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Homburger Anlagebrief - Sparkasse Wiehl

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<strong>Homburger</strong> <strong>Anlagebrief</strong><br />

Ausgabe 08/2010<br />

Fragile Konjunktur belastet<br />

Börsensentiment<br />

Mit dem Ausklingen der insgesamt sehr erfreulichen<br />

Berichtssaison für das zweite<br />

Quartal sind die makroökonomischen Daten<br />

wieder verstärkt in den Vordergrund<br />

gerückt. Die Konjunktur stottert – vor allem<br />

in den USA –, und die Furcht vor einem<br />

erneuten Rückschlag ließ die Anleger Gewinne<br />

mitnehmen, was im Verlauf des Berichtsmonats<br />

zu einer Abwärtsbewegung<br />

aller wichtigen Börsenindizes führte. Besonders<br />

betroffen waren zyklische Aktien,<br />

worunter auch der Sektor Technologie fällt,<br />

so dass die technologielastigen Indizes<br />

dies- wie jenseits des Atlantiks auf Monatssicht<br />

(per 25.08.) herbe Einbußen von<br />

8,7% im TecDAX bzw. 5,6% im Nasdaq<br />

Composite hinnehmen mussten. Nach geografischer<br />

Aufgliederung wies der japanische<br />

Aktienmarkt – geplagt von der Stärke<br />

der heimischen Währung – die schwächste<br />

Performance auf, während sich der Schweizer<br />

Aktienmarkt (mit defensiven Schwergewichten)<br />

mit -1% noch am besten<br />

schlug. Die erneut aufgeflammten Konjunktursorgen<br />

trieben die Investoren in<br />

Save Haven-Währungen wie den USD, den<br />

CHF und den Yen. Der Euro konnte sein<br />

Dreimonatshoch von 1,30 EUR/USD nicht<br />

verteidigen und büßte vorübergehend bis<br />

auf 1,26 EUR/USD ein. Auch Gold steht wieder<br />

auf der Einkaufsliste der Investoren.<br />

Indes ist der Ölpreis in den letzten Wochen<br />

auf zuletzt 74,30 USD/Barrel (Sorte Brent)<br />

abgerutscht. Mit zunehmender Erkenntnis,<br />

dass der starke zyklische Aufschwung wohl<br />

erst einmal seinen Zenit erreicht hat, dürfte<br />

das Börsengeschehen von Vorsicht und<br />

Zurückhaltung geprägt sein. Defensive<br />

Werte dürften damit wieder stärker in den<br />

Fokus des Anlegerinteresses rücken.<br />

Während in den USA zu Beginn des Monats<br />

August positive Quartalszahlen die sich andeutende<br />

Konjunkturverlangsamung noch<br />

überlagerten und den US-Leitindizes Auftrieb<br />

gaben, trat spätestens mit der FEDSitzung<br />

am 10. August die Wende ein. Die Fed<br />

spricht nun nicht mehr von einer „fortschreitenden“<br />

Erholung der Konjunktur, sondern<br />

konstatiert eine Verlangsamung. Für die nähere<br />

Zukunft erwartet sie ein schwächeres<br />

Wachstum als bisher und stellt für einen längeren<br />

Zeitraum außergewöhnlich tiefe Leitzinsen<br />

in Aussicht. Die jüngsten Konjunkturdaten<br />

bestätigen das trübe Bild, womit die<br />

Sorge vor einem erneuten Abgleiten der<br />

größten Volkswirtschaft der Welt in die Re-<br />

Keine Chance dem Datenklau.<br />

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zession verstärkt wird. Knackpunkt sind der<br />

