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g u t e s b e wa h r e n · s c h ö n e s e n t d e c k e n november/dezember 2010 · 3,80 €<br />
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Advent, Advent …<br />
bratäpfel, Pasteten und Früchtebrot<br />
die schönsten weihnachtsbräuche<br />
tiere im winterwald
52 Terrinen und Pasteten<br />
schmecken der ganzen Familie<br />
120 Dem Dachs auf der Spur<br />
26 Duftende Advents-<br />
Dekorationen mit Orangen<br />
130 Rodeln macht Spass: Wir haben<br />
einen Schlittenbauer besucht<br />
134 Der Harz: Wintermärchen<br />
und unberührte Landschaft<br />
46 Traditionelle<br />
Weihnachtsbräuche<br />
94 Zum Selbermachen:<br />
Kerzen aus Bienenwachs<br />
Garten<br />
10 Oh Tannenbaum...<br />
So finden Sie den schönsten fürs Fest<br />
16 Schmucke Stechpalme<br />
In den Weihnachts-Farben Rot und Grün<br />
38 Gartenpraxis und Mondkalender<br />
November und Dezember<br />
86 Weihnachtssterne<br />
Blütenpracht mitten im Winter<br />
Schönes & Kreatives<br />
22 Festliche Girlanden<br />
Wir schmücken das Haus im Advent<br />
26 Schöne Ideen mit Orangen<br />
Pomander, Windlichter und vieles mehr<br />
46 Weihnachtsbräuche<br />
94 Bienenwachs-Kerzen drehen<br />
96 Spielst du mit mir?<br />
Nostalgische Geschenke für Kinder<br />
104 Papier-Reliefs basteln<br />
116 Weihnachten in Bullerbü<br />
Kinderbuchklassiker von Astrid Lindgren<br />
Rezepte<br />
Inhalt<br />
November/Dezember 2010<br />
52 Terrinen & Pasteten<br />
Deftig, rustikal und lecker<br />
60 Rosenkohl<br />
62 Geliebte Lebkuchen<br />
Naschwerk und Kusperhäuschen<br />
68 Ländliches Weihnachts-Menü<br />
72 Früchtebrot<br />
100 Springerle<br />
Aromatisches Gebäck mit Geschichte<br />
Die auf der Titelseite angekündigten Themen<br />
sind mit einem Kasten gekennzeichnet<br />
Wohnen & Haushalt<br />
76 Das Familien-Kochbuch<br />
Sammeln Sie Ihre Lieblings-Rezepte<br />
80 Zu Gast in den französischen Alpen<br />
Gesund leben<br />
42 Die Kraft des Wacholders<br />
Heilwirkung und Mythen<br />
90 Bienenhonig<br />
Natur & Tiere<br />
32 Die Zapfenpflücker<br />
In den Wipfeln der Bäume zu Hause<br />
110 Mit dem Förster im Revier<br />
Im Winterwald gibt es viel zu entdecken<br />
120 Dem Dachs auf der Spur<br />
Scheuer Geselle und flinker Räuber<br />
Land & Handwerk<br />
106 Prachtvolle Goldhauben<br />
Trachtenschmuck aus dem Passauer Land<br />
126 Strohschuhe<br />
130 Der Schlittenbauer<br />
Region & Heimat<br />
134 Verschneite Höhen im Harz<br />
142 Frau Engels Hexenhäuschen<br />
Das Polsterberger Hubhaus<br />
Außerdem<br />
8 Magazin<br />
50 Termine<br />
99 Leserbriefe<br />
144 Service,<br />
Impressum<br />
Vorschau
Mit dem Förster<br />
im Revier<br />
Der Wald steht still und schweiget – doch wer<br />
dem Förster in den Winterwald folgt, wird<br />
sehen: Es gibt viel Spannendes zu<br />
entdecken …<br />
Auf der Pirsch Die Jagd<br />
soll das natürliche Gleichgewicht<br />
im Wald erhalten. Sie ist<br />
zwar nicht die zentrale Aufgabe,<br />
