Sans-Papiers-Kinder Interview-Manual - Schweizerisches Rotes Kreuz
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Lizentiatsarbeit zu <strong>Sans</strong>-<strong>Papiers</strong>-<strong>Kinder</strong>n von Lisa Weiller Erhebungs- und Auswertungsmethoden<br />
vertiefende Faktoren (vgl. op. cit., S. 26). Für die vorliegende Untersuchung konnte die<br />
Forscherin auf berufliche Erfahrungen zurückgreifen, hatte sie als Jugendarbeiterin in der<br />
gemeinwesenorientierten, offenen und projektorientierten Jugendarbeit viel Erfahrungen mit<br />
<strong>Kinder</strong>n im Primarschulalter, mit oder ohne Migrationshintergrund, gesammelt. Zudem hat<br />
sie bereits zwei Studien mit <strong>Kinder</strong>n im Primarschulalter durchgeführt (vgl. Weiller 2005;<br />
Payor/Zimmerli/Weiller/Früh 2003).<br />
Persönliche Erfahrungen verhalfen der Forscherin dagegen kaum zur Vertiefung ihrer<br />
theoretischen Sensibilität, da sie keine Migrations- oder <strong>Sans</strong>-<strong>Papiers</strong>-Erfahrungen teilt.<br />
Einzig das gedankliche sich Zurückversetzen in die eigene Kindheit konnte etwas dazu<br />
beisteuern, <strong>Kinder</strong> zu verstehen oder Kreativität in die Analyseprozesse einwirken zu lassen,<br />
um auf unerwartete Konzepte oder Zusammenhänge zu stossen.<br />
Kreativität ist unerlässlich, um das Potential der Daten für das Entwickeln einer<br />
datenbasierten Theorie zu nutzen. Dazu braucht die Forscherin auch ihre theoretische<br />
Sensibilität. Wichtig ist jedoch, dass stets ein Gleichgewicht gehalten werden kann zwischen<br />
dem, was von der Forscherin kommt und dem, was die Daten selbst zeigen. Um dieses<br />
Gleichgewicht zu behalten und trotz der gefragten Kreativität wissenschaftlich zu arbeiten,<br />
sollen sich die Forschenden nach Strauss und Corbin an die folgenden drei Punkte halten:<br />
• Während des Analyseprozesses soll man immer wieder einen Schritt zurückgehen und<br />
fragen, was genau passiert.<br />
• Eine skeptische Haltung gegenüber allen vorläufigen Kategorien und Hypothesen ist<br />
beizubehalten, sie werden immer wieder überprüft.<br />
• Datenerhebung und -analyse sollen nach den vorgegebenen Schritten der Grounded<br />
Theorie befolgt werden (vgl. Strauss/Corbin 1996, S. 30).<br />
Um die für eine hohe Qualität der Analyse erforderliche theoretische Sensibilität zu<br />
erreichen, werden in der Grounded Theory verschiedene ausgefeilte Techniken angewendet,<br />
die Strauss und Corbin in ihrem Buch ausführen. Sie werden bei der Analyse mittels<br />
Grounded Theory eingeübt und angewendet, was auch für die vorliegende Studie gemacht<br />
wurde. Diese Techniken weiter auszuführen würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen,<br />
daher wird auf die Ausführungen von Strauss/Corbin (vgl. op. cit., S. 56-74) verwiesen.<br />
Konkretes Vorgehen und Reflexion<br />
Die Datenerhebung führte zu einer grossen Datenfülle, zu der folgende Aussagen gemacht<br />
werden können:<br />
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