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NewSpaces_05_DE

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new spaces <strong>05</strong> 10 Jahre<br />

Gaggenau<br />

new spaces <strong>05</strong><br />

10Jahre<br />

Siehe Seite 22


2 Editorial<br />

Willkommen bei Gaggenau new spaces!<br />

Wer ein Haus baut, verändert oder saniert, will Werte schaffen<br />

und bewahren. Eine Motivation, der in diesen Monaten besondere<br />

Bedeutung zukommt. Das Bedürfnis nach Sicherheit und Substanz<br />

ist derzeit allgegenwärtig. In diesem Magazin möchten wir<br />

Ihnen Beispiele zeigen, wie Menschen ihre Kreativität nutzen,<br />

um Wertvolles zu kreieren: sei es die Umgestaltung urbaner Landschaft<br />

mit dem Anspruch, Vegetation zurück in die Städte zu<br />

bringen, oder ein Projekt, das Architektur von Weltruhm mitten ins<br />

Niemandsland der mongolischen Steppe stellt – um den dort<br />

lebenden Menschen Schutz und Wohnung zu bieten. Anders, jedoch<br />

mit derselben Motivation, arbeitet der Technikzauberer Moritz<br />

Waldemeyer. Seine irrwitzigen Installationen verbinden Know-how<br />

mit einem ausgeprägten Sinn für Entertainment – eine Kombination,<br />

die bei seinen Projekten weltweit für höchste Verblüffung<br />

und Anerkennung sorgt.<br />

Außerdem präsentieren wir Ihnen ein Beispiel für die ganz klassische<br />

Wertschöpfung: Eine holländische Familie erfüllt sich den Traum<br />

vom renovierten Bauernhaus in Italien. Und setzt dafür auch ihrer<br />

eigenen Hände Arbeit ein.<br />

Neben vielen weiteren Themen finden Sie in diesem Magazin wieder<br />

Neuigkeiten und Neuheiten aus der Welt von Gaggenau. Lassen<br />

Sie sich davon verführen und inspirieren! Viel Freude beim Lesen.<br />

Herzlich<br />

Sven Schnee<br />

Direktor Marketing<br />

Gaggenau International<br />

04<br />

46<br />

52<br />

Impressum<br />

Gaggenau new spaces <strong>05</strong><br />

Herausgeber Gaggenau Hausgeräte GmbH, Marketing international<br />

Objektleitung Sven Schnee<br />

Projektmanagement Annette Kaiser<br />

Inhalt<br />

04 Thinking the Future I Die Arbeiten des Technik-Magiers Moritz Waldemeyer<br />

10 Thinking the Future II Sky-Frame – moderne Architektur in der Schweiz<br />

14 Kitchen Love Küchenpassionen des Designers Jasper Morrison<br />

16 Best Practice Ein umgebautes Bauernhaus in Italien<br />

22 New Products Neue Kochfelder nach Maß<br />

10 Jahre Gaggenau Dampfbacköfen<br />

24 Projects Luxuswohnungen in Singapur und Bangkok<br />

30 Thinking the Future III Die kulinarische Welt der Carme Ruscalleda<br />

35 Solutions Überzeugen Sie mit Ihren Lösungen<br />

43 What’s next? Spektakuläre architektonische Planungen<br />

44 Gaggenau Online Der neue Gaggenau Internetauftritt<br />

46 Thinking the Future IV Urban Green – neues Grün für städtische Räume<br />

52 Thinking the Future V Das Ordos-Siedlungsprojekt in der Mongolei<br />

58 Worldwide Neuigkeiten aus der Gaggenau Welt<br />

Chefredaktion Peter Würth (v. i. S. d. P.) Art Direction Dirk Linke Chefin vom Dienst Inga Borg Gestaltung Jessica Winter Bildredaktion Anja Heineking<br />

Schlussredaktion Sebastian Schulin Herstellung Claude Hellweg (Ltg.), Oliver Lupp Autoren dieser Ausgabe Wolf-Christian Fink, Josephine Grever, Roland Hagenberg,<br />

Kaspar Meuli, Tobias Moorstedt, Jeroen van Rooijen, Anuschka Seifert, Janis Vougioukas Fragen oder Anregungen zum Inhalt newspaces@gaggenau.com<br />

Verlag und Anschrift der Redaktion HOFFMANN UND CAMPE VERLAG GmbH, ein Unternehmen der GANSKE VERLAGSGRUPPE, Harvestehuder Weg 42, 20149 Hamburg,<br />

Tel. +49 40 44188-257, Fax +49 40 44188-236 Geschäftsführung Manfred Bissinger, Dr. Kai Laakmann, Dr. Andreas Siefke Objektleitung Frank Rothschuh<br />

Litho fi lestyle medienproduktion, Hamburg Druck Neef+Stumme, Wittingen Copyright © 2009 by Gaggenau. Nachdrucke nur mit Quellenangabe und Belegexemplar.<br />

Der Inhalt gibt nicht in jedem Fall die Meinung des Herausgebers wieder.<br />

3<br />

FOTOS (VON OBEN): MORITZ WAL<strong>DE</strong>MEYER PR, ÉDOUARD FRANÇOIS PR, ORDOS 100 PR


4 Thinking the Future I<br />

Für den aus Istanbul stammenden<br />

Londoner Modedesigner Hussein Chalayan<br />

realisierte Moritz Waldemeyer (Foto<br />

rechts) das Leuchtdioden-Kleid „Airborne“.<br />

„The Electronic Kid“<br />

Moritz Waldemeyer, 34, ist der Mann, der (fast) alles<br />

möglich macht, was sich ein Designer ausdenkt.<br />

Er ist der Technikzauberer der Designszene und gestaltet<br />

selbst zeitgenössische Objekte für die Handy-Generation<br />

Text: Kaspar Meuli<br />

FOTOS: S. 4 MORITZ WAL<strong>DE</strong>MEYER PR; S. 5 EWEN SPENCER<br />

5


6 Thinking the Future I<br />

Mit dem israelischen Designer Ron Arad entstanden „Lolita“ und „Miss Haze“, zwei interaktive Kronleuchter aus Swarovski-Kristallen, in die<br />

LEDs eingelassen sind, sodass sie, wie hier „Miss Haze“, per Handysteuerung Texte oder Zeichnungen ausstrahlen können.<br />

Als Hussein Chalayan, der gefeierte britische Modedesigner,<br />

bei Moritz Waldemeyer anrief, wusste er genau, was er wollte:<br />

Bei seiner nächsten Schau sollte es ein Kleid zu sehen geben,<br />

das wie ein Bildschirm funktioniert. Und darauf, so schwebte<br />

ihm vor, Videoaufnahmen eines Kampfjets im Tieffl ug. Ein Videokleid?<br />

Technisch durchaus machbar, meinte Waldemeyer,<br />

auch wenn bis zur Präsentation in Paris gerade mal vier Wochen<br />

Zeit blieben.<br />

Der Elektronik-Tausendsassa versteckte 15 000 Leuchtdioden<br />

zwischen den Stoffschichten und bestückte das luftige<br />

Kleidchen mit ein paar Batterien und jeder Menge Computerchips.<br />

Was sich im Nachhinein so simpel anhört, war ein hochkomplexes<br />

Projekt. Nicht nur technisch, sondern auch bei der Zusammenarbeit<br />

mit dem ambitionierten Auftraggeber. Das Display in<br />

Klei derform funktionierte zwar, doch nur mit niedriger Auflösung.<br />

Chalayans ursprüngliches Bildkonzept ließ sich nicht realisieren.<br />

Nach langem Hin und Her gab sich der Stardesigner schließlich<br />

mit Bildern von jagenden Haien zufrieden. „Es war ein langer<br />

Prozess, ihn dorthin zu bringen“, erzählt Waldemeyer schmunzelnd.<br />

FOTOS: MORITZ WAL<strong>DE</strong>MEYER PR (3)<br />

„Lolita“ ist ein fast schon klassischer Lüster mit 2100 leuchtenden<br />

Swarovski-Kristallen, entstanden 2004.<br />

Moritz Waldemeyer, 34-jährig und von jungenhaftem Charme,<br />

verfügt über eine rare Mehrfachbegabung: Er ist ein begnadeter<br />

Tüftler und immer mit den neuesten Techniken vertraut, er ist<br />

ausgebildeter Ingenieur, und er kann sich in die Haut von Gestaltern<br />

hineinversetzen, entwirft selbst Dinge. Das macht ihn<br />

seit ein paar Jahren zum gefragten Mann in der Designszene.<br />

Angefangen hat alles mit dem israelischen Designer Ron Arad.<br />

Ihm schrieb Waldemeyer nach seinem Studienabschluss eine<br />

E-Mail und schlug vor, man könne ja „mal was zusammen machen“.<br />

Die eher ungewöhnliche Kontaktaufnahme führte zum Erfolg:<br />

Arad bat Waldemeyer um Unterstützung bei der Realisation<br />

eines interaktiven Leuchters, den er im Auftrag von<br />

Swarovski konzipiert hatte. „Lolita“ besteht aus 2100 spiralförmig<br />

angeordneten Kristallen. In jeden dieser Kunststeine ist eine<br />

Leuchtdiode eingelassen, die als Pixel funktioniert. Der Leuchter<br />

wird zum Display, auf dem sich von irgendwoher übermittelte<br />

SMS-Botschaften darstellen lassen. Zeitgenössisches Design für<br />

die Handy-Generation.<br />

Gut bestrahlt ist das Model mit diesem Hut, den Moritz Waldemeyer für Hussein Chalayan entwickelte.<br />

7


8 Thinking the Future I<br />

Seit der interaktive Kronleuchter auf der Mailänder Möbelmesse<br />

2004 die Blicke auf sich zog, gilt Moritz Waldemeyer in der<br />

Designszene als Mann für den verblüffenden elektronischen Dreh.<br />

Diese Meisterschaft stößt bei ganz unterschiedlichen<br />

Kunden auf Interesse. Davon zeugt nicht zuletzt die Notiztafel mit<br />

einer Liste der aktuellen Auftraggeber in Waldemeyers Atelier<br />

im Londoner Stadtteil Peckham: Flos, der italienische Lampenhersteller;<br />

Candy & Candy, die glamouröse Londoner Innenarchitekturfi<br />

rma; Bombay Sapphire, der Gin-Produzent; Space<br />

Cities, ein Science-Fiction-Filmprojekt; der Formel-1-Rennstall<br />

Williams sowie das Sheraton Hotel in Taipeh.<br />

Die Liste ist unvollständig, denn soeben summt Waldemeyers<br />

iPhone. Am Apparat ein weiterer Interessent, Claudio Campeggi,<br />

italienischer Möbelhersteller. Man sei im Gespräch, verrät<br />

Waldemeyer, über Campeggis Auftritt auf der nächsten Mailänder<br />

Möbelmesse. „Was er genau will, weiß er noch nicht, aber<br />

er hat meine ‚OK Go‘-Jacken gesehen, und die fand er ganz cool.“<br />

Die Rede ist von Bühnenkostümen, die Waldemeyer<br />

für OK Go, eine erfolgreiche Rockband aus Chicago, entwickelt<br />

hat. Die mit LEDs gespickten Jacken verwandeln die vier<br />

Musiker in eine wandelnde Lightshow. Die Bilder von OK Go<br />

waren in Style-Zeitschriften auf der ganzen Welt zu sehen und<br />

wurden in Onlinemagazinen und Internetforen, wo die Arbeiten<br />

Waldemeyers eine feste Größe sind, gefeiert. Im Web holt<br />

sich übrigens auch der Designer-Ingenieur selbst seine Inspirationen.<br />

Etwa aus dem Blog des Magazins „Make“, wo laufend<br />

die kuriosesten Hightech-Anwendungen vorgestellt werden.<br />

Moritz Waldemeyer ist in der Kleinstadt Halle in der damaligen<br />

DDR aufgewachsen. Mit 16 ging er auf ein Mathematikgymnasium<br />

für Hochbegabte. Mit 21 zog er nach London, um Betriebswirtschaft<br />

zu studieren, doch während eines Praktikums bei<br />

Bosch entdeckte er die Faszination der Robotik und wechselte<br />

die Studienrichtung. Am Londoner King’s College ließ er sich<br />

in Mechatronik ausbilden, einer noch jungen interdisziplinären<br />

Studienkombination aus Mechanik und Elektronik, die sich unter<br />

anderem mit der Automation von Alltagsgegenständen befasst<br />

– von der Waschmaschine bis zum elektrischen Autofenster.<br />

Dass sich Moritz Waldemeyer heute nicht über Sensoren<br />

für Wäschetrockner den Kopf zerbricht, sondern über Dinge<br />

wie einen Leuchter mit tanzenden LED-Flammen, hat viel mit seiner<br />

Herkunft zu tun. „Ich komme aus einer Künstlerfamilie, da<br />

muss ich wohl einiges über Gestaltung aufgeschnappt haben.<br />

Wenn ich mit Technikern spreche, merke ich, dass die überhaupt<br />

kein Verständnis und keine Sensibilität für solche Fragen<br />

haben.“ Er hingegen könne mit der technischen so gut wie<br />

mit der gestalterischen Seite eines Projekts umgehen. „Ich ver-<br />

stehe die limitierende Komponente der Technik und weiß auch,<br />

was man tun muss, damit die Dinge gut aussehen.“<br />

Diese eher selten anzutreffende Kombination von Fähigkeiten<br />

kam auch dem Projekt „Z Island“ von Zaha Hadid zugute,<br />

einer futuristischen Küche, die bei der Mailänder Möbelmesse<br />

2006 für Aufsehen sorgte. Waldemeyers Aufgabe: die ganz<br />

aus Corian gefertigte Küchenskulptur mit interaktiven Benutzeroberfl<br />

ächen aufzurüsten. Einen Praxistest musste „Z Island“<br />

übrigens nie antreten. Sie blieb ein bestauntes Ausstellungs objekt,<br />

war unter anderem im New Yorker Guggenheim Museum<br />

zu sehen und steht heute im „House of the Future“ in der „Living<br />

Tomorrow“-Ausstellung in Brüssel.<br />

Zu Besuch in Moritz Waldemeyers Atelier ist man meilenweit<br />

vom Glamour der Fashionshows und Möbelmessen entfernt.<br />

Der Designer arbeitet in der Wohnküche eines typischen<br />

englischen Backsteinhäuschens. Und dies nicht etwa im angesagten<br />

Londoner East End, sondern in einem gutbürgerlichen<br />

Wohnquartier im Südwesten der Stadt. Auf der Fensterbank<br />

ein Lötkolben und ein paar Messgeräte, ein paar Kisten mit Elektronik<br />

bauteilen im IKEA-Gestell, und auf dem weiß gestrichenen<br />

Bretterboden ein Lasercutter – gerade viel deutet nicht auf<br />

die technischen Glanznummern hin, die hier ausgetüftelt<br />

werden. Wenn Waldemeyer seine Projekte vorführt, klappt er auf<br />

dem Küchentisch sein MacBook auf. Der Tisch wackelt.<br />

Der bescheidene Auftritt ist keine Koketterie. Waldemey er<br />

hält wenig von der glatten Oberfl äche und glaubt nicht an perfektes,<br />

kaltes Design. In ihren mit technischem Schnickschnack<br />

vollgestopften Autos zum Beispiel fühlten sich die Menschen<br />

nicht wohl. „Emotional sprechen die Leute auf Dinge an, die sie<br />

sofort verstehen. Entweder funktioniert Technik intuitiv, oder<br />

sie ist überfl üssig.“ Dem Spieltrieb des Menschen, fordert Waldemeyer,<br />

müssten Designer und Entwickler dringend mehr Beachtung<br />

schenken. „Ich versuche, in meine Projekte immer spielerische<br />

Elemente einzubauen. Das fi nden die Leute toll.“<br />

Der frischgebackene Vater kreiert mit Begeisterung<br />

Spielzeuge für Erwachsene. „The Electronic Kid“ nannte er vor<br />

ein paar Jahren die erste Einzelausstellung seiner Designs.<br />

Zu sehen gab es da unter anderem den „Pong Table“ – eine<br />

Mischung aus Tischtennistisch und Computergame. Auf<br />

einem mit Tausenden von Leuchtdioden präparierten Corian-<br />

Tisch ließ er das klassische Computerspiel „Pong“ wieder<br />

aufleben. Zur großen Freude der begeisterten Besucher.<br />

Am LED-Spieltisch hat sich übrigens auch schon David<br />

Hockney vergnügt. „Eines der Highlights meiner Karriere“,<br />

strahlt Moritz Waldemeyer.<br />

www.waldemeyer.com<br />

¤<br />

FOTOS: MORITZ WAL<strong>DE</strong>MEYER PR (3)<br />

Waldemeyer selbst entwarf die strahlenden Bühnen-Outfi ts der Band<br />

OK Go. Tausende von LEDs wurden dafür auf die Jacken genäht.<br />

Sieht so die Küche der Zukunft aus? Für die Architektin und Designerin Zaha Hadid<br />

ist „Z Island“ eine durchaus realistische Vision. Moritz Waldemeyer gelang es, in den Corian-Block<br />

berührungsempfi ndliche Sensoren zu integrieren, mit denen man die Kücheninsel steuern kann.<br />

