ZT | September 2010
Ausgabe 1 - 9/10 mit Petra Sinn, Prof. Dr. Wilhelm Schmid, Prof. Dr. Hugo Kehr, Andreas Buhr, Roland Spinola, Erich-Norbert Detroy, Dr. Helmut Fuchs und Kaspar Schattke
Ausgabe 1 - 9/10
mit Petra Sinn, Prof. Dr. Wilhelm Schmid, Prof. Dr. Hugo Kehr, Andreas Buhr, Roland Spinola, Erich-Norbert Detroy, Dr. Helmut Fuchs und Kaspar Schattke
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<strong>ZT</strong>-Magazin | editorial<br />
ZUKUNFT-TRAINING<br />
2<br />
Gute Laune - Gute Leistung<br />
liebe Freunde, liebe Kollegen, liebe Kunden,<br />
Es kocht an allen Stellen hoch! Wir sind mitten drin in einem sich schnell drehenden<br />
Veränderungsprozess in fast allen Gesellschaftsbereichen und Lebensverhält-<br />
nissen - und nur wenige registrieren es wirklich. Oder zu spät.<br />
Die gesellschaftlich geprägte „erlernte Hilflosigkeit“ verhindert es, die Energie<br />
die in solchen Paradigmenwechseln drinsteckt zügig in messbare und dringend<br />
notwendige Aktionen umzusetzen. Mit aller Konsequenz.<br />
Wie ein Dinosaurier torkelt die Gesellschaft seinem evolutionären Ende entgegen.<br />
Den baldigen Meteoriteneinschlag ahnt der Einzelne, aber er hat ihm nichts entgegenzusetzen:<br />
nicht der Schuldenexplosion, der die Politik mit Schönheitskosmetik<br />
begegnet, nicht der immer größeren Kluft zwischen Arm und Reich, nicht der Versteppung<br />
der Kommunen, nicht der psychischen Umweltverschmutzung durch die Werbung, ganz zu schweigen von den<br />
Gefahren des Klimawandels. Die ökologische, monetäre und soziale Kreidezeit nimmt er als gegeben hin. (Precht)<br />
Krampfhaft versucht jeder seinen kleinen Teil festzuhalten und in Ermangelung brauchbarer Strategien Veränderungen<br />
zu vermeiden. Die Lähmung findet nach Philosoph Precht Ihren stärksten Ausdruck in der Ideologie des Wachstums,<br />
die glauben machen möchte, dass wir weiterhin die Umwelt zerstören und Ressourcen aufbrauchen müssen, um noch<br />
mehr Konsumgüter zu erzeugen. Tatsächlich fördert das Wirtschaftswachstum schon lange nicht mehr den Wohlstand,<br />
sondern es ruiniert ihn. Jede neue Autobahn erhöht die Lärmentwicklung, jedes neue Einkaufscenter enteignet den Mittelstand,<br />
und die Abwrackprämie bezahlen der Steuerzahler und die Umwelt.<br />
In einer solchen Phase sind für den Einzelnen brauchbare individuelle Strategien<br />
unbezahlbar. Solche Strategien und Denkmodelle möchte ich hier in unserem<br />
neuen TRAININGS-paper vorstellen und unseren Trainern /innen und Kollegen/<br />
innen eine Fundgrube neuer Theorien, Techniken und Tools an die Seite stellen<br />
und gleichzeitig ein Forum zur individuellen Positionierung schaffen<br />
Vor Ihnen liegt die sagenumwobene Nullnummer und ab 2011- direkt nach unserer<br />
diesjährigen Lenrkonferenz- werden wir in <strong>ZT</strong> -Zukunft Training monatlich aktuell<br />
berichten. Die erklärten Schwerpunkte sind neben der Beobachtung der Trainingsszene<br />
und des Trainingsmarktes die Neupositionierung der vielfältigen Facetten<br />
einer jungen Persönlichkeitspsychologie und -theorie die mein Kollege Dr.<br />
Andreas Huber und ich seit 2005 bearbeiten und der sich veränderten Weiterbildungsszene<br />
zur Verfügung stellen möchten.<br />
Freuen Sie sich auf viele tolle Werkzeuge und Denkzeuge für den täglichen Gebrauch.<br />
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www. zukunfttraining.de<br />
Herzlichst<br />
Dr. Helmut Fuchs<br />
Herausgeber<br />
“Nichts<br />
Großes ist je<br />
ohne<br />
Begeisterung<br />
geschaffen<br />
geworden.”<br />
Ralph Waldo Emerson
<strong>ZT</strong>-Magazin | In dieser Ausgabe<br />
Ziehen Sie die Besten an<br />
...wie das Matterhorn<br />
Petra Sinn<br />
Innere Einstellung<br />
als Schönheitsexlixier<br />
Andreas Buhr<br />
Ziehen Sie das Beste<br />
an - wie das Matterhorn<br />
Die 20-Minuten<br />
Erziehung<br />
Haben Sie 20 Minuten<br />
Zeit für Ihre<br />
Kinder?<br />
Andreas Buhr<br />
Über das<br />
Glück<br />
Wilhelm Schmid<br />
Über das Glück<br />
Roland Spinola<br />
Die Macht der Vielfalt<br />
Dr. Helmut Fuchs<br />
Ihre Stimmung bestimmt<br />
Ihren Umsatz<br />
Helmut Fuchs<br />
Frederic M. Fuchs<br />
Wilhelm Schmid<br />
Prof. Dr. Hugo<br />
Kehr<br />
Mit Kopf, Bauch<br />
und Hand<br />
Erich-Norbert<br />
Detroy<br />
Ihre Stimmung bestimmt<br />
Ihren Umsatz<br />
Was ist Flow-Erleben<br />
Und wie kann man<br />
es fördern?<br />
3
<strong>ZT</strong>-Magazin | Innere Einstellung als Schönheitselixier<br />
„Das Schöne bleibt, das Hübsche ver-<br />
geht!“ Coco Chanel „Schönheitspflege<br />
muß im Herzen beginnen, sonst nützen<br />
alle Kosmetika nichts!“ war ein<br />
Lieblingsspruch von Coco Chanel.<br />
H<br />
erzensschönheit oder<br />
Inner beauty ist glücklicherweise<br />
nun auch<br />
Forschungsgegenstand der modernen<br />
Psychologie geworden.<br />
Nach jahrelangem Fixieren auf<br />
das abnormale und defizitäre und<br />
eher häßliche Element der Persönlichkeit<br />
ist nun mit der Positiven<br />
Psychologie ein Wandel eingetreten,<br />
der auch innere und äußere<br />
Schönheit gleichermaßen<br />
vereint. Sie beschäftigt sich mit<br />
den psychologischen Aspekten<br />
des Lebens, die es lebenswerter<br />
4<br />
Innere Einstellung<br />
als Schönheitselixier<br />
Was treibt uns wirklich an?<br />
machen, mit den Stärken und<br />
Ressourcen des Menschen und<br />
deren Förderung im Alltag. Die<br />
Positive Psychologie beschäftigt<br />
sich mit drei Fragestellungen. Sie<br />
fokussiert erstens auf die Ebene<br />
des positiven Erlebens. Dazu zählen<br />
innere Ausgeglichenheit und<br />
positive Gefühle, Wohlbefinden,<br />
Glück, Flow (das vollständige<br />
Aufgehen in einer Aufgabe),<br />
Hoffnung oder Arbeits- und Lebenszufriedenheit.<br />
Zweitens rücken<br />
positive Eigenschaften in<br />
den Vordergrund. In welchen Be-<br />
Petra Sinn<br />
reichen können sich Menschen<br />
mit ihren besonderen Eigenschaften<br />
entwickeln, aufblühen und<br />
sich von der besten Seite zeigen?<br />
Mit solchen Fragen rücken die<br />
Fundamentalmotive, der Charakter<br />
und die Tugenden wieder in<br />
den Blick der Psychologie. Drittens<br />
sind positive Institutionen<br />
ein Gegenstand der Forschung.<br />
Hier wird etwa untersucht, was<br />
Institutionen auszeichnet, die<br />
Wachstum erlauben. Alle diese<br />
Aspekte müssen noch erforscht<br />
werden.<br />
Erste positive Signale zur Stärkung<br />
der inneren Schönheit haben<br />
die Motivationsexperten<br />
Dr.Helmut Fuchs und Dr.Andreas<br />
Huber vom Institut für Persönlichkeitsforschung<br />
auf den Weg<br />
gebracht und ausführlich beschrieben<br />
Jeder Mensch hat demnach eine<br />
individuelle und einzigartige<br />
Übersicht
<strong>ZT</strong>-Magazin | Innere Einstellung als Schönheitselixier<br />
Ausprägung seiner Grundmotive,<br />
vergleichbar mit seinem persönlichen<br />
Fingerabdruck. Ein Selbsttest,<br />
die MotivStrukturAnalyse®,<br />
legt diese individuelle Motivstruktur<br />
offen und gibt Ihnen einen<br />
Schlüssel in die Hand, wie<br />
Sie sich selbst engagiert und motiviert<br />
zu Leistung, dauerhafter<br />
Lebenszufriedenhei und Charisma<br />
führen können. Wenn Sie im<br />
Rahmen der Signaturstärken ihrer<br />
Persönlichkeit leben können,<br />
werden Sie Ihr Leben als sinnvoll<br />
empfinden und Stärke, Überzeugung,<br />
Dynamik und damit Jugendlichkeit<br />
und Vitalität ausstrahlen.<br />
Eine wesentliche Begleiterscheinung<br />
ist die Zunahme an<br />
Beziehungskompetenz und positive<br />
Wirkung auf die Kommunikation<br />
mit Kunden.<br />
Die MotivStrukturAnalyse® ist<br />
ein Persönlichkeitsinstrument und<br />
basiert auf der Persönlichkeits-<br />
und Motivationsforschung der<br />
letzten 15 Jahre. Sie wurde in Zusammenarbeit<br />
mit mehreren<br />
Hochschulen im Rahmen wissenschaftlicher<br />
Studie entwickelt und<br />
berücksichtigt dabei die Arbeiten<br />
und Hypothesen namhafter Motivationspsychologen.<br />
Ihre<br />
Grundaussage ist, dass es<br />
zeitüberdauernde, stabile Persönlichkeitsmerkmale,<br />
sogenannte<br />
Grundmotive gibt, die bei jedem<br />
Menschen ganz individuell ausgeprägt<br />
sind.<br />
Diese Merkmale nennt man umgangssprachlich<br />
auch Charakter,<br />
Temperament, Persönlichkeit oder<br />
innere Motivation. Bekannt sind<br />
heute folgende 18 fundamentale,<br />
Übersicht<br />
überwiegend von innen heraus<br />
wirkende “intrinsische“ Motive:<br />
Wissen<br />
Prinzipientreue<br />
Macht<br />
Status<br />
Ordnung<br />
Materielle<br />
Sicherheit<br />
Freiheit<br />
Beziehung<br />
Hilfe/ Fürsorge<br />
Familie<br />
Idealismus<br />
Anerkennung<br />
Wettkampf<br />
Risiko<br />
Essen<br />
Körperliche Aktivität<br />
Sinnlichkeit und Spiritualität.<br />
Diese grundlegenden Antriebe<br />
sind zu einem großen Teil angeboren<br />
und ändern sich im Laufe<br />
eines Lebens vermutlich nur sehr<br />
wenig. So werden beispielsweise<br />
kommunikative Kinder als auch<br />
Jugendliche und Erwachsene<br />
Freude am Austausch mit anderen<br />
haben oder Heranwachsende, die<br />
gerne planen und organisieren,<br />
werden dies auch als Erwachsene<br />
mit großer Leidenschaft tun.<br />
Die eigene Motivstruktur zu kennen,<br />
bedeutet sich selbst kennenzulernen<br />
und besser einzuschätzen.<br />
Oft suchen wir nach den Ursachen<br />
unserer wiederkehrenden<br />
Verhaltensmuster im beruflichen,<br />
wie im privaten Kontext – die<br />
MotivStrukturAnalyse® gibt die<br />
Launologie<br />
Mit neuem<br />
Schwung<br />
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Der Gute<br />
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5
<strong>ZT</strong>-Magazin | Innere Einstellung als Schönheitselixier<br />
Antworten auf diese<br />
Fragen.<br />
Auch in der Rolle als<br />
Lebenspartner oder<br />
am Arbeitsplatz als<br />
Führungskraft profitieren<br />
Sie vom Erkennen<br />
der eigenen<br />
Stärken und Schwächen.<br />
Die Mitarbeiterleistung<br />
und - zufriedenheit<br />
ist dann<br />
besonders hoch,<br />
wenn die Mitarbeiter<br />
das für ihr Unternehmen<br />
tun, was sie<br />
am besten können.<br />
Dabei bezeichnen<br />
alle Menschen das<br />
als “ihr Bestes“, was<br />
zu ihren grundlegenden<br />
Zielen, Werten<br />
und Motiven gehört,<br />
denn daraus entstehen<br />
ihre individuellen<br />
Leistungs- und<br />
Motivationsplattformen.<br />
Sie können<br />
die MotivStrukturAnalyse®<br />
dazu<br />
nutzen Ihre Mitarbeiter dort abzuholen,<br />
wo sie wirklich stehen:<br />
Auf ihrer individuellen Motivations-<br />
und Leistungsplattform.<br />
Gerade im Dienstleistungsbereich<br />
wo das Kundenbindungsmanagement<br />
eine immer größere Rolle<br />
spielt ist das Wissen und Steuern<br />
der eigenen Verhaltensmuster<br />
auch ein wichtiger Baustein auf<br />
dem Weg zur langfristigen Kundenpflege.<br />
Im intensiven Kontakt<br />
zwischen Kosmetikerin und Kundin<br />
ist das Wissen um die eigenen<br />
6<br />
Muster einer MotivStrukturAnalyse<br />
Motive und das Erkennen der<br />
Kundenmotive ein entscheidender<br />
Erfolgsfaktor.<br />
Wie ist der Ablauf einer Motiv-<br />
StrukturAnalyse®?<br />
Sie füllen einen Online Fragebogen<br />
aus, inwieweit bestimmte<br />
Aussagen auf Sie zutreffen –<br />
Zeitdauer etwa 20- 30 Minuten.<br />
Die Auswertung erhalten Sie in<br />
Form eines für Ihr Motivprofil<br />
individuell zusammengestellten<br />
Handbuchs.<br />
Die Motivauswertung ist mit einem<br />
je 1-2 stündigen persönlichen<br />
oder telefonischen Auswertungsgespräch<br />
gekoppelt.<br />
Warum ist das Gespräch so wichtig<br />
? In der persönlichen Interpretation<br />
der Ergebnisse wird ein<br />
Bezug zur aktuellen Lebenssituation<br />
des Klienten hergestellt. –<br />
welche Rollen werden eingenommen,<br />
wo sind Konflikte zu<br />
lösen oder welche wiederkehrenden<br />
kommunikativen Muster treten<br />
auf. Die Motive drücken sich<br />
Übersicht
<strong>ZT</strong>-Magazin | Innere Einstellung als Schönheitselixier<br />
“<br />
aber nicht nur im Verhalten, sondern<br />
auch in der Sprache aus.<br />
Ein Mensch mit einem stark ausgeprägtem<br />
Sinnlichkeitsmotiv<br />
liebt die Ästhetik, er wird sein<br />
Umfeld entsprechend gestalten<br />
und auch sprachlich der Ästhetik<br />
Raum geben, um seinem Motiv<br />
Ausdruck zu verleihen. Die Motivausprägung<br />
hohe körperliche<br />
Aktivität wiederum zeigt beispielsweise,<br />
dass die Bewegung<br />
für diesen Menschen eine zentrale<br />
Rolle spielt.<br />
So kann zum Ausgleich nach<br />
zahlreichen Behandlungen im Sitzen<br />
ein kurzer Spaziergang oder<br />
eine Massagebehandlung für die<br />
notwendige Bewegung und das<br />
damit verbundene seelische<br />
Wohlbefinden beitragen. Denn<br />
wer innerlich mit sich im Reinen<br />
ist, kann das auch nach außen<br />
transportieren und wird als charismatisch<br />
und erfolgreich wahrgenommen.<br />
Auch Ihre Kunden<br />
profitieren deutlich von Ihrer Behandlung,<br />
wenn Sie auf die Motive<br />
in der Kundenkommunikation<br />
achten und z.B. entsprechende<br />
Signale in der Karteikarte festhalten.<br />
Beispielsweise kann bei<br />
einem hohen Essensmotiv des<br />
Kunden das Thema Essen eine<br />
zentrale Rolle im Dialog mit Ihrer<br />
