Special Consulting - Peter Schmid Projektmanagement
Special Consulting - Peter Schmid Projektmanagement
Special Consulting - Peter Schmid Projektmanagement
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
zvg<br />
Handelszeitung | Nr. 35 | 26.8. –1.9.2009<br />
www.handelszeitung.ch<br />
<strong>Special</strong><br />
INHALT<br />
Zwölf ausgezeichnete<br />
ASCO-Projekte<br />
Insgesamt wurden für den diesjährigen<br />
ASCO Award zwölf Projekte eingereicht. Fünf<br />
von ihnen erhielten ein «Zertifikat», die<br />
übrigen sieben eine «Qualifikationsauszeichnung»<br />
in den beiden Kategorien «Strategy<br />
Transformation» und «Process Transfor-<br />
mation». Die ausgezeichneten Projekte<br />
auf den Seiten 47 und 48<br />
Umdenkprozesse<br />
beschleunigen<br />
Das öffentliche Bewusstsein für verantwortungsbewusstes<br />
Handeln von Unternehmen<br />
hat sich gewandelt. Aus der neuen Auffassung<br />
über Corporate Social Responsibility<br />
(CSR) und der Berücksichtigung des «Public<br />
value» ergeben sich auch<br />
neue Chancen für die Berater,<br />
indem sie dazu beitragen<br />
können, ökologische<br />
und soziale Umdenkprozesse<br />
zu beschleunigen.<br />
Seiten 51 und 53<br />
Probleme<br />
ganzheitlich<br />
angehen<br />
Ein berufsbegleitendes<br />
Zusatzstudium in<br />
Business <strong>Consulting</strong><br />
kann neue Perspektiven<br />
eröffnen. Drei junge Berater<br />
und eine Beraterin<br />
mit einem abgeschlossenen<br />
Masterstudium der Hochschule für<br />
Wirtschaft in Zürich (HWZ) erzählen über<br />
ihre neu erworbenen Einsichten und Fähigkeiten.<br />
Seite 55<br />
Querköpfe schaffen<br />
Innovationen<br />
Erfolgreiche Unternehmen bieten eine<br />
Umgebung, die den Nährboden für Kreativität<br />
schafft und das Blickfeld öffnet. Es gilt,<br />
Verschiedenartigkeiten zu suchen und zu<br />
nutzen – innerhalb und ausserhalb des<br />
Unternehmens – sowie Querdenkern einen<br />
Raum zu geben, in dem sie sich entfalten<br />
können. Das schafft einen Innovations-<br />
vorsprung , voraus sich Wettbewerbsvorteile.<br />
ergeben können. Seite 58<br />
VeraNTWorTLiCh fÜr DieseN sPeCiaL:<br />
Thomas PfisTer<br />
foTos: BruNo arNoLD<br />
O-TON<br />
«Unsere wertvollste<br />
Ressource ist der Mensch,<br />
und diese Ressource ist und<br />
bleibt knapp.»<br />
Thomas D. Meyer<br />
Country managing<br />
Director, accenture,<br />
Zürich<br />
Seite 53<br />
zvg<br />
Thomas PfisTer<br />
Nie ist der Bedarf an Beratung<br />
höher, als wenn die Unsicherheit<br />
gross ist. Im Prinzip gibt es<br />
also keine besseren Zeiten für<br />
die Beraterbranche, als wenn<br />
sich die gesamte Wirtschaft im<br />
erzwungenen Umbruch befindet<br />
– so wie jetzt. Im Prinzip.<br />
Ausser, der Sparzwang in den<br />
Unternehmen setzt gleich bei<br />
der externen Beratung an, wie<br />
es momentan häufig zu beobachten<br />
ist.<br />
Denn eine fach- und sachgerechte<br />
Beratung ist nicht nur<br />
zeit-, sondern auch kosten-<br />
Excellence Damit Beratung Mehrwert generiert,<br />
müssen die Berater ihre Strukturen im Griff haben. Seite 54<br />
<strong>Consulting</strong><br />
Kosten<br />
Nachhaltigkeit<br />
es ist sicher angebracht, das Kostenbewusstsein ständig ein wenig im hinterkopf zu behalten - aber allzu dominierend sollte es nicht werden.<br />
Guter Rat wird teuer bleiben<br />
BerATerBrANcHe In der Krise drehen Unternehmen jeden Franken mehrmals um, bevor sie ihn für Beratung<br />
ausgeben. Die Botschaft für Consultants: Nur die Leistung zählt – und diese ist nach wie vor ihren Preis wert.<br />
intensiv. Sicher, es gibt günstige<br />
Einsteigermodule – angeboten<br />
etwa von Quereinsteigern, die<br />
die sich bietenden Chancen zur<br />
beruflichen Neuorientierung<br />
kreativ genutzt, sich einen Telefonanschluss<br />
plus ein paar<br />
neue Visitenkarten zugelegt<br />
haben und sich von Stund an<br />
Berater nennen.<br />
Einen passenden Berater zu<br />
finden, kann deshalb genauso<br />
schwierig sein, wie einen vertrauenswürdigen<br />
Garagisten<br />
oder eine kongeniale Lebenspartnerin.<br />
Doch die Suche kann sich<br />
lohnen, wie die in diesem Spe-<br />
cial vorgestellten und vom<br />
Beraterverband ASCO ausgezeichneten<br />
Projekte belegen.<br />
Und zwar für beide Seiten und<br />
durchaus auch in finanzieller<br />
Hinsicht.<br />
Denn wer jetzt als Unternehmer<br />
zu lange auf dem Portemonnaie<br />
sitzt und meint, dass<br />
guter Rat ihm im Moment zu<br />
teuer sei, begeht eventuell einen<br />
Fehler, der seinem Unternehmen<br />
den Hals definitiv brechen<br />
kann. Denn gerade im Moment<br />
ist nicht nur adäquates Krisen-<br />
und Risikomanagement gefragt,<br />
es könnte sich zusätzlich gleich<br />
auch die Chance bieten, mittels<br />
einer strategischen Neupositionierung<br />
den ebenso unentschlossenen<br />
und abwartenden<br />
Konkurrenten wichtige Marktanteile<br />
abzujagen und sich dergestalt<br />
einen Vorsprung zu sichern.<br />
Gefragt ist also einerseits<br />
schnelles Agieren statt zögerliches<br />
Lavieren. Zusätzlich ist<br />
natürlich auch die Wahl der<br />
richtigen Strategie als auch ihre<br />
optimale Durchsetzung zentral.<br />
Alles Jobs für geviefte Berater.<br />
Die Neuorientierung in vielen<br />
Unternehmen bietet gleichzeitig<br />
auch die Möglichkeit für<br />
Fokus<br />
Strategie<br />
| 45<br />
die Beraterbranche, bei ihrer<br />
Klientel nicht nur die Transformation<br />
in Richtung besserer<br />
Performance, mehr Gewinn<br />
und/oder höherer Umsatz voranzutreiben,<br />
sondern die Verantwortlichen<br />
quasi parallel<br />
gleich auch noch für gesellschaftlich<br />
oder sozial relevante<br />
Kriterien zu sensibilisieren.<br />
Denn die Krise hat Vertrauen<br />
zerstört, Vertrauen, das jetzt<br />
durch verantwortungsvolles<br />
Unternehmertum wieder aufgebaut<br />
werden kann. Auf diesem<br />
Weg können (verantwortungsbewusste)<br />
Berater ihren<br />
Kunden den Weg zeigen.<br />
BrUNo arNoLD
26. August —1. September 2009 | HANDELSZEITUNG | Nr. 35 consulting | 47<br />
Erfolgreich wirtschaften dank Beratern<br />
ASCO AWARD 2009 Zum vierten Mal hat der Branchenverband ASCO Projekte von Beratern und ihren Kunden prämiert, die sich durch optimale<br />
Unternehmenstransformationen auszeichnen und durch Kosteneinsparungen einen wertvollen Beitrag zum Wirtschaftsstandort Schweiz leisten.<br />
RobeRt Wildi<br />
Gute Berater setzen sich<br />
nicht nur in der Gunst<br />
der Unternehmenskunden<br />
durch. Die besten Projekte werden<br />
jedes Jahr auch mit dem ASCO<br />
Award für «Best Business Transformation»<br />
belohnt. Der Branchenverband<br />
hat mit diesem Preis<br />
heuer bereits zum vierten Mal<br />
die nachhaltigsten Unternehmenstransformationen<br />
in der Schweiz<br />
ausgezeichnet. Die Hauptkriterien<br />
bei der Bewertung der Projekte<br />
sind dabei der erzielte «Return on<br />
<strong>Consulting</strong>» und Knowhow<br />
Transfer sowie der «Beitrag zum<br />
Wirtschaftsstandort Schweiz».<br />
Zwölf Projekte haben sich für<br />
das Auswahlverfahren zum ASCO<br />
Award 2009 qualifiziert. Sie wurden<br />
von einer 15köpfigen Jury<br />
(siehe Kasten) analysiert und bewertet.<br />
Der JuryLeiter Leonhard<br />
Fopp zeigt sich angetan von dem,<br />
was er gesehen hat. «Der qualitativ<br />
messbare Nutzen, der mit den<br />
eingereichten Projekten erzielt<br />
worden ist, hat in den letzten Jah<br />
Statt Standardmethodik<br />
dominieren dieses Jahr<br />
die massgeschneiderten<br />
Projektrealisationen.<br />
ren stetig zugenommen.» Zudem<br />
habe man in der Jury festgestellt,<br />
dass nur selten eine Standardmethodik<br />
zum Einsatz gekommen<br />
sei. «Es dominieren die massgeschneidertenProjektrealisationen.»<br />
Die fünf besten Beiträge erhielten<br />
ein Zertifikat «Excellent<br />
Business Transformation». In einer<br />
zweiten Bewertungsrunde<br />
wurde je ein Projekt zum Award<br />
Gewinner in den beiden Kategorien<br />
«Best Business Strategy Transformation»<br />
und «Best Business<br />
Process Transformation» erkoren.<br />
Die Projektkunden wurden zusammen<br />
mit den Unternehmensberatungen<br />
geehrt.<br />
Abegglen/Derendinger AG<br />
Der Award für die «Best Business<br />
Strategy Transformation»<br />
ging heuer an die Zürcher Agentur<br />
Abegglen Management Consultants<br />
AG und die Dietliker Fahrzeug<br />
und Maschinenersatzteil<br />
Firma Derendinger AG. Im Rahmen<br />
des Projekts «Key to Market»<br />
(KTM) hat Derendinger gemeinsam<br />
mit Abegglen eine effektivere<br />
und spezifizierte Kundenbearbeitungs<br />
und Kundenbetreuungsstrategie<br />
erarbeitet.<br />
«Das Ziel war, einen deutlich<br />
effektiveren Mitteleinsatz im Vertrieb<br />
beziehungsweise deutlich<br />
mehr Wirkung am Markt bei<br />
gleichbleibenden Ressourcen zu<br />
erreichen», fast Mark Sprauer, projektverantwortlicher<br />
Partner bei<br />
Abegglen, zusammen.<br />
Im Einzelnen wurden mit dem<br />
Projekt folgende Inhalte und Lösungen<br />
für den Kunden erarbeitet:<br />
Implementierung einer potenzial<br />
basierten und in der Praxis handhabbaren<br />
Kundensegmentierung,<br />
Festlegung von Betreuungsformen<br />
und intensitäten, die einem Kundenbedürfnis<br />
entsprechen und<br />
auch für Derendinger profitabel<br />
sind, eine konsequente Ausschöpfung<br />
des Umsatzpotenzials («Share<br />
of Wallet») bei bestehenden<br />
Kunden, die Intensivierung des<br />
Aussendienstes dank eines angepassten<br />
Lohnsystems, die Einführung<br />
einer klaren und gemeinsamen<br />
Sprache an der Vertriebsfront<br />
bezüglich Kundensegmentierung,<br />
Kundenwert, Betreuungsintensität<br />
sowie Zielsetzungen im<br />
Verkauf und schliesslich die Implementierung<br />
einer neuen Kundensegmentierung<br />
mit ihren entsprechendenControllinginstrumenten<br />
im ITSystem.<br />
der qualitativ messbare Nutzen hat in den letzten Jahren stetig zugenommen.<br />
Was technisch und komplex<br />
klingt, hat eine einfache Vorgeschichte.<br />
Bis zur Umsetzung des<br />
KTMProjekts mit Abegglen fehlten<br />
bei Derendinger eine klare und<br />
umsetzbare Kundensegmentierung<br />
sowie nachvollziehbare Vorgaben,<br />
welche Kunden wie bearbeitet<br />
werden sollen. Die Folge war<br />
eine Stagnation beim Umsatz.<br />
Mit Hilfe des KTMProjekts,<br />
welches im Jahr 2007 lanciert wurde<br />
und lediglich sechs Monate<br />
dauerte, änderte sich dies schlagartig.<br />
«Die höhere Produktivität<br />
des Aussendienstes sowie gezielt<br />
auf die Kundensegmente abge<br />
ASCO AWARD: DiE üBERSiCHT<br />
Zwölf ausgezeichnete<br />
Projekte<br />
insgesamt wurden für den diesjährigen<br />
ASCo Award zwölf Projekte<br />
eingereicht. Fünf von ih-<br />
stimmteBearbeitungsmassnahmen verfehlten ihre Wirkung nicht<br />
und widerspiegeln sich 1:1 in unserer<br />
Performance», freut sich<br />
Beat Zenklusen, Leiter Marketing<br />
bei der Derendinger AG. Das Unternehmen<br />
erreichte im Jahr 2008<br />
und auch im 1. Halbjahr 2009 ein<br />
hohes, strukturproportionales<br />
Umsatzwachstum, während die<br />
gesamte Branche stagnierte.<br />
Dreiphasenmodell<br />
Um solche Erfolge sicherzustellen,<br />
ging Abegglen nach einem<br />
Dreiphasenmodell vor. In einer ersten<br />
Phase wurde eine detaillierte<br />
nen erhielten ein «Zertifikat»,<br />
die übrigen sieben eine «Qualifikationsauszeichnung»<br />
in den<br />
beiden Kategorien «Strategy<br />
transformation» und «Process<br />
transformation».<br />
Kunde Beratungsunternehmen<br />
sieger-award «Best strategy transformation»<br />
Derendinger AG Abegglen Management Consultants AG<br />
sieger-award «Best Process transformation»<br />
Denner AG Intelligent System Solutions (i2s)<br />
Zertifikat «excellent strategy transformation»<br />
Lienhard Office Group Helbling Management <strong>Consulting</strong><br />
Zertifikat «excellent Process transformation»<br />
Unifil AG Abegglen Management Consultants AG<br />
Swisscom (Schweiz) AG IBM Global Business Services<br />
Qualifikation «strategy transformation»<br />
Kardex-Remstar-International-Gruppe Zühlke Engineering AG<br />
Liechtensteinische Landesbank AG schmidpm<br />