Immobilien- und der Arbeitsmarkt. Der US-<br />

Immobilienmarkt verschlechtert sich weiter.<br />

Die Verkäufe bestehender Häuser gingen im<br />

Juli auf 3,83 Mio zurück – der niedrigste<br />

Stand seit 1995. Gleichzeitig ist die Beschäftigungsentwicklung<br />

mit einer Arbeitslosenquote<br />

von 9,7% immer noch schwach, und<br />

der Auftragseingang in der Industrie<br />

schrumpft. Die Mehrheit der US-Bürger<br />

fürchtet aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen<br />

Lage einen Jobverlust. Eine Verbesserung<br />

des Arbeitsmarktes ist u.E. Grundvoraussetzung<br />

für eine Belebung des privaten<br />

Konsums, wichtigste Säule der amerikanischen<br />

Wirtschaft, und einer umfassenden<br />

Erholung am Immobilienmarkt. Die zunehmende<br />

Konjunkturskepsis schlug auf die Aktienindizes<br />

voll durch. So büßte der breit angelegte<br />

S&P 500 um 4,3% auf 1.055 Punkte<br />

ein. Der technologielastige Nasdaq Composite<br />

fiel sogar um 5,6%. Der Blue-Chip-Index<br />

Dow Jones Industrial Average ging um 3,7%<br />

auf 10.040 Punkte zurück. Im Sog der Wall<br />

Street knickten auch die Börsen in Europa<br />

ein. Zwar verkündete EZB-Chef Jean-Claude<br />

Trichet, dass die bisherigen volkswirtschaftlichen<br />

Daten des dritten Quartals besser als<br />

erwartet ausgefallen sind. Zudem ist die<br />

Wirtschaft der 16 Euro-Staaten im zweiten<br />

Quartal – angeschoben von Deutschland –<br />

um 1% ggü. dem Vorquartal gewachsen.<br />

Nichtsdestotrotz wird sich Europa, zumal die<br />

wirtschaftliche Entwicklung sehr differenziert<br />

ist, den Auswirkungen der schwächeren Konjunkturerholung<br />

in den USA und dem verlangsamten<br />

Wachstum in China nicht entziehen<br />

können. Somit hat an den europäischen<br />

Börsen die neue Sachlichkeit aus Rezessionsängsten<br />

und Risikoabneigung die anfängliche<br />

Euphorie infolge der fulminanten<br />

Berichtssaison abgelöst. Alle bedeutenden<br />

Länderindizes notierten auf Monatsbasis im<br />

Minus. Nach Branchensegmentierung wurde<br />

die Liste der Verlierer vom Sektor Bau (-<br />

10,4%) angeführt. Der irische Baustoffproduzent<br />

CRH hat den Ausblick für den gesamten<br />

Sektor verdüstert, als er u.a. wegen nachlassender<br />

konjunktureller Dynamik in den<br />

USA sein Gewinnziel für 2010 senkte. Das<br />

schürte Skepsis für die gesamte Branche, die<br />

zuletzt bereits durch schwache Geschäftszahlen<br />

von Holcim und Lafarge in Mitleidenschaft<br />

gezogen worden war. An zweiter Stelle<br />

unter den Stoxx-Verlierern stand die Branche<br />

Technologie (-7,9%) gefolgt von Grundstoffen<br />

(-7,5%). Trotz robuster Wirtschaftsdaten<br />

geriet auch die Börse in Deutschland in den<br />

Sog der gedrückten Stimmung an den internationalen<br />

Aktienmärkten. Konnte der deut-<br />

sche Leitindex DAX in der ersten Augustwoche<br />

mit 6.361 Punkten noch ein neues 2-<br />

Jahres-Hoch markieren, ist dieser mittlerweile<br />

unter die psychologisch wichtige Marke<br />

von 6.000 Punkten gefallen. Die Berichtssaison<br />

war bemerkenswert gut. Rund die Hälfte<br />

der 30 DAX-Unternehmen hat die Ergebnisprognose<br />

für das laufende Geschäftsjahr mit<br />

Vorlage der Q2-Zahlen erhöht. Die über den<br />

Erwartungen liegende gute Geschäftsentwicklung<br />

zahlreicher Unternehmen hat auch<br />

viele Analysten überrascht, was sich allerdings<br />

nicht immer in Aktienkursen niederschlug.<br />

Vielmehr wurde manch guter Abschluss<br />

mit Gewinnmitnahmen quittiert.<br />

Grund dafür ist vor allem die anhaltende Unsicherheit<br />

über die weltweite Konjunktur –<br />

besonders in den USA –, auch wenn Deutschland<br />

selbst sich bislang positiv absetzen<br />

kann. Weder die Tatsache, dass hierzulande<br />

die Exporte im Juni fast viermal so stark gestiegen<br />

sind wie erwartet und Deutschland<br />

mit einem Anstieg des BIP von 2,2% zum<br />

Vorquartal den Ruf als Wachstumslokomotive<br />

in der Eurozone unterstrichen hat, konnte<br />

die Anleger zum Kauf von Aktien bewegen,<br />

noch dass der ifo-Geschäftsklimaindex im<br />

August auf 106,7 Punkte und damit auf den<br />

höchsten Stand seit Sommer 2007, also vor<br />

Ausbruch der Finanzmarktkrise, gestiegen<br />

ist. Die Krux für den Anleger besteht darin,<br />

die Gewinnperspektiven der Unternehmen<br />

gegen die konjunkturellen Risiken abzuwägen<br />

und das Ganz an der Bewertung zu messen.<br />

Die KGV implizieren für das GJ 2011 eine<br />

Gewinnsteigerung von rund 10% ggü.<br />

dem lfd. GJ. Diese Größenordnung scheint<br />

durchaus realistisch, wenn sich das Wirtschaftswachstum<br />

nicht übermäßig verlangsamt.<br />

Angesichts der weltwirtschaftlichen Risiken<br />

stellt sich allerdings die Frage, ob die<br />

Gewinnschätzungen nicht generell zu optimistisch<br />

sind. Abwärtsrevisionenwürden den<br />

Aktienmarkt unter Druck setzen bzw. gute<br />

Meldungen verpuffen lassen. Die schwächste<br />

Kursentwicklung im Monat August erlitt im<br />

