bauteil kommandantenhaus - Zugbrücke Festung Dömitz
bauteil kommandantenhaus - Zugbrücke Festung Dömitz
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- 3 - D I E F E S T U N G Z U D Ö M I T Z - B A U T E I L K o M M A N D A N T E N h A U S<br />
<strong>Festung</strong> <strong>Dömitz</strong><br />
BAUTEIL KOMMANDANTENHAUS<br />
Restauratorische und baugeschichtliche Voruntersuchungen<br />
AUSGABE 3<br />
Dokumentation einer Sanierung und Instandsetzung
BAUTEIL KOMMANDANTENHAUS Übersichtsplan Stadt <strong>Dömitz</strong>/Legende zum Plan der <strong>Festung</strong>ssanlage<br />
Fahrgastschiffanleger<br />
Elbe<br />
P<br />
<strong>Festung</strong><br />
An der <strong>Festung</strong><br />
Stadtwall<br />
Am Wall<br />
Schweriner<br />
Kulturhaus<br />
Fritz- Reuter- Straße<br />
Elbstr.<br />
Prome-<br />
Torstr.<br />
An der Bleiche<br />
Rathaus<br />
i<br />
Straße<br />
Goethe str.<br />
Marien<br />
nade<br />
195<br />
Slüterplatz<br />
str.<br />
Schusterstr.<br />
P<br />
Busbahnhof<br />
Wasserstraße<br />
Fr.-Franz-Str.<br />
Am Wall<br />
Legende zum Plan der <strong>Festung</strong>sanlage, rechte Seite:<br />
1 - Kommandantenhaus<br />
2 - Remise<br />
3 - Zeughaus<br />
4 - Freilichtbühne<br />
5 - Kanonenrampe<br />
6 - Blockhaus<br />
7 - Hauptwache<br />
8 - Arrestantenhaus<br />
9 - Wallmeisterhaus<br />
10 - Zwinger Eingangstor<br />
11 - Kasematten<br />
Mühlendeich<br />
Die dove Elbe<br />
Wallstr.<br />
Die dove Elde<br />
Werderstraße<br />
P<br />
P<br />
Stadtwall<br />
Sportboothafen<br />
P<br />
Schleuse<br />
195<br />
Hafen<br />
12 - Bastion Cavalier<br />
13 - Bastion Held<br />
14 - Bastion Drache<br />
15 - Bastion Greif<br />
16 - Bastion Burg<br />
17 - Courtine<br />
18 - Flanke<br />
19 - Face<br />
20 - Wassergraben, Konterescarpe<br />
21 - Wallanlagen, Glacis, Gedeckter Weg, Waffenplätze
Inhaltsverzeichnis/Plan <strong>Festung</strong>sanlage<br />
15<br />
Kommandantenhaus<br />
14<br />
11<br />
3<br />
2<br />
4<br />
17<br />
20<br />
BAUTEIL KOMMANDANTENHAUS Inhaltsverzeichnis/Plan der <strong>Festung</strong>sanlage<br />
Übersichtsplan Stadt <strong>Dömitz</strong>/Legende zum Plan der <strong>Festung</strong>sanlage<br />
Inhaltsverzeichnis/Plan der <strong>Festung</strong>sanlage<br />
Vorwort<br />
Einleitung<br />
Torhaus - „Altes hohes Haus“<br />
Der Bleiturm<br />
Weiteres zur Burg im Mittelalter<br />
Veränderungen mit dem Bau der <strong>Festung</strong> in der Renaissance<br />
Die Umbauten des 17. Jahrhunderts<br />
Das Dachwerk von 1691<br />
Veränderungen im 18. Jahrhundert<br />
Das 19. und 20. Jahrhundert<br />
Zur Sanierung<br />
Anhang - Aus den Inventaren 1576 und 1610<br />
Impressum<br />
1<br />
16<br />
5<br />
6<br />
7<br />
17<br />
8<br />
19<br />
21<br />
18<br />
13<br />
10<br />
12<br />
9<br />
0<br />
1<br />
3<br />
4<br />
5<br />
11<br />
13<br />
15<br />
17<br />
23<br />
25<br />
29<br />
32<br />
35<br />
40<br />
1
2<br />
Abbildung unten:<br />
Ausschnitt vom Plan mit <strong>Festung</strong>sanlage von Z. J. Plener, 1767
Vorwort<br />
Die ersten beiden Ausgaben der Heftreihe über die 2002<br />
begonnene Sanierung der <strong>Festung</strong> zu <strong>Dömitz</strong> haben eine<br />
große Resonanz bei Besuchern und in der Fachwelt gefunden.<br />
Mit der hier vorliegenden Dokumentation über die<br />
restauratorischen Untersuchungen am Kommandantenhaus,<br />
dem Hauptgebäude der <strong>Festung</strong>, werden die bisherigen<br />
Publikationen zum Stand der Planung und Sanierung<br />
fortgesetzt. Dabei wird das Interesse des Lesers nicht nur<br />
auf die Ergebnisse der Bauforschung gelenkt, sondern in<br />
anschaulicher Weise werden die Zusammenhänge zwischen<br />
der baulichen und zeitgeschichtlichen Entwicklung<br />
beschrieben. Daher spricht diese Ausgabe mit der Darstellung<br />
von Schadensbildern nicht nur den Baukundigen an,<br />
sondern bietet auch dem geschichtlich Interessierten einen<br />
Überblick und das Verständnis über die verschiedenen Baufassungen<br />
und Umbauten seit Errichtung des Kommandantenhauses.<br />
Wegen des partiell sehr schlechten baulichen Zustandes<br />
mussten bereits Teile der Ausstellung für die Besucher gesperrt<br />
werden. Daher hat die Sanierung des Kommandantenhauses<br />
für die Stadt oberste Priorität.<br />
Die GOS mbH als treuhänderischer Sanierungsträger ist von<br />
der Stadt <strong>Dömitz</strong> beauftragt worden, federführend alle notwendigen<br />
Untersuchungen und Planungen zu veranlassen.<br />
So liegen die ersten von Architekten und Fachingenieuren<br />
erarbeiteten Entwürfe bereits vor. In diesen wird fachlich<br />
fundiert zwischen Erhalt und Wiederherstellung der vom<br />
Restaurator empfohlenen und mit der bauhistorischen Entwicklung<br />
identischsten Baufassung und der Anpassung des<br />
BAUTEIL KOMMANDANTENHAUS Vorwort<br />
Hauses an heutige technische Anforderungen abgewogen.<br />
Darüber hinaus sind die hier zusammengefassten restauratorischen<br />
Untersuchungen Grundlage für weitergehende<br />
planerische Entscheidungen im Kontext zur Gesamtanlage<br />
<strong>Festung</strong>, die Abstimmungen mit den Denkmalschutzbehörden<br />
und die Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten für<br />
das anspruchsvolle Vorhaben.<br />
Das Kommandantenhaus wird heute als stadt- und regionalgeschichtliches<br />
Museum genutzt, die Turmgalerie bietet<br />
wechselnden Ausstellungen die passenden Räume und der<br />
Pulverkeller ist jährlich Veranstaltungsort für den von der<br />
Universität Rostock moderierten Tag zur Landesgeschichte.<br />
Nicht nur das Gebäude, auch seine Ausstellung bedarf<br />
einer zeitgemäßen Überarbeitung. Daher sind die Erkenntnisse<br />
des Restaurators aus der umfangreichen Analyse der<br />
Bausubstanz und die sich daraus ergebenden Sanierungsempfehlungen<br />
von entscheidender Bedeutung für die Suche<br />
nach notwendigen Alternativen zu den heutigen Nutzungen<br />
im Kommandantenhaus.<br />
Nicht zuletzt werden sich die Untersuchungsergebnisse<br />
und die Schlussfolgerungen daraus in einem in der Bearbeitung<br />
befindlichen Konzept über die Neuorientierung<br />
der Ausstellung im Museum und für die Erarbeitung von<br />
umsetzbaren Vorschlägen zur nachhaltigen Vermarktung<br />
der <strong>Festung</strong> widerspiegeln. Thematisch kann dies für das<br />
Kommandantenhaus eine neue Zukunft bedeuten: die<br />
einzige Ausstellung zur Wehrgeschichte Mecklenburg-<br />
Vorpommerns im Land. Einen Grundstein dafür hat der Restaurator<br />
mit der vorliegenden Arbeit gelegt.<br />
Norbert Thiele<br />
GOS mbH<br />
Abbildung:<br />
Sandsteinblock mit Groteskenkopf aus der Renaissance<br />
in der Terrassenmauer<br />
3
4<br />
BAUTEIL KOMMANDANTENHAUS Einleitung<br />
Einleitung<br />
Das Kommandantenhaus ist schon von weitem gut zu<br />
sehen, denn es ist das größte und höchste Gebäude der<br />
<strong>Festung</strong>. Es befindet sich im Nordosten der Zitadelle und<br />
steht etwas erhöht auf einer Terrasse. Seit 1953 wird dieses<br />
Haus als Heimatmuseum der Stadt <strong>Dömitz</strong> genutzt,<br />
diente aber im Laufe der Geschichte als „fürstliches Haus“,<br />
als Schloss, als Sitz des Kommandanten der <strong>Festung</strong> und<br />
im 20. Jahrhundert wurden hier Wohnungen sowie der<br />
Reichsarbeitsdienst untergebracht. Im folgenden Beitrag<br />
soll es unabhängig von seiner jeweiligen Nutzung als Kommandantenhaus<br />
bezeichnet werden.<br />
Zur Vorbereitung der Sanierung des Gebäudes konnten<br />
2006/07 umfangreiche restauratorische und baugeschichtliche<br />
Untersuchungen durchgeführt werden. 1 Deren<br />
Ergebnisse sollen helfen, die Ursachen für Verformungen<br />
und Risse im Bauwerk zu finden sowie einen sachgemäßen<br />
Umgang mit diesem kulturhistorisch bedeutenden Gebäude<br />
ermöglichen. Auf ihrer Grundlage können die erforderlichen<br />
Bauarbeiten und deren Kosten genauer geplant<br />
werden. In dem Gebäudekomplex befinden sich die ältesten<br />
noch vorhandenen Bauteile der <strong>Festung</strong>. Sie waren<br />
Bestandteil der mittelalterlichen Burganlage und wurden<br />
erbaut, noch bevor der Mecklenburger Herzog in der Renaissance<br />
die fünfeckige Zitadelle mit den vorspringenden<br />
Bastionen errichten ließ.<br />
<strong>Dömitz</strong> wurde 1230 im Ratzeburger Zehntregister zum<br />
ersten Mal urkundlich erwähnt und 1259 bezeichnete<br />
man den Ort als civitas (Stadt) 2 . Der ursprüngliche Name<br />
„Domelitz“ weist auf eine ehemals slawische Ansiedlung<br />
hin. Seit dem Ende des 12. und bis zum Beginn des 14.<br />
Jahrhunderts gehörte das Land zwischen Elbe und Elde<br />
zur Grafschaft Dannenberg3 . Dann folgten häufige Wechsel<br />
der Besitzer. Erst 13344 wurde eine Burg ausdrücklich<br />
erwähnt, jedoch wird diese zum Schutz der bereits bestehenden<br />
Stadt, der Elbzollstelle (1237) und der Münze schon<br />
im 13. Jahrhundert vorhanden gewesen sein. Als die Burg<br />
sich zu einem Raubritterort entwickelt hatte, nahmen sie<br />
die Lübecker im Verbund mit anderen Städten 1353 ein<br />
und brachen dort einen Turm nieder. Im Jahre 1372 erhielt<br />
der Mecklenburger Herzog Albrecht die Stadt und Burg<br />
<strong>Dömitz</strong> und seitdem gehörten sie mit Ausnahme der Zeit<br />
von 1420 bis 1423 zum Land Mecklenburg. Bei einer Verpfändung<br />
der Burg im Jahr 1372 wurde die Instandsetzung<br />
des Hauses und der Wehranlagen in Auftrag gegeben. 5 Mit<br />
der Weiterentwicklung der Militärtechnik durch die Verwendung<br />
von Feuergeschützen konnte die alte Burganlage<br />
ihren Verteidigungsaufgaben nicht mehr gerecht werden.<br />
Herzog Johann Albrecht I. ließ in den Jahren von 1558 bis<br />
1565 am Ort der Burg eine moderne <strong>Festung</strong> mit Hilfe von<br />
italienischen Handwerkern bauen. Diese standen zu Beginn<br />
unter der Leitung ihres Baumeisters Franceso a Bornau. 6 In<br />
dieser Bauphase wurden ältere Gebäude der Burg innerhalb<br />
der Zitadelle belassen und weiter genutzt.<br />
Dies ist eine kurze Darstellung der bekannten Daten zur<br />
Entwicklung der Stadt und Burg <strong>Dömitz</strong> im Mittelalter. Im<br />
Folgenden sollen hauptsächlich die Untersuchungsergebnisse<br />
zur Geschichte und zu den baulichen Veränderungen<br />
des aus mehreren Teilen bestehenden Kommandantenhauses<br />
erläutert werden. Dabei werden die Befunde der Untersuchungen<br />
mit den bildlichen Darstellungen der <strong>Festung</strong><br />
und den schriftlichen Quellen verglichen. Zum Teil konnten<br />
letztere im Rahmen dieser Arbeit neu eingesehen und ausgewertet<br />
werden.<br />
Abbildung links:<br />
Kommandantenhaus, Ansicht von Westen
Torhaus - „Altes hohes Haus“<br />
Kommt man durch die gewölbte Durchfahrt auf die <strong>Festung</strong>,<br />
sieht man auf der rechten Seite, im Norden, ein hohes<br />
backsteinernes Gebäude, das durch ein Rautenmuster<br />
im Mauerwerk auffällt (Abb. 1). Dieses Ornament, gebildet<br />
aus schwärzlich gebrannten Backsteinen, lässt eine Errichtung<br />
des heute als Turm bezeichneten Gebäudes im 15.<br />
Jahrhundert annehmen. Zwar gibt es solche Rautenmuster<br />
im Gebiet des Deutschen Ritterordens schon im 14. Jahrhundert,<br />
jedoch sind sie in unserer Region erst ab etwa<br />
1400 anzutreffen. Auch die kreisförmige Blendnische an<br />
der Ostfassade spricht für eine solche Datierung. Dieses<br />
reichlich 8 m breite, ca. 10 m lange und mit Keller mehr als<br />
13 m hohe Haus war ursprünglich freistehend und nur im<br />
Nordwesten durch eine ebenso hohe Mauer mit den dahinterliegenden<br />
Burggebäuden verbunden. Auf einem Plan,<br />
der von dem aus Emden stammenden und in Diensten des<br />
Mecklenburger Herzogs Adolf Friedrich I. stehenden Baumeisters<br />
Ghert Evert Piloot 1612 gezeichnet wurde, ist diese<br />
bauliche Situation gut zu erkennen (Abb. 2). Das Mauerwerk<br />
der Nord-, Ost- und Südfassade hat eine Stärke von<br />
etwa 2,4 m. Dagegen ist die Westwand, die heute im Inneren<br />
des Kommandantenhauses liegt, nur etwa 1,4 m dick.<br />
Hieraus kann man schließen, dass die stärkeren Mauern zu<br />
den Außenseiten der Burg zeigten und die um einen Meter<br />
dünnere Wand zum Burginneren lag. Auch die jeweils in<br />
der Nord- und an der Ostfassade nachweisbaren schmalen<br />
schlitzartigen und damit wehrhaften mittelalterlichen Fenster<br />
weisen auf eine Ausrichtung zur Außenseite der Burg<br />
hin (Abb. 3). An der Ostfassade befindet sich eine größere,<br />
oben segmentbogenförmig abgeschlossene Öffnung, die<br />
heute zugemauert ist. Durch die jetzigen Untersuchungen<br />
konnte diese eindeutig als Toröffnung bestimmt werden.<br />
Selbst ein im Mittelalter eingesetzter Stützkloben für die<br />
nach außen öffnenden Torflügel wurde noch vorgefunden<br />
(Abb. 4). Im Inneren ist diese Öffnung spitzbogig überwölbt<br />
(Abb. 5). Interessanterweise befindet sich genau gegenüber,<br />
also in der schmaleren Westwand des Gebäudes,<br />
die zum Burginneren zeigte, eine ebensolche Öffnung. Man<br />
kann also mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass es<br />
sich hier um eine mittelalterliche Tordurchfahrt und damit<br />
bei dem Gebäude ursprünglich um ein Torhaus handelte.<br />
Auch die Aufwertung des Gebäudes durch das Rautenmuster<br />
und die vorhandene Kreisblende rechts oberhalb des<br />
Portals (sicherlich existierte links ebenfalls eine) deutet<br />
auf eine solche, auch repräsentative Funktion hin (Abb. 6).<br />
Die an der Nordwestecke des heute als Turm bezeichne-<br />
ten Gebäudes abgehende, etwa 8 m lange und über 2,5<br />
m dicke Backsteinmauer ist mit ihm verzahnt und wurde<br />
gleichzeitig mit diesem im 15. Jahrhundert erbaut. Da<br />
keine weiteren mittelalterlichen Verzahnungen an dieser<br />
Mauer und am anschließenden Gebäude (Bleiturm) vorhanden<br />
sind, kann sie nur als Ringmauer der Burg gedient<br />
haben. Im Erdgeschoss sind heute noch zwei mittelalterliche<br />
Segmentbogennischen mit schrägen Leibungen in dieser<br />
Mauer zu sehen, deren Lichtöffnungen nach Nordwesten<br />
sehr schmal (ca. 26 cm) gewesen sein müssen. Da sich<br />
diese Scharten in der Ringmauer der Burg befanden und<br />
nach den bisherigen Erkenntnissen in einen offenen Hof<br />
führten, können sie nicht zur Belichtung gedient haben.<br />
Mit dem Einsatz von Handfeuerwaffen im 15. Jahrhundert<br />