Kitsch-Glamour für entspannte<br />

Radler. Der leuchtende<br />

Smiley auf den Speichen ist<br />

einer von Waldemeyers eigenen<br />

Entwürfen – pro Rad braucht<br />

er gerade mal eine Leuchtdiode.<br />

9


10 Thinking the Future II<br />

Das Draußen nach drinnen holen<br />

In diesem Einfamilienhaus in Guarda im Schweizer Engadin, gebaut von Architekt Roger Vulpi, eröffnen<br />

die Sky-Frame-Fenster des balkonartigen Anbaus einen freien Blick auf das grandiose Alpenpanorama.<br />

Der Himmel so nah<br />

Mit Sky-Frame fließen Innen und<br />

Außen scheinbar in einander über.<br />

Die rahmenlosen Fenster machen<br />

maximale Transparenz beim<br />

Bauen möglich. Ein Besuch in der<br />

Schweizer Pionier-Manufaktur<br />

Text: Jeroen van Rooijen<br />

FOTOS: RALPH FEINER (2)<br />

11


12 Thinking the Future II<br />

So stellt man sich die Schweizer vor: hartnäckig, detailverliebt,<br />

perfektionistisch und ein klein wenig verschroben. Sie fi nden<br />

ihre Arbeit auch dann noch nicht gut genug, wenn alle anderen<br />

längst beim Feierabendbier sind. Genau so einer ist auch<br />

Beat Guhl, kluger Kopf hinter Sky-Frame, jenem rahmenlosen<br />

Fest- und Schiebeglas, das den Übergang zwischen Innen-<br />

und Außenraum aufhebt. Jahrelange Entwicklungsarbeit hat der<br />

Mitbegründer und heutige Inhaber der Metallbau-Werkstatt<br />

R & G Metallbau im ostschweizerischen Ellikon an der Thur in<br />

seine Idee investiert. Der Absolvent des Basler Technikums<br />

konnte es einfach nicht glauben, dass ein elegantes, auf die absolute<br />

Essenz seiner Idee reduziertes Schiebefenster nicht<br />

genauso gut, wenn nicht besser gegen Wind und Wetter schützen<br />

sollte wie ein konventionelles Produkt mit sichtbarem<br />

Rahmen, das er damals bereits kannte. Im Jahre 2000 beschloss<br />

Guhl, seine Vision des perfekten Fensters zu verwirklichen<br />

und das System, das er im Kopf hatte, selbst zu entwickeln.<br />

Optische Großzügigkeit<br />

Beim Haus C.<br />

in Laufen realisiert<br />

die Schweizer<br />

Eggenschwiler AG<br />

mit Sky-Frame<br />

eine faszinierende<br />

optische Großzügigkeit<br />

durch Ecköffnungen.<br />

Sky-Frame<br />

Sky-Frame ist ein decken-, wand- und bodenbündig verbautes Fest- oder<br />

Schiebefenster, in dem ein mit einem Glasfaserprofi l eingefasstes Glas so<br />

eingesetzt ist, dass keinerlei Rahmen sichtbar ist. Neben dem bruchsicheren<br />

ESG- oder VSG-Glas ist der ausgeklügelte Rahmen, in dem das isolierte<br />

Schiebefenster steht, die Pionierleistung der Schweizer Tüftler. Mit Sky-Frame<br />

sind bis maximal vier Meter hohe und fünfgleisige Schiebefenster-Lösungen<br />

möglich – inklusive Rand- und Mittelöffnungen oder rahmenlosen Glasecken.<br />

Für zusätzlichen Komfort sind elektrische Antriebe oder Einbruchschutzmaßnahmen<br />

mit Schließzylinder wählbar. Sky-Frame ist eine Entwicklung der<br />

ostschweizerischen R & G Metallbau AG in Ellikon an der Thur. Bis zum Jahr 2008<br />

kam Sky-Frame bei insgesamt 1000 nationalen und internationalen Objekten<br />

zur Anwendung, darunter das in der Schweiz wohl renommierteste Objekt,<br />

die Verglasungen der VIP-Lounges im neuen Zürcher Letzigrund-Stadion.<br />

www.sky-frame.ch<br />

Heute, fünfzehn Jahre nach Beat Guhls ersten Schritten in<br />

die Selbständigkeit, ist sein Sky-Frame ein ausgereiftes, von den<br />

besten Architekten Europas geschätztes Schiebefenster. Wohl<br />

stellen Sky-Frame-Fenster gegenüber herkömmlichen Kunststoff-<br />

und Standardfenstern eine zwei- bis dreimal so große Investition<br />

dar, aber sie ermöglichen dank einer komplett im Mauerwerk<br />

eingearbeiteten Rahmenkonstruktion einen absolut nahtlosen<br />

Übergang zwischen Drinnen und Draußen – und das lassen sich<br />

Bauherren mit ästhetischen Ansprüchen gern etwas kosten.<br />

Nichts außer einer zwei Zentimeter breiten, vertikalen Sprosse<br />

stört den Panoramablick. „Wir verkaufen nicht einfach ein<br />

Fenster, sondern einen offeneren Lebensraum“, erklärt Guhl.<br />

„Wir lösen die Barriere zwischen Innen und Außen auf. Jedes<br />

Profi l und jede Kante ist so gebaut, dass optisch kein Hindernis<br />

entsteht.“ Auch der Sicherheit ist Rechnung getragen: Es<br />

wird bruchsicheres Hightech-Glas verwendet, das selbst einen<br />

120-Kilo-Mann aufhält, der strammen Schrittes ins Freie will.<br />

Direkter Übergang<br />

zum Hof<br />

Im Haus M. in Grünwald<br />

von Titus Bernhard<br />

Architekten (unten) wird<br />

die Grenze zwischen<br />

Innenraum und Hof<br />

nur durch die<br />

Glaswand markiert,<br />

die dank Sky-Frame<br />

kaum sichtbar ist.<br />

FOTOS: S. 12 SKY FRAME PR, JENS WEBER; S. 13 KAY WETTSTEIN<br />

Schaufenster de luxe<br />

Haus W. bei Bern,<br />

gebaut von Sollberger<br />

Bögli Architekten:<br />

Die freie Sicht von außen<br />

gewährt Einblicke in das<br />

lichtdurchfl utete Innere.<br />

Insgesamt 1000 Objekte haben Beat Guhl und sein heute<br />

60-köpfi ges Team seit der Gründung ausgestattet. Jedes einzelne<br />

Fenster wird am Hauptsitz in Ellikon an der Thur gebaut,<br />

einem beschaulichen Dorf an der Grenze zum Kanton Thurgau.<br />

Auf der Rückseite der unprätentiösen Werk halle werden die<br />

Aluprofi le und Gläser angeliefert, aus denen geschulte Metallbauer<br />

in Handarbeit die teilweise gigantischen Sky-Frame-<br />

Fenster bauen. Leidenschaft und Qualitätsverständnis haben für<br />

Guhl hohe Bedeutung: „Solche Details funktionieren nur zuverlässig,<br />

wenn mit einer sehr hohen Präzision gearbeitet wird<br />

und die sonst üblichen Toleranzen im Bereich Glas und Rahmenmontage<br />

fast auf Null reduziert werden können. Das braucht<br />

Erfahrung und Routine. Doch für eine solche Arbeitsweise lässt<br />

sich leider nicht jedermann begeistern“, so Beat Guhl.<br />

Um die Erfi ndung zu perfektionieren, kann Sky-Frame<br />

auf die enge Zusammenarbeit mit einer Reihe erfahrener Architekten<br />

zählen. „Wir profi tieren beide: Die Architekten konnten<br />

dank uns bisher ungeahnte ästhetische Lösungen verwirklichen,<br />

und wir konnten unser Fenster stets perfektionieren“, erklärt<br />

Beat Guhl. Denn Sky-Frame macht es möglich, die bereits von<br />

Mies van der Rohe und der Bauhaus-Generation von Architekten<br />

auf ge stell te Maxime der Transparenz kompromisslos einzulösen.<br />

Und die Forderung nach einer Aufhebung der<br />

Grenze zwischen Drinnen und Draußen ist aktueller denn je:<br />

Die zeitgenössische Architektur ist geradezu verrückt nach<br />

dem nahtlos fl ießenden Raum.<br />

Was aber, wenn sich dieser Zeitgeist eines Tages wieder<br />

wendet? „Natürlich werden die Glasfl ächen nicht ewig weiterwachsen“,<br />

wiegt Fensterbauer Guhl ab, „denn zu viel Glas ohne<br />

Beschattung schafft ein unerträgliches Klima. Aber Licht und<br />

Transparenz werden im Bauen bleibende Werte sein. Ein Haus<br />

leicht und fi ligran wirken zu lassen, ist eine Art Urbedürfnis der<br />

Architektur.“ Die Zahlen bestätigen den Trend: In den vergange-<br />

nen Jahren sind Auftragsvolumen, Umsatz und Personalbestand<br />

von Sky-Frame sprunghaft gewachsen, 2006 und 2007 waren es<br />

je 60 Prozent gegenüber Vorjahr, 2008 wuchs das Unternehmen<br />

erneut um 30 Prozent. „Das hat uns zeitweise schon an die<br />

Belastungsgrenzen gebracht“, lacht Beat Guhl und streicht sich<br />

übers Gesicht: „Es war wirklich fordernd, aber auch spannend.“<br />

Natürlich ist Pionieren wie Beat Guhl und seinem Team die<br />

Konkurrenz auf den Fersen. Inzwischen gibt es mehrere „Annäherungen<br />

und Kopien“, trotz aller Patente, die Sky-Frame als<br />

„das Original“ kennzeichnen. „Die Herausforderung ist“, so Guhl,<br />

„dass alles, was einfach aussieht, technisch sehr anspruchsvoll<br />

ist. Dahinter steckt eine ganze Reihe von kniffl igen Problemen,<br />

die zu lösen sind.“ Beat Guhl schaut in die Zukunft und will<br />

mit Weiterentwicklungen und neuen Lösungen veränderten Bedürfnissen<br />

gerecht werden. So wurde auf vielfachen Wunsch<br />

von Architekten eine deutlich schmalere Version der wetterseitigen<br />

Entwässerungsrinne entwickelt. „Unser Ziel ist es, die<br />

Innovation voranzutreiben“, verspricht Beat Guhl und stellt weitere,<br />

fast serienreife Verbesserungen und Neuerungen in Aussicht.<br />

Der sprunghafte Erfolg von Sky-Frame hat Beat Guhl kaum<br />

verändert. Obwohl er permanent auf der Suche nach neuen<br />

Mitarbeitern ist, prüft er jede Investition sehr genau, bevor er sich<br />

entscheidet. „Einen Franken, den man ausgibt, muss man erst<br />

verdient haben – besser aber zwei. So habe ich es zu Hause gelernt“,<br />

sagt der auch äußerlich bescheiden gebliebene Unternehmer.<br />

Festhalten will Guhl ebenso am ländlichen Standort, der<br />

eigenen Produktion und der historisch verankerten Firmenbezeichnung<br />

„R & G Metallbau AG“, benannt nach den ursprünglichen<br />

Gründern Rüegg und Guhl. „Die handwerkliche Kompetenz<br />

verschafft uns die Glaubwürdigkeit“, erläuterte er, „wir<br />

sind noch immer eine Manufaktur, in der jedes Fenster einzeln<br />

gebaut wird, ohne Ausnahme.“ ¤<br />

13


14 Kitchen Love<br />

An vordergründiger Originalität hat der<br />

englische Designer Jasper Morrison,<br />

1959 in London geboren, kein Interesse.<br />

Ihm geht es um die Frage nach der<br />

Essenz der Dinge. „Die krampfhafte<br />

Suche nach originellen Formen ist fast<br />

immer Zeitverschwendung“, sagt er.<br />

Ob Stühle, Gläser oder Korkenzieher –<br />

seine Produkte verblüffen durch ihre<br />

spartanische Form. Zu Jasper Morrisons<br />

Kunden gehören unter anderem Alessi,<br />

Cappellini und Vitra; er unterhält Büros<br />

in London, Paris und Tokio.<br />

Lob des Unsichtbaren<br />

Der Designer Jasper Morrison reduziert Material,<br />

Formen und Konstruktionsaufwand seiner Möbel und<br />

Gebrauchsgegenstände bis zum Gehtnichtmehr<br />

Wo ist das Design, fragen viele Leute angesichts der<br />

Simplizität Ihrer Objekte …<br />

Wenn mich das jemand fragt, weiß ich, dass ich mein Ziel<br />

erreicht habe. Design ist nicht die Demonstration des<br />

Außergewöhnlichen. Von Effekthascherei halte ich nichts.<br />

Sie produziert nur selten Objekte, die im alltäglichen<br />

Gebrauch gute Dienste leisten. Alles, was ich mache, ist<br />

so unkompliziert und unsichtbar wie möglich.<br />

Wie würden Sie denn gutes Design beschreiben?<br />

Optimal sind Produkte, die so aussehen, als hätte an ih nen<br />

nie ein Designer gearbeitet. Die so vertraut wirken, als ha be es<br />

sie schon immer gegeben. Man sollte keine komplizier ten<br />

Manifeste lesen müssen, um sie zu verstehen. Gutes Handwerk,<br />

sinnvolle Technik, bestes Werkzeug – was braucht man sonst?<br />

Gibt es für Sie ein oberstes Prinzip?<br />

Nützlichkeit. Eine Küche sollte funktionell, geradlinig und zeitlos<br />

sein. Von Alltagsprodukten erwarte ich, dass sie schlicht und<br />

effi zient, aber auch schön sind. Um es auf einen Punkt zu bringen:<br />

Mir geht es immer um ein Verständnis für das Wesentliche.<br />

Essen Sie lieber in der Küche oder im Speisezimmer?<br />

Wenn ich allein bin, in der Küche und am liebsten vor dem<br />

laufenden Fernseher. Habe ich Gäste, bevorzuge ich den<br />

Esstisch im Speisezimmer. Grundsätzlich liebe ich die behagliche,<br />

zwanglose Atmosphäre einer guten Küche. Sie ist mir<br />

lieber als jeder andere Raum. Das ist der Grund, warum ich so<br />

gern Gebrauchs gegenstände entwerfe, die eine Küche<br />

optimal und auch schöner machen.<br />

Wie viele Gäste gehören zu einer idealen Dinnerparty?<br />

Von eins bis zehn. Zu einem gelungenen Abend gehören gutes<br />

Essen und anregende Gespräche.<br />

Kochen Sie selbst?<br />

Seit vier Jahren, und es macht mir wirklich Spaß. Nicht nur,<br />

weil es wunderbar kreativ ist, aus saisonalen Zutaten ein<br />

köst liches Gericht zu zaubern. Das Kochen gibt mir die Gelegenheit,<br />

Kü chen utensilien zu entdecken und zu testen.<br />

Haben Sie ein Lieblings-Utensil?<br />

Einen schweren, gusseisernen Kochtopf. Er ist perfekt für die<br />

langsamen Schmorgerichte, die ich sehr liebe.<br />

Warum sind in England Kühlschränke unweigerlich weiß,<br />

während sie in anderen Ländern fröhliche Farben haben?<br />

Keine Ahnung, warum das so ist. Der Kühlschrank in<br />

meinem Appartement in Paris ist schokoladenbraun. Er stammt<br />

übrigens aus Deutschland.<br />

¤<br />

4<br />

1<br />

4 Zuckerdose<br />

von Jasper Morrison<br />

für Alessi<br />

Die Zuckerdose hat<br />

sich zu einem<br />

Alessi-Klassiker<br />

entwickelt. Sie ist von<br />

extremer Simplizität,<br />

einfach in der Herstellung<br />

und sehr pfl egeleicht.<br />

Für mich erfüllt<br />

sie alle Ansprüche<br />

an ein sachdienliches<br />

Alltagsobjekt.<br />

6<br />

1 Wassergläser 2 Pfeffermühle 3 Espressokanne<br />

von Jasper Morrison von Carlo Mazzeri von Alfonso Bialetti<br />

für Alessi<br />

für Alessi<br />

Es ist kaum zu<br />

Sie sind schlicht, Dinge, die den Alltag glauben, dass der<br />

stilvoll und liegen gut ausmachen, sind eben berühmte achteckige<br />

in der Hand. Ob sehr wichtig, und auch Espressokocher<br />

Whisky, Wasser oder eine perfekt funktio- schon 1933 entwor-<br />

Wein – sie sind immer nierende Pfeffermühle fen wurde. Für mich<br />

richtig. Perfekt für kann die Lebens- ist er ein Meilenstein<br />

eine komplizierte qualität verbessern. des Designs: funda-<br />

Welt, in der man nicht Ich glaube nicht, mental, absolut zeitlos<br />

auch noch ein Sor- dass man dieses – so wichtig wie<br />

timent verschiedener Design von Mazzeri Möbel aus der Bau-<br />

Gläser braucht.<br />

verbessern könnte. haus-Periode.<br />

2<br />

5<br />

5 Korkenzieher<br />

von Jasper Morrison 6 Sparschäler von<br />

für Alessi<br />

Alfred Neweczerzal<br />

Bei kaum einem ande- Die Schlichtheit<br />

ren Alltagsgegenstand dieses Gemüse-Spar-<br />

wird so oft ausgefalschälers fi nde ich<br />

lenes Design mit wunderbar. Er ist ein<br />

Zweck mäßigkeit ver- Meisterstück aus der<br />

wechselt. Dieser hier Schweiz, ein per-<br />

ist ganz einfach zu fektes Beispiel dafür,<br />

bedienen. Das Sche- dass die besten, nützrenprinzip<br />

spart beim lichstenAlltags- Öffnen der Flasche objekte ganz einfach<br />

jede Menge Kraft. konstruiert sind.<br />

7<br />

3<br />

7 Basel Chair<br />

von Jasper Morrison<br />

für Vitra<br />

Er ist die Neuinterpretation<br />

eines schlichten,<br />

klassischen Holzstuhls.<br />

Wenn Sie<br />

genau hinschauen,<br />

bemerken Sie eine<br />

entscheidende Neuerung.<br />

Dank der Materialkombination<br />

von<br />

Holz und Kunststoff<br />

hat er einen besseren<br />

Sitzkomfort.<br />

FOTOS: S. 14 SUKI DHANDA; S. 15 BENNE OCHS


Vom Bauernhof zum Wohnhaus<br />

Eine Familie erfüllt sich<br />

den Traum vom italienischen Landleben<br />

Text: Wolf-Christian Fink Fotos: Alexander James<br />

Das umgebaute Haus behielt typische Formen und Farben des bäuerlichen Bauens in den Marken bei. Der 300-jährige<br />

Ölbaum ist dagegen ein Import aus Apulien.<br />

Im Wohnzimmer blieb die gemauerte Zimmerdecke in ihrer ursprünglichen Gestalt bestehen. Die stützenden<br />

Querstreben sind aus rohem Metall. Transparente Vorhänge aus violettem Tüll schützen vor der mediterranen Sonne.<br />

Die Küche der umgebauten Scheune (links) besticht durch ihre Großzügigkeit.<br />

Best Practice 17


18 Best Practice<br />

Die Küche des Haupthauses – ausgestattet mit Gaggenau Geräten – wurde von einer örtlichen Schreinerei maßgefertigt.<br />

Vom Fenster hat man einen weiten Blick ins Land.<br />

19<br />

Die Heimat im Blick<br />

Das Wandgemälde<br />

einer niederländischen<br />

Kleinstadtszene sorgt<br />

für ein Gegengewicht<br />

zu kühlem Design.