Kundin einnehmen.<br />
Übersicht<br />
Lebenskunst ist die Kunst des<br />
richtigen Weglassens<br />
Im Focus der Gespräche steht<br />
dann die Zubereitung von Speisen,<br />
Angebote von Lebensmitteln,<br />
Austausch über Lieblingsgerichte<br />
u.v.m..<br />
Im Rahmen einer Diätberatung<br />
können Sie sogar Ihre Kundin gezielt<br />
unterstützen. Das bedeutet<br />
eine Fastendiät ist hier z.B. eher<br />
kontraproduktiv und führt kurzfristig<br />
zur Frustration, da die Gedanken<br />
und der ganze innere Antrieb<br />
des Kunden intensiv um das<br />
Thema Essen kreisen. Eine motivorientierte<br />
Diätberatung zielt<br />
auf viele kleine leichte Mahlzeiten<br />
– das Essensmotiv wird befriedigt<br />
und die Diät damit erfolgreicher<br />
durchgehalten.<br />
Es gibt vielfältige Einsatzmöglichkeiten<br />
vom entspannten Umgang<br />
mit sich selbst -der motivba-<br />
Spotlight<br />
Petra Sinn ist TAM-Managementtrainerin, BDVT Business-Trainerin,<br />
lizensierte Motivberaterin und zertifizierte Trainerin für erlebnisorientiertes<br />
Managementtraining. Als ausgebildeter Coach für strategische<br />
Personalentwicklung bringt Sie nach der Karriere als erfolgreiche<br />
Regionalleiterin in der Pharmaindustrie ihr Führungs- und Vertriebs-Knowhow<br />
nun insbesondere in Motivationstrainings und Leadershipentwicklung-<br />
und Onboarding für Führungskräfte und Aussendienstmitarbeiter<br />
ein. Sie arbeitet ab 2011 besonders im Arbeitsfeld<br />
strategisches Lernen als Dozentin in der Trainerausbildung und<br />
als Bildungsmanagerin bei der Trainer-Akademie München.<br />
www.petrasinn.de<br />
”<br />
sierten Life Balance über die motivorientierte<br />
Kommunikation und<br />
Führung der Mitarbeiter, bis hin<br />
zur motivorientierten Beratung<br />
Ihrer Kunden – es öffnen sich viele<br />
Türen der Erkenntnis. Vielleicht<br />
erscheint auch in Ihrem<br />
Spiegel bald das Bild einer eigenständigen,<br />
authentischen und<br />
schönen Persönlichkeit – die ihre<br />
Motive kennt und lebt.<br />
Verschiedene Motivkonstellationen<br />
Ihrer Kunden zu kennen, ist<br />
ein entscheidender Faktor erfolgreicher<br />
Kundenbeziehung und<br />
damit sicher auch ein Erfolgsrezept<br />
für die Zukunft. Eine Motivanalyse<br />
durchzuführen ist schnell<br />
effektiv und überzeugend. Mehr<br />
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Petra Sinn<br />
Training & Consulting<br />
7
<strong>ZT</strong>-Magazin | Ziehen Sie die Besten an<br />
Der Mittelstand hat es besonders<br />
schwer bei der<br />
Suche nach guten neuen<br />
Mitarbeitern. Dabei können ein<br />
methodisches Vorgehen und eine<br />
gezielte Stärkenpositionierung<br />
helfen, geeignete Nachwuchskräfte<br />
aufs eigene Unternehmen aufmerksam<br />
zu machen. Denn, auch<br />
in Zukunft werden mittelständische<br />
Unternehmen nicht gerade<br />
leichter haben, hervorragende<br />
junge Talente und neue Mitarbeiter<br />
zu gewinnen – und diese dann<br />
auch zu halten. Weil die Besten<br />
über kurz oder lang dahin gehen,<br />
wo sie für sich selbst die besten<br />
Chancen finden. Den Mittelstand<br />
haben viele dabei schlicht nicht<br />
im Kopf. So wirken sich drei<br />
Faktoren schwächend auf die<br />
8<br />
Ziehen Sie die Besten an<br />
Zukunftsaufstellung mittelständischer<br />
Firmen aus:<br />
Der Nachwuchs an talentierten,<br />
engagierten jungen Mitarbeitern<br />
wird aufgrund des demografischen<br />
Wandels immer spärlicher.<br />
⎨⎨ ⎬⎬<br />
Die High Potentials zieht es – das<br />
zeigen Statistiken – immer stärker<br />
in die Großkonzerne im In- und<br />
Ausland.<br />
⎨⎨ ⎬⎬<br />
Zu berücksichtigen ist zudem die<br />
generell sinkende Loyalität in Arbeitgeber/Arbeitnehmer-Verhältnissen:<br />
Jobwechsel nach wenigen<br />
Jahren gehören heute schon zur<br />
typischen beruflichen Laufbahn<br />
junger Nachwuchskräfte – ein<br />
Trend, der sich verstärken wird.<br />
⎨⎨ ⎬⎬<br />
...wie das Matterhorn<br />
Andreas Buhr<br />
von Andreas Buhr<br />
Sechs Strategien für maximale<br />
Attraktivität<br />
Mit den folgenden sechs Strategien<br />
können Sie Ihr Unternehmen<br />
so aufstellen, dass Sie engagierte<br />
junge Mitarbeiter mit Potenzial<br />
und Können für sich begeistern<br />
und langfristig binden.<br />
1.Ihre Arbeitgeber-Marke entwickeln<br />
Letztlich kann man die Beweggründe<br />
von Menschen, die in Ihrem<br />
Unternehmen tätig werden<br />
wollen, auf drei Motive zurückführen:<br />
Erster und wichtigster<br />
Grund – so hat es das Beratungsunternehmen<br />
Towers Watson herausgefunden<br />
– ist Ihr Image.<br />
Zweitens: wettbewerbsfähiges<br />
Übersicht
<strong>ZT</strong>-Magazin | Ziehen Sie die Besten an<br />
Einkommen. Und drittens: die<br />
Herausforderung.<br />
Menschen wollen also mit Ihnen<br />
zusammen arbeiten, wenn das Image<br />
Ihrer Firma stimmt: wenn<br />
Sie für etwas stehen, was ihnen<br />
wichtig ist. Kurz: Wenn Sie es<br />
schaffen, Ihre Marke als Unternehmen<br />
und Arbeitgeber so darzustellen,<br />
dass potenzielle Mitarbeiter<br />
sich dort zuhause fühlen.<br />
Dass sie sich in ihren Werten und<br />
Motiven bestätigt sehen.<br />
Tipp: Effizientes Marketing heißt<br />
hier also: Machen Sie Marketing<br />
auf Basis Ihrer Unternehmenswerte.<br />
Definieren Sie, welche<br />
Werte für Ihr Unternehmen besonders<br />
wichtig sind und wie diese<br />
in der Firma gelebt werden.<br />
Damit werden Sie zu einer unverwechselbaren<br />
Arbeitgeber-<br />
Marke, zum „Company Brand“,<br />
wie es heute heißt. Ich nenne es:<br />
den Matterhorn-Effekt.<br />
Entwickeln Sie die Attraktivität<br />
und die Sogwirkung, die eine<br />
starke Unternehmensmarke auf<br />
die besten Nachwuchskräfte ausübt<br />
– auch wenn es nur lokal sein<br />
sollte. Jede Firma kann in ihrer<br />
Branche, in ihrer Gegend, ein solches<br />
Matterhorn sein, das einzigartig<br />
steht, das Richtung gibt –<br />
und das auch noch schön anzusehen<br />
ist.<br />
2. Ihre Vorteile bewusst nach<br />
außen tragen<br />
Wie können Sie diese Matterhorn-<br />
Position(ierung) erreichen? Indem<br />
Sie zum einen Ihrem Unternehmen<br />
eine klare Position, eine kla-<br />
Übersicht<br />
re Expertise, eine klare Richtung,<br />
eine klare Kernkompetenz verschaffen.<br />
Das Matterhorn steht<br />
einzigartig in der Bergkette – so<br />
sollte auch Ihr Unternehmen einzigartig<br />
in seinem Wettbewerb<br />
stehen.<br />
Und indem Sie sich zum zweiten<br />
der Vorteile Ihres Unternehmens<br />
als Arbeitgeber für hervorragende<br />
Nachwuchsführungskräfte bewusst<br />
sind. Tipp: Erarbeiten Sie<br />
eine konsequente Vorteilsargumentation<br />
auf Basis Ihrer Stärkenpositionierung.<br />
Welche konkreten<br />
Vorteile kann Ihr Unternehmen<br />
bieten? Hier kann der<br />
Mittelstand gerade im Vergleich<br />
zu Großkonzernen besonders<br />
punkten. Einige Beispiele:<br />
‣kurze Entscheidungswege<br />
‣schnelle Karrieren mit frühzeitiger<br />
Übertragung von Verantwortung<br />
‣regionale Verwurzelung<br />
‣rasche Innovationszyklen, hohe<br />
Flexibilität<br />
‣starke Förderung, punktgenaue<br />
Weiterbildung<br />
‣Tradition als Erfolgsunternehmen<br />
in der Region<br />
‣familiäre Atmosphäre, motivierte<br />
Teams …<br />
Tipp: Viele dieser Vorteile hängen<br />
genau mit den Werten zusammen<br />
– und diese sind es, die<br />
Menschen, neue Mitarbeiter begeistern.<br />
Also: Wie sieht die Vorteilsargumentation<br />
Ihres Unternehmens<br />
genau aus? Definieren<br />
und kommunizieren Sie diese<br />
sehr prägnant.<br />
3. Besser vorn dabei als mittendrin<br />
Attraktivität und Sog schaffen Sie<br />
auch damit, sich den Ruf des<br />
„Trüffelschweins“ zu erarbeiten.<br />
Immer vorne dabei, immer mit<br />
dem Ohr am Markt und dem Auge<br />
auf den Trends, die sich auftun.<br />
Haben Sie alle neuen Zielgruppen<br />
mit ihrer jeweiligen Motivlage<br />
und mit Produktentwicklungen<br />
„auf dem Schirm“? Denken<br />
wir beispielsweise an die rapide<br />
wachsende Zahl der „gewissenhaften<br />
Konsumenten“, der<br />
LOHAS. Diese konsumfreudige<br />
und wohlhabende, aber kritische<br />
Zielgruppe, die den „Lifestyle of<br />
Health and Sustainability“, den<br />
„grünen Lifestyle“ pflegt, umfasst<br />
momentan allein in Deutschland<br />
rund vier Millionen Menschen –<br />
und ist europaweit auf dem Vormarsch.<br />
Sie kaufen gerne gut und<br />
teuer. LOHAS verfügen über eine<br />
überdurchschnittlich hohe Schul-<br />
und Berufsausbildung und ein<br />
ebensolches Haushaltsnettoeinkommen:<br />
Fast die Hälfte hat nach<br />
Steuern und Abzügen mehr als<br />
2.500 Euro monatlich zur freien<br />
Verfügung. Wer aber hat diese<br />
neue, wachsende Zielgruppe<br />
schon im Fokus?<br />
Und es geht mir natürlich nicht<br />
nur um die LOHAS. Denken wir<br />
eben auch an die Auswirkungen<br />
des demografischen Wandels: Bereits<br />
jetzt machen die Über-50-<br />
Jährigen in Deutschland mehr als<br />
40 Prozent der Bevölkerung aus –<br />
im Jahr 2020 werden es fast 50<br />
Prozent sein. Ältere Menschen<br />
9
<strong>ZT</strong>-Magazin | Ziehen Sie die Besten an<br />
aber haben andere Wünsche,<br />
Ziele und Bedürfnisse und wollen<br />
andere Produkte als die jüngeren.<br />
4. Gute Führung spricht sich<br />
herum<br />
Zur Entwicklung Ihres Matterhorn-Images<br />
als Unternehmer gehört<br />
vor allem die Art, wie Sie<br />
führen. Denn eines ist klar: Jeder<br />
Ihrer Mitarbeiter ist ein Botschafter<br />
Ihres Unternehmens. Und dieser<br />
Botschafter steckt entweder<br />
weitere Menschen mit seiner Begeisterung<br />
an, langweilt sie mit<br />
seiner Indifferenz oder schreckt<br />
sie sogar mit schlechter Laune ab,<br />
die er verbreitet.<br />
Machen Sie Ihre (jungen) Mitarbeiter<br />
zu begeisterten Botschaftern.<br />
Das kann nur funktionieren,<br />
wenn Sie als Führungskraft nicht<br />
nur selbst über die Beseeltheit<br />
verfügen, die Sie als Vorbild leben<br />
müssen – sondern auch über<br />
die kompetenten Werkzeuge sehr<br />
guter Menschenführung. Das<br />
heißt konkret: Seien Sie ein Vorbild.<br />
Seien Sie fleißig, kommen<br />
Sie zum Ergebnis, setzen Sie klare<br />
Ziele. Und: Erreichte Ziele<br />
bekommen Junge. Also, welche<br />
Ziele hat Ihr Unternehmen,<br />
Ihre Abteilung zuletzt erfüllt –<br />
und welche neuen haben Sie<br />
entwickelt, die richtig Antrieb<br />
auslösen?<br />
5. Herausforderungen motivieren<br />
Denken Sie an den dritten<br />
Hauptgrund der Tower Perrins-<br />
Studie, warum Menschen mit<br />
Ihnen zusammenarbeiten wollen:<br />
10<br />
Herausforderung. Die meisten<br />
Menschen wünschen die Herausforderung<br />
und wollen spüren,<br />
dass sie gebraucht werden. Und<br />
das bedeutet auch, in der Zusammenarbeit<br />
einmal über vorhandene<br />
Grenzen zu gehen, sie zu erweitern,<br />
ja neue Standards zu setzen.<br />
Und hierfür das richtige Maß<br />
zu finden, ein richtiges Gefühl zu<br />
entwickeln, das macht eine gute<br />
Führungskraft aus.<br />
6. Die großen Trends nutzen<br />
Bereits jetzt gehört der Großteil<br />
der Nachwuchskräfte zur Gruppe<br />
der „Digital Natives“, der nach<br />
1980 geborenen technologieaffinen<br />
„Medienmenschen“, die mit<br />
den Möglichkeiten der vernetzten,<br />
virtuellen Welt aufgewachsen<br />
sind und sich absolut natürlich<br />
darin bewegen. Auf Social-Media-Plattformen<br />
wie Facebook<br />
und Twitter diskutieren sie über<br />
Unternehmen und Marken, über<br />
Arbeitgeber und Karrierewege.<br />
Spotlight<br />
Andreas Buhr, die "Umsatz-Maschine“, ist einer der bekanntesten<br />
Speaker im Bereich Führung und Vertrieb. Der Experte für VertriebsIntelligenz®<br />
und ©lean leadership ist Vollblutunternehmer<br />
und erfolgreicher Trainer, Buchautor, Referent und Inhaber der go!<br />
Akademie für Führung und Vertrieb. Andreas Buhr studierte Betriebswirtschaftslehre<br />
in Bielefeld und im Schweizer St. Gallen<br />
und schloss mit dem MBA ab. 1980 startete er parallel zum Studium<br />
seine berufliche Karriere bei der Hamburg-Mannheimer Versicherungs<br />
AG. Anfangs verantwortlich für den Verkauf im Außendienst,<br />
zählte er bereits mit 28 Jahren zur Spitze einer der größten<br />
Vertriebsorganisationen in Europa. Zu seinen Aufgaben gehörte die<br />
Gewinnung neuer Mitarbeiter, die Ausbildung und Entwicklung<br />
von Verkäufern und Führungskräften sowie die Planung und<br />
Durchführung von Seminaren. In 25 Jahren vermittelte Andreas<br />
Buhr einen Versicherungsbestand von 3 Milliarden Euro mit<br />
über 1.000 Mitarbeitern.<br />
www.andreas-buhr.com<br />
Tipp: Wie weit setzen Sie bereits<br />
die Möglichkeiten des Social-<br />
Media-Marketings für Ihr Recruiting<br />
ein? Auf Online-Plattformen<br />
wie Xing oder „wer kennt wen“<br />
finden Sie viele berufsrelevante –<br />
und auch private – Informationen<br />
über Bewerber. Und umgekehrt:<br />
Wie gut haben Sie sich als „Matterhorn“<br />
auf den großen zielgruppenrelevantenSocial-Media-Plattformen<br />
positioniert? Haben Sie<br />
eine – in Ihrem Marktsegment<br />
funktionierende – unwiderstehliche<br />
Story über Ihre Leistungen<br />
und Produkte aufgebaut? So dass<br />
Sie „viral“ immer mehr interessierte<br />
und interessante Menschen<br />
als mögliche Mitarbeiter oder<br />