sind auch Schießscharten in niedriger Lage, hier ca. 2 m<br />
über dem Gelände, möglich. 7<br />
Abbildung unten:<br />
1 - Rautenmuster aus dunkel gebrannten Backsteinen an<br />
der Ostfassade, typisch für das 15. Jh. in dieser Region<br />
1<br />
BAUTEIL KOMMANDANTENHAUS Torhaus - „Altes hohes Haus“<br />
5
1<br />
6 BAUTEIL KOMMANDANTENHAUS Torhaus - „Altes hohes Haus“<br />
Abbildung unten:<br />
2 - <strong>Festung</strong> <strong>Dömitz</strong>, Plan von Piloot 1612 (Detail):<br />
Bezeichnungen der Gebäude, wie sie sich aus dem Inventar<br />
von 1576 und der Beschreibung von 1610 ergeben,<br />
1 – zwei <strong>Zugbrücke</strong>n, 2 – des Hauptmanns Wohnung, 3<br />
– das „alte hohe Haus“ mit den Gemächern des Herzogs<br />
bzw. das „Fürstliche Haus“, 4 - „Bleiturm“, 5 – Küche,<br />
6 – Hofstuben, dabei ein Turm mit Uhr, 7 – Zeughaus, 8<br />
– Brau- und Backhaus, 9 – Soldaten Stuben, 10 – dieser<br />
Mauerzug ist nicht genau beschrieben
Am Mauerwerk lassen sich drei ehemalige mittelalterliche<br />
Geschosse nachweisen, die in etwa den heutigen entsprechen<br />
(Abb. 7-10). Das Kellergeschoss hat auch im Inneren<br />
sein mittelalterliches Aussehen weitgehend bewahrt. In<br />
diesem befinden sich zwei Räume, von denen der südliche<br />
mit einem einen Stein dicken mittelalterlichen Tonnengewölbe<br />
versehen ist. Den nördlichen Raum wölbte<br />
man erst in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Besonders<br />
eindrucksvoll sind die ursprünglichen Fensternischen auf<br />
der Ostseite (Abb. 11). Sie verjüngen sich nach außen, so<br />
dass nur eine kleine Öffnung übrig blieb. Diese Öffnungen<br />
dienten zur Beleuchtung der Vorratsräume. Ob die Nischen<br />
auch zum Abschuss von Feuerwaffen genutzt wurden,<br />
kann nur vermutet werden. Dann müsste die Kellerostwand<br />
im Mittelalter frei gestanden haben. Die Nischen<br />
sind so ausgebildet, dass ein Schütze bis auf etwa 1,10 m<br />
an die Außenkante herantreten konnte. Allerdings hätte<br />
er nur ein sehr kleines Schussfeld gehabt. Im Erdgeschoss<br />
lassen sich ebenfalls zwei ursprüngliche Räume nachweisen,<br />
wovon der nördliche die Tordurchfahrt bildete. Diese<br />
war auch mit einer einen Stein dicken mittelalterlichen<br />
Tonne gewölbt, die aber im 19. Jahrhundert durch ein neues<br />
Gewölbe ersetzt wurde. Auffällig sind hier die beiden<br />
großen spitzbogigen Wandöffnungen, durch die ehemals<br />
die Durchfahrt verlief. Auch die seitlichen Nischen in den<br />
Abbildungen unten:<br />
3 - Schmale hohe mittelalterliche Fensteröffnung im OG<br />
an der Nordfassade des „alten hohen Hauses“<br />
4 - Ehemaliges mittelalterliches Burgtor mit noch vorhandenen<br />
Stützkloben zum Einhängen der Torflügel an der<br />
Ostfassade<br />
3<br />
4 5<br />
Leibungen wurden gleichzeitig mit dem Tor im 15. Jahrhundert<br />
gemauert. Über die mittelalterlichen Öffnungen<br />
im südlichen Raum des Erdgeschosses ist bisher sehr wenig<br />
bekannt. Nur in der Mitte der Westwand wurde eine, mit einem<br />
Segmentbogen überwölbte, mittelalterliche Öffnung<br />
gefunden, die zumindest im 19. Jahrhundert als Durchgang<br />
benutzt wurde. Im Obergeschoss waren zwei Räume<br />
vorhanden, wobei im nördlichen dieser beiden heute noch<br />
zwei mittelalterliche schmale hohe Fensteröffnungen<br />
(Außenmaße ca. 26 cm x 135 cm) nachgewiesen werden<br />
können. Ob diese Lichtschlitze auch als Schießscharten<br />
dienten, kann nicht mehr geklärt werden, da die inneren,<br />
ehemals schrägen Nischen heute stark verändert sind. Es<br />
musste in einer solchen Nische genügend Platz vorhanden<br />
sein, dass der Schütze sich mit seiner Waffe bewegen und<br />
nah genug an die Schartenöffnung herankommen konnte.<br />
Im südlichen Raum befand sich nach Osten eine große<br />
Nische mit einer rechtwinkligen Leibung und einer Öffnung<br />
oder einem Erker nach außen. Die Räume im Obergeschoss<br />
waren wahrscheinlich ursprünglich nicht gewölbt,<br />
da bereits im Inventar von 15768 keine Gewölbe angegeben<br />
werden. Vom Dachgeschoss des 15. Jahrhunderts hat<br />
sich nichts mehr erhalten. Auf dem Stich von Merian von<br />
1653 sind die Sparren eines hohen Satteldaches zu sehen,<br />
die vielleicht noch mittelalterlich sind. Zur vertikalen Er-<br />
5 - EG im „alten hohen Haus“, spitzbogige Nische, ehemaliges<br />
Burgtor von innen<br />
7
8 BAUTEIL KOMMANDANTENHAUS Torhaus - „Altes hohes Haus“<br />
schließung des Gebäudes konnten bisher keine baulichen<br />
Befunde erzielt werden. Die von A. F. Lorenz im Mauerwerk<br />
der Südwestecke vermutete Treppe zum Keller wurde noch<br />
nicht nachgewiesen. 9 Auffällig sind nur Störungen in diesem<br />
Bereich und es ist bis jetzt ungeklärt, warum hier in<br />
der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts über die gesamte Höhe<br />
des Gebäudes das Mauerwerk erneuert wurde. 10 In den Inventaren<br />
wird keine Wendeltreppe erwähnt, obwohl diese<br />
an anderen Stellen durchaus vermerkt werden. Denkbar<br />
sind hölzerne Stiegen im Inneren oder zur Burgseite außen<br />
angebrachte Treppen, wie man sie im Plan von 1612 auf<br />
der Westseite zu erkennen glaubt. Allerdings sind die eingezeichneten<br />
Anbauten eventuell keine Treppen, da hier<br />
im Inventar von 1576 nur eine „Anlehnung“, die als Lagerraum<br />
genutzt wird, eingetragen ist. 11<br />
Die verwendeten mittelalterlichen Backsteine haben in<br />
der Regel ein Format von 28,5 …30 x 13,5…14 x 8,5…9,5<br />
cm³ und es wechseln sich Läufer mit Bindern ab. Der Kalkmörtel<br />
zwischen den Fugen wurde leicht gegratet, indem<br />
man den Mauermörtel in der oberen Hälfte der Fuge mit<br />
der Kelle etwas schräg, unter den oberen Stein gedrückt,<br />
Abbildung unten:<br />
6 - Zeichnung der mittelalterlichen Ostfassade des Torhauses<br />
(„altes hohes Haus“)<br />
6<br />
glatt verstrich. Im unteren Teil der Fuge wurde der überschüssige<br />
Mörtel mit der Kellenkante nach unten abgekratzt.<br />
So entstand dieses dachförmige Profil, welches das<br />
Mauerwerk akkurater aussehen lässt. Die Wände wurden<br />
als Schalenmauerwerk errichtet. Zuerst mauerte man die<br />
Innen- und Außenseite der Wand aus Backsteinen und<br />
Kalkmörtel, d. h. jeweils eine Schale von etwa einem Stein<br />
Dicke in Abschnitten von vier Steinschichten übereinander.<br />
Nur die erste Backsteinlage reichte etwas tiefer in den<br />
Kern, etwa zweieinhalb Steine. Dann verfüllte man diese<br />
Segmente mit Feldsteinen, Ziegelbruch und einem etwas<br />
mageren Kalkmörtel (Kernmörtel). So konnten teure und<br />
zeitaufwendig herzustellende Backsteine gespart werden.<br />
Für das Mittelalter muss man sich das Gebäude backsteinsichtig<br />
vorstellen. Dafür sprechen die aus dunkel gebrannten<br />
Steinen gebildeten Rauten und die Tatsache, dass hinter<br />
der Vermauerung der Toreinfahrt aus der Renaissance<br />
keine Anstriche vorhanden sind.<br />
Zusammenfassend kann man feststellen, dass dieses nach<br />
außen besonders dekorativ gestaltete Gebäude mit drei<br />
mittelalterlichen massiven Geschossen im 15. Jahrhundert
als Torhaus errichtet wurde. Die starken Mauern und der<br />
abweisende Charakter durch die schlitzartigen Scharten<br />
deuten darauf hin, dass es am Rande der Burg gestanden<br />
hat. Zur Durchfahrt im Erdgeschoss führte wahrscheinlich<br />
eine Brücke über einen Graben, denn die Fenster des Kellers<br />
links und unterhalb des Tores lagen sehr viel tiefer.<br />
Vielleicht dienten sie auch zur Verteidigung der Brücke<br />
und wurden als Schießscharten benutzt. Auf der Westseite<br />
des Gebäudes konnte das Gelände wesentlich höher sein,<br />
da der Keller hier keine Öffnungen hatte. So war es möglich,<br />
die Burg durch die innenliegende Toröffnung ebenerdig<br />
in Höhe des Erdgeschosses zu betreten. Betrachtet<br />
man den 1612 von Ghert Evert Piloot erstellten Plan, fällt<br />
die besondere Schrägstellung dieses Hauses gegenüber<br />
den anderen Gebäuden der <strong>Festung</strong> auf. Die Achsen stimmen<br />
in etwa mit den Haupthimmelsrichtungen überein<br />
7<br />
und vielleicht hat man das Gebäude nach Osten ausgerichtet.<br />
Nicht selten wurden in Obergeschossen von Torbauten<br />
kleine Kapellen eingerichtet. Denkbar wäre hierfür<br />
der südliche Raum im Obergeschoss mit der ehemaligen<br />
größeren Nische nach Osten. Im Inventar von 1576 werden<br />
hier die Gemächer der Herzogin angegeben. Einen Hinweis<br />
auf eine Kapelle gibt es allerdings nicht. Wahrscheinlicher<br />
ist aber die Ausrichtung des Torbaus nach der Stadt, der<br />
Brücke über die kleine Elbe und der Kirche von <strong>Dömitz</strong>,<br />
denn letztere liegt dem Tor in gerader Linie gegenüber. 12<br />
Im Spätmittelalter wurde oftmals der Zugang an einfacher<br />
zugängliche Burgseiten verlagert. 13 Mit dem Bau dieses<br />
Torgebäudes nach 1400 ist auch belegt, dass man nach der<br />
starken Beschädigung der Burg durch die Lübecker im Jahr<br />
1353 noch größere Bauaufgaben zur Fortifikation und zur<br />
Repräsentation verwirklichte.<br />
Abbildung links:<br />
7 - Baualtersplan<br />
Kellergeschoss<br />
9<br />
mittelalterliche Bauphase 14. Jh.<br />
mittelalterliche Bauphase 15. Jh.<br />
Bauphasen der Renaissance (16. od. 17. Jh.)<br />
barocke Bauphasen 17. Jh.<br />
barocke Bauphasen 17. und 18.Jh.<br />
barocke Bauphasen 2. Hälfte 18. Jh.<br />
Bauphasen des 19. Jh.<br />
Bauphasen ab ca. 1900
10<br />
BAUTEIL KOMMANDANTENHAUS Torhaus - „Altes hohes Haus“<br />
8<br />
9<br />
10
Der Bleiturm<br />
Nordwestlich dieses Torhauses befand sich ein sehr massives<br />
und fast quadratisches Backsteingebäude (ca. 16 m<br />
x 17 m) mit einer Mauerwerksstärke im Erdgeschoss von<br />
fast drei Metern. Die ersten beiden Geschosse dieses Baus<br />
sind heute Bestandteil des Kommandantenhauses. Dieser<br />
Gebäuderest wird in den Inventaren von 1576 und 161014 als Bleiturm und heute als Pulverkeller bezeichnet. Der<br />
Denkmalpfleger A. F. Lorenz vertauschte die Bezeichnungen<br />
in seinen Beschreibungen und Plänen, so dass in der<br />
Literatur dazu falsche Angaben gemacht werden. An Hand<br />
der Darstellungen in den Inventaren und deren Überprüfung<br />
an der noch vorhandenen Bausubstanz lässt sich dem<br />
massiven mittelalterlichen Gebäuderest im nordwestlichen<br />
Teil des Kommandantenhauses die Bezeichnung „Bleiturm“<br />
sicher zuordnen und soll auch bei den weiteren Darstellungen<br />
verwendet werden. Er entstand nach Aussagen des<br />
Archäologen noch im 14. Jahrhundert, wahrscheinlich sogar<br />
in der 1. Hälfte. 15 Der vorhandene Mauerverband mit<br />
einem Wechsel von Läufern und Bindern in einer Schicht<br />
ist zwar im 14. Jahrhundert schon möglich, aber doch eher<br />
für das 15. Jahrhundert typisch. Im Nordosten stößt die<br />
oben beschriebene Ringmauer gegen den Bleiturm. An der<br />
geraden, ohne Verzahnung durchgehenden Baunaht kann<br />
Abbildungen links:<br />
8 - Baualtersplan Erdgeschoss<br />
9 - Baualtersplan 1. Obergeschoss<br />
10 - Baualtersplan 2. Obergeschoss<br />
Abbildungen rechts:<br />
11 - Mittelalterliche Fensteröffnung im Keller des „alten<br />
hohen Hauses“, die ursprüngliche Lichtöffnung war<br />
schmaler und lag tiefer als heute<br />
mittelalterliche Bauphase 14. Jh.<br />
mittelalterliche Bauphase 15. Jh.<br />
Bauphasen der Renaissance (16. od. 17. Jh.)<br />
barocke Bauphasen 17. Jh.<br />
barocke Bauphasen 17. und 18. Jh.<br />
barocke Bauphasen 2. Hälfte 18. Jh.<br />
Bauphasen des 19. Jh.<br />
Bauphasen ab ca. 1900<br />
BAUTEIL KOMMANDANTENHAUS Der Bleiturm<br />
man eindeutig erkennen, dass die Ringmauer und damit<br />
auch das gleichzeitig errichtete Torhaus an den bereits<br />
bestehenden Bleiturm angesetzt wurden. Dessen Mauerwerksoberfläche<br />
ist auch im Bereich der Baunaht sauber<br />
ausgeführt, einschließlich der gratförmig profilierten<br />
Fugen. Dies konnte nur gelingen, solange die Ringmauer<br />
noch nicht existierte. Der Bleiturm wird bereits 1576 nur<br />
noch „zwei gewelbe hoch“ und „oben mit einem holtzern<br />
Spondach gedecket … das Pflaster (Fußboden des Daches)<br />
von Blei überlegt“ beschrieben. Unten befand sich der gewölbte<br />
Weinkeller und hierüber war ein „gleich“ gewölbter<br />
Lagerraum. Für das Gebäude können heute noch zwei mittelalterliche<br />
Geschosse nachgewiesen werden. Ursprüngliche<br />
mittelalterliche Fenster- oder Türöffnungen sind nicht<br />
vorhanden. Diese können, wenn sie überhaupt existierten,<br />
nur kleiner als die jetzigen Öffnungen gewesen sein. Auf<br />
Grund der Tatsache, dass es sich hier um ein Gebäude mit<br />
fast quadratischem Grundriss mit besonders starken Mauern<br />
ohne größere Öffnungen handelte, lässt sich, entsprechend<br />
der Bezeichnung in den Inventaren, ein ursprünglicher<br />
Turm vermuten. 1353 nahmen die Lübecker die Burg<br />
<strong>Dömitz</strong> ein und brachen einen Turm ab. 16 Möglicherweise<br />
handelt es sich um diesen Turm, da dieser zu jener Zeit<br />
11<br />
11
12 BAUTEIL KOMMANDANTENHAUS Der Bleiturm<br />
schon gestanden haben könnte. 1571 flog auf der <strong>Festung</strong><br />
ein vom Blitzstrahl getroffener Pulverturm in die Luft. 17 Es<br />
ist aber nicht bekannt, um welches Gebäude es sich dabei<br />
handelte. Die namengebende Verwendung von Bleiplatten<br />
im Dachstuhl könnte zum Schutz vor Feuer oder Beschuss<br />
gedient haben.<br />
Von Anfang an waren in beiden Geschossen Gewölbe geplant,<br />
jedoch erst etwas später, im 16. Jahrhundert, ausgeführt<br />
worden. Die mittelalterlichen Auflager für die<br />
Gewölbe stellte man bereits beim Mauern der Wände her,<br />
denn der Mörtel in den Fugen ist in diesen Bereichen glatt<br />
verstrichen. Allerdings waren diese Fugen bereits verschmutzt,<br />
bevor in der Renaissance die Gewölbe errichtet<br />
wurden, die im Inventar von 1576 Erwähnung finden.<br />
Die abgeschlagenen Ansätze für diese Gewölbe sind heute<br />
noch zu erkennen. Im Obergeschoss befand sich ein einen<br />
Stein (ca. 29 cm) dickes Gewölbe.<br />
Um den Bleiturm war das Gelände in etwa so hoch wie der<br />
Fußboden der Durchfahrt im Erdgeschoss des Torhauses.<br />
Nur so war auch eine ebene Fahrt in die Burg möglich.<br />
Im Inneren des Kommandantenhauses sieht man heute die<br />
später freigegrabenen Feldsteinfundamente des Bleiturmes.<br />
