegangen.<br />
BIERPREIS IN DER KANTINE:<br />
2,50€<br />
KAMPFSPRUCH: Drei Punkte,<br />
dann gibt’s auch eine Prämie!<br />
SPONSOREN: keine<br />
SPORTSPECIAL<br />
49
50<br />
Alex Trejo, 34.<br />
Simon Manzoni, 27, Torwart.<br />
Nima Assadi, 28,<br />
Rechtsverteidiger<br />
SPORTSPECIAL<br />
U.N. ALIANZA LATINA<br />
Obere Reihe, links nach rechts: Artyom Perevegyencev, Tufan Öztürk, Alex<br />
Trejo, Rafael Salvatierra, Peter Bayer, Fernando Rojas, Simon Manzoni, Peter<br />
Li i, Co-Trainer Wolfgang Brödl. Untere Reihe: Trainer Mohamed Mansour,<br />
Marcos Di Cristofaro, Manuel Horak, Silvio Zeman, Alexander Niederle, Juan<br />
Teran, Srdjan Urejvić, Gabriel Neumeister<br />
„Wir haben ganz Südamerika im Team.“ Mansours Jungs haben viel<br />
zu bieten: Den Südtiroler Manzoni, der, seiner serbischen Freundin<br />
zuliebe, immer mit dem Roter-Stern-Dress trainiert oder den Mexikaner<br />
Trejo, dessen Vater bei der Olympiade 72 in München aufl ief.<br />
Wenn es um Motivation geht, bleibt man dem südamerikanischen<br />
Temperament treu – Mit Salsa in der Kabine.<br />
FC ROYAL PERSIA<br />
Obere Reihe, links nach rechts: Rashid Omidvari (Trainer), Puria Ebadi,<br />
Shapur Karimpour, Willy Owopebijo, Younes Emami, Oktay Cagli, Shajan<br />
Erfani, Alexander Wagner, Ali Farhat, Nima Assadi, Ali Sanani. Untere Reihe:<br />
Kasra Partovi, Puria Sanglaji, Aria Haghanipour, Ali Eini, Taha Babadostu,<br />
Stefan Posch, Milad Hani , Keyhan Partovi<br />
Königliche Fußballeleganz mitten im noblen Döbling. Dass das<br />
iranische Nationalteam mäßige Erfolge im Fußball feiert, könnte auch<br />
daran liegen, dass die besten Goalgetter für den FC Royal Persia in<br />
Wien kicken. Und die Jungs kennen keine Starallüren und trotzen<br />
allen Wetterkapriolen. Schneetreiben, minus zwei Grad? Ehrensache.<br />
Ein Gewinn für die Integration!<br />
SPIELKLASSE: 1. Klasse B<br />
GEGRÜNDET: 2002<br />
SPIELSTÄTTE: Sportplatz<br />
Donaustadt<br />
STARSPIELER: Simon Manzoni,<br />
27, Torwart. Alex Trejo, 34.<br />
DURCHSCHNITTLICHE<br />
ZUSCHAUERZAHL: 30-100<br />
GRÖSSTER FAN: Herr<br />
Neumeister schaut seinem Sohn<br />
bei jedem Match zu.<br />
TRAINER: Mohamed Mansour<br />
ZEUGWART: Roswitha Karolyi<br />
BIERPREIS IN DER KANTINE:<br />
3,10€ Krügerl. Grüße an<br />
Claudia!<br />
KAMPFSPRUCH: Zum<br />
Aufwärmen gibt es heiße Salsa-<br />
Rhythmen in der Kabine!<br />
SPONSOREN: Floridita. Jede<br />
weitere Unterstützung ist<br />
willkommen!<br />
SPIELKLASSE: 2. Klasse B<br />
GEGRÜNDET: 1995<br />
SPIELSTÄTTE: Sportplatz<br />
Fortuna 05<br />
STARSPIELER: Nima Assadi, 28,<br />
Rechtsverteidiger.<br />
DURCHSCHNITTLICHE<br />
ZUSCHAUERZAHL: 20-30<br />
GRÖSSTER FAN: Herr Posch, der<br />
Vater des zweiten Tormanns ist<br />
bei jedem Spiel dabei!<br />
TRAINER: Rashid Omidvari<br />
ZEUGWART: Jeder für sich selbst<br />
BIERPREIS IN DER KANTINE:<br />
3,10€<br />
KAMPFSPRUCH: Einer für alle,<br />
alle für einen!
Adnan Valjevac, 34, Defensives<br />
Mittelfeld.<br />
SPIELKLASSE: 2. Klasse B<br />
VORWÄRTS FAVORITEN 06 GEGRÜNDET: 1906<br />
SPIELSTÄTTE: Wienerberg Platz<br />
STARSPIELER: Adnan Valjevac,<br />
34, Defensives Mittelfeld.<br />
DURCHSCHNITTLICHE<br />
ZUSCHAUERZAHL: 30<br />
GRÖSSTER FAN: Papa von<br />
Boban<br />
TRAINER: Novak Vučić<br />
ZEUGWART: Miroslav Vlajić<br />
BIERPREIS IN DER KANTINE:<br />
2,80€<br />
KAMPFSPRUCH: „Jeder ru wild<br />
oben: Auer, Bigl, Komšić, Schreiber, Rubić, Valjevac, Puljić, Trivunović,<br />
durcheinander und zum Schluss<br />
Mutavdzić, Rot, Trainer Vučić, Damjanović, sportlicher Leiter Bošnjaković. schreien alle den Namen des<br />
Unten: Čehajić, Hadzimuratović, Freissling, Naggler, Rebler, Beganović, Dettl, Vereins. Des woars!“<br />
Spies, Labes, Krajina<br />
SPONSOREN: Restaurant Caktus<br />
Seit mehr als 100 Jahren existiert der älteste Verein Favoritens. II; Felser Gerhard, TZB; Arbeiter<br />
Gekickt wird der zweiten Klasse und die Spieler kommen mittlerweile Samariter Bund – Stelle Wien,<br />
aus allen Herrenländern. „Tschuschen haben Favoriten übernommen“,<br />
Fün aus<br />
scherzt Čehajić, der linke Verteidiger, und holt sich den Rüffel vom<br />
Obmann des Vereins, seines Zeichens Ur-Favoritener. Der steht am<br />
Spielfeldrand und spielt mit seinem Dackel Fangen: „Spaß muss sein.“<br />
Willst du noch mehr über Wiens Fußball erfahren? Auf www.wiener-fussball.at fi ndest du garantiert die Antwort!<br />
CASINOS AUSTRIA INTEGRATIONSFUSSBALL WM<br />
Zum bereits vierten Mal ndet im Juni die Casinos<br />
Austria Integrationsfussball WM statt. 1500<br />
Kicker, 50 Sprachen, bunte Kulturvielfalt, Fußball<br />
eben! Die Idee der Casinos Austria Integrationsfussball<br />
WM geht weit über den sportlichen Aspekt<br />
hinaus und ist getragen von dem Gedanken,<br />
Länderspiele zwischen neuen Nachbarn auszutragen.<br />
Bereits im Jahr 2006 rief der Präsident des Vereins<br />
„Sport spricht alle Sprachen“, Erwin Josef<br />
Himmelbauer, einen Event ins Leben, bei dem in<br />
Österreich lebende Hobbyfußballer mit Migrationshintergrund<br />
bei einem freundscha lichen<br />
Kleinfeld-Fußballturnier gegeneinander antraten.<br />
