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Medikamente reduzieren – Therapie o - Österreichische Ärztezeitung

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58<br />

QIP<br />

Qualitätssicherung<br />

in der Pharmakotherapie<br />

„Gewinnen Sie schöne Preise. Je ein Wochenende für 2 Personen im Hotel Modul, Wien,<br />

<strong>Medikamente</strong> <strong>reduzieren</strong> <strong>–</strong><br />

Die Pharmakotherapie von multimorbiden Patienten zu<br />

optimieren <strong>–</strong> das ist das Ziel eines gemeinsamen Projekts<br />

der Steirischen Akademie für Allgemeinmedizin.<br />

Die „<strong>Österreichische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong>“ veröffentlich dazu<br />

wieder ein aktuelles Fallbeispiel.<br />

Mit der Zahl der verordneten<br />

<strong>Medikamente</strong> nimmt die<br />

Compliance der Patienten<br />

ab. Darüber hinaus ist schon bei der<br />

Verabreichung von mehr als vier <strong>Medikamente</strong>n<br />

die Interaktion der einzelnen<br />

Substanzen nicht abschätzbar.<br />

Im Rahmen der Serie „Qualitätssicherung<br />

in der Pharmakotherapie“<br />

geht es darum, die Diagnosen gemäß<br />

Zuweisung sowie nach Schweregrad<br />

aufzulisten. Bei der <strong>Therapie</strong> wiederum<br />

sollte eine Reihung der <strong>Medikamente</strong><br />

nach Priorität, Schweregrad und Gruppen<br />

erfolgen.<br />

Auflistung der Diagnosen:<br />

An erster Stelle sollte die verifizierte<br />

oder korrigierte Zuweisungsdiagnose<br />

stehen, dann die weiteren Diagnosen<br />

nach Schweregrad und Gruppen; Diagnosen,<br />

die keiner <strong>Therapie</strong> bedürfen<br />

<strong>–</strong> wie etwa CHE 1998 <strong>–</strong> sollten vermieden<br />

werden. Abkürzungen meiden <strong>–</strong> es<br />

werden täglich neue erfunden!<br />

Empfohlene <strong>Medikamente</strong><br />

Reihung nach Priorität, Schweregrad<br />

und Gruppen; Abschätzung der unbedingten<br />

Notwendigkeit; Beachtung von<br />

Nebenwirkungen, Interaktionen und<br />

Kontraindikationen; Empfehlungen<br />

zur nicht-medikamentösen <strong>Therapie</strong><br />

(Bewegung, Ernährung). 9<br />

Verantwortlich für Kommentar:<br />

Prof. Dr. Siegfried Meryn, Leiter der Organisationseinheit<br />

Besondere Einrichtung für Medizinische<br />

Aus- und Weiterbildung Medizinische<br />

Universität Wien;<br />

Dr. Walter Fiala, Vorstand der Steirischen<br />

Akademie für Allgemeinmedizin;<br />

Prof. Dr. Michael Wolzt, Universitätsklinik für<br />

Klinische Pharmakologie/Wien;<br />

Prof. Dr. Herwig Holzer, Leiter der Abteilung<br />

für Nephrologie und Hämodialyse/Graz;<br />

<strong>Therapie</strong><br />

<strong>Medikamente</strong> früh mittags abends Bemerkungen<br />

Diabetes Diät 12 BE<br />

Insulatard Pen 14 IE morgens<br />

Aeromuc 600 mg 1 bis zum Abklingen d. resp. Sympt.<br />

Thyrex 0,1 1<br />

Dancor 10 mg 1 1 /2<br />

Mirtabene 30 mg 1<br />

Ditropan 1 1<br />

Concor Cor 5 mg<br />

1 /2<br />

Thrombo ASS 100 mg 1<br />

Simvastatin 20 mg 1<br />

Dusodril ret. 200 mg 1 1<br />

Mutan 20 mg 1<br />

Seropram 20 mg 1<br />

Diagnosen<br />

lokal Diprosicc 2 X tgl.<br />

Ivadal 1 bei Bedarf<br />

Summe 7 1 / 2 1 4 1 / 2<br />

I50.9 Dekompensation kardial .<br />

I35.0 Aortenklappenstenose<br />

M15.1 Heberden-Polyarthrose<br />

Gesamtsumme der täglich eingenommen Tabletten und Tropfen: 13<br />

E10.9 Diabetes mellitus insulinpflichtig<br />

I25.1 Koronare Herzkrankheit Gefäß onA<br />

K57.3 Kolondivertikel<br />

I70.2 periphere arterielle Verschlußkrankheit<br />

Fontaine-Stadium onA<br />

OA Dr. Erika Richter, Abteilung für Gerontopsychiatrie,<br />

Landesnervenklinik Siegmund<br />

Freud/Graz.<br />

Mit freundlicher Unterstützung von Pfizer<br />

Organisation:<br />

Steirische Akademie für Allgemeinmedizin<br />

Patient: weiblich, 85a AZ-Verschlechterung und thorakalem Druckgefühl und Unwohlsein<br />