Diese lagen ursprünglich alle im Erdreich und erst das<br />
darübersitzende Backsteinmauerwerk war sichtbar. Das<br />
Fundament des mittelalterlichen Gebäudes wurde an der<br />
Nordwestseite durch die Archäologen ergraben. Hier zeigte<br />
sich folgendes Bild: Das Gebäude steht an dieser Stelle<br />
auf einem etwas älteren (um 1280 entstandenen) Nutzungshorizont,<br />
der aus einer schwarzen, humushaltigen<br />
Erdschicht besteht (Abb. 12). 18 Auf diese Schicht wurden<br />
übereinander mehrere Feldsteinlagen gelegt, die jeweils<br />
lagenweise mit Sand von der Nordwestseite angeschüttet<br />
wurden. Auch die Verfüllung zwischen den Feldsteinen<br />
besteht nur aus dunklem, sandigem Erdmaterial. Dieser<br />
Befund konnte durch eine Bohrung im Erdgeschoss in die<br />
Nordostwand und durch Fotos vom Durchbruch durch die<br />
Südostwand bestätigt werden. Erst im oberen Bereich, als<br />
man Backsteine für die äußeren Mauerschalen verwendete,<br />
wurden die Feldsteine vermörtelt. Bei einer Mauerwerksöffnung<br />
in der Nordwestfassade (außen) konnte festgestellt<br />
werden, dass die Feldsteine des Fundamentes bis in<br />
eine Höhe von 2,2 m über OK heutiges Hofniveau nur in<br />
Sand verlegt wurden. Daraus folgt, dass das ursprüngliche,<br />
zu diesem Bau gehörige Geländeniveau infolge von Aufschüttungen<br />
wesentlich höher lag als heute, denn nur der<br />
Erddruck verhindert das Wegrollen der nicht mit Mörtel<br />
verbundenen Steine (Abb. 13). Heute werden die Feldsteine<br />
durch eine im Barock und im 19. Jahrhundert vorgesetzte,<br />
ca. 45 cm dicke Backsteinschale gehalten. Bautechnisch<br />
interessant ist außerdem die Tatsache, dass man im 14.<br />
Jahrhundert den ersten Mauerwerksabschnitt unmittelbar<br />
auf dem Feldsteinfundament und die Ecken des Gebäudes<br />
mit einem sehr festen und sehr feinen Kalkmörtel mauerte.<br />
Legt man entnommene Mörtelproben in Salzsäure, so<br />
lösen die Stücken fast nicht auf. Somit kann man davon<br />
ausgehen, da es sich beim Bindemittel nachweislich nicht<br />
um Gips handelt19 , dass man im Mittelalter hydraulischen<br />
Kalk verwendete. Dagegen wurde einen reichlichen Meter<br />
weiter oben und zwischen den bereits errichteten Ecken<br />
des Bleiturmes mit einem gröberen und nicht so festen<br />
Kalkmörtel weitergemauert. Die Backsteine haben etwas<br />
unterschiedliche Formate, aber meist eine Größe von 29<br />
… 31 x 13,5 … 15 x 8,5 … 10 cm³ und häufig wechseln<br />
sich Läufer mit Bindern ab. Mit einem leichten Grat profilierte<br />
man den Mörtel in den Fugen (Abb. 14). Vor dem<br />
Bau der Ringmauer und des Torhauses im 15. Jahrhundert<br />
strich man das Backsteinmauerwerk außen nicht, da keine<br />
Farbreste hinter der angefügten Mauer zu finden sind.<br />
Auch später sind für das Mittelalter keinerlei Anstriche<br />
oder Putze nachweisbar. An der Nordecke des Gebäudes<br />
ging zumindest in Teilbereichen das mittelalterliche Mauerwerk<br />
weiter nach Nordwesten und an der Südecke setzte<br />
sich eine halbsteindicke Wand nach Südwesten fort. Diese<br />
Mauerwerksbereiche wurden später abgeschlagen und deren<br />
Bedeutung konnte bisher nicht geklärt werden.<br />
Auf einer mittelalterlichen Burg stehen sich begrifflich<br />
„Turm“ und „Haus“ sowie „Wohnlichkeit“ und „Wehrhaftigkeit“<br />
gegenüber. 20 Unser Wissen über die Bezeichnung der<br />
Gebäude in <strong>Dömitz</strong> stammt aus nachmittelalterlicher Zeit,<br />
aus den Inventaren von 1576 und 1610. Möglicherweise<br />
haben sich aber diese Begriffe aus älterer Zeit erhalten. Sicherlich<br />
stellt man sich einen Turm mit so dicken Mauern,<br />
wie sie der Bleiturm aufweist, höher vor als er seit mindestens<br />
dem Ende des 16. Jahrhunderts ist. Ob er teilweise<br />
abgetragen oder nicht vollendet worden ist, konnte nicht<br />
nachgewiesen werden. Die beiden vorhandenen Geschosse<br />
hatten, wenn überhaupt, nur sehr kleine Öffnungen. Dies<br />
spricht für die Wehrhaftigkeit des Gebäudes. Hinweise für<br />
eine ehemalige Wohnnutzung, z. B. mittelalterliche Kamine,<br />
gibt es nicht. Auch waren die backsteinsichtigen Wände<br />
im Mittelalter nicht gefasst, selbst auf korrigierende<br />
Rotlasuren verzichtete man vollständig.
Weiteres zur Burg im Mittelalter<br />
Von noch zwei weiteren mittelalterlichen Gebäuderesten<br />
haben wir Kenntnis. So befindet sich südwestlich vom Bleiturm<br />
noch ein kreisrundes Backsteinfundament mit einem<br />
Außendurchmesser von etwa 13 m im Erdreich. 21 Vermutlich<br />
gehörte es zu einem Turm, der aber schon im Plan von<br />
1612 nicht mehr zu sehen ist. Im Inventar von 1576 und in<br />
der Beschreibung von 1610 wird zwar in der Nähe dieses<br />
Fundamentes ein Turm mit einer Uhr und Glocken angegeben,<br />
aber hierbei muss es sich um einen An- bzw. Aufbau<br />
der Hofstuben handeln. Der mittelalterliche runde Turm<br />
wurde entweder schon 1354 von den Lübeckern abgebrochen,<br />
flog 1571 in die Luft oder er stand den Gebäuden der<br />
neu zu errichtenden <strong>Festung</strong> im Weg. Ein weiterer mittelalterlicher<br />
Fundamentrest hat sich in der Nordwestwand<br />
des heutigen Wachhauses erhalten, der diagonal zum Gebäude<br />
verläuft. 22 Dieses ältere Fundament war vermutlich<br />
Abbildungen unten:<br />
12 - Archäologische Grabung an der Nordwestseite des<br />
Bleiturmes: Das Feldsteinfundament des Bleiturmes<br />
sitzt auf einer älteren mittelalterlichen Nutzungsschicht<br />
(schwarze Schicht - Pfeil) aus der Zeit um 1270/80, die<br />
Feldsteine sind nur in sandigem Material verlegt.<br />
13 - Archäologische Grabung an der Nordecke des Bleiturmes:<br />
Nur die obersten Findlinge sind vermörtelt, die<br />
unteren liegen im Erdmaterial.<br />
12<br />
13<br />
BAUTEIL KOMMANDANTENHAUS Weiteres zur Burg im Mittelalter<br />
Bestandteil eines Gebäudes, das im Plan von Piloot nach<br />
Nordosten offen dargestellt wird. Welche Funktion es hatte<br />
und ob es zu diesem Zeitpunkt bereits eine Ruine war,<br />
ist bisher nicht bekannt. Die Inventare gehen auf dieses<br />
Gebäude nicht ein23 , weil es sicherlich Ende des 16. Jahrhunderts<br />
schon keine Bedeutung und keine Ausstattung<br />
mehr hatte. Ein Rest der ehemals auf die Südwestecke des<br />
Torhauses zulaufenden Mauer wurde von den Archäologen<br />
als mittelalterliche Ringmauer gedeutet. 24 Mit einer<br />
Breite von 1,05 m wäre diese wesentlich dünner als die im<br />
Nordosten noch vorhandene und gleichzeitig mit dem Torhaus<br />
errichtete Ringmauer. Da dieses Gebäude im Bereich<br />
der Baunaht mit der Mauer im 19. Jahrhundert mit einem<br />
Pilaster verkleidet wurde, konnte diese Stelle oberirdisch<br />
nicht näher untersucht werden.<br />
14 - Mittelalterliches Backsteinmauerwerk im Obergeschoss<br />
des Bleiturmes: Besonders auffällig sind die sehr<br />
breiten Fugen und das Kippen der Wand infolge Setzungen.<br />
14<br />
13
14 BAUTEIL KOMMANDANTENHAUS Weiteres zur Burg im Mittelalter<br />
Es sind bisher von der alten Burg das Torhaus („hohes<br />
Haus“ oder „fürstliches Haus“), der Bleiturm, die beide<br />
verbindende hohe Ringmauer, Reste eines runden Turmes<br />
und Mauerwerksreste im Südosten der <strong>Festung</strong> bekannt.<br />
Zumindest das Geländeniveau um den Bleiturm, aber<br />
auch teilweise um das Torhaus, lag mehr als 2,5 m höher<br />
als das des heutigen Hofes. Dadurch war die Burganlage<br />
auch weitgehend vor dem Hochwasser der Elbe geschützt.<br />
Bisher konnten bei den archäologischen Grabungen im<br />
Bereich der Fundamente des Bleiturmes und darunter nur<br />
mittelalterliche Aufschüttungen nachgewiesen werden,<br />
so dass man an dieser Stelle nicht von einer vorher be-<br />
15<br />
reits vorhandenen natürlichen Erhebung ausgehen kann.<br />
Bereits vor dem Bau des Bleiturmes existierte etwa 70<br />
cm unter der Oberfläche des heutigen <strong>Festung</strong>shofes, im<br />
Bereich der Nordwestfassade des Bleiturmes, ein Nutzungshorizont<br />
aus der Zeit um 1270/80. 25 Mit dem Bau<br />
des Gebäudes wurde weiter aufgeschüttet. Es ergibt sich<br />
ein ähnliches Bild wie an der Burg in Neustadt-Glewe, wo<br />
ebenfalls für den Bau im 14. Jahrhundert mehrere Meter<br />
Auffüllungen vorgenommen wurden. Ob es sich in <strong>Dömitz</strong><br />
allerdings auch um eine rechteckige Kastellburg handelte,<br />
konnte bisher nicht belegt werden.<br />
Abbildungen:<br />
15 - Erdgeschoss des Bleiturmes: Der Raum wurde in<br />
der Renaissance vertieft und man erbaute den Mittelpfeiler<br />
mit einem Gewölbe, ähnlich dem heutigen.<br />
16 - Nordostwand des Bleiturmes, man vertiefte den<br />
Raum im 16. Jh. und legte dabei das mittelalterliche<br />
Feldsteinfundament frei<br />
17 - Reste des einen Stein dicken Gewölbes aus der Renaissance<br />
im Obergeschoss des Bleiturmes<br />
16<br />
17
Veränderungen mit dem Bau der <strong>Festung</strong> in der Renaissance<br />
Nach dem Bau der Zitadelle mit einem breiten Wassergraben<br />
und vorgelagertem Glacis (1558-1565) verloren die<br />
Gebäude der mittelalterlichen Burg weitgehend ihre Verteidigungsfunktionen.<br />
Durch die Veränderung der Artilleriewaffen<br />
ging man von der Vertikal- zur Horizontalverteidigung<br />
über und ersetzte hoch aufragende Burgbauten<br />
durch gedrungene Mauermassen. 26 Sicherlich kam es auch<br />
aus diesen militärischen Gründen zu Veränderungen an den<br />
Burgbauten. Das ursprüngliche Torhaus stand nun mitten<br />
auf der <strong>Festung</strong>, so dass dessen Tordurchfahrt ohne Funktion<br />
war und zugemauert wurde. Ob die herzoglichen Gemächer<br />
in diesem „alten steinernen hohen Haus“ schon vor<br />
dem <strong>Festung</strong>sbau untergebracht waren, ist nicht bekannt.<br />
Aber danach dienten die Obergeschosse dem Fürsten und<br />
seiner Frau als Unterkunft, wenn sie sich in <strong>Dömitz</strong> aufhielten.<br />
Mit Hilfe von Erkern aus Fachwerk nutzte man das<br />
Dachgeschoss ebenfalls für Gemächer. Zum einfacheren<br />
Verständnis soll dieses hohe Gebäude (heute Turm) in den<br />
nachfolgenden Beschreibungen als „altes hohes Haus“, wie<br />
im Inventar von 1576, bezeichnet werden.<br />
Im Erdgeschoss des Bleiturmes senkte man das Erdreich<br />
zwischen den Feldsteinfundamenten mehr als 1,2 m ab,<br />
um mehr Raumhöhe zu gewinnen (Abb. 15, 16). Es wurden<br />
Abbildungen:<br />
18 - 1. Obergeschoss Bleiturm: In die Westecke baute man<br />
in der Renaissance einen Durchgang ein, der sicherlich<br />
zur dahinterliegenden Küche führte.<br />
BAUTEIL KOMMANDANTENHAUS Veränderungen mit dem Bau der <strong>Festung</strong> in der Renaissance<br />
beide Geschosse eingewölbt (Abb. 17), im Erdgeschoss der<br />
dazugehörige, noch vorhandene mittlere Pfeiler und sicherlich<br />
auch einer im Obergeschoss aufgemauert und ein<br />
Ausgang zum <strong>Festung</strong>shof geschaffen. Dieser Durchgang<br />
ist zwar im 19. Jahrhundert verändert worden, aber er existiert<br />
in der Südwestwand heute noch. Da man vermutlich<br />
relativ ebenerdig in den Weinkeller des Bleiturmes gelangen<br />
konnte, wurde sicher auf der Hofseite gleichzeitig das<br />
anstehende Gelände etwa auf das Niveau der heutigen Terrasse<br />
abgetragen. Hierfür spricht auch der relativ tief gelegene<br />
Eingang in die <strong>Festung</strong>, der eine Verringerung der Höhe<br />
des <strong>Festung</strong>shofes sinnvoll erscheinen lässt. Außerdem<br />
bezieht man sich bei der Fundamentierung des barocken<br />
Gebäudes zwischen dem Bleiturm und dem hohen Haus<br />
in der Mitte des 17. Jahrhunderts ebenfalls auf die Höhe<br />
der späteren Terrasse. In die Nordwestwand des Bleiturmes<br />
wurde im Obergeschoss ein Durchgang eingebrochen. Dieser,<br />
an der Westecke befindliche, mit einem Segmentbogen<br />
als oberen Abschluss ausgebildete Gang, führte schräg zu<br />
einem angebauten Gebäude (Abb. 18). Leider gibt es von<br />
diesem, im Plan von 1610 noch eingezeichneten Haus auf<br />
der Nordwestseite, ansonsten keinerlei Überreste mehr. 27<br />
In ihm befand sich die Küche und man riss es bereits in der<br />
Mitte des 17. Jahrhunderts wieder ab (Abb. 19). Auch bei<br />
19 - Plan von 1612 (rot) und von heute (schwarz) übereinander<br />
gelegt: Deutlich wird, dass das ehemalige Küchengebäude<br />
nordwestlich des Kommandantenhauses<br />
(Pfeil) abgerissen wurde.<br />
18<br />
19<br />
15
16 BAUTEIL KOMMANDANTENHAUS Veränderungen mit dem Bau der <strong>Festung</strong> in der Renaissance<br />
archäologischen Sondierungen im Bereich der Westecke<br />
des Bleiturmes konnte kein Fundament für dieses Gebäude<br />
nachgewiesen werden. Dies lässt nur den Schluss zu,<br />
dass es wesentlich höher gegründet war als der heutige<br />
Hof und somit im Erdreich nicht mehr auffindbar ist. Diese<br />
Bauphase in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts ist durch<br />
die Verwendung von Backsteinen mit einer Größe von 26,5<br />
x 13 … 13,5 … 14 x 7,5 … 8 … 8,3 cm³ und gelblich weißem<br />
Kalkmörtel mit Kalkspatzen gekennzeichnet. Es wechseln<br />
sich jeweils Binder und Läufer ab. Ein ähnlicher Mörtel und<br />
Steine in dieser Größe verwendete man auch an Renaissance<strong>bauteil</strong>en<br />
der Bastion Cavalier.<br />
Abbildung unten:<br />
20 - Stich von Merian von 1653: Die Lücke zwischen dem<br />
„alten hohen Haus“ und Bleiturm ist bereits geschlossen.<br />
20<br />
Aus dem Inventar von 1576 kann man noch für weitere<br />
Gebäude eine Entstehung etwa gleichzeitig mit dem <strong>Festung</strong>sbau<br />
herauslesen. So wird für das unmittelbar nach<br />
der Küche folgende Haus mit den Hofstuben vermerkt,<br />
dass darin die „Newen Gemächer sein“ und das es wie<br />
die Küche „welsch (italienisch) flach“ gedeckt sei. Auch<br />
das Brauhaus auf der Südwestseite der <strong>Festung</strong> wird als<br />
das „newe Hauß“ bezeichnet. Von diesen Gebäuden ist<br />
oberhalb des Erdreiches nichts mehr vorhanden, bis auf<br />
die Reste eines Kellers im Bereich des Brauhauses, der im<br />
16. Jahrhundert28 entstanden ist. Bemerkenswert ist auch,<br />
dass bereits wenige Jahre nach dem <strong>Festung</strong>sbau einige<br />
Dächer defekt waren.<br />
Abbildungen rechts:<br />
21a+b - Baualterspläne der Südwestfassade: Oben sind<br />
die Bauphasen schematisch dargestellt und unten ist die<br />
heutige Mauerwerksoberfläche genau kartiert.