20 Best Practice Best Practice 21<br />

„ Wände und Böden mussten komplett erneuert<br />

werden, es roch hier überall nach Vieh.“<br />

Wer die italienische Region Marken besucht, macht dort meist<br />

keinen Urlaub. Das Hinterland der adriatischen Küste zwischen<br />

Ancona und Pescara erfüllt nicht so recht die Dolce-Vita-<br />

Klischees. „Le Marche“ sind weder sanft wie das Veneto, auch<br />

nicht von der Renaissance geküsst wie die Toskana oder<br />

glutvoll wie der heiße Süden. In diesem Land zwischen Adria und<br />

Apennin ist das Leben gemächlich. Man isst, was die Erde<br />

hergibt, gehaltvoll und bodenständig. Wie steinerne, schmucklose<br />

Trutzburgen liegen die Städtchen auf grünen Hügeln.<br />

„Seit fast acht Jahren wohnen wir in diesem Haus, und bis<br />

zum Einzug war es wahrhaftig ein langer Weg“, erzählt die Besitzerin<br />

mit charmant holländischem Akzent. Akrobatisch jongliert<br />

sie durch vier Sprachen und begleitet kleine Grammatikfehler<br />

mit ansteckendem Lachen. Fröhlich halt es durchs ganze Haus,<br />

ein 400-Quadratmeter-Anwesen mitten in den Marken. Von<br />

seinen neuen holländischen Besitzern erhielt es ein aufgeräumtes<br />

Äußeres mit großen Sprossenfenstern, pastellgelb und -orange<br />

leuch ten den Ziegelmauern und den typischen dunklen Fensterläden.<br />

Doch seine Seele ist die eines Bauernhauses geblieben:<br />

viel Holz, robuster Stein, eine gemauerte Gewölbedecke und viele<br />

Details, die an rustikale Historie erinnern. „Wände, Boden<br />

und Decken des Wohnzimmers mussten komplett erneuert werden“,<br />

berichtet die Hausherrin, „obwohl das Haus 20 Jahre<br />

lang leer gestanden hatte, roch es hier überall nach Vieh!“ Bilder<br />

vom Umbau zeugen von der Metamorphose einer Ruine. Die<br />

Dame des Hauses war sich damals nicht zu schade, die alten<br />

Ziegel selbst zu reinigen, mit Hammer, Meißel und stetig<br />

schwellendem Bizeps. Auch das zweite Haus auf dem 5000-<br />

Quadratmeter-Grundstück, eine ehemalige Scheune, musste<br />

entkernt werden, das waren noch einmal 140 Quadratmeter Wohnfl<br />

äche mit einer eigenen Küche. Sein Beruf hat den Ehemann<br />

in diese abgelegene Gegend gebracht. Er arbeitet in der vor Ort<br />

umfangreich vertretenen Textil- und Lederindustrie, sie managt<br />

den Haushalt: Zwei kleine Töchter gehören zur Familie, ein Belgischer<br />

Schäferhund und Kater Hugo, der jeden Gast höflich<br />

zu einem Rundgang durch den gepfl egten Garten auffordert.<br />

In den vielen Jahren ihres italienischen Lebens hat es<br />

die Familie zu einem großen Freundeskreis gebracht. Wenn eingeladen<br />

wird, mischt sich niederländischer Frohsinn mit italienischem<br />

Temperament, und die Abende werden oft lang. Besonders<br />

in der warmen Jahreszeit, wenn die Gastgeberin in ihrer<br />

Sommerküche in der ehemaligen Scheune wirkt. Diese liebt sie<br />

besonders, natürlich wegen der offenen Architektur, aber vor<br />

allem wegen der samtenen Luft, die von draußen hereinweht. „Man<br />

kocht wie im Freien“, sagt sie. Ihre Gäste genießen es, am Tre-<br />

sen ein Glas Wein zu trinken oder von der Terrasse aus weit den<br />

Blick bis zu den Bergen schweifen zu lassen.<br />

Wie herrlich muss es sein, hier beim Einkaufen aus dem<br />

Vollen schöpfen zu können. „Ach“, sagt die leidenschaftliche<br />

Köchin, „wenn man gern italienisch isst, dann gibt es hier natürlich<br />

alles frisch, besonders Gemüse und Fisch. Asiatisches<br />

muss man aber lange suchen – ich vermisse die Auswahl holländischer<br />

Supermärkte.“ Besonders gern benutzt sie ihre beiden<br />

Vario Teppan Yakis, die sie jeder Bratpfanne vorzieht – besonders,<br />

wenn es um die Zubereitung kleiner, feiner Speisen geht. Fingerfood-Variationen,<br />

wie es sie zu ihrem letzten runden Geburtstag<br />

gab, sind eine ihrer Spezialitäten und besonders bei den italienischen<br />

Freunden beliebt. Denn im Land der stundenlangen<br />

gesetzten Mahlzeiten ist es immer noch exotisch, so eine Parade<br />

kleiner Köstlichkeiten „auf die Hand“ zu genießen.<br />

So ungezwungen und harmonisch sich Freunde und Familie<br />

hier begegnen, so vielseitig sind auch die Interieurs der beiden<br />

Häuser komponiert: Modernes Design trifft auf zartviolette<br />

Tüllgardinen, großformatiges Hifi -Equipment auf ein schwarz<br />

glänzendes Klavier. Noch verblüffender ist die gelungene<br />

Stilmelange im Nebenhaus. Auf Knopfdruck verwandelt sich der<br />

Innenraum in ein Heimkino mit Beamer und großer Leinwand:<br />

„Mein Mann hat ein Faible für Konzerte. Besonders gern lässt er<br />

Tina Turner hier auftreten, sie stört ja niemanden“, sagt sie lachend.<br />

Eingerollt gibt die Leinwand eine andere Überraschung<br />

frei: ein Trompe-l’Œil der Kleinstadt Weert mit ihrer Lieblingskneipe,<br />

wo sich die Eheleute einst kennenlernten.<br />

Während dunkle Wolken vom Meer heraufziehen und<br />

die Landschaft mit wilden Schlaglichtern und schwarzen Schatten<br />

überziehen, blickt die wettererprobte Holländerin zufrieden<br />

gen Himmel. Denn der italienische Winter ist ein Gegenentwurf<br />

zu jenem in nördlichen Breiten. Die Landwirtschaft freut sich<br />

über Kühle und vor allem reichlich Regen, davon kann es gar<br />

nicht genug geben. In den vergangenen Jahren endete jeder<br />

Frühling hier abrupt im April, um dann einer endlosen und verheerenden<br />

Sommerdürre Platz zu machen. Zisternen trockneten<br />

aus, Beete verkümmerten, einzig die Lorbeer- und Ölbäume<br />

widerstanden der Durststrecke. Abkühlung für die Menschen<br />

gab es nur noch am 15 Kilometer entfernten Adriastrand.<br />

„Wir lieben diese Region, doch es ist für uns auch eine<br />

Herausforderung, hier zu leben“, sagt sie unvermittelt. „Mit<br />

diesem Haus haben wir uns einen Traum erfüllt. Wir haben das<br />

Ziel mit viel Anstrengung erreicht, um dann festzustellen, dass<br />

hier in Italien immer alles gleich bleibt. Das Leben verändert sich<br />

nicht, wir sind hier sehr abgelegen. Ein bisschen einsam.“<br />

Doch Grübelei ist auf Dauer keine holländische Eigenschaft.<br />

Im Haupthaus<br />

Und deshalb haut sie jetzt in die Tasten. Sie spielt einen<br />

Steinböden, hier Travertin, unterstützen den Eindruck<br />

von Geräumigkeit und Großzügigkeit –<br />

schwungvollen Brahms-Walzer, der über den Gartenzaun tanzt<br />

das Treppenhaus misst rund zehn Meter in der Höhe. und erst weit draußen über den Feldern verweht. ¤


22 New Products<br />

Flexibilität nach Maß<br />

Die neuen Kochfelder<br />

von Gaggenau –<br />

ab sofort in allen Größen<br />

10 Jahre Dampfbacköfen –<br />

ein erfolgreiches Jubiläum<br />

Vor zehn Jahren präsentierte Gaggenau auf der Domotechnica<br />

in Köln den ersten Dampfbackofen mit direktem Wasseranschluss<br />

für Privatküchen – eine Technik, die bis dato praktisch<br />

ausschließlich in der Profi küche genutzt wurde. Die Kombination<br />

aus Dampf und geregelter Heißluft macht es möglich:<br />

Dämpfen und Backen, Garen und Schmoren, Regenerieren und<br />

Entsaften – die Anwendungsmöglichkeiten der Dampf backöfen<br />

sind vielfältig. Nicht nur technisch wurden die Geräte mit<br />

fünf wählbaren Feuchtestufen weiter ausgefeilt, mit den Modellen<br />

der Edition Anthrazit trägt Gaggenau dem großen Erfolg<br />

der Backofen-Serie 200 Rechnung und setzt neue Impulse.<br />

Neue Dimensionen – größerer Komfort: Alle Gaggenau Induktions-<br />

und Glaskeramik-Kochfelder sind ab sofort in 60, 70, 80<br />

oder 90 cm Breite mit bis zu fünf Kochzonen verfügbar.<br />

Und es gibt für jede Einbausituation das passende Gerät – die<br />

90-cm-Variante ist sogar mit der verkürzten Einbautiefe von<br />

33,5 cm erhältlich. Die Kochfelder haben wahlweise einen Edelstahlrahmen<br />

oder sind fl ächenbündig in die Arbeitsplatte<br />

integriert, sodass eine nahezu fugenlose Oberfl äche entsteht.<br />

In ausgeschaltetem Zustand sind die grafi schen Elemente der<br />

Kochfelder auf das Wesentliche reduziert: Nur Kochzonenmarkierung,<br />

Hauptschalter und das Gaggenau Logo sind sichtbar.<br />

Eine weitere Neuerung: Die Kochfelder werden mit der benutzerfreundlichen<br />

Sensorbedienung oder der leichtgängigen und<br />

attraktiven Twist-Pad-Bedienung angeboten. Dabei können<br />

alle Funktionen des Kochfelds über einen klassischen Magnetknebel<br />

gesteuert werden. Der in den Bedienknebel integrierte<br />

Magnet aktiviert und reguliert über das digitale Bedienfeld die<br />

einzelnen Kochzonen. Und er bedeutet Sicherheit für die<br />

ganze Familie: Beim Entfernen des Knebels schalten sich automatisch<br />

alle Kochzonen ab. Noch ein Vorteil: Ohne den abnehmbaren<br />

Magnetknebel ist die Oberfl äche absolut plan, was<br />

die Reinigung entscheidend erleichtert.<br />

www.gaggenau.com<br />

Produktinformation<br />

Serie 200 Dampfbackofen mit Wasseranschluss<br />

Maße BS 280/281 Breite 76 cm<br />

BS 270/271 Breite 60 cm Bedienung unten<br />

BS 274/275 Breite 60 cm Bedienung oben<br />

Varianten Anthrazit hinterdruckte Vollglastür (nicht BS 280/281)<br />

Edelstahl-hinterlegte Vollglastür<br />

Aluminium-hinterlegte Vollglastür<br />

Ausstattung Für das Arbeiten mit Dampf oder der Kombination<br />

aus Dampf und Heißluft mit Festanschluss für Wasserzu-<br />

und -ablauf. Elektronische Temperaturregelung<br />

von 30 °C bis 230 °C und fünf Feuchtestufen<br />

(0/30/60/80/100 %). LCD-Funktionsdisplay mit Digitaluhr.<br />

Seitlich öffnende Tür mit 180° Öffnungswinkel<br />

Weitere Informationen www.gaggenau.com<br />

23<br />

FOTOS: STEPHAN ABRY


24 Projects 25<br />

Alles nur vom Feinsten<br />

Im exklusiven Projektgeschäft stattet Gaggenau<br />

die luxuriösesten Residenzen Asiens aus<br />

Text: Roland Hagenberg<br />

Das hassen alle Spitzenköche: umständliches, gewolltes Design,<br />

Geräte in Schuss halten (ist Zeitverschwendung) und natürlich<br />

putzen, wischen, Teller spülen. Christof Jaeger weiß das. Er<br />

ist Managing Director von Gaggenau in Singapur, der delikatesten<br />

Stadt Asiens in Sachen Perfektion, Luxus und Kochkunst.<br />

„Da ge gen sind die Meisterköche alle verliebt in das Solide, Handfeste,<br />

Zeitlose. Aus diesen Stoffen sind ihre Traumküchen gebaut.“<br />

Ein paarmal im Monat genießt es Jaeger, wenn sich<br />

Gaggenau im Showroom gegenüber den Ansprüchen eines Starkochs<br />

behaupten muss. Mitunter nehmen auch Bauherren an<br />

so einer Session teil, können – wenn sie wollen – selbst dünsten,<br />

backen, braten, sich überzeugen, warum Gaggenau Produkte<br />

The Park Chidlom, Bangkok (Thailand)<br />

Fertigstellung 2007<br />

Wohneinheiten 2 Türme mit 219 Wohnungen<br />

Größe 140–638 m 2<br />

„A Symphony in Living“ nennen sich die von einem Park umgebenen Wohntürme<br />

an der Chidlom Road nahe der britischen Botschaft, eine der exklusivsten<br />

Adressen im modernen Bangkok. Dachkronen im Art-déco-Stil erinnern<br />

an die Hochhäuser rund um den New Yorker Central Park, deckenhohe Glasfronten<br />

geben den Blick auf die atemraubende Kulisse der Metropole frei.<br />

www.theparkresidence.co.th<br />

so sind und nicht anders. „Köche gehen vor wie Künstler, sie<br />

lieben das kreative Chaos“, sagt Jaeger.<br />

In einer Umgebung, in der Gaggenau ganz groß geschrieben<br />

wird, versuchen die Küchenchefs erst recht alle Grenzen<br />

auszuloten und fordern die Geräte-Innovationen bis aufs<br />

Letzte heraus. Ihr Instinkt verlangt danach, die Versprechungen<br />

des Herstellers zu testen. Und wenn sie sehen, dass Kochfelder,<br />

Backöfen und Abluftsystem ihnen standhalten, dass ihrer<br />

Kunst nichts im Weg steht, „dann entdecken sie ihre Leidenschaft<br />

für das Produkt“.<br />

Das ist der Moment, in dem die Begeisterung auch auf<br />

Häuserbauer, Architekten und Interior Designer überspringt.<br />

FOTOS: THE PARK CHIDLOM PR (3)


