Material für den Konfirmanden unterricht - mission.de
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1 Didaktische Vorbemerkungen<br />
1.1 Allgemeine Vorüberlegungen<br />
„Einer trage <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren Last, so wer<strong>de</strong>t ihr das<br />
Gesetz Christi erfüllen.“ (Galater 6,2)<br />
Die Welt im 21. Jahrhun<strong>de</strong>rt verän<strong>de</strong>rt sich stetig und<br />
rückt, beson<strong>de</strong>rs virtuell, immer näher zusammen.<br />
Neuig keiten wer<strong><strong>de</strong>n</strong> in Sekun<strong><strong>de</strong>n</strong>schnelle ausgetauscht.<br />
Per Mausklick ist es möglich, aktuelle Informationen<br />
über die entlegensten Winkel <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> zu bekommen<br />
sowie schnell und relativ einfach Kontakt zu Menschen<br />
in an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn zu halten. Politische, soziale, kulturelle<br />
und religiöse Grenzen verwischen und stellen uns<br />
vor neue Herausfor<strong>de</strong>rungen.<br />
Von Beginn an ist auch die christliche Botschaft<br />
grenzüberschreitend und hat <strong><strong>de</strong>n</strong> an<strong>de</strong>ren Menschen<br />
im Blick. Gottes Liebe, die in Jesus Christus menschliche<br />
Gestalt angenommen hat, verbin<strong>de</strong>t eine weltweite<br />
christliche Gemeinschaft. Kirche existiert nicht nur lokal<br />
begrenzt, son<strong>de</strong>rn im globalen Kontext. Daher sind<br />
wir aufgefor<strong>de</strong>rt, über <strong><strong>de</strong>n</strong> eigenen Kirchturm hinaus<br />
zu schauen und als Teil einer größeren Gemeinschaft<br />
Verantwortung zu übernehmen (um Gottes willen –<br />
<strong>de</strong>r Welt zuliebe).<br />
Im politisch-ethischen Kontext be<strong>de</strong>utet dieses unter<br />
an<strong>de</strong>rem: Es ist unsere Aufgabe als Christen zu hinterfragen,<br />
welche Zusammenhänge es zwischen unserem<br />
Lebensstil und weltweiter Ungerechtigkeit gibt.<br />
Welchen Beitrag können bzw. müssen wir leisten, um<br />
Menschen auch an<strong>de</strong>rswo in Lateinamerika, Afrika o<strong>de</strong>r<br />
Asien ein gutes, erfülltes Leben zu ermöglichen?<br />
Was heißt nun überhaupt gutes Leben? Auf einen<br />
philosophischen Begriff lässt es sich wahrscheinlich<br />
nur schwer bringen. Vielmehr muss man es wohl eher<br />
als Patchwork verstehen, zu <strong>de</strong>m so unterschiedliche<br />
Bausteine wie Konsum, Wohnen, Geselligkeit, Muße und<br />
Genuss, aber auch Liebe, Familie, Arbeit, Freundschaft,<br />
Gesundheit und Lebenssinn gehören. Im Einzelnen sieht<br />
ein erfülltes Leben <strong>für</strong> je<strong><strong>de</strong>n</strong> Menschen an<strong>de</strong>rs aus. Und<br />
alles, was als gutes Leben empfun<strong><strong>de</strong>n</strong> wird, kann sich im<br />
Laufe eines Lebens immer wie<strong>de</strong>r än<strong>de</strong>rn. Die meisten<br />
Menschen wollen aber ein gutes und sinnvolles Leben<br />
führen: Sie wollen in ihrer Einzigartigkeit anerkannt und<br />
geliebt wer<strong><strong>de</strong>n</strong>, nicht Not lei<strong><strong>de</strong>n</strong> müssen und das Dasein<br />
genießen. Und sie wollen etwas tun, das <strong>für</strong> an<strong>de</strong>re und<br />
<strong>für</strong> sie selbst Be<strong>de</strong>utung hat. An dieser Stelle gibt das<br />
Evangelium eine Antwort, die mehr ist als die Bestätigung<br />
sozialer, kultureller und ökonomischer For<strong>de</strong>run-<br />