Die Umbauten des 17. Jahrhunderts<br />
Bereits in der Mitte des 17. Jahrhunderts schloss man die<br />
Lücke zwischen dem „alten hohen Haus“ (heute Turm) und<br />
dem Bleiturm (heute Pulverkeller) mit einem Neubau. Auf<br />
dem Plan von Ghert Evert Piloot aus dem Jahr 1612 ist<br />
dieser Zwischenbau noch nicht eingezeichnet. Einen Anhaltspunkt<br />
für eine Datierung gibt der Stich von Merian,<br />
21a<br />
21b<br />
BAUTEIL KOMMANDANTENHAUS Die Umbauten des 17. Jahrhunderts<br />
der 1653 veröffentlicht wurde (Abb. 20). Direkt am „alten<br />
hohen Haus“ schließt sich ein niedrigerer länglicher Flügel<br />
an, in dem offenbar der zweigeschossige Bleiturm integriert<br />
ist. Auf dem Stich sind noch die Beschädigungen<br />
vom Dreißigjährigen Krieg am „alten hohen Haus“ zu erkennen.<br />
So ist die Mauerwerksoberfläche partiell zerstört,<br />
17
18 BAUTEIL KOMMANDANTENHAUS Die Umbauten des 17. Jahrhunderts<br />
die Dachdeckung fehlt und nur die freiliegenden Sparren<br />
sind zu sehen. Allerdings ist die Darstellung der Zitadelle<br />
durch Merian etwas ungenau und schematisch. Am 1. Oktober<br />
1650 berichtete der <strong>Festung</strong>skommandant über die<br />
Baufälligkeit des „hohen Hauses“, wie sie auf dem Stich zu<br />
sehen ist, und über die Absicht, den Bleiturm herunterzunehmen.<br />
29 Hieraus kann man schließen, dass der Neubau<br />
zwischen beiden noch nicht fertiggestellt war, denn die<br />
Südostwand des mittelalterlichen Bleiturmes ist Bestandteil<br />
des barocken Lückenbaus. Bereits 1661 spricht man von<br />
einem „neuen Haus“, welches auch als „fürstliches Haus“<br />
bezeichnet wird (Abb. 21). 30 Damit kann nur dieser Gebäudeteil<br />
zwischen dem „alten hohen Haus“ und dem Bleiturm<br />
gemeint sein. Die noch zwei vorhandenen Geschosse des<br />
Neubaus lassen sich gut an der geringen Höhe der Backsteine<br />
erkennen (28,5 … 29,5 … x 13,5 … 14 x 7 … 7,5 cm³).<br />
Man nutzte die mittelalterlichen Mauern des Bleiturmes<br />
und des „alten hohen Hauses“ und setzte, weitgehend oh-<br />
Abbildungen:<br />
22 - Südwestfassade: Der barocke Bau (links) wird ohne<br />
Verzahnung an den Bleiturm angesetzt (Mitte). Teilweise<br />
ragte das mittelalterliche Mauerwerk hervor und musste<br />
abgeschlagen werden.<br />
23 - Südwestfassade: Reste eines abgeschlagenen barocken<br />
Gesimses (Pfeil) oberhalb der Lisenen. Der heutige<br />
obere Abschluss der Lisenen stammt aus dem 19. Jh.<br />
24 - Archäologische Grabung an der Südwestfassade: Das<br />
Feldsteinfundament des barocken Lückenbaus (rechts)<br />
beginnt unmittelbar unter der Terrassenoberfläche. Innerhalb<br />
der heutigen Terrasse befinden sich noch unveränderte<br />
mittelalterliche Erdschichten (Pfeil: schwarze<br />
Schicht um 1270/80).<br />
22<br />
ne Verzahnung (Abb. 22), zwischen diese die neue 15 m<br />
lange Südwestfassade. Durch eine Gliederung mit Lisenen<br />
im Erdgeschoss, die von einem heute abgeschlagenen Gesims<br />
(Abb. 23) unterhalb der Fenstersohlbänke im Obergeschoss<br />
abgeschlossen wurden, sowie durch das große Eingangsportal<br />
erhielt diese barocke Fassade eine beachtliche<br />
architektonische Gestaltung. Kurz nach 165031 war also das<br />
neue „fürstliche Haus“ entstanden, denn bis dahin waren<br />
die Gemächer des Herzogs im kriegsbeschädigten „hohen<br />
Haus“ untergebracht. 32 Die Vermutung, Ghert Evert Piloot<br />
hätte den barocken Neubau ausgeführt, ist aus mehreren<br />
Gründen sehr unwahrscheinlich. Der Baumeister aus Emden<br />
befand sich in den Jahren von 1612 bis zu seinem Tod<br />
1629 im Dienst des Mecklenburger Herzogs Adolf Friedrich<br />
I. 33 und kann somit, entsprechend den oben gemachten<br />
Angaben zur Bauzeit, dieses „fürstliche Haus“ nicht erbaut<br />
haben. Auch waren seine Bauten der Spätrenaissance<br />
in Schwerin, auf der Insel Poel, in Neustadt-Glewe oder in<br />
23<br />
24
Kraak bei Hagenow durch eine Rustika, geschweifte Giebel<br />
und durch aufwendige Fensterumrahmungen gegliedert.<br />
Von all dem findet man in <strong>Dömitz</strong> nichts. Den Bleiturm<br />
bezog man bei der Neugestaltung insofern mit ein, als dass<br />
dieser und der Neubau bereits ein gemeinsames Dach hatten,<br />
wie es auf dem Merianstich zu sehen ist. Da die einzelnen<br />
Gebäudeteile des Kommandantenhauses an der Südwestseite<br />
nicht exakt auf einer Linie lagen, spitzte man am<br />
Bleiturm die mittelalterliche Mauerwerksoberfläche etwas<br />
ab, um so einen kontinuierlichen Übergang der Flächen zu<br />
schaffen. Die Gründung des Zwischenbaus geschah auf der<br />
Höhe der heutigen Terrasse (Abb. 24). Man hatte also spätestens<br />
zu diesem Zeitpunkt die Geländeoberfläche um die<br />
mittelalterlichen Bauten soweit abgesenkt.<br />
Mit Hilfe der Dendrochronologie, also der jahrgenauen<br />
Altersbestimmung von Hölzern, lässt sich erst die nächste<br />
barocke Bauphase bestimmen, da aus den Zeiten davor34<br />
bisher keine datierfähigen Holzteile freigelegt werden<br />
konnten. Die Fachwerkwände, die Balkendecken und<br />
die Treppe im Erdgeschoss fertigte man mit Hölzern, die<br />
1669 gefällt wurden. 35 Baubefunde belegen eindeutig,<br />
dass diese Bauphase die zweite barocke ist und die Fassade<br />
des neuen Zwischenbaus im Erd- und 1. Obergeschoss<br />
Abbildungen:<br />
25 - Plan 2. Hälfte 17. Jh. (Detail): Die<br />
Lücke zwischen dem „alten hohen<br />
Haus“ und Bleiturm ist bereits geschlossen.<br />
Auf der Rückseite des Kommandantenhauses<br />
befindet sich ein<br />
langgestreckter Anbau.<br />
26 - Plan von 1702 (Detail): Der Strebepfeiler<br />
an der Westecke ist angebaut<br />
und an der Nordwestseite befindet<br />
sich eine Treppe.<br />
27 - Plan von 1767 von Plener (Detail):<br />
Der Dachaufsatz für die Treppe zum<br />
erhöhten „alten hohen Haus“ ist zu sehen.<br />
Die Terrasse existiert noch nicht.<br />
28 - Plan 1795 von Plener (Detail): Auf<br />
der Rückseite befindet sich nicht mehr<br />
der lange, sondern der heutige dreistöckige<br />
Anbau mit Balkon. Die Terrasse<br />
mit einer Treppe ist fertiggestellt. Dafür<br />
musste das umliegende Gelände<br />
abgegraben werden. An der Nordwestseite<br />
gibt es einen kleinen Anbau.<br />
25 27<br />
26 28<br />
bereits zu einer vorherigen gehörte. Und erst nach 1691<br />
begann man, den Dachstuhl auf dem 2. Obergeschoss des<br />
barocken Kommandantenhauses zu errichten. 36 So wurde<br />
dieser Bau bis zum Ende des 17. Jahrhunderts in drei,<br />
an der Südwestfassade deutlich erkennbaren, Bauphasen<br />
bis auf die heutige Traufhöhe geführt. Oberhalb der Fenster<br />
im 1. Obergeschoss und auf dem Bleiturm mauerte<br />
man mit Backsteinen im Format 26,5 … 27 x 13 … 13,5 x<br />
6,5 … 7 cm³ etwa 1,5 m weiter hoch. Darauf setzte man<br />
etwas später, denn die horizontale Baunaht war bereits<br />
verschmutzt, das Mauerwerk ab den Fenstersohlbänken<br />
im 2. Obergeschoss bis zur Traufe. Warum dieser barocke<br />
Zwischenbau in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts mehrfach<br />
verändert und erhöht wurde, ist nicht bekannt. 37<br />
Möglicherweise spielten die starken Setzungen und das<br />
heute noch deutlich sichtbare Ausweichen der neuen Hoffassade<br />
in den unteren Geschossen nach Südwesten eine<br />
Rolle. 1684 schreibt der Amtmann J. L. Krull38 , dass das<br />
steinerne Dach Ursache für den schlechten Zustand des<br />
Hauses sei und sich ein Riss im westlichen Mauerwerk des<br />
„neuen Hauses“ befindet. Die Behebung dieser Schäden<br />
dürfte im Zusammenhang mit dem Aufbau des Dachstuhls<br />
(1691) und der Errichtung des heute noch vorhandenen<br />
Strebepfeilers an der Nordwestecke des Hauses stehen. 39<br />
19
20 BAUTEIL KOMMANDANTENHAUS Die Umbauten des 17. Jahrhunderts<br />
Auf einem Grundrissplan der <strong>Festung</strong> von 1702 ist dieser<br />
Pfeiler bereits zu sehen (Abb. 25-30). Interessanterweise<br />
sind die sehr flachen Steine (27,5 … 28,5 x 13,5 x 6,2 cm³)<br />
sowie der sehr weiße und bindemittelreiche Kalkmörtel,<br />
mit denen der Strebepfeiler erbaut wurde, auch im Traufbereich<br />
des Daches zu finden. Somit fertigte man den großen<br />
Strebepfeiler und das Dach etwa gleichzeitig am Ende<br />
des 17. Jahrhunderts. Der Riss im westlichen Mauerwerk<br />
hatte auch seine Ursache im Abriss der an dieser Stelle<br />
ehemals vorhandenen Küche, die auch als Widerlager für<br />
die Nordwestwand des heutigen Kommandantenhauses<br />
diente. Man nahm etwa zeitgleich mit dem barocken Bau<br />
zwischen Bleiturm und „altem hohen Haus“ kurz nach der<br />
Mitte des 17. Jahrhunderts mehrere Veränderungen an den<br />
Gebäuden auf der <strong>Festung</strong> vor. So sind in einem Plan von<br />
<strong>Dömitz</strong>, der nach 165040 gezeichnet wurde, die Küche und<br />
die Hofstuben im Westen und der Mauerrest im Süden der<br />
<strong>Festung</strong> nicht mehr vorhanden und die Lückenschließung<br />
ist bereits eingezeichnet. Das heutige Kommandantenhaus<br />
wird als Schloss auf diesem Plan bezeichnet, wohingegen<br />
der Kommandant immer noch in dem Haus oberhalb des<br />
Eingangsportals der <strong>Festung</strong> untergebracht war. Auf der<br />
Rückseite (Nordostfassade) des Kommandantenhauses<br />
kann man einen langgestreckten Anbau, wahrscheinlich<br />
mit einem Pultdach versehen, erkennen. Ähnlich gezeich-<br />
29<br />
30 31<br />
nete Bauten werden auf diesem Plan aus der 2. Hälfte des<br />
17. Jahrhunderts als „Paracquen“, ein einstöckiger (Holz-)<br />
Bau zur Unterbringung von Soldaten, bezeichnet. Dies geschieht<br />
auch später in einem Plan von 1767 explizit für<br />
diesen Anbau. Aufgrund der vielen Störungen im Mauerwerk<br />
der Nordostfassade lässt sich der leichte Anbau nicht<br />
genauer nachweisen.<br />
Bei all diesen barocken Bauabschnitten wechseln sich Läufer-<br />
mit Binderschichten ab. Gemauert wurde mit Kalkmörtel,<br />
aber verfugt wurde mit Gips, den man zumindest<br />
teilweise auch über die Backsteine strich. Dieser ist an den<br />
Fassaden in Resten überall zu finden. Von besonderem Interesse<br />
ist in diesem Zusammenhang ein Schreiben vom<br />
April 169141 , in dem um eine Zoll-Passierung von einer Ladung<br />
Kalksteinen aus den Kalkbergen oberhalb von Berlin<br />
und einer Ladung ungelöschten Kalks zu Lüneburg ersucht<br />
wurde. Diese Baustoffe wurden für einen Bau auf der <strong>Festung</strong><br />
<strong>Dömitz</strong> in diesem Jahr benötigt. Bekannt ist, dass der<br />
Dachstuhl des Kommandantenhauses ebenfalls 1691 oder<br />
kurz danach errichtet wurde. Bei dem Kalkberg in Lüneburg<br />
handelte es sich in Wirklichkeit um einen Gipsberg<br />
und mit Gips erbaute man in dieser Stadt sowie deren Umgebung<br />
seit dem Mittelalter viele Gebäude. So finden wir<br />
diesen Gips aus Lüneburg, der sicherlich über die Ilmenau
und die Elbe nach <strong>Dömitz</strong> transportiert wurde, als Fugenmörtel<br />
und dünnen Putz am Kommandantenhaus wieder.<br />
Spätestens zu diesem Zeitpunkt musste das Gebäude zumindest<br />
einen Anstrich, wenn nicht sogar einen vollständigen<br />
Verputz erhalten haben, da die vielen, selbst heute<br />
noch vorhandenen Reste von Gips auf der Steinoberfläche<br />
keine Backsteinsichtigkeit mehr zuließen.<br />
Die große Treppe im Erdgeschoss (Abb. 31) konnte eindeutig<br />
der Bauphase um 1670, also dem 2. barocken Bauabschnitt,<br />
in dem die Innenwände und die Balkendecken des<br />
Erdgeschosses entstanden, zugeordnet werden. 42 Vorher<br />
stand bereits der zweigeschossige Bau mit Lisenengliederung.<br />
Von dessen Inneneinbauten hat sich offenbar nichts<br />
erhalten. Im Erdgeschoss hatte man die Treppe zweiläufig<br />
angelegt und führte sie, von einem mittleren Podest ausgehend,<br />
durch einen mittleren Lauf nach oben weiter. Der<br />
zweite Lauf befand sich südöstlich des heute vorhandenen.<br />
Über die gesamte Breite der Treppenanlage spannten sich<br />
hölzerne Arkadenbögen, wie sie jetzt teilweise noch zu sehen<br />
sind. Später wurde der zweite Treppenlauf versetzt,<br />
um das dann aufgesetzte 2. Obergeschoss erschließen zu<br />
können. Dies geschah wahrscheinlich gleich mit der Aufstockung<br />
am Ende des 17. Jahrhunderts, da die erste Farbfassung<br />
der Baluster des Treppengeländers zum Zeitpunkt<br />
Abbildungen linke Seite:<br />
29 - Plan von 1853, von Allmer (Detail):<br />
Auf der Nordwestseite befinden sich der<br />
heute noch vorhandene Abortschacht,<br />
eine Mauer und ein kleiner Anbau.<br />
30 - Plan von 1864, von Kuhlwein (Detail):<br />
Die kleinen Strebepfeiler sind an<br />
der Hofseite zu sehen.<br />
31 - Treppe im Erdgeschoss<br />
Abbildungen rechts:<br />
32 - Rekonstruktion der Farbgestaltung<br />
der Treppe um 1670<br />
33 - Treppenbaluster mit blauer Marmorierung<br />
(um 1670)<br />
des Umbaus noch nicht überstrichen war. 43 Mit einer blauen<br />
Marmorierung auf gelblich weißem Grund hatte man<br />
die Baluster ursprünglich relativ aufwendig dekoriert (Abb.<br />
32, 33). Bei der blauen Farbe handelt es sich um Smalte,<br />
also um zerkleinertes, mit Cobaltoxid gefärbtes Glas (Abb.<br />