Das Besondere daran: Jede Mannscha spielt für<br />
ihr Ursprungsland, d.h. in Österreich lebende<br />
Menschen z.B. mit Afghanischem Hintergrund<br />
spielen für das Team Afghanistan, jene mit brasilianischem<br />
Hintergrund für Brasilien. Spielberechtigt<br />
sind aber auch regionale Teams ohne Migrationshintergrund.<br />
Im Jahr 2010 startete die Kooperation zwischen<br />
Casinos Austria und dem Verein Sport spricht<br />
alle Sprachen, seit 2012 ist Casinos Austria nun<br />
Hauptsponsor und Namensgeber der Casinos<br />
Austria Integrationsfussball WM.<br />
Mittlerweile spielen etwa 1.500 in Österreich lebende<br />
Hobbyfußballer mit oder ohne Migrationshintergrund<br />
aus Brasilien, Spanien, Holland,<br />
Deutschland, Serbien, Kroatien, Bosnien, Mexiko,<br />
Ein Gewinn für die Integration!<br />
Tibet, Somalia, Afghanistan, Salzburg, Steiermark,<br />
Tirol oder Oberösterreich. Die Casinos Austria Integrationsfussball<br />
WM verbindet mehr als 50 Sprachen,<br />
überbrückt alle sozialen Schichten, Kulturen<br />
und Religionen. „Fußball ist hervorragend geeignet,<br />
sprachliche, religiöse, kulturelle und weltanschauliche<br />
Grenzen zu überwinden, wie uns auch<br />
die überaus positive Resonanz auf die Casinos<br />
Austria Integrationsfußball WM zeigt. Deshalb<br />
unterstützen wir auch die Biber Aktion zur Wahl<br />
der beliebtesten Wiener Fußballklubs und wünschen<br />
den teilnehmenden Teams viel Glück.“, so<br />
Casinos Austria Vorstand Mag. Dietmar Hoscher<br />
Infos zur Anmeldung ndest du unter<br />
www.integrationsfussball.casinos.at<br />
SPORTSPECIAL<br />
51
WENN NOUR DIE WAND HINAUF KLETTERT<br />
WEISS SIE, DASS DIE GANZE HALLE SIE<br />
ANSTARRT. IHR IST DAS WURSCHT.<br />
HÖHER, SCHNELLER, WEITER<br />
MIT HIJAB<br />
52 SPORTSPECIAL
In streng muslimischen Ländern sind<br />
Frauen im Sport kaum vertreten. An Sport<br />
ohne Kopftuch brauchen viele nicht<br />
einmal zu denken. In Europa hingegen<br />
kann Sport mit Kopftuch oft zum Problem<br />
werden. Für biber erzählen zwei junge<br />
Frauen, wie sie Kopftuch und Bewegung<br />
vereinen und warum ein Kopftuch das<br />
Sporteln noch lange nicht ausschließt.<br />
von Jelena Pantić und Sara Meister (Fotos)<br />
„ICH GEHE GERNE mit meinen Freundinnen klettern.<br />
Dort starrt mich dann die ganze Halle an, weil<br />
ich die Einzige mit Kopuch bin. Das hält mich aber<br />
nicht davon ab, ich bin es schon ziemlich gewohnt“, erzählt<br />
die 19-jährige Nour. Sie hat tunesische Wurzeln<br />
und trägt seit der dritten Klasse Kopuch. Im Turnunterricht<br />
nahm sie es üblicherweise ab, weil die Mädchen<br />
unter sich waren. Als sie dann einen männlichen<br />
Lehrer bekam, musste es wieder rauf. Doch Nour ist<br />
keinesfalls der Meinung, dass ihr Kopuch sie beim<br />
Sport irgendwie behindert Sie legt es sich so zurecht<br />
wie es am besten passt. Früher beim Turnen, wie heute<br />
beim Klettern gilt: Lange Hose, langes Unterleiberl,<br />
darüber ein T-Shirt und das Kopuch wird ins Shirt<br />
gesteckt. „Natürlich verwende ich dann ein etwas kürzeres<br />
Kopuch als sonst. Mit den Nadeln muss ich nur<br />
ein bisschen aufpassen, damit ich mich und andere<br />
nicht verletze. Ich mache es mir eben so angenehm wie<br />
möglich“, sagt die Pharmazie-Studentin.<br />
EIN KOPFTUCH SCHLIESST SPORT NICHT AUS.<br />
Ähnlich handhabt es Menerva, die ihre Haare erst<br />
seit der 8. Klasse verhüllt. Sie verwendet ebenfalls<br />
ein Kopuch aus dünnem Sto und bindet es einfach<br />
nach hinten. „Eigentlich ist das total praktisch, es hält<br />
mir die Haare aus dem Gesicht“, fügt sie hinzu. Dann<br />
trägt sie noch ein Rollkragen-Shirt aus Baumwolle, ein<br />
T-Shirt oder ein Jäckchen drüber und unten eine lange<br />
Jogging-Hose. Die 23-Jährige hat früher Aerobic gemacht.<br />
„Irgendwann ist ein Mann zu unserer Gruppe<br />
gestoßen. Das hat mich nicht sonderlich gestört. Ich<br />
hab mich einfach hinter ihn gestellt“, erzählt sie locker.<br />
Zwei- bis dreimal<br />
„NATÜRLICH BEWEGE ICH<br />
MICH, ICH BIN JA KEIN BRETT“<br />
die Woche geht<br />
Menerva zurzeit<br />
ins Fitness-Center.<br />
Dort sportelt sie ohne Kopuch – im Frauenbereich.<br />
Ein Kopuch schließt Sport also lange nicht aus.<br />
Beim Schwimmen sind verhüllte Muslima jedoch<br />
stark eingeschränkt. Menerva erzählt von ihrem ersten<br />
und letzten Erlebnis mit Burkini in einem Wiener<br />
Hallenbad: „Die Blicke der Leute waren ekelha, ich<br />
bin nach 15 Minuten nach Hause gegangen.“ Sie ndet<br />
es schade, dass eine Frau in Wien nicht im Burkini<br />
schwimmen gehen kann, ohne angestarrt zu werden.<br />
Menerva hat viele Freundinnen, die gerne mit ihren<br />
Kindern schwimmen gehen würden. Doch sie warten<br />
draußen, während die Männer mit den Kindern plant-<br />
schen und ihnen das Schwimmen beibringen. „Ich<br />
komme aus Alexandria in Ägypten und schaue Frauen<br />
im Bikini ja auch nicht böse an.“<br />
Diese Unannehmlichkeit ist einer der Gründe, warum<br />
das Mädchen- und Frauenschwimmen erfunden<br />
wurde. Zwei Mal im Monat ndet diese Veranstaltung<br />
im Amalienbad, im zehnten Bezirk, statt. An diesen<br />