26 Projects 27<br />

The Orchard Residences, Singapur<br />

Fertigstellung Ende 2010<br />

Wohneinheiten 175<br />

Größe 167–603 m 2<br />

218 Meter hoch ragen die Orchard Residences<br />

in den Himmel über Singapur. Die Wohneinheiten<br />

verteilen sich auf 56 Stockwerke mit vier<br />

Pent houses an der Spitze. Private Klubs im<br />

9. Stock, der Gartenetage, und in der 30. Etage<br />

kom plettieren die edle Residenz.<br />

www.theorchardresidences.com<br />

Erst unlängst konnte das Jaeger-Team den derzeit wohl<br />

anspruchs vollsten Auftrag Asiens an Land ziehen: 175 edle<br />

Küchen für die Orchard Residences. Der 218 Meter hohe<br />

Bau steht an der Orchard Road, Singapurs teuerster Einkaufsstraße.<br />

Sie ist vergleichbar mit der 5th Avenue in New York. Obwohl<br />

CapitaLand und Sun Hung Kai Properties den Bau erst<br />

Ende 2010 fertig stellen werden, sind bereits fast alle Luxuswohnungen<br />

verkauft. Die rund 400 Quadratmeter großen Penthäuser<br />

kosten 10 bis 12 Mil lionen Euro. Michael Soo, Head of Project<br />

Sales für Gaggenau in Singapur, erinnert sich noch lebhaft an<br />

die schlaflosen Nächte in der Verhandlungsphase. Ein Jahr dauerte<br />

sie an. Immer wieder musste er die Pläne überarbeiten. Erst<br />

dann kam es zum Vertragsabschluss. „Schnelligkeit, Flexibilität,<br />

Eingehen auf extrovertierte Sonderwünsche, all das ist Teil unserer<br />

Kunden philosophie“, sagt er. „Der Thrill, die Herausforderung<br />

und am Ende ein Triumph, dafür bin ich jederzeit zu haben!“<br />

Ungestört reicht der Blick von den Orchard Residences<br />

über Singapur zum verkehrsreichsten Hafen der Welt. Raffi niert<br />

integrierte Alkoven ziehen sich von den Wohn- und Esszimmern<br />

zu den Schlafräumen. Die gewölbte Fassade optimiert dabei den<br />

Panoramablick. In Anspielung an die Geschichte der Orchard<br />

Road, der „Obstgartenstraße“, haben die Planer im neunten Stock<br />

einen 7 000 Quadratmeter großen Garten angelegt.<br />

Neben den Orchard Residences beteiligt sich Gaggenau<br />

derzeit auch an anderen renommierten Orten Asiens am<br />

Projektgeschäft, etwa in Bangkok, wo Gaggenau die Wohnungen<br />

der Park-Chidlom-Türme ausgestattet hat. Die Sukhothai<br />

Residences in der Thai-Metropole haben 196 Luxusapartments<br />

mit Hotelservice, zum Teil eigene Pools und eine grandiose<br />

Aussicht über die Stadt. Die Royal Residence zählt 14 Edel-<br />

Wohneinheiten, ebenfalls mit Topausstattung.<br />

Singapur mit seinen 4,6 Millionen Einwohnern aber ist<br />

für Gaggenau nicht nur ein Ort mit großen Qualitätserwartungen,<br />

es ist auch der ideale Testplatz für die ganze Welt. Das hier<br />

gewonnene Wissen um ethnische Vorlieben, Kochgewohnheiten<br />

und Eigenheiten fl ießt aus diesem multikulturellen Stadtstaat<br />

zur Zentrale in Deutschland und dann wieder hinaus in die Welt.<br />

Ein Finetuning für Service und Produkte. Nirgendwo wohnen<br />

so dicht gedrängt Chinesen, Europäer, Inder, Malaien und Indonesier<br />

zusammen – mit all ihren Geschmäckern, Traditionen<br />

Sukhothai Residences, Bangkok (Thailand)<br />

Fertigstellung 2011<br />

Wohneinheiten 196<br />

Größe 88–1296 m 2<br />

Der renommierten Luxusarchitekten Ed Tuttle und Kerry Hill, die auch für<br />

das Sukhothai Hotel verantwortlich zeichneten, stehen für ein Haus und eine<br />

Ausstattung, die ihresgleichen suchen: Edle Hölzer, hohe Fenster, private<br />

Pools, „Sky Gardens“ oder eine atemraubende Lounge mit Panoramablick<br />

machen die Sukhothai Residences zu einer Luxusoase in der turbulenten<br />

Stadt am Fluss Chao Phraya.<br />

www.sukhothairesidences.com<br />

FOTOS S. 26: ORCHARD TURN <strong>DE</strong>VELOPMENTS (OBEN), SUKHOTHAI PR (2); S. 27: WATERSCAPE PR (3)<br />

Waterscape At Cavenagh, Singapur<br />

Fertigstellung Termin noch offen<br />

Wohneinheiten 132<br />

Wasser spielt eine große Rolle beim Projekt Waterscape an der<br />

Cavenagh Road. So gibt es neben diversen privaten Pools und einem großen<br />

„Main Swimming Pool“ auch ein Becken für Kinder und ein „Water Deck“<br />

sowie ein komplettes „Spa Sanctuary“ für diverse Hydrotherapie-Anwendungen.<br />

Dazu kommt ein eigener Joggingpfad rund um das Gelände.<br />

und Kochutensilien. „In diesem Punkt sind wir der Welt voraus“,<br />

meint Denise Tan vom Export Sales Department. „Bei uns ist<br />

das multikulturelle Leben kein Thema mehr, wir werden damit geboren.“<br />

Das beginnt buchstäblich im Kreißsaal. „Da liegt eine<br />

Chinesin neben einer Französin und einer Inderin, und dahinter<br />

ist vielleicht noch eine Mutter aus Sri Lanka.“<br />

Wenn Gaggenau Produkte in die Welt setzt, die an den<br />

asiatischen Markt angelehnt sind, ist so ein ethnisches Selbstverständnis<br />

wie das der Singapurerin Denise Tan hilfreich.<br />

Marktsegmente erscheinen dann nicht mehr als abstrakte Charts,<br />

sie bekommen Gesichter, werden lebendig, verlangen, dass<br />

Produkte noch mehr auf die Frau oder den Mann am Herd eingehen.<br />

Denn am Gaumen teilen sich die Gemüter. Teppan Yaki<br />

bleibt somit nicht eine simple Edelstahl-Kochplatte, sondern wird<br />

zu einem Vario Teppan Yaki VP 421, mit zwei getrennt schaltbaren<br />

Kochzonen. Ohne Pfanne, Topf oder Rost und daher besonders<br />

leicht zu reinigen. Die traditionelle gewölbte Wok-Pfanne verwandelt<br />

sich zum Vario Gas-Wok VG 411, bei dem drei Flammenkreise<br />

eine feine Regulierung von 300 bis zu 5000 Watt<br />

er möglichen. Und bei der niedrigsten Einstellung gelingen<br />

auch empfi ndliche Gerichte.<br />

Sven Szesny, Leiter Marketing & Business Development<br />

für die Region Südostasien, sieht noch andere Vorteile im<br />

Standort Singapur. „Wie in jedem Land gibt es auch hier nationalbedingte<br />

technische Vorgaben. Da müssen wir ab und zu<br />

Dinge adaptieren. Für Singapur sind die meisten Adaptionen<br />

aber noch relativ einfach umsetzbar, weil die beteiligten Behörden<br />

und Institute gut kooperieren.“ Ganz im Gegensatz zu anderen<br />

Ländern wie Japan, wo komplizierte technische Zulassungsvorgaben<br />

meist nichts anderes sind als versteckte Importbarrieren.<br />

Inmitten der faszinierenden ethnischen Vielfalt Singapurs ist es<br />

nicht verwunderlich, dass sich dort bestimmte Gruppen mit<br />

ganz bestimmten Talenten auszeichnen. „Filipinos zum Beispiel<br />

sind oft gute Architekten und Designer“, meint Szesny. „Die<br />

Inder wiederum sind gute Techniker und Ingenieure, Chinesen<br />

exzellente Geschäftsleute.“<br />

Das neueste und dabei ein besonders nobles Projekt ist<br />

Waterscape At Cavenagh in Singapur. Die Wohnungen werden<br />

sich entlang tropischer Gärten mit Swimmingpools reihen und<br />

unter anderem mit exklusiven Kühlgeräten ausgestattet sein. Soll<br />

heißen, dass die Kunden hier ihr Gefrierfach lieber ganz oben<br />

haben, so wie im Süden Europas, und nicht unten, wie in nordischen<br />

Ländern. Neben dem herausragenden Design und der<br />

speziellen Einbau-Kompetenz sind die maßgeschneiderten<br />

Lösungen für individuelle Kundenwünsche ein weiterer Grund,<br />

warum Gaggenau so erfolgreich ist, ergänzt Cindy Tan von<br />

Gaggenaus Communication Department.¤<br />

„Schnelligkeit, Flexibilität, Eingehen auf extrovertierte<br />

Sonderwünsche, all das ist Teil unserer Kundenphilosophie.“


26 Projects 27<br />

The Orchard Residences, Singapur<br />

Fertigstellung Ende 2010<br />

Wohneinheiten 175<br />

Größe 167–603 m 2<br />

218 Meter hoch ragen die Orchard Residences<br />

in den Himmel über Singapur. Die Wohneinheiten<br />

verteilen sich auf 56 Stockwerke mit vier<br />

Pent houses an der Spitze. Private Klubs im<br />

9. Stock, der Gartenetage, und in der 30. Etage<br />

kom plettieren die edle Residenz.<br />

www.theorchardresidences.com<br />

Erst unlängst konnte das Jaeger-Team den derzeit wohl<br />

anspruchs vollsten Auftrag Asiens an Land ziehen: 175 edle<br />

Küchen für die Orchard Residences. Der 218 Meter hohe<br />

Bau steht an der Orchard Road, Singapurs teuerster Einkaufsstraße.<br />

Sie ist vergleichbar mit der 5th Avenue in New York. Obwohl<br />

CapitaLand und Sun Hung Kai Properties den Bau erst<br />

Ende 2010 fertig stellen werden, sind bereits fast alle Luxuswohnungen<br />

verkauft. Die rund 400 Quadratmeter großen Penthäuser<br />

kosten 10 bis 12 Mil lionen Euro. Michael Soo, Head of Project<br />

Sales für Gaggenau in Singapur, erinnert sich noch lebhaft an<br />

die schlaflosen Nächte in der Verhandlungsphase. Ein Jahr dauerte<br />

sie an. Immer wieder musste er die Pläne überarbeiten. Erst<br />

dann kam es zum Vertragsabschluss. „Schnelligkeit, Flexibilität,<br />

Eingehen auf extrovertierte Sonderwünsche, all das ist Teil unserer<br />

Kunden philosophie“, sagt er. „Der Thrill, die Herausforderung<br />

und am Ende ein Triumph, dafür bin ich jederzeit zu haben!“<br />

Ungestört reicht der Blick von den Orchard Residences<br />

über Singapur zum verkehrsreichsten Hafen der Welt. Raffi niert<br />

integrierte Alkoven ziehen sich von den Wohn- und Esszimmern<br />

zu den Schlafräumen. Die gewölbte Fassade optimiert dabei den<br />

Panoramablick. In Anspielung an die Geschichte der Orchard<br />

Road, der „Obstgartenstraße“, haben die Planer im neunten Stock<br />

einen 7 000 Quadratmeter großen Garten angelegt.<br />

Neben den Orchard Residences beteiligt sich Gaggenau<br />

derzeit auch an anderen renommierten Orten Asiens am<br />

Projektgeschäft, etwa in Bangkok, wo Gaggenau die Wohnungen<br />

der Park-Chidlom-Türme ausgestattet hat. Die Sukhothai<br />

Residences in der Thai-Metropole haben 196 Luxusapartments<br />

mit Hotelservice, zum Teil eigene Pools und eine grandiose<br />

Aussicht über die Stadt. Die Royal Residence zählt 14 Edel-<br />

Wohneinheiten, ebenfalls mit Topausstattung.<br />

Singapur mit seinen 4,6 Millionen Einwohnern aber ist<br />

für Gaggenau nicht nur ein Ort mit großen Qualitätserwartungen,<br />

es ist auch der ideale Testplatz für die ganze Welt. Das hier<br />

gewonnene Wissen um ethnische Vorlieben, Kochgewohnheiten<br />

und Eigenheiten fl ießt aus diesem multikulturellen Stadtstaat<br />

zur Zentrale in Deutschland und dann wieder hinaus in die Welt.<br />

Ein Finetuning für Service und Produkte. Nirgendwo wohnen<br />

so dicht gedrängt Chinesen, Europäer, Inder, Malaien und Indonesier<br />

zusammen – mit all ihren Geschmäckern, Traditionen<br />

Sukhothai Residences, Bangkok (Thailand)<br />

Fertigstellung 2011<br />

Wohneinheiten 196<br />

Größe 88–1296 m 2<br />

Der renommierten Luxusarchitekten Ed Tuttle und Kerry Hill, die auch für<br />

das Sukhothai Hotel verantwortlich zeichneten, stehen für ein Haus und eine<br />

Ausstattung, die ihresgleichen suchen: Edle Hölzer, hohe Fenster, private<br />

Pools, „Sky Gardens“ oder eine atemraubende Lounge mit Panoramablick<br />

machen die Sukhothai Residences zu einer Luxusoase in der turbulenten<br />

Stadt am Fluss Chao Phraya.<br />

www.sukhothairesidences.com<br />

FOTOS S. 26: ORCHARD TURN <strong>DE</strong>VELOPMENTS (OBEN), SUKHOTHAI PR (2); S. 27: WATERSCAPE PR (3)<br />

Waterscape At Cavenagh, Singapur<br />

Fertigstellung Termin noch offen<br />

Wohneinheiten 132<br />

Wasser spielt eine große Rolle beim Projekt Waterscape an der<br />

Cavenagh Road. So gibt es neben diversen privaten Pools und einem großen<br />

„Main Swimming Pool“ auch ein Becken für Kinder und ein „Water Deck“<br />

sowie ein komplettes „Spa Sanctuary“ für diverse Hydrotherapie-Anwendungen.<br />