aber dennoch ein wichtiger<br />
Teil des Försterberufs<br />
und richtet sich nach Schonzeiten<br />
und Abschussplänen.<br />
Schonzeiten untersagen die<br />
Jagd auf Wildtiere je nach Art<br />
zu bestimmten Zeiten – zum<br />
Beispiel, wenn die Jungtiere<br />
zur Welt kommen. Abschusspläne<br />
werden von den Hegegemeinschaften<br />
und Landratsämtern<br />
festgelegt und regeln,<br />
wie viele Tiere pro Revier<br />
erlegt werden sollen<br />
110 111<br />
Fotos: dpa Picture Alliance, Visum
Eine Maus hat sich<br />
die Samen aus dem<br />
Fichtenzapfen geholt<br />
und dabei die Schuppen<br />
dicht an der<br />
Spindel abgenagt<br />
(links). Der Specht<br />
hinterlässt den Zapfen<br />
mit zerhackten<br />
und gefaserten<br />
Schuppen (Mitte).<br />
Das Eichhörnchen<br />
war da: Übrig bleiben<br />
einzelne Fasern, die von<br />
der Zapfenspindel abstehen<br />
(ganz rechts)<br />
Pfaffenhütchen, Wildrosen,<br />
Vogelbeeren und viele andere<br />
heimische Beerengehölze bieten<br />
den Vögeln im Winter<br />
eine wichtige Nahrungsgrundlage.<br />
Als Waldsaum<br />
vor die hohen Bäume gepflanzt,<br />
sind sie zudem ein<br />
idealer Windschutz<br />
Die Kanzel wird häufig am Rand von Wiesen und<br />
Lichtungen aufgestellt, wo große Flächen überblickt<br />
werden können. Besonders wertvoll ist „Stammholz“<br />
im Winter, wenn die Bäume außer Saft sind. Die<br />
roten Punkte zeigen, dass die Stämme bereits vermessen<br />
wurden. Holz aus nachhaltiger Waldwirtschaft bekommt<br />
das PEFC- oder FSC-Siegel – ein weltweit<br />
gültiges Kriterium für ökologischen Waldbau<br />
Der Rotfuchs ist ein anspruchsloser Allesfresser<br />
– sogar Regenwürmer stehen auf seinem<br />
Speiseplan. Füchse leben in Bauten, die<br />
sie unter der Erde graben und die neben der<br />
Hauptröhre stets mehrere Fluchtröhren besitzen. Bejagt<br />
werden sie hauptsächlich im Winter, dann ist ihr<br />
Fell am schönsten. Die Fuchsjagd ist wichtig, um<br />
den Bestand stabil zu halten und zusammen mit<br />
Impfungen durch ausgelegte Köder die Ausbreitung<br />
von Tollwut und Fuchsbandwurm einzudämmen<br />
Der Winter duftet nach frischem Heu, jedenfalls<br />
in meiner Kindheitserinnerung. Denn<br />
sobald eine dicke Schneeschicht die Forstwege bedeckte,<br />
zog mein Vater den großen Schnabelschlitten<br />
aus der Scheune und wir begannen unsere<br />
Sommerernte aufzuladen: feinblättriges Krummet,<br />
das Vater Ende Juli mit der Sense in der zweiten<br />
Mahd geschnitten hatte, und das er nun mit uns<br />
Kindern durch den oberbayerischen Winterwald<br />
zur Fütterung brachte. Rehwild ist wähle-<br />
Tierspuren im Schnee lassen sich<br />
mit etwas Übung leicht deuten<br />
risch. Im Gegensatz zum Rotwild mag es nur bestimmte<br />
Kräuter und zarte kleine Blätter, „Selektionierer“<br />
nennt das der Förster.<br />
Manchmal trafen wir mitten im Wald die „Zensi“:<br />
Zensi war Holzrückerin und eindrucksvoller war<br />
nur ihr Kaltblüter. Mit kurzen Zurufen dirigierte sie<br />
das schwitzende und dampfende Rückepferd zwischen<br />