Abenden ist das gesamte Hallenbad für Männer gesperrt.<br />
Das Angebot<br />
„DIE BLICKE DER LEUTE<br />
WAREN EKELHAFT, ICH BIN<br />
NACH 15 MINUTEN NACH<br />
HAUSE GEGANGEN.“<br />
wird überwiegend,<br />
aber nicht ausschließlich,<br />
von muslimischen<br />
Frauen genutzt. Nour<br />
und Menerva waren<br />
auch schon dort. „Im<br />
Winter gehe ich ganz gerne hin. Im Sommer mache<br />
ich aber einiges lieber, als abends im Hallenbad zu<br />
schwimmen“, meint Nour. Um in Ruhe schwimmen zu<br />
können, müssen viele verhüllte Muslima auf den Urlaub<br />
im Heimatland warten. Dort gibt es dann auch an<br />
den Stränden spezielle Frauenbereiche, und ein Burkini<br />
ist nichts Absurdes.<br />
BEWEGUNG UND SPORT GEHÖREN ZUM LEBEN<br />
Es herrscht unter Radikalen die Meinung vor, dass sich<br />
Sport für eine richtige Muslima nicht gehört. Denn<br />
dabei sieht man den Körper, wie er sich bewegt. Und<br />
bei Wettkämpfen werde er zur Schau gestellt. Menerva<br />
hält das für Blödsinn. „Bewegung und Sport gehören<br />
doch zum Leben und zu einem selbst dazu! Wenn ich<br />
gehe oder spaziere, bewegt sich mein Körper ja auch<br />
– dann „präsentiere“ ich mich ja auch auf der Straße.<br />
Natürlich bewege ich mich, ich bin ja kein Brett!“, erklärt<br />
sie lachend. Sie meint, dass man sich selbst beim<br />
Beten im Islam bewegt. „Leute, die sowas sagen, sind<br />
für mich nicht extrem religiös, sondern haben irgendwelche<br />
Komplexe. Man kann doch niemandem<br />
verbieten, Sport zu machen!“ Für Nour haben solche<br />
Aussagen ebenfalls gar nichts mit Religion zu tun,<br />
sondern sind einfach nur sexistisch. „Die iranische<br />
Rennfahrerin Laleh Seddigh sitzt zum Beispiel nur im<br />
Auto und wird verurteilt. Da ist es eindeutig, welche<br />
Motive hinter solchen Verboten stecken“, sagt sie.<br />
Die beiden jungen Frauen sind überzeugte Musliminnen,<br />
tragen ihr Kopuch mit Würde. Von radikalen<br />
Ansichten und bösen Blicken lassen sich die<br />
beiden nicht beeindrucken. Und vom Sport abhalten<br />
erst recht nicht. Für beide sei es kein ema gewesen,<br />
sich vom Turnunterricht abzumelden und auf Sport zu<br />
verzichten. Nour kennt aber sehr wohl Leute, die ihre<br />
kleinen Töchter aus dem Turn- und Schwimmunterricht<br />
in der Volksschule nehmen, da dieser gemischt<br />
ist. Das kann sie absolut nicht verstehen. „Das geht<br />
auch gar nicht vom Islam, sondern von den Eltern<br />
aus“, pichtet Menerva ihr bei.<br />
Der Stadtschulrat verdeutlichte, dass es nicht möglich<br />
sei, sich vom Turnunterricht abzumelden. Denn er<br />
ist ganz normaler Pichtunterricht, wie Mathe oder<br />
Deutsch. Ohne Note kann man das Jahr auch nicht<br />
abschließen. Um sich vom Turnunterricht befreien zu<br />
lassen, muss man ein ärztliches Attest vorweisen – die<br />
Krankheit wird natürlich geprü.<br />
SPORTSPECIAL<br />
53
54<br />
Ihre Erfolgsgeschichte ist einmalig:<br />
2005 fuhr Laleh Seddigh bei der iranischen<br />
Rallye-Landesmeisterscha<br />
sämtlichen Mitstreitern um die Ohren<br />
und krönte sich zur Landesmeisterin.<br />
Damit ist sie nicht nur die<br />
einzige Frau, die je in einem streng<br />
islamischen Land gegen Männer gewonnen<br />
hat. Sondern vor allem die<br />
einzige, die überhaupt seit der islamischen<br />
Revolution gegen Männer<br />
angetreten ist. Das iranische Staatsfernsehen<br />
weigerte sich, die Siegerin<br />
zu zeigen, wie sie über den Männern<br />
auf dem Siegespodest steht. Zusätzlich<br />
erteilte ihr der iranische Rennsport-<br />
Verband ein Teilnahmeverbot für zukünige<br />
Rennen. Viele Männer fühlten<br />
sich in ihrem Stolz gekränkt, aber<br />
auch vom Einuss der Rennfahrerin<br />
bedroht, denn sie stieg blitzschnell<br />
zur Ikone der iranischen Frauenbewegung<br />
auf.<br />
Die schöne Pionierin nahm das<br />
Verbot aber nicht hin. Laleh Seddigh<br />
suchte einen islamischen Gelehrten<br />
auf, der keinen religiösen Grund fand,<br />
warum Frauen nicht gegen Männer<br />
Rennen fahren düren. Hauptsache,<br />
die islamischen Bekleidungsvorschriften<br />
werden eingehalten. Beim Motorsport<br />
kein Problem: Laleh trug einen<br />
Overall, eine feuerfeste Sturmhaube<br />
und drüber einen Helm. Zu sehen<br />
waren nur die Augen. Das verdeutlicht,<br />
dass das eigentliche Problem die<br />
Tatsache war, dass Laleh eine Frau ist.<br />
„Wer gegen Männer kämp, braucht<br />
eine doppelte Portion Selbstbewusstsein!“<br />
meinte „die kleine Schumacher“,<br />
die mehr wollte. 2005 nahm sie<br />
als erster Vertreter ihres Landes bei<br />
FAST & FURIOUS: LALEH SEDDIGH<br />
Verbotene Aufnahme - Das iranische Staatsfernsehen<br />
hat die Bilder der Siegerin Laleh<br />
Seddigh am Siegespodest zensiert! Grund: Ene<br />
Frau habe nicht über den Männern zu stehen.<br />
www.wgkk.at • www.fitfueroesterreich.at<br />
SPORTSPEZIAL<br />
der Formel 3-Meisterscha in Bahrain<br />
teil.<br />
Fast acht Jahre nach den großen<br />
Erfolgen ist ihr Name wieder in den<br />
Medien aufgetaucht, weil der Film<br />
„Laleh“ gedreht werden soll, der<br />
schon im Vorfeld für Kontroversen<br />
und Proteste seitens der Fundamentalisten<br />