internationalen Vergleich der japanische Aktienmarkt.<br />

Es ist der nicht enden wollende<br />

Höhenflug der japanischen Währung auf ein<br />

Fünfzehnjahreshoch zum USD und auf ein<br />

Neunjahreshoch zum EUR, der an der Börse<br />

den Leitindex Nikkei-225 deutlich unter<br />

9.000 Punkte und damit auf ein 52-Wochen-<br />

Tief rutschen ließ. Hatten anfangs noch liquidierte<br />

Carry- Trade-Geschäfte in Milliardenhöhe<br />

die japanische Währung avancieren<br />

lassen, wetten mittlerweile immer mehr An-<br />

leger gegen USD und EUR und wechseln in<br />

den ähnlich liquiden Yen. Ganz besonders<br />

gebeutelt sind die Aktien exportorientierter<br />

www.sparkasse-wiehl.de Seite 1 von 4


Fortsetzung von Seite 1<br />

Konzerne, da die im Ausland erzielten Einnahmen<br />

durch die Yenumrechnung schrumpfen<br />

und die Produkte weniger wettbewerbsfähig<br />

sind. Die meisten Unternehmen kalkulieren<br />

bei der Prognose des Jahresgewinns<br />

mit einem Wechselkurs von 90 bis 95 Yen<br />

pro USD und etwa 115 Yen pro EUR. Daher<br />

sind die aktuellen Kurse ein erheblicher<br />

Grund zur Sorge da, mit einer ungünstigeren<br />

Wechselkursrelation signifikant schlechtere<br />

Ergebnisse erzielt werden dürften als bisher<br />

erwartet. Exportunternehmen versuchen<br />

nun, Druck auf Regierung und Notenbank<br />

auszuüben und drohen damit, die Produktion<br />

zunehmend ins Ausland zu verlagern.<br />

Während dies unter langfristigem Aspekt eine<br />

heilsame Therapie für die „Japan AG“ sein<br />

könnte, dürfte der Effekt aus einer möglichen<br />

Intervention am Devisenmarkt nur von kurzer<br />

Dauer sein.<br />

Negativ<br />

• Die makroökonomischen Daten haben<br />

sich mit Ausnahme von Deutschland zuletzt<br />

spürbar verschlechtert<br />

• Sparmaßnahmen hochverschuldeter<br />

Staaten wirken wachstumshemmend<br />

• US-Handelsbilanzdefizit auf dem höchsten<br />

Stand seit 21 Monaten<br />

• Risiko von Gewinnrevisionen steigt mit<br />

zunehmender wirtschaftlicher Eintrübung<br />

• Diesjährige Wachstumsprognose für<br />

weltweite ITAusgaben von Gartner gesenkt<br />

(von 5,3% auf 3,9%)<br />

• Immobilienmarkt und Arbeitsmarkt in<br />

den USA weiterhin sehr schwach<br />

• Das Investorenvertrauen der amerikanischen<br />

Millionäre sinkt auf den tiefsten<br />

Stand seit 2009<br />

Ausblick<br />

Die Bewegungen an den Weltfinanzmärkten<br />

sind teilweise rational nicht zu erklären. Unternehmen<br />

weisen über den Erwartungen<br />

liegende Ergebnisse aus – der Aktienkurs<br />

fällt. In den USA werden schwache Wirtschaftsdaten<br />

gemeldet – der USD steigt. Insgesamt<br />

scheinen die Märkte orientierungslos<br />

und die Investoren verunsichert zu sein.<br />

Ob die Pessimisten neue Nahrung bekommen,<br />

muss sich zeigen. An weltwirtschaftlichen<br />

Risiken mangelt es derzeit jedenfalls<br />

nicht, womit weiteres Potenzial für Enttäuschungen<br />

und Kursverluste an den Börsen<br />

gegeben ist. Mit beendeter Berichtssaison<br />

fehlen den Aktienmärkten die Impulse. Einziger<br />

Anreiz in Aktien zu investieren ist der<br />

Mangel an Anlagealternativen aufgrund des<br />

äußerst niedrigen Zinsniveaus, was wohl<br />

auch noch eine Weile so bleiben wird. Das<br />

Augenmerk der Investoren richtet sich aktuell<br />

auf die Makrodaten. Dabei sollte sich die<br />

Aufmerksamkeit nicht nur auf die Daten aus<br />

USA und Europa, sondern auch auf die konjunkturelle<br />

Entwicklung in China richten, wo<br />

eine Überhitzung des Immobilienmarktes<br />

droht und die chinesische Regierung mit restriktiven<br />

Maßnahmen die Konjunktur zu<br />

stark bremsen könnte. Sollte sich das Wirtschaftswachstum<br />

in China in den nächsten<br />

Monaten stabilisieren, dürften die Aktienmärkte<br />

dies als positiven Impuls aufnehmen,<br />

da die westlichen Industrieländer davon pro-<br />

fitieren würden. Auf kurze Sicht sind Anleger<br />

gut bedient, sich auf volatile Märkte einzustellen.<br />

Langfristig orientierte Investoren<br />

sollten sich weiterhin selektiv auf fundamental<br />

gut gesicherte Werte konzentrieren, wobei<br />

Value-Aktien, d.h. Aktien von Unternehmen,<br />

die so wirtschaften, dass sie einen guten<br />

Teil des Gewinns an die Eigner ausschütten,<br />

vermehrt Beachtung finden sollten. <br />

Positiv<br />

• Die Q2-Berichtssaison war überwiegend<br />

bemerkenswert gut<br />

• Zahlreiche Konzerne sind heute leistungsfähiger<br />

als vor der Wirtschaftskrise<br />

– Organisation und Prozesse sind<br />

flexibilisiert und verschlankt worden<br />

• Weiterhin niedrige Leitzinsniveaus wirken<br />

stabilisierend auf die Wirtschaftsentwicklung<br />

• Angesichts der rekordtiefen Zinsen fehlt<br />

es an Anlagealternativen, was Aktien<br />

begünstigt<br />

Volkswirtschaft Aktuell<br />

Deutschland:<br />

Arbeitsmarkt auf der Sonnenseite<br />

• Auch im August setzte sich der Rückgang<br />

der registrierten Arbeitslosigkeit fort. Mit<br />

nicht saisonbereinigt 3,188 Millionen Personen<br />