34) und beim Fond um Bleiweiß, etwas getönt mit ockerfarbenen<br />
und rötlichen Partikeln. Die Pigmente vermalte<br />
man mit einer Tempera, denn im Bindemittel konnten Proteine<br />
und Öl nachgewiesen werden. 44 Das Geländer und die<br />
Wange strich man rot und den Handlauf schwarz. Auf den<br />
mit Brettern hergestellten Arkadenbögen im Erdgeschoss<br />
konnte bei den Untersuchungen eine Malerei mit Akanthusblättern<br />
und einem Fruchtgehänge aus der Entstehungszeit<br />
(Abb. 35), zumindest noch aus dem 17. Jahrhundert,<br />
entdeckt werden. Reste dieser Temperamalerei sind<br />
auch auf der Nordwestwand des Eingangsbereiches zu finden.<br />
Diese reiche Bemalung des Treppenhauses entspricht<br />
einer herrschaftlichen Nutzung des Gebäudes. Ansonsten<br />
tünchte man die Wände einschließlich der Balken weiß.<br />
In den oberen Etagen haben sich die Innenraumstrukturen<br />
erst aus der Zeit der Fertigstellung des 2. Obergeschosses<br />
und des Daches um 1691 erhalten. So sind alle älteren<br />
barocken Türen sowie das Treppengeländer mit den Brettbalustern<br />
und die Arkadenbögen im 1. Obergeschoss mit<br />
der dritten Farbgebung der Treppe (grau), also nach deren<br />
32 33<br />
21
22 BAUTEIL KOMMANDANTENHAUS Die Umbauten des 17. Jahrhunderts<br />
Umbau, zur Erreichung des obersten Stockwerkes eingebaut<br />
worden. Die räumliche Aufteilung wird zu Beginn des<br />
18. Jahrhunderts so ähnlich gewesen sein, wie es später in<br />
den Grundrissen aus der Zeit um 1840 noch zu sehen ist.<br />
Da nur kleine punktuelle Öffnungen in den Wandbereichen<br />
gemacht werden konnten, sind detailliertere Aussagen zum<br />
Baualter nur bedingt möglich. Abweichend zu den Grundrissen<br />
von um 1840 kann man für das 2. Obergeschoss feststellen,<br />
dass es die Türen unmittelbar an der Fensterfront<br />
zum Hof um 1700 so nicht gegeben hat. Die Räume waren<br />
hauptsächlich vom Treppenhaus zu begehen und der Saal<br />
existierte bereits. Im Inneren wurden fast ausschließlich<br />
Fachwerkwände mit Backsteinausfachungen errichtet. Außer<br />
Resten von weißen Anstrichen an Decken und Wänden<br />
sind ansonsten bis jetzt dieser Bauphase keine Fassungen<br />
eindeutig zuzuordnen. Spuren von textilen Wandbespannungen<br />
sind nachweisbar und auch für die Zeit um 1700<br />
Abbildungen unten:<br />
34 - Querschnitt durch die Anstriche der Treppe: unten<br />
Blau (Smalte) der Marmorimitation<br />
35 - Erdgeschoss Treppe: Bogenfeld mit gemalten Akanthusblättern<br />
und einem Fruchtgehänge (2. Hälfte 17.<br />
Jh.)<br />
34<br />
in den Obergeschossen zu erwarten. Die heute noch vorhandenen<br />
Türen hatte man als erstes grau und die Treppe<br />
nach dem Umbau ockerfarben und dann grau gestrichen.<br />
Zwei gemauerte, heute noch vorhandene Kamine lassen<br />
sich ebenfalls dieser Bauzeit zuordnen. Die Balkendecken<br />
im Treppenhaus wurden von unten mit Brettern verschalt,<br />
denn eine Nut oder angenagelte Leisten zur Aufnahme von<br />
Lehmwickeln sind hier nicht vorhanden. Auch sind die Balken<br />
seitlich nicht besonders behandelt oder gestrichen, so<br />
dass sie schon immer von unten verkleidet gewesen sein<br />
müssen. Außerhalb des Treppenbereiches finden wir heute<br />
noch Lehmwickeldecken, bei denen die Balken unverputzt<br />
blieben. In der Bauphase um 1670 (Erdgeschoss) liegen die<br />
Deckenfelder in einer Ebene mit den Balkenunterseiten. In<br />
dem um 1691 fertiggestellten zweiten Obergeschoss sind<br />
die leicht gewölbten, verputzten Flächen zwischen den<br />
Deckenbalken um etwa 8 cm zurückgesetzt.<br />
Abbildung rechte Seite:<br />
36 - Querschnitt durch den nordwestlichen Teil des Kommandantenhauses<br />
mit Dachstuhl von 1691 (blau – Mittelalter,<br />
grau – Renaissance, orange – Barock, grün – 19.<br />
Jh., gelb – 20. Jh.)<br />
35
Das Dachwerk von 1691 45<br />
Ein großes Gebäude benötigt ein entsprechend großes<br />
Dachwerk (16 m x 31 m). Nach den barocken Umbauphasen<br />
wurde das Kommandantenhaus von einer modernen<br />
Dachkonstruktion überdeckt. Dieses Dach stammt in seiner<br />
Grundkonstruktion von 1691 (d). Die einheimischen Hölzer<br />
des Dachwerkes wurden über mehrere Jahre hinweg (1682<br />
bis 1691) gesammelt, was möglicherweise mit der Funktion<br />
von <strong>Dömitz</strong> als Holzstapelplatz zu tun haben könnte.<br />
Hier trafen sich Elbflöße mit Eldeflößen, die dann auf den<br />
großen Fluss kamen. Somit ist an solchen Plätzen auch mit<br />
dem Einkauf von mehrjährig gelagertem Holz zu rechnen.<br />
In jedem Fall wurden auch auf der <strong>Festung</strong> Hölzer gelagert<br />
und aufbewahrt, wie wir aus dem Inventar von 1576 wissen.<br />
Das jüngste unter den Fälldaten, „1691d“, kann somit<br />
BAUTEIL KOMMANDANTENHAUS Das Dachwerk von 1691<br />
die Errichtung des Dachwerks eingrenzen: Frühestens im<br />
Folgewinter bzw. im Verlauf des Jahres 1692 oder nur wenig<br />
später ist der große liegende Stuhl mit seinem dreifachen<br />
Hängewerk verzimmert worden.<br />
Das Dachwerk besteht fast vollständig aus Kiefernholz, nur<br />
die Hängesäulen wurden aus Eichenholz gefertigt. Spuren<br />
von Flößerei konnten nicht gefunden werden, auch die<br />
dendrochronologischen Ergebnisse weisen auf einheimisches<br />
Holz der Umgebung hin.<br />
Ein zweifach liegender Stuhl (Abb. 36) mit einer Kippsicherung<br />
in der Sparrenebene und mit einer firstmittigen<br />
Längsaussteifung überspannt mit zwei Reihen von Hängesäulen<br />
das über 15 Meter breite Gebäude und passt sich<br />
dessen Krümmung an. Auf der Westseite ist das Dach voll<br />
36<br />
23
24 BAUTEIL KOMMANDANTENHAUS Das Dachwerk von 1691<br />
abgewalmt. Die Last der Dachbalken mit dieser großen<br />
Spannweite wird auf die Mittelwand abgetragen. Die Last<br />
der mittigen Längsaussteifung selbst nehmen die Sparren<br />
auf, so dass sie auf die Außenmauern abgeleitet werden<br />
kann. Die Sparren sind am First mit Versatz in die Hängesäule<br />
eingezapft (Abb. 37). Dagegen hängen die an den<br />
Viertelspunkten angeblatteten Hängesäulen aus Eichenholz<br />
an Sparren und Stuhlsäule des oberen Stuhles, und<br />
sind teilweise auch mit doppeltem Schwalbenschwanzblatt<br />
befestigt (Abb. 38). An den Säulen hängen wiederum Unterzüge,<br />
die unter der Dachbalkenlage verlaufen und von<br />
je zwei Eisenstäben gehalten werden, die durch den jeweiligen<br />
Dachbalken des Vollgespärres gesteckt sind. Dieser<br />
überkämmt den Unterzug, unter dem die beiden Eisen wieder<br />
aus dem Holz heraustreten und mit einer länglichen<br />
Eisenplatte darunter fest verbunden sind (Abb. 39).<br />
In Längsrichtung sind die äußeren Hängesäulen nicht miteinander<br />
verbunden. Dafür sind aber die mittigen durch<br />
zwei eingezapfte Riegelebenen ausgesteift und durch zusätzliche<br />
Streben verschwertet worden. Die Längsaussteifung<br />
der liegenden Stühle erfolgt unten mittels auf- und<br />
absteigender Streben zwischen den Stuhlsäulen und einem<br />
zusätzlich zwischengezapften Riegel, oben nur mit einer<br />
auf- und absteigenden Strebe zwischen jedem zweiten<br />
Vollgespärre.<br />
Abbildungen unten:<br />
37 - Dachstuhl: Die Sparren sind am First in die mittige<br />
Hängesäule mit Versatz eingezapft.<br />
38 - Dachstuhl: Detail liegender Stuhl mit Hängesäule, die<br />
Die Abbundzeichen bestehen aus einer mit dem Handbeil<br />
geschlagenen römischen Zählung auf der Südseite<br />
(darunter Verschmelzung von X und V für „15“) und dem<br />
Mischsystem aus Fähnchen (dreieckigen Ausstichen an<br />
einer Rute = Linie) und römischen Zahlen mit Fähnchen<br />
auf der Nordseite. Manche Gespärre zeigen noch Macken<br />
(viereckige Ausstiche) auf der Südseite (Abb. 40). Ihre Bedeutung<br />
lässt sich aber zur Zeit nicht vollständig erschließen,<br />
offenbar stehen sie mit den Vollgespärren in Beziehung.<br />
Die Zeichen finden sich nicht an jedem Gespärre, die<br />
Zählung springt besonders im westlichen Teil mehrfach.<br />
Bemerkenswert sind auch die auffälligen Konstruktionshölzer<br />
mit benutzten Zapflöchern u. ä.. Würde man die<br />
Zählung des östlichen Zeichenbereiches von „XXVII“ bis<br />
„XVI“ zum westlichen Gebäudeende weiterschreiben, dann<br />
befände sich die „I“ genau an Stelle des westlichsten Gespärres.<br />
Die Vermutung, dass es sich um ein später umgeschlagenes<br />
Dachwerk handelt, ließ sich bislang aber nicht<br />
erhärten. Vielmehr sind auch Unsicherheiten und Umplanungen<br />
während des Bauprozesses als Ursache in Betracht<br />
zu ziehen.<br />
Die Besonderheit des Dachwerkes ist, neben seiner durchdachten<br />
Konstruktion, seine verhältnismäßig gute und<br />
großflächige Erhaltung.<br />
mit doppeltem Schwalbenschwanz befestigt ist<br />
39 - Dachstuhl: Fußpunkt der seitlichen Hängesäule<br />
40 - Dachstuhl: Abbundzeichen mit römischen Zahlen und<br />
viereckigen Ausstichen<br />
37 38 39 40
Veränderungen im 18. Jahrhundert<br />
<strong>Dömitz</strong> gewann nochmals an Bedeutung, als sich der<br />
Schweriner Herzog Karl Leopold in den Jahren von 1719 bis<br />
1721 und von 1741 bis 1747 auf der <strong>Festung</strong> zwangsweise,<br />
infolge der verlorenen Auseinandersetzungen mit dem<br />
Kaiser, aufhielt. 46 Bauliche Veränderungen oder dekorative<br />
Gestaltungen aus dieser Zeit sind bisher kaum nachweisbar.<br />
Sicherlich kann man davon ausgehen, dass Karl Leopold<br />
sich auch im „fürstlichen Haus“, also in den barocken<br />
Gemächern des heutigen Kommandantenhauses aufhielt.<br />
Der ehemalige, mehrfach dargestellte Fachwerkaufsatz<br />
auf dem „alten hohen Haus“ (heute Turm) konnte anhand<br />
der noch vorhandenen Fachwerkbalken des Zuganges zu<br />
diesem im Dach datiert werden (Abb. 41, 42). So wurden<br />
die Kiefern für einen Ständer im Winter 1724 und für einen<br />
Riegel im Winter 1719 gefällt. In den Plänen von J. Z. Plener<br />
sind diese Aufbauten im Grundriss erstmalig 1767 zu<br />
sehen. Die ursprüngliche Funktion dieser Fachwerkbauten<br />
41<br />
42 43<br />
BAUTEIL KOMMANDANTENHAUS Veränderungen im 18. Jahrhundert<br />
kann heute anhand der Bausubstanz nicht mehr bestimmt<br />
werden, da diese mit den Umbauten in der 2. Hälfte des 19.<br />
Jahrhunderts fast vollkommen beseitigt wurden. Auch von<br />
dem offenbar massiven Baukörper, der sich oberhalb des<br />
mittelalterlichen „alten hohen Hauses“ und unterhalb des<br />
Fachwerkaufsatzes befand, ist nichts mehr erhalten. In den<br />
Abbildungen aus dem 19. Jahrhundert scheinen dessen Außenwände<br />
gegenüber den unteren Fassaden etwas zurückgesetzt.<br />
An der Ost- und Nordseite sind breite, rundbogige<br />
Öffnungen zu erkennen, die auf eine militärische Nutzung<br />
hindeuten. A. F. Lorenz interpretiert diese Öffnungen in<br />
seinen Rekonstruktionszeichnungen als Schießscharten. 47<br />
Entstanden ist der massive Aufbau nach 1610, denn in der<br />
Beschreibung aus diesem Jahr ist er noch nicht vorhanden,<br />
und vor 1724, als der darüberliegende Fachwerkaufsatz<br />
errichtet wurde.<br />
Abbildungen:<br />
41 - Kommandantenhaus von Nordosten: Darstellung um<br />
1840. Gut sind die Dachaufbauten und der Anbau mit<br />
Balkon zu erkennen.<br />
42 - Aufgang zum Dach des heutigen Turmes, Blick in den<br />
barocken Dachstuhl des Kommandantenhauses<br />
43 - Querschnitt durch den südöstlichen Teil des Kommandantenhauses<br />
mit Anbau auf der Rückseite von 1784<br />
25
26 BAUTEIL KOMMANDANTENHAUS Veränderungen im 18. Jahrhundert<br />
Mit der baulichen Umgestaltung der <strong>Festung</strong> in der zweiten<br />
Hälfte des 18. Jahrhunderts, geleitet vom Ingenieur<br />
Zacharias Johann Plener, gab es auch Veränderungen am<br />
Kommandantenhaus. Dessen Pläne von 1767 und 1795 liefern<br />
Anhaltspunkte über den Vorzustand und die ausgeführten<br />
Baumaßnahmen. So ist die, über fast die gesamte<br />
Länge des Kommandantenhauses gehende „Baraque“ auf<br />
der Nordostseite in der ersten Zeichnung noch vorhanden<br />
44<br />
45<br />
und im Plan von 1795 bereits durch den heutigen dreigeschossigen<br />
Anbau ersetzt (Abb. 43). Die dendrochronologische<br />
Untersuchung eines Dachbalkens des Anbaus aus Kiefernholz<br />
ergab ein Fälldatum von 1784 (Sommerfällung). 48<br />
Plener zeichnete auf der Nordostseite des Anbaus einen<br />
Balkon, zu dem eine Treppe hinaufführt. Dies entspricht<br />
den heutigen Befunden, denn im Erdgeschoss existierte an<br />
dieser Fassade kein Fenster (unter dem Balkon), aber dafür<br />
im 1. Obergeschoss eine Türöffnung, die sicherlich auf den<br />
Balkon führte. Auf der Nordwestseite des Anbaus ist ein<br />
angefügtes, kleineres Gebäude sichtbar.<br />
Zum Hof hin erkennt man auf dem Plan von 1795 über<br />
die gesamte Front des Kommandantenhauses eine schmale<br />
Terrasse, zu der vor dem Haupteingang eine Treppe führt.<br />
Diese entstand, weil man das Hofniveau in diesem Bereich<br />
Abbildungen:<br />
44 - Renaissancegroteske aus Sandstein in der Terrassenmauer<br />
45 - Die barocke Eingangstür aus der 1. Hälfte des 18. Jh.<br />
und die Fenster im Erdgeschoss aus der Zeit um 1800<br />
(Fensterflügel 19. Jh.) haben sich erhalten.