sorgt.<br />
BEWEGT GESUND – Ein großer Schritt zu deinem gesunden Lebensstil!<br />
Das beste Mittel für die Gesundheit gibt es auf Rezept: Bewegung!<br />
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fejsbuk Suche<br />
Startseite Pro l Konto<br />
Informationen<br />
Beruf: Papst<br />
Anrede: Seine Heiligkeit<br />
Wohnt in: Apostolischer<br />
Palast<br />
Beziehungsstatus: Es ist<br />
kompliziert<br />
Freunde<br />
83928329 Alle anzeigen<br />
Queen<br />
Angela<br />
Merkel<br />
Fotos<br />
Scheich Dalai<br />
von Dubai Lama<br />
Berlusconi<br />
Barack<br />
Obama<br />
2 von 8 Alben Alle anzeigen<br />
Darth Vader hat dich<br />
angestupst.<br />
vor einigen Sekunden<br />
Ich und<br />
mein<br />
Papamobil<br />
vor 2 Tagen<br />
aktualisiert<br />
Meine<br />
Bibliothek<br />
vor 4 Tagen<br />
aktualisiert<br />
Der Papst<br />
Pinnwand<br />
Dalai Lama und Papst sind hier:<br />
Info Fotos Videos Gefällt mir<br />
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Scheich von Dubai Ist die katholische Kirche etwa<br />
pleite? 2500 € als Papstpension sind doch ein Witz.<br />
24. Februar 2013<br />
∙ Kommentieren ∙ Gefällt mir ∙ 12<br />
Pabst Das ist doch nur ein Gerücht! Bei mir ist sowieso<br />
alles aus Gold.<br />
24. Februar 2013 um 12:02 Uhr ∙ Gefällt mir<br />
Putin, Sarkissova und 3 anderen gefällt das<br />
Scheich von Dubai Konvertiere zu uns. Bei uns warten<br />
72 Jungfrauen ;-)<br />
24. Februar 2013 um 12:02 Uhr ∙ Gefällt mir<br />
Berlusconi, Strauss Kahn, Dieter Bohlen und 287 anderen<br />
gefällt das<br />
Papst ändert seinen Beziehungsstatus von „Zölibat“ in<br />
„es ist kompliziert“<br />
12. Februar 2013 um 12:02 Uhr<br />
Berlusconi Oh Yeah! Next Bunga Party 26.05- Save the Date!<br />
12. Februar 2013 um 12:02 Uhr ∙ Gefällt mir<br />
Richard Lugner und 28 anderen gefällt das<br />
Queen I am not amused.<br />
12. Februar 2013 um 12:02 Uhr ∙ Gefällt mir<br />
Papst hat eine neue Spotify – Playlist erstellt<br />
1. Led Zeppelin – Stairway to Heaven<br />
2. AC/DC – Highway to Hell<br />
3. Britney Spears – Oops, I did it again<br />
4. Snap – I‘ve got the Power<br />
5. Eric Clapton – Knocking on Heavens Door<br />
6. George Michael – Jesus to a Child<br />
7. Madonna – Like a Virgin<br />
Papst I hate Mondays! Ich kündige, bin sowieso<br />
zu alt für diesen Job.<br />
4. Februar 2013<br />
∙ Kommentieren ∙ Gefällt mir ∙ Teilen<br />
Queen zu alt ? Hahaha süß!<br />
4. Jänner 2013 um 14:32 Uhr ∙ Gefällt mir<br />
Frank Stronach, Bernie Ecclestone und 3 anderen gefällt das<br />
Angela Merkel<br />
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Wieso willst du aufhören?<br />
Was heisst zu alt?<br />
Ich muss eben auch<br />
Vorbild sein<br />
Vorbild wofür? Ein<br />
Deutscher als Papst.<br />
Das ist doch toll =)<br />
Ja genau. Mann muss auch<br />
mal zurücktreten können<br />
wenn es zeit wird. Ich<br />
mach es vor.<br />
=(<br />
FEJSBUK<br />
55
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56<br />
Wien will’s wissen – von dir!<br />
DIE WIENER VOLKSBEFRAGUNG<br />
Deine Meinung zählt!<br />
Es geht um die Zukunft<br />
deiner Stadt. Bei der<br />
Wiener Volksbefragung<br />
am 7., 8. und 9. März<br />
werden wichtige<br />
Zukunftsthemen für<br />
Wien abgefragt.<br />
UND HIER<br />
DIE FRAGEN:<br />
Wie soll der Parkraum zukünftig<br />
organisiert werden? Soll sich<br />
Wien für die Olympischen Sommerspiele<br />
2028 als Austragungsort<br />
bewerben? Sollen die kommunalen<br />
Dienste, wie Müllabfuhr,<br />
Wasserversorgung oder auch Gemeindebauten,<br />
vor Privatisierung<br />
geschützt werden? Sollen sich<br />
BürgerInnen bei alternativen Energieprojekten<br />
nanziell persönlich<br />
beteiligen können?<br />
Wenn du deine Stimme abgibst,<br />
bestimmst du mit, wie<br />
Wien in Zukun „tickt“. Das geht<br />
ganz einfach, auch wenn du mit<br />
Brief abstimmst – Infos unter<br />
www.wahlen.wien.at<br />
1.<br />
Parken<br />
in Wien<br />
Wie sollen die Parkplatzsituation<br />
und Lebensqualität für die BezirksbewohnerInnen<br />
verbessert werden?<br />
a) Es sollen für jeden Wiener Bezirk<br />
Parkraumregelungen eingeführt<br />
werden.<br />
b) Es soll Lösungen für einzelne<br />
Bezirke geben (mit Berücksichtigung<br />
der Interessen der Nachbarbezirke).<br />
Stimmst du für a), also eine generelle<br />
Ausweitung der Parkraum-<br />
Jetzt über die Parkraumregelung<br />
in Wien mitentscheiden<br />
bewirtschaung, wird eine in<br />
Wien einheitliche Lösung für<br />
alle Bezirke möglich: Das heißt,<br />
es soll überall dort, wo zu wenig<br />
Parkplätze vorhanden sind,<br />
Parkplatzregelungen geben. Dies<br />
heißt gleichzeitig aber nicht, dass<br />
ächendeckend in allen Bezirken<br />
Parkraumregelungen eingeführt<br />
werden!<br />
Kreuzt du b) an, wird die bisherige<br />
Regelung und Handhabung<br />
beibehalten, nämlich dass es individuelle<br />
Lösungen für einzelne<br />
Bezirke geben soll. Jeder Bezirk<br />
entscheidet dabei für sich, ob und<br />
wo Parkraumregelungen eingeführt<br />
werden sollen. Dies muss allerdings<br />
mit den Nachbarbezirken<br />
abgestimmt werden.<br />
Olympia 2028<br />
in Wien?