wurden 283 Tausend Arbeitslose<br />

weniger gezählt als im August des Vorjahres.<br />

Auch saisonbereinigt war die Anzahl<br />

der registrierten Arbeitslosen weiter rückläufig<br />

und hat mit 3,189 Millionen den<br />

niedrigsten Stand seit November 2008 erreicht.<br />

• Mit 7,6 % blieb die saisonbereinigte wie<br />

auch die nicht saisonbereinigte Arbeitslosenquote<br />

im August unverändert.<br />

• Die Anzahl der Erwerbstätigen ist weiter<br />

angestiegen. Vor allem im Bereich der<br />

Dienstleistungen wird verstärkt Personal<br />

eingestellt. Das produzierende Gewerbe<br />

zeichnet sich im Augenblick durch einen<br />

Abbau der Kurzarbeit aus. Zur Abdeckung<br />

von Auftragsspitzen werden in diesem Bereich<br />

derzeit keine neuen Arbeitsplätze geschaffen.<br />

Vielmehr erfolgen hierzu Arbeitnehmerüberlassungen<br />

durch die den<br />

Dienstleistern zugerechneten Zeitarbeitsfirmen.<br />

1. Auch wenn der August meteorologisch<br />

kein Sonnenmonat war, befand sich der<br />

deutsche Arbeitsmarkt dennoch auf der Sonnenseite.<br />

Der Rückgang der registrierten Arbeitslosigkeit<br />

hat sich weiter fortgesetzt. Mit<br />

3,188 Millionen registrierten Arbeitslosen<br />

wurden 283 Tausend Personen weniger gezählt<br />

als im August des Vorjahres. Mit dem<br />

saisonbereinigten Vormonatsrückgang um<br />

17 Tausend Arbeitslose wurde mit 3,189 Millionen<br />

Personen der niedrigste Stand seit<br />

November 2008 und fast das Niveau von Ende<br />

1993 erreicht. In Ostdeutschland ist die<br />

Anzahl der saisonbereinigten registrierten<br />

Arbeitslosen mit 988 Tausend erstmals seit<br />

der Wiedervereinigung unter eine Million gefallen.<br />

Mit der jetzt bevorstehenden Herbstbelebung<br />

ist ein Absinken der registrierten<br />

Arbeitslosigkeit auf unter drei Millionen Per-<br />

sonen mehr als wahrscheinlich. Erste Anzeichen<br />

dafür lieferte der bereits gestern von<br />

der Bundesagentur für Arbeit veröffentlichte<br />

Beschäftigungsindex BA-X. Ein Blick auf die<br />

Statistik der gemeldeten offenen, ungeförderten<br />

Stellen bestätigt die Aussagen des<br />

BA-X. Der Bestand ist im August um gut<br />

sechstausend auf 396,4 Tausend angestiegen.<br />

2. Mit 7,6 % blieb die saisonbereinigte wie<br />

auch die nicht saisonbereinigte Arbeitslosenquote<br />

im August unverändert.<br />

3. Ebenfalls positive Nachrichten kommen<br />

von der Erwerbstätigenstatistik des Statistischen<br />

Bundesamtes. Für Juli wurden saisonbereinigt<br />

40,373 Millionen Personen als erwerbstätig<br />

gemeldet, das waren 13 Tausend<br />

mehr als im Vormonat. Vor allem im Bereich<br />

der Dienstleister wird Personal aufgebaut,<br />

hier ist ein verstärkter Aufbau im Bereich der<br />

Arbeitnehmerüberlassungen festzustellen.<br />

Während im produzierenden Gewerbe (ohne<br />

Bauwirtschaft) zuerst die Kurzarbeit zurückgefahren<br />

wird und Auftragsspitzen mit Arbeitnehmerüberlassungen<br />

(Leiharbeit) abgedeckt<br />

werden, profitiert das Baugewerbe<br />

noch immer von den Konjunkturpaketen. Die<br />

Rezession hat bei der Erwerbstätigkeit kaum<br />

Spuren hinterlassen, umso sichtbarer ist sie<br />

in der Arbeitsvolumenrechnung. Dass die<br />

Erwerbstätigkeit kaum in Mitleidenschaft gezogen<br />

wurde, lag in erster Linie am Instrumentarium<br />

„Kurzarbeit“. Diese arbeitsmarktpolitische<br />

Maßnahme war die schärfste<br />

Waffe gegen drohende Arbeitslosigkeit während<br />

der Rezession. <br />

USA: Hängepartie am Arbeitsmarkt:<br />

Mühsamer<br />

Beschäftigungsaufbau mit<br />

moderater Lohndynamik<br />

• Die Anzahl der Beschäftigten ist im August<br />

um 54.000 Personen gesunken. Die<br />

Arbeitslosenquote stieg auf 9,6 %. Die<br />

durchschnittlichen Stundenlöhne nahmen<br />

im Vergleich zum Vormonat unerwartet um<br />

0,3 % zu.<br />

• Wie in den Vormonaten ging der Beschäftigungsabbau<br />

in erster Linie auf den Rückgang<br />

der zeitlich befristeten Stellen im Zuge<br />

der Volkszählung zurück. Rechnet man<br />

diesen Effekt heraus, dann stieg die Anzahl<br />

der Beschäftigten um 60.000 Personen.<br />

Dank des Plus bei den durchschnittlichen<br />

Stundenlöhnen dürften die gesamtwirtschaftlichen<br />

Löhne und Gehälter moderat<br />

angestiegen sein. Dies ist ausreichend für<br />

eine leicht expandierende Konsumdynamik<br />

– mehr aber auch nicht.<br />

• Die Befürchtungen über eine erneute Rezession<br />

in den USA haben sich in dieser<br />

Woche etwas verflüchtigt. Die Schwäche<br />

der US-Wirtschaft ist aber struktureller Natur.<br />

Hier zeigen sich zwar Verbesserungen.<br />

Dennoch bleiben wir bei unserer Einschätzung<br />

eines fragilen Konjunkturaufschwungs.<br />

1. Heute Vormittag haben wir eine Studie zur<br />

Schwäche am Arbeitsmarkt veröffentlicht<br />

(siehe Volkswirtschaft Spezial: „Was ist mit<br />

dem Konjunkturzyklus der US-Wirtschaft<br />

los?“). Der Arbeitsmarktbericht für August<br />

www.sparkasse-wiehl.de Seite 2 von 4


Fortsetzung von Seite 2<br />