Qualifikation «Process transformation»<br />
Cargologic Ltd Inova Management AG<br />
Panalpina Welttransport (Holding) AG Malik Management Zentrum St. Gallen<br />
SAP (Schweiz) AG Malik Management Zentrum St. Gallen<br />
Schindler Informatik AG Lodestone Management Consultants AG<br />
Swissgrid AG AWK Group AG<br />
Gratulation<br />
Vertriebsdiagnose durchgeführt.<br />
Untersucht wurden dabei die Marktgrösse,<br />
die Marktmechanismen, die<br />
Wettbewerbssituation, das Kaufverhalten<br />
sowie die spezifischen Bedürfnisse<br />
der Kundin Derendinger<br />
AG. Bestehende Vertriebsinstrumente<br />
wurden geprüft und einer<br />
Kostenanalyse unterzogen. Basierend<br />
auf den gewonnenen Erkenntnissen<br />
wurde in der zweiten Phase<br />
ein Zielmodell entwickelt, um<br />
dieses schliesslich in der dritten<br />
Phase auf all seine Auswirkungen<br />
und Konsequenzen zu prüfen.<br />
Im gesamten Prozess wendete<br />
Abegglen die eigens entwickelte<br />
«MarketImpactMethodik» an.<br />
«Sie beschreibt unsere Vorgehensweise,<br />
die den optimalen Einsatz<br />
von knappen und wertvollen Marketing<br />
und Verkaufsressourcen<br />
zum Ziel hat», erklärt Mark Sprauer.<br />
Der grosse Vorteil der Methodik<br />
liege in der soliden quantitativen<br />
und faktenbasierten Untermauerung<br />
aller erarbeiteten Massnahmen.<br />
Dies helfe, den Return on<br />
<strong>Consulting</strong> (ROC) zu maximieren.<br />
Im Falle Derendinger AG scheint<br />
dies optimal gelungen zu sein.<br />
i2s/Denner<br />
Den zweiten ASCO Award in der<br />
Kategorie «Best Business Process<br />
Transformation» hat ein Projekt gewonnen,<br />
welches das Zürcher Beratungsunternehmen<br />
Intelligent<br />
System Solutions (i2s) zusammen<br />
mit der Kundin Denner AG erarbeitet<br />
hat. Es handelt sich dabei um einen<br />
strategischen Umbau der IT<br />
Systemlandschaft im Bereich der<br />
Warenwirtschaft sowie sämtlicher<br />
operativer Unternehmensbereiche.<br />
BrUNO ArNOld<br />
Parallel dazu wurden mit Hilfe des<br />
Projekts die Geschäftsprozesse bereinigt<br />
und optimiert.<br />
Speziell an diesem Projekt ist,<br />
dass sich Denner ursprünglich dafür<br />
entschieden hatte, die Erneuerung<br />
der eigenen Prozess und Systemlandschaften<br />
im Bereich Warenwirtschaft<br />
weitgehend auf eigene<br />
Faust durchzuführen. «Eigentlich<br />
wollten wir am Anfang gar keine<br />
externe Beratung beiziehen»,<br />
erinnert sich Bruno Sacher, Leiter<br />
Finanzen und Projektverantwortlicher<br />
bei Denner.<br />
Frei von Interessen<br />
«Die i2s hat uns dann aber mit<br />
einer gewissen Hartnäckigkeit überzeugt,<br />
dass bei einem derart grossen<br />
Projekt eine externe Begleitung<br />
immer sinnvoll sei.» i2s trat in der<br />
Folge während der gesamten Projektlaufzeit<br />
als unabhängiger Berater,<br />
sogenannter «Trusted Advisor»,<br />
auf. Die Beratungsfirma war dabei<br />
frei von Interessen, da die eigentliche<br />
Umsetzung und der daraus erhoffte<br />
wirtschaftliche Nutzen ohne<br />
ihr Einwirken erfolgte. «Diese Freiheit<br />
von Interessenkonflikten war<br />
letztlich die Basis für ein konsequent<br />
kundenorientiertes Beraten<br />
und Handeln», ist Erich Scherrer,<br />
Projektverantwortlicher bei i2s,<br />
überzeugt.<br />
Die Ausgangslage für Denner<br />
zeigte sich 2005 folgendermassen:<br />
In einer gewachsenen ITSystemlandschaft<br />
standen verschiedene<br />
Kassensysteme im Einsatz, die untereinander<br />
über zahlreiche, aber<br />
wenig leistungsfähige Schnittstellen<br />
verfügten. Dies hatte eine hohe Abhängigkeit<br />
von einzelnen Mitarbeitenden<br />
sowie eine sehr langsame<br />
Reaktionszeit bei plötzlichen Veränderungen<br />
zur Folge. Nach einer<br />
Analyse dieses IstZustands entschied<br />
die Geschäftsleitung: «Wir<br />
räumen auf!» Die Lancierung des<br />
vorliegenden Projekts, dessen<br />
Laufzeit sich von 2005 bis 2009 erstrecken<br />
sollte, war beschlossene<br />
Sache.<br />
Keine Kopfschmerzen mehr<br />
Für die notwendige Systemevaluation<br />
bei Denner hat die Beratungsfirma<br />
i2s ein selbst entwickeltes<br />
und mehrstufiges Evaluationsvorgehen<br />
genutzt. Es verfolge<br />
einen ganzheitlichen Ansatz und<br />
sichere neben dem richtigen Systementscheid<br />
auch die optimale<br />
Regelung von Aspekten wie<br />
Leistungsumfang, Terminplan und<br />
Budget, sagt Eric Scherrer.<br />
Im Rahmen der Projektumsetzung<br />
und Systemeinführung wur<br />
Beide Gewinner haben<br />
in hart umkämpften<br />
Märkten Marktanteile<br />
dazugewonnen.<br />
de dann vorwiegend ein Coaching<br />
Ansatz verfolgt mit gezielten Interventionen<br />
entlang der Meilensteine.<br />
Bei einem vierjährigen Projekt<br />
erfordert dies eine lange Ausdauer<br />
bei allen Beteiligten. «Dies<br />
war sicherlich eine der wesentlichen<br />
Herausforderungen», resümiert<br />
Eric Scherrer.<br />
Die wesentlichen Ziele wurden<br />
wie folgt erreicht: Das Projekt konnte<br />
nach einer Laufzeit von vier Jahren<br />
mit lediglich drei Wochen Verspätung<br />
beendet werden. Der<br />
«Scope» konnte auf Grund der Geschäftsentwicklung<br />
von Denner dynamisch<br />
erweitert werden, ohne<br />
Folgen für Kosten und Termine. Darin<br />
berücksichtigt ist auch die Integration<br />
von Pickpay. Und auf der<br />
Kostenseite konnten die ursprünglich<br />
geplanten Budgets erheblich<br />
unterboten werden, «sodass man<br />
von einem echten Sparprogramm<br />
sprechen kann», so Eric Scherrer.<br />
Die Einsparung gegenüber dem ursprünglichen<br />
Budget habe mehrere<br />
Mio Fr. betragen.<br />
ASCO AWARD 2009<br />
«Best Business<br />
Transformation»<br />
Wirtschaftsstandort Schweiz<br />
die ASCo (Association of Management<br />
Consultants Switzerland)<br />
engagiert<br />
sich als branchenverband<br />
der<br />
Schweizer Unternehmensberater<br />
seit Jahren für die<br />
Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Schweiz sowie<br />
die erhaltung und<br />
Schaffung von Arbeitsplätzen.<br />
Unternehmenstransformation<br />
in der Krise ist steter Wandel ein<br />
Muss. dieser will aber gekonnt<br />
realisiert werden. im Rahmen<br />
der Förderung des Wirtschaftsstandortes<br />
Schweiz verleiht die<br />
ASCo zum vierten Mal den Preis<br />
für die beste und nachhaltigste<br />
Unternehmenstransformation.<br />
Patronat Economiesuisse<br />
dieses engagement der Unternehmensberater<br />
als wichtige<br />
Veränderungskraft in der<br />
Schweiz wird durch das Patronat<br />
von economiesuisse für den<br />
ASCo Award unterstrichen.<br />
Lernen von den Besten Wie<br />
auch in anderen europäischen<br />
ländern werden in der Schweiz<br />
in einem jährlich wiederkehrenden<br />
Prozess die besten und<br />
nachhaltigsten Unternehmenstransformationenausgezeichnet.<br />
Sie werden von einer<br />
namhaften Jury aufgrund messbarer<br />
qualitativer und quantitativer<br />
Resultate auf ihre systemische<br />
implementierung und auf<br />
den nachvollziehbaren Kausalzusammenhang<br />
des beitrags des<br />
beratungshauses überprüft.<br />
Gemeinsame Ehrung Geehrt<br />
werden Kunde und beratung. die<br />
besten beiträge werden mit dem<br />
Zertifikat «excellent business<br />
transformation» ausgezeichnet,<br />
aber nur je einem beitrag wird<br />
der Award «best Process transformation»<br />
und «best Strategy<br />
transformation» verliehen.<br />
Jury bei der Auswahl wird darauf<br />
geachtet, dass eine ausgeglichene<br />
Gruppe aus industrie,<br />
dienstleistung, Universität, Medien<br />
und der branche entsteht.<br />
Mitglieder Jury<br />
• leonhard Fopp CMC, Past President<br />
ASCo, inhaber Continuum<br />
AG, leitung Jury;<br />
• doris Albisser, Ceo ClS Communication<br />
AG;<br />
• Hans baumgartner, Managing<br />
director Credit Suisse;<br />
• Robert bider, VR-Vize-Präs.<br />
Privatklinikgruppe Hirslanden;<br />
• Heinz binggeli, Geschäftsführer<br />
Youtility AG;<br />
• Walter brenner, Universität<br />
St. Gallen;<br />
• thomas buberl, Ceo Zurich, CH<br />
• Hans <strong>Peter</strong> Fässler, Mitglied VR<br />
de Sede AG;<br />
• Ueli Forster, VRP Forster<br />
Rohner AG;<br />
• Pascal Gentinetta, Vorsitzender<br />
Gl economiesuisse<br />
• Pascal ihle, Stv. Chefredaktor<br />
«Handelszeitung»;<br />
• bernardo lindemann, Vizepräs.<br />
ASCo, Ceo Abeam <strong>Consulting</strong>;<br />
• Carolina Müller-Möhl, VRP<br />
Müller-Möhl Group;<br />
• Klaus oesch, VRP orell-Füssli-<br />
Gruppe;<br />
• toni Wicki, VR RUAG Holding.<br />
Hauptsponsoren Credit Suisse<br />
AG und Zurich Schweiz.<br />
Sponsor 1to1 energy.<br />
Zvg
48 | consulting<br />
KuNdENSTATEMENTS IN dEr AKTuEllEN wIrTSCHAFTSlAGE ErwArTE ICH vON EINEM BErATEr …<br />
walter Knobel, Projektleiter,<br />
REMA, Schweiz. Post, Bern.<br />
« Auch in der aktuellen Wirtschaftslage<br />
ist es wichtig,<br />
dass ein externer Berater mit<br />
offener Denkhaltung seine<br />
Aussensicht aufzeigt und mit<br />
seiner Methodenkompetenz als<br />
Sparringpartner Denkanstösse<br />
liefert, um damit zu möglichst<br />
guten Resultaten beizutragen.<br />
Dabei ist es wichtig, dass der<br />
Lead bei der Auftragsfirma<br />
bleibt.»<br />
dr. Jürgen Pulm, COO, RBS<br />
Coutts Bank Ltd, Zürich.<br />
« Um weiter profitabel wachsen<br />
zu können, müssen wir<br />
unsere Klienten jeden Tag aufs<br />
Neue begeistern. Ich erwarte<br />
von Beratern heute mehr denn<br />
je, dass sie uns dabei unterstützen,<br />
Wachstumsstrategien<br />
zu entwickeln, die auf Kundenkenntnissen<br />
basieren und einen<br />
direkten Business-Impact<br />
für unser Unternehmen generieren.»<br />
Elmar Hutter, Head of Data<br />
Management, SIX Group, Zürich.<br />
« Meine Erwartungen an Berater<br />
sind, unabhängig von<br />
der Wirtschaftslage, hoch. Sie<br />
sollten einen grossen Erfahrungsschatz<br />
in den Themen<br />
mitbringen, die im Projekt als<br />
Schlüsselstellen gelten. Im<br />
Weiteren sollten sie sehr gute<br />
kommunikative Fähigkeiten<br />
besitzen und das Einmaleins<br />
des Stakeholdermanagements<br />
beherrschen.»<br />
roland Gloor, Vorsitzender<br />
der GL, KWC AG, Unterkulm.<br />
« Auch ohne den offensichtlichen<br />
Druck von aussen arbeiten<br />
wir seit Jahren mit erfahrenen<br />
Beratern zusammen.<br />
Die partnerschaftliche Beziehung<br />
mit Externen ist Teil unserer<br />
Unternehmenskultur.<br />
Dies ermöglicht es, zukunftsorientierte<br />
Lösungen zu entwickeln<br />
und auch allfällige Krisenzeiten<br />
gemeinsam zu bewältigen.»<br />
HANDELSZEITUNG | Nr. 35 | 26. August —1. September 2009<br />
Kurt Spirig, General<br />
Management B-Source, Lugano.<br />
« Bei steigender Komplexität<br />
und Veränderungen der<br />
Rahmenbedingungen in Geschäftsnetzwerken<br />
kann ein<br />
Berater in Netzwerken die notwendige<br />
Qualität und Geschwindigkeit<br />
in Entscheidungsprozessen<br />
ermöglichen.<br />
Die Erfahrung zeigt, dass der<br />
Berater hierzu Managementerfahrung<br />
in Geschäftsnetzwerken<br />
mitbringen muss.»<br />
Thomas Buberl, CEO, Zurich<br />
Schweiz, Zürich.<br />
« Krisen bieten immer auch<br />
Chancen. Von externen Beratern<br />
erwarte ich gerade<br />
jetzt, dass sie solche Chancen<br />
aufzeigen und uns dabei unterstützen,<br />
sie zu nutzen.»<br />
Die Transformatoren des Wandels<br />
ASCO AwArd Neben den zwei Gewinnerprojekten wurden drei weitere von insgesamt zwölf eingereichten Dossiers mit einem Zertifikat<br />
«Excellent Business Transformation» ausgezeichnet. Das perfekte Zusammenspiel von Kunde und Berater führte zu überdurchschnittlichen Lösungen.<br />
Swisscom/IBM: Königliche<br />
Effizienz beim Sparen<br />
Wenn grosse Konzerne<br />
Reorganisationen in Angriff<br />
nehmen, dann wird<br />
in der Regel gehörig Staub aufgewirbelt.<br />
Bei Swisscom war es Mitte<br />
2007 so weit. Der Telekom-Riese<br />
kündigte eine nachhaltige Restrukturierung<br />
an. Hauptziele waren die<br />
Zusammenführung der eigenständigen<br />
Gesellschaften Fixnet, Mobile<br />
und Solutions, eine konsequente<br />
Ausrichtung auf die Kundensegmente<br />
Privatkunden, KMU<br />
und Grossunternehmen, dazu die<br />
Zusammenfassung der Supportfunktionen<br />
