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Sommer - Rudolf Steiner Schule Zürcher Oberland

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<strong>Sommer</strong> 2009<br />

Mitteilungen<br />

Theater<br />

1


Die <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Zürcher</strong> <strong>Oberland</strong><br />

wurde 1976 als politisch und konfessionell unabhängige <strong>Schule</strong> begründet<br />

und steht als solche allen Bevölkerungskreisen offen. Das<br />

Lehrerkollegium, als im pädagogischen Bereich autonomes Gremium,<br />

orientiert sich in seinen erzieherischen Zielsetzungen an der geisteswissenschaftlichen<br />

Welt- und Menschenerkenntnis <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong>s<br />

– an der Anthroposophie. Die Aufnahme von Kindern erfolgt nach<br />

pä da go gischen Gesichtspunkten und liegt in der Verantwortung des<br />

Lehrer kollegiums.<br />

Die Freie Schulvereinigung <strong>Zürcher</strong> <strong>Oberland</strong><br />

ist der rechtliche und wirtschaftliche Träger der <strong>Schule</strong>. Mitglied kann<br />

werden, wer den Bestand und weiteren Ausbau einer <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong><br />

<strong>Schule</strong> im <strong>Zürcher</strong> <strong>Oberland</strong> in freier Trägerschaft mitunterstützen will.<br />

Die Statuten der Vereinigung sowie eine Beitrittserklärung sendet Ihnen<br />

gerne der<br />

Vorstand der Freien Schulvereinigung<br />

Usterstrasse 141, 8620 Wetzikon<br />

Die Mitteilungen<br />

erscheinen viermal im Jahr und wollen der Bildung eines gemeinsamen<br />

Bewusstseins aller an der <strong>Schule</strong> Beteiligten sowie dem für das<br />

Leben unserer <strong>Schule</strong> unerlässlichen Informationsfluss dienen. Sie<br />

werden auch an Interessenten abgegeben. Beiträge zur Deckung der<br />

Druck- und Versandkosten erbitten wir auf das<br />

Postcheckkonto 87-3246-9.<br />

Nr. 142 / 33. Jahrgang Erscheint 4x jährlich<br />

Inhalt<br />

Redaktionelles 2<br />

Theaterspielen ist Lebensschulung Felix Zimmermann 4<br />

Alle 12. Klasse–Theater der <strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong> Wetzikon 10<br />

Theater im Kindergarten Beatrice Zimmermann 11<br />

Die Beziehung als Brücke Jeannot Hunziker 14<br />

«Die Jugendlichen müssen ihre Figur verstehen.» Gespräch 20<br />

«The Matchmaker» von Thornton Wilder Carmen Haas 28<br />

Nachruf Georg Stoeckel Thomas Gmelin 30<br />

Aus dem Kollegium Michèle Truog 32<br />

Qualitätssicherung unserer <strong>Schule</strong> 34<br />

Aus dem Vorstand und der Elternfinanzgruppe Verena Schaltegger 37<br />

Ehemalige berichten Evelyn Pfeifer-Maurer 39<br />

Betrachtung zu Johanni Peter Urbscheit 42<br />

Gelesen… Catherine Langmair 43<br />

Mein Onkel und die Wahrheit Michael Ottopal 46<br />

Mitteilungen der <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Zürcher</strong> <strong>Oberland</strong><br />

Herausgeber Lehrerkollegium der <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong> und<br />

Vorstand der Freien Schulvereinigung <strong>Zürcher</strong> <strong>Oberland</strong><br />

Usterstrasse 141, CH–8620 Wetzikon<br />

Tel. 044 933 06 20, Fax 044 933 06 24<br />

E-Mail: info@rsszo.ch, www.rsszo.ch<br />

Redaktion Basil Bachmann, Christian Labhart,<br />

Renata Merz, Christine Spörri<br />

Lektorat Peter Urbscheit<br />

Layout Alinéa AG, Wetzikon<br />

Druck DT Druck Team AG, Wetzikon<br />

Redaktionsschluss Herbst 2009: 7. September 2009<br />

Inhaltliche Verantwortung für die Beiträge und alle Rechte bei den Autoren


Redaktionelles<br />

Die Theater der 8. und der 12. Klasse sind zweifellos Höhepunkte der Schulzeit. Wer<br />

als Eltern schon miterlebt hat, wie die Kinder auf diese Zeit hinfiebern, sich voll mit<br />

Text, Rolle, Bühnenbild auseinandersetzen, kaum mehr zu Hause sind, ungewohnten<br />

Einsatz zeigen oder auf die neue Herausforderung bangen, der weiss, dass eine<br />

besonders intensive Zeit auf die Jugendlichen zukommt. Vielfältige neue Erfahrungen<br />

werden gemacht, die dann als tiefgehende Erinnerung mit ins Leben genommen<br />

werden.<br />

Jeder trägt anderes mit, schimpft oder lacht über Erlebtes, aber ausnahmslos jeder<br />

hat sich an der Herausforderung neue Fähigkeiten errungen. Diesen nachzuspüren,<br />

hat uns bewogen, mit drei ehemaligen Schülern, die beruflich mit Theater zu tun<br />

haben, ins Gespräch zu kommen. Wir möchten Ihnen in diesem Heft unter dem Thema<br />

«Theater» Einblicke in die Erfahrungen von «Theaterschaffenden» an unserer<br />

<strong>Schule</strong> geben – von der Kindergärtnerin bis zum erfahrenen Regisseur.<br />

Wenn Sie dieses Heft in Händen halten, ist das diesjährige 12.-Klass-Theater gerade<br />

einmal vorbei. Vielleicht hatten Sie Gelegenheit, eine Aufführung zu besuchen. Dieses<br />

Erlebnis und die in unseren Texten aufgeworfenen Fragen, Anregungen oder Erfahrungen<br />

lösen hoffentlich auch bei Ihnen Diskussionen aus. Wie soll Schultheater<br />

sein? Was wollen wir damit erreichen? Was brauchen kleine Kinder/Jugendliche/junge<br />

Erwachsene? Wie sehen dies Profis, Pädagogen? Braucht es etwas Neues?<br />

Neben diesem Schwerpunkt finden Sie die gewohnten Rubriken und Berichte zum<br />

vergangenen Quartal. Dem lieben «Onkel» danken wir ganz herzlich für seine jeweils<br />

von vielen herbeigesehnten Zeilen, die nun zum letzten Mal erscheinen. An seiner<br />

Stelle werden uns Erich Meier und Barbara Stauffer Meier aus Namibia berichten. Wir<br />

freuen uns auf diesen Kontakt mit dem afrikanischen Kontinent.<br />

Gerade auf Redaktionsschluss erreichte uns die Nachricht vom Tod Georg Stoeckels,<br />

unseres Deutschlehrers an der IMS, der sich vor einem Jahr wegen schwerer Krankheit<br />

vom Unterrichten zurückziehen musste. Wir trauern um einen lieben Kollegen,<br />

der unserer <strong>Schule</strong> und der ganzen Schulbewegung sehr nahe stand, dem wir viele<br />

wichtige Impulse für unsere pädagogische Arbeit verdanken und den wir von Herzen<br />

auf seinem Weg in die geistige Welt begleiten. In einem Weihnachtsgruss ans Kollegium<br />

wünschte er allen «sehr viel goldenes Licht im Gemüt»<br />

Eine schöne und erholsame <strong>Sommer</strong>zeit wünscht Ihnen<br />

Die Redaktion<br />

8. Klass-Spiel 2009: Drei Fragen, Regie: Andreas Tielcke<br />

2 3


Theaterspielen ist Lebensschulung<br />

Da jeder Unterricht in erster Linie der Lebensvorbereitung zu dienen hat, stellt sich<br />

hier die Frage, wie denn das Theaterspielen auf das Leben vorbereitet. Lebensvorbereitung<br />

findet in jedem Alter auf entsprechende Art statt.<br />

Von eigentlichem Theaterspielen kann im ersten Jahrsiebt noch keine Rede sein.<br />

Dazu fehlen Selbstbewusstsein und die Fähigkeit der Selbstbeobachtung. Das Kind<br />

kann sich noch nicht als Individualität anderen Individualitäten gegenüberstellen.<br />

Kindliches »Theaterspielen» ist also kein Rollengestalten und Interpretieren, sondern<br />

eher ein Zustand des Kindseins. Das Kind spielt einfach in einem entsprechenden<br />

Lebensbereich der Natur oder einer Erzählung. Schon der eventuell täglich ausgeführte<br />

Reigen ist so ein Spiel-Raum, wenn die Klassengemeinschaft z. B. einen<br />

Naturkreislauf so nachbildet, dass die Kinder Teil der Umwelt selber werden. Es ist<br />

eine Art gespielter Naturkunde, mit dem Ziel, die Natur nicht als Wissensstoff, sondern<br />

mit sich verwandt zu erleben. Der Makrokosmos Natur wird in Verbindung mit<br />

dem Mikrokosmos Mensch gebracht.<br />

In den ersten Schuljahren können neben Reigen auch Märchenspiele, Legendenspiele<br />

oder Spiele zu historischen Figuren, wie z. B. Franz von Assisi, stattfinden. Noch<br />

immer ist das kein dramatisches Gestalten, vor allem in den ersten zwei bis drei<br />

Schuljahren. Die Gestaltung gibt der Lehrer vor, fast bis in jeden Schritt und in jede<br />

Handbewegung. Wie schon im ersten Jahrsiebt steht das Erleben der Inhalte zuvorderst,<br />

das heisst die geistig-seelische »Natur» der dargestellten Personen. Mit archetypischen<br />

Seeleneigenschaften der Personen, mit ihren positiven, höheren menschlichen<br />

Eigenschaften identifizieren sich unbewusst die spielenden Kinder.<br />

Ist das Kind im ersten Jahrsiebt noch eins mit der Umgebung, so entwickelt es im<br />

zweiten Jahrsiebt eine starke Empfindung für die Dinge, Menschen und Zusammenhänge,<br />

analysiert diese aber noch nicht intellektuell. Ganz besonders in der Kindheitsmitte,<br />

vom 9. bis zum 12. Lebensjahr, ist diese Empfindung sehr stark. Die Seele<br />

ist auf dem Weg, sich nach und nach in den Leib zu inkarnieren, was schubweise<br />

und rhythmisch geschieht. Die Seele schwingt hinein und hinaus, inkarniert sich und<br />

löst sich wieder. Manchmal sind die Kinder in Moll gestimmt, manchmal wieder in<br />

Dur, manchmal werden sie pubertierend und abweisend, manchmal sind sie kleinkindlich<br />

vertrauensvoll und anlehnungsbedürftig. Das Kind befindet sich in einem<br />

ausgeglichenen Zustand zwischen mythologischem Weltempfinden und materiellem<br />

Realismus. – Im Theater-Rollenspiel erlebt das Kind die reiche Palette der menschlichen<br />

Seeleneigenschaften, die in den Darstellungsmöglichkeiten stecken, aber nur<br />

dann, wenn der Regisseur oder Lehrer die entsprechende Einheit von Textinhalt,<br />

Sprechen, Gestik, Mimik usw. stimmig vormachen kann. Das Kind kann die seelischen<br />

Regungen schon nachempfinden und ein Stück weit beobachten und ausdrücken,<br />

aber noch nicht selbst aus sich heraus gestalten. Es ist noch ganz auf die Führung<br />

von aussen angewiesen. Zugleich empfindet es sich nicht mehr als Glied eines<br />

Ganzen, sondern bereits als Subjekt, als Individualität. Und darum erlebt es die Seelenregungen<br />

der Theaterpersonen zugleich auch bei sich, als in der eigenen Persönlichkeit<br />

wirkend. Dies weckt bereits die aufkeimende Fähigkeit, komplexe Situationen<br />

gefühlsmässig zu erfassen und Zusammenhänge zu empfinden. Dies ist eine<br />

unermesslich wichtige Grundlage für die Entwicklung eines gesunden, lebensvollen<br />

Denkens in späteren Jahren.<br />

Wirkliches Schauspielen kann erst mit der Vorpubertät, also mit zwölf, dreizehn Jahren,<br />

beginnen. Was ist die Voraussetzung dazu? Wenn <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> vom Freiwerden<br />

des Astralleibes spricht, so ist damit ausgedrückt, dass mit dem Hineinsenken der<br />

Seele in den Leib die Eigenschaften und Kräfte von Seelischem bewusst werden und<br />

damit langsam zur freien Verfügung stehen. Die ganze Bandbreite von Seelischem<br />

taucht im mehr oder weniger wachen Bewusstsein auf. Neue Fähigkeiten erwachen<br />

dabei. Dieser Prozess der Verinnerlichung hat zur Folge, dass der junge Mensch auf<br />

sich selber zurück geworfen wird, sich seelisch abnabelt. Man fühlt sich in dieser<br />

erwachten Seelenwelt noch nicht heimisch, man kann mit den neuen Möglichkeiten<br />

noch nicht richtig umgehen, was grosse Unsicherheit gegenüber der Umwelt zur Folge<br />

hat. Man fühlt sich seelisch ausgestellt und beobachtet, darum möchte man sich<br />

vor der ganzen Welt verstecken, oder man setzt eine coole Maske auf und tut so, als<br />

ob einen nichts berühre, als ob man über allem stehe. Mit seinen eigenen Gefühlen<br />

kann man noch nicht sachlich umgehen, und man wird von diesen überrollt, bedrängt,<br />

bestimmt. Dadurch hat alles, was einen selber betrifft, die Tendenz zur Dramatik.<br />

Die Urteile über Situationen sind also sehr stark von subjektivem Empfinden<br />

und dadurch von Sympathie oder Antipathie geprägt, schwarz-weiss. Mythologisch<br />

gesprochen sind es die dionysischen Kräfte, die dem Menschen seine subjektive<br />

Individualität bewusst machen, ihn gewissermassen von der objektiven apollinischen<br />

Führung loslösen und in die seelische Freiheit stellen. Der Mensch tritt mit<br />

diesem Befreiungsprozess langsam aus dem Dasein eines geführten Naturwesens in<br />

das Dasein eines Kulturwesens, das sich nach und nach selber zu diesem erziehen<br />

soll. Es sind auch die Kräfte in der menschlichen Seele, die dem Menschen die Möglichkeit<br />

der künstlerischen Tätigkeit geben, einer kreativen Tätigkeit, in der der<br />

Mensch zum Schöpfer werden kann, also gottähnlich.<br />

Beim Erfüllen einer schauspielerischen Rolle erhält nun der junge Mensch die Möglichkeit<br />

und Aufgabe, seine Gefühle in objektiver Weise an der Rolle zu üben, diese<br />

möglichst in sich stimmig auszufüllen, unabhängig von eigenen Vorlieben, Wünschen,<br />

Vorstellungen. Ziel des Darstellens ist, in jedem Augenblick des Auf-der–Bühne-Stehens<br />

den seelischen Gehalt einer Aussage oder auch nur eines stummen pas-<br />

4 5


siven Beiseins, auch als Statist, lebendig auszudrücken. Wenn man die Zuschauer zu<br />

einem Erlebnis bringen möchte, muss man um die anspruchsvolle Einheit von<br />

sprachlicher Betonung, Sprechfluss, Pausensetzung, Stellung, Gestik, Mimik usw.<br />

ringen. Wird der Text nüchtern als inhaltliche Information gesprochen, ist der Zuschauer<br />

nicht angesprochen und langweilt sich sogar; dann ist er einem Vortrag näher<br />

als einem Schauspiel. Man möchte als Zuschauer möglichst den Kopf ausschalten<br />

dürfen; man möchte die Zusammenhänge gefühlsmässig erleben. Dieses Ringen<br />

um die erforderte Einheit der Darstellungselemente setzt voraus, dass man subtil<br />

nach innen beobachtet und sich selber wahrnimmt, und zwar völlig unabhängig von<br />

Sympathie und Antipathie. Dies ist ein echter Selbsterziehungsprozess. Wenn man<br />

wirklich mit seelischem Ausdruck die Seelen des Zuschauers anregen will, kann man<br />

sich nicht mehr in sich selbst verschliessen. Die pubertäre Tendenz des Sich-Verschliessens<br />

und coolen Gesichtwahrens muss ganz abgelegt, überwunden werden.<br />

Steckt in der Pubertätszeit die Gefahr, sich in sich selber zu versenken und alles<br />

durch die Brille der eigenen Wünsche zu beurteilen, so kann am dramatischen Gestalten<br />