passt sehr gut in das von uns skizzierte Bild:<br />

Aufgrund struktureller Anpassungen fehlt<br />

bislang eine hinreichende Dynamik, um eine<br />

für einen stabilen Aufschwung übliche Beschäftigungsentwicklung<br />

zu initiieren. Insgesamt<br />

wurden seit Anfang des Jahres gut<br />

700.000 Stellen netto aufgebaut. Angesichts<br />

einer wachsenden Volkswirtschaft und einer<br />

Gesamtanzahl von gut 130 Millionen ist dies<br />

enttäuschend.<br />

2. Im August gingen netto 54.000 Stellen<br />

verloren und damit weniger als befürchtet<br />

(Bloomberg- Umfrage: -105.000 Personen,<br />

DekaBank: -80.000 Personen). Wie in den<br />

Vormonaten ging der Beschäftigungsabbau<br />

in erster Linie auf das Auslaufen von kurzfristig<br />

geschaffenen Arbeitsplätzen im Zuge der<br />

Volkszählung „Census 2010“ zurück. Hierdurch<br />

wurden 114.000 Stellen gekürzt, was<br />

den allgemeinen Erwartun gen entsprach.<br />

Sieht man von diesem Effekt ab, dann stieg<br />

die Anzahl der Beschäftigten um 60.000 Personen.<br />

Dies entspricht nahezu der durchschnittlichen<br />

und schwachen Entwicklung in<br />

den drei Monaten zuvor. Sicherlich ist die<br />

Nettoaufwärtsrevision der beiden Vormonate<br />

um insgesamt 123.000 Stellen erfreulich, allerdings<br />

ändert dies nichts daran, dass die<br />

Beschäftigungsentwicklung deutlich zu wünschen<br />

übrig lässt. Der Beschäftigungsaufbau<br />

in der Privatwirtschaft stellte mit 67.000 Personen<br />

ebenfalls eine positive Überraschung<br />

dar (Bloomberg-Umfrage und DekaBank:<br />

40.000 Personen).<br />

3. Die Arbeitslosenquote stieg im August wie<br />

erwartet auf 9,6 % (Bloomberg-Umfrage und<br />

DekaBank: 9,6 %). Grundlage dieser Berechnung<br />

ist die separat durchgeführte Haushaltsbefragung.<br />

In den Vormonaten war die<br />

Arbeitslosenquote leicht rückläufig gewesen,<br />

obwohl die nach Haushaltsbefragung ermittelte<br />

Beschäftigungshöhe rückläufig gewesen<br />

war – der Rückgang der Erwerbspersonen<br />

überwog nämlich. Diese Entwicklung aus<br />

„falschen“ Gründen setzte sich im August mit<br />

umgekehrten Vorzeichen fort: Die Arbeitslosenquote<br />

nahm zu, obwohl nach dieser Erhebungsmethode<br />

die Anzahl der Beschäftigten<br />

um 300.000 Personen angestiegen ist.<br />

Es haben sich also mehr Personen am Arbeitsmarkt<br />

zurückgemeldet, und nicht alle<br />

haben einen Arbeitsplatz gefunden. Diese<br />

ständigen statistischen Verzerrungen erschweren<br />

zunehmen, die Einschätzung, auf<br />

welchem Niveau die Arbeitslosenquote in<br />

der Realität eigentlich derzeit liegt. Sehr<br />

wahrscheinlich liegt aber derzeit kein deutlicher<br />

Abwärtstrend bei der Arbeitslosenquote<br />

vor.<br />

4. Im Gegensatz zur Beschäftigungsdynamik<br />

ist die Lohnentwicklung zufrieden stellend:<br />

Die durchschnittlichen Stundenlöhne aller<br />

Arbeiter und Angestellten stieg um 0,3 %<br />

mom (Bloomberg-Umfrage und DekaBank:<br />

0,1 %) bzw. 1,7 % yoy an. Ohne die Berücksichtigung<br />

der Arbeiter und Angestellten mit<br />

Weisungsbefugnis war der Zuwachs mit 0,2<br />

% mom etwas geringer (2,1 % yoy). Die Wochenarbeitszeit<br />

stagnierte im Vergleich zum<br />

Vormonat (inkl. Weisungsbefugte) bzw.<br />

nahm leicht zu (exkl. Weisungsbefugte). Wir<br />

kommentieren weiterhin beide Statistiken,<br />

weil sich die neu eingeführten Gesamtstatistiken<br />

noch nicht bewährt haben und die Entwicklungen<br />

nach alter statistischer Abgren-<br />

zung bislang aussagekräftiger sind. Insgesamt<br />

deuten diese Zahlen eine moderate<br />

Lohn- und Gehaltsentwicklung an. Dies ist<br />

ausreichend für eine leicht expandierende<br />

Konsumdynamik – mehr aber auch nicht.<br />

5. Hängt man die Erwartungen hinsichtlich<br />

der Beschäftigungsentwicklung nur tief genug,<br />

dann findet man in den einzelnen Sektoren<br />

durchaus positive Signale: Der Beschäftigungsabbau<br />

im Baugewerbe hat sich<br />

nicht fortgesetzt, der Rückgang im Finanzsektor<br />

hat sich verflacht, der Abbau im verarbeitenden<br />

Gewerbe geht in erster Linie auf<br />

einen Sondereffekt in der Automobilindustrie<br />

zurück und im Bereich der Zeitarbeiter,<br />

die eine gewisse Vorlaufeigenschaft gegenüber<br />

der Gesamtentwicklung besitzen, wurde<br />

netto Beschäftigung aufgebaut. Diese Entwicklungen<br />

sind zwar erfreulich. Sie lassen<br />

aber nicht auf eine unmittelbar kräftige Aufwärtsdynamik<br />

am Arbeitsmarkt in den kommenden<br />

Monaten schließen.<br />

6. Die Befürchtungen über eine erneute Rezession<br />

in den USA haben sich in dieser Woche<br />

etwas verflüchtigt: Die Unternehmen<br />

sind gemessen am ISM-Index gut gelaunt,<br />

der Immobilienmarkt berappelt sich (die<br />

schwebenden Hausverkäufe sind im Juli<br />

deutlich angestiegen) und ein mancherorts<br />

befürchteter Beschäftigungsabbau fand auch<br />

nicht statt. Was bleibt, sind die strukturellen<br />

Probleme der Volkswirtschaft, die sich mal<br />

mehr, mal weniger in der wirtschaftlichen Aktivität<br />