Dazu kommt ein eigener Joggingpfad rund um das Gelände.<br />

und Kochutensilien. „In diesem Punkt sind wir der Welt voraus“,<br />

meint Denise Tan vom Export Sales Department. „Bei uns ist<br />

das multikulturelle Leben kein Thema mehr, wir werden damit geboren.“<br />

Das beginnt buchstäblich im Kreißsaal. „Da liegt eine<br />

Chinesin neben einer Französin und einer Inderin, und dahinter<br />

ist vielleicht noch eine Mutter aus Sri Lanka.“<br />

Wenn Gaggenau Produkte in die Welt setzt, die an den<br />

asiatischen Markt angelehnt sind, ist so ein ethnisches Selbstverständnis<br />

wie das der Singapurerin Denise Tan hilfreich.<br />

Marktsegmente erscheinen dann nicht mehr als abstrakte Charts,<br />

sie bekommen Gesichter, werden lebendig, verlangen, dass<br />

Produkte noch mehr auf die Frau oder den Mann am Herd eingehen.<br />

Denn am Gaumen teilen sich die Gemüter. Teppan Yaki<br />

bleibt somit nicht eine simple Edelstahl-Kochplatte, sondern wird<br />

zu einem Vario Teppan Yaki VP 421, mit zwei getrennt schaltbaren<br />

Kochzonen. Ohne Pfanne, Topf oder Rost und daher besonders<br />

leicht zu reinigen. Die traditionelle gewölbte Wok-Pfanne verwandelt<br />

sich zum Vario Gas-Wok VG 411, bei dem drei Flammenkreise<br />

eine feine Regulierung von 300 bis zu 5000 Watt<br />

er möglichen. Und bei der niedrigsten Einstellung gelingen<br />

auch empfi ndliche Gerichte.<br />

Sven Szesny, Leiter Marketing & Business Development<br />

für die Region Südostasien, sieht noch andere Vorteile im<br />

Standort Singapur. „Wie in jedem Land gibt es auch hier nationalbedingte<br />

technische Vorgaben. Da müssen wir ab und zu<br />

Dinge adaptieren. Für Singapur sind die meisten Adaptionen<br />

aber noch relativ einfach umsetzbar, weil die beteiligten Behörden<br />

und Institute gut kooperieren.“ Ganz im Gegensatz zu anderen<br />

Ländern wie Japan, wo komplizierte technische Zulassungsvorgaben<br />

meist nichts anderes sind als versteckte Importbarrieren.<br />

Inmitten der faszinierenden ethnischen Vielfalt Singapurs ist es<br />

nicht verwunderlich, dass sich dort bestimmte Gruppen mit<br />

ganz bestimmten Talenten auszeichnen. „Filipinos zum Beispiel<br />

sind oft gute Architekten und Designer“, meint Szesny. „Die<br />

Inder wiederum sind gute Techniker und Ingenieure, Chinesen<br />

exzellente Geschäftsleute.“<br />

Das neueste und dabei ein besonders nobles Projekt ist<br />

Waterscape At Cavenagh in Singapur. Die Wohnungen werden<br />

sich entlang tropischer Gärten mit Swimmingpools reihen und<br />

unter anderem mit exklusiven Kühlgeräten ausgestattet sein. Soll<br />

heißen, dass die Kunden hier ihr Gefrierfach lieber ganz oben<br />

haben, so wie im Süden Europas, und nicht unten, wie in nordischen<br />

Ländern. Neben dem herausragenden Design und der<br />

speziellen Einbau-Kompetenz sind die maßgeschneiderten<br />

Lösungen für individuelle Kundenwünsche ein weiterer Grund,<br />

warum Gaggenau so erfolgreich ist, ergänzt Cindy Tan von<br />

Gaggenaus Communication Department.¤<br />

„Schnelligkeit, Flexibilität, Eingehen auf extrovertierte<br />

Sonderwünsche, all das ist Teil unserer Kundenphilosophie.“


30<br />

Die Fünf-Sterne-Frau<br />

Es gibt nur eine Köchin mit fünf Michelin-Sternen:<br />

die Katalanin Carme Ruscalleda. Sie fühlt sich<br />

aus tiefstem Herzen mit ihrer Umgebung verbunden.<br />

Ein Lebensgefühl, eine Philosophie, die sie auf<br />

jeden Teller malt Text: Anuschka Seifert Fotos: Pamela Spitz<br />

Eine besternte<br />

Autodidaktin<br />

Bei Carme Ruscalleda<br />

ist alles ein bisschen<br />

anders als sonst in der<br />

Haute Cuisine. Dazu<br />

gehört auch, dass ihre<br />

Köche durch eine<br />

Panoramascheibe<br />

freien Blick auf das<br />

Mittelmeer haben.<br />

Carme Ruscalleda serviert ihre Tempura aus Zucchiniblüten<br />

und katalanischer Blutwurst in einem feinen Kichererbsenbad<br />

und lächelt verschmitzt. Noch sieht das, was sich auf dem Teller<br />

befi ndet, wie ein Gemälde von Antoni Tàpies aus, das in<br />

dunklen Pastellfarben gehalten ist. Kräftige Pinselstriche aus<br />

einer schwungvollen Hand, wenn auch in Miniatur, durchkreuzen<br />

den Teller. Doch sowie man das zarte Gebilde durchschneidet,<br />

sich den ersten delikaten Bissen zu Munde geführt<br />

hat, entsteht plötzlich so etwas wie eine bunte Landschaft David<br />

Hockneys. Aus Carme Ruscalledas haselnussbraunen Augen<br />

springt förmlich der Schalk, sie lacht, auf diesen Moment hat sie<br />

gewartet, auf dieses ungläubige Gesicht, das gleichzeitig im<br />

Genuss versinkt. Sie strahlt wie ein Kind, freut sich über diesen<br />

kleinen winzigen Moment und füllt damit die ganze Küche.<br />

Ohne Farben wären ihre Gerichte undenkbar. Die einzelnen<br />

Gemüse und Früchte sind so lebendig, saftig und farbenfroh,<br />

dass man meint, sie sprängen gleich vom Teller. Da legt sie<br />

Jakobsmuscheln auf ein dünnes Bett aus hellen Kartoffeln und<br />

tiefgrünen Artischocken, jeder Schnittlauch wird einzeln drapiert,<br />

jedes noch so kleine grasgrüne Blättchen wird von Hand auf den<br />

Teller verlesen, jedes Tröpfchen Olivenöl mit feinsten Kräutern<br />

Thinking the Future lll 31<br />

parfümiert, die jedes für sich, Zweig für Zweig, heute Morgen<br />

gesammelt wurden, und dann zum Schluss: wunderbar duftende,<br />

blutrote Rosenblätter. Fertig. Das Gemälde ist perfekt.<br />

„Wer grau isst, ist grau“, kommentiert Carme lakonisch,<br />

während ihre kleinen, fl inken, wohlgeformten Hände unaufhörlich<br />

schneiden, häckseln, stampfen, mischen für das nächste<br />

Gemälde. Auch perfekt. „Joan Miró hat einmal gesagt, dass die<br />

Menschen eine Krone aus Augen bräuchten, um all die schönen<br />

Farben zu sehen.“ Carme Ruscalleda hat eine, und dazu noch<br />

eine aus Nasen und Mündern. Aus der Ferne hört man das Meer<br />

rauschen. Carme schaut hoch, lächelnd, in die Runde ihrer<br />

23 Köche, zu denen auch Tochter Mercè und Sohn Raúl gehören.<br />

Der winzige Badeort Sant Pol, 44 Kilometer nördlich von Barcelona,<br />

scheint so idyllisch verschlafen, dass man hier kaum eines<br />

der weltbesten Restaurants vermuten würde. Aber Carme, die<br />

mit einer bäuerlichen Küche groß geworden ist, hätte ja auch nie<br />

gedacht, dass sie eine der weltbesten Köchinnen werden würde:<br />

„Ich erfi nde nichts, ich bin kein Experte, aber ich lerne von allem<br />

und von jedem, und ich bin Autodidaktin.“ Studieren wollte sie


32 Thinking the Future lll<br />

eigentlich Kunst. Doch ihre Eltern, die einen etwas feineren<br />

Lebensmittelladen führten, schlugen die Hände über dem Kopf<br />

zusammen und überlegten, was sie tun könnten, damit das<br />

Mädchen nicht verloren ginge. Aus dem Laden wurde fl ugs ein<br />

Delikatessengeschäft, und Carme erfand die katalanische<br />

Bauernwurst neu, peppte sie mit Rosmarinhonig auf und mit<br />

würzigen Edelreizgern und zarten Frühlingszwiebeln. Ihrer<br />

Fantasie wurden keine Grenzen gesetzt, und als sie dann auch<br />

noch Toni Balam traf, drehte sich alles nur noch ums Essen.<br />

„Toni hat mich bei allem unterstützt. Ich machte einen<br />

Einführungskurs an der besten Kunstschule Barcelonas, bekam<br />

hervorragende Noten, und mein Groll war endgültig verraucht.<br />

Jetzt wusste ich, dass ich das Talent zur Künstlerin hatte, heiratete<br />

Toni und steckte meine Kreativität in das Zubereiten von<br />

Speisen.“ Jeden Tag erfand sie neue Gerichte. Und anstatt nach<br />

Feierabend in die Disco zu gehen, gründete Toni eine Band,<br />

und zusammen erkundeten sie die besten katalanischen Restaurants.<br />

„Da saßen nur ältere, betuchte Herrschaften, und so<br />

mancher Besitzer musterte uns von oben bis unten und dachte<br />

bei sich: Können die wohl bezahlen?“ Konnten sie.<br />

Das außergewöhnliche Delikatessengeschäft in dem<br />

2000-Seelen-Ort, das die beiden nun zusammen führten, mit wunderbaren<br />

Bauernwürsten, traumhaften Gerichten zum Mitnehmen<br />

und 50 verschiedenen Käsen, 300 Weinsorten und anderen<br />

Spezialitäten aus der Region, zog die Klientel aus dem ganzen<br />

Jedes Kräuterzweiglein wird sorgfältig<br />

wie ein Schmuckstück behandelt.<br />

Carme Ruscalleda fordert und praktiziert<br />

den Respekt vor der Natur.<br />

Landkreis an. Carme war inzwischen mit den besten Pilz-, Trüffel-<br />

und Kräu tersammlern der Region befreundet, wusste, wer die<br />

besten Artischocken, die besten Erbsen, die besten Bohnen hatte,<br />

wer die frischesten Gambas lieferte und wo die besten Hühner,<br />

Schweine und Kühe gezüchtet wurden. Es entstand die Idee,<br />

den Laden um ein kleines Bistro zu erweitern, und dann stand die<br />

Villa von 1881 auf der anderen Straßenseite zum Verkauf.<br />

Die beiden mussten nicht lang überlegen. Ein großer Speisesaal<br />

wurde dunkelrot eingerichtet, die beiden Gasträume<br />

mit Blick aufs Meer sind lichterfüllt, freundlich gelb und modern.<br />

Unten der Garten mit Palmen, in dem Carme gern einen Tee<br />

zu sich nimmt. „Meine Arbeit in all ihren Facetten, das ist mein<br />

Leben, das macht mir Spaß, das erfüllt mich.“<br />

Sie liest ständig, bildet sich weiter, probiert neue Techniken<br />

aus. Seit sie ein Restaurant in Tokio eröffnet hat, auch asiatische.<br />

Sie hält den Kontakt zu ihren Zulieferern, besucht Josep<br />

Martorell, der die vielen verschiedenen Bohnensorten für sie züchtet,<br />

noch immer persönlich im Gewächshaus, die ersten Erdbeeren<br />

von Joaquim Ginesta probiert sie selbst, und zu ihrem<br />

Vater geht sie noch immer in den Olivenhain, bevor er die Früchte<br />

erntet und zu hochwertigem, feinstem Olivenöl verarbeitet.<br />

Ihr Restaurant in Tokio war so wenig geplant wie das Lebensmittelgeschäft,<br />

das zum Delikatessengeschäft, oder die Villa, die<br />

Sie weiß, was sie will –<br />

nämlich nur die besten<br />

Produkte. Und wo sie die<br />

bekommt, weiß Carme<br />

Ruscalleda ganz genau.<br />

zum Gourmettempel avancierte. Ein „ferngesteuertes“ Restaurant.<br />

Unvorstellbar. Als der japanische Geschäftsmann Shimoyama<br />

ihr und Toni dann ein Modell mitbrachte – eine Kopie des Restaurants<br />

aus Sant Pol im Nihonbashi-Viertel – und die beiden sich<br />

dann auch noch das Ganze vor Ort anschauten, da „musste ich<br />

mich sehr anstrengen, nicht gleich zur Japanerin zu mutieren. Ich<br />

fühlte plötzlich, dass man mir die Kunst dieses Landes mitten<br />

in seinem Herzen anbot, ein Land, in dem die Ernsthaftigkeit und<br />

die Arbeit so etwas wie heilig sind. Ich konnte nicht mehr Nein<br />

„ Jeder Fisch wird gefangen,<br />

damit er bestens zubereitet und<br />

genossen werden kann.<br />

Er soll uns nähren und glücklich<br />

machen, also müssen<br />

wir ihn mit Respekt behandeln.“<br />

sagen.“ Heute telefoniert Carme tagtäglich mit Jérôme Quilbeuf,<br />

ihrem Küchenchef im Tokioter Restaurant Sant Pau.<br />

Sie hat es geschafft, ihr künstlerisches Genie mit Sys tema -<br />

tik zu verbinden, mit den Ingredienzien ist sie nicht nur aufge-<br />

wachsen, sie beherrscht sie, Managerqualitäten hat sie auch,<br />

und „die Kochtöpfe sind heute so leicht, dass selbst Frauen<br />

Küchenchef werden können“. Sie schmunzelt. „Ich kann bis heute<br />

nicht unterscheiden, ob das, was ich da esse, von einer Frau<br />

oder von einem Mann zubereitet wurde.“ Diskriminiert hat sie<br />

sich nie gefühlt, und nicht nur in ihrer Küche arbeiten inzwischen<br />

mehr angehende weibliche Chefs als männliche. „Ich<br />

glaube, noch zehn Jahre, und es kommt zu einer weiblichen<br />

Explosion“, sagt die selbstbewusste Europäerin.<br />

Und doch prägt sie etwas sehr typisch Katalanisches,<br />

aber auch etwas sehr Weibliches: der Respekt vor der eigenen<br />

Tradition, der eigenen Kultur, nicht zuletzt der unmittelbaren<br />

Umgebung, gepaart mit einer umwerfenden Weltoffenheit. Alles,<br />

was um sie herum passiert, saugt sie auf und verbindet es mit<br />

dem, was sie längst in sich trägt. Vielleicht ist das der Grund, weshalb<br />

sie nicht nur unglaublich fortschrittlich ist, sie führt auch<br />

eines der wenigen michelingekrönten Gourmetrestaurants Europas,<br />

das von keinem Zusatzgeschäft abhängig ist.<br />

Produkte aus der Umgebung und Kochen nach Jahreszeiten<br />

gehören zu ihrer Philosophie. Sie verwendet ausschließlich ökologisch<br />

angebautes Gemüse, der Umwelt und der Gesundheit<br />

zuliebe. Es habe einen Grund, warum man im Herbst Kastanien,<br />

Süßkartoffeln und Nüsse auf ihrer Speisekarte fi ndet. „Diese<br />

Zutaten bereiten deinen Körper auf die kalte Jahreszeit vor. Erd-<br />

Unten wird<br />

gekocht, oben<br />

gegessen,<br />

der Blick ist<br />

der gleiche.<br />

Im Sant Pau<br />

werden nicht<br />

nur die Zutaten,<br />

sondern auch<br />

die Köche<br />

gut behandelt.<br />

33


34 Thinking the Future lll<br />

beeren im Winter schmecken einfach nicht. Wir wurden in Katalonien<br />

immer gelobt, weil unsere Tomaten nach Tomaten und<br />

junge Saubohnen nach Saubohnen schmecken und der Salat<br />

frisch und knackig ist, also sollten wir das auch erhalten. Das<br />

tut der Gourmetküche keinen Abbruch.“<br />

Sie versucht, die „Kollateralschäden der hohen Küche“ so<br />

klein wie möglich zu halten. Carme, die jeden Bauern und jeden<br />

Fischer in ihrer Umgebung genau kennt und nur mit denen zusammenarbeitet,<br />

die so sehr in ihre Arbeit verliebt sind wie sie<br />

selbst, fordert für jede verhunzte Zutat eine Opfergabe. „Jeder<br />

Fisch wird gefangen, damit er bestens zubereitet und genossen<br />

werden kann. Er soll uns nähren und glücklich machen, also<br />

müssen wir ihn mit Respekt behandeln. Und wer das nicht<br />

schafft, stellt dem armen Tier gefälligst eine Kerze hin.“ Sie lacht,<br />

natürlich ist es ein Sinnbild, aber es ist ihr dennoch ernst.<br />

„Meine Gerichte erzählen etwas über mein Land, über die Region,<br />

in der ich lebe. Früher hätten wir uns das nicht getraut, weil wir<br />

unsere Gerichte hinterwäldlerisch fanden.“ Aber glücklicherweise<br />

hat Ferran Adrià der katalanischen Küche ja gezeigt, dass<br />

dem nicht so ist. Bei Carme bekommt man deshalb den Salat<br />

von hiesigen Fel dern, nicht konventionell, sondern am Spieß,<br />

aber er wurde erst heute Morgen geerntet. „Unsere Fischer behaupten,<br />

dass die Court-Bouillon am besten schmeckt, wenn<br />

sie mit nur einer Fischart zubereitet wird. Ich fi nde das auch, habe<br />

dafür aber einen eher unbekannten Fisch namens Sternengucker<br />

ausgesucht, dessen Aroma mit dem der Seezunge verglichen<br />

werden kann. Er schmeckt kernig, seine Reise war<br />

kurz, und ich trage weder zur Überfi schung bei, noch muss ich<br />

Zuchtfi sch verwenden.“ Ihr Oktopus wird mit schneeweißen,<br />

knackigen Mandeln und frischen Bohnen serviert. „Das geht<br />

nicht länger als einen Monat, dann ist die Zeit vorbei.“ Ihr<br />

Degustationsmenü ist frisch und leicht, fast beschwingt. Und das<br />

trotz oder vielleicht gerade wegen ihrer traditionellen Rezepte,<br />

die auch vor Innereien, Gekröse und Blut nicht haltmachen, nicht<br />

mal vor Quallen.<br />

„In China habe ich entdeckt, dass man Quallen essen<br />

kann, während sich hier vor der Haustür am Strand die Leute über<br />

die Quallenplage beklagen. Also habe ich kurzerhand ein paar<br />

Aperitifs aus diesen Meeresprinzessinnen kreiert – die waren allerdings<br />

importiert.“ Letztes Jahr hat sie die erste Qualle selbst<br />

zerschnitten und in die typische katalanische Nudelpaella eingearbeitet.<br />

„Was für ein traumhafter Geschmack nach Meer.“<br />

Auch Seeteufelleber hat sie wieder eingeführt. „Auf den Märkten<br />

Frauen in der Haute Cuisine<br />

sind immer noch selten.<br />

Für Carme Ruscalleda aber ist das<br />

schon lange kein Thema mehr.<br />

in Tokio ist die teurer als die Schwanzfl osse, und hier wird sie oft<br />

weggeschmissen.“ Eine Sünde mehr, gegen die Carme sich<br />

wehrt. „Vielleicht ist es die Wirtschaftslage, die uns den Respekt<br />

vor der Natur wiedererlangen lässt. Für mich ist es die gleiche<br />

Sünde, etwas wegzuschmeißen, das sich in der Küche kunstvoll<br />

verwerten lässt, wie minderwertiges Essen zu servieren.“<br />

Essen zuzubereiten ist für Carme eine Kunst. „Erst muss ich<br />

wissen, was den Körper nährt, ihn zum Strahlen bringt, dann<br />

kann ich mich an die kreative Arbeit machen und unsere traditionellen<br />

Cannelloni falsch herum servieren oder mir einen Spaß<br />

mit unserer rustikalen Festsuppe Escudella erlauben.“ Die serviert<br />

sie in Form eines Brühwürfels, der verloren mitten auf dem<br />

Suppenteller liegt. Mit der Brühe, die darübergegossen wird,<br />

zerfällt der zarte Kubus – simsalabim –, vermischt sich in Sekundenschnelle<br />