Distanz von sich selber geschaffen werden. Man will beim Spielen mit sub-<br />

12. Klass-Spiel 2008: Woyzek von Georg Büchner, Regie: Roland Körner<br />

jektiven, selber produzierten Gefühlen Objektives ausdrücken, was die eigene Seele<br />

in einen neuen Zusammenhang bringt. Man beginnt sich wie von Ferne zu betrachten.<br />

Man kann damit lernen, z. B. über sich selbst zu lachen und eigenen Gefühlen<br />

nicht mehr das oft massive Übergewicht zu geben.<br />

Wichtig ist, dass man am Theaterspielen sein ästhetisches Empfinden und Wahrnehmen<br />

geschult hat. Das geschulte ästhetische Empfinden ist in sehr vielen Lebenslagen<br />

eine äusserst wichtige Fähigkeit, deren Wert man nicht genügend schätzen<br />

kann. Dazu ein Beispiel, wie man diese Fähigkeit anwenden kann (was meistens<br />

unbewusst vor sich geht): Stellen wir uns zwei Menschen verschiedener Volksstämme<br />

vor: erstens einen Schwarzen der Bantus in Afrika, muskulös, athletisch, kräftig,<br />

zweitens einen Massai, lang, schlank, sehnig. Welcher der beiden ist der ausdauernde,<br />

beharrliche Langläufer, welcher ist der Kurzstreckensprinter? Zur Lösung dieser<br />

Frage kann intellektuelle Logik absolut nichts beitragen; man kann sich nur in die<br />

Qualitäten der Formen einfühlen und gefühlsmässig einen Zusammenhang finden.<br />

Unsere Urteile sind in erster Linie Gefühlsurteile und erst in der Folge dem Denken<br />

hingegeben. Die Zusammenhänge, die uns »einfallen», stammen meistens aus dem<br />

ästhetischen Empfinden. Je besser dieses gebildet ist, desto fantasievoller und vielseitiger<br />

ist unser Denken. Auch wissenschaftliches Denken kommt nicht ohne Fantasie<br />

zu Resultaten. Wir stärken also mit dem Theaterspielen die Urteilskraft, wir sehen<br />

Zusammenhänge viel leichter!<br />

Theaterspielen ist schliesslich eine äusserst soziale Übung. Rein äusserlich gesehen<br />

ist ein Klassenspiel ein Patchwork, aus vielen einzelnen Teilen zusammengesetzt. Da<br />

werden Szenen zusammengebaut und abgestimmt; evuentuelle Musik muss dazu<br />

passen; Kulissen, Kostüme, Requisiten werden hergestellt oder gesucht usw. Die<br />

Schüler übernehmen Aufträge, haben aber oft Mühe, die Verantwortung ganz zu<br />

übernehmen. Lassen sie Aufträge liegen, was oft vorkommt, kommt die Korrektur<br />

aus der Sache selbst, da die ganze Unternehmung in Frage gestellt sein kann wegen<br />

einer nicht ausgeführten Kleinigkeit. Eine Theateraufführung ist das Resultat von individuellen<br />

Leistungen, die sich dem Gesamten unterordnen und diesem dienen. –<br />

Sozial ist das Theaterspielen aber auch aus einem bereits beschriebenen Grund.<br />

Lernt man sich einfühlen in den Zusammenhang von gesprochenem Inhalt, Mimik,<br />

Gestik usw., so lernt man zwischen den Zeilen lesen im Gespräch mit anderen Menschen,<br />

was oft wichtiger ist als der Inhalt. Wenn die Menschen sich im Gespräch nur<br />

mit dem informativen Teil begnügen, werden sie sich nicht verstehen. Theaterspielen<br />

fördert also auch die Sensibilität gegenüber dem Mitmenschen.<br />

Zusammenfassend darf man sagen, dass man an Fähigkeiten arbeitet, die im späteren<br />

Leben von grosser Wichtigkeit sind, Schlüsselqualifikationen benannt. Diese<br />

Fähigkeiten sind sicher wichtiger als jedes abrufbare Wissen. Hier sollen einige<br />

Schlüsselqualifikationen aufgeführt werden, welche durch das Theaterspiel geför-<br />

6 7


dert werden: Im persönlichen Bereich Kreativität, Innovation, Selbständigkeit,<br />

Selbsterkenntnis, Verantwortung, Flexibilität, Handlungs- und Entscheidungsfähigkeit,<br />

Beharrlichkeit, Urteilsfähigkeit; im sozialen Bereich Wahrnehmung, Sensibilität,<br />

Teamfähigkeit, Konfliktfähigkeit, Kritikbereitschaft usw. Kurz: es ist echte Lebensschulung.<br />

Vergleicht man die Arbeit mit einer 8. Klasse und einer 12. Klasse, so ist man als Regisseur<br />

auf ganz andere Art gefordert. In der Pubertätszeit kann man von den Jugendlichen<br />

noch sehr wenig erwarten, was Interpretationsfähigkeit betrifft. Man muss<br />

noch alles vormachen können. Machen die Kinder der Kindheitsmitte die Gestaltungen<br />

weitgehend mehr oder wenig geschickt äusserlich nach, so wirkt es leer und<br />

linkisch oder sogar peinlich, wenn es bei den Pubertierenden äusserlich bleibt. Man<br />

hat die Aufgabe, durch das Beispiel die Jugendlichen innerlich zu treffen, ihre Seele<br />

in Bewegung zu bringen, so dass sie schliesslich von innen heraus gestalten. Hat<br />

man lange genug Zeit, an einer Rolle zu feilen, so können talentiertere Schüler schon<br />

in der Fortsetzung zu eigenen Interpretationen kommen, womit sie bereits eine gewisse<br />

innere Freiheit erlangen, Freiheit von ihrer eigenen Subjektivität. – 12.-Klässler<br />

stehen natürlich entwicklungsmässig an einem ganz anderen Punkt. Es ist das Alter<br />

der Individualisierung des Denkens, des Suchens der eigenen Persönlichkeit, so<br />

auch des eigenen Stils.<br />

Lassen sich Pubertierende noch sehr gut führen und in das Gesamtwerk stellen, ist<br />

es mit 12.-Klässlern wesentlich schwieriger. Man muss zwar immer noch viel vormachen,<br />

aber man muss sie auch vermehrt selber probieren lassen, was viele auch<br />

fordern. Die Persönlichkeitsfindung hat unter vielem anderen die Begleiterscheinung,<br />

dass die jungen Menschen oft wieder die Objektivität verlieren und sich in<br />

Lieblingsideen verrennen, so dass die Dinge nicht mehr zusammen passen (Erwachsene<br />

lassen sich wesentlich williger anleiten). Gerade während der Zeit der Individualisierung<br />

ist es von grossem Wert, sich auf neuem Niveau mit der Frage der Objektivität<br />

und Subjektivität auseinanderzusetzen, um die Individualisierung so zu begleiten,<br />

dass die jungen Menschen gleichzeitig suchen, wie und wo ihr Platz in der<br />

Gesellschaft ist, wie sie ihren Teil zur Allgemeinheit beitragen können.<br />

Noch ein paar Gedanken zur Arbeit mit der Sprache und dem Sprechen. Verschiedene<br />

Sprachstile, oft im Zusammenhang mit der Zeit, in welchen das Spiel geschrieben<br />

wurde, haben einen Zusammenhang mit Entwicklungsstufen der Heranwachsenden.<br />

So wie man mit den Fremdsprachen die Begegnung mit anderen Kulturen fördern<br />

kann, kann man dies auch mit Sprachstilen tun, welche durch ihre Verschiedenartigkeit<br />

in die Welt der Sprachkultur einführen. Wesentlich grössere Wirkung aber geht<br />

von der Tätigkeit des künstlerischen Sprechens aus. Mit dem Sprechen kann man die<br />

Schüler seelisch durchkneten, denn beim seelenerfüllten Sprechen findet die stärkste<br />

Offenbarung statt; man muss sich existentiell hineinbegeben. Gerade mit Puber-<br />

tierenden ist es aus besagten Gründen des Sich-Verschliessen-Wollens anfänglich<br />

teilweise sehr anstrengend, sie in Bewegung und zur Öffnung zu bringen. Man<br />

braucht so viel Geduld, bis das artikulierte, saubere Sprechen zur Selbstverständlichkeit,<br />

ja Gewohnheit wird, bis das Handhaben des Sprechwerkzeuges beherrscht<br />

wird. Aber erst wenn in das Sprechen Empfindung hineingelegt wird, wird es eine<br />

künstlerische Tätigkeit und nicht nur eine Technik. Dringen die Schüler zur Stufe des<br />

seelischen Sprechens vor, entwickeln sie grosse Freude daran; es macht ihnen sichtlich<br />

Spass. Man entdeckt die Kraft, die man mit dem Sprechen ausüben kann, sowie<br />

die Gestaltungsmöglichkeit, welche man unmittelbar zur Verfügung hat. Schon<br />

13-Jährige können zu dieser Fähigkeit vordringen und darin etwas wie kreative Freiheit<br />

erleben.<br />

Das Theaterspielen beinhaltet eine sehr grosse Vielzahl von pädagogischen Mitteln,<br />

um Kinder und Jugendliche auf das Leben vorzubereiten.<br />

Felix Zimmermann<br />

<strong>Sommer</strong>spiel 2006 von Marguerite Lobeck<br />

8 9


Alle 12. Klasse–Theater der<br />

<strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong> Wetzikon<br />

1987/88 Der Gesang im Feuerofen von Carl Zuckmayer<br />

1988/89 Hexenjagd von Arthur Miller, Klassenbetreuer: K. Egloff<br />

1989/90 Die Spielverderber von Michael Ende, Regie: Jeannot Hunziker<br />

1990/91 Der Belagerungszustand von Albert Camus, Regie: Franz Spörri<br />

1991/92 Nathan der Weise von G. E. Lessing, Regie: Jeannot Hunziker<br />

1992/93 Die Chinesische Mauer von Max Frisch, Regie: Jeannot Hunziker<br />

1993/94 Die Nashörner von Eugène Ionesco, Regie: Jeannot Hunziker<br />

1994/95 Der Schatten von Jewgenij Schwarz, Regie: B. Hehner, F. Zimmermann<br />

1995/96 Stützen der Gesellschaft von Henrik Ibsen, Regie: Jeannot Hunziker<br />

1996/97 Der Besuch der alten Dame von F. Dürrenmatt, Regie: B. Hehner, F. Z.<br />

1997/98 Brennende Finsternis von Antonio Buero-Vallejo, Regie: Jeannot Hunziker<br />

1998/99 Nachtasyl von Maxim Gorki, Regie: Björge Hehner, Felix Zimmermann<br />

1999/00 Lysistrate von Aristophanes, Regie: Jeannot Hunziker<br />

2000/01 Der gute Mensch von Sezuan, Bertolt Brecht, Regie: Björge Hehner<br />

2001/02 Ein Engel kommt nach Babylon von Friedrich Dürrenmatt<br />

2002/03 Der jüngste Tag von Ödön von Horvath, Regie: Felix Zimmermann<br />

2003/04 Die Panne von Friedrich Dürrenmatt, Regie: Romano Santelli<br />

2004/05 Die Irre von Chaillot von Jean Giaudoux, Regie: Jeannot Hunziker<br />

2005/06 Das Gesicht von Siegfried Lenz, Regie: F. Zimmermann, K. Trafelet<br />

2006/07 Cyrano de Bergerac von Edmond Rostard, Regie: Jan Hubacher<br />

2007/08 Woyzek von Georg Büchner, Regie: Roland Körner<br />

2008/09 The Matchmaker von Thornton Wilder, Regie: Roland Körner<br />

Theater im Kindergarten<br />

Wenn gesunde Kindergartenkinder spielen, ist es immer Theater. Sie spielen so, wie<br />

ein guter Schauspieler seine Rolle spielen sollte. Sie imitieren das Leben, sie schlüpfen<br />

voll und ganz in eine Rolle hinein, sie sind »ES» im Moment. Wir können anhand<br />

von Gesten, Gang, bis hin zum Dialekt den nachgeahmten Menschen erkennen. Sie<br />

bauen mit einfachsten Mitteln die höchsttechnisierten Maschinen und leben im Konjunktiv<br />

komplexe soziale Verhältnisse nach («Ich würdi… du wärsch… ich hetti… er<br />

möchti…)<br />

Etwa im fünften Lebensjahr beginnt im Kind die Fähigkeit wach zu werden, innere<br />

Bilder zu sehen und zu erleben. Vorher ist viel mehr das äussere Geschehen aktuell.<br />

Die so erwachende innere Bilderwelt braucht bewegliche, wandelbare, gesunde,<br />

freilassende Nahrung. So können Bilder weiterwachsen, sich verändern und gesundend<br />

wirken. Puppenspiel und Puppentheater hinterlassen bei den Kindern wandel-<br />

8. Klass-Spiel 2009: Drei Fragen, Regie: Andreas Tielcke<br />

10 11


are, innere Bilder. Hingegen bringt man einmal eingedrungene, hässliche Fernsehszenen<br />

jahrelang nicht mehr aus der Erinnerung. Ich kann mich heute noch an solche<br />

Bilder erinnern – sie prägen scherenschnitthaft und eben unveränderlich das Innenleben.<br />

Meine Anliegen beim Aufbau und der Durchführung von Kindergarten-Puppenspielen<br />

sind die folgenden:<br />

• Mit allereinfachsten Mitteln die Bühne gestalten: auf einem Tisch, mit Tüchern die<br />

Landschaft andeuten, mit Ästen, Steinen, Naturmaterialien die Szenerie skizzieren<br />

• Die Püppchen sind schlicht gemacht, ohne Details, aus uni-farbenen Stoffen, mit<br />

Wolle und ohne charakterisierende Gesichter<br />

• Die Erzählsprache ist deutlich, aber interpretiert die einzelnen Charaktere nicht mit<br />

Stimmverstellungen<br />

• Ruhige Bewegungen, leicht angedeutete Gesten veranschaulichen das Geschehen<br />

• Auftakt und Abschluss des kleinen Theaters bildet immer Musik mit der Kinderharfe<br />

Das Allerwichtigste, das Ungewohnte aber ist, dass wir ein solches Puppenspiel jeden<br />

Tag aufführen, bis zu drei Wochen lang. Wie oft hört man von den Kindern: «Nomaal!»<br />

Diesem Bedürfnis nach vertiefenden, wiederholenden Wahrnehmungen<br />

kommen wir gerne nach. So können die Kinder bis hinein in die künstlerisch angebotene<br />

Sprache in die Handlung eintauchen. Sie verinnerlichen tief. Bald schon helfen<br />

einige mit bei Musik und Puppenführung.<br />

Schliesslich hört man dann im freien Spiel da und dort elegante Redewendungen,<br />

richtig angewandt, sieht Bewegungen, hört Lieder, die durch die Puppenspiele inspiriert<br />

sind. Auch werden ganze Theaterbühnen, Publikumsbestuhlungen und als Krönung<br />

ganze imitierte oder selbsterfundene Geschichten vorgeführt.<br />

Einmal hat uns ein Mädchen ganz alleine ein Minipuppenspiel vorgeführt:<br />

«Es isch emal e Muetter und es Chind gsy. Da isch ä Häx cho und hät s Chind packt<br />

und furt grüert. (die Puppe wird nach hinten über die Schulter geworfen).<br />

Dänn hät si d Muetter packt und furt grüert …. (auch über die Schulter geworfen,<br />

dann einen Blick nach hinten in den Raum geworfen und bedeutsam nach vorn ins<br />

Publikum mit den abschliessenden Worten:) ……und dänn sind s wider zäme gsy.»<br />

Dieses Mädchen hat die Grundweisheit einer jeden guten Geschichte für kleine Kinder<br />

treffend erfasst.<br />

Auch das ganz kleine Kind mag schon Theater. Bei den Vorkindergartenkindern sind<br />

hingegen vor allem Körperberührungsspiele, Finger- und Zehenversli angesagt. Sie<br />

sind schon kleine Geschichten und geben dem Kind die sehnlichst gewünschte objektive<br />

