trafik a nten zeitung April/2012
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Editorial<br />
Mehrfach abgestraft<br />
Sie werden gerne als die Melkkühe der Nation bezeichnet, wenn es darum<br />
geht, dem Budget ein Einnahmenplus zuzuführen: die Autofahrer und die<br />
Raucher. Und das gegenwärtige Auf und Ab der Verbraucherpreise nervt die<br />
Trafika<strong>nten</strong> und Konsume<strong>nten</strong> ebenso wie die Tankstellenpächter und deren<br />
Kunden. Von seriöser Kalkulation keine Spur, meckern sie alle unisono. „Die<br />
Preisgestaltung der Mineralölkonzerne ist nicht nachvollziehbar“, so Chef der<br />
Bundeswettbewerbsbehörde (BWB), Theo Thanner. Sehr wohl nachvollziehbar<br />
sind allerdings für viele Tabakwarenfachhändler die Rauf- und Runter-<br />
Schlenkerbewegungen auf den Preisauszeichnungen im Zigarettenregal: Mit<br />
ihnen sollen bloß einzelne Marken zwecks Schönung der Zigarettenanbieter-<br />
Marktanteilsstatistik gepuscht werden. Allerdings im unteren Preissegment<br />
um den Preis einer Handelsspannenkürzung für die Trafika<strong>nten</strong>, die bereits<br />
durch die Nichtraucherbewegung, den Schmuggel, die legale Mitnahmemöglichkeit<br />
von 800 Zigaretten aus EU-(Billigzigaretten)Ländern und das Geiz-ist-<br />
Geil-Verhalten mehrfach abgestraft sind. Der Finanzminister sieht keinerlei<br />
Handlungsbedarf für ein neues zeitgemäßes Tabaksteuermodell, so lange für<br />
ihn die Rechnung stimmt: Er kassiert rund 1,5 Milliarden Tabaksteuer jährlich,<br />
womit diese Fiskaleinnahmen nach der Mineralölsteuer (rund 4 Milli-<br />
arden) den zweithöchsten Verbrauchssteuerzufluss ausmachen. Eine Verkaufspreiserhöhung<br />
um 10 Cent beim Zigarettenpackungsverkaufspreis bringt<br />
derzeit dem Staat Mehreinnahmen von circa 50 bis 60 Millionen Euro pro Jahr.<br />
Zumindest auf dem Papier. Bekommen doch sowohl die Finanzministerin<br />
wie auch die Trafika<strong>nten</strong> jede Preiserhöhung mit der Abwanderung der Raucher<br />
in illegale oder auch legale (800 Stück Einfuhrmöglichkeit) Kanäle zu spüren.<br />
Allein übrig bleiben unterm Strich aber die Tabakwarenfachhändler. Während<br />
nämlich die Budgetverantwortlichen den zweiten preiserhöhungsbedingten<br />
Abwanderungsstrom der Raucher mit theoretischen Minderausgaben beim<br />
Gesundheitsbudget gegenrechnen, fehlt den Trafika<strong>nten</strong> das Geld der Raucher-<br />
zu-Nichtraucher-Muta<strong>nten</strong> in der Kassenlade. Und um deren Anteil sowie<br />
der Käufer von Zigarettenpackungen mit fremdsprachigen Warnhinweisen<br />
möglichst gering zu halten, geben die Zigarettenmultis die aus dem Drehen<br />
an der Tabaksteuerschraube resultierende Preiserhöhung nur zögerlich<br />
und nicht zur Gänze weiter, was ein Knabbern an der Handelsspanne der<br />
Trafika<strong>nten</strong> und somit weitere Mindereinnahmen im Gefolge hat. Und das,<br />
obwohl die Trafikenkunden glauben, dass sich der Tabakwarenfachhandel mit<br />
jeden 5 Cent Preiserhöhung eine goldene Nase verdient.<br />
Die Tabakkonzerne verhalten sich damit gegensätzlich zu den Mineralöl-<br />
firmen, die ihre an sich schon Hochniveau-Preise (mit Blick auf das Kon-<br />
kurrenzumfeld) einmal am Tag absenken oder (vor Reisewochenenden besonders<br />
drastisch) erhöhen, obwohl dem Inhalt des Zapfsäulentankvorrats<br />
der gleiche Barrel-Preis auf dem Weltmarkt zugrunde zu legen ist. Darüber<br />
hinaus wird der Griff in die Geldbörsen der Konsume<strong>nten</strong> einerseits bei den<br />
Rauchern mit gesundheitspolitischen Ambitionen und andererseits bei den<br />
Autofahrern mit verkehrspolitischen und weltpolitischen Zielsetzungen<br />
argumentiert, was letztlich auf den Preis für alle (Transport-)Güter durchschlägt.<br />
Aber mit dem Geld ihrer Wähler nicht gerade sparsam umzugehen,<br />
gehört nun einmal zum Handwerkgeklapper der Politiker. PeteR HAueR<br />
<strong>trafik</strong> a <strong>nten</strong> <strong>zeitung</strong> <strong>April</strong>/<strong>2012</strong><br />
inhalt<br />
iM BliCKPUNKt<br />
Europareife für den Snus? – Was dafür und was<br />
dagegen spricht. 4<br />
iNtErViEW<br />
davidoff – Fachhandel: „Partnerschaft ist<br />
keine Einbahnstraße“, ist eine der aussagen von<br />
Hans-Kristian Hoejsgaard, CEo der oettinger<br />
davidoff Group (im Bild mit Carlos andrés, Vice<br />
President international Sales austria, und<br />
Mag. isabella Benda, davidoff Österreich) 9<br />
PFEiFEN & ZiGarrEN Journal<br />
Peterson: traditionspflege mit<br />
modernem Marketing 15<br />
tabakkäfer: ihr bevorzugter Brutplatz ist<br />
der Humidor 18<br />
PErSPEKtiVEN<br />
Golden Holocaust: „Eine starke rhetorik,<br />
die auf Provokation setzt...“ 23<br />
Nichtraucherschützer fordern: Polizei-<br />
Strafmandate auch für rauchsünder! 28<br />
aUSBildUNG<br />
die <strong>trafik</strong>akademie ebnet künftigen<br />
tabakwarenfachhändlern den Werdegang<br />
zu Unternehmern 16<br />
impressum 34<br />
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