und wird zu einer wunderbaren Escudella, der<br />

originalen, der von Großmutter. „Es ist eine Riesenarbeit, dieses<br />

Maishuhn, das jeden Morgen die Sonne gesehen hat, und<br />

die vielen tagesfrischen Gemüsesorten zu einem Brühwürfel zu<br />

verarbeiten. Wenn diese Brühe den Menschen nicht ans Herz<br />

geht, ist meine Arbeit umsonst. Und deshalb kann ich da nicht<br />

irgendein Huhn oder irgendeinen Kohl verarbeiten. Da muss jede<br />

einzelne Ingredienz etwas sehr, sehr Besonderes sein.“<br />

Etwas ganz Besonderes, das ist es auch, was Carme sich für<br />

die Zukunft wünscht. Die gesunde intakte Natur des Produktes:<br />

eine wunderbar leuchtend rote Tomate, die ohne chemische<br />

Zusätze unter der warmen Sonne gewachsen ist und dann aber<br />

ganz anders präsentiert wird. Eine Tomate, die man an ihrem<br />

unglaublich feinen Geruch, an ihrem unverwechselbaren Geschmack<br />

erkennt. Eine Tomate, in die man genüsslich hineinbeißt.<br />

Das wär’s doch: die Verbindung der Weis heit der Landwirtschaft<br />

mit dem Genie der Küchenkunst. Das ist ihre Passion.<br />

Und die sieht bei Carme dann so aus: Sie trocknet eine dünne<br />

Tomatenscheibe ganz langsam im Ofen, bis nur noch der Hauch<br />

einer Scheibe übrig bleibt, so dünn und wundervoll wie diese<br />

kunstvollen japanischen Papierbögen, die sie so sehr liebt. Ein<br />

winziges Stück Tomate also, dessen Aromendichte an warmen<br />

Frühsommer denken lässt. Ein leuchtend roter Gaumenkick, den<br />

sie dann vielleicht mit einem Tatar aus Stockfi sch und einem<br />

winzig kleinen Löffel aus tiefschwarz glänzendem Oliveneis serviert.<br />

Wer hätte gedacht, dass Farben so strahlen können.<br />

SAULEDA<br />

ESTER (LINKS), SPITZ<br />

¤<br />

PAMELA<br />

www.ruscalleda.com FOTOS:<br />

Die Leser von Gaggenau new spaces zeigen<br />

ihre besten und ungewöhnlichsten Ideen<br />

Dieses Mal: die Küche für ein topmodernes<br />

Apartment in der Moskauer Innenstadt<br />

Die Story<br />

Jewgeni Salutschenko, 38, hat in der westsibirischen<br />

Stadt Tjumen für einen großen Öl- und Gaskonzern gearbeitet.<br />

Jetzt ist er nach Moskau versetzt worden. Auch<br />

wenn Jewgeni Salutschenko in der aufstrebenden Ölstadt<br />

Tjumen schon etwas an den russischen Wirtschaftsboom<br />

gewöhnt ist, muss er sich doch in der Metropole Moskau<br />

erst zurechtfi nden und seinen Platz unter den neuen Kollegen<br />

behaupten. Deshalb möchte er auch mit seiner Frau<br />

Jelena und der 14-jährigen Tochter Viktoria so schnell<br />

es geht in eine große Wohnung im 17. Stock eines neuen,<br />

exklusiven Apartmenthauses in einem prestigeträchtigen<br />

Moskauer Geschäftszentrum, nur vier Kilometer vom Kreml<br />

entfernt, ziehen. Dann kann er endlich seine Moskauer<br />

Bekannten nach Hause einladen und dort bewirten. Um sie<br />

zu beeindrucken, möchte Salutschenko die besten und<br />

neuesten Geräte in seiner Küche einbauen lassen.<br />

Solutions 35<br />

Die Aufgabe<br />

Planen Sie eine den Bedürfnissen des Kunden<br />

entsprechende Küche für den vorgegebenen Grundriss.<br />

Dabei sollten vor allem folgende Geräte verwendet werden:<br />

Gefrierschrank und Weinklimaschrank aus der<br />

Vario Kälte-Serie 400<br />

Backofen und Dampfbackofen mit Wassertank<br />

Wärmeschublade<br />

Kaffeevollautomat<br />

FOTOS: LAIF/PLAMBECK (OBEN), LOOK-FOTO/BERNHARD LIMBERGER


36 Solutions<br />

Quentin Meilhac<br />

Quentin Meilhac, 30, ist Innenarchitekt. Er wurde an der École Grégoire-<br />

Ferrandi (ESCF) in Paris zum Küchenplaner ausgebildet und arbeitet heute<br />

als Berater für Bulthaup-Küchen in Südostfrankreich.<br />

quentin@inter-faces.eu<br />

Solution 1<br />

Treuer Drache<br />

Der zur Verfügung stehende Raum öffnet sich weit zu einer<br />

grandiosen Stadtansicht in einer absoluten Toplage. Schaut man<br />

vom Fenster zurück in den Raum, ist der Blickfang diese Kurve,<br />

die die Grenzen verwischt, an die das Auge gewöhnt ist. Ich<br />

schlage also eine Raumgestaltung mit ausgeprägten Kanten vor,<br />

die die normalen Strukturen aufbricht und sich nicht nur vom<br />

Raum abhebt, sondern seine Stärken optimal zur Geltung bringt.<br />

Dabei werden funktionale Elemente und Stauraum integriert,<br />

manchmal unabhängig voneinander, manchmal übereinander angeordnet.<br />

Der Essbereich wird durch die Schränke vom Raum<br />

abgetrennt, was ihm eine persönliche Atmosphäre verleiht. Er ist<br />

um den Weinklimaschrank angeordnet, in dem kostbare Weinfl<br />

aschen hinter einem Gitter präsentiert werden. Kein Gast wird<br />

sich der Faszination entziehen können, die von dem plastischlebendigen<br />

Abbild auf der Front ausgeht. Es handelt sich um den<br />

furchterregenden Drachen, der vom heiligen Georg bezwungen<br />

wurde. Nach der Legende war das wiedergenesene sagenhafte<br />

Ungeheuer dem Schutzheiligen Moskaus danach treu<br />

ergeben. Schließlich nimmt das Origami-Objekt von Joseph Wu<br />

mit seinen raffi niert gefalteten Seiten die Formensprache der<br />

modernen Architektur auf.<br />

Der Weinklimaschrank trennt den Essbereich<br />

ab und gibt ihm so etwas Vertraut-Privates.<br />

Der Arbeitsbereich der Küche passt sich trotz<br />

seiner ausgeprägten Kanten in die abgerundete<br />

Form des Raums ein.<br />

Das Abbild eines Origami-Drachens von<br />

Joseph Wu als raumbeherrschender<br />

guter Küchengeist und treuer Begleiter des<br />

Moskauer Schutzheiligen St. Georg.<br />

37


38 Solutions<br />

Solution 2<br />

Form follows Fun(ction)<br />

Jewgeni Salutschenko hat gern viele Gäste, die er ausgiebig<br />

bewirtet. In Zukunft kann seine Familie die aufwendigen<br />

Speisen in einer großzügigen und funktionalen Küche zubereiten.<br />

Leitbilder sind Komfort und kurze Wege.<br />

Gleich am Eingang des Raums befi nden sich die beiden parallelen<br />

Küchenzeilen, wobei in der Rückwand alle Elemente wie<br />

Kühlschrank, Weinklimaschrank, Backofen und Dampfbackofen<br />

sowie ausreichend Schränke und Ablagemöglichkeiten integriert<br />

sind. Davor steht ein langgestreckter Kubus mit Kochfeld,<br />

Spüle und Arbeitsfl ächen. Auch ein schnelles Frühstück auf<br />

einem Hocker ist hier möglich.<br />

Eine Art Multifunktionsturm, unter anderem mit Kaffeevollautomat<br />

sowie Infoscreen, gliedert den gesamten Raum und<br />

trennt den Eingang optisch vom Essbereich.<br />

Der Ausblick vom Apartment auf das Chaos der mittlerweile<br />

größten Metropole Europas ist beeindruckend. Im Gegensatz<br />

dazu ist der Raum ein Ruhepol, was betont wird durch eine<br />

„grüne“ Wandgestaltung, einen Holzfußboden, der organisch<br />

geformt zur Decke transformiert, sowie einer Lounge-Ecke.<br />

Trotzdem wird hier ein rauschendes Fest gefeiert werden, wenn<br />

Jewgeni in wenigen Jahren in den Vorstand seines Ölkonzerns<br />

aufsteigt. Wir wünschen viel Spaß!<br />

Ingo Hemesath + Stefan Scholz<br />

Die beiden jungen Hamburger Architekten Ingo Hemesath (unten rechts) und<br />

Stefan Scholz arbeiten in unterschiedlichen Bereichen zusammen und<br />

bilden den Kern einer offenen Struktur aus verschiedenen spezialisierten<br />

Büros und Kooperationen.<br />

Seit einem mehrjährigen Aufenthalt in Russland hat Stefan Scholz auch einen<br />

Sitz in Moskau. Zusammen mit seinen russischen Partnern verfügt er über<br />

ausreichend Erfahrung im landesüblichen Planungs- und Genehmigungsprozess,<br />

ohne dabei auf deutsche Ingenieurskunst verzichten zu müssen.<br />

www.040architekten.de<br />

Küche<br />

Bar<br />

Lounge<br />

Essen<br />

39<br />

Von Jewgeni Salutschenkos neuer Wohnung<br />

aus liegt einem die Stadt zu Füßen. Ein Multifunktionsturm<br />

mit Infoscreen gliedert den<br />

Raum, der mit Holzfußboden und „Natur“ an<br />

der Wand bewusst als Ruhepol gestaltet ist.


40 Solutions<br />

Haben Sie Lust, Ihre Ideen vorzustellen?<br />

Hier ist unsere neue Aufgabe:<br />

Die Küche für ein modernes Haus oberhalb<br />

des Hafens von Waiheke in Neuseeland<br />

Die Story<br />

William Hopkirk, 46, ist Leiter eines Unternehmens für nautische<br />

Software in Auckland (Neuseeland). Sein Offi ce ist am<br />

Hafen der Pazifi kmetropole. Hopkirk wohnt auf der vorgelagerten<br />

Insel Waiheke und pendelt wie viele Inselbewohner täglich<br />

eine gute halbe Stunde mit der Fähre zu seinem Arbeitsplatz.<br />

Sein modernes Haus liegt oberhalb des kleinen Hafens<br />

von Waiheke mit einem fantastischen Blick auf die Skyline<br />

von Auckland am Horizont. Auf Waiheke kann Hopkirk völlig vom<br />

Job abschalten, lebt nach Feierabend wie andere im Urlaub.<br />

Wenn er Lust hat, kann der segelbegeisterte Hopkirk, der auch<br />

Software für das erfolgreiche neuseeländische America’s-<br />

Cup-Team geschrieben hat, mit seiner eigenen kleinen Yacht<br />

zur Arbeit segeln. Hopkirk und seine Frau Melinda lieben es, so<br />

in der Natur und doch in direkter Nähe zur City zu leben. Sie<br />

treiben viel Sport und ernähren sich sehr gesundheitsbewusst.<br />

Auf ihrem Speiseplan steht viel Fisch, und der starke Einfl uss<br />

der Zuwanderer nach Auckland hat sie inspiriert, häufi g asiatisch,<br />

das heißt im Wok zu kochen. Die Hopkirks haben keine Kinder,<br />

aber viele Freunde, die sie gern auf ihrer Insel besuchen<br />

kommen. Dann wird gemeinsam auf der riesigen Terrasse<br />

gegessen. Gekocht wird in der großen Küche im kombinierten<br />

Koch-Ess-Wohn-Raum auf der untersten Ebene.<br />

FOTO: PETER WÜRTH<br />

Die neue Aufgabe<br />

Planen Sie eine den Bedürfnissen des Kunden entsprechende<br />

Küche für den vorgegebenen Grundriss. Dabei sollten vor allem<br />

folgende Geräte verwendet werden:<br />

Backofen in Kombination mit einem Dampfbackofen<br />

Kaffeevollautomat in Kombination mit einer Wärmeschublade<br />

Gas-Kochfeld KG 291 der Serie 200<br />

mit fünf Kochzonen, davon ein Wok-Brenner<br />

Gerätekombination Vario Kälte-Serie 400:<br />

Vario Kühlgerät RC 462 und Vario Gefriergerät RF 463<br />

Die Lösung besteht aus mehreren Teilen:<br />

a) einer Beschreibung von höchstens 2000 Anschlägen Länge,<br />

b) einer Planskizze, Zeichnung, 3 D-Planung etc. im Dateiformat<br />

PDF in einer Größe von maximal 13 ×18 Zentimeter;<br />

weitere Planungsunterlagen können eingereicht<br />

werden und werden eventuell auf der Website veröffentlicht,<br />

c) einem Foto des Teilnehmers,<br />

d) einer Beschreibung des Architekten oder des Architektur büros<br />

mit Kontaktdaten (Länge maximal 800 Anschläge).<br />

Den Grundriss zum Download fi nden Sie unter<br />

www.gaggenau.com/newspaces<br />

Lösungsvorschläge schicken Sie bitte bis spätestens 20. 7. 2009<br />

mit Grundriss per Mail an solutions@gaggenau.com.<br />

Alle Planer und Architekten können sich mit eigenen Vorschlägen beteiligen.<br />

Der Teilnehmer versichert, das Urheberrecht an der Lösung zu haben.<br />

Die Redaktion wählt die interessantesten Ansätze aus und präsentiert sie in<br />

der nächsten Ausgabe von Gaggenau new spaces.<br />

41<br />

Direkt an den Hang<br />

gebaut ist das große<br />

Haus auf der Insel<br />

Waiheke vor Auckland.<br />

Es hat mehrere<br />

Ebenen und verglaste<br />

Fronten, die einen<br />

unvergleichlichen<br />

Blick auf die Silhouette<br />

der Stadt bieten.<br />

Die Küche öffnet sich<br />

auf die Terrasse.


42 Solutions<br />

Im Internet unter www.gaggenau.com/newspaces<br />

finden Sie weitere Lösungen mit Bildern<br />

und Plänen zu den in Solutions gestellten Aufgaben<br />

Interessiert? Das zusätzliche Material fi nden Sie<br />

online auf www.gaggenau.com/newspaces<br />

unter dem Menüpunkt Solutions.<br />

Lösungsarchiv im Netz<br />

Sie wollen wissen, was sich die Leser von Gaggenau<br />

new spaces haben einfallen lassen? Sie haben eine Planungsherausforderung,<br />

die einer früheren Aufgabe im Heft ähnelt?<br />

In unserem Internetarchiv fi nden Sie frühere Aufgabenstellungen<br />

und dazu eingesandte Lösungen. Dazu gehören auch<br />

Ideen, Pläne, Detailskizzen usw., die im Magazin aus Platzgründen<br />

nicht abgedruckt werden konnten.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