Finanzen, Personalwesen,<br />
Recht, Innovation und Strategie<br />
und schliesslich die Integration<br />
und Harmonisierung der IT-Netzwerke.<br />
All das sollte mit einem Projekt<br />
namens «Royale» in der Zeitspanne<br />
von Mai 2007 bis März 2009 bewältigt<br />
werden. Im Vordergrund<br />
stand die Herausforderung, Übergangsphasen<br />
zu eliminieren und<br />
vom ersten Projekttag an die Führung<br />
der neu formierten Swisscom<br />
(Schweiz) AG zu gewährleisten.<br />
«Die Beseitigung von historisch<br />
gewachsenen Altlasten sowie eine<br />
Effizienzsteigerung innerhalb der<br />
einzelnen Prozesse sollten den<br />
Marktauftritt der Swisscom verbessern»,<br />
erinnert sich David<br />
Wälchli, Senior Managing Consul-<br />
<strong>Peter</strong> Acél, CEO, Acél &<br />
Partner AG, Zürich.<br />
« Hilfe zur Selbsthilfe mit<br />
‹Aussensicht› durch praxiserfahrene<br />
Fachberater ist jetzt<br />
besonders gefragt. Ein konzentrierter,massnahmenbezogener<br />
Einsatz mit schneller<br />
Wirkung und klarem Mehrwert!<br />
Es eilt immer, wie bei der Feuerwehr.<br />
Viele Projekte sowie<br />
notwendige Massnahmen lassen<br />
sich nicht mehr aufschieben.»<br />
tant beim Beratungsunternehmen<br />
IBM Global Business Services. IBM<br />
wurde von Swisscom zur Umsetzung<br />
des Projekts ins Boot geholt,<br />
«um eine kritische Aussenansicht<br />
sicherstellen zu können», begründet<br />
Beat Brügger, Gesamtprojektleiter<br />
bei Swisscom. Die Projektressourcen<br />
setzten sich über die<br />
gesamte Projektlaufzeit aus rund<br />
je einem Drittel von Swisscom<br />
Schweiz (SCS), Swisscom IT Services<br />
(IST) und IBM zusammen.<br />
«Das nun vorliegende, ausgezeichnete<br />
Projektergebnis ist der<br />
Verdienst aller drei Partnerfirmen»,<br />
sagt Beat Brügger. Termingerecht<br />
per 1. Januar 2009 konnte<br />
dank Royale der Betrieb der neuen<br />
SAP-Plattform SCS gestartet werden.<br />
«Somit war vom ersten Tag an<br />
ein stabiler Wert gewährleistet.»<br />
Bei einem Projektgesamtaufwand<br />
von 54,5 Mio Fr. (Planwert:<br />
56 Mio Fr.) haben die Harmonisierung<br />
der diversen Prozesse sowie<br />
die Zusammenführung von IT-<br />
Plattformen, die Entschlackung<br />
sowie die teilweise Beseitigung<br />
von historisch gewachsenen Altlasten<br />
direkte Kostenvorteile von total<br />
17 Mio Fr. gebracht. Auch deshalb<br />
hat das Projekt Royale beim<br />
ASCO Award ein Zertifikat «Excellent<br />
Process Transformation» gewonnen.<br />
(row)<br />
Jan Nyholm, Managing Partner,<br />
WATC <strong>Consulting</strong>, Zürich.<br />
« Unsere Klienten orientieren<br />
sich wieder am wichtigsten<br />
Geschäftsgrundsatz: Mehr<br />
Wert für die Kunden zu schaffen<br />
als die Konkurrenz. Das bedeutet,<br />
undifferenzierte<br />
Strategien durch kundenfokussierte<br />
Wachstumsstrategien zu<br />
ersetzen. Dies strafft Kosten<br />
und ermöglicht Wachstum zugleich,<br />
denn weniger ist wieder<br />
mehr.»<br />
Unif il/Abegglen: Kein Platz<br />
für «Verschwendungen»<br />
Eine Produktivitätssteigerung<br />
um 25%, dabei die Personalkosten<br />
reduzieren, und das<br />
alles innerhalb von zwölf Monaten:<br />
Die Zielvorgaben, mit dem das<br />
Beratungsunternehmen Abegglen<br />
Management Consultants AG im<br />
letzten Jahr die Manager der Filterproduzentin<br />
Unifil in Niederlenz<br />
AG von der Umsetzung eines gemeinsamen<br />
Projekts überzeugen<br />
wollte, klingen ambitioniert.<br />
«Fast zu ambitioniert», erinnert<br />
sich Thomas Lanz, Projektverantwortlicher<br />
bei Abegglen. «Zunächst<br />
herrschte nämlich bei der<br />
Unifil-Belegschaft grosse Skepsis.»<br />
Dank intensiven Schulungsblöcken<br />
mit der Veranschaulichung erfolgreicher<br />
Beispiele, die mit Hilfe der<br />
für das Projekt vorgesehenen Lean-<br />
Methode erzielt wurden, konnte<br />
das Vertrauen schliesslich trotzdem<br />
gewonnen werden.<br />
Unifil ist mit einem Jahresumsatz<br />
von rund 30 Mio Fr. Schweizer<br />
Marktführerin in der Produktion<br />
von Grob-, Feinstaub- und<br />
Schwebstofffiltern. Die tendenziell<br />
sinkenden Margen sowie der hohe<br />
Wettbewerbsdruck haben das Unternehmen<br />
in den letzten Jahren<br />
gezwungen, die Produktivität laufend<br />
zu erhöhen. Um dies ohne<br />
Abstriche bei Kundenorientierung,<br />
Qualität und Lieferbereitschaft zu<br />
Martin Gutmann, Manager,<br />
ESPRiT U'beratung, Bern.<br />
« Durch den erhöhten Kostendruck<br />
erhalten die Kunden<br />
die Chance, Änderungen anzupacken<br />
und sich optimal auszurichten.<br />
Die besten Unternehmer<br />
können den Vorsprung gegenüber<br />
ihren Wettbewerbern<br />
jetzt günstig und schnell ausbauen.<br />
Dabei unterstützen erfahrene<br />
Berater, die die Kundensituation<br />
genau kennen,<br />
am besten.»<br />
schaffen, holte man sich die Hilfe<br />
von Abegglen.<br />
Das Kunststück gelang mit Hilfe<br />
von Lean-Methoden. Die Produktivität<br />
der Schwebstofffilter erhöhte<br />
sich tatsächlich um den angestrebten<br />
Viertel, ohne dass Kundenorientierung,<br />
Qualität und Lieferbereitschaft<br />
davon negativ tangiert<br />
worden sind. Heute schafft<br />
Unifil den Durchsatz von 81 statt<br />
65 Filtern mit der gleichen Anzahl<br />
Mitarbeitenden – ohne Einbussen<br />
bei Qualität und Flexibilität.<br />
Das bei Unifil inzwischen vorhandene<br />
Wissen um die Vorteile<br />
der Lean-Methode macht Thomas<br />
Lanz wesentlich für den nachhaltigen<br />
Nutzen des Projekts mit verantwortlich.<br />
«Die Produktivität<br />
konnte nicht nur einmalig verbessert<br />
werden, sondern steigt seit Beendigung<br />
des Projekts kontinuierlich<br />
an», sagt der Abegglen-Manager<br />
mit Genugtuung. Marcel auf<br />
der Maur, Unifil-Produktionsleiter<br />
und -projektleiter, pflichtet bei:<br />
«Wir werden die Lean-Methoden<br />
und speziell Kaizen in der Geschäftsleitung<br />
sowie an Kadertagen<br />
der Unifil AG weiter schulen<br />
und auch in anderen Abteilungen<br />
umsetzen.» Die Auszeichnung des<br />
Projekts mit dem Zertifikat «Excellent<br />
Process Transformation» sei<br />
eine schöne Bestätigung. (row)<br />
Stefan dähler, Partner und<br />
VR, ICME International, Zürich.<br />
« Die Themen ändern, der Beratungsansatz<br />
bewährt sich.<br />
Die schon immer langfristig<br />
orientierte Zusammenarbeit<br />
mit unseren Kunden zahlt sich<br />
gerade jetzt aus. Auf Basis<br />
grosser Erfahrung und dank<br />
tiefer Kenntnis der Kundensituation<br />
können wir gemeinsam<br />
und schnell die unternehmerischen<br />
Hebel richtig<br />
setzen.»<br />
Was die Beratungsfirma<br />
Helbling Management<br />
<strong>Consulting</strong> mit ihrem<br />
Projekt für die Lienhard Office<br />
Group geschaffen hat, darf durchaus<br />
als «national relevant» bezeichnet<br />
werden. Die im Rahmen<br />
der Zusammenarbeit erzielten<br />
Transformationen haben nicht nur<br />
dem Ostschweizer Anbieter von<br />
Büroeinrichtungen eine neue und<br />
deutlich gestärkte Marktposition<br />
eingebracht. Vielmehr haben sie<br />
sogar nachhaltig das Branchengefüge<br />
im ganzen Schweizer Büromöbelmarkt<br />
verändert.<br />
Die damalige Lista Office AG,<br />
eine Herstellerin von Stahlmöbeln<br />
im Mittel- und Hochpreissegment<br />
mit Sitz in Degersheim SG, hatte in<br />
der Deutschschweiz eine gute<br />
Marktstellung und setzte im Jahr<br />
rund 100 Mio Fr. um. Das Unternehmen<br />
strebte die führende Position<br />
als Schweizer Büroraumeinrichterin<br />
an und wollte den Eintritt<br />
in den Westschweizer Markt vorantreiben,<br />
verbunden mit dem<br />
Wandel vom «reinen Büromöbelhersteller»<br />
zum «Gestalter von<br />
Arbeitswelten». Ein Umsatzwachstum<br />
um rund 50% auf 150 Mio Fr.,<br />
eine Rentabilitätssteigerung sowie<br />
die Erhöhung der Innovationskraft<br />
standen ebenfalls auf dem<br />
Wunschzettel des Betriebs.<br />
BErATErSTATEMENTS IN dEr AKTuEllEN wIrTSCHAFTSlAGE HAT SICH IN dEr ZuSAMMENArBEIT MIT MEINEM KuNdEN GEäNdErT …<br />
Lienhard/Helbling: Merger<br />
von «nationaler Relevanz»<br />
Fritz Kauf, Partner, Kunz &<br />
Partner, Saas Fee/Zürich.<br />
« Im Vordergrund steht der<br />
klassische Krisenwert «Kosten».<br />
Leider wird den nachhaltigen<br />
Themen – Arbeitsteilung,<br />
Spezialisierung und Dekomposition<br />
entlang der Wertschöpfungskette<br />
– kein hoher Stellenwert<br />
beigemessen. Jedoch liegt<br />
in diesen produktionstechnischen<br />
Fragen der Finanzsektor<br />
bis zu zehn Jahre hinter den<br />
übrigen Industrien zurück.»<br />
Die Erwartungen sollten<br />
schliesslich sogar übertroffen werden.<br />
Im Rahmen des Projekts mit<br />
Helbling wurde die Fusion mit der<br />
Interoffice-Gruppe, Hünenberg,<br />
besiegelt. Aus dem Merger ging die<br />
neue Lienhard Office Group hervor.<br />
Sie setzte 2008 rund 220 Mio<br />
Fr. um, also über das Doppelte der<br />
ehemaligen Lista Office AG. Daneben<br />
konnte das Projekt verschiedene<br />
Kostensynergien im Umfang<br />
von rund 20% des Ebit pro Jahr<br />
aufzeigen. Die Umsetzung dazu ist<br />
zurzeit in Realisierung.<br />
«In jeder Phase zeichnete sich<br />
Helbling durch eine hohe Methoden-<br />
und Fachkompetenz aus.<br />
Helbling führte dieses Projekt<br />
nicht in der klassischen Berater-<br />
Kunden-Rollenverteilung, sondern<br />
als Teil des Teams», lobt Markus<br />
Meili, CEO der Lienhard Office<br />
Group. Von der guten Zusammenarbeit<br />
zeigt sich auch Thomas Bertschinger,<br />
Projektverantwortlicher<br />
bei Helbling, beeindruckt. «Es<br />
wurde über die verschiedenen<br />
Projektphasen gemeinsam ein reiches<br />
Spektrum an fachlichen, methodischen,<br />
aber auch Vertrauensthemen<br />
erfolgreich erarbeitet und<br />
bewältigt.» Der Lohn für beide Seiten:<br />
Der Gewinn des ASCO-Zertifikats<br />
«Excellent Strategy Transformation».<br />
(row)<br />
dietrich Och, Partner Financial<br />
Services, Accenture, Zürich.<br />
« Die ausgeprägten Marktunsicherheiten<br />
erschweren<br />
eine langfristige Planung. Wir<br />
konzentrieren uns auf Initiativen,<br />
deren Auswirkungen klar<br />
absehbar und deren Umsetzung<br />
gesichert ist. Bei unseren<br />
Beratern achten wir vor allem<br />
auf industriespezifische Fachkenntnisse,<br />
eine breite Erfahrung<br />
und den Willen zur Übernahme<br />
von Verantwortung.»<br />
foTos: ZvG
26. August —1. September 2009 | HANDELSZEITUNG | Nr. 35 consulting | 51<br />
Neue Wertvorstellungen liefern Impulse<br />
Corporate SoCial<br />
reSponSibility Indem<br />
sie neues Wissen einbringen<br />
oder laufende Prozesse<br />
unterstützen, können<br />
Berater ökologisches und<br />
soziales Umdenken<br />
beschleunigen.<br />
<strong>Peter</strong> e. Naegeli<br />
Statt Weihnachtsgeschenke<br />
für unsere Kunden und Geschäftspartner<br />
unterstützen<br />
wir die karitative Organisation xy»<br />
– dieser Nachsatz auf der jährlichen<br />
Weihnachtskarte ist längstens<br />
nicht mehr State of the Art für<br />
die Interpretation von Corporate<br />
Social Responsibility (CSR). Der<br />
Begriff, mit seinen zahlreichen Facetten,<br />
ist vielmehr zu einer von<br />
Kunden, Mitarbeitern und Aktionären<br />
geforderten Haltung des<br />
Unternehmens im Umgang mit<br />
ökologischen und sozialen Herausforderungen<br />
geworden.<br />
Bei einigen führenden Unternehmen<br />
hat sich die Einsicht<br />
schon seit längerer Zeit durchgesetzt,<br />
dass sich diese veränderte<br />
Haltung in der finanziellen Performance<br />
eines Unternehmens niederschlagen<br />
kann – und dies nicht<br />
nur langfristig und indirekt über<br />
ein besseres Firmenimage. Dies ist<br />
eine grosse Chance für Unternehmensberater,<br />
die als wichtige Veränderungskräfte<br />
in Unternehmen<br />
und Organisationen verschiedene<br />
Umdenkprozesse beschleunigen<br />
können.<br />
Corporate Social Responsibility<br />
hat das Potenzial zu einem wichtigen<br />
Impulsgeber für die Führung<br />
von Unternehmen. Hinter dem<br />
Begriff CSR steckt deutlich mehr<br />
Handfestes als eine philanthropische<br />
Einstellung eines verantwortungsbewusstenUnternehmers.<br />
Die Übernahme von mehr<br />
Verantwortung für öffentliche Güter,<br />
