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wollten. Helminger erhielt von der Regierung
den Trostpreis: Präsident des Aufsichtsrats
der Luxair. Dass die Regierung
sich nicht gegen Katar durchsetzte, gefiel
Helminger nicht besonders.
Im Juni reiste er dann – auf eigene Initiative,
wie er sagt – nach Doha, um Akbar
Al Baker kennenzulernen. Er hätte zwei
Tage lang konstruktive Gespräche mit
dem Chef von Qatar Airways geführt.
Über einen möglichen Eintritt Qatar Airways’
in das Kapital der Luxair wurde angeblich
nicht gesprochen.
Radio 100,7 hatte kurz zuvor gemeldet,
Katar hätte die luxemburgische Regierung
vor die Wahl gestellt: ihre Investitionen in
Luxemburg zu stoppen oder noch mehr
zu investieren, auch in die Luxair (in der
die Kataris, über die BIL, bereits 13,1 %
der Anteile haben). Die Fluggesellschaft
Luxair ist der größte Aktionär der Cargolux.
Als Teilhaber der Luxair könnte Qatar
Airways den Einfluss auf die Cargolux erhöhen
und den Gegenwind der luxemburgischen
Aktionäre schwächen.
Anders als Luxemburg hat Katar
eine Strategie
Bevor am 30. November möglicherweise
erste Schlussfolgerungen aus der Studie
des externen Beraters Oliver Wyman über
das Geschäftsmodell gezogen werden, ist
das impulsive Verhalten der Kataris nicht
der Weisheit letzter Schluss. Qatar Airways
ist Analysten zufolge möglicherweise
defizitär, kann sich aber den Luxus erlauben,
mit aggressiven und unrentablen Angeboten
den Markt durcheinander zu wirbeln.
Katar will mit seinen Investitionen
in den nächsten Jahren keine großen Erträge
erwirtschaften, sondern will sich vor
allem früh positionieren: für die Zeit, die
nach dem lukrativen Öl- und Gasgeschäft
kommt. In der Luftfahrt hat Qatar Airways
(Gründung: 1993) weitaus weniger
Erfahrung als die Cargolux (Gründung:
1970).
Trotzdem übt Qatar Airways Druck aus.
„Wenn der Finanzminister Cargolux-
Anteile an Katar verkauft, obwohl Cargolux
nicht mehr an einer Partnerschaft
mit Qatar Airways interessiert war, dann
ist das ein ungeheuerlicher Vorgang und
eine Erklärung für die Probleme mit dem
neuen Aktionär“, sagt Hubert Hollerich
(OGBL).
In der Tat: Die Art und Weise, wie die luxemburgische
Regierung, allen voran der
Finanzminister vorging, steht im Zentrum
der Probleme zwischen den Aktionären.
Im Februar 2011 wurde eine Partnerschaft
beschlossen, ohne dass die Regierung im
Vorfeld eine Strategie definiert hatte. Bevor
der Verkaufspreis abgemacht wurde,
wurde der Wert der Cargolux nie richtig
ermittelt. Zudem musste zwischen
Februar und Juni 2011 der Aktionärspakt
unter großem Zeitdruck abgeschlossen
werden, weil im Juni Premierminister Al-
Thani nach Luxemburg kam um zu unterschreiben.
Klare Regeln für die neue Partnerschaft
wurden nicht definiert, sodass es
sehr schnell zu Unstimmigkeiten zwischen
den Aktionären kam. Problematisch ist
auch, dass die Regierung nicht koordiniert
vorging. Luc Frieden zum Beispiel hat zugegeben,
dass er auf der Suche nach einem
strategischen Partner für die Cargolux
nur mit einem Interessenten gesprochen
habe: Katar. Der zuständige Infrastrukturminister
Claude Wiseler und der damalige
Wirtschaftsminister Jeannot Krecké
(LSAP) hatten andere Kontakte. Die Cargolux,
die ihre eigene Suche durchführte,
wurde nicht mit eingebunden.
Das mag auch erklären, wieso die privaten
Aktionäre, die ihre Anteile an Qatar
Airways verkauften, eine Superdividende
erhielten, die öffentlichen Aktionäre aber
Politik November 2012
Auch der Premierminister Katars, Scheik Hamad bin Jassim bin Jabr Al-Thani, empfing im Februar 2011 den
Finanzminister und den Erbgroßherzog (© SIP/ Luc Deflorenne)
nicht (d’Lëtzebuerger Land vom 2 . Oktober).
Da der Verkaufspreis zu niedrig war,
BIP Investment Partners aber mehr wollte,
wurden BIP und Luxavantage privilegiert.
François Pauly war zu der Zeit Geschäftsführer
bei BIP.
Dass Luc Frieden wegen seines Alleingangs
in Doha und der darauffolgenden
Nähe zu den Kataris in der Kritik steht,
verärgert den Finanzminister. Es gebe Unterschiede
zwischen der Realität und ihrer
Wahrnehmung, sagte Frieden am 2 . Oktober
2012 in einer Rede vor dem Verband
der Versicherungsunternehmen (ACA).
Luxemburg sei auf ausländisches Kapital
angewiesen, damit neue Arbeitsplätze in
Luxemburg entstehen könnten.
Qatar Airways hat im „Memorandum of
Understanding“ zwar versichert, „to at
least preserve the jobs in Luxembourg“,
aber bis heute nur Pläne vorgelegt, die
in die entgegengesetzte Richtung gehen.
Womit die Frage erlaubt sei, welche Wahrnehmung
der Finanzminister von der Realität
hat? u
1 Der Artikel basiert größtenteils auf Recherchen des
öffentlich-rechtlichen Senders radio 100,7.
2 Wildgen war zu diesem Moment im Aufsichtsrat
der Leopard SA, Flavio Beccas Gesellschaft hinter der
professionellen Radmannschaft Leopard Trek. Wildgen
hielt ein Drittel der Anteile und vertrat die Interessen
der Brüder Fränk und Andy Schleck. Nach heftigen Meinungsverschiedenheiten
mit Unternehmer Becca hat
Wildgen die Gesellschaft verlassen. Beide Geschäftsmänner
gehen seither getrennte Wege und lassen keine
Gelegenheit aus, dem Gegner etwas anzukreiden.
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