um mehr als 1,25 m, bis auf diesen schmalen Streifen, abgesenkt<br />
hatte. Innerhalb der Terrasse befinden sich laut<br />
Archäologen noch mittelalterliche Auffüllschichten, die<br />
man nie verändert hat und die heute noch höher liegen als<br />
die Hofoberfläche. Das verbliebene Erdmaterial verhindert<br />
das Wegrollen der nur mit Sand verlegten Findlinge des<br />
Bleiturmfundamentes und überdeckt die nicht sehr tiefe<br />
Gründung des barocken Zwischenbaus. In die Terrassenmauer<br />
sowie am Erdgeschoss des Kommandantenhauses<br />
sind mehrere Sandsteinblöcke mit grotesken Gesichtern<br />
eingebaut (Abb. 44). Auch wenn die heute sichtbare<br />
Mauer in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts völlig<br />
erneuert wurde, belegen historische Fotografien aus der<br />
Zeit kurz vor 1900, dass sich dieser bauplastische Schmuck<br />
schon vorher dort befand. Bauplastiken aus sächsischem<br />
Sandstein wurden seit dem 18. Jahrhundert im Bereich der<br />
<strong>Festung</strong> mehrfach gefunden und stammen vermutlich aus<br />
einer Bildhauerwerkstatt, die in <strong>Dömitz</strong> um 1620 existiert<br />
und für andere Bauten im Land gearbeitet hat. 49<br />
Gleichzeitig mit dem Abgraben des Hofes wurde ein Großteil<br />
der <strong>Festung</strong>sbauten neu erbaut. Nur das ursprüngliche<br />
Brau- und Backhaus blieb auf der Südwestseite der Zitadelle<br />
bestehen, welches 1767 als Werkhaus sowie Küche<br />
diente und 1795 als Zuchthaus bezeichnet wurde. Interessanterweise<br />
führte das heutige Kommandantenhaus<br />
schon 1767 nicht mehr die Bezeichnung Schloss, sondern<br />
Zuchthaus. Im Jahr 1747 verstarb Herzog Karl Leopold auf<br />
der <strong>Festung</strong> und vermutlich benötigte man später kein<br />
fürstliches Haus mehr in der Zitadelle. Das bis dahin für<br />
46 47 48 49<br />
50<br />
Abbildungen:<br />
46 - Fensterprofile um 1800 im Erdgeschoss<br />
47 - Im 18. Jahrhundert wurden die Treppe und die hölzernen<br />
Arkadenbögen mehrfach grau gestrichen.<br />
48 - Tür aus der 1. Hälfte des 18. Jh. im 1. Obergeschoss<br />
49 - barocke Türklinke<br />
50 - Fitschenband aus der 1. Hälfte des 18. Jh.<br />
27
28 BAUTEIL KOMMANDANTENHAUS Veränderungen im 18. Jahrhundert<br />
54 - Beschlag an einer Tür<br />
zum Anbau, um 1784<br />
55 - Reste zweier barocker<br />
Fassadenputze haben sich<br />
unter dem Dach des Anbaus<br />
erhalten.<br />
56 - Stich von 1845 (Detail):<br />
Das Kommandantenhaus<br />
erscheint hier weiß, wie es<br />
auch den Farbbefunden für<br />
diese Zeit entspricht.<br />
den Kommandanten genutzte Haus über dem Eingang zur<br />
<strong>Festung</strong> existierte noch. Es wurde erst am Ende des Jahrhunderts<br />
abgerissen, so dass der Kommandant in das heute<br />
noch nach ihm bezeichnete Haus umzog.<br />
Teilweise haben sich Fenster oder zumindest die Zargen<br />
aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts erhalten (Abb.<br />
45, 46). Diese wurden, wie auch die Türen und die Treppe,<br />
zu dieser Zeit mehrfach grau gestrichen (Bleiweiß mit<br />
Schwarzpigment) (Abb. 47-54). An den noch verbliebenen<br />
älteren Putzflächen lassen sich viele weiße, aber auch ok-<br />
51<br />
54 55<br />
kerfarbene oder hellgrüne Anstrichreste nachweisen. Das<br />
Kommandantenhaus war bereits vor der Errichtung des<br />
Anbaus auf der Rückseite um 1784 zweimal verputzt und<br />
mehrfach gestrichen gewesen. So lässt sich am barokken<br />
Zwischenbau unter dem Dach des Anbaus als erstes<br />
ein rau abgeriebener Putz nachweisen, auf dem sich eine<br />
graue Schicht befindet. Es folgen ein Spritzputz, eine weiße<br />
Kalktünche, ein ockerfarbener Anstrich und nochmals<br />
eine weiße Tünche (Abb. 55, 56). Dies entspricht auch den<br />
Befunden an anderen Stellen.<br />
52 53<br />
56<br />
Abbildungen:<br />
51 - barocke Tür und Treppe im<br />
2. Obergeschoss<br />
52 - Detail der Eingangstür aus<br />
dem 18. Jh.<br />
53 - Detail des Kastenschlosses<br />
an der Eingangstür aus dem<br />
18. Jh.
Das 19. und 20. Jahrhundert<br />
Die bauliche Situation an der Nordwestfassade wurde<br />
mehrfach geändert. Bereits vor 170250 hatte man eine<br />
Treppe angelegt, die zur Überwindung des noch nicht so<br />
großen Höhenunterschiedes zwischen Bastion und Hof<br />
diente. Im Plan von 1795 befindet sich an dieser Seite<br />
des Kommandantenhauses ein Anbau und 1853 wird die<br />
Höhendifferenz durch eine Mauer überbrückt. Im Norden<br />
liegt der heute noch vorhandene Abortschacht und zwischen<br />
Strebepfeiler und Mauer hatte man einen kleinen<br />
Anbau errichtet. Hinter dem Abortschacht sind noch Putzund<br />
Anstrichreste vorhanden, so dass man für die Zeit vor<br />
seiner Erbauung mehrfach weiße Anstriche nachweisen<br />
kann. Die Innenraumstruktur in der Zeit um 1840 ist gut in<br />
dem bereits erwähnten und relativ genauen Grundrissplan<br />
zu erkennen (Abb. 57).<br />
BAUTEIL KOMMANDANTENHAUS Das 19. und 20. Jahrhundert<br />
Der mecklenburgische Großherzog Friedrich Franz der II.<br />
veranlasste in den Jahren 1851 bis 1865 eine grundlegende<br />
Erneuerung der <strong>Festung</strong>. 51 In dieser Zeit mauerte man auch<br />
die beiden kleinen Strebepfeiler an die Südwestfassade des<br />
Kommandantenhauses, die vor das vorhandene Mauerwerk<br />
gesetzt wurden. Das dazwischenliegende Rundbogenportal<br />
zum Erdgeschoss des Bleiturmes erhielt gleichzeitig seine<br />
Gestaltung mit einer Überdachung (Abb. 58). In dieser<br />
Bauphase erneuerte man komplett das Traufgesims und<br />
setzte das westliche Fenster an der Nordwestfassade zu.<br />
Alle Fenster im 2. Obergeschoss erhielten eine Überdachung<br />
(Abb. 59) und an der Südwest- und Nordwestfassade<br />
wurden die Öffnungen etwas verkleinert. In den unteren<br />
Geschossen und an der Rückfront blieben die älteren<br />
Fensterzargen aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts bis<br />
heute erhalten. Die Bauphase nach 1851 ist gekennzeich-<br />
Abbildungen:<br />
57 - Grundrisse des Kommandantenhauses in der Zeit um<br />
1840<br />
58 - 1853/64 werden der Eingang zum Erdgeschoss des<br />
Bleiturmes neu gestaltet und die beiden Strebepfeiler<br />
vorgesetzt.<br />
59 - Bei der Neugestaltung des Hauses um 1860 mauerte<br />
man die Fensterüberdachung und verfugte das Mauerwerk<br />
mit rotem Mörtel. Auf der Rückseite wurden die älteren<br />
Fensterzargen belassen.<br />
57 58 59<br />
29
30 BAUTEIL KOMMANDANTENHAUS Das 19. und 20. Jahrhundert<br />
net durch die Verwendung von Backsteinen im Format 26<br />
… 26,5 x 13 … 13,5 x 6,5 … 7 cm³ und einem relativ groben,<br />
weißlichen Mauermörtel mit Körnern bis 6 mm Größe und<br />
durch eine rötliche Verfugung. Zu dieser Zeit entfernte<br />
man den Putz und die Anstriche an den Fassaden relativ<br />
gründlich und stellte durch das vollständige Verstreichen<br />
der Fugen mit Kalkmörtel, der mit Ziegelmehl gefärbt wurde,<br />
eine Backsteinsichtigkeit des äußeren Mauerwerkes<br />
her. Diese Veränderungen prägen das Bild der <strong>Festung</strong> bis<br />
heute maßgeblich. Die Außenseiten der Türen hatten einen<br />
grauen Anstrich. Im Inneren wölbte man den kleinen Raum<br />
unter der Treppe, das Erdgeschoss des Bleiturmes (Pulverkeller),<br />
die nördlichen Räume im Keller- und Erdgeschoss<br />
sowie das Obergeschoss im heutigen Turm. Der Einbau der<br />
Kapelle in das Erdgeschoss, einschließlich der halbkreisförmigen<br />
Apsis, stammt ebenfalls aus dieser Zeit.<br />
60<br />
Im Sinne des Historismus wurde der obere Teil des Turmes<br />
völlig erneuert und mit einem Zinnenkranz und einem<br />
Uhrturm in der Mitte versehen (Abb. 60). Gleichzeitig<br />
errichtete man fast die gesamte Südfassade des Turmes<br />
neu und setzte die Pilaster an die Fassaden an. Die Ursache<br />
hierfür ist bisher nicht bekannt, aber wahrscheinlich<br />
waren Schäden, wie Risse oder starke Verformungen des<br />
Mauerwerkes, ausschlaggebend. Nachweislich erfolgten<br />
diese Umbauten in einem zweiten Bauabschnitt, denn die<br />
roten Verfugungen gehen unter den Pilastern durch und<br />
eine nicht datierte Zeichnung stellt das Kommandantenhaus<br />
schon mit Strebepfeilern, Fensterüberdachung und<br />
veränderter Traufe dar, jedoch ohne die Umbauten am<br />
Turm (Abb. 61). 1871 wird an der Westecke des Gebäudes<br />
der Strebepfeiler im Stil der Neogotik umgebaut, da Ausbuchtungen<br />
und Risse zu sehen waren. Es wird im Inneren<br />
Abbildung:<br />
60 - Foto kurz vor 1900
ein gewölbter hohler Raum beschrieben, der zur Aufnahme<br />
einer Treppe bestimmt war. 52 Dieser Hohlraum konnte<br />
bis jetzt nicht nachgewiesen werden. Eventuell führte der<br />
heute zugemauerte schräge Durchgang in der Westecke<br />
des 1. Obergeschosses in diesen Pfeiler. Zu dieser Zeit soll<br />
auch die Treppe zum Balkon des Anbaus auf der Rückseite<br />
des Hauses erneuert werden. 53<br />
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erhielten die<br />
große Treppe sowie die Türen eine braune Holzimitation.<br />
Die Bogenarchitektur wurde verputzt und an deren Kante<br />
ein Stuckprofil gezogen. Auf einer Abbildung ist noch die<br />
damalige Gestaltung mit Ranken erkennbar. Heute sind nur<br />
noch wenige Reste dieser Leimfarbenmalerei erhalten. Das<br />
Treppenhaus dekorierte man mehrfarbig mit großen Kassettierungen<br />
(Abb. 62, 63). Auch in den anderen Räumen<br />
61<br />
sind Reste von Sockelbemalungen und farbigen Wandflächen<br />
zu finden. In der Kapelle im Erdgeschoss des Turmes<br />
waren die verputzten Wände grau und die backsteinsichtige<br />
Apsis sowie das Gewölbe rot gefasst.<br />
Nach der Auflösung der <strong>Festung</strong> als militärisches Objekt<br />
1894 diente auch das Kommandantenhaus verschiedenen<br />
Zwecken.<br />
1936 wurde auf den Zinnenkranz des Turmes das heutige<br />
Satteldach aufgesetzt, sicherlich in Anlehnung an die Darstellung<br />
durch Merian aus dem Jahr 1653. Der größte Teil<br />
der Fenster wurde in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />
erneuert. Nur im Erdgeschoss des barocken Zwischenbaus<br />
blieben ältere Fenster und im 1. Obergeschoss sowie an der<br />
Rückfront ältere Zargen erhalten. Mit den Umbauten zum<br />
Museum gestaltete man dort, wo sie fehlten, neue Türen,<br />
Geländer und Türklinken. Ein Durchbruch zum Erdgeschoss<br />
des Bleiturmes schaffte einen innenliegenden Zugang zu<br />
dem bis dahin backsteinsichtigen, ungestrichenen Raum.<br />
Die gesamte oberirdische Terrassenmauer wurde erneuert<br />
und nur die Sandsteinblöcke mit den Groteskenköpfen aus<br />
der Renaissance setzte man wieder ein.<br />
Abbildungen:<br />
61 - Zeichnung um 1860: Die Fensterüberdachungen und<br />
die kleinen Strebepfeiler sind bereits vorhanden, aber<br />
der Uhrturm fehlt noch.<br />
62 - Eingangsbereich vor 1910: Die Bemalung des Treppenhauses<br />
aus dem 19. Jh. mit Ornamenten an den Bogenfeldern<br />
ist noch zu sehen.<br />
63 - Fußbodenfliesen um 1870 im Eingangsbereich<br />
64 - Schiefstellung der Südwestwand im Obergeschoss<br />
des Bleiturmes<br />
62<br />
63 64<br />
31
32 BAUTEIL KOMMANDANTENHAUS Zur Sanierung<br />
Zur Sanierung<br />
Die Absenkung des Geländes auf der Hofseite am Bleiturm<br />
um mehr als 2,5 m und im Inneren um 1,2 m in den letzten<br />
Jahrhunderten hatte die Freilegung der nur in Erdmaterial<br />
verlegten Feldsteinfundamente zur Folge. Man setzte zwar<br />
etwa 45 cm dicke Backsteinschalen vor die nun nicht mehr<br />
durch Erddruck zusammengehaltenen Feldsteine, aber eine<br />
Bewegung des gesamten Mauerwerkes konnte so nicht<br />
ausreichend verhindert werden. Auch steht der Bleiturm<br />
nach den Erkenntnissen der Archäologen auf mittelalterlichen<br />
Auffüllungsschichten mit einem humushaltigen<br />
Nutzungshorizont (um 1270/80), so dass er nicht auf optimalem<br />
Baugrund fundamentiert ist. Eine deutlich sichtbare<br />
Schiefstellung der Wände war die Folge (Abb. 64-66).<br />
Allerdings zeigen die Verformungen der im Barock und im<br />
19. Jahrhundert aufgesetzten Mauerwerksteile wesentlich<br />
geringere Ausmaße und man kann von einer gewissen Beruhigung<br />
der Bewegungen im Mauerwerk ausgehen. Auch<br />
die nach 1650 errichteten ersten beiden Geschosse der<br />
Hoffassade des barocken Neubaus zwischen Bleiturm und<br />
„altem hohen Haus“ neigen sich deutlich nach Südwesten.<br />
Die Ursache hierfür ist unter anderem in der geringen<br />
Gründungstiefe auf den mittelalterlichen Auffüllungsschichten<br />
zu suchen. Deutlich lotrechter sind die etwas<br />
späteren Erhöhungen des Barocks.<br />
65<br />
Das Äußere des Kommandantenhauses ist geprägt durch<br />
die Instandsetzung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts,<br />
als man den Putz und die Anstriche entfernte<br />
und mit Hilfe von rotem Verfugmörtel das Gebäude backsteinsichtig<br />
erscheinen ließ. Anhand der unterschiedlichen<br />
Backsteinformate, Mauerverbände und Backsteinoberflächen<br />
sowie infolge der teilweisen Freilegung des ursprünglichen<br />
Fugenmörtels durch Verwitterung können heute die<br />
einzelnen unterschiedlichen Baukörper aus verschiedenen<br />