Körperberührung nebst Sprache und Bewegung. Sie sind frei von Erklärungen,<br />

Ermahnungen und Intellektuellem.<br />

In Mexiko haben wir sehr stark mediengeschädigte kleine Kinder kennen gelernt.<br />

Diese waren nicht mehr in der Lage, ein einfaches Puppenspiel zu ertragen. Wir<br />

mussten sie mit Fingerpüppchen und den dazugehörenden Fingerversen langsam<br />

aus ihrer Monsterwelt befreien, sie zurückführen in die eigene Innenwelt der fantasievollen,<br />

farbigen, eigens erschaffenen Fantasiewelt. Nach und nach konnten sie<br />

auch wieder spielen und nicht nur zerstörerisch kämpfend und schreiend im Raum<br />

herumrennen.<br />

Diese Kinder haben mir den Mut gemacht, weiter mit den winzigen Puppenspielen zu<br />

arbeiten, sie mit Freude jeden Tag neu leben zu lassen und immer noch dasselbe zu<br />

tun, das Alte, was immer wieder neu zu greifen ist.<br />

<strong>Sommer</strong>spiel 2006 von Marguerite Lobeck<br />

Beatrice Zimmermann<br />

12 13


Die Beziehung als Brücke<br />

Figuren knacken<br />

Das für mich faszinierendste Ereignis während der Theaterarbeit mit Zwölftklässlern<br />

geschieht etwa sieben bis zehn Tage vor der Premiere. Ich vergleiche es gerne mit<br />

dem Aufknacken einer Mohnblüte als Sinnbild für das Aufbrechen, das plötzliche<br />

Lebendigwerden einer Bühnenfigur. Im Laufe der Endproben geschieht es immer<br />

wieder, dass in einem unerwarteten Moment plötzlich nicht mehr eine Schülerin<br />

oder ein Schüler auf der Bühne steht, sondern Nathan... ein Nashorn... ein blinder<br />

Student oder Lysistrate. Das Phänomen Theater findet statt, die Illusion wird Bühnenwahrheit,<br />

eine Verwandlung ist geschehen: die Gewissheit, dass das Spiel funktioniert,<br />

dass der Boden für die Lebendigkeit der Figuren da ist, dass die Theatervorstellungen<br />

gelingen werden und ein Publikum berührt werden kann, ist da.<br />

Endproben<br />

Bevor die Figuren aufknacken, gibt es jedesmal eine anstrengende Zeit für alle Beteiligten.<br />

Mehrere Wochen lang hat die Klasse den ganzen Tag zur Verfügung für Körpertraining<br />

am Morgen, für Arbeitsbesprechung im Zusammenhang mit Bühnenbild,<br />

Kostümen, Musik oder Ton und natürlich für intensive Probenarbeit. Viel Selbstverantwortung<br />

ist gefragt, Durchhaltewille, Fleiss, Wachheit, Hilfsbereitschaft... lauter<br />

Qualitäten, die jetzt in meinem Ohr etwas unmodern klingen. Die Schülerinnen und<br />

Schüler würden lieber chillen, einen Joint nehmen, am Seeufer eine Wasserpfeife<br />

rauchen – dem gestressten Getue der Konsumgesellschaft der Erwachsenen etwas<br />

entgegenstellen... Darum fliegen auch während der Proben manchmal Fetzen. Mein<br />

Sohn Tobias erinnert sich, dass ich wärend der Endproben mit seiner Zwölften an<br />

Ibsens «Stützen der Gesellschaft» plötzlich aufgesprungen bin und gleichzeitig mit<br />

Vehemenz den Regietisch mit allem was drauf war umgeworfen habe – plötzliche Irritation<br />

im Ensemble – Stille – wohltuende Stille – inneres Aufatmen – wahrscheinlich<br />

bei allen. Über einen meiner Kollegen wird gesagt, dass dieser schon Stühle<br />

durch die Fenster geworfen haben soll.<br />

Früher und heute<br />

Ist es heute schwieriger als früher, mit jungen Menschen ein Bühnenziel zu erreichen?<br />

Sind Achzehnjährige heute anders? – Ich denke ja. Vor zwanzig Jahren habe<br />

ich zum ersten Mal an der <strong>Steiner</strong>schule in Wetzikon inszeniert, die «Spielverderber»<br />

von Michael Ende (mit Fabian Krüger als Versicherungsdirektor). Die oben erwähnten<br />

unmodernen Eigenschaften waren damals selbstverständlicher als jetzt. Ich erinnere<br />

mich an eine Endprobenphase, während der in allen Bereichen – Bühnenbild, Kostüme,<br />

Musik, Beleuchtung, Proben – z. B. an so etwas wie dem Verhallen von Türzuschlagen<br />

und Schüssen im Treppenhaus usw. emsig gearbeitet wurde, ähnlich wie<br />

das in einem Ameisenhaufen vor sich geht. Das hat etwas fastzinierend Spannendes<br />

und zugleich etwas Wohltuendes und Entspannendes. Alle machen überall irgendetwas<br />

im Zusammenhang mit dem gemeinsamen Ziel. Niemand weiss genau, was wer<br />

wo gerade tut, aber die Tatsache, dass alle gleichzeitig an der Sache dran sind, gibt<br />

allen Schwung und Energie, Arbeit wird lustvoll. Diese Lust am gemeinsamen Tun ist<br />

heute seltener. Dagegen ist das individuelle Bewusstsein der einzelnen Schülerinnen<br />

und Schüler nicht nur ausgeprägter, sondern auch anspruchsvoller, fordernder.<br />

Das kann bei Einzelnen so sehr gesteigert sein, dass es weniger mit gesteigerter<br />

Persönlichkeit zu tun hat als mit Verwöhntheit: «Mach aus mir einen guten Schauspieler,<br />

meine Eltern zahlen schliesslich dafür!»<br />

Beziehung als Brücke<br />

12. Klass-Spiel 1993<br />

Die Chinesische Mauer<br />

von Max Frisch,<br />

Regie: Jeannot Hunziker<br />

Die sicherste Brücke zum Gelingen einer Theaterproduktion mit Zwölftklässlern ist<br />

für mich immer mehr der Aufbau einer verbindlichen persönlichen Beziehung zur<br />

einzelnen Schülerperson geworden. Diese Qualität hat mittlerweile in meiner<br />

14 15


Theaterarbeit höchste Priorität. Vertrauen ist nicht einfach da. Es muss entwickelt<br />

werden. Jetzt erinnere ich mich an den Moment, als ich 1992 zum ersten Mal ins<br />

Zimmer der Klasse von Luzia Elmer getreten bin: Ich wurde mit herzhaftem Applaus<br />

begrüsst. Das erstaunte und berührte, ein Ausdruck dafür, dass sich die Klasse auf<br />

die Zusammenarbeit freute. So etwas ist aber später nicht wieder vorgekommen. Der<br />

erste Kontakt mit einer Klasse ist einmal der, dass ich gar nicht wahrgenommen werde,<br />

ein andermal der, dass mir die Stimmung entgegenkommt: «Was will denn der<br />

auch noch von uns!»<br />

Stückwahl<br />

Angefragt werde ich jeweils von Klassenbetreuern. Die erste Hürde zusammen mit<br />

dem Deutschlehrer und der Klasse ist dann die Stückwahl. In diesem Bereich liegen<br />

nicht Unterschiede zwischen einst und jetzt, sondern im Charakter der Klasse wie<br />

auch der Lehrpersonen. Stücke werden gelesen und in Referaten der Klasse vorgestellt.<br />

Die Anzahl der Stücke wird reduziert auf Grund von verschiedenen Kriterien,<br />

wie Rollen, Sprache, Stil, Aussage, Eignung für die Klasse. Meistens stehen gegen<br />

den Schluss noch etwa drei Theaterstücke zur Diskussion und zur Wahl. Immer wieder<br />

kommt es vor, dass nicht eines der auserwählten Stücke realisiert wird, sondern<br />

ein ganz anderes, das im letzten Moment aus irgendeiner geheimnisvollen Ecke in<br />

die Klasse kommt, wie wenn die Klasse im letzten Moment plötzlich erwachen würde<br />

und erst jetzt merkt: «Halt! – mit diesem Theater befasse ich mich ein halbes Jahr<br />

lang, und je nach Wahl bleibt fürs Leben eine gute oder allenfalls eben eine schlechte<br />

Erinnerung! Jetzt geht’s um die Wurst!» Es ist unwesentlich, aus welcher Ecke ein<br />

der Klasse entsprechendes Theaterstück zufällt, allein die Tatsache, dass das geeignete<br />

Stück gefunden ist, erfüllt alle mit Zuversicht. Der erste Schritt ist getan.<br />

Standpunkt der Lehrerschaft<br />

Mir kam immer wieder zu Ohren, dass die Lehrerschaft der <strong>Schule</strong> sich über die<br />

Stückwahl nicht einig war. Als eine Zwölfte «Lysistrate» von Aristophanes gewählt<br />

hatte, hörte man begeisterte Stimmen aus dem Lehrerkreis: endlich wieder einmal<br />

ein Klassiker! Als dann die «Griechen» mit ihren Kegel-Keulen als Symbol für Fackeln<br />

und Penisse auf die Bühne stolperten, hörte ich über Umwege entgegengesetzte<br />

Stimmen. Ein hohes Lob kam in Briefform aus dem Publikum: «... auch das Betiteln<br />

der uns liebsten, spannendsten Körperzonen im Kreise der mir vertrauten ‚Schulfreunde‘<br />

empfand ich als befreiend. Es war so frech, dass mir die Lebensfreude wieder<br />

in alle Poren schoss! Es war mir nicht peinlich! Ich habe mich von Herzen ob eurer<br />

jugendlichen Potenz, eurem Mut und Inspiration gefreut...». Oft hatte ich in der <strong>Steiner</strong>schule<br />

das Gefühl, mit meiner Theaterarbeit die Lehrerschaft in zwei Lager zu<br />

trennen. Anfangs hat mir das leid getan, mehr und mehr wurde ich aber sogar etwas<br />

stolz darauf. Bewegung kommt in die Schulgemeinschaft, Auseinandersetzung, Affirmation<br />

und Ablehnung, Opposition und Begeisterung – Leben.<br />

Besetzung<br />

Der zweite Schritt in der Theaterarbeit ist dann das Verteilen der Rollen. Wer bestimmt?<br />

Als Aussenstehender kenne ich die einzelnen Schülerinnen und Schüler einer<br />

Klasse meistens schlecht. Und wer kennt die Menschen einer Klasse besser als<br />

die Klasse selbst? Das hat mich auf die Idee gebracht, dass eine Klasse die Rollen am<br />

besten selber besetzt. Aber wie? Das Los bestimmt, welche drei, vier oder fünf Schülerinnen<br />

und Schüler zusammenarbeiten beim Aushecken eines Vorschlags. Jede<br />

Rolle kann zweimal besetzt werden, alle Schülernamen müssen mindestens einmal,<br />

höchstens aber zweimal vorkommen.<br />

Die ausgefüllten Vorschläge sammle ich ein und ebenfalls die Rollenwünsche von<br />

jedem Einzelnen. Zu Hause werte ich die Daten aus und komme mit einem konkreten<br />

Besetzungsvorschlag zurück in die Klasse. Der Vorschlag wird diskutiert und verändert,<br />

bis er von allen angenommen werden kann.<br />

Knochenarbeit<br />

In den ersten Proben arbeite ich in kleinen Gruppen. Nur gerade diejenigen Schülerinnen<br />

und Schüler, die bei einer Szene eine sprechende Präsenz haben, sind dabei.<br />

Wir lesen und hinterfragen die Szene, pflegen die Aussprache. Mir ist es ein Anliegen,<br />

dass die Aussprache der Spieler so gut ist, dass das Hochdeutsch für die Hörer<br />

selbstverständlich klingt. Ich komme nicht von der Sprachgestaltung her, sondern<br />

bin ausgebildet in der deutschen Bühnenaussprache nach Theodor Siebs (1862–<br />

1941). Wenn der Hintergrund der Sprachgestaltung nach <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong>/Marie von<br />

Sivers für einen Klassenbetreuer wesentlicher Aspekt war, so wurde für die betreffende<br />

zwölfte Klasse ein anderer Regisseur engagiert. Als Nächstes fangen wir an,<br />

das Gesprochene mit Gedanken zu füllen, mit Gefühlen; wir glauben an das, was wir<br />

sagen; wir suchen innere Vorgänge, um zu sagen, was wir sagen wollen; wir suchen<br />

die richtige Betonung, die Melodie, die entsprechende Stimmkraft, den richtigen<br />

Atem. Dann lösen wir uns vom Text, improvisieren die Rede, bewegen uns mit der<br />

Rede oder stehen zur Rede: «Ich stehe zu dem was ich sage, ich sage es zur Partnerfigur,<br />

ich rufe es in die Welt, ich sage es zu mir selbst»... Erst nach dieser Knochenarbeit<br />

lernen die Schülerinnen und Schüler den Text auswendig, nein – lieber nicht<br />

auswendig, lieber inwendig! Man sollte die Rolle ‚learn by heart‘, damit die Rede<br />

nachher ein ‚savoir par coeur‘ ist. Dann folgt Szenenarbeit. Stimmt die Haltung, die<br />

Bewegung des Redenden mit der inneren Haltung der Figur überein? Wie verhalten<br />

sich diejenigen, die gerade nicht reden? Lebt die Figur? Wie ist sie, wenn sie nichts<br />

16 17


sagt? Was tut sie? Was denkt sie? Was fühlt sie? Wie äussert sich das alles? Subtile<br />

Fragen, die nicht intellektuell oder psychologisch diskutiert werden müssen, die Antworten<br />

werden gegeben durch das Spielen der Figur.<br />

Prozess und Produkt<br />

Die Arbeit im Probeprozess ist für mich jedesmal wieder von neuem faszinierend.<br />

Wege finden, um zusammen mit den Spielenden ein Stück Leben auf die Bühne zu<br />

kriegen, ist für alle Beteiligten eine hohe Herausforderung und befriedigend zugleich.<br />

Die Arbeit ist so spannend, dass man denken könnte, es brauche am Ende<br />

gar keine Aufführung. Ist der Prozess nicht wesentlicher als das Produkt? Ich kenne<br />

Leute, die sagen, was soll‘s, wenn die jungen Menschen da oben auf der Bühne sich<br />

zieren und womöglich noch ihren Narzissmus schüren, der Weg ist das Ziel! – Learning<br />

by doing!... Nein, ich verzichte keinesfalls auf die Aufführungen. Die Aufführung<br />

als Ziel, als Premierendatum, als Stichtag, als Orientierung, als innere Einstellung ist<br />

so wichtig wie der Weg dazu. Der Prozess wäre niemals so intensiv, so herausfordernd,<br />

so existentiell, wenn die Arbeit nicht vor Publikum gezeigt werden könnte. Der<br />

Prozess und das Produkt bedingen sich gegenseitig. Ich könnte nicht nach einer Ge-<br />

12. Klass-Spiel 1990 Die Spielverderber von Michael Ende, Regie: Jeannot Hunziker<br />

neralprobe zum Ensemble sagen: «Das war’s, jetzt abschminken, umziehen, die Kostüme<br />

bitte in die chemische Reinigung, das Bühnenbild abbauen, wir räumen auf,<br />

danke für die Zusammenarbeit, tschüss!» Ich frage mich, ist eine Aufführung überhaupt<br />

ein Produkt? Ist eine Vorstellung bloss das Ergebnis intensiver Vorbereitung?<br />

Nein – Theaterspielen vor Publikum muss mehr sein als das Ergebnis langer Zusammenarbeit.<br />

Eine gute Aufführung ist immer noch Prozess, sie ist die konzentrierte<br />

Fortsetzung der Zusammenarbeit in gesteigerter Form. Jede Vorstellung muss einmalig<br />

sein, volles Leben im Moment. Jede Aufführung ist die einzige Gelegenheit, sich<br />

ganz hineinzugeben in den Prozess des Spielens. Nur so ist die Möglichkeit gegeben<br />

für den «Einschuss von Kunst». Kunst kann man nicht machen, von Kunst muss man<br />