den Bäumen hindurch bis auf den breiten<br />
Forstweg, wo die herausgezogenen Stämme zum<br />
Abtransport mit größeren Maschinen gelagert wur-<br />
Das Holzrücken mit dem Pferd<br />
ist die schonendste Forstwirtschaft,<br />
weil die Pferdehufe den Waldboden<br />
– im Gegensatz zu schweren Maschinen<br />
– kaum verdichten. Aus<br />
Kostengründen werden Rückarbeiten<br />
heute aber häufig sogar voll maschinell<br />
mit dem „Harvester“ gemacht.<br />
Der Harvester ist ein sogenannter<br />
Vollernter, der Baumstämme<br />
sowohl fällt als auch entastet und<br />
damit nicht nur das Pferd, sondern<br />
auch viele Waldarbeiter ersetzt<br />
Der Baummarder ist im Gegensatz zum Steinmarder<br />
sehr selten. Experten unterscheiden die<br />
beiden Arten anhand folgender Kennzeichen: Das<br />
Fell des Baummarders ist kastanien- bis dunkelbraun<br />
gefärbt. Sein Kehlfleck ist gelblich bis braungelb<br />
und nach unten hin abgerundet – der vom<br />
Steinmarder hingegen weiß und gegabelt. Die<br />
„Fährten“, also Fußspuren der beiden Marder im<br />
Schnee, hingegen ähneln sich<br />
112 113<br />
Fotos: A1 PIX Today, Flora Press, Imagostock, Picture Press, Hans Reinhard, Wildlife; Zeichnungen: Sylvia Bespaluk und Sabine Dubb
Rehgeiß mit Kitz: Das Rehkitz wurde im Mai geboren<br />
und ist bereits recht groß. Zu Beginn des neuen<br />
Jagdjahres, das am 31 März beginnt, werden<br />
weibliche Kitze dann als „Schmalreh“ und<br />
männliche als „Jährlingsbock“ bezeichnet. Bei geschlossenen<br />
Schneedecken bekommen Rehe häufig Apfeltrester<br />
zugefüttert: Die Pressrückstande aus der Herstellung von<br />
Apfelsaft sollen den Bedarf an Raufasern und Feuchtigkeit<br />
decken und so verhindern, dass Rehe den Jungwuchs<br />
– also die kleinen Bäume – im Winter stark verbeißen<br />
Wer lebt<br />
im Forst?<br />
Kaninchen zählen wie die Hasen zum „Niederwild“.<br />
Hasen sind jedoch größer, haben längere<br />
Ohren und vermehren sich nicht so rasch. Kaninchen<br />
leben gesellig in mehr oder weniger großen<br />
Kolonien. Sie legen unterirdische Bauten<br />
an, die bis zu drei Meter tief und 45 Meter<br />
lang sein können<br />
Der Tannenhäher gehört zu den<br />
relativ seltenen Vogelarten der Nadelwälder.<br />
Im Alpenraum frisst er neben<br />
Tannensamen besonders<br />
gerne Zirbelnüsse, die Zapfen<br />
der Zirbelkiefer<br />
Bache mit Frischlingen – so<br />
nennt man die weibliche Wildsau<br />
mit ihren Jungen. Normalerweise<br />
kommen die Frischlinge im zeitigen<br />
Frühjahr zur Welt. Der Klimawandel<br />
und der zunehmende<br />
Maisanbau führen aber dazu, dass<br />
der natürliche Rhythmus sichtlich<br />
durcheinandergerät und das<br />
Schwarzwild zum Teil sogar zweimal<br />
im Jahr Nachwuchs wirft<br />
Alte Forsthäuser<br />
findet man häufig, idyllisch<br />
gelegen, mitten im Revier<br />
den. Während das weiche Pferdemaul dankbar<br />
malmend in den Heubergen auf dem Schlitten verschwand,<br />
besprach mein Vater<br />
mit Zensi, wo in diesem Winter<br />