Zeiten gut erkannt bzw. zumindest erahnt werden. Dieses<br />
vielfältige Erscheinungsbild der Fassaden sollte auch nach<br />
einer Sanierung erhalten bleiben, ohne dass das Gebäude<br />
optisch auseinander fällt. Die baulichen Veränderungen<br />
aus der Zeit nach 1853, wie die Veränderungen der Fenster<br />
mit dem Anbau von Überdachungen und die Erneuerung<br />
des Traufgesimses, lassen die Rekonstruktion einer älteren<br />
Farbgebung nicht zu. Zu beachten ist die Verträglichkeit<br />
von modernen Baustoffen mit den Resten des Gipsmörtels<br />
an den Fassaden, den man im 17. Jahrhundert zur Verfugung<br />
und teilweisen Überputzung einsetzte. Besonderes<br />
Augenmerk soll auf den Erhalt der noch vorhandenen,<br />
etwa 200 Jahre alten Fenster und Fensterzargen gelegt<br />
werden. Es wird zu überlegen sein, wie man die mittelalterliche<br />
Toröffnung an der Ostfassade des „alten hohen<br />
Hauses“ zum Teil sichtbar gestalten kann. Bei der notwen-
digen Erneuerung der desolaten Terrassenmauer aus dem<br />
20. Jahrhundert sollten die älteren, auf Fotos gut zu erkennenden<br />
Baudetails rekonstruiert werden. Auf jeden Fall<br />
müssen die wertvollen Sandsteinblöcke mit Renaissancedekor<br />
vor Spritzwasser und dem Eintrag löslicher Salze<br />
geschützt werden.<br />
Im Inneren des Hauses fallen die teilweise Verwinkeltheit<br />
der Räume, die Schiefstellung der Fußböden und die Vielfältigkeit<br />
der Oberflächen auf. Diesen besonderen Reiz eines<br />
in vielen Jahrhunderten und aus mehreren Gebäuden<br />
zusammengesetzten Hauses gilt es zu bewahren und mit<br />
den heutigen Anforderungen an ein Museum in Einklang<br />
zu bringen (Abb. 67). Aus der Zeit des Barocks hat sich die<br />
große Treppe mit den Geländern und Arkadenbögen erhalten.<br />
Zum Teil sind auch die Bemalungen mit Blättern und<br />
Früchten und einer Imitation von Marmor aus dieser Zeit<br />
noch vorhanden. Diese sollen für die Museumsnutzung in<br />
einem Bereich freigelegt werden. Für die Gestaltung des<br />
Treppenhauses wird die Restaurierung und Rekonstruktion<br />
der Dekoration aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />
in Betracht gezogen. Diese ist gekennzeichnet durch<br />
die mehrfarbigen Wandflächen, einfache Ornamentik an<br />
den Bogenfeldern über der Treppe, Holzimitation auf allen<br />
Abbildung links:<br />
65 - Bewegung der Südwestwand des Bleiturmes auch infolge<br />
der Freilegungen des Feldsteinfundamentes auf der<br />
Hofseite im Laufe der Jahrhunderte.<br />
66 67<br />
BAUTEIL KOMMANDANTENHAUS Fußnoten zum gesamten Text<br />
Holzflächen und die noch vorhandenen Fußbodenfliesen<br />
im Erdgeschoss aus der Zeit um 1870. Wichtig wird sein,<br />
auch die mittelalterlichen Räumlichkeiten, wie den Keller<br />
des heutigen Turmes („altes hohes Haus“) und die Fensternischen<br />
in der Ringmauer erlebbar zu gestalten. Gleiches<br />
trifft für den Dachstuhl vom Ende des 17. Jahrhunderts<br />
zu, der durch seine Größe und seinen relativ guten Erhaltungszustand<br />
besonders beeindruckend ist.<br />
Sicherlich schwierig, aber denkmalpflegerisch unverzichtbar,<br />
sind der weitgehende Erhalt der historischen Putze,<br />
Dielen, Paneele und Decken. Ohne diese alten, mit vielen<br />
Spuren der Zeit behafteten Bauteile und Oberflächen würde<br />
das Kommandantenhaus nicht nur einen wesentlichen<br />
Teil seiner Geschichtlichkeit, sondern auch seinen, heute<br />
den Besucher beeindruckenden, Charme verlieren.<br />
Fußnoten zum gesamten Text:<br />
1 Die Untersuchungen erfolgten durch den Verfasser des Textes<br />
gemeinsam mit den Dipl. Restauratoren Ulrike Hahn und Detlef<br />
Krohn. Bei der Transkription von Schriftstücken aus dem Landeshauptarchiv<br />
Schwerin waren Detlef Witt und Felix Schönrock<br />
behilflich. Tilo Schöfbeck führte die Untersuchungen am<br />
Dachstuhl durch.<br />
Abbildungen unten:<br />
66 - Verformung der Fassade des barocken Zwischenbaus<br />
in den unteren Geschossen<br />
67 - Treppenhaus im 1. Obergeschoss<br />
33
34 BAUTEIL KOMMANDANTENHAUS Fußnoten zum gesamten Text<br />
2 Friedrich Schlie 1899, S. 156, 157<br />
3 Jürgen Scharnweber 1995, S. 8<br />
4 Bertram Faensen 2004, S. 10<br />
5 MUB XVIII, 10326<br />
6 Hermann Grotefend 1917, S. 29 - 42<br />
7 Otto Pieper 1912, S. 354<br />
8 LHA 2.12 – 1/5 Vormundschaften, Nr. 2<br />
9 siehe Zeichnungen von A. F. Lorenz im LHA<br />
10 Eventuell setzte sich an der Westecke des Torhauses die mittel-<br />
alterliche Ringmauer nach Süden fort. So würden die wesentlich<br />
stärkeren Wände nach Norden, Osten und Süden außerhalb<br />
und die dünnere Westfassade innerhalb der Burgmauer liegen.<br />
11 Die noch vorhandenen Mauerwerksreste, die zu diesen Anbauten<br />
vermutlich gehörten, entstanden erst in der Renaissance,<br />
nachdem man das innere Burgtor zugemauert hatte.<br />
12 Das im 15. Jahrhundert in die Kastellburg von Neustadt-Glewe<br />
schräg zur Achse eingefügte Tor scheint nach dem Weg von<br />
Parchim ausgerichtet worden zu sein.<br />
13 Burgen in Mitteleuropa 1999, S. 237<br />
14 LHA Schwerin, Landesteilungen 314 XLIX Fasc. 2, Inventar der<br />
Ämter, Häuser und Höfe 1610 des Schwerinschen Anteils, Bl. 755<br />
15 mündliche Information von Gerd Reichelt, Landesamt für Kultur<br />
und Denkmalpflege, Abteilung Archäologie<br />
16 MUB 7822<br />
17 Friedrich Schlie 1899, S. 160<br />
18 mündliche Information von Gerd Reichelt<br />
19 naturwissenschaftliche Untersuchungen von Prof. H.-P.<br />
Schramm und M. Schramm (Labor für naturwissenschaftliche<br />
Kunstgutuntersuchungen, Dresden)<br />
20 Burgen in Mitteleuropa, S. 90<br />
21 Jürgen Scharnweber 1995, S. 14. Damit wird der Turm in seinem<br />
Durchmesser mächtiger gewesen sein als der in Neustadt-<br />
Glewe.<br />
22 Dirk Schumann 2004, S. 3<br />
23 Es wird beim Brau- und Backhaus eine Rossmühle erwähnt,<br />
aber ob diese sich innerhalb der beschriebenen Mauern befand,<br />
ist unsicher.<br />
24 Bertram Faensen 2004, S. 41<br />
25 Dokumentation Gerd Reichelt 2006, Landesamt für Kultur und<br />
Denkmalpflege, Abteilung Archäologie<br />
26 Burgen in Mitteleuropa 1999, S. 19<br />
27 Da die Gebäudeecken des Bleiturmes an den Anschlussstellen<br />
der Küche verändert bzw. durch den Strebepfeiler verbaut sind,<br />
können hierzu auch keine Befunde gemacht werden.<br />
28 Dirk Schumann 2004, S. 5<br />
29 Jürgen Scharnweber 1995, S. 40<br />
30 Jürgen Scharnweber 1995, S. 40<br />
31 Herzog Adolf Friedrich schreibt am 25. Juli 1652 an den Zöllner<br />
zu <strong>Dömitz</strong> in Bezug auf eine Rechnung über 10 Last Kalk. Mög-<br />
licherweise sind diese auch für den Bau am „Neuen Haus“ bestimmt.<br />
(LHA Schwerin, 2.12 – 4/3 Städtewesen <strong>Dömitz</strong> Nr. 616)<br />
32 siehe Inventare von 1576 und 1610<br />
33 Heinz Mansfeld 1952, S. 58 - 60<br />
34 Die Stürze der Fenster im Erdgeschoss aus Eichenbohlen gehören<br />
in die Bauphase kurz vor 1653, aber diese konnten bisher<br />
nicht sinnvoll beprobt werden.<br />
35 Alle dendrochronologischen Untersuchungen wurden von Dr.<br />
Heußner und Tilo Schöfbeck ausgeführt.<br />
36 Das jüngste Holz der entnommenen Proben ergab ein Fälldatum<br />
von 1691 (Waldkante).<br />
37 Möglicherweise stehen die Veränderungen um 1670 im Zusammenhang<br />
mit dem Versprechen des Herzogs Christian (Louis)<br />
I., die <strong>Festung</strong> <strong>Dömitz</strong> im Falle seines Todes seiner zweiten<br />
Ehefrau als Witwensitz zu überlassen. (Erika und Jürgen Borchardt<br />
1991, S. 76)<br />
38 Jürgen Scharnweber 1995, S. 40<br />
39 Im gleichen Jahr werden am Back- und Brauhaus die Mauern<br />
ausgebessert, ein Pfeiler angebaut, der auf den Plänen auch zu<br />
sehen ist, und der Dachstuhl vollkommen erneuert. (siehe Bertram<br />
Faensen 2004, S. 37)<br />
40 Auffällig ist, dass auf diesem Plan, der um 1691 fertiggestellte<br />
Strebepfeiler an der Westecke des Kommandantenhauses und<br />
ein kleineres (im Plan von 1702 schon dargestelltes) Gebäude<br />
im Norden der <strong>Festung</strong> noch fehlen.<br />
41 LHA Schwerin, 2.12 - 4/3 Städtewesen <strong>Dömitz</strong> Nr. 617<br />
42 Die Unterkonstruktion der Treppe konnte in das Jahr 1669 (d)<br />
datiert werden und die Farbfassungsreste ergaben, dass auch<br />
das Treppengeländer von Anfang an eingebaut war.<br />
43 So blieb an unzugänglichen Stellen die erste Farbgebung mit<br />
der blauen Marmorierung bis heute sichtbar.<br />
44 naturwissenschaftliche Untersuchungen von Prof. H.-P.<br />
Schramm und M. Schramm (Labor für naturwissenschaftliche<br />
Kunstgutuntersuchungen, Dresden)<br />
45 Die Untersuchungen im Dachwerk führte maßgeblich Tilo<br />
Schöfbeck durch, der auch die Ergebnisse im folgenden Abschnitt<br />
zusammenfasste.<br />
46 Friedrich Schlie, 1899, S. 162<br />
47 Jürgen Scharnweber 1995, S. 60<br />
48 1783 wurde ein Stall abgerissen und durch einen Neubau auf<br />
der Nordwestseite des Kommandantenhauses ersetzt (siehe<br />
Bertram Faensen 2004, S. 34). Zu diesem Zeitpunkt erbaute<br />
man offenbar mehrere Gebäude auf der <strong>Festung</strong> neu.<br />
49 Bertram Faensen 2004, S. 59 - 61<br />
50 siehe Plan von 1702<br />
51 siehe Erinnerungstafel am Haupteingang der <strong>Festung</strong><br />
52 LHA Militärwesen 2.12 - 2/18, Nr. 343<br />
53 LHA Militärwesen 2.12 - 2/18, Nr. 343
ANHANG - Aus den Inventaren 1576 und 1610<br />
Nach dem Tod des Mecklenburger Herzogs Johann Albrecht<br />
I. im Jahr 15761 wurde ein Inventar und nach dem Ableben<br />
von Herzog Karl 16102 eine Beschreibung des Hauses<br />
und der <strong>Festung</strong> <strong>Dömitz</strong> angefertigt. 3 Die Darstellungen<br />
der Gebäude in beiden stimmen überein. Im Text von 1576<br />
werden die einzelnen Räumlichkeiten und die darin befindlichen<br />
Ausstattungen umfangreich aufgelistet, während<br />
1610 hauptsächlich nur die äußere Erscheinung der Gebäude<br />
Erwähnung findet. Solche Beschreibungen von Burgen<br />
sind insofern von Bedeutung, als dass diese vor Ort vorgenommen<br />
wurden und folglich ein „Rundgang“ rekonstruiert<br />
werden kann. Die Begehung in <strong>Dömitz</strong> beginnt beim<br />
Inventar des 16. Jahrhunderts mit dem „alten steinernen<br />
hohen Haus“, also dem heute als Turm bezeichneten Gebäudeteil<br />
des Kommandantenhauses, und geht entgegen<br />
dem Uhrzeigersinn über die <strong>Festung</strong> bis zur „Hauptmanns<br />
Wohnung“ über dem Tor. 1610 fängt man vor dem Tor mit<br />
dem Zollhaus an und gelangt über die zwei <strong>Zugbrücke</strong>n<br />
zum Eingang mit der darüberliegenden Unterkunft des<br />
Hauptmanns (Abb. 2, Seite 6). Dann beginnt der Rundgang<br />
auf der <strong>Festung</strong> ebenfalls mit dem Turm („Fürstlichen<br />
Haus“) und wird entgegen dem Uhrzeigersinn fortgesetzt.<br />
Das „alte steinerne hohe Haus“<br />
Zuerst beschreibt man auf der <strong>Festung</strong> das hohe, heute als<br />
Turm betitelte Gebäude. 1576 ist es das „alte steinerne hohe<br />
Haus“, in dem sich die Gemächer des Fürsten und der<br />
Herzogin befanden. Im Inventar von 1610 wird ausgesagt,<br />
dass sich zur rechten Hand, vom Eingang aus gesehen, „das<br />
Fürstliche Haus“ befindet. Also wird übereinstimmend die<br />
Nutzung des Hauses zur Unterbringung des Fürsten angegeben.<br />
Es sei (1610) drei Gemächer hoch und die Erker<br />
unter dem Dach sind aus Fachwerk. Auch im Inventar von<br />
1576 werden drei Stockwerke mit Gemächern aufgezählt.<br />
Die obersten Gemächer müssen sich im Dachgeschoss<br />
befunden haben, da in diesen ebenfalls Erker aufgeführt<br />
werden. Darunter sind zwei weitere Geschosse mit Gemächern,<br />
also bequemen Wohnräumen. Zwei Keller befinden<br />
sich unter diesen, wovon einer gewölbt und der andere<br />
ungewölbt war. Als Keller bezeichnete man Vorratsräume,<br />
die nicht unbedingt unter der Erde liegen müssen. Die Beschreibungen<br />
entsprechen den mittelalterlichen Befunden<br />
am heutigen Turm. So sind die beiden Keller noch vorhanden<br />
und nur einer davon war im Mittelalter nachweislich<br />
gewölbt. Darüber hatte man zwei massive Geschosse gemauert.<br />
Die Räumlichkeiten, die sich ehemals im Dachstuhl<br />
BAUTEIL KOMMANDANTENHAUS Anhang<br />
befanden, konnten auf Grund der jüngeren Veränderungen<br />
nicht mehr nachgewiesen werden. Auch die Beschreibung<br />
für das heutige Erdgeschoss, bei der sich ein Gewölbe in<br />
einem Raum befand, trifft zu. Im nördlichen Teil sind noch<br />
die Spuren eines ehemaligen mittelalterlichen Tonnengewölbes<br />
vorhanden. Einen weiteren Hinweis, dass es sich bei<br />
diesen Darstellungen wirklich um den heutigen Turm handelt,<br />
liefert das Inventar von 1576 mit der Erwähnung einer<br />
„Anlehnung“ vor den Kellern. Dieser Anbau wurde zu dieser<br />
Zeit offenbar als Abstellraum genutzt und ist in der Zeichnung<br />
von 1612 auf der Westseite des Gebäudes zu sehen.<br />
Bei der Bestandsaufnahme 1576 werden von oben nach unten<br />
folgende Baulichkeiten erwähnt. Das Geschoss war mit<br />
Ziegelsteinen (1610: „dobbelter Flomstein“ 4 ) gedeckt und<br />
hatte Erker aus Fachwerk5 . Innen waren die Gemächer für<br />