Didaktische Vorbemerkungen<br />
gen. Es antwortet auf die menschlichen Grundbedürfnisse<br />
nach Anerkennung <strong>de</strong>r eigenen Wür<strong>de</strong>, nach Zugehörigkeit<br />
und nach Zukunft 1 .<br />
Als europäische Christinnen und Christen sind wir<br />
spätestens durch die Globalisierung angefragt, unsere<br />
eigenen religiösen und kirchlichen Gewohnheiten zu<br />
relativieren und zu über<strong><strong>de</strong>n</strong>ken. Denn in Europa ist die<br />
Distanz gegenüber <strong><strong>de</strong>n</strong> traditionellen religiösen Institutionen<br />
unübersehbar. Der Glaube spielt nur noch eine<br />
untergeordnete Rolle in unserem Leben. Die Aufklärung,<br />
die wissenschaftliche und technische Entwicklung sowie<br />
die materielle Sicherheit scheinen <strong>für</strong> viele einen Gott<br />
überflüssig zu machen.<br />
Dennoch, trotz Säkularisierung, ist die Religion nicht<br />
verschwun<strong><strong>de</strong>n</strong>. Vielmehr ist Religion eine wichtige<br />
Dimension im Leben vieler mo<strong>de</strong>rner Menschen. Was<br />
unter Religion verstan<strong><strong>de</strong>n</strong> wird, ist jedoch nicht ohne<br />
weiteres i<strong><strong>de</strong>n</strong>tisch mit <strong>de</strong>m Christentum, das die großen<br />
Kirchen repräsentieren. 2 Ein Blick über <strong><strong>de</strong>n</strong> eigenen<br />
Tellerrand in die weltweite Kirche hinein kann dabei<br />
helfen, <strong><strong>de</strong>n</strong> eigenen Glauben bewusster wahrzunehmen<br />
und eigene ethische Einstellungen und Wertmaßstäbe<br />
zu überprüfen.<br />
Mit diesem Unterrichtsmaterial möchten wir einen<br />
Beitrag dazu leisten, die weltweite Ökumene als einen<br />
integralen Bestandteil von Kirche <strong>für</strong> Konfirmandinnen<br />
und Konfirman<strong><strong>de</strong>n</strong> anschaulich und begreifbar zu<br />
machen. Dabei geht es nicht nur darum, kognitiv Wissen<br />
über das Thema Mission und die Eine Welt zu vermitteln,<br />
son<strong>de</strong>rn Bezüge zu <strong><strong>de</strong>n</strong> Menschen dort und ihrem Leben<br />
zu schaffen. 3 Durch <strong><strong>de</strong>n</strong> Perspektivwechsel sollen die<br />
Konfirmandinnen und Konfirman<strong><strong>de</strong>n</strong> ermutigt wer<strong><strong>de</strong>n</strong>,<br />
einen Zusammenhang zwischen frem<strong><strong>de</strong>n</strong> Lebenssituationen<br />
und Normen mit ihrer eigenen Lebenswirklichkeit<br />
und ihren Wertvorstellungen herzustellen. So wird es<br />
möglich, dass scheinbar Selbstverständliches hinterfragt<br />
wird und nach neuen Antworten gesucht wer<strong><strong>de</strong>n</strong> kann.<br />
1 Vgl. Ahrens, Theodor, Warum Mission? Thesen und Anstöße, in:<br />
<strong>mission</strong>.<strong>de</strong>: um Gottes willen – <strong>de</strong>r Welt zuliebe, <strong>Material</strong>heft 1,<br />
Studientexte, Reportagen, Hintergrün<strong>de</strong>, Hamburg 2008, S. 9.<br />
2 Vgl. Ziebertz, Hans-Georg, Warum die religiöse Dimension<br />
<strong>de</strong>r Wirklichkeit erschließen?, in: TheoWeb – Zeitschrift <strong>für</strong><br />
Religionspädagogik,www.theo-web.<strong>de</strong>/zeitschrift/<br />
ausgabe-2002-01/ziebertz02-1.pdf, S. 46 (04.11.2009).<br />
3 Vgl. Karibuni Gott heißt uns willkommen – Leben als Christinnen<br />
und Christen hier und in Afrika, Eine Arbeitsmappe <strong>für</strong> ein<br />
Wochenen<strong>de</strong> mit Konfirman<strong><strong>de</strong>n</strong> und Konfirmandinnen, ems,<br />
Stuttgart 1998, S. 4.