wie die Umwelt und Gesellschaft,<br />
ist in zeitgemässen Unternehmen<br />
eine aktive Quelle für die<br />
strategische Unternehmensführung<br />
geworden.<br />
Plötzlich ändert sich die Optik<br />
Das öffentliche Bewusstsein für<br />
verantwortungsbewusstes Handeln<br />
von Unternehmen hat sich gewandelt.<br />
Mit zwei Beispielen lässt sich<br />
dies illustrieren:<br />
• Das Erscheinen des UN-Klimareports<br />
Ende 2007 hat – gestützt<br />
auf Pressemeldungen über zuneh-<br />
HaNS BaUmgartNer<br />
Die Schweizer Wirtschaft ist massgeblich<br />
geprägt von kleinen und<br />
mittleren Unternehmen (KMU).<br />
Viele haben sich in einer Nische<br />
zum Innovations-, Qualitäts- und<br />
schliesslich zum Marktführer entwickelt.<br />
Gründe dafür sind die<br />
qualitätsbewusste Schweizer Kultur<br />
und die Besonderheit des<br />
Heimmarktes.<br />
Der Markt Schweiz reicht nicht,<br />
um die hohen Fixkosten von innovativen<br />
und qualitativ hochwertigen<br />
Produkten zu decken. Die<br />
Unternehmen erhöhen ihre Umsätze<br />
deshalb durch Exporte ihrer<br />
Produkte ins Ausland. Jeder zweite<br />
Franken wird in der Schweiz im<br />
Ausland verdient. Auch auf Märkten,<br />
auf welchen die Wirtschaftskrise<br />
zu starken Umsatzrückgängen<br />
führt. Treffsichere Massnahmen<br />
festzulegen, ist dort besonders<br />
herausfordernd: Es müssen andere<br />
Konkurrenzverhältnisse, Personalmärkte,<br />
Gesetze und Regulierungen<br />
berücksichtigt werden.<br />
Eine weitere aktuelle Herausforderung<br />
stellen Nachfolgerege-<br />
Corporate Social responsibility hat das Potenzial zu einem wichtigen impulsgeber für die Führung von Unternehmen.<br />
mende Umweltkatastrophen – das<br />
Bewusstsein der Öffentlichkeit<br />
über die Wirkungen von CO2 praktisch<br />
vom einen auf den andern<br />
Tag verändert. Wie ein roter Faden<br />
zieht sich heute das Klimabewusstsein<br />
durch die Werbebotschaften<br />
der Unternehmen.<br />
• Die Finanzkrise hat vor Augen<br />
geführt, wie fragil die auf den Handel<br />
von Wert(los)papieren orientierten<br />
Gewinnen sind. Sie hat zudem<br />
die Bedeutung der Realwirtschaft<br />
in Erinnerung gerufen. Statt<br />
der Spekulation auf die Steigerung<br />
des Werts mit Wertpapieren ist die<br />
Wertschöpfung wieder ins Zentrum<br />
des Interesses gerückt. Denn<br />
wer tatsächlich Werte schöpft, stiftet<br />
auch echten Nutzen – das Fundament<br />
für nachhaltigen unternehmerischen<br />
Gewinn.<br />
Damit ist die Suche nach neuen<br />
Vorstellungen über Werte lanciert<br />
und das Terrain für ein besse-<br />
lungen dar. Rund ein Viertel der<br />
Schweizer KMU-Unternehmer<br />
plant, in den kommenden fünf<br />
Jahren ihre Nachfolge zu regeln.<br />
Zusammen beschäftigen diese Unternehmen<br />
eine knappe Million<br />
Mitarbeitende.<br />
Die Ausgangslage ist je nach<br />
Unternehmen sehr unterschiedlich:<br />
Firmengrösse, Branche, fi-<br />
res Verständnis für Corporate Social<br />
Responsibility auch auf breiter<br />
Basis vorbereitet. Aufgrund des<br />
steigenden Drucks in der Öffentlichkeit<br />
ist das Wirtschaften ohne<br />
Blick auf die gesellschaftliche und<br />
ökologische Verantwortung von<br />
Unternehmen undenkbar gewor-<br />
nanzielle Situation, Familienmitglieder<br />
und familienexterne<br />
Schlüsselpersonen spielen eine<br />
Rolle – um nur einige Einflussfaktoren<br />
zu nennen. Ausgehend davon<br />
stellen sich auch sehr unterschiedliche<br />
Fragen: Personelle, organisatorische,<br />
steuerliche, finanzielle,<br />
emotionale.<br />
Auch im Bereich der Finanzierung<br />
können sich aufgrund der<br />
wirtschaftlichen Lage Herausforderungen<br />
ergeben. Bei Unternehmen<br />
mit unsicherer Ertragslage<br />
können Finanzierungsprobleme<br />
entstehen. Dies einerseits bei der<br />
Fremdkapitalfinanzierung, aber<br />
auch bei der Eigenkapitalfinanzierung.<br />
Letzeres zeigt sich an der<br />
Entwicklung der Unternehmenswerte,<br />
welche seit Beginn der Krise<br />
gesunken sind.<br />
Fokus auf Kernkompetenz<br />
Auf der Suche nach Lösungen<br />
auf diese komplexen Fragestellungen<br />
müssen Unternehmer alle<br />
verfügbaren Quellen nutzen. Selten<br />
verfügt eine Einzelperson über<br />
das umfassende Wissen zur Vorbereitung<br />
und Umsetzung treffsi-<br />
den. Die Einhaltung von gesetzlichen<br />
Vorschriften (Compliance)<br />
alleine reicht nicht mehr aus.<br />
Gleichzeitig ergeben sich aus<br />
der neuen Auffassung über CSR<br />
neue unternehmerische Chancen,<br />
denn CSR-Aktivitäten stehen nicht<br />
im Widerspruch zum ökono-<br />
cherer Massnahmen. Hier sind Berater,<br />
Treuhänder, Anwälte und Finanzierungspartner<br />
gefordert, im<br />
Netzwerk für bestmögliche Lösungen<br />
zu sorgen. Die Frage an<br />
den Kunden muss lauten: «Welches<br />
ist die strategische Herausforderung<br />
und wie kann ich zu deren<br />
Bewältigung beitragen?»Die Antwort<br />
erfordert entweder die eigene<br />
Kernkompetenz, oft aber auch jene<br />
eines Kooperationspartners.<br />
Dieses Beratungsverständnis<br />
setzt eine<br />
neue Haltung des Beraters<br />
voraus. Es erfordert<br />
den Mut, auch<br />
Fragen zu stellen, auf<br />
welche man selber<br />
keine Antwort kennt.<br />
In der heutigen komplexen<br />
Welt sind Berater gefragt,<br />
die Fragestellungen strukturieren<br />
können und Quellen für mögliche<br />
Antworten kennen. Bei strategischen<br />
Herausforderungen ist<br />
Konzentration auf die Kernkompetenz<br />
bei gleichzeitigem Einsatz<br />
des Netzwerks mit anderen Kompetenzträgern<br />
gefragt. Wird dies<br />
richtig und konsequent gemacht,<br />
mischen Erfolg von Unternehmen,<br />
wie zahlreiche Studien belegen. Es<br />
lassen sich verschiedene Stossrichtungen<br />
für Unternehmen zur<br />
Übernahme von Aufgaben im öffentlichen<br />
Interesse ausmachen.<br />
Je mehr diese Aufgaben sowohl<br />
dem öffentlichen «Wert» (public<br />
value) als auch dem unternehmerischen<br />
Interesse entsprechen,<br />
desto mehr lohnt es sich für die<br />
Unternehmen auch in finanzieller<br />
Hinsicht (siehe Seite 53).<br />
• Auf der Kostenseite lohnt sich<br />
die konsequente Auseinandersetzung<br />
mit der energieeffizienten<br />
oder rohstoffverbrauchsarmen<br />
Herstellung von Produkten,<br />
vor allem dann, wenn der<br />
Energie- oder Rohstoffanteil einen<br />
signifikanten Anteil an den<br />
Herstellkosten ausmacht. Energie-<br />
und Rohstoffeffizienz stehen<br />
im Einklang mit einem anerkannten<br />
öffentlichen Interesse<br />
erhalten Unternehmen optimale<br />
Lösungen, und alle Netzwerkpartner<br />
profitieren von einer effizienten<br />
Zusammenarbeit.<br />
Form der Zusammenarbeit<br />
Ein Netzwerk funktioniert informell,<br />
aber trotzdem mit Regeln.<br />
Die wichtigste ist: Es muss alle Beteiligten<br />
weiterbringen. Ein Netzwerk,<br />
welches einzelne Beteiligte<br />
mittel- oder langfristig übervorteilt,<br />
ist nicht tragfähig.<br />
Das Netzwerk kann<br />
nicht reines Mittel<br />
zum Zweck sein, ist<br />
aber auch nicht völlig<br />
interessenlos. Es ist<br />
vergänglich, wenn es<br />
nicht gehegt und gepflegt<br />
wird und seine<br />
Kontinuität und Dynamik aufrecht-<br />
erhält. Funktioniert es, strebt es automatisch<br />
nach der besten Lösung<br />
für alle Beteiligten.<br />
Profitieren zwei Netzwerkpartner<br />
besonders von gegenseitigen<br />
Leistungen, kann eine formelle<br />
Kooperation entstehen. Die Credit<br />
Suisse zum Beispiel führt mehrere<br />
solche Kooperationen. Alle haben<br />
BrUNo arNold<br />
und ertragsrelevanten Kostensenkungsanstrengungen<br />
der Unternehmen.<br />
• Auf der Wettbewerbsseite entstehen,<br />
durch das gestiegene Bewusstsein<br />
um öffentliche Werte<br />
wie Klimaschutz oder erneuerbare<br />
Energie, neue Quellen für die<br />
Differenzierung von Produkten<br />
und Dienstleistungen. Die Bereitschaft<br />
der Endkonsumenten, ökologisch<br />
bessere Produkte zu einem<br />
etwas höheren Preis zu kaufen, ist<br />
gestiegen. Bei gleichwertigen Produkten<br />
entscheidet sich der Kunde<br />
immer häufiger für das ökologisch<br />
hochwertigere Produkt.<br />
• Auf der Wachstumsseite entstehen<br />
neue Märkte, welche ihren<br />
Ursprung in der sprunghaft gestiegenen<br />
Nachfrage nach umweltfreundlicher<br />
Technologie haben.<br />
Die gigantischen Investitionen<br />
in die energieneutrale Stadt<br />
Masdar City oder die Ströme von<br />
Petro-Dollars in Windparks in der<br />
Neue unternehmerische<br />
Chancen ergeben sich<br />
durch den Einsatz von<br />
CSR-Aktivitäten.<br />
Nordsee oder Sonnenkraftwerke<br />
in der Wüste schaffen Arbeitsplätze<br />
in den entsprechenden Industrien<br />
und ihren zahlreichen Zulieferindustrien.<br />
• Auf der Versorgungsseite binden<br />
die Verarbeiter von qualitativ<br />
hochstehenden Rohstoffen die<br />
Produzenten in den Ursprungsländern<br />
immer mehr in die Gestaltung<br />
der Supply Chain ein, indem<br />
sie diese bei der Produktion<br />
von qualitativ stabilen Rohprodukten<br />
unterstützen und für ihre<br />
Wertschöpfung fair honorieren.<br />
Damit vergrössern die Verarbeiter<br />
die Versorgungssicherheit mit<br />
Rohstoffen (Kakao, Mineralien)<br />
durch eine partnerschaftliche<br />
Einbindung vorgelagerter Wertschöpfungsstufen.<br />
• Investitionen in energiesparsame<br />
Herstellverfahren und Maschinen<br />
rechnen sich heute mehr<br />
denn je mit der zunehmenden<br />
Verteuerung von Energie. Die<br />
verschwendungsfreie Herstellung<br />
von Produkten mit minimalem<br />
Ausschuss und geringerem Rohstoffeinsatz,<br />
wie sie in der<br />
Lean-Management-Philosophie<br />
zum Ausdruck kommt, geht dabei<br />
einher mit dem öffentlichen Interesse.<br />
<strong>Peter</strong> e. Naegeli, Präsident aSCO, Zürich.<br />
Beratung im Netzwerk gewinnt an Bedeutung<br />
Kooperationen Um die Herausforderungen zu meistern, genügt vielen Unternehmen das Know-how einzelner Berater oft nicht mehr. Beratungsnetzwerke könnten die lösung sein.<br />
Kompetenz<br />
Verantwortung<br />
alle verfügbaren Quellen nutzen.<br />
BrUNo arNold<br />
aSCo<br />
Für mehr ökologisches<br />
bewusstsein<br />
aSCo award «best business<br />
transformation» Diese auszeichnung<br />
unter dem Patronat<br />
von economiesuisse stellt das im<br />
titel genannte Credo unter Beweis,<br />
indem es die Schaffung<br />
und erhaltung von arbeitsplätzen<br />
in der Schweiz zum Ziel hat.<br />
Künftig werden nicht nur ökonomisch<br />
motivierte Business-<br />
transformationen zu beobachten<br />
sein und ausgezeichnet werden,<br />
sondern auch solche, die durch<br />
die Übernahme von gesellschaftlicher<br />
und ökologischer Verantwortung<br />
durch Firmen ausgelöst<br />
werden. Die Unternehmensberater<br />
können hier als externe Katalysatoren,<br />
basierend auf Corporate-Social-responsibility-Überlegungen,<br />
einen wertschöpfenden<br />
Beitrag zur Veränderung<br />
und zum Umdenken leisten.<br />
Das Wichtigste:<br />
Ein Netzwerk<br />
muss alle<br />
Beteiligten<br />
weiterbringen.<br />
zum Ziel, die Firmenkunden in ihrer<br />
Unternehmensentwicklung zu<br />
unterstützen und gemeinsam mit<br />
ihnen zu wachsen.<br />
Mit jedem Kooperationspartner<br />
bestehen individuelle Vereinbarungen<br />
und Zielsetzungen: Gemeinsam<br />
mit der Osec werden Informationsplattformen<br />
und Beratungsdienstleistungen<br />
für international<br />
orientierte Unternehmen<br />
angeboten. Mit dem Swiss Venture<br />
Club (SVC) führt die Credit Suisse<br />
unter anderem Unternehmerpreise<br />
durch, um herausragen-<br />
den unternehmerischen Leistungen<br />
eine öffentliche Plattform und<br />
Anerkennung zukommen zu lassen.<br />
Mit der Universität St. Gallen<br />
(HSG) wurde eine Studie zur Unternehmensnachfolge<br />
erstellt und<br />
es werden Beraterschulungen zu<br />
diesem Thema durchgeführt. Mit<br />
ASCO schliesslich wird unter anderem<br />
die herausfordernde Zuordnung<br />
von Beratungsleistungen<br />
zu spezifischem Beratungsbedarf<br />
bei Unternehmen gefördert.<br />
Hans Baumgartner, leiter KmU-geschäft<br />
Schweiz, Credit Suisse, Zürich.