überrascht werden können. Die französische Regisseurin Arianne Mnouchkine hat in<br />

einer Probe einmal zu ihren Schauspielern gesagt: «Il ne faut pas inventer, il faut<br />

découvrir!» Kunst muss man entdecken, wie eben auch das richtige Theaterstück,<br />

welches nach langer Suche ganz unverhofft aus einer geheimnisvollen Ecke auftaucht<br />

– entdecken, wie die Figur die wenige Tage vor der Premiere aufknackt – wie<br />

eine Mohnblüte.<br />

Jeannot Hunziker<br />

Jeannot Hunziker besuchte die <strong>Rudolf</strong>-<strong>Steiner</strong>-<strong>Schule</strong>, dann das Lehrerseminar<br />

Unterstrass in Zürich. 1969 bis 1971 machte er eine Theaterausbildung an der Ecole<br />

Jacques Lecoq in Paris.<br />

Seither ist er tätig als freischaffender Theaterregisseur, Schauspieler, und Pädagoge.<br />

Er unterrichtete an der Schauspiel-Akademie, der Piccola Commedia dell‘Arte, der<br />

comart und bei Till-Theaterpädagogik in Zürich.<br />

Jeannot Hunziker führte zwischen 1989 und 2005 bei acht 12. Klass-Theaterproduktionen<br />

an der <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong> Wetzikon Regie.<br />

18 19


«Die Jugendlichen müssen ihre Figur<br />

verstehen.»<br />

Es war an einem Abend im Mai. Wir (Christine Spörri und Christian Labhart) führten<br />

mit Jan Hubacher, Kristian Trafelet und Fabian Krüger ein Gespräch über Schultheater.<br />

Und es wurde ein langer Abend… Bis spät diskutierten wir mit den drei Künstlern.<br />

Das Tonband war schon längst abgestellt, als es nicht mehr um Theater, sondern um<br />

Tod, Gott, Sprache und Denken ging. Die untenstehenden Worte sind nur ein fader<br />

Versuch, zusammenzufassen. – Man hätte dabei sein müssen…<br />

Jan<br />

Nach zwölf Jahren <strong>Steiner</strong>schule habe ich eine Lehre als Landschaftsgärtner gemacht<br />

und fünf Jahre im Beruf gearbeitet. Dann habe ich die Aufnahmeprüfung für die Pantomimenschule<br />

Ilg bestanden. Nach einem Jahr hatte ich das Gefühl, ich sei reif für<br />

auf die Bühne. So begann ich, Schülertheater an der <strong>Steiner</strong>schule Wetzikon zu inszenieren.<br />

Daneben besuchte ich jahrelang Klavierstunden. Ich hatte einen sehr guten<br />

Klavierlehrer, er hat mir die Harmonielehre beigebracht und damit die Fähigkeit,<br />

Arrangements zu machen. Irgendwann ist eine Kollegin aus der <strong>Steiner</strong>schule mit der<br />

Idee an mich herangetreten, eine professionelle A-cappella-Gruppe zu gründen. Das<br />

war etwa vor neun Jahren, die Gruppe hiess Zapzarap, und wir treten bis heute mit<br />

zunehmender Bekanntheit auf.<br />

Kristian<br />

Ich habe nach der <strong>Steiner</strong>schule eine Schnupperlehre als Zimmermann gemacht,<br />

hatte aber keine Lust zu diesem Beruf. Dann ging ich zum Vorsprechen an die Schauspielschule<br />

Bern, ohne Erfolg. Darauf besuchte ich die EFAS, eine Filmschule in Zürich;<br />

tönt zwar gut, war eine gute Vorbereitung für die erneute Aufnahmeprüfung an<br />

die Schauspielschule, hat mir aber als <strong>Schule</strong> nicht viel gebracht. Und dann nahm<br />

mich die Schauspielschule in Bern; nach vier Jahren schloss ich 2003 ab. In dieser<br />

Zeit entstand mein erster Kurzfilm, «Letzte Bergfahrt», bei dem ich Regie machte.<br />

Nach der <strong>Schule</strong> bin ich bei Zapzarap eingestiegen und bin bis heute dabei. Genau<br />

wie Jan, begann ich an der <strong>Steiner</strong>schule Regie zu führen.<br />

Im Moment bin ich an meinem ersten voll professionellen Kurzspielfilm, «Drehpunkt»,<br />

wo wir ja Fabian Krüger als Schauspieler gross rausbringen in der Schweiz!<br />

Fabian<br />

Ich musste nach der <strong>Steiner</strong>schule zuerst ein paar Erwartungen enttäuschen, utopische<br />

Träume begraben. Ich hatte mir eine Zeitlang in den Kopf gesetzt, Cellist zu<br />

werden, habe eineinhalb Jahre lang jeden Tag sechs Stunden Cello geübt, war aber<br />

nicht gut genug.<br />

Dann lernte ich Leute am Schauspielhaus Zürich kennen, und eines Tages wollten sie<br />

mich als Statisten. Ich habe das unglaublich toll gefunden. Viele Freunde haben gesagt:<br />

Fabi, mach doch die Schauspielschule. Mit 23 Jahren habe ich die Aufnahmeprüfung<br />

an die Schauspielschule Zürich bestanden, wohingegen Bern abgelehnt<br />

hatte.<br />

Nach der Schauspielschule blieb ich am Schauspielhaus. Parallel dazu habe ich in<br />

der freien Theatergruppe 400asa mitgemacht. Wir waren ein Kollektiv und recht erfolgreich.<br />

Dort war meine Heimat und das Schauspielhaus mein Broterwerb. Im Laufe<br />

der Jahre war ich dann in Berlin und in Bochum engagiert, bis ich wieder nach Zürich<br />

zurückkam. Dieses Jahr werde ich mit Matthias Hartmann zum Burgtheater Wien<br />

wechseln.<br />

Inwiefern hat euch die RSS mit ihrem Fächerangebot geprägt und vielleicht den Weg<br />

ins Theaterleben begleitet?<br />

Jan:<br />

Die Quartalsfeste waren für mich nie eine Übung für Bühnenpräsenz, da konnte ich<br />

mich meist zu sehr in der Masse verstecken. Aber später gab es eine freiwillige The-<br />

10. Klass-Spiel 2009, Il Campiello von C. Goldoni Regie: Kristian Trafelet<br />

20 21


atergruppe aus Eltern und Freunden der RSS. Ich wirkte im «<strong>Sommer</strong>nachtstraum»<br />

mit, und das war für mich sehr prägend. Auch das 12.-Klass-Theater war für mich<br />

wichtig, obschon wir Schüler damals sehr genau spürten, dass das Kollegium unserem<br />

Regisseur nicht voll vertraute. Trotzdem höre ich immer wieder, dass unser Stück<br />

«Der Gesang im Feuerofen» von Carl Zuckmayer vielen in tiefer Erinnerung geblieben<br />

ist. – Es war toll, dass ich an der <strong>Steiner</strong>schule unzählige Möglichkeiten bekam, mich<br />

auszuleben.<br />

Kristian:<br />

Ich erinnere mich noch sehr gut an das «<strong>Sommer</strong>spiel» und wie ich gebannt als Faun<br />

hinter der Bühne dem Pan zuhörte, tief ergriffen von der einsetzenden Musik und<br />

seinen Worten. Jahre später spielte ich dann selber den Pan… Die vielen Bühnenauftritte<br />

haben mir sicher Selbstvertrauen gegeben. Das freiwillige 10.-Klass-Theater war<br />

für mich der Höhepunkt.<br />

Fabian:<br />

Ich erinnere mich an das 8.-Klass-Theater. Mein Lehrer gab mir eine Regieanweisung.<br />

Ich musste «Raub und Mord» sagen, dabei das r rollen und mit meinen Händen eine<br />

vorbestimmte Geste machen. Ich fühlte mich unwohl. Ich erlebte dies als einen gewissen<br />

«Stil», die gestischen Mittel empfand ich als «Auftrag». Doch das hat mir<br />

nicht geschadet. Ich bin dankbar für das grosse Angebot an der <strong>Schule</strong>, es hat mich<br />

angeregt nachzudenken wie auch einiges in Frage zu stellen. Im 12.-Klass-Theater<br />

wurde ich in einer Hauptrolle endlich gefordert. Ich hoffte zugleich, einer Angebeteten<br />

zu gefallen, in die ich schon lange verliebt war. Leider machte ich ihr nicht den<br />

erhofften Eindruck…Während dieser sehr intensiven Zeit begann bei mir ein ernsthaftes<br />

Nachdenken über den Schauspielberuf.<br />

Sollte beim Schultheater der Prozess oder das Resultat wichtig sein?<br />

Jan:<br />

Wer öffentlich aufführt, muss auch Qualität geltend machen. Das verunmöglicht aber<br />

neue Experimentalformen. Man erwartet das möglichst Perfekte. In einer Klasse<br />

kann es viele Talentierte geben, Zugpferde, die mit Elan und Initiative dabei sind.<br />

Ohne sie wird der Regisseur vor eine fast unlösbare Aufgabe gestellt. Den Prozess<br />

erleben alle, aber mit unterschiedlich grossen Schritten. Über die möglichen Resultate<br />

müssten wir schon noch reden!<br />

Fabian:<br />

Die Bühne ist eine Plattform, die ausstellt! Sie ist brutal, es kann Verlierer geben.<br />

Man muss als Schauspieler exhibitionistisch veranlagt sein. Nicht jeder erträgt das!<br />

Ist jemand nicht bereit, kann die Bühne negativ wirken! Deshalb stelle ich es in Frage,<br />

pädagogische Rollenbesetzungen vorzunehmen; wer talentiert ist, soll gefordert<br />

werden, wer nicht so begabt ist, spielt etwas, das ihm liegt. Andere spielen eben<br />

Jan Hubacher<br />

kleinere Rollen! Castings könnten die Konsequenz sein, dabei soll es darum gehen,<br />

zu beurteilen, aber nicht zu verurteilen. Diese Castings könnten auch eine Vorbereitung<br />

auf Vorstellungsgespräche nach der Schulzeit sein. Man will mit der Aufführung<br />

doch einen guten, unterhaltsamen Abend gestalten.<br />

Kristian:<br />

Ich kenne das aus meinen Regiearbeiten in Wetzikon: Irgendwann kam ich an den<br />

Punkt, wo ich sagte: «Nein, das können wir nicht aufführen, wir schaffen das nicht!»<br />

Es ging aber weiter, und die Aufführung war jedes Mal ein Riesenfest in der ganzen<br />

Klasse. Alle waren völlig happy, auch die mit den kleinen Rollen. Ich glaube, das hat<br />

auch mit jenem Beispiel «Raub und Mord» zu tun. Wenn ich diesen jungen Menschen<br />

etwas aufdrücke, was sie nicht verstehen, ist das ein Frust. Es geht um die Schüler<br />

und nicht um einen Stil. Es geht nur darum, dass die Schüler ihre Figur und ihre<br />

Handlungen auf der Bühne finden und verstehen. Es muss am Schluss ein gutes<br />

Produkt sein. Am besten nicht länger als 90 Minuten. Ich musste wegkommen von<br />

grossen Ideen, musste auf die Schülerinnen und Schüler eingehen, sonst hätte ich<br />

keine Chance gehabt. Ich finde es tragisch, wenn ich in einem 12.- oder 8.-Klass-<br />

Theater sitze und nur auswendig gelernten Text geliefert bekomme. Was mache ich<br />

dann als Zuschauer? Ich beklatsche das Auswendiglernen. Wenn die Jugendlichen<br />

nur Text rezitieren, verstehen sie nicht, was ihre Figur wirklich bewegt. Das macht<br />

keinen Sinn.<br />

22 23


Jan<br />

Man merkt den Unterschied, ob ein Theaterprojekt freiwillig oder obligatorisch ist.<br />

Bei den obligatorischen gibt es eben Schüler, die abklemmen. Beim freiwilligen Theater<br />

nicht.<br />

Fabian<br />

Wenn du freiwillig ein Lehrstück machst, wo zum Beispiel Themen wie Humanismus<br />

oder Integration wichtig sind, dann kann es schon sein, dass du ein wenig aufblühen<br />

kannst. Aber darum geht es nicht nur auf einer Bühne. Die Schülerinnen und Schüler<br />

müssen verstehen, was das Stück mit ihnen zu tun hat. Das kann aber nicht passieren,<br />

wenn ihnen von den Erwachsenen vermittelt wird, dass die Stücke eh schon was<br />

Besseres als ihr Horizont sind, weil sie so hoch, so ehrenwert, so hehr sind. Wenn<br />

man die Jugendlichen so behandelt, als müssten sie sich erst dort hinauf entwickeln,<br />

ist das Quatsch. Wir müssen sie dazu bringen, dass sie was von sich zeigen wollen.<br />

Klar, ich habe damals so genannte soziale Erfahrungen gemacht, habe ein Bühnenbild<br />

gebaut, musste mit der Zicke von nebenan klarkommen, mit der «blöden Kuh»,<br />

die die tolle Rolle spielen durfte. Damit musste ich leben. Das war ja nicht so wahnsinnig<br />

schwer, das musste ich mit meinen Geschwistern auch schaffen, seit ich denken<br />

kann.<br />

Sind die heutigen Jugendlichen anders als früher?<br />

Kristian<br />

Einige Leute finden, dass die Jugendlichen früher «besser» waren als heute, verantwortungsbewusster,<br />

initiativer. Ich denke nicht, dass dem so ist. Wir sehen es anders,<br />

weil wir älter geworden sind. Als ich in der 6. Klasse war, waren die 12.-Klässler<br />

mit der «Chinesischen Mauer» für mich der Wahnsinn. Nach der <strong>Schule</strong> dachte ich<br />

beim Besuch eines 12.-Klass-Theaters: «Die sind ja recht jung, noch Kinder!» Nun<br />

führe ich selber Regie und sehe, dass vieles sehr ähnlich abläuft. Ausser, dass ich<br />

auf einmal Lehrer bin und mit ganzer Kraft versuche, ein Theaterstück so gut wie<br />

möglich auf die Bühne zu bringen. Unsere Sicht verändert sich, aber nicht die Jugendlichen.<br />

Während meiner Schulzeit waren die 12.-Klass-Theater recht moralisch und weltverbessernd.<br />

Die Schüler fanden es gut, mit erhobenem Zeigefinger am Bühnenrand zu<br />

stehen und zu sagen: Die Welt ist schlecht, sie wird untergehen, wenn wir nicht sofort<br />

etwas dagegen unternehmen. Da finde ich, muss man als Regisseur aufpassen, dass<br />

man nicht auch noch in diese Kerbe haut.<br />

Habt ihr das Gefühl, dass ihr als <strong>Steiner</strong>schüler etwas Besonderes seid?<br />

Fabian<br />

Die <strong>Steiner</strong>schule ist etwas Normales, etwas sogar Elitäres, aber etwas sehr Vorteilhaftes<br />

in dieser Welt. Diese <strong>Schule</strong> bietet eine gute Ausbildung, und sie ist relevant<br />

und existiert in dieser Welt. Ich empfand und empfinde die Vielfalt an Stoffen und<br />

Fächern als Stärke. Ihre Überheblichkeit und manche wertkonservative Tendenzen<br />

waren hingegen einengend. Statt Mickymouse zu verurteilen, hätte ich lieber gelernt,<br />

Comics und deren Hintergründe zu beurteilen. Ich bin rausgekommen aus der<br />

<strong>Steiner</strong>schule und habe gedacht: «Oh mein Gott!» und musste mich oft umpolen. Es<br />

gab bei mir ziemlich viele Brüche. Wäre ich aus einer anderen <strong>Schule</strong> gekommen, in<br />

einer anderen Konstellation, wäre das aber wahrscheinlich auch so gewesen.<br />

Jan<br />

Es gibt selten eine <strong>Schule</strong>, wo man seit dem Kindergarten während der ganzen<br />