1<br />

3<br />

What’s next?<br />

Neue Projekte rund<br />

um die Welt<br />

LIBRARY & LEARNING CENTER Wien (Österreich) / Wirtschaftsuniversität<br />

Wien / Zaha Hadid Architects / Fertigstellungstermin 2012 /<br />

www.zaha-hadid.com<br />

PAVILLON EXPO 2010 Schanghai (China) / Dänischer Pavillon für die<br />

Expo 2010 / MAPT Kopenhagen (Anders Lendager, Mads Møller),<br />

Femmes Regionales, KHR und Innovation Lab / Wettbewerbsbeitrag /<br />

www.mapt.dk<br />

XXL LANDSCAPE MUSEUM Kiew (Ukraine) / Entwurf für ein Museum /<br />

anOther architect (Daniel Dendra und Liu KoCheng), Berlin / Rendering<br />

von Lush Image / www.anotherarchitect.com<br />

SKYWHEEL Roosevelt Island, New York (USA) / Idee für ein rotierendes<br />

Wohngebäude / MUT / Wettbewerbsbeitrag / www.mut-architecture.com<br />

A WAVE OF SOUND Taipeh (Taiwan) / Performing Arts Center / Architects<br />

Collective / Wettbewerbsbeitrag / www.architectscollective.net<br />

2<br />

4<br />

5<br />

What’s next? 43


44 Gaggenau Online<br />

Schneller Überblick<br />

Die Startseite ist klar gegliedert,<br />

ermöglicht leichte Orientierung<br />

und animiert nicht zuletzt zum<br />

tieferen Einstieg in die Themen.<br />

Design und Ästhetik<br />

Gaggenau sucht immer nach der<br />

optisch schöneren Lösung und<br />

setzt konsequent auf Reduktion.<br />

Innovation und Forschung<br />

Bei der Produktentwicklung setzt<br />

Gaggenau Maßstäbe in<br />

Sachen Technik und Material.<br />

Hintergrund und Tradition<br />

Wissenswertes zur Unternehmens<br />

historie ist Teil des<br />

Bereichs „Marke Gaggenau“.<br />

www.gaggenau.com<br />

Eine Marke wird zum Erlebnis:<br />

der neue Gaggenau Internetauftritt<br />

Die Gaggenau Welt im Spiegel des World Wide Web: Der überarbeitete<br />

Markenauftritt unter www.gaggenau.com ermöglicht<br />

dem Benutzer klare Einblicke sowie schnelle Information und<br />

bietet starken Service.<br />

Dazu gehören nicht nur die übersichtliche Gestaltung<br />

mit klarer Navigation, sondern auch ausführliche Produktinformationen:<br />

Die Geräte sind so großformatig dargestellt und<br />

verständlich beschrieben, dass ein authentischer Eindruck –<br />

inklusive der jeweiligen Einbausituation – entsteht. Wichtige<br />

Dokumente wie Bedienungsanleitung, Planungs hin weise<br />

oder CAD-Grafi ken stehen auf den Produktseiten zum Download<br />

bereit.<br />

Im Bereich „Kochen & Genießen“ steht ein großes<br />

Archiv an Gourmet-Kochrezepten zur Verfügung. Daneben fi ndet<br />

der Benutzer Verweise auf Kochschulen und andere regionale<br />

kulinarische Angebote. Und in der Rubrik „Service“ sind alle Informationen<br />

gesammelt, die mit Beratung, Wartung und praktischer<br />

Unterstützung durch Gaggenau zu tun haben – einschließlich<br />

der Adressen aller Niederlassungen.<br />

¤


46 Thinking the Future IV<br />

Urban Green<br />

Wie visionäre Architekten<br />

das Grün zurück<br />

in die Stadt holen<br />

Text: Tobias Moorstedt<br />

Der Pariser Édouard François entwickelte<br />

mit dem Tower Flower einen bambusbewachsenen Wohnturm,<br />

bei dem das Grün weit mehr als nur Dekoration ist.<br />

FOTOS S. 46: VIEW PICTURES/PAUL RAFTERY; S. 47: ÉDOUARD FRANÇOIS PR


48 Thinking the Future IV<br />

Der Natur und dem Zufall überlässt es<br />

Édouard François beim Wohnkomplex L’Immeuble<br />

qui Pousse in Montpellier (oben), wie das Gebäude<br />

in ein paar Jahren aussehen wird: Er besprüht<br />

die Außenhaut mit Dünger und Pfl anzensamen –<br />

und lässt sich überraschen, welche Samen wohl<br />

in Zukunft aufgehen werden.<br />

Paris ist eine graue Stadt. Die Metropole besteht vor allem<br />

aus Stein, Stahl und Straßen. Natur fi ndet hier nur in einem<br />

engen Raster ihren Platz, in den Baumreihen der Chausseen,<br />

den Blumentöpfen hinter den ziselierten Balkongittern, in<br />

der strengen Choreografi e der Blumenbeete. Vielleicht ist das<br />

ein Grund, warum es sich gerade in Paris eine Reihe von<br />

innovativen Architekten zur Aufgabe gemacht hat, das Grüne<br />

in die Stadt hineinzuholen – „Urban Green“.<br />

„Ich sehe nicht ein, warum ich der Natur hinterherfahren<br />

muss, ich will mich in der Stadt lebendig fühlen“, sagt<br />

Jacques Ferrier, ein kleiner Mann mit schwarzem Rollkragenpullover<br />

und randloser Brille, der umso schneller spricht, je<br />

mehr ihn etwas begeistert, etwa die „organische Verbindung<br />

von Technik und Ästhetik“. Ferrier hat den französischen<br />

Pavillon für die Expo 2010 in Schanghai designt, die unter<br />

dem Motto „Better City, Better Life“ steht, und gilt als einer<br />

der Vorreiter der grünen Revolution in der Architektur. Für<br />

die Expo hat er einen Quader entworfen, der aus Kunststoffgittern<br />

und Glasfl ächen besteht und von Büschen und Lianen<br />

überwachsen wird. Die futuristisch-archaische Konstruktion<br />

soll zeigen, dass man auch ein urbanes Umfeld so<br />

gestalten kann, dass es die Sinne anregt. „Wir müssen nicht<br />

dem Land hinterhertrauern“, sagt Ferrier, „sondern die Stadt<br />

so bauen, dass sie unserer Lebensform entspricht.“<br />

2008 war das erste Jahr in der Geschichte, in dem<br />

mehr Menschen in Städten gewohnt haben als auf dem Land.<br />

„Dieser Trend wird sich fortsetzen“, sagt Ferrier, „aber wir<br />

müssen die Verdichtung besser organisieren.“ Ferrier hat mit<br />

dem Hypergreen Tower den Prototyp des postpostmodernen<br />

Hochhauses vorgestellt. Ein 250 Meter hoher Wabenturm,<br />

der aussieht, als sei er von einer außerirdischen Termitenrasse<br />

gebaut worden. Der Hypergreen Tower vereint<br />

nachhaltige Architektur – vergleichsweise trockene Themen<br />

wie Solarzellen, natürliche Ventilation und Dämmmaterialien<br />

– mit dem hyperrealen Glamour der zeitgenössischen<br />

Computerarchitektur. Ferrier begeistert sich weniger für den<br />

aufregenden Look der Gitterstruktur als für das simple Prinzip<br />

dahinter. „Die Außenhaut ist sowohl tragende Struktur als<br />

auch integraler Teil des Klimakonzepts“, erklärt er. Das Gitter<br />

verdichtet sich an der Südseite des Gebäudes, um die Sonneneinstrahlung<br />

zu kontrollieren, und weitet sich an der<br />

Nordseite, um die natürliche Heizkraft der Sonne zu nutzen.<br />

Bis zu 30 Prozent der Energiekosten lassen sich laut<br />

Ferrier durch diesen wahrlich hübschen Kniff sparen. In<br />

normalen Glastürmen müsse im Frühling und Herbst auf<br />

der Nordseite geheizt und auf der Südseite gekühlt werden:<br />

„Die Türme wissen nicht, wo sie stehen.“<br />

Das 15. Arrondissement ist nicht unbedingt das schönste<br />

Viertel von Paris. Aber fast scheint es so, als habe sich der<br />

Architekt und Designer Édouard François den grauen Standort,<br />

die Nähe zu den Eisenbahnschienen, den gesichtslosen<br />

Plattenbauten und Betonbarrieren bewusst ausgesucht,<br />

damit er jeden Tag auf dem Weg zur Büro sieht, wie notwendig<br />

seine Arbeit doch ist. François will dem Menschen einen<br />

Weg aus der selbstverschuldeten Entfremdung von der<br />

Umwelt weisen. „Stahl und Glas haben keine Realität“, sagt<br />

François, „moderne Büros sind sterile, weiße Räume,<br />

die unserem Organismus keine Informationen liefern. Wir<br />

könnten genauso gut ganz im Cyberspace arbeiten.“ François<br />

baut Architektur mit materieller Feedback-Schleife –<br />

sein bekanntestes Werk ist der Flower Tower in Paris, ein<br />

Wohnturm, dessen Fassade er mit Bambusgewächsen<br />

überwuchern ließ. „Das Licht bricht sich in den Blättern, der<br />

Wind rauscht hindurch“, schwärmt François.<br />

Der 250 Meter hohe Wabenturm des<br />

Hypergreen Tower ist für Jacques Ferrier<br />

der Beweis, dass Hochtechnologie im<br />

21. Jahrhundert nicht mehr der Feind der<br />

Natur ist, „sondern sie es uns ermöglicht,<br />

die Natur in unser Leben zurückzuholen“.<br />

Der vertikale Gartenbau funktioniert laut François jedoch<br />

nicht nach Schema F. „Wenn man überall Pfl anzen hinstellt,<br />

werden sie zur bloßen Dekoration“, sagt er, „es muss einen<br />

Sinn haben. Ein Gebäude ist nur eine Reaktion auf seinen<br />

Kontext.“ Vor seinem Büro steht eine große Bambuspfl anze,<br />

wie ein Talisman, ein Gegenzauber gegen die angrenzende<br />

Betonwüste. Das Büro von François ähnelt nicht dem üblichen<br />

Loft, sondern sieht aus wie der Arbeitsplatz eines Handwerkers.<br />

Seine Entwürfe präsentiert François seinen Kunden als Modell<br />

aus Stroh, Ton und Recycling-Materialien. „Der Mensch sehnt<br />

sich nach Materie“, sagt der Hobbykoch. In der Küche komme<br />

es auch nicht auf das Tellerdesign an, sondern auf Geruch,<br />

Textur und Farbe der Zutaten. Erst in jüngster Zeit, erzählt François,<br />

entdecke er auch „das enorme technologische Potenzial<br />

der natürlichen Materialien“. Die Pfl anzen auf dem Flower<br />

Tower dienen als Dämmmaterial im Winter und spenden Schatten<br />

im Sommer, sie absorbieren Schadstoffe und CO 2 und<br />

haben einen kühlenden Effekt auf das Mikroklima. François<br />

setzt darauf, dass die Natur schon weiß, was sie tut. Bei dem<br />

Wohnkomplex L’Immeuble qui Pousse in Montpellier besprühte<br />

er die poröse Außenhaut mit einer Mischung aus Dünger und<br />

Pfl anzensamen. „Keine Ahnung, welche Samen aufgehen werden<br />

und wie das Haus in ein paar Jahren aussehen wird“,<br />

sagt Édouard François lachend, „wirklich moderne Architektur<br />

wächst auch nach Ende der Bauarbeiten.“<br />

Grün ist das neue Schwarz. Das Museum Quai Branly in Paris<br />

ist nicht nur für die Kunstwerke im Innenraum oder die wilden<br />

Linien und Volumen der Außenhaut berühmt, die Star archi tekt<br />

49<br />

FOTOS S. 48 UND S. 48/49: ÉDOUARD FRANÇOIS PR (3); S. 49 (KLEINES FOTO): JACQUES FERRIER ARCHITECTURES/IMAGE FERRIER PRODUCTION


50 Thinking the Future IV<br />

Jean Nouvel erdacht hat, sondern auch für den Beitrag des<br />

Botanikers Patrick Blanc. Die Wände eines Bürotrakts hat<br />

er mit Farnen, Büschen und Gräsern bedeckt. „Mur vegetal“,<br />

grüne Mauer, nennt Blanc seine Schöpfung, die einen hypnotischen<br />

Effekt auf die Passanten ausübt: Der Wind spielt mit<br />

Grashalmen und Blättern, die Vegetationsphasen verändern<br />

Farbe und Konsistenz. Der Mur vegetal ist keine starre Struktur,<br />

sondern eine lebende, pulsierende Form. „Wir denken immer,<br />

Pfl anzen brauchen Erde“, erklärt er sein Konzept, „aber Erde ist<br />

nur eine Art und Weise, um die Pfl anze mit Wasser und Mineralstoffen<br />

zu ver sorgen.“ Blanc hat für den Mur vegetal eine<br />

Konstruktion aus Filz, Stahl und Plastik geschaffen, ein künstliches<br />

Medium, das die Pfl anzen ernährt und die Mauer vor<br />

den dünnen, starken Wurzeln schützt.<br />

Das Projekt Mur vegetal blüht, wächst und gedeiht – und<br />

fast scheint es so, als hätte der Wind die Idee wie einen<br />

Flugsamen weitergetragen (so etwas nennt man wohl Trend).<br />

Wer ins Restaurant des Luxushotels Pershing Hall an den<br />

Champs-Élysées kommt, betritt eine Welt aus Farben. Unter<br />

einem Glasdach wächst eine grüne Wand mehr als zwanzig<br />

Meter in die Höhe. Die Blütenkelche und Farnwedel von<br />

Patrick Blanc gehören genau wie die Licht installation zum<br />

Interior Design. Die meisten Gäste, erzählt der Maître,<br />

verlangen einen Platz neben dem Mur vegetal, und dort sieht<br />

man die modernen Menschen dann sitzen, wie sie verwundert<br />

die Hand nach der grünen Wand ausstrecken und sich<br />

wohl fragen, ob die Minz- und Korianderblätter, die dem<br />

Ahi Tuna im Sesammantel die besondere Note geben, wohl<br />

in diesem vertikalen Garten geerntet wurden.<br />

Die Urban-Green-Bewegung bastelt in Paris an einem<br />

neuen Idealmodell der Stadt, einem lebendigen Gebäude-<br />

Netzwerk, das die Sinne anspricht und Energie effi zient verteilt,<br />

das auf organische Art und Weise wächst und sich an<br />

die verändernden Umweltbedingungen anpasst. „Die europäische<br />

Stadt hat heute eine Vorbildfunktion“, sagt Jacques<br />

Ferrier, „wir müssen ein Gleichgewicht zwischen Verdichtung<br />

und Lebensqualität schaffen – und so den Weg ins urbane<br />

Millennium weisen.“ Auf der ganzen Welt beginnen die Städte<br />

zu grünen und zu blühen. Der Bürgermeister von Chicago<br />

fördert Rooftop Gardens auf den Wolkenkratzern, um das<br />

Wassermanagement und das Stadtklima zu verbessern. In<br />

Tokio pfl anzen urbane Landwirte auf den ungenutzten Oberfl<br />

ächen der Stadt Kürbisse und Reis an – nicht zuletzt, um<br />

Transportwege zu sparen. Und New York hat mit der High<br />

Line, einem Park, der auf den Schienen einer alten Hoch bahn<br />

im Stadtteil TriBeCa wächst, einen der modernsten und<br />

schönsten Plätze der urbanen Welt geschaffen.<br />

Im 21. Jahrhundert, meint Jacques Ferrier, ist die<br />

Hochtechnologie nicht mehr der Feind der Natur, „sondern<br />

ermöglicht es uns, die Natur zurück in unser Leben zu<br />

holen“. Urban Green, das ist die Urbarmachung der Welt 2.0<br />

– Computer, Hightech-Materialien und Fantasie könnten<br />

unsere selbstgeschaffene Steinwüste, die Erdoberfl äche<br />

zweiter Ordnung, zum Leben erwecken. ¤<br />

www.edouardfrancois.com<br />

www.jacques-ferrier.com<br />

www.verticalgardenpatrickblanc.com<br />

Die grüne Wand des von Jean Nouvel<br />

entworfenen Museums am Quai Branly hat<br />

der Botaniker Patrick Blanc angelegt.<br />

Sein Mur vegetal verändert sich konstant<br />

mit den Jahreszeiten.<br />

Auch dem Caixa Forum in Madrid hat Patrick Blanc mit einem Mur vegetal zu innerstädtischem Grün verholfen.<br />

Seine ausgeklügelten Konstruktionen versorgen die Pfl anzen auch ohne Erde mit Nährstoffen und Wasser.<br />

51<br />

FOTOS S. 50: ROLAND HALBE/ARTURIMAGES; S. 50/51 (HINTERGRUND): PICTURE-ALLIANCE/J. J. GUILLEN; S. 51: VIEW PICTURES/INIGO BUJEDO AGUIRRE


52 Thinking the Future V 53<br />

Luxus in der Wüste<br />

Mitten in der Mongolei<br />

lässt der Millionär<br />

Cai Jiang 100<br />

futuristische Villen bauen<br />

Text: Janis Vougioukas Fotos: Maurice Weiss/Ostkreuz<br />

Cai Jiang sagt, dass er die Idee schon vor vielen Jahren hatte.<br />

Spätestens 2003, als er den Vertrag unterschrieb und 200<br />

Hektar Land kaufte, mitten in der unwirtlichen Weite der Inneren<br />

Mongolei. „Ich habe mich immer schon für schöne Gebäude<br />

interessiert“, sagt Cai.<br />

Zuerst wollte er noch viel mehr: 500 Villen, mitten im<br />

Nichts. Ein Freund riet ihm: Fang erst mal mit 100 Villen an, damit<br />

hast du genug zu tun. Cai folgte dem Rat, er wusste ja selbst<br />

nicht genau, worauf er sich einließ. Ende 2009 sollen die ersten<br />

zehn Häuser fertig werden. Es hat etwas länger gedauert als<br />

ursprünglich geplant. Und doch hat sich Cais Traum noch größer<br />

und gewaltiger entwickelt, als er es sich ausgemalt hatte.<br />

In Peking weht ein kalter Wind. Cai Jiang kommt gerade<br />

vom Flughafen zurück. Er trägt eine Strickmütze und einen<br />

dicken Wintermantel, darunter ein schwarzes Jackett, ein dunkelgrünes<br />

Hemd und Jeans. Auf seiner Nase sitzt eine dieser<br />

Designerbrillen mit breitem schwarzem Gestell, Cai wirkt damit<br />

fast ein wenig schüchtern. Und als er sich in den Ledersessel<br />

fallen lässt, entblößen die Hosenbeine grellbunt karierte Socken.<br />

Ein Mann mit Visionen<br />

Der chinesische Investor und Kunstsammler Cai Jiang passt nicht<br />

in traditionelle Kategorien. Sein Projekt Ordos 100 ist Teil<br />

eines Masterplans, der Platz für 300 000 Menschen schaffen soll.<br />

Eigentlich sieht Cai selbst aus wie ein Architekt, zumindest nicht<br />

so, wie man sich einen chinesischen Multimillionär vorstellt.<br />

Und sofort wird klar: Dieser Mann passt nicht in alte Kategorien<br />

und Größenordnungen.<br />

Cai spricht langsam über sein Projekt, auch nach all den<br />

Jahren fehlen ihm manchmal selbst noch die richtigen Worte<br />

für seine Arbeit. „Nur Gott baut sonst in solchen Dimensionen“,<br />

sagt er. Cai Jiang plant eines der ambitioniertesten Projekte<br />

der Gegenwartsarchitektur: eine neue Stadt mitten in der mongolischen<br />

Wüste. Er hat sein Projekt „Ordos 100“ genannt. Im<br />

Zentrum stehen 100 Luxusvillen, gebaut von 100 internationalen<br />

Architekten aus 29 Ländern, die bei ihrer Arbeit fast völlig<br />

freie Hand haben. Auch ein Boutique-Hotel, ein Institut für Malerei,<br />

ein Kunstmuseum und vieles andere mehr sind geplant.<br />

Doch kein Projekt erregt so viel Aufmerksamkeit wie Ordos 100.<br />

China schmückt sich gern mit der Arbeit internationaler<br />

Architekten. Doch meist gehen die Aufträge an die großen,<br />

berühmten Büros wie Paul Andreu, OMA oder gmp. Und nur<br />

selten haben die Architekten Freiheiten wie bei Ordos 100.<br />

Kaum ein anderes Bauvorhaben wird in Chinas Architektenkreisen<br />

derzeit so emotional diskutiert.<br />

Das Koordinationsbüro von Ordos 100 liegt im Zentrum<br />

des Pekinger Geschäftsviertels in einem nüchternen Hochhaus<br />

mit Zwillingstürmen. Cais Team hat zwei Büros belegt: Hier<br />

im Ostturm empfängt er seine Besucher. Vor den Ledersesseln<br />

stehen Couchtische, das Licht ist gedämpft. Cais Mitarbeiter<br />

nennen es das Klubhaus. Hier fi ndet er Zeit zum Nachdenken<br />

bei einer Zigarre und einem Glas Rotwein. Das eigentliche<br />

Büro liegt im Westturm im 19. Stock, auf der anderen Seite der<br />

Lobby. Dort laufen die Fäden zusammen. An den Wänden<br />

hängen Kunstwerke, die Tischplatten glänzen wie polierte Spiegel.<br />

Auf dem Konferenztisch ist der Bauplan der neuen<br />

Stadt, die Parzellen liegen in Halbkreisen um einen kleinen Platz.<br />

Die erste Bauphase umfasst 28 Villen im Süden. „Drei Gebäude<br />

sind bereits fertig“, sagt Wang Shanshan, eine der Projektmanagerinnen,<br />

die unter anderem für den Kontakt zu den Architekten


54 Thinking the Future V<br />

Wüstenstadt der Moderne<br />

Am Modell der Zone E von Ordos 100 erkennt man die Vielfalt der Architekten: Die Häuser wie<br />

die an einen löchrigen Emmentaler erinnernde Villa von Tham & Videgård Hansson Arkitekter<br />

in der Bildmitte oder der runde Turm von Multiplicities schräg rechts dahinter sind zeitgenössische<br />