26. August —1. September 2009 | HANDELSZEITUNG | nr. 35 consulting | 53<br />
Gesellschaftliche Wertschöpfung<br />
Public Value Unternehmen müssen sich nach ihrem Wert für die gesellschaft beurteilen lassen. gefragt sind Prinzipien<br />
wie Verantwortungsbewusstsein, nachhaltigkeit und Moral. Daran sollten sich auch Unternehmensberater orientieren.<br />
<strong>Peter</strong> Gomez und<br />
timo meynhardt<br />
Was macht ein Unternehmen<br />
wertvoll für die Gesellschaft?<br />
Das Zentrum<br />
für «Führung und Werte in der<br />
Gesellschaft» der Universität St.<br />
Gallen befragt seit gut einem Jahr<br />
oberste Führungskräfte in Privatwirtschaft,<br />
öffentlicher Verwaltung<br />
und Non-Profit-Unternehmen<br />
zu den grundlegenden Werten,<br />
die ihr Führungsverhalten<br />
prägen. Die Ergebnisse sind auch<br />
für den Beratungsmarkt höchst<br />
aufschlussreich.<br />
In den bisher 40 Interviews bekunden<br />
die Befragten ausnahmslos,<br />
den gesellschaftlichen Wertbeitrag<br />
ihres Unternehmens weit<br />
über Profitabilitätsziele hinaus zu<br />
reflektieren. Um ihre Einschätzung<br />
gebeten, inwieweit ihre eigenen<br />
Sichtweisen vom gesellschaftlichen<br />
Umfeld geteilt würden, zeigt<br />
sich Erstaunliches: Über 80% der<br />
Führungskräfte sind der Ansicht,<br />
dass hier völlige Übereinstimmung<br />
herrsche. Oder mit anderen Worten:<br />
Der von ihnen als wertvoll<br />
(oder kritisch) eingeschätzte gesellschaftliche<br />
Beitrag des Unternehmens<br />
würde von der breiten<br />
Öffentlichkeit ebenfalls als wertvoll<br />
(oder kritisch) beurteilt.<br />
Repräsentative Befragungen in<br />
der Schweiz zeichnen aber regelmässig<br />
ein völlig anderes Bild des<br />
Die Wertschätzung<br />
basiert auf<br />
verantwortungsvollem<br />
Unternehmertum.<br />
Managers, über drei Viertel der Bevölkerung<br />
sind der Meinung, diese<br />
würden ihre Aufgabe nur ungenügend<br />
wahrnehmen. Wie lässt sich<br />
diese Diskrepanz erklären? Sind<br />
die Führungskräfte so abgehoben,<br />
oder bestehen grundlegende Meinungsverschiedenheiten<br />
darüber,<br />
was unter «gesellschaftlicher Wertschöpfung»<br />
zu verstehen ist?<br />
Schlüssel liegt in der Balance<br />
Welches sind die in Unternehmen<br />
heute dominierenden Wertmassstäbe?<br />
Die Grafik ganz oben<br />
zeigt in pointierter Form die gängigsten<br />
Orientierungen: Shareholder<br />
Value, Stakeholder Value, Corporate<br />
Social Responsibility und<br />
Customer Value. In der Praxis sind<br />
die Übergänge zwischen den Ansätzen<br />
fliessend. Das Schema verdeutlicht<br />
aber ein wichtiges<br />
Grundprinzip: Es ist nicht möglich,<br />
einen Ansatz über den anderen<br />
zu stellen. Der Schlüssel liegt<br />
auch hier in der Balance und damit<br />
in einer ganzheitlichen Betrachtung.<br />
Wir bezeichnen diese<br />
gesellschaftliche Wertschöpfung<br />
Anzeige<br />
Wertmassstäbe, welche die heutige unternehmensführung dominieren – die Übergänge sind fliessend<br />
berechtigter<br />
Fokus<br />
Gefahr<br />
Folgen<br />
Primärer<br />
bewertungsmassstab<br />
Verantwortungspyramide: Dialog zwischen Öffentlichkeit und Wirtschaft<br />
als Public Value. Er wird dann geschaffen<br />
(oder zerstört), wenn das<br />
Erleben und Verhalten von Personen<br />
und Gruppen so beeinflusst<br />
wird, dass dieses den gesellschaftlichen<br />
Zusammenhalt, das Gemeinschaftserleben<br />
und die<br />
Selbstbestimmung des Einzelnen<br />
positiv (oder negativ) prägt. In diesem<br />
Unternehmensverständnis<br />
und Menschenbild müssen unternehmerische<br />
Entscheide gleichwertig<br />
an folgenden Kriterien gemessen<br />
werden:<br />
• Stiften sie finanziell-ökonomischen<br />
Nutzen?<br />
• Sind sie moralisch vertretbar?<br />
• Sind sie sachlich-inhaltlich sinnvoll?<br />
• Sind sie sozial-zwischenmenschlich<br />
akzeptabel?<br />
• Werden positive und angenehme<br />
Erfahrungen ermöglicht?<br />
Shareholder<br />
Value<br />
Wertsteigerung<br />
für eigner<br />
dominanz von<br />
Finanzgrössen<br />
eindimensionale<br />
quantitative Sicht<br />
4 anstand in<br />
Graubereichen zeigen<br />
Stakeholder<br />
Value<br />
interessen von<br />
anspruchsgruppen<br />
zu starke integration<br />
heterogener erwartungen<br />
unerfüllbarkeit von<br />
erwartungen<br />
3 langfristig Profitabilität und<br />
wirtschaftliche Ressourcen schaffen<br />
2 Gesellschaftliche Wertschöpfung anstreben<br />
1 Schäden für die Gesellschaft weder fördern noch dulden<br />
So wie Vertrauen nicht einfach<br />
geschaffen werden kann, sondern<br />
aus vielfältigen Einschätzungen<br />
resultiert, kann man auch die<br />
Wertschätzung für unternehmerisches<br />
Handeln nicht einfach<br />
voraussetzen. Diese muss man<br />
sich durch verantwortungsvolles<br />
Unternehmertum erarbeiten.<br />
Woran können sich Führungskräfte<br />
heute sinnvoll orientieren,<br />
wenn sie sich gesellschaftlich verpflichten<br />
wollen? Sicherlich nicht<br />
allein an abstrakten Prämissen. Ihre<br />
Ideen müssen in den Köpfen der<br />
Bürger ankommen, von diesen angenommen<br />
und verinnerlicht werden.<br />
Aus diesem Grund haben<br />
Schweizer Persönlichkeiten aus<br />
Politik, Wirtschaft und Wissenschaft<br />
eine «Verantwortungspyramide»<br />
(Grafik unten) entwickelt,<br />
auf deren Basis der Dialog zwi-<br />
corporate<br />
Social<br />
Responsibility<br />
Beachtung von<br />
nebenwirkungen<br />
ohne relevanz für<br />
Kerngeschäft<br />
Glaubwürdigkeitsverlust:<br />
«alibi»<br />
qUelle: UniVersität st. gAllen<br />
schen Öffentlichkeit und Wirtschaft<br />
wieder in Gang gesetzt werden<br />
soll. Die einzelnen Stufen der<br />
Pyramide lassen sich wie folgt charakterisieren:<br />
1. Schäden für die Gesellschaft<br />
weder fördern noch dulden: Ausgangsbasis<br />
bildet das Bemühen,<br />
nicht wissentlich Schaden anzurichten.<br />
Dazu gehört, eigenes und<br />
fremdes Verhalten abzulehnen,<br />
das im Gewinninteresse gravierende<br />
soziale, ökologische oder<br />
kulturelle Schäden in Kauf nimmt.<br />
2. Gesellschaftliche Wertschöpfung<br />
anstreben: Schaden von der<br />
Gesellschaft abzuwenden ist allein<br />
noch keine Geschäftsgrundlage.<br />
Diese entsteht erst durch eine Verankerung<br />
jeder Geschäftsidee in<br />
den Bedürfnissen der Menschen.<br />
Wirtschaftlich erfolgreiche Unternehmen<br />
leisten wertvolle Beiträge<br />
customer<br />
Value<br />
ausrichtung auf<br />
Kundenzufriedenheit<br />
Überhöhung der<br />
Kundenperspektive<br />
Vernachlässigung<br />
gesellschaftlicher<br />
Wirkungen<br />
instrumentell-sachlich Politisch-sozial ethisch-moralisch hedonistisch-ästhetisch<br />
durch eine Leistungserstellung,<br />
die sich am Gemeinwohl orientiert<br />
– und nicht dieses nebenbei auch<br />
noch fördert.<br />
3. Langfristig Profitabilität und<br />
wirtschaftliche Ressourcen schaffen:<br />
Der finanzielle und ökonomische<br />
Erfolg ist ein wichtiger Teil<br />
gesellschaftlicher Wertschöpfung.<br />
Gesellschaftlich verantwortbar ist<br />
deshalb nur, was nachhaltig profitabel<br />
ist. Für das Streben nach ihren<br />
Wertbeiträgen müssen Unternehmer<br />
offen und breit über ihre<br />
langfristigen Gewinnvoraussetzungen<br />
kommunizieren.<br />
4. Anstand in Graubereichen<br />
zeigen: Jeder Unternehmer steht<br />
vor Entscheidungen, die zwar legal<br />
und profitabel sein können, aber<br />
nicht als legitim gelten und das<br />
Gerechtigkeitsempfinden massiv<br />
verletzen. Der gesunde Menschenverstand<br />
ist mehr denn je gefragt.<br />
Die Umsetzung einer solchen<br />
Selbstverpflichtung ist eine höchst<br />
anspruchsvolle Aufgabe; die Pyramide<br />
ist ein erster unvollkommener<br />
Schritt dazu. Diese darf<br />
nicht abgehoben sein, sondern<br />
muss realen Erwartungen von Gesellschaft<br />
und Wirtschaft entsprechen.<br />
Sie muss Inhalt und Messbarkeit<br />
so präzisieren, dass sich<br />
Unternehmen und Führungskräfte<br />
aktiv engagieren können. Und sie<br />
muss so kommunizierbar sein,<br />
dass eine breite Öffentlichkeit sie<br />
als glaubwürdigen Schritt zur<br />
Wiederherstellung des Vertrauens<br />
in der heutigen Krise versteht.<br />
Auch auf die Unternehmensberater<br />
wartet viel Arbeit.<br />
dr. <strong>Peter</strong> Gomez und dr. timo meynhardt,<br />
universität St. Gallen, St. Gallen.<br />
qUelle: UniVersität st. gAllen<br />
Die Zeit für<br />
mutige Schritte<br />
ist gekommen<br />
MaRktVeRänDeRunGen<br />
Die aktuellen turbulenzen<br />
eröffnen ungeahnte<br />
Chancen. Denn strategische<br />
entscheidungen von Firmen<br />
in Abschwungphasen haben<br />
grundlegenden einfluss auf<br />
deren langfristige erfolge.<br />
thomaS d. meyer<br />
Kostensenkungen, Kapazitätsreduktion<br />
und Liquiditätssicherung<br />
stehen heute ganz oben auf der<br />
Managementagenda. Doch Unternehmen,<br />
die ihre Kompetenzen<br />
und Ressourcen ausschliesslich<br />
auf das Überleben konzentrieren,<br />
laufen Gefahr, Chancen für den<br />
Aufschwung zu übersehen. Beispiele<br />
aus der Vergangenheit zeigen,<br />
wie mutige Schritte die Wettbewerbsposition<br />
nachhaltig verbessern<br />
können.<br />
So hat der Sportartikelhersteller<br />
Puma in der Abschwungphase<br />
Anfang der 90er-Jahre radikale<br />
Kostensenkungen mit einer neuen<br />
Markenausrichtung kombiniert.<br />
Ryanair hat nach den Terrorangriffen<br />
auf das World Trade Center in<br />
100 neue Boeing-737-Maschinen<br />
investiert und die Flugrouten innerhalb<br />
Europas ausgebaut. Und<br />
Apple brachte zur gleichen Zeit –<br />
und trotz gedrückter Konsumentenstimmung<br />
– den relativ teuren<br />
iPod auf den Markt.<br />
Den Beispielen liegen drei Leitmotive<br />
zugrunde: Der Fokus lag immer<br />
auf den Kunden; die Unternehmen<br />
wagten, gegen den Strom zu<br />
schwimmen; und sie erkannten und<br />
steuerten die Kostentreiber aktiv.<br />
«Wer sich zurücklehnt, bereut»<br />
Sicherlich, die Sicherung des<br />
Fortbestandes des Unternehmens<br />
hat oberste Priorität. Doch sobald<br />
das Überleben gesichert ist, müssen<br />
sich Unternehmen die Frage<br />
stellen: Wie können wir eine günstige<br />
Marktsituation nutzen, um das<br />
Wachstum des Unternehmens zu<br />
steigern, das Know-how auszuweiten<br />
und neue Märkte durch<br />
Akquisitionen zu erschliessen?<br />
Schnelligkeit ist dabei der wesentliche<br />
Erfolgsfaktor, denn die Konkurrenz<br />
schläft nicht.<br />
Auch Thomas Buberl, CEO von<br />
Zurich Schweiz, weist auf diesen<br />
Faktor hin: «Wer sich heute zurücklehnt<br />
oder nicht schnell genug<br />
reagiert, wird das morgen bereuen.<br />
Die Rezession bietet Chancen,<br />
die es zu nutzen gilt.» Neben der<br />
Schnelligkeit ist sowohl die Wahl<br />
der richtigen Strategie als auch ihre<br />
Durchsetzung zentral. Wer jetzt<br />
erfolgreich die Chancen nutzt,<br />
wird im kommenden Jahrzehnt zu<br />
den High Performern seiner Branche<br />
zählen.<br />
thomas d. meyer, Country managing<br />
director, accenture, zürich.