Schulzeit dieselben Mitschüler hat. Dadurch entstehen Freundschaften, die sehr lange<br />

andauern. Das hat mich geprägt.<br />

Fabian<br />

Vielleicht war ich wohlbehütet. Es kotzt mich oft an, dass ich so soft, dass ich so<br />

verdreht, so ideologisch war. Diese Eigenschaften musste ich immer wieder kaputt<br />

machen. Dadurch wurde ich ein wahnsinniger Tunichtgut. Ich war einerseits so geliebt<br />

und wohlbehütet und verwöhnt, und andererseits hörte ich diese lustigen Dogmen,<br />

wie «Man springt nicht über den Bühnenrand im grossen Saal». Dieser ganze<br />

Quatsch, und dennoch toll, grossartig! Das waren ja nur Menschen, die versuchten,<br />

mir was zu vermitteln. Hinter jeder Ideologie, hinter jeder Liebe, hinter jeder gut gewollten<br />

Tat steht eine abgrundtiefe Fratze, und ich als Künstler muss das natürlich<br />

immer hinterfragen. Aber letztendlich ist der einzelne Lehrer entscheidend. Wenn du<br />

als Kind spürst, wie er sich um dich bemüht, ist das wertvoll, egal, ob er von dir auch<br />

manchmal etwas verlangt, das du nicht magst.<br />

Fabian Krüger und Kristian Trafelet<br />

24 25


Wie sollte Schultheater sein?<br />

Fabian<br />

Theaterformen und Sehgewohnheiten verändern sich immer wieder. Heute haben<br />

wir Internet, Medien, Talkshows; die intellektuelle Auseinandersetzung passiert<br />

nicht mehr unbedingt über unsere Autoren und Dramatiker. Es war damals bestimmt<br />

richtig, dass wir Nachkriegsstücke gespielt haben, ich habe die als 18-Jähriger geliebt,<br />

das war so schön pathetisch, mit dem moralischen Finger auf der Bühne zu<br />

stehen.<br />

Aber du kannst es heute nicht mehr so machen wie vor fünf und schon gar nicht wie<br />

vor zehn Jahren. Das will keiner sehen. Jeder Jugendliche spürt das, es ist out. Aber<br />

sucht doch nach neuen Formen, nach Auseinandersetzungen, bringt niemandem<br />

was bei, haltet an nichts fest, sondern sucht!<br />

Auch die Stückauswahl muss überdacht werden. Sprechtheater allein bringt es nicht<br />

mehr. Warum nicht Tanzelemente einbauen oder eigene Themen suchen, oder Performance<br />

als 8.- und 12.-Klass-Theater? Immer natürlich im Rahmen des Laientheaters.<br />

Warum steckt man da nicht zurück und sucht was Neues?<br />

Jan<br />

Man sollte viel mutiger sein, andere Stoffe zu suchen. Wenn ich mir überlege, wie viel<br />

Zeit ich investiere, bis der einzelne Schüler dazu kommt, an seiner Rolle zu arbeiten.<br />

Das ist eine so kurze Zeit im ganzen Prozess. Man hat Doppelbesetzungen, man<br />

muss das Bühnebild machen, was zwar schon wichtig ist, aber dann fehlt einem die<br />

Zeit für das Spielen.<br />

Kristian<br />

Die Schüler wollen ein Stück, die wollen einen Schlussapplaus. Für die ist eine Performance<br />

peinlich auf der Bühne. Sie sind eigentlich konservativ. Meine Aufgabe als<br />

Regisseur ist schon genug gross, den Jugendlichen klar zu machen, dass es nicht um<br />

ihre Schönheit, sondern um die Schönheit einer Rolle geht<br />

Fabian<br />

Manchmal spreche ich mit Jugendlichen, die mit ihren Klassen ins Schauspielhaus<br />

kommen. Sie finden Literatur öd. Dann frage ich sie: «Wieso ist Literatur öd? Ich bin<br />

Schauspieler, weil ich Literatur mag. Wenn bei Max Frisch «Pfahl» steht, dann müsst<br />

ihr wissen, dass er einen Pimmel meint!» Dann kreischen sie, weil sie Teenies sind.<br />

Irgendein plumper, trivialer Mist interessiert sie. Viele Autoren sind nämlich so abgründig<br />

trivial und plump, wie es sich Jugendliche nur wünschen. Doch wer vermittelt<br />

das denen? Dass Büchner opiumsüchtig war, dass Goethe ein arroganter Schnösel<br />

war. Ich musste immer zu diesen Dichtern hochgucken, das ist unwürdig und langweilig.<br />

Wenn es aber um Eigenschaften geht, die die Jugendlichen auch haben, dann<br />

wird’s interessant. Und wenn man das als Pädagoge schlau, ernsthaft und trotz Trivialität<br />

liebevoll macht, kriegen die Jugendlichen Zugang zum Theater.<br />

Was sind eure Ziele, Wünsche, Träume für die Zukunft?<br />

Jan<br />

Ein Traum wäre für mich, neue Wege in der Theaterlandschaft zu suchen. Das ist aber<br />

schwierig, weil es eh schon alles gibt. Ich möchte mal wirklich was Neues erfinden,<br />

das noch niemand gemacht hat, das allein aus mir heraus gewachsen ist.<br />

Kristian<br />

Meine Träume gehen Richtung Film. Ich möchte mal den perfekten Film machen, ich<br />

weiss allerdings nicht, ob es das überhaupt gibt. Bei mir geht es eher Richtung Regie<br />

und nicht Richtung Schauspieler.<br />

Fabian<br />

Ich will keinen Traum. Ich bereite mein Ende vor. Ich will die Kerze am anderen Ende<br />

anzünden und meinen Untergang einleiten. Bis dahin will ich an nichts festhalten.<br />

Ich will doch nur spielen, spielen, spielen…<br />

12. Klass-Spiel 2007, Cyrano de Bergerac von Edmond Rostard, Regie: Jan Hubacher<br />

26 27


«The Matchmaker» von Thornton Wilder<br />

Seit einigen Jahren findet das Theaterprojekt der 12. Klasse immer ganz am Ende des<br />

Schuljahres statt, da man erkannt hat, dass normaler Schulalltag nach den Prüfungen<br />

keinen Sinn mehr macht. Einige Dinge in diesem Projekt müssen aber schon im<br />

Vorfeld organisiert und entschieden werden:<br />

Stückwahl: Vor Weihnachten wurde uns mitgeteilt, dass Roland Körner Regie machen<br />

und uns Stücke vorschlagen würde. Es war uns aber auch freigestellt, eigene Vorschläge<br />

zu bringen. So kamen schlussendlich folgende Stücke zusammen:<br />

Fahrenheit 451, Diener zweier Herren, Sechs Personen suchen einen Autor, Hotel zu<br />

den zwei Welten und Die Heiratsvermittlerin.<br />

Fahrenheit 451 (Ray Bradbury) war das erste Stück, das wir vom Regisseur bekamen,<br />

doch es gefiel keinem von uns. Es war uns zu düster und «psychomässig».<br />

Diener zweier Herren (Carlo Goldoni), ebenfalls von Roland Körner vorgeschlagen,<br />

war ein lustiges Stück, allerdings sprachlich eher für die achte Klasse geeignet.<br />

Hotel zu den zwei Welten (Eric-Emmanuel Schmitt) war ein Vorschlag aus der Klasse,<br />

ein sehr gutes Stück, das aber leider von der Rollenanzahl her ungünstig war.<br />

Somit mussten wir uns zuletzt noch zwischen Sechs Personen suchen einen Autor<br />

(Luigi Pirandello) und Die Heiratsvermittlerin (Thornton Wilder) entscheiden. Ersteres<br />

war ein Vorschlag des Regisseurs, Letzteres hatten wir im Englischunterricht mit<br />

verteilten Rollen gelesen und im letzten Augenblick noch eine deutsche Übersetzung<br />

aufgetrieben.<br />

Zwei sehr gegensätzliche Stücke standen sich hier gegenüber: Die «Sechs Personen»<br />

ist ein Stück mit vielen Facetten und komplizierter Handlung. Einerseits humorvoll,<br />

andererseits sehr tragisch. Die Heiratsvermittlerin hingegen ist eine spritzige,<br />

lustige Komödie, ohne viel Tiefgang. Schlussendlich entschied sich die Mehrheit der<br />

Klasse für dieses Stück, weil wir die Leute zum Lachen bringen und zur Abwechslung<br />

einmal eine Komödie als 12.-Klass-Theater aufführen wollten.<br />

Rollenverteilung: Unsere Klasse setzt sich aus vier Frauen und sieben Männern zusammen.<br />

Bei den Frauen war die Situation folgendermassen: Das Stück hat sechs<br />

Frauenrollen, wir waren also mit Sicherheit alle vollauf beschäftigt. Das Problem bestand<br />

darin, dass drei Personen die Hauptrolle spielen wollten. Zum Glück liess sich<br />

der Regisseur dazu bewegen, zwei Besetzungen zu machen. Somit musste nur eine<br />

Person auf die Wunschrolle verzichten, was schlussendlich möglich war.<br />

Bei den Herren war die Situation ungefähr ähnlich. Das Stück hat zwei tolle Männerrollen<br />

(und natürlich noch einige ein bisschen weniger tolle) und es gab einige Anwärter<br />

auf diese Aufgaben. Roland Körner liess uns einige Szenen probelesen und<br />

teilte uns seine Meinung mit. Als zum Schluss die Besetzungen festgelegt wurden,<br />

hatten einige Schüler etwas schwer zu schlucken...<br />

In der 12. Klasse muss im Vergleich zur 8. Klasse einiges mehr an Verantwortung<br />

übernommen werden. So bestimmten wir Verantwortliche für folgende Gebiete: Werbung<br />

(Sponsoren, Flyer, Plakate, Programmheft usw.) Bühnenbild (entwerfen, planen,<br />

bauen...) und Kostüme (Kostümverleih, nähen, anpassen, zusammenstellen...).<br />

Am Dienstag, 2. Juni, starteten wir unser fünfwöchiges Projekt, und wir sind gespannt,<br />

was sich daraus entwickeln wird....<br />

8. Klass-Spiel 2005, Wilhelm Tell von Friedrich Schiller, Regie: Philip Jacobsen<br />

Für die 12. Klasse: Carmen Haas<br />

28 29


Nachruf Georg Stoeckel<br />

Im <strong>Sommer</strong> 2007 konnten wir Georg Stoeckel für den Fachbereich Deutsch an die<br />

Oberstufe der RSSZO gewinnen. Nach einer Phase des Umbruchs brachte Georg<br />

Stoeckel Beruhigung, Stabilität und inhaltliche Qualität in den Deutschunterricht.<br />

Auffallend schon am ersten Tage war die unglaubliche Begeisterung, welche Georg<br />

Stoeckel nicht nur für den Unterricht, sondern auch für die unzähligen Aufgaben im<br />

Schulganzen mitbrachte. Unvergesslich hat sich mir seine Grundhaltung, ganz nach<br />

dem Motto: «Es gibt zu tun, also packen wir es an!», in die Seele eingegraben.<br />

Ausserordentlich wertvoll erlebten wir seine Mitarbeit im IMS-Kollegium – eine Mitarbeit<br />

und Zusammenarbeit, welche immer von Respekt für den Anderen, grosser<br />

innerer Anteilnahme und Verantwortlichkeit geprägt war.<br />

Mit tiefer Bestürzung mussten wir in den <strong>Sommer</strong>ferien 2008 die Mitteilung entgegennehmen,<br />

dass Georg Stoeckel an Krebs erkrankt sei. Mit derselben Tatkraft, Aufrichtekraft<br />

und Verantwortlichkeit ging Georg Stoeckel auch an die gänzlich neuen<br />

Aufgaben, welche ihm dadurch gestellt wurden. Unter Aufwendung aller ihm zur Verfügung<br />

stehenden Kräfte vollendete Georg Stoeckel im August/September 2008<br />

noch die vierwöchige «Faust»-Epoche in der 12. Klasse. Auch für die Schülerinnen<br />

und Schüler hat Georg Stoeckel unvergesslich gewirkt.<br />

Tief beeindruckend war es, zu erleben, wie er sich vorwärtsblickend, positiv und<br />

kraftvoll seiner rasch voranschreitenden Krankheit stellte. Am 9. Juni 2009 um ein<br />

Uhr morgens ist Georg Stoeckel in die geistige Heimat zurückgekehrt. Das Kollegium,<br />

die Schülerinnen und Schüler und viele Menschen im Umkreis der <strong>Schule</strong> sind ihm in<br />

Dankbarkeit verbunden. An sein Wirken – auch wenn es nur für kürzere Zeit war –<br />

werden wir uns stets mit Achtung und Bewunderung erinnern.<br />

Für das Kollegium Thomas Gmelin<br />

30 31


Aus dem Kollegium<br />

Zum Ende des Schuljahres 2008/2009 will noch vieles abgeschlossen sein. Jede<br />

Klasse hat ihre besonderen Themen, Anlässe und Aufgaben, die nicht ins nächste<br />

Schuljahr hinübergenommen werden wollen oder können. Abschliessen heisst ja<br />

auch blicken aufs Vergangene um des Zukünftigen, Neuen willen.<br />

In der Konferenzarbeit haben wir auf vieles zurückgeschaut. So haben wir uns nach<br />

dem Tag der offenen Tür – den viele interessierte und neue, aber auch bestehende<br />

Eltern besucht hatten – entschieden, im nächsten Schuljahr wieder an zwei Tagen<br />

unsere Türen zu öffnen. Zum einen möchte die Aufnahmegruppe den Besuchstag für<br />

neue Eltern gerne wieder im November festlegen, damit genügend Zeit für den Entscheid<br />

der Eltern und für das Aufnahmeverfahren bleibt, auch möchten wir für die<br />

neuen Eltern ein anschliessendes Gespräch anbieten, damit allfällige Fragen zur Klärung<br />

kommen können. Zum anderen wird die Besucherdichte in den einzelnen Klassenzimmern<br />

etwas entschärft, denn für unsere bestehenden Eltern soll der «Tag der<br />

offenen Tür» im Januar/Februar bleiben. Die genauere Organisation dieser beiden<br />

Tage wird noch einmal Gesprächsthema sein.<br />

Der Stundenplan war ein weiteres Thema in den Konferenzen. Nochmals unterhielten<br />

wir uns über die geänderte Dauer der Lektionen beziehungsweise vor allem der Pausen<br />

zwischen den Stunden. Für einige sind sie zu kurz, andere wieder fanden sie<br />

lang genug. Wir kamen zu keiner eindeutigen, aus pädagogischer Sicht optimalen<br />

Lösung. Um allzu grosse Verwirrung durch nochmalige Änderungen zu vermeiden,<br />

haben wir die Zeiten wie bis anhin belassen.<br />

Immer häufiger sehen wir uns mit der Tatsache konfrontiert, dass die Schüler während<br />

der Pause an die BP-Tankstelle gehen, um sich ihren Znüni zu kaufen. Ab der 10.<br />

Klasse ist das erlaubt. Aber auch immer jüngere Schüler pilgern BP-wärts. Wir Lehrer<br />

sind jedoch verpflichtet, zu kontrollieren, dass die Schüler während der Unterrichtszeit<br />

das Schulgelände nicht verlassen. An einem allgemeinen Elternabend der Mittel-<br />

und Oberstufe wurde beschlossen, dass die 9. Klasse im Oberstufenraum täglich ein<br />

stattliches Angebot an feinen Schlemmereien anbietet, was nun seit den Frühlingsferien<br />

auch der Fall ist. So hoffen wir, den Schülern eine Alternative zur Konsumation<br />

an der BP bieten und unsere Schulregeln wieder besser durchsetzen zu können. Die<br />

Versuchsphase dauert bis zum Schuljahresende.<br />

Wie Sie dem Bericht von Sabine Schaer entnehmen können, sind wir nun eine durch<br />

die Stiftung «Confidentia – Wege zur Qualität» zertifizierte <strong>Schule</strong>, was uns alle sehr<br />

freut! Ebenfalls im Zusammenhang mit unserer Zertifizierung haben wir in unserer<br />

Schulorganisation neu ein Notfallkonzept. In der Konferenzzeit wurden wir durch<br />

Hannes Schmutz genauestens instruiert, was im Falle eines Schulhausbrandes oder<br />

einer sonstigen gefährlichen Situation geschehen muss. Sämtliche Klassen müssen<br />

vollständig und geordnet das Schulhaus verlassen und sich am uns nun allen bekannten<br />