Foto: Ian Ehm, MA 31, Bohmann, Bubu Dujmic, Votava<br />
2.<br />
Olympische<br />
Sommerspiele<br />
2028<br />
Soll sich die Stadt um die Austragung<br />
der Olympischen Sommerspiele<br />
2028 bemühen?<br />
Beantworten die WienerInnen<br />
mehrheitlich die Frage mit „Ja“,<br />
wird die Stadt an das ÖOC herantreten.<br />
Machbarkeitsstudien werden<br />
erstellt, die überprüfen sollen,<br />
welche Anlagen adaptiert, welche<br />
Veranstaltungsareale neu geschaffen<br />
und welche Sportstätten temporär<br />
errichtet werden müssten.<br />
Die Studien sollen auch erheben,<br />
welches Areal sich für die Errich-<br />
Das Wiener Wasser in privater<br />
Hand? Wer das verhindern will,<br />
soll jetzt mitentscheiden.<br />
tung eines Olympischen Dorfes<br />
eignet und wie dieses realisiert<br />
werden kann, um eine sinnvolle<br />
Nachnutzung zu garantieren. Ausgelotet<br />
wird mitunter auch, welche<br />
Nachbarregionen sich – auch über<br />
heimische Grenzen hinaus – als<br />
Veranstaltungspartner anbieten<br />
würden und dazu auch bereit<br />
wären. Wien erfährt im Frühjahr<br />
2020, ob es als Candidate City nominiert<br />
wurde. Die Vergabe selbst<br />
erfolgt erst im Sommer/Herbst<br />
2021 durch das IOC.<br />
Wenn die WienerInnen kein<br />
Olympia 2028 in Wien austragen<br />
wollen, wären alle Machbarkeitsstudien<br />
hinfällig, somit<br />
entstünden keine Kosten und die<br />
Stadt würde nicht an das Österreichische<br />
Olympische Comité<br />
herantreten.<br />
3.<br />
Kommunale<br />
Betriebe<br />
schützen<br />
Die kommunalen Betriebe bieten<br />
der Wiener Bevölkerung wichtige<br />
Dienstleistungen, zum Beispiel<br />
Wasser, Kanal, Müllabfuhr, Energie,<br />
Spitäler, Gemeindewohnbauten<br />
und öentliche Verkehrsmittel.<br />
Sind Sie dafür, dass diese Betriebe<br />
vor einer Privatisierung geschützt<br />
werden?<br />
Entscheiden sich die WienerInnen<br />
dafür, dann stehen die kommunalen<br />
Betriebe Wiens für Privatisierungen<br />
grundsätzlich nicht<br />
zur Verfügung. Auf EU-Ebene<br />
wurde bereits vor rund drei Jahrzehnten<br />
begonnen, verschiedene<br />
öentliche Dienstleistungen für<br />
den freien Markt zu önen. Bei-<br />
spiele aus anderen europäischen<br />
Ländern zeigen klar, wohin die<br />
Privatisierung der sogenannten<br />
Daseinsvorsorge führt: zu höheren<br />
Preisen und weniger Leistung für<br />
die Bürgerinnen und Bürger, wie<br />
das Beispiel Paris zeigt – dort hat<br />
man die Wasserversorgung nach<br />
enormen Preissteigerungen von<br />
bis zu 265 % durch Privatisierung<br />
schließlich wieder re-kommunalisiert.<br />
Stimmt eine Mehrheit mit<br />
„Nein“, dann ist zwar ebenfalls keine<br />
Privatisierung geplant, aber in<br />
Zukun unter Umständen möglich.<br />
Auch auf EU-Ebene wird derzeit<br />
versucht, die Privatisierung<br />
der Daseinsvorsorge durch die<br />
Hintertüre, die sogenannte Kommissionsrichtlinie,<br />
zu önen. Daher<br />
ist ein starkes Votum bei der<br />
Wiener Volksbefragung auch ein<br />
klares Signal nach Europa.<br />
4.<br />
Erneuerbare<br />
Energie<br />
Soll die Stadt nach dem Beispiel der<br />
BürgerInnen-Solarkrawerke weitere<br />
erneuerbare Energieprojekte<br />
entwickeln, die mit nanzieller Beteiligung<br />
der BürgerInnen realisiert<br />
werden?<br />
In einer eng bebauten Großstadt<br />
wie Wien leben über 80 Prozent<br />
der BürgerInnen zur Miete. Die<br />
Versorgung mit erneuerbarer Energie<br />
hängt aber weniger als die<br />
herkömmlichen Energieformen<br />
von großen Krawerken ab, sondern<br />
auch von den Beiträgen der<br />
einzelnen Haushalte. Den Anteil<br />
erneuerbarer Energie weiter wachsen<br />
zu lassen, ist daher in Wien<br />
schwieriger als auf dem Land.<br />
Auch in Zukunft- Bürgerbeteiligung bei<br />
alternativen Energieprojekten?<br />
2012 gingen in Wien die ersten<br />
beiden „BürgerInnen-Solarkrawerke“<br />
ans Netz. Bei diesen<br />
Krawerken auf dem Gelände des<br />
Wien-Energie Krawerks Donaustadt<br />
und in Leopoldau konnten<br />
die BürgerInnen bis zu je 10 Solarpanele<br />
kaufen und bekamen dafür<br />
eine Rendite von 3,1% p.a. für bis<br />
zu 25 Jahre zugesichert.<br />
Stimmen die BürgerInnen für<br />
mehr solche erneuerbare Energieprojekte,<br />
dann will die Stadt<br />
weitere Lösungsansätze mit BürgerInbeteiligung<br />
erarbeiten. Stimmen<br />
die WienerInnen gegen dieses<br />
Modell, werden in Zukun<br />
eher andere Konzepte der Energieversorgung<br />
weiter entwickelt.<br />
WIE KANN ICH AN DER VOLKS-<br />
BEFRAGUNG TEILNEHMEN?<br />
An der Volksbefragung dürfen<br />
alle WienerInnen teilnehmen, die<br />
am Stichtag der Volksbefragung,<br />
am 28. 1. 2013, die österreichische<br />
Staatsbürgerscha besitzen und<br />
ihren Hauptwohnsitz in Wien haben.<br />
Zudem musst du am letzten<br />
Tag des Befragungszeitraums (9.<br />
3. 2013) das 16. Lebensjahr bereits<br />
vollendet haben.<br />
Alle Stimmberechtigten erhalten<br />
rund zwei Wochen vor dem<br />
Befragungszeitraum die Befragungsunterlagen<br />
(die persönliche<br />
Stimmkarte und den Stimmzettel)<br />
per Post zugesendet. Damit kannst<br />
du dich für die Briefabstimmung<br />
entscheiden - eine oder mehrere<br />
Fragen ankreuzen und gleich in<br />
den Brieasten damit.<br />
Alternativ dazu ist es möglich,<br />
am 7., 8. oder 9. März in eine beliebig<br />
auswählbare Wiener Annahmestelle<br />
zu gehen und dort<br />
abzustimmen. Die Adressen der<br />