junge Führungskräfte auf sich<br />
aufmerksam machen?<br />
Andreas Buhr<br />
Die Umsatz-Maschine<br />
Übersicht
12 / 13 Dezember <strong>2010</strong><br />
Fulda<br />
11
<strong>ZT</strong>-Magazin | Haben Sie 20 Minuten Zeit für Ihre Kinder?<br />
Herr Dr. Fuchs, Sie beschreiben<br />
und erklären<br />
in Ihrem neuen lesenswerten<br />
Buch „Die 20-Minuten<br />
Erziehung“ gemeinsam mit<br />
Ihrem zweitältesten Sohn Frederic-Merlin<br />
einen sehr pragmatischen<br />
Lösungsansatz, um<br />
den gerade jetzt häufig in den<br />
Medien beklagten, Werteverfall<br />
bei Kindern und Jugendlichen<br />
aufzuhalten.<br />
12<br />
Ja, in der Tat sehr pragmatisch.<br />
Die Grundstruktur des Programms<br />
kommt aus einem von<br />
uns entwickelten Führungstrainingsprogramm,<br />
dass sich hervorragend<br />
auf Familien übertragen<br />
lässt. Durch die Beschäftigung<br />
mit dem Umgang mit Werten in<br />
Unternehmen wie Siemens, Banken<br />
und anderen Beispielen wurde<br />
deutlich, dass schon viel früher<br />
in unserer Gesellschaft die Wurzeln<br />
falscher Werteprioritäten gesucht<br />
werden müssen.<br />
Haben Sie<br />
20 Minuten<br />
Helmut Fuchs<br />
Frederic M. Fuchs<br />
Zeit für Ihre Kinder?<br />
Dr. Helmut Fuchs, Cheftrainer der TAM Trainer-Akademie-München<br />
und erfolgreicher Buchautor, hat seine Dissertation über Werteerziehung<br />
geschrieben. Er ist Alleinerziehender Vater von 4 Kindern und experimentiert<br />
seit vielen Jahren mit verschiedenen Ansätzen einer gelungene Werteerziehung.<br />
Mit dem Buch “Die 20-Minuten Erziehung” und dem dazugehörigen<br />
Trainingsprogramm erklärt der Managementtrainer und Berater<br />
mit viel Humor, provokanten Denkanstößen, ermutigenden Anleitungen,<br />
exakten Fallbeispielen und jahrelang erprobten Tipps, zusammen<br />
mit seinem zweitältesten Sohn Frederic-Merlin, wie ein 20-Minuten Erziehungsprogramm<br />
eine Entwicklungschance Wirklichkeit werden lässt.<br />
Auf diesem Hintergrund habe ich<br />
für und mit meinen Kindern ein<br />
Werteprogramm entwickelt, dass<br />
auch nicht psychologisch oder<br />
pädagogisch ausgebildeten Eltern<br />
einen schnellen und wirkungsvollen<br />
Zu- gang zu einer gelungenen<br />
Werteerziehung möglich macht<br />
und gemeinsam mit meinem Sohn<br />
Frederic-Merlin fertiggestellt.<br />
Peter Hahne macht sich in einer<br />
deutschen Sonntagszeitung<br />
große Sorge um das Klima in<br />
unserer Gesellschaft, wo das<br />
Mindestmaß an Menschlichkeit<br />
verlorengegangen ist. Sehen Sie<br />
das auch so?<br />
Es gibt aktuelle Entwicklungen,<br />
die man vielleicht auch als Spitze<br />
des Eisberges oder als Vorboten<br />
schlimmerer Entwicklungen verstehen<br />
kann. In Hamburg treten<br />
zwei Schüler einen 44-jährigen<br />
Übersicht
<strong>ZT</strong>-Magazin | Haben Sie 20 Minuten Zeit für Ihre Kinder?<br />
Dachdecker wegen einer Beute<br />
von 20 Cent tot, in einer Münchner<br />
S-Bahn wird ein Mann, der<br />
Zivilcourage zeigte und kleinen<br />
Kindern zuhilfe kommen wollte,<br />
von den Jugendlichen brutalst getötet<br />
und in Berlin hat eine alleingelassene<br />
Frau sich selbst und<br />
ihre Kindern samt ihrem Auto angesteckt<br />
und verbrannt. In Ansbach<br />
läuft ein Junge in seiner<br />
Schule Amok und in Hamburg<br />
und Berlin gibt es regelmäßig<br />
schwere Ausschreitungen in<br />
Schulen. Laut Kriminalstatistik<br />
sind knapp ein Viertel der über 2<br />
Millionen strafmündigen Tatverdächtigen<br />
zwischen 14 und 21<br />
Jahren alt und die Zahl der wegen<br />
Körperverletzung verurteilten Jugendlichen<br />
hat sich zwischen<br />
1990 und 2006 mehr als verdoppelt.<br />
Das sind nur wenige Beispiele für<br />
eine scheinbar wachsende Verrohung<br />
der Werteorientierung und<br />
mangelnden Respekt vor Leben<br />
und Mitmenschen. Da gebe ich<br />
Peter Hahne Recht.<br />
Der Kriminologe Christian<br />
Pfeiffer warnt “Wo die Kultur<br />
stirbt, da steigen Gewalt und<br />
Kriminalität!“ Stirbt unsere<br />
Kultur tatsächlich! Sind unsere<br />
Elterneinfach unfähig Kinder<br />
auf eine wert- basierte Lebensführung<br />
vorzubereiten.<br />
Nun stirbt sicherlich nicht gleich<br />
die Kultur, aber sie wandelt sich<br />
schon in einem gewaltig beschleunigten<br />
Zeitrahmen. Mit allen<br />
Vorteilen und Nachteilen. Die<br />
Übersicht<br />
Entgrenzung, die Entritualsierung<br />
und die Enttabuisierung des Individuums<br />
in der sogenannten modernen<br />
oder postmodernen Zeit<br />
führt auch für den Einzelnen zu<br />
Desorientierung und Hilflosigkeit,<br />
sich zurechtzufinden und eine<br />
Entscheidung darüber zu treffen,<br />
was richtig und falsch ist. Gerade<br />
Eltern und Alleinerziehende werden<br />
hier alleingelassen und es<br />
fehlt an brauchbaren und umsetzungsstarken<br />
Hilfen für den Alltag.<br />
Dabei könnte alles so einfach<br />
sei. Denn trotz oft gegenteiliger<br />
publikumshaschender und medienwirksamer<br />
Postulaten sind Kinder<br />
keine kleinen Tyrannen und<br />
auch Eltern meist keine Despoten.<br />
Es sind Menschen auf der Suche<br />
nach Orientierung und Sicherheit.<br />
Mit unserem 20-Minuten-Programm<br />
gehen Sie einen großen<br />
Schritt aus der Hilflosigkeit heraus<br />
und erlernen systematisch<br />
ein Werkzeug zur gelungenen<br />
Entwicklung eines gesunden<br />
Wertebewusstsein – auch bei sich<br />
selbst.<br />
Einmal in der Woche für 20 Minuten<br />
Aufmerksamkeit auf die<br />
grundlegenden Werte im täglichen<br />
Leben. Besser können Sie<br />
ihre Erziehungsaufgabe nicht<br />
wahrnehmen und ihre Zeit nicht<br />
nutzen.<br />
Erziehen in 20-Minuten pro<br />
Woche, ist das nicht eine viel zu<br />
kurzgefasste Ver- einfachung<br />
von Erziehung als eine doch eher<br />
komplexe Herausforderung?<br />
Wir wollen ja nicht in 20-Minuten<br />
den ganzen Erziehungsprozess<br />
abhandeln, der in der Praxis sowieso<br />
nicht auf irgendwelche<br />
messbaren und abgegrenzten<br />
Zeiteinheiten zu reduzieren ist.<br />
Erziehen findet ja meistens unbewusst<br />
und quasi nebenbei statt.<br />
Fragen Sie Eltern, welchen Erziehungsstil<br />
sie praktizieren, bekommen<br />
sie im Normalfall nur<br />
unbrauchbare und undifferenzierte<br />
Antworten, die den Schluss zu<br />
lassen, dass die meisten sich bislang<br />
nur wenig auf der Metaebene<br />
mit ihrem Erziehungsansatz auseinandergesetzt<br />
haben.<br />
Um diesem Übel abzuhelfen sagen<br />
wir: „Jede Familie, jeder alleinerziehende<br />
Vater oder jede<br />
alleinerziehende Mutter kann<br />
wirksam mit 20 Minuten pro Woche<br />
auf eine wert-volle Lebensgestaltung<br />
der Kinder einwirken und<br />
nach dem Prinzip „Steter Tropfen<br />
höhlt den Stein“ sogar das Familienleben<br />
entspannter, konfliktfreier<br />
und gleichzeitig spannender<br />
und erlebnis- reicher gestalten!“<br />
Es gibt doch bereits zahlreiche<br />
Erziehungsratgeber von denen<br />
Eltern und Alleinerziehende<br />
fast überschüttet werden.<br />
Betrachten wir die Aufgabenstellung<br />
den Nachwuchs „vernünftig“<br />
auf die späteren Herausforderungen<br />
vorzubereiten und verstehen<br />
ganz im philosophischen Sinne<br />
Vernunft als die Wahrnehmung<br />
des nächstgrößeren Ganzen und<br />
damit als die wichtigste Sache für<br />
einen gelungenen Zukunftsent-<br />
13
<strong>ZT</strong>-Magazin | Haben Sie 20 Minuten Zeit für Ihre Kinder?<br />
wurf, dann darf gerade die Werteerziehung<br />
unseres Nachwuchses<br />
uns nicht gleich-gültig und damit<br />
egal sein. Niemand sagt uns wie<br />
es geht, doch meinen wir alle intuitiv<br />
zu wissen wie man erzieht.<br />
Es stellt sich die Frage welche<br />
Erziehung die „richtige“ ist und<br />
ob es diese überhaupt gibt. Erziehungsratgeber<br />
sind hilf- reich -<br />
aber sie greifen zu kurz. Sie sind,<br />
wenn sie so wollen die Speisekarte<br />
- nicht das Essen selbst. Unser<br />
Ziel ist es eine praktische Handanleitung<br />
zu geben, die jeder umsetzen<br />
kann.<br />
Wird denn eine solche Werteerziehung<br />
nicht automatisch in<br />
der Erziehung mitgetragen?<br />
Schön wäre es. Die Praxis sieht<br />
anders aus. In den letzten Jahren<br />
haben einige Menschen viel dazu<br />
beigetragen diese Wissenslücke<br />
zu füllen, stets berücksichtigend,<br />
dass Kinder Einzelmenschen mit<br />
eigenen Emotionen, Ideen und<br />
Gefühlen sind. Es wurde viel über<br />
die emotionale und psychologische<br />
Gesundheit von Kindern und<br />
ihrer Familie geschrieben, mit<br />
dem Zentralthema wie z.B.: dass<br />
Eltern die Gefühle ihrer Kinder<br />
oftmals nicht ernst nehmen, die<br />
Wiedergewinnung des elterlichen<br />
Einflusses, den Familienfrieden<br />
wieder herzustellen, die richtige<br />
Art und Weise mit ihnen zu sprechen,<br />
Kindern das Zuhören beibringen<br />
und selber, als Elternteil,<br />
den Kindern richtig zuzuhören.<br />
Was im allgemeinen noch nicht<br />
behandelt wurde ist die Frage,<br />
14<br />
wie Eltern den Wertebedürfnissen<br />
ihrer Kinder gerecht werden können<br />
und Ihnen das mit auf dem<br />
Weg geben, was sie zugegebenermaßen<br />
selbst oft nicht mehr<br />
zusammenbringen können: einen<br />
gelungenen Lebensentwurf im<br />
Rahmen der postmodernen Freiheiten.<br />
Und diesen Lebensentwurf versuchen<br />
Sie nun mit Ihrem Buch<br />
und Trainingsprogramm zu<br />
stärken und Eltern an ein neues<br />
Verständnis von Werteerziehung<br />
heranzuführen?<br />
Das Handbuch der 20-Minuten<br />
Erziehung gehört zu einer Initiative<br />
der Akademie der Lebenskunst,<br />
die von uns gegründet<br />
wurde und auf den Säulen der Positiven<br />
Psychologie steht. Es ist<br />
ein Leitfaden für Eltern oder Elternteile<br />
und hilft ihnen, ihren<br />
Kindern Werte und Tugenden näherzubringen,<br />
die ihnen Orientierung<br />
und Grenzen in einer entgrenzten<br />
Zeit bereitstellen. Das<br />
Handbuch und Trainingsprojekt<br />
beinhaltet einfache und leicht<br />
nachvollziehbare Prinzipien zur<br />
täglichen Förderung der Werte-<br />
Entwicklung eines Kindes. Es ist<br />
ein Wegweiser das Beste in jedem<br />
Kind zum Vorschein zu bringen.<br />
Jeder Moment, den Sie mit Kindern<br />
verbringen ist kostbar und<br />
bietet neue Möglichkeiten ihnen<br />
Werte beizubringen und zwar<br />
dann, wenn sie auch wirklich<br />
lernbereit sind. Das „20-Minuten-<br />
Programm“ gibt der Werte-Erziehung<br />
einen Rahmen und ermög-<br />
Dr. Helmut Fuchs und sein Sohn Frederic-<br />
Merlin Fuchs haben Jahre lang die Effektivität<br />
der 20-Minuten Erziehung erprobt.<br />
licht es, diese kurzen Zeitspannen<br />
voll auszunutzen und den Kindern<br />
Denk- und Handlungsanstöße zu<br />
liefern.<br />
Was heißt „Positive Psychologie“?<br />
Ist damit positives Denken<br />
gemeint?<br />
Gerade nicht. Immer wieder erlebe<br />
ich, dass bei meinen Vorträgen<br />
oder Seminaren bei der Erwähnung<br />
der Wurzeln meiner unterschiedlichen<br />
Themen, die Teilnehmer<br />
oder Zuhörer abwinken<br />
und bemerken, dass die Positive<br />
Psychologie doch ein alter Hut<br />
wäre und die Unwirksamkeit der<br />
Aussagen von Norman Vincent<br />
Peale oder seinen Jüngern doch<br />
längst bewiesen wäre. Hier liegt<br />
eine Verwechslung vor.<br />
Inwiefern?<br />
Übersicht
<strong>ZT</strong>-Magazin | Haben Sie 20 Minuten Zeit für Ihre Kinder?<br />
Die Positive Psychologie ist in<br />
der Psychologie eine relativ junge<br />
Teildisziplin, die jedoch tiefe<br />
Wurzeln hat. Formell begründet<br />
wurde sie 1998 durch Prof. Martin<br />
Seligman, dem damaligen Präsidenten<br />
der international bedeutenden<br />
American Psychological<br />
Association. Dieser Zweig beschäftigt<br />
sich mit den psychologischen<br />
Fragen des Lebens, die es<br />
lebenswerter machen, mit den<br />
Stärken und Ressourcen des Menschen<br />
und deren Förderung im<br />
täglichen Miteinander.<br />
In der psychologischen Diagnostik<br />
findet sich dieser Ansatz<br />
schon seit Längerem in Begriffen<br />
wie Potenzial-Entwicklung oder<br />
HRM Human Ressource Management.<br />
Das Paradigma der Positiven<br />
Psychologie steht im Kontrast<br />
zu eher konflikt- oder defizitorientierten<br />
Ansätzen, wie sie in<br />
der Psychologie, und speziell in<br />
der Diagnostik Tradition waren.<br />
Myers wies auf die interessante<br />
Tatsache hin, dass in der psychologischen<br />
Literatur der letzten 30<br />
Jahre 46.000 Artikel über Depressionen<br />
und nur gerade 400 über<br />
Freude zu finden sind. Eine Erklärung<br />
für dieses Ungleichgewicht<br />
finden wir in der politische Vergangenheit.<br />
Hat die Politik hier falsche Weichen<br />
gestellt?<br />
Es ist historisch erklärbar. Die<br />
Psychologie hat sich seit dem<br />
Zweiten Weltkrieg und im Kontext<br />
dieses Ereignisses haupt-<br />
Übersicht<br />
sächlich und nachvollziehbar mit<br />
negativen Aspekten menschlichen<br />
Daseins beispielsweise Ängsten,<br />
Depression, Ärger, Phobien,<br />
Burn-out, Bossing beschäftigt.<br />
Vernachlässigt wurde, dass auch<br />
positive Aspekte wie Flow, Stärke,<br />
Wachstum, Lebensfreude,<br />
Glück oder Kreativität zum Leben<br />
der Menschen gehören und damit<br />
wissenschaftlich berücksichtigt<br />
werden müssen.<br />