Sammelplatz einfinden. Zu diesem Zweck hängt auch in jedem Schulzimmer<br />

eine Infoliste samt Trillerpfeife, und die Schüler wurden von ihren Lehrpersonen<br />

über den Ablauf einer Schulhausräumung im Brandfall, was hoffentlich nie nötig<br />

sein wird, informiert. Ebenfalls befinden sich seit kurzem überall im Schulhaus Sanitäts-<br />

und Notfallkoffer, über deren Inhalt und sachgerechten Gebrauch uns der<br />

Schularzt instruierte. Im kommenden Schuljahr wird eine ausgebildete Instruktorin<br />

von der Gebäudeversicherung eine Schulung zum Thema Brandschutzerziehung im<br />

Kindergarten, in der 4. und voraussichtlich in der 7. Klasse durchführen.<br />

Am Ende dieses Schuljahres verlassen uns zwei Lehrpersonen. Frau Geneviève Cox,<br />

die als Englischlehrerin in der Mittelstufe unterrichtete, wird unsere <strong>Schule</strong> verlassen<br />

und sich neu orientieren. Und Frau Marietheres Wagner, die in der Oberstufe die<br />

Deutsch-Epochen für Herrn Stoeckel übernommen hat, wird wieder von uns weggehen.<br />

Wir danken beiden ganz herzlich für ihre Arbeit an unserer <strong>Schule</strong> und ihr Engagement<br />

und wünschen ihnen für das, was auf sie zukommen wird, alles Gute.<br />

Wir freuen und, Ihnen mitteilen zu können, dass Herr Udo Richter unsere neuen 1.<br />

Klässler übernehmen wird. Herrn Marek Majorek konnten wir für den Fremdsprachenunterricht<br />

in der Mittelstufe gewinnen. Und Herr Peter Lüthi wird als Deutschlehrer<br />

in der IMS unterrichten und die Klassenbetreuung der zukünftigen 9. Klasse übernehmen.<br />

Die Eurythmie in der 11. Klasse übernimmt Frau Aurelia Krüger. Besonders<br />

uns Unterstufenlehrpersonen freut es, dass wir ab dem neuen Schuljahr eine Förderlehrperson<br />

an unserer <strong>Schule</strong> haben werden. Frau Sandra Bernays wird zusammen<br />

mit uns KlassenlehrerInnen sich der Aufgabe annehmen, Schülern, die einen<br />

«Chnopf» haben, auf ihrem Lernweg weiterzuhelfen. Herr Andreas Tielcke wird als<br />

Deutschlehrer an der Mittelstufe die Epochen und Übstunden übernehmen und die<br />

Regiearbeit bei verschiedenen Theaterprojekten machen.<br />

Wir heissen die neuen Kollegiumsmitglieder ganz herzlich willkommen an unserer<br />

<strong>Schule</strong> und freuen uns auf das neue Schuljahr.<br />

Michèle Truog<br />

32 33


Zur Qualitätssicherung unserer <strong>Schule</strong><br />

Auf Anregung des Verbandes der Privatschulen in der Schweiz, haben wir, Kollegium<br />

und Vorstand, uns schon vor einiger Zeit entschieden, uns einer externen Qualitätszertifizierung<br />

zu unterziehen. Wir haben diesen Schritt eher zögernd in Angriff genommen,<br />

ist und war er doch mit einigem Zeit-, Kraft- und Geldaufwand verbunden.<br />

Wir beschlossen dann aber, die Chance, die damit verbunden ist, zu nutzen, und<br />

entschieden uns für das Verfahren «Wege zur QualitätW (WzQ). WzQ wurde von einer<br />

Gruppe anthroposophisch orientierter Menschen anfänglich für die heilpädagogischen<br />

Einrichtungen entwickelt, und zwar aus den Gedanken der sozialen Dreigliederung<br />

heraus.<br />

Unsere <strong>Schule</strong> hatte schon einmal eine Phase intensiver Arbeit mit WzQ, verwarf damals<br />

aber das Ganze als zu theoretisch und suchte dann nach eigenen Wegen im<br />

Bereich der Schulstrukturen. Wieder damit konfrontiert, wagten wir einen Neueinstieg<br />

ins Thema und fanden in einer ersten Weiterbildung an einer Quartalskonferenz<br />

mit Herrn Schoch einen ausgezeichneten Referenten. Die letzten zirka anderthalb<br />

Jahre waren geprägt von der Arbeit an den Grundlagen und auch an ganz praktischen<br />

Dingen im Zusammenhang mit unserer Schulstruktur. Im letzten Herbst 2008<br />

waren wir dann so weit, dass wir uns bei der Zertifizierungsgesellschaft Confidentia<br />

für ein Audit anmelden konnten.<br />

Das Audit bestand aus zwei Teilen. Zum einen mussten wir den Auditoren unsere<br />

Schulstrukturen darlegen, indem wir ihnen alle verfügbaren Unterlagen (aktualisiert!)<br />

zukommen liessen und ein entsprechendes Gespräch führten. Zum zweiten<br />

kamen die drei Auditoren zu uns an die <strong>Schule</strong>. Es fanden Gespräche mit allen wichtigen<br />

Gruppen statt: Elternvertretung (aus der Vorbereitungsgruppe der Eltern-Lehrer-Gespräche<br />

rekrutiert), Vorstand/Eltern-Finanzgruppe, Mitarbeiter-Finanzgruppe,<br />

Schülervertretung (je 2 Schüler 10./11./12. Kl.), Hospitationsgruppe, Aufnahmegruppe,<br />

Mandat Dialog, Konferenzleitung, WzQ-Gruppe, Konvent. Diese Audit-Gespräche<br />

fanden am 26. Februar 2009 statt.<br />

Die Rückmeldungen sowohl aus den einzelnen Gruppen wie auch von den Auditoren<br />

waren allgemein positiv. So empfanden die einzelnen Gruppenmitglieder die Gespräche<br />

als interessant und bereichernd und die Inputs der Auditoren als gut. Die<br />

Auditoren schienen von der <strong>Schule</strong> und unseren Strukturen einen positiven Eindruck<br />

gewonnen zu haben. Sie erlebten unsere <strong>Schule</strong> als innovativ und sehr offen in den<br />

Gesprächen, so dass es in allen Gruppen möglich war, einen gehaltvollen Austausch<br />

zu pflegen.<br />

Inzwischen wurden wir als <strong>Schule</strong> zertifiziert, was uns mit Freude und auch etwas<br />

Stolz erfüllt.<br />

Für die WzQ-Gruppe<br />

Audit zum Eltern-Lehrer-Gespräch<br />

Sabine Schaer<br />

Im Gesamten war der Auditor Hr. Fischer sehr erstaunt beziehungsweise beeindruckt,<br />

dass diese Plattform von Eltern-Lehrer-Gesprächen so gut funktioniert. Es wurde uns<br />

gratuliert zu der Form, wie wir die Eltern-Lehrer-Zusammenarbeit, d.h. die Eltern-Lehrer-Gespräche<br />

(ELG), leben. Zusammen mit Herrn Fischer wurde uns bewusst, dass<br />

wir in Wetzikon eine sehr hohe Kunst der Kommunikation, Begegnung und Zusammenarbeit<br />

verwirklichen, wie sie im Vergleich mit anderen <strong>Schule</strong>n nicht selbstverständlich<br />

ist. Dass es funktioniert, dürfte an einem gewissen Pioniergeist, aber auch<br />

an der Mischung von Offenheit und vorgegebenen Themen liegen. Wir wurden aber<br />

auch darauf aufmerksam gemacht, dass wir uns immer wieder auf Messers Schneide<br />

bewegen. Unser Wagnis basiert auf gegenseitiger Transparenz, Vertrauen und auf<br />

Einzelinitiative. Es ist uns bewusst, dass das ein grosser Balanceakt ist. Dafür, dass<br />

die ELG möglich gemacht wurden und dafür, dass sie jetzt schon ganze zwei Jahre<br />

erfolgreich leben, ist allen daran beteiligten Menschen mit Hochachtung zu danken.<br />

Es ist ein schönes Gefühl zu hören, dass man sehr gute Arbeit leistet und die «Jongleur-Kunst<br />

der Partnerschaft» feinfühlig und erfolgreich ausübt.<br />

Überzeugendes Jonglieren ist nur möglich, wenn die Bereitschaft da ist, die verlorenen<br />

oder verspielten Bälle als neue Übungsmöglichkeiten zu nutzen. Vergessen wir<br />

dabei die Gelassenheit, den Humor und vor allem die Freude nicht.<br />

Arbeit mit Wege zur Qualität (WzQ)<br />

Gabriela Signer und Heidi Mettler<br />

WzQ ist ein Qualitätssicherungssystem, das sowohl die einzelnen ganz praktischen<br />

Organisationsschritte eines Unternehmens als auch dessen soziale Entwicklung<br />

durchleuchtet und deshalb Anstoss gibt zu immer wieder neuen Anpassungen und<br />

Veränderungen. WzQ prüft eine Institution auf ihre Selbstverpflichtung hin, d.h., es<br />

wird geprüft, ob das, was in diversen Unterlagen, wie z.B. im Leitbild, festgehalten<br />

ist, in der Praxis tatsächlich durchgeführt wird.<br />

An der Quartalskonferenz vom 1. / 2. Mai letzten Jahres versuchten sich Kollegium<br />

und Vorstand der Freien Schulvereinigung <strong>Zürcher</strong> <strong>Oberland</strong> unter der äusserst kompetenten<br />

Leitung von Herrn Thomas Schoch ein vertiefteres Verständnis der so genannten<br />

unteren fünf Felder von WzQ zu erarbeiten, d.h., den Teil des Qualitäts weges<br />

34 35


anzuschauen, der sich mit den sozialen Verhältnissen eines Unternehmens befasst.<br />

Die Wege zur Qualität führen durch zwölf Felder. In den sieben ersten Feldern werden<br />

die Grundbedingungen zur Verwaltung einer Institution beschrieben, die fünf weiteren<br />

Felder zeigen auf, dass eine Gemeinschaft durch Verwaltung und Organisation<br />

allein nicht am Leben erhalten werden kann.<br />

Da einmal erarbeitete Organisationsformen die Tendenz haben zu erstarren, braucht<br />

es immer wieder Impulse aus dem sozialen Leben einer Institution, um das Ganze in<br />

Bewegung zu halten. Der Statik muss Dynamik entgegengesetzt werden. Aus der<br />

Spannung zwischen den Polaritäten von Statik und Dynamik, von Individuum und<br />

Gemeinschaft, von Egoismus und Individualismus kann eine Steigerung entstehen,<br />

die zu Entwicklung führt, zu Entwicklung der Gemeinschaft, aber auch der einzelnen<br />

in ihr tätigen Individualität.<br />

Sicherheit im Handeln setzt Vertiefung in die Grundlagen voraus; durch Selbsterziehung<br />

gelange ich zu neuen Fähigkeiten; die Kontinuität des Gründungsimpulses<br />

braucht Offenheit für Erneuerung als Ausgleich; dem Gestalten der Gemeinschaft<br />

steht die Förderung des individuellen Potenzials jedes Mitarbeitenden gegenüber.<br />

Nur so kann Gemeinschaft im fruchtbaren Sinne als Schicksal erlebt und bewusst<br />

gestaltet werden. Das stellt hohe Ansprüche an alle Beteiligten, an Eltern und Lehrer.<br />

Ein offener Dialog, gemeinsame Reflexion und gegenseitiger Respekt bilden die<br />

Grundlage, um unsere <strong>Schule</strong> in Idee und Praxis weiterzuentwickeln. Selbstverwaltung,<br />

wie wir sie mit unserer Mandatsorganisation anstreben, ist eine moderne Möglichkeit<br />

der Zusammenarbeit mündiger Menschen.<br />

Ein bewusstes Betrachten und Handhaben der Beziehungen zwischen den Einzelnen<br />

und der Gemeinschaft ist gefordert. Nicht nur unser ordnender Verstand, sondern<br />

auch Gefühle, Sympathie und Antipathie wirken in den Schulorganismus hinein. Diese<br />

Tatsachen ins Bewusstsein zu heben, damit umgehen zu lernen, damit neue Qualitäten<br />

entstehen können, dazu möchte «Wege zur Qualität» Hilfestellung geben.<br />

Der erste Schritt ist getan: Die <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Zürcher</strong> <strong>Oberland</strong> wurde zertifiziert<br />

nach WzQ, das Zertifikat hängt im Lehrerzimmer – noch ungerahmt! Weitere<br />

Schritte müssen folgen – bleiben wir auf den Wegen!<br />

Aus dem Vorstand für die WzQ-Gruppe<br />

Angelika Salgo<br />

Aus dem Vorstand und der Elternfinanzgruppe<br />

Es freut uns sehr, dass die Liquidität Ende Mai in diesem Schuljahr hoch ist und wir<br />

dem Kollegium mitteilen können, dass wir bis Ende Schuljahr in der Lage sind, die<br />

Lehrerhonorare zu bezahlen. Dies gab es schon lange nicht mehr ohne zusätzlichen<br />

Aufruf an die Eltern. Wir alle haben dies ermöglicht, vielen Dank.<br />

Mit der neuen Familienbeitragsregelung haben wir ein Instrument entwickelt, das<br />

viel Klarheit aufzeigt und auch die finanzielle Erwartung an die Eltern ausdrückt. Die<br />

Eltern haben an den Finanzelternabenden entschieden, dass wir weiter mit diesem<br />

System arbeiten, auch das Budget mit der konkreten Beitragstabelle für das Schuljahr<br />

2009/2010 wurde angenommen.<br />

Diese Klarheit gibt Struktur und jeder weiss, was von ihm erwartet wird, dies kann<br />

jedoch auch etwas starr werden. Darum ist es wichtig, dass wir alle in Bewegung<br />

bleiben. Es gibt viele Möglichkeiten an der <strong>Schule</strong> Bewegung zu üben. Verschiedene<br />

Arbeitsgruppen suchen immer wieder engagierte Leute, der Herbstbazar ruft mit vielen<br />

Aufträgen. Neue Ideen sind gefragt und suchen Personen, die diese umsetzen.<br />

Dazu gehört auch der Stipendienfonds. Wir sind eine öffentliche <strong>Schule</strong> mit privater<br />

Trägerschaft. Dies heisst, dass auch Familien mit besonderen Einkommensverhältnissen<br />

ihre Kinder an unsere <strong>Schule</strong> schicken können und durch die andern getragen<br />

werden, auch in finanzieller Hinsicht. Diese Solidarität lebt durch den Stipendienfonds.<br />

Im laufenden Schuljahr 08/09 wurden 43 Gespräche mit Familien geführt, die einen<br />

kleineren oder grösseren Beitrag aus dem Stipendienfonds erhielten. Alle Situationen<br />

wurden seriös geklärt, und es wurde gemeinsam nach einer Lösung gesucht.<br />

Auch im kommenden Schuljahr wird es wieder Familien geben, die einen Beitrag aus<br />

dem Stipendienfonds benötigen. Darum sind wir auf jede Spende angewiesen und<br />

freuen uns darauf. Ihr Geld ist in eine gute Sache investiert. Kommen Sie auf uns zu,<br />

wenn Sie mehr darüber erfahren möchten.<br />

Kontaktperson: Verena Schaltegger<br />

Tel. 055 210 60 66<br />

verena.schaltegger@rsszo.ch<br />

Die Rechnung mit den genauen Zahlen, wie dieses Jahr verlaufen ist, präsentieren<br />

wir Ihnen gerne an der Mitgliederversammlung am 26. September 2009, die Einladung<br />

folgt.<br />

36 37


An der nächsten Mitgliederversammlung wird sich Angelika Salgo aus dem Vorstand<br />

verabschieden, und auch unser Buchhalter, Bernhard Schneebeli, wird sich in einem<br />

Jahr von seinem Amt zurückziehen. Dies sind grosse Veränderungen, es gibt einen<br />

Generationenwechsel. Wer möchte gerne Zeit, Wissen, Arbeit und Freude in die Vorstandsarbeit<br />

einbringen? Melden Sie sich bei mir, wir freuen uns.<br />

Für den Vorstand und die Elternfinanzgruppe<br />

8. Klass-Spiel 2005, Wilhelm Tell von Friedrich Schiller, Regie: Philip Jacobsen<br />

Verena Schaltegger<br />

Ehemalige berichten<br />

Seit dem Ende meiner Schulzeit an der <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong> Wetzikon im <strong>Sommer</strong><br />