das beste Schmuckreisig anfiel.<br />
Das Fällen großer Tannen legen<br />
Förster gerne auf die Vorweihnachtszeit<br />
– so kann das<br />
Forstamt die Zweige als Schmuckreisig<br />
für Adventsgestecke anbieten.<br />
Neben dem Reisig werden um die<br />
Adventszeit auch die Christbäume aus-<br />
Im Winter haben es viele Tiere<br />
mit der Nahrungssuche schwer<br />
gesucht. Kaum war unser Heu also in den<br />
Raufen der Fütterung verteilt, ging es zu Fuß<br />
weiter in die Dickung. Die eng gepflanzten<br />
Jungbäume müssen mit zunehmendem Alter<br />
„ausgelichtet“ werden, damit sie genug Platz zum<br />
Wachsen haben. Die geschlagenen Nadelbäumchen<br />
kann das Forstamt dann als Christbäume verkaufen.<br />
Die Suche nach geeigneten Christbäumen<br />
bescherte uns Kindern regelmäßig nasse Stiefel,<br />
Zweige im Gesicht und Ladungen von Schnee im<br />
Nacken. Rückblickend gilt meine Anerkennung<br />
aber in erster Linie „Wastl“ – unserem Kurzhaardackel<br />
mit kurzen, krummen Beinen und großer<br />
Jagdhundpassion. Dank gewaltiger Sprünge tauchten<br />
in regelmäßigen Abständen seine fliegenden<br />
Ohren auf, bevor er wieder bis zur Schwanzspitze<br />
im Tiefschnee versank. Und während wir kurz darauf<br />
mit roten Wangen unsere nassen Socken über<br />
den großen Kachelofen in der Stube hängten, war<br />
er – ganz seiner Berufung folgend – schon längst<br />
wieder mit meinem Vater auf der Pirsch …<br />
Kathrin Foerst<br />
Der<br />
Seidenschwanz<br />
ist<br />
ein Wintergast aus dem<br />
Osten. Im Gegensatz zum<br />
Tannenhäher (siehe links)<br />
verbringt er den Winter<br />
hauptsächlich in Norddeutschland.<br />
Dort fliegt er<br />
gerne auch in naturnah gestaltete<br />
Gärten, um sich<br />
saftige Beeren zu holen<br />
Die Wildfütterung:<br />
Ob überhaupt zugefüttert wird,<br />
hängt vom Klima ab. Nur „in<br />
Notzeiten“ gibt das Gesetz als<br />
Leitlinie vor – und so verzichten<br />
viele Forstämter in wintermilden<br />
Gegenden (z. B. in Mecklenburg-Vorpommern)<br />
völlig auf<br />
die Fütterung. In schneereichen<br />
oberbayerischen Revieren hingegen<br />
ist vor allem Rotwild auf<br />
Hilfe angewiesen: Früher zog<br />
das Rudel im Winter von den<br />
Bergen in die schneeärmeren<br />
Talauen, um dort nach Futter<br />
zu suchen. Durch Straßen und<br />
Siedlungen ist das heute kaum<br />
noch möglich. Zum Schutz des<br />
wertvollen Bergwaldes wird<br />
das Rudel deshalb häufig in<br />
tiefer gelegene Wintergatter<br />
gelockt, wo es bis zum Frühjahr<br />
möglichst naturnah mit<br />
Heu zugefüttert wird.<br />
114 115<br />
Fotos: alimdi.net (2), Bios, ddp images, F1 Online (2), Mauritius, Picture Press; Zeichnungen: Sylvia Bespaluk
K ö S t L i c H e K u n S t W e r K e<br />
Springerle<br />
Fotos: Stockfood<br />
Springerle-Formen, sogenannte Models, sind aus harten Hölzern wie Birnbaum geschnitzt. Noch heute gibt es Modelschnitzer<br />
und -restauratoren. Mit viel Konzentration arbeiten sie selbst kleinste Strukturen aus dem faserigen Naturmaterial heraus. Für Papierreliefs<br />
