08.03.2013 Aufrufe

Bericht der 4. KatNet-Tagung: Paradigmenwechsel in der ...

Bericht der 4. KatNet-Tagung: Paradigmenwechsel in der ...

Bericht der 4. KatNet-Tagung: Paradigmenwechsel in der ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

5 Kurzfassungen <strong>der</strong> Vorträge aus dem „Interdiszipl<strong>in</strong>ären Forum“<br />

Themenblock 1: Philosophische und juristische Perspektiven auf die Risiko-<br />

vorsorge im Kontext des Klimawandels<br />

Josef Bordat (Berl<strong>in</strong>): „Du sollst nicht fliegen!“ Ethik <strong>in</strong> Zeiten des Klimawandels<br />

Nach <strong>der</strong> Überw<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> atomaren Bedrohung mit dem Ende <strong>der</strong> bipolaren Welt gefährden heute<br />

zwei Phänomene unsere Existenz: zum e<strong>in</strong>en <strong>der</strong> Terrorismus, zum an<strong>der</strong>en <strong>der</strong> Klimawandel. Es<br />

geht mir darum, diese katastrophischen Determ<strong>in</strong>anten des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Zusammenhang<br />

zu br<strong>in</strong>gen.<br />

Terrorismus und Klimawandel s<strong>in</strong>d nicht nur Menschheitsprobleme, weil sie die Menschheit h<strong>in</strong>sicht-<br />

lich ihrer Folgen betreffen (als Frage globaler Sicherheit, die ich mit Bezug auf Podesta/Ogden: The<br />

Security Implications of Climate Change behandeln will), son<strong>der</strong>n auch, weil sie auf e<strong>in</strong> malum morale<br />

des Menschen zurückführbar zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>en, <strong>in</strong>soweit, als <strong>der</strong> Mensch den Klimawandel und die<br />

damit verbundenen Katastrophen (mit)verursacht. Das ist e<strong>in</strong>e Frage <strong>der</strong> Ethik, <strong>der</strong> ich mich ausführli-<br />

cher widmen möchte.<br />

Ist dies im Zusammenhang mit dem Terrorismus als malum morale sui generis unstreitig, so bedarf es<br />

bei dem <strong>in</strong> unterschiedlichen Ausprägungen von malum physicum (Hochwasser, Dürre etc.) sich ma-<br />

nifestierenden Klimawandel e<strong>in</strong>er Rechtfertigung für die Zuschreibung menschlicher Schuld aus mora-<br />

lisch relevanten Verfehlungen. Diese wurde und wird durch Studien geleistet, welche die anthropoge-<br />

nen Ursachen <strong>der</strong> Er<strong>der</strong>wärmung über den vermehrten CO 2 -Ausstoß belegen. Es steht fest: Der<br />

Mensch ist schuld am Klimawandel.<br />

Es ist nun die Aufgabe <strong>der</strong> Ethik, daraus die angemessenen Schlussfolgerungen zu ziehen, um dem<br />

malum morale des Menschen wirkungsvoll bzw. den unreflektiert e<strong>in</strong>setzenden Bezichtigungen e<strong>in</strong>er<br />

aktionistischen Alltagsmoral kritisch zu begegnen sowie dem guten Willen zum guten Handeln e<strong>in</strong>e<br />

argumentative Basis zu bereiten, die den Blick über den <strong>in</strong>dividuellen CO -Schuhabdruck h<strong>in</strong>aus auf<br />

2<br />

e<strong>in</strong>e holistische Moralität lenkt, die dem Menschen – dem <strong>der</strong> jetzt lebt und dem, <strong>der</strong> <strong>in</strong> Zukunft leben<br />

wird – gerecht werden kann.<br />

Kernkonzept des Diskurses ist <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> „Verantwortung“, wobei umstritten ist, welches das ver-<br />

nünftige Maß an Verantwortung für den E<strong>in</strong>zelnen bzw. die Geme<strong>in</strong>schaft se<strong>in</strong> soll, vor dem H<strong>in</strong>ter-<br />

grund des Arguments kontraproduktiver Überfor<strong>der</strong>ung, des generationenübergreifenden, unüber-<br />

schaubaren Zeithorizonts, <strong>der</strong> <strong>in</strong> das handlungstheoretische Kalkül e<strong>in</strong>fließt, und damit zusammen-<br />

hängenden grundsätzlichen Bedenken gegen konsequentialistische Begründungsfiguren <strong>in</strong> <strong>der</strong> Moral-<br />

theorie.<br />

Ohne auf dieses Problem e<strong>in</strong>zugehen o<strong>der</strong> es lösen zu wollen (hierzu wäre etwa e<strong>in</strong>e Ethik aus dem<br />

Verantwortungspr<strong>in</strong>zip christlicher Anthropologie von <strong>in</strong>teressen-, anspruchs- o<strong>der</strong> rechtebasierten<br />

Tier- und Umweltethikansätzen, die verschiedentlich von Vertretern e<strong>in</strong>es naturalistischen Menschen-<br />

bildes verfochten werden, abzugrenzen), sollen im Vortrag (auch vor dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> S<strong>in</strong>tflut-<br />

Erzählung) die Parallelen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sünde/Strafe- bzw. Verantwortung/Folge-Rhetorik <strong>in</strong> <strong>der</strong> aktuellen<br />

Tendenz zur Moralisierung des bislang Außermoralischen („Fleisch essen“, „Auto fahren“) angespro-<br />

chen und damit gezeigt werden, dass die aktuelle moraltheoretische Debatte mit <strong>der</strong> „Klimawandel-<br />

7

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!