So ist Seligman überzeugt, dass<br />
nicht ein Krankheitsmodell zentral<br />
für die Prävention von mentaler<br />
Krankheit ist, sondern die Berücksichtigung<br />
und Förderung<br />
von menschlichen Stärken. Optimismus,<br />
Verantwortung oder Authentizität<br />
können wichtige Puffer<br />
gegen psychische Krankheiten<br />
sein wie der junge Zweig der<br />
PNI-Forschung belegt. Hier ist<br />
der Ansatzpunkt zur Mobilisierung<br />
einer neuen Wertediskussion.<br />
Bedeutet das, dass Sie auf dem<br />
Hintergrund der Erkenntnisse<br />
Seligmans dieses Programm<br />
entwickelt haben?<br />
Ja - und Prof. Willibald Ruch von<br />
der Uni Zürich um seine Arbeiten<br />
nicht zu vergessen. Die Positive<br />
Psychologie beschäftigt sich mit<br />
drei Fragestellungen.<br />
Sie fokussiert erstens auf die Ebene<br />
des positiven Erlebens. Dazu<br />
zählen positive Gefühle, Wohlbefinden,<br />
Glück, Flow (das<br />
vollständige Aufgehen in einer<br />
Aufgabe), Hoffnung oder Arbeits-<br />
und Lebenszufriedenheit. Zwei-<br />
tens rücken positive Eigenschaften<br />
in den Vordergrund. In welchen<br />
Bereichen können sich Menschen<br />
mit ihren besonderen Eigenschaften<br />
entwickeln, aufblühen<br />
und sich von der besten Seite<br />
zeigen? Mit solchen Fragen rücken<br />
der Charakter und die Tugenden<br />
wieder in den Blick der<br />
Psychologie.<br />
Drittens sind positive Institutionen<br />
ein Gegenstand der Forschung.<br />
Hier wird etwa untersucht,<br />
was Institutionen und Systeme<br />
- wie z.B. Familien auszeichnet,<br />
die Wachstum erlauben.<br />
Positive Psychologie fragt: Was<br />
sind die psychologischen Bedingungen<br />
für ein «gutes Leben?»<br />
Welches sind die Wege zum<br />
Glück? Damit bekommt die Charakterentwicklung<br />
von Heranwachsenden<br />
eine neue Verortung.<br />
Gerade die Charakterentwicklung<br />
war ja nach ihren Aussagen<br />
für Psychologen oder Pädagogen<br />
eine eher stiefkindliche<br />
behandelte Randkategorie.<br />
Werte und Tugenden sind der<br />
Baustoff<br />
für einen gelungenen Lebensentwurf<br />
und größere Lebenszufriedenheit.<br />
Darüber sind sich die<br />
Psychologen einig. Auf der Suche<br />
nach einem bejahenswerten Leben<br />
haben Lebensstilforscher im<br />
Kontext der sogenannten Positiven<br />
Psychologie nun einen fast<br />
vergessenen Hauptdarsteller re-<br />
aktiviert: den Charakter. Seine<br />
Tugenden und Stärken sind die<br />
großen Glücksbringer unseres<br />
15
<strong>ZT</strong>-Magazin | Haben Sie 20 Minuten Zeit für Ihre Kinder?<br />
Lebens – im Alltag, in unseren<br />
Beziehungen und im Berufsleben.<br />
Die Positive Psychologie untersucht,<br />
wie wir unsere Stärken und<br />
Fähigkeiten entdecken und so<br />
einsetzen können, dass sie uns<br />
und anderen das Leben erleichtern.<br />
Solche Stärken und Ressourcen<br />
sind beispielsweise Begeisterung,<br />
Beharrlichkeit, kommunikative<br />
Fertigkeiten und Kreativität,<br />
Mitgefühl, Altruismus und Solidarität,<br />
Resilienz, Hoffnung, Hingabe<br />
– und Humor.<br />
Beschreiben Sie doch einmal<br />
unseren Lesern, um welche Tugenden<br />
es in Ihrem Programm<br />
geht.<br />
Im Zentrum des „modernen“ Charaktermodells<br />
der Positiven Psychologie,<br />
formuliert von Martin<br />
Seligman, stehen sechs übergeordnete,<br />
sehr traditionelle Tugenden:<br />
Weisheit, Mut, Menschlichkeit,<br />
Gerechtigkeit, Mäßigung<br />
und Transzendenz, die in allen<br />
Kulturen geschätzt und seit jeher<br />
von allen Philosophien und Weltreligionen<br />
als vorbildlich interpretiert<br />
werden.<br />
Die im 20-Minuten Training den<br />
Tugenden zugeordneten Charakterstärken<br />
bestimmen die konkrete<br />
Art und Weise, wie wir die Tugenden<br />
persönlich gestalten und<br />
erleben – so öffnen sich uns die<br />
charakterbildenden Wege zur<br />
Weisheit beispielsweise über die<br />
Stärken der Neugier, Liebe zum<br />
Lernen, Urteilsvermögen und<br />
Kreativität. Auch bei den Stärken<br />
fanden die Charakterforscher be-<br />
16<br />
merkenswerteÜbereinstimmungen zwischen unterschiedlichsten<br />
Kulturen: Freundlichkeit, Fairness<br />
und Neugier bestimmen die Spitzengruppe<br />
der Werteskala in über<br />
40 Ländern, von Aserbaidschan<br />
bis Venezuela.<br />
In Deutschland stehen zudem<br />
Liebe/Bindung, Integrität/Authentizität<br />
und Offenheit für Erfahrungen<br />
hoch im Kurs. Im Tabellenkeller<br />
der Charakterliga dagegen<br />
rangieren Vorsicht und<br />
Selbstregulation – die Tugend der<br />
Mäßigung ist bei den Menschen<br />
dieser Welt also nur schwach ausgeprägt.<br />
In Deutschland, Österreich<br />
und der Schweiz spielt nur<br />
noch Spiritualität eine geringere<br />
Rolle. Charakterstärken bestimmen<br />
als stabile Persönlichkeitseigenschaften<br />
unser Denken, Fühlen<br />
und Handeln und sind demnach<br />
gerade im Prozess der Werteerziehung<br />
sehr wichtig und<br />
handlungsleitend.<br />
Wie läuft denn nun so eine 20<br />
Minuten Sitzung ab?<br />
Das 20-Minuten-Programm ist ein<br />
strukturiertes Trainingsprogramm.<br />
In wöchentlich stattfindenden Mini-Meetings<br />
mit der ganzen Familie<br />
bzw. Erziehern und Kindern<br />
werden verbindliche Vereinbarungen<br />
zur Umsetzung der thematisierten<br />
Tugenden und Werte getroffen.<br />
In ein Motto gesetzt heißt<br />
es:<br />
„Kinder erarbeiten gemeinsam<br />
mit der/ dem/den Mutter/Vater/Eltern,<br />
in einem einmal die Woche -<br />
zu einem regelmäßigen Termin -<br />
stattfindenden Mini-Meeting die<br />
Bedeutung von einzelnen Tugenden<br />
und Werten und das Grundverständnis<br />
für die Umsetzung<br />
dieser Tugenden und Werten im<br />
Alltag. Anschließend setzen sie<br />
bis zum nächsten Mini-Meeting<br />
die zu den Werten vorgesehenen<br />
oder speziell vereinbarten Aktionen<br />
auch gemeinsam um.“<br />
In dieser Formulierung steckt das<br />
ganze Geheimnis. Angeleitet bzw.<br />
ausgebildet werden die Eltern<br />
durch regional und über- regional<br />
angebotenen Trainingsseminare<br />
oder durch das Trainingspro-<br />
Übersicht
<strong>ZT</strong>-Magazin | Haben Sie 20 Minuten Zeit für Ihre Kinder?<br />
gramm selbst, wo ein gründliches<br />
Elternmanual die Fragestellungen<br />
beantwortet und gleichsam die<br />
Einrichtung einer wirkungsvollen<br />
Mini-Meetingstruktur erklärt und<br />
betreut.<br />
Nennen Sie uns doch ein Beispiel,<br />
wie in einer Familie so etwas<br />
abläuft.<br />
Gehen wir davon aus, dass die<br />
alleinerziehende Mutter, nennen<br />
wir sie Renate, einen Vorbereitungskurs<br />
besucht hat oder sich<br />
aus dem Trainingsprogramm die<br />
wichtigsten Punkte herausgearbeitet<br />
hat. So wird Renate in der<br />
ersten 20-Minuten Sitzung mit<br />
den Kindern - im entsprechenden<br />
Rahmen und mit den entsprechenden<br />
Rahmenbedingungen –<br />
den Nutzen und die Vorteile des<br />
Programms diskutieren und klarmachen,<br />
dass die Sitzungen Spaß<br />
und Freude machen und alle etwas<br />
davon haben.<br />
Beginnen kann Renate zum Beispiel<br />
mit dem Thema Freundlichkeit.<br />
So wird sie in lockerer Runde<br />
herausarbeiten, was Freundlichkeit<br />
ist, warum Freundlichkeit<br />
Vorteile bringt, wie<br />
aber auch Unfreundlichkeit aussieht<br />
und wirkt und last but not<br />
least, wie man Freundlichkeiten<br />
leben und üben kann und wie das<br />
in ihrer Familie nun aussieht als<br />
Thema der Woche. Renate<br />
spricht und übt dann gemeinsam<br />
mit den Kindern, was meistens<br />
viel Spaß macht, das freundliche<br />
Gesicht, die freundliche Stimme<br />
und die freundliche Körperhal-<br />
Übersicht<br />
tung und vereinbart klar, wie und<br />
wann diese Punkte in der kommenden<br />
Woche umgesetzt werden.<br />
Dann zeigt sie die Tafel aus<br />
dem Trainingsprogramm, steckt<br />
das Blatt in den Tischständer oder<br />
Wandhalter an zentraler Stelle.<br />
Diese Tafel bleibt dann die ganze<br />
Woche stehen oder hängen und<br />
erinnert alle an die Vereinbarung:<br />
Diese Woche wollen wir das<br />
Freundliche Gesicht, die freundliche<br />
Stimme und die freundliche<br />
Körperhaltung besonders oft üben.<br />
In der Regel dauert eine solche<br />
Sitzung nur 20-Minuten.<br />
Die Theorie klingt gut. Direkte<br />
Frage: Bringt das etwas?<br />
Abgesehen davon, dass wir diese<br />
Übungen selbst jahrelang erfolgreich<br />
erprobt haben, haben wir<br />
mit Modellfamilien das Projekt<br />
justiert und alle Teilnehmer waren<br />
ausnahmslos begeistert. Aber wir<br />
dürfen uns natürlich auch nichts<br />
vormachen. Es ist ein Weg, um im<br />
großen Erziehungsalltag die Auf-<br />
Spotlight<br />
Frederic-Merlin Fuchs studiert Philosophie und Kommunikation<br />
an der John Cabot University in Rom und hat die unterschiedlichen<br />
Erziehungsstrategien in Spanien, Deutschland, Italien und USA<br />
untersucht und verglichen. Das 20-Minuten-Training verdankt ihm<br />
viele Korrekturen und Denkanstöße. Mit der Sichtweise des “Betroffenen”<br />
hat er die Bedeutung der 20-Minuten Erziehung mehrfach<br />
neu justiert und in allen Werten entscheidende Betrachtungshilfen<br />
und Anwendungsvorschläge beigesteuert.<br />
Groß geworden im Kontext einer handlungsorientierten humanistischen<br />
Erziehung in einer krisengestärkten “Rumpf”-Familie lernte<br />
er die Vorteile der 20-Minuten Erziehung praktisch kennen und<br />
später theoretisch zu durchdringen.<br />
www.20minuten-erziehung.de<br />
merksamkeit auf etwas zu richten,<br />
was als verloren bezeichnet werden<br />
kann - auf Grundwerte. Viele<br />
Eltern erwarten von ihren Kindern<br />
Unmögliches.<br />
Sie erwarten Ordnung, Pünktlichkeit,<br />
Freundlichkeit und Rücksichtnahme<br />
ohne je genau darüber<br />
gesprochen zu haben, was sie genau<br />
damit meinen und wie genau<br />
es aussehen soll. Diese Lücke<br />
füllt unser Programm exzellent.<br />
Vielleicht könnte man noch ergänzen<br />
„... ohne es selber vorzuleben!“<br />
Das natürlich auch. Mit diesem<br />
Programm können auch weniger<br />
disziplinierte Eltern oder Elternteile<br />
damit rechnen, von den eigenen<br />
Kindern beobachtet und in<br />
Zug- zwang gebracht zu werden.<br />
Somit ist es ein Reife- und<br />
Wachstumsprogramm für die<br />
ganze Familie.<br />
Buch bestellbar unter:<br />
www.20minuten-erziehung.de<br />
Frederic M. Fuchs<br />
Autor & Student<br />
17
<strong>ZT</strong>-Magazin | Über das Glück<br />
Über das<br />
Glück<br />
Die Frage nach dem<br />
Glück beschäftigt viele<br />
Menschen. Auf die Frage<br />
nicht zu antworten, erscheint<br />
unmöglich, und dies nicht erst in<br />
moderner Zeit. Schon in der Antike<br />
waren die Philosophen damit<br />
befasst: Alle Menschen streben<br />
nach einem höchsten Gut, hieß es<br />
gleich zu Beginn der „Nikomachischen<br />
Ethik“ von Aristoteles;<br />
und dieses höchste Gut ist das<br />
Glück. Eine philosophische Lebenskunst,<br />
die dazu nichts zu sa-<br />
18<br />
Wilhelm Schmid<br />
gen wüsste, hätte wohl ihren Sinn<br />
verfehlt. Was aber ist das Glück?<br />
Zuallererst ist es, wie so vieles,<br />
nichts als ein Begriff. Und speziell<br />
mit dem Begriff „Glück“ kann<br />
ganz Verschiedenes gemeint sein,<br />
es gibt keine verbindliche, einheitliche<br />
Definition. Was darunter<br />
zu verstehen ist, legt letztlich das<br />
jeweilige Individuum für sich<br />
selbst fest. Die Philosophie kann<br />
lediglich Hilfestellung bieten, die<br />
etwa in einer Auseinanderlegung<br />
des Begriffs besteht, fern davon,<br />
eine bestimmte Bedeutung zur<br />
einzig möglichen zu erklären.<br />
Dies erlaubt die je eigene Klärung,<br />
um die Frage zu beantworten:<br />
Was bedeutet Glück für<br />
mich?<br />
Beim genaueren Hinsehen zeigt<br />
sich, dass drei Ebenen des Glücks<br />
im Spiel sind, und es könnte sinnvoll<br />
sein, sie auseinander zu halten:<br />
Übersicht
<strong>ZT</strong>-Magazin | Über das Glück<br />
1. Das Zufalls-Glück<br />
Das deutsche Wort „Glück“ rührt<br />
vom althochdeutschen gelücke<br />
her und hat viel mit dem Schicksal<br />
zu tun, das so oder auch anders<br />
ausfallen kann. Die Zufälligkeit<br />
dieses Glücks prägt den Begriff<br />
im Deutschen bis heute. Im<br />
Griechischen war dies einst tyche,<br />
im Lateinischen fortuna, erhalten<br />
als fortune, französisch oder englisch<br />
ausgesprochen. Offen ist die<br />
Frage und wird es wohl bleiben,<br />
ob es „sinnvolle“ Zufälle gibt.<br />
Wesentlich an diesem Glück ist<br />
jedoch seine Unverfügbarkeit.<br />
Verfügbar ist lediglich die Haltung,<br />
die der Einzelne dem<br />
Schicksal und Zufall gegebenüber<br />
einnimmt: Er/sie kann sich verschließen<br />
oder offen dafür sein.<br />
Die Offenheit scheint das Zufalls-<br />
Glück zu beflügeln: Es macht<br />
gerne dort Station, wo es sich gut<br />
aufgehoben fühlt und nicht noch<br />
Vorwürfe zu hören bekommt.<br />
2. Das Wohlfühl-Glück<br />
In moderner Zeit wird der Begriff<br />
des Glück zusehends<br />
stärker vom so genannten „Positiven“<br />
bestimmt: vom Angenehmen,<br />
von Lüsten, vom Wohlfühlen,<br />
von guten Empfindungen.<br />
Die grundlegende Definition<br />
hierzu stammt von Utilitaristen<br />
wie Jeremy Bentham im 18.<br />
Jahrhundert: Glück ist Maximierung<br />