Annahmestellen ndet man unter<br />
www.wahlen.wien.at<br />
57
BEZAHLTE ANZEIGE<br />
58<br />
Phan, Wiener aus Vietnam<br />
„Die Olympischen Spiele sollen<br />
unbedingt nach Wien kommen.<br />
Dann sehen alle, wie schön unsere<br />
Stadt ist.“<br />
SO STIMMST DU PER BRIEF AB<br />
3. Füll den Stimmzettel persönlich,<br />
unbeeinflusst und unbeobachtet<br />
aus. Du musst nicht alle vier Fragen<br />
beantworten. Schon eine einzige<br />
beantwortete Frage zählt.<br />
Zorica, Wienerin aus Kroatien<br />
„Ich bin gegen eine Privatisierung.<br />
In Kroatien ist das schon oft der<br />
Fall. Es wäre schade um das gute<br />
Wiener Wasser.“<br />
1. Rund zwei Wochen vor der Wiener<br />
Volksbefragung erhältst du die Befragungsunterlagen<br />
per Post.<br />
2. Die Zusendung erhält das Infoblatt zur<br />
Wiener Volksbefragung, den amtlichen<br />
Stimmzettel, ein Kuvert für den Stimmzettel<br />
und die Stimmkarte.<br />
Illustrationen: Markus Murlasits<br />
4. Steck den ausgefüllten<br />
Stimmzettel in<br />
das kleine Kuvert und<br />
kleb es zu.<br />
5. Kleb die Stimmkarte zu. Du kannst sie in einen Briefkasten<br />
werfen sowie persönlich, per Botin oder Bote bei der<br />
zuständigen Bezirkswahlbehörde abgeben.<br />
Amir, Wiener aus dem Iran<br />
„Wien ist ur klein! Das geht sich als<br />
Stadt für die Olympischen Spiele von<br />
den Kapazitäten nicht aus.“<br />
Aleksandra, Wienerin aus Polen<br />
„Ich bin auf keinen Fall für eine<br />
Privatisierung. Dann kriegen wir<br />
ja hier Zustände wie in Amerika.“<br />
Rund zwei Wochen vor dem Befragungszeitraum<br />
bekommen alle Stimmberechtigten ihre Stimmkarte<br />
per Post.<br />
BRIEFABSTIMMUNG:<br />
Bis spätestens 9. März 2013, 18 Uhr, kann man per<br />
Brief abstimmen. Die Stimmkarte muss anschließend<br />
bis spätestens 18. März 2013, 14 Uhr, bei der<br />
zuständigen Wahlbehörde einlangen (z.B. portofrei<br />
per Post).<br />
ABSTIMMEN IN EINER ANNAHMESTELLE:<br />
Abstimmen in einer Annahmestelle: Das ist in<br />
einer auswählbaren Annahmestelle in ganz Wien<br />
möglich (siehe www.wahlen.wien.at).<br />
Die Annahmestellen haben zu folgenden<br />
Zeiten geönet.<br />
· Donnerstag, 7. März 2013 von 8.00 bis 20.00 Uhr<br />
· Freitag, 8. März 2013 von 8.00 bis 18.00 Uhr<br />
· Samstag, 9. März 2013 von 8.00 bis 18.00 Uhr<br />
Bitte unbedingt einen amtlichen Lichtbildausweis<br />
und die persönliche Stimmkarte und den Stimmzettel<br />
mitnehmen!<br />
WEITERE INFOS: Telefonisch beim Wiener<br />
Stadtinformationszentrum unter 01/525 50 oder<br />
unter www.wahlen.wien.at.<br />
oder: www.wienwillswissen.at<br />
Fotos: Marko Mestrović
Liebe Biber Kollegen!<br />
Euer letztes Cover hat mich ins Herz getroen.<br />
Zwar habe ich Eure Idee, Rassismus wieder zu<br />
thematisieren, toll gefunden. Aber der Spruch<br />
„Scheiß Türke“ auf dem Cover hat mich sehr<br />
enttäuscht und einen wunden Punkt bei mir<br />
angesprochen. Zu o habe ich diese<br />
Beschimpfung in meiner Zeit in Österreich<br />
hören müssen und höre diese<br />
immer noch.<br />
Als ich das biber-Cover gesehen habe,<br />
habe ich mich in meine Kindheit zurück<br />
gesetzt gefühlt. In der Hauptschule<br />
hatte sich ein Junge beim Fußballspielen<br />
leicht verletzt. Als seine Mutter<br />
ihn von der Schule abholte, wollte ich<br />
meinen Ohren nicht trauen, denn sie sagte: „Ich<br />
habe dich mehrmals davor gewarnt, mit den<br />
scheiß Türken zu spielen“. Und das, obwohl ihn<br />
ein Österreicher verletzt hatte.<br />
Ich bin der Meinung, dass wir Migranten solche<br />
rassistischen Wörter nicht so leichtfertig verwenden<br />
sollten, nicht einmal unter uns. Auch<br />
wenn der Spruch „Scheiß Türken“ am Biber-<br />
Cover ein Original-Foto von ZARA war hätte<br />
man das Foto nicht so provokant auf das Cover<br />
geben dürfen.<br />
Biber ist deshalb viel von türkischen Migranten<br />
kritisiert worden, die sich angegrien gefühlt haben.<br />
Biber hat dieses Missverständnis aber selbst<br />
verursacht, weil es nur den Spruch „Scheiß Türken“<br />
am Cover hatte und nicht etwa auch rassistische<br />
Beschimpfungen anderer Migranten<br />
abgebildet hat.<br />
Als ein Migrant und Leser von Biber wünsche<br />
ich mir, dass die Redaktion mit solchen emen<br />
vorsichtiger umgeht – auch weil Biber als Medium<br />
in Österreich ein Vorbild ist!<br />
SERT Ergün<br />
Herausgeber: Yeni Nesil Gazetesi/<br />
Zeitung der Neuen Generation<br />
P.b.b., Verlagspostamt 1070, Vetragsnummer 09Z038106 M<br />
www.dasbiber.at<br />
Magazin für neue Österreicher<br />
Lieber Ergün!<br />
Unser letztes Cover hat viele mitten ins Herz getroen.<br />
Und genau das ist unser Anspruch. Es<br />
wäre traurig, wenn so ein wichtiges ema wie<br />
Rassismus jemanden kalt lassen würde. „Scheiss<br />
Türke“ auf dem Cover ist hart, sogar sehr hart,<br />
aber genau das ist leider die Realität.<br />
mit scharf<br />
BIST DU<br />
RASSIST?<br />
MACH DEN TEST<br />
SCHÜLER<br />
EDITION<br />
FEBRUAR<br />
2013<br />
kost noch<br />
immer nix<br />
DER<br />
ÖSTERREICHISCHE<br />
JOURNALIST<br />
GRATISMAGAZIN DES JAHRES2012<br />
In vielen Straßenbahnen, öentlichen<br />
Toiletten und an etlichen Hausmauern<br />
lese ich täglich rassistische Beschimpfungen.<br />
Meistens werden Türken oder<br />
der Islam beleidigt. Es reicht! Sollen<br />
wir das ema stillschweigen? Augen<br />
zu. Ohren zu und beleidigt sein? Nicht<br />
mit mir. Während der Coversitzung,<br />
