Sans-Papiers-Kinder Interview-Manual - Schweizerisches Rotes Kreuz
Sans-Papiers-Kinder Interview-Manual - Schweizerisches Rotes Kreuz
Sans-Papiers-Kinder Interview-Manual - Schweizerisches Rotes Kreuz
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Lizentiatsarbeit zu <strong>Sans</strong>-<strong>Papiers</strong>-<strong>Kinder</strong>n von Lisa Weiller Erhebungs- und Auswertungsmethoden<br />
das Kodier-Paradigma auf die Daten bzw. die daraus gewonnenen Kategorien angewendet.<br />
Strauss und Corbin beschreiben diesen Vorgang in vier Schritten:<br />
a) „das hypothetische In-Beziehung-Setzen von Subkategorien zu einer Kategorie durch<br />
Aussagen, die die Natur der Beziehungen zwischen den Subkategorien und dem<br />
Phänomen bezeichnen – ursächliche Bedingungen, Kontext, intervenierende<br />
Bedingungen, Handlungs- und interaktionale Strategien, Konsequenzen;<br />
b) das Verifizieren dieser Hypothesen anhand der tatsächlichen Daten;<br />
c) die fortgesetzte Suche nach Eigenschaften der Kategorien und Subkategorien, und<br />
nach der dimensionalen Einordnung der Daten (Ereignisse, Geschehnisse, etc.), auf<br />
die sie verweisen;<br />
d) die beginnende Untersuchung der Variation von Phänomenen, wobei jede Kategorie<br />
und ihre Subkategorien mit verschiedenen Mustern verglichen werden, die durch<br />
Vergleich der dimensionalen Einordnung von Beispielen aus den Daten entdeckt<br />
wurden. Beim axialen Kodieren beziehen sich die Vergleiche, die man zieht, und die<br />
Fragen, die man stellt, auf diese hier aufgeführten Schritte“ (op. cit., S. 86).<br />
Unerlässlich beim axialen Kodieren ist es, die Verbindungen zwischen den Kategorien und<br />
ihren Subkategorien immer wieder an den Daten zu überprüfen. Dies gilt auch für die<br />
anderen Kodierschritte. Das Analysieren der Daten aufgrund der Grounded Theory ist „ein<br />
konstantes Wechselspiel zwischen Aufstellen und Überprüfen“ (op. cit., S. 89), zwischen<br />
Deduktion und Induktion. Schliesslich ist zu betonen, dass während der Analyse ständig hin-<br />
und hergewechselt wird zwischen dem offenen und dem axialen Kodieren (vgl. op. cit., S.<br />
75-93).<br />
Selektives Kodieren<br />
Das Sammeln und Analysieren von Daten mittels offenen und axialen Kodierens nimmt viel<br />
Zeit in Anspruch. Schliesslich kommt aber der Punkt, an dem die gefundenen Kategorien zu<br />
einer Grounded Theory integriert werden sollen. Dies wird mittels selektiven Kodierens<br />
erreicht. Dieser Analyseschritt unterscheidet sich nicht grundsätzlich von den zwei<br />
vorhergehenden, er hat mit ihnen das Stellen von Fragen und das Vergleichen als<br />
Grundtechniken gemein. Das Vorgehen gleicht stark demjenigen beim axialen Kodieren, es<br />
findet jedoch auf einer abstrakteren Analyse-Ebene statt.<br />
Strauss/Corbin erläutern das Vorgehen beim selektiven Kodieren in den folgenden Schritten,<br />
die in Wirklichkeit jedoch nicht einer nach dem anderen ausgeführt werden. Vielmehr<br />
„bewegt man sich zwischen ihnen hin und her“ (Strauss/Corbin 1996, S. 95):<br />
49