von Lust und Minimierung<br />
von Schmerz. Kaum eine philosophische<br />
Auffassung hat sich<br />
dermaßen durchgesetzt wie die-<br />
Übersicht<br />
se. Die moderne Spaß- und Erlebnisgesellschaft<br />
ist ohne das<br />
Streben nach Glück in diesem<br />
Sinne nicht denkbar. Es käme aber<br />
darauf an, nicht das gesamte<br />
Leben damit zu verwechseln, um<br />
dann bitter enttäuscht zu sein,<br />
wenn nicht alles jederzeit lustvoll<br />
ist und völlige physische und psychische<br />
Schmerzfreiheit nicht erreicht<br />
werden kann. Das WohlfühlGlück<br />
hat seine Zeit, es hält<br />
glückliche Augenblicke bereit, für<br />
die das Individuum sich nicht nur<br />
offen halten, die es vielmehr auch<br />
selbst präparieren kann: Augenblicke,<br />
um derentwillen das Leben<br />
sich lohnt und die sich nahezu<br />
jeden Tag finden lassen.<br />
3. Das Glück der Fülle<br />
Und doch war das Glück der eudaimonia<br />
und beatitudo in antiker<br />
Zeit noch ein anderes, umfassender<br />
und dauerhafter, das eigentlich<br />
philosophische Glück, nicht<br />
abhängig von bloßen Zufällen<br />
und momentanen Empfindungen,<br />
Spotlight<br />
Prof.Dr. Wilhelm Schmid gilt als der führende Experte für Lebenskunst.<br />
Er ist freier Philosoph und außerplanmäßiger Professor für<br />
Philosophie an der Universität Erfurt. Er lebt seit 1980 in Berlin.<br />
Nach seinem Studium von Philosophie und Geschichte in Berlin<br />
(FU), Paris (Sorbonne) und Tübingen. In Tübingen promovierte er<br />
1991 mit einer Arbeit über Lebenskunst bei Michel Foucault.<br />
In Erfurt folgte dann 1997 die Habilitation mit der Grundlegung zu<br />
einer Philosophie der Lebenskunst.<br />
Seit 1998 arbeitet er regelmäßige als "philosophischer Seelsorger"<br />
im Spital Affoltern am Albis (bei Zürich), von 1991 - 2000 als<br />
Gastdozent an der Universität Riga/Lettland und von 1997 - 2006<br />
an der Universität Tiflis/Georgien.<br />
www.lebenskunstphilosophie.de<br />
vielmehr die Balance in aller Polarität<br />
des Lebens, nicht unbedingt<br />
im jeweiligen Augenblick,<br />
sondern durch das Leben hindurch:<br />
Nicht nur Gelingen, auch<br />
Misslingen; nicht nur Erfolg, auch<br />
Misserfolg; nicht nur Lust, auch<br />
Schmerz; nicht nur Oberfläche,<br />
auch Abgründigkeit; nicht nur<br />
Tun, auch Lassen; und nicht nur<br />
ein Glücklichsein des Wohlfühlens,<br />
sondern auch ein Unglücklichsein.<br />
Dieses Glück der Fülle<br />
ist eine Frage der bewusst eingenommenen<br />
Haltung, in Heiterkeit<br />
und Gelassenheit kommt es am<br />
besten zum Ausdruck. Keine der<br />
genannten Ebenen, Zufallsebene,<br />
Gefühlsebene, geistige Ebene, ist<br />
verzichtbar, aber das dritte Glück<br />
vor allem gilt es wieder zu entdecken.<br />
Es ist das einzige, das<br />
bleibt.<br />
Wilhelm Schmid<br />
Lebenskunst-Philosoph<br />
19
20
21
<strong>ZT</strong>-Magazin | Die Macht der Vielfalt<br />
Die<br />
250<br />
M e n s c h e n<br />
kommen mit<br />
dem Schrecken<br />
davon, als der ICE 518 bei der<br />
Ausfahrt aus dem Kölner Hauptbahnhof<br />
am 9. Juli 2008 entgleist:<br />
Der Zug vom Typ ICE-3 fuhr mit<br />
Schrittgeschwindigkeit, als eine<br />
Achse brach.<br />
Seitdem hat die Bahn alle Achsen<br />
des Typs ICE-3 zehnmal häufiger<br />
untersucht als vorher. Anstatt alle<br />
22<br />
Macht<br />
Vielfalt<br />
Vielfalt<br />
Vielfalt<br />
der<br />
Vielfalt<br />
drei Monate wurden die Prüfungen<br />
alle drei Wochen durchgeführt.<br />
Elf neue Ultraschallanlagen<br />
wurden gekauft und über hundert<br />
zusätzliche Mitarbeiter geschult.<br />
Dieser erhebliche Mehraufwand<br />
hat den Bahnverkehr auf den<br />
Schnellstrecken behindert.<br />
Stellen Sie sich für einen Augenblick<br />
vor, die Bahn hätte nur einen<br />
einzigen ICE Typ, dessen<br />
hunderte Exemplare den gesam-<br />
Vielfalt<br />
Vielfalt<br />
Vielfalt<br />
Vielfalt<br />
Vielfalt<br />
Vielfalt Vielfalt<br />
Roland Spinola<br />
Nachhaltigkeit durch Balance zwischen Effizienz und Vielfalt<br />
ten ICE-Verkehr abwickeln.<br />
Zweifellos auf den ersten Blick<br />
sehr effizient: Einheitliche Ersatz-<br />
und Zubehörteile, vereinfachte<br />
Schulung, effiziente Wartung: Es<br />
sind eine Reihe von Vorteilen<br />
denkbar, die zu erheblichen Kosteneinsparungen<br />
führen können.<br />
Stattdessen: Vielfalt der ICE-Typen,<br />
die in diesem Fall eine betriebliche<br />
Katastrophe verhindert<br />
hat und dafür sorgte, dass der ICE<br />
Übersicht
<strong>ZT</strong>-Magazin | Die Macht der Vielfalt<br />
Betrieb nachhaltig, wenn auch mit<br />
Störungen aufrechterhalten werden<br />
konnte.<br />
In den vergangenen Jahren ist der<br />
Zusammenhang zwischen Effizienz<br />
und Vielfalt genauer studiert<br />
worden. Sally J. Goerner, Bernard<br />
Lietaer und Robert E. Ulanowicz<br />
haben in einigen Artikeln beschrieben,<br />
wie es für jedes komplexe,<br />
vernetzte System eine optimale<br />
Balance zwischen Effizienz<br />
einerseits und Vielfalt andererseits<br />
gibt, um eine Höchstmass<br />
an Nachhaltigkeit zu erzielen. Sie<br />
gingen dabei von Forschungen<br />
aus der Biologie und der Komplexitätstheorie<br />
aus und zeigten,<br />
dass die dort gefundenen Zusammenhänge<br />
allgemein für komplexe<br />
Systeme gelten.<br />
Wie viele andere wissenschaftliche<br />
Erkenntnisse sind sie die Ergebnisse<br />
von Goerner, Lietaer<br />
und Ulanowicz auf der Basisebene<br />
schnell erklärt und einfach zu<br />
verstehen: Ein Optimum an<br />
Nachhaltigkeit in vernetzten<br />
komplexen Systemen kann nur<br />
erreicht werden, wenn Vielfalt<br />
bzw. Unterschiedlichkeit und eine<br />
Vielzahl von Verbindungen einerseits<br />
und Effizienz andererseits in<br />
einer optimalen Balance gegeben<br />
sind.<br />
Nachhaltigkeit bedeutet unter anderem<br />
Belastbarkeit und Robustheit<br />
gegen Störungen, gleichgültig<br />
ob von außen oder aus dem<br />
System heraus – und bedeutet<br />
damit langfristiges, gesundes Überleben.<br />
Übersicht<br />
Das Optimum und der es umgebende<br />
Vitalitätsbereich, d.h. die<br />
Toleranz für Schwankungen sind<br />
dabei für jedes System unterschiedlich.<br />
Natürlich taucht sofort<br />
die Frage auf, wie man den Vitalitätsbereich<br />
findet, welche Parameter<br />
eine Rolle spielen und welche<br />
Messungen und Algorithmen<br />
notwendig sind, um zu brauchbaren<br />
Ergebnissen zu kommen.<br />
Zur Messung der Effizienz betrachtet<br />
man den jeweiligen Mate-<br />
rie-, Energie- und Informationsfluss,<br />
den ein System bewältigen<br />
kann. Dafür gibt es seit Langem<br />
brauchbare Instrumente, vor allem<br />
weil die Wissenschaft stärker<br />
auf die Evaluierung fokussiert ist<br />
als auf die wesentlich schwierigere<br />
Frage nach der Belastbarkeit<br />
und damit Nachhaltigkeit komplexer<br />
Systeme. Die Betriebswirtschaft<br />
mit ihren zahlreichen Instrumenten,<br />
wie z.B. TQM, Lean<br />
Management, Shareholder Value<br />
oder Leistungsbewertung im Personalwesen<br />
ist dafür ein gutes<br />
Beispiel:<br />
Bernard Lietaer sagt dazu in einem<br />
Interview: „Als Belastbarkeit<br />
eines Systems definiert man seine<br />
Fähigkeit, sich von Störungen zu<br />
erholen.“ Diese Fähigkeit sei aber<br />
deutlich schwieriger zu messen<br />
als die Effizienz. Denn, so Lietaer<br />
weiter, „dafür wurden erst in<br />
jüngster Zeit die entsprechenden<br />
mathematischen Modelle geschaffen.<br />
Belastbarkeit beschreibt die<br />
Reserven eines Systems, seine<br />
flexiblen Ausweichmöglichkeiten<br />
und Handlungsoptionen, mit denen<br />
es neu auftretende Störungen<br />
bewältigen kann. Die Wirtschaftswissenschaften<br />
waren bisher<br />
blind für diese Größe. Sie<br />
konnten mit dem Bruttoinlandsprodukt<br />
nur den Gesamtdurchsatz<br />
einer Volkswirtschaft<br />
messen, jedoch nicht ihre Belastbarkeit.<br />
Es war also nicht möglich,<br />
zwischen einer gesunden<br />
Entwicklung und einer Spekulationsblase<br />
zu unterscheiden. Die<br />
Vielfalt eines Systems, also die<br />
Existenz verschiedener Akteurstypen,<br />
sowie der Vernetzungsgrad<br />
innerhalb eines Systems<br />
sind die entscheidenden Variablen<br />
sowohl für Effizienz als<br />
auch für Belastbarkeit. Beide, Effizienz<br />
und Belastbarkeit, wirken<br />
allerdings in entgegen gesetzte<br />
Richtungen.“<br />
Im selben Interview gibt Lietaer<br />
ein sehr anschauliches Beispiel,<br />
wie diese gegenläufigen Wirkungen<br />
aussehen können: „Nehmen<br />
Sie zum Beispiel eine Fichtenmonokultur.<br />
Man kann sie leicht anlegen<br />
und rationell ernten. Doch<br />
ein einziger Schädlingstyp kann<br />
sich sehr schnell ausbreiten und<br />
den ganzen Wald vernichten. Will<br />
man das verhindern, muss man<br />
mit Giften arbeiten, was langfris-<br />
23
<strong>ZT</strong>-Magazin | Die Macht der Vielfalt<br />
tig noch größere Schäden im Ökosystem<br />
verursacht. Ein Mischwald<br />
ist viel weniger anfällig gegen<br />
Schädlinge, doch die Holzernte<br />
erfordert größeren Aufwand.“<br />
Hat man diese für die Nachhaltigkeit<br />
eines Systems notwendige<br />
Balance zwischen Vielfalt und<br />
Effizienz einmal verstanden, so<br />
fallen einem viele Beispiele ein –<br />
vor allem, wenn man sich darüber<br />
im Klaren ist, dass die Vernetzung<br />
und Komplexität in unserer ökonomischen,<br />
ökologischen und sozialen<br />
Umwelt ständig zunimmt.<br />
Dazu einige Beispiele:<br />
24<br />
Technische Systeme<br />
Die Stromausfälle der vergangenen<br />
Jahre in USA haben gezeigt<br />
was passieren kann, wenn technische<br />
Netzwerke zu sehr auf Effizienz<br />
getrimmt werden und die<br />
Belastbarkeit zu wenig beachtet<br />
wird. Ein kleiner Fehler in diesen<br />
immer komplexer vernetzten Systemen<br />
kann katastrophale Folgen<br />
haben, wenn nicht auf Redundanz<br />
geachtet wird und das System bei<br />
einer Störung Ausweichmöglichkeiten<br />
hat. Es scheint, dass im<br />
wichtigsten Netzwerk unserer<br />
Zeit, dem Internet, bessere Bedingungen<br />
für Nachhaltigkeit gegeben<br />
sind: Bei Ausfall eines<br />
wichtigen Knotens gibt es mehrere<br />
Möglichkeiten, den Betrieb –<br />
wenn auch mit geringerer Effizienz<br />
– aufrecht zu erhalten. Zu<br />
Gunsten von Vielfalt wird eine<br />
Einbuße an Effizienz in Kauf genommen.<br />
Personalpolitik in der Wirtschaft<br />
Unternehmen setzen Diversity<br />
Management mehr und mehr als<br />
strategisch wichtiges Instrument<br />
ein. Unter dem Titel „Vielfalt erleben<br />
– Unterschiede sind wertvoll“<br />
erschien Anfang 2009 eine<br />
Broschüre, die von fünf großen<br />
Unternehmen herausgegeben<br />
wurde – aus sehr unterschiedlichen<br />
Branchen: vom Autohersteller<br />
über einen Stromanbieter, eine<br />
Fastfood-Kette und einen<br />
Waschmittelhersteller bis hin zu<br />
einem Wirtschaftsprüfer. Sie alle<br />
gehören zu den Unterzeichnern<br />
der „Charta der Vielfalt“ [1]. Darin<br />
heißt es unter anderem: „Die<br />
Vielfalt der modernen Gesellschaft,<br />
beeinflusst durch die Globalisierung<br />
und den demografischen<br />
Wandel, prägt das Wirtschaftsleben<br />
in Deutschland. Wir<br />
können wirtschaftlich nur erfolgreich<br />
sein, wenn wir die vorhandene<br />
Vielfalt erkennen und nutzen.<br />
Das betrifft die Vielfalt in<br />
unserer Belegschaft und die vielfältigen<br />
Bedürfnisse unserer Kundinnen<br />
und Kunden sowie unserer<br />
Geschäftspartner. Die Vielfalt der<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten<br />
und Talenten eröffnet<br />
Chancen für innovative und kreative<br />
Lösungen.“<br />
Der globale Finanzmarkt<br />
Über die globale Finanzkrise, die<br />
eine Wirtschaftskrise zur Folge<br />
hatte, ist viel geschrieben und geredet<br />
worden. Es herrscht allgemein<br />
der Eindruck vor, dass die<br />
Politik die unmittelbaren Folgen<br />
einigermaßen geschickt und effizient<br />
gehandhabt hat. Über die<br />
Maßnahmen, die getroffen werden<br />
müssen, um eine Wiederholung<br />
zu verhindern, sind sich die<br />
Akteure weniger einig. Was aber<br />
erstaunlich ist: Über die systemischen<br />
Ursachen der Krise wird<br />
wenig geredet. Dabei gibt es genügend<br />
Hinweise, Untersuchungen<br />
und Vorschläge, welche<br />
grundlegenden systemischen Änderungen<br />
notwendig sind, die für<br />
eine größere Nachhaltigkeit im<br />
Finanzsystem sorgen könnten.<br />
Und die Zeit drängt: Seit der<br />
Freigabe der Wechselkurse 1973<br />
hat es 176 Finanzkrisen gegeben,<br />
die sich zum Teil auf einzelne<br />
Länder oder Kontinente beschränkten.<br />
Die globale Krise von<br />
2008 ist sicher nicht die letzte und<br />
es wird höchste Zeit sich um<br />
grundlegende Änderungen zu<br />
kümmern. Mehr Kontrolle auszuüben<br />
und schärfere Gesetze zu<br />
erlassen ist einfach zu wenig.<br />
Es gibt kaum etwas Effizienteres<br />
als die globalen Finanzmärkte:<br />
Offene Märkte, die rund um die<br />
Uhr funktionieren und in der Lage<br />
sind, Millionen Geldeinheiten in<br />
Sekundenbruchteilen um den<br />
Globus zu schicken – ein Kasino<br />
mit tausenden von Spielern, alle<br />
mit dem gleichen Ziel. Der Einsatz<br />
sind die internationalen Währungen,<br />
die alle einen Typ repräsentieren:<br />