› ö s t e r r e i c h i s c h e ä r z t e z e i t u n g ‹ 2 0 ‹ 2 5 . o k t o b e r 2 0 0 6


im Hotel Karnerhof, Faakersee, im Hotel Gmachl bei Salzburg, sowie aktuelle Bücher.“<br />

<strong>Therapie</strong> optimieren<br />

Diagnosen<br />

Hauptdiagnosen:<br />

I35.0 Aortenklappenstenose<br />

E10.9 Diabetes mellitus insulinpflichtig<br />

I70.2 periphere arterielle Verschlußkrankheit<br />

Fontaine-Stadium onA<br />

Nebendiagnosen:<br />

K57.3 Kolondivertikel<br />

M15.1 Heberden-Polyarthrose<br />

Verbesserungsvorschlag<br />

Patient: weiblich, 85a Einweisungsgrund:<br />

AZ-Verschlechterung und thorakales Druckgefühl und Unwohlsein Fall 10<br />

<strong>Therapie</strong><br />

<strong>Medikamente</strong> früh mittags abends Bemerkungen<br />

Diabetes Diät 12 BE<br />

Insulatard Pen 14 IE morgens<br />

Dancor 10 mg 1 1 /2<br />

Concor Cor 5 mg<br />

1 /2<br />

Thrombo ASS 100 mg 1<br />

Simvastatin 20 mg 1<br />

Seropram 10 mg 1<br />

Ivadal 1 bei Bedarf<br />

Aeromuc 600 mg 1 bis zum Abklingen d. resp. Sympt.<br />

lokal Diprosicc 2 x tgl.<br />

Summe 3 1 / 2 1 1 1 / 2<br />

Gesamtsumme der täglich eingenommen Tabletten und Tropfen: 6<br />

› ö s t e r r e i c h i s c h e ä r z t e z e i t u n g ‹ 2 0 ‹ 2 5 . o k t o b e r 2 0 0 6<br />

Haben Sie einen ähnlich<br />

interessanten Fall?<br />

Dann schicken Sie ihn bitte per Post an die:<br />

Steirische Akademie für Allgemeinmedizin,<br />

Pestalozzistr. 62, 8010 Graz<br />

oder per Fax: 0316/83 21 28<br />

oder per e-mail: barbara.fath@stafam.at<br />

© Corbis<br />

Kommentar Diagnosen:<br />

Meryn: Kardiale Dekomp. im Arztbrief weder im<br />

Lungenröntgen noch im EKG dokumentiert. Bei<br />

Aortenklappenstenose fehlt der Schweregrad.<br />

KHK keine Befunde. Für Depression, Schilddrüse<br />

und Blasenschwächemedikation fehlen Diagnosen.<br />

Kein Labor unter Statintherapie, CK von<br />

241 nicht weiter evaluiert.<br />

Holzer: Diagnose kardiale Dekompensation<br />

kann aufgrund der Anamnese und des Herzechobefundes<br />

gestrichen werden. Für die antidepressive<br />

Medikation liegt keine Beschreibung<br />

eines klinischen Korrelats und auch kein psychiatrischer<br />

Befund vor. Die klinischen Beschwerden<br />

sind bestenfalls als Nebenwirkung der<br />

angeführten Medikation zu verstehen. Thyrex<br />

sollte in Anbetracht der Diagnose coronare<br />

Herzkrankheit und der fehlenden Schilddrüsendiagnose<br />

ebenfalls abgesetzt werden. Die<br />

übrigen Diagnosen erscheinen korrekt.<br />

Richter: Kein Hinweis für das Vorliegen einer<br />

schweren depressiven Erkrankung<br />

Woltzt: Zur KHK gibt es keine Angabe in den<br />

Unterlagen, das EKG ist unauffällig beschrieben<br />

und keine regionale Wandbewegungsstörung<br />

ersichtlich - eine etwaige Angina pectoris Symptomatik<br />

ist daher wohl auch der AS zuzuordnen<br />

Fiala: Schlechte Korrelation von Diagnosen<br />

und <strong>Medikamente</strong>n. Wichtige Diagnosen wie<br />

Depression, Hyperlipidämie fehlen, Diagnosen<br />

ohne Konsequenz wie Kolondivertikel und<br />

Heberden werden aber angegeben.<br />

Kommentar zur <strong>Therapie</strong>:<br />

Richter: Ungewöhnlich hohe Dosierung von<br />

drei verschiedenen Antidepressiva (zwei SSRI<br />

und ein NaSSA), möglicherweise ist ein Anteil<br />

der Symptome „ Unwohlsein „ auf die Nebenwirkung<br />

der SSRI zurückzuführen. Auf Grund<br />

der Grunderkrankung und des hohen Alters ist<br />

eine depressive Begleitreaktion zu erwarten.<br />

Unterstützende andidepressive Medikation<br />

mit niedriger Dosierung sinnvoll.<br />

Meryn, Holzer, Wolzt, Fiala: Wegen schlechter<br />

oder mangelnder Dokumentation ist die<br />

Medikation von Schilddrüse, Hyperlipidämie,<br />

Depression, Inkontinenz nur schwer beurteilbar<br />

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