54 | consulting<br />
Business excellence<br />
Damit Beratung effektiv<br />
Mehrwert generieren kann,<br />
müssen die Berater zuerst<br />
ihre eigenen Strukturen im<br />
griff haben. Business<br />
excellence bringt mehr<br />
Kundennutzen im <strong>Consulting</strong>.<br />
<strong>Peter</strong> Staub<br />
Viele Managementberater<br />
können ihre Kunden sehr<br />
gut unterstützen bei der<br />
nachhaltigen Weiterentwicklung<br />
ihrer Unternehmung. Aber sind<br />
wirklich alle Berater bereit, die<br />
Empfehlungen, welche sie ihren<br />
Kunden abgeben, selber auch im<br />
eigenen Unternehmen anzuwen-<br />
Anzeige<br />
den respektive umzusetzen? Ist ein<br />
Berater glaubhaft, wenn er dies<br />
nicht macht? Wohl kaum! Für die<br />
Führung von Beratungsunternehmen<br />
gelten dieselben Regeln wie<br />
für andere Unternehmen. Wer<br />
Kunden als Berater zu exzellenten<br />
Unternehmen führen will, tut gut<br />
daran, dieselben Massstäbe auch<br />
beim eigenen Betrieb zu setzen.<br />
Vorleben, was man empfiehlt!<br />
Auch der Geschäftsleitung<br />
eines Beratungsunternehmens<br />
muss es gelingen, eine Kultur der<br />
Excellence zu schaffen. Ihre Rolle<br />
ist es, auf die wichtigen Elemente<br />
dieser Kultur hinzuweisen und zusammen<br />
mit der Führungscrew<br />
geeignete Instrumente zu entwickeln.<br />
Die Basis dafür ist es, auf der<br />
normativen Ebene der Unternehmensentwicklung<br />
die entspre-<br />
chenden Grundsätze festzulegen,<br />
wie beispielsweise die Vision und<br />
Mission. Sowohl die Vision als<br />
auch die Mission eines exzellenten<br />
Unternehmens müssen systematisch<br />
gepflegt und aktiv weiterentwickelt<br />
werden. Sie zu formulieren,<br />
ist die eine Sache, sie greifbar<br />
zu gestalten und zu verankern, eine<br />
weitere Herausforderung. Die<br />
Mitarbeitenden müssen in den<br />
Prozess einbezogen werden und<br />
die Möglichkeit vorfinden, eigene<br />
Ideen einzubringen. Im Hinblick<br />
auf das Führungsverhalten ist es<br />
zentral, dieses offen zu definieren<br />
und regelmässig zu überprüfen.<br />
Auch im Hinblick auf die Kundenpflege<br />
sind alle Mitglieder des Führungsteams<br />
gefordert. Schlüsselkunden<br />
als wichtigste Stakeholder<br />
gilt es persönlich zu betreuen, um<br />
HANDELSZEITUNG | nr. 35 | 26. August —1. September 2009<br />
Was gut ist, muss immer besser werden<br />
Vorbild<br />
es muss gelingen, eine Kultur der excellence zu schaffen.<br />
Bruno ArnolD<br />
eine nachhaltige Beziehung aufzubauen.<br />
Strategie als Prozess anlegen<br />
Eine Strategie ist nur dann gut,<br />
wenn die Geschäftsleitung in der<br />
Lage ist, sie in einem ständigen<br />
Prozess weiterzuentwickeln und<br />
bei Bedarf anzupassen. Eine wichtige<br />
Grundlage bilden dabei umfassende<br />
Informationen aus verschiedenen<br />
Quellen; Kunden, Mitarbeitende<br />
und Partner, aber auch<br />
Mitbewerber spielen dabei eine<br />
zentrale Rolle. Wichtige Informationen<br />
für den Strategieprozess liefern<br />
zudem der Markt, das Umfeld,<br />
in dem sich das Unternehmen bewegt,<br />
sowie neue Technologien<br />
und Geschäftsmodelle. Leistungskennzahlen<br />
spielen im Strategieprozess<br />
eine grosse Rolle. Damit<br />
kann jedes Unternehmen über-<br />
prüfen, ob der richtige Weg konsequent<br />
verfolgt wird.<br />
Aufgrund der Kennzahlen erkennt<br />
die Geschäftsleitung schnell,<br />
wann strategische Anpassungen<br />
notwendig sind und Korrekturen<br />
eingeleitet werden müssen. Die<br />
Informationen von den Stakeholdern<br />
und die Entwicklungstrends<br />
aus dem Markt kann man mit drei<br />
Instrumenten beurteilen: Der<br />
Konkurrenzanalyse, der Trendanalyse<br />
und der SWOT-Analyse.<br />
Intern können Leistungsindikatoren<br />
durch Strategie-Reviews,<br />
Mitarbeiter- und Kundenbefragungen<br />
sowie durch Controlling<br />
überprüft werden. Interne Audits<br />
und Assessments liefern weitere<br />
wichtige Inputs. Wir empfehlen<br />
unseren Kunden zudem, permanent<br />
nach Benchmarking-Möglichkeiten<br />
zu suchen, um sich mit<br />
den Besten zu messen. Kennzahlen<br />
und Benchmarking zusammen<br />
ergeben ein sehr umfassendes<br />
Bild auf die eigene Unternehmung.<br />
Mitarbeitende entscheiden<br />
Unabhängig vom Produkt oder<br />
den Dienstleistungen – hinter jedem<br />
Erfolg stehen engagierte Mitarbeitende.<br />
Drei Faktoren sind dabei<br />
essenziell und entscheiden<br />
über die Exzellenz eines Unternehmens:<br />
Der Zugang zu gut qualifizierten<br />
jungen Menschen, die<br />
kontinuierliche Kompetenzerweiterung<br />
der Mitarbeitenden sowie<br />
ihr Einbezug in die Entwicklung<br />
der Firma. Gute Kontakte zu Universitäten,<br />
Fachhochschulen oder<br />
höheren Fachschulen erleichtern<br />
die Rekrutierung von jungen Persönlichkeiten,<br />
die Mitwirkung in<br />
Branchenverbänden sichert ein<br />
gutes Netzwerk bei praxiserfahrenen<br />
Fachpersonen.<br />
Im Hinblick auf die Weiterqualifzierung<br />
macht es sich bezahlt,<br />
die Kompetenzen der Mitarbeiten-<br />
Partnerschaften nicht<br />
dem Zufall überlassen,<br />
sondern systematisch<br />
managen.<br />
den regelmässig zu bewerten, in<br />
einer Kompetenzmatrix zu erfassen<br />
und – bei Bedarf – Entwicklungsmassnahmen<br />
einzuleiten.<br />
Die vernetzte Welt, der sich alle<br />
Unternehmen unabhängig von<br />
Grösse und Geschäftsfeld gegenübersehen,<br />
verlangt Strategien, die<br />
ebenfalls auf Vernetzung ausgerichtet<br />
sind. Zusammen mit Partnern<br />
kann das eigene Kompetenzspektrum<br />
erweitert und können<br />
neue innovative Produkte und<br />
Dienstleistungen bei optimalem<br />
Mitteleinsatz realisiert werden.<br />
Dies müssen wir Berater in den<br />
Vordergrund stellen. Partnerschaften<br />
dürfen daher nicht dem<br />
Zufall überlassen, sondern müssen<br />
systematisch gemanagt werden.<br />
Die eigenen Prozesse kennen<br />
Leistungsfähige Prozesse sind<br />
die Basis einer exzellenten Unternehmung.<br />
Dies gilt umso mehr, als<br />
Kosten- und Zeitdruck ständig zunehmen<br />
und die Kunden immer<br />
höhere Ansprüche stellen. Nur wer<br />
seine eigenen Kernprozesse kennt<br />
und beherrscht, kann optimal auf<br />
die Bedürfnisse seiner Kunden<br />
eingehen und sich schnell Veränderungen<br />
anpassen. Prozessmanagement<br />
sollte daher immer eine<br />
Führungsaufgabe sein. Dies bedeutet,<br />
dass die Geschäftsleitung<br />
sich aktiv engagiert und die Verantwortung<br />
für die Führung der<br />
verschiedenen Prozessbereiche<br />
übernimmt. Nur so können wir als<br />
Berater unseren Kunden aufzeigen,<br />
wie sie ihre Prozesse effektiv<br />
gestalten und schnell und mit geringem<br />
Aufwand an Veränderungen<br />
anpassen können. Gleichzeitig<br />
befähigen wir sie, die abgebildeten<br />
Prozesse selbstständig<br />
weiterzuentwickeln.<br />
<strong>Peter</strong> Staub, CeO, pom+<strong>Consulting</strong> aG, Zürich.
26. August —1. September 2009 | HANDELSZEITUNG | nr. 35 consulting | 55<br />
«Diplom eröffnet neue Berufschancen»<br />
WeiteRbilduNg Krisenzeit ist Weiterbildungszeit. Junge Berater wollen sich mit zusätzlichem Fachwissen für den Aufschwung rüsten und<br />
drücken die Schulbank. Mit dem Resultat, dass sie alle gelernt haben, Probleme ganzheitlicher anzugehen und vernetzt zu denken.<br />
IntervIew: robert wIldI<br />
Welchen Herausforderungen muss<br />
ein Consultant heute und in Zukunft<br />
gewachsen sein? Welche<br />
Rolle spielen Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen?<br />
Solche und weitere Fragen<br />
stellen sich alle Berufsleute einer<br />
Branche – die von den aktuellen Veränderungen<br />
in der Wirtschaft besonders tangiert<br />
wird. Vier Berater, die berufsbegleitend<br />
das Studium Master of Advanced Studies<br />
in Business <strong>Consulting</strong> an der Hochschule<br />
für Wirtschaft in Zürich (HWZ) absolvieren,<br />
beantworten diese Fragen aus<br />
ihrer Perspektive.<br />
Was waren Ihre Beweggründe für eine<br />
Weiterbildung MAS in Business <strong>Consulting</strong><br />
an der HWZ Hochschule für Wirtschaft<br />
Zürich?<br />
Roy Käch: Als Projektleiter habe ich in den<br />
ersten beiden Jahren gemerkt, dass ich als<br />
Mathematiker das notwendige Werkzeug<br />
für den Job mitbringe, jedoch in einzelnen<br />
Themen noch vertieftes Wissen erlangen<br />
möchte. Daher habe ich mich entschlossen,<br />
die Weiterbildung MAS in Business<br />
<strong>Consulting</strong> zu besuchen. Mit diesem Diplom<br />
ermöglichen sich mir auch neue<br />
Chancen auf dem Arbeitsmarkt, welche<br />
mir als reinem Mathematiker wahrscheinlich<br />
verwehrt gewesen wären. Neben der<br />
persönlichen Weiterentwicklung war es<br />
mir jedoch auch wichtig, mein Netzwerk<br />
zu erweitern und im Gespräch mit anderen<br />
Personen Erfahrungen auszutauschen.<br />
Simone Otto: Mit dem Studium MAS in<br />
Business <strong>Consulting</strong> erhoffte ich mir zum<br />
einen, einen bunten Strauss an Werkzeugen<br />
und Methoden für eine qualitativ<br />
hochwertigere Beratung in methodischer<br />
und sozialpsychologischer Hinsicht an die<br />
Hand zu bekommen, welche mich bei der<br />
täglichen Arbeit im Kontakt mit Kunden<br />
und Kollegen unterstützen können. Zum<br />
anderen wollte ich vom Erfahrungsaustausch<br />
mit den anderen Studieren-<br />
den profitieren und mein Netzwerk erweitern.<br />
Der Praxisbezug spielte bei der Auswahl<br />
des Studiengangs eine wesentliche<br />
Rolle.<br />
Moreno Nolo: Die Erweiterung und Vertiefung<br />
meines Know-how im Beratungsgeschäft<br />
und die interessanten und praxisorientierten<br />
Fächer, die im Studium angeboten<br />
werden.<br />
Stefan Schläppi: Im <strong>Consulting</strong> ist es heute<br />
nebst dem Fach-Know-how unerlässlich,<br />
auch die Methoden, Instrumente und<br />
somit das praxisnahe Handwerk zu beherrschen,<br />
um tatsächlich einen Mehrwert<br />
für den Mandanten zu generieren.<br />
Dies vermittelt das Weiterbildungsstudium<br />
an der HWZ. Deshalb habe ich mich<br />
nach meinem berufsbegleitenden Betriebsökonomiestudium,<br />
ebenfalls an der<br />
HWZ, für ein ergänzendes spezifisches<br />
MAS in <strong>Consulting</strong> entschieden. Zudem<br />
unterstützt und fördert mich meine Arbeitgeberin<br />
zu 100% in meinem Vorhaben.<br />
Anzeige<br />
«Der grösste Nutzen<br />
liegt im Zusammenspiel<br />
der verschiedenen<br />
Komponenten.»<br />
Moreno Nolo (33)<br />
brocade Communications,<br />
Project Manager<br />
Auch von dieser Seite wird der Mehrwert<br />
gesehen.<br />
Welche Erkenntnisse können Sie bereits<br />
heute aus dem Studium in die Praxis umsetzen?<br />
Käch: Zwei wesentliche Erkenntnisse haben<br />
sich während des Studiums herauskristallisiert.<br />
Einerseits hat <strong>Consulting</strong><br />
sehr viel mit gesundem Menschenverstand<br />
zu tun, und andererseits ist bei Projekten<br />
sehr oft der Mensch im Vordergrund.<br />
Nimmt man sich die Zeit, Probleme<br />
durchzudenken und berück-<br />
sichtigt Interessen und Bedürfnisse von<br />
Stakeholdern, ist schon vieles erreicht.<br />
Otto: Besonders Methoden wie zum Beispiel<br />
spezielle Fragetechniken konnte ich<br />
direkt in der Praxis umsetzen. Natürlich<br />
müssen auch mit dem Einsatz neuer Methoden<br />
in der Praxis zunächst Erfahrungen<br />
gesammelt werden, das Studium bildet jedoch<br />
eine gute Basis und Inspiration, neue<br />
Methoden und Vorgehensweisen in der<br />
täglichen Arbeit auszuprobieren.<br />
Nolo: Ich habe gelernt, Probleme aus<br />
einem anderen Blickwinkel zu betrachten<br />
und die richtigen Tools zur Analyse und<br />
zur Lösung einzusetzen. So zum Beispiel<br />
die Erkenntnisse aus dem Modul Beratungskompetenz,<br />
die mir den Umgang<br />
mit Veränderungen «Betroffene zu Beteiligten<br />
machen» veranschaulicht haben<br />
und mir in meinen Projekten hilfreich<br />
sind.<br />
Schläppi: Erstaunlich viele. Die Transformation<br />
vom Studium zum Beruf ist sehr<br />
hoch. Aus jedem Modul konnte ich 1:1 Inputs<br />