niederschlagen, aber grundsätzlich<br />

ein Wachstumshemmnis bleiben. Diese<br />

Probleme liegen vor allem im Bankensystem.<br />

Auch hierzu gab es in dieser Woche Meldungen<br />

vom Einlagensicherungsfonds (FDIC),<br />

die durchaus auf eine Verbesserung hindeuten.<br />

Strukturelle Entwicklungen sind oftmals<br />

zäh. Dies bedeutet, dass es noch Zeit bedarf,<br />

bis die US-Wirtschaft auf einen stabilen<br />

Wachstumspfad einschwenkt. Es bleibt also<br />

vorerst bei unserer Einschätzung eines fragilen<br />

Konjunkturaufschwungs. <br />

Deka-EZB-Kompass:<br />

Zur Abwechslung dominieren<br />

externe Entwicklungen<br />

• Der Wert des EZB-Kompasses steigt auch<br />

im August noch einmal, allerdings mit<br />

vermindertem Tempo. Zudem sieht es nach<br />

unserer Prognosen so aus, dass er im<br />

nächsten Monat stagniert und dann fällt.<br />

Damit wäre der Kompass auf absehbare<br />

Zeit daran gescheitert, über seinen neutralen<br />

Bereich hinaus zu steigen.<br />

• Für die Geldpolitik bedeutet dies, dass<br />

die niedrigen Leitzinsen noch lange, im<br />

Grunde zunächst auf unbestimmte Zeit<br />

fortbestehen können. Das sollte sich auch<br />

in den aktualisierten Projektionen des<br />

EZBMitarbeiterstabes widerspiegeln, die<br />

mittelfristig nur sehr geringe Inflationsgefahren<br />

signalisieren sollten.<br />

• Neben der Vorstellung der neuen Projektionen<br />

des Stabes wird ein Schwerpunkt<br />

der Pressekonferenz zum EZB-<br />

Zinsentscheid auf der Verlängerung der<br />

Vollzuteilungspraxis bei den Tendern der<br />

verschiedenen Laufzeiten liegen. Nach dem<br />

Interview von Bundesbankpräsident Weber<br />

Ende vorletzter Woche ist jedoch davon<br />

auszugehen, dass die Vollzuteilung zunächst<br />

jeweils (zumindest) bis Januar fortgeführt<br />

wird.<br />

1. Der EZB-Kompass legte im August auf nun<br />

49,6 Punkte von (revidierten) 48,7 im Juli zu.<br />

Damit war sein Anstieg deutlich weniger<br />

ausgeprägt als in den Vormonaten. Zudem<br />

sieht es so aus, dass der EZB-Kompass demnächst<br />

stagnieren und dann fallen dürfte –<br />

das zumindest deuten unsere Prognosen an.<br />

Damit wäre der Indikator gleichsam an seinem<br />

neutralen Niveau von 50 Punkten abgeprallt.<br />

Die nachlassende Dynamik kommt dabei<br />

aus dem verarbeitende Gewerbe: Der<br />

entsprechende Einkaufsmanagerindex sank<br />

im August merklich und wirkte somit auch<br />

negativ auf den so genannten „Composite“-<br />

Index, der in die Berechnung des EZB-<br />

Kompasses einfließt. Diesem Trend sollte<br />

das „Economic Sentiment“ in den nächsten<br />

Monaten folgen. Gleiches gilt für die „harten<br />

Daten“ der Industrieproduktion. Die tendenziell<br />

nachlassende reale Nachfrage dürfte<br />

sich dann zudem dämpfend auf die Preiskomponenten<br />

des EZB-Kompasses auswirken.<br />

2. Die niedrigere Konjunkturdynamik Eurolands,<br />

die wir in der nächsten Zeit wohl beobachten<br />

werden, ist aber nicht allein ein<br />

hausgemachtes Phänomen. Vielmehr ist es<br />

momentan die fragil erscheinende US-<br />

Konjunktur, die Sorgen bereitet: Häuser- und<br />

Arbeitsmarkt haben nach einer scheinbar<br />

sehr ordentlichen Trendwende zu Frühjahrsbeginn<br />

in der Folge heftig enttäuscht und die<br />

US-Notenbank wieder in Alarmbereitschaft<br />

versetzt. Neben der weiteren US-Entwicklung<br />

erscheint auch Asien nicht mehr die Impulse<br />

für die Weltwirtschaft liefern zu können wie<br />

noch in der ersten Jahreshälfte. Die japanische<br />

Notenbank hat als Reaktion am Montag<br />

– wenn auch in einem eher symbolischen Akt<br />

– sogar abermals ihre Geldpolitik gelockert.<br />

3. Noch ist diese Konjunkturschwäche aber<br />

nicht voll nach Euroland geschwappt. Wahrscheinlich<br />

wird EZB-Präsident Trichet auf der<br />

Pressekonferenz am Donnerstag sogar nicht<br />

ohne Stolz auf das ungewöhnlich starke BIP-<br />

Wachstum des Euroraums im zweiten Quartal<br />

hinweisen und darauf, dass für das laufende<br />

Vierteljahr ebenfalls mit einem überdurchschnittlichen<br />

BIP-Plus zu rechnen ist.<br />

Das sollte sich auch in den aktuellen Projektionen<br />

des EZB-Mitarbeiterstabes widerspiegeln,<br />

die für das BIP-Wachstum im Mittel nun<br />

eine 1,5 % statt einer 1,0 % für 2010 ausweisen<br />

sollten. Allerdings sind für die weitere<br />

Geldpolitik allein die Entwicklungen<br />

nächstes Jahr relevant. Für 2011 sollte der<br />

Stab seine Projektionen auch etwas angehoben<br />

haben, wohl von 1,2 % im Mittel auf jetzt<br />

1,4 %. Das wäre aber Ausdruck einer fast unveränderten<br />

Dynamik im weiteren Konjunkturverlauf.<br />

Das zusätzliche Wachstum käme<br />

allein aus der zurzeit besser als ursprünglich<br />

erwarteten Lage („statistischer Überhang“).<br />

folglich ergäbe sich – gerade bei wieder zunehmenden<br />

externen Risiken – kaum Bedarf,<br />

die bisherigen Inflationsprojektionen von 1,5<br />

% für 2010 und 1,6 % für 2011 zu ändern.<br />

4. Ein bedeutender Schwerpunkt der Pressekonferenz<br />