Durch Kredite geschaffenes<br />
und zinstragendes Geld –<br />
egal ob es sich um Dollar, Euro<br />
oder Yen handelt, um nur die<br />
Wichtigsten zu nennen. Aber es<br />
ist auch eine andere Art von Geld<br />
Übersicht
<strong>ZT</strong>-Magazin | Die Macht der Vielfalt<br />
denkbar und schon vorhanden,<br />
selbst wenn sein Anteil am gesamten<br />
globalen Geldumlauf so<br />
klein ist, dass es kaum wahrgenommen<br />
wird. Es<br />
sind die so genannten<br />
Komplementärwährungen,<br />
Geld, das<br />
nicht dem Zins unterliegt<br />
und unterschiedliche<br />
Formen<br />
annehmen kann:<br />
Gutscheinsysteme,<br />
Zeitwährungen, Bildungsgutscheine<br />
–<br />
der Kreativität sind<br />
wenige Grenzen gesetzt.<br />
So kann man<br />
im Chiemgau seit vielen<br />
Jahren mit dem „Chiemgauer“<br />
bezahlen, einer von ca. 30 Regionalwährungen<br />
in Deutschland. Er<br />
basiert auf dem Euro, die Umlaufsicherung<br />
wird durch eine<br />
langsame Entwertung erreicht. [2]<br />
Ähnliche Modelle gibt es rund um<br />
den Globus: In Japan existiert seit<br />
1995 das Fureai-Kippu-(Pflege-<br />
Ticket)-System, eine Zeitwährung,<br />
die ältere<br />
Menschen mit Hilfeleistungen<br />
von Jüngeren versorgt. Die Tickets<br />
sind als Stundengutschriften<br />
zu einem späteren Zeitpunkt,<br />
in einem anderen Teil des Landes<br />
oder von anderen Personen abrufbar.<br />
In der Schweiz wurde<br />
schon 1934 das bargeldlose Verrechnungssystem<br />
WIR für kleine<br />
und mittlere Unternehmen eingeführt.<br />
Der Jahresumsatz 2009<br />
betrug 1,6 Milliarden WIR, wobei<br />
ein WIR einem Franken ent-<br />
Übersicht<br />
spricht. Es gibt 15 regionale<br />
Schweizer WIR-Gruppen; 60.000<br />
Firmen nehmen am Verrechnungssystem<br />
teil. Das System<br />
wirkt antizyklisch und unterstützt<br />
so die Politik der Zentralbank.<br />
Diese Beispiele zeigen die große<br />
Vielfalt der Möglichkeiten, Währungen<br />
zu kreieren, die den jeweiligen<br />
Bedürfnissen der Region<br />
(z.B. Chiemgau) oder der Sektion<br />
(z.B. Altenpflege oder Bildung)<br />
angepasst sind. Sie verfügen über<br />
drei wichtige Eigenschaften, die<br />
sie von „Weltgeld“ unterscheiden:<br />
Spotlight<br />
Roland Spinola, Dipl.-Ing., hat nach einer internationalen Karriere<br />
bei IBM (zuletzt als Leiter der Führungskräfte-Entwicklungsprogramme<br />
der IBM Deutschland) sein eigenes Trainings- und Beratungsunternehmen<br />
in Fulda gegründet, aus dem 2001 die Herrmann<br />
International Deutschland GmbH hervorging. Bekannt wurde<br />
er vor allem auch durch die Einführung des "Herrmann Brain<br />
Dominance Instrument" (HBDI) im deutschsprachigen Raum.<br />
Bekannt wurde er vor allem auch durch die Einführung des "Herrmann<br />
Brain Dominance Instrument" (HBDI) im deutschsprachigen<br />
Raum. Er beschäftigt sich mit den teilweise dramatischen Veränderungen<br />
in der Welt und versucht, in Vorträgen und Seminaren<br />
Frühwarnzeichen aufzuzeigen und neue Verhaltenskonzepte vorzustellen.<br />
Er ist Mitglied der GSA (German Speaker Association) und<br />
bekannt für seine lebhafte Vortragsart, die mit Bildern, Metaphern<br />
und Geschichten unterstützt wird.“<br />
http://www.rolandspinola.de/<br />
Sie sind dezentral gültig, nicht für<br />
Spekulation geeignet und demokratisch<br />
kontrolliert. Die Liste der<br />
Beispiele lässt sich noch erweitern<br />
und ich bin überzeugt,<br />
dass Vertretern<br />
anderer Wissensgebiete<br />
z. B. aus<br />
der Ökologie, der<br />
Medizin oder den<br />
Sozialwissenschaften<br />
spontan solche Beispiele<br />
einfallen. Vielleicht<br />
sollten wir einen<br />
solchen Wettbewerb<br />
neuer Ideen<br />
anstoßen um möglichst<br />
viele Systeme<br />
robuster und damit<br />
krisenfester und nachhaltiger zu<br />
gestalten?<br />
Roland Spinola<br />
Herman Brain<br />
Dominanz Instrument<br />
25
Ihre Stimmung bestimmt<br />
26<br />
Ihren Umsatz
<strong>ZT</strong>-Magazin | Ihre Stimmung bestimmt Ihren Umsatz<br />
Stimmung ist im Arbeitskontext<br />
schwer messbar, weil sie extrem<br />
niederschwellig daherkommt.<br />
Das ist fatal, denn von ihr hängt<br />
die Leistungsbereitschaft des<br />
Einzelnen ebenso ab wie die<br />
Leistungsfähigkeit eines Teams<br />
Launologie (v. lat. luna =<br />
Mond) ist aus dieser<br />
Sicht der längst überfällige<br />
Versuch, Ursachen und<br />
Auswirkungen von guter und<br />
schlechter Laune zu verstehen.<br />
Sie beschäftigt sich dabei<br />
vorwiegend mit den körperlichen,<br />
psychischen und<br />
sozialen Auswirkungen und<br />
ist bemüht, interdisziplinarische<br />
Zusammenhänge bei der Erforschung<br />
und Bewältigung unserer<br />
inneren Einstellungen und<br />
Haltungen zum Leben transparent<br />
zu machen. Launologie will, zuvorderst<br />
auch in diesem Konzept,<br />
Werkzeuge für eine „gute“ Laune<br />
entwickeln und adäquate Handlungsimpulse<br />
auslösen. Eine mögliche<br />
Konsequenz dieser Betrachtungen<br />
ist die Methode des Stimmungs-managements<br />
(Mood-<br />
Management). Ein Weg, den jeder<br />
gehen kann – wenn er überzeugt<br />
ist und wirklich will. Ein Weg,<br />
den wir aber vielleicht auch gehen<br />
müssen. Zur Fußballweltmeisterschaft<br />
im Sommer 2006 feierten<br />
über zwölf Millionen Menschen<br />
ausgelassen auf den Straßen.<br />
Doch nach Abpfiff und mit Rückkehr<br />
in den Alltag sah es schnell<br />
wieder anders aus, denn die Psyche<br />
der Deutschen ist ernsthaft<br />
krank: Depression wird spätestens<br />
Übersicht<br />
im Jahr 2020 Herz-Kreislauf-Erkran-<br />
kungen als »Volkskrankheit<br />
Nr. 1« ablösen. Jeder vierte Euro,<br />
den der Deutsche für Medikamente<br />
einsetzt, wird für Psychopharmaka<br />
und Stimmungsaufheller<br />
ausgegeben. Und in den letzten<br />
10 Jahren ist die Zahl der psychisch<br />
erkrankten Arbeitnehmer<br />
um über 80 Prozent gestiegen. Ist<br />
gute Laune für uns ein Fremdwort<br />
geworden? Was brauchen wir, um<br />
“Helmut Fuchs ist Cheftrainer der<br />
Trainer-Akademie-München und<br />
verfasser Zahlreicher erfolgreicher<br />
Fachbücher”<br />
mit mehr Optimismus und Gelassenheit<br />
in den Tag zu starten?<br />
Was steckt hinter dem Phänomen<br />
des Missmuts und wie wirkt sich<br />
die schlechte Laune auf unseren<br />
Alltag, unsere Beziehungen, unsere<br />
tägliche Arbeit aus?<br />
Stimmung, als anhaltend angenehme<br />
oder unangenehme Form<br />
des Fühlens und Empfindens, ist<br />
seit den 1950er-Jahren als wichtige<br />
und messbare Einflussgröße<br />
auf die Leistungsfähigkeit einer<br />
Wirtschaft anerkannt. In die Betriebswirtschaftslehre<br />
haben<br />
Stimmungen aber mit deutlicher<br />
Verzögerung und in die Führungslehre<br />
sogar erst im Laufe der<br />
Neunzigerjahre Einzug gehalten.<br />
Der Wert positiver Grundhaltungen<br />
sowohl für Unternehmen wie<br />
für die einzelne Führungskraft<br />
steht dabei längst außer Frage.<br />
Nachhaltige positive Stimmungen<br />
senken die Krankenquote um bis<br />
zu 85 Prozent, eliminieren Feh-<br />
lerquellen, minimie- ren Wissensverluste<br />
und optimieren die interne<br />
Kommunikation. Gut bestellt<br />
ist es um die Stimmung freilich<br />
nicht:<br />
Nach den letzten Gallup-Studien<br />
zeigt nicht einmal ein Fünftel (!)<br />
aller Arbeitnehmer in Deutschland<br />
ein freiwilliges soziales<br />
Commitment gegenüber seinem<br />
Arbeitgeber – welch ein Fiasko!<br />
Rund ein Viertel von ihnen<br />
hat mit dem eigenen Unternehmen<br />
innerlich endgültig<br />
abgeschlossen.<br />
Die wichtigsten Gründe sind:<br />
Störungen in der Arbeitsbeziehung<br />
zur Führungskraft<br />
und kulturelle Defizite der eigenen<br />
Organisation – Punkte also,<br />
die das Vertrauen des Mitarbeitenden<br />
in die Sozialkompetenz<br />
seines Arbeitsumfelds und des für<br />
ihn Verantwortlichen nachhaltig<br />
Der Bestseller “Launologie - Mit<br />
neuem Schwung durchs Leben” ist<br />
erhältlich unter www.helmutfuchs.de<br />
erschüttern. Die ersten deutschen<br />
Launologen Helmut Fuchs und<br />
27
<strong>ZT</strong>-Magazin | Ihre Stimmung bestimmt Ihren Umsatz<br />
Dirk C. Gratzel zeigen in ihrem<br />
Buch“ Launologie“,<br />
ändern, gelassen in sich zu ruhen<br />
und dadurch klare und trans- parente<br />
Entscheidungen zu treffen.<br />
Die Fakten sind komprimiert und<br />
intelligent zusammengefasst und<br />
ergänzt mit bewährten Übungen<br />
und Techniken. Mit der Gründung<br />
des ersten Instituts für angewandte<br />
Launologie WIFAL in Bad-<br />
Salzhausen wurde ein weiterer<br />
Schritt getan das Thema wissenschaftlich<br />
zu betrachten<br />
und nach weiteren Lösungsansätzen<br />
zu suchen.<br />
Dr. Helmut Fuchs, Wirtschafts-<br />
psychologe und Keynote-Speaker,<br />
wurde mit dem Thema „Ihre<br />
Stimmung bestimmt den Umsatz“<br />
vom Pro Mensch Beratungsteam<br />
als Referent für die Gastroforen<br />
<strong>2010</strong> gewonnen.<br />
Zahlreiche gastronomische Einrichtungen<br />
wie Maredo, Mövenpick<br />
oder Ikea- Gastronomie haben<br />
schon in den 90er Jahren erkannt,<br />
wie wichtig die tägliche<br />
Pflege der Stimmung ist und mit<br />
Dr. Fuchs und der TAM- Trainer<br />
Akademie München ein Schulungsprogramm<br />
zur internen<br />
Qualitätssicherung ins Unternehmen<br />
implantiert.<br />
Nun bleibt die Uhr nicht stehen<br />
und auch die Forschung tickt<br />
weiter und liefert in zahlreichen<br />
Studien den Beweis, dass Firmen<br />
gut beraten sind, die Bedeutung<br />
der Stimmung im Unternehmen<br />
rechtzeitig wahrzunehmen und<br />
konstruktiv zu beeinflussen.<br />
Gemeinsam mit dem WIFAL-In-<br />
28<br />
stitut für angewandte Launologie<br />
ist ein dreistufiges Trainingsprogramm<br />
-speziell für die Hotelerie<br />
und Gastronomie entstanden,<br />
welches Unternehmen nicht nur<br />
die Wirkung geeigneterStimmung<br />
auf Leistung,<br />
Lust und<br />
Leidenschaft<br />
aufzeigt und<br />
hervorhebt, sondern<br />
auch für<br />
dauerhafte positive<br />
Stimmung<br />
sorgt.<br />
In der ersten<br />
Trainingsstufe<br />
erarbeiten Sie in<br />
einem 1-tägigen Trainingsseminar<br />
mit ALLEN Mitarbeiter die Bedeutung<br />
und die Grundvorraussetzung<br />
für eine gute Stimmung<br />
im Unternehmen oder ihrer Abteilung.<br />
Um auch nach außen zu<br />
zeigen, dass Ihnen die gute Stimmung<br />
am Herzen liegt, bekommen<br />
Sie dafür die 3-Sterne Plakette<br />
„launologisch geprüft“.In<br />
der zweiten Ausbaustufe, wird die<br />
Spotlight<br />
die 5-Sterne-Plakette - eine Premium-<br />
Auszeichung für dauerhaft gute Stimmung<br />
und Serviceorientierung.<br />
Der Launologe Helmut Fuchs zeigt als Stimmungsforscher, wie wichtig<br />
eine gute Grundstimmung für Leistung, Zusammenarbeit, Change<br />
und Gesundheit ist.<br />
Helmut Fuchs hat als promovierter Wirtschaftspädagoge und Wirtschaftspsychologe<br />
in seiner 25 jährigen Tätigkeit in der Rolle des<br />
Cheftrainers bei der renommierten TAM Trainer-Akademie München<br />
zahlreiche neue Wege und Möglichkeiten entwickelt, um Unternehmen<br />
und Einzelpersonen den Zugang zu einer ressourcenorientierten<br />
Strategie zu ermöglichen Dafür wurde er mehrfach ausgezeichnet.<br />
Seit vielen Jahren steht die Persönlichkeitsentwicklung im Zentrum<br />
seines Wirkens. Gerade die als notwendig erkannte Mobilisierung des<br />
emotionalen Kapitals hat die Entwicklung der Launologie und die<br />
Bedeutung und Nachfrage des Psychologischen Kabaretts vorangetrieben.<br />
Dr. Fuchs war Gast in zahlreichen Talkshows, Rundfunksendungen<br />
und Großveranstaltungen.<br />
www.helmutfuchs.de<br />
launologische Elastizität durch<br />
einen Testbesuch anhand objektiver<br />
Kriterien gemessen und in<br />
einem zweiten Tagesseminar innerhalb<br />
von 12 Monaten weiter<br />
verbessert. Dafür bekommt<br />
das Unternehmen<br />
die 4-Sterne-<br />
Plakette. Wem eine<br />
dauerhafte Stimmungszufriedenheit<br />
am Herzen liegt,<br />
kann mit dem wöchentlichen20-Minutentraining,<br />
dass<br />
eigenständig von<br />
Chef, Stellvertreter<br />
oder Mitarbeitern<br />
durchgeführt werden<br />
kann, ein zuverlässiges und<br />
belastbares Fundament auch für<br />
Krisenbelastungen aufbauen und<br />
kontrollieren. Dafür bekommt<br />
mane die 5-Sterne-Plakette - eine<br />
Premium-Auszeichung für dauerhaft<br />
gute Stimmung und Serviceorientierung.<br />
Dr. Helmut Fuchs<br />
Der Launologe<br />
Übersicht
Glückwunsch zum<br />
Trainerdiplom<br />
TAM Trainer-Akademie-München<br />
Lehrgang<br />
2/<strong>2010</strong><br />
Block-<br />
lehrgang<br />
Der neue Ausbildungslehrgang zum Managementtrainer beginnt!<br />
Jetzt im Programm!<br />
Termine:<br />
1. Block 08.09. bis 12.09.<strong>2010</strong><br />
2. Block 24.09. bis 26.09.<strong>2010</strong><br />
3. Block 08.10. bis 10.10.<strong>2010</strong><br />
4. Block 22.10. bis 24.10.<strong>2010</strong><br />
5. Block 12.11. bis 14.11.<strong>2010</strong><br />
6. Block 26.11. bis 28.11.<strong>2010</strong><br />
7. Block 17.12. bis 19.12.<strong>2010</strong><br />
Anmeldung unter 0661-928610 oder eMail h.fuchs@trainer-akademie.de<br />
Nächste Infoveranstaltung: 24 August <strong>2010</strong> in Frankfurt/ Main 19-22.00 Uhr<br />
www.trainer-akademie.de<br />
29<br />
Noch Plätze frei !