in meine alltägliche <strong>Consulting</strong>tätigkeit<br />
einfliessen lassen. Allen voran mit<br />
«Ich habe im Studium gelernt,<br />
wesentliche Erkenntnisse<br />
aus einem Bereich in andere<br />
Bereiche zu übertragen.»<br />
Roy Käch (28)<br />
bâloise, Projektleiter,<br />
Corporate development<br />
vernetztem Wissen zum Erfolg gelangen.<br />
Dafür gibt es bewährte Methoden und Instrumente,<br />
die im Studium an Praxis- oder<br />
eigenen Fällen angewandt und geübt werden.<br />
Sie erlernen Kompetenzen in der Optimierung<br />
von Geschäftsentscheidungen und<br />
-prozessen im Umfeld von IT-, Change-<br />
und <strong>Projektmanagement</strong>. Wo sehen Sie für<br />
sich den grössten Nutzen?<br />
Käch: Man sollte diese Themen nicht einzeln<br />
betrachten, sondern ganzheitlich. Ich<br />
habe im Studium gelernt, wesentliche Erkenntnisse<br />
aus einem Bereich in andere<br />
Bereiche zu übertragen. Als Projektleiter<br />
ist es mir wichtig, auch über den Tellerrand<br />
hinauszublicken und Erfahrungen<br />
und Know-how aus anderen Bereichen<br />
anzuwenden.<br />
Otto: Alle genannten Themen sind für die<br />
Tätigkeit in der internen und externen<br />
Beratung wichtig. Den grössten Nutzen<br />
sehe ich in der Kompetenz, die verschiedenen<br />
Themen nicht getrennt voneinander<br />
zu betrachten, also in der Fähigkeit,<br />
vernetzt zu denken und einzelne Aspekte<br />
der genannten Themen nicht streng getrennt<br />
voneinander, sondern im Zusammenhang<br />
zueinander zu sehen.<br />
Nolo: Der grösste Nutzen liegt im Zusammenspiel<br />
der verschiedenen Komponenten.<br />
Gerade als Projektleiter sind interdisziplinäre<br />
Kompetenzen sehr wichtig.<br />
Schläppi: Als nicht IT-Consultant ist es<br />
bei mir sicherlich die Optimierung<br />
von Geschäftsentscheidungen, sprich<br />
das strategische Management. Die Art<br />
und Weise, wie solche Entscheide zustande<br />
kommen und wie diese später<br />
«Für mich spielt in der<br />
externen Beratung das<br />
‹Gespür› für den Kunden<br />
eine wesentliche Rolle.»<br />
Simone Otto (26)<br />
Asem Group AG,<br />
Senior <strong>Consulting</strong> (SAP)<br />
umgesetzt und auch angemessen und<br />
wirksam in der Praxis kontrolliert werden<br />
können.<br />
Bei Führungs- und Beratungsaufgaben<br />
spielt die Sozialkompetenz eine wichtige<br />
Rolle. Was braucht es heute, um in Ihrer<br />
Funktion erfolgreich zu sein?<br />
Käch: In der Tätigkeit als Projektleiter<br />
sind gerade die sozialen Fähigkeiten<br />
wesentlicher Bestandteil für das Gelingen<br />
eines Projektes. In meiner Erfahrung<br />
hat sich gezeigt, dass Fähigkeiten wie<br />
Toleranz, Teamfähigkeit und Zuhören eine<br />
gute Basis für eine erfolgreiche Projektleitertätigkeit<br />
bilden. Schliesslich<br />
sollte man als Projektleiter auch geduldig<br />
sein und eigene Fehler eingestehen können.<br />
Otto: Neben Teamfähigkeit, Verantwortungsbereitschaft<br />
und Flexibilität spielt<br />
für mich in der externen Beratung das<br />
«Gespür» für den Kunden eine wesentliche<br />
Rolle. Zudem ist für Führungs- und<br />
Beratungsaufgaben das Kommunikationsverhalten<br />
ein Schlüsselelement.<br />
Nolo: In meiner Funktion sind klare Kommunikation<br />
und Planung die ausschlaggebenden<br />
Erfolgsfaktoren, ein gemeinsames<br />
Verständnis zu schaffen und Ziele,<br />
Vorgehen und Auswirkungen immer im<br />
Auge zu behalten.<br />
Schläppi: Nebst dem Fachwissen, welches<br />
beim Consultant zwingend vorausgesetzt<br />
wird, braucht es die richtige Methodik für<br />
die Problemlösung, beziehungsweise um<br />
Nutzen für den Kunden zu generieren.<br />
Zudem ist man vielfach als Consultant<br />
ein Coach für den Mandanten – und somit<br />
braucht es Sozialkompetenzen.<br />
«Nebst dem vorausgesetzten<br />
Fachwissen braucht es die<br />
richtige Methodik für die<br />
Problemlösung.»<br />
Stefan Schläppi (30)<br />
raiffeisen Schweiz, St. Gallen/dietikon,<br />
Consultant für Struktur & Strategie<br />
Wo sehen Sie zukünftig die grösste Herausforderung<br />
für Business Consultants, sei es<br />
nun als externe oder interne Berater?<br />
Käch: Eine der grossen Herausforderungen<br />
wird sicherlich darin liegen, für<br />
den kommenden Aufschwung richtig gewappnet<br />
zu sein. Während der Finanzmarktkrise<br />
war durch Investitionsstopps<br />
bei Unternehmen auch die Nachfrage<br />
nach Consultants geringer als in den Boomjahren.<br />
Mit der Erholung der Wirtschaft wird<br />
sich jedoch auch die Nachfrage nach Consultants<br />
wieder erhöhen. Damit ein <strong>Consulting</strong>-Unternehmen<br />
oder ein Consultant gestärkt<br />
aus der Krise hervorgeht, ist es wichtig,<br />
Veränderungen zu beobachten und<br />
Chancen richtig zu deuten.<br />
Otto: Neben Fachkompetenz werden für<br />
interne und externe Berater Methoden-<br />
und Sozialkompetenz immer wichtiger. In<br />
unserer Wissensgesellschaft sehe ich zudem<br />
die Herausforderung, Wissen effizient<br />
zu beschaffen und bestehendes Wissen<br />
zu verwalten. Da das Umfeld immer<br />
komplexer wird, spielt auch die Fähigkeit<br />
des vernetzten Denkens eine immer bedeutendere<br />
Rolle. Diese Fähigkeiten<br />
sollten viel früher, also schon zu Schulzeiten,<br />
gefördert werden.<br />
Nolo: Die grösste Herausforderung in der<br />
Zukunft als Berater liegt darin, die immer<br />
komplexeren und vernetzten Aufgabenstellungen<br />
der Kunden wirksam und<br />
rechtzeitig zu lösen.<br />
Schläppi: A jour zu bleiben und sich trotzdem<br />
nicht von den vielen Modetrends<br />
von neuen Methoden und Instrumenten<br />
in der Branche blenden zu lassen. Zu<br />
vieles ist heute alter Wein in neuen Schläuchen.<br />
FotoS: zvg
56 | consulting<br />
Lean ManageMent<br />
Konjunkturkrisen bieten<br />
Unternehmen die Chance,<br />
ihre Prozesseffizienz zu<br />
hinterfragen und zu<br />
verbessern. impulse kann<br />
die Lean-Methode liefern.<br />
Sie ist gerade in der<br />
heutigen zeit ein sehr<br />
wirksames Mittel.<br />
RobeRt UlRich Und david MoseR<br />
Der Mut zu tiefgreifenden<br />
Prozessanalysen und Restrukturierungen<br />
fehlt vielerorts.<br />
Zahlreiche Unternehmen<br />
standen in der Vergangenheit zu<br />
wenig unter Druck und verfielen einer<br />
Art Selbstzufriedenheit. Vielen<br />
fehlen schlicht und einfach die<br />
Methodenkenntnisse, um eine<br />
Prozessanalyse systematisch und<br />
zielführend vorzunehmen. Im Zuge<br />
der Wirtschaftskrise setzen sich<br />
viele Unternehmen jetzt stärker mit<br />
solchen Themen auseinander.<br />
Ihr Ziel kann nur lauten, gestärkt<br />
aus der Krise hervorzugehen.<br />
Schlechte Zeiten brauchen gute<br />
Unternehmen. Die aktuelle Phase<br />
einer geringeren Auslastung sollte<br />
aktiv genutzt werden, um schon<br />
lange anstehende Optimierungen<br />
und Prozessverbesserungen endlich<br />
anzugehen und umzusetzen.<br />
Zusätzlich muss jedem einzelnen<br />
Mitarbeiter bewusst gemacht werden,<br />
dass der Kunde nicht mehr<br />
bereit ist, für Doppelspurigkeiten<br />
und Leerläufe innerhalb der Produktionsprozesse<br />
zu bezahlen.<br />
Anzeige<br />
Wir Unternehmensberater unterstützen<br />
Unternehmen bei der<br />
Optimierung sämtlicher Prozesse.<br />
Das beginnt bei der Verschlankung<br />
von Entwicklungsprozessen mit<br />
dem Ziel, neue Produkte oder<br />
Dienstleistungen schneller auf den<br />
Markt zu bringen. Das Stichwort<br />
dazu heisst Lean Development.<br />
Wir verbessern Produktion und<br />
Logistik durch Konzentration auf<br />
Wertschöpfung und konsequente<br />
Eliminierung von Tätigkeiten mit<br />
niedriger oder nicht vorhandener<br />
Wertschöpfung, sogenannter Verschwendung.<br />
Stichwort Lean Production:<br />
Diese Vorgänge erhöhen<br />
die Produktivität und reduzieren<br />
die Durchlaufzeiten in allen Bereichen.<br />
«Work smarter, not harder»<br />
Unter Lean Management verstehen<br />
wir «Streben nach Perfektion»<br />
in allen Prozessen. Wir befähigen<br />
die Führungsmannschaft von<br />
Unternehmen, den oft steinigen<br />
Weg zu diesem Ziel möglichst effizient<br />
zu gehen und sich in Richtung<br />
einer Prozessexzellenz ständig<br />
weiterzuverbessern. Damit<br />
Verbesserungen aber überhaupt<br />
möglich sind, müssen einerseits<br />
die richtigen Führungsaufgaben<br />
wahrgenommen werden, anderseits<br />
muss auch die Organisation<br />
des Unternehmens entsprechend<br />
aufgestellt sein.<br />
Ziel ist immer, sämtliche Abläufe<br />
zu beschleunigen, indem<br />
Unnötiges weggelassen wird.<br />
Saint-Exupéry hat einmal gesagt,<br />
dass Perfektion nicht erreicht ist,<br />
wenn nichts mehr hinzugefügt<br />
werden kann, sondern dann, wenn<br />
nichts mehr weggelassen werden<br />
HANDELSZEITUNG | nr. 35 | 26. August —1. September 2009<br />
Das Ziel heisst Streben nach Perfektion<br />
Ziel ist immer, sämtliche abläufe zu beschleunigen.<br />
Optimum<br />
brUno ArnoLd<br />
kann. Das trifft den Nagel auf den<br />
Kopf. Die Botschaft lautet: «Work<br />
smarter, not harder».<br />
Die Voraussetzungen bei den<br />
Unternehmen sind jedoch ganz<br />
unterschiedlich. Es gibt solche, die<br />
gar keine Ahnung von Lean haben<br />
und deshalb auch noch keine ent-<br />
sprechendenAktivitäten kennen. Bei solchen<br />
Unternehmen<br />
ist das Potenzial in<br />
der Regel sehr hoch.<br />
Andere Unternehmen<br />
sind bereits auf<br />
dem Weg in Richtung<br />
schlanker Prozesse,<br />
kommen aber nicht mehr weiter.<br />
Schliesslich gibt es Betriebe, die<br />
bereits einen hohen Standard in<br />
Bezug auf Lean erreicht haben.<br />
Damit Lean-Methoden die gewünschte<br />
Wirkung erzielen können,<br />
muss das Management grundsätzlich<br />
die Bereitschaft mitbringen,<br />
bestehende Prozesse und Abläufe<br />
kritisch zu hinterfragen, die<br />
Lean-Transformation tatkräftig zu<br />
unterstützen und die dafür notwendigen<br />
Kapazitäten bereitzustellen.<br />
Als Unternehmensberater<br />
übernehmen wir oft die Rolle des<br />
Change Agent, der zusammen mit<br />
einem Team bestehende Prozesse<br />
und Abläufe kreativ zerstört, in einer<br />
schlankeren Form neu definiert<br />
und dann in die Praxis umsetzt. Am<br />
Anfang ist die Betreuung intensiv<br />
und nimmt mit der Zeit ab.<br />
Nach zwei Jahren allein<br />
Es ist ein klar formuliertes Ziel,<br />
die Kunden dahingehend zu befähigen,<br />
dass sie nach spätestens<br />
zwei Jahren den Weg Richtung Prozessexzellenz<br />
ohne weitere externe<br />
Die Berater<br />
müssen über<br />
mehr Erfahrung<br />
verfügen als<br />
die Kunden.<br />
Unterstützung gehen können. Der<br />
Beratungsaufwand nimmt über<br />
diesen Zeitraum hinweg kontinuierlich<br />
ab. Es gibt auch sehr gute<br />
Erfahrungen mit kurzen, sogenannten<br />
12-Wochen-Projekten. Sie<br />
sind überschaubar und führen<br />
rasch zu messbaren Resultaten.<br />
Drei Ziele sind<br />
für eine erfolgreiche<br />
Lean-Beratung entscheidend:<br />
1. Die Kennzahlen<br />
haben sich signifikant<br />
und nachhaltig<br />
verbessert.<br />
2. Man ist in der Lage,<br />
sich zukünftig ohne externe<br />
Unterstützung weiter in Richtung<br />
schlankes Unternehmen zu entwickeln.<br />
3. Die Verbesserungskultur ist<br />
verankert und wird konsequent<br />
gelebt.<br />
Ganz entscheidend ist, dass Berater<br />
über längere Erfahrung als<br />
Führungspersonen verfügen und<br />
die Lean-Transformation am eigenen<br />
Leib erlebt haben. Man kann<br />
Kunden nur für Veränderungen<br />
begeistern, wenn sie spüren, dass<br />
der Berater aus der Praxis kommt.<br />
Den Kunden nicht mit guten Ratschlägen<br />
sich selbst überlassen,<br />
heisst das Credo, sondern ihnen<br />
auf Augenhöhe begegnen und sie<br />
auch «vor Ort» tatkräftig unterstützen.<br />
Lean-Management ist nicht<br />
das Wundermittel gegen die Wirtschaftskrise,<br />
aber ein sehr geeignetes<br />
Werkzeug, um gestärkt aus<br />
ihr hervorzugehen.<br />
Robert Ulrich, Gründer und ceo staufen aG<br />
schweiz; david Moser, Geschäftspartner<br />
staufen aG schweiz, seuzach.