war ich einer der größten Befürworter<br />
für diese Covervariante. Unser Februar - Cover<br />
entspringt nicht der Fantasie der Redaktion<br />
sondern ist ein Spiegel unserer Gesellscha. Das<br />
Foto sowie die Geschichten im Magazin sind<br />
original und sollten nicht versteckt, sondern<br />
den Rassisten die für diese Schmierereien verantwortlich<br />
sind ins Gesicht geklatscht werden.<br />
Das Feedback war enorm. Wir bekamen negative<br />
Kritik, aber auch viel Lob, weil wir über dieses<br />
ema einzigartig berichtet haben. Manche<br />
bildeten sich eine Meinung ohne die Geschichte<br />
zu lesen und nannten uns Rassisten. Ich kann es<br />
nur mit den Worten eines ihrer Leser auf den<br />
Punkt bringen. Das Cover ist umstritten. Gut.<br />
Aber wer biber Rassismus vorwir dem sollte<br />
man Biber (deutsch: scharfe Pfeeroni) auf die<br />
Zunge schmieren.<br />
Ich bedanke mich bei Ihnen für ihre sehr engagierte<br />
Kritik. Man merkt wie wichtig Ihnen<br />
dieses ema ist und Sie sich viele Gedanken<br />
machen. Ich hoe für uns in Österreich lebende<br />
Türken, dass wir, oder zumindest unsere Kinder<br />
in Zukun nicht mehr das Wort „Scheiß Türke“<br />
lesen oder hören müssen. Gemeinsam werden<br />
wir es schaen.<br />
Teoman Tiik<br />
Onlinechef: das biber<br />
IMPRESSUM<br />
HERAUSGEBER:<br />
Biber Verlagsgesellscha mbH, Quartier 21,<br />
Museumsplatz 1, E-1.4, 1070 Wien<br />
CHEFREDAKTEUR:<br />
Simon Kravagna<br />
STV. CHEFREDAKTEUR:<br />
Amar Rajković<br />
ONLINE:<br />
Teoman Tiik<br />
CHEFICA VOM DIENST:<br />
Delna Antia<br />
REPORTERIN:<br />
Marina Delcheva<br />
AKADEMIELEITUNG:<br />
Harald Schume<br />
KOLUMNIST/INNEN:<br />
Ivana Martinović, Todor Ovtcharov<br />
FOTOCHEF:<br />
Marko Mestrović,<br />
MARKETING & ÖFFENTLICHKEITSARBEIT:<br />
Irina Obushtarova<br />
REDAKTION & FOTOGRAFIE:<br />
Sarah Al-Hashimi, Melisa Aljović, Kardelen<br />
Ari, Stephanie de la Barra, Lucia Bartl,<br />
Muhamed Beganović, Adam Bezecky, Milena<br />
Borovska, Ayper Cetin, Amélie Chapalain,<br />
Maida Dedagić, Amra Ducić, Ali Cem<br />
Deniz, Nana Egger, Armand Feka, omas<br />
Frank, Matthias Fuchs, Tina Herzl, Markus<br />
Hollo, Mahir Jamal, Anna Koisser, Fabian<br />
Kretschmer, Reinhard Lang, Lyudmila<br />
Gyurova, Andreas Marinović, Maria Matthies,<br />
Marko Mestrović, Elsa Okazaki, Todor<br />
Ovtcharov, Ivana Martinović, Jeta Muarami,<br />
Clemens Neuhold, Jelena Pantic, Michele<br />
Pauty, Senad Pintol, Magdalena Possert,<br />
Marian Smetana, Vanessa Spanbauer, Daniel<br />
Spreitzer, Alexandra Stanić, Julia Svinka, Reka<br />
Tercza, Teoman Tiik, Bahar Tugrul, Filiz<br />
Türkmen, Magdalena Vachova, René Wallentin<br />
ART DIRECTOR: Dieter Auracher<br />
LAYOUT: Dieter Auracher, Viktoria Platzer<br />
LEKTORAT: Eldina Slipac<br />
ANZEIGEN: Bernhard Friedrich,<br />
Irina Obushtarova<br />
BUSINESS DEVELOPMENT: Andreas Wiesmüller<br />
GESCHÄFTSFÜHRUNG:<br />
Wilfried Wiesinger, Simon Kravagna,<br />
Bernhard Friedrich.<br />
KONTAKT: biber Verlagsgesellscha mbH<br />
Quartier 21, Museumsplatz 1, E-1.4,<br />
1070 Wien<br />
Tel: +43/1/ 9577528<br />
redaktion@dasbiber.at<br />
marketing@dasbiber.at<br />
INTERNET: www.dasbiber.at<br />
AUFLAGE: 65.000 Stück<br />
IMPRESSUM<br />
59
60<br />
biber KOPFSCHAU DES MONATS<br />
WIR PRÄSENTIEREN DIE STERNCHEN AM BIBER-HIMMEL.<br />
MIT BIBER ZU BIJONSE!<br />
APA/picturedesk.com<br />
Hast du schon gehört, welcher Weltstar nach Belgrad kommt? e one and only R’n’B-<br />
Queen Beyoncé Knowles! Die frisch gebackene Mama startet ihre Welttournee in der<br />
Kombank Arena in Serbiens Hauptstadt. Mit ihrer vierten Welttour „e Mrs. Carter Show<br />
World Tour“ bringt die Diva hundertpro die Halle zum Beben.<br />
Am 15. April ist es so weit und BIBER verlost für das Konzert zwei Tickets! Dein erster<br />
Gedanke war bestimmt: „Oh, mein Gott, biber ist das beste Magazin der Welt!“ Tja, das<br />
können wir noch toppen – denn zu den zwei Tickets bekommst du 100 Euronen Taschengeld<br />
dazu! Voraussetzung: Du schreibst an redaktion@dasbiber.at, warum gerade DU es<br />
verdient hast, mit Beyoncé in der ausverkauen Kombak Arena zu shaken. Einsendeschluss<br />
ist der 31. März.<br />
biber-Tipp: Kombiniert das Konzert mit einem Wochenende in Belgrad – das Nachtleben<br />
dort wird euch in Erinnerung bleiben.<br />
KOPFSCHAU<br />
GEWINNE 2 TICKETS!<br />
KAYIT<br />
KLAPPE UND ACTION!<br />
APA/picturedesk.com/Hubert Boesl<br />
Saadet Aksoy, die katzenäugige Schauspielerin,<br />
hat sich ihren großen Traum erfüllt. Die 28-jährige<br />
Charakterdarstellerin, die sich durch zahlreiche<br />
türkische Serien und Filme wie „Kalpsiz Adam“<br />
(türk.: Herzloser Mann) und „Yumurta“ (türk.: Ei)<br />
einen Namen machte, stand zusammen mit dem<br />
spanischen Hollywood-Export Penelope Cruz vor<br />
der Kamera. In der Verfilmung des italienischen<br />
Bestsellers „Venute Al Mundo“ (ital. für „Auf die<br />
Welt gekommen“) spielt Aksoy die bosnische<br />
Musikerin Aska, deren größter Traum es ist, mit<br />
ihrer Trompete in London zu musizieren. Um dies<br />
zu verwirklichen, leiht sie ihre Gebärmutter einem<br />
kinderlosen Paar aus Italien. Der Film wurde an<br />
Originalschauplätzen in Sarajevo, Beograd und<br />
auf der kroatischen Insel Korčula gedreht. In<br />
weiteren Rollen sind Jane Birkin, Emile Hirsch und<br />
Ex-Yu-Ikone Mira Furlan zu sehen. Der Kinostart für<br />
Österreich ist noch unbekannt. Biber hält euch auf<br />
dem Laufenden!