<strong>ZT</strong>-Magazin | Mit Kopf, Bauch und Hand<br />
Führungstrainer sollen<br />
Führungskräften vermitteln,<br />
wie sie ihre Mitarbeiter<br />
wirkungsvoller motivieren<br />
können. Nur ist Motivation ein<br />
vielschichtiges Gebiet. Wie kann<br />
ein Trainer dieser Aufgabe gerecht<br />
werden?<br />
Professor Hugo M. Kehr hat als<br />
Motivationsexperte an der University<br />
of California at Berkeley<br />
das 3K-Modell entwickelt. Es ist<br />
innovativ, wissenschaftlich fundiert<br />
und hervorragend für die<br />
praktische Führungsarbeit geeignet.<br />
Es bietet die Tiefe, die nötig<br />
ist, um der Vielschichtigkeit motivationsbezogener<br />
Phänomene in<br />
der Praxis gerecht zu werden.<br />
30<br />
Mit Kopf, Bauch<br />
und Hand<br />
FdM®Training vergibt Trainerlizenzen<br />
Prof. Dr. Hugo Kehr<br />
Andererseits ist das 3K-Modell<br />
anschaulich, transparent und<br />
leicht vermittelbar.<br />
Professor Kehr hat auf Grundlage<br />
des 3K-Modells ein innovatives<br />
Führungstraining entwickelt, das<br />
FdM®Training. FdM steht für<br />
"Führung durch Motivation". Das<br />
FdM®Training gründet auf 15<br />
Jahren Erfahrung aus Beratung<br />
und Training bei Kunden aus<br />
Wirtschaft und Verwaltung.<br />
Trainer können zu fairen Konditionen<br />
eine FdM®Lizenz erwerben.<br />
FdM®Lizenztrainer sind<br />
nicht an FdM®Trainings gebunden.<br />
Sie können frei am Markt<br />
agieren und auch andere Trai-<br />
ningsprodukte anbieten. Außerdem<br />
sind sie frei und unabhängig<br />
in ihrer Honorargestaltung. Das<br />
FdM®kompakt erweitert daher<br />
das Portfolio eines Trainers, ohne<br />
sein Profil einzuschränken.<br />
Die Kehr MC GmbH bietet dreitägige<br />
Train-the-Trainer-Trainings<br />
an, mit denen qualifizierte Trainer<br />
die FdM®Lizenz erwerben können.<br />
[Mehr zu Preisen und Terminen].<br />
3K – die drei Komponenten<br />
der Motivation<br />
„3K“ steht für die drei Komponenten<br />
der Motivation. In der<br />
Fachsprache heißen sie explizite<br />
Übersicht
<strong>ZT</strong>-Magazin | Mit Kopf, Bauch und Hand<br />
(selbsteingeschätzte) Motive, implizite<br />
(unbewusste) Motive und<br />
subjektive Fähigkeiten. Im Führungstraining<br />
stehen dafür die<br />
Metaphern „Kopf“, „Bauch“ und<br />
„Hand“.<br />
• Kopf steht für die rationalen<br />
Absichten, Ziele und die Bereitschaft,<br />
eine bestimmte Handlung<br />
auszuführen.<br />
• Hand repräsentiert Fähigkeiten,<br />
Wissen und Erfahrung, die eine<br />
Handlung verlangt.<br />
• Bauch steht für den emotionalen<br />
Bereich, für die mit der Handlung<br />
verbundenen Hoffnungen,<br />
die oft unbewussten Bedürfnisse<br />
Übersicht<br />
und Motive, die es zu wecken<br />
gilt, aber auch für Ängste und<br />
"Bauchschmerzen".<br />
Das 3K-Modell im FdM®Training<br />
Im FdM®Training lernen Führungskräfte,<br />
wie sie das 3K-Modell<br />
zur Diagnose der Motivation<br />
ihrer Mitarbeiter verwenden können.<br />
Wir nennen das die „3K-Prüfung“.<br />
Dabei werden Fragen nach<br />
den drei Komponenten der Motivation<br />
(„Kopf“, „Bauch“ und<br />
„Hand“) gestellt.<br />
Die Fragen helfen dem Mitarbeiter,<br />
etwa über „ungute Bauchgefühle“<br />
oder sein fehlendes „Ziel<br />
hinter dem Ziel“ zu sprechen. Das<br />
ist die Voraussetzung, um gemeinsam<br />
mit der Führungskraft<br />
Lösungswege zu finden. [mehr]<br />
Professionelle Umsetzung des<br />
FdM®Trainings<br />
Das FdM®Training bietet den<br />
Teilnehmern ein umfangreiches<br />
Leistungspaket:<br />
• standardisierter Trainerleitfaden<br />
• informative und übersichtlich<br />
gestaltete Teilnehmerunterlagen<br />
• Gesprächsleitfäden (gedruckt<br />
und elektronisch)<br />
• Merkkarten im Scheckkarten-<br />
Format<br />
• validierter Vorab-Fragebogen<br />
(online-gestützt)<br />
31
<strong>ZT</strong>-Magazin | Mit Kopf, Bauch und Hand<br />
• individuelle Auswertungsergebnisse<br />
als Ausdruck<br />
• für das Training produzierte<br />
Schulungsfilme<br />
• Teilnehmerzertifikat<br />
• Online-Test zur Selbstkontrolle<br />
Wissenschaftliches Fundament<br />
Das FdM®Training basiert auf<br />
aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen,<br />
die in zahlreichen<br />
wissenschaftlichen Publikationen<br />
beschrieben sind. Das gibt Personalentwicklern,<br />
die sich in einem<br />
mitunter undurchsichtigen Markt<br />
von Trainingsangeboten zurechtfinden<br />
müssen, eine wesentliche<br />
Orientierungshilfe. Der bislang<br />
wichtigste Aufsatz zum 3K-Modell<br />
ist im Academy of Management<br />
Review, der führenden<br />
Fachzeitschrift der Managementforschung,<br />
erschienen, im Rahmen<br />
des Sonderheftes „The future<br />
of work motivation theory“.<br />
Forschung aus erster Hand<br />
Professor Kehr hat an der Technischen<br />
Universität München<br />
ein Zentrum für Motivationsforschung<br />
aufgebaut. Sein Team<br />
und er bearbeiten in Experimenten<br />
und Feldstudien mit Führungskräften<br />
Themenfelder, die<br />
für Führung und Motivation von<br />
Mitarbeitern bedeutsam sind. Im<br />
FdM®Training kommen die aktuellen<br />
Ergebnisse und Erkenntnisse<br />
aus erster Hand zur Sprache.<br />
Dabei dient das 3K-Modell<br />
als systematischer Erklärungs-<br />
32<br />
rahmen und zeigt, wie verschiedene<br />
Motivationsphänomene miteinander<br />
verbunden sind.<br />
Die nachstehenden Untersuchungsergebnisse<br />
sind direkt am<br />
Lehrstuhl Kehr entstanden. Im<br />
FdM®Training werden diese<br />
Themen eingehend besprochen<br />
und Lösungen angeboten.<br />
Kopf, Bauch & Hand erzeugen<br />
Flow: Die Forschung zeigt, dass<br />
das Zusammenspiel der drei<br />
Komponenten Kopf, Bauch und<br />
Hand das Entstehen von intrinsischer<br />
Motivation und Flow (Flusserleben)<br />
beeinflusst.<br />
Kostbare Ressource Willenskraft:<br />
Konflikte zwischen Kopf<br />
und Bauch gehen zu Lasten der<br />
Willenskraft: Sie muss eingeschaltet<br />
werden, um sich zu der<br />
fraglichen Handlung zu überwinden.<br />
Willensstärke aber ist eine<br />
begrenzte, kostbare Ressource.<br />
Spotlight<br />
Zum Frühlingsanfang 2006 wurde Dr. Hugo M. Kehr, Universitätsprofessor<br />
für Management an der Macquarie Graduate School of Management, Macquarie<br />
University Sydney, auf den Lehrstuhl für Psychologie der TUM -<br />
Technische Universität München berufen.<br />
Hugo Kehr, geboren 1965, studierte Betriebswirtschaftslehre in München<br />
(LMU) und Montpellier. Er promovierte 1997 am Institut für Psychologie<br />
der LMU und habilitierte sich dort 2000. Im Anschluss ging Hugo Kehr als<br />
Humboldt-Stipendiat an die UC Berkeley. Gestützt durch ein Heisenbergstipendium<br />
lehnte er Rufe nach Fribourg sowie an die IESE in Barcelona ab<br />
und nahm 2004 den Ruf nach Sydney an.<br />
Hugo Kehr versteht sich vornehmlich als Motivationspsychologie. Seine<br />
Forschungsthemen sind mit der Motivation eng verzahnt und umfassen in<br />
der Grundlagenforschung die Funktion des Willens und der Selbstregulation,<br />
außerdem das Zusammenspiel von Visionen und unbewussten Motiven, in<br />
der Anwendungsforschung Selbstmanagement-Training (SMT), Führung<br />
sowie Organisationsentwicklung. Über diese Themenbereiche hat Hugo<br />
Kehr vier Monographien und zahlreiche Fachaufsätze in renommierten<br />
deutschen und internationalen Zeitschriften veröffentlicht wie auch diverse<br />
nationale und internationale Vorträge gehalten.<br />
www.psy.wi.tum.de<br />
Die motivierende Kraft von Visionen:<br />
Gefördert von der Deutschen<br />
Forschungsgemeinschaft<br />
untersucht der Lehrstuhl Kehr, ob<br />
und ggf. auf welche Weise Visionen<br />
motivieren. Untersuchungen<br />
mit Einzelpersonen und auch gesamten<br />
Unternehmen zeigen, dass<br />
Visionen besonders motivieren,<br />
wenn sie bildhaft sind. Denn gerade<br />
dann regen sie unbewusste<br />
Motive an.<br />
Authentizität, Charisma und<br />
Führungserfolg: Die Forschung<br />
zeigt, dass der Führungserfolg<br />
und das Charisma einer Führungskraft<br />
davon abhängen, dass<br />
der gewählte Führungsstil mit den<br />
unbewussten Motiven der Führungskraft<br />
übereinstimmt. Außerdem<br />
sollte der Führungsstil zu<br />
den Motiven der Geführten passen.<br />
Prof. Dr. Hugo Kehr<br />
FdM®Training<br />
Übersicht
<strong>ZT</strong>-Magazin | Mit Begeisterung verkaufen<br />
Mit Begeisterung<br />
Erich-Norbert Detroy<br />
Wie kommt es, dass<br />
Spitzenverkäufer<br />
oft ein Vielfaches ihrer<br />
„Durchschnittskollegen“ verkaufen?<br />
Verfügen Sie über ein besonderes<br />
Elixier, über geheimnisvolle<br />
Kräfte, oder ist diese Gabe genetisch<br />
veranlagt? Oder haben sie<br />
schlichtweg ein besseres Gebiet<br />
oder ungemeines Glück?<br />
Natürlich, manches davon stimmt.<br />
Doch die meisten Spitzenverkäufer,<br />
so eine Studie von Alexandra<br />
Beschenar von der<br />
ESB in Reutlingen, sind sehr fleißige<br />
„Arbeiter“, die konsequent<br />
und zielstrebig mit<br />
Übersicht<br />
verkaufen<br />
...auch und gerade gute Preise !<br />
großer Begeisterung unablässig<br />
ihrem Tagwerk nachgehen. Und<br />
das kann jeder, könnte jeder.<br />
Wenn da nur eines nicht wäre: Es<br />
fehlt der innere Stachel, die Begeisterung<br />
für die Firma, die Produkte,<br />
den Markt und die Aufgabe<br />
des Verkaufens. Und diese Begeisterung<br />
ist die Voraussetzung<br />
für dynamischen „Egodrive“, dem<br />
inneren Bewegungsbedürfnis, der<br />
Lust zu herausragenden Verkaufserfolgen.<br />
Begeisterung kommt nie zugeflogen,<br />
Begeisterung ist fast immer<br />
das Ergebnis eines intensiv mit<br />
der Sache Auseinandersetzens.<br />
Begeisterung für das Verkaufen,<br />
dem schönsten Job der Welt, verleiht<br />
uns wahrhaft Flügel. Verkaufen<br />
ist der tollste Job der Welt:<br />
Nirgends gibt es so viel Abwechslung,<br />
nirgends können wir so viele<br />
Menschen glücklich machen,<br />
nirgends gibt es so viele Erfolgserlebnisse,<br />
nirgends haben wir so<br />
viel Freiheit … immer vorausgesetzt,<br />
Wir machen unseren Job<br />
richtig gut. Ja, Verkaufen kann<br />
begeistern.<br />
Begeisterung für unsere Firma<br />
und unsere Produkte<br />
33
<strong>ZT</strong>-Magazin | Mit Begeisterung verkaufen<br />
gibt uns ein unweigerliches Mitteilungsbedürfnis:<br />
„Das muss ich<br />
allen erzählen!“ Und wenn wir<br />
dann unseren Auftrag ernst nehmen,<br />
spüren wir sogar, dass wir<br />
den Kunden von Fehlentscheidungen,<br />
denen für den Wettbewerb,<br />
fern halten müssen. Also<br />
beginnen wir unsere Produkte zu<br />
lieben, so wie in Pygmalion,<br />
einer griechischen<br />
Sage, sicher der Bildhauer<br />
in seine in Stein<br />
gehauene Frauengestalt<br />
so sehr verliebte, dass<br />
sie zu Fleisch und Blut<br />
wurde.<br />
Begeisterung für unsere Preise<br />
ist von existenzieller Natur und<br />
damit lebenswichtig, hängt doch<br />
von „guten“ Preisen ab, ob unsere<br />
Firma Gewinne macht. Schlechte<br />
Preise führen in den Ruin, Konkurse<br />
gibt es jährlich über 40.000<br />
allein in Deutschland, Österreich<br />
und in der Schweiz. Billig verkaufen<br />
kann jeder, dazu braucht<br />
man keine guten Verkäufer.<br />
Wie kann man sich nun von<br />
„hohen“ Preisen begeistern?<br />
Launologie<br />
Das Hörbuch<br />
34<br />
Nun, das ist nicht einfach, wenn<br />
man selbst ein Dauer-Schnäppchenjäger<br />
oder gar ein Billigheimer<br />
ist. Die eigene Kauf-Mentalität<br />
prägt nämlich unsere Verkaufs-Mentalität.<br />
Der Billigkunde<br />
gewinnt in uns einen Freund, der<br />
schnell und freudig hohe Rabatte<br />
gibt. Nun kann man sich als Ver-<br />
“Jede Verhandlung dient dazu<br />
die Geschäftsbeziehungen zum<br />
Kunden zu verbessern.”<br />
käufer, so werden Sie einwenden,<br />
ja nicht immer das Teuerste leisten.<br />
Das ist richtig, aber man kann<br />
zweierlei tun. Erstens einfach<br />
„wertiger“ leben, also mehr Stil,<br />
mehr Persönlichkeit zeigen.<br />
Zweitens man kann sich ständig<br />
mit Hochpreisbeispielen beschäftigen<br />
und daraus lernen:<br />
Wie gelingt es Porsche teuer zu<br />
verkaufen und eine sensationelle<br />
Umsatzrendite zu erzielen? Wie<br />
konnten alle Millionen-Villen auf<br />
der Dubai vorgelagerten künstlichen<br />
Palmeninsel verkauft sein,<br />
noch bevor die erste gebaut wurde?<br />
Warum ist BOSS so erfolgreich<br />
obwohl es überall Billig-<br />
Klamotten-Läden gibt?<br />
Die innere Preisfestigkeit ist die<br />
Voraussetzung für die Freude an<br />
der Preis-Übermittlung, dann<br />
wenn der Kunde fragt.<br />
„Was kostet’s!“<br />
Der schwache Verkäufer<br />
b e k o m m t s c h o n<br />
Schweiß in die Hände<br />
und auf die Stirn, weil er<br />
immer noch sagt „Es<br />
kostet …“<br />
Denn er hat immer noch<br />
nicht gelernt, dass wir von Klein<br />
auf lernen Kosten zu vermeiden.<br />
Klar, dass der Kunde „Viel zu<br />
teuer!“ sagen muss. Stärker macht<br />
es der preisstabile Kollege, er sagt<br />
ruhig „Sie bekommen XY für …<br />
€ und haben noch den Vorteil der<br />
höheren …!“, denn das Wort „bekommen“<br />
löst den Besitztrieb aus.<br />
Jetzt muss unser Freund nur noch<br />
fragen „Wann?“ und „Wieviel?“<br />
er „Wohin?“ liefern darf.<br />
Zu einfach? Ausprobieren! Sie<br />
werden sehen, es funktioniert.<br />
Jetzt bestellen unter:<br />
www.helmutfuchs.de<br />
Übersicht
<strong>ZT</strong>-Magazin | Mit Begeisterung verkaufen<br />
„Zu teuer!“<br />
Was aber wenn der Kunden trotzdem<br />
„Zu teuer!“ sagt? Resignieren?<br />
Oder gar mit der Uraltformel<br />
„Im Verhältnis wozu?“ kommen?<br />
Das wäre beides traurig. Resignieren<br />
heißt ausgeben im Kampf<br />
und ist damit die Vorwegnahme<br />
der Niederlage.<br />
„Im Verhältnis wozu!“ (es gibt<br />
immer noch Trainer, die diesen<br />
Satz empfehlen!) löst dagegen nur<br />
aus „Im Verhältnis zur Konkurrenz!“<br />
Und jetzt wird das Verkaufsgespräch<br />
richtig schwierig,<br />
besonders wenn der Kunde auf<br />
den Wettbewerb fixiert ist.<br />
Sagen Sie doch auf das „Zu teuer!“<br />
schlicht „Stimmt, was ich<br />
Ihnen empfehle ist teuer, und<br />
wertvoll, wertvoll weil Sie mehr<br />
…“ oder formulieren Sie so<br />
„Stimmt, dieses Produkt ist nicht<br />
billig, billig wäre es geworden<br />
wenn die (z.B.) Sicherheitsaspekte<br />
wegfielen!” oder vielleicht gefällt<br />
Ihnen auch der Werbesatz<br />
von Crisan: „Stimmt, ist sauteuer,<br />
aber es wirkt!“<br />
Die professionelle Preisverhandlung.<br />
Preisgespräche brauchen Vertrauen.<br />
Und oft verliert man als<br />
Verkäufer sein Gesicht, vor allem<br />
dann wenn man zu schnell auf<br />
die Preis-Attacke des Kunden<br />
reinfällt und gleich einen Rabatt<br />
einräumt. Nachlässe zu geben,<br />
ohne dafür ein Äquivalent zu bekommen,<br />
heißt schlichtweg vorher<br />
versucht zu haben den Kun-<br />
Übersicht<br />
den zu übervorteilen. Ein Zugeständnis<br />
unsererseits verlangt<br />
immer auch nach einem Zugeständnis<br />
des Kunden. Er kann<br />
schon 1 oder 2 % mehr Rabatt<br />
bekommen, wenn er (z.B.) die<br />
angefragte Menge verdoppelt oder<br />
50 % Anzahlung leistet. Wie<br />
Du mir so ich Dir. Auge um Auge,<br />
Zahn um Zahn. Zug um Zug.<br />
Zugeständnis um Zugeständnis.<br />
Nur dann ist das Gesicht gewahrt,<br />
und beide Verhandlungspartner<br />
sind glücklich.<br />
Preiszugeständnisse<br />
dürfen nie allzu leichtfertig gegeben<br />
werden, hängt doch davon<br />
unser gesamter Unternehmenserfolg<br />
ab. Denn Gewinne sind der<br />
Sauerstoff des Unternehmens.<br />
Auch dürfen Sie nicht zu schnell<br />
gegeben werden, erst lassen wir<br />
den Kunden hart darum kämpfen.<br />
Denn wir kennen aus dem Sport<br />
die Formel „Ein allzu leichter<br />
Sieg enttäuscht den Gegner!“<br />
Rabatte? Gibt es was Besseres?<br />
Spotlight<br />
Eigentlich wollte der Gründer von DCI, Erich-Norbert Detroy, den<br />
landwirtschaftlichen Betrieb seiner Großeltern übernehmen. Melken<br />
und Mähdrescher fahren konnte er ja. Doch der Gedanke, dass<br />
der Hof ihm nur zu 1/27 zugeflossen wäre, ließ diese Idee rasch<br />
versiegen.<br />