1990 lese ich die MITTEILUNGEN. Am liebsten sind mir darin – die Redaktion wird an<br />

mir keine Freude haben – die Ehemaligenberichte! Ich liebe es, wenn Menschen von<br />

sich erzählen.<br />

Die zwölf Schuljahre der <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong> gaben mir wunderbar Zeit, durch diverse<br />

Praktika auch Einblicke in verschiedene Berufe zu erhalten, um meinen Berufswunsch,<br />

Kinderkrankenschwester, zu finden.<br />

Brav, wie ich damals war, bewarb ich mich vorschriftsgemäss an der Pflegeschule<br />

des Kinderspitals Zürich. Ich bekam da auch einen Ausbildungsplatz nach einem<br />

Italienischaufenthalt und einem halben Jahr Vorschule für Spitalberufe.<br />

So führte mich mein Weg im <strong>Sommer</strong> 1990 nach zwölf Jahren <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong><br />

Wetzikon als Au-pair nach Florenz. Ich hatte grosses Glück mit meiner Familie dort,<br />

denn die Kinder wurden sehr gut erzogen. In der Freizeit schloss ich schnell Freundschaften<br />

mit anderen Au-pairs von Nachbarn, alle aus dem englischen Sprachraum.<br />

So kehrte ich ein halbes Jahr später mit guten Sprachschätzen in Italienisch und<br />

Englisch wieder nach Hause zurück, um nach einem halben Jahr Vorschule und Jobben<br />

im Altersheim im Herbst 1991 meine Lehre im Kinderspital anzufangen. In diesen<br />

drei Jahren wohnte ich im Personalhaus; hauptsächlich in Zürich. Das war in<br />

mehrerlei Hinsicht toll: Ich konnte mit den Mitschülerinnen gemeinsam lernen und<br />

mich über die Erlebnisse im Spital austauschen. Ausserdem gefiel es mir als ehemaligem<br />

Landei, jederzeit vor die Tür zu gehen und unter Leuten sein zu können; und so<br />

viele Kinos zur Auswahl zu haben! Die Kispi-Zeit verging wie im Fluge. Ich fühlte mich<br />

wohl in dieser Arbeit im Team und doch selbstständig. Besonders freute mich, dass<br />

den Kindern trotz Tragik auch immer wieder ein Lachen entschlüpfte. Die körperlichen<br />

Abläufe, wie Kinder auf Krankheit und Tod reagieren, sie dabei begleiten und<br />

für das eigene Leben Schätze mitnehmen zu dürfen, das faszinierte mich. Doch<br />

gleichzeitig war mir immer klar, dass ich nie Karriere machen wollte, dass mir anderes<br />

im Leben wichtiger war.<br />

Deshalb war ich nicht unglücklich, als sich Ende Ausbildung bei mir und meinem<br />

späteren Mann eigener Nachwuchs ankündigte. Wir bezogen unser Nest in Uster und<br />

lebten die klassische Rollenteilung. Wir überlegten uns natürlich auch, ob unsere<br />

Kinder ebenfalls die <strong>Steiner</strong>schule besuchen sollten. Wir besuchten Elternabende,<br />

die mir sehr gefielen, meinen Mann aber wenig überzeugen konnten. Wohl aber<br />

auch, weil er sich gar nicht überzeugen lassen wollte. Unser Familienmodell ging<br />

38 39


sieben Jahre gut, in denen zwei weitere Kinder und einige Stellenwechsel und Weiterbildungen<br />

seitens meines Mannes dazu kamen. Im Herbst 2000 beschloss mein<br />

Mann, sein Leben ohne uns weiter zu führen. Das war der bisher härteste Schlag in<br />

meinem Leben: An einem Punkt zu scheitern, an welchem man es am wenigsten erwartet<br />

hätte.<br />

Nun, allein erziehend, überlegte ich mir die Möglichkeit der <strong>Steiner</strong>schule nochmals.<br />

Doch ich sah mich finanziell wie auch emotional nicht in der Lage, die nötigen Bemühungen<br />

zu leisten, um meinen Kindern diese <strong>Schule</strong> zu ermöglichen und trotzdem<br />

noch genügend Zeit für sie zu haben. Um mich finanziell zusätzlich über Wasser zu<br />

halten, machte ich in den folgenden Jahren einige Gelegenheitsjobs. Eine Stelle als<br />

Krankenschwester zu finden, die sich mit dem Zusammenleben mit drei Kindern an<br />

365 Tagen im Jahr vereinbaren lässt, zog ich gar nicht erst in Erwägung. So arbeitete<br />

ich im Büro meines Vaters und als Tupperware-Beraterin. Letzteres gab mir viel mehr<br />

als nur Lohn, denn das Aufgefangenwerden in einem liebevollen und motivierenden<br />

Team vermag unendlich viel. Diese Erfahrung versuche ich auch weiter zu tragen in<br />

meine heutige Tätigkeit.<br />

2002 zogen wir nach Pfäffikon ZH in das Haus von ehemaligen <strong>Steiner</strong>schul-Eltern.<br />

Hier haben wir nun einen Garten, in dem ich all mein hängen gebliebenes Gartenbauwissen<br />

ausleben kann. Das Haus liegt in unmittelbarer Nähe zu <strong>Schule</strong> und Kindergarten,<br />

deshalb begrub ich nun die Idee, meine Kinder in die <strong>Steiner</strong>schule zu<br />

schicken, endgültig. Irgendwann löste sich Tupperware durch das Servieren in einer<br />

Bar ab. Diese Tätigkeit konnte ich gut machen, während die Kinder schliefen. So<br />

hatten sie mich tagsüber doch für sich, und ich war nicht immer abhängig von Babysittern.<br />

Nebenbei tat es mir gut, ein bisschen unter Leute zu kommen.<br />

Vor gut zwei Jahren kam dann eine erneute berufliche Wende. Die Spitex in unserem<br />

Wohnort suchte dringend Personal und war bereit, mich nach zwölf Jahren Familienzeit<br />

einzustellen. Ich war überglücklich, wieder in meinem geliebten Pflegeberuf zu<br />

arbeiten. Mit dem Team hatte ich ein weiteres Mal riesiges Glück! Doch nach ungefähr<br />

einem Jahr war ich in meiner Freude ernüchtert: Die Krankheitsbilder waren für<br />

mich ungewohnt, die Klientel nahm zu, die Rückenschäden der Kolleginnen auch,<br />

die Einsatzzeiten dehnten sich immer mehr auf Abende und Wochenenden aus, meine<br />

Kinder waren plötzlich zu gross, um noch eine Kinderhüterin um sich haben zu<br />

wollen. Ich musste sie immer mehr allein lassen, was Machtkämpfe und Schwierigkeiten<br />

untereinander mit sich brachte. Die ganze Situation wurde für mich immer<br />

unbefriedigender. Ich wollte meine Kinder besser begleiten können, besonders weil<br />

meine älteste Tochter zu der Zeit in die Oberstufe kam und mehr Hilfe beim Lernen<br />

benötigte. Da lobe ich mir im Nachhinein die Mittagessen in den Steinsgi-Klassenzimmern,<br />

wo zwischen Brot, Knuspersäckli und nicht mehr ganz dampfendem Esstopf<br />

gegenseitig bei den Hausaufgaben geholfen werden konnte.<br />

Genau zum richtigen Zeitpunkt kam da ein Bekannter von mir mit einem Angebot,<br />

das Beruf, Familie und Gesundheit in Einklang bringt. Selbständig arbeiten zu können<br />

im Bereich natürliche Gesundheit mit einem Partner, der seit 30 Jahren Bestand<br />

hat. Das erscheint mir auch heute noch wie eine auf dem Silbertablett servierte Möglichkeit.<br />

Ich kann weiterhin Menschen helfen beim Gesundwerden und Gesundsein,<br />

durfte zudem meine Meinung über die Schulmedizin gehörig revidieren und andere<br />

Wege kennen lernen. Ein weiterer Bestandteil meiner Arbeit ist, Leuten zu helfen, die<br />

sich auch nicht mehr zwischen Job und Familie zerreissen wollen und somit auch<br />

Aufbau und Arbeit mit einem Team schätzen.<br />

Meine beiden Mädchen, Léonie und Stella, sind heute 14 und 12 Jahre alt, mein Sohn<br />

Jan ist 9, und es geht uns gut, auch wenn der Vater bis heute immer noch fehlt in<br />

unserer Familie.<br />

Aber mit dieser Arbeit bin ich da, wo ich sein wollte: Ich arbeite mit Menschen, die<br />

sich unterstützen anstatt sich gegenseitig die Ellenbogen in die Rippen zu treiben.<br />

Dadurch entwickle ich mich weiter, fördere die Gesundheit, und habe dann Zeit für<br />

meine Kinder, wann wir es wichtig finden.<br />

Wenn das Leben ein Theater ist, sind wir nicht nur die Hauptperson, sondern auch<br />

zugleich Regisseur. Jederzeit können wir eine Änderung vornehmen und das Stück in<br />

die gewünschte Richtung bringen.<br />

Ich wünsche Ihnen in Ihrem Stück viel Menschlichkeit, Gefühl und gute Gesundheit.<br />

Evelyn Pfeifer-Maurer<br />

40 41


Betrachtung zu Johanni<br />

Es ist Sonnwendzeit. Das «<strong>Sommer</strong>spiel» (von Frau Marguerite Lobeck) auf den Bühnen<br />

vieler <strong>Steiner</strong>schulen gibt einen Blick frei in die Welten all der Wesen, von den<br />

Gnomen zu den Sylphen, die die Naturdinge erst zu Lebendigem machen. Der Vorhang<br />

vor dem rätselvollen Schein der «normalen» Natur da draußen wird für einmal<br />

weggezogen. Und für einmal empfinden, ahnen, erleben wir – mehr als dass wir verstehen.<br />

Wie in einem tiefer liegenden, weniger prompt zugänglichen Bewusstseins-<br />

oder Seelenraum verfolgen wir, was sich da abspielt.<br />

Der Vorhang geht dann wieder zu. Der Schulsaal, die Welt um uns und in uns erscheinen<br />

wieder «normal»: Wir verstehen, begreifen wieder hauptsächlich. Im gewohnten,<br />

gleichsam höher liegenden Raum der Seele, des Bewusstseins, spielt sich ab,<br />

worüber wir nachdenken, uns Vorstellungen machen, samt Fragen, Ärgerlichem, Erfreulichem.<br />

Und wenn ich nun vor diesen wie jenen Raum auch einen Vorhang ziehe oder gleichsam<br />

die Tür zu beiden Bewusstseinsräumen hinter mir zumache und mich umwende?<br />

Komme ich da in «nichts», ins Dunkle; oder in noch einen Raum? – Das ist die<br />

Frage.<br />

Also eine Frage soll mich weiterbringen. Damit, wenn auch abrupt, sei der Blick auf<br />

ein ganz anderes Sujet gelenkt – nämlich um weiter zu fragen: Wer fragt denn? Wer<br />

denkt nach, macht sich Vorstellungen darüber, erinnert sich – etwa an das hier, was<br />

er oder sie liest? – Wo finde ich diesen «Wer» wie auch das, womit er arbeitet, wie<br />

schon gesagt, mit: fragen, (nach)denken, sich etwas vorstellen, sich erinnern, erleben<br />

... Es sind dies die Mittel, mit denen ich gewohnte Inhalte in den beiden ersten<br />

Bewusstseinsräumen, alles zu Erlebende und zu Begreifende, erkunde und handhabe.<br />

Weil diese Mittel und Handhabungen so etwas ganz anderes als gewohnte Inhalte<br />

sind, komme ich in einen dritten Bewusstseinsraum, wenn ich sie zu fassen versuche.<br />

Sie sind insofern etwas erstaunlich anderes, als ich sie immer zuerst selbst<br />

herstellen oder in Gang setzen muss, damit sie überhaupt da sind! Und dann kann<br />

ich sie auch näher erforschen wollen – zum Beispiel fragen: Wie funktioniert denn<br />

das: erleben, denken, sich erinnern? Oder als ein Ich handeln? Oder aus Freiheit?<br />

Die Sonnwendzeit heißt auch Johannizeit; benannt nach Johannes dem Täufer.<br />

«Wendet euren Sinn!», dazu ruft er die Menschen seiner Zeit wie auch die Menschheit<br />

der Zukunft auf. Heute könnte sein Aufruf sein: Versucht zu erfassen, aus eigenem<br />

Antrieb, jenen dritten Bewusstseinsraum! Nicht in ein Dunkel kommt ihr hinter<br />

der Tür zur «normalen» Welt.<br />

Peter Urbscheit<br />

Gelesen…<br />

Lob der <strong>Schule</strong><br />

Sieben Perspektiven für Schüler, Lehrer und Eltern<br />

von Joachim Bauer erschienen bei Hoffmann und Campe<br />

Joachim Bauer ist ein anerkannter Forscher im neurobiologischen und psychologischen<br />

Bereich und tätig in der Lehrerbildung. Er beschreibt in seinem Buch aktuelle<br />

neurowissenschaftliche Forschungsergebnisse und stellt dar, wie man sie für den<br />

pädagogischen Alltag fruchtbar machen kann. Sein Buch ist die Reaktion auf den<br />

lauter werdenden Ruf nach mehr Disziplin.(Siehe dazu Bernhard Bueb: Lob der Disziplin).<br />

Er stellt dar, auf welchem Nährboden Liebe zum Leben, Motivation und die<br />

Lust zu lernen, wachsen können. Grundvoraussetzungen für eine gelingende <strong>Schule</strong><br />

sind Motivation, kooperatives Verhalten und Beziehungsgestaltung, und die sind<br />

auch neurobiologisch verankert.<br />

Es fehlt uns nicht an entwicklungspsychologischem Wissen, Standards und didaktischen<br />

Kenntnissen, und trotzdem gibt es viele Schulabgänger ohne Schulabschluss<br />

und viele Jugendliche, die für eine weiterführende Ausbildung untauglich sind. Heute<br />

wachsen vor allem in den sog. bildungsfernen Schichten immer mehr Jugendliche<br />

in einer Stimmung von Aussichtslosigkeit, Zynismus, Verachtung und Gewalt heran<br />

und nehmen in der Schulzeit nichts von dem mit, was sie fit fürs Leben macht. Die<br />

wichtigste Voraussetzung für Bildung, findet der Autor, sind konstruktive, das Lernen<br />

fördernde Beziehungen. Heute sind (in Deutschland) 58 Prozent der Schüler gesundheitlich<br />

nicht fit, über 15 Prozent leiden an harten psychischen Störungen, und das<br />

Gewaltproblem nimmt massiv zu. Die meisten Schüler erscheinen ohne Frühstück in<br />

der <strong>Schule</strong> und sollen dann noch erfolgreich unterrichtet werden.<br />

Er beschreibt, dass jeder Mensch jenen neurobiologischen Grundregeln unterworfen<br />

ist, dass alles schulische Lehren und Lernen eingebettet ist in ein interaktives und<br />

dialogisches Beziehungsgeschehen.<br />

Er stellt dar, welche neurobiologischen Botenstoffe den menschlichen Motivationssystemen<br />

zugrunde liegen und wie sie aktiviert werden können. Das Gehirn verwandelt<br />

seelische Eindrücke in biologische Reize. Wertschätzung und Anerkennung, die<br />

Menschen in zuverlässigen, persönlichen Beziehungen erhalten, beflügeln die Motivation.<br />

Bleibt das Bedürfnis nach Bedeutsamkeit ungestillt, treten psychische Störungen<br />

auf, oder der Körper sucht sich Ersatzreize, die die Motivationssysteme quasi<br />

korrumpieren, um doch an die notwendigen Botenstoffe zu kommen. Diese Ersatzreize<br />

haben den Nachteil, dass sie zwar Botenstoffe freisetzen, aber im realen Leben<br />

zu Apathie führen und Suchtpotenzial in sich tragen. Er erwähnt brsonders, dass<br />