(s. Seite 104) eignen sich lebensmittelechte Kunstharz-Models besser, da sie feuchtebeständig sind. Springerle-Wellhölzer<br />
(Foto links) sind Raritäten, die man fast nur noch bei einigen Konditoren und auf Flohmärkten findet. Die Motiv-Vielfalt ist groß:<br />
Auf den frühen Springerle bildete man vor allem biblische Figuren und Szenen ab – auch, weil viele Menschen noch<br />
nicht lesen konnten. Später kamen Ornamente, Handwerksberufe, Märchenfiguren, Tiere oder Pflanzen hinzu.<br />
Heute gelten sie als Weihnachts-Leckerei,<br />
doch früher waren Springerle ein<br />
Ganzjahresgebäck. Wer die Zubereitung<br />
beherrscht, wird mit herbsüßem<br />
Anis-Aroma belohnt<br />
Ganz flach liegen die cremeweißen Bilder<br />
nebeneinander auf dem Blech.<br />
Doch dann dürfen sie in den Ofen und erheben<br />
sich, es bildet sich ein kleiner<br />
teigsockel. Sie „springen“! Backwaren mit<br />
aufgedruckten Motiven gab es bereits vor<br />
über 500 Jahren. Zu dieser Zeit waren es<br />
vor allem Lebkuchen, die man mit Bienenhonig<br />
süßte. Als im 16. Jahrhundert der rohrzucker<br />
eingeführt wurde, entstand die Zunft der<br />
Zuckerbäcker – und in Schwaben, Baden, der<br />
Schweiz und dem elsass der Brauch des Springerle-Backens.<br />
Mit feinsten Zutaten musste hantiert<br />
werden, damit ein seidiger teig entstand, der auch<br />
die zartesten Motivdetails zum Vorschein bringen<br />
konnte. Auf gemahlene Mandeln, rosinen oder anderes<br />
grobkörniges Beiwerk musste man daher<br />
verzichten. Damals war<br />
die aromatische Leckerei<br />
keineswegs nur für<br />
die Weihnachtszeit gedacht, denn schöne Geschenk-Anlässe<br />
wie Hochzeiten oder Geburten<br />
gab es ebenso viele wie Motive. Für die Zubereitung<br />
guter Springerle oder „Änisbrötli“ ist etwas<br />
Übung und erfahrung nötig. Doch vor allem<br />
braucht es Geduld, eine ruhige Hand und reichlich<br />
Zeit. eine tätigkeit, die wie gemacht ist für die besinnliche<br />
Adventszeit … Katharina Wiegert<br />
100 101
Springerle<br />
aufbewahren<br />
Frisch aus dem Ofen ist das<br />
Gebäck steinhart. „Es enthält<br />
kein Fett und braucht des-<br />
halb Feuchtigkeit,“ weiß<br />
Springerle-Experte Gerhard<br />
Kaiser aus Stuttgart. Sein<br />
Tipp: Einen Karton mit Per-<br />
gamentpapier ausschlagen,<br />
frisch gebackene Springerle<br />
hineinlegen und den Karton<br />
mindestens 2 Wochen an ei-<br />
nen trockenen Platz auf den<br />
Balkon stellen. Alternativ<br />
nach dem Auskühlen sofort<br />
einfrieren. Dann gilt: Im Kühl-<br />
schrank auftauen, nicht bei<br />
Zimmertemperatur! Sonst<br />
drohen feine Risse<br />
im Motiv.<br />
Springerle<br />
Süddeutsches Rezept. Für 30–40 Stück<br />
1 Messerspitze Hirschhornsalz, 1–2 EL Kirschwasser, 4 Eier,<br />
500 g Puderzucker, 500 g Mehl (Type 405), 1–2 EL Anissamen,<br />
Butter für das Blech, Speisestärke zum Arbeiten<br />
1. Alle Zutaten auf Zimmertemperatur bringen. Das Hirschhornsalz<br />