den Fürsten, wenn er sich auf der <strong>Festung</strong> aufhielt. Es gab<br />
eine Schlafkammer mit „steinern“ Pflaster, einem Kamin6 ,<br />
einer Lehmwickeldecke und einem Fenster mit einem hölzernen<br />
Laden. Von dieser gelangte man in eine Kammer, die<br />
ein kleines Schreibkontor (Möbelstück zur Aufnahme von<br />
Büchern und Schreibgegenständen) und ein kleines Fenster<br />
hatte. Weiterhin werden für das Dachgeschoss eine Stube<br />
mit Dielen aus Nadelholz, einem Kachelofen und einem,<br />
mit grünem englischen Tuch gefütterten Erker mit großem<br />
Fenster sowie eine kleine Stube mit einem Kamin, einem<br />
kleinen Kachelofen, einem kleinen Fenster und steinernem<br />
Pflaster erwähnt. Im Obergeschoss waren die Gemächer<br />
der Herzogin. Dazu gehörten eine Schlafkammer mit einem<br />
Kamin, einem Fenster und einem steinernen Fußboden sowie<br />
eine Stube mit Kachelofen und einem großen Fenster.<br />
Im Erdgeschoss befanden sich eine Kammer mit kleinem<br />
Kachelofen und ein gewölbter Raum, in dem man Papiere<br />
in einem Wandschrank7 und in Behältnissen verwahrt<br />
hatte. Die beiden Räume im Kellergeschoss wurden als<br />
Speisekeller genutzt, wovon ein Raum gewölbt war8 . In der<br />
„Anlehnung“ vor den Kellern, die mit Steinen gedeckt war,<br />
stand ein Kachelofen. Die Tatsache, dass kein Wendelstein,<br />
wie an anderer Stelle, oder eine andere Treppenkonstruktion<br />
Erwähnung findet, lässt eine normale Holztreppe im<br />
Inneren des hohen Gebäudes vermuten.<br />
Der Bleiturm<br />
Auf der anderen Seite des „fürstlichen Hauses“ befand<br />
sich der „Bleig Thurm“ (1610: „Bleichthurmb“). Dieser bildet<br />
mit seinen fast 3 m dicken mittelalterlichen Mauern<br />
heute den nordwestlichen Teil des Kommandantenhauses<br />
35
36 BAUTEIL KOMMANDANTENHAUS Anhang<br />
im Erd- und im 1. Obergeschoss. Er hatte 1576 ein hölzernes<br />
„spondach“ 9 (Holzschindeldach) und das „Pflaster“<br />
(Fußboden) war mit Blei überlegt. Allerdings hatte man an<br />
einigen Stellen schon ganze Stücke Blei herausgeschnitten.<br />
Vielleicht diente die Bleiabdeckung als Schutz vor Feuer<br />
und Geschossen. 10 1610 existierte an Stelle des Holzschindeldaches<br />
eine Eindeckung mit doppeltem „Flomstein“. Zu<br />
dieser Zeit beschrieb man den Turm zwei Gewölbe hoch<br />
und als massiv gemauert. Auch 1576 sind beide Geschosse<br />
schon eingewölbt. Das untere diente als Weinkeller und das<br />
obere als Vorratsraum. Im Weinkeller waren ein „4 Scheiben<br />
Fenster“ und „zwei schlossfeste Türen“ und im oberen<br />
Raum ebenso ein Fenster und „eine schlossfeste Tür“. Die<br />
Darstellungen entsprechen den heutigen Befunden. Beide<br />
Geschosse sind noch vorhanden, die Gewölbe konnten<br />
nachgewiesen werden und es müssen kaum Fenster vorhanden<br />
gewesen sein.<br />
Die weiteren Gebäude<br />
Am Bleiturm befand sich als nächstes die Küche. Dabei<br />
muss es sich um das Gebäude handeln, das auf dem Plan<br />
von 1612 im Nordwesten des Bleiturmes zu sehen und offenbar<br />
schon in der Mitte des 17. Jahrhunderts nicht mehr<br />
vorhanden ist. 1576 werden darin ein Fleischhaus, die gewölbte<br />
Küche mit einem großen aufgemauerten Schornstein<br />
(wahrscheinlich eine Küchenglocke), ein Brunnen11 und ein gewölbter Keller unter der Küche beschrieben.<br />
An der Küche angebaut, auf der Westseite der <strong>Festung</strong><br />
folgen die „Newen Gemächer“ (1576) bzw. die „Hofstube“<br />
zwei Gemächer hoch (1610). Darin befinden sich im 16.<br />
Jahrhundert eine Schlafkammer, eine Stube, eine Hofstube<br />
und ein gewölbter Keller. Zu diesem Gebäude gehört ein<br />
hoher Turm mit der Wohnung des Hausmanns, einem „seiger“<br />
(Uhr) und Glocken. Nach dem Inventar von 1576 steht<br />
dieser über der Holzkammer, die sich vor der Hofstube befindet.<br />
Im Plan von 1612 ist dieser Turm nicht gesondert<br />
eingezeichnet. Es handelt sich wahrscheinlich auch nicht<br />
um den mittelalterlichen runden Turm12 , dessen Fundament<br />
sich noch in diesem Bereich befindet.<br />
Südwestlich an das Gebäude mit der Hofstube schloss sich<br />
direkt das Zeughaus mit der Harnischkammer an. 1610<br />
wird es zwei Gemächer hoch beschrieben, das oberste aus<br />
Fachwerk bestehend. Darunter befand sich ein gewölbter<br />
Bierkeller.<br />
Auf der Südwestseite der <strong>Festung</strong> stand das „newe Hauß“,<br />
welches das Brauhaus genannt wurde. 13 Zu Beginn des 17.<br />
Jahrhunderts wird es als Brau- und Backhaus bezeichnet.<br />
Es hatte fünf Böden zum Trocknen des Korns und unten<br />
war das eigentliche Brauhaus mit einem Brunnen, einer<br />
Stube und einer Kammer (Inventar 1576). An das Brauhaus<br />
war auf der Seite zum Wall hin ein neueres Gebäude mit<br />
Landsknechtwohnungen angebaut. Unter diesem befanden<br />
sich zwei Keller, die vom Brauhaus betreten werden konnten.<br />
Neben dem Brauhaus existierte noch eine Rossmühle.<br />
Eventuell handelt es sich dabei um das im Plan von 1612<br />
u-förmig dargestellte Mauerwerk auf der Südostseite der<br />
<strong>Festung</strong>. Vielleicht war dies auch eine Ruine oder diente<br />
der militärischen Nutzung, denn zwischen Brauhaus und<br />
<strong>Festung</strong>stor werden keine weiteren Baulichkeiten erwähnt.<br />
Über dem Eingangstor zur <strong>Festung</strong> hatte der Hauptmann<br />
sein Wohngebäude, das als zwei Gemächer hoch beschrieben<br />
wird. 1610 gibt es in der Zitadelle drei Brunnen, einer<br />
in der Küche und einer im Brauhaus, wie oben angegeben,<br />
und ein weiterer auf dem Wall, der durch das Gewölbe darunter<br />
geführt ist. In dem Plan der <strong>Festung</strong> (Abb. 25, Seite<br />
19), der in der Mitte des 17. Jahrhunderts entstand, sind<br />
diese angegebenen Brunnen eingezeichnet (grüne Kreise).<br />
Zusammenfassend kann man feststellen, dass sich die in<br />
den Inventaren angegebenen Gebäude mit großer Sicherheit<br />
denen im Plan von G. Evert Piloot 1612 eingezeichneten<br />
zuordnen lassen. Insbesondere die als „altes steinernes<br />
hohes Haus“ und als „Bleiturm“ bezeichneten Bauwerke<br />
können, auch auf Grund der Befunde am heutigen Kommandantenhaus,<br />
eindeutig lokalisiert werden. 14<br />
Fußnoten zum Anhang:<br />
1 LHA 2.12 – 1/5 Vormundschaften, Nr. 2<br />
2 LHA Schwerin, Landesteilungen 314 XLIX Fasc. 2, Inventar<br />
der Ämter, Häuser und Höfe 1610 des Schwerinschen<br />
Anteils, Bl. 755<br />
3 Leider konnte das Inventar von 1592 nicht eingesehen<br />
werden, da es zur Zeit zur Restaurierung vorgesehen ist.<br />
4 Das Inventar von 1576 hat für die Dachdeckungen<br />
mit Ziegelsteinen die Bezeichnungen „ziegelsteinern“,<br />
„schraubdach“ und „duppelten steindach“. Dagegen werden<br />
in der Beschreibung von 1610 folgende Unterscheidungen<br />
vorgenommen: „dobbelter flomstein“, „schraubstein“<br />
und „doppelter Hohlstein“. Bei der Bezeichnung<br />
„schraubdach“ bzw. „schraubstein“ könnte es sich nach<br />
einer Information von Jens-Christian Holst um eine Deckung<br />
mit S-Pfannen handeln. „Flom(en)“ kann für flach,<br />
Fliesen oder die Schuppen eines Fisches stehen (Renate<br />
Hermann-Winter. Plattdeutsches Wörterbuch, Rostock<br />
2003). Möglicherweise ist mit „doppelten Flomsteinen“<br />
eine Deckung mit Biberschwänzen (Flachziegel) gemeint.<br />
Somit würde für den Begriff „doppelter Hohlstein“ bzw.
„duppelten steindach“ eine Mönch- und Nonnedeckung<br />
stehen.<br />
5 Diese beschriebenen Erker sind auf dem Merianstich von<br />
1653 nicht mehr zu sehen.<br />
6 Im Inventar wird ein Schornstein mit zwei kleinen eisernen<br />
Brandruten genannt. Unter einem Schornstein wurde<br />
meist, wie z. B. am Fürstenhof in Wismar nachgewiesen,<br />
ein Kamin verstanden.<br />
7 Gemauerte Nischen für Wandschränke sind im nördlichen,<br />
ehemals gewölbten Raum des Erdgeschosses noch<br />
vorhanden.<br />
8 Dies entspricht den heutigen Befunden (siehe weiter<br />
oben).<br />
9 Der Turm auf der Burg in Neustadt-Glewe hatte zur selben<br />
Zeit ebenfalls ein Holzschindeldach.<br />
10 Wahrscheinlich war die ehemalige Deckung des Daches<br />
mit Blei namengebend. Auch an anderen Burgen führte<br />
die Farbe der Dachdeckung zur Bezeichnung des Gebäudes<br />
(Roland Möller. Dächer, Schornsteine, In: Burgen in<br />
Mitteleuropa, Ein Handbuch. Hrsg. Horst Wolfgang Böhme<br />
u. a., S. 276 Stuttgart1999)<br />
11 In den Plänen ist an dieser Stelle (nordwestlich des heutigen<br />
Kommandantenhauses) mehrfach ein Brunnen eingezeichnet.<br />
12 Jürgen Scharnweber 1995, S. 14<br />
13 Im noch vorhandenen Keller des Gebäudes konnte das<br />
älteste Mauerwerk in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts<br />
datiert werden (Dirk Schumann 2004). Da das Gebäude<br />
als neu bezeichnet wird, ist anzunehmen, dass es<br />
mit dem <strong>Festung</strong>sbau errichtet wurde.<br />
14 A. F. Lorenz verwechselt diese beiden Gebäude (siehe<br />
Jürgen Scharnweber 1995, S. 39). Ansonsten stimmen<br />
seine Angaben zur Funktion der Gebäude mit unseren Erkenntnissen<br />
weitgehend überein.<br />
Literaturverzeichnis:<br />
GROTEFEND 1917<br />
Hermann Grotefend, Francesco Borno u. Juan dei Regaci,<br />
die ersten welschen Bauleute des Herzogs Johann Albrecht.<br />
In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische<br />
Geschichte und Altertumskunde, (Aufsatz 2, Bd. 81),<br />
Schwerin<br />
SCHARNWEBER 1995<br />
Jürgen Scharnweber, <strong>Festung</strong> <strong>Dömitz</strong> im 1000jährigen<br />
Mecklenburg. Lüchow<br />
SCHUMANN 2004<br />
Dirk Schumann, Ergänzende bauarchäologische Beobach-<br />
tungen zu verschiedenen archäologisch dokumentierten<br />
Baubefunden in der <strong>Festung</strong> <strong>Dömitz</strong>. Dokumentation im<br />
Landesamt für Bodendenkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern<br />
SCHLIE 1899<br />
Friedrich Schlie, Kunst- und Geschichts-Denkmäler des<br />
Grossherzogthums Mecklenburg – Schwerin. III. Band,<br />
Schwerin<br />
FAENSEN 2004<br />
Bertram Faensen, Historisch-archäologische Untersuchungen<br />
zur <strong>Festung</strong> <strong>Dömitz</strong>, Lkr. Ludwigslust. In: Archäologische<br />
Berichte aus Mecklenburg – Vorpommern,<br />
Beiheft 8/2004, Waren<br />
MANSFELD 1952<br />
Heinz Mansfeld, Ghert Evert Piloot, Ein Baumeister der<br />
Spätrenaissance in Mecklenburg. In: Denkmalpflege in<br />
Mecklenburg. Jahrbuch 51/52, Dresden<br />
PIEPER 1912<br />
Otto Pieper, Burgenkunde, Bauwesen und Geschichte der<br />
Burgen zunächst innerhalb des deutschen Sprachgebietes.<br />
München<br />
BURGEN IN MITTELEUROPA 1999<br />
Burgen in Mitteleuropa, Ein Handbuch. Hrsg. von der Deutschen<br />
Burgenvereinigung e. V., Stuttgart<br />
BORCHARDT 1991<br />
Erika und Jürgen Borchardt, Mecklenburgs Herzöge, Ahnengalerie<br />
Schloss Schwerin, Schwerin<br />
37
38 BAUTEIL KOMMANDANTENHAUS Anhang<br />
68
Abbildung linke Seite: 68 - Erste Seite des Inventars von 1576<br />
Abbildung oben: 69 - Transkription der ersten Seite des Inventars von 1576<br />
69<br />
39
40 BAUTEIL KOMMANDANTENHAUS Impressum<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
Stadt <strong>Dömitz</strong><br />
Goethestraße 21<br />
19303 <strong>Dömitz</strong><br />
www.doemitz.de<br />
Tel. 03 87 58 - 31 60<br />
Fax 03 87 58 - 3 16 55<br />
<strong>Festung</strong>: Jürgen Scharnweber<br />
Tel. + Fax 03 87 58 - 2 24 01<br />
www.festung-doemitz.de<br />
GoS mbh<br />
Treuhänderischer Sanierungsträger<br />
der Stadt <strong>Dömitz</strong><br />
Platz des Friedens 2<br />
19288 Ludwigslust<br />
www.gos-gsom.eu<br />
Tel. 0 38 74 - 57 08 00<br />
Fax 0 38 74 - 4 73 46<br />
e-mail: ludwigslust@gos-gsom.eu<br />
Redaktion:<br />
Annette Brandes, GoS mbh<br />
Manfred Kersten, GoS mbh<br />
Norbert Thiele, GoS mbh<br />
Texte:<br />
Diplom-Bauingenieur, Restaurator Matthias Zahn<br />
Bergstraße 26, 19073 Groß Rogahn<br />
Tel. 03 85 - 6 66 51 61<br />
Fax 03 85 - 6 66 51 62<br />
sowie<br />
Dipl. Restauratorin Ulrike Hahn<br />
Dipl. Restaurator Detlef Krohn<br />
Tilo Schöfbeck M.A.<br />
Bildnachweis:<br />
Museum <strong>Dömitz</strong>: 41, 56, 60, 62<br />
H. P. und M. Schramm: 34<br />
LHA Schwerin: 2, 26, 27, 28, 29, 30, 57<br />
LKD M-V: 61<br />
U. Hahn: 32<br />
alle anderen Abbildungen stammen vom Verfasser<br />
Diplom-Bauingenieur, Restaurator Matthias Zahn<br />
Die Baualterspläne basieren auf Plänen des Vermessungsbüros<br />
H. G. Jansen aus Neu Kaliß<br />
Grafik/Layout:<br />
www.designmuehle.com<br />
Druck:<br />
Digital Design, Schwerin<br />
Stand März 2008, 1. Auflage 600 Exemplare<br />
Bereits erschienen:<br />
Ausgabe 1 „<strong>Festung</strong> <strong>Dömitz</strong>“ mit Zeittafel<br />
- Dezember 2006, 1. Auflage 500 Exemplare<br />
Ausgabe 2 „<strong>Festung</strong> <strong>Dömitz</strong>“ Bauteil Sandsteinportal<br />
- Mai 2007, 1. Auflage 500 Exemplare<br />
Englische Ausgabe 2 „<strong>Festung</strong> <strong>Dömitz</strong>“<br />
Bauteil Sandsteinportal<br />
- November 2007, 1. Auflage 500 Exemplare
Abbildung unten:<br />
Baualtersplan Ostfassade<br />
blau - 15. Jahrhundert<br />
grau - Renaissance<br />
rot - Barock<br />
grün - 19. Jahrhundert<br />
gelb - 20. Jahrhundert