hätte eigentlich die Verkündung<br />

des weiteren Vorgehens in Sachen Vollzuteilung<br />

bei den Wochen-, Monats- und Dreimonatstendern<br />

sein sollen. Durch das Interview<br />

www.sparkasse-wiehl.de Seite 3 von 4


Fortsetzung von Seite 3<br />

von Bundesbankpräsident Weber vom Freitag<br />

vorletzter Woche ist diesem Teil der PK<br />

nun einige Brisanz genommen worden. Denn<br />

Weber sagte klar, dass mit einem Ausstieg<br />

aus der Vollzuteilungspraxis erst Anfang<br />

2011 zu rechnen sei, also nach dem für Banken<br />

bisweilen problematischen Jahreswechsel.<br />

5. Nach unserer Einschätzung besteht wenig<br />

Zweifel daran, dass EZB-Präsident Trichet<br />

Webers Worte grundsätzlich bestätigen und<br />

dann das weitere Vorgehen bezüglich der<br />

Tendervollzuteilungen erläutern wird. Bezüglich<br />

der Dreimonatstender wird Trichet<br />

nach unserer Einschätzung verkünden, dass<br />

diese zunächst bis einschließlich Dezember<br />

fortgeführt werden. Bezüglich der kürzer laufenden<br />

Einmonatsund Wochentender besteht<br />

dagegen zunächst keine Notwendigkeit,<br />

einen konkreteren Fahrplan vorzulegen,<br />

da ein Ausstieg aus der Vollzuteilung sinnvoller<br />

Weise über die länger laufenden Tender<br />

erfolgt. Eine solche Vorgehensweise ermöglicht<br />

es der EZB, die momentan wieder<br />

etwas angespannte Lage zu beruhigen und<br />

sich gleichzeitig nicht zu lange zu binden.<br />

Damit könnte sie, ohne ihre Glaubwürdigkeit<br />

zu gefährden, weiter auf Sicht fahren. All diejenigen,<br />

die mit einer weiter gehenden Festlegung<br />

der Notenbank rechnen, würden also<br />

enttäuscht. Das könnte auch der allgemeine<br />

Tenor der PK werden: Die EZB gibt sich insgesamt<br />

leicht renten- und geldmarktunfreundlich,<br />

weil sie ihre Projektionen tendenziell<br />

anhebt und extremeren Erwartungen<br />

an eine lockere Geldpolitik einen Riegel<br />

vorschiebt. <br />

Rohstoffpreise im Bann der<br />

Douple-Dip-Debatte<br />

Die gute Stimmung an den Rohstoffmärkten,<br />

die noch im Juli geherrscht hatte, hielt<br />

nicht lange an. Die Diskussion um eine<br />

mögliche Doppelrezession ausgehend von<br />

den USA beschäftigte im August auch die<br />

Rohstoffmärkte. Die Preise für die konjunkturabhängigen<br />

Energierohstoffe gaben<br />

nach, zum Teil sogar mit zweistelligen<br />

Raten. Interessanterweise ließen sich die<br />

Industriemetalle hiervon nicht so stark beeinflussen:<br />

Einige wie Kupfer oder Zink<br />

konnten im Preis sogar zulegen. Die Agrarrohstoffe<br />

lassen sich sowieso nicht von<br />

Konjunktursorgen leiten: Mit einigen Ausnahmen<br />

haben sie sich im Vergleich zu vor<br />

einem Monat weiter verteuert. Hier befürchten<br />

die Marktteilnehmer u.a. aufgrund<br />

von Naturkatastrophen vielerorts Produktionseinbußen.<br />

Edelmetalle: Die Welt der Gold- (bzw.<br />

Angst-)hasen<br />

Die Welt der Gold- (bzw. Angst-)hasen<br />

Ausgehend von der anhaltenden Diskussion<br />

um das Abrutschen der US-Wirtschaft in eine<br />

erneute Rezession, konnte der Goldpreis in<br />

den letzten Wochen von den Molltönen an<br />

den Finanzmärkten und bei der globalen<br />

Konjunkturentwicklung profitieren. In USDollar<br />

notiert stieg der Goldpreis erneut über<br />

1250, in Euro näherte sich der Preis wieder<br />

der vierstelligen Marke. Gestützt wurde diese<br />

Entwicklung auch von einer Wiederaufstockung<br />

der Netto-Long-Positionen der nichtkommerziellen<br />

Goldhändler – nichts Neues<br />

also.<br />

Doch auch die Angebot- und Nachfragedaten<br />

für den globalen Goldmarkt im zweiten<br />

Quartal verdeutlichen, wie stark die Goldnotierung<br />

vom Appetit der Investoren abhängt.<br />

So stieg die weltweite Goldnachfrage im<br />

zweiten Quartal um 29 % im Vergleich zum<br />

Vorquartal und damit deutlich schneller als<br />

noch zu Beginn des Jahres. Es ist nicht überraschend,<br />

dass vor dem Hintergrund der<br />

Staatsschuldenkrise in Europa die Nachfrage<br />

bei ETFs und ähnlichen Investments am<br />

stärksten zulegte. Aber auch die Nachfrage<br />

nach Goldbarren und Goldmünzen brummte<br />

im zweiten Quartal. Betrachtet man die regionale<br />

Aufteilung dieser Nachfragekomponente,<br />

entpuppen sich die Deutschen als die<br />

größten Gold- (bzw. Angst-)hasen. Sie kauften<br />

im zweiten Quartal mit 44,4 Tonnen mehr<br />

Goldbarren und Goldmünzen als die Inder<br />

(41,5 Tonnen), die Chinesen (36,3 Tonnen)<br />

oder die US-Amerikaner (30,3 Tonnen). Für<br />

Goldschmuck hatte die Welt allerdings weniger<br />

Interesse: Im zweiten Quartal ging die<br />

Schmucknachfrage um 19 % zurück und fiel<br />

damit sogar unter das Vorjahresniveau. Auf<br />

der Angebotsseite steht im zweiten Quartal<br />

eine Ausweitung um 26 % gegenüber. Zwar<br />

traten die Notenbanken erneut als Goldkäufer<br />

auf den Markt, doch die Minenproduktion<br />

und das Angebot aus Altgold konnte gesteigert<br />

werden. Alles in allem wurde im zweiten<br />