42 43


Computerspiele vor allem männlichen Jugendlichen virtuell das Bedürfnis nach Anerkennung<br />

ersetzen, sie aber von der realen Welt abkoppeln und ihre Entwicklungsmöglichkeiten<br />

beeinträchtigen.<br />

Die Entdeckung der Spiegelneuronen Mitte der neunziger Jahre bestätigte, dass ein<br />

neurobiologisches System besteht, dessen einziger Zweck darin besteht, beobachtetes<br />

Verhalten anderer Menschen im eigenen Gehirn diskret innerlich mit zu tun.<br />

Spiegelneuronen bilden nicht nur Handlungen nach, sondern auch Empfindungen<br />

und Gefühle. Dadurch entstehen Gesamteindrücke, die in uns ein Gesamtbild der<br />

uns nahe stehenden Menschen verschaffen, das uns verändern kann und das wir<br />

verinnerlichen. Das bedeutet, dass unsere Kinder, neurobiologisch gesehen, nicht<br />

nur registrieren, wie sie wahrgenommen werden und wer sie sind, sondern auch, wer<br />

sie sein könnten, d, h., wo ihre Potenziale liegen. Nehmen sie keine Visionen in ihren<br />

Bezugspersonen wahr, dann wissen sie nicht, wohin die Reise gehen soll. Sie verarbeiten<br />

beides – sowohl das unmittelbare Vorbild handelnder Personen als auch die<br />

Spiegelung ihres eigenen Bildes, das sie von ihren Bezugspersonen erhalten –<br />

Schritt um Schritt zu einem eigenen Selbst. Damit räumt der Autor der Vorbildfunktion<br />

eine entscheidende Bedeutung ein bzw. sagt er, es ist dafür sozusagen der neurowissenschaftliche<br />

Beweis erbracht.<br />

Voraussetzung ist, dass eine Bezugsperson da ist. Darüber hinaus muss diese sich<br />

als vitaler Mensch zeigen, der das Leben liebt, der weiss, wie man Probleme löst,<br />

sich für Ziele begeistern kann und für Werte eintritt, die er für richtig hält. Dabei muss<br />

sie menschlich bleiben, darf also keine Gewalt ausüben oder jemanden demütigen<br />

und eigene Schwächen nicht verleugnen. Perfektionismus wäre an dieser Stelle<br />

schädlich! Viel wichtiger als Perfektion in dieser Hinsicht ist Authentizität, denn sie<br />

kann im Kind etwas Magisches erzeugen, was die Neurobiologen Resonanz nennen.<br />

Kinder brauchen wahre Rückmeldungen, die eine Vision ihrer Entwicklungsmöglichkeiten<br />

enthalten. Fächer, die in der <strong>Schule</strong> Resonanz erzeugen, sind künstlerische<br />

und Bewegungsfächer; Sport, wenn das spielerische Element gepflegt wird und der<br />

Lehrplan nicht leistungsorientiert ist.<br />

Dies sind die Grundlagen, auf welche J. Bauer seine sieben Perspektiven für Schüler,<br />

Lehrer und Eltern stellt, und aufzeigt, wie <strong>Schule</strong>n wieder Treibhäuser der Zukunft<br />

werden können. Es gibt Kapitel über das Lehrersein, die Situation der Eltern, die Zusammenarbeit<br />

bis hin zu einem Schulvertrag, die Aufgabe der Politik und der Wissenschaft<br />

und zum Schluss eine Darstellung der heutigen Gesellschaft und ihrer Wirkung<br />

auf die Pädagogik.<br />

Dieses Buch ist sehr spannend, lebensnah und anspruchsvoll, aber doch so verständlich<br />

geschrieben, dass die Neurobiologie auch für mich als Laie nachvollziehbar<br />

wird. Die Forschungsergebnisse sind so geordnet, dass der Leser nicht mit Fakten<br />

überhäuft wird, der Umfang des Buches ist leicht zu bewältigen. Für vieles, was<br />

ich im pädagogischen Alltag an Herausforderungen erlebe, fand ich hier nicht Rezepte,<br />

aber Anregungen und Perspektiven.<br />

Der Ton ist sehr freilassend, es gibt viele Möglichkeiten, wie <strong>Schule</strong> gelingen kann,<br />

und doch zielorientiert in der Beschreibung der Rahmenbedingungen. Als Ganzes<br />

gesehen ist dieses Buch eine Ermutigung für Schüler, Eltern und Lehrer, die Freude<br />

an ihrer Aufgabe zu behalten. Ich finde es sehr inspirierend und empfehlenswert.<br />

12. Klass-Spiel 2008, Woyzek von Georg Büchner, Regie: Roland Körner<br />

Catherine Langmair<br />

44 45


Mein Onkel und die Wahrheit<br />

Eine der grössten Enttäuschungen meiner Kindheit, die mir auch heute noch oft zu<br />

schaffen macht, war die Erkenntnis, dass die Leute nicht so sind wie ich.<br />

Sie denken nicht wie ich. Sie fühlen nicht wie ich. Sie nehmen nicht die gleichen<br />

Dinge ernst wie ich. Sie sind in allem völlig anders, manchmal sogar das Gegenteil<br />

von mir. Und ich bin mir nicht sicher, ob zum Beispiel bei der Farbe Blau andere Rosa<br />

sehen, aber Blau dazu sagen.<br />

Als ich das erkannt habe, fing mein Weltbild an zu zittern, und mir kam der Begriff<br />

Wahrheit abhanden.<br />

Wahrheit ist womöglich nur die Übereinkunft einer Anzahl von Menschen. Sie kommen<br />

überein, dass die Wahrnehmung des einen deckungsgleich mit der Wahrnehmung<br />

der anderen sein muss, und deswegen muss man zu der Farbe, die manchen<br />

als Rosa vorkommt, Blau sagen.<br />

Es muss einmal jemanden gegeben haben, der den Namen der Farbe des Himmels<br />

erfunden hat und andere von diesem Namen überzeugen konnte.<br />

Das muss mein Onkel gewesen sein.<br />

Mein Onkel hätte auch behaupten können, dass der Himmel grün ist.<br />

Das macht er ab und zu und bringt es echt fertig, dass andere ihm Recht geben.<br />

Ich finde so was ja toll.<br />

Warum soll der Himmel nicht grün sein.<br />

Naja, mein Onkel behauptet nicht, dass der Himmel grün ist – schon klar –, er will<br />

nur, dass man ihm Recht gibt.<br />

Er ist im Recht, und andere machen die Fehler.<br />

Seit er ein Navigationsgerät im Auto hat, gibt es regelmässig Streit zwischen ihm und<br />

der netten Frauenstimme aus dem Apparat.<br />

Man muss sich total unsichtbar machen, wenn man mit ihm Auto fährt, sonst bekommt<br />

man alles ab.<br />

Da meinst du dich damit, unterbricht mich meine Frau.<br />

Na hör mal, sage ich, was fällt dir ein, hinter meinem Rücken meine Geschichte zu<br />

lesen und mir auch noch in jenen zu fallen?<br />

Du hast mich doch gebeten, deine Geschichte zu lesen, weil du nicht mehr weiterkommst!<br />

Aber du sollst mich hier nicht schlecht machen. Ich streite mich nicht mit meinem<br />

Navigationsgerät, sondern mit dir.<br />

Ich sage ja, du meinst dich damit, erwidert sie.<br />

Ich muss hier mal eines klarstellen: Meinen Onkel gibt es wirklich.<br />

Ich erfinde hier nichts, sondern schreibe nur auf, was ich erlebe.<br />

Ich mag ihn gerne, meinen Onkel, auch wenn er komisch ist.<br />

Er ist, wie er ist. Er wird sich auch nicht mehr ändern, auch wenn ich mir wünschte, er<br />

könnte etwas gelassener werden.<br />

Und was ich noch klarstellen will: Ich habe total Glück, dass ich meine Frau habe. Sie<br />

bringt alles immer so schön durcheinander und verhindert, dass ich so werden könnte<br />

wie mein Onkel.<br />

Ich bin ihr sehr dankbar dafür.<br />

Und unserem Sohn werden wir beibringen, dass der Himmel meistens blau ist, aber<br />

hin und wieder grün und sicher ganz oft rosa.<br />

Mein Onkel würde sagen: Jedem ist das die Wahrheit, was ihm selbst am meisten<br />

nützt.<br />

Lassen wir den Hamlet das Schlusswort sagen:<br />

»There are more things in heaven and earth, Horatio,<br />

Than are dreamt of in your philosophy.” Michael Ottopal<br />

46 47


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Wander- Wander- und Schneeschuhwanderleiterin, und Schneeschuhwanderleiterin, Dipl. Pflegefachfrau<br />

Dipl. Pflegefachfrau<br />

A. Traub, A. 8127 Traub, Forch, 8127 043 Forch, 366 043 08 20; 366 08 20;<br />

anne@bergblumenwandern.ch; anne@bergblumenwandern.ch; www.bergblumenwandern.ch<br />

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Telefon 043 833 62 77<br />

Irene Keller Gubler<br />

Dipl. Physio-Therapeutin FH<br />

Dipl. Shiatsu-Praktizierende SGS<br />

Physiotherapie<br />

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Montag, 12. bis Freitag, 16. Oktober 2009<br />

auf dem Herzberg<br />

Tagung mit Henning Köhler<br />

zum Thema<br />

Urvertrauen und der Umgang mit Angst<br />

Vertrauen stärken, Ängste überwinden<br />

Die gegenwärtige Weltlage löst immer wieder Ängste aus: Von kleineren<br />

Verunsicherungen bis hin zur nackten Existenzangst.<br />

Auf dem Grund unserer Seele sind sie wohl immer präsent, stehen zuweilen auch<br />

im Widerstreit mit dem Vertrauen. Mitgebrachtes Urvertrauen und erworbenes<br />

Selbstvertrauen allein vermögen die Ängste in Schach zu halten. Diese lebensnotwendigen<br />

Kräfte stehen den Menschen jedoch immer weniger zur Verfügung.<br />

Im pädagogischen Zusammenhang kommt so der Angst in verschiedensten<br />

Zusammenhängen eine immer zentralere Bedeutung zu. Dabei vertreten manche<br />

Pädagogen heute, dass Angst für das Lernen unabdingbar sei. Andere wiederum<br />

behaupten das genaue Gegenteil. So etwa die Neurowissenschaftler, die die<br />

Angst als Lernkiller Nummer eins entlarven.<br />

Eines ist wohl aber unbestritten: Wer mit der Angst zurechtkommen will, muss<br />

sich darum bemühen, sie in ihrem Wesen und in ihrer oft schwer zu<br />

durchschauenden Wirksamkeit zu erkennen. Nur dann wird das bedrohliche<br />

Dunkel, das sie unweigerlich mit sich bringt, langsam weichen.<br />

Auf diesem Weg wollen wir in diesen Tagen gemeinsam Schritte tun.<br />

Vorträge und das Thema ergänzende Workshops<br />

Das detaillierte Programm erhalten Sie unter:<br />

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K E M P T N E R S T R A S S E 3 8<br />

8 3 4 5 A D E T S W I L<br />

T E L . / F A X 0 4 4 9 3 9 2 7 2 2<br />

I N F O @ F R E I R A U M - M O E B E L . C H<br />

W W W . F R E I R A U M - M O E B E L . C H<br />

Yoga ist eine traditionelle Methode aus<br />

Indien für Gesundheit und Harmonie im<br />

täglichen Leben.<br />

Schwerpunkte:<br />

- Kräftigung und Flexibilität der<br />

Wirbelsäule<br />

- Aufrichtung und Stabilisierung der<br />

Köperhaltung<br />

- Ö�nung und Kräftigung der Atemorgane<br />

- Mobilisation des Brustraumes<br />

- Befreiung von körperlichen,<br />

emotionalen und mentalen<br />

Blockaden<br />

- Steigerung der Konzentration und<br />

Aufnahmefähigkeit<br />

- Harmonisierung durch Tiefenentspannung<br />

- Selbsterfahrung durch Reflexion,<br />

Meditation<br />

� Steuerberatung<br />

� Finanzbuchhaltung / Lohnadministration<br />

� Unternehmensberatung<br />

� Treuhandleistungen<br />

Wir freuen uns, Sie persönlich kennen zu lernen:<br />

Thomas & Cornelia Warburton<br />

Suche ab Septembrer 09 für 10 – 12 Monate<br />

Praktikantin oder au-Pair<br />

Für meinen kleinen 2-jährigen, zarten, fröhlichen, musischen und naturliebenden Jungen.<br />

Wir sind eine ganz liebe kleine Familie, Mamma und Söhnchen, die besonders Wert gibt auf<br />

Menschlichkeit und Seele, liebe Beziehungen und Respekt. Wir sind sehr kreativ und artistisch.<br />

Wir freuen uns mit Dir eine schöne Zeit zu verbringen, und mit Dir viel Liebe und Wärme zu<br />

teilen. Wir wohnen in Grandson, am Neuenburgersee, sprechen italienisch und französisch.<br />

Wir sind eher Vegetraier, aber nicht strikt und essen Bio. Mamma arbeitet 100%, aber zum Teil<br />

zu Hause, manchmal den ganzen Tag in Genf. Unterrichtet auch zu Hause Cello und Geige.<br />

Wir erwarten von Dir Wärme und Ehrlichkeit, Liebe und grosse Anpassungsfahigkeit (unregel-<br />

mässige Arbeitszeiten) und bieten Dir Dein eigenes Zimmer, viel Freiraum, und besonders<br />

Liebe und Respekt. Du kannst natürlich Sprachunterricht nehmen. Der Lohn ist gemäss den<br />

Au-pair-Richtlinien.<br />

Danke dass Du mit uns Kontakt aufnimmst. In grosser Erwartung Dich kennenzulernen<br />

Claire-Sybille und Benyamin-Ouriel Andrey<br />

claire-sybille.andrey@unige.ch oder 079 374 20 15<br />

64 65


m a l k u r s<br />

Z e i t<br />

g e w i n n e n<br />

a u m<br />

s c h a f f e n<br />

G a b r i e l a S i g n e r T e l : 0 4 4 9 3 2 6 8 3 1<br />

g a b r i e l a @ g a b r i e l a s i g n e r. c h , w w w. g a b r i e l a s i g n e r. c h<br />

Hofladen Oberdorf<br />

Erntefrisches Demeter-Gemüse,<br />

Früchte, Milchprodukte, Käse,<br />

Fleisch, Würste, Eier, usw.<br />

Am Samstag gibt‘s Brot und Zopf<br />

Neue Öffnungszeiten ab 17. Aug.<br />

Montag/Mittwoch/Freitag<br />

8 bis 19 Uhr<br />

R<br />

Samstag<br />

8 bis 15 Uhr<br />

Hof Oberdorf, Schönaustrasse 22<br />

8344 Bäretswil<br />

Liebe <strong>Schule</strong>ltern,<br />

liebe Schulfreunde<br />

Die beiden Kindergärten backen<br />

wöchentlich ihr eigenes Znünibrot.<br />

Nun sind wir auf der Suche nach<br />

einer gut funktionierenden,<br />

elektrischen Getreidemühle.<br />

Wer hat eine arbeitslose Maschine<br />

zu Hause, günstgig oder gerne<br />

auch gratis abzugeben?<br />

Über jedes Angebot freuen wir uns:<br />

Vedika Bolliger und Beatrice<br />

Zimmermann<br />

044 933 06 22 / 044 033 06 21<br />

Der Hofladen zügelt wieder auf<br />

den Hof Oberdorf!<br />

dESIGN & PRINT<br />

FLYER | PLakaTE | PROSPEkTE | PROGRaMME<br />

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Biologische Lebensmittel<br />

im Bistro geniessen<br />

im Laden einkaufen<br />

jetzt auch Bio-Fleisch im Sortiment<br />

Dorfstrasse 45 8630 Rüti 055 260 20 06<br />

oase@sfgb.ch www.sfgb.ch<br />

Di-Fr: 08:30-18:30 Sa: 08:00-15:00


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Felix & Nica Geisser<br />

Bahnhofstrasse 294<br />

8623 Wetzikon-Kempten<br />

Telefon 044 / 930 30 83<br />

www.kornladen-kempten.ch<br />

Hauslieferdienst im<br />

ganzen <strong>Zürcher</strong> <strong>Oberland</strong>!<br />

Das Biofachgeschäft - seit über 25 Jahren

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