Unikate, wie es sie selbst in westlichen Metropolen selten zu sehen gibt.<br />

55


56 Thinking the Future V<br />

„ Nur Gott baut sonst<br />

in solchen Dimensionen“,<br />

sagt der stolze Bauherr.<br />

zuständig ist. „Es ist verrückt, mit 100 Architekten zusammenzuarbeiten.<br />

Einige sind sehr erfahren, andere kommen gerade<br />

erst von der Universität, alle sprechen verschiedene Sprachen<br />

und denken auf ihre eigene Art“, sagt Wang.<br />

Tatsächlich klang die Idee zunächst wie ein Scherz. Cai<br />

hatte den bekannten Pekinger Künstler Ai Weiwei, der in<br />

Deutschland durch seine Arbeit bei der jüngsten Documenta in<br />

Kassel bekannt wurde, um Hilfe gebeten. Ai sollte als Kurator<br />

der neuen Stadt die Architekten auswählen, gemeinsam mit dem<br />

Schweizer Architekturbüro Herzog & de Meuron. Im Dezember<br />

2007 schrieb Ai ohne vorherige Ankündigung eine E-Mail an die<br />

Teams: „Dear Mr/Ms Architect“, stand in der Anrede, und dass<br />

man sich in den kommenden zehn Tagen zurückmelden solle,<br />

sonst werde ein anderer Architekt nachrücken. Eine der wenigen<br />

Vorgaben und Projektdetails war, dass jede Villa über mindestens<br />

1200 Quadratmeter Wohnfl äche verfügen solle. Die Adresse<br />

des Absenders war Ai Weiweis Firma Fake Design. Viele<br />

hielten die Mail zunächst für einen Witz, so auch der mexikanische<br />

Architekt Daniel Holguin. „Doch als junger Architekt muss man<br />

jede mögliche Chance ergreifen“, sagt Holguin. Das gilt besonders<br />

jetzt, in der Zeit der globalen Finanzkrise.<br />

Ordos 100 ist Teil eines ehrgeizigen Masterplans, der Platz<br />

für 300 000 Menschen schaffen soll. Der alte Industriedistrikt<br />

Dongsheng liegt rund eine halbe Autostunde von Cais<br />

Villensammlung entfernt. In den vergangenen Jahren hat die<br />

Region einen gewaltigen Boom erlebt, selbst nach chinesischen<br />

Maßstäben. Der Reichtum liegt unter der Erde. Tief unter<br />

der mongolischen Steppe lagern die wahrscheinlich größten<br />

Kohle vor kom men der Volksrepublik. Im Jahr 2007 stieg die Fördermenge<br />

um 75 Prozent, allein zwischen 2001 und 2004 verdoppelte<br />

sich die Wirtschaftsleistung. Heute ist das alte Dongsheng<br />

längst zu klein für seine 500 000 Einwohner. Das Durch -<br />

schnittseinkommen auf dem Ordos-Plateau gehört mittlerweile<br />

zu den höchsten des Landes. Das Straßennetz steht vor dem<br />

Kollaps, die Wasserversorgung ist kompliziert. Da entschied die<br />

Regierung, eine neue Stadt zu bauen – und Cai erklärte sich<br />

bereit, umgerechnet rund eine halbe Milliarde Euro in den Bau<br />

eines kulturellen Zentrums mit Weltniveau zu investieren.<br />

Im April vergangenen Jahres trafen sich die Architekten<br />

in der Steppe und präsentierten ihre Entwürfe. Julien De Smedt<br />

entwarf das „Big Brother House“ aus kreisförmig gestapelten<br />

Kästen, die zur Straße komplett einsehbar sind. Das schwedi sche<br />

Büro Testbedstudio plant eine Villa mit 1700 Quadratmetern<br />

und 100 Zimmern. Und die amerikanischen Architekten SsD<br />

entwarfen ein Haus aus acht asymmetrischen Türmen, jeder mit<br />

einer anderen Funktion. So könne Energie gespart werden, denn<br />

man müsse nur die Türme heizen, die gerade in Benutzung<br />

seien, hieß es in der Begründung. Die Architekten stammen aus<br />

den USA, der Schweiz, Mexiko, England und vielen weiteren<br />

Ländern – und so vielfältig wie ihre völlig unterschiedlichen Entwürfe<br />

wird auch die neue Stadt Ordos 100.<br />

Cai Jiang ist sein neuer Ruhm unangenehm. Er gibt nur<br />

selten Interviews, selbst in China ist er fast ein Unbekannter<br />

geblieben. Cai wurde 1968 in Baotou geboren, einer grauen<br />

Industriestadt nördlich des Gelben Flusses. Er wuchs auf in<br />

einem der schlichten Kastenbauten, die damals das Stadtbild<br />

dominierten. Sein Vater war beim Militär. Doch weil das Essen<br />

nicht reichte, hielten sie Hühner im Hof, die Jiang fütterte, wenn er<br />

von der Schule nach Hause kam. Sie teilten ein Badezimmer<br />

mit den Nachbarn, und nachts schlief die ganze Familie auf dem<br />

Kang, dem großen beheizten Steinbett im Wohnzimmer.<br />

Als Cai 14 Jahre alt war, wurde er Soldat. Er bekam einen<br />

Posten als Botenjunge bei der Militärpolizei. Alle jungen<br />

Chinesen wollten damals zum Militär, es war eine Ehre, und Cai<br />

war stolz auf seine Uniform. Er blieb fünf Jahre. Dann wurde<br />

er Kameramann beim Lokalfernsehen. „Es war furchtbar“, sagt er<br />

heute, „jeden Tag musste ich Politiker in endlosen Sitzungen<br />

fi lmen.“ Nach zwei Jahren kündigte er.<br />

Es war die Zeit des Aufbruchs. Chinas großer Reformer<br />

Deng Xiaoping hatte die Wirtschaft geöffnet. Im ganzen Land<br />

entstanden kleine Privatunternehmen. Cai war fasziniert von<br />

ihren Geschichten und den vielen Möglichkeiten, die sich plötzlich<br />

überall eröffneten. Und er entschied sich für eine Karriere<br />

als Geschäftsmann. Er fuhr nach Peking und kaufte einen ganzen<br />

Lastwagen voll Kleidung und Kunstperlen, die er an der russischen<br />

Grenze verkaufte. Es handelte mit Stahlschrott, bezahlt<br />

wurde mit riesigen Bargeldbündeln, „es war damals richtig<br />

einfach, Geld zu verdienen“, sagt er. Manchmal vermisst er die<br />

wilde Aufbruchsstimmung der Gründerjahre. Cai investierte<br />

in Immobilien, in Bergwerke, in Großfarmen. Es gab auch Rückschläge,<br />

doch mit den Jahren wurde er reich. Chinas Aufstieg<br />

hat viele exzentrische Millionäre hervorgebracht. Cai ist so besonders,<br />

weil ihm das Geld irgendwann nicht mehr reichte – und<br />

er seine Liebe für Kunst und Architektur entdeckte.<br />

„Es ist wie ein Märchen“, sagt Ai Weiwei, der Kurator.<br />

„Im Westen gibt es viele gute Architekten, viel gute Architektur,<br />

aber wenig zu tun. In der Wüste etwas komplett Neues zu<br />

bauen, ist eine Herausforderung.“ Bald soll der Verkauf der Villen<br />

beginnen. Dutzende Interessenten haben sich bereits gemeldet,<br />

sogar einige aus dem Ausland. Cai wollte kein Architekturmuseum<br />

schaffen, Ordos 100 soll eine lebendige Stadt werden.<br />

Doch er will die Villenkäufer vorsichtig aussuchen. Sie müssen<br />

sich verpfl ichten, das Design innen und außen nicht zu verändern.<br />

Er sagt: „Die späteren Bewohner müssen die Architektur zu<br />

schätzen wissen.“ Es wird nicht leicht für ihn werden, sich von<br />

den Häusern zu trennen.<br />

www.ordosproject.com<br />

www.ordos100.com<br />

¤<br />

„ Im Westen gibt es viele gute Architekten, aber wenig zu tun. In der<br />

Wüste etwas komplett Neues zu bauen, ist eine Herausforderung,“<br />

sagt der Kurator.<br />

Moderne Wüstenei<br />

Fast fertiggestellt ist das Dünenhaus<br />

„Fata Morgana“ der Schweizer HHF<br />

Architekten. Das Haus der Basler<br />

liegt außerhalb der zentralen Zone<br />

mit den 100 Villen am Ufer eines<br />

Flusses und ist direkt in die Dünen<br />

hineingebaut. Der große Raum im<br />

Erdgeschoss greift die sanften Formen<br />

der umgebenden Dünen auf.<br />

57<br />

FOTOS: ORDOS 100 PR (2)


58 Worldwide<br />

Bad Gleichenberg<br />

life medicine<br />

Resort: Kurhaus und<br />

Kochschule<br />

Eine einzigartige Verbindung aus Kurklinik,<br />

Wellness-Tempel, Luxus- und Designhotel<br />

ist das life medicine Resort im<br />

österreichischen Bad Gleichenberg. Ob<br />

individuelle medizinische Anwendungen,<br />

Beauty-Kuren im Spa-Bereich oder Heilbaden<br />

– die internationalen Gäste schätzen<br />

die 170 Jahre alte therapeutische<br />

Tradition ebenso wie die moderne Architektur<br />

des weitläufi gen, im 25 Hektar<br />

großen Kurpark eingebetteten Hotels.<br />

Einzigartiges Ambiente in Kombination<br />

mit der sonnenverwöhnten, lieblichen<br />

Landschaft der Steiermark ist für sich<br />

schon eine Reise wert. Doch auch kulinarisch<br />

macht „Das Kurhaus“ von sich<br />

reden: In geräumigen, mit modernsten<br />

Gaggenau Geräten ausgestatteten<br />

Bulthaup-Küchen fi nden einerseits exklusive<br />

Themen-Kochkurse für jedermann<br />

statt. Andererseits können hier Gäste je<br />

nach ihrem individuellen Bedarf gesundes<br />

und leichtes Kochen erlernen.<br />

www.lifemedicineresort.com<br />

New York<br />

International<br />

Contemporary<br />

Furniture Fair<br />

Moderne Einrichtung im Fokus: Auf<br />

14 500 Quadratmetern zeigt die International<br />

Contemporary Furniture Fair (ICFF)<br />

Interieurs auf höchstem Niveau. Rund<br />

650 Aussteller werden die Räume des<br />

Jacob K. Javits Convention Center in<br />

New York nutzen, um den erwarteten<br />

30 000 Fachbesuchern einen aktuellen<br />

Überblick zu vermitteln. Einer der<br />

Schwerpunkte in diesem Jahr ist die Sonderausstellung<br />

„Design Deutschland“,<br />

an der sich Gaggenau mit dem Dreikreis-<br />

Wok-Brenner VG 411 beteiligen wird.<br />

Die Ausstellung ist prominent im Eingangsbereich<br />

des Convention Center zu<br />

besichtigen. Von Interesse ist auch die<br />

Provenienz der weiteren Aussteller:<br />

Vertreten sind Nationen wie Neuseeland<br />

und Nachbarn des „Pacifi c Rim“ wie<br />

Thailand, Vietnam, Japan und die Philippinen.<br />

Messe und Ausstellung fi nden<br />

vom 16. bis 19. Mai statt.<br />

www.icff.com<br />

Paris, Lyon und<br />

Straßburg<br />

Kochkurse<br />

Kochen und genießen à la française:<br />

Zum Vergnügen, die Zubereitungsmethoden<br />

und Tricks der feinen französischen<br />

Küche zu erlernen, gehört selbstverständlich<br />

echter Gaggenau Komfort. Die französischen<br />

Gaggenau Showrooms in Paris,<br />

Straßburg und Lyon bieten hochkarätige<br />

Kochkurse an, die von renommierten<br />

Sterne köchen geleitet werden: Für den<br />

Showroom in Paris ist derzeit Jean-Pierre<br />

Vigato engagiert, sternegekrönter Chefkoch<br />

des Restaurants Apicius. In Straßburg<br />

empfängt Marc Haeberlin seine<br />

Eleven im Gaggenau Showroom. Der<br />

Elsässer Sternekoch ist Mitinhaber<br />

und Chefkoch der legendären Auberge<br />

de l’Ill im elsässischen Illhaeusern.<br />

Auch in Lyon wird demnächst ein prominenter<br />

Maître der Region seine Kunst an<br />

die Kochschüler weitergeben.<br />

www.gaggenau.com<br />

Portugal<br />

Jubiläum<br />

Gaggenau ist Partner der namhaften<br />

portugiesischen Gesellschaft für Architektur.<br />

Die unabhängige Architektenvereinigung<br />

ist Herausgeberin des vierteljährlich<br />

erscheinenden Magazins „Arquitectos“,<br />

dessen Jubiläumsausgabe zum zehnjährigen<br />

Bestehen von Gaggenau unterstützt<br />

wurde. Die Gesellschaft vertritt die portugiesische<br />

Sektion der UIA (Union Internationale<br />

des Architectes) und bietet in<br />

ihrem Magazin und auf ihrer Website<br />

ein Forum für hochkarätige Wettbewerbe<br />

und Nachrichten aus der Welt der<br />

Architektur und des Designs. Im Gegenzug<br />

präsentiert „Arquitectos“ je eine<br />

Gaggenau Live-Präsentation am 19. Mai<br />

in Lissabon und am 25. Mai in Porto.<br />

www.arquitectos.pt<br />

Frankfurt<br />

Designpreis der<br />

Bundesrepublik<br />

Deutschland<br />

59<br />

Man nennt ihn auch den „Preis der<br />

Preise“: Der Designpreis der Bundesrepublik<br />

Deutschland stellt Anforderungen<br />

wie kaum eine andere Auszeichnung.<br />

Vorschläge für die Preisvergabe<br />

kommen ausschließlich aus den Wirtschaftsministerien<br />

der Länder und aus<br />

dem Bundesministerium für Wirtschaft<br />

und Technologie, das auch die zehnköpfi<br />

ge Jury beruft. Als einziger Hausgerätehersteller<br />

erhielt Gaggenau im<br />

Februar dieses Jahres die renommierte<br />

Trophäe. Chefdesigner Reinhard Segers<br />

nahm die Silberauszeichnung für die<br />

Vario Kühl- und Gefrierkombination RY 491<br />

entgegen und freute sich über die Bestätigung<br />

seiner konsequenten Designpolitik<br />

bei Gaggenau: „Wir sind sehr<br />

stolz auf diesen überaus wichtigen Preis“,<br />

erklärte Segers. „Unser Grundsatz lautet<br />

eindeutig: Weniger ist mehr. Dabei ist<br />

immer die Profi küche das Vorbild, die<br />

Formensprache der Funktion: durchdacht<br />

bis ins kleinste Detail, reduziert auf das<br />

Wesentliche, klar und einfach“, erläuterte<br />

der Gaggenau Chefdesigner bei der<br />

Preisverleihung im Rahmen der Frankfurter<br />

Konsumgütermesse Ambiente.<br />

www.designpreis.de<br />

FOTOS (VON LINKS): FEHLT, STUDIO MESSLINGER, GAGGENAU PR, STUDIO MESSLINGER


Q9G1LA089

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