26. August —1. September 2009 | HANDELSZEITUNG | nr. 35 consulting | 57<br />
Nach einem kurzen Aufschwung folgt bereits die nächste Krise, wenn die Neupositionierung nicht zügig umgesetzt wird. Dies berücksichtigen viele Unternehmer zu wenig.<br />
<strong>Peter</strong> DAUwAlDer<br />
Die gegenwärtige Wirtschaftskrise<br />
ist mit früheren<br />
Krisen nicht vergleichbar.<br />
Sie ist die gravierendste seit<br />
dem Ende des Zweiten Weltkriegs.<br />
Angesichts dieser Bedrohung müssen<br />
Manager analysieren, inwieweit<br />
ihr Unternehmen davon betroffen<br />
ist und umgehend geeignete<br />
Massnahmen einleiten. Besonderes<br />
Augenmerk ist dabei der<br />
Liquiditätslage, der Ertragssituation<br />
und der Bilanzstruktur zu widmen.<br />
Dabei sind Frühwarnindikatoren<br />
in der strategischen Führung<br />
und dem Risikomanagement zu<br />
berücksichtigen, um rechtzeitig<br />
auf existenzgefährdende Entwicklungen<br />
reagieren zu können.<br />
Stetige Analyse der Unternehmenssituation<br />
ist Pflicht: Einmal<br />
identifizierte Risiken und Schwächen<br />
sind im Detail zu untersuchen.<br />
Folgende vier Kernfragen<br />
stehen im Mittelpunkt: Wie beeinflussen<br />
die Veränderungen das<br />
Geschäft sowohl auf der Lieferanten-<br />
als auch auf der Kundenseite?<br />
Welche Massnahmen sind<br />
Anzeige<br />
Taten statt<br />
Worte<br />
Analysieren, Stabilisieren, Restrukturieren<br />
FühRUNg Wie Manager durch die Krise steuern, entscheidet über den erfolg. Wer heute die entscheidenden Fehler begeht, büsst noch lange dafür.<br />
zur Sicherstellung der Unternehmensfortführung<br />
zu ergreifen?<br />
Stellt das Reporting ausreichende<br />
Informationen zur raschen Entscheidungsfindung<br />
zur Verfügung?<br />
Welche Massnahmen sind zu ergreifen,<br />
um gestärkt aus der Krise<br />
hervorzugehen?<br />
Vor der Insolvenz durchläuft<br />
ein Unternehmen eine Strategiekrise,<br />
Erfolgskrise und Liquiditätskrise.<br />
Mit Zuspitzung der Krise<br />
nimmt der Handlungsspielraum<br />
rasant ab, demgegenüber nimmt<br />
das Informationsbedürfnis der<br />
wichtigsten Interessengruppen<br />
stark zu. Jede Unternehmenskrise<br />
hat zwar ihre individuellen Ursachen,<br />
dennoch lassen sich vor Eintritt<br />
von Erfolgs- und Liquiditätskrisen<br />
oft ähnliche Indikatoren<br />
finden, wie beispielsweise eine<br />
Kostenstruktur mit hohem Fixkostenanteil<br />
oder eine inadäquate Kapitalstruktur.<br />
Fremdfinanzierte Unternehmenstransaktionen<br />
werden zum Problem:<br />
Krisenanfällig sind insbesondere<br />
Unternehmen, die in den<br />
letzten Jahren ihren Eigentümer<br />
gewechselt oder Akquisitionen zu<br />
überhöhten Preisen und mit hohem<br />
Fremdkapitaleinsatz getätigt<br />
haben. Daraus resultiert in konjunkturell<br />
schwachen Zeiten mit<br />
rückläufigen Erträgen und Cashflows<br />
die Gefahr, Kreditverträge<br />
nicht mehr einhalten zu können.<br />
Nachdem Ursachen und Wirkungen<br />
der Ertrags- und Liquiditätskrise<br />
erkannt wurden, geht es<br />
zur Stabilisierung der Situation zunächst<br />
um die Implementierung<br />
Parallel zum<br />
Krisenmanagement an<br />
der Neupositionierung<br />
arbeiten.<br />
von Sofortmassnahmen. Je mehr<br />
Liquidität eine Firma verliert, desto<br />
umfassender ist Gegensteuern<br />
erforderlich.<br />
In dieser Phase sind auch die<br />
Interessengruppen an das Unternehmen<br />
zu binden, um die anschliessende<br />
Restrukturierung zu<br />
ermöglichen. Dabei muss durch<br />
fortlaufende und offene Kommunikation<br />
bei allen Parteien Vertrauen<br />
geschaffen werden. Zu vermei-<br />
den sind fehlende Transparenz,<br />
Widersprüche und unerfüllbare<br />
Zusagen. Mit den Kreditgebern ist<br />
ein Stillhalteabkommen anzustreben,<br />
wobei das Prinzip der Opfersymmetrie<br />
zu beachten ist.<br />
Viele Unternehmen verfügen<br />
nicht über notwendige Führungsinstrumente:<br />
Bei der Stabilisierung<br />
der Finanzlage steht die Verbesserung<br />
der Liquiditätslage im<br />
Vordergrund. Fehlen die zur Liquiditätsüberwachung<br />
und -steuerung<br />
benötigten Instrumente, ist<br />
ein rollendes Reporting für die<br />
nächsten drei respektive zwölf Monate<br />
einzuführen. Ein zeitnahes<br />
und zuverlässiges Liquiditätsmanagement<br />
ist eine unabdingbare<br />
Voraussetzung zur Umsetzung einer<br />
Restrukturierung. Zeichnen<br />
sich in der Planung Deckungslücken<br />
ab, sind unmittelbar neue<br />
Finanzierungsquellen zu suchen.<br />
Im leistungswirtschaftlichen<br />
Bereich hat die Elimination der<br />
Netto-Liquiditätsabflüsse oberste<br />
Priorität. Dies kann beispielsweise<br />
durch die Einführung von Kurzarbeit,<br />
Sale and Leaseback oder<br />
durch Investitionsstopp und De-<br />
vestitionen erreicht werden. Auch<br />
das Neuverhandeln von Zahlungskonditionen<br />
zugunsten des Unternehmens<br />
kann eine stabilisierende<br />
Wirkung haben. Dabei zahlt es<br />
sich aus, bereits in den Phasen der<br />
Analyse und Stabilisierung Unterstützung<br />
durch erfahrene und gut<br />
vernetzte Berater beizuziehen.<br />
Nicht der Restrukturierungsplan<br />
bringt den Erfolg, sondern dessen<br />
Umsetzung: Sobald die Stabilisierung<br />
und die kurzfristige Finanzierung<br />
gesichert sind, folgt<br />
die Erarbeitung und Umsetzung<br />
des Restrukturierungskonzepts.<br />
Bei der Ertrags- und Kostenoptimierung<br />
ist zu prüfen, welche Einnahmen<br />
und Ausgaben mit geringem<br />
Wertbeitrag gestrichen werden<br />
können, ohne dadurch an<br />
Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren.<br />
Bestehen Abhängigkeiten von einzelnen<br />
Schüsselkunden und -lieferanten,<br />
sind diese Klumpenrisiken<br />
zu reduzieren.<br />
Die Optimierung der Vermögensseite<br />
kann die Reduktion der<br />
im Umlaufvermögen gebundenen<br />
Mittel oder Devestitionen von<br />
nicht betriebsnotwendigen Ak-<br />
tiven vorsehen. Bei Letzterem tragen<br />
die während der Analyse- und<br />
Stabilisierungsphase mit dem Berater<br />
erstellten Unterlagen dazu<br />
bei, eine beschleunigte Veräusserung<br />
erfolgreich zu realisieren.<br />
Die finanzielle Restrukturierung<br />
beinhaltet sowohl die Aufnahme<br />
von neuem Eigenkapital<br />
wie auch eine tragfähige Fremdfinanzierung.<br />
Leisten bestehende<br />
Aktionäre keinen Beitrag, müssen<br />
neue Investoren gesucht oder Allianzen<br />
geschlossen werden. Wer<br />
zudem Gläubiger dazu bewegen<br />
will, auf Teile ihrer Forderungen zu<br />
verzichten, muss lösungsorientiert<br />
und mit realistischen Optionen<br />
verhandeln.<br />
Um langfristigen und nachhaltigen<br />
Erfolg zu ermöglichen, muss<br />
die Unternehmensführung parallel<br />
zum Krisenmanagement an einer<br />
strategischen Neupositionierung<br />
arbeiten. Doch gerade diese<br />
Aufgabe vernachlässigen viele Unternehmen.<br />
Oft mit bösen Folgen:<br />
Nach einem kurzen Aufschwung<br />
folgt bereits die nächste Krise.<br />
<strong>Peter</strong> Dauwalder, Partner, ernst & Young,<br />
leiter restructuring Service team, Zürich.<br />
bruno Arnold
26. August —1. September 2009 | HANDELSZEITUNG | nr. 35 consulting | 59<br />
Risiken besser in den Griff bekommen<br />
Risikomanagement<br />
Wie Verwaltungsräte und<br />
geschäftsleitungen die<br />
Kosteneffizienz und<br />
Wirksamkeit ihrer Risikoüberwachung<br />
erhöhen<br />
können, indem sie die<br />
unternehmensinternen<br />
Risikosteuerungs- und<br />
Kontrollsysteme integrieren.<br />
Simon marti und mark macuS<br />
Die Auswirkungen des jüngsten<br />
Wirtschaftsabschwungs<br />
haben gezeigt, dass es für<br />
Unternehmen entscheidend ist,<br />
die verschiedenen Arten von Risiken,<br />
denen sie ausgesetzt sind,<br />
zu erkennen, zu analysieren und<br />
zu reduzieren.<br />
Aufgrund gesetzlicher und regulatorischer<br />
Anforderungen müssen<br />
sich Unternehmensleitun<br />
gen (Verwaltungsräte, Geschäftsleitungen)<br />
mit einem breiten Spektrum<br />
von Risiken auseinandersetzen.<br />
So verlangen Vorschriften in<br />
der Schweiz (z.B. Schweizer Obligationenrecht<br />
Art. 728a), in Europa<br />
und in den USA die Dokumentation<br />
der Risikosteuerung bezüglich<br />
der Buchführung und Rechnungslegung.<br />
Desgleichen erwarten<br />
Anleger, Interessenvertreter<br />
und gewisse Aufsichtsbehörden<br />
(beispielsweise im Finanzsektor)<br />
von den Unternehmen einen proaktiven<br />
Umgang mit ihren strategischen,<br />
operativen und Rechts/<br />
ComplianceRisiken.<br />
Da die meisten rechtlichen und<br />
regulatorischen Anforderungen<br />
eine bestimmte Risikokategorie<br />
betreffen (strategisch, operativ, finanziell,<br />
Compliance, Finanzberichterstattung)<br />
und häufig zu unterschiedlichen<br />
Zeitpunkten oder<br />
von unterschiedlichen Teams etabliert<br />
wurden, haben Unternehmen<br />
autonome Risikosteuerungs<br />
und Kontrollsysteme aufgebaut,<br />
mit denen sie jede einzelne Risikokategorie<br />
separat behandeln.<br />
Nachteile autonomer Systeme<br />
Zwar hat sich eine separate<br />
Steuerung und Kontrolle der einzelnen<br />
Risikokategorien bisher generell<br />
als die pragmatischste und<br />
effizienteste Methode erwiesen.<br />
Jedoch erkennen die Unterneh<br />
Anzeige<br />
Koordination<br />
die Vorteile einer integrierten methode können in verschiedenen Hinsichten beträchtlich sein.<br />
men vermehrt die mit dieser Aufstellung<br />
verbundenen Nachteile:<br />
• Einzelne Berichte liefern nur bezüglich<br />
einer einzelnen Risikokategorie<br />
konsistente Informationen.<br />
• Unterschiedliche methodische<br />
Ansätze führen zu Inkonsistenzen<br />
über verschiedene Risikokategorien<br />
hinweg.<br />
• Hoher Zeitaufwand für Unternehmensleitung,<br />
um übergeordnete<br />
Sicht wahrzunehmen.<br />
• Mehrfachbehandlung oder Lücken<br />
in der Risikobestimmung<br />
aufgrund von fehlendem einheitlichem<br />
Risikorahmen.<br />
• Unkoordiniertes Vorgehen auf<br />
operativer Ebene.<br />
Es besteht somit ein grosses Potenzial<br />
zur Beseitigung der heute<br />
üblichen Trennung der verschiedenen<br />
Risikosteuerungs und Kontrollsysteme.<br />
Die Vorteile einer integrierten<br />
Methode können hinsicht<br />
lich Risikobewusstsein, Risikokontrolle/reduktion,<br />
Effizienz und Kostenverringerung<br />
beträchtlich sein.<br />
Die Ziele der Integration<br />
Wenn Unternehmen sich für eine<br />
Integration ihrer Risikosteuerung<br />
und kontrolle entscheiden,<br />
stehen verschiedene Ziele im Vordergrund,<br />
wie:<br />
• Erhöhung der Wirksamkeit, das<br />
heisst Sicherstellung, dass alle we<br />
bRuno ARnold<br />
sentlichen Risiken kohärent behandelt<br />
und reduziert werden;<br />
• Erhöhen der Kosteneffizienz<br />
durch Identifizierung und Eliminierung<br />
von Doppelspurigkeiten;<br />
• Freisetzung von Führungskapazitäten<br />
durch gestraffte Prozesse<br />
und Tools;<br />
• Verstärkung des Risikobewusstseins<br />
und damit verbesserte Qualität<br />
der Entscheidungsfindung.<br />
Die Basis für eine integrierte Risikosteuerung<br />
und kontrolle sind<br />
die gemeinsamen Merkmale der<br />
verschiedenen Risikosteuerungs<br />
und Kontrollsysteme. Diese Systeme<br />
bauen alle auf denselben<br />
Elementen auf, welche abgestimmt<br />
und integriert werden können:<br />
• Rahmenwerk zu Risiken und Risikokategorien;<br />
• Grundsatzdokument auf Verwaltungsratsebene<br />
(z.B. Richtlinie);<br />
• periodische Berichterstattung<br />
auf verschiedenen Ebenen;<br />
• spezifische Zuteilung von Rollen<br />
und Aufgaben;<br />
• Prozesse und Tools.<br />
Das Ausmass der gewünschten<br />
Integration der Risikosteuerung<br />
und kontrolle ist in<br />
der Praxis sehr unterschiedlich.<br />
Bei der<br />
Festlegung des Umfangs<br />
der Integration<br />
entscheiden Unternehmen<br />
in der Regel<br />
anhand der folgenden<br />
drei Fragen:<br />
1. Welche Bereiche<br />
der Risikosteuerung<br />
und kontrolle sollen integriert<br />
werden (z.B. nur IKS und<br />
ERM oder sämtliche Bereiche wie<br />
IKS, ERM, Compliance Management<br />
und andere)?<br />
2. Welche der gemeinsamen<br />
Elemente (Richtlinien, Berichte,<br />
Rollen und Verantwortlichkeiten<br />
oder Prozesse und Tools) sollen integriert<br />
werden?<br />
3. In welchem Ausmass sollen<br />
die ausgewählten Elemente integriert<br />
werden? Soll nur der Schlussbericht<br />
für den Verwaltungsrat<br />
oder das Audit Committee integriert<br />
sein oder sollen alle Berichte<br />
auf allen Stufen integriert werden?<br />
Der Integrationsprozess<br />
Die Integration beginnt mit einer<br />
systematischen Analyse der<br />
Ziele eines Unternehmens. Da<br />
Es ist wichtig,<br />
auch die interne<br />
Revision in einen<br />
integrierten<br />
Ansatz mit<br />
einzubeziehen.<br />
raus lässt sich das Rahmenwerk<br />
entwickeln. Auch die verschiedenen<br />
bestehenden Risikosteuerungs<br />
und Kontrollsysteme müssen<br />
hinsichtlich ihrer gemeinsamen<br />
Elemente analysiert werden.<br />
Ab Beginn des Integrationsprozesses<br />
wird von den Unternehmen<br />
oft ein Berater für die Analyse<br />
und Umsetzung der konzeptionellen<br />
und organisatorischen Veränderungen<br />
beigezogen, die sich<br />
mit der Integration ergeben.<br />
Danach muss das Unternehmen<br />
den Umfang der gewünschten<br />
Integration festlegen und die<br />
drei oben aufgeführten Fragen<br />
beantworten, um den Umfang<br />
und den Ressourcenbedarf festzulegen.<br />
Ist der Umfang des Integrationsprozesses<br />
bestimmt, werden<br />
die für die Integration gewählten<br />
Elemente erarbeitet.<br />
Genaue Überwachung nötig<br />
Die Stabilität und die Eignung<br />
der erarbeiteten Elemente werden<br />
in Pilotbereichen oder abteilungen<br />
getestet, bevor das integrierte<br />
Modell im Unternehmen<br />
eingeführt wird. Nach der Einführung<br />
ist eine genaue Überwa<br />
chung nötig, um<br />
mögliche Probleme<br />
des integrierten Modells<br />
festzustellen<br />
und umgehend geeigneteMassnahmen<br />
zu ergreifen.<br />
Die meisten Unternehmenkonzentrieren<br />
sich bei der<br />
Integration auf die<br />
Risikosteuerungs und Kontrolltätigkeiten<br />
der operativ Verantwortlichen.<br />
Es ist jedoch wichtig,<br />
auch die interne Revision in einen<br />
integrierten Ansatz mit einzubeziehen,<br />
die beispielsweise Risikoindikatoren<br />
überwachen oder den<br />
Inhalt und den Prozess der von<br />
der Geschäftsleitung durchgeführten<br />
Risikoanalyse prüfen<br />
kann. Weiter lassen sich die Prüfungsplanung<br />
und berichterstattung<br />
einschliessen, womit sich<br />
weiteres Effizienz und Effektivitätspotenzial<br />
in der integrierten<br />
Risikosteuerung und kontrolle<br />
realisieren lässt.<br />
Simon marti, Partner internal audit, risk<br />
and compliance Services, kPmG Schweiz,<br />
Zürich; mark macus, Senior manager internal<br />
audit, risk and compliance Services, kPmG<br />
Schweiz, Zürich.