im Kirschwasser auflösen, damit es sich gut im Teig<br />
verteilt. Eier schaumig rühren. Puderzucker nach und nach zugeben;<br />
die Masse 20 Min. lang kräftig rühren. 2. Kirschwasser<br />
zugeben. Das gesiebte Mehl nach und nach unterrühren. Den<br />
Teig mit Folie abdecken und 3 Stunden in den Kühlschrank<br />
stellen. 3. Etwas Teig auf der mit Stärke bestäubten Arbeitsfläche<br />
8–10 mm dick ausrollen, erneut bestäuben. Restlichen Teig wieder zudecken, damit er<br />
nicht trocknet. Die Springerle-Modeln in den Teig drücken. Dann die einzelnen Motive mit<br />
Teigrädchen oder Messer ausschneiden und auf einem mit Stärke übersiebten Blech mindestens<br />
24 h bei Zimmerwärme trocknen lassen. 4. Ofen auf 140 °C Umluft vorheizen (150 °C<br />
bei Ober-/Unterhitze. Dann nach der Hälfte der Backzeit auf 125 °C runterschalten). Ein Backblech<br />
buttern und mit Anis bestreuen. 5. Die Springerle mit der Unterseite kurz auf ein<br />
feuchtes Küchentuch legen und auf die Anissamen auf dem Blech setzen. 6. Im vorgeheizten<br />
Ofen ca. 20 Min. backen. Die ge-<br />
trockneten Motive gehen nicht<br />
auf, die feuchtere Unterseite dagegen<br />
bildet das typische „Füßchen“.<br />
Springerle vom Blech<br />
nehmen, auskühlen lassen und<br />
vor dem Verzehr lagern (s. links).<br />
Hirschhornsalz ist ein Backtriebmittel.<br />
Es eignet sich für<br />
flache, würzige Gebäckstücke,<br />
aus denen sich das enthaltene<br />
Ammoniak beim Backen gut<br />
verflüchtigt. Während Backpulver<br />
im feuchten Teig rasch reagiert,<br />
beginnt das Salz erst ab<br />
ca. 60 °C zu treiben. Das ist<br />
wichtig, da Springerle und Lebkuchen<br />
vor dem Backen lange<br />
trocknen müssen<br />
Tipp: Mit den schönen Models können Sie auch Zimtwaffeln<br />
backen (ca. 40 Stück): 150 g Butter, 125 g brauner<br />
Zucker und 1 Ei ca. 10 Min. schaumig rühren. Je<br />
eine Messerspitze gemahlenen Zimt, Nelken, Kardamom<br />
und geriebene Zitronenschale sowie 60 g gemahlene<br />
Mandeln dazugeben, alles verrühren. 300 g<br />
Mehl und 1 TL Backpulver mischen, unter den Teig<br />
kneten. Diesen eine Stunde kühlen. Ofen auf 180 °C<br />
vorheizen. Den Teig auf bemehlter Arbeitsfläche 4 mm<br />
dick ausrollen. Rechtecke etwa in Förmchengröße ausschneiden,<br />
auf leicht bemehlte Models legen und mit<br />
einem Nudelholz in die Form drücken. Die Teiglinge<br />
auf das mit Backpapier belegte Blech stürzen, 15–20<br />
Min. backen und auf Gittern auskühlen lassen.<br />
Fotos: dpa Picture Alliance, imagostock (2), Grit Knapps, Guido Studer, Stockfood (3)<br />
1 2<br />
3 4<br />
1 Teighölzer dienen zur Orientierung bei der Teigdicke: Zwischen den Holzstücken wird der Teig so lange ausgerollt, bis er die Dicke<br />
der Hölzer hat. Für kleinere Springerle sind 8–10 mm ideal. Wer sich nicht an dunklen Körnern im Motiv stört, arbeitet die Anissamen<br />
bereits in den Teig ein. In den meisten Rezepten werden die Teiglinge aber auf ein mit Anis bestreutes Backblech gelegt. 2 Auch für<br />
Mehrfachmodels sind Teighölzer praktisch, da man sie in Plattenbreite anlegen kann. Damit sich feinste Strukturen deutlich abzeichnen,<br />
wird das Model kräftig und dennoch mit Feingefühl in den Teig gedrückt. Hier ein gutes Maß zu finden, ist die Kunst. 3 Mit<br />
einem Ausstechförmchen oder per Handarbeit mit Messer oder Teigrädchen schneidet man die Motive aus. 4 Tiere zählen –<br />
auch in Form von Weihnachtsbaum-Anhängern – zu den beliebtesten Abbildungen. Zunächst waren Springerle dem Adel und der<br />
Kirche vorbehalten. Erst mit der Verbreitung der Zuckerrübe im 19. Jahrhundert konnte sich auch das einfache Volk Zucker leisten.<br />
102 103
1<br />
Gute Papier-Reliefs haben<br />
glatte Rückseiten (zum Auf-<br />
kleben Leim verwenden), sind<br />
gleichmäßig dicht und ihr<br />
Motiv ist überall gut erkenn-<br />
bar. Wer einen gleichmäßigen<br />
Rand mag, korrigiert beim<br />
Verteilen der Pulpe mit der<br />
Messerschneide. Ansonsten<br />
entsteht ein charmanter, un-<br />
regelmäßiger „Büttenrand“.<br />
Waschen Sie Schwammtü-<br />
cher nach dem Kauf einmal<br />
in der Maschine, um Verfär-<br />
4<br />
Kleine<br />
tricks<br />
bungen zu vermeiden.<br />
2 3<br />
Papier-Reliefs basteln<br />
Für ca. 40 Reliefs mittlerer Größe benötigen Sie: Springerle-Models, je einen Bogen<br />
Baumwoll- und Zellulosepapier, Küchenpinsel, neutrales Speiseöl, Teesieb, Schwamm-<br />
und Spültücher. Zur Vorbereitung die Papierbögen klein reißen und 2–3 Stunden getrennt<br />
in Wasser einweichen. Dann je eine Handvoll Papierstücke (auch ein Verhältnis 1 ⁄3<br />
Baumwollpapier : 2 ⁄3 Zellulosepapier funktioniert) in einen Küchenmixer geben. Mit ca.<br />
1 Liter Wasser auffüllen und 5 Minuten lang auf höchster Stufe zu einer feinkörnigen Zellstoffmasse<br />
(„Pulpe“) mixen. 1 Model einölen, dabei gründlich pinseln. Nur ganz wenig<br />
Öl auftragen, damit die Reliefs nicht verfärben! 2 Pulpe mit dem Sieb abschöpfen,<br />
das Wasser etwas abtropfen lassen. 3 Pulpe auf den Model<br />
schütten. Die Masse mit den Fingern locker verteilen. 4 Ein Schwammtuch<br />
auflegen, mit der flachen Hand daraufschlagen, damit das Tuch das<br />
Wasser aufsaugt. Tuch auswringen, wiederholen. Danach kräftig<br />
mit den Fingerspitzen (evt. ein Nudelholz zu Hilfe nehmen)<br />
drücken, damit die Papiermasse auch in die kleinen Vertiefungen<br />
gelangt. Das Ganze mit zweiter Pulpeschicht wiederholen.<br />
5 Den Rand mit einem spitzen Messer lösen. Das Motiv<br />
fällt jetzt von selbst aus der Form. 6 Die Bilder am Rand<br />
vorsichtig flach drücken, dabei die Reliefs aussparen. Auf<br />
drei Lagen trockene Spültücher legen, mit drei Tüchern<br />
bedecken und mit dünnen Katalogen beschweren. Nach ca.<br />
drei Tagen (Tücher häufiger wechseln!) sind die Motive trocken.<br />
5 6<br />
Fotos: Alexandra Ichters/Prod.: Katharina Wiegert<br />
Die dekorativen Papierbilder<br />
zieren Weihnachtskarten, festliche<br />
Geschenkschachteln oder verwandeln<br />
sich, Rücken an Rücken zusammengeklebt<br />
und mit Schnuranhänger,<br />
zum Christbaumschmuck<br />
105