APA/picturedesk.com/Armando Babini<br />
BAWAGPSK_Toechtertag_Biber_207x135_ 18.02.13 12:54 Seite 1<br />
Beim Töchtertag am 25. April in der BAWAG P.S.K. im Berufsleben stehen.<br />
Willst Du an diesem Tag mehr über Ausbildung und Arbeitswelt in einer Bank erfahren,<br />
dann melde Dich unter www.toechtertag.at bei der BAWAG P.S.K. an.<br />
Mitten im Leben.<br />
www.bawagpsk.com<br />
BROOKLYN-<br />
BOSNA!<br />
Als Teletović mit 17 Jahren für „Sloboda Tuzla“ auf Körbejagd<br />
ging, sahen der Trainer und die Mitspieler früh, dass der<br />
Junge Talent hat. Zehn Jahre später zockt der Riese mit dem<br />
zarten Händchen in der NBA, verdient mehr als ein bosnischer<br />
Arbeiter in seinem ganzen Leben und klatscht mit Jay-Z, Maria<br />
Sharapova oder Thierry Henry vor dem Spiel ab.<br />
Die Amerikaner sehen in ihm den neuen Dirk Nowitzki, einen<br />
Wunderwuzzi aus Europa. Groß, beweglich und treffsicher.<br />
Am 5. Jänner erzielte Teletović gegen Sacramento seine<br />
Saisonbestleistung mit 14 Punkten. In Europa hat der 2,06<br />
m Hüne zuletzt für Caja Laboral in Spanien die Lichter<br />
ausgeschossen. Die NBA-Scouts wurden hellhörig und die<br />
neugegründeten Brooklyn Nets statteten Teletović mit einem<br />
satten Dreijahresvertrag aus. Mit den drei Millionen Dollar<br />
jährlich wird er nur von Edin Džeko (Fußball, Manchester City,<br />
fünf Millionen Pfund) in den Schatten gestellt. Da macht es auch<br />
nichts, dass ein YouTube-Video die Runde machte, in dem der<br />
Distanzschütze drei Mal in Folge den Korb gänzlich verfehlte.<br />
Jay-Z wird ihm sicher verzeihen.<br />
DISTRICT-CHECK 61
62<br />
Von Todor Ovtcharov<br />
SPORTLERGENE UND<br />
FAULE MUSKELN<br />
MEIN OPA DIMITAR war in seiner Jugend<br />
ein professioneller Fußballspieler. In<br />
den 1950er Jahren spielte er im o ensiven<br />
Mittelfeld vom „Spartak Varna“. Damals<br />
war „Spartak“ noch ein Faktor in der ersten<br />
bulgarischen Liga. Mein Opa beendete<br />
sehr früh seine Fußballer-Karriere.<br />
Er traf meine Großmutter. Sie war damals<br />
eines der schönsten Mädchen in der<br />
Stadt. Um sie zu überreden ihn zu heiraten,<br />
musste ihr mein Großvater versprechen,<br />
dass er die Fußballschuhe an den<br />
Nagel hängt und dass er sich nie wieder<br />
mit Sport beschä igt. „Ein Sportler kann<br />
kein Haus ernähren“, meinte sie. Ob sie<br />
auch heute das gleiche sagen würde, wenn<br />
man weiß, wie viel Fußballer verdienen?<br />
Mein Opa spielte nie wieder Fußball, aber<br />
er besuchte bis zum Ende seines Lebens<br />
TODORE, WACH AUF<br />
UND GEH JOGGEN!<br />
MIT SCHARF<br />
jede Woche die Spiele von „Spartak“. Und<br />
mich nahm er immer mit. Deswegen glaube<br />
ich, sehr viel von Fußball zu verstehen.<br />
Ich habe aber leider nicht sein Fußballtalent<br />
geerbt. Wenn wir als Kinder beim Match in<br />
unserem Viertel die Mannscha en wählten,<br />
wurde ich immer als Letzter gewählt.<br />
Wenn die ino zielle Fußballmeisterscha<br />
des Bezirks stattfand, saß ich immer auf der<br />
Ersatzbank. Dieses Trauma trage ich noch<br />
heute mit mir herum und habe o Albträume<br />
davon.<br />
DACKELSPORT<br />
Ich höre eine Stimme im Schlaf. „Todore,<br />
wach auf und geh joggen!“ Die Sonne<br />
durchdringt kaum die dichten Wolken und<br />
versucht ihre Strahlen auf das erfrorene<br />
Wien zu werfen. An diesem eisigen Sonntag<br />
ist Joggen durch die Nachbarscha das<br />
Letzte, was ich machen würde. Meine liebe<br />
M. ist schon längst wach, hat ihren Ka ee<br />
getrunken und versucht mich, aus dem Bett<br />
zu ziehen. Schonungslos springt sie auf mich<br />
und versucht, mich mit ihrem Sportenthusiasmus<br />
anzustecken. Ich erhebe mich langsam<br />
und schaue durch das Fenster. Der Einzige,<br />
den ich auf der menschenleeren Straße<br />
spazieren sehe, ist mein Nachbar aus dem<br />
ersten Stock – Magister Kontrolloberlaborleiter<br />
Oberhummer, der, wie jeden Morgen,<br />
seine 1200 Schritte mit seinem schwarzen<br />
Dackel durch den Bezirk geht. Einmal fragte<br />
ich ihn: „1200 Schritte von Ihnen oder vom<br />
Dackel?“ Er schaute mich nur kalt an und<br />
erwiderte nichts.<br />
ES LEBE DER SPORT<br />
Trotz ihrer Bemühungen scha es M. nicht,<br />
mich aus dem Bett zu ziehen und sie muss<br />
wieder alleine joggen gehen. Ich habe auch<br />
vom Joggen ein Kindheitstrauma. In der<br />
Grundschule mussten wir im Winter in ärmellosen<br />
T-Shirts durch den Schulhof rennen.<br />
Währenddessen hatte der Sportlehrer<br />
eine dicke Jacke und einen Wollpullover<br />
darunter an.<br />
M. kommt vom Joggen zurück. Sie ist rot<br />
wie eine Rübe. Äh, pardon, wie eine Kirsche.<br />
Der Sport tut seine wundersame Wirkung!<br />
Ich mag sie, wenn sie so rot ist. Der britische<br />
Satiriker Jerome K. Jerome meinte einmal:<br />
„Ich liebe Sport, ich kann stundenlang Menschen<br />
beim Sport zuschauen!“ Laut einer<br />
anderen Version sagte er: „Ich liebe die Arbeit,<br />
ich kann stundenlang Menschen beim<br />
Arbeiten zuschauen!“ Ich bin mit beiden<br />
Versionen einverstanden.
DAS KANN<br />
WAS WERDEN.<br />
„Die Presse“ vergibt von Mai bis August<br />
Praktikumsplätze in der Redaktion und<br />
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Sicher auch von der OMV. Denn was immer sie vorhaben, die OMV sorgt heute schon<br />
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Mehr bewegen. Mehr Zukunft.