Quartal mit 1132 Tonnen zum sechsten Mal<br />

in Folge mehr Gold angeboten als nachgefragt<br />

(1047 Tonnen). Wenn man noch dazu<br />

bedenkt, dass mehr als die Hälfte der Nachfrage<br />

auf ETFs u.ä., sowie auf Barren und<br />

Münzen entfällt, dann deutet sich hierin die<br />

Fragilität des Goldpreises bzw. dessen Abhängigkeit<br />

von den Launen der globalen Finanzmarkt-<br />

und Wirtschaftsentwicklung wider.<br />

Prognose: Die Lage in Sachen Staatsschuldenkrise<br />

beruhigt sich zwar sehr langsam,<br />

dafür keimen Zweifel auf, ob nicht doch eine<br />

globale Doppelrezession ansteht. Solange<br />

die Wolken am Himmel so zahlreich sind,<br />

wird sich die Krisenwährung Gold nicht nennenswert<br />

verbilligen. Wir rechnen mit vierstelligen<br />

Goldpreisen (in USD) mindestens<br />

noch bis Ende des nächsten Jahres. <br />

FX im Überblick<br />

EUR-USD<br />

Wie im Vormonat konnte der Euro gegenüber<br />

dem USDollar in den letzten Wochen<br />

spürbar hinzugewinnen. Doch nach dem<br />

Zinsentscheid der US-Notenbank am Dienstagabend,<br />

als ein vorläufiger Ausstieg aus<br />

der Exit-Strategie verkündet wurde, schalteten<br />

die Märkte wieder tendenziell zurück in<br />

den Krisenmodus. Das bedeutet: Die sicheren<br />

Häfen (USD, CHF, JPY) profitieren. Auch<br />

mittelfristig gehen wir von einem festeren<br />

USD aus, vor allem weil wir wieder mit einem<br />

weniger dynamischen Euroland rechnen.<br />

Konjunktur: Wiederholt gab es unerwartet<br />

gute Konjunkturdaten aus der Eurozone. Und<br />

wieder war es Deutschland, das glänzte: Das<br />

ifo Geschäftsklima stieg im WM-Monat Juli<br />

so kräftig an wie noch nie seit der Wiedervereinigung<br />

und zeigt mittlerweile ein so<br />

starkes Wirtschaftswachstum an, wie man es<br />

sonst nur aus Boom-Zeiten kennt. Anders<br />

hingegen die USKonjunktur: Den zweiten<br />

Monat in Folge enttäuschten die Arbeitsmarktdaten<br />

und auch die Stimmungsindikatoren<br />

der Verbraucher neigten weiter zur<br />

Schwäche.<br />

Geldpolitik: Vor dem Hintergrund relativ<br />

schwacher Konjunkturdaten hat die US-<br />

Notenbank im August beschlossen, ihre<br />

Rückflüsse aus fällig werdenden Hypothekenpapieren<br />

wieder anzulegen, nun in<br />

Staatsanleihen. Das bedeutet einen Ausstieg<br />

aus ihrer eigentlichen Exit-Strategie. Die EZB<br />

hingegen weist auf die momentan überraschend<br />

gut verlaufende Erholung der Euroland-Wirtschaft<br />

hin. Dennoch ist auch sie von<br />

einer ersten Zinserhöhung noch weit entfernt.<br />

Charttechnik: Der EUR-USD-Kurs hat nach<br />

dem Bruch des Abwärtstrends von Dezember<br />

2009 zu einer rasanten Erholung angesetzt.<br />

Im Zuge dieser Erholung konnte der Euro in<br />

der Spitze bis 1,3333 zulegen, bevor die aktuelle<br />

technische Gegenbewegung einsetzte.<br />

1,3285-1,3333 bildete zuletzt die wichtige<br />

Widerstandszone für den Euro, um in höhere<br />

Regionen (1,3525) vorzudringen. Der jüngste<br />

steile Aufwärtstrend (orange) ist aber nun<br />

mit Kursen unterhalb von 1,3175 akut in Gefahr:<br />

Kurse zum Wochenschluss unterhalb<br />

dieser Marke würden den Euro weiter belasten<br />

(1,2888, darunter 1,2670- 90). Die Indikatoren<br />

favorisieren aktuell ebenfalls eine<br />

zumindest temporäre Chance für die US-<br />

Währung. Mitte der Woche hatte der USD<br />

diese bereits genutzt.<br />

Fazit: Der Euro ließ den zweiten Monat in<br />

Folge gegenüber dem US-Dollar erfolgreich<br />

seine Muskeln spielen. Das ist durchaus ein<br />

Zeichen dafür, dass Szenarien, die den EUR-<br />

USDKurs unter den Wert von 1,00 fallen lassen,<br />

doch sehr unwahrscheinlich sind. Dennoch<br />

rechnen wir weiterhin für die nächsten<br />

rund zwölf Monate mit einer kontinuierlichen<br />

Aufwertung des USD – weil wir davon ausgehen,<br />

dass sich in diesem Zeitraum die US-<br />

Wirtschaft wieder fangen und gleichzeitig<br />

der Euroraum zunehmend unter seinen Konsolidierungsbemühungen<br />

in Sachen Staatsfinanzen<br />

ächzen wird.<br />

Die enthaltenen Meinungsaussagen geben unsere<br />

aktuelle Einschätzung zum Zeitpunkt der Erstellung<br />

wieder, die sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung<br />

ändern kann. Wichtiger Hinweis: Alle hier<br />

veröffentlichten Angaben erfolgen unverbindlich<br />

und stellen weder eine Anlageberatung noch eine<br />

Aufforderung zum Kauf oder Verkauf irgendeines<br />

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Westdeutsche Landesbank AG). Dennoch<br />

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Änderungen zu den Informationen und Meinungsaussagen<br />

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vorbehalten. Diese Publikation wird<br />

Ihnen überreicht durch die <strong>Sparkasse</strong> der Homburgischen<br />

Gemeinden in <strong>Wiehl</strong>. Die <strong>Sparkasse</strong><br />

unterliegt der Aufsicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht.<br />

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