Also wurde er Industriekaufmann, denn er wollte wie sein Vater,<br />
der Einkaufsleiter, von vielen Menschen (sprich Verkäufern) bewundert<br />
werden. Aber es kam anders. Er wurde erfolgreicher Verkäufer,<br />
bekam als erster Externer von der Daimler-Benz AG ein<br />
Stipendium für sein BWL-Studium, begann Marketing und Vertrieb<br />
zu lieben.<br />
Bald (1970) kam der Ruf des damals berühmten holländischen<br />
Unternehmensberaters (Jan L. Wage) und wurde bald dessen deutscher<br />
Statthalter. Jan L. Wage wurde zu seinem beruflichen Vater in<br />
Sachen Management- und Verkäufer-Training. Eine faszinierende<br />
Zeit.<br />
www.detroy-consultants.de<br />
Ja, ein einmal gegebener Rabatt<br />
ist nur schwierig zurück zu nehmen.<br />
Meist werden aus 5 % dann<br />
7 % dann 10 %. Besser ist in Naturalien<br />
den Verhandlungswunsch<br />
des Kunden aufzufüllen. Wenn er<br />
Händler ist, und es geht um 100<br />
Stück von Produkt A, dann liefern<br />
wir gerne zusätzlich 10 Stück von<br />
B. Erstens stehen Naturalrabatte<br />
zu Gestehungskosten in der Bilanz<br />
und zweitens kann sich der<br />
Kunde von der leichten Verkäuflichkeit<br />
von B überzeugen und<br />
wird dann gerne nachordern.<br />
Das Prinzip muss nämlich heißen:<br />
Jede Verhandlung dient dazu die<br />
Geschäftsbeziehungen zum Kunden<br />
zu verbessern.<br />
Erich-Norbert Detroy<br />
DCI - Detroy Consultants International.<br />
35
<strong>ZT</strong>-Magazin | Was ist Flow-Erleben<br />
Was ist Flow-Erleben<br />
Jeder Mensch hat spezielle<br />
Interessen. Manche Leute<br />
interessieren sich zum Beispiel<br />
besonders für römische Geschichte.<br />
Jemand mit einem solchen<br />
Interesse hat wahrscheinlich<br />
schon viel über das römische Imperium<br />
gelesen, ist gewiss mehrfach<br />
in Rom gewesen und hat<br />
vermutlich andere Stätten mit römischem<br />
Erbe besucht. Sobald es<br />
um das Thema geht, wie Hannibal<br />
über die Alpen bis nach Rom<br />
vorstieß, wird so jemand wahrscheinlich<br />
automatisch die römische<br />
Perspektive einnehmen und<br />
vielleicht sogar die Zerstörung<br />
36<br />
und wie kann man es fördern?<br />
Karthagos rechtfertigen. Ungefähr<br />
so könnte ein richtiger „Rom-<br />
Fan“ aussehen. Als Experte könnte<br />
er sein Wissen zum Beispiel bei<br />
der Online-Bibliothek Wikipedia<br />
einbringen. Warum würde jemand<br />
viel Zeit und Kraft darin investieren,<br />
eine frei zugängliche Online-<br />
Bibliothek zu verbessern? Weil er<br />
dafür bezahlt wird oder von jemandem<br />
eine Belohnung bekommt?<br />
Sicherlich nicht. Die Belohnung<br />
liegt hierbei in der Sache<br />
selbst. Das eigene Wissen weiter<br />
zu geben, andere Beiträge zu verbessern<br />
und selbst viele Beiträge<br />
zu schreiben, darin liegt der An-<br />
Kaspar Schattke<br />
reiz. Diese Aufgaben machen einem<br />
„Rom-Fan“ Spaß. Daher<br />
wird er viel Kraft und Zeit auf das<br />
Schreiben von Beiträgen ausrichten<br />
und auch einmal eine Nacht<br />
vor dem Computer verbringen.<br />
Eine solche Person ist hoch motiviert.<br />
Diese Motivation kommt<br />
von innen heraus – die Person ist<br />
intrinsisch motiviert. Dabei hat<br />
sie beim Schreiben das Gefühl,<br />
dass alles wie von selbst läuft und<br />
dass die Zeit wie im Fluge vergeht.<br />
Der Rom-Fan ist im Flow.<br />
Flow-Erleben ist ein Spezialfall<br />
intrinsischer Motivation. Wer<br />
Übersicht
<strong>ZT</strong>-Magazin | Was ist Flow-Erleben<br />
intrinsisch motiviert ist, erlebt die<br />
aktuell ausgeführte Tätigkeit als<br />
lustvoll. Die Tätigkeit macht Spaß<br />
und es werden momentan keine<br />
anderen Aufgaben als wichtiger<br />
erachtet. Dadurch wird die Tätigkeit<br />
selbst zum Anreiz und man<br />
ist ohne externale Belohnungen<br />
wie zum Beispiel Geld motiviert.<br />
Man spricht von Tätigkeitsanreizen,<br />
wenn das Ausführen der Tätigkeit<br />
selbst zur Belohnung wird.<br />
Csikszentmihalyi (1975)<br />
nennt eine Aufgaben mit<br />
hohen Tätigkeitsanreizen<br />
autotelisch, da sie um ihrer<br />
selbst willen ausgeführt<br />
wird. Eine solche<br />
Tätigkeit hat das Potential,<br />
dass eine Person gänzlich in<br />
ihr aufgeht, was Csikszentmihalyi<br />
(1975) Flow-Erleben nennt. Voraussetzungen<br />
fürs Flow-Erleben<br />
sind seiner Ansicht nach klare<br />
Ziele durch die Tätigkeit selbst,<br />
sofortige interpretationsfreie<br />
Rückmeldungen durch die Tätigkeit<br />
und die Passung von Anforderungen<br />
und Fähigkeiten. Die<br />
Erlebenskomponenten des Flow-<br />
Zustands sind, dass man hoch<br />
konzentriert ist. Die Aufgabe wird<br />
weiterhin als herausfordernd erlebt,<br />
aber man hat trotzdem das<br />
Gefühl, alles unter Kontrolle zu<br />
haben. Man hört auf, sich selbst<br />
zu beobachten und ist ganz mit<br />
der Aufgabe verschmolzen, so<br />
dass man meint, die Tätigkeit<br />
fließe einfach und glatt dahin. Am<br />
Ende fällt einem auf, dass man<br />
gar nicht gemerkt hat, wie die<br />
Zeit vergangen ist. Flow ist ein<br />
Zustand hoher Motivation, der<br />
Übersicht<br />
mit hoher Kreativität (z.B. Csikszentmihalyi,<br />
1996;) und verbesserter<br />
Leistung (z.B. Engeser,<br />
Rheinberg, Vollmeyer & Bischoff,<br />
2005; Schüler, 2007) verbunden<br />
ist.<br />
Die Passung aus Anforderungen<br />
und Fähigkeiten ist nach Csikszentmihalyi<br />
(1975) die zentrale<br />
Voraussetzung fürs Flow-Erleben.<br />
Neuerdings wird jedoch ange-<br />
Kaspar Schattke ist Diplompsychologe und<br />
arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
am Lehrstuhl für Psychologie der<br />
Technischen Universität München<br />
nommen, dass neben der Passung<br />
von Anforderungen und Fähigkeiten<br />
auch affektive und kognitive<br />
Präferenzen übereinstimmen<br />
müssen. Affektive Präferenzen<br />
sind emotional verankerte Vorlieben<br />
von Anreizklassen. Sie führen<br />
zu spontanen Verhaltensimpulsen<br />
der Person. („Das würde ich gerne<br />
machen.“) Affektive Präferenzen<br />
energetisieren Verhalten<br />
durch Spaß und Freude an der<br />
Tätigkeit. Es geht dabei um die<br />
Erfüllung von Wünschen, Vorlieben<br />
und emotionalen Bedürfnissen,<br />
die meist nicht bewusst sind<br />
(McClelland, Koestner & Weinberger,<br />
1989). Kognitive Präferenzen<br />
sind hingegen gedankliche<br />
Vorlieben und führen zu expliziten<br />
Handlungstendenzen. („Das<br />
halte ich für wichtig, das will ich<br />
wirklich machen.“) Kognitive<br />
Präferenzen sagen vor allem Verhalten<br />
vorher, bei dem es um bewusste<br />
Entscheidungen und ge-<br />
plante Auswahlprozesse geht<br />
(McClelland et al., 1989).<br />
Weiterhin geht Rheinberg (2002)<br />
in seiner „Flow-Hypothese zur<br />
motivationalen Kompetenz“ davon<br />
aus, dass Personen mit hoher<br />
„motivationaler Kompetenz“ affektive<br />
und kognitive Präferenzen<br />
besser in Einklang bringen können<br />
als Personen mit niedriger<br />
„motivationaler Kompetenz“. Daher<br />
erleben motivational<br />
kompetente Personen<br />
mehr Flow. „Motivationale<br />
Kompetenz bezeichnet<br />
die Fähigkeit, aktuelle<br />
und künftige Situationen<br />
so mit den eigenen Tätigkeitsvorlieben<br />
in Einklang zu<br />
bringen, dass effizientes Handeln<br />
auch ohne Willensanstrengungen<br />
möglich wird" (Rheinberg, 2002,<br />
S. 200). Kehr (2004) geht im<br />
Kompensationsmodell der Motivation<br />
und Volition noch einen<br />
Schritt weiter. Um Flow zu erleben,<br />
muss eine Person einerseits<br />
intrinsisch motiviert sein. Das<br />
heißt, die Tätigkeit muss zu den<br />
affektiven Präferenzen passen und<br />
es dürfen keine störenden kognitiven<br />
Präferenzen bestehen. Darüber<br />
hinaus müssen die tätigkeitsrelevanten<br />
Fähigkeiten subjektiv<br />
als ausreichend wahrgenommen<br />
werden (Kehr 2004). Zu<br />
geringe Fähigkeiten verhindern<br />
Flow-Erleben, da die Handlung<br />
zu oft unterbrochen werden muss<br />
und die Tätigkeit daher nicht flüssig<br />
ausgeführt werden kann. Zwischen<br />
den Flow-Konzepten von<br />
Csikszentmihalyi und Kehr gibt<br />
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<strong>ZT</strong>-Magazin | Was ist Flow-Erleben<br />
es einen weiteren bedeutsamen<br />
Unterschied: Unterforderung<br />
führt nach Csikszentmihalyi<br />
(1975) zu Langeweile. Kehr<br />
(2004) geht jedoch davon aus,<br />
dass man auch bei Unterforderung<br />
Flow erleben kann, solange<br />
die affektiven Präferenzen aktiviert<br />
sind. Hält beispielsweise eine<br />
Person die machtthematische<br />
Situationen genießt (affektive<br />
Präferenzen) eine Präsentation<br />
vor einem Unternehmensvorstand,<br />
so sollte sie Flow erleben.<br />
Durch den prestigeträchtigen<br />
Vorstand wird die machtthemati-<br />
38<br />
sche Präferenz aktiviert. Auch<br />
wenn die rhetorischen Fähigkeiten<br />
der Person sehr hoch sind,<br />
sollte aufgrund der angeregten<br />
machtthematischen affektiven<br />
Präferenzen keine Langeweile<br />
entstehen. Allerdings kann es passieren,<br />
dass durch sehr hohe Fähigkeiten,<br />
die die Anforderungen<br />
übersteigen, die Herausforderung<br />
durch die Tätigkeit sinkt. So sollte<br />
es eine sehr machtmotivierte<br />
Person als genussvoller empfinden,<br />
einen skeptischen Vorstand<br />
zu überzeugen als einen unkritischen.<br />
Der unkritische Vorstand<br />
kann die machtthematischen<br />
affektiven Präferenzen weniger<br />
gut aktivieren oder<br />
anregen. Dadurch sinkt auch<br />
das Flow-Erleben. Es<br />
kommt also auf die affektiven<br />
Präferenzen an, ob hohe<br />
Fähigkeiten zu geringerem<br />
Flow-Erleben führen. Die<br />
affektiven Präferenzen müssen<br />
zu den Tätigkeitsanreizen<br />
in der Situation passen<br />
und die kognitiven Präferenzen<br />
dürfen dem nicht<br />
entgegenwirken. Erste empirische<br />
Belege für den Einfluss<br />
der affektiven Präferenzen<br />
beziehungsweise impliziten<br />
Motive auf das<br />
Flow-Erleben berichten Engeser<br />
und Rheinberg (2008), Schüler<br />
(2007, <strong>2010</strong>) sowie Schattke und<br />
Kehr (2008).<br />
Doch wie entsteht die motivationale<br />
Kompetenz? Einerseits konnten<br />
Schattke, Koestner und Kehr<br />
(im Druck) zeigen, dass die dispositionale<br />
Übereinstimmung affektiver<br />
und kognitiver Präferenzen<br />
(Motivkongruenz) mit frühen<br />
Kindheitserfahrungen assoziiert<br />
ist. So sind Erziehungsstile, welche<br />
die Befriedigung basaler Bedürfnisse<br />
(z.B. Autonomie und<br />
soziale Verbundenheit) fördern,
<strong>ZT</strong>-Magazin | Was ist Flow-Erleben<br />
dazu geeignet motivationale<br />
Kompetenz zu verstärken. Konkret<br />
sollte motivationale Kompetenz<br />
in Familienkontexten gefördert<br />
werden, in denen die Mutter<br />
in kritischen Bindungsphasen verfügbar<br />
ist, die Mutter die (sexuellen)<br />
Impulse und das Bedürfnis<br />
des Kindes nach Nähe nicht unterbindet<br />
und die Familie in der<br />
Lage ist, eine harmonische Familienumgebung<br />
zu schaffen<br />
(Schattke et al., im Druck).<br />
Andererseits sollte das Wissen<br />
darüber, welche Tätigkeitsanreize<br />
zu den eigenen affektiven Präferenzen<br />
passen, durch systematische<br />
Selbstbeobachtung und<br />
Selbstreflexion gefördert werden.<br />
Dies kann zum Beispiel auch<br />
durch entsprechende Trainings<br />
geschehen (Rheinberg & Engeser,<br />
<strong>2010</strong>). Hervorzuheben<br />
sind hier Selbstmanagement<br />
Trainings (Kehr & von Rosenstiel,<br />
2006) bei denen es darum<br />
geht, die eigenen Tätigkeitsvorlieben<br />
zu reflektieren. Ziel ist es,<br />
die eigenen affektiven Präferenzen<br />
zu erkennen und die kognitiven<br />
Präferenzen den affektiven<br />
anzugleichen. So sollte man sich<br />
zum Beispiel Ziele setzen, die<br />
man nicht nur als wichtig erach-<br />
Impressum<br />
Zukunft Training - die Internetzeitschrift wird von<br />
der TAM-Trainer Akademie München in Zusam-<br />
menarbeit mit der EAMS- European Academy for<br />
Motivation Systems herausgegeben und erscheint<br />
in zweimonatigen Abständen. Als Mitherausgeber<br />
treten die Autoren der namentlich gekennzeichne-<br />
ten redaktionellen Beiträge auf . Sie beteiligen sich<br />
auch nach einem festgelegten Schlüssel an den<br />
Produktionskosten. Thematisch ist die Zeitschrift<br />
im Kontext von Personalentwicklung, Training und<br />
Motivation und Persönlichkeitsentwicklung veror-<br />
tet. Mitherausgeber. Fragen zu dem jeweiligen<br />
tet (kognitive Präferenzen), sondern<br />
bei denen einem der Weg zur<br />
Zielerreichung Vergnügen bereitet<br />
(affektive Präferenzen passen zur<br />
Tätigkeit). Das Wissen darüber,<br />
welche Tätigkeiten einem Vergnügen<br />
breiten und welche nicht<br />
sollte zu mehr motivationaler<br />
Kompetenz führen und damit zu<br />
häufigerem Flow-Erleben. Praktische<br />
Anregungen und Übungen<br />
für Trainer und andere Interessierte<br />
finden sich bei Kehr (2008).<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen,<br />
dass Flow-Erleben ein Zustand<br />
höchster Motivation ist, der<br />
mit höherer Kreativität und besserer<br />
Leistung einhergeht. Flow-Erleben<br />
kann man einerseits durch<br />
Spotlight<br />
Kaspar Schattke, Jahrgang 1980, ist Diplompsychologe und arbeitet<br />
als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Psychologie<br />
der Technischen Universität München. Er promoviert zum Thema<br />
„Der Einfluss von Motivkongruenz auf das Flow-Erleben“ und<br />
beschäftigt sich in angewandten Forschungsprojekten mit der<br />
„Motivation zur Open Innovation“. Darüber hinaus ist er BDVTzertifizierter<br />
TAM Trainer und Berater. Neben der persönlichkeitsdiagnostischen<br />
Beratung von Existenzgründern hat er sich auf das<br />
Thema „Führung und Motivation“ spezialisiert und arbeitet nebenbei<br />
freiberuflich als Trainer . Kaspar Schattke ist außerdem Dozent<br />
im Executive MBA Programm der TUM School of Management<br />
www.kehrmc.de<br />
www.innovationprogram.de<br />
Fachgebiet bitte direkt an den Autor und NICHT<br />
an die Redaktion stellen.<br />
Falls Sie eine Beitrag beisteuern möchten, setzen<br />
Sie sich unter redaktion@zkunftraining.de mit der<br />
Readktion in Verbindung.<br />
<strong>ZT</strong> ZukunftTraining bei TAM Edition Kurstrasse 7<br />
63667 Bad-Salzhausen Telefon 06043-983657 Fax<br />
06043 9883919 info@zukunfttraining.de<br />
Internet: www.trainer-akademie.de<br />
Chefredaktion: Dr. Helmut Fuchs und Dr. Andreas<br />
Huber<br />
Redaktion: Frederic M.Fuchs (Gestaltung), Nicole<br />
Gey (Office-Managerin). Alle rechte vorbehalten.<br />
die optimale Passung von Anforderungen<br />
und Fähigkeiten fördern,<br />
als auch durch motivational<br />
kompetentes Verhalten. Motivational<br />
kompetentes Verhalten bringt<br />
die eigenen affektiven und kognitiven<br />
Präferenzen in Einklang indem<br />
man sich zum Beispiel Ziele<br />
setzt, die zu den eigenen emotionalen<br />
Vorlieben passen. Der<br />
„Rom-Fan“ schreibt also bei Wikipedia,<br />
weil ihm das Schreiben<br />
über das römische Imperium Spaß<br />
macht und er sich optimal herausgefordert<br />
fühlt. Anders ausgedrückt:<br />
Wenn der Kopf weiß, was<br />
dem Bauch Spaß macht und man<br />
genug Fähigkeiten für die Ausführung<br />
der Tätigkeit besitzt, ist<br />
Flow-Erleben nicht mehr weit.<br />
Kaspar Schattke<br />
Diplompsychologe<br />
Nachdruck, Weiterverbreitung ist nur mit schriftli-<br />
cher Genehmigung des Herausgebers und der für<br />
die jeweiligen Beiträge verantwortlichen Mithe-<br />
rausgeber gestattet. Die elektronische Archivierung<br />
der Inhalte für den persönlichen Gebrauch ist ge-<br />
stattet. Coverfoto: cpoyright Dr. Helmut Fuchs<br />
Die Redaktion kann trotz sorgfältiger Recherchen<br />
und Überprüfung der zugrunde liegenden Quellen<br />
keine Gewähr für den Inhalt übernehmen. Jegliche<br />
Haftung für aus der Berichterstattung entstandene<br />
Schäden ist ausgeschlossen.<br />
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12 / 13 Dezember <strong>